3 minute read

FinTechs & InsurTechs – Der Mensch ist nicht ersetzbar

Mit FinTechs und InsurTechs schafft die Digitalisierung im Bereich Finanzdienstleistungen ganz neue Geschäftsmodelle. Das bedeutet aber nicht, dass der menschliche Makler in Zukunft überflüssig sein wird – im Gegenteil.

Die Angst, dass Technik dem Menschen die Arbeit abnehmen könnte, ist tausende Jahre alt: Im 1. Jahrhundert sprach sich der römische Kaiser Vespasian gegen die Verwendung von Wasserkraft aus, denn er fürchtete dadurch Arbeitslosigkeit. Heute wird diese Furcht eher mit dem Bereich Digitalisierung verbunden – und ist ebenso unbegründet wie vor fast 2.000 Jahren, schließlich ermöglich digitale Technik ja auch erst viele Berufe. Im Bereich der Finanzdienstleistungen schafft die Digitalisierung ebenfalls ganz neue Möglichkeiten, die sich vor allem FinTechs und InsurTechs zunutze machen. Dennoch sollten Makler vor diesen relativ neuen Marktteilnehmern keine Angst haben. „Im Vergleich zu InsurTechs haben Versicherungsmakler viele Vorteile. Denn InsurTechs werden es nie schaffen, eine persönliche und wirklich vertrauensvolle Kundenbeziehung aufzubauen. Für den

Norbert Porazik

Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH Kunden werden sie immer unpersönlich bleiben“, meint Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice GmbH. Die menschliche Komponente ist auch laut Rolf Schünemann ein wesentlicher Vorteil, der Makler in Zeiten von FinTechs und InsurTechs unentbehrlich macht. So merkt der Vorstandsvorsitzende der BCA AG an, dass sich ein persönliches Vertrauensverhältnis nie vollstän-

Oliver Pradetto

Geschäftsführer blau direkt GmbH & Co. KG

Der Mensch ist nicht ersetzbar

dig durch emotionslose Technik ersetzen lasse. „Nicht ohne Grund suchen Fin- und InsurTechs inzwischen eher die Kooperation anstatt Konfrontation mit Vermittlern. Somit werden sich Makler nicht verdrängen lassen“, so Schünemann weiter. Dem stimmt auch Oliver Pradetto zu: „Diejenigen, die sich als Alternative zum Makler verkaufen, sind derzeit keine echte Konkurrenz. Das wiegt den Makler jedoch in

Rolf Schünemann

Vorstandsvorsitzender BCA AG falsche Sicherheit. Die InsurTechs entwickeln Technologie und frisches modernes Denken, das anschließend von echten Konkurrenten wie CHECK24 aufgenommen wird. So werden die neuen zu Treibern für eine wachsende Gefahr durch digital versierte Konkurrenten“, so der Geschäftsführer von blau direkt.

Sich die Technik zunutze machen

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts übernahm die Wilhelm Karmann GmbH für zahlreiche Automobilhersteller die Produktion von Nischenfahrzeugen, beispielsweise für Golf Cabriolet. Gegründet wurde das Osnabrücker Unternehmen im Jahr 1901 jedoch als Hersteller von Kutschen – einer Technologie, deren Zukunftsfähigkeit wegen des immer weiter verbreiteten Automobils schon damals in Frage stand. Karmann begann schon 1902 mit dem Bau von Automobil-Karosserien und setzte damit, trotz der ursprünglich anderen Ausrichtung, auf die Technologie der Zukunft. Während Anfang des 20. Jahrhunderts das Auto die große Zukunftstechnologie war, ist es heute die Digitalisierung. Somit lässt sich das Beispiel Karmann analog auf die Finanzdienstleistungsbranche des 21. Jahrhunderts übertragen, wo immer mehr digitale Technik genutzt wird. „Ob Vergleichsrechner, OnlineShop, Vertragsmanager-App oder Vermittlungsstrecke: Die kundenorientierte Beratung ist unter Mithilfe digitaler Angebote zur Normalität für Vermittler geworden“, erläutert Rolf Schünemann, demzufolge viele Makler inzwischen ein mehr oder weniger hybrides Beratungsmodell anbieten.

Norbert Porazik zufolge können FinTechs und InsurTechs für Makler sogar durchaus eine Vorbildfunktion haben, denn diese würden zeigen, wie man schnell, leicht und effizient Kunden akquiriert. Dieses Wissen macht sich auch die Fonds Finanz zunutze, die zahlreiche große und kleine InsurTechs bei sich angebunden hat und damit deren Expertise nutzt. „Mit diesem Wissen und gemeinsam mit J|OW haben wir daraus eine Schulung für unsere Vermittler entwickelt, die sie nutzen können, um auch hier auf Augenhöhe mit den InsurTechs mithalten zu können“, so Porazik weiter. Auch Oliver Pradetto rät Vermittlern, die digitalen Finanzdienstleister als Chance für das eigene Geschäftsmodell zu sehen. „Ich empfehle jedem Makler, sich frühzeitig zu öffnen und von den neuen Marktteilnehmern zu lernen. Wer sich entscheidet, die richtigen Learnings zu adaptieren, kann davon mächtig profitieren.“ Der Blick in die Vergangenheit zeigt schließlich vor allem eines: Der technische Fortschritt lässt sich nicht aufhalten und nur diejenigen, die bereit sind, sich ihn zunutze zu machen, sind bereit, die Herausforderungen der Zukunft zu meisten. (ahu)

This article is from: