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Industriemetalle – Gute Stimmung beflügelt

Gute Stimmung beflügelt

Industriemetalle gelten als strategisch äußerst wichtige Rohstoffe, da sie für viele Branchen unentbehrlich sind. Geschuldet der positiven Konjunkturaussichten ziehen einige Preise deutlich an. Mitunter stellen Kupfer, Platin und Aluminium das gelbe Edelmetall in den Schatten.

„Wie lang dauert der Rohstoff-Boom?“, titelte kürzlich das manager magazin. Das allein sagt schon vieles aus. Denn mit einer veränderten ökonomischen Gesamtlage, die sich zum Positiven wendet, stehen auch Rohstoffe und insbesondere Industriemetalle wieder im Fokus des Interesses. Denn Industriemetalle reagieren im Gegensatz zu Edelmetallen und Agrarrohstoffen stark auf konjunkturelle Entwicklungen und werden von Marktakteuren als Stimmungsindikatoren verwendet. Geht es mit der globalen Wirtschaft wieder bergauf, schauen Investoren verstärkt auf Metalle wie Kupfer und Aluminium. Argumente für ein Investment: Ob Flachbildschirme oder Touchscreens – hier kommen Industriemetalle zum Einsatz. Beispiel Platin: Aufgrund der chemischen Eigenschaften von Platin sind die Aufnahme und Bindung großer Mengen von Wasserstoff und anderen Gasen möglich. Die Automobilindustrie gehört mit einem Anteil von rund 50 % zu den wichtigsten Platinkonsumenten und nutzt das weiße Metall bei der Herstellung von Katalysatoren.

Konjunkturoptimismus treibt Notierungen

Verbesserte Konjunkturdaten haben die Preise der Industriemetalle zuletzt deutlich steigen lassen. Der S&P GSCI ALL METALS Index hat ein Rallye, beginnend im Jahr 2020, hingelegt, die ihresgleichen sucht und an alte Höchststände aus dem Jahr 2012 anknüpft. „Nicht erst seit den jüngsten Entwicklungen an den Kapitalmärkten haben die meisten Anleger den Wert und den Nutzen von Edel- und Industriemetallinvestments klar erkannt. So dürften die Preise von Aluminium, Blei, Kupfer, Eisenerz, usw. in den kommenden Jahren in erheblichem Maße von den staatlichen Konjunkturprogrammen im Zusammenhang mit der Corona-Krise profitieren. Schließlich werden die genehmigten Mittel zu einem großen Teil in Infrastrukturprojekte (Straßen, Brücken, Schienen, etc.) fließen. Gleichzeitig nehmen die Rohstoffressourcen, die sich zu den aktuellen Preisen fördern bzw. abbauen lassen, immer weiter ab“, kommentiert Armin Sabeur, Vorstand und Portfoliomanager bei OPTINOVA. Etwas skeptischer betrachtet Martin Siegel, Geschäftsführer der Stabilitas GmbH, die aktuelle Lage. „Die Kurse der Industriemetalle sind in den letzten Monaten deutlich gestiegen und haben mehrjährige Höchststände erreicht. Auf dem aktuellen Kursniveau drohen Gewinnmitnahmen und Preiskorrekturen. Weitere Gewinnchancen sind eher begrenzt.“ Nicht von der Hand zu weisen ist dennoch

Martin Siegel

Geschäftsführer Stabilitas GmbH

Guido vom Schemm

Geschäftsführer GVS Financial Solutions GmbH

Armin Sabeur

Vorstand und Portfoliomanager OPTINOVA Asset Management GmbH

die gesamtwirtschaftliche Erholung als Argument für weiter steigende Notierungen. Industriemetalle sind zyklisch, wohingegen Edelmetalle eher antizyklisch sind. Die chinesische Wirtschaft hat den Corona-Crash gut überstanden; auch hierzulande gibt es mehr denn je Hoffnungsschimmer auf eine spürbare Erholung in 2021. Und auch die aufkeimenden Inflationssorgen beflügeln die Industriemetallpreise.

Viele Eisen im Feuer

Investoren, die nun bullish (steigende Kurse) gestimmt sind, stellt sich die Frage nach den attraktivsten Metallen. Ein Blick auf den Kupferpreis zeigt, wie weit die Rallye mitunter schon fortgeschritten ist. In US-Dollar hat das Industriemetall auf Ein-Jahressicht mit Stand vom 09.03. ein Plus von rund 65 % erzielt. Der Preis pro Tonne liegt bei rund 9.000 US-Dollar und erinnert an alte Bestmarken. „Bei Kupfer können wir uns durchaus Preise über 10.000 US-Dollar/Tonne vorstellen, sollte die Wirtschaft weiter an Fahrt gewinnen. Zudem dürfte das relativ knappe Angebot preistreibend wirken“, zeigt sich GVS Financial Solutions-Geschäftsführer Guido vom Schemm positiv gestimmt. Rückblickend standen auch die Ampeln für Platin auf Grün. So hat sich Platin seit dem Frühsommer um mehr als 60 % verteuert, während beispielsweise der Goldpreis im gleichen Zeitraum nur weniger als 10 % gestiegen ist. Platin wird zusammen mit Palladium von der Autoindustrie in Katalysatoren verwendet, um schädliche Emissionen zu reduzieren, und die Nachfrage scheint zu steigen. China, das bevölkerungsreichste Land, ist für knapp 40 % der weltweiten Nachfrage nach Industriemetallen verantwortlich, so dass die wirtschaftliche Entwicklung in Peking bedeutsam für den Rohstoffmarkt ist. Ihr kommt eine Schlüsselrolle zu. Und hier gibt es durchaus positive Signale. Die chinesische Wirtschaft ist wieder einmal auf der Überholspur, insbesondere zum kränkelnden Westen Europas. Allein für 2021 erwartet die Führung in Peking eine Wachstumsrate um die 6 %. Bei allem sind die Pro-Argumente kein Freifahrtschein. „Zum einen sollten Investoren die Volatilität einzelner Rohstoffsektoren beachten, zum anderen deren Verbindung zu Marktzyklen“, bemerkt OPTINOVA-Vorstand Sabeur, und Geschäftsführer vom Schemm weist Investoren darauf hin, in diesem Kontext auch die Rendite zehnjähriger US-Treasuries sowie die USD-Entwicklung auf dem Radar zu haben.

Wer nun von der Vielseitigkeit, dem Nutzen und den positiven Aussichten überzeugt ist, hat die Wahl zwischen einer Direktanlage in Rohstoffe/Industriemetalle und einem entsprechenden Fondsengagement. Fakt ist: Rohstoffe haben eine Frühindikatorfunktion. (ah)

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