finanzwelt Ausgabe 04/2019

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04/2019 Einzelpreis 4,50 Euro – G48695 – www.finanzwelt.de

Exklusiv:

Interview mit Ralf Licht, Edwin Thiemann, Dr. Karl Reinitzhuber und Sandro Pawils

– die Wachstumsstory der CARESTONE Senior Living Invest



EDITORIAL

Liebe Leserinnen, liebe Leser, haben Sie auch schulpflichtige Kinder? Und demonstrieren diese auch am Freitag? Was sagen Sie dazu? Nun, im Internet kursieren dazu ja viele Meinungen. Da gibt es einen Poolchef, der das ganz großartig findet und diese Schüler lang und breit verteidigt. Einige Makler dagegen finden, das seien Schulschwänzer und sie seien erst beeindruckt, wenn diese am freien Samstag demonstrieren würden. Da gibt es einen Politiker einer Volkspartei, der witzelt, man könne ja wieder die Schulpflicht am Samstag einführen, worüber sich viele Dumme im Netz in Unwissenheit über das föderale System und Kulturhoheit der Länder aufregen, weil sie den offensichtlichen Scherz für bare Münze nehmen. Und andere argumentieren, wenn man am Samstag demonstriere, wäre der Effekt gleich null. Ich will hier gar nicht über Politik, sondern über ein anderes wichtiges Thema sprechen: Nachhaltigkeit. Da gibt es ja diejenigen, die einem vorrechnen, dass wir Menschen nur 3 % des CO² verursachen, davon wir Deutschen wiederum nur 3 % und dass es gar nicht erwiesen wäre, dass der Klimawandel menschengemacht wäre. Dass die größten Umweltverschmutzer eh die großen Containerschiffe – und ganz schlimm – die Kreuzfahrtschiffe sind. Die Batterien von Elektroautos verschmutzen bei der Produktion auch die Umwelt und der Strom bei uns ist ja noch fossil und atomar. Und irgendwie endet die Diskussion auch bei Alternativen und Grünen der ersten Stunde immer dann, wenn die Stromtrasse oder das Windkraftwerk im Umkreis der eigenen 5 km gebaut werden soll. Dann wird schnell eine Gabelweihe (Rotmilan) gefunden, die in der Nähe brütet, und wieder ist ein Projekt zur Nachhaltigkeit gescheitert. Wieder einmal kommt der Strom für die Gegner fossiler und atomarer Anlagen aus der Steckdose.

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Aber so muss es nicht sein, denn wir können alle etwas tun. Statt Verbote einfach mal hinterfragen, was wir tun können. Ob wir innerdeutsch einfach ständig fliegen müssen? Fahrgemeinschaften bilden. Oder einfach mal mehr das Fahrrad nehmen. Müll trennen. Bewusster leben. Ich kenne Leute, die mit ihrem SUV die 500 Meter zum Fitnessstudio fahren, um dann auf dem Laufband 10 km zu laufen. Kann man alles machen, muss man aber nicht. Und jetzt kommt das Beste. Das Beste, was wir machen können, ist in Nachhaltigkeit zu investieren. Damit tut unser Geld was Gutes und Rendite gibt es auch. Aber ich rede hier nicht vom Best in Class-Ansatz. Das bedeutet ja nur, ich investiere in den Waffen-Konzern, der am wenigsten Panzer in Krisenländer exportiert. Oder den Chemie-Konzern, der am wenigsten die Umwelt verschmutzt. Ich rede hier von richtigen Green Investments. EnergiePlus Häuser, Solarparks, Wasserkraft, Alternativen zu Fleisch, neue grüne Technologien, Bäume pflanzen, statt roden nur zu verbieten und, und, und... Das können wir tun. Das können wir unseren Kunden raten. Und wenn es um die Rendite geht, dann stehen die Nachhaltigkeitsprojekte und -investments sogar viel öfter besser da, als ihre Konkurrenz, die keinerlei ethischen oder nachhaltigen Regeln befolgt. Die Kinder haben Friday for Future. Wir die ganze (Arbeits)-Woche.

In diesem Sinne, Ihr Lenard von Stockhausen

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INHALT

78 Digitalisierung der Immobilienbranche – Digital wird normal

46 Rück- und Ausblick – Outperformer und Nachzügler

48 Multi-Asset 2.0 – Richtige Zutaten

06 Software im Vertrieb – Der neue Schlachtruf der Revolution 08 Kundengewinnung – So bekommen Sie 11-mal mehr Empfehlungen 10 Die finanzwelt-Software-Transparent-Offensive – Kennen Sie Ihren digitalen Reifegrad im Vertrieb? 12 Rechtsprechung – P&R, Infinus, EN Storage und die Wirtschaftsprüferhaftung 16 Bonnfinanz: Deutschlands ältester Finanzvertrieb möchte durch BlackFin wieder wachsen – Interview mit Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer, DACH-Chef von BlackFin und Aufsichtsratschef von Bonnfinanz und Martin Lütkehaus, Vorstandschef von Bonnfinanz AG 18 Generation 50plus – Oldies but Goldies 20 Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung – Immer auf der Höhe bleiben

VERSICHERUNGEN 26 Risikomanagement Privat, Teil 2 – Die Zukunft im Blick! 30 Für viele ist der Tod immer noch ein Tabuthema – Interview mit Thorben Schwarz, Mitglied der Geschäftsleitung Monuta Versicherungen Deutschland 4

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Nischenversicherung – Achtung Verlustgefahr Altersvorsorge – Selten zu spät Zukunftssicherung – Altersvorsorge mit Aktien Nachhaltige Versicherungen – Out of the Dark, into the Light

INVESTMENTFONDS 46 Rück- und Ausblick – Outperformer und Nachzügler 48 Multi-Asset 2.0 – Richtige Zutaten 52 Chinesischer Inlandstourismus – Zu Hause ist es doch am schönsten 54 Japan – Mada mirikiteki 56 Europa-Fonds – Einheitlich nach vorne? 58 Durchwachsen, aber Aufhellung in Sicht – Interview mit Henning Gebhardt, Head of Wealth and Asset Management bei Berenberg und Fondsmanager

SACHWERTINVESTMENTS 62 66 70

„Gemeinsam sind wir Carestone“ – Interview mit dem Führungsteam von Carestone Offene Immobilienfonds – Büros bevorzugt MIG Fonds – Venture Capital für den modernen Finanzdienstleister – Interview mit Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG finanzwelt 04 | 2019

Foto Titel: © Eldar Bock, Fotowerk Hannover

BERATER


94 Nachhaltige Immobilien – Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten

86 Hotelimmobilien – Nebenstandorte rücken ins Visier

92 Sozialimmobilien – Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft

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Grüne Fonds – Investieren zwischen Windkraft und Ferrari Nachhaltige Investments – Gutes Gewissen, gute Rendite

IMMOBILIEN 76 78 80

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Projektentwicklungen – Zwei Wege führen zum Ziel Digitalisierung der Immobilienbranche – Digital wird normal „Der aktuelle Immobilienboom ist kein Grund, sich zurückzulehnen” – Interview mit Torsten Kracht, CSO der Instone Real Estate Group AG Baufinanzierung – Es geht um viel Geld Hotelimmobilien – Nebenstandorte rücken ins Visier „Braches Land oder Ackerland sind große Herausforderungen...“ – Interview mit Christoph Straube, Vorstand W&L Wohnen & Leben Sozialimmobilien – Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft Nachhaltige Immobilien – Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Maßgeschneiderte Angebote für freie Finanzvermittler – Interview mit André Lichner, Geschäftsführer der Prohyp GmbH

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BRANCHENEVENTS 60

Events aus der Finanzbranche

BRANCHENNEWS 24 / 42

News & Sales-Tipp

ADVERTORIALS 23 ALTE LEIPZIGER Versicherung AG – Betriebsunterbrechung: viele Kunden unterschätzen die Auswirkungen 50 MIG Fonds – Die Zukunft aktiv mitgestalten 68 IMMAC – Seit Jahren Marktführer für Sachwertbeteiligungen an Betreiberimmobilien, IMMAC geht antizyklische Wege 88 ING Deutschland – Mit Sicherheit ins eigene Zuhause

RUBRIKEN 03 22

Editorial Impressum

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BERATER | SOFTWARE IM VERTRIEB

Der neue Schlachtruf der Revolution Was ist das größte Rätsel des Finanzvertriebs? Warum er noch nicht digitalisierter ist. Denn der verlockende Vorteil von weniger Aufwand und mehr Umsatz sollte Vermittler doch genauso anziehen wie der Eiswagen die Kinder. Wir stellen Ihnen zwei Softwares vor, die versteckte Botschaften Ihrer Kunden aufdecken bzw. Ihren lästigen Papierkram erledigen. Da könnte der eine oder andere clevere Vermittler auf eine scheinbar ungewöhnliche Idee kommen.

„Der Fortschritt der Zivilisation ist abzulesen an der Anzahl der Handlungen, die wir ausführen können, ohne über sie nachzudenken“, befand der britische Philosoph Alfred North Whitehead. Recht hat er! Denn wenn das menschliche Gehirn intensiv denkt, verschlingt es 20 % der gesamten Körperenergie. Dabei beträgt der Anteil unseres Gehirns an unserer gesamten Körpermasse gerade einmal 2 %. Die Evolution gibt aber eine klare Regel vor: Nur diejenigen setzen sich durch, die mit so wenig Energie wie möglich auskommen. Die Folge: wir sind von Natur aus denkfaul.

Export-Format der Reisekostenabrechnung kann der Kunde frei wählen zwischen CSV, PDF oder DATEV. Leider gibt es einen Haken an der Sache: Die Handy-App funktioniert momentan nur auf dem iPhone. Doch Rettung naht: „Wir arbeiten derzeit an der Android Version, welche in Kürze auf den Markt kommen sollte“, beruhigt Hubbard. Ein weiteres Berliner Start-up hat sich zur Mission gemacht, den Vertrieb

Time is money Glücklicherweise gibt es pfiffige Nerds, die uns beim Energiesparen im Hirn gern unterstützen, z. B. bei der Reisekostenabrechnung. Hier hat das deutsche Start-up Book One eine mobile und webbasierte Softwarelösung entwickelt – vollautomatisiert und revisionssicher. „Für eine durchschnittliche Dienstreise, also zwei Tage, liegt der administrative Aufwand derzeit bei ungefähr 90 Minuten“, erklärt Andrew Hubbard, Co-Founder des Berliner Unternehmens. „Mit unserer Lösung schaffen wir es unter zehn Minuten.“ Das ist eine unglaubliche Zeitersparnis von 80 %! Der Benutzer fotografiert nur seine Belege und den Rest übernimmt die Software durch eine automatisierte Dokumenterfassung. Abgerundet wird die Prozessoptimierung mit einer bequemen Auto-Vervollständigung. Book One berechnet sogar die Verpflegungspauschale automatisch. All dies geht praktischerweise sogar offline, also auch im Flugzeug oder im Funkloch während der Zugreise. Natürlich arbeitet die Software immer auf der Grundlage der aktuellen Gesetze, also müssen Sie nicht mehr nach neuen Paragrafen Ausschau halten.

Das Geheimnis in der Stimme Selbst bei der Steuer sieht Hubbard seine Benutzer im Vorteil: „Wer die Book One-App benutzt, wird mehr Geld zurückbekommen können, weil unsere Lösung es dem User erlaubt, schneller und einfacher all seine Belege einzureichen“. Das 6

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und den Kundenservice eines Unternehmens am Telefon zu optimieren. Diese Software-Schmiede heißt „voiXen“ – angelehnt an „la voix“, also das französische Wort für „Stimme“. Denn voiXen leistet im Kern etwas geradezu Magisches: Die Software entlockt der Stimme des Kunden ihre versteckten Botschaften und zeigt den Verkäufern, wie sie besser auf die Wünsche ihrer Anrufer eingehen.

Foto: © Morocko - stock.adobe.com

Im Eifer des Gefechts Konkret läuft es so, dass voiXen Telefonate mit dem Kunden aufzeichnet und auswertet. Dabei stehen je nach Bedarf verschiedene Funktionen zur Auswahl, z. B. das „Alerting“. Hier können kritische Schlüsselwörter im Gespräch identifiziert und der User darüber benachrichtigt werden. So kann der Vertrieb Handlungsbedarf sofort erkennen und entsprechend Fehler vermeiden. Das gleiche gilt für den Fall, dass bestimmte Wörter in einem gewissen Zeitintervall auffällig häufig vorkommen. Ein weiteres Tool ist der „Tabuwort-Tracker“. Hiermit bekommt der User vorher definierte „No-go“Wörter in seiner Rhetorik aufgezeigt. Der eine oder ande-

re verkaufsschädliche Ausdruck rutscht einem im Eifer des Vertriebsgefechts schon mal heraus, wie z. B. das berüchtigte „Problem“. Als top geschulte Sales-Profis wissen wir ja, dass es – wenn überhaupt – nur „Herausforderungen“ gibt. Mit dem Tracker werden wir uns dieser Fehltritte mehr bewusst.

Let’s dance! Was meinen Sie, warum Tanzstudios mit riesigen Spiegeln ausgestattet sind. Nicht etwa, weil sich die Tänzer selbstverliebt an ihrer eigenen Grazie berauschen wollen. Sondern damit sie ihre Performance beim Training, quasi in „Echtzeit“, selbst sehen und somit korrigieren können. Der „Tabuwort-Tracker“ ist also der Spiegel des Salesoffice. Dieser Spiegel kann im Übrigen auch das Verwenden von „Sollphrasen“ anzeigen. So finden Sie genau heraus, inwiefern sich Ihre Mitarbeiter oder Sie selbst an den Gesprächsleitfaden halten. Von „Herzlich Willkommen“ bis zu „Kennen Sie schon unser aktuelles Angebot?“ kann voiXen alles für Sie registrieren. Die Kombination verschiedener Fähigkeiten der Software gipfelt in der Königsdisziplin: die automatisierte Messung der Kundenzufriedenheit. Dies geschieht durch die Analyse der Schlüsselwörter des Kunden aus zwei Bereichen: „Erwartungen“ und „Erfahrungen“. Dazu wird mithilfe von Künstlicher Intelligenz die Stimmlage ausgewertet. Diese Ergebnisse übersetzt voiXen in einen Net Promoter Score (NPS) – und der ist Gold wert. Denn der NPS ist der Weiterempfehlungsfaktor und er sagt aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit der Kunde das Unternehmen weiterempfiehlt. Was Sie jetzt davon haben? Sie können Trends und Herausforderungen frühzeitig erkennen, entsprechende Maßnahmen ergreifen und somit zukünftige Kündigungen verhindern.

Überraschende Erkenntnisse Was haben wir also gelernt? Nützliche Software kann für den Vertrieb zum Segen werden. Die Digitalisierung winkt mit höheren Einnahmen bei gleichzeitig sinkenden Kosten und einer gesteigerten Kundenzufriedenheit. Das Gewinnpotenzial in dieser Dynamik ist gewaltig. Wer das erkennt und für sich nutzt, beginnt möglicherweise umzudenken, indem er in seine eigene digitale Prozessoptimierung investiert. Das ROI sieht so vielversprechend aus, dass der eine oder andere Vermittler auf eine scheinbar überraschende Idee kommt. Und zwar, nicht mehr von besonders hohen Provisionen zu träumen. Es könnte sich nämlich rechnen, höhere Gewinne über einen anderen Weg zu erzielen: optimierte Arbeitsprozesse, dadurch mehr Zeit, mehr Kunden, und vor allem zufriedenere. Das Motto „Prozess statt Provision“ wird in der Finanzbranche immer häufiger gebraucht. Es wäre doch ein griffiger Schlachtruf für die digitale Revolution. (sh) finanzwelt 04 | 2019

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BERATER | KUNDENGEWINNUNG

So bekommen Sie 11-mal mehr Empfehlungen Teilen Sie Ihre Kunden immer noch in „Kunden“ und „Nicht-Kunden“ ein? Ja. Dann erweitern Sie jetzt um eine Kategorie. Riesen Potenzial liegt nämlich in den „Noch-Nicht-Kunden“! Doch woher kommen diese „Noch-Nicht-Kunden“?

In jedem Ihrer zufriedenen Kunden steckt ein einflussreicher Fürsprecher: jemand, der positiv über und für Sie spricht. Dieser Fürsprecher „triggert“ mögliche Neukunden an – mit einer Glaubwürdigkeit, die man nicht für Geld kaufen kann.

Die Für-Sie-Sprecher

Foto: © oatawa - stock.adobe.com

Nehmen wir an, Sie betreuen 100 Kunden. Jeder dieser Kunden hat auch Bezugspersonen. Vielleicht eine, zwei oder vielleicht sogar drei ganz enge Bezugspersonen. Das heißt für Sie: 200 bis 300 „Noch-nicht-Kunden“, die nur einen einzigen Kontaktpunkt entfernt sind. Einen einzigen! Um dieses Potential zu nutzen, müssen Sie natür-

lich irgendwie mit den „Noch-nicht-Kunden“ in Kontakt kommen. Hier bringen Sie Ihre Bestandskunden ins Spiel. Sie müssen Ihre Kunden zu Fürsprechern machen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Für-Sie-Sprecher. Bei jeder passenden Gelegenheit soll der Kunde ihr Loblied singen. Oder anders ausgedrückt: Empfehlungen aussprechen und gute Bewertungen hinterlassen. Das Beste an Fürsprechern: Sie verlangen keine Gegenleistung! Fürsprecher empfehlen Sie, weil sie von Ihnen und Ihrer Leistung überzeugt und begeistert sind. Nicht zu toppen und unbezahlbar. In einer Zeit, in der man sogar Klicks, Leads und Likes kaufen kann, ist sowas einzigartig. Höchste Zeit also, den Wert Ihrer Kunden noch besser und ergebnisorientierter einzusetzen – als Fürsprecher. Das bringt Vorteile.

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Fürsprecher kaufen immer wieder Manch ein Finanzberater hat tatsächlich eine Vertragsdichte von 7,5 pro Kunde. Bedeutet: Im Durchschnitt hat ein Kunde 7,5 Verträge bei ihm abgeschlossen. Das ist schon richtig beeindruckend! Aber wie macht der das? Durch eine Produktauswahl, die gut abgestimmt ist und ineinandergreift – Up- und Cross-Selling! Eine umfassende Beratung dazu lässt Kunden immer wieder kaufen. Heißt für Sie: Je höher die Wertschöpfung aus Ihrem Kundenstamm, desto effizienter machen Sie Umsatz.

Der Fünf-Sterne-Fürsprecher Bewertungen bekommen ist nicht schwer: durch Ihre eigene Website, auf bekannten Bewertungsportalen wie WhoFinance oder ProvenExpert, bei Google oder auf diversen Social-Media-Plattformen. Jede gute Bewertung ist vielversprechend. Fragen Sie beim nächsten Gespräch Ihren zufriedenen Kunden, „wie“ zufrieden er ist. Bitten Sie den Kunden direkt um eine Empfehlung. Eins ist sicher: Zufriedene Kunden geben positives Feedback! Gute Bewertungen sind der Umsatzturbo für Finanzdienstleister. Berater können nicht mehr allein mit Fachwissen punkten. Kunden finden alle Infos frei im Netz. Ganz alleine. Berater werden gebraucht, um das beste Paket zu schnüren. Ihre Kompetenz liegt bei gutem Service und individueller Beratung. Diese Qualität, Ihre Kernkompetenz, können Sie per Bewertung dokumentieren. Sonst nirgends. Echt (gute) Bewertungen kann man nicht kaufen. Nur leisten. Das wissen auch Ihre Noch-Nicht-Kunden.

Weiterempfehlen … lassen! Ein zufriedener Kunde empfiehlt Sie seinem Nachbarn beim Straßenfest weiter. Dieser Nachbar wird Sie mit 86 %-iger Wahrscheinlichkeit erstmal googeln. Wahrscheinlich klickt er auf Ihre Website. Auf Ihrer Website sieht der Nachbar nun die vielen guten Bewertungen, was mit großer Wahrscheinlichkeit dazu führen wird, dass er Kontakt zu Ihnen aufnimmt. Dieses Phänomen nennt man die „Weisheit der Vielen“. Zusammen wissen wir eben alle mehr. Toller Nebeneffekt: Es wird nicht nur Ihr Kunde zum Fürsprecher, sondern viele weitere unterstützen seine Empfehlung und geben ihr so noch mehr Glaubwürdigkeit.

Info Wie gut ist eigentlich Ihre Website? Leser der finanzwelt können exklusiv ihren Gratis Website-Check anfordern. Die Agentur Website-Helden (by Roger Rankel) checkt zwölf wichtige Punkte, die eine gute Website ausmachen. Einfach E-Mail an: service@roger-rankel.de

dukt und jede Erfahrung wird bewertet. Alle teilen Ihre Informationen, Eindrücke, Erfahrungen und Erlebnissen. Teilen ist sozial. Teilen ist super wichtig! Und Sie können davon profitieren – mit einem kleinen, aber genialen Tool.

Neuerung im Internet Der WEBSITE-TEILEN-Button. Bewertet der Kunde Sie, müssen Sie folgende Ansprache vorprogrammieren: „Herr Kunde, vielen Dank für die tolle Rückmeldung. Mich würde es freuen, wenn Sie diese gute Erfahrung teilen. Deswegen habe ich auf meiner Website einen Button, der ‚Website teilen‘ heißt. Drücken Sie einfach drauf und schon öffnet sich ein Outlook-Fenster. Schreiben Sie einfach Ihrem besten Freund, Schwager oder Arbeitskollegen eine E-Mail mit dem Link zu meiner Website. Diese ist übrigens schon voreingestellt.“ Schreibt Ihr Kunde also seinen Bruder, Nachbarn oder Arbeitskollegen an, läuft das beispielsweise so: Eine Mail von Nachbar zu Nachbar wird zu 99 % geöffnet. Er liest dann diese Nachricht: „Hallo Stefan, ich möchte dir diesen Top-Finanzberater empfehlen. Der schnürt dir echt ein Super-Paket. Schau dir den mal an.“ Darunter der Link zu Ihrem Internetauftritt. Stefan klickt diesen Link. Schaut sich Ihre Website an. Jackpot! Ein potenzieller Kunde auf Ihrer Website. Einer der schon Gutes über Sie gehört hat obendrein. Dafür müssen Sie sonst lange akquirieren, was Sie in diesem Fall so gut wie keine Mühe gekostet hat. Am besten haben Sie jetzt auch noch ein spannendes Robo-Tool, um Stefan auf der Website zu halten: einen Lebenszeitrechner, einen Zinseszinskalkulator, ein Begrüßungsvideo und natürlich jede Menge Fünf-Sterne-Bewertungen. Dann benutzt Stefan wahrscheinlich auch den praktischen Online-Terminkalender, den Sie auf Ihrer Seite haben – und macht sich, kurz vor der Spotschau, noch einen persönlichen Termin für nächste Woche bei Ihnen… ganz einfach! Kurzum: Eine gute Website ist mittlerweile der beste Verkäufer im Unternehmen!

Teilen ist das neue Empfehlen Die moderne Kaufforschung hat es bestätigt: Menschen teilen gerne. Richtig gerne. Deshalb: Teilen ist das neue Empfehlen. Viele Kunden wollen nicht mehr (nur) auf die alte Art empfehlen. Sie wollen teilen. Jeder teilt heute die ganze Zeit: mitteilen, wo wir sind und was wir machen. Fotos oder Videos an Freunde weiterleiten. Erfahrungen teilen. Jeder Besuch beim/vom Dienstleister, jedes Profinanzwelt 04 2019

Roger Rankel Verkaufstrainer Experte für Kundengewinnung 9


BERATER | DIE FINANZWELT-SOFTWARE-TRANSPARENZ-OFFENSIVE

Kennen Sie Ihren digitalen Reifegrad im Vertrieb?

Dieses Thema möchten wir systematisch mit Ihnen gemeinsam beleuchten und untersuchen. Dabei möchten wir uns auf digitale Unterstützungen im Vertrieb fokussieren. Transparenz und Klarheit darüber soll eine Studie liefern. Die Studie ist von dem Innovation Lab Digitaler Vertrieb initiiert (www.lldv.de). Das Lab haben die Digitalagentur standpunkt digital GmbH & Co. KG aus Dortmund sowie der Innovationstreiber JCP Informationssysteme GmbH aus Hagen gegründet. Beide Unternehmen beschäftigen sich intensiv mit sinnvoller Digitalisierung im Vertrieb. Die wissenschaftliche Unterstützung wird durch die Technische Universität Dortmund 10

geliefert. Das Hochschul-Team unterstützt das Lab bei der Durchführung und Auswertung der Daten. Wir als finanzwelt haben ebenfalls unsere Unterstützung als Medienpartner zugesagt.

Die Studie... ... wird in drei Teilen durchgeführt. Die Aufteilung der einzelnen Teile bezieht sich auf die bestimmten Vertriebswege unserer Branche und unter Berücksichtigung bestimmter Prozesse und Besonderheiten. Im ersten Teil sind Vertriebsorganisationen gefragt. Dazu gehören auch Maklerorganisationen mit mehr als zehn Beratern. Darauf folgen

im zweiten Teil die Pools als Mittler zwischen Produktgeber und Versicherungsmakler. Der dritte Teil widmet sich den Ausschließlichkeitsorganisationen der Versicherungsunternehmen. Die Datenerhebung für die Studie wird als Online-Umfrage durchgeführt, wobei optional dazu auch Telefoninterviews geführt werden können. Der angesprochene Personenkreis ist die Geschäftsführung bzw. der Vorstand der Unternehmen oder die für dieses Thema verantwortlichen Führungskräfte. Zum anderen ist natürlich auch die Meinung der Berater gefragt. Falls die Menge und Qualität der Daten es zulässt, könnten daraus spannende Deltas ermittelt werden. finanzwelt 04 | 2019

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Wird Robot Advertising zukünftig den Berater ersetzen? Möchten sich unsere Kunden lieber von Maschinen beraten lassen? Eine hochrangige Führungskraft eines Versicherers sagte letztens sarkastisch zu mir: „Ich bin gegen Digitalisierung!“ Es folgten dann überzeugende Ausführungen, dass die Versicherungsbranche einer der ersten Wirtschaftszweige war, der sich auf den Digitalisierungsweg gemacht hat. Ihm, vielen anderen und vielleicht auch Ihnen geht die ewige Digitalisierungs-Diskussion auf den Nerv. Entscheidend ist doch, was in der täglichen Praxis und vor allem draußen an der Vertriebsfront bisher angekommen ist und was eingesetzt wird.


Ermittlung des digitalen Reifegrades Jeder Teilnehmer erhält auf Wunsch eine Kurzauswertung, die zur Standortbestimmung im Vergleich zu den digitalen Marktführern und dem Branchendurchschnitt dient. Daraus sind Handlungsfelder erkennbar, welche als Grundlage für konkrete Projekte und Aktivitäten dienen sollen.

Inhalte Was ist denn Digitalisierung im Versicherungs- und Finanzvertrieb? Auf diese Frage erhält man bestimmt viele Antworten. Die Studie konzentriert sich auf alle vertrieblichen Aktivitäten und Prozesse, die Bereitstellung von notwendigen Informationen und dem Thema Kommunikation. Das Ziel von Digitalisierung muss sein, Prozesse zu vereinfachen, zu beschleunigen oder im Idealfall zu automatisieren. Die nachfolgenden fachlichen Teilbereiche sind geplant: finanzwelt 04 | 2019

• Neukundengewinnung • Formulare (Erstinformation, Datenschutzerklärung, Dienstleistungsvollmachten, Maklerverträge…) • Bedarfsermittlung je Beratungsbereich bzw. ganzheitliche Beratung • Produktfindungsprozess • Angebotserstellung/Tarifierung/ Vergleich/Ausschreibung • Abschluss • Vertragsänderungen/Bestandsübertragung • Bestandssicherung • Service • Schaden • Störfälle Die Studie soll aber keine trockene, wissenschaftliche Abhandlung werden. Sie als Teilnehmer sollen sich darin wiederfinden. Aus diesem Grund rufen wir Sie zur Mitarbeit auf. Teilen Sie uns mit, welche digitalen Ausprägungen Sie in Ihren Unternehmen eingeführt haben und welche gefühlten und messbaren Mehrwerte dadurch geschaffen wur-

den. Teilen Sie uns auch mit, welche Digitalisierungen „nach hinten“ losgegangen sind oder gar nicht erst angenommen wurden. Die Durchführung der Studie ist für das letzte Quartal 2019 angesetzt. Bis dahin konzipiert ein Expertenteam die Inhalte der Studie. Fall Sie an einer Mitgestaltung der Studie interessiert sind, dann registrieren Sie sich bitte unter www.lldv.de. Sie werden dann über den aktuellen Status der Studie informiert. (cje)

Info Software ist in der Finanz- und Versicherungsbranche zu einem der größten Erfolgsfaktoren geworden. Diese Artikelserie hat das Ziel, Ihnen zum einen eine neutrale und möglichst vollständige Marktübersicht bereitzustellen und zum anderen auch über neue Strömungen und Innovationen zu berichten. Kritik und Anregung richten Sie bitte an: software@finanzwelt.de.

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BERATER | RECHTSPRECHUNG

P&R, Infinus, EN Storage und die Wirtschaftsprüferhaftung Der Fachmann staunt und der Laie wundert sich. „Was ist mit meinem Geld passiert und wie konnte das geschehen?“ Kapitalanlagen geraten oftmals aus (zunächst) unverständlichen Gründen in Schieflage. Bestes Beispiel der jüngeren Vergangenheit sind die Vorgänge rund um die deutschen P&R Container Gesellschaft. Die Meldung, dass rund eine Million Container gar nicht vorhanden waren, erschrak gleichermaßen Anleger wie Finanzvermittler.

Grundgedanken der Wirtschaftsprüferhaftung Die rechtlichen Grundsätze der Wirtschaftsprüferhaftung gegenüber Kapitalanlegern sind komplex. Dies liegt vor allem daran, dass Wirtschaftsprüfer nicht eindimensional tätig sind. Oft sind sie zeitgleich Jahresabschlussprüfer, Prospektgutachter, Treuhänder und/oder Mittelverwendungskontrolleur. Im Falle eines beabsichtigten Schadensersatzprozesses gegen einen Wirtschaftsprüfer stellt sich deshalb zuerst immer die Frage, welche konkreten 12

(vertraglichen) Pflichten der Wirtschaftsprüfer aufgrund seiner Tätigkeit verletzt hat.

Probleme der Wirtschaftsprüferhaftung In der Vergangenheit stand die Wirtschaftsprüferhaftung für viele geschädigte Kapitalanleger häufig nur auf dem Papier. Zu hoch waren die Hürden, welche die Gesetze und die Justiz den betroffenen Anlegern in den Weg stellten. Besonders problematisch ist regelmäßig die fehlende Vertragsbeziehung zwischen Kapitalanleger und Wirtschaftsprüfer. Hier müssen u. U. kompliziertere Rechtskonstruktionen, wie z. B. der „Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte“ bemüht werden, um vor Gericht erfolgreich zu klagen.

Urteil des OLG Dresden vom 17.01.2019 Ein aktuelles Urteil des OLG Dresden im Fall Infinus (Az. 8 U 1020/18) zeigt, dass es bei bestehender Gesetzeslage auch anders geht. In dem hier entschiedenen Fall war der beklagte Wirtschaftsprüfer als Abschlussprüfer tätig. Der klagende Anleger nahm ihn in Anspruch, da er als Ab finanzwelt 04 2019

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Nicht nur im „Fall P&R“, sondern immer häufiger stellen Betroffene sich die Frage, was die Wirtschaftsprüfer eigentlich gesehen und getan haben? Wir möchten Sie in diesem Beitrag über neuere Entwicklungen in der Rechtsprechung informieren. Die Wirtschaftsprüferhaftung war für geschädigte Kapitalanleger in vielen Teilen nur ein stumpfes Schwert. Die deutschen Gerichte urteilten insoweit eher restriktiv. Aktuelle Entwicklungen in der instanzgerichtlichen Rechtsprechung haben die Rechtslage aber deutlich verbessert.


Nehmen Sie Ihre Zukunft selbst in die Hand. Vermögensberater/-in – Beruf mit Perspektiven

Der ideale Zeitpunkt für Ihren Next Step: jetzt! Denn Vermögensberater sind gefragter denn je, der Vorsorgebedarf steigt stetig. Ob Branchenkenner oder Quereinsteiger, Mann oder Frau – unter dem Dach der Deutschen Vermögensberatung erhalten Sie das perfekte Handwerkszeug, um sich eine Karriere aufzubauen.

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BERATER | RECHTSPRECHUNG

Unser Praxistipp Informieren Sie sich und Ihre Kunden frühzeitig, wenn Sie feststellen oder befürchten, dass eine Kapitalanlage in Schieflagen geraten könnte. Wir haben Ihnen in vorherigen Beiträgen unserer Reihe bereits aufgezeigt, wie und mit welchen Quellen Sie sich Informationen verschaffen können, sofern Sie erkennen, dass eine Schieflage einer Kapitalanlage droht. Wir raten daher, dass Finanzvermittler und Anleger sich frühzeitig informieren und auch rechtlichen Rat einholen.

schlussprüfer die im Basisprospekt wiedergegebenen Jahresabschlüsse testiert hatte. Er berief sich auf die Unvollständigkeit und Unrichtigkeit der Lageberichterstattungen. Das OLG Dresden gab dem geschädigten Anleger Recht. Es stützte seine Entscheidung auf § 332 Abs. 1 HGB als Schutzgesetz im Handelsgesetzbuch (HGB). Mithin vertritt das OLG Dresden die Auffassung, dass der beklagte Wirtschaftsprüfer seine Berichtspflicht verletzt hat und er wegen einer Schutzgesetzverletzung gegenüber dem klagenden Kapitalanleger schadensersatzpflichtig ist.

Urteil des LG Stuttgart vom 27.02.2019 Auch im Bereich der Sachwertinvestments hat die Wirtschaftsprüferhaftung zuletzt Fortschritte gemacht. Hier sind Wirtschaftsprüfer häufig zur Mittelverwendungskontrolle eingesetzt. Das LG Stuttgart hat vor kurzem einen Fall entschieden, in welchem der Anleger mittels Kauf- und Überlassungsvertrag sog. Storage-Systeme der EN Storage erworben hatte, welche gar nicht existierten. Der beklagte Wirtschaftsprüfer bestätigte dem klagenden Anleger in einem Schreiben aber nicht nur die vertragsgemäße Erfüllung, sondern übermittelte auch ein von ihm unterzeichnetes Eigentumszertifikat. Das LG Stuttgart (Az. 27 O 296/18) hat geurteilt, dass diese Bestätigung des Wirtschaftsprüfers den Anschein besonderer Seriosität erwecken sollte. Der beklagte Wirtschaftsprüfer hätte allein schon deshalb geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, um den Vertrauenstatbestand zu beseitigen. Folgerichtig ist der Wirtschaftsprüfer zum Schadensersatz verurteilt worden, weil er den Anleger vor Vertragsschluss nicht darauf hingewiesen hat, dass keine Prüfung mit dem berufsüblichen Sachverstand eines Wirtschaftsprüfers erfolgt ist.

Würdigung der aktuellen Rechtsprechungsentwicklung Beide Urteile sind ausdrücklich zu begrüßen. Sie sind zwar noch nicht rechtskräftig, aber schon jetzt Beleg dafür, dass die Rechtsprechung zur Wirtschaftsprüferhaftung sich positiv zugunsten der Kapitalanleger weiterentwickelt. Das OLG Dresden hat den Anwendungsbereich der Wirtschaftsprüferhaftung erheblich ausgedehnt. Das Gericht hielt es für ausreichend, dass sich der Charakter der Pflichtprüfung aus zwingenden prospektrechtlichen Gesetzesbestimmungen ergab. Das LG Stuttgart ist in seinem von unserer Kanzlei erstrittenen Urteil sogar noch weiter gegangen. Es hat nicht nur die Verletzung von vorvertraglichen Pflichten gegenüber dem Anleger beanstandet, sondern dar14

über hinaus auch festgestellt, dass der Wirtschaftsprüfer schon deshalb zum Schadensersatz verpflichtet ist, da er in besonderem Maße Vertrauen für sich in Anspruch genommen hat. Richtig ist auch, dass die Gerichte in beiden Fällen auf Kausalitätsvermutungen zurückgegriffen haben.

Unterstützung durch die Politik Zu begrüßen ist auch, dass die Politik nicht untätig ist, wenn es um das Thema „Wirtschaftsprüferhaftung“ geht. Zuletzt hat die Fraktion der Linken in einem Antrag gefordert, dass die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorlegen soll, mit dem das Haftungsprivileg von Wirtschaftsprüfern im HGB aufgehoben wird und die Haftungsvorschriften an die für andere Berufsgruppen geltenden Vorschriften angepasst werden. Die Haftung der Abschlussprüfer ist nach den Bestimmungen des HGB auf eine Milliarde Euro begrenzt. Nach Angaben der Fraktion der Linken seien aber insbesondere große Wirtschaftsprüfungsgesellschaften regelmäßig in große Finanzskandale verwickelt. Es sei deshalb unbillig, dass die Kapitalanlageschäden regelmäßig diese limitierte Schadenersatzsumme übersteigen.

Fazit Die Wirtschaftsprüferhaftung entwickelt sich weiter positiv. Es gibt keinen Grund dafür, die Berufsgruppe der Wirtschaftsprüfer zu privilegieren, wenn es um die Haftung gegenüber geschädigten Kapitalanlegern geht. Diese aktuelle Rechtsprechungsentwicklung der Wirtschaftsprüferhaftung ist noch nicht abgeschlossen. Denn in vielen Fällen sind die Wirtschaftsprüfer die einzigen, die den geschädigten Kapitalanlegern als finanzstarke Anspruchsgegner zur Verfügung stehen. Anlageberater bzw. -vermittler sollten deshalb bei Pleitefällen frühzeitig die Weichen in Richtung Wirtschaftsprüferhaftung stellen. Dies ist nicht nur rechtlich, sondern auch ökonomisch äußerst sinnvoll, da Wirtschaftsprüfer von Gesetzes wegen über eine Berufshaftpflichtversicherung verfügen müssen.

Dr. Heinz O. Steinhübel Rechtsanwalt TILP Rechtsanwaltsges. mbH finanzwelt 04 2019


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BERATER | INTERVIEW

Bonnfinanz: Deutschlands ältester Finanzvertrieb möchte durch BlackFin wieder wachsen Um die Bonnfinanz AG war es in den letzten Jahren ruhig geworden. Sowohl bei den Provisionserlösen als auch bei der Vermittlergewinnung konnte Bonnfinanz nicht so richtig punkten. Mit 60 Mio. Euro Provisionserlösen und 511 Vertriebspartnern in 2018 liegt das Unternehmen aktuell an siebter Stelle der großen Finanzvertriebe. Dabei hätte der älteste Finanzvertrieb in Deutschland eigentlich mehr zu bieten. Aber durch den Alleinaktionär Zurich-Versicherung wurde die Bonnfinanz nach Meinung des Managements oft ausgebremst. Das soll sich jetzt ändern: Der neue Eigentümer heißt BlackFin Capital Partners und kommt aus Frankreich. BlackFin wurde 2009 in Paris gegründet und bringt neben großer Investitionsbereitschaft lange Erfahrungen im internationalen Finanzvertrieb mit. Das soll Bonnfinanz helfen, wieder auf die Beine zu kommen und Marktanteile zurückzugewinnen. finanzwelt wollte es genau wissen und sprach mit Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer, DACH-Chef von BlackFin und Aufsichtsratschef von Bonnfinanz und mit Martin Lütkehaus, Vorstandschef von Bonnfinanz AG.

Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer

Martin Lütkehaus

finanzwelt: Herr Dr. Franzmeyer, wer steckt hinter BlackFin Capital Partners AG? Dr. Kai Wilhelm Franzmeyer» BlackFin Capital Partners ist ein auf Wachstum spezialisierter Investor, der 2009 gegründet wurde und von vier Gründungspartnern geführt wird. Das Team besteht aus 25 erfahrenen Fachleuten aus verschiedenen europäischen Ländern. Büros gibt es in Paris, Brüssel und in Frankfurt. Unsere Strategie konzentriert sich in erster Linie auf Geschäfte im Finanzdienstleistungssektor in Kontinentaleuropa. BlackFin Capital Partners unterstützt erfolgreiche Management-Teams dabei, ihre Geschäfte strategisch noch besser zu entwickeln und voranzubringen.

finanzwelt: Herr Dr. Franzmeyer, Ihre Company war bisher in Deutschland wenig bekannt. Wieso haben Sie jetzt den deutschen Markt verstärkt im Fokus und welche Akquisitionen haben Sie bereits in Deutschland getätigt? Dr. Franzmeyer» Die Finanzdienstleistungsmärkte in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind attraktiv und zentral für die Umsetzung einer europäischen Strategie. BlackFin Capital Partners hat mit der Finanzen.de Gruppe bereits erfolgreich in Deutschland investiert. Durch unsere Unterstützung hat Finanzen.de sich zum führenden europäischen Marktplatz für Versicherungs- und Finanzleads entwickelt. Im deutschsprachigen Raum sehen wir Potenzial für weitere interessante Transaktionen.

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finanzwelt: Herr Lütkehaus, warum ging es mit Ihrem Gesellschafter Zurich nicht mehr? Martin Lütkehaus» Zurich ist und wird auch weiterhin ein wesentlicher Partner für die Bonnfinanz bleiben. Wir als Bonnfinanz sehen uns als Allfinanzdienstleister und wollen unser Geschäftsmodell weiterentwickeln. In einem Konzernverbund eines Versicherers, der eine produktspezifische Vertriebssicht haben muss, stößt eine solche Strategie der Bonnfinanz natürlicherweise an ihre Grenzen. In dem neu definierten Rollenverständnis sehen wir eine Win-win-Situation für Bonnfinanz und Zurich. finanzwelt: Herr Lütkehaus, Sie sprechen von der „Stunde Null“ und einem Neuanfang mit BlackFin. Was macht Sie so optimistisch? Lütkehaus» Aktuell erleben wir eine Renaissance des Allfinanzgedankens, den wir nun in der neuen Situation konsequent verfolgen und ausbauen können. Die Sichtweise unseres neuen Eigentümers ist hier deckungsgleich und ermöglicht uns Investitionen in die strategische Neupositionierung der Bonnfinanz. finanzwelt: Herr Lütkehaus, ein wichtiger Maßstab für den Erfolg eines Finanzvertriebes ist die Recruitingquote. Sie hatten im Gegensatz zu vielen anderen Vertrieben bislang keine positiven Steigerungen. Was wollen Sie jetzt daran ändern? Lütkehaus» Seit Bekanntwerden der Übernahme sehen wir eine deutlich positive Entwicklung in der Ansprache von neuen Vertriebspartnern. Allein seit April 2019 konnten wir so viele neue Vertriebspartner aus bankennahem Umfeld gewinnen wie im gesamten Jahr 2018. Dieser Fakt bestätigt uns in der Entscheidung für eine eigenständige und unabhängige Marktpositionierung der Bonnfinanz. finanzwelt: Herr Dr. Franzmeyer, welche Ziele verfolgen Sie mit dem Kauf der Bonnfinanz und stehen weitere Akquisitionen in Deutschland an? Dr. Franzmeyer» Bonnfinanz soll wachsen. Alles, was dazu erforderlich ist, unterstützen wir. Der deutsche Markt für Allfinanz-Vermittler ist attraktiv, wir trauen ihm Wachstumsraten von jährlich 5 % zu. BlackFin Capital Partners ist davon überzeugt, dass eine persönliche, faire, nachhaltige und unabhängige Beratung rund um die Themen existenzielle Absicherung, Altersvorsorge, Finanzierungen und Kapitalanlagen für viele Menschen wichtig ist. Für Bonnfinanz heißt das: Die Zahl der Vertriebspartner soll auf mindestens 600 wachsen. Ende 2018 waren es 511. Dabei setzen wir vor allem auf IHK-zertifizierte Bank- und Versicherungsexperten, die sich selbstständig machen möchten oder bereits Erfahrung als selbstständige Finanzberater haben. Darüber hinaus sind auch Akquisitionen von ganfinanzwelt 04 | 2019

zen Vertriebsgesellschaften möglich. Der Markt ist fragmentiert, eine Konsolidierung überfällig. finanzwelt: Herr Dr. Franzmeyer, Bonnfinanz war bisher zum großen Teil abhängig von den Produkten der Zurich Versicherung. Lassen Sie Bonnfinanz jetzt freie Hand bei der Auswahl der Produkte? Dr. Franzmeyer» Selbstverständlich. Derzeit analysiert das Unternehmen den Markt, um gegebenenfalls das Portfolio abzurunden. Im Bereich Versicherungen arbeitet Bonnfinanz weiterhin eng mit der Zurich Gruppe Deutschland zusammen. Bei allem, was Bonnfinanz tut, gilt aber immer eine Maxime: Der Kunde steht im Mittelpunkt. Seine Ziele und Wünsche sind maßgeblich. finanzwelt: Herr Lütkehaus, wie wird Ihre zukünftige Produktstrategie aussehen und nehmen Sie auch neue Produktlinien auf? Lütkehaus» Im Mittelpunkt unseres Dienstleistungsangebotes stehen bei der Bonnfinanz die Interessen unserer Kunden. Insofern ist es selbstverständlich, dass wir unser Produktportfolio dort ergänzen, wo es zur Bedarfsdeckung sinnvoll und/oder notwendig ist. In einem ersten Schritt prüfen wir derzeit den Zugang zu neuen Zielgruppen, z. B. den deutlichen Ausbau unseres Finanzdienstleistungsangebotes an gewerbliche Klein- und Mittelstandskunden. Wichtig ist es zu betonen, dass in der anlassbezogenen Kundenberatung stets die Produktlösung dem Kundenbedarf folgt. finanzwelt: Herr Dr. Franzmeyer, Sie hatten betont, dass der deutsche Allfinanzmarkt jährlich um 5 % wächst. Wo sehen Sie sich nach der Neuaufstellung der Bonnfinanz in der Rangliste der Finanzvertriebe in 2020? Dr. Franzmeyer» Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dazu keine konkreten Aussagen machen möchte. Klar ist: Bonnfinanz ist ehrgeizig und will weiter wachsen. Dafür steht auch der neue Vertriebsvorstand Dirk Benz, der am 1. Oktober 2019 sein Amt antreten wird. Herr Benz blickt in unterschiedlichsten Führungspositionen bei der Swiss Life Deutschland auf vielfältige Erfahrungen in Vertrieb und Marketing von Allfinanz-Unternehmen zurück. Zuletzt arbeitete er bei der Proventus AG als Vorstand für Vertrieb, Marketing und Personal. finanzwelt: Herr Lütkehaus, Sie müssen jetzt nicht mehr mit der Zurich nach Köln umziehen. Bleiben Sie in Bonn? Lütkehaus» Wir bleiben in Bonn! finanzwelt: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung. (fjl)

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BERATER | GENERATION 50PLUS

Oldies but Goldies Keine Altersgruppe wächst in Deutschland schneller als die der über 50-Jährigen. Dank des großen Kapitals und der sich verändernden individuellen Lebenssituationen eröffnet sich Beratern damit eine attraktive Zielgruppe. In dieser werden auch Produkte nachgefragt, die man wohl eher mit der jüngeren Generation in Verbindung bringen würde. – Tendenz steigend“, so der geschäftsführende Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice GmbH. Gepaart mit einem sich verändernden Lebensumfeld bietet die Generation 50plus somit großes Potenzial für Berater. „Die vorhandenen Absicherungen und Vermögenswerte müssen beim Eintritt in den Ruhestand in vielen Fällen neu strukturiert, durch maßgeschneiderte Produkte ergänzt und an die aktuelle Lebenssituation angepasst werden. Für den Vertrieb von Finanz- und Versicherungsprodukten ergibt sich daraus ein äußerst attraktives Geschäftsfeld mit großem Cross-Selling-Potenzial“, erläutert Norbert Porazik weiter.

Heute hat fast jeder zweite Deutsche seinen 50. Geburtstag schon hinter sich, angesichts der niedrigen Geburtenrate wird sich dieser Anteil in Zukunft kontinuierlich erhöhen. Kein Wunder, dass die Generation 50plus vom Marketing längst umschmeichelt und als „Best Ager“ bezeichnet wird. Für Sie als Vermittler ist diese Zielgruppe aus sehr unterschiedlichen Gründen interessant. „Eigentlich sollte klar sein, dass Kunden der Generation 50plus zahlreich, meist wohlsituiert und oft nicht gut

beraten sind. Daher tut sich bei dieser Zielgruppe der Menschen, die oft noch im Job stehen, aber schon für die Zeit nach dem aktiven Arbeitsleben planen, ein enormer Beratungs-Bedarf auf“, erläutert Uwe-Matthias Müller, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Initiative 50Plus. „Die Zielgruppe 50plus verfügt in der Regel über deutlich mehr Kapital als die jüngere Generation, da die Kinder zumeist erwachsen sind und beide Elternteile arbeiten. Zudem werden die über 50-Jährigen oft zu Erben, was zu weiterem Kapitalzufluss führt. Die Generation 50plus hat also schon ein größeres Vermögen angesammelt und sucht verstärkt nach professionellen Anlage- und Absicherungslösungen“, ergänzt Dr. Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender der JDC AG. Norbert Porazik verdeutlicht anhand konkreter Zahlen, dass die Zielgruppe der „Best Ager“ vor allem in finanzieller Hinsicht anders ist als die jüngere Generation. „Die Zielgruppe 50plus unterscheidet sich vor allem durch ihre beachtliche Kaufkraft von 720 Milliarden Euro pro Jahr und einem beträchtlichen Vermögensanteil von 75 % am deutschen Gesamtvermögen

Uwe-Matthias Müller Geschäftsführender Vorstand Bundesverbands Initiative 50Plus e. V.

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

Dr. Sebastian Grabmaier Vorstandsvorsitzender Jung, DMS & Cie. AG

Das Jahr 1964 war in zweierlei Hinsicht besonders: Zum einen wurde erstmals der deutsche Fußballmeister in einer professionellen Liga ermittelt, zum anderen wurden damals hierzulande 1,36 Mio. Kinder geboren, so viele wie noch nie zuvor und nie danach in der Geschichte der Bundesrepublik. Damit war dieses Jahr der Höhepunkt der sogenannten Babyboom-Zeit. Im Jahr 1971 überschritt die Geburtenrate zum letzten Mal die Millionenmarke und in den vergangenen Jahren kamen in Deutschland pro Jahr weniger als 800.000 Kinder auf die Welt. Entsprechend hat sich die Demografie deutlich verschoben.

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Unterschiedliche Produkte Das Potenzial, das die Generation 50plus bietet, können Berater bei sehr unterschiedlichen Produkten ausschöpfen. So berichtet Norbert Porazik, dass von Angehörigen dieser Zielgruppe im Investmentbereich sicherheitsorientierte Investmentfonds in Betracht gezogen werden. Laut Dr. Sebastian Grabmaier sind es im Kapitalanlagebereich vor allem Vermögensverwal-

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tungslösungen, die sich bei den über 50-jährigen gut verkaufen. Bei den Versicherungen ist vor allem ein Produkt sehr gefragt, dass eigentlich schon längst hätte abgeschlossen werden sollen. „Im Vorsorge- und Absicherungsbereich ist vor allem die Pflegeversicherung sehr gefragt. Menschen über 50 sind häufig schon im eigenen familiären Umfeld mit dem Thema Pflege in Berührung gekommen und haben verstanden, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur eine Basisabsicherung ist“, so Grabmaier weiter. Auch Norbert Porazik sieht im Versicherungsbereich großes Verkaufspotenzial bei Pflegeversicherungen. Diese würden, wie auch Risikolebensversicherungen, häufig gegen Einmalbetrag abgeschlossen. Einige Versicherer haben bereits auf die wachsende Anzahl über 50-Jährigen reagiert und bieten spezielle Versicherungen für diese Zielgruppe an. So erklärt Norbert Porazik, dass spezielle 50plus-Sach- und Sterbegeldversicherung häufig in Betracht gezogen würden. Neben Pflegeversicherungen können Berater in der Zielgruppe 50plus noch ein weiteres Produkt anbieten, das auf den ersten Blick eine deutlich jüngere Kundengruppe anspricht. So berichtet Norbert Porazik, dass auch häufig Bausparverträge nachgefragt würden, die für seniorengerechte Modernisierungsmaßnahmen verwendet werde. Dass die Zielgruppe Produkte aus so unterschiedlichen Bereichen nachfragt, hängt nach Meinung des Fonds Finanz-Geschäftsführers mit den verschiedenen Herausforderungen zusammen, denen sich diese Generation gegenübersieht. „Denn sie decken die für die Zielgruppe relevanten Themen ab: Vermögens- und Liquiditätsschutz, Absicherung von Langlebigkeit und Pflegebedürftigkeit, veränderte Anforderungen an die Wohnsituation sowie Unterstützung von Kindern und Enkeln.“ Die Generation 50plus bietet also allen Vermittlern großes Potenzial. Am meisten profitieren dürften aber die, die breit aufgestellt sind. (ahu)

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BERATER | VERMÖGENSSCHADEN-HAFTPFLICHTVERSICHERUNG

Immer auf der Höhe bleiben

Im Jahr 1590 wurde nachweislich zum ersten Mal im heutigen Deutschland von einem Versicherungsmakler ein Versicherungsvertrag verkauft. Obwohl in den folgenden Jahrhunderten zahlreiche Gesetze in Kraft traten, die die rechtliche Stellung des Maklers konkretisierten, wurde erst im Jahr 2007 mit der Einführung der Versicherungsvermittlerverordnung (VersVermV) festgelegt, dass Versicherungsvermittler und Versicherungsberater eine Berufserlaubnis benötigen. Mit der VersVermV trat auch die Pflicht für die Versicherungsvermittler in Kraft, selbst eine Versicherung für ihre Berufsausübung abzuschließen, nämlich eine Vermö-

Jonas Hoffheinz Head of property & liability risk blau direkt GmbH & Co. KG

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gensschaden-Haftpflichtversicherung. Gerade dieses Thema sollten Vermittler laut Jonas Hoffheinz nicht auf die leichte Schulter nehmen. „Wir von blau direkt erachten das Thema Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung als überaus wichtig und elementar für uns und alle unsere Vermittler“, so der Head of property & liability risk, Authorized Officer bei blau direkt.

DSGVO veränderte viel – aber nicht die VSH Durch den zunehmenden Bedeutungsgewinn der automatisierten Datenverarbeitung gewann das Thema Datenschutz in Deutschland ab Mitte der 1960er Jahre deutlich an Relevanz. Weil angesichts der wachsenden Datensammlung des Staates in der Bevölkerung die Sorge wuchs, dass die öffentliche Hand zu viele Informationen bekommen könnten, entwickelte sich in der Folgezeit das Bestreben, die Privatsphäre des Einzelnen zu schützen, weshalb 1977 das erste Bundesdatenschutzgesetz verabschie-

det wurde. Im Zuge der technischen Weiterentwicklung wurde die Datenschutzrichtlinie immer weiter konkretisiert und im Zuge der Europäischen Integration zudem auf eine supranationale Ebene verlagert. Für große Diskussionen sorgte die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die am 25. Mai 2018 in Deutschland in Kraft trat. Vor allem in der Finanzdienstleistungsbranche war die Verunsicherung groß, gerade aus Angst davor, wegen Verstößen gegen die Richtlinie haftbar gemacht zu werden. „Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass Vermögensschäden, die auf Datenschutzverletzungen bei Ausübung der versicherten Tätigkeit entstehen, im bedingungsgemäßen Umfang mitversichert sind, wogegen die Freistellung von gegen den Vermittler verhängten Bußgeldern nicht versichert ist“, stellt Marc Hinrichsen, Geschäftsführer der Hans John Versicherungsmakler GmbH, klar. Bereits drei Monate vor dem Inkrafttreten der DSGVO sorgte eine andere Abkürzung bei den Versicherungsvermittlern für Verunsicherung: IDD (Insu finanzwelt 04 | 2019

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IDD und DSGVO haben im vergangenen Jahr den Vermittlern die Notwendigkeit einer Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung (VSH) wieder vor Augen geführt. Das Thema ist aber nicht nur bei gesetzlichen Neuregelungen interessant. Am besten, wenn man sich gar nicht selbst darum kümmern muss.


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BERATER | VERMÖGENSSCHADEN-HAFTPFLICHTVERSICHERUNG

rance Distribution Directive). Die am 23. Februar 2018 in Kraft getretene Richtlinie hat für die Vermittler folgende drei Änderungen mit sich gebracht: „Verkäufe müssen transparent gestaltet werden, zusätzliches Infomaterialblatt muss zu jeden Produkt ausgegeben werden, Mindestanforderungen an die persönliche Beratung müssen erfüllt sein“, erläutert Ralf Werner Barth, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung zum Schutz von Anlage- und Versicherungsvermittlern e. V. Als ob es nicht genug wäre, dass die Vermittler bereits unter den ständigen neuen Regularien leiden würden, hat eine Fehlinformation noch zu weiterem Aufruhr gesorgt: „Im Februar 2018 stellten sich viele Vermittler die Frage, ob Ihre Deckungssumme noch ausreichen würde. Anlass der Zweifel war ein Versichererschreiben, das sich auf den damaligen Entwurf der VersVermV bezog und in dem angebundene Vermittler zum Nachweis einer Mindestdeckungssumme von 1,29 Mio. Euro aufgefordert wurden“, berichtet Marc Hinrichsen.

IDD: Viel Lärm um wenig Diese Angst war jedoch unbegründet. „Bis heute liegt diese noch bei 1,276 Mio. Euro“, beruhigt der Jurist. Trotz aller Aufregung hatten sowohl

Ralf Werner Barth Vorstandsvorsitzender Vereinigung zum Schutz von Anlage- und Versicherungsvermittlern e. V.

Marc Hinrichsen Geschäftsführer Hans John Versicherungsmakler GmbH

die IDD als auch die DSGVO nur wenig Auswirkung auf die Ausgestaltung der VSH-Tarife. „In führenden VSH-Rahmenkonzepten sind die Haftungsbedingungen, die sich aus den IDD-Vorgaben und den DSGVO-Vorschriften ergeben, bereits eingearbeitet. Wir haben sie jedoch im Rahmen der Gesetze noch besser im Sinne der Vermittler ausformuliert gestaltet“, berichtetet Ralf Werner Barth. Für ihn ist es außerdem zu früh davon zu sprechen, wie sich die gesetzlichen Neuregelungen auf die Haftungssituation der Vermittler ausgewirkt haben. „Eine echte Messung, ob sich die Gesetze bereits in konkreten Schäden ausgewirkt haben, konnte in dem kurzen Zeitraum seit Inkrafttreten der Gesetze noch nicht festgestellt werden.“ Die sich ständig wechselnden Anforderungen im Bereich der Vermittlerhaftung sollten Vermittler auch beim Abschluss einer VSH beachten. „Die Berücksich-

tigung gesetzlicher Neuregelungen z. B. durch IDD oder die Einführung der DSGVO und die gegebenenfalls erforderliche, entsprechende Anpassung des Versicherungsschutzes sollte bestmöglich sofort und automatisch erfolgen“, erklärt Jonas Hoffheinz, der zudem betont, dass auch der Umfang der eigenen Tätigkeit eine ständige Anpassung des Haftungsschutzes des Beraters erforderlich macht. „Gleiches gilt für die regelmäßige Anpassung des Versicherungsschutzes an den eigenen Vermittlungsbedarf.“ Auch Ralf Werner Barth unterstreicht, dass Vermittler bei der Auswahl einer VSH sehr genau auf deren Bedingungen achten sollten. „Entscheidend, so die Erfahrung, sind VSH-Rahmenverträge die automatisch mit den gesetzlichen Bestimmungen und den veränderten Geschäftsmodellen der Vermittler mitwachsen und somit eine hohe Aktualität und Schutz bieten.“ (ahu)

IMPRESSUM CHEFREDAKTION Lenard von Stockhausen (lvs) stockhausen@finanzwelt.de ART DIRECTOR wirkungswerk Werbeagentur Jan Risch Jonas Reggelin Yannick Reggelin kontakt@wirkungswerk.com BILDREDAKTION Sabrina Henkel s.henkel@finanzwelt.de ANZEIGENLEITUNG Uschi Meinert meinert@finanzwelt.de LEKTORAT/LESERSERVICE Angela Schnell schnell@finanzwelt.de

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REDAKTION Christian J. Enpich (cje) redaktion@finanzwelt.de Sebastian Hoffmann (sh) hoffmann@finanzwelt.de Armin Huber (ahu) huber@finanzwelt.de Dr. Franz-Josef Liesenfeld (fjl) liesenfeld@finanzwelt.de Hans-Dieter Meyer (hdm) redaktion@finanzwelt.de Dr. Hermann Schmidt-Dieburg (hsd) redaktion@finanzwelt.de AUTOREN DIESER AUSGABE Günter Giese (gg) Marc Oehme (mo) Roger Rankel Dr. Heinz O. Steinhübel Tommaso Tabacchi

EXPERTENBEIRAT Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler (Vorsitzender)

DRUCK Silber Druck oHG Otto-Hahn-Straße 25 34253 Lohfelden

VERKAUFSPREIS Einzelheft 4,50 Euro Jahresabonnement: 25,– Euro inkl. Versandkosten, inkl. MwSt. (Inland). Die finanzwelt kann nur direkt beim Verlag abonniert werden und ist nicht im Handel erhältlich.

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VERLAG FW-Verlag GmbH Söhnleinstraße 17 65201 Wiesbaden Tel.: (06 11) 267 66 - 0 Fax: (06 11) 267 66 - 18 www.finanzwelt.de info@finanzwelt.de ISSN-Nr.: 0945-2028 GESCHÄFTSFÜHRUNG Dorothee J. Schöneich (V. i. S. d. P.)

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ALTE LEIPZIGER Versicherung AG

Betriebsunterbrechung – viele Kunden unterschätzen die Auswirkungen Betriebsunterbrechungen nach Sachschäden können eine große Gefahr für den Fortbestand eines Unternehmens sein. Unternehmer, deren Stärke der Aufbau eines Betriebs ist, haben häufig keine oder nur geringe Erfahrungen im Umgang mit Schäden und können deren Auswirkungen nicht richtig abschätzen. Sie gehen oft davon aus, nach einem Schaden schnell wieder loslegen zu können. Dabei wird insbesondere der Zeitfaktor als Risiko unterschätzt: •

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Bei unklaren Schadenursachen, der Schädigung von Personen oder bei Verdacht auf Brandstiftung wird die Schadenstätte oft nicht direkt für Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten freigegeben. Auch zeitintensive Dekontaminierungs- oder Abbrucharbeiten werden meist nicht ausreichend berücksichtigt. Kommen aufgrund gesetzlicher Anforderungen behördliche Auflagen für die Weiterführung des Betriebes hinzu, kann es zu einer weiteren Verzögerung kommen. Ist in solchen Fällen ein Ausweichen auf einen anderen Standort nicht möglich, wirkt sich dies ebenfalls voll auf den Unterbrechungsschaden aus.

nen als sekundär. Da Schäden und die nachfolgende Betriebsunterbrechung bedrohliche Dimensionen annehmen können, ist eine fachkundige Beratung durch den Versicherungsmakler und den Versicherer heute aktueller denn je. Kunden benötigen Unterstützung darin, Risiken richtig zu bewerten und eine ausgewogene und umfassende Absicherung zu erhalten. So arbeiten wir Die ALTE LEIPZIGER Versicherung AG steht seit 200 Jahren für eine hochwertige Beratung und Betreuung der Vertriebspartner und Kunden. Durch qualifizierte und mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattete Mitarbeiter, insbesondere mit den bundesweit präsenten Accountmanagern und fachlich spezialisierten Direktionsbevollmächtigten, bietet die ALTE LEIPZIGER vor Ort persönliche Ansprechpartner zu allen Fragen rund um die Absicherung von Gewerbekunden.

Jubiläumsaktion: 200 ‰ bei Online-Abschluss Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums bietet die ALTE LEIPZIGER auf die Haftpflicht-

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und Inhaltsversicherung 200 ‰ Nachlass

Digitalisierung führt zu neuer Schaden-Betrachtung Auch die Digitalisierung führt zu neuen Fragen bei einer Betriebsunterbrechung nach einem Schadenfall: Legt die vom Schaden betroffene IT weitere davon abhängige Betriebsteile lahm, obwohl diese räumlich vom Schaden gar nicht betroffen sind? Wandern treue Stammkunden eines Ladengeschäfts zu Onlinehändlern ab? Können Kunden online über den Schaden, die zu erwartende Ausfallzeit, aber auch die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs informiert werden? Liegen hierfür überhaupt die notwendigen Informationen und das Einverständnis der Kunden vor? Individuelle Beratung ist unverzichtbar Viele Unternehmer sind durch das Tagesgeschäft vollkommen in Anspruch genommen. Versicherungsfragen erscheinen ihfinanzwelt 04 | 2019

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NEWS blau direkt zahlt, wenn der Makler es will blau direkt reagiert auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Makler bezüglich der Provisionsauszahlung und gibt seinen Partnern die Möglichkeit, selbst den Auszahlrhythmus zu bestimmen. Dazu hat der Lübecker Maklerpool eine „Abrechnungsbox“ eingerichtet, in der die Makler auch ihr aktuelles Guthaben im Blick haben. Wenn der Makler Geld benötigt, kann er zudem einfach per Mausklick die Auszahlung einer gewünschten Summe veranlassen.

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Das ist mir zu teuer! Diese Aussage kennt jeder Verkäufer. Wie Sie mit dem Einwand umgehen, erfahren Sie in diesem Video. Sie lernen, wie Sie den Auftrag in dieser Situation konkret retten können. Warum hat ein Preis seine Berechtigung? Was braucht ein Verkäufer für eine Einstellung? Wenn Berechtigung und Einstellung stimmen, hat Andreas Buhr noch eine zusätzliche Formel für die Verhandlung.

Vermittler haben sich insgesamt 114 Jahre lang weitergebildet Die Teilnehmer der Weiterbildungsinitiative „Gut beraten“ haben im 2. Quartal zusammen fast 1,05 Mio. Stunden in Weiterbildungen investiert, das entspricht etwas mehr als 114 Jahre. Im Schnitt haben die Teilnehmer bis Ende Juni 13 Stunden Weiterbildung nachgewiesen und damit die gesetzliche Pflicht, die sich aus der IDD ergibt, fast erfüllt. Ca. 32.000 Teilnehmer haben schon nach einem halben Jahr die vollen 15 Stunden Weiterbildung absolviert, ca. 8.000 Teilnehmer sogar schon 30 Stunden. Für die Weiterbildung favorisieren die Vermittler zwar noch die „klassische“ Präsenzveranstaltung, jedoch steigt auch die Nachfrage nach E-Learning-Angeboten.

BaFin-Aufsicht ab 2021? Die Bundesregierung plant, im Jahr 2021 die Aufsicht über die § 34f-Vermittler von den IHKs auf die BaFin zu übertragen. Das geht aus einem Eckpunktepapier hervor, welches das Bundesfinanzministerium mit den Ministerien für Justiz und Wirtschaft abgestimmt hat. Als Begründung für die geänderte Aufsicht wird angeführt, dass die BaFin die nötige Erfahrung und Expertise habe, um bundesweit eine hohe und einheitliche Qualität der Aufsicht gewährleisten zu können, was die Grundlage für eine seriöse Finanzvermittlung und das Vertrauen der Anleger schaffen würde. Da die Aufsicht über die Versicherungsvermittler weiterhin durch die Gewerbeämter durchgeführt wird, droht 30.000 Vermittlern eine doppelte Beaufsichtigung. Kritik an dem Eckpunktepapier kommt von Dr. Frank Ulbricht. So würden laut dem BCA-Vorstand die Berater weiterhin keine Planungssicherheit haben und die Einzelkämpfer unter den Beratern würden alleine gelassen.

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BRANCHENNEWS

Trauer um JDC-Gründer

Dr. Klaus Jung ist tot / Foto: © JDC

Am 3. Juli starb an seinem Altersruhesitz an der portugiesischen Algarveküste Dr. Klaus Jung, der im Jahr 1985 die Dr. Jung & Partner GmbH gründete, eine der Vorgängergesellschaften des Maklerpools JDC. Nicht nur im Bereich der Maklerpools war Jung ein Pionier: So gründete er im Jahr 1961 bereits ein Unternehmen, das sich ausschließlich auf die Vermittlung von Investmentfonds konzentrierte und setze somit seine Vision in die Tat um, Investmentfonds zur bevorzugten Sparform zu machen – eine Vision, die angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase aktueller ist denn je.

Berater sollen sich gleich verhalten, egal ob Mann oder Frau gegenübersitzt Von ihren Finanzberatern wünschen sich Kunden, dass dieser auf ihre individuellen Bedürfnisse eingeht. Welches Geschlecht der Berater hat, ist den Kunden meist egal, wie das aktuelle Anlagebarometer von Union Investment zeigt. Auch eine geschlechtsspezifische Finanzberatung wird von den meisten Befragten nicht gewünscht. Die Studie macht auch deutlich, dass Männer Geld emotionaler gegenüberstehen als Frauen, was auch damit zusammenhängen könnte, dass Männer ihre persönlichen Finanzkenntnisse selbst besser einschätzen als Frauen. Das könnte auch ein Grund sein, warum Frauen eher zum Finanzberater gehen als Männer, die sich dafür häufiger im Internet über das Thema Geld informieren.

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VERSICHERUNGEN | RISIKOMANAGEMENT PRIVAT – TEIL 2

Die Zukunft im Blick! Je älter man wird, desto schneller rauscht die Zeit an einem vorbei. Einhergehend ändert sich mit dem Alter nicht nur Lebenseinstellung oder Prioritäten, sondern auch der benötigte Versicherungsschutz. Immer stärker klopfen Risiken wie mögliche Pflegebedürftigkeit, Altersarmut oder auch Todeseintritt vor die Lebenstür und beeinflussen das persönliche Risikomanagement. Wichtig ist es daher, sich nebst Grundund Wertesicherung ebenfalls mit einer passenden Zukunftssicherung bereits heute zu beschäftigen. Etliche der existenzgefährdenden Risiken ändern sich kaum im Laufe eines Lebens. Gleich welchen Alters können etwa Haftungsansprüche Dritter oder schwere Krankheiten ohne entsprechende Vorsorge schlimmstenfalls die komplette Existenz zerstören. Manche Risiken jedoch wandeln sich mit den Jahren, fallen weg oder kommen neu wie die Bedrohungen aus der Cyberwelt hinzu. Zudem tendiert mit dem Wechsel vom Berufsleben in die Altersrente das Arbeitskraftverlust-Risiko grundsätzlich gegen Null. Auszunehmen ist dabei eine in den letzten Jahren steigende Anzahl von Rentnern, die aufgrund geringer

Altersbezüge aus Finanznot weiterarbeiten müssen. Wie Resultate des ERGO Risiko-Report 2018 zeigen, fürchtet sich gar jeder fünfte Deutsche vor dem Ruhestand. Darüber hinaus nimmt die Wahrscheinlichkeit eines Pflegeeintritts, einer Invalidität oder schweren Verletzung aufgrund Kräfteverfalls generell mit dem Alter zu. Gerade das Risiko der Pflegebedürftigkeit steigt mit den Lebensjahren. Betroffen hiervon sind nicht nur Pflegefälle in Heimen, sondern auch die rund 4,7 Mio. Menschen, die ihre Angehörigen heute in Deutschland pflegen. Die Tendenz zur Angehörigenlösung könnte noch steigen, denn laut

Erhebung der Barmer Krankenkasse müssen schon jetzt Heimbewohner in Nordrhein-Westfalen einen monatlichen Gesamteigenanteil von durchschnittlich 2.252 Euro zuzahlen. Festgehalten werden muss jedoch: Der Eintritt eines Pflegefalls – ebenso wie schwere Krankheiten oder Unfälle – kann grundsätzlich jeden in jeder Lebensphase treffen. Zweiflern sei ein Praktikum im Kinderund Jugendhospiz anzuraten. Anknüpfend hieran stehen betroffene Familien oft vor Schuldenbergen, weil manche Versicherungsvermittlung nicht bedarfsorientiert erfolgte. Passende Schadendeckungen reüssieren leider erst jetzt,

unbedingt seine Arbeitskraft absichern – im Idealfall durch eine Berufs-, alternativ durch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Der staatliche Schutz reicht bei Weitem nicht aus, genau wie in der Altersvorsorge. Hier rate ich zu kapitalmarktnahen Produkten, die eine sichere und zugleich auskömmliche Rente ermöglichen.“

Run-off“, dass Verbraucher dies zum Anlass nehmen sollten, ihre Altersvorsorge als Ganzes auf den Prüfstand zu stellen und sich gegebenenfalls dazu unabhängig beraten zu lassen. Stimmen Sie dem zu? Ralf Berndt: „Es ist immer gut, sich unabhängig beraten zu lassen. Doch die Altersvorsorge als Ganzes infrage zu stellen, nur weil ein Versicherer seinen Bestand verkauft, ist nicht zu empfehlen. Denn auch wenn dies passiert, laufen die Verträge unverändert weiter. Die Versicherten erhalten auch zukünftig alle garantierten Kapital- und Rentenzahlungen. Kunden sollten besonnen handeln, sich nicht verunsichern lassen und ihre Verträge behalten. Lebens- und Rentenversicherungen sind die einzige Form der privaten Altersvorsorge, die eine lebenslange Rentenzahlung garantiert. Egal ob man 80, 90 oder 100 wird.“

Dr. Tobias Warweg Vorstand HDI Vertriebs AG

finanzwelt: Welche Versicherungsbausteine gehören zur Zukunftssicherung eines durchschnittlichen Privatkunden? Dr. Tobias Warweg: „Eine Privat-Haftpflicht sollte jeder haben. Unverzichtbar für Hauseigentümer: die Wohngebäudeversicherung. Hier empfehlen wir, die Absicherung gegen Naturgefahren einzuschließen. Eine private Unfallversicherung sichert bei folgenschweren Unfällen und die Hausratversicherung schützt, was lieb und teuer ist. Wer im Erwerbsleben steht, sollte

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Ralf Berndt Vorstand Vertrieb und Marketing Stuttgarter Lebensversicherung a. G.

finanzwelt: Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen informiert in Bezug auf das Thema „einzelne LV im

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Expertenmeinungen


seitdem die Niedrigzinspolitik der EZB auch die Kinder-Lebensversicherung ins Mark traf. Viele Faktoren, wie u. a. die steigende Lebenserwartung, der medizinische Fortschritt oder eine Veränderung der Arbeitsbedingungen, haben prinzipiell dazu beigetragen, dass das Risikomanagement im Hinblick auf die Zukunftssicherung für Jung und Alt deutlich komplexer geworden ist. Dennoch zeigt die Praxis, welch hoher Vorsorge-

Matthias Sattler Vertriebsleiter ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung a. G.

finanzwelt: Fondsgebundene Versicherungsprodukte werden derzeit stark durch die Gesellschaften forciert: Ist die klassische Kapital- und Rentenversicherung überhaupt noch praxisrelevant bzw. -tauglich? Matthias Sattler: „Natürlich bleibt auch die klassische Rentenversicherung relevant: Schaut man sich auf dem Markt um, ist eine Gesamtverzinsung von 3,1 % wie bei unserer AL_RENTEKlassikpur doch sehr attraktiv! Auch Garantieprodukte der betrieblichen Altersver-

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bedarf bei den Verbrauchern besteht und wie notwendig maßgeschneiderte Beratung an dieser Stelle ist.

Beratungsmine Ablaufsumme Ein weiterer zentraler Punkt der Zukunftssicherung ist eine passende Altersvorsorge. Mit Erreichen des Pensionsalters soll die gesetzliche, be-

sorgung haben weiterhin einen hohen Stellenwert. Als einer der Top bAVAnbieter am Markt ist sich die ALTE LEIPZIGER dessen bewusst und wird solche Produkte auch in Zukunft anbieten. Die Kombination aus einer attraktiven Verzinsung und der Steuerersparnis macht die betriebliche Altersversorgung weiterhin zu einem rentablen Altersvorsorgeprodukt.“

Troy Briggs Leiter Hauptabteilung Außendienst Barmenia Krankenversicherung a. G.

finanzwelt: Niedrigzins, Veränderung der Arbeitsbedingungen, steigende

triebliche und private Altersversorgung das Kundeneinkommen möglichst ohne Lücken decken. Die Zukunft sehen viele hinsichtlich der kommenden Rentenerwartung jedoch nicht rosig. Über zwei Drittel der Umfrageteilnehmer des ERGO Risiko-Reports gehen davon aus, dass das Rentenniveau in den nächsten zehn Jahren abnehmen wird. Folglich erwartet das Gros der Deutschen eine niedrige Rente. Stand

Lebenserwartung etc. Ist das Thema Risikoanalyse- bzw.-management im Hinblick auf die Zukunftssicherung für Jung und Alt in den letzten zehn Jahren komplexer geworden? Troy Briggs: „Die Themen Altersvorsorge, Absicherung des Erwerbseinkommens, Gesundheit und Pflege sind unverändert zentrale Themen der öffentlichen Diskussion. Damit einhergehend besteht ein weit verbreitetes Bewusstsein über die Notwendigkeit einer privaten oder betrieblichen, ergänzenden Vorsorge. Aber die Angebote haben sich auch komplexer und vielfältiger entwickelt. Mit einer kompetenten und sachorientierten Beratung können wir dem Kunden aufzeigen, wie er seine Risiken in Bezug auf die Zukunft zielgerecht managen kann und ihm auf allen Gebieten individuelle und leistungsstarke Produkte anbieten.“

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VERSICHERUNGEN | RISIKOMANAGEMENT PRIVAT – TEIL 2

jetzt liegen die Teilnehmer damit richtig: Einkommenseinbußen von 55 % und mehr bei Groß- und Kleinverdienern führen nicht nur mathematisch zum geringeren Lebensstandard. Dabei zählten die klassischen Kapital- und Rentenversicherungen mitsamt ihren hohen Garantiezinsen, Überschüssen und Schlussgewinnanteilen als zweite und dritte Säule der betrieblichen und privaten Altersversorgung im letzten Jahrtausend noch als Garant für unbekümmerte Pensionszeiten. In Zeiten von dauerhaftem Niedrigzins reagierte die Assekuranz jedoch in letzter Zeit vielfach mit neuen Produkt-Alternativen. Fondsgebundene Versicherungen und klassische Newtimer ohne eine Zinszusage dominieren derzeit im Angebotsregal. Das Kapitalanlagerisiko wandert zum Kunden. Hinzu kommen Verwaltungskosten, Fondsgebühren oder andere Erfolgsvergütungsformen, die Anleger von fondsgebundenen Versicherungslösungen tragen müssen. Steuerlich geförderte Produkte scheinen indes vielversprechender, wären da nicht die gesetzliche Mehrfachbesteuerung und Doppelverbeitragung. Beratungsprotokolle, die 28

hier Entscheidungswerdegänge nicht über Jahrzehnte dokumentieren, können Vermittler oder deren Nachfolger in Zugzwang bringen. Insbesondere die aktuelle Run-off Thematik innerhalb der Lebensversicherungswelt können mögliche Beratungsfehler aufdecken. So stehen in diesem Zusammenhang beim Vermittlerwechsel oftmals Abschlussberatungen auf dem Qualitätsprüfstand. Kein Vermittler will sich bei der Kundenübernahme etwaige Beratungsaltlasten in den Bestand importieren. Treten Mängel erst bei Ablauf der Lebensversicherung zutage, kann es sogar noch Vermittler treffen, die sich zwischenzeitlich im Ruhestand befinden.

Gefahrenquelle Run-off Grundsätzlich sind externe und interne Run-offs knifflig. Es beginnt mit der Beratungspflicht des Versicherers gegenüber den Versicherten, umfangreich über mögliche Nachteile von Bestandsübertragungen bzw. -reduzierungen zu informieren. Manche Gesellschaft möchte diese Auf-

gabe jedoch dem Makler überlassen. Eine endgültige Entscheidung vonseiten des Gerichts hierzu steht zwar noch aus, dennoch müssen Berater bereits heute mit der Situation beim Kunden umgehen. Dementsprechend stärker ist der Trend zur Umdeckung von Altverträgen in neue Altersversorgungsprodukte. Zusätzlich erscheinen der Rückkauf und – bei bestimmten Vertragsgenerationen – die vollständige Rückabwicklung nach Vertragswiderruf attraktiv. Dabei sind die Chancen sowie Risiken einschließlich aller Zahlungsströme offen zu legen. Ansonsten kann der Kunde nicht vergleichen und entscheiden. Erhalten Dienstleister und Vermittler bei Vertragswiderrufen zum Beispiel Vergütungen im deutlich zweistelligen Prozentbereich, beeinflusst dies Versicherte in der Entscheidung, ein solches Angebot in Anspruch zu nehmen. So bieten Rechtsanwälte diese Dienstleistung vielfach zu geringeren Kosten oder per Rechtsschutzversicherung gar zum Nulltarif an. Die Verunsicherung vieler betroffener Run-off-Kunden in Verbindung mit intransparenten Vertragsumdeckungen wird die Nachfrage nach Anwälten mutmaßlich erhöhen. (gg, mo)

Fazit Die Bewertung von existenziellen Risiken in zerstörend, bedrohend und neutral sowie deren Übertragung auf Versicherer erscheint wichtiger denn je zuvor. Dazu finden Vermittler beispielsweise in der DIN-Norm 77230 zur Finanzanalyse oder beim Arbeitskreis Beratungsprozesse umfassende Information rund um die Beratung. Ein gutes Konzept mit einer Grund-, Werte- und Zukunftssicherung lässt die Zuordnung neuer Risiken, wie Spionage-Apps oder OnlinekontoHacks, mit überschaubaren Beratungs- und Dokumentationsaufwand zu. Überdies stärkt es die Kundenbindung zwischen Vermittler und Verbraucher. finanzwelt 04 | 2019


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VERSICHERUNGEN | INTERVIEW

Für viele ist der Tod immer noch ein Tabuthema Vorsorgedokumente sind für den Kunden wichtig. Meistens merkt er erst, wenn es zu spät ist, dass man sie braucht. Sie sind aber auch ein perfektes Mittel, um beim Kunden die schwierigen Themen Sterbegeld und Vorsorge anzusprechen. Grund genug für ein finanzwelt-Interview mit Thorben Schwarz, Direktor Vertrieb und Mitglied der Geschäftsleitung der Monuta Versicherungen Deutschland.

finanzwelt: Die Monuta Trauerfall-Vorsorge geht über die rein finanzielle Absicherung hinaus. Welche Vorsorgeleistungen bieten Sie dem Kunden zusätzlich an? Thorben Schwarz» Neben der Sterbegeldversicherung als finanzielle Absicherung stellen wir unseren Versicherten eine Reihe an Vordrucken für Vorsorgedokumente zur Verfügung. Diese enthalten eine Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Sorgerechtsverfügung und ein Testament-Muster. Zudem bieten wir das Monuta Scenarium an, mit dem der Kunde seine individuellen Bestattungswünsche detailliert festlegen kann. finanzwelt: Welches Potenzial steckt für das Maklergeschäft in den Vorsorgedokumenten? Schwarz» Wer sich heute im Maklermarkt abheben möchte, muss Mehrwerte zum originären Versicherungsgeschäft anbieten und ganzheitlich beraten. Neben der finanziellen Absicherung ist es gerade im Rahmen der Generationenberatung sinnvoll, mit Vorsorgedokumenten zu arbeiten. Denn hier wird die ganze Familie mit ihren Abhängigkeiten und Verpflichtungen betrachtet. Sie bietet eine lösungsorientierte Beratung rund um Versicherungen, Vollmachten und Vorsorge für verschiedene Lebensabschnitte.

» Männer und Frauen machen sich beide zu gleichen Teilen Gedanken. « finanzwelt: Was passiert, wenn es für eine Vorsorgeverfügung bereits zu spät ist? Gibt es für die Absicherung dann noch eine ‚Last-Minute-Alternative‘? Schwarz» Fakt ist, Bestattungswünsche oder Verfügungen müssen im Voraus geregelt werden. Wenn der Patient nach einem Unfall im Koma liegt, entscheiden Ärzte und/oder die Familie über lebenserhaltende Maßnahmen oder die Bestattung. Eine ‚Last-Minute-Alternative‘ gibt es nicht. Daher sind sowohl Vorsorgedokumente als auch eine Sterbegeldversicherung in jedem Alter sinnvoll. Natürlich ist es am besten, bereits in jungen Jahren alles zu regeln – das hat oft auch finanzielle Vorteile. Aber möglich ist es in jedem Alter. 30

finanzwelt: Viele Vermittler schrecken davor zurück, die Vorsorgedokumente in ihre Beratung aufzunehmen, aufgrund der nicht erlaubten Rechtsberatung in diesem Segment. Wie gehen Sie damit um? Schwarz» Das Rechtsdienstleistungsgesetz hat bei der Monuta einen sehr hohen Stellenwert. Wir sensibilisieren unsere Vertriebspartner dafür, dass sie lediglich Hinweise und Tipps geben dürfen. Zudem kooperiert die Monuta seit März dieses Jahres mit JURA DIREKT, dem spezialisierten Servicedienstleister für rechtliche Vorsorge. JURA DIREKT erstellt rechtsanwaltliche, individuelle Vorsorgedokumente für unsere Maklerkunden und steht als Organisationspartner zur Verfügung, wenn eine rechtssichere Beratung benötigt wird. finanzwelt: Viele Vermittler haben Schwierigkeiten, das Thema Sterbegeld anzusprechen. Haben nicht gerade ältere Kunden den Wunsch, alles zu regeln und sind dankbar für eine gute Beratung? Schwarz» Jede Kundenaltersgruppe hat andere Prioritäten. Ältere Kunden sind durchaus für die Beratung zur Bestattungsvorsorge ansprechbar. Wir helfen gerne dabei, die Zielgruppe für das Thema im Vermittlerbestand zu definieren und die Chancen in der Beratung ‚über den Tod und darüber hinaus‘ aufzuzeigen. So wissen wir z. B., dass Kunden sehr offen mit dem Thema umgehen, wenn man sie im Rahmen der umfänglichen Vorsorge auch zu den Risiken berät, die der eigene Tod für Hinterbliebene mit sich bringt. Für uns gehört die Sterbegeldversicherung zu einem ganzheitlichen Beratungskonzept dazu. finanzwelt: Welche Personengruppen machen von den angebotenen Vorsorgeverfügungen am häufigsten Gebrauch? Schwarz» Männer und Frauen machen sich beide zu gleichen Teilen Gedanken. Die Hauptzielgruppe für Vorsorgeverfügungen sind Menschen ab 50 Jahren. In diesem Alter haben sie meist schon Todesfälle oder Geschäftsunfähigkeiten im eigenen Umfeld erlebt und wissen, welche Herausforderungen diese mit sich bringen können. Dementsprechend stellen sie sich Fragen wie: Was passiert mit mir, wenn ich finanzwelt 04 | 2019


» Jede Kundenaltersgruppe hat andere Prioritäten. Ältere Kunden sind durchaus für die Beratung zur Bestattungsvorsorge ansprechbar. «

Foto: © Fotostudio Lehmann/Heike Reinsch

nicht mehr selbstständig handeln kann? Wie kann ich meine Hinterbliebenen entlasten? Die Monuta Kunden sind aktuell durchschnittlich 45 Jahre alt. Das zeigt, dass sich auch jüngere Menschen mit der Thematik beschäftigen. finanzwelt: Wie ist das Beratungsgespräch angesetzt? Reicht es, den Fokus auf mögliche existenzielle Risiken zu setzen, die abgedeckt werden sollen? Schwarz» Die Berufung des Vermittlers besteht vor allem darin, die individuellen, existenziellen Risiken abzusichern. Bei älteren Kunden entsteht oftmals durch nicht geregelte Vorsorgemaßnahmen Streit unter Angehörigen, wer die Kosten zu tragen hat. Wir sprechen hierbei zwar ‚nur‘ über eine Summe von etwa 10.000 Euro, aber Hand aufs Herz – wer hat dieses Geld mal eben unter dem Kopfkissen liegen? Auch das kann zu einem grundlegenden, nicht nur materiellen Verfinanzwelt 04 | 2019

lust führen. Hierüber würde ein jüngerer Kunde wohl seltener nachdenken. Sein Risikobewusstsein liegt eher in der rein finanziellen Absicherung von Einkommensrisiken. Jüngere Kunden sollten aber in jedem Fall Vorsorgeformulare, wie Patientenverfügung oder Sorgerechtsvollmacht für ihre Kinder erstellen. Der Vermittler kann sich damit bereits frühzeitig als allumsorgender Experte positionieren. finanzwelt: Welche Vertriebs- und Beratungsunterstützung bieten Sie Ihren Vertriebspartnern darüber hinaus? Schwarz» Die Monuta bietet ein bundesweites Netz an Maklerbetreuern an, das aktiv zur ganzheitlichen Trauerfall-Vorsorge unterstützt. Wir organisieren Schulungen, Webinare und Messen, die auch von externen Profis unterstützt werden. So erhalten Vermittler u. a. eine umfassende Weiterbildung zu diversen Rechtsgrundlagen. (lvs) 31


VERSICHERUNGEN | NISCHENVERSICHERUNG

Achtung Verlustgefahr Ein Gespräch mit dem Bestandskunden suchen, nur weil der sich ein neues Smartphone zulegen will? Für die paar Euro machen sich viele Makler nicht auf den Weg. Und genau das ist falsch. Denn das Geschäft der InsurTechs mit Nischenversicherungen blüht – E-Scooter kommen ihnen da gerade richtig. Für viele Start-ups ist die Nische schließlich der richtige Einstieg ins ganz große Geschäft. Wer als Makler da nicht auf Zack ist, muss Einbrüche im Bestand befürchten. Als vor Jahren die ersten InsurTechs auf den Markt kamen, boten sie den Nutzern im Internet vor allem etwas, womit es Makler in der Regel nicht zu tun haben wollten: die Absicherung von Kleinstrisiken, oft auch mit tage- oder wochenweiser Limitierung. Und siehe da: Das Angebot wurde freudig angenommen. Zwar hat sich das grundsätzliche Geschäftsfeld der meisten Start-ups mittlerweile stark verändert, und es sind etliche White-Label-Lösungen hinzugekommen. Doch die Nische ist damit längst nicht tot. Warum das so ist, erklärt mit Tobias Haff einer der Pioniere des Geschäfts: „Historisch betrachtet, starten disruptive Entwicklungen immer in geringvolumigen, augenscheinlich margenschwachen Bereichen, die bei den etablierten Unternehmen keine oder nur wenig Beachtung finden. Das hat den Hintergrund und bringt den großen Vorteil, dass es wenig Konkurrenz und/oder Abwehrverhalten gibt, die einen Markteintritt für neue Anbieter, wie z. B. InsurTechs, verhindert.“ Damit lassen sich in der Tat Produktansätze – vor allem auch neue Ideen – leicht entwickeln und am Markt einführen. Das zu Beginn – im Vergleich zu den Fokusprodukten der etablierten Player – widrigere Marktumfeld zwingt dazu, neben innovativen Produktansätzen eine reibungslos funk-

tionierende technische Basis und höchst effiziente Prozesse zu schaffen. Ist dies erreicht, bleiben diese Ergebnisse nicht auf Nischenversicherungen beschränkt. Haff: „Sie können dann recht einfach für andere Produkte eingesetzt werden. Unterm Strich: Sie müssen – gerade in

Tobias Haff COO massUp GmbH

Norbert Porazik Geschäftsführender Gesellschafter Fonds Finanz Maklerservice GmbH

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einem regulierten Marktumfeld wie in der Versicherung – überhaupt erst einmal einen Einstieg in den Markt finden.“ Da bietet sich die Nische an, auch wenn sie auf den ersten Blick eher uninteressant erscheint. Dies ist in Zahlengrößen, aber oft auch nur aus Konzernsicht so. Aus Sicht eines Start-ups sind mehrere Millionen Euro Prämienvolumen, die im Versicherungskonzern gar nicht auffallen, eine veritable Größe, mit der man arbeiten kann. Aber welchen Reiz hat es für Makler, mit Kunden über Nischenversicherungen zu sprechen? Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter der Fonds Finanz Maklerservice finanzwelt 04 | 2019


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GmbH, sieht es so: „Nischenversicherungen sind grundsätzlich für viele Makler interessant. Denn im Alltag ihrer Kunden ergeben sich oftmals in kürzester Zeit neue oder andere Lebensumstände, z. B. hervorgerufen durch technische Innovationen.“ Daraus wiederum könnten sich neue oder andere Risiken ergeben, die einen entsprechenden

Versicherungsbedarf nach sich zögen. Häufig erfahren Makler nur in persönlichen Gesprächen mit ihren Kunden von derartigen Veränderungen, für die Nischenversicherungen immer öfters eine gezieltere Absicherung bieten können als althergebrachte Standardprodukte. Letztere sind aber nur bedingt in der Lage, sich kurzfristig den laufend verändernden Anforderungen des Marktes anzupassen. Damit fungieren sie als optimale Problemlöser – für die Kunden wie auch für die Makler, sofern das vorhandene Risiko und die generelle Versicherbarkeit bekannt sind. Allerdings erfordert das Thema auch proaktives finanzwelt 04 | 2019

Jonas Hoffheinz Head of property & liability risk blau direkt GmbH & Co. KG

Handeln seitens der Makler, wie Jonas Hoffheinz, Head of property & liability risk bei blau direkt, verdeutlicht: „Der Reiz sollte darin bestehen, sich beim Bestandskunden bereits vor der Anschaffung so präsent zu machen, dass der auch beim Abschluss dieser Versicherung an seinen betreuenden Makler denkt und diesen kontaktiert.“ Ansonsten könne es schnell passieren, dass der Kunde beispielsweise die E-Bike-Versicherung am Point of Sale oder kurz danach online an seinem Makler vorbei beantrage. Die 30 Euro Courtage könne der Makler verschmerzen, doch was, wenn es nicht bei der Nischenversicherung bleibe und der Kunde beim „Onlinemakler“ eine Vollmacht unterschreibe und auch seine sonstigen Verträge übertrage? Oder er von dem Onlinemakler Angebote über weitere Versicherungen erhalte? Dass es letztlich für den Makler auch auf einen hohen Grad an Technologisierung ankommt, unterstreicht Rolf Schünemann, Vorstandschef der BCA AG: „Im Sinne eines vertretbaren Verhältnisses zwischen Aufwand und Ertrag, ist im Bereich der Nischenprodukte eine hohe digitale Prozesseffizienz unerlässlich.

Maklervollmacht steht auf dem Spiel Makler müssen demnach mit Beratungskompetenz und guter digitaler Aufstellung überzeugen.“ Exakt durch diese Kombination punkten Makler letztlich gegenüber den reinen Online-Produktverkaufskanälen. Im Übrigen verfügen auch intelligente Produktkonzepte z. B. im Bereich der Hausratversicherungen mitunter über entsprechende Deckungserweiterungen für die betroffenen Ni-

Rolf Schünemann Vorstandsvorsitzender BCA AG

schenprodukte. Wie aber ist es um die tatsächliche Bereitschaft der Deutschen zum Abschluss solcher Policen bestellt? Für Porazik kommt es auf den Einzelfall an: „Eine Abschlussbereitschaft besteht beispielsweise dann, wenn die Erlaubnis zur Verwendung eines technischen Geräts an den Nachweis einer Versicherung gebunden ist. Oder auch, wenn hohe Anschaffungskosten etwa für ein E-Bike, private Hobbies wie Flugdrohnen oder emotionale Verbindungen, beispielsweise bei Haustieren, ein gewisses Risiko bergen.“ Kunden seien in diesen Fällen gerne bereit, den benötigten Versicherungsschutz abzuschließen. Hoffheinz hat einen geradezu absurden Widerspruch entdeckt: „Wir sehen eine hohe Abschlussbereitschaft, gerade direkt nach dem Kauf einer vermeintlich teuren Neuanschaffung, wie z. B. einem E-Bike oder einem neuen Handy.“ Dem Kunden werde der Wert bewusst und er möchte diese Neuanschaffung möglichst sofort versichern. Hoffheinz: „Dass die Wohnungseinrichtung oder nur der Inhalt des Kleiderschrankes in der Regel einen deutlich höheren Wert haben und gegebenenfalls noch gar nicht versichert sind, tritt in den Hintergrund.“ Gerade bei online-affinen-Maklern habe man in den letzten ein bis zwei Jahren ein starkes Wachstum beim Abschluss von Nischenversicherungen. Schünemann hat deshalb einen dringenden Rat an die Makler: „Um zu verhindern, dass derartige digitale Produkte als Einfalltor in den Maklerbestand genutzt werden können, ist es wichtig, dass Makler passende Produkte entgegensetzen.“ Darüber hinaus sollte ein Makler ausgewählte Nischenversicherungen aufnehmen, um auch die nächste Generation Kunden frühzeitig an sich zu binden. (hdm) 33


VERSICHERUNGEN | ALTERSVORSORGE

Selten zu spät Heute nicht und morgen nicht, aber vielleicht übermorgen. Wenn es um ihre persönliche Zukunftssicherung geht, handeln die Deutschen mit einer erstaunlichen Fahrlässigkeit. Im Alter werden viele von ihnen deshalb unweigerlich in der Armut landen. Dabei würden – früh begonnen – schon 50 Euro im Monat reichen, um sich entspannt zurücklehnen zu können. Moderne Produkte eröffnen dabei viel Handlungsspielraum. Vor vielen, vielen Jahren wurde private Altersvorsorge verkauft wie geschnitten Brot. Sie gehörte zu deutschen Haushalten wie die Fernsehzeitschrift, Hans-Joachim Kulenkampff und Thomas Gottschalk. Heute gibt‘s stattdessen die TV-App auf dem Smartphone, und die Helden des Bildschirms heißen – ja, wie eigentlich? Und Makler müssen schon ein gerüttelt‘ Maß an Hartnäckigkeit aufbringen, um junge Leute vom finanziellen Segen einer Zukunftsabsicherung zu überzeugen. Die haben nämlich andere Dinge im Kopf und zudem wenig Vertrauen in beispielsweise private Rentenpolicen. So vergehen die Jahre, und irgendwann sind aus den einstmals jungen Menschen veritable Fünfziger geworden, die vom Berufsleben vielleicht nicht so ganz im Überfluss begünstigt wurden. Und wenn bei ihnen der Blick in die Rentenauskunft zu Trübnis statt Euphorie oder zumindest innerer Ruhe führt, kommt unweigerlich die Frage auf: Und jetzt? Gibt es noch etwas zu retten? Panik ist dann der schlechteste Ratgeber, denn ja, sie können die Situation durchaus noch retten. Gibt es überhaupt ein Alter, in dem es definitiv zu spät ist? Nein, aber so ähnlich sagt dazu Dr. Dr. Michael Fauser, Vorstandsvorsitzender der ERGO Vorsorge

Dr. Michael Martin Leiter Produkt- und Marktmanagement Leben Nürnberger Versicherungen

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Lebensversicherung AG: „Nein. Es ist natürlich wesentlich effektiver, früher anzufangen, aber möglich ist z. B. eine Sofortrente auch noch im „besten Alter.“ Hier seien zu diesem Zeitpunkt dann aber die Produktausgestaltung und die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse ausschlaggebend, Stichwort flexible Entnahmemöglichkeiten und Vermögensplanung. Wie schnell dann eine solche Entscheidung umgesetzt werden kann, beantwortet kurz und knapp Frank Kettnaker, Vorstand Vertrieb/Marketing im ALTE LEIPZIGER-HALLESCHE Konzern: „Das geht auch noch am Tag vor dem Rentenbeginn.“ Für Dr. Michael Martin, Leiter Produkt- und Marktmanagement Leben der Nürnberger, gibt es zwar kein Zuspät, dafür aber ein Zuwenig. Wer dann nicht zumindest über Kapital verfüge, bleibe außen vor. Ohne Moos nix los lautet die ernüchternde Erkenntnis. Durchaus denkbar, dass davor viele Deutsche stehen werden. Im Jahr 2017 lag die durchschnittliche Rente in den alten Bundesländern für Männer bei 1.095 Euro, in den neuen Bundesländern bei 1.198 Euro. Für Frauen betrugen die Werte 622 Euro beziehungsweise 928 Euro. Alle prozentualen Rentenerhöhungen seitdem können nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Und wie gesagt: Millio-

Dr. Dr. Michael Fauser Vorstandsvorsitzender ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG

nen Menschen befinden sich unterhalb des Durchschnitts. Dass sie über kein umwandelbares Vermögen verfügen und nie verfügen werden, lässt sich an den Fingern einer Hand abzählen. Wer jedoch finanziell dazu in der Lage ist, der hört im Alter durchaus die Signale und handelt entsprechend. Dies berichtet Dr. Volker Priebe, Vorstand Privatkunden und Produkte der Allianz Lebensversicherungs-AG: „Das sehen wir derzeit deutlich an der Generation der Babyboomer, die in den kommenden Jahren das Rentenalter erreicht. In den vergangenen Jahren haben wir bei der Allianz ein großes Interesse aus der Altersgruppe 50 plus erfahren, abzulesen an einer hohen Nachfrage nach unseren Vorsorgekonzepten.“ Viele schlössen in diesem Alter noch Rentenlücken oder nutzten in der aktuellen Niedrigzinsphase – bevorzugt über Einmalbeiträge – die Renditechancen der Produkte eines finanzstarken Versicherungsunternehmens.

Wenig Geld ist schon hilfreich Natürlich lässt sich die Frage nach dem spätestmöglichen Abschluss einer Altersvorsorge auch umgekehrt stellen. Wann sollte man spätestens mit der privaten Altersvorsorge starten? Dr. Dr. Fauser

Frank Kettnaker Vorstand ALTE LEIPZIGER-HALLESCHE Konzern

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hat die Antwort: „Wie sagt man so schön, jeder Cent hilft. Spätestens sobald eine Arbeit nach der Ausbildung oder dem Studium aufgenommen wird, sollte man etwas Geld zur Seite legen.“ Vielleicht habe man auch das Glück, dass Eltern, Großeltern oder Paten bereits eine Versicherung besparten. Das können am Anfang in der Tat durchaus kleine Beträge sein, die sich aber über die Jahre stark aufbauen und auch den Zinseszins nutzen. Mit jeder Gehaltserhöhung sollte man sich wiederrum fragen, welcher Anteil zur Seite gelegt werden könne. Denn meist ist es ja so, dass man zusätzliches Geld, das man direkt einem bestimmten Zweck zuordnet, dann gar nicht mehr für frei zur Verfügung stehende Summen vermisst.

Dr. Volker Priebe Vorstand Privatkunden und Produkte Allianz Lebensversicherung-AG

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So wollen Menschen künftig vorsorgen Kettnaker rät zu Fondspolicen und einer durchdachten Wahl „So hat man die Möglichkeit, durch hohe Aktienquoten eine ansprechende Rendite zu erreichen.“ Der beste Einstieg in die private Altersvorsorge sei die Wahl eines flexiblen Tarifs, bei dem sowohl die Beiträge als auch etwaige Zuzahlungen perfekt an die jeweilige finanzielle Situation und das eigene Sicherheitsbedürfnis angepasst werden könnten. Vor allem mit digitalen Services will die Allianz junge Kunden ansprechen. Denn hier hakt es ganz gewaltig. Gerade jüngere Menschen zögern oft – sie wissen zwar, dass sie vorsorgen sollten, möchten sich aber nicht auf langfristige Zahlungsverpflichtungen festlegen. Sie brauchen passende, maximal flexible Produkte, die sie selbstständig über einen voll-digitalen Zugang verwalten können. Dr. Priebe: „Wir bieten z. B. seit 2018 FOURMORE an, mit dem Kunden einfach mal damit beginnen können, Geld für ihre Zukunft

zurückzulegen, ganz nach dem Motto: „Einzahlen wann ich will, auszahlen wenn ich will, zuzahlen, was ich kann und pausieren, wenn ich möchte.“ Die Kunden starten mit dem ersten Betrag und können einmalig, monatlich oder völlig frei je nach Möglichkeit einzahlen. Ob und wann sie das tun, entscheiden sie selbst und steuern das über ein Online-Portal beispielsweise per Smartphone oder Tablet. Benötigen sie doch mal Geld aus ihrer Zukunftsvorsorge, können sie sich selbst etwas auszahlen und später in dieser Höhe kostenlos wieder einzahlen. Dr. Priebe: „Ich bin mir sicher: So wollen die Menschen künftig vorsorgen.“ Eine erneute Gesundheitsprüfung hat im Übrigen niemand zu befürchten, der zwischenzeitlich die Versicherungssumme oder den Beitrag aufstocken möchte. Einzige Ausnahmen von dieser Regel wäre eine Erhöhung der Todesfallabsicherung oder die Ausweitung einer Berufsunfähigkeitsabsicherung im Vertrag. Aber dies ist hinsichtlich des Ziels einer möglichst umfangreichen Altersvorsorge ohnehin mehr als zweitrangig. (hdm) 35


VERSICHERUNGEN | ZUKUNFTSSICHERUNG

Altersvorsorge mit Aktien Friedrich Merz, Vermögensverwaltungs-Manager und vielleicht künftiger deutscher Bundeskanzler ist mit einem Vorschlag zur privaten Altersvorsorge vorgeprescht. Das Echo fiel gemischt aus; auch in Erinnerung an Vorwürfe in der Vergangenheit. Dabei hat er in jedem Fall eine grundsätzliche Frage aufgeworfen: Inwieweit lohnen sich Aktien eigentlich für die Zukunftssicherung? Die Lebensversicherer verweisen jedenfalls auf ihre ureigene Stärke – teilweise jedoch mit einem Wenn und Aber.

enanlagen zu allem Überfluss nicht mal mehr versteuert werden müssten. Dass sich Aktien innerhalb privater Rentenpolicen angesichts der niedrigen Zinsen lohnen, steht dabei außer Frage. Nicht ohne Grund bietet die Lebensversicherer-Branche kaum noch klassische Garantieprodukte alter Machart an.

So mancher wird sich noch an den öffentlich geäußerten Verdacht erinnern, die Riester-Rente sei eigens dafür geschaffen worden, um dem RiesterSpezi und früheren AWD-Chef Carsten Maschmeyer Heerscharen an neuen Kunden zuzuführen und ihm die Taschen vollzumachen. Wenn nun vor einigen Wochen Friedrich Merz, einerseits Hoffnungsträger großer Teile der CDU, andererseits aber eben auch Aufsichtsratschef beim Vermögensverwalter BlackRock Deutschland, eine völlig neuartige private Altersvorsorge auf Aktienbasis forderte, dann hat das zumindest ein Geschmäckle. Und noch mehr dürfte aufstoßen, dass dieses Aktiensparen einerseits verpflichtend und andererseits steuerlich gefördert werden sollte. Nun stellt sich natürlich die durchaus berechtigte Frage, von welchen Bürgern Merz eigentlich spricht. Der überwiegende Teil der Bundesbürger beschäftigt sich eher mit der Frage, wie er bis zum Monatsende finanziell über die Runden kommen soll. Für die private Altersvorsorge im herkömmlichen Stil – also private Renten und Riester-Policen – wird‘s ohnehin schon eng. Besonderen Applaus dürfte die Merz-Idee am ehesten von den Gutverdienern bekommen haben, deren Akti-

Deshalb fällt auch die Kommentierung des Merz-Vorschlages bei den Versicherern eher dezent zurückhaltend aus. Claudia Andersch etwa, Vorstandsvorsitzende der R+V Lebensversicherung AG, erklärt dazu eher grundsätzlich: „Aktiensparen ist eine von vielen Möglichkeiten, Vermögen fürs Alter aufzubauen. Es sollte allerdings nicht die einzige sein. Denn gerade bei der Altersvorsorge kommt es auf verlässliche Planbarkeit und Sicherheit an – und auf lebenslang garantierte, regelmäßige Auszahlungen, wie sie in dieser Form nur eine Rentenversicherung bietet.“ In der Tat haben viele Börsenexperten schon im vergangenen Jahr prophezeit, dass der Bullen-Markt an Wall Street & Co. bis Ende 2019 ein Ende finden wird und derbe Verluste

Claudia Andersch Vorstandsvorsitzende R+V Lebensversicherung AG

Jens Göhner Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Stuttgarter Lebensversicherung a. G.

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Altbekannte Policen verschwinden mehr und mehr

drohten. Und dennoch sind fondsgebundene Versicherungen auf lange Sicht eine gute Möglichkeit, die Vorteile zu kombinieren. Auch indexbasierte Versicherungen sind eine Möglichkeit, von der Entwicklung an den Aktienmärkten zu profitieren. Aber auch klassische Rentenversicherungen mit ihren umfangreichen Garantieversprechen haben weiterhin ihre Berechtigung. Wichtig ist immer die Einzelfallbetrachtung – und eine bedarfsgerechte Beratung. Andersch: „Versicherer wie die R+V bieten diese Bandbreite an Produkten an.“ Dass Aktiensparen nicht gleich Aktiensparen ist, erläutert Jens Göhner, Leiter Produkt- und Vertriebsmarketing Vorsorge und Investment der Stuttgarter Lebensversicherung a. G.: „Gegen Aktien an sich ist nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Die Frage ist nicht, ob man Aktien für die langfristige Altersvorsorge empfehlen kann. Entscheidend ist vielmehr, in welches Produkt sie eingebettet sind.“ Eine private Rentenversicherung böte gegenüber einem reinen Anlageprodukt, wie z. B. einem Aktiendepot, aber auch einem Fondssparplan, einen wesentlichen Vorteil. Die Rentenversicherung zahle eine lebenslange Rente, wohingegen das Geld im Aktiendepot oder aus einem Fondssparplan irgendwann aufgebraucht sei. Moderne, kapitalmarktnahe Lebens- und Rentenversicherungen – wenn der Kunde es wünsche mit Aktienfonds – seien nach Meinung der Stuttgarter die richtige Antwort in der heutigen Zeit. Das hat natürlich einen guten und einleuchtenden Grund, wie jeder Makler weiß: Bei ihnen können die Kunden das Verhältfinanzwelt 04 | 2019


Holger Kreuzkamp Vorstand myLife Lebensversicherung AG

nis zwischen Sicherheit und Chance individuell wählen und auch während der Laufzeit verändern. Dass die Glückseligkeit aber je nach Kundendisposition auch noch einen weiteren Aspekt haben kann, sagt Holger Kreuzkamp, Vorstand bei myLife: „Die Vorteile einer Versicherung kommen aber im anhaltenden Niedrigzinsumfeld nur dann richtig zur Geltung, wenn der Vertrag keine hohen Kosten aufweist.“ Genau deshalb setze man auf Nettopolicen, die mit geringen Kosten von Grund auf mehr Geld zum Sparen übrigließen. Wer dann noch auf kostenarme passive Fonds setze, habe auch noch einen Renditevorteil.

Am Ende entscheiden die Kosten Klar ist jedenfalls, dass eine Fondspolice Geld kostet – ein Aktiendepot allerdings auch. Da stellt sich automatisch die Frage nach den RenditeunterschieAnzeige

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den nach Kosten. Göhner hat dazu eine sehr dezidierte Meinung „Die Rendite zwischen einer Lebens- oder Rentenversicherung einerseits und einer reinen Aktienanlage andererseits, lässt sich nicht pauschal vergleichen. Es kommt auf individuelle Faktoren an, die sehr unterschiedlich sein können.“ Allein die Laufzeit des Vertrages, die Auswahl der Aktien und die Häufigkeit von Wechseln der Aktien oder Aktienfonds könnten sich signifikant auf das Ergebnis auswirken. Göhner weiter: „Nur nach der Rendite zu fragen, halten wir ohnehin für den falschen Ansatz, wenn es um Altersvorsorge geht. Gegenüber anderen Sparformen wie einem Auszahlungsplan oder einem Sparbuch bietet eine Rentenversicherung einen zentralen Vorteil: Sie zahlt eine lebenslange Rente.“ Planbarkeit ist auch für Andersch das signifikante Kriterium: „Rentenversicherungen weisen bei Vertragsabschluss eine garantierte künftige Leistung aus, deren Höhe durch Überschüsse noch steigen kann.“ Dennoch sind Fondspolicen natürlich Rechnungen mit einigen Unbekannten. Und es kommt explizit auch auf die Ausgestaltung an. Darauf verweist auch Kreuzkamp: „Das kommt wie immer darauf an. Viele aktive gemanagte Fonds am Markt können die einst erzeugten Erwartungen an hohe

Erträge nicht erfüllen. Dies liegt auch an häufig zu hohen Kosten, die dann unabhängig der Chancen am Kapitalmarkt starken Einfluss auf die Rendite nehmen.“

Aktives Management lohnt nicht automatisch Der Kostenunterschied bei passiven im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds könne für ein weltweit diversifiziertes Portfolio leicht zwei Prozentpunkte betragen. Und über einen längeren Zeitraum schafften es aktiv gemanagte Fonds eher selten, eine Outperformance gegenüber der Benchmark zu erzielen und somit etwaige Mehrkosten auszugleichen. Kreuzkamp: „Es ist daher für Kunden mit längerem Anlagehorizont durchaus interessant, sich kostengünstige Anlageformen zu wählen. Eine Versicherung, bei der keine Provisionen einkalkuliert sind und die gleichzeitig in günstige ETF investiert, ist demzufolge eine begehrte Kombination.“ Bei einer Nettoversicherung mit einem ETF-Portfolio, bei der z. B. monatlich 100 Euro über 30 Jahre gezahlt würden, könne bei einer angenommen Marktrendite von 6 % und unter Berücksichtigung der steuerlichen Rahmenbedingungen der Vorteil bei der Ablaufleistung durchaus mehr als 20.000 Euro ausmachen. (hdm)


VERSICHERUNGEN | NACHHALTIGE VERSICHERUNGEN

Out of the Dark, into the Light Wie viele Ihrer Kunden sind schon auf Sie zugekommen mit dem Wunsch nach einer nachhaltigen Haftpflichtversicherung? Nicht so viele? Das könnte sich bald ändern. Denn aktuelle Zahlen und fundamentale Umwälzungen deuten darauf hin, dass sich das Nischenthema seinen Weg ins Licht bahnt. Nicht zuletzt, weil die Versicherer langfristig gesehen ein beträchtliches Eigeninteresse daran haben. „Viele Menschen machen sich immer mehr Gedanken um unsere Umwelt und darüber, was aus dem Planeten wird. Aus diesem Grund ist es die logische Konsequenz, sich als Finanzdienstleister richtig zu positionieren“, analysiert Marcus Jurowski, Geschäftsführer der Honorarberatungsfirma CAPRI Capital ReInvest. Beim nachhaltigen Versicherer Pangaea Life ist diese Tendenz schon in den Verkaufszahlen abzulesen. Der Stern des Unternehmens leuchtet innerhalb der Versicherungsgruppe der Bayerischen dieses Jahr sogar am hellsten von allen. Denn Pangaea Life liefert die mit weitem Abstand höchsten Wachstumsraten im Neugeschäft. Laut finanzwelt-Bericht von Mai 2019 bis dahin spektakuläre 162 %!

Was eine nachhaltige Hausratversicherung kann Was genau macht eine Absicherung eigentlich nachhaltig? Beispiel Hausrat bei Pangaea Life: Müssen nach einem abgedeckten Schaden beschädigte Gegenstände wie Möbel oder Haushaltsgegenstände neu angeschafft werden, so ersetzt das grüne Tochterunternehmen der Bayerischen 20 % mehr als in der klassischen Hausratversicherung. Einzige Bedingung: Die neu beschafften Objekte müssen aus ökologisch fairer Herstellung stammen. Auf diese Weise soll der Kunde eine höherwertige Ausstattung erhalten und sich dadurch automatisch auch für Hersteller nachhaltiger Produkte einsetzen. Außerdem legt der Versicherer das Geld der Beitragszahler in nachhaltigen Kapitalanlagen an. Pangaea Life hat hierfür einen eigenen Fonds aufgesetzt. „Der Pangaea Life Fonds investiert überwiegend in regenerative Energiegewinnung, zum 38

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NACHHALTIGER ALS MAN DENKT UND RENDITESTARK WIE ERWARTET: DIE KAPITALANLAGEN DER ALLIANZ.

Als eines der ersten Finanzunternehmen hat sich die Allianz langfristige Klimaschutzziele gesetzt und Nachhaltigkeit in den Kapitalanlageprozess integriert. Wir wissen: Nachhaltiges Handeln ist nicht nur Wunsch unserer Kunden, sondern auch unsere Verantwortung und Verpflichtung als Lebensversicherer. Wir übernehmen Verantwortung – und machen so unsere Zukunftsstrategie nachhaltig: • Integration von Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien (ESG) in unsere Kapitalanlage • Gezielte Investitionen, z. B. in den öffentlichen Nahverkehr und in erneuerbare Energien • Klare Ausschlusskriterien für unsere Investments, z. B. Kohle Mehr dazu bei Ihrem Maklerbetreuer oder unter: www.allianz-fuer-makler.de/nachhaltigkeit

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, Verantwortung zu LEBEN


VERSICHERUNGEN | NACHHALTIGE VERSICHERUNGEN

Das eigene Interesse der Versicherer Von nachhaltigen Versicherungen profitiert übrigens nicht nur der Kunde, sondern auch die gesamte Versicherungswirtschaft. Denn die Zerstörung der Umwelt birgt Risiken, die schwer kalkulierbar sind und im schlimmsten Fall sehr teure Schadensfälle bedeuten. Schon im vergangenen August warnte der Vorstandschef von Munich Re, Joachim Wenning, vor einschneidenden Folgen, wenn die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad nicht gelingt. Daher hat der Branchengigant, der größte Rückversicherer der Welt, beschlossen, 40

Marcus Jurowski Geschäftsführer CAPRI Capital ReInvest GmbH

Uwe Mahrt Geschäftsführer Pangaea Life GmbH

sein ganzes Gewicht in die Waagschale zu werfen. Er will nun die eigene Klimastrategie an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens koppeln. Auch andere Versicherungsriesen beginnen zu handeln. Im Mai 2018 kündigte die Allianz an, auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau zu verzichten. Nach dem Plan soll es bis 2040 keine Art von Kohlerisiko mehr geben. Denn die Allianz hat bewusst ihre Rolle angenommen als wichtiger „ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Gestalter“, wie das Unternehmen auf seiner Website verkündet. Tatsächlich zählt die Allianz weltweit zu den größten Investoren und kann mit ihrem ökonomischen Einfluss maßgeblich das Thema Nachhaltigkeit auf die Agenda der Weltwirtschaft setzen.

einer Auswertung von 42 Versicherern am besten abgeschlossen. Dies ist das Ergebnis des erfolgreich implementierten, gesamtheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes der Allianz. Diese Strategie verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit ökologischer Selbstverpflichtung, sozialer Verantwortung und guter Unternehmensführung.

Ein deutscher Versicherer ist Weltmeister Und das tut sie eindrucksvoll: Die Allianz hat im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) den 1. Platz belegt und gilt zum 2. Mal in Folge als nachhaltigster Versicherer der Welt! Im Jahr 2017 bot der größte deutsche Versicherer 165 Versicherungs- und Finanzprodukte mit ökologischem oder sozialem Nutzen und investierte 5,6 Mrd. Euro in Erneuerbare Energien. Gleichzeitig vermeidet die Allianz Investments, die schädliche, riskante oder inhumane Aktivitäten fördern. Darüber hinaus hat das Unternehmen seit 2006 die CO2-Emissionen pro Mitarbeiter um über 40 % gesenkt. Eine starke Bilanz! Auch in einer Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte der deutschen Versicherer durch das Analysehaus Zielke Research Consult setzt sich die Allianz gegen die Konkurrenz durch. Zusammen mit Debeka hat sie in

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit steigt Leider fiel das Ergebnis der Untersuchung insgesamt enttäuschend aus. Nur 12 der 42 Versicherer würden demnach nachweislich Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Kapitalanlage einbeziehen. Für die nachhaltigen Versicherer ist das ein klarer Wettbewerbsvorteil in einem Umfeld, in dem Kunden immer klimaund umweltbewusster werden. Die bekannte Protestbewegung „Fridays for Future“, die starken Ergebnisse der Grünen bei den Europawahlen, die ausführliche Berichterstattung der Medien über Klimawandel und Klimapolitik – all diese Faktoren pushen das Thema Nachhaltigkeit nicht nur in den Köpfen der Menschen, sondern auch in der Gesetzgebung der Parlamente. Das Europa-Parlament arbeitet gerade an der ambitionierten gesetzlichen Regelung zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums. Die wohl wichtigste Vorschrift in diesem Gesetzespaket: Banken und Versicherer sollen den Kunden künftig in jedem Gespräch zur Finanzberatung fragen, ob er eine Präferenz hat nachhaltig zu investieren. Richtig, Investment heißt nicht Versicherung, aber dann ist es nur noch ein kleiner Schritt dahin. Dann werden nachhaltige Versicherer beste Chancen haben, deutlich an Marktanteil zu gewinnen. (sh) finanzwelt 04 | 2019

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Beispiel in Windenergie, Photovoltaik, Energieeffizienz und Wasserkraft“, erklärt Uwe Mahrt, Geschäftsführer Pangaea Life GmbH. Gleichzeitig schließt der Fonds Investitionen in Atomkraft, Rüstungsgüter, Erdöl oder Tabak konsequent aus – selbstverständlich auch Kinderarbeit und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.“ Generell investiert der Fonds in nachhaltige Sachwert-Anlagen bzw. beteiligt sich an renditestarken Projekten. Dazu zählt z. B. der Windpark Mads an der dänischen Deichkante oder Wasserkrafträder in Portugal. Diese Anlagestrategie erfüllt nicht nur nachhaltige Kriterien, sondern sie bringt auch ökonomische Leistung: „Seit Auflage im September 2017 beträgt der Wertzuwachs aktuell nach Kosten 6,05 %“, bilanziert Mahrt. Gerade in Anbetracht der üblichen Zusatzkosten für die Auflage eines neuen Fonds lässt sich das Ergebnis sehen. Zumal es das eigene Ertragsziel von 4 bis 5 % p. a. sogar übertrifft. Der geneigte Leser sollte allerdings wissen, dass dieses Investment exklusiv nur Kunden von Pangaea Life offensteht: „Die Lösungen der Pangaea Life werden in Form der flexiblen fondsgebundenen Investmentrentenversicherung geboten“, so Mahrt weiter. Der Kunde habe dadurch den besonderen Vorteil, dass er an der Entwicklung von Erneuerbaren Energien bei Projekten partizipieren kann, die sonst nur institutionellen Anlegern vorbehalten sind.


Die neue Fondspolice der Condor

Vorsorgeberatung aus der Condor Perspektive: Aus kompliziert wird komfortabel. Die neue fondsgebundene Rentenversicherung von Condor macht die Beratung so einfach wie noch nie. Dank EasyMix profitieren Sie von einer modernen und verständlichen Anlagestrategie für jeden Kundentypen. Und: Sie bieten Ihren Kunden eine chancenreiche, kostengünstige und flexible Anlagemöglichkeit, die im Markt ihresgleichen sucht. Mehr dazu auf www.makler-leuchttuerme.de/Fondspolice


NEWS Zurich: Riga folgt auf Betz Seit 1. August ist Petra Riga Vorstand Commercial Insurance Deutschland bei der Zurich Gruppe Deutschland. Sie ist seit 1999 im Zurich-Konzern tätig und war zuletzt Head of Distribution Management EMEA bei der Muttergesellschaft am Hauptsitz Zurich. Riga löst Yves Betz ab, der das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu widmen.

Renate Wagner löst Helga Jung im Vorstand bei der Allianz ab Foto: © Allianz

Ein rein weiblicher Vorstandswechsel Nach wie vor sind Frauen in Versicherungsvorständen eine Seltenheit. Umso erstaunlicher, dass die Allianz SE bekannt gab, dass zum Jahreswechsel Renate Wagner das Ressort Human Resources, Legal, Compliance, Mergers & Acquisitions von Helga Jung übernehmen wird, die sich Ende des Jahres in den Ruhestand verabschieden wird. Jung ist seit 1993 beim Versicherer tätig und war im Jahr 2012 dort die erste Frau, die in den Vorstand berufen wurde.

Petra Riga ist Vorstand Commercial Insurance bei der Zurich Gruppe Deutschland Foto: © Zurich

Werner

Drei Abschiede in den Ruhestand Mehr als 30 Jahre lang hat Werner Schmidt bei der LVM-Versicherung die IT-Entwicklung geprägt und dafür gesorgt, dass der Versicherer der größte IT-Arbeitgeber im Münsterland ist. Ende Juni verabschiedete sich der 64-Jährige nach 22 Jahren als Vorstandsmitglied in den Ruhestand und übergab an seinen Nachfolger Marcus Loskant. Ebenfalls Ende Juni in den Ruhestand ging Ulrich Rieger, der den Posten als Country Chief Insurance Officer P&C bei der Generali Deutschland AG an Roland Stoffels übergab. Ende des Jahres wird auch Dietrich Werner in Ruhestand gehen, der bereits Ende Juli den Posten des Vorstandes Komposit bei der VHV an Dr. Sebastian Reddemann übergab.

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BRANCHENNEWS

Neue Aufgabe für Dr. Ulrich Hilp Dr. Ulrich Hilp ist neuer Vorstand bei der R+V Foto: © R+V

Zum 1. Oktober wird Dr. Ulrich Hilp im R+V-Konzern die Leitung der in Gründung befindlichen Vertriebsdirektion Makler Personen übernehmen und als Vorstand bei der Condor Lebensversicherung den Vertrieb verantworten. Zuletzt war Hilp bei der Zurich Gruppe Deutschland als Geschäftsführer für den Bereich Broker verantwortlich. Wenn der promovierte Jurist in den R+V-Konzern eintritt, wird sich Dietmar Schöne, der seit vergangenem Jahr die Maklervertriebe Komposit und Personen verantwortet, wieder vollständig auf den Maklervertrieb Komposit konzentrieren.

Kooperationen bei Vergleichshäusern und (vielleicht) bei Maklerpools MORGEN & MORGEN und softfair bündeln ihre Kräfte und haben mit der Prov:Con GmbH ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet, dessen Ziel es ist, die Anbindungsprozesse für die Versicherer zukünftig zu vereinheitlichen. Der Name Prov:Con verweist schon darauf, wo das Unternehmen im Segment der Prozessplattformen stehen wird: zwischen Versicherer („Provider“) und Makler („Consumer“). Ebenfalls möglicherweise eine Kooperation gibt es im Bereich der Maklerpools: So führt blau direkt derzeit mit einigen Marktteilnehmern Gespräche über eine Zusammenarbeit, darunter auch mit JDC.

Zurich schafft Berufsgruppen in BU ab

Neue App für DELA-Vermittler

Die Zurich Gruppe Deutschland reagiert auf die veränderten Tätigkeitsfelder durch Automatisierung und Digitalisierung und führt in der BU-Versicherung anstelle des bislang üblichen Modells der Berufsgruppen ein Scoring-Modell ein. Für das neue Modell sammelt der Versicherte für die Beantwortung der Fragen zu konkreten Merkmalen seiner Tätigkeit (z. B. Anteil der Bürotätigkeit, Personalverantwortung) Punkte. Das Erreichen gewisser Grenzen führt dann zu einer Verbesserung der Einstufung und damit risikoadäquaten und kundenindividuellen Prämien.

Mit „DELA Ominium“ haben die DELA Lebensversicherungen eine neue Vertriebs-App auf den Markt gebracht, mit der Vermittler alle wichtigen Informationen rund um die Beratungs- und Produktthemen Risikoleben- und Sterbegeld-Policen immer griffbereit haben. So ermöglicht die App den Zugriff auf vertriebsunterstützende Materialien, bildet die gesamte Antragsstrecke ab und ermöglicht sogar auf digitalem Wege den Abschluss. Zudem stehen im Dokumentencenter alle Materialien bereit, die Vermittler in der Vertriebspraxis benötigen.

Preise für Wohnimmobilien in Deutschland relativ niedrig Laut einer Studie von Deloitte müssen für den Kauf einer 70 m²-Eigentumswohnungen in Deutschland fünf Bruttojahreseinkommen aufgewandt werden, deutlich weniger als in Großbritannien oder Tschechien. Die Untersuchung in 16 europäischen Ländern macht auch deutlich, dass die Durchschnittspreise am teuersten Immobilienstandort nicht so stark von Landesdurchschnitt abweichen wie in anderen Ländern: In München liegt der Durchschnittspreis um 130 % über dem Bundesdurchschnitt, in Lissabon sind die Preise um 220 % über dem portugiesischen Durchschnitt, in London wird im Schnitt 198 % mehr fällig als im Schnitt aller britischen Städte. Auch beim Anstieg der Immobilienpreisen, den Spitzenpreisen und den Spitzenmieten befindet sich Deutschland zum Teil deutlich von anderen europäischen Märkten entfernt.

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BRANCHENNEWS

NEWS Erfahrene Verstärkung für aamundo Thilo Jung ist neuer Head of Investment bei der aamundo Immobilien Gruppe. Er wird dabei für die Analyse und Auswahl von Immobilienprojektentwicklungen für die direkte und indirekte (Fonds) Vergabe von Mezzanine-Kapital an Immobilienprojektentwickler zuständig sein und an Geschäftsführer Marcus Kraft berichten. Jung verantwortete zuletzt als Leiter Projektmanagement bei Aurelis Real Estate Hochbauprojektentwicklungen mit Schwerpunkt im Bereich der Büro-, Industrie- und Wohnimmobilien. Der 44-Jährige managte zudem den Ankauf von Bestandsimmobilien sowie den Verkauf abgeschlossener Projektentwicklungen. Insgesamt realisierte der studierte Bauingenieur bei Aurelis Projekte mit einem Volumen von mehr als 750 Mio. Euro. Thilo Jung ist neuer Head of Investment bei aamundo Foto: © aamundo

P&R-Gründer bleibt Prozess erspart Nach knapp einem Jahr ist Heinz Roth, Gründer des insolventen Containerinvestors P&R ,aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Außerdem ließ die Staatsanwaltschaft München I die Anklage gegen Roth wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 414 Fällen und Steuerhinterziehung in zwölf Fällen fallen. Grund hierfür ist sein schlechter Gesundheitszustand, der ihn verhandlungsunfähig macht. Im Falle einer Verurteilung hätten Roth bis zu zehn Jahre Haft gedroht.

Fusion zweier Pflegeimmobilienanbieter Im Juni haben WirtschaftsHaus und die WI-IMMOGroup ihre Fusion bekannt gegeben und werden künftig gemeinsam unter der Dachmarke Carestone firmieren. Die Transformation soll im Oktober abgeschlossen sein. Dabei setzt man im Management auf Kontinuität: So werden Edwin Thiemann und Dr. Karl Reinitzhuber als zweiköpfiges CEO Team die Gruppe strategisch und operativ führen. Dr. Reinitzhuber wird zudem die Position des CFO bekleiden. Die Führungsmannschaft wird von Ralf Licht als CDO und Sandro Pawils als CSO ergänzt.

ING stellt Baufinanzierungs-Vertrieb neu auf Seit Anfang Juli 2019 ist Thomas Hein neuer Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung der ING. Ein besonderer Fokus wird darauf liegen, die agile Transformation des Vertriebs zu etablieren, die Digitalisierung der Baufinanzierung weiter voranzutreiben und die Synergieeffekte von Partner- und Direktvertrieb für Partner und Kunden erlebbar zu machen. Hein war zuletzt Leiter Partnervertrieb und verantwortete alle Bereiche rund um die erfolgreiche Baufinanzierungsberatung durch die Vertriebspartner der ING. Thomas Hein ist neuer Leiter Vertrieb Baufinanzierung bei der ING Foto: © ING

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INVESTMENTFONDS | RÜCK- UND AUSBLICK

Outperformer und Nachzügler

Während zum Jahresbeginn noch viele Experten von der baldigen Beendigung der jahrelangen Hausse sprachen, straften die Märkte in den ersten sechs Monaten die Skeptiker regelrecht ab. Einverstanden, die Schwankungsintensität ist größer geworden, die Unsicherheit und geopolitische Turbulenzen belasten. Aber das große Bild stimmte. Nicht zuletzt dank der Notenbankpolitik. Der Aktienmarkt in den Vereinigten Staaten macht es vor. Trotz einiger Zinsanstiege im vergangenen Jahr blieb die Großwetterlage ziemlich ungetrübt. Aus Furcht vor einem wirtschaftlichen Abschwung hat die Fed die Zinsen in 2019 nicht weiter angehoben und hält sogar eine Zinssenkung im Bereich des Möglichen. Wenig erstaunlich, und fast schon parallel zum Jahr 2018, sind US-Werte weiter im Aufwind. Der Dow Jones-Leitindex pirscht sich Mitte Juli auf knapp 46

27.500 Punkte heran, ein Plus von satten 17 % gegenüber der Jahreswende 2018/19. Kein Wunder, dass US-Aktienfonds weit oben auf der Absatzliste stehen. Insbesondere Tech-Werte wie Microsoft oder Apple verzeichnen im Jahresverlauf Anstiege um die 30 %. Ok, diese Werte kamen mitunter in 2018 unter die Räder, aber die Erholung ist schon bemerkenswert. US-Pharmawerte konnten dieses Tempo nicht mithalten und performten im ersten Halbjahr vergleichsweise unterdurchschnittlich. Im Gegensatz zu ihren europäischen Pendants haben US-Finanztitel wieder etwas Höhenluft geschnappt. Die Aktien der großen US-Banken wie JPMorgan Chase, Bank of America oder auch Goldman Sachs konnten sich in den letzten Wochen überaus positiv entwickeln. Im Augenblick ist zumindest keine größere dunkle Wolke über der Supermacht zu erkennen, die für einen baldigen Abschwung sorgen könnte. Sicherlich werden finanzwelt 04 | 2019

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Das Rennen der Index-Dickschiffe geht in die nächste Runde. Die USA sind noch auf der Überholspur, wohingegen Deutschland sich „nur“ im Mittelfeld befindet. Auf der unteren Skala rangierten im ersten Halbjahr Märkte wie die Türkei, Polen und ausgewählte asiatische Nischenmärkte. Wird es einen Wechsel bei den Zugpferden geben?


dem großen Bruder DAX mithalten konnten. Insofern ging das erste Halbjahr an das Dickschiff der 30 Werte. Zu bedenken gilt aber, dass M- und S-DAX in den zurückliegenden Jahren außerordentlich gut performten. Sollte allerdings die wirtschaftliche Zukunft etwas bescheidener ausfallen als erhofft, dann fließen die Gelder eher in die großen Werte. In der Summe bleiben deutsche Aktienfonds ein Kernbestandteil im Portfolio, zumal Konzerne sowieso international und diversifiziert aufgestellt sind. Eher auf der Verliererseite fanden sich diejenigen wieder, die auf steigende Notierungen britischer Aktien/Fonds setzten. Das ewige Gezerre um den Brexit, die politische Ratlosigkeit in London haben der dortigen Wirtschaft und dem Aktienmarkt nicht gutgetan. Großbritannien steht nicht für Stabilität, Anleger meiden daher eher die Unsicherheit und harren der Dinge. Aus der Versenkung auferstanden ist der griechische Index mit einem Plus von circa 35 % im ersten Halbjahr – allerdings sind die Exoten nur etwas für sehr erfahrene Investoren, die entsprechende Investments als Kick im Gesamtportfolio beimischen. Im Gegensatz hierzu sind spanische Titel/Indizes weniger gut gelaufen – sie hatten sich bereits in den zurückliegenden Jahren gut entwickelt. Insofern ist es schwer, ein allgemeingültiges Urteil über die Lage am Mittelmeer und entsprechende Assets zu geben.

die Regierenden auch ihr Möglichstes tun, um die Wirtschaft im Angesicht der Wahlen in 2020 nicht in eine Rezession zu stürzen. Insofern noch „Grün“ für die Vereinigten Staaten. In Deutschland, um die Konjunkturlokomotive Europas hinzuzuziehen, ist ein differenziertes Bild erkennbar. Gedämpfter Optimismus bis leichte Skepsis trifft es wohl ziemlich genau. Die flauen wirtschaftlichen Daten, Meldungen über Arbeitsabbau und Stagnation erschweren Höhenflüge im DAX. Uns geht es hierzulande gut, doch viele fürchten sich vor dem Abschwung. Insofern nicht verwunderlich, dass DAX-Werte im direkten Vergleich zu den USA den Kürzeren zogen. Im Windschatten der US-Börsen ging es zwar auch hierzulande mit den Indizes bergauf, doch mit dem Tempo aus Übersee konnte nicht mitgehalten werden. Im weltweiten Ranking sind Fonds mit Fokus Deutschland deshalb im oberen Mittelfeld. Dabei fällt auf, dass kleinere Werte – ablesbar am S-DAX- nicht mit

Mit Blick auf den asiatischen Kontinent bietet sich ebenfalls ein differenziertes Bild an. Das Megareich Indien, fast schon auf Augenhöhe mit China, hat weiterhin Potenzial. Gleichwohl war die Wertentwicklung an der indischen Börse seit Jahresbeginn eher bescheiden. Das hat aber sicher auch mit dem fulminanten Anstieg in 2017/18 zu tun. Indiens Regierung sagte kürzlich, dass die Wirtschaft voraussichtlich um 7 % in 2019/20 wachse. Das zumindest ist schon mal ein Wort. Gleichwohl bedarf es auch struktureller Reformen und eines Absenkens der Inflation. Sollte die Weltwirtschaft nicht den Sinkflug machen (dann wären die Emerging Markets besonders betroffen), sind Staaten/Schwergewichte wie Indien und natürlich auch China für den langfristigen Anlagehorizont durchaus interessant und ertragreich. Ähnliches gilt für Japan. Branchenbezogen hat die Informationstechnologie weltweit bis dato das Tempo angegeben und viele Sektoren quasi abgehängt. Entsprechend allokierte Aktienfonds mit Schwerpunkt Technologie gehörten zu den Highflyern; hier könnte ein Umdenken im zweiten Halbjahr einsetzen. Gesundheitsund Nachhaltigkeitsfonds zählten, aus unterschiedlichen Gründen, ebenfalls zu den Gewinnern, wohingegen Finanztitel weltweit bezogen sich eher auf der Verliererstraße wiederfanden. (hsd)

Fazit Die Supermacht USA bestimmte im bisherigen Jahresverlauf das Rennen. Deutsche Aktienfonds tauchten auf den vorderen Plätzen auf, gleichwohl sie eine Platzierung auf dem Podest verpassten. Exotischere Märkte haben ihren speziellen Reiz, hier bedarf es aber eines profunden Know-hows bei Beratern und Anlegern. Und über allem schwebt die Geldpolitik der Notenbanken.

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INVESTMENTFONDS | MULTI-ASSET 2.0

Richtige Zutaten Gemischte Fondslösungen waren lange Zeit das Nonplusultra. Sie waren fast eine Allzweckwaffe und fungierten als Türöffner in ihrem Berateralltag. Zwar gibt es an ihrer Popularität kaum einen Zweifel, gleichwohl sind die Zeiten für erfolgreiche Manager härter geworden. Wie viel Mischung muss es sein? Und wie schaut es mit der Flexibilität aus? Eine Verortung im Sommer 2019.

Der Blick in die vom BVI Bundesverband Investment und Asset Management e. V. veröffentlichten Statistiken zeigt, dass so genannte Mischfonds in den vergangenen Jahren extrem viel Geld eingesammelt haben. Sie waren auf der Überholspur. Insgesamt ein Volumen von 285 Milliarden Euro (Ende März 2019) umfasst die zweitstärkste Kategorie, direkt hinter Aktienfonds. Insbesondere aktienbetonte Mischfonds haben ihren prozentualen Anteil ausbauen können. Das ist natürlich auch 48

auf die Hausse an den Kapitalmärkten zurückzuführen. Zuletzt war allerdings etwas Sand im Getriebe, die Mittelzuflüsse stagnierten. Der Härtetest (bedingt auch durch das anhaltende Zinstief) hinterließ auch hier Spuren. Doch wie blicken Experten in die Zukunft? „Zur Jahresmitte 2019 prägen weiterhin historisch niedrige Renditen bei festverzinslichen Anlagen das Umfeld im Euroraum. Höherrentierliche Anlageklassen, insbesondere Aktien, werden vor diesem Hintergrund immer wichtiger. Da

die weitere Entwicklung der beiden wichtigsten Anlageklassen, Aktien und Renten, aktuell eng aneinandergekoppelt ist, kommt dem aktiven Manage-

Serge Pizem Global Head of Multi-Asset Investments AXA Investment Managers

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ment von Mischfonds für die zweite Jahreshälfte eine höhere Bedeutung zu“, bemerkt Christian Schmitt, Senior Portfolio Manager bei ETHENEA. Und Serge Pizem, Global Head of MultiAsset Investments bei AXA Investment Managers, fügt an, dass angesichts der Zentralbankpolitik des risikofreien Zinssatzes und volatiler Märkte insbesondere zwei Aspekte fundamental wichtig wären – ein aktiver Investmentansatz und der Fokus auf eine langfristige Anlage. „Multi-Asset-Fonds bieten Investoren beides“, so Pizem. Die Einlassungen der beiden Experten heben indes auf eine wesentliche Eigenschaft vieler gemischten Fonds ab – ihre gelebte Flexibilität. Diese flexiblen Mischfonds versprechen idealerweise hohe Renditen in guten Börsenphasen, aber auch sozusagen perfekten Krisenschutz, wenn die Märkte einmal nach unten rauschen. Flexibel bedeutet demzufolge, dass der jeweilige Assetklassen-Anteil mitunter stark variieren kann. Das setzt natürlich eine sehr hohe Kompetenz im Fondsmanagement voraus. So genannte starre Quoten für einzelne Assetklassen (oftmals 60/40) sind bei gemischten Portfolien oftmals hingegen nicht zielführend. Doch wie ließe sich aktuell ein gemischtes Portfolio erfolgsorientiert aufzustellen? „Wir würden davon ausgehen, dass die Anlageklassen Aktien, defensive Staatsanleihen, Schwellenländeranleihen, Unternehmensanleihen der verschiedenen Ratingkategorien und alternative Strategien notwendig für die Darstellung effizienter Portfolios sind“, so Gerhard Beulig, Senior Professional Fund Manager Multi-Asset in der Erste Asset Management. Sind Aktien somit der Performancetreiber guter Mischfonds? Immerhin sind die Aktienmärkte in 2018 weniger gut gelaufen, hatten aber einen gutes erstes Halbjahr 2019. „Entsprechend unserem

Christian Schmitt Senior Portfolio Manager ETHENEA

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Gerhard Beulig Senior Professional Fund Manager Multi-Asset Erste Asset Management

Karen Watkin Portfolio Manager Multi-Asset Solutions AllianceBernstein (AB)

aktiven Managementansatz hat die Aktienquote über die vergangenen sechs Monate in allen Ethna Fonds immer wieder variiert. Im Ethna-DYNAMISCH bauen wir sukzessive die Bestände in Einzelaktien aus und nutzen hierfür die aus vorherigen Anleiheverkäufen generierte Cash-Position“, macht ETHENEAExperte Schmitt klar. Die insbesondere im Mai gesehene Nervosität an den Märkten hat mitunter einige auf dem falschen Fuß erwischt. So gab der DAX innerhalb von vier Wochen rund 700 Zähler ab, gleichwohl er sich dann wieder erholte. Im Hause AXA Im ist man bezüglich des Aktieninvestments etwas vorsichtiger geworden und hat die Aktienpositionen seit März reduziert, insbesondere mit Blick auf Werte aus den Industrieländern bei.

ne Absicherungspositionen das Produkt gegen deutliche Schwächephasen am Markt abschirmen. „Wir setzen auch auf alternative Strategien, die eine zusätzliche Portfoliodiversifikation mit Fokus auf Carry/Ertrag ermöglichen – z. B. Long-/Short-Währungs- und Zinsstrategien und Optionsstrategien wie Short Straddles, die letztlich auch die Portfoliorendite verbessern können“, bemerkt Karen Watkin, Portfolio Manager MultiAsset Solutions bei AllianceBernstein (AB) in diesem Kontext.

Im Anleihenbereich attraktive Renditen für das gemischte Portfolio zusammenzustellen, erweist sich auch in diesen Tagen alles andere als einfach. Zumindest mit Blick auf die Industriestaaten, die tendenziell höhere Bonitäten aufweisen und „sicherer“ sind. Anfang Juli hatte die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen sogar unter den Einlagensatz der Zentralbank von minus 0,4 % gelegen. Damit setzte sich der Trend zu immer niedrigeren Negativrenditen fort. Verständlich, dass die Mischfondsmanager hier auch über den Tellerrand schauen. So werden sie beispielsweise bei Schwellenländeranleihen fündig, die ein Ertragsbaustein bilden. „Im Anleihebereich sehen wir derzeit die besten Chancen bei den Schwellenländern, die von der erwarteten expansiven Notenbankpolitik in den USA und auch Europa profitieren sollten“, so Multi-Asset-Experte Beulig. Ferner können sogenannte alternative Anlagestrategien kommen zusätzlich zum Einsatz. So können im Portfolio vorhande-

Rechnet sich letztlich die gewünschte Flexibilität auch? Eine MorningstarAnalyse legt nahe, dass dem nicht unbedingt so ist. Demnach hinken die Erträge flexibler Mischfonds in den letzten Jahren denen von ausgewogenen Mischfonds oftmals hinterher. Positiv, so die Morningstar-Autoren, zeigten sich beispielsweise eher die Fondsangebote Deutsche Multi Opportunities oder FVS Multi Opportunities. Auch die Wertentwicklung des ausgewogenen DJE Zins & Dividende war zuletzt durchaus überzeugend. Ganz generell prägen die großen Flaggschiffe das Bild im Bereich der gemischten Fondslösungen. (hsd)

Fazit Gemischte Fondslösungen sind, gerade auch in kommenden stürmischeren Zeiten, durchaus ein Kernbestandteil im Portfolio. Der Kombination verschiedener Anlageklassen ist zumindest theoretisch kaum eine Grenze gesetzt. Dabei gewinnen alternative Strategien eine immer größere Bedeutung zur Absicherung und bestenfalls Ertragsoptimierung.

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ADVERTORIAL

MIG Fonds

Die Zukunft aktiv mitgestalten Engagierte, kreative Menschen mit Unternehmermut sind mehr als das Salz in der Suppe. Sie sind unverzichtbar. Wer sich in der Wirtschaft neuen Entwicklungen am schnellsten anpasst und am innovativsten ist, gewinnt einen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern. Mit Private und Venture-Capital werden Ideen Realität und mitunter Bahnbrechendes geleistet. Hier lebt die Zukunft bereits heute. Ein Blick auf eine durchaus lukrative Assetklasse und ihrem Potenzial.

Eine Zustandsbeschreibung im zehnten Jahr nach der Wirtschaftskrise fällt für die klassischen Finanzinstitute eher ernüchternd aus. So reißen die Negativmeldungen nicht ab; Skandale und Fehltritte kennzeichnen die Lage. Einstmals sehr renommierte Geldhäuser sind permanent in Ermittlungen verstrickt. Das Bildnis des seriösen und für Glaubwürdigkeit stehenden Bankers ist ramponiert. Nicht von ungefähr ist durch die Digitalisierung eine mehr als ernstzunehmende Konkurrenz aufs Tableau gekommen; der Wettbewerb um Talente hat erst begonnen. Banken als Arbeitgeber sind zunehmend unattraktiv geworden. Insbesondere für den kreativen, weitsichtigen Nachwuchs. Doch statt Trübsal zu blasen, lohnt indes vielmehr ein Blick 50

auf Unternehmen, die sich auch in diesen unsicheren Zeiten die Ausweitung ihres Geschäfts auf die Fahne geschrieben haben und nachhaltig gut aufgestellt sind. Eine längere Historie, ein ordentlicher Track Record und ein attraktives Produktsortiment gehören hierbei zu den wesentlichen Ingredienzien. Hier ist die HMW AG mit ihren MIG Fonds und ihrer langjährigen Erfahrung im zunehmend attraktiv erscheinenden Venture Capital-Segment eine anerkannte Adresse. Die MIG-Fonds haben den Schwerpunkt auf Investitionen in Wachstumsunternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter Biotechnologie, Life Sciences, E-Commerce, Kommunikations- und Informationstechnologie gerichtet. Spannende Themenstränge mit viel Potenzial. Die finanzwelt 04 | 2019


positiv aufwarten. Mehrere Exits, die Veräußerung eines Beteiligungsunternehmens, wurden vermeldet. Die Rückflüsse an die Anleger lassen sich sehen. Belege dafür, dass sich die Investitionen in junge Technologieunternehmen bezahlt gemacht haben, die ihrerseits mit ihrer Innovationskraft unserer Ökonomie wichtige Impulse geben können. So haben die MIG Fonds 9 und 11 zuletzt das gute Börsenklima genutzt und ihre Aktien an der NFON AG äußerst lukrativ veräußert. Eine ähnliche Erfolgstory war der Exit des Beteiligungsunternehmens SILTECTRA für 124 Millionen Euro an die Infineon Technologies AG, dem weltweit führenden Hersteller von Leistungshalbleiter. Diese beiden und weitere Erfolgsmeldungen führten dazu, dass es in der Summe im vergangenen Geschäftsjahr zu Rekordausschüttungen an Investoren der MIG-Fonds kam. Damit aber nicht genug. Die Produktpipeline ist erweitert worden.

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Portfoliounternehmen sind mitunter „Perlen der Zukunft“, deren Wert auch von institutionellen Investoren und Family Offices rechtzeitig erkannt wird. Insofern kein verstaubtes, lediglich der Tradition verhaftetes Geschäftsmodell, sondern zukunftsgerichtet und fokussiert, das von versierten Profis gelenkt wird. Es ist nicht vermessen zu sagen, dass hier Zukunft gelebt und gestaltet wird. Und die Zeichen stehen weiterhin auf chancenorientiertem Wachstum. Nicht das stromlinienförmige Denken ist erwünscht, vielmehr erlauben die kurzen Wege das direkte Handeln ohne unnötige Scheuklappen und überbordende Konzernstrukturen. Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Unternehmensgruppe, bringt die Erfolgsessenz wie folgt auf den Punkt: „Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, ein kreatives Umfeld, attraktive Gewinnbeteiligungsoptionen, ein starkes Wir-Gefühl und eine konkrete Perspektive mit modernen Themen – dafür steht unser Team. Und wir wachsen weiter und präsentieren uns mit den MIG Fonds als idealem Partner für ambitionierte Finanzdienstleister, denen Fortschrittlichkeit und Übernahme von Verantwortung sehr am Herzen liegen.“ Und im Hause der HMW AG weiß man, wovon gesprochen wird und was letztlich zählt. Die Performance muss stimmen. Denn die Bereitstellung von nicht unerheblichen finanziellen Mitteln ist natürlich immer auch ein Wagnis. Umso zufriedenstellender ist es dann, wenn sich diese Investition mehr als bezahlt gemacht hat. Und hier konnte das Pullacher Unternehmen in den zurückliegenden Monaten durchaus finanzwelt 04 | 2019

Mit dem neuen MIG-Fonds 16 knüpft die HMW an die bisherige Erfolgstory an und geht in die nächste Runde. Der Fonds besticht durch Merkmale, die das Investieren letztlich erleichtern. Anleger können sich am MIG-Fonds 16 entweder mit einer Einmalanlage (ab 5.000 Euro, In Österreich ab 10.000 Euro) oder im Rahmen eines Ratenmodells (Capital Call Variante mit der Zeichnungssumme ab 15.000 Euro, die in sechs gleichen Capital Calls erbracht wird) beteiligen. Das kommt neben den Bestandsinvestoren auch insbesondere jüngeren Anlegern zugute, die sich im Rahmen ihrer langfristigen Altersvorsorgeplanung behutsam und zielgerichtet engagieren möchten. Des Weiteren besteht für Mehrfachzeichner der MIG-Fonds-Familie die Möglichkeit, sich hier, beispielsweise nach einem Exit aus anderen MIG-Fonds, renditestark einzubringen und zu zeichnen. Auch das ein Novum der Münchner. Zielunternehmen sind traditionell junge, innovative Unternehmen, die das eingebrachte Beteiligungskapital verstärkt zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung und/oder zur Markteinführung ihrer Produkte benötigen. Ganz dem Unternehmensmotto verpflichtet, wird somit Bewährtes fortgeführt, angereichert mit konzeptionell Neuem. Einfachheit, Klarheit und Transparenz in der Einzahlungsphase mit dem Potenzial erhöhter Renditechancen. Dafür steht der Spezialist für Beteiligungskapital. Und das seit weit mehr als einem Jahrzehnt. Packen wir die Zukunft gemeinsam an und erhöhen Sie unsere und Ihre Chancen.

Kontakt HMW Fundraising Exklusivvertrieb der MIG Fonds Münchener Straße 52 82049 Pullach im Isartal Tel. 089 / 122 281 200 info@hmw.ag

www.mig16.de

www.hmw.ag

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INVESTMENTFONDS | CHINESISCHER INLANDSTOURISMUS

Zu Hause ist es doch am schönsten Mit über 1,3 Milliarden Einwohnern wird China ein immer wichtigerer Treiber des globalen Konsums. Dabei werden nicht nur heimische Marken bei den Verbrauchern immer gefragter, auch das eigene Land entwickelt sich für Chinesen zu einer der beliebtesten Reisedestinationen.

Der Inlandstourismus erlebt einen steilen Wachstumstrend: 2018 wurden in China insgesamt 5,54 Milliarden inländische Urlaubsreisen verzeichnet, ein Anstieg von 10,76 % im Vergleich zum Vorjahr. Allein während der viertägigen Nationalfeiertagsferien waren mehr als 502 Millionen Chinesen im Land unterwegs. Inländische Reisen brachten dem Tourismussektor im vergangenen Jahr dadurch Einnahmen von insgesamt 5,13 Billionen Yuan (764 Milliarden US-Dollar) ein, was einem Anstieg von 12,3 % entspricht. Treiber des Wachstums sind die positive Ein-

und Asiaten entscheiden sich immer öfter für Urlaub in der Heimat, obwohl sie sich einen Auslandstrip durchaus leisten könnten.

kommensentwicklung der wachsenden Mittelschicht und der Fokus der chinesischen Regierung auf eine Stärkung des Binnenkonsums. Doch auch der wachsende Nationalismus im Reich der Mitte spielt eine entscheidende Rolle. Bisher galt der Westen gerade bei der jungen Zielgruppe als Vorbild in puncto Konsum und Tourismus. Zurzeit ist jedoch ein Wandel im Verbraucherverhalten zu beobachten

ten Reiseanlass neben Sightseeing an. 2018 waren es nur noch 41 %. Wesentlich wichtiger ist nun der Erlebnischarakter einer Reise und – besonders bei den jüngeren Generationen – die Instagram- und WeChat-Tauglichkeit der besuchten Orte. Hoch im Kurs stehen zum Beispiel Orte, die an das revolutionäre Erbe der Volksrepublik erinnern, wie etwa alte Militäranlagen oder wichtige Stationen des

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Hauptsache WeChat-tauglich

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Doch nicht nur die Destinationen, auch die Reiseanlässe haben sich über die Jahre stark verändert. So zeigt eine Umfrage des Beratungshauses Oliver Wyman: 2016 gaben noch 91 % der Befragten Touristen Shopping als wichtigs-


Langen Marsches. Dieser sogenannte „Rote Tourismus“ wird von der Regierung stark gefördert, da der Inlandstourismus zusätzliche Steuereinnahmen generiert. Doch auch private Unternehmen profitieren von der Reise- und Vergnügungslust der Chinesen. Disney eröffnete 2016 in Shanghai seinen weltweit größten Vergnügungspark. Umgerechnet knapp 4,9 Milliarden Euro investierte der Unterhaltungsriese in seine China-Strategie – und es hat sich gelohnt: Bereits im ersten Jahr zählte er rund 11 Millionen Besucher und stand kurz vor der Gewinnschwelle. Auch die Disney-Wettbewerber Universal Studios und Dreamworks bauen ihre Präsenz im Reich der Mitte aus und arbeiten an eigenen Vergnügungsparks in Shanghai. Ebenfalls ein Milliarden-Geschäft: der Glücksspieltourismus in die Sonderverwaltungszone Macau. Die Region ist die perfekte Kurztrip-Destination für Glücksspiel-affine Chinesen, denn dank der neu eröffneten Hongkong-Zhuhai-Macau-Brücke verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Hongkong und Macau von drei Stunden mit der Fähre auf weniger als 30 Minuten mit dem Auto. Und das Geschäft boomt: Die mehr als 30 Casinos in Macau erzielten 2018 einen Umsatz von 31,1

ze in der ehemaligen portugiesischen Kolonie generierten, sind es bei MGM immerhin 21 % aller Umsätze. Und der neueste Tourismustrend: Skifahren. 2022 wird China die Olympischen Winterspiele ausrichten – eine weitere internationale Großveranstaltung, die das Land als Weltmacht inszenieren soll. Bis zu 300 Millionen neue Wintersportler soll es bis Olympia im Land geben und die Regierung und die Wirtschaft investieren dementsprechend im großen Stil in die Erschließung von Skigebieten und die dazugehörige Infrastruktur, Hotels und Restaurants.

Jeden Tag drei neue Hotels Die Hotelindustrie in China boomt dementsprechend. So fand eine Studie der Cornell University 2018 heraus, dass statistisch für die nächsten 23 Jahre jeden Tag drei neue Hotels in China eröffnen werden. Die Global-Player des Tourismusmarktes haben bereits reagiert: Die Hilton-Gruppe zum Beispiel brachte ihre neue Lifestyle-Marke „Canopy by Hilton“ Anfang 2019 nach China, um von der Reiselust der 20- bis 45-jährigen Chinesen zu profitieren. Auch TechGigant Alibaba expandiert in die Hotelindustrie und eröffnete 2019 in Hangzhou das futuristische FlyZoo Hotel, in dem der Room-Service von Robotern übernommen wird und biometrische Gesichtserkennung die Zimmerkarte ersetzt. Und natürlich hat auch Airbnb die Chancen auf dem chinesischen Markt erkannt und launchte 2018 seinen Airbnb Plus Service in China, der Kunden eine exklusive Auswahl an Unterkünften präsentiert, deren Gastgeber sich durch hervorragende Bewertungen auszeichnen. Das zeigt: Viele Unternehmen haben auf den Wachstumstrend des chinesischen Inlandstourismus reagiert und ihre Strategie für das Reich der Mitte angepasst. Auch Anleger können von diesem Trend profitieren, indem sie entweder gezielt in Einzeltitel investieren oder auf Fonds setzen, die Investment-Chancen in Fernost explizit bei ihrer Asset-Allokation berücksichtigen. So bietet die Fondsboutique GAMAX mit dem GAMAX Funds Asia Pacific und dem GAMAX Funds Junior zwei aktiv gemanagte Aktienfonds für ein gezieltes Investment in den wachstumsstarken asiatisch-pazifischen Raum sowie in starke internationale Marken, die bei jungen Konsumenten weltweit beliebt sind.

Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Plus von 14,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Macau läuft damit als weltweite Glücksspielstadt Nummer 1 Las Vegas den Rang ab und nimmt erheblichen Einfluss auf die Aktienperformance von Glücksspielkonzernen wie MGM Resorts, Las Vegas Sands Corp. und Wynn Resorts. Während Las Vegas Sands und Wynn 2018 bereits mehr als 50 % ihrer Umsätfinanzwelt 04 2019

Tommaso Tabacchi Fondsexperte GAMAX Management AG 53


INVESTMENTFONDS | JAPAN

まだ魅力的

Mada mirikiteki¹ Vom 24. Juli bis 9. August 2020 blickt die (Sport-) Welt nach Tokio: In der japanischen Hauptstadt finden die Olympischen Sommerspiele statt. Auch wenn in diesen beiden Wochen Millionen von Menschen aus aller Welt das Land besuchen werden, glaubt Richard Kaye nicht, dass das sportliche Großereignis Japans Wirtschaft nachhaltig verändern wird. „Olympische Spiele hatten in der Vergangenheit für das jeweils ausrichtende Land meist nur eine kurzfristige wirtschaftliche Wirkung“, so der Portfoliomanager des Comgest Growth Japan, der zudem erwartet, dass nur wenige Branchen von den Spielen profitieren können. So könnten beispielsweise Hersteller von Klimaanlagen, Produzenten von Elektrowerkzeugen, Discounter, Kosmetikunternehmen oder Freizeitparkbetreiber einen kurzfristigen Schub erhalten. „Wie lang dieser Schub anhält, bleibt aber abzuwarten“, so Kaye weiter.

Wenn Staatsverschuldung eine olympische Disziplin wäre, ginge die Goldmedaille ganz klar an den nächsten Gastgeber: Mit 236 % des BIPs hat Japan die höchste Staatsschuldenquote der Welt und liegt damit noch 45 Prozentpunkte über der des europäischen Sorgenkindes Griechenland, das weltweit auf Rang 2 liegt.

Keine Angst vor Alter und Verschuldung Für Ronald Slattery stellen diese Zahlen aber nicht unbedingt ein Problem dar. „In der Tat ist Japan die einzige große Volkswirtschaft, in der sich das strukturelle Haushaltsgleichgewicht der Regierung verbessert. Japans relativ stabile wirtschaftliche Bedingungen und die lockere Geldpolitik haben auch dazu beigetragen, das Defizit zu kontrollieren und die Finanzierungskosten für Schulden nied-

rig zu halten“, gibt der Fondsmanager des Fidelity Japan Advantage Fund zu bedenken, der sich auch optimistisch für die Zukunft zeigt. „Ein flexiblerer Ansatz für fiskalische Anreize sollte es der Regierung ermöglichen, Maßnahmen (z. B. die Verbesserung der sozialen Sicherheit und des Bildungswesens, der öffentlichen Infrastruktur und weiterer Strukturreformen) umzusetzen, die dem künftigen Wachstum förderlich sind.“ Nicht nur bezüglich der Staatsverschuldung ist Japan im weltweiten Vergleich ganz vorn: Mit 42,9 Jahren hat der pazifische Inselstaat zudem nach Monaco das höchste Durchschnittsalter der Welt. Gründe hierfür sind eine niedrige Geburtenrate und eine sehr hohe Lebenserwartung. Das hat auch Folgen für die japanische Wirtschaft, besonders auf den Arbeitsmarkt. So berichtet Ronald Slattery, dass die Erwerbsbeteiligung von Menschen über 65 Jahren in den vergangenen Jahren

Die Skyline von Tokyo

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1Weiterhin attraktiv

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Eine überalternde Bevölkerung und eine Rekordstaatsverschuldung: Das sind zwei wesentliche Attribute, die mit Japan verbunden werden. Dennoch ist der viertgrößte Inselstaat der Erde weiterhin ein lohnendes Investmentziel – aus mehreren Gründen.


Archibald Ciganer Portfoliomanager Japan Equity Strategy T. Rowe Price

Richard Kaye Portfoliomanager Comgest Growth Japan

Ronald Slattery Fondsmanager Fidelity Japan Advantage Fund

deutlich angestiegen ist. Dies wird auch durch Zahlen des japanischen Statistikamtes untermauert, wonach jeder fünfte Japaner über 65 Jahre noch berufstätig ist. Obwohl die japanische Arbeitswelt damit vom allgemeinen Alterungsprozess der Gesellschaft alles andere als unberührt bleibt, bedeutet es nicht, dass Innovationen hier keinen Raum finden. So berichtet Archibald Ciganer, dass es in Japan viele Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen gäbe. „Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre hat eine Start-up-Kultur etabliert – das zeigt sich beispielsweise in den Zukunftsfeldern Robotics und Künstliche Intelligenz.“ Der Portfoliomanager des Japan Equity Strategy bei T. Rowe Price begründet diese Entwicklung mit einer Rückkehr des japanischen Unternehmergeistes. Aber auch Investoren hätten ihren Anteil an einer sich verändernden wirtschaftlichen Kultur. So würden diese ihre Rechte aktiver wahrnehmen und ineffiziente, konservative Strukturen aufbrechen. „Die Folge sind progressivere Managementteams und ein steigender Wert für Shareholder“, so Ciganer weiter, der dabei aber auch einen Verdienst

der Politik sieht. „Außerdem wurde ein neuer, regulatorischer Rahmen geschaffen, der das Umfeld für Unternehmen deutlich verbessert hat und zu Kapitalzuflüssen führt.“ So verfolgt der seit Ende 2012 regierende Ministerpräsident Shinzo Abe mit seiner „Abenomics“ genannten Wirtschafspolitik im Bezug auf die Finanzmärkte eine völlig andere Politik als die EU und setzt auf Deregulierung, um das Land für Investoren interessanter zu machen. Dass Abes Wirtschaftspolitik durchaus Früchte trägt, bestätigt Richard Kaye. So berichtet der Fondsmanager, dass die Zahl der Arbeitnehmer seit dem Jahr 2013 um jährlich 1 % angestiegen sei, was auch auf die zunehmende Zahl von Frauen zurückzuführen sei, die wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren. „Nach Angaben der OECD hat die japanische Erwerbsbeteiligung von Frauen die USA zum ersten Mal in der Geschichte übertroffen“, ergänzt Ronald Slattery, der in der stärkeren Erwerbsbeteiligung von Frauen ein positives Zeichen für die Zukunft sieht: „Dies hat mittel- bis langfristig positive Auswirkungen auf die Binnenwirtschaft durch ein höheres Gesamteinkommen und das Vertrauen der

Verbraucher.“ Die Wirtschaftspolitik der Regierung Abe hat aber auch positive Folgen für den japanischen Aktienmarkt. So erläutert Richard Kaye, dass japanische Unternehmen in den vergangenen sechs Jahren das weltweit höchste Gewinnwachstum zu verzeichnen gehabt hätten. „Viele Unternehmen sind von ihrem Heimatmarkt unabhängig“, erklärt der Portfoliomanager einen weiteren Vorteil. Auch Ronald Slattery sieht eine positive zukünftige Entwicklung des japanischen Aktienmarktes, denn viele Aktien hätten Ende vergangenen Jahres einen Großteil des externen Risikos bereits eingepreist und seien weiterhin unterbewertet, womit sich Chancen ergeben würden. „Erfreulich sind auch die hohen Aktienrückkäufe in diesem Jahr“, so der Fidelity-Manager weiter. Da er zudem keine globale Rezession erwartet, rechnet er mit einem moderaten Gewinnwachstum japanischer Unternehmen, was gepaart mit einem günstigen politischen Umfeld und Fortschritten bei den Strukturreformen ein mittelbis langfristig günstiges Risiko-ErtragsVerhältnis für japanische Aktien bedinge. (ahu)

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INVESTMENTFONDS | EUROPA-FONDS

Einheitlich nach vorne? Die Europäische Union ist ein heterogenes Gebilde. Nicht unbedingt vergleichbar mit anderen Kontinenten. Doch mitunter schweißt die Vielfalt zusammen und erzeugt ungeahnte Stärke. Längere Zeit eher abgeschrieben erscheinen europäische Aktieninvestments insbesondere unter Bewertungsaspekten wieder en vogue. Berater sollten durchaus einen Blick darauf werfen, wenngleich auch die möglichen Gefahrenherde nicht außer Acht lassen.

Der europäische Kontinent umfasst mehr als 700 Millionen Einwohner. In den 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) lebten im vergangenen Jahr nahezu 520 Millionen Einwohner. Deutschland war mit 82,5 Millionen Einwohnern dabei der bevölkerungsreichste EU-Staat – gefolgt von Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Italien. Durchaus kraftvoll. Und auch wirtschaftlich konnte unser Kontinent in den zurückliegenden Jahren durchaus überzeugen. Nach der schweren Finanzkrise geht es für die Wirtschaft Europas per se stetig bergauf. Seit 2015 lag das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der 19 Staaten mit der Gemeinschaftswährung um die 2 % oder darüber. OK, nicht diese Stärke wie auf dem US-amerikanischen Festland (hier lagen die Wachstumsraten um die 3 - 3,5 %), aber immerhin attraktiv. Zuletzt hatte die EU-Kommission ihre Prognosen für 2019 allerdings auf 1,3 % heruntergeschraubt. Was bedeutet der wirtschaftliche Rückgang für europäische Aktien? Nun, in der Vergangenheit griffen viele Investoren und Berater (zu Recht) zu US-Investments. Gutes Wachstum, Allzeithochs bei den US-Indizes. Aus Bewertungsgesichtspunkten spricht jetzt jedoch auch einiges für Europa, so der einhellige Tenor. Jacques-Aurélien Marcireau,

Co-Head of Equities bei Edmond de Rothschild Asset Management, bemerkt hierzu: „Wir glauben in der Tat, dass europäische Aktien im Vergleich zu anderen Anlageklassen attraktiv sind. Sie bieten im Vergleich zu Aktien in anderen geografischen Gebieten ein gutes Bewertungsniveau. Auch der Europaexperte aus dem Hause DJE Kapital, Maximilian-Benedikt Köhn, betont, dass sowohl beim Kurs/Umsatz, Kurs/Buchwert als auch Kurs/Gewinn-Verhältnis Europa (STOXX 600) deutlich günstiger als die USA (S&P500) sei und ergänzt, dass es auch auf dem alten Kontinent innovative und stark wachsende Unternehmen gäbe. „Gut prüfen und richtig auswählen wird wichtiger: Europa entwickelt sich mehr und mehr zum StockPicking-Markt“, so sein Fazit. Insofern grünes Signal für europäische Titel. Und die Risiken, mögen Sie sich nun fragen? Tatsächlich gibt es in Europa einige geopolitische Problemfelder, die es zu lösen gilt. Der nach wie vor ungelöste Handelsstreit der Supermächte USA und China bewegt auch Europas Gemüter und belastet das Geschäft europäischer Firmen. Das bestätigte jüngst eine Mitgliederbefragung der EU-Handelskammern. Ib Fredslund Madsen, Chefstratege der dänischen Jyske Bank Gruppe,

sagt in diesem Kontext: „Letztendlich erwarten wir nach wie vor eine Form von Kompromiss zwischen den USA und China im Hinblick auf den Handelsstreit, aber die Unsicherheit bleibt bestehen. Weiter unten auf der Liste der Unsicherheiten stehen der Brexit und die italienische Haushaltssituation. Diese sind aktuell keine akuten Probleme, aber sie haben das Potenzial, später in diesem Jahr „zu brodeln“. In der Tat könnte insbesondere unser beliebtes Urlaubsziel Italien für zusätzliche Störfeuer innerhalb der Europäischen Gemeinschaft sorgen. „Europas neuer Krisenfall“, titelte das Handelsblatt Anfang Juni mit Bezug auf die Schuldenlast in Rom und der Ermangelung von Reformen. Zusätzlich ist die politische Lage brenzlig. „Bedenklich ist, dass die radikalen Lager weiterhin zunehmen – sowohl rechts auch links. Die klassische Mitte schrumpft. Positiv ist, dass das Thema Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle auch für viele Wähler spielt“, wirft DJE-Experte Köhn in diesem Zusammenhang ein. Wie schaut es ganz generell mit den Peripherieländern aus? Haben die Manager deren Quote gesenkt oder gehoben? Hier konnte man zuletzt den Eindruck gewinnen, dass sich Spanien und zum Teil Griechenland zumindest erholt haben. Doch gilt,

Jacques-Aurélien Marcireau Co-Head of Equities Edmond de Rothschild Asset Management

Maximilian-Benedikt Köhn Research & Portfoliomanagement DJE Kapital AG

Ib Fredslund Madsen Chefstratege Jyske Bank Gruppe

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Foto: © Grecaud Paul - stock.adobe.com

dass zwar seit Ausbruch der Finanz- und Schuldenkrise Verbesserungen zu erkennen sind, aber die finanzielle wie politische Stabilität nicht entsprechend zugenommen hat. Zum Vergleich: Erwarten Ökonomen für die fünftgrößte Volkswirtschaft Europas Spanien, trotz leichter Abkühlung, ein vergleichsweise robustes Wachstum, so fällt das Fazit zu Italien sehr ernüchternd aus. Der Fokus liegt auf Italien, das mit Strukturproblemen zu kämpfen hat. „Die hohe Verschuldung ist in einem niedrigen Zinsumfeld beherrschbar, aber in einer Situation mit steigenden Zinsen könnten sich die Verschuldungsprobleme in der Peripherie schnell wieder manifestieren. Dort scheint Italien angesichts der Unsicherheit über den italienischen Haus-

halt und die Schulden das größte Potenzial zu haben, Probleme wieder auszulösen“, so der Tenor aus dem Hause Jyske Bank. Festzuhalten bleibt, dass Investoren die Lage Südeuropas in den kommenden Monaten genau im Auge behalten sollten. Stock-Picking ist in diesen Märkten eine adäquate Möglichkeit, um chancenreiche Investmentopportunitäten herauszufiltern. Mitentscheidend für die künftige Entwicklung an den europäischen Börsen ist zudem, dass der US-Präsident durch seine protektionistische Politik nicht die Konjunktur in Europa nachhaltig ausbremst. Wie können Sie nun in europäische Assets investieren? Die Bandbreite an europäi-

schen Aktienfonds und/oder ETFs öffnet Beratern jede Tür. Ob nun regional zentriert, auf den Euroraum beschränkt oder vorzugsweise ohne britische Aktien, die Fondsauswahl ist riesig. Zu den volumengrößeren zählt beispielsweise der Comgest Growth Europe EUR Acc. Aktuell weist der Fonds ein Übergewicht in den Sektoren Informationstechnologie und Gesundheit aus. Rund ein Fünftel der Assets sind in französische Aktien investiert, Großbritannien ist, gemessen an der Benchmark, deutlich untergewichtet. Auch der Threadneedle Specialist Investment Funds ICVC Pan European hat, mit Blick auf die Wertentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten, deutlich outperformt und die Konkurrenz hinter sich gelassen. (hsd)

Fazit Europa gehört per se als ein integraler Baustein in die Depots Ihrer Kunden. Ob zentriert auf die Lokomotive Deutschland oder eben breiter gefächert mit regionalen Schwerpunkten. In Südeuropa müssen strukturelle Hindernisse beseitigt werden, um kraftvoll nach vorne zu schauen. Generell ist Stock-Picking, das Auswählen einzelner attraktiver Aktienwerte, auch für den europäischen Kontinent ein zentrales Thema.

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INVESTMENTFONDS | INTERVIEW

Durchwachsen, aber Aufhellung in Sicht Gleichwohl wir uns eher in einem konjunkturellen Abschwung befinden, haben die Kurse am Aktienmarkt in den zurückliegenden Monaten ordentlich zugelegt. Ist nun die Luft raus und wir sehen niedrigere Kursstände? Zumindest die Politik der Zentralbanken mit ihrem Credo der Niedrigzinsen spricht dagegen. Wie es nun im Konkreten weitergehen könnte und welche Branchen derzeit am interessantesten sind, darüber sprach finanzwelt mit Henning Gebhardt, Head of Wealth and Asset Management bei Berenberg und Fondsmanager des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland.

finanzwelt: Das 1. Halbjahr ist an den Aktienmärkten sehr gut verlaufen. Die Indizes notierten ordentlich im Plus. Erkennen Sie weitere positive Signale für die kommenden Monate? Henning Gebhardt» Grundsätzlich ist der derzeitige Ausblick eher durchwachsen – es gibt viele Unsicherheiten, die sich auch über die Sommermonate hinziehen werden. Die von uns erwartete konjunkturelle Erholung wird sich zumindest etwas nach hinten verschieben. Positive Signale für den Aktienmarkt senden aber ganz klar die Zentralbanken mit ihrer expansiven Politik. Zudem ist davon auszugehen, dass auch viele der politischen Unsicherheiten auf absehbare Zeit abebben werden. finanzwelt: Wo sehen Sie aktuell die Bremsfaktoren im Gesamtmarktgeschehen? Gebhardt» Der Handelsstreit wirkt sich nach wie vor stark negativ auf die Konjunktur aus. Die Wirtschaftserwartungen

sind gedämpft und dadurch auch der wirtschaftliche Ausblick. Was vor allem in Deutschland einen starken Einfluss hat, ist die Wirtschaftsentwicklung in China. Hier herrscht inzwischen eine recht starke Abhängigkeit der deutschen Industrie. Eine konjunkturelle Abschwächung in China wirkt sich deshalb stark aus. finanzwelt: Zuletzt bekam Ihr Haus die Auszeichnung bestes Aktienhaus für deutsche Werte. Was sind Ihre besonderen Kennzeichen, auch im Vergleich zu anderen Wettbewerbern? Gebhardt» Wir heben uns nicht zuletzt dadurch von unseren Mitbewerbern ab, dass wir einen sehr starken GrowthAnsatz in unserer Titelselektion haben. Wir vermeiden die Unternehmen, die in ihrem Sektor Wachstumsprobleme und Profitabilitätsprobleme aufweisen. Zudem haben wir einen mit rund 40 % relativ hohen Nebenwerteanteil und eine deutliche Über- und Untergewichtung bei größeren Titeln. finanzwelt: Können Sie uns Ihre Investmentphilosophie kurz darlegen? Gebhardt» Wir suchen nach Qualitätsunternehmen mit überdurchschnittlichen strukturellen Wachstums- und Erfolgsaussichten. Dabei schauen wir weniger auf Kriterien wie Börsenwert oder Indexzugehörigkeit, sondern auf Branchen bzw. Einzelwerte, die sich langfristig besser als der breite Markt entwickeln können. Wir betreiben eine fundamentale Aktienanalyse, haben stets einen langfristigen Investmenthorizont und einen sehr stringenten und transparenten Investmentprozess. finanzwelt: Gibt es eine Branche, die für Sie derzeit besonders interessant ist? Gebhardt» Kurz- und mittelfristig bleibt sicherlich die IT-Branche am interessantesten, hier ist die Wachstumsdynamik am höchsten. Potenzial sehen wir auch bei Industrietiteln, Konsum- und Gebrauchsgütern und Gesundheitswerte. In diesen Sektoren gibt es auch einige interessante Hidden Champions mit sehr guten strukturellen Wachstumschancen. Ein Beispiel dafür ist die voranschreitende Vernetzung zwischen industrieller Produktion und moderner Informations- und Kommunikationstechnik. (hsd)

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PRIMA-Einladung Mehr als 11 %* Wertzuwachs im Schnitt der vergangenen 10 Jahre erzielten Anleger im PRIMA – Global Challenges.

Oder: Wie Ihre Kunden jetzt richtig investieren und gute Gewinne machen können. Die Sparzinsen sind im Keller. Die Anleiherenditen ebenfalls. Durch die Niedrigzinspolitik der EZB werden die Sparer praktisch enteignet. Der Handelskrieg der USA mit China, die mögliche Eskalation des Atomstreits mit dem Iran, der Brexit – das politische Klima verunsichert Anleger zunehmend. Selten zuvor waren Anleger so dankbar wie heute für erstklassige Beratung und fundierte Empfehlungen. Wie das am besten funktioniert und welche vernünftigen Argumente Ihnen zur Verfügung stehen, das erfahren Sie und das diskutieren wir gemeinsam auf unseren Meetings:

PRIMA-Themen • „Politische Börsen haben kurze Beine.“ (alte Börsenweisheit) Wir haben sehr gute Argumente, die jetzt Ihre Kunden überzeugen. • Nullzins-Politik. So verhindern Sie, dass Ihre Kunden auf kaltem Wege enteignet werden. • Der Megatrend: „Nachhaltigkeit“. Er bringt Anlegern mehr Sicherheit und trotzdem gute Renditechancen. Mit dem PRIMA – Global Challenges erzielten die Anleger im Schnitt der vergangenen 10 Jahre mehr als 11 %*. • „Stiftungsfonds des Jahres 2019“. Diese offizielle Auszeichnung erhielt kürzlich der PRIMA – Global Challenges. Wenn das kein starkes Argument für Ihre Kunden ist! • PRIMA-Marketing auf unsere Kosten – für Sie. Wie Sie konkrete Kundenanfragen von PRIMA erhalten können – kostenlos – erfahren Sie auf den Meetings. • Wir finanzieren Ihre Kundenveranstaltung. Und wir stellen Ihnen qualifizierte Referenten. Sie gewinnen Image und neue Aufträge. • PRIMA-Marketing-Zuschuss. Mit einer besonderen Kampagne zu Ihren Gunsten können Sie einen Marketingzuschuss bekommen; und zwar zwischen 1.000 und 100.000 Euro. Melden Sie sich umgehend an. Wir schicken Ihnen dann eine Teilnahmebestätigung. www.primafonds.com/anmeldung-beratermeeting Wir freuen uns auf Sie und unser Wiedersehen! Ihr Walter Schmitz und das neue PRIMA-Nachhaltigkeitsteam PRIMA Fonds Service GmbH Engelplatz 59-61 63897 Miltenberg Tel. 0800 / 6640404 *Stand: 30.04.2019

Termine Montag, 09.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Leonardo Hotel Köln-Bonn Airport Waldstr. 255 51147 Köln www.leonardo-hotels.com Dienstag, 10.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Hotel Seehof KG Lietzensee-Ufer 11 14057 Berlin www.hotel-seehof-berlin.de Montag, 16.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Leonardo Hotel Hamburg-Stillhorn Stillhorner Weg 40 21109 Hamburg www.leonardo-hotels.com Dienstag, 17.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr IntercityHotel Dresden Wiener Platz 8 01069 Dresden www.dresden.intercityhotel.com Montag, 23.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Leonardo Royal Hotel Frankfurt Mailänder Str. 1 60598 Frankfurt am Main www.leonardo-hotels.com Dienstag, 24.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Schlosshotel Monrepos Domäne Monrepos 22 71634 Ludwigsburg www.schlosshotel-monrepos.de Mittwoch, 25.09.2019, 13.30 - 16.00 Uhr Leonardo Royal Hotel Munich Moosacher Str. 90 80809 München www.leonardo-hotels.com

PRIMA-Referenten (ortsabhängig) Walter Schmitz Frank Berberich Marco Kantner Jan-Peter Schott


EVENTS Hauptstadtmesse feiert runden Geburtstag

In Berlin findet zum 10. Mal die Hauptstadtmesse statt / Foto: © Fonds Finanz Maklerservice GmbH

Am 17. September lädt Fonds Finanz zum mittlerweile 10. Mal zur Hauptstadtmesse in das Berliner Estrel Hotel. Die Besucher erwarten wieder über 80 Vorträge, von denen 39 IDD-konform sind. Zu den Rednern werden wieder „alte Bekannte“ wie der Rechtsanwalt Norman Wirth, Verkaufstrainer Roger Rankel und „Investment-Punk“ Gerald Hörhan gehören. Auch Starredner „Mr. DAX“ Dirk Müller ist mittlerweile Stammgast bei den Messen der Fonds Finanz. Der zweite Starredner des Tages hat keinen großen Anfahrtsweg: FDP-Bundestagsfraktionschef Christian Lindner wird über die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland sprechen. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.hauptstadtmesse.de

Dortmund ruft, finanzwelt ist dabei The same Procedure as every Year: Wie Dinner for One zum Silvesterprogramm, so gehört für die Finanz- und Versicherungsbranche der Besuch der Dortmunder Westfalenhallen (jetzt: Messe Dortmund) zum Oktoberprogramm. Zur diesjährigen Leitmesse, die vom 22. bis 24. Oktober stattfindet, werden 17.000 Besucher erwartet, die sich bei über 300 Austellern und zahlreichen Kongressen neuen Input für ihre tägliche Arbeit holen können. Sie können sich dabei u. a. auf inzwischen acht Themenparks und ein neues Raumkonzept freuen. finanzwelt ist Medienpartner und wie in den vergangenen Jahren mit einem eigenen Stand vertreten. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Halle 4, Stand B25! Weitere Informationen zur Messe und Anmeldung unter: www.die-leitmesse.de

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BRANCHENEVENTS

Aktuelle und künftige Herausforderungen der LV… …stehen am 8. und 9. Oktober im Dorint Hotel Düren auf der Agenda. Neben rechtlichen Rahmenbedingungen und der Regulatorik werden u. a. auch die Themen intelligentes Asset-Management in Zeiten der Niedrigzinsphase, wie die LV-Sparte von Cognitive Computing profitieren kann, die Digitalisierung von Prozessen, Aufgaben und Strukturen sowie Innovationen bei den Produkten behandelt. Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.mcc-seminare.de/mcc_veranstaltung/lv/

Immer wissen, was in der Finanzwelt los ist Wir freuen uns auf Ihren Besuch! facebook.com/finanzwelt.de instagram.com/_finanzwelt_ twitter.com/finanzwelt_news

Treffpunkte der InsurTechs Mit über 1.200 Teilnehmern von über 400 Unternehmen aus über 50 Ländern und sechs Kontinenten war die DIA Amsterdam vom 25.-27. Juni restlos ausverkauft. Über 75 InsurTechs sorgten als Aussteller für frische Ideen und spannende Kurzvorträge. Zum Beispiel Aktivolabs aus Singapur stärkt Anbietern von Lebens- und Krankenversicherungen mit einem überzeugenden Produktdesign und der Vereinfachung des Kunden-Onboarding. Oder Harmoney aus Belgien managt das komplette Onboarding und den Compliance-Workflow für Versicherungsunternehmen und ihre Makler oder Agenten. Oder Ushur aus den USA bietet eine Automatisierungsplattform, die mithilfe von KI und ML-Technologie das Kundenengagement beschleunigt und für eine kräftige Umsatzsteigerung sorgt. Keynote Speaker waren zum Beispiel: Daniel Schreiber – Mitgründer und CEO, Lemonade oder Monika Schulze, Global Head of Customer Experience and Digital Strategy, Zurich Insurance Group und Marco Keim, Executive Board Member, AEGON. Das Ambiente im ehemaligen Gasspeicher in Amsterdam war wie immer einzigartig, die Teilnehmer wie selten in der Versicherungsbranche total relaxed. Ein tolles Abendprogramm am zweiten Tag rundete die Veranstaltung ab. Wer es verpasst hat, nächstes Jahr wieder oder noch in diesem Jahr München (20. und 21. November) oder Hongkong (11. bis 13. Dezember). finanzwelt ist Medienpartner. Weitere Informationen und Tickets unter: next.digitalinsuranceagenda.com/dia-munich-2019/want-to-attend/ next.digitalinsuranceagenda.com/dia-hong-kong-2019/want-to-attend/

Die Härtesten der Harten… … sucht blau direkt am 31. August im Steinbruch Osterholz/ Wuppertal. Bei den financial Bravehearts messen sich wieder Dienstleister, Versicherer, Verlage aus der Branche auf einer 12+ oder 18+ km langen Hindernisstrecke. Am Ende gewinnt nicht das schnellste Team, sondern das, das die meisten Teilnehmer ins Ziel bringt. Die Teams bestehen aus jeweils mindestens fünf Startern, für Unternehmen, die kein ganzes Team zusammenbringen, wird blau direkt ein entsprechendes Team vermitteln.

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blau direkt sucht wieder die „Financial Bravehearts“ / Foto: © blau direkt

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SACHWERTINVESTMENTS | INTERVIEW

Wollen mit Carestone weiter wachsen. Das Führungsteam von Carestone: Edwin Thiemann (Co-CEO), Sandro Pawils (CSO), Dr. Karl Reinitzhuber (Co-CEO/CFO) und Ralf Licht (CDO)

WirtschaftsHaus und WI-IMMOGroup: „Gemeinsam sind wir Carestone“ Mehr als 20 Jahre Erfahrung, über 1,85 Mrd. Euro platziertes Projektvolumen sowie 12.500 verkaufte realgeteilte Pflegeapartments – das ist die Erfolgsbilanz von WirtschaftsHaus und WI-IMMOGroup. Jetzt fusionieren die beiden Spezialanbieter für Pflegeimmobilien unter der Marke Carestone. Welche Ziele hat das Unternehmen, welche Veränderungen wird es geben und welche Rolle spielt die Marktführerschaft?

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Investoren. Wir ermöglichen es Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, in dringend benötigte Pflegeplätze zu investieren und so für ihr Alter vorzusorgen. finanzwelt: Wie wollen Sie Ihre ambitionierten Ziele erreichen? Dr. Reinitzhuber» Carestone ist der führende Pflegeimmobilienentwickler in Deutschland. Wir haben mit einem Volumen von rund 1,4 Mrd. Euro eine sehr gut gefüllte Projekt-Pipeline und wollen künftig etwa zwei bis drei neue Objekte pro Monat initiieren. Das schaffen wir natürlich nicht allein. Wir verstehen uns vielmehr als Plattform für Partnerschaften mit Maklern, Betreibern, Projektentwicklern, Architekten und finanzwelt 04 | 2019

Foto: Eldar Bock, Fotowerk Hannover

finanzwelt: Anfang des Jahres haben Sie die Zusammenführung der beiden Unternehmen angekündigt. Jetzt sind Sie gemeinsam als Carestone an die Öffentlichkeit getreten. Was alles ist Carestone? Dr. Karl Reinitzhuber» Wir haben jetzt unter dem Namen Carestone zwei sehr starke Unternehmen der Branche vereint. Für uns ist Carestone aber mehr als die gemeinsame Erfolgsbilanz von WirtschaftsHaus und WI-IMMOGroup. Denn unser Anspruch ist es, Menschen bei einem selbstbestimmten Leben im Alter zu unterstützen. Das gilt zum einen für die Bewohner unserer Einrichtungen. Hier stehen Gemeinschaft, Zuwendung, Geborgenheit, Schutz und Sicherheit im Vordergrund. Das gilt aber natürlich auch für unsere privaten


Bauunternehmen. Deshalb werden wir in Zukunft verstärkt unsere geschäftlichen Kooperationen ausbauen und mit Partnern tatkräftig gemeinsame Projekte umsetzen. Ich denke, es ist nicht nur strategisch richtig, es macht auch schlichtweg Freude, gemeinsam Ziele zu erreichen.

sind begeistert davon, man trifft künftig also auf neue, aber auch viele altbekannte Gesichter.

„Wir verstehen uns als Plattform für Partnerschaften mit Maklern, Betreibern, Projektentwicklern, Architekten und Bauunternehmen.“

finanzwelt: Welche Vorteile hat die Fusion für Vermittler und Anleger? Sandro Pawils» Schon seit vielen Jahren sind Privatinvestoren und Vertriebspartner bei uns im wörtlichen Sinne sehr gut beraten. Beide, WirtschaftsHaus und WI-IMMOGroup, gehören zu den besten Vertriebsplattformen Deutschlands. Und genau so werden wir unter Carestone agieren. Ganz einfach, weil wir uns am langjährigen Erfolg der initiierten Objekte orientieren. Dadurch haben wir dauerhaft erfolgreiche und langfristig stabile Kunden- und Partnerbeziehungen. Unter der Marke Carestone wollen wir nicht nur an unsere sehr guten Leistungen anknüpfen, sondern noch einen Schritt weiter gehen. Unser Fundament ist eine prall gefüllte Entwicklungspipeline, wie sie sonst wohl kein anderer im Pflegeimmobilienmarkt hat. Daraus resultiert für unsere Vertriebspartner ein kontinuierliches Angebot an attraktiven, bundesweit verfügbaren Pflegeimmobilien. Gleichzeitig schaffen wir für die Gesellschaft dringend benötigte Pflegeplätze. Zusammen mit unserem umfangreichen Angebot an Serviceleistungen

finanzwelt: Bleibt denn auch etwas beim Alten? Edwin Thiemann» Beide Unternehmen waren bisher sehr erfolgreich, haben die Assetklasse der Pflegeimmobilien für private Investoren in den letzten 20 Jahren überhaupt erst entwickelt, professionalisiert und vorangetrieben. Insgesamt haben wir bisher bundesweit mehr als 12.500 Pflegeimmobilien mit einem Volumen von rund 1,85 Mrd. Euro am Markt platziert. In der Essenz sind das Erfahrung und Expertise. Oder anders gesagt, es bleiben viele erfolgreich funktionierende Prozesse und Strukturen, die wir vor allem im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit unserem Marktpartner- und Maklernetzwerk weiter nutzen. So bleiben beispielsweise unsere Objektparameter und die hohe Qualität der Produkte sowie unsere umfangreichen Leistungen ein Garant. Außerdem ist Carestone ein Wachstumsthema, unsere Mitarbeiter

„Carestone ist ein Wachstumsthema, unsere Mitarbeiter sind begeistert“

Pflegeplatzmangel: Jedes Jahr fehlen bundesweit rund 150 Pflegeeinrichtungen In Deutschland sieht Carestone eine weiter stark wachsende Nachfrage nach Pflegeimmobilien. Studien belegen, dass in der Bundesrepublik aufgrund der demografischen Entwicklung bis zum Jahr 2030 etwa 300.000 zusätzliche Pflegeplätze benötigt werden. Allein in diesem Jahr schätzt das Unternehmen den Bedarf an neuen Pflegeeinrichtungen auf etwa 400 – aktuell werden aber nur rund 250 Objekte gebaut. Auch das Thema selbst boome, denn Vorsorge und die aktive Teilhabe im Alter gewinnen weiter an Bedeutung. „Wir sehen uns hier als Partner von Städten- und Gemeinden, Architekten, Projektentwicklern und Betreibern, um an der Bewältigung dieser gewaltigen Aufgabe mitzuwirken. Unser Anspruch ist es, sozial wertvolle und wirtschaftlich erfolgreiche Pflegeimmobilien zu bauen.“ Edwin Thiemann (Co-CEO, Carestone Group GmbH)

Pflegebedürftige in Pflegeheimen prognostizierter Anstieg bis zum Jahr 2030 Quelle: Stat. Bundesamt

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SACHWERTINVESTMENTS | INTERVIEW

beim Vertrieb und in der Abwicklung, sind wir so der ideale Partner für Vermittler als auch private Erwerber und damit weit mehr als nur Produktlieferant. „Daraus resultiert ein kontinuierliches Angebot an attraktiven, bundesweit verfügbaren Pflegeimmobilien.“ finanzwelt: Bleibt der Fokus auf Pflegeimmobilien-Direktinvestments oder wird es künftig noch weitere Produkte geben? Pawils» Unser Kerngeschäft ist unverändert das Planen, Bauen und Vermarkten von Pflegeimmobilien. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf realgeteilten Einrichtungen für Privatinvestoren. Aber bereits in der Vergangenheit haben wir vereinzelt größere Objekte an institutionelle Anleger veräußert. Wir sehen in diesem Segment weiteres Entwicklungspotenzial, gerade wenn ich mir unsere Pipeline und das Gesamtangebot anschaue. Das Schöne an unserem Produktportfolio: Es bietet die nötige Vielfalt für institutionelle Investoren, finanzstarke Barzahler, als auch für Menschen mit mittlerem Einkommen, die für das Alter vorsorgen wollen und ihre Investition finanzieren. Außerdem sind wir dabei, ein Portfolio bestehender Pflegeimmobilien zu erwerben. Diese Objekte werden wir in den kommenden Jahren im eigenen Bestand halten. Grundidee ist hier, dass wir unsere Kompetenzen in der baulichen Auffrischung und Neuverpachtung nutzen, um die Objekte an die heutigen gesetzlichen Standards und gestiegenen Anforderungen an Qualität und Service anzupassen. finanzwelt: WirtschaftsHaus hatte in den letzten Jahren eine erweiterte Wertschöpfungskette. Vor allem durch die Betreibergesellschaft. Wird das auch weiter so laufen? Ralf Licht» Es ist richtig, dass die WH Care nicht Bestandteil der Zusammenführung war. Die Betreibergesellschaft ist aber weiter aktiv am Markt tätig und zählt auch zu unseren wichtigen Partnern. Aufgrund unserer vieljährigen Marktzugehörigkeit verfügen wir darüber hinaus über ein langjährig gewachsenes Netzwerk mit vielen renommierten Betreibergesellschaften. Zudem suchen wir kontinuierlich neue Kooperationen. Deshalb sind wir davon überzeugt, dass wir für unsere Pflegeimmobilien immer den richtigen Partner finden. finanzwelt: Hinter Carestone steht ein starker Investor. Sind hierdurch Synergieeffekte zu erwarten oder gibt es andere Vorteile? Thiemann» Mit Activum haben wir einen starken Partner an unserer Seite, der uns aktiv bei unserem Wachstumskurs unterstützt. Activum hat eine erstklassige Expertise im Segment Immobilienunternehmen, deshalb arbeiten wir eng zu64

sammen und können auf breites Know-how zurückgreifen. So verbessern wir beispielsweise Ankaufs- und Bewertungsprozesse und integrieren neue Strukturen. Durch das Experten-Netzwerk von Activum und die Kapitalstärke können wir deutlich flexibler agieren als andere Anbieter und sind in der Lage, selbst größere Projekte schnell zu entwickeln und zu realisieren. Außerdem erhöht sich unsere Sichtbarkeit und das Verständnis aller Marktteilnehmer für unser Geschäftsmodell. finanzwelt: Was bedeutet die Marktführerschaft für Sie und was haben Ihre Kunden und Partner davon? Licht» Wir können mit Stolz sagen, dass wir bereits heute der größte Entwickler und Anbieter von realgeteilten Pflegeimmobilien sind. Das ist Ansporn und Verpflichtung zugleich, uns permanent zu verbessern, beispielsweise in der Produktentwicklung. Unser Anspruch ist, moderne und bedarfsgerechte Seniorenzentren, Service-Wohnungen, ambulant betreute Wohnformen und Tagespflegeeinrichtungen zu entwickeln. Das erreichen wir, indem wir gemeinsam mit Partnern aus den Bereichen Projektentwicklung, Architektur, Bauen und Vertrieb bedarfsgerechte Lösungen schaffen. Wir verfolgen hier die konsequente Standardisierung unserer Produkte – sei es bei Grundrissen, bei Planungsdetails wie Fenstern oder bei der Gebäudetechnik. Bei mehr als 15 Baustarts in diesem Jahr können wir diese Erkenntnisse unmittelbar umsetzen. Davon profitieren nicht nur Baupartner finanzwelt 04 | 2019


Haus Illumina in Bünde: Pflegeimmobilien für mehr Wohn- und Lebensqualität Das Lebens- und Gesundheitszentrum in Bünde besteht aus 80 stationären Einzelzimmern. Zudem entstehen vis-à-vis derzeit zwei Neubauten mit 56 Einheiten für barrierefreies Wohnen nebst Tagespflegebereich. Die Angebote von stationären und Tagespflegeplätzen sowie dem Service- Wohnen bilden ein Komplettpaket mit individuellen Ansätzen für ein angenehmes Leben im Alter. Durchdachte Raumkonzepte und an den Bedürfnissen der Bewohner orientierte Flächenaufteilungen bieten ein Höchstmaß an Wohn- und Pflegequalität. Die Immobilien ermöglichen den Bewohnern eine größtmögliche Selbstbestimmung im Alltag. „So selbstständig wie möglich, so viel Hilfe wie nötig.“ Das fängt beim perfekten Grundriss an und erfordert jede Menge Detailarbeit. In diesen Bereichen zeichnet sich das Team von Carestone durch ein enormes Know-how und den Erkenntnissen aus einer Vielzahl geplanter und realisierter Senioren- und Pflegezentren aus. Lebens- und Gesundheitszentrum „Haus Illumina“ in Bünde

und Betreiber, sondern vor allem die Bewohner, weil unsere durchdachten Raumkonzepte und an den Bedürfnissen der Bewohner orientierten Flächenaufteilungen ein Höchstmaß an Wohn- und Pflegequalität bieten. Das ist unser Teil des Beitrages und der Verantwortung, den wir bei der Gestaltung des demografischen Wandels übernehmen. „Wir verfolgen hier die konsequente Standardisierung unserer Produkte“ finanzwelt: Was macht Ihnen in der täglichen Arbeit am meisten Freude? Dr. Reinitzhuber» Wissen Sie, ich habe schon diverse Immobilienunternehmen in unterschiedlichen Marktsegmenten geführt und begleitet. In den letzten Jahren war ich im Bereich der Shopping Center und der Wohnimmobilien tätig. Bei Carestone und speziell bei Pflegeimmobilien ist es mir besonders wichtig, gemeinsam mit unseren Partnern, Kunden und Mitarbeitern einen chancenreichen Markt zu entwickeln und dabei zur Bewältigung der Herausforderungen des demografischen Wandels beizutragen. Außerdem verstehe ich mich als Teil eines großartigen Führungsteams, in dem wir uns fachlich perfekt ergänzen und persönlich sehr gut verstehen. In der täglichen Zusammenarbeit mit unseren mehr als 70 Mitarbeitern setzen wir neue Ideen schnell um. Damit verbinden wir mittelständische Flexibilität mit Transparenz und Prozessen, die man sonst nur aus Großunternehmen kennt. (fw) finanzwelt 04 | 2019

Über Carestone Carestone ist aus dem Zusammenschluss der Projektentwicklungs- und Vertriebsaktivitäten von WirtschaftsHaus und WI-IMMOGroup entstanden. Carestone ist mit mehr als 20 Jahren Erfahrung, 1,85 Mrd. Euro platziertem Projektvolumen und 13.000 verkauften realgeteilten Pflegeapartments der marktführende Projektentwickler für Pflegeimmobilien in Deutschland. Das aktuelle Projektvolumen beläuft sich auf rund 1,4 Mrd. Euro. Im nächsten Jahr plant das Unternehmen mehr als 2.500 Pflegeapartments am Markt zu platzieren und so Umsätze von mehr als 300 Mio. Euro zu erwirtschaften. Carestone beschäftigt derzeit mehr als 70 Mitarbeiter. Der Hauptsitz wird künftig in Hannover sein.

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SACHWERTINVESTMENTS | OFFENE IMMOBILIENFONDS

Büros bevorzugt Offene Immobilienfonds (OIF) waren die Gewinner des Jahres 2018: Laut Deutschem Fondsverband BVI akquirierten diese mit 6,4 Mrd. Euro mehr Nettozuflüsse als jede andere Fondskategorie. Zum Vergleich: Aktienfonds gewannen im gleichen Zeitraum gerade einmal 700 Mio. Euro hinzu, Rentenfonds verloren sogar 5,7 Mrd. Euro. Durch das starke Neugeschäft erreichte das Gesamtvolumen der OIF den Rekordwert von 98,2 Mrd. Euro. Das Kapital der OIFs ist vor allem in Gewerbeimmobilien investiert. So sind laut BVI-Statistik 54,6 % der Liegenschaften dieser Fondskategorie Büro oder Praxisgebäude, 25,6 % gehören zum Bereich Handel/ 66

Gastronomie und 9,5 % zur Nutzungsklasse Hotel. Dass Büroimmobilien bei OIF die dominierende Nutzungsarten sind, hängt laut Ulrich Steinmetz vor allem mit früheren Marktentwicklungen zusammen. „Der generell höhere Anteil bei Offenen Immobilienfonds erklärt sich historisch gesehen daraus, dass in

früheren Jahren (unser Fonds besteht seit knapp 50 Jahren) vorwiegend Büroimmobilien attraktive Investmentmöglichkeiten boten“, erklärt der Head of Retail Funds and Asset Management Germany bei DWS. Deshalb investiert der grundbesitz europa von DWS, der Ende Mai über ein Volumen von mehr

Mario Schüttauf Head of Portfoliomanagement Commerz Real AG

Ulrich Steinmetz Head of Retail Funds and Asset Management Germany DWS

finanzwelt 04 | 2019

Foto: © Christian Hillebrand - stock.adobe.com

Bei Offenen Immobilienfonds gibt es einen ganz klaren Anlagefavoriten: Büroimmobilien. Aber auch andere Gewerbeimmobilien finden sich häufig in deren Portfolios. Wohnimmobilien spielen hingegen (noch) eine untergeordnete Rolle.


wie aus einer Studie der Ratingagentur Scope hervorgeht, für die 15 OIF Immobilienfonds analysiert wurden, die überwiegend in Gewerbeimmobilien investieren. So entfielen bei diesen im vergangenen Jahr 69 % der Ankäufe auf Büroobjekte.

Gegen den Trend

als 7,9 Mrd. Euro verfügte, zu 56 % in Büroimmobilien. Eine leicht vom Marktdurchschnitt abweichende Portfoliozusammensetzung hat der hausInvest von Commerz Real. „Aktuell verfügt der hausInvest über ein Volumen von gut 14,8 Mrd. Euro, wobei sich das Immobilienportfolio hauptsächlich aus den Nutzungsarten Büroimmobilien (42 %), Einzelhandelsimmobilien (38 %) und Hotelimmobilien (13 %) zusammensetzt,“ erläutert Mario Schüttauf, Head of Portfoliomanagement von Commerz Real. Der Anteil der Büroimmobilien in den Portfolios der OIF dürfte sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken,

Torsten Knapmeyer Geschäftsführer Deka Immobilien GmbH

finanzwelt 04 | 2019

Für den grundbesitz europa sind zuletzt aber auch andere Immobilienarten in den Fokus gerückt. „In jüngerer Zeit sind Einkaufszentren mit professionellen Center-Managern hinzugekommen (Anteil im Fondsportfolio rund 30 %)“, berichtet Ulrich Steinmetz. Damit agiert der DWS-Fonds konträr zum Markt. So waren laut Scope-Studie gerade einmal 18 % der im vergangenen Jahr angekauften Objekte Einzelhandelsimmobilien, was bedeutet, dass die Fondsmanager den Anteil dieser Immobilienklasse am Portfolio immer weiter reduzieren. Diese Reduktion geschieht aber nicht unbedingt aktiv durch den Verkauf von Objekten, sondern passiv, indem mehr andere Nutzungsarten gekauft werden. Dass Einkaufszentren für Immobilieninvestoren weniger attraktiv sind, hängt vor allem mit der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels zusammen. Dieses veränderte Einkaufsverhalten bedingt aber auch, dass deutlich mehr Pakete transportiert werden müssen und somit auch mehr Logistikimmobilien benötigt werden. Ulrich Steinmetz sieht deshalb im Logistikimmobilienbereich, der derzeit 5 % des Portfolios des grundbesitz europas ausmacht, zunehmend Investitionsmöglichkeiten.

Wohnimmobilien spielen nur Statistenrolle In Deutschland gibt es etwa drei Mio. Häuser, in denen sich mindestens drei Wohnungen befinden. Obwohl dort mit ca. 21 Mio. Menschen ein gutes Viertel der Gesamtbevölkerung lebt, spielen Wohnimmobilien bei OIF nur eine untergeordnete Rolle und machen gerade einmal 1 % der Investitionsobjekte aus. Dass Wohnimmobilien trotz ihrer großen Anzahl so

selten in OIF vertreten sind, hängt laut Torsten Knapmeyer mit den spezifischen Eigenschaften dieser Nutzungsart zusammen. „Im Segment Wohnen geht es in der Regel um kleinere Investments, die für einen Fonds mit einem Immobilienvermögen von über 15 Mrd. Euro wirtschaftlich nicht sinnvoll sind. So sind Wohnimmobilien in der Regel deutlich verwaltungsintensiver als Büroimmobilien und erfordern ein spezielles Wissen“, erklärt der Geschäftsführer der Deka Immobilien GmbH, warum der Deka-Immobilien Europa ausschließlich auf die Assetklassen Büro, Einzelhandel, Hotel und Logistik setzt. Trotzdem spielt das Thema Wohnimmobilien bei der Deka auch für OIF eine Rolle. „Die Kernkompetenz der Deka Immobilien liegt aber nach wie vor im gewerblichen Immobilienbereich. Deshalb arbeiten wir bei unserem geplanten Offenen Wohnimmobilienfonds für Privatanleger mit einem erfahrenen Partner in dieser Assetklasse zusammen“, so Knapmeyer weiter. Commerz Real möchte zwar in nächster Zeit vermehrt Wohnimmobilien in das Portfolio des hausInvest aufnehmen, wird dafür aber auch externe Expertise nutzen. „Mit Wertgrund haben wir seit kurzem einen erfahrenen Wohnimmobilien-Partner mit exzellentem Marktzugang. In den kommenden Jahren wird der hausInvest ca. zwei Mrd. Euro in Wohnimmobilien investieren. Die Kooperation erlaubt es dem hausInvest, in die interessante und stabile Assetklasse Wohnen zu investieren und den Fonds damit weiter zu diversifizieren, ohne dass wir innerhalb der Commerz Real ein kleinteiliges Assetmanagement für ein Wohnimmobilienportfolio aufbauen müssten“, erläutert Mario Schüttauf. Auch Ulrich Steinmetz berichtet, dass DWS in letzter Zeit zunehmend im Segment Wohnen, inklusive Hotels und Studenthousing, interessante Investitionsobjekte identifiziert hat. „Grundsätzlich wird jedes einzelne Objekt einer detaillierten Prüfung unterzogen. Dabei spielt auch die jeweilige Marktlage eine entscheidende Rolle“, so Steinmetz über die ausschlaggebenden Investitionskriterien. (ahu) 67


ADVERTORIAL

IMMAC

Seit Jahren Marktführer für Sachwertbeteiligungen an Betreiberimmobilien, IMMAC geht antizyklische Wege Seit 1997 ist die IMMAC Unternehmensgruppe, zu der auch die HKA Hanseatische Kapitalverwaltung AG gehört, spezialisiert auf Betreiberimmobilien. Mit Investitionen in Sozialimmobilien wie Pflegeheime, Betreute Wohnanlagen und Kliniken wurde hoch professionell eine Marktnische belegt, die lange Zeit von anderen Investoren unbeachtet war. Mit mittlerweile über 140 Immobilien und über 80 Publikumsfonds hat sich IMMAC zum unangefochtenen Markführer in Deutschland entwickelt.

Doch sukzessive sind Sozialimmobilien immer mehr in den Fokus von Finanzinvestoren geraten, die unter hohem Anlagedruck, der der Null-Zins-Politik geschuldete ist, mittlerweile Preise bezahlen, die dem spezifischen Risiko von Betreiberimmobilien nicht mehr Rechnung tragen. Ebenfalls werden immer mehr Pflegezimmer im Teileigentum angeboten. Dabei werden noch höhere Preise verlangt, die nach Ansicht von IMMAC langfristig zusätzliche Risiken zur Folge haben. Denn die hier entstehenden Eigentümergemeinschaften setzen sich zusammen aus Investoren mit konträren Interessen, z. B. reine Kapitalanleger und perspektivische oder sofortige Eigennutzer. Außerdem haben die Käufer vollkommen unterschiedliche wirtschaftliche Ausgangspositionen. Da gibt es einerseits Barzahler und auf der anderen Seite Käufer, die in erheblichem Umfang über Darlehen finanzieren und dabei teilweise auch an ihr Limit gehen. Das kann zunächst gut gehen, sorgt aber für Zündstoff, wenn es in der 25-jährigen Vermietungsphase zu Schieflagen kommt. Zwar beobachtet IMMAC den Markt weiterhin, findet aber nur noch in Einzelfällen Objekte zu Einstandspreisen, die ein im wirtschaftlichen Sinne nachhaltiges Investment mit auskömmlichen Anlegerrenditen ermöglichen. 68

Tiefgreifendes Know-how im Segment Betreiber-/SingleTenant-Immobilien Bereits 2010 begann die IMMAC Gruppe mit ihrer Tochtergesellschaft DFV Deutsche Fondsvermögen ihre mit Sozialimmobilien erlangte Expertise auf den Hotelmarkt zu übertragen. Insbesondere bei der Objektbewertung wurden schnell Parallelen zu Pflegeheimen und Kliniken festgestellt. Selbst die Verteilung der Instandhaltungsverpflichtungen zwischen Betreiber und Verpächter weisen vergleichbare Ausprägungen auf. Standort- und Konkurrenzanalysen müssen bei beiden Immobiliengattungen gleichermaßen akribisch und mit Weitblick durchgeführt und ausgewertet werden, um Fehlinvestitionen zu vermeiden. Hotellerie: Dauerhafte Steigerung der Übernachtungszahlen in Deutschland Seit rund zehn Jahren steigen die Übernachtungszahlen in deutschen Beherbergungsbetrieben permanent. Die Gründe dafür sind einerseits eine Zunahme der Urlaubsreisen finanzwelt 04 | 2019


der Deutschen im eigenen Land, anderseits eine höhere Frequenz ausländischer Touristen. Außerdem steigt die Zahl der Messe- und Geschäftsreisenden und die Buchungen für Konferenzen und Tagungen bleiben auf konstant hohem Niveau. Auf die richtige Hotel-Kategorie und den Standort kommt es an Hotels der Fünf-Sterne-Kategorie sind in erster Linie Prestigeobjekte, die aber in der Regel keine nennenswerten Gewinne erwirtschaften. Hotels mit einer Vier-Sterne-Klassifizierung hingegen entsprechen vom Preisniveau den Compliance-Richtlinien der meisten Unternehmen und erfreuen sich großer Nachfrage, weil sie vergleichsweise günstige Raten bieten und gleichzeitig dennoch einen hohen Komfort. Vor allem Häuser in Randlagen sind beispielsweise während Messen ebenso ausgebucht wie die Hotels in den Metropolen selbst. Auch viele Geschäftsreisende bevorzugen Übernachtungen in ruhiger Lage zum günstigen Preis und nehmen dafür eine kurze Anfahrt für ihre Termine tagsüber gern in Kauf. Auch für Veranstalter von Seminaren, Tagungen und Konferenzen bieten Hotels außerhalb der Ballungszentren Anreize durch bequeme Erreichbarkeit, günstige Übernachtungs- Parkmöglichkeiten für ihre Gäste und niedrigere Kosten für Raummieten und Tagungspauschalen. Vielfach schreiben Hotels dieser Art bereits ab einer weit niedrigeren Auslastung schwarze Zahlen als die Konkurrenz im Ballungsgebiet, sind aber vergleichsweise besser belegt.

landschaft und Massageabteilung auf 1.600 Quadratmetern Fläche spricht Privatreisende an. Die beiden anderen Objekte sind Businesshotels mit hoher Messeauslastung und gut nachgefragten Konferenzbereichen. Für die Verpflichtungen der drei Betriebe gibt es eine Patronatserklärung der Muttergesellschaft, die in Deutschland, Österreich und in der Schweiz insgesamt 60 Hotels betreibt. Die Patronatserklärung ist zusätzlich durch eine Bankbürgschaft in Höhe von neun Monatspachten unterlegt. Die Pachtverträge sind für 20 Jahre unkündbar, so dass es während der geplanten Fondslaufzeit von 15 Jahren kein Nachvermietungsrisiko gibt. Auch bei der konservativen Annahme einer Inflationsrate von nur 1 % p. a. verspricht die Prognoserechnung dem Anleger über die Ausschüttungen hinaus einen Wertzuwachs des investierten Anlagekapitals bei der Veräußerung zum Ende der Laufzeit. Von allen Rating-Agenturen, die den Fonds analysiert haben, liegen hervorragende Ratings bzw. Bewertungen vor. Anleger erzielen Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung und können sich bereits ab einem Betrag von 10.000 Euro zzgl. Agio beteiligen. Weitere Informationen im Internet unter: www.dfv-invest.com/dfv6 Interessierte Vertriebspartner sind herzlich willkommen und wenden sich bitte an:

DFV Hotelinvest 6: Drei Standorte in drei Bundesländern mit 5 % Ausschüttung p. a. zuzüglich Wertsteigerung bei konservativer Konzeption und Prognose

Kontakt Das aktuelle Beteiligungsangebot ist ein risikogemischter Publikums-AIF; er investiert in drei Hotels in drei unterschiedlichen Bundesländern und deckt alle Schwerpunkte der Touristik ab. Ein Wellnesshotel mit einem im weiten Umfeld einzigartigen Spa-Bereich mit Schwimmbad, Saunafinanzwelt 04 | 2019

IMMAC Immobilienfonds GmbH Große Theaterstraße 31 - 35 20354 Hamburg Tel. 040 / 34 99 40 - 0 vertrieb@immac.de www.immac.de

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SACHWERTINVESTMENTS | INTERVIEW

MIG Fonds – Venture Capital für den modernen Finanzdienstleister Venture Capital-Investitionen sind der Motor für Innovationen und neue Technologien, die das Leben der nächsten Generationen verbessern helfen. Wie das sinnstiftend für Finanzdienstleister gelingen kann, darüber sprach finanzwelt mit Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG, der zudem über einige Neuigkeiten aus seinem Hause zu berichten wusste.

finanzwelt: Herr Dr. Hallweger, was kennzeichnet die Venture Capital-Branche im Besonderen? Dr. Matthias Hallweger» Der spezielle Reiz liegt darin begründet, dass wir das Kapital vieler Anleger mobilisieren, um den Wandel in der Industrie mit zu gestalten. Made in Germany hat die Chance, neue Weltmarktführer hervorzubringen – wie es in der Vergangenheit häufig der Fall war. Ich denke, einige davon werden aus dem MIG-Portfolio kommen.

finanzwelt: Kommen wir auf Ihr Haus zu sprechen. Welche Neuigkeiten gibt es von den Beteiligungsunternehmen Ihrer MIG Fonds? Dr. Hallweger» Es gibt in der Tat Spannendes zu berichten. Seit kurzem engagieren wir uns beim finnischen Start-up IQM, das im Bereich Quantencomputer tätig ist. Auch bei unserem Mainzer Portfoliounternehmen BioNTech, wo wir seit mehr als zehn Jahre beteiligt sind, gibt es beeindruckende Neuigkeiten. Das Biotech Start-up hat

» Made in Germany hat die Chance, neue Weltmarktführer hervorzubringen – wie es in der Vergangenheit häufig der Fall war. « finanzwelt: Klingt überzeugend. Doch wo liegt, insbesondere im Vergleich zu anderen Assetklassen wie Aktien, der besondere Mehrwert für die Anleger? Dr. Hallweger» Ich kann nur für unsere MIG Fonds sprechen und da gibt es gleich mehrere Gründe. Zum einen natürlich die höher zu erwartenden Renditechancen. Zum anderen der Nachhaltigkeits-Aspekt mit Investitionen in die MIG Fonds. Wir investieren nur in Unternehmen, die einen Mehrwert für künftige Generationen schaffen können. Und das mit Schwerpunkt am Standort Deutschland und auch im übrigen Europa. Das stärkt unsere Volkswirtschaft. finanzwelt: Sind denn private Beteiligungen an Unternehmen mehr denn je vonnöten? Muss hier sozusagen ein „Ruck durchs Land“ gehen? Dr. Hallweger» Absolut. Unser Wohlstand in Deutschland beruht auf den wagemutigen Entscheidungen junger Unternehmer in der Automobil-, Maschinenbau- und Chemiebranche, um nur die größten zu nennen. Das ist aber 100, oder auch 150 Jahre her. Es ist unsere Aufgabe, die nächsten Global Player aus Deutschland zu entwickeln und für unsere folgenden Generationen die Basis für Wohlstand zu schaffen. Das gelingt aber nur durch private Beteiligungen, also durch Venture Capital. 70

in einer Finanzierungsrunde bei privaten Investoren mehr als 325 Millionen Dollar frisches Kapital eingesammelt, um damit seine Pipeline im Bereich der Krebsmedizin weiter auszubauen. Das ist so eben mal eine der größten Finanzierungsrunden für ein deutsches VC-finanziertes Unternehmen. Da kann der nächste Global Player nach SAP aus Deutschland die Welt erobern. Und die MIG Fonds mit vielen tausend Anlegern haben das wesentlich voran gebracht. finanzwelt: Nun ist Ihre jeweilige Beteiligung am Zielunternehmen zeitlich befristet und irgendwann kommt es wünschenswerterweise zum Exit. Was können Sie uns hierzu berichten? Dr. Hallweger» Dies ist natürlich das Szenario, das unsere Anleger am meisten interessiert. Denn am Ende muss es ein gewinnträchtiges Geschäft sein mit ordentlicher Rendite. Und bei den jüngsten Exits der Beteiligungsunternehmen SILTECTRA und NFON konnten wir indes mit sehr ordentlichen Ausschüttungen an die Anleger aufwarten. Eine positive Zwischenbilanz, die insbesondere auch neue Anlegerkreise von den Argumenten für eine Investition überzeugen könnte. Gerade im Herbst werden wir weitere Ausschüttungen an unsere Anleger durchführen können. finanzwelt 04 | 2019


» Unser Wohlstand in Deutschland beruht auf den wagemutigen Entscheidungen junger Unternehmer in der Automobil-, Maschinenbau- und Chemiebranche...«

finanzwelt: Das Stichwort Digitalisierung ist im Berateralltag nicht mehr wegzudenken. Diejenigen, die nicht auf diesen Zug aufspringen, bleiben mitunter mit leeren Händen am Wegesrand zurück. Welches Angebot unterbreiten Sie hier den Finanzdienstleistern? Dr. Hallweger» Ja, Sie haben völlig Recht – deswegen findet sich Digitalisierung nicht nur seit geraumer Zeit in der Auswahl unserer MIG-Portfoliounternehmen wieder, sondern auch auf Produktebene. Der aktuell in Platzierung befindliche MIG Fonds 16 hat nicht nur den Grundsatz der “Papierlosigkeit”, d. h. vorrangig soll sämtliche Kommunikation digital erfolgen, sondern die Zeichnung des MIG Fonds 16 soll auch gänzlich online erfolgen. Der Unterschied zu vielen anderen Marktteilnehmern dabei: Wir verstehen den Finanzdienstleister als finanzwelt 04 | 2019

unseren unabdinglichen, wertvollen Partner, der nicht durch Digitalisierung ersetzt werden soll – d. h. bei uns soll ein Anleger ganz einfach dem MIG 16 digital beitreten oder ‚nachlegen‘ können und unser Vertragspartner, der Finanzdienstleister, partizipiert daran voll mit. finanzwelt: Zum Abschluss noch ein kurzes Wort zu Ihrem neuen MIG Fonds 16. Inwiefern ist dieser eine Symbiose aus bekannten und neuen Elementen? Dr. Hallweger» Auf den MIG Fonds 16 sind wir besonders stolz. Warum: Er wird bei Vollplatzierung nicht nur der investitionsstärkste MIG Fonds aller Zeiten, sondern wir haben all unsere mehr als 15-jährige Erfahrung mit Enthusiasmus eingebracht. Kurzum: Der MIG Fonds 16 ist größer, smart und simpel. Schauen Sie am besten selbst. (hsd) 71


SACHWERTINVESTMENTS | GRÜNE FONDS

Investieren zwischen Windkraft und Ferrari Bei den Europawahlen dominiert kein Thema so wie der Klima- und Umweltschutz. Doch offensichtlich endet die ökologische Motivation der Deutschen beim Investment, denn „Grüne Fonds“ erreichen aktuell lediglich einen Marktanteil von 4,5 %. Woran liegt diese Zurückhaltung? Vielleicht braucht der Anleger mehr Orientierung im stetig wachsenden Dschungel von grünen, nachhaltigen oder sozialen Investments. Außerdem sollte ein hartnäckiges Gerücht aus der Welt geräumt werden. Manch ein Anleger fühlt sich auf dem Öko-Fondsmarkt in Deutschland wie auf einem türkischen Basar: riesige Auswahl, unübersichtliches Treiben und keine Ahnung, welche Waren echt sind und welche eine Fälschung. Überall steht „grün“ oder ähnliches drauf, aber was ist tatsächlich drin? Die Fondsgesellschaften dürfen Labels wie „nachhaltig“ und „grün“ seit Jahren weitgehend frei verwenden. Wie werden also bei angeblich ökologischen Fonds die Zutaten ausgewählt und auf welche Fonds kann der umweltbewusste Anleger ruhigen Gewissens setzen?

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Leider gehören manche Green Investments auf die FAIL-Webseiten, auf denen sich die Internet-Community über peinliche Patzer und Aussetzer lustig macht.

Aus welcher Perspektive Ferrari grün wird So blieb der Ölriese BP z. B. auch noch nach dem „Deepwater Horizon“-Unfall im Jahr 2010 in einem Nachhaltigkeitsindex gelistet. Zur Erinnerung, es handelt sich dabei um eine der schwersten Umweltkatastrophen dieser Art in der Geschichte. Lange Zeit waren weite

Teile des Golfs von Mexiko mit Erdöl verpestet. Übrigens galt auch Volkswagen als Branchenvorreiter bei der Nachhaltigkeit – bis zum Dieselskandal. Im Falle eines anderen Autoherstellers werden die Überlegungen schon fast philosophisch. Ein sehr erfolgreicher und anerkannter Fondsmanager bringt tatsächlich das Beispiel Ferrari. Wie, um Himmels Willen, kann ein luxuriöser Sportwagen mit hohem Spritverbrauch ökologisch vertretbar sein? Ganz einfach, argumentiert der Fondsmanager: die Autos blieben meist in der Garage und stießen durch

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das wenige Fahren in Summe auch weniger CO2 aus als ein Kleinwagen. Wenn ein Raser sie nicht zu Schrott fährt, werde die italienische Kultmarke gehegt, gepflegt und sei daher sehr langlebig – ein weiterer Öko-Pluspunkt. Zugegebenermaßen eine unerwartete Argumentation, aber sie regt zum Nachdenken an: was muss an einem Produkt eigentlich ökologisch sein, damit der Hersteller in einen Ökofonds aufgenommen wird? Der Herstellungsprozess des Produktes, das Produkt selbst mit seinen Materialien oder auch die wahrscheinliche Benutzung des Produktes? Es tun sich sogar noch mehr Fragen auf, wenn wir auf den Deutschen Aktienindex DAX blicken – eigentlich nicht für Grüne Fonds prädestiniert mit seinen Automobilherstellern und Industrieunternehmen. Das Schweizer Research-Unternehmen Carbon Delta hat aber untersucht, welche Kosten auf Firmen zukommen, wenn sie gewisse Klimaziele einhalten und bestimmte CO2-Mengen einsparen müssten. Ein Vorteil, den Carbon Delta hier für DAX-Unternehmen sieht: Sie haben Patente oder vielversprechende Technologien, die beim Umweltschutz nützlich werden könnten. Gerade in Anbetracht der aktuellen Diskussionen um CO2-Steuern keine so dumme Überlegung.

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Zeit für den Fakten-Check Für den umweltbewussten Investor spielt neben der Nachhaltigkeit seiner Anlage natürlich noch ein anderer Faktor eine gewichtige Rolle: die Rendite. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Grüne Fonds mit regulären Varianten nicht mithalten können. Hier kommt nun der Faktencheck: „In Sachen Rendite-Risiko haben nachhaltige Geldanlagen den Beweis angetreten, mindestens genauso gut zu sein wie konventionelle Geldanlagen“, erklärt Roland Kölsch, Geschäftsführer der Gesellschaft für Qualitätssicherung Nachhaltiger Geldanlagen. Dies beweise die Studie „ESG and financial performance“ der Universität Hamburg, erstellt von Gunnar Friede, Timo Busch und Alexander finanzwelt 04 | 2019

Roland Kölsch Geschäftsführer GNGmbH

Walter Schmitz Geschäftsführer PRIMA Fonds Service GmbH

Bassen. Dies wird deutlich am „PRIMA – Global Challenges“ Fonds von PRIMA Fonds, der ökologische Ansprüche mit ökonomisch attraktiven Ergebnissen vereint: Die Rendite lag in den letzten zehn Jahren durchschnittlich bei über 10 %. Dies erreicht er durch das Investieren in Unternehmen, die im Rahmen ihres Kerngeschäftes substanzielle und richtungsweisende Beiträge zur Bewältigung der drängenden globalen Herausforderungen leisten.

Fonds, die sich auf „Impact Investments“ konzentrieren. „Damit ist gemeint, dass primär positive soziale und/oder ökologische Wirkungen erzielt werden. Und dies möglichst direkt, intendiert und nachweisbar“, so Kölsch. Die „finanzielle Wirkung“ für den Anleger, also die Rendite, hat nicht die oberste Priorität. „Oft werden attraktive Renditen erzielt, im Allgemeinen können solche Anlagen aber hinsichtlich ihres Rendite-RisikoProfils nicht mit dem breiten Kapitalmarkt mithalten“, erläutert Kölsch. Ziel sei vielmehr ein möglichst großer gesellschaftlicher Nutzen bei gleichzeitig realem Kapitalerhalt oder sogar eine moderate finanzielle Rendite.

Ökologisch und ökonomisch Dazu zählt PRIMA – Global Challenges z. B. die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels, die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser oder auch den Erhalt der Artenvielfalt. „Deshalb haben meine Familie und ich auch einen wesentlichen Teil unseres Vermögens in diesen Fonds investiert“, berichtet Walter Schmitz, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer von PRIMA Fonds. „Denn wir sind davon überzeugt, dass Aktien und Nachhaltigkeit eine unschlagbare Kombination sind.“ Diese unschlagbare Kombination wird greifbar, wenn wir uns wieder dem Thema CO2-Ausstoß zuwenden. CO2-ärmere Anlagestrategien haben zum einen geringere regulatorische Risiken zu befürchten. Zum anderen entstehen für CO2-bewusste Firmen auch Kostenvorteile. Der Paketdienst UPS habe laut einer französischen Nachhaltigkeitsexpertin durch optimierte Fahrwege und verkürzte Lieferwege nicht nur CO2 gespart, sondern auch noch 400 Millionen Dollar. Der gewinnorientierte Anleger sollte hingegen Vorsicht walten lassen bei

Abschließend stellt sich die große Masterfrage, wie der Investor bei all der eingängig beschriebenen Konfusion trotzdem schnell und einfach gute Grüne Fonds findet. Und zwar solche, die sowohl wirklich nachhaltig als auch finanziell gewinnbringend sind. Hier spricht Kölsch eine klare Empfehlung aus: „Der Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen hat mit dem Qualitätsstandard FNG-Siegel eine einfache Wiedererkennbarkeit in Form eines Gütesiegels entwickelt.“ Das Label zeige auf einen Blick, was solide und professionell gut verwaltete Nachhaltigkeitsfonds sind. Der PRIMA – Global Challenges Fonds erhält dieses FNG-Siegel übrigens seit Jahren, so auch 2019 – und zwar ausgezeichnet mit zwei Sternen. Damit gehört er zu den besten seiner Kategorie. In der Begründung von FNG wurden die vielfältigen Bemühungen um das Thema nachhaltige Geldanlagen hervorgehoben, insbesondere im Bereich Produktstandards. (sh) 73


SACHWERTINVESTMENTS | NACHHALTIGE INVESTMENTS

Gutes Gewissen, gute Rendite Investment in Nachhaltigkeit ist ein uralter Megatrend, der niemals out of fashion sein wird. Warum? Weil er auf lange Sicht alternativlos ist. Aber vor allem, weil er gute Renditen erwirtschaftet.

Investment in Nachhaltigkeit ist ein uralter Megatrend, der niemals out of fashion sein wird. Warum? Weil er auf lange Sicht alternativlos ist. Aber vor allem, weil er gute Renditen erwirtschaftet. Nachhaltigkeit gibt nicht erst seit den Friday for Future-Demonstrationen. Und auch nicht erst seit der Anti-Atomkraft Bewegung Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, aus der die Grünen hervorgingen. Nachhaltigkeit, der Begriff kommt aus der Forstwirtschaft. Und wird dort seit hunderten von Jahren praktiziert. Und es ist ganz einfach. Was Du aus der Natur entnimmst, musst Du wieder zurückgeben. Und das funktioniert in der Holzwirtschaft in Mitteleuropa recht gut. Man macht keine Kahlschläge, sondern entnimmt Bäume, die alt genug sind zum Schlagen. Und anschließend forstet man wieder entsprechend auf. In der Landwirtschaft hat das auch lange Zeit sehr gut funktioniert. Man erntet und sät und gibt dem Boden das zurück, was man ihm an Mineralien und Nährstoffen genommen hat. Leider führt die Spezialisierung in reine Agrarwirtschaft zum einen und Massentierhaltung zum anderen dieses System ad absurdum. Die einen haben zu wenig natürlichen Dünger und kaufen Kunstdünger, die anderen haben zu viel und die viele Gülle gefährdet das Grundwasser. Aber das alte Prinzip funktioniert heute noch und wir Menschen haben schon danach ge-

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lebt, bevor es den Begriff Nachhaltigkeit und die Umweltschutzbewegung gab. Wir kommen sicher auch wieder dahin. Aber nicht durch Verbote, sondern wenn wir den Wert eines landwirtschaftlichen Produktes wieder erkennen und zu schätzen wissen.

Alles nichts Neues Nachhaltigkeit im Sachwertbereich ist an sich auch nichts Neues. Im Gegenteil: Fast jede Sparte oder Assetklasse hatte bereits erste Nachhaltigkeitsprojekte: Green Building, Containerschiffe mit alternativem Antrieb, Waldfonds, Solarparks usw. Und mit der Assetklasse Renewable Energy hatte man sogar eine ausschließlich nachhaltige Assetklasse, bis der Stopp der Einspeisevergütung (bzw. Reduktion) sie für Privatanleger nicht mehr so rentabel machte. Leider ist es so, dass gerade

die Waldfonds, die vor ca. zehn Jahren aufkamen und nicht zuletzt der Windradanbieter Prokon der Branche einen echten Bärendienst erwiesen hat. Sie spielten mit dem grünen Gewissen der Anleger und lockten sie mit viel zu hohen Renditen. Kombiniert mit zu hohen Provisionen, schlechtem Management und verbrecherischer Gier hatten wir wieder einmal den Skandal in der Branche. Aber in welcher Assetklasse gab es keine schwarzen Schafe? Und nur weil es den Crash mit Wölbern Immobilien gab, investiert niemand mehr in Immobilien? Es muss eben logisch sein und kein Schloss aus Sand. Die Marktmechanismen sollten funktionieren.

finanzwelt 04 | 2019


Eine vernünftige Rendite, ein rechtlich sicherer Investitionsstandort, ein erfahrenes Team und nicht zuletzt ein gutes Bauchgefühl sind wie immer die ausschlaggebenden Faktoren, die über Wohl oder Übel eines Investments entscheiden. Egal ob nachhaltig oder nicht. Bei den Kollegen von den Aktienfonds funktionieren die Nachhaltigkeitsfonds übrigens deutlich besser und erwirtschaften deutlich mehr Rendite als ihre konservativen Mitbewerber. Allerdings investieren die nicht so sehr wie Private Equity in neue Technologien oder wie die Sachwertbranche in konkrete Projekte. „Wer zu 100 % in Nachhaltigkeit investieren will, kommt um Sachwerte nicht herum“, erklärt Hans Acksteiner, Chef der auf ökologische Fischzucht spezialisierten DEG. Konkret etwas zu ändern, heißt konkret zu investieren. Und nirgends ist das transparenter, wie in AIFs und die anderen Investments der Sachwertbranche. Denn nur in das, was auch im Prospekt steht, darf auch investiert werden. Transparenter und konkreter geht es nicht.

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Was ist nachhaltig? Diese Frage gehen seit geraumer Zeit viele Ratingagenturen, Verbände und Vereine nach. Jeder kocht da sein eigenes Süppchen. Einige sehr logisch und stringent, andere eher locker und möglichst für alle offen. „Solange ich für ein Nachhaltigkeitssiegel so viel Geld zahlen muss, dass es die Rendite für den Anleger merklich verringert, bin ich nicht bereit, dafür Geld auszugeben“, wettert Acksteiner. Es sei doch alles eine Frage der Logik. „Wenn ich Wasser aus der Umwelt entnehme und es sauberer als vorher wieder gereinigt zurückgeben muss, ist das eine gesetzliche Auflage, gegen die ich nicht verstoßen darf. Also, wofür das Siegel?“ Denn schließlich stelle sich niemand der selbsternannten Anlegerschützer hin und würde das Wasser prüfen, was sie ja schon technisch gar nicht könnten. Und weiter: „Wenn ich mit Bakterien arbeite, um das Wasser wieder aufzuarbeiten und Chemie bzw. Antibiotika diese Bakterien zerstören würden, dann ist das finanzwelt 04 | 2019

Hans Acksteiner Geschäftsführer Deutsche Edelfisch GmbH & Co. KG

Peter Jäderberg Geschäftsführer Jäderberg & Cie. GmbH

eine Frage der Logik, die jeder Anleger und Vermittler nachvollziehen kann, dass ich keine Chemie oder Antibiotika verwende.“ Der Vermittler und auch der Anleger sollen sich überlegen, ob ein Investment in Sachen Nachhaltigkeit auch wirklich so ist und nicht blind auf Siegel vertrauen. Dazu gehöre nur ein wenig Menschenverstand. „Und wer in Dritte-Welt-Länder investiert, muss sich fragen, wie die rechtliche Situation dort aussieht“, so Acksteiner. Wem gehöre dort was, und ist das nach einem Regierungswechsel auch noch so? Im Zweifelsfall gehört es nicht dem Anleger und wenn doch, so könne er nicht einfach auf sein Eigentum zugreifen, so der Initiator. Kann denn Fischzucht überhaupt nachhaltig sein, fragen Kritiker? „Meine ja“, so Acksteiner, „denn sie findet in geschlossenen Systemen statt, die Fische verseuchen nicht mit ihren Exkrementen den Meeresboden.“ Statt Netze sind sie in ausreichend großen Bassins und diese werden durch Hallen (sog. Indoor Zucht) von äußeren Krankheiten und Schädlingen geschützt. Acksteiner: „Da wir eine schnell wachsende Bevölkerung haben, die ernährt werden muss, ist Zander das beste tierische Eiweiß. Ein Zander verbraucht ungefähr so viel Futter wie er wiegt.“ Ein Lachs dagegen das Dreifache, ein Huhn das Achtfache und bei Rindern will Acksteiner diese Rechnung gar nicht erst aufmachen, so eine große Umweltsünde sei da die Zucht.

leisten können oder die Armen, die keine Steuern erheben können, blasen trotzdem weiter Massen an Gift in die Luft, wäre es doch besser, mehr Bäume zu pflanzen. Denn die leben von Co2, produzieren dafür Sauerstoff und sind die besten Klimaschützer, die es gibt, ja, sorry Greenpeace. Einer der das in Australien tut, sitzt am Hamburger Hafen und heißt Peter Jäderberg: „Bei unserem Sandelholz-Projekt ergibt sich das nicht nur aus ‚grünen‘ Aspekten, sondern daraus, dass unser Rohstoff in der Natur quasi ausgestorben ist. Daher ist die Nachfrage langfristig größer als das Angebot, also quasi Rohstoff-Monopol und vielseitige Verwendung. Letzteres profitiert natürlich sehr von der Nachhaltigkeit des Projekts.“ Sandelholz ist der Rohstoff vieler in sich schon nachhaltiger Produkte aus der Kosmetik.

Verbessern, statt verbieten Verzicht ist gut und steht uns allen gut. Statt aber nur den Co2-Ausstoß zu verringern oder gar Steuern darauf zu erheben und die Reichen, die es sich

Zusätzlich bewahren Jäderberg & Cie. diese für Buddhisten sehr bedeutsame Pflanze vor dem Aussterben. Dass es sich auf lange Sicht lohnt, zeigt Peter Jäderberg für seine Anleger eindrucksvoll seit einigen Jahren schon. Aber Jäderberg ist auch Idealist. Es lohnt sich langfristig immer, so der in Schweden geborene Hanseat. Umgekehrt rächt es sich nicht nur aus Sicht der Umwelt, Nachhaltigkeit zu vernachlässigen, meint Jäderberg: „Ja, wenn ein Unternehmen sich auf ‚grüne‘ Aspekte umstellen muss, erfordert das zunächst Investitionen, die sich erst später bezahlt machen. Aber wer ‚grüne‘ Aspekte ignoriert, wird dies auf Dauer teuer bezahlen, auf Kosten der Rendite.“ Zu diesen banalen Selbstverständlichkeiten finden sich fortlaufend bestätigende, empirische Untersuchungen. (lvs) 75


IMMOBILIEN | PROJEKTENTWICKLUNGEN

Zwei Wege führen zum Ziel Die Situation auf dem Wohnungsmarkt kann nur entspannt werden, wenn neuer Wohnraum geschaffen wird, egal ob durch Einzelobjekte oder über Quartiersentwicklungen. Worin unterscheiden sich diese beiden Methoden? 2017: Das ist nicht nur die Jahreszahl des vorletzten Jahres, sondern auch die Zahl der Menschen, die sich in München für eine Durchschnittswohnung interessieren. Das ergab im vergangenen Herbst eine Untersuchung von ImmobilienScout24. Auch in anderen A-Städten ist die Situation nur unwesentlich besser, womit deutlich wird, dass auf dem deutschen Mietwohnungsmarkt ein krasses Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage besteht. Dies kann nur behoben werden, indem neuer Wohnraum gebaut wird. Das ist aber nicht immer so einfach, denn in Städten ist freie Fläche naturgemäß Mangelware. „Immer mehr Menschen zieht es in die Metropolregionen. Da hier der Platz begrenzt ist, bietet der Markt hauptsächlich kleinere Grundstücke, auf denen Einzelobjekte realisiert werden können“, erläutert Juliane Mann, Vorstand Vertrieb und Marketing der PROJECT Immobilien Wohnen AG, dass in Metropolregionen die Entwicklung von Einzelobjekten eine sehr effektive Maßnahme sein kann, neuen Wohnraum zu schaffen.

mäßig wenigen neuen Wohneinheiten nicht überlastet“, so Mann weiter. Die Vorteile der Errichtung von Einzelobjekten werden durch Christoph Straube etwas relativiert: „Die Entwicklung von Einzelobjekten ist in der Regel stark an den individuellen Bedürfnissen einer möglichen Käuferschicht auszurichten. So versucht man etwa, aus bestehenden Gebäuden über Sanierungs- bzw. Umbaumaßnahmen einzelne Wohnungen für Endkunden zu entwickeln oder

man konzipiert und baut alternativ ein Neubauobjekt in existierenden Baulücken. Kosten für den Erwerb des zu revitalisierenden Bestandsobjektes zuzüglich anfallender Sanierungs- und Umbauaufwendungen spiegeln in ihrer Summe meist den Peak im Markt. Zu vergessen ist natürlich auch nicht eine notwendige Marge, um erst den wirtschaftlichen Anreiz zu setzen“, so der Vorstand der W&L Wohnen und Leben AG. Entsprechend liegt der Fokus sei-

Auch für Kapitalanleger können sich Vorteile ergeben, wenn in Städten punktuell neue Wohnimmobilien entstehen. „Für Investoren versprechen zentrale Lagen und gute öffentliche Verkehrsanbindung eine hohe Vermietbarkeit, da beide Aspekte vor allem bei Singles, Studenten, Berufseinsteigern und Pendlern sehr gefragt sind. Einzelobjekte lassen sich oft besser in die Umgebung einpassen und verbrauchen in der Regel weniger Fläche.“ Auch würden sich einzeln gebaute, neue Wohngebäude gut in die neue Umgebung einfügen. „Vorhandene, öffentliche oder soziale Infrastrukturen wie z. B. Kindergärten, Schulen, Supermärkte oder Ärzte werden aufgrund der verhältnis76

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Juliane Mann Vorstand Vertrieb und Marketing PROJECT Immobilien Wohnen AG

Christoph Straube Vorstand W&L Wohnen und Leben AG

Kruno Crepulja CEO Instone Real Estate Group

nes Unternehmens auf einer anderen Methode, neuen Wohnraum zu schaffen. „Demgegenüber setzen wir auf die Entwicklung neuer Wohnquartiere, die wir effizient auf eine möglichst breite Masse ausrichten. Ziel bleibt es, einen gesunden gebietsspezifischen Mix zu generieren, gestaltet und abgestimmt auf eine breite Masse, der sozialen und demografischen Anforderungen Rechnung trägt. Unser Fokus liegt aktuell auf neuen Wohngebieten

für junge Familien, kombiniert mit etwas sozial gefördertem Wohnen.“ erläutert Straube. Im Bereich Quartiersentwicklung ist auch die Instone Real Estate Group aktiv. „Hier können wir unsere Kernkompetenzen in der Baurechtschaffung sowie Kostenvorteile einsetzen und mehr in puncto Infrastruktur und Wohnumfeldgestaltung beeinflussen, was am Schluss auch einem Käufer, der eine Wohnung zur Kapitalanlage erwirbt, zu Gute

kommen kann“, erklärt CEO Kruno Crepulja. Die Bezeichnung unserer heutigen Herrschaftsform als Demokratie verdanken wir der attischen Demokratie, die zwischen dem fünften und dritten vorchristlichen Jahrhundert in Athen existierte. Doch nicht nur politisch hat die griechische Hauptstadt wesentlich zur Entwicklung unserer modernen Welt beigetragen, sondern auch stadtplanerisch. So prägte die im Jahr 1933 auf einem internationalen Stadtplanerkongress verabschiedete „Charta von Athen“ ganz wesentlich die Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert. Zu ihren Kernthesen zählte die Trennung der Stadt in verschiedene Funktionsbereiche Wohnen, Arbeit, Freizeit und Verkehr. Somit entstanden für die Bewohner längere Wege, womit die Bewohner zunehmend auf das Auto angewiesen waren. Damals gab es allerdings noch deutlich weniger Autos, womit weder die heutigen Verkehrs- noch die damit verbundenen Umweltprobleme der „autogerechten Stadt“ vorhersehbar waren. Ein deutliches Gegenkonzept zur Charta von Athen stellen moderne Quartiere dar, wie Kruno Crepulja erläutert. „Moderne Quartiere bestechen durch ihre gute Durchmischung, kurze Wege und eine intelligente Verbindung zwischen Wohnen und Arbeiten.“ Sowohl Quartiersentwicklung als auch die Errichtung von Einzelobjekten bieten also beide auf ihre Art und Weise Vorteile. Für Kruno Crepulja sind für Kapitalanleger auch grundsätzlich beide Möglichkeiten geeignet. „Jeder Kapitalanleger muss entsprechend seiner individuellen Investmentstrategie die Stärken und Risiken einer Immobilie prüfen, deshalb kann es hierzu keine pauschale Antwort geben.“ (ahu)

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IMMOBILIEN | DIGITALISIERUNG DER IMMOBILIENBRANCHE

Digital wird normal

Digital Natives können sich das wohl kaum vorstellen: Wenn man früher eine Wohnung suchte, musste man den Anzeigenteil einer Zeitung nach entsprechenden Angeboten durchsehen. Wenn man dann eine Wohnung fand, die von den Modalitäten her passte, wusste man immer noch nicht wie diese aussah, schließlich finden sich in Wohnungsanzeigen von Zeitungen ja keine Bilder. Ganz anders heute, wo die Immobiliensuche vor allem über einschlägige Internetporta-

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le erfolgt, auf denen Bilder meist bereits einen ersten Eindruck vom Objekt vermitteln. Die Besichtigung vor Ort ist derzeit aber dennoch unerlässlich. Jedoch befinden sich auf dem Immobilienmarkt nicht nur Bestandswohnungen, sondern auch solche, die sich derzeit im Bau befinden und somit naturgemäß nicht besichtigt werden können. Moderne Technik ermöglicht den künftigen Bewohnern, sich dennoch einen Eindruck von ihrem künftigen Heim zu verschaffen. So berichtet

Juliane Mann, Vorstand Vertrieb und Marketing der PROJECT Immobilien Wohnen AG, dass ihr Unternehmen 3D-Visualisierungen, VR-Brillen oder 360-Grad-Aufnahmen anbietet, mit denen sich Kunden bereits vor dem Bau im virtuell eingerichteten neuen Zuhause umsehen können. Nach dem Einzug stellen sich für die Bewohner neue Herausforderungen: Wenn man heimkommt, möchte man eine angenehme Temperatur haben, aber (je nach Jahreszeit) die Heizung oder

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So sehr sich die Welt in den vergangenen 10.000 Jahren gewandelt hat, eines ist immer gleich geblieben: Wir leben in Häusern. Die Digitalisierung bringt für diese bedeutende Veränderungen mit sich – vor, während und nach dem Bau.


die Klimaanalage nicht die ganze Zeit laufen lassen. Gerade in der dunklen Jahreszeit fürchten zudem viele Menschen, dass Einbrecher die Gelegenheit nutzen könnten, wenn von außen schon zu erkennen ist, dass niemand zuhause ist. Für all diese Angelegenheiten gibt es Smart Home-Lösungen. „So ist es beispielsweise möglich, über das Smartphone oder spezielle Bediengeräte das Licht ein- oder auszuschalten, den Sonnenschutz zu bedienen und die gewünschte Raumtemperatur einzustellen“, berichtet Juliane Mann. Die Möglichkeiten von Smart Home gehen aber noch weiter und können u. a. den Gang zum Schlüsseldienst überflüssig machen. „Weitere Entwicklungen sind ein Digitaler Concierge, über den man z. B. bequem per App einen Paketdienst oder Wäscheservice buchen kann, und ein Smart-Entry-System, mit dem sich die

Thomas Hein Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING

Juliane Mann Vorstand Vertrieb und Marketing PROJECT Immobilien Wohnen AG

Tür direkt per Mausklick öffnen lasst. Bewohner können entsprechende Zutrittsrechte vergeben und auch wieder löschen. Das System funktioniert parallel zum herkömmlichen Schließsystem“, so die Immobilienexpertin abschließend. Die Digitalisierung bietet der Immobilienbranche aber nicht nur für die Nutzung der fertiggestellten Immobilie Vorteile, sondern kann auch beim Bau helfen. Ein Beispiel hierfür ist das Münchner Start-up KEWAZO, das sich mit der Einführung smarter Automationstechniken in den Gerüstbau beschäftigt. So hat das Unternehmen ein System aus Robotermodulen und Schienen entwickelt, das einen automatischen Transport der Gerüstteile vom Boden zum Montageort ermöglicht und somit einen Arbeitsschritt einspart. Neben Einsparungen beim Personal und mehr Effizienz wird auch die Arbeitssicherheit erhöht. Außerdem werden Daten gespeichert, die den Baufortschritt erfassen und der Baukontrolle dienen.

Druck zudem Abfall weitestgehend vermieden wird, profitiert auch die Umwelt von der neuen Technologie. Egal ob ein Haus auf „klassischem“ Wege gebaut wird oder es aus dem 3D-Drucker kommt: Vor dem Bau muss erst einmal die Finanzierung geregelt sein. Auch hier sorgt der technische Wandel für wesentliche Veränderungen, wie Thomas Hein berichtet: „Durch die zunehmende Digitalisierung sind Kunden rund um die Baufinanzierung besser informiert. Zudem steigt ihr Anspruch an zusätzliche Online-Services“, so der Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung der ING.

Noch deutlich weiter ging der Einsatz digitaler Technik im vergangenen Jahr bei einem Hausbau im westfranzösischen Nantes: Der komplette Rohbau der Immobilie mit vier Schlafzimmern wurde innerhalb von 54 Stunden mit einem 3D-Drucker erstellt. Die Kosten hierfür beliefen sich auf ca. 196.000 Euro und waren damit ca. 20 % niedriger als für ein vergleichbares, traditionell gebautes Haus. Noch deutlich günstiger sollen die Immobilien werden, die ein texanisches Start-up mittels eines 3D-Druckers erstellen will: Die einstöckigen Häuser mit Grundflächen von 55 m² sollen gerade einmal 3.500 Euro kosten und innerhalb von 24 Stunden entstehen. Da beim finanzwelt 04 | 2019

Neue Herausforderungen bei der Baufinanzierung Somit sehen sich die Vermittler neuen Anforderungen gegenüber. „Für die Vermittler ist es heute wichtig, im Web auffindbar zu sein und Digitalisierungswünsche der Kunden zu erfüllen – z. B. indem ein Kunde Dokumente digital einreichen kann, die vom Vermittler per Upload weiterbearbeitet werden“, so Hein weiter. Für die Vermittler seien die neuen Anforderungen aber auch eine Chance, sich vom Markt abzuheben. „Wer zusätzliche Angebote wie Liveberatung und Screensharing nutzt, kann sich positiv beim Kunden positionieren und spart sich zudem die Anreise. Die so gewonnene Zeit kann man gut in die Beratung und zur Steigerung der Umsätze nutzen.“ Die Digitalisierung stellt für die Baufinanzierungsberater also keineswegs eine Bedrohung dar – alleine schon deshalb, weil nur mit digitaler Technik eines nicht befriedigt werden kann: Unser Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf. (ahu) 79


IMMOBILIEN | INTERVIEW

„Der aktuelle Immobilienboom ist kein Grund, sich zurückzulehnen“… … meint Torsten Kracht. Außerdem sprachen wir mit dem CSO der Instone Real Estate Group AG über den Immobilienstandort Leipzig, der nicht nur wegen der vielen sich dort befindlichen Denkmalimmobilien attraktiv ist. finanzwelt: Wegen der niedrigen Zinsen rücken Sachwerte und damit Immobilien immer stärker in den Fokus von Kapitalanlegern. Zugleich mangelt es gerade in den Großstädten an bezahlbarem Wohnraum. Für Sie als Projektentwickler kann es doch keine besseren Zeiten geben, oder? Torsten Kracht» Wenn man aktuell als Wohnentwickler in den deutschen Wachstumsstädten aktiv ist und – so wie Instone – bereits frühzeitig Lagepotenziale erkannt und sich dementsprechend attraktive Grundstücke gesichert hat, befindet man sich in einer guten Ausgangslage, das ist richtig. Instone verfügt aktuell deutschlandweit über eine Pipeline von 45 Projekten mit mehr als 11.000 Wohnungen in Bau oder Planung. Nicht nur uns, der Branche insgesamt geht es gut, aber das ist absolut kein Grund sich zurückzulehnen. Zinssituation und anhaltender Urbanisierungstrend lassen auch die Baulandpreise immer weiter steigen. Bereits heute haben wir es im Wohnungsneubau mit viel zu hohen Errichtungskosten zu tun, und das Wachstum der Städte wird weitergehen. Gemeinsam mit den Städten und Kommunen müssen wir das Thema Baulandmobilisierung noch stärker angehen. Instone sucht hier aktiv den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern zur gemeinsamen Lösungsfindung. Dazu gehört auch, dass private Investoren im Zuge ihrer Projekte soziale Infrastruktur wie Kitas, Schulen, Straßen und natürlich mietpreisgebundenen Wohnraum errichten, so wie Instone dies deutschlandweit tut. Darauf sind wir stolz. Es muss aber klare Regeln geben und die Wirtschaftlichkeit muss gewahrt bleiben. Nur durch mehr Neubau können die aktuellen Probleme am Wohnungsmarkt gelöst werden – von den Städten und Kommunen gemeinsam mit den Privaten. finanzwelt: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Standorte für Projektentwicklungen aus? Kracht» Unser Ziel ist der weitere Ausbau der Projektpipeline in den Metropolregionen, in denen Instone bereits aktiv ist. Das sind die Ballungsräume Berlin, Bonn, Köln, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Halle, Leipzig, München und Stuttgart, sowie weitere prosperierende mittelgroße Städte. Unsere Teams kennen die lokalen Märkte vor Ort sehr genau und sind an den einzelnen Standorten teilweise jahrzehntelang vernetzt. Es gibt für die einzelnen Mikrolagen natürlich allgemeine Kriterien z. B. in puncto Infrastruktur und ÖPNV-Anbindung, so wie es auf Makroebene Kriterien 80

wie die Bevölkerungs-, Kaufkraft- und Immobilienpreisentwicklung sind. Aber den entscheidenden Unterschied macht die Identifikation von Potenzialen aus, die der Mitbewerb nicht oder nicht ausreichend erkennt. Hier kommt uns unsere große Erfahrung in der Baurechtsschaffung zugute, genauso wie unsere Kompetenz bei der Umwandlung ehemaliger Industrieflächen oder auch Denkmalbauten in Wohnraum. finanzwelt: Instone ist u. a. in Leipzig aktiv. Dort ist die Einwohnerzahl in den letzten Jahren deutlich gestiegen und die Leerstandsquote der Wohnungen merklich gesunken, es werden also immer mehr Wohnungen benötigt. Gibt es noch weitere Gründe, die für die Stadt als Immobilienstandort sprechen? Kracht» Leipzig hat sich an vielen Stellen extrem positiv entwickelt, gerade bei der Ansiedelung junger und kreativer Unternehmen und generell bei den Arbeitsmarktkennzahlen. Seit 2013 gab es in Leipzig ein Beschäftigungsplus von fast 18 %. Ein starker Treiber ist hier der Tourismus. Das Gästeaufkommen stieg in den letzten vier Jahren ebenfalls um über 17 % und schafft nicht nur Jobs, sondern trägt dazu bei, Leipzigs Bekanntheitsgrad als lebenswerte und verlässliche Stadt im Osten weiter zu steigern. Die mehr als 850-jährige Tradition als Messestadt prägt Leipzig noch immer, gleichzeitig ist die Stadt jung, dynamisch, digital. finanzwelt: Inwieweit profitiert auch das Umland vom Wachstum in Leipzig und sind dort Projekte geplant? Kracht» Leipzig hat noch nicht eine ganz so dynamische Umlandentwicklung wie andere deutsche Großstädte, einfach, da es in Leipzig selbst noch viele Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Das heißt nicht, dass wir uns Umlandstandorte nicht genau anschauen und prüfen, wenn für uns wichtige Faktoren, wie der ÖPNV-Anschluss passen. Instone ist wie beschrieben auch in Halle an der Saale aktiv, wir entwickeln dort in einem ehemaligen Teekontor rund 100 Wohnungen. Die Achse zwischen Leipzig und Halle/Saale ist sehr spannend, etwa durch die Entwicklungen am Flughafen Leipzig/Halle, wo rund 500 neue Arbeitsplätze entstehen sollen. finanzwelt: Ein wesentlicher Grund für die steigenden Mieten in deutschen Großstädten ist die unzureichende Verfügfinanzwelt 04 | 2019


barkeit von Wohnraum. Gerade eine Stadt wie Leipzig verfügt über eine große Zahl an historischen Gebäuden, die zu Wohnraum umgewandelt werden können. Inwieweit können Denkmalimmobilien dabei helfen, die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu entspannen? Kracht» Ich halte es für eine der wichtigsten Aufgaben der Immobilienwirtschaft, Wohnraum nicht nur auf der grünen Wiese zu schaffen, sondern sich aktiv den Herausforderungen des Bestandes zu widmen und historische Flächen – seien es Industrieobjekte, vormals militärisch genutzte Areale, wie in unserem Falle die Heeresbäckerei, oder medizinisch genutzte Objekte, wie die Parkstadt Dösen – einer neuen Wohnnutzung zuzuführen. Das müssen nicht immer zwingend Denkmalimmobilien sein, denn gerade in Leipzig ist das Potenzial dieses historischen Gebäudebestands auch schon annähernd erschöpft bzw. fertig entwickelt. Aber eine Stadt profitiert doppelt davon, wenn private Investoren sorgsam mit dem historischen Erbe eines Standorts umgehen und gleichzeitig neue Wohnungen schaffen. finanzwelt 04 | 2019

finanzwelt: In Leipzig wandeln Sie derzeit mit der Alten Heeresbäckerei und der Theaterfabrik zwei ehemalige Industriegebäude in Wohnraum um. Ist hier auch, wie an anderen Standorten, die Neuentwicklung von Wohnraum auf der „grünen Wiese“ geplant? Kracht» Ideal finde ich eine Ergänzung. Historische Objekte alleine werden den Wohnbedarf in den wachsenden Städten auch nicht decken können, deshalb halte ich Projekte für besonders gelungen, bei denen einerseits eine historische Bausubstanz so weit als möglich neu genutzt wird und man mit Nachverdichtung, beispielsweise als Anbau, weiteren Wohnraum ergänzt, der sich städtebaulich in die Bestandsstruktur einfügt. Dies setzen wir sowohl bei unserem größten Projekt „Heeresbäckerei“ um, als auch bei kleineren Projekten wie der von Ihnen angesprochenen „Theaterfabrik“, bei dem sich ein Teil des erworbenen Objekts unter Denkmalschutz befindet, ein anderer nicht. Leipzig bietet hier viele spannende Herausforderungen, die wir als Instone gerne angehen. (ahu) 81


IMMOBILIEN | BAUFINANZIERUNG

Es geht um viel Geld

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vor wenigen Wochen berichtete, wurden 285.900 neue Wohnungen im letzten Jahr fertiggestellt. Dies sind 1.100 Wohnungen mehr als in 2017 (ein Plus von 0,4 %). Die Baugenehmigungen sind stattdessen in gleichem Zeitraum um 0,3 % auf 346.800 Wohnungen gefallen. Die Entwicklung reicht jedoch bei Weitem nicht aus. Fehlende bzw. zu teure Grundstücke, in Verbindung mit zahlreichen regulatorischen Anforderungen und seit Jahren steigenden Baukosten, werden mutmaßlich auch künftig dafür sorgen, dass das anvisierte Ziel der Bundesregierung (innerhalb der Legislaturperiode 375.000 neue Wohnungen und Eigenheime pro Jahr) mutmaßlich nicht erreicht werden kann. 82

Sollten sich Neubauzahlen nicht deutlich positiv verändern, wird sich die Lage rund um den bezahlbaren Wohnraum in Ballungsgebieten grundsätzlich verschlechtern.

Bedarf und Preise hoch Parallel hierzu ist bereits heute die Nachfrage nach Immobilien sehr hoch. Einerseits bleibt die Immobilie in Zusammenhang mit dem anhaltenden Niedrigzins und mangels Anlagealterativen als Kapitalanlage sehr gefragt. Andererseits ist der Markt stark von Eigennutzern geprägt, die sich aufgrund der günstigen Finanzierungszinsen den Wunsch von den eigenen vier Wänden erfüllen wollen. Hierbei stellen immer

mehr Immobiliensuchende fest, dass der Kaufpreise in etlichen Regionen und speziell in „guten Lagen“ deutlich angestiegen ist. So kommt eine Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) u. a. zum Resultat, dass die Preise für Einfamilienhäuser zwischen 2013 und 2018 quer über alle Regionen deutlich gestiegen sind: in der Spitze um bis zu 93 %! Exemplarisch wird in der Studie der Fall von einem Einfamilienhaus in Augsburg genannt, das im Jahr 2013 für 200.000 Euro gekauft und fünf Jahre später für 350.000 Euro veräußert wurde. Auch andere Datenquellen belegen diese Entwicklung. Zahlen für die Stadt Mainz zeigen z. B., dass der durchschnittliche Kaufpreis für eine 100 m² Wohnimmobilie dort aktufinanzwelt 04 | 2019

Foto: © VanHope - stock.adobe.com

Um den Immobilientraum realisieren zu können, leihen sich Deutsche immer mehr Geld von Banken und Sparkassen. Des Weiteren steigt der Beleihungsauslauf sukzessive an. Nötig ist dies vor allem, da das Immobilienangebot knapp und die Preise hoch sind. Anknüpfend daran hat die Immobilie gegenüber klassischer Geldanlagen angesichts aktuell niedriger Zinsen an Bedeutung gewonnen. Umso wichtiger wird an dieser Stelle die Aufgabe des professionell aufgestellten freien Immobiliardarlehensvermittlers.


ell bei rund 3.985 Euro/m² liegt. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 stand der Wert bei 3.326 Euro/m². Etliche Immobilienexperten prognostizieren in diesem Zusammenhang, dass die Preise spezielle in guten Lagen weiter steigen werden – wenn auch mutmaßlich nicht mehr so dynamisch wie zuletzt. Von der rasanten Preisentwicklung betroffen sind aktuell speziell Regionen, die gut an eine Großstadt angebunden sind.

Noch finanzieren Deutsche solide Angesicht dieser Rahmenbedingungen sind Deutsche vielfach auf höhere Darlehen angewiesen, wenn sie sich für eine Wunschimmobilie in entsprechend nachgefragter Region entschieden haben. Anhand des Dr. Klein Trendindikators Baufinanzierung (DTB) zeigt sich, dass die durchschnittliche Darlehenssumme für Immobilienfinanzierungen im Mai 2019 mit knapp einer viertel Million Euro (248.000 Euro) weiter auf Rekordniveau liegt. Zum Vergleich: Im September 2017 lag die Rate bei rund 200.000 Euro. Und auch der Beleihungsauslauf legt zu. Laut DTB knackte er im Mai 2019 im Gesamtdurchschnitt zum ersten Mal die 84 %-Marke. Im September 2017 lag die Quote noch bei knapp unter 80 %. Wie Dr. Klein mittels Pres-

Quelle: Europace AG © Dr. Klein Privatkunden AG

finanzwelt 04 | 2019

André Lichner Geschäftsführer Prohyp GmbH

Joachim Leuther Vorstand BS Baugeld Spezialisten AG

semeldung informiert, passen viele Banken bei der Konditionsberechnung den Zins bei Zehnerschritten an – also bei 70, 80 oder 90 % Beleihungsauslauf – für einige Kreditinstitute gelten FünfProzent-Stufen, bei denen sie die individuellen Zinsen erhöhen bzw. senken. Nichtsdestotrotz bilanzieren die Baufinanzierungsexperten, dass das Gros der Deutschen weiterhin sehr solide finanziert: „So liegt 2019 die durchschnittliche Tilgung bei Kauf- und Bauvorhaben bislang bei 3,25 %. Bei der Anschlussfinanzierung liegt sie sogar wie 2018 bei 6 %. Die Zinsbindung beträgt bei Kaufund Bauvorhaben in diesem Jahr im Mittel bislang knapp 13,2 Jahre und schlägt damit den Wert von 2018 geringfügig. Fast jede zehnte Finanzierung bei Kaufund Bauvorhaben ist bisher in diesem Jahr ein Volltilger. Der Anteil liegt damit auf dem Niveau des Vorjahres. Bei Anschlussfinanzierungen machen Volltilger in diesem Jahr 35 % aus – im Vergleich zu 33 % im vergangenen Jahr“, verdeut-

licht André Lichner, Geschäftsführer der Prohyp GmbH. Bestätigt wird er von Joachim Leuther, Vorstand der BS Baugeld Spezialisten AG: „Infolge der weiterhin steigenden Immobilienpreise steigen auch die Darlehenssummen weiter an. Die Zinsen hingegen sind gegenüber dem Vorjahr noch mal leicht gesunken, deshalb können viele Immobilienkäufer weiterhin eine Finanzierung stemmen. Die Tendenz geht dabei zu Darlehen mit einer möglichst niedrigen anfänglichen Tilgung und hoher Flexibilität durch Sondertilgungsoptionen und Tilgungssatzwechsel.“

Vermittler von Immobiliardarlehen gewinnen an Bedeutung Vor dem Hintergrund der letzten Impulse von Seiten europäischer Zentralbank bzw. amerikanischen Notenbank Fed hin zu einer Lockerung der Geldpolitik, werden Baufinanzierungszinsen auch weiterhin günstig zu haben sein. Die Entscheidung für die passende Immobilie hängt infolgedessen von zahlreichen Kriterien ab und ist ein Schritt von großer finanzieller Tragweite. Der anhaltende Niedrigzins ist nur ein Faktor – wenn auch ein wegweisender, wenn man betrachtet, mit welchen Sonderaktionen und Zinsangeboten einige Sparkassen, Banken aber auch Versicherer aktuell ins Rennen gehen. Schwieriger gestaltet sich das vielerorts knappe Immobilienangebot. Neue Immobilien sind sehr begehrt. Doch nicht nur die: „Bei Bestandsimmobilien in guten Lagen herrscht ein extremer Verkäufermarkt. Um den Zuschlag zu erhalten, muss der Käufer – und damit auch der Vertrieb – die Finanzierungszusage innerhalb kürzester Zeit liefern“, so Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG. Und Lichner unterstreicht: „Umso wichtiger 83


IMMOBILIEN | BAUFINANZIERUNG

Michael Neumann Vorstandsvorsitzender Dr. Klein Privatkunden AG

Michael Hagen Finanzierungsspezialist vfm-Gruppe

Thomas Hein Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung ING

ist die kompetente Beratung, die schnell eine passende Finanzierung aus einem breiten Produktangebot identifiziert. Bieten freie Vermittler diesen Service ihren Kunden, etwa durch die prozessuale und fachliche Unterstützung eines Partners, können sie ihren Kunden einen echten Vorteil verschaffen und so für sich und ihre Profession werben.“ Diesbezüglich sind Finanzierungsplattformen für das Gros der aktuell 52.343 Immobiliardarlehensvermittler sehr hilfreich. Als Transaktions- und Kommunikationsplattform zwischen den Darlehensgebern, Beratern und Endkunden unterstützen sie innerhalb der Vermittlung von Finanzierungen durch umfängliche Dienstleistungen und setzen diesbezüglich auf technische Vertriebsunterstützung jeglicher Couleur. Das Angebot ist prinzipiell von Bedeutung, da Berater durch die WIKR einem deutlich bürokratischen Mehraufwand unterliegen. „Hierbei ist es wichtig, dass Plattformen ihre Prozesse gut strukturiert, regulatorisch schlank und effektiv aufbauen, damit ein Vermittler mit so wenig Aufwand wie möglich den Finanzierungsablauf bewerkstelligen kann“, erklärt Michael Hagen,

Finanzierungsspezialist der vfm-Gruppe. Hagen weiter: „Demgegenüber stellen wir jedoch fest, dass immer mehr Gelegenheitsvermittler die Hilfestellung von Plattformen nicht mehr nutzen, da ihnen das Thema Baufinanzierung schlicht zu komplex geworden ist. Stattdessen befürwortet diese Gruppe zunehmend das Tippgeber-Modell und wählt hierzu etwa den direkten Weg zu einer Bank. Vorausschauend haben wir bereits vor rund drei Jahren mit unserem vfm-Baufi-Service ein entsprechendes Tippgeber-Modell ins Leben gerufen, von dem sowohl Maklerkunden als auch -partner profitieren. Der Zuspruch bestätigt unser Angebot.“

Tendenz fallend! „Die Anzahl der Regionalbanken sinkt und die Bedeutung der Baufinanzierungsberatung durch unabhängige Berater nimmt weiter zu. Gleichzeitig nimmt auch die Regulatorik zu und einige Vermittler haben sich aufgrund des Aufwands aus dem Baufinanzierungsmarkt zurückgezogen. Allerdings sehen wir auch, dass sich an Orten, an denen Filialen geschlossen werden, neue Vermittler etablieren“, so Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING. Auch wenn einzelne Bankberatungsunternehmen davon ausgehen, dass in rund fünf Jahren jede zweite Baufinanzierung über Online-Plattformen vermittelt werden kann, bleibt der Faktor „persönliche Beratungskompetenz“ grundsätzlich ein wichtiger Faktor! „Der Kunde ist heute durch Online-Vergleiche auch schon viel besser informiert. Trotzdem nimmt der Vermittler weiter die entscheidende Rolle in der Beratung ein, was wir auch bei uns sehen: nach wie vor werden über 80 % unserer Baufinanzierungen über unsere Partner vertrieben“, informiert Hein. Anknüpfend daran sind sich die Marktexperten schlussendlich einig, dass freie Darlehensvermittler aller Voraussicht nach weiter Marktanteile gewinnen werden: „Sie sind schneller, flexibler, näher am Kunden. Wo bekomme ich eine persönliche Beratung an einem Samstag? Oder abends unter der Woche? Vermittler wie wir sind bereit, mehr Service zu bieten – das honorieren Kunden“, so Leuther. Und Neumann unterstreicht: „Der Trend geht kontinuierlich in Richtung Vermittler, die nicht auf das Produktportfolio eines einzigen Instituts beschränkt sind. Die größere Angebotsvielfalt der Vermittler ist ein deutlicher Pluspunkt für Kunden, um das beste Angebot für den individuellen Bedarf zu erhalten.“ (mo)

Quelle: Dr. Klein Trendindikator (DTB) Mai 2019

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Wichtiger Partner für Banken Wie wichtig die Arbeit der Immobiliardarlehensvermittler ist, zeigt sich zudem dadurch, dass etliche Banken derzeit strukturellen Veränderungen unterliegen. Laut Zahlen der Deutschen Bundesbank bröckelt die einst hohe Filialdichte sukzessive. Ende 2018 lag die Anzahl der Geschäftsstellen noch bei 30.126.

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W&L Gruppe: 100.000 qm vor den Pforten Düsseldorfs

Projektentwicklung im neuen Gewand www.wohnen-leben.ag


IMMOBILIEN | HOTELIMMOBILIEN

Nebenstandorte rücken ins Visier Ob aus geschäftlichen oder privaten Gründen, zum Übernachten oder für Konferenzen: Die Nutzung von Hotels ist für viele Menschen alltäglich. Auch bei Investoren rücken Hotels zunehmend in den Fokus – was aber auch zu einigen Herausforderungen führt. Gerade der Blick abseits der großen Metropolen kann sich lohnen. Die ersten Hotelketten, die ihren Kunden überall den gleichen Standard und damit einen hohen Wiederkennungswert boten, entstanden in den 1920er Jahren in den USA. Heute sind Hotels

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großer Ketten nicht mehr aus Deutschlands Städten wegzudenken. Diese Gebäude sind aber nicht nur für Reisende interessant, denn gerade in Zeiten fallender Zinsen und Renditen bei Wohn-

immobilien gewinnen Hotelimmobilien bei Investoren zunehmend an Bedeutung wie Andreas Schütz erläutert. „Das Interesse an Hotelinvestments ist groß – bei Kunden jeglicher Couleur. Denn

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letztlich drückt alle derselbe Schuh. Die Auswüchse der expansiven Geldpolitik – in Form von Null- und Negativzinsen – bekommen Privatkunden ebenso zu spüren wie institutionelle Investoren. Daher sind alternative Investmentmöglichkeiten wie Hotelimmobilien bei Anlegern begehrt.“ Der Head of Real Estate der Dr. Peters Group macht zwei wesentliche Eigenschaften von Hotels dafür aus, warum diese so eine begehrte Investmentalternative sind: Während die Betreiber lange bleiben, sind die Besucher nur kurz zu Gast und zahlen pro Nacht meist mehr als die auf einen Tag umgelegte Monatsmiete einer Wohnimmobilie. „Ein Hauptargument, das für Hotelinvestments spricht, sind die langlaufenden Pachtverträge. Obendrein bietet kaum eine andere Anlageklasse so attraktive Einkaufsfaktoren.“

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Gute Standorte dringend gesucht Die positive Entwicklung des Hotelimmobilienmarkts bestätigt auch Tim Sauer. So berichtet der Geschäftsführer der DFV Deutsche Fondsvermögen GmbH, dass sich das Transaktionsvolumen weiterhin auf historisch hohem Niveau bewege. Im ersten Halbjahr 2019 gab es jedoch hier einen deutlichen Dämpfer: So sank laut einer Untersuchung von Jones Lang LaSalle das Transaktionsvolumen auf dem deutschen Hotelinvestmentmarkt um 20 % gegenüber dem Vorjahr auf 1,4 Mrd. Euro. Dass es zu einem solchen Rückgang gekommen ist, hängt aber vor allem damit zusammen, dass die vergangenen Jahre extrem stark waren. So wurde im vergangenen Jahr die Grenze von 4 Mrd. Euro Transaktionsvolumen nur knapp verfehlt. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2011 lag das Investmentvolumen unter 1. Mrd. Euro. Dass das Investmentvolumen nun zurückgegangen ist, hängt damit zusammen, dass der Nachfrage zu wenig Angebot gegenüber steht und die hohe Nachfrage damit zu einem entscheidenden Problem für Investoren führt. „Dies hat zur Folge, dass es herausfordernder wird, die passenden Objekte zu akquirieren“, erläutert Andreas Schütz. finanzwelt 04 | 2019

Tim Sauer Geschäftsführer DFV Deutsche Fondsvermögen GmbH

Eine weitere Herausforderung stellen die sinkenden Renditen dar, die mit Hotelimmobilien zu erzielen sind. Gerade in den A-Städten befinden sich die Erträge seit Jahren im freien Fall: Konnten Investoren im Jahr 2014 in allen A-Städten außer München mit Hotelimmobilien noch Bruttoanfangsrenditen jenseits der 6 %-Marke erzielen, sind die Höchstwerte inzwischen auf 5 % gefallen, in München und Hamburg sind es inzwischen sogar weniger als 4,5 %. Entsprechend verschieben sich auch die Investmentprioritäten. „Daher spielen B- und C-Standorte eine zunehmend wichtige Rolle“, so Andreas Schütz. Auch die DFV wird auf der Suche nach lohnenswerten Standorten vor allem abseits der A-Städte fündig. „Unsere Suche verstärkt sich auf die Metropolregionen und hierbei besonders auf B-Standorte die wirtschaftlich stark sind. Die Übernachtungszahlen steigen nicht nur in den Top-Metropolen. In zahlreichen deutschen B- und C-Städten lässt sich ebenfalls ein hohes Wachstumspotenzial erkennen“, erklärt Tim Sauer. Nicht nur bezüglich der Standorte gehen die Hotelinvestoren immer größere Risiken ein. „Auch die Anzahl der Forward Deals im Bereich Projektentwicklungen nimmt stetig zu“, so Andres Schütz. Durch die steigende Nachfrage auf dem Markt sind auch die Initiatoren von Hotelimmobilienfonds zunehmend gefordert. „Vereinzelt gibt es noch gute Chancen zur Investition, auch wenn das Angebot immer knapper wird. Durch die genaue Prüfung durch das firmeninterne Research und ein gutes Netzwerk konnten bislang interessante und aussichtsreiche Objekte identifiziert werden“, erläutert Tim Sauer. Trotz der schwieriger werdenden Marktsituation

Andreas Schütz Geschäftsführer, Head of Real Estate Dr. Peters Group

haben die Anbieter von Hotelinvestments allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Die Rahmenbedingungen für Hotels in Deutschland sind unverändert gut. Die Übernachtungszahlen wuchsen 2018 mit einem Plus von 4 % gegenüber 2017 stärker als sonst in den vergangenen zehn Jahren“, erläutert Tim Sauer.

Touristen sorgen für weiteres Wachstum So gab es laut Colliers International im Jahr 2018 in deutschen Hotels bei 185 Mio. Gästeankünften 478 Mio. Übernachtungen, beides Rekordwerte. Die Zahl der Übernachtungen hat sich damit in den vergangenen zehn Jahren um 40 % erhöht. 18 % der Übernachtungen im Jahr 2018 entfielen auf ausländische Gäste. Andreas Schütz glaubt, dass deren Anzahl in den nächsten Jahren zunehmen wird. „Für weiter zunehmende Übernachtungszahlen sorgt zukünftig die wachsende Mittelschicht aus Ländern wie China, die gerne und oft nach Europa reist. Da über die Hälfte aller Hotelübernachtungen in der EU auf Frankreich, Spanien und Deutschland entfallen, ist davon auszugehen, dass der deutsche Hotelmarkt von diesem Boom überdurchschnittlich profitiert.“ Deshalb sind für Hotelinvestoren künftig nicht nur klassische Businesshotels interessant. „Ein weiteres Feld, welches erkennbar in den Fokus rückt, ist die Ferien- und Leisure-Hotellerie. Was für diese Nutzungsklasse spricht, ist dass der Tourismusmarkt seit 25 Jahren strukturell und kontinuierlich wächst“, so Schütz abschließend. Und Ferienregionen und damit auch -hotels befinden sich bekanntlich auch häufig eher abseits der Großstädte. (ahu) 87


ADVERTORIAL

ING Deutschland

Mit Sicherheit ins eigene Zuhause ING und AXA kooperieren beim Baufinanzierungs-Schutz Die Beratung zur Baufinanzierung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Mit Internet und Digitalisierung, aber auch mit einer immer stringenteren Gesetzgebung – Stichwort Wohnimmobilienkreditrichtlinie – sind die Wünsche des Kunden und der Verbraucherschutz immer mehr in den Mittelpunkt einer erfolgreichen Beratung gerückt. Heute berät der Vermittler zu einer Baufinanzierung, indem er die Fragen der Kunden hinsichtlich Chancen und – das ist neu – auch der Risiken so beantwortet, dass sich ein Kunde mit seiner Entscheidung für die meist größte finanzielle Investition in seinem Leben rundum sicher fühlt.

„Mit der Wohnimmobilienkreditrichtlinie hat das Thema Risiko einer Baufinanzierung in 2016 Einzug in die Beratung gehalten. Heute ist dieser Teil aus dem Gespräch nicht mehr wegzudenken“, beschreibt Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung der ING, den Wendepunkt zu mehr Sicherheit in der Beratung und bei der Finanzierung. „Die Dokumentation des Beratungsgesprächs, vor allem hinsichtlich möglicher Risiken, wurde von unseren Kunden sehr positiv aufgenommen. Wir haben gemerkt, wie wichtig ihnen eine offene und faire Beratung ist. Gleichzeitig wurde aber auch noch ein anderer Aspekt deutlich: Wenn es um die Finanzierung geht, wollen unsere Kunden einfach sicher sein, dass alles wie geplant klappt – über den gesamten Zeitraum der Finanzierung.“

Der Wunsch nach mehr Sicherheit steigt Auch ein Blick auf die immer agiler werdende Arbeitswelt zeigt: Während einer durchschnittlichen Laufzeit einer Baufinanzierung von 20 bis 30 Jahren kann in einem Arbeitsleben

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viel passieren. Die Sicherheit einer steilen Karriere bei einem einzigen Arbeitgeber und damit auch ein hohes Maß an finanzieller Planbarkeit ist heute kaum noch gegeben. Umso wichtiger ist es gerade bei einer finanziellen Investition wie einer Baufinanzierung, alle Eventualitäten bestmöglich und von Anfang an in einer Finanzierung zu berücksichtigen. Die Frage ‚Wie kann ich das Risiko minimieren und meine Familie schützen?‘ beantwortet die ING jetzt mit einem ganz besonderen Baufinanzierungs-Schutz, mit dem die Kunden ihre Familie für den Todesfall auf Wunsch absichern können. „Natürlich bieten wir unseren Kunden – passend zur Baufinanzierung – eine Lösung an, die einfach und schnell funktioniert. Für die erste Versicherung, die wir unseren Kunden anbieten, haben wir mit der AXA einen renommierten Partner an unserer Seite, der das Produkt entwickelt hat und betreut. Das Ergebnis ist ein Baufinanzierungs-Schutz, der – als optionales Serviceplus – perfekt zu unseren Kunden passt“, freut sich Thomas Hein. Damit bietet die ING für Neu- und Anschlussfinanzierungen bis zu 500.000 Euro jetzt ein attraktives Sicherheits-Plus.

finanzwelt 04 | 2019


Thomas Hein, Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung

Schnell, einfach und günstig Die Vorteile vor allem für Paare und Familien unter den ING-Kunden liegen nicht nur in einem Plus an Sicherheit. Auch das Produkt selbst ist im Vergleich zu vielen Marktangeboten sehr attraktiv: Für die Beantragung sind nur wenige Angaben erforderlich. Neben Beruf, Größe und Raucherstatus müssen noch – je nach Darlehenshöhe – 5 oder 8 Gesundheitsfragen beantwortet werden und schon kann sich die Familie über die gesamte Zinsbindung des Darlehens absichern. Die Versicherungssumme orientiert sich an dem Verlauf des Tilgungsplans im ESIS-Merkblatt. Dass das Zusatzangebot an Schutz bei Baufinanzierern ankommt, zeigt auch das Ergebnis einer Studie des unabhängigen, internationalen Forschungsinstituts WUA, das in 2019 die Baufinanzierungs- und Kreditkonsumenten in Italien und Deutschland befragt hat: 78 % der Verbraucher möchten zum Beispiel bei einer Baufinanzierung eine passende Zahlungsabsicherung direkt bei der Bank abschließen.

Wie gemacht für den Vertrieb „Natürlich haben wir das Produkt auch für unsere Vermittler gemacht“, ergänzt der Leiter Vertrieb Immobilienfinanzierung der ING. „Er kann die Versicherung direkt mit dem Antrag in unserem Partnerportal anstoßen. Dort haben wir eine Web-Applikation ‚Baufinanzierungs-Schutz‘ installiert, über die der Vermittler gemeinsam mit dem Kunden die Gesundheitsfragen direkt im Beratungsgespräch beantwortet und einen ersten indikativen Wert zur Versicherungsprämie erhält. Sobald der vom Kunden unterschriebene Darlehensvertrag bei uns eingeht, bekommt er sein individuelles Angebot zur Versicherung, das er nur noch unterschreibt und direkt an die AXA zurücksendet.“ Ein weiterer Vorteil für den Vermittler: Der Versicherungsschutz wird durch den Beitritt zu einem Gruppenversicherungsvertrag finanzwelt 04 | 2019

zwischen der AXA und der ING gewährt. Da der Kunde selbst keinen Versicherungsvertrag abschließt, benötigen die Vermittler keine zusätzliche Erlaubnis, um das Produkt ihren Kunden anzubieten. Thomas Hein: „Dieser Punkt war uns bei der Ausgestaltung unseres neuen Services besonders wichtig. Wir wollten, dass alle unsere Partner die Möglichkeit haben, ihren Kunden ein Plus an Sicherheit zu bieten, wenn es gewünscht ist. Das haben wir durch die Zusammenarbeit mit der AXA geschafft“.

Schon jetzt: Mehr als die Summe aller Teile Für die ING, für den Kunden, aber auch für die AXA bietet die neue Zusammenarbeit viel Potenzial für die Zukunft. Die neue, enge Zusammenarbeit gibt auch AXA die Chance, das bereits bestehende Angebot an Versicherungen rund um die Baufinanzierung noch stärker an den Erfordernissen des Kunden zu orientieren. Damit kann das Produkt sehr individuell, sehr persönlich aber auch baufinanzierungsspezifisch ausgestaltet werden, so dass es sehr genau auf die speziellen Anforderungen der versicherungsaffinen Baufinanzierungskunden passt. Die Weichen für ein noch adäquateres Baufinanzierungsangebot für den Kunden sind damit gestellt. Abhängig vom Erfolg des Baufinanzierungs-Schutzes sind bei ING und AXA weitere Kooperationen zu attraktiven Bankprodukten mit einem Versicherungs-Plus geplant.

Kontakt ING-DiBa AG Partnervertrieb Theodor-Heuss-Allee 2 60486 Frankfurt am Main Tel.: 069 / 50 60 30 99 partner-werden@ing-diba.de www.partner.ing-diba.de

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IMMOBILIEN | INTERVIEW

„Braches Land oder Ackerland sind große Herausforderungen, vor denen viele unerfahrene Wettbewerber zurückschrecken“ Die W&L Wohnen & Leben Unternehmensgruppe hat sich in den letzten zehn Jahren als innovativer Immobilien- und Grundstücksentwickler positioniert und dabei die Marktpräsenz konsequent ausgebaut. Mit fachlicher und branchenübergreifender Expertise gelang es dem Vorstand, Christoph Straube, lukrative Nischen zu besetzen und renditestarke Geschäftsbereiche zu erschließen. Im Gespräch gewährt er uns einen Einblick in die Unternehmensphilosophie. finanzwelt: Könnten Sie uns Ihr aktuelles Kerngeschäftsmodel etwas näher erläutern? Christoph Straube» Die Wohnen & Leben Gruppe umfasst acht Tochtergesellschaften. Jede davon blickt mit einem eigenen Fokus auf die unterschiedlichen Sektoren des multiplen Immobilienmarktes. Unser Kerngeschäft trägt nach wie vor die Headline „Grundstücke“. Wir selektieren den Markt gezielt nach Opportunitäten, die spezielles Know-how, fachliche Expertise sowie eine gute Portion kreativen und lösungsorientierten Denkens erfordern. Nach unserem Credo verdient jedes Grundstück seine eigene, individualisierte Entwicklung, das regelmäßig intelligente Zwischennutzungskonzepte erfordert und so für Außenstehende beinahe ungeahnte Realrenditen abwirft. Heutzutage sind Kreativität und ein offener Blick das A und O – Think outside the Box! Dabei wird nicht selten aus ungenutztem, brachem Land, ein neu erstrahlender, prosperierender Spot der Region. Bis aus brachem Grund ein harmonisch abgestimmtes Wohngebiet wird, ziehen nicht selten Zeiten von sechs bis sieben Jahren ins Land. Oftmals leidet die Schaffung von wertvollem Wohnraum unter kommunalpolitischem „Geklüngel“ und parteigesteuerten Interessensgemengen, die stets auf Kosten der Sache und damit des Allgemeinwohls gehen. finanzwelt: Herr Straube, vor Brachem- oder Ackerland schrecken viele Investoren zurück. Sie haben genau diese im Visier und haben aktuell ein Areal von 100.000 m² vor den Toren Düsseldorfs erworben. Können Sie die spezifischen Herausforderungen und die Antworten, die Sie als Wohnen & Leben Gruppe darauf finden, darlegen? Straube» Genau aus diesem Grund finden wir das Thema so spannend. Wir entwickeln eigene Grundstücke (aktuell knapp 600.000 m²) und mitunter auch Grundstücke für Dritte als Dienstleister. Meist dreht sich dabei die Kernaufgabe weniger um die künftige Entwicklung zum Bauland, sondern zu allererst darum, wie in der Interimsspanne Gewinne erwirtschaftet werden können, um einen positiven Cashflow für die Gruppe zu generieren. Ein eigenes Expertenteam aus Architekten, Rechtsanwälten, Marketingspezialisten und Protagonisten aus dem Immobilien- und Finanzmarkt mit 90

jeweils jahrelanger Erfahrung arbeitet in vertrauensvoller Abstimmung mit kommunalen Entscheidern. Unser Denken erfordert eine enge und verlässliche Zusammenarbeit mit Gemeinden und Städten, kreative Ausarbeitung von Ideen und das Ersinnen neuer Konzepte. finanzwelt: Gibt es sonst noch Geschäftsbereiche, in denen Sie aktiv sind? Straube» Ja! In der Wohnen & Leben Network GmbH haben wir in einer 100 % Tochter der Wohnen & Leben AG unser exklusives Maklergeschäft als B2B-Dienstleister gebündelt. Dabei setzen wir großvolumige Asset- und Beteiligungstransaktionen ausschließlich für institutionelle Investoren um. Durch unser Netzwerk zu Entscheidern begleiten und mitteln wir Transaktionen. Im Rahmen unseres Inhouse-Vorscreenings verfügen wir über umfangreiche individuelle Anforderungsprofile institutioneller Akteure, die wir mit targetspezifischen Parametern abgleichen. Hier liegt unser Fokus auf Volumina zwischen 10 und 150 Mio. Euro. (fw) finanzwelt 04 | 2019


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IMMOBILIEN | SOZIALIMMOBILIEN

Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft In Zeiten niedriger Zinsen schlägt die Stunde der Sachwerte. Dabei rücken auch Assetklassen in den Fokus, die vor ein paar Jahren noch wenig Beachtung fanden. Sozialimmobilien profitieren zudem vom demografischen Wandel und neuen gesetzlichen Bestimmungen.

In ein Pflegeheim investieren? Vor einigen Jahren war diese Vorstellung für viele Kapitalanleger noch völlig undenkbar. Aber eine weitere, vor vielen Jahren ebenfalls noch völlig undenkbare Entwicklung, hat den Kapitalmarkt kräftig durcheinander gewirbelt und so manches Nischenprodukt zum Mainstream 92

gemacht: Die Nullzinspolitik der EZB. Natürlich profitiert die Anlageklasse der Pflegeimmobilien auch sehr vom demografischen Wandel, der die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich steigen lassen wird. So gehen Schätzungen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 ca. 300.000 neue Pflegeplätze benötigt werden. Um das

für die Befriedigung dieser Nachfrage notwendige Angebot bereit zu stellen, gewinnen angesichts klammer öffentlicher Kassen Privatunternehmen zunehmend an Bedeutung. So ist bereits heute fast jedes zweite der ca. 14.000 Pflegeheime hierzulande von einem privaten Träger betrieben. Durch die Gemengefinanzwelt 04 | 2019


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Thomas F. Roth Vorstand IMMAC Holding AG

Sandro Pawils Chief Sales Officer Carestone Group GmbH

Nils Harde Vorstand INP Holding AG

lage des aktuellen Kapitalmarktumfelds und die höhere Nachfrage rücken somit Pflegeimmobilien immer stärker in den Fokus von Privatinvestoren. „Die Nachfrage in unserem Segment ist ungebrochen und wird künftig auch noch weiter steigen. Grund ist das attraktive Gesamtpaket. Wie auch klassische Immobilieninvestments sind Pflegeimmobilien meist langfristige Anlagen, die durch eine gute Balance aus Rendite, Sicherheit und Fungibilität überzeugen“, erläutert Sandro Pawils, Chief Sales Officer von Carestone.

ge Zeit in einer Reha-Klinik verbringen. Wenn die Zahl alter Menschen in Zukunft weiter steigen wird, ist also auch eine verstärkte Nachfrage nach Reha-Kliniken zu erwarten. „Die Nachfrage nach Reha-Klinik-Plätzen ist weniger der demografischen Entwicklung geschuldet, sondern mehr den Fallpauschalen in den Akut-Krankenhäusern und einer damit einhergehenden zügigen Enthospitalisierung nach operativen Eingriffen“, macht Thomas F. Roth für die steigende Nachfrage nach Reha-Kliniken nicht nur die Alterung der Gesellschaft verantwortlich. Der Vorstand der IMMAC Holding AG betont zudem, dass sein Unternehmen sich durchaus vorstellen kann, bald wieder Anleger an der steigenden Nachfrage zu beteiligen. „Wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden wir gern in neue Projekte investieren.“

der wirtschaftlichen Notlage breiter Bevölkerungsschichten viele Mütter arbeiten mussten, waren viele kleine Kinder tagsüber schlecht betreut oder wurden gar nicht betreut.

Die hohe Nachfrage hat jedoch auch ihre Schattenseiten: Wie auch auf dem Wohnimmobilienmarkt sorgen steigende Preise für fallende Renditen. So bewegen sich die Erträge für Pflegeimmobilien derzeit um die 5 %-Marke, im Jahr 2015 konnten noch Renditen über 6 % erzielt werden. „Die Renditen sind dabei von vielen Faktoren abhängig. Neben wachsenden Grundstücks- sind beispielsweise seit 2016 auch die Baupreise jährlich um rund 17 % gestiegen“, erklärt Sandro Pawils, dass nicht nur die steigende Nachfrage nach Pflegeimmobilien deren Erträge negativ beeinflusst. Kapitalanleger sollten bei einer Investitionsentscheidung für eine Pflegeimmobilie aber nicht nur die Prozentzahlen im Blick haben, die im Prospekt ausgewiesen werden. „Wir empfehlen zudem, sich nicht ausschließlich auf ausgewiesene Renditeversprechen zu konzentrieren. Viel wichtiger sind ganzheitliche Konzepte. Nicht selten kann durch Förderungen, wie KfW-Mittel, der tatsächliche Ertrag verbessert werden“, so Sandro Pawils. Etwa jeder zweite Patient in deutschen Krankenhäusern ist über 65 Jahre alt und viele müssen nachher noch einifinanzwelt 04 | 2019

Zwischen 2010 und 2017 hat das Hamburger Unternehmen bereits sechs Fonds emittiert, die in Rehaimmobilien investieren. Zu diesen Fonds gehört auch der IMMAC Austria Sozialimmobilien XIV Renditefonds, der im August 2015 auf den Markt gebracht wurde. Dieser investiert mit 49,5 Mio. Euro in eine Einrichtung in Münster (Tirol). „Gerade bereiten wir den Erweiterungsbau des Reha-Zentrums in Münster (Tirol) vor, der aufgrund der hohen Nachfrage 60 % mehr Bettenkapazität haben wird als bei der Emission des Fonds vor vier Jahren vorgesehen. Das dafür erforderliche Eigenkapital in Höhe von rund 5,6 Mio. Euro wird vom bestehenden Gesellschafterkreis im Rahmen einer Kapitalerhöhung erbracht“, so Thomas F. Roth weiter. Die Entstehung der Kindertagesstätten in Deutschland ist eng mit der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert verbunden. Weil aufgrund

Heute gibt es deutschlandweit über 50.000 Kindertagesstätten, in denen ca. 800.000 Kinder betreut werden. Angesichts der Tatsache, dass Eltern seit dem Jahr 2013 einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kita-Platz haben, ist das allerdings noch deutlich zu wenig. So fehlen laut Institut der Deutschen Wirtschaft ca. 300.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Ähnlich wie bei Pflegeimmobilien kommen auch hier immer öfter private Investoren ins Spiel. Eine Möglichkeit, in Kitas zu investieren, bietet die INP Holding AG, die diese als Beimischung in ihren Pflegeimmobilienfonds aufgenommen hat. „Neben den notwendigen Investitionen in der Seniorenpflege und -betreuung gilt es, den Blick auch auf die jungen Generationen in unserer Gesellschaft zu richten. Eine professionelle und fürsorgliche Kinderbetreuung gehört zu den zentralen gesellschaftlichen Aufgaben in Deutschland. Als Produktanbieter und Asset Manager im Bereich der Sozialimmobilien ergänzen daher seit dem Jahr 2013 Investitionen in Kindertagesstätten das Immobilienportfolio der INP-Gruppe“, erläutert Vorstand Nils Harde. Dieses Engagement soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. „Mittlerweile wurden sechs Kitas als Investitionsobjekte in verschiedenen INP-Fonds realisiert. Auch in Zukunft planen wir weitere Investitionen an nachhaltigen Standorten mit renommierten und erfahrenen Betreiberpartnern“, so Harde abschließend. (ahu) 93


IMMOBILIEN | NACHHALTIGE IMMOBILIEN

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Energie sparen durch Fensterdämmung oder Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach sind den meisten Bürgern geläufige Merkmale von nachhaltigen Immobilien. Aber die Ideen der Immobilienwirtschaft übersteigen dies bei weitem – sogar Materialien aus dem Cocktailglas kommen zum Einsatz. Denn eines ist klar: Nachhaltigkeit lohnt sich wirtschaftlich und Rendite macht erfinderisch. Nicht nur das Klima wandelt sich, sondern mit ihm auch die Gesetze, das Konsumverhalten und die Investitionsströme. Auf den großen Banken und Versicherern wächst der Druck, in ihren öffentlich zugänglichen Nachhaltigkeitsberichten gut dazustehen. Daher achten diese Großanleger verstärkt auf die Erfüllung ethischer, ökologischer und sozialer Kriterien bei ihren Investments, auch im Immobilienbereich. Außerdem ergibt dies ökonomisch Sinn, denn nachhaltige Immobilien können operationelle Risiken im Portfolio reduzieren.

Warum Anleger freiwillig auf Rendite verzichten

und damit die Wahrscheinlichkeit von Leerstand. Die Kirsche auf der Sahnehaube: die Mietinteressenten seien bei nachhaltigen Objekten zahlungskräftiger. Im Ergebnis entwickeln sich solche Objekte laut der Studie also langfristig besser. Auch die ONE GROUP, einer der führenden Anbieter von Investmentprodukten im Wohnimmobiliensegment, nutzt diese Marktentwicklung für ihre Kunden: „Durch unsere Muttergesellschaft ISARIA Wohnbau AG haben wir einen exklusiven Zugriff auf eine breite Projektpalette“, erklärt Malte Thies, Geschäftsführer der ONE GROUP. „Wir investieren damit in Projekte, die eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung gewährleisten, die soziale, wirtschaftliche und ökologische Anforderungen miteinander in Einklang bringt.“

Im Weißbuch „Nachhaltigkeit“ von 2017 kommt LaSalle Investment Management zu einem entsprechend bemerkenswerten Resultat. Anleger seien demnach bei ökologischen Immobilien bereit, im Tausch für mehr Sicherheit einen Renditeverzicht um bis zu 0,65 % zu akzeptieren! So könne man sich nämlich die Kosten für Modernisierung sparen, da die Objekte bereits neueste Standards erfüllen und staatliche Subventionen für nachhaltiges Bauen leichter zu bekommen sind. Des Weiteren sinke dank der Marktfähigkeit und der starken Nachfrage nach Grünen Immobilien das Vermarktungsrisiko

Dabei demonstriert das Unternehmen zusammen mit der Muttergesellschaft, dass nicht nur die Bauweise eines Gebäudes nachhaltig sein kann: „Die Mehrzahl der Wohnprojekte der ISARIA sind Brownfields, also bereits genutzte Flächen, die in moderne, gut per ÖPNV erreichbare und auf sämtliche Einkommensschichten zugeschnittene Wohnflächen umgewidmet werden“,

Malte Thies Geschäftsführer One Group GmbH

Marcus Jurowski Geschäftsführer CAPRI Capital ReInvest GmbH

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Was „Brownfields“ grün macht

so Thies. In dieser Philosophie stecken also gleich zwei Aspekte der Nachhaltigkeit: Ökologie und Soziales. Sie ist grün, denn die Standortwahl hält den Flächenverbrauch in Grenzen und minimiert das Verkehrsaufkommen. Angenehmer Effekt für die Stadt im Ganzen: es werden nicht nur mehr Grünflächen erhalten, die z. B. für Parks genutzt werden können, sondern auch die Wege werden kurz gehalten. In Großstädten wie Berlin würden die Bewohner geradezu jubeln, wenn ein „Um die Ecke“ nicht jedes Mal 20 Minuten Anreise bedeuten würde.

Kontinuierlicher Cashflow bei kurzer Laufzeit Die ISARIA-Philosophie ist außerdem sozial, weil sozial geförderter Wohnraum errichtet wird, z. B. im aktuellen Projekt DIAMALTPARK in München-Allach mit rund 200 geförderten Wohneinheiten. Hier leistet die ISARIA außerdem einen innovativen Klimabeitrag. Denn sie implementiert ein Versorgungskonzept, bei dem Geothermie-Brunnen in Verbindung mit Wärmepumpen den Grundbedarf an Wärmeleistung abdecken. Nicht nur bei der Nachhaltigkeit setzt die ONE GROUP auf Innovation, sondern auch beim Investitionsansatz: „Bei der ONE GROUP fungiert der Anleger nicht als Käufer oder Anteilseigner, sondern als Darlehensgeber und Finanzierungspartner von dringend benötigten Wohnungsbauvorhaben – ein grundlegender Unterschied“, erklärt Thies. Dieser Ansatz profitiere vom aktuellen Wohnungsengpass und dem Preisniveau sowie von einem zusätzlich finanzwelt 04 | 2019


Foto: © patpitchaya - stock.adobe.com

vorherrschenden Finanzierungsengpass gleichermaßen. „Er bietet Investoren kontinuierlichen Cashflow bei kurzer Laufzeit“, so der Geschäftsführer. Auch die Honorarberatungsfirma CAPRI Capital ReInvest bietet ihren Kunden rentable Investment-Optionen in Kombination mit Nachhaltigkeit. Dabei setzt das Unternehmen gern auf Denkmalimmobilien. „Das Erhalten von Denkmälern schont ökologische Ressourcen“, weiß der Geschäftsführer Marcus Jurowski. „Ein Abbruch und Neubau belasten die Umwelt deutlich mehr als solch eine Denkmalsanierung. Das gilt gerade dann, wenn traditionelle Handwerkstechniken mit dem Gebrauch von nachhaltigen, historischen Baustoffen einhergeht.“ Diese seien nicht nur umweltverträglicher, sondern auch ressourcenschonender in der Herstellung. Des Weiteren achtet CAPRI bei der Denkmalsanierung auf Energie-Effizienz. „Denn nur eine energetisch optimierte Denkmalsanierung ist auch nachhaltig“, erläutert Jurowski und rechnet vor: „Bei Nutzung solcher Programme kommt der Investor in den finanzwelt 04 | 2019

Genuss von Finanzierungszinsen unterhalb von 1 % und Tilgungszuschüssen zwischen 7,5 % bis max. 27,5 %. einmalig zu Beginn der Fertigstellung des Projektes.“ Das heißt im Klartext: Hier werden Teile des Darlehens erlassen als Belohnung für den nachhaltigen Erhalt der deutschen Baugeschichte. Also gewinnen alle Beteiligten: Umwelt, Stadt und Investor!

Gewaltiges Einsparpotenzial Bei der Energie-Effizienz bietet die PropTech („Property Technology“) Szene intelligente Lösungen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Objekten. Inzwischen gibt es nicht nur smarte Tools zur Klimatisierung und Beleuchtung, sondern auch hilfreiche Möglichkeiten für deren smarte Vernetzung. So lassen sich z. B. Temperatur und Luftqualität an die jeweils aktuelle Raumbelegung anpassen. Experten nehmen an, dass digitale Vernetzung den Energieverbrauch von Immobilien um circa 10 % reduziert. Diese Maßnahmen können

durch analoge Kniffs und Tricks ergänzt werden. Das Haus kann etwa gezielt so auf dem Baugrundstück platziert werden, dass die Sonnenenergie bestmöglich ausgenutzt wird. Auch der spätere Stromverbrauch zur Hausbeleuchtung kann bereits in der Planungsphase der Immobilie optimiert werden: Wenn die Fenster nicht nach optischen Kriterien platziert werden, sondern nach dem Stand der Sonne im Tagesverlauf, können die Stromkosten clever gesenkt werden – dank der optimalen Ausnutzung des Tageslichts. Insgesamt ist bei nachhaltigen Immobilien das Einsparpotenzial gewaltig! Denn „grüne“ Gebäude stoßen schon jetzt im Durchschnitt um bis zu 35 % weniger Kohlenstoffemissionen aus. Laut der Studie „Costs and Financial Benefits of Green Buildings“ ist der Wasser- und Energieverbrauch um bis zu 50 bzw. 30 % niedriger als bei nicht nachhaltigen Objekten und die Menge an Feststoffabfällen kann um bis zu 90 % gesenkt werden. Willkommen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten! (sh) 95


IMMOBILIEN | INTERVIEW

Maßgeschneiderte Angebote für freie Finanzvermittler André Lichner ist seit April 2017 als Geschäftsführer der Prohyp GmbH für das Regionalgeschäft an den deutschlandweit sechs Prohyp-Standorten sowie für institutionelle Finanzvertriebe verantwortlich. Im Interview berichtet er über die Resonanz zu neuen Veranstaltungs- und Schulungsangeboten und gibt seine Einschätzung zum aktuellen Marktumfeld für Finanzierungsvermittler ab. finanzwelt: Mit den PROHYP-IMPULSEN 2019 haben Sie ein neues Format ins Leben gerufen, das über das Jahr verteilt fast 30 Veranstaltungen von regionalen Workshops bis zu größeren überregionalen Events vorhält. Wie lautet das Zwischenfazit zur Mitte des Jahres? André Lichner» Ich ziehe ein positives Zwischenfazit. Die Resonanz ist bislang sehr gut, das Konzept scheint anzukommen. Unsere Partner nutzen die zahlreichen Gelegenheiten, Neuigkeiten rund um die Baufinanzierungsberatung und über uns aus erster Hand zu erfahren sowie unsere Mitarbeiter und andere Partner persönlich kennenzulernen. Auch wir profitieren, bieten uns die PROHYP-IMPULSE doch einen tollen Rahmen, uns mit unseren Partnern abseits des Alltagsgeschäfts auszutauschen. Wir nehmen von jeder Veranstaltung zahlreiche Anregungen mit – die sich bei der

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Weiterentwicklung unserer Services bemerkbar machen und sämtlichen Partnern zugutekommen werden. finanzwelt: Sie bieten umfangreiche prozessuale und fachliche Unterstützung und fördern jeden Partner möglichst individuell je nach Voraussetzung und beruflichen Zielen. Inwieweit spiegeln die PROHYP-IMPULSE 2019 die Vielfalt der Partner mit ihren unterschiedlichen Qualifikationen und Zielen wider? Lichner» Zum einen bilden wir unser Prohyp-Partnermodell ab. So setzen wir bei sämtlichen PROHYP-IMPULSE-Veranstaltungen auf hochwertige Inhalte und eine ansprechende Atmosphäre, beides steigert sich aber von Stufe zu Stufe. Zum anderen haben wir die Veranstaltungsreihe bewusst so konzipiert, dass wir in den ersten Monaten mit unseren

finanzwelt 04 | 2019


BVT Unternehmensgruppe Sachwerte. Seit 1976. Die BVT Unternehmensgruppe mit jahrzehntelanger Erfahrung bei deutschen und internationalen Immobilienengagements sowie bei Energie- und Umweltprojekten bietet Investoren attraktive Sachwertbeteiligungen:

Neues US-Beteiligungsangebot für Privatanleger Mehr unter www.residential-usa.de

Immobilien USA Entwicklung und Veräußerung von Class-A-Apartmentanlagen

Immobilien Deutschland Diversifizierte Immobilienportfolios und Co-Investments

Multi-Asset-Konzepte Aufbau von Portfolios aus Sachwertund Unternehmensbeteiligungen

Energie- und Infrastruktur Individuelle Investitionen in Wind-, Solar- und Wasserkraftanlagen

Mehr erfahren: E-Mail: interesse@bvt.de, Telefon: +49 89 38165-206, www.bvt.de


IMMOBILIEN | INTERVIEW

Workshops vor allem diejenigen angesprochen haben, die Baufinanzierungen eher als Nebenprodukt vermitteln. Aktuell zur Jahresmitte folgen verschiedene Events, die sich verstärkt an die auf Finanzierungen spezialisierten Vertriebspartner richten. Unser Anliegen ist in dem Zuge, die Marke Prohyp erlebbar zu machen und die Vorteile, die wir als den „Prohyp-Effekt“ bezeichnen, herauszustellen. finanzwelt: Prohyp hat außerdem gerade sein neues Schulungsangebot aufgelegt, die Prohyp Academy. Partner können je nach Bedarf ihr Baufinanzierungswissen gezielt auffrischen oder auch modular aufgebaute Zertifikatsreihen besuchen. Welche Idee steckt hinter der Academy? Lichner» Wir sehen Prohyp als Partner der Vermittler, der Wachstum ermöglicht und begleitet. Dazu zählt neben der Bereitstellung der benötigten Produkte und Tools auch ein maßgeschneidertes Angebot für die Weiterqualifizierung der Vermittler. Aus diesem Selbstverständnis heraus haben wir ein Konzept entwickelt, das Trainings aus der Praxis für die Praxis bietet. Wir kaufen die Inhalte nicht zu, sondern nutzen das Know-how unserer Finanzierungsexperten sowie die Kompetenz von erfahrenen Fachtrainern. Zur Verfügung steht bereits ein breites Angebot rund um die Baufinanzierungsberatung, das wir nach und nach erweitern. Interessierte können sich auf prohyp.de unter ‚Academy‘ ein Bild machen. Bereits in den ersten zwei Wochen nach dem Start konnten wir mehr als 150 Anmeldungen verzeichnen. finanzwelt: Lassen Sie uns einen Blick auf das Marktumfeld für freie Finanzierungsvermittler werfen. Ist die Finanzierungsberatung für sie im Lauf der letzten zehn Jahren eher einfacher oder schwieriger geworden? Lichner» Das Marktpotenzial ist ganz klar gewachsen und wird noch weiter zunehmen. Viele Banken haben ihre Filialnetze ausgedünnt und damit auch ihre Beratungskapazitäten zurückgefahren. In diese Lücke stoßen nun die freien Finanzierungsvermittler. Auch die öffentliche Wahrnehmung hat sich gewandelt. Während vor zehn Jahren freie Finanzierungsberater noch als Exoten galten, ist die Präsenz von bankenunabhängigen Finanzierungsvermittlern auch in kleineren Städten und Gemeinden heute eine Selbstverständlichkeit. finanzwelt: Haben die gestiegenen Regulierungsanforderungen nicht dazu geführt, dass das Geschäft für Vermittler komplizierter geworden ist? Lichner» Der Mehraufwand, der sich aus Vorschriften wie etwa der Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR) ergeben hat, betrifft vor allem diejenigen, die ihre Prozesse in Eigenregie managen müssen. Wer hingegen als Vermittler eine Plattform wie eHyp nutzt, kann darauf vertrauen, dass dort die erforderlichen Dokumentations- und Abwicklungsprozesse rechtssicher ablaufen – und profitiert zugleich vom technischen Know-how. Er kann sich dann ganz auf sein Beratungsgeschäft konzentrieren. Unterm Strich hat die stren98

gere Regulierung dazu geführt, dass sich immer mehr Vermittler Plattformen angeschlossen haben. finanzwelt: Viele freie Finanzdienstleiser sind Einzelkämpfer. Wie können sich diese Ihrer Erfahrung nach am Markt behaupten und erfolgreich positionieren? Lichner» Ein wichtiger Erfolgsfaktor liegt darin, aus der eigenen Beraterpersönlichkeit eine Marke aufzubauen und diese mit effizienten Marketingmaßnahmen wie Online-Präsenz oder Empfehlungsmarketing bekannt zu machen. Unabdingbar ist in dem Zuge natürlich eine hohe Beratungsqualität. Gerade bei der Baufinanzierungsberatung führen hohe Standards zu nachhaltigem Erfolg. finanzwelt: Viele freie Vermittler sind Einzelkämpfer, andere haben indes teils mehrere Angestellte. Wie lässt sich so ein Unternehmen in der Branche erfolgreich führen? Lichner» Wenn ein Betrieb angestellte Mitarbeiter hat, ist Führungsqualität gefragt. Es gilt, Mitarbeiter zu entwickeln und zu halten, denn Fluktuation ist teuer und schadet jedem Unternehmen. Gerade in Zeiten, in denen vielerorts annähernd Vollbeschäftigung herrscht, sollten Betriebe attraktive Pakete schnüren, um Talente zu gewinnen und zu binden. Dazu zählt nicht nur das Gehalt, sondern auch ein wertschätzender Umgang, Freiraum bei der Gestaltung der Arbeit und die Möglichkeit zur Weiterbildung. finanzwelt: Aktuell ist der Markt geprägt von vielerorts steigenden Immobilienpreisen, einem vor allem in Top-Städten begrenzten Angebot sowie von Zinsen auf historisch niedrigem Niveau. Was heißt das Ihrer Auffassung nach für die Baufinanzierungsberatung? Lichner» Angesichts der Kombination aus steigenden Preisen und niedrigen Zinsen steht die langfristige Zinssicherheit im Mittelpunkt. Dazu kommt der Blick auf die Tilgung, um den Schuldenstand zügig zu reduzieren. Unsere Finanzierungsstrukturen zeigen, dass die Kunden unserer Prohyp-Partner genau das beherzigen: Die durchschnittliche Anfangstilgung ist weit höher als noch vor einigen Jahren, und die Zinsen werden überwiegend langfristig festgeschrieben. finanzwelt: Blicken wir noch auf die politischen Rahmenbedingungen für den Erwerb von Wohneigentum. Was sehen Sie positiv, wo gibt es Verbesserungsbedarf? Lichner» Positiv ist, dass das Problem der Wohnungsknappheit von der Politik wahrgenommen wird und erste Schritte zu deren Behebung eingeleitet werden. Doch dabei sehe ich bislang zu wenig Konkretes und Nachhaltiges und manche Maßnahmen, wie das Baukindergeld, halte ich für schlecht umgesetzt. Aufgrund des Fixbetrags ist diese Förderung eher in ländlichen Regionen interessant, wo oft genügend Wohnraum zu moderaten Preisen vorhanden ist. In Hochpreisregionen ist das Baukindergeld hingegen manchmal eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine Senkung oder einen Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer würde ich für effizienter halten. (fw) finanzwelt 04 | 2019


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