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Wachstumstreiber?
Im Südosten der USA steigt die Nachfrage nach Immobilien
Christian Kunz, Sales und Marketing Manager bei TSO, ist mit Investments in US-Immobilien praktisch aufgewachsen. Er hat sie förmlich im Blut. Im finanzweltInterview erklärt er, wie der Markt funktioniert, welche Faktoren man beachten muss und welche Folgen Trumps Abwahl hat.
finanzwelt: Amerika hat gewählt. Trump wurde abgewählt, jetzt soll es Biden richten. Nachdem es in der USWirtschaft einen positiven Trump-Effekt gab, ist doch jetzt die Unsicherheit der Gewissheit gewichen, dass nun die Demokraten am Drücker sind. Ist durch den Kurs der ausgewogenen Mitte Bidens mit einer leicht positiven Prognose in der US-Wirtschaft zu rechnen, Herr Kunz? Christian Kunz» Die US-Wirtschaft hatte vor Corona einen jahrelangen Aufschwung hinter sich. Der Leitzins wurde anders als in der Eurozone mehrfach angehoben, die Arbeitslosenzahlen waren auf einem historischen Tiefstand, die Inflationsrate lag bei knapp unter 2 %. Daher ist zunächst zu konstatieren, dass während der Trump-Ära die wirtschaftliche Leistung hoch war. Und aufgrund der billionenschweren Konjunkturprogramme geht es vielen Menschen in der Mittelschicht finanziell sogar besser. Die Folge könnten neue Arbeitsplätze und höhere Verbraucherausgaben sein. Joe Bidens Start als Präsident fällt nun mit der absehbaren Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs zusammen. Biden hat zudem bereits angekündigt, dass unter ihm die Mittel für das Gesundheitswesen aufgestockt werden. Das wird definitiv die Wirtschaft unmittelbar positiv beeinflussen.
finanzwelt: Wird Corona Auswirkungen auf Wirtschaft und Real Estate haben? Wenn ja, in welchen Regionen und in welchen nicht? Kunz» Gute wirtschaftliche Aussichten haben Regionen mit hohem Bevölkerungswachstum, wo die Bevölkerung über ein höheres Bildungsniveau verfügt und wo viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Und das unabhängig von der Corona-Pandemie. Regionen mit geringerem Beschäftigungs- und Bevölkerungswachstum und einem größeren Anteil von Arbeitsplätzen, die von der Automatisierung bedroht sind, werden es hingegen schwerer haben. Und wir sehen einen weiteren Wandel: Immer mehr Menschen in den USA ziehen von den Städten in die Vororte – eine Tendenz, die durch die aktuelle Corona-Situation noch verstärkt wird.
finanzwelt: Welche Faktoren sind generell entscheidend bei einem Investment in US-Immobilien? Kunz» Vor allem Marktkenntnis. Sie ist bei Immobilieninvestments zwingend, damit man Standortentscheidungen treffen kann. Dazu gehören Antworten auf Fragen wie: Wo werden die Menschen arbeiten? Wo werden sie wohnen? Welchen Einfluss haben Entwicklungen wie „New Work“? Wer das immer im Blick hat, zuverlässig prognostizieren kann und an diesen Standorten in Immobilien investiert – und zwar bevor die Menschen in großen Zahlen kommen –wird hervorragende Chancen am US-Immobilienmarkt nutzen können.
finanzwelt: Wie funktioniert der Immobilienmarkt im Südosten der USA? Was macht ihn so interessant? Kunz» Die treibenden Faktoren für ein erfolgreiches Immobilieninvestment habe ich ja schon genannt: Bevölkerungswachstum, Stellensituation und Lebenshaltungskosten. Das gilt auch für den Südosten: Hier haben wir im nationalen Vergleich niedrige Lebenshaltungskosten. Hier finden überdurchschnittlich viele Firmengründungen statt. Hier haben viele nationale und internationale Unternehmen Niederlassungen oder ihren Hauptsitz. Hier gibt es – gerade für US-Verhältnisse – eine sehr gute In-
frastruktur und erstklassige Ausbildungsmöglichkeiten. All dies lockt die Menschen in den Südosten. Die Konsequenz: Die Nachfrage nach Immobilien steigt. finanzwelt: Auf welche Assets haben Sie sich mit TSO spezialisiert und welche würden Sie nicht kategorisch ausschließen? Kunz» Wir sind überwiegend im Bereich Büro-, Industrie- und Einzelhandelsimmobilien zu Hause. Auch Wohnraum ist nicht uninteressant, wenn sich entsprechende Chancen ergeben. Unser Schwerpunkt liegt aber ganz klar auf kleinen bis mittelgroßen Gewerbeimmobilien, die vorzugsweise in den Vororten der großen Metropolen liegen. Doch wir ergänzen unser Portfolio um Projektentwicklungen. Seit Jahren haben wir uns auf das Erwerben von Grundstücken spezialisiert, auf denen wir Self Storages – also Selbstlagerzentren – errichten und vermieten und das gemeinsam mit CubeSmart, einem der Top-Anbieter für Self Storages in den USA. Bestandsimmobilien bieten uns langfristige Planungssicherheit und regelmäßige Einnahmen, bei den Self Storages profitieren wir von sehr kurzen Haltezeiten. Die letzten 14 Objekte hatten maximal eine Laufzeit von zwei Jahren.
finanzwelt: Worauf sollten Anleger und Vermittler achten, wenn Sie am Erfolg des US-Immobilienmarkts teilhaben wollen? Kunz» Der US-Immobilienmarkt ist der wichtigste und größte Immobilienmarkt der Welt und sehr transparent. Sowohl für Anleger als auch für Vermittler ist es wichtig, sich auf einen erfahrenen Partner zu verlassen. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass der Partner Zugang zu interessanten Projekten hat und über genügend Kapital verfügt, um diese zu realisieren. Und er muss in der Lage sein, zu guten Konditionen Fremdkapital zu erhalten. Zu guter Letzt sind wir der Auffassung, dass der gewählte Partner vor Ort sein sollte und bestenfalls alle relevanten Schritte eines Immobilieninvestments aus eigener Hand vollzieht.
finanzwelt: Inwieweit unterstützen Sie Ihren Vertrieb und spielt Digitalisierung im Vertrieb eine größere Rolle? Kunz» Die Zukunft ist digital, keine Frage. Als Anbieter sind wir hier gefordert, Kunden und Vermittlern innovative und praktische Lösungen anzubieten. Gleichzeitig sehen wir aber nicht, dass sich in absehbarer Zeit der gesamte Vertriebsablauf digitalisieren wird. In der Praxis wünschen Kunden die Prospekt- und Werbeunterlagen häufig noch in gedruckter Form und sicherlich darf man den Wert des persönlichen Austauschs nicht unterschätzen. Anders verhält es sich dann bei Zeichnungsunterlagen: Diese errei-
klar auf kleinen bis mittelgroßen Gewerbeimmobilien, die vorzugsweise in den Vororten der großen Metropolen liegen. «
» Unser Schwerpunkt liegt aber ganz chen uns häufig auch elektronisch. Wir arbeiten an entsprechenden Maßnahmen, den Zeichnungsprozess den Vermittlern noch leichter zu machen. Außerdem halten wir unseren Vermittlerkreis über die Entwicklungen um TSO bestens informiert, damit Kundengespräche stets auf guter Grundlage erfolgen können. Mit den beiden in diesem Jahr eröffneten Büros in Deutschland bieten wir – wenn es die Zeiten wieder zulassen – zudem die Möglichkeit, in direkten Austausch mit dem Anbieter zu kommen, was gerade bei Investitionen, die nicht vor der eigenen Haustür geschehen, von besonderem Wert ist. (lvs)