finanzwelt Ausgabe 06 / 2014

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Die Macher der Branche

2014

06/2014


FĂœR IHR VERTRAUEN

in 2014. Wir freuen

uns auf ein gemeinsames,

erfolgreiches 2015!

Ihr

-Team


06/2014 Einzelpreis 4,50 Euro – G48695 – www.finanzwelt.de

Die Macher der Branche 2014

*Titelblattbilder: „Die Macher der Branche 2014“ in alphabetischer Reihenfolge


Was interessiert mich das Alter kommt schneller, als man denkt. Das Leben ist voller Wendungen. Unsere Best-Select-Beratung passt sich an.

Seit über 25 Jahren berät Swiss Life Select nach dem mehrfach ausgezeichneten Best-Select-Prinzip. Aus einer großen Produktpalette ausgewählter Partner finden unsere Berater nach einer individuellen Finanzanalyse die passende Lösung. Mit über 300 Finanzkanzleien bieten wir in Deutschland einen Service vor Ort. Damit unsere Kunden mit Zuversicht durchs Leben gehen können. So fängt Zukunft an: www.swisslife-select.de


EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, geht es Ihnen auch so? Kaum hat man die Ärmel aufgekrempelt, um endlich zum Arbeiten zu kommen, schon ist das Jahr fast vorbei und es beginnt wieder einmal der Spurt ins Jahresendgeschäft. 2014 ist das Jahr, das für den unabhängigen Vertrieb in der Finanzdienstleistung in die Geschichte eingehen wird: Noch nie sahen wir so viele Veränderungen ihre Wirkung entfalten oder sich schon von fern ankündigen. Die AIFs setzen sich durch, wenn auch mit magerem Angebot. Das LVRG ist eine harte Zäsur, das die Branche noch jahrelang vor große Herausforderungen stellen wird. Das Kleinanlegerschutzgesetz wird 2015 mit voller Wucht seine Wirkung entfalten. Und das Wortungetüm Wohnimmobilienkreditrichtlinie kratzt auch schon an der Tür. Unsere Welt wird anspruchsvoller. Vorbei sind die Zeiten, in denen es ausreichte, eine Kontaktmaschine zu sein, um Umsatz und auch Gewinn zu schreiben. Die Beratungsprozesse, die wir heute durchschreiten müssen, hätte man vor 10 Jahren für unmöglich gehalten, die heute notwendigen Aufklärungen des Kunden über Risiken und deren Protokollierung wären damals als „Vertriebskiller“ bezeichnet worden. Und doch haben wir uns alle anpassen können, haben die Ansprüche, die täglich an uns gestellt

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werden, meist übererfüllt; wir schicken uns jetzt an, auch die neuen Herausforderungen anzunehmen. Ganz sicher wissen wir heute nur eins, nämlich dass in zehn Jahren unsere Branche wiederum völlig anders aussehen wird und wir uns dann gemeinsam fragen werden, wie wir das nur geschafft haben. Wir freuen uns, gemeinsam mit Ihnen die Herausforderungen des kommenden Jahres zu schultern und Ihnen die für Sie und Ihr Geschäft relevanten Entwicklungen frühzeitig nahezubringen. Es kündigt sich viel an, und diejenigen unter uns, die sich rechtzeitig auf die sich ergebenden Gelegenheiten einstellen, werden auch 2015 zu den Gewinnern gehören. Das gesamte Team der finanzwelt wird sich dafür einsetzen, dass alle unsere Leser dazu gehören. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern ein erfolgreiches Jahresendgeschäft, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten und erfolgreichen Start ins Neue Jahr! Ich freue mich, Sie mit dem Team der finanzwelt auch im nächsten Jahr begleiten zu dürfen.

Ihr Christoph Sieciechowicz

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INHALT

64 Core-Immobilien – Neue Wege gehen

24 Alternativen zur BU – Die passenden Instrumente spielen 52 Indien – Aufbruchsstimmung am Ganges

LEITTHEMA 06

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Die Macher der Branche 2014

VERSICHERUNGEN 24 28

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Alternativen zur BU – Die passenden Instrumente spielen „Wer später bremst, fährt länger schnell.“ – Interview mit Stephan Kaiser, Geschäftsführer BU Expertenservice GmbH Arbeitskraftabsicherung – Es wird höchste Zeit Emotionen sind fehl am Platz – Interview mit Dr. Stefan M. Knoll,Vorstand DFV Deutsche Familienversicherung AG GKV-Finanzreform – Krankenversicherung: Quo vadis? Steuern sind kontraproduktiv – Interview mit Frank Lamsfuß, stellvertretendes Mitglied der Vorstände Barmenia Versicherungen Krankenzusatzversicherung – Finesse statt Hausmannskost

Achten Sie auf die Qualität desVersicherers! – Kolumne von Claus Scharfenberg,Vorstand Condor Lebensversicherungs-AG Die Marktkonzentration wird sich fortsetzen – Interview mit Dr. Matthias Wald,Vertriebsgeschäftsführer Swiss Life Select Deutschland

INVESTMENTFONDS 44 50 52 54 56

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Die Entwicklung der Emerging Markets – Veränderte Vorzeichen Emerging Markets: Brasilien – Es kriselt am Zuckerhut Emerging Markets: Indien – Aufbruchsstimmung am Ganges Die Renditeoasen – Expertengespräch Emerging und Frontier Markets Wir klettern wieder bergauf – Interview mit Alexander Heidenfelder, Senior Business Development Manager Aberdeen Asset Management Den Crash-Modus beiseiteschieben – Expertengespräch „Entwicklung des Aktienmarktes"


80 Zentralbanken und „Geldsozialismus“ – Interview mit Frank Schäffler, der „Euro-Rebell“ der FDP

88 Die finanzwelt-SoftwareTransparenz-Offensive Teil 3 – Die Sache mit Äpfeln und Birnen oder die Welt der Vergleichsrechner

84 Inflationssichere Anlagen – Gut geschützt

IMMOBILIEN 62

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Transparenz,Transaktionsgeschwindigkeit und Expertise als Erfolgsfaktoren – Interview mit Thomas Olek,Vorstand publity AG Core-Immobilien – Neue Wege gehen „Die Sicherheit für unsere Investoren steht an erster Stelle“ – Interview mit Edwin Thiemann, Vorstandsvorsitzender WirtschaftsHaus Gruppe

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Photovoltaik – Weit entfernt von früherem Glanz „Investieren wie die Großen“ – Interview mit Symon Hardy Godl, Managing Director Deutsche Finance Investment GmbH Flugzeugfonds – Neustart der Giganten Gold – Mitten im Sturm der Geschehnisse

Inflationssichere Anlagen – Gut geschützt Bildungsmissstand dringend beheben – Interview mit Andreas Grünewald,Vorsitzender des Vorstands Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) Software – Die finanzwelt-Software-TransparenzOffensive (Teil3)

BRANCHENEVENTS Events aus der Finanzbranche

SPECIALADVERTISING 48

Aberdeen Asset Management Deutschland AG – Infrastruktur: Das Rückgrat einer Volkswirtschaft

RUBRIKEN 03 94

ASSISTANCE VERTRIEB 80

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SACHWERTANLAGEN 70 74

84 87

Editorial Impressum

Zentralbanken und „Geldsozialismus“ – Interview mit Frank Schäffler, der „Euro-Rebell“ der FDP finanzwelt 06/2014

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014

Die Macher der Branche 2014 Das Jahr 2014 geht für die Finanzdienstleistung so turbulent zu Ende, wie es begonnen hat. Die Dürreperiode bei den Publikums-AIF-Angeboten, der anhaltende Nullzins, das LVRG und die dadurch ausgelösten Veränderungen in der Vermittlerschaft sind nur einige der Schlaglichter, die uns auch ins nächste Jahr begleiten werden.

finanzwelt zieht mit den Experten der Branche ein Resümee für das Jahr 2014 und gibt eine Vorschau auf die Finanzwelt 2015: • Welcher Herausforderung musste sich Ihr Haus in 2014 stellen? Wie sind Sie dieser Herausforderung begegnet? • Vor welchen Problemen hat die Regulierung Ihr Haus gestellt? Welche Auswirkungen sehen Sie dadurch für Ihr operatives Geschäft in 2015? • Wie haben Sie die Folgen der Niedrigzinsphase für Ihr Haus bewältigt? • Wie lässt sich das Geschäft der Vermittlerschaft tragfähiger gestalten? • Welche Produkte/Produktsparten standen 2014 und welche stehen 2015 bei Ihnen weit vorne auf der Absatzliste?

INVESTMENT Hubert Dänner Niederlassungsleiter Amundi Deutschland Am anspruchsvollsten war die Zinspolitik der Notenbanken. Auf der Rentenseite haben wir daher Renditechancen sehr flexibel genutzt. Bei Aktien sind wir bei Rückschlägen eingestiegen. Im Zuge der Diskussion um Negativzinsen sind Geldmarktfonds in den Fokus gerückt. Amundi ist in vielen Ländern mit unterschiedlicher Regulation aktiv und verfügt über entsprechende Erfahrung. So haben wir in den Niederlanden und in UK bereits Lösungen für das Provisionsverbot entwickelt. Im Fokus von Rentenanlegern stehen flexible Lösungen. Mit dem Ziel, die Anlage vom Zinstrend abzukoppeln, hat Amundi auch sein Absolute Return Angebot erweitert. Der Regulierungsdruck und der Administrationsaufwand werden wachsen. Daher werden Vermittler ihren Kunden v. a. vermögensverwaltende Misch- bzw. Multi Asset Fonds anbieten. 2014 standen neben ETFs der Amundi Bond Global Aggregate und der First Eagle Amundi International oben auf der Absatzliste. Großes Interesse erwarten wir für den First Eagle Amundi Income Builder, der regelmäßige Ausschüttungen bietet. Potenzial sehen wir zudem für globale Rentenfonds, Emerging Markets. und Smart Beta Lösungen.

Dr. Christian Dicke Sprecher der Geschäftsführung Fondsdepot Bank GmbH Investitionen in neue Produkte sowie die Erweiterung der Servicepalette für unsereVertriebspartner haben das Jahr 2014 bestimmt. Wie immer verfolgen wir konsequent das Ziel, unsere Partner für ihr Geschäft optimal zu unterstützen – Beratungsprotokoll, Support, eSignatur bei Depoteröffnungen und Transaktionen oder das kostenlose Online Einsteiger-Depot sind nur einige Beispiele. Grundsätzlich begreifen wir Regulierung als Chance und suchen für unsere Partner nach differenzierenden, administrativ einfachen Lösungen. Technologie ist der Schlüssel bei der nahtlosen Integration von Produkten und Services. Mit unserer massiven Investition in die Digitalisierung ermöglichen wir die Reduktion auf das Einfache und Wesentliche für unsere Partner, um die Beratung einer breiten Anlegerschaft auch mit kleineren Anlagesummen profitabel zu ermöglichen. Wir werden die verschiedenenVertriebsformen – ob GewO § 34f oder § 34h, Haftungsdach oderVermögensverwaltung – mit innovativen Bankprodukten und differenzierten Services stärken, um die individuelle Wahl jedes Finanzberaters für das geeignete Modell bestmöglich zu unterstützen. So sehen wir nach vielversprechenden Wachstumssignalen in 2014 eine klare Steigerung der Geschäftsaktivitäten im kommenden Jahr voraus und investieren mutig weiter in 2015.

Michael Gott Leiter Vertrieb SUTOR BANK 2014 haben wir in Deutschland so viele neue Anbieter wie noch nie gesehen, die die Bankgeschäfte digital und damit einfacher und schneller machen wollen. Das hängt nicht

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zuletzt an den gewandelten Kundenansprüchen. Als Traditionsbank sehen wir hier keine Bedrohung, sondern eine Chance: Mit der Sutor Startup-Plattform bündeln wir seit diesem Jahr unsere technische und bankspezifische Kompetenz und verhelfen innovativen FinTech-Partnern zu einem barrierefreien Markteintritt. Erste Kooperationen konnten wir bereits mit dem Onlineangebot von fairr.de und dem Anleger-Service Zinspilot umsetzen. Als weitere Entwicklung haben wir pünktlich zum Inkrafttreten des neuen Honoraranlageberatungsgesetzes Lösungen speziell für Nettoprodukte zusammengestellt. Die zunehmende Nachfrage bei uns deutet auf das hohe Potenzial in diesem Marktsegment. Die Palette unserer Produkte und Services für Honoraranlageberater komplettieren das bisherige Angebot und setzen das Konzept der „Privatbank für alle“ konsequent fort. Weiterhin stark ist auch der Trend zum Investmentsparen, der aufgrund der positiven Entwicklung des Aktienmarktes und durch das niedrige Zinsumfeld weiter anhält. Verstärkend wirkt das LVRG, welches das Investmentfonds-Sparen als langfristige Alternative noch attraktiver macht – in Kombination mit einerVermögensverwaltung besonders auch für die Altersvorsorge. Zunehmend im Blick der Kunden stehen dabei die Fondskosten, was sich auf die Nachfrage nach kostengünstigen Indexfonds und ETFs auswirkt.

Claude Hellers Leiter Retail und Wholesale Vertrieb Fidelity Worldwide Investment in Deutschland Die große Herausforderung ist die Scheu der Anleger vor Aktien. Noch immer parken sie ihr Geld auf dem Sparbuch. Damit enteignen sie sich schleichend selbst. Hier hilft nur kontinuierliche Aufklärung und gute Beratung. Es geht um Bewusstseinsveränderung. Regulierung ist gut, solange sie das Beratungsangebot verbessert. Honorar- und Provisionsberatung müssen weiter nebeneinander bestehen bleiben. Für uns bedeutet die Regulierung z. B., dass wir die Berater auch in der Beratungsunterstützung enger begleiten. Das Niedrigzinsumfeld bleibt in der Eurozone bestehen. In diesem Umfeld setzen wir mit dem Fidelity Rentenanlage Klassik auf einen globalen und flexiblen Rentenfonds als Basisinvestment für konservative Anleger und erleben hier großen Zuspruch.Wir sind hier schon ein gutes Stück des Weges gegangen. Gute Beratung zeichnet sich durch Transparenz aus, durch Verständlichkeit und die Fähigkeit, zuhören zu können. Anleger suchen Wachstum, regelmäßige Erträge und vor allem Stabilität. Daher hatten wir 2014 die meisten Zuflüsse in Rentenfonds. 2015 starten wir Multi Asset Lösungen mit Fokus auf Stabilität. Um dem Ertragsbedürfnis gerecht zu werden, haben wir den Mischfonds Fidelity Zins & Dividende gestartet. Auf der Wachstumsseite ist der Fidelity America Fund hervorzuheben.

Nils Hemmer Head of Wholesale and 3rd Party Distribution Pioneer Investments Die größte Herausforderung waren 2014 einmal mehr die niedrigen Zinsen. Eine Antwort darauf ist unsere Target Income-Familie bestehend aus dem Pioneer Funds – European Equity Target Income, dem Global Equity Target Income und dem Multi Asset Target Income. Diese Fonds werden mit einem angestrebten jährlichen Ausschüttungsziel gemanagt, das zu Beginn des Jahres festgelegt wird. Für Dachfonds und semi-institutionelle Investoren setzen wir im Fixed-Income-Bereich schwerpunktmäßig auf Benchmark basierte Strategien mit einem Zusatzertrag aus verschiedensten Alpha-

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Quellen, wie etwa im Pioneer Funds – European Aggregate Bond. Außerdem bieten wir mit dem Pioneer Funds – Strategic Income einen flexiblen globalen Rentenfonds, der in bewegten Zeiten das gesamte Spektrum der Rentensektoren nutzt.Wir halten dasThema „Income aus verschiedenen Quellen“ wegen bedeutender wirtschaftlicherTrends in vielen Industrieländern wie die Entwicklung der Staatsverschuldung, eine schwache Demografie und ein verlangsamtes Lohnwachstum noch für lange Zeit für bedeutsam.

Eckart Langen v.d. Goltz Gründer und Mehrheitsgesellschafter PSM Vermögensverwaltung GmbH Der Anlagenotstand treibt immer mehr Investoren ins volle Risiko. Eine hochspekulative Performance, die den Aspekt der Sicherheit außer Acht lässt, kommt für uns nicht in Frage. An den Anleihemärkten ist inzwischen die größte Kursblase der Finanzgeschichte entstanden. 5 bis10-jährige Staats- und Unternehmensanleihen bester Bonität bringen so gut wie keine Zinsen mehr. Hochriskante Aktien sind derzeit die Stars an der Börse. Weltweit bekannte Qualitätsaktien wie McDonalds, IBM, BASF, Deutsche Bank und Daimler haben sich 2014 im Gegensatz zu Phantasieaktien aus der Internetbranche kaum verändert oder sind im Kurs gefallen. Der entscheidende langfristige Börsenerfolg, der durch unsere fast 50-jährige Erfahrung bestätigt wird, lautet: „Der Gewinn liegt im billigen Einkauf“. Diese goldene Regel befolgen nur wenige Investoren. Die Mehrzahl der Anleger gewinnt zunächst und verliert oftmals einen Großteil oder alles wieder. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in den nächsten Jahren genügend neue Chancen bei überschaubarem Risiko bekommen, um langfristig eine gute Performance für unsere Kunden zu erzielen.

Dr. Hartmut Leser Vorstandsvorsitzender Aberdeen Asset Management Deutschland AG Zwei Themen haben die gesamte Assetmanagement-Branche im Jahr 2014 besonders beschäftigt und werden auch darüber hinaus von Bedeutung sein: das Umfeld historisch niedriger Zinsen sowie die Umsetzung der Regulierungsvorgaben des nationalen und europäischen Gesetzgebers. Um die Regulierungsvorgaben umsetzen zu können, bedarf es vor allem einer entsprechenden Expertise, die Aberdeen aufgebaut hat. Mit Blick auf das Niedrigzinsumfeld ist es besonders wichtig, Fondsprodukte anzubieten, die sowohl für Privatanleger als auch für institutionelle Anleger einen echten Mehrwert gegenüber traditionellen Sparformen und Anlageklassen bieten, also auskömmliche Erträge erwirtschaften. Aus diesem Grund wird Aberdeen auch 2015 weiterhin auf Produkte fokussieren, die eine attraktive Performance erzielen sollen. Dazu gehören insbesondere die Schwellenländer mit Schwerpunkt auf Staats- und Unternehmensanleihen. In diesem Segment hat Aberdeen einen neuen Fonds aufgelegt, der die Kriterien für Anleger erfüllt, die dem Versicherungsaufsichtsgesetz unterliegen. Aber auch Aktien aus den Anlageregionen Japan, Europa und Lateinamerika sollten weiterhin gute Perspektiven bieten. Das Aberdeen-Team wurde 2014 weiter ausgebaut und will die Vertriebspartner durch einen erstklassigen Service überzeugen.

Mathias Müller Managing Director und Leiter Privatkundengeschäft Deutschland Allianz Global Investors Das aktuelle Umfeld stellt Anleger wie Investmentmanager vor zwei wesentliche Herausforderungen: Durch das aktuelle Niedrigzinsumfeld verlieren Sparvermögen an Kaufkraft. Reale Rendite erzielt nur, wer kontrolliert Risiken am Kapitalmarkt eingeht. In Zeiten der finanziellen Repression kommt der Erzielung von Mehrrenditen (Alpha) eine höhere Bedeutung zu. Aktives Management, gemessen an der Summe der Abweichungen der Portfoliogewichte von der Benchmark (Active Share), wird daher noch wichtiger. Darüber hinaus ist es notwendig, dem Anleger neue Renditequellen zu erschließen, z. B. durch höhere Freiheitsgrade für den Portfoliomanager oder durch die Nutzung von verschiedenen Anlageklassen (Multi Asset) und neuen Anlagesegmenten (Alternatives). AllianzGI begegnet diesen Herausforderungen auf mehreren Ebenen. Zum einen legen wir einen klaren Schwerpunkt auf Multi Asset, wo wir das Angebot in Richtung dynamische Allokation weiterentwickeln. Daneben sind Laufzeitfonds mit festen Endfälligkeiten und hoher Planbarkeit für den Anleger fester Bestandteil unseres Angebots. Langfristig orientierte Anleger ermutigen wir, Dividendenrenditen als „Aktienzins” zu betrachten und marktneutrale Aktienstrategien beizumischen.

Holger Schröm Executive Director J.P. Morgan Asset Management Eine besondere Herausforderung ist und bleibt es für die gesamte Branche, das in der Finanzkrise verspielte Anlegervertrauen wieder zurückzugewinnen. Denn trotz historisch niedriger Zinsen, die nach Steuern und Inflation auch ohne „Strafzins“ negativ sind, liegen nach wie vor mehr als zwei Billionen Euro in Spar-,Tages und Festgeldkonten.Wir als Assetmanager möchten Vertriebe und Versicherungen dabei unterstützen, für ihre Kunden über alle Anlageklassen hinweg diversifiziert attraktive, regelmäßige Ertragsquellen trotz Niedrigzinsumfeld zu erschließen. Eines unserer Schwerpunktthemen 2015 bleibt somit

weiterhin „Income“, aber auch flexible Lösungen auf der Zinsseite – nicht zuletzt aufgrund der divergierenden geldpolitischen Entwicklungen ist Flexibilität sinnvoll. Ein weiteres Anliegen ist die Unterstützung unsererVertriebspartner mit fundierten Kapitalmarktinformationen wie dem Market Insights Programm rund um den beliebten „Guide to the Markets“: Mit verständlichen Charts undTabellen werden die Kapitalmärkte thematisiert, was den Zugang zu aktuellen Wirtschaftstrends erleichtert und das Beratungsgespräch unterstützt. Ergänzend bieten wir umfangreiche Informationsveranstaltungen sowie Endkundenveranstaltungen an, um unsere Partner mit unserem Know-how vor Ort zu unterstützen.

Karl Stäcker Sprecher der Geschäftsführung FRANKFURT-TRUST Investment-Gesellschaft mbH Die größte Herausforderung für Fondsgesellschaften,Vermittler und Anleger ist das rekordtiefe Zinsniveau. Daher sind Anlagelösungen gefragt, die sowohl privaten als auch institutionellen Investoren auskömmliche Renditen ermöglichen. Wir als aktiver Manager setzen dabei auf vermögensverwaltende Produkte mit hochflexibler, risikoabgestufter Aktienbeimischung wie den BHF Flexible Allocation FT und den BHF Total Return FT. Diese Fonds werden von denVermittlern gerne eingesetzt und stehen auch im nächsten Jahr bei uns klar im Fokus. Stichwort Vermittler: In diesen für Anleger so schwierigen Zeiten können sich dieVermittler über ihre Markt-, Produkt- und Beratungskompetenz als wichtiger Partner für den realenVermögenserhalt und -aufbau bei ihren Kunden präsentieren. Die Niedrigzinsphase bietet besondere Chancen. Bankeinlagen oder Kapitalversicherungen ermöglichen nach Inflation noch nicht einmal den Kapitalerhalt. Alle Anleger sind auf der Suche nach Alternativen. Leider sorgen die regulatorischen Anforderungen (auch auf Ebene der Fondsgesellschaften) für einen hohen administrativen Aufwand, der längst nicht immer zum Kundennutzen beiträgt.Wünschenswert wären allerdings einheitliche Spielregeln für alle Produktgruppen, die insbesondere auch Kostentransparenz für Vermittler und Anleger sicherstellt.

VERSICHERUNGEN Ralf Berndt Vorstand Stuttgarter Lebensversicherung a.G. 2014 war geprägt durch die anhaltende Niedrigzinsphase: Zinszusatzreserve und die Anforderungen im Rahmen des LVRG stellten und stellen eine besondere Herausforderung dar. Mit unserer überdurchschnittlichen Finanzstärke sind wir jedoch hervorragend ausgestattet. Das Analysehaus Fitch hat unser „A+“ Rating jüngst noch einmal bestätigt. Hinsichtlich desThemas Absenkung der Abschlussprovision setzen wir im Sinne des Gesetzgebers um. Damit steigt die Produktattraktivität für den Endkunden. Deshalb gehen wir für 2015 von einer weiterhin positiven Geschäftsentwicklung aus. Langfristig erfolgreich werden diejenigen sein, die Kundenorientierung „leben“. Das gilt für uns als Unternehmen ebenso wie für dieVermittler. Produktgestaltung und qualifizierte Beratung im Sinne des Kunden sind die einzige Lösung, verlorengegangenesVertrauen als Branche zurückzugewinnen. Produktseitig waren dieses Jahr unsere bAV-Angebote und unser Dreitopf-Hybrid performance-safe die Haupttreiber. Gleichwohl sind die klassischen Produkte nach wie vor bedeutsam. In 2015 konzentrieren wir uns auf den weiteren Ausbau des bAV-Bereichs. Daneben spielt das Thema Arbeitskraftsicherung eine wichtige Rolle. Hier runden wir unser Produktangebot ab. Schließlich präsentieren wir im Rahmen der Stuttgarter GrüneRente die erste Hybridrente Deutschlands mit durchgehend nachhaltiger Anlage in allen drei Töpfen.

Dietmar Bläsing Vertriebsvorstand VOLKSWOHL BUND Versicherungen Während die niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt nun schon seit Jahren eine dauernde Herausforderung für die Versicherungsbranche darstellen, haben uns zusätzlich natürlich das LVRG und seine Auswirkungen beschäftigt. Die neuen Regulierungen konnten wir komplett und rechtzeitig umsetzen. Die jetzige Situation birgt aber auch Chancen fürVermittler. Denn vor dem Hintergrund sinkender gesetzlicher Renten werden private Lebensund Rentenversicherungen auch in Zukunft alternativlos und attraktiv sein. Mit den passenden Produkten findenVermittler und Kunden nach wie vor geeignete Lösungen für vorhandene Versorgungslücken. Wir werden im kommenden Jahr mit einem neuen Rentenversicherungsprodukt auf die Herausforderungen der Niedrigzinsphase antworten und unsereVertriebspartner in ihrer täglichen Beratungsarbeit weiter stärken. Denn gute Produkte und eine qualifizierte Beratung sind der Schlüssel zu einer verbesserten Wahrnehmung beim Kunden – und damit langfristig auch in der breiten Öffentlichkeit. Neben der Altersvorsorge werden wir unsere Schwerpunkte auch im neuen Jahr auf die Absicherung der biometrischen Risiken legen. aXISTENZ, unsere alternative Arbeitskraftabsicherung insbesondere für körperlich Tätige, zählt schon wenige Monate seit der Einführung zu unseren Vertriebserfolgen des Jahres 2014. Eine weitere Neuigkeit ist unsere Online-Plattform prokundo. Hier können Makler neben Haftpflicht-, Hausrat- und Unfallversicherungen jetzt auch schnell und effizient Kfz-Versicherungen von der Berechnung bis zur Police komplett online abwickeln.

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014

Ralph Brand Vorstandsvorsitzender Zurich Gruppe Deutschland Unsere Branche steht sicherlich vor großen Herausforderungen, sei es die anhaltende Niedrigzinsphase, zunehmende Naturereignisse, demografische Entwicklung, strengere regulatorische Rahmenbedingungen oder auch das vorhandene Zerrbild über Versicherungen und deren Bedeutung in zumindestTeilen der Öffentlichkeit.Allerdings sehe ich in dieser Fülle von Herausforderungen vielmehr eine große Chance, gerade auch für uns als Zurich Gruppe, und insbesondere für unsere Vertriebsarbeit. Mit ambitioniertem Weitblick wie auch der nötigen Dringlichkeit und Priorisierung haben wir einen klaren Fokus auf unsere strategischen Kernfelder geschaffen: die Mitarbeiter- und Kundenorientierung, die Komplexitätsreduzierung im Unternehmen sowie die Erneuerung unserer IT-Landschaft. 2014 war für uns bereits ein sehr gutes Jahr. Und unsereVision für die Zukunft haben wir klar definiert:Wir wollen der besteVersicherer sein. Und dies vor allem in den Augen unserer Kunden undVertriebspartner, aber auch unserer Mitarbeiter, unserer Aktionäre und in den Augen der Öffentlichkeit. Im abgelaufenen Jahr haben wir unsere Strategie weiter verfeinert und die Weichen nachhaltig für die nächsten Jahre gestellt.Wir wollen profitables überdurchschnittliches Wachstum generieren und unseren Marktanteil kontinuierlich steigern. Dem Jahr 2015 blicke ich insofern mit Vorfreude und Zuversicht entgegen.

Oliver Brüß Sprecher des Vorstands Dialog Lebensversicherungs-AG Die größte persönliche Herausforderung war für mich die Übernahme der Position des Vorstandssprechers der Dialog Lebensversicherungs-AG zum 1. Oktober 2014. Von Herrn Burchardi habe ich ein wohlbestelltes Haus übernommen, das ich gerne weiter ausbauen möchte. Unser starkes Marktwachstum bietet hierfür eine hervorragende Basis. Das LVRG stellt für uns kein Problem dar. In unserem Hauptgeschäftsfeld, der Risikolebensversicherung, zahlen wir laufende Courtagen; unsereTarife sind schon bisher niedriger gezillmert, als es der Gesetzgeber zukünftig verlangt. Da wir als biometrischer Spezialversicherer keine Kapitalanlageprodukte anbieten, sind wir von der anhaltenden Niedrigzinsphase und der kommenden Absenkung des Höchstrechnungszinses nur wenig betroffen. Der Druck auf dieVermittlerschaft nimmt zu.Ausschlaggebende Faktoren sind die neuen Zillmerungsvorschriften, bröckelnde Margen, höhere Ansprüche an die Qualifikation und Weiterbildungsmaßnahmen sowie steigende technische Anforderungen.Wir helfen dem Makler durch eine hocheffiziente Vertriebsunterstützung unter Einsatz modernster elektronischer Tools. Biometrie ist das Versicherungsfeld der Zukunft. Wir sind hier genau richtig aufgestellt und sehen eine ausgezeichnete Perspektive. Für den steigenden Wettbewerb sind wir bestens gerüstet.

Eric Bussert Vertriebsvorstand HanseMerkur Krankenversicherung AG Wir haben das Lebensversicherungsreformgesetz nicht nur intensiv diskutiert, sondern eine Strategie entwickelt, die ab Januar 2015 konsequent umgesetzt wird. Wie in den vergangenen Jahren bindet die Regulationsdichte nicht unerhebliche Kapazitäten. Denn es ist erforderlich, die Geschäftsmodelle fortlaufend zu überprüfen und sie hinsichtlich ihrer Auswirkung auf Kunden und Vertriebe anzupassen. Wir werden wiederum eine sehr gute Nettoverzinsung – etwa auf dem Niveau des Vorjahres – darstellen können, nicht zuletzt, weil wir unser Assetmanagement über eine eigene Gesellschaft, die auch erfolgreich Drittmandate verwaltet, in den vergangenen Jahren beharrlich professionalisiert haben. In der Vermittlerschaft steht die Verbesserung der Beratungsqualität ganz oben auf der Agenda. Weiter geht es darum, die Transparenz gegenüber den Kunden noch weiter zu erhöhen und alle Digitalisierungsthemen konsequent zu nutzen, um für den Verbraucher auf allen Kanälen verfügbar zu sein. Für uns als mittelständischen Versicherer standen und stehen traditionell die Themen KV, LV, Komposit und Reiseversicherung vorne an. Aber natürlich haben wir einen ausgeprägten Krankenversicherungsschwerpunkt, den wir auch weiter stärken werden.

Walter Capellmann Hauptbevollmächtigter der Monuta N.V. Niederlassung Deutschland In 2014 haben wir in den Ausbau der Beratungs- und Vertriebsunterstützung für unsere Partner investiert. So hat die Monuta als einer der ersten Versicherer die Akkreditierung als zertifizierter Bildungsdienstleister der Brancheninitiative „gut beraten“ erhalten. Dies steht im Einklang mit unserem konsequenten Einsatz für mehr Qualität in der Vorsorgeberatung. Es geht darum, für wichtigeThemen wie dieVorsorgeverfügungen und dieVorsorge für den Trauerfall zu sensibilisieren und diese als festen Bestandteil einer ganzheitlichen Vorsorgeberatung zu verankern. Wer als Berater seine Kunden und dessen Familie über schwierige Lebensphasen hinweg begleiten kann, wird sich auch in einem von Veränderungen wie dem Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) geprägten Marktumfeld behaupten. Auf vertrieblicher Ebene haben wir mit einem neuen OnlineAbschluss-Tool und der Monuta App dieVoraussetzungen dafür geschaffen, dass Berater

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ihre Kunden auch über eigene Online-Kanäle und mobil beim Beratungsgespräch zum Abschluss führen können.Als Monoliner mit einer außerordentlichen Fachkompetenz im Segment derTrauerfall-Vorsorge und einer finanzstarken niederländischen Muttergesellschaft sehen wir uns für 2015 gut aufgestellt, um uns weiter unter den Premiumanbietern im deutschen Markt zu etablieren.

Michael Dreibrodt Vorstandsvorsitzender myLife Lebensversicherung AG Neben Solvency II war das bestimmende Thema für uns in 2014 das Lebensversicherungsreformgesetz. Hieraus müssen wir viele technische Veränderungen einleiten.Während sich andere Marktteilnehmer Gedanken machen müssen, wie sie zukünftig die Frage der Abschlussprovisionen beantworten, trifft uns als Anbieter von Netto-Tarifen diese Thematik nicht. Die Entwicklung, die das Gesetz eingeleitet hat, bestärkt uns vielmehr auf unserem Weg zur Honorarberatung.Wir sind überzeugt, dass Versicherer undVermittler durch mehr Kostentransparenz verlorenes Vertrauen der Kunden zurückgewinnen können. Angesichts des demografischen Wandels und dem damit verbundenen Sinken des Rentenniveaus würde dies auch die positive Wahrnehmung der privaten Lebensversicherung als so wichtige Säule stärken.Wichtigste Produktlinien bleiben für uns neue Lösungen für die Bedrohungen aus Altersmut und Berufsunfähigkeit. Wir werden uns in 2015 auf die Entwicklung zeitgemäßer, flexibler und kostengünstiger Honorartarife mit attraktiver Verzinsung konzentrieren. Deshalb setzen wir weiterhin auf eine umfassende Produktpalette: von sicherheitsorientierten Garantiekonzepten bis zu chancenreichen Fondsprodukten. Als relativ junger Lebensversicherer stellen die Niedrigzinsen für uns bislang kein Problem dar.Wir haben uns darauf eingestellt.

Dr. Karsten Eichmann Vorstandsvorsitzender Gothaer Versicherungen Die größte Herausforderung war die anhaltende Niedrigzinsphase.Wir haben in der Kapitalanlage entsprechend gegengesteuert und setzen u. a. auf alternative Investments mit guten und kontinuierlichen Renditen, z. B. bei Immobilien, aber auch verstärkt im Bereich erneuerbare Energien. Das LVRG und die Absenkung des Garantiezinses haben für erheblichen internen Aufwand bei der Umstellung von IT und Produkten geführt. Ebenso war es eine Herausforderung, eine für Kunden,Vermittler und das Unternehmen sinnvolle Lösung beim Thema Vertriebskosten zu finden. Da die Gothaer schon seit vielen Jahren verstärkt auf biometrische und fondsgebundene Produkte sowie die bAV setzt, werden uns die Veränderungen allerdings wenig treffen. Mit den diversen Initiativen zur Verbesserung der Beratungsqualität und der erhöhten Transparenz der Kosten ist die Branche schon auf dem richtigen Weg.Aus meiner Sicht liegt die Zukunft im richtigen Mix von persönlicher Beratung – insbesondere bei komplexen und so wichtigenThemen wie Altersund Gesundheitsvorsorge – und schnellem Service via Telefon oder Internet. Deshalb setzen wir ganz klar auf Multikanal und die kundenorientierte Verbindung von On- und Offline Vertriebswegen. So schaffen wir für unsere Vermittler mehr Raum für eine ausführliche Beratung. Neben modernen Multirisk-Konzepten lag 2014 im Sachbereich der Schwerpunkt auf unserer neuen UnfallrentePlus. In der Lebensversicherung standen das Thema BU und Hybridprodukte im Fokus, in der Krankenversicherung konnten wir erneut Zuwächse in der bKV und in der Zusatzversicherung verzeichnen, nicht zuletzt auch durch MediP, unser neues Pflegeprodukt nach dem Baukastenprinzip. 2015 werden wir wieder mit einigen Neuerungen kommen, u. a. mit einem Produkt rund um das Thema Erben und Vererben.

Timo Hertweck Mitglied des Vorstandes der WÜRZBURGER VERSICHERUNGS-AG Die durch weitere Negativmeldungen anhaltenden Imageprobleme der Branche haben die Kaufzurückhaltung derVerbraucher bzw. deren Skepsis gegenüberVersicherungsprodukten noch weiter verstärkt.Als Nischenanbieter nehmen wir nicht automatisch an der Entwicklung des Gesamtmarktes teil und konnten unsere Marktposition weiter festigen. Im Fokus stand die ausgewogene Gestaltung unseres Portefeuilles im Hinblick auf Sparten, Produkte und Vertriebspartner. Da wir keine zinsabhängigen Versicherungsprodukte mit festen Fälligkeiten oder garantierte Verzinsungen anbieten, sehen wir bei anhaltender Niedrigzinsperiode kein substantielles Risiko. DieVorbereitungsphase für Solvency II nehmen wir sehr ernst und arbeiten an der passenden Vorgehensweise. Große Auswirkungen auf unser operatives Geschäft in 2015 sehen wir dadurch nicht. Neben der Unfallversicherung und innovativer Annexprodukte zählen unsere Reiseversicherungsprodukte seit Jahren zu den Besten der Branche.Wir werden deshalb weiter an bedarfsgerechten Konzepten und zielgruppenorientierten Nischenprodukten arbeiten. Die Vermittler müssen für eine kompetente Beratung das eigene Qualitätsniveau künftig viel intensiver durch Fortbildung ausbauen.Wir sehen einenTrend zur Spezialisierung auf Basis der im eigenen Haus bestehenden Kernkompetenzen und weg von „ Wir sind die Besten und können alles beraten“. Der Blick auf die wahren Bedürfnisse der Kunden bildet die Basis für eine langfristige Beziehung mit entsprechender Loyalität. Dies erfordert eine konsequente Ausrichtung der Betreuung, der Services und Prozesse.

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Frank Hilbert

Jürgen A. Junker

Vorstandssprecher Hannoversche Versicherungsgruppe

Vertriebsvorstand VHV Versicherungen

Wir Versicherer bewegen uns in einem hochregulierten Umfeld. Allerdings gab es 2014 auch positive Signale. So war z. B. die Korrektur an den Bewertungsreserven im Interesse der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Kunden. Insgesamt erwarten wir, dass das LVRG für die Hannoversche als kostengünstigen Direktversicherer durchaus Chancen bietet. In den letzten zehn Jahren haben wir bereits durchschnittlich mehr als 95 % unserer Überschüsse an unsere Kunden ausgeschüttet – und damit mehr als die nun vorgeschriebenen 90 %. Auch die Eigenkapitalanforderungen von Solvency II können wir ohne Probleme erfüllen, schon allein, weil wir einen Schwerpunkt unseres Geschäfts auf die Absicherung biometrischer Risiken gelegt haben. Für 2015 erwarte ich für die Hannoversche, dass sie, wie auch im laufenden Jahr, mit ihren Angeboten die Kunden überzeugen wird. Ich gehe davon aus, dass wir sowohl in den Stückzahlen als auch beim laufenden Beitrag wachsen. Dieses Wachstum begründet sich im Wesentlichen aus der guten Marktpositionierung bei der Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Die anhaltende Niedrigzinsphase setzt nicht gerade positive Anreize für eine private Altersvorsorge. Dennoch ist sie in Anbetracht des sinkenden Niveaus der gesetzlichen Renten dringend erforderlich. Insbesondere die staatlich geförderte Altersvorsorge lohnt sich durch die Kombination von Zulagen und Steuervorteilen. In der aktuellen Zinssituation spielt natürlich das Kostenargument eine immer bedeutsamere Rolle.

Markus Jost Vorstand Lebensversicherung Basler Versicherungen Der niedrige Zins ist nicht nur für die Basler eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre. Zwar gab es für die Einführung des LVRG gute Gründe, den Absatz von Lebensversicherungen wird es aber zunächst einmal erschweren. Ich sehe Chancen, die Lebensversicherung mit angepassten Geschäfts- und Vergütungsmodellen nach wie vor attraktiv für Kunden und Vertriebspartner zu halten. Unsere Vertriebsservicegesellschaft maklermanagement.ag hat gemeinsam mit YouGov in einer Umfrage den „Vermittler-Puls“ gefühlt. Danach herrscht gerade bei unabhängigen Vermittlern große Unsicherheit. Jeder zweite Befragte meint, das LVRG bedeute den Tod kleiner und mittelständischer Maklerbüros. Das wäre fatal, denn Vermittler erfüllen sozialpolitisch eine wichtige Funktion. Wir arbeiten an Werkzeugen, mit denen sie sich erfolgreich und selbstbewusst im Markt behaupten können. Dazu zählen neben leistungsfähigen Tarifen eine faire Vergütung sowie Ver triebsunterstützung. Unter dem Dach der Basler Sicherheitswelt setzen wir gezielt auf Produkte mit echtem Mehrwert. Im Jahr 2014 haben wir mit dem neuartigen Berufsunfähigkeitsprodukt Basler Beruf + Pflege unsere Biometrie-Kompetenz unter Beweis gestellt. 2015 wird der Schwerpunkt auf Altersvorsorge liegen. Dazu führen wir neue Produkte ein, die intelligentes Investment mit einer konventionellen Anlage verbinden.

Wir haben es heute mit einem geänderten Kundenverhalten zu tun. Oder anders gesagt mit dem hybriden Kunden, der sich online über Versicherungsprodukte informiert und offline Produkte abschließen will (ROPO). Das führt dazu, dass der Vermittler heute anders beraten muss. Über Art der Produkte und Absicherungen ist der Kunde heute bereits informiert, wenn er zumVermittler kommt. Er muss davon überzeugt werden, dass gerade die Beratung und die Versicherungslösung des Vermittlers für ihn die Richtige ist. Die Beratung muss ihm einen Mehrwert bieten.Wir unterstützen unsereVermittler dabei, frühzeitig ins Blickfeld des Kunden zu geraten. Eine professionelle Homepage ist dafür unerlässlich. Mit unserem Homepagebaukasten ist dies für jedenVermittler einfach machbar. Der Kunde soll ständig in der Erlebniswelt des Maklers sein, wenn er sich allgemein oder über seine Versicherungen informiert. Dazu werden wir es dem Kunden ermöglichen, seine Verträge bei uns auf der Homepage desVermittlers einzusehen. Ins Jahr 2015 starten wir mit unserer FIRMENPROTECT Sach mit dem 3 in1-Schutz. Hier ist nicht nur weitreichend die grobe Fahrlässigkeit mitversichert, sondern auch eine Wiederherstellungsklausel und die goldene Regel zur Absicherung für Schäden durch Brand etc. Im Privatgeschäft werden wir gleich mehrere Produkte überarbeiten und so unsere Produkte weiter auf „state of the art“ halten. All das soll dem Vermittler helfen, eine überzeugende, bedarfsgerechte und nachhaltige Beratung undVersicherungslösung für seinen Kunden zu gewährleisten.

Matthias Kreibich Vorstandssprecher INTER Versicherungsgruppe Es gab natürlich auch in diesem Jahr eine ganze Reihe wichtiger Themen. Zentral waren für uns die Planungen zur Neuaufstellung der INTER im IT-Bereich. Dieses Thema wird uns sicher in den kommenden Jahren weiter begleiten. Auch die Umsetzung des LVRG in all seinen Facetten stellte eine Herausforderung dar, insbesondere wegen der Umsetzung der vielen technischen Details, z. B. in den Angeboten. Die Niedrigzinsphase beschäftigt natürlich nach wie vor die gesamte Branche.Wir sehen uns mit unserer langfristig orientierten Kapitalanlagestrategie gut aufgestellt. Die herausragende Kapitalanlageperformance der letzten Jahre bestätigt uns darin.Vertrieblich setzen wir unverändert auf eine dauerhafte Kundenbindung und kompetente Beratung. Das geht natürlich nur mit entsprechend attraktiven Produkten, die wir in allen Bereichen anbieten: In der Krankenversicherung wollen wir 2015 unseren Zusatztarif INTER QualiMed Z®ausbauen. Im Bereich der Lebensversicherung wird unsere 2014 eingeführte EU-Rente am Markt sehr gut angenommen und in Komposit unsere Technischen Versicherungen.

Frank Lamsfuß Stellvertretendes Mitglied der Vorstände Barmenia Versicherungen Wir verstehen unsere Aufgabe darin, die Interessen unserer Kunden und Verbraucher wahrzunehmen und sie bestmöglich zu betreuen. Nach wie vor ist die Nachfrage nach einer verlässlichen Altersvorsorge ungebrochen.Auch gibt es weiterhin einen großen Be-

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014 darf bei der Absicherung der Arbeitskraft und Pflegefallvorsorge. Hierauf haben wir gezielt reagiert und erfolgreich unser Produkt BUPflege Plus platzieren können. Der Vorsorgebedarf wird insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung weiterhin zunehmen. Aber auch die Absicherung für den Fall der Krankheit wird – aufgrund der Veränderungen in 2015 – noch mehr Beachtung finden. Hier sind wir mit unseren Qualitätsprodukten in der KV-Vollversicherung sehr gut auf die Kundenbedürfnisse eingestellt. Auch das Thema der Pflegebedürftigkeit hat sich gesellschaftlich weiter verankert. In diesem Segment sehen wir großes Potenzial. Die Kunden sind anspruchsvoller in puncto gute und faire Beratung geworden. Dem begegnen wir mit einem qualifizierten und professionell aufgestellten Vertrieb. Wir werden daher auch zukünftig verstärkt in die Qualität unserer Vermittler investieren.

Dr. Markus Leibundgut CEO Swiss Life Deutschland Auf die Niedrigzinsen und die durch das LVRG absehbarenVeränderungen im Markt haben wir rechtzeitig reagiert. Ein Beispiel sind die standardisierten Best-Select-Beratungsprozesse unserer Endkundenvertriebe, für die wir einheitliche, IT-gestützte Anwendungen geschaffen haben. Auf Versicherungsseite haben wir unsere sicherheitsorientierte Anlagepolitik fortgesetzt und zusätzlich 2014 unseren Maklervertrieb neu organisiert – für regionalen Service bei hoher Effizienz. Wir sehen große Chancen angesichts der Veränderungen im Markt. Denn derVorsorgebedarf nimmt zu und lebensbegleitende Beratung, die durch professionelle Back-Office-Prozesse unterstützt wird, gewinnt an Bedeutung. Swiss Life unterliegt in der Versicherung bereits seit 2011 dem Swiss Solvency Test, dem Schweizer Pendant zu Solvency II. Daher haben wir die mittlere Laufzeit unserer Kapitalanlagen schon vor Jahren deutlich verlängert. Für Verbraucher wird es weiter auf eine qualifizierte und transparente Beratung ankommen. Darum bleiben konsequente Qualifikationsmaßnahmen und nachhaltige Service- und Betreuungsstandards oberstes Gebot. In der Finanzberatung setzen wir 2015 den Fokus auf die Ausweitung unserer Immobilien- und Finanzierungskompetenz. Auf Versicherungsseite konzentrieren wir uns auf BU und Pflege, bAV und moderne Garantiekonzepte.

Ulrich Leitermann Vorstandsvorsitzender SIGNAL IDUNA Gruppe Die Digitalisierung war bei uns in diesem Jahr ein wichtiges Thema. Aber auch das sogenannte LVRG hat uns wegen der sehr kurzen Umsetzungsvorgaben viel Arbeit gemacht – bei geringem Nutzen. Das Lebensversicherungsgeschäft wird durch die neuen gesetzlichen Regelungen sicher nicht einfacher. Andererseits bin ich von der klassischen deutschen Lebensversicherung nach wie vor überzeugt. Jedem Vermögensaufbau muss ein Sparprozess vorausgehen, und in 30 Jahren redet niemand mehr von der heutigen Niedrigzinsphase. Die Niedrigzinsphase ist und bleibt die größte Herausforderung. Die Staaten sanieren mit den künstlich niedrig gehaltenen Zinsen ihre Haushalte. Sparer und Unternehmen mit Pensionsverpflichtungen, also nicht nur Versicherer, sind die Leidtragenden. Die SIGNAL IDUNA Gruppe hat ein breit diversifiziertes Portfolio wie einen traditionell hohen Immobilienanteil. Ein gutes Kapitalanlagemanagement hilft in diesen Zeiten, löst aber nicht das Grundproblem. In der Kundenberatung muss weiterhin die Beratung und nicht der Absatz im Vordergrund stehen. Versicherungsvermittler haben eine sehr wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Sie helfen den Menschen, Risiken zu minimieren und dadurch ihre Lebensqualität zu erhalten und zu steigern. Die Vermittler erfüllen eine ebenso wichtige Aufgabe wie Rechtsanwälte oder Steuerberater.Wir sind alle gefordert, dieses herauszustellen. In 2015 werden wir unsere Schwerpunkte legen auf die Krankenvollversicherungen und die privaten Pflegezusatzversicherungen. In der Lebensversicherung bleiben weiterhin klassische Renten vorne, zunehmend aber auch wieder unsere fondsgebundenen Produkte. In Komposit war der Absatz in nahezu allen Bereichen gleich positiv. Herauszuheben sind hier unsere speziell für unsere Kernzielgruppen Handwerk, Handel und Gewerbe zugeschnittenen Produkte im Bereich der betrieblichen Sachversicherungen.

Dr. Claus Mischler Leiter Produktentwicklung Standard Life Deutschland Die größte Herausforderung für die Branche sind die konstant niedrigen Zinsen. Mit dem LVRG hat jetzt auch der Gesetzgeber auf das Niedrigzinsumfeld reagiert. Die beschlossene Absenkung des Garantiezinses wird dafür sorgen, dass klassischeVersicherungsprodukte weiter an Attraktivität verlieren werden. Gleichzeitig bleibt es aber dabei, dass für viele Kunden Versicherungsprodukte die geeignete Form der Altersvorsorge sind. Als Folge davon werden sich Kunden für Alternativen zu klassischen Produkten entscheiden, die ihnen das gewünschte Maß an Sicherheit bieten und gleichzeitig auch in Zeiten niedriger Zinsen eine ansprechende Rendite erwirtschaften können. Hier bieten wir mit unseren investmentorientierten Produkten hervorragende Lösungen, die wir im kommenden Jahr gezielt erweitern werden. Mit dem LVRG werden aber auch auf den Versicherungsvertrieb große Veränderungen zukommen. Für Makler gilt es, ihr bestehendes Geschäftsmodell zu überprüfen und ggf. anzupassen. Wir wollen dem Makler

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dabei umfassende Unterstützung anbieten und werden einige unserer Mitarbeiter zu Business Consultants ausbilden, die den Makler gezielt bei derTransformation seines Geschäftsmodells unterstützen werden.

Wiltrud Pekarek Mitglied des Vorstands der ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung aG, HALLESCHE Krankenversicherung aG, ALTE LEIPZIGER Holding AG Die PKV-Branche hat erfahren müssen, dass Unisex und die Bürgerversicherungsdebatte auch 2014 noch Spuren im Vollversicherungsgeschäft hinterlassen haben. Gemeinsam mit unserenVertriebspartnern setzen wir verstärkt auf dieVorteile der PKV, insbesondere im Hinblick auf die vertraglich garantierten Leistungen und die nachhaltigere Finanzierung im Vergleich zur GKV. Aus regulatorischer Sicht dominierten im Jahr 2014 die Vorbereitungen auf Solvency II sowie die Umsetzung der EIOPA-Beschwerderichtlinie zum 01.01.2015. Daneben stand noch die Umsetzung des ersten Schrittes des Pflegestärkungsgesetzes, ebenfalls zum 01.01.2015 an. Sämtliche Themenstellungen konnten planmäßig bearbeitet werden. Die Umsetzung von Solvency II ist weit fortgeschritten, die Vorbereitungen für die EIOPA-Beschwerderichtlinie sind nahezu abgeschlossen. Wir sehen uns für das Jahr 2015 gut gerüstet. Alle Gesellschaften des ALTE LEIPZIGER – HALLESCHE Konzerns erfüllen dieVorgaben der BaFin zur Eigenmittelausstattung unter Solvency II. Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg.Vermittler – wie auch die Versicherer – müssen sich konsequent an den Bedürfnissen ihrer Kunden ausrichten und dürfen diese nicht zulasten kurzfristiger monetärer Ziele opfern. Nachhaltigen Erfolg wird auf Dauer nur der Vermittler haben, der Qualität auf die Beratung legt und sich dabei für qualitativ hochwertige Produkte von soliden Unternehmen entscheidet. Das hat zwischenzeitlich ein Großteil der Marktteilnehmer verstanden und wird das mittelfristig auch in die erforderliche positive Wahrnehmung münden. Wir setzten und setzen auf die klassische Vollversicherung, die Pflegeversicherung und die betriebliche Krankenversicherung.

Dr. Rainer Reitzler Vorstandsvorsitzender MÜNCHENER VEREIN Versicherungsgruppe Neben den gesetzlichen Pflichtthemen wie z. B. der Umsetzung des LVRG ist die Gesamtsituation am Kapitalmarkt eine große Herausforderung. Da wir hier seit Jahren eine sehr konservative und sicherheitsorientierte Anlagestrategie verfolgen, betrifft uns die aktuelle Situation nicht in dem Maße wie Mitbewerber, die mit hohenVersprechungen operierten. Die Regulierung bindet Kapazitäten, die für wichtige andereThemen erforderlich wären – so geht es uns allen in der Branche. Dennoch gelingt uns als innovativer Mittelständler eine vernünftige Priorisierung von Pflicht- und Zukunftsthemen dank fokussierter neuer Produkte in unseren strategischen Geschäftsfeldern Pflege, Zusatzversicherungen sowie der Lebensversicherung zu platzieren. Für die Vermittler gilt das Motto „Tue Gutes und rede darüber“. In diesem Sinne sollte jeder Kundenkontakt genutzt werden. Jeder weiß, dass die staatlicheVersorgung nicht ausreicht und privateVorsorge eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist. Das ist die tägliche Arbeit von uns allen. Das vermitteln wir z. B. auch beim Deutschen Assekuranz Pflege Forum. Beim MÜNCHENER VEREIN war auch 2014 wieder die Pflegeversicherung der Hauptumsatzbringer. Mit unserer neuen Deutschen ZahnVersicherung, die wir 2014 einführten, konnten wir die Produktion zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Pflege und Krankenzusatzversicherungen werden auch 2015 unsere Schwerpunkte sein.

Roland Roider Vorstand HAFTPFLICHTKASSE DARMSTADT Die Herausforderung in diesem Jahr war ganz klar die Sicherstellung unseres hohen Servicelevels bei überdurchschnittlichem Prämienwachstum. Das Wissen und die Qualität der Mitarbeiter – insbesondere der neuen – wird durch intensive Schulungen untermauert und ausgebaut. Außerdem haben wir unsere Ausbildungsquote erhöht. Die administrativen Anforderungen im Datenschutz (Code of Conduct), die Einführung des Beschwerdemanagements, die Vorbereitungen auf Solvency II und die Ausrichtung auf die zukünftig zu erwartenden Veränderungen im Hinblick auf IMD II beschäftigen uns massiv. Dadurch werden immer mehr Mitarbeiter nicht mehr produktiv, sondern regulativ tätig und somit wird die Kostenstruktur des Unternehmens zusätzlich belastet. Der derzeitige Kapitalanlagemarkt stellt auch für einen Schadenversicherer eine Herausforderung dar, da der versicherungstechnische Ertrag verstärkt an Bedeutung gewinnt. Mit einer Combined Ratio unter 90 über mehrere Jahre sind wir sehr gut aufgestellt, so dass wir auch in Hinsicht auf Solvency II ein weiteres Verharren des Kapitalmarktes stabil aushalten können. Den Kunden ist der Unterschied zwischen gebundenen und unabhängigen Vermittlern meist unzureichend klar. Hier gilt es, bei jeder Gelegenheit dieVorteile und Unabdingbarkeit derVersicherungsmakler als Unabhängige zu transportieren. Genau deswegen haben wir uns übrigens an der Initiative BFV beteiligt.

Claus Scharfenberg Vorstand Condor Lebensversicherungs-AG und Condor Allgemeine Versicherungs-AG Condor blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2014 zurück. Sowohl in Personen als auch in Komposit sind wir weiter gewachsen. Die mit Abstand größte Herausforderung in die-

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sem Jahr war für uns das LVRG. In sehr kurzer Zeit mussten wir alle entsprechenden Produkte neu kalkulieren. Dank unserer Vorarbeit wird Condor 2015 aber gut aufgestellt sein.Als finanzstarkes Unternehmen können wir Niedrigzinsen und steigende gesetzliche Anforderungen meistern. Unsere große Finanzkraft werden wir darüber hinaus als ein zentrales Verkaufsargument in den Fokus stellen. Zudem dürfte die Honorarberatung 2015 noch größere Aufmerksamkeit erlangen. Deshalb wird Condor ihr umfangreiches Angebot an Nettotarifen stärker herausstellen. Auch die betriebliche Altersversorgung bleibt weiter ein wichtiges Thema. Hier können wir mit unserer langjährigen bAV-Erfahrung punkten. Und wir setzen selbstverständlich auf bewährte Produkte: Bei Komposit sind das vor allem Kfz- und Sachversicherungen, bei Personen die sofort beginnende Rentenversicherung und die aufgeschobenen Rentenversicherungen. Bei letztgenannten bieten wir auch weiterhin die gesamte Palette an – also klassische Garantie-Produkte, die fondsgebundenen Tarife unserer „Congenial“-Produktfamilie sowie unsere am EuroStoxx 50 orientierte „Condor INDEX-Rente“.

Günther Soboll Hauptbevollmächtigter Canada Life Deutschland Die manchmal undifferenziert geführte Diskussion um Altersvorsorge und Vergütungssysteme lässt Kunden ratlos zurück. Hier wollen wir Orientierung bieten:Wir unterstützen gute, kundenorientierte Beratung und bieten Lösungen für jeden Bedarf in Altersvorsorge und Risikoschutz. Jüngstes Beispiel sind unsere neue BU und Risikoleben mit innovativer Beitragsgarantie. Das LVRG betrifft uns weniger als deutsche Lebensversicherer. Da unsere Produkte ohne Höchstrechnungszins kalkuliert sind, drohen Kunden hier keine Einbußen. Die Effektivkostenquote weisen wir wie andere ab 2015 aus. Auch von der Niedrigzinsphase sind wir weniger betroffen als klassische Anbieter. Endfällige Garantien erlauben einen höheren Aktienanteil. Bei der Vermittlerschaft ist bedarfsgerechte und transparente Beratung wichtig. Hier unterstützen wir zum Beispiel mit der Beratungssoftware VorsorgePLANER. Bei Weiterbildung und Nachwuchsförderung engagieren wir uns als Förderer der Deutschen Makler Akademie und beim Jungmakler Award. Der Markt hat unser neues Biometrie-Portfolio sehr gut angenommen. Auch künftig sehen wir hier großen Bedarf und sind mit unseren vielfältigen Lösungen gut aufgestellt. Mit unseren Rentenversicherungen ebenfalls:Wir haben Zuwachs von etwa 15 % zum Vorjahr. Und besitzen schon heute, was viele künftig brauchen: Ein bewährtes Konzept aus Rendite und Sicherheit.

Lars Georg Volkmann Marketing- und Vertriebsvorstand VPV Versicherungen Herausfordernd war die „Kampagne“ gegen die Lebensversicherung. Dass es überall hieß, die Lebensversicherung lohne sich nicht mehr, hat die Kunden stark verunsichert. Wir haben daher die Beratungen intensiviert und die Vorteile der Lebensversicherung deutlich aufgezeigt. Durch Regulierung wurden und werden viele Kapazitäten gebunden. Etliche andere Aktivitäten mussten geschoben werden. Bei uns hat das zur Folge, dass wir neue Produkte nicht wie geplant zum 01.01.2015 einführen werden. In puncto Niedrigzinsphase profitieren wir zwar davon, dass klassische Tarife schon seit Jahren nicht mehr zu unserem Kerngeschäft gehören – dennoch haben wir hart daran gearbeitet, unsere Kosten zu senken. Der Erfolg der Maßnahmen ist deutlich spürbar.Vermittler müssen zeigen, dass sie kompetent sind, sich bestens mit den Herausforderungen unserer Zeit auskennen. Die Initiative „gut beraten“ des GDV halte ich daher für sehr sinnvoll.Transparenz und gute Beratung sind essentiell, hier kann auch jeder einzelneVermittler ansetzen. 2014 waren wir bereits erfolgreich mit der BU unterwegs. Mit unserem Grundfähigkeitsschutz VPV Vital bieten wir außerdem eine Alternative dazu an. Wir werden hier 2015 mit einem weiterentwickeltenVerkaufsansatz im Sinne einer umfassenden Absicherung einen Schwerpunkt setzen.

Stephen Voss Vorstandsvorsitzenden Baden-Badener Versicherung AG Die positive Wahrnehmung unserer Marke Baden-BadenerVersicherung wurde uns 2014 in Maklerbefragungen immer wieder bestätigt. Unsere Partner schätzen die Zusammenarbeit. Gerade nach den Diskussionen rund um das Lebensversicherungsreformgesetz gehen wir davon aus, dass sich künftig viele Partner auf das Sach-Geschäft zurückbesinnen. Wir sind darauf sowohl technisch als auch inhaltlich sehr gut vorbereitet und rechnen fest mit Wachstum. Um Vertriebspartnern und Kunden auf höchstem Sicherheitsniveau mehr Schnelligkeit und Service zu garantieren, werden wir zudem weiter in die Informations- und Kommunikationstechnologien investieren. Dabei setzen wir auf Geschwindigkeit, kurze Entscheidungswege und konsequente Vertriebspartner-Orientierung. Als zentrales Kommunikationsmedium steht dabei das Online-Portal, die Baden-Badener Maklerwelt, imVordergrund. ZumVorteil der Kunden werden außerdem auch in den kommenden Jahren die Deckungskonzepte modernisiert. In den Produktbereichen Unfall, Haftpflicht und Hausrat haben wir bereits wichtige Leistungserweiterungen integriert.Weitere Optimierungsmaßnahmen sind geplant. Strategisch haben wir die Weichen für 2015 gestellt.

Tobias Wenhart Manager Products & Underwriting Hiscox Das Jahr 2014 war für uns als Spezialversicherer im Wesentlichen davon geprägt, unsere Produktentwicklung weiter voranzutreiben. Insbesondere im Bereich Cyber Risiken konnten wir basierend auf unserem Innovationsvorsprung mit diesem Produkt im deutschen Markt die nächste Evolutionsstufe nehmen und die Versicherungsbedingungen erheblich vereinfachen. Dies trägt vor allem dem steigenden Risiko des Mittelstandes Rechnung. Das Engagement wurde im laufenden Jahr auch belohnt durch die Verleihung des IT Security Awards. Die professionelle Absicherung von Cyber Risiken ist im Bewusstsein der IT Verantwortlichen angekommen. Darüber hinaus gehört die Weiterentwicklung von Marktinnovationen ebenso zu unserer DNA wie die Abrundung „klassischer“ Versicherungsprodukte, so z. B. im Bereich der D&O Versicherung. Hier konnten wir gemeinsam mit der ARAG ein Kooperationsprodukt auf den Markt bringen, welches die D&O Versicherung um einen Strafrechtschutz erweitert. Unser gesamter Produktentwicklungsprozess richtet sich stets am künftigen Risikobedarf aus, welcher auch Fokus für das Jahr 2015 sein wird.

Dr.Thomas Wiesemann Verantwortlich für den Maklervertrieb Allianz Leben und Allianz Private Krankenversicherung Die Finanzstärke des Anbieters wird immer wichtiger. Das gilt in der Alters-, Einkommens- und Gesundheitsvorsorge gleichermaßen. Die Finanzdienstleistungsbranche steht vor einer Transformation bedingt durch das Kapitalmarktumfeld, das Thema Digitalisierung und die Regulierungsanforderungen. Die Allianz will als präferierter Partner gemeinsam mit erstklassigen Vermittlern diesen Veränderungsprozess gestalten, um ein hohes Wachstum und eine nachhaltig hohe Kundenzufriedenheit zu erzielen. Die Basis dafür sind die starken Finanzdaten von Allianz Leben und Allianz Private Kranken. Sie ermöglichen leistungsstarke und sichere Produkte, auf die sich unsere Kunden langfristig verlassen können. In der Lebensversicherung wollen wir unsere gute Position mit neuen Wachstumsfeldern weiter stärken. Man denke an die Babyboomer-Jahrgänge, die jetzt in der Mitte des Lebens angekommen sind, und deren Bedürfnisse in Sachen Ansparen, Vermögensschutz bzw. Entsparen. Ausbauen wollen wir zudem unsere Position in der Einkommensvorsorge. Im Krankenversicherungsmarkt entwickelt sich zunehmend ein Segment für qualitätsorientierte Vermittler. Produkte mit hoher langfristiger Beitragsstabilität und ohne versteckte Selbstbehalte gewinnen immer mehr an Bedeutung.

SACHWERTA NL AGEN Dr. Dirk Baldeweg Geschäftsführender Gesellschafter Buss Capital GmbH & Co. KG Die größte Herausforderung war und ist sicherlich die Regulierung geschlossener Fonds. Wir haben uns dazu entschlossen eine eigene KVG zu gründen, denn das Assetmanagement im Bereich Container ist sehr viel aufwändiger als in anderen Assetklassen. Unsere langjährige Expertise werden wir so weiterhin nutzen können. Aber: Die Anpassung an die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen kostet viel Zeit und Geld. Die Regulierung hat dazu geführt, dass wir im Jahr 2014 keinen Fonds in der Platzierung hatten. Mit unserem zweiten Standbein Container-Direktinvestments waren wir aber trotzdem über das ganze Jahr im Markt vertreten und somit im ständigen Austausch mit unserenVertriebspartnern. Wir bereiten derzeit unseren ersten AIF vor, sodass wir im kommenden Jahr auch mit Containerfonds nach neuem Recht im Markt vertreten sein werden. Das niedrige Zinsumfeld führt dazu, dass institutionelle Investoren noch stärker nach geeigneten Anlagemöglichkeiten suchen. Im Containermarkt treffen sie auf ein stabiles Umfeld. Und die niedrigen Zinsen ermöglichen ihnen wiederum, Standardcontainer sehr günstig fremd zu finanzieren. Dadurch ist viel Geld im Markt und das drückt die Renditen.Weil Direktinvestments als reine Eigenkapital-Investitionen die günstigen Fremdfinanzierungen aber nicht nutzen können, konzentrieren wir uns gerade stärker auf Tank- und Offshore-Container. In beiden Märkten sind die Mietrenditen derzeit attraktiver. Sowohl im laufenden Jahr als auch im kommenden Jahr konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Containermärkte. Im Jahr 2015 werden AIF und Container- Direktinvestments unsere Produktpalette bilden.

Christoph Blacha Vorstand publity AG Unsere bereits im Jahr 2012 definierten Ziele haben wir durch konsequente Umsetzung der neuen Anforderungen an den regulierten Kapitalmarkt im laufenden Geschäftsjahr erreicht. DerVertrieb des ersten KAGB-konformen Publikums-AIF, des publity Performance Fonds Nr. 7, wurde Anfang Februar 2014 von der BaFin genehmigt. Mitte September 2014 wurde der publity Performance GmbH von der BaFin die Erlaubnis für dieTätigkeit als (externe) AIF-Kapitalverwaltungsgesellschaft erteilt. Dem erheblichen Mehraufwand und den höheren Kosten durch das KAGB stand ein spürbarer Platzierungsrückgang ge-

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014 genüber. Durch die kompromisslose Umsetzung des KAGB und die BaFin-Zulassung gelang es uns, neues Vertrauen in die Zukunft geschlossener Fonds aufzubauen. Da die publity Performance Fonds auch in Zukunft kein Fremdkapital in Anspruch nehmen werden, waren wir von den Folgen der Niedrigzinsphase nicht unmittelbar betroffen. Die Vermittler erkennen, dass die Zielgruppe für Publikums-AIF, die in Sachwerte investieren, größer werden wird.Wenn sie den Anlegern dieVorteile der KAGB-regulierten Produkte in Sachen Sicherheit und Transparenz vermitteln können, kann das Jahr 2015 für die Vertriebe nicht nur geschäftlichen Erfolg, sondern auch hohe Kundenzufriedenheit mit sich bringen. publity setzt auch im Jahr 2015 wieder auf günstigen Einkauf von deutschen Gewerbeimmobilien aus Bankenverwertung und professionelles Immobilien-Assetmanagement, um die Investitionsobjekte aufzuwerten und gewinnbringend zu veräußern.

Marc Drießen Geschäftsführer Hamburg Asset Management HAM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH Hesse Newman hat 2014 umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um das Geschäftsmodell der neuen wie schwierigen Marktsituation anzupassen. Der Fokus unserer zukünftigen Geschäftstätigkeit wird 2015 auf dem Servicegeschäft unserer Kapitalverwaltungsgesellschaft Hamburg Asset Management liegen, also auf der Portfolioverwaltung und dem Risikomanagement als externe KVG. Die als JointVenture mit HEH Hamburger EmissionsHaus agierende KVG erfüllt bereits seit Ende 2013 alle regulatorischen Anforderungen und begleitet Kunden als verlässlicher Partner. Insgesamt nutzen inzwischen vier Immobilienfonds und 14 Flugzeugfonds mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 430 Mio. Euro die Dienstleistungen der Hamburg Asset Management.Als lizensierte KVG schaffen wir für Assetmanager, Projektentwickler,Vermögensverwalter, Family Offices und andere Unternehmen mit Ideen die Möglichkeit, ihre Projekte als Sachwert-Investmentvermögen in den regulierten Markt zu bringen, ohne dass diese über eine eigene Erlaubnis (§§ 20,22 KAGB) verfügen müssen.

Gerald Feig Vorstandsvorsitzender FLEX Fonds Capital AG Die Konzentration unserer Tätigkeit war auf den Zulassungsantrag fokussiert.Viele Prozesse mussten überdacht und überarbeitet werden.Auch personelleVeränderungen, vor allem durch Neueinstellungen, haben zusätzliche Arbeit und Anstrengungen verursacht. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir ein solides Umsatzergebnis erreichen. Den Herausforderungen sind wir in erster Linie durch Hinzuziehung externer Berater gerecht geworden. Probleme hat uns die Regulierung keine gemacht, außer den finanziellen, nicht zu überschätzenden Aufwand.Wir sehen die Regulierung als Chance für die ganze Branche. Wir sind sicher, dass mit der Zulassung auch die Umsätze wieder deutlich anziehen werden.Von der Niedrigzinsphase profitieren wir alle. Die Wirtschaftlichkeit der Investments wird besser, trotz steigender Immobilienpreise. Gerade Investments in Immobilien werden künftig von der Niedrigzinsphase profitieren. Anlagen mit 4 bis 5 % werden wieder richtig attraktiv. Und was für den Anbieter gilt, muss auch für den Vermittler gelten. Die Regulierung war kein Scherzartikel, sondern die Notwendigkeit aus einer – in einigen Ebenen – völlig aus dem Ruder geratener Investment- und Anlagepolitik. Dazu haben auch die Vermittler beigetragen. Eine Umstellung hat ja nur qualitative Auswirkungen. Davon sollen Anleger profitieren. Und für die ist das Gesetz entstanden. In 2015 stehen bei uns die Produktsparten Immobilien und Rohstoffe im Fokus.

Jürgen Göbel Geschäfstführer SachsenFonds Holding GmbH Eine große Aufgabe im Jahr 2014 war die Finalisierung des Antrages und die Zulassung unserer Kapitalverwaltungsgesellschaft SF Invest GmbH. Dafür haben wir auch in 2014 neben dem ohnehin arbeitsintensiven Fonds- und Assetmanagement erhebliche Ressourcen eingesetzt. Seit September 2014 liegt die Erlaubnis der BaFin vor. Damit haben wir die Vorgaben des KAGB vollständig umgesetzt und verfügen über alle rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen, um unseren privaten und institutionellen Investoren auch weiterhin den Zugang zu ausgewählten Sachwertbeteiligungen zu ermöglichen. Infolge der Niedrigzinsphase erleben wir weiterhin eine hohe Nachfrage nach sachwertbasierten Beteiligungsangeboten. Wir nutzen das niedrige Zinsniveau aber auch, um Finanzierungen der bereits bestehenden Fonds und dadurch deren Ertragskraft zu verbessern. Höchste Transparenz und eine intensive Aufklärung über die Besonderheiten der Sachwertbeteiligungen sind sicherlich ein wichtiger Schrift. Eine offene Kommunikation und die Bereitschaft zu performanceabhängigen Vergütungsstrukturen könnten diesenWandel positiv unterstützen. 2014 standen Immobilien und erneuerbare Energieanlagen im Zentrum unserer Beteiligungskonzepte. In diesem Segment besitzen wir jahrelanges Know-how und umfangreiche Assetkompetenz. Daher werden wir auch in 2015 für diese Anlageklassen Beteiligungen anbieten.

Dr. Matthias Hallweger Vorstand HMW Emissionshaus AG, HMW Innovations AG Als größte Herausforderung in diesem Jahr stellte sich die Umsetzung des Kapitalanlagengesetzbuches KAGB dar. Mit erheblichem Aufwand haben wir dies bewerkstelligt,

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auch wenn es ein wenig länger gedauert hatte als geplant. Nun aber können wir in 2015 unseren Vertriebspartner und Anlegern mit dem MIG Fonds 15 den ersten regulierten Private Equity Publikumsfonds anbieten.Wir begrüßen das KAGB und fühlen uns in der regulierten, „weißen“ Welt ja ohnehin zu Hause. Die Umstellungen waren vielfältig, aber letztlich alle lösbar. Im operativen Geschäft sehen wir erheblich gestiegene Chancen, am Finanzmarkt Eigenkapital zu platzieren. Die Zahl der Anbieter hat sich einfach reduziert. Die Niedrigzinsphase mag für viele ein wichtigesVertriebsargument sein.Wir sind davon relativ unberührt, denn unser Platz im professionell gemanagten Anlegerportfolio ist bei jeder Zinsbewegung gegeben und gerechtfertigt. Wir sind und bleiben Spezialisten für Corporate Finance – Unternehmensbeteiligungen als Wachstumsfinanzierung. Im Jahr 2014 haben wir uns auf das bewährte Geschäft mit privaten Kapitalanlegern fokussiert und in einem schwierigen Umfeld gute Umsätze erzielt. 2015 werden wir das vertiefen und darüber hinaus erstmals ein Produkt für semiprofessionelle und institutionelle Investoren anbieten. Für hochprofessionelle Vermittler ist das KAGB und die noch zu erwartenden Regulierungen ebenfalls Aufwand, aber auch Gelegenheit, sich von anderen weniger professionell agierenden Marktteilnehmern zu distanzieren. Letztlich muss jedoch als Grundlage stets die Vermögensanlage sauber funktionieren und der Anleger dazu passen. Dann klappt‘s auch mit dem guten Ruf der Branche.

Thomas Hartauer Vorstand Lacuna AG Das Jahr 2014 war für die Lacuna geprägt von einem weiteren Ausbau der Aktivitäten im Windenergiebereich in Bayern.Wir haben in diesem Jahr insgesamt 4 Windparks als geschlossene Fonds in den Vertrieb aufgenommen, wovon zwei bereits erfolgreich platziert sind. Hierzu haben wir u. a. die Vertriebsunterstützungsaktivitäten für unsere Vermittlungspartner ausgebaut sowie die Angebote für unsere Vertriebspartner intensiviert und erweitert. Sehr erfreulich entwickelte sich auch der Bereich unserer Aktienfonds, bei denen wir seit Jahresanfang einen Volumenzuwachs von aktuell über 40 % durch Kursgewinne und Nettoneuabsätze verbuchen können. Für das kommende Jahr wird sich die weitere verschärfende Regulierung, insbesondere auch die Vorbereitungen auf MIFID II, auf unsere internen Aufgaben auswirken. Hinzu kommt ebenso das Kleinanlegerschutzgesetz. Die neuen Regulierungen sind zwar mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden, aber dennoch umsetzbar. Die Neuregulierung bedeutet für unser Haus wie für alle kleinere Anbieter zwar einen erheblichen Mehraufwand, wir sind hierfür aber bestens vorbereitet und werden diese Hürden auch in ihrer schnellen Folge gut meistern können. Für uns wird in 2015 auch weiterhin der Gesundheitssektor sowie der Bereich erneuerbare Energien im Vordergrund unserer Aktivitäten stehen. Für unsere gesamte Branche erwarten wir weiter zunehmende Bemühungen mit Transparenz, um am Ende des Tages auch das Vertrauen der Anleger (zurück)zu gewinnen.

Markus Heiderich Geschäftsführer DEFOMA GmbH Unsere Herausforderung in 2014 war im Wesentlichen die Regulierung und die anhaltende Zurückhaltung und Verunsicherung der Vermittler. Wir haben uns entschlossen, den DEF Substanzwerte Portfolio nicht als AIF umzuwandeln, um unverhältnismäßig hohe Kosten und Bürokratieaufwand für den Fonds und die Anleger zu vermeiden. Der geschlossene Fonds wurde in ein Nachrangdarlehen (DEFOMA Portfolio Zins) umgewandelt.. Die anstehende Regulierung der Nachrangdarlehen in 2015 begrüßen wir und sehen hier Wachstumspotenzial.Wir werden den Markt nun für die nächsten 12 Monate beobachten und den DEFOMA Portfolio Zins bis Ende 2015 im Vertrieb lassen. Danach werden wir entscheiden, ob es sinnvoll ist, die Produktreihe fortzusetzen oder bei anhaltender Zurückhaltung durch die Vermittler die Portfolioreihe einzustellen. Als unabhängiges und selbständiges Wirtschaftssubjekt steht jeder einzelne Vermittler in den nächsten Monaten vor der Entscheidung, sich entweder unternehmerisch neu zu definieren und den Beruf zu wechseln oder endlich wieder anzufangen, die Potenziale der Niedrigzinsphase als Verkaufsargument zu nutzen und mit Kreativität in die Kundengespräche zu gehen. Ich gehe nicht davon aus, dass der überwiegendeTeil derVermittler ihren Beruf als Liebhaberei ausübt, sondern damit sein Lebensunterhalt bestreitet. Aus diesem Grund wird sich jeder Vermittler nun die Existenzfrage stellen oder handeln.

Hermann Klughardt Geschäftsführer Voigt & Coll. GmbH Nachdem wir im Jahr 2014 keinen Publikumsfonds im Angebot hatten, lag der Schwerpunkt vonVoigt & Collegen in diesem Jahr auf den weiteren Ausbau des institutionellen Geschäfts und der Erarbeitung individueller Lösungskonzepte für die regulatorischen Anforderungen unserer institutionellen Kunden. Die strategische Bedeutung dieses Bereichs wird auch durch die Aufnahme von Herrn Dr. Arndt als dritten Geschäftsführer von Voigt & Collegen mit denVerantwortungsbereichen Regulatory und Compliance unterstrichen. Im regulatorischen Bereich haben wir 2014 sämtliche Weichen gestellt, um auch zukünftig wieder Publikumsangebote auf den Markt zu bringen. Dies wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2015 der Fall sein. Der Bereich der erneuerbaren Energien wird auch in Zukunft gerade im

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aktuellen Niedrigzinsumfeld solide Anlagemöglichkeiten bieten. Für das Jahr 2015 werden wir weiter in den Ausbau des institutionellen Geschäfts investieren und mit unseren Kunden entsprechende Anlagestrategien im Bereich der erneuerbaren Energien umsetzen. Zusätzlich planen wir auch, wieder ein Publikumsfondsangebot auf den Markt zu bringen. Dazu führen wir aktuell mit unseren Vertriebspartnern vorbereitende Gespräche über die Ausgestaltung eines entsprechenden Angebots.

Thomas Kuhlmann Mitglied des Vorstands Hahn Gruppe Die Nachfrage nach renditestarken Immobilienbeteiligungen war in 2014 sehr hoch. Wir konnten in diesem Umfeld das beste Zeichnungsergebnis der Unternehmensgeschichte erzielen. Die Herausforderung bestand darin, ein ausreichend großes Immobilienvolumen zu akquirieren, welches unseren strengen Kriterien gerecht wird. Dank eines etablierten Marktzugangs ist uns dies im vergangenen Jahr gut gelungen.Mit unserer lizenzierten KVG,zwei erfolgreich aufgelegten Spezial-AIFs sowie einem Publikums-AIF – der Anfang 2015 in denVertrieb geht – haben wir den Einstieg in die regulierte Fondswelt komplett vollzogen. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld zwingt viele institutionelle Investoren, sich nach alternativen Investments umzusehen. Davon profitieren wir als Asset- und Investmentmanager. Unsere Investmentprodukte zielen im Privatkundengeschäft auf sehr vermögende Anleger ab. In diesem Segment gibt es viele erfahrene Beratungspartner, die wir auch zukünftig mit umfangreichen Produktschulungen unterstützen wollen. In 2015 werden wir wieder geschlossene AIFInvestments in großflächige Einzelhandelsimmobilien anbieten. Die Anlageobjekte sind regional marktführende Einkaufs- und Fachmarktzentren, die mit langfristigen Mietverträgen und bonitätsstarken Mietern eine attraktive Rendite ermöglichen.

Florian Martin Mitglied der Geschäftsführung KGAL Capital GmbH & Co. KG Der Hauptfokus in 2014 lag auf der Ausgestaltung und Lancierung von Fonds in unseren Kernassetbereichen Immobilien, Flugzeuge und Infrastruktur. Insbesondere in der Etablierung der Assetklasse Flugzeuge unter deutschen institutionellen Anlegern, die uns 2014 nun erfolgreich gelungen ist. Die KGAL möchte sich künftig auch auf den internationalen Märkten bewegen. Hierzu wurdenVertriebskonzepte für die Zielmärkte und spezielle Produkte für ausländische Investoren erarbeitet und mit der Umsetzung selbiger begonnen. Die Regulierung der KVG und der AIFs hat uns letztendlich keine größeren Probleme bereitet, da wir sehr rechtzeitig in diese Mammutaufgabe eingestiegen sind. UnserVertrieb, die KGAL Capital GmbH & Co. KG, wurde nun ebenfalls von der BaFin lizensiert und ist damit ein beaufsichtigtes Finanzdienstleistungsinstitut nach KWG § 32. So können wir zusätzlich zu unserem Kerngeschäft im Inland auch einfacher im Ausland vertrieblich aktiv werden. Ebenso erlaubt uns diese Lizenz auch neue Fondsvehikel, wie z. B. in Form von Wertpapieren. Durch die Niedrigzinsphase erhalten unsere Kunden, die institutionellen Anleger, auf den konventionellen Finanzmärkten in derTat kaum noch Renditen. Mit unseren Fonds bieten wir ihnen eine wesentlich höhere Renditestruktur bei angemessenen Risiken.Wir bieten wie gehabt Real Assets, also Sachwertanlagen, mit eigener tiefer Wertschöpfungskette an. Durch die Konzentration auf institutionelle Anleger betreiben wir kein Vermittlergeschäft mehr. Den Vertrieb übernehmen wir selbst und haben damit beste Erfahrungen.Durch die engeVerbindung und tägliche Zusammenarbeit mit unserem hauseigenen Asset- und Portfoliomanagement kann die hoheVertriebs- und Informationsqualität für unsere institutionellen Anleger sichergestellt werden.

Thomas Oliver Müller Vorstandsvorsitzender Deutsche Finance Group Die größte geschäftliche Herausforderung des Jahres 2014 war mit Sicherheit die BaFinZulassung als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) gemäß § 20 KAGB und die Vorbereitung für die Zulassung zur Finanzportfolioverwaltung gemäß § 32 KWG. Durch unseren institutionellen Hintergrund konnten wir allerdings die notwendigen strukturellen und organisatorischen Veränderungen innerhalb der Deutschen Finance Group zügig an die neuen regulatorischen Anforderungen anpassen. In diesem Kontext sehen wir dem Geschäftsjahr 2015 sehr positiv entgegen. Nicht zuletzt aus der Tatsache heraus, dass Investmentvermögen im Sinne des KAGB zukünftig voll durchregulierte Kapitalanlagen darstellen – was für alle Marktteilnehmer nur positiv bewertet werden kann – sondern auch weil das anhaltende Niedrigzinsumfeld dazu beiträgt, dass die Nachfrage an innovativen Kapitalanlagen bei privaten und institutionellen Investoren signifikant steigen wird. Wir werden unseren Vertriebspartnern auch im Jahr 2015 weiter unsere etablierten institutionellen Immobilien- und Infrastruktur-Finanzstrategien, wie den PERE Fund (Einmaleinlagen), und den PORTFOLIO Fund mit einer Ratensparkomponente, beide konzipiert nach dem neuen KAGB, anbieten können.

Bernd Neitzel Geschäftsführer Neitzel & Cie. Gesellschaft für Beteiligungen mbH & Co KG Wir konzipieren derzeit einen neuen vierten deutschen Energiefonds. Es besteht die Herausforderung auf der Einkaufsseite, dafür passende deutsche Energieerzeugungs-

Anlagen (außerhalb der PV) zu identifizieren, die sich auch für einen neuen Fonds rechnen. Wenn wir einen neuen Fonds als operativ tätiges Unternehmen auflegen, fallen wir unter die Vorschriften des Vermögensanlagegesetzes und dürfen nicht nach KAGB auflegen. Dadurch kann es sein, dass „per se“ Banken und Sparkassen diesen Fonds nicht mit vertreiben wollen, da er als „nicht reguliert“ gilt. Unser Haus wird unverändert auch künftig ein IDW-S-4-Gutachten anbieten, strenge Plausibilitätsprüfungen und fachkundige Ratings beauftragen, die beurteilen werden, wie der Fonds qualitativ „innen“ aussieht. Da die Niedrigzinsphase noch anhält, haben wir sie auch noch nicht „bewältigt“. Wir haben sie aber gut ausgenutzt, um bestehende Fremdfinanzierungen in unseren Solarfonds, wo vertraglich möglich, konditionsmäßig deutlich zu optimieren. Gute Vermögensanlageberatung ist ein genauso unersetzlicher Bestandteil unserer Berufswelt wie fachlich qualifizierte Rechtsanwälte oder Steuerberater. Wenn sich der Vermittler als fachlich versierter Berater versteht und bedürfnisorientiert zu den Vermögensverhältnissen, bisheriger Allokation, Einstellungen und Risikoneigung seines Kunden berät und ein passendes Produkt X empfiehlt, dann wird er auch weiterhin als notwendiger Fachmann benötigt. Auch 2015 werden wir uns weiter der Energiewende in Deutschland und dem weiter wachsenden Bedarf an erneuerbaren Energien widmen. Unser vierter Energiefonds wird wieder Photovoltaik Frei- und Dachflächen-Bestandsanlagen beinhalten. Zusätzlich wird der Fonds als zweite Säule eine weitere Zukunfts-Energie beinhalten, die insbesondere auch einen wertvollen Beitrag zu Klimaschutz und CO2Reduzierung liefert.

Lars Poppenheger Vertriebsleiter Steiner + Company GmbH & Co. KG Das ganze Jahr 2014 war für Steiner + Company geprägt durch die Herausforderungen der AIFM Umsetzung. Obwohl wir uns diesbezüglich auf der „Zielgeraden“ befinden, wird uns die Etablierung einer eigenen Kapitalverwaltungsgesellschaft noch bis Mitte 2015 beschäftigen. Diesen weiteren Weg werden wir sozusagen in zwei Etappen bestreiten. Zunächst werden wir eine „kleine“ KVG aufsetzen, die dann im weiteren Verlauf in eine „große“ KVG überführt wird. Dies stellt dieVoraussetzung dar, um den bereits weitgehend konzipierten MAP Anspar Plan 4 in den Vertrieb zu bringen. Neben diesen beschriebenen Aktivitäten rund um unser Kernprodukt MAP Portfoliofonds haben wir die Zeit genutzt, um eine zweite Produktlinie zu entwickeln. Dabei handelt es sich um Direktinvestition in den Bereichen Immobilie, Eisenbahn und erneuerbare Energie. Gerade in Zeiten mit niedrigsten Verzinsungen gewinnt die Investition in Sachwerte noch mehr an Bedeutung als sie ohnehin schon hat. Insgesamt blicken wir zufrieden auf ein herausfordendes Jahr 2014 zurück und freuen uns mit unserer transparenten Produktpalette auf das kommende Jahr im Sinne unserer Partner und Kunden.

Oliver Porr Geschäftsführer LHI Gruppe 2014 war natürlich auch für die LHI das Jahr des KAGB. Die Herausforderung dabei war es, ein Gesetz wie das KAGB zu interpretieren, bevor es eine dazu herrschende Meinung in der Beraterschaft und in der Aufsicht gab. Die LHI war auch schon vor Inkrafttreten des KAGB ein reguliertes Haus.Wir hatten daher bereits ein High-Class-Riskmanagement implementiert sowie wesentliche organisatorische Maßnahmen getroffen. Somit waren die Vorgaben des KAGB für uns nicht dasThema, sondern die Unklarheiten in der Anwendung des KAGB. Die Niedrigzinsphase bedingt sehr hohe Assetpreise. Man muss aber nicht jeden Unfug mitmachen. D. h. für uns schon auch einmal auf einen mittelfristig absehbar nur durchschnittlichen Deal zu verzichten.Vermittler müssen für ihre Kunden einen Mehrwert liefern. Das setzt Produkt-Know-how genauso voraus wie persönliche Integrität. Unsere Produktsparten werden nach wie vor ganz vorne Immobilien Deutschland stehen, gefolgt von erneuerbaren Energien (Wind, Solar in Frankreich, Deutschland und Skandinavien).

Klaus Ragotzky Geschäftsführer FIDURA Private Equity Fonds Eine erfolgreiche Gestaltung des Registrierungsprozesses unserer internen KVG und die Erfüllung wichtiger Meilensteine unserer Portfolio-Unternehmen waren die bedeutendsten Herausforderungen des Jahres 2014. Unser Haus stellte am 21. Juli 2014 den Registrierungsantrag für die KVG bei der BaFin, das entsprechende – bei allen Marktteilnehmern länger als erwartet dauernde – Registrierungsverfahren wird in naher Zukunft abgeschlossen sein. Trotz obligatorischem Vertriebsstopp stellte die Regulierung unser Haus vor keine Probleme. Unsere Portfolio-Unternehmen erreichten wichtige Meilensteine hinsichtlich weiterer Produktentwicklungen und erzieltem Umsatz. Ebenso war die Niedrigzinsphase eher zu begrüßen, weil unsere Unternehmen ergänzend zum Private Equity Kapital auch von günstigen Zwischen- und Projektfinanzierungen durch ihre Hausbanken profitieren konnten. Der Vertrieb stellt sich auf die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen ein, wobei es u. E. eine Zeit dauern wird, bis die durch das KABG eingeführten Verbesserungen im Anlegerschutz zu einem steigenden Anlegervertrauen führen werden. In Bezug auf die Produkt-Absatzliste unseres Hauses verbleiben wir bei unserer bewährten Strategie, die Produkte anzubieten, für die wir das erforderliche Know-how besitzen, also Private Equity Fonds.

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014

Michael Ruhl Geschäftsführer Hannover Leasing GmbH & Co. KG Aufgrund der extrem niedrigen Zinsen gehen wir für 2015 von einer anhaltenden Nachfrage nach indirekten Sachwertanlagen aus, insbesondere nach Immobilien und Flugzeugen. Die Herausforderung liegt darin, weiter passende Produkte auf den Markt zu bringen, auch unter Berücksichtigung der neuen Regulierungsvorschriften.Wichtig war für uns insofern, dass wir 2014 die Erlaubnis als KVG von der BaFin erhalten haben.Als Standorte für Immobilieninvestments rücken neben den „Hot-Spots“ der Metropolen zunehmend B-Städte in den Fokus. Als Marktsegment besonders interessant sind Gewerbeimmobilen, die an die Öffentliche Hand vermietet sind. Im Ausland sehen wir uns vor allem im Benelux-Raum um. Abseits der Immobilienmärkte sind wir stark im Bereich Flugzeuginvestments aktiv und planen auch hier weitere Produkte. Die Regulierung hat den Anlegerschutz wesentlich verbessert, das ist gut so. Die Branche sollte sich jedoch nicht mit dem Status Quo zufrieden geben, sondern zusätzliche Reformschritte unternehmen und den geschlossenen Publikums-AIF kritisch weiterentwickeln. Beispiele für wünschenswerte Veränderungen wären eine stärkere Fokussierung auf die Gesamtrendite statt auf die laufende Auszahlungen, niedrigere Prognosewerte für Mindestauszahlungen, dafür höhereTilgung und der Aufbau von Liquiditätsreserven für Sondertilgungen sowie nachvollziehbare, transparente Provisionsmodelle.

Jochen Schenk Vorstand Real I.S.AG Die Real I.S. hat beschlossen, nicht einfach eineTochtergesellschaft als künftige nach KAGB regulierte Einheit zu gründen und das AIF-Bestandsgeschäft aus einer unregulierten Gesellschaft heraus weiter zu betreuen. Ziel war es, die gesamte Unternehmensgruppe zu regulieren. Mit der Real I.S. Investment GmbH (KAG für Spezialfonds) bestand bereits seit 2010 eine regulierte Einheit. Somit hat die Real I.S. AG als Dienstleister für die KAG bereits die Funktionstrennung sowie nachhaltiges Risikomanagement, Compliance und Revision vor der Einführung des KAGB umgesetzt.Wir verfügen seit 5. Mai 2014 über zwei lizensierte KVGs nach KAGB. Alle Dienstleistungen unterliegen der Überwachung durch die BaFin. Die Real I.S. erhält so eine Sonderstellung, da der Branchenstandard die Neugründung einer regulierten KVG-Tochtergesellschaft „NewCo“ sein wird, wodurch dort lediglich die Neuemissionen der BaFin-Aufsicht unterliegen. Die grundsätzlichen Perspektiven für das Jahr 2015 sehen wir positiv, weil wir bei den Angeboten für private Kunden in eine „neue Welt“ nach KAGB starten. Die Beteiligung an einer Immobilie ist und bleibt eine attraktive Anlageform. Der Ertrag aus einer Immobilieninvestition ist aber nur bedingt mit dem Zins aus einer Wertpapierinvestition zu vergleichen. Geschlossene Investmentvermögen bleiben eine erklärungsbedürftige Anlageform. Der entscheidende Faktor ist deshalb auch die Transmission über den Berater an den Kunden. Da sich wichtige Fakten zu einer Beteiligung am besten im persönlichen Gespräch zwischen Anleger und Berater erläutern lassen, sind die Vertriebspartner der Real I.S. die wesentlichen Botschafter für ein Beteiligungsprodukt. In diesem Jahr haben wir uns nach der schnellen Ausplatzierung eines „Vor-KAGB“-Fonds im Januar auf die Umsetzung der neuen Anlageform Real I.S. Grundvermögen für Privatanleger konzentriert. Deshalb werden wir die Privatkunden-Serie im Jahr 2015 unter den geänderten Bedingungen konsequent fortsetzen.

Marc Schumann Geschäftsführer Solvium Capital GmbH Solvium Capital ist Anbieter von Direktinvestments in Container und seit diesem Jahr auch in Wechselkoffer. Das neue Angebot haben unsereVertriebspartner und Investoren gut angenommen.Wir sind vor knapp vier Jahren gestartet und haben uns gefreut, dass die Zahl der Investoren im letzten Sommer bereits die 2000er-Marke überschritten hat. Kumuliert werden wir noch in 2014 die 50-Millionen-Euro-Marke überschreiten. Unsere Vertriebspartner sind uns wichtig und deshalb haben wir in diesem Jahr viel getan, ihnen die Arbeit zu erleichtern. Stolz sind wir auf unsere innovative Regelung des Härtefallschutzes für die Investoren. Wer in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, zum Beispiel durch Berufsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit, bekommt sein Kapital zuzüglich einer Rendite von mindestens 2 % p.a. zurück. Spätestens ab dem 1. Januar 2016 wird das Kleinanlegerschutzgesetz vorschreiben, dass Finanzanlagenvermittler eine Genehmigung nach § 34f Nr.3 GewO haben müssen. Im kommenden Jahr werden unsere Vertriebspartner von der Übergangsregelung profitieren können und wir werden sie weiterhin mit attraktiven Angeboten unterstützen. Auf die Prospektierungspflicht sind wir gut vorbereitet, denn wir sind auch bisher schon weit über die Branchenstandards hinausgegangen.

T.U. Michael Sieg Chairman & CEO ThomasLloyd Group 2014 stand für uns unter der Prämisse, die Grundlagen dafür zu schaffen, die Marktposition desThomasLloyd Cleantech Infrastructure Fund als führender Infrastrukturfonds für die erneuerbaren Energien Asiens in Deutschland weiter auszubauen und langfristig zu sichern. Dies ist uns mit der Luxemburger Zulassung desThomasLloyd SICAV-SIF als voll-

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reguliertem, offenem AIF gelungen. So ist es uns ab sofort möglich, Investoren mit unterschiedlichsten Anlegerprofilen europaweit maßgeschneiderte Anlagelösungen zu offerieren. In diesem Zusammenhang werden wir nicht zuletzt unser Portfolio um speziell strukturierte Produkte für (semi-)professionelle Investoren in Deutschland und Österreich erweitern, fassen aber bereits heute eine Vielzahl weiterer Märkte in Europa, wie zum Beispiel Luxemburg, Großbritannien und die Schweiz, ins Auge. In diesem Zusammenhang gilt es, im interkontinentalen Imagetransfer unsere in jahrelanger, erfolgreicher Investorentätigkeit entstandene führende Marktstellung und Reputation, aber auch unseren Track Record in Asien zu akzentuieren und zugleich unseren Bekanntheitsgrad in Europa, insbesondere bei Family Offices,Vermögensverwaltern, Dachfonds, Pensionskassen, Versorgungswerken und Versicherungen weiter zu erhöhen.

Dr.Torsten Teichert Vorstandsvorsitzender Lloyd Fonds AG Die wichtigste Herausforderung war, Lloyd Fonds weiter so zu positionieren, dass wir unser Geschäftsmodell in den beiden Kompetenzbereichen Schifffahrt und Immobilien weiterentwickeln können.Wichtiger Faktor ist dabei der Zugang zu substanziellen Eigenkapital. Dafür braucht man die entsprechende Unternehmensstruktur. Die Regulierungsanforderungen waren abzuarbeiten. Mittlerweile besteht weitgehend Klarheit hinsichtlich der Umsetzung des KAGB. Daher sollte man dies nicht überbewerten, die dringlichste Aufgabe für Anbieter wird auch 2015 darin bestehen, Fonds zu entwickeln, die den Anlegerbedürfnissen entsprechen. Die Niedrigzinsphase sehen wir als Chance für die Branche, mit seriös konzipierten Produkten mit einem vernünftigen Risiko-Rendite-Profil Anlegervertrauen zurückzugewinnen. Auch der Finanzvertrieb befindet sich in einem Paradigmenwechsel. Statt Verkaufsgenies sind gut ausgebildete, und informierte Teamplayer gefragt, die Anleger beraten, statt sie zu überreden. Hier hat die Branche trotz Verbesserungen noch Nachholbedarf. 2015 starten wir mit der Platzierung unseres im letzten Jahr vorbereiteten Spezialimmobilienfonds, der in die beiden Metropolregionen Hamburg und Berlin investiert. AIFM ist die Hauck & Aufhäuser Investment Gesellschaft S.A. Zudem werden wir auch Projekte in der Schifffahrt für institutionelle Kunden auflegen.

Gabriele Volz Geschäftsführerin WealthCapWealth Management Capital Holding GmbH Wir haben die Regulierungsanforderungen gemeistert: für das Unternehmen mit Erhalt der KVG-Lizenz und für unsere Zielgruppen mit bevorstehenden oder bereits erfolgten Produktfreigaben für Publikums- und Spezial-AIFs. Hier war das ganze Haus gefordert und hat mit großem Engagement erfolgreich Neuland betreten. In den Kernanlageklassen Immobilien Deutschland, Flugzeug und Private Equity konnten wir durch vorausschauende Anbindungen auch in der Übergangsphase eine Produktversorgung sicherstellen. Für 2015 sehen wir keine tiefgreifenden Auswirkungen auf das operative Geschäft, da die Produktfreigaben wieder planmäßiger anlaufen sollten. Niedrige Zinsen sind für Sachwerte keine schlechte Ausgangslage. Sie ermöglichen eine Überrendite und sind zudem von den Schwankungen der Märkte weitgehend entkoppelt. Da wir weiter niedrige Zinsen erwarten, sollten die Rahmenbedingungen für Sachwertinvestments tendenziell noch besser werden.WealthCap setzt im Publikumsbereich voll auf B2B-Vertrieb. Ein enger Kontakt mit unserenVertriebspartnern ist uns eminent wichtig. Nur so können wir stets überprüfen, wie wir unsere Partner noch besser versorgen können, damit sie bedarfsgerechte Beratung für ihre Kunden leisten können. Wir setzen auf bedarfsgerechte Sachwertelösungen für Privatkunden und professionelle Investoren in seinen Kernanlageklassen Immobilien Deutschland und USA, Flugzeug, Private Equity und gestreute Sachwerteportfolios.

Heinz-G.Wülfrath Geschäftsführer Middle East Best Select GmbH Um zukünftig vertriebliche Einschränkungen der sog. „De-minimis-KVG-Lösung“ zu vermeiden, haben wir die XOLARIS Service Kapitalverwaltungs-Aktiengesellschaft in München als externe Dienstleistungs-KVG bestellt. Künftigen MEBS-AIFs ist damit der Erfolgsweg geebnet. Auf unser operatives Geschäft in 2015 werden die neuen Regulierungen eher einen positiven Einfluss haben. Wir werden attraktive, regulierte und privilegierte Anlagemöglichkeiten anbieten, von denen wir annehmen, dass sie zunehmend nachgefragt werden. Zinsentwicklungen haben auf unser Erfolgskonzept, das ohne Fremdkapital auskommt, grundsätzlich keinen Einfluss. Das (Negativ-)Zinsumfeld wirkt als Katalysator für immer mehr Investoren im neuen AIF-Markt.Vollregulierte Produkte in einem wachsenden Nachfragemarkt, bieten beste Voraussetzungen für Qualitäts-Vertriebe, die sich jetzt nur richtig positionieren müssen. Das Jahr 2015 wird bei uns von Publikums- und Spezial AIFs geprägt sein.Wegen der attraktiven Entwicklung unserer bisherigen Photovoltaik-Investitionen und der zunehmenden Nachfrage nach integrierten PV-KraftwerksLösungen aus der MENA-Region, werden sich auch künftige MEBS-AIFs auf PV-Projekte im Sonnengürtel dieser Erde konzentrieren.

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I MMO B I LI E N Wolfgang Dippold Geschäftsführender Gesellschafter PROJECT Investment Gruppe Wir haben uns den strengen Regulierungsanforderungen des KAGB gestellt und mit der PROJECT Investment AG eine eigene KVG zur Zulassung gebracht. Und es ist uns gelungen, demVertrieb ohne Platzierungslücke drei KAGB-regulierte AIFs zurVerfügung zu stellen. Die an Investmenthäuser mit eigener KVG gestellten gesetzlichen Anforderungen erfordern einen hohenVerwaltungs- und Controllingaufwand. Dies setzt mehr Manpower voraus und hat höhere Betriebskosten zur Folge.Wir sehen für 2015 deshalb keine nachteiligen Auswirkungen für unser operatives Geschäft, da die Mehrkosten nicht von unseren Investoren, sondern von unserem Haus getragen werden. Die Niedrigzinsphase ist aus unserer Sicht Motor für mehr Geschäft, da unsere Immobilienfonds attraktive Renditen erwirtschaften, die Investoren zur Stabilisierung ihres Portfolios suchen.Vermittler sollten nur Produkte berücksichtigen, von deren Qualität sie zweifelsfrei überzeugt sind. So wird das Vertrauen der Anleger auf Dauer bestätigt und Folgegeschäfte sind planbar.Wir haben mit dem Fonds „Wohnen 14“ einen Publikumsfonds in der Platzierung sowie die zwei Spezial-AIFs „Vier Metropolen“ für institutionelle Investoren und „Fünf Metropolen“ für semi-professionelle Anleger. 2015 soll unser Fonds „Wohnen 15“ das Angebot ergänzen.

Frank Fleschenberg Vorstand DGG AG Die extrem hohe Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Denkmalschutzimmobilien hat uns vor große Herausforderungen gestellt. Am zeitintensivsten war die Hauptaufgabe, eine ausreichende Anzahl an geeigneten Objekten dem Vertrieb zur Verfügung zu stellen, ohne Einbußen in der gewohnt hohen Qualität der Immobilien zuzulassen. Diese Herausforderung haben wir mit Bravour geleistet und bereits entsprechende Weichen für 2015 gestellt. Im Bereich der Denkmalschutzimmobilien sind wir von den Auswirkungen der Regulierung nicht betroffen. Im Bereich der NPL Produkte sind unsere Anwälte damit beschäftigt, zu prüfen, welche Auswirkungen es für das operative Geschäft haben kann, um dieVorgaben direkt gesetzeskonform umzusetzen. Durch die Niedrigzinsphase ergaben sich für uns positive Auswirkungen, da ein günstigerer Einkauf der Immobilien sowie günstigere Finanzierungen möglich waren. Beides hat zu deutlich mehr Geschäftserfolg geführt. Im Bereich der Denkmalschutzimmobilien sind wir seit Jahrzehnten zu Hause und werden auch in 2015 hochwertige Objekte initiieren. Zusätzlich werden wir uns dem Markt der Pflegeimmobilien zuwenden. DieVermittlerschaft sollte im Sinne ihrer Kunden verstärkt auf die Qualität der Produkte und nicht auf die Provisionshöhe schauen.Wird dies berücksichtigt, wird zwangsläufig ein Kundenstamm von zufriedenen Kunden für die Zukunft aufgebaut. Wir als Vermittler sollten uns nicht so wichtig nehmen und nicht als Lehrer aufspielen, sondern unsere Kunden als Partner sehen.Wir sollten viele Dinge nicht als selbstverständlich sehen, sondern eine gewisse Dankbarkeit empfinden, dass wir mit Menschen arbeiten können und dürfen. Und wenn wir unseren Beruf ernst nehmen, werden wir auch gut verdienen. Ein wenig Besinnung auf Grundwerte schadet uns allen nicht. Respekt kann man sich nicht erkaufen, sondern bekommt man entgegengebracht.

Marcus Kraft Vorstand ZBI Zentral Boden Immobilien AG Die große Herausforderung in 2013 und 2014 war die Erreichung der BaFin-Zulassung der KVG und des ZBI Professional 9.Aufgrund der Regulierung mussten wir wesentliche interne Bereiche anpassen und erweitern. Dies betraf z. B. das Portfolio-, Liquiditäts- und Risikomanagement. Wir sind für 2015 gut aufgestellt und erwarten einen Ausbau unserer Geschäftsbeziehungen zu Vertriebspartnern/Kunden und dadurch eine Umsatzsteigerung. Da viele Anlagealternativen weggefallen sind, hat die Niedrigzinsphase aufgrund der Stabilität der Assetklasse Wohnimmobilien zu einer Stärkung unseres Geschäfts geführt. Im Privatkundengeschäft startete im 4. Quartal 2014 der ZBI Professional 9, ein deutschlandweit investierender (Schwerpunkt Berlin) Wohnimmobilienfonds mit einer Laufzeit von 6 bis 8 Jahren in den Vertrieb. Der ZBI Regiofonds Wohnen, ein auf die Metropolregion Nürnberg fokussierter Wohnimmobilienfonds mit einer Laufzeit von ca. 10 Jahren, wird in Kürze folgen. Außerdem werden wir in 2015 das Geschäft mit institutionellen Kunden weiter ausbauen. DerVertrieb muss erhebliche regulatorische Maßnahmen hinsichtlich eines KAGB-konformen Beratungspfads berücksichtigen. Dadurch wird der freieVertrieb eine zwar aufwändigere Beratung hinnehmen müssen, aber langfristig durch einen höheren Anlegerschutz profitieren.

Tim Krömker Vorstand DFV Deutsche Fondsvermögen AG Da wir bekanntlich in KVG-Union mit der IMMAC tätig sind, war es wichtig, die aus unserem Mutterkonzern gegründete Kapitalverwaltungsgesellschaft HKA Hanseatische Kapitalverwaltung AG mit der Zulassung von neuen AIFs für die Bereiche der semiprofessionellen

Anlegern und Publikums-AIF zu beauftragen und die BaFin-Genehmigungen zu erhalten. IMMAC konnte darüber in 2014 die ersten AIFs erfolgreich platzieren, die DFV AG wird 2015 sicherlich folgen. Das Jahr 2015 wird dafür stehen, die regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Änderungen der letzten 2 bis 3 Jahre auch wirtschaftlich wieder zu verarbeiten und mit höherer Planungssicherheit auch bei unseren Vertriebspartnern vermehrt den geeigneten Stellenwert als hochwertiger „Produktlieferant“ wieder zu bekommen.Wir sind in dem Bereich der Immobilien-AIFs sicherlich eher auf der Seite der Profiteure zu sehen, da die Fremdmittel langfristig günstig sind. Allerdings zeigen sich natürlich auf der Einkaufsseite die Auswirkungen der Niedrigzinsphase durch die gesteigerte Nachfrage und die dadurch bedingten Entwicklungen der Immobilienpreise. Bei derVermittlerschaft hilft aus meiner persönlichen Sicht nur eine echte Revolution. Der Vermittler muss die Kundeninteressen, den Service und die Dienstleistung nachhaltig und glaubwürdig in den Vordergrund stellen. Der Kunde will nichts über dieVermittlerprobleme wie Regulierung, Protokollierungswahn, Honorarberatung oder LVRG hören. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertiger, empathischer und persönlicher Beratung ist ungebrochen hoch und kann durch die neue medialeWelt nur unterstützt, aber nicht ersetzt werden.

Wolfgang J. Kunz Vertriebsdirektor DNL REAL INVEST AG Nach dem guten Platzierungsergebnis unseres TSO- DNL Fund IV, LP mussten wir uns entsprechend der neuen Regularien aufstellen. Hierbei stellten wir fest, dass wir unser Angebot als aktiv operativ tätiges Unternehmen unter dem Vermögensanlagengesetz konzipieren können. Dies zu belegen und den Prospekt entsprechend genehmigt zu bekommen, war eine schwierige Aufgabe. Die Regulierung hat uns vor keine Probleme gestellt – außer der bereits beschriebenen Neustrukturierung unsererVermögensanlagen. Außer derTatsache, dass wir Immobilien mit höheren Leerständen erwerben werden und hier mehr Arbeit für die TSO-eigenen Mitarbeiter aufkommt, sehen wir keine Auswirkungen aufgrund der Regulierung. Die Niedrigzinsphase hat uns nicht negativ betroffen – im Gegenteil, wir haben Gewerbeimmobilien für unseren TSO DNL Fund IV, LP wesentlich günstiger einkaufen können und aus den in Deutschland platzierten Fonds bereits erste Verkäufe erzielt. Die Ergebnisse waren zweistellig. Die Vermittler sollten ihre Produkte nach der Qualität und der Erfahrung des Anbieters und nicht nach der Provisionshöhe auswählen. Sehr gute Produktkenntnisse und die Erfüllung der Dokumentationspflichten sind eine „Conditio sine qua non“. Wie in 2014 werden wir auch in 2015 ausschließlich Gewerbeimmobilien mit hohen Ertragschancen im Südosten der USA als Produkte wählen.

Christoph Ludwig Projektkoordination SDI Vertriebs GmbH Die Herausforderung für unser Haus bestand in diesem Jahr daraus, dass der Markt nicht ausschließlich auf Immobilien zur Steueroptimierung ausgerichtet war, sondern immer mehr auch Immobilien unter Renditegesichtspunkten gefragt waren. Wir haben für das kommende Jahr eine breitere Produktpalette aufgebaut und werden somit einen größeren Markt mit Immobilienprojekten abdecken können. Für unser Haus und die uns angebundenen Partner bedeutet eine Niedrigzinsphase immer auch einen positiven Effekt. Je niedriger die Zinsen, desto höher das Interesse an Immobilieninvestitionen. Dies bedeutet für uns, dass wir aktuell und auch für die kommenden Monate eine Mehrzahl an Immobilien ankaufen, planen und entwickeln müssen. Kundenorientierte und bedarfsgerechte Beratungen sind der Schlüssel zum Erfolg. In 2015 sehen wir verschiedene Produktsparten auf der Liste vorne an: Energieoptimierte Bestandsanlagen, steueroptimierte Denkmalschutzimmobilien sowie Pflege- und Seniorenwohnanlagen.

Sandro Pawils Vorstand WirtschaftshausGruppe Viele Investoren wollten im Jahr 2014 ihr Kapital sofort und unverzüglich investieren. Um das zu gewährleisten, waren und sind wir ständig auf der Suche nach geeigneten Bestandsimmobilien. Durch eine sehr genaue Standortanalyse übernehmen wir ausschließlich Häuser,die zukunftsfähig sind. Dadurch sehen wir aktuell keine Probleme für das operative Geschäft im Jahr 2015. Im Gegenteil, die WH-Gruppe hat bereits jetzt für das Geschäftsjahr 2015 Pflegeeinrichtungen imWert von rund 140 Mio. Euro eingekauft bzw. projektiert. Die Niedrigzinsphase ist für Investoren eigentlich nur positiv zu sehen. Günstige Immobilienkredite ermöglichen auch Finanzierenden, dauerhaften Vermögensaufbau zu betreiben. Unsere Vertriebspartner werden umfassend auf unser Produkt geschult. Diese Schulungen finden bei uns im Haus statt sowie auch auf circa 100 Online-Seminaren, die wir pro Jahr anbieten. Bei einer Produkteinführung werden diverse Seminare angeboten, umVorteile und Nachteile der einzelnen Objekte zu beleuchten. Nur so kann ein Vermittler auf den echten Kundenbedarf hin beraten. Unser Maklerportal bietet zudem ein umfangreiches Informations-, Schulungs- und Marketingmaterial an.Wenn einVertriebspartner die ihm zurVerfügung gestellten Mittel nutzt, berät er erfolgreich, nachhaltig und kundenorientiert. Pflegeimmobilien als Kapitalanlage waren das Hauptprodukt 2014 und werden es auch über das Jahr 2015 hinaus bleiben. Der demografische Wandel bietet hier ein Investment in einem der letzten deutschen Wachstumsmärkte.

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014

Andreas Schütz

BAUFINANZIERUNG

Geschäftsführer Profi Select Coriolanus GmbH

Stephan Gawarecki

In der Immobilienbranche ist die Beschaffung geeigneter Objekte zunehmend schwieriger geworden. Besonders im Denkmalschutz ist in einer Stadt wie Berlin kaum noch ein unsaniertes Objekt zu erwerben. Inwieweit sich die Mietpreisbremse auswirken wird, kann heute noch niemand abschließend beantworten. Nach meinerTheorie werden vor allem die Hausverwaltungen massiv überlastet sein, da sie faktisch dieVermietung mit übernehmen werden müssen. Der Makler für reine Wohnungsvermietung wird sich ab 2015 schwer tun. Unsere Kunden finanzieren so günstig wie nie zuvor. Dennoch erwarten viele Kredithäuser ein höheres Eigenkapital bei Kapitalanlegern. Die Qualifizierung für Immobilienverkäufer liegt im Vergleich zum Rest der Branche weit zurück. Hier sind leider noch keine klarenVorgaben des Gesetzgebers zu erkennen. Schön wäre es, wenn man aus den gemachten Erfahrungen der Finanzdienstleistungsbranche elegantere Lösungen erarbeiten könnte. Für 2014/15 stehen die Denkmal- und Bestandsimmobilien sowie die klassische Neubaueigentumswohnung in unserem Fokus. Bezahlbarer Wohnraum, ökologisch und nachhaltig. Der hohe Anteil an Eigennutzern sorgt speziell bei Kapitalanlegern für ein hohes Interesse.

Charles Smethurst Geschäftsführer Dolphin Trust GmbH Eine wesentliche Herausforderung war und ist die stetig steigende Nachfrage nach denkmalgeschützten Immobilien an 1A-Standorten in Deutschland.Wir konnten und können auf diese Herausforderung vor allem durch das erfahrene Sourcing in unserem Haus reagieren und uns dabei auf jahrelang ausgebaute und gepflegte Netzwerke verlassen. Sie ermöglichen uns die Findung herausragender Projekte mit besten Aussichten für unsere Kunden beziehungsweise Käufer. Für die Vermittlerschaft ist Qualifikation der entscheidende Begriff, wobei Qualifikation heute mehr denn je auch Spezialisierung bedeutet. Die für uns maßgebliche Vermittlung denkmalgeschützter Immobilien und die damit zusammenhängende Beratung hinsichtlich steuerlicher Abschreibungen, Finanzierung und Ertragsprognose ist fachlich und verkäuferisch im Interesse aller Beteiligten nur noch durch hochqualifizierte, spezialisierte Vermittler möglich.

Jörg Walter Geschäftsführer IVM GmbH Durch die neuen gesetzlichen Anforderungen wurde ein ganz neues Kapitel in der Finanzdienstleistungsbranche aufgeschlagen. Durch unsere Qualitätsmerkmale wie uneingeschränkte Testate, fachliche Ratings, unabhängige Mittelverwendungskontrolle und einer hervorragenden Historie konnten wir dieser Herausforderung relativ entspannt entgegenblicken. Die Verunsicherung der konkreten Ausgestaltung der regulatorischen Anforderungen hat auch unser Haus betroffen. Durch das Vermögensanlagengesetz wurde die Möglichkeit der Vermittlung stark eingegrenzt. Das Jahr 2015 sehen wir sehr optimistisch, denn nicht die Art der Regulierung durch den Gesetzgeber, ob als AIFM oder über dasVermögensanlagengesetz, sondern das Handeln in der Vergangenheit sowie die daraus resultierenden Ergebnisse und Fakten werden zukünftig wichtige Erfolgsfaktoren sein. Gerade durch diese Niedrigzinsphase haben sich viele Anleger entschieden, in Immobilien zu investieren. Dadurch konnten wir Immobilienverkäufe schneller realisieren als geplant. Somit hat diese Niedrigzinsphase für uns einen positiven Effekt. Die Aus- und Weiterbildung wird zukünftig immer mehr Gewichtung erhalten. Der Vermittler wird selbst die ihm angebotenen Produkte aufTransparenz, Kalkulierbarkeit und Nachhaltigkeit überprüfen müssen und kann sich nicht mehr uneingeschränkt auf Aussagen der Produktanbieter verlassen. Die unabhängige und individuelle Beratung wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Finanzdienstleistung einnehmen. Das Haus THAMM & PARTNER ist im operativen Geschäft tätig und somit imVermögensanlagengesetz geregelt.Wir werden weiterhin die Beteiligung direkt und unmittelbar am Unternehmen THAMM & PARTNER sowie den Erwerb von Immobilien in Form von Einzelimmobilien oder Eigentumswohnungen anbieten.

Frank Winkel Geschäftsführer WI-IMMOGroup GmbH Die größte Herausforderung war es sicherlich, einem Umsatzwachstum von über 90 % gerecht zu werden und dabei keine Einbußen in der Qualität der Produkte zuzulassen, sondern diese konsequent mit bewährtem Know-how weiter in denVertrieb zu bringen.Wir sind dieser Herausforderung mehr als gerecht geworden, indem wir unserTeam qualitativ weiter ausgebaut und die Abwicklungsprozesse optimiert haben.Von der Regulierung sind wir nicht mit unserem Produkt betroffen, von daher wird sich dadurch die positive Geschäftsentwicklung für 2015 fortsetzen. Genau so spielt die Niedrigzinsphase uns und unseren Kunden absolut in die Karten. Hier besteht momentan die Möglichkeit, teilweise mit 1 % Zins zu finanzieren. Wenn unsere Produkte jedoch ca. 5 % Mietrendite für unsere Kunden erwirtschaften, ergeben sich auch für kühle Rechner hier ein klares Bild sowie sehr gute Chancen. Unser Produkt ist ganz klar die Grundbuch abgesicherte Pflegeimmobilie. Dies wird sich auch 2015 nicht ändern, denn die Pflegeimmobilie ist konjunkturunabhängig, ein Wachstumsmarkt der Zukunft und zählt als konservatives Investment aktuell sicherlich zu den Gewinnern.

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Vorstand Dr. Klein & Co.AG Für die Dr. Klein & Co.AG waren die Marktbedingungen 2014 Segen und Fluch zugleich. Für unsere Beratung von Privatkunden in der Immobilienfinanzierung hat das dauerhaft historisch niedrige Zinsniveau die weitere Gewinnung von Marktanteilen unterstützt. In diesem Geschäftsfeld konnten wir unsere führende Position weiter ausbauen.Auf der anderen Seite leidet unsereVersicherungssparte unter den Markteingriffen des Gesetzgebers, dem niedrigen Zinsniveau mit vermeintlich unattraktiven Produkten und der kritischen Berichterstattung zuVersicherungsprodukten in der Publikumspresse. Das schwierige Marktumfeld führte für alle Marktteilnehmer zu einem Rückgang im Neugeschäft für Kranken- und Lebensversicherungen. Durch das auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Dr. Klein-Beratungskonzept haben wir aber auch in 2014 den betreuten Versicherungsbestand weiter deutlich ausbauen können. Deshalb blicken wir optimistisch in das Jahr 2015. In der Immobilienfinanzierung erwarten wir eine Nachfrage auf weiterhin hohem Niveau. Zwar wächst das Gesamtmarktvolumen aufgrund des stagnierenden Angebots an Immobilien trotz attraktivem Finanzierungszins in Deutschland nicht. Dr. Klein wird aber aufgrund seines umfassenden Angebotes weitere Marktanteile erobern. DerVersicherungsmarkt wird auch im Jahr 2015 weitere Belastungen und Unsicherheiten verkraften müssen. Aber auch hier sehen wir uns bei Dr. Klein gut aufgestellt, um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.

Dirk Günther Geschäftsführer Prohyp GmbH Auch 2014 hat das Zinsniveau noch einmal neue Tiefstände erreicht und die Bestkonditionen für Darlehen mit 10-jähriger Zinsbindung haben sich deutlich unter 2 % eingependelt. Damit hat die Immobilieninvestition im laufenden Jahr abermals an Attraktivität gewonnen. Dementsprechend – aber nicht nur deshalb – gestaltet sich der Geschäftsverlauf bei Prohyp ausgesprochen positiv. Wesentlicher Erfolgsfaktor ist hier sicherlich, dass das Prohyp-Angebot genau auf die Bedürfnisse unserer Partner zugeschnitten ist: Mit den Produkten von mehr als 300 Banken und der persönlichen Unterstützung durch fachkundige Finanzierungsberater liefern wir unseren B2B-Kunden alles, was sie brauchen, um imVermittlergeschäft dauerhaft erfolgreich zu sein. Gerade im Zinstief ist kompetente Beratung, etwa zur Absicherung des Zinsänderungsrisikos oder zur Vermeidung von zu langen Darlehenslaufzeiten, besonders wichtig. Hier können freie Vermittler mit ihren ureigenen Stärken punkten:Transparenz und Unabhängigkeit.Als unabhängige Makler müssen sie nicht ein bestimmtes Produkt verkaufen, sondern können mit dem Kunden völlig unvoreingenommen seine Situation analysieren und ihm mit einer grundlegenden Beratung bei der Entscheidungsfindung helfen. Dieser Aufbau einer vertrauensvollen Kundenbeziehung ist oftmals der Einstieg in eine Zusammenarbeit auch in anderen Segmenten der Finanzdienstleistung. Für die Baufinanzierung bleibt Prohyp der Spezialist für unabhängige Broker, der seine Kunden auch in 2015 dabei unterstützt, beste Baufinanzierungsangebote zu unterbreiten und optimale Beratung anzubieten.

Christian Heikamp Bereichsleiter Produktmanagement Baufinanzierungen Postbank Eine Herausforderung des Jahres 2014 war die weiter steigende Nachfrage nach Baudarlehen. Die niedrigen Zinsen sind für Bauherren und Modernisierer positiv und beleben das Geschäft. Auf der anderen Seite steigt auch der Wettbewerb innerhalb der Branche, da Banken undVersicherungen zusätzliche Gelder platzieren wollen. Es gibt immer mehr regulatorische Anforderungen.Je später dieVorgaben kommen,umso ambitionierter ist die Umsetzung – das gilt besonders für die IT. Ein Thema, das uns auch in den nächsten Jahren begleiten wird, da mit der Hypothekarrichtlinie Anpassungen auf der Bankseite,aber auch für unsere Partner und Vermittler erforderlich sind. Die niedrigen Zinsen und der wachsende Bedarf an Wohnraum haben zu einer verstärkten Nachfrage geführt. Als Bank müssen wir darauf achten, dass unsere Kunden die Finanzierung langfristig bedienen können. Die Finanzierung der eigenen vier Wände ist für die Kunden oft eine Herzensangelegenheit. Deshalb ist eine professionelle und vor allem transparente Beratung wichtig. Dies gilt auch für die Betreuung nach dem Vertragsabschluss. Wir sind mit marktgerechten Bauspar-Produkten in das neue Jahr gestartet. Auch bei Darlehen mit langfristiger Zinsbindung haben wir attraktive Angebote entwickelt. Damit wollen wir Marktanteile gewinnen. Darüber hinaus richtet sich unser Augenmerk auch auf die Prozessoptimierung, um flexibel auf das Marktumfeld reagieren zu können.

Michael Neumann Geschäftsführer Qualitypool GmbH Der Mangel an interessanten Anlagemöglichkeiten führte weiterhin zu hoher Nachfrage nach Immobilien. Der Markt kann die Nachfrage kaum befriedigen, so dass die Immobilienpreise weiter anziehen. DasVolumen an Immobilienfinanzierungen steigt trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus nur geringfügig.Wer wachsen will, tut dies auf Kosten der Mitbewerber. Hier

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014 setzt sich der Trend von Ein-Produkt-Anbietern (wie klassische Hausbanken) hin zu unabhängigen Maklern mit großer Produktvielfalt fort.DieWohnimmobilienkreditrichtlinie steht vor derTür und soll 2016 in Kraft treten. DieWeichenstellungen müssen in 2015 erfolgen. Da der Bereich Finanzierungen unser Hauptstandbein ist, profitieren wir von der Niedrigzinsphase eher als dass sie uns belastet. Die individuellen Kundenbedürfnisse müssen im Fokus stehen. Hier können sich anbieterunabhängige Makler klar vom abhängigen Produktverkäufer mit eingeschränkter Produktpalette abgrenzen. 2014 hat sich der Bereich Finanzierungen sehr gut entwickelt. Für 2015 rechnen wir wieder mit zweistelligen Wachstumsraten. Neben der Baufinanzierung erwarten wir vor allem im Bereich Ratenkredit hohe Zuwächse.Viele unserer Partner nutzen immer häufiger die Gelegenheit, ihren Kunden finanzielle Spielräume zu verschaffen, indem sie z. B. teure Dispokredite in günstigere Ratenkredite umfinanzieren.

wendigkeit, bei einem stetig absinkenden Rentenniveau ergänzend für das Alter vorzusorgen und zusätzlich sein Vermögen inflationssicher anzulegen, war nie größer. Speziell bei der Altersvorsorge: Im Zuge der Senkung des Garantiezinses wird es wichtig, dem Kunden die Kernleistung einer privaten Rentenversicherung innerhalb eines breit aufgestelltenVorsorge-Mixes noch deutlicher zu machen: die „Versicherung“ in Form einer lebenslangen Rente und in einem kollektiven Risikoausgleich. Nur so lässt sich der Blick von der Rendite stärker hin zur Absicherung der Langlebigkeit lenken. Angesichts der Situation an den Finanzmärkten erwarten wir für 2015 großen Beratungsbedarf im Vermögensmanagement. Auch das Thema Immobilien wird unsere Kunden weiter beschäftigen. Ein qualitätsgeprüftes Angebot für Immobilieninvestitionen wird angesichts großer Nachfrage im Häuser- und Wohnungsmarkt weiter an Bedeutung gewinnen.

Andreas G. Pflegshoerl

Klaus Bolz

Leiter Sales Management Partnervertrieb ING-DiBa AG

Vorstandsvorsitzender TELIS FINANZ AG

Die ING-DiBa ist 2014 einen weiteren Schritt näher an ihre Endkundenberater für die Baufinanzierung gerückt. Unser Key Account Management wird derzeit noch stärker ausgeweitet und die regionale Zusammenarbeit mehr intensiviert. Zudem bieten wir auf unserer Vertriebsplattform unseren Partnern weitere unterstützende Services und mit der Objektbewertung ein exklusives Tool an. 2015 stellen wir wichtige Weichen für die Zukunft: So bieten wir als erste Bank bereits ab Januar mit der Frankfurt School of Finance das umfangreiche Schulungsprogramm „Qualifying“ für eine marktgerechte Qualifikation an. Dieses wird dasVertrauensverhältnis unserer Kunden zum Endkundenvermittler stärken und sie zudem optimal auf die zukünftige gesetzliche Zertifizierung vorbereiten. Oberstes Ziel ist es, unsere Partner zu entlasten und sie gleichzeitig beratungsstark im Markt zu positionieren. Im nächsten Jahr wollen wir unsereVertriebspartner nicht nur intensiver betreuen und fördern, sondern mit der Baufinanzierung der ING-DiBa ein Produkt an die Hand geben, dass durch marktgerechte Konditionen, ergänzende Produkte wie Bausparen sowie gezielten Aktionen auf hohe Marktnachfrage stoßen wird.

Marcus Rex Vorstand BS Baugeld Spezialisten AG

Die gesamtwirtschaftlichen und auch die branchenbezogenen Rahmenbedingungen stellen natürlich auch an uns einen hohen Anspruch. Allerdings sind wir als unabhängiges und eigenständiges Finanzberatungsunternehmen mit unserem ganzheitlichen Beratungsansatz weniger stark von den Eingriffen des Gesetzgebers auf einzelne Produktsparten betroffen. Dauerhafte Aufgabe ist für uns, dieVerbraucher über die elementaren Themen wie die Altersvorsorge oder Pflegefallabsicherung aufzuklären und weiter das Bewusstsein für die Notwendigkeit der privatenVorsorge zu schaffen.An dieser Aufgabe hat sich nichts geändert und dieser kommen wir durch eine persönliche und bedarfsgerechte Beratung unserer Mandanten nach. Für die Zukunftsfähigkeit der Vermittlerschaft ist es notwendig, professionelle Standards für die Beratung zu implementieren, diese setzen wir mit unserem ganzheitlichen TELIS-System.Vonseiten der Produktanbieter brauchen wir dazu transparente und kundenorientierte Produkte, die eine faire Entlohnung für denVertrieb ermöglichen. Dies werden in den kommenden Jahren sicher auch verstärkt Produkte aus dem Investmentbereich sein, hier haben wir das Geschäftsjahr 2014 intensiv für die Aus- und Weiterbildung unserer Berater genutzt.Wie bisher ist der Vertriebsausbau ein Schwerpunkt unserer Arbeit, den wir auch 2015 über unsere breit aufgestellte Mehrkanalstrategie weiter betreiben.

Matthias Brauch

Unsere Herausforderung für 2014 war, über die Anbindung von neuen Franchisenehmern zu mehr Umsatzwachstum zu kommen.Im Rahmen dieses Prozesses haben wir erkannt,dass wir nicht über die Anzahl, sondern nur über die Qualität unserer Vertriebspartner unser Volumen steigern können. So haben wir im Laufe des Jahres in ein neues CRM System, in den Aufbau von Marketingkampagnen und in individuelle Wachstumspläne mit unseren Franchisepartnern investiert. Niedrige Zinsen haben grundsätzlich die Nachfrage nach günstigen Baufinanzierungen belebt.Wir haben in den Monaten der fallenden Zinsen weniger Entschlossenheit bei den Anschlussfinanzierungskunden gespürt. Den Rückgang bei Umfinanzierungen konnten wir durch Vertriebskampagnen im Umfeld der Immobilienwirtschaft kompensieren. Die Regulierung für 2016 ist im Detail noch nicht klar ausformuliert,und das ist das eigentliche Problem. Operativ werden wir uns in 2015 intensiv um die weitere Qualifizierung unserer Franchisepartner kümmern, damit alle unsere Partner einen möglichen Sachkundenachweis erbringen können. Die nächsten Jahre werden für dieVermittlerschaft turbulent.Wer weiterhin in der Branche nachhaltig erfolgreich sein möchte, sollte Veränderungsbereitschaft, Spezialisierung und Kompetenz mitbringen. Die Frage der zukünftigen Spezialisierung zwingt den Vermittler zurWeichenstellung in 2015.Mit Beginn des vierten Quartals verspüren wir ein stärkeres Interesse von neuenVertriebspartnern,die zukunftsrelevante Fähigkeiten mitbringen.Wir blicken daher optimistisch in 2015, denn die Baufinanzierungen werden in dem andauernden Niedrigzinsumfeld weiterhin stark nachgefragt bleiben.

VERTRIEBE/POOLS/VERBÄNDE

Geschäftsführer Softfair GmbH Seit Jahren schon vollzieht sich ein extremer Wandel in den fachlichen und technischen Anforderungen an IT-Lösungen für Finanzdienstleister.Vieles hängt davon ab, ob man in der Glaskugel die richtigenTrends erkennt. Standardprogramme zu entwickeln und diese dennoch so flexibel zu gestalten, dass sie diesem Wandel gerecht werden, das ist die größte Herausforderung für ein Haus wie unseres. Die Digitalisierung wird noch bestimmender in der Branche. Das ist natürlich eine große Chance in einem Markt, der immer noch von viel „Do-It-Yourself“ durchdrungen ist.Viele fühlen sich berufen, die „ultimativen“ Softwarelösungen zu entwickeln. Doch die rasante Entwicklung in Technik und Fachlichkeit und die dadurch bedingte Anpassung der Lösungen wird sich nicht jedes Haus leisten können. Dies ist sicher auch ein Risiko. Wir werden mit dem von uns gewohnten Service und unserer bekannten Kundenorientierung unsere Kunden durch diese Entwicklungen begleiten. Die Vermittlerschaft muss auf jeden Fall wesentlich selbstbewusster auftreten und die richtigen Botschaften finden. Das gelingt ihr zurzeit nicht. Es ist wenig hilfreich, wenn sich einige Marktteilnehmer auf Kosten anderer als leuchtendes Beispiel profilieren wollen. Da sehe ich das Glashaus schon im Ansatz zusammenbrechen. Wir erkennen einen klaren Trend zu den Bereichen Biometrie, Komposit und betrieblicher Beratung. Dieser Trend ist aber nicht neu und verstärkt sich aktuell nur. Die Vermittlerschaft wird sich hier neue Kundenschichten erschließen müssen.

Sven Burkart

Tino Blumenthal

Prokurist WIFO Wirtschafts- & Fondsanlagenberatung und Versicherungsmakler GmbH

Geschäftsführer Deutsches Maklerforum GmbH Die am Markt herrschende Flut an Produkten, die höher werdenden bürokratischen Hürden und auch die zeitintensive Schadenabarbeitung sind für Makler mittlerweile zu einer großen Herausforderung geworden. Die Kosten und der Aufwand steigen immens, doch die Erträge sinken! Durch das LVRG zum Beispiel stehen die Provisionseinnahmen unter zusätzlichem Druck. Ein Makler muss also seine Kosten senken und braucht mehr Zeit, die immer anspruchsvollere Beratungsleistung umfänglich und kundenorientiert zu erbringen.Wir setzen hier auf an den Bedarf der Makler ausgerichtete EDV-Systeme und Tools, um den Administrationsaufwand so gering wie möglich zu halten.Wichtig für die Zukunft sind für Makler hochwertige und bestandsfeste Kundenbeziehungen, eine ganzheitliche Produktauswahl und vor allem schlanke und professionelle Prozesse, um am Markt bestehen zu können.

Dirk Bohsem Leiter Kunden- und Vertriebsmanagement MLP Finanzdienstleistungen AG Die Marktbedingungen waren und bleiben weiter herausfordernd. Auch wenn die Folgen der Euro-Schuldenkrise Kunden verunsichern werden, steht eines fest: Die Not-

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Wie bereits im Vorjahr hatte auch in 2014 die Sparte Krankenversicherung mit den geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zu kämpfen. Die branchenweit spürbare Zurückhaltung im Bereich PKV-Voll konnten wir jedoch durch attraktive KV-Zusatz-Services und verschiedene spartenübergreifende Dienstleistungen im Bereich Pflegeversicherung ausgleichen. In der Sparte Leben, die grundsätzlich unter den Auswirkungen der Niedrigzinsphase leidet, zahlt sich für uns die konsequente Spezialisierung auf die biometrischen Risiken aus. Wir konnten dadurch, entgegen dem allgemeinen Trend, einen Umsatzzuwachs verzeichnen. Ein klares Signal unsererVermittler an uns, dass der eingeschlagene Weg, der individuellen Angebotserstellung inklusive professioneller Risikovoranfrage, stimmig ist. Die Sparte Sach, insbesondere im gewerblichen Bereich, gehört seit 1987 zu unserer Kernkompetenz. In 2014 ist es uns durch zahlreiche Neupartner und das vertriebsorientierte Betreuungsmodell WIFO Assistance gelungen, deutlich wachsende Umsätze einzufahren und dadurch eine ideale Grundlage für eine erfolgreiche und sichere Zukunft aufzubauen. Wichtige Kernaufgaben in 2015 werden für uns sein: Die Sicherung einer attraktiven Geschäftsgrundlage in der Sparte Leben für unsere Verbundpartner, die Einführung neuer Servicemodelle und Abwicklungstools sowie die stetigeVersorgung unsererVerbundpartner mit exzellenten Produkten aus der Sparte Sach.

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LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014

Oliver Drewes Geschäftsführer maxpool GmbH Wir hatten in 2014 extrem viele Herausforderungen zu meistern. Rückblickend sind wir mit der hausinternen Entwicklung und dem Jahr 2014 mehr als zufrieden.Wir sind in 2014 extrem stark gewachsen, gehen aber davon aus, dass sich unser Wachstum in 2015 wieder etwas normalisiert. Rein operativ werden wir in 2015 sicher recht viel Aufwand betreiben, die unterschiedlichsten Provisionsabrechnungsmodelle abzubilden, die derzeit in der Branche kursieren. maxpool lebt im Wesentlichen von den Sachsparten, Biometrieprodukten und der bAV. Insofern berührt uns die Niedrigzinsphase nur randläufig. Was soll ich dazu sonst sagen?Wir können den Markt, in dem wir tätig sind, nun mal nicht selbst gestalten.Wir müssen uns anpassen und beweglich bleiben. Die Maklerschaft in Deutschland sollte dringend das eigene Profil schärfen. Neben Weiterbildung sollten wir hart daran arbeiten, dass die Öffentlichkeit die Unterschiede zwischen unabhängigen Maklern und gebundenen Vertretern und Bankberatern versteht. Derzeit werben produktgebundene Bankberater mit „Unabhängigkeit“ und die Grenzen zwischen versicherergetriebenen Produktberatern und unabhängigen Versicherungsmaklern werden nicht ausreichend wahrgenommen. Wir als maxpool sind auch weiterhin mit der Struktur unserer bisherigen Bestandszusammensetzung unterwegs: 50 % Sachversicherungen, 25 % Vorsorgeprodukte und 25 % Krankenversicherung. Neu hinzugekommen sind die Bereiche Investment und Baufinanzierung, aus unserer Sicht beides proportional stark anwachsende Geschäftsfelder.

Stefan Giesecke Vorstand Vertriebsmanagementgesellschaft fpb AG Seit dem Sommer 2012 organisiert die fpb AG den Vertriebsservice für die Marke CARDEA.life der Liechtensteiner PrismaLife.Wir sind zunächst mit innovativen Angeboten für die Existenzsicherung breiter Schichten der Bevölkerung gestartet. Seit diesem Jahr sind wir auch in der Altersvorsorge in allen drei Schichten der Altersvorsorge komplett aufgestellt. In unserenVertriebsstorys vermitteln wir Maklern einzigartige Beratungsargumente, die auf die Flexibilität der Produktlösungen ausgerichtet sind. Beispiel Basisrente: Mit den Optionen „freieVersichererwahl“ und „höhere Rente bei verkürzter Lebenserwartung“ bieten wir ganz praktische Kundenvorteile. Das LVRG stellt die Branche vor enorme Herausforderungen. Darauf richtig zu reagieren, um auch in Zukunft die wirtschaftliche Existenz zu sichern, sollte Vermittler dazu veranlassen, sich mit den neuenThemen auseinanderzusetzen. Mit uns können Makler bereits jetzt schon Erfahrungen in der Netto-Produktwelt sammeln.Wir können dabei auf die langjährige Erfahrung der PrismaLife als Pionier in der Nettowelt bauen. Ergänzend dazu haben wir für unsere Partner eine NETTOLOUNGE entwickelt, die alleThemen rund um die Beratung eines Nettotarifes abdeckt. Mit der NETTOLOUNGE bieten wir Produkt, Factoring und weitergehende Unterstützung aus einer Hand an.

Dr. Sebastian Grabmaier Vorstandsvorsitzender Jung, DMS & Cie.AG Niedrige Zinsen und hohe Kursschwankungen waren die beherrschenden Themen in 2014. Daher hatten wir den Schwerpunkt in unserer Vertriebsunterstützung auf vermögensverwaltende sowie dividendenstarke Fonds gelegt sowie imVersicherungsgeschäft auf die Vorbereitungen zur Umsetzung des LVRG. Während wir froh sind, dass die meisten Produktpartner in der Biometrie wenig ändern, wird die Einrichtung und Umsetzung der verschiedenen Provisionsmodelle im Altersvorsorgegeschäft auf Versicherungsbasis weiteren großen Aufwand bedeuten. Die Komplexität in der Abwicklung steigt durch Umsetzung derVergütungsregeln enorm. Zudem wird das Sachgeschäft zunehmend wichtiger. Die wenigsten Kunden verfügen über eine ausreichende Altersvorsorge oder einen passenden individuellen Risikoschutz. Beides sicherzustellen, ist eine echte volkswirtschaftliche Aufgabe des freien Vertriebes. Die Maßnahmen zur Qualifikation der Vermittler und zur Herstellung derTransparenz im Beratungsprozess gehen in die richtige Richtung.Vermittler, die nur auf die Höhe der Provisionen und den schnellen Abschluss achten, werden es dagegen immer schwerer haben. Für 2015 haben wir eine breit angelegte Fondsoffensive vorbereitet: unsere führende Beratungstechnologie ATweb und unser neues „Haftungsdach Basis“, eine unbürokratische Lösung fürVermittler, die sich im Wertpapierbereich auf DWS-Riester- und Vermögensverwaltungslösungen beschränken. Um Alternativen anzubieten, die auch in einem Niedrigzinsumfeld attraktive Renditen erwarten lassen, setzen wir auf unsere neu aufgelegtenVermögensverwaltungslösungen auf ETF-Basis und auf Fondssparpläne.Weitere Schwerpunkte in 2015 sind Sach- und Krankenzusatzversicherungen, Direktinvestments und Immobilien sowie die nun neu ersten KVG-regulierten alternativen Investments.

Frank Huttel Prokurist / Leiter Portfoliomanagement FiNet Asset Management AG Die Vorbereitung und Unterstützung unserer Partner bei der Wirtschaftsprüfung nach FinVermV war eine der großen Herausforderungen in 2014. Hier bietet die FiNet Asset Management eine vereinfachte, zentrale und preiswerte Lösung an. Da der Prüfungsumfang

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aber erst im Laufe des Jahres konkretisiert wurde, mussten Prozesse teils nachjustiert werden. DasVerbot der Abschlussvermittlung war eine der wesentlichen Änderungen, die über Nacht kam und sowohl Vermittler nach § 34f GewO als auch vertraglich gebundene Vermittler traf. Allerdings sind die Auswirkungen überschaubar, da unsere Beratungs- und Dokumentationssoftware in der Lage ist, Lösungen u. a. durch die elektronische Unterschrift anzubieten. Die Niedrigzinsphase kann nur bewältigt werden, wenn wir als persönlicher Dienstleister Lösungen anbieten und durch Fortbildungs- und Schulungsmaßnahmen unsereVermittler darauf vorbereiten.Altersvorsorge ist von Seiten des Staates gewollt. Diesen Auftrag muss der Vermittler ernst nehmen. Dabei steht Transparenz gegenüber dem Kunden an vorderster Stelle. Aber auch die fortwährende Weiterbildung in einem immer komplexer werdenden Umfeld muss selbstverständlich sein. Auf der Produktseite sehen wir zum einen den Trend zu vermögensverwaltenden Fonds ungebrochen. Aber auch die Nachfrage nach passiven Fonds (ETFs etc.) steigt. Berater sehen aber auch die Zuführung in standardisierte Fondsvermögensverwaltungen als künftiges Geschäftsfeld.

R. André Klotz Geschäftsführer VFV GmbH - Der Sachpool Wir sind ein spezialisierter Maklerpool und vermitteln ausschließlich private Sachversicherungen und Gewerbeversicherungen. Die größte Herausforderung für uns in 2014 war die Umsetzung des BiPRO-Standards und damit das Erreichen einer neuen Qualität in der Kommunikation und dem Datenaustausch mit den angebundenen Versicherungsmaklern. Wir sind bei der Umsetzung des BiPRO-Standards neueWege gegangen und haben eine externe Software zugekauft und um den BiPRO-Standard erweitert. Dies gibt uns zukünftig die Möglichkeit, noch flexibler auf technische Herausforderungen zu reagieren. Die Regulierung im Lebensversicherungsbereich wie auch die derzeitige Niedrigzinsphase hat auf uns als Sachpool keinen Einfluss.Wir werden auch in 2015 einen anhaltenden Trend zum Sachgeschäft erleben. Die Vermittlerschaft muss sich zukünftig wieder mehr auf das Versichern von privaten (auch biometrischen) und geschäftlichen Risiken und weniger auf die Anlage von Kapital konzentrieren. Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Versicherungsvermittlern ist umso positiver, je mehr sich dieVermittler mit diesen Risiken befassen.

Oliver Lang Vorstand BCA AG und BfV Bank für Vermögen AG Was die BCA in 2014 am meisten herausgefordert hat,war die Regulatorik.Die Makler selbstständig zu halten, sie mit in die § 34f-Zeit oder ins Haftungsdach zu nehmen. Oder in puncto Versicherung auf das LVRG vorzubereiten. Da waren die Ressourcen gefordert. IT, um Prozesse zu optimieren und rechtssicher zu gestalten. Manpower, um Makler zu treffen und vertrieblich zu unterstützen.Networking,um auszubilden oder Outsourcing anzubieten.Zeitgleich war der Niedrigzins zu meistern. Etwa durch die Weiterentwicklung von Anlage-Alternativen wie unserer Fondsvermögensverwaltung PRIVATE INVESTING mit diversen Strategien. Oder auch durch Erschließung von Beratungsneuland,etwa im betrieblichen Bereich.So sind wir alle nun auch für 2015 operativ bestens aufgestellt. Die freienVermittler müssen nur wieder mehr ihre Werte als Unabhängige ins Feld führen, um auch künftig als gesellschaftlich wichtig gesehen zu werden.Also nah am Kunden, kompetent, ehrlich und transparent und mit voller Auswahlhoheit über das ganze Produkte-Universum. Absatzrenner 2014 waren offene Investmentfonds, Komposit- und Lebensversicherungen. Das dürfte auch 2015 so bleiben. Mit dynamischem Umsatzwachstum rechnen wir bei PRIVATE INVESTING und beim Haftungsdach ebenso wie bei Gewerbe-/Sach- und Pflegeversicherungen.

Stefan Liebig Geschäftsführer vfm Konzept GmbH Das Jahr stand auch bei vfm im Zeichen der Regulierung und der Niedrigzinssituation. Die Herausforderung war, in diesem Marktumfeld weiter zu wachsen.Wir sind unserer Linie treu geblieben, haben weiter auf „Klasse statt Masse“ gesetzt und unsere Kernzielgruppe, den Umsteiger aus der Ausschließlichkeit, bedient. Diese Ausrichtung hat uns auch in 2014 einen kräftigen Zuwachs im Kompositgeschäft beschert. Regulierungen sind teilweise kontraproduktiv, aber es ist vermutlich zielführender, sie anzunehmen und konstruktiv damit umzugehen. Das LVRG wird natürlich in 2015 tendenziell eher negative Auswirkungen haben. Die Umstellung der Vergütungsmodelle begrüßen wir allerdings. Eine teilweise Umwandlung der Abschlussprovision in laufende Vergütung stellt für den Vermittler einen zu verschmerzenden Einschnitt dar, sofern der Kunde im Gegenzug ein attraktiveres Produkt erhält. Alternative Betätigungsfelder wie Baufinanzierung, bKV und diverse Nischenprodukte sind die passende Antwort auf schwächelnde Umsätze im Bereich der Kapitalanlagen und Altersversorgung. Auskömmliche Kompositbestände federn den Umstand zusätzlich ab. Unser Geschäftsfeld ist und bleibt auch in 2015 das private und gewerbliche Kompositgeschäft. Die Vermittlerkultur wird sich verändern. Im Privatkundengeschäft wird die Allfinanzberatung mit hohen Cross-Selling-Raten noch mehr in den Fokus rücken. Gewerbliche Kunden legen immer größerenWert auf Beratung, Betreuung und Service. DieVermittlerunternehmen werden sich konsolidieren. Einzelkämpfer werden seltener, können aber überleben, wenn sie Synergien mit Dienstleistern suchen. Qualifikation und Weiterbildung sind zudem die Basis eines jeden Vermittlers.

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Vorsitzender des Vorstandes Bonnfinanz Aktiengesellschaft für Vermögensberatung und Vermittlung Der Altersvorsorgemarkt ist geprägt von einer deutlichen Zurückhaltung infolge der andauernden Niedrigzinsphase und der negativen Berichterstattung über die Lebensversicherer und ihren Produktlösungen. Zudem haben die Diskussionen im Zusammenhang mit dem LVRG zu einer weiteren Kundenzurückhaltung geführt. Die Bonnfinanz AG hat sich diesen Themen offensiv gestellt und in der Beratungsausrichtung auf die Schwerpunkte Existenzabsicherung, Investment, Altersvorsorge und Hypothekenfinanzierung gesetzt. Nicht zuletzt hat insbesondere der Fokus auf Absicherung von biometrischen Risiken durch unsere Dachkampagne „myProtection“ zu einem veränderten Produktmix geführt. Wir begrüßen regulatorische Schritte wie den GDV Verhaltenskodex oder die Initiative „gut beraten“ und sehen uns durch die hohe Qualifikation unsererVertriebspartner gut aufgestellt.Wichtig ist uns, dass wir durch konsequente Ausrichtung auf unsere Kunden weiterhin nachhaltige Lösungen – auf Grundlage von Zielen und Wünschen – erarbeiten und den ganzheitlichen Beratungsansatz der Bonnfinanz noch stärker leben. Für 2015 haben wir uns vorgenommen, dass der Beratungsbedarf der Kunden steigt. Schwerpunkte sehen wir in der Absicherung der Pflege, den biometrischen Risiken und der Wiederanlage ablaufender Lebensversicherungsverträge.

Helmut Maier Vorstand FORUMFINANZ AG Durch das LVRG erleben wir derzeit eine Zeitenwende,deren Auswirkungen uns alle vor große Herausforderungen stellen werden.Aus unserer Sicht sind jetzt innovative, zukunftsorientierte Lösungen gefragt, die nachhaltig Bestand haben. Probleme sind immer auch Chancen.Wir legen unsere Schwerpunkte in 2015 gezielt auf die Kompetenzbereiche Beratungskonzepte, Qualifizierung und Support unserer Vertriebspartner und vor allem auf die Gewinnung neuer Vertriebspartner. In einer breit angelegten Expansionsstrategie haben wir Lösungen für die derzeitige Marktsituation gefunden, so dass die FORUMFINANZ AG für die Zukunft bestens gerüstet ist. Die Lebensversicherung als Produkt bleibt für den Kunden alternativlos, um das Langlebigkeitsrisiko finanziell aufzufangen. Für die Zukunft sind flexiblere, auf die jeweilige Lebenssituation des Kunden angepasste Produkte gefragt. Eindeutig sind Fairness und Qualität in der Kundenberatung, und damit einhergehend die Aus- undWeiterbildung desVermittlers ausschlaggebend für eine positive Akzeptanz.Auch offen kommunizierte Ethik- undVerhaltensstandards helfen.Auch in 2015 ff. wird die Lebensversicherung eine umsatzrelevante Sparte sein, insbesondere fondsbasierte Altersvorsorgelösungen und biometrische Produkte. Die Tendenz geht aber auch klar in Richtung SHUK, um wiederkehrende Einnahmen zu generieren.Auch die Sparten Krankenversicherung, Finanzierung und Investment werden zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH Wir haben uns 2014 mit voller Kraft dem Allfinanz-Ausbau gewidmet und sind im März mit der Baufinanzierungssparte gestartet. Parallel dazu haben wir unsere Investment- und Sachwerte-Plattformen weiterentwickelt und das SachGeschäft verstärkt. Das LVRG bringt neueTarif- und Provisionsmodelle mit sich, die uns operativ beschäftigen werden. Wir stehen in engem Kontakt mit den Produktgebern, damit wir unseren Partnern hier die bestmögliche Unterstützung bieten können.Als Allfinanz-Pool sind für uns derartige Phasen wie die Niedrigzinsphase weniger gravierend. Die niedrigen Zinsen stellen zwar Sparer vor Herausforderungen,befeuern dafür aber zum Beispiel unsere Baufinanzierungssparte. Makler machen in Deutschland einen ausgezeichneten, sehr wichtigen Job. Millionen Bundesbürger profitieren von einer guten Absicherung – sei es im Schadensfall, bei Krankheit oder im Alter. Darauf können Makler stolz sein! Wichtig hierfür: eine hochwertige Beratung und regelmäßige Weiterbildung.Wie 2014 werden auch 2015 die Sparten Sach, Kranken und Leben unsere Umsatzbringer sein. Besonders großes Potenzial sehe ich in der Nettolohnoptimierung, die Vermittlern eine vollkommen neue Produktwelt eröffnet. Hier werden wir mit unseren Angeboten führend sein.

Oliver Pradetto Geschäftsführer blau direkt GmbH und Co. KG Der Weg zum Marktführer in der Poolbranche ist steinig. Einerseits eilen wir von Erfolg zu Erfolg, doch auch der beste Schwimmer kriegt Probleme, wenn die Welle hoch genug wird.Wie viele Vermittler überleben die Auswirkungen des LVRG? Wie viele Pools kollabieren unter dem Wettbewerbsdruck des konzernfinanzierten Marktführers?Trotz aller Erfolge fühlen wir uns getrieben. Längst geht es dabei nicht mehr um uns als Firmeneigentümer. Es geht darum, unseren Maklern die wirtschaftliche Existenz zu sichern. Unser wichtigstes Ziel muss es sein, die Einkommen unserer Partner zu erhalten und zu steigern. Sie sind Garant für die Arbeitsplätze in unserem Unternehmen. Sie sichern qualitativ hochwertige Beratung der Menschen und damit auch jeden einzelnen Arbeitsplatz auf Versichererseite. Unsere Herausforderung 2015 ist es, sich das immer wieder zu vergegenwärtigen. Diesen Geist jedem Mitarbeiter einzuimpfen und technisch wie organisatorisch alles zu tun, was dafür nötig ist.

Jürgen Riemer Vorstand maklermanagement.ag In diesem Jahr konnten wir mit unserem Biometrie-Konzept rund um das Produkt Basler Beruf + Pflege bei Maklern punkten. Mit diesem Konzept, das die Kundenansprache von BU und Pflege kombiniert, konnten wir ihnen neue Wege zu ihren Kunden aufzeigen. Denn mit dieser innovativen Kombilösung erschließen sich Makler die Zielgruppe der 30- bis 50-Jährigen, die meist schon eine BU-Absicherung haben und diese aufstocken möchten. Das ist der Moment, auch das Pflegerisiko zu thematisieren. Zum Jahresende 2014 stehen die Vorzeichen bei allen Lebensversicherern auf der Umsetzung des LVRG, das uns und vor allem die Makler vor große Herausforderungen stellt.Wir haben eineVerpflichtung gegenüber unseren Partnern.Wir wollen, dass sie genug Zeit haben, sich auf dieVeränderungen einstellen zu können. Auf der anderen Seite müssen wir die Anforderungen des Gesetzgebers erfüllen.Wir machen un-

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Erste Geschlo Publikum ssene s-Inv KG mit B estment Vertrieb aFinszula nach ne ssung uem Recht

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DEUTSCHE IMMOBILIEN AUS BANKENVERWERTUNG


LEITTHEMA I Die Macher der Branche 2014 seren Partnern ein verlässliches Angebot über zwei Jahre, in denen wir sie Schritt für Schritt an neueVergütungsmodelle heranführen. Parallel dazu wird es im nächsten Jahr bei uns Nettotarife geben.Wir werden jedoch nicht nur abschlusskostenfreieTarife anbieten, sondern wir arbeiten auch an einer Lösung, die Service-Gebühren für die laufende, ganzheitliche Kundenbetreuung ermöglicht.

Eric Romba Hauptgeschäftsführer bsi Bundesverbandes Sachwerte und Investmentvermögen e.V. 2014 war für die Branche der geschlossenen Sachwertinvestmentvermögen ein weiteres herausforderndes Jahr. Bis weit über die erste Jahreshälfte hinaus war das Geschehen geprägt von schleppenden Zulassungsprozessen, erst für Kapitalverwaltungsgesellschaften, dann für die Produkte selbst. Erst im vierten Quartal zeichnet sich in beiden Bereichen eine leichte Entspannung ab, die Prozesse gehen zügiger voran und die Zahl der neuen Produkte am Markt steigt. Der Verband hat seine Mitglieder in diesen Monaten intensiv bei der Klärung offener Fragen unterstützt und stand in intensivem Dialog mit der Finanzaufsicht. Dabei haben wir viel erreicht: Im Rahmen des Finanzmarktanpassungsgesetzes haben wir die Klärung vonThemen wie Fremdkapital-Grenze, Klassifizierung als offen oder geschlossen sowie gewerbliche Entprägung erreicht. Zusätzlich konnten Muster für die Erstellung von Anlagebedingungen und Kostenklauseln erfolgreich mit der Aufsicht abgestimmt werden. Das alles trägt maßgeblich zu einer Entlastung unserer Mitgliedsunternehmen bei und fördert die längst überfällige Wiederbelebung des Neugeschäftes. Für 2015 gehen wir von einem spürbaren, aber moderatenWachstum in den Bereichen Publikums- und Spezial-AIFs aus.Auf der politischen Agenda stehen für 2015 zwei weitere wichtige Themen: Die Branche braucht ein KAGB-konformes Investmentsteuerrecht und eine KAGB-konforme Anlageverordnung. Nur so kann weitere Rechtssicherheit geschaffen und können bestehende Wettbewerbsnachteile gegenüber anderen vollregulierten Anlageformen wirksam beseitigt werden.

das LVRG und die insgesamt gestiegenen Anforderungen stellten einige Marktteilnehmer vor sehr große Herausforderungen. Gerade jetzt zeigt sich für Risikoträger und Vermittler die enorme Bedeutung auskömmlicher Kompositbestände. Als Kompositspezialist profitieren wir also in gewisser Weise von dieser Entwicklung. Nehmen Sie zum Beispiel unsere jüngsten Produktinnovationen – die Premium-Deckungskonzepte zur Hausrat und Privathaftpflicht, das Echo unserer Vermittler ist eindeutig: Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir bieten für Vertriebe, Pools und Makler qualitativ hochwertigeVersicherungslösungen, effizienteVerarbeitungsprozesse und eine stetig erweiterte Vertriebsunterstützung, vor allem im Rahmen unserer „gut beraten“ Workshops. In 2015 werden wir ebenfalls mit neuen Premium-Deckungskonzepten auf den Markt kommen.

Johannes Sczepan Geschäftsführer Plansecur-Unternehmensgruppe Die größte Herausforderung war die gesetzliche Regulierung bei der Vermittlung von Investmentfondsanlagen. Wir haben 2014 eine Software eingeführt, mit der wir sicherstellen, dass unsere Berater/innen dieser Herausforderung effizient begegnen können. Mit der Regulierung hatten wir keine Probleme. Wir begrüßen Schritte, die helfen, die Qualität der Finanzberatung generell zu verbessern. Unsere nächste Aufgabe wird es sein, unseren zertifizierten Partner- und Produktauswahlprozess im Versicherungssegment in Bezug auf die Anforderungen von Solvency II weiterzuentwickeln.Wir sehen die Märkte erst am Anfang der Niedrigzinsphase. Deshalb können wir noch nicht von einer Folgenbewältigung sprechen. Es bleibt eine aktuelle Herausforderung. Unser Produkt ist und bleibt ausschließlich die Finanzberatung.Wir vermitteln das, was der Kunde benötigt und in dessen Finanzkonzept es passt. In der Tendenz stellen wir allerdings fest, dass die Absicherung biometrischer Risiken ein Thema in vielen Beratungsgesprächen ist. Die Plansecur versteht sich als Wertegemeinschaft von Beraterpersönlichkeiten.

Frank Rottenbacher

Sascha Sommer

Vorstand AfW Bundesverband Finanzdienstleistung e.V.

Vorstand BIT – Beteiligungs- & Investitions-Treuhand AG

Das Jahr 2014 stand stark im Zeichen der aktiven Mitgliederbetreuung (wir bekamen noch nie so viele Anfragen) sowie des LVRG. Glücklicherweise konnten wir im Interesse unserer Mitglieder die Politik überzeugen, von einem Provisionsausweis abzusehen. Alle Regulierungsmaßnahmen, ob aus Berlin oder Brüssel, beschäftigen uns als Berufsverband natürlich extrem. Um unsere Präsenz in Brüssel zu erhöhen, sind wir dem europäischen Dachverband FECIF beigetreten, der uns in Brüssel sehr unterstützt. Die Regulierung wird auch in 2015 weitergehen: Die Umsetzung des § 34i GewO-E wird diskutiert und beschlossen werden. Das Kleinanlegerschutzgesetz wird Nachrangdarlehen, partiarische Darlehen und Sachinvestments in die Abteilung III des § 34f bringen. IMD2 wird beschlossen und mit zwei Jahren Verzögerung in nationales Recht umgesetzt. Es wird unserer Ansicht nach nicht zu einem Provisionsverbot kommen. Die Weiterbildungsverpflichtung wird kommen. Die Umsetzung der MiFID soll bis Januar 2017 erfolgen. Kernpunkt ist der Punkt, ob Provisionen die Unabhängigkeit wirklich in Frage stellen. In alleVerfahren werden wir uns aktiv einbringen! 2015 wird für viele Unternehmen in der Branche das Jahr der Weichenstellung für die Zukunft, weil neues Denken, neue Strategien gefragt sind, um die regulatorischenVorgaben wie auch die gesamtwirtschaftliche Situation erfolgreich zu meistern.

Christian Schwalb Geschäftsführender Gesellschafter BSC | Die Finanzberater Im Jahr 2014 lag die größte Herausforderung darin, die richtigen Menschen zu finden. Egal in welcher Position, der Erfolg steht und fällt mit den Personen und der Fähigkeiten. Die Regulierung führt zu einer höheren Transparenz im Finanzmarkt und wird eine gewisse Bereinigung zur Folge haben. In derTransparenz liegt aus unserer Sicht die Chance, für eine hervorragende Dienstleistung auch adäquate Vergütungen zu realisieren, als Einnahmemix aus Provisionen und Honoraren. Kurzfristig können die neuen Auskunftspflichten speziell im Finanzanlagenbereich zu einem Rückgang der Vertriebsergebnisse führen, mittel- und langfristig erwarten wir jedoch eine stabilere Einkommenssituation. Die Niedrigzinsphase stellte für uns keine besondere Herausforderung dar, da wir nur sehr selektiv klassische Produkte einsetzen. Unser Fokus ist seit jeher auf der professionellen Investmentanlage.Aus unserer Sicht ist der freie Finanzmarkt in Gänze gefordert, enger zusammenzurücken. Die Regulierung des Finanzmarktes wird vom Gesetzgeber widersprüchlich umgesetzt: Einerseits ist der Kunde stets als Ganzes zu betrachten, die Beratung darf jedoch nur in klar gesetzten Rahmen und einzelnen Zulassungsregeln vollzogen werden.Solange die gesamte Branche hier kein einheitliches Gegengewicht zur BankenundVersicherungs-Lobby (AO) erreicht, wird sie immer ein Nischendasein fristen.Wie schon in 2014 sehen wir Biometrie-Produkte auf der Absatzliste ganz oben, da hier erhöhter Bedarf besteht und die LVRG-Einschnitte nicht greifen. Weiterhin sehen wir auch Potenzial im Anlagesegment, mit ausgewählten Immobilienprojekten sowie im Finanzierungsbereich.

Gerhard Schwarzer Vorstandsvorsitzender DOMCURA AG Das Geschäftsjahr 2014 stand branchenweit unter dem Eindruck neuer gesetzlicher Bestimmungen und den Diskussionen hierzu. Die angespannte Zinssituation am Markt,

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Die Branche der Finanzanlagenvermittlung musste sich in 2014 weiteren Herausforderungen stellen. Dies betraf die Vermittlerseite durch die weiteren Auswirkungen der Regulierung und die Anbieter durch das in 2014 in Kraft getretene KAGB. Die ersten Angebote ließen extrem lange auf sich warten, woraus eine ernstzunehmende Produktknappheit entstand. Seit wenigen Wochen werden in größerem Umfang neue AIFs gestattet und in den Vertrieb gegeben. Dieser Situation konnten wir mit weiteren Serviceleistungen, wie z. B. die Prüfung § 24 FinVermV und einem umfassenden Update der von uns angebotenen Vermittlungsdokumentation, entgegenwirken. Darüber hinaus haben wir unsere Angebotspalette – insbesondere im Bereich Immobilieneinzeleigentum und Direktinvestments – erweitert. Die Regulierung führte in der gesamten Branche sowohl auf Vermittler-, als auch auf Anbieterseite naturgemäß zu einem spürbaren Absatzrückgang im Bereich der ehemaligen geschlossenen Fonds. Die Niedrigzinsphase bietet für Spezialanbieter im Bereich von Sachwertinvestments umfangreiche Chancen. Die niedrige Guthabenverzinsung in anderen Bereichen erhöht die Attraktivität unserer Produktangebote.Vermittler von Sachwertinvestments arbeiten schon immer mit einem anspruchsvollen Klientel zusammen.Wegen der anspruchsvollen Investoren müssen sich diese Vermittler weiterhin und mehr denn je konsequent nach den Vorgaben der Regulierung richten.Als Spezialdienstleister für Sachwertinvestments liegt der Fokus auch weiterhin im Immobilienbereich. Hierbei stellen AIFs bzw.Vermögensanlagen mit Objekten im In- und Ausland und zusätzlich Direktinvestments in den Metropolregionen einen Schwerpunkt dar.

Gerhard Ziegler Vorstand FG FINANZ-SERVICE AG Die mit einer irren Geschwindigkeit durchgesetzten politischen Regelungen waren eine große Herausforderung. Mit unserer konsequenten Aus- und Weiterbildung und der IT basierten Beratungstechnologie konnten wir unsere Service- und Beratungskompetenz weiter ausbauen. Das LVRG wird den Markt nachhaltig verändern. Als Allfinanzunternehmen werden wir die Kombination aus Produkten, Service und Vertriebsunterstützung weiter forcieren. Durch die Produktgeberregulierung im AIFM wird die Qualität und Sicherheit der Produkte signifikant verbessert. Diese Chance werden wir 2015 nutzen. Zur Ausfinanzierungen von Risiken und für die Lebens- und Ruhestandsplanung werden wir innovative, sichere und renditestärkere Lösungen für unsere Kunden parat haben. Die persönliche und fachliche Weiterbildung der Berater stehen im Vordergrund. Die Menschen erkennen in zunehmenden Maßen, dass es ohne gut ausgebildete Berater fast unmöglich ist, die persönliche Lebens- und Ruhestandsplanung zu verwirklichen. Gute Produkte und gute Beratung machen zufriedene Kunden. Produktseitig haben wir Stagnation im LV, Investment und Fondsbereich, dies wird sich 2015 fortsetzen. Zuwachs sehen wir im HUK Bereich, der Baufinanzierung, der Immobilie, Produkte im Sachwertsegment, der Vermögensverwaltung und allen geförderten Produkten. Wir werden mit unserer Philosophie der Kontinuität auch 2015 sowohl für unsere Vertriebspartner wie auch unseren Kunden die Lösungen bieten, die ihnen Nutzen,Vorteile und Liquidität generieren.

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VERSICHERUNGEN I Alternativen zur BU

DiepassendenInstrumentespielen Dass zu teure Berufsunfähigkeitspolicen schlecht fürs Neugeschäft sind, erkennen mittlerweile auch die Versicherer, obwohl sie selbst diese Situation erst herbeigeführt haben. Jetzt können Makler aber als Alternative zur BU aus einem Füllhorn unterschiedlichster kostengünstigerer Angebote wählen – von der Erwerbs- und Grundfähigkeitenversicherung bis hin zu MultiRisk-Policen, mit oder ohne Pflegeoption. Doch Äpfel mit Birnen vergleichen sollten sie im Sinne ihrer Kunden nicht.

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Foto: © Klaus Eppele - Fotolia.com

Der Markt ist mächtig in Bewegung geraten. Zur BU und zur EU sind Dread Disease-Policen hinzugekommen sowie Grundfähigkeiten- und Funktionsinvaliditätsversicherungen – oft gekoppelt mit Pflegefalloptionen. Und all dies für unterschiedlichen Bedarf, wie Martin Gräfer, Vorstand bei der Versicherungsgruppe die Bayerische, erläutert: „Es ist wichtig, über den ‚richtigen‘ Schutz zur ‚richtigen‘ Zeit zu verfügen. Wir unterscheiden unter der Überschrift Einkommensschutz nach dem Kundenbedarf. Ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer ist von seinem Arbeitseinkommen in der Regel abhängig – bleibt es aus, so entstehen häufig bereits kurzfristig Liquiditätsprobleme. Von den gesundheitlichen Auswirkungen ganz zu schweigen. In diesem Fall ist es von hoher Wichtigkeit, die monatliche Liquidität abzusichern, der Kunde kann sich dann auf seine Genesung konzentrieren.“ Menschen, die noch nicht oder nicht mehr im Erwerbsleben stünden, hätten für gewöhnlich andere Bedürfnisse. So etwa die Absicherung bei Verlust der Grund-

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on 1999 bis 2008 hatte die Ratingfirma Franke und Bornberg regelmäßig private Erwerbsunfähigkeitsversicherungen (EU) untersucht und bewertet. Dann wurden die Analysen mangels Nachfrage eingestellt. Und jetzt – sechs Jahre später – erlebte das EU-Produktrating bei den Hannoveranern im Mai 2014 eine Renaissance. Überraschend kommt dieser Schritt keineswegs, wie Geschäftsführer Michael Franke wissen lässt: „Die neu aufgesetzte Bewertung von Erwerbsunfähigkeitsversicherungen folgt der ‚Wiederentdeckung‘ der EU im Markt angesichts der mit stagnierenden Beständen einhergehenden zugespitzten Produktentwicklung der BU.“ Dabei sollte es allerdings nicht bleiben. Zur DKM im Oktober stellte das Unternehmen erstmals ein Rating für Grundfähigkeitsund MultiRisk-Produkten zur Arbeitskraftversicherung vor. Zwischen der Vorsorge durch BU-Policen auf der einen und Unfallversicherungen auf der anderen Seite habe es lange Zeit eine große Lücke in der Arbeitskraftsicherung gegeben.

fähigkeiten. Deshalb biete sein Unternehmen bereits Kindern ab dem ersten Lebensjahr Versicherungsschutz an. Unter den Schutz einer Grundfähigkeitenabsicherung könnten zusätzlich auch Menschen schlüpfen, die sich in gefährlichen und damit eher mit höheren Tarifen abzusichernden Berufsbildern bewegten. Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen könnten häufig die eigene Arbeitskraft nicht mehr absichern – hier leiste eine solche Police wertvolle Dienste. Eine Zwischenposition nähmen Studenten ein. Der Zeitraum des Studiums sei eine Zeit, die der Ausbildung zugerechnet werde. Trotzdem gebe es im Hause der Bayerischen effiziente Wege, bereits hier unter den Schutz einer passgenauen Absicherung zu gelangen. Anfangs gab es als Alternative zur BU nur die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU). Wenn der Beitrag für eine BU-Police zu hoch sei, könne ein Kunde ja immer noch eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung abschließen, hieß es bei Versicherern wie bei Maklern. Sie gewährleiste einen Grundschutz und sei deutlich preiswerter. So argumentierten Versicherer gegenüber Vermittlern, damit eine Beratung doch noch zu Versicherungsschutz führe. Aber stimmt das unisono? Klarer Fall: Ein solcher Vertrag kostet vergleichsweise wenig Geld, etwa 40 bis 50 % weniger als die BU-Vorsorge, und er kann in der Regel auch von Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen oder riskanten Berufen abgeschlossen werden. Schließlich fließt nur dann die vereinbarte Rente, wenn eine Berufsausübung entweder überhaupt nicht mehr oder nur noch in ganz geringem Umfang möglich ist. Hier liegt aber das erste Problem: Genauso wie bei der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente kommt es nicht auf den erlernten oder in der Vergangenheit ausgeübten Beruf an – es ist vielmehr jeder Job gemeint, den der Arbeitsmarkt bietet, also auch der Umstieg vom Professor zum Pförtner. Dies wirkt sich für die Anbieter solcher Policen natürlich äußerst kostensparend aus. Ihr Risiko leisten zu müssen, liegt deutlich niedriger als bei der Absicherung des Risikos Berufsunfähigkeit. finanzwelt 06/2014

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DER Spezialversicherer für biometrische Risiken 25


VERSICHERUNGEN I Alternativen zur BU

Martin Gräfer

Ralf Mertke

Christian Schröder

Vorstand Versicherungsgruppe die Bayerische

Produktspezialist Unfallversicherung GothaerVersicherungen

Leiter Marketing VOLKSWOHL BUND Versicherungen

Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Angeboten, die der Makler schon aus Haftungsgründen beachten sollte.

Leistungsbeginn und Hinzuverdienst: Weitere wichtige Unterscheidungsmerkmale sind der Leistungsbeginn bei fehlender Prognose, der zwischen einem und 13 Monaten variieren kann, und der erlaubte Hinzuverdienst. Während einige Versicherer nur geringfügige Einkünfte zulassen, ist dies anderen Unternehmen völlig egal.

fähigkeiten, genügt dabei nicht. Was unter einer Fähigkeit genau zu verstehen ist, davon haben die Versicherer individuelle Vorstellungen.“ Definiere der eine unter „Hände gebrauchen“, eine Schere bestimmungsgemäß zu benutzen, verstünden andere darunter, eine Tastatur zu bedienen, Messer und Gabel gleichzeitig zu benutzen oder kleine Gegenstände wie einen Bleistift vom Boden aufzuheben. „Arme gebrauchen“ werde ebenfalls unterschiedlich verstanden: in Schulter- beziehungsweise Brusthöhe zu arbeiten, eine Jacke anzuziehen oder Arme seitwärts zehn Sekunden auf Schulterhöhe zu halten. Wie so oft, kommt es also auf das Kleingedruckte an – für Makler ist das nicht ganz ungefährlich.

Vorerkrankungen:Grundsätzlich kann ein Versicherer Leistungsausschlüsse zur Voraussetzung für einen Vertragsabschluss machen oder Risikozuschläge verlangen. Wenngleich viele Gesellschaften die Messlatte nicht allzu hoch legen und sich mit wenigen Fragen zum Gesundheitszustand begnügen. So etwa die Generali, deren Kunden lediglich zwei Angaben machen müssen: Ob bereits eine Erwerbsunfähigkeit oder Pflegebedürftigkeit besteht und ob ein entsprechendes Ansinnen von einem Wettbewerber bereits abgelehnt wurde. Oder ob der Kunde Raucher oder Nichtraucher ist. Nun, die monatliche Rente ist ja auch bei diesem Schutz auf nur 1.000 Euro begrenzt. Vanessa Remmert, Abteilungsleiterin Produktmanagement Leben bei den Generali Versicherungen erklärt hierzu: „Die Produktidee der Erwerbsunfähigkeitsversicherung zielt darauf ab, Kunden einen Basisschutz zu vernünftigen Preisen zu ermöglichen.“ Verweisung: Nicht alle Gesellschaften machen ihre Leistung davon abhängig, dass keine einzige der am allgemeinen Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Tätigkeiten mehr ausgeübt werden kann. Inter und WWK beispielsweise haben in ihren Bedingungen stehen: „Auf die üblichen Tätigkeiten des allgemeinen Arbeitsmarktes und alle selbstständigen Tätigkeiten, Tätigkeiten in Behinderteneinrichtungen bleiben unberücksichtigt“. Das ist eine wesentlich kundenfreundlichere Regelung.AuchderUmgangmitder zumutbaren Arbeitsdauer unterscheidet sich je nach Versicherer. Beim einen ist es weniger als eine Stunde am Tag, beim anderen sind es zwei Stunden und beim dritten „höchstens“ drei Stunden.

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Mittlerweile stehen den Vermittlern als Alternative zur BU außer der EU auch andere Alternativen zur BU zur Verfügung. Grundfähigkeitsversicherung: Die Grundfähigkeitsversicherung der Canada Life bspw. leistet bei Verlust von 19 klar definierten Grundfähigkeiten und sogar ab Pflegestufe 1. Dies sei eine besonders kostengünstige Absicherung der Arbeitskraft, betont das Unternehmen. Und selbst wenn Betroffene sich entschieden, weiterzuarbeiten, erhielten sie eine monatliche Rente, die sie flexibel nutzen könnten. Ähnlich sind Angebote weiterer Versicherer strukturiert. Zumeist geht es um Sehen, Sprechen, Hören oder den Orientierungssinn, aber auch um den Gebrauch der Hände und der Arme, um Treppensteigen, Gehen, Stehen, Knien, Bücken oder beispielsweise selbstständiges Autofahren. Doch Franke und Bornberg rät Maklern zu besonderer Aufmerksamkeit: „Nur festzustellen, dass ein Versicherer bereits bei Verlust einer Grundfähigkeit leistet und ein anderer erst bei Verlust von vier Grund-

Vanessa Remmert Abteilungsleiterin Produktmanagement Leben Generali Versicherungen

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Funktionsinvaliditätsversicherungen: Sie bieten eine Monatsrente bei Invalidität nach einem Unfall, bei schweren Organschäden und einer Krebserkrankung, beim Verlust von Grundfähigkeiten, wie etwa Sprechen, Sehen oder Hören, und bei Pflegebedürftigkeit. Die Police kann oft selbst dann abgeschlossen werden, wenn bereits eine gesundheitliche Beeinträchtigung besteht. In der Praxis haben sich jedoch viele Anbieter vom schwerfälligen ursprünglichen Begriff gelöst, nennen ihre Produkte MultiRisk-Policen oder ähnlich. So die Gothaer, die im Frühjahr ihr Modell vorgestellt hat und zu der Ralf Mertke, Produktspezialist für die Unfallversicherung bei Gothaer, erklärt: „Die neue ‚UnfallrentePlus‘ bietet eine sinnvolle Möglichkeit, mit einer monatlichen Rente die finanzielle Existenz zu sichern – egal, ob man durch einen Unfall oder eine schwere Erkrankung eine dauerhafte körperliche Beeinträchtigung erleidet. Sie kann bei der Unfallversicherung ergänzt oder auch alleinstehend versichert werden.“ Im Wettbewerb zur Gothaer steht beispielsweise die LV 1871 – und sie hat


eine besondere Zielgruppe im Visier, so deren Vorstand Rolf Schünemann: „Die ‚Golden IV‘ ist ein Einsteigerprodukt gerade für junge Leute mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten. Mit diesem Produkt bieten wir zusammen mit dem BGV eine Alternative unterhalb der Berufsunfähigkeitsversicherung und oberhalb der Unfallversicherung an.“ Übrigens beinhaltet der Tarif auch eine BU-Option ohne Gesundheitsprüfung. Das heißt: Bei bestimmten Anlässen hat die versicherte Person unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, bei der LV 1871 eine Golden BU ohne Gesundheitsprüfung abzuschließen.“ Auch der VOLKSWOHL BUND bietet eine solche Absicherung an. Marketingleiter Christian Schröder erläutert: „Unser Produkt ‚€XISTENZ‘ stellt eine bezahlbare und sinnvolle Einkommensvorsorge für viele körperlich arbeitende Kunden dar. Insofern ist ‚€XISTENZ‘

eine Alternative zur BU, denn sie sichert die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit ab, egal in welchem Beruf der Kunde arbeitet.“

Aber können diese Policen die lange Jahre als Königsweg bezeichnete Berufsunfähigkeitsversicherung tatsächlich ersetzen? Dies verneint jedenfalls Gudrun Trieb, Leiterin Produktentwicklung bei der Allianz Lebensversicherung: „Im Gespräch mit dem Kunden sollte natürlich im ersten Schritt immer zur Berufsunfähigkeitsversicherung beraten werden, und erst dann, wenn diese nicht in Frage kommt, über Alternativen gesprochen werden. Auch Verbraucherschützer bestätigen immer wieder die Notwendigkeit einer BU-Absicherung.“ Franke hält einen solchen Ver-

gleich allerdings auch nicht für zulässig: „Einem Eins-zu-Eins-Vergleich zur BU halten MultiRisk-Tarife nicht stand. Dieser Blickwinkel macht aber auch wenig Sinn.“ MultiRisk-Tarife auf Unfallbasis entfalteten da ihre Stärke, wo früher eine reine Unfallversicherung platziert wurde oder bei Erwerbstätigen, denen aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen der Weg in die BU versperrt bleibt. Früher habe die klassische Empfehlung in solchen Fällen gelautet, zumindest das Unfallrisiko abzusichern. Heute müsse die Empfehlung ganz klar auf eine MultiRiskAbsicherung hinauslaufen, denn der Leistungsumfang sei erheblich erweitert. MultiRisk-Tarife auf Lebensbasis konkurrierten bei körperlich Tätigen demgegenüber eher mit der Erwerbsunfähigkeitsversicherung, da bereits der Verlust einer Grundfähigkeit leistungsbegründend sein könne. (hwt)

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VERSICHERUNGEN I Interview

Die Beitragsspreizung zwischen einzelnen Berufsgruppen bei BU-Tarifen erschwert Maklern das Geschäft. Zu viele Risiken finden nur sehr teuren Versicherungsschutz. Im Gespräch mit der finanzwelt äußert Stephan Kaiser, Geschäftsführer der BU Expertenservice GmbH, Verständnis für die Zwangslage vieler Versicherer. Er kritisiert jedoch Marktauswüchse: Bis zum Weihnachts- und Urlaubsgeld vom Versicherer sei es nicht mehr weit.

finanzwelt: Herr Kaiser, das LVRG beschneidet die Risikogewinne der Versicherer, Solvency II steht ins Haus, für große Teile der Bevölkerung ist eine vernünftige Berufsunfähigkeitsversicherung unbezahlbar geworden. Verabschiedet sich dieses Modell durch die Hintertür? Kaiser ❭ Die Gefahr besteht wohl. Deutsche Lebensversicherer speisen den Überschusstopf der sogenannten „Sonstigen Risiken“ im Wesentlichen mit den Risikogewinnen aus dem Berufsunfähigkeitsgeschäft. Bisher wurden den Kunden so 75 % dieser Risikogewinne zugeführt, nach LVRG werden es 90 % sein. Das ist ein großer Einschnitt, schließlich verliert ein Lebensversicherer dadurch 60 % seines Anteils an diesen Gewinnen. Eine natürliche Reaktion wäre, wenn Versicherer ab 2015 deshalb ihrer Risikoprüfung verschärfen würden, um eine geringere Schwankungsbreite im gezeichneten Risiko zu erhalten. Allerdings darf das nicht zu stark anziehen, weil sonst zu wenige überhaupt noch versichert wür-

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„Wer später bremst, fährt länger schnell.“ den. Zudem ist bei vielen Versicherern die finanzielle Lage derzeit sehr angespannt, da sich aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase die nötigen Zuführungen zur Zinszusatzreserve auf ca. 8 Mrd. Euro belaufen werden. Auch die Garantiezinssenkung kann negative Auswirkungen auf die Kalkulation der Biometrieprodukte haben. Es bleibt insgesamt aber abzuwarten, wie die Unternehmen reagieren werden und wohin sie der Marktdruck dann lenken wird. Die Prognose aber, dass der Anteil der Haushalte, die keinen Zugang zur BUAbsicherung finden, größer wird, ist sicherlich nicht aus der Luft gegriffen. finanzwelt 06/2014

finanzwelt: Es ist seit einiger Zeit eine zunehmende Differenzierung der Berufsgruppen festzustellen. Einige Anbieter teilen ihren Berufskatalog bereits in 12 oder gar 14 Berufsgruppen ein, was wesentlich zur Prämienspreizung beigetragen hat. Wird dieser Trend weiter fortgesetzt werden? Kaiser ❭ Als Marktteilnehmer muss man diesen Trend mitgehen, da man sonst schnell einem negativen Selektionsmechanismus ausgesetzt wäre: Innerhalb einer Berufsgruppe, nennen wir sie Berufsgruppe 1, stellen die einzelnen Berufe für den Versicherer ein ähnliches, aber trotzdem leicht unterschiedliches


Risiko dar. In diesem Sinn ist die Kalkulation also eine Mischkalkulation. Nehmen wir an, ein zweiter Versicherer unterteilt diese Berufsgruppe 1 feiner, zum Beispiel in die drei Berufsgruppen 1a, 1b und 1c. Dann wird im Vergleich zur Berufsgruppe 1 des ersten Versicherers diese neue Berufsgruppe 1a billiger und die Berufsgruppe 1c teurer sein, während die 1b in etwa das gleiche kosten wird. Der erste Versicherer bekäme keine Berufe aus der Gruppe 1a mehr zugeführt, da diese beim zweiten Versicherer ja billiger geworden sind. Im Gegenteil, er bekäme vermehrt die Berufe aus der Gruppe 1c in seinen Bestand, weil er hier billiger ist. Er zieht also die kalkulatorisch schlechteren Risiken an und bekommt die aus seiner Sicht besseren Risiken nicht in sein Kollektiv. Die Folge ist, dass die Mischkalkulation des ersten Versicherers nicht mehr aufgeht, weil sein kalkulierter Beitrag jetzt im Mittel zu billig ist. Also wird er seine Berufsgruppen auch feiner aufteilen. finanzwelt: Wohin wird diese Entwicklung in der Zukunft führen? Kaiser ❭ Man muss in Zukunft sicherlich mit vermehrten Run-offs in diesem Bereich rechnen. Und wenn es ganz schlimm kommt, werden in Zukunft nur noch einige wenige Versicherer in der Lage sein, dieses Risiko zu zeichnen. Für mich ist nicht die Frage, ob das geschieht, sondern eher, wann. Es gibt hierfür ein paar reale Beispiele aus kürzerer Vergangenheit: In Australien beispielsweise hat genau dieser ruinöse Wettkampf stattgefunden mit dem Ergebnis, dass nicht nur die Rückversicherer entsprechendes Lehrgeld bezahlen mussten, sondern auch die Versicherer und der gesamte Markt schlussendlich den Resetknopf drücken mussten. Ähnliche Erfahrungen haben auch die Niederlande, Großbritannien oder die USA bereits gemacht. Wir werden uns wohl in diese Aufzählung einreihen, da ich nicht sehen kann, dass sich auch nur ein Versicherer aus der Deckung trauen würde und den Anfang macht, getreu dem Motto „Wer später bremst, fährt länger schnell“. finanzwelt: Also wäre eine „Verschlechterung“ der Bedingungen der BU eine

mögliche Lösung des Problems? Kaiser ❭ Im Endeffekt würde die Berufsunfähigkeitsversicherung zum absoluten Luxusprodukt werden, weil sie in vielen Fällen weit über den eigentlichen Bedarf hinaus reguliert. Ich bin gespannt, wann der erste Versicherer seinen berufsunfähigen Versicherten ein Urlaubs- und Weihnachtsgeld bezahlt. Viele Versicherungsbedingungen enthalten mittlerweile „Gelber-ScheinKlauseln“, Infektionsklauseln, Wiedereingliederungshilfen oder Möglichkeiten der Aufstockung des Versicherungsschutzes ohne erneute Gesundheitsprüfung über vielfältige Nachversicherungsgarantien und Dynamikmöglichkeiten. Jede Verbesserung macht das Produkt auch teurer. Deshalb wäre ein gewisser Rückschritt durchaus sinnvoll. Dieser ist aber nur durchführbar, wenn sich alle Marktteilnehmer einig sind. finanzwelt: Kann denn die neu entwickelte Sparte der Funktionsinvaliditätsversicherungen eine sinnvolle Alternative sein? Kaiser ❭ Das kann die BU nicht ersetzen, da diese als einziges Produkt das konkrete Berufsbild des Versicherten mit seiner Krankheit verbindet. Die Funktionsinvaliditätsversicherungen gibt es in sehr unterschiedlicher Ausprägung; ein einheitliches Bild ist noch nicht zu erkennen. Aber natürlich sind diese Produkte ein möglicher Baustein einer Risikovorsorge für all jene, die in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht unterkommen. finanzwelt: Der Kampf um Neugeschäft wird mit viel Kreativität geführt. Es gibt mittlerweile Versicherer, die Neuverträge in gewissem Umfang ohne oder mit nur stark abgespeckter Risikoprüfung anbieten. Kaiser ❭ Man muss sich fragen, warum ein Versicherer das macht. Er verwässert damit absichtlich seinen Bestand und kauft sich Risiken ein, die er eigentlich ablehnen würde. Mir fällt als Antwort nur ein, dass hier alleine die Generierung von Neugeschäft, also neue Beitragseinnahmen, und die anfänglich positiven Auswirkungen auf die Bilanz im Vordergrund stehen. Abgesefinanzwelt 06/2014

hen davon, dass das zu Lasten der Bestandskunden geht und diesen gegenüber unfair ist, führt es zur Negativselektion. So verzichten Versicherer bei diesen Aktionen beispielsweise gerne auf die Abfrage von gefährlichen Hobbies. Natürlich durchforstet der Vermittler daraufhin seinen Bestand nach dem kickboxenden oder eistauchenden Kunden und unterbreitet ihm gezielt dieses Angebot. Der Witz ist, dass diese Versicherer das wissen und trotzdem machen. finanzwelt: Der Vermittler und sein Kunde sollten also die Finger von solchen Angeboten lassen? Kaiser ❭ Der Vermittler hat seinem vorher nicht versicherbaren Kunden durch ein solches Angebot einen wichtigen Versicherungsschutz besorgt. Das ist aus seiner Sicht eine Pflichtübung. Der Kunde kann sich über seinen neu erworbenen Versicherungsschutz freuen. Zu erwarten, dass sich Vermittler und Kunden kollektiv gegen diese Angebote stellen, ist utopisch. Hier sind die Versicherer selbst und gegebenenfalls die Aufsicht gefragt. finanzwelt: Was könnte dann ganz konkret ein Ansatz sein, der auch durchsetzbar wäre? Kaiser ❭ Man sollte sich die Frage stellen, was dem Versicherten in seiner jeweiligen Situation am besten helfen könnte. Daraus ergäben sich, je nach der Schwere der Einschränkungen, unterschiedliche Ansätze: Während der durch multiple Sklerose an den Rollstuhl gefesselte Kunde seine monatliche Leistung zum Leben braucht und meist keine weitere Alternative hat, ist das beim 30-jährigen Bäcker mit Mehlstauballergie anders. Hier gilt es anzusetzen. Provokant formuliert: Warum bauen Versicherer nicht etwas wie Aus- und Weiterbildungszentren auf und sorgen, in intelligenter Zusammenarbeit mit den entsprechenden Sozialversicherungsträgern, für eine schnelle und kompetente Ausbildung ihrer Berufsunfähigen und bringen diese dann aufgrund ihrer vielfältigen Beziehungen und Möglichkeiten auch wieder ganz konkret in Lohn und Brot? Die Versicherer könnten hier viel Positives bewegen. (hwt)

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VERSICHERUNGEN I Arbeitskraftsicherung

EswirdhöchsteZeit Über viele Jahre hinweg haben die Lebensversicherer das hohe Lied der Berufsunfähigkeitsversicherung gesungen. Großen Beifall bekamen sie dafür nicht. Gemessen an den steigenden Beschäftigtenzahlen ist der Bestand an Policen sogar rückläufig. Abhilfe schaffen und Vertriebshilfe leisten soll nun der neue Sammelbegriff Arbeitskraftsicherung.

Diese Entwicklung lässt sich allenfalls mit Stillstand auf unterstem Niveau bezeichnen, woran die Versi-

Mit der Sichterweiterung auf den BereichArbeitskraft soll sich nun alles zum Besseren wenden, bezieht diese doch auch die Erwerbsunfähigkeits-, die funktionelle Invaliditäts- und die Grundfähigkeitsversicherung ebenso ein wie Dread Disease-Produkte. Doch nicht jeder kann sich mit dem neuen Begriff anfreunden. So etwa Oliver Brüß, seit einigen Wochen neuer Vorstandssprecher bei der Dialog Lebensversicherung: „Über den Begriff lässt sich trefflich streiten, da ja nicht die Arbeitskraft gesichert, sondern finanzielle Sicherheit bei Ausfall der Arbeitsfähigkeit geschaffen wird. Richtig und zu begrüßen ist, dass das Spektrum der Absicherungsarten erweitert wird und dem Verbraucher Alternativen für seine persönliche Absicherungsentscheidung zur Verfügung stehen.“ Die klassische Berufsunfähigkeitsversicherung stelle indessen immer noch die beste Lösung dar. Und Rolf Schünemann, Vertriebsvorstand der LV 1871 Unternehmensgruppe, warnt sogar: „Gerade junge Menschen könnten sich von der Viel-

Michael Franke

Oliver Brüß

Rolf Schünemann

Geschäftsführer Franke und Bornberg GmbH

Sprecher des Vorstandes Dialog Lebensversicherungs-AG

Vertriebsvorstand LV 1871 Unternehmensgruppe

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finanzwelt 06/2014

Foto: © beermedia.de - Fotolia.com

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lung der Verträge habe sich zu weit von den Bedürfnissen der meisten Verbraucher abgesetzt.

cherer selbst aber nicht ganz unschuldig sind. Sind sie es doch, die sich in der jüngeren Vergangenheit mit einer teils riesigen Beitragsspreizung zwischen zudem immer mehr Berufsgruppen in der Berufsunfähigkeitsversicherung von einer Vielzahl echter Risiken verabschiedet haben. Gerade diejenigen Menschen, die wegen ihrer beruflichen Umstände am dringendsten eine umfassende Absicherung benötigen, können sie nun schlichtweg nicht mehr finanzieren. Oder sie sparen am falschen Ende. Nach Angaben des Analysehauses Franke und Bornberg lag die ungewichtete durchschnittliche BU-Rente, also das Mittel aus selbstständigen Berufsunfähigkeitspolicen und entsprechenden Zusatzverträgen, im vergangenen Jahr bei 771 Euro. Michael Franke, Geschäftsführer des Unternehmens, beklagt: „Diese Werte machen deutlich, dass es viele sinnlose Verträge gibt. So werden BU-Renten auf Hartz IV angerechnet. Eine kleine BU-Rente entlastet damit bestenfalls die Sozialsysteme und kann als Beratungsfehler angesehen werden.“ An der positiven Entwicklung der Beschäftigungszahlen nehme die BU schon seit Jahren nicht mehr teil. Die Entwick-

ie spielen Russisch Roulette mit der eigenen Zukunft. Denn drei Viertel der Bundesbürger haben ihre Arbeitskraft nicht versichert. Und es besteht derzeit, zumindest rein statistisch, wenig Hoffnung, dass sie daran bald etwas ändern werden. Es sei denn, der Vertrieb und die Versicherer geben kräftig Gas. Der erst vor relativ kurzer Zeit eingeführte Begriff der Arbeitskraftsicherung könnte ihnen dabei rein semantisch helfen, werden die Bundesbürger doch nicht mehr mit den emotional negativ belegten Begriffen Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit konfrontiert. Etwas für die Zukunft zu sichern klingt allemal erfreulicher als die Vision von düster und dunkel – die im Übrigen auch in den Umsatzzahlen der Vergangenheit zum Ausdruck kommt: BU- und EU-Policen besaßen im Jahr 2008 gerade einmal 23,7 % der Erwerbstätigen, heute sind es 24,1 %. Angesichts einer fortlaufend positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt im selben Zeitraum, ist dies für die am Markt Beteiligten ein beschämendes Ergebnis.


falt der Produkte zur Arbeitskraftsicherung Ăźberfordert sehen. Deshalb sei die Ăźber die Unternehmenstochter TRIAS angebotene „Golden IV“ ein Einsteigerprodukt gerade fĂźr junge Leute mit begrenzten finanziellen MĂśglichkeiten. „Mit der ‚Golden IV‘ bieten wir zusammen mit dem BGV eine Alternative unterhalb der Berufsunfähigkeitsversicherung und oberhalb der Unfallversicherung an.“ Sie eigne sich fĂźr Personen, fĂźr die der Berufsunfähigkeitsschutz aufgrund ihres Berufs nicht bezahlbar sei, und auĂ&#x;erdem fĂźr Menschen mit Vorerkrankungen. Ă„hnliches kommt von der Allianz, so GudrunTrieb, Leiterin Produktentwicklung der Allianz Lebensversicherungs-AG: „Die Notwendigkeit einer angemessenen Absicherung des Erwerbseinkommens ist unbestritten. Allerdings kĂśnnen oder wollen nicht alle Menschen die Beiträge fĂźr eine BU aufbringen oder haben Vorerkrankungen, die eine Berufsunfä-

Gudrun Trieb Leiterin Produktentwicklung Allianz Lebensversicherungs-AG

higkeitsversicherung nicht mehr mĂśglich machen. Vor diesem Hintergrund haben wir im Jahre 2011 die ‚Allianz KĂśrperSchutzPolice‘ auf den Markt gebracht.“ Sie kĂśnne die Berufsunfähigkeitsvorsorge zwar nicht vollständig ersetzen, biete aber fĂźr kĂśrperlich Tätige, denen oft der Broterwerb selbst und nicht die Absicherung des beruflichen Status wichtig sei, eine gute Alternative zu einem deutlich geringeren Beitrag. Gudrun Trieb: „Die Akzeptanz unseres Produkts ist insbesondere bei handwerklich Tätigen groĂ&#x;.“

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Es gibt sie also,dieAlternativen.Doch muss ein Biometrieversicherer am Ende wirklich alle Facetten der Arbeitskraftsicherung abbilden kĂśnnen? Dialog-Chef BrĂźĂ&#x; sieht dies nicht: „Das ist nicht zwingend notwendig, wie das Beispiel Dread Disease zeigt, das von etlichen erfolgreichen BU-Versicherern nicht angeboten wird, da die Nachfrage gering ist. Notwendig ist indessen – wie immer – eine genaue Beobachtung der Marktentwicklung, um als Anbieter nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die Entwicklung von Alternativen zur BU ist nicht nur im Sinne der VerbrauchermĂźndigkeit, sondern vor allem vor dem Postulat der Bezahlbarkeit wichtig.“ Die Dialog selbst werde deshalb ab Januar 2015 ein BU/EU-Konzept anbieten, aus dessen 5-Sterne-Angeboten der Vermittler die fĂźr seinen Kunden am besten geeignete und fĂźr dessen Geldbeutel passende LĂśsung auswählen kĂśnne – inklusive Dread Disease- und Pflegerentenoption. (hwt)


VERSICHERUNGEN I Interview

finanzwelt: Die Politik kannte schon lange vor der Einführung der sozialen Pflegeversicherung die demografische Entwicklung. Warum hat sie dennoch das Umlageverfahren eingeführt? Dr. Knoll ❭ Die Probleme der sozialen Pflegepflichtversicherung würden sich nicht lösen lassen, wenn wir statt des Umlageverfahrens eine kapitalgedeckte Finanzierung hätten. Spätestens seit der Finanzkrise und einem Zinssatz zwischen 0 und 1 % kann man dieser alternativen Finanzierungsform durchaus skeptisch gegenüberstehen. Das tatsächliche Problem der sozialen Pflegepflichtversicherung entsteht durch die steigende Lebenserwartung und die damit verbundene Zunahme von Pflegefällen, die Abschaffung der Wehrpflicht durch den Wegfall der Zivildienstleistenden und natürlich auch durch den Rückgang der Kinder in der nachfolgenden Generation. Den Vorwurf, den man der Politik machen muss, ist, dass sie bisher nur einen einzigen Versuch unternommen hat, eine Vorsorgekultur zu schaffen; das war die Einführung der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung, auch „Pflege-Bahr“ genannt. Da die Idee aber weder kraftvoll vorgetragen noch dem Zerreden durch die veröffentlichte Meinung etwas Hinreichendes entgegengesetzt wurde, warten zu viele Menschen immer noch darauf, dass der Staat etwas löst, wo sie selbst vorsorgen müssen. finanzwelt: Ist das Pflegestärkungsgesetz ein großer Wurf zur Verbesserung der Pflegesituation? Dr. Knoll ❭ Für die Betroffenen ist es ein Vorteil, und wer einen Angehörigen pflegen muss, weiß, was dies für die berufliche und unter Umständen auch private und sogar finanzielle Situation bedeutet. Insofern ist jede Verbesserung aus der Sicht der Betroffenen wichtig und sozialpolitisch sicherlich auch richtig. Allerdings werden mit derartigen Maßnahmen falsche Signale ausgesandt. Weil die Pflegefälle in etwa 20 Jahren so richtig ansteigen werden – denn dann sind die geburtenstarken Jahrgänge in dem Alter, wo die Pflegefälle typischerweise auftreten – ist jede Leistungserhöhung der sozialen Pflegepflichtversicherung eine Hypothek für die nächste Generation,

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also für unsere Kinder. Wer also Verbesserungen durch eine Ausgabenerhöhung das Wort redet, muss auch die Eigenvorsorge propagieren. Das ist die andere Seite der gleichen Medaille. Leider beherrschen unsere Politiker nur das Verteilen von Geldern und weniger die Motivation zur Eigeninitiative, denn Letzteres wäre mit der Erkenntnis verbunden, die dann auch vermittelt werden müsste, dass der Staat nicht so leistungsfähig ist, wie die Sozialpolitiker dies suggerieren. finanzwelt: Geschulte Pflegekräfte stehen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Diese Situation wird sich in der Zukunft angesichts der demografischen Entwicklung mit immer mehr alten und damit pflegebedürftigen Menschen noch deutlich verschärfen. Wie kommt man aus diesem Dilemma heraus?

Dr. Knoll ❭ Ich kann Ihnen jetzt eine politisch korrekte Antwort geben, indem ich Ihnen sage, dass der Beruf der Pflegekräfte attraktiver werden muss. Ich frage mich aber, wie man einen Beruf attraktiver macht, zu dem man auch ein Stück berufen sein muss. Berufung lässt sich nicht beliebig steigern. Im Übrigen fällt mir beim Attraktivermachen des Pflegeberufes auch nur die Entlohnung ein. Die soziale Stellung der Pflegekräfte ist ja keineswegs schlecht, und wer Erfahrung im Umgang mit zu Pflegenden hat, entwickelt sehr schnell einen ausgeprägten Respekt vor der Leistung der Pflegekräfte. Die Bezahlung wird also zur Schlüsselfrage. Genauso wie die Frage, ob wir in der Lage sind, Menschen, die sich grundsätzlich für diesen Beruf auch berufen fühlen könnten, durch eine attraktive Entlohnung dazu zu bewegen, diesen Beruf alternativen Berufen mit einer noch besseren Entlohnung vorzu-

Emotionen sind fehl am Platz Rund um das Thema Pflege gibt es etliche Baustellen – vom Nachwuchs im Pflegebereich über die mangelnde Eigenvorsorge der Bürger, die lückenhafte soziale Absicherung und die vielerorts fehlende Akzeptanz des Pflege-Bahr bis hin zu massiven Vertriebsproblemen. Wo liegt der Ausweg aus diesem Dilemma? Wie kann die Pflege krisenfest werden? Die finanzwelt sprach darüber mit Dr. Stefan M. Knoll, Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung AG.

finanzwelt 06/2014


ziehen. Ich habe allerdings keine Idee, wo wir perspektivisch die dafür notwendigen Gelder hernehmen sollen. Lassen Sie mich in der Beantwortung dieser Frage noch mit einer unangenehmen Wahrheit aufwarten: Wir sind gut beraten, wenn wir schon jetzt eine Debatte um ein Aufleben des Zivildienstes führen, weil alle möglichen Alternativen dazu am Geld, an der tatsächlichen Verfügbarkeit von Menschen und der zunehmenden Singularisierung und Fragmentierung von Familien scheitern wird. finanzwelt: 2013 ist der Pflege-Bahr eingeführt worden. Er hat viele Kritiker, auch in den Reihen der Versicherungswirtschaft. Sie gelten als einer der Verfechter dieses Modells. Gilt dies uneingeschränkt? Dr. Knoll ❭ Ja, ich bin uneingeschränkt ein Befürworter der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung, dem „Pflege-

Bahr“. Sicherlich könnte man auch etwas verbessern. Es geht aber um ein Prinzip, nämlich einerseits durch die staatliche Förderung einen Anreiz zum Abschluß zu schaffen und andererseits solchen Menschen, die nicht versicherbar sind, trotzdem die Möglichkeit einer Pflegezusatzversicherung zu geben. Insofern ist der Pflege-Bahr die Blaupause für die Krankenversicherung der Zukunft mit einer reduzierten gesetzlichen Krankenversicherung, einer staatlich geförderten Krankenzusatzversicherung und einer ergänzenden Krankenzusatzversicherung mit einer Gesundheitsprüfung. finanzwelt: Wie lassen sich die Menschen beim emotional schwierigen Thema Pflege überhaupt erreichen? Der bisherige Bestand an ergänzenden privaten Policen ist ja nicht gerade beeindruckend.

Dr.Knoll ❭ Es geht nicht um Emotionen, sondern um Tatsachen. Wir müssen den Menschen erläutern, dass die Finanzierung der Pflegefälle der Zukunft die größte sozialpolitische Herausforderung darstellt und es ohne Eigenvorsorge weder im Kollektiv noch in der einzelnen Familie funktioniert. Natürlich ist die Tatsache, dass Kinder für ihre Eltern haften, auch irgendwie etwas Emotionales. Tatsächlich aber geht es um Wahrscheinlichkeiten. finanzwelt: Erfordert die junge Zielgruppe eine völlig neuartige Ansprache? Dr. Knoll ❭ Nein, wir müssen sie überhaupt ansprechen. Die Pflegeversicherung muss en passant verkauft werden. Es geht nicht darum, wegen der Pflegeversicherung zu einem potenziellen Kunden zu fahren, sondern darum, aus Anlass eines Kundenbesuches die Pflegeversicherung anzusprechen. Um die Versorgungslücke bei einem 20-jährigen jungen Menschen zu schließen, muss dieser gerade einmal 7,35 Euro aufwenden. Worüber reden wir jetzt eigentlich? finanzwelt: Welche Ansprüche sollten die Kunden an sehr gute Pflegeangebote stellen dürfen? Dr. Knoll ❭ Erstens, dass sie mindestens die Versorgungslücke schließen. Zweitens, dass sie die Unterbringung im Heim nicht durch höhere Leistungen bei stationärer Aufnahme incentivieren. Wer Pflegefall wird, will nicht auch noch abgeschoben werden, nur weil das leichter und mit geringeren finanziellen Belastungen verbunden ist. Schließlich muss die enorme Gefahr der Demenz im Leistungsumfang Berücksichtigung finden. Eine Beitragsbefreiung bei Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit und im Leistungsfall ist ebenso ein Muss wie die Freiheit, Pflegeleistungen an jedem Ort der Welt in Anspruch nehmen zu können. Kurzum: Eine Pflegeversicherung muss weltweit leisten. Und aus der Sicht der Vermittler füge ich hinzu: Nur wenn die Pflegezusatzversicherung einfach ausgestaltet ist, lässt sie sich auch en passant verkaufen, und das auch dann, wenn der Kunde schon eine andere Versicherung abgeschlossen hat. (hwt)

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VERSICHERUNGEN I GKV-Finanzreform

Um wie viel Prozentpunkte die gesetzlichen Krankenkassen ab 2015 ihre Beitragssätze für Arbeitnehmer erhöhen werden, damit halten sie bislang hinter dem Berg. Tatsache ist jedoch, dass es vielerorts teurer wird. Schon mittelfristig könnte davon die PKV profitieren. Makler sollten den Wettbewerb aber nicht nur um den Preis willen aufnehmen.

Krankenversicherung – Quo vadis?

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Hermann Gröhe Bundesminister für Gesundheit

nächster Zeit positiv auf die Nachfrage von privaten Vollversicherungen auswirken.“ Er könnte durchaus Recht behalten. Denn die Zusatzbeiträge ab 2015 kommen in Form von einseitigen Erhöhungen der Beitragssätze daher.

Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister (CDU), ist schon wegen seines Amtes Optimist und sieht keinen Preiswettbewerb am Horizont: „Ich bin mir sicher, dass Versicherte nicht nur auf den Preis achten werden,

sondern genau den Service und die Leistungen einer Krankenkasse im Blick behalten.“ Da ist er sich einig mit Dr.Jens Baas, Vorstandschef der Techniker Krankenkasse: „Es ist gut, dass wir unseren Beitragssatz wieder selbst festlegen können. Aber: Der Wettbewerb darf nicht nur über den Preis stattfinden.“ Er rate deshalb jedem Kunden, „immer die Kombination aus Preis und Leistung genau abzuwägen.“ Ganz anders sieht das jedoch Dr.Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender der HALLESCHE Krankenversicherung: „Wenn die gesetzlichen Kassen ab dem 01.01.2015 Zusatzbeiträge erheben, werden die Arbeitnehmer die Kosten hierfür alleine tragen müssen. So hat es der Gesetzgeber festgelegt. Diese Situation wird sich in

Gerade viele junge freiwillige Mitglieder werden ins Grübeln kommen, ob einWechsel in die private Krankenversicherung für sie nicht die bessere Alternative wäre. Zumal die PKVUnternehmen mittlerweile verstanden haben, dass sie ihrem Publikum jährliche, teils hohe Beitragsanpassungen nicht zumuten können. Schließlich ließ die Zuwanderung neuer Vollversicherungskunden in den vergangenen Jahren deutlich zu wünschen übrig. So ist der Bestand in der Krankheitsvollversicherung 2013 erneut auf 8,89 Millionen Personen gesunken. Das sind 0,7 % oder 66.200 weniger Versicherte als Ende 2012. Wenngleich der PKV-Verband in diesem Zusammenhang auf zwei Sondereffekte verweist: So sei der Wechsel von Versicherten in die GKV im vergangenen Jahr

Dr. Jens Baas

Gerd Güssler

Michael Kurtenbach

Vorstandsvorsitzender Techniker Krankenkasse

Geschäftsführer KVpro.de GmbH

Vorsitzender des Vorstandes Gothaer Krankenversicherung AG

finanzwelt 06/2014

Foto: © veneratio - Fotolia.com

I

n wenigen Wochen wird sich der Vorhang für die Finanzreform der Bundesregierung heben. Die gesetzlichen Kassen sind ab dem 01.01.2015 frei darin, welchen Beitragssatz sie von den Versicherten direkt erheben werden. Statt der bisherigen 15,5 % liegt der Beitragssatz ab dem kommenden Jahr bei nur noch 14,6 %. Eigentlich ein Grund zur Freude für die Kassenmitglieder. Doch nur eigentlich, denn mit Einführung der GKVFinanzreform dürfen die gesetzlichen Krankenversicherer von den Arbeitnehmern einkommensabhängige Zusatzbeiträge verlangen. GKV-Experten rechnen damit, dass es flächendeckend hierzu kommen wird. Immerhin gibt es bereits bei der geringsten Anhebung ein sofortiges Sonderkündigungsrecht.


Dr.Walter Botermann Vorsitzender der Vorstände ALTE LEIPZIGER HALLESCHE Konzern

besonders hoch ausgefallen, weil die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aufgrund der guten Lage am Arbeitsmarkt im Vergleich zu 2012 noch weiter gestiegen sei und damit den höchsten Stand seit Jahren erreicht habe. Tatsächlich befanden sich nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit Ende 2013 über 350.000 Menschen mehr als im Vorjahr in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Zu ihnen zählen auch viele vormals Selbstständige, die eine Anstellung unter der Versicherungspflichtgrenze annahmen und sich deshalb zwangsläufig gesetzlich versichern mussten. Zugleich, so der PKV-Verband, habe wie schon 2012 auch die Abkehr von so genannten „Billigtarifen“ – also der bewusste Verzicht auf ein ganzes Marktsegment – den Neuzugang, verglichen mit früheren Jahren, gedämpft. Dass mit Billigtarifen kein Staat mehr zu machen ist, bestätigt Gerd Güssler, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens KVpro.de: „Die Branche setzt im Zeital-

ter von Unisex weiter auf inhaltlich qualitative Produkte. Das preisgetriebene Neu- und Wechselgeschäft stagniert insgesamt.“ Um im Wettbewerb mit den gesetzlichen Kassen wieder Boden gutzumachen, sind neben hochwertigen Inhalten möglichst stabile Versicherungsbeiträge unerlässlich. Die PKV befindet sich dabei auf einem guten Weg. „In den letzten zehn Jahren haben sich die kapitalgedeckten Alterungsrückstellungen der privaten Krankenversicherung mehr als verdoppelt“, erklärt der Vorsitzende des PKVVerbandes Uwe Laue. Und vorhandenes Geld muss besser dosiert ausgegeben werden. Gespart wird zudem an einer anderen Ecke. Güssler: „Bei manchen Gesellschaften orientiert sich die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung nun an Festbeträgen anstatt an den bezahlten Monatsbeiträgen.“ Neue Vollversicherungstarife mit einer eingebauten, erfolgsunabhängigen und damit garantierten Beitragsrückerstattung würden weniger. Gefahr droht der PKV-Branche eher von sich selbst. Angesichts der immer eklatanter zutage tretenden Leistungsschwäche der Krankenkassen steigt die Nachfrage nach privaten Zusatzpolicen. Gewinnt am Ende die Kombination aus gesetzlicher Absicherung und privatem Zusatzschutz doch die Oberhand über die des

Uwe Laue Vorsitzender des Vorstandes Verband der Privaten Krankenversicherung e.V.

Vollversicherungsangebots? Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung, glaubt nicht daran: „Nein, das sehe ich nicht, denn diese Kombination gibt es bereits seit vielen Jahren. Für den zukünftigen Vertrieb von Vollversicherungen spielen sicherlich der Preisvergleich mit der GKV, aber auch das grundsätzliche Image der PKV-Vollversicherung eine wichtige Rolle.“ Bei Ärzten ist dies zumindest ungebrochen groß. Muss es aber auch, schließlich stammen rund 28 % der Einnahmen in einer durchschnittlichen Arztpraxis von Privatpatienten. Derart versichert sind jedoch nur 11 % der Deutschen. Grund genug auch für die Politik, am Nebeneinander von GKV und PKV nichts ändern zu wollen. So sagt Annette Widmann-Mauz, parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium: „Wir sind stolz auf die Dualität, die das deutsche Gesundheitssystem zu einem der besten der Welt macht.“ (hwt)

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VERSICHERUNGEN I Interview

finanzwelt: Herr Lamsfuß, kürzlich wurde von der Techniker Krankenkasse eine neue Studie zur Zufriedenheit der Menschen mit dem deutschen Gesundheitssystem veröffentlicht. Dreiviertel der Deutschen halten danach das deutsche Gesundheitssystem für gut, 25 % sind sogar sehr oder vollkommen zufrieden. Gleichwohl gehen in Sachen Leistungsangebot mehr als die Hälfte der Deutschen davon aus, dass der Umfang in der gesetzlichen Krankenversicherung in Zukunft eingeschränkt wird. Für die Private Krankenversicherung somit eine Chance, den Menschen individuelle Zusatzleistungen anzubieten? Lamsfuß ❭ Im kommenden Jahr wird der Beitrag der gesetzlich Versicherten wieder im Fokus stehen, was durchaus dazu führen könnte, dass insbesondere die verbleibenden 5 % freiwillige Leistungen der Krankenkassen nur noch eingeschränkt angeboten werden. Beispielhaft nenne ich hier die Leistungen für Naturheilverfahren, die bei einzelnen Kassen im neuen Jahr deutlich geringer bezuschusst werden. Hier stehen wir mit unserem Angebot an Ergänzungsversicherungen bereit. Natürlich beinhalten diese Tarife auch Mehrleistungen anderer Art, wie etwa die wichtige Auslandsreise-Krankenversicherung. Denkbar sind überdies auch Zahn-Zusatzversicherungen für Versicherte, die großen Wert auf eine optimale Zahnversorgung legen. Gerade hier bieten wir ausgezeichnete Produkte mit einem interessanten Preis-Leistungs-Verhältnis an. Last but not least empfehle ich natürlich den Abschluss einer Pflegezusatzversicherung. finanzwelt:Sie erwähnen die zusätzliche Absicherung für den Pflegefall. Meinen Sie, dass dieses Thema bei den Versicherten ausreichend im Fokus steht? Lamsfuß ❭ Nein, das hat die von Ihnen bereits zitierte Studie ja auch eindrucksvoll herausgestellt: Erst jeder zweite Deutsche hat sich bisher mit einer Absicherung für den Pflegefall beschäftigt, und selbst im Alter verdrängt jeder Dritte das Thema. Vergleichsweise wenige haben bisher vom Abschluss einer staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung Gebrauch gemacht, die eine Zulage zum Beitrag von bis zu 33 % garan-

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tiert. Da ist viel Potenzial, auch wenn die staatlich geförderte Variante als „Teilkaskoversicherung“ die Finanzierungslücke bei weitem nicht deckt. Es gibt Aufklärungsbedarf bei diesem Thema. Das Kostendelta zwischen Pflegeplatzkosten und Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung ist kaum jemandem bewusst. Schon deshalb müssen wir die Menschen weiter sensibilisieren und für unsere Produkte werben. Denn wir bieten über die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung hinaus ja noch deutlich mehr in diesem Segment.

tung aber doch erst einmal das Thema für alle Beteiligten sein. Lamsfuß ❭ Darauf gibt es einen klaren Vorschlag: den Abschluss einer betrieblichen Krankenversicherung (bKV). Die bKV ist eine durch den Arbeitgeber organisierte und meist auch durch ihn finanzierte Form der Krankenzusatzversicherung für Mitarbeiter. Sie kann aus „Bausteinen“ entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zusammengesetzt werden, versteht sich als Ergänzung zur gesetzlichen Krankenversicherung und

Steuern sind kontraproduktiv Dem Vertrieb von privaten Kranken- und Pflegeversicherungen wurde in der Vergangenheit nichts geschenkt. Von Frank Lamsfuß, stellvertretendes Mitglied der Vorstände der Barmenia Versicherungen, wollte die finanzwelt wissen, wie sein Unternehmen sich für die Zukunft fit macht und welche Chancen er sieht.

finanzwelt:Der Vorteil der staatlich geförderten Pflegeversicherung liegt ja darin, dass sie jeder bekommen kann, unabhängig vom Gesundheitszustand. In Bezug auf die demografische Entwicklung und den daraus resultierenden Fachkräftemangel sollte Gesunderhalfinanzwelt 06/2014

soll Gesundheitsleistungen abdecken, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht oder nur zum Teil bezahlen, zum Beispiel Wahlleistungen im Krankenhaus, Zahnersatz, Vorsorge, Pflege und vieles mehr. Der Versicherungsschutz ist altersunabhängig und wird ohne Gesund-


heitsprüfung angeboten. Das BarmeniaAngebot finden Sie im Übrigen unter dem Namen „BusinessClass“, mit Bausteinen zu allen wichtigen Zusatzversicherungen. finanzwelt: Ein solches Angebot könnte für den Arbeitgeber mit sehr viel Arbeit verbunden sein. Warum sollte er diesen organisatorischen Aufwand betreiben? Lamsfuß ❭ Es lassen sich eine ganze Reihe von Vorteilen aufzählen: sinnvolle Alternative oder auch Ergänzung zur

Gehaltserhöhung, erleichterte Mitarbeitergewinnung und -bindung im internationalen Wettbewerb, möglicherweise weniger Fehlzeiten. Die bKV wirkt sich positiv auf die Gesunderhaltung und Prävention der Gesellschaft aus und integriert auch ältere Mitarbeiter.

finanzwelt:Seit Januar 2014 müssen aber wieder Abgaben und Steuern abgeführt werden. Ist das nicht kontraproduktiv? Lamsfuß ❭ Es ist kontraproduktiv. Deshalb plädieren wir ja auch dafür, eine gesetzliche Regelung analog zur betrieblichen Altersvorsorge, nach der Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung in einem definierten Rahmen lohnsteuerund abgabenfrei sind, einzuführen. Möglich wäre es auch, das fordern übrigens auch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft, die höchstrichterliche Rechtsprechung anzuerkennen

und zur 44 Euro-Regelung zurückzukehren. Wir würden uns jedenfalls wünschen, dass die wirtschaftliche Bedeutung der betrieblichen Krankenversicherung in den Mittelpunkt der Diskussion rückt und der politische Handlungsbedarf gesehen wird. Die Wirtschaft ist auf gesunde finanzwelt 06/2014

und motivierte Mitarbeiter angewiesen. Mit Hilfe der bKV können deutlich mehr Mitarbeiter ergänzend abgesichert werden und damit ihre Gesundheit auch in Anbetracht einer längeren Lebensarbeitszeit erhalten. Aber eigentlich sollte die steuerliche Behandlung auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. finanzwelt: Die in der zitierten Studie befragten Privatversicherten legten ein klares Bekenntnis dazu ab, am medizinischen Fortschritt teilhaben zu wollen. Davon waren 75 % sogar bereit, mehr zu zahlen. Sind Sie im Segment der Vollversicherung immer noch erfolgreich aufgestellt? Lamsfuß ❭ Gut, dass wir dieses Thema noch ansprechen. Die Barmenia Krankenversicherung war und ist auch in Bezug auf ihre Vollversicherungstarife gut im Markt positioniert. Wir bieten seit vielen Jahren nur qualitativ hochwertige Kranken-Vollversicherungen an, die weit mehr als die Mindeststandards bieten. Mit unseren Tarifen garantieren wir unseren Kunden die Teilhabe am medizinischen Fortschritt. Unser Tarif „einsA expert+“ ist mehrfach ausgezeichnet und wird dem anspruchsvollen Kunden gerecht. Aber auch die Einsteigertarife der Tariflinie „einsA“ bieten ein umfangreiches Leistungsspektrum. Nicht zuletzt haben uns die Makler deshalb auch im Oktober 2014 zu ihren Lieblingen gewählt. Die Barmenia Krankenversicherung punktet hier mit ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis und ist bei den unabhängigen Maklern und Vermittlern die Nummer 1 in der Privaten Krankenversicherung. Das wurde soeben auch vom Deutschen Finanz-Service Institut noch einmal bestätigt. Unsere Vollkostentarife „einsA prima+“ und „einsA expert+“ erhielten ein „Sehr Gut“. finanzwelt:Bitte noch einen Ausblick auf das Jahr 2015. Lamsfuß ❭ Ganz sicher werden wir auch 2015 unsere vielfältigen Tarife in der Voll- und Ergänzungsversicherung anbieten. Dabei lassen wir uns gewiss auch produktmäßig wieder etwas einfallen. Nur verraten möchte ich heute noch nichts. Sie dürfen mich aber gerne Anfang Februar noch einmal ansprechen. (hwt)

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VERSICHERUNGEN I Krankenzusatzversicherung

Finesse statt Hausmannskost

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er Zulauf zu privaten Vollversicherungen ließ in den vergangenen Jahren eher zu wünschen übrig, dafür entwickelte sich das Neugeschäft mit Zusatzversicherungen gut. Neuesten Zahlen des PKV-Verbandes zufolge ist der Bestand an Vollund Zusatzpolicen zwar insgesamt auf über 32,4 Millionen Verträge gewachsen. Doch die Zahl neu abgeschlossener Rundum-Versorgungen ist 2013 gegenüber 2012 sogar um 0,7 % gesunken. Hingegen konnten die Vermittler 2 % mehr Zusatzversicherungen abschließen. Sie machen mit mittlerweile 23,5 Millionen Verträgen den größten Teil der Privatpolicen aus. Die gesetzlich versicherten Bundesbürger wissen mittlerweile sehr gut, was sie in Kliniken und bei Ärzten erwartet, wenn sie nur ihre Gesundheitskarte vorlegen können: Hausmannskost statt Leistung auf höchstem medizinischen Niveau. Muss am Ende die PKV fürchten, dass das steigende Interesse an Zusatzschutz zur GKV-Mitgliedschaft der Vollversicherung schon mittelfristig das

D

Wasser abgräbt? Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung Michael Kurtenbach hat diese Befürchtung nicht: „Die Zusatzversicherungen stellen zwar ein zunehmend wichtiger werdendes Standbein für die privaten Krankenversicherer dar, und ihre Bedeutung wird in Zukunft sicherlich auch noch zunehmen. Hauptgeschäftsfeld ist und bleibt aber weiterhin die Krankenvollversicherung.“ Dennoch rückt die private Zusatzversicherung weiter in den Fokus. Erst kürzlich hat die HanseMerkur bekannt gegeben, die CSS zu übernehmen, die in der Vergangenheit mit aggressiver Preis- und Tarifpolitik von sich reden machte. Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur Versicherungen, erklärt seine Strategie: „Die Mehrheitsbeteiligung an der CSS Versicherung hilft uns, eines unserer strategischen Ziele, den deutlichen Ausbau unseres Anteils am Krankenzusatzversicherungsmarkt – auch im Bereich des Maklervertriebs – schneller und nachhaltiger zu erreichen. Die demografische Entwicklung wird dafür sorgen, dass der

Eberhard Sautter

Michael Johnigk

Vorstandsvorsitzender HanseMerkur Versicherungen

Vertriebsvorstand SIGNAL IDUNA Gruppe

finanzwelt 06/2014

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Das Geschäft der PKV gehört eindeutig der Zusatzversicherung, die Vermittler tun sich hiermit bei ihren Kunden leichter als mit Vollversicherungen. Einen zusätzlichen Schub gibt ihnen die Beratung bei Unternehmen. Denn deren Mitarbeiter verlangen nach betrieblichen Zusatzpolicen. Gefahr droht allerdings von Seiten der Politik. Ihr täte mehr Einsicht in Notwendigkeiten gut.


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Dr.Thomas Jasper Leiter des Bereichs Retirement Solutions Towers Watson GmbH

Bedarf in diesem Segment, das erst 23 Millionen Verträge zählt, deutlich steigen wird.“ Darüber hinaus sei das Engagement in Liechtenstein aber auch von großer Bedeutung für die Internationalisierungsstrategie und das Wachstum der Reiseversicherung der HanseMerkur, die den großen Partnern im Reise-Vermittlermarkt auch in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) vor Ort als kompetenter Dienstleister zur Verfügung stehen müsse. Nach der Eröffnung eines Verkaufsbüros der HanseMerkur Reiseversicherung in Wien im Jahre 2012 ermögliche die Liechtensteiner Beteiligung nun auch einen eigenen Zugang zum Schweizer Markt. Den Zusatzpolicen steht im Hinblick auf den „War for talents“ der Wirtschaft eine blühende Zukunft bevor. Das Stichwort heißt betriebliche Krankenversicherung (bKV).Hierzu hat der PKV-Verband aktuelle Befragungsergebnisse vorgelegt. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA zufolge wünschen sich 63 % der Angestellten einen solchen Versicherungsschutz. Jeder zweite würde eine derartige Krankenversicherung anderen Zusatzleistungen vorziehen. Auch viele Unternehmen zählten das Angebot einer zusätzlichen Gesundheitsvorsorge zu den wichtigsten Zusatzleistungen für ihre Beschäftigten. Damit sei die bKV ein gutes Instrument bei der Werbung um qualifizierte Arbeitskräfte, dessen Bedeutung angesichts des Fachkräftemangels noch stark zunehmen werde. Die Ergebnisse der Studie decken sich mit Erkenntnissen des Beratungsunternehmens Towers Watson. „Gerade in den Bereichen Alters- und Gesundheitsversorgung gibt es eine starke Erwartungshaltung der Arbeitnehmer“, erklärt Dr.Thomas Jasper, Leiter des Bereichs

Retirement Solutions beim Unternehmen. „Die Unternehmen nehmen diese Verunsicherung wahr und zeigen eine große Bereitschaft, sich in diesen Bereichen stärker zu engagieren.“ Schon beizeiten hatte Towers Watson in seiner Studie „Kranken-Zusatzversicherung – Bedarf an Gesundheitsleistungen“ von einem riesigen Geschäftspotenzial gesprochen. Danach sahen fast zwei Drittel der Arbeitnehmer (63 %) Lücken im Leistungsangebot der GKV, nahezu jeder Zweite (49 %) hielt private Zusatzpolicen für unverzichtbar. 58 % der Befragten wünschten sich eine arbeitgeberfinanzierte bKV. Einen Rückschlag für die bKV und damit auch für die Vermittler könnte es jedoch bedeuten, wenn die politischen Gremien in Berlin dieses Modell nicht mehr als steuerfreie Sachleistung für die Beschäftigten durchlassen und den Wegfall der steuerlichen 44-EuroRegelung zementieren. Zu dieser Frage gibt es derzeit Beratungen und Anhörungen, obwohl ein vom PKV-Verband in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten die im vergangenen Jahr mit einem BMF-Schreiben verkündete Kappung des Steuervorteils im Widerspruch zur einschlägigen Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs sieht. Michael Johnigk, Vertriebsvorstand der SIGNAL IDUNA Gruppe, hat dazu eine klare Meinung: „Steuerliche Anreize bei der betrieblichen Krankenversicherung sind besonders für kleinere Betriebe attraktiv. Deshalb war hier die Steuerfreiheit ein wichtiges Verkaufsargument. Wir erwarten deshalb von der Politik, dass sie dieses wichtige Instrument zur Mitarbeiterbindung im Mittelstand wieder einführt.“ Dr. Walter Botermann, Vorstandschef des ALTE LEIPZIGER-HALLESCHE Konzerns, sieht der weiteren Entwicklung deutlich gelassener entgegen: „Schon bisher war es so, dass sich die Pauschalversteuerung anbot – beispielsweise wenn die 44-Euro-Grenze bereits anderweitig ausgeschöpft war. Vor allem aber liegt die Attraktivität der bKV nicht zuvorderst im Steuervorteil, sondern im gesamten Paket. Viel wichtiger ist es den Unternehmen, ihre Mitarbeiter mit der Förderung deren Gesundheit langfristig an das Unternehmen zu binden.“ (hwt) finanzwelt 06/2014

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KOLUMNE

Achten Sie auf die Qualität des Versicherers! Claus Scharfenberg, Vorstand Condor Lebensversicherungs-AG

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ber viele Jahrzehnte hatten Kunden und Makler einen klaren Fokus beim Abschluss eines Vertrages: Es zählten vor allem die Produkteigenschaften und speziell bei Rentenversicherungen die Prognosen für den späteren Rentenbezug. Alle Beteiligten gingen davon aus, dass nach 20, 30 oder 40 Jahren die Hochrechnungen zur Rentenhöhe schon eintreffen werden. Eine eher untergeordnete Rolle spielte die wirtschaftliche Leistungskraft des Versicherers, die ganz einfach vorausgesetzt wurde. Doch mit der Finanz- und Staatsschuldenkrise wandelte sich diese Sichtweise. Dauerhaft niedrige Zinsen und regulatorische Vorgaben wie Solvency II oder das LVRG halten die Branche in Atem. Einige Anbieter kämpfen dadurch mit erheblichen Problemen. Deshalb sollte ein Makler auch die Qualität des Anbieters genau unter die Lupe nehmen. Zuverlässigkeit und Finanzstärke der Gesellschaft sind mindestens ebenso wichtig wie die Produktqualität. Denn das beste Produkt nützt dem Kunden nichts, wenn der Versicherer sein Leistungsversprechen am Ende nicht einhalten kann. Doch wie finden Vermittler und Kunde einen finanzstarken Versicherer, der nicht nur Windböen, sondern auch Orkanen standhält? Das ist relativ einfach. Man muss dazu nicht einmal Experte für Versicherungsmathematik oder Bilanzen sein. Eine erste gute Orientierung bieten Ratings und Tests. Agenturen wie Fitch oder Analysehäuser wie MORGEN & MORGEN veröffentlichen regelmäßig Bewertungen zur Finanzkraft und Unternehmensqualität von Anbietern. Eine gute Note hier ist ein wichtiges Indiz, das unschwer zu finden ist, da es in der Regel auch von der bewer-

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teten Gesellschaft zu Werbezwecken genutzt wird. Ein sehr starkes Fitch-Rating („AA-“) und eine Bestnote beim „M&M BelastungsTest“ werden von uns offensiv und sehr erfolgreich im Marketing eingesetzt. Zusätzlich zur Finanzstärke spielen auch einzelne Bilanzkennzahlen, die für die Qualität von Produkten entscheidend sind, eine wichtige Rolle. Genau hinschauen sollten Kunde und Vermittler bei den Kennzahlen zur Sicherheit. Das sind die Eigenmittelquote und der „Puffer für schwächere Zeiten“, die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung. Einen guten Überblick über die Ertragskraft geben die Überschussquote und die laufende Durchschnittsverzinsung, die gegenüber der Nettoverzinsung der aussagekräftigere Indikator ist. Denn die Nettoverzinsung erfasst auch aufgelöste stille Reserven, die jedoch nur ein einziges Mal zur Verfügung stehen. Ein Blick auf die Stornoquote ist ebenfalls sehr hilfreich, genauso wie die Analyse der Kosten für Abschluss und Verwaltung. Alle erwähnten Kennzahlen bieten verschiedene Dienstleister übersichtlich aufgearbeitet an. Aber auch wie offen ein Versicherer selbst diese Zahlen kommuniziert, lässt wichtige Rückschlüsse zu. Condor etwa hat sich für eine aktive Vermarktung entschieden. Wir sind bei fast allen Aspekten sehr gut positioniert, aber in puncto Kosten wollen wir noch besser werden. Als Fazit bleibt mein Rat: Wer als Makler zusätzlich zum Produkt auch Ratings, Tests und wesentliche Kennzahlen berücksichtigt, kann mit gutem Gewissen eine Empfehlung geben – und damit über viele Jahre einen zufriedenen Kunden betreuen.

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GroĂ&#x;e politische Diskussionsrunde:


VERSICHERUNGEN I Interview

finanzwelt:Das LVRG begrenzt ab 2015 die Höchstzillmerung für Abschlussprovisionen auf 25 ‰. Einige Versicherer wollen künftig die Differenz von 15 ‰ aus ihrem Gewinn finanzieren. Sehen Sie die Gefahr, dass die Politik ein solches Unterlaufen ihres ursprünglichen Ziels zum Anlass nehmen wird, über zusätzliche Verschärfungen nachzudenken? Dr. Wald ❭ Wir gehen davon aus, dass alle Anbieter gesetzeskonforme Regelungen umsetzen. Für den Kunden ist entscheidend, ob die Anforderungen des LVRG, bezogen auf seinen Vertrag, umgesetzt sind und ob zum Beispiel höhere Rückkaufwerte oder eine höhere Partizipation an den Gewinnen dargestellt werden. Alle Gespräche, die Swiss Life Select geführt hat, zeigen, dass dies so sein wird.

Die Furcht vor sinkenden Einnahmen und einem Erstarken der Honorarberatung, Besorgnis hinsichtlich IMD2, die neuerdings IDD heißt, der Druck zur stetigen Weiterbildung und zugleich auch noch eine spürbare Abschlusszurückhaltung bei den Verbrauchern – Makler ist längst kein Traumberuf mehr. finanzwelt unterhielt sich über die drängendsten Probleme mit Dr. Matthias Wald, Vertriebsgeschäftsführer Swiss Life Select Deutschland.

finanzwelt: Ist die Begrenzung der Höchstzillmerung automatisch gleichbedeutend mit geringeren Gesamteinnahmen für die Vermittler? Dr. Wald ❭ Der Gesetzgeber hat nicht das Ziel ausgegeben, dass die Gesamteinnahmen sinken sollen, sondern er verfolgt vielmehr das Ziel, dass Qualität noch mehr in der Vergütung berücksichtigt werden soll, indem bestandsbezogene Vergütungsaspekte stärker in den Vordergrund rücken. finanzwelt: Wie werden sich niedrigere Abschlussvergütungen auf das LV-Neugeschäft auswirken? Dr. Wald ❭ Es ist ein absehbarer Trend, dass Bestandsprovisionen den möglichen Rückgang der Abschlussprovisionen austarieren. Dies wird das LV-Neugeschäft, wenn überhaupt, nur marginal beeinflussen, weil es insgesamt nachhaltiger aufgestellt wird und sich damit auch das Vermittlerinteresse an einer guten und langfristigen Bestandsbetreuung erhöht. finanzwelt: Sehen Sie denn persönlich noch eine Zukunft für klassische Lebensund Rentenversicherungen? Dr. Wald ❭ In der Altersvorsorge nimmt die Sicherheit der Kapitalanlage für die deutschen Versicherungsnehmer den höchsten Stellenwert ein. Darum wird die klassische Lebens- und Rentenversicherung weiterhin eine wichtige Rolle im Produktmix der Lebensversicherungs-

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Die Marktkonzentration wird sich fortsetzen unternehmen einnehmen. Mit ihrem Risikoausgleich im Kollektiv und in der Zeit schafft die klassische Lebensversicherung einen einzigartigen Nutzen, gerade für risikoaverse Kunden. Daher haben auch klassische Produkte in der Altersversorgung nach wie vor ihre Berechtigung. Ansonsten zeichnet sich jedoch eine Fokussierung auf Produkte mit modernen Garantiekonzepten ab, die Sicherheit, Rendite und Flexibilität miteinander kombinieren. finanzwelt 06/2014

finanzwelt: Wird die Stärkung der Bestandsprovision zum Markttrend werden? Dr. Wald ❭ Der Gesetzgeber zielt von der rein abschlussbezogenen auf eine eher bestandsbezogene Vergütung ab. Das unterstützen wir grundsätzlich. Denn: Davon profitiert die lebensbegleitende Beratung, wie sie unsere Vertriebe heute leisten und wie sie im Markenprofil von Swiss Life Select verankert ist.


finanzwelt: Wie wird sich die Reduzierung der Abschlussprovision auf den Bestand an freien Vermittlern auswirken? Dr. Wald ❭ Von der Marktbeobachtung bis zur Produktprüfung kann ein Vermittler heute nicht mehr alles selbst erledigen. Die sogenannten „Einzelkämpfer“ werden daher verstärkt abnehmen, leistungsstarke Organisationen wie Swiss Life Select werden dagegen Zulauf haben, da sie mit ihrer professionellen Infrastruktur einen attraktiven Mehrwert für Vermittler darstellen. finanzwelt: Erwarten Sie ganz allgemein eine weitere Konsolidierung am Vertriebsmarkt? Dr. Wald ❭ Große Vertriebe sind im Vorteil, weil sich ihr „Overhead“ auf eine hohe Anzahl an Beratern verteilt. Das macht es ihnen möglich, umfangreiche unterstützende Prozesse aufrechtzuerhalten, welche für die tägliche Arbeit von Bedeutung sind, und in Zukunftstechnologie zu investieren. Daher erwarte ich eine Marktkonsolidierung bei den Finanzvertrieben, wie das in vielen anderen Branchen mit industrialisierten Prozessen der Fall ist. finanzwelt: Das LVRG bringt eine Neuverteilung der Risikogewinne mit sich. Wird dies dazu führen, dass Vermittler es schwerer haben werden, beispielsweise Berufsunfähigkeitsversicherungen am Markt zu platzieren? Dr. Wald ❭ Die Neuverteilung der Risikogewinne wird kaum oder keine Auswirkungen auf den Vertriebserfolg bei der BU-Vermittlung haben. Viele Versicherer haben bereits heute 90 % der Risikogewinne an die Kunden weitergegeben. finanzwelt: Welche Auswirkungen auf das Vertriebsgeschäft wird die Umsetzung vom IMD2 in nationales Recht haben? Dr. Wald ❭ Viele Umsetzungen der neuen Versicherungsvermittlerrichtlinie gehen in die richtige Richtung, um den Schutz der Verbraucher weiter zu optimieren und damit auch nachhaltig zu einer Verbesserung des Vermittlerimages beizutragen. Grundsätzlich wird sich durch IMD2 der Vermittlermarkt weiter

verändern. Die Umsetzung von IMD2 wird für mehr Transparenz sorgen und erhebliche Auswirkungen auf die Qualifikation und Fortbildung der Berater haben, ebenso auf die Beratungs- und Dokumentationsprozesse. Als Folge wird sich der Konzentrationsprozess in der Branche fortsetzen. Wir begleiten den Prozess intensiv und sind gut vorbereitet. finanzwelt: Honorarberatung ist ein trendiges Thema? Wie beurteilen Sie deren Zukunftsaussichten? Dr. Wald ❭ Mit Blick auf das Ziel, für den Kunden eine höhere Transparenz in den Beratungsprozess zu bringen, ist der Impuls aus der Politik für die Stärkung der Honorarberatung grundsätzlich nachvollziehbar. Eine Honorarberatung ist zunächst einmal nicht von Zahlungen der Produktanbieter abhängig, sondern basiert auf einer verbindlichen Zahlungsvereinbarung zwischen Kunde und Berater. Unabhängig davon, ob es zum tatsächlichen Abschluss kommt. Angesichts der vielschichtigen Produktwelten in verschiedensten Bereichen bedingt jede Beratung in Finanz- und Vorsorgefragen eine fundierte Qualifikation und konsequent weiterentwickeltes Fachwissen. Dies trifft insbesondere für komplexe Segmente zu, die aufgrund ihrer vielfältigen Möglichkeiten und Durchführungsvarianten eine differenzierte Kenntnis voraussetzen. Folgerichtig sollte ein zur vorausgesetzten Fachkenntnis passendes Honorar entsprechend bemessen sein, um einen Mehrwert für Berater und Kunde zu bieten. Der deutsche Markt ist jedoch aus meiner Sicht noch nicht reif für eine flächendeckende Honorarberatung, weil ein Großteil der Verbraucher nicht bereit dazu ist, Honorargelder für eine Beratung zu investieren. Dies zeigen ja auch die verfügbaren Marktdaten über die in diesem Segment tätigen Unternehmen. finanzwelt: Das Nebeneinander von Honorarberatung und provisionsgestützter Beratung aus ein und derselben Hand bewegt sich derzeit noch in einer rechtlichen Grauzone. Inwieweit ist der Gesetzgeber hier noch gefordert? Dr. Wald ❭ Im Sinne der Kunden und finanzwelt 06/2014

der Transparenz ist es sicherlich wünschenswert, wenn der Gesetzgeber klare Vorgaben bei den einzelnen Modellen setzt. Honorarberatung und Provisionsberatung aus ein und derselben Hand für dieselbe Produktgattung halten wir für nicht zielführend. finanzwelt: Besteht die Gefahr, dass bei einer stärkeren gesetzlichen Fokussierung auf die Honorarberatung weite Teile der Bevölkerung auf notwendigen Versicherungsschutz verzichten? Dr. Wald ❭ Ja. Gerade diejenigen Menschen, die aufgrund ihrer niedrigen Einkommenssituation eine individuelle und bedarfsgerechte Beratungsleistung mit maßgeschneiderten Vorsorgelösungen am meisten benötigen, würden bei verpflichtender Einführung der Honorarberatung diese aus finanziellen Erwägungen heraus wohl nicht mehr für sich in Anspruch nehmen. finanzwelt:Ist die Initiative „gut beraten“ in Ihren Augen ein Erfolg und wird sie die Vertriebslandschaft verändern? Dr. Wald ❭ IMD2 sieht die fortlaufende Fortbildung als neue Verpflichtung für den Vertrieb vor. Auch vor diesem Hintergrund ist die Brancheninitiative „gut beraten“ ein guter Schritt in die richtige Richtung, denn sie beinhaltet die Selbstverpflichtung der lizenzierten Beraterinnen und Berater zu fortlaufenden Qualifikations- und Schulungsmaßnahmen. Die damit erreichte Kultivierung von Fachwissen bei gleichzeitig strengerer Regulierung im Markt trägt zu einem höheren Professionalisierungsgrad der gesamten Branche bei. Gleichzeitig dient sie auch dem Kunden gegenüber als Qualifikationsnachweis – ein klarer Mehrwert für alle Seiten. Darüber hinaus ist bei Swiss Life Select für die Beratung in komplexen Sondersegmenten schon lange eine freiwillige Verpflichtung, wie beispielsweise im Bereich betriebliche Altersvorsorge oder Immobilien und Kapitalanlagen, der Nachweis einer Spezialisten-Lizenz erforderlich. Diese bescheinigt dem Berater spezifisches Fachwissen und muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden, um eine fundierte Beratungsleistung nach aktuellem Wissenstand zu gewährleisten. (hwt)

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INVESTMENTFONDS I Die Entwicklung der Emerging Markets

Veränderte Vorzeichen Die Welt ist im steten Wandel. In den letzten zwei Jahrzehnten hat in der Weltwirtschaft eine merkliche Gewichtsverlagerung stattgefunden. Die Industriestaaten haben von ihrer unumschränkten Dominanz eingebüßt, wohingegen die Entwicklungsländer stark aufholen. Es gibt neue Gravitationszentren der Macht.

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finanzwelt 06/2014


Die so genannten Schwellenländer sind Treiber des globalen Wachstums geworden und konnten nicht zuletzt während der letzten globalen Finanzkrise 2008 ein stabilisierendes Gegengewicht zu den rezessionsgeplagten Industriestaaten bilden. Mittlerweile werden einige Entwicklungs- und Transformationsländer aufgrund ihres erreichten Entwicklungsniveaus und der weiteren guten Perspektiven als Schwellenländer bezeichnet. Die Kategorisierung als Schwellenland (Emerging Market) ist diffus, zumal sich im Zeitablauf einiges ändert. Offiziell gehören Schwellenländer in die Gruppe der Entwicklungsländer. Das Einkommen pro Kopf, der Anteil der Menschen, die nicht lesen und schreiben können, und die durchschnittliche Lebenserwartung werden als Indikatoren herangezogen. Je nach Abgrenzung lassen sich bis zu 30 Staaten als Schwellenländer bezeichnen. Dazu gehören beispielsweise lateinamerikanische Länder wie Argentinien, Brasilien, Mexiko und Chile, aber auch Südafrika oder Teile Asiens wie Indonesien und Thailand. Nicht zu vergessen die zweitgrößte Volkswirtschaft dieser Erde: China, obgleich sich hier die Experten nicht einig sind. China hat, zumindest rein ökonomisch, zu einigen Industriestaaten aufgeschlossen oder diese bereits hinter sich gelassen.

Wie bedeutsam und fast unaufhaltsam der Aufstieg einiger Schwellenländer ist, lässt sich leicht feststellen. Das reale BIP der Schwellenländer ist laut Berechnungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) seit 1990 um 340 % gestiegen, erheblich stärker als jenes der Welt (+97 %) und der Industriestaaten (+55 %). Entsprechend nahm auch das globale Gewicht der Schwellenländer zu: Während ihr Anteil am Welt-BIP 1990 noch 22 % betrug, waren es 2010 bereits 32 %. Analog nahm das Gewicht der Industriestaaten von fast zwei Dritteln auf nur noch rund 50 % ab. Besonders einschneidend war der Wachstumsunterschied während der letzten Finanzkrise 2008. Der Wachstumseinbruch der Industriestaaten führte 2009 zu einer Schrumpfung des Welt-BIP um 0,5 %. Ohne das Wachstum der Schwellenländer von 3,8 % wäre das Welt-BIP noch deutlich stärker abgestürzt, resümiert die KfW. In erster Linie waren es China, Indien und Indonesien, auf die zwei Drittel des Schwellenländer-BIP entfallen und die in der Krise mit ihrem stetigen Wachstum die globale Konjunktur maßgeblich gestützt haben. Der OECD-Report „Policy challenges for the next 50 years“ aus dem Jahre 2012 kommt zum Ergebnis, dass sich das globale Gewicht der Wirtschaftsmächte erheblich verlagern wird. Der Bericht erwartet eine durchschnittliche jährliche Steigerung des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwa 3 %, die allerdings je nach Land und Region sehr unterschiedlich ausfallen wird. Zentrale Botschaft: Der Einfluss der Schwellenländer wächst. Auch auf einem anderen Spielfeld, dem jeweiligen Anteil an der weltweiten Aktienkapitalisierung, kommt es zu signifikanten Verschiebungen und Bedeutungszuwächsen/-verlusten. Aktuell steuern Schwellenländer zwar 40 % zu der Weltproduktion bei, ihr Anteil an der weltweiten Aktienmarktkapitalisierung beträgt dagegen nur circa 21 %, bei Anleihemärkten sogar nur rund 14 %. Bis zum Jahr 2030 wird sich diese Lücke nach Ansicht der Credit Suisse verrinfinanzwelt 06/2014

Zusammensetzung des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2011 und 2060 2011 6% Indien 23 % USA

17 % China

7 % Japan

12 % Andere Nicht-OECD

17 % Euroland

18 % Andere OECD

2060 18 % Indien

16 % USA 3% Japan 9% Euroland

28 % China 12 % Andere NichtOECD

14 % Andere OECD

Quelle: OECD Economic Policy Paper No. 3: Looking to 2060:A global vision of long-term Growth, OECD 2012.

gern. So schätzen die Autoren, dass die globale Marktkapitalisierung von aktuell 62 Billionen US-Dollar auf 284 Billionen ansteigen wird. Rund 44 % des Anstiegs wird auf die Entwicklungsländer zurückzuführen sein, deren Anteil am Aktienmarkt damit auf knapp 40 % steigen wird. Zwei Drittel davon entfallen auf die BRIC-Staaten, allen voran China.

Multinationale Konzerne haben das Potenzial der Schwellenländer schon längst erkannt. Die zur Weltspitze gehörenden deutschen Autobauer des Premium-Segments profitieren beispielsweise vom Wirtschaftswachstum der Schwellenländer und dem rapiden Anstieg ihrer Mittelschichten. Experten erwarten, dass der Marktanteil der Schwellenlän-

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D

er Rückblick in den Spiegel verrät uns, dass sich vieles verändert hat. Die wirtschaftliche Bedeutung der Industriestaaten ist zwar nach wie vor gegeben, aber gleichzeitig sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten neue Player auf den Plan getreten, deren Einfluss zugenommen hat und die ihrerseits die Interdependenz einer multipolaren Welt eindrucksvoll unterstreichen. Wer hätte beispielsweise vor zwei Dekaden den Schwarzen Kontinent als Investmentziel anvisiert? Von dem Bedeutungszuwachs Chinas und dem Aufstieg zur zweitgrößten Volkswirtschaft ganz zu schweigen.

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INVESTMENTFONDS I Die Entwicklung der Emerging Markets

Natürlich bewegen sich auch die aufstrebenden Staaten nicht im luftleeren Raum und korrelieren mit anderen Märkten und Assetklassen. Wir erinnern uns beispielsweise noch an die Asienkrise in den 90er Jahren. Nach enormer Kapitalflucht internationaler Investoren sah sich die thailändische Regierung im Sommer 1997 gezwungen, den Wechselkurs der Landeswährung Baht freizugeben. Es folgte eine deutliche Abwertung und viele Unternehmen gingen pleite. Die Ansteckungsgefahr war hoch und so mussten auch andere asiatische Märkte (Philippinen, Malaysia, Südkorea, Indonesien) abwerten und gerieten damit unter die Räder. So fiel das südkoreanische Bruttoinlandsprodukt 1998 um 41 %. Die indonesische Wirtschaft ging sogar um 60 % zurück. Die Kettenreaktion reichte über den asiatischen Kontinent hinaus: Der Ölpreis brach ein und riss die russische Wirtschaft ebenso wie mehrere osteuropäische Länder mit sich. Auch Lateinamerika litt darunter, dass man bei Investments in Schwellenländern generell vorsichtig wurde. Die Industrieländer mussten einen kurzfristigen Rückgang der Wachstumsraten verkraften. Im Laufe des neuen Jahrtausends stabilisierten sich viele Märkte wieder und profitierten insbesondere von der Stärke Chinas. Die Aktienmärkte Thailands und Indonesiens standen Ende 2012 ganz weit vorne und zogen ausländische Direktinves-

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Wirtschaftswachstum Thailand 2011-2015 2011

0,1

2012

2013

2014*

2015*

6,5 2,9 2,5 3,8 *: Schätzungen für das Jahr 2014 und 2015 Quelle: Germany Trade & Invest (2014)

titionen an. Der nächste „exogene“ Schock folgte beginnend im Sommer 2013 mit der Ankündigung der USamerikanischen Notenbank, das Volumen ihrer Anleihekäufe zu drosseln. Das löste einen ersten Rückfluss des in den Schwellenländern angelegten Kapitals aus. Anfang 2014 waren die Währungen vieler Schwellenländer wie Argentinien oder der Türkei zweistellig eingebrochen und hatten die Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt.

ziell im Zeitraum von 2013 bis Sommer 2014 regelrecht abgeschrieben, drehte nun der Wind. So sehen die Analysten von Russell positive Marktfaktoren in Schwellenländern. Der Russell Emerging Markets Index rentierte 2014 im bisherigen Jahresverlauf 13,1 % (Stand: 07.11.2014) und ließ entwickelte Märkte in den USA und Europa hinter sich, wenn man den Russell Developed Europe Index (3,1 %) und den Russell 3000(R) Index (10,6 %) heranzieht. Im Russell Emerging Markets Index sind die Länderwerte Indien (+49,7 %), Thailand (+39,1 %) und die Philippinen (+35,8 %) hinsichtlich ihrer bisherigen Entwicklung 2014 hervorzuheben, während Russland (-18,9 %) und Griechenland (-19,2 %) im laufenden Jahr bis zum Stichtag Anfang November in diesem Index die Schlusslichter bilden. Auch der erstarkte US-Dollar und die mögliche Zinswende in den USA im kommenden Jahr sollten nach Ansicht von Experten nicht für Turbulenzen in den Schwellenländern sorgen. Investoren kehren nach und nach in die Emerging Markets zurück; die langfristigen Trends (gute Bevölkerungsstruktur, geringer Verschuldungsstand und steigendes Wirtschaftswachstum) sind immer noch intakt. (ah)

Das „Comeback der Schwellenländer“ Eine Krise, wie sie die asiatischen Länder in den 90er Jahren durchstehen mussten, erlebten wir bis dato nicht. Die Schwellenländer sind heute deutlich robuster als damals, die dortigen Banken teilweise besser aufgestellt als in den Industrienationen. Insofern war es keine Überraschung, dass man schon zum Frühsommer 2014 von einem „Comeback der Schwellenländer“ las. Hatten viele Investoren Schwellenländer, auch das Riesenreich China, spefinanzwelt 06/2014

Fazit Emerging Markets werden von langfristigen Makrotrends angetrieben, die sich deutlich auf ihreWirtschaft und Industrie auswirken.Diese Trends liefern vielfältige Anlagemöglichkeiten. Unternehmen und Fonds, die von denTrends profitieren,weisen gute Gewinnaussichten auf. Es liegt in der Natur der Dinge, dass diese Märkte zeitweise volatiler/schwankungsintensiver sind, aber mittel- bis langfristig führt an den Märkten von morgen kein Weg vorbei.

Foto: © underworld - Fotolia.com

der am Weltautomarkt bis zum Jahr 2025 auf mehr als 40 % wachsen wird. Das Markenbewusstsein, speziell in China, ist sehr stark ausgeprägt und viele europäische Luxusmarken wie Louis Vuitton oder Gucci verzeichnen in dem Land ein starkes Wachstum.


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Infrastruktur

Das Rückgrat einerVolkswirtschaft Ein wesentlicher Faktor, der zu nachhaltigem Wachstum und Wohlstand eines Landes beiträgt, ist dessen Infrastruktur. Ohne gut ausgebaute Straßen und Schienennetze ist der Warentransport in einer angemessenen Geschwindigkeit nicht mehr möglich. Flughäfen, Investitionen in Kommunikationsnetze und Bildungseinrichtungen sind ebenfalls unverzichtbar.

D

ie Notwendigkeit von Investitionen in Infrastruktur ist offensichtlich. Ohne massive Investitionen drohen Volkswirtschaften zunehmend ihre Wettbewerbsfähigkeit und Effizienz zu verlieren. Die Folgen können dramatische Ausmaße annehmen. Die klammen Haushaltskassen in einigen EU-Mitgliedstaaten führen aber dazu, dass Investitionen in den Infrastruktursektor oftmals aufgeschoben werden, statt die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen. Mit Blick auf die Bedeutung von Infrastrukturinvestments besteht heute Einigkeit darüber, dass Infrastruktur Globale Infrastrukturausgaben im Zeitfenster 2006 – 2025 ( in Billionen US-Dollar)

10 9

Forecast

8 7 6 5 4 3 2 1 0 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020 2022 2024 Quelle: PricewaterhouseCoopers/Oxford Economics (2014)

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neben der demografischen Entwicklung ein spielentscheidender Wachstumsmotor ist. Die Zeit drängt, Wege aus der Investitionslücke zu finden. Dieser Reformstau macht sich nicht nur in den etablierten Märkten bemerkbar, er ist gleichermaßen in den Schwellen- und Entwicklungsländern spürbar.

In den Emerging Markets ist der Aufbau von Infrastruktur der wichtigste Katalysator für Wachstum und Wohlstand. Das Bevölkerungswachstum und die damit einhergehende Urbanisierung in China und anderen Schwellenländern lässt folglich die weltweiten Infrastrukturinvestitionen im kommenden Jahrzehnt deutlich steigen. Bis 2025 werden voraussichtlich rund 78 Billionen US-Dollar in Transport- und Kommunikationsnetze, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie in große Industrie- und Bergbauprojekte fließen, wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hervorgeht. Die globale Investitionssumme steigt demnach pro Jahr um 6 bis 7 % von rund 4 Billionen US-Dollar 2012 auf voraussichtlich über 9 Billionen USDollar im Jahr 2025. „Der massive Anstieg der Infrastrukturinvestitionen ist maßgeblich auf die Emerging Markets finanzwelt 06/2014

Mubashira Bukhari Khwaja Investmentmanager Aberdeen Asset Management

zurückzuführen. Um das hohe Wachstumstempo aufrechterhalten zu können, müssen diese Volkswirtschaften nicht nur neue Energie- und Rohstoffquellen erschließen und zugänglich machen, sondern auch die massive Zuwanderung in die Städte managen“, sagt Mubashira Bukhari Khwaja, Investmentmanager bei Aberdeen Asset Management.

Besondere Beachtung schenkt man den Ländern Brasilien, China, Indien und Mexiko, die aus unterschiedlichen Gründen enorme Nachholpotenziale bei Infrastrukturinvestments besitzen. So müssen beispielsweise in Brasilien riesige Entfernungen überbrückt werden. Mit rund 8,5 Mio. Quadratkilometern ist das Land fast 24 Mal so groß wie Deutschland. Das Straßennetz um-


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Rund um den Globus werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten gewaltige Summen in Infrastrukturprojekte investiert. Die Industriestaaten müssen ihre in die Jahre gekommene Infrastruktur erneuern, während die Schwellenländer ihre zum Teil erst aufbauen müssen. Stephen Parr, Portfoliomanager für globale Schwellenländeraktien bei Aberdeen Asset Management, gab Einblicke in die Notwendigkeit von Infrastrukturinvestments.

❭ Herr Parr, man liest viel vom Infrastrukturbedarf. Ist es mehr als nur eine weitere Modeerscheinung? Parr ❭ Wir sind davon überzeugt, dass Infrastruktur eine nachhaltige Anlageklasse ist. Wir beobachten im Moment ein zunehmendes Interesse von Investoren. Speziell in Asien ergeben sich durch diesen anhaltenden Trend attraktive Investitionsmöglichkeiten. Die Urbanisierung ist dabei ein wichtiger Treiber für Investitionen. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die Stadt, weshalb Städte immer dringender eine funktionierende Energieversorgung und gute Verkehrsund Transportmöglichkeiten benötigen. Insofern ist Infrastruktur kein kurzweiliges Trendthema, sondern fungiert als langfristiger Wachstumstreiber in verschiedenen Regionen dieser Welt.

möglich wird sich der Staat auf seine Rolle als Regulierer beschränken. Dies schafft zusätzliche Investitionschancen für private Infrastrukturunternehmen. Dabei zeichnen sich Infrastrukturwerte generell durch beständige Renditen aus, was gerade im Umfeld historisch niedriger Zinsen und volatilerer Märkte ein zusätzlicher Pluspunkt ist. Zudem haben Infrastrukturwerte einen defensiven Charakter, was das Portfoliorisiko insgesamt reduzieren kann.

❭ Der Rückzug des Staates aus seiner „Verantwortung“ ist auch eine Komponente, die das Interesse befördert? Parr ❭ In der Tat wird sich der Staat bei der Finanzierung von neuen Infrastrukturprojekten weiter zurückziehen. Nicht nur in den etablierten Märkten, auch in den Schwellenländern. Soweit

❭ Insbesondere der Bedarf in den Schwellenländern eröffnet Chancen? Parr ❭ Ja, das dortige Nachholpotenzial ist immens. Bereits im Jahre 2020 werden OECD-Schätzungen zufolge allein im asiatisch-pazifischen Raum rund 50 % der Bevölkerung in Städten leben. Das sind rund 500 Millionen Menschen mehr als noch 2013. Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache. In unserem Hause versuchen wir, mit Hilfe eines dreistufigen, tiefgehenden und stringenten Investmentprozess attraktive Titel zu identifizieren, die fair bewertet sind und vom Investitionsstau in der Infrastruktur langfristig profitieren können.

fasst insgesamt rund 1,6 Millionen km und ist damit das viertgrößte weltweit. Gleichzeitig sind nur rund 14 % der Straßen befestigt, ein Signal der Infrastrukturprobleme, mit denen Brasilien zu kämpfen hat. Diese Infrastruktur muss qualitativ verbessert und ausge-

baut werden. Das belegen auch internationale Rankings wie der Global Competitiveness Index (Qualität der allgemeinen Transportinfrastruktur Platz 114 von 148). Die öffentliche Hand ist nicht in der Lage, die benötigten Finanzmittel zur Verfügung zu finanzwelt 06/2014

stellen. Das führt zwingend zum Bedarf an Privatinvestitionen in Infrastruktur. Lateinamerika ist kein Einzelfall, auch in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft bewegt sich was. Der Ausbau der Infrastruktur ist in China in vollem Gange. Die Städte brauchen U-Bahnen, in Bergregionen entstehen Autostraßen und Eisenbahnstrecken. Die chinesische Führung will mit milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Massive Investitionen sollen die verkehrstechnische Vernetzung der Märkte in Asien besser gewährleisten. Nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft McKinsey steckt die Volksrepublik jedes Jahr durchschnittlich 8,5 % ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Ausbau der Verkehrswege. In Indien sind es gerade einmal 3,9 %. Dabei ist auch Indiens Infrastruktur in einem katastrophalen Zustand. Straßen und Züge sind marode und verstopft. Anfang dieses Jahres hatte die chinesische Führung den Indern angeboten, ihnen mit rund 300 Milliarden Dollar für den Bau von Straßen, Brücken, Kraftwerken oder Häfen unter die Arme zu greifen. Insbesondere birgt dort auch der Telekommunikationssektor riesiges Wachstumspotenzial. Die fehlende beziehungsweise mangelhafte Infrastruktur behindert folglich die Modernisierung Indiens. Ob Energieversorgung, die Verbesserung der Versorgungs- und Transportinfrastruktur oder die Telekommunikation – die Infrastruktur eines Landes muss instandgehalten bzw. ständig erneuert werden. In diesem Kontext ergeben sich vielfältige Chancen zur Investmentanlage.

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Kein Trend, sondern ein Dauerthema

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INVESTMENTFONDS I Emerging Markets – Brasilien

Es kriselt am Zuckerhut Das WM-Fieber ist dahin. Die Brasilianer gehen zur Tagesordnung über und müssen mit Pleiten wie auf dem grünen Rasen umgehen. Die wirtschaftliche Lage im 200 Millionen Land ist derzeit schlecht. Die weitere Entwicklung des Landes wird nun stark davon abhängen, inwieweit es die wiedergewählte Präsidentin Dilma Rousseff schafft, die finanzpolitischen Rahmenbedingungen in ihrem Land zu verbessern.

„B

rasiliens Wirtschaft nimmt Tempo auf“, so titelten diverse Wirtschaftsmagazine im Jahr 2010 und das mit gutem Grund. Mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um knapp 8 % hatten die Brasilianer damals wahrhaftig Grund, Samba zu tanzen und hängten sowohl andere lateinamerikanische Staaten als auch viele Industriestaaten deutlich ab. Verantwortlich für den Aufschwung war vor allem die anziehende Inlandsnachfrage. Die Regierung senkte die Steuern für große Konsumausgaben wie Autos und insgesamt profitierte man vom Rohstoff-Boom. Immerhin zählt das Land zu den weltweit größten Rohstofflieferanten und ist der größte Exporteur von Eisenerz. Steigende Rohstoffpreise spülten Gelder in die Staatskassen. Mit Exporten im Wert von 200 Mrd. Euro und einem Außenhandelsüberschuss von 29,7 Mrd. Dollar wurde 2011 für Brasilien sogar zum Rekordjahr. Besonders die hohen Preise für Rohstoffe wie Eisenerz, Sojabohnen und Rohöl trugen zu diesem guten Ergebnis bei. Die Exporte nach

China, dem größten Handelspartner, hatten zweistellig (über 40 %) auf 46 Mrd. Dollar zugelegt. Brasilien im Jahr 2014 ist weit davon entfernt, an die Erfolgsgeschichte der Vergangenheit nahtlos anzuknüpfen. Kritiker wenden ein, dass in den Boomjahren die falschen Entscheidungen gefällt wurden. Statt in Investitionen wurde Geld in den Konsum gesteckt. Die kleineren Nachbarn verfolgten hingegen eine konservativere, aber wohl auch erfolgreichere Politik. Als die Inflation im vergangenen Jahr anzog, setzte die brasilianische Notenbank im Frühjahr 2013 ihre Leitzinsen herauf. Mittlerweile beläuft sich der Leitzins auf 11,25 %, aber die Inflation ist mit circa 6,5 % hartnäckig hoch und sogar im Jahresverlauf weiter angestiegen. Es erweist sich somit als schwierig, das Wirtschaftswachstum mittels niedrigerer Zinsen anzukurbeln. Der Aktienindex Bovespa steht aktuell bei 56.000 Punkten und bewegte sich zuletzt seitwärts. Immerhin hat das Aktienbarometer seinen Tiefststand vom

Frühjahr bei 45.000 Punkten hinter sich gelassen und Boden gut gemacht. Berater sollten sich aber vor Augen halten, dass der lateinamerikanische Markt sehr volatil ist. In den vergangenen Wochen überwogen wiederum die Negativschlagzeilen. Mit dem Ölmulti-Konzern Petrobras steht das Flaggschiff der brasilianischen Wirtschaft deutlich in der Kritik. Der Skandal betrifft neben dem Konzern auch weitere große Baukonzerne Brasiliens. Sie sollen bei Aufträgen im Wert

Import- und Exportländer Brasiliens Herkunftsländer 2013 Anteile an der Wareneinfuhr insgesamt

15,6 %

Bestimmungsländer 2013 Anteile an der Warenausfuhr insgesamt China

19,0 %

Vereinigte Staaten 52,1 %

15,1 %

Argentinien

Vereinigte Staaten Argentinien

52,2 %

10,3 %

Deutschland 6,9 % 6,3 %

Nigeria

8,1 %

sonstige Länder

7,2 %

4,0 %

50

3,3 %

finanzwelt 06/2014

China

Niederlande Japan sonstige Länder Quelle:Vereinte Nationen 2013


Beste Brasilienfonds (Stand 18.11.2014) Fondsname

Nordea-1 Brazilian Equity Fund BP-SEK DWS Invest Brazilian Equities - EUR Aberdeen Global Brazil Equity Fund N1 JPY Inc Nordea-1 Brazilian Equity Fund BI - USD Amundi Fds Equity Brazil AE Cap EUR

Performance 1 Jahr

Performance 3 Jahre

Performance 5 Jahre

Volatilität 1 Jahr

+ 8,94 % - 2,47 % - 2,63 % - 4,10 % - 4,42 %

+ 5,96 % k. A. k. A. + 0,17 % - 15,10 %

k. A. k. A. k. A. k. A. - 16,69 %

23,91 % 30,57 % 28,34 % 23,18 % 27,73 % Quelle: www.financebase.ag

von 23 Mrd. US-Dollar Preisabsprache vorgenommen und Schmiergelder in Höhe von rund 4 Mrd. US-Dollar bezahlt haben. Deswegen wurden auch führende Manager und Eigentümer der Konzerne in Untersuchungshaft genommen. Der Imageschaden für die brasilianische Wirtschaft und die Politikerriege ist groß. Anfang des Jahrtausends galt das Land am Zuckerhut noch als lobendes Beispiel für nachhaltiges Wachstum und wurde in einem Atemzug mit den anderen BRIC-Staaten genannt. Mittlerweile haben andere süd- und mittelamerikanische Länder, allen voran Mexiko, Brasilien den Rang abgelaufen. „Mexiko ist fast das genaue Gegenteil zu Brasilien”, meint der bei der Londoner Capital Economics für Schwellenländer Analyst Shearing in einem Interview und ergänzt, dass Mexikos Wirtschaft in dem Maße boomen werde, in dem es mit Brasilien bergab gehe. Letztlich muss die wiedergewählte brasilianische Präsidentin Rousseff erst die strukturellen Probleme lösen, bevor wieder ein nachhaltiges Wachstum möglich ist und Investoren das Vertrauen in die Kraft Brasi-

liens zurückgeben. Dazu gehört ein glaubhafter Kampf gegen die Bürokratie und Reformanstrengungen im Steuerund Justizsystem.

finanzwelt hat in Zusammenarbeit mit der FINANCE BASE AG für Sie die 5 besten Brasilienfonds, gemessen an ihrer 1-Jahres-Wertentwicklung, untersucht. • Auf der Pole-Position rückblickend der letzten 12 Monate steht der Nordea-1 Brazilian Equity Fund BPSEK mit einer Wertentwicklung von 8,94 %. Das auf den ersten Blick magere Ergebnis hebt sich, resultierend aus Währungsgewinnen, deutlich von den Wettbewerbern ab. Der Fonds investiert mindestens 2/3 seines Gesamtvermögens in Aktien, andere Kapitalanteile wie Genossenschaftsanteile und Partizipationsscheine (Aktien und aktienähnliche Rechte), Genussscheine, Optionsscheine auf Aktien von Unternehmen, die ihren Sitz oder einen überwiegenden Teil ihrer Geschäftstätigkeit in Brasilien ausüben. Der Fonds wurde im November 2011 aufgelegt finanzwelt 06/2014

Fazit Brasilien steht zum Jahreswechsel am Scheideweg. Das weiß auch Präsidentin Dilma Rousseff. Sie hat angekündigt, entsprechende Maßnahmen auf den Weg zu bringen, damit das Land 2015 besser dasteht als heute. „Wir müssen warten, bis der Markt sich beruhigt und mit allen Sektoren einen Dialog darüber führen, wie wir die Wirtschaft ankurbeln“, sagte sie kurz nach der Wiederwahl Ende Oktober. Eines ist sicher. Das Land hat keine Zeit mehr zu verlieren.

Foto: © Jessica B - Fotolia.com

und hat seitdem den Vergleichsindex MSCI Brazil dauerhaft geschlagen. Auf den zweiten Platz kommt der DWS Invest Brazilian Equities – EUR. Mit -2,47 % schafft es das Fondsmanagement um Luiz Ribeiro trotz allem, sich unter den Top 3 zu positionieren. Im Vergleich zum Nordea-Produkt ist der DWS-Fonds mit 80 Mio. Euro wesentlich größer und investiert fast zur Hälfte in den Finanz- und Konsumgütersektor. Auf den Bronzeplatz reiht sich der Aberdeen Global Brazil Equity Fund N1 JPY Inc ein. Die Schotten haben ihren Brasilien-Fonds im Sommer 2012 auf den Markt gebracht und investieren zu über einem Drittel in den Sektor Finanzdienstleistungen. Hierzu zählt auch die Banco Bradesco, mit 9,2 % der am stärksten gewichtete Einzeltitel. Den vierten Platz belegt Nordea-1 Brazilian Equity Fund BI – USD – die US-Dollar Variante des Spitzenreiters. Die Top 5 schließt der Amundi Fds Equity Brazil AE Cap EUR ab. Die Franzosen kommen bei Morningstar auf vier Sterne und haben ihren Fonds bereits im Frühjahr 2008 emittiert. Mit einer Wertentwicklung von -4.42 % rundet der Amundi-Fonds die Top 5 der besten Brasilien-Fonds ab. (ah)

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INVESTMENTFONDS I Emerging Markets – Indien

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it 1,3 Milliarden Menschen ist Indien die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens. Mit jährlichen Wachstumsraten um die 7 % galt das Land lange als Symbol für den wirtschaftlichen Aufschwung in der gesamten Region. Indien wurde fast in einem Atemzug mit China genannt („zweites China“). 2012 und spätestens im vergangenen Jahr war es vorerst vorbei mit der Erfolgsstory. Die schlechten Meldungen häuften sich. Das Wachstum war mit vergleichsweise knappen 5 % so schwach wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das Leistungsbilanzdefizit wuchs und die Rupie verlor dramatisch an Wert. Die Inflationsrate, traditionell immer das Sorgenkind des Subkontinents, stieg in 2013 auf knapp 10 %. In Indien, wie auch in vielen anderen Schwellenländern, geht es auch heute noch um grundlegende Bildung, um Nahrung und ums nackte Überleben. Die Krise verschärfte die Lage und das Vertrauen in die politische und wirtschaftliche Führung sank. Im Sommer 2014 setzte die Trendwende ein. Die neue Regierung um Premier Modi ist neben der leicht anziehenden Konjunktur ein guter Nährboden für indische Aktien. Für Investoren besteht der Vorteil darin, dass die indische Bevölkerung seit der Unabhängigkeit des Landes 1947 die erste wirtschaftsfreundliche Mitte-RechtsRegierung mit absoluter Mehrheit gewählt hat. Zudem könnten Reformen das Land auf Kurs bringen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat kürzlich seine BIP-Wachstumsprognose für Indien von 5,3 % auf 5,5 % angehoben und sagt weiter eine Wachstumsbeschleunigung auf 6,4 % im Jahr 2015 voraus. Die Inflation ist in Indien nun auch im Rückwärtsgang. Das könnte den Weg für eine deutliche Zinssenkung ebnen. Anfang dieses Jahres hatte die

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Aufbruchsstimmung am Ganges Indien erlebt in diesem Jahr eine Art Renaissance. Seit der Wahl des neuen Premierministers Modi scheint das Land eine Lösung gefunden zu haben, die träge oder bisweilen brachliegende Volkswirtschaft auf Vordermann zu bringen. Zumindest glaubt man aktuell einmütig an die neue (Wachstums-)Story.

indische Notenbank zuletzt den Leitzins noch um 25 Basispunkte auf 8,0 % erhöht, um ihren Kampf gegen die Teuerung fortzusetzen. Auch an der Börse knallten die Sektkorken. Das Börsenbarometer Sensex gehört mit seiner Performance von über 30 % zu den besten Kapitalmärkten in diesem Jahr. Somit werden bereits die ersten Früchte geerntet. Die Exportwirtschaft profitiert weiter vom Wertverlust der Landeswährung im vergangenen Jahr. Beim Binnenkonsum zeichnet sich nach Expertenmeinung auch eine positive Trendwende ab, nachdem exemplarisch der Absatz von Autos und ZweiradFahrzeugen in den vergangenen Monaten deutlich angezogen hätte. Auch der finanzwelt 06/2014

Wirtschaftswachstum Indien 2011 - 2015 2011

2012

2013

2014*

2015*

6,6 4,7 4,4 5,4 6,4 *: Schätzungen für das Jahr 2014 und 2015 Quelle: Germany Trade & Invest (2014)


Beste Indienfonds (Stand vom 18.11.2014) Fondsname

Amundi Funds Equity India Infrastructure AB SICAV India Growth I DNB India retail A Comgest Growth India USD Acc GS India Equity Portfolio

Performance 1 Jahr

Performance 3 Jahre

Performance 5 Jahre

Volatilität 1 Jahr

+ 81,87 % + 67,65 % + 63,63 % + 63,58 % + 61,62 %

+ 50,36 % + 54,55 % + 42,10 % + 64,52 % + 69,50 %

+ 20,80 % + 62,38 % + 39,78 % + 61,20 % +105,37 %

29,27 % 19,25 % 15,13 % 16,42 % 17,68 % Quelle: www.financebase.ag

jüngste Verfall des Ölpreises könnte sich als nützlich für Indiens Wirtschaft erweisen. Die Bruttoeinfuhren von Öl machen rund ein Drittel der indischen Gesamtimporte aus. Trotz des momentan positiven Ausblicks auf das Jahr 2015 ist eine fundierte Branchenkenntnis bei IndienInvestments von enormer Bedeutung. Das lässt sich beispielhaft an zwei Sektoren festmachen: Zum einen ein boomender Telekommunikationssektor, zum anderen ein unglaublicher Nachholbedarf insbesondere bei Finanzdienstleistungen. Indien hat mittlerweile mehr als 250 Millionen Internet-User – etwa drei Mal so viel wie noch vor drei

Bei Finanzdienstleistungen ist Indien tatsächlich ein Entwicklungsland, das noch in den Kinderschuhen steckt. Nach offiziellen Schätzungen der Reserve Bank of India (RBI) haben nur 6 % der 600.000 Dörfer und kleineren Siedlungen überhaupt eine Bankfiliale. Der indische Finanzsektor ist nach wie vor sehr zurückgeblieben und hat noch eine lange Wegstrecke vor sich, um Anschluss an das Niveau entwickelter Länder zu bekommen. Indische Bankaktien könnten sich daher in den kommenden Jahren gut entwickeln, zumal die Regierung aktuell plant, Girokonten für jedermann einzuführen. Der indische Aktienmarkt dürfte zudem weiteren Auftrieb durch das verstärkte Interesse der einheimischen Anleger erhalten, da Gold wegen seines Wertverlusts und Immobilien im Zuge des nachlassenden Hauspreiswachstums an Reiz verloren haben. finanzwelt hat in Zusammenarbeit mit der FINANCE BASE AG für Sie die 5 besten Indienfonds, gemessen an ihrer 1-Jahres-Wertentwicklung, untersucht. • Den Spitzenplatz rückblickend auf die letzten 12 Monate nimmt der Amundi Funds Equity India Infrastructure mit einer Wertentwicklung von 81,87 % ein. Dem Fondsmanagement um Sidharth Mahapatra ist es dabei gelungen, auch längerfristig den Vergleichsindex MSCI India zu finanzwelt 06/2014

schlagen. Das Fondsvolumen liegt aktuell bei ca. 46 Mio. Euro. Knapp geschlagen geben muss sich der Zweitplatzierte AB SICAV India Growth I. Die Branchen Finanzen und Konsumgüter spielen eine bedeutende Rolle in diesem ebenfalls mit 4 Sternen prämierten Fonds. Der Drittplazierte ist der im November 2007 aufgelegte DNB India retail A. Den Nordländern DNB, eigentlich spezialisiert auf skandinavische Aktienfonds, ist es speziell in 2014 mit ihrem Fokus auf indische Finanztitel gelungen, den MSCI India zu schlagen. Auch auf längere Sicht überzeugt das Fondsmanagement mit seiner Leistung. Den Sprung auf das Podium verpasst hat der Comgest Growth India USD Acc, der in den vergangenen 12 Monaten eine Wertentwicklung von 63,58 % erzielte, was immer noch über dem Vergleichsindex liegt. Im Gegensatz zu den vorherigen Fonds setzt hier das Fondsmanagement um Stanislawski Wojciech primär auf Industriewerte. Der Finanzdienstleistungssektor kommt auf vergleichsweise „nur“ 12 %. Die Top-5 schließen mit dem großvolumigen GS India Equity E aus dem Hause Goldman Sachs Asset Management. Neben den Finanzwerten hat man dort speziell Technologieaktien auf dem Radar. (ah)

Fazit Das indische Wirtschaftswachstum hat im Jahresverlauf an Tempo gewonnen. Die Produktion legte zuletzt gegenüber dem Vorjahresquartal um 5,7 % zu. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hatte das Plus noch 4,6 % betragen. Die höchsten Wachstumsraten erzielten die Bereiche Elektrizität, Gas- und Wasserversorgung mit 10,2 % sowie Finanzen, Versicherungen und Immobilien mit 10,4 %.

Foto: © harshvardhan - Fotolia.com

Jahren. Bereits 2012 gab es mehr Benutzer, die über das Handy im Web surften als über stationäre Endgeräte. Inzwischen werden in 70 % der Fälle OnlineAktivitäten über Smartphones abgewickelt. In Indien, wie auch beim großen Nachbarn China, laufen heimische Smartphone-Hersteller dem Weltmarktführer Samsung nach und nach den Rang ab.

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INVESTMENTFONDS I Expertengespräch Emerging und Frontier Markets

Die Renditeoasen Noch vor wenigen Jahren spielten die Wenigsten mit dem Gedanken, in Staaten wie Nigeria, Katar oder den Oman zu investieren. Doch die tiefen Zinsen in den industrialisierten Märkten treiben Renditesuchende vermehrt in diese exotischen Märkte, die den etablierten Schwellenländern auf den Fersen sind.

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ährend die Sorgen um Europas Konjunkturentwicklung wachsen und Abenomics in Japan als gescheitert angesehen werden können, scheint sich die Situation in einigen Schwellenländern wieder zu verbessern. Wenn es um Investments in diese heranreifenden Staaten geht, sind meist große Länder mit großen Märkten vorne mit dabei. Doch es gibt auch Chancen jenseits von China, Indien und Brasilien. Mitte dieses Jahres kündigte der knapp 900 Milliarden Dollar schwere norwegische Staatsfonds an, mehr Geld in sogenannte Frontier Markets zu stecken. Damit sind Länder gemeint, die noch keine stark entwickelte Wirtschaft haben, Investoren aber dennoch die Möglichkeit geben, ihr Geld bei ihnen anzulegen. Es ist nicht die Renditenot, die hier erfinderisch macht, sondern die Argumente für ein gezieltes und punktuelles Investment in die Märkte von morgen.

finanzwelt diskutierte mit Experten über die Attraktivität und dem Chance-Risiko-Potenzial der Frontier Märkte: Lars Albert, Head of Sales Deutschland und Österreich Baring Asset Management GmbH Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions GmbH

finanzwelt: Von den Frontier Markets und deren Wachstumspotenzial dürfte mittlerweile jeder gehört haben. Was zeichnet diese Länder bzw. Ländergruppen aus?

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Guido vom Schemm

Albert ❭ Für die Frontier Markets, oder so genannte Grenzmärkte, gibt es keine allgemeingültige Definition. Wir fassen darunter diejenigen Länder, die ein sehr hohes Entwicklungspotenzial in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aufweisen und zum Teil noch weit entfernt davon sind, den Status eines Emerging Markets zu erlangen. Vereinfacht gesagt handelt es sich um kleine attraktive Nischenmärkte, die durch Treiber wie beispielsweise demografische Struktur und wachsende Konsumfreude überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen können. vom Schemm ❭ Eine Eigenschaft der Frontier Markets ist, dass diese bis zu einem gewissen Grad weniger von den globalen Entwicklungen beeinträchtigt worden sind. Sie weisen vielmehr finanzwelt 06/2014

eine eigene Dynamik auf und verfügen zudem über die angesprochene „demografische Dividende“, die ihnen auch längerfristig die Steigerung der Produktivität sicherstellen sollte. Im vergangenen Jahr stieg der MSCI Frontier Markets um über 26 % und ließ damit den MSCI Emerging Markets Index klar hinter sich. Dass es sich dabei nicht um eine Momentaufnahme handelt, zeigt die Indizesentwicklung in den vergangenen drei Jahren. Ein klares Plädoyer für die Frontier Markets. finanzwelt: Laut Morningstar sind seit Anfang 2013 rund 2,4 Mrd. Euro in die Kategorie „Aktien Global Frontier Märkte“ geflossen. Gibt es neben den erwähnten Argumenten weitere Gründe für diesen Investitionsboom?


Albert ❭ Die Schätzungen für das Wirtschaftswachstum liegen je nach Region oder Nation zwischen 5 und 6 % pro Jahr. Die Frontier Markets profitieren zudem von einer wachsenden Produktivität durch hohe ausländische Direktinvestitionen, relativ tiefe Schuldenlevels und Leistungsbilanzüberschüsse. Als weiteren Pluspunkt sehen wir Rohstoffe, die in vielen dieser Märkte reichlich vorhanden sind.

re Fortschritte bezüglich guter Unternehmensführung und Korruptionsbekämpfung bescheinigen, so besteht generell doch immenser Nachholbedarf. Zudem ist eine eindimensionale Betrachtung der Frontier Markets nicht zielführend. Märkte und Unternehmen müssen einzeln analysiert werden. Wir präferieren aktuell die südostasiatischen Märkte und halten weniger von Südamerika.

finanzwelt: Das starke Interesse bei den Investoren resultiert demnach aus dem großen Renditepotenzial, das oftmals über dem der traditionellen Schwellenländer liegt. Fast zu schön, um wahr zu sein. Wo lauern die Risiken?

finanzwelt: Interessanter Aspekt. Subsahara-Afrika (Nigeria und Kenia) steht für viele multinationale Konzerne wie Coca-Cola und General Electric ganz oben auf der Liste der attraktivsten Märkte. Daneben, ebenfalls unter den

Lars Albert

vom Schemm ❭ Auch die nur geringe Korrelation zu den etablierten Märkten der Industrienationen und anderen Anlageklassen lässt sich als Argument für ein Investment in die Waagschale werfen. Doch auch diese Medaille hat natürlich zwei Seiten: Insgesamt sind die politischen und makroökonomischen Risiken größer und die Märkte weniger transparent. Wenngleich aktuelle Studien einigen Frontier Märkten nachweisba-

Top 3, Vietnam als großer Player in Südostasien. Albert ❭ Nigerias Wirtschaftsboom steht stellvertretend für manch andere Staaten Afrikas, die seit Jahren mit Wachstumsraten von mehr als 5 % glänzen. In diesem Jahr hat das rohstoffreiche Land Südafrika als stärkste Wirtschaft Afrikas abgelöst. Die Telekommunikation ist die größte Wachstumsbranche des Landes. Das soll nafinanzwelt 06/2014

türlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch dort nach wie vor erhebliche Missstände gibt. Zu Vietnam lässt sich sagen, dass das Land im regionalen Vergleich wirtschaftlich gut dasteht. Das prognostizierte Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt liegt klar über dem Durchschnitt anderer Volkswirtschaften in Südostasien. Die Waren aus dem ASEANLand sind international stark gefragt. finanzwelt: Aktives Fondsmanagement oder Index kaufen – wie sollte man in die Märkte gehen? vom Schemm ❭ Die Lehren der Vergangenheit zeigen, dass bei diesen kleinen und oftmals volatileren Märkten das aktive Management ganz klar zu präferieren ist, um das Risiko besser zu steuern und im Griff zu haben. finanzwelt: Trotz zunehmender Berichterstattungen in den vergangenen Monaten erhalten die Frontier Markets von Berater- und Analystenseite noch eine vergleichsweise geringe Beachtung. Liegt es an der Vermittlung? Albert ❭ Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Entwicklung spielen eine große Rolle in der Aufklärungsarbeit. Der Skepsis gegenüber Emerging Markets und Frontier Markets im Speziellen sollte man daher mit einer anschaulichen Argumentationskette begegnen, die die strukturellen Vorteile eines Investments in diese Länder hervorhebt. Für die Frontier Markets gilt es aufzuzeigen, dass die dortigen Wachstumsraten aller Voraussicht nach sehr stabil bleiben sollten und wir uns in einem frühen Stadium des Aufwärtszyklus befinden. Letztlich ein guter Einstiegszeitpunkt für langfristig angedachte Investments in die Märkte der Zukunft. (ah)

Fazit Emerging Markets sind mittlerweile eine bereits etablierte Assetklasse. Jetzt kommt die nächste Generation in Gestalt der Frontier Markets. Investmentmöglichkeiten mit längerem Track Record sind rar, dafür überzeugt aber die Performance. Typische Beispiele für die Frontiers sind unter anderem Kenia, Vietnam, Nigeria oder Georgien. Die Renditeoasen locken.

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INVESTMENTFONDS I Interview

finanzwelt: Der Aufstieg von Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien gehört seit einigen Jahren zu den bestimmenden Themen an den Kapitalmärkten. Verlierer der Vergangenheit können dabei auf der Gewinnerliste der Zukunft stehen. Geht es nun wieder aufwärts mit den Schwellenländern? Heidenfelder ❭ Ja, zumindest die jüngsten Zuflüsse in den entsprechenden Assetklassen legen diesen Schluss nah. Tatsächlich hatten „die“ Schwellenländer im Jahr 2013 und im ersten Halbjahr dieses Jahres bei Investoren keinen sonderlich guten Ruf. Die zugrundeliegende Wachstumsstory der vergangenen Jahre zeigte gehörige Risse. Sicherlich gab es aber nicht nur einen Grund, sondern es lassen sich vielfältige Argumente für den Rücksetzer finden. finanzwelt: Ok. Auf einmal wollten alle nur noch raus. Investoren zogen fluchtartig ihr Geld aus Schwellenländern ab. Welche Gründe konnten sie ins Feld führen? Heidenfelder ❭ Kurzfristig war es vor allem die Furcht vor einem Ende der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank und der Beginn des Tapering, die dazu geführt haben, dass Kapital aus Aktien- und Anleihenfonds in den Schwellenländern abgezogen wurde. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Die Sorge um eine deutliche Konjunkturabkühlung in China griff um sich und nicht zuletzt hausgemachte, strukturelle Probleme sorgten für zusätzlichen Verdruss. Einige Schwellenländer taten sich schwer, ihr starkes Wachstum mit ökonomischen und sozialpolitischen Reformen zu unterfüttern. Das internationale Kapital floss in der Vergangenheit in Strömen, was Anreize eher verhinderte, die eigenen Hausaufgaben zu erledigen. Diesbezüglich stellen wir nun ein Umdenken in vielen Schwellenmärkten fest, was sich positiv auf das Vertrauen auswirkt und Zuflüsse generiert. finanzwelt: Es gab ja zudem „sichere“ Häfen wie eine gutlaufende US-Wirtschaft und Wachstumsimpulse in Teilen Kerneuropas. Heidenfelder ❭ Das kam sicherlich noch hinzu. Nicht nur die Aktienkurse in den Schwellenländern rauschten

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Wir klettern wieder bergauf Die Schwellenländer werden von langfristigen Makrotrends angetrieben, die sich signifikant auf ihre Wirtschaft und Industrie auswirken. Diese Trends liefern vielfältige Anlagemöglichkeiten. Nach der Krise in vielen Schwellenmärkten spricht man jetzt wieder von ihrem Comeback. Zu Recht? Dazu und zur hauseigenen Expertise gab Alexander Heidenfelder, Senior Business Development Manager bei Aberdeen Asset Management, nähere Auskünfte.

bergab, auch Anleihemärkte und Währungen gerieten teilweise massiv unter Druck, denn das ausländische Kapital erhoffte sich bessere Renditechancen in den USA und Europa. Kapital ist eben ein scheues Reh und es gab attraktive Investmentziele in den entwickelten Staaten. finanzwelt: Die Kapitalabflüsse waren gewaltig und wohl in erster Linie von privater Seite? Heidenfelder ❭ Das meiste Geld, das in diesen Monaten aus den Schwellenländern (Emerging Markets) abgezogen wurde, stammte von Privaten. Die handeln tendenziell nervöser und lassen sich von Negativschlagzeilen leiten. Institutionelle Investoren zogen zwar auch Geld ab, sind aber schon früher bereit gewesen, ihren SchwellenländerAnteil im Portfolio wieder zu erhöhen. finanzwelt: Ist es eigentlich heutzutage noch legitim, von „den“ Schwellenländern zu reden? Heidenfelder ❭ Ein guter Punkt. Die Welt dreht sich weiter und das trifft auch in besonderem Maße auf die Entwicklung in diesen Staaten zu. Es gilt, gezielt und gestützt die Faktenlage zu differenzieren. Die Wachstumsdivergenzen in Schwellenländern bleiben bestehen. In Ländern mit soliden Fundamentaldaten dürfte sich die Konjunktur in den kommenden Quartalen weiter deutlich erholen. Auf der andefinanzwelt 06/2014

ren Seite sehen wir Staaten, die mit einer Verlangsamung ihres Wachstums zu kämpfen haben und in denen ein teilweise massiver Reformstau vorliegt. finanzwelt: Insbesondere die sogenannten „Fragile Five“, also Brasilien, Türkei, Indien, Indonesien und Südafrika, befanden sich lange im Krisenmodus. Wie ist jetzt dort die Lage? Heidenfelder ❭ Diese Staaten sind ein gutes Beispiel dafür, wie sich der Wind drehen kann. Es handelt sich um die fünf Länder, die aufgrund ihres Leistungsbilanzdefizits am stärksten unter dem Kapitalabfluss gelitten hatten, der nach der Ankündigung der US-Notenbank eingetreten war. Mittlerweile stellen wir fest, dass sich dort die Wogen, insbesondere in Indien und Indonesien, größtenteils geglättet haben und die Zeichen für reformwillige Entwicklungskandidaten gut stehen. Indien stellt sich beispielsweise nach seinem Regierungswechsel den gewaltigen Herausforderungen, zu denen die Vetternwirtschaft, die Inflation und die marode Infrastruktur gehören. Auch in Indonesien erleben wir frischen Wind, da sich Präsident Joko Widodo auf die Fahnen geschrieben hat, die Wirtschaft anzukurbeln, indem er staatliche Subventionen abbaut und im Gegenzug strukturelle Reformen durchsetzt. In Brasilien sieht es etwas schwieriger aus. Die weitere Entwicklung des Landes wird nun stark davon abhängen, inwieweit es


del vergleichsweise wichtiger für die Erholung der Schwellenländer ist als die Exporte nach China. Das Riesenreich ist nicht der größte Treiber für die Exporte der Schwellenländer. Nur circa 14 % der EM-Exporte gehen nach China. Darüber hinaus sehen wir keine Anzeichen für größere Sorgenfalten. Die chinesische Regierung will das Wirtschaftswachstum dauerhaft über 7 % halten, und sie hat die Mittel dazu. Die Inflation ist relativ niedrig, die Zinsen und der Mindestreservesatz der Banken hingegen hoch. Daher hat die Regierung viel Raum für gezielte Lockerungsmaßnahmen, um die Geldmenge zu erhöhen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Hauptgewinner sind die Unternehmen des Neuen China – jene Branchen, die am meisten von der Ablösung des Exports durch den heimischen Konsum als wichtigstem Treiber der chinesischen Wirtschaft profitieren. Allerdings sind für uns Unternehmen aus Festland China qualitativ weniger attraktiv und investierenswert, da es hier oft sehr an der Qualität in Eigentümerstruktur, Management oder auch der Bilanzen hapert. Attraktivere Unternehmen, gerade um den Aspekt des Binnenkonsums, finden wir eher in den südostasiatischen Märkten. Speziell Unternehmen aus Hong Kong und Singapur weisen eine hohe Qualität und ein etabliertes Geschäftsmodell mit soliden Bilanzen auf.

Präsidentin Dilma Rousseff gelingt, die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Rahmenbedingungen in ihrem Land zu verbessern, da unter der aktuellen Regierung die Investitionen ausgeblieben sind. Die langfristigen Aussichten für Brasilien sind aber immer noch intakt.

finanzwelt: Die Finanzmarktakteure schauen gebannt auf die Entwicklung in China. Ohne diese Weltmacht geht wenig. Ist von dieser Front Negatives für die Schwellenländer künftig zu erwarten? Heidenfelder ❭ Zunächst sollten wir uns verdeutlichen, dass der globale Hanfinanzwelt 06/2014

finanzwelt: Den Namen Aberdeen Asset Management verbindet man mit einer ausgesprochenen Expertise für die Schwellenmärkte. Wie stellen Sie diese Expertise sicher? Heidenfelder ❭ In der Tat liegt unsere Kernkompetenz in den Schwellenländern. Dort sind wir extrem stark positioniert und haben Experten vor Ort, die über das nötige Know-how verfügen und rechtzeitig die richtigen Entscheidungen treffen. Es ist nötig, die Landesspezifika und Strukturen quasi hautnah zu kennen, denn nur so lassen sich die großen Entwicklungslinien beurteilen, die dann letztlich für oder gegen ein Investment sprechen. Die Investmententscheidungen folgen dabei unserer Maxime „Weg von der Benchmark“, da wir einen konsequenten Stock-PickingAnsatz verfolgen. (ah)

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INVESTMENTFONDS I Expertengespräch „Entwicklung des Aktienmarktes"

Den Crash-Modus beiseiteschieben Die Finanzmarktakteure beschäftigt die Frage, wie es wirklich um unsere Konjunktur bestellt ist. Zwar gibt es derzeit einigen Pessimismus hinsichtlich der weiteren Entwicklung, zumal das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zurückliegenden dritten Quartal nur um 0,1 % gestiegen ist. Ungeachtet dessen bricht an den Leitbörsen dieser Welt keine Hysterie aus, die in einer Verkaufswelle mündet. Von einem Crash will derzeit niemand etwas hören.

D

ie führenden Wirtschaftsforschungsinstitute sind sich in ihrem Ausblick auf das Jahr 2015 darüber einig, dass für Deutschland ein Wachstum von 1 bis maximal 1,5 % realistisch ist. Sicherlich ist das nicht viel. Reformanstrengungen, so der Konsens, sind auch hierzulande nötig, um wieder auf den Wachstumspfad zu kommen. In der Eurozone belastet die Schwäche bei den wichtigen Handelspartnern Italien und Frankreich. Hinzu kommen geopolitische Faktoren wie die andauernde Ukrainekrise und ihr ungewisser Ausgang. Das alles dämpft die heimische Wirtschaft und die fundamental gut aufgestellten Unternehmen. Es gibt aber auch positive Faktoren. Die USA und China sind als Wachs-

tumslokomotiven der Welt nach wie vor intakt. Zudem können auch geringe oder moderat steigende Wachstumszahlen die Aktienkurse weiter beflügeln. So hat der DAX seit dem Jahr 2010 um 160 % zugelegt und lässt damit den Anstieg der Gesamtwirtschaft weit hinter sich. Das liegt – neben der starken Liquiditätsausweitung – daran, dass die deutschen Unternehmen vielfach auf den internationalen Märkten tätig sind und sich ihr Geschäft also nicht an den Verhältnissen auf dem Binnenmarkt orientiert. Die Aktienkurse korrelieren sowieso generell auch nicht so eng mit den Unternehmensgewinnen. Erlebten wir Mitte Oktober 2014 noch einen Rücksetzer beim DAX auf 8.500 Punkte, so pirscht er sich nun wieder an

Lars Brandau

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die 10.000er Marke heran. Wie geht es vor diesem Hintergrund weiter an den Finanzmärkten und sind Aktien als Basisanlageform noch erste Wahl? finanzwelt diskutierte mit Experten über die Treiber,Trends und das Anlageverhalten an den Kapitalmärkten: Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband (DDV) Uwe Eilers, Vorstand Geneon Vermögensmanagement AG Jörg Spielberger, Head of Insurances Franklin Templeton Investment Services GmbH


finanzwelt: Die Ukraine-Krise schwelt immer noch und ist brandgefährlich. An den Märkten wird die Angst jedoch von Liquidität übertüncht. Indem die Notenbanken das Heft in die Hand genommen haben, sorgen sie einstweilen für Ruhe. Keine Angst vor dem nächsten Crash? Spielberger ❭ Ohne Zweifel haben wir es mit einigen Krisenherden zu tun. In welche Richtung sich letztlich diese Problemfaktoren entwickeln, kann im Moment wohl kaum jemand ordentlich und langfristig einschätzen. Daher sollten wir einen genaueren Blick auf die aktuelle Faktenlage werfen, um etwas klarere Sicht zu haben. Zweifellos hat die Politik des billigen Geldes die Hausse an den Aktienmärkten dieser Welt befeuert. Und wer hat bislang hauptsächlich investiert? Es sind hauptsächlich institutionelle Investoren, die die positive Marktentwicklung vorangetrieben haben. Großanleger haben den Weg für den weiteren Anstieg an den Finanzmärkten geebnet. Sie müssen einen Teil ihrer Gelder in Aktien investieren, damit sie ihre Anlageziele erreichen. Möglicherweise sehen wir in den nächsten Wochen aufgrund geopolitischer Entwicklungen Kursrücksetzer von 10 bis 15 %, aber diese Phasen sollten Privatanleger als Gelegenheit für den Einstieg sehen. Ständig nur an die Krisenherde zu denken

und deswegen über lange Zeiträume hinweg gar nicht zu investieren, ist keine Strategie. Brandau ❭ Es fehlen insgesamt die erforderlichen Zutaten für einen großen Aktien-Crash. Wir sehen aber eine deutliche Verunsicherung bei den Menschen, die natürlich wegen der etlichen Krisen nachvollziehbar ist. Gleichwohl ist der langfristige Trend, zumindest am deutschen Aktienmarkt, derzeit intakt. Auch die international tätigen Unternehmen stehen gut da und haben ihre Hausaufgaben gemacht. Leider sind, wie schon in der Vergangenheit bei Kursanstiegen, private Investoren nur wartend an der Seitenlinie und überlassen den institutionellen Investoren das Geschehen. Wichtig wäre, ganz unabhängig vom Einstiegszeitpunkt, dass sich Private wieder an Aktien herantrauen. Eilers ❭ Ich möchte an dieser Stelle etwas widersprechen. Wir stellen fest, dass sich auch Privatinvestoren durchaus in moderatem Umfang am Aktienmarkt engagieren. Trotz der weiterhin belasteten Stimmung an den Aktienmärkten und eines Abverkaufs im Oktober haben Investoren jüngst erneut speziell bei börsengehandelten Fonds (ETF) zugegriffen. Auch in neuen Vermögensverwaltungsmandaten konnten wir beobachten, dass nennenswerte Aktienquoten

Uwe Eilers

gewählt werden. Die weltweiten Krisen trieben die Anleihenrenditen deutscher Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit auf ein Rekordtief von 0,75 % pro Jahr – da müssen auch die Privaten handeln, um Renditen oberhalb der Inflationsmarke zu erwirtschaften. finanzwelt: Interessanter Aspekt. Schauen wir uns die Fakten näher an, so müssen wir doch festhalten, dass sich das Anlageverhalten trotz Niedrigzinsphase nicht wesentlich verändert hat, oder? Spielberger ❭ Zahlreiche Umfragen belegen, dass der weitaus größte Teil der deutschen Bevölkerung sein Geld trotz Niedrigzinsphase am liebsten auf dem klassischen Sparbuch, Tages- oder Festgeldkonto anlegt. Fonds und Aktien hingegen sind nach wie vor vergleichsweise unbeliebt und das, obwohl global streuende Aktienfonds als Basisinvestment gelten sollten. Der Sicherheitsgedanke steuert das Anlageverhalten und hier schaffen es Aktien und Fonds, trotz des Renditevorteils nicht in die Gunst der deutschen Anleger. Es ist Zeit, dass hier ein Umdenken einsetzt. Brandau ❭ Das Interesse der deutschen Sparer am Aktienmarkt bleibt leider unverändert verhalten. Gleichzeitig sind zwar sichere, aber Spareinlagen mit negativer Realrendite wie Tagesgeldkonten weiter in der Beliebtheit gestiegen und

Jörg Spielberger

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INVESTMENTFONDS I Expertengespräch „Entwicklung des Aktienmarktes"

das trotz noch niedrigerer Zinsen im Vergleich zu 2013. Berater und Anleger sollten nun die vielfältigen Chancen nutzen, die der Kapitalmarkt bietet, um eine gute finanzielle Vorsorge zu treffen. Auch Zertifikate können, neben klassischen Aktienfonds, eine gute Ergänzung im breit diversifizierten Portfolio sein. Mit ihnen kann man sowohl unkompliziert das Depot absichern, aber auch von steigenden, seitwärts laufenden oder fallenden Märkten profitieren.

Eilers ❭ Die Finanzkrise hat einen richtigen Regulierungsschub ausgelöst: Seit geraumer Zeit müssen Berater detailliert dokumentieren, was sie mit ihren Kunden besprechen; für jeden Fonds und jede Aktie müssen sie ein Produktinformationsblatt aushändigen. Mehrere Rundschreiben der Aufsicht regeln akribisch, wie und was man empfehlen darf – und was nicht. Der bürokratische Aufwand im Verhältnis zum angesteuerten Ertrag ist vielfach zu groß.

finanzwelt: Der Rückenwind für die Aktie ergibt sich demnach auch aus dem Mangel an renditestarken Alternativen und ist nicht zuvorderst der Liquiditätsschwemme am Markt geschuldet? Eilers ❭ Wir müssen doch zwangsläufig in Alternativen denken, und auf den Konkurrenzmärkten zur Aktienanlage gibt es wenig Ertragreiches bei gleichem Chance-Risiko-Profil. Der Boom auf dem deutschen Immobilienmarkt hat sich in diesem Jahr, speziell im CoreSegment, fortgesetzt und zu sehr hohen Preisen in guten Lagen geführt. Hier ist, im Gegensatz zum Bewertungsniveau von Aktien, wenig Luft nach oben. Auf den Anleihenmärkten wird aktuell das Risiko nicht einmal mehr abgedeckt. In der Summe ein weiterhin gutes Ausgangsszenario für Aktien im kommenden Jahr.

finanzwelt: Womit wir letztlich wieder beim schwächsten Glied im Beratungsprozess wären, dem verunsicherten und teilweise unwissenden Bürger. Brandau ❭ Ja, denn wer kann heutzutage die Kosten inklusive Zinsen für einen Kredit berechnen oder ein Finanzprodukt verständlich erklären? Dass die Defizite in der Finanzbildung oftmals in der Schule ihren Anfang nehmen, belegen zahlreiche Studien. Den jungen Leuten sollten Ratschläge an die Hand gegeben werden, was sie beachten sollten und wie sie am besten kritisch und eigenverantwortlich mit ihrem Geld umgehen.

finanzwelt: Ok. Klimatisch günstige Voraussetzungen für Aktien, aber es fehlt der Wille und der Mut zum Investieren, und auch die Berater tun sich schwer in der Vermittlung. Spielberger ❭ Die Politik will Auswüchse wie verschachtelte und überteuerte Fonds verhindern. Doch die komplexe Welt der Finanzmärkte lässt sich oftmals nicht in Paragrafen pressen. Regulierung ist gut, solange sie die Transparenz für Kunden erhöht und das Beratungsangebot verbessert. Allerdings hat die Geschwindigkeit der gesetzlichen Änderung eine neue Dimension erreicht, die die meisten Marktteilnehmer so nicht erwartet haben. Auf der anderen Seite sollte sich auch der Investor die nötige Zeit nehmen, um sich etwas eingehender mit Finanzinstrumenten zu befassen.

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finanzwelt: Neben den Notenbanken und institutionellen Investoren als hauptsächlichen Treiber der anhaltenden Rallye am Aktienmarkt interessiert die Frage, was sich besonders gut verkauft. Welche Trends machen Sie aktuell aus? Spielberger ❭ Das Thema Mischfonds/Multi Asset wird überall gut gespielt und in diesem Segment finden sich viele Absatzrenner. Laut BVI haben Mischfonds beim Neugeschäft der Publikumsfonds mit 17,1 Mrd. Euro bis Ende September ihren Vorsprung gegenüber Rentenfonds mit 12,2 Mrd. Euro wieder ausgebaut. Neben diesen Multi Asset Fonds werden ausschüttende Fonds auch im kommenden Jahr auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen. Anleger suchen Anlagemöglichkeiten, die sie ruhig schlafen lassen. Am liebsten soll die Wertentwicklung geradlinig nach oben zeigen. Wenige Prozente im Jahr im Plus sind ausreichend – dieses Anlegerbedürfnis gilt es, mit geeigneten Fonds zu befriedigen. finanzwelt 06/2014

Brandau ❭ Klassiker wie Discount-Zertifikate setzen sich nach wie vor durch. Sie geben ein klares und nachvollziehbares Leistungsversprechen ab und das kommt beim Anleger gut an. Generell stellen wir bei unseren regelmäßigen Umfragen fest, dass für über 70 % die Bonität des jeweiligen Emittenten ein ausschlaggebendes Kriterium beim Kauf eines Zertifikats ist. Wichtig ist, dass Investoren nur jene Produkte kaufen sollten, die sie verstehen und die in ihr individuelles Chancen-RisikoProfil passen. finanzwelt: Sie erwarten keinen Crash und stellen der Aktie ein positives Zeugnis aus. Sollte man bei Aktieninvestments im nächsten Jahr auch über den Tellerrand schauen oder bei deutschen Standwerten bleiben? Eilers ❭ Sowohl als auch. Der US-Aktienmarkt ist in den zurückliegenden Monaten sehr gut gelaufen und der S&P 500 markierte jüngst ein neues Allzeithoch. Dort ist aktuell nicht mehr so viel Luft nach oben. Positiv gestimmt sind wir beispielsweise für den chinesischen Aktienmarkt und andere asiatische Staaten. Der Startschuss für den Zusammenschluss der großen Börsen in Hong Kong und Shanghai dürfte, neben verbesserten Handelszahlen, chinesischen Aktientiteln Auftrieb geben. Daneben sind wir für ausgewählte europäische Kernländer durchaus optimistisch. Wichtig bei Aktieninvestments sind nichtsdestotrotz ein fundiertes Wissen und ein funktionierendes Risikomanagement. (ah)

Fazit Aktien sind ein Basisinvestment und an ihnen sollte derzeit kein Weg vorbeiführen. Allein mit den ausgeschütteten Dividenden lässt sich deutlich mehr Rendite erzielen als mit Staatspapieren. Bis dato haben wir es, trotz aller Krisen, im Vergleich zu früheren Zeiten mit vergleichsweise geringen Kursschwankungen zu tun. Institutionelle Investoren müssen aus Renditeerwägungen im Aktienmarkt bleiben, auch das ist ein Grund für die andauernde Hausse am Aktienmarkt, die bis dato ohne nennenswerte Störfeuer geblieben ist.


Vernünftiges muss nicht langweilig sein. Aberdeen Schwellenländeranleihen Aberdeen Global – Select Emerging Markets Bond Fund Aberdeen Global – Emerging Markets Corporate Bond Fund Aberdeen Global – Emerging Markets Local Currency Bond Fund Aberdeen Global – Frontier Markets Bond Fund Um eine sinnvolle Anlagestreuung zu erreichen, lohnt es sich, manchmal die abenteuerliche Variante zu wählen. Die Expertise von Aberdeen bei Schwellenländeranleihen ermöglicht Ihnen den Zugang zu einigen der jüngsten und dynamischsten Rentenmärkte der Welt. Unser Team aus 70 Emerging-Markets-Spezialisten hat eine Erfolgsbilanz von beinahe zwei Jahrzehnten und ist für Sie weltweit auf der Suche nach attraktiven neuen Anlagemöglichkeiten. So bauen wir auf ein solides Fundament und setzen auf bunte Vielfalt. Ein bisschen ungewöhnlich? Schon. Vernünftig? Wir denken, ja. Weitere Informationen finden Sie unter mehr-drive-fuer-anleihen.de/emd

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Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Aberdeen Global („der Fonds“) ist ein OGAW-Fonds unter Luxemburger Recht. Die in diesen Marketing-Unterlagen enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Zeichnungen von Fondsanteilen dürfen nur auf der Grundlage des letzten Verkaufsprospektes, den wesentlichen Anlegerinformationen (“KIID”) sowie dem letzten Jahres- bzw. Halbjahresbericht getroffen werden, die bei Aberdeen Asset Managers Limited – Niederlassung Frankfurt, Bettinastraße 53-56, 60325 Frankfurt am Main sowie der Zahlstelle, Marcard, Stein & Co. AG, Ballindamm 36, 20095 Hamburg kostenlos bezogen werden können. Herausgegeben von Aberdeen Asset Managers Limited, einer in Großbritannien der Zulassung und Aufsicht der Financial Conduct Authority unterliegenden Gesellschaft.


IMMOBILIEN I Interview

Transparenz, Transaktionsgeschwindigkeit und Expertise als Erfolgsfaktoren finanzwelt: Welche Immobilienkategorien haben Sie für einen Erwerb durch die publity hauptsächlich im Auge? Olek ❭ publity investiert in Immobilien mit Wertschöpfungspotenzialen mit Schwerpunkten in den Großräumen Frankfurt und München, die auch von internationalen Investoren bevorzugt werden. finanzwelt: Immobilien können auf mehrere Arten notleidend sein – notleidende Finanzierung oder notleidende Bausubstanz beispielsweise. Welche Form steht im Interesse der publity? Olek ❭ publity erwirbt keine notleidenden Immobilien. Investiert wird ausschließlich in werthaltige Immobilien, die aufgrund des jeweiligen Finanzierungsumfeldes zum Verkauf stehen. Diese Immobilien sind oft wegen der Finanzierungssituation immobilienwirtschaftlich suboptimal gemanagt worden. Das äußert sich in Leerständen und ausstehenden Erhaltungsmaßnahmen bzw. vermietungsnotwendigen Investitionen. In der Phase eines gestörten Finanzierungsverhältnisses hat weder der juristische Eigentümer noch der Zwangsverwalter oder die refinanzierende Bank, geschweige denn ein etwaiges Konsortium aus Kreditgebern ein Interesse, zur Verbesserung der Vermietungssituation zu investieren. Denn es kann nicht sichergestellt werden, dass der Return der Investitionen auch dem Investor zugutekommen wird. Gerade in Konsortien sind NachinvestitionsEntscheidungen zur Erhaltung des Vermietungszustandes oft nicht zu erzielen. Zudem verfügen weder Zwangsverwal-

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ter noch ehemalige Eigentümer in der Regel überhaupt über die Mittel, notwendige Vermietungsinvestitionen durchzuführen. Auslöser für notleidende Finanzierungen sind heute zudem oft nicht mehr unzureichende Erträge aus der Immobilie selbst, sondern die Handlungsnotwendigkeiten von Kreditgebern im Rahmen der Bankenregulierung. Der Manage to Core Ansatz von publity profinanzwelt 06/2014

fitiert von einem multiplikativen Effekt. Durch die Verbesserung der Mietsituation erhöht sich der zu erzielende Kaufpreis zunächst linear. Da der Erwerb von Immobilien mit Vermietungsproblemen im aktuellen Marktumfeld regelmäßig zu Preisabschlägen führt, die deutlich höher sind als die notwendigen Investitionen zu einer Verbesserung der Mietsituation, können gerade


Die publity-Finanzgruppe hat sich den Anspruch gesetzt, transparente und wirtschaftlich aussichtsreiche Immobilien-Anlagelösungen zu schaffen, die sowohl die Bedürfnisse der Anleger als auch der Vermittler vereinen. Das Unternehmen setzt dabei auf die Erfahrung von 15 Jahren im Immobiliengeschäft, schnelle Transaktionsstrukturen und Transparenz durch ihre Vorreiterrolle in der neuen, KAGB-konformen Welt der Publikums-AIFs. Wir sprachen mit Thomas Olek, Vorstand der publity AG.

leerstehende Flächen sehr günstig erworben werden. Nach Durchführung der Maßnahmen erhöht sich die Sicherheit der Immobilie für einen Erwerber. Diese spricht damit wieder sicherheitsorientierte Zielgruppen an, die mit deutlich geringeren Einkaufsrenditen zufrieden sind. Diese Effekte der Mietsteigerung bei gleichzeitiger Senkung der Rendite sind multiplikativ mitei-

nander verknüpft. Hieraus lassen sich bei begrenzter Haltedauer von 3 bis 5 Jahren Renditen erzielen, die deutlich oberhalb typischer Immobilienrenditen liegen. finanzwelt: Am Markt ist eine ganze Reihe von Playern engagiert. Wie setzt sich die publity gegen diese durch? Olek ❭ publity ist aktuell in einem finanzwelt 06/2014

Nischenmarkt tätig. Hier gibt es sehr wenig Wettbewerber mit vergleichbarem Marktzugang. Zuverlässigkeit, Verschwiegenheit und Transaktionssicherheit sind neben Erfahrung und Track Record bezogen auf die Zielgruppe wesentliche Erfolgsfaktoren. finanzwelt: publity begibt PublikumsAIFs. Verfügen Sie über eine eigene KVG oder bedienen Sie sich einer ServiceKVG? Wer ist Ihre Verwahrstelle und wie haben Sie die hohen Anforderungen des Gesetzgebers an eine AIF umgesetzt? Olek ❭ Wir haben mit Beginn der Regulierungsdiskussion und auch noch vor Inkrafttreten des Gesetzes entschieden, uns nicht ans Ende der Entwicklung, sondern an ihre Spitze zu stellen. Bereits vor Inkrafttreten des KAGB wurde mit dem „publity Performance Fonds Nr. 6“ ein Fonds gemäß den neuen Anforderungen emittiert. Der „publity Performance Fonds Nr. 7“ war der erste von der BaFin genehmigte geschlossene Publikums-AIF in Deutschland. Bereits im Genehmigungsverfahren wurden alle Eckpunkte der KVG intensiv geprüft. Inzwischen hat auch die publity Performance GmbH die Genehmigung als KVG erhalten. Um der Vorreiterrolle in der neuen weißen Welt der KAGB-konformen AIFs gerecht zu werden, haben wir die in diesem Bereich renommiertesten Berater hinzugezogen. Als Verwahrstelle konnten wir die CACEIS Bank Deutschland gewinnen, die die prospektgetreue Mittelverwendung sicherstellt und darüber hinaus auch in eigenem Interesse die Einhaltung der definierten Investitionskriterien vor Mittelfreigabe intensiv prüft. Abweichungen in der Mittelverwendung sind damit ausgeschlossen. Sämtliche Investitionsobjekte werden von zugelassenen Sachverständigenbüros bewertet. Eine renommierte Rechtsanwaltskanzlei, in der Regel CMS Hasche Sigle, führt bei jeder Investition die steuerliche und rechtliche Due Diligence durch. publity spricht auch im Jahr 2015 mit Investitionen in deutsche Gewerbeimmobilien aus Bankenverwertung und professionellem Assetmanagement Anleger und Vertriebspartner an, die ein ausgewogenes Risiko-RenditeVerhältnis suchen. (cs)

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IMMOBILIEN I Core-Immobilien

Neue Wege gehen D

ie Markt-Beobachter von Jones Lang Lasalle (JLL) über CB Richard Ellis bis zu BNP Paribas berichten von Rekordumsätzen im Büro-, Hotel- und Logistikmarkt, aber von fallenden Renditen. Gut, wer sich bereits im Vorfeld positioniert hat, seinen Fonds mit Stücken aus dem Zweitmarkt ausstattet oder in Nischenmärkten aktiv ist, die nicht so stark im Fokus der großen und vielfach ausländischen Investoren liegen. Alternativ bietet es sich an, breit zu streuen und möglichst viele ausländische Märkte zu adressieren, in denen die Einkaufsrenditen noch nicht so stark nachgegeben haben.

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Nimmt man sich den Büromarkt vor, zeigt der Victor Prime Office Indikator des Immobilienunternehmens JLL weiterhin steigende Kurse. Die Metropolen profitierten von steigenden Mieten, konstatiert der Victor Top 5. Er untersucht periodisch 12 Millionen Quadratmeter in den zentralen Lagen von Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München. Der Hintergrund: „Immobilienmärkte weisen zyklische Schwankungen auf, von denen sich auch die deutschen 1a-Bürolagen nicht lösen können“, so das Research von JLL Deutschland. JLL gibt als aktuellen Renditetreiber an, dass speziell in Spitzenlafinanzwelt 06/2014

gen aufgrund der Immobilienkrise – und der darauffolgenden Zurückhaltung der Projektentwickler – seit 2009 weniger Flächen fertiggestellt als nachgefragt wurden. Traditionell sind Finanzdienstleister und Beratungsunternehmen einer der wichtigsten Mieter für hochwertige und teure Neubauten. Speziell die Münchener Innenstadt konnte laut dem aktuellen Victor Top 5 zum wiederholten Mal von dieser Entwicklung profitieren und rangiert erstmals seit 2009 auf den ersten Platz. Die Düsseldorfer und Frankfurter Bankenlagen verbuchten ebenfalls steigende Mieten und liegen auf Platz 2 und 3.

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Gesunkene Renditen und gestiegene Kosten. Die Anbieter von Immobilienfonds müssen sich etwas einfallen lassen. Egal welche Immobilie – der hohe Anlagedruck der institutionellen Anleger hat die Konkurrenz um renditestarke Objekte in Deutschland angefacht.


Mit zwei Objekten hat sich der Münchener Initiator WealthCap rechtzeitig in der bayerischen Landeshauptstadt positioniert.„Sachwerte können eine geeignete Anlage in der Niedrigzinsphase sein und sollten zur strategischen Asset Allocation jedes Investors gehören, der Wert auf ein ausgeglichenes Rendite-Risiko-Verhältnis legt“, sagt GabrieleVolz, Geschäftsführerin von WealthCap. Die Ten Towers im Fonds 35 sind noch nach altem Recht konzipiert. Das Ensemble liegt zwar nicht direkt in der Münchener Innenstadt, der beliebte zentrale Viktualienmarkt ist aber nur vier Kilometer oder vier S-Bahnstationen entfernt. Die Ten Towers bestehen aus fünf gedoppelten Bürotürmen und einem Rundbau. Vier der Einheiten des im Jahr 2005 fertiggestellten Büro-Zentrums sind bis 2022 an die GMG Generalmietgesellschaft der Deutschen Telekom vermietet. Die übrigen Flächen – ANZEIGE –

nutzen zwei andere Mieter. Für die Verbindlichkeiten der Tochter GMG haftet die Mutter, gegebenenfalls gehen alle Rechte und Pflichten auf das DAXUnternehmen selbst über. Mit einem Kaufpreis von 206 Mio. Euro wurde nur die 15-fache Jahresmiete bezahlt, was ohne Kosmetik jährlich 5,3 % Ausschüttung erlaubt. Mit 2 % wird ordentlich getilgt, das Fremdkapital ist zudem mit nur 43,5 % sehr konservativ angesetzt. Auch die laufenden Kosten sind moderat, die Annahmen zum Exit-Szenario nüchtern angesetzt. Das zweite Objekt ist praktisch am anderen Ende der durch den S-Bahn-Tunnel markierten Achse durch die Münchener Innenstadt. Das KPMG Gebäude befindet sich unweit des Bahnhofs im Umfeld der Bavaria oberhalb der Theresienwiese, dem weltweit bekannten Standort des Oktoberfests. Der für 130 Mio. Euro erworbene Bürokomplex umfasst gut 30.000 m² Mietfläche. Er wurde 2002

im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KMPG gebaut, die bis 2023 der Mieter bleibt. Auch in diesem WealthCap-Fonds 37 ist die Fremdfinanzierung mit 44, 2 % konservativ angesetzt, die Tilgung fällt mit 1,5 % etwas schwächer aus. Angesichts der mit 5,25 % gleichgebliebenen Ausschüttung ist das wohl der Obolus, den man für die zusätzlichen Kosten eines regulierten Produktes zu entrichten hat. Dieser Fonds mit dem KPMG-Gebäude ist nach „alter Machart" und kein AIF. Es wurden lediglich mit der höheren Mindestbeteiligung einige Anforderungen vorweggenommen. Noch in diesem Jahr erwartet WealthCap die Vertriebsfreigabe für einen Fonds der „neuen Machart“ – ein Publikums AIF. Dieser wird das München-Portfolio mit einem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), dem Campus M und einem Bürogebäude ergänzen. Hierfür sind bereits die Anlagebedingungen genehmigt.


IMMOBILIEN I Core-Immobilien

Gabriele Volz

Patrick Brinker

Thomas Oliver Müller

Geschäftsführerin

Prokurist/Leiter Vertrieb

Vorstandsvorsitzender

Wealth Management Capital Holding GmbH

HTB Hanseatische Fondsinvest GmbH

Deutsche Finance Group

Einen anderen Weg geht HTB mit seinem AIF HTB 6 Immobilien Portfolio. Er sieht vor, sich die Einkaufspreise von bis zu 50 geschlossenen Immobilienfonds in Deutschland zu sichern, die diese zum Zeitpunkt ihrer Auflegung gezahlt haben. Dazu sollen die 15 Mio. Euro Eigenkapital der Zeichner auf dem Zweitmarkt investiert werden. Das hat für Anleger neben der breiten Streuung in verschiedene Immobilientypen – geplant sind etwa 35 % Büro-, 30 % Einzelhandels-, 20 % Hotel- und 15 % Pflege-Objekte – weitere drei Vorteile: Die Ergebnisse der Geschäftstätigkeit sind aus den Jahresberichten bekannt, der Einkauf erfolgt also durch Profis auf der Basis der aktuellen Situation im Objekt. Auch das Management im Erstfonds fließt in die Bewertung ein, die jeder einzelnen Kaufentscheidung vorausgeht. Zudem ist die Laufzeit reduziert, da die einzelnen Fonds bereits früher aufgelegt worden waren. Zusatznutzen: Die anfänglichen Gebühren fließen – außer auf Dachfonds-Ebene – nicht in die Kaufpreise ein. Zudem ist die Konkurrenz auf den Zweitmarkt-Plattformen wie der Deutschen Fondsbörse, die vor kurzem erst die Deutsche Zweitmarkt übernommen hat, nicht gerade überbordend. „Zwar werden heute mit 130 Mio. Euro second-hand bereits vergleichsweise große Volumina an Immobilienbeteiligungen gehandelt“, sagt

Andreas Mankel Geschäftsführer 7x7 Unternehmensgruppe

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Patrick Brinker, Prokurist der HTB Gruppe. „Doch bisher ist der Markt für große institutionelle Investoren noch zu kleinteilig. Diese werden erst ab hohen Mindestvolumina aktiv.“ Das bedeute, dass dieser Markt weiterhin vornehmlich Privatanlegern vorbehalten bleibt. „Dadurch können wir über diesen Weg weiterhin Immobilien unter den nachhaltigen Markt- beziehungsweise Verkehrswerten erwerben.“ Auf den Vorteil, dass viele ausländische Investoren Städte wie Niederkassel, Reichshof und Windeck nicht einmal dem Namen nach kennen,setzt der noch junge Initiator 7x7 mit seinem ersten Fonds 7x7 Sachwerte West I. Mit dem Doppelpack aus Nahversorgung und Photovoltaikanlagen auf dem Dach dieser Netto- oder PennyMärkte setzt 7x7-Gründer Andreas Mankel vornehmlich in Nordrhein-Westfalen (mindestens 80 %) auf zwei Trends. Bereits errichtete Dachanlagen profitieren noch von der EEG-Förderung. Der Lebensmittel-Einzelhandel ist auch in kleineren Städten mit unter 100.000 Einwohnern weitgehend krisensicher. „Discounter bleiben als Nahversorger ein wachstumsstarkes Segment“, sagt Mankel. „Der Trend geht zu wohnortnahen und gut erreichbaren Märkten.“ Gut erreichbar sind auch alle Dienstleistungen rund um die Objekte: Mankel gibt die Kontrolle über die Errichtung von Handelsraum und potenzieller Dachanlage nicht aus der Hand. Für die Märkte übernimmt die Dieroff-Projekt GmbH, die Mankel ebenfalls leitet, die bautechnische Gesamtplanung, die Verwaltung wird von der 7x7verwaltung GmbH ebenfalls inhouse erledigt. Selbst die PhotovoltaikAnlagen plant, baut und betreibt mit der 7x7energie GmbH ein weiteres 7x7Unternehmen. finanzwelt 06/2014

Statt Yield-Compression in Deutschland bietet die Deutsche Finance Group (DFG) über ihren neuen PERE Fund I, der nach dem neuen KAGB konzipierte wurde,eine weltweite Streuung in institutionelle Immobilien- und Private Equity Reals Estate Investments. Wie DFG-Chef Thomas Oliver Müller sagt, „sei die Strategie des diversifizierten Investierens über institutionelle Zielfonds in verschiedene Länder, Regionen, Sektoren und Investmentstile, kombiniert mit unterschiedlichen Laufzeiten, Jahrgängen (Vintages) und individuellen Kernkompetenzen des jeweiligen lokalen institutionellen Fondsmanagements, der Grundstein für ein ausgewogenes Portfolio.“ Das weltweit zu allokierenden Kapital soll plangemäß zu 30 bis 50 % in den Schwellenländern und zu 50 bis 70 % in den Industrieländern investiert werden. Diversifiziert wird auch nach Gewerbeimmobilien (65 bis 85 %) und Wohnobjekten (15 bis 35 %). Die institutionellen Zielfonds müssen zudem mehrere Investitionskriterien innerhalb eines stringenten Auswahlprozesses erfüllen. So müssen beispielsweise die Manager mit eigenem Kapital investiert sein und einen positiven historischen Track Record nachweisen. Single-AssetVehikel scheiden von vorneherein aus. Im zurückliegenden Jahr konnte die DFG 71 Mio. Euro Eigenkapital bei Privatanlegern einwerben und zählt damit zu den deutschen Top Ten in diesem Bereich. „Mit unserenPERE Fund I und PORTFOLIO Fund I verfügen wir über ein interessantes Produktportfolio für unsere Vertriebspartner“, berichtet Müller. „Wir ermöglichen Privatanlegern den Zugang zu globalen institutionellen Investmentstrategien und somit vom weltweiten Immobilien- und Infrastrukturmarkt zu profitieren.“ (jr)


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IMMOBILIEN I Interview

„Die Sicherheit für unsere Investoren steht an erster Stelle“ finanzwelt: Herr Thiemann, was genau umfasst ihr neues Sicherungskonzept und welche Komponenten sind besonders wichtig? Thiemann ❭ Zur Sicherheit unserer Investoren haben wir den WH Sicherheitsring ins Leben gerufen. Hier greifen einzelne Bausteine wie Zahnräder ineinander. Wir bieten vor und nach dem Verkauf ein umfassendes Dienstleistungsangebot. Beginnend mit der Beratung durch die WH Service, über die Finanzierung durch die WH Immobilienfinanzierung, bis hin zur eigenen Betreiber- und Baugesellschaft haben wir ein engmaschiges System installiert. Unserer Meinung nach kann nur dieses System dauerhafte Sicherheit garantieren. Es wird vor dem Verkauf hinreichend Wissen beim Kunden aufgebaut und nach dem Verkauf die Investition dauerhaft geschützt. finanzwelt: Wodurch unterscheidet sich der Erwerb einer Eigentumswohnung, eines Hotelappartements und eines Pflegeimmobilienanteils? Thiemann ❭ Beim Erwerb einer Eigentumswohnung oder eines Hotelappartements haben Sie allgemein gesehen erst einmal keine oder nur bedingte Mietgarantien. Dazu kommt noch der Aufwand mit Nebenkostenabrechnungen, Instandhaltungsarbeiten oder Mietrückständen. Das alles macht viel Arbeit und kann die Lust an der Investition arg mindern. Entscheidet man sich hingegen für eine Pflegeimmobilie, erhält der Investor von uns einen Pachtvertrag über eine Laufzeit von mindestens 20 Jahren. In diesem Zeitraum sichert sich der Kunde bei uns eine absolute Einnahmesicherheit. Damit Käufer von WirtschaftsHausImmobilien sich keine Sorgen machen müssen, kümmert sich die Wirtschafts-

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Haus Verwaltungsgesellschaft mbH um alle Mietmodalitäten: nimmt die Pacht ein, legt eine Instandhaltungsrücklage zurück und zahlt auch die Mieten aus. Wie effizient das passiert, belegt eine Zahl: Seit 2001 ist im gesamten Portfolio der WirtschaftsHaus-Pflegeimmobilien nicht eine einzige Miete ausgefallen. finanzwelt:Wie unterscheiden sich Ihre Angebote gegenüber anderen Pflegeimmobilien-Produkten? Thiemann ❭ In der Regel gibt es zwei Alternativen, um im Segment der Pflegeheime zu investieren: als Beteiligung in Form eines geschlossenen Fonds oder als Direktanlage. Bei einer Investition in unsere Pflegeimmobilien handelt es sich um eine real-geteilte Immobilie, die grundbuchlich abgesichert wird. Dadurch lässt sich dieses Investment beleihen, vererben oder auch verschenken. Weiterhin hilft die Verwaltungsgesellschaft Alteigentümern, die ein Pflegeappartement als Kapitalanlage verkaufen wollen oder müssen. Dank unserer mehr als 3.000 bundesweit angeschlossenen Vertriebspartner verfügen wir über einen florierenden Zweitmarkt. Bisher war es noch nie ein Problem, einen neuen Käufer oder Investor zu finden. finanzwelt: Welcher Bewirtschaftungsaufwand ist für den Kapitalanleger einzuplanen? Thiemann ❭ WirtschaftsHaus Kunden haben lediglich eine Verwaltungsgebühr zu entrichten. Bei der ersten Eigentümerversammlung wird die Instandhaltungsrücklage entschieden und zur Sicherheit der Kapitalanleger von der Miete einbehalten. Gemeinschaftliche Gelder werden treuhänderisch angelegt, Mietanpassungen analog zur Inflation durchgesetzt und die Betriebskosten abgefinanzwelt 06/2014

rechnet. Gerade hochbürokratische Abläufe wie Heizkostenabrechnungen oder die Überwachung der Zahlungseingänge werden den Eigentümern durch die WirtschaftsHaus Verwaltungsgesellschaft mbH abgenommen. finanzwelt: Wer muss für die Inneneinrichtung aufkommen? Gibt es ein Teileigentum an Gemeinschaftsräumen, Küchen und ggfls. an einer Intensivpflegestation? Thiemann ❭ Vor dem Aufbau eines neuen Standortes analysiert die hauseigene Betreibergesellschaft WirtschaftsHaus Care Holding sorgfältig den Bedarf am jeweiligen Ort, die lokale demografische Entwicklung und den daraus resultierenden künftigen Bedarf an Pflegeplätzen. Je nach Bedarf und Spezialisierung des Betreibers kann beispielsweise auch eine Demenz- oder Intensivpflegestation eingerichtet werden, die er selbst einrichtet, finanziert und für Neuanschaffungen gegebenenfalls Rücklagen bildet. Wer eine Pflegeimmobilie erwirbt, kann sich darauf verlassen, dass das dazugehörige Pflegeheim von einem namhaften Betreiber geführt wird. Das WirtschaftsHaus achtet penibel auf die Qualität der Einrichtungen und legt Wert auf nachhaltiges Engagement und wirtschaftliche Seriosität der Betreiber, die oft große Verbände hinter sich haben (Johanniter, Rotes Kreuz). Nur da, wo die WH Care Holding den Betrieb eines Pflegeheims für wirtschaftlich sinnvoll erachtet, wird mit anderen Anbietern zusammengearbeitet. Die Bausubstanz („Dach und Fach“) wird von der WirtschaftsHaus Verwaltungsgesellschaft verantwortet, den „Inhalt“ des Hauses (Appartements, Fußböden, Renovierungsarbeiten etc.) verantwortet der jeweilige Betreiber. Spe-


Die Wirtschaftshaus-Gruppe hat ein umfangreiches Sicherungskonzept entwickelt, das dem Anleger eine dauerhafte Sicherheit garantiert. Edwin Thiemann, Vorstandsvorsitzender der WirtschaftsHaus AG, erläutert im Gespräch das Konzept und spricht detailliert über die Vorteile einer Pflegeimmobilie als Anlageobjekt.

zielle Verpflichtungen bei Gemeinschaftsflächen sind hierbei grundsätzlich nicht vorhanden und sowieso im Pachtoder Mietvertrag geregelt. finanzwelt: Wie wird der Erwerb steuerlich behandelt? Können Steuervorteile genutzt werden? Thiemann ❭ Pflegeappartements können über einen Zeitraum von 50 Jahren steuerlich abgeschrieben werden. In Einzelfällen sind auch kürzere Abschnitte möglich, mit Ausnahme von Grund- und Bodenanteilen. Ein Pool von 130 Banken steht zur Verfügung, mit denen die attraktivsten Konditionen ausgehandelt werden können. finanzwelt:Welche Bedeutung spielt das Betreiberrisiko? Thiemann ❭ Ein Betreiberrisiko ist grundsätzlich immer vorhanden. Gerade kleine Gesellschaften mit ein oder zwei Heimen sind daher mit Vorsicht zu genießen. Gerät ein Heim in eine wirtschaftliche Schieflage, zieht es meist das andere mit. Schwankungen in der Belegungsquote können nicht so leicht oder gar nicht ausgeglichen werden. Zudem

gibt es unter Kleinst-Betreibern auch immer wieder „schwarze Schafe“, die den persönlichen Profit vor die Pflegequalität stellen. Hierbei kann man sicherlich nicht von nachhaltigen Konzepten sprechen. Daher kommen für eine langfristige Investition solche Betreiber für uns nicht in Frage. finanzwelt: Wie sichern Sie Ihre Anleger gegen daraus resultierende Eventualitäten ab? Thiemann ❭ Seit 2002 arbeiten wir grundsätzlich nur mit namhaften Betreibern der Branche zusammen. Hierzu gehören private und diakonische Betreiber sowie Wohlfahrtsverbände. Hinter kleineren Betreibern steht immer ein großer Patronatsgeber, der bei einem Ausfall einspringt. Einen solchen Ausfall hat es seit Einführung des Produktes im Jahr 2002 noch nie gegeben. Das ist zurückzuführen auf die hohen Ansprüche, die wir an unsere Partner stellen. Mit Hilfe eines detaillierten Prüfkataloges werden Betreiber auf Herz und Nieren geprüft, um so ihr nachhaltiges Betriebskonzept festzustellen. Dafür greifen wir auf das Wisfinanzwelt 06/2014

sen der WH Care Holding zurück. Diese lässt sich einmal im Jahr von allen Partnern die wirtschaftlichen Kennzahlen liefern und wertet sie mit Hilfe eines detaillierten Controlling-Systems aus. So lassen sich Probleme frühzeitig erkennen und lösen. Sollte es dennoch einmal zu einem Betreiberausfall kommen, kann die WH Care Holding schnell und ohne Qualitätsverlust ein Pflegeheim weiterbetreiben. finanzwelt: Was passiert mit dem Pflegeimmobilien-Appartement nach Laufzeiten von 10 und mehr Jahren? Welche Modernisierungs- und Revitalisierungskosten entstehen? Thiemann ❭ Von Anfang an werden ausreichende Instandhaltungsrücklagen gebildet. Diese werden treuhänderisch verwaltet und für Instandhaltung an „Dach und Fach“ verwendet. Durch diese Maßnahme ist gesichert, dass das Objekt auch nach 10 Jahren seinen Wert behält. Für Renovierungsmaßnahmen im Objekt ist der Betreiber verantwortlich. Sein Interesse, das Pflegeheim weiter zu betreiben, zwingt ihn dauerhaft zu investieren. (lr)

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SACHWERTANLAGEN I Photovoltaik

Weitentferntvon früheremGlanz Einst das Vorzeigemodell des nachhaltigen Investments ist es um Photovoltaik (PV)-Anlagen still geworden. Die politische Bereitschaft, die Energiewende durch öffentliche Mittel oder einen Erneuerbare-EnergienZuschlag zu sozialisieren, ist geschwunden. Die Förderung wurde in Deutschland und anderen europäischen Staaten drastisch reduziert. Damit sinkt die Rentabilität der Investitionen und der Ausbau der Kapazitäten verlangsamt sich beträchtlich.

I

nvestitionen in Photovoltaik-Anlagen haben auch unter den negativen Schlagzeilen zu Kapitaleinsammlern wie PROKON zu leiden. Die Pleiten von Windwärts und anderen Projektentwicklern oder einstigen Hoffnungsträgern der Solarbranche wie Sunways, Solon

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oder Conergy tun ein Übriges, zumal sich die Insolvenzen-Liste mit Photon Europe, PerfectSolar, Solibra, Solarwatt und Q-Cells weiter fortsetzen lässt. Als Hürde hat sich auch für die Anbieter von Solarparks die Regulierung der Beteiligungsbranche durch das neue Kapitalanlagegesetz (KAGB) erwiesen. Lange war nicht klar, ob auch sie unter den Geltungsbereich fallen

finanzwelt 06/2014

und die stark veränderten Vorgaben für die neue Produktwelt und deren Management erfüllen müssen. Alles zusammen hat das Image komplett umgekrempelt. „Wer früher auf sein Photovoltaik-Investment stolz war, wird jetzt als Solarstrom-Schmarotzer diffamiert“, beschreibt Daniel Kellermann, geschäftsführender Gesellschafter greenValue GmbH, den Stimmungswechsel: „Das ist zwar faktisch falsch, trotzdem glaubt die breite Bevölkerung: Da verdient sich wer auf Gemeinkosten eine goldene Nase.“ Mittlerweile gibt es die ersten neuen Produkte, zumal klar ist, dass Anbieter von operativ tätigen Solaranlagen nicht unter die strengen Bestimmungen des KAGB fallen, das den grauen Kapitalmarkt trockenlegen soll – und bereits defacto durch endlos lange Genehmigungsverfahren die Branche dezimiert hat. Trotzdem sind die im Sonnenlicht blau leuchtenden Photovoltaikflächen in der Investorengunst weit entfernt von ihrem früheren Glanz. Aktuelle Photovoltaik-Investments Aktuell sind, wie das Online-Portal www.greenvalue.de ausweist, nur vier direkte Investments in PhotovoltaikAnlagen auf dem Markt. Der Rest sind zahlreiche festverzinsliche Papiere, die das Kapital direkt an PV-Anlagen weiterreichen, z. B.:


oder über mehrere Kraftwerke und unterschiedliche Erneuerbare-EnergieQuellen streuen, z. B.: • Green Energy GE3000 Anleihe I • Green City Energy Kraftwerkspark II (Tranche A / B) • UDI Sprint Festzins I • my green invest GmbH Genussrecht • PT Erneuerbare Energien PT Grünzins • Solarart - Festzinsanlage All diese Papiere machen Investoren allerdings – vornehmlich über Genussscheine oder Nachrangdarlehen – nur zu Gläubigern, nicht zu Mit-Eigentümern. Das bieten nur vier Beteiligungen an. Ein der Menge nach im Vergleich zu früheren Jahren kümmerliches Angebot. „Mit einem Volumen von einer halben Million Euro beispielsweise beim IBC Solar ist man auch weit entfernt von Großprojekten wie dem „Solarpark 180“ der Commerz Real (49,4 Mio. Euro)“, sagt Kellermann. Der greenValue-Gründer weist aber darauf hin, dass auch „LCF Photovoltaik Deutschland“ (5,39 Mio. Euro) und das gemischt Wind- und Sonnenenergie nutzende „MAP – Multi Asset Portfolio Green“ (10 Mio. Euro) die Lücke bei weitem nicht schließen. Zudem gibt es noch ein viertes Einzelobjekt: Ab 5.375 Euro kann man sich auch am SolarArt „BürgerSolarPark Steinwalde“ in der Mecklenburgischen Seenplatte beteiligen. Es baut auf einer ehemaligen Müllhalde eine Solaranlage mit 1.810 kW Spitzenleistung. Durch deren Betrieb sollen zugleich die Kosten für die Überwachung der Deponie gesenkt werden, eine etwas zwiespältige Aussage. An prächtigen Parade-Objekten ist jedoch auch andernorts derzeit wenig zu denken. „Wir sehen durchaus Eintrittschancen in den PhotovoltaikMarkt für institutionelle Anleger“, erklärt Hermann Klughardt von Voigt & Collegen, deren Erneuerbare-Energien-

Projekte jährlich 105.000 MWh grünen Strom liefern. Für Privatanleger sei die Zeit aber noch nicht reif. Zum einen sei der Vertrieb erheblich problematischer einzuschätzen. Klughardt: „Man weiß nicht mehr, wie lange es dauert, das nötige Eigenkapital einzuwerben.“ Zudem sei nicht vollständig klar, wie man eine PV-Anlage unter das Dach des KAGB bringen könne, „das viele Banken und große Vermittler heute zur Voraussetzung für ihr Vertriebsengagement machen.“ Zum anderen hätten nur die wenigsten Endkunden realisiert, dass durch das Nullzins-Niveau – bei gleichem Rendite-Abstand – ein (in ausgesuchten Regionen) vergleichsweise sicheres Investment keine 7 oder 8, sondern nur mehr 4 bis 5 % einbringen könne. Bescheidenheit ist europaweit als neueTugend angesagt.Das gilt auch für Deutschland als Konjunktur-Lokomotive und früheren EE-Musterknaben. Private Anleger haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Ende 2013 hierzulande bereits 1,4 Millionen Anlagen bereitstanden, die übers Jahr 29,7 TerrawattStunden umweltfreundlichen Solarstrom erzeugten. Das Lamento um die Belastung durch das Erneuerbare-EnergienGesetz (EEG) hat dem Ausbau ein abruptes Ende gemacht. Die Situation (nicht nur in Deutschland) zeigt Rödl & Partner in seiner Studie „Vermarktung von Erneuerbaren Energien im nationalen und internationalen Umfeld“ detailliert auf. Das Grundproblem: „Die Industrie wird entlastet, während die Haushalte letztendlich die Hauptlast der Refinanzierung der Erneuerbare-EnergienFörderung tragen.“ Die steigenden Strompreise begünstigten lange einen anderen Trend:Eigenverbrauch selbsterzeugten PV-Stroms. Mit einem SonnenKraftwerk auf dem Dach erreicht der Eigentümer eines typischen Einfamilienhauses einen Autarkiegrad von bis zu 30 %. Dieser wird sich laut Rödl & Partner verdoppeln, wenn die Speicherpreise für Lithium-Ionen- und Blei-Akkus weiterhin sinken. „Photovoltaik wird sich in Deutschland von einer Kapitalanlage-Investition zu einer Effizienztechnologie entwickeln“, urteilte die finanzwelt 06/2014

Fachwelt. Das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz der großen Koalition machte einen Strich durch die Rechnung. Es brummt Eigenverbrauchern nun ebenfalls die EEG-Umlage auf. Nur Privathaushalte mit weniger als 10 kW Spitzenleistung und maximal 10 MWh Jahresproduktion sind weiter von der EEGUmlage befreit. In dieser Leistungsgröße geht die Rechnung für Investoren noch auf: Darlehen der Kreditanstalt fur Wiederaufbau (KfW) sind zinsgünstig,laufen bis zu 20 Jahre und bieten bis zu 3 Jahren Tilgungsaufschub. Zugleich muss der Bauherr kein Eigenkapital aufwenden, bis zu 100 % der Investitionskosten werden finanziert. Wer kein eigenes Hausdach besitzt, kann über ein festverzinsliches Produkt partizipieren: Der „UDI Solar Sprint Festzins I“ (ab 5.000 Euro) finanziert ebenfalls Solarstromanlagen auf Hausdächern. Die Zinsen (4 bis 6 %) stammen aus dem Nutzungsentgelt. Die 2017 anstehende Rückzahlung des Nachrangdarlehens soll durch den Verkauf an einen institutionellen Investor organisiert werden. Als Alternative mit direkten Eigentumsrechten ist BadenInvest zu nennen. Das Unternehmen vertreibt neue und gebrauchte Kleinanlagen. „Selektive Dachanlagen, die neu gebaut werden oder aus dem Bestand heraus verkauft werden“, wie Kellermann erläutert. Hier komme man aktuell ab etwa 45.000 Euro zum Zuge, die sich ebenfalls komplett finanzieren lassen. Das ist ein lukratives Gegenmodell, seit der Markt für großflächige PV-Beteiligungen kollabiert ist. Gehandelt werden in Deutschland fast nur noch bestehende Anlagen, in die vornehmlich institutionelle Anleger investieren. „Hier werden aber teilweise abenteuerliche Preise aufgerufen“, beobachtet Holger Götze. Für den Geschäftsführer der CHORUS-Gruppe, deren Photovoltaik- und Windkraftanlagen pro Jahr rd. 320.000 MWh Strom erzeugen, ist mit Einkaufsrenditen unter 8 % der Bogen überspannt. „Unsere Parks haben wir üblicherweise als Zehnoder Elf-Prozenter eingekauft“, sagt er. Zudem seien auch die Pachten teurer geworden. Unterm Strich lasse sich mit solchen Vorgaben kein zuverlässiger

Foto: © Mihalis A. - Fotolia.com

• Enerparc Solarpark Walddrehna • Prime Energy Invest AG • Solarfestzins oder solarcomplex Genussrechte

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SACHWERTANLAGEN I Photovoltaik

Daniel Kellermann

Holger Götze

Georg Hotar

Geschäftsführender Gesellschafter greenValue GmbH

Geschäftsführer CHORUS GmbH

CEO und Mitbegründer Photon Energy

Publikumsfonds mehr strukturieren. Auch im institutionellen Bereich werde man nur sehr selektiv fündig, obwohl dort aufgrund besserer Kostenstrukturen geringere Renditen ausreichen. Auch Rödl & Partner rät zu restriktiver Auswahl: „Bei neuen Anlagen und solchen aus dem Zweitmarkt werden zum Teil sehr hohe Kaufpreise für die Betreibergesellschaften aufgerufen, welche einer detaillierten Prüfung kaum standhalten“, warnt das Beratungsunternehmen.

Reichlich uninteressant sind die Mittelmeerländer Spanien und Italien geworden – Griechenland ist uninteressant geblieben.Griechenland war schon vor der Euro-Krise aufgrund der unklaren Rechtslage (nicht nur beim Grundstückseigentum) keine Top-Destination gewesen. „Für die nötigen Genehmigungen hätte man keinen sinnvollen Zeitplan aufstellen können“, sagt Klughardt. „Zudem ist die Sonneneinstrahlung aufgrund der starken Staubbelastung in Griechenland geringer als in Italien oder Spanien.“ Weiteres Handicap: Auch in Hellas wurde 2013 rückwirkend die Einspeisevergütung gekürzt und eine Sonderabgabe von 25 bis 48 % fällig. Das trieb viele Anlagenbetreiber in die Pleite, da sie zugleich den abgenommenen Solarstrom oft über Monate nicht vergütet bekamen. Lediglich private Eigennutzer blieben verschont. Kurzum, der erst 2012/13 in Schwung gekommene Markt wurde brutal abgewürgt.

2013 dann die Vergütung für Solarstrom vom Dach bis 20 kW um 5 % und der mit mehr Leistung um 25 % gekürzt. Die Vergütung für große Freiflächen-Anlagen wurde gleich um bis zu 45 % beschnitten. „Wir werden gegen diesen Gesetzesbruch klagen“, sagt Klughardt, der sich gute Chancen ausrechnet. Um das Kostenrisiko durch das Verfahren auszuschalten, wird Voigt & Collegen den Anlegern seiner betroffenen „SolEsFonds“ empfehlen, den Monsterprozess monetär über einen Prozesskostenfinanzierer zu organisieren.

Frankreich,Slowakei undTschechien. Etwas zuversichtlicher ist das Nachbarland Frankreich zu sehen, falls man, wie Götze sagt, durch den Einsatz von innovativen Technologien höhere Renditen erzielen kann. In kleineren Staaten wie der Slowakei oder Tschechien dagegen halten sich die Investoren zurück. Auch Portugal sehen Erneuerbare-EnergienProfis eher als Windenergie-Land. Die Slowakei fördert nur noch Mini-E-Werke bis maximal 10 kW. Weiteres Handicap: „Solche Märkte sind in sich zu klein“, urteilt der CHORUS-Geschäftsführer. Laut Götze macht sich die intensive Einarbeitung in die dortigen Rahmenbedingungen und potenzielle Investitionshemmnisse nicht bezahlt, bleibe aber aus Sicht seines Unternehmens trotzdem unverzichtbar. Zudem habe gerade Tschechien politisch übel nach-tarockt: „Über eine Solarabgabe hat man dort 2010 rückwirkend die Förderung um 26 bis 28 % reduziert“, sagt Götze. In diesem Jahr wurde die Zusatz-Abgabe auf 10 % gesenkt, aber unbefristet fällig, und der Abnahmepreis gedeckelt. „In Sachen Investorenvertrauen und finanzieller Stabilität könnte diese Entscheidung auch dem Drehbuch eines Horrorfilms entstammen“, schimpfte entsprechend Georg Hotar, CEO und Mitbegründer der tschechischen Photon Energy. Deren Parks bringen seither dadurch jährlich 1,25 Mio. Euro weniger ein.

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Ordentlich rasiert wurden die Investoren in PV-Anlagen schon zuvor in den anderen Mittelmeerstaaten. Spanien preschte als erster los:Lange Jahre hatte es alternative Energien vehement gepusht und den Ausbau durch Subventionen, Steuervergünstigungen und andere finanzielle Erleichterungen begünstigt. Dann ging die Schere zwischen künstlich niedrig gehaltenen Strompreisen und Herstellungskosten zu weit auf, der Haushalt wies zuletzt 28 Mrd. Euro Defizit aus diesem Thema auf. Hals über Kopf wurden 2010 nur noch 1.250 Produktionsstunden berücksichtigt,

Hermann Klughardt Geschäftsführender Gesellschafter Voigt & Coll. GmbH

finanzwelt 06/2014

Schmerzhafte Kürzungen gab es auch in Italien,die aber, wie Götze sagt, nicht den Bestand der Anlagen gefährden, sondern nur laufende Ausschüttungen derzeit unmöglich machen. Auch die Regierung in Rom beschloss rückwirkende Kürzungen bei den Einspeisetarifen sowie eine Abgabe für den Eigenverbrauch. Photovoltaik-Anlagen über 200 kW haben bis zum 30. November die Wahl, je nach Größe der Anlage entweder auf 6 bis 8 % der Förderung zu verzichten oder je nach Restlaufzeit auf 17 bis 25 % der Förderung zu verzichten, diese dann aber 24 statt 20 Jahre lang zu erhalten. Alternativ können sie bei 20 Jahren Förderung bleiben, dürfen dann aber ab 2015 für fünf Jahre nur mit reduziertem Tarif einspeisen, was später sukzessive ausgeglichen werden soll. Als Vorzug kommt im zweitgrößten Solarmarkt Europas, der jährlich 18,5 GWh Solarstrom erzeugt, dazu, dass dort die kostendeckende Produktion, Grid-Parity genannt, bereits erreicht ist. Der Strom aus neu errichteten Anlagen kann also auch unsubventioniert zu Marktpreisen hergestellt und verkauft werden. Von lokalen Abweichungen abgesehen steht dies zumindest im Süden mit hoher Sonneneinstrahlung außer Zweifel. (lr)



SACHWERTANLAGEN I Interview

„Investieren wie die Großen“

Im Zuge des KAGB sind die Anforderungen an die Emittenten gestiegen. Diejenigen, die sich professionell aufstellen, sind im Vorteil. Die Deutsche Finance Group zählt zu den Gesellschaften, die bereits einen Publikums-AIF auf den Markt brachten. Symon Hardy Godl, Managing Director Deutsche Finance Investment GmbH, gab fundierte Einblicke hinter die Investmentstrategie und die Aufstellung des Unternehmens.

finanzwelt: Das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) hat die Branche der Sachwertanlagen verändert. Sie haben relativ zügig die Zulassung als KVG erhalten und bereits den ersten PublikumsAIF im Vertrieb. Hat Ihr institutioneller Background geholfen, sich schneller und effizienter auf die neuen Rahmenbedingungen einzulassen? Godl ❭ Wir arbeiten seit Gründung der Deutschen Finance Group in einem professionellen institutionellen Umfeld mit einem sehr hohen Anspruch an Due-Diligence-Prozesse, Risiko- und Liquiditätsmanagement, Transparenz und Reporting. Vor diesem Hintergrund konnten wir uns frühzeitig in die Regulierung „hineinversetzen“ und alle notwendigen Veränderungen, die das KAGB fordert, zügig umsetzen. finanzwelt: Neben Ihren vier Altfonds und dem IPP Fund II, die schon in die

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finanzwelt 06/2014


Regulierung überführt worden sind, haben Sie mit dem PERE Fund I den ersten Fonds der neuen Generation am Start. Auf welcher Strategie basiert dieser und wie fällt die Resonanz auf das neue Produkt aus? Godl ❭ Der PERE Fund I als AIFPublikums-Investmentvermögen hat eine Laufzeit von 6 Jahren und ermöglicht Privatanlegern Zugangswege zu sonst exklusiven und nicht unmittelbar verfügbaren internationalen institutionellen Immobilieninvestments. Im Fokus stehen dabei attraktive Renditechancen kombiniert mit einer ausgewogenen Balance zwischen Kapitalbindung und Sicherheit. Wir konnten den PERE Fund I als „Folgeprodukt“ der bewährten IPP-Fundserie nahtlos bei unseren bestehenden Vertriebspartnern einführen. Zusätzlich zu den Produktpräsentationen ist allerdings ein signifikanter Bedarf an Informationen zum Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und zu den Hintergründen eines vollregulierten AIF-Investmentvermögen zu verzeichnen. finanzwelt: Ihr Haus hat sich auf die Vermittlung institutioneller Investmentstrategien spezialisiert. Was lässt sich konkret darunter fassen? Godl ❭ Unter einer institutionellen Investmentstrategie verstehen wir in erster Linie die strikte Einhaltung institutioneller Standards in Bezug auf den gesamten Investitionsprozess. Unsere Strategie ist es, in verschiedenen Märkten mit lokalen institutionellen Fondsmanagern Partnerschaften einzugehen, um gemeinsam in Immobilien, Private Equity Real Estate und Infrastruktur zu investieren. Bei den institutionellen Zielfonds handelt es sich um sogenannte „Private Market Investments“. Diese werden in der Regel nicht öffentlich angeboten und sind als Private Placement konzipiert. Die Zugangswege zu den institutionellen Zielfonds haben wir uns in den letzten 15 Jahren konsequent aufgebaut, auch Empfehlungen von anderen institutionellen Investoren, mit denen wir regelmäßig in Kontakt stehen, spielen dabei eine Rolle. Die Zielfonds sind speziell für finanzstarke institutionelle Investoren wie Staatsfonds, Versicherungskonzerne,

Pensionskassen, Industrieunternehmen und Stiftungen konzipiert und stehen dem breiten Markt nicht zur Verfügung. finanzwelt:In einen institutionellen Zielfonds zu investieren, setzt einen umfangreichen und in die Tiefe gehenden Prüfprozess voraus. Auch im Hinblick auf den Mix aus Industrie- und Schwellenländern. Wie gehen Sie damit bei der Deutschen Finance Group um? Godl ❭ Jeder institutionelle Zielfonds durchläuft unseren Due-DiligenceProzess, bei dem wir alle entscheidungsrelevanten Faktoren der Managementund Investmentebene einbeziehen. Die Basis dafür ist die Auswertung eines Kataloges aus mehr als 200 detaillierten Fragen an das institutionelle Fondsmanagement, Interviews mit dem institutionellen Manager und dessen Personal vor Ort, Interviews mit Geschäftspartnern wie auch Referenzgespräche mit anderen institutionellen Investoren, die bereits investiert sind oder sich ebenfalls im Prüfungsprozess befinden, sowie ein umfangreiches rechtliches und steuerliches Gutachten einer internationalen Anwaltssozietät. Begleitend führen wir Gespräche mit weiteren professionellen Marktteilnehmern wie lokale Researchund Brokerhäuser und Banken. Dieser Gesamtprozess kann zwischen 3 und 12 Monate dauern. In erster Linie muss uns das institutionelle Fondsmanagement einen hervorragenden historischen und nachvollziehbaren Track Record nachweisen können. finanzwelt: Wie sind die bestehenden „Altfonds“ investiert und wie entwickeln sich die Zielfonds-Portfolios? Godl ❭ Die Dachfonds sind derzeit an 52 institutionellen Immobilien-, Private Equity Real Estate- und InfrastrukturZielfonds beteiligt. Das Gesamtportfolio beinhaltet eine Streuung in 30 Ländern. Der Schwerpunkt dabei liegt in Europa, Nordamerika, Lateinamerika, Asien und Australien. Durch mittlerweile 240 Transaktionen auf Ebene der institutionellen Zielfonds befinden sich derzeit über 1.300 Einzelinvestments im Gesamtportfolio. Das nach mehreren Parametern diversifizierte Portfolio (Assetklassen, Region, Sektoren, Investmentprofile, Fondsmanager und Jahrfinanzwelt 06/2014

gänge) zeigt dabei eine gesunde Balance, bspw. eine ausgewogene Verteilung der Investments innerhalb von Industrieund Schwellenländern (46 % zu 54 %). Zum Stand 30.09.2014 beträgt der TVPI (Total-value-to-paid-in-capital ration – Gesamtwert des DachfondsPortfolios dividiert durch das an die Zielfonds gezahlte Kapital)auf Ebene des Zielfonds-Portfolios zwischen 1,19x und 1,40x und die Rendite (IRR) zwischen 6,18 % und 14,12 %. finanzwelt:Haben Sie neben dem PERE Fund I weitere Produkte in der Pipeline, mit denen man sozusagen auf institutionellem Niveau investieren kann? Godl ❭ Ein weiterer Fonds ist für Anfang Dezember geplant: Der Deutsche Finance PORTFOLIO Fund I investiert breit diversifiziert in institutionelle Zielfonds aus den Bereichen Immobilien und Infrastruktur. Die Laufzeit beträgt 12 Jahre und Anleger können zwischen einer Einmalanlagen- und einer Ratensparkomponente auswählen. Für den PORTFOLIO Fund I liegen bereits die genehmigten Anlagebedingungen der BaFin vor. finanzwelt: Wir steuern auf das Jahresende zu. Mit welcher Erwartungshaltung gehen Sie in das neue Jahr? Godl ❭ Die Nachfrage nach innovativen Kapitalanlagen wird nach unserer Einschätzung steigen. Nicht nur bei Privatund professionellen Anlegern, sondern auch bei institutionellen Investoren, die wegen dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld stärkeres Interesse an alternativen Investitionsmöglichkeiten zeigen. Die Form der Kapitalanlage als geschlossener alternativer Fonds (AIF) findet derzeit bei den institutionellen Investoren einen hohen Zuspruch. Das ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass eine illiquide Assetklasse einen geschlossenen Rahmen benötigt. Außerdem legen die Institutionellen auf das Mitspracherecht als Gesellschafter Wert und schätzen die flexible Ausgestaltung der Investitionsstrategie. Wir führen gerade interessante Gespräche mit professionellen und institutionellen Investoren über „Spezialmandate“, bei denen als Produktbasis oft ein Spezial-AIF herangezogen wird. (ah)

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SACHWERTANLAGEN I Flugzeugfonds

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er A380-800 ist das größte Passagierflugzeug der Welt, wird vorwiegend auf den langen Strecken zwischen den Kontinenten eingesetzt und kann in der Drei-oder VierKlassen-Konfiguration mehr als 500 Fluggäste aufnehmen. Der erste Flug wurde am 27. April 2005, inzwischen sind 139 Flugzeuge des Typs A380 in Betrieb. Eingesetzt werden sie von renommierten Fluggesellschaften wie Air France, Emirates, Lufthansa und Singapore Airlines. Sie gehören auch mit Ausnahme der Lufthansa zu den Leasingnehmern deutscher geschlossener Fonds.

Der A380-800 löste als größtes Passagierflugzeug derWelt die Boeing 747 ab,die liebevoll als „Jumbo Jet“,Elefant der Lüfte, bezeichnet wurde. Einen Kosenamen hat der neue Flugzeugriese aber nicht. „Super-Jumbo“ hat sich bislang nicht durchgesetzt. Aber auch ohne zündenden Kosenamen wurde der Airbus A380-800 bei den Passagieren zum beliebtesten Flugzeug der Welt. Um die Dimensionen einschätzen zu können, taugt der Vergleich mit dem beliebten Rüsseltier aber durchaus. Das maximale Startgewicht einer A380-800 beträgt etwas mehr als 500 Tonnen, so viel, wie rund 150 ausgewachsene Elefanten auf die Waage bringen.

Die ersten Airbus A380-800-Fonds nach den Regeln des KAGB. Der Dortmunder Initiator Dr. Peters bietet über die 100%ige Tochter Dr. Peters Asset Finance GmbH & Co. KG Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG), die im April 2014 die Erlaubnis der BaFin als externe KVG erhalten hat, den „DS 140 Flugzeugfonds XIV geschlossene Investment KG“ an. Hannover Leasing ist mit dem geschlossenen PublikumsAIF „Flight Invest 51“ im Vertrieb, die KVG ist hier die Tochter Hannover Leasing Investment GmbH. Beide Produkte unterliegen der Regulierung nach dem KAGB. Sie dürfen an qualifizierte Privatanleger verkauft werden. Da die AIF in nur ein Flugzeug, nämlich die A380800, investieren (ein risikogemischter Fonds mit drei verschiedenen Flugzeugen kommt wegen der hohen Kaufpreise kaum in Frage), beträgt die Mindest-

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Neustart derGiganten Dr. Peters und Hannover Leasing haben die ersten Airbus A380-800-Fonds nach den Regeln des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB) auf den Markt gebracht. Gemeinsam ist beiden Angeboten die schnelle Tilgung des Fremdkapitals. Praktisch in der Grundmietzeit (10 Jahre) werden die Darlehen zurückgeführt. Das ist zwar für die Anleger ein Element der Sicherheit, hat aber nichts mit der Regulierung zu tun.

anlagesumme 20.000 Euro beim Dr. Peters-Fonds und der entsprechenden Dollar-Summe bei dem HannoverLeasing-Angebot (30.000 Dollar). „Voraussetzung ist, dass der Zeichner nachweislich über den Sachverstand verfügt, seine Anlageentscheidungen selbst zu treffen und die damit verbundenen Risiken einzuschätzen weiß“, erläutert Dr.Peter Lesniczak, Geschäftsführer der Dr. Peters Vertriebs GmbH. „Die unvermeidbaren Risiken sollen aber möglichst gering gehalten werden“, meint Andreas Ahlmann, Geschäftsführer Hannover Leasing GmbH & Co. KG. „Daher haben wir schon bei unserem ersten A380-800 Fonds (für Singapore Airlines im Jahr 2010) auf eine zügige Tilgung möglichst in der Erstleasing-Phase Wert gelegt.“ Beim aktuellen Fonds wird das Darlehen in 10 Jahren (Erstleasingphase) plus vier Monaten getilgt. Eine Punktladung gelingt Dr. Peters: „Prognosegemäß soll das Darlehen in der Grundmietzeit von 10 Jahren zurückgezahlt werden“, so Dr. Lesniczak. Bei einer schnellen Tilgung hatten Sicherheitsüberlegungen vor der RentabilitätVorrang.Sicherheit stand schon beim ersten A380-800 Fonds von Hannover Leasing im Vordergrund. Zusammen mit den Leasingnehmern Singapore Airlines und später mit Emirates hat Hannover Leasing ein Sicherfinanzwelt 06/2014

heitssystem zugunsten des Anlegers etabliert, das auch beim aktuellen Fonds Anwendung findet. Emirates hat eine 10-jährige Anfangsmietzeit mit zwei Verlängerungsoptionen auf 12 oder 15 Jahre. Lässt Emirates diese Optionen ungenutzt, muss die Fluggesellschaft Gewähr leisten, dass das Flugzeug fünf Jahre zu den dann geltenden Marktkonditionen, mindestens aber mit einer Leasingrate von 1,15 Mio. Dollar je Monat, weitergenutzt wird. „Mit dieser Klausel fühlen wir uns sehr wohl, denn sie gewährleistet, dass das Eigenkapital und das Fremdkapital über die geplante Laufzeit von 15 Jahren allein durch die vertraglich vereinbarten Mietzahlungen und damit unabhängig von der Markt- und Restwertentwicklung des Flugzeugs wird.“ Die Rekonfigurationskosten bei einem neuen Mieter werden von Emirates gezahlt. Weil Emirates bereits 30 Mio. Dollar in die unternehmensspezifische Kabinenausstattung investiert hat (3Klassen-Konfiguration mit 519 Sitzplätzen in First-, Business- und Economy-

Dr. Peter Lesniczak Geschäftsführer Dr. Peters Vertriebs GmbH


Zwei A380-800 im Vergleich Dr. Peters DS 140 Flugzeugfonds XIV

Hannover Leasing „Flight Invest 51“

Gemeinsamkeiten

Tilgung in der Erstleasingphase Bonitätsstarke Leasingnehmer Vier Engine Alliance Triebwerke Unterschiede

Class-Sitzen)), ist es sehr wahrscheinlich, dass Emirates das Flugzeug bis zum Laufzeitende des Fonds selbst nutzt. Die Remarketingkosten bei dem Air-FranceFlugzeug veranschlagt Dr. Peters mit 6 Mio. Euro. Außerdem steht bei Verkauf eine Liquiditätsreserve von 14 Mio. Euro zur Verfügung. Bei der 4-KlassenKonfiguration von Air France (516 Sitze in First-, Business-, Premium Voyageurund Economy-Class) und standardisiertem Kabinenaufbau sind nur geringe Umbaukosten für einen eventuellen Anschlussnutzer erforderlich. Der Dr. Peters-Fonds vermietet das Flugzeug an Air France, hat das Flugzeug in Euro bezahlt und die Leasingraten ebenso in Euro vereinbart. Der Anleger hat also bis zum Exit kein Währungsrisiko, wohl aber beim Verkauf des A380-800. Der Flugzeugmarkt ist ein Dollarmarkt. In Euro werden 56,7 Mio. Euro bei einem angenommenen Wechselkurs von 1,35. Dollar je Euro angesetzt. Derzeit notiert der Euro bei 1,25 Dollar. Der Hannover Leasing-Fonds lautet auf US-Dollar und

Andreas Ahlmann Geschäftsführer Hannover Leasing GmbH & Co. KG

wendet sich expressis verbis an Anleger, die in Dollar investieren wollen. Aber die Ausschüttungen können die Anleger in Euro verlangen – zum jeweils gültigen Wechselkurs. Air France muss das Flugzeug in einem Full-Life-Zustand an den Fonds zurückgegeben. Full-Life-Condition heißt: Die Airline ist bei Rückgabe zu Kompensationszahlungen für die zeitanteilige Nutzung aller Wartungsintervalle und aller Komponenten und Teile mit zeitlich begrenzter Nutzungsdauer verpflichtet. Hierdurch wird der AIF wirtschaftlich so gestellt, als wenn die Airline das Flugzeug in einer sog. „Full-LifeCondition“ zurückgibt. Dr. Peters kalkuliert aber die Rückgabe im Half-LifeZustand. „Das bedeutet kalkulatorisch einen Puffer im zweistelligen Millionenbereich“, meint Lesniczak. Der Fonds von Hannover Leasing erhält das Flugzeug in einem Half-Life-Zustand zurück, alle wartungsrelevanten Komponenten befinden sich also in der Mitte des Wartungszyklus. Wichtig ist bei Flugzeugfonds immer, dass die Leasingnehmer ihre Zahlungsverpflichtungen und die Verpflichtung zurWartung und Pflege des Flugzeugs aufgrund ihrer Bonität auch einhalten können.Das dürfte bei beiden Leasingnehmern anzunehmen sein. Für finanzwelt 06/2014

Anlagewährung Dollar Mindestanlage 30.000 Dollar Fondslaufzeit 15 Jahre Mittelrückfluss 217 % Leasingnehmer Emirates Rückgabe Half Life Drei Klassen-Konfiguration

Air France ist es der dritte Airbus A 800, der von einem Dr. Peters-Fonds geleast wird, Emirates mietet den zweiten Airbus 800 von Hannover Leasing. Die Leasingnehmer erweisen sich als pünktliche Zahler, so können die Fonds den Prognosen entsprechend ausschütten. Das gilt nicht nur für A380-Fonds, sondern für alle Flugzeugfonds der etablierten Anbieter. „Bereits zum 26. Mal in Folge schloss Emirates das Finanzjahr 2013/2014 mit Gewinn ab, trotz Rekordsteigerungen bei unserer Kapazität sowie signifikanten Investitionen innerhalb der gesamten Gruppe“, konstatiert Seine Hoheit SheikhAhmed bin SaeedAl Maktoum, Chairman und Chief Executive Emirates Airline & Group. Emirates ist die größte Fluggesellschaft im Mittleren Osten und befindet sich im Besitz des Staates Dubai. Air France-KLM ist eine der größten Fluggesellschaften der Welt, an der der französische Staat mit 16 % beteiligt ist. (lf)

Fazit Zwei Flugzeug-AIFs von erfahrenen Anbietern mit Leasingnehmern hoher Bonität. Nur mit Großraumflugzeugen wie dem A380-800 lässt sich das Wachstum des Flugverkehrs bewältigen. Beide Fonds tilgen die Schulden zügig. Aber alle am Markt befindlichen Airbus A380800 befinden sich noch in der Erstleasingphase, erst danach lassen sich zuverlässige Aussagen über die Weitervermarktung treffen.

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Anlagewährung Euro Mindestanlage 20.000 Euro Fondslaufzeit 13 Jahre Mittelrückfluss 180 % Leasingnehmer Air France Rückgabe Full Life Vier Klassen-Konfiguration

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SACHWERTANLAGEN I Gold

MittenimSturm derGeschehnisse Das Edelmetall beendet das Jahr 2014 beinahe auf dem gleichen Preisniveau wie zu Beginn des Jahres – unvorhergesehene Entwicklungen ausgenommen. Dennoch lassen massive regionale Verwerfungen in Angebot und Nachfrage und bemerkenswerte politische Klimmzüge internationaler Akteure die nächsten 12 Monate sehr spannend erscheinen.

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ie Politik mischt sich zusehends offen ein: Das letzte Quartal 2014 hat die politischen Akteure dem europäischen Kontinent zu einem zunehmend hektischen Tanz um das goldene Kalb antreten lassen. Der willentliche Einfluss auf die Gestaltung des Goldpreises einer immer hilfloser erscheinenden Politik tritt immer klarer zutage und wird sich voraussichtlich 2015 noch steigern, derweil Indien, China und Russland in aller Stille ihre Importe erhöhen. Bemerkenswert sind insbesondere folgende Entwicklungen:

1. Das Schweizer Referendum Die Initiative „Rettet unser Schweizer Gold“ forderte, die im Ausland lagernden Schweizer Goldreserven zurück in die Schweiz zu holen und darüber hinaus die Schweizer Zentralbank zu verpflichten, mindestens 20 % ihrer Aktiva in physischem Gold zu halten. Allein um diese Mindestanforderung zu erreichen, hätte die Schweizer Zentralbank nach Presseberichten rund 1.800 Tonnen Gold zukaufen müssen. „Diese Menge entspricht 67 % der jährlichen globalen Goldförderung“, so die

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„Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) zum Thema. Diese Anforderung hätte einen permanenten Bid in den Markt für physisches Gold gelegt, was mit Sicherheit zu einer Stabilisierung und tendenziell zu einem Anstieg des Goldpreises geführt hätte. Das Referendum am 30.11.2014 scheiterte mit über 70 % Nein-Stimmen, der Volksabstimmung ging jedoch eine bemerkenswert hitzig geführte Diskussion voraus, in der selbst der eigentlich streng neutrale Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB) Thomas Jordan in der Rolle des taktierenden Machtpolitikers schlüpfte. In einem langen Interview mit der NZZ am 06.11.2014 malte SNB-Chef Jordan beinahe biblische Schreckensszenarien für die Schweiz im Falle eines „Ja“ zur Gold-Initiative aus, die er ähnlich am 23.11.2014, dem schweizerischen Ustertag, auch noch von der Kirchenkanzel aus verkündete. Grund für die Panik des Zentralbankers: Bei einem „Ja“ wäre die SNB faktisch zu einem Abschmelzen des zur Kursstabilisierung des Schweizer Frankens aufgetürmten Euro-Bergs zugunsten eines Gold-Gebirges gezwungen, was die seit mehreren Jahren faktisch geltende EuroCHF Kopplung aufgelöst hätte. finanzwelt 06/2014

2. Leise, still und heimlich: Holland hat sein Gold zurückgeholt Was der deutschen Bundesbank trotz angeblicher Bemühungen nicht gelingen will, das haben die Holländer ohne jede Öffentlichkeit durchgezogen, und die niederländische Nationalbank „De Nederlandse Bank“ (DNB) verkündete am 21.11.2014 stolz die erfolgreiche Rückführung von über 122 Tonnen Gold aus den Kammern der Federal Reserve der USA. In den deutschen Medien hat die erfolgreiche Rückführung kaum Niederschlag gefunden, möglicherweise schämt man sich bei uns auch ein wenig über die Erfolglosigkeit der Deutschen Bundesbank, die zunächst nur wenige Tonnen und dann eigentlich gar nichts zurückführen kann – oder darf. Dagegen berichtet die österreichische „Presse“ am 21.11.: „Neben einer stärker ausgeglichenen Verteilung der Goldreserven kann dies auch das Vertrauen in der Bevölkerung erhöhen.“ Die Deutsche Bundesbank hadert derweil mit den Kosten einer Rückführung ihrer Reserven, die größtenteils in den Tresoren der New Yorker FED liegen sollen. Laut des Nachrichtendienstes „Dutch News“ erfolgte die Rückführung des Goldes nach Holland schlicht per Schiff – möglicherweise mag die Bundesbank sich holländischer Spediteure bedienen. 3. Frankreich: Le Pen fordert Rückführung des französischen Goldschatzes Auch in Frankreich wird die Rückführung des goldenen Staatsschatzes zunehmend Thema. Marine Le Pen, Vorsitzende der Front National und nach aktuellen Meinungsumfragen an erster Stelle bei einer möglichen Präsidentenwahl, forderte am 26.11.2014 in einem offenen Brief Christian Noyer, Gouverneur der Banque de France, auf, den Goldbesitz nach Frankreich zurückzuholen. Le Pen schrieb ausdrücklich, dass das Gold weder dem Staat noch der Banque de France gehöre, sondern der Gesamtheit des französischen Volks. Darüber hinaus fordert sie die Banque de France auf, die Goldbestände durch Zukauf um weitere 20 % zu erhöhen sowie die unabhängige Prüfung aller französischen Goldbestände, egal wo


sie gelagert sind. Die Stimme von Marine Le Pen wird mit ihrer zunehmenden Popularität und der rekordverdächtig niedrigen Popularität von Staatschef Hollande sicher an Gewicht gewinnen und auch 2015 für weitere Diskussion zum Thema Goldrückführung sorgen.

Weise die Goldreserven der Ukraine auf Anordnung der politischen Führung in die USA ausgeflogen wurden. Wenig später kauft die Ukraine für 1 Mrd. USD Gold und Währungsreserven mit der ersten Tranche der frischen IWF-Kredite. Am 30.05.2014 zitiert ITAR-TASS

Gold und nicht Barrengold, Anm. der Redaktion) stark angezogen. Mit über 180 Tonnen zeigt sich der steigende Wohlstand auch in starken Käufen im Vorfeld des Diwali-Festes, des fünftägigen Lichtfestes der Hindus, Sikhs und Jains, bei dem die Gläubigen traditionell

4. Ukraine: Hütchenspiel mit den Goldreserven Besonders bizarr sind die Meldungen, die sich seit Monaten um das Gold der Ukrainischen Nationalbank ranken. Das von Oligarchen regierte und von ethnischen Konflikten zerrissene Land scheint einen Umgang mit seinem Goldschatz zu pflegen, der viele Fragen offen lässt: Am 07.03.2014 berichtet die russischsprachige Zeitung „Iskra“, dass am Vorabend vom Flughafen Borispol eine von Schwerbewaffneten eskortierte Autokolonne vierzig schwere Kisten in ein unregistriertes Transportflugzeug verladen hätte, das sofort gestartet sei. Auf Anfrage der Redaktion hätten Beamten des zuständigen Ministeriums mitgeteilt, dass auf diese

den Chef der ukrainischen Zentralbank Stepan Kubiw: „Über eine Milliarde Dollar aus der ersten Tranche des Kredits wird für Gold- und Währungsreserven der Ukraine verwendet werden, was das Finanzsystem stärken wird.“ Kaum ein halbes Jahr später verkauft die Ukrainische Zentralbank wieder ihr Gold – gegen US-Dollar – und schiebt nach langem Hin und Her am 24.11.2014 die Meldung nach, man hätte „die Struktur der Währungsreserven optimiert“.

ihre beste Kleidung und ihren schönsten Schmuck tragen.

5. Indien mit Rekordnachfrage Neben der stabilen Nachfrage der Zentralbanken im östlichen Teil der Welt hat in Indien im 3. Quartal die Nachfrage nach Schmuckgold (verarbeitetes finanzwelt 06/2014

Auch in anderen Teilen der Welt scheint ein Umdenken in Sachen Gold langsam einzusetzen.So zitiert CNBC im Oktober das Wall Street Journal einen Vortrag von Alan Greenspan, der Ikone der amerikanischen Geldpolitik, vor dem Council of Foreign Relations mit dem Satz „Mr. Greenspan said gold is a good place to put money these days given its value as a currency outside of the policies conducted by governments.“ Der Gedanke, dass Gold eine Währung außerhalb der – zunehmend hilflosen – politischen Programme der Regierungen sein kann, ist für 2015 sicherlich bedenkenswert. (cs)

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ASSISTANCE VERTRIEB I Interview

finanzwelt:Die so genannte „nicht-konventionelle“ Geldpolitik der Zentralbanken steuert seit einigen Jahren die Preise von Anleihen, von Aktien wie auch die Geldmenge und die Zinsen. Welche Absichten verfolgen die Zentralbanker und wie wird sich dies Ihrer Meinung nach auf die Mitte unserer Gesellschaft, auf die Mitbürgerinnen und Mitbürger auswirken? Schäffler ❭ Die Notenbanken wollen die Konjunktur steuern und damit beleben. Dies haben sie historisch immer über ihre Zinspolitik versucht, doch jetzt sind die Möglichkeiten der Zinspolitik ausgereizt. Und dennoch springt die Konjunktur nicht richtig an. Deshalb kaufen die wichtigsten Notenbanken Schulden von Unternehmen, Banken und den eigenen Staaten an, um den Langfristzins zu drücken und neuen „Spielraum“ in den Staatshaushalten und Bilanzen zu schaffen. Alle Hyperinflationen in der Geschichte haben damit begonnen, dass Notenbanken die Schulden der Staaten durch Gelddrucken finanziert haben. Das geht nicht lange gut. finanzwelt: Worauf gründet sich die Auffassung der Zentralbanker, dass – kaum vorstellbar große – Aufkäufe von Staatsanleihen, von Aktien (z. B. durch die Schweizerische Nationalbank SNB und Bank of Japan BoJ) und von AssetBacked-Securities eine Stimulation der Realwirtschaft ergeben könnte? Wer verkauft eigentlich diese Finanzprodukte an die Zentralbanken und was geschieht damit? Schäffler ❭ Es gründet sich aus der Vergangenheit. Schauen Sie nach Spanien. Dort ist durch die billigen Zinsen in den 2000er Jahren ein Immobilienboom erzeugt worden, der das ganze Land mitzog. Nicht nur die Bauindustrie profitierte, sondern auch die Nebengewerbe, der Konsum. Und selbst der Staat profitierte vom Wachstum durch höhere Steuereinnahmen und niedrigere Sozialausgaben. Doch dieser Boom war auf Sand gebaut, es bildete sich eine Blase, die platzte, als die Investoren nicht mehr an die weiter steigenden Immobilienpreise glaubten. Am Ende blieben die Banken auf den faulen Krediten sitzen und wandten sich an den

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spanischen Staat und der an den europäischen Steuerzahler und Sparer. Jetzt will die EZB diese faulen Kredite den Banken abkaufen, damit die Party wieder von vorne los gehen kann. finanzwelt: Die meisten Länder leiden unter sinkenden Realeinkommen der breiten Bevölkerungsschicht. Wie ist der logische Argumentationsweg des Zentralbankers, durch Geldmengenausweitung eine Realwirtschaft, die zwischen 60 und 70 % vom Konsum abhängig ist, aber unter sinkenden Realeinkommen leidet, überhaupt stimulieren zu können? Schäffler ❭ Die Zentralbanken können nur zwischen Pest und Cholera wählen. Würden sie die Insolvenz von Staaten und Banken zulassen, hätte dies eine Schrumpfung der Kredit- und damit der Geldmenge zur Folge. Dies wollen die Zentralbanker auf jeden Fall verhindern, daher wollen sie Inflation und damit die Enteignung der Sparer befördern und noch mehr Geld ins System pumpen. Damit dreht sich das „Hamsterrad“ immer schneller, bis breite Bevölkerungsschichten nicht mehr an die Werthaltigkeit dieses Geldes glauben. Dann kann es sehr schnell gehen. finanzwelt: Janet Yellen, die Vorsitzende der amerikanischen FED, war Studentin und Doktorandin von James Tobin, nach dem die „Tobin-Steuer“ benannt wurde, einem Etatisten und Keynesianer. Frau Yellens Sprache ist geprägt vom Keynesianismus alter Schule: Mit Begriffen wie „Slack“ (Schlaffheit) des Arbeitsmarktes, „potential GDP“ (potenziellem BSP) und dem Modell der Badewanne des BSP, die es durch keynesianische Steuerung stets bis an den Rand aufzufüllen gilt, ist eine strenggläubige Keynesianerin im Zentrum des Kapitalismus angekommen. Wie sehen Sie die langfristigen Folgen eines solchen ideologischen Wandels? Schäffler ❭ Es ist nur konsequent, dass Yellen an die Spitze der FED gerückt ist, denn alle Regierungen und alle Notenbanken auf dieser Welt sind sich über den geldpolitischen Kurs weitgehend einig. Doch ich will Ihnen an anderer Stelle widersprechen. Yellen ist nicht im Zentrum des Kapitalismus, sondern finanzwelt 06/2014

Frank Schäffler, der spätestens als der „Euro-Rebell“ der FDP bundesweite Bekanntheit erlangt hat, ist eine Spezies, die man heute in der Politik mit der Lupe suchen muss. Erstens hat er eine über zehnjährige Berufserfahrung – und das auch noch in der unabhängigen Finanzdienstleistung. Zweitens scheut sich Frank Schäffler nicht, seine Meinung auch gegen die Zwänge seiner Fraktion und anderer politischer heiliger Kühe offen mitzuteilen. Eine seltene Kombination. Daher freuen wir uns umso mehr, Herrn Schäffler für ein Gespräch gewonnen zu haben.

im Epizentrum des Geldsozialismus angekommen. Wir befinden uns in einer Geldplanwirtschaft, die vom Staat geschaffen und verteidigt wird. In einem kapitalistischen Wirtschaftssystem würde sich nicht dauerhaft ein Geldmonopol bilden, sondern es würde Wettbewerb herrschen und sich das beste Geld durchsetzen. finanzwelt:Was sind die Folgen der Politik des billigen Geldes auf politischer, auf realwirtschaftlicher – insbesondere der Mitbürger und Mitbürgerinnen die früher „Mittelstand“, heute vom Finanzminister schon „Gutverdiener“ genannt


Zentralbanken und „Geldsozialismus“

finanzwelt: Noch vor wenigen Jahren hat die Politik die private Vorsorge, nicht zuletzt für das Alter, lautstark angemahnt. Heute sieht es so aus, als werde der vorsichtige Sparer und Vor-

sorger bestraft. Wie sehen Sie diesen plötzlichen Stimmungswandel in der Politik? Schäffler ❭ Einen Stimmungswandel kann ich nicht feststellen. Die Politik duckt sich weg. Es ist eine stillschweigende Übereinkunft aller, dass die Sparer still und heimlich enteignet werden sollen. Denn wenn der Zins abgeschafft wird, damit der Staat seine Ausgaben dauerhaft finanzieren kann, dann können diejenigen, die in die Schulden des Staates ihr Geld anlegen, auch keine Rendite erwirtschaften. Das betrifft mehr oder weniger alle Bürger, denn fast jeder hat Produkte wie Lebensverfinanzwelt 06/2014

sicherungen, Riester-Verträge, betriebliche Altersvorsorge, private Krankenversicherungen oder zahlt in ein Versorgungswerk ein. finanzwelt: Herr Asoka Wöhrmann, Chefanlagestratege der Deutschen Asset & Wealth Management, wurde kürzlich in der „Welt am Sonntag“ wie folgt zitiert: „Statt sich arm zu sparen, müssen wir Deutschen wieder mehr konsumieren und gleichzeitig vernünftig investieren“. Würden Sie dem folgen? Schäffler ❭ Keine Gesellschaft auf dieser Welt ist dauerhaft zu Wohlstand gekommen, indem sie möglichst viel

Foto: © Studio Kohlmeier, Berlin

werden – und gesellschaftlicher Ebene? Schäffler ❭ Sie führen zu immer mehr Staat, mehr Überwachung, mehr Steuern und mehr Schulden. Immer dann, wenn die nächste Blase noch viel stärker platzt als die davor, dann reagiert der Staat mit noch mehr Gesetzen, Willkür und Bürokratie. Am Ende leiden die Marktwirtschaft, das Recht und die Freiheit aller.

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ASSISTANCE VERTRIEB I Interview

konsumiert hat. Das ist doch kein Selbstzweck! Konsum- und Investitionsentscheidungen sind individuelle Prozesse, die nicht vom Staat gelenkt werden dürfen, das ist doch gerade unser heutiges Problem. finanzwelt:Herr Wöhrmann spricht im zitierten Artikel vom „Vernünftig investieren“, was durchaus differenziert und in sich richtig ist. Was bleibt in einer Welt, die für Preisbildungen zunehmend auf die Handlungen der Zentralbanken schaut, für den Berater und den Anleger als vernünftigen Orientierungsmaßstab seiner Entscheidungen übrig? Schäffler ❭ Wer soll das „Vernünftige Investieren“ denn entscheiden? Frau Merkel wie bei der Energiewende? Oder Herr Wowereit wie beim Berliner Flughafen? Nein, vernünftig investieren können nur Unternehmer und Bürger, die selbst ihre Entscheidungen planen und das Risiko dafür tragen. Sich diesem System dienlich zu machen, versaut eine ganze Gesellschaft und macht den Geldsozialismus nur noch schlimmer. finanzwelt: Ist das Risiko derzeit noch Entscheidungskriterium mancher institutioneller Anleger? Denn das SubprimeSegment boomt scheinbar wieder. Schäffler ❭ Nein. Wir sind wieder da, wo wir 2000 und 2007 waren. Es sind die gleichen Signale der Übertreibung an den Immobilien- und Aktienmärkten. Wir sind jetzt nur einige Jahre weiter und die Verschuldung hat weiter zugenommen. finanzwelt: Die Inflation wird von den Zentralbanken ohne jede wissenschaftliche Grundlage als positiv, ja begrü-

ßenswert, angepriesen. Es werden Inflationsziele gesetzt, die Deflation als Gefahr deklariert. Wäre dies korrekt, so müsste Gideon Gono, Präsident der Zentralbank von Zimbabwe, der es auf rund 200 % jährliche Inflation brachte, Rockstar-Status haben. Wem nützt Inflation, wem schadet sie, Ihrer Ansicht nach? Schäffler ❭ Die Ausweitung der Geldund Kreditmenge führt aktuell nicht in erster Linie zur Steigerung der Konsumgüterpreise, sondern zu einer Steigerung der Vermögensgüterpreise bei Aktien und Immobilien. Davon profitieren sehr viele. Die Banken, die mit Aktien handeln und Immobilien finanzieren; der Staat, der mehr Steuereinnahmen und geringere Zinsausgaben

Im neuen Buch von Frank Schäffler „Nicht mit unserem Geld“ geht der ehemalige FDP-Abgeordnete Frank Schäffler mit der Politik des beständig billigen Geldes gnadenlos ins Gericht. Er war einer der ersten, die sich im deutschen Bundestag gegen diese von der Politik als „alternativlos“ bezeichneten Experimente, die angeblichen Rettungsmaßnahmen der südeuropäischen Peripherie und die milliardenschweren Rettungsschirme, gestellt hat. In diesem Buch legt er dar, dass uns diese Politik wieder in eine neue, noch schlimmere Krise führen wird.

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finanzwelt 06/2014

hat; die Exportindustrie, die ihre Produkte billiger ins Ausland liefern kann; und der Häuslebauer, der sich viel mehr Immobilie bei 2 % Hypothekenzinsen leisten kann als bei 5 oder 6 %. Dauerhaft zurückgehende Preise würden dagegen all diese Gruppen hart treffen, deshalb wehren sie sich dagegen. finanzwelt: Als einer der wenigen deutschen Politiker besitzen Sie persönlich Erfahrung, was das System der unabhängigen Beratung von Vorsorgern, Sparern und Anlegern betrifft. Was können Sie unseren Lesern, den unabhängigen Maklern, Beratern und Vermittlern in dieser zunehmend absurd erscheinenden Zeit für Ihre Arbeit auf den Weg geben? Schäffler ❭ Gute Beratung ist so wichtig, aber wahrscheinlich auch so schwierig wie noch nie. Es gelten jedoch die klassischen Tugenden nach wie vor: Ehrlichkeit, Verlässlichkeit für den Aufbau einer langfristigen Kundenbeziehung. Das erfordert, dass man die Zusammenhänge versteht und daraus die richtigen Lehren für sich und seine Kunden zieht. Staatsanleihen und Produkte, die darin investieren, sind dabei ein absolutes No-Go. (cs)



ASSISTANCE VERTRIEB I Inflationssichere Anlagen

Gutgeschützt Inflation oder Deflation – unter Wirtschaftswissenschaftler tobt der Streit um das wahrscheinlichste Szenario. Doch was ist mit dem Anleger? Was bietet tatsächlich Schutz gegen die Geldentwertung und welche Anlagen bestehen in der Deflation?

D

ie Preise im Euroraum befinden sich weiter im Rückwärtsgang. Im November sind die Verbraucherpreise lediglich um 0,3 % gegenüber dem Vorjahreswert gestiegen. Im Oktober betrug die Teuerungsrate noch 0,4 %, wie Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, mitteilte. Der erneute Rückgang gibt den Sorgen vor einer Deflation in Europa neue Nahrung. Genau das fürchtet die Europäische Zentralbank und versucht mit aller Macht einem solchen Szenario entgegenzusteuern. Je mehr Geld aber in den Kreislauf gepumpt wird, desto größer ist die Gefahr einer zukünftigen Inflation, befürchten die Kritiker solcher expansiven Geld-

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maßnahmen. In der Wirtschaftstheorie entsteht Inflation, wenn die Geldmenge, Umlaufgeschwindigkeit oder die Preise steigen. Dass die Inflation, die vor über einem Jahr in vielen Diskussionen noch als wahrscheinlichstes Szenario genannt wurde, weiter auf sich warten lässt, liegt vor allem daran, dass das viele Geld der EZB nicht in den Wirtschaftskreislauf gelangt. Dort also keine Wirkung entfaltet. Für die Wirtschaft und die Notenbanken ist die Deflation ein Horrorszenario. Bei sinkenden Preisen warten Konsumenten und Unternehmen mit Käufen und Investitionen, um noch günstigere Angebote zu bekommen. Es finanzwelt 06/2014

wird weniger gekauft, Unternehmen drosseln die Produktion und entlassen Beschäftigte. Die Kaufkraft und das Lohnniveau sinken, die Preise fallen weiter. Ein Teufelskreis, gegen den Notenbanken und Regierungen oftmals machtlos sind. Auch wenn derzeit alleAnstrengungen derVermeidung der Deflation dienen, ist das Inflationsszenario keinesfalls ausgeräumt. Stark steigende Preise sind ebenso wenig gewünscht. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Hyperinflation wie im Deutschland der 20er Jahre wohl ausgeschlossen ist, sind langfristig höhere Inflationsraten wahrscheinlich. Die westlichen Noten-


banken setzen alles daran, die Inflation auf mindestens 2 % zu hieven. Der Internationale Währungsfonds empfiehlt sogar noch höhere Werte von bis zu 6 %. Nur so lasse sich die Schuldenlast der Staaten in den Griff bekommen.

Das Inflationsgespenst bot in der Vergangenheit ein gutes Argument, um Anleger in vermeintlich inflationssichere Anlagen zu schicken. Etwa in Gold oder Immobilien. Auch Aktien gelten als guter Inflationsschutz. Doch wie sieht es mit dem Schutz wirklich aus und welche Anlagen bestehen in der Deflation?

Immobilien – Inflation Die Immobilie ist der klassische Schutz gegen inflationäre Tendenzen. So propagieren es Makler, Verbände und Immobilienunternehmen seit Jahrzehnten. Und tatsächlich steigen mit den Preisen auch die Mieten und damit die Immobilienpreise, da sich deren Wert an der zur erzielenden Miete misst. Das gilt insbesondere bei gewerblichen Objekten, die in Fonds oder geschlossenen AIFs stecken. Doch eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) belegt, dass der Mechanismus nur teilweise funktioniert. Am besten schützen demnach Wohnimmobilien vor der Geldentwertung, erst danach kommen Büro- und Handelsimmobilien. Da insbesondere in den Ballungszentren eine Wohnung nicht so leicht zu ersetzen ist, können Vermieter Mieterhöhungen leichter durchsetzen. Zumindest in der Theorie. In vielen Gegenden in Deutschland ist es mit dem Inflationsschutz nicht weit her. Der Immobilienverband IVD erklärt, dass die Mieten im Bundesdurchschnitt inflationsbereinigt immer noch unter dem Niveau von vor 20 Jahren liegen. Die Mietpreisbremse wird diesen Inflationsschutz sicherlich nicht beflügeln. Dass gewerbliche Immobilien auch nicht den finanzwelt 06/2014

besten Schutz bieten, liegt daran, dass vor allem Büromieten selten zu 100 % an die Inflation gekoppelt sind. Meist lassen sich die Mieter ein paar „inflationsfreie“ Jahre einräumen. Danach wird oft nur ein Teil an die Mieter weitergegeben. Zudem kann eine zu hohe Indexierung die Mieter dazu verleiten, sich nach neuen, günstigeren Räumen umzuschauen. Immobilien – Deflation Die Deflation hat vor allem für gewerbliche Immobilien negative Auswirkungen. Wenn Unternehmen Angestellte entlassen, sinkt die Nachfrage nach Büround Industriegebäuden. Auch der Einzelhandel leidet unter der abwartenden Konsumhaltung der Verbraucher. Die Folge: Leerstände steigen, Mieten und der Wert der Immobilien sinken. Professionelle Anleger versuchen dem entgegenzusteuern, indem sie heute schon mit ihren Mietern möglichst langfristige Mietverträge vereinbaren. Bei der Auswahl von Immobilienfonds oder Immobilienaktien sollte man daher genau die Länge der Mietverträge prüfen. Für private Immobilienbesitzer kann eine Deflation gravierende Auswirkungen haben. Der Wert der Immobilie sinkt tendenziell. Selbst wenn in guten Lagen der Wert stabil bleibt, sinken die Mieten – insbesondere bei vollindexierten Mietverträgen. Selbst wenn die Indexierung nur einseitignach oben vereinbart wurde, führt das sinkende Mietniveau mit der Zeit zu einer überhöhten Miete und erhöht für den Mieter den Anreiz, sich etwas günstigeres zu suchen. Gleichzeitig sinken die Einkommen. Mit weniger Einkommen und geringerer Miete muss dennoch die gleiche Kreditbelastung getragen werden. Das kann schnell dazu führen, dass die Bank kalte Füße bekommt und weitere Sicherheiten verlangt. Aktien – Inflation In vielen Definitionen gelten Aktien als Sachwerte und damit per se als Schutz gegen Inflation. Schließlich erwirbt der Anleger damit Produktivkapital, Immobilien, Maschinen und Fuhrparks. Im Inflationsumfeld werden diese Sachwerte teurer. Gleichzeitig steigen die Preise und damit die Gewinne der Unternehmen. Das ist gut für die Aktienkurse. Falsch, meint StephanAlbrech,Vorstand

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Immobilien – die selbstgenutzte Immobilie Wer eine abbezahlte Immobilie sein Eigen nennt, der kann entspannt in die Zukunft schauen. Anders sieht es aus, wenn das Häuschen oder die Wohnung auf Pump gekauft wurde. Insbesondere für private Immobilienbesitzer kann eine lang anhaltende Deflation in die Insolvenz führen. Die Schulden gewinnen real an Wert, während die Löhne sinken oder gar die Arbeitslosigkeit droht. Gleichzeitig sinkt der Wert des Hauses. Im Extremfall kann der Kredit sogar den Wert der Immobilie übersteigen. Wer mit einem solchen Szenario rechnet, sollte daher möglichst viel Eigenkapital für den Kauf aufbringen oder Sondertilgungsoptionen radikal ausnutzen. Die Inflation ist da das weniger schreckliche Szenario. Bei steigendem Einkommen und einem möglichst lang laufenden Kreditvertrag zu gleichbleibenden Konditionen lässt sich die Immobilie entspannt abbezahlen.

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ASSISTANCE VERTRIEB I Inflationssichere Anlagen

der Albrech & Cie VermögensverwaltungAG. „Bei anziehender Geldentwertung leidet der breite Aktienmarkt“, ist er überzeugt. Insbesondere Dividendentitel ringen mit attraktiver werdenden Anleihen um die Gunst der Anleger, wenn die Zinsen mit der Inflation steigen. „Aus Anlegersicht gäbe es keinen Anreiz mehr, das Risiko von Aktien auf sich zu nehmen, wenn sich mit risikolosen Staatsanleihen ebenfalls 6 % Zinsen kassieren ließen“, so Albrech. Die Geschichte belegt dieses Szenario. In den USA verlor der Dow Jones Index zwischen 1968 bis 1981 nominal nur 8 %. Der Dollar verlor in diesen 14 Jahren aber rund zwei Drittel seiner Kaufkraft! „Wer 10.000 Dollar in Aktien investiert hatte, besaß damit am Ende einen realen Gegenwert von knapp 3.400 Dollar“, rechnet Albrech vor. Von einem echten Inflationsschutz könne also keine Rede sein. Um die Staatsschulden abzubauen, ist den Regierungen und Notenbanken allerdings daran gelegen, die Zinsen langfristig unterhalb der Inflationsrate zu lassen. Dann sind festverzinsliche Wertpapiere für die Anleger uninteressant und die Aktie rückt in den Fokus. Einen gewissen Inflationsschutz sieht Albrech bei einzelnen Unternehmen aus dem Rohstoffsektor und solche, die eine ausreichende Preissetzungsmacht haben. Der breite Markt werde wegen der sinkenden Eigenkapitalrenditen aber unter der anziehenden Geldentwertung leiden. Aktien – Deflation Auch im Deflationsszenario scheinen Aktien keine gute Anlage zu sein. Durch den Käuferstreik sinken die Umsätze und die Gewinne. Gleichzeitig müssen die Unternehmen jedoch unverändert ihre Verbindlichkeiten bedienen. „Beides führt am Ende zu fallenden Aktienkursen, wobei die Zahl der Insolvenzen deutlich zunimmt“, warnt Michael Reuss, geschäftsführender Gesellschafter der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung. Der japanische Aktienmarkt belegt diese Entwicklung. Doch es gibt Ausnahmen. Unternehmen der Pharmaund der Lebensmittelbranche etwa sind weniger anfällig für die Zurückhaltung der Konsumenten, da Medikamente und Lebensmittel immer benötigt werden. Zahlen der Credit Suisse zeigen aller-

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dings, dass Aktien in einem deflationären Umfeld reale Rendite erwirtschaften.

zinslich orientierte Anleger heute schon auf kurze Laufzeiten achten.

Gold – Inflation Das Edelmetall gilt als klassischer Krisenund Inflationsschutz. Aus Angst vor dem Untergang des Euro und vor einer galoppierenden Inflation kauften die Anleger in der Vergangenheit massenweise Gold und trieben so den Preis in die Höhe. Seit die Inflationsangst aus dem Markt gewichen ist, hat auch Gold an Glanz verloren. Der Inflationsschutz des Goldes besteht eher in der Angst vor einer Inflation. Schon vor zwei Jahren ist der Goldpreis trotz weltweiter Inflationsangst gesunken. Nur bei sehr hohen Inflationsraten kann es seinen Vorteil ausspielen. Es ist im Gegensatz zu Papiergeld nicht beliebig vermehrbar und verliert daher nicht an Akzeptanz. Wer auf Gold zum Inflationsschutz setzt, rechnet daher mit dem Schlimmsten.

Anleihen – Deflation Deflationsszenarien sprechen dagegen für Anleihen. Eine gemäßigte Deflation nutzt den Gläubigern und benachteiligt die Schuldner. Zudem sinken in der Deflation die Zinsen tendenziell weiter. Ältere Anlagen mit einem hohen Coupon gewinnen also an Wert. „Bundesanleihen wären im Fall einer Deflation wahrscheinlich der Gewinner, da sie den Anlegern die höchstmögliche Sicherheit bieten“, glaubt Reuss. Der Bund werde weiter seine Zinsen bedienen und auch das Kapital zurückzahlen können. Anders sehe es bei Unternehmensanleihen aus. Die sinkenden Umsätze verschlechtern die Bonität der Unternehmen. „Die unausweichlichen Herabstufungen der Ratings führen zu Kursverlusten; bei Insolvenz des Schuldners droht sogar der Totalverlust“, warnt Reuss. In der Deflation ist es wichtiger denn je, auf die Bonität der Schuldner zu schauen.

Gold – Deflation Ob Gold auch in einer deflationären Phase eine gute Wertanlage ist, darüber gibt es kaum historische Erfahrungen. In vielen dieser Phasen gab es noch den Goldstandard, also eine Bindung von Währungen an das Edelmetall. „Aktuell ist es daher sehr schwierig, die Auswirkungen einer Deflation auf den Goldpreis vorherzusagen“, meint Reuss. Doch schon 2008, als deflationäre Tendenzen überwogen, kam das Edelmetall zeitweise unter Druck. „Generell gilt: Inflation beflügelt den Goldpreis deutlich stärker als eine Deflation“, fasst Reuss zusammen. Anleihen – Inflation In einem inflationären Szenario sind inflationsgeschützte Anleihen eine gute Wahl. Bei diesen ist der Kupon an die Entwicklung eines Inflationsindex gekoppelt. Steigt die Inflation, fällt die Zinszahlung höher aus, bei Deflation kann sie aber auch fallen. Die Rückzahlung orientiert sich am Ende ebenfalls an der Inflation. Wer mit dem Inflationsszenario spielt, sollte auf solche Anleihen setzen. Herkömmliche Bonds werden dagegen schnell an Wert verlieren, wenn die Zinsen in Folge einer Inflation steigen. Anleihen, die weniger einbringen als die Inflationsraten, verlieren dann massiv an Wert. Darum sollten festverfinanzwelt 06/2014

Alternative Anlagen Wie alternative Sachwertanlagen wie Kunst, Edelsteine oder Oldtimer auf die verschiedenen Szenarien reagieren, ist umstritten. Wer in der Vergangenheit auf die richtigen Künstler gesetzt hat, konnte sicherlich die Inflation deutlich übertreffen. Auch bei Edelsteinen sieht Christian Fischl, Geschäftsführer der Huber, Reuss & KollegenVermögensverwaltung, einen gewissen Inflationsschutz. „Der Blick auf die Wertentwicklung von Diamanten von 1960 bis 2010 zeigt eine stetige Aufwärtstendenz, die sich seit dem Jahrtausendwechsel noch einmal beschleunigt hat“, so Fischl. Selbst in der Finanzkrise habe es nur geringe Preiseinbußen bei Diamanten gegeben. „Diese Funktion als Inflationsschutz hat sich insbesondere in der vergangenen Dekade hervorragend bewährt“, meint Fischl. Allerdings sind bei diesen Anlagen fundierte Sachkenntnisse unabdingbar. Die Märkte haben ihre speziellen Eigenarten und sind in hohem Maße intransparent. Oftmals spielen zudem für die Preisbildung andere Faktoren eine Rolle als die allgemeine Preisentwicklung. (ahz)


Interview I INVESTMENTFONDS

versteht die Papierflut, die er uns unterschreiben muss, meist auch nicht mehr. Die für unser Dienstleistungsspektrum verfügbare Zeit wird dadurch stark reduziert; besonders problematisch ist dies im Fall der Anlageberatung, die zunehmend zurückgedrängt wird. Besser wäre daher ein höherer Wissenstand der Anleger; oftmals sind sogar grundlegende Begriffe aus dem Bereich der Geldanlage dem Kunden nicht vertraut.

Bildungsmissstand dringend beheben Unabhängigkeit steht für Freiheit. Wer im Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VuV) organisiert ist, unterliegt keinen konzerneigenen Vertriebsvorgaben. Wie sich der Verband inhaltlich im kommenden Jahr aufstellen möchte und wie es um die ökonomische Bildung hierzulande bestellt ist, erzählt uns der neue Vorsitzende des Vorstands Andreas Grünewald im Interview.

finanzwelt: Herr Grünewald, seit einigen Monaten sitzen Sie sinnbildlich am Steuer des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter (VuV). Was möchten Sie verändern, um das Bild des Verbandes zu schärfen? Grünewald ❭ Wir möchten verdeutlichen, welche Leistungen von einem Vermögensverwalter erwartet werden können und mit welch hohem Qualitätsanspruch unsere Verbandsmitglieder agieren. Gerade hat uns eine Umfrage bestätigt, dass wir die meisten Neukunden über Empfehlungen gewinnen; dies spricht für eine hohe Kundenzufriedenheit. Momentan erarbeiten wir zusammen mit unseren Mitgliedern Maßnahmen, durch die wir unsere Bekanntheit steigern können. Ganz aktuell haben wir hierzu unsere Web-

seite neu gestaltet. Die Anleger können anhand verschiedener Kriterien nach einem für die jeweiligen Ansprüche geeigneten Vermögensverwalter suchen und mit ihm in Kontakt treten. finanzwelt: Viele Vermögensverwalter sehen sich durch die Gesetzesflut in ihrer Arbeit eingeengt. Warum? Grünewald ❭ Genauere Zahlen liegen uns dazu nicht vor. Durch meine langjährige Verbandszugehörigkeit führe ich jedoch sehr viele Gespräche und stelle immer wieder fest, wie viele Vermögensverwalter unter der jedes Jahr zunehmenden Last der Regularien leiden. Wir haben das Gefühl, dass durch diese im Grunde nur aus Formalien bestehende Regulierung dem Anleger nicht so richtig geholfen wurde. Der Kunde finanzwelt 06/2014

finanzwelt: Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die Branche der Vermögensverwalter in Deutschland wächst. Ist die Unabhängigkeit dabei das entscheidende Qualitätskriterium beim Kundenkontakt? Grünewald ❭ Sie ist sicherlich ein sehr wichtiges Kriterium. Vor dem Hintergrund, dass viele Bankkunden mit einer oftmals umsatzgesteuerten und damit letztlich nicht neutralen Beratung durch ihren Bankberater unzufrieden sind. Wir unabhängige Vermögensverwalter agieren im Gegensatz dazu nicht nach Vertriebsvorgaben eines Konzerns. Ebenso bedeutsam für den Zuwachs sind aber die hohe Fachkompetenz, über die unsere Vermögensverwalter verfügen, und die persönliche, häufig über Jahrzehnte angelegte Kundenbetreuung. Der Großteil von ihnen ist langjährig am Markt tätig – bei geringer Fluktuation der Mitarbeiter. Nur so kann sich zwischen Vermögensverwalter und Anleger ein Vertrauensverhältnis bilden. finanzwelt: Sie haben es sich auf die Fahne geschrieben, die ökonomische (Schul-) Bildung in Deutschland zu unterstützen. Wie schaut das konkret aus? Grünewald ❭ Wir begleiten bereits seit zwei Jahren eine Initiative in Kooperation mit einer größeren Zeitung und vermitteln Schülern in einer Doppelstunde wichtige Grundlagen zum Thema Geldanlage. Völlig neutral und unabhängig. Wir geben den jungen Leuten Ratschläge an die Hand, was sie beachten sollten und wie sie am besten kritisch und eigenverantwortlich mit ihrem Geld umgehen. Diesen Bereich der ökonomischen Schulbildung würden wir gerne ausweiten, um unsere Expertise weiterzugeben. (ah)

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ASSISTANCE VERTRIEB I Software

Diefinanzwelt-SoftwareTransparenz-Offensive

(Teil3) Die Sache mit Ă„pfeln und Birnen oder die Welt derVergleichsrechner

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finanzwelt 06/2014


Software ist in der Finanzdienstleistungs- und Versicherungsbranche zu einem der größten Erfolgsfaktoren geworden. Diese Artikelserie hat das Ziel, Ihnen eine neutrale und möglichst vollständige Marktübersicht bereitzustellen sowie konkrete Entscheidungshilfen bei der Auswahl der auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Softwarepakete anzubieten. Die Artikelserie wird sich mit Marktübersichten, Test- und Praxisberichten beschäftigen. Anfang des nächsten Jahres wird unser Online-Angebot unter www.finanzwelt.de/software für Sie zugänglich sein. Diese Artikelserie richtet sich nicht nur an Sie als Anwender, sondern auch an die Softwarehersteller: Falls Sie sich als Softwarehersteller in einer der Marktübersichten nicht wiederfinden, dann kontaktieren Sie uns einfach unter software@finanzwelt.de.

Auf der anderen Seite stehen nun die Produktanbieter (Versicherungsunternehmen). In deren Marketingabteilungen und Produktschmieden arbeiten viele Menschen daran, die Produkte zu entwickeln und zu vermarkten. Idealerweise mit einzigartigen Tarifmerkmalen, einem unschlagbaren Preis und einer überdurchschnittlichen Rentabilität. Das Ergebnis wird dann auf allen gängigen Messen, Roadshows, Webinaren usw. dem freien Vertrieb vorgestellt. Nimmt man als freier Vermittler seine Aufgabe der Produktauswahl ernst, so nimmt sie sicherlich einen bedeutenden Teil der gesamten Arbeitskraft ein. Dabei helfen Vergleichsrechner. Sie sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Softwarelandschaft unserer Branche. Vergleichsrechner werden für nahezu alle Versicherungssparten angeboten.

Der Umfang der eingebunden Versicherungsunternehmen und Tarife ist jedoch unterschiedlich.

Ratings Verglichen werden neben den Preisen auch Leistungskriterien sowie Unternehmensratings und andere Bemessungsgrößen. Unternehmensratings oder z. B. das „Volatium“vonMORGEN&MORGEN (M&M) basieren auf Kennzahlen und Simulationen und haben somit eine greifbare und nachvollziehbare Grundlage. Anders ist es bei Produkt-Ratings. Dort In der zweiten Versicherungsmakler-Trendstudie der Hochschule Fresenius (Mai 2014) wurde dasVertrauen gegenüber den bekanntesten Produkt-Ratings abgefragt. 57,5 % der Befragten vertrauen den Bewertungen von M&M und Franke und Bornberg. Es gab aber auch kritische Stimmen. 7,9 % vertrauen keinem Rating und einige Originalkommentare lauten beispielsweise so: „Die sind ja alle gekauft“ oder „Alles nur bezahlteWerbung“. Grundsätzlich lässt sich daraus ableiten, dass es nicht das allwissende Rating gibt. Die wahre Erkenntnis entsteht aus der Betrachtung und Bewertung verschiedener Quellen und dem daraus resultierenden eigenem Urteil – wie im wahren Leben auch. Welchen Produkt-Rankings vertrauen Sie am meisten? (Mehrfachnennungen waren möglich)

MORGEN & MORGEN Franke und Bornberg Softfair map-Report Institut für Vorsorgeund Finanzplanung Stiftung Warentest FOCUS-MONEY INNORATA Quelle: 2.Versicherungsmakler-Trendstudie, Hochschule Fresenius, Mai 2014, n=202

finanzwelt 06/2014

32,7 % 24,8 % 12,9 % 5,9 % 5,0 % 4,0 % 2,5 % 2,5 %

gibt es Spielräume bei der Auswahl und Bewertung der Leistungskriterien. Die Erstellung von Ratings und die Vergabe von Siegeln gehören schon seit längerem zum festen Geschäftsfeld vieler Vergleicher. Ebenfalls ist nicht unbekannt, dass Versicherungsunternehmen gerne auf das Produkt- und Marktwissen der Vergleicher bei der Produktentwicklung zurückgreifen. Ein weiteres Geschäftsfeld ist die Unterstützung des Abschluss-Prozesses. Vergleicher wie z. B. Softfair oder innosystems transportieren die Antragsdaten direkt zum Versicherer und ermöglichen den OnlineAbschluss. Auch die Einbindung von Technologien zur digitalen Unterschrift beschleunigen die Prozesse für den Vermittler und Versicherer. Die folgende Marktübersicht basiert ebenfalls auf der zweiten Studie der Hochschule Fresenius in Köln aus dem Zeitraum 04/2014 bis 07/2014.Teilgenommen haben insgesamt 316Versicherungsmakler und Finanzdienstleister. Welches Vergleichsprogramm für Sachversicherungen nutzen Sie? (Mehrfachnennungen waren möglich)

Softfair Mr-Money INNOSYSTEMS MORGEN & MORGEN blau direkt* ino24* Franke und Bornberg VEMA* VERSDIREKT kaimaan FSS-Online Versnavi Zeitsprung *) keine reinen Softwareanbieter

27,8 % 15,3 % 12,9 % 12,5 % 8,1 % 6,5 % 6,5 % 4,8 % 3,2 % 3,2 % 2,0 % 0,8 % 0,4 %

Foto: © alphaspirit - Fotolia.com

I

m ersten Artikel haben wir uns mit MVPs (Maklerverwaltungsprogrammen) und im zweiten mit Beratungssoftware beschäftigt. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Softwareunterstützung im Bereich der Produktfindung. Für einen Ausschließlichkeitsagenten spielt diese Aufgabe keine Rolle, da seine Produktauswahl sich auf die richtige Tarifauswahl seines Anbieters beschränkt. Der freie Vertrieb, also Mehrfachagenten, Versicherungsmakler oder Honorarberater, hat grundsätzlich die gesamte Marktauswahl. Damit wird diese Aufgabe etwas kniffliger. Die besondere Rolle des Versicherungsmaklers soll in diesem Zusammenhang nicht vertieft werden.

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ASSISTANCE VERTRIEB I Software

Welches KFZ-Vergleichsprogramm nutzen Sie?

Die Top-Drei-Platzierungen in einer Übersicht

(Mehrfachnennungen waren möglich)

Diese Übersicht zeigt deutlich,dass der Markt der Vergleicher von wenigen AnbieNAFI Softfair Trixi blau direkt* INNOSYSTEMS ino24* Mr-Money VERSDIREKT FSS-Online PROCHECK24*

49,1 % 15,0 % 13,1 % 7,0 % 6,1 % 5,6 % 4,7 % 1,4 % 1,4 % 0,9 %

*) keine reinen Softwareanbieter

Welches KV-Vergleichsprogramm nutzen Sie? (Mehrfachnennungen waren möglich)

Softfair MORGEN & MORGEN Levelnine KVpro.de blau direkt* Volz INNOSYSTEMS PremiumSoftware* ino24* VERSDIREKT Mr-Money GEWA-COMP FSS-Online VH3

32,4 % 20,2 % 11,5 % 5,3 % 4,6 % 4,2 % 2,3 % 1,9 % 1,9 % 1,9 % 1,5 % 1,1 % 1,1 % 1,1 %

eine Ausnahme. Hier dominiert mit Abstand NAFI. Die Gesamtmarktübersicht bestätigt die besondere Stellung von Softfair. Sie zeigt allerdings auch auf, dass 30 % des Marktes auf „kleinere“Vergleichsrechner zurückgreifen. Für diese Entscheidung wird es bestimmt auch gute Gründe geben. Sach

Marktanteil

KFZ

Marktanteil

Marktanteil

Leben

Softfair

27,8 %

NAFI

49,1 %

Softfair

32,4 %

Softfair

39,9 %

Mr-Money

15,3 %

Softfair

15,0 %

M&M

20,2 %

M&M

32,7 %

Trixi

13,1 %

Levelnine

11,5 %

blau direkt*

5,4 %

INNOSYSTEMS 12,9 % Summe

56,0 %

KV

77,2 %

64,1 %

Marktanteil

78,0 %

Checkliste Vergleichsrechner Kriterium

Beispiel

Welche Sparten möchten Sie vergleichen? Finden Sie in den Vergleichen Ihre Produktanbieter und Tarife wieder? Können spezielle Deckungskonzepte abgebildet werden? Können Rabattierungsmöglichkeiten eingestellt werden? Erzeugt bzw. zeigt der Vergleichsrechner alle notwendigen Dokumente an?

*) keine reinen Softwareanbieter

Welches Leben-Vergleichsprogramm nutzen Sie? (Mehrfachnennungen waren möglich)

Softfair MORGEN & MORGEN blau direkt* Franke und Bornberg INNOSYSTEMS VERSDIREKT ITA gandav V ino24* metaSolution Feri Versnavi INVERS* FSS-Online infinma PremiumSoftware*

tern dominiert wird – insbesondere von Softfair. Der KFZ-Bereich ist allerdings

39,9 % 32,7 % 5,4 % 2,7 % 2,2 % 1,8 % 1,8 % 1,3 % 1,3 % 0,9 % 0,4 % 0,4 % 0,4 % 0,4 % 0,4 % 0,4 %

Sind für Ihre Beratungen nicht nur Beiträge sondern auch Leistungsvergleiche erforderlich? Passen die Auswahl und die Bewertung der Leistungskriterien zu Ihrer Beratungsphilosophie? Sind zusätzlich Ratings für Ihre Entscheidung wichtig? Sollen die Vergleichsrechner in Ihrem bestehenden Beratungs-, Analyse- und Maklerverwaltungsprogramm integrierbar sein? Bietet der Vergleicher auch die Einbindung des Vergleichsrechners über einen WebService an? Ist Ihnen eine Online-Abschlussfunktion wichtig? Ist Ihnen die Einbindung von Lösungen zur digitalen Unterschrift wichtig?

*) keine reinen Softwareanbieter

Wie bei jeder Kaufentscheidung sind Ihre persönlichen Anforderungen maßgebend. Anfang 2015 ist die Fertigstellung des finanzwelt-Software-

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portals (www.finanzwelt.de/software) geplant. Dort werden Sie das umfangreichste Softwareregister der Branche finden. Zudem können Sie dort Ihre finanzwelt 06/2014

Erfahrungen in Form von Bewertungen und Rezensionen teilen und von den Erfahrungen Ihrer Kollegen profitieren. (cje)


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BRANCHENEVENTS

bsi Summit 2015 Am 03. und 04. Februar 2015 findet der bsi Summit 2015 statt. Die Veranstaltung mit jährlich mehr als 1.000 Besuchern ist die zentrale Jahresauftaktveranstaltung für die Branche der Sachwertanlagen. Die Top-Entscheider der Beteiligungsbranche versammeln sich in Frankfurt, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und einen Ausblick auf 2015 zu werfen. Die Besucher erwartet auch im kommenden Jahr ein volles Kongressprogramm mit namhaften Ausstellern und hochkarätigen Fachreferenten im Congress Center Frankfurt. Der bsi Summit 2015 steht unter dem Motto zweier Leitthemen: Professionelle Investoren und die neuen Produkte der KAGB-Welt.

Diskussionsrunde der Spezialisten für Städtebauplanung, moderiert von Sabrina Marggraf, ntv (li.) und geführt von Isold Heemstra (2. v. li.)

ING-DiBa Denkanstoß Die mit über 8 Millionen Kunden drittgrößte deutsche Privatkundenbank INGDiBa veranstaltet regelmäßig so genannte „ING-DiBa Denkanstöße“ der besonderen Art. In diesem Jahr fanden sich Vertriebspartner und Interessierte am 07.11.2014 in Frankfurt zusammen, um über Kernthemen wie Immobilienblase, neue Wohnbaukonzepte und Neuigkeiten aus dem Hause ING-DiBa zu diskutieren. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt ING-DiBa, stellte die wesentlichen Determinanten auf dem deutschen Immobilienmarkt dar. Hierbei unterstrich er, dass hierzulande in den vergangenen Jahren ein stärkerer Preisanstieg bei Wohnungen im Vergleich zu Einfamilienhäusern festzustellen war. Gleichzeitig zeigte er auf, dass es große Preisunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen gebe, die wiederum in großen regionalen Divergenzen mündeten. Eine Immobilienblase sei aber nicht erkennbar. Isold Heemstra, Bereichsleiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING-DiBa, ging detailliert auf die Diskrepanz zwischen Baugenehmigungen und Baufertigstellungen ein und unterstrich, dass diesbezüglich erhöhter Nachholbedarf in allen Großstädten Deutschlands bestehe. Als richtungsweisend hob Heemstra Konzepte des neuen Wohnraums durch Sub-Urbanisierung hervor, wie sie aktuell in den Niederlanden (Planstadt Almere) verwirklicht würden.

„Bankfiliale 2020“ Die Bankfiliale wurde schon oft totgesagt. Tatsächlich sank die Anzahl im Laufe der Jahre um die Hälfte. Eine Fortsetzung des Filialrückbaus ist daher wahrscheinlich – und dennoch: Trotz des zunehmenden Mobile- und Online-Bankings ist die Bankfiliale als Ort professioneller Beratung nach wie vor ein wichtiger Kommunikations- und Vertriebskanal. Für Banken und Planer von Filialen gilt es, Chancen zu erkennen, moderne Lösungen umzusetzen und die Onlineintegration zu meistern. Das wurde bei der Management Circle Konferenz „Bankfiliale 2020“ deutlich, die am 24. und 25. November 2014 in Frankfurt stattgefunden hat. Führende Vertreter renommierter Finanzinstitute wie Alfredo Garces, Bankdirektor TARGOBANK AG, und Jens Frühling, Vice President Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG, gingen auf das veränderte Kundenverhalten und die daraus resultierenden Folgen ein. Den Tagungsvorsitz an beiden Tagen hatte finanzwelt-Chefredakteur Christoph Sieciechowicz inne.

Mit zwei Messeterminen im ersten Halbjahr 2015 geht der Münchner Maklerpool Fonds Finanz an den Start. Am 17.03.2015 heißt es „Willkommen zur 9. MMM-Messe“ in den Hallen des Münchner MOC. Mit 4.500 Fachbesuchern aus dem Versicherungs-, Finanz- und Bankwesen zählt die MMM-Messe jährlich zu den wichtigsten Branchentreffs. Im Wonnemonat Mai eröffnet dann am 20.05.2015 die 5. KVK-Messe ihre Pforten. Nach Köln präsentiert sich die KVK-Messe in 2015 nun in der Medienhauptstadt Düsseldorf. Im ablaufenden Jahr fanden rund 3.300 Fachbesucher den Weg in die rheinische Metropole und sorgten gemeinsam mit dem Veranstalter dafür, dass es wiederum eine runde Sache wurde. Wie in den Vorjahren werden auch 2015 bei beiden hochkarätig besetzten Messen interessante Produkthighlights einem breiteren Publikum vorgestellt.

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Fotos: © davis - Fotolia.com; ING-DiBa

Fonds Finanz-Messen im Rampenlicht


13. Handelsblatt Jahrestagung

Sparkassen

Zukunftsstrategien für Sparkassen und Landesbanken 26. und 27. Februar 2015, Berlin

Wie können Sparkassen und Landesbanken zukünftig ihren öffentlichen Auftrag erfüllen? 25+ Referenten R efe u.a.:

Dr. Andreas Dombret Deutsche Bundesbank

Dr. Elke König BaFin

© Kai Hartmann photography

Steigende Regulierungsanforderungen, geänderte Kundenwünsche, wachsender digitaler Wettbewerb – Sparkassen, Landesbanken und Verbundpartner bewegen sich im Spannungsfeld zwischen öffentlichem Auftrag und dynamischem Marktumfeld. Diskutieren Sie mit Entscheidern und Querdenkern, wie der Balanceakt gelingt und die strategischen Herausforderungen gelöst werden.

Georg Fahrenschon DSGV

Weitere Informationen zum Branchentreff unter:

www.zukunftsforum-sparkassen.de Info-Telefon:

Janine Mouson, 02 11.96 86 – 33 42


BRANCHENEVENTS

16. MCC-Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ Renommierte Experten aus Politik, Wirtschaft und Finanzen treffen sich am 24. und 25.02.2015 zum 16. MCC-Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ in Berlin und werden ausführliche Antworten auf Themenstellungen geben, die uns nicht nur aktuell, sondern auch in den nächsten Jahrzehnten in erheblichem Maße tangieren werden. Lebensversicherungsreformgesetz – Wirkungen nach der Umsetzung, Solvency II Kapitalanlageforderungen, Effektiver Vertrieb von LV-Produkten sowie Produktinnovationen in der privaten Altersvorsorge sind nur einige der zentralen Kernthemen, die von den Experten fundiert erörtert werden. Die Tagungsmoderation liegt in den bewährten Händen von Prof.Dr.Dr.h.c.Bert Rürup (Präsident, Handelsblatt Research Institute) und Dr.Thomas Jasper (Leiter „Retirement Solutions“ bei Towers Watson). Gleichzeitig werden 2015 zum zweiten Mal innovative Projekte der betrieblichen Altersversorgung von Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet (Deutscher bAV-Preis). finanzwelt ist Medienpartner der Veranstaltung.

Die EAFP-Investmentkonferenzen sind seit einigen Jahren als „FachRoadshow“ in der Branche gesetzt. Die sechs Veranstaltungen, organisiert von der Europäischen Akademie für Finanzplanung (EAFP) in Kooperation mit namhaften Co-Veranstaltern wie BlackRock Investment Management UK Limited, Carmignac Deutschland GmbH, Commerz Real AG, DJE Kapital AG, Invesco Asset Management Deutschland GmbH und Aberdeen Asset Management Deutschland, trafen den Geschmack der Zuhörer. Ziel war es, das bei den Investmentfondsgesellschaften vorhandene Fachwissen praxisnah weiterzugeben.

Seit 2009 veranstaltet der Maklerpool blau direkt jährlich die Network Convention, jeweils in einer anderen interessanten Metropole Europas. Nach der Ewigen Stadt Rom geht es 2015 in das nicht minder attraktive und am Tejo gelegene Lissabon. Die Network-Convention findet vom 25. bis 28. Januar 2015 statt. Dort erwartet die Teilnehmer wie gewohnt ein interessanter Mix aus Sightseeing, dem Knüpfen wertvoller Business-Kontakte und vor allem ein anspruchsvolles und vielfältiges Seminarprogramm. blau direkt hat auch für das kommende Jahr wieder ein gelungenes Rahmenprogramm aus sechs unterschiedlichen Seminaren zusammengestellt. Über Körpersprache, Führungsverhalten, gehirngerechtes Vortragen, Private Altersvorsorge mit Schwerpunkt Beamte, Weiterempfehlungen, aber auch blau direkt-spezifische Themen wie Prozessoptimierung oder Bestandskunden-Bindung mit Neurologie-Turbo wird alles geboten. Natürlich werden auch aktuelle Produktneuheiten vorgestellt und ihr Mehrwert erläutert. Neben den wichtigsten Ansprechpartnern von blau direkt begleiten die Teilnehmer auch alle relevanten Maklerbetreuer und Vertriebsdirektoren der Versicherer. Weiterführende Informationen und Anmeldung unter: www.network-convention.de. Auch die finanzwelt wird als Medienpartner ein Late Night Workshop zum aktuellen Thema Pflege durchführen.

IMPRESSUM CHEFREDAKTEUR Christoph Sieciechowicz CHEFREDAKTEUR ONLINE Hans-Werner Thieltges ART DIRECTOR Nadja Reutlinger reutlinger@finanzwelt.de VERLAGSLEITUNG / ANZEIGENLEITUNG Maria Roberto maria.roberto@finanzwelt.de LESERSERVICE Munja Beilmann beilmann@finanzwelt.de

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REDAKTION Alexander Heftrich (ah) heftrich@finanzwelt.de Martin Klingsporn (mk) klingsporn@finanzwelt.de Christoph Sieciechowicz (cs) cs@finanzwelt.de Hans-Werner Thieltges (hwt) thieltges@finanzwelt.de Dr. Leo Fischer (lf) redaktion@finanzwelt.de Alexander Heintze (ahz) redaktion@finanzwelt.de Christian J. Enpich (cje) redaktion@finanzwelt.de Jens Reichel (jr) redaktion@finanzwelt.de Ludwig Riepl (lr) redaktion@finanzwelt.de

DRUCK Silber Druck oHG Am Waldstrauch 1 34266 Niestetal VERKAUFSPREIS Einzelheft 4,50 Euro Jahresabonnement: 25,– Euro inkl.Versandkosten, inkl. MwSt. (Inland). Die finanzwelt kann nur direkt beimVerlag abonniert werden und ist nicht im Handel erhältlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Magazins darf ohne schriftliche Genehmigung desVerlages in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm, die Aufnahme in elektronische Datenbanken oder andereVerfahren – vervielfältigt oder verbreitet werden.

finanzwelt 06/2014

VERLAG FW-Verlag GmbH Söhnleinstraße 17 65201 Wiesbaden Tel.: (06 11) 267 66 - 0 Fax: (06 11) 267 66 - 18 www.finanzwelt.de info@finanzwelt.de ISSN-Nr.: 0945-2028 GESCHÄFTSFÜHRUNG Dorothee J. Schöneich

Fotos: © Kzenon, Dmitriy Danilenko - Fotolia.com

Network Convention 2015

EAFP-Investmentkonferenzen voller Erfolg


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