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INTERVIEW

Das Gründungs-Duo von TATYOU: Robert Köster und Boris Boxan

AUS KASSEL IN DIE GANZE WELT

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Temporäre Tattoos – produziert in Kassel – erobern gerade die internationalen Märkte: Dafür sorgt das Start-up TATYOU. Hinter dem Startup stehen Robert Köster, Inhaber der Markenagentur Roberts, und Boris Boxan, Inhaber der Druckerei Boxan und der Firma Transfer-Druck. Angefangen hat alles mit acht Tattoo-Artists aus Kassel und Umgebung. Mittlerweile reihen sich im TATYOU-Shop 40 namhafte Künstler wie Mo Ganji und Christian Warlich aneinander. Wir haben das Gründungs-Duo getroffen und mit ihnen über den Trend Tattoos, die Skepsis der ersten Tätowierer*innen und den internationalen Durchbruch gesprochen.

Wie ist die Idee entstanden, das Start-up TATYOU zu gründen? Wer steckt hinter TATYOU?

Boris: Mein Unternehmen „Transfer-Druck“ produziert temporäre Klebetattoos für große Marken aus den Bereichen Handel und Verlagswesen – nahezu alle Produkte hier sind für Kinder. Der seit Jahren anhaltende Boom im Bereich Tattoos und dem ständigen Wandel hin zu neuen Trends und Styles haben Robert und mich das Potenzial für ein Angebot an Erwachsene erkennen lassen. Die Idee zur Zusammenarbeit mit Tätowierern war dann schnell geboren. Allerdings hat es einige Zeit und mehrere Entwicklungsschritte in der Produktqualität gedauert, die Crème de la Crème der TattooSzene davon zu überzeugen, mit uns zu arbeiten. Das gemeinsame Ziel: Temporäre Tattoos in einer Qualität, Größe und Anmutung anzubieten, die einem gestochenen Tattoo in nichts nachstehen. Und, um mal das Gefühl zu testen, wie es ist, ein Tattoo zu haben. Das Motiv und den Style eines weltweit gehypten Tattoo-Künstlers für ein paar Tage als modisches Accessoire auf einer Party, einem Festival oder imUrlaub zu tragen.

Robert: Wenn Tätowierer das Produkt akzeptieren, dann liegt der Gedanke nah, den Tätowierern eine Vermarktung ihrer Kunst als temporäres Tattoo zu bieten. 2020 hatten wir unsere Test- und Aufbauphase, in der wir viele Tätowierer besucht haben, um die Künstler noch besser zu verstehen. Auch ins Team kamen Tätowierer, um unsere Produkte als „Probe-Tattoo“ so authentisch wie möglich zu platzieren. Im Herbst 2020 erweiterte sich das Team, virtuell arbeitend aus Kassel, Berlin, Dresden und Düsseldorf. Frank Janetzky (ehem. EMP Merchandising) stieg als Co-Founder ein und brachte Katrin Nüsser (ehem. Head of Finance des „Wacken Open Air“) mit in die Gesellschafterrunde.

Zunächst wolltet ihr euch auf den Markt in Deutschland beschränken und schauen, wie die Idee ankommt. Aber es kam anders?

Robert: Ein Teammitglied, Tommy aus Dresden, betreut seit Jahren bekannte Tätowierer, auch im Social-Media Bereich. Tommy hat einem weltweit bekannten Tätowierer aus Berlin, Mo Ganji, TATYOU vorgestellt, er seine Skepsis ablegte, als er die Produkte testen konnte. Wir legten gleich 13 Motive mit Mo Ganji auf. Nun hat Mo über 400.000 Follower und die meisten nicht in Deutschland. Durch seine Posts bei Instagram kamen Anfragen aus der ganzen Welt, von Kunden und Tätowierern. Wir haben den Shop sofort auf einen internationalen Versand umgestellt.

Wie habt ihr eure ersten Tätowierer*innen ins Boot bekommen? War die Skepsis nicht groß?

Boris: Der erste Kontakt in die Szene war ein Besuch im Studio Hardcore Ink. in Kassel. Hier wurde ich erst mal belächelt. Aber nachdem ich dort zwei der Tätowierer mit unseren Produkten beklebt hatte, waren die Jungs dort sehr positiv überrascht. Wir haben dann in der Szene weitere Erfahrungen gesammelt und mit den Feedbacks der Artists das Produkt weiter verbessert – das hat dann auch die größten Skeptiker unter den Tätowierer*innen überzeugt. Und mit jedem weiteren großen Künstlernamen auf unserer Website wurden die Hürden kleiner. Mittlerweile werden wir von den Artists auch weiterempfohlen.

Was macht eure temporären Tattoos so besonders? Worauf legt ihr besonderen Wert?

Boris: Wir haben sehr viel Zeit und Energie in die Mixturen der Farben, der Kleber und aller weiteren Inhaltsstoffe gelegt mit dem Ziel, dass die TATYOUS so realistisch wie möglich wirken und diese, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt, vegan produziert sind. Es ist die Qualität, Haltbarkeit und der realistische Look der Tatyous, die sie besonders machen. Das Ganze wird getoppt von den Motiven, die echte Tattoos von weltweit bekannten Artist sind.

Was plant ihr als Nächstes?

Robert: Wir haben Anfragen aus dem stationären Handel, das erscheint uns vielversprechend. Es gibt aber auch einige Kooperationsanfragen, die wir prüfen. Ansonsten investieren wir weiterhin viel Energie in die Optimierung des Produktes und in die Entwicklung unserer Partnerstruktur.

Vom Entwurf zum fertigen Tattoo: Wie lange dauert das?

Boris: Wenn ein Partner uns neue Vorlagen einreicht, besprechen wir mit ihm die Größe und das Bogenformat sowie die Platzierung mit Varianten. Ist der Bogen abgestimmt, dauert es rund vier Wochen, bis die TATYOUS gedruckt sind, Modelaufnahmen gemacht wurden und die Produkte im Shop sind.

Gestattet uns noch ein paar persönliche Fragen. Eine Zeitkapsel beamt euch in jede beliebige Zeitepoche. Für welche Epoche würdet ihr euch entscheiden?

Robert: Ich würde gern die goldenen 20er Jahre in Berlin erleben. Boris: Japan – 2.000 Jahre zurück.

Ihr dürft euch euer Wunschmodel aussuchen: Welche Persönlichkeiten würdet ihr wählen?

Robert: Um es mit Tatyous zu bekleben und dann zu fotografieren? Angela Merkel! Boris: Die Freiheitsstatue in New York mit übergroßen Motiven.

Was gefällt euch an eurer Arbeit am besten?

Robert: Der Kontakt mit den Künstlern und die Entwicklung unserer Philosophie I AM ME – nachzulesen auf unserer Website. Boris: Bei mir ist es auch die Beschäftigung mit den Künstlern, ihrer Kultur und ihren Motiven. Durch diese Vielfalt lernen wir sehr viel über die globale Tattoo-Scene und können unsere Qualität so optimal verbessern.

Wir bedanken uns ganz herzlich für eure Zeit und werden uns wahrscheinlich den ganzen Sommer fragen: Ist das echt?

›› www.tatyou.shop

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