Bassenge Kunstauktion 122: Erinnerungen an Wiesenstein – Aus dem Nachlass Gerhart Hauptmann

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BASSENGE A U K T I O N 122 Erinnerungen an Wiesenstein – Aus dem Nachlass Gerhart Hauptmann

Donnerstag, 30. November 2023

Galerie Bassenge . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin Telefon: 030-893 80 29-0 . E-Mail: art@bassenge.com . www.bassenge.com


I H R E A N S P R E CH PA RT N E R F Ü R D I E S E N KATALO G / E X P E RT S FO R TH I S CATA LO G U E : Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den gewünschten Losnummern zu erfragen, da Angaben zum Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog notiert sind. Dr. Ruth Baljöhr

+49 (0)30 - 893 80 29 22

r.baljoehr@bassenge.com

Barbara Bögner

+49 (0)30-88 62 43 13

b.boegner@bassenge.com

Simone Herrmann

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Die Galerie Bassenge ist Mitglied bei

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mindestens 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.


T ER M I N Ü BER SICH T

AU KT ION 122

MITTWOCH, 29. November 2023 Vormittag 10.00 Uhr Druckgraphik des 15. bis 17. Jahrhunderts Nr. Druckgraphik des 18. Jahrhunderts mit Sondersammlung C. W. Kolbe und Papierantiquitäten Nr. Nachmittag 15.00 Uhr Druckgraphik des 19. Jahrhunderts und des Fin de Siècle Nr. Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts Nr.

5000-5239 5240-5383 5384-5508 5509-5721

DONNERSTAG, 30. November 2023 Vormittag

10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr 17.00 Uhr

Gemälde Alter und Neuerer Meister Rahmen

Nr. Nr.

6000-6204 6205-6235

Erinnerungen an Wiesenstein – Aus dem Nachlass Gerhart Hauptmann

Nr.

6300-6369

Portraitminiaturen

Nr.

6440-6585

Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Nr.

6600-6830

Moderne Kunst II (Katalog nur online verfügbar) Zeitgenössische Kunst II (Katalog nur online verfügbar)

Nr. Nr.

7000-7114 7120-7320

Moderne und Zeitgenössische Kunst I

Nr.

8000-8270

FREITAG, 1. Dezember 2023 Vormittag

10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr SONNABEND, 2. Dezember 2023 Nachmittag

14.00 Uhr

VORBESICHTIGUNGEN Druckgraphik, Gemälde, Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts und Portraitminiaturen Erdener Straße 5A, 14193 Berlin Mittwoch, 22. November bis Montag, 27. November, 10.00–18.00 Uhr, Dienstag, 28. November 10.00–15.00 Uhr Moderne und Zeitgenössische Kunst I und II Rankestraße 24, 10789 Berlin Mittwoch, 22. November bis Mittwoch, 29. November, 10.00–18.00 Uhr, Donnerstag, 30. November, 10.00 bis 14.00 Uhr „Erinnerungen an Wiesenstein – Aus dem Nachlass Gerhart Hauptmann“ und „Jean-Charles Blais – Sammlung Wiegand“ Galerie Mond, Bleibtreustraße 17, 10623 Berlin Mittwoch, 22. November bis Donnerstag, 30. November, 10.00–18.00 Uhr

Schutzgebühr Katalog: 20 €


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An Herzkammerwänden entlang „die mystische Schutzhülle meiner Seele“ Gerhart Hauptmann über sein Haus Wiesenstein

Eine bange Frage waren seine letzten Worte: „Bin ich noch in meinem Hause?“ Dem Sterbenden hat man darauf wohl ebenso bang geantwortet. Gerhart Hauptmanns Haus Wiesenstein in Agnetendorf im Riesengebirge, am Rand von Hirschberg, dem heutigen Jelenia Góra, gelegen, war bereits vor seinem 83. Lebensjahr zu einem Ort in der Schwebe geworden. Der für seine Rastlosigkeit bekannte, immer wieder dieselben Aufenthaltsorte wechselnde Dichter konnte sich seiner Bleibe selbst in der Agonie nicht mehr sicher sein. Ein absehbares Ende. Bereits im Februar 1945 hatte Hauptmann in Vorahnung des Kommenden den düsteren Reim notiert: „Trag ich schon des Endes Pein: gebt mir einen Rest von Sein“. Wenige Tage später wurde er Zeuge des Dresdner Infernos. Den Flüchtlingsströmen entgegen, kehrte er im März nach Agnetendorf zurück, gab Verse der Resignation zum Diktat und urteilte apo­dik­tisch: „Die Menschheit hat Valet gesagt“. Ein letztes Mal gab er einem Maler die Erlaubnis zum Porträt, vertiefte sich ins Neue Testament und harrte, zusehends schwächer werdend, der Dinge. Kurz nach der Kapitulation stellten die sowjetischen Besatzer das prächtige Anwesen und seinen weltberühmten Bewohner unter besonderen Schutz, ein Umzug nach Berlin wurde erwogen, doch der „Rest von Sein“ ging am Nach­mittag des 6. Juni 1946 zur Neige. Hans Pleschinski, der in seinem Roman „Wiesenstein“ authentisch das letzte Jahr des Dichters schildert, beschreibt die Ereignisse in den folgenden Stunden, Tagen und Wochen: Der Leichnam wurde in die berühmte 1912 im Kloster Margherita erworbene Franziskanerkutte gekleidet und im Arbeitszimmer aufgebahrt, vor dem Haus versammelten sich Trauernde zu einer Kundgebung, eine Totenmaske wurde abgenommen, und es begannen zähe Verhandlungen um die letzte Ruhestätte des Verewigten, dem Thomas Mann eine in seiner „geistigen Gebundenheit etwas steckengebliebene Größe“ beimaß. Hauptmanns Wunsch nach einem Grab auf dem Wiesenstein wurde nicht erfüllt, stattdessen erlaubte man, dank der Moskau-Demarchen eines sowje­tischen Offiziers, die Überführung der sterblichen Über4

reste in Begleitung seiner Gattin. Sieben Wochen sollte es dauern, bis die Lastwagen vorfuhren und die Habe verla­den wurde, hastig und der Gediegenheit des Ortes Hohn sprechend. „Maßgearbeitete Manuskriptschränke wurden aus den Wänden gebrochen“, so Pleschinski, und er fährt fort: „sonstiges Inventar, Menschen, Gepäck, Bücher, Bett­zeug und zuletzt der Sarg gelangten zum Güterbahnhof von Hirschberg, wo sieben desolate Eisenbahnwaggons ohne Fenster und mit zerfetzten Sitzen bereitstanden. Allerdings ohne Lokomotive. Einer der Waggons war dem Sarg und dem Schreibtisch Gerhart Hauptmanns vorbehalten. In die übrigen wurde das Eigentum des Ehepaars verladen und zwängten sich die Menschen, die ihm nahestanden oder die fliehen wollten.“ Endlich ist eine Loko­motive da und bringt den Tross über die polnische Grenze. Nach Stationen des Sonderzuges in Berlin und Stralsund, Tausende geben ihm hier das letzte Geleit, wird der Sarg auf dem Inselfriedhof in Kloster auf Hiddensee beigesetzt. Der renommierteste Autor seiner Zeit, lange der berühmteste Deutsche überhaupt, Dichterfürst, „König der Republik“ (wieder Thomas Mann), der Nationaldichter und Klassiker zu Lebzeiten, vermutlich der wohlhabendste Schriftsteller dazu, hatte seine letzte Ruhe gefunden. Das 1929 von ihm auf Hiddensee gekaufte Haus Seedorn ist nur wenige Schritte vom Grab entfernt. Seine nachgelassenen Güter aus dem Haus Wiesenstein verblieben zunächst in Berlin und gerieten schließlich auf verschlungenen Wegen, mitunter vom Verlust bedroht, in die Schweiz. Die Geschichte eines Erbes, die bis jetzt noch nicht beendet ist. Wenn nun eine stattliche Reihe von Kunstwerken, Objek­ten, Möbeln und anderen Gegenständen aus Hauptmanns innigst geliebtem Lebensort zur Auktion kommt, so ist dies ein besonderes Ereignis. Den kaum vergleichbaren Fall Ernst Jünger beiseitelassend, werden hier wohl das letzte Mal Objekte aus dem Nachlass einer Persönlichkeit zu erwerben sein, die einer heute völlig unzeitgemäß gewordenen klassischen Rolle des Dichters zu entsprechen suchte und dies auch bravourös vermochte – in bewährtem Glanz (der Nobelpreis 1912), der jedoch von manchen


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Zeitgenossen als stumpf empfunden wurde. Otto Julius Bierbaum notierte bereits 1900 süffisant: „Nur ein Mensch, der den Gang der Gestirne verfolgt und kosmische Einsicht hat, vermag diesem Gewaltigen gerecht zu werden, den man mit Fug als Sonnensystem ansprechen mag.“ Im selben Jahr begann der Berliner Architekt Hans Grisebach mit dem Bau der Villa in Agnetendorf. Auf drei Ebenen ermöglichte sie dem hier residierenden Zentralgestirn die Weltaneignung in der Nachfolge Goethes: mit Bibliothek, Musiksaal, Kapelle (die „Paradieshalle“), Galerie, Archiv, Turmzimmer, mit Fremdenzimmern und den die trivia­len Lebensfunktionen gewährleistenden Räumlichkeiten für Schlafen, Frühstücken, Speisen, Trinken (der Weinkeller), Waschen, Kochen und für die Arbeit (samt Sekretärin). Hinzu kamen Mädchenzimmer, eine Kesselgrube, eine Veranda und ein parkähnlicher Garten. Das Haus Wiesenstein eröffnete einen Kosmos, der die Lebensgeschichte, die Vorlieben und Attitüden, die Sammelleidenschaft und das Repräsentationsbedürfnis des Hausherrn zum Vorschein brachte. Nahezu siebzig Lose geben uns einen Eindruck hiervon: Mit einer Bildnisbüste des Sohnes Benve­nuto, die der in seinen Anfängen die Bildhauerei studierende Dichter 1915 schuf, mit Vasen und Truhen, einem gotischen Käst­chen für Münzen im Turmzimmer – wer dächte nicht an Märchenhaftes –, Zinnkannen und Glasgefäßen, einem Spieltisch, Möbeln verschiedener Stilepochen, darunter ein Wiener Biedermeier-Sekretär, mit Mineralien, der kolossale Bergkristall ruhte auf dem Schreibtisch im oberen Arbeitszimmer, einer Kaminuhr, Wandapplikationen, Holzskulpturen und einem sitzenden Terrakotta-Löwen, der einst italienischen Ölbauern abgekauft worden war, den Wiesenstein-Eingang zierte und später auch bei Hauptmanns Sohn Benvenuto im Tessin seinen Platz am Treppenaufgang bekam. Einer der interessantesten Gegenstände aus Agnetendorf ist ein klassizistischer Kerzenleuchter, der in jener Ecke des Schlafzimmers stand, wo Hauptmann Notate spontan an eine Wand kritzelte, die Erhart Kästner, Hauptmanns zeitweiliger Sekretär, später als „Herzkammerwand“ bezeichnete. Nachtmahrende Bekenntnisse wie „Ich bin ein Fremdling im eigenen Lande, das ich doch besser kenne als irgend ein Heimischer“.

Neben zahlreichen Blättern von Pencz bis Orlik aus der graphischen Sammlung Hauptmanns, die er häufig mit seinen Anmerkungen versah, begegnen wir einem Ölgemälde und mehreren Zeichnungen seines Freundes Ludwig von Hofmann, mit dem er 1907 Griechenland bereiste. Dann mehreren Gemälden der Stralsunder Malerin und Schwester im Hiddenseer Geiste Elisabeth Büchsel und einem großformatigen Porträt, das Leo von König, auch er ein enger Vertrauter Hauptmanns seit der Jahrhundertwende, im Jahr 1927 in Rapallo schuf. Das Bild, ein Höhepunkt der Auktion, war der Blickfang im Wiesensteiner Frühstückszimmer, in dem Hauptmann sich für seine „ProduktivSpaziergänge“ stärkte. Die Sympathien des Hauptmannschen Dichterhaushaltes für das Medium Fotografie werden durch die hier vorhandenen Aufnahmen belegt. Sie reichen von den ikonisch gewordenen Porträts des einsamen, in die Weite Schauenden am Strand von Hiddensee bis zu den Fotos von der Hochzeit Benvenutos mit einer Prinzessin, Beginn einer Ehe, die nur wenige Monate währte. Diesem Sohn und seinem Eifer ist es zu verdanken, dass in einem braunen, mittelalterlich anmutenden Lederbuch, das der 1900 Geborene mit zehn Jahren vom Vater geschenkt bekam, alle Gäste des Hauses – sei es in Agnetendorf oder anderswo –, schriftliche Spuren ihrer Anwesenheit hinterließen, oft üppig in Worten und Zeichnungen, manchmal schmissig oder altersklug. Ein Spiegel der Prominenz aus nah und fern, die der Übervater empfing und der dem kleinen Benvenuto damit ein Exemplum statuierte, wie Berühmtheit sich selbst multipliziert. Gerhart Hauptmann – ein Dichter unserer Zeit? Wohl kaum. Das Panorama seiner dichterischen Existenz hingegen fasziniert bis heute in seiner Makellosigkeit und Brechung. Jagemanns berühmtes Goethe-Porträt hatte in seiner Bibliothek den auffallendsten Platz, die Röcke des großen „Vordermannes“ trug auch er. Goethe redivivus. Kein Wunder, dass Haarlocken Hauptmanns kursierten. Seine Aura ist zu erahnen, als wäre sie noch in einem großen Bernstein gebunden, den Hauptmanns Hand umschmeichelte. Dieser noch immer wahrnehmbare Klang einer versunkenen Ära mischt sich jedoch mit dem Split­tern der Manuskriptschränke in Agnetendorf. Gerhart Hauptmann redivivus? Vielleicht doch. Stephan Schurr 5


Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Gerhart Hauptmann vor dem Portal von Wiesenstein

Portalskulptur 6300 Löwe, sitzend – Skulptur an dem Treppenaufgang zum Portal von Wiesenstein. Terrakotta. H. 73 cm. Italienisch (wohl Impruneta), 19. Jh. 3.500 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 61 mit Abb. Der Löwe mit dem zur Seite gewandten Kopf bewachte bis 1946 den Eingang von Wiesenstein. Gerhart Hauptmann dürfte die Skulptur von einer seiner zahlreichen Italienreisen mitgebracht haben. Der nachdenkliche Blick Hauptmanns auf das Bildwerk in unserer Vergleichs­ abbildung erinnert daran, dass der Schriftsteller in jungen Jahren den Vorsatz hatte, Bildhauer zu werden.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Schatulle für Münzen 6301 Gotisches Kästchen. Holz mit zahlreichen Eisenbeschlägen teils ausgebildet als Blüten oder Eicheln. Auf der Vorderseite das Schloss (Schlüssel fehlend), oben kleiner Klapphenkel. H. 6,7 cm x Br. 18 cm x T. 11 cm. Im Deckel mit handschriftlichen Bezeichnungen zum vormaligen Münzbestand aus den Jahren 1929-1937 („22.IV.29: 202 Münzen... 12. April 37 135 Münzen und 1 sächs. Dukaten“). Deutsch, wohl Rheinland, 15./16. Jh. 2.500 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 72. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 75 mit Abb. Das Kästchen befand sich im oberen Turmzimmer in Wiesenstein. Hauptmann nutzte sein „Observatorium“ vor allem zum Lesen und Meditieren.

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Meister IB (dt. Künstler, tätig um 1530)

6302 Fides (Fids). Kupferstich. 7,8 x 5,1 cm. B. VIII, 307, 23, Nagler, Die Monogrammisten III, 32. 450 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 182 mit Abb. Provenienz: Doublette aus der Albertina, Wien (Lugt 5g). Prachtvoller, prägnanter Druck, teils mit Spuren eines Rändchens um die gratige Facette.


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6302 6303

Jakob Binck (um 1500 Köln – 1569 Königsberg)

6303 Die Jungfrau von einem Engel gekrönt. Kupferstich nach Albrecht Dürer. 9,8 x 7,6 cm. 1526. B. 37, Hollstein 54 II. 600 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 159 mit Abb. Provenienz: Aus der Sammlung der Albertina, Wien (Lugt 5g). Der sehr seltene Druck in einem ausgezeichneten Abzug, an bzw. minimal knapp innerhalb der Facette geschnitten. Handschriftl. Bemerkung Gerhart Hauptmanns auf dem Untersatz „gewissermaßen schematisch“.

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Georg Pencz (1500 Nürnberg – 1550 Leipzig)

6304 Loth und seine Töchter. Kupferstich. 4,7 x 7,6 cm. B. 20, Landau 19, Hollstein 13.

Provenienz: Aus der Sammlung Friedrich August II. von Sachsen, Dresden (Lugt 971, 972, 780a).

450 €

Ganz ausgezeichneter Druck bis an die Plattenkante beschnitten. Handschriftl. Bemerkung Gerhart Hauptmanns auf dem Untersatz „ganz überragend“. Beigegeben von Pencz „Susanna und die beiden Alten“ (B. 26), ebenfalls von Hauptmann auf dem Untersatz bez. „auch das“.

Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 178 mit Abb.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6305 10


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6306

Deutsch (wohl Thüringen) 6305 15./16. Jh. Christus am Ölberg. Holz, vollrund gearbeitet, farbig gefasst. H. 86 cm. 2.400 € Literatur: Liegnitzer Katalog, S. 42. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 55 mit Abb. Der kniende Christus mit den vor der Brust zum Gebet erhobenen Händen war Teil einer großeren Ölberggruppe. Die Skulptur befand sich in der Paradieshalle von Wiesenstein.

Andrea Mantegna (1431 Isola di Cartura – 1506 Mantova)

6306 nach. Christus in der Vorhölle. Radierung. 22,3 x 27,1 cm. B. XIII, S. 243 (Mantegna Addenda) 2, TIB (Commentary) .031b, Nagler, Die Monogrammisten, 962. Wz. Buchstaben. 600 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 200 mit Abb. Ausgezeichneter Druck überwiegend an die Einfassung geschnitten, links teils minimal unregelmäßig.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6307

Niederländisch 6307 17. Jh. Landschaft mit zwei Edelleuten zu Pferd auf einer Landstraße, im Hintergrund ein Dorf. Öl auf Eichenholz. 46,5 x 70 cm. 3.000 € Das Gemälde hing links vom Kamin an der vertäfelten Wand im unteren Arbeitszimmer, das gelegentlich auch als Kaminzimmer beschrieben wird.

Süddeutsch 6308 spätes 15./frühes 16. Jh. Christus im Elend. Holz, vollrund geschnitzt, mit Spuren der polychromen Fassung. H. 47 cm. 1.800 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 54 mit Abb. Die Figur schmückte den Kaminsims im unteren Arbeitszimmer. Der Kamin im unteren Arbeitszimmer 12


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6308 13


Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6309

Schmuckrahmen 6309 Spanischer Rahmen, 17. Jh., geschnitzt, blaugrün gefasst und teils vergoldet. Lichtes Maß: 92,5 x 69 cm. Profilbreite: 10 cm. 1.800 € 14


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Truhe im Renaissancestil 6310 Kleine intarsierte Truhe. Obstbaumholz, zweigeteilte Front mit Intarsien und drei vorgeblendeten Säulen, mit Klappdeckel. H. 34 cm x Br. 54 cm x T. 35 cm. Süddeutsch, 18. Jh. 800 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 74. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 78 mit Abb. Der Standort der Truhe war in der Paradieshalle von Wiesenstein.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

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Hans Sebald Beham

Georg Pencz

(1500 Nürnberg – 1550 Frankfurt a. M.)

(1500 Nürnberg – 1550 Leipzig)

6311 Die beiden Liebespaare und der Narr. Kupferstich. 3 x 5,1 cm. (1535). B. 212, Pauli, Hollstein 214 I (von III).

6312 Zwei Szenen der frühen römischen Geschichte: Sextus Tarquinius raubt Lukretia; Der Tod der Lukretia. 2 (von 4) Kupferstiche. Je ca. 7,8 x 11,6 cm. B. 78, 79, Landau 86 a (von b), 87 a (von b), Hollstein 130, 131.

900 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 153 mit Abb.

450 €

Provenienz: Aus der Sammlung Friedrich August II. von Sachsen, Dresden (Lugt 971).

Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 178f mit Abb.

Vor dem Datum und mit dem geöffneten Mund der Dame rechts. Ausgezeichneter, überwiegend klarer Druck mit der Einfassung, links teils minimal knapp innerhalb. Beigegeben von demselben „Die Apostel Bartholomäus und Matthias“ (B. 42).

Provenienz: B. 79 aus der Sammlung Friedrich August II. von Sachsen, Dresden (Lugt 971).

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Ganz ausgezeichnete, tonige Frühdrucke, bis an bzw. partiell minimal knapp in die gratigen Facetten beschnitten, die Ecken von B. 78 leicht abgerundet. Beide mit Hauptmanns handschriftl. Bemerkungen auf den Untersätzen.


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Glasgefäß 6313 Glasgefäß in Form eines Fasses. Farbloses Glass, in Abständen mit 8 umlaufenden gerippten Glasgurten. H. 18 x Br. 26 cm. Böhmisch, 17. Jh. 750 € Literatur: Liegnitzer Katalog, S. 108. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 126 mit Abb. Das Glasgefäß befand sich in der Paradieshalle von Wiesenstein.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

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Zinngeschirr 6314 Zinnteller. Zinn, im Spiegel mit graviertem Wappen mit Helmzier und der Beischrift „Wolf v. Werdt trutzig und treu“, gravierte Blattranken auf der Fahne. D. 27,3 cm. Schweiz, spätes 17./frühes 18. Jh. 750 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 102-103. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 115 und 116 mit Abb. Beigegeben drei weitere gravierte Schweizer Zinnteller, teils mit Luzerner Beschau (D. 27,5-35 cm), einer davon bez. „Franz Joseph Businger anno 1706“, sowie ein späteres längsrechteckiges Zinngefäß (wohl für Stifte).

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6315 Große Zinnkanne. Kugelige Wandung mit kantiger, von einer Strebe gehaltenen Ausgussröhre mit Klappdeckel. H. 33 cm. Schweiz, 18. Jh. 400 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 100. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 112 mit Abb. Die Kanne befand sich in der Vordiele von Wiesenstein. Beigegeben zwei Zinnbecher (H. je ca. 13 cm).

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Klassizistische Stühle 6316 Drei klassizistische Stühle. Birke mit ebonisiertem Schnitzwerk in den Rücken­ brettern und gotisierenden Bögen im Lehnenbereich, unrestauriert. H. 45/88 cm. Baltikum, um 1800. 1.200 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 78. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 83 mit Abb. Die Stühle standen im oberen Turmzimmer, das Hauptmann als ein weiteres Arbeitszimmer diente.

Das obere Turmzimmer mit dem großen Arbeitstisch

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Spieltisch 6317 Kleiner Spieltisch. Ovale Tischplatte aus Wurzelholz, darin eingelassen das Schachbrett, mit Mittelfuss. H. 65 cm x Br. 81 cm x T. 62,5 cm. Deutsch oder Englisch, 19. Jh. 500 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 78. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 82 mit Abb. Das Tischchen stand im oberen Turmzimmer.

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Armlehnstuhl 6318 Armlehnstuhl im Barockstil. Buche, gestickter Bezugsstoff mit floralem Dekor (restaurierungsbedürftig, Stoff mit stärkeren Abnutzungsspuren). H. 112 x Br. 62 x T. 48 cm. Niederländisch, 19. Jh. 300 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 88 mit Abb. 6318 21


Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Die Bibliothek von Wiesenstein

Nicolas-Henri Jacob (1782–1871, Paris)

6319 Portrait Johann Wolfgang von Goethes im Profil nach links. Kreidelithographie nach Ferdinand Carl Christian Jagemann (1780-1820, Weimar). 62,1 x 48,7 cm (Blattgröße). Nach 1806. „Lithog. de C. de Lasteyrie“ Nicht im Inventaire du fonds français. 1.200 € Der aus Paris stammende Künstler Nicolas-Henri Jacob war Schüler Jacques-Louis Davids und betätigte sich zunächst als Historienmaler. Jacob gilt in Frankreich als Pionier auf dem Gebiet des Steindrucks, und er beschickte bereits zwischen 1819-1824 den Salon mit seinen Lithographien. Vorliegendes, beeindruckendes Portrait Goethes geht zurück auf eine wohl um 1806 entstandene Zeichnung Ferdinand Jagemanns, einem der wichtigsten Portraitisten des klassizistischen Weimars. Letzterer war zwischen 1802 und 1804 in Paris und studierte dort ebenfalls bei David. Vermutlich haben sich die beiden jungen Künstler im Atelier Davids kennengelernt, oder aber während des gleichzeitigen Aufenthalts in Italien. Der Inventaire du fonds français, der das lithographische Werk Jacobs verzeichnet, führt unser Blatt indes nicht auf. - Ausgezeichneter Druck mit Rand um die ovale Darstellung, unten mit dem Text. Das eminent seltene Blatt hing in der Bibliothek von Wiesenstein, bezeichnenderweise über der Vitrine mit der Münzsammlung, ein Sammel­ gebiet für das Goethe ebenfalls ein Faible hatte. Durchblick durch die Bibliothek 22


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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Stuhlpaar 6320 Zwei Stühle aus der Goethezeit. Obstholz (Kirsche?), Schwarzlotmalerei im Rückenbrett mit dörflichen Szenen (unrestauriert). H. 44/88 cm. Deutsch, um 1810. 800 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 78. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 83 mit Abb. Die Stühle gehörten zur Ausstattung des Frühstückszimmers im Obergeschoß, das mit Möbeln des Biedermeier eingerichtet war (siehe Vergleichsabb. S. 28).

Gerhart und Margarete im oberen Arbeitszimmer

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Joseph Ulrich Danhauser (1780–1829, Wien)

6321 nach. Sekretär. Kirschbaum auf Weichholz furniert, teils ebonisierte Kantenakzentuierung, Konstruktion mit zwei flankierenden Zylindern mit ovaler Platte, ein großer und vier kleinere Schübe, je ein Fach in den Zylindern (unrestauriert). H. 94 x Br. 148 x T. 74 cm. Wien, 2. Viertel 19. Jh. 2.500 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 80 mit Abb. Der Schreibtisch war das zentrale Möbel in dem oberen Arbeitszimmer. Danhausers ungewöhnlicher Sekretär war als im Raum freistehendes Möbel konzipiert. Hauptmann hatte auf der oberen Ablagefläche neben Büchern auch asiatische Skulpturen arrangiert. Der große Bergkristall (Los 6322) lag auf dem flachen Abschluss des rechten Zylinders.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Oberes Arbeitszimmer mit dem Danhauser Sekretär und dem großen Bergkristall

Mineralien

Mineralien

6322 Mineralien: Bergkristall und Rauchquarz. Bergkristall: ca. H. 10 x Br. 20 x T. 12 cm, Gewicht: 3,4 kg; Rauchquarz: ca. H. 18 x 12 x 8 cm, Gewicht: 1,6 kg.

6323 Bernstein. Roh-Bernstein aus dem Ostseeraum, opak, honiggelbe Färbung (Butterscotch). Ca. H. 6 x Br. 11,5 x T. 11,5 cm. Gewicht: 330 gr.

240 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 25 mit Abb. (nur einer der Bergkristalle). Neben Artefakten aus der Früh- und Vorgeschichte interessierte sich Hauptmann auch für Mineralien. Der große Bergkristall lag stets sichtbar auf der rechten Ablagefläche des Schreibtisches im oberen Arbeitszimmer. Beigegeben eine geschliffene blaue Achatscheibe aus Brasilien (H. 0,6 x Br. 33,5 x T. 31 cm, Gewicht 1,5 kg), die mit dem Rauchquarz wohl in einer Vitrine untergebracht war.

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350 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 25 mit Abb.. Der Bernstein mit seiner glatten, oben halbrunden Oberfläche dürfte als Schreibtischobjekt und auch als Handschmeichler gedient haben.


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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Das Frühstückszimmer im ersten Stock von Wiesenstein

Leo von König (1871 Braunschweig – 1944 Tutzing)

6324 Gerhart Hauptmann. Öl auf Leinwand. 116 x 83 cm. Oben links mit Pinsel in Schwarz signiert „L. v. König“ und datiert „1927“. Bechter 1927/07. 80.000 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 196. Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 269 mit Abb. „Ort der Handlung: Rapallo in der gemieteten Villa Hauptmanns. Gemütliche Stimmung. Mehrere leere Pullen italienischen Sekts stehen schon auf dem Büffet. ‚Morgen, Leo, sitze ich Dir nach dem Frühstück ganz bestimmt und solange Du willst‘ (...) Für den nächsten Morgen dasselbe Versprechen und ein anderer Vorwand. Schließlich musste das Bildnis aus den Beobachtungen der feuchtfröhlichen Abende entstehen“ - so schildert Leo von König das Entstehen des Portraits (zit. nach Alexandra Bechter: Leo von König. Maler der Berliner Secession, Ausst.-Kat. Oldenburg u.a. 2001, S. 23). Bis ins Jahr 1900 reichte die Bekanntschaft zwischen König und Hauptmann zurück, aus der eine enge, lebenslange Freundschaft wurde. Der neun Jahre jüngere König bewunderte Hauptmann und forderte ihn 1920 sogar auf, für das Amt des Reichspräsidenten zu kandidieren. Der Künstler besuchte Hauptmann in den 1920er Jahren mehrmals in Rapallo, so auch 1927. „Das erste Mal malte Leo ihn 1909. In Laufe der Zeit entstanden insgesamt acht Bildnisse, darunter drei Zeichnungen. Noch wenige Monate vor seinem Tode schrieb Leo an Hauptmann, wie gerne er ihn noch einmal porträtieren möchte, aber die 1927 gemalten Bildnisse sollten die letzten bleiben. (...) Gerhart

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Hauptmann beschrieb die Darstellung als die eines ‚alten Landmenschen, diesen nach Acker und Wetter riechenden Mann‘ und war begeistert von Leo von Königs Auffassung und Bildkonzeption.“ (Op.cit, S. 23). Ein etwas kleineres Portrait Hauptmanns aus der Hand des Künstlers von 1927, ebenfalls im Mantel, reduziert das Kniestück auf eine Halbfigur (Privatbesitz, Abb. ebd. S. 95). Im Gegensatz zur Versunkenheit des Dichters in jener kleineren Darstellung erscheint der 65-Jährige in unserem Gemälde eher aktiv als nachdenklich - und auch hier nicht so repräsentativ, wie es seinem Status als einem der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit entsprochen hätte. Naturalismus und eine sozialkritische Haltung prägen Hauptmanns literarisches Schaffen. Als Spiegel dessen zeigen sich menschliche Nähe und Natürlichkeit im Bildnis des Dichterfürsten, der hier eher wie ein ländlicher Gutsherr daherkommt. Nach seinen Studien in Berlin, München und schließlich an der Pariser Académie Julian hielt Leo von König sich um die Jahrhundertwende länger in Frankreich auf und reiste von hier aus nach Spanien und Holland. Dort studierte er die großen Portraitisten des spanischen und niederländischen Barock: Velázquez, Frans Hals, Vermeer, Van Dyck und vor allem Rembrandt. Zugleich wirkte der unmittelbare Einfluss der französischen Impressionisten auf ihn ein, den auch unsere hier vorliegende Darstellung durch ihren lockeren, weichen und breiten Pinselduktus erkennen lässt. 1896 debütierte Leo von König auf der Großen Berliner Kunstausstellung. In diesem Jahr noch wurde er Mitglied der Münchner Secession, und 1902 trat er der Berliner Secession bei. Hier reüssierte er bald, insbesondere durch die malerischen wie psychologischen Qualitäten seiner Bildnisse. Der Künstler gehörte neben Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt zu den wichtigsten Repräsentanten der Berliner Secession. Das Gemälde hing im Frühstückszimmer.


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Guéridon

Uhr

6325 Guéridon – Kleiner Tisch. Holz und Metall mit runder Marmorplatte, die von vier bronzierten und patinierten Hermen getragen wird. Auf Kniehöhe umlaufender Ring mit appliziertem Mäanderband, das sich in der Tischzarge wiederholt (unrestauriert). H. 78, D. 65 cm. Auf der Innenseite der Tischzarge mit Etikett der Firma „Franzkowiak & Co, Berlin“. Deutsch oder Italienisch, um 1900.

6326 Wiener Portaluhr des Empire. Verglastes 16-cm- Emailzifferblatt mit arabischen Ziffern, signiert von Carl Bohl in Wien („Meisterstück“), innenliegende Datumsziffern und innenliegende Wochentagsanzeige. Schnecken- und Kettenwerk mit Ankerhemmung, Pendel mit Fadenaufhängung, Seitlich verglastes Uhrwerk mit Schlag auf zwei Glocken und Viertelstundenrepetition (Schnur zum Auslösen fehlt, rückseitige Werkabdeckung fehlt). Gestuftes ebonisiertes Holzgehäuse auf flachem Sockel in Form eines Triumphbogens mit zweifarbig parkettiertem Boden und verspiegelter Gehäuserückwand, bekrönt von einer Alabastervase, rechts und links flankiert von einer durchbrochenen Galerie. Figürliche und ornamentale gepresste Messingappliken. H. 66 cm. Wien, 1. Viertel 19. Jh. Funktion ungeprüft, Repetition löst aus.

600 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 87 mit Abb.

1.200 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 117. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 140 mit Abb. Die Uhr gehörte als Ausstattungsstück zum Frühstückszimmer.

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Ludwig von Hofmann (1861 Darmstadt – 1945 Pillnitz b. Dresden)

6327 Benvenuto lesend. Kohle auf braunem Velin. 40 x 29,7 cm. Unten rechts mit Kohle monogrammiert „LvH“ und mit Bleistift datiert. 1910. 1.500 € Literatur: Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 250 mit Abb. In höchster Konzentration sitzt der Junge am Tisch, die Unterarme auf dem aufgeschlagenen Buch ruhend. Vehement geführte, tiefdunkle Schraffuren, quer zueinander laufend, schaffen eine spannungsreiche Räumlichkeit um Hauptmanns Sohn herum, während die Figur mit feinen Binnenschattierungen und elegant geführten Konturen feinsinnig erfasst ist. Bereits 1899 hatte Hofmann seinen Freund Gerhart Hauptmann gemeinsam mit Max Liebermann, Walther Leistikow, Hugo von Tschudi, Harry Graf Kessler und Otto Erich Hartleben zu einer „gemütliche[n] Abschiedssuppe“, also zu seiner Verabschiedung vom Junggesellendasein, eingeladen. (Contessa Roberts, Auf der Suche “nach dem entschwebten Land der Griechen”. Der Maler und Graphiker Ludwig von Hofmann (1861-1945), Diss. Freiburg 2001, S. 99).

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Gerhart Hauptmann (1862 Ober Salzbrunn, Schlesien – 1946 Agnieszków (Agnetendorf), Niederschlesien)

6328 Benvenuto Hauptmann. Gipsabguss von Wachsplastik, elfenbeinfarben gefasst. 46,5 x 24 x 26 cm. 1915. 1.200 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 50. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 57 mit Abb. 1880 trat Hauptmann in die Bildhauerklasse der Königlichen Kunst- und Gewerbeschule in Breslau ein, wo er Freundschaft mit Josef Block schloss. Alsbald versuchte er, sich in Rom als Bildhauer niederzulassen, hatte aber keinen Erfolg und konnte auch in der deutschen Gemeinde der Stadt nicht Fuß fassen. Seine überlebensgroße Tonplastik eines germanischen Kriegers fiel gar in sich zusammen. Hauptmann kehrte enttäuscht nach Deutschland zurück und begann ein Zeichenstudium an der Königlichen Akademie Dresden, das er ebenso wenig beendete wie ein anschließendes Geschichtsstudium an der Universität Berlin. Schon zu dieser Zeit interessierte er sich mehr für das Theater als für seine Studien. Die Skulptur zeugt jedoch von Hauptmanns sensiblem, lebendigen Umgang mit der Materie und zeigt seine souveräne, gelungene Umsetzung der leicht überlebensgroßen Bildnisbüste seines heranwachsenden Sohnes (zur Wachsplastik vgl. Wirklichkeit und Traum. Gerhart Hauptmann 1862-1946, Ausst.-Kat Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1987, Nr. 18). Die Skulptur stand in der Bibliothek, anderen Quellen zufolge stand die Wachsplastik im kleinen getäfelten Speisesaal (Kurt Lothar Tank: Gerhart Hauptmann, Hamburg 1959/2003, S. 16).

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Ludwig von Hofmann (1861 Darmstadt – 1945 Pillnitz b. Dresden)

6329 Portrait Benvenuto. Kohle, leicht gewischt, auf festem braunen Velin. 29,6 x 32 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „LvH“ und datiert. Um 1910. 1.200 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 251 mit Abb. Fein zeichnet der Künstler das Antlitz des zehnjährigen Jungen und modelliert es plastisch mit zarten Wischungen, erfasst aber Haare und Kleidung in zügigen, summarischen Linien und schattiert schließlich mit vehementen Bewegungen der Kohle den Schatten rechts der Figur. Die Nähe Ludwig von Hofmanns zur Familie Hauptmann spiegelt sich in dem fein empfundenen Bildnis und in dem ganz offenen Ausdruck

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im Antlitz des Jungen. Die jahrzehntelange Freundschaft beider Männer zueinander zeitigte immer wieder gegenseitige Einflüsse auf ihr Schaffen. Seit 1894 pflegten Gerhart Hauptmann und Ludwig von Hofmann eine enge, lebenslang währende Freundschaft zueinander, die sich unter anderem in einer umfangreichen Korrespondenz und einer gemeinsamen Griechenlandreise im Jahr 1907 niederschlug. Wie warmherzig der Dichter seinen Malerfreund betrachtete, zeigt sich in folgender Äußerung Hauptmanns: „Ich legte mich, als ich den Abend mit ihm verbracht hatte, befriedigt im Innersten nieder, denn ich hatte einem einsamen Manne, den ich immer liebgehabt, durch meine Gegenwart Freude gemacht. Ich selbst aber habe mir seine einfache, echte und sympathische Art aufgefrischt und mich in einer mir werten Beziehung befestigt.“ (Brief Nr. 3 von Gerhart Hauptmann an Ludwig von Hofmann, Sorrent, Mitte März 1897, zit. nach Contessa Roberts: Auf der Suche nach „dem entschwebten Land der Griechen“. Der Maler und Graphiker Ludwig von Hofmann (1861-1945), Diss. Freiburg 2001, S. 79).


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Ludwig von Hofmann 6330 Benvenuto mit Eselchen. Kohle auf gewalztem Velin. 22 x 30 cm. Unten links mit Kohle monogrammiert „LvH“. Um 1910.

6331 Jungen mit Eseln. Kohle auf hellbraunem Velin. 22 x 29,7 cm. Unten rechts mit Kohle monogrammiert „LvH“. Um 1910.

900 €

900 €

Literatur: Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 251 mit Abb.

Literatur: Liegnitzer Katalog S. 186. Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 250 mit Abb.

Kameradschaftlich wirken Junge und Esel miteinander, so dicht und natürlich, wie sie in der nur zart angedeuteten Wiesenlandschaft zusammenstehen. Das Zaumzeug des Tieres scheint nur aus einem einfachen Strick zu bestehen, ein Stöckchen ersetzt dem Jungen die Gerte, und die sanften Schraffuren und einfachen Konturen betonen zusätzlich die Natürlichkeit der Darstellung. In Agnetendorf hielt die Familie Hauptmann einen Esel für Benvenuto (vgl. Fotografie, Los 6332). Das Blatt, aus der fünf Kohlezeichnungen umfassenden Serie „Benvenuto Hauptmann mit seinem Esel“, hing im Damenschlafzimmer.

Die Gestalten der beiden Jungen zeigt Von Hofmann in expressiver Bewegung, jeweils im großen Ausfallschritt, mit einem über die Mähne gelegten Arm die Esel haltend. In reduzierter Formensprache, ohne weitere Detaillierung, zeigt Von Hofmanns Jugendstil auch in dieser gut lesbaren Komposition Züge der Moderne. Die Figur des vorderen Jungen zeigt offenbar den etwa zehnjährigen Benvenuto, Hauptmanns jüngsten Sohn. Die Zeichnung befand sich im oberen Turmzimmer.

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Frieda Riess

Thomas Mann

(1890 Czarnikau – vor 1957 Paris)

(1875 Lübeck – 1955 Zürich)

6332 sowie die Photographen Aura Hertwig, Suse Byk, Hermann Bähr, Becker & Maass, Rudolph Dürkopp. Diverse Portraits von Benvenuto Hauptmann. 15 Silbergelatineabzüge auf Karton montiert. Zwischen 14,4 x 10,2 cm und 22,7 x 17,1 cm (43,4 x 31 cm). Teilweise signiert oder beschriftet, in der Regel mit Fotografenstempel und Datierung.

6334 Typographische Dankeskarte für die Glück­ wünsche zu seinem 80. Geburtstag. 11 x 35 cm (einfach gefalzt). Im frankierten Briefkuvert mit maschinenschriftlicher Adresse von Benvenuto Hauptmann in der Königstraße in München und Thomas Manns Absender in Kilchberg. Kilchberg 1955.

400 €

Unbekannter Fotograf 6333 Ivo Hauptmann mit Benvenuto Hauptmann, Emil Orlik und Leo von König. 2 Silbergelatineabzüge. 18 x 12,3 cm. Auf der Rückseite in Tinte beschriftet. Um 1912.

180 € Dankeskarte für die Geburtstagswünsche von Benvenuto Hauptmann zu Thomas Manns 80. Geburtstag am 6. Juni 1955. Mann starb bekanntlich wenige Wochen später am 12. August in Zürich. Seltenes Ephemeron der Thomas Mann-Literatur im frankierten Briefumschlag, die Vorderseite mit zusätzlichem hs. Vermerk „Dr. B.(envenuto) H.(auptmann) Thom.(as) Mann.“

400 € 37


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Stammbuch 6335 Stammbuch des Benvenuto Hauptmann (1900–1965), jüngster Sohn Gerhart Hauptmanns, Diplomat, Wirtschaftswissenschaftler, Übersetzer und Dramaturg (1900–1965). 123 Bl. zweiseitig unbeschnittener Karton, davon 159 S. beschrieben oder illustriert. Mit ca. 164 Eintragungen incl. 19 Original-Graphiken (Aquarelle, Feder- und Bleistiftzeichnungen). 20,4 x 14,5 cm. Hellbrauner Lederband d. Z. (etwas berieben) über Holzdeckeln mit Blindprägung nach dem Vorbild mittelalterlicher Einbände, mit Leder-Verschlußbändern an Vierkant-Nägeln. 19101943. - In neuerer grüner Leder-Kassette mit Filetenvergoldung und dem goldgepr. Monogramm „B. H.“ 30.000 € 38

Im Alter von 10 Jahren erhielt der jüngste Sohn Gerhart Hauptmanns diesen Band geschenkt (auf dem Vorsatz handschriftlich monogrammiert „BH“ und signiert „Benvenuto Hauptmann“), den er fortan kontinuierlich über Jahrzehnte den zahllosen illustren Gästen seines Vaters und später seinen eigenen Freunden und Freundinnen zur Eintragung vorlegte. Auf diese Weise entstand hier ein einzigartiges Panorama der deutschen literarischen und künstlerischen Landschaft, das uns heute den enormen Wirkungskreis der Familie Hauptmann in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor Augen führt. Vor allem die Vertreter der deutschsprachigen Literatur haben sich in einer unübertroffenen Vollständigkeit bei den Hauptmanns eingefunden. Und auch Vertreter der Musik und der bildenden Künste sind in reicher Zahl mit ihren Eintragungen präsent. Die Textbeiträge bestehen nicht nur aus Sinnsprüchen, sondern oft auch aus Gedichten oder längeren Abhandlungen. Die häufigsten Orte der Eintragungen sind Portofino, Agnetendorf, Mittel-Schreiberhau, Rapallo, Bayreuth, Berlin, Stockholm, ferner diverse italienische und deutsche Orte. Genannt seien aus den Bereichen


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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Theater: Anna Bahr-Mildenburg, Otto Brahm (mit ganzseit. Text), Heinz Grunwald, Felix Hollaender, Alexander Moissi, Lothar Müthel, Hans Olden, Rudolf Rittner, Ida Roland und Paul Schlenther. Musik: Aus der Wagner-Familie Siegfried Wagner (mit Musikzitat), Eva Wagner-Chamberlain (auch im Namen von Cosima), Houston Stewart Chamberlain, Daniela Thode-von Bülow, Henry Thode, Blandine von Bülow, Manfredi Conte Gravina. - Ferner Eugen d‘Albert (mit Musikzitat), Fritz Busch (mit Musikzitat), Heinrich Grünfeld, Reinhold R. Herman (mit Musikzitat), Engelbert Humperdinck (mit Musikzitat), Robert Kahn (mit Musikzitat), Fritz Kreisler (mit Musikzitat), Walther Lampe (mit Musikzitat), Karl Muck (mit Musikzitat), Ottorino Respighi (mit Musikzitat) und andere. Bildende Kunst: Gustinus Ambrosi, Arno Breker (Bildnis Gerhart Hauptmann, 1942), Victor Maria Contero, August Gaul (mit ganzseit. Federzeichnung), Dora Hitz, Ludwig von Hofmann (mit ganzseit. Bleistiftzeichnung),

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Literatur: Gerhart Hauptmann, Margarete Hauptmann, Carl Hauptmann, Schalom Asch, Hermann Bahr, Gino Bertolini, Rudolf G. Binding, Björn Björnson, Wilhelm Bölsche, Hermann von Boetticher, Joseph Conrad (mit Selbstporträt und längerem Text), Theodor Däubler, Richard Dehmel, Herbert Eulenberg, Samuel Fischer (Verleger), Ludwig Fulda, Konrad Haenisch, Ernst Hardt, Ludwig Hatvany, Moritz Heimann, Hugo von Hofmannsthal, Joachim Kaiser, Rudolf Kassner, Bernhard Kellermann, Hermann Graf Keyserling, Hans Kyser, Oskar Loerke, Emil Ludwig, John Henry Mackay, Alma Mahler, Fritz Mauthner, Peter Nansen, Hans Rehberg, Hans Reisiger, Jakob Schaffner, Arthur Schnitzler (Berlin 1912), Rudolf Alexander Schröder, Hermann Stehr, Carl Sternheim (Berlin 1912), Emil Strauss, Franz Werfel (Gedicht 1928), Anton Wildgans (Gedicht), Bruno Wille, Theodor Wolff und andere. 6335 40


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Willy Jaeckel (mit ganzseit. Federzeichnung), Cesar Klein (mit Federzeichnung), Fritz Klimsch, Leo von König (mit aquarell. Federzeichnung), Mathilde von König-Tardif (mit ganzseit. Aquarell), Max Liebermann (mit ganzseit. Federzeichnung), Emil Orlik (mit aquarell. Federzeichnung), Alfred Roller und andere, darunter ein undeutlich signiertes ganzseit. Porträt Gerhart Hauptmanns (Kohlestift, Rapallo 1932). Wissenschaft: Hermann Georg Fiedler (Literaturwissenschaftler aus Oxford), Wilhelm Filchner (Forschungsreisender, 2), Sven Hedin (Forschungsreisender, 2, mit einer ganzseit. Federzeichnung), Julius Meier-Graefe (Kunsthistoriker), Oscar Montelius (schwed. Praehistoriker), Ernst Schweninger (Mediziner, „Hausarzt“ vieler prominenter Persönlichkeiten), Werner Sombart (Soziologe), Karl Warburg (schwed. Literaturwissenschaftler) und andere. Ferner zahlreiche Prominenz aus weiteren Gebieten, darunter der Politiker Walther Rathenau, der Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow, der

Hotelier Lorenz Adlon und der Industrielle Carl Duisberg. - Hinzu kommt eine größere Anzahl nicht identifizierter Beiträge mit undeutlichen Signaturen. In seiner überwältigenden Reichhaltigkeit kann das Stammbuch Benvenuto Hauptmanns als ein deutsches Kulturdenkmal ersten Ranges gelten.

Zahlreiche Beilagen, betreffend vorwiegend Benvenuto, Arne und Margarete Hauptmann sowie deren Bruder Max Marschalk: 2 Kinderbriefe Benvenutos (Berlin 1907 und England o. J.). - Eine satirische Zeitschrift „Benny. Eine Zeitschrift für Dieselbe und Denselben. Zeichnung von Schaurich. Verlag New-Gailenberg-City. Heft I, Sommer 27“. Völlig professionell in Federzeichnung und Aquarell gestaltete Parodie einer Zeitschrift für Damenmoden; sehr aufwendig und witzig produziert. Wer der oder die Künstler waren (vielleicht Max Marschalk?), dürfte schwer zu ermitteln sein. - Karte des militär. Bezirkskommandos Hirschberg für Benvenuto zur Genehmigung der „Entnahme“ einer Militärfahrkarte auf eigene

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Kosten (Hirschberg 11.III.1919). - Masch. Abschrift eines Artikels von Benvenuto aus der Neuen Rundschau 1925: „Ausflug“. - Eigh. Manuskript von Margarete Hauptmann, betitelt: „Notizen über Arne Hauptmann während seines Aufenthaltes auf dem Wiesenstein in Agnetendorf vom 22. Juli – 27. August 1939 (Am 19.VIII. wurde er 7 Jahre)“. 34 S., mit einem illustr. Umschlag „Mostra della Rivoluzione Fascista“. - Ein reich und farbig illustriertes Schulbuch für Erstklässler, „sillabario e piccole letture“ (Bergamo 1930) mit stark faschistischem Inhalt (MussoliniVerehrung, Hitlergruß etc.). - 1 Notiz- und Skizzenbuch mit der BleistiftBeschriftung auf S. 1: „für Arne Hauptmann 1942 von Gerhart Hauptmann“. - 1 farbig illustriertes Manuskript (12 Bl.) des 10jährigen Arne Hauptmann, betitelt: „Indianerkampf. Bühnenstück in zwei Ackten gewid-

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met dem lieben Opa zu seinem 80. Geburtstage von Arne Hauptmann. Arne Hauptmann Verlag / Murnau“ (1942). - 1 eigh. Postkarte von Margarete Hauptmann mit Ansicht vom Wiesenstein (Dez. 1914). - 1 eigh. Brief des Geigenbauers Otto Migge an „Fräulein Margaret Marschalk“ (Koblenz 1897). - Eine Broschüre von Robert Lütters über Otto Migge (1896). - Masch. Abschrift von 2 Briefen gegen die Behauptung im „Handbuch der Judenfrage“, Max Marschalk sei Jude (1934). - Eine Karte mit signierter Orig.-Radierung von Arno Breker mit der Anzeige der Geburt seiner Tochter Carola (1962). - Gedruckte Danksagung für die Anteilnahme am Tod von Winifred Wagner, mit eigh. Beschriftung von Wolfgang Wagner (1980). Mehrere weitere Beilagen. - Das Stammbuch und seine vielen Beilagen bieten eine Fülle von neuen Erkenntnissen zu der Familie Hauptmann und ihrem weiten Umkreis.

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Otto Fechner (tätig 1884–1929, Berlin)

6336 und Louis Held (1851 Berlin –1927 Weimar). Familienportraits Margarete und Benvenuto Hauptmann mit Gouvernante. 7 Silberglatineabzüge auf Studiokarton montiert. 16,4 x 10,5 cm (34,9 x 27 cm). Mit gedrücktem Studio-Emblem auf der Rückseite. Um 1906. 400 €

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Sieglinde Sammet (1898 Bayreuth – 1940)

6337 und Ugo Diotallevi (Lebensdaten unbekannt) sowie Ernst Schneider (tätig 1908-1940). Familienportraits Familie Hauptmann aus den Jahren 1928-1930. 6 Silbergelatineabzüge, teilweise auf Karton montiert. Zwischen 13,9 x 8,9 cm und 15,7 x 11,7 cm (24,7 x 19,6 cm). In negativ oder auf der Rückseite signiert, mit Fotografen- und Copyrightstempel. 400 € 6337 44


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Ernst Schneider (tätig 1908–1940)

6338 Hochzeitsaufnahmen Benvenuto Hauptmann mit Elisabeth, Prinzessin zu Schaumburg-Lippe in Sassnitz auf Rügen. 40 Silbergelatineabzüge auf Karton montiert sowie 2 gebundene Alben mit jeweils 13 Silbergelatineabzügen. 28,3 x 22,8 cm (46 x 34 cm). Auf der Vorderseite mit Bleistift im unteren Bildrand signiert, mit Fotografenstempel und Copyright-Stempel auf Vorder- und Rück­ seite der Abzüge. 1928. 600 € 45


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Ludwig von Hofmann (1861 Darmstadt – 1945 Pillnitz b. Dresden)

6339 Frühlingserwachen. Öl auf Leinwand. 76 x 40 cm. Unten links mit Pinsel in Rot signiert „Ludwig v Hofmann“, verso betitelt und bezeichnet „Privatbesitz“. Um 1892. 40.000 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 184. Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 243 mit Abb. Ein junges Liebespaar im Frühling. Zart küsst er die Mädchenwange. Sie zögert noch leicht, wendet das Gesicht ein wenig schüchtern ab, erwidert jedoch seine liebevolle Umarmung. Das junge Paar steht in vorfrühlingshafter Landschaft, die ornamental geschwungenen Linien der zarten Bäume in den seitlichen Bildrändern fassen beide wie Zierleisten ein. Dieses harmonische Mit- und Nebeneinander von Mensch und Natur ist eines der großen Themen im Schaffen von Hofmann. Entstanden wohl um 1892, etwa zu der Zeit also, in der von Hofmann und Gerhart Hauptmann einander kennenlernten, zeigt das Motiv des unschuldigen

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Menschenpaares in der Natur ein typisches Sujet in Hofmanns Œuvre. Mit den beiden Figuren im Vordergrund bezieht sich der Künstler auf Paradies- bzw. Adam-und-Eva- Motive, die besonders in seinem frühen Schaffen der 1890er Jahren in Malerei, Pastell und Zeichnung variantenreich auftreten. In der ornamentalen Stilisierung, dem flächigen Farbauftrag und der reduzierenden Formensprache spiegelt sich von Hofmanns Auseinandersetzung mit der französischen Kunst, insbesondere mit Puvis de Chavannes und Hans von Marées. Möglicherweise war das Gemälde „Frühlingserwachen“ bereits im Jahr 1892 bei der Vereinigung der XI ausgestellt. Es hing im oberen Turmzimmer Gerhart Hauptmanns, der sich von Hofmanns arkadischen Darstellungen inspirieren ließ und zum Schaffen seines Freundes schrieb: „Das Werk Ludwig von Hofmanns ist durch und durch Kultus der Schönheit.(...) Selige Mädchen, selige Knaben, selige Kindlein, Tänzerinnen, Badende, Licht- und Freudenberauschte überall, allüberall. Überall auch die keusche Nacktheit des Griechentums. (...) Die Zartheit, die Reinheit, die Innigkeit seiner Hand in diesem Betracht erinnert an Hölderlin.“ (Gerhart Hauptmann, zit. nach Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 242).


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Emil Orlik (1870 Prag – 1932 Berlin)

6340 Benvenuto im Profil mit Kappe. Kohle auf Skizzenblockpapier. 20 x 12 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Orlik“ und datiert sowie bezeichnet „Rapallo“. 1911. 600 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 208. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 281 mit Abb. Der elfjährige Benvenuto steht aufrecht nach rechts, der Wind weht ihm die Haare aus dem Gesicht. Das bewegte, lebendig gezeichnete Bildnis wird dem Temperament des Jungen mit locker geführten Konturlinien und einer feinen Zeichnung der Gesichtszüge gerecht. Zwischen 1908 und 1939 hielt sich die Familie Hauptmann alljährlich in Rapallo auf, wo der Dichter eine Villa besaß.

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6341 Drei Wurzelfiguren. 3 Baumwurzeln, geschnitzt und mit Tempera bemalt. Bis 22 cm (Höhe). Um 1920. 900 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 54. Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 56 mit Abb. Eine gekrönte nackte Jungfrau, einen Mann mit clownhafter Grimasse und einen Teufel oder Mephisto – diese drei Figuren schnitzt Orlik phantasiereich aus knorrigen Wurzeln, nutzt die Biegungen und Windungen des Holzes für die Expressivität seiner Gestalten, schnitzt ihnen Gesichtszüge und verleiht ihnen farbige Akzente. Die beiden männlichen Gestalten lassen sich an den rot gefärbten unteren, spitz zulaufenden Enden wie Handpuppen für ein kleines Theaterspiel greifen. Die Figuren sind unsigniert, wurden aber in der Familie Hauptmann stets Orlik zugeschrieben. Die Vielzahl an Werken Orliks in der Sammlung Hauptmanns dokumentiert eine jahrelange Künstlerfreundschaft.


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Fritz Erler (1868 Frankenstein – 1940 München)

6342 nach. Bildnis Gustav Mahler im Lehnstuhl. Heliogravure auf gewalztem China. 39,4 x 36,5 cm. 200 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 171. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 225 mit Abb.

Gerhart Hauptmanns naturalistisches Drama wurde am 21.Dezember 1900 am Berliner Deutschen Theater uraufgeführt, unter der Regie von Erich Lessing und mit Max Reinhardt in der Titelrolle. Die kleine Auflage entstand 1904 bei Otto Felsing, Berlin; unser Exemplar ohne Numerierung, wohl vor der Auflage direkt für Hauptmann. Das Blatt befand sich im unteren Turmzimmer. Im Druck Gerhart Hauptmann zugeeignet. Prachtvoller, fein differenzierter Druck mit Rand.

Emil Orlik Emil Orlik (1870 Prag – 1932 Berlin)

6343 Zu Michael Kramer. Radierung in Braun mit Punktiermanier auf festem Velin. 14,5 x 20,9 cm (ca. 22 x 27 cm). Signiert „Emil Orlik“, datiert und bezeichnet „Prag“. Auflage 15 Ex. 1903. VossAndreae R 149. 400 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 208. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 281 mit Abb.

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6344 Vor der Stadt. Radierung in Braun auf Velin. 11,8 x 19,6 cm (16,3 x 24,8 cm). Signiert „Orlk“ und datiert sowie gewidmet „s.(einem) l.(ieben) G.(erhart)“. 1911. Voss-Andreae R 275.9. 300 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 209. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 280 mit Abb. Entstanden für die Mappe „20 Radierungen aus Ägypten“, erschienen im Eigenverlag 1913. Ganz prachtvoller, klarer Druck mit Rand.


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Émile Gallé

Wandapplikationen

(1846–1904, Nancy)

6345 Vase mit Orchideendekor. Kleine Balusterschultervase mit kurzem Hals. Farbloses Glas, verschieden farbig über- und unterfangen (weinrot, rostbraun und ocker) mit dem geätzten Dekor von Orchideenblüten und -blättern. Auf der Wandung in Hoch­ ätzung bez. „*Gallé“. H. 10 cm, D. 14 cm. Um 1910. 1.500 € Literatur: Liegnitzer Katalog, S. 121. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 146 mit Abb. Die Vase befand sich in der Paradieshalle von Wiesenstein.

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6346 Drei Paradiesvögel. Holz, geschnitzt und vergoldet (verschiedene Schäden und Verluste der Goldfassung). Länge 50–92 cm. China, 19. Jh. 800 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 31. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 36 und 37 mit Abb. (nur 2 der Schnitzwerke). Die Vögel waren Wandapplikationen in der Paradieshalle und im Saal.


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6347

Delfter Vasen 6347 Ein Paar großer Delfter Deckelvasen. Fayence, weißer Fond mit Blaumalerei, über oktogonalem Standring der gerippte Korpus mit Küstenszenen und Hafenansichten (kleinere Schäden). Pagodenartiger Steckdeckel mit Fo-Hund. H. je ca. 66 cm. Eine der Vasen mit bodenseitiger unterglasurblauer Marke „A/O“. Delft, 19. Jh. 800 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 85. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 98 mit Abb. Im holzgetäfelten Esszimmer von Wiesenstein fand man sich Abends zu Gesprächen und Lesungen aus dem Werk Hauptmanns zusammen. Die Deckelvasen standen auf der großen Anrichte. Blick in das Esszimmer von Wiesenstein 54


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Reiterstatue 6348 Pferd mit Reiter. Terrakotta, das Pferd stehend auf einer dünnen Terrakotta­ plinthe, Spuren einer alten farbigen Fassung (alte Restaurierungen). H. 36 cm. China 618-917, Tang Dynastie. 1.200 € Literatur: Liegnitzer Katalog, S. 33. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 41 mit Abb. Die Plastik befand sich im Vitrinenschrank im oberen Turmzimmer (siehe Vergleichsabb. S. 20).

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Gerhart Hauptmann in der Bibliothek

Ivo Hauptmann (1886 Erkner – 1973 Hamburg)

6349 Selbstbildnis. Öl auf loser Leinwand. 72 x 60 cm. Um 1910–20. 20.000 € Ein junger Mann mit wachem Blick. Fein abgemischte Farben setzt der junge Maler in dem Selbstbildnis sorgsam nebeneinander, mit kleinen Abständen, so dass die Leinwand hindurchschimmert. Kurze diagonale Strichlagen überkreuzen sich in seiner Jacke, violette Konturen trennen die gelb-orangen von den blauen Partien und setzen die Figur vom Hintergrund ab, während die Gesichtszüge fein gezeichnet inmitten der wolkigen, punktierten Flächen erscheinen. Viele Bilder des ältesten Sohnes Ivo hingen im Haus des Dramatikers in Agnetendorf, der dazu schreibt: „Wie kaum ein anderer hat er sich an Frankreich geschult: er war der eifrigste Schüler der Pointillisten (...)“ (Hans von Hülsen: „Gerhart Hauptmann über Frankreich“, in: Gespräche und Interviews mit Gerhart Haupt-

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mann, hg. v. H.D. Tschörtner, Berlin 1994, S. 120). Seurat, Signac und Cross beeindrucken den jungen Ivo Hauptmann, der bald nach der Jahrhundertwende einen neoimpressionistischen Stil pflegt. 1903 Schüler der Académie Julian in Paris, lernt er anschließend in Berlin bei Lovis Corinth und an der Kunstakademie Weimar bei Hans Olde, wo er Edvard Munch und Henry van de Velde kennenlernt. Er wird Meisterschüler bei Ludwig von Hofmann. Ab 1909 schließt er bei einem zweiten Aufenthalt in Paris und Studien an der Académie Ranson Freundschaft mit Rainer Maria Rilke, Auguste Rodin und Paul Signac. Eine Phase intensiven Schaffens beginnt, in der sichIvo intensiv mit Theorien zu den Spektralfarben beschäftigt. In seinen Erinnerungen zum Jahr 1913 schreibt Hauptmann: „Ich blieb Pointillist. Ich malte mit kleinen Farbflecken, die einer an den anderen gesetzt wurden. Das Gerüst des Bildes wurde aufgezeichnet und an den Linien die gegenseitigen Kontrastfarben aufgetragen, aus denen das Ganze unabhängig von der Natur in eigener Gesetzmäßigkeit sich erhob.“ (Ivo Hauptmann: Bilder und Erinnerungen, Hamburg 1976, S. 55). Das Gemälde befand sich in Hauptmanns Bibliothek.


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6350

Zwei Fotoalben

Fotoalbum

6350 „Italienreise des Duumvirat“; „Hiddensee-Ostsee, Bozen, Rapallo“. Zwei Fotoalben. 168 bzw. 68 montierte und 3 lose Fotografien, wohl von Gerhart Hauptmann und anderen Familienmitgliedern, meist mit handschriftlichen Annotationen von Gerhart Hauptmann, in Orig.-Kartonalben montiert. 20 x 13 bzw. 13 x 18,5 cm (Alben). Auf den Vorsätzen jeweils datiert. 1920 bzw. 1923/24.

6352 Hamlet-Roman, Bilder der Insel Oie. 24 Fotografien von unbekannten Fotografen, zusammengestellt von Gerhart Hauptmann. Teils Silbergelatineabzüge, teils Lichtdrucke (Postkarten), auf schwarzen Untergrundkarton montiert, jeweils mit montierten typographischen Beschriftungen, auf dem Vorsatz mit mont. Zeitungsausschnitt. Im Orig.-Kartonalbum mit typographischem Titelschild. 28,5 x 24 cm (Album). Um 1929-30.

400 €

600 €

Auf dem Vorsatzblatt ist sorgsam das Modell der Kamera notiert, in den Alben finden sich u.a. Aufnahmen der Yacht des damaligen britischen Premierministers David Lloyd George in Portofino, des lebensreforme­ rischen Schriftstellers Emil Strauß, des Musikers Heinrich Grünfeld, zudem Fotos aus Bozen 1923, von einem Aufenthalt, währenddessen Hauptmann Thomas Mann begegnete und in der Folge von diesem als Mijnheer Peperkorn im Roman Der Zauberberg verewigt wurde.

Inspiration und motivische Vorlagen für seinen Hamletroman trug Hauptmann in der kleinen Sammlung von sorgsam beschrifteten Bildern der Greifswalder Oie zusammen. Die kleine Insel zwischen Greifswalder Bodden und Ostsee, oft auch als das „Helgoland der Ostsee“ bezeichnet, ist weiter vom Festland entfernt als andere deutsche Ostseeinseln und bot dem Dramatiker wohl den idealen Schauplatz: In seinem Hamlet-Roman „Im Wirbel der Berufung“ reist der Familienvater Erasmus Gotter zur Erholung von einer Typhuserkrankung auf eine kleine Ostseeinsel, ins kleine Fürstentum Granitz. Der Patient wohnt in der idyllischen Gärtnerei einer Witwe, pflegt Kontakte mit dem Theater­ ensemble des Fürstenhofes und erhält bald den Auftrag, dort den Hamlet zu inszenieren. Der Zeitungsausschnitt auf dem Vorsatz schildert die winterliche, teils dramatische Abgeschiedenheit der Oie. Gerhart Hauptmanns Roman mit teils autobiographischen Zügen erschien 1936.

Alfred Eisenstaedt (1898 Dirschau, Polen – 1995 Martha‘s Vineyard, Massachusetts)

6351 Portraits Gerhart Hauptmanns auf Hiddensee. 14 Silbergelatinabzüge. Jeweils 18 x 24,2 cm oder umgekehrt. Mit Copyright-Stempel des Fotografen auf der Rückseite. 1931. 400 € 58


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6353

Elisabeth Büchsel (1867–1957, Stralsund)

6353 Schlafender Junge im Heu. Öl auf Leinwand. 30 x 47 cm. Um 1930. Verso mit dem Nachlassstempel. 3.000 € Provenienz: Aus dem Nachlass von Gerhart Hauptmann und dessen Familie (möglichweise zum Inventar von Haus Seedorn auf Hiddensee gehörig). Licht, Mensch und Landschaft - das sind die drei großen Themen im malerischen Schaffen Büchsels, das sich meist um ganz alltägliche Szenen und Motive des bäuerlichen Lebens dreht. Aus Paris, wo sie sich 1900 zuerst für Studienzwecke aufhielt, brachte sie den Impuls mit, vornehmlich reine, strahlende Farben und starke Kontraste zu verwenden. So setzt sie im vorliegenden Gemälde das leuchtende Goldgelb der Heuhaufen gegen Himmelblau, die rote Jacke des Jungen kontrastiert mit dem Grün der Wiese. Summarisch erfasst sie die Szenerie mit einem breiten Pinsel und pastosem, gelegentlich fast reliefhaften Farbauftrag und lässt zwar die Wiese zum Vordergrund hin sich beinahe im Abstrakten auflösen, bleibt aber doch der Wirklichkeit verbunden.

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Elisabeth Büchsel 6354 Lesende Frau im Gras. Öl auf Leinwand. 39 x 36 cm. Um 1930. Verso mit dem Nachlassstempel. 7.000 € Provenienz: Aus dem Nachlass von Gerhart Hauptmann und dessen Familie (möglichweise zum Inventar von Haus Seedorn auf Hiddensee gehörig). Einen zarten goldenen Schimmer zaubert die Nachmittagssonne auf die Konturen der jungen Frau, deren Gesicht wir im leicht abgewandten Profil sehen. Inmitten der blühenden Wiese befindet sie sich ganz im Einklang mit der Natur, während das Haus im Hintergrund von der Nähe der Zivilisation zeugt. Plastisch, mit pastosem Farbauftrag, gestaltet Büchsel die hellen Konturen und die Lebendigkeit der Wiese und

betont damit die Anmut der lichtdurchfluteten Szene. Gerhart Hauptmann und Elisabet Büchsel: Beide Namen sind aufs Engste mit der Insel Hiddensee verbunden. Büchsel besuchte, nach ihrer Ausbildung in Berlin, u.a. bei Walter Leistikow, in Paris und München, Hiddensee ab 1904 regelmäßig, sie malte vor allem dort, auf Rügen, Stralsund und Umgebung. Hauptmann wiederum unternahm 1886, mit 23 Jahren, seine Hochzeitsreise nach Rügen und setzte auch nach Hiddensee über, seit den Zwanziger Jahren verbrachte er hier seine Familienferien. 1929 kaufte er das Haus „Seedorn“ in Kloster und lebte bis 1943 mit seiner Frau Margarete jeden Sommer auf der Insel. Büchsel nahm gelegentlich an Gerhart Hauptmanns Abendgesellschaften teil, und unter ihren wenigen Selbstbildnissen findet sich eines, betitelt „Elisabeth Büchsel liest Hauptmann“ (1920, Stralsund Museum, vgl. Dorina Kasten: Elisabeth Büchsel. Bilder eines bewegten Lebens, Leipzig 2021, S. 84).

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Emil Orlik (1870 Prag – 1932 Berlin)

6355 Portrait Gerhart Hauptmann (Kopf im Profil nach rechts). Radierung in Braun auf Similijapan. 23 x 18,3 cm (41 x 31,5 cm). Signiert „Orlik“, datiert und gewidmet „seinem lieben Freunde Benvenuto.“, zudem vom Drucker Otto Felsing signiert. 1912. Voss-Andreae R 256 wohl b (von d). 400 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 210 Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 279 mit Abb. Wohl Abzug des vierten Zustandes, der von Orlik, Voss-Andreae zufolge, noch 1912 statt 1913 datiert wurde. Prachtvoller Druck von der beschnittenen Platte, mit delikatem Plattenton und breitem Rand.

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Rudolf Thurneysen (Übersetzer, 1857 Basel – 1940 Bonn)

6356 Sagen aus dem alten Irland. XII, 152 S. 24 x 16 cm. OBroschur (stärkere Gebrauchsspuren, Rücken lädiert, Umschlag lose, Fehlstellen). Berlin, Wiegandt und Grieben, 1901. 300 € Erste Ausgabe. Exemplar aus dem Besitz des niederländisch-deutschen Literaturwissenschaftlers und Kunsthistorikers André Jolles (1874-1946), mit dessen Besitzeintrag in roter Tinte auf dem Titel, datiert Freiburg im Breisgau 1903, wo Jolles von 1901 bis 1905 studierte. Ab 1909 lehrte er als Privatdozent für ältere Kunstgeschichte an der Berliner FriedrichWilhelms-Universität. Am 1. Mai 1933 trat Jolles der NSDAP bei, 1937 dann auch dem Geheimdienst der SS. Kurz nach dem Krieg beging er Suizid. Geschenkexemplar für Gerhart Hauptmann, datiert Wannsee 20. April 1910. 6356 62


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Paul Eipper (1891 Stuttgart – 1964 Lochham)

6357 Menschenkinder. 65 S., 1 Bl. Mit 32 photographischen Tafeln nach Aufnahmen von Hedda Walther. 21,5 x 15,5 cm. OLeinen (etwas stockfleckig, Rückdeckel auch lichtrandig und mit verblasstem Feuchtigkeitsfleck). Berlin, Dietrich Reimer und Ernst Vohsen, 1929. 300 € Erste Ausgabe. Fliegender Vorsatz mit Verfasserwidmung an „Herrn und Frau Gerhart Hauptmann mit verehrungsvollen, dankbaren Grüßen 15.5.29 Paul Eipper“. Der Schriftsteller Paul Eipper (1891-1964) lebte ab 1912 als Kunstmaler und Buchhändler in München. Später wurde er Privatsekretär von Samuel Fischer in Berlin-Grunewald, ab 1920 wirkte er als Redakteur im Fritz-Gurlitt-Verlag. Der hintere Innenspiegel mit kleinem Schildchen „Aus der Bücherei von Dr. Gerhart Hauptmann“ mit hs. Band- und Standortnummer. Lose beiliegend ein farbiger Entwurf für ein Exlibris für Gerhart Hauptmann mit kreisrundem floralem Ährenkranz (Durchmesser: 8 cm).

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Charles Ploetz (1819 Berlin – 1881 Görlitz)

6358 Manuel de littérature française. Treizième édition. XLVIII, 810 S. 20,5 x 13,5 cm. Blindgeprägter OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Herbig, 1906. 300 € Geschenkexemplar für Benvenuto Hauptmann anlässlich seines bestandenen Abiturs an der Ritterakademie Liegnitz am 2. Dezember 1920 (Munzinger nennt als Jahr irrig 1918). Titel mit schwungvollem Namenseintrag Benvenutos mit dem Zusatz „Hôtel Rautenkrone Zimmer 39“ sowie dem Eintrag „Abitur: Liegnitz, 2. Dec. 1920!“ Vorsatz mit insgesamt acht Einträgen von Lehrern und Mitschülern des Jahrgangs, darunter eine launige Handlungsmaxime für die Zukunft von seinem Kameraden Fleischmann: „Lass die Mathematik und geh zu den Frauen“. – Dabei: Erich Ebermayer. Buch der Freunde. 70 S., 1 Bl. 20,5 x 12,5 cm. OBroschur. München, Karl Lemke, 1960. - Widmungsexemplar „Für Ben(venuto) Dankbar und herzlichst Erich 14.9.60.“ 6358 63


Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6359

Willibald Krain (1886 Breslau – 1945 Dresdem)

6359 Der Lehrkörper der Kgl. Kunst- u. Kunstgewerbeschule Breslau. 21 Porträts ohne Schattenseiten empfunden von Marabu (Pseud). Carneval 1906 (Umschlagtitel). 10 beidseitig bedruckte Bl. 36,5 x 29 cm. Illustrierte OBroschur (im Rand gering gebräunt und leicht fleckig, mit schwacher Mittelknickfalte). Breslau, Albert Peiser, (1906). 350 € Anonyme Karikaturenfolge, deren Urheberschaft vom Berliner Kupferstichkabinett dem schlesischen Maler und Illustrator Willibald Krain zugeschrieben wird.

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Graphik und Handzeichnungen 6360 20 druckgraphische Blätter. 11 Holzschnitte und 9 Lithographien. Bis 49 x 38 cm (Blattgröße). Meist signiert. Um 1914-20. 400 € Literatur: Antje Johanning, Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 229-234, 237 und 291, alle mit Abb. Arbeiten von August Gaul (9 Bl.), Fritz Heimann (6 Bl.) und Hilde Schindler (5 Bl.).

Emil Orlik (1870 Prag – 1932 Berlin)

6361 Am Start (zwei Rennreiter). Lithographie auf Similijapan. 16 x 24 cm (25,3 x 32,5 cm). Signiert „Orlik“ und datiert sowie gewidmet „seinem lieben Benvenuto in Freundschaft.“. 1916. 300 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 280 mit Abb. Erschienen in einer kleinen Auflage von lediglich 20 nummerierten Exemplaren; dieses ohne Nummer, wohl vor der Auflage. Ganz prachtvoller, tiefdunkler Druck mit dem wohl vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand. Sehr selten.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6362

Arno Breker (1900 Elberfeld – 1991 Düsseldorf)

6362 Gerhart Hauptmann. Bronze mit schwarzbrauner Patina auf schwarzem Marmorsockel. 12 x 10 x 9 cm (Gesamthöhe mit Sockel 21,5 cm). Seitlich links unter dem Hals signiert „A. Breker“ und datiert. 1945. 1.200 € 66

Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 59 mit Abb. Die Büste des Dramatikers modellierte Arno Breker 1941/42 zum 80. Geburtstag von Gerhart Hauptmann in Berlin. Eine große Bronzefassung wurde 1988 vor dem Kultur- und Bildungszentrum Haus Schlesien in Königswinter-Heisterbacherrott aufgestellt. Mit nachdenklich-sinnendem, doch wachem Ausdruck sind Hauptmanns Gesichtszüge naturalistisch wiedergegeben, fein und detailreich die einzelnen Strähnen seiner wallenden Haare ausgestaltet. Lebendiger Guss mit tiefdunkler Patina. Beigegeben eine Bronzebüste „Margarete Hauptmann“, signiert „H. Schneider“, 1930.


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6363

Alfred Jäschke (1886–1953, Görlitz)

6363 Gerhart Hauptmann mit Enkel Arne. 2 Silbergelatineabzüge auf Baryt-Papier. 23 x 17,7 cm. Unsigniert. Um 1940. 200 € 67


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Joseph Block (auch: Josef, 1863 Bernstadt – 1943 Berlin)

6364 Margarete und Gerhart Hauptmann im Profil. Aquarell und Feder in Schwarz, gefirnist, auf Karton. 19,4 x 12 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Josef Block“ und datiert. 1925. 500 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 164. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S.215 mit Abb. Doppelbildnis, gemalt nach einer Fotografie, die Block im Winter 1923/24 im Garten der Villa Porticiuolo zu Santa Margherita aufgenommen hatte. Bereits an der Breslauer Kunstakademie schlossen die beiden Kommilitonen Joseph Block und Gerhart Hauptmann eine lebenslange Freundschaft. 1892 gehörte Block zu den Gründern der Münchener Secession und später der Berliner Secession. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde er seit 1933 von den Nationalsozialisten diskriminiert.

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Graphik und Handzeichnungen 6365 Portraits Gerhart Hauptmann. 7 Druckgraphiken (1 Bl. doppelt) und 4 Zeichnungen. Verschiedene Techniken. Bis 61 x 49 cm (Blattgröße). Meist signiert, teils datiert. Um 1919-34. 450 € Literatur: Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 227, 240, 267, 283, 292, 297, 299, 300 und 303, alle mit Abb. Dabei Zeichnungen von Giuseppe Foglia, Wilhelm Victor Krauß, Charlotte Tesdorpf und Bruno Zwiener sowie druckgraphische Blätter von Ludwig von Hofmann, F. Koenen, Leo Prochownik, Leon Schnell, Ferdinand Staeger und Emil Stumpp (2 Bl.). 6365 68


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6366

Fritz von Unruh (1885 Koblenz – 1970 Diez)

6366 Flügel der Nike. Buch einer Reise. 403 S., 2 Bl. 21,5 x 14,5 cm. OLeinen (etwas fleckig und berieben, Rücken schwach ausgeblichen) mit goldgeprägter Deckelvignette. Frankfurt, Societätsdruckerei, 1925. 300 € Literatur: Wilpert-Gühring 13.

Erste Ausgabe. Fliegender Vorsatz mit Verfasserwidmung an Gerhart Hauptmanns zweite Ehefrau, die Schauspielerin Margarete Hauptmann (1875-1957), „in aufrichtiger, treuer Freundschaft und Verehrung Fritz v. Unruh. Rapallo, Jan. 1925“. Die Bühnenstücke des expressionistischen Dichters und überzeugten Pazifisten Fritz von Unruh wurden u. a. von Max Reinhardt inszeniert und erfreuten sich in der Weimarer Republik großer Beliebtheit. 1932 emigrierte er zunächst nach Italien und Südfrankreich, später dann über Spanien nach New York. 1948 kehrte er zurück in seine Heimat Frankfurt.

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Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

6367

Gerhart Hauptmann (1862 Ober Salzbrunn, Schlesien – 1946 Agnieszków (Agnetendorf), Niederschlesien)

6367 Haarlocken. 8 Umschläge, teils Briefumschläge, teils gefaltete Papiere, mit Haarlocken. Teils datiert, meist handschriftlich annotiert. Im Briefumschlag „Wiesenstein Agnetendorf“, lose in Buch-Schutzhülle, Brokat mit Zierborte. Um 1910-1946. 600 € Geschätzte Andenken: Haarlocken des Dramatikers, die Umschläge zum Teil beschriftet „Haare v. Hinterhaupt“ oder „linke Schläfe“. Beigegeben: Drei Familienfotos: Gerhart Hauptmann mit Ehefrau Margarete und Enkelsohn, Benvenuto als Kind im Profil sowie Gerhart Hauptmann auf dem Sterbebett.

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Nicola Perscheid (1864 Moselweiß – 1930 Berlin)

6368 und Wilhelm Fechner, Ernesto Battigelli, Emil Bieber. Portraits Gerhart Hauptmanns. 10 Silbergelatineabzüge, 1 Albuminabzug und 1 Öl­ pigmentdruck in Album montiert. Zwischen 16,5 cm x 11 und 34,6 x 25,5 cm (48,6 x 45 cm). Teilweise mit Blindstempel oder Signatur. 800 € 71


Erinnerungen an Wiesenstein _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Ecke im Schlafzimmer Gerhart Hauptmanns mit der „Herzkammerwand“

Kerzenleuchter 6369 Klassizistischer Kerzenleuchter. Zinn, hohe, schlanke Form, Fuß und Schaft verschraubt. Mit graviertem Wappen mit Sonne. H. 37 cm. Wohl Deutsch, um 1800. 450 € Literatur: Liegnitzer Katalog S. 102. Antje Johanning: Die Sammlungen Gerhart Hauptmanns aus dem Besitz Anja Hauptmanns, Dresden 2006, S. 117 mit Abb. Gerhard Hauptmann, der oft über Schlafstörungen, Träume und Albträume klagte, hatte die Gewohnheit, Ideen und Gedanken der Nacht

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an den Wänden seines Schlafzimmers zu notieren. Unser eleganter Kerzenleuchter, der auf dem Tischchen im Schlafzimmer seinen Platz hatte, sorgte während der nächtlichen Wachstunden für Licht. Erhart Kästner beschreibt 1964 seinen Eindruck von Hauptmanns Schlafzimmer wie folgt: „Und den ärgsten Schock gab das Schlafzimmer. Dieser kleine Raum im oberen Stockwerk, den vordem kaum einer der vielen Besucher des Hauses, und wenn, nur verlegen betrat, Zelle des Träumers, von schwarzen Sonnen erhellt, schlafloser Schlafraum, der mit Ängsten, Alpträumen, Ahnungen, antwortlosen Fragen gefüllt war: im Lauf der Jahrzehnte hatten die Wände sich mit Zeichnen bedeckt, nächtlichen Stoßgebeten und Trosten, auch Sätzen von anderen.“ (Erhart Kästner: Die Lerchenschule, Frankfurt/Main, S. 24f).


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BASSENGE

Max Klinger (1857–1920). Himmelsmusik – Musizierende Nymphen auf Wolken. Ölskizze auf Malkarton. Um 1890.

Gemälde Alter und Neuerer Meister Auktion 30. November 2023

GA L E R I E BA S S E N G E · E R DE N E R S T R A S S E 5A · 14193 BE R L I N Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com · Kataloge online: www.bassenge.com


BASSENGE

Rudolf Bauer (1889–1953). Ohne Titel. Öl auf Leinwand. 1911–17.

Moderne und Zeitgenössische Kunst Auktion 2. Dezember 2023

GA L E R I E BA S S E N G E · E R DE N E R S T R A S S E 5A · 14193 BE R L I N Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com · Kataloge online: www.bassenge.com


V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Galerie Gerda Bassenge KG, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver­steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst­ bieten­den. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vor­behalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchst­bietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312g Abs. 2 Nr. 10 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän­ digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 29% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 24% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 24% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 26% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor­s teuer­abzug berechtigt sind, kann die Gesamt­rech­nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt­ länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi­ fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt­ liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktions­gebühr (i. d. R. 3% des Zuschlagspreises). Wäh­rend oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech­nun­­gen bedür­fen einer beson­de­ren Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vor­behalten. Katalog- und Zusatzabbildungen dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden. Reproduktionsrechte und digitale Dateien der Abbildungen können gegen Gebühr erworben werden. Gegebenenfalls noch bestehende Urheberrechte Dritter bleiben davon unberührt und müssen u.U. gesondert eingeholt werden.


9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge­ schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/ Transaktionsge­bühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf­ bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschä­digung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch­lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Export­beschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten ein­geschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in

banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Minder­erlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs­ bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. David Bassenge, Geschäftsführer und Auktionator Dr. Markus Brandis, öffentlich bestellter u. vereidigter Auktionator

Stand: November 2023


CON DI T IONS OF SA L E 1. The Galerie Gerda Bassenge KG, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary con­signors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv­ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter­ mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312g II,10 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 29% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 24% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 24% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 26% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 24% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium (usually 3% of the hammer price). Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. Catalogue images may not be used without permission. Repro­ duction rights and digital files can be acquired for a fee. Any copyrights of third parties that may still exist remain unaffected by this and may have to be obtained separately. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay­ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, Ameri­can Express), checks and any other form of non-cash payment are accept­ed only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects


may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer. 11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded.

13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves. 14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by tele­phone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid.

David Bassenge, auctioneer Dr. Markus Brandis, attested public auctioneer As of November 2023


Katalogbearbeitung Dr. Ruth Baljöhr Eva Dalvai Harald Damaschke Simone Herrmann Giovanni Teeuwisse Dr. Rainer Theobald Harald Weinhold Gestaltung & Satz Stefanie Löhr Reproduktionen Christoph Anzeneder Maria Benkendorf Rotraud Biem Philipp Dörrie Clara Schmiedek




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