›› FRIZZ GESUNDHEIT
© Fotos: Elisabeth-Krankenhaus
Dr. Uwe Behrmann, Ärztlicher Direktor des Elisabeth-Krankenhauses Kassel
COVID-19 – RÜCKBLICK UND AUSBLICK Am 31. Dezember 2019 gab es die erste Meldung zu einer „mysteriösen Lungenkrankheit“, die in China ausgebrochen sei. Ende Januar 2020 dann den ersten Fall in Deutschland. Viel ist seitdem passiert. Dr. Uwe Behrmann, Ärztlicher Direktor des ElisabethKrankenhauses Kassel schaut zurück. Dr. Behrmann, erinnern Sie sich noch an die ersten Meldungen und die ersten Maßnahmen im Elisabeth-Krankenhaus? Wir dachten, dass wir gut vorbereitet seien. Vorher hatten wir ja schon die Schweinegrippe, die Vogelgrippe, aber was dann kam, damit hat wohl niemand gerechnet. Wir haben es damals mehr oder weniger auf uns zukommen lassen und uns an unserem Krankenhauseinsatzplan, bzw. unserem Katastrophenplan orientiert. Das hat sich bis heute bewährt. Dann kamen aber auch schnell Forderungen des Sozialministeriums, dass wir Betten vorhalten müssen. So haben wir dann einen Teil der Intensivstation und eine komplette Station als Isolierstation eingerichtet. Wie haben die Mitarbeiter darauf reagiert, dass sie auf der COVID-Station
4 18
Oktober 2021 August 2016
arbeiten sollten? Sie tragen ja dann doch ein sehr großes Risiko? Ja, absolut neben der Notaufnahme sind sie sicher am meisten gefährdet, sich anzustecken. Wir haben das Gespräch gesucht. Anders geht es ja gar nicht. Unsere Pflegedirektorin und die Hygienebeauftragten sind zu den entsprechenden Leuten gegangen und haben das ganz offen angesprochen. Das hat auch geräuschlos geklappt. Die Prozesse sind dort schon lange fest definiert und haben sich bewährt. Was war die größte Herausforderung bis jetzt für das Elisabeth-Krankenhaus? Die zweite Welle hat uns hart getroffen. Wir dachten, es würde nicht so schlimm werden, aber das Virus ist unberechenbar. Es war alles belegt: vier Intensivpatienten, die Isolierstation war voll und dazu mussten wir noch Teile einer weiteren Station als Covid-Station nutzen. Aber was uns weiterhin Sorge gemacht hat, war unser Personal. Natürlich gab es auch dort Ansteckungen und die Kontaktpersonen mussten ja zusätzlich in Quarantäne. So mussten wir auch eine ganze Station schließen – das Personal hat gefehlt.
Und dann kam die Nachricht, dass der Impfstoff da ist. Herrschte da große Erleichterung? Jein. Es gab auch viel Skepsis. Es war ein neuer, unerprobter Impfstoff. Aber auch hier haben wir wieder auf Aufklärung und Gespräche gesetzt. Und als sich die ersten haben impfen lassen, haben dann die anderen nachgezogen. Wir sind sehr zufrieden, das Angebot wurde gut angenommen. Dr. Behrmann, wagen Sie einen Ausblick - was erwartet uns noch? Ich dachte ja schon, dass wir vorigen Herbst einen Großteil des Weges hinter uns hätten, das muss ich revidieren. Im Moment stehen wir am Anfang einer 4. Welle, aber ich glaube, dass sie eher sanft verlaufen wird. Die Impfungen zeigen ihre Wirkung. Das sieht man auch an den Zahlen. Wir sollten nicht mehr so sehr auf die Inzidenzen schauen, sondern auf die Zahl der Krankenhauseinweisungen und der Belegung der Intensivstationen. Und da sieht man auch im europäischen Ausland Erfolge. Jetzt heißt es ruhig und entspannt abwarten, was die Zukunft uns bringt und aus dem lernen, was wir wissen. Und das ist schon eine ganze Menge. ›› www.elisabeth-krankenhaus-kassel.de
www.frizz-kassel.de