Flandern 2019

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Flandern Special Produkte | Konzepte | Exporteure

Finanziert mit Fördermitteln der Europäischen Union

VLAM.be

Flanderns Agrar-Marketing-Büro Koning Albert II-laan 35 bus 50, 1030 Brüssel / Belgien Tel. +32 2 552 80 60 • vlam.belg.agrar@t-online.de • www.belgianfruitsandvegetables.com

www.flandria.be


OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Markus Mainka_AdobeStock

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BELORTA

VBT Vom „Champagner“ zum „Wasser“

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FRESH TRADE BELGIUM

FLANDRIA Marktbericht

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GEMEX Morgens ernten, abends anliefern

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Auswirkungen von „America first“Mentalität deutlich spürbar

Objektivität statt Emotion

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Neues Jahr, neue Herausforderungen

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Das Zauberwort lautet Inspiration

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Wenn ein Licht aufgeht

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BELORTA Der europäische LEH mag es „fleischig“

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“QUALITÄT GESUND FRISCH LECKER”

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Impressionen Flandern auf der FRUIT LOGISTICA

REO VEILING

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NICOLAI FRUIT Fokus liegt auf echten Stars

COÖPERATIE HOOGSTRATEN

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VLAM/BVEO „Gemüse sind die neuen Sneakers“

FRANS MICHIELS BELGIUM

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BFV Die Zukunft wird rot

LAVA

“MEHR ALS 60 SORTEN GEMÜSE UND OBST”

Management statt Politik

Beihefter des Fruchthandel Magazins zur FRUIT LOGISTICA, Ausgabe 3/2019

“650 TONNEN JEDEN TAG 40 MILLIONEN VERPACKUNGEN JEDES JAHR”

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Vom „Champagner“ zum „Wasser“ VBT ► Der neue Generalsekretär beim VBT Luc Vanoirbeek erklärte im Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin, wo er die Chancen und Möglichkeiten für die belgische Obst- und Gemüsebranche sieht. Der Umsatz hätte aufgrund der Dürre deutlich geringer ausfallen können, und die Erzeuger wurden je nach Produkt und Ort unterschiedlich schwer getroffen. Christine Weiser

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ie Stärken Belgiens liegen in seinem gut aufgestellten Forschungsbereich, so Vanoirbeek, und einer der Eckpfeiler müssen die Qualitätsverbesserung und Innovationen sein. Der Fokus liegt dabei vor allem auf dem Geschmack, der in vielen Tests perfektioniert werden soll. Im Flemish Centrum for Preservation of Horticultural Products (VCBT) wird nach objektiven Parametern gesucht, aber Geschmack hat immer eine persönliche Komponente. „Wir sind stolz auf unsere Produkte und können das zeigen. Unsere Erzeuger sind sehr gut ausgebildet, und dank der Unterstützung der Forschungseinrichtungen gibt es für die belgischen Produzenten sehr gute Chancen. Grundsätzlich wollen wir nicht der größte, sondern die beste Lösung sein und das Beste für die Verbraucher herausholen.“ Dafür ist der Zusammenhalt in der Cooperative entscheidend. Denn sie sichert und stärkt die Position der Erzeuger, erleichtert deren Arbeit, sichert die finanzielle Versorgung mit ab und macht es einfacher, im Wettbewerb zu bestehen. „Ich möchte die Rolle der Cooperativen nicht ändern. Aber alleine auf den Markt zu gehen halte ich für gefährlich.“ Leicht besorgt zeigt sich der neue Generalsekretär in Bezug auf das Obstsegment, das zu 85 % exportiert wird. Vor allem bei Äpfeln sieht er Änderungs- und Nachholbedarf. „1986 waren wir sehr erfolgreich mit Jonagold. Das war der Champagner des Apfels. Mittlerweile können die Verbraucher aus einem großen Sortiment bei Äpfeln wäh-

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len, Jonagold hat einen Teil seines vormaligen Status eingebüßt. Nötig sind neue Varietäten wie der Morgana. Wir brauchen einen bunten Korb mit Äpfeln und müssen auf die Bedürfnisse der Verbraucher eingehen. Meckern hilft nicht, wir müssen Dinge angehen, nicht nur in Bezug auf Varietäten, sondern auch bei Verpackung, Produktion und Promotion müssen wir uns weiterentwickeln, um widerstandsfähig zu bleiben. Und mit Birnen wie Conference und Migo können wir derzeit im Wettbewerb bestehen.“ Insgesamt ist der Apfelkonsum aber auch zurückgegangen, von 11 kg pro Kopf auf 8 kg pro Kopf. Vor allem mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Ereignisse ist es fraglich, so Vanoirbeek, inwieweit sich die Situation verbessern lässt. Denn in Polen boomt die Apfelbranche, zahlreiche Bäume wurden gepflanzt und ein Ende ist nicht in Sicht. Gleichzeitig sind die Auswirkungen des Russ-

land-Embargos immer noch spürbar und auch der Markt in Nordafrika hat die Nachfrage vor allem für Äpfel aus Italien deutlich zurückgefahren. Der Druck auf die Preise ist also hoch. Und über allem schwebt dann noch die dunkle Brexit-Wolke. „Im Moment kommen viele Dinge zusammen. Ich bin besorgt, aber nicht panisch.“

Früher war Jonagold ein erfolgreicher Apfel. Mittlerweile wird es für ihn und Jonagored immer schwieriger auf dem Markt.

Aktuelle Entwicklungen fest im Blick Da stellt sich die Frage nach Sinn und Unsinn protektionistischer Handlungsweisen. „Der Vorteil, den Europa hat, ist der freie Handel. Die Branche weiß noch genau, wie die Situation vor den offenen Grenzen war. Den zu verspielen wäre unvernünftig und leichtsinnig.“ Neue Wege seien aber auch unerlässlich, und es ist VBTs Aufgabe, zusammen mit VLAM (Flanderns Agrar-Marketing-Büro), FIT (Flanders‘ Investment

Mit der Conference und Migo kann Belgien derzeit im Wettbewerb bestehen.

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

and Trade) und der Belgian Food Agency nach neuen Exportmöglichkeiten zu suchen. Neben Indien, Brasilien und Vietnam, werden die Produkte auch nach Japan oder Mexiko exportiert – teilweise mit königlicher Unterstützung. 2019 kann die belgische Obst- und Gemüsebranche über ein umfassendes Promotion-Programm der VLAM in Höhe von 4,3 Mio Euro verfügen. Die EU übernimmt davon rund 2 Mio Euro. Zum ersten Mal in der belgischen Geschichte, und auch im Vergleich zu anderen Märkten, wird eine so hohe Summe investiert. Mit Blick auf die diversen politischen Unstimmigkeiten, die derzeit das Weltgeschehen beherrschen, wirft VBT natürlich auch einen besonderen Blick auf Saisonarbeiter und Migranten. Vanoirbeek kommt da seine Arbeit beim Boerenbund sicherlich zugute. Auch wenn die verbesserte wirtschaftliche Lage im Heimatland und der Mindestlohn in Deutschland dazu geführt habe, dass die Arbeitskräfte lieber dort oder zuhause tätig sind und sie durch den anstehenden Brexit und den Wertverlust des Pfund auch dort nicht mehr hingehen, besteht laut Luc Vanoirbeek kein Grund zur Panik. „Wir sollten uns der Lage bewusst sein und die Entwicklungen mitverfolgen. Aktuell haben wir aber keine Probleme.“

Die belgischen Verbraucher geben 13 % ihres Gehalts für Lebensmittel aus. 1 % bis 2 % entfallen davon auf Gemüse. „Das ist einfach viel zu wenig. Die Verbraucher sagen immer wieder, dass sie bereit sind, auch mehr zu zahlen. Aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Am Ende wird dann doch das preisgünstigere Produkt gekauft.“ Allerdings sei auch ein Unterschied zwischen den Einkäufen unter der Woche und am Wochenende erkennbar. Denn je mehr Zeit zum Einkaufen bleibt, umso bereitwilliger wird auch Geld ausgegeben. Ein Mindestpreis für ein Erzeugnis könnte vielleicht helfen, so Vanoirbeek, allerdings wird dieser von der effizientesten Produktionsweise bestimmt. Wer da nicht mithalten kann, verschwindet schnell vom Markt. Nachhaltig sei der „Billig-Trend“ jedenfalls nicht.

Bio muss eigenständig wahrgenommen werden Ein großes Thema sind Regionalität und Bio. Luc Vanoirbeek glaubt aber, dass man besser Authentizität kommunizieren sollte, als auf der Produktion aus der Region zu bestehen. Sehr großes Potenzial sieht er in der Bio-Produktion, auch mit Blick auf die Tiefkühl-Branche. „Der Erzeuger steht hier natürlich vor besonderen Herausforderungen, weil ihm weni-

ger Möglichkeiten während der Produktion bleiben. Auch sind die Volumen geringer. Aber ihnen gehört deshalb besondere Wertschätzung, denn sie müssen jeden Tag auf dem Feld sein.“ Grundsätzlich, so Vanoirbeek, dürfen Bio und konventionelle Produktion nicht miteinander verglichen werden, sondern einzeln für sich stehen. Beides hat seine Berechtigung. Werden die Bedingungen für die Bio-Produktion leichter, können die Preise gesenkt und der Konsum weiter angekurbelt werden. Auch im Bereich Nachhaltigkeit soll es weiter voran gehen. Auf der FRUIT LOGISTICA wird der neue Responsibly Fresh Report vorgestellt. Responsibly Fresh wurde vor fünf Jahren auf den Markt gebracht mit Fokus auf den kollektiven Ansatz und auf eine nachhaltige Entwicklung. Das bedeutet, dass Responsibly Fresh keine Momentaufnahme war, sondern das Ziel hatte, sich auf verschiedenen Ebenen zu verbessern. Nach fünf Jahren ist es an der Zeit, das Projekt zu überdenken, um die Motivation der Teilnehmer zu erhalten. Die gesamte Supply Chain muss berücksichtigt und Lösungen gefunden werden – im Bereich Energie, Verpackung, Wasser und Lebensmittelverschwendung. Die Erzeuger werden bei den Prozessen nie alleine gelassen.  Halle 6.2, Stand B-06 bei der VLAM

Nach Hause kommen VBT Seit dem 1. Oktober 2018 ist Luc Vanoirbeek der neue Generalsekretär beim Verbond van Belgische Tuinbouwcoöperaties (VBT). Zuvor war er 32 Jahre beim belgischen Boerenbond tätig. Dort hatte er als Chairman der jungen Erzeuger begonnen, später war er für Saisonarbeiter und Migranten verantwortlich. Vanoirbeek kümmerte sich darum, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit die Arbeiter bleiben und auch ihre Tätigkeit aufnehmen können und setzte sich für die soziale Sicherheit der Erzeuger ein. Eine weitere Station war seine TäLuc Vanoirbeek tigkeit als Berater für den Landwirtschaftssektor in den Bereichen Pflanzen, will die belgiBäume, Obst und Gemüse sowie als Berater für europäische und internatioschen Marktbenale Beziehungen. Zum 1. November 2017 wurde er dann Sprecher des Boeteiligten von den renbondes. „Während all dieser Tätigkeiten stand ich schon immer in engem guten Strukturen Kontakt zu VBT. In gewisser Weise fühlt es sich an wie nach Hause kommen. der Veilingen Mein persönliches Ziel ist es jetzt, alle Marktbeteiligten in Belgien davon zu überzeugen. überzeugen, dass die Veilingen und VBT über gute Strukturen verfügen, die der Branche einen Mehrwert geben und gegeben haben. Zudem können wir uns eine Branche ohne diese Struktur auch gar nicht wirklich vorstellen. Es ist meine Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in dem die Genossenschaften wachsen können, und die europäischen Rechtsvorschriften zu befolgen und antizipieren.“

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In den Kalenderwochen 6 bis 9 bleiben die Anfuhrmengen bei den meisten Flandria-Produkten stabil bzw. steigen deutlich an.

Gurken legen explosionsartig zu Flandria | Marktbericht ► Im Folgenden die Marktvorschau für die wichtigsten Flandria-Produkte für die Kalenderwochen 6 bis einschließlich 9.

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n den Wochen 6 bis 9 ist von einer wöchentlichen Anfuhr von 450.000 kg bis 475.000 kg bei losen Tomaten auszugehen. In Woche 6 liegen die Volumen von Strauchtomaten bei 750.000 kg/Woche. Bis KW 9 wird die Anfuhrmenge voraussichtlich auf einem konstanten Niveau liegen. In der neuen Saison wird in Woche 6 ein Volumen von 275.000 Stück/Woche Gurken erwartet. In KW 7 steigen die Mengen bereits auf 900.000 Stück/Woche, in KW 8 auf 1,3 Mio Stück/Woche und ab Woche 9 werden 2,1 Mio Stück/Woche erzielt. Die Saison für Auberginen startet voraussichtlich in der Woche 6 mit 5.000 kg. In KW 7 werden dann 25.000 kg erwartet, in KW 8 liegen die Anfuhren dann bei 50.000 kg und in KW bei 75.000 kg. Paprika grün beginnt in KW KW 7 mit 5.000 kg, in KW 8 werden bereits 10.000 kg erreicht und in KW 9 dann 17.500 kg. Im Vergleich dazu starten Paprika rot und gelb in KW 9 mit jeweils 1.000 kg. In der Woche 6 wird die Produktion bei 1,5 Mio Stück Kopfsalat liegen. Zwischen KW 7 und KW 9 wird die Stückzahl bei 1,4 Mio Stück liegen. Die Anlieferungen an Blattsalaten verlaufen von KW 6 bis KW 9 stabil. Folgende Volumen werden erwartet: Bei Lollo Bionda: 150.000 Stück/Woche, Lollo Rossa: 30.000 Stück/Woche, Grüner Eichblattsalat: 30.000 Stück/Woche, Roter Eichblattsalat: 25.000 Stück/Woche, Multicolor-Salat: 200.000 Stück/Woche.

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Bei Unter-Glas-Blumenkohl werden rund 7.500 Stück/Woche angeliefert. Die Anfuhr von Lauch liegt im Zeitraum Woche 6 bis 9 auf stabilem Niveau mit einer Produktion von 2,25 Mio kg/Woche. In den Kalenderwochen 6 und 7 erwarten die Auktionen wöchentliche Anlieferung von 1,1 Mio kg bei Chicorée. In KW 8 und 9 liegen sie dann bei 900.000 kg. Die Erwartungen für Feldsalat liegen für die Kalenderwochen 6 bis 9 bei 30.000 kg. Im Zeitraum Woche 6 bis 9 liegen die Anfuhren für Rotkohl voraussichtlich bei 70.000 Stück/Woche. In den Kalenderwochen 6 bis 9 liegen die Mengen für Weißkohl bei 200.000 Stück/Woche. Bei Grünkohl werden die Anfuhren

in KW 6 und 7 bei 80.000 Stück/Woche liegen. In KW 8 und 9 werden sie auf 70.000 Stück/Woche sinken. Rosenkohl geht bei den Anfuhrmengen von 175.000 kg in KW 6 auf 150.000 kg in KW 7 und 125.000 kg in KW 8 und 9 zurück. Die Anlieferung bei den Auktionen wird für Knollensellerie in den Wochen 6 bis 9 stabil bei 175.000 Stück/Woche liegen. Im Zeitraum KW 6 bis 9 werden die Anlieferungen an Chinakohl stabil 30.000 Stück/Woche betragen. Im Zeitraum Woche 6 bis 9 liegen die Anfuhren bei Staudensellerie bei 10.000 Stück/Bund/Woche. Unter-Glas-Spargel wird in KW 9 mit 5.000 Stück/Bund/Woche in die Saison starten. 

Besuchen Sie uns auf der FRUIT LOGISTICA in Berlin, Halle 6.2, Stand B-03

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Objektivität statt Emotion LAVA ► Qualität und Geschmack sind ganz besonders bei Tomaten das A und O. Wenn diese Aspekte nicht stimmen, geht das Vertrauen der Konsumenten verloren und am Ende die Märkte. Raf De Blaiser und Maarten De Moor sprachen mit dem Fruchthandel Magazin darüber, wie sich das Niveau im heimischen Markt hochhalten lässt sowie über die Stärken des belgischen Markts und automatisierte Geschmackstests. Vor allem bei Tomaten soll der Geschmackstest mechanisch erfolgen.

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ie einzelnen Produkt-Segmente werden konstant für 2019 wieder einige neue Sorten hinzu. Bei den losen auf bessere Sorten überprüft. Geschmack, QualiTomaten sind insgesamt acht Varietäten zugelassen, bei tät, Farbe und Textur, die sogenannten Knock-outPrince sind es fünf, weitere werden noch getestet. Bei Criteria, müssen erfüllt bzw. verbessert werden. Neue SorBaron sind zwei zugelassen und bei Romared eine, sechs ten sollen unter diesen Aspekten möglichst ähnlich zu beSorten sind bei Strauchtomaten zugelassen. Bei Elite stehenden sein, bei hohem Geschmackserwird es drei Varietäten geben (Foundation, lebnis. Um das zu testen, sind die Forscher Xandor, Beltoma), bei Princess (Merlice), Die Beleuchte- Prunella (Prunus) und Ministar (Brioso) jeauf „Probanden“ angewiesen. Das Probte Produktion weils eine. Für Tomabel wird es folgende lem dabei: Die menschliche Zunge kann dies nur für einen bestimmten Zeitraum am Sorten geben: Die Zwischentypen Kanawird weiter Tag leisten, bevor die Geschmacksnerven varo und Paulanca und die Fleischtomate wachsen aufgrund von Überforderung aufgeben. Rebelski ergänzen das Lose Segment, Deshalb, so Raf De Blaiser, arbeitet LAVA bei den Strauchtomaten sind es Sevance, gemeinsam mit Forschern der Katholischen Universität Foundation und HTL 15 04 248. Savantas ergänzt die Leuven daran, eine Maschine bzw. Analyseverfahren zu Pflaumentomaten, Bellido und Philovita die Kirschtomaentwickeln, die diese Aufgabe übernehmen. Bisherige ten und bei Coeur de Boeuf kommt Arawak hinzu. Verfahren sind in der Lage zwischen süß und sauer zu Auch das Paprika-Sortiment wird erweitert. Bei roten unterscheiden. Ein Produkt auf seinen Geschmack zu tessind die fünf Varietäten Gina, Ids, Maduro, Maranello ten, ist aktuell noch nicht möglich, denn viele individuelle und Mavera zugelassen, eine neue wird hinzukommen. Faktoren spielen dort hinein. „Wir kennen alle das PhäBei gelben sind vier zugelassen, bei grünen drei sowie nomen, dass im Urlaub alles besser schmeckt. Wir haben eine neue Sorte und bei den orangenen eine sowie eimehr Zeit zu genießen, die Atmosphäre ist eine andere, ne neue. Bei Gurken lag der Fokus bei der Sortenfindie Mahlzeiten sind emotional aufgeladen“, so De Blaidung darauf, dass die Erzeuger aus drei verschiedenen ser. An diesem Punkt will man ansetzen und versuchen, Anbauphasen die für sie besten Sorten wählen können. eine objektive Messung zu finden. Noch ist der Weg Neben den Hauptsorten Beyonce und Tracey wurde die aber weit. Neben den Tastings werden wöchentlich Shelf Sorte E37H01752 bei Auberginen neu zugelassen. Bei Life-Tests und über das Jahr verteilt Stichproben bei den den Specialties sind fünf Sorten zugelassen. Veilingen durchgeführt. Die Forschung bezieht sich aber Die Jugend ist der Treiber nicht nur auf das Suchen und Finden neuer Sorten. Weil die Winterproduktion von Tomaten unter Beleuchtung Ein weiterer Trend wird der Rückgang der Erzeuger sein, immer weiter wächst und andere Produkte hinzukomso Raf De Blaiser. Außerdem würden sich die Erzeuger men, gilt es, die richtigen, nachhaltigen Leuchtmittel zu breiter aufstellen und verschiedene Produkte erzeugen. finden, die den Betrieb nicht in Unkosten stürzen. MittlerAn der Volumenzahl werde sich aber nichts ändern. weile macht die Beleuchtete Produktion mit rund 125 ha „Wir müssen auch die jungen Erzeuger stärker ins Boot 25 % bis 30 % der gesamten Tomatenproduktion aus. holen. Zum einen müssen wir sie langfristig von den VorVon 2018 auf 2019 wird sie um weitere 10 ha steigen. teilen einer Cooperative und der Arbeit in der Branche In der Beleuchteten Produktion findet sich insgesamt überzeugen. Denn das Interesse schwindet, weil es kein über alle Sorten hinweg ein Flächenwachstum. Auch bei Job mit einer 38-Stunden-Woche ist. Allerdings sind Baron, Prince, Elite, Princess und den verschiedenen Spesie auch die Treiber für u.a. neue Produkte und haben cialties lose und Strauchtomaten legt die Fläche zu. manchmal eine kommerziellere Denkweise als die ältere Neue Sorten fürs Gemüse Generation. Und sie wollen dem Produkt ein besseres Image verpassen, das die Basis für erfolgreiches Handeln Aktuell sind unter dem Flandria-Siegel 65 Produkte verist“, so De Blaiser. c.w. eint, die in dieser Saison rund 600 Mio kg erzielt haben. Bei Tomaten, Paprika, Auberginen und Gurken kommen Halle 6.2, Stand B-06 bei der VLAM 03 I 2019


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Neues Jahr, neue Herausforderungen Frans Michiels Belgium ► Das neue Jahr bringt neue Themen. Ervé Jooken, Geschäftsführer Frans Michiels Belgium, sprach mit dem Fruchthandel Magazin über Veränderungen im Unternehmen und aktuelle Herausforderungen.

Einkauf mehr Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit den Erzeugern und Kooperativen wird enger und besser und wir können den Kunden weiterhin einen guten Preis bieten. Es wird ein Rundum-Sorglos-Paket! Wir von FMB haben dadurch einen engeren Kontakt zu den Produzenten und Kollegen unserer Gruppe, bekommen noch besser mit, was der gesamte Markt zu bieten hat, was gerade passiert, welche Produkte gut laufen und wo sich Möglichkeiten auftun. Letzendlich muss der Kunde die Früchte davontragen! Im ersten Halbjahr 2019 übernehmen wir dann die Firma J. Weiss mit dem Ziel, die Kosten und Abläufe zu optimieren. Unsere Branche wird immer kleiner, da müssen wir schauen, was passiert. Auf der FRUIT LOGISTICA in Berlin sind wir an einem Gemeinschaftsstand mit den Unternehmen FMB, Calsa und J. Weiss vertreten. Ervé Jooken, Geschäftsführer Frans Michiels Belgium

Die Zeichen stehen im Unternehmen derzeit auf Wandel. Welche Chancen ergeben sich für Frans Michiels Belgium (FMB)? Ervé Jooken: Ja, das stimmt. Bereits im Oktober vergangenen Jahres wurde FMB Teil der Food Group Amatus AG Belgium. Für unsere Kunden wird sich dadurch nichts ändern, wir arbeiten wie bisher, behalten unsere Mitarbeiter und bleiben eine unabhängige Tochtergesellschaft. Unser Ziel ist es, die Kontinuität des Betriebs auch weiterhin bestmöglich zu gewährleisten und Synergien mit den anderen Import- und Exportunternehmen der Gruppe einzugehen. So ergeben sich für den

Die Preise für Obst und Gemüse sind im Vergleich zu anderen Ländern immer noch sehr gering, auch wenn viele Verbraucher durchaus bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Schöne und hochwertige Ware aus Belgien hat nun mal ihren Preis. Wir können nicht erwarten, einen Mercedes zum Preis eines VW fahren zu können. Der Markt wird von Ware überschwemmt, da wird es immer schwieriger, gute Preise zu erzielen. Auch der LEH will sich mit schöner Ware profilieren, um besser dazustehen. Die Belgier sind von einigen Produkten komplett abhängig: Tomaten, Kopfsalat, Porree, Erdbeeren und Chicorée. Aber nicht jedes Produkt ist zu jeder Zeit im Überfluss vorhanden. Die

Frans Michiels Belgium

Werchtersesteenweg 55 B-3130 Betekom

VerkaufsbüroSt.-Katelijne-Waver: Telefon(0032)15-56.06.00 • Fax(0032)15-56.06.01 E-Mail:info@fmb.be•Internet:www.fmb.be

Das Beste aus Belgien . . . ohne Kompromisse! Besuchen Sie uns auf der FRUIT LOGISTICA in Berlin, Berlin, Halle 6.2, 6.2, Stand B-05 B-06 03 I 2019

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Konkurrenz im eigenen Land ist gar nicht das Problem, vielmehr sind es unsere Nachbarn, allen voran Spanien und die Niederlande, die uns das Leben schwerer machen wollen und können. Denn im Sommer stehen die Tomaten aus den Niederlanden parat und im Winter aus Spanien. Regionalität ist immer noch ein Schlagwort, das beim Verbraucher zieht ... Seit Jahren sind regional produzierte Produkte wichtig für den Konsumenten. Er hat mehr Vertrauen in heimische Erzeugnisse und glaubt, dass sie grundsätzlich besser sind als Importware. Ich glaube, dass diese Eingrenzung bei manchen Ländern durchaus weiter gefasst werden kann. Belgien und Deutschland liegen so eng beieinander, da können die Produkte aus dem jeweiligen Nachbarland noch als regional laufen. Schaut man Richtung Italien wird es schon schwieriger, z.B. aufgrund der Essgewohnheiten und des Klimas.

Der Brexit rückt immer näher, Einigkeit und Klarheit sucht man derzeit vergeblich. Wie schätzen Sie die Situation jetzt und zukünftig ein. Plötzlich wird die Tür zu gemacht, und was dann? Wenn der harte Brexit kommt, sind Verkehrsstau, Warenstau und Probleme mit den nötigen Dokumenten vorprogrammiert. Einige sagen scherzhaft: Dann ist Stau bis Brüssel, nichts geht mehr. Das glaube ich nicht, aber es wird sicherlich schwer. Bei Obst und Gemüse kommt es vor allem auf die Frische an, Lagerung ist bei vielen Produkten schwer bis unmöglich. Die Eigenversorgung der Briten wird wohl nicht ausreichen, um die Lücken zu füllen und viele Regale werden leer bleiben. Andererseits ist der Mensch sehr anpassungsfähig. Die große Katastrophe ist bei der Euro-Einführung ja auch ausgeblieben. Ich mache mir viel größere Sorgen um die Klimaveränderungen. Wobei ich es bemerkenswert finde, was Deutschland im Bereich Wind- und Solarenergie leistet. c.w. Halle 6.2, B-06

Das Zauberwort lautet Inspiration Coöperatie Hoogstraten ► Das Jahr 2018 war von Höhen und Tiefen geprägt. „Je nach Erzeuger und Produkt war es ein sehr spezielles Jahr. Wir müssen die Augen und Ohren in Bezug auf das Thema Klima unbedingt sehr offenhalten. Auch wenn teilweise weniger produziert wurde und die Preise sehr durchwachsen waren, hat sich an der Qualität unserer Erzeugnisse nichts geändert“, erklärte Luc Bruneel gegenüber dem Fruchthandel Magazin.

Auf der FRUIT LOGISTICA wird der Fokus auf der Marke Délice liegen, z.B. auf der Miss Perfect Délice.

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er warme und trockene Sommer hat nicht nur zu verstärktem Wettbewerb aus den Nachbarländern geführt, auch die Hobbygärtner im eigenen Land hatte eine gute Ernte. So verzeichnen Erdbeeren 7 % weniger Volumen als im vergangenen Jahr. Die Saison

von Paprika war ein Auf und Ab, für Gurken lief es außerordentlich gut. In den Sommermonaten haben die Strauchtomaten sehr gelitten, der Preis lag 20 % unter dem Jahresdurchschnittspreis von 2017. „Wenn wir davon sprechen, dass wir möglichst nachhaltig produzieren wollen und die gesamte Lieferkette so aufgebaut sein muss, lässt sich das natürlich nicht damit vereinbaren, dass wir durch die Wetterverhältnisse viele Tonnagen entsorgen mussten.“ Bei Specialties gingen die Volumen zwar im September zurück, sie sind aber weiter auf Wachstumskurs. Insgesamt beträgt die Fläche für Tomaten im Gewächshaus 190 ha. Ab Herbst 2019 beginnt die Produktion von Specialties auf weiteren 10 ha unter Beleuchtung. „Impulskäufe sind vor allem im Snackbereich entscheidend. Mit der Halloween-Aktion, bei der wir eine besondere Mons-

ter-Verpackung verwendet haben, haben wir gute Ergebnisse erzielt. Der LEH war diesmal auch mit viel Enthusiasmus dabei. Aber wir sehen auch, dass wir als Genossenschaft und auch der LEH noch viel zu lernen haben. Grundsätzlich glauben wir aber an die Sorten, die wir haben.“

Beerenstarkes Sortiment Der Bereich Weichobst wird bei der Coöperatie Hoogstraten weiter wachsen, vor allem bei Heidelbeeren und Himbeeren. Dieses Thema wird auch bei der FRUIT LOGISTICA kommuniziert, vor allem das neue Verpackungsdesign, das zum Redaktionsschluss noch ein Geheimnis war. Bei Kiwibeeren konnten aufgrund der extrem hohen Produktion keine guten Preise erzielt werden. Die Coöperatie Hoogstraten hatte im belgischen LEH eine Verkos03 I 2019


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Morgens ernten, abends anliefern

Die Tomatensorte Sweet Drops hat zwar die Form einer Träne, sorgt beim Genuss aber für ein erfreuliches Geschmackserlebnis. tungsaktion durchgeführt, die zu sehr guten Ergebnissen geführt hat. Obwohl die Ernte insgesamt gut war, auch in Südeuropa, und unterschiedliche Qualitäten auf den Markt kamen, konnte Hoogstraten hier einen Vorteil verbuchen. „Bei einem erklärungsbedürftigen Produkt wie den Kiwibeeren muss man noch einmal besonders darauf achten, was beim Kunden bzw. Konsumenten ankommt. Unsere Erzeuger verfügten zum Glück über eine so gute Ernte, dass wir die besten Früchte vermarkten konnten. Für 2019 sind wir gut aufgestellt.“

Vertrauen und Wiedererkennung schaffen Bei einem Besuch bei Den Berk Délice, Mitglied der Coöperatie Hoogstraten, erklärte Loes van der Velden, Bereich Marketing, gegenüber dem Fruchthandel Magazin, dass die Premium Marke Délice auf der FRUIT LOGISTICA im Vordergrund stehen werde. Insgesamt wird der Stand auf der FRUIT LOGISTICA den Fokus auf die Aspekte Inspiration und neue Ideen legen. Es werden weniger die Pro-

dukte ausgestellt, als vielmehr die Erfahrung präsentiert, erklärte Luc Bruneel. Seit 2017 wird bereits an der Marke Délice gearbeitet, die fünf Produkte vereint und Vertrauen und Wiedererkennung schaffen soll: Pure, Party, Miss Perfect, Kumato und Gold. „Mit Délice wollen wir zurück zu den Wurzeln und zeigen, was hinter dem Produkt steht: der Erzeuger, das Gewächshaus, die Natur, die Arbeit, die dahintersteckt. Zudem wollen wir für den Konsumenten ein besonderes Einkaufserlebnis kreieren, mit der Gewissheit, das er das ganze Jahr über die gleiche Qualität bekommt“, so Loes van der Velden. Dabei werden die verschiedenen Bedürfnisse der Konsumenten angesprochen: Gesundheit, schnelle Snacks, Eindruck machen, Spaß am Essen. Mehr als 100 Sorten werden pro Jahr auf ihre Tauglichkeit im Gewächshaus getestet und die besten Sorten werden im Gewächshaus, als Special Délice angeboten und rufen durchaus Überraschung beim Verbraucher hervor. c.w.

GEMEX Viele Kunden des Exportunternehmens fragen Produkte bereits in speziellen Verpackungen an. Wie Mariette Hansen dem Fruchthandel Magazin erklärte, versuche man, sehr eng mit bestimmten Produzenten zusammenzuarbeiten. Auch bei Beeren versucht Gemex so gut es geht tagesfrisch und nah mit den Produzenten zu arbeiten. „Wir arbeiten nach dem Motto: Morgens ernten, abends anliefern.“ Die Bedeutung des deutschen Marktes sieht das Familienunternehmen als nach wie vor wichtig für Flandern. Auch wenn auf dem deutschen Markt die Verschiebung zum Einzelhandel stetig voranschreitet und der Anteil, der an die Großmärkte geliefert wird, immer kleiner wird, sei in einigen Sektoren, wie z.B. Beerenobst, noch Wachstum möglich. Auch im Bereich Nachhaltigkeit und Zertifizierungen ist

Halle 6.2, Stand B-08

Schon der neue Standort wurde 2016 mit Blick auf Nachhaltigkeit errichtet.

Fotos: Coöperatie Hoogstraten

das Unternehmen auf dem neuesten Stand bzw. durchläuft regelmäßig Audits. So verfügt die Transportfirma seit dem 1. Januar 2019 ausschließlich über LKW mit der Euronorm VI und über ein IFS Logistik Zertifikat, bei dem bald ein neues Audit ansteht. Halle 6.2, Stand B-03

Auch wenn sich Kiwibeeren insgesamt positiv entwickeln, haben die hohen Volumen 2018 für niedrige Preise gesorgt. 03 I 2019

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Wenn ein Licht aufgeht Coöperatieve REO ► Für das Jahr 2019 hat sich die REO Veiling im Bereich Nachhaltigkeit vier große Themen auf die Fahne geschrieben: weiteren Wachstum, responsibly fresh, die Reduktion von Lebensmittelabfällen durch soziale Projekte und erneuerbare Energien. Außerdem, erklärte Dominiek Keersebilck dem Fruchthandel Magazin, wird die Forschung und Entwicklung in der Beleuchteten Produktion von Wintertomaten im Gewächshaus stark vorangetrieben und weiteres Wachstum erwartet. Die Tomatenproduktion wird schnell wachsen und den umsatzstarken Lauch vermutlich vom Thron stoßen.

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itte Dezember 2018 fiel der Startschuss für den Bau eines Gewächshauses, das zu Forschungszwecken genutzt werden soll. 8.000 m² groß und bis zu 12 m hoch wird „Agrotopia“ auf einem Lagerhaus der REO Veiling entstehen und im Juni 2020 den Betrieb aufnehmen. Auf dem Dach werden für die Eigenstromerzeugung Solarzellen installiert. Ein großer Teil der Forschungsarbeit soll untersuchen, wie die räumlichen Voraussetzungen einer Stadt optimal und möglichst platzsparend für die Produktion genutzt werden können. Andere Bereiche befassen sich mit möglichen zukünftigen Herausforderungen in der Gewächshausproduktion und neuen Pflanzen, die im Gewächshaus produziert

werden können. Über die ErgebnisArbeitsleben zurückgeführt werden. se soll sich die Branche in dem als REO hat bis Juni 2018 bereits 20 t „living lab“ konzipierten GewächsGemüse an 126 Okay Läden (Superhaus, offen austauschen können. märkte der Colruyt Gruppe) verkauAuch im sozialen Bereich, kombifen können. „Schon die ersten Moniert mit dem Thema Lebensmittelnate liefen so erfolgreich, dass wir abfälle, macht sich die Veiling stark. mit der Lieferung nicht nachkamen. Gemeinsam mit den Unser Ziel ist es, aus Partnern Colruyt, dem Projekt einen eiMcCain, der Tafel genständigen Betrieb Projekt Envie BFVB und dem Zeitzu entwickeln“, so unterstützt arbeitsunternehKeersebilck. Bisher Langzeitarbeits- werden Suppen in men Randstad wurde das Projekt Envie den Sorten Tomatelose ins Leben gerufen. Basilikum, Möhre und LangzeitarbeitsloSechs Gemüse angese kochen für sechs bis maximal boten. Kürbis, Zucchini, Chicorée zwölf Monate Gemüsesuppen aus und Gazpacho befinden sich noch Produkten, die nicht über die Verin der Testphase. steigerung verkauft werden konnDie Veiling investiert in neue Waten, bevor sie wieder ins geregelte schanlagen, um die Waschkapazität

Wenn Produktion auf Geschichte trifft PRODUKTION/TOMATEN Wie eng die Erzeuger bei ihrer Produktion mit dem Land und der Geschichte verwoben sind, auch wenn sie nicht im Freiland, sondern im Gewächshaus produzieren, zeigt sich bei Tomatenerzeuger Wim Saelens, der eine gute Autostunde entfernt von Dünkirchen produziert. Teile seiner neu gebauten Gewächshäuser liegen höher als die alten Gebäudeteile. „Bevor ich bauen bzw. ausschachten lassen kann, muss ich auf der Fläche eine archäologische Untersuchung durchführen lassen. Damit wird sichergestellt, dass sich keine Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg in diesem Gebiet befinden. Ich kann das umgehen, indem ich Teile schräg in die Höhe baue“, so Saelens. Seit 2004 produziert er die Strauchtomate Sevance. Mittlerweile verfügt er über drei Gewächshäuser auf einer Fläche von insgesamt rund 6 ha und erzeugt pro Jahr rund 4 Mio kg. In einem der Häuser produziert er seit 2018 auch unter Beleuchtung, aus Kostengründen noch nicht mit LED. „Durch die Beleuchtung kann ich die Produktivität um 10 % bis 15 % steigern.“ Vier bis fünf Stunden werden die Pflanzen beleuchtet, haben sie ihre maximale Höhe erreicht, benötigen sie sechs bis sieben Stunden Dunkelheit. Die neuen Gewächshäuser sind einen Meter höher als die alten, das ist besser für den Feuchtigkeitsgehalt im Haus. Spezielle Rollos verhindern den Verlust von Wärme und Energie, in einem Bassin wird das Regenwasser aufgefangen. Die Tomatenpflanzen wachsen auf Steinwolle-Substrat und seit einem Jahr auch testweise auf Kokosfaser, eine nachhaltige Variante. Das Thema zieht sich durch das gesamte Gewächshaus, denn die Rückstände und Wärme des Motors zur Stromerzeugung fließen komplett in den Produktionsprozess mit ein. 10 | FRUCHTHANDEL

Wim Saelens muss beim Tomatenanbau die Weltgeschichte berücksichtigen.

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für Europool-Systeme zu erhöhen. Aktuell können 27 Mio Klappsteigen gereinigt werden, das Ziel sind 35 Mio. Um auch die kleinsten Fehler auszumerzen und noch effizienter arbeiten zu können, wurde in den IT-Bereich investiert. Zahlreiche Apps kommen zukünftig zum Einsatz. Auch wenn das Jahr 2018 alles andere als einfach war – bis Ende März wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Umsatzverlust von 35 % bis 40 % verzeichnet – blickt die REO Veiling optimistisch in die Zukunft und schlägt neue Wege ein. Der Rekordumsatz von rund 185 Mio Euro (2017: 178 Mio Euro) konnte trotz widriger Wetterbedingungen erreicht werden. Ab 2018 sind Tomaten im Umsatz das wichtigste Produkt auf REO. „Wir wollen diesen Bereich deutlich vorantreiben und schauen, wo sich für uns Raum bietet, in der Fläche, aber auch bei den Sorten.“ 2018 wurden ungefähr 5 % weniger Lauch als im Vorjahr angeliefert und auch die Preise waren in den ersten Monaten des Jahres zu niedrig. Dennoch wird es ein wichtiges Produkt bleiben. Wachstum wird bei Tomaten vor allem durch die Produktion von Rispen- und Fleischtomaten in Frankreich erwartet. Hier will die Veiling verstärkt den Vorteil Regionalität spielen. Seit September 2018 sind rund 30 französische Erzeuger dazugekommen, u.a. für Lauch und Kohl. Nach einem mit dem Vorjahr vergleichbaren Frühling verlief der Sommer deutlich besser für die Veiling, weil die Hitze in ganz Europa zu Verlusten geführt hat. Bei Produkten, die im Sommer wachsen, fehlt es jetzt an Volumen, etwa Wirsing, Kohl oder Knollensellerie. Chicorée zeigte sich stabil, bei guten Preisen. Um das auch bei den Konsumenten zu fördern, betreibt REO viel Promotion für junge Familien mit Kindern. Auch wenn Kopfsalat für die deutschen Kunden ein wichtiges Produkt ist, vor allem mit Wurzelballen sind sie sehr gefragt, gehen die verkauften Volumen zurück, weil das Interesse bei den jungen Konsumenten schwindet. „Auch wenn unseren 03 I 2019

Die BioProduktion, vor allem bei Pilzen, kann für junge Erzeuger ein Pluspunkt sein. jungen Erzeugern das Risiko zu hoch scheint, werden sie in die Produktion mit Wurzelballen investieren. Das LEH-Regal kann auch zukünftig nicht auf Kopfsalat verzichten.“ Bei Erdbeeren konnte die Veiling die höchste Tonnage seit zehn Jahren einfahren. Um das Segment weiterzuentwickeln muss aber geklärt werden, ob eine konstante Produktionsmenge das ganze Jahr über gewünscht wird, oder ob es weiter zu Spitzen kommen soll. Dann werden neue Sorten benötigt. Insgesamt werden Beeren weiter wachsen, u.a. Himbeeren und Johannisbeeren. Neue Produkte werden in Fine Fleur aufgenommen, darunter Lollo Rossa, Lollo Bionda und kleiner Blumenkohl.

Welche Rolle wird die Kooperative in Zukunft haben? Diese Fragen stellen sich Dominiek Keersebilck und sein Team mit den Erzeugern – vor allem den jungen. Keersebilck rechnet damit, dass die Zahl der Produzenten in den kommenden zehn Jahren zurückgehen wird, bei gleicher Produktionsmenge. Grund dafür ist, dass es vermehrt zu Zusammenschlüssen kommen wird und viele die Branche verlassen. Um dem Nachwuchs langfristig Chancen und Möglichkeiten aufzuzeigen, veranstaltet REO Treffen, um über die Kooperative, Anbaumöglichkeiten und die Branche allgemein zu sprechen. 2019 werden bis zu 800 Erzeuger erwartet. „Wir müssen alle Produzenten davon überzeugen, dass es Vorteile bringt, gemeinsam auf den Markt zu gehen. Auch wenn sie ihre Ware über uns verkaufen, können sie individuell bleiben. Der Konkurrenzgedanke ist hier stärker ausgeprägt, ebenso das Wissen um die gesamte Supply Chain.“ Dominiek Keersebilck hofft, die nachfolgende Generation davon überzeugen zu können, dem O&G auch mit einer kleineren Anbaufläche die Treue

zu halten. Denn die Finanzierungskosten lassen viele junge Menschen davor zurückscheuen, es zu versuchen. Wer im Freiland produzieren will, benötigt mindestens 20 ha, im Gewächshaus mindestens 6 ha bis 8 ha, was hohe Kosten mit sich bringt. Um von der Bank ein Darlehen zu bekommen, müssen eigene Rücklagen von 30 % bis 35 % der Gesamtsumme nachgewiesen werden. „Wer hat in jungen

Wer hat denn in jungen Jahren schon Rücklagen? ” Dominiek Keersebilck Jahren solche Rücklagen? Wir wollen dem Nachwuchs zeigen, dass auch Nischenprodukte und Flächen von 1 ha bis 2 ha vielversprechend sein können. Etwa mit neuen Sorten oder BioProduktion. Am Ende liegt die Wahl aber bei ihnen.“ Eine Lücke für frisches Gemüse wird im Außer-Haus-Verzehr gesehen, an Bahnhöfen oder in der Gastronomie. „Wir müssen vermehrt investieren, weil dieser Bereich in Belgien stark zunimmt. Gemeinsam mit der Politik und HoReCa müssen wir Lösungen finden.“ c.w. Halle 6.2, Stand B-06

Die Beleuchtete Produktion von Wintertomaten wird um 10 ha ausgebaut.

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Fotos: BelOrta

Der europäische LEH mag es „fleischig“

Für Äpfel und Birnen wurden deutlich höhere Kartons entwickelt, die in der Südlichen Hemisphäre bereits etabliert sind.

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as Jahr verlief mit vielen Höhen und Tiefen in den einzelnen Produktsegmenten. So verlief die Saison für Tomaten vor allem im Sommer schwierig, während Gurken seit Jahren das beste Ergebnis eingefahren haben und die Kundennachfrage gut ist. Für Äpfel und Birnen war das erste Halbjahr aufgrund der Frostauswirkungen aus der vorangegangenen Saison schwierig, während die zweite Jahreshälfte mit einer großen Ernte aufwartete. Weil viele Produkte in Europa durch das Wetter gleichzeitig auf den Markt kamen, z.B. Erdbeeren, Tomaten und Spargel, war die Situation angespannt. „Diese Perioden waren für 2018 charakteristisch. Insgesamt liegt der Gesamtumsatz von BelOrta bei

BelOrta ► „Wir müssen den Finger am Puls der Zeit haben“, erklärte Jo Lambrecht im Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin. Das bedeutet zum einen, schneller neue Sorten zu finden und ins Portfolio mit aufzunehmen. Aber auch, beim Thema Verpackung genau auf die Kundenwünsche einzugehen, vor allem bei der Erschließung neuer Märkte.

450 Mio Euro und damit über den Vorjahresergebnissen.“ Aus diesen erschwerten Bedingungen geht die Veiling nun gestärkt hervor und blickt optimistisch in die Zukunft, die von weiteren Entwicklungen geprägt ist. 2019 soll der Bio-Anbau erweitert werden, u.a. bei Tomaten, Gurken und Paprika. Auch bei Chicorée steigt die Nachfrage. Und so haben bereits 2018 einige Erzeuger umgestellt. Für 2020 sind bei Spargel und Kernobst Umstellungen geplant.

Klima bei Verpackung berücksichtigen „Bei Bio müssen wir ein gutes Verhältnis von Angebot und Nachfrage schaffen. Denn für den Erzeuger ist

eine Umstellung vor allem mit finanziellen Risiken verbunden. Deshalb versuchen wir, mit einigen Kunden Umstellware auf den Markt zu bringen. Das ist nicht ganz leicht, kann aber eine gute Alternative sein.“ Das Thema Verpackung spielt vor allem mit Blick auf die neue Verpackungsregulierung, die seit Anfang Januar 2019 gilt, eine besondere Rolle. Bereits jetzt sucht BelOrta bei vielen Produkten alternative Verpackungen für Plastik. Diese bestehen nicht nur aus Karton, sondern basieren auch auf Rohstoffen mit Recycling-Ursprung. Die Verpackung für Erdbeeren z.B. besteht aus Rohstoffen, die aus recycelten PET-Flaschen hergestellt wurden, eingesammelt und recycelt werden. „Wir müssen den Kreislauf

Kanzi soll es zukünftig richten PRODUKTION/ÄPFEL/BIRNEN Dirk Janssens produziert seit 32 Jahren Äpfel und Birnen. Auf 21 ha erzeugt er u.a. Elstar und Jonagold, auf 25 ha vor allem Conference. Insgesamt liegt die Produktionsmenge bei 2 Mio kg bis 2,5 Mio kg. Auch wenn die Volumen laut Janssens in diesem Jahr gut waren, können die Preise nicht mithalten. Zudem sind die Kaliber vor allem bei Äpfeln sehr groß. Vor dem Embargo war Russland Abnehmer dieser Größen, in den übrigen und vor allem neuen Märkten sind aber vor allem kleine Kaliber von 65 mm bis 85 mm gefragt. Dirk Janssens legt bei seiner Produktion den Fokus auf den heimischen Markt. Weil es hier immer schwerer wird Jonagored und Jonagold zu verkaufen, sieht er die Zukunft bei den Clubsorten. Mindestens 5 ha will er auf Kanzi umstellen. „Die Clubsorten sind strukturierter. Und wir brauchen neue und andere Sorten für den heimischen Markt. Vor allem einen Premiumapfel, der sich in Farbe und Brix auszeichnet und sehr gut ist, denn der Konsument erwartet den perfekten Apfel.“ Mit der Veiling und dem LEH müsse man an dieser Stelle zusammenarbeiten, zumal der Verbraucher von der Zahl an Sorten überfordert ist und den Baum vor lauter Wald nicht mehr sieht, so Janssens. Während der Ernte wird er von rund 40 Saisonarbeitern unterstützt. Beim Zurückschneiden der Bäume helfen ihm zehn Arbeiter, bei der Sortierung acht. „Qualifiziertes Personal zu finden und auch zu halten ist schwieriger geworden. Die wirtschaftliche Lage hat sich in den Heimatländern verbessert, zudem dürfen sie in Belgien nur 65 Tage am Stück arbeiten.“ 14 | FRUCHTHANDEL

Dirk Janssens legt bei der Produktion den Fokus auf den heimischen Markt. 03 I 2019


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„Beloplum“ soll zunächst auf dem belgischen Markt für neue Impulse sorgen.

immer mehr schließen, wenn wir nachhaltig sein wollen. Auch die Wahrnehmung der Konsumenten ist dabei sehr wichtig“, weiß Lambrecht. Deshalb muss noch mehr kommuniziert werden. Auch bei der Erschließung neuer Märkte werden neue Verpackungen benötigt. Für Birnen und Äpfel werden z.B. BelOrta-Bushel-Kartons entwickelt, die in der Südlichen Hemisphäre bereits etabliert sind. Denn die klimatischen Bedingungen unterscheiden sich dort häufig dramatisch von denen im Erzeugerland. Deshalb muss die Verpackung so konzipiert sein, dass die Ware während des Transports geschützt ist, aber auch im Importland nichts an Qualität einbüßt. In den neuen Märkten sind manchmal auch kleinere Verpackungsgrößen gefragt. Jedoch benutzt BelOrta die Verpackungen aber auch verstärkt als Kommunikationsmittel, um die Qualität der Veiling bis zum Konsumenten zu geben.

Gurken gehen ins Licht Im November haben die Erzeuger von BelOrta mit der Produktion der ersten Gurken unter Beleuchtung begonnen, sodass der Markt das ganze Jahr bedient werden kann. Was hier noch in den „Kinderschuhen“ steckt, wird bei Tomaten be-

reits weiter ausgebaut. Die Fläche für die Winterproduktion wird um weitere 10 ha auf 84 ha steigen. Inzwischen wird fast das gesamte Sortiment angeboten, z.B. Fleischtomaten, Strauchtomaten und viele Specialties. Bei Fleischtomaten besteht weiterhin wachsendes Interesse. Dieser Trend kann sich auch im Winter fortsetzen. Bei Salat gehen Erzeuger verstärkt zur Produktion mit Wurzelballen über.

Neue Chancen mit der Pflaume Bei Obst stehen die Zeichen insgesamt auf Wachstum. Das gilt sowohl für Klassiker als auch für kleinere Nischenprodukte. Im Beerensegment z.B. erleben Stachelbeeren ein kleines Revival. Neue Wege wird die Veiling bei Äpfeln gehen, wo sie den Fokus verstärkt auf Clubäpfel, z.B. Kanzi, legen will. „Europa verfügt derzeit über eine enorm große Apfelproduktion und die Preise gestalten sich schwierig. Da müssen wir uns so gut wie möglich absetzen. Wir konzentrieren uns jedoch auch weiterhin auf neue Vermarktungsmöglichkeiten bei Jonagold. Dieser Apfel hat viele Qualitäten und unsere Wachstumsbedingungen, wie Klima und Böden, ermöglichen es

uns, ein qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Produkt anzubauen.“ BelOrta hat die Produktion von fünf Pflaumensorten begonnen, die vor allem auf dem belgischen Markt neue Impulse geben sollen. Die „Beloplum“ sind im Geschmack ähnlich und bilden eine Saison, in der die Sorte aus heimischem Boden angeboten werden kann. Geerntet werden sie von Anfang September bis Oktober. Der Erzeuger kann sich dadurch auf dem Markt leichter vom Wettbewerb abheben, für den Konsumenten bedeutet das ein qualitativ gleichbleibend hohes Angebot.

Teil der DNA werden Auch wenn die große Hitze und Dürre bei vielen Produzenten Schwierigkeiten verursacht hat, profitieren einige Produkte von den Bedingungen, da ihr Zuckergehalt höher ist. Das ist zum Beispiel bei Pastinaken und Kohl der Fall, so Lambrecht. Grundsätzlich müsse man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und versuchen, im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen. Damit einher geht bis zu einem gewissen Grad das Thema Lebensmittelverschwendung. Grundsätzlich muss der Konsument viel stärker und direkter aufgeklärt und sensibilisiert werden. Mit Informationen im LEH und Rezepten sollen die Planung und der Einkauf erleichtert und verbessert werden. „Dieses Thema muss in unsere DNA übergehen, nur dann können wir erfolgreich dagegen angehen.“ c.w. Halle 6.2, Stand A-04

Die Verpackung für Erdbeeren besteht aus recycelten PET-Flaschen, die im belgischen Blauen Sack gesammelt und recycelt werden kann. 03 I 2019

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Management statt Politik BelOrta ► Seit wenigen Monaten ist Philippe Appeltans neuer Direktor bei BelOrta. Das Fruchthandel Magazin fragte nach den ersten „100 Tagen“ sowie nach seinen Zielen und Plänen für die Versteigerung.

Welche Ziele haben Sie sich persönlich, aber auch für BelOrta gesetzt? Philippe Appeltans: Für mich gilt: Das Unternehmen gründlich kennenlernen. Dies gilt sowohl für die angeschlossenen Produzenten als auch für unsere Kunden und Mitarbeiter. Und für BelOrta: Für mich ist es von größter Bedeutung, dass wir unseren Service sowohl für unsere Landwirte als auch für unsere Kunden weiterhin hervorragend gestalten. Hier macht BelOrta den Unterschied. In meiner vorherigen Tätigkeit war ich hauptsächlich in der Politik tätig. Jetzt kommt natürlich der operative Aspekt ins Spiel: das effektive Management einer kooperativen Auktion mit mehr als 1.100 Landwirten und rund 400 Mitarbeitern. Gibt es bestimmte Maßnahmen, die Sie ergreifen wollen, um BelOrta weiter nach vorne zu bringen? Auch in Zusammenarbeit mit den Produzenten und dem Handel? Die Zukunft wird anders sein, auch für BelOrta, das weiß jeder. Ich hoffe, dass wir dem Kern unserer Mission, dass sich BelOrta als transparenter und zuverlässiger Partner auf die Vermarktung von frischem Obst und Gemüse von und für seine Erzeuger konzentriert, treu bleiben können. Wir werden uns in unserem Handeln und dem Erreichen unserer Ziele ständig den Gegebenheiten anpassen müssen. BelOrta wird auch eine Antwort auf den sich verän-

Philippe Appeltans wechselte vom politischen ins operative Geschehen. dernden Markt geben müssen. Wir sehen, dass sich die Landschaft verändert: Out-of-Home, Online-Käufe, mehrere Essmomente pro Tag usw. Wir werden gemeinsam mit unseren Produzenten und unseren Kunden Antworten geben müssen. Es ist noch zu früh, um dazu schon jetzt Aussagen zu machen. Die Ideen werden zunächst in unserem Vorstand diskutiert und bewertet. Welche neuen Märkte können erschlossen oder erweitert werden? Bei den neuen Märkten konzentrieren wir uns weiterhin auf Indien und China für Äpfel und Birnen. Hoffentlich werden auch die Protokolle für einige Gemüse fertig gestellt. Kürzlich wurde auch der Birnenexport nach Brasilien und Kanada gestartet. Wir erwarten auch viel von Vietnam, sowohl für Apfel und Birnen, aber auch für eine Reihe von Gemüse. Wir hoffen, dass sich 2019 die Märkte in Mexiko und Kolumbien für Kernobst öffnen werden. c.w.

Licht ins Dunkel bringen PRODUKTION/CHICORÉE Dunkel ist es, wenn man die Produktionsstätte von Patrick van Ingelgom betritt. In sechs Forcerie-Kammern produziert er ganzjährig weißen Chicorée in fünf Varietäten, der innerhalb von zwei bis drei Wochen zur Erntereife wächst. 1986 begann van Ingelgom gemeinsam mit seinem Vater die Produktion im Boden, 1989 stellte er auf Hydrokultur um. Mittlerweile stammen 90 % bis 95 % der 20 Mio kg bis 22 Mio kg Chicorée bei BelOrta aus Hydrokultur, weil die Ernte besser planbar, die Arbeit einfacher und das Wetter nicht entscheidend ist. „Trotzdem gibt es für den im Grund produzierten höherpreisigen Chicorée immer noch einen Markt. Ich denke, beides hat seine Berechtigung und wird im Markt auch gebraucht“, so van Ingelgom. Er produziert 300.000 kg im Jahr, zum ersten Mal auch Mini-Chicorée. Zehn Mitarbeiter unterstützen ihn beim Ernten und Verpacken der Kisten und Tüten, die für die Hauptmärkte Deutschland, Frankreich und Italien bestimmt sind, aber auch weltweit exportiert werden. Zwischen Oktober und November werden die Wurzeln geerntet, nach Größe sortiert und auf die Paletten in den Kühlkammern gesetzt. Die kleineren Wurzeln, aus denen kleiner Chicorée wächst, sind für den heimischen Markt bestimmt, mittlere und größere Kaliber für den Export. Nach der Ernte wird jeder Chicorée von Hand geprüft und in Kisten verpackt, die mit Paraffin-Papier ausgelegt sind, das vor Licht schützt und die Feuchtigkeit hält. 16 | FRUCHTHANDEL

Patrick van Ingelgom produziert seit 1989 Chicorée auf Hydrokultur. 03 I 2019


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Auswirkungen von „America first“-Mentalität deutlich spürbar Fresh Trade Belgium ► Das politische Geschehen wirft in Gesellschaft und Branche aktuell viele Fragen und Unsicherheiten auf. Ebenso wichtig ist und bleibt das Thema Nachhaltigkeit. Veerle van der Sypt, Geschäftsführerin Fresh Trade Belgium, sprach mit dem Fruchthandel Magazin über diese Entwicklungen und Chancen für Flandern.

Fresh Trade Belgium engagiert sich schon seit einigen Jahren beim Thema Nachhaltigkeit. Wie geht es hier mit dem Projekt weiter? Veerle van der Sypt: Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Modewort. Das Konzept ist Teil der gesellschaftlichen Debatte geworden und soll es auch bleiben. Immer mehr Betreiber verspüren den Drang, Stellung zu beziehen und eine Antwort auf die Nachhaltigkeitsanforderungen von Kunden und Verbrauchern zu formulieren. Deshalb wird sich Fresh Trade Belgium auch 2019 weiter auf dieses Thema konzentrieren. Eine frühere Erkenntnis war der Branchenpass zur Nachhaltigkeit für den Handel und die Verarbeitung von Obst, Gemüse und Kartoffeln. Basierend auf der GRI (Global Reporting Initiative) listete der Pass die wichtigsten Themen und Parameter auf, um die aktuelle Situation in einzelnen Unternehmen und deren Fortschritte zu messen. Mit professioneller Unterstützung implementierten die Pilotunternehmen den Pass und übersetzten die Ergebnisse in einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht. Im Jahr 2018 wurde der Sektorpass aktualisiert, der ihn mit den Sustainable Development Goals (SDG) verbindet, und weitere Unternehmen schlossen sich dem Projekt an. Anfang 2019 werden Ergebnisse und Erfahrungen als Input für Leitlinien und Best Practice Beispiele gesammelt, die andere Betreiber inspirieren können. Die 03 I 2019

besten Praktiken schaffen auch Input für das „Sustatool“, ein neues Instrument für KMU, um sie bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu unterstützen. Die Betreiber analysieren ihre eigene Situation und können sie mit Aktionen und Ansätzen anderer Unternehmen im Obst-, Gemüse- und Kartoffelsektor vergleichen. Das Tool hat einen Bottom-up-Ansatz, der darauf abzielt, die Mitarbeiter zu inspirieren und zu ermutigen, sich für eine kontinuierliche Verbesserung einzusetzen. Die Ziele für 2019 sind hoch gesteckt: so viele Akteure wie möglich erreichen und sie zur Arbeit an Nachhaltigkeitszielen bewegen. Roadshows werden das Bewusstsein derer, die mit Nachhaltigkeit beginnen wollen, schärfen, Workshops in kleineren Gruppen ermöglichen

es, an speziellen Themen zu arbeiten, und KMUs werden lernen, wie man mit dem neuen „Sustatool“ arbeitet. Fresh Trade Belgium arbeitet an diesem Projekt zusammen mit den Schwesterverbänden Belgapom (Kartoffelhandel und -verarbeitung) und Vegebe (Gemüseverarbeitung) und mit der professionellen Unterstützung von Sliding Doors, dem Experten für Nachhaltigkeit. Das Projekt wird von den flämischen Behörden unterstützt.

Veerle van der Sypt hofft beim Brexit auf eine möglichst umfassende Handelserleichterung.

Wie gut ist Flandern derzeit auf dem Exportmarkt aufgestellt? Welche Chancen bieten sich? Der belgische Obst- und Gemüsesektor ist sehr exportorientiert und seit dem russischen Embargo liegt der Schwerpunkt weiterhin

Auf dem indischen Markt werden Äpfel aus Belgien sehr gut angenommen, da ist noch viel Luft nach oben.

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

auf der Diversifizierung und der Erschließung neuer Marktchancen. Die Exporte von Birnen nach China nehmen zu, der indische Markt begrüßt belgische Äpfel, aber Birnen bleiben eine Herausforderung, dafür nehmen die Exporte von Birnen nach Brasilien zu. Ein neuer Markt für Birnen ist Südkorea und der nächste Markt, der voraussichtlich eröffnet wird, ist Mexiko. Das EU-Dossier für den Marktzugang für Äpfel und Birnen in die Vereinigten Staaten steht noch aus. Wir sehen die Auswirkungen der neuen „America first“-Mentalität und die daraus resultierende Behinderung bestimmter Importe deutlich. Die Expansion und Erschließung neuer Märkte ist ein kontinuierlicher, zeitaufwendiger Prozess. Die in Drittländer ausgeführten Mengen sind im Vergleich zum EU-Binnenhandel noch sehr begrenzt. Die Nachbarländer Deutschland, Frankreich und die Niederlande sowie Großbritannien bleiben unsere wichtigsten Handelspartner. Wie schätzen Sie die Brexit-Situation ein, mit welchen Folgen rechnen Sie und welche Maßnahmen werden ergriffen? Wir stehen vor einer enormen Herausforderung, und die Situation erfordert eine sorgfältige Nachbereitung. Wir hoffen auf eine möglichst umfassende Handelserleichterung. Neben den Einfuhrzöllen werden die wichtigsten Themen die Zollformalitäten und -kontrollen

103. Jahrgang (gegründet 1916) SPECIAL Obst und Gemüse aus Flandern VERLAG Fruitnet Media International GmbH Lindemannstraße 12 I 40237 Düsseldorf Tel.+49 (0)211-99104-0 I info@fruchthandel.de www.fruchthandel.de HERAUSGEBER H. Günter Schweinsberg GESCHÄFTSFÜHRUNG Ulrike Niggemann I Chris White

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Nach China und Brasilien ist Südkorea neues Exportziel für Birnen, Mexiko soll zeitnah folgen.

sowie mögliche Verzögerungen an den Grenzen sein. Wir empfehlen den Unternehmen daher, mögliche Zollvereinfachungen wie die Lizenz für einen zugelassenen Ort zum Ent- und Verladen von Waren zu beantragen. Die Information der Betreiber bleibt schwierig, solange die Unsicherheit UK ist von über die Art des Brexits besteht, den wir Ende Obst- und März 2019 haben werGemüse-Einden. Ein Vorteil ist sicherfuhren abhängig lich, dass das Vereinigte Königreich von den Einfuhren von Obst und Gemüse abhängig ist und am meisten von einem flüssigen Handelsstrom mit der EU profitiert. Der ersthändige Bezug wird vom LEH immer mehr angestrebt. Macht sich das auch in Flandern bemerkbar? Bereits seit einigen Jahren stellen wir ein zunehmendes Interesse von Verbrauchern und Händlern an Herkunft und Produktionsbedingungen von Lebensmitteln fest. Die Verbraucher sind daran interessiert, das Gesicht

REDAKTION Tel. +49 (0)211-9 91 04-35 I redaktion@fruchthandel.de Gabriele Bastian (gb, Chefredakteurin) I Michael Schotten (ms) I Kristina Vogt (kv) I Christine Weiser (cw) I Stephanie Zaar (sz) I Nadine Schotten (nsc, Chefin vom Dienst) ANZEIGEN Tel.+49(0)211-99104-40 I anzeigen@fruchthandel.de Hans Fuhrmann (Anzeigenleiter) I Helmut Peskes (Stellvertretung) I Panagiotis Chrissovergis Christian Hollenbeck I Tünde Horvath

des Landwirts hinter dem Produkt zu sehen. Diese Entwicklung erfordert einen Wandel in der Denkweise des Handels. Die Herausforderung besteht darin, Transparenz in der Kette mit dem Mehrwert des Händlers zu verbinden, den der Händler unserer Meinung nach in der Kette immer noch hat: Überwachung der Qualität in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten und in offener Kommunikation mit dem Kunden, Koordination der Mengen, Vereinbarungen auf der Verpackung, Just-in-time-Lieferung ... Er spielt eine wichtige Rolle als Puffer sowohl in Zeiten der Knappheit als auch in Zeiten der Fülle. Einzelhändler, die direkt mit den Landwirten zusammenarbeiten, müssen in internes Fachwissen investieren, die Produktion genau verfolgen und bei widrigen Witterungsbedingungen und problematischen Ernten Risiken für mögliche Lücken im Handelsfluss eingehen. Wir glauben an Händler, die einen Wert haben, der über den Transport von Waren von Punkt A nach B hinausgeht. c.w. Halle 6.2, Stand D-07

EVENTS I AWARDS Tel. +49-(0)211-9 91 04-10 I events@fruchthandel.de Kaasten Reh (Leitung) I Sabine Reh Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste und Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung durch den Verlag. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte

ABONNEMENTS I VERTRIEB Tel. +49-(0)211-9 91 04-12 I abos@fruchthandel.de Ingrid Bergmeister

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Die Zukunft wird rot

Fotos: BFV

BFV ► Petrus hat es im vergangenen Jahr nicht ganz so gut mit den Obst- und Gemüseerzeugern gemeint. Auch BFV bekam das, je nach Produkt, mal mehr und mal weniger stark zu spüren. Für 2019 ist Diether Everaerts, Commercial Department Sales, aber optimistisch gestimmt.

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m vergangenen Jahr wurden mit 40.000 t weniger Äpfel verkauft als in einer durchschnittlichen Saison. Denn aufgrund schlechter Wetterbedingungen fehlte es während der ganzen Saison an Äpfeln. Der Durchschnittspreis war sehr hoch, in den vergangenen drei bis vier Monaten war die Preisgestaltung eher schlecht. Qualitätsprobleme, große Kaliber und ein sehr großer Überschuss sorgten für einen Preisdruck. Für neue Saison sind die Preise aber vielversprechend, so Everaerts. Die Preisgestaltung in den vergangenen drei bis vier Monaten war eher schlecht. Bei der Sortenentwicklung ist sich Diether Everaerts sicher, dass die Marktanteile von Jonagold und Jonagored weiter abnehmen werden. Golden Delicious werde als etablierte Varietät aber weiterhin gut verkauft. Zukünftig will sich BFV weiter auf Nischenmärkte konzentrieren und Marketingkampagnen für die Sorten Morgana, Joly Red, Belgica und Red Love starten.

für ungünstige Erntebedingungen, was zu größeren Qualitätsproblemen als in den vorangegangenen Saisons sorgte. So war die Preisgestaltung in den vergangenen zwei Monaten nur für die Kaliber 60, 65 und 70 akzeptabel.“ Auch wenn kleine Birnen schwieriger zu ver-

Süße und rote Sensationen

Mit rund 2,5 Mio kg Kirschen war 2018 ein erfolgreiches Produktionsjahr.

Der Birnenabsatz verlief bei BFV 2018 mit einem Gesamtvolumen von rund 120 Mio kg und stabilen Preisen deutlich besser. Die Sorte Conference war mit 95.000 t weiterhin die beliebteste Birne. „Die im September gestartete Saison sah vielversprechend aus, allerdings fehlten die nötigen Kaliber, der Durchschnitt lag bei 55. Zudem sorgte das extrem warme Wetter 03 I 2019

auch den Preisdruck erhöhen. Weiter vorangetrieben werden 2019 der Anbau und die Vermarktung der Sweet Sensation. Die Hoffnung ist, in naher Zukunft mit der roten Conference starten zu können. Die rote Schwester der konventionellen Conference ist eine vielversprechende Birne, die unter den gleichen Bedingungen wie die grüne angebaut werden kann, so Everaerts.

Der Morgana besitzt ein saftiges Fruchtfleisch, eine intensiv rote Schale, einen knackigen Biss mit einem ausgewogenen Aroma, das an Anis erinnert.

Verity ist die „Neue” bei den Erdbeeren

markten sind, finden große Mengen in Deutschland und Skandinavien Absatz. Für 2019 rechnet Everaerts mit einem vergleichbaren Verlauf. Vor allem die Kaliber 50 bis 55 werden auf dem Markt zu finden sein, auf dem der Wettbewerb sehr groß ist. Qualitätsprobleme in Kombination mit größeren Volumen werden

Aktuell haben die Erzeuger der BFV die Hauptsorten Elsanta, Portola, Sonate, Malling Centenary und Elegance im Portfolio. In der neuen Saison werden aber einige Erzeuger auf die Sorte Verity wechseln, die mit ihrem Geschmack und shelf life punkten kann und eine gute Alternative zur Elsanta im August und September darstellt. 2018 konnte die Veiling rund 35.000 t Erdbeeren verkaufen. Der Bereich Kleinobst soll in naher Zukunft ausgebaut werden, denn die Nachfrage bei Himbeeren, Heidelbeeren und Roten Johannisbeeren sei vielversprechend. Innerhalb von nur drei Wochen erreichte BFV mit Kirschen einen Tagesumsatz von mehr als 100.000 kg. Insgesamt wurden rund 2,5 Mio kg verkauft. Die sehr große Kirschensaison war vor allem durch die Hauptsorten Kordia, Regina, Lapins und Sweetheart geprägt. c.w. Halle 6.2, Stand A-01

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OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Foto: BVEO/VLAM

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Wichtigste Zielgruppe der Kampagne sind junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren.

„Gemüse sind die neuen Sneakers“ VLAM ❘ BVEO ► Den Frischgemüsekonsum der jungen Generation ankurbeln, das ist das Ziel einer neuen Kampagne, die seit Januar 2019 bis Ende 2021 in Deutschland und Belgien laufen wird. Die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse e.V. (BVEO) und Flanderns Agrar-Marketing-Büro (VLAM) erhalten hierfür finanzielle Unterstützung von der Europäischen Union und werden die Verbraucher über diverse Online-Plattformen ansprechen, um mehr Gemüse auf ihren Speisezettel zu bringen.

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er Europäer isst viel zu wenig frisches Gemüse. Deshalb hat die Europäische Union ein Sonderbudget zur Verfügung gestellt, um den Konsum von Obst und Gemüse zu steigern. BVEO und VLAM haben bei der EU-Kommission ein gemeinsames Projekt eingereicht, das den Gemüseverzehr bei deutschen und belgischen Verbrauchern ankurbeln soll. Die Kommission hat den Antrag nunmehr positiv beschieden und bezuschusst die Kampagne mit 80 % Fördergeldern. Zum 1. Januar 2019 ist der Startschuss für das dreijährige und 1,5 Mio Euro teure PR-Projekt gefallen. Aufgrund der jahrelangen Erfahrung mit EU-Projekten koordiniert VLAM die Kampagne. Für die praktische Umsetzung zeichnet ein deutsches PR-Büro verantwortlich, das mit passenden Aktionen den Ton der jungen Generation trifft. Wichtigste Zielgruppe dieser Kampagne sind junge Erwachsene zwi-

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schen 20 und 30 Jahren. Bei ihnen wurde eine gravierende Unterversorgung mit Gemüse festgestellt, obwohl sie – irrtümlicherweise – denken, alles richtig zu machen. Diese jungen Leute stehen zum ersten Mal auf eigenen Beinen und sind in einer Phase angelangt, in der sie eigene Gewohnheiten entwickeln. Ein idealer Zeitpunkt also, um ihnen den rechten Weg zu weisen.

Fokus auf jungen Erwachsenen Die Kampagne arbeitet mit verschiedenen Konzepten, so dass sowohl Verbraucher mit einem niedrigen, mittleren und hohen Gemüsekonsum eine maßgeschneiderte Botschaft erhalten. Verbraucher mit einem hohen Gemüsekonsum werden zudem angespornt, sich als Botschafter für Frischgemüse in sozialen Netzwerken zu engagieren.

Über Gemüse und Sneakers Um die jungen Leute anzusprechen, haben sich die deutsch-belgischen Partner auf ein Thema verständigt, das sehr populär bei der Jugend ist: Sneakers. In Kombination mit einem aufmerksamkeitsstarken Foto verleiht der Slogan „Gemüse sind die neuen Sneakers“ der Kampagne die entsprechende Aussagekraft. Die Kampagne wird dort stattfinden, wo die Zielgruppe aktiv ist: Online also. Das ganze Jahr hindurch werden diverse Kanäle, wie YouTube, Instagram und Facebook genutzt. Kurzfilme, Rezeptideen und Podcasts von Meinungsbildnern dienen dabei als bunte Inspirationsquelle. Die jeweiligen Kochplattformen von BVEO und VLAM greifen das Thema ebenfalls verstärkt auf.  Halle 6.2, Stand B-06

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Fokus liegt auf echten Stars Nicolai Fruit ► Es tut sich einiges bei Nicolai Fruit, wie Johan de Gendt erklärte. Im Gespräch mit dem Fruchthandel Magazin zeigte er auf, welche Baustellen es noch zu meistern gilt.

Ende 2019 soll ein neues lichtdurchflutetes und energieeffizientes 5.000 m² großes Gebäude bezugsfertig sein, dass zu großen Teilen aus Glas besteht. Was genau ist geplant und was wird im Bereich Nachhaltigkeit allgemein getan? Johan De Gendt: Das neue Gebäude wird mit den effizientesten und neuesten Kühlsystemen und Solarmodulen gebaut. Auf dem Parkplatz wird es natürlich ein Ladegerät für die Hybridautos des Unternehmens geben, die vollelektrischen und auch die E-Bikes! Darüber hinaus entfernen wir uns immer mehr von Kunststoffverpackungen und ersetzen sie durch Kartonschalen oder lose Ware.

Der LEH möchte verstärkt auf ersthändigen Bezug umstellen. Welche Auswirkungen wird das haben? Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Direct Sourcing viel Mehraufwand für Einkaufs- und Logistikteams mit sich bringt, und dass die volle Kosteneinsparung nicht so einfach zu erreichen ist, wie viele Menschen denken. Ich verstehe jedoch die Notwendigkeit und Forderung des Einzelhandels, jederzeit zu wissen, woher die Produkte kommen. Wir implementieren SAP in unserem Unternehmen seit dem 1. Mai 2018 und beschäftigen uns intensiv mit Blockchain-Optionen, um dem Handel mehr Einblick in

unser Geschäft zu geben. Ich bin sicher, dass durch diese Weise der Zusammenarbeit ein sehr guter WinWin gefunden werden kann!

Johan De Gendt

Um das Thema Brexit kommt man im Moment nicht herum. Weich oder hart, ja oder nein? Wie schätzen Sie die Situation ein? Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten, da das größte Problem im Moment in der Unsicherheit aller liegt. Niemand weiß, was mit Ich verstehe die Notwendigkeit den Formalitäten wie Phytosaund Forderung des Einzelhandels, nitäre Maßnahjederzeit zu wissen, woher die men oder Zoll, Produkte kommen.” mit der Währung, mit den Johan De Gendt Wartezeiten an der Grenze, mit der Reaktion der lokalen Wirtschaft und mit der Entwicklung der Kaufkraft der britischen Bevölkerung geschehen wird. Der britische Markt mag traditionell langfristige Verträge, aber diese Unsicherheit über die Zeit nach dem 29. März macht dies jetzt fast unmöglich. c.w.

Foto: Flandria

Wie entwickelt sich der Bereich Gemüse weiter? Wir konzentrieren uns auf echte belgische Star-Produkte wie Chicorée. Aufgrund der vielen anderen Projekte, die wir im Jahr 2018 hat-

ten, wie ERP-Implementierung und verbesserte Qualitätssysteme, ist die Expansion auf dieser Seite des Unternehmens langsamer als erwartet. Deshalb ist es logisch, dass es sich um ein laufendes Projekt für die kommenden Jahre handelt.

Chicorée ist eines der Star-Produkte aus Flandern. 03 I 2019

FRUCHTHANDEL | 21


FH

OBST UND GEMÜSE AUS FLANDERN

Flandern auf der FRUIT LOGISTICA

Auch auf der diesjährigen FRUIT LOGISTICA können sich die Besucher der Flandern-Halle wieder auf Innovationen, neue Konzepte und leckere Kostproben der Conference Birne freuen. Für bunte Hingucker ist ebenfalls wieder gesorgt, schließlich isst das Auge mit. Die belgischen Exporteure und Importeure sowie Verbände finden Sie in Halle 6.2.

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03 I 2019


Belgische O+G-Exporteure auf der Fruit Logistica Berlin (06. – 08.02.2019) Halle 6.2, Stand B 03-06 Firma

Telefon/Fax

E-Mail

Website

Tel.:+32 2 552 80 11 Fax:+32 2 552 80 01

export@vlam.be

www.vlam.be www.freshfrombelgium.com

Bel’Export

Tel.:+32 12 67 10 50 Fax:+32 12 74 61 58

belexport@belexport.com

www.belexport.com

Boussier J / Belfrutex

Tel.:+32 12 74 19 91 Fax:+32 12 74 47 54

info@jboussier.be info@belfrutex.be

www.belfrutex.be

Calsa / Weiss

Tel.:+32 51 74 73 74 Fax:+32 51 74 69 36

info@calsa.be

www.calsa.be

DBS / DBS Agro

Tel.:+32 15 56 95 50 Fax:+32 15 55 04 58

info@dbs-nv.be

www.dbs-nv.be

De Plecker – Lauwers

Tel.:+32 15 55 32 74 Fax:+32 15 55 37 00

de.plecker.lauwers@scarlet.be

www.depleckerlauwers.be

Demargro

Tel.:+32 51 74 70 75 Fax:+32 51 74 58 11

info@demargro.be

www.demargro.be

Devos Group

Tel.:+32 16 77 97 58 Fax:+32 16 77 93 58

info@devosgroup.com

www.devosgroup.com

Dries Sebrecht Fruit (DSF)

Tel.:+32 15 30 61 50 Fax:+32 15 30 61 51

info@dsf.be

www.dsf.be

Frans Michiels Belgium (FMB)

Tel.:+32 15 56 06 00 Fax:+32 15 56 06 01

info@fmb.be

www.fmb.be

Gemex

Tel.:+32 13 55 33 26 Fax:+32 13 55 23 36

gemex@gemex.be

www.gemex.be

Orca

Tel.:+32 16 65 14 51 Fax:+32 16 65 16 41

info@orca-nv.be

Rotom

Tel.:+32 15 32 38 32 Fax:+32 15 32 38 33

roel@rotom-tomatoes.com

www.rotom-tomatoes.com

Vanco Belgium

Tel.:+32 9 388 77 01 Fax:+32 9 388 63 05

info@vanco.be

www.vanco.be

Vergro

Tel.:+32 51 48 90 76 Fax:+32 51 48 96 06

info@vergro.com

www.vergro.com

Wouters Fruithandel

Tel.:+32 11 58 61 95 Fax:+32 11 58 10 41

info@woutersfruit.be

www.woutersfruit.be

Hauptaussteller VLAM

Mitaussteller

Verbände

Auktionen/Veilingen:

– Fresh Trade Belgium:

www.freshtradebelgium.be

– LAVA:

www.lava.be

– VBT:

www.vbt.eu

– BelOrta: – BFV: – LTV: – REO Veiling: – Veiling Hoogstraten:

www.belorta.be www.bfv.be www.ltv.be www.reo.be www.hoogstraten.eu


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