4 minute read

SCHUFA-Meldung

Next Article
Vorschau/Impressum

Vorschau/Impressum

Neue Kunden und Mitarbeiter auf Knopfdruck

Während einige Finanzdienstleister noch stolz sind, dass sie jetzt endlich auch „digital werden“, macht die Technologie mit Siebenmeilenstiefeln Fortschritte. Künstliche Intelligenz ist das „next big Thing“ – vor allem in Vertrieb und Rekrutierung. KI wird künftig die meisten Aspekte der Arbeitswelt beeinflussen – denn allein das Schalten von Stellenanzeigen oder das persönliche Rekrutieren, wie wir es vor allem im analogen Vertrieb kennen, reicht schon lange nicht mehr aus, um an neue Mitarbeiter zu kommen.

„Hello Munich, it is great being here with you tonight.” So begrüßte Roboterin Sophia im Februar 2018 die Teilnehmer der Münchner Sicherheitskonferenz. Sophia ist ein humanoider Roboter. International bekannt wurde Sophia durch ihr besonders menschliches Aussehen und Verhalten. Sophia besitzt Künstliche Intelligenz, die Fähigkeit zu visueller Datenverarbeitung und zur Gesichtserkennung. Sie imitiert menschliche Gestik und Mimik und ist dazu imstande, bestimmte Fragen zu beantworten und einfache Gespräche zu führen. Im Oktober 2017 wurde Sophia bei den Vereinten Nationen vorgestellt und führte eine kurze Konversation mit der UN-Vizegeneralsekretärin. Saudi-Arabien verlieh der Roboterin Sophia ebenfalls im Jahr 2017 die Staatsbürgerschaft. Sophia ist somit der weltweit erste Roboter, der eine Staatsbürgerschaft besitzt.

Science-Fiction oder Technologie von heute?

Werden künftig also intelligente Androiden Vertrieb und Rekrutierung übernehmen? Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Science-Fiction? Nein, denn Fakt ist, dass bereits

heute Algorithmen und Bots bei der Suche nach passenden Mitarbeitern eingesetzt werden. Zukunftsorientierte Branchenplayer bedienen sich dieser Technologie, um sich einen Marktvorsprung zu verschaffen, denn laut Studie könnten in den frühen 2030er Jahren 35 % der Arbeitsplätze in Deutschland, 30 % der britischen Arbeitsplätze und 38 % der Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten durch intelligente Systeme ersetzt werden. Einer der weltweit größten Hedge-Fonds, Bridgewater Associates, der rund 190 Mrd. US-Dollar verwaltet, arbeitet bereits daran, Manager durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen.

Auch in Deutschland setzten immer mehr mittelständische Unternehmen auf Künstliche Intelligenz. Wie kann der klassische Finanzdienstleistungsvertrieb hiervon partizipieren? Auch während der Pandemie bleiben gute Jobkandidaten Mangelware und gerade für Finanzunternehmen wird das Recruiting immer aufwendiger. Vor allem kleinere und mittelgroße Vertriebe investieren heute viel mehr Zeit und Geld in die Suche nach neuen Mitarbeitern als noch vor wenigen Jahren – zwangsläufig, denn die Zahl der qualifizierten Bewerberinnen und Bewerber geht spürbar zurück und die klassischen Instrumente zur Anwerbung neuer Mitarbeiter wie Stellenanzeigen, Jobportale oder die persönliche Ansprache sind stumpf geworden. KI-gestützte Software schafft hier nun Abhilfe – Unternehmen können schneller und passgenauer als bei klassischen Bewerbungsverfahren potenziell neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden. Das hoch innovative Verfahren läuft dabei dreistufig ab:

Mitarbeitersuche in drei Schritten

Im ersten Schritt wird das Unternehmen auf seine Unternehmenskultur, Werte, Philosophie und Arbeitsweise hin analysiert, um nur einige Punkte zu nennen. Auf Basis der Ergebnisse definieren die Arbeitgeber selbst, welche Grundhaltung und welche zentralen Tugenden eine frische Mitarbeiterin oder ein frischer Mitarbeiter mitbringen muss, um in das künftige Team zu passen. Anders formuliert: Nur wenn sich die Mission, die Vision und die Werte von Firma und Beschäftigten größtenteils decken, ist eine dauerhaft erfolgreiche Zusammenarbeit möglich. Gewünschter Nebeneffekt ist die nachhaltige Erhöhung der Mitarbeiterbindung durch hohe Identifikation mit dem Arbeitgeber und somit die langfristige Senkung von ungewollter Fluktuation mit den damit verbunden Kosten. High-Performer und deren Teams bleiben im Unternehmen – Abwerbungsversuche laufen ins Leere.

Sobald sich dann ein Unternehmen darüber klargeworden ist, wen es wirklich braucht, schlägt im zweiten Schritt die Stunde der KI. Sie macht sich auf Basis der eingespeisten Suchwünsche des Arbeitgebers auf die Suche nach geeigneten Bewerbern. „Xing- oder LinkedIn-Profile, Twitter oder Facebook, Kommentare in Foren oder beispielsweise Hotelbewertungsportalen – die KI durchleuchtet die digitalen Fußabdrücke, die Menschen beim Durchstreifen des World Wide Web hinterlassen. Nachdem es sich um öffentlich einsehbare Daten handelt, ist das Verfahren komplett datenschutzkonform. Wen die KI dann als „Match“ einstuft, ist das Ergebnis eines Suchprofils, welches mit Psychologen erarbeitet und standardisiert wurde. Eine Art „Parship“ für Bewerber – nur ohne aktive Anmeldung. Erstaunlich wenige Infos allerdings benötigt der Algorithmus, um herauszufinden, ob jemand zur Firma passen würde oder nicht. Der KI genügen im Schnitt 150 Worte, um ein Bild davon zu entwerfen, wie jemand tickt, wie intro- oder extrovertiert sie oder er ist, wie verlässlich, wie ernsthaft oder schwätzerisch, wie belastbar und vertriebsstark oder nicht. Auch Einträge aus längst vergangenen Webzeiten tauchen dann auf – und können das Bild mancher User zum Guten wie zum Schlechten färben, denn das Netz vergisst nicht.

Im letzten Schritt liefert die KI den Auftraggebern eine Liste mit potenziell passenden und auch wechselwilligen Kandidatinnen und Kandidaten. Die diagnostische Qualität der Persönlichkeitsprofile ist erstaunlich hoch – sie enthalten valide Daten über Soft Skills ebenso wie Entwicklungspotenziale, Wechselwilligkeit und objektive Persönlichkeitsmerkmale. Die folgende Ansprache möglicher neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt dann aber weiterhin persönlich, allerdings mit einem entscheidenden Vorteil: Die Kandidaten können adäquat zu ihrem Persönlichkeitsprofil angesprochen werden, das heißt in der Praxis, dass man den Bewerber beispielsweise eher mit monetären, teamorientierten oder jeweils motivbezogenen Argumenten zu überzeugen versucht.

Info

Welche Vorteile KI im Rekrutierungsprozess tatsächlich bietet und wie sie sich in der Praxis bewährt, lesen Sie online im ausführlichen Beitrag auf www.finanzwelt.de

Holger Fuchs Berater in der Finanzdienstleistungsbranche, Gründer und Geschäftsführer der Leadership Pioneers GmbH

This article is from: