Bassenge Buchauktion 116: Literatur und Autographen

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BA S S E N G E Literatur und Buchillustration des 17. – 19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Aus der Sammlung Rudolf Mosse – Philosophie und Pädagogik Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten

Autographen Auktion 116 | 7. Oktober 2020

Bassenge Buchauktionen GbR . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin-Grunewald Telefon +49 30 893 80 29-0 . Fax +49 30 891 80 25 . E-mail: books@bassenge.com . www.bassenge.com


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T ER M I N Ü BER SICH T

AU KT ION 116

DIENSTAG, 6. OKTOBER 2020

W ERTVOLLE BÜCHER

10.00 Uhr

Geschichte, Geographie und Reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr.

1-247

11.30 Uhr Varia Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Naturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Pflanzen- und Tierbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Haus- und Landwirtschaft, Jagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Technik und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Asiatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Gastrosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Numismatik, Heraldik, Genealogie, Sphragistik . . . . . . . . . . . . Nr. Judaica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kultur- und Sittengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Moden und Kostüme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Militaria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Musik und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Okkulta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Politik 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Recht, Staat und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Sport und Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Buchwesen und Lexika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kunstliteratur und Kunsthandwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr.

301-369 370-389 390-420 421-431 432-441 442-458 459-461 462-466 467-470 471-505 506-519 520-527 528-545 546-560 561-576 577-608 609-615 616-628 629-635

15.00 Uhr Handschriften, Alte Drucke, Theologie Handschriften und Einzelblätter, Orientalia . . . . . . . . . . . . . . Nr. Inkunabeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Alte Drucke vor 1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Bibeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Theologie, Gebet- und Gesangbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie . . . . . . . . . . . . Nr. Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr.

1001-1028 1029-1036 1037-1140 1141-1151 1152-1202 1203-1257 1258-1281

Vormittag

Nachmittag

MITTWOCH, 7. OKTOBER 2020

LITER ATUR U ND AUTOGR APHEN

10.00 Uhr

Literatur und Buchillustration 17.-19. Jh. Literatur und Buchillustration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aus der Sammlung Rudolf Mosse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Philosophie und Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kinder- und Jugendbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Papierantiquitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vormittag

Nachmittag

15.00 Uhr

DONNERSTAG, 8. OKTOBER 2020

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

2001-2258 2259-2293 2294-2312 2313-2343 2344-2397

Autographen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2501-2799 MODER NE LITER ATUR & KU NSTDOKU MENTATION

10.00 Uhr Sammlung Tanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3001-3096 10.30 Uhr Moderne Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3101-3547 Exlibris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3548 Architektur, Design . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3549-3572 Russische Avantgarde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3573-3577 Foto, Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3578-3594 Expressionismus – Sammlung Peter Salomon . . . . . . . . . . . . .Nr. 3801-3968 Vormittag

VORBESICHTIGUNG

Dienstag, 29. September bis Freitag, 2. Oktober 2020, jeweils 10.00-18.00 Uhr, Samstag, 3. Oktober, 10.00-14.00 Uhr, Montag, 5. Oktober, 10.00-16.00 Uhr, Sonntag geschlossen


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Literatur und Buchillustration des 17.–19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration – Aus der Sammlung Rudolf Mosse – Philosophie und Pädagogik Kinder- und Jugendbücher – Papierantiquitäten

Literatur und Buchillustration 2001 Adimari, Alessandro. La Polinnia overo cinquanta sonetti ... fondati sopra sentenze di G. Cor. Tacito con argom. a ciascuno d‘essi ch‘uniti insieme formano un breve discorso polit. e morale. 6 Bl., 101 S., 7 Bl. (l. w.). Mit teilkoloriertem Kupfertitel (in Pag.). 21,6 x 15,2 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig, angestaubt, berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Florenz, P. Cecconceli, 1628. 350 € Jöcher I, 96. Jöcher-Adelung I, 223. – Erste Ausgabe. In der Art eines Fürstenspiegels verfasste Sonette von dem Florentiner Dichter Alessandro Adimari (1579-1649). „Issu d‘une famille patricienne de Florence, il étudia les lettres grècques et latines, et cultiva la poésie avec succès. On a de lui une traduction en vers italiens des ‚Odes de Pindare‘, qu‘il accompagna de bonnes observations“ (Hoefer I, 284). Der Kupfertitel mit einer allegorischen Darstellung „Signa tibi dicam“ und einer kleinen Italien-Karte, auf der die Apennin-Halbinsel in Rosé und die Inseln Korsika, Sardinien und Sizilien in Grün koloriert wurden. – Etwas fleckig und gebräunt, kaum Papierläsuren, aber wellig. Sehr selten, in der Berliner Staatsbibliothek als „Kriegsverlust“ gekennzeichnet.

2002 (Albrecht, Johann Friedrich Ernst). Leben, Robinsonaden und Abentheuer des grossen Kapitains Hans Jürgen Mast, der den Schlachten bey Abukir, Koppenhagen und Trafalgar beygewohnt. Von ihm selbst beschrieben und herausgegeben vom Verfasser des Pansalwin. 304 S. 15,5 x 9,5 cm. HLeder des späten 19. Jahrhunderts (Rücken schwach ausgeblichen) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Hamburg, Gottfried Vollmer (1803). 150 € Goedeke V, 503, 1, 80. – Seltene einzige Ausgabe der abenteuerlichen Seemannsgeschichten des Tausendsassas und Weltumseglers Hans Jürgern Mast. – Lagen F und G mit kleinerem Loch im Satzspiegel (etwas Wortverlust). Titel mit Farbsignaturen. Fingerfleckiges Exemplar.

2003 Die allerneueste sächsische Herculisca, deren wundersame Lebens-Begebenheiten dem galanten Frauenzimmer nach ihrer wahren und unverfälschten Beschaffenheit vorgestellet werden von Ihr selbst. 180 S. 18,5 x 10,5 cm. HLeder des späteren 19. Jahrhunderts (etwas berieben) mit RSchild und Deckelvignette „D“. Breslau und Leipzig, (Gottfried Wilhelm Seidel), 1753. 300 € VD18 11170158. Hayn-Gotendorf III, 152. – Einzige Ausgabe. „Höchst seltener, ziemlich zahmer Avanturière-Roman, nur gegen Ende einiges Anstößige. Die Verfasserin unterzeichnet sich am Schluß als: ‚gebohrnes Fräulein von der Mühle in Sachsen, verwitwete Becherin, von

2003

Tiefenstolzin, einige Zeit gewesene Frau des (Schiffs-Cptns) Terraponta, nachherige von neuest gewordene Frau und noch jetzige verwitwete von Tiefenstolzin“ (H.-G.). – Titel mit unscheinbarer Unterstreichung in Farbstift sowie kleinem Eckeinriss. Insgesamt etwas stockfleckig. Abbildung

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ VD17 23:328204W. – Erste deutsche Ausgabe des zuerst 1658 erschienenen Werks Jean-Louis Guez de Balzacs (1597-1654), dessen Lettres von 1624 stilbildend für die Entwicklung der französischen Nationalliteratur wurden. Der Übersetzer Johannes Tonjola (1656-1700) wirkte als Pfarrer in Basel. - Titel lose. Durchgehend mit blassem Feuchtigkeitsrand.

2006 (Baruffaldi, Girolamo). Grillo canti dieci d‘Enante Vignajuolo (Pseud.) 5 Bl., 244 S. Mit gestoch. Frontispiz nach Michelangelo de Spada, gestoch. Titelvignette und 10 gestoch. Textvignetten. 19,5 x 13,5 cm. Moderner marmor. Halbpergamentband mit hs. RTitel. Verona, Giovanni Alberto Timerman, 1738. 150 € Brunet IV, 192. – Erste Ausgabe. Nachahmung der 1521 in Venedig erschienenen Versdichtung. Die figürlichen Kopfvignetten leiten je eines der zehn Bücher ein. – Etwas stockfleckig. – Beigebunden: Giuseppe Cherubini. Rime piacevoli. XCIX Bl., 2 Bl. (Anzeigen). Mit gestochener Titelvignette. Venedig, Antonio Zatta, 1759. Abbildung

2006

2004 Alxinger, Johann Baptist von. Doolin von Maynz. Ein Rittergedicht. XXVIII, 378 S. Mit gestoch. PortraitFrontispiz und 5 Kupfertafeln. 22 x 14 cm. Leder d. Z. (Kapitale mit Einriss bzw. kleiner Fehlstelle, etwas berieben) mit RVergoldung, goldgepr. RSchild, goldgepr.Bordüre auf den Deckeln sowie Steh- und Innenkantenvergoldung. Leipzig, G. J. Göschen und Wien, Stahl, 1797. 150 € Rümann 25. Vgl. Goedeke IV/1, 630, 4 (erste Ausgabe). – Zweite Ausgabe der in Stanzen verfassten deutschen Bearbeitung der altfranzösischen Heldengeschichte des Doon de Mayence aus dem 12. und 13. Jahrhundert. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Mit hs. Anmerkungen und Besitzvermerk des Mathematikers Friedrich Theodor Poselger (1771-1838) auf dem vorderen Vorsatz.

2005 Balzac, (Jean-Louis Guez de). Aristippus oder von dem Hof-Leben. Verteutscht durch Johannem Tonjolam. 8 Bl., 294 S., 11 Bl. 13 x 8 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, ohne die Schließen). Basel, Emanuel König, 1662. 150 € 6

2007 Beaumont, Francis und John Fletcher. Fifty comedies and tragedies. All in one volume. Published by the authors original copies, the songs to each play beeing added. 2 Teile in 1 Band. 5 Bl., 578 S.; 557 S. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz von J. Berkenhead. 37 x 23 cm. Sprenkelmarmorierter Kalbslederband d. Z. (mit Fehlstellen, beschabt und bestoßen, restauriert, Rücken und Kanten erneuert, neu aufgebunden) mit goldgeprägtem RSchild. London, J. Macock für John Martyn, Henry Herringman und Richard Marriot, 1679. 500 € Creizenach IV, 80. Gregg III, 1018. Wing B1582. Pforzheimer 54. ESTC R13766 – Zweite und vollständigste Gesamtausgabe der 50 Dramen der Shakespeare-Nachfolger Francis Beaumont (1584-1616) und John Fletcher (1579-1625). Sie verfassten ihre Stücke meist in Gemeinschaft, arbeiteten aber auch mit William Shakespeare (1554-1616) zusammen, der viel Eigenes zu ihren Werken beisteuerte. Das beliebtestes Stück der beiden bildet The Knight of the Burning Pestle“ (Der Ritter von der brennenden Keule) von ca. 1610. Vorliegende Ausgabe wurde gegenüber der Erstausgabe von 1645 um 17 Schauspiele vermehrt. – Frontispiz mit Einrissen und Knicken, aufgezogen, teils kleine, oftmals älter restaurierte Papierläsuren, vereinzelt etwas gebräunt, kaum fleckig.

2008 Beling, Oswald. Verdeutschete Waldlieder, oder 10. Hirten Gespräche des allerfürtrefflichsten Lateinisch: Poeten Virg. Marons, in deutsche Verse übersetzt ... Herausgegeben durch Adam Olearium. 89 (statt 90) nn. Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.), blattgroßem Wappenkupfer auf dem Titel verso, Münzkupfer, blattgroßem Portraitkupfer und 11 blattgroßen Textkupfern von Christian Rothgießer. 15,5 x 19 cm. Pappband des späten 19. Jahrhunderts (Deckel etwas geworfen) mit goldgeprägtem RSchild. Hamburg und Schleswig, Jacob zur Glocken für Johann Naumann, 1649. 750 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration trät Belings sowie ein Münkupfer“ (Dünnhaupt). Eine Titelauflage erschien 1668 in Schleswig. – Es fehlt das letzte Blatt der Vorstücke )o(iv., Blatt Nii mit kleiner restaurierter Ecke. Wenige Blatt mit schwachen Titenflecken. Etwas braunfleckig, insgesamt wohlerhalten. Die Kupfer des aus Husum stammenden, biographisch kaum nachgewiesenen Rothgießer (gest. 1659) in kräftigen Abzügen. Abbildungen

2009 Béranger, Pierre-Jean de. Oeuvres complètes. Nouvelle édition. 2 Bände. 2 Bl., 411 S.; 2 Bl., 401 S. Mit 52 Stahlstichtafeln. 24 x 15,5 cm. Grüne HLederbände d. Z. (gering berieben, Kapitale leicht bestoßen) mit RVergoldung und goldgepr. RTitel. Paris, Perrotin, 1847. 150 € Wohlerhaltenes, leicht stockfleckiges Exemplar.

2008

2010 Bertall (d. i. A. d‘Arnoux). The communists of Paris 1871. Types - Physiognomies - Characters. 44 Bl. Mit lithographischem Titel und TVignette sowie 40 kolorierten lithographischen Tafeln. 31,5 x 23,5 cm. Späterer roter HLederband mit goldgepr. RTitel und Goldschnitt. Paris, London und Dublin, Buckingham u. a., (1873). 150 €

2008

VD17 1:043183P. Goedeke III, 65, 17, 2a. Dünnhaupt IV, 2989, 21.1. Faber du Faur I, 341. Jantz I, 472. – Einer von zwei kollationsgleichen Drucken der seltenen ersten Ausgabe (vgl. die Schlüsselseiten zu VD17 1:043136D). In Vergessenheit geratenes Hauptwerk des bereits mit 21 Jahren an den Pocken verstorbenen Offiziers Oswald Beling (1625-1646) aus dem schleswig-holsteinischen Itzehoe. Bei Belings Übertragung des antiken Langtextes in Alexandriner handelt es sich wahrscheinlich um die erste bekannte poetische Übersetzung der Hirtengedichte Vergils in deutscher Sprache, die rezeptionsgeschichtlich jedoch ohne Wirkung blieb. „Enthält Belings Versübertragung der 10 Eklogen Vergils sowie Olearius‘ eigene Ekloge Florellus. Nach Olearius‘ Vorrede geht die Übertragung auf ein mit Martin Opitz geführtes Gespräch zurück. Da er nicht selbst dazu gekommen sei, habe er den jungen Beling hierfür gewonnen, der das Erscheinen des Werks nicht mehr erlebte. Am Schluß unter Sondertitel ein weiterer Abdruck von Olearius‘ Ehren-Gedächtnis für Beling. Die reizvollen Kupfer von Chr. Rothgießer (Thieme-Becker XXIX, 93) illustrieren die 11 Eklogen, ferner 1 Por2010

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Hofpoeten, zugleich die einzige von seinem Dresdener Amtskollegen Johann Ulrich König (1688-1744) herausgegebene und um die Lebensbeschreibung Bessers erweiterte Ausgabe; der Erstdruck erschien 1711 in Leipzig. Interessante Quelle zum kulturellen Leben am Berliner Hof Friedrichs I. und seines Nachfolgers. Wertvoll sind vor allem Bessers umfangreiche Beschreibungen von Festlichkeiten am brandenburgischen Hof und die vollständigen Texte der frühen Berliner Opern Alexanders und Roxanen Heyrath (1708) und Sieg der Schönheit über die Helden (1706), ferner die Beschreibung der Vermählungsfeierlichkeiten des Jahres 1700 im Schloss Oranienburg mit dem Text der aufgeführten TafelMusic. Am Schluss von Teil II mit einem 69seitigen Beitrag von König mit dem Titel Untersuchung von der Beschaffenheit der einsylbigen Wörter in der Teutschen Dicht-Kunst. Johann von Besser (1654-1729) ist „in seiner ganzen Dichtweise einer der spätesten ‚galanten‘ und keiner der übelsten. In manchem leitet er schon zur eleganteren Schlüpfrigkeit des Rokoko über, während seine ernsthaften und Gelegenheitsgedichte schon von der ‚Vernünftigkeit‘ eingegeben zu sein scheinen“ (Wolfskehl im Katalog Manheimer). - Etwas braun- und stockfleckig bzw. gebräunt, Blatt O4 mit angestückter Ecke. Exemplar mit dem häufig fehlenden Erratablatt und dem „Bericht an den Buchbinder“ am Schluss sowie den sehr selten vorhandenen, außerhalb der Paginierung in Teil II (zwischen die Seiten 832 und 833) eingeschobenen sechs Blatt Verliebte Gedichte, die gern von besorgten Sittenwächtern für ihre Spezialsammlung entfernt wurden; heißt es doch noch 1908 in Meyer‘s Konversationslexikon, 6. Auflage: „Als ‚galanter‘ Dichter ist er mitunter schamlos und widrig lüstern“. Abbildung

2015

Lipperheide 3567 (Xe 17). Vgl. Sander 89 (französische Originalausgabe mit nur 34 Lithographien). – Erste englische Ausgabe mit den prägnanten Charakterstudien zu den Akteuren der Pariser Kommune. Jede Lithographie mit nachfolgender Erläuterung auf jeweils einem Textblatt. – Gebräunt, Vorsätze erneuert. Eine Tafel etwas lädiert (jedoch ohne Durchbruch), Bindung schwach. Abbildung Seite 7

Quelle zum kulturellen Leben am Berliner Hof Friedrichs I. 2011 Besser, Johann von. Schrifften, beydes in gebundener und ungebundener Rede; Ausser des Verfassers eigenen Verbesserungen, mit vielen seiner noch nie gedruckten Stücke ... nebst dessen Leben und einem Vorberichte ausgefertiget von Johann Ulrich König. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., CXXXIV, 334 S., 1 Bl. (Inhalt); XX S., 1 Bl., S. 341901, 4 Bl. (Inhalt, Errata, Bericht an den Buchbinder). Mit 5 Kupfertafeln und 3 Textkupfern. 21,5 x 14 cm. Kalbleder d. Z. (etwas stärker berieben, Gelenke auch beschabt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Johann Friedrich Gleditzsch, 1732. 300 € Goedeke III, 346, 4. Faber du Faur 1697. Katalog Manheimer 38. – Letzte und maßgebliche Ausgabe der Schriften des brandenburg-preußischen 2011

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2012 Bettinelli, Saverio. Über den Enthusiasmus der schönen Künste. Aus dem Italienischen. 1 Bl., 51 (recte: 517) S. 17 x 11 cm. Pappband d. Z. (berieben, vorderes Gelenk geplatzt) mit hs. Papierrückenschild. Bern, Typographische Gesellschaft, 1778. 180 € De Backer-Sommervogel I, 1419, 16. – Erste deutsche Ausgabe, die Übertragung aus dem Italienischen besorgte der heute vergessene Friedrich August Clemens Werthes (1748-1817) aus dem württembergischen Buttenhausen. – Vorderes Innengelenk hinter Seite 2 angeplatzt. Sonst wohlerhalten.

2013 Bion (von Smyrna) und Moschus (von Syrakus). Les Idylles. Traduites de Grec en vers Français, avec des remarques. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 134 S., 8 Bl.; 5 Bl., 96 S. 16 x 9,5 cm. Dunkelroter Maroquinband des 18. Jahrhunderts (Gelenke und Kapitale etwas berieben, Deckel leicht fleckig, VDeckel mit kleiner Fehlstelle im Bezug) mit RVergoldung, goldgepr. RSchild, dreifacher Deckelfilete mit kleinen Eckfleurons, Steh- und Innenkantenbordüre sowie Goldschnitt. Amsterdam, Henry Desbordes, 1688. 300 € Schweiger 71. Brunet I, 950. – Zweite Ausgabe mit griechisch-lateinischem Paralleltext, der Erstdruck dieser zweisprachigen Ausgabe der Idyllen der beiden frühchristlichen bukolischen Dichter Bion von Phossa und Moschus von Syrakus erschien 1686 in Paris in Duodez und erlebte noch einige weitere Auflagen. Der griechische Text geht auf die Edition von Heinrich Stephanus zurück, die 1555 bei Aldus Manutius in Venedig erschien, der französische Text sowie der umfangreiche französische Kommentar stammen von dem Philologen und Dramatiker HilaireBernard de Longepierre (1659-1721). – Gleichmäßig etwas gebräunt, teils leicht fleckig, durchgehend in Rot regliert. Insgesamt wohlerhalten. Innenspiegel mit mehreren montierten Exlibris, darunter dasjenige des griechischen Bibliophilen G. J. Arvanitidis sowie des griechischen Reeders Panos Gratsos, dessen Büchersammlung in seiner Villa Skinos auf der ionischen Insel Ithaka 1990 bei Sotheby‘s versteigert wurde. Abbildung

2014 (Bodmer, Johann Jakob; Hrsg.). Chriemhilden Rache, und die Klage; zwey Heldengedichte. Aus dem schwaebischen Zeitpuncte. Samt Fragmenten aus dem Gedichte von den Nibelungen und aus dem Josaphat. Darzu koemmt ein Glossarium. XVI, 286, 64 Sp. 20 x 15 cm. Marmorierter Lederband d. Z. (mit Fehlstellen durch Wurmfraß, etwas beschabt und bestoßen) mit reicher RVergoldung und goldgepr. RSchild. Zürich, Orell und Comp., 1757. 300 € Goedeke I, 184, IV. – Erste kritische Ausgabe des Nibelungenlieds, von Bodmer herausgegeben und kommentiert. „Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wußte niemand mehr um die Existenz des Nibelungenliedes. Bodmer und Breitinger haben dasselbe aus dem Staube der Hohenemser Bibliothek wiederum an das Licht gezogen. Bodmer meinte, den 1. Teil des Gedic htes als unwesentlich übergehen zu dürfen, und so erschien denn 1757 nur die 2. Hälfte desselben, mit der Ankunft der Burgunder bei Rüdiger beginnend. Beigegeben waren einige wenige

2013

Fragmente aus dem 1. Teil aus ‚Barlaam und Josaphat‘ von Rudolf von Ems“ (Baechtold 676). – Wenige Bleistift-Annotationen, vereinzelt etwas gebräunt, jedoch kaum fleckig, stellenweise mit schwachem Feuchtigkeitsrand. Gutes Exemplar.

2015 Böhme, Jacob. Theosophia revelata. Das ist: Alle göttliche Schriften. 3 Teile in 2 Bänden. 4 Bl., 2174 Sp.; 1 Bl., Sp. 2177-3928; Sp. 3-100, 62 Bl. (Register). Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz, 2 Kupfertafeln, gestochenem Plan (lose beiliegend) sowie einigen Textkupfern. 24,5 x 20 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, Band II stärker betroffen, Bezugsmaterial dort etwas gewellt und teils gelöst). (Hamburg, Hermann Heinrich Holle?) 1715. 300 € Goedeke III 30, 32. Dünnhaupt I, 679 5.1. Graesse I, 461. – Zweite, sogenannte Hamburger Gesamtausgabe, herausgegeben durch den

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ rungsversuche einer verwittweten, höchstverliebten Obristin sehr frei“ (H.-G.). Eine zweite Auflage erschien ebenda 1751. „Beide Ausgaben sehr rar!“ (ebenda). Ein moderner Reprint erschien 1970. – Es fehlt ein Blatt der Vorstücke, wohl ein Vortitel nach der Vorrede (diese komplett). Erste Lage gelockert, Vorsätze mit alten verblassten Tinteneinträgen. Mal mehr, mal weniger finger-, braun- und stockfleckig. Exemplar mit Lesespuren. Abbildung

2017 Bonnet, Charles. Essai analytique sur les facultés de l‘àme. 4 Bl., XXXII, 552 S., 2 Bl. 24,5 x 20 cm. Leder d. Z. (berieben und etwas bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Kopenhagen, Cl. & Ant. Philibert, 1760. 600 € Caillet 1402. – Erste Ausgabe dieser empiristischen Abhandlung des einflussreichen Genfer Aufklärers. – Etwas gebräunt. Breitrandiges, wohlerhaltenes Exemplar.

2019

Mystiker Johann Georg Gichtel (1638-1710), der eine Zeitlang sehr unter Böhmes Einfluss stand und seine Werke 1682 erstmals edierte (Vgl. ADB IX, 149). Die beiden Kupfertafeln zeigen die Himmelskarte und die „Philosophische Kugel“, die gefaltete Karte den Grundriss von Görlitz (lose beiliegend). Der Anhang mit eigenem Titelblatt und gestochener Titelvignette enthält die Lebensbeschreibung Böhmes. – Band I am Schluss mit schmalem Wasserrand, Band II insgesamt mit mehr Gebrauchsspuren: Titel lose, erstes Textblatt mit vertikaler Quetschfalte, die Seiten mit den Spalten 2551-2556, 2806-2808 sowie 30093012 mit Quetschfalten und kleineren Läsuren (teils mit Transparentstreifen unschön geklebt). Abbildung Seite 8

2016 (Boeldicke, Joachim). Das Leben der schönen Österreicherin, bechrieben von Sincero (Pseudonym). 269 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestoch. Frontispiz. 17 x 11 cm. Pappband d. Z. (Fehlstellen im Bezug, ohne Rücken, Gebrauchsspuren). Frankfurt und Leipzig (d. i. Wien), 1747. 180 € Hayn-Gotendorf VII, 315. – Erste Ausgabe des galanten Romans des Predigers und popularphilosophischen Schriftstellers Joachim Boeldicke (1704-1757): „Einiges in pikanten Reimen. Besonders die Verfüh2016

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Goedeke IV/1, 1017, 98. – Enthält in Band IV auch eine größere Anzahl Briefe sowie Biographisches. – Nur vereinzelt schwach gebräunt oder gering stockfleckig. Frisches und sehr dekorativ gebundenes Exemplar. Abbildung

2021

2018 Brentano, Clemens. Die Gründung Prags. Ein historisch-romantisches Drama. 1 Bl., 450 S. Mit gestoch. Frontispiz. 20,5 x 13,5 cm. Marmorierter HLeinenband d. Z. (etwas berieben) mit Rückenfileten und goldgeprägtem RSchild. Pesth, Hartleben, 1815. 150 € Goedeke VI, 60, 27. Mallon 55a. Borst 1215. – Erste Ausgabe. Durch Brentanos zweijährigen Aufenthalt in Böhmen angeregtes Drama, das den Freiheitskampf der Tschechen behandelt. „Das Drama leistete einen hervorragenden Beitrag zu dem aus romantischem Geist geborenen Nationalmythos einer tschechisch-slavischen Vorzeit“ (KLL). In dieser Variant „berwuchert das mythische Motiv vom Kampf der weißen gegen die schwarze Magie, der mit dem Kampf der lichten Götter endet, geradezu das Libussa-Primislav-Thema“ (Frenzel, Stoffe, S. 438). – Vereinzelte geringe Stockflecken. Wohlerhaltenes Exemplar.

2021 Burges, James Bland. The birth and triumph of love. A poem. VII S., 2 Bl., 58 S. Mit gestochenem PortraitFrontispiz, gestochenem Widmungsblatt und 24 Kupfertafeln von P. W. Tomkins nach Zeichnungen der Prinzessin Elisabeth von England. 30 x 23,5 cm. Dunkelroter Chagrinlederband d. Z. (schwach berieben) mit Rückenfileten und goldgeprägtem RSchild, mehrfachen Deckelfileten mit ornamentalen Seitenstücken, Stehkantenfilete, Innenkantenbordüre und Goldschnitt. London, C. Roworth für T. Egerton und P. W. Tomkins, 1796. 600 € Lowndes I, 314. – Erste Ausgabe seines Gedichts, das trotz des prächtigen und großzügigen Drucks und der reizenden Illustrationen beim Publikum durchfiel. Die Tafeln zeigen in schönen verschiedenen Rahmeneinfassungen Putto-Darstellungen mit den wechselnden Attributen Pfeil, Anker und Herz. – Sehr schönes und sauberes Exemplar auf kräftigem Vélin, dekorativ gebunden. Abbildung

2022 Campan, (Jeanne-Louise-Henriette). AnekdotenTagebuch, herausgegeben von (Pierre) Maigne. Nebst einer Sammlung bisher ungedruckter Briefe der Frau von Campan an ihren Sohn. Aus dem Französischen übersetzt von Friedrich Ritter. 1 Bl., IV, 215 S., 4 Bl. 18,5 x 12 cm. HLeder d. Z. (fleckig, bestoßen und berieben). Stuttgart, Friedrich Franckh, 1825. 150 €

2019 (Bret, Antoine). Der Ninon von Lenclos Leben und Briefe nebst den Briefen der Babet. Aus dem Französischen übersetzet. 7 Bl., 544 S. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz von J. M. Bernigeroth. 17 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben) mit Rückenfileten und goldgeprägtem RSchild sowie hs. Deckelschild. Leipzig, Weidmann, 1755. 450 € VD18 11997656. Hayn-Gotendorf IV, 139. Nicht bei Fromm (vgl. 4083). – Erste deutsche Ausgabe der Briefe der berühmten Kurtisane Ninon de Lenclos (1620-1705). „Selten! Sehr zierlich gedruckte Ausgabe mit breitem Rand. - Die angehängten ‚Briefe der Babet‘ sind wohl aus dem Französischen des Crébillon übersetzt“ (H.-G.). – Frontispiz und Titel verso gestempelt, Vorsätze leimschattig. Etwas braunfleckig, insgesamt wohlerhalten und dekorativ gebunden. Abbildung

2020 Bürger, Gottfried August. Sämmtliche Werke. Neue Original-Ausgabe. 4 Bände. Mit Stahlstich-Portrait und gefaltetem Handschriften-Faksimile. HLeder d. Z. mit Romantiker-RVergoldung. Göttingen, Dieterich, 1844. 180 € 2020

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Fromm II, 4425. – Erste deutsche Ausgabe ihrer Anekdotensammlung über das Leben am Hof Ludwigs XV. Jeanne Louise Henriette Campan (1752-1822) war die erste Kammerfrau Marie Antoinettes und Vorleserin für die Töchter des Königs. – Leimschattig und stockfleckig.

2023 Canitz, (F. R. L. v.). Gedichte, mehrenteils aus seinen eigenhändigen Schriften verbessert und vermehret... nebst dessen Leben, und einer Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Rede-Kunst, ausgefertigt von Johann Ulrich König. CCXXII S., 1 Bl., 322 (recte: 324) S., 3 Bl. Mit gestoch. Frontispiz, 2 gestoch. Portrait-Tafeln, gestochener Kopfvignette und mehreren Holzschnitt-Vignetten. 20 x 13 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, 1 spanische Kante mit kleiner Fehlstelle) mit hs. RTitel. Leipzig und Berlin, Ambrosius Haude, 1727. 150 € 2025

Goedeke III, 346 k. Faber du Faur 1692. Dünnhaupt I, 554, 6. – Erste Gesamtausgabe seiner Lyrik. „Veranstaltet von dem Dresdener Hofpoeten J. U. König mit dessen bekannter Stellungnahme zu Bodmer und Breitinger“ (Dünnhaupt). Das Werk bildete einen Wendepunkt in der Entwicklung der literarischen Ästhetik in Deutschland. – Schwach braunfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar aus der Bibliothek des Philologen Albert Dressel (1808-1875), mit dessen Wappenexlibris auf dem Innenspiegel. Fl. Vorsatz mit zwei weiteren hs. Besitzvermerken.

2024 Canitz, F. R. L. v. Gedichte, mehrenteils aus seinen eigenhändigen Schrifften verbessert und vermehret, ... nebst dessen Leben, und einer Untersuchung von dem guten Geschmack in der Dicht- und Rede-Kunst, ausgefertiget von Johann Ulrich König. Dritte Auflage. LXXX (recte: LXXVIII), 476 (recte: 472) S., 3 Bl. (Register). Mit Kupfertitel, Wappenkupfer und 2 Portrait-Kupfern. 20,5 x 13 cm. Leder d. Z. (breieben und bestoßen, Gelenke beschabt, oberes Kapital defekt) mit RSchild. Berlin und Leipzig, Ambrosius Haude und Johann Carl Spener, 1750. 150 € Goedeke III, 346, 2n. Dünnhaupt II, 974, 6.5. Faber du Faur 1693. Jantz I, 726. Brentano 293. – Dritte Auflage der vom Dresdener Hofpoeten Johann Ulrich König (1688-1744) besorgten ersten Gesamtausgabe; der Erstdruck erschien ebenda 1727. Mit dessen berühmter Abhandlung über den guten Geschmack. „Die bedeutendste Stellungnahme zu den grundlegenden Fragen der Dichtkunst von Bodmer und Breitinger“ (Katalog Neufforge, S. 542). Enthält auf den Seiten 221f. Canitz‘ „Lob des Tobacks“ sowie auf den Seiten 300f. das Loblied „Der Taback“ aus dem Französischen von Lombard. Canitz war bekanntlich leidenschaftlicher Raucher. – Titel gestempelt, letzte Blatt etwas leimschattig, sonst wohlerhalten.

2025 Carstens, Asmus Jacob. Les Argonautes, selon Pindare, Orphée et Apollonius de Rhodes, en vingt-quatre planches. 2 Bl. Mit 24 Umrisskupfern von Joseph Anton Koch nach Asmus Jacob Carstens. 25,5 x 40 cm. Interimsbroschur d. Z. (etwas fleckig, geknickt, Rückumschlag mit Fehlstellen). Rom, o. Dr., 1799. 500 € 2028

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Thieme-Becker VI, 86. Rümann 248. Ruppert 2446. – Erste Ausgabe. „Die Argonauten sind das erste deutsche Buch im Stile der klassizistischen Umrißzeichnung, es übte auf die Nachfolger einen außergewöhnlichen Einfluß aus“ (Rümann, S. 222). Im Gegensatz zu Rümanns Angaben sind die Tafeln nummeriert. – Anfangs mit nachgedunkeltem Feuch­tigkeitsfleck. Leicht gebräunt und knitterfaltig. Die Kupfer in schönen, kräftigen Abdrücken mit Plattenton. Eingebunden in Makulaturpapier, das bei genauerer Betrachtung ein antikisiertes gstochenes Portrait in Punktiermanier darstellt. Abbildung

2026 Cervantes, Miguel de. Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote von la Mancha. Aus der Urschrift des Cervantes, nebst der Fortsetzung des Avellaneda von F. J. Bertuch übersetzt. Zweite Ausgabe. 6 Bände. Mit gestoch. Portrait-Frontispiz, 6 gestoch. Titelvignetten und 29 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben, fleckig und bestoßen) mit floraler RVergoldung und 2 goldgepr. RSchildern (teils lädiert oder fehlend). Leipzig, Caspar Fritsch, 1780-1781. 350 € Goedeke IV/1, 679, 12. Engelmann 147f. und Nachtrag 95-130. Vgl. Bauer 259-263. – Zweite, umfangreich mit den Kupfern Chodowieckis illustrierte Ausgabe der Übersetzung Bertuchs. – Leicht fleckig, fl. hinterer Vorsatz in Band II zur Hälfte abgetrennt. Vorsätze etwas leimschattig, Innenspiegel mit Exlibris. Abbildung

2027 Chamisso, Adelbert von. Peter Schlehmil‘s wundersame Geschichte. Nach des Dichters Tode neu herausgegeben von Julius Eduard Hitzig. Stereotypausgabe. XVI, 82 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette und 15 weiteren Holzschnitt-Illustrationen von Unzelmann nach Adolph Menzel. 20 x 12,5 cm. Etwas späterer HPergamentband (Deckelbezug etwas stärker berieben) mit RSchild. Nürnberg, Johann Leonhard Schrag, (1839). 180 €

2026

Goedeke, VI, 149, 14e. Rümann 1349. – Erste von Adolph Menzel illustrierte Ausgabe, der damals noch gänzlich unbekannt war, weshalb sein Name als Illustrator auf dem Titel keine Erwähnung findet. Exemplar des zweiten Drucks bei Breitkopf und Härtel in Leipzig mit der „Vorrede des Herausgebers“. – Etwas stock- und fingerfleckig.

2028 (Cottin, Sophie). Malvina. Von der Verfasserinn der Amalie Mannsfield. Aus dem Französischen frey übersetzt. 2 Teile in 1 Band. 343 S.; 290 S. Mit 2 gestoch. Frontispices. 17 x 11 cm. HLeder d. Z. (fleckig und berieben) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Leipzig 1808. 180 € (Neue Bibliothek für Freunde einer erheiternden und geistreichen Lektüre). Bei Fromm nicht verzeichneter unfirmierter Nachdruck, die erste deutsche Ausgabe ihres Erfolgsromans erschien 1802 bis 1803 in Frankfurt in der Übersetzung von Nicolaus Peter Stampeel. – Etwas fleckig, Innengelenke schwach angeplatzt. Abbildung

2029 Cramer, Carl Friedrich (Hrsg.). Salz und Scherz vor Gericht. Eine Sammlung ironischer und unterhaltender Memoiren aus dem Französischen. VIII, 499 S. 16 x 10 cm. HLeder d. Z. (berieben, Kapitale mit Fehlstellen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig und Dessau, Buchhandlung der Gelehrten und Kiel, Herausgeber, 1783. 200 € VD18 10376135. Goedeke IV, 1989, 19. Hayn-Gotendorf VII, 61. – Erste Ausgabe. „Viel Satirisches gegen die Juristen enthaltend“ (H.-G.). Ein zweiter Druck erschien 1800 bei Campe in Hamburg. – Etwas stockfleckig, Vorsätze leimschattig. Fl. Vorsatz mit längeren hs. Zitat aus einem Antiquariatskatalog von 1872.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2030 Crébillon, (Prosper Jolyot). Vorzüglichste Werke. Aus dem Französischen (von Johann Carl Lotich). 3 Bände (alles Erschienene). Mit gestochenem Frontispiz von J. W. Meil. 18,5 x 11 cm. HLeder d. Z. (berieben, fleckig und bestoßen, obere Kapitale mit Einriss) mit reicher ornamentaler RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, Friedrich Maurer, 1782-1785. 350 € Hayn-Gotendorf I, 700. – Erste deutsche Ausgabe. Die Bände I und II enthalten die von Wieland gelobte Politisch-astronomische Erzählung Ha! welch ein Märchen!, die auch separat ohne den Reihentitel vertrieben wurde. Der Band III enthält die Japanische Geschichte Tanzai und Readarne oder der Schaumlöffel, die später einen Nachdruck unter dem legendären fingierten Impressum von Peter Hammer erlebte (Celle, Gsellius, 1750). – Es fehlt der Reihentitel in Band II. Titel von Band I mit kleiner tektierter Fehlstelle im Bug, Vorsätze etwas stockfleckig, sonst sauber und wohlerhalten. Innenspiegel mit Exlibrisschildchen (Rubrik Erotik) des Segeletzer Predigers und Lehrers August Friedrich Eduard Kahlbau (1801-1859). Abbildung

2031 (Cubières-Palmézeaux, Michel de). Misogug, oder die Weiber wie sie sind! Eine orientalische Geschichte. In zwey Theilen. 1 Bl., 292 S. 16,5 x 10,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (stärkere Gebrauchsspuren). Leipzig, August Lebrecht Reinicke, 1792. 180 €

2030

VD18 10672141. Hayn-Gotendorf 561f. Barbier III, 315. Nicht bei Fromm. – Einzige deutsche Übersetzung aus dem Französischen, „theilweise etwas frei“ (H.-G.). „Am Euphrat lag etwa vor dreytausend Jahren ein altes Bergschloß, welches Fenler hieß. In dieser lustigen Wohnung erblickte Misogug das Licht der Welt.“ – Etwas wasserrandig sowie fingerund stockfleckig, Titel stellenweise gelöst. - Selten.

Barocker Lesekanon für Studenten 2032 Curieuse Studenten-Bibliothec, worinnen gezeiget wird, was vor Bücher ein Studiosus Philosophiae und Politices, Theologiae, Juris und Medicinae nöthig habe, und sich bekannt machen müsse. Fünffte Edition, aufs neue vermehret und verbessert, und mit nöthigen Registern versehen. 8 Bl., 332 S., 10 Bl. 16,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (schwach berieben) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Jacob Schuster, 1721. 150 € 2034

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Fünfte Auflage des umfangreichen, auch für den fleißigsten Leser völlig utopischen barocken Lesekanons für ambitionierte Studiosi im Studium Generale, deren Kenntnis auch heutigen bolognareformierten Studenten gut zu Gesicht stünde. – Einige Blatt mit geglätteten Quetschfalten. Sonst wohlerhalten. Dekoratives Bändchen.

2033 Dahn, Felix. Was ist die Liebe. Erzählung. 87 S. 16 x 11,5 cm. Olivgrüner OLeinenband mit reicher Goldund Schwarzprägung (minimal bestoßen). Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1887. 150 € Erste Ausgabe. Fl. Vorsatz mit eigenhändiger Widmung von Dahn in Bleistift: „Frau Dr. Friedmann verehrungsvoll“. – Schönes Exemplar.

2034 (Dalberg, Karl Theodor von). Betrachtungen über das Universum. Dritte Auflage. 1 Bl., 140 S. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 17,5 x 10,5 cm. Geglätteter Kalbleder­ band d. Z. (Ecken etwas bestoßen) mit reicher ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem RSchild, Deckelfilete mit Eckfleurons sowie Stehkantenvergoldung. Mannheim, Neue Hof- und akademische Buchhandlung, 1787. 300 € VD18 11437561. Holzmann-Bothatta I, 6195. Vgl. Ziegenfuß I, 216. – Dritte Auflage seiner zuerst 1777 in Erfurt erschienenen religionsphilosophischen Schrift über das „System“ der Schöpfung: „Worin be­steht der Zusammenhang aller Wesen? Wohin trachtet, zweckt ihr Bestreben, Wirken, Daseyn? Wo liegt der einzige Knoten, der alles, alles, Welten, Körper, Geister, Zeit und Raum, in ein Ganzes zusammen knüpft? Das ists, was ich aufzufinden, darzustellen trachte“ (Vorrede S. 1). Eines der Hauptwerke des letzten Mainzer Kurfürsten und Erzbischofs von Dalberg (1744-1817), der in engem Kontakt und regem geistigen Austausch mit dem Weimarer Viergestirn stand. – Titel vollständig hinterlegt und verso gestempelt. Schönes und sauberes Exemplar, dekorativ gebunden. Abbildung

2035 Dante Alighieri. La divina commedia. Edizione sopra quella di Comino des 1727. 3 Bl., XXVIII, 613 S. Mit Portraitfrontispiz und 3 gefalteten Kupfertafeln nach Giovanni Antonio Zuliani. 12,2 x 8,5 cm. Modernes Pergament mit goldgepr. RSchild. Venedig, Vitarelli, 1811. 150 € Edizione esatte di alcuni classici italiani. Kompakte kleine Ausgabe der drei Teile (Inferno, Purgatorio, Paradiso) nach der Ausgabe Padua bei Guiseppe Comino 1727. Mit einer Vita Dantes von Leonardo Aretino. – Vereinzelt leicht wasser- bzw. stockfleckig, zwei Tafeln mit kleinem Einriss, davon einer alt hinterlegt. Titelblatt mit blindgeprägtem Stempel, zwei Blätter mit Monogrammstempel „RB“.

2036 (Darby, Charles). Bacchanalia or a description of a drunken club. A poem. 1 Bl., 14 S. 29 x 18 cm. Roter HMaroquinband des 20. Jahrhunderts (minimal berieben) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. London, Robert Boulter, 1680. 600 €

2037

Halkett-Laing I, 170. Wing D 243. Nicht bei Schoene. – Erste Ausgabe. Allegorienreiche Verherrlichung des Weines in ständiger Anlehnung an „the lusty God of Wine“. Der Autor Charles Darby war Schulrektor in Kelton, Suffolk. – Stellenweise leicht stockfleckig, etwas gebräunt und braunfleckig. Seite 11/12 mit kleinem Einriss und teils etwas feuchtrandig im unteren Rand, auf den Seiten 7 bis 10 auch im Bug. Vorsätze etwas leimschattig.

2037 Daumier, Honoré. (Les Robert-Macaire). 100 lithographische Tafeln nach Honoré Daumier. 26,5 x 20,5 cm. HLeder d. Z. (1 Gelenk leicht eingerissen) mit goldgepr. Rücken- und Deckeltitel. Paris, Bureau du Journal pour rire, (1839). 750 € Vicaire VI, 573 ff. (unter Philipon). Vgl. Delteil 354-455. – Seltene Ausgabe. Das berühmte „Missgeburtenkabinett“ der Pariser Großbourgeoisie unter „Birnenkönig“ Louis Philippe mit Gaunern, Betrügern, Heuchlern, Geizhälsen, Misanthropen, Privatiers, Rentiers und natürlich Advokaten. Die Original-Lithographien Daumiers erschienen hier in verkleinerten, jedoch seitenrichtigen Kopien, auf starkem Papier, ohne Umrahmungen und Rückentext, nur mit den Bildunterschriften Philipons. – Komplett auf Falze montiert, dort leimschattig. Vereinzelt etwas stockfleckig, insgesamt wohlerhalten. Abbildung

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2039 Deutschland. 4 Teile in 2 Bänden. Mit 11 gefalteten typographischen Notenblättern. Moderne Pappbände im Stil d. Z. (Kanten minimal berieben, Ecken leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1796. 2.500 € Kirchner 4608.Kosch XII, 781. NDB XXI, 295f. – Erste Ausgabe. Vollständiges Exemplar der seltenen romantischen Monatsschrift mit allen zwölf erschienenen Heften und den dazugehörigen Musikbeilagen, herausgegeben von Johann Friedrich Reichardt (1752-1814) und Friedrich Schlegel (1772-1829). Reichardt und Schlegel hatten sich erst 1795, also im Jahr vor dem Erscheinen, kennengelernt. Schlegel veröffentlichte darin neben dem Artikel „Versuch über den Begriff des Republikanismus“ auch eine Rezension zu Schillers Musenalmanach, mit der er „seine Grundauffassung von moderner Poesie, die zur Abzweigung der Romantik von der Klassik führte“ entwarf (NDB). Bei den Musikbeilagen handelt es sich zumeist um Vertonungen von Reichardt. – Etwas gebräunt, stellenweise leicht stockfleckig. Erste Blätter jeweils etwas leimschattig. Titelblätter mit hs. Besitzeintrag „C. Eschke“. Abbildung

2040 (Devonshire, Elizabeth Cavendish von). Anekdoten der Herzoginn von Kingston jetzigen Gräfinn von Bristol, und der Marquise De La Touche. Aus dem Französischen, nebst Zusätzen des Uebersetzers (d. i. Johann Jakob Karl Timäus). 176 S. 16 x 10,5 cm. Pappband d. Z. mit etwas späterem Marmorpapierbezug und hs. Papierrückenschild. Hamburg, Anna Maria Herold, 1777. 250 €

2039

2038 Defoe, Daniel. Robinson Crusoe‘s des Aeltern wunderbare Schicksale auf seinen Reisen zu Wasser und zu Lande ... Nach den Bedürfnissen unserer Zeit neu bearbeitet. Neue Auflage. VIII, 440 S. Mit 6 Kupfertafeln von Friedrich Buser und A. Weber nach Johann Michael Voltz. 16 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (Kleisterpapierbezug an den Kapitalen und Kanten mit kleinen Fehlstellen, Ecken bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Nürnberg, Friedrich Campe, 1826. 200 € Wegehaupt I, 462. Ulrich 85, 8a. – Zweite Ausgabe der Bearbeitung, die sich im Gegensatz zu Campes Version wieder stärker an das Original hält. – Etwas gebräunt und stockfleckig. Vorsatz mit Namenszug.

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Nicht im VD 18. Hayn-Gotendorf III, 560. Holzmann-Bohatta I, 1703. – Erste Ausgabe, einer von mindestens vier Drucken der etwas schlüpfrigen Anekdoten, die alle 1777 bei Herold in Hamburg erschienen und in der Kollation jeweils abweichen (das VD 18 kennt den vorliegenden Druck nicht, dafür drei andere). „Enthält Liebeshändel und Affairen der Lady Elisabeth Chudleigh, nachmalig verwitwete Ex-Herzogin von Kingston, des Viscount von Weymouth, Grafen von Estampes, Madame de Pompadour, Madame Varenne, Marquise de la Touche, des Juden Litz, des Ritters v. B.“ (H.-G.). – Etwas fleckig. Abbildung

2041 Die Dichter des deutschen Volkes. Album des Gediegensten und Ausgezeichnetsten aus den Werken deutscher Dichter. 2 Bände. Mit 2 ornamentalen Titelblättern in Vierfarbendruck und 36 Stahlstichtafeln. 25,5 x 17,5 cm. Blindgeprägte Leinenbände d. Z. (etwas bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem Deckel­ titel. Berlin, Hofmann, 1846-1848. 200 € Rümann 743, 1351 und 2263. – Vollständige erste Ausgabe mit den schönen romantischen Illustrationen. Das seltene Berliner Gegenstück zu den Düsseldorfer „Randzeichnungen“ von Schroedter und Sonderland, von denen jeweils zwei Radierungen stammen. Die Hauptblätter sind zweifellos die tatsächlich auf Stahlplatten gearbeiteten schönen Radierungen von Adolph Menzel (Bock 1135/36) zu den Gedichten von Anastasius Grün, dat. 1843. Unter den weiteren Illustratoren Hosemann (Br.-H. 162), Habelmann, Dittner, W. Scholz. Goethe ist, nach


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration einer vierseitigen Charakteristik, mit 15 Beiträgen auf 12 Seiten vertreten. – Innengelenke teils angeplatzt, etwas gebräunt. Band II teils mit kleinem Wasserrand. Insgesamt gutes Exemplar. Abbildung

2042 Dickens, Charles. David Copperfield. XIV S., 1 Bl., 624 S. Mit Stahlstichtitel, Stahlstich-Frontispiz und 38 Stahlstichtafeln nach Zeichnungen von H. K. Browne (Phiz). 21,5 x 14,5 cm. HLeder d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. London, Bradbury & Evans, 1850. 180 € Hatton 634-673. – Erste Buchausgabe von Dickens‘ wohl berühmtestem Roman. Mit den meisterhaften Illustrationen von H. K. Browne, der es schaffte, mit der gleichen Schnelligkeit zu produzieren wie der Autor. „David Copperfield markes the zenith alike of ‚Boz‘s‘ creative and of ‚Phiz‘s‘ interpretative achievement“ (Waugh, Charles Dickens and his illustrators, S. 40). – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Mit dem häufig fehlendem Erratablatt.

2043 Dilschneider, Johann Joseph. Die deutsche Sprache in Proben aus allen Jahrhunderten von Ulphilas bis Göthe nebst einem Wörterbuche, zum Gebrauche in den obern Klassen der Gymnasien. VIII, 309 S. 19,8 x 12,5 cm.

2040

Marmorierter Pappband d. Z. (minimal bestoßen) mit goldgeprägtem grünen RSchild und Grünschnitt. Köln, Peter Schmitz, 1826. 90 € Erste Ausgabe seines sprachwissenschaftlichen Lehrbuchs. – Nur gering fleckig. – Dabei: Carl Schindler. Die einsamen Gräber gemordeter Tugenden. Ohne das Frontispiz. 2 Bl., 312 S. 16 x 10 cm. Halbleder d. Z. (stärker beschabt). Leipzig, Kleefeld, 1801. - Titel mit winziger Rasur, sonst kaum fleckig.

„Le chef-d‘oeuvre de Marillier“ (Cohen-Ricci) 2044 Dorat, (Claude-Joseph). Fables nouvelles. XXII S., 1 Bl., 309 S., 1 Bl. Mit Kupfertitel, gestoch. Titelvignette, Kupfertafel und 198 gestochenen Textkupfern nach Marillier. 22 x 14,5 cm. Dunkelroter Maroquinband des späten 19. Jahrhunderts (minimal berieben, Rücken und 2041

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ blättern. 25,5 x 17 cm. Moderner Lederband mit partiell aufgezogenem illustriertem OUmschlag. London, Sherwood, Neely und Jones, 1821. 300 € Erste Ausgabe des Stadtportraits mit den schönen Aquatinten von Cruikshank. – Einige Blatt mit restauriertem Riss oder Fehlstelle, vereinzelt etwas fleckig. Unbeschnittenes Exemplar.

2046 Einbände. - Bauerneinband des Barock. Pergamentband im Schmalformat mit geometrischen und floralen Elementen in Grün und Rot sowie (oxidierter) Gold- bzw. Silberprägung, dreiseitigem, etwas punziertem Goldschnitt und Marmorpapierspiegeln. 16,8 x 6,5 cm. Nordostdeutschland um 1750. 300 € Typischer Bauernband des Barock mit den üblichen Herz-, Granatapfel-, Blüten- und Sternmotiven. – Edelmetallprägung komplett oxidiert, etwas stärker abgegriffen, fleckig, beschabt und bestoßen, Deckel leicht

2044

Ränder etwas nachgedunkelt; signiert: „bound by Zaehnsdorf“) mit goldgeprägtem RTitel, doppelten Stehkantenfileten, breiter Innenkantenbordüre sowie Goldschnitt. Den Haag und Paris, Delalain, 1773. 500 € Cioranescu 25133. Cohen-Ricci 313. Sander 508. Levine 150f. Fürstenberg 77. Schäfer 145. – „Die Illustrationen zu den Fables stehen an erster Stelle und gelten mit Recht als die schönsten Leistungen des Künstlers. Sie nehmen es an Vollendung und persönlicher Gestaltung mit jeder zeitgenössischen Schöpfung auf“ (Fürstenberg 104). – Es fehlen der Kupfertitel und das Frontispiz zu Teil II (durchgehend paginiert). Schönes Exemplar im Meistereinband. Abbildung

2045 Egan, Pierce. Life in London; or, the day and night scenes of Jerry Hawthorn, Esq. and his elegant friend Corinthian Tom. XVI, 376 S., 4 Bl. (Anzeigen). Mit 36 kolorierten Aquatinta-Tafeln und zahlreichen Textholzstichen von I. R. u. G. Cruikshank sowie 3 gestochenen Noten2046

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration geworfen. – Inhalt: Johann Kißling. Neu-zugerichtetes Buß-Beicht- und Communion-Büchlein, wie ein jeder Christ seine Buß recht anzustellen, Vornehmlich aber sich zur Beicht und hochwürdigem Abendmahl würdiglich bereiten, und dabei sowohl insgemein, als sonderlich zu Hause, und in der Kirchen, nach Gelegenheit und Ordnung der Zeit, gebührlich soll. 377 S., 3 Bl., 24 S. Mit 8 Kupfertafeln. Berlin, Christian Ludewig Kunst, 1752. - Teils etwas stärker gebräunt, fleckig, etwas ausgebunden, einige Seiten knapp beschnitten, Vorsätze mit hs. Besitzvermerken, unfrisch. Abbildung

2047 Einbände. - Dunkelroter Chagrinlederband mit reicher Goldprägung auf Rücken und Deckeln, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. 20 x 13 cm. Deutschland um 1830. 240 € Reich geschmückter Chagrinlederband mit schlichten breiten Fileten und prächtiger Deckelvergoldung aus ineinander verschlungenen Beschlagwerkkartuschen. - Deckel gering berieben, Ecken schwach bestoßen. – Inhalt: Christoph August Tiedge. Urania. Siebente Auflage. 4 Bl., 206 S., 1 Bl. Mit gestochenem Portrait und 6 gestochenen Zwischen­ titeln. 18,5 x 12,5 cm. Halle, Renger, 1828. - Goedeke V, 455, 3 und 454, 7: „Tiedge benutzte in seinem bekanntesten Gedichte Urania die Kantische Philosophie als belebendes Prinzip und schwankte deshalb zwischen einer kalten Vernunftdemonstration und weichlichen Schönrednerei hin und her“. - Schwach stockfleckig. Innenspiegel mit blauem Präsentschildchen „Georg seiner Louise“. - Wohlerhalten.

bekannt, lediglich 1823 ist er als Teilnehmer einer Industrie-Ausstellung nachweisbar. Sein Atelier befand sich in der Rue Dauphine 24, dann wohl ab 1835 in der Rue du Four-Saint-Germain 78 in Paris. Seine letzten Einbände sind um 1850 entstanden. – Gelenke leicht brüchig und stellenweise etwas eingerissen, Rücken gedunkelt, nur unwesentlich beschabt und die Ecken etwas bestoßen, minimal angestaubt, insgesamt von sehr guter Gesamterhaltung. – Inhalt: (Torquato) Tasso. Jérusalem délivrée, poëme traduit de l‘italien;: nouvelle édition, revue et corrigée. Enrichie de la vie du Tasse. 2 Bände. 2 Bl., XCII, 328; 376 S. Mit gestochener Portraittafel und 20 Kupfertafeln nach Lebarbier sowie 2 eingebundenen Extrasuiten mit Zustandsdrucken in insgesamt 42 weiteren Tafeln. 23 x 14 cm. Paris, Bossange et Masson, 1814. - Sander I, 1894. - Vierte Auflage der Übersetzung Jean-Baptiste-Antoine Suards (17321817). - Vereinzelt etwas stockfleckig, kaum gebräunt. Abbildung Seite 20

2049 Einbände. - Kathedraleinband mit mehrfarbiger Deckelprägung in illustr. OPapp-Schuber. 12,5 x 8 cm. Mailand 1830. 240 € Außergewöhnlich reizender Verlagseinband für den sechsten Jahrgang des in Mailand erschienenen Almanachs. Mit sich wiederholender

Abbildung

2048 Einbände. - Kathedraleinbände. Zwei grüne Chagrinlederbände mit goldgepr. RTiteln, reicher Filetenvergoldung, ornamentalen Goldstempeln in gotischen Vierpass­ formen, alle vier Deckel mit reichster Kathedralver­gol­dung, Gold- und Blindfileten, aufwendigen Goldbordüren mit Sternen-, Pass- und Lanzettmustern sowie großen Mittelstempeln, Stehkantenvergoldung und breiten Innenkanten aus grünem Leder mit reichster Goldprägung, dunkelrotglänzenden Marmorpapier-Vorsätzen und Goldschnitt (signiert: „Vogel“). 23 x 15 cm. Paris um 1820. 500 € Außergewöhnlich schöne Kathedraleinbände, die ganz im Sinne der „Wiederentdeckung“ des gotischen Hochmittelalters mit Maßwerkelementen der großen französischen Flamboyant-Kathedralen geziert wurden. So zeigen die Deckel in den vier Ecken gotische Lanzetten, die sich flamboyantartig um die großen vier Rosetten beugen. Die Rosetten bestehen aus flamboyanten Sternen mit jeweils vier rotierenden Lanzetten, in den Eckzwickeln gotische Dreipässe, dann folgen radial gerichtete Fächer- und Füllhornelemente, die wie die Mittel-Arabesken eher einem Renaissance-Formenvokabular entnommen sind und den Einband als durchaus eklektizistisches Meisterwerk ausweisen. Besonders hübsch sind die bemerkenswert breiten Innenkanten (2,3 cm), die mit 9strahligen Filetenbändern und Eck- sowie Klammerfleurons verziert sind. Die Einbände sind Meisterwerke aus der bedeutenden Pariser Werkstätte Vogel, der sich in versaler Mikroschrift auf dem Rücken des ersten Bandes nennt. Geboren in Dresden, errichtete er sein Atelier um 1814 in Paris, wo er für die Bibliotheken zahlreicher Adelsgeschlechter (etwa den Grafen Etienne Méjan), vor allem aber auch für die königlichen Bibliotheken Einbände schuf. Tatsächlich sind über ihn kaum Fakten 2047

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goldprägung im Kathedralstil in den Farben Schwarz, Rot, Grün, Orange, Rot und Blau, die breiten Bordüren mit Vierpassornamenten. Mit Goldschnitt. - Vorderes Gelenk geplatzt, Deckel etwas berieben, sonst wohlerhalten. Exemplar im passend illustriertem Verlagsschuber mit breiter ornamentaler Bordüre und farbig geprägter Rosette als Mittelstück. – Inhalt: Le Glorie dell‘Arti belle l‘anno 1831. 152 S. Mit gestochenem Frontispiz, gestochenem Titel und 22 teils doppelblattgroßen Kupfertafeln. Mailand, Pietro und Giuseppe Vallardi, (1830). Sauber und wohlerhalten. Abbildung

2050 Einbände. - Klassizistischer Chagrinlederband mit geometrischer RVergoldung mit großen Sternstempeln, breiter aufgebrachter Lederbordüre in Grün auf den Deckeln mit floralem Rankendekor und Fruchtgehänge mit sonnenförmigen Eckfleurons, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Signiert: „Renscher fecit“. 17 x 10 cm. Deutschland um 1790. 300 € Klassizistischer Meistereinband aus dunkelrotem Chagrinleder mit reicher Goldprägung, gefertigt von dem biographisch nicht nachweisbaren Buchbinder „Renscher“ (signiert auf der unteren Stehkante). Der Vorderdeckel mit dem goldgeprägten Eignernamen „F. Nossen.“ - Ecken etwas bestoßen, Deckel gering berieben. - Inhalt: Brandenburgisches Gesangbuch. Dritte Auflage. 642, 64 S. Brandenburg, Halle, 1786. – Abbildung

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2051 Einbände. - Schwarzer Chagrinlederband mit goldgeprägtem Rückentitel, geometrischer Rückenvergoldung aus Fileten und Stempeln, mit Losangen und kleinen Sternchen, prachtvolle Deckelvergoldung mit zarten Palmettenbändern, die Gouillochemuster einfassen, zwischen breiten Goldfileten und Ecken mit Vierpassmustern, Stehkanten- und Innenkantenfileten, roséfarbenen Seidenvorsätzen mit Kymation-Fileten und Eckfleurons sowie dreiseitigem Goldschnitt. 22,5 x 15 cm. Italien um 1800. 400 € Prachtvoller Chagrinband in nahezu bester Erhaltung, wohl aus einer venezianischen Binderei. – Kaum angestaubt oder berieben, lediglich die Innenkanten mit kleinen Fehlstellen. – Inhalt: Lactantius Valsecchi. Vindiciae veterum Romanorum legum de patria potestate. 4 Bl., 192 S., 2 Bl., (le. w.). Venedig, Pinelliani, 1804. - Valseccchi war Präsident des Civil-Justiztribunals erster Instanz in Mailand sowie Kommandeur des österreichisch-kaiserlichen Leopoldordens. -Minimal fleckig, breitrandig und auf sehr festem Papier gedruckt.

2052 Einbände. - Wappeneinband von Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen. Pergament d. Z. mit Rückenvergoldung, Deckelbordüre, goldgeprägten Besitzerinitialen „I.G.D.A.H.Z.S.G.C.V.B. Freybergk“ sowie 2 Wappensupra­ libros auf den Deckeln. 15 x 9,5 cm. Dresden um 1670. 600 € Aus der Bibliothek von Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen (16131680), der Vorderdeckel mit dem kursächsischen Wappen sowie seinen 2050

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Initialen, die aufgeschlüsselt seine Titulatur ergeben: „Iohann Georg der Andere Herzog Zu Sachsen Gülich (= Jülich) Cleve Vnd Berg“, der Rückdeckel mit dem goldgeprägten Wappen der „Churfurstlichen Sechssichssen Freien Berckstat Freiberg“. - Inhalt: Alter und Neuer Schreib-Calender auf das Jahr ... M.DC.LXXI. Mit Fleiß auf den Ober und Niedersächsischen Creiß beschrieben durch Paulum Hintzschium. 56 Bl. Druck in Schwarz und Rot. Mit Holzschnitt-Titelbordüre. Halle, Christoph Salfeld, (1670). - Siebter Jahrgang des für die Zeit von 1665 bis 1675 nachgewiesenen Kalenders, herausgegeben durch den Delitzscher Mediziner Paul Hintzsch (1582-1633). Die Titelbordüre im unteren Balken mit einer kleinen Ansicht von Halle. Wohlerhaltenes, durchschossenes Exemplar (lediglich am Schluss mit einigen hs. Einträgen). Abbildung

2053 Englische moralische Erzählungen oder das Vermächtniß der Freundschaft. Übersetzt von Chr. Fr. S. (Bach). 2 Teile in 1 Band. XIV, 152 S.; (S.153)-326, 1 Bl. 17 x 11 cm. Strukturgeprägter Pappband d. Z. (leicht berieben und bestoßen) mit goldgepr. RSchild („Soaves Erzählungen“). Karlsruhe, Macklot, 1806. 150 € Seltene einzige Ausgabe der neun Erzählungen, die der nicht weiter bekannte Übersetzer Bach aus dem Nachlass eines anonymen englischen Freundes posthum übersetzte und herausgab (Vorwort). Enthält u. a. „Der Spieler“, „Der zornige Mensch“, „Der Wollüstling“, „Der Verschwender“, „Der Geitzige“ oder „Die ehebrecherische Gemahlin“. – Etwas stockfleckig. – Dabei: Abendstunden in lehrreichen und anmuthigen Erzählungen. Zweyte Auflage. 265 S., 1 Bl. 17,5 x 11 cm. HLeder d. Z. mit 2 goldgeprägten RSchildern. Breslau, Johann Friedrich Korn d. Ä., 1764. - Titel gestempelt.

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2054 Erasmus von Rotterdam, Desiderius. Lob der Narrheit. Aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet von Wilhelm Gottlieb Becker. 14 Bl., 396 S. Mit 83 Holzschnitt-Vignetten nach Holbein (ohne das gestochene Portrait). 17,5 x 13 cm. Etwas späterer Pappband (etwas berieben und bestoßen). Basel, Johann Jacob Thurneysen, 1780. 150 € Rümann 239. Ebert 6879. – Erste Ausgabe dieser Übersetzung. Die 83 Holzschnitte nach Holbein stellen das Hauptwerk des Basler Formschneiders Heinrich Heitz (1750-1835) dar und wurden 1829 in Basel nochmals separat herausgegeben. – Es fehlt das gestochene Portrait. Titel mit hs. Besitzvermerk, vorderer Innenspiegel mit montiertem Zettel, fl. Vorsatz leimschattig und mehrfach gestempelt sowie mit hs. Anmerkungen. Vereinzelt stock- und fingerfleckig, stellenweise etwas gebräunt. Sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 22

2055 Eulenspiegel, Till. - (Dambacher, Jacob Joseph). Tyll Eulenspiegel. Tabula I.-XVI. 20 S. Mit 16 lithographischen Tafeln. 25 x 19 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (stark berieben, Rückenbezug defekt). (Karlsruhe, C. F. Müller, 1827). 300 € 2052

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2056 Eulenspiegel, Till. - Gänsespiel mit 44 Feldern. Kolorierter lithographischer Spielplan auf Pappe montiert und mit Gaze hinterlegt. 22 x 22 cm. Wohl Deutschland, um 1850. 150 € Bibliographisch nicht nachweisbarer quadratischer Plan für ein Biedermeier-Würfelpiel mit 44 Feldern, davon 15 mit szenischen Illustrationen aus dem an Streichen reichen Leben Till Eulenspiegels. – Etwas bespielt. Ohne die Spielerklärung und die Spielfiguren. Abbildung

2054

2057 Eulenspiegel, Till. - „Ich heisse Bläsi mit dem Stern“. Kupferstich mit zentralem Narrenportrait und 22 szenischen Darstellungen. 26,5 x 37 cm. Fest montiert auf Trägerpapier. 18. Jahrhundert. 250 € Bibliographisch nicht nachweisbares „Narrenblatt“ mit zentraler Dar ­stellung des Narren „Bläsi“ und seinem Attribut, dem auf einem Stab montierten fünfzackigen Stern. Um ihn herum gruppiert sind 22 kleine szenische Darstellungen der Streiche seiner Narrenbrüder im Geiste mit erläuterndem Text in Knittelversen mit gelegentlichen Reflexen südwestdeutscher Mundart. „Ich heisse Bläsi mit dem Stern, bleib für mich selber ein Narr gern, doch bin ich der Narr nicht allein, weil noch vil meiner Brüeder sein.“ – Im rechten Rand angestückt, dort mit Fehlstellen und etwas Bild- bzw. Textverlust, mit einigen Randeinrissen und kleinen Läsuren. Abbildung

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Erschien als Heft I des Rheinländischen Bildermanns, bis 1833 folgten noch die Hefte II und III mit den bekannteren Illustrationen Dambachers zu Hebels Rheinländischem Hausfreund. Enthält 16 ausgewählte Eulenspiegel-Historien mit jeweils dazugehöriger Illustration im Anhang. Die Hebel-Illustrationen des Malerdilettanten, Archivars und Gymnasialprofessors Dambacher (1794-1868) wurden vom Hebelverehrer Walter Benjamin als „ungemein stark und kongenial gerühmt, gleiches gilt wohl auch für Till Eulenspiegel. – Die ersten beiden Textblatt mit großem geschlossenem Riss, insgesamt stärker braunfleckig, die Tafel I mit geschlossenem Riss und Blattabriss im weißen unteren Rand, der Tafelteil braunfleckig und teils stärker fingerfleckig. Exemplar mit Lesespuren. - Selten. Abbildung

2055

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2058 Eulenspiegel, Till. - Waumans, Konrad. Vera effigies Thyl Ulenspiegel. Kupferstichportait von Johannes Meyssens nach Konrad Waumans. 17,2 x 12 cm. Um 1650. 200 € Dargestellt ist Eulenspiegel nach der niederländischen Bildtradition als vornehmer Gelehrter, den lediglich der Zipfel an der Pelzmütze als (weisen) Narren entlarvt. Diese Bildtradition erklärt sich aus einem einstigen Grabrelief in der Kirche zu Damme bei Brügge, das einen Gelehrten mit Eule und Spiegel zeigte und das seit dem 17. Jahrhundert irrtümlich als Eulenspiegels Grabstein gedeutet wurde, weshalb Damme in der niederländischen Erzähltradition auch als Sterbe- und Begräbnisort Eulenspiegels gilt. – Bis nah an den Plattenrand beschnitten, sonst wohlerhalten. Abbildung

2059 (Euripides. Tragoedia Phoenissae. Interpretationem addidit H. Grotii ... scholia subiecit Ludovicus Casp. Valckenaer). 452 S.; 196 S. Ohne Titel und Vorstücke. 26,5 x 22 cm. Pergament d. Z. (gering fleckig) mit floralen Rückenstempeln, Deckelfileten mit Eckfleurons sowie Goldprägung „Gymn. Velav. D.“ auf beiden Deckeln. (Leiden, Samuel und Johannes Luchtmans, 1802). 150 €

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Schweiger I, 119. Dibdin I, 545. – Großzügiger Quartdruck der Edition von Lodewijk Caspar Valckenaer (1715-1785) mit griechisch-lateinischem Paralleldruck und dessen Scholien im Anhang. Prämienexemplar wohl eines Leidener oder Amsterdamer Gymnasiums. – Ohne Titel und Vorstücke, Tragödientext und Kommentar komplett.

2060 Europa‘s Salon. Genüsse, Feste, Moden, Zustände, Sitten. Jahrgang I, Hefte 1-52 und Jahrgang II, Hefte 1-25 (= alles Erschienene), zusammen 77 Hefte in 2 Bänden. 208 S.; 100 S. Mit Stahlstich-Portraittafel, 2 (1 montiert) kolorierte Tafeln in Lithographie und 13 kolorierte Modekupfer. 32 x 25,5 cm. Grünes Halbziegenleder d. Z. (etwas beschabt, angestaubt und fleckig sowie lichtrandig, Rücken wohl erneuert) mit 2 goldgeprägten RSchildern (etwas lädiert) und türkisfarbenem Lackpapier als Deckelbezug. Leipzig, Hirschfeld für Güntz, 1838-1839. 800 € Estermann 6.197. Kirchner 10928 (irrig: „Jg. 1, 2 zu je 52 Nummern“; tatsächlich erschienen von Jahrgang II nur 25 Hefte. ). Nicht bei Diesch. – Vollständige Reihe der kurzlebigen Zeitschrift, die über den KVK nur in drei Exemplaren in öffentlichen Bibliotheken nachweisbar ist (DNB, Senckenberg, ULB Bonn). Die Zeitschrift erschien wöchentlich, auf der ersten Seite jeden Hefts wurde eine Portalädikula in Gold als Rahmenbordüre aufgedruckt, darin ebenfalls in Gold die Versallettern mit dem Titel Europa‘s Salon. Dem ersten Heft geht als Motto ein Spruch von Ludwig Tieck voran, es folgt die „Einladung und Programm für Europa‘s Salon“ (zitiert bei Estermann): „so empfiehlt sich denn Europa‘s Salon jeder edleren Bildung, die aus der Masse gleichgültiger und unbedeutender Mittheilungen nur das wesentlich Interessante und Wissenswerthe zu erfahren wünscht; er empfiehlt sich als ein Schmuck des Boudoirs und des Putztisches und als ein Zeichen, welchen Gesellschafts­ kreisen der Besitzer sich anschließt; er empfiehlt sich als ein Nachweis von dem, was die neuesten Sitten der eleganten Welt darbieten und verlangen“ (S. 4). 2058

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Von den vollmundig versprochenen Beilagen sollten allerdings nur wenige erscheinen, da es dem Herausgeber nicht gelang, sein Projekt zu etablieren. 13 Nummern des zweiten Jahrgangs wurden kolorierte Modekupfer beigegeben, die allerdings aus der französischen La Mode stammen und von Emil Güntz in Leipzig mit dem Hinweis „Zu Europa‘s Salon“ versehen wurden. Eine Stahlstichtafel zeigt Königin Victoria, die kolorierte Lithographie ihre Kronjuwelen. – Vorsatz mit kleinem Eintrag, papierbedingt teils etwas stock- und braunfleckig, Tafeln teils mit blassem Abklatsch, sonst meist sehr ordentlich erhalten und auch mit den Beilagen wohl komplett. Abbildung

2061 Fallersleben, August Heinrich Hoffmann von. Die deutschen Gesellschaftlieder des 16. und 17. Jahrhunderts. Aus gleichzeitigen Quellen gesammelt. 1 Bl., XVIII, 306 S. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (Rücken und Kapitale berieben, Ecken bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und Initialen („S. H.“) am unteren Kapital. Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1844. 120 €

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Goedeke XIII, 389, 49a. Wilpert-Gühring² 79. – Erste Ausgabe der Liedersammlung. – Stellenweise leicht stockfleckig. Spiegel minimal leimschattig. – Dabei: Derselbe. Unpolitische Lieder. Zweite Auflage. Teil I (von 2). 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (Rücken und Kapitale berieben, Ecken bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und Initialen („S. H.“) am unteren Kapital. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1840. - Goedeke XIII, 364, 35a. - Erschien im Jahr der Erstausgabe. - Stellenweise leicht stockfleckig, Spiegel minimal leimschattig.

2062 Fénélon, François de Salignac de la Mothe. Die Begebenheiten des Prinzen von Ithaca. Oder: Der seinen Vater Ulysses, suchende Telemach. Aus dem Französischen von Benjamin Neukirch. 3 Teile in 2 Bänden. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz, 24 Kupfertafeln und gestochener Kopfvignette. 32 x 23,5 cm. Geglättete Kalblederbände d. Z. (etwas berieben, schwach bestoßen) mit reicher ornamentaler RVergoldung und 3 goldgeprägten RSchildern. Ansbach, Johann Valentin Lüders, 1727-1739. 750 € Goedeke III, 349, 13. Fromm 8923. Rümann 263. – Erster Druck von Neukirchs Übersetzung des berühmten Bildungsromans, zugleich die erste illustrierte deutsche Ausgabe: „Das Werk wurde - gewissermaßen als Privatdruck - von Neukirch selbst in Auftrag gegeben und wunschgemäß auf feinem und starkem Papier in Folio gedruckt. Es entstand dann auch wirklich ein prachtvolles Buch; herrlich stehen die großen tiefschwarzen Lettern auf dem breitrandigen ‚gelblichen Bütten‘“ (Lanckoronska-Oehler I, 76). Diese auf Kosten des Markgrafen von AnspachBayreuth hergestellte monumentale Prachtausgabe gilt zweifelsfrei als eines der schönsten deutschen Barockbücher und bedeutet „in Anlehnung an französische Vorbilder die bewusste Gestaltung des Buches zum nicht nur für den Geist, sondern auch für das Auge bestimmte(n) Kunstwerk“ (L.-O.). Die schönen Tafel wurden gestochen von Cochin, Winter und Lichtensteger nach Leclerc und Sperling. – Gering stockfleckiges, insgesamt wohlerhaltenes Exemplar des splendid gesetzten Drucks im repräsentativen Lederband. Abbildungen

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2063 Fénelon, François de Salignac de la Mothe. Les aventures de Télémaque, fils d‘Ulysse. 2 Bände. LXXIX, 320 S.; 441 S. Mit gestoch. Portrait-Frontispiz nach Joseph Vivien und 24 Kupfertafeln nach Clément-Pierre Marillier. 22 x 13,7 cm. Roter Chagrinlederband d. Z. (minimal berieben und bestoßen, oberes Kapital von Band II mit kleinem Einriss) mit ornamentaler RVergoldung, goldgepr. RTitel, doppelter Deckelfilete, Stehkantenpunktfilete, Wellenband-Innekantenfilete sowie Goldschnitt. Paris, Imprimerie de Crapelet chez Detterville, An IV (1796). 500 € Cohen-Ricci 387/388. Sander 670. – Eines von 200 Exemplaren auf „papier vélin“ mit den Kupfertafeln vor dem Text. Die Kupfer wurden u. a. von E. de Gendt, Dupréel, Delvaux, Baquoy nach Clément-Pierre Marillier gestochen. Das vorliegende Exemplar mit dem Exlibirs der Sammlung Schumann wird von Cohen-Ricci zitiert. – Stellenweise etwas stockfleckig, Buntpapier-Vorsätze etwas abgegriffen. Insgesamt wohlerhaltenes Exemplar in einem prächtigen zeitgenössischen Lederband. Abbildung

Aus der Bibliothek „ad usum delphini“ des Grand Dauphins 2064 Festus, Sextus Pompeius. Festi et Mar. Verrii Flacci De verborum significatione lib. XX notis et emendationibus Illustravit Andreas Dacerius. 17 Bl., 663 S. Mit Kupfertitel und 3 großen gestoch. Kopfstücken. 25,5 x 18,5 cm. Weinrotes Maroquin d. Z. (kaum berieben) mit reicher 2062

RVergoldung, goldgepr. RTitel, dreifachen Deckelfileten, stilisierten Lilien als Eckfleurons, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie großem goldgepr. Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Paris, Lambert Roulland, 1681. 1.200 € EROMM 20140917. – Von dem französischen Philologen und königlichen Hofbibliothekars André Dacier (1651-1722) herausgegebene Klassikerausgabe mit Texten des Sextus Pompeius Festus (2./3. Jh. n. Chr.) und Marcus Verrius Flaccus (1. v. bis 1. Jh. n. Chr.). Textauswahl und Druck wurde „jussu Christianissimi Regis, in usum Serenissimi Delphini“ in „Lutetia Parisiorum“ in der Königlichen Hofdruckerei von Lambert Roulland, also speziell für die Lese- und Bildungsbibliothek des königlichen Prinzen, des Dauphins hergestellt. Tatsächlich hatte der Hof­bibliothekar André Dacier, der an der Akademie von Puylaurens und bei Tanneguy Le Fèvre in Saumur studiert hatte, als einer der Haupftverantwortlichen an der „Edition ad usum Delphini“ des Herzogs von Mon­tausier Charles de Sainte-Maure mitgearbeitet. Damit sollte dem Dauphin von allen Anzüglichkeiten bereinigte klassische Literatur zugänglich gemacht werden, hier konkret für den „Grand Dauphin“ Ludwig (1661-1711), den ältesten Sohn des Sonnenkönigs. – Vorsätze etwas leimschattig, teils gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Gebunden in einen weinroten Prachtband der königlichen Bibliothek mit dem Supralibros der französischen Könige (Olivier 2494), gebunden von Claude le Mire für Ludwig XIV. Abbildung Seite 26

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2065 Fontane, Theodor. Aus den Tagen der Occupation. Eine Osterreise durch Nordfrankreich und Elsaß-Lothringen 1871. 2 Bände. IV, 304 S.; IV, 351 S. 19 x 12 cm. HLeder d. Z. (etwas stärker berieben, obere Kapitale lädiert) mit Papierrückenschild. Berlin, Decker, 1871. 150 € Schobeß 282. – Erste Ausgabe. – Schwach fingerfleckiges Exemplar aus der „Bibliothek der Haupt-Kadetten-Anstalt“ Berlin-Lichterfelde, Titel und Vorsatz dementsprechend mit zahlreichen hs. Signaturen, Stempeln, Schildchen etc.

2066 Fontane, Theodor. Aus England und Schottland. 3 Bl., 528 S. Mit Portrait-Frontispiz. 19,5 x 13 cm. Roter Leinenband d. Z. mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1900. 120 € Schobeß 166. – Erste Ausgabe dieser Zusammenstellung mit diversen Erstdrucken. – Vorsätze sowie Vortitel und letztes Blatt gebräunt, Block hinter Seite 144 und 176 angeplatzt, die Lagen dazwischen im unteren Bug leicht ausgebunden. Abbildung

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2067 Fontane, Theodor. Balladen. 4 Bl., 278 S., 1 w. Bl. 19,5 x 13 cm. Leinen d. Z. (stärker fleckig und berieben, etwas lichtrandig, Rücken ausgeblichen) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1861. 180 € Schobeß 13, 7. – Erste Ausgabe, erschien entgegen dem Druckvermerk bereits im Oktober 1860. „Fontanes lyrisches Werk steht heute im Schatten seiner Prosa. … Dabei hatte Fontane seine schriftstellerische Laufbahn vor allem als Lyriker begonnen … 1844 trug er seine erste Ballade vor (Der Towerbrand), rückblickend schreibt der Autor 1854 an Storm, die Rezitation habe damals eine ‚Art Sensation‘ dargestellt und ‚entschied gewissermaßen über meine Richtung‘“ (KNLL V, 658ff.). – Fl. Vorsatz mit Besitzeintrag vom 25. Dezember 1860. Gelegentlich etwas fleckig.

2068 Fontane, Theodor. Briefe an seine Familie. 2 Bände. XII, 316 S.; 2 Bl., 342 S. Mit 2 photographischen Frontispices und Handschriften-Faksimile. 19 x 13,5 cm. Graublaue Leinenbände d. Z. (gering berieben, Ecken und Kapitale leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1905. 150 € Schobeß 530. – Erste Ausgabe. – Wohlerhalten.

2069 Fontane, Theodor. Fünf Schlösser. Altes und Neues aus der Mark Brandenburg. VII, 468 S., 2 Bl. 20,5 x 14 cm. Purpurvioletter schwarzgeprägter OLeinenband mit goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1889. 200 € 2069

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Nicht bei Schobeß. – Erste Ausgabe. Obwohl vom Dichter nicht zu den Wanderungen gezählt, wird das Werk doch als Ergänzungsband zu diesen angesehen. Behandelt Quitzöwel, Plaue, Hoppenrade, Dreilinden und Liebenberg und den mit großer Bibliothek ausgestatteten Landsitz der (z. T. mit Fontane befreundeten) Fürsten Eulenburg-Hertefeld. – Innenspiegel mit Geschenkvermerk zu Weihnachten 1905. Im Rand papierbedingt schwach gebräunt. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2070 Fontane, Theodor. Das Oderland. Barnim. Lebus. V, 548 S. 21 x 14,5 cm. OLeinen (berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem Deckeltitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1863. 120 € Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil II. Schobeß 304.2. – Erste Ausgabe, wurde später vielfach verändert. – Titel mit Besitzstempel, Vorsätze erneuert, insgesamt etwas fleckig, die rote Schnittfarbe etwas in den Block gelaufen.

2071 Fontane, Theodor. Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg. 2 Bl., VIII, 460 S. 21 x 14,5 cm. OLeinen (berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem Deckeltitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1873. 150 € Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil III. Schobeß 304.3. – Erste Ausgabe. – Titel mit Besitzstempel, Vorsätze erneuert. Durchgehend papierbedingt schwach gebräunt, nur vereinzelte leichte Flecken. Wohlerhaltenes Exemplar.

2072 Fontane, Theodor. Der Schleswig-Holsteinsche Krieg im Jahre 1864. VII, 374 S., 1 Bl. Mit 9 lithographischen Karten, 4 ganzseitigen Holzschnitt-Portraits auf gewalztem China und 56 Textholzschnitten nach Ludwig Burger. 24,5 x 17 cm. HLeinen d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Berlin, Decker, 1866. 180 € Schobeß 199. – Erste Ausgabe des ersten der drei Kriegsberichte Fontanes, in die er sehr viel Arbeit investierte, in der steten und stets vergeblichen Hoffnung auf eine Anstellung oder wenigstens Anerkennung durch die preußische Regierung. – Papierbedingt gebräunt, sonst wohlerhalten.

2073 Fontane, Theodor. Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow. IX, 459 S., 1 Bl. 21 x 14 cm. Dunkelgrüner schwarzgeprägter OLeinenband (berieben) mit goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1882. 180 € Wanderungen durch die Mark Brandenburg Band IV. Schobeß 304. – Erste Ausgabe. – Anfangs und am Schluss etwas stockfleckig.

2066

2074 Fontane, Theodor. Der Stechlin. 2 Bl., 517 S., 2 Bl. 19 x 13 cm. Strukturgeprägter Leinenband d. Z. (gering berieben, Rücken etwas ausgeblichen) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1899. 600 € Schobeß 260. – Erste Buchausgabe des neben Effi Briest literaturgeschichtlich bedeutendsten Fontane-Romans, sein letztes, „in artistischer Beziehung ... am weitesten über seine Epoche“ hinausragendes Werk (Thomas Mann). „Im Stechlin ging es ihm ... weniger um Klassenfragen als darum, eine Möglichkeit zu suchen, wie eine individuell realisierte Menschlichkeit über die geschichtlich aufbrechenden Klassengegensätze hinweg sich glaubwürdig formulieren und vermitteln ließe“ (KLL). Fontane selbst berichtet über seinen Altersroman an A. Hoffmann: „Zum Schluß stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; - das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht ... Alles Plauderei, Dialog, in dem sich die Charaktere geben, mit und in ihnen. Natürlich halte ich dies nicht nur für die richtige, sondern sogar für die gebotene Art einen Zeitroman zu schreiben“ (Briefe II, Berlin 1968, S. 424). Der Erstdruck erschien 1897 bis 1898 in der Zeitschrift Über Land und Meer. – Fl. Vorsatz mit altem Tinteneintrag. Im Rand papierbedingt schwach gebräunt. Wohlerhaltenes Exemplar.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2075 Fontane, Theodor. Von vor und nach der Reise. Plaudereien und kleine Geschichten. 1 Bl., 237 S. 20 x 13,5 cm. Späterer Pappband (etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem RSchild (mit kleiner Fehlstelle). Berlin, Friedrich Fontane, 1894. 120 € Vgl. Schobeß 299 (2. Auflage). Borst 4053. – Erste Ausgabe der Sammlung von dreizehn Reise-Feuilletons aus zwanzig Jahren, hier zum ersten Mal in Buchform erschienen. – Ohne vorderes fl. Vorsatz. Titel schwach gebräunt, sonst wohlerhalten.

2076 Fontane, Theodor. Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. XI, 679 S., 1 Bl. Mit Portraittafel in Photo­ gravüre. 19 x 13,5 cm. Blauer schwarzgeprägter OLeinenband (gering bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Friedrich Fontane, 1898. 180 €

2076

Schobeß 352. – Erste Ausgabe. Die letzte Buchveröffentlichung des Dichters zu Lebzeiten. Wertvolle Erinnerungen an Zustände und Zeitgenossen, insbesondere den Tunnel über der Spree, bis zur Hochzeit und dem Beginn der eigenen Laufbahn als professioneller Schriftsteller. – Vorderes Innengelenk angeplatzt, erste Lage mit Titel und Portrait gelöst bzw. unfachmännisch im Bug überklebt. Sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung

2077 Fontane, Theodor. Wanderungen durch die Mark Brandenburg. XI, 475 S. Grüner blindgeprägter OLeinenband (etwas fleckig und berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem Rücken- und Deckeltitel. Berlin, Wilhelm Hertz, 1862. 150 € Schobeß 304. – Erste Ausgabe. Was später zum ersten Band des berühmten feuilletonistischen Reisewerks wurde, trägt hier noch den Gesamttitel, weil der Bedarf nach einer Fortsetzung durchaus ungewiss war. Enthält die Schilderungen Grafschaft Neuruppin. Der Barnim. Der Teltow. – Vorderes Innengelenk geplatzt, VDeckel und Rücken dadurch gelöst, etwas braunfleckig. Titel, Vortitel und Vorsatz mit mehreren Besitz­ einträgen, Stempel und Notizen eines Wundarztes (Albert Nithack). 2079

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2081

2078 Fontane, Theodor. Konvolut von 12 Werken. Verschiedene Einbände. Oktavo. Verschiedene Orte und Ver­ lage. 1902-1937. 120 € I. Effi Briest. Traduit de l‘Allemand par Michel Delines. OBroschur. Ber­lin, Friedrich Fontane, 1902. - Erste französische Ausgabe. - II. Gedichte. Sechste Auflage. Leinen d. Z. Berlin, Wilhelm Hertz, 1899. - III. Dasselbe. 18.-20. Auflage. HLeder d. Z. Stuttgart und Berlin, Cotta, 1913. - IV. Kriegsgefangen. Erlebtes 1870. Hochschulausgabe. OLeinen. Berlin, Friedrich Fontane, (1910). - V. Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. OLeinen. Berlin, Fischer, 1925. - VI. Unterm Birnbaum. OPappband. Berlin, Grote, 1937. - VII. Literarische Leckerbissen. OLeinen. Berlin, Theodor Lißner, 1912. - VIII. Briefwechsel mit Wilhelm Wolf­ sohn. OPappband. Berlin, Georg Bondi, 1910. - Vorderes Innengelenk angeplatzt. - IX. Gedichte. OPappband. Leipzig, Insel, o. J. - Insel-Bücherei Nr. 251. - X. Mathilde Möhring. Ebenda. - Insel-Bücherei Nr. 90. - XI. Lerne denken mit dem Herzen. Lebensweisheit Theodor Fontanes. Berlin, o. J. - XII. Meine Kinderjahre. Autobiographischer Roman. Berlin, Fischer, 1925. – Dabei: Conrad Wandrey. Theodor Fontane. OPappband. München, Beck, 1919.

2079 Les fous célébres. Histoire des hommes quise sont le plus singularisés par leur monomanie, leurs originalités et leurs extravagances. 214 S. Mit lithographischem Titel (in Pag.) und 5 lithographischen Portraittafeln. 16 x 11 cm. HLeinen d. Z. (gering berieben, Rücken ausgeblichen) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, B. Renault, 1835. 150 € Seltene einzige Ausgabe der Sammlung von Lebensgeschichten berühmter Einzelgänger und „Verrückter“: „Le monde est plein de fous, et qui veut point voir doit s‘enfermer chez soi et briser son miroir“ (Motto auf dem Titel). – Stärker braun- und stockfleckig, zwei Blatt mit kleinen Randschäden. Abbildung

2080 Franck, Gustav von. Mittheilungen aus den Papieren eines Wiener Arztes. 340 S. Mit Stahlstich-Frontispiz. 17 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. (berieben, Rücken etwas lädiert). Leipzig, Otto Wigand, 1846. 150 € Nicht bei Kosch. – Einzige Ausgabe. – Titel und letztes Blatt mit Leihbibliotheksstempel. Mal mehr, mal weniger fingerfleckig.

2081 Frommel, Carl Ludwig. 50 Bilder zu Virgils Aeneide. Gestochen unter der Leitung von C. Frommel. 20 Bl. Mit gestochenem Titel und 50 Stahlstich-Tafeln, Stahlstichkarte und lithographischer Karte. 14,5 x 11 cm. Pappband d. Z. (Rücken verblasst, leicht berieben). Karlsruhe, August Klose und C. Frommel, (1828). 350 € Rümann 432. – Erste Ausgabe der frühen Anwendung der 1820 durch Charles Heath entwickelten Illustrationstechnik des Stahlstichs. Carl Ludwig Frommel (1789-1863) machte sich bei einem Aufenthalt in Lon­don mit der innovativen Technik vertraut, mit dem Engländer Henry Winkles eröffnete er das erste Stahlstich-Atelier in Deutschland (vgl. Thieme-Becker XII, 527). Seine Arbeiten „sind keine flüchtigen Skizzen, sondern fleißig bis ins tiefste Detail ausgeführt“. (ADB VIII, 144). – Etwas angeschmutzt, braun- und stockfleckig. Tafeln mit Abkatsch und mit kleinem nachgedunkelten Feuchtigkeitsfleck im oberen Bug. Abbildung

2082 Gavarni, Paul u. a. Le diable a Paris. Paris et les Parisiens. Moeurs et costumes, caractères et portraits des habitants de Paris. 2 Bände. 2 Bl., XXXII, 380 S.; 2 Bl., LXXX, 364 S. Mit Frontispiz und 211 Holzschnitt-Tafeln sowie zahlreichen Textholzschnitten nach Gavarni 29


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Umfangreiche Sammlung von ca. 29 Heften der parodistischen Reihe. Vorhanden sind folgende Nummern: I. Nathan Tulpenthal. SchmonzesBerjonzes. (Nr. 1). - II. Pimpele Geseu mit‘n Weinstock. Chalaumes mit Backfisch. (Nr. 2). - III. Schmock Achtzehn. Heißt‘n Stuß! (Nr. 3; 2x). - IV. Awrohm Auscher. Aufgewärmte Lockschen. (Nr. 5; 2x). - V. Vögele der Maggid. Gut Schabbes! (Nr. 6; 2x). - VI. Eduard Hermann Schaute. Johann Hoff und Johann Hoff. (Nr. 9). - VII. Reb Moser Graggler. Koschere Mezies (Nr. 10). - VIII. Pinte von Amsterdam. Eingemachte Esraugin. (Nr 11). - IX. Jüdische Chochmes. (Nr. 12). - X. Leibche Frank. Gurken sind auch Compott! (Nr. 13). - XI. David Hamanklopper. Schlachmonaus zu Purim. (Nr. 15). - XII. Meyer & Compagnie. Wer mir Guts ginnt! E Stündche im Comptoir. (Nr. 16; 2x). - XIII. Ä annectierte Hannoveraner Preuß. Worum? - Dorum! (Nr. 17). - XIV. Jainkew Medinegeier. Faule Fisch und Kläpp dazu. (Nr. 18; 2x). - XV. Cham Bal. Zwischen Minche und Mahrew. (Nr. 19; 2x). - XVI. Wolf Chuzbedick. Kein bischen Risches! (Nr. 20; 2x). - XVII. Leiser Menuwel. Frisch, gesund und meschugge! (Nr. 21; 2x). - XVIII. Seege mit die Klappen. Masseltoff. (Nr. 22; 2x). - XIX. Mortsche Omeinsager. Was meinen Sie, wie gesund ist das! (Nr. 23; 2x). Ingesamt erschienen wohl 23 Hefte. – Unaufgeschnittene, wohlerhaltene Exemplare.

2084 (Gentzel, Gottfried). Der Schulze von Ettingrode. Aus der Leute Mund nacherzählt von seinem Großneffen. Aus dem Volk, für das Volk. 2 Bl., 299 S. 19,5 x 13 cm. Leinen d. Z. (etwas berieben und leicht bestoßen) mit hs. RSchild. Berlin, Rudolph Gärtner, 1852. 240 €

2091

und Bertall. 27,5 x 19 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben) mit ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und Deckelfilete. Paris, Hetzel, 1845-1846. 150 € Vicaire III 241. Sander 232. – Erste Ausgabe. Eines der berühmtesten Bücher über Paris und die Pariser, das von den bekanntesten Illustratoren der Zeit mit vorzüglichen Holzschnitten, oft karikaturistisch, gestaltet wurde. – Wohlerhaltenes Exemplar.

2083 Gedichte und Scherze in jüdischer Mundart. Konvolut von 29 Heften der Reihe. Verschiedene Auflagen, einige Dubletten. Jeweils mit Holzschnitt-Titelvignette. 16 x 11 cm. Heftstreifen (ohne Einband). Berlin, Eduard Bloch, ca. 1860-1880. 130 € 30

Kosch VI, 203. – Erste Ausgabe seiner volkstümlichen Erzählung. Der aus der Nähe von Nordhausen stammende Adam Gottfried Gentzel (1808-1883) wirkte als Pfarrer und Prediger in Dransee und Arnswalde sowie als Schriftleiter der Berliner Zeitschrift Der Freimüthige. Eine zweite, um eine Vorwort erweiterte Auflage erschien 1861 bei Mühlmann in Halle. Kein bibliothekarischer Standort des Berliner Erstdrucks über den KVK nachweisbar. – Titel gestempelt, vereinzelte geringe Flecken.

2085 Gessner, Salomon. Schriften. 4 Bände. Mit 4 gestochenen Titel und 27 gestochenen Vignetten nach Gessner. 19 x 12 cm. Leder d. Z. (Gelenke stellenweise brüchig, teils restauriert, leicht berieben und fleckig) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. Zürich, Orell, Geßner u. Comp., 1762. 300 € Goedeke IV,1, 82, 7. Rümann 331. Leemann-van Elck 529. Lonchamp 1217. – „Geschmackvoll gedruckte und mit neuen Rad. gezierte erste Gesamt-Ausgabe“ (Leemann-van Elck). Sechs Idyllen sind hier erstmals veröffentlicht. – Stellenweise etwas gebräunt und leicht braunfleckig.

2086 Gessner, Salomon. Oeuvres. 2 Bände. 367 S.; 447 S. Mit 2 Kupfertiteln, Portraitkupfer und 24 Kupfertafeln nach Monnet. 20,5 x 13 cm. Marmorierte Lederbände d. Z. (etwas fleckig und berieben). Paris, Dufart, (1795). 180 € Schön illustrierte französische Ausgabe. – Etwas stockfleckig, stärker leimschattig, mit Exlibris. Dekorativ gebunden.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2087 Gleim, J. W. L. Sämmtliche Werke. Erste Originalausgabe aus des Dichters Handschriften durch Wilhelm Körte. 7 Bände. 16 x 12 cm. Marmorierte HLederbände d. Z. (berieben) mit ornamentaler RVergoldung und 2 far­bigen goldgeprägten RSchildern (eines mit Fehlstelle). Halberstadt, Bureau für Literatur und Kunst, 1811-1813. 450 € Goedeke IV/1, 89, 102. – Erste umfassende und grundlegende Gesamtausgabe. Erst Jahrzehnte später (1841) erschien bei Brockhaus noch ein Band Gedichte, der als „Supplement“ bezeichnet wurde, aber bei dieser Ausgabe fast immer fehlt. – Titel mit kleinem Sammlungsstempel, Vor­sätze etwas leimschattig, leicht stockfleckig. Insgesamt wohlerhalten.

2088 (Gleim, J. W. L.). Versuch in scherzhaften Liedern. 3 Teile in 1 Band. Mit einigen Holzschnittvignetten. 16,5 x 10,5 cm. Leder d. Z. (etwas bestoßen, 1 Kante mit Schabspuren) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, (Schütze), 1753-1758. 250 € Goedeke IV/1, 84, 6. Holzmann-Bohatta 9553. Hayn-Gotendorf VIII, 106. – Zweite Auflage seines ersten poetischen Versuchs. „Zahm. - Höchst selten!“ (H.-G.). – Titel verso mit Exlibrisstempel. Durchgehend mal mehr, mal weniger braun- und stockfleckig.

2089 Goethe, Johann Wolfgang von (Hrsg.). Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. 6 Bände. 17,5 x 11 cm. Spätere HLederbände (etwas berieben, Ecken bestoßen, vorderes Gelenk von Band I geplatzt, der VDeckel dadurch lose) mit ornamentaler RVergoldung und goldgepr.RTitel. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1828-1829. 150 €

2089a

Goedeke IV/2, 689, 1. Hagen 512. Hirzel A 419. Kippenberg I, 635. Brieger 660. – Erste Ausgabe des epochalen Briefwechsels, von Goethe selbst ediert. – Titelblätter gestempelt. Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar.

„le premier livre moderne de peintre“ 2089a Goethe, Johann Wolfgang von. Faust. Traduite en français par Albert Stapfer. 2 Bl., IV, 148 S. Mit TVignette, lithographischem Portrait und 17 (3 auf gewalztem China) ganzseitigen Illustrationen auf lithographischen Tafeln von Eugène Delacroix. 42 x 29 cm. Auberginefarbener HLederband um 1840 (gering berieben) mit goldgeprägtem RTitel, Fileten an den Kapitalen und ornamentaler RomantikerRVergoldung. Paris, Motte und Sautelet, 1828. 12.000 € Goedeke IV/3, 642, 3, 3. Kippenberg I, 2450. Delteil 57-74. Carteret III, 270. Brivois 173f. Vicaire III, 1013-14. Ray I, 208-210 Nr. 143 (ausführlich). Monod 5515. – Erste Ausgabe mit den Illustrationen von Delacroix, zugleich das erste von einem großen Künstler mit Originalgraphik illustrierte Werk. Es bildet den Anfang der modernen Buchillustration, die dann von Manet, Redon, Toulouse-Lautrec, Bonnard, 2089a

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Skandale des ausgehenden 18. Jahrhunderts: Die Machenschaften des Hochstaplers Guiseppe Balsamo, genannt Cagliostro und die sogenannte Halsbandaffaire um Marie Antoinette. Auf seiner Sizilienreise hatte Goethe die Familie Balsamo 1787 besucht, und nach den politischen Erschütterungen durch die Halsbandaffaire entstand die Idee zum GroßCophta. Immer wieder hatte Goethe nach den Ereignissen in Frankreich Vorahnungen von bevorstehenden Umwälzungen. Nach dem Römischen Carneval ist diese die zweite Dichtung, in der er dies ausdrückt. „Immer wieder betonte er, welche historische Bedeutung sein Stück habe, ja, sein Gegenstand gehe der Französischen Revolution voran und sei ‚gewissermaßen das Fundament‘ „ (Unseld). In seinen „Tag- und Jahresheften“ schreibt Goethe 1789 dazu: „In dem unsittlichen Stadt-, Hof- und Staatsabgrunde, der sich hier eröffnete, erschienen mir die greulichsten Folgen gespensterhaft, deren Erscheinung ich geraume Zeit nicht los werden konnte, wobei ich mich so seltsam benahm, daß Freunde, unter denen ich mich eben auf dem Lande aufhielt, als die erste Nachricht hievon zu uns gelangte, mir nur spät, als die Revolution längst ausgebrochen war, gestanden, daß ich ihnen damals wie wahnsinnig vorgekommen sei. Ich verfolgte den Prozeß mit großer Aufmerksamkeit, bemühte mich in Sizilien um Nachrichten von Cagliostro und seiner Familie, und verwandelte zuletzt, nach gewohnter Weise, um alle Betrachtungen los zu werden, das ganze Ereignis unter dem Titel: Der Groß-Cophta, in eine Oper, wozu der Gegenstand vielleicht besser als zu einem Schauspiel getaugt hätte.“ – Etwas braunfleckig. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz.

2089a

später von Chagall, Derain, Dufy, Ernst, Maillol, Miro, Picasso u. a. weiterentwickelt und zu neuen Höhepunkten geführt wurde. „Ouvrage remarquable et typique de l‘époque romantique, illustration magistrale du grand Delacroix, qui est heureusement de plus en plus estimé des bibliophiles de gout“ (Carteret). „Ce livre est le premier ouvrage littéraire illustré par la lithographie et peut être considéré par la conception des ses gravures comme le premier livre moderne de peintre“ (Nicolas Rauch 2). Exemplar mit der homogenen ersten Adresse von Motte. Drei Lithographien auf gewalztem China (Delteil 60, 61 und 63). – Vereinzelte geringe Flecken, Seite 103/104 mit stark verblasstem Feuchtigkeitsrand. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar im dekorativen Romantikereinband. Abbildungen, auch Seite 4 und 31

2090 Goethe, (Johann Wolfgang von). Der Groß-Cophta. Ein Lustspiel in fünf Aufzügen. 1 Bl., 241 (recte: 243) S. 17 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben). Berlin, Johann Friedrich Unger, 1792. 300 € VD18 10257519. Goedeke IV/3, 304, 17. Hagen 216. Hirzel A 195. Meyer 416. Kippenberg I, 370. Speck 1724. Brieger 684 (alle ohne Hinweis auf den Paginationsfehler). – Erste Ausgabe, gleichzeitig und von dem selben Satz gedruckt wie Band I der Neuen Schriften. Goethe verarbeitet in diesem ersten seiner drei „Revolutionsstücke“ zwei der großen

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2091 Goethe, J(ohann) W(olfgang) von. Herrmann und Dorothea. Neue Ausgabe. 1 Bl., 239 S. Mit 4 Kupfertafeln von Esslinger nach Kolbe. 22 x 15 cm. Dunkelroter Chagrinlederband d. Z. (gering berieben) mit reicher ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel, breiter ornamentaler Deckelbordüre, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Braunschweig, Friedrich Vieweg, 1822. 1.200 € Goedeke IV/3, 335, 2u. Hagen 257. Kippenberg I, 671. Hirzel A 377. – Prachtausgabe in Royal-Oktav, eine der schönsten deutschen Klassikerausgaben in herrlichem Antiqua-Typendruck mit großzügigem Interlinea und auf bemerkenswert festem Vélin. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten und prächtig gebunden. Abbildung Seite 30

2092 Goethe, Johann Wolfgang von. Hermann und Dorothea. Neue Ausgabe. 1 Bl., 239 S. Mit 4 Kupfertafeln von Esslinger nach Kolbe. 24 x 15 cm. Schwarzer Chagrinlederband d. Z. (etwas berieben, Rückdeckel leicht bekratzt, VDeckel mit einigen unschönen tiefen Druck- und Schabspuren) mit Romantiker-RVergoldung, goldgepr. RTitel sowie floraler Deckelbordüre mit Eckfleurons. Braunschweig, Friedrich Vieweg, 1829. 180 € Goedeke IV/3, 335, 68, 2u. Hagen 263. Hirzel A 427. Speck 1994. – Neudruck der Prachtausgabe in Royal-Oktav aus dem Jahr 1822 (Hagen 257). – Stockfleckig, im Rand auch etwas gebräunt. Unbeschnittenes und teils unaufgeschnittenes Exemplar des großzügigen Drucks in einem dekorativen Romantiker-Einband. Die Schabspuren auf dem Vorderdeckel gilt es zu restaurieren.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2089a

2093 Goethe, (Johann Wolfgang von). Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden. Ein Roman. Erster Theil (alles Erschienene). 4 Bl., 550 S., 1 w. Bl. 18 x 11 cm. Neuerer HLederband im Stil d. Z. (vorderes Gelenk schwach beschabt) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Stuttgart und Tübingen, Johann Friedrich Cotta, 1821. 300 € Goedeke IV/3, 434 III. Hagen 425. Hirzel A 369. Kippenberg I, 402. Speck 1869. Brieger 730. Fischer, Cotta 1300. – Erste Ausgabe der ersten Fassung, die Goethe seiner Schwiegertochter Ottilie zueignete (1829 erschien eine erweiterte Fassung). Mit dem Widmungsgedicht an Ottilie, welches nebst anderen Versen und Gedichten im Erstdruck das Werk einleitet. „Diese Verse, die zu den reifsten gehören, die Goethe gedichtet hat, wurden in den späteren Ausgaben fortgelassen ... die vorliegende erste Ausgabe ist die einzige, die noch von Goethe selbst redigiert, ein einheitliches Ganzes darbietet“. Teilabdrucke erschienen vor­her im Taschenbuch für Damen. – Teils etwas schwacher bzw. indifferenter Druck, wenige Blatt mit schmalem Braunfleck im Seitenrand, ins­ gesamt wohlerhalten und sauber. Innenspiegel mit dezentem Monogrammstempel „EL“ (Sammlung Eckmann).

2094 Goethe, J. W. v. - Jacobi, Friedrich Heinrich. Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. 4 Bl., 48 S., 2 Bl., S. 49-215l. 17 x 11,5 cm. Schlichter Pappband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Ecken bestoßen). Breslau, Gottlieb Löwe, 1785. 250 € Goedeke IV/3, 247, 11 und IV/1, 693, 12. Hagen 577. Hirzel A 120. Kippenberg I, 590. Speck 540. Schulte-Strathaus 160, 5a. Borst 502. – Erste Ausgabe der aufsehenerregenden Schrift, die zum sogenannten Spinoza- oder Atheismusstreit führte und an der alle bedeutenden Geister der Zeit Anteil nahmen. Enthält auf einem zwischen die Seiten 48/49 eingehefteten Doppelblatt den Erstdruck von Goethes beiden berühmten Gedichten Das Göttliche und Prometheus. Der Abdruck von Das Göttliche erfolgte ohne Wissen Goethes und gegen seinen Willen. Exemplar des korrigierten, duch die Zensur nötig gewordenen zweiten Drucks mit dem „Carton“ für den Bogen A, der die geänderte Fußnote auf Seite 11 enthält (Hinweis auf den verhinderten Abdruck des Gedichts). Mit dem häufig fehlenden, hier lose eingelegten Blatt „Nachricht“ des Verlegers, das zum Einschub des Prometheus-Gedichts Stellung nimmt: „Es ist besonders gedruckt worden, damit jedweder, der es

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2096 Goethe, J. W. v. - Trauergesänge der Loge Amalia am 3. September 1828. 4 Bl. 19,5 x 12 cm. OBroschur mit Heftstreifen. Weimar 1828. 200 € Kippenberg 7192. – Einzige Ausgabe. Enthält die zur Trauerfeier des im Juni 1828 gestorbenen Carl August von Sachsen-Weimar ausgegebenen Liedtexte „Weihgesang“ von Müller, „Symbole“ von Peucer, „Ermuthigung“ von Ackermann, „Vergängliches“ von Einsiedel, „Beharrliches“ von Goethe und „Beruhigung“ von Riemer. Seit 5. Februar 1782 war der Großherzog Mitglied der Freimaurer-Loge Amalia, im Dezember desselben Jahres wurde er Ritter der Strikten Observanz. Auf sein Bestreben hin wurde die seit 1782 ruhende Weimarer Loge 1808 wiedereröffnet. – Mit zeitgenössischem Besitzvermerk („H. Horn“). - Etwas stockfleckig. Abbildung

2097 Goethe, J. W. v. - Weimars Jubelfest am 3ten September 1825. Teil I (von 2). 116, 62, 165 S. Mit 7 (statt 8; davon 2 koloriert) Kupfertafeln. 20 x 13 cm. Etwas spä­ terer Pappband (tewas berieben) mit goldgepr. RSchild. Weimar, Wilhelm Hoffmann, 1825. 300 €

2096

in seinem Exemplare lieber nicht hätte, es nicht darin zu haben braucht. Noch eine Rücksicht hat mich diesen Weg einschlagen lassen. Es wäre nicht ganz unmöglich, daß an diesem oder jenem Orte, meine Schrift, des Prometheus wegen, confisziert würde“. – Titel mit zwei Besitzeinträgen, fl. Vorsatz mit zeitgenösschem Rezensionshinweis. Mit zwei kleinen Satzkorrekturen in Tinte. Sonst wohlerhalten.

2095 Goethe, J. W. v. - Rauch, C. D. (nach). „Goethe im Hausrock“. Goldbraun patinierte Bronzeskulptur, in der Plinthe signiert „CHR. Rauch Fec.“ und mit dem Giessereistempel von G. M. Matthias Berlin. Höhe mit Plinthe: ca. 35 cm. 20. Jahrhundert. 350 € Moderner Nachguss der 1828 zu Goethes 80. Geburtstag durch Christian Daniel Rauch geschaffenen Bronze. Mit dem Giessereistempel des Berliner Ziseleurmeisters Gustav Moritz Matthias in der Plinthe. – Etwas Patina, die Vorderseite vom Gehrock mit schwarzer Farbspur. Abbildung

2095

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2097

Goedeke IV/2, 709, 15. Hagen 736. Kippenberger II, 6133. – Erste Ausgabe. Erster von zwei erschienenen Teilen der detaillierten Beschreibung der Feierlichkeiten zu Carl Augusts 50jährigem Regierungsjubiläums. Enthält „Die Feyer der Residenzstadt Weimar, mit den Inschriften, gehaltenen Reden und erschienenen Gedichten“ (Untertitel). Von Goethe selbst verfasst ist die Erläuterung der acht symbolischen Bilder, die sein Haus während der Feier zierten (Seite 38-40), eingeleitet durch Eckermanns Beschreibung des Festschmucks an Goethes Haus. Die dazugehörigen Kupfer zeigen Goethes Wohnhaus am Frauenplan sowie die von ihm erläuterterten Bilder in Form von acht kolorierten Vignetten von C. Ermer nach A. Heideloff, die des öfteren von Goethe auf Schreib­ papier verwendet wurden. Ferner gezeigt werden Ehrenmedaillen, das neue Hoftheater (mit Grundriss), die Bürgerschule und der Eingangsbereich zum Festsaal. „Die Seltenheit des von J. P. Eckermann verfaßten bzw. zusammengestellten Buches rührt daher, daß es der Verleger, dem es liegengeblieben war, als Makulatur verbrauchte“ (Kippenberg). Der hier nicht vorhandene Teil II beschreibt „Die Feyer in den übrigen Städten und Ortschaften des Großherzogthums“. – Es fehlt die Tafel mit den Ehrenmonumenten, zwei Tafel sind aufgezogen, die übrigen an alte Falze montiert, eine Tafel verso mit hs. Daten zur Vita des Herzogs. Erste Blatt mit Wasserrand, sonst nur gering fleckig. Abbildung

2098 Göttingischer Taschen-Kalender für das Jahr 1805. 60, 68, 180 S., 2 Bl. Mit gestoch. Frontispiz, 6 (2 koloriert) Moderkupfern, 4 Jahreszeitenkupfern, 13 Kupfertafeln und Faltkupfer. 14 x 9 cm. Pappband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken teils lädiert) mit Goldprägung und Goldschnitt. Göttingen, Heinrich Dieterich, (1804). 150 € 2099

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2100 Gradmann, Johann Jacob. Anweisung in Denksprüchen ein sittlichguter, humaner und glücklicher Mensch zu werden. Zweyte Auflage. VI, 3 Bl., 207 S. Mit gestochenem Frontispiz nach einem Entwurf von Johann Jacob Gradmann. 14,3 x 9 cm. Pappband d. Z. (Kapitale und Kanten berieben, Ecken bestoßen). Ravensburg, J. A. Gradmann, 1808. 200 € Einzige Ausgabe der kleinen moralischen Lehrschrift mit gesammelten Weisheiten und Sprüchen, die auch für den Schulunterricht gedacht waren. Zwischentitel verso mit den gedruckten Hinweis: „Liebe den Verfasser [...] und beweise dich dankbar gegen ihn durch Verfolgung seiner Vorschriften.“ Johann Jacob Gradmann (1750-1814) war evangelischer Pfarrer und Schulrat in Ravensburg. Neben kleineren theologischen und humanistischen Schriften veröffentlichte er 1802 zudem das Werk Gelehrtes Schwaben oder Lexikon der jetzt lebenden schwäbischen Schriftsteller. – Oberer Rand des Frontispiz mit Papierstreifen beklebt, durchgehend leicht gebräunt und stellenweise mit Rotstiftanstreichungen. Über den KVK in keiner deutschen Bibliothek nachweisbar.

2101 Die Gräfin als Amazone oder das blutige Haupt. Wahrheit und Dichtung aus dem letzten Polenkriege. 1 Bl., 334 S. Mit lithograph. Frontispiz. 15,5 x 9,5 cm. HLeder d. Z. (stärker berieben und bestoßen, mit abgeplatztem Klebeschild). Ilmenau, Bernhard Friedrich Voigt, 1831. 150 €

2101

Köhring S. 156. Lanckoronska-Rümann S. 15. – Später Jahrgang des beliebten Almanachs, der von 1776 bis 1813 erschien und auch unter dem Titel Göttingisches Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen vertrieben wurde. – Gering stockfleckig.

2099 Grabbe, (Christian Dietrich). Die Hermannschlacht. Drama. Grabbe‘s Leben, von Eduard Duller. 91 S.; IV, 139 S., 2 Bl. (l. w.). 17 x 12 cm. HLeinen des späten 19. Jahrhunderts (illustrierte OBroschur eingebunden) mit goldgepr. RTitel. Düsseldorf, J. H. C. Schreiner, 1838. 150 €

Hayn-Gotendorf II, 656. – Seltene erste Ausgabe des anonym erschienenen Trivialromans, der in der Literatur manchmal fälschlich Therese Huber (1764-1829) zugeschrieben wird. – Vorsatz mit Bibliotheksschild, fl. Vorsatz mit Blindstempel und kleinem Ausriss, das Frontispiz gelockert und etwas knapp beschnitten, der Titel stärker, sonst gering gebräunt und stockfleckig. Abbildung

2102 Grandville, Jean-Ignace. Les fleurs animées. Introduction par Alphons Karr. Texte par Taxile Delord. 2 Bände. 2 Bl., 262 S., 1 Bl.; 238 S., 3 Bl. Mit 2 kolorierten HolzstichTiteln, 50 kolorierten Stahlstichtafeln von Geoffroy nach Grandville sowie 2 gestoch. Pflanzentafeln. 26 x 18 cm. OLeinenbände (lichtrandig, berieben, Rücken von Band II zerschlissen) mit reicher Deckel- und RVergoldung sowie Goldschnitt. Paris, Martinon - Gonet, (um 1847). 450 €

Goedeke VIII, 638, 9. – Erste Ausgabe seines Geschichtsdramas, in dem Grabbe die legendäre Schlacht zwischen dem Cheruskerfürsten Arminius und den Römern unter Varus im Jahr 9 nach Christus behandelt. Grabbes letztes Drama wurde von seiner Witwe aus dem Nachlass herausgegeben. – Etwas stockfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar mit der seltenen Verlagsbroschur.

Vicaire III, 133. Sander 215. Brivois 147. Lipperheide Ub 15. – Frühe Ausgabe. Die Illustrationen werden von Rümann (S. 163) nicht besonders geschätzt, „denn diese süßlich-sentimentalen Phantasien sind für alle Zeiten unerträglich“. Aber welch ein Irrtum! Heute wird man in den genialen Metamorphosen Grandvilles nicht nur einen Ausdruck seiner großen Phantasie, sondern auch den künstlerischen Aufbruch zu neuen Formen des Sehens erblicken. Die Pilgerfahrten der Blumengeister, Frauengestalten figurieren hier als Blumen, ist mit Sicherheit eines der bedeutendsten Illustrationswerke des Meisters. Und selbst eine lebende Gartenschere kann man darin bewundern. – Etwas gebräunt. Vereinzelt minimal fleckig.

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Abbildung

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2103 Grandville, Jean-Ignace. Un autre monde. Transformations, visions, incarnations, ascensions, locomotions ... et autre choses. (Text par T. Delord). 2 Bl., 295 S. Mit Holzstich-Frontispiz, zahlreichen, meist kolorierten Textholzstichen und 38 meist kolorierten Holzstich-Tafeln von J. J. Grandville. Modernes Halbmaroquin (VDeckel etwas lichtrandig) mit goldgeprägtem RTitel und Goldschnitt. Paris, H. Fournier, 1844. 450 € Vicaire III, 132. Sander 214. Brivois 410. – Einzige Ausgabe. Das vorliegende Spätwerk Grandvilles (1803-1847) lässt mit seinen erstaunlich skurril-phantastischen, nahezu untergründigen Darstellungen an künstlerische Formen, Akzente und Aussagen des späteren Surrealismus denken. – Bindung teils gelockert. Etwas gebräunt und braunfleckig, teils mit kleinen Randeinrissen.

2104 Grillparzer, Franz. Das goldene Vließ. Dramatisches Gedicht in drei Abteilungen. 1 Bl., 302 S. 22 x 14 cm. Dunkelroter Chagrinlederband d. Z. (gering berieben) mit dezenten Rücken- und Deckelfileten und goldgeprägtem grünen RSchild. Wien, Johann Baptist Wallishausser, 1822. 250 € Goedeke VIII, 410, 171 d. – Erste Ausgabe seines Dramas, die Uraufführung erfolgte am 26. und 27. März 1821 in Wien. – Zweites Textblatt mit kleinem Randeinriss, vereinzelte Stockflecken. Exemplar im dekorativen Chagrinlederband.

2105 Hahn-Hahn, Ida von. Sibylle. Eine Selbstbiographie. 2 Bände. 3 Bl., 300 S.; 302 S., 1 Bl. (Anzeigen). 18 x 11 cm. HLeder d. Z. (gering berieben) mit Romantiker-RVergold. und goldgepr. RTitel. Berlin, Alexander Duncker, 1846. 150 € Kosch VII, 150. NDB VII, 499. – Erste Ausgabe des wenige Jahre vor der Konversion zum katholischen Glauben entstandenen Romans der überaus erfolgreichen Schriftstellerin (1805-1880) der Biedermeierzeit. „Langsam und mit großen Qualen zieht sich das Leben von mir zurück und ich weiß es“ (I, S. 5). – Im Rand etwas stockfleckig, einige Blatt in Band II mit schwacher Stauchspur im Seitenschnitt. Die Innenspiegel mit Dunckers Buchhändlerschildchen. Schönes Exemplar.

2106 (Haken, Johann Christian Ludwig). Amaranthen Xeranthemum annuum. Vom Verfasser der grauen Mappe. Erste bis vierte Sammlung in 4 Bänden [und:] Neue Ama­ ranthen. Erste Sammlung (von 2). Mit 5 Kupfertiteln mit Vignette und 5 gestoch. Frontispices. 18 x 11 cm. InterimsPappbände d. Z. mit hs. Papierrückenschild. Magdeburg, Georg Christian Keil bzw. Wilhelm Heinrichshofen, 1802-1808. 180 € Goedeke VI, 380, 3, 7 und 10. Holzmann-Bohatta I, 1346. – Erste Ausgabe, bis auf die fehlende zweite Sammlung der Fortsetzung Neue Ama­ ran­then vollständiges Exemplar ber belletristischen Reihe des evange­ lischen Pfarrers und Schleiermacherfreundes Haken (1767-1835). – Schwache Stockflecken. Wohlerhaltenes und unbeschnittenes Exemplar.

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2107 (Haller, Albrecht von). Fabius und Cato, ein Stück der Römischen Geschichte. XVI, 286 S., 1 Bl. (Errata). Mit gestochener Titelvignette. 15,5 x 10,5 cm. Leinen des späten 19. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RTitel. Bern und Göttingen, Emanuel Haller und Witwe Vandenhoek, 1774. 150 € Goedeke IV/1, 25, 6. – Erste Ausgabe. – Vorstücke schwach gebräunt, sonst sauber und wohlerhalten. Exemplar auf festerem Bütten aus der Bibliothek des russisch-schweizerischen Literaturhistorikers und Philosophen Robert Saitschick (1868-1965), mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel.

2108 Hauff, Wilhelm. Phantasien im Bremer Rathskeller; ein Herbstgeschenk für Freunde des Weines. 132 S. 15,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (berieben und etwas bestoßen). Stuttgart, Franckh, 1827. 180 € Goedeke IX, 206, 16 b. KLL V, 1890f. Borst 1525. NDB VIII, 85f. – Erste Ausgabe der berühmten Erzählung, die später unzählige Illu­ stratoren fand und zuvor bereits im „Berliner Conversations-Blatt für

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Poesie, Literatur und Kritik“ abgedruckt wurde. „Heiter ironisierend hat Hauff in dieser autobiographisch grundierten Erzählung die Stadien eines wachsenden Rausches in phantastische Spukbilder umgesetzt. Mit großer Einfühlungsgabe spiegelt er die Bewußtseinsabläufe eines Trinkenden wider“ (KLL). – Vortitel mit hs. Besitzvermerk. Durchgehend gebräunt und stärker braunfleckig. Ohne die Vorsatzpapiere.

gute Mittelmäßigkeit hinausgehend, ist sein Talent ganz hervorragend im witzigen Epigramm, das seit Logau kaum jemand in Deutschland mit gleicher Schärfe und schlagender Kraft gehandhabt hat“ (ADB XI, 51). – Im Rand etwas gebräunt und stockfleckig, sonst wohlerhalten und repräsentativ gebunden.

2109 Haug, Johann Christoph Friedrich. Epigrammen und vermischte Gedichte. 2 Bände. 382 S., 1 w. Bl.; 532 S. 19,5 x 11,5 cm. Marmorierte Lederbände d. Z. (Ecken schwach bestoßen) mit reicher floraler und ornamentaler RVergoldung, 2 goldgeprägten farbigen RSchildern und Deckelfilete in Mäanderform. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1805. 300 €

2110 Hebbel, Friedrich. Gedichte. Gesammt-Ausgabe stark vermehrt und verbessert. X, 474 S., 1 Bl. 18,5 x 13 cm. Grüner geglättter Maroquinband um 1920 (gering berieben, mit schwachen Kratzspuren, Rücken stark ausgeblichen) mit floraler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel, floraler Deckelbordüre, kleiner Deckelvignette sowie KGoldschnitt. Stuttgart und Augsburg, Johann Georg Cotta, 1857. 180 €

Goedeke V, 548, 5. – Erste Ausgabe, hier in einem Exemplar der Vorzugsausgabe auf besonders festem Vélin. Friedrich Haug (1761-1829) erfreute sich wegen seines heiteren Witzes im Freundeskreis Schillers großer Beliebtheit. Er „bemühte sich um Wiedererweckung des Minnegesangs durch Übersetzung und Nachbildung von Gedichten des Mittelalters. Im Epigramme ist er durch übertreibenden Witz ausgezeichnet“ (Goedeke). „Haug hat sich über die Grenzen der lyrischen Dichtung kaum je hinausgewagt. In allen anderen Gattungen nicht über

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Borst 2653. – Erste Ausgabe. – Inhaltsverzeichnis verbunden. Etwas stockfleckiges, unbeschnittenes Exemplar im dekorativen Lederband.

2111 Hebbel, Friedrich. Genoveva. Eine Tragödie in fünf Acten. 3 Bl., 234 S. - [und:] Agnes Bernauer. Ein deutsches Trauerspiel in fünf Aufzügen. 2 Bl., 136 S. 18 x 11,5 cm. HLeder um 1920 mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1843 bzw. Wien, Tendler, 1855. 150 € Erste Ausgaben. – Etwas stockfleckig, der Beiband auch knickspurig.

2112 Heine, Heinrich. Vermischte Schriften. 3 Bände. 18 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (gering berieben und bestoßen) mit Romantiker-RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Hamburg, Hoffmann und Campe, 1854. 150 € Goedeke VIII, 562, 94. Wilhelm-Galley I, 570. Meyer 93. – Erste Ausgabe. Enthält in Band I Geständnisse, Gedichte 1853 und 1854, Die Götter im Exil und Die Göttin Diana sowie in den Bänden II und III Lutezia. Berichte über Politik, Kunst und Volksleben. – Vereinzelte schwache Stockflecken. Wohlerhaltenes Exemplar, dekorativ gebunden. Abbildung

2113 Heine, Heinrich. Französische Zustände. XXVI, 1 Bl., 408 S. 17 x 11 cm. OBroschur (gebräunt und etwas fleckig, mit Randläsuren). Hamburg, Hoffmann und Campe, 1833. 120 € Goedeke VIII, 557, 41. Wilhelm-Galley I, 581. Houben I, 395f. – Erste Buchausgabe von Heines erstem rein politischen Werk. Heine veröffentlichte in der von Cotta herausgebenen Augsburger Allgemeinen Zeitung seine Berichte über das kulturelle und politische Leben in Paris - mit provokanten Ausfällen gegen die Politik Louis Philippes, aber auch gegen deutsche Verhältnisse. Diese Berichte erschienen 1832 in 47 Fortsetzungen. Auf Intervention Metternichs wurde das weitere Erscheinen dieser Artikelserie verboten. Dies veranlasste den Dichter, sein Manu2109

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2115 (Hervey, Elizabeth). Anekdoten der Herzoginn von Kingston jetzigen Gräfinn von Bristol, und der Marquisinn de la Touche. Aus dem Französischen, nebst Zusätzen des Uebersetzers. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 164 S.; 171. 16 x 9,5 cm. Leder d. Z. (berieben, oberes Kapital lädiert) mit floraler RVergoldung (RSchilder wurden entfernt). Hamburg, Anna Maria Herold, 1777. 150 € (Hamburgische Landbibliothek zum Nutzen und Zeitvertreib des schönen Geschlechts, Band II). VD18 90270487. Fromm III, 12440. Holzmann-Bohatta I, 1703. – Erste deutsche Ausgabe, die Übertragung besorgte Johann Jakob Karl Timäus (1763-1809). Eine Neuauflage erschien noch im selben Jahr. Beigebunden ist die zum Druck gehörende Wahre Geschichte der Fraulein von Mainville von Jean-Baptiste de Boyer d‘Argens, ebenfalls in der ersten deutschen Ausgabe, die auch separat vertrieben wurde. – Ohne den Reihentitel. Etwas fingerfleckig, erste Lage im zweiten Teil etwas ausgebunden.

2116 (Hildebrandt, Johann Andreas Karl). Daniel Fuchs der grosse Staatsmann. Ein satyrisch-komischer Roman aus den Zeiten der Regierung des unvergeßlichen Königs Hieronymus. 255 S. 16 x 10 cm. Moderner Pappband. „Cölln bei Peter Hammer, dem jüngern“ (d. i. Quedlinburg, Gottfried Basse), 1815. 90 € Goedeke VI, 402, 9. Walter 316. Holzmann-Bohatta II, 4370. ADB XII, 405. – Erste Ausgabe des komischen Romans aus der Trivialliteratur­ fabrik von Gottfried Basse, erschienen unter dem legendären fingierten

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skript - mit einer fulminanten Vorrede versehen - im liberalen Hamburg als Buch unter dem Titel Französische Zustände herauszubringen. Freilich ließ die Zensur auch dort die Vorrede nur in der vorliegenden, von Streichungen verstümmelten Form passieren. Die Zensoren waren sich sicher, daß dieses Buch „zu den verwerflichsten gehöre, welche wir jemals zu prüfen veranlaßt worden sind“ (Houben, ausführlich zur Edi­tionsgeschichte). – Etwas stockfleckig. Unbeschnitten.

2114 (Hermann, Carl Gottlieb Melchior). Mousa der Knabe. 191 S. Mit gestochenem Frontispiz. 16 x 10 cm. Pappband d. Z. mit Buntpapierbezug (fleckig und berieben). „Hohenzollern“ (d. i. Wien), Johann Baptist Wallis­ hausser, 1794. 240 € VD18 10684921. Vgl. Hayn-Gotendorf VIII, 295. – Seltene einzige Ausgabe der „muselmanischen“ Geschichte von der iberischen Halbinsel aus dem späten 15. Jahrhundert. Karl Gottlieb Melchior Hermann (geb. 1767) war theologischer Privatdozent in Göttingen und später Hofmeister in Russland. – Etwas fleckig. Abbildung

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ VD18 11172444. Goedeke IV/1, 688, 19. Schulte-Strathaus 24. Wolfstieg 41541. Holzmann-Bohatta II, 12446. – Erste Ausgabe von Hippels letztem Roman, einer satirischen Schilderung der Freimaurerorden Europas und ihrer geheimen Rituale sowie einer ironischen Darstellung der Adelssünden. „Durch seine die Wirklichkeit immer wieder durchbrechende Art zu erzählen nimmt der Roman die romantische Ironie vorweg ... und kann sich ... durchaus in die Gefolgschaft des Don Quichote stellen“ (Newald VI, 289). Exemplar mit den manchmal fehlenden Kupfertiteln und Frontispices, die nachgeliefert wurden. – Kupfertitel gestempelt, Vorsätze mit Signaturen in Farbstift. Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar. – Dabei: (Ignaz Aurelius) Fessler. Alexander der Eroberer. XVI S., 3 Bl., 374 S. Mit gestochenem Titel mit Vignette und 2 mehrfach gefalteten Kupferstichkarten. 22 x 13,5 cm. Pappband d. Z. mit RSchild. Berlin, Lagarde, 1797. - Wohlerhalten.

2118 Hölderlin, Friedrich. Sämmtliche Werke herausgegeben von Christoph Theodor Schwab. 3 Teile in 2 Bänden. XIV, 213 S.; 1 Bl., 148 S., 1 Bl.; 1 w. Bl., VI, 352 S., 1 Bl. 20,5 x 13 cm. HLeder d. Z. (nur gering berieben) mit ornamentaler RVergoldung, goldgepr. RSchild und Deckelbordüren mit Eckfleurons. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1846. 1.200 € Goedeke V, 472, 4. Seebaß 13. – Erste Gesamtausgabe mit Erstveröffentlichungen großer Teile des Empedokles sowie zahlreicher Gedichte und Briefe. Der Band II mit einer Biographie Hölderlins. – Seite VII/ VIII mit geschlossenem Riss. Etwas stockfleckig (wenige Blatt stärker betroffen), im unteren Rand mit verblasstem Feuchtigkeitsfleck. Mit einigen Anmerkungen und Unterstreichungen in Bleistift. Bemerkenswert dekorativ gebundenes Exemplar. Abbildung

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Impressum von Peter Hammer. Der Halberstädter Romanschriftsteller und Vielschreiber Johann Andreas Christoph Hildebrandt (17631846) veröffentlichte mehr als 100 teils historische Romane sowie zahlreiche Ritter- und Schauergeschichten, die fast ausschließlich bei Basse erschienen. Daniel Fuchs gehört zu den frühesten Publikationen, „die seiner fruchtbaren Phantasie ihr Eintagsleben verdanken“ (ADB). – Titel etwas leimschattig. Leicht gebräunt und braunfleckig.

2117 (Hippel, Theodor Gottlieb von). Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. 2 Bände. 577 S.; 534 S. Mit 2 Kupfertiteln mit Vignette und 2 gestoch. Frontispices. 16 x 10 cm. Gelbe Pappbände d. Z. (etwas berieben, Gelenke teils restauriert) mit RSchild. Berlin, Christian Friedrich Voß, 1793-1794. 240 € 40

2119 Holberg, Ludvig. Voyage de Nicolas Klimius dans le monde souterrain, contenant une nouvelle théorie de la terre, et l‘histoire d‘une cinquième monarchie inconnue jusqu‘a présent. 3 Bl., 388 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestoch. Frontispiz, 2 Kupfertafeln von Johann Georg Menzel und gefalteter Kupferstichkarte. 16 x 10,5 cm. Leder d. Z. (etwas berieben) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. „A Copenhague“ (d. i. Leipzig)., Jacques Preuss, 1741. 150 € Gove 304. – Erste französische Ausgabe. – Teils etwas stärker gebräunt und etwas braunfleckig.

2120 Hugo, Victor. Bug-Jargal. 4 Bl., 168 S. Mit Titel­ vignette und 26 Textillustrationen. 28 x 18,5 cm. Auberginefarbenes Halbmaroquin des 20. Jahrhunderts. (Rücken verblasst, VDeckel leicht lichtrandig, minimal bekratzt; OBroschur eingebunden; signiert: „Creuzevault“) mit RVergoldung, goldgepr. RTitel und roten Lederintarsien und KGoldschnitt. (Paris, E. Hughues, 1888). 300 € Vicaire IV, 241. – Eines von 50 nummerierten Exemplaren sur papier de Chine (Gesamtauflage). Die Illustrationen für diese Ausgabe stam-


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration men von Mouchot und Fortuné Méaulle (1844-1916). Hugos Roman bildet eine überarbeitete Version einer früheren gleichnamigen Kurzgeschichte, die 1820 in der Zeitschrift Le Conservateur littéraire erschien. Erzählt wird die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem versklavten afrikanischen Prinzen und einem französischen Militäroffizier während der turbulenten Anfangsjahre der haitianischen Revolution. Hugos Roman gilt als eines der wichtigsten Werke der Kolonial­literatur des 19. Jahrhunderts. – Mit kleinem Feuchtigkeitsrand in der oberen Ecke und Bleistiftanmerkungen auf dem vorderen Vorsatzpapier. Teils leicht knickspurig. Exemplar im meisterhaften Einband.

2121 Humboldt, Wilhelm von. Gesammelte Schriften. Herausgegeben von der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften. 15 (statt 17) Teile in 13 Bänden. OHleder (etwas berieben, Band VI mit Schabspur am Rücken) mit RVergoldung. Berlin, B. Behr, 1903-1918. 450 € Die Bände I bis XV der Akademieausgabe, bis 1936 erschienen noch die beiden hier fehlenden Teile Politische Briefe. Die durch Albert Leitzmann, Bruno Gebhardt und Wilhelm Richter herausgegebene Ausgabe stellt bis heute die bedeutendste Humboldt-Werkedition dar. – Die beiden Bände Tagebücher schwach gewellt, sonst wohlerhalten. Papierbedingt schwach gebräunt.

2122 Jacobi, Friedrich Heinrich. Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn. Neue vermehrte Ausgabe. 1 Bl., LI, 440 S. Mit gestoch. Portraitfrontispiz von Thelott, gestochener Portraitvignette auf dem Titel und Portraitvignette am Schluss von Thelott nach Langer. 17,5 x 11 cm. Leder d. Z. (etwas berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Breslau, Löwe, 1789. 150 € Goedeke IV,1, 693f., 12. Meyer 337. Van der Linde 344. HolzmannBohatta IV, 6983. – Zweite Ausgabe der erstmals 1785 erschienenen, den Spinoza-Streit auslösenden Schrift. Das Frontispiz zeigt Spinoza, die Titelvignette Mendelsohn und Lessing (Doppelportrait). Das Portrait der Schlussvignette wird von van der Linde als Jacobi, von Meyer abweichend als Lavater identifiziert. – Frontispiz und Titel stärker feuchtrandig, ebenso die folgenden Blätter. Am Schluss häufig mit hs. Rand­ anmerkungen, sonst nur gelegentlich. Leicht braunfleckig und gebräunt.

Geschenkexemplar für Ruggero Leoncavallo 2123 Jacobson, Benno. Saison-Liebe und Anderes. 3 (statt 4) Bl., 245 S. 19 x 13 cm. Beigefarbener Maroquinband d. Z. (schwach fleckig; illustrierter OVorderumschlag eingebunden; signiert: „W. Collin. Hofbuchbinder. Berlin“) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild, breiter goldgepr. Deckelbordüre mit montiertem ziseliertem Monogramm aus Metallblech auf dem VDeckel („RL“), mehrfachen Innenkantenbordüren, violettfarbenen Seidenmoiré-Vorsätzen sowie mit Goldlilien gepunztem Rotschnitt. Berlin, Hugo Steinitz, 1895. 250 € Brümmer VIII, 226. Kosch VIII, 441. – Seltene einzige Ausgabe seiner Feuilleton-Sammlung. Der heute in Vergessenheit geratene Berliner

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Schriftsteller Benno Jacobson (1859-1912) war Kritiker und Redakteur am „Börsen-Courier“ und ein vielgelesener und geschätzer Autor im Berlin der Kaiserzeit: „Er bewährte sich als ein Kritiker von Geschmack, als Feuilletonist, dessen witzige Sonntagsplaudereien einen großen Kreis dankbarer Freunde fanden, als Dramatiker, der in eigenen kleinen Werken sich durch hübsche Erfindung, witzigen Dialog und sichere Technik auszeichntete, und endlich als geschmackvoller Übersetzer von französischen Bühnenwerken“ (Brümmer). Geschenkexemplar für den Komponisten und Librettisten Ruggero Leoncavallo (1857-1919), mit dem Jacobson offenbar in enger freundschaftlicher Beziehung stand. Seine im Auftrag des deutschen Kaisers verfasste Oper Der Roland von Berlin wurde am 13. Dezember 1904 in der Berliner Staatsoper uraugeführt. Die Wertschätzung Jacobsons für den italienischen Freund veranlasste ihn zur vorliegenden Auftragsarbeit für den (letzten) kaiserlichen Hofbuchbinder W. Collin, der für das Exemplar einen meisterhaften Ledereinband fertigte, mit den montierten Metall-Initialen „RL“ des Beschenkten auf dem Vorderdeckel sowie siebenzeiligem Widmungstext des Verfassers in Golddruck auf dem fliegenden Moiré-Vorsatz. Das typographische Widmungsblatt mit eigenhändigem Widmungstext Jacobsons: „Mon cher ami! Vous ne comprendrez pas un seul mot de ce livre - c‘est peut-être pour ça qu‘il vous plaira e‘mor me‘ment. Je vous embrasse de tout coeur! Benno Jacobson. Berlin, le 12 fevrier /95.“ – Umschlag, Titel und einige Textblatt mit etwas unschönem, teils ausradiertem Gekritzel einer Kinderhand in Bleistift. Sonst sauber und wohlerhalten.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2125 Jean Paul. Briefe und bevorstehender Lebenslauf. XVI S., 3 Bl., 450 S., 3 Bl. 18 x 11 cm. Pappband d. Z. (fleckig und stark berieben, Kanten und Ecken stärker beschabt). Gera und Leipzig, Wilhelm Heinsius, 1799. 120 € Goedeke V, 464, 13. Berend 12. – Erste Ausgabe der ironisch-humoristisch versponnenen Zukunftsmemoiren mit dem letzten Wunsch an seine Frau, alle schönen Geister und Körper, besonders die in Offiziersuniformen, aus dem Haus zu werfen und nur Biographen Eintritt zu gewähren. „Die Erzählung besteht aus zwei relativ selbständigen Teilen: den lose aneinandergefügten ‚Briefen‘, deren jedem wiederum ein ‚Postskript‘ angehängt ist - am bedeutendsten darunter ist der gegen Fichtes System sich richtende ‚Brief über die Philosophie‘, der in ein für Jean Paul (1763-1825) auffallend eindeutiges Bekenntnis zur Tat und zur Wirklichkeit mündet - sowie der ‚Konjektural-Biographie‘, einer witzighumoristischen Beschreibung seines künftigen Lebens“ (Schweikert 39). – Stärker stockfleckig, im Rand auch gebräunt. Erste Blatt mit kleiner Wurmspur im unteren weißen Rand. Mit den beiden oft fehlenden Anzeigenblättern, die hier- statt an den Schluss - hinter die Vorrede gebunden sind.

2126 Jean Paul. Leben Fibels des Verfassers der Bienrodischen Fibel. VIII, 358 S., 1 Bl. (Druckfehler). Pappband d. Z. (Rücken etwas berieben, leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Nürnberg, Schrag, 1812. 180 €

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2124 Janin, Jules. L‘Ane mort. 2 Bl., XVI, 306 S., 1 Bl. Mit 1 Stahlstich-Portrait, gestochener Titelvignette, 12 getönten Holzstichtafeln und zahlreichen Textholzschnitten (nach Tony Johannot). 25,5 x 15 cm. Moderner dunkelgrüner Maroquinband (sign.: Roger de Coverly & Sons) über 5 Zierbünden mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung, goldgeprägten Deckelfileten, Buntpapierbezug und dreiseitigem Goldschnitt. Paris, Ernest Bourdin, 1842. 300 € Sander 354. – Etwas spätere Ausgabe. Die Idee für das Buch entstand als Phantasiestück bereits 1817, 1829 erschien dann die erste Ausgabe. Nachdem Jules Janin (1804-1874) in Paris studierte arbeitete er zunächst als Journalist. Fast 40 Jahre war er Buch- und Theaterkritiker und in der damaligen Literaturszene von großem Einfluss. – Vereinzelt gering braunfleckig. 2129

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke V, 465, 29. Berend 27. – Erste Ausgabe. Im Anhang die berühmte Bienrodische Fibel und das Alphabet mit Zweizeilern. – Titel mit hs. Besitzvermerk. Hin und wieder leicht braunfleckig, sonst wohlerhalten.

2127 Jean Paul. Politische Fastenpredigten während Deutschlands Marterwoche. XVI, 264 S. 17 x 10,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (Rücken und Rückdeckel mit weit auslaufendem Tintenfleck). Stuttgart und Tübingen, Cotta, 1817. 150 € Goedeke V, 465, 32. Berend-Krogoll 30. – Erste Ausgabe. – Letzte Blatt mit Tintenfleck in der oberen rechten Ecke. Sonst wohlerhalten.

2128 Le Joujou des demoiselles. Nouvelle édition augmentée. Gestochener Titel, gestochenes Frontispiz (beide nach Eisen) und 54 (statt 55) Kupfertafeln mit szenischem Kopfstück. 21,5 x 14,5 cm. HLeder d. Z. (berieben und bestoßen). O. O., Dr. u. J. (1752). 240 € Cohen-de Ricci 521f. Vgl. Graesse III, 486. – Zweite Ausgabe der reizend illustrierten, dem Abbé Jouffreau de Lazerie zugeschriebenen Sammlung galanter Gedichte. Die fünf Kupfer am Schluss mit abweichender Nummerierung in der Platte. – Es fehlt Tafel Nr. XVII. Etwas fleckig und stellenweise schwach gebräunt, im unteren Bug mit teils größerem Feuchtigkeitsrand. Abbildung Seite 40

2129 Juvenalis, Decimus Junius. Satyrae, cum scholiis veterum, & commenatriis integris ... Accedit Auli Persii Flacci Satirarum liber. Isaacus Casaubonus recensuit, & commentario libro illustravit. Editio novissima ... cura & opera Merici Casauboniis. 2 Teile in 1 Band. 16 Bl., 980 S., 34 Bl.; 7 Bl., 214 S., 8 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Kupfertitel, 2 gestochenen Portraits, gestochener Titel­ vignette und 13 Kupfertafeln. 24 x 19,5 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Leiden, Peter van der Aa, 1695. 300 €

Graesse III, 520. Dibdin II, 155; – Erste illustrierte Ausgabe der von Henninius herausgegebenen Satiren. Dessen Edition auf der Textgrundlage von Schrevelius erschien zuerst 1685 und ist hier um die Satiren des Persius (34-62) im Anhang erweitert. – Stellenweise etwas fleckig oder gebräunt. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung Seite 42

2130 Kleist, Heinrich von. Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Ludwig Tieck. 3 Bände. 19 x 12 cm. Marmorierte Pappbände d. Z. (berieben und etwas bestoßen, Gelenke beschabt, 1 Gelenk angeplatzt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Georg Reimer, 1826. 300 € Goedeke VI, 104, 13. Sembdner 41. – Erste Gesamtausgabe, die Kleist vor allem auch im Ausland bekannt machte. Gegenüber den Hinterlassenen Schriften von 1821 um fünf Dramen und elf Erzählungen sowie um Auszüge aus Kleists Briefen an die Verlobte Wilhelmine von Zenge vermehrt. Die berühmte Vorrede von Tieck wurde im wesentlichen unverändert übernommen. – Etwas stockfleckig, Anfang Schluss stärker betroffen. Fl. Vorsätze mit montiertem Exlibris.

2131 Kleist, Heinrich von. Der zerbrochne Krug, ein Lustspiel. 174 S., 1 w. Bl. 19 x 12,5 cm. Blindgeprägter Leinenband um 1840 (stärker lichtrandig, oberes Kapital lädiert, vorderes Gelenk angeplatzt) mit RomantikerRVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Realschulbuchhandlung, 1811. 1.800 € Goedeke VI, 103, 8. Sembdner 11. – Erste Buchausgabe. „Nach der mißglückten Uraufführung des Lustspiels in Weimar am 2. III. 1808 hatte Kleist einige Fragmente daraus im ‚Phöbus‘ veröffentlicht. Für die Buchausgabe bearbeitete er das Manuskript noch einmal gründlich und kürzte vor allem den zu lang geratenen Schluß, der den Weimarer Mißerfolg wesentlich verschuldet hatte, auf ein Minimum, gab aber die ursprüngliche Fassung als ‚Variant‘ auf S. 145-174 der Buchausgabe bei“ (Sembdner). – Titel leicht fleckig, im Rand papierbedingt schwach gebräunt. Innenspiegel mit zwei montierten Schildchen. Wohlerhaltenes, wenngleich etwas beschnittenes Exemplar. Abbildung Seite 42

2132 Kleist, Heinrich von. - Phöbus. Ein Journal für die Kunst. Herausgegeben von Heinrich von Kleist und Adam Heinrich Müller. Erster Jahrgang, erstes bis zwölftes Stück in 9 Heften in 1 Band (= alles Erschienene). Mit 7 Kupfertafeln von Gottschick nach Carstens, Hartmann, Kügelgen u. a. 24 x 20 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (berieben und bestoßen, Kanten und Gelenke auch beschabt, Rücken mit Mittelknickfalte, 1 illustrierter OVorderumschlag auf dem fl. Vorsatz montiert). Dresden, Gärtner, 1808. 15.000 € Goedeke VI, 100, 3. Sembdner 4. Diesch 1479. Kirchner 4699. Houben 54-76. – Vollständiges Exemplar mit allen erschienenen Einzelheften der wohl bedeutendsten literarischen Zeitschrift der deutschen Romantik. Mit zahlreichen Erstdrucken von Kleist, Novalis, Fouqué, 2133

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Wezel etc., Beiträgen der Madame de Staël sowie ästhetischen und literaturgeschichtlichen Aufsätzen von A. H. Müller. Von Kleist stammen u. a. Organisches Fragment aus dem Trauerspiel: Penthesilea, Der Engel am Grabe des Herrn, Die Marquise von O ..., Fragmente aus dem Lustspiel: Der zerbrochene Krug, Fabeln, Fragmente aus dem Trauerspiel: Robert Guiskard, Herzog der Normänner, Fragment aus dem Schauspiel: Das Käthchen von Heilbronn etc. Der fl. Vorsatz mit dem montiertem OVorderumschlag von Heft I, der den titelgebenden Sonnengott Phöbus zeigt, wie er – gezogen von Sonnenpferden - auf einem Wagen über Dresden hinwegzieht. Der hintere fl. Vorsatz mit montiertem Verlagsprospekt zum Erscheinen von Heft VI (beschnitten). – Vereinzelte leichte Flecken, die beiden Kupfer zu den Heften IV und V etwas stärker betroffen und mit kleinem Wasserrand. Insgesamt wohlerhalten. Abbildung Seite 42

2133 Klopstock, Friedrich Gottlieb. Sämmtliche Werke. Stereotyp-Ausgabe. 12 Bände. 15,5 x 11,5 cm. Violettblaue HLederbände d. Z. mit floraler Romantiker-RVergoldung und goldgepr. RTitel. Leipzig, Georg Joachim Göschen bzw. Stuttgart, Scheible, 1839. 180 € Goedeke IV/1, 177, 57 und 58. – Dekorativ gebundenes Exemplar mit den drei Nachtragsbänden von Hermann Schmidlin, die bei Scheible in Stuttgart erschienen. – Etwas stockfleckig oder gebräunt, sonst wohlerhalten. Dekorative Reihe.

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Abbildung

2134 Klopstock, Friedrich Gottlieb. Klopstock und seine Freunde. Briefwechsel. Aus Gleims brieflichen Nachlasse hrsg. von Klamer Schmidt. 2 Bände. LXIV, 414 S., 1 Bl.; 1 Bl., 396 S. 16,5 x 10 cm. Pappbände d. Z. (Gelenke und Kanten etwas stärker berieben, leicht bestoßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Halberstadt, Bureau für Literatur und Kunst, 1810. 150 € Goedeke IV,1, 162 B. Burkhardt-N. 106. – Erste Ausgabe. – Etwas gebräunt, teils etwas stockfleckig und vereinzelt leimschattig. Vordere fl. Vorsätze mit Besitzvermerk.

2135 Klopstock, Friedrich Gottlieb. Grammatische Gespräche. 4 Bl., 360 S., 1 Bl. 15,5 x 10,5 cm. HLeinen um 1900 mit goldgeprägtem RTitel. Altona, Johann Heinrich Kaven, 1794. 150 € Goedeke IV/1, 176, 46. – Erste Ausgabe, Klopstocks letztes größeres Werk, in dem er seine Theorie der deutschen Sprache und Verskunst zusammenfasst. – Sauber und wohlerhalten.

2136 Klopstock, (Friedrich Gottlieb). Der Messias. 4 Bände. 23,5 x 17 cm. HLeder d. Z. (nur gering fleckig) mit ornamentaler RVergoldung und je 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1800. 450 € Klopstocks Werke Bände III-VI. Goedeke IV/1, 177, 53. – Die Bände III bis VI der ersten Werkausgabe bei Göschen, die im großzügigen Quart-

druck erschien und auch separat wie hier mit eigenem Titel Der Messias ausgegeben wurden. Exemplar einer Vorzugsausgabe auf festem Vélin, prächtig gebunden. – Etwas stockfleckig, sonst bemerkenswert schön und wohlerhalten. Exemplar aus der Bibliothek von Anna Wahnschaffe in Üplingen, wohl eine Nachfahrin des Rittergutsbesitzers Georg Wilhelm Wahnschaffe (1710-1791), mit entsprechendem Besitzstempel auf dem fl. Vorsatz. Abbildung

2137 Knigge, Adolph von. Ueber den Umgang mit Menschen. Sechste verbesserte Auflage. 3 Teile in 1 Band. Mit gestochenem Portrait und gesochenem Titel. 17,5 x 11 cm. HLeder d. Z. (Ecken etwas bestoßen, Rücken unter Resten des alten Bezugs erneuert). Hannover, Ritscher, 1799. 180 € Knigge Katalog Wolfenbüttel, Nr. 154. Vgl. Goedeke IV/1, 615, 14. – Diese rechtmäßige sechste Auflage nicht bei Goedeke, der nur eine unautorisierte sechste Auflage von 1798 nennt. – Vereinzelte schwache Braunflecken, fl. Vorsatz gestempelt und mit Bibliotheksschildchen, Innenspiegel mit radiertem Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung Seite 46

2138 Kosegarten, Ludwig Theoboul. Denkwürdigkeiten aus dem Leben und den Schriften der neuesten Brittischen Dichter. 2 Bände. VI, 515 S.; 507 S. 20 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. (leicht berieben und bestoßen) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Berlin, Gottlieb August Lange, 1800. 180 € 45


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Helwig Merkel. Die Rückkehr ins Vaterland. Ein Halbroman. VIII, 246 S. (Kopenhagen) 1798. - VD18 10605150. Goedeke VI, 382, 6, 6. - Einzige Ausgabe des Romans, dessen Handlung wie so viele der schöngeistigen Schriften Garliebs (1769-1850) in Livland spielt. - Stärker fingerfleckig. - Beide Romane sehr selten.

2140 Langbein, A. F. E. Schwänke. Neue verbesserte Auflage. 2 Teile in 1 Band. VIII, 252 S.; 2 Bl., 234 S. Mit 2 gestochenen Titelvignetten von Georg Christian Schule. 16 x 10 cm. HLeder d. Z. (gering berieben) mit floraler RVergoldung und goldgepr. RSchild. Leipzig, Schäfer, 1795. 200 €

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Goedeke IV/1, 642, 3. VD18 80332455-001. VD18 80332463-001. – Zweiter Druck der zuerst 1791 bei Richter in Dresden und Leipzig erschienenen Sammlung. August Friedrich Ernst Langbein (1757-1835) war zu seiner Zeit ein sehr fruchtbarer und vielgelesener Schriftsteller: „Als Mensch war Langbein eine liebenswürdige und wohlwollende, dabei etwas ängstliche Natur, als Schriftsteller dagegen trifft ihn der Vorwurf, vielfach frivol und seicht gewesen zu sein. Er besaß viel glückliche Erfindung und ein komisches Talent, leichte Handhabung des Versbaues, aber der eigentlichen dichterischen Begabung ermangelte er gänzlich. Wenn ihn seine Zeit und namentlich das Publicum der 20er Jahre mit Vergnügen und Behagen las, so spricht das fast noch mehr gegen die Zeit, als gegen den Autor, der selbst sehr wohl die geringe Quali­tät seiner erzählenden Schriften erkennt und sie mit beneidenswerther Objectivität als Censor aus den Katalogen herausstrich. Viele seiner Erzählungen weisen auch auf ältere italienische Novellen und französische Fabliaux zurück. Trotzdem ist jedenfalls die komische Erzählung, die er in ganz eigener Manier vortrug, das Gebiet seines glücklichsten Schaffens ... Außerdem haben wir von ihm gelungene Fabeln, mehrere Sammlungen lyrischer Gedichte u. a. ... Langbeins Beliebtheit war ihrer Zeit so groß, daß verschiedene Schriftsteller unter seinem Namen ihre Werke veröffentlichten“ (ADB XVII, 620). – Titel von Teil I mit Besitzerinitialen in Tinte, Innenspiegel mit Wappenexlibris, fl. Vorsatz mit montierter Abbildung. Stockfleckiges Exemplar im dekorativen Einband.

Korrekturexemplar Erste Ausgabe der Anthologie englischer Dichter wie Thomas Chatterton, James Graeme, Michael Bruce, John Logan, Thomas Penrose, Richard Jago, Soame Jenyns, Edward Lovibond, Thomas Blacklock, William Wilkie, William Julius Mickle, Richard Glover, Christopher Smart, John Scott und Samuel Johnson. – Ohne das Titelkupfer. Teils leicht braunfleckig, Schlussblatt in Band II mit längerem Einriss (vollständig hinterlegt). Vorsätze etwas leimschattig.

2139 (Kühne, Christian Friedrich Gottlob). Phantasiengemälde. Von X. Y. Z. XVI, 157 S., 1 Bl. (Errata). Mit gestochenem Frontispiz. 16,5 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (starke Gebrauchsspuren). London (d. i. Wittenberg), Doodsley und Compagnie, 1798. 250 € Goedeke V, 516, 18, 8. Hayn-Gotendorf VI, 167. – Einzige Ausgabe der gefühsduseligen Erinnerungen an eine unglückliche verflossene Liebe, verfasst von dem Wittenberger Buchhändler und Stadtsteuereinnehmer Kühne (1768-1813). – Gebräunt und stark fingerfleckig, die Lagen etwas gelockert oder ausgebunden. – Beigebunden: Garlieb

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2141 (Lassalle, Ferdinand). Franz von Sickingen. Historische Tragödie in fünf Akten. Als Bühnenmanuscript gedruckt. 2 Bl., 205 S. 21 x 14,5 cm. Leinen d. Z. (etwas fleckig und berieben, lichtrandig, Gelenke etwas gelockert). Berlin, Duncker und Weidling, 1858. 750 € Sehr seltener erster Druck der Bühnenfassung von Lasalles einzigem literarischen Werk, erschien ein Jahr vor der ersten Buchhandelsausgabe. Lasalle brachte in seinem Drama am Beispiel des gescheiterten Ritteraufstandes von 1522/23 und der von ihm mit großer Empathie dargestellten Protagonisten Sickingen und Hutten seine politischen Überzeugungen nach der gescheiterten 1848er Revolution wirkungsvoll zum Ausdruck. Der politisch brisante Inhalt des „in jedem Sinne, nach Stoff und Behandlung, deutschnationalen Dramas“ (Engels) verhinderte lange eine Aufführung (Uraufführung erst 1969), löste aber die sogenannte Sickingen-Debatte aus, in der Marx, Engels, Bernstein, Mehring, Lukacs u. a. in Auseinandersetzung mit Lasalle Grundpositionen und Modelle materialistischer Literaturkritik (und Gesellschaftstheorie) diskutierten (vgl. Hinderer 1974). Lasalle hat die Bühnenfassung im Juli 1858 durch einen Freund anonym beim Königlichen Schauspielhaus in Berlin einreichen lassen, wo sie aber am 31. Januar 1859 abgelehent wurde;


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration auch danach hat Lasalle noch einige Male versucht, an anderen Bühnen eine Aufführung des brisanten Stücks zu erreichen, wobei er in den betreffenden Briefen darauf hinweist, dass er in der jeweils überreichten Bühnenausgabe noch weitere „Streichungen resp. Abänderungen“ angebracht habe (H. Oncken. Lasalle, 4. Auflage. S. 543. Vgl. auch Jena­ czek 1970, S. 488, 495 und 509). Für die Rezeptionsgeschichte des Dramas relevantes Korrekturexemplar mit zahlreichen hs. Anmerkungen zu Kürzungsmöglichkeiten, Streichungen, Ergänzungen und Verbesserungen, wohl nicht von Lasalles eigener Hand, aber sicher in engster Abstimmung von einer ihm sehr nahe stehenden Vertrauensperson. Ferner mit einem im hinteren Spiegel montierten Kartonblatt mit einer achtzeiligen hs. „Bemerkung des Autors für die Bühnen“ von derselben Hand. Da dort auch auf die Buchhandelsausgabe von 1859 verwiesen wird, können die Einträge nicht vor 1859 erfolgt sein. – Vorderes Innengelenk leicht angeplatzt. Vereinzelte Flecken, papierbedingt im Rand schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Aus der Bibliothek Viktor Achter, mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel.

2142 Lavater, Johann Caspar. Hand-Bibliotheck für Freünde. Jahrgang 1793, Bände I-VI. Mit 6 gestochenen Titelblättern und 6 eigenhändigen Geschenkeinträgen von Lavater. 12,5 x 8,5 cm. HLeder d. Z. (gering berieben und leicht bestoßen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. (Zürich, Privatdruck, 1793). 750 € Goedeke IV/1, 273, 64. Schulte-Strathaus 164. – Sechs Einzelbände aus der nicht für den Handel bestimmten Reihe für Freunde, die Lavater mit eigenhändiger Widmung versah, hier „an Freund Grimm in Regensbg“. Der Regensburger Schriftsteller, Journalist, Theater- und Musikkritiker sowie Diplomat Friedrich Melchior Baron von Grimm (17231807) besuchte Lavater während einer Schweizreise im Sommer 1787 in Zürich. – Wohlerhalten.

2143 Leconte de Lisle, C. M. Poèmes barbares. Edition dèfinitive. Revue & considérablement augmentée. 2 Bl., 347 S., 2 Bl. 24 x 16 cm. Dunkelroter geglätteter HMaroquinband d. Z. (OUmschlag eingebunden) mit schematischen Rückenfileten und goldgeprägtem RTitel. Paris, Alphonse Lemerre, 1872. 240 € Vicaire V, 144. – Eines von 100 nummerierten Exemplaren sur papier de Hollande (Gesamtauflage: 125). – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Zweiseitig unbeschnittenes Exemplar im tadellosen Einband. Fl. Vorsatz mit Exlibrisschildchen.

2144 Leibniz, Gottfried Wilhelm. Collectanea etymologica. Illustrationi linguarum, veteris celticae, germanicae, gallicae, aliarumque inservientia. Cum praefatiione Jo. Georgii Eccardi. 2 Teile in 1 Band. 63, 544 S.; 1 Bl., 314 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gefalteter Kupfertafel. 17 x 10,5 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Hannover, Nicolai Förster, 1717. 450 € Faber du Faur 1542. Goedeke III, 345. Ebert 11831. – Erste Ausgabe seiner sprachwissenschaftlichen Untersuchung über keltische, germa-

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nische und romanische Sprachen, das Wendische etc., posthum herausgegeben von Leibniz‘ Mitarbeiter Johann Georg Eckart. Am Schluss von Teil II (S. 255-314) mit der deutschsprachigen Abhandlung Unvorgreiffliche Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache (wie stets ohne den Zwischentitel S. 253/254). – Stellenweise etwas gebräunt oder braunfleckig. Tafel mit zwei Randeinrissen.Schönes Exemplar im nahezu tadellosen Pergamentband.

2145 Leprince de Beaumont, (Jeanne-Marie). Geschichte der Frau Baroninn von Batteville oder die vollkommene Witwe. 1 Bl., 282 S. 16,5 x 10,5 cm. Ohne Einband, geheftet und nur mit Rückenbezug. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1766. 150 € VD18 1007001X. Fromm 14982 (Titel gering abweichend). – Erste deutsche Ausgabe, eine von zwei deutschen Übersetzungen, die im selben Jahr in Leipzig und Bern erschienen. Eine von zahlreichen Veröffentlichungen der aus Rouen stammenden Schriftstellerin und Jugendbuchautorin Jeanne Marie Leprince de Beaumont (1711-1780). – Ohne Einband, Titel fleckig, mit Einträgen und hinterlegten Fehlstellen. Anfangs und am Schluss im oberen Rand mit Tintenfleck, stellenweise mit Feuchtigkeitsrand, insgesamt etwas braunfleckig.

2146 Leprince, Xavier. Inconvéniens d‘un voyage en diligence (Deckeltitel). Folge von 12 kolorierten lithographischen Tafeln. 28,5 x 38 cm. Etwas späterer Leinenband mit aufkaschiertem OUmschlag. Paris, Gebrüder Gihaut, 1826. 300 € Lipperheide Xe 281. – Einzige Ausgabe der amüsanten satirischen Folge über die Strapazen der Reise per Postkutsche. Von der chaotischen Gepäckaufbewahrung über das Verschlafen vor der Abfahrt, umständliche Pass- und Zollkontrollen, Übelkeit während der Fahrt, Durchsuchungen

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Goedeke IV/1, 369, 63. Muncker 375. – Erste Separatausgabe von Lessings berühmtem Trauerspiel, das am 10. Juli 1755 im Frankfurter Exerzierhaus uraufgeführt wurde und als das erste bürgerliche Trauerspiel der deutschen Literaturgeschichte gilt. Der Erstdruck erschien 1755 im sechsten Teil der Schrifften. Muncker und Goedeke haben starke Zweifel an der Existenz einer früheren Einzelausgabe, die angeblich bereits im Jahr des Erstdrucks erschienen sein soll, die aber „in neuerer Zeit kein Forscher je zu Gesicht bekam“ (a. a. O.). – Ohne fl. Vorsätze. Schwach gebräunt. - Sehr selten. Abbildung

2149 Lindner, W(olf). Die Folgen eines Rendez-vous, oder der fürstliche Maskenball. Novelle. 1 Bl., 126 S. 16,5 x 10,5 cm. Etwas späterer HLeinenband (stärker berieben) mit hs. RSchild (lädiert). München, Georg Jaquet, 1833. 150 € Nicht bei Kosch. – Einzige Ausgabe, erschein als Teil III Meiner Laune bunte Blüthen. Die Novellentrilogie scheint die einzige Veröffentlichung des biographisch nicht nachweisbaren Lindner zu sein. – Fingerfleckiges Exemplar einer Leihbibliothek mit entsprechendem montiertem Exlibris. Einige Blatt im unteren Rand mit kleinen hinterlegten Einrissen. Etwas schief gelesen.

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durch Zollbeamte, Wagenbruch, Entladen des Gepäcks, Überfall und Plünderung und abschließend die Weiterreise per pedes im strömenden Regen, da die Kutsche im Morast stecken geblieben ist. – Mit einigen unwesentlichen hinterlegten kleinen Einrissen oder restaurierten Fehlstellen im Rand und an der Ecke. Die in leuchtender Farbigkeit kolorierten Darstellungen nicht betroffen. Abbildung Seite 47

2147 Lessing, G(otthold) E(phraim). Kleinigkeiten. Neue Auflage. 100 S., 2 Bl. (Inhalt). Mit gestochener Titelvignette von J. A. Friedrich. 17 x 11 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben, Kanten beschabt). Frankfurt und Leipzig (d. i. Stuttgart, Johann Benedict Metzler), 1757. 240 € Goedeke IV/1, 361, 36 b. Muncker 372. Seifert 175. – Zweite, im Vergleich zum Erstdruck von 1751 um 21 Stücke erweiterte Sammlung seiner spielerisch-heiteren Gedichte. – Titel mit Eckabriss (bis in den Plattenrand der Vignette, aber ohne Darstellungsverlust), ohne fl. Vorsatz. Exemplar mit durchgehendem großen Feuchtigkeitsrand. - Selten.

Erster Separatdruck 2148 (Lessing, Gotthold Ephraim). Miß Sara Sampson. Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen. 216 S. 14 x 8,5 cm. Pappband d. Z. (stärker fleckig und berieben). O. O. u. Dr. (Berlin, Christian Friedrich Voß) 1757. 750 € 48

2150 Lohenstein, Daniel Casper. Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann, als ein tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit, nebst seiner durchlauchtigen Thusnelda in einer sinnreichen Statts- Liebes- und HeldenGeschichte. 2 Bände. 19 Bl., 1430 (recte: 1432) S.; 4 Bl., 1646, 51 S., 40 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit 2 gestochenen Kupfertiteln, gestochenem Portrait von Tscherning und 18 Kupfertafeln nach Sandrart. 23,5 x 19 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, mit hs. RTitel). Leipzig, Johann Friedrich Gleditsch Sohn, 16891690. 500 € Goedeke III, 270, 2, 9. Dünnhaupt IV, 2603, 35.1 Faber du Faur 1309. Jantz I, 1660. Hayn-Gotendorf IV, 236. – Erste Ausgabe des „heroischhöfischen Zeitromans, der in enzyklopädischer Gelehrsamkeit am Exempel individueller Konflikte die politische und kulturelle Gesamtsituation der Welt des 17. Jarhunderts zu schildern sucht“ (Dünnhaupt). Ein zweiter Druck erschien ebenda 1731, erweitert um eine Stellungnahme zur zeitgenössischen Romantheorie. – Etwas gebräunt, vorderes Innengelenk von Band II angeplatzt. Innenspiegel mit montiertem Wappenexlibris. Abbildung

2151 Longus. Les amours pastorales de Daphnis et Chloé. 5 Bl., 159, XX S. Titel in Schwarz und Rot. Mit Kupfer­ titel, gestochener Titelvignette, 8 gestochenen Textvignetten und 7 Kupfertafeln von I. B. Scotin. 16 x 10 cm. Sanguinfarbener Maroquinband d. Z. mit reicher floraler RVergoldung goldgeprägtem RSchild, dreifachen Deckelfileten mit kleinen Eckfleurons, Stehkantenfilete und Innenkantenbordüre sowie Goldschnit. O. O. u. Dr. 1745. 250 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Vgl. Brunet III, 1158. – Unfirmierter Nachdruck der Ausgabe Paris 1718 in der Übersetzung von Jacques Amyot und mit den Kommentaren von Lancelot im Anhang. – Vereinzelte schwache Braunflecken. Wohlerhaltenes Exemplar im dekorativen Lederband.

2152 Louvet (de Couvray, Jean-Baptiste). Emilie von Varmont eine Geschichte in Briefen. Nebst einem Anhang aus dem Französischen übersezt und mit einer Vorrede begleitet vom Verfasser des heimlichen Gerichts (d. i. Ludwig Ferdinand Huber). 440 S., 1 Bl. (Errata). 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (stärkere Gebrauchsspuren, Rücken etwas lädiert und vom Block gelöst). O. O. u. Dr. 1794. 180 € VD18 1070292X. Vgl. Goedeke VII, 675, 297. Hayn-Gotendorf IV, 290. Fromm IV, 15561. – Seltene zweite deutsche Ausgabe der Émilie de Varmont ou le divorce nécessaire et les amours du Suré Lévin, der deutsche Erstdruck erschien 1792 in Altenburg bei Richter. Exemplar eines unfirmierten, bei Goedeke, Fromm und Hayn-Gotendorf nicht verzeichneten Nachdrucks der kollationsgleichen Ausgabe, die im selben Jahr bei Cotta in Tübingen erschien. – Fingerfleckig.

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Pumpende versus Angepumpte 2153 (Lubojatzky, Franz Anton). Fünfzig Mittel gegen böse Gläubiger oder Borgen macht Sorgen. Humoristische Skizzen aus dem Leben. Herausgegeben von Nikanor I. (Pseudonym). 272 S. Mit zahlreichen Holzschnitt-Illustrationen im Text und auf Tafeln von C. Reinhardt. 23 x 16 cm. Strukturgeprägter OLeinenband mit RomantikerRVergoldung und ornamentaler Deckelvignette und ebensolchen Eckfleurons. Dresden, C. C. Meinhold und Söhne, (um 1848). 200 € Seltene einzige Ausgabe der vergnüglichen und gleichzeit deprimierenden Schilderungen. Der Einfachheit halber unterteilt der Verfasser die gesamte Menschheit in zwei glasklar voneinander getrennte Gruppen, „Pumpende und Angepumpte... Die Pumpenden gehören zu jener unendlichen Mehrzahl, die da brauchen und nicht haben, die Angepumpten aber haben und brauchen nicht, wenigstens der größte Theil derselben. Um dies Mißverhältniß auszugleichen, ist dies großartige Werk entstanden“ (S. 8f.). Gewidmet „in möglichster Zerknirschung und im Gefühle des Nichts von einem Unschuldigen, der‘s Anpumpen versteht“ (Widmungsblatt). Der sich unter dem Pseudonym Nikanor I. verbergende sächsische Trivialschriftsteller Franz Anton Lubojatzky (1807-1887) verfasste überwiegend regionalhistorische Romane. – Im 2148

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2155 Malfilâtre, J.-C.-L. Clinchamps de. Narcisse dans l‘isle de Vénus. Poème en IV chants. - [und:] Barthélemy Imbert. Le jugement de Pâris. Poème en IV chants. 205 S., 1 Bl. Mit 2 Kupfertiteln und 8 Kupfertafeln nach Aubin und Moreau. 15,5 x 11 cm. HMaroquin des späten 19. Jahrhunderts (Kanten etwas berieben) mit goldgeprägtem RTitel und KGoldschnitt. Paris, Chaignieau, 1797. 240 € Sander 1257. Brunet VII, 927. – Zweite Ausgabe von Malfilatres zuerst 1769 erschienenen Narcisse. – Wohlerhaltenes Exemplar, zweiseitig unbeschnitten. Abbildung

2156 Matthisson, Friedrich von. Briefe. 2 Teile in 1 Band. IV, 240 S.; XII, 216 S., 1 Bl. (Errata). Mit 2 gestochenen Titelvignetten und 6 gestochenen Textvignetten von H.

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Rand etwas gebräunt, sonst wohlerhalten. Dekorativer Band. – Beigebunden: Narrhalla. Mainzer Carnevals-Zeitung für das Jahr 1848. Jahrgang VII, Lieferungen I-VIII. 136 S. Mit Holzschnitt-Titel und Holzschnitt-Frontispiz sowie zahlreichen Holzstich-Illustrationen im Text. Mainz, Johann Wirth, (1848). - Programm für die drei großen Faschingstage, an welchen das XIjährige Jubiläum des unbeschränkten Prinzen Carneval im güldenen Mainz begangen wird. 16 S. „Gedruckt hier zu Lande“ (wohl ebenda, 1848). Abbildung Seite 49

2154 Die Männerschule. Aus dem Englischen. 2 Teile in 1 Band. 168 S., 166 S., 1 w. Bl. 17,5 x 10,5 cm. Broschur d. Z. (Rücken etwas lädiert). Leipzig, Johann Friedrich Junius, 1777. 300 € VD18 90319907 und VD18 90319915. Hayn-Gotendorf IV, 357. – Seltene einzige Ausgabe der anonym verfassten galanten Briefe. – Etwas stockfleckig. Abbildung

2158

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Lips und J. H. Meyer. 18,5 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (berieben) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Zürich, Orell, Gessner Füssli und Comp., 1795. 150 € Lonchamp 1937. Leemann v. E. 173. Nicht bei Goedeke. – Erste Ausgabe. Die Briefe berichten hauptsächlich von seinen Reisen nach Südfrankreich 1792 und nach Süd- und Norddeutschland 1794, u. a. auch über Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Frankfurt, Göttingen, Hamburg, Braunschweig und Wolfenbüttel, Magdeburg, Weimar, Nürnberg etc. Die Vignetten mit Portraits von Bonnet und Gessner sowie reizenden Schweizer Landschaftsansichten. Eine zweite verbesserte Auflage erschien ebenda 1802. Das Blatt „Inhalt“ in Band I (Seite 239-240) ist diesem Exemplar irrtümlich hinter die Vorrede gebunden. – Etwas stockfleckig, das Erratablatt am Schluss etwas gelöst.

2157 Matthisson, Friedrich. Gedichte. Ausgabe letzter Hand. 1 Bl., 160 S. 15 x 9,5 cm. Roter blindgepr. Chagrinlederband d. Z. mit ornamentaler RVergoldung, goldgepr. RTitel, Deckelfilete mit kleinen Eckfleurons, ornamen­ talem Mittelstück mit Volutenzwickeln, Stehkantenbordüre sowie Goldschnitt in blindgepr. (im Format etwas zu knappem) Pappschuber d. Z. mit montierter Eichenlaubbordüre aus Goldbrokat auf den Kanten. Stuttgart, August Friedrich Macklot, 1822. 240 € Nicht bei Goedeke. – Ausgabe letzter Hand seiner zuerst 1781 in Breslau (noch unter dem Titel Lieder) erschienenen und noch viele Male aufgelegten Gedichte, die von Schiller für „ihre sanfte Schwermut und contemplative Schwärmerei“ mit lobender Kritik bedacht wurden. „Die schmelzende Sehnsüchtelei führt er in klassischen Phrasen weiter und gab der Sprache eine höfliche Süßlichkeit, die leicht gelernt und vielfach nachgeahmt wurde“ (Goedeke). Vorsatz mit mehrzeiliger privater Geschenkwidmung an eine Friederike Leue. – Schwache Braunflecken, sonst wohlerhalten.

2155

2158 Maurer, August Salomon. Ueber Pasquille und Pasquillanten-Unfug. Bey Gelegenheit einer erst neuerdings in Leipzig unter dem Titel: Leipzig im Taumel, erschienenen Schmähschrift. 190 S. 16,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Erfurt, Beyer und Maring, 1800. 250 €

2159 May, Karl. Konvolut von 31 Romanen in frühen Ausgaben, darunter 11 Erstausgaben. 17,5 x 11,5 cm. Illustrierte OLeinenbände (einige Kapitale schwach bestoßen; 1 Band mit OUmschlag). Freiburg, Friedrich Ernst Fehsenfeld bzw. Radebeul, Karl-May-Verlag, (1904-1934). 600 €

VD18 11553871. Goedeke V, 536, 92, 4. – Seltene einzige Ausgabe, eine Fortführung seiner im Vorjahr erschienenen Schmähschrift Leipzig im Taumel, die sofort nach der Ausgabe konfisziert wurde und dem waghalsigen Drucker eine Arreststrafe einbrachte. Der biographisch kaum bekannte Verfasser August Salomon Maurer (geb. um 1769), Magister der Philosophie in Leipzig und Erfurt, siedelte daraufhin von Leipzig nach Erfurt über. In Briefen abgefasste schonungsloe Abrechnung mit den gesellschaftlichen Zuständen in der Stadt und ihrer Bewohner, von denen die meisten eh nur Tagediebe und Gauner seien (Seite 80). Behandelt auch unfähige Schriftsteller und die umtriebige Verlagsszene der Stadt. – Etwas fleckig, Vorsätze mit altem Papier erneuert. Exemplar aus dem Besitz des Leipziger Juristen Christian Friedrich Eberhard (1753-1818), mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel. Abbildung

Vorhanden sind 18 Ausgaben aus den Gesammelten Reiseerzählungen im Fehsenfeld-Verlag Freiburg: I. In den Schluchten des Balkan. 46.-50. Tausend. - II. Durch das Land der Skipetaren. 41.-45. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - III. Der Schut. 41.-45. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - Rücken geklebt. - IV. Winnetou III. 41.-45. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - Titel gestempelt. - V. Am stillen Ozean. 41.-42. Tausend. - VI. Old Surehand I. 41.-45. Tausend. - VII. Old Surehand II. 41.-43. Tausend. - VIII. Old Surehand III. 35.-40. Tausend. - IX. Satan und Ischariot I. 1.-10. Tausend. 1897. - X. Satan und Ischariot II. 1.-10. Tausend. 1897. - XI. Satan und Ischariot III. 1.-10. Tausend. 1897. - XII. Auf fremden Pfaden. 26.-30. Tausend. - XIII. „Weihnacht!“. 36.-40. Tausend. - Innenspiegel gestempelt und mit unschönen Kleberesten. - XIV. Im Reich des silbernen Löwen II. 26.-30. Tausend. -

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2160 Mephistopheles. Ein politisch-satyrisches Taschenbuch auf das Jahr 1833. Herausgegeben von C. Herloßsohn. 1 Bl., 289 S. Mit 8 kolorierten Kupfertafeln von Johann Peter Lyser. 21,5 x 13,5 cm. Illustrierter OPappband (etwas fleckig und berieben, gering bestoßen, Rücken gebräunt). Leipzig, Brüggemann, (1832). 300 € Lanckoronska-Rümann 212. Goedeke X, 457, 35. Rümann 1288. HaynGotendorf IV, 512. Hirth, Lyser, 142f. – Einzige Ausgabe, „ein politisches Bekenntnisbuch Herloßsohns und Lysers. Sie bekunden ihren entschiedenen Liberalismus in Wort und Bild und treten mit Energie gegen alle reaktionären Bestrebungen der Zeit auf. Aus tiefster Freiheitssehnsucht ist das Buch entstanden: die Julirevolution, die Leipziger Unruhen, der polnische Aufstand - alles sind Anlässe, aus denen freudige Hoffnungen geschöpft werden, und um so größer ist die Niedergeschlagenheit, da alle fehlschlagen. Und nur der Trost bleibt: drüben in der neuen Welt wird ein kommunistischer Staat errichtet, wo alle Menschen Brüder sind ... Durch diese Schluß-Apotheose, ... ist das Buch eine energische Werbeschrift für den Kommunismus und in dieser Art vielleicht das erste literarische Denkmal in Deutschland“ (Hirth). „Hochinteressanter satyrischer Almanach. Enthält eine phantastische Revue der Zeitereignisse und der gesamten politischen und kulturellen Weltlage. Die Entwürfe zu den Kupfern legte Lyser 1831 dem greisen Goethe vor und errang damit dessen Beifall“ (Hayn-Gotendorf). – Wie stets etwas stockfleckig und gebräunt, sonst wohlerhalten. Abbildung

2161 Meynert, H(ermann). Herbstblüthen aus Wien. 3 Bl., 253 S. 17 x 11,5 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben) mit späterem hs. Papierrückenschild. Leipzig, C. H. F. Hartmann, 1832. 150 € 2160

XV. Im Reich des silbernen Löwen III. 11.-15. Tausend. - XVI. „Und Friede auf Erden!“ 6.-10. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - XVII. Ardistan und Dschinnistan II. 1.-10. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - Hinteres Gelenk geplatzt. - XVIII. Winnetou IV. 1.-10. Tausend. - Deckelillustration von Sascha Schneider. - Vorsatz mit mehreren Lektüreeinträgen, Einband mit Lesespuren. 13 Ausgaben aus den Gesammelten Werken im Karl-May-Verlag Radebeul: I. Von Bagdad nach Stambul. 188.-195. Tausend. - Montiertes Exlibris. - II. In den Schluchten des Balkan. 185.-207. Tausend. - Mit OSchutzumschlag (mit Randläsuren). - III. Orangen und Datteln. 107.-114. Tausend. - Montiertes Exlibris. - IV. Im Reiche des silbernen Löwen IV. 71.-78. Tausend. - Rücken mit vertikaler Knickspur. - V. Die Juweleninsel. 29.38. Tausend. - VI. Das Zauberwasser und andere Erzählungen. 16.-23. Tausend. - VII. Himmelsgedanken. 11.-18. Tausend. - Oberes Kapital mit Einriss. - VIII. Benito Juarez. 1.-25. Tausend. - IX. Allah il Allah! 1.-28. Tausend. - X. Der Derwisch. 1.-20. Tausend. - Titel gestempelt. - XI. Im Tal des Todes. 1.-20. Tausend. - Titel mit Besitzeintrag, unteres Kapital mit Einriss. - XII. Zobeljäger und Kozak. 1.-20. Tausend. - Reihentitel verso mit Besitzstempel. - XIII. Das Buschgespenst. 1.-20. Tausend. – Wohlerhaltene, wenngleich gelesene Reihe.

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Kosch X, 1017. – Erste Ausgabe seines Erstlings. Viel gelesene Prosasammlung und Ergebnis von Meynerts (1808-1895) erstem Besuch in Wien im Herbst 1830, „von welchem er sich gleich anfangs lebhaft angezogen fühlte ... kurz darauf erschien auch eine Sammlung seiner novellistischen Erstlinge unter dem Titel Korallenzweige, Erzählungen, Novellen und Phantasiestücke (Leipzig 1833)“ (Wurzbach). – Titel und Widmungsblatt mit vertikalen Feuchtigkeits- oder Leimspuren, Titel auch mit geschlossenem Riss, hs. Besitzeintrag sowie verso et recto gestempelt. Vereinzelte Braunflecken.

2162 (Michon, Jean Hippolyte). Die Nonne. Roman. Aus dem Französischen übertragen. Billigste Concurrenz-Ausgabe. 2 Bände. 224 S., 1 Bl.; (S. 225)-445. 19 x 13 cm. HLeder d. Z. (etwas stärker berieben). Wien, Herzfeld und Bauer, (1864). 150 € Hayn-Gotendorf V, 395. Nicht bei Fromm. – Seltene deutsche Ausgabe seines antiklerikalen Romans, die Übersetzung besorgte C. A. Zotzmann. Zeitgleich erschienen zwei konkurrierende deutsche Übersetzungen in Berlin und Stuttgart (alle drei nicht bei Fromm). „Zur Kennzeichnung der katholischen Hierarchie und des Jesuitenordens in der Gegenwart. Neben Rénans ‚Leben Jesu‘ z. Z. eine tiefe Wirkung ausübend“ (H.-G.). – Titel mit hs. Ergänzung des Verfassers in Kugelschreiber. Mal mehr, mal weniger gebräunt und stockfleckig, Innenspiegel mit Leihbibliotheksschildchen.


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2163

2163 Milton, John. The Paradise Lost. 2 Bände. 2 Bl., 228 S.; 2 Bl., 218 S. Mit 24 Schabkunsttafeln von John Martin. 26,5 x 18,5 cm. Etwas spätere kobaltblaue Halblederbände (leicht berieben, Rücken etwas verblasst) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. London, Septimus Prowett, 1827. 600 € Lowndes II, 1560. Thieme-Becker XXIV, 160 (irrtümlich 1833). Balston 4 D. (Vgl.) Brunet III, 1730. – Erste Ausgabe mit den Illustrationen John Martins (1789-1854) im Quart-Format. Meisterhaftes Beispiel für die Kongenialität einer Textillustration. Zu Recht gilt es als ein Höhepunkt in der Geschichte der phantastischen Buchillustration. Vor allem die gewaltigen, im Nebendunst versinkenden Stadtlandschaften gehören zu den suggestivesten ihres Genres und haben Generationen von Künstlern, Bühnenbildnern, Architekten und Filmemachern bis hin zu Illustratoren des gesamten modernen Fantasy-Schaffens angeregt. 1823 wurde Martin von dem Verleger Prowett damit beauftragt, Miltons Werk zu illustrieren, später erweiterte Prowett den Auftrag um einen weiteren Satz. Schlussendlich gab Prowett vier separate Editionen der Stiche in monatlichen Ausgaben heraus und begründete so Martins Ruhm als Grafiker. – Partiell leicht braunfleckig, die Tafeln mit Abklatsch. Sonst wohlerhalten. Abbildung

gehalt, so daß es beim Vergleich mit dem unerreichten Muster dieser Gattung, mit Goethes ‚Herrmann und Dorothea‘, sehr wohl bestehen kann. Auf Vorschlag der Brüder Grimm erhielt das Werkchen 1847 den Preis der Tiedge-Stiftung“ (H. Meyer, Mörike, 1965, S. 37). „Die Flucht in eine harmonische Welt, in der ‚in bukolischer Sanges- und Sprachseligkeit die stumme und stumpfe Besitzwelt ausgeschlossen wird‘ und die Perspektive einer ‚wahreren und substantielleren‘ Welt (H. Schneider) aufscheint, traf offensichtlich ein Grundgefühl der Epoche“ (KNLL). – Es fehlen das Schlussblatt (wohl Errata oder Anzeigen; Text ist komplett) sowie der vordere fl. Vorsatz. Vortitel leicht fleckig, Innenspiegel mit Exlibrisschild.

2165 (Müller, Johannes von). Briefe eines jungen Gelehrten an seinen Freund. VI, 406 S., 1 Bl. 19 x 11,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben und bestoßen) mit Rückenfileten und goldgeprägtem RSchild. Tübingen, Johann Georg Cotta, 1802. 150 € Holzmann-Bohatta I, 7650. – Erste Ausgabe der anonym verfassten Freundschaftsbriefe. Mit einem Vorwort der Herausgeberin Friederike Brun (1765-1835). Ein zweiter Druck folgte erst 1827 in Band 95 der Etui-Bibliothek der deutschen Classiker. – Vereinzelte schwache Braun­ flecken. Wohlerhaltenes Exemplar.

2164 Mörike, Eduard. Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin und die Glockendiebe. In sieben Gesängen. 4 Bl., 138 S. 18,5 x 12,5 cm. Roter Leinenband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Ecken und Kapitale gering bestoßen) mit RVergoldung, geprägtem Deckelornament und Deckelfilete. Stuttgart, Schweizerbart, 1846. 150 €

2166 (Musäus, Johann Karl August). Physiognomische Reisen. Voran ein physiognomisch Tagebuch. Hefte I-IV. 4 Teile in 1 Band. Mit 4 gestochenen Titelvignetten. 17 x 11 cm. HLeder d. Z. (etwas berieben, oberes Kapital bestoßen) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Altenburg, Richter, 1788. 250 €

Borst 2221. KNLL XI, 813. Katalog Marbach 301-307. – Erste Ausgabe. „Das anmutig-heitere kleine Vers-Epos zeichnet sich trotz der lässigen Komposition ebenso sehr durch die souveräne und virtuose Behandlung des Hexameters aus wie durch den ungemein poetischen Stimmungs-

Goedeke IV/1, 579, 23, 4. – Dritte Auflage seines zuerst 1778 ebenda erschienenen satirischen „Anti-Lavaters“. – Einige Blatt in Heft II mit Quetschfalten im Seitenschnitt, Titel von Heft I mit altem Namenszug, Vorsätze leimschattig. Wohlerhaltenes Exemplar.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2167 Naubert, Christiane Benedikte. Sitten und Launen der Grossen. Ein Kabinet von Familienbildern. 464 S. Mit gestoch. Frontispiz. 17,5 x 10,5 cm. HLeder d. Z. mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Johann Friedrich Weygand, 1794. 240 € VD18 10608567. – Erste Ausgabe. Die heute vergessene Benedikte Naubert (1752-1819) gilt als Begründerin des modernen historischen Romans in Deutschland. Ihre Identität wurde erst kurz vor ihrem Tod gelüftet, bis dahin erschienen ihre rund 50 Romane alle anonym. – Titel mit Abklatsch vom Frontispiz. Etwas stockfleckiges, dekorativ gebundenes Exemplar aus der Bibliothek Tetschner, mit entsprechendem Wappenstempel auf dem Titel verso. Abbildung

2168 Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes. Neue Auflage in zween Bänden. 2 Bände. 4 Bl., 650 S., 6 Bl.; 4 Bl., 674 S., 2 Bl. Mit gestoch. Titelvignette. 17 x 10 cm. Leder d. Z. (Rücken knickspurig, etwas berieben, Kapital von Band II mit Wurmspuren und Fehlstellen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Braun­ schweig, Fürstliche Waisenhausbuchhandlung, 1768. 250 €

2167

Vgl. Kirchner I, 4394. – Bei Kirchner nicht mehr verzeichnete vierte Auflage der von Karl Christian Gärtner (1712-1791) herausgegebenen Zeitschrift, die zuerst als sechsbändige Ausgabe in Bremen und Leipzig bei Saurmann in den Jahren 1744 bis 1759 erschien. Von Gärtner „ging auch der Anstoß zur Begründung einer neuen Zeitschrift aus, den berühmten ‚Neuen Beyträgen zum Vergnügen des Verstandes und Witzes‘, an welchen sich zunächst noch Cramer, J. A. Schlegel und Rabener, dann auch Ebert, Konrad Arnold Schmid, Zachariä, Giseke und vor allen Klopstock betheiligten“ (ADB VIII, 381f.). – Titel gestempelt. Leicht gebräunt und braunfleckig.

2169 Nicolai, Friedrich. Ehrengedächtniß Herrn Thomas Abbt. An Herrn Johann George Zimmermann. 34 S. Mit gestoch. Portrait-Frontispiz. 20,4 x 16,4 cm. Blindgepr. Leinen d. 19. Jahrhunderts (leicht angestaubt, fleckig, kleine Fehlstelle). Berlin und Stettin, (Friedrich Nicolai), 1767. 200 € Goedeke IV, 499, 8. – Seltene einzige Ausgabe dieser Würdigung des am 3. November 1766 im Alter von nur 28 Jahren gestorbenen Aufklärungsphilosophen Thomas Abbt (1738-1766), der ein enger Freund Nicolais und Moses Mendelssohns war. – Papierbedingt gebräunt, etwas braun- und stockfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung

2170 Nicolay, Ludwig Heinrich. Vermischte Gedichte und prosaische Schriften. 9 Teile in 4 Bänden. Mit gestochenem Faltplan. 19,5 x 16 cm. Marmorierte HLederbände d. Z. (etwas berieben und bestoßen, 1 vorderes Gelenk angeplatzt) mit ornamentaler RVergoldung und 2 goldgeprägten farbigen RSchildern. Berlin und Stettin, Friedrich Nicolai, 1792-1810. 450 € 2169

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2170

Goedeke IV/1, 629, 5. – Erste Gesamtausgabe der Schriften des anakreontischen Lyrikers und späteren Präsidenten der russischen Akademie in Sankt Petersburg Ludwig Heinrich von Nicolay (1737-1820), der mit zahlreichen Größen der Aufklärung in regem Kontakt stand. „Ramler soll die ersten Bände korrigiert haben“ (Goedeke). Nicolay war ab 1769 Erzieher von Großfürst Paul, dem späteren Zaren Paul I., an dessen Hof in St. Petersburg und begleitete ihn als persönlicher Sekretär auf zahlreichen Reisen quer durch Europa. Nach dessen Ermordung im Jahr 1801 wurde Nicolay aller Ämter am Hof enthoben und zog sich daraufhin mit seiner Familie auf sein Landgut Monrepos bei Wyborg in Karelien an der heutigen Grenze zu Finnland zurück, wo er 1820 hochbetagt verstarb. – Teils etwas stockfleckig und stellenweise gleichmäßig schwach gebräunt, Vorsätze leimschattig, Innenspiegel mit montiertem Exlibris. Insgesamt wohlerhalten. Exemplar mit dem häufig fehlenden, da erst 1810 in den Druck gegebenen Teil VIII sowie dem raren Anhang Das Landgut Monrepos in Finnland, der Nicolays lyrische Schilderung seines Lebens auf dem Landgut in der Nähe von St. Petersburg enthält und auch separat vertrieben wurde. Mit dem seltenen detaillierten Faltplan des weitläufigen Landschaftspark. Abbildung

2171 Niemeyer, August Hermann. Gedichte. 5 Bl., 248 S., 1 Bl. Mit gestochener TVignette, gestochener Portraitvignette und 3 gestochenen Kopfvignette von Geyser nach Daniel Chodowiecki. 19,5 x 15,5 cm. HLeder d. Z. (etwa stärker berieben, Kapitale lädiert, Gelenke teils angeplatzt, Ecken leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Weygand, 1778. 300 € Goedeke VII, 263, 6. Engelmann 242-243 und Nachtrag. Rümann 820 (gibt nur 4 Vignetten an). – Erste Ausgabe. Mit der gedruckten Widmung an Klopstock „Wem sonst als Dir?“. Enthalten sind neben den Gedichten (u. a. Ode an Klopstock) auch Niemeyers religiöse Dramen sowie zwei Prosaaufsätze (S. 1-46): Über Dichtkunst und Musick in Verbindung mt der Religion und über Das Religiöse Drama, sofern es für die Musick bestimmt ist. – Titel gestempelt. Leicht gebräunt und braun- sowie stockfleckig. 2172

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ duction of the Cabinet du Roy, a series intended to leave no doubts in the mind of posterity of the greatness of Louis XIV. The volumes were however, collections of plates, rather than books, and the best examples of typography of his period are to be found among the smaller illustrated works. Benserades‘ Ovid with its charming vignettes (some by Sébastian Le Clerc, but the majority by François Chaveau), clearly foreshadows the French illustrated book of the eighteenth century“ (Printing and the mind of man Cat. II, 95). Unter diesem Gesichtspunkt der „Pilotfunktion“ gilt es als ein Hauptwerk der klassischen französischen Buchillustration. – Der gestochene Titel im oberen Rand mit kleinem hinterlegten Einriss, Blätter BBbii-BBbiii restauriert und im Druck dadurch geschwächt. Stellenweise im Seitenrand etwas feuchtrandig. Gleichmäßig schwach gebräunt und stellenweise leicht angeschmutzt. Abbildung

2174 Ovidius Naso, Publius. Les Metamorphoses en latin et en françois. De la traduction de M. l‘Abbe Banier. Avec des explications historiques. 4 Bände. Mit gestochenem Titel, 4 gestochenen TVignetten, 30 gestochenen Textvignetten (einer ganzseitigen am Schluss) sowie 135

2173

2172 Ossian (d. i. J. MacPherson). Die Gedichte Ossians eines alten celtischen Helden und Barden. Mit 3 wiederholten gestochenen Titelvignetten. 17,5 x 11 cm. Marmorierte Pappbände d. Z. (berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Düsseldorf 1775. 200 € Goedeke IV/1, 188, 1h – Erste Ausgabe der Übertragung durch den irisch-deutschen Schriftsteller Edmund von Harold (1737-1808). – Etwas braun- oder stockfleckig. Hinterer fl. Vorsatz mit moderner gestempelter Signatur. Abbildung Seite 55

2173 Ovid (Naso, Publius). Metamorphoses en rondeaux imprimez et enrichis de figures. 6 Bl., 463 S., 3 Bl. Mit gestoch. Titel, gestochener TVignette, 2 gestoch. Schluss­ vignetten und 226 Textkupfern von Le Clerc, F. Chauceau und J. Le Pautre. 29 x 22 cm. Marmoriertes Leder d. Z. (Gelenke restauriert, Rücken etwas säurebrüchig, leicht berieben). Paris, Imprimerie Royale, 1676. 750 € Goldsmith 237. Tchemerzine I, 32. Graesse V, 90. – Sébastian MabreCramoisy übernahm nach dem Tod seines Großvaters 1669 die Imprimerie Royale. „Under him the press devoted much of its time to the pro2176

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration (von139) Kupfertafeln. Ohne die 3 gestochenen Widmungsseiten auf 2 Blättern. 25 x 19 cm. Marmorierte Kalblederbände d. Z. (leicht berieben und beschabt) mit floraler RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern, goldgeprägten Deckelfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Paris, Delalain, 1767-1770. 900 € Brunet IV, 286. Graesse V, 90. Cohen-de Ricci 786. Lewine 395. Sander 395. Salomons 142. Fürstenberg 86. – Erste Ausgabe mit den prächtigen Illustrationen der berühmtesten französischen Meistern der Zeit: Boucher, Choffard, Eisen, Gravelot, Le Prince, Monnet, Moreau le Jeune, Parizeau und St. Goix von Basan , Baquoy, Binet, Le Mire etc. „One of the most elegantly illustrated books of last century „ (Lewine). – Es feh­len die dreiseitige gestochene Widmung sowie vier Kupfertafeln (Nr. 52, 56, 97 und 125). Titel gestempelt. Stellenweise gering gebräunt, braunund stockfleckig. Abbildung

2175 Pascal, Blaise. Provinzialbriefe über die Sittenlehre und Politik der Jesuiten unter dem Namen Louis de Montalte. Aus dem Französischen und Lateinischen übersetzt. 3 Teile in 1 Band. 19 x 12 cm. Moderner marmorierter Pappband mit RSchild. Lemgo, Meyer, 1773-1775. 150 € Goedeke IV/1, 290, 68, 4. Fromm 19677. – Seltene erste deutsche Ausgabe der Übersetzung der zuerst 1657 erschienenen klugen und darüberhinaus witzigen Schrift wider die Kasusitik der Jesuiten, die als Meisterwerk der französischen Prosa in die Literaturgeschichte einging. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Titel von Teil I mit Besitzeintrag. Wohlerhaltenes Exemplar.

2176 Pausanias. Tis Ellados periigisis (graece). Graeciae descriptio accurata, qua lector ceu manu per eam regionem circumducitur: Cum Latina Romuli Amasaei interpretatione. Accesserunt Gul. Xylandri und Frid. Sylburgii annotationes, ac novae notae Ioachim Kuhnii. 13 Bl., 898 S., Sp. 899-943, 38 Bl. (Index). Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochener Titelvignette. 33,5 x 22,5 cm. Pergament d. Z. Leipzig, Thomas Fritsch, 1696. 300 € Schweiger 224. – Erster Druck der von dem Straßburger Philologen Joachim Kuhn (1647-1697) besorgten und von Schweiger gelobten zweisprachigen Ausgabe seiner Griechenlandbeschreibung: „Der Text ist aus einer Aldine, welcher Johannes Casaubonus verbessert beigeschrieben hatte, und aus eigenen Conjecturen verbessert, in Capitel eingeteilt und mit Argumenten versehen. Xylander‘s und Sylburg‘s sämmtliche Noten sind aufgenommen. Correct und gut gedruckt“ (Schweiger). Kuhn „hat sich als tüchtige(r) Kenner der griechischen Sprache und des griechischen Alterthums bewährt durch seine mit lateinischen Uebersetzungen und Commentaren versehene Ausgabe der Varia historia des Aelianus (Straßburg 1685) und der Descriptio Graeciae des Pausanias (Leipzig 1696), sowie durch seine Anmerkungen zu dem Lexikon des Julius Pollux (Amsterdam 1706) und den Vitae philosophorum des Laertius Diogenes (Amsterdam 1692). Ferner hat er eine Abhandlung über Waschungen und Bäder bei den Griechen (De lotionibus et balneis Graecorum, Straßburg 1695) verfaßt.“ (ADB XVII, 342). – Stellenweise

2174

gleichmäßig schwach gebräunt oder vereinzelt leicht braunfleckig, Blatt Y4 mit Tintenklecksern. Insgesamt sehr schönes und sauberes Exemplar mit dem manchmal fehlenden Kommentarteil am Schluss. Abbildung

2177 Petronius Arbiter, Titus. Satyricon cum Petronio­ rum fragmentis. Nunc iterum limatum etauctum. Accesserunt seorsim doctorum annotationes etc. 2 Teile in 1 Band. 6 (statt 16) Bl., 238 S., 1 Bl.; 4 Bl. (l. w.), 784 S., 40 Bl. (Register). 17 x 10 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit hs. RTitel. Frankfurt, Wechel, 1621. 150 € Graesse V, 238. Ebert 16496. Schweiger II, 722. – Kollationsgleicher Nachdruck der Oktavausgabe von 1610, lediglich vermehrt um ein Register. – Es fehlen zehn Blatt der Vorstücke und der vord. fl. Vorsatz. Titel und erstes Textblatt gestempelt. Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig. Titel auch mit Besitzeintrag.

2178 Petronius Arbiter, Titus. Satyricon in capita dissectum, cum omnibus omnium interpretum observationibus, notis, et commentariis. Accedunt et alia nonulla Petro57


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ tissima ... noviter recensente Jo. Petro Lotichio. 3 (statt 4) Teile in 2 Bänden. 16 Bl., 99 S., 4 Bl., 422 S.; 2 Bl., 439 S., 28 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit Portraitkupfer von Matthäus Merian. 24 x 19 cm. Leder d. Z. (etwas berieben und bestoßen, mit Schabspuren, Gelenke teils leicht angeplatzt) mit RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und Wappensupralibros auf den Deckeln. Frankfurt, Wolfgang Hofmann für Lucas Jennis, 1629. 250 € VD17 23:302421Q. Graesse V, 238. Ebert 16497. Schweiger II, 722. – Erste Ausgabe dieser Edition. „Très estimée à cause de commentaires des interprètes antérieurs a été publiée par Lotichius, dont les notes sont sans mérite“ (Graesse). Vorhanden ist neben Petronius‘ Text der umfassende, in zwei Teile gegliederte Kommentar des Herausgebers Johann Peter Lotichius (1598-1669), es fehlt diesem Exemplar der zum Druck gehörige 350seitige Schlussteil mit seinen Vor- und Nachstücken, der eine Sammlung der Kommentare früherer Interpreten enthält (und von den Bibliographen als philologisch bedeutender als Lotichius‘ Anmerkungen eingeschätzt wird). – Titel verso mit gestrichenem und durchschlagendem Besitzeintrag sowie im oberen Bug hinterlegt, fl. Vorsatz mit neuerem Bibliotheksstempel. Einige Blatt in Band I anfangs und am Schluss mit verikaler Quetschfalte. Insgesamt etwas stärker gebräunt und braunfleckig, zahlreiche Lagen auch besonders stark betroffen. Abbildung

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niorum fragmenta vereumque poetarum catalecta, sulpiciaeque vita et satyra. 6 Bl., 44, 430 S., 1 w. Bl., 69 S., 7 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 23,5 x 16,5 cm. Pergament d. Z. Genf, Johannes Mercerius, 1629. 300 € Graesse V, 238. Ebert 16499. Schweiger II, 722. – Erste von Théodore de Juges herausgegebene Ausgabe. „Er theilte den Text in Capitel; gleich neben jedem Capitel folgen die Noten aus Goldast‘s Ausgabe“ (Schweiger). Ebert kennt auch Varianten der Ausgabe, die ohne Ortsangabe im Druckvermerk erschienen. – Titel recto und fl. Vorsatz gestempelt. Etwas stockfleckig, stellenweise mit kleinem Feuchtigkeitsrand, erste Blatt schwach gebräunt. Wohlerhaltenes Exemplar im nahezu tadellosen Einband. Abbildung

2179 Petronius Arbiter, Titus. Satyricon, super profligatis Neronianae tempestatis moribus: Commentariis, sive excursibus medico-philosophicis. Editio nova et locuple2178

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2180 Petronius Arbiter, Titus. Satiricon. Extrema editio ex museo D. Iosephi Antoni Gonsali de Salas. 4 Bl., 444, 36 S., S. 447-462, 9 (statt 112) Bl. (Register). Mit Kupfer­ titel (in Pag.) und blattgroßem gestochenem Portrait von Matthäus Merian d. Ä. 21 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (oberes Kapital mit kleiner Fehlstelle). Frankfurt, Wolfgang Hofmann, 1629. 500 € Graesse V, 238. Ebert 16498. Schweiger II, 722. Dünnhaupt V, 3770 (unter Schoppe). – Erste von dem spanischen Humanisten José Antonio González de Salas (1588-1654) edierte Ausgabe des satirischen Romans, dem einzigen, nur in Fragmenten überlieferten Werk des römischen Senators Titus Petronius Arbiter (14-66). „Diese ausführliche kritische Edition enthält den Text des Petronius, den 444 Seiten umfassenden Kommentar des Herausgebers Gonsales de Salas sowie Schoppes Symbola critica. Die Kupferstichbordüre stammt von Matthäus Merian d. Ä. Auch Goldasts Kommentar ist hier wieder mit abgedruckt.“ (Dünnhaupt). „Die Anmerkungen sind erläuternden Inhalts und oft von Werth ... Sehr oft ist das Werk unvollständig“ (Schweiger). – Es fehlen der Zwischentitel zu Schoppes Symbola critica (Blatt Kkk3) sowie das umfangreiche Wort- und Sachregister zum Satirikon. Etwas gebräunt und braunfleckig, mit zahlreichen Unterstreichungen. Wohlerhaltenes Exemplar mit (undatierter) lateinischer Geschenkwidmung des bedeutenden Mediziners Ernst Gottfried Baldinger (1738-1804) an den befreundeten Juristen Bernhard Christian Duysing (1755-1823), wohl aus deren gemeinsamer Marburger Zeit in den 1780er Jahren. Baldinger war seit 1783 Leibarzt des Landgrafen Friedrich II. von HessenKassel und seit 1785 Professor für Medizin in Marburg, Duysing studierte an der Philipps-Universität und wurde 1780 ebenda zum Justizrat ernannt. Abbildung

2181 Petronius Arbiter, Titus. Satyricon, cum fragmento nuper Tragurii reperto. Accedunt diversorum Poetarum. Omnia commentariis, et notis doctorum virorum illustrata. Concinnante Michaele Hadrianide. 17 Bl., 558 S., 21 Bl., 168 S., 4 Bl., 32 S. Mit Kupfertitel (in Pag.). 20 x 12 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Amsterdam, Johannes Blaeu, 1669. 200 € Graesse V, 238f. Ebert 16508. Schweiger II, 723. – Erste Ausgabe dieser von den einschlägigen Bibliographen hochgelobten Edition: „Ungemein saubere und correcte Ausgabe, von welcher man selten beide Theile findet“. Wie vielen anderen Exemplaren fehlt auch hier der zweite Teil mit Petronius‘ Fragmentum. Der Anhang von Teil I mit eigenem Zwischentitel Priapeia, sive diversorum poetarum in Priapum Lusus. – Kupfertitel gestempelt und zur Hälfte gelöst, Titel auch gestempelt und mit kleinem zeitgenössischen Besitzeintrag. Etrwas fleckig, wenige Blatt stärker betroffen oder mit geschlossenem Einriss. Abbildung Seite 60

2182 Pocci, Franz. Fest-Kalender in Bildern und Liedern geistlich und weltlich von F. G. v. Pocci, G. Görres und ihren Freunden. 15 Hefte in 1 Band. Mit 15 lithographischen Titeln und 120 zumeist ganzseitigen lithographischen Textillustrationen. 23 x 18 cm. HLeder d. Z. (etwas

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berieben und bestoßen, vorderes Gelenk oben geklebt) mit goldgeprägtem RSchild. München und Wien (18351837). 200 € Pocci 17, 23, 40, 41, 56, 57, 64. Rümann Kinderbücher 268. – Misch­ auflage der ersten illustrierten deutschen Jugendschrift (Hefte I-V in zweiter, Hefte VI-XV in erster Auflage). Die Gedichte verfasste zum größten Teil Guido Görres, während von Pocci die meisten Illustrationen, vor allem die reizenden Titelblätter, stammen. – Stellenweise etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.

2183 (Pückler-Muskau, Hermann von). Jugend-Wanderungen. Aus meinen Tagebüchern; für mich und Andere. 8 Bl., 256 S. Mit gestochenem Frontispiz von C. Guérin. 17,5 x 12 cm. Späterer Pappband (Kapitale etwas berieben, Ecken bestoßen) mit RSchild. Stuttgart, Hallberger, 1835. 120 € Goedeke XIV, 718, 448. – Erste Ausgabe der Erinnerungen seiner Wanderungen aus den Jahren 1804 bis 1810, die ihn u. a. durch die Schweiz, Italien und Frankreich führten. – Stockfleckig, teils im Satz stärker gebräunt.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2185 Rabener, Gottlieb Wilhelm. Sämmtliche Schriften. 6 Teile in 4 Bänden. Mit gestochenem Portrait von D. Berger nach A. Graff und 6 gestochenen Titelvignetten von C. G. Geyser nach Bach und J. W. Mechau. 17,5 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (schwach berieben, Ecken minimal bestoßen) mit Rückenfileten und 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Dyk, 1777. 200 € Goedeke IV/1, 41, 5. Rümann 884. – Erste rechtmäßige Gesamtausgabe, zuvor war bei Walthard in Bern eine nicht autorisierte Werkausgabe erschienenen. Enthält die Abhandlungen, Satiren und Briefe des zuletzt in Dresden tätigen „Obersteuerrates“ und feinen Humoristen und Satirikers Rabener (1714-1771). – Vorsätze etwas leimschattig. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar aus der Bibliothek Stickelberger, mit entsprechendem Exlibris auf dem Innenspiegel. Abbildung

2186 Rachel, Joachim. Zehn Neu verbesserte Teutsche Satyrische Gedichte. 136 S. Titel in Schwarz und Rot. 17,5 x 11 cm. Pergament d. Z. (etwas geworfen, Rückdeckel mit Feuchtigkeitsfleck). „Freyburg im Hopfen-Sack“ (d. i. Kopenhagen, Wolf Lamprecht, um 1730). 150 € Dünnhaupt V, S. 3260, Nr. 7.8. Goedeke III, 237, 14, 4. Graesse VI, 12. Hayn-Gotendorf IV, 52. Dritter und letzter Kopenhagener Druck seiner zuerst 1664 in Frankfurt (noch mit sechs Gedichten) erschienenen Sammlung, die mehrfach aufgelegt wurde und seinen Ruhm als

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2184 Quintilian, Marcus Fabius. Institutionum oratoriarum libri duodecim, summa diligentia ad fidem vetustissimorum codicum recogniti [und:] Oratoris eloquentissimi declamationes undeviginti. 2 Werke in 1 Band. 8 Bl., 568 S., 28 Bl.; 551 S., 3 Bl. Mit breiter figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 17 x 11 cm. Blindgeprägter HLederband d. Z. (Gelenke stellenweise leicht angeplatzt, etwas gebräunt und berieben). (Genf), Jacob Stoer, 1604. 300 € BMC XX 384. Schweiger II, 838f. – Frühe Ausgabe. Wie üblich wurden auch hier die beiden rhetorischen Werke zusammengebunden. – Titel des ersten Werkes mit zwei hs. Besitzvermerken, im unteren Rand etwas lädiert. Hinterer fl. Vorsatz mit Federproben. Vereinzelte Textunterstreichungen. Gleichmäßig schwach gebräunt. 2191

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Satirendichter über den niederdeutschen Raum hinaustrug: „Diese Gedichte sind es denn auch, die seinen Namen über ganz Deutschland getragen haben und ihn in den Augen seiner Zeitgenossen als den Begründer einer neuen Kunstrichtung erscheinen ließen; er war seitdem in der kunstmäßig versificirten Satire der berühmteste Dichter seines Jahrhunderts. Groß war die Anerkennung, die er bei seinen Freunden in Kopenhagen fand“ (ADB XXVII, 102). Joachim Rachels (1618-1669) Beiname „Londinensis“ verweist nicht, wie man zunächst vermuten könnte, auf London, sondern auf seinen Geburtsort Lund in Dithmarschen. – Etwas braunfleckig, Vortitel schwach gestempelt, Innenspiegel mit Exlibris.

2187 Ramler, Karl Wilhelm. Anakreons auserlesene Oden, und die zwey noch übrigen Oden der Sappho. Mit Anmerkungen von Karl Wilhelm Ramler. VI, 175 S. Mit Kupfertitel mit Vignette und gestoch. Portraitvignette. 16,5 x 10,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (stärker berieben, etwas bestoßen). Berlin, Johann Daniel Sander, 1801. 120 € Erste Ausgabe. – Stellenweise etwas gebräunt und stockfleckig.

2188 Raupach, Ernst. Lebrecht Hirsemenzels, eines deutschen Schulmeisters, Briefe aus und über Italien. XVI, 356 S. 18 x 11,5 cm. HLeder d. Z. mit ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem Besitzermonogramm und goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Carl Knobloch, 1823. 300 €

2191 Reineke de Vos mit dem Koker. 9 Bl., 380 S. Mit gestochenem Frontispiz und 2 Textholzschnitten. 21 x 17 cm. Kalbleder d. Z. (gering berieben, Kapitale mit kleinem Riss) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Wolfenbüttel, Gottfried Freitag, 1711. 300 € Goedeke I, 483, 18. Ebert 18846. Borchling-Clausen 3885. Jantz 1264. – Erste Ausgabe der von dem Rechtswissenschaftler Friedrich August Hackmann (1670-um 1745) wiederentdeckten und herausgegebenen niederdeutschen Textfassung des Reineke Fuchs, die maßgeblich für Gottscheds bedeutende Prosafassung von 1752 wurde. Als Verfasser des beigefügten Kokers (Köchers), einer Sammlung von gereimten Sprüch­ wörtern und Sittenlehren in alphabetischer Folge, vermutet Ebert irrtümlich den Herausgeber Hackmann, während es sich in Wahrheit um Hermann Bote (1460-1520) handelt. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar dieser für die Rezeptionsgeschichte des Volksbuchs bedeutenden Fassung. Abbildung

2192 (Reinhardt, Andreas d. Ä.). Schreibmeisterblatt mit Portrait Friedrichs III. von Dänemark zu Pferde. Kalligraphischer Kupferstich. 50 x 34,5 cm. Wohl um 1780. 450 € Thieme-Becker XXVIII, 121. – Späterer Druck des 1709 entstandenen Portraits. – Papierbedingt gebräunt, mit kleineren Randknicken und Einriss (3 cm). Etwas stockfleckig und mit schmalem Wasserrand. Abbildung Seite 62

Goedeke VIII, 661, 18. – Erste Ausgabe der Beschreibung seiner ausgedehnten Studienreise, die der Berliner Schriftsteller Ernst Raupach (1784-1852) in den Jahren 1822 bis 1823 unternahm und unter seinem Pseudonym Hirsemenzel veröffentlichte. – Titel mit etwas unschön gestrichenem Besitzstempel. Bis auf vereinzelte Braunflecken sauberes und schönes Exemplar in einem dekorativen Halblederband mit leuchtender Rückenvergoldung.

2189 Reckert, Karl Christian. Sinngedichte. 8 Bl., 112 S. 15,5 x 9,5 cm. Marmorpapierumschlag d. Z. Frankfurt und Leipzig, Philipp Heinrich Perrenon, 1773. 120 € VD18 11863846. Goedeke IV/1, 101, 9. – Erste Ausgabe der Sammlung von 90 Epigrammen. Karl Christian Reckert (1739-1800) aus Minden wirkte als Stadtsekretär in Spandau und später als Homburgischer Legationssrat in Berlin. – Wohlerhalten.

2190 Recueil de nouvelles poesies galantes, critiques, latines et françoises. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 192 S.; 1 Bl., 183 S., 1 Bl. 17 x 11 cm. Pappband d. Z. (berieben) mit RVergoldung und RSchild. „A Londres, cette présente année“ (d. i. Paris 1760?). 250 € Brunet IV, 1150 (datiert Genf um 1740). – Wohl Pariser (oder Genfer?) Druck der Sammlung galanter Erzählungen, die auch unter dem Titel Recueil de pièces fugitives kursierten. – Gering stockfleckig, wenig Lagen schwach gebräunt. Insgesamt wohlerhalten, Druck auf festerem Bütten. 2185

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2193 (Reinick, Robert). Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. 2 Bl., IV S., 1 Bl., 61 S., 1 Bl. Mit radiertem Titel und 31 gestochenen Bordüren. 29 x 23 cm. Halbleder d. Z. (Rücken und Kanten etwas angeplatzt bzw. eingerissen und berieben) mit RVergoldung und goldgepr. RTitel. Düsseldorf, (Julius Buddeus), 1838. 200 € Rümann 1803. Brieger 1966. – Erste Ausgabe. Reinicks Lieder und Bilder (Deckeltitel) gehören zu den schönsten Veröffentlichungen der Düsseldorfer Schule. Reinick vereinigt hier „die ganze Düsseldorfer Künstlerschar, deren charakteristischste Eigenarten man hier ganz bequem stu­dieren kann ... In Reinicks Veröffentlichung feiert die geistreiche Arabeske Schroedters wahrhafte Orgien“ (Rümann, 281-284). Die Illustrationen stammen von Andreas Achenbach, Hermann Plüddemann, Alfred Rethel, Adolph Schrödter u. a. – Schwach gebräunt und stellenweise leicht fleckig bzw. feuchtrandig, im Rand minimal stockfleckig.

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2194 (Reuter, Christian). Schelmuffskys wahrhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 160 S.; 4 Bl., 84 S., 16 Bl. 17,5 x 10 cm. Modernes rotes Halbleder (Rück­ deckel minimal berieben) mit RSchild. (Leipzig, Weigand, 1848). 240 € Goedeke III, 261, 2g. Zarncke, Reuter 7. – Der berühmte „Faksimiledruck“ nach der von dem hessischen Minister Hassenpflug 1817 in Göttingen herausgegebenen Ausgabe. Dieser, aus dem Kreis um Brenato, Arnim und Grimm in Göttingen herausgegebene Druck wurde lange wegen seines absichtlich altertümlichen Aussehens für den Erstdruck gehalten. Das letzte, meist fehlende Blatt mit der Druckeradresse „von Breitkopf und Härtel in Leipzig“ ist beigebunden. „In der Tradition des Reise und Abenteuerromans wie des pikarischen oder Schelmenromans stehend und sie zugleich parodierend, ist dieses Werk eine vehemente Satire auf die eigene Zeit, die die Flut jener trivia­ len Literaturprodukte vorbehaltlos konsumierte. Denn im komischen Kontrast zwischen Schelmuffskys aufgesetzter weltmännischer Galanterie und seiner grenzenlosen Rüpelhaftigkeit spiegelt sich die Überlebtheit der barocken höfischen Kultur wie die Hohlheit ihrer bürgerlichen Imitationen“ (KLL IX, 8485). Titelblatt mit fingiertem Druckort „Gedruckt zu Schelmerode in diesem Jahr“. – Die ersten Blätter im unteren rechten Rand mit Wasserrand, gebräunt, stellenweise etwas stockfleckig. Fl. Vorsatz verso mit alten hs. Notizen.

2195 Riepenhausen, Franz und Johannes. Leben und Tod der heiligen Genoveva. Mit beigefügter Erläuterung. 14 Bl. Umrissradierungen mit 12 Bl. erklärendem typographischen Text. 36, 5 x 26 cm. Dunkelrotes Chagrin d. Z. (leicht sprenkelfleckig, gering berieben oder bestoßen) mit goldgeprägtem grünen RSchild, Rückenfileten, zarter goldgeprägter Deckelbordüre und Stehkantenvergoldung. Frankfurt, Varrentrapp und Wenner, 1806. 250 € Rümann 2149. Andresen III, 98f. – Erste Ausgabe. „In Dresden wandten sich die Brüder Riepenhausen unter dem Einfluss von Runge und Tieck vom Klassizismus ab und schufen mit dem Leben und Tod der heiligen Genoveva (1806) Radierungen im romantischen Stil und mit 2192

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration mittelalterlicher Thematik. Mit der Hinwendung zur romantisch und mystisch-schwärmerischen Kunst entschieden sie sich wie auch Carl Friedrich von Rumohr zur Konversion zum Katholizismus“ (Rümann). – Wie üblich papierbedingt stockfleckig. Abbildung

2196 (Rosset, Pierre Fulcran de). L‘ agriculture. Poëme. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., LVI, 277 S.; XVI, 128 S. Mit 2 (wiederholten) gestochenenen Titelvignetten, 2 gestochenen Frontispices, 8 gestochenen Kopfvignetten und 6 Kupfertafeln von Marillier u. a. Marmoriertes Kalbsleder d. Z. (Kapitale bestoßen, beschabt und mit Kratzern) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild, dreifachen Deckelfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie Goldschnitt. Paris, Imprimerie Royale, 1774-1782. 300 € Barbier I, 82e. Sander 1735. Cohen-de Ricci II, 899. Brunet IV, 1404. – Erste Ausgabe des bukolischen Poems, gedruckt in der königlich französischen Druckerei auf festem, weißen Büttenpapier, hier mit dem häufig fehlenden zweiten Teil. Brunet äußert sich über das Werk des anonymen Autors Pierre Fulcran de Rosset (1708-1788) sehr kritisch, hebt aber die herrlichen Illustrationen hervor: „Poëme médiocre, orné de belles gravures“ (Brunet). – Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar, nahezu fleckenfrei. Mit gestochenem Wappenexlibris der „Bibliothèque de Monsieur Raye De Breukeler waert“. Abbildung

2197 Rousseau, Jean Jacques. Geständnisse nebst den Selbstbetrachtungen einsamen Naturfreundes. (Übersetzt von K. G. Schreiter). 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 432 S.; 519 S. 16 x 9,5 cm. Späteres Halbleinen (Rücken ausgeblichen und knickspurig, leicht berieben und bestoßen). Riga, Hartknoch, 1782. 350 € VD18 90731530 und 90731565. Fromm 22673. Hamberger-M. VII, 311. Hayn-Gotendorf III, 12646. – Erste deutsche Ausgabe, die im Jahr der französischen Originalausgabe erschien. Enthält die Confessions und die Rêveries d‘un promeneur solitaire, beide komplett. Im selben Jahr erschien eine konkurrierende Übersetzung durch Friederike Helene Unger, Ehefrau des Berliner Verleger, die allerdings nur die Bücher I bis VI der Bekenntnisse enthielt (die von Knigge besorgte Übertragung der Bücher VII bis XII erschien erst 1790). – Leicht gebräunt und braunfleckig.

2198 Rousseau, Jean-Jacques. Die Neue Heloise, oder Briefe zweyer Liebenden, aus einer kleinen Stadt am Fusse der Alpen. Aus dem Französischen übersetzt von Johann Gottfried Gellius. Neue verbesserte Auflage. 6 Bände. Mit gestochenem Frontispiz und 12 Kupfertafeln von Crusius nach Gravelot. 16,5 x 9,5 cm. Leder d. Z. (leicht berieben und bestoßen) mit reicher RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und goldgeprägter Vignette auf den Deckeln. Leipzig, Erben Weidmann und Reich, 1776. 900 €

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VD18 10718567. Fromm 22763. Hayn-Gotendorf I. LanckoronskaOehler I, 65. Goed. IV/1, 587, 27. Holzmann-Bohatta, III, Nr. 12646. Schmidt, Richardson, Rousseau und Goethe, 116. – Zweite Auflage der ersten deutschen Übertragung, die 1761 bis 1766 ebenda erschien und bei den Zeitgenossen durchfiel: „Diese Übersetzung ist erbärmlich. Kästner schrieb im Hinblick auf die von Fulbert an Abälard vollzogene Rache das Epigramm ‚Auf die deutsche Uebersetzung der neuen Heloise: Das Schicksal Abaelards hat auch St. Preux erlitten: Der ihn uns Deutschen gab, wie hat er ihn verschnitten!‘ Um sich einen Begriff von der Flüchtigkeit und den gradezu unglaublichen Verstössen dieses Machwerks zu bilden, genügt es, Mendelssohns 171. Literaturbrief zu lesen; er fragt: ‚ Ist eine so armselige Uebersetzung nicht tief unter der Kritik?‘“(Schmidt, Richardson, Rousseau und Goethe). – Leicht gebräunt, stellenweise auch braunfleckig. Die Tafeln teils etwas gebräunt. Vorsätze von Band I mit hs. Anmerkungen Abbildung Seite 64

2199 Rückert, Friedrich. - Der Koran. Im Auszuge übersetzt von Friedrich Rückert, herausgegeben von August Müller. XII, 550 S., 1 Bl. 18 x 11,5 cm. OLeinen mit goldgeprägtem Rücken- und Deckelitel. Frankfurt, J. D. Sauerländer, 1888. 300 € 63


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2201 Schiller, Friedrich. Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder ein Trauerspiel mit Chören. XIV, 162 S., 1 Bl. (Errata). 20 x 12,5 cm. Späterer marmorierter Pappband (etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Tübingen, Johann Georg Cotta, 1803. 150 € Goedeke V, 227, 9. Marcuse 240. Borst 995. – Erster Druck der ersten Ausgabe, kenntlich am fehlenden „l“ bei „lebendig“ (S. XIV, Zeile 23). – Etwas fingerfleckig.

2202 Schiller, (Friedrich, Hrsg.). Musen-Almanach für das Jahr 1799. 8 Bl., 247 S., 2 Bl. 14,5 x 9 cm. Illustrierte OBroschur (fleckig, Gelenke und Rücken teils stärker brüchig, Eckläsuren, wellig). Tübingen, Johann Georg Cotta, (1798). 180 € Goedeke V, 207, 5. Marcuse 166. Köhring 81. Lanckoronska-Rümann 32. Hagen 613. – Vierter Jahrgang des bedeutenden Musen-Almanachs. Mit Erstdrucken von Schiller (Das Glück, Die Bürgschaft, Des Mädchens Klage u. a.), Goethe (Die Metamorphose der Pflanzen, Amyntas,

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Goedeke VIII, 176, 244. Enay 166. Pfannmüller 210. – Erste Ausgabe der posthum erschienenen Übersetzung, der - nach Annemarie Schimmel - besten aller deutschsprachigen Übertragungen. – Vorsatz und Titel gestempelt, insgesamt sehr gutes Exemplar.

2200 Sand, George (d. i. Aurore Dupin, Baronin Duvedant). Jacques. Aus dem Französischen übersetzt von J. L. K. 2 Teile in 1 Band. 1 Bl., 341 S.; 1 Bl., 350 S. 16,5 x 10 cm. Pappband d. Z. (etwas beschabt, Gelenk geplatzt, Rückenbezug mit Fehlstelle). Leipzig, C. E. Kollmann, 1837. 300 € Fromm 23405. – Seltene erste deutsche Ausgabe des Briefromans. Fromm löst die Initialen des Übersetzers nicht auf. – Gebräunt und etwas fleckig. – Beigebunden: Dieselbe. Der Uskoke. Roman. Übersetzt von August Diezmann. 2 Teile. 2 Bl., 196 S.; 2 Bl., 176 S. Ebenda 1838. - Fromm 23474 (mit irrigem Jahr 1839). - Erste deutsche Ausgabe. Mit einem Vorwort des Übersetzers, der darauf aufmerksam macht, dass Sand denselben Stoff wie Byron in The Corsair und in Lara bearbeitet. 2202

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Euphrosyne u. a.), Hölderlin (Sokrates und Alcibiades, An unsere Dichter), ferner von Matthisson, Sophie Mereau, August Wilhelm Schlegel, Tieck u. a. – Ohne das gestochene Frontispiz. Teils stärker gebräunt, braunfleckig, wellig und mit Gebrauchsspuren, Bleistifteinträge. Abbildung

2203 Schiller, Friedrich. Versuch über die Zusammensetzung der thierischen Natur des Menschen mit seiner geistigen. Neue unveränderte Auflage. 1 Bl., 63 S. 20 x 12,5 cm. OBroschur (stark fleckig, Umschlag teils gelöst) in etwas späterer Leinendecke. Wien, Johann Baptist Wallishausser, 1811. 750 € Goedeke V, 161, 20a. Vgl. Marcuse 29 (EA 1780). – Zweiter Druck seiner medizinischen Abschlussarbeit, der ersten selbständigen Veröffentlichung Schillers, die er noch als Kanditat der herzoglichen Militärakademie verfasste. Auf Grund dieser Arbeit wurde er aus der Akademie entlassen und zum Medikus ohne Portepée beim Grenadierregiment des Generals Augé ernannt. Die Schrift ist nicht Schillers Doktordissertation, als die sie häufig angesehen wird; die gleichzeitig eingereichte lateinische Dissertation wurde nicht gedruckt. „Diese Arbeit aus dem Grenzgebiet der Physiologie und Psychologie ist aber auch darum besonders wertvoll, weil sie uns einen Einblick in die literarische Entwicklung Schillers gewährt. Der im Leben noch unerfahrene Jüngling entnahm die Beispiele für seine medizinischen Thesen zumeist literarischen Quellen. Shakespeare wird als einer von Schillers Lieblingsschriftstellern öfters zitiert. Daneben finden wir auch einmal Goethe, an dessen ‚Bruder Martin‘ aus dem Goetz die ‚wunderthätigen Wirkungen des Weins bei denen, die ihn mit Mässigkeit trinken‘ gezeigt werden“ (Katalog Deneke 748). Der überaus seltene Erstdruck erschien 1780 bei Cotta in Stuttgart. – Gebräunt und etwas braunfleckig. Abbildung

2204 Schneidawind, F. J. A. Aus dem Hauptquartiere und Feldleben des Vater Radetzky. Scenen und Erzählungen aus den Feldzügen der k.k. österreichischen Armee in Italien in den Jahren 1848 und 1849. IV, 214 S., 3 Bl. 19,5 x 13 cm. HLeinen d. Z. (berieben und etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Stuttgart, Ed. Hallberger, 1854. 120 € Vgl. ADB XXXII, 301f. – Einzige Ausgabe der Würdigung des populären österreichischen Heerführers (1766-1858), dem Grillparzer eine Ode schrieb und Johann Strauß einen Walzer. Das Buch ist mehr als eine militärgeschichtliche Abhandlung: In Schneidawinds flüssigem Stil verbinden sich trockene Fakten und lebendige Schilderungen von Ereignissen, Landschaften und Charakteren zu einem Werk, das romanhafte Züge trägt. – Vereinzelt stärker gebräunt und etwas fleckig, fl. Vorsatz und Titel mit altem montierten Exlibris (verdeckt auf dem Titel den Erscheinungsort).

2205 Schneller, Julius Franz. Weiblichkeit. 41 S. 17 x 11 cm. OBroschur. Wien, J. B. Wallishausser, 1821. 150 € Hayn-Gotendorf VII, 198. ADB XXXII, 167 (Ausgabe Freiburg 1830). – Erste Ausgabe der kleinen Sammlung zum Thema, „ein anmuthiger durch sein eheliches Glück eingegebner Sonettenkranz“ (ADB): Enthält:

2203

„Selbstbekenntnisse der Jungfrau (Sonnett 1 bis 12) - Selbstbekenntnisse der Gattinn (Sonnett 13 bis 17) - Selbstbekenntisse der Mutter (Sonnett 18-35)“. Die Verlagsbroschur mit dem Untertitel „Ein Weihnachtsgeschenk“. – Titel gestempelt, Schlussblatt mit Datumsstempel. Sauberes und unbeschnittenes Exemplar.

2206 Schönaich, Christoph Otto von. Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch; als ein sicherer Kunstgriff, in 24 Stunden ein geistvoller Dichter und Redner zu werden. 11 Bl., 471 S. 17,5 x 10 cm. Privates Schweinsleder des 19. Jahrhunderts (etwas fleckig, Ecken bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild und Goldschnitt. (Breslau, Hebold), 1754. 180 € 65


Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ Lipperheide Pk 16. – Einzige Ausgabe der seltenen Festschrift anläss­ lich des Gründungsjubiläums der heutigen Leucorea in Wittenberg. Die Silhouetten zeigen die Professorenschaft, die kolorierten Kupfer die Uniformen bzw. Trachten der Landsmannschaften und der Studierenden, das Faltkupfer die Gebäude der Collegiumsgasse mit der Schloss­ kirche. Getrüffeltes Exemplar mit einer montierten zeitgenössischen Orig.-Gouache auf dem Innenspiegel mit der Darstellung eines Jenaer Comitats mit Kutsche und berittenen Waffenstudenten, wohl auf dem Marktplatz der Stadt (Überschrift: „Nunc mea Jena vale, vos et valeatis amici“). Möglicherweise von der Hand des Schweizer Künstlers Ulysse Matthey, der Mitte der 1820er Jahre als Lithograph nachweisbar ist und aus dessen Besitz das Exemplar stammt (siehe den Eintrag auf dem Titel). – Die Gouche mit schwachem Farbabrieb im oberen Rand, die Trachtentafeln auf festem kartonartigen Papier und mit hs. Bezeichnung, im etwas überstehenden Seitenrand mit schwachen Knickspuren, Titel mit Besitzeintrag und hs. Ergänzung des Titels auf Französisch. Innengelenk verstärkt.

2209

Abbildung

Goedeke III, 362, 4, 3. Holzmann-Bohatta I, 987. – Erste Ausgabe des polemischen Wörterbuchs des Gottsched-Anhängers Christoph Otto von Schönaich (1725-1807). – Durchgehend gebräunt und stockfleckig, vereinzelt mit Randanmerkungen.

2207 (Scholze, Johann Sigismund). Das Kätzgen, ein Schäferspiel in einem Aufzuge. 18 S. 19,5 x 16,5 cm. Ohne Einband mit Heftstreifen. Leipzig, Gottfried August Stoffel, 1746. 220 € VD18 90179633. Goedeke IV/1, 151, 43, 1. ADB XXXII, 231f. – Erste Ausgabe seines Erstlings. – Minimal gebräunt, stellenweise gering fleckig.

2208 Schreiber, Aloys (Hrsg). Sagen aus den Gegenden des Rheins und des Schwarzwalds. Zweyte sehr vermehrte Auflage. 2 Teile in 1 Band. VIII, 264 S.; VIII, 255 S. Mit 11 Stahlstichtafeln. Etwas späterer HLeinenband (berieben; OUmschläge montiert) mit RVergoldung. Heidelberg, Joseph Engelmann, 1829-1839. 150 € Kosch XVI, 268. Vgl. Goedeke V, 368, 5, 32 (ungenau). – Zweiter Druck der Sammlung. Mit einer Vorrede von Ludwig Tieck. Der seltene zweite, diesem Exemplar beigebundene Teil erschien erst 1839 unter dem Titel Sagen aus den Rheingegenden, dem Schwarzwalde und den Vogesen. Neue Sammlung. – Gebräunt und stockfleckig, Innengelenke angeplatzt.

2210 (Schupp, Johann Balthasar). Corinna, die Ehrbare und scheinheilige Hure. Beschrieben und andern zur Warnung vorgestellet, durch Ehrnhold einen Priester im Gambrivia. 1 Bl., 58 S. 12,5 x 7 cm. Ohne Einband. „Ninive“, Johann Warner, 1660. 300 € VD17 3:602774T. Dünnhaupt V, 3885, 77.2. NDB XXIII, 757f. Vgl. Hayn-Gotendorf VII, 237. – Zweite Ausgabe, die noch im Jahr der Erstausgabe erschien und der im selben Jahre drei weitere Ausgaben folgten. „Moralphilosophischer Kurzroman über eine Mutter, die ihre Tochter ohne Skrupel zur ‚Hure‘, d. i. Ehebrecherin, erzieht“ (Dünnhaupt S. 3884). Unter Schupps Schriften „ist die Corinna die bedeutendste; sie gibt ein ungemein zutreffendes Sittenbild aus dem großstädtischen Leben jener Zeit“ (ADB XXXII, 67 f.). – Etwas gebräunt und braunfleckig. Selten.

2211 (Seneca, Lucius Annaeus). Die Nachtfeier der Venus lateinisch und deutsch mit Anmerkungen von Anton Möbius. 16,5 x 10 cm. Broschur d. Z. (etwas gelöst). Soest, Selbstverlag, 1816. 120 € Einziger Druck der kleinen ambitionierten Übertragung mit lateinisch-deutschem Paralleltext, die der biographisch nicht nachweisbare Übersetzer auf eigene Kosten veranstaltete. – Vereinzelte schwache Stockflecken.

Abbildung

Mit Gouache eines Jenaer Comitats 2209 Schundenius, Karl Heinrich (d. i. K. H. Dzondi). Erinnerungen an die festlichen Tage der dritten Stiftungsfeyer der Akademie zu Wittenberg. Mit historischen und topographischen Beylagen. VI, 13 S., 1 Bl., 84 (recte: 94) S., 1 Bl. Mit 21 gestoch. Portraittafeln in Scherenschnitt­manier, 10 (davon 7 koloriert) Kupfertafeln und gestoch. Falttafel. 20 x 13,5 cm. Etwas späterer HLederband mit goldgepr. RSchild. Wittenberg, Adam Christian Charisius, 1803. 350 € 66

2212 Seume, Johann Gottfried. Sämmtliche Werke. Herausgegeben und mit einem Vorworte begleitet von Adolph Wagner. Einzig rechtmäßige Gesammt-Ausgabe in einem Bande. 1 Bl., VIII, 728 S. Mit Stahlstich-Portrait. 26 x 17,5 cm. Schwarzer Maroquinband d. Z. im Kathedralstil (minimal berieben) mit reicher geometrischer und ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel, zehnfachen Deckelfileten mit ornamentaler Blindprägung in den Mittelfeldern und Stehkantenfilete. Leipzig, Johann Friedrich Hartknoch, 1835. 240 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Nahezu tadelloses Exemplar im prächtigen Kathedraleinband, die Mittelfelder mit reicher Ornamentprägung wie Maßwerkkartuschen, Voluten, Rundbögen und Rankenwerk. Abbildung

2213 Shakespeare, (William). Dramatische Werke. Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel, ergänzt und erläutert von Ludwig Tieck. 9 Bände. 19,5 x 12 cm. Etwas spätere marmorierte Pappbände mit schlichter RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Berlin, Georg Reimer, 1825-1833. 150 € Goedeke VI, 40, 85. – Erste vollständige Ausgabe der klassischen Übersetzung von Schlegel und Tieck. – Vereinzelte geringe Flecken, insgesamt sauber. Titel von Band I mit kleiner Signatur in Farbstift.

2214 Smollett, Tobias. The Works. With memoirs of his life; to which is prefixed a view of the commencement and progress of romance, by John Moore. 8 Bände. Mit gestoch. Portrait-Frontispiz. 22 x 13,5 cm. Marmorierte Lederbände d. Z. (etwas berieben, Rücken teils mit schwachen Schabspuren oder Knickfalten) mit geometrischer RVergoldung und 2 farbigen goldgeprägten RSchildern (fehlen für Band VIII). London, J. Law, C. Dilly u. a., 1797. 300 € Etwas fleckig, Seite 441/442 in Band III mit Quetschfalten.

2217

2215 Sprüche des Weisen Ali, Schülers des Mahomets, aus einer persischen Handschrift. 48 S. Mit Titelkupfer. 15,5 x 10 cm. (Ohne Einband). Kempten, Fritzsch, 1779. 120 € VD18 13761161-002. – Einzige Ausgabe. – Wohlerhalten.

2216 (Sterne, Laurence). Das Leben und die Meynungen des Herrn Tristram Shandy. Aus dem Englischen übersetzt. Nach einer neuen Übersetzung, auf Anrathen des Herrn Hofrath Wieland herausgegeben. Zweite Auflage. 9 Teile in 2 Bänden. Mit gestochener Titelvignette (in Teil IX). 18 x 11,5 cm. HLeder d. Z. (fleckig und berieben, obere Kapitale mit kleinen Einrissen). Berlin, Gottlieb August Langen, 1774. 250 € Zweite Ausgabe der Übersetzung. – Es fehlt das Frontispiz. Fl. Vorsätze mit zusätzlichem hs. Titelblatt, Titel gestempelt. 2212

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2218 Stifter, Adalbert. Der Hochwald. 174 S., 1 Bl. 13,8 x 9,3 cm. Blindgeprägter OLeinen (minimale Fehlstellen, Rücken verblasst, etwas beschabt und bestoßen) mit goldgeprägter Deckelillustration (leicht angelaufen). (Leipzig, Breitkopf und Härtel für) Pesth, Gustav Heckenast, (1852). 140 € Wilpert-Gühring² 1457, 6. – Die seltene Erstausgabe mit dem Druckvermerk „Druck von Breitkopf und Härtel in Leipzig“ auf dem letzten, sonst weißen Blatt und noch ohne die IV S. am Anfang. Der gestochene Titel mit Stifters Handschrift und einer Vignette „Krause & Eltiner sc. Leipzig“. – Vereinzelt gering fleckig, sonst in guter Erhaltung. Abbildung

2219 Stolberg, Friedrich L. Graf zu. - Aeschylos. Vier Tragödien. Übersezt von Fr. L. Grafen zu Stolberg. 2 Bl., 300 S., 1 Bl. Mit 16 Umriss-Kupfern von G. Hardorf nach J. Flaxman. 20,5 x 12 cm. Leder d. Z. (berieben und beschabt) mit goldgeprägtem RSchild und Deckelfileten. Hamburg, Friedrich Perthes, 1802. 220 € Goedeke IV/1, 1035, 20. Schweiger I, 10. – Erste Ausgabe dieser Übertragung. – Etwas gebräunt, hin und wieder Bleistiftanstreichungen von alter Hand. Abbildung

2218

2217 (Sterne, Laurence). Tristram Schandis Leben und Meynungen. Zweite verbesserte Auflage. 9 Teile in 3 Bänden. Mit 2 gestochenen Frontispices von Hogarth und 12 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki sowie einigen Textholzschnitten. 16 x 10 cm. HLeder d. Z. (berieben, Ecken etwas bestoßen) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Hamburg, Carl Ernst Bohn, 1776. 450 € Goedeke IV/1, 586, 12. – Zweiter Hamburger Duck der Übertragung Bodes: „Nicht wenige seiner Übersetzungen erreichten die Höhe einer vollendeten Meisterschaft der Eindeutschung ... die dem englischen Dichter Heimatrecht in Deutschland gewannen“ (NDB II, 349). – Exemplar mit den häufig fehlenden Kupfern von Chodowiecki, dem sogenannten schwarzen Blatt (Teil I, Seite 65/66) sowie einem der beiden marmorierten Tafeln (Teil III, Seite 149/150, mit kleinem Randeinriss; das für den zweiten Farbdruck vorgesehen Blatt in Teil IX Seite 55/56 ist vakat). Gering fleckig, Innenspiegel mit Exlibris. Dekorativ gebunden. Abbildung Seite 67

2221

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

2219

2220 Storm, Theodor. Der Herr Etatsrath. 1 Bl., 86 S. 14,5 x 10,5 cm. Blaugrüner OLeinenband (etwas berieben) mit ornamentalem Deckeltitel. Berlin, Paetel, 1882. 200 € Teitge 585. – Erste Einzelausgabe. Der Erstdruck erschien 1881 in Westermanns illustrierten deutschen Monatsheften. – Nur vereinzelte Stockflecken. Wohlerhaltenes Exemplar.

2221 Storm, Theodor. Ein stiller Musikant. Psyche. Im Nachbarhause links. Drei Novellen. 4 Bl., 186 S. 14 x 10,5 cm. Grüner OLeinenband (gering berieben) mit reicher Goldprägung auf Rücken und VDeckel sowie Goldschnitt. Braunschweig, George Westermann, 1876. 180 € Teitge 81, 607, 951 und 1190. – Erste Buchausgabe. – Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2222 Storm, Theodor. Neue Novellen. 3 Bl., 217 S. 19,5 x 13 cm. Pappband d. Z. (etwas fleckig und berieben, mit montiertem OVorderumschlag, dieser mit Namenseintrag). Berlin, Paetel, 1878. 120 €

2224 Stralsund. - Konvolut von 6 Hochzeitsschriften (3 Dubletten) anlässlich der Vermählung des Stralsunder Ehepaars Ferdinand Struck und Hermine Kühl. 25 x 21 cm. Strukturgeprägte Leinenbände d. Z. (4) mit mont. goldbzw. silbergeprägter Deckelbordüre bzw. Seidenbände d. Z. (2) mit goldgeprägter Deckelbordüre und den goldgeprägten Initialen „F.S.“ bzw „H.K.“. Stralsund 1829. 180 € Kleines Konvolut von drei (jeweils doppelt vorhandenen) Hochzeits­ gedichten von Freunden zur Vermählung des genannten Brautpaars. I. Der Vermählungs-Feier des Herrn Ferdinand Struck mit dem Fräulein Hermine Kühl hochachtungsvoll freundschaftlich gewidmet. 4 Bl. Stralsund, den 18. October 1829. - 2 Exemplare. - II. Dem Herrn Obersecretair Kühl und dessen treuen Gattinn an Ihrem zum 37sten Mal wiederkehrenden Hochzeitstage und am Vermählungstage Ihrer Tochter Hermine am 18ten October 1829. 2 Bl. - 2 Exemplare. - III. An Fer­dinand und Hermine zu ihrer Hochzeitsfeier. Stralsund, den 18. October 1829. - Jeweils mit Verfasserangaben in Bleistift auf den Titeln („Gustava Haselberg“, „Hauschild“, „Hermann Kühl, gedichtet von C. Päpke“) – Wohlerhalten, dem Anlass gemäß großzügig gedruckt.

2223 Storm, Theodor. Waldwinkel. Pole Poppenspäler. Novellen. 2 Bl., 222 S., 1 w. Bl. 14 x 10,5 cm. Wohl etwas späterer brauner OLeinenband (oberes Kapital mit kleinem Einriss) mit Blindprägung. Braunschweig, Georg Westermann, 1875. 150 €

2225 Sturluson, Snorri und Peringskiöld, Johann (Hrsg.). Heims Kringla, Eller Snorre Sturlusors Nordländske Konunga Sagor. Sive historiæ regum septentrionalium, â Snorrone Sturlonide, ante secula quinque, patrio sermone antiquo conscriptæ ... [und:] Heims Kringla, Eller Snorre Sturlusors Innehällandes historierna om Konung Magnus then gode, och the följande Nordländka Konungar. Sive historiarium regnum septentrionalium, continens res praecipue gestas. 2 Teile in einem Band. 11 Bl., 830 S.; 486 S., 64 Bl. (Register). Mit gestochener Titelvignette. 29,5 x 20 cm. Halbleder des 19. Jahrhunderts (Ecken bestoßen, Kapitale berieben, Gelenke angeplatzt, Rücken mit Knick­ spur) mit goldgeprägtem RTitel. Stockholm, Wankiwianis, 1697-(1700). 900 €

Teitge 1269. – Seltene erste Buchaugabe seiner populärsten Novelle. – Im Schnitt etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.

Graesse VI, 427. Fiske 535. Sabin 85484. Vgl. Bruun III, 908. Collijn 368. (beide kennen nur den ersten Band). – Erste Ausgabe der isländisch-

Teitge 81a. – Erste Ausgabe. Enthält die im selben Jahr auch als Einzelausgaben erschienenen Novellen Renate und Carsten Curator. – Stockfleckiges, unbeschnittenes Exemplar.

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

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schwedischen Parallelausgabe des Weltkreises (altnordisch: „heimskringla“). Die hochmittelalterliche isländische Dichter, Historiker und Politiker Snorri Sturluson (1179-1241) griff für sein um 1230 verfasstes Werk auch auf ältere Vorlagen zurück, dabei kombiniert er die Geschichte der norwegischen Könige (bis 1177) mit einzelnen Sagen beziehungsweise bettet diese in die nordische Mythologie ein. So enthält die Heims Kringla, nach einem Prolog u. a. die „Saga über die Ynglinge“, die „Saga von Harald Schönhaar“ und die „Saga von Olaf dem Stillen“. Der Herausgeber Johann Peringskiöld (1654-1720) verfasste die lateinischen Übersetzungen, die sich jeweils im unteren Drittel der Seite befinden und gab die Heims Kringla 1697 erstmals heraus. – Durchgehend gebräunt, stellenweise stärker gebräunt, Gelenk am vorderen Spiegel unschön geklebt, ein Registerblatt im Falz eingerissen. S. 97-100 seitlich im Rand unterlegt, S. 485/486 mit kleinem Ausschnitt im Rand. Stellenweise stockfleckig. Abbildung

2226 Sue, Eugène. Les mystères des Paris. Nouvelle édi­tion, revue par l‘auteur. 4 Bände. Mit 47 Holzstich- und 34 Stahlstichtafeln nach Daumier, Daubigny u. a. sowie zahlreichen Textholzstichen. 27 x 18,5 cm. HLeder d. Z. (Ecken bestoßen) mit Romantiker-RVergoldung. Paris, Charles Gosselin, 1843-1844. 150 € 70

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Vicaire VII, 683. Carteret III, 569f. Sander 658. – Erste illustrierte Ausgabe des sozialkritischen Feuilleton-Romans, der in Fortsetzungen vom 19. Juni 1842 bis zum 15. Oktober 1843 fast täglich in der Tageszeitung Le Journal des Débats erschien und den Pariser Romancier Eugene Sue (1804-1857) schlagartig berühmt machte. – Etwas stockfleckig.

2227 Sulzer, Johann Georg. Allgemeine Theorie der schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwerke auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt. 4 Teile in 2 Bänden. XIV, 382 S.; 1 Bl., S. 383764 S.; 4 Bl., 480 S.; 1 Bl., 948 S. Mit gestochenem Frontispiz, mehrfach gefalteter Kupfertafel und 6 typogra­phi­schen Notentafeln sowie einigen Textholzschnitten. 22 x 14 cm. Halblederbände d. Z. (Gelenke brüchig und restauriert, kleine Fehlstellen, etwas beschabt und bestoßen, Klebeschild) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1773-1775. 400 € Goedeke IV/1, 6, 8. Borst 230. Zischka 119, Anm. Books on Art 1949. Ziegenfuß II, 665. Vgl. Graesse VI, 528 (spätere Ausgabe). – Das ästhetische Hauptwerk Sulzers und das bedeutendste Lexikon der Ästhetik und Kunstwissenschaft seiner Zeit. „Eine Art ‚Hausbuch der Gebilde-


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration ten‘. [Es] beeinflußte die Weltanschauung seiner Zeit und behielt bis heute als systematischen Sammel- und Nachschlagewerk eine gewisse Bedeutung“ (KNLL XVI, 184). Die erste Ausgabe erschien 1771. – Nur vereinzelt minimal gebräunt (Titel stärker). Gutes Exemplar aus der „Fürstlich Löwenstein-Wertheim-Freudenberg‘schen Bibliothek“ mit deren Klebeschild und Exlibris. Abbildung

2228 Sulzer, J. G. - Hirzel, (Hans Caspar). Hirzel an Gleim über Sulzer den Weltweisen. 2 Bände. 286 S.; 278 S. Mit 2 gestoch. Portraitfrontispices von Pfenninger nach Graff, 2 gestoch. Titelvignetten und 2 gestoch. Schluss­ vignetten von Schellenberg. 20 x 12,5 cm. Modernes Halbleder. Zürich und Winterthur, Füßli und Steiner, 1779. 150 € Rümann 446. Nicht bei Goedeke. – Auf Anregung Bodmers verfasste „vortreffliche Biographie“ seines Landmanns Sulzer, über dessen Ansichten sich Goethe u. a. in den Xenien negativ äußert. (ADB XII, 487). – Stellenweise leicht fleckig. Mit Tabakgeruch.

2229 Surville, (Joseph Etienne). Poésies de MargueriteEleonore Clotilde de Vallon-Chalys. Publiées par Charles Vanderbourg. CXXXIII, 259 S. Mit Kupfertitel, 2 gestochenen Textvignetten und 4 gestochenen Notentafeln. 20,5 x 13,5 cm. Marmorierter HLederband d. Z. (etwas berieben; signiert: „Masquillier“) mit ornamentaler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Paris, Henrich, 1803. 180 € Erste Ausgabe. – Leicht fleckig. Wohlerhaltenes Exemplar auf Vélin im signierten Einband.

2230

2230 Tasso, Torquato. Jérusalem délivrée. Nouvelle traduction. 2 Bände. VIII, 341 S.; V, 328 S., 2 Bl. Mit 2 Kupfertiteln mit Vignette, 2 gestoch. Frontispices, 20 Kupfertafeln, 20 gestoch. Kopf- und 28 (12 ganzseitigen) Schluss­vignetten. 22 x 14,5 cm. Kalbleder d. Z. (berieben und bestoßen, Kapitale mit kleineren Fehlstellen, Gebrauchsspuren) mit goldgeprägten RTiteln, Goldfileten und Stehkantenvergoldung. Paris, Musier, 1774. 400 € Graesse VI/II, 36. Brunet V, Sp. 670. Cohen-Ricci 975f. – Erste Ausgabe der Übersetzung von Charles-François Lebrun (1739-1824): „Traduction élégante et fidèle“ (Brunet). Die bezaubernden Kupferstiche wurden sämtlich nach Entwürfen von Hubert-François Gravelot (1699-1773) durch bedeutende Stecher wie z.B. Jacques Le Roy (geb. 1739) ausgeführt. – Band I: Die Seiten 85-88 und 93-96 sind falsch eingebunden. Nahezu durchgängig mit leichtem Feuchtigkeitsfleck am unteren rechten Rand, die letzte Seite feuchtrandig. Schlussvignette auf Seite 97 mit Ausriss am linken unteren Rand (ohne Darstellungsverlust). Mit hs. Besitzvermerk auf dem vorderen Innendeckel, fl. Vorsatz mit entferntem Besitzvermerk und kleinerem Durchbruch. Band II: Die erste Lage oben leicht gelöst, teils leicht gebräunt und braunfleckig, der hintere fl. Vorsatz mit größerem Fleck am oberen Rand. Exlibris auf dem vor­deren Innendeckel entfernt Abbildung

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2233 Tieck, Ludwig. Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte. 2 Bände. VI, 375 S.; 1 Bl., 410 S. 15,5 x 10 cm. Moderne HLederbände im Stil d. Z. mit goldgeprägtem RSchild. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1798. 300 € Goedeke VI, 37, 46. Borst 829. – Erste Ausgabe des bedeutenden Künst­ lerromans der Frühromantik. „Der ‚Sternbald‘ nimmt in der Geschichte des deutschen Künstlerromans einen wichtigen Platz ein. In ihm wurden erstmals die Grundstrukturen des romantischen Kunstwollens, die Unendlichkeitssehnsucht, als deren allegorische Entsprechung die Landschaft gilt, dichterisch formuliert. Sein Einfluß auf die Malerei und Kunsttheorie der Romantik ist nicht zu unterschätzen“ (KNLL). In der nur hier abgedruckten „Nachschrift an den Leser“ berichtet Tieck über die Entstehung der Wanderungen und den Zusammenhang mit den gemeinsam mit Wackenroder verfassten Herzensergießungen. Den großen Eindruck, den Tiecks Buch damals machte, gibt am besten eine Äußerung Friedrich Schlegels wieder: „Es ist ein göttliches Buch, und es heißt wenig, wenn man sagt, es sei Tiecks bestes. Es ist der erste Roman seit Cervantes, der romantisch ist und darüber.“ – Titel von Band I mit fachmännisch hinterlegtem Einriss im oberen Rand, insgesamt etwas stockfleckig. Der Rotschnitt kräftig aufgetragen.

2234 Toland, John. Letters to Serena. 26 Bl., 239 S. 18,5 x 11,5 cm. Späterer Halblederband des 19. Jahrhunderts (berieben) mit RVergoldung. London, Bernard Lintot, 1704. 350 €

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Die erste bei Baskerville gedruckte Ausgabe 2231 Terentius Afer, Publius. Comoediae. 1 Bl., 364 S. 29 x 22,5 cm. Marmorierter geglätteter Kalblederband d. Z. (gering beschabt, bestoßen, Rücken mit Klebeschild) mit reicher RVergoldung, goldgeprägtem RSchild und Deckelbordüren. Birmingham, Baskerville, 1772. 300 € Erste bei Baskerville gedruckte Ausgabe. – Lediglich zu Anfang und am Schluss minimal braunfleckig, sonst sehr sauber und wohlerhalten. Mit zwei Exlibris (darunter ein „Hunde-Exlibris“ mit den Initialen „C.G.W.“). Breitrandiges Exemplar auf Bütten im dekorativen Einband. Abbildung Seite 71

2232 Thornton, Alfred und Samuel Williams. The adventures of a post captain by a naval officer. 2 Bl., 280 S. Mit koloriertem Aquatinta-Titel und 24 kolorierten AquatintaTafeln von Samuel Williams. 25 x 16 cm. Etwas späterer marmorierter HLederband (Gelenke etwas berieben, Kapitale und Ecken bestoßen) mit ornamentaler RVergoldung, goldgeprägtem RTitel und KGoldschnitt. London, J. Johnston, (1817). 240 € Abbey 347 (erster Druck). Tooley 251. – Zweiter Druck der ersten Ausgabe, gedruckt von W. Lewis, der erste erschien mit dem Impressum von J. u. T. Agg. – Etwas stockfleckig, mit leichtem Kellergeruch.

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Lowndes V, 2692. Eisler 761. Bamberger 518. – Erste Ausgabe. John Tolands (1670-1722) Letters to Serena sind an Sophie von Preußen gerichtet, die er 1701 bei einer Deutschlandreise kennenlernte. „The Serena of these letters is the Prussian queen Sophie Charlotte, who had befriended John Toland (1670-1722), the Irish freethinker, during his stay in Berlin ... Toland, at that time certainly in favor of many of the theological tenets of Spinoza and on the way toward the radical ‚Spinozism‘ of his Adeisidemon, and Pantheisticon, nevertheless disagrees with some of the purely philosophical consequences of Spinoza‘s system. It is interesting to note that his critique of Spinoza in this book never touches such issues as God, pantheism, atheism, etc.“ (Bamberger). – Gebräunt, mit hs. Anmerkungen auf dem hinteren fliegenden Vorsatz.

2235 Treitzsaurwein, Marx. Der Weiß Kunig. Eine Erzehlung von den Thaten Kaiser Maximilan des Ersten. 4 Bl., 307 S., 5 Bl. Mit 237 Holzschnitt-Tafeln von Hans Burgkmair, Hans Schäufelein, Hans Springinklee und Leonhard Beck. 34,5 x 21,5 cm. Blindgeprägtes Kalbsleder (Rücken gelöst, Gelenke gebrochen, mit Kratzspuren und gering berieben) mit goldgeprägtem RTitel, blindgeprägten Deckelbordüren und Goldschnitt. Wien, Joseph Kurzböck, 1775. 3.000 € Goedeke I, 336, 2. Ebert 23079. Lipperheide 10. Fairfax Murray 416. Muther 854. Geissler (Burgkmair) 202. Oldenbourg (Schäufelein) L 246. Mayer II, 50. Brunet V 933. – Erste Ausgabe. Der Weisskunig wurde 1515 auf Grundlage von Diktaten Kaiser Maximilians I. von seinem Geheimschreiber Marx Treitzsaurwein (1450-1527) verfasst. Ursprünglich war dieses Werk als einheitliches mit dem Theurdank geplant. In erster Linie ging es Maximilian um seine Selbststilisierung mit dem


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Gedanken der ‚Memento moria‘. Behandelt werden beispielsweise die Vorfahren Maximilians, seine Geburt und Erziehung sowie seine Vermählung mit Maria von Burgund und die Kriegstaten vom französischen Krieg 1478 bis zu den italienisch-französischen Kriegen von 1513. Krönender Abschluss sollte für den Habsburger Regenten die Befreiung der Heiligen Stadt darstellen, die er sein Leben lang plante, aber nie realisieren konnte. Von den 237 Holzschnitten stammen 117 von Hans Burgkmair d. Ä., die übrigen sind größtenteils von Beck, Schäufelein und Springinklee. „Es gibt in der deutschen Graphik des 16. Jahrhunderts kein zweites Werk, in dem rein stofflich eine ähnliche Vielfältigkeit des Illustra­ tiven zutage tritt. So ziemlich alles, was im Darstellungsbereich der damaligen Zeit gelegen ist, hat hier seinen zeichnerischen Niederschlag gefunden: das höfische, gesellschaftliche, militärische und bürgerlichhandwerkliche Leben mit seinen verschiedenen Schauplätzen. (Es) wechseln in bunter Folge: Jagdbilder, Schlachtenszenen ... Botschaften in höfischem Zeremoniell ... Gerichtssitzungen, Verbriefungen, Weiheakte und festliche Repräsentation ... daneben auch viele Illustrationen aus dem Alltagsleben, die Werkstatt des Künstlers, des Büchsenmachers u. a.“ (Burkhard, Burgkmair, 105). – Seite 183/184 im Rand restaurierend ergänzt. Durchgehend gleichmäßig leicht gebräunt. Nur partiell leicht braunfleckig. Gutes Exemplar der Ausgabe auf festem Büttenpapier. Vorderer Vorsatz mit hs. und datiertem Kauf- und Bindevermerk. Exlibris. Das meist fehlende Weisungsblatt für den Buchbinder „Ordung der Figuren“ ist hier vorhanden. Abbildung

2236 Trenck, Friedrich Freiherr von der. Merkwürdige Lebensgeschichte. Von ihm selbst als ein Lehrbuch für Menschen geschrieben, die wirklich unglücklich sind, oder noch gute Vorbilder für alle Fälle, zur Nachfolge bedürfen. 3 Teile in 1 Band. Mit 2 Frontispices. 18 x 11 cm. HLeder d. Z. (gering berieben) mit floraler RVergoldung und 2 goldgeprägten farbigen RSchildern. Leipzig, Georg Emanuel Beer bzw. (Teil III:) Wien, Georg Philipp Wucherer, 1787. 250 € Hayn-Gotendorf, VII 686. – Mischauflage der berühmten Memoiren des aus Königsberg stammenden Abenteurers, dessen Briefwechsel mit der Prinzessin Amalie von Preußen (der ihm u. a. seine oft beschriebene schwere Haft einbrachte) inzwischen erwiesen ist. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar im dekorativen Einband.

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Abbildung

2237 „Types militaires“. Folge von 19 Orig.-Gouachen, fest montiert auf Kartons im Visitformat. 10,5 x 6,3 cm. Lose eingesteckt in Album d. Z. (Decke lose, Rücken lädiert, Gebrauchsspuren). Berlin, Joseph Rocca Sohn, (um 1860). 200 € Seltene Folge von 19 satirischen Darstellungen verschiedener Militär­ angehöriger in ihren Uniformen (4x Preußen, 4x Frankreich, 5x England, 2x Österreich, 2x Vereinigte Staaten, je 1x Italien und Bayern), jeweils mit französischsprachiger Bezeichnung im unteren Rand. Größe der Darstellung: ca. 8,5 x 5,5 cm. Der Berliner Kunstverlag Joseph Rocca bestand wohl von Anfang der 1840er bis Mitte der 1860er Jahre, Roccas hinterlassene Kunstsammlung wurde am 14. Mai 1866 versteigert. – Wenige Karten mit schwachen Fingerflecken. Verso mit Roccas Kunst-

händlerschildchen bzw. Verlagsstempel. Insgesamt wohlerhalten und farbfrisch. – Beigegeben: 12 Vintage-Photos mit satirischen Szenen wohl eines Theaterstücks. London, Fred Passmore, (um 1900). Abbildungen Seite 74

2238 Usteri, Johann Martin. Mutter-Treu wird täglich neu. 10 nn. Bl. Mit 9 kolorierten Aquatinta-Tafeln von J. Senn nach Zeichnungen von Johann Martin Usteri. 22 x 18 cm. Illustrierte OBroschur (Rücken lichtrandig und etwas lädiert, fleckig) mit zwei alten hs. Papierschildchen. Zürich, Füssli und Compagnie, (1805). 900 € Weilenmann 3651. Thieme Becker 33/34, 8. Nicht bei Wegehaupt und Brüggemann. – Seltene, künstlerisch hervorragende Folge von Aquatintenradierungen in einem Kolorit von höchster Qualität mit Darstel-

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

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lungen der „Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn und ihrer Enkelin in Bereichen wie Erziehung, Mithilfe im Geschäft, finanzielle Unterstützung, Beratung bei der Brautwahl oder Krankenpflege“ (Weilenmann). Laut Weilenmann unterscheidet nur das fehlende gedruckte Erscheinungsjahr die vorliegende von der ersten, 1803 erschienen Ausgabe. Jeder Tafel stehen auf der linken Seite kurze erklärende Sätze gegenüber. – Textblätter stockfleckig. Die Tafeln sind nur am Rand vereinzelt leicht stockfleckig. Titel gestempelt. Insgesamt schönes und breitrandiges Exemplar dieser seltenen Illustrationsfolge. Abbildung

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2239 Uz, J(ohann) P(eter). Lyrische und andere Gedichte. Dritte verbesserte Auflage. 2 Bl., 248 S. Mit gestoch. Titelvignette von Sysang und 9 Textkupfern von G. L. Crusius. 19,5 x 12 cm. Pappband d. Z. (berieben, etwas bestoßen und gebräunt) mit RVergoldung. Leipzig, Johann Jacob Weitbrecht, 1756. 120 € Goedeke IV/1, 90, 2. Hayn-Gotendorf VIII, 57. Rümann 1177. – Dritte, wesentlich erweiterte Auflage des zuerst 1749 erschienenen Erstlings des Anakreontikers Johann Peter Uz (1720-1796). Erste von Crusius mit hübschen Rokoko-Kupfern illustrierte Ausgabe der oft leicht galanten Gedichte. – Etwas gebräuntes. insgesamt wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

2240 Voltaire, (François-Marie Arouet de). Oeuvres completes. 70 (statt 71) Bände. Mit 13 gestochenen Portrait­tafeln, gestochener Karte, gestochener Faltkarte und 119 Kupfertafeln. 25,5 x 16 cm. Kalbleder d. Z. (gering berieben, vereinzelte schwache Schabspuren, Rücken von Band XIV nachgedunkelt) mit reicher ornamentaler RVergoldung, 3 goldgeprägten RSchildern, goldgeprägter Deckelfilete mit Wellenbordüre, Stehkantenfilete, Mäander-Innenkantenbordüre und Goldschnitt. (Kehl), „L‘impri­ merie de la Société littérarire-typographique“, 1784-1789. 2.400 € Bengesco 2142. Cioranescu 63883. Cohen-Ricci 1042. Sander 2034. Lewin 564. Brunet V, 1353. – Berühmte Ausgabe, für deren Herstellung der Herausgeber Beaumarchais eigens eine Druckerei einrichtete. „Edition célèbre, due à Beaumarchais qui avait créé à Kehl une imprimerie, destinée express ement a mener à bien ce grand ouvrage“ (Cohende Ricci). Splendid gedruckt auf festem Velin, hier in einem reich illustrierten Exemplar (die Anzahl der Bildbeigaben ist je nach Exemplar verschieden) mit deutlich über 130 Kupfertafeln, darunter die 14 Tafeln zur Physik in Band XXXI, der sogenannten „Belagerungskarte“ („Histoire de Russie“) in Band XXIV sowie dem Faltkupfer („Tableau des oeuvres de Voltaire“) in Band LXX. Laut Cohen-de Ricci erschien die Ausgabe 2238

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration ohne Illustrationen. – Einige Bände papierbedingt lagenweise gebräunt. Band XLVI im unteren Rand durch Feuchtigkeitseinwirkung etwas gewellt, Band XIV mit Wasserschaden im oberen Viertel des Blocks, dort stellenweise auch etwas sporfleckig. Sonst sauber und wohlerhalten. Bemerkenswert prächtige Reihe in Ganzleder. Abbildungen Seite 76 und 77

2241 Voltaire, (François-Marie Arouet de). Alzire oder Die Amerikaner. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Aus dem Französischen des Herrn von Voltär. Aufgeführt auf dem churfürstl. Theater zu München. 64 S. Moderner Pappband (Rücken lichtrandig, oberes Kapital mit kleiner Fehlstelle). (München), o. Dr., 1776. 90 € Fromm 26913. – Zweite Ausgabe der Übersetzung von Johann Friedrich Kepner (1745-1820). Die Uraufführung des Stücks fand am 27. Januar 1736 in Paris statt. – Gebräunt, stellenweise stärker stockfleckig, Titelblatt im Falz alt ergänzt.

2242 Voß, Johann Heinrich. Luise. Ein ländliches Gedicht in drey Idyllen. Vollständiger Ausgabe zweite verbesserte Auflage. 4 Bl., 352 S. Mit gestoch. TVignette und 4 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki. 21 x 13,5 cm. HLeder d. Z. (Gelenke brüchig, etwas fleckig, bestoßen, Rückenbezug mit geklebtem Einriss) mit RVergoldung und goldgeprägten RSchild. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1812. 300 €

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Rümann, Chodowiecki, 290. Engelmann 838-843. Nicht bei Goedeke IV/1, 1070, 24. – Bei Goedeke nicht verzeichnete Ausgabe seiner zuerst 1795 ebenda erschienenen Idylle. Breitrandiges Exemplar einer Vorzugsausgabe auf besonders festem Vélin. – Etwas stockfleckig, leicht angestaubt.

2243 Voss, Johann Heinrich. Musen-Almanach für das Jahr 1797 [und:] 1798. 2 Bände der Reihe. 10 Bl., 210 S., 3 Bl.; 10 Bl., 209 S., 1 Bl. Mit 2 gestochenen Frontispices und 23 teils gefalteten Musikbeilagen. Hamburg, Bohm, (1796-1797). 250 € VD18 9028061X. Köhring 85. Marwinski 442. Vgl. Lanckoronska-Rümann 26.Minimal gebräunt, stellenweise gering braunfleckig. – Dabei: Musen-Almanach für das Jahr 1796. Hrsg. von (Fr. v.) Schiller. Titel, 12 Bl. Kalendarium, 260 S., 2 Bl. Mit gestochnem Frontispiz von Fr. Bolt und 5 (statt 8) gefalteten Musikbeilagen. Halbleder d. Z. (hinteres Gelenk gebrochen, etwas berieben). Neustrelitz, Michaelis, (1795). - Goedeke V, 198, 2. Trömel-Marcuse 153. Köhring S. 80. Lanckoronska-Rümann 32. - Erster Jahrgang (der einzige nicht bei Cotta erschienene) des bedeutendsten Musenalmanachs seiner Zeit. Mit Beiträgen von Goethe (7, darunter das Gedicht Nähe des Geliebten), Hölderlin (Der Gott der Jugend), Schiller (24, darunter Würde der Frauen und Die Macht des Gesanges), Sophie Mereau (4), A. W. Schlegel und anderen. - Es fehlen drei Musikbeilagen. Titel mit Fehlstelle und Feuchtigkeitsschaden. Ab der zweiten Hälfte des Buchblocks mal mehr, mal weniger feuchtrandig. 2244

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration 2244 Voss, Julius von. Der travestirte Nathan der Weise. Posse in zwey Akten mit Intermezzos, Chören, Tanz, gelehrtem Zweykampf, Mord und Todschlag, durch Kupfer verherrlicht. XXII, 192 S., 1 Bl. Mit gestochenem PortraitFrontispiz und gestochener Titelvignette. 17 x 10,4 cm. Pappband um 1880 im Stil d. Z. (etwas beschabt und berieben, bestoßen) mit Marmorpapierbezug und goldgeprägtem grünen RSchild. Berlin, Johann Wilhelm Schmidt, 1804. 300 € Goedeke XI/1, 556, 2 und IV/1, 457g. Hayn-Gotendorf V, 337. Seifert, Lessing, 5775. – Erste Ausgabe und einzig vollständige der frühen Aus­gaben. „Eines der raresten Werke seines Genres, das wegen seiner politischen Anspielung auf Napoleon I. und Alexander I. seinerzeit konfisziert wurde“ (Stümke, Fortsetzungen ... und Travestien von Lessings Nathan, 1904). Der Autor, Julius von Voß (1768-1832) hatte die „Berliner Lokalposse“ begründet und darf als „interessantester Judendarsteller der Zeit gelten: Der entidealisierten Lebenstüchtigkeit jüdischer Randexistenz unverkennbar zugetan, konfrontiert er diese wiederholt durch effizienten Einsatz jiddischer Sprache oder (vermeintlich) jüdischer Charakterzüge mit Kunstschwelgerei lebensferner Intellektuellenkreise“ (Killy). Voß gilt als der Vater der Berliner Posse und früher Vertreter des Berliner Lokalstücks. „Humoristische Begabung und ‚semirealistische Aktualitätsmanier‘ (Albertsen) erheben ihn zum bedeutenden Seismographen virtueller Zeitströmungen von hoher literaturhistorischer Relevanz“ (Killy). Das Frontispiz mit der sympathisch-überzeichneten Karikatur „Nathan der Weise“. – Vorsätze gebräunt, mit kleinem Stempel, kaum fleckig. Wohlerhaltenes und dekorativ gebundenes Exemplar. Abbildung Seite 75

2245 (Wackenroder, Wilhelm Heinrich und L. Tieck). Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. 275 S. Mit gestochenem Portrait in Sepia von Bollinger (in Pag.). 16 x 10,5 cm. Marmorierter Pappband d. Z. (etwas berieben) mit Rückenfileten. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1797. 350 € Goedeke VI, 46, 4, 5 und 36, 36. Borst 797. – Zweiter, vollständig neu gesetzter Druck der ersten Ausgabe; der Erstdruck mit der Druckerangabe „Bey Johann Friedrich Unger“ (statt „Bei...“) im Impressum lag

bereits im Herbst 1796 vor, damals allerdings noch ohne das Portrait in Sepiadruck. Bedeutende kunsttheoretische Schrift der Frühromantik mit weitreichender Wirkung auf die Malerei des 19. Jahrhunderts. „Das Programmatische der ‚Herzensergießungen‘ liegt in der Konstituierung einer Einheit von Kunst und Religion - und dies im Erscheinungsjahr von Goethes Kunstzeitschrift ‚Propyläen‘“ (Paulin, Metzler, S. 43). Mit den programmatischen Aufsätzen über Dürer und Das merkwürdige musikalische Leben des Tonkünstlers Joseph Berglinger. Von Tieck stammen die Vorrede, Sehnsucht nach Italien und zwei Malerbriefe. „Diese kleine Veröffentlichung, die zusammen mit den 1799 posthum von Tieck herausgegebenen ‚Phantasien über die Kunst‘ und einem umfangreichen Briefwechsel mit Tieck das Gesamtwerk Wackenroders ausmacht, kann als erstes und im eigentlichen Sinne initiatorisches literarisches Dokument der deutschen Frühromantik bezeichnet werden“ (KNLL). – Mal mehr, mal weniger gebräunt und stockfleckig. Innenspiegel mit zeitgenössischem Besitzvermerk. Abbildung Seite 78

2246 Westenrieder, Lorenz von. Der Traum in dreyen Nächten. 4 Bl., 244 S. Mit Titelkupfer von M. Weissenhahn. 17,5 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker berieben, verblichen und etwas fleckig). München, Johann B. Strobel, 1782. 180 € Goedeke IV/1, 610, 86, 6. Lentner 4521. Nicht bei Pfister. – Erste Ausgabe. In drei Kapiteln entwirft Westenrieder hier seinen Traum eines idealen und aufgeklärten Bayern und seiner Residenzstadt München. Mit eigenen Abschnitten über Rathaus, Gewerbe, Schriftsteller, Akademie, Bänkelsänger u. a. – Leicht gebräunt und braunfleckig.

Schreibmeisterbuch 2247 Wickert, C. F. „Vorlege-Blätter zu Schreibübungen für Ludwig Emil Alfred v. Degenfeld 1827. Gewidmet von seinem Lehrer“. Kalligraphischer Titel und 19 auf Falze montierte Bl. kalligraphische Schreibvorlagen. 13,5 x 23,5 cm. HLederband d. Z. (gering berieben, Ecken und Kanten leicht bestoßen) mit RVergoldung, Deckelbor­ düre und goldgeprägtem Deckeltitel. (Wohl Rastatt, 1827). 220 €

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________

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Sehr schönes Schreibmeisterbuch, das der 11-jährige Schüler Alfred Ludwig von Degenfeld von seinem Lehrer C. F. Wickert im Jahr 1827 im badischen Rastatt als Geschenk überreicht bekam. Von Degenfeld (1816-1888) wurde später Generalleutnant und Abgeordneter im Reichstag. Neben verschiedenen Alphabeten, Sentenzen und Sinnsprüchen (teils auch auf Französisch) sind auch Gebete sowie zwei Briefmuster an den Bruder und die Eltern enthalten. – Etwas leimschattig. Hinterer Innenspiegel mit dem Besitzeintrag des jungen Degenfeld (ganz offenbar noch vor den ersten erfolgreichen Schreibübungen). Wohlerhalten und bis auf wenige schwache Fingerflecken sehr sauber.

2248 (Wiedmer, Gottfried Rudolph). Der Nachttisch oder Beschäftigungen für Damen. Teile I und II (von 3). 4 Bl., 486 S., 1 w. Bl.; 2 Bl., 465 S., 1 w. Bl. 18 x 10,5 cm. Interimsbroschur d. Z. (Gebrauchsspuren). Breslau, Wilhelm Gottlieb Korn, 1777-1779. 200 € Hayn-Gotendorf V, 286. – Einzige Ausgabe der Sammlung von 20 Stücken galanter Abendlektüre für die vornehme Dame von Welt, u. a. „Die durch ihre Tugend verführten Liebenden. Eine wahre Geschichte“, „Ursprung der Hörner. Eine scherzhafte Erzehlung“, „Gespräch in den Elisäischen Feldern zwischen den beiden Artemisien“, „Acome und Olivia. Eine afrikanische Geschichte“, „Das zu Rathe gezogene Zauberbuch. Eine morgenländische Geschichte“ etc. Im Jahr 1780 erschien noch der hier fehlende abschließende Band III. – Etwas stockfleckig, Band II unbeschnitten und daher im Format gering abweichend.

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2249 Wieland, C(hristoph) M(artin). Sämmtliche Werke. 39 Bände und 6 Supplement-Bände, zusammen 42 Bände. 17 x 11 cm. HLeder d. Z. (schwach berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild (Rücken­ dekor und Schild von Band XXXIX minimal abweichend). Leipzig, Georg Joachim Göschen, 1794-1811. 600 € Goedeke IV/1, 568, 158. Rümann 1264. Günther-Zeilinger 2. Deusch 51a. – Ausgabe letzter Hand und gleichzeitig erste Gesamtausgabe. Erschien in insgesamt vier verschiedenen Drucken zwischen Taschenund Quartformat, hier ein Exemplar der Oktav-Ausgabe in zeitgenössischen Halblederbänden. – Titel und fl. Vorsatz gestempelt. Deko­ rative, wohlerhaltene Reihe. Abbildung

2250 (Wieland, Christoph Martin). Die Abentheuer des Don Sylvio von Rosalva. 2 Bände. 1 Bl., VIII, 414 S.; 2 Bl., 432 S. Mit 2 gestochenen Frontispizen, 2 gestochenen Titelvignetten und 5 Kupfertafeln von Geyser nach Mechau. Halbleder d. Z. (Rücken stärker knickspurig, Kapitale mit Fehlstellen, leicht berieben und angeschmutzt) mit 2 goldgeprägten RSchildern und RVergoldung. Leipzig, Erben Weidmann Erben und Reich, 1772. 180 €


________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration Ullrich 191, 115b. – Erste Ausgabe der deutsche Bearbeitung des 1815 in London erschienen Journal of Llewellin Penrose. Der amerikanischbritische Schriftsteller William Williams (1727-1791) vererbete seinen Besitz samt dem Manuskript dem englischen Gelehrten Thomas Eagles, dessen Sohn John Eagles (1783-1855) bereitetet das Werk schließlich für den Druck vor und gab zwei Ausgaben heraus. Die letzte Seite des zweiten Bandes enthält einen „Nachtrag des deutschen Herausgebers“, der allerdings anonym bleibt. Kurz nach dem Erscheinen wurden „[...] in gelehrten Zeitschriften Untersuchungen über die Aechtheit derselben angestellt, welche der Englische Herausgeber, Herr John Eagles, in einer Einleitung nicht klar beweist“. – Band II seitlich schief beschnitten, leicht gebräunt, vereinzelt leicht stockfleckig.

2253 Wilmsen, F(riedrich) P(hilipp). Constantia. Moralische Erzählungen für die weibliche Jugend. 2 Bl., III, 488 S. Mit gestochenem Titel und gestochenem Frontispiz. 17 x 10 cm. Auberginefarbener Pappband d. Z. (Rücken mit Fehlstellen im Bezug, Rückdeckel mit größerem Feuchtigkeitsfleck, etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und goldgeprägten Deckelfileten. Berlin, Amelang, 1829. 140 € Erste Ausgabe der Sammlung moralischer Erzählungen des Pädagogen Friedrich Philipp Wilmsen (1770-1831). – Titel etwas braunfleckig und mit hs. und Besitzvermerk „Laura von Tresckow 1829“. Stellenweise gering gebräunt. Die letzten Blätter etwas feuchtrandig. 2249

Goedeke IV 1, 551, 51. Deusch 25. – Zweite (erste illustrierte) umgearbeitete Auflage des zuerst 1764 erschienenen Romans. – Gering gebräunt. Vorsätze etwas leimschattig.

2251 (Wieland, Christoph Martin). Idris. Ein heroischcomisches Gedicht. Fünf Gesänge. 298 S. Mit gestochener Titelvignette von Geyser nach Oeser. 20 x 12,5 cm. HLeder d. Z. (gering berieben) mit floraler RVergoldung. Leipzig, Weidmanns Erben und Reich, 1768. 150 € Goedeke IV/1, 553, 54. Günther-Zeilinger 421. Rümann 1255. HaynGotendorf VIII, 413. – Erste vollständige Ausgabe, zuvor waren Teil­ abdrucke in Zeitschriften erschienen. Das Titelkupfer, auf dem eine nackte Nymphe den nicht weniger bekleideten Ritter Idris umschlingt, bezeichnen Hay-Gotendorf als „freie ... Badeszene“. – Titel mit altem Besitzeintrag und gestrichenem Besitzstempel, fl. Vorsatz mit Ziffernsignaturen. Leicht stockfleckig.

2252 Williams, William. Der neue Robinson oder Tagebuch Llewellin Penroses, eines Matrosen. Aus dem Englischen. 2 Bände. 381; 310 S. Mit gestochener Tafel. 17,5 x 10,5 cm. Schlichte Pappbände d. Z. (Rücken mit späterem Kleisterpapier überklebt, Kapitale mit kleinen Fehlstellen, Ecken bestoßen) mit hs. RSchild. Jena, August Schmid, 1817. 300 € 2254

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Literatur und Buchillustration _____________________________________________________________________________________________________________ 2254 Das Wunderbare Capaun- und Hahnen-Gefecht. Ein Römischer Capaun fecht hie mit einem Hahn: Wie diß Spiel ab möcht gehn, da stehet mancher an. Emblematischer Einblattdruck. Typographie mit 15 x 20,8 cm großem Kupferstich und dreiseitiger typographischer Bordüre. Ca. 38 x 28 cm. O. O., Dr. und J. (um 1630). 500 € VD17 12:726531K. Vgl. VD17 1:091213F (Textvariante). Drugulin II, 2245. Harms II, 381a. – Erster Druck des seltenen emblematischen Einblattdrucks als Pasquinade auf den Streit von Papst und französischem König, des „Römischen Capaun“ gegen den „Frantzösischen GockelHahn“, dargestellt durch das jeweils eine Tiara bzw. eine Krone tragende Federvieh: „Im Hintergrund Zuschauer, Megäre einen Brand entfachend und Coquinaria Romana. - Bildunterschrift: Certamen Inter Caponem Et Gallum = Combat Entre Le Chabon Et Le Coq = Das Capaun und Hahnen gefecht. - Textbeginn: Der Erfinder Dieses Sinnen-Bilds redet die Zuseher mit aller Ehrerbietigkeit also an ... A. Der Römische Capaun ... B. Der Frantzösische Gockel-Hahn ... = l‘Autheur. Chers spectateurs approchez Et ce combat regardez...“. Bildunterschrift in der Platte in

Latein, Deutsch und Französisch, der typographische Text in Deutsch und Französisch. Hier die seltene Druckvariante mit „Combat entere le chabon et le coque“ (statt „entre“). – Hervorragend und sehr sauber restauriertes Blatt, rechts und unten mit Papieransetzungen und verstärkten bzw. hinterfaserten Rissen, nahezu ohne Buchstabenverlust, kaum fleckig, der Kupferstich in sehr gratigem Abdruck. Abbildung Seite 79

Getrüffeltes Exemplar 2255 Yriarte, Charles. Les princes d‘Orléans. 316 S., 2 Bl. Mit Frontispiz und 15 lithographierten Porträts auf aufgez. China. 24 x 14,8 cm. Blutroter geglätteter Maroquinband d. Z. (unwesentlich berieben) mit goldgeprägten RSchild und reicher Rücken- sowie Deckelvergoldung, doppelter Stehkantenfilete und breiten Innenkantendentelles, 2 Messingschließen, dreiseitigem Goldschnitt, blauen Moiréeseidenvorsätze und Vorsätze aus türkischem Marmorpapier sowie Seidenlesezeichen in Trikolore-Farben (signiert: „Masson Debonelle“). Paris, Henri Plon, 1872. 1.200 € Prachtvoll gebundenes, mit Autographen der Prinzen und Prinzessinnen von Orléans getrüffeltes Exemplar einer kleinen Auflage erschienen, hier die Nummer 20 wohl aus der Bibliothek des Louis-PhilippeAlbert d’Orléans, Comte de Paris (1838-1894), mit dessen Monogramm, den ligierten Buchstaben „PL“ auf Rücken und Deckeln. Im Buch an Falzen und teils verso auf den Tafeln sind jeweils meist 2-3seitige Billets der dargestellten und im Text beschriebenen Personen mit Unterschrift einmontiert: 1) Louis-Philippe (1838-1894), 2 Billets vom 2. Juli 1872 und 23. August 1873. - 2) Isabelle d‘Orléans (1848-1919), Billet vom 30. Oktober 1872. - 3) Robert-Philippe (1840-1910), Billet vom 11. Mai o. J. (1893) - 4) Françoise-Marie-Amélie (1844-1925), 3seitiges Billet vom 18. Dezember o. J. (1893) - 5) Louis-Charles-Philippe-Raphael (18141896), 2seitiges Billet. - 6) Duchesse d‘Alençon. Gedruckte Einladung an Madame Charles Poisson vom 19. Januar 1893. - 7) François-Ferdinand-Philippe-Louis-Marie (1818-1900). 2seitiges Billet vom 2. August 1892. - 3seitiger Brief vom 24. August 1893. - 8) Françoise, Frau des François-Ferdinand (1844-1925), 1seitiges Billet. - 9) Henri-EugènePhilippe-Louis (1822-1897), Billet mit Paraphe. - 10. Henri-EugènePhilippe-Emmanuel Duc d‘Aumale (1822-1897). 3seitiges Billet mit Paraphe auf blauem Papier vom1. Februar 1896. - 1seitiger Brief vom 7. November 1871. - 1seitiger Brief vom 19. August 1873. - 11. AntoineMarie-Philippe-Louis Duc de Montpensier (1824-1890), 3seitiges Billet vom 23. August 1873. - 12. Marie-Louise-Ferdinande de Montpensier (1860-1878), 2seitiger Brief vom 27. Juli 1871. - 13. Princesse Clementine d‘Orléans (1817-1907), 2seitiger Brief vom 8. Juli 1893. Die meisten Briefe sind an „Monsieur Charles“ bzw. „Madame Poisson“ gerichtet und meist belanglosen Inhaltes, wenige als Zeitzeugnisse interessant. Beigebunden sind auch 2 Telegramme. – Insgesamt sauber und wohlerhalten. Abbildung

2256 Zedlitz-Trützschler, Elisabeth Gräfin von. Gedichte. Der Ertrag ist zu einem wohltätigen Zweck bestimmt. VIII, 224 S. 14,5 x 10 cm. Leinen d. Z. mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Altenburg, Oskar Bonde, 1870. 180 € 2257

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

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Brümmer VIII, 73f. Pataky II, 459. – Seltene einzige Ausgabe ihrer Lyriksammlung, neben einer Festgabe zur achthundertjährigen Gründungsfeier der Wartburg (1867) die einzige Veröffentlichung der biographisch kaum nachgewiesenen schlesischen Dichterin Elisabeth Gräfin von Zedlitz-Trützschler (geb. 1826), die von 1856 bis 1888 als Pröpstin des freiadeligen Magdalenstifts in Altenburg wirkte. – Vorsatz mit Signatur und Besitzstempel. Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Kein bibliothekarischer Nachweis in einer deutschen Bibliothek.

2257 (Zehl, Karl Gustav). Gedichte eines guten Sohnes. Herausgegeben zum Besten seiner armen Mutter. XX, 224 S., 1 Bl. Mit gestoch. Titel und gestoch. Frontispiz. 15 x 9,5 cm. Leinen um 1900 (vorderes Gelenk geplatzt). Leipzig, Selbstverlag, 1800. 150 € VD18 11337672. Holzmann-Bohatta II, 5359. – Zweiter Druck der im Selbstverlag erschienenen Lyriksammlung des Dresdner Landschaftsradierers und Kunstverlegers Karl Gustav Zehl (1777-1815). Der Erstdruck erschien im Vorjahr in Leipzig bei Kramer. – Stockfleckig. Abbildung

2258 Zincgref, Julius Wilhelm. Teutscher Nation Klug-außgesprochene Weisheit Das ist: Deren auß Teutschen Landen erwehlten und erbornen Päpst, Bischoff, Keyser ... Lehrreiche Sprüch, geschwinde Anschläg, artige Hoffreden, denckwürdige Scherzfragen ... und was dem allen gleichformig, von Griechen Apophtegmata genannt ist. 3 Teile in 1 Band. 13 Bl., 393 num. S., 22 nn. Bl.; 120 S.; 4 nn. Bl., 536 (recte 538) S., 21 nn. Bl. Ohne Kupfertitel. 12,5 x 7 cm. Pergament d. Z. (stärker berieben und fleckig, ohne den Rückenbezug, Rückdeckel­ bezug im unteren Bereich leicht gelöst). Leiden, Frantz Hegern, 1644. 300 € Dünnhaupt IX,VI, 3.I-III, 4358f. Faber du Faur I, 196. Seebass II, 1143. – Die neubearbeitete Leidener Ausgabe, nun in drei statt wie zuvor in zwei Teilen. Julius Wilhelm Zincgref (1591-1635), ein Freund und Mentor Martin Opitz‘, stellte diese Sammlung von Spruchreden aus den Werken zahlreicher Gelehrter und Schriftsteller sowie nach mündlicher Überlieferung zusammen. – Es fehlt der Kupfertitel und der vordere fliegende Vorsatz. Geringfügig braunfleckig.

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Aus der Sammlung Rudolf Mosse Widmungsexemplar für Gustav Schwab 2259 Assing, David Assur. Nenien nach dem Tode Rosa Maria‘s (Als Handschrift für Freunde). 61 S. 12,5 x 11 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Deckelschild. Hamburg, Friedrich Wilhelm Christian Menck, 1840. 300 € Goedeke VI, 186, 4, 2. – Seltener einziger Druck der schwermütigen Sammlung von 50 Klageliedern anlässlich des Todes seiner Frau Rosa Maria, geborene Varnhagen (1783-1840). Der Arzt und romantische Dichter David Assur Assing (1787-1842), Vater von Ludmilla Assing, Schwager von Rahel und Karl August Varnhagen von Ense und Onkel von Fanny Lewald, pflegte eine lebenslange Freundschaft mit Justinus Kerner, über den er auch seine Frau Rosa Maria kennenlernte, die später in Hamburg einen literarischen Salon führen sollte, der von Autoren des Jungen Deutschland wie Heine und Gutzkow sowie von Vertretern der jüdischen Emanzipation rege besucht wurde. Der Gesundheitsszustand des schwer depressiven Assing verschlechterte sich nach dem Tod seiner Frau zusehends, bereits voher ließ er - wie seine Tochter berichtet - seine Bücher schwarz einbinden, las mehrfach Goethes Werther und knüpfte an die Mode des Wertherfiebers an, indem er dessen Kleidungsstil (blauer Rock und gelbe Weste) kopierte. Er starb zwei Jahre nach seiner Frau. Widmungsexemplar für seinen Freund „Gustav Schwab u. Gattin mit schmerzlichen Grüßen! D. A. A.“ – Durchgehend mit schwacher vertikaler Knickspur, sonst sauber und wohlerhalten. Fl. Vor­satz mit Besitzeintrag des Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913). Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2260 Bertram, Karl. Quellenstudie zu Gottfried Kellers „Hadlaub“. 2 Bl., 85 S. 23 x 15 cm. Roter Leinenband d. Z. (etwas fleckig) mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. Leipzig, Gustav Fock, 1906. 120 € Kosch, Ergänzungsband II, 36. – Seltener einziger Druck der literaturwissenschaftlichen Studie, wohl seine Qualifikationsschrift zum Dr. phil. Der freie Schriftsteller und Archivar Karl Bertram (1876-um 1939) lebte in Berlin-Halensee und war Chefredakteur und Herausgeber des Deutschen Zeitungsarchivs. Später erschienen noch ein Roman sowie ein Gedichtband, bevor sich seine Spur verliert. Mit Geschenkwidmung für den Literaturwissenschaftler und möglicherweise Bertrams Doktorvater Erich Schmidt (1853-1914) auf dem Titel: „In steter Dankbarkeit und Verehrung überreicht vom Verfasser Berlin d. 17. Dez. (19)06“. Mit Schmidts Besitzeintrag auf dem fl. Vorsatz. Die umfangreiche Bibliothek des Goetheaners Schmidt wurde 1914 von dem Berliner Verleger Rudolf Mosse erworben und im Mosse-Palais am Leipziger Platz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1945 wurde die Bibliothek durch einen Luftangriff vernichtet. – Im Rand schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2261 Dahn, Felix. - Vogt, Friedrich. Daz mære von dem sældenrîchen. 9 S., 1 Bl. 26 x 16,5 cm. Neuerer Bibliotheks­ halbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. Leipzig, Breitkopf und Härtel, 1894. 150 € 82

In kleiner Auflage erschienene Festschrift für Felix Dahn zu dessen 60. Geburtstag auf fein geripptem Büttenpapier. Von dem Greifswalder Mediävisten Friedrich Vogt (1851-1923) auf Mittelhochdeutsch im Stil der Minnelieder verfasstes Märchen von dem Glückseligen. – Mit vertikaler Mittelknickfalte. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. – Dabei: Edward Schröder. Die Gedichte des Königs vom Odenwalde. Zum erstenmal vollständig herausgegeben und mit einer Einleitung versehen. 92 S. 21 x 13,5 cm. Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel (OBroschur ein­ gebunden). Darmstadt, A. Bergsträsser, 1900. - Erste Ausgabe der text­kritischen mediävistischen Edition. - Wohlerhaltenes, restituiertes Bib­liotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2262 Fulda, Ludwig. Der Traum des Glücklichen. Phantasie in einem Aufzug. 36 S. 22 x 15 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen (etwas lädierte OBroschur eingebunden) mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. Berlin, Ernst Bloch, 1908. 150 € Seltene erste Ausgabe. Exemplar mit (etwas verstümmelter) Geschenkwidmung des Verfassers auf dem lädierten Vorderumschlag der Verlagsbroschur. Der während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik vielgespielte Bühnenautor Ludwig Fulda (1862-1939) entwickelte ausgeklügelte Vermarktungsstrategien für literarische Werke ebenso wie Möglichkeiten, die Zensur zu umgehen, weshalb er das vorliegende Stück als „unverkäufliches Manuscript“ beim Berliner Verleger Bloch in Auftrag gab: „Für sämtliche Bühnen und Vereine im ausschließlichen Debit der Verlagsfirma Felix Bloch Erben (Inh. A. Sliwinski und Ernst Bloch) in Berlin, von der allein das Aufführungsrecht zu erwerben ist“ (Titel). Durch sein vehementes Eintreten für die Rechte von Autoren wurde er 1926 Gründungsmitglied der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste. Er starb 1939 in Berlin durch Suizid. – Etwas gebräunt, anfangs mit kleinerem Wasserrand in der unteren rechten Ecke. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2263 Fulda, Ludwig. Die Zwillingsschwester. Lustspiel in vier Aufzügen. 195 S. . 36 S. 22,5 x 15,5 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen (etwas lädierte OBroschur eingebunden) mit goldgeprägtem RTitel und Signaturenschildchen auf dem Rücken. Berlin, Ernst Bloch, 1901. 150 € Seltene erste Ausgabe, eine zweite (reguläre) Buchausgabe erschien noch im selben Jahr bei Cotta in Stuttgart. Der während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik vielgespielte Bühnenautor Ludwig Fulda (18621939) entwickelte ausgeklügelte Vermarktungsstrategien für literarische Werke ebenso wie Möglichkeiten, die Zensur zu umgehen, weshalb er das vorliegende Stück als „unverkäufliches Manuscript“ beim Berliner Verleger Bloch in Auftrag gab: „Für sämtliche Bühnen und Vereine im ausschließlichen Debit der Verlagsfirma Felix Bloch Erben (Inh. A. Sliwinski und Ernst Bloch) in Berlin, von der allein das Aufführungsrecht zu erwerben ist“ (Titel). Durch sein vehementes Eintreten für die Rechte von Autoren wurde er 1926 Gründungsmitglied der Sektion


_______________________________________________________________________________________________ Aus der Sammlung Rudolf Mosse _ für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste. Er starb 1939 in Berlin durch Suizid. – Titel und letztes Blatt etwas gebräunt, anfangs und am Schluss mit kleinerem Wasserrand. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

Kein Exemplar in der Sammlung Kippenberg 2264 Goethe, (Johann Wolfgang von). Tischlied gesungen im traulichen Verein am heiligen Martinstage den 10. November 1825 zur Nachfeyer des 7. November ej. a. des volksthümlichen allgefeyerten Jubelfestes. 2 Bl. 17 x 10 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen. O. O., Dr. u. J. (1825). 250 € Vgl. Hagen 441ff. und Kippenberg I, 1131, 1181 und 1186ff. – Außerordentlich seltener, bei Kippenberg nicht verzeichneter Akzidenzdruck anlässlich Goethes 50. Dienstjubiläums. Goethe verfasste das Tischlied bereits 1802 in acht Strophen, es existieren verschiedene Drucke (vgl. Kippenberg), diesem Druck sind zusätzlich drei fremde, kursiv gedruckte Strophen eingeschoben, die Königin Luise, den Jubilar und Luther preisen. Textanfang: „Mich ergreift, ich weiss nicht wie, Himmlisches Behagen“. – Schwache Braunflecken, sonst wohlerhalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Kein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK. Abbildung

2265

2265 Goethe, J. W. v. - Aus der Mittwochsgesellschaft in Berlin zum Göthe-Feste den 28sten August 1825. Zur Erinnerung als Manuscript für die Mitglieder und Gäste abgedruckt. 16 S. 21 x 13 cm. Bibliothekshalbleinen mit Deckelschild. (Berlin), Johann Friedrich Starcke, (1825). 250 € Kippenberg 1143. – Seltener Akzidenzdruck für die Gäste und Mitglieder der gerade erst im Vorjahr durch Julius Eduard Hitzig in Berlin gegründeten Neuen Mittwochsgesellschaft anlässlich Goethes 76. Geburtstag. Enthält neun Gedichte bzw. Beiträge von Karl von Holtei, Goethe selber, ferner Fouqué, Streckfuß, Alfred Graffunder, Wilhelm Neumann, Adelbert von Chamisso, Friedrich Schulz und Hitzig. – Titel und Schlussblatt mit bräunlichem Abklatsch, anfangs im Seitenschnitt etwas stockfeckig, sonst sauber und wohlerhalten. Kein Standort in deutschen Bibliotheken über den KVK nachweisbar. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Abbildung

2266 Goethe, J. W. v. - Laube, Heinrich. Festrede zur fünfzigjährigen Feier Goethe‘s gehalten zu Wien im großen Musikvereins-Saale den 23. März 1882. 16 S. 21,5 x 15 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. Wien, Selbstverlag, 1882. 180 € 2264

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Aus der Sammlung Rudolf Mosse _____________________________________________________________________________________________ In kleiner Auflage im Selbstverlag gedruckte Festrede anlässlich Goethes 50. Sterbetag. Exemplar mit dem zusätzlich eingebundenen Programmzettel der Festveranstaltung im Anhang (dieses etwas gebräunt und mehrfach gefalzt). – Im unteren Seitenschnitt mit schwacher Stauchung, sonst wohlerhalten. Titel mit Besitzstempel des Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913) aus der Zeit seiner Wiener Professur. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2267 (Gottsched, Luise Adelgunde Victorie). Die Pietisterey im Fischbein-Rocke; oder die doctormäßige Frau. In einem Lust-Spiele vorgestellet. 8 Bl., 144 S. 17 x 10,5 cm. Bibliothekshalbleinen. Rostock, „Auf Kosten guter Freunde“, 1737. 180 € Goedeke III, 362, 3, 1b. – Zweite Ausgabe, einer von drei kollationsgleichen Drucken aus dem Jahr 1737. Das bekannteste Stück der früh­ aufklärerischen Schriftstellerin Luise Gottsched (1713-1762), die sich durch ihre zahlreichen Übersetzungen, Zeitschriftenbeiträge und eigene Komödien und Tragödien als ernstzunehmende und viel bewunderte gelehrte Schrifstellerin neben ihrem berühmten Mann behaupten konnte. Ihre antipietistische Satire Die Pietisterey geht auf eine französische Vorlage von Guillaume-Hyacinthe Bougeant zurück. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Mit Besitzeintrag des Lite­ raturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913), dessen Bibliothek von dem Berliner Verleger Rudolf Mosse 1914 erworben und im Mosse-Palais am Leipziger Platz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. 1945 wurde die Bibliothek durch einen Luftangriff vernnichtet. – Beigebunden: (Christian Fürchtegott Gellert). Die Betschwester, ein Lustspiel in drey Aufzügen. 88 S. O. O. u. Dr., 1746. - Goedeke IV/1, 77, 6. - Unfirmierter, bei Goedeke nicht verzeichneter Nachdruck seines zuerst im Vorjahr in Leipzig und Bremen erschienenen Lustspiels. - Etwas gebräunt und braunfleckig.

2268 (Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel v.). Gantz neu eingerichteter allenthalben viel verbesserter abentheuerlicher Simplicius Simplicissimus. Das ist: Auszführliche, unerdichtete, und recht memorable LebensBeschreibung eines einfältigen, wunderlichen und seltzamen Vaganten, Nahmens Melchior Sternfels von Fuchs­haim... Mit einer Vorrede von German Schleifheim. 564 (recte: 608) S., 1 Bl., S. (609)-810. Mit 2 gestochenen Frontispices und 20 Kupfertafeln. 13,5 x 8 cm. Neuerer Pergamentband mit RSchild und Signaturschildchen. Mömpelgard und Nürnberg, Johann Fillion für Felßecker, (um 1671). 4.500 € Dünnhaupt III, 1838, 5.6. Faber du Faur 1164. Scholte 22. Nicht bei Goedeke und Seebaß. – Erster Druck des sogenannten Barock-Simplicissimus, „legitime Neuausgabe unter erstmaliger Erwähnung von Felßeckers Namen, jetzt mit Kupfern illustriert“ (Dünnhaupt); kurz darauf erschien ein kollationsgleicher zweiter Druck im Neusatz mit Varianten und Setzfehlern. Vierte rechtmäßige Ausgabe und zugleich die erste mit Kupfern illustrierte. „Eine für die Textkritik der Simplicissimusdrucke höchst wichtige Ausgabe ... Die Bedeutung der Bilder liegt in ihrer Idee. Sie hängen unmittelbar mit dem Text zusammen

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und sind aus denselben Anschauungen erwachsen“ (Scholte). Es wird daher vermutet, dass Grimmelshausen an der Illustrierung selber mitgewirkt hat (Faber du Faur). Die beiden Frontispices zeigen die Mitglieder der simplicianischen Familie jeweils im Oval sowie das berühmte Fabeltier, wohl das bekannteste Frontispizmotiv in der deutschen Literaturgeschichte. – Schwach gebräunt oder braunfleckig, die beiden Frontispices mit sehr kleinen Randläsuren, ein Frontispiz auch mit ange­stückter Ecke. Lage B mit fachmännisch geschlossener Wurmspur im unteren weißen Rand, Blatt Fi und das Schlussblatt mit kleiner Rostspur im Satzspiegel (geringer Buchstabenverlust), einige Blatt der Lagen Y in Z in der rechten unteren Ecke angestückt bzw. überklebt (etwas Wortverlust), Blatt Aaxii mit (lose beiliegendem) Eckabriss, Blatt Ddvi mit etwas größerem Eckabriss (etwas Textverlust). Bis auf die zumeist geringen Mängel insgesamt wohlerhaltenes, mithin etwas knapp beschnittenes Exemplar mit dem bei Dünnhaupt nicht erwähnten Zwischentitel und allen der für die Rezeptionsgeschichte bedeutenden Kupfertafeln, wie alle frühen Ausgaben des berühmtesten Werkes der deutschen Barockliteratur von großer Seltenheit. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Abbildungen

2269 Hölderlin, Friedrich. Gedichte. XX, 196 S. Mit gestochenem Portrait-Frontispiz. 13 x8,5 cm. Strukturgeprägter Leinenband d. Z. (mit Signaturenstempel auf dem VDeckel) mit goldgeprägtem RTitel und Goldschnitt. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1843. 180 € Goedeke V, 472, 3. Seebaß 13. – Zweite, im Todesjahr des Dichters erschienene Ausgabe, gegenüber dem Erstdruck um sieben Gedichte sowie das biographische Vorwort von Gustav und Christoph Theodor Schwab erweitert. Mit dem berühmten Portrait des greisen Hölderlins, das hier erstmals abgedruckt wurde. – Vorsätze modern erneuert. Titel und Frontispiz mit leichtem Abklatsch durch ein zusätzlich eingebundenes Portrait. Anfangs und am Schluss schwach gebräunt bzw. braunfleckig, sonst wohlerhalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2270 Homer. Ilias. Das ist: XXVI Bücher von dem gewaltigen Krieg der Griechen, wider die Troianer, auch langwirigen Belägerung und Zerstörung der Königlichen Statt Troia. Deßgleichen die 12. Bücher Aeneidos. deß ... Poeten Publii Virgilij Maronis. In artliche teutsche Reime gebracht, von Johann Sprengen. Jetzt zum andern mal in offnem Truck publiciert. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 584 (recte: 578) S., 1 w. Bl.; 4 Bl., 463 (recte: 443) S. Titel in Rot und Schwarz. 20,5 x 16,5 cm. HPergament d. Z. (stärker fleckig, Deckelbezüge entfernt). Frankfurt, Franz Nicolai Roth, 1625. 600 € VD17 23:289917L. Goedeke II, 571, 1, 3. ADB XXXV, 290. – Vierte Ausgabe der Übersetzung durch den Augsburger Meistersänger Johannes Spreng (1524-1601), der Erstdruck seiner Edition erschien (bereits posthum) 1610 in Augsburg bei Elias Willer. Die Übersetzung erfolgte auf Grundlage nicht nur griechischer, sondern auch lateinischer Quellen, die ADB lobt die „überraschend gute“ Übertragung und den stellenweise „schlichten treuherzigen Ton“ in seinen Reimen. – Etwas gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Mit Besitzeintrag des Literatur-


_______________________________________________________________________________________________ Aus der Sammlung Rudolf Mosse _

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wissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913) auf dem fl. Vorsatz. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Abbildung Seite 86

2271 Karl August, Großherzog von Sachsen-WeimarEisenach. Ein Gedicht des Herzogs Carl August. Mitgetheilt aus einem alten Stammbuche von H. Y. 2 Bl. 20,5 x 14,5 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschild auf dem VDeckel. (Weimar um 1875). 120 € Einziger Druck des 18zeiligen Geburtstagsgedichts. „Der Herzog Carl August von Weimar überreichte das hiermit zum ersten Male mitgetheilte, von ihm selbst verfaßte Gedicht seiner Schwiegertochter, der Erbprinzessin Maria Paulowna, als Koch verkleidet an ihrem Geburtstage im Jahre 1810“ (Titel verso). Herausgegeben von Hans York von Wartenburg (1838-1895). – Etwas stockfleckig, mittig mit schwacher Falzspur. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

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2272 Klopstock, (Friedrich Gottlieb). Einige Oden. 55 S. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (berieben, VDeckel mit Bib­ liothekssignet). Wetzlar, Philipp Jacob Winkler d. Ä., 1780. 180 € VD18 1030763X. Goedeke IV/1, 170, 18 (datiert wohl irrig 1779). – Einziger Druck der kleinen, von dem Darmstädter Regierungsrat Karl Georg von Zengen (1748-1819) herausgegebenen Sammlung von 14 Oden, laut Vorrede ein Teilnachdruck der in nur 34 Exemplaren hergestellten Ausgabe, die 1771 für die Landgräfin Karoline von Darmstadt für einen „engen Zirkel“ gedruckt wurde (vgl. Goedeke IV/1, 170, 14). „Enthält 14 von Klopstock in der Hamburger Ausgabe 1771 übergangene Gedichte aus der Darmstädter Sammlung“ (ebda). – Wohlerhaltenes restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. - Selten. Abbildung Seite 87

2273 Laube, Heinrich. Die Bernsteinhexe. Historisches Schauspiel in 5 Akten. Nach einer wahren Geschichte aus Schweidler-Meinhold‘s Chronik. 1 Bl., 73 S. 22 x 14 cm. 85


Aus der Sammlung Rudolf Mosse _____________________________________________________________________________________________ 2275 Lied eines Mädchens aus dem zwanzigsten Jahrhundert, an Thümmels Geburtstage. 1 Bl. 19 x 11,5 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Deckelschild. O. O., Dr. u. J. (um 1800). 150 € VD18 10032851. – Seltener Einblattdruck. Liebesgeständnis einer Verehrerin aus der Zukunft an den Dichter Thümmel. – Wohlerhaltenen. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Kein bibliothekarischer Standortnachweis im KVK.

2276 Lindau, Paul. Im Fieber. Novelle. 239 S. 19,5 x 13,5 cm. HLeder d. Z. (berieben, Rücken fachmännisch erneuert) mit RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern und Bibliothekssignatur. Berlin, S. Schottländer, 1890. 150 € Erste Ausgabe. Mit Verfasserwidmung an Emilie Mosse (1851-1924), Ehefrau des bekannten deutsch-jüdischen Verlegers und Geschäftsmanns Rudolf Mosse. – Innengelenke verstärkt.

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Etwas späterer blindgeprägter Leinenband (obere Kante mit kleiner Stauchspur) mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Benedictus Gotthelf Teubner für den Verfasser, 1843. 300 € Erster Druck seines Schauspiels, „als Manuscript gedruckt und allen Bühnen gegenüber alleiniges Eigenthum des Verfassers“ (Titelblatt). Die erste Buchausgabe erschien 1846 in Leipzig bei Weber. – Titel mit kleiner überklebter Fehlstelle im Bug. Titel und Schlussblatt etwas gebräunt, sonst wohlerhalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Kein Standortnachweis über den KVK.

2274 (Lenz, Jakob Michael Reinhold). Der Hofmeister oder Vortheile der Privaterziehung. Eine Komödie. 128 S. 16,5 x 10 cm. Neuerer Bibliothekshalbleien mit goldgeprägtem RTitel und Bibliothekssignatur. Biel 1775. 180 € VD18 14671689. Goedeke IV/1, 781, 26. Holzmann-Bohatta II, 9884. – Unrechtmäßiger Nachdruck der im Vorjahr bei Weygand in Leipzig erschienenen Erstausgabe. Lenz‘ Tragikkomödie markiert den Beginn des sozialkritischen Milieudramas in Deutschland, manche hielten das Stück sogar für ein Werk Goethes, an dessen Götz es formal erinnert. – Etwas gebräunt und braunfleckig, knapp und teils etwas schief beschnitten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

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2277 Mereau, Sophie. Serafine. Ein Gedicht in sechs Gesängen. 1 Bl., 169 S., 1 w. Bl. Mit gestochenem Frontispiz von J. W. Meil. 15 x 10,5 cm. HLeder d. Z. (berieben, Gelenke angeplatzt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Berlin, Johann Friedrich Unger, 1802. 200 € (Gedichte Band II). VD18 90388674. Goedeke V, 429, 4, 2. – Erste Ausgabe. Zweiter von zwei Bänden Gedichte, die auch separat vertrieben wurden. – Vereinzelte Stockflecken, Grünschnitt deutlich in den Rand gelaufen. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2278 Möller, Heinrich Ferdinand. Louise oder der Sieg der Unschuld, ein Originaldrama in fünf Aufzügen. 6 Bl., 136 S. 16,5 x 10,5 cm. Neuerer Bibliotheksleinen. Prag, Wolfgang Gerle, 1775. 150 € Goedeke IV/1, 667, 40, 1. – Erste Ausgabe seines Erstlings, das Drama erschien später unter dem Titel Angela oder Der Sieg der Unschuld. Der schlesische Schauspieler Heinrich Ferdinand Möller (1745-1798) war Mitglied der Theatergruppe Brunianische Gesellschaft. – Ohne die fl. Vorsätze, etwas wasserrandig. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. – Dabei: Dasselbe in einem späteren Druck unter dem Titel Angela oder der Sieg der Unschuld. Köln, Franz Wilhelm Metternich, 1778. - Ohne die Seiten 97-108.

2279 Möller, Heinrich Ferdinand. Sophie, oder der gerechte Fürst. Ein Schauspiel in drey Aufzügen. Zweyte Auflage. 120 S. 16,5 x 10 cm. HLeder d. Z. (berieben, Rücken mit Fehlstellen durch Wurmfraß) mit modernem RSchild und Bibliotheksschildchen. Leipzig, Adam Friedrich Böhme, 1777. 120 €


_______________________________________________________________________________________________ Aus der Sammlung Rudolf Mosse _ Goedeke IV/1, 667, 40, 5. – Zweite Auflage, aus dem Jahr des Erstdrucks. Der schlesische Schauspieler Heinrich Ferdinand Möller (1745-1798) war Mitglied der Theatergruppe Brunianische Gesellschaft. – Etwas gebräunt, anfangs mit kleiner Wurmspur. Restituiertes Bibliotheks­ exemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2280 Mörike, Eduard. Musikbeilage zu Maler Nolten. 32 lithographierte Notenseiten. 10,5 x 16,5 cm. Etwas späterer HLeinenband (berieben, VDeckel mit Signaturenschildchen). Stuttgart, Schweizerbart, (1832). 900 € Borst 1666. – Erste Ausgabe von Mörikes Erstlingswerk, hier allerdings nur die sehr seltene und den Textbänden meist fehlende lithographierte Musikbeilage. – Stockfleckig, Titel im Bug mit leichten Quetschfalten. Innenspiegel mit Besitzeintrag des Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913) und seinem Vermerk „ungemein selten“. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Abbildung

2281 Möser, Justus. Arminius. Ein Trauerspiel. Aufgeführet zu Wienn, auf dem Kaiserl. Königl. privilegirten Stadttheater. 80 S. 16 x 10,5 cm. Etwas späterer Pappband (VDeckel mit Bibliotgeksschild) mit goldgepr. RSchild. Wien, Johann Paul Krauß, 1761. 120 € VD18 12302694. – Dritter Druck des zuerst 1749 in Hannover und Göttingen erschienenen Trauerspiels. – Schwach braunfleckiges Exemplar aus der Bibliothek des Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913), mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel (Goethes Gartenhaus an der Ilm in Barockkartusche).

2282 Müller, (Friedrich, genannt Maler Müller). Fausts Leben dramatisirt. Erster Theil (alles Erschienene). 163 S. Mit gestoch. Titelvignette. 19,5 x 12 cm. Pappband d. Z. (berieben) mit neuerem RSchild und Bibliothekssignatur. Mannheim, Christian Friedrich Schwan, 1778. 450 €

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Goedeke IV/1, 898, 10b. Schulte-Strathaus 230, 6. Meyer 57. Kippenberg I, 2336. ADB XXII, 533. MNE II, 56. Rümann 778. Brieger 1807. – Erste Ausgabe, neben der bereits 1776 veröffentlichten Situation aus Fausts Leben ist dies ein weiteres, wahrscheinlich durch Goethe angeregtes Bruchstück eines nie ausgeführten Faust-Dramas in Prosa. Das Stück wurde aber noch ohne Kenntnis von Goethes Vorhaben konzipiert. Faust ist hier der Ingolstädter Professor, ein „Kerl“ im Sinne des Sturm und Drang, „die Widmungsvorrede an Gemmingen ist ein burschikoses Genieprogramm“ (ADB). „Weit überlegen ist die Vignette zu Fausts Leben ... die drei diskutierenden Juden sind bei leichter Karikatur von höchster Lebendigkeit“ (Lanckoronska-Oehler II, 139). – Titel knickspurig, mit größerem geschlossenen Riss und im Bug etwas breiter angestückt, dort auch mit restaurierten Fehlstellen bis knapp ins Impressum und in die Vignette. Sonst nur leicht fleckig. Exemplar aus der Bibliothek des Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913), mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel (Goethes Gartenhaus an der Ilm in Barockkartusche) sowie seinem Namenseintrag (datiert 1877) auf dem fl. Vorsatz. Ein früherer Besitzeintrag aus dem 2280

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Aus der Sammlung Rudolf Mosse _____________________________________________________________________________________________ wissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913), mit dessen Exlibris auf dem Innenspiegel (Goethes Gartenhaus an der Ilm in Barockkartusche) sowie dessen hs. Eintrag „Höchst selten.“ Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2284 Raabe, Wilhelm. - Brandes, Wilhelm. Zehn schöne Lieder der ehrlichen Kleiderseller zu Braunschweig, niemand zu Leide, vielmehr allein diesen seinen großgünstigen Herren und Freunden zu Lieb und Ehren geharft und gesungen, nunmehro aber zu fröhlicher Gedächtnuß von Meister Wilhelm Raaben Menschwerdung gesamlet und an desselbigen 60stem Geburtstage mehresten Teils zum ersten Male durch den Druck an Tag geben durch den Barden Brandanum, der löblichen Kleiderseller bestelleten Poetam und Cantorem. 39 S. 18,5 x 11,5 cm. Neuerer Bibliothekshalbleien mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. Wolfenbüttel, Otto Wollermann, 1891. 180 €

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Jahr 1867 ebenda des langjährigen Erlanger Germanistikprofessurs und Schülers der Gebrüder Grimm Rudolf von Raumer (1815-1876), darunter ein Inhaltsverzeichnis des Bandes von seiner Hand. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden modernen Stempeln und Signaturen. – Beigebunden: Derselbe. Niobe ein lyrisches Drama. 96 S. Ebenda 1778. - Goedeke IV/1, 899, 13. Schulte-Strathaus 231, 7. Meyer 56. Rümann 779. - Erste Ausgabe. Das geschlossenste Drama Müllers, „ein Zeugniß seiner früh gefaßten, in Mannheim nur gesteigerten Vor­liebe für die Oper... wie er sein ‚lyrisches Drama‘ in freien Dithyramben dahinfluthen läßt, charakterisirt er Niobe als ein antikes Kraftweib, das den Göttern trotzt, als weiblichen Prometheus. Seine Niobe bereut nicht wie die ovidische; stolz wird sie zu Stein, ihres ewigen Ruhmes sicher: eine feinsinnige Huldigung des bildenden Künstlers Müller, der die Niobegruppen im berühmten Antikensaal zu Mannheim bewunderte“ (ADB XXII, 532). - Etwas fleckig, Titel verso gestempelt.

In sehr kleiner Auflage für Mitglieder hergestellte Festschrift anlässlich Raabes 60. Geburtstag. Enthält zehn Lieder, die in der geselligen Stammtischrunde der Braunschweiger „Kleiderseller“ bei ihren regelmäßigen Treffen gesungen wurden und hier erstmals im Druck erscheinen. Raabe trat der 1859 durch Carl Schiller gegründeten Runde, die ursprünglich die Gründung des 1861 eröffneten Stadtmuseums vorbereiten sollte, gleich nach seinem Umzug 1870 nach Braunschweig bei und verließ sie nach dem plötzlichen Tod seiner erst 16 Jahren Tochter am 24. Juni 1892 wieder. Die bis heute bestehende Vereinigung der „Kleiderseller“ zählt in ihrer Geschichte rund 200 Mitglieder und trifft sich aktuell im Braunschweiger Raabe-Haus. – Ein Textblatt mit kleinem fachmännisch geschlossenem Randeinriss, vereinzelte unbedeutende Flecken, sonst wohlerhalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Kein Standortnachweis über den KVK.

2285 Schiller, Friedrich. - Schüddekopf, Carl. Ein unbekannter Schillerbrief. Zum 10. November 1902. 4 Bl. 23 x 15 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschild auf dem VDeckel. O. O., Dr. u. J. (1902). 90 € Eines von 100 nummerierten Exemplaren. Abdruck von Schillers Brief an Göschen vom 26. Februar 1789. – Etwas stockfleckig. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen.

2283 (Mylius, Christlob). Der Unerträgliche ein Lustspiel in fünf Aufzügen. 111 S. 18 x 11 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen (VDeckel mit Signaturenschildchen) mit goldgeprägtem RTitel. Leipzig 1746. 200 €

2286 Schmidt, Erich. - Konvolut von 4 ihm gewidmeten literaturwissenschaftlichen Werken. Oktavo. OEinbände. Verschiedene Orte und Verlage. 1886-1910. 180 €

VD18 14683849. Goedeke IV/1, 73, 9, 3 (Hamburg 1746). ADB LII, 545ff. – Sehr seltener erster Druck seiner zweiten Komödie, in deren Handlungsmittelpunkt der unerträglich aufdringliche Herr Unhold steht, der in zahlreichen prahlerischen Anläufen und kuriosen Verkleidungen um die Liebe mehrerer Angebeteter buhlt - und immer abgewiesen wird. Goedeke nennt wohl irrig Hamburg als Erscheinungsort (ein solcher Druck ist über den KVK nicht nachweisbar). – Etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten. Exemplar aus der Bibliothek des Literatur-

I. Robert Wernaer. Romanticism and the romantic school in Germany. 373 S. New York und London, D. Appleton und Company, 1910. - Mit vierzeiliger Geschenkwidmung auf dem fl. Vorsatz. - Vorderes Gelenk angeplatzt und gelockert. - II. Hjalmar Hjorth Boyesen. Essays on german literature. 359 S. New York, Charles Scribners and Sons, 1892. - Mit fünfzeiliger Geschenkwidmung auf dem fl. Vorsatz. - Durchgehend mit größerem verblassten Feuchtigkeitsrand. - III. Charles H. Herford. Studies in the literary relations of England and Germany. 426 S.Cam-

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_______________________________________________________________________________________________ Aus der Sammlung Rudolf Mosse _ bridge, University Press, 1886. - Mit Schmidts Besitzeintrag auf dem fl. Vorsatz sowie dem Zusatz „vom Verf.“ - Fl. Vorsatz gelöst. - IV. Gaston Paris. Poèmes et légendes du Moyen-Age. 268 S. Paris (1901). - Mit dreizeiliger Geschenkwidmung. Restituierte Bibliotheksexemplare mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Die umfangreiche Bibliothek des bedeutenden Literaturwissenschaftlers und Goetheaners Erich Schmidt (1853-1913) wurde 1914 von dem Berliner Verleger Rudolf Mosse erworben und im Mosse-Palais am Leipziger Platz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1945 wurde die Bibliothek durch einen Luftangriff vernichtet. – Dabei: Max Herrmann. Jahrmarktsfest zu Plundersweilern. Entstehungs- und Bühnengeschichte. Nebst einer kritischen Ausgabe des Spiels und ungedruckten Versen Goethes sowie Bildern und Notenbeilagen. VI S., 1 Bl., 293 S. Leder d. Z. (etwas fleckig und berieben, Gelenke fachmännisch restauriert, unechte Bünde lädiert). Berlin Weidmann, 1900. - Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Laut einem privaten Bleistifteintrag auf dem hinteren fl. Vorsatz Geschenkexemplar des Verfassers an Erich Schmidt. - Sauber und wohlerhalten.

2287 Schönemann, (Anna Rahel). Abschieds-Rede welche bey der gänzlichen Aufgabe der Schönemannischen Schaubühne gehalten wurde. 2 Bl. 21 x 17 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. (Hamburg), Joachim Christian Stromer, (1757). 200 € VD18 11837977. Schütze, Hamburgische Theater-Geschichte (1794) S. 300. – Einziger Druck der Abschiedsrede anlässlich der endgültigen Auflösung der 1739 in Hannover gegündeten, rund 18 Jahre erfolgreich auftretenden Schauspielgruppe des späteren Theaterdirektors Johann Friedirch Schönemann (1704-1782) und seiner Frau Anna Rahel (17081770), herausgegeben von dem Theatertheoretiker Johann Friedrich Löwen (1727-1771). – Blatt zwei mit sauber geschlossenem Randeinriss. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Nur ein bibliothekarischer Standortnachweis über den KVK im Deutschen Theatermuseum München. Abbildung

2288 Seidel, Heinrich. - Krause, Max. Extrablatt an Heinrich Seidel zu seinem 50. Geburtstag. Einblattdruck. 41 x 15 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. (Berlin 1892). 180 € Einblattdruck mit einem siebenstrophigen Loblied nach der Melodie von „Freude schöner Götterfunken“ von seinem Freund Max Krause (1853-1918), der auch zehn Jahre später die Feierlichkeiten zu Seidels 60. Geburstag organisierte. – Gering fleckig, mit drei horizontalen Knickfalten. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Kein Standortnachweis über den KVK. – Dabei: Dasselbe als Dublettenexemplar.

2289 Uhland, Ludwig. Konvolut von 4 autorisierten Gedichtausgaben. Oktavo. Verschiedene Einbände d. Z. Stuttgart und Tübingen, Johann Georg Cotta, 1820-1856. 150 €

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I. Zweite vermehrte Auflage. 472 S. 1820. - Fl. Vorsatz mit Blattabschnitt. - II. Zehnte Auflage. XVI, 550 S., 1 Bl. Mit Stahlstichportrait. 1836. III. Neueste Auflage. XVI, 550 S., 2 Bl. Mit Stahlstichportrait. 1842. IV. Wohlfeile Ausgabe (35. Auflage). 1856. - Restituierte, etwas stockfleckige Bibliotheksexemplare mit entsprechenden Stempeln und Sig­naturen. – Dabei: Derselbe. Gedichte. 376 S. Stuttgart, Friedrich Henne, 1840. - Nicht autorisierter Nachdruck. Ebenfalls restituiertes Bibliotheksexemplar.

2290 Uhland, Ludwig. - Palm, Adolf. Aus Uhlands Werkstatt. Ein Beitrag zu dem neueröffneten Marbacher Schillermuseum. 2 Bl. 38 x 23,5 cm. Neuerer Bibliotheks­ halbleinen mit Signaturenschildchen auf dem VDeckel. (Stuttgart 1903). 150 € 89


Aus der Sammlung Rudolf Mosse _____________________________________________________________________________________________ VD18 13218999. Goedeke IV/1, 666, 39, 3. – Erste Ausgabe der kleinen Sammlung des Theaterenthusiasten Unzer. Enthält: „Diego und Leonore“, „Die neue Emma“, „Die Drossel“, „Die Friedensfeier“. – Etwas gebräunt und braunfleckig. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Mit Besitzeintrag des Literaturwissenschaftlers Erich Schmidt (1853-1913).

2292 Wagner, Heinrich Leopold. Der wohlthätige Unbekannte eine Familien-Scene. 48 S. Mit HolzschnittTitelvignette. 16,5 x 10 cm. Neuerer HLederband (mit Bibliothekssignatur) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Frankfurt, Erben Eichenberg, 1775. 450 € VD18 14752336. Goedeke IV/1, 768, 4, 17a. Schulte-Strathaus 174, 9a. – Sehr seltene erste Ausgabe seines ersten Dramas, die Bearbeitung einer Anekdote aus dem Leben Montesquieus. – Braunfleckig und feuchtrandig, die beiden Schlussblatt in der Ecke bzw. im Bug hinterlegt. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signaturen. Abbildung Seite 89

Ein „Lob vom Knaster“ 2293 (Wittekind, Christoph Friedrich). Der Krambambulist. Ein Lobgedicht über die gebrannten Wasser im Lachs zu Danzig. Vermehrte und verbesserte Herausgabe. 32 S. 19 x 12 cm. Neuerer Bibliothekshalbleinen mit Sig­ naturen. Danzig, Johann Friedrich Bartels, 1767. 180 €

2293

Sonderdruck aus der Bonner Zeitung Jahrgang 1903, Nr. 157. Textkritische Untersuchung des Stuttgarter Journalisten und Zeitungs­ verlegers Adolf Müller-Palm (1840-1904) über das Uhlandgedicht Das Schwert, angeregt durch einen Vortrag des Germanisten Erich Schmidt mit dem ähnlichen Titel „Aus Schillers Werkstatt“. – Leicht fleckig und gering gebräunt, mit vertikaler und horizontaler Falzspur. Restituiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Signa­ turen. Kein Standortnachweis über den KVK.

2291 U(nzer), J(ohann) C(hristoph). Schauspiele. 3 Bl., 140, 96, 32, 24 S. 15,5 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (etwas stärker fleckig und berieben, mit Bibliotheksschild) mit RSchild. Hamburg, Anna Maria Herold, 1782. 180 €

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VD18 11835176. Vgl. Goedeke III, 341, 41. Hayn-Gotendorf III, 609. Holzmann-Bohatta II, 12389. – Danziger Druck vom „Hauptwerk“ des Gelegenheitsdichters Christoph Friedrich Wedekind (1709-1777), der seine Gedichte auch unter dem Pseudonym Crescentius Koromandel veröffentlichte, und das ihm bis heute andauernden Ruhm einbringt. Sein bekanntes, nicht nur unter Studenten beliebtes Volks- und Trinklied erschien als Einzeldruck zuerst 1745, „bis 1781 sind wenigstens 7 Separatausgaben bestimmt nachzuweisen, außerdem eine Fülle von Belegen für die ungemeine Beliebtheit des, mannichfach veränderten und in localer Hinsicht umgemodelten Liedes, wie es in akademischen Kreisen Eingang gefunden und bis dato Geltung bewahrt hat. Die leicht singbare Melodie ... deckt sich mit der des älteren ‚KanapeeLiedes‘ und war bereits ein Jahrzehnt nach ihrem Aufkommen sogar im Gebrauch für den Kirchengesang ... Der Ausdruck ‚Krambambuli‘ ist zweifellos slavischen Ursprungs und bedeutet wol ein gemischtes berauschendes Getränk, dann insbesondere solchen Branntwein, kam darauf für den Danziger Lachs, ein im vorigen Jahrhundert ofterwähntes Kirschwasser, in Aufnahme, bis der studentische Kneip-Cantus es ansah als ‚der Titel des Tranks der sich bei uns bewährt‘ d. h. das Bier. Dagegen ist der Name Lachs oder Danziger für jenen scharfen Schnaps beibehalten und auch von Lessing sowie H. v. Kleist demgemäß verwendet worden. Noch jetzt besteht eine große Specialfabrik in Danzig, und der speculative Unternehmer einer Niederlage mit Detailverkauf in der Friedrichstraße zu Berlin soll 1892 jedem Besucher einen Neudruck des Krambambuli-Liedes nach der 1781er Ausgabe nebst einem neueren Aufsatze darüber verabreicht haben“ (ADB XLIII, 606). – Vereinzelte Braunflecken. Wohlerhalten und unbeschnitten. Resti­ tuiertes Bibliotheksexemplar mit entsprechenden Stempeln und Sig­naturen. Abbildung


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Philosophie und Pädagogik 2294 Casaubon, Isaac. De rebus sacris et ecclesiasticis exercitationes XVI. Ad Cardinalis Baronii prolegomena in annales. 25 Bl., 773 S., 12 Bl. (l. w.). Mit breiter Holzschnit-Titelbordüre. 30 x 19 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit hs. RTitel und 2 (statt 4) Schließbändern. London, Norton, 1614. 600 € Graesse II, 61. Brunet VI, 21364. Lowndes II, 384. – Erste Ausgabe, zugleich seine letzte noch zu Lebzeiten veröffentlichte Schrift, in der Casaubon (1559-1614) den Nachweis erbringt, dass das sogenannte Corpus Hermeticum nicht früher als im 1. nachchristlichen Jahrhundert entstanden sein konnte. Damit sorgte er für eine epochale Zäsur in der philosophischen Tradition des Renaissancehumanismus, da nun als gesichert galt, dass es keine außerbiblische Weisheit aus vormosai­scher Zeit gegeben haben könne. Christlich-metaphysisch inspirierte Weltbilder beispielsweise des Neuplatonikers Marcilio Ficino waren damit auf einen Schlag ad acta gelegt. – Schönes und wohlerhaltenes Exemplar aus dem Besitz des brandenburgischen Staatsmannes und Bibliophilen Abraham von Dohna (1579-1631), mit dessen eigenhändigem Besitz­ eintrag auf dem Titel, datiert auf das Jahr 1619. Seine umfangreiche Bibliothek befand sich auf dem Stammsitz der Familie im ostpreußischen Schloss Schobitten, wohin er sich ab 1621 bis zu seinem Tod zurückzog. Abbildung

2295 Duns Scotus, Johannes. Opera omnia editio nova. Juxta editionem Waddingi XII tomos continentem a patribus Francscanis de observantia accurate recognita. 26 Bände. 27,5 x 19,5 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Ludwig Vivès, 1891-1894. 900 € Neudruck der zuerst 1639 in Lyon erschienenen ersten Gesamtausgabe, die nach ihrem Herausgeber, dem irischen Franziskanerpater Luke Wadding (1588-1657), benannt ist. Ein moderner Nachdruck erschien 1968 bei Olms in Hildesheim. Bis heute die umfangreichste Ausgabe. – Im Rand papierbedingt etwas gebräunt, sonst sauber und wohlerhalten. Exemplar aus der Bibliothek der Maria-von-den-Engeln-Kirche in Liverpool, mit entsprechenden Exlibris sowie längerer Geschenkwidmung aus dem Jahr 1914.

2296 (Eilschov, Frederik Christian). Historisch-critische Lebensbeschreibung des Weltweisen Pythagoras mit einer Vorrede Hn. Kofod Anchers ... Aus dem Dänischen übersetzt von Philander von der Weistritz. 28 Bl., 115 S. 17 x 10 cm. Flexibler Buntpapierumschlag d. Z. (ausgeblichen). Kopenhagen und Leipzig, Friederich Christian Pelt, 1756. 250 € VD18 90094506. – Einzige deutsche Übersetzung. „Daß die Lebensbeschreibungen berühmter Männer nützlich zu lesen sind, läugnet wohl niemand ... Hier siehet man eine angebohrne, dort eine selbst erworbene Vollkommenheit. Jene verherrlichet den Schöpfer, dieser aber ermuntert die Leser zur Nachfolge. Unter so herrlichen Gaben äussert sich das Menschliche unterweilen deutlich genug, und man merket nicht selten die Fusstapfen von der Schwachheit der Natur, die wir mit ihnen gemein haben“ (S. 1). – Gleichmäßig gebräunt.

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2297 Gebhard, Martin Anton. Harmonie. Erklärung dieser Idee in drey Büchern und Anwendung derselben auf den Menschen in allen Beziehungen. 3 Teile in 1 Band. Mit 8 Kupfern auf 4 doppelblattgroßen Tafeln. 27 x 22,5 cm. Interims-Pappband d. Z. (fleckig). München, H. H. Falter und Sohn und H. J. Lindauer, 1817. 300 € Einziger Druck der kuriosen philosophisch-musiktheoretischen Untersuchung über die Bestimmung der Musik als philosophischer Wissenschaft, verfasst von dem Steindorfer Benediktiner Martin Anton Gebhard (1776-1836). Die drei Teile behandeln: I. „Harmonie in der Musik. Fünfzehn dialogische Vorlesungen über ein neues Central-Tongrad-System, nebst einem Anhange über die musikalische Schrift-Zeichen und Sprachkunde, wie auch musickalischen Figuren und Notenbeyspielen“ - II. „Harmonie in der Zeit und Zeitgeschichte. Versuch einer Chronomathesis und Chronometrie, oder sinnlich anschauliche Darstellung der reinen Zeit durch den reinen Ton, Berechnung und

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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ Vermessung derselben“ - III. „Harmonie in der Philosophie. Versuch, die Idee Harmonie als Prinzip und Zweck aller Philosophie geltend zu machen“. Die Tafeln zeigen verschiedene geometrische Figuren, darunter einen „musikalischen Globus“. – Sauber und wohlerhalten, die Tafeln im Anhang auf Falze montiert. Unbeschnittenes und sehr breitrandiges Exemplar im Interimseinband. Abbildung

2298 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich. Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Herausgegeben von Karl Ludwig Michelet. 3 Bände. 21,5 x 12,5 cm. Pappbände d. Z. (Rücken, Kapitale und Kanten berieben) mit RVergoldung, goldgeprägten RSchildern und je 2 Bibliotheksetiketten. Berlin, Duncker und Humblot, 1832-1836. 250 € Goedeke V, 11, 25. Vgl. Ziegenfuß I, 485. – Erste Ausgabe der posthum erschienen Vorlesungen, die von Hegels Schülern aufgearbeitet und als Bände XIII-XV in die Werkausgabe 1832ff. eingingen. – Ohne die drei Reihentitel. Stellenweise leicht gebräunt, vereinzelt minimal stock­ fleckig. Innenspiegel mit altem Schild der „Bibliothek der staats- und landwirtschaftlichen Akademie Eldena“. Titel mit hs. Nummer und Besitzvermerk. – Beigegeben: Derselbe. Vorlesungen über die Philosophie der Religion. Nebst einer Schrift über die Beweise vom Daseyn Gottes. Herausgegeben von Philipp Marheineke. 2 Bände. XVI, 376 S.; VI, 483 S., 3 Bl. 21,8 x 12,4 cm. Halbleder d. Z. (berieben, Ecken bestoßen, fleckig) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Ebenda 1832. - Erste Ausgabe, die ebenfalls als Teilbände in der Werkausgabe Berlin 1832-1845 erschienen ist. 2297

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_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik 2299 Kant, Immanuel. Werke. Herausgegeben von Ernst Cassirer. 10 Teile und Ergänzungsband, zusammen 11 Bände (= alles Erschienene). Mit einigen, meist gefalteten Handschriften-Faksimiles. 24 x 16,4 cm. Braunschwarze geflammte OKalbslederbände (Kanten vereinzelt unmerklich berieben) mit RVergoldung, 2 goldgeprägten RSchildern, goldgeprägten Deckelbordüren, Innenkantenvergoldung und KGoldschnitt, in OPappschubern mit RSchildern. Berlin, Cassirer, 1912-1922. 2.400 € Ziegenfuß I, 178. – Unbeschnittene Mischauflage in den Einbänden der Vorzugsausgabe, einige Bände auf den originalen, ausschließlich für diese Ausgabe geschöpften Bütten mit dem Wasserzeichen „Van Gelder Zonen - KANT“, einige in späterer Auflage (3.-5. bzw. 6.-7. Tausend), einheitlich gebunden und mit dem elften Band „Kants Leben und Lehre von Ernst Cassirer“ (Berlin 1918). – Nur ganz vereinzelt gering angestaubt. Schöne, dekorativ gebundene Reihe. Abbildung

2300 Kant, Immanuel. Der Streit der Facultäten in drey Abschnitten. XXX, 205 S., 20 x 12 cm. Roter Pappband d. Z. (Rücken lichtrandig, berieben, Bezugspapier mit größeren Fehlstellen) mit goldgepr. RTitel und Deckel­ filete. Königsberg, Friedrich Nicolovius, 1798. 180 € Goedeke V, 3, 1, 19. Warda 193. – Erste Ausgabe. Enthält ab Seite 165 die Abhandlung Von der Macht des Gemüths durch den bloßen Vorsatz, seiner krankhaften Gefühle Meister zu seyn, Kants Replik auf Hufelands Von der Kunst, das menschliche Leben zu verlängern. Ein in der Kollation abweichender zweiter Druck erschien noch im selben Jahr, allerdings ohne Druckerangabe. – Minimal gebräunt, Blätter XIII-XXX mit kleiner Kerbe am unteren Rand. Fliegendes Vorsatzblatt mit zeitgenössischer lateinischer Widmung „Amico amicus, memoriae studii ab utroque nostrum in philosophiam impensi. Baranott“. Abbildung

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2301 Der Kinderfreund. Ein Wochenblatt. (Herausgegeben von Christian Felix Weisse). Dritte verbesserte Auflage. Teile I bis XII in 6 Bänden. Mit 6 gestochenen Titelvignetten, 16 Kupfertafeln und 15 gestochenen Noten­tafeln. 16,5 x 9,5 cm. Halbleder d. Z. (Kapitale, Rücken und Kiebitzpapierbezüge berieben, Ecken bestoßen, zwei Bände am Rücken und an den Ecken mit kleinen Fehlstellen) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Leipzig, Siegfried Lebrecht Crusius, 1780-1782. 180 € Wegehaupt I, 2243. Vgl. Goedeke IV/1, 140, 14. – Laut Wegehaupt ein nicht näher bezeichneter Neudruck der dritten Auflage, die Teile X und XI sind hier auf 1782 statt auf 1781 datiert. Bei den Ausgaben der dritten Auflage wurden je zwei Teile der ersten Auflage zu einem zusammengefasst, sodass diese mit 12 Teilen komplett ist. Teils mit beigebundenen Subskribentenlisten. – Etwas gebräunt, wenige Lagen stärker gebräunt, stellenweise leicht stockfleckig. Ein Blatt in Teil VIII mit seitlichem Ausriss (ohne Buchstabenverlust).

2302 Pestalozzi, Johann Heinrich. Lienhard und Gertud. Ein Buch für das Volk. 4 Bände. Mit 4 gestochenen Titelvignetten von Chodowiecki und typograhisch gefalteter Musikbeilage. 18,5 x 12 cm. Pappbände d. Z. (leicht fleckig, Kapitale etwas berieben) mit hs. (verblassten) RSchildern. Berlin und Leipzig, George Jacob Decker (bzw. ab Band II: Frankfurt und Leipzig, o. Dr.), 1781-1787. 1.000 € Goedeke XII, 62,1a und IV/1, 611, 2. Israel, Pestalozzi I, 43,7. Rümann 848. Engelmann, Chodowiecki 381 . Printing and the Mind of Man 258. Slg. Borst 425 (allerdings irrtümlich mit den Kupfern zur französischen Ausgabe von 1783). – Seltene erste Ausgabe von Pestalozzis

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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ 2303 Pestalozzi, (Johann Heinrich). Meine Lebensschicksale als Vorsteher meiner Erziehungsinstitute in Burgdorf und Iferten. 2 Bl., 251 S. Pappband d. Z. (Gelenke stellenweise angeplatzt, leicht berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, Gerhard Fleischer, 1826. 350 € Goedeke IV/1, 611, 5. Borst 1504. – Erste Ausgabe der selbstkritischen Autobiographie, geschrieben nach der Schließung des Instituts in Iferten, zugleich sein letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes Werk. „Ich darf ... über die Ursachen meines diesfälligen Schicksals durchaus nicht mehr das Stillschweigen fortsetzen, das ich bisher darüber beobachtete. Es ist jetzt meine Pflicht, über diesen Gegenstand öffentlich helles Licht zu verbreiten. Ich bin dieses meinem Zeitalter, ... ich bin es endlich mir selbst und den ... Gliedern meines Hauses, die im Drange und im Unglück meiner Bestrebungen vielseitige Leiden mit mir erduldet, schuldig“ (Vorrede). – Titel mit Stempelrasur und hs. Besitzvermerk. Leicht braun- und stockfleckig.

2304 Rousseau, J(ean) J(acques). Du contract social; ou principes du droit politique. 1 Bl., IV, 202 S. 16,5 x 10 cm. Kalbleder d. Z. (gering berieben, Rücken mit kleiner Schabspur) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Amsterdam, Marc Michel Rey, 1762. 200 € Vgl. Ziegenfuß II, 383ff. – Einer von mehreren Amsterdamer Oktavdrucken aus dem Jahr der Erstausgabe, Titelblatt mit einer gekrönten Vignettenrahmung. – Vereinzelte geringe Flecken. Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

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2305 Salzmann, C(hristian) G(otthilf). Sebastian Kluge, ein Volksbuch. 6 Bl., 226 S. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 17 x 11 cm. Pappband d. Z. (stärker berieben, mit Schabspuren, Rückenbezug mit Fehlstellen). Leipzig, Siegfried Lebrecht Crusius, 1790. 120 € Goedeke V, 487, 3. Pfauch-Röder 364. – Erste Ausgabe. – Ohne das Frontispiz. Fl. Vorsatz mit teils gestrichenen Besitzeinträgen.

erstem großen Werk, „einer Art Erziehungsroman“, über dessen Entstehung er in einem Brief an Battier berichtet: „Ich fing bei der Hütte einer gedrückten Frau und mit dem Bild der größten Zerrüttung des Dorfes an und endete mit seiner Ordnung“ (Israel S. 50). Diese Frau wird Ausgangspunkt und Vorbild für die allgemeine Volkserziehung, also auch für die „Schule des Volkes“, die das den Kindern ersetzen soll, was sie von ihren Eltern nicht bekommen, aber doch so unumgänglich nötig haben. Pestalozzi „hat seine Erziehungsromane auch ‚Volksbücher‘ genannt. Sie sollten breiten Kreisen des Volkes die Grundlagen seines Denkens nahebringen. Er dachte dabei vor allem an bäuerliche Leser und daran, dass die Details der Geschichten mit dem ganzen Reiz auf Kinder wirken könnten. J. H. Campe übernahm Teile aus Lienhard und Gertrud in seine Kinderbibliothek“ (Bertlein in LKJ III, 21). Die Musikbeilage enthält das von Keißer vertonte Gedicht Goethes „Der du von dem Himmel bist“. – Stockfleckig bzw. im Satz etwas gebräunt, sonst wohlerhaltenes und unbeschnittenes Exemplar. Fl. Vorsatz mit hs. Besitzvermerk. Abbildung

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2306 Schad, Johann Baptist. Geist der Philosophie unserer Zeit. XXVIII, 408 S. 17 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (leicht berieben und bestoßen). Jena, Cröker (und Prager), 1800. 150 € VD18 12351415. – Einzige Ausgabe. „So nachhaltig auch der philosophische Streit über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung, der zwischen Fichte, und dem größten Theile des philo­so­-phi­ schen Publicums mit ganz ungleichen Waffen seit einem Jahre geführt wurde ... so bin ich doch vollkommen überzeugt, daß für die Philosophie, als Wissenschaft überhaupt, und insonderheit für die wissenschaftliche Begründung der dem ganzen Menschengeschlecht eben so nothwendigen, als heiligen Ueberzeugung von der Realität der Idee der Gottheit, mit welcher die ganze Würde, und das höchste Interesse der Menschheit verbunden ist, kein glücklicherer Vorfall sich hätte ereignen können“ (S. 2f.). – Leicht gebräunt und braunfleckig. Ohne fl. Vorsätze.


_____________________________________________________________________________________________________________ Philosophie und Pädagogik 2307 Siebeck, August. Seelenlehre für Kinder. VIII, 239 S. Mit gestoch. Frontispiz von A. Schule nach Lange. 17,5 x 11,5 cm. Pappband d. Z. (Ecken und Kanten beschabt und teils unfachmännisch restauriert) mit RSchild. Leipzig, Christian Ernst Kollmann, 1822. 120 € Vgl. Kosch XVII, 584. Goedeke X, 251. – Seltene erste, bei Kosch und Goedeke nicht erwähnte Ausgabe dieser Sammlung von 28 pädagogischen Gesprächen eines Lehrers mit seinem Schüler. Siebeck (1786-1842) war Lehrer und Vorsteher einer Erziehungsanstalt und seit 1815 Organist an der St. Johanniskirche in Leipzig. Spätere Auflagen erschienen ebenda 1833 und 1835 (unter leicht abweichenden Titeln). – Wenige Anstreichungen, Impressum mit hs. Jahresanzahl. Sonst wohlerhalten. Abbildung

2308 Solger, (Karl Wilhelm Ferdinand). Nachgelassene Schriften und Briefwechsel. Hrsg. von Ludwig Tieck und Friedrich von Raumer. 2 Bände. XVI, 780 S.; 2 Bl., 784 S., 1 Bl. Pappband d. Z. (Rücken verblasst, etwas berieben und lichtrandig) mit goldgeprägtem RSchild. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1826. 180 €

2304

Goedeke V, 14, 33, 1. – Erste Ausgabe der posthum herausgegebenen Sammlung, mit der die Philosophischen Gespräche von 1817 ergänzt werden. Der erste Band enthält kleinere Aufsätze aus den Jahren 1800 bis 1819 und darin eingestreut den Briefwechsel mit den Freunden Tieck, Raumer und anderen, außerdem Kritiken aus seinem Tagebuch über Werke von Klinger, Schiller, Kosegarten, Voss, Baggesen, Novalis, Jean Paul, Goethe u. a. Band zwei enthält hauptsächlich philosophischästhetische Schriften. – Titel und hinterer Innenspiegel gestempelt.

2309 Sulzer, Johann Georg. Anweisung zu Erziehung seiner Töchter. 100 S. Mit gestochener Titelvignette von J. R. Schellenberg. 17,5 x 11 cm. Neuere Broschur. Zürich, Johann Caspar Füßli, 1781. 450 € Brüggemann-Ewers 1638. Doderer Ergänzungsband 520. – Seltene erste Ausgabe. – Leicht stockfleckig, Titel mit Signatur in Kopierstift. Abbildung Seite 96

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Philosophie und Pädagogik ___________________________________________________________________________________________________________ 10 cm. Leder d. Z. (berieben und etwas bestoßen) mit RVergoldung und 2 goldgeprägten RSchildern. O. O. u. Dr. 1766. 150 € Taschenausgabe der Aphorismensammlung. – Es fehlen zwei Blatt der Vorstücke in Band I. Fl. Vorsatz mit Besitzvermerk. Wohlerhalten.

2311 Westley, Robert H. Reading book for girls. The island; or, adventures of a little gil. - Englisches Lesebuch für Mädchen. Die Insel, oder Abenteuer eines kleinen Mädchens. Eine Erzählung. VII, 168 S. 18 x 11,5 cm. Roter OLeinenband (etwas berieben, vorderes Gelenk geplatzt) mit goldgeprägtem Deckeltitel und Deckelornament sowie Goldschnitt. Leipzig, Adolf Gumprecht, 1859. 150 € In keiner deutschen Bibliothek nachweisbare englischsprachige Textausgabe „für Schulen und zum Privatunterricht“. „Mit einem Wörterverzeichnis auf jeder Seite, Bezeichnung der Aussprache der schwierigen Wörter, und sechshundert Fragen über den Inhalt des Buchs, zur Übung im Sprechen“. Für den deutschen Markt in Leipzig gedruckt. – Stockfleckig. Fl. Vorsatz mit fünfzeiliger privater Geschenkwidmung von 1859. – Dabei: (Harriette Wilson). Things to be thought of. Addressed to the young. Third impression of five thousands. 96 S. Blindgeprägter OLeinenband mit goldgeprägtem Deckeltitel. Edingburgh, W. P. Kennedy, 1853. - Vortitel mit zeitgenössischem Besitzeintrag.

2312 Wolff, Christian. Vernünfftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen. Die achte Auflage hin und wieder vermehret. 30 Bl., 672 S., 16 Bl., 16 S. Titelblatt in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz. 17 x 10,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken berieben, Ecken bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Halle, Renger, 1741. 180 €

2309

2310 Voltaire, (François-Marie Arouet). Pensées philosophiques, ou tableau encyclopedique des connaissances humaines, contenant l‘ esprit, principes, maximes, caractéres, portraits, &c. 2 Bände. XVI, 395 S.; 1 Bl., 376 S. 16 x

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VD18 14774755. Vgl. Ziegenfuß II, 906f. Volpi 765ff. Bautz XIII, 1525. – Achte Auflage der erfolgreichen aufklärerischen Schrift Christian Wolffs (1679-1754), die zuerst 1720 bei Renger erschien und noch mehrfach aufgelegt wurde. „Wolffs ethische Untersuchung gehört zu den ersten Versuchen einer systematischen Darstellung neuzeitlicher praktischer Philosophie. Die Deutsche Ethik besteht aus vier Teilen, wobei der erste Grundlegungsfunktion besitzt, während die übrigen drei eine Pflichtenlehre des Menschen gegen sich selbst, Gott und den Nächsten entwerfen“ (Volpi). Mit dem dazugehörigen 16seitigen Anhang Wie er es künfftig mit den Einwürffen halten will, Die wieder seine Schrifften gemacht werden. – Etwas gebräunt, vereinzelt mit zeitgenössichen Anmerkungen in brauner Tinte am Rand. Spiegel mit verblasstem altem Stempel.


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2314

Kinder- und Jugendbücher 2313 ABC Buch. 6 Bl. Mit zahlreichen teils farbigen Illustrationen. 29 x 19,5 cm. Farbig illustr. OPappband (etwas fleckig und knickspurig). O. O., Dr. u. J. (um 1890). 150 € Seltenes ABC-Buch der Kaiserzeit ohne jeglichen Hinweis auf ein Impressum. – Papierbedingt gebräunt.

Theodor Hosemanns erstes Kinderbuch 2314 (Das allergrösste Bilder-ABC). Bilderbogenfolge von 22 kolorierten lithographischen Tafeln mit zusammen 110 Abbildungen unter Mitwirkung von Theodor Hosemann. 41 x 33,5 cm. Lose Blatt unter Passepartout in moderner HLeinenkassette mit Deckeltitel. (Berlin, Winckelmann, 1828). 9.000 € Brieger, Hosemann 1. Geister, Hosemann 2. Sammlung Hobrecker 88. – Erste Ausgabe des großformatigen ABC-Buchs in der überaus sel­ tenen Variante als Bilderbogen. Die Bogen erschienen in Buchform und werden bibliographisch auch nur so genannt. Lediglich Wegehaupt, Winckelmann Nr. 1 weist darauf hin, dass die Tafeln auch einzeln als Bilderbogen erschienen sind. „Der erste Verlagsartikel Winckelmanns in Berlin und wohl auch das erste Kinderbuch von Theodor Hosemann“

(Wegehaupt III, 69). Jeder Bogen trägt im linken unteren Rand eine Verlagsnummer. Die sorgfältig kolorierten Blätter zeigen jeweils einen Buchstaben aus einem mit witzigen Einfällen ausgeführten Figurenalphabet von Ruge und dazu meist drei bis fünf Darstellungen, die wahrscheinliche von Hosemann stammen und den entsprechenden Buchstaben mit Alltagsszenen aus der Biedermeierzeit illustrieren: „Caféstube“, „Duell“, „Familie“, „Fischer“, „Guckkasten“, „Jagd“, „Nähschule“, „Pferdehandel“, „Quacksalber“ etc. „Als Winckelmann sich gegen 1828 von seinem Sozius trennte, um in Berlin einen Verlag zu gründen, nahm er Hosemann als Zeichner mit“ (Künnemann in LKJ I, 571, ohne vorliegendes Werk zu kennen). „Die zunächst in Düsseldorf ansässig gewesene Firma Winckelmann hatte sich 1828, zum Zeitpunkt ihrer Etablierung in Berlin, einen hochbegabten Hausillustrator mitgebracht, den jungen Theodor Hosemann (1087-1875). Zum Programm des angesehenen, die Lithographie pflegenden Unternehmens am Spittelmarkt zählten Bilderbögen, Guck­ kastenbilder und vor allem illustrierte Kinderbücher“ (S. Knopf in AdA 2, 1992, S. 56). Das lithographische Titelblatt, welches lediglich den in Buchform herausgegebenen Exemplaren beigegeben wurde, ist hier als Faksimile beigegeben. – Einige Blatt schwach gebräunt und mittig teils mit leichten Falzspuren, vereinzelt auch mit kleinen Läsuren im breiten weißen Rand und mit Quetschfalten. Insgesamt aber ein wohlerhaltenes Exemplar des wohl schönsten und seltensten ABCBuches des Biedermeier. Abbildung auch Seite 98

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2315

2315 Bilderschatz aus dem Kinder und Familienleben. Nach Stufen geordnet (Deckeltitel). Folge von 11 kolorierten lithographischen Bilderbogen mit 113 Darstellungen. 25 x 32,5 cm. Farbig illustrierter OHleinenband (stärker fleckig). Esslingen, Schreiber, (1844). 350 € Seltene Bilderbogenfolge des Biedermeier. Die Tafeln mit den Titeln „Früheste Kindheit“, „Das selber spielende Kind“, „Das Thierreich“, „Die vier Elemente und der Mensch“, „Gewerbe“, „Die Tageszeiten“, „Jahreszeiten, Festtage und Festzeiten“, „Christlich-religiöses, sittliches und bürgerliches Leben“, „Räthsel“, „Fabeln“ sowie „Parabeln, Romanzen und Volkslieder“. – Tafel IX mit kleinem geschlossenen Randeinriss. Sonst nur etwas braun- und fingerfleckig. Bindung gelockert.

22 cm. Privater HLederband d. Z. (etwas berieben) mit montierter goldgeprägter Scherenschnittvignette auf dem VDeckel und goldgeprägten Initialen auf dem Rückdeckel. (Berlin 1927). 250 € Vermutlich die Druckvorlage für ihr im Folgejahr 1928 im Verlag Burckhardthaus in Berlin-Dahlem erschienenes Jugendbuch. Enthält zehn jeweils mit einem Orig.-Scherenschnitt illustrierte Lieder mit

Abbildung

2316 Bromberger, Otto. Der kleine Dichter. Ein lustiges Bilderbuch für gescheite Kinder. 27 S. Mit zahlreichen kolorierten Textillustrationen von Hans Probst. 23,5 x 18,5 cm. Farbig illustrierter OLeinenband (fleckig und berieben, Rücken defekt). München, Braun und Schneider, (um 1909). 150 € Nicht bei Klotz. – Erste Ausgabe des reizend illustrierten Bilderbuchs mit 43 von den Kindern zu ergänzenden Rätselreimen, im Anhang mit der Auflösung der Reime. – Etwas fingerfleckig, sonst wohlerhalten. Innenspiegel mit Geschenkwidmung von 1920.

2317 Busch-Schumann, Ruthild. „Lieder vom Liebhaben“. Illustriertes Orig.-Manuskript zum gleichnamigen Kinderbuch. 27 Bl. (hs. Paginierung irrig: 28 Bl.) Kalligraphischer Text in Rot und Schwarz mit Noten und 13 mont. Orig.-Scherenschnitten von Ruth Busch-Schumann. 17 x 2317

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2319 (Ausschnitt)

entsprechendem Notentext. Die aus Köln stammende Kinderbuchautorin und Illustratorin Ruthild Busch-Schumann (1900-1989) studierte an den Kunstgewerbeschulen Hannover und Dresden, sie verfasste zahl­reiche Kinderbücher, häufig auch mit eigenen Illustrationen in Aquarell und Scherenschnitt. Erstes Textblatt mit eigenhändiger Geschenkwidmung „Zu deiner Hochzeit - deine Ruthild 4. Oktober 1927“. – Vereinzelte geringe Flecken. – Lose beiliegend vier weitere montierte und signierte Orig.-Scherenschnitte sowie ein kalligraphisches Doppelblatt mit dem Liedtext „Soll alles wie im Märchen sein“. Ferner beiliegend ein kleines Konvolut loser Papierschnitte sowie in im Innendeckel montiertes Orig.-Photo (wohl ein Familienbild der Autorin). Abbildung Seite 99

2318 Caspari, Gertrud. Anschauungs- und Darstellungsbuch. Auf dem Lande. 2. Auflage. 6. - 10. Tausend. 40 S. Mit 30 blattgroßen farbigen Illustrationen und mehreren farbigen Textillustrationen sowie Buchschmuck von Gertrud Caspari. 34,5 x 26 cm. Farbig illustr. OHalbleinenband (fleckig und berieben, Kanten und Ecken beschabt). Leipzig, Alfred Hahn, (1911). 130 € Neubert 11.2 (mit mehreren Abb.). Vgl. JKL I, 246f. Schug 508. Villa Stuck II, 150. – Mit der ersten Ausgabe identische zweite Auflage des berühmten Beschäftigungsbuches mit realistischen Darstellungen des täglichen Lebens. Die Illustrationen zeigen in der Art von Ausschneidebögen Haustiere, Autos, Eisenbahnen, Schiffe etc. – Innengelenke gebrochen und verschmutzt durch Ablösen eines vergilbten Klebestreifens. Bindung lose, teils leicht fingerfleckig, die montierte Papiertasche auf dem hinteren Innendeckel nur noch mit der fertig ausgeschnitten Probefigur (Bär). Ohne die Papierbögen, die Pappscheibchen und das Zentimetermaß. 2324

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_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2319 Le Champ de Foire. Revue comique. Jeux, raretés, plaisirs merveilles. Farbig lithographiertes, durchgehendes Panorama (Leporello). 15,5 x 183 cm. 16 gefaltete Segmente in illustriertem OPappumschlag. Pont-à-Mousson und Paris, Haguenthal bzw. Guérin-Muller, 1863. 500 € Höchst reizvolles Leporello, der aus einer lebhaften Darstellung eines Jahrmarktes besteht, mit zahlreichen Kindern und Erwachsenen im Sonntagsstaat, allesamt von den Belustigungen und vom Treiben auf dem „Champ de Foire“ fasziniert. Wir sehen ein Karussell, einen Tanzbär, einen Waffelbäcker, ein Gartenlokal, diverse Spiele, ein Ausstellungszelt, einen vortragenden „Charlatan“, ein Freilufttheater, Musi­zie­ rende u v. m. Die einzelnen Szenen tragen jeweils Untertitel. – Wohl­erhalten. - Selten. Abbildung

Frühwerk Adolf Menzels 2320 Feige, Emilie. Der kleine Gesellschafter für freundliche Knaben und Mädchen von 5 bis 10 Jahren. 31 Bl., 40 (statt 44) S. Mit 30 lithographischen Illustrationen von Adolf Menzel. 19 x 12,5 cm. Moderner Leinenband mit goldgeprägtem Deckeltitel. Berlin, George Gropius, 1836. 3.000 € Wegehaupt IV, 568. Rümann, Kinderbücher 110. Rümann, Die deutschen illustrierten Bücher des 19 Jhdts., 1353 und „Das illustrierte Buch des 19. Jhdts.“, S. 216 mit Abbildung. Hobrecker, Kinderbücher, S. 147. Bock, Menzel 148 177. – Erste und einzige Ausgabe des Jugendwerks von Adolf Menzel, das zu den großen Seltenheiten der Kinderbuchliteratur gehört. „In Bezug auf den Inhalt und die Anordnung ist das Werkchen offenbar in nächster Anlehnung an Otto Speckters kurz vorher in Hamburg erschienenes Fabelbuch entstanden. Während Speckters Fabelbuch, das gegen Menzels jugendfrische Arbeit besonders dürftig aussieht, weit verbreitet und vielfach neu verlegt worden ist, gehört der kleine Gesellschafter zu den größten Seltenheiten“ (Bock, A. Menzel, Verzeichnis seines graphischen Werkes, S. 119). „Im Vergleich mit Heys Fabeln wirken die Texte dürftig und ungekonnt. Erst durch Menzels Zeichnungen erhalten die Szenen ihre Prägnanz. Einige Bilder haben fast malerische Qualität“ (Brunken/Hurrelmann/Pech 209). „Sicher ist es mehr den künstlerisch anspruchsvollen Federzeichnungen Menzels zu verdanken, daß das Buch noch heute als ein Kunstwerk der Kinderliteratur des frühen 19. Jahrhunderts angesehen wird“ (H.Müller in LKJ IV, 191). Nach Elfriede Bock sind nicht mehr als fünf vollständige Exemplare in öffentlichen und privaten Sammlungen nachweisbar. – Es fehlen die beiden Textseiten 27 bis 30. Fingerfleckig, die Textseiten stark braunfleckig und teils mit Einrissen oder kleinen Randläsuren. Etwas beschnitten.

2320

ten Hamburger Hoteliersfamilie Haerlin. Friedrich Haerlin (1857-1941) eröffnete 1905 das Hotel „Vier Jahreszeiten“ am Neuen Jungfernstieg in Hamburg. Vortitel und Titelblatt mit den Namenszug „Haerlin“ bzw. „W. Haerlin“ in rotem Buntstift.

Abbildung

2321 Geist, Hans-Friedrich. Spielzeug. Eine bunte Fibel. 2, 42, 2 Bl. Mit 42 ganzseitigen farbigen Illustrationen. Illustrierter OPappband (Rücken restauriert unter Verwendung alter aufkaschierter Rückenteile, Ecken bestoßen). Leipzig, Ludwig Staackmann, 1938. 60 € Erste Ausgabe der Spielzeugfibel mit Illustrationen von Alfred Mahlau (1894-1967). – Etwas gebräunt. Exemplar aus dem Besitz der berühm-

2322 Grimm, J. und W. Fairy Tales. XI, 1 Bl., 96 S., 1 Bl. Mit kleiner Titelvignette und zahlreichen kolorierten Textholzschnitten von Willi Kredel. 22,5 x 16,5 cm. Brauner OLederband (Rücken ausgeblichen) mit RTitel und goldgeprägter Deckelvignette. Offenbach a. M. 1931. 120 € Salter 1.16. – In kleiner Auflage für die Mitglieder des „Limited Editions Club“ erschienen. Mit einer Einführung von Harry Hansen. – Minimal gebräunt, sonst wohlerhalten.

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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ 2324 Grüger, Heribert. Liederfibel. Kinderlieder in Bildernoten. 39 S. Mit zahlreichen farbigen Textillustrationen von Johannes Grüger. 27,5 x 21 cm. Illustrierter OHleinenband (fleckig und berieben). Breslau, Ostdeutsche Verlagsanstalt, (1927). 150 € Erste Ausgabe des pädagogisch ambitionierten Liederbuchs der Brüder Grüger zum spielerischen Erlernen der Notentexte, die auch als Bildmotive gemalt sind, wobei die Bewegung der Figuren genau der Melodie entsprechen und sogar die Länge der Töne durch die Farbe, Form und Größe der Figuren voneinander unterschieden werden können. U. a. auch zu den „Zehn kleinen Negerbuben“. – Etwas fingerfleckig, Innengelenke angeplatzt und etwas gelockert. Ein Notentext mit Bleistifteinträgen. Abbildung Seite 100

2325 Illustrierte Kinderreime. Konvolut von 5 lithographischen Tafeln auf farbigem Papier mit Kinderszenen, teils mit Titeln oder gereimten Sinnsprüchen auf grün­ farbenem, blauen und orange gefärbtem Papier. Ca. 22 x 17 cm. Neu-Ruppin, Oehmigke, ca. 1840. 140 € Folge aus mindestens zwei Veröffentlichungen. Drei der lithographischen Darstellungen erschienen bei Oehmigke. „Der Kuckuk“, „Die Schildkröte“ und „Der Hecht“ sind in dekorativer Umrahmung und mit kurzen Gedichten versehen. „Höre Schildkröte im Fahrweg dort, krieche heraus, mach Dich fort. Ein großer Wagen kommt daher, ich denke, er ist beladen schwer; Geschwind! Die größte Eile thut Noth, sonst findest Du alsbald den Tod.“ Zwei weitere Tafeln auf orangefarbenem und blauen Papier zeigen „Das Tischgebet“ und „Eltern Segen“. – Sauber unter Passepartout. Vereinzelt gestempelt und leicht gebräunt.

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Seltenes Bilderlotto der DDR 2323 Groote, Ingeborg de. Russisches Bilderlotto für deutsche Schüler und Schülerinnen der 5. und 6. Klasse. Mit 18 farbigen Lottotafeln, 12 umrissgezeichneten Lottotafeln, 12 großen und 96 kleineren Lottokärtchen von Sigrid Geißler. 24,5 x 32,5 cm. Farbig illustrierte OPappkassette (Kanten etwas berieben). Pössneck, Rudolf Forkel, (1965). 120 € Erste Auflage. Die 12 Spieltafeln sind in drei Gruppen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden eingeteilt. Zu jedem Thema gibt es eine Farbtafel und eine Umrisstafel: Gruppe I mit 3 Tafeln: In der Klasse (1) (die Tafel ist 7mal vorhanden); In der Klasse (2); Im Ranzen (die Tafel ist 2mal vorhanden). Gruppe II mit 3 Tafeln: In der Schule; In der Küche; Lebensmittel. Gruppe III mit 6 Tafeln: Die Familie; Im Gemüsegarten; Im Zimmer (hier fehlt die Farbtafel); Im Werk (Fabrik); Auf der Landkarte; Auf der Strasse. Zu jedem Bild gibt es ein größeres Lottokärtchen (6 sind hier doppelt) und 8 kleinere (hier sind 32 doppelt). Das vorliegende Spiel enthält also statt 108 Kärtchen 146 Lottokarten. Die Bild­tafeln sind mit russischer Beschriftung, auf der Rückseite der Lottokärtchen findet man in russischer Sprache den Namen des abgebildeten Gegenstandes und zwei Fragen mit den entsprechenden Antworten. Im Innendeckel eine ausführliche Spielanleitung für 3 (vom Schwierigkeitsgrad her unterschiedliche) Spielmöglichkeiten. – In sehr gutem Zustand, lediglich der Deckel mit Stempel „Inventarisiert unter Nr.“ und handschriftlicher Nummer.

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Abbildung

2326 Kelly, Arthur. The Rosebud and other tales. 78 S. Mit 20 montierten farb. Illustrationen von Walter Crane. 25 x 19 cm. Farbig illustr. OLeinenband (etwas fleckig) mit KGoldschnitt. London, T. Fisher Unwin, 1909. 120 € Erste Ausgabe. – Vereinzelt etwas stockfleckig. Mit Exlibris.

2327 (Keschnitz, Wilhlem). Kleine Kindergeschichten aus dem Jugendleben. Zum Nutz und Frommen kleiner braver Kinder. 1 Bl., 22 S. Mit 4 kolorierten lithographischen Tafeln. 19,5 x 16 cm. HLeinen d. Z. (etwas stärker berieben). Schwäbisch Hall, Wilhelm Nitzschke, (1850). 200 € Klotz II, 3349/10. – Einzige Ausgabe. Der Autorverleger Wilhlem Nitzschke (1816-1866) gab unter seinem Pseudonym Wilhelm Keschnitz zahlreiche moralische Kinderbücher in seinem Verlag heraus. – Seite 15/16 mit restaurierten Läsuren im Satzspiegel (geringer Wortverlust). Mehrer Blatt im Bug verstärkt. Insgesamt etwas stärker fleckig, auch mit schwachem Feuchtigkeitsrand. Sehr selten, kein Nachweis in einer deutschen Bibliothek. Abbildung


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Mit Orig.-Tuschfederzeichnung 2328 Kopisch, August. Die Hi Ha Heinzelmännchen. 1 Bl., 24 S. Mit zahlreichen farbigen Textillustrationen von Adolf Propp. 25 x 20,5 cm. Illustrierter OHleinenband (etwas fleckig und gebräunt). Berlin, Wegweiser, (1922). 150 € Vgl. Doderer II, S. 243. – Das erstes Bilderbuch des Volksverbands der Bücherfreunde. „‘Die Heinzelmännchen‘ von Kopisch, die auf einer Vorlage aus Keightleys ‚Mythologie der Feen und Elfen‘ (1928) beruhen, wurden bis 1975 insgesamt 38 mal - illustriert von unterschiedlichen Künstlern - als Einzelschrift herausgegeben“ (Doderer). Vorderer Innendeckel mit aquarellierter Orig.-Tuschfederzeichnung von Adolf Propp mit einer eigenhändigen Widmung („Bübchen Denzler zu Weihnachten 1922 vom Onkel Propp“). – Teils etwas fingerfleckiges. Gutes Exemplar. Abbildung

Original-Aquarelle von Ernst Kutzer 2329 Kutzer, Ernst. 2 monogrammierte Orig.-Aquarelle auf Malerpappe. 12,3 x 30 cm. Jeweils unter Passepartout montiert. Um 1910. 700 € Sehr frühe Originalaquarelle von Ernst Kutzer (1880-1965), die wahrscheinlich als Vorzeichnung für Kinder-Wandfriese gedacht waren. Die beiden Aquarelle zeigen je fünf Kleinkinder mit einer Tigerkatze bzw. einem Hund und sind jeweils in der rechten unteren Ecke monogrammiert „EK“. – Ein Aquarell mit kleinem Braunfleck in der Darstellung und kleiner Montagespur an einer Ecke, sonst nur leicht berieben und gut erhalten. Abbildungen Seite 104

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2330 (Lada, Josef). Moje abeceda (tschechischer Druck: Das ABC). 6. Auflage. 22 Bl. Mit 22 chromolithographischen Textillustrationen. 19 x 18,5 cm. Illustrierte OBroschur (etwas fleckig und berieben, mit schwachen Randknicken, Rücken leicht lädiert). Prag, A. Sveceny, 1931. 150 € Jede Illustration mit vierzeiligem Kinderreim in Blaudruck, die gegenüberliegenden Seiten mit Kurzerzählung. Josef Lada (1887–1957) ist bekannt durch seine Illustrationen zum Roman Die Abenteuer des braven Soldaten Schweijk und seine Geschichten vom Kater Mikesch. – Anfangs und am Schluss mit kleinem Feuchtigkeitsrand, im Bug mit Knickspur, die letzten Blatt dort etwas lädiert bzw. lose.

Zauberlaterne für Kinder 2331 Laterna Magica der Firma Ernst Plank-Nürnberg. Schwarz lackiertes Blechgehäuse mit einer feststehenden und 2 beweglichen Linsen. Mit 71 handbemalten farbigen Glas-Bildschienen mit jeweils 4 Abbildungen. (Nürnberg, Ernst Plank, um 1890). 800 € Das Blechgehäuse, auf ein gußeisernes Fußgestell montiert, ist an der rechten Seite mit einer Tür zum Einstellen einer Petroleumlampe für die Beleuchtung versehen, an der das Firmenschild E. P. (Ernst Plank) befestigt ist. Das Fußgestell ist mit der Serien-Nr. 791 bezeichnet. Am 2328

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Gehäuse vorne ist eine feste Linse, eine Schiebevorrichtung für die Bild­gläser und davor eine Halterung für 2 bewegliche Linsen zum Ein­ stellen der Schärfe angebracht. Der Kaminaufsatz, für den Abzug der Lampenwärme, ist hier nachträglich für eine elektrische Handhabung mit Glühbirnen umgebaut worden. Es liegen dazu insgesamt sechs handbemalte Glas-Bildserien vor, davon zwei in den Originalholzschachteln mit Schiebedeckel von E. Plank, eine Serie in der Originalpappschachtel. Außerdem noch 3 weitere Bildschienen in einem etwas kleineren Format. Bei den Serien in der Originalschachtel handelt es sich um die Serien „F“ und „Q“. Die Bildscheinen zeigen Märchen, Struwwelpeteriaden und Böse-Buben-Geschichten, Robinsonaden, völkerkundliche Themen, Fische und Meerestiere, Schmetterlinge etc. Die Firma Ernst Plank existierte als Spielzeugfabrik in Nürnberg zwischen 1866 und 1934 und war eine der renomiertesten Hersteller von Blechspielzeug. – Bildschienen nur mit unwesentlichen Gebrauchsspuren. Blechgehäuse etwas rostfleckig. Die 3 Bilderserien in den Originalschachteln sind mit jeweils 12 Bildschienen komplett, bei den drei weitere Serien fehlt jeweils eine der 12 Bildschienen. Insgesamt sehr gut erhaltene, voll funktionstüchtige (Glühbirne liegt bei) und mit dieser großen Menge an Bilderleisten seltene Laterna Magica. Abbildung

2332 Leip, Hans. Das Zauberschiff. The Magic Ship. Ein Bilderbuch. A Children‘s Book. 16 Bl. Als Blockbuch gebunden. Mit 13 ganzseitigen farbigen Bildern. 27,5 x 26 cm. Farbig illustrierter OKarton (Rückenbezug an den Kapitalen und Rückdeckel an den Ecken mit Fehlstellen). Hamburg, Hammerich & Lesser, (1947). 200 € Katalog Stuckvilla II, 248. Schug 785: – Zweite Auflage des für die Zeit ungewöhnlichen und reizvollen Bilderbuches, dessen qualitätvollen Illustrationen man anmerkt, daß sie „seit zwanzig Jahren geplant“ waren.

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„Darin schreibt Leip zu dreizehn von ihm selbst entworfenen ganzseitigen Bildtafeln klarfarbig expressionistischer Komposition kleine Texte als Erlebnisfolge eines Kindes in deutscher und englischer Sprache“ (Schug). – Papierbedingt etwas gebräunt und vereinzelt leichte Stockflecken, sonst wohlerhalten.

2333 Löhr, J(ohann) Andreas Christian. Tändeleyen und Scherze für unsere Kinder. Band I (von 4). 1 Bl., VI, 146 S. Mit Kupfertitel mit Vignette und 8 Kupfertafeln. 20 x 16,5 cm. Illustrierter lithographischer OPappband (berieben und etwas bestoßen, Rücken im Stil der Einbandillustration restauriert). Leipzig, Gerhard Fleischer der Jüngere, (1805). 150 € Seebaß II, 1179. Nicht bei Klotz. – Erster Band der sehr seltenen vierbändigen Reihe. Enthält 19 Erzählungen für Kinder. „Löhr war ein ebenso verdienstvoller als fruchtbarer pädagogischer Schriftsteller, dessen Jugendschriften vor vielen anderen den Vorzug haben, daß die Erfindung derselben eine glückliche und die Behandlung derselben eine sehr gewandte und der Jugend angemessene ist“ (ADB XIX, 138). – Tafel III mit hinterlegten Randläsuren, Tafel VIII gelöst. Stockfleckig, Bindung insgesamt etwas schwach, vereinzelte Papierläsuren. Abbildung

2334 Munari, Bruno. Gigi cerca il suo berretto. Dove mai l‘avra‘ cacciato? (Gigi hat seine Mütze verloren. Wo kann sie sein?). 4 nn. Bl. Durchgehend farbig illustriert und mit zahlreichen beweglichen Klappen von Bruno Munari. 31,9 x 24 cm. Farbig illustriertes OHalbleinen mit Klammerheftung. (Verona), Montadori, (1945). 750 €


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher Sehr seltene erste Ausgabe eines Bilderbuches, das nach dem Krieg das Spielbilderbuch in einer neuen, experimentellen und auch humoristischen Art wieder aufgreift. „Bruno Munari (1907-1998) bedient sich besonderer zeichnerischer Mittel. Mit Hilfe bizarrer Linien, duch ungewohnte Darstellungstechnik und durch Anleitung zur speziellen Betrachtung (z.B. aus der Ferne) gibt er den Kindern die Möglichkeit, seltsame Figuren, Landschaften und phantastische Welten zu ent­ decken. Eine Reihe von Bilderbüchern verzichten ganz auf Text und überlassen es den ausdrucksvollen Illustrationen, natürliche Abläufe zu vermitteln“ (C. Poesio in LKJ II, S.48). „Dieser Künstler hat ab 1945 das Bilderbuch erneut zum Gegenstand experimenteller Umgangsweisen mit dem Medium ‚Buch‘ gemacht. Damit beginnt - man kann das nicht ohne Zusammenhang mit der alles zerstörenden Wirkung der Kriegs Katastrophe sehen, in der auch die traditionsreiche Buchkultur ruiniert worden war! - eine Geschichte des Bilderbuches, in der jetzt das Buch selbst in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung tritt: es ist nicht mehr nur ein ‚Trägermedium‘ für sprachliche und bildliche Botschaften, es ist selbst die komplexe, aber oft auch heitere Botschaft“ (Heller in Keune, Kat. 46,1). – Klammerheftung etwas angerostet, an den Rändern gebräunt, vereinzelt kleine Randläsuren, sonst gut erhaltenes Exemplar. Abbildung Seite 106

2335 Neue Bildergallerie für die Jugend. 20 Hefte der Reihe. Mit ca. 180 lithographischen Tafeln. OBroschuren (gering fleckig und etwas lichtrandig, 1 Heft deutlich stärker fleckig). Gotha, Carl Hellfarth bzw. J. G. Müller, 1834-1837. 300 €

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Kinder- und Jugendbücher ____________________________________________________________________________________________________ det sich eine gefaltete, gestochene Karte, die Europakarte ist signiert „Dessiné et Gravé par Daréna“. Letzte Blatt im Band zu Europa mit dem Druckervermerk „Paris. - Imprimerie de Casimir, 12, rue de la VielleMonnaie“. Die Bände befinden sich, je zwei übereinander, in der originalen Kassette mit handkolorierter Kupferstichvignette und gestochenem Titel „Petite Cosmographie Dédiée al la Jeunesse“. – Die beiden Bände zu Europa und Asien sind auf den ersten Seiten minimal stockfleckig, die beiden anderen Bände nahezu druckfrisch. Die Kassette etwas gebräunt, die Deckelillustration etwas abgegriffen, Teile der gol­denen Reliefbordüre fehlen. Abbildungen

2337 Rackham, Arthur. Der Märchenwald. Übersetzung aus dem Englischen besorgt von H. E. von Thewalt. 3 Bl., 119 S. Mit 12 montierten farbigen Illustrationen auf Tafeln und Buchschmuck von Arthur Rackham. 24,5 x 18 cm. OPergamentband (etwas fleckig und geworfen) mit großer figürlicher Deckelvignette in Schwarz und Gold sowie goldgeprägtem RTitel. Zürich, Rascher, 1919. 150 € Stuck-Villa 469. Seebaß II 1550. Vgl. LKJL III, S. 112. – Eines von 280 numerierten Exemplaren der Luxusausgabe auf bestem Hadernpapier. Enthält 13 Märchen. – Innen sauberes Exemplar.

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Kleine Sammlung der Reihe von seinerzeit bei Kindern sehr beliebten lehrreichen Bilderbüchern mit erläuterten Abbildungen zu verschiedenen Natur- und Kunstgegenständen, historischen Begebenheiten der Weltgeschichte, Stadtansichten etc., ein Vorläufer der später bei Jugendlichen so beliebten Bilderbogen. Vorhanden sind: Band VII (1834), Hefte I-V - Band IX (1836), Hefte I-VIII und X-XII (Heft VIII ohne Text). - Band X (1837; Neue Folge Band I), Hefte II, VIII und X-XI. – Etwas gebräunt, sonst wohlerhalten.

2336 Petite cosmographie. Dédiée à la jeunesse. Description de l‘ Europe, Amerique, Asie [und] Afrique. 4 Bände. 46 S., 1 Bl.; 47 S.; 46 S.; 45 S. Mit 24 gestochenen Tafeln und 4 mehrfach gefalteten Kupferstichkarten. 10 x 8 bzw. 10,5 x 16,5 x 2 cm. Illustrierte OPappbände in illustrierter OPappkassette (goldene Reliefbordüre am Deckel mit Fehlstellen, Bezugspapier stellenweise gelöst, bestoßen, Gebrauchsspuren). Paris, Marchands de Nouveautés, (um 1825). 500 €

2338 Der reisesüchtige Robinson, ein warnendes Beispiel für junge Leute, welche ohne gehörige Kenntnisse und hinreichende Erfahrung ihrer Neigung, die Welt zu sehen, folgen. 180 S. Mit 8 kolorierten Kupfertafeln. 17 x 10 cm. Pappband des späten 19. Jahrhunderts (Rücken stark berieben, Kapitale mit kleinen Fehlstellen, Ecken bestoßen). Frankfurt an der Oder, Trowitsch und Sohn, o. J. (um 1830). 350 € Wegehaupt I, 1770. Ulrich 92, 62. – Bemerkenswert hübsch illustrierte, anonym publizierte Robinsonade. Die Tafeln zeigen u. a. „Robinsons Abreise von Bremen“, „Robinson fängt ein lebendiges Lama“, „Freitag‘s Flucht von dem Europäischen Schiffe“ und „Robinson kehrt zu seinem Vater zurück“. Druck auf überwiegend grünlichem Papier. – Durchgehend leicht gebräunt und etwas stockfleckig. Abbildung

Dekorativ gestaltete Kosmographie für Kinder in vier kleinen Bändchen, jedes Bändchen widmet sich einem Kontinent. Die Buntpapierbezüge der Pappbände sind auf beiden Deckeln mit Kupferstichillustrationen versehen und betitelt „Description de l‘Europe“, „Description de l‘Asie“ usw. Die je sechs gestochenen Tafeln zeigen verschiedene Tierarten sowie Personen in traditioneller Kleidung. Am Ende jedes Bandes befin2336

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_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2339 Rubin, Eva Johanna. Der bunte Garten. Ein Buch für unsere Kinder. 9 Bl. Mit 4 ganzseit. farb. Illustrationen. 24,5 x 20,4 cm. Farbig illustr. OHalbleinen mit Klammerheftung (fleckig, berieben, Klammern leicht angerostet). Niederschöneweide-Berlin, Erich Thieme, (1946 oder 1947). 450 € Bode, Rubin 2. Mück 812. Weismann, 31. – Erste und einzige Ausgabe von Eva Johanna Rubins (1925-2001) erstem Bilderbuch, das gemeinhin als verschollen gilt. Sie hat in diesem schönen Bilderbuch Gedichte von P. Dehmel und Chr. Morgenstern sowie bekannte Kinderreime und Volkslieder mit der Hand geschrieben und mit farbigen Illustrationen versehen. Dazu noch vier ganzseitige Farbbilder zu eigenen Versen hinzu­ gefügt. „Eva Johanna Rubins (1926-2001) Zeichnungen von realistisch romantischer Deutlichkeit sind unverwechselbar. Trotzdem oder gerade weil sie auf alles verzichtet, was man gemeinhin modern nennt. Die optische Fülle, mit der uns ihre Arbeiten konfrontieren, hat etwas wenig Spektakuläres, etwas Zurückhaltendes. Immer ist alles dem Text verpflichtet, Nichts, kein Mummenschanz, keine Verkleidung findet um ihrer selbst willen statt. E. J. Rubins Bilderwelt ist intakt. Stiller Humor und eine optimistische Grundstimmung prägen ihre in aller Ausführlichkeit erzählten Darstellungen. Ein sicheres Gefühl für Qualität hat sie immer geleitet, hier liegen wohl auch die Gründe für ihren anhaltenden Erfolg“ (Klaus Ensikat in: „Sag mal, wo ist Tinke Tunk?“. Kleine Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde, Heft 13, S. 14ff). Die Bibliographen datieren das Erscheinen unterschiedlich: Bode meint 1946, Mück und Weismann hingegen 1947. – Minimal gebräunt, vereinzelt an der unteren Ecke leicht fingerfleckig. Vorsatz mit privater Widmung. Abbildung Seite 108

2340 Selchow, Felix (Pseud., d. i. Johann Heinrich Meynier). Europa‘s Länder und Völker. Ein lehrreiches Unterhaltungsbuch für die gebildete Jugend. Neue Ausgabe. 3 Teile in 1 Band. XII, 603 S. Mit 18 kolorierten Kupfertafeln. 19,5 x 11,5 cm. Illustr. OPappband (Rücken mit Leder erneuert, etwas berieben). Stuttgart, Macklot, 1832. 220 €

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Vgl. Hauswedell 1197f. Hobr./D. 5163. Schug 231. Strobach, Meynier 119 (in Aus dem Antiquariat III, 1977). Stuck-Villa 257. Wegehaupt I, 1411-14 sowie IV, 1477 (EA 1822-23 und andere Ausgaben). – Etwas spätere Ausgabe. „Sehr bemerkenswertes Werk mit gutem, kurzweilig erzähltem Text u. hervorragenden, unsign. Kupfern“ (Seebaß). Die schönen Kupfer zeigen Feste, Spiele und Bräuche der verschiedenen Völker in Europa, u. a. Pferderennen in England, Carneval in Rom, Zelte im Berliner Tiergarten, einen polnischen Jahrmarkt, Belustigungen im Tiergarten bei Kopenhagen und vieles mehr. – Leicht gebräunt und braunfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz mit hs. Besitzvermerk.

2341 Vater Meinhold‘s Erstes Buch für Kindheit und Jugend oder neu gemalte Bilderwelt für Knaben und Mädchen von 4 bis 10 Jahren in fünf Sprachen. Dritte durchaus umgearbeitete und vermehrte Ausgabe. 88 S. Mit kolo108

riertem Kupfertitel und 300 Abbildungen auf 25 kolorierten Kupfertafeln. 20 x 11,5 cm. Modernes dunkel­ rotes Halbleder unter Verwendung der alten (beriebenen) Kleisterpapierdeckel. Kitzingen, C. P. L. Gundelach, 1830. 400 € Klotz V, 7593/2. Nicht bei Wegehaupt. – Dritte Ausgabe des illustrierten Lesebuches für Kinder. „Zum Behufe einer sehr leichten Lehrart, Kindern aus allen Ständen, von ihrem vierten Jahr anfangend, Kenntnisse von verschiedenen Gegenständen, und deren Benennungen in den lebenden Sprachen beizubringen [...]“. Die Bildunterschriften sind jeweils in Deutsch, Latein (wird hier noch zu den „lebenden Sprachen“ gezählt), Französisch, Italienisch und Englisch. – Gebräunt und stockfleckig, Falze teils verstärkt, letzte Tafel etwas unfachgemäß restauriert. Letzte Blatt mit kleinem Ausriss (ohne Textverlust). Innenspiegel und letzte Tafel verso mit Besitzeintrag.


_______________________________________________________________________________________________________ Kinder- und Jugendbücher 2342 Wenz-Viëtor, Else. Das grosse Ding und andere Märchen. 12 Bl. Mit farbig illustriertem Titel und 14 teils ganzseitigen farbigen Illustrationen. 23,5 x 20 cm. Farbig illustriertes OHalbleinen (berieben, Ecken bestoßen und mit kleinen Fehlstellen). Oldenburg, Gerhard Stalling, 1925. 120 € Reetz 33. Liebert (Stalling) 35. Hobrecker 2805. LKJ III,789. DodererMüller 535. – Erste Ausgabe. Enthält die Märchen „Das große Ding“, „Das Lumpengesindel“, „Von dem Tode des Hühnchens“, „Madamchen will auf die Hochzeit gehen“ und „Jorinde und Joringel“. – Etwas gebräunt, stellenweise leicht stockfleckig, Titel mit Namenstempel. Abbildung

2343 Ziehnert, J. G. Bildergallerie zur allgemeinen Weltgeschichte in 108 Abbildungen der wichtigsten historischen Begebenheiten. Neue Ausgabe. 200, 16 S. Mit koloriertem lithographischen Titel und 108 kolorierten litho­graphischen Tafeln nach J. Steinmetz und R. Weibezahl. 21,5 x 13 cm. OPappband (etwas stärker fleckig und berieben, Rückenbezug mit größerer Fehlstelle). Meissen, F. W. Goedsche, (1838-1839). 180 € Nicht bei Klotz V, 8598ff. – Zweite Auflage des reich illustrierten Schulbuchs zur Weltgeschichte. – Ohne den typographischen Titel. Etwas stockfleckig, drei Tafeln zu Beginn mit kleinem Blattausschnitt im unteren weißen Rand, wenige Blatt mit teils hinterlegten kleineren Einrissen. – Abbildung

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Papierantiquitäten 2344 Billet. - Freundschaftsbillets und Visitenkarte. 2 kolorierte Radierungen in Punktiermanier und 1 Kupferstich. 8,5 x 10,8 cm bzw. 6,5 x 9,4 cm. Wien um 18201830. 350 € 1) Hebelzugbillet. „Es schaukle Dich Freundschaft und Liebe durch Leben/ Und Freude sey täglich Dein hoher Gewinn!/ Um auch einer Bitte Gewährung zu geben/ Erfülle der Blümchen bedeutenden Sinn!“. - Ein junges Mädchen schaukelt auf einer Veilchen-VergissmeinnichtGirlande, die von zwei Putti, die aus Amphoren hervortreten, gehalten wird. Ein Sockel mit Inschrift gibt den Sinnspruch wieder und wird an den Seiten von Bildfeldern flankiert, die zwei inandergreifende Hände und ein entflammtes Herz abbilden. - Leicht knitterfaltig, mit wenigen kleinen Einrissen. 2) Billet. „Könn ich des Lebens Glück mit dir vereint geniessen, Wie gerne wollte ich die Freiheit dann vermissen“. - Der in einem Käfig eingesperrte Vogel schaut sehnsüchtig der in Freiheit über den Park fliegenden weißen Taube zu. Auf die Verbundenheit der beiden Tiere verweilen der Rosenbusch und der Vergissmeinnichtbusch. - Wohlerhalten. 3) Visitenkarte. - Der Kupferstich eines Löwen mit aufgespiestem Hut und Wappen „Patriae flicitas“ zeigt in der unteren Blatthälfte ein blanko-Feld für den Namen. - In der linken unteren Ecke mit minimalem Blattverlust. Abbildung

2345 Billet. - Freundschaftsglückwünsche. 2 blindgeprägte Billets. 6,1 x 8,3 cm bzw. 6,9 x 8,2 cm. Um 1850. 180 € 110

1) Auf einer schmalen Rasenfläche steht ein würfelförmiges Podest mit Bienenkorb und zahlreichen Insekten. Daran angelehnt sind ein Anker, ein Hermesstab, eine Lyra und zwei Füllhörner. Jedes dieser Objekte symbolisiert die tiefe und innige Freundschaft, verweist auf die Liebe und Verbundenheit, den damit verbundenen Fleiß, das Bedürfnis von Harmonie und zugleich das Überbringen bzw. Bewahren geheimer Botschaften. - Leicht gebräunt und lichtrandig. Im unteren Rand mit hs. Widmung eines gewissen Johannes Bederlunger und seiner Frau. 2) Der Blumenstrauß wurde aus Rosen und Vergissmeinnicht gebunden und verweist auf die Freundschaft. - Im unteren Rand mit kleinem Feuchtigkeitsfleck. Abbildung

2346 Billets. Sammlung von 22 Glückwunschkarten und Einlegekärtchen für ein Liber Amicorum. 2 Klappbillets, 3 (1 kolorierte) Radierungen in Punktiermanier, 10 blindgeprägte Billets, 1 Scherenschnitt, 5 Kupferstiche, 1 Aquarell. Ca. 10,5 x 9 cm. In Sichthüllen eingelegt in Ringordner. Wien um 1790-1850. 700 € Die kleine Sammlung zeigt neben Posaune blasenden Engeln, Blumenboquets und Blumenranken, ineinander verschlungene Putti (hs. beschriftet „Graf von Gleisdorf“ und „Comtesse von Ebersdorf“), ein Aquarell mit dem Portait der „Sophie de Waldheim“, ein weiteres Kärtchen mit der Widmung an den Grafen Leopold von Merawiglia sowie Hochzeitsglückwünsche aus dem Jahre 1852. Ein von Kohl nach Colman in Wien gestochener Kupferstich aus dem Jahre 1792 zeigt eine in


__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten antike Gewänder gekleidete Frau, um deren Arm sich eine Schlange windet und die einen Eichenlaubkranz auf eine Amphore legt. Ein Kupferstich mit rastenden Hirten von Anton Tessaro in Wien mit der Nr. 63 wird mit dem Spruch geziert: „Jede junge Morgenröthe/ Kehre heiter Dir zurück/ Und der Zukunft Sorge töde/ Keinen frohen Augenblick!“. Das eine Klappbillet zeigt ein Liebespaar unter einem Baum mit darüber befindlichem Amorknaben. Unter dem Bildfeld, auf hellblaue Seide gedruckt, findet sich der folgende Text: „Viel Glück zum Festtag, mein scharmanter, erwählter Herzensfreund! - Sie sehn, Ihr Mädchen ist galanter als es zuweilen scheint! - Nebst tausend Wünschen sendet sie dies Belletchen, nett und fein, und, - hätten Sie‘s nicht früher schon entwendet - sie schickte Ihnen heut ihr Herz noch obendrein! - „. – Teils leicht bzw. etwas gebräunt, stellenweise leicht stockfleckig. Oftmals mit hs. Anmerkungen. Selten leicht knitterfaltig. Abbildung

2347 Hebelzug- und Ziehbillet. - Adamek, Johann. 4 Glückwunschbillets. 1 Hebelzugbillet und 3 Ziehbillets. Kolorierte Radierungen in Punktiermanier. 8,7 x 6,5 cm bzw. 10,1 x 7,8 cm. Wien, Johann Adamek, um 1820. 500 €

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1) „Die Henne/ Sie soll legen Glück und Segen“. Nr. 144. - Die beiden Eier der in einem Nest brütenden Henne werden erst sichtbar, sobald der Faden gezogen wird.

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2) „Die Mutterzärtlichkeit ist dieser Vögel Sitte,/ So wünsch ich einstens Dich in deiner Kinder Mitte“. Nr. 74. - Eine junge vornehm gewandete Frau sitzt vor einem Taubennest mit dem Muttertier und fünf Jungen. Wird der Hebel gezogen, erscheinen um sie herum fünf Kinder. 3) „Mein Glückwunsch“. Nr. 156. - Der höfisch gekleidete Junge führt eine Schriftrolle mit sich, die eine Art Freundschaftsvertrag beinhaltet. - Kleine Fehlstelle an der unteren Schriftrolle. Hs. datiert auf 1819. 4) „Es gebe das Geschick; Gesundheit, Freude und Glück“. Nr. 193. Eine Damenfalttasche mit grünem Band lässt beim Ziehen eines kleinen Griffes drei kleine Mädchen erscheinen. – Etwas gebräunt, stellenweise berieben und mit Kalk geweißt. Abbildung

2348 Hebelzugbillet. - „1000 Glück 1000 Glück wass Gott es geht vom Herzen!“. Kolorierte Radierung. 8,4 x 9,9 cm. Wien um 1830. 240 € 2347

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2349 Hebelzugbillet. - „Dank der hohen Schöpfungsmacht/ Die so gütig mich bedacht _ _ _ Und zum Schutz für dieses Leben, Ihre Huld mir stets gegeben“. Kolorierte Radierung. 8,2 x 6,6 cm. Wien, D. Sprenger, 1820-1830. 280 € Ein junger Cavalier steht inmitten auffallend hochgewachsener Lilien, die Sonne strahlt ihn an, er hält die Hände zum Gebet und scheint vollkommen in Gedanken versunken. Wird der Hebel gezogen, verschwindet die Sonne und eine Rosen-Lilien-Girlande kommt zum Vorschein und führt den Text fort. – Leicht gebräunt und mit kleinem Einriss. Abbildung

2350 Hebelzugbillet. - „Den Raum in meinem Herzen allein/ Nehme nur freundliche Wünsche in/ Glück, Gesundheit und Zufriedenheit“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 9,2 x 7,1 cm. Wien, Jeremias Bermann, um 1830. 250 € Die junge Dame in rotem Kleid und einem Hut mit weißer Feder offenbart in ihrer Brust ein großes Herz mit den Worten „Glück, Gesundheit und Zufriedenheit“. Verleger dieses Billets war Jeremias Bermann, der Schwiegersohn Joseph Jakob Martin Eders, der 1789 in Wien eine Kunst- und Musikalienhandlung gründete und vor allem mit dem Vertrieb von Billets sein Geld verdiente. Dieses Geschäft übernahm Ber­mann 1815. – Etwas braunfleckig und mit kleiner hs. Zahlenangabe im rechten Seitenrand. Abbildung

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Ein junger Mann macht der Angebeteten vor sich in diesem Moment den Hof. – Leicht gebräunt und mit kleinen Stecknadellöchlein in den oberen Ecken. Verso mit gestrichenem hs. Besitzvermerk. Abbildung

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2351 Hebelzugbillet. - „Die höchsten Freuden sollen Dein Leben versüssen,/ Die schönsten Blumen reichlich an Wege Dir sprießen; Jedes was Dein Händchen bricht - - - Werde zum Vergißmein-nicht!“. Kolorierte Radierung. 9,1 x 6,8 cm. Wien um 1820-1830. 240 €


__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten Ein junger Mann steht vor einer Balustrade und hält hoch über seinem Kopf einen Korb mit einem Vergissmeinnichtkranz und mehreren Rosen­zweigen. Bei Betätigung des Hebels wird der Korb nach unten gezogen und der Kopf erscheint inmitten des Vergissmeinnichtkranzes. Zusätzlich erscheinen zwei weitere aus Vergissmeinnichtblüten gebundene Kränze mit den Inschriften „Werde zum“/ „Vergissmein-nicht“. – Minimal gebräunt, gering knitterfaltig. Verso mit hs. Initialen. Abbildung

2352 Hebelzugbillet. - „Einsam ist mein Hüttchen hier,/ Wohntest Du darinn mit mir/ O! Dann wäre sie gewiss/ Mir _ _ _ ein irdisch Paradies“. Kolorierte Radierung. 7,5 x 9 cm. Wien, Heinrich Friedrich Müller, um 1830. 200 € In einer Bergregion gelegen, auf einem mit Gras bewachsenen Hügel, steht ein unscheinbares einfaches Haus, umgeben von Tannen und Laubbäumen. Wird der Hebel gezogen, so erscheint ein herrlicher, park­ ähnlich angelegter Garten mit einem noblen Landhaus und einem sich in den Armen haltenden Paar. – Etwas angeschmutzt und leicht braunfleckig. Hebel mit kleinem Stecknadellöchlein. Abbildung

2353 Hebelzugbillet. - Glückwunschbillets. 3 kolorierte Radierungen in Punktiermanier. 9,5 x 7,2 cm bzw. 7,1 x 9,2 cm. Wien um 1820-1830. 350 €

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1) „Die Raupe muß ihr Grab erst weben,/ Dann steiget sie zu neuem Leben/ Im schönen bunten Frühlingskleid!/ So blüh auch Dir aus jeder Hülle,/ Der schönsten Freuden reichste Fülle,/ in _ _ _ _ Liebe, Glück, Zufriedenheit“. - Die in ihrem Kokon eingepuppte Raupe verwandelt sich in einen Schmetterling. Dies ist symbolisch mit dem Ziehen des Hebels abgebildet: eine weibliche geflügelte Person schwebt in den Wolken, umrankt von Blumengirlanden aus Rosen und Vergissmeinnicht und neben ihr zwei Amphoren. - Mit gekalkten Feuchtigkeitsflecken, gering gebräunt. Verso mit hs. Widmung.

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2) „Nehmen Sie die kleine Gabe/ Die ich hier im Körbchen habe,/ Aus gerührtem Herzen an/ Den ich gebe was ich kann“. - Ein junges Mädchen mit Blumenkorb steht unterhalb eines Fensters, neben ihr ein Korb mit Tauben. Die Betätigung des Hebels lässt eine Frau mit reich gefülltem Früchtekorb aus dem Fenster hervortreten. - Etwas stärker gebräunt und im Rand leicht feuchtrandig. 3) „Dieser Eilwagen bringt _ Glück und Segen“. Nr. 348. Wien, Heinrich Friedrich Müller. - Der Kanarienvogel führt mit seinem Schnabel die Zügel, die zu den beiden Schmetterlingen führen. Sie ziehen einen Wagen mit prall gefülltem Blumenkorb. - Mit zahlreichen gekalkten Feuchtigkeitsflecken, teils auch wahrscheinlich sporfleckig. Abbildung Seite 113

2354 Hebelzugbillet. - „Ich wünsche Ihnen Gesundheit Glück, mir Ihre Freundschaft“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 9,3 x 7,3 cm. Wien, Heinrich Friedrich Müller, um 1830. 280 € Amor sitzt in einem mit Lorbeerzweigen bestückten Korb und hält in der einen Hand ein Körbchen mit Rosenblüten, in der anderen eines mit Vergissmeinnicht. – Leicht gebräunt. Der Hebel mit kleinem Stecknadellöchlein. Verso mit hs. Besitzvermerk „Johann Lang“. – Dabei: Hebelzugbillet. - „Drey schöne Blumen – es geht nichts darüber – lück und Gesundheit Je länger je lieber“. - Kolorierte Radierung. 8,2 x 7 cm. Ebenda um 1830. Abbildung

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__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten 2355 Hebelzugbillet. - „Ihnen wollen diese Blümchen deuten/ Ihres Herzens schönste Seligkeiten;/ Denken Sie dabey an mich zurück,/ Auch ich wünsche mir ein _ _ Stilles Glück“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 9 x 6,3 cm. Wien um 1820-1830. 400 € In einer Art Kerzenleuchter sind anstelle der wächsernen Leuchtmittel Rosen und Vergissmeinnicht arrangiert. Der Hebel lässt einen bunten Blumenkranz erscheinen, in dessen Mitte ein sich an den Schnäbeln berührendes Taubenpaar im Nest sitzt. – Leicht gebräunt und mit kleinen Einrissen. Verso mit hs. Widmung. – Dabei: 1) Hebelzugbillet. - „So wie der Sonne reines Glühen,/ Wird unsre Freundschaft immer blühen“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 10,7 x 7,9 cm. Prag um 1830. - Die mit einem Gesicht personiefizierte Sonne leuchtet inmitten einer großen roséfarbenen Wolke und verdeckt zunächst den Blick auf das darunter befindliche Liebespaar. - Etwas gebräunt, angeschmutzt und angestaubt. Mit kleinen Einrissen. Verso mit längerer hs. Widmung. - 2) Dasselbe. - Diener. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 12 x 9 cm. Wien um 1830. - Der Diener hat seinen Hut abgenommen und verbeugt sich ehrfürchtig. - Der Hebel ist disfunktional. Etwas gebräunt und braunfleckig. Abbildung

2356 Hebelzugbillet. - Liebespaar über den Wolken. Aquarellierte Bleistift- und Federzeichnung mit weißer Wachsmalkreide. 11,7 x 8,7 cm. Wien um 1813. 300 €

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Halb in den Wolken versunken und in der himmlischen Sphäre schwebend, überreicht der Verehrer seiner Angebeteten eine Rose. Die Betätigung des Hebels lässt die beiden geflügelten Wesen einander näher kommen und sich zärtlich auf den Mund küssen. Die Zeichung ist sehr fein ausgearbeitet, Muskel- und Schattenpartien sowie die Stuktur der gefederten Flügel sind genau zu erkennen. – Leicht stockfleckig und gebräunt. Verso hs. datiert. Abbildung

2357 Hebelzugbillet. - „Nach hergebrachter Etiquette,/ Schickt meine Herrschaft ihr Billiet“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 10 x 8,2 cm. Wien um 1830. 240 € Der Diener überreicht mit stolzer Brust der jungen, vor ihrem Schminktisch sitzenden Dame einen Liebesbrief seines Herren. – Etwas gebräunt und im unteren Rand leicht feuchtfleckig. Abbildung

2358 Hebelzugbillet. - „Nehmen Sie die Rosen hin -/ Froh und glücklich, ohne Sorgen!/ Meines Wunsches stillen Sinn/ hält der Rosenstrauch verborgen“ und „Mir Ihre Freündschaft und Ihnen Glück. Die Freundschaft führ‘ auf Blumenwegen,/ Dir Freüde, Glück und Ruh entgegen“. 2 Hebelzugbillets. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 10,7 x 8 cm bzw. 9,7 x 7,2 cm. Wien um 1820-1830. 300 € 1) Zwei dicht aneinander gewachsene Rosenbüsche offenbaren dahinter einen Amorknaben mit ausgebreitetem weißen Tuch in den Hän2358

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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ den. Dies trägt die Aufschrift: „Gesundheit und Seegen die Fülle!“. - Gering gebräunt, leicht knitterfaltig. Im unteren Rand mit hs. Besitz­vermerk. 2) Vor einer Wolkenlandschaft, die von den Strahlen der Sonne durchbrochen wird, sind ein Vergissmeinnicht- und ein Rosenzweig zu einem Kranz arrangiert. Nach Betätigung des Hebels erscheint eine weibliche Figur, die in grüne Stoffbahnen gewandet ist und auf einer Kugel über den Wolken zu schweben scheint. - Etwas braunfleckig, leicht gebräunt. Im unteren Rand mit hs. Widmung. Abbildung Seite 115

2359 Hebelzugbillet. - „Wandle stets auf Blumenwegen von Rosen und Vergissmeinnicht“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 9,4 x 7,5 cm. 1819. 150 €

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Ein junger adrett gekleideter Mann steht im Garten vor einem Arkadengang. Vor ihm sind in zwei Pflanzkübeln eine Rose und ein Vergissmeinnicht arrangiert. Wird der Hebel betätigt, hebt der Mann seinen Arm und der Sinnspruch kommt zum Vorschein, wobei anzumerken ist, dass die Wörter „Rosen“ und „Vergissmeinnicht“ als kleine kolorierte Abbildungen dargestellt sind. – Leicht gebräunt. Im unteren Rand mit hs. Widmung und Datierung „i. janvier 1819“. – Dabei: Billet. - „An dich“. Kolorierter Kupferstich. 10,4 x 8,2 cm. Um 1820. - Über einer Amphore schwebend, aus der eine Pflanze wächst, schwebt Armor und gießt diese. In seiner Hand hält er einen Briefumschlag mit der Betitelung „An dich“. - Im unteren mit hs. Widmung „Meiner lieben Schwester“. Etwas gebräunt und fleckig. Kleine gekalkte Fehlstellen. Abbildung

2360 Hebelzugbillet. - „Wenn alles auch die Zeit in tausend Trümmer bricht,/ So löscht doch nie ihr Strom - der Freundschaft Himmelslicht“. Kolorierte Radierung. 9,5 x 8 cm. Wien, Heinrich Friedrich Müller, um 1830. 250 € In geschlossenem Zustand zeigt das Billet einen ruinenhaften Tempel, davor ein abgestorbener Baumstumpf, an dessen Wurzeln Rosen und Vergissmeinnnicht entlang ranken und eine positve Perspektive andeuten. Nach Betätigung des Hebels erscheint ein prächtiger Tempel in dessem Inneren zwei nur mit Stoffbändern bekleidete Frauen sich auf einem Sockel räkeln und einen Stern hoch halten. Dieser leuchtet in gleißend hellem Licht in unzähligen Strahlen. – Gering gebräunt. Mit wenigen, kaum auffallenden Einrissen. Abbildung

2361 Hebelzugbillet. - „Wir bleiben die alten AMI“. Kolorierte Radierung. 7 x 9,3 cm. Wien, Heinrich Friedrich Müller, um 1830. 220 € Einzelne aneinander gesetzte Rosenknospen bilden das Wort „AMI“ und verweisen auf die Freundschaft. Den Rahmen bildet ein Ouroboros mit blau gekreuztem Muster. – Etwas braunfleckig und mit sehr kleinem Einriss an der einen Führungslinie. Verso mit hs. Widmung „pour Henri de sa soeur Adrienne“. Abbildung

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__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten 2362 Klappbillet. - „Die Blumen keimen und verblühn/ Und alle schönen Freuden fliehn./ Der einzige Wunsch für Dein Glück,/ Bleibt ewig im Herzen zurück“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier. 12,5 x 18,5 cm. Wien, Johann Joseph Neidl, um 1820. 350 € In Form eines Briefes gefaltetes Billet, das in geschlossenem Zustand zunächst ein Blumenbouquet mit Spruchband zeigt. Wird das Billet geöffnet, offenbart sich eine halbkreisförmige Bühne, in deren Mitte Copia, die römische Göttin des Reichtums, auf einer geflügelten Kugel tanzt. Ihre Scham wird bedeckt von einem in weiten Bahnen auslaufenden grünen Tuch. In der einen Hand hält sie eine Korallenkette sowie das zugehörige Armband, in der anderen an einem roten Samtband das Eiserne Kreuz. Einige Münzen sowie eine Weinranke und ein Lorbeerzweig umrahmen sie. Seitlich neben Copia ist jeweils ein großes mit Blumen und Früchten bestücktes Füllhorn platziert, das für Fruchtbarkeit und Reichtum steht. – Im unteren Rand mit zwei Zentimeter langem Filmklebestreifen. Leicht gebräunt und braunfleckig. Verso mit hs. Besitzvermerk.

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Abbildung

2363 Klappbillet. - Glückwunschbillets. Kolorierte Radierung in Punktiermanier mit Text auf Seide, ein Billet mit schlangeförmiger Messingblechbordüre im Rand. 10,2 x 8,1 cm bzw. 3,9 x 6,7 cm. Wien 1798 - um 1820. 300 €

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1) „Hinauf zu jenen Himmelshöhen/ Steigt heut voll reiner Dankbarkeit/ Für Ihres Lebens Seeligkeit/ Mein redliches, mein heisses Flehen./ Doch nicht nur heut, zu allen Zeiten,/ So oft die Morgenröthe mir zum Leben winkt,/ So oft die Abendsonne niedersinkt,/ Steigt mein Gebet für Sie zum Himmel auf!/ Gekrönt mit dauerhaften Freuden/ Sey allzeit Ihrer Tage Lauf“. - Ohne die Klappe, die den Text verdeckt. Gering gebräunt. Im unteren Rand mit hs. Datierung „am 24ten Christmonath 1798“. 2) „O Vater! Ihnen werth zu seyn,/ Und Ihres Lebens mich zu freun:/ Dies Glück empfind‘ ich heute!/ Sie sind es, der mit Lieb‘ und Huld,/ Mit vieler Schonung und Geduld,/ Mir täglich Gutes weihte!/ O Theuerster! mit Lobgesang hebt sich mein Herz voll Lieb‘ und Dank,/ Das um Ihr Wohlergehen/ stets wird zur Vorsicht stehen“. - Leicht braunfleckig und angestaubt. Verso mit hs. Widmung. Abbildung

2364 Kunstbillet. - „Bleib treu der Freundschaft heilige Pflicht, leb fröhlich und vergissmeinnicht“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck und Messingblechelemente auf Seidengaze mit geprägtem Messingblechrahmen. 7 x 8,2 cm. Wien, um 1820. 240 € 2363

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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ Auf einer kunstvoll gestalteten Wolke steht eine Kithara mit Vergissmeinnichtkränzchen, daneben liegt die geöffnete Schriftrolle mit dem der Freundschaft gewidmeten Sinnspruch. Am rechten Bildrand rankt eine sich in die Höhe windende Rose empor. – Seidengaze minimal braunfleckig und leicht gewellt, die Schriftrolle im oberen Rand mit kleinsten Fehlstellen. Messingblechrahmen gering berieben. Abbildung

2366 Kunstbillet. - „Der Schöpfung heil‘ger Gaben Überfluss, ergiess sich für Ihr Wohl und Hochgenuss.“ Reliefgeprägte Collage mit koloriertem Papierprägedruck und kolorierter Zeichnung mit grüngefärbter Papierstreu auf Gaze mit feiner Messingblechbordüre in einem in Biskuitmanier gefertigtem Rahmen mit goldenem Papierprägedruck, Messingblechelementen und zwei roten Glassteinen. 7,7 x 9,2 cm. Wien um 1820-1830. 240 € 2364

Ein junger Mann mit blauem Jacket und gelber Hose sitzt vor seinem Haus und prostet dem Betrachter fröhlich und heiter mit einem Krug zu. Unmittelbar neben ihm steht das Weinfass. Die geöffente Haustür wirkt einladend und man ist geneigt, sich zu ihm auf die an der Hauswand stehende Bank zu setzten, um mit ihm gemeisam die Idylle und Heiterkeit zu genießen. – Am Mast ist die Fahne nur partiell und ansatzweise erhalten. Rahmen im linken Rand mit einer ganz leichten Knickspur, im rechten Rand mit oberflächlicher Insektenspur. Abbildung

2367 Kunstbillet. - „Die glühendsten Wünsche der Liebe des Danks Ich weih sie zum Opfer zur Gabe Dir ganz“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papier­

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Das vorliegende Freundschaftsbillet wird von einem oppulenten Kranz aus einer Vielzahl von Vergissmeinnicht geziert, in dem ein Rosenstrauß zur Geltung kommt und den Freundschaftsspruch präsentiert. – Seidengaze leicht braunfleckig und mit kleinen Fehlstellen, Messingblechrahmen mit minimalen Fehlstellen. Abbildung

2365 Kunstbillet. - „Der Philomele lieblich Lied, das uns in grünen Auen zieht, ist ungekünstelt, sanft und rein: So muss die wahre Freundschaft seyn“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem, goldenem und silbernem Papierprägedruck und Messingblechelemente auf Seidengaze mit geprägtem Messingblechrahmen. 8,4 x 7,1 cm. Wien, um 1820. 240 € 2365

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prägedruck, Messingblechelementen mit Perlmutt auf Seidengaze in geprägtem Goldpapierrahmen. 7 x 8,5 cm. Wien, um 1820-1830. 350 € Das Postament aus Perlmutt wird von einer Amphore bekrönt, die von zwei im Wind flatternden Tauben flankiert wird. Daran angelehnt befinden sich Pfeil und Bogen sowie ein in Flammen stehendes Herz, Symbole für Amor. Umrankt und zugleich davon eingerahmt, wird das Postament von Rosen und Vergissmeinnicht geziert, die an die Liebe und die tiefempundene Verbundenheit erinnern. – Seidengaze im rechten unteren Rand mit kleiner Fehlstelle und stellenweise mit Klebespuren. Goldrahmen leicht berieben. Abbildung

2368 Kunstbillet. - „Dies Briefchen spricht: Vergissmein­ nicht!“ Reliefartige Collage aus koloriertem, goldenem und versilbertem (meist oxidiert) Papierprägedruck mit Perlmutt auf Seidengaze in geprägtem Goldpapierrahmen. 6,5 x 8 cm. Wien um 1820-1830. 300 €

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mit goldgeprägtem und koloriertem Papierprägedruck mit koloriertem Perlmutt auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 8,1 x 9,6 cm. Wien, Endletsberger, um 1820-1830. 300 €

Das Blumenbouquet aus einer bunten Mischung von Sommerblühern ist um ein Perlmutbriefchen, das aufgeklappt werden kann, arrangiert. Die Beigabe eines Blumenstraußes soll der Empfängerin eine zusätzliche Freude bereiten und sie an ihren Verehrer erinnern. Daher wurden die Blätter und Stängel des Vergissmeinnicht zusätzlich versilbert, um dem Gedanken des Erinnerns besonderen Nachdruck zu verleihen. – Das Perlmuttbriefchen mit minimalem Riss und leicht abgeschabtem Lacksiegel auf der kleinen Vertiefung in der Mitte. Die versilberten Blätter meist schwarz oxidiert. Der Goldrahmen minimal berieben, sonst sauber und wohlerhalten.

Auf einer kleinen Felseninsel inmitten eines Sees erhebt sich der Tempel der Freundschaft. Im Vordergrund stehen ein Eichenbaum, darunter blühen einige Vergismmeinnicht sowie ein Rosenbusch. – Der Messingblichrahmen stellenweise leicht berieben und oxidiert. Verso mit kurzer hs. Widmung. Mit Entletsbergers Monogramm „I.E.“.

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2369 Kunstbillet. - Endletsberger, Johann Joseph. „Es troze felsenfest dem Sturme jeder Zeit/ Der Tempel wahren Glückes _ der Zufriedenheit“. Reliefartige Collage

2370 Kunstbillet. - Endletsberger, Johann Joseph. „Freundschaft durchglüht mein Herz“. Reliefartige Collage mit koloriertem Papierprägedruck mit Goldhöhungen 119


Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ auf einem Untergrund in Biskuitmanier in schmalem goldenen Rahmen. 8,1 x 9,2 cm. Wien, Endletsberger, um 1820-1830. 300 € Ein massives Schild mit kobaltblauem Untergrund und Goldverzierungen mit der Aufschrift „Freundschaft“ wird von einem Blumenkranz umrankt, der aus Blüten von Rosen, Vergissmeinnicht, Calendula sowie Eichenblättern gebunden ist. Unmittelbar dahinter ist eine lodernde Fackel platziert. Diese beleuchtet das Schild, das an den Seiten von einem herabhängenden Vorhang aus edlem violetten Stoff mit kleinen goldenen Pünktchen sowie einer Goldborte ergänzt wird. Die textile Banderole trägt das Monogramm des Wiener Münzgraveurs und Silberarbeiters, Johann Joseph Endletsberger (1779-1856), der als einer der begabtesten und kunstfertigsten Meister auf dem Gebiet der sogenannten Luxusbillets gilt. – Leicht, stellenweise etwas stärker berieben, der Untergrund leicht angeschmutzt. Mit Entletsbergers Monogramm „IE“. Abbildung

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2371 Kunstbillet. - „Es blüht Ihr Glück in diesem Jahr, und alle Wünsche werden wahr. 1826“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck mit Perlmutt und Messingblechelementen auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 8 x 9,5 cm. Wien 1825. 350 € Die Neujahrswünsche für das Jahr 1826 werden in Rosenblütenkränzen, die von zwei Taubenpaaren begleitet werden, überbracht. Die goldene Jahreszahl auf einem Perlmuttplättchen mit Messingblechrahmen wird an den beiden Seiten jeweils von einer Lyra, mit leuchtender Fackel und einer Vergissmeinnichtranke geziert. – Die Gaze mit Fehlstellen, diese restaurierend mit Gaze hinterlegt. Die Farbe teils leicht rissig. Der Rahmen leicht berieben. Abbildung

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2372 Kunstbillet. - „Fern der Welt und ihren Sorgen, lach‘ ein immer heit‘rer Morgen. Wahres Glück und süße Ruh‘, dir im stillen Hüttchen zu.“ Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papierprägedruck, Papierstreu, Moos und Silberhöhungen auf Seidengaze in Rahmen aus geprägtem Messingblech. 6,7 x 9, cm. Wien um 1820-1830. 350 € Die kleine an einem Wegesrand gelegene Kirche mit Strohdach ist umgeben von dichten Eichenbäumen und mächtigen Tannen. Der Weg dorthin führt entlang an einem Bach mit Brücke bis hinauf zu einem Hügel, wo ein kleiner Unterstand steht. Die Grazilität dieser Arbeit zeigt sich im Detail wie der Kirchenglocke und den feinen Grashalmen aus einem Textil. Das Rauschen des Baches wird mit Hilfe der Struktur der Silberhöhungen erzielt. – Gaze mit minimalen, kaum sichtbaren Braunfleckchen. Der Rahmen etwas berieben, sonst in tadellosem Zustand. Abbildung

2373 Kunstbillet. - „Freundschaft“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem und goldgeprägtem Papierprägedruck mit Perlmutt auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 6,5 x 8,1 cm. Wien um 1830. 300 € 2372

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Zentral platziert und aus Goldpapier ausgeschnitten, steht die „Freund­ schaft“, montiert auf Perlmutt und inmitten eines himmelblauen Ovals, das von einem Ouroboros gerahmt wird. Diese Bildsymbolik verdeutlicht in besonderem Maße die Bedeutung und den Stellenwert der Freundschaft. Blumenranken und ein -bouquet mit entsprechenden Pflanzen ergänzen die Botschaft dieses Billets. – Der Messingblechrahmen minimal oxidiert und berieben, verso am Rahmen mit kleinen Montierungsresten, sonst auffallend frisch und wohlerhalten. – Dabei: Kunstbillet. - „Liebe“. Reliefartige Collage aus koloriertem sowie goldund silbergeprägtem Papierprägedruck auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 7,6 x 9,5 cm. Ebenda um 1830. - Die kreisrunden Blüten- und Lorbeerkranzgirlanden sind zu einer großen einzelnen Blüte arrangiert, die Seidengaze wird von einer Vielzahl winzig kleiner Perlen geziert. - Der goldgeprägte Papierprägedruck nahezu vollständig oxidiert, ebenso der Rahmen. Die Seidengaze etwas braunfleckig. Abbildung

2374 Kunstbillet. - „Freundschaft soll Sie stets erfreuen, Immer heiter sey Ihr Blick; Jedem Tag zeig sich von Neuen Wonnevoll Ihr glänzend Glück“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem, goldenem und silbernem Papierprägedruck, Glimmerstreusand und Messingblechelementen auf Seidengaze mit geprägtem Messingblechrahmen. Wien, um 1820-1830. 240 € Die goldene Kithara, ein antikes Saiteninstrument aus der Familie der Leiern wird von Kränzen aus Rosen und Vergissmeinnicht umrankt und steht auf einem flachen Postament aus Glimmerstreusand. – Gaze leicht gewellt und leicht braunfleckig, der Messingblechrahmen mit kleinen Knickspuren. – Dabei: Kunstbillet. - Ihrem thätigen Bemüh‘n, soll die reichste Ernte Glüh‘n“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papierprägedruck auf Seidengaze mit geprägtem Messingblechrahmen. Wien, um 1820-1830. - Etwas gebräunt, das Textfeld etwas berieben, der Messingblechrahmen etwas angelaufen, verso mit Montierungsresten. Abbildung

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2375 Kunstbillet. - Freundschaftsglückwünsche. 3 Billets. Kolorierter und goldgeprägter Papierprägedruck, partiell auf Seidengaze in teils gold- und silberkoloriertem Rahmen in Biskuitmanier. Wien um 1850. 300 € 1) „Das Ziel meiner Hoffnung, die Blume meiner Freude, die Krone meiner Wünsche ist Ihre Freundschaft“. 7,6 x 9 cm. - Der breite Rahmen in Biskuitmanier bildet die Grundlage. Das Spruchband mit den drei Textpassagen wird ergänzt durch die drei darunter befindlichen Ausschnitte, die jeweils ein Symbol - Anker, Rose und Krone - für die Begriffe Hoffnung, Freude/Liebe und Wünsche verbildlichen. - Leicht berieben, teils mit kleinen Fehlstellen.

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2376 Kunstbillet. - „In diesem bunt bewegten Leben, soll heitrer Klang Dich nur umschweben.“ Reliefgeprägte Collage aus koloriertem Papierprägedruck mit Perlmutt auf Seidengaze in geprägtem Goldpapierrahmen. 7,5 x 9,4 cm. Wien um 1820-1830. 450 € Eine junge Frau in einem weiten violetten Kleid mit weißem Unterrock sitzt in einem Gartenidyll aus Rosenbüschen und Vergissmeinnicht­ sträuchen. In der einen Hand hält sie eine Gitarre, die sie in diesem Moment zu greifen scheint, in der anderen ein Notenblatt, das sie offensichtlich an das auf dem Podest arrangierte Blumenbouquet anzulehnen versucht. Die Dame übermittelt ihrem Liebsten damit einen ganz besonderen Glückwünsch, soll ihn doch stets Freude und Frohsinn umgeben. – Die Gaze mit Fehlstellen, der Rahmen leicht berieben, sonst sauber und wohlerhalten. Abbildung

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2) „Wahrer Freundschaft geweiht“. 7 x 8 cm. - Der kreisrunde Ausschnitt, mit Gaze hinterlegt, zeigt zwei entflammte Herzen, die in einen Kranz aus Rosen- und Vergissmeinnichtblüten eingebunden sind. Gerahmt von den Blüten eines Vergissmeinnicht, sind die Wörter „wahrer“ und geweiht“ sowie die einzelnen Buchstaben der „Freundschaft“ jeweils in einen Kranz aus Rosenknospen bzw. Vergissmeinnichtblüten eingeschlossen und durch goldene Strahlen, die mit 14 Sternen aus dünnem Messingblech ausgearbeitet sind, ergänzt. - Etwas berieben und angeschmutzt, im oberen Rand mit kleinem Stecknadelloch. Verso mit zahlreichen Montierungsresten und laienhaft restaurierten Einrissen. 3) „Keine Rosen ohne Dornen, keine Liebe ohne Pein; Soll die Liebe Glück uns geben, muss Freundschaft mit im Bunde sein“. 7,1 x 8,4 cm. - Der auf Gaze arangierte Rosenzweig wird sonnenförmig gerahmt und mit dem Sinnspruch umgeben. Den Abschluss bildet eine Vergissmeinnichtranke. - Die Gold- und Silberfarbe nahezu vollständig oxidiert. Verso mit hs. Widmung „Fräulein N.“ und kleinem hinterlegten Einriss. Abbildung

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2377 Kunstbillet. - „In jeder Jahreszeit Glück und Zufriedenheit, 1822“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck mit kleinen Perlen auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 7,8 x 8,8 cm. Wien 1821. 280 € Die Neujahrswünsche für das Jahr 1822, die Jahreszahl ist in kleinen Süßwasserperlen arrangiert und auf kobaltblauem Karton montiert, werden in einer broschenähnlichen Form, kommuniziert. Weinblattranken und ein bunter Blumenstrauß ergänzen das Arrangement. – Der Messingblechrahmen partiell gelöst und gering berieben sowie ganz leicht oxidiert. Die Seidengaze mit Montierungsresten. Der Jahreszahl fehlen einzelne Perlen. Abbildung

2378 Kunstbillet. - „Nimm die lieblichste der Blüthen, aus dem Reiche der Natur und es folge Deiner Spur stets die reinste Freude nur.“ Reliefartige Collage aus kolorier-


__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten tem und goldenem Papierprägedruck auf schwarzem Samt in einem Rahmen aus geprägtem Messingblech. 7 x 8,2 cm. Wien um 1820. 350 € Der als Stillleben arrangierte Blumenstrauß enthält neben Rosen, Nelken und Vergissmeinnicht auch eine Calendula und eine Passionsblüte. Das bunte Arrangement wird von einer blau gehöhten Banderole geziert, die auf den mit dieser Karte verbundenen Aspekt der ewigen Freude, ebenso wie Freundschaft, Gedenken und Liebe veweist. Manche der Blütenknospen wie die Mohnkapsel sind noch verschlossen und nehmen Bezug auf die immer wieder neu keimende Lebensfreude. – Das Messingblich am äußeren Rand stellenweise leicht angehoben bzw. mit minimalen, kaum auffallenden Risschen und Fehlstellen, sonst auffallend wohlerhalten. Abbildung

2379 Kunstbillet. - Riedl, Joseph. „Der prangende Morgen verkündet die Sonne, sie bringt für Sie Segen und himmlische Wonne“. Kolorierte Radierung in Punktiermanier, reliefgeprägtes Goldpapier und Messingblech­ elemente auf Seidengaze in geprägtem Messingblechrahmen. 7,4 x 8,9 cm. Wien, um 1830. 280 €

2379

Helios erscheint mit einer Fackel ausgestattet in seinem dreispannigen, eigentlich wie in der griechischen Mythologie überliefert vierspannigen Sonnenwagen und verkündet den Tagesanbruch. – Der Messingblechrahmen leicht berieben. Monogrammiert „I.R.“. Abbildung

2380 Kunstbillet. - Riedl, Joseph. „Des Mondes blaßer Schimmer, lohn‘ Ihre Tagsbeschwerden; Der Sonne Segenflimmer, beglücke Sie auf Erden.“ Reliefartige kolorierte Papiercollage mit schmaler Goldpapierbordüre in Rahmen in Biskuitmanier mit Aussparungen an den beiden Seiten, diese auf Gaze mit goldenem Papierprägedruck und Messingblechelementen sowie 2 (von 4) Goldpapiereckverzierungen. 7,5 x 9 cm. Wien, Riedl, um 1835. 350 €

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Idyllisch an einem See gelegen, der vom Mondesschein erhellt wird, steht ein kleines Häuschen aus dessen Schornstein Rauch qualmt und wo am Balkon die Wäsche zum Trocknen aufgehängt ist. Unmittelbar davor gleitet ein Segelboot in den Bildraum hinein und lenkt den Betrachterblick in die weit nach hinten hin verblauende Landschaft. Über die mit saftigem Grün bewachsenen Hügel, erstreckt sich die Ebene zu einer steilen Felswand und endet in einem hochaufragenden Massiv. Die Sehnsucht nach Ruhe und Naturverbundenheit durchdringt die Szenerie. – Im äußeren Rahmenrand mit leichten rötlichen Verfärbungen. Rahmen im Bereich der Aussparungen mit kleinen restaurierten Rissen, die hier auf Gaze montierten Eichenlaubblätter aus goldenem Papierprägedruck weisen auf der linken Seite kleine Fehlstellen auf, auch fehlen hier die Eicheln. Die Gaze teils gebräunt. Mit Riedls Monogramm „I.R.“. Abbildung

2381 Kunstbillet. - „Sollt uns auch das Schicksal trennen, uns‘re Freundschaft trennt sie nie“. Reliefartige Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck auf 2381

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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ Gaze, mit geprägtem und bemaltem Rand und kleinen Messingblechelementen. 7,5 x 8,5 cm. Wien um 1820-1830. 250 € Das in einer Rosengirlande sitzende Taubenpaar hält gemeinsam in den Schnäbeln den Zweig eines Vergissmeinnicht. An den Enden der Banderole ist jeweils eine goldene Eichel platziert, die als Symbol für Kraft, Beständigkeit und Glück gilt. Dieses Billet weist auf die zeitgenössisch tiefempfundene liebevolle und zärtliche Bedeutung der Freundschaft hin. – Rahmen mit mehreren leichten Knickspuren, im oberen Rand leicht berieben. Gering gebräunt, die Gaze leicht braunfleckig. Abbildung

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2382 Kunstbillet. - „Treue Liebe soll Dich stets beglücken/ Und mit Blumen Deine Tage schmücken“ und „Stets soll Dir Glück und Freundschaft blüh‘n“. 2 Kunstbillets. Reliefartige Kollage mit gold- bzw. silbergeprägtem und koloriertem Papierprägedruck, das eine Billet mit Schildpatt auf Seidengaze in Goldpapierrahmen bzw. in geprägtem Messingblechrahmen. 7 x 8 cm bzw. 6,5 x 5,5 cm. Wien, um 1830. 400 € 1) „Treue Liebe soll Dich stets beglücken/ Und mit Blumen Deine Tage schmücken“, so lautet der Glückwünsch, der inmitten eines sich an den Schnäbeln berührenden Taubenpaares und zwei entflammter auf Pfeil und Bogen stehender Herzen, platziert ist. Umrankt wird das Spruchband von Blumengirlanden und Lorbeerzweigen. - 2) Unterhalb eines ovalen Schildpattplättchens steht „Stets soll Dir Glück und Freundschaft blüh‘n“. Gerahmt wird das mit einem Veilchen gezierte Schildpatt von einem Herz, dessen eine Hälfte aus Rosenknospen und die andere aus Vergissmeinnichtblüten gebunden ist. Zwei weiße fliegende Tauben scheinen das Herz zu beschützen. – Die Seidengaze leicht gebräunt und braunfleckig, selten mit kleinen Beschädigungen. Die Papierprägedrucke teils nit Knickspuren, teils oxidiert. Sehr vereinzelt mit kleinen Fehlstellen. Die Rahmen leicht beriebung bzw, oxidiert. Abbildung

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2383 Kunstbillet. - „Unverändert - so wie heute, Sey Ihr Leben voller Freude“. Reliefgeprägte Collage aus koloriertem und goldenem Papierprägedruck sowie Messingblechelemente auf Gaze in Rahmen in Biskuitmanier mit Verzierungen aus Goldpapier. 7,6 x 8,8 cm. Wien, um 1830. 240 € Auf den Enden zweier sich kreuzender Pfeile, die mit einem Band zusammen gebunden sind, sitzt jeweils eine Taube, die aufgeregt mit ihren Flügeln flattert und die andere anschaut. – Wohlerhalten. Abbildung

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2384 Liber Amicorum. - Bilder der Freundschaft. 3 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Aquarell- bzw. Gouachezeichnung. 9,5 x 14,5 cm bzw. 16,5 10 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm bzw. 20,5 x 15 cm. Um 18501890. 250 €


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Die drei vorliegenden Blätter stammen aus Freundschaftsalben und zeigen einen am Ufer eines Baches knienden Amor, der seinen Pfeil untersucht, im Hintergrund ein wasserspeiender Löwenkopf. Die Zeichnung ist mit „F. Hauser 862“ signiert und datiert. Das zweite Blatt bildet ein enflammtes Kreuz auf einer Art Altar ab, das mit einem weißen Schal, der einen Pfeil befestigt, umwunden ist. Die Vorderplatte zeigt den Namenszug „Josephin Istvánssy“. Das dritte Blatt zeigt das Porträt eines kleinen Jungen, geziert von Rosen und Vergissmeinnicht“, signiert von „Rud. Stilz Zeichner“ und datiert „Graz, am 21. Februar 1890“. – Das Blatt mit dem entflammten Kreuz etwas stockfleckig. Leicht gebräunt. Abbildung

Denkmal wahrer inniger Freundschaft 2385 Liber Amicorum. - Freundschaftsdarstellungen. 4 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Feder- bzw. Bleistiftzeichnung bzw. Gouache. Ca. 10 x 14,5 cm bzw. 10 x 17,5 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. Um 1822-1836. 280 € 1) W. Swatek. „Denkmal wahrer inniger Freundschaft“. Kolorierte Federzeichnung. Prag am 8. August 1830. - Verso mit längerer hs. Widmung „Dir strahlt auf der Lebens Wegen Im hellsten Schein der Himmels Segen ...“. - 2) „Denkmal der Freundschaft“. Kolorierte Feder- und Bleistiftzeichnung. - Die Staffelei zeigt eine schwarz grundierte Leinwand mit in gelber Farbe gemaltem Text. Auf dem daneben befindlichen Tischchen sind Malutensilien wie Palette, Pinsel und Zirkel arrangiert. - Verso hs. mit Bleistift datiert „1822“. - 3) Flusslandschaft mit Amphore und kleinem Blumenstrauß. Gouache. 1830. - Verso mit längerer hs. Widmung einer Johanna Trum, Prag am 25. Februar 1836. - 4) Obelisk in Parklandschaft. Mit Deckweiß gehöhte Bleistiftzeichnung. Signiert von Caroline Reichhart. - Am Wegesrand steht hochaufragend ein Obelisk, dahinter eine schlossähnliche Architektur. - Stärker gebräunt.

2387 beeren sind lithographisch abgebildet und mit „T.B.“ monogrammiert. – Minimal gebräunt und das Blatt mit den Himbeeren gering knitterfaltig. Abbildung

2387 Liber Amicorum. - Hundedarstellungen. 2 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Aquarellierte Bleistiftzeichnung bzw. aquarellierte Federzeichnung. 12 x 18 cm bzw. 8,5 x 14 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. 1844. 180 € Die beiden Zeichnungen bilden jeweils einen Jagdhund ab, einen sogenannten English Setter. Während der eine Hunde noch Ausschau hält, hat der andere bereits eine Fährte aufgenommen und duckt sich auf den Boden. Dieses Blatt wurde von „Istvan ... Irma“ im Jahre 1844 gezeichnet. – Gering gebräunt und ganz leicht stockfleckig. Abbildung

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2386 Liber Amicorum. - Früchtedarstellungen. 2 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Bleistiftzeichnung bzw. Kreidelithographie. Ca. 8,5 x 15,5 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. Um 1850-1853. 150 € Der mit Bleistift gezeichnete Kirschenzweig ist auf den „12.8.1853“ datiert und zeigt drei reife Kirschen. Vier noch nicht ganz reife Him-

2388 Liber Amicorum. - Idyllische Szenen in den Bergen. 5 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Gouachebzw. Aquarellzeichnungen. 7 x 11,5 cm bzw. 10,5 x 16,5 cm. Unter Passepartout. 1850-1863. 280 € Vorhanden sind: 1.) Johann Beyer. Dorf in den Bergen. Aquarellierte Gouache. Dat. 1863. - Mehrere Dorfbewohner haben sich am Brunnen und Teich versam-

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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________ melt. Um sie herum stehen mehrere Ziegen und ein Pferd. - 2.) M. v. A. (Max von Aschauer). „Oberdorf“. Federzeichnung und Gouache. Dat. 1857. - Verso mit hs. Text: „Freue dich des Lebens heiterer Stunden!/ Laß kein Leiden Dir Dein Herz ver-/wunden! - / In der Freundschaft bleibe feßt u. stark,/ Wie die Alpen unserer Steyermark./ Ihr aufrichtiger Vetter/ Graz/ November 1857. Max of Aschauer“. - Leicht stockfleckig. - 3.) Kleiner Hafen. Aquarellierte Bleistiftzeichnung. Um 1850. - 4.) Bergsee. Gouache- und Aquarellzeichnung. Um 1850. - Gering fleckig. - 5.) G. Beyerl. Weißenbach. Gouache und Aquarell über Bleistiftzeichnung. Um 1850. Abbildung

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2389 Liber Amicorum. - Junges Paar. 1 Blatt aus einem Freundschaftsalbum. Öl auf Karton. 12 x 18,3 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. 1848. 250 € Die idyllische Szene zeigt ein junges Paar. Er sitzt auf den Wurzeln eines mächtigen Baumes, sie liegt angelehnt an seine Seite. In diesem Moment zückt der junge Mann einen kleinen Blumenstauß mit einer roten Rose, um seine Auserwählte damit zu überraschen. Verso mit hs. Gedicht: „Wer daß Scheiden hat erfunden/ hat an Liebe nie gedacht/ den[n] sonst hät er seine Stunde/ mit was bessern zugebracht/ Tyrnau 4 May 848 Ignatz Marsits/ Handlungs Comy“. – In den Ecken mit kleinen Stecknadellöchlein. Gering gewellt und in der linken unteren Ecke mit leichter Knickspur. In der rechten Blatthälfte mit kleinem Montierungsrest. Abbildung

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2390 Liber Amicorum. - Landschaftsdarstellungen mit Staffage. 3 Blätter aus einem Freundschaftsalbum. Gouache bzw. Aquarell über Bleistift auf Papier. Ca. 10 x 14 cm bzw. 10,5 x 18 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. Um 1850. 250 € 1) Schloss an der Küste. - Das skizzierend ausgeführte Aquarell zeigt ein strahlend weißes Schlossgebäude am Ufer einer schmalen Steilküste. - 2) Zwei Segelboote auf dem Meer. - Die beiden unter dem mit dichten grauen Wolken behangenen Himmel fahrenden Boote scheinen kaum noch Wind in den Segeln zu haben. So können sie die noch über dem Gebirge stehende Sonne langsam untergehen sehen. - 3) Nächtliche Szenerie. Auf einer Lichtung unterhalb eines Felsens sitzen drei Personen an einem Lagerfeuer und rauchen gemeinsam Pfeife. Im Hintergrund ist der aufsteigende Vollmond zu erkennen. – Stellenweise minimal berieben. Abbildung

2391 Liber Amicorum. - Poetische Albumseiten. 5 Blätter aus einem Freundschaftsalbum mit kleinen kolorierten Federzeichnungen. Ca. 8 x 12,5 cm bzw. 5,5 x 7 cm. Mit Passepartout. 15 x 20,5 cm. Um 1850-1860. 240 € 1) Wilhelm Schmidt. Brünn 30. September 1854. - Mit einer Vergissmeinnnicht-Ranke geziertes Gedicht: „Fühlst du! bei seligem Verlieren/ In dem vergangenem Zauberland;/ Ein lindes geistiges Berühren,/ Wie Zephir‘s Kuss: an Lipp‘ und Hand/ Und wankt der Kerze flatternd Licht;/ Dann ist‘s mein Geist! / zweifle nicht“. - 2) Theodoro Braun. Zistersdorf den 16 Juli 1850. - Sinnspruch mit kleinem Aquarell. - 3) Fl. Kern. - „Wenn 2391

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__________________________________________________________________________________________________________ Papierantiquitäten auch die Tage wie Dünste vergehen:/ so wird dochs unsere Freundschaft ewig bestehen“. Der zweizeilige Vers wird von einer Efeuranke mit vereinzelten Vergissmeinnicht- und Rosenblüten gerahmt. - 4) Aus Freundschaft 1857. - Das Blumenarrangement besteht aus Rosen und gelben Sommerblühern sowie Efeublättern. - 5) Nina Habenecher. Auf einem säulenartigen Sockel steht ein mit bunten Sommerblumen bestückter Korb. Abbildung

2392 Muster- bzw. Verkaufsbuch für Oblaten. Ca. 550 Oblatenblätter mit ca. 2200 chromolithographischen Glanzbildern auf 156 (3 le. w.; 2 auf schwarz-gelacktem Papier; 1 fragmentarisch) Bl. 42 x 27,5 cm. Halbleinen d. Z. (mit starken Gebrauchsspuren). Um 1900. 5.500 € Das vorliegende Album diente als Mustervorlage für Bestellungen. Jedes Glanzbild ist mit einem montierten und hs. nummerierten Schildchen versehen, sodass die Kunden ihre Auswahl treffen konnten. Die Chromolithographien sind dabei direkt auf das Papier gedruckt und noch nicht gelatiniert und geprägt. D. h. nach der Bestellung (nach den Nummern) konnten die ausgewählten Motive auf spezielles Papier gedruckt und ausgestanzt werden. Das Repertoire an Bildmotiven und Themen ist äußerst umfang- und abwechslungsreich: Von großen üppig arrangierten Blumen- und Früchtebouquets und Blumensträußen sowie Blumengirlanden und -kränzen, bis hin zu kleinen einzelnen Blüten und fast winzigen Insekten, über Landschafts- und Stadtansichten, ferne Länder wie Australien und die

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dort beheimateten Kängurus, Kamele reitende Händler im Orient und idyllische Bergszenen in den Alpen sind ebenso angebildet. Des Weiteren finden sich Burgen- und Schlösser, szenischen Darstellungen wie der Maler bei der Arbeit oder das Weidenzweige tragende Mädchen, junge Männer, die ihrer Auserwählten den Hof machen, festliche Musik­ abende der gehobenen Gesellschaft, Portraits, Puttis, Heiligenbildchen, Soldaten, Offiziere und hohe Beamte, maritime Arrangements aus Muscheln, Korallen und Schnecken, Asiatika, zahlreiche Vogel- und andere Tierdarstellungen, Jahreszeiten, allegorische Darstellungen, Wappen und Orden werden von rein oranmentalen Formen, Bordüren und Dekorelementen ergänzt. – Etwas, teils auch stärker berieben, gering gebräunt und braunfleckig. Hin und wieder mit Abklatsch, partiell etwas leimschattig. Stellenweise wurden die Konturen mit Bleistift nachgezogen. Vier Blätter auf Grund eines Feuchtigkeitsschadens mit­ einander verklebt und stark beschädigt. Ein weiteres Blatt nur fragmentarisch erhalten, da sich in der unteren Blatthälfte ein größer Ausriss befindet. Bindung stellenweise geschwächt. Gering angeschmutzt. Teils verso mit Durchpause. Wenige Blätter mit montierten Oblatenbildern. Abbildungen, auch Seiten 128 und 131

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2393 Oblaten. - Sammlung von Oblatenbildchen. 2 Obla­ tenalben mit ca. 500 (davon ca. 300 auf Karton montiert) einzelnen Bildchen. 36 x 28 cm bzw. 27,5 x 23 cm. Illustriertes und goldgeprägtes Halbleinen d. Z. (Kanten etwas abgerieben) bzw. modernes Kunstleder. Um 1900-1920. 300 €

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Die Oblaten zeigen Engel, Putti und Heiligendarstellungen sowie zahlreiche Blumenboquets, ländliche Idyllen, Osterhasen und weihnachtliche Szenerien, Kinder, musizierende Tiere, Liebesbekundungen, Alphabete, Tischgedecke, Soldaten, jahreszeitliche Darstellungen, prachtvoll ausgestattete Hengste und vieles mehr wird abgebildet. – Stellenweise leicht gebräunt und mit Knickspuren. Abbildung


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2394 Teleorama. - Das Königliche Palais. Mit 5 kolorierten, hintereinander gestellten lithographischen Ansichten. 12,7 x 18,8 cm (ausgezogen: ca. 39 cm). Original-Pappdeckel mit aufkaschierter kolorierter lithographischer Illustration (etwas gebräunt und leicht berieben). (Paris, o. Dr., um 1830). 650 € Gumuchian 2219 und Abb. Tafel 107. Buijnsters, Papertoys, 351. – Sehr frühes und tadellos erhaltenes Teleorama, das wahrscheinlich in Paris erschienen ist. Es zeigt das Palais Royal mit dem Garten in der Mitte und den beiden Galerien rechts und links. Es gibt für alle drei Sichtachsen ein eigenes Guckloch, was für Teleoramen eher selten ist. Die kolorierte Deckelillustration zeigt Besucher vor den Eingängen sowie eine Kutsche. Auf dem Dach der Fassade ist die französischen Fahne zu sehen. – Erste Lithographie mit kleinem unsauberen Ausschnitt beim Guckloch. In diesem sehr guten Zustand selten. Abbildung

2395 Transparentbillet. - 3 Durchsichtbillets. 2 kolorierte Radierungen in Punktiermanier und 1 Aquarell. Ca. 8 x 10,4 cm bzw. 9,5 x cm. Wien, Johann Adamek bzw. A. Berka, 1820-1830. 450 € 1) „Zum neuen Jahre - 1000 Salven“. Wien, Adamek. - Zeigt das Billet zunächst nur eine unscheinbare Kanone, so erscheint im Gegenlicht ein heftiger Kanonenschuss. Als Kanonenpulver dient offenbar ein geflügeltes Herz. - Gering gebräunt, leicht gewellt. Recto mit hs. Besitzvermerk, verso mit hs. Widmung.

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2) „O Mädchen möchtest du diess/ Dindenfass doch lieben -/ Die Feder hat ans Herz/ vom -/ Herzen aus geschrieben“. Wien, Berka. - Die leicht grau kolorierte Feder wird im Gegenlicht direkt über ein rotes Herz gehalten. - Minimal fleckig, gering knitterfaltig und leicht gebräunt. Verso mit hs. Besitzvermerk. 3) „Ich weiß wohl daß es Sitte ist ...“. - Der schemenhaft aquarellierte Brief offenbart erst im Licht seinen Inhalt. - Leicht berieben und Gebräunt. Abbildung

2396 Zieh- und Klappbillet. - Freundschafts- und Neujahrsglückwünsche. 2 Billets. Kolorierte Radierung, davon 1 in Punktiermanier mit silbernem Papierprägedruck. 8,7 x 6,2 cm bzw. 6 x 9,2 cm. Wien, A. Paterno bzw. o. Dr., 1817-1820. 300 € 1) „Drey Kirschen sind‘s die Dir die Freundschaft beut/ Pflücke sie nur ohne Sorgen/ Sie halten drey Wünsche verborgen“. Nr. 41. Wien, Paterno. - Ein junger Mann mit Hut und Halstuch scheint den Verpflichtungen des Gärtnerns nachzukommen und führt eine Gießkanne mit sich. In der anderen Hand hält er einen Zweig mit reifen Kirschen. Der daran befestigte Faden lässt ein Spruchband mit den drei Wünschen - „Gesundheit, Glück, Zufriedenheit“ - hervortreten. - Leicht fleckig. Verso mit hs. Besitzvermerk.

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Papierantiquitäten _____________________________________________________________________________________________________

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2) „Hat Dich beglückt die Ch‘ ,/ Dann folge Kindersegen,/ Mit heiterm Blicke seh/ Der Zukunft froh/ entgegen“. - Beim Ziehen des Fadens erscheinen in dem aus Rosen und Kornblumen arrangierten Blumenbouquet unzählige Kinder verschiedenen Alters. - Verso mit hs. Widmung „Gewiedmet zum Jahreswechsel 1817“. Der silberne Papierprägedruck teils berieben und mit kleinen Fehlstellen. Abbildung

2397 Zugbillet. - „Wenn ein häßliches Geschicke/ Mit ergrimmen Tigerblicke,/ gegen unsre Freudschaft sicht;/ So _ _ _ _ _ _ _ „. Kolorierte Radierung, teils in Punktiermanier. 9,5 x 8 cm. Wien, Josef Frister, 1819. 280 € Wird der Hebel betätigt, verschwindet der auf dem Gras liegende Tiger und es kommen zwei Zweige eines Vergissmeinnichts zum Vorschein, die mit einer rosaroten Schleife zusammen gebunden sind, sodass der Sinnspruch fortgeführt wird. Der Kunsthändler und Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, Josef Frister, (um 1762-1832), betrieb schon seit 1783 seine Kunsthandlung. Er gilt als Erfinder der mechanischen Zugkarten, deren Technik von Endletzberger in entscheidendem Maße weiterentwickelt und künstlerisch perfektioniert wurde. – Leicht gebräunt und angestaubt. Im unteren Rand mit sehr kleinem restaurierten Einriss. Verso mit hs. Widmung. Abbildung

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________________________________________________________________________________________________ Literatur und Buchillustration

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Autographen Literatur – Wissenschaft und Technik – Geschichte und Wirtschaft – Bildende Kunst Musik und Theater

Literatur 2501 Becher, Johannes R., expression. Lyriker, links­ radikaler Schriftsteller und Politiker, Nationalpreisträger und Kulturminister der DDR (1891-1958). Eigh. Sig­na­ tur „J.R. Becher“ auf einer Urkunde für den Maler Pablo Picasso. Kalligraphie in Schwarz und Rot. 2 S. Mit dem Lacksiegel der Deutschen Akademie der Künste (der DDR). Gr. 4to. Einmontiert in eine graue Orig.-LederKassette mit Filetenvergoldung. Berlin (Ost) 24.III.1955. 300 € Als Präsident der Deutschen Akademie der Künste verkündet Becher dem Maler Pablo Picasso, dass die Ordentlichen Mitglieder der Akademie ihn „in ehrender Anerkennung seiner großen Leistungen zum Korre­ spondierenden Mitglied gewählt“ haben, und zwar „geleitet mit dem Wunsch, ihre Verbindung mit hervorragenden Künstlern des In- und Auslandes fester zu knüpfen und damit den Interessen der Kunst wie des Lebens zu dienen“. - Beiliegend das an Picasso gerichtete Begleit­ schreiben zur Urkunde, unterzeichnet von Rudolf Engel (1903-1993), dem Direktor der Akademie und Mitarbeiter des DDR-Außenminis­ teriums, in dem es u. a. heißt: „... Nous avons prié notre ami et membre ordinaire de l‘Académie, M. le professeur Hanns Eisler, de chercher l‘occasion de vous rendre visite et de remettre à vous, au nom de la prési­ dence de l‘Académie ... le diplôme de votre élection de membre corres­ pondant de notre institut. - Nous regrettons que les difficultés extra­ordi­ naires causées par la division de l‘Allemagne ne permittent que rarement des relations personnelles. Prenez, s‘il vous plaît, à résultat de cette difficulté particulière notre procédé peu cérémonieux ...“. Hanns Eisler werde ihn so bald wie möglich über die Institutionen der Akademie unterrichten. - Aus dem Nachlaß des kommunistischen Schriftstellers Louis Aragon, der mit Picasso befreundet war und von diesem die Urkunde geschenkt bekam.

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Abbildung

2502 Benn, Gottfried, Arzt und Dichter (1886-1956). Eigh. Brief m. U. „Euer G. u. H.“. 31/2 S. auf 2 Bl. Gr. 8vo. (Landsberg a. d. Warthe) 26.X.1944. 1.200 € Mit gedrucktem Briefkopf „Oberstarzt Dr. Benn. Wehrmachtversor­ gungsarzt Berlin“. An die ihm befreundete Sopranistin Alice Schuster, neben der Klaviervirtuosin Else C. Kraus eine der „Buschis“, wie sie sich als musikalisches Duo nannten. Zunächst - in der Endphase des Krieges - über Post-Probleme: „... der letzte Brief kam gestern aus Darm­stadt zurück mit dem Aufdruck ‚Neue Adresse abwarten‘; er war vor etwa 14 Tagen abgesandt, an Cchen, ein Gedicht enthaltend: ‚Chopin‘. Geschrieben haben wir 2 x. Eure Briefe u. Karte kamen an. Unser herzlichstes Beileid zu allem Entsetzlichen, das Ihr überstanden habt, vor allem zum Tod von Cchen‘s Mutter. Und nun wollt Ihr weiter ‚nach Bayern‘. Wo ist das? welcher Ort? ...“. Macht sich Gedanken über

das Näherrücken der Front. „... An Wylerberg habe ich viel gedacht u. versucht, Hertachen die Geographie der Schlachten klar zu machen. Es wird ja wohl da weiter sehr erbittert gekämpft werden u. das schöne Haus ist wohl weiter in grosser Gefahr. Langsamer, als wir dachten, aber sonst in durchaus grader Linie geht die Sache ihren Gang. Aller­ dings wird alles noch viel schauerlicher, als es je ein Mensch erwartete. - Wir mussten aus der Kaserne raus u. sind im Bürgerquartier bei einer Frau Generalin, vor der wir grosse Angst haben; wir müssen leise sein, dürfen nur selten ins Badezimmer ... H.[erta] ist immer noch recht marode, muss aber wieder zu arbeiten anfangen, der Kassenarzt pöbelte sie dermassen an, dass sie nicht mehr hingehn mag ... [Friedrich Wilhelm] Oelze ist natürlich rechtzeitig aus Paris entwichen u. sitzt jetzt in Nien­ burg a. d. Weser in einem Offiz. Gefang. Lager als Wächter. Er ist sehr ungehalten, weil er es nun nicht mehr so gut hat wie im Claridge. Im Claridge aber war er auch sehr ungehalten, weil es nicht genügend

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ frisches Obst gab u. die Französinnen nicht sein Typ waren. - Frau General singt viel u. will ihre Stimme ausbilden. Soweit ich es beurteilen kann, singt sie immer die gleichen Töne, die aber laut und lebhaft - Das Leben hier ist schauerlich stumpfsinnig, einmal in der Woche spiele ich mit den Offizierskameraden Skat. - Unsere Wohnung in Berlin ist nun von fremden Leuten besiedelt ... Kürzlich besuchte mich ein Schriftsteller, der im Film eine grosse Position hatte während der letzten Jahre. Zarah L.[eander] singt in Stockholm Couplets gegen den Führer, Marlene [Dietrich] sitzt in Algier u. wartet auf den Einzug in Berlin, Greta Garbo spielte im letzten Film eine russische Kommunistin. Der Herr gehörte zur Umgebung des Prop. Ministers u. schlug mir vor, ein Buch über mich zu schreiben, aber er ist jetzt erst Panzerjäger gewor­ den ...“. - Mit dem „Cchen“ ist Else C. Kraus gemeint. Das genannte noble Landhaus am Wylerberg an der deutsch-holländischen Grenze, das 1945 Holland zugeschlagen wurde, diente ab 1949 den Buschis wieder als Wohnsitz. Der Bremer Jurist Dr. Friedrich Wilhelm Oelze ist Benns langjähriger Brieffreund; ihre umfangreiche Korrespondenz ist in 4 Bänden erschienen. Der Schriftsteller aus dem Propagandaminis­ terium war Frank Maraun; die vorgeschlagene Biographie lehnte Benn ab. Abbildung

„Erscheinungen auf einen kurzen Ausdruck zu bringen“ 2503 - Eigh. Brief m. U. „Euer G. B.“. 21/2 S. (Tinte und Kopierstift). (Landsberg a. d. Warthe) 2.I.1945. 900 € Gleichfalls an Alice Schuster und Else C. Kraus. Nach Geburtstags­ glückwünschen fährt er fort: „... Leider habe ich den Artikel über Wyler nicht gelesen u. kann ihn Dir nicht verschaffen. Dass das Haus noch steht, ist ja herrlich. Der Kampf hat sich ja jetzt etwas fortgezogen von dort. Ich war am 30 XI in Berlin u. floh sofort wieder, da der Eindruck so vernichtend war - von Stadt u. Menschen: ob man 3 Steckrüben eher bekommt als der Nachbar - das ist der ganze Lebensinhalt. Zum Geburts­ tag bekommst Du auch ein Gedicht - eine Groteske. Denke nicht, dass ich mich zum lyrischen Raritäten Kabinett entwickele, aber gelegent­ lich u. nebenbei fesselt es mich, Erscheinungen auf einen kurzen Aus­ druck zu bringen. Verrate niemandem, dass es sich um mein Geburts­ jahr handelt! - Uns geht es mässig. Organisatorisch ist es z. Z. still u. wir knabbern an meiner Wehrmachtkost herum. Viel Schnee u. Frost, und wir füttern am Fensterbrett die Spatzen - das sind unsere Pize! Nächste Woche muss ich für ein paar Tage dienstlich nach Kolberg, liegt mir sehr schwer im Magen, sicher kalt u. umständlich. - Nun kommt ja wohl bald die grosse Wendung zum Guten; unsere Militärs meinen, im Februar ist die Wirkung aller neuen Massnahmen vollständig ...“. Auf der Rückseite des zweiten Blattes fügt der Dichter mit Kopierstift an: „Das Gedicht ist zu blöd u. Hertachen ist krank u. kann es nicht tippen. Aber ein ander­ mal.“ - Bei der genannten Gedicht-“Groteske“ handelt es sich um „1886“, Benns Geburtsjahr behandelnd. Das Wort „Pize“ steht wohl für „Höhe­ punkte“.

2504 - Oelze, Friedrich Wilhelm, Jurist und Mäzen in Bremen, mit Gottfried Benn langjährig befreundet (18911978). 2 eigh. Briefe m. U. „F. Oelze“. Zus. 4 S. Mit den Umschlägen. Gr. 4to und gr. 8vo. Bremen 10.IX.1966 und 31.XII.1968. 300 € An den Arzt und Herausgeber der medizinischen Schriften Gottfried Benns. Oelze bedankt sich für ein ihm übersandtes Widmungsexem­ plar und fügt mancherlei interessante Bemerkungen über den Dichter

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an: „... Während die fachmedizinischen Abhandlungen ziemlich weit­ ab von meinen Interessen und vor allem ausserhalb meines Beurteilungs­ vermögens liegen, hat Ihr Nachwort mich immer ausserordentlich gefesselt. Sie zitieren ... den Brief von Frau Fleischmann, in dem das ambivalente Verhältnis B.‘s zur Wissenschaft überhaupt (‚ich bezweifle den Satz von der Kausalität zu sehr ...‘ usw.) mit schonungsloser Offen­ heit sich äussert. Die Wissenschaft - im strengen Sinne - einerseits beja­ hen, andrerseits ihre Resultate, ihre Begriffe überhaupt, lediglich als Stoff, als Material für seine ‚Perspektiven‘ gelten lassen (sie also als ‚Wis­ senschaft‘ für nichtig zu erklären): diese Antinomie festzunageln und der Versuch sie aufzulösen war eigentlich die Initialzündung zu unserer Korrespondenz im Jahre 32 ... Wir haben sehr selten - und wenn, nur obenhin - über seinen Arztberuf gesprochen, er kannte meine Scheu vor der Medizin und den Aerzten, besonders den Chirurgen, meine Leiden pflegte er gern als Neurosen zu erklären. Über sein Spezialfach haben wir uns kaum jemals unterhalten; ich könnte mir aber denken, dass die venerischen Krankheiten für ihn weniger ein medizinisches als ein menschliches, ‚anthropologisches‘ Problem bedeuteten ... Dass er den Blick des geborenen Arztes hatte (‚mein Röntgenauge‘, sagte er mir einmal) steht ausser Frage; sicher wäre er, in andrer ärztlicher Funktion, ein glänzender Diagnostiker gewesen ...“ [10.IX.1966]. Ende Dezember 1968 bedankt sich Oelze für das ihm zugesandte „Epitaph für G. B.“. „... Ich freue mich, dass diese Wellmann‘sche Anthologie der so heftig divergierenden Andichtungen Benn‘s bei Ihnen Zustim­ mung ... gefunden hat, ich finde sie berechtigt. Kritik von anderer Seite, soweit sie mir zu Ohren gekommen ist, war kaum mehr als ein beding­ tes ‚Nun ja‘ ... Gewiss, Benn ist zur Zeit kein Thema für die Deutschen - Brecht hört auch bereits auf es zu sein - kein Thema insbesondere für unsere Revolutionäre im Alter von 20-34, die bislang von dem Privileg ausgiebig Gebrauch machten, aus ihren wohlgeheizten Etagenwohnungen das Zeitgeschehen mit ihren sozialmoralischen Kommentaren unver­ bindlich akkompagnieren zu dürfen. Nein, Benn mit seinem ‚aestheti­ schen Hermetismus‘ ist für sie vieux jeu, der ‚letzte Spitzweg‘sche Regenschirm‘ ... Alle fünf Jahre eine neue Weltenwende (in der Literatur, d. h. an den Schreibmaschinen der Reich-Ranicki u. Genossen) ... Die Undankbarkeit, die blatante Ungerechtigkeit der Deutschen gegenüber ihren grossen geistigen Emanationen ist so horrend wie erschreckend; dem geistigen Antipoden, gerade ihm, mit dem Respekt zu begegnen, wie er Potentaten gebührt, und wie er bei civilisierten Nationen, sagen wir Frankreich oder England, zu den Selbstverständlichkeiten gehört, das war unserem Volke von jeher fremd --- unsere Kritik war fast immer die Denunziation des Andersdenkenden oder die persönliche Diffamie­ rung des geistigen Antipoden, - aber daneben die galoppierende Moder­ nität! ... Gut, Benn wird immer wohl zu jenem ‚zweiten Olymp‘ der Deutschen gehören, jenen im Grunde Ungeliebten, am Rande Gedul­ deten, meistens von der Zunft Verschwiegenen, zu denen (um ein paar illustre Namen zu nennen) gehören: die Kleist, Büchner, Börne, Heine, Nietzsche, - in dieser Reihe sehe ich auch Benn, lassen wir die ‚literarhi­ storische‘ Qualifikation einmal beiseite ...“.

2505 Besser, Johann von, Barockdichter, brandenburgi­ scher Hofpoet, Librettist berlinischer Opern, Legations­ rat, Resident in London, Geh. Rat und Oberzeremonien­ meister am Berliner Hof, schließlich in gleicher Funktion am Dresdener Hof Augusts des Starken (1654-1729). Eigh. Wechsel mit Namenszug „Mr. de Besser“ im Text. In franz. Sprache. 1 S. Quer-8vo. Berlin 16.VIII.1717. 450 €


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

2502

„das verfolgungssystem Deutschlands“ Wechsel zur Bezahlung eines Buchhändlers. „Monsieur. Veue, il vous plaira par cette ma seule de change à l‘ordre de Monsieur Kisner Mar­ chand Libraire, la Somme de Septente huit Risdaler en nouveaux deux tiers de Lunebourg, Saxe, Brandenbourg; Valeur receu de Mr. de Besser Conseiller privé, que passerez comme par avis ...“. - Am unteren Rand von späterer Hand mit roter Tinte der Vermerk: „Johann von Besser‘s Handschrift.“ - Bessers „Preussische Krönungs-Geschichte“ (1702) und seine gesammelten „Schrifften“ (1732) sind wertvolle Quellen zur Geschichte des kulturellen Lebens und der Festlichkeiten am kurbrandenburgi­ schen und königlich preußischen Hof in Berlin. - Sehr selten.

2506 Björnson, Björnstjerne, norweg. Dramatiker und Erzähler, Nobelpreisträger, Verfasser der norweg. Natio­ nalhymne (1832-1910). Eigh. Brief m. U. „Björnson“. In deutscher Sprache. 1 S. Büttenpapier. 4to. Aulestad, Faa­ bergstation, 15.VII.1899. 250 € An den Publizisten Maximilian Harden, Herausgeber der „Zukunft“, wegen eines Artikels zu Hardens Verteidigung: „... allso heute gehe ich daran. Albert Langen [sein Schwiegersohn] und familie ist hier; Dagny

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ tendant (1832-1919). Konvolut von 12 eigh. Briefen m. U. „Ed. Tempeltey“, „Tempeltey“ oder „Dr. Tempeltey“. Zus. ca. 21 S. 4to, gr. 8vo und 8vo. Gotha, Coburg und Schloß Reinhardsbrunn 1862-1884. 300 €

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[seine Tochter] und er übersetzt. Ich gebe es der neuen freien presse in Wien, glaube ich. Was sagen Sie dazu? Es geht ein bischen über Bismarck aus; es kann nicht anders sein, wenn man das verfolgungssystem, die unbarmherzigkeit, die uniformität, ‚die mannlichkeit‘ Deutschlands in diesem augenblick ans leib [gemeint ist wohl: zuleibe] gehen will ...“. - Harden mußte in diesen Tagen wegen Majestätsbeleidigung 6 Monate Festungshaft erdulden. Abbildung

2507 Chateaubriand, François René Vicomte de, franz. Schriftsteller und Staatsmann, als Autor der wohl bedeu­ tendste Vertreter der franz. Frühromantk (1768-1848). Brief m. U. „Chateaubriand“ und Adresse. 1/2 S. Doppel­ blatt. Gr. 8vo. Paris 20.VII.1844. 120 € An den deutschen Schriftsteller und Publizisten George Hesekiel (1819-1874) in Altenburg, der ihm wohl seinen Roman „Royalisten und Republikaner. Roman aus der Zeit der französischen Republik“ übersandt hatte. Chateaubriand bedankt sich höflich: „Je suis désolé, Monsieur, je ne sais pas l‘Allemand et je ne puis pas lire votre bel ouvrage. Croyez, Monsieur, que je serais sensible à ses beautés comme je le suis à la lettre trop flatteuse que vous m‘avez fait l‘honneur de m‘écrire ...“. - Kleiner Tintenfleck.

2508 Coburg-Gotha. - Tempeltey, Eduard von, Schrift­ steller, Geh. Kabinettsrat des Herzogs Ernst von SachsenCoburg-Gotha, dort auch Hoftheater- und Hofkapell-In­ 136

Meist mit Briefkopf „Geh. Cabinet Sr. Hoheit des Herzogs von SachsenCoburg-Gotha“ und im Auftrag des Herzogs an verschiedene Adressaten, darunter ein Geheimer Staatsrat und ein Buchhändler. Über eine Kunstausstellung, dem Herzog dedizierte Bücher sowie Autographen, teils von Tempeltey, teils für die herzoglichen Sammlungen. Zur Kunst­ ausstellung schreibt er aus Gotha am 9.II.1863: „... Herr Fries schreibt, daß er 14 Bilder schicken werde, davon jedes 51/2 Fuß lang, 31/2 Fuß hoch sei. Se Hoheit wünscht nun, daß ein Vorstandsmitglied des Kunstver­ eins daraufhin die Säle des Schlosses prüfe; vielleicht möchte der Spiegel­ saal geeignet sein; nur den großen Saal, in welchem neulich der Ball gefeiert, nehme Se Hoheit aus ...“. - Nachdem ein Buchhändler der herzog­ lichen Bibliothek eine Anzahl von Manuskripten aus dem Nachlaß des Weißenfelser Dramatikers und (Liebhaber-) Theaterleiters Adolf Müllner angeboten hat, antwortet Tempeltey: „... Die Abhandlung des Herrn Dr. Höhne scheint die Papiere im Wesentlichen ausgenutzt zu haben; indeß stimme ich Ihnen bei, daß eine öffentliche Bibliothek der geeig­ netste und verhältnißmäßig förderndste Aufbewahrungsort für die Manuscripte sein dürfte [13.VII.1875] ... Se Hoheit der Herzog hat die von Ihnen übersandten Manuscripte aus dem Müllnerischen Nachlaß mit aufrichtigem Interesse entgegengenommen. Höchstderselbe schließt sich gern der Ansicht an, daß für dieses reichhaltige handschriftliche Material, mag nun eine spätere literarische und literarhistorische Aus­ beute desselben größer oder geringer sein, eine öffentliche Bibliothek jedenfalls der geeignetste Aufbewahrungsort sein dürfte. Se Hoheit hat daher Ihre liebendwürdige Sendung der Herzogl. Bibliothek auf Schloß Friedenstein in Gotha übergeben und mich beauftragt, Ihnen Seinen verbindlichen Dank auszusprechen. Zugleich freue ich mich die Mitt­ heilung hinzufügen zu können, daß Se Hoheit der Herzog Ihnen das Prädikat ‚Hofbuchhändler‘ gnädigst zu verleihen geruht hat [10. VIII.­1875] ... Von dem Inhalt diese Briefes hatte ich Herrn Oberbiblio­ thekar Geh. Hofrath Dr. Pertsch in Gotha Mittheilung gemacht. Er schrieb mir: ‚Vielleicht stecken die Uhland-Briefe in zwei Bänden, welche seit einiger Zeit Prof. Boxberger in Posen von uns in Händen hat‘, und kündigte mir weitere Auskunft von Seiten des Bibliothekars Dr. Geor­ ges an. Dessen Brief ist nun eingetroffen, und ich füge ihn hier mit der Bitte bei, ihn mir später, nebst den Autographen, wieder zustellen zu wollen. - Meine Anfrage hat doch soviel bewirkt, daß die Sammlung der Veste neuerdings ein Uhland-Autograph angekauft hat ...“ [Coburg 19.IV.1884].

2509 Exil-Schriftsteller in der DDR. Konvolut maschi­ nen- und handschriftlicher Briefe. 1970. 600 € Der Bibliothekar Dr. Helmut Lohse, Abteilungsdirektor und Stellver­ treter des Generaldirektors der Deutschen Bücherei in Leipzig, ver­ schickte im Juli 1970 an eine Reihe deutscher Autoren, die während der NS-Zeit emigriert gewesen waren, ein Rundschreiben mit der Bitte um biographische Daten für einen geplanten Auswahl-Katalog der deut­ schen Exilliteratur 1933-1945. Er schrieb u. a.: „... Während uns der bibliographische Teil keine Schwierigkeiten bereitet, da wir über einen nahezu vollständigen Bestand an Exil-Veröffentlichungen verfügen, war die Aufbereitung des biographischen Teiles mit bestimmten Schwie­ rigkeiten verbunden, da Kurzbiographien in der von uns benötigten Form nicht aufzufinden waren. Wir wären Ihnen deshalb sehr verbun­


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

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den, wenn Sie den beiliegenden Entwurf einer Kurzbiographie für Ihre Person durchsehen würden und mit von Ihnen gewünschten Verän­ derungen bzw. Korrekturen uns wieder zurückschickten. Die in dieser Form von Ihnen autorisierte Biographie würde von der Deutschen Bücherei in den Auswahlkatalog aufgenommen werden ...“. - Fast alle der 35 angeschriebenen Autoren kamen der Bitte nach und sandten die Biographie mit Begleitschreiben zurück; gelegentlich ergab sich noch die Notwendigkeit eines zweiten oder dritten Schreibens. Hier liegen jedoch nur die Antworten von 16 Autoren vor, jeweils zusammen mit der Durchschrift des Anschreibens von Lohse. Vertreten sind: Anton Ackermann (4 masch. Briefe, zus. 6 S.). - Erich Arendt (1 masch. Brief, 1 /2 S.). - Theodor Balk (1 masch. Brief, 1 S.). - Walter A. Berendsohn (1 handschriftl. Brief, 1 S.). - Paul Dornberger (1 masch. Brief, 1 S.). - Bruno Kaiser (1 masch. Brief, 2/3 S.). - Alfred Kurella (1 kurzes masch. Begleitschreiben). - Eva Lips (2 masch. Briefe, zus. 3 S., und 6 S. bio­ graph. Typoskript). - Franz Dahlem (1 masch. Brief, 1 S.). - Anita Naef, Sekretärin von Klaus und Erika Mann (1 masch. Brief, 2/3 S.). - Hans Rodenberg (1 kurzer masch. Brief und 3 von Rodenberg korrigierte Bio­graphien: Rodenberg selbst, Alexander Abusch und Alfred Kurella, von letzterem auch ein signierter Nachtrag). - Maximilian Scheer (masch. Brief, 3 S.). - Albert Schreiner (masch. Brief, 1/2 S.). - Max Seydewitz (kurzes masch. Begleitschreiben). - Walter Victor (handschr. Briefkarte, 1 S.). - Max Zimmering (handschr. Brief, 1 S.) - Hedda Zinner (masch. Brief, 1 S.). - Literaturgeschichtlich wertvolle Sammlung biographischer Fakten und Details. Interessant ist auch die beiliegende, 2 Seiten umfassende handschrift­ liche Liste der aufzunehmenden Personen, auf der nach und nach die ermittelten Adressen hinzugefügt wurden. Dort ist auch erkennbar, von wem aus irgendwelchen Gründen keine Antworten vorlagen, etwa weil verstorben, wie z. B. Wilhelm Pieck. Von besonderem Interesse ist auch ein Brief von Jürgen Stroech, einem stellvertretenden Abteilungs­ leiter im „Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED“, der an Lohse schreibt: „... sind wir zu dem Schluß gekommen, daß

es auf Grund der diffizilen Materie richtig sein wird, die in Eurem Katalog voraussichtlich enthaltenen Biographien von entsprechenden Wissenschaftlern, insbesondere auch auf die politische Einschätzung der Personen hin, begutachten zu lassen ...“. Man traute also den Angaben der Autoren nicht, und es mußte eine Prüfung auf Linientreue erfol­ gen! - Beiliegend die meisten Briefumschläge der Einsender sowie eine Anzahl von Durchschlägen der Briefe Lohses ohne die Rückantwort (als unzustellbar zurückgekommen waren z. B. die Briefe an Sebastian Haffner und an Irmgard Keun).

2510 Fontane, Theodor, Dichter, Schriftsteller und Journalist (1819-1898). Eigh. Albumblatt m. U. „Th. Fon­ tane“. 1 S. Quer-4to. Auf Untersatzkarton montiert und unter Glas gerahmt. 23 x 31 cm. Berlin 27.V.1893. 900 € „Herz und Kopf sind die beiden Pole unrer Fähigkeiten; eines ohne das andre bedeutet nur halbes Glück. (Aus: Pater Gracian.) Th. Fontane.“ - Balthazar Gracians „Kunst der Weltklugheit“, die seit Schopenhauers Edition des „Hand-Orakels“ (1862) in diversen deutschen Ausgaben erschien, gehörte auch zu Theodor Fontanes bevorzugter Lektüre. Seit 1882 hat er immer wieder unterschiedliche Zitate aus Gracian für Stammbuchblätter verwendet. Abbildung

2511 Freiligrath, Ferdinand, Lyriker und Übersetzer, politischer Dichter, Mitarbeiter von Karl Marx, emigrierte nach London (1810-1876). Eigh. Brief m. U. „F.Fth“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. London 17.VII.1865. 350 € 137


Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Aus dem Exil an einen Freund in London. „... Meine Damen mögen sich bei der afrikanischen Hitze nicht zu der weiten Tagesfahrt in das v Noorden‘sche Concert entschließen, u. wir schicken also (laut Ab­ sprache für diesen Fall) die freundlich zur Disposition gestellten beiden Billets inliegend mit allerschönstem Danke zurück. - Hoffentlich sind Sie gestern Abend noch mit guter Gelegenheit nach Hause gekommen ...“. - Mit gedrucktem Briefkopf der „General Bank of Switzerland“ in London, die in diesem Jahr geschlossen wurde, so dass Freiligrath arbeits­ los wurde. - Kleiner Eck-Abriss.

2512 Friedell, Egon, Schriftsteller, Kulturhistoriker, Essayist, Schauspieler und Kabarett-Leiter, einer der geist­ reichsten und witzigsten Köpfe seiner Zeit (1878-1938). Eigh. Brief m. U. „Egon Friedell“. 1 S. Kariertes Papier. 8vo. (Wohl Wien, Herbst 1925). 200 € „Sehr geehrte Administration, ich bitte Sie um eine Bestätigung dar­ über, welchen Gesamtbetrag ich in der Zeit vom 1. Januar bis zum 1. Juli 1925 für meine Thätigkeit als Schauspieler vom Theater in der Josef­ stadt empfangen habe. Ich brauche dieses Dokument dringend und umgehend und wäre Ihnen daher für möglichst umgehende Erledigung sehr verbunden ...“. - Friedell war 1924-29 Ensemblemitglied des Josef­ städter Theaters. - „Mein Mangel an Kritik brachte Reinhardt auf den Gedanken, mich unter die ‚Schauspieler des Theaters in der Josefstadt‘ einzureihen“ (1938).

2513 Geibel, Emanuel, Dichter und Übersetzer, hoch­ gradig gefördert von den Königen von Bayern und von Preußen, Mittelpunkt des Münchener Dichterkreises „Krokodile“, Ehrenbürger von Lübeck (1815-1884). Por­ trät-Photographie mit eigh. Gedicht, Datum und Unter­ schrift „Emanuel Geibel“ auf dem Untersatzkarton. 40 x 29,5 cm (Bildgröße 28 x 22 cm). München 3.V.1859. 300 € Zitat aus den „Juniusliedern“: „Fließend Wasser ist der Gedanke, / Aber durch die Kunst gebannt / In der Form gediegne Schranke / Wird er blitzender Demant.“ - Die großformatige Aufnahme von Fr. Hanfstaengl aus der Reihe „Album der Zeitgenossen“ (im Photo von Hanfstaengl signiert und datiert „1858“) zeigt den Dichter in Dreiviertelfigur, auf einem Lehnstuhl am Tisch sitzend, in der Hand und auf dem Tisch Papiere, über den Knien ein Mantel mit Pelz kragen. Das Bild ist vom Photographen stellenweise leicht retuschiert. - Der Untersatzkarton angestaubt und mit Randläsuren; eine Knickfalte am unteren Bildrand; das Photo selbst minimal fleckig, jedoch nicht beschädigt. Abbildung

„in meiner an idealen Interessen nicht eben reichen Vaterstadt“ 2514 - Eigh. Brief m. U. „Emanuel Geibel“. 3 S. Doppel­ blatt. Gr. 8vo. Schwartau (bei Eutin) 23.VI.1874. 150 € An einen „Herrn und Freund“, wohl einen Schulmann (Heinrich Proehle?). „... weil ich überhaupt der Schulratsfrage, so wie allen städti­ schen Angelegenheiten, völlig fern stehe, bedaure ich von Herzen,

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Ihnen die gewünschte Auskunft über die augenblickliche Lage der Sache nicht ertheilen zu können. Ebenso wenig bin ich im Stande irgend förderliche Schritte für Sie zu thun. Bei dem streng zurückgezogenen Leben, das ich meines Leidens wegen führen muß, fehlt es mir an jedem Einfluß in den maßgebenen Kreisen; ja in diesem Falle weiß ich nicht einmal, wann, durch wen und nach welchem Modus die Wahl vorgenommen werden soll. Nur soviel erfuhr ich vor einigen Tagen zufällig bei Gelegenheit eines Freundesbesuchs, daß sich eine über Erwarten große Anzahl von Bewerbern - mein Gewährsmann sprach von mehr als dreißig - für die Schulrathsstelle gemeldet hat und daß mehrere derselben zur Zeit in Lübeck anwesend sind, um die Sache persönlich zu betreiben. Genannt wurde mir keiner, so daß ich auch nicht zu sagen vermag, wessen Nebenbuhlerschaft Sie etwa u fürchten hätten. - Daß es mir höchlich willkommen sein würde, in meiner an idealen Interessen nicht eben reichen Vaterstadt künftig mit einem Manne von Ihrer literarischen Durchbildung verkehren zu dürfen, bedarf wohl kaum der Versicherung ... Für Ihr Harzbuch schönsten Dank! Wäre ich zu Hause, so würde ich Ihnen meine ‚Heroldsrufe‘ senden, mit der Bitte, sie als bescheidene Gegengabe freundlich anneh­ men zu wollen ...“. - Heinrich Proehle, Lehrer am Berliner Luisenstädti­ schen Gymnasium (1822-1895) schrieb eine Reihe von Büchern über den Harz; 1874 erschien eine „Kleine Ausgabe“ von seinem bei Grieben verlegten Harz-Führer. - S. 2 und 3 gering fleckig.

2515 Genlis, Félicité du Crest de Saint Aubin, Com­ tesse de, franz. Schriftstellerin von enormer Produktivität, katholisch geprägte Gegnerin Voltaires und der Madame de Stael (1746-1830). 3 Briefe m. U. „Ctesse de Genlis“, davon 2 eigenhändig, 1 diktiert. Zus. 31/2 S. Jeweils Doppel­ blätter. 4to und 8vo. (Paris) 15.II.1811 bzw. o. J. 350 € Interessante Briefe, vorwiegend in Theater-Angelegenheiten: I. In der dritten Person an die Schauspielerin Jeanne Devienne (eigentlich Théve­ nin, 1763-1841) mit der Bitte um Zusendung von 2 Exemplaren der Comédie-Ballet „La Princesse d‘Elide“ von Molière. „... Mme de Genlis ne s‘excuse point de cette importunité, elle sait que l‘amitié fait prendre à mademoiselle de vienne un vif intérêt à cette charmante pièce qui a le plus grand succès et qui le mérite si bien. Mme de Genlis est charmée de saisir cette occasion d‘exprimer à Mademoiselle de vienne le plaisir qu‘elle a eu si souvent à la voir, à l‘admirer; elle n‘a point vu de jeu plus rempli de grace et d‘un naturel plus parfait, et elle doit à son beau talent le plus agréable souvenir ...“. - Jeanne Devienne, die gefeierte Darstel­ lerin von hübschen, gewitzten Kammerzofen etc., gehörte seit 1785 der Comédie Française an. - Gering fleckig. - II. Eigh. Brief m. U. „ctesse de genlis“. 2 S. Doppelblatt mit Goldschnitt. 8vo. (Paris) „ce Samédi 13“ o. J. - An einen Herrn, den sie eindringlich bittet, sich für ihren Bruder zu verwenden, dem anscheinend Bestrafung droht. „... cette grace dans les circonstances présentes, est bien intéressante pour la fortune de mon frère, d‘ailleur il est fait pour y prétendre par sa naissance, et sa con­ duite depuis deux ans, dont Mr. de Ramsault rendra les témoignages les plus satisfoirant à tous les égards. on ne peut lui reprocher que quelques légères étourderies, avant ce tems, que sa grande jeunesse devoit rendre excusable ...“. - III. Brief m. U. „D. Ctesse de Genlis“. 1 S. Doppelblatt. 4to. (Paris) o. J. - Wohl an einen Redakteur, bei dem sie sich für einen von ihr protégierten jungen Künstler einsetzt. „... M. Gerono ... va donner au théâtre d‘Elèves, situé à la Barrière Rochechouart, une petite pièce intitu­ lée La petite Gouvernante, dont il a fait les paroles et la Musique. Je connois les paroles qui me paroissent fort agréable, Mr. [Jean-François] Lesueur en a entendu la Musique qu‘il trouve charmante. Je prend à M. Gerono


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur le plus vif intérêt et je serois bien reconnoissante, ... si vous aviez la bonté d‘annoncer toute de suite, en trois lignes, cette petite production avec un mot bienveillant ...“. - Entschuldigt sich in einem Nachsatz dafür, dass sie wegen Krankheit nicht eigenhändig schreiben könne. - Ein Streifen vom unteren Rand unregelmäßig abgerissen.

2516 - Eigh. Brief m. U. „D. Genlis“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. O. O. 6.VIII.1811. 180 € An Jeanne Louise Henriette Campan (1752-1822), Erzieherin und Schriftstellerin, ehemals Kammerfrau der Königin Marie Antoinette, später berühmte Pädagogin, Vorsteherin der kaiserlichen Erziehungs­ anstalt in Ecouen. Bedankt sich für die Zusendung von Jeanne Campans neuestem Buch „Lettres de deux jeunes amies“ (Paris 1811). „Recevez Madame tous mes remercimens de l‘ouvrage aussi agréable qu‘utile que vous avez bien voulu m‘envoyer, je l‘ai lu avec le plus grand plaisir. Mon suffrage n‘a nulle importance, mais il est dumoins parfaitement sincère et je n‘ai jamais eu à me reprocher la fausseté si commune de réserver les louanges pour l‘auteur et les critiques pour les conversations ... vos lettres Madame sont charmantes, tout m‘en plait et entr‘autres toute ce que vous dites d‘excellent et de parfait sur les correspondans particulières des jeunes personnes, et le détail plein d‘intérêt de la visite de l‘Em­ pereur ...“.

„in einer bildermüden Zeit“ 2517 George-Kreis. - Lechter, Melchior, Maler, Graphi­ ker, Schrift- und Buchkünstler, als Angehöriger des Geor­ ge-Kreises prägte er dessen Veröffentlichungen (18651937). Sammlung von 13 eigh. Briefen mit Umschlägen, 6 eigh. Postkarten und 1 Telegramm. Zus. ca. 72 S. Alle Briefe gr. 4to. Berlin, Bayreuth, Rewahl, Münster u. a. 1933-1937. 6.000 € An das ihm befreundete Ehepaar Dr. Gerbrand und Ellen Dekker in Meilen bei Zürich. Umfang- und inhaltsreiche Briefreihe, die über Reiseberichte, Erlebnisse und äußere Befindlichkeit hinausgeht, weil Lechter in den Briefpartnern Geistesverwandte fand, denen er in ausführlichen, teils 6-8 Großquart-Seiten umfassenden Schilderungen nicht nur seine Tätigkeit, sondern auch sein Denken und Empfinden offenbart. Die Freundschaft war von Karl Wolfskehl vermittelt worden. Dieser und dann auch mit ihm Melchior Lechter waren mehrmals zu Gast im Hause der Dekkers, und der Künstler fand in ihnen geeignete Partner, um die Gedanken und Probleme seiner Alterssituation offen auszusprechen. Am 17. August 1933 berichtet er von den Bayreuther Festspielen: „... Gestern bei glühender Hitze mein erster ‚Parsifal‘ unter Richard Strauss. Im Theater wunderbare Kühle. Der Platz in der ersten Reihe Mitte ausgezeichnet. Es war eine glänzende, vornehme Aufführung bis in‘s feinste ausgeglichen. Eva Wagner meinte zu mir: ‚Möge uns Gott immer solche würdige Aufführungen erhalten wie diese ist.‘ Viel Aus­ länder! Schöne Frauen, Mädchen. Bedeutende Köpfe. Bis zum Schluss ist das Theater ausverkauft ...“. Zurück in Berlin, schreibt er am 17. Okto­ ber 1933: „... Übrigens, woher wissen Sie, dass ich am 2. Octb., dass ich überhaupt geboren bin, es wäre ja nicht ganz unmöglich, dass ich nur ein sogenanntes Scheindasein führe?“ Klagt über Krankheiten und Zahn­ arztkosten: „... Oft zum Verzweifeln, wenn alle Mittel versagten - und nun hier in der Berliner ‚Hölle‘ ... wie lastet alles auf mir, auf meinem

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Herzen (mit dem steht es überhaupt schlimm). Und dann die Zähne ... der Spass soll nur 1000 Mk kosten! ... Ein Vermögen und zudem in einer bildermüden Zeit, wo niemand mehr ein Bild kauft und aufhängt; das wäre doch ein längst als unsachlich verschrieener, romantischer Zustand. Gott behüte! Mögen die Malers-Leute nur als überflüssiges Gesindel alle verrecken; dies ist noch das ratsamste sich zu empfehlen [verursacht einen Tintenfleck, den er dekorativ verziert] Sehen Sie, da machte ich aus purer Nervosität (mir perlt in der kühlen Werkstatt der Schweiss auf der Stirn und der ganze Rücken ist vor Herzbeschwerden feucht) einen tüchtigen Tinten-Klecks. Verzeihen Sie; ich suchte ihn nach Möglichkeit in etwas Gewolltes, Organisches umzuwandeln. Ob es gelang? Von Karl [Wolfskehl] hörte ich nichts mehr, seit er uns verliess, aber ML ist genau so schuldig, vielleicht noch mehr wie K. W. ... Wenn Sie wüssten, was alles inzwischen innerlich mit mir vorging, wie ich seelisch litt, Sie würden mein Schweigen begreifen. Oft denke ich, wenn ich die Nächte vor Herzerregung wachliege, und sich alles riesenhaft auftürmt, ich mache es nicht mehr lange. Mir erscheint alles zu schwarz, zu hoffnungslos traurig. Man wird immer einsamer, schliesslich ist man ganz allein und atmet vergessen still sein diesmaliges Leben aus ... Bedauerlich ist, dass wir damals nicht gemeinsam allabendlich die Lectüre von Meyrincks ‚Engel vom westlichen Fenster‘ (an einem Abend im Beisein Karls begonnen) fortsetzten und beendeten! Das wäre etwas gewesen, geworden; ich meine, die sich daran geknüpften Gesprä­ che hätten vieles zeitigen können, was sonst nicht lebendig wurde ... Denn dieser bedeutendste occulte Roman, der sich auf seinen letzten Seiten sogar bis zu hoher Mystik erhebt, ist nicht er-lesen (im Sinne von an-gelesen) sondern erlebt und erlitten. Wer dieses Buch langsam

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ vor- und nachdenklich ... zu lesen versteht, ... dem muss es um seine Sicherheiten hier recht bedenklich werden. ‚Dämmernd ist um uns der hellste Tag.‘ Und wahrhaftig: so taumeln wir dunklen Wesen denn von Traum zur Enttäuschung - und von Enttäuschung zum Traum ...“. In den folgenden Briefen und Karten empfiehlt er Bücher und einen eigenen Rundfunk-Vortrag, und am 18. März 1934 kündigt er eine Melchior-Lechter-Ausstellung an: „... Am 6. Mai wird in der ‚Galerie Gurlitt‘ hier, eine grosse ML-Ausstellung Sonntags eröffnet, verbunden mit einer Gedächtnis-Ausstellung für St. George. In letzterer werden sämtliche erreichbaren Originale (Zeichnungen) die ich für die Gestal­ tung der Erst-Ausgaben G.‘scher Werke schuf - u. die Werke selbst unter Vitrinen zu sehen sein, dazu eine Anzahl Handschriften im Original von Gedichten St. G.s, teilweise in ersten Fassungen. Möglich wäre es, dass als ‚Clou‘ auch sich noch das ‚Glasgemälde Triptychon für das Sanctuarium einer Dame‘ dazu gesellte, welches sich in Dresden im PrivatBesitz befindet ... Ich glaube, die Ausstellung wird an die 150 Werke von der Hand ML‘s umfassen ...“. Spricht dann von der Arbeit an einem neuen großen Werk. Aus Münster meldet er am 6. Juli 1934: „Hier habe ich viel wegen meines künstlerischen Nachlasses mit den Behörden zu erledigen. Man muss zeitig sein Haus bestellen ehe es zu spät ist.“ Am 29. August 1934 berichtet er von der anstrengenden Reise vom Ostsee­ bad Rewahl zu den Bayreuther Festspielen, die für ihn diesmal eine große Enttäuschung waren: „... Wie hatte ich mich z. B. auf den ‚neu-ins­ cenierten Parsifal‘ von Roller gefreut! Und wie bitter musste ich ent­ täuscht werden. Ja, das Werk war mir völlig entzaubert ... Diese Menschen (ich meine die Maler, Preetorius und Konsorten) können nichts mehr. Sie wissen kaum, wie ein Baum, ein Fels, eine beblümte Aue ausschaut. Und dann diese Regie-Verstösse auf Schritt und Tritt ... Mir tut es um den ‚Parsifal‘ bitter weh. Ein Werk, selten, eminent, von dem Otto Weininger in seinem genialen, aber schrecklichen Buche sagt: Die Parsi­ fal-Dichtung sei die tiefste der ganzen Welt-Literatur. Ein Jude würde sie niemals begreifen können. (Weininger war rein-semitisch, am Tage seiner Doktor-Dissertation trat er zum Christentum über und in Beethovens Sterbehause erschoss er sich im 23. Lebens-Jahre ...“. Zeigt sich ergriffen von einem Vortrag über Richard Wagner, den er in Bayreuth hörte. - Viele Themen füllen die weiteren Briefe und Karten, darunter der Buddhismus und die Ostasien-Reise Dekkers, zu der Lechter Ratschläge erteilt und umfangreiche Kommentare aufgrund der von dort eintreffenden Briefe gibt. Berichte über Arbeiten und neue Erfolge wechseln mit philosophischen Betrachtungen und Klagen über Alter und Einsamkeit. Aber das Interesse an Leben und Schaffen bleibt Melchior Lechter erkennbar bis zuletzt erhalten, und so gehört das vorliegende reichhaltige Briefwerk zu den wertvollsten Quellen über die späten Jahre des faszinierenden Künstlers, von dem ein Gemälde kürzlich auf einer Züricher Auktion mehr als 100.000 Schweizer Fran­ ken erzielte. Abbildung

2518 Goethe-Kreis. - Goethe, Ottilie von, geb. v. Pog­ wisch, Goethes Schwiegertochter (1796-1872). Eigh. Brief m. U. „Ottilie von Goethe“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Weimar, wohl nach 1858). 180 € An „Frau von Pawloff“ (d. i. Karolina Karlowna Pawlowa, geb. Jaenisch), die bedeutende russische Dichterin, die wohl von Dresden aus Ottilie besucht hatte. „... Wollen Sie mir nicht den Werth Ihres Geschenkes durch Ihren Nahmen erhöhen? Hoffentlich auf Wiedersehen, aber auf jeden Fall für immer erfreut Sie gekannt zu haben und voll Interesse für Alles was so poetisch tief gefühlt Ihre Feder ausspricht ...“. - Die Dichte­ rin, Schriftstellerin, Übersetzerin und Malerin Karolina Pawlowa (1807-

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1893), Tochter eines deutschen Arztes, führte in Moskau einen litera­ rischen Salon, ließ sich aber nach Trennung von ihrem spielsüchtigen Mann und nach Europareisen ab 1858 in Dresden nieder. Ihre unerwi­ derte Liebe zu dem polnischen Nationaldichter Adam Mickiewicz, den sie 1826 in Moskau kennengelernt hatte, überschattete ihr ganzes Leben. Karolina Pawlowa gilt als vielleicht wichtigste russische Schrift­ stellerin des 19. Jahrhunderts.

2519 - Goethe, August von, der einzige überlebende Sohn des Dichters, sachsen-weimar. Kammerrat (17891830). Eigh. Brief m. U. „A von Goethe“. 1 S. Doppel­ blatt. 4to. Weimar 10.IX.1827. 600 € An einen Herrn. „... übersende anbei die versprochene Handschrift meines Vaters für den Herrn von der Tann. Es legt mein Vater noch eine Medaille von sich bei und bittet, solche ebenfalls mitzusenden ...“. Bittet um „gütige Verzeihung wegen verspäteter Realisirung Ihres Wun­ sches“. - Der Bittsteller war wohl Heinrich Freiherr von der Tann (gest. 1848).

2520 - Goethe, Walther von, des Dichters älterer Enkel, musikalisch begabt, verwaltete Goethes Nachlaß (18181885). 3 eigh. Briefe m. U. „Walther v Goethe“. Zus. 10 S. Mit 1 gesiegelten Umschlag. Gr. 4to. Weimar 1878-1879. 600 € An Frau Anna Janek in Salon bei Ludwigsburg, die ihren Bruder Walt­ her beherbergt, ein Patenkind Walther von Goethes, das bei Hallber­ ger in Stuttgart arbeitet. Walther von Goethe ist beunruhigt über den leichtsinnigen Lebenswandel des jungen Walther, der zum Schulden­ machen neigt. „... Ich habe überhaupt kein Zutrauen mehr zu Walther. Hätte ich Walthers, sich stets erneuerndem, in die verschiedensten Formen gekleidetem Drängen nachgegeben, von den 300 Mark, die ich gemeinsam mit Herrn Boehlau, für Walther noch in Verwaltung habe, wäre schon längst kein Kreuzer mehr übrig ...“. Billigt den Gedanken, daß Walther zur Ausbildung seiner Zeichenkunst nach Stuttgart über­ siedelt, jedoch keinesfalls nach München. „... Was in aller Welt soll aus Walther werden, wenn er sich gar nichts verdient?“ Gibt zu bedenken, dass es schon zu viele Illustratoren für Journale gebe, „und doch ist W. auf dieses Zeichnen angewisen, denn gegen das Holzschneiden scheint er einen förmlichen Widerwillen zu haben“. Sendet einmal 40, zweimal 100 Mark zu Walthers Unterstützung, verfolgt sorgfältig dessen Ver­ halten und gibt immer wieder Ratschläge für ein sicheres Leben und Auskommen. - Beiliegend eine gedruckte Visitenkarte Walther von Goethes und ein neueres Porträtfoto nach einer Lithographie.

2521 - Goethe, Wolfgang Maximilian von, des Dichters Lieblings-Enkel, Jurist, Schriftsteller, preuß. Legationsrat (1820-1883). 2 eigh. Briefe m. U. „v Goethe“ bzw. „Wolf­ gang Freiherr von Goethe“. Zus. 3 S. Mit 1 gesiegelten Um­ schlag. Gr. 4to und gr. 8vo. Weimar 12.X.1874 bzw. 25.I.1879. 300 € Der erste Brief an den Oberbibliothekar der Kgl. Bibliothek in München, Karl Felix Ritter von Halm (1809-1882), dem er eine Empfangsbeschei­ nigung für zwei kirchengeschichtliche Werke übersendet. „... Ich hatte


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2522 - Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund und Förderer Goethes (1757-1828). Eigh. Billet m. U. „Carl August“. 1/2 S. 8vo. (Weimar 1.XII.1796). 300 € „Hier schicke ich Ihnen was eingebunden ist; meinen Brief an B. lege ich bey, ich bitte ihn mit Erster Post abzuschicken; ich weiß keine andere Instr. die ich ihm geben könnte. Leben Sie wohl. Carl August mpp.“ - Vom Empfänger datiert „d. 1 Dec 1796“.

2523 - Carus, Carl Gustav, Freund Goethes, Arzt, Naturforscher, Philosoph, Schriftsteller und Maler (17891869). Eigh. ärztliches Rezept m. U. „D C“ (= Doktor Carus). 1 S. Schmal-8vo. (Dresden) 14.I.1862. 180 € Rezept für seinen Patienten „Herrn Grafen Bose Excellenz“: „Morphin acetic ... Abends zu geben ...“. - Trotzdem starb der Graf knapp 4 Wochen später. Carl August Graf von Bose (1787-1862) war kgl. sächsischer Wirklicher Geheimer Rat und Hofmarschall des Königs. Abbildung

2524 - Eckermann, Johann Peter, Schriftsteller, Goe­ thes enger Vertrauter und Mitarbeiter, Herausgeber seiner berühmten „Gespräche mit Goethe“ (1792-1854). Eigh. Buchbestellung m. U. „J. P. Eckermann“. 1 S. 4to. Weimar 25.II.1853. 300 € An den (nicht genannten) Verleger Frommann in Jena. „... Von dem in Ihrem Verlag erschienenen aerztlichen Buch: Homöopathischer Hausarzt erbitte ich mir baldigst die neueste Auflage ...“. - Constantin Herings „Homöopathischer Hausarzt“ erschien in diesem Jahr in 8. Auflage bei Frommann in Jena.

2525 - Knebel, Karl Ludwig von, Goethes „Urfreund“, Schriftsteller und Übersetzer (1744-1834). Eigh. Brief m. U. „Ihr dankbarer Freund Knebel“. 1 S. 4to. Jena 16. VI.1826. 300 €

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mich wegen dieser Werke an meinen verehrten Freund Herrn Geheimen Justizrath Mejen [?] zu Göttingen gewendet, dessen freundliche Ver­ mittelung mir nunmehr dieselben aus der Münchner Hof- und StaatsBibliothek verschafft hat. Indem ich meine Freude darüber aus­spreche, mit Ihnen ... durch diese Angelegenheit in Berührung zu kommen, zeichne ich mit ausgezeichneter Hochachtung als Ihr ergebener Wolf­ gang Freiherr von Goethe, Dr. der Rechte, Königl. Preuß. Legationsrath, Großherzogl. Sächs. Kammersekr.“ - Der zweite Brief an einen Bankier mit der Bitte um Mitteilung über den „Betrag meines Baarbestandes“. Unten der Antwort-Vermerk: „Antwort eod.: rund 1730 M.“ - Beiliegend 2 gedruckte Visitenkarten Wolfgang von Goethes.

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An einen Freund in Weimar. „... ich überschicke Ihnen hier einstweilen die sieben Bände von Moores Life of Sheridan. Die Souvenirs vom Comte Rochefort sollen bald folgen. - Ich danke Ihnen für die Mittheilung dieser Bücher, die mir viel Vergnügen gemacht haben. Schicken Sie mir vor der Hand weiter nichts. Ich bin überladen mit Journals. - Ich freue mich gute Nachrichten von dem Befinden unsers Geh. Raths [d. i. Goethe] zu hören. Sagen Sie ihm von meiner wahren Theilnahme. Mit mir wankt es hie und da. Ich hänge viel von der Witterung ab. Besuchen Sie uns doch einmal hier! Die Gegend ist recht anmuthig ...“. - Leicht gebräunt.

2526 - Mechel, Christian von, bedeutender Schweizer Kupferstecher, Stichverleger und Kunsthändler, tätig in Basel, Wien und Berlin, verkehrte mit Goethe und Kaiser Joseph II. (1737-1817). Eigh. Brief m. U. „Chretien de Mechel“. In franz. Sprache. 4 S. 4to. Wien 10.XII.1778. 600 €


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur An Sir William Hamilton, den britischen Botschafter in Neapel. Er habe den jungen Schweizer Bildhauer Alexander Trippel in Rom ange­ wiesen, Mechels Kupferstichwerke über die Düsseldorfer Galerie und über die Medaillen Johann Karl von Hedlingers nach Neapel zu senden. Das Galeriewerk koste 6, das Medaillenwerk 3 neue Louisd‘ors. Er habe im übrigen gehört, dass Hamilton ein neues Kupferstichwerk über die Gegend um Neapel und den Vesuv herausgeben wolle. Er habe wohl schon Proben davon in Basel gesehen, und er biete hiermit seine Dienste an, für Werbung und Vertrieb der Mappe zu sorgen. Berichtet dann darüber, dass der Kaiser Joseph II. in Basel sein Atelier besucht und Mechel anschließend aufgefordert habe, ihn nach Schaffhausen und dann zurück nach Wien zu begleiten. Dort habe der Kaiser ein „ouvrage considérable“ bei ihm in Auftrag gegeben, weshalb sich Mechel immer noch in Wien befinde. Bestellt Grüße an Lady Hamilton, die gefeierte Schauspielerin, Sängerin und Diplomatin, die später als Geliebte Lord Nelsons nach dessen Tod ein trauriges Ende fand. - Nicht nur Mechel selbst belieferte Goethe mit Kupferstichen und besuchte ihn in Weimar, auch der erwähnte Bildhauer Alexander Trippel (17441793) schuf zwei Marmorbüsten Goethes. - Leicht gebräunt; die erste Seite mit Siegelspur (geringer Textverlust); inhaltlich jedoch ein sehr schöner Brief.

Über die Winckelmann-Edition 2527 - Meyer, Johann Heinrich, Weimarer Zeichner, Maler und Kunsterzieher, als „Kunscht-Meyer“ Freund Goethes, ab 1807 Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar (1760-1832). Eigh. Brief m. U. „Meyer“. 31/2 S. Doppelblatt. 8vo. Weimar 11.IV.1817. 600 € Umfangreicher Brief an einen „Freund“, wohl in Leipzig, mit vielerlei Nachrichten. Mehr als die erste Hälfte des Schreibens beschäftigt sich offenbar mit der Drucklegung des 7. Bandes der von Carl Ludwig Fer­ now und Johann Heinrich Meyer herausgegeben Werke von J. J. Winckelmann (der hier nicht namentlich genannt wird), die bei Walther in Dresden 1808-1824 in 9 Bänden erschienen. „... Was wir für diesen Band eigentlich bestimmt hatten nehml. Trattato preliminaro die dazu gehörigen Anmerkungen nebst Vorrede und Erklärung der Kupferta­ feln ist gegenwärtig völlig gedruckt in Aushängebogen mir zugesendet worden, beträgt aber nicht mehr als 20 gedruckte Bogen und ein paar Blätter. Daher nimt nun Walther Gelegenheit, und wird auch noch durch Böttiger unterstützt, zu wünschen der gar zu großen Dünnleibig­ keit dieses Bandes ... durch anfügung der Register zu begegnen, er wolle also denselben noch nicht versenden und ersucht mich darum das Register der in den sämtlichen 7 Bänden angeführten alten und neuen Denkmale sobald als möglich fertig zu machen, er wünscht ferner ich möchte Sie zu bewegen suchen ebenfalls das allgemeine Register und die Anzeige der citirten Autoren und Ausgaben recht bald zu fördern und zum Druck einzusenden ... „. Geht dann ausführlich auf Register und Freiemplare ein und bemerkt: „... Schwerdtgeburt [sic] hat die Kupfertafeln zum Siebenden Band nach seiner Gewohnheit sauber gearbeitet ... Mir geht es erträglich genug denn ich habe den Winter durch ohne merklichen Anstoß in Hinsicht auf Gesundheit mich hingebracht ... Ihr ehemaliger Schüler Weber ist hier angekommen schnürt sein Bündel und begiebt sich nach Chur in Graubünden als Prof. der Gr. Sprache am dortigen Gymnasium. Ich weiß nicht woher mir die Regung kömmt, aber ich habe mit mir selbst Schelten und Rechten müßen um den Menschen nicht zu beneiden, es war als ob so Gebürgsluft vom Splügen her mir entgegen wehte - Handt [sic] ist auch auf und davon das heißt nach Jena gezogen wo er als Pro­ feßor angestellt ist ... Da Sie noch immer ein wenig Hanauer seyn

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werden, wenigstens von Seite Ihrer Fr Gemahlin der Sie mich bestens empfehlen wollen, so berichte beyläufig, daß die dortige Accademie der schönen Künste mich zu ihrem Mittglied ernannt hat - und eben Weber war es welcher mir das Patent überbracht hat. Habe ich etwa in Ihnen einen Socius zu verehren? ...“. - Der aus Weimar stammende Philo­ loge und Pädagoge Wilhelm Ernst Weber (1790-1850), der später in Wetzlar, Frankfurt und Bremen lehrte, stand in Briefwechsel mit vielen Schriftstellern der deutschen Klassik. - Ferdinand Gotthelf Hand (1786-1851) wurde 1817 Ordinarius für Philosophie und Griechische Literatur in Jena. - „Gebürgsluft vom Splügen her“: Meyer war Schweizer und stammte aus Zürich. Abbildung

2528 - Müller, Friedrich von, sachsen-weimarischer Kanzler, mit Goethe sehr befreundet, dessen Testaments­ vollstrecker und Vormund seiner Enkel, gab seine „Unterhaltungen mit Goethe“ heraus (1779-1849). Eigh. Brief m. U. „von Müller“. 1 S. Mit Trauerrand. 4to. Weimar 30.VII.­ 1828. 180 € 143


Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________

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Wegen eines Rechtsstreits mit einer Hausangestellten. „Frau v. Spie­ gel fordert mich auf an Gräfin Rapp wegen Frl. [Seubert; Name an drei Stellen getilgt] zu schreiben. Dazu aber ist mir nöthig, den fatalen Vorgang des Auseinanderkommens näher und gründlich zu wißen, besonders 1) ob Frlein [Seubert] Reißegeld bekommen, excl. der 4 Louisd. zweimonathl. Gehalt 2) ob die Gräfin sie ohne allen besondern Anlaß entlaßen hat. - Ew. Wohlgebohren ersuche ich daher, mir so viel als thunlich von diesen factischen Praemißen ... mitzutheilen ...“. - Kleine Einrisse.

2529 - Riemer, Friedrich Wilhelm, Philologe, Goethes Sekretär und Lehrer von Goethes Sohn, redigierte Goethes Manuskripte und den Briefwechsel Goethe-Zelter (17741845). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „F W Riemer“ und Adresse. 1 S. Doppelblatt. Quer-8vo. Carlsbad 27. VI.1811. 250 € Als poetischer Liebesbrief an die Schriftstellerin Marianne Saaling (1785-1868) geschrieben, die zeitweilig mit August Varnhagen verlobt gewesen sein soll. Sie war eine Schwester der Schriftstellerin Rebecca Saaling (vorher Rebecca Friedländer, geb. Salomon) und der Julie Saaling, Mutter Paul Heyses. „Nur mit dem Herzen auch die Hand zu schenken / Ist Frauen Sitte. Du, so hold und milde, / Gönnst mir, um die ich bat - zwar nur im Bilde - / Die schöne Hand zuerst - als Angedenken. / Ach, um mich ganz und einzig zu beglücken, / Dürft ich in diesem unschätz­ baren Pfand, / So wie das Bild von Deiner schönen Hand, / Auch Dei­ nes Herzens schönes Bild erblicken?“ - Offenbar hat Riemer erfolglos um die Hand der schönen Jüdin angehalten (sie war allerdings zum prote­ stantischen Glauben übergetreten). 1814 vermählte er sich mit Christiane von Goethes Gesellschafterin Caroline Ulrich. Abbildung

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2530 - Schopenhauer, Johanna, Schriftstellerin, Mutter Arthur Schopenhauers, unterhielt einen literarischen Salon in Weimar (1766-1838). Eigh. Brief m. U. „J. Scho­ penhauer“. 1 S. Quer-gr. 8vo. (Weimar um 1817). 400 € Einladung zu einem ihrer berühmten Tees. „Ich habe den Shakespeare von Frorieps erhalten. Es freut mich sehr, daß Sie mir die Freude machen wollen heute Abend zu kommen, aber ja nicht später als um 7. Sie finden bei mir hoffentl. Meyer, Gerstenbergs [sic], Riemers, Schützens, Hagen­ bruchs, Frorieps, Stichlings, Weylands, Vogels, und noch einige Herrn, im Ganzen 28 bis 30 Personen. Ich hoffe die Gesellschaft wird Ihnen nicht zu groß sein, da sie aus lauter Bekannten besteht, hielt es aber doch für billig Ihnen zu sagen daß wir nicht ganz unter uns sind ...“. - Da der Obermedizinalrat Ludwig Friedrich von Froriep ab 1816, Johanna bis 1828 in Weimar lebte, ist das Datum der Einladung zunächst auf diesen Zeitraum einzugrenzen. Auf der Rückseite ist von der Adresse jedoch der Name „v. Voigt“ erhalten. Sollte der weimarische Staatsminister Christian Gottlob von Voigt gemeint sein, der 1819 starb, käme ein Datum um 1817 in Betracht. - Zwei Ausrisse alt restauriert.

2531 - Voigt, Christian Gottlob von, sachsen-weimari­ scher Staatsminister mit zahlreichen Aufgaben, mit Goe­ the befreundet (1743-1819). Eigh. Brief m. U. „C G Voigt“. 1 S. Doppelblatt. 8vo. Weimar 8.X.1813. 180 € Wohl an einen Geistlichen. „Ew. Hochehrwürden haben meinen unvergesslichen Sohn so gut gekannt, daß Ihnen gewiß die Gedächtniß­ schrift, womit die Akademie sein Leben und seinen Tod gefeiert hat, einen bitter-süßen Genuß bereiten wird. Ich zweifle nicht, daß auch Ihnen sein Gedächtniß heilig ist und darum übergebe ich Ihnen diese


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur Schrift, mit wehem Gemüth ...“. - Voigts gleichnamiger Sohn (17741813) war kurz nach der Befreiung aus französischer Gefangenschaft an einer fiebrigen Erkrankung gestorben.

2532 Gumppenberg, Hanns von, Münchener Dichter, Theaterkritiker, Publizist, glänzender Parodist und Kaba­ rettist, langjähriger Mitarbeiter der „Jugend“ (1866-1928). Eigh. Brief m. U. „Hanns von Gumppenberg“. 11/2 S. Gr. 8vo. München, Kaulbachstr. 8, 27.VII.1924. 200 € An Heinz Raschert in Darmstadt, der für einen Literaturabend nach einer Lebensbeschreibung und einem Bildnis Gumppenbergs gefragt hatte. Der Dichter gibt Auskunft. „... Eine eigentliche Lebensbeschrei­ bung von mir ist noch nirgends erschienen, nur da und dort in Sammel­ werken, die auch etwas von mir enthalten, ganz kurze biographische Daten, die aber wohl für die genannten Zwecke wohl ebensowenig in Betracht kommen dürften wie ausführliche Würdigungen meiner Dichtungen in Literaturgeschichten (z. B. der von Prof. Eduard Engel), Zeitschriften (z. B. im Liter. Echo von Rudolf Lothar) oder Tageszeitun­ gen (z. B. in den ‚Bremer Nachrichten‘ über meine Dramen von J. Wie­ gand, oder in den ‚Münch. Neuesten Nachr.‘ über meine Lyrik von Fritz von Ostini.) - Eine sehr ausführliche Selbstbiographie von mir ist noch nicht veröffentlicht. - Was Ihre Anfrage wegen eines Lichtbildes betrifft, so enthielt nur ein Bändchen meiner nun längst vergriffenen und verschollenen ‚Überdramen‘ ein solches (aber ein herzlich schlechtes und saloppes.) Ein besseres stellte anläßlich meines 50ten Geburts­ tages das Atelier Elvira, München, Von der Tann-Straße, her ...“. - Gump­ penbergs Nachlaß bewahrt heute die Münchener Monacensia-Samm­ lung. - Beigegeben: Korfiz Holm (eigentl. D. H. Corfitz), Münchener Schriftsteller, Übersetzer und Verleger, Mitarbeiter beim „Simplicissi­ mus“, Mitinhaber und Geschäftsführer des Verlags Albert Langen (1872-1942). Eigh. Brief m. U. „Korfiz Holm“. 2 S. Gr. 8vo. Pasing bei München 15.XII.1922. - An den Münchener Schriftsteller und Publizi­ sten Georg Schaumberg, Gründungsmitglied der „Gesellschaft für modernes Leben“ (1855-1931). Bedankt sich für dessen Brief „... Was den neuen Roman des Herrn W. v. Rummel betrifft, so würde er zu ande­ ren Zeiten den Langenschen Verlag sicher interessiert haben. Heute kann ich mir zu meinem Bedauern von einer Einreichung keinen Erfolg versprechen. Der Grund liegt in den natürlich auch Ihnen bekannten derzeitigen Verhältnissen, die auch den Verlag Langen nötigen, seine Tätigkeit tunlichst einzuschränken, da die allgemeine Teurung die Mittel naturgemäss sehr anspannnen [sic!]. Hand in Hand damit geht eine Überhäufung mit Publikationsverpflichtungen ... nach Lage der Dinge wird eine Prüfung des Romans, zu der der Verlag im übrigen gern bereit ist, fast mit Sicherheit zu einem negativen Resultat führen ...“.

2533 Haug, J. Chr. Friedrich, schwäbischer Epigramma­ tiker, Mitschüler Schillers, Redakteur am „Morgenblatt für gebildete Stände“, Bibliothekar und Hofrat in Stuttgart (1761-1829). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Fr. Haug“. 1 S. Kl. 8vo. (Stuttgart ca. 1821). 300 € „Das Lächeln“. 4 Strophen zu je 4 Zeilen: „Zierrath eines schönen Mun­ des! / Lächeln, sanft und zauberlich! / Vorbot‘ eines Herzenbundes! / Wie bewegst und rührst du mich! ...“. - Die Verse, Übertragung eines Gedichtes von J. B. Le Pelletier du Clary, erschienen zuerst am 2. Okto­ ber 1821 in der „Zeitung für die elegante Welt“. Abbildung

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2534 Heine, Heinrich. - Zettel mit 6 Spenden-Beträgen und den Signaturen der Spender für ein Heine-Denkmal. 1 S. Quer-8vo. (Berlin) o. J. 80 € „Heinedenkmal“. Spendenbeträge von 5 und 10 Reichsmark mit den Signaturen der Spender: Theodor Commichau (Übersetzer aus dem Russischen), Fritz Stahl (Publizist, Kunstschriftsteller und Journalist), Dr. Heinrich Möller (berühmter Veterinärmediziner, Professor in Berlin), Max Reinhardt (Regisseur, Direktor des Deutschen Theaters in Berlin), Felix Hollaender (Dramaturg bei Max Reinhardt, Schrift­ steller und Kritiker; sein Name ist hier wohl gleichfalls von Max Rein­ hardt geschrieben) und Friedrich Kayßler (Schauspieler und Bühnen­ leiter, Freund Max Reinhardts und Star seiner Bühnen). - Vertikale Mittelfalte; verso Montage-Spuren.

2535 Hesse, Hermann, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1877-1962). Masch. Brief mit eigh. U. „H Hesse“ (Blei­ stift). 1 S. Mit großer Kopfvignette (einfarbige Reproduk­ tion eines Aquarells von H. Hesse). Gr. 8vo. (Montagnola ca. 1940). 200 € 145


Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ An Dr. Walter Schadow in Uetersen: „... Ich bin aus Baden heimgekehrt, in schlechtem Zustand, der sich nun seit einem Jahr kaum geändert hat. - Wer die Hesse‘sche Privatschule gründete oder leitete, weiss ich nicht; ein jüngerer Bruder meines Vaters, guter Musiker aber kein Pädagoge, war viele Jahre in Reval Pastor an St. Olai. - Sie haben Recht, der Erzie­ her, und auch der literarische, hat es stets nur mit dem Einzelnen zu tun. Ob das Kollektiv des modernen und kommenden Menschen das ändern und das Individuum nicht mehr kennen wird, darf uns nicht küm­ mern ...“.

Auslieferung meines Verlags übernehmen wird ...“. Als „erste Verlags­ artikel“ werden fünf Titel angeführt, darunter Werke von Zacharias Werner und Friedrich de la Motte Fouqué. Am Schluß folgt eine Emp­ fehlung für Hitzig und sein Unternehmen durch die renommierte Realschulbuchhandlung in Berlin, welche „die ungemessene Bürgschaft für die ersten Jahre seiner Verbindung mit Ihnen“ verspricht. - Kleine Randläsur durch Öffnen des Siegels; gering fleckig.

Hans von Müller und die Berliner Staatsbibliothek 2536 - Masch. Brief mit eigh. U. „H H.“ (Bleistift). 11/2 S. Gr. 8vo. (Montagnola August 1944). 300 € An Nora Schadow. „... Sie haben mir einen wunderbaren Zweig mit drei herbstlichen Blättern gesandt, und dazu einen so schönen Brief, einen Sonntagsbrief, geschrieben, das[s] ich Ihnen dafür danken mus[s]. Ich tue es, indem ich von den vier Gedichten, die ich in diesem Jahr geschrie­ ben habe, Ihnen die drei abschreibe, die Sie noch nicht kennen. Aus den beiden Augustgedichten sehen Sie, das[s] ich im Hochsommer noch einmal eine kurze, sehr schöne Zeit, bei alten Freunden, gehabt habe. Da klang köstliche Musik im hohen Rokokosaal, und bei Kerzen in offner Halle, dahinter die Gartensommernacht, saßen wir beim Wein, lauter Freunde, zwei meiner Söhne mit ihren Frauen dabei. Nachher freilich begann eine böse Zeit der Sorgen und des Schlechtgehens, in der bin ich noch drin und kann darüber nichts sagen als was in dem Oktober­ gedicht steht ...“. - Hesse spricht hier von seinem Besuch bei Max und Margrit Wassmer im Schloß Bremgarten im August 1944.

2537 - Eigh. Brief m. U. „ H H“ unter einem Gedicht­ typoskript von Albert Steen. 1 S. Dünnes Papier. Gr. 8vo. (Montagnola ca. 1946). 200 € An Dr. Walter Schadow in Hamburg: „... Wir beide haben uns an Ihrem Brief gefreut, er kam an einem Vorfrühlingstag, wo bei uns fast überall noch hoher Schnee lag wie noch nie, überm Schnee aber blühten erste Kamelien und flogen Citronenfalter u. Pfauenaugen ...“. - Darüber als Typoskript das Gedicht „Hermann Hesse“ (20 Zeilen) von Albert Steen, erstmals erschienen 1946 im „Almanach der Unvergessenen“ (Grei­ fenverlag).

Hitzigs Verlagsgründung 2538 Hoffmann, E.T.A.-Umkreis. - Hitzig, Julius Eduard, Berliner Schriftsteller, Buchhändler, Kriminalist und Kammergerichtsrat, befreundet mit E.T.A. Hoff­ mann und Chamisso, Gründer der neuen „Mittwochsge­ sellschaft“, Herausgeber von Hoffmanns Werken und Biographie (1780-1849). Eigh. Signatur „Julius Eduard Hitzig“ auf der gedruckten Anzeige seiner Verlagsgrün­ dung. 1 S. 4to. Berlin 1.X.1808. 300 € „Hiedurch gebe ich mir die Ehre, Ihnen die Errichtung einer Verlags­ handlung hieselbst anzuzeigen. Die ersten Verlagsartikel meines Etablis­ sements finden Sie am Fuße dieses verzeichnet ... Meine Commissionen hat die J. B. G. Fleischersche Buchhandlung in Leipzig zu überneh­ men die Güte gehabt, welche auch zur Förderung unseres Geschäfts die

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2539 - Müller, Hans von, Literaturhistoriker, E. T. A. Hoffmann-Forscher und -Sammler, Privatgelehrter und Bibliothekar an der Berliner Staatsbibliothek, Herausgeber diverser Hoffmann-Schriften (1875-1944). Eigh. Brief m. U. „Hans von Müller“. 4 S., eng beschrieben. Doppel­ blatt. 4to. Berlin 19.IV.1915. 450 € Umfangreicher Brief an den Bankdirektor, Oberleutnant und begeis­ terten Büchersammler Paul Wallich, der sich an der Weltkriegs-Front befindet. „... Wie Sie aus der Anlage ersehen, hat Paetel endlich den Muth gefunden, die vor etwa Jahresfrist in ihren allerletzten Stücken druckfertig erklärte Tagebuchausgabe [E. T. A. Hoffmanns] heraus­ zubringen, und ich gestatte mir die Anfrageob Sie Ihr Exemplar an die Front oder in die Margarethenstraße geschickt haben wollen. Ich lege nämlich großen Werth darauf, daß meine wenigen Freunde und Gönner von dieser Publication Kenntniß nehmen, während mir das bei anderen gleichgültig ist (z. B. der Separatausgabe des ‚Katers Murr‘, die jetzt im Inselverlage erscheint, und einem Aufsatz über drei verschollene Jugend­ arbeiten Hoffmanns, der im Januarheft der Deutschen Rundschau kommt). Andrerseits verlangt der Telegrammstil, in dem die (allein wich­ tigen) Einträge von 1811-1815 infolge des Platzmangels gehalten sind, eine gewisse Sammlung beim Leser, und ich weiß nicht, ob die Inter arma zu erzielen ist ... Kurz nach meinem letzten Brief an Sie habe ich mich auf der Bibliothek gemeldet und bin seit dem 1. September dort als Hilfs­ arbeiter thätig. Ich habe den speciellen Auftrag, an der Hand von Goe­ dekes ‚Grundriß‘ zu ermitteln, welche deutschen Dichtungen (zunächst aus der classischen Zeit, mit Einschluß populärphilosophischer u. ä. Schriften) der Bibliothek noch fehlen. Da das nicht direct an den Bestän­ den sondern an der Hand des alphabetischen Zettelcatalogs der Biblio­ thek festgestellt wird, so ergab sich alsbald von selbst, daß ich dabei bemerkte Unrichtigkeiten der Catalogisirung gleich berichtige; die so verbesserten Catalogzettel gehn am selben Tage an die Geschäftsstelle des Gesammtkatalogs der preußischen wissenschaftlichen Bibliothe­ ken und kommen also auch diesem ... großen Werke und damit der All­ gemeinheit zu gute. Umgekehrt werden auch die vielen Fehler und die ebenso zahlreichen Lücken des ‚Grundrisses‘ wenigstens andeutungs­ weise corrigirt, sodaß auch diese Feststellung jederzeit nutzbar gemacht werden kann, sobald der Wunsch danach entsteht ...“. Die Arbeit sage ihm außerordentlich zu, und er hoffe, dass er fest angestellt werde und die bisherige „Remuneration“ von monatlich 200 Mark für gut 150 Arbeitsstunden in ein Gehalt umgewandelt werde, „von dem nicht nur Hauswirth und Mädchen, sondern auch Schlächter und Bäcker, vielleicht sogar auch Schuster und Schneider befriedigt werden können ... Immer­ hin bin ich sehr glücklich, eine Beschäftigung zu haben, die mir liegt wie kaum eine andere, die einen offenkundigen allgemeinen Nutzen bringt und die immerhin auch zur Fristung meines Lebens beiträgt ...“. Berichtet dann von einem langwierigen Gerichtsprozeß seiner Frau, der das erwartete Einkommen verzögere, so dass er ohne Hilfe von außen sich nicht durchschlagen könne. „... Nun ist es ja nicht hübsch, wenn ich gleich bei der Ankündigung der Hoffmannschen Tagebücher mit einer


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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Bitte der Art komme: aber in summis angustiis kann man die Regeln der Aesthetik nicht immer beachten, und ich bitte mir daher die Frage nicht übel zu nehmen, ob Sie derzeit von Ihrer Oberleutnantsgage oder etwanigen sonstigen Bezügen 150 Mark entbehren und mir auf ein Jahr leihen können ... Ich selber habe literarisch nichts Neues unter­ nommen. Georg Müller druckt die Berlinischen Geschichten, deren Mscr. er vor einem Jahr erhalten hat, erst nach Friedensschluß, und ich hatte daher keinen Anlaß, die ihm zugesagte Jugendgeschichte Hitzigs zu forciren. Dagegen habe ich eine Kleinigkeit für das hiesige Opern­ haus gemacht, auf die ich selbst keinen Werth lege; da Sie zur Zeit verhin­ dert sind, sie mit dem Theaterzettel für 10 oder 20 Pfennig zu erwerben, lege ich eins der drei mir noch verbliebenen Exemplare bei. Ich bedau­ erte bei der Arbeit sehr, das Drama ‚Les Contes d‘Hoffmann‘ von 1851, der den Original-Erzählungen Offenbachs noch näher steht, nicht erhal­ ten zu können; sollten Sie in Paris ein Exemplar finden, so bitte ich an mich zu denken. - Zur Belohnung für den Aufsatz machte Graf Hülsen [d. i. Georg Graf von Hülsen-Haeseler, Generalintendant der Kgl. Schau­ spiele] mir einen Jugendbrief Hoffmanns an Iffland über eine bisher gänzlich unbekannte Oper zugänglich, die H. 1799 der Königin Luise hat vorlegen lassen und die angeblich deren Beifall gefunden hat; zur Aufführung ist sie aber nicht gekommen ...“. - Beiliegend die erwähnte, 10 Bl. umfassende Broschüre von Hans von Müller mit einer Einfüh­ rung in die Oper „Hoffmanns Erzählungen“ anläßlich der Aufführung an der Berliner Hofoper; ferner ein gedrucktes Doppelblatt (leicht fleckig) mit Neujahrs-Glückwünschen Müllers für 1918 und zweiseitigen Aus­ führungen über Stoff und Fortgang seiner geplanten weiteren Veröf­ fentlichungen über E. T. A. Hoffmann und Julius Eduard Hitzig.

2540 - Soden, Julius Reichsgraf von, fränkischer Natio­ nalökonom, Geheimrat, Schriftsteller sowie Gründer und Leiter des Bamberger Theaters zur Zeit von Hoffmanns dortiger Tätigkeit (1754-1831). Eigh. Signatur „Julius Gr Soden“ auf einer gedruckten Lotterie-Ausschreibung. 2 S. 8vo. Bamberg 6.III.1801. 250 € „Der Unterzeichnete hat von dem Magistrate der Wohllöbl. Kaiserl. freyen Reichsstadt Rothenburg an der Tauber den Auftrag übernommen, Derselben ein Anlehn von Zwanzig Tausend Gulden Reichswährung, im 24 fl. Fuß zu negoziiren; wozu bereits mehrere Interessenten sich gefunden haben. Die äußerst vortheilhaften Bedingungen dieses Anle­ hens sind folgende: 1) Es wird an den Unterzeichneten eine Haupt-Ob­ ligation, von ihm aber 160 Partial-Obligationen, jede à 125 fl. ... im 24 fl. Fuß ausgestellt ...“. Es folgen sieben weitere Bedingungen, darunter die Ausschreibung einer Lotterie, in der vier Jahre lang jährlich eine Zie­ hung mit 40 Losen stattfinden soll, die zur Rückzahlung des Darlehens bestimmt sei. - Soden ist vor allem durch seine Zusammenarbeit mit E. T. A. Hoffmann bekannt geblieben, der 1808 als Kapellmeister an das 1802 von Soden gegründete Bamberger Theater kam. Der Graf schrieb auch ein Libretto für E. T. A. Hoffmann. - In der hier vorliegen­ den Funktion sehr selten.

„Alt 5 Monate 20 Tage“ 2541 Hoffmann, Heinrich, Frankfurter Nervenarzt und Kinderbuch-Autor, der „Struwwelpeter-Hoffmann“ (1809-1894). Eigh. Brief m. U. „Heinrich Hoffmann Med Dr.“ 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Frankfurt a. M. 21.VI.1844. 450 € 148

An den Leipziger Historiker, Lexikographen und Schriftsteller Friedrich Christian August Hasse (1773-1848), Vater des mit Hoffmann befreundeten Mediziners und Züricher Universitätsprofessors Carl Ewald Hasse (1810-1902), der wie auch seine Gemahlin aus Leipzig stammte. „... Längere Zeit schon mit Ihrem Sohne bekannt, habe ich ohnlängst zum zweiten Male Gelegenheit gehabt, diese Freundschaft hier in meiner Vaterstadt zu erneuern. Leider aber fand dieses neuerliche Wiedersehn unter Umständen statt, die für ihn und seine junge Gattin sehr betrübend waren. Ihr Sohn ersuchte mich, den Auszug aus den hiesigen Kirchenbüchern, als gültigen Todesschein, Ihnen ... zu übersen­ den, damit alsdann an Ort und Stelle die nöthigen Vermerkungen in den Registern der Stadt Leipzig geschehen könnten. Diesen Todesschein des armen Kleinen übersende ich Ihnen hierbei, mit dem Bedauern, daß solche Gelegenheit es sein mußte, die mich mit dem Vater eines Freundes eine briefliche Verbindung anknüpfen läßt ...“. - Beiliegend der amtliche „Auszug aus dem dem Haupt-Kirchenregister“ der „Frey­ en Stadt Frankfurt“ vom 15. Juni 1844. Bestätigt wird, dass am 8. Juni 1844 „auf dem Steinwege, im Gasthause zum Weidenbusch ... Mittags 12 Uhr, nach Bescheinigung des Herrn Dr. med. H. Hoffmann, Chri­ stiane Louise Hasse, des ... Carl Ewald Hasse, ... und dessen Ehegattin Frau Caroline Sophie ... ehel. Tochter, geboren 19 December 1843 zu Leipzig, Alt 5 Monate 20 Tage“ verstorben sei. - Mit Oblatensiegel. - Ferner beiliegend eine Gebührenquittung über 12 Gulden Frankfur­ ter Begräbniskosten „erster Kinder-Classe“. - So früh (noch vor dem „Struwwelpeter“) sehr selten.

2542 Holtei, Carl von, aus Breslau stammender Dich­ ter, Erzähler, Schauspieler, Regisseur, Rezitator und Thea­ terleiter (1798-1880). Eigh. Brief m. U. „Ihr Holtei“. 21/3 S. Doppelblatt. 8vo. Breslau 29.I.1873. 120 € An einen „lieben Freund“, Bekannten des Theaterleiters Ferdinand von Strantz. Holtei entschuldigt seine verspätete Antwort mit Krank­ heit und Umzugs-Mühsal. „... Ich kann mich nur mit fortdauerndem Unwohlsein, tausenderlei Scheerereien wegen abermaligem Wohnungs­ wechsel (denn mein jüngst bezogenes Haus ist plötzlich verkauft u. ich werde hinausgeworfen, sammt meiner neuen mühselig errungenen kleinen Einrichtung) ... Eins jedoch will ich noch dabei erwähnen: daß ich bis jetzt noch keine Gelegenheit fand, die bewußten militair. Mit­ theilung[en] an geeigneter Stelle vorzutragen. S. Excellenz war viel auf Reisen u. für unsern Freund u. Gönner den Obrist L. sind sie unnütz; der sieht ohnehin klar genug. - Nun kommt mitten in die dißmal unzähl. Briefe zum 24ten Ihr Gruß u. giebt mir einen förmlichen Genickschlag. - Unwohl u. vielfach mit Schmerzen gequält, weiß ich nicht wie ich mich durch den Berg meiner Briefschulden bohren soll u. will mir Ihre Nachsicht erbitten. Haben Sie Mitleid mit mir ...“. Bestellt „herzliche Grüße an Herrn von Strantz“. - Am 24. Januar 1873 hatte Holtei seinen 75. Geburtstag gefeiert.

Die Karschin an Daniel Chodowiecki 2543 Karsch, Anna Louisa, Dichterin, die „Karschin“, von den Zeitgenossen als „deutsche Sappho“ verehrt (17221791). Eigh. Briefgedicht m. U. „A. L. K.“ 4 S., eng beschrie­ ben. Doppelblatt. 8vo. (Berlin) 7.VIII.1786. 1.200 € Großenteils in Versform gefaßter Brief an den Zeichner, Illustrator und Kupferstecher Daniel Chodowiecki in Berlin. Klagt über eigene Krankheit und rät dem Künstler: „... Dich aber bitt ich, wollest doch / den nohtgedrängtten Vorsaz faßen / nicht itzt, wie sonst, des Morgends


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noch / um Vier Uhr Deinen Schlaf zu scheuchen / ruh bis um sechs Uhr Theurer Mann / Wirst eher Deinen Zwek erreichen / Ein ausgeruhtes Zugthier kan / viel stärker ziehn, viel rascher traben / als roße die Tag­ täglich ziehn / Laß Deinen erstgebohrnen Knaben / mit Sonnenaufgang sich bemühn / Er ist ein Jüngling voller Kräfte / Du bist schier sechzig sommer hier / hast ohne zahl und Maß, geschäftte / begonnen, und volbracht, die Dir / unsterblich großen ruhm versprechen - / darum laß ab, Dir wie bisher / den Morgenschlummer abzubrechen / O wenn Dein Wilhelm fähig wär / was Du entwirfst fein zu radiren! / Nun er zeigt gute Proben schon / läßt schon durch diese Proben spühren / Er sey des großen Meisters Sohn / Er wird bald sagen, Vater höre / Ich will wie Du frühfleißig sein / Entwirf Du nur, gieb mir die Ehre / daß untter diesen Gruppen klein / des Vaters und des Sohnes namen / gezeichnet mögen stehn / laß mir den ruhm Dir nachzuahmen / Die Weltt wird sagen, daß ist schön - im gannzen ernst liebster Codowieki daß soltten Sie thun, eh Ihre Kräftte erschöpft werden, der entwurf sagen Sie, wird Ihnen leicht, aber daß Radiren, ja daß fodert mechanische mühe, fodert Kraft im auge, Sie müßen auf erleichterung denken, es ist hohe Zeit, ach ich bin sehr krank ... habe mich heut ein klein wenig stärker gefühlt, und bin aufgestanden ein Geburtstaglied zu machen, um solches mich ein

Ehrlicher Man aus Potsdam gebeten hat, weil Er gern dankbar sein will gegen seinen Freund, daß Gedicht ist fertig, ich schrieb ann meinen besten Freund in Berlin, und finde so eben in meinem Behältniße die sehr schöngezeichnete Gruppe die Sie mir brachten Anno 1778 den 21 Jenner, damahls war ich sehr krank gewesen, und kaum dem Tode entlaufen, alleweil ergreift mein Vetter den Bleystift den ich Ihm gab, und zeichnet die Gruppe zur übung nach auf Pergamen, die Freude strahlt in seinem Auge wenn von Ihnen gesprochen wird, ach welch ein herrlicher Mann, o Gott gieb Ihm langes leben, so ruft Er aus, und die Stimme des Herzens ist in Seinem ausruf ... Grüßen Sie doch Ihre Töch­ ter, die älteste schien mir so kalt zu sein, gar nicht wie vormahls, ob sie gleich eben so nahe bey mir sas, Ihr auge war unfreundlich, es soltte mir leid thun, wenn ich uhrsach darzu gegeben hätte ... iezt eben gegen vier uhr ist der schüler ferttig und nun eilt er mit meinem Briefchen ...“. - Reizender Brief der prominenten Berliner Dichterin, die die Hochach­ tung vieler literarischer Größen ihrer Zeit genoß, aber in den 1780er Jahren in Armut und Krankheit lebte, so daß sie von verschiedenen Freunden, darunter vor allem Daniel Chodowiecki, mit Zuwendungen und kleinen Aufträgen unterstützt werden mußte. Abbildung Seite 147

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2544 Kerner, Justinus, Arzt und Dichter (1786-1862). Eigh. Brief m. U. „J Kerner“ sowie Adresse und Briefmarke. 3 S. Gr. 4to. (Weinsberg 10.XII.1854). 750 € Umfangreicher Brief an die langjährige Familienfreundin Emilie von Pfaff, Gemahlin des Obertribunalpräsidenten Gustav von Pfaff in Esslin­ gen. Altersbrief in betrübter Stimmung, noch ganz geprägt vom Tod seiner Frau. Kerner dankt ihr für Trost und Familiennachrichten und Gott dafür, daß bei ihnen „die Tage noch nicht hereinbrachen von denen es heißt: sie gefallen mir nicht. Im Glüke (ich that das auch ehemals) kann man andern ... Trost aller Art schiken“, besonders den oberflächlichen „soge­ nannten religiösen. Mein Schmerz u. mein Glaube geht tiefer“. Seit dem Tod seiner Frau (im April) sei sein „Schmerz nicht mehr zu stillen“, und sein Glaube sei der „an eine über uns allen wachende Liebe, u. diese wird wissen, warum sie diesen nicht zu stillenden Schmerz noch in mich legen mußte ...“. Ein Vierzeiler bestätigt dieses Empfinden: „Und wer hier anders glaubt u. fühlt, / Wenn er sich noch so fromm hinstellt, / Dem wird das Herze noch umspühlt, / Von eitlen Wogen dieser Welt!“ Er berichtet weiter von einem Nervenfieber seines Schwiegersohnes in Heilbronn - Pfarrer Friedrich Gsell -, dem es nun besser gehe, der aber „noch lange nicht thätig seyn“ kann. Auch habe die Finanzkammer ganz in seiner Nähe ein Haus gekauft und „an dasselbe wird mir zur liebsten Aussicht das Gefängnis auch hingebaut. Doch ich sehe ja nicht mehr u. seit mein Rikele mein Häuschen nicht mehr bewohnt, ist es ein gewöhn­ liches“ geworden. „... Thut nichts! ich werde täglich elender u. wahr­ scheinlich sehen wir uns auf dieser Welt nie wieder ...“. - 8 Lebensjahre waren Kerner aber doch noch vergönnt. - Einschließlich der Briefmarke („Württemberg Freimarke 3“) gut erhalten. - Kleiner Ausriss vom Öffnen der Versiegelung. Abbildung

2545 Lange, Carl Albert, Hamburger Lyriker, Überset­ zer und Feuilletonist (1892-1952). Konvolut von 7 Auto­ graphen und 1 Beilage. Meist gr. 4to. Hamburg 1948-1952. 400 € Ein eigh. Manuskript sowie Korrespondenz mit seinem Verlag „Ham­ burgische Bücherei“: „Und nun noch ein Nachwort“. Manuskript, am Schluß monogrammiert „C. A. L.“. 5 S. auf 5 Bl. (Bleistift). - Wohl zu dem Buch „Das Kabinett der kleinen Freuden“ geschrieben. - Vertrag zwischen Verlag und Autor über das Buch „Kabinett der kleinen Freuden“ (22.I.­ 1948). - Genehmigung der britischen Control Commission zum Druck des Buches (22.XII.1948). - Langes Büchlein „Anatomia Lyrica“ (1949) mit eigh. Widmung des Autors auf dem fl. Vorsatz. - 4 (2 handschriftl.) Briefe Langes an den Verlag „Hamburgische Bücherei“. Jeweils über Abrechnungen des Verlages, mit denen Lange nicht einverstanden war. – Alle vier Briefe gelocht und mit Gebrauchsspuren, teilweise auch mit Spuren von Mäusefraß.

„fall nur nicht in Grunewaldvilla herein“

2546 Lasker-Schüler, Else, Dichterin (1869-1945). Samm­lung von 19 Autographen(1 eigh. Brief m. U., 1 eigh. Brief ohne U., 17 eigh. Postkarten m. U. „Tino“ oder „Jus­ suf). Tinte und Bleistift. Mit 1 Umschlag. Die Briefe zus. 21/2 S. Gr. 4to, die Postkarten in üblichen Format. Mün­ chen, Berlin und Kolberg 1921-1931. 6.000 € 150

An ihren langjährigen, bereits in Berlin kennengelernten Freund Andreas (später: André) Meyer, zu dieser Zeit Rechtsanwalt in Görlitz. Meyer versuchte sich nebenbei immer wieder als Lyriker und bat Else LaskerSchüler um Unterstützung auf der Suche nach einem Verleger. Am 17. Januar 1921 schreibt sie ihm aus München: „... Ich komme aus Wien und Prag wo ich Vorträge hatte, wieder nach München retour, bleibe 14 Tage dann trage ich in Berlin Kammerspiele wieder vor - dann Holland. Gedichte anbringen - ja da mußt Du sie mal Verlagen senden ... Was ich auch sagen würde, Kosten sind nun furchtbar und darum übernimmt niemand Risico ...“. - Am 19.II.1923 in einem Brief: „... tu mir den einzi­ gen Gefallen, sende mir drei Abschriften die [sic] Dir in Görlitz gegebe­ nen Kritiken von mir und bitte lasse die inliegende auch dazu abschrei­ ben. Ja? Bitte für Holland enorm wichtig ... Ich bin total in der Arbeit drin und Du kriegst dafür ein von mir bunt gezeichnet Bild sofort ...“. - Am 26.I.1926 aus Berlin wegen eines Vortrags in Görlitz: „... Wie weit steht die Sache nun? Natürlich wie gesagt, ich muß den Abend für mich allein haben, das tu ich nie anders. Ich kann nicht anders künstle­ risch. Also Du einen Abend (eine Stunde, ich den andern eine Stunde) und bitte nicht über mich sprechen ...“. - Am 23.XI.1926 erwähnt sie in einem Brief die Tuberkulose-Erkrankung ihres Sohnes Paul, der im folgenden Jahr dem Leiden erlag. „... Ich bin so deprimiert über alles was mich traf, mit meinem Paul und überhaupt über die Dinge der Zeit. - Wenn Du nicht auch nach Breslau kommst, ich reise nicht. Antwort! Wir fahren dann zusammen von Berlin falls Du Berlin passieren mußt ...“. - Aus Kolberg am 1. August 1929: „... Ich werde an Herrn Dr. Wiener schreiben für Dich. Nichts lieber, selbstredend. Betreffender Rockefeller schon 1/2 Jahr in Mexico. Er ist sehr gut zu mir Prinz ... Sollen wir beide noch mal (oder Du noch mal) nach Jerusalem Sept. Ich kanns machen. Baron v. Maltzahn mein Freund fährt auch mit, entzückt davon ...“. Zurück in Berlin, erwähnt sie am 3. Sept. 1930 ihr gespanntes Verhältnis zu den deutschen Verlegern. „... Ich rate Dir unbedingt Deine Gedichte Verlagen anzubieten. Ich bin seit 3 Tagen bei Rowohlt, aber noch keinen Contrakt. Später kann ich ihn sicher fragen etc. Seit Brochure scheuten mich die Verlage. Ernst R[owohlt] hatte immer meine Dichtungen gern ...“. Ihre 1925 in Zürich gedruckte Flugschrift „Ich räume auf! Meine Anklage gegen meine Verleger“ hatte zur Folge, dass erst 1932 mit „Arthur Aronymus“ (bei Rowohlt) wieder ein Büchlein von ihr erschien. - Am 23.XI.1930: „... Ich kenne Arco selbst gar nicht. Ich fiinde Deine Gedich­ te im Versmaß eigen und die Gedichte selbst schön ... Ich war verreist in Köln, Elberfeld, Frankfurt Main - Radio. Ich freue mich schrecklich auf Dein Kommen ...“. - Drei Wochen später: „... Ihr müßt hier wohnen ... wir besprechen alles genau, auch Palästina. Und - Du weißt ja daß ich Brief an Dr. Gottfried Benn im Koffer habe, im Fall ich verunglücke! bin sehr betrübt ...“. - Am 18. Januar 1931 aus Berlin: „... Wann kommst Du und sprichst Du hier? Fall nur nicht im Grunewald Villa herein. Das ist dort keine (unsere) Zuhörerschaft. Ich habe dort abgesagt aber feste! Und lasse dort aufpassen, dass Niemand meine Dichtungen sagt; ich werde die Leute dann anzeigen ... Nimm hier doch ... z. B. den Breit­ kopfsaal ... Ich habe dort auch schon gesprochen ...“. - In den Ortsteil Grunewald waren seit Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Literaten gezogen, z. B. auch die Kritiker Paul Lindau, Maximilian Harden und Alfred Kerr. - Am 29. Janur 1931: „... Ich freue mich auf Deinen Vortrag. Es kommt mit mir Dr. Günther Bielefeld, großer feiner Romanschrift­ steller und Dichter. Ich sage es noch Dr. Benn dem großen herrlichen Dichter ...“. - Am 18.Februar 1931 schwingt sie sich zu tragikomischen Versen auf: „... Ich hatte 2 x hintereinander die Grippe an der Krippe meines Zimmers gebunden. Was kann ich denn dafür / daß ich die Grippe hab / Daß aus der Nase mir / Das Wasser läuft bergab / Daß ich nicht essen kann / Das kleinste Confitür / Wie früher dann und wann / Im Schatten meiner Thür ...“. - 2 Karten und die Verschlußmarke des Umschlags sind mit kleinen Blumen-Zeichnungen verziert. - Meist leicht


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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________

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gebräunt; teils etwas fleckig, vereinzelt kleine Schäden. - Beiliegend ein hektographiertes Heft: „Die Stimme Edens“. Deutung eines Gedichtes von Else Lasker-Schueler durch André Meyer (17 S. 4to. Kartoniert. Jerusalem 1957); auf dem Titel handschriftlich: „Als Manuskript vervielfältigt: alle Rechte bei Dr. André Meyer, Tel-Aviv“. Abbildung Seite 151

2547 - Sturmann, Manfred, aus Königsberg (Ostpr.) stammender Schriftsteller, emigrierte 1938 nach Israel, verwaltete dort den Nachlaß von Else Lasker-Schüler 152

(1903-1989). Eigh. Manuskript mit Namen auf dem Titel und Namenszug „Manfred“ unter der Zueignung. 12 Bl. Büttenpapier, davon 20 S. mit hellblauer Tinte beschrie­ ben. 4to. Kartonage mit rotem Bezug (dieser an den Kan­ ten z. T. zerschlissen) und handschriftl. Titelschild „Fräu­ lein Gertrud“. O. O. 13. und 14.X.1928. 300 € „Fräulein Gertrud“. Vollständige Erzählung; auf Bl. 2 eine Widmung an Lina Schindel, mit der er seit 1924 verheiratet war: „Meiner Li zum 18. Oktober 1928. Manfred“. Am Schluß der Vermerk: „Geschrieben am 13. und 14. Oktober 1928“. In demselben Jahr erschien auch Sturmanns


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

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erste Prosa-Buchveröffentlichung. - Dabei: Lina Schindel. Eigenhändige Briefe an Manfred Sturmann. 14 Bl. (davon 13 Büttenpapier), einseitig beschrieben. Als Remboitage in den Halbleinen-Einband einer Pusch­ kin-Übersetzung gebunden. 4to. München, Juli 1923. - „Während der Tage, da Briefe Dich nicht erreichen konnten, an Dich geschrieben. Li. - München, Juli 1923.“ - Schwärmerische, vergeistigte Liebesbriefe, die auf die Tätigkeit der Verfasserin als Ausdruckstänzerin schließen lassen. Ferner an einer Stelle die Bemerkung: „Lasker-Schüler habe ich wieder gelesen. Donnerwetter, Liebster, das ist schon eine Frau!“

2548 Lenau, Nicolaus (d. i. Nic. Niembsch von Streh­ lenau), österr. Dichter (1802-1850). Eigh. Gedichtmanu­ skript. 6 S. Gr. 4to. O. O. (ca. 1836). 3.200 € „Tubal“. 57 Strophen zu je 4 Zeilen. Vollständiges eigenhändiges Manu­ skript der umfangreichen Versdichtung, einer der 25 Romanzen des 1837 erschienenen großen Versepos „Savonarola“. Thema der ballades­ ken Episode ist der Hass des alten Juden Tubal auf das Christentum, ein Disput zwischen ihm und Wirtshausgästen, u. a. über die Weigerung Christi, bestimmte Kranke und Sterbende zu retten, und schließlich die Erzählung von der Bluttransfusion für Papst Innozenz VIII. (im Gedicht ist es nicht der Papst, sondern eine Sau), durch die drei Söhne des Juden geopfert werden. Die Gesamttendenz des Gedichtes ist nicht antisemi­ tisch, sondern der Dichter schildert den alten Tubal eher als tragische, Mitleid weckende Figur, die sich allerdings schließlich zum Christen­ tum bekehrt. Die Schlußzeile verrät, dass Lenau ein Gleichnis beab­ sichtigte, das Geschehen und die kontroversen Ansichten als Spiegel der Zeit zu deuten wünschte: „... Er ist kein Narr, er ist nur elend, / Weil er das Ungeheure litt, / Weil ihn das Bild des Jammers quälend / Verfolgt ans Grab mit jedem Schritt. - Ob auch der alte Jude rase, / In seinen Reden kraus und wild / Auch im zerbrochnen Spiegelglase / Zeigt sich

von unsrer Zeit das Bild.“ - „Der Dichter greift ... in die weltanschauliche Auseinandersetzung seiner Zeit ein, die gekennzeichnet ist von dem Kampf der konservativen Restauration gegen fortschrittlich-liberale Strömungen. Polemisch geißelt er die Auflösungserscheinungen der religiösen Kultur, die abstrakte Trostlosigkeit des Hegelschen Idealismus, den klassizistischen Neuhellenismus und die bibelkritische Schule um Strauss; vor allem aber stellt er den universalen Machtanspruch der katholischen Kirche in Frage“ (KLL). - Die vorliegende Reinschrift reprä­ sentiert noch nicht die endgültige Form: Sechs Strophen, davon eine verworfen, sind zur nachträglichen Einfügung danebengeschrieben. In der Druckausgabe sind sie berücksichtigt. Trotzdem zeigt der Druck noch kleine Abweichungen von unserem Manuskript. - Einige Falten­ risse. Abbildung

2549 - Eigh. Albumblatt m. U. „Nicolaus Lenau“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Auf ein Untersatzblatt montiert. Wien 17.VI.­ 1837. 1.200 € „Die Reflexion ist ein Strichvogel, der von Ast zu Ast hüpft und höch­ stens in die Nachbarlande wandert, sein liebster Wahlspruch bleibt immer: bleib im Land und nähre dich redlich. Dieser bornirte Vogel hält den Zugvogel, die Speculation, für einen Narrn, daß er sich von der Ahnung übers Meer tragen läßt. Bist du ein Strichvogel, so picke Deine Nuß auf deinem Zweiglein in Frieden, mache dich aber nicht lustig über den Vogel höherer Gattung.“ - Das Gleichnis hat Lenau dann in dem siebenstrophigen Gedicht „Zweierlei Vögel“, das zuerst am 3. September 1838 im „Morgenblatt für gebildete Leser“ erschien, weiter ausgeführt. Dort steht der Zugvogel allerdings nicht für „Speculation“, sondern deut­ licher für „Poesie“. - Vertikale Mittelfalte alt unterlegt. Abbildung

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2551 - Eigh. Gedichtmanuskript. 11/4 S. 4to. O. O. (1842). 2.500 € „Das Dilemma“. 4 Strophen zu je 4 Zeilen. „Er streckt dir sein Dilemma stracks entgegen, / Ist‘s eine Gabel, logisch mich zu spießen? / Sinds Arme zwei, die Wahrheit einzuschließen? - / So zweifelst du, verschüchtert und verlegen. - Mich aber mahnt der Zweizack dieses Weisen / An eine Fahrt auf mondbestrahlten Bahnen; / Ein Fuhrwerk war‘s, wie bei den Altgermanen / Ein schlichter König pflegt‘ umherzureisen ...“. - Das satirische Gedicht erschien am 19. Juni 1842 in Nr. 25 der von Ludwig August Frankl herausgegebenen „Sonntags-Blätter für heimathliche Interessen“. - Leichte Fingerspuren, wohl von der Druckerei herrührend.

2552 - Eigh. Brief m. U. „Niembsch“. 2 S. Doppelblatt. 8vo. O. O. u. J. 900 €

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2550 - Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Nicolaus Lenau“. 2 S. 4to. O. O. (Juni 1838). 2.500 € „An Natalie, die Wittwe meines Freundes Fr. Kleyle“. 7 Strophen zu je 4 Zeilen. „Nach einem heftigen Gewitter / Wandl‘ ich allein im tiefen Haine / Und blicke durch das nasse Gitter / Der Blätter auf zum Ster­ nenscheine. - Die sturmesmüden Bäume schweigen, / Nur manchmal rauschen Windeshauche, / Wie eine Mahnung, in den Zweigen, / Dann tropft es nach im dunkeln Strauche. - So fand ich nach den Schmerzge­ wittern / Dich müd versenkt im stillen Grame, / Doch sah ich Deine Thränen zittern / Wenn Dir erklang sein theurer Name ...“. - Der verstor­ bene Friedrich Kleyle (1789-1836) war ein Vetter der von Lenau ver­ ehrten Sophie von Löwenthal. Lenau hatte ihn während seines Studiums in Ungarisch Altenburg kennengelernt, und Lenau bezeichnete Kleyle später als seinen ältesten Jugendfreund. Kleyles Frau Natalie, geb. Sartorius, trug später nach einer zweiten Heirat den Namen Kienmayer. Das Gedicht erschien zuerst am 30. Juni 1838 im „Morgenblatt für gebildete Leser“. - Beim Namen „Fr.“ in der Überschrift passierte Lenau offenbar ein Verschreiber: Die Stelle wurde radiert und mit etwas verlau­ fender Tinte ausgebessert. Der auffallend groß und deutlich am Schluß angefügte Namenszug „Nicolaus Lenau“ läßt darauf schließen, dass hier die direkte Vorlage für den Abdruck im „Morgenblatt“ zu sehen ist. Von ihr heißt es in der Hist.-Krit. Ausgabe von Lenaus Werken: „Die bei Castle (6,379) verzeichnete Handschrift war nicht zu ermitteln“ (Werke und Briefe, Bd II, Wien 1995, S. 126). - Gering fleckig; kleine Montagereste.

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An einen Freund (wohl Karl Mayer). „ ... Das plötzliche Thauwetter läßt mich befürchten, durch einen Austritt des Neckars von Stuttgart abgesperrt zu werden, was die größte u. fatalste Störung in den nun einmal eingeleiteten Gang Deiner u. meiner Druckgeschäfte brächte ... Hier erhältst Du einen Probeabdruck Deiner Gedichtsammlung. Mir gefällt er ganz gut; solltest Du etwas daran zu erinnern finden, so beliebe es mir zu schreiben; jedenfalls aber erbitte ich mir diese Correctur zurück; ich habe sie erst diesen Morgen erhalten u. noch nicht durch­ gehen können. Auch um die zweite Abschrift Deiner Gedichte muß ich bitten, damit solche in meinen Händen bleibt, die andre aber in der Druckerei ... empfiehl mich gefälligst der Frau Gräfin, Dein schreck­ lich geplagter Freund u. Corrector Niembsch“. - Die ersten beiden Aufla­ gen von Lenaus gesammelten „Gedichten“ erschienen 1832 und 1834, Karl Mayers „Lieder“ 1833 bei Cotta in Stuttgart. - Kleiner Eck-Abriss.

2553 - Eigh. Brief m. U. „Niembsch-Lenau“ und Siegel­ rest. 2 S. Gr. 8vo. Wien 11.X.1840. 900 € An den Herausgeber eines Musen-Almanachs (Echtermeyer oder Ruge?), der Lenau um Beiträge für die nächste Ausgabe ersucht, ihn aber erst in Wien erreicht hatte. „... Da alle meine lyrischen Gedichte von der eben veranstalteten zweiten Auflage meiner Neuern Gedichte verschlungen worden, schickte ich mich nach Empfang Ihres Briefs sogleich an, für den Musenalmanach etwas zu produciren, und als ich im besten Zuge war, traf mich die schmerzlich störende Nachricht von dem Tode eines meiner treuesten Freunde. Ich muß mir daher von Ihnen einige Zeit zur Wiedergewinnung der guten Stimmung und Beendigung des begon­ nenen Gedichts erbitten. - Von meinen Albigensern in einem Almanache Proben zu geben bin ich darum nicht geneigt, weil ich über diese Arbeit nicht eine voreilige und mißverstehende Kritik anregen will. Nur im äußersten Falle, wenn mir in der nächsten Zeit die lyrische Produktion durchaus versagen sollte, würde ich mein Bedenken überwinden und Ihnen doch ein Stück Albigenser zusenden, um Ihrem Almanach meinen Namen und Ihrer Person ein Zeichen meiner Ergebenheit nicht fehlen zu lassen, denn meine freudige Achtung vor Ihrer literarischen Wirk­ samkeit wächst mit dem Verlaufe derselben und Ihr persönliches Wohl­ wollen für mich hat Ihnen längst meine nähere Aufmerksamkeit gewon­ nen ...“. - Gebräunt; 1 durchgetrennte Querfalte mit Transparentpapier restauriert; das Adressblatt bis auf den Siegelrest abgeschnitten. - Das 1842 erschienene Vers-Epos „Die Albigenser“ mit seinen Grausamkei­ ten und seiner antipapistischen und pessimistischen Tendenz brachte dem Dichter, wie erwartet, viel Kritik ein.


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur „Kessel für Sowjet Rußland!“ 2554 Lersch, Heinrich, Kesselschmied und Schrift­ steller, katholisch geprägter Expressionist und Arbeiter­ dichter (1889-1936). Eigh. Brief mit U. „Dein Bruder Hein“. 4 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. O. O. (ca. 1927). 750 € Umfangreicher, leidenschaftlicher und charakteristischer Brief an seinen Freund und Schriftstellerkollegen Max Barthel (1893-1975) in Berlin: „Lieber Max, ich könnte menschlich leben, schreiben, auch am Tag! Könnte frei sein! Könnte Kommunismus aufbauen! Würde mit der ganzen Arbeiterschaft in Gladbach auch Feierabend in der Werkhalle, unsere Festhalle! Meetings machen! Es ist toll, was würden wir den ersten Mai feiern! (Nebenbei: ich rede bei den Kommunisten zur Eröffnung der Maifeier! Vielleicht kommt Klara Zetkin zu uns, sie ist gebeten. Besser noch, Du kämst! ... 3000 Mann erwarten wir Dich. Mein Bruder und ich gehn im Zug mit: Vorhammer geschultert, Hand auf! Alle Gewerke in Arbeitstracht. Unser ‚Bosch Null‘ ... trägt die Fahne: Kessel für Sowjet Rußland! ... Also Utopia, dich bau ich aus: von dem Sünden­ sold, der sonst dem Ausbeuter zuflösse, aus dem Mehrwert bauen wir eine Siedlung auf der ‚Landwehr‘ wo ich geboren bin. Frei, den Rücken an den großen Wald gelehnt. Die Stadt in der Dunstferne. Die Siedlung bewohnen nur Kesselschmiede mit ihren Familien. Utopie!! Utopie! ... ich glaube ganz une[h]rfürchtig, daß ein tapfrer Rebell, der ein Kerl ist, mindestens so gut sein kann wie der Revolutionär, der ohne Waffe ist. Also ich habe eine Waffe. Das ist: Mann! Das ist mein Buch. Ich habs zur Bombe gestaltet, zum Nitrin, zum Flammenwerfer! Ach, was ist es für ein Buch! Ich werde Dir etliche Kapitel an den Kopf werfen. Viel­ leicht aber - verstehst Du es nicht ... Höre, vor kurzen haben wir: Kessel 2558

für Sowjet Rußland gemacht. Öltransportkessel für die Eisenbahn. 6 m lang, 1900 [Durchmesser], 3000 kg. schwer. Mann! die Freude! Kessel für Sowjet-Rußland! Ich schreibe ein Band Gesänge mit diesem Titel! Wir hätten gerne nichts anderes gemacht. Da wir aber ‚Heimarbeiter‘ für die Unternehmer sind, bekamen wir nur den Ausbeuter-Lohn dafür ... Gestern Nacht haben wir eine elektrische Schweißanlage zusammen­ geklopft. Ich sah einen Gießbach im Ural, eine Turbine trieb ein Dyna­ mo - Du standest, hieltest zehn Finger ausgestreckt und sendet her über Rußland den Strom - ich stand da, zehn Finger Dir nach Osten entgegen­ gestreckt - und nehm die Energie auf - und die Motoren liefen ... Lieber Max, nun weißt Du mehr von mir, als tausend Werke sagen: Kessel für Sowjet Rußland! ... Denke Dir, Heinrich Lersch, auf den in Gladbach 25- 30000 Proletarier hoffen, im Rheinland Millionen - in Deutschland auch noch etliche - er könnte mit Lachen die freie Wahrheit predigen! Kessel! für S. R. Aus der Eule des Kapitals die Lerche des Proletariats ...“. Ferner ausführliche Schilderungen seiner Arbeits- und Betriebssituation. Lersch leitete bis 1924 die Kesselschmiede seines Vaters. - Wenn hier im Brief vom Buch „Mann!“ die Rede ist und „vom Rücken an den großen Wald gelehnt“, so läßt sich vermuten, dass der Brief 1927 geschrieben ist, denn in diesem Jahr erschienen Lerschs Bücher „Manni!“ und „Der grüßende Wald“. - Randeinrisse. - Sehr selten, insbesondere ein so inhalts­ reicher, charakteristischer Brief. Abbildung

2555 Literaturwissenschaftler, Germanisten, Roma­ nisten, Orientalisten und Altphilologen. Konvolut von 21 Karten und Briefen. 1900-1929. 280 € 2557

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Aus dem Todesjahr des Dichters an Willy Mayr in Darmstadt: „Lieber Herr Mayr, Ostern werde ich wohl in Detmold sein und Frl. S., die schön grüßen läßt, zu Hause. | Das Flugblatt kannte ich. Ich habe 100 Stück davon verbreitet. | Der Geburtstag war sehr niedlich. Große Damen­ kaffeetafel. | Heute und morgen muß ich Culör schwingen. Nordwest­ deutscher V-C. Tag. Zugleich tagt hier der NWD. L.-C. Schöne Grüße, auch von Frl. S. ...“. - Mit „Frl. S.“ ist vermutlich Löns‘ letzte Geliebte, seine Haushälterin Ernestine Sassenberg (geb. 1890) gemeint; mit der Verbindung C. wohl die „Cimbria“. - Die Bildseite der Karte zeigt eine Truppenparade auf dem Waterlooplatz in Hannover. - Selten.

2557 Mann, Thomas, Schriftsteller, Nobelpreisträger (1875-1955). Eigh. Albumblatt mit Namenszug „Thomas Mann“ sowie den Signaturen seiner Kinder Klaus und Erika Mann, ebenfalls Schriftsteller. O. O. 1932-1936. 600 € Aus einem Gästebuch, in dem sich Mitglieder der Familie Mann zweimal zusammenfanden. - Zwei kleine Braunfleckchen am äußersten Rand. Abbildung Seite 155

2559 Meist eigenhändige, eng beschriebene Karten oder Briefe namhafter Professoren, mit einer Ausnahme alle an den Wiener Literaturwissen­ schaftler und Bibliographen Robert F. Arnold (1872-1938) gerichtet, der sich durch wichtige Standardwerke, vor allem zur Geschichte des Dramas, ausgezeichnet hat. Fast alle Schreiben, auch die Postkarten, beschäftigen sich mit der Arbeit der Autoren, teils mit wissenschaftli­ chen Spezialfragen oder mit Kontakten. Vorhanden: Philipp August Becker (Romanist; Postkarte 1913); Karl Breul (Germanist in Cambridge; 2 Briefe 1921 u. 1929, der erste Brief 8 Seiten); Edward G. Browne (engl. Orientalist; Brief 1921); Konrad Burdach (Germanist, Mediävist, Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften; Brief 1904 über die Inventarisierung der deutschen Handschriften, ferner Visitenkarte 1900); Otto Crusius (Altphilologe, Postkarte 1906); Paul Otto Diels (Slavist; Postkarte 1906); Alfred Götze (Philologe; 2 Postkarten 1915 u. 1929); Rudolf Hirzel (Altphilologe; Postkarte 1906); Friedrich Marx (Altphilologe; Brief 1927); Theodor Nöldeke (Orientalist; Postkarte 1912); Hermann Schneider (Germanist; Postkarte ca. 1906); Edward Schröder (Mediävist; Postkarte 1901); Fritz Strich (Literaturhistoriker; Briefkarte 1906); Albert Thumb (Altphilologe; Postkarte 1902); Karl Vossler (Romanist; 2 Postkarten 1909 u. 1913); Oskar Weise (Linguist, Briefkarte 1907); Wilhelm Wetz (Anglist; Postkarte 1907). - Gelegent­ lich etwas fleckig. - Beiliegend eine Postkarte des Theologen und Philo­ sophen Karl Beth (1872-1959) von 1928.

2556 Löns, Hermann, Dichter und Naturschützer (1866-1914). Eigh. Ansichts-Postkarte mit U. „HLs“. 1 Seite. Hannover 7.III.1914. 300 € 156

2558 Marinetti, Filippo Tommaso, ital. Schriftsteller, Begründer des „Futurismus“ und faschistischer Politiker (1876-1944). Eigh. Albumblatt m. U. „F T Marinetti“. 1 S. 4to. (Wohl Wien) 13.II.1931. 200 € Marinettis Schriftzug unter der Eintragung „Ruggero Vasari futurista“ von dem Lyriker und Dramaturgen des zweiten Futurismus (1898-1968), der sich in Berlin niederließ, die Zeitschrift „Der Futurismus“ herausgab und mit Herwarth Walden zusammenarbeitete. Abbildung Seite 155

2559 Mombert, Alfred, frühexpression. Lyriker und Dramatiker, starb an den Folgen eines KZ-Aufenthalts (1872-1942). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Alfred Mombert“. 3 S. auf 3 Bl. Gr. 4to. O. O. (ca. 1919). 250 € „Aus Alfred Mombert: Der Held der Erde.“ 21 Zeilen: „Meine HeldenJugend liegt auf dir, / du in den Himmeln. / Erheb‘ ich: wach: die Hand zum Früh-Gruß: / so lächelst du aus deiner Morgenröte. / Und das Meer schwärmt in der Tiefe auf, / hoch hebt sich die Woge: / zu schauen mich & dich ...“. - Das „Gedicht-Werk“ „Der Held der Erde“ erschien 1919 im Insel-Verlag. Abbildung

2560 Müller, Heiner, Dramatiker, Lyriker, Essayist, Regis­ seur und Bühnenleiter, Dramaturg am Berliner Ensemble und an der Volksbühne, zählt bei Linksintellektuellen zu den bedeutendsten Schriftstellerpersönlichkeiten der DDR (1929-1995). Eigh. Brief m. U. „H“. 1/2 S. (schwarzer Kugelschreiber). Gr. 4to. (Berlin 4.VI.1987). 450 €


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

2560

Handschriftliche Notiz für seine Assistentin Renate Z. „... Ich muß heute abend (4.6.) nach Paris, bin am 9. abends oder 10. mittags hier. Kannst Du den Funkknaben beibringen, daß die Fatzerproduktion nicht vor der BE Premiere anfangen kann? aus praktischen (Schall) + hauptsäch­ lich psycho-Gründen - H.“ - Gemeint sind die Rundfunkredakteure, mit denen er als Regisseur an der Hörspielfassung „Fatzer“ arbeitete. Mül­ lers Bühnenbearbeitung von Bertolt Brechts „Fatzer“-Fragment erlebte 1978 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg ihre Premiere. Mit „BE“ ist das Berliner Ensemble gemeint. - Beilagen: 3 Din-A 4-Blätter,

einseitig von Heiner Müllers Hand dicht gefüllt mit Zeichnungen von Köpfen und geometrischen Figuren: 1 Blatt mit Tinte (am oberen Rand die Notiz „puppets in madhouse - black angels?“), eines mit Bleistift (mit Monogramm „MM“), eines mit Kugelschreiber (mit verschiedenen Namen und anderen Notizen versehen). Auch wenn die Blätter teilweise den Charakter von „Telefon-Zeichnungen“ haben mögen, so stehen sie doch im Zusammenhang mit Müllers jeweiliger Arbeit. Abbildung

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________

2562

2561 - Zwanzig-Mark-Schein der DDR mit eigh. Wid­ mung u. U. „Heiner Müller“. 2 S. (Wohl Berlin) 5.III.1987 450 €

2563 - Eigh. Brief (Konzept?) m. U. „HM“. 1 S. (schwar­ zer Kugelschreiber). Gr. 8vo. (Berlin 1992). 450 €

Auf dem mit Goethe-Bildnis und Schülergruppe bedruckten Geldschein schreibt Müller bei der Schülergruppe: „Ohne Hoffnung + Verzweiflung Auf den Sohlen der Atlanta in das Nichts.“ Und auf der Goethe-Seite: „Für Maria Christina ein Göte 5.3.1987 Heiner Müller“. - 1 Einriss; stärker geknittert. - Sehr originelles Heiner-Müller-Souvenir.

„Lieber H. P. Wir bedanken uns für Ihr Interesse an unserer Arbeit am Fortbestand des BE. Sie werden (nicht) verstehen, daß nicht jeder alte Hut auf fünf Köpfe paßt: (2 Ostköpfe, 2 Ex-Ost-Köpfe + 1 Westkopf; das zu Ihrer Information). Gewähren Sie uns eine Gnadenfrist + grüßen Sie GM, die wir als Schauspielerin + Sängerin hoch schätzen, wie offen­ bar auch Sie, was uns verbindet. Mit freundl. Grüßen im Namen der Clique HM“. - Heiner Müller übernahm 1992 gemeinsam mit Peter Zadek, Matthias Langhoff, Peter Palitzsch und Fritz Marquardt die Leitung des Berliner Ensembles. - Geschrieben auf einem wohl aus einem größeren Briefumschlag gerissenen Blatt mit unregelmäßigen Rändern, das auf der Rückseite Theater-Notizen von anderer Hand enthält („Cas­ torf: Wie lief Hamlet in Köln? - Calderon: Tochter der Luft. - Gozzi: Turandot. - Horvath: Sladek. - Shakespeare: Perikles“ etc.). - Beilagen: 7 Bl. mit Bleistiftzeichnungen Müllers aus seinen frühen Jahren: Dorf-Ansichten, das Hegereiterhaus in Rothenburg o. T., Uniformbild eines friderizianischen Offiziers sowie verschiedene Köpfe, teils signiert „HM 1943“.

2562 - 4 weiße Servietten mit zahlreichen eigenhändig beschrifteten Skizzen. Zus. ca. 5 S. (blaue und schwarze Tinte oder Filzstift). 4to (21 x 21 cm). (Berlin 1987). 300 € Aufzeichnungen während der Inszenierung des Stückes „Der Lohndrücker“ am Deutschen Theater in Berlin,1988. Originelle Einblicke in Heiner Müllers Einfälle und Gedankengänge im Rahmen der Regie­ arbeit. Abbildung

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________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

2566

2564 - Typoskript mit diversen Streichungen und Ver­ besserungen (Bleistift). 1 S. Gr. 4to. (Berlin 1991). 250 € „Traumhölle in Berlin Parisbar Eine Ortsbeschreibung“. Konzept (vorletzte Fassung) eines Beitrags (mit Bleistift datiert: 6/91) für den Katalog „Berlin Paris Bar“. (Okt.-Nov. 1991, ARTCURIAL, centre d‘art plastique con­ temporain, 9 avenue matignon, Paris 8-42.99.16.04“, S. 6). „Wer versucht hat, Dantes GÖTTLICHE KOMÖDIE ganz zu lesen, eines der großen Bücher der Weltliteratur, für deren Lektüre der Satz gilt VIELE WER­ DEN BERUFEN, WENIGE SIND AUSERWÄHLT, wird die Erfahrung gemacht haben, daß die Hölle und das Fegefeuer weit kurzweiligere Plätze sind als das Paradies. Nicht nur in diesem Sinn ist die PARIS BAR die Hölle unter den Kneipen Berlins ...“. - Mit vielen Verbesserungen von Müllers Hand. - Gelocht. - Beilagen: 1 weißes Blatt mit dem Datum „9.1.1999 - 9:00,09“ und der Signatur „Heiner Müller“ (eine kryptische Notiz, aber der 9.1. [1929] war sein Geburtstag, den er 1999 nicht mehr erlebt hat. Es gab eine gewisse Zahlengläubigkeit bei ihm). - 1 Blatt mit erotischen Zeichnungen (Kopierstift) und passendem zweizeiligen Text von Müllers Hand (ca. 1989). - Zus. 3 Din-A-4-Blätter.

2565 Nathusius, Philipp von, Publizist, Ehemann der Schriftstellerin Marie Nathusius, Dichter und Gründer humanitärer Einrichtungen in Althaldensleben und Nein­ stedt am Harz (1815-1872). Eigh. Brief m. U. „Ph. Nathu­ sius“. 31/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Heuhaldensleben 31.III.­1845. 150 € An einen Herrn. „Ew. Hochwohlgeboren haben mich ebenso sehr überrascht als erfreut durch die gütige Mittheilung des Claudius‘schen Briefes, der mir sehr interessant war und den ich mit Dank benutzen werde. - Es ist dies die erste Mittheilung, welche mir auf die kleine Anzei­ ge, die mein künftiger Verleger, Buchhändler Perthes in den Zeitungen verbreitet hat, die ich aber noch kaum gedruckt glaubte, zugeht und nehme ich Ihre Freundlichkeit für ein gutes Omen ... Der Brief erfolgt hier, nachdem ich die erlaubte Abschrift genommen, sofort mit dem größten Danke zurück. - Eine eigentliche Autographensammlung besitze ich nicht. Ich habe wohl auch einmal den Einfall gehabt, bin aber nicht weit damit gekommen ...“. Zählt dann auf, wovon er „Dubletten“ habe, darunter Briefe von G. A. Bürger und Georg Forster an seine Großmut­ ter. Wegen deren Mitteilung bitte er jedoch um Geduld; er sei zur Zeit

zu sehr in Anspruch genommen, um unter seinen Papieren zu suchen. - Nathusius‘ geplante Matthias-Claudius-Biographie kam nicht zustande; in den „Jahresschriften der Claudius-Gesellschaft“, 1994, wird darüber berichtet. - Erfolgreich waren dagegen Nathusius‘ „Rettungshaus für verwahrloste Knaben“ (nach dem Vorbild des „Rauhen Hauses“ in Ham­ burg) und andere humanitäre Einrichtungen in Althaldensleben und Neinstedt, die ihm 1861 die Nobilitierung durch König Wilhelm I. von Preußen einbrachten.

2566 Olden, Balder, Journalist, Schriftsteller und Lite­ raturkritiker, ging 1933 ins Exil (1882-1949, starb durch Selbstmord). Brief m. U. „Balder Olden“. 1 S. Gr. 4to. Davos 3.I.1927. 180 € An Friedrich Kroner, den Chefredakteur der Zeitschrift „Uhu“ aus dem Ullstein-Verlag. „... Ich schicke dieser Tage einen grossen Teil Roman­ manuskript an Krell [d. i. Max Krell, Lektor bei Ullstein] und komme ein paar Tage später wieder nach Berlin, denn es hat sich leider heraus­ gestellt, dass ich für den Rest noch ein paar alte Zeitungen der Bibliothek lesen muss. - In Sachen Rutra gegen Thormann ist es Rutra leider gelun­ gen, Sie zu blüffen. Was ich an Balzac-Material verarbeitet habe, steht u. a. in den Memoiren der Herzogin von Abrantes und ist keineswegs Rutras geistiges Eigentum. - [Paul] Wiegler, der eine prachtvolle Skizze über die selbe Episode geschrieben hat, kannte dies Material gleichfalls. Neu waren nur die Juwelier-etc. Rechnungen, die aber Marcel Buderon gehören, und für die Dr. Rutra geistiges Eigentumsrecht nicht besitzen kann. - Spielen Sie mit diesem Herrn nie Poker! ...“. - Beigegeben: Hans Reimann, Satiriker, Parodist, Erzähler und Feuilletonist, teils in sächs. Mundart (1889-1969). 2 eigh. Karten (1 Post-, 1 Brief-Karte) m. U. „Hans Reimann“. Zus. 21/2 S. Mit einer aquarellierten Federzeichnung. Quer8vo. Altwarp 1928 und o. O. (1924?). - Ohne Adressat. Die Postkarte zeigt auf der Textseite eine Karikatur in aquarellierter Original-Feder­ zeichnung, die Hans Reimann in roter Badehose im Wasser stehend zeigt, im Dialog mit einem großen Hai. Die Zeichnung ist undeutlich signiert („Sändör“ ?). Die Adressenseite enthält nur einen „herzlichen Gruss“ von Hans Reimann und das Datum „Altwarp 16.VIII.1928“. - Die zweite Karte mit Bleistift: „Haben Sie Sonne im Herzen! Der Herbst ist da. Auch Hildach musste dahin ...“. - Der Münchener Sänger und Komponist volkstümlicher Lieder Eugen Hildach starb 1924. - Die Postkarte gelocht. Abbildung

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2567 Perthes, Wilhelm, Sohn des Gothaer Verlegers Justus Perthes, seit 1816 Geschäftsführer des für seinen Hofkalender und seine qualitätvollen Atlanten berühm­ ten Verlags (1793-1853). Brief m. U. „Justus Perthes“ und Adresse. 1 S. 4to. Gotha 4.VII.1834. 90 € An die Papierfabrik Gebr. Rauch in Heilbronn, bei der Perthes „Kup­ ferdruck Velin“ bestellt. „... Ihr Geehrtes vom 28. v. Mts beantworte ich dahin, daß kurz vor Eingang desselben Ihr Herr Künzel mir einen Besuch schenkte u. daß ich demselben Auftrag auf den auf Ihrem Lager befind­ lichen Vorrath des Kupferdruck Velin # 1095 ertheilte ... Da Sie sich zur Anfertigung eines Velins in der Qualität Ihres No. 850, 6 Wochen nach Eingang des Auftrags zu liefern, erbieten, so ersuche ich Sie um ca. 50 ... ganze Bögen der Qual. No. 850, genau im Format des anl. Musters ... Ich bemerke übrigens, daß die Qual. No. 850 nach dem Muster[bogen], den ich vor mir habe, viel kleine Unreinigkeiten zeigt, die ich recht vermieden zu sehen wünschte ...“. - Der erwähnte „Herr Künzel“ war der berühmte Autographensammler Carl Künzel (18081877), der als reisender Vertreter für die Rauchsche Papierfabrik tätig war und daher den Spitznamen „Papirius Cursor“ erhielt. Stücke aus seiner Sammlung, einer der größten deutschen Autographensammlun­ gen im 19. Jahrhundert, sind noch heute an seinen charakteristischen, gewöhnlich sehr zuverlässigen Bleistift-Notizen erkennbar. - Kleiner Textverlust durch Siegel-Öffnung; etwas gebräunt.

Rilkes Programm des lyrischen Kammerspiels 2568 Rilke, Rainer Maria, Dichter, einer der bedeu­ tendsten Lyriker des 20. Jhdts (1875-1926). Eigh. Brief m. U. „Rainer Maria Rilke“. 4 S . Doppelblatt. Gr. 8vo. Schm­ argendorf bei Berlin 9.VII.1899. 3.000 € An den (nicht genannten) Schriftsteller und Publizisten Franz Blei (1871-1942), der in der „Wiener Rundschau“ einen ‚Sermon wider die Literatur in Dingen der dramatischen Dichtkunst“ (WR III, 1899, S. 298-303) veröffentlicht hatte. Rilke fühlt sich zu einem spontanen, umfangreichen Dankesbrief veranlaßt. „... nach einer langen Reise durch Russland kehre ich nachhause zurück und blättere in den angesammelten Briefen und Zeitschriften. Da finde ich in N. 13 der ‚Wiener Rundschau‘ Ihren ‚Sermon‘ - und ich muß es mir ganz unwillkürlich geschehen lassen, daß ich mich am Schreibtisch finde und über diesem Danke an Sie. - Wie oft in der Hoffnungslosigkeit des vergangenen Theaterwinters habe ich mir gewünscht, irgendwo solchen Worten zu begegnen; irgendwo einer ernsten Abwehr und weisen Warnung Stimme zu vernehmen, die auf­ steht inmitten dieses täppischen Tanzes von Einfalt und Eitelkeit. Nun fühle ich Ihre Worte wie eine Erfüllung ... Wie oft kam ich mit dem Gefühle des physischen Leidens nachhause, wenn ich sah, wie die Bühne, diese breite und geräumige Möglichkeit, unausgenützt und mißbraucht, einen ganzen Abend brachgelegen hatte, wie selbst Freude und Erfolg (wo solche einmal zu verzeichnen waren) aus einem dumpfen Mißver­ stehen entsprangen und wie der Niederschlag dieser verrathenen Gefühle, grau und unlösbar auf dem Grunde der Stimmung liegen blieb. - Und dies zu einer Zeit, da in der Malerei und Bildhauerei wirklich etwas wie ein Wiedersehen mit der Schönheit selber, oder doch wie eine Ahnung ihrer Wiederkehr sich vorbereitet! ... Nur das wurde mir klar, daß zwei Traditionen, eine auf der Bühne und eine im Saale, - hier wie dort alles Wahre und Wesentliche unterdrücken und daß aus dem Verhältnis zweier Falschheiten eine große Verlegenheit entsprang, die den Verkehr zwischen beiden Gruppen unmöglich machte. Es geschieht so, daß

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alles Verständigen sich auf das Zuwerfen gewisser Schlagworte, Effekte und Plattheiten beschränkt, die vom Publikum leidlich gut aufgefangen und zwischen den klatschenden Händen, wie zwischen gierig kauenden Kiefern, zermalmt werden. Und dennoch erschien mir die Schaubühne als der große freie Platz, auf dem das Bild Geberde und das Wort Bewe­ gung werden kann, wie Sie so trefflich sagen ... Ja mir schien es sogar immer, als ob die Scene keinen Absichten so fremd gegenüberstünde, als den sogenannten ‚dramatischen Wirkungen‘, die man ihr immer zuschiebt. Ich sah die Überzeugung, daß gerade unsere leistesten und feinsten Erlebnisse, welche in unseren Büchern sich verbergen, dort eine Heimat erhalten könnten, in der sie stark und still und heimlich durchleuchtet leben. Mir ist: man müßte die einfachsten Formen für jene sieben Ereignisse finden, die im Leben eines Jeden sich bald lächelnd begegnen, - bald über einander weinen jedes über jedes, sich entzweien, sich bekämpfen und sich versöhnen und jenes breite purpurne Lied mit ihren sieben Stimmen heben, in welchem unser eigentliches Leben, wie in einem Mythus, sich erfüllt ... Das Fest aber, welches die Schau­ bühne stiften müßte, wäre dieses: Durch Darstellung der tiefsten und leisesten Erlebnisse, durch Sichtbarmachung der kleinsten Pendel­ schläge, jene tiefsten Schicksale aufzudecken, welche wie die letzten Hütten sind: dahinter rauscht das Meer: die große Gemeinsamkeit ... jeden in dieser Menge bis an den Rand seiner Möglichkeiten auszubreiten, so daß er alle Töne seiner Seele fühlt in einem einzigen Accord - : das ist das Fest, welches die Schaubühne stiften kann und - stiften wird. - Das zu erreichen aber muß die Losung heißen: ‚Hinaus über die Littera­ tur!‘ Und weil ich mich so gern unter dieser Fahne fühle, konnte ich mir nicht verwehren, Ihnen mit diesen Worten dankbar zu sein ...“. - 3 Lochungen und ein getilgtes Wort über dem Briefbeginn alt über­ klebt; sonst gut erhalten.

2569 - Eigh. Brief m. U. „Rainer Maria Rilke“. 4 S. Dop­ pelblatt. Mit einer Schmuck-Vignette von Heinrich Vogeler im Briefkopf. Gr. 8vo. Worpswede, Barkenhoff, 18.VII.­ 1903. 3.000 € An den ihm befreundeten Dresdener Maler Oskar Zwintscher (18701916) und dessen Frau, denen er sein langes Schweigen erklärt. „... Als ich Ihnen neulich von Paris aus eine Karte sandte, wußte ich noch nicht, was uns bevorstehen würde für diesen Sommer. Paris, das uns schon seit Monaten wie ein großer Stein auf Herz und Händen lag, war nach einer ganz kurzen Frühlingszeit doppelt glühend und schwer gewor­ den, - unerträglich für uns. Daß wir fort mußten war klar, aber wohin? Für so heimatlose Leute ist das die Frage der Fragen, wichtig und gleichgültig zugleich. Italien wird unser nächstes Ziel, Rom voraussicht­ lich unser nächster Arbeitsort sein; aber wir wagten nicht, jetzt schon hinzufahren ... Da geschah es , daß eine überaus liebe Einladung Heinrich Vogelers eintraf, die uns auf den Barkenhoff rief zu Rast und Stille; und so sind wir also für 6-8 Wochen hier Gäste, und freuen uns des wunderbaren Wechsels, des unbeschreiblichen Stilleseins nach den Tumulten der übergroßen Stadt aller Schrecken ... in Vogelers Hause ist eine schöne sommerliche Stimmung, voll Erwartung: in zehn Tagen soll auf dem Barkenhoff wieder ein neues kleines Vogeler-Kind gebo­ ren werden, - vielleicht der Erbe dieses stillen Hauses und seiner lieben Dinge. - Unten im Hause von Frau Vogeler Mutter (wo es jetzt sehr schön ist) habe ich im rothen Zimmer Ihr Vogeler-Porträt wiedergesehen, das mich überrascht hat: es wirkt ganz vortrefflich in dem dunklen Rahmen, viel besser als ich es erinnerte. - Ja, das Porträt Ihres Bruders hing wirklich schlecht (in Paris) sehr hoch und dem Fenster gerade gegenüber; wenn man aber die Stelle fand, von wo aus es gut zu sehen war, wirkte es ungemein ernst und vornehm unter dem leichtsinnigen


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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ 2571 Scheerbart, Paul, Erzähler und Dramatiker, be­ deutender Vertreter der Phantastischen Literatur (18631915). Eigh. Brief m. U. „Paul Scheerbart“. 2 S. 8vo. Wil­ mersdorf bei Berlin 20.VI.1905. 450 € An den Schriftsteller und Redakteur Paul Remer. „... Gestern hörte ich in der Kaiser-Allee, daß Du Dir ein Haus im finnländischen Geschmack baust. Nun erinnere ich mich, daß Du Vorsatzpapiere von meiner Frau hast - und daß diese ihre Muster jetzt auf lange breite Streifen, die als Tapeten verwandt werden können, überträgt. Hättest Du nicht evtl. Lust, Dir ein Zimmer in dieser Vorsatzpapiermusterung ganz in Hand­ arbeit tapezieren zu lassen? ... Die Muster sind jetzt viel großartiger u. feiner - einfach kosmische Jenseitsphantasieen im Urweltennebelge­ schmack ...“.

2572 Schlegel, August Wilhelm von, Dichter, Überset­ zer, Philologe und Literaturhistoriker, zentrale Figur der dt. Frühromantik (1767-1845). Eigh. Brief m. U. „A W von Schlegel“. 2 S. 8vo. Bonn 15.VII.1822. 600 €

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französischen Gemale, das es umgab. Leider konnten wir Rodin nicht danach fragen; ... wir sahen ihn in der letzten Zeit sehr selten und er war dermaßen überlaufen von Leuten, Geschäftsleuten und Besuchern, daß er für jeden Menschen nur zwei Minuten hatte ... Ich bin fast seit Anfang dieses Jahres immer krank, habe drei böse Influenza-Anfälle gehabt ... das hat mich arg angegriffen und gerüttelt ... Wir freuen uns über den Dresdner Ankauf und wünschen herzlich Glück dazu. Auch daß Ihr Leben sich mit der unterrichtenden Arbeit so gut verträgt und Ihre Kunst, die wir lieben, ungestört wächst, freut uns von Herzen ...“. - Zwei Jahre zuvor hatte Rilke dem Maler sein Buch „Vom lieben Gott“ nach Dresden gesandt und eine Photographie seiner jungen Frau Clara beigefügt mit der Bitte, Zwintscher möge nach Westerwede kommen, um Clara zu malen. Abbildung Seite 161

2570 Saphir, Moritz Gottlieb, berühmt-berüchtigter Kritiker, Schriftsteller und Publizist (1795-1858). Brief m. U. „M G Saphir“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. 4to. Wien 17.XII.1842. 150 € An den Pianisten (und Hornisten) Carl Levy und seinen kleinen Bruder, den Hornvirtuosen Richard Levy in Wien. „... Fräulein Lutzer sagte mir, daß der liebe Richard dieselbe bei ihrer Arie mit dem Horn zu beglei­ ten die Güte haben wird. Da ich nun nicht weiß, ob auch der liebe Carl dieselbe auf dem Piano begleiten will, so bitte ich mit Frlein Lutzer das Nähere zu verabreden ...“. Sie mögen auch mitteilen, „wann der Wagen Sie dazu abholen darf“. - Die Sopranistin Jenny Lutzer (1816-1877) war seit 1837 gefeiertes Mitglied der Wiener Hofoper. 1843 vermählte sie sich mit dem Schriftsteller Franz von Dingelstedt und folgte ihm zu den Stätten seiner Hoftheaterleitung in München, Weimar und Wien. - Leicht gebräunt und gering fleckig.

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An den (nicht genannten) Verleger Georg Reimer in Berlin, der ihm mit seinem Brief „zuvorgekommen“ sei: „... als ich ihn empfing, war ich eben im Begriff, die fertig gewordene Vorrede an Sie abzusenden. An gutem Willen, sie früher zu liefern, hat es mir nicht gefehlt; aber ich bin diese ganze Zeit her unsäglich mit Arbeiten überhäuft gewesen. Wegen des Titels wird meine verehrte Freundin, Frau von Knorring, das nöthige mit Ihnen verabredet haben, mir hat sie vergessen zu melden, ob sie ihren Namen ganz nennen, oder nur mit den Anfangs-Buchstaben bezeich­ nen will. In Bezug auf mich wäre nur hinzuzufügen: Herausgegeben und mit einer Vorrede begleitet von A. W. von Schlegel. Vielleicht hat Ihnen Frau von Knorring die zahlreichen Druckfehler angezeigt: ich selbst kann es nicht, da ich kein Manuscript in Händen habe. Einmal ist sogar das ganze Reimwort ausgefallen, da wäre dann wohl ein Karton zu wünschen. - Es soll mir sehr erfreulich seyn, etwas von Tiecks Arbeit erscheinen zu sehen. Die Übersetzung des Shakspear von Voß ist, wie man sagt, ins Stocken gerathen. Ich für mein Theil sehe keine Möglichkeit, wiederum Hand anzulegen ...“. Es wäre ihm erfreulich, wieder an das alte Verhält­ nis zu dem Verleger anzuknüpfen: „Nur fraglich, alles was die Indische Sprache und Litteratur betrifft muß hier in Bonn gedruckt und, wo möglich, auch verlegt werden, um meine hiesige Wirksamkeit zu bezeich­ nen ...“. - Bei der Dichtung mit Schlegels Vorrede handelt es sich um Sophie von Knorrings „Flor und Blancheflur. Ein episches Gedicht in zwölf Gesängen“, das in diesem Jahr bei Reimer erschien. Sophie von Knor­ ring, die Schwester Ludwig Tiecks, hatte 1799 August Ferdinand Bern­ hardi geheiratet; nach Scheidung der unglücklichen Ehe vermählte sie sich 1810 mit Karl Gregor von Knorring, ließ aber die Dichtung „Flor und Blancheflur“ unter dem Namen „S. Bernhardi“ erscheinen. - Etwas gebräunt; 1 Rand auf der Rückseite mit Transparent-Klebstreifen, wohl von ehemaliger Montage, versehen. - Beiliegend eine wohl zeitgenössi­ sche französische Übersetzung des Briefes.

2573 Schlegel, Friedrich von, Schriftsteller, Publizist, Philosoph und Diplomat, Hauptvertreter der literar. Romantik (1772-1829). Eigh. Schriftstück mit dreimaligem Namenszug „Hrn v. Schlegel“ im Text. 1 S. Quer-4to. Wien 17.XI.1815. 400 €


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur Wohl für Johann Gottlieb Heubner, der 1813 den Verlag Camesina in Wien übernommen hatte, vorbereitete Quittung: „Ich bescheinige hiedurch, daß ich Hrn. v. Schlegel in Betreff unsrer Abrechnung über das Deutsche Museum vom Jahre 1813 noch über 344 fl. Conventions­ geld Rechnung abzulegen schuldig bin, welche Rechnung ich nebst meiner GegenRechnung aus dem Ueberschuß von der Abrechnung des Jahres 1812, und an seitdem gehabten Auslagen an Porto u. s. w. wie auch an gelieferten Büchern, baldmöglichst ausfertigen und Hrn. v. Schlegel übersenden werde. Was Hrn. v. Schlegel etwa an obbenannter Summe nach Abzug meiner Gegenrechnung noch zu Gute kommen sollte, verspreche ich spätestens bis zur kommenden Leipziger Jubilate Messe 1816 zu berichtigen ...“. - Die von Schlegel herausgegebene ein­ flußreiche Zeitschrift „Deutsches Museum“ erschien 1812-1813 in vier Bänden bei Camesina in Wien.

2574 - Eigh. Brief m. U. „Dein alter Freund Friedrich Schlegel“. 3/4 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. Wien 17.VI.­1823. 350 € An den Philosophen Henrich Steffens (1773-1845), Professor an der Universität Breslau. „Seinem verehrten Freunde Steffens empfiehlt sich zum freundlichen Andenken, und bittet ihn zugleich, der geehrten Frau Gräfin von Lesniowska geb. Gräfin Zichy, welche diese Zeilen mitnimmt, während der kurzen Zeit ihres Aufenthaltes zu Breslau, um die dortigen Merkwürdigkeiten zu sehen, gefälligst behülflich seyn zu wollen; eine Gefälligkeit, von der ich gewiß bin, daß Du sie gern gegen diese höchst ausgezeichnete Dame wirst übernehmen wollen ...“. - Beim Adressblatt kleiner Eck-Abriss von der Siegel-Öffnung; leicht gebräunt.

2575 - Eigh. Billet m. U. „Fr Schlegel“. 3/4 S. Kl. 4to. (Wien nach 1808). 250 € „Ich bitte Sie an einer freyen Morgenstunde dieses kleine Gedicht zu lesen, was ich mir dann gelegentlich zurück erbitte. - Heute predigt Veit bey Maria Stiegen. Ich freue mich, Sie heute Mittag zu sehen ...“. - Etwas gebräunt; ein Faltenriss unauffällig unterlegt. Abbildung

2576 Schmidtbonn, Wilhelm, rheinischer Schriftstel­ ler, Dramatiker, Dramaturg in Düsseldorf (1876-1952). 3 Autographen m. U. „Wilhelm Schmidtbonn“. Zus. 21/2 S. Verschied. Formate. 1923-1930. 90 € I. Eigenhändiger Brief. 1 S. Gr. 4to. Rottach am Tegernsee 17.IV.1923. - An Heinz Raschert in Darmstadt, Mitglied einer literarischen Gesell­ schaft, die einen Schmidtbonn-Abend veranstalten will. Der Dichter informiert über Ausgaben und Verleger seiner Werke, von denen er nennt: „Raben. Uferleute. Heilsbringer. Hinter den sieben Bergen. Das Glücksschiff. Die Flucht zu den Hilflosen. Der Garten der Erde“. - II. Masch. Brief. 1/2 S. Gr. 4to. Rottach 5.III.1926. - An Friedrich Kroner, Redak­ teur des Magazins „Uhu“. „... Allerdings konnte ich mich natürlich auch nicht damit einverstanden erklären, dass ich eine Arbeit zu einem bestimmten Thema nur probeweise mache: Herr G.[rossmann] sprach von einem Aufsatz. Ich bin gern bereit, sowie es meine sehr besetzte Zeit zulässt, Ihnen eine ‚Liebesgeschichte‘ zu Ihrem sehr interessanten

2579 Thema zu senden ...“. - III. Eigenhändige Postkarte. 1 S. Ascona (Schweiz) 25.IX.1930. - Gleichfalls an Friedrich Kroner. „... Gern werde ich Ihnen in einiger Zeit den gewünschten Beitrag senden können ...“. - Brief und Karte an Kroner gelocht.

2577 Seidel, Ina, vielfach ausgezeichnete und gerühmte Romanschriftstellerin und Lyrikerin (1885-1974). 4 Brie­ fe (3 masch., 1 handschriftl.) m. U. „Ina Seidel“. Zus. 7 S. Mit 1 eigh. Umschlag. Gr. 4to. Starnberg 22.I.1949 24.I.1950. 500 € Umfangreiche Briefe an Gertrud Bauer-Schwind bzw. Lena Wassilieff, betreffend die deutsch-mährische Lyrikerin Greta Bauer-Schwind (1904 - 1944). Nachdem Gretas Mutter Gertrud an Ina Seidel geschrie­ ben hatte, glaubt diese sich an die Dichterin and an Briefe von ihr vage zu erinnern. „... Die Jahre, die dieser flüchtigen Begegnung gefolgt sind, haben uns allen soviel Schweres gebracht, daß viele Erlebnisse wie unter einem Erdrutsch verschüttet wurden. So habe ich an diese Briefe nie wieder gedacht, bis ich gestern das Buch in Händen hielt, Ihren Brief und die Daten in der Einleitung las. Und dann, tief angesprochen und mitgehend, schon viele der Gedichte. Ich traure mit Ihnen ... um Ihre Tochter, die eine wahre Dichterin gewesen ist, von jener nicht nur aus einer oberflächenhaften Sprachbegabung getragenen, sondern tief in der persönlichen Substanz, im einmaligen menschlichen Wesen ruhenden Fülle der Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit. Gerade daran, daß die Gedichte sprachlich noch Entwicklungsfähigkeit hätten, daß sie mit andren Worten sprachlich nicht ganz vollkommen sind, läßt einen ihren ungewöhnlich starken Gehalt an Anschauung, Vorstellungskraft, Bildhaftigkeit und durch das Medium der Bilder und Symbole hindurch

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________

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die wunderbare, reine und groß angelegte Menschlichkeit der Verfas­ serin so unmittelbar und herzbewegend verspüren ...“ [22.I.1949]. Als Ina Seidel dann einen Brief der Verstorbenen zu Gesicht bekommt, stellt sich heraus, daß ihre Erinnerung trog. „... Daß ich nachträglich meinte, mich damals bei dem Namen schon an Moritz von Schwind erinnert gefühlt zu haben, muß eine nachträgliche Autosuggestion gewesen sein ... Die Handschrift Ihrer Tochter ist viel ausgeschriebener als jene, in der die damaligen Briefe geschrieben waren. Es hat mich sehr interessiert, aus dem Brief zu ersehen, wie ihre Arbeitsweise war und welch ausgeprägter künstlerischer Wille hinter ihrem Schaffen stand. Solche Briefe würden natürlich eine sehr wertvolle Ergänzung des lyischen Gesamtwerkes bilden, wenn sie in Buchform erscheinen könnten ... Ich habe auch die literarischen Nachlässe meines vor drei Jahren verstorbenen Mannes, Heinrich Wolfgang Seidel, und meines Bruders, des Schriftstellers Willy Seidel, der 1934 starb, dessen Werk aber während des Dritten Reiches nicht neu aufgelegt werden konnte, zu betreuen, und weiß manchmal nicht, wie ich allem nachkommen soll ...“ [27.II.1949]. Vergleicht dann das Schicksal der Greta Bauer-Schwind mit dem der englischen Dichterin Katherine Mansfield. Der handschrift­ liche Brief vom 28.XII.1949 ist ein ausführlicher Kondolenzbrief zum Tod der Schwester von Gertrud Bauer-Schwind. - Im Januar 1950 ver­ sendet Ina Seidel zwei ihrer Bücher: „... gern schicke ich Ihnen hier mein Buch „Unser Freund Peregrin“ als Gruß für Ihre liebe Frau Mutter! Leider besitze ich nur noch Exemplare dieser häßlichen Nachkriegs­ ausgabe - aber es kommt ja auf den Inhalt an. Ihnen selbst möchte ich zur Erinnrung an Ihren Besuch die Erzählung „Die Fürstin reitet“ dedi­ zieren, die vor einiger Zeit neu aufgelegt wurde - zuerst erschien sie 1924. „Unser Freund Peregrin“ entstand nach dem Tode meines mir sehr nahestehenden Bruders, der 1934 starb ...“ [24.I.1950]. - Gute, gehalt­ volle Briefe der Dichterin, die zahlreiche Ehrungen erfuhr, heute aber wegen ihrer Hitler-Gläubigkeit im Dritten Reich geächtet ist.

An den Juristen Gottlieb Hufeland, zu dieser Zeit Professor für Lehn­ recht in Jena (1760-1817), der sich für die Errichtung eines Denkmals des im Dezember 1793 verstorbenen Hamburger Verlegers, Musikers, Journalisten und bedeutenden Übersetzers Johann Joachim Christoph Bode (1731-1793) einsetzte. „... Unser Bode verdient es daß wir sein An­ denken ehren. Ich habe schon von einigen seiner Freunde einen Bei­trag zu dem Monument erhalten und werde noch etwas erhalten. Wie soll ich Ihnen das übermachen? Ich nehme nur von Bodes Freunden Beyträge an. - Es würde mir Freude machen Ihnen durch die Aufnahme Ihres Herrn Bruders meine Achtung zu beweisen. Aber jetzt ist mir das durch­ aus unmöglich. Alle Stellen auf meinem Komtoir sind besetzt. In der jetzigen Crisis denke ich auch mehr darauf mein Geschäft einzuschrän­ ken als zu erweitern. Wenn ich bey einem meiner Freunde eine Stelle offen finde, werde ich Ihren Herrn Bruder mit Vergnügen empfehlen ...“.

„in der jetzigen Crisis“ 2578 Sieveking, Georg Heinrich, Hamburger Groß­ kaufmann, begeisterter Anhänger der Aufklärung und der französischen Revolution, verkehrte mit Klopstock, W. von Humboldt und Fr. H. Jacobi (1751-1799). Eigh. Brief m. U. „Sieveking“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Sie­ gelrest. 4to. Hamburg 5.II.1794. 200 € 164

2579 Staël-Holstein, A.-L. Germaine Baronne de, geb. Necker, Schriftstellerin, Verfasserin von „De l‘Allemagne“ (1766-1817). Eigh. Brief m. U. „M. de Staël“. 3 S. Doppel­ blatt mit Lacksiegel. Gr. 4to. Pisa 12.XII.1815. 900 € Interessanter Brief an einen einflußreichen Engländer, den sie um Hilfe beim Verkauf von Staatsanleihen bittet. „... le debarquement de bonap. [arte] m‘aura fait perdre six cent mille francs ce qui n‘est jamais agréab­ le. j‘espère cependant avoir un million des inscriptions qui nous ont été donnés, mais je n‘en toucherai pas un sou puisque je le partage entre mes enfants ...“. Sie bittet ferner, die folgenden Zeilen in die englischen Zei­ tungen zu lancieren: „Madame de Staël qui est maintenant en italie n‘a jamais vu la princesse de galles et ne se propose en aucune manière de la rejoindre dans ses voyages ... je tiens beaucoup à cet article parce que (ceci entre nous) la conduite de la p[rin]cesse de galles est tel que ce seroit presque une honte d‘avoir le moindre rapport avec elle ... [die Princess of Wales, geb. Prinzessin Karoline von Braunschweig, lebte in unglück­ licher Ehe mit dem späteren König Georg IV.] je n‘ai pas une nouvelle à vous dire de pise, c‘est le plus ennuyeux séjour de la terre mais il me semble que le climat fait du bien à mon ami malade [John Rocca, der Vater ihres Sohnes Louis] et j‘attends ici l‘arrivée de mon fils et peut être d‘un gendre si je puis arranger bientôt mes dispenses du pape ...“. - Am 15. und 20 Februar des folgenden Jahres vermählte sich der Herzog Victor de Broglie mit ihrer Tochter Albertine nach katholischem und anglikanischem Ritus. - Kleine Faltenrisse. Abbildung Seite 163


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2580 Stammbuch der Luise von Stössel, geb. Gräfin Henckel von Donnersmarck (1774-1850). Ca. 134 Bl., davon ca. 98 S. beschrieben oder illustriert. Mit 1 Gouache, 1 Aquarell, 1 Grisaille, 1 Rötelzeichnung, 2 Bleistiftzeich­ nungen und 1 Seidenstickerei. Quer-8vo. Ehemaliger Seidenband (Rücken und Vorderdeckel fehlen; Rückdec­ kel mit starken Feuchtigkeitsspuren) mit goldgeprägten Deckelbordüren. 1794-1801. 200 €

2581 - des Johann David Friedrich Christian Kachelrieß aus Wittenberg. Ca. 100 Bl., davon 33 S. beschrieben oder illustriert. Mit aquarelliertem Titel und 2 weiteren Aqua­ rellen. Quer-gr. 8vo. Brauner marmor. Lederband d. Z. (kleine Wurmspur am Rücken) mit reicher Rückenvergol­ dung, zweifachen vergoldeten Schmuckbordüren auf beiden Deckeln sowie Goldschnitt. In zusätzl., marmor. Pappdecke d. Z. (dieser beschabt). 1820-1856. 150 €

Die Eintragungen fast ausschließlich von Adelsfamilien aus Oberschle­ sien, meist auf den Rittergütern vollzogen. In Oppeln, Beuthen, Sorau, Münchhoff, Petersdorf, Barschau, Ratibor, Tarnowitz und diversen Rittergütern tragen sich ein: Freiin von Stosch (Äbtissin des Gräflich Campaninischen Stifts, also des von der Tänzerin Barberina gegründeten Stifts in Barschau) sowie meist weibliche Angehörige der Adelsfamilien von Schwerin, Luck, Lützow, Birckhahn, Boscamp, Below, Göllnitz, Pittwitz, Larisch, Manstein, Glinsky, Stengel u. a., teils mit polnischem Einschlag. - Vereinzelt etwas fleckig, sonst nur durch den fehlenden Einband beinträchtigt. - Dabei: Stammbuch des J. C. F. Miecklitz aus Potsdam. 61 Bl., davon 56 S. beschrieben oder illustriert. Die ersten beiden (Begrüßungs-) Blätter auf rosa Seide gedruckt. Mit 1 kolor. Kupfer­ stich. Quer-8vo. Lederband d. Z. (stärker beschabt; oberes Kapital ein­gerissen) mit reicher Vergoldung (teils auf Intarsien) auf Rücken und beiden Deckeln, Rückentitel „Der Freundsch Gewidmet“, vergold. Deckelaufdruck „J. C. Miecklitz“ und Goldschnitt. 1805-1822. - Die meisten Eintragungen in Potsdam; ferner Ostrau, Werderthau, Dessau und Löbejün. - Deutliche Gebrauchsspuren.

Trotz des langen Zeitraums nur wenig benutztes Stammbuch. Die meisten Beiträger sind Verwandte in Wittenberg (1820 die Mutter, 1856 eine Tochter) und Magdeburg, ferner einige Freunde und - 1833 in Wittenberg - mehrere Mitglieder einer Schauspieltruppe: Carl Otto Rössler sowie Dorothea und Georg Boßler. Die hübschen Aquarelle mit Blumensträußen und einem Bündel militärischer Embleme (Fahnen, Spieße, Säbel, Helm, Trommeln und Trompete sowie ein Lorbeerkranz). Sehr dekorativer Einband.

Abbildung

2582 - Stammbuch-Kassette eines Fräulein F. P. in Ilme­ nau. Ca 84 Bl., davon 80 beschrieben oder illustriert. Mit 3 Blumen-Aquarellen, 1 aquarell. Obst-Stilleben, 1 Blei­ stiftzeichnung, 1 Bl. Schmuckpapier und 1 Scherenschnitt. Quer-8vo. Goldschnitt. Lose Bl. in einer Papp-Kassette d. Z. (etwas defekt) mit sparsamer Vergoldung auf Rücken und beiden Deckeln sowie dem goldgeprägten Mono­ gramm „F. P.“ auf dem Deckel. 1813-1842. 150 € 165


Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Prächtiges, luxuriöses Album, vermutlich aus dem Besitz einer jungen Schottin oder Engländerin der gesellschaftlichen Oberschicht. Die Text-Eintragungen (alle von derselben Hand) sind Zitate von Gedichten, Sinnsprüchen, „Mottoes of Stones“ und Prosa aus Werken von Lord Byron, Thomas Moore, Metastasio, La Rochefoucauld, La Bruyère und anderen. Die Initiale „K.“ auf dem Einband könnte auf eine Baroness of Kilravock hindeuten, denn das Album enthält drei große Aquarelle mit Ansichten des schottischen Schlosses Kilravock von verschiedenen Seiten, datiert 1832. Die anderen Aquarelle und Gouachen zeigen u. a. je zwei sehr fein ausgeführte Darstellungen von Vögeln und Schmet­ terlingen; ferner ein kleines Bild mit orientalischen Seeleuten am Strand. Zwei große, ganzseitige Bleistiftzeichnungen zeigen ein zart ankolo­ riertes Bildnis eines jungen Mannes sowie eine bergige Landschaft mit einem Dorf im Hintergrund. Sehr hübsch ist ein koloriertes Blatt mit in Musiknoten-Form stilisierten Tänzerinnen und Tänzern, betitelt „A Caricature of the Quadrilles per English“, wobei die einzelnen mehr oder weniger komischen Stellungen kommentiert sind: „Chaine Anglaise“, „Balancez“, „Tous de mains“, „Chaine de Dames“, „En avant deux“, „La main droite“ etc. Von den reizenden, aus Österreich stam­ menden Ziehbildchen mit deutscher Beschriftung ist eines noch beweg­ lich. - Einige Blätter mit geringfügigen Fingerspuren; sonst jedoch ein gut erhaltenes und sehr schönes Zeugnis zur Kulturgeschichte des Biedermeier. Abbildungen Seite 164 und 165

2584 Suttner, Bertha von (geb. Gräfin Kinsky), Schrift­ stellerin, Friedens-Nobelpreisträgerin (1843-1914). Eigh. Brief m. U. „B. v. Suttner“. 2 S. Doppelblatt. Kl. 4to. Wien 9.IV.1908. 180 € 2587 Unterschiedliche Papiere lassen darauf schließen, daß hier der Inhalt von zwei Kassetten zusammengefügt wurde. 43 meist bläulich getönte Blätter enthalten Eintragungen aus dem thüringischen Raum: Ilmenau, Eisenach, Jena, Dörnfeld im Zeitraum 1813-1817; die andere Hälfte ist in Dresden, Oschatz, Torgau Großenhain und kleineren sächsischen Orten signiert. Vertreten sind die Namen C. E. von Herder (1814 mit einem Goethe-Gedichtzitat), C. W. von Knebel (Jena 1815), Louis Aulhorn (Dresden 1842), Johanna Lentz, Röber, Sachse, A. L. Walther, Dorn und andere.

2583 - Romantisches Scrapbook (Poesie- und Klebe­ album) aus Schottland. 31 Bl. in verschiedenen Farben, davon 47 S. beschrieben oder illustriert. Mit 11 Aqua­ rellen bzw. Gouachen, 1 aquarellierten Federzeichnung, 3 Bleistiftzeichnungen, 5 Lithographien, 4 teils kolorier­ ten Kupferstichen, 4 Scherenschnitten, 2 beweglichen Zieh-Billets und 2 Stickereien. Quer-gr. 4to (22 x 29 cm). Pergamentband mit reicher Vergoldung auf dem Rücken und beiden Deckeln (Bordüren, Eckstücke und Mittel­ stück mit floraler Ornamentik), den goldgepägten Initialen „H. K.“ im ovalen Mittelstück sowie Goldschnitt. Im (etwas lädierten) Pappschuber d. Z. (Wohl Schottland) 1826-1832. 1.200 € 166

An einen Herrn. „... Unter Einem expedierte ich an Dr. Wulff einen Brief des japanischen Unterrichtsministers. Damit habe ich nun das ganze Material eingesendet, und erwarte nun die Zusendung der Bilder und des Spiegels. Es wäre mir sehr angenehm, wenn Sie die Freundlich­ keit hätten, mir jetzt schon (so dass ich es vor einem projectierten Oster­ ausflug in Händen halte) das restliche Honorar zukommen liessen. - Ihrem und Ihrer Gemalin angesagten Besuch in Wien habe ich verge­ bens entgegen gesehen. Ich glaube dass unsere Friedensnummer sehr hübsch werden wird ...“.

Berliner Kaffeehaus-Impressionen 2585 Szittya, Emil, aus Budapest stammender Schrift­ steller, Maler und Bohemien, befreundet mit zahlreichen Künstlern und Autoren der europäischen Avantgarde (1886-1964). Eigh. Tagebuch. In deutscher Sprache. 10 Bl., einseitig beschrieben. (Bleistift und Tinte). Mit 2 Selbst­ karikaturen. 8vo. Kartonage d. Z. (Gebrauchsspuren). (Berlin, wohl 1922). 750 € Unscheinbares Heftchen, dessen Deckelschild mit Bleistift und Kugel­ schreiber beschriftet ist:“ Ein Jahr. welches? 18 August, 19 August 1922“. Darunter der gestempelte Namenszug „Szittya“. Die Aufzeich­ nungen enthalten in bunter Folge intime Bekenntnisse, Gedanken, Beobachtungen, Erlebnisse und Begegnungen in Berliner Kaffeehäusern, oft in mangelhafter Orthographie, die wohl auf Szittyas noch nicht perfekte Deutschkenntnisse zurückzuführen sind. Wechselnder Schrift­ charakter und manche - z. B. antisemitische - Ausfälle lassen auf Alko­


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur

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hol-Einfluß schließen. Auszüge: „Ich sitze im romanischen Cafee. Es ist 12 Uhr Nachts vorüber. Lese Platens ‚Ghaselen‘ - Neben mir sitzt eine ganz nett aussehende Ungarin. Will das mich gerade jetzt aufmerksam machen dass ich in Ungarn geboren bin. Wir schprechen über Ungarn. Ich schimpfe. Beginne ich mein Geburtstag mit Schimpfen? ... Ich habe ja nur Ekel. Das Vergangene barg ja so viel Lüge ... War sehr müde als ich Nachause kamm. Morgens besprize ich die von Lotti bekomne Blu­ men. Mache mein Bett (Es war 3 Wochen schon nicht gemacht). Reinige den Tisch. Reinige meine Pfeife ... Gehe ins Bad. Erschrecke wie schmuzig das Wasser ist. Habe seit Monaten nicht gebadet ... Trinke ein Gongnac. Werde auf der Strasse von Arbeitern angebrüllt weil ich auf der Strasse schreibe. (Das ist das organisierte Proletariat) Bin un­ heimlich müde ... War im Hurencafé National in der Friedrichstr. Sehr langweilig. Keine einzige Hure die mich interessiert. Jeny sagte: - ich soll einen Wunschzettel wie ein kleiner Bube aufstelen. - Hab keinen

aufgestelt ... Ich streichelte Freulein Weinmann (ohne Freulein kann man diesen Namen nicht aussprechen) die rotte Backen. Lotti schenkte mir eine Pfeife ... Neben mir zählt ein Jude protzig viel Geld ... Lyk kamm ins Cafe. Machte Andeutungen ob er mich nicht anpumpen könnte. Lyl ging durchs Kafe. Mich ekelt das kleine jüdische Mädchen mit ihrer Besitzergeste an ... Der kleine jüdische Georg Ehrlich kamm ins Cafe. Ich mußte ihn nachrennen (wie mich dass anekelt) - Er bezahlte mit einen zerisnen 100 Mark die Gebette [Szittyas 1922 erschienenes Buch „Die Gebete über die Tragik Gottes“] und machte schmuzige Witze über die Sprache meines Büchleins. Ich verkaufte vor ihm die zerisne 100 Mark für 90 Mark den Kelner. Am liebsten hätte ichs den dreckigen Juden ins Gesicht gehaut, aber ich brauchte das Geld auf Mittagessen ... (Heute krabelt vortwährend das Wort ‚Dreck‘ in meinen Gedanken). Mir gegenüber sitzt Paul Gangolf (Auch der ekelt mich an). Ich habe Angst vor diesem Tagebuch, dass ich da zu schreiben beginne. Es wird

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ eine Strasse meiner Langeweile sein. Wird meine Weltekel, meine Sen­ sucht enthalten. - Ich friere. Mir ist so kotzerich zu Muthe. Werden auf diessen Blättern auch freudige Stunden kommen? ... Ich lesse die senti­ mentale Geschichten von Anton Wall (XVIIItes Jahrhundert) und hab Tränen in den Augen ... Ich mag den Kelnertypus nicht. Adrian van der Broecke kamm eben ins Cafe. Ich weis nicht warum ich daran denke, das seine Haare verlaust sind ... Gott! gib mir Antwort, weshalb ich so entwurzelt bin? Ich lebe in einer traurigen Zeit - Jeder nichtjüdisch aus­sehender der blonde Haare und blaue Augen hat, wird als Deutsch­ national verdächtigt ... Es war doch schmuzig das Ehrlich mir einen zerisnen 100 Markschein gab. Jetzt beginne ich mich erst zu ärgern - also noch ein Mensch von dem ich nichts wissen darf (und so werden es täglich mehr). Ich hasse das Leben. Jetzt sitze ich seit 10 Uhr im Cafe. - Ficker vom ‚Brenner‘ hat meine ‚Gebete‘ zurückgeschickt ... Wie so ein Silbergleit mit einer Glatze so sentimentale Gedichte schreiben kann ... Max Hochdorf doziert für einen hochstaplerisch aussehenden Herrn ...“. - Anfangs auf der jeweils leeren Seite Anmerkungen von anderer Hand, so über den erwähnten „Lyk“: „Lustspielschriftsteller, Morphi­ nist, lebt vom Bettel“. - Die in Szittyas Schriften öfter behandelten „Abgründe“ und Außenseiter der Gesellschaft hat er, wie das kleine Tagebuch zeigt, eingehend studiert.

2586 Thelen, Albert Vigoleis, Schriftsteller und Über­ setzer (1903-1989). 5 signierte Gedicht-Typoskripte. 5 S. auf 8 Bl. 8vo und gr. 4to. O. O. (1954) - 1980. 450 € Jeweils mit großer Signatur „Vigoleis +“. Vorhanden sind die Gedichte „Die Hebamme“ und „Gleichberechtigung“ (beide gedruckt in „Vigolotria“ [1954] auf den Seiten 11-14, mit Abweichungen am Schluß, sowie 34 [mit Abweichungen und unter dem Titel „Die gleichberechtigten Würmer“]; etwas gebräuntes Papier), „Franziskanerhütte“ (Herzogenhorn)“, „Hohnakelei“ und „Mutungswunsch zum Schichtwechsel 1980/81“ (gedruckt 1984 in der Zeitschrift „Die Horen“, Heft 134). - Teils mit kleinen Korrektu­ ren von der Hand des Autors.

2587 - 5 signierte Gedicht-Typoskripte. Zus. 5 S. auf 5 Bl. Gr. 4to. O. O. 1979-1988. 450 € Jeweils mit großer Signatur „Vigoleis +“ oder „A. V. Thelen +“. Vorhan­ den sind die Gedichte „Spiegelschrift“ (datiert 14.XII.79), „Wortgepluder“, „Weltenwende“ (mit 3 Korrekturen), „Höllenzwang“ und „Altersweise“ (datiert 21.IX.1988; die ursprüngliche Überschrift „Gesichte“ hand­ schriftlich geändert). - Tiefsinnig pointierte Gedichte des wortmächti­ gen Sprachschöpfers. - Frisch erhalten. Abbildung Seite 166

2588 - Eigh. Brief m. U. „Ihr 53-caverniger Vigoleis +“. 2 S. Folio. Blonay (Schweiz) 4.XI.1963 200 € An seinen Freund Arthur Cohn in Ascona, der ihm beim Renten-An­ trag und der Beschaffung von einschlägigen Unterlagen behilflich war. „Don Arturo, Edler, Verehrter, hier 2 Briefe für Berlin; ein Blancobrief für den Fall, daß Sie einen anderen Stil entwickeln wollen, der dem Falle angemessener wäre. Geistig und pulmonar bin ich gerüstet für den t.b.c.-Prüfer in Lausanne, dem ich freilich z. Zt. nicht vorröcheln kann ...“. - Gelocht.

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2589 - Masch. Brief mit eigh. U. „Ihr alter Vigoleis +“. 13/4 S. gr. 4to. Blonay 25.VIII.1964. 180 € An Arthur Cohn, den er mit „Cohnsche Rentenkammer zu Ascona“ und „don arturo, edler, verehrter, mehrer der bundesmark“ anredet. „... die genfer ausgleichskasse teilt mir mit, daß ich ein bankinstitut angeben soll, damit ein nachzahlungsbetreffnis (!) angewiesen werden kann. das werde ich sofort tun, damit die gelder in fluß geraten ... die redakteure der zeitschrift ‚neues rheinland‘ haben meinen kleinen, aber scharfen beitrag an entscheidender stelle gefälscht; die erbetenen korrekturen habe ich nie bekommen. ich habe einspruch erhoben; wenn man in der kommenden Nummer keine berichtigung bringt, veröffentliche ich meinen protest in einer zeitung. - hier alles beim alten. wir erwarten täglich die mexikanerin; damit ich rechenschaft ablege von meiner Verwaltung, soll sie endlich mal kommen, aber sie drückt sich, wo sie nur kann. den besitz in ascona läßt sie verfallen, statt dort mal nach dem rechten zu sehen ... von salden hörte ich, daß man ihn endlich vor einen Psychiater geschleppt hat. er ist so durchgedreht und von komplexen geschüttelt, daß ich befürchte, daß er vor diesem seelenrichter insofern versagt hat, als er sich normal benommen hat, für die dauer der unter­ suchung, mit anderen worten: schreck-reaktion, die einen affen zum menschen machen kann, und umgekehrt ...“. - Gelocht; Randschäden.

Schweizer Eisenbahn: „einmal wöchtlich entgleist!“ 2590 - Masch. Brief m. U. „leben und fahren Sie wohl! Ihr Vigoleis +“. 2 S. 4to. Blonay 13.VI.1965. 220 € An Arthur Cohn, den er u. a. als „rechenkünstler und wo-wisser“ an­redet. „... das ist es ja, zu wissen, wo! unsere rechenstäbe haben da versagt, wir haben sie immer falsch angesetzt. eine bowle ansetzen, das kann ich schon, oder auch fett, obwohl ich in der letzten zeit zur beunruhigung beatricens ziemlich abmagere, auch eine leiter oder einen dominostein, wohinwieder ich es nicht vermag, den zeitpunkt anzusetzen, an dem wir das attest aus münchen bekommen ... für die BfA hat mich, der augen wegen, kein arzt untersucht ...“. Berichtet dann über seine verschiedenen ärztlichen Untersuchungen, Diagnosen und Atteste in Rom, Lissabon und München; der letzte Arzt habe für 50 % Behinderung plädiert. „... wenn Sie ihre besuche so rangieren wie die SBB ihre züge, deren einer einmal wöchentlich entgleist, dann löst sich das problem Ihres fremdenverkehrs ohne blut, ohne tränen, und ohne weiteren verkehr ...“. Mit der eigenhändigen Nachschrift: „irrtümlich liegen geblieben, inzwischen wieder der wochen-fällige SBB-Zug ent­ gleist!“ - Gelocht. Abbildung Seite 167

Artischocken für Ludwig Tieck 2591 Tieck, Ludwig, Dichter und Übersetzer, einer der Hauptvertreter der deutschen Romantik (1773-1853). Eigh. Brief m. U. „L. Tieck“. 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Sanssouci (Potsdam) 13.VII.1844. 450 € An eine „theure Freundinn“. „... Wie soll ich Ihnen und Ihrem vortreff­ lichen Gatten für die vielen schönen Früchte danken, mit denen Sie mich beschenken? - So viel Güte verursacht Dreistigkeit, nennen Sie es nicht Unverschämtheit. Ich erinnere mich, daß Ihr seeliger H. Vater mir einst Vorwürfe, freundliche, machte, daß ich ihn nicht zur gehöri­ gen Zeit daran erinnert, daß ich sowohl als meine Freundinn die Arti­


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur schocken fast übertrieben lieben und hochschätzen. Sollte von diesen etwas übrig sein, so lege ich meine Bitte an Ihr mitleidiges Herz, das auch einen solchen Appetit nicht verwerfen wird und auf jeden Fall wohl meine vielleicht ungehörige Anfrage gütig verzeihen ...“.

2592 Tiedge, Christoph August, Dichter und Erzieher, mit Elisa von der Recke und der Fürstin Louise von An­ halt-Dessau in engem Freundschaftsverhältnis (1752-1841). Eigh. Brief m. U. „Tiedge“. 22/3 S. Doppelblatt. Kl. 8vo. Dresden 23.IV.1836. 200 € An einen Redakteur, wegen der Beseitigung einer dunklen Stelle in seinem Manuskript einer Versdichtung. „... besonders angenehm war es mir, aus dem begleitenden Schreiben zu ersehen, daß Sie wegen der bewußten dunkeln Stelle des Mspts Vorkehrungen getroffen, welche alle Irrungen beseitigen. Nun aber habe ich noch eine Bitte, die näm­ lich, daß unter den Zusätzen, der Seite 85 gegenüber, bei den Sängern und Sängerinen [sic] geistlicher Lieder unter dem Text eine Note ange­ bracht werden mögte. Diese Stelle, zu der die Note gehört, heißt: an des hohen Gatte[n] Seite / Sang Luis‘ im hellsten Licht / Des Vertrauens das geweihte: / Jesus meine Zuversicht“. - Dazu unter dem Text die Note: Luise Prinzeßin von Oranien, Gemalin des Großen Churfürsten Fried­ rich Wilhelm starb 1667. von ihr ist das Lied: Jesus meine Zuversicht ... Es ist doch sehr intereßant zu wißen, daß die treue Gemalin eines der größten Fürsten Verfaßerin jenes herzvollen Gesanges ist.“ - Beiliegend ein (etwas gebräuntes) Stahlstich-Porträt Tiedges.

2593 Torberg, Friedrich, österr. Schriftsteller und Kri­ tiker (1908-1979). 3 masch. und 1 eigh. Brief m. U. „Tor­ berg“. Zus. 41/2 S. 4to und gr. 4to. Hamburg und Breiten­ furth (Österr.) 1969-1974. 250 € An Wolfgang Ignée; der eigenhändige Brief bei Übersendung eines Manuskriptes mit der Bitte um Korrekturen („Im vorangehenden Absatz ... wollen Sie bitte in der drittletzten Zeile das ‚grauenhaft‘ durch ‚fürchterlich‘ ersetzen“). - Die maschinenschriftlichen Briefe über sein Fernsehspiel „Hier bin ich, mein Vater“, über seine Entgegnung auf Curt Hohoffs Artikels über deutschen Humor („ist er so ausserordent­ lich läppisch, dass ich nicht umhin konnte, ihm eins auszuwischen. Des Spasses halber ... lege ich Ihnen die Auswischung bei“), über seinen „Süsskind“-Roman sowie über Ignées Einladung, „das Problem der deutschsprachigen jüdischen Literatur und ihr mathematisch absehba­ res Ende ausführlicher zu behandeln, als es mir in der fraglichen (und fragwürdigen) Fernseh-Sendung möglich war“. - Beiliegend Torbergs Artikel gegen Hohoff aus dem Wiener „Sonntags-Kurier“ vom 28. März 1971. - Alle Teile gelocht; 1 Blatt etwas geknittert.

2594 Varnhagen von Ense, Karl August, Schriftsteller, Journalist, Diplomat, Historiograph und Literaturkritiker, zentrale Gestalt des literarischen Berlin seiner Zeit (17851858). Eigh. Brief m. U. „Varnhagen von Ense“. 31/2 S., eng beschrieben. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 24.II.1836. 800 € Sehr umfangreicher Brief an eine ihm befreundete Dame in Wien, wohl die Pianistin Henriette von Pereira-Arnstein (1780-1859), die den literarisch-musikalischen Salon ihrer Mutter Fanny Arnstein fortführte.

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Varnhagen klagt zunächst ausführlich über seine Krankheit, die ihn seit langem am Ausgehen gehindert habe, so dass er Freunde verlor und sich vereinsamt fühle. Hofft aber jetzt bei eintretender Besserung auf eine Italienreise nebst Besuch in Wien. „... Der Winter ist mir bisher, meines Unwohlseins wegen, sehr traurig und öde hingegangen; ich hoffe für den noch übrigen Theil eine fröhlichere Gestalt! In meiner oft viele Tage dauernden Einsamkeit stand mir Berlin nicht näher, als irgend ein anderer Ort, und meine Einbildungskraft, der die Wahl frei war, ver­ setzte mich nicht selten nach Wien. Lebhaft stellte ich mir den dortigen Lebenskreis vor, und nahm den wärmsten Antheil an der Umgebung, welche Sie schildern. Metternich und Tettenborn sind außerdem Glanz­ punkte, welche den Blick immerfort auf‘s neue anziehen ... Alles, was ich aus Ihrem Hause, aus den Häusern Eskeles und Pereira vernehme, gereicht mir zur wahrhaften Freude. Auch die Nachrichten über unsre theure Brede waren mir die höchste Befriedigung ... Den Verlust des trefflichen Mendelssohn-Bartholdy haben die Freunde so wie die Fami­ lie noch stets zu empfinden, jedes Wiedersehen macht die große Lücke fühlbar: das fortwährend schmerzliche Andenken, die stille innige Trauer der Seinen, ist für den Verstorbenen die schönste Lobrede. Leider bin ich in der letzten Zeit nur selten in diesen Kreisen erschienen; ich war zu lange unfähig ... Auch bei Mad. Betty Beer war ich sehr lange nicht;

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Literatur ________________________________________________________________________________________________________________________________________ seiner Laune unverändert ... Empfehlen Sie mich angelegentlichst Ihrer verehrten Frau Mutter ... Sie erwähnten diesmal die Briefe von Rahel nicht, die ich noch zu erlangen wünschte, und wegen deren ich meine Bitten zu wiederholen wage ... Julchen Heyse habe ich - alles in Folge meines Unwohlseins und des Winters - lange nicht gesehen. Ich weiß aber nicht andres, als daß sie mit dem wackern Mann und den lieben Kindern in befriedigter Ruhe lebt, und die Trennung von ihrer Schwester nicht empfindsamer nimmt, als es bei ihrem festen und klugen Sinn zu erwarten war ...“. - „Brede“: die Schauspielerin Auguste Brede (17861859) wurde 1836 für tragische Liebhaberinnen an das Wiener Burg­ theater engagiert, wo sie bis 1850 verblieb. - „Betty Beer“, eine Cousine Felix Mendelssohns, war mit dem Bankier Heinrich Beer verheiratet, einem Bruder Giacomo Meyerbeers und dem „enfant terrible“ der Fami­ lie. - „Das Trauerspiel des Herrn von Zedlitz“: das 5aktige Schauspiel „Kerker und Krone“ von Joseph Christian von Zedlitz (1790-1862) wurde am 14. Januar 1836 in Berlin aufgeführt und erlebte nur 5 Vorstellun­ gen. - „Dr. Laube“: der Schriftsteller und spätere Burgtheaterdirektor Heinrich Laube (1806-1884) verkehrte in Berlin mit Varnhagen, wurde aber zu dieser Zeit wegen oppositioneller Veröffentlichungen von den preußischen Behörden verfolgt. - „Hr von Stägemann“: Der preußische Diplomat und Schriftsteller Friedrich August von Staegemann (17631840) hatte 1835 nach dem Tod seiner Frau Elisabeth einen Gedicht­ band „Erinnerungen an Elisabeth“ als Privatdruck herausgegeben. - „Jul­ chen Heyse“: Julie Heyse, geb. Salomon, die Mutter Paul Heyses. Abbildung Seite 169

„nach Arth aller Hamburger“ 2595 Vetter, Cecilie, Schauspielerin und Schriftstellerin, lebte ab 1790 überwiegend in Berlin (1772- nach 1823). Eigh. Brief m. U. „Cezilie Vetter“. 3 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 1.IX.1794. 180 €

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Sie wissen aber, wie sehr ich diese wackere Frau schätze, wie sehr ich ihren Umgang angenehm finde ... Sie wissen übrigens wohl zur Genüge, ... welche Widerwärtigkeiten Ihre Freundin schon längere Zeit hin­ durch bekämpft, und welche Störungen daraus für ihr geselliges Leben entstehen ... Ich bekenne, daß der Gemahl, welcher nie weiß, wie er mit den Leuten daran ist und sich zu benehmen hat, mich gar sehr ab­schreckt und verscheucht! Und die liebe Frau läßt nicht ab, die Ehe immer noch zu einer guten machen zu wollen, was einseitig doch durchaus nicht gelingen kann! Das Trauerspiel des Herrn von Zedlitz habe ich zu meinem großen Bedauern noch nicht aufführen gesehen ... Die Aufnahme und Wirkung, hör‘ ich von allen Seiten, waren vortrefflich; besonders machte mir Dr. Laube die wärmste Schilderung des Eindrucks, und wird auch in der Mitternachtsszeitung mit Eifer davon berichten. - Hat denn wohl Hr von Stägemann Ihrer Frau Mutter den Band Sonette geschickt, den er zum Andenken seiner Frau hat drucken lassen, oder ist sonst das Buch bis zu Ihnen gekommen? Ich vergaß ihn zu fragen, als ich ihn vor einiger Zeit sprache.Es sind vortreffliche Stücke darunter, und das Ganze hat mich tief gerührt. Welche treue Liebe in der Tiefe neben oberflächlichem Neigungswechsel schön und stark fortbestehen kann, beweisen diese Gedichte unwidersprechlich; sie gehören überhaupt zu den Zeichen der Zeit. Stägemann selbst ist merkwürdig wohl und thätig, und in

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Als Zweiundzwanzigjährige an einen Gönner, dem sie von ihren erfolg­ losen Verlagsverhandlungen berichtet. „... Herr Rambach nahm mich sehr gut auf, aber nach Arth aller Hamburger [Cecilie stammte aus Ham­ burg] legte sich der Sturm seiner Galanterien, denn daß es würckliche Güte von ihm war glaube ich nicht; er schickte mir den antern Tag den Anfang meines Manuskripts ... ohne alle Antwort zurük. Vermuthlich hat der Mann mich verkannt, es ist mir sehr leid, aber ich werde immer da am meisten verkannt wo ich es am wenigsten wünschte. - Verführt durch das Zureden eines Freundes reiße ich übermorgen nach Leipzig, ob der Himmelsstrich da beßer, die Sonne mir wärmer scheinen wird, als in dem Lante welches einst Friedrich der Einzige beherrschte? ... Freilig verlaße ich den preußischen Adler ungerne, man kann unter seinem Flügeln noch so ziemlich ruhig leben, aber die guten Flügel sind so simpel [?], daß sich nicht ein quintgen Gold unter ihnen blicken läßt, u. blos vom Schuze zu speißen würde schmalle Bißen geben. - Meine Schrift­ stelleryen [sic] will ich in L ... erst wieder anfangen, ich habe mir vorher keine Mühe um einen hiesigen Verleger gegeben ... Bin ich in L ... nicht glücklicher hiermit, so mache ich von Ihrer Güte Gebrauch u. sende Ihnen das ganze Werk mit seinen bösen u. leidlichen Seiten ...“. - Goedeke kennt von ihr nur „Augusta, Wahrheit oder Lüge? Wie man es nimmt; es schriebs ein Mädchen“ (Magdeburg 1793) und „Das Kind der Liebe, oder die Geisterseherin“ (Berlin o. J.). - Aus der Sammlung Rötger mit dessen roter Beschriftung; 1 Rand mit Spuren ehemaliger Heftung.

2596 Vigny, Alfred Comte de, franz. Dichter (17971863). Eigh. Brief m. U. „Alfred de Vigny“. 1 S. Doppel­ blatt. Gr. 8vo. O. O. 21.VI.1847. 220 €


________________________________________________________________________________________________________________________ Literatur „Si vous n‘avez aucun engagement pour ce soir, Madame, et si vous n‘avez à recevoir personne, voulez-vous bien ordonner que votre porte me soit ouverte vers neuf heures ... vous donnez si peu de jours à vos amis de France que je me hâte de vous demander quelques heures ...“. Abbildung

2597 Widmanstetter, Ernst, Drucker und Verleger in Graz, Sohn des Druckereigründers Georg W., betrieb im 17. Jhdt die einzige Druckerei Innerösterreichs (1592-1635). Brief m. U. „Ernst Widmanstetter, Stattrichter mpp.“ 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse. Folio. (Graz 9.V.­ 1631). 300 € Bericht an die Innerösterreichische Regierung in Graz über die Geburt einer Tochter durch Elisabeth Irrenberger, Dienerin bei Frau Kheven­ hüller; der Vater sei der ehemalige Lehrer („Praeceptor“) der Frau, Primus Tautscher. - Der Sohn des Druckereigründers Georg Widmanstetter führte nach dessen Tod 1618 die Duckerei weiter und erhielt den Titel „Hofbuchdrucker“; auch war er Ratsbürger und Stadtrichter mit dem Beinamen „von Ehrenbüchl“. - Gut erhalten. - Sehr selten.

2598 Wildenbruch, Ernst von, Enkel des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, vielgespielter Dramatiker und erfolgreicher Erzähler der wilhelminischen Ära, von Th. Fontane bekämpft (1845-1909). Eigh. Gedichtmanuskript mit Unterschrift und Namenszug „Ernst von Wilden­ bruch“ beim Titel. 3 S. Doppelblatt. Folio. Heidelberg 26.V.1904. 220 € „Fahrwohl an Weimar‘s liebe Frau (Erbgroßherzogin Pauline)“. 7 Strophen zu je 5 Zeilen. Arbeitsmanuskript mit Korrekturen und Streichungen: „... Jung war noch dein Herz, darum liebreich und gut ...“. - Gelegenheits­ gedicht zum Tod der Großherzogin Pauline von Sachsen-Weimar (18521904), die am 17.V. verstorben war; gedruckt 1909 in „Letzte Gedichte“. - Der vorliegende, vielfach korrigierte Entwurf am Schluß mit eigen­ händiger Widmung an Daniela Thode, Stieftochter Richard Wagners, datiert Heidelberg, 4. Juni 1904. - Ab 1892 hielt sich Wildenbruch regelmäßig jedes Jahr mehrere Monate in Weimar auf, wo er sich nach seiner krankheitsbedingten Pensionierung im Jahr 1900 von Paul Schultze-Naumburg eine Villa (Haus „Ithaka“ am Horn 25) errichten ließ. 1907 zog er mit seiner Frau ganz nach Weimar. Sein von Paul Schultze-Naumburg entworfenes Grab befindet sich auf dem Weimarer Hauptfriedhof. Abbildung

2599 Zweig, Stefan, österr. Schriftsteller (1881-1942). Brief m. U. „Stefan Zweig“. 1 S. 4to. Ostende 10.VII.1936. 450 €

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An den Musikwissenschaftler und Feuilletonisten Viktor Zucker­kandl in Österreich, der ihm zwei Probe-Exemplare seines Buches „Die Welt­ gemeinschaft der Juden“ gesandt hatte, das angesichts der wachsenden Judenverfolgung eine übernationale, zentrale Repräsentanz aller Juden anregte. „... Ich glaube keine Indiskretion zu begehen, wenn ich Ihnen einen Brief meines Freundes Sigmund Warburg schicke, dem ich ein Exemplar Ihrer Schrift übermittelte, weil er im Zentrum aller jüdischen Aktionen in London steht und ebeso wie von der andern Seite Josef Leftwich bei einer englischen Augabe wird förderlich sein können. Sie sehen jedesfalls, dass wenn ich Ihnen auch damals [handschriftlich hinzugesetzt:] knapp vor der Abreise in einer mich selbst beschämenden Eile schrieb, ich darum keineswegs untätig bin und immer alles für ein so wertvolles Buch wie das Ihre tun werde. - Ich bleibe hier bis Ende Juli, ehe ich nach Brasilien und später nach Argentinien gehe ...“.

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___________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Ersatz wurde mir in Halle eine Abteilung zur Durchführung von For­ schungen auf dem gesamten Gebiete der Physiologie eingerichtet ... im Physiologischen Institut der Universität Halle ... und zwar unmittelbar im Anschluss an das Kriegsende. Ich besass diese Forschungsstelle bis die amerikanische Armee mich mit den Naturwissenschaftlichen Kollegen aus Halle fortführte ...“. Es folgt dann eine kurze Geschichte seiner gesamten wissenschaftlichen Laufbahn und seiner Forschungsergeb­ nisse. - Im dritten Brief entschuldigt er sich für das Fehlen von Antwort­ schreiben: „... Es sind die Folgen einer schweren Pneumonie, die mir Schwiergkeiten machen. Das Interesse an Ihrer Arbeit (Nobelpreis) ist laufend sehr gross, und ich verfolge Ihre Arbeit dauernd mit allergröss­ tem Interesse ...“ (18.VI.1950). Etwa sechs Wochen später starb der Ge­ lehrte in Zürich. - Alle drei Teile gelocht. - An den ersten Brief angehef­ tet sind die Durchschriften von drei Briefen Keipers an Abderhalden.

2601 Adorno, Theodor W., Philosoph, Soziologe und Musikschriftsteller, Professor in Frankfurt, von großem Einfluß als einer der Hauptvertreter der „Frankfurter Schule“ (1903-1969). Konvolut von 2 eigh. Briefen und 1 eigh. Ansichtskarte m. U. „Teddie“ sowie 1 eigh. Um­ schlag, ferner 3 eigh. Manuskripten und 2 Typoskripten, davon 1 mit eigh. Widmung. Zus. ca. 46 S. - Dazu: 37 masch. und 2 handschr. Briefe sowie 3 Postkarten der Briefpartnerin an Adorno und zahlr. weitere Beilagen. Meist gr. 4to. Ca. 1954-1964. 7.500 €

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Wissenschaft und Technik 2600 Abderhalden, Emil, Schweizer Physiologe, Mitbe­ gründer der Proteinbiochemie und Präsident der Leopol­ dina, Professor in Halle und Zürich (1877-1950). 3 (1 eigh.) Briefe m. U. „Emil Abderhalden“. Zus. 41/2 S. Quer-8vo. Zürich 10.IV. - 18.VI.1950. 300 € An den Verleger Wolfgang Keiper in Berlin, der wissenschaftsgeschicht­ liche Schriften herausbrachte und Fragen gestellt hatte, die seine nächs­ ten Projekte (Autobiographien von Naturforschern, Geschichte des Nobelpreises und Geschichte der Kaiser-Wilhelm- [Max-Planck-] Gesell­ schaft) betrafen. Zu letzterem Thema schreibt Abderhalden u. a. fol­gen­ des: „... Die Geschichte der Gründung der Forschungsstelle der KWG z. F. d. W. [= Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissen­ schaften] in Halle ist die folgende: 1912/14 war die Gründung eines Kaiser Wilhelm-Institutes für Physiologie in Aussicht genommen. Ich bekam den Auftrag den Plan für das Institut zu entwerfen. Ihne bekam den Auftrag mit mir zusammen den Bauplan zu entwerfen. Der Kriegs­ ausbruch störte die Durchführung ... er wurde zurückgestellt. Es drang die Meinung durch, dass der ganze Plan nach ‚siegreicher‘ Beendigung des Krieges in vergrössertem Masstab durchgeführt werden sollte ... Als

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Große und wertvolle Sammlung von Briefen und Manuskripten, in der die enge freundschaftliche Beziehung des Gelehrten zu der Schauspie­ lerin (Schülerin von Gertrud Eysoldt), Rundfunk-Sprecherin und -Journalistin Anne Andresen, später Leiterin der „Süddeutschen Blinden­ hörbücherei e. V.“, dokumentiert ist. Wie intensiv das Verhältnis Ador­ nos zu Anne Andresen war, wird vor allem deutlich aus den hier gleich­ falls vorliegenden 39 Gegenbriefen Annes an Adorno, meist sehr umfang- und inhaltsreiche maschinenschriftliche Berichte und Bekennt­ nisse, die nicht nur die glühende Verehrung der Verfasserin für ihren „lieben grossen Freund“ und „liebsten Teddie“ erkennen lassen, sondern auch Adornos Position in der Beziehung, seine Aktivitäten, seine Handlungs- und Denkweise, kurz, seine ganze Persönlichkeit indirekt widerspiegeln. Adornos eigene Briefe (davon einer sehr umfangreich) sind gefüllt mit Berichten von Reisen, Erlebnissen, Vorträgen, aber auch kritischen Bemerkungen und philosophischen Betrachtungen. Anne Andresen führte vier Rundfunk-Gespräche mit Adorno; hierzu liegen 2 eigenhändige Manuskripte (Bleistift) des Philosophen mit skiz­ zierten Fragen und Antworten vor (zus. 7 Seiten). Ein weiteres, wohl frühes Manuskript Adornos ist ein kommentierter Auszug aus Fried­ rich Spielhagens Buch „Am Wege“ (4 Seiten). Ferner sind 2 Typoskripte des Philosophen vorhanden: 1.) „Zum Studium der Philosophie“ (13 Seiten; mit eigh. Widmung sowie diversen eigh. Verbesserungen). - 2.) „Das Altern der Neuen Musik“ (30 Seiten, mit zahlr. Verbesserungen von unbe­ kannter Hand). - 1 Sonderdruck von Adornos Aufsatz „Musikalische Warenanalysen“ (1955) mit eigh. Widmung an Anne Andresen. - Ein drittes Typoskript (9. S.) stammt von Walther Harth und ist betitelt „Die Dialektik des musikalischen Fortschritts. Theodor W. Adornos ‚Philosophie der neuen Musik‘“. - Schließlich 2 Manuskripte und 2 Typoskripte von Anne Andresen zu Rundfunk-Gesprächen mit Adorno sowie 9 Porträtfotos der attraktiven jungen Frau. - 2 Briefe von Anne Andresen inkomplett; einige Randschäden. Sonst eine für Werk und Persönlich­ keit Theodor W. Adornos sehr inhalts- und aufschlußreiche Korrespon­ denz. - „Adorno“ siehe auch im Kapitel „Musik“. Abbildung, auch Seite 132


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik

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2602 Bernoulli I, Johann, der große Schweizer Mathe­ matiker und Arzt, Lehrer von Euler und Maupertuis, führte einen umfangreichen Briefwechsel mit Leibniz, Professor in Groningen und Basel (1667-1748). Eigh. Brief m. U. „J Bernoulli“. In franz. Sprache. 4 S., eng beschrie­ ben. Doppelblatt. 4to. Basel 26.IV.1725. 9.000 €

Sehr umfang- und inhaltsreicher, wichtiger Brief an einen Fachkollegen. Behandelt mathematische Erkenntnisse, spricht über den Tod Peters des Großen und behandelt ausführlich die sich daraus ergebende Situa­ tion bei der russischen Akademie der Wissenschaften, in der er aktiv war (er wurde in diesem Jahr dort zum Ehrenmitglied ernannt). Lobt seine Söhne und deren akademische Erfolge. - Sehr selten. Abbildung

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ 2603 Bloch, Ernst, Philosoph, Professor in Leipzig und Tübingen (1885-1977). Konvolut von 79 eigh. Briefen und 4 eigh. Postkarten m. U. Meist gr. 4to. 1929-1949. 18.000 € Außerordentlich bedeutende, große Reihe von Briefen an Blochs dritte Ehefrau, die aus einer Lodzer Fabrikantenfamilie stammende Architek­ tin Karola, geb. Piotrkowska (1905-1994). Die einen Zeitraum von zwan­ zig politisch überaus bewegten Jahren umfassenden Briefe setzen ein nach der 1928 erfolgten Scheidung des Philosophen von seiner zweiten Frau (Linda Oppenheimer) und nach der Geburt von Blochs uneheli­ cher Tochter Mirjam, einem Ereignis, das zu einem vorübergehenden Bruch der seit 1927 bestehenden Beziehung zu Karola geführt hatte. Bloch nennt Karola sein „Kulmchen“ und sich selbst „Bärlein“ (so stets die Unterschrift), Koseworte, die darauf schließen lassen könnten, daß es sich hier um Liebesbriefe handelt, in denen vornehmlich von den Dingen des privaten Lebens die Rede ist, an denen die Öffentlichkeit ein nur mehr oder weniger voyeuristisches Interesse haben könnte. Doch ihr Autor wäre nicht Ernst Bloch und seine Briefpartnerin nicht eine kluge, gebildete, auch politisch aktive Frau, wenn die Briefe nicht eine Vielzahl wertvoller Aussagen, Beobachtungen und Betrachtungen zur Zeit, zur Gesellschaft, zur Literatur und Kunst sowie zur Entstehung von Blochs Werken enthalten würden. Schon ein Auszug aus dem zweiten der hier angebotenen Briefe vermag die Themen und Personen zu charakterisieren, mit denen die große Briefreihe fortan gefüllt ist. Am 22.II.1929 schreibt Bloch aus Berlin, wo er in der Landshuter Straße 25 wohnt: „... Geschrieben habe ich sehr viel, betäubend viel. Leider lauter ‚kleine‘ Sachen; Aspekte und Essays, lauter Teile metaphysischer Bilderbücher. Eine Sache, die jetzt erschienen ist, liess ich Dir von Wien selbst zugehen: ‚Rettung Wagners durch Karl May‘. Engen Verkehr, fast Freundschaft habe ich hier mit Kurt Weill, dem Komponisten der Dreigroschenoper und seltsamsten (surrealistisch brauchbaren) Musiker, den es jetzt gibt. Auch Moholy-Nagy stehe ich nahe, und auch Gropius. Heute abend wieder Zusammenkunft von Moholy-Nagy, Klemperer, Curjel, Benjamin (Asja Lacis), Weill, Brecht: ein Kreis, in dem Du Dich wohlfühltest (es ist vielmehr Front, in der geschossen wird, ideo­ logisch die vorderste) ...“. Die beiden sind viel getrennt; Bloch ist ständig auf Reisen, Karola (die vor ihrer Beziehung zu Bloch dem Germanisten und Publizisten Alfred Kantorowicz nahestand) studiert in Wien und Berlin, hält sich aber auch oft in Polen auf; 1931 wird sie KPD-Mitglied, ab 1935 arbeitet sie mehrmals geheimdienstlich in sowjetischem Auftrag in Polen. 1933 beginnt die Odyssee des Paares (1934 heiraten sie in Wien) in der Emigra­ tion: Zürich, Wien, Paris, Prag, schließlich 1938 -1949 USA. Die stän­ dig wechselnden Lebensverhältnisse schlagen sich in den Briefen nieder, doch neben der Schilderung der Organisation des Daseins findet sich immer wieder ein Innehalten, eine vertiefende Betrachtung und Bilanz des eigenen Schaffens, Hinweise auf das „Ringen“ mit dem Stoff der philosophischen Arbeiten. Dazu eine Vielzahl scharfsichtiger Beobach­ tungen, kritischer Anmerkungen und Betrachtungen zu den Ideolo­ gien und Richtungen der Zeit: Kommunismus, Nationalsozialismus, neue Musik und Literatur. Aus Kreuzlingen (Schweiz) schreibt er im Mai 1929: „Das Erstaunliche ist, dass ich alle meine Komplikationen als die der Jugend und nicht des Alters fühle; und es fehlten mir, in dieser Einsamkeit, die Alterskräfte, sie zu bestehen: Es ging Dostojewskyanisch zu; bei meiner alten Antipathie gegen die Dostojewsky-Menschen und ihre Kompliziertheiten kann man die Antipathie gegen meinen Zustand verstehen, eben auch meine Talentlosigkeit dazu.“ Im Oktober 1929 aus Berlin: „Hier komme ich jetzt mehrmals in der Woche mit Benjamin zusammen. (Sonst nur mit Musikern). Der Wechsel von ihm und das

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Wiedersehen mit dem alten (fast ehemaligen) Freund Lukács wird sonderbar sein. Nachdem die ‚Spuren‘ jetzt in Druck gehen, werde ich in Wien das letzte Drittel meines Essaybuches fertigstellen.“ Am 8. Mai 1930 aus Berlin: „Gestern kam hierher der Flügel ... Spielte Verdi, Mahler, Mahagonny, Bach - alles, viel noch dazu, was immer noch in den Fingern sitzt.“ Im November 1930 aus Berlin: „Benjamin, Brecht, Jhering haben im Sommer eine neue Zeitschrift ausgeknobelt, die sie machen werden. Morgen wird mir Benjamin ... die ‚Richtlinien‘ erzählen. Durch Benjamin-Brecht bekommt die Sache - außer der selbstverständlichen Bedeutung - etwas Windschiefes, auch Grüppchenhaftes, das nicht nötig ist ... Ausserdem ist der Akkord des geniehaft- alexandrinischen Benja­ min, des geniehaft-ungewaschenen Brecht übermässig kurios. Und was Benjamin organisatorisch angreift, macht er falsch; er mythologisiert es.“ Auch solche Kuriosa kommen zur Sprache: „Mit den Notizen ... ist ein Unglück geschehen. Am letzten Tag, wo ich in der Wohnung war, müssen sie vom Tisch gefallen sein und die Putzfrau hat sie mit dem Papierkorb in den Mülleimer geworfen. Dort habe ich sie unter Kartof­ felschalen und unsäglichem Zeug gesucht (es gibt 30 Mülleimer im Haus) und nicht mehr gefunden. Die Gretel Karplus, die Freundin Wiesen­ grunds [d. h. Adornos], hat mitgeholfen, aber obwohl sie Chemikerin ist, hat sie auch nichts gefunden.“ Im gleichen Monat aus Berlin: „Überra­ schung, meine Sachen - ‚Spuren‘ und immer wieder ‚Geist der Utopie‘ - an der Spitze zu sehen, nur zum Hundertstel gekannt, aber mit der Ah­ nung eines völlig neuen Lands. Kein Publikum da, aber die literarische Avantgarde als Publikum. Völliges Schweigen hier, dort stärkste Betrof­ fenheit.“ Im April 1931 aus Berlin: „Gestern sehr schöner Abend bei Weill allein, lehrreiches Gespräch über die unreflektierten Gefahren der großbürgerlichen Infektion (Neue Sachlichkeit, Genuss der Weill­ schen Musik, subjektive Evidenz des historischen Materialismus). Die nicht viel geringer als die der kleinbürgerlichen sind; von Abwehr gegen das Kleinbürgertum ist die ganze marxistische Literatur voll, mit Recht ... Vielleicht bin ich - in reiner Dialektik - der letzte Träumer der alten Welt, aber eben so sicher und im gleichen Akt - infolge der Beschaf­ fenheit meiner ‚Träume‘ - der erste der neuen.“ Von den vielen in Blochs hier vorliegenden Briefen erwähnten oder behandelten Zeitgenossen seien nur genannt: Theodor Wiesengrund Adorno, Max Beckmann, Walter Benjamin, Alban Berg, Ernst Blass, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Hermann Göring, Walter Gropius, Paul von Hindenburg, Adolf Hitler, Hugo von Hofmannsthal, Peter Hu­ chel, Herbert Jhering, Alfred Kantorowicz, Otto Klemperer, Siegfried Kracauer, Karl Kraus, Ernst Krenek, Lotte Lenya, Georg Lukács, Thomas Mann, Ludwig Marcuse, Karl Heinz Martin, Ludwig Meidner, Laszlo Moholy-Nagy, Robert Musil, Franz von Papen, Erwin Piscator, Alfred Polgar, Gustav Regler, Joseph Roth, Arnold Schönberg, Paul Tillich, Max Weber, Helene Weigel, Kurt Weill, Mary Wigman. Die Arbeit Blochs an einzelnen Aufsätzen ebenso wie an den Hauptwerken „Das Prinzip Hoffnung“, „Spuren“ und „Thomas Münzer“ findet vielfach Erwähnung. - 8 Briefe nur fragmentarisch erhalten. - Diverse Beilagen: 1 eigh. Album­ blatt Blochs mit einem lateinischen Zitat aus J. C. Scaligers „Ars poetica“ mit Blochs deutscher Übersetzung („Der Dichter scheint also die Dinge selber nicht wie andere, gleich einem Schauspieler, zu erzählen, sondern er schafft sie als ein anderer Gott“). - 1 masch. Brief (New York, 4.VIII.­1939) von Karola an Ernst Bloch (die Briefe von Karola an Ernst gelten als ver­ schollen) sowie ein Telegramm-Entwurf von ihrer Hand. - 1 hübsche eigh. Postkarte (Bleistift) des etwa 8jährigen Jan Robert Bloch in Massachus­ setts an seine Mutter. - 11 Briefe und Karten aus dem Umkreis des Ehe­ paars Bloch, z. T. aus der Familie Piotrkowska. - Je 1 Brief von F. und Bronja Katz an Bloch sowie 24 Bl. Kopien von Briefen Blochs an Leo und Bronja Katz. - 37 Bl. Kopien von Briefen und Karten Blochs an den Anarchisten Arthur Müller-Lehning. Abbildung


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2604 Born, Max, Physiker, Nobelpreisträger (18821970). Schriftstück m. U. „M. Born“. Maschinenschrift mit Ergänzungen und Korrekturen von Borns Hand. 1 S. Gr. 4to. (Edinburgh, Nov. 1949). 750 € An den Berliner Verleger Wolfgang Keiper, der auf die Geschichte der Wissenschaften spezialisiert war und neben einer Reihe von Brief- und Manuskript-Faksimiles auch kommentierte Autobiographen von Natur­ wissenschaftlern herausbrachte. Nach einigem Schriftwechsel und

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Bemerkungen zu anderen Kandidaten der Reihe (Planck, von Laue, Bohr, Heisenberg etc.) lieferte Max Born ein kurzes Manuskript seiner Selbstbiographie, aber Keiper wünschte noch eine Bibliographie seiner Schriften und sandte am 7. Nov. 1949 einen Fragebogen mit der Bitte um Ergänzungen nach Edinburgh. Born erfüllte den Wunsch und setzte Jahreszahlen, Titel und Mitverfasser sowie weitere Auskünfte ein. Dieser Bogen (auf schlechtem Nachkriegspapier) liegt hier vor. - Bei­ liegend 2 eigh. Briefkonzepte Keipers und 7 Durchschläge von Briefen Keipers an Max Born. - Alle Teile gelocht. Abbildung


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik 2605 Botaniker in der Habsburger Monarchie. Ca. 145 eigh. Briefe und Postkarten sowie diverse Manuskripte namhafter Forscher auf dem Gebiet der Botanik. 18221935. 4.500 € Fast ausschließlich Briefe und Karten zu Themen der Botanik, in deut­ scher Sprache, gerichtet an Fachkollegen, darunter Kerner von Mari­ laun, Ludwig Reichenbach und viele andere. Sofern wir es überprüfen konnten, sind alle Genannten mit wissenschaftlichen Veröffentlich­ ungen hervorgetreten. Vorhanden sind: Fr. Bubák (1 Brief, 1 Postkarte, Prag 1901-1902). - Markus Freiherr Jabornegg von Gamsenegg und Moe­derndorff (2 Briefe Klagenfurt, 1877-1884). - Victor Janka von Bulcs (1837-1890, Kustos am Ungar. Nationalmuseum; 13 Briefe, 2 Postkar­ ten, 1 Todesanzeige 1868-1890). - August Kanitz (1843-1896, Direktor des Bot. Gartens der Univ. Klausenburg; 4 Briefe, 1 Postkarte, Klausen­ burg 1873-1893). - W. Karl (2 Briefe, Karlsbad und Marienbad 1860). Hermann Karsten (1817-1908, Professor in Wien; 1 Manuskript, 1 Brief 1872). - K. Keck (4 Briefe, 2 Postkarten, 1 Brief der Witwe, Aistershaim 1876-1894). - Jenó B. von Keller (1841-1897, 3 Briefe, 2 Postkarten, Wien 1882-1892). - Andreas Kmet (2 Briefe, 1 Postkarte, 1878-1891). - Andreas Kornhuber (1824-1905, Professor in Wien; 3 Briefe, 3 Postkarten, Beila­ gen, Wien und Presburg 1877-1905). - Josef A. Krenberger (2 Briefe, 1 Postkarte 1872-1879). - Adolph Franz Lang (6 Briefe, Pest und Neutra 1822-1843). - Josef Freiherr von Leithner (1 Brief 1837). - Franz von Liechtenstern (1 Brief, 3 Manuskripte 1874). - Josef Roman Lorenz von Liburnau (1825-1911; 8 Briefe, 2 Karten 1859-1863). - Johannes Lütke­ müller (1850-1913; 8 Briefe, 2 Karten, 1 Manuskript, 1 Todesanzeige). - Josef Karl Maly (1797-1866; 4 Manuskripte). - Carlo von Marchesetti (1850-1926, Direktor des Naturhist. Museums in Triest; 3 Briefe, 1 Postkarte, Triest 1899-1910). - August Neilreich (1803-1871; 3 Briefe, 1 Manuskript, 1 Todesanzeige, Wien 1867-1871). - Hans Neumayer (1887-1945; 2 Briefe, 1 Manuskript, Wien 1930-1935). - Franz Oster­ meyer (9 Briefe, 2 Schriftstücke, Wien 1882-1904). - Jozef Pantocsek (1846-1916; 6 Briefe, 3 Postkarten 2 Manuskripte, 1888-1912). - Johann Peyritsch (1835-1889; 6 Manuskripte). - Sava Petrovic (1839-1889, Arzt und Botaniker in Belgrad, Leibarzt des Königs von Serbien; 3 Briefe, 3 Postkarten, 1886-1888). - Ferdinand Pfeiffer von Wellheim (1859-1935; 9 Briefe, 1 Postkarte, 1 Schriftstück, Wien 1900-1931). - Karl Rechin­ ger (1867-1952, Kustos am Naturhist. Hofmuseum in Wien; 9 Briefe, 1 Postkarte, zahlr. Manuskripte, Wien 1900-1921). - Anton Rehmann (1840-1917; Krakauer Geograph und Botaniker; 3 Briefe in dt. Sprache, Krakau 1872-1873). - Heinrich Wilhelm Reichardt (1835-1885; Profes­ sor in Wien, Kustos am Botanischen Hofcabinet; 13 Briefe, 1 Postkarte, Beilagen, Wien 1860-1885). - Karl Richter (2 Briefe, Gloggnitz 18851886). - In aller Regel gut erhalten.

2606 Diesel, Rudolf, dt. Ingenieur, Erfinder des Diesel­ motors (1858-1911). Brief m. U. „Diesel“. 1 S. Gr. 4to. München 11.II.1911. 1.400 € An James R. Harris, General Manager einer geplanten „Busch-SulzerBros. -Diesel Engine Co.“ in St. Louis (USA). „... Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Mitteilung betr. Inkorporation der neuen Gesellschaft und erwarte gern Ihren Entwurf zu dem Vertrag der neuen Gesellschaft mit mir. Was den Preis betrifft, zu welchem Herr Adolphus Busch seine Einlage in die neue Gesellschaft einbringt, so bin ich mit dem von Ihnen vorgeschlagenen Vorgehen einverstanden. Wie Sie wissen, habe ich in Herrn Adolphus Busch und Sie selbst das vollkommenste Vertrauen,

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dass alles korrekt und richtig erledigt wird, und gebe Ihnen deshalb Blanko-Vollmacht zur Erledigung der Gründungsangelegenheiten ...“. - An diesen Brief angeheftet sind 1.) eine Übersetzung des Briefes ins Englische, 2.) eine 2 Bl. umfassende Durchschrift des vorangegangenen, ausführlichen Schreibens (in engl. Sprache), in dem James Harris über die Anmeldung der Gesellschaft bei den amerikanischen Behörden und die sonstige Organisation berichtet. - Ferner beiliegend die Durch­ schriften (zus. 4 Bl.) von 2 Briefen und aus St. Louis an Rudolf Diesel in München. Im ersten Brief (30.IV.1910) wird die Begeisterung für Diesels Erfindung betont und die Bildung einer Company vorgeschlagen. Im zweiten Brief (5.IV.1911) werden die im Vertrags-Entwurf aufgetre­ tenen Fragen der Kompetenzen beider Geschäftspartner erörtert.

2607 Einstein, Albert, Physiker, Nobelpreisträger, Schöpfer der Relativitätstheorie (1879-1955). Eigh. Signa­ tur „A. Einstein. 1929“ als Albumblatt. Hinter ein als Passepartout dienendes größeres Blatt montiert. 18 x 23 cm. (Wohl Wien) 1929. 600 € Das Passepartout mit leichten Gebrauchsspuren; rückseitig die Signa­ turen von 4 nicht identifizierten Personen. Abbildung

2608 Fichte, Immanuel Hermann von, Sohn Joh. G. Fichtes, Theologe und Philosoph, Professor in Bonn und Tübingen (1796-1879). Eigh. Brief m. U. „Fichte“. 21/4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Bonn 19.I.1841. 200 € An einen Professor, der ihn um ein Autograph seines Vaters Johann Gottlieb Fichte gebeten hatte. „... Ihr gefälliges Schreiben ... würde ich schon früher beantwortet u. das Gewünschte beigelegt haben, wenn ich nicht einiger Maaßen Mühe gehabt hätte, in dem allerdings reichen schriftlichen Nachlasse meines Vaters ein geeignetes, durch seinen Inhalt nicht ganz bedeutungsloses Blatt herauszufinden. Die zahlreichen Spenden, welche ich seit vielen Jahren zu mancher Veranlassung fand, haben den Vorrath des Geeigneten einiger Maaßen erschöpft. Endlich glaube ich Etwas gefunden zu haben, das mir entbehrlich ist, ohne doch innerer Bedeutung zu entbehren. Es ist der Anfang seines Collegien­

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concepts über den Vortrag der Wissenschaftslehre aus dem Jahre 1812 (ab­ gedruckt in Fichte‘s nachgelassenen Werken Bonn 1834. Bd II. S. 317 f.). Sie Selbst u. der Freund, für welchen das Blatt bestimmt ist, können daraus am besten charakteristische Handschrift, die Art, den Inhalt seiner Vorlesungen auf einzelnen Blättern zu concipiren, Stil u. Ver­ fahren dabei u. dgl. erkennen ... Sofern ich in Ihrer Äußerung, auch von dem ergebenst Unterzeichneten ein Autographon zu besitzen, mehr erblicken könnte, als eine freundliche wohlwollende Rücksicht, so würde ich Sie bitten, gegenwärtige Zeilen als völlig dafür ausreichend erken­ nen zu wollen ...“.

Der junge Haeckel 2609 Haeckel, Ernst, Zoologe und Philosoph, Professor in Jena, als Darwinist Begründer des „Monismus“ (18341919). Eigh. Brief m. U. „E. Haeckel“. 6 S. Gr. 8vo. Berlin 26.VI.1860. 450 € Sehr früher, umfang- und inhaltsreicher Brief an den Zoologen Ernst Ehlers (1835-1925), später langjähriger Professor in Göttingen. Nach Haeckels Rückkehr aus Italien, Frankreich und einer „Excursion“ nach

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Thüringen sei er bei Professor Peters eingeladen gewesen, wo auch dessen aus Messina zurückgekehrter Bruder zu Gast war. „...Die erste Frage war natürlich nach Ihnen u. nach Bartels, u. so erfuhr ich denn daß Sie schon 8 Tage nach mir abgereist. B. dagegen ist noch in M. u. hofft viel chirurgische Praxis in Garibaldis Heere zu bekommen. Sie werden natürlich mit derselben Freude, wie ich, Garibaldis Fortschritten voll Sympathie gefolgt sein. Möchten wir doch bald von einer völligen Zuer­ störung des faulen Bourbonenthrones u. der morschen Neapolitaner­ herrschaft hören, um dereinst im freien Messina unsere genußreichen bestialischen Studien wieder aufnehmen zu können ...“. Erörtert dann Eigenschaften und Preise verschiedener Versionen eines „Ocularmicro­ meters“ und anatomische Besorgungen („Einen gesprengten Schädel von Le Vasseur habe ich nicht für Sie gekauft, da derselbe nämlich mehr kostete, als ich gedacht, nämlich 50 fr.“) und stellt Vergleiche zwischen Paris, Rom und Berlin an: „... Daß ich in Paris noch schöne 3 Wochen zubrachte, haben Sie vielleicht schon durch Prof. Riemann gehört, der mit mir und Max Schultze dort war ... Paris hat mir außerordentlich imponirt u. ich bin sehr froh, daß ich damit meine schöne Reise beschlos­ sen habe, ich habe da noch einen ganzen Kreis neuer Vorstellungen u. Lebensbilder kennen gelernt u. meinen Horizont bedeutend erweitert. Wie großartig Paris wirkt, können Sie daraus entnehmen, daß mir dage­ gen Berlin bei meiner Rückkehr in der That den Eindruck einer stillen, kleinen Landstadt machte. Nur Rom hat doch noch weit mächtiger auf mich gewirkt (nämlich als Weltstadt; von Natur spreche ich hier natür­ lich nicht!). Es freut mich zu hören, daß Sie auch von Rom so entzückt sind, wie ich Ihnen schon prophezeit hatte ... Und wie eng, klein u. er­ bärmlich kommen einem die hiesigen Verhältnisse dagegen vor! ... Sie werden sich anfangs gewiß auch schwer wieder in der engen Reitbahn unseres deutschen Kleinlebens haben eingewöhnen können. - Ich weiß nicht, ob die Göttinger Professoren-Verhältnisse auch so voll Zerwürf­ nisse und kleinlicher Engherzigkeit sind; hier ist es aber wirklich so, daß man die Lust verlieren möchte, sich zeitlebens mit dieser Gesellschaft abzugeben. Ich wenigstens werde es vorziehen, mich baldigst auf eine kleine Universität zurückzuziehen u. werde mich wahrscheinlich im Herbste in Jena habilitiren. Bis dahin hoffe ich mit meinem RadiolarienOpus fertig zu sein, welches ich jetzt stark in Arbeit habe. Ein Verleger hat sich eher gefunden, als ich gehofft hatte, nämlich G. Reimer, welcher mir 30 Tafeln bewilligt hat. Meine Sammlungen u. andern Siebensachen sind Ende Mai glücklich angekommen, das meiste sehr gut erhalten ... Jetzt sind Sie nun wahrscheinlich sehr begierig auf eine Schilderung meines Triumpheinzuges in Berlin, ... den uns Allmers schon von Rech­ tenfleth aus divinatorisch so kostbar geschildert hatte. Indeß fürchte ich, Ihr ohnehin schon zu sehr zu poetischen Herzensverhältnissen inclini­ rendes Herz dadurch noch mehr zu erweichen, und Sie vielleicht eher zum Verloben zu verführen, als vielleicht recht wäre ...“ (folgt eine Schil­ derung seiner Begrüßung durch Braut, Eltern und Bruder nach mehr als einjähriger Trennung). Geht schließlich noch auf seine ThüringenReise ein: „... Meine letzte Excursion nach Thüringen hatte theils die Einleitung meiner Habilitation in Jena zum Zweck, theils das erste deut­ sche Turnfest, welches ich als alter, eifriger Turner in Coburg mit habe feiern helfen. Es fiel im Ganzen über alle Erwartung gut aus, wenngleich immer noch ziemlich viel Unsinn geschwatzt wurde. Aber die nationale Begeisterung war colossal u. schon dadurch hat es Werth ...“. Berichtet dann noch von seiner Rückreise per Schiff und fordert Ehlers auf, aus­ führlicher von seiner Tätigkeit an der Göttinger Universität zu erzählen. „... Sie werden natürlich der Löwe des Tages sein und von den Damen jetzt nicht weniger als ‚berühmter Reisender‘, wie früher als ‚auffallende Schönheit‘ poussirt werden ... NB. Haben Sie nichts von Allmers gehört? ...“. - Mit dem Dichter und Schriftsteller Hermann Allmers (1821-1902) war Haeckel lebenslang befreundet. - „Professor Peters“: der berühmte Naturforscher, Anatom und Zoologe Wilhelm Peters (1815-


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik 1883), Afrika-Forscher, Direktor des Zoologischen Museums und des Zoologischen Gartens in Berlin. - Bartels: der Mediziner Dr. Edmund von Bartels. - „Prof. Riemann“: der große Mathematiker Georg Bernhard Riemann, Nachfolger von Gauß und Dirichlet in Göttingen (1826-1866). - Max Schultze: Arzt, Anatom, Direktor des Anatomischen Instituts in Bonn (1825-1874).

2610 - Eigh. Brief m. U. „E. Haeckel“. 4 S. Doppelblatt. Mit (lädiertem) Umschlag. Gr. 8vo. Jena 24.X.1864. 250 € Ebenfalls an Ernst Ehlers in Göttingen, noch ganz unter dem Eindruck vom Tod seiner Frau Anna, die im Februar dieses Jahres verstorben war. Bedankt sich für Ehlers‘ „prächtiges Anneliden-Werk, ... durch dessen Übersendung Sie mich sehr erfreut haben. Besonders haben mich die Segmental-Organe sehr interessirt. Hoffentlich werden Sie auch mit der zweiten Abtheilung bald fertig werden. In Fiume müssen Sie ja gewal­ tig fleissig gewesen sein ...“. Berichtet dann über die Erkrankung seines Vaters und seine Schweiz-Reise. „... Die fünfwöchentliche Fusswande­ rung durch die Schweizer Alpen hat mir übrigens sehr wohl gethan und mich wenigstens körperlich wieder erholt. Auch bin ich jetzt zum Arbeiten wieder leidlich fähig. Im August war ich allerdings auch entsetzlich herunter. Kaum waren fünf Monate seit der Zerstörung meines ganzen Lebensglückes verflossen, als ich (Anfang August) bei dem Tode der reizenden Frau meines Freundes Gegenbaur (sie war die intimste Freundin meiner Frau gewesen) den ganzen schrecklichen Kampf noch einmal durchmachen musste. Möge Sie das Schicksal auch vor nur annähernd so schrecklichen Erfahrungen bewahren. Die Wucht eines solchen Schlages läßt sich nicht mit Worten ausdrücken. Ihre Folgen bleiben aber für das ganze Leben. Jetzt sitze ich hier recht einsam in meinem verödeten Neste und vertreibe mir Zeit und Leid, so gut es gehen will, mit Medusen-Untersuchungen, die ich im nächsten Jahre (wahrscheinlich am Atlantischen Ocean) in umfassenderem Maasstabe in Angriff nehmen will ...“. Läßt Ehlers‘ Braut grüßen und wünscht: „Mögen Sie bald des Glückes theilhaftig werden, das das Grösste auf dieser miserablen Planeten-Schale ist ...“. - Mit Ehlers‘ „AnnelidenWerk“ ist sein 1864 erschienenes Buch „Die Borstenwürmer (Annelida Chaetopoda) nach systematischen und anatomischen Untersuchungen dargestellt“ gemeint. - Gegenbaur: Der bedeutende Mediziner, Anatom und Zoologe Carl Gegenbaur (1826-1903), Professor in Jena und Hei­ delberg. Abbildung

Lebensmittel im Weltkrieg 2611 Hahn, Otto, Chemiker, Nobelpreisträger (18791968). Eigh. Brief m. U. „Dein Otto“. 2 S. Gr. 4to. (Großes Hauptquartier) 6.VI.1918. 350 € An Hahns Frau Edith (geborene Junghans), geschrieben an der deutschfranzösischen Front während Hahns Tätigkeit in Fritz Habers „Gas­ truppe“, über Lebensmittelrationierung und ein geplantes Treffen der Eheleute in Bad Nauheim: „... Falls sich Nauheim programmässig entwickelt, kann ich an Esswaren mitnehmen 1) Brot, 2.) Eier, 3.) den gelben Käse, von dem wir neulich schon das grosse Stück hatten und 4.) 1/2 Pfd. Butter. Wenn wir uns die Eier nicht machen können, dann können wir sicher aber nette Käsestullen essen; das ist ja auch schon sehr schön. Dagegen Dauerwurst kann ich jetzt nicht mehr kriegen. Ich habe an Brot schon rund 1 kg Mehl gespart. Aber es ist noch unsicher, ob wir für nicht gegessenes Brot immer Mehl kriegen können ... Neu­ lich hatten wir hier Reistorte; sehr fein, schmeckte wie herrlicher

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Reispudding mit Kuchenkruste ...“. - Von Januar 1915 bis zum Kriegs­ ende 1918 war Otto Hahn Mitglied der von Fritz Haber geleiteten Spezialeinheit für chemische Kriegsführung. Er erprobte Gasmasken und neue Giftgase, beriet in der Heimat die Industrie bei der Herstel­ lung von Gasmunition und war eine Zeit lang Verbindungsmann der Gastruppe im „Grossen Hauptquartier“. Von Dezember 1916 bis Sep­ tember 1917 weilte Hahn hauptsächlich in Berlin, wo er seine RadiumForschungen mit Lise Meitner zum Abschluss brachte. Nach der Entdeckung des sog. „Proto-Actininium“ war er wieder an der deutschfranzösischen Front unterwegs. - 1945 erhielt er den Chemie-Nobel­ preis für 1944. Abbildung

2612 Harnack, Adolf von, ev. Theologe, Kirchenhisto­ riker, Generaldirektor der Königlichen (später Staats-) Bibliothek zu Berlin, Präsident der Kaiser-Wilhelm- (später Max-Planck-) Gesellschaft, Chronist der Preuß. Akade­ mie der Wissenschaften, bedeutender Wissenschafts-Or­ ganisator (1851-1930). Schriftstück m. U. „Harnack“. Druck mit hs. Zusätzen. 1 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 8.XII.1910. 150 € Als Generaldirektor der Königlichen Bibliothek (Briefkopf) dankt Harnack dem jüdischen Bankier und begeisterten Bücher- und Auto­ graphensammler Paul Wallich in Charlottenburg: „Der Unterzeichnete hat die Ehre den ergebensten Dank der Königlichen Bibliothek auszu­ sprechen für das ihr geneigtest übersandte wertvolle Geschenk: Zwei autographe Briefe von Adolf Menzel“. - Gelocht.

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ zumindest katalogisiert. Aber unser Gepäck war auf das Gramm berech­ net. - Ironie der Geschichte mit dem unfreundlichen ‚Gouverneur‘ war, dass später in Lhasa, er eines Tages mit Butterknollen u. einem Reis Sack zu uns kam um sich ... bei uns zu entschuldigen. Er war in Tsap. gar nicht der echte Dzongpön, sondern nur sein NYERPA (Verwalter) gewesen, also eigentlich ein Diener in der Hierarchie ...“. - Brief und Umschlag aus Bhutan etwas wasserfleckig. - Beiliegend das Buch „Meine Tibet-Bilder“ von Heinrich Harrer und Heinz Woltereck (Seebruck 1953).

2614 Hufelandische Gesellschaft in Berlin (1810-1965). Festschrift für den Regierungsrat Prof. Dr. Wilhelm Win­ ternitz zum 40jährigen Doktor-Jubiläum. Opulenter Druck auf Pergament in Rot und Schwarz mit Zierstücken. Am Schluß signiert von 6 Mitgliedern der Hufelandischen Gesellschaft. 4 S. Doppelblatt. Gr. folio (45 x 32,5 cm). Berlin, Druck bei Otto von Holten, 21.II.1897. 200 € Luxuriöse Festschrift für den Mediziner, der „die Hydrotherapie zu einer mächtigen Entfaltung gebracht“ habe. „... Mit Recht können wir behaupten, dass bisher keinem Forscher auf diesem Gebiet ein gleicher Ruhm gebührt, eine Disciplin von dem niedrigen Standpunkt ihrer ursprünglichen Anwendung zu einer wissenschaftlichen Methode ärztlichen Handelns erhoben zu haben ...“. Eigenhändig unterzeichnet von den Medizinern Oskar Liebreich, Emanuel Mendel, Carl Anton Ewald, Brock, Patschkowski und Mendelsohn. - In Querrichtung einmal gefaltet; sonst frisch erhalten.

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2613 Harrer, Heinrich, österr. Bergsteiger und For­ schungsreisender, Erstbesteiger der Eiger-Nordwand, berühmter Tibet-Forscher (1912-2006). 2 eigh. Briefe m. U. „H Harrer“. Zus. 3 S. Gr. 4to und quer-8vo. Mit 1 Um­ schlag. Bhutan 1.X.1986 und Mauren (Liechtenstein) 31.XII.1988. 200 € An einen Freund in Deutschland. Aus dem Gästehaus eines Klosters in Bhutan schreibt Harrer u. a.: „... bin auf dem Wege zu einem Noma­ denstamm an der Tibetisch.-Assamgrenze am nordöstlichsten Eck von Bhutan. Da die Chinesen mir die Einreise verweigern, gehe ich öfter in das schöne Bhutan ...“. - Aus Bhutan zurückgekehrt, berichtet er 1988 in einem längeren Brief: „... Man würde Reste der riesigen gold. Statue finden, denn es ist für mich unvergesslich, als wir eine Holztür (mit 2 Flügeln) knarrend öffneten, ging es ins Leere, gegenüber der Kopf des Buddha - es war ein unvergesslicher Augenblick inmitten der Ruinen­ stadt, einem mehrere Meter hohen Gott gegenüber zu stehen; ich hatte darüber ja nur gelesen, von Hedin u. Stein. Die Höhlen rundherum waren voller Tsatras, ganze Berge, dazwischen die großen Blätter heiliger Schriften, schwarze mit Gold handgeschrieben, andere mit farbigen feingemalten Vignetten. P. Aufschnaiter, der schon damals viel von der tibetischen Schrift verstand, hätte am liebsten alles mitgenommen od.

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2615 Humboldt, Alexander von, der große Naturfor­ scher, Weltreisende und Geograph (1769-1859). Eigh. Brief m. U. „Al Humboldt“. 1/2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (Berlin) „Dienstags“ (um 1857). 450 € An einen Herrn. „Ich habe, nach den Wünschen von Ew. Wohlgeb. vor einigen Tagen Ihnen eine sehr warme Empfehlung an Sir Robert Schomburgk, Englischer Gen. Consul in Siam, zugesandt. Da der Brief an meinen Freund auch einige andere Gegenstände betraf, so bin ich so frei, Sie zu bitten, mir schreiben zu lassen, ob derselbe richtig in Ihre Hände gelangt ist? ...“. - Der aus Freyburg stammende Welt- und Forschungs­ reisende Robert Schomburgk, der in Südamerika von der englischen Regierung auch erfolgreich als Diplomat verwendet wurde, so dass er von Königin Victoria in den Adelsstand erhoben wurde, war von 1856 bis zu seiner Rückkehr 1864 britischer Generalkonsul in Bangkok. - Beiliegend ein (etwas tintenfleckiger) eigenhändiger und gesiegelter Briefumschlag Alexanders von Humboldts, der auch seinen Namenszug trägt, aber an den Musikalienhändler Gustav Bock in Berlin adressiert ist, so dass er wahrscheinlich nicht zu dem Brief gehört.

2616 Jhering, Rudolf von, Jurist, Professor in Basel, Rostock, Kiel, Gießen und Göttingen, einer der einfluß­ reichsten Rechtswissenschaftler des 19. Jhdts. (18181892). Eigh. Brief m. U. „R v Jhering“. 1 S. Doppelblatt. Mit Umschlag. 8vo. Göttingen 4.VIII.1884. 200 € An den den Wiener Buchhändler Stein vom Verlag G. J. Manz. „... Auf meiner Reise habe ich verschiedenen Personen ein Exemplar des Kampfes um‘s Recht versprochen, mein Versprechen aber bis jetzt noch nicht gehalten. Ich möchte es jetzt auch erfüllen, bevor ich aber wieder in


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik die Ferien reise, u. Sie ersuchen, mir 4 Exemplare davon zukommen zu lassen u. dieselben auf mein Freiexemplar Conto der 8ten Aufl. zu setzen, wie dies ja bereits vorher mit einigen geschehen ist - - die 8te Aufl. wird ja Ihrer Erwartung nach irgend ein Mal erscheinen! ...“. - Der 1872 bei Manz erschienene Abdruck eines Vortrags war Jherings berühmteste Veröffentlichung und erlebte zahlreiche Auflagen. - Beiliegend eine masch. Kurzbiographie Jherings mit Bildnis sowie ein größerer Zeitungs­ artikel anläßlich seines 100. Geburtstages.

2617 Klunzinger, Carl Benjamin, Tropenarzt und Zoologe, hielt sich insgesamt 9 Jahre am Roten Meer auf, wurde dann Kustos am Naturalienkabinett und Profes­ sor für Zoologie, Anthropologie und Hygiene am Polytech­ nikum in Stuttgart (1834-1914). Eigh. Brief m. U. „Dr. C. B. Klunzinger“. 11/2 S. Gr. 8vo. Stuttgart 10.VII.1871. 180 € Wohl an einen Vertreter des Naturhistorischen Museums in Wien. „... Ich erlaube mir, Ihnen beifolgende Liste der von mir in Koseir am Rothen Meere gesammelten Fische zu senden, an deren Verkauf ich jetzt gehe. Dieselben können als Belegstücke zu meiner in den Schriften des zoologisch-botanischen Vereins in Wien 1870 erschienenen ‚Synopsis der Fische des Rothen Meeres‘, deren zweiter und letzter Theil längst unter der Presse ist und demnächst erscheinen muß, dienen ...“. Nennt dann eine Reihe von Einzelheiten und Bedingungen zum Umgang mit der Liste. „... Namentlich möchte ich bald mit den trockenen Sachen (Skeletten, Köpfen, Bälgen) aufräumen, da sie mir viel Platz wegnehmen ... Bei Ankauf einer größeren Menge von Arten gewähre ich gern einen Rabatt ... Betreffs der Bezahlung hat es keine Eile und habe ich nichts dagegen, wenn Sie einen Theil dem Etat des nächsten Jahres zuweisen wollten ...“.

2618 Kneipp, Sebastian, kath. Priester, Hydrotherapeut und Naturheilkundler (1821-1897). Porträt-Photographie mit eigh. Signatur unter dem Bild. 16,6 x 10,7 cm. O. O. u. J. (Basel 1895). 350 € Das schöne Kabinettfoto des Baseler Ateliers J. Höflinger & Sohn ist mit dem gedruckten Datum 28. Nov. 1895 versehen und zeigt den Priester im geistlichen Gewand, im Lehnstuhl sitzend, den Blick in die Kamera gerichtet. - Rückseitig Montagespuren. Abbildung

2619 Koch, Wilhelm Daniel Joseph, Botaniker und Mediziner, in Erlangen Professor und Direktor des Botani­ schen Gartens, einer der bedeutendsten Botaniker seiner Zeit, zugleich Präsident des Landrates von Mittelfranken (1771-1849). Eigh. Brief m. U. „Koch“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Erlangen 12.I.1831. 300 € An einen Kollegen, wahrscheinlich Georg Fr. Wilhelm Meyer, Professor für Forstwissenschaft in Göttingen. „... Ich habe das Vergnügen, Ihnen hier mein kleines Samenverzeichniß vorzulegen, worin ich nur Pflanzen aufgenommen habe, die ich selbst bestimmte und deren Bestimmung ich revidirte. Der Druck des dritten Bandes der Deutschen Flora macht mir jetzt viel Arbeit, um so mehr, da ich den Winter hindurch wieder

sehr leidend bin. Ich hatte Gastein besucht, aber mit einem durch viele schwere Krankheiten ruinirten Körper ist nicht viel zu machen ... Bei Übersendung der Samen werde ich ein kleines Verzeichniß von Weiden [? schwer leserlich] beilegen, welche im verflossenen Sommer bei mir geblüht haben und die ich bestimmen konnte ...“. - Gebräunt.

Über „Deutschlands Flora“ 2620 - Eigh. Brief m. U. „Koch“. 3 S., eng beschrieben. Doppelblatt mit Adresse. Gr. 4to. Erlangen 3.VIII.1834. 450 € Sehr umfangreicher Brief an den Botaniker Georg Friedrich Wilhelm Meyer, Professor für Forstwissenschaft in Göttingen. „... Sie haben mir durch Uebersendung authentischer Exemplare der Salix ambigua Ehrhart einen höchst wichtigen Dienst erzeigt. Sie können sich leicht denken, in welcher Verlegenheit sich ein Flora- Schreiber befindet, wenn ein berühmter Botaniker wie Fries ihm gegenüber dreist behaup­ tet, die Salix ambigua Ehrh. sey eine kleine Form der S. aurita. Ist es nun nicht möglich, ein Originalexemplar zu vergleichen, so rückt man seinem Gegner ebenfalls mit bloßen Muthmaßungen entgegen und die Sache bleibt wenigstens vor der Hand unentschieden ... Ich habe oben Herrn Prof. Fries als meinen Gegner bezeichnet, aber das ist er bloß im guten Sinne des Wortes. Wir korrespondiren miteinander und auf die freundlichste Weise; er ist jung und feurig, das gebe ich ihm nach; er hat seine Ansichten, die ich ihm laße; wo die Wahrheit gilt, muß er doch nachgeben, oder ich gebe nach, wenn ich belehrt werde. Nur auf diese Weise wird unsere liebe Wissenschaft gefördert! Wer unfehlbar seyn will, exempla sunt odiosa, wird das nicht leisten. Es hat mich gefreut, daß Männer von Ihren Kenntnißen und Verdiensten an der Deutschlands Flora erkennen, was sie seyn soll, nämlich nur durchgeführt zur Unter­ suchung der vaterländischen Pflanzen und auch des Allegemeinsten, wo es gerade oft am meisten mangelt. Daß in den ersten Bänden Manches anders seyn könnte, besonders hinsichtlich der Standörter, das gebe ich gerne zu, aber den Geifer, den Wallroth letzt in einer Recension über den zweiten Band ausgegoßen hat, werden die meisten Botaniker nicht für eine res honesta und decora halten. Und wie doch alles in der Welt wunderlich zusammenhängt, die Recension gilt eigentlich nicht mir, sondern der Buchhandlung von Wilmans, welche die Fortsetzung von Wallroths Flechtenwerk nicht drucken will, weil im ganzen noch keine 60 Exemplare abgesetzt sind. Aber das wirft doch eigentlich kein gutes Licht auf den Recensenten ...“. Geht dann ausführlich auf Pflanzende­ tails ein, wobei eine ganze Anzahl von Forschern genannt wird, und diskutiert besonders Feststellungen Linnés. Nimmt hocherfreut Meyers Angebot an, Pflanzen aus dessen Göttinger Herbarium zur Ansicht zu senden. „... Daß ich alles heilig bewahre und treulich zurük senden werde, darauf können Sie sich verlaßen. Ich habe aus vielen Sammlungen Pflanzen erbeten, und bekomme aus denselben wieder, so oft ich erbitte, aber ich betrachte diese Dinge auch als ein Heiligthum ...“. - Die Außenseiten gebräunt; 2 kleine Löcher mit geringem Buchstabenver­ lust vom Öffnen der Versiegelung; inhaltlich schöner, reichhaltiger und charakteristischer Brief.

2621 Krug, Wilhelm Traugott, Philosoph, Professor in Königsberg (als Nachfolger Kants) und Leipzig (1770-1842). Eigh. Signatur „Krug, P. P. O.“ auf einem Studienzeugnis für einen Absolventen der Universität Leipzig. Druck mit handschriftlichen Zusätzen und rotem Lacksiegel. 1 S. Quer-kl. 4to. Leipzig 13.III.1827. 120 € 181


Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________

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„Daß Herr Friedr. Ludw. Christoph Ed. Layriz aus Nemmersdorf bei Baireuth Stud. jur. meine Vorlesungen über Aesthetik, Rechts- Tugendund Religions-Lehre, desgleichen über die Geschichte der alten Philo­ sophie im Winterhalbjahr 1826-27 mit ausgezeichnetem Fleiße besucht habe, wird hiedurch bezeugt ...“. - Darunter noch ein Führungszeugnis von Hand eines „Academischen Actuars“. - Mit Siegel „K“ sowie Stem­ pel der Universität Leipzig.

2622 Krupp von Bohlen und Halbach, Gustav, Diplo­ mat und Großindustrieller, nach Heirat mit Bertha Krupp Aufsichtsratsvorsitzender der Friedrich Krupp AG (18701950). Brief m. U. „Krupp Bohlen Halbach“. 1 S. Doppel­ blatt mit Briefkopf „Auf dem Hügel. Hügel, Rheinpreu­ ßen“. 4to. Villa Hügel 21.VI.1914. 200 € An den Hamburger Journalisten Mönckeberg. „... Ich freue mich, Sie an Bord meiner Jacht ‚Germania‘ zu der Regatta auf der Unterelbe am 23. d. M. begrüssen zu dürfen. Der Start der grossen Jachten ist auf 11,50o festgelegt. Darf ich Sie demgemäss bitten, gegen 10 Uhr an Bord der Jacht eintreffen zu wollen. Dieselbe wird voraussichtlich in Cuxha­ ven am Quai festliegen. Sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so wird dafür gesorgt werden, dass von 91/2 Uhr ab ein Boot zum Abholen meiner Gäste am Quai bereitliegt ...“.

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2623 Laue, Max von, dt. Physiker, Nobelpreisträger, Direktor am Fitz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesell­ schaft, Empfänger zahlreicher internationaler Ehrungen (1879-1960). Korrespondenz mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 52 (1 handschr.) Briefen und 18 (2 handschr.) Postkarten m. U. „M. v. Laue“, 1 Brief in seinem Auftrag, 6 masch. Abschriften von Briefen Laues und mehr als 90 Durchschriften von Briefen Keipers an Max von Laue. Die Briefe gr. 4to und quer-gr. 8vo. Hechingen und Göttingen (Laue) bzw. Berlin-Neukölln (Keiper) 1944-1950. 8.000 € Umfangreiche Korrespondenz des 1943 in Berlin vorzeitig emeritierten Hochschullehrers über Beiträge zu dem Verlagsprogramm des Berliner Kleinverlegers Wolfgang Keiper. Dieser hatte sich auf die Geschichte der Wissenschaften spezialisiert und wollte Reihen sowohl historisch bahnbrechender Texte als auch von Autobiographien hervorragender Gelehrter als kommentierte Faksimiledrucke herausbringen. Max von Laue, der sich nach seiner Entlassung nach Hechingen zurückgezogen hatte, erklärte sich bereit, eine Autobiographie „Mein physikalischer Werde­gang“ nach dem Vorbild eines ähnlichen Manuskripts von Max Planck zu liefern und zugleich bibliographische und biographische Informationen über bedeutende Kollegen beizutragen. Keiper entfalte­ te nun ausgerechnet in der Papier- und Materialknappheit des letzten


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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ Weltkriegsjahres eine fieberhafte Aktivität um tausend Probleme und Details der Planung und Drucklegung, so dass die Briefe und Karten im Abstand von wenigen Tagen wechselten und v. Laue z. B. noch am Heiligabend 1944 einen Brief und eine Postkarte mit Auskünften an Keiper absenden mußte. Der Schriftwechsel beschäftigt sich also mit Max v. Laues Laufbahn, seinen Veröffentlichungen und seinen Bezie­ hungen zu vielen Kollegen, vor allem aber mit der Drucklegung seiner Biographie, die ihm viel Anlaß zu Kritik und Änderungswünschen bietet. Bewundernswert ist seine Geduld gegenüber dem Verleger Keiper, der ihn mehrmals wöchentlich mit langen Schreiben förmlich „bombar­ diert“. - Das äußere Erscheinungsbild der Korrespondenz ist leider, was die Briefe und Karten v. Laues betrifft, durch Feuchtigkeitsschäden beeinträchtigt: ein Teil der Blätter zeigt erhebliche Verfärbungen; die mit Tinte geschriebenen Teile, d. h. 1 Brief und 2 Postkarten, sind bis zur Unleserlichkeit verwaschen; und die Unterschrift „M. v. Laue“ ist oft mehr oder weniger verblasst und in einem Fall unter Flecken ganz verschwunden. Die Maschinenschrift selbst (und somit auch alle KeiperBriefe) ist nicht betroffen und daher durchgehend leserlich. Alle Teile gelocht. - Trotz dieser Erhaltungsmängel reiches und wertvolles Material zu Leben und Werk des großen Physikers. - Einige Beilagen. Abbildung Seite 182

2624 - 4 Postkarten (davon 3 Ansichtskarten, 1 ganz eigenhändig) m. U. „M. Laue“. Zus. 4 S. (Masch., Tinte und Bleistift). Berlin-Zehlendorf, Pontresina, Morteratsch (Schweizer Alpen) und Schneefernerhaus (Zugspitze). 1922-1933. 450 € An den Chemiker, Nobelpreisträger und langjährigen Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie, Otto Hahn (1879-1968). Eine maschinenschriftliche Einladung nach Zehlendorf und drei Ansichts­ postkarten aus den Alpen, davon 2 gemeinschaftlich. „... Würden Sie wohl meiner Frau und mir die Freude machen, Freitag, den 7. d. M., abends 71/2 Uhr zum einfachen Abendessen zu uns zu kommen? ... Ferner bitten wir Sie um eine Bestellung an Frl. [Lise] Meitner. Wir hatten sie gebeten, am 6. d. M. zu uns zu kommen. Da der Herr Reichspräsident gestern zum gleichen Tage eingeladen hat, und zwar fast alle von uns gebetenen Herren, so müßen [!] wir auch Frl. Meitner bitten, erst am 7. d. M. 71/2 zu uns zu kommen [2.IV.1922] ... Wir haben heut mit Frl. Meitner eine grossartige Tur [!] gemacht, von Silvaplana bis auf den Piz Caputschin (3500) ... Idealer Tag! Frl. M. ist mit grossem Schneid überall mitgestiegen. Wir haben Ihnen nach dem Monte Rosa gewinkt ...“ [29.VIII.1927, nach Saas-Fee adressiert und von dem Physiker Rudolf Ladenburg (1862-1952) geschrieben, der auch die Ansichtskarte vom 4.IX.1927 verfasst hat]. Von der Zugspitze schreibt v. Laue eigenhändig am 11.III.1933 und zählt alle Alpengipfel auf, die er von seinem Fenster und vom Zugspitz-Gipfel aus erkennen kann.

Hass auf Albert Einstein 2625 Lenard, Philipp, österr.-dt. Physiker, Nobelpreis­ träger, Direktor des Instituts für Physik und Radiologie in Heidelberg, Rechtsextremist und fanatischer Antisemit (1862-1947). Sammlung von 13 eigh. Briefen, 1 eigh. Brief­ karte und 6 eigh. Postkarten. Zus. ca. 381/2 S., eng beschrie­ ben. Gr. 4to, 4to, gr. 8vo und 8vo. Heidelberg 1.IV.1910 - 16.XI.1933. 8.000 € 184

An den Physiker-Kollegen Carl Ramsauer (1879-1955), zu dieser Zeit Ordinarius für Experimentalphysik an der Technischen Hochschule Danzig. Umfang- und inhaltsreiche Briefe, in denen aktuelle physika­ lische Forschungsergebnisse einschließlich der eigenen Arbeiten über Kathodenstrahlen erörtert werden, aber auch wissenschaftspolitische Themen wie die geplante Vereinigung des „Jahrbuchs der Radioaktivität und Elektronik“ mit der von Max Born und Peter Debye geleiteten „Physikalischen Zeitschrift“. Lenard wendet sich vehement dagegen, und zwar hauptsächlich wegen des „jüdischen Geistes“ der Zeitschrift. Diese Haltung Lenards zieht sich wie ein roter Faden durch seine Briefe und Postkarten: ein wütender Hass auf Albert Einstein und dessen Befürworter Max Planck sowie auf das Judentum im allgemeinen. Dabei versteigt er sich zu wüsten Beschimpfungen, deren Vokabular dem „Stürmer“ entnommen sein könnte. Einige Zitate, beginnend mit dem Jahr 1918: „... Wenn der Krieg gut ausgeht, wie es sein soll, eröffnen sich doch gar viel neue Möglichkeiten; man denke nur an die Baltischen Provinzen, Bulgarien, Türkei, was alles viel deutsche Kräfte verlangen und unter gute Umstände einsetzen wird, wenn Deutschland Kraft und Macht gezeigt und behauptet hat. Anderes wird noch hinzukom­ men bei einem Hindenburg-Tirpitz-Frieden. - Vor allem möchte ich doch sagen, dass ich Ihre akademischen Aussichten für durchaus gut halte ... Die Berliner und Göttinger Ausländerei (auch internationales Judentum scheint dabei recht beteiligt) werden zweifellos auch noch um so mehr Andere, denen die Augen aufgegangen sind, ausser mir bekämpfen, je besser sowohl Lehre als Erfolg dieses Krieges sein werden [Heidelberg 22.IV.1918] ... Nur in Eile wollte ich Ihnen gleich danken für die Mitteilungen und vor allem in der Einstein-Sache nichts versäu­ men. Es gibt für alle die von Ihnen bemerkten Punkte untrügliche, maassgebliche Beweisstücke in Zeitungen, meist unmittelbar aus Herrn E.‘s Feder ... Ich habe ... sogleich an Professor Gehrcke geschrieben, der derlei sammelte, und ausserdem an Justizrat Dr. Class, Vorsitzender des ‚Alldeutschen Verbandes‘, und beide gebeten, alles aufzutreibende Material direkt Ihnen zuzusenden ... Vor 10 Tagen habe ich hier einen Vortrag über die Rel Th. [Relativitäts-Theorie] in überfülltem gr. Hör­ saal gehalten auf Aufforderung des D. nat. Handlungsgehilfen-Verbandes, wobei auch die Alldeutschen und der Schutz- u. Trutzbund eingeladen waren. Die Wirkung war ersichtlich gut. - Ich lege auch etwas aus letzter Zeit über den Berliner Mediziner Nicolai bei, mit dem Hr E. sehr innig steht (ebenso wie mit einem der russischen Mordjuden, der übrigens auch bei Rathenau aus u. ein geht), was gut nachweisbar sein muss ... Es wäre überhaupt Zeit, den Mann zusammenfassend öffentlich zu entlarven als ‚Deutschen‘ (damit auch den Geist der Berliner Akademie, der gründlich ihr törichter Fach-Schädel gewaschen gehörte) [3.III.1922] ... Zur Einstein-Sache hoffe ich, dass Sie Material erhalten haben. Die Geschäftsstelle des ‚Alldeutschen Verbandes‘ hat sogleich an 3 andere Stellen unsere Bitte weitergegeben: Hammerverlag, ‚D. völk. Schutzu. Trutzbund‘ und ‚Deutsche Zeitung‘ ...“ [17.III.1922]. Über Ramsauers „eben erscheinende Edelgas-Arbeit“: „... Finde sie wieder gut geschrie­ ben mit Ausnahme der Behandlung des Herrn James [Franck], die mir selbst jetzt, nach Hinzufügung des von mir vorgeschlagenen Schluss­ satzes ... zu milde - fast oder sogar irreführend mild - vorkommt. Ich fürchte der Gestank des Juden-Schweinestalls wird uns erstickt haben, ehe wir die nötigen Ausräucherungsmittel und Gasmasken uns ange­ schafft haben werden. Siehe doch Rathenau. - Dass es Ihnen gelungen ist, den Einstein-Unfug von Danzig fern zu halten, ist ein grosses Ver­ dienst [5.IV.1922] ... Ich bitte um Sendung des Einstein-Juden-Blätt­ chens, das ich als Material zur Verfügung gestellt hatte; es wird mir jetzt vonnöten sein ... Ich möchte die Sachen bei der Hand haben, weil bei der ‚Deutschen‘ Phys. Ges. in Leipzig wieder eine Juden-Pest-Beule aufgehen soll im Herbst (grosser Einstein-Rummel). Der deutsche Vor­ sitzende hat die Pest eben doch nicht heilen können. Ob es ihm gelingt


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik in Würzburg James (!) Franck als seinen zweiten Nachfolger zu verhin­ dern, ist auch wohl noch nicht ganz sicher ... Der Judeneinfluss ist über­ all so intensiv und missbraucht wissenschaftlichen Standpunkt so gröb­ lich (wie z. B. Sommerfeld u. sein Buch und viele seiner Rassegenossen, die tun als wäre vor und ausser Einstein, Franck usw gar nichts da), dass dagegen offenbar ... nicht mehr anders aufzukommen ist, als indem man die Einseitigkeit des planmässigen Einander-Hochlobens dieser Sippe an Beispielen offen aufdeckt [15.V.1922] ... Was die Berufungsan­ gelegenheiten betrifft, so habe ich nicht so viel Einfluss als wir wohl zuerst dachten. Planck ist noch immer stark am Werk, und so ziehe ich mich so weit zurück als ich in Ruhe gelassen werde und wohl auch noch weiter. Möge dieser Haupt-Pfleger des Judengeistes alle Verant­ wortung haben für Alles, was er schon in Jahrzehnten angerichtet hat ...“ [3.X.1933]. - Nennt viele weitere Fachkollegen, erörtert Berufungsund andere Universitäts-Angelegenheiten sowie Aufsätze in Fachzeit­ schriften. - Beiliegend die Durchschrift eines Briefes von Lenard an den Vorsitzenden der „Deutschen Physikalischen Gesellschaft“, Max Wien in Jena, mit der Beschwerde darüber, dass im neuesten Heft der Gesellschaft ein Aufsatz in englischer Sprache erschienen sei (9.V.1925); 3 handschriftliche Konzepte Ramsauers zu Briefen an Lenard; 1 eigh. Brief (Heidelberg 8.IV.1947) der Physikerin Isolde Hausser, Abteilungs­ leiterin am Kaiser-Wilhelm- (Max-Planck-) Institut für medizinische Forschung in Heidelberg (1889-1951), an Ramsauer mit Auskünften über Philipp Lenards Adresse und den Tod seiner Frau . - Die Tatsache, dass ein Mann, der seinen aggressiven Antisemitismus so öffentlich zur Schau stellte, für den Nobelpreis ausgewählt wurde, liegt wohl einer­ seits daran, dass dies bereits 1905 geschah, andererseits, dass einer sol­ chen Haltung in der Gesellschaft seiner Zeit von einer Mehrheit nicht ernsthaft widersprochen wurde. - Erschütternde Dokumente zu Hass und Mißgunst selbst auf so neutral scheinendem Gebiet wie der physi­ kalischen Wissenschaft. Abbildung Seite 183

„durch die Münchener Polizei gedrängt“ 2626 Mannheim, Karl, Soziologe und Philosoph österr.ungar. Herkunft, Schüler Alfred Webers, habilitiert in Heidelberg, Professor in Frankfurt; 1933 entlassen, emi­ grierte er nach London (1893-1947). Eigh. Brief m. U. „Dr. Karl Mannheim“. 3 S. Kl. 4to. Saig (Schwarzwald) 5.IV.1920. 450 € An einen „Herrn Doktor“ in München. „... Ich mußte leider durch die Münchener Polizei gedrängt plötzlich wegreisen und so konnte ich Sie ... nicht wie ich es mir vorgenommen habe noch einmal besuchen ... Jetzt habe ich wieder das Gefühl - wie so oft - daß ich das Konventionelle nicht durchbrochen habe, und daß es mein Fehler ist, wenn sich mein Besuch für Sie in’s Schemenhafte verliert ... In Freiburg habe ich mit der Aufenthaltsbewilligung auch große Schwierigkeiten ich hoffe aber mit der Hilfe Husserls, der sehr liebenswürdig ist dieselbe zu erreichen. Solange ich die nicht in Händen habe verweile ich an einem kleinen Kurort im Schwarzwald, wo ich bereits gut arbeiten kann. - Ich habe hier Gelegenheit gefunden einen Band der Summa zu lesen und bedauere es erst jetzt auf’s herzlichste daß diese Zeitschrift eingegangen ist, ihre Geistesrichtung ist mit einer ähnlichen Zeitschrift in Ungarn, die auch eingegangen ist, und die wir einige mit schwerer Mühe mit Material versehen konnten sehr verwandt. - Fall’s Sie ... an Broch schreiben über­ mitteln Sie ihm bitte meine besten Grüße und gestatten Sie mir wenn ich wieder durch München fahre, und Sie noch dort sind, daß ich von

2626 Ihrer g. Einladung Gebrauch mache ...“. - Von der 1917-1918 von Franz Blei herausgegebenen, philosophisch orientierten Vierteljahresschrift „Summa“ erschienen nur 4 als „Viertel“ bezeichnete Bände. - Briefe Karl Mannheims aus Deutschland sind sehr selten. Abbildung

Der Schwetzinger Gartendirektor 2627 Medikus, Friedrich Casimir, Botaniker und Arzt, Gartendirektor in Schwetzingen und Mannheim, Mit­ glied der Akademien in München, Mainz, Wien und Mannheim, Hausarzt des kurpfälzischen Ministers P. E. von Zedtwitz, Mitbegründer und Direktor der Hohen Kameral-Schule in Kaiserslautern, Verfasser zahlreicher botanischer Werke (1736-1808). 2 eigh. Briefe m. U. „Medikus“. Zus. 6 S. Doppelbl. 4to. Mannheim 21.XI.1782 und 20.I.1783. 600 € An den (nicht genannten) Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817), Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität, später der Kaiserlichen Gärten von Schönbrunn. Er habe während einer Krankheit die Neuauflage eines der Bücher von Jacquin mit großem Gewinn gelesen. Bestellt ein Exemplar für sich und bittet, weitere Exemplare des Werkes auch an den Staatsminister v. Ritter und an den Prälaten Häfelin in München zu senden. Er selbst möchte aller­ dings ein Exemplar ohne Kupfer erwerben, da er nur am Text interes­ siert sei. Erkundigt sich ferner nach dem Fortgang des seit 1770 von

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ Ankündigung m. U. „FC Dahlmann“. 1 S. kl. 4to. Bonn 18.X.1858. Anschlagzettel für das „Schwarze Brett“ der Bonner Universität: „Für diesen Winter erbiete ich mich zu folgenden Vorträgen: Öffentlich I. Die Geschichte von Großbritannen vom J. 1689 bis 1727. Mittwoch 9 Uhr. - Privatim II. Die Politik ... III. Die deutsche Geschichte seit Karl V. - Meine Absicht ist, beide Privata Donnerstag den 28sten d. Monats zu eröffnen, das Publicum aber Mittwoch den 3ten November. Für An­ meldungen bin ich Morgens bis 11 Uhr zu Hause ...“. - Etwas gebräunt; 2 Fehlstellen alt ausgebessert; kleine Einstiche von der Befestigung am „Schwarzen Brett“. - Beiliegend ein kleines gestoch. Porträt des Gelehr­ ten.

2629 Moench, Conrad, hessischer Pharmazeut, Chemi­ ker und Botaniker, langjähriger Professor für Botanik in Marburg (1744-1805). 2 eigh. Briefe m. U. „C. Moench“, im ersten mit dem Zusatz „Hofrath u. Professor zu Mar­ burg in Hessen“. Zus. 5 S. Doppelbl. 4to. Marburg 12.X.­ 1788 bzw. 4.III.1795. 600 €

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Jacquin herausgegebenen „Hortus Botanicus Vindobonensis“. Im zweiten Brief u. a. ausführlich über den Druck seiner „Botanischen Beobachtungen“. - Der Gelehrte unterzeichnet jeweils mit „Medikus“, so dass die bei Wikipedia und anderswo verwendete Schreibung „Medicus“ falsch ist. - Gut erhalten und sehr selten. Abbildung

2628 Mendelssohn Bartholdy, Karl, Jurist, Sohn des großen Komponisten, Professor in Freiburg, verbrachte die letzten 23 Jahre seines Lebens in einer Schweizer Ner­ venheilanstalt (1838-1897). Eigh. Brief m. U. „K Mendels­ sohn Bartholdy“. 1 S. Gr. 8vo. Freiburg i. Br. 10.VI.1871. 450 € An einen Kollegen, der die Rückgabe von Büchern angemahnt hatte. „... in Folge des eingegangenen Monitoriums ... übersende ich anbei mit bestem Dank die entliehenen Schriften über Rastadt [sic] zurück; darf aber wohl die Hoffnung aussprechen daß mir dieselben über‘s Jahr wieder geliehen werden. Ich gedenke nämlich nach einem Jahr den zweiten Band meiner griechischen Geschichte beendigt zu haben und mich dann wieder ernst an den Rastatter Congreß zu machen ...“. - Karl Mendelssohns besonderes Interesse galt nicht nur dem Freiheitskampf Griechenlands, sondern überhaupt allen Befreiungsbewegungen von absolutistischer Herrschaft. Drei Jahre nach diesem Brief mußte Men­ delssohn sein Lehramt aufgeben und sich in eine Nervenheilanstalt zurückziehen, die er nicht mehr verließ. - Etwas gebräunt.. - Dabei: Friedrich Christoph Dahlmann, Historiker, Professor in Kiel, Göttingen und Bonn, einer der „Göttinger Sieben“ (1785-1860). Eigh. Vorlesungs-

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An einen Bergrat und Botaniker in Wien, dessen Sohn er soeben in Marburg kennengelernt habe. Das veranlasse ihn, die Samen einiger Pflanzen für den Wiener Botanischen Garten zu übersenden, die gemäß der Auskunft des genannten jungen Mannes in Wien nicht vorhan­ den seien. Er wäre im Gegenzug auch sehr an Sendungen von Sämereien aus Wien für den Marburger Botanischen Garten interessiert. „... Ich habe hier ein großes Treibhauß, daß alle 3 Abtheilungen hat, und es kann also alles benuzt werden. Was es ist, wird mir angenehm seyn. Ohnge­ fehr mit Sommergewächsen besize ich um 1500 Pflanzen ...“ [1788]. Im März 1795 schickt er wieder Sämereien und erklärt ausführlich die Verspätung der Sendung: der ausgewählte, mit Büchern und Pflanzen­ samen versehene Überbringer war an der Grenze abgewiesen worden, weil die zollamtliche Deklaration fehlte. Zu Moenchs Empörung behielt er die Dinge nun monatelang, bis er sie endlich per Post nach Marburg zurücksandte. Ferner über neue Veröffentlichungen Moenchs, die er z. T. mitsendet. - Die letzte (leere) Seite des 2. Briefes angeschmutzt, sonst gut erhalten. - Sehr selten.

2630 Stiftung Nietzsche-Archiv in Weimar. Schriftwech­ sel mit dem Berliner Verleger Wolfgang Keiper, bestehend aus 32 maschinen- oder handschriftlichen Briefen und 1 Postkarte des Archivs an Keiper und ca. 47 Durchschlä­ gen der Briefe von Keiper an das Archiv. Zus. mehr als 100 S., eng beschrieben. Meist gr. 4to. Weimar und BerlinNeukölln 13.XII.1943 - 15.II.1945. 2.500 € Trotz des relativ kurzen Zeitraums eine sehr umfangreiche Korrespon­ denz, da der Berliner Klein-Verleger Wolfgang Keiper ausgerechnet in der Spätphase des Weltkriegs mit großem Eifer Teile von Nietzsches Werken in kommentierten Faksimile-Drucken herausbringen wollte, darunter eine vierteilige Feldpost-Ausgabe von „Also sprach Zarathustra“. Keipers Verlag spezialisierte sich auf Faksimile-Drucke bahnbrechen­ der oder grundlegender Schriften großer Geistes- und Naturwissen­ schaftler. Von Johann Kepler und Hans Pfitzner, Schelling, Haym und anderen waren bereits Schriften bei Keiper erschienen; es sollten als nächste Nietzsche („Fünf Vorreden“ hatte Keiper schon ediert), Kant und Max Planck folgen. Die Korrespondenz zwischen Keiper und den Vertretern des Nietzsche-Archivs, Max Oehler, Rudolf Dempe und Dr.


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik Günther Lutz, behandelt sowohl allgemeine Fragen der Auswahl und des in Weimar vorhandenen Materials als auch die Beschreibung der Manuskripte und detailliert die Probleme der Papiere, Formate, Typo­ graphie, Druckvarianten, Foto-Möglichkeiten (durch den Fotografen Held in Weimar) und Faksimilierung, Einband-Stoffe, Papierbeschaf­ fung und vieles andere, zunächst für „Götzendämmerung“, „Ecce Homo“ und „Lebenslauf“. Großen Umfang des Schriftwechsels nehmen auch Keipers Wünsche hinsichtlich der Kommentierung der Ausgaben ein: eine Bibliographie aller Nietzsche-Drucke vor und nach Gründung des Archivs sowie andere Hilfe und Mitarbeit in Weimar. Beide Seiten geben sich große Mühe, auf die Wünsche des Anderen einzugehen und die Drucklegung trotz schwierigster äußerer Umstände voranzutreiben. Bei Kriegsende liegen schließlich vom Keiper Verlag vor: „Fünf Vorreden“, „Mein Leben“, „Wir Furchtlosen“, „Also sprach Zarathustra“ und „Werke, Handschriften Briefe“. - Reichhaltiges Material zur Nietzsche-Forschung und zur Situation des Nietzsche-Archivs in den letzten Jahres des Zwei­ ten Weltkriegs. - Beiliegend die Durchschriften je eines Briefes von Keiper an das Reichs-Propaganda-Ministerium, Referat Wissenschaft, in Berlin (19.V.1944) und an den Fotografen Held in Weimar.

„eine Cäcilie Gast hat nie existiert“ 2631 - Gast, Elise (geb. Wagner), Ehefrau von Nietzsches engem Mitarbeiter und Herausgeber Heinrich Köselitz alias Peter Gast (der wie Nietzsches Schwester wesentliche Eingriffe in Nietzsches Texten vornahm), Hüterin eines „Peter-Gast-Archivs“ in Annaberg (1874-1966). 4 eigh. Briefe m. U. „Elise Gast“. Zus. ca. 6 S. Gr. 4to. Annaberg (Erzgebirge) 2.VIII. - 18.XII.1944. 800 € Recht umfangreiche Briefe an den Berliner Verleger Wolfgang Keiper, der sich auf Geschichte der Wissenschaften spezialisiert und neben der Herausgabe einzelner Schriften Nietzsches eine luxuriöse „JubiläumsAusgabe“ zum 100. Geburtstag (Okt. 1944) geplant hatte. Er plante auch eine Würdigung des Nietzsche-Mitarbeiters Peter Gast (1854-1918) und bittet daher in dem vorliegenden Briefwechsel dessen Witwe um Auskünfte über die Materialien im „Peter-Gast-Archiv“ und um Hilfe bei der Erstellung einer möglichst vollständigen Bibliographie der selbst­ ständigen und unselbstständigen Veröffentlichungen von Peter Gast. Elise gibt ausführlich Auskunft: „... betreffs ‚König Wenzel‘, ‚Nausikaa‘ und ‚O rpheus‘ kann ich Ihnen nur den Bescheid geben, daß außer einer Ouvertüre für König Wenzel (1885) alle drei Arbeiten als Entwürfe vorliegen. - ‚Der Apulische Hirtenreigen ist unter die Blätter der Nausikaa gewandert, dort mag er viele Jahre ruhen‘ - schreibt mein Mann am 7. April 1883 an Friedrich Nietzsche, demnach ist auch dieser nur ein Entwurf geblieben. Was das Pastorale über ein böhmisches Volkslied aus dem Jahre 1888 anlangt, das habe ich in meinem Verzeichnis schon angegeben. Es ist dies die Komposition die Nietzsche als Claude Lorrain bezeichnet ... Ihre Frage nach einer autobiographischen Skizze meines Mannes muß ich ... zu meinem größten Leidwesen verneinen. Der Nach­ laß seines großen Freundes Nietzsche, für den er sich zu selbstlos ein­ setzte, hat leider das eigene Schaffen zu sehr verdrängt und sein allzu früher Tod hat diesem Schaffen ein ebenso frühzeitiges Ziel gesetzt. Zu der gütigst übersandten Tabelle über die schriftstellerischen und musikalischen Arbeiten meines Mannes möchte ich Sie bitten, bei den von Pfeiffer veröffentlichten Briefen nicht Cäcilie Gast, sondern nur Cäcilie G. zu setzen. Eine Cäcilie Gast hat nie existiert, das Fräulein aber, mit dem mein Mann in regem Briefwechsel stand, hat zufällig auch den Buchstaben G am Anfang ihres Familiennamens ...“. In den folgenden Briefen nennt sie noch eine ganze Reihe literarischer und musikalischer

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Werke ihres Mannes, versendet auch das Manuskript der Komposition „Das deutsche Schwert“ im Original. Im letzten Brief gibt sie u. a. die Aus­kunft: „... Die Frage nach einem Gemälde meines Mannes möchte ich mit einem nein beantworten. Das Bild das ich besitze, bringt nicht die Wesenszüge und den Charakter zum Ausdruck, die im Antlitz meines Mannes lagen. Dagegen gibt es ein sehr schönes Bild im Nietzsche­archiv in Weimar. Es ist vom Bruder meines Mannes, Rudolf Köselitz, Mün­ chen, angefertigt ...“. - Beiliegend 2 Durchschriften von Briefen Keipers an Elise Gast. - Die Briefe von dieser gelocht; kleine Faltenrisse. Abbildung

2632 Panzer, Georg Wolfgang Franz, Nürnberger Arzt, Botaniker und Entomologe, Herausgeber der großen „Fauna Insectorum Germanica“ (1755-1829). Eigh. Brief m. U. „Panzer Med. Dr. et Physicus ord.“ 3 S. Doppel­ blatt. 4to. Nürnberg 12.V.1781. 300 € Wohl an den (nicht genannten) Wiener Botaniker Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817), Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität, später der Kaiserlichen Gärten von Schönbrunn. Bedankt sich höchst bescheiden für die wohlwollende Aufnahme bei seinem Wien-Aufenthalt und bittet, seine neuen Veröffentlichungen Jacquin widmen zu dürfen. „... Erlauben mir Ew. Wohlgeboren daß ich es wage dießen Erstlingen meiner botanischen Arbeiten Ihren berühmten Namen für zu setzen, - ich glaubte einen so übel ausgefallenen Versuch botani­ scher Beobachtungen nicht besser zu schmücken als mit dem Namen

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________

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eines vollendeten Meisters botanischer Kenntnisse ...“. Erbittet Jacquins Urteil über die „gegenwärtige Brochüre“ und erhofft dessen „groß­ müthige Aufmunterung“, ohne die er „freylich zurückbleiben“ müsse. - Panzers „Fauna Insectorum Germanica“ erschien in 109 Teilen mit 2640 Kupfertafeln von Jacob Sturm.

2633 Platner, Ernst, Mediziner, Physiologe und Philo­ soph sowie Mitbegründer der Anthropologie als medizi­ nisch-philosophische Wissenschaft, der Vorläuferin der psychosomatischen Medizin (1744-1818). Eigh. Album­ blatt m. U. „Ernst Platner“. 1 S. Goldschnitt. Quer-8vo. Leipzig 3.III.1776. 200 € „Wissenschaft ist dann erst Weisheit, wenn sie Vertrauen auf Gott, Menschenliebe und Tugend und Liebe zur Wahrheit richtet“. - Platner war seit 1770 außerordentlicher Professor der Medizin in Leipzig; 1780 wurde er Ordinarius der Physiologie, 1811 auch der Philosophie. Sein Hauptwerk „Anthropologie für Ärzte und Weltweise“ beeinflußte diverse prominente Zeitgenossen, darunter Schiller, Herder und Moritz; auch Wezel und Jean Paul setzten sich damit auseinander. - Gut erhal­ ten und selten. Abbildung

2634 Prešl, Karl B., bedeutender böhmischer Botaniker, Professor in Prag und Kustos am Vaterländischen Museum (1794-1852). 3 eigh. Briefe m. U. „Presl“. Zus. 71/2 S. 4to und gr. 4to. Prag 1832-1834. 450 € Umfangreiche Briefe an einen Kollegen in Wien; ausführlich über ihren regen Pflanzen- und Informationsaustausch. „... Hiemit erhalten Sie die Kupfertafel mit der Polygata und einigen Pflanzen für Ihr Herbar ... Wollen Sie mir nun etwas von den ostindischen und brasilianischen Sachen mittheilen, so werden Sie mich sehr verbinden, und ich hoffe

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Ihnen manches wieder geben zu können, was Ihnen sehr angenehm seyn wird; ich muß jedoch eine Bedingung machen, daß Sie das von mir Erhaltene ohne Aufheben zu machen, Ihrem Herbar einverleiben, da ich mir sonst Feindschaft mit Pohl herbeiführen könnte, dem ich alle Mittheilungen durch die Bemerkung abschlug, daß ich keine Duplet­ ten besitze, ich lebte genug lange in der größten Feindschaft mit diesem Herrn, und wurde von ihm bitter gehaßt und heftig verfolgt, so daß ich alle Vorsicht anwende, um nur mit ihm nicht wieder zusammenzu­ gerathen ... Auch hätte ich noch eine Bitte, mir die Bögen der Wiener Zeitung für die elegante Welt (oder wie die Zeitschrift heißt) zu verschaf­ fen, in welchen Schott seine botansichen Beobachtungn eingerükt hat ... Wollten Sie wohl die Güte haben bei Rohrman und Schweizer meine Symbola bot. zu zeigen, mich den Herrn zu empfehlen und in meinem Namen zu fragen, ob es Ihnen nicht gefällig wäre, Exemplare davon gegen andere botanische Werke ... einzutauschen. Der 5te Heft erscheint zu ... Anfange des künftigen Monats, worauf sogleich der erste Heft des zweiten Bandes gedrukt wird. Für das Repertorium botanicum müßte ich einen andern Verleger suchen, da der erste Bedingungen aufzustellen anfing, von denen früher nie die Rede war [1.XII.1832] ... Ich bin gegenwärtig mit der Bearbeitung eines neuen Heftes der Reliquia hankiana beschäf­ tigt, der einen Theil der Monopetala enthalten wird. Doch geht mir die Arbeit sehr langsam vonstatten, da ich oft unterbrochen werde ... Ihre neuen angedeuteten Gattungen reizen meine Neugierde sehr; es ist sehr zu bedauern, daß Wien von Prag 40 Meilen entfernt ist, was ließe sich nicht besprechen und in der kürzesten Zeit abmachen! [19.IV.1833] ... Von meiner Monographie der Lobeliaceen habe ich das Hauptgebäu­ de fertig, einzelne Theile des Innern und Äußern sind schon ausgefeilt, es bleibt mir die allmähliche Vervollständigung übrig ... Poeppig ist ein sauberer Patron; Die Botanical Miscellany hat er mir noch nicht zurück­ geschikt, und scheint mir übrigens ein gewaltiger Maulwipper zu seyn. Ich bin gesonnen mit nächstem Posttag dieses Buch kathegorisch in einem bestimmten Termin zurükzufordern. Den 4ten Theil der Flora peruviana habe ich mir aus London bestellt ... Am Repertorium wird fleißig gedrukt, so daß zur Ostermesse das zweite Heft erscheint. Von den zwei erschienenen Heften meiner Symbola erhalten Sie nächstens ein Exemplar ...“ [24.I.1834]. Behandelt ferner zahlreiche botanische Spezialthemen und erwähnt eine ganze Anzahl von Botaniker-Kollegen. - 3 Zeilen im zweiten Brief sorgfältig geschwärzt, vielleicht vom Verfas­ ser selbst.


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2635 „Preußischer Schiffsbrief“. Urkunde, ausgestellt vom Amtsgericht Berlin. 4 S. Mit zahlr. hand- und maschi­ nenschriftl. Eintragungen und Stempeln. Doppelblatt. Folio. Berlin 27.IV.1897, mit Nachträgen bis 1941. 120 € Einem KFZ-Brief vergleichbares Dokument, das Erbauer, Eigentümer, technische Daten und alle späteren Veränderungen an dem „Schrauben­ dampfschiff aus Eisen“ namens „Baurath Hobrecht“ verzeichnet; erbaut 1896 in Grabow auf Kosten der „Aktiengesellschaft Spree-Havel-Dampf­ schiffahrts- Gesellschaft Stern, Berlin“. Die ursprünglichen Baukosten betrugen 75.000 Goldmark. Mit zahlreichen Nachträgen bezügl. Tilgung und Eigentümerwechsel.

2636 Rabenhorst, Gottlob Ludwig, brandenburg-säch­ sischer Botaniker, Spezialist für Kryptogamen, lebte ab 1840 als Privatgelehrter in Dresden und Meißen (18061881). 16 eigh. Briefe m. U. „L. Rabenhorst“. Zus. 261/2 S. Gr. 8vo. Dresden 1864-1879. 450 € An den (nicht genannten) ihm befreundeten Südseereisenden, Natur­ forscher und Zoologen Eduard Graeffe (1833-1916), der nacheinander Direktor eines naturkundlichen Museums in Hamburg, des Aquariums in Wien und des Zoos in Triest war. Ausschließlich und eingehend über Themen der Botanik, vor allem Gattungen von Algen, alte und neue Fachliteratur sowie beiderseitige Veröffentlichungen. - Beiliegend die Todesanzeige für Ludwig Rabenhorst, Meissen, 24. April 1881.

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ ich mir dann erlauben Ihnen ein Expl. davon zugehen zu lassen. Ich bitte Sie dann um ein Desideratenverzeichniß der Arten, die Sie zu haben wünschen, u. was irgend abgebbar ist, sollen Sie erhalten ...“[2.I.1889]. Dieser Brief enthält auch ein „Verzeichniß der an Prof. Reinke gesandten Doubletten“. Auch der dritte Brief handelt von Pflanzentausch.

„not yet invaded by aliens“ 2639 Rodway, Leonard, australischer Dentist und Bota­ niker, 36 Jahre lang Regierungsbotaniker auf Tasmanien (1853-1936). Eigh. Brief m. U. „L. Rodway, Gov. botanist“. 12/3 S. Doppelblatt. 8vo. Hobart (Tasmanien) 8.II.1908. 200 € An den Zoologen Ernst Haeckel in Jena. „... By this post I forward you two grasses gathered about 600 miles inland in West Australia. I do not know them and as the locality is one not yet invaded by aliens I think it probable they are new. - The material I know is soon lent - there is little chance of more being procured as the district is almost a desert ...“.

Über den Großhandel mit Orchideen

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2637 Reichenbach, Heinrich Gottlieb Ludwig, Dres­ dener Naturforscher, 54 Jahre lang Direktor des Natur­ historischen Museums, Gründer des Botanischen und Mitbegründer des Zoologischen Gartens in Dresden (17931879). Urkunde m. U. „L. Reichenbach“. 1 S. Zweifarbige Lithographie mit ornamentaler Bordüre, allegorischem Blindstempel und handschriftl. Eintragungen. Quer-fo­ lio. (Dresden) 26.XI.1846. 120 € Sehr dekorative Urkunde der „Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Dresden“, die Herrn Dr. A. W. E. Th. Henschel in Breslau „als Zeichen ihrer Hochachtung wissenschaftlichen Verdienstes“ in ihrer Sitzung am 20. August 1846 zu ihrem „correspond. Mitgliede“ ernannt hat. Mit blauer Zier-Bordüre mit Weinranken, Schwänen, Krügen etc. - August Wilhelm Henschel (1790-1856) war Botaniker und Medizinhistoriker. - 2 vertikale Falten.

2638 Reinke, Johannes, Botaniker und vitalistischer Philosoph, Professor für Botanik und Direktor des botani­ schen Instituts in Kiel (1849-1931). 3 eigh. Briefe m. U. „Reinke“. Zus. 8 S. 8vo und gr. 8vo. Kiel 1888-1889. 300 € An einen Fachkollegen. Über botanische Themen und Spezialliteratur. „... Ostern wird meine Flora der westlichen Ostsee erscheinen u. werde

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2640 Roezl, Benedict, böhmischer Botaniker, Abenteu­ rer und Orchideenhändler, bereiste jahrelang Nord- und Südamerika, entdeckte mehr als 800 neue Pflanzenarten, sammelte viele Tausend Belege und brachte zahlreiche Orchideen mit nach Europa (1823-1884). 3 Briefe m. U. „B. Roezl“. In etwas gebrochenem Deutsch. Zus. 8 S. Mit 1 Federzeichnung. Gr. 8vo. Prag 1878-1883. 600 € An einen befreundeten Fachkollegen, wahrscheinlich den OrchideenSpezialisten Heinrich Gustav Reichenbach (1824-1889) in Hamburg. „... Heute bekam ich von meinem Neffen N. 3 aus Californien trockene Blumen von einer Orchiedee welcher er glaubte daß es ein Cypripedi­ um ist, leider hat er mir die Farbe nicht angegeben, scheint aber rot und gelb zu sein, so bin ich so frei Ihnen davon in einer Zeitung zu schicken diese komt ungefährt 150 E. Meilen nordlich von San Francisco so daß es wahrscheinlich in freien lande aushalten wird ...“. Bittet um Beurtei­ lung und fragt, ob er einige hundert Exemplare davon besorgen solle. Bietet an, weitere Arten zu beschaffen und teilt mit: „... Ich habe noch keine Wohnung in Paris, werde wahrscheinlich den 5ten August von hier wegreißen, vielleicht direkt nach London ...“ [Prag 22.VII.1878]. - Im April 1881 schreibt Roezl auch namentlich an Reichenbach: „... Den 15 März 1870 reißte ich von Cali in Staate Cauca, Columbien des Morgens ab nach Buonaventura, als ich über die Wasserscheide in der Höhe von Buena vista welche 7200 Fuß hoch liegt, da grade wo das Regenwasser sich theilte, der eine Theil nach dem Stieelen [!] Ocean und das andere in den Caraibenmeere durch den Fluß Cauca sich ergießt, sah ich vom Pferde dich am Weege eine Masdevallia aber ohne Blühte, mein Reißegefährte war einige Schritte voran, ich stiege vom Pferde ab um die breitblättrige Masdevallia herauszureißen und rief mein gefährte was daß für schöne Masdevallia sein muß, es ist nur Schade daß diese nich in der Blühte ist, er antwortete mir es ist ja eine Blume davon ...“ (etc.). Beschreibt dann den Fund in allen Einzelheiten [Prag 1.IV.1881] - Im Juni 1883 wendet sich Roezl an Anton Kerner von Marilaun (1831-1898), den Direktor des Botanischen Gartens in Wien. „... Als ich diesen Frühjahr in Wien als Preisrichter bei der Frühjahr Ausstellung war, sprach ich mit H. Fr. Benseler der mir sagte, daß Sie geneigt wären, jährlich ein bestimte Summe für Orchideen (neue) anzuschafen, so erlaube bei Ihnen anzufragen, ob sich die Sache so verhält, den ich


_______________________________________________________________________________________________________ Wissenschaft und Technik gehe nächstes Monat nach London, wo ich viele tausende neue Orchideen besitze, habe auch jährlich Auftrag von Baron Nathanael Rothschild, H. F. Antoine, Hofgarten Director, für H. Vetter, Schonbrun [Schön­ brunn], so wie vom Grafen Harah [Harrach] in Brug an der Leith etc. etc. [Es ist] mir ganz genau bekant welche gattungen Sie in Botanischen Garten besitzen, um nicht dieselben zu schicken, es ist mir gleich ob Sie Amerikanische, Asiatische oder von Madagascar oder Philippinische Inseln, überhaupt Asiatische, den wir haben mit mein Freund Sander 22 Reisende in allen Weltgegenden die tropisch oder subtropisch sind - Also wenn Sie etwas wünschen bitte mich diese Tage davon benach­ richtigen, für welche Summe Sie jährlich ausgeben könnten ...“ [Prag 19.VI.1883]. Nennt Preise und beschreibt den Orchideenhandel in England. - Bei der Vorführung einer von Roezl erfundenen Maschine zum Reinigen von Pflanzenfasern 1868 in Havanna auf Kuba war Roezl mit einer Hand in die Maschine geraten; sie mußte amputiert werden und wurde durch eine Prothese in Form eines Hakens ersetzt. - Interes­ sante inhaltsreiche Briefe eines ungewöhnlichen Weltreisenden und Blumenhändlers, dessen Denkmal den Karlsplatz in Prag ziert. Abbildung Seite 189

2641 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich, Philosoph, Professor in Königsberg (1805-1879). Eigh. Manuskript mit Namenszug „Johann Karl Friedrich Rosenkranz“ am Kopf. 2 S., sehr eng beschrieben. Gr. 4to. (Königsberg 1853). 350 € Umfangreiche tabellarische Chronologie seiner bisherigen Laufbahn und Veröffentlichungen, für den Artikel im Conversationslexikon von Brockhaus bestimmt. Wertvolle biographische Quelle. - Kleine Einrisse; leicht gebräunt. Abbildung

2642 Salkowski, Ernst Leopold, Mediziner, physiologi­ scher Chemiker, Assistent bei Rudolf Virchow, Professor und Geh. Medizinalrat in Berlin, Entdecker zahlreicher biochemischer Vorgänge (1844-1923). Eigh. (?) Manuskript. 151/2 S. Folio. (Berlin) o. J. 250 € „Ueber den Nachweis der Gallensäure im Harn. Zur Bewerbung um einen Preis des Archivos de Medicina in Madrid.“ Vollständige, umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung. - Die Eigenhändigkeit ist wahrschein­ lich, aber nicht ganz sicher: Jedes Blatt ist in derselben Handschrift bezeichnet: „Gallensäure-Nachweis. Zweites Exemplar“. Wegen des Wettbewerbs fehlt der Name des Verfassers beim Titel; er ist erst nach­ träglich von fremder Hand eingesetzt: „von Professor Dr. E. Salkowski + Berlin“. Auf dem ersten Blatt oben rechts ein Datumsstempel: 24. Feb. 1923, also noch zu Lebzeiten des Verfassers: Salkowski starb am 8. März in Berlin. Seine „Lehre vom Harn“ ist noch 2007 als Taschenbuch wie­ der aufgelegt worden. - Das erste Blatt stärker fleckig; sonst ordentlich erhalten. - Beigegeben: Brandanus Meibom, Helmstedter Mediziner, promovierte in Utrecht, ging nach England und wurde 1707 Professor in Helmstedt (1678-1740). Eigh. Unterschrift „B. Meibom“ auf dem abgeschnittenen unteren Ende einer Urkunde mit papiergedecktem Siegel. Helmstedt 28.IV.1731. - Meibom war in Helmstedt zuerst Pro­ fessor für Pathologie und Semiotik, später auch Ordinarius für Botanik und schließlich Erster Professor der Medizin. Er war Hannoverscher Hofrat sowie Leibarzt des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel und veröffentlichte 17 wiss. Abhandlungen.

2643 Scherzer, Karl von, österr. Forschungsreisender und Diplomat, bereiste Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Ostasien und nahm an der „Novara“-Expedition teil, ab 1872 Generalkonsul in Smyrna (Izmir), dann in London, Leipzig und Genua (1821-1903). Eigh. Brief m. U. „Dr. Scherzer“. 4 S. Doppelblatt. 8vo. Smyrna 2.IV.1874. 250 € An einen Freund in Brüssel: „... Ich bin seit zwei Jahren hier im Orient mit der Leitung des hiesigen Generalconsulates betraut, und derart mit amtlichen Geschäften so wie mit literarischen Arbeiten überhäuft, dass ich nur schwer im Stande bin mich brieflich meinen zalreichen [sic] Freunden in vier Erdtheilen in Erinnerung zu rufen. Vielleicht ist Ihnen meine letzte Arbeit über Smyrna [das Buch ‚Smyrna‘, 1873] schon zu Gesicht gekommen u. dann werden sie wohl auch meiner rück­ sichtsvoll wohlwollend gedacht haben ...“. Scherzer bestellt drei Exem­ plare einer belgischen Zeitschrift mit einer Rezension seines Buches. „... Es ist Aussicht vorhanden dass ich in nächster Zeit von hier nach England (London) versetzt werde und dann hoffe ich das Vergnügen zu haben Sie auf der Durchreise in Brüssel zu besuchen ...“. - Scherzer war von 1872-75 Generalkonsul in Smyrna, von 1875-78 in London. Er war mit der Leitung des wissenschaftlichen Stabs der österreichischen Nova­ ra-Expedition 1857-59 betraut. - Mit blindgepr. Anker im Briefkopf sowie mit 3 kleinen Löchern von ehemaliger Faden-Heftung.

2644 Schmitt, Carl, einer der bedeutendsten Staats­ rechtler und Staatsphilosophen des 20. Jhdts (1888-1985). 2 eigh. Briefe und 2 eigh. Postkarten m. U. „Carl Schmitt“. Zus. ca. 31/2 S. 4to und quer-8vo. Berlin-Schlachtensee 18.II.1944 - 29.V.1945. 500 € In der Spätphase des Weltkriegs an den Berliner Verleger Wolfgang Kei­ per, der sich auf die Geschichte der Wissenschaften konzentriert hatte und Autobiographien und bedeutende Texte von einer Reihe namhafter Gelehrter herausbringen wollte. Im Februar 1944 schreibt Schmitt: „... Ihr Schreiben vom 10. Febr. erreichte mich heute hier in Schlachten­ see, wo ich die umstehende näher angegebene Wohnung bezogen habe. Ich bin schon seit 10. Januar wieder in Berlin und halte Vorlesungen, nach 3 Ausbombungen, teils im Lufschutzkeller der Universität, teils in meiner neuen Wohnung ... Sie nennen es ‚weise‘, daß ich von Berlin weggegangen bin, aber ich bin, wie Sie sehen, längst wieder hier. Die Nachricht, daß die Verfassungsfrage von Stein aus den Ruinen neu ersteht, hat mich mit besonderer Freude erfüllt. Was ist denn aus dem Kanne geworden? Ich habe viele Bücher aus meiner Bibliothek wiedergefunden und retten können; eine wahre Orgie der Wiederbegegnungen [18.II.­ 1944] ... bei meinem letzten Aufenthalt in Ungarn (November 1943) habe ich mich über die außerordentlich starke Wirkung Lorenz von Steins auf die ungarische Verwaltungswissenschaft informieren können. Hat es noch Zweck, Ihnen darüber Näheres mitzuteilen? ... Eben erhalte ich Ihre Sendung mit Brief vom 21.2.44; herzlichen Dank, besonders auch für das hochinteressante Nietzsche-Bändchen! [22.II.1944] ... Ich schicke Ihnen hier ein kleines Exposé über L. von Stein in Ungarn, das mir der Präsident des K. Ung. Oberverwaltungsgerichts in Budapest aus dem Stegreif angefertigt hat [5.III.1944] ... hoffentlich erreicht Sie dieses Lebenszeichen! Geben Sie mir irgendwie ein Wort der Nachricht, wie es Ihnen geht! Wir haben hier die letzten Wochen überstanden, sind aber ohne jede Nachricht von Bekannten. Herzliche Grüße und Wünsche Ihres alten und unveränderlichen Carl Schmitt.“ [29.V.1945]. - Beiliegend ein hektographiertes Typoskript von Carl Schmitt mit dem Titel „Was

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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ In der Spätphase des Weltkriegs an den Berliner Verleger Wolfgang Keiper, der sich auf die Geschichte der Wissenschaften konzentriert hatte und Autobiographien und bedeutende Texte von einer Reihe namhafter Gelehrter herausbringen wollte. „... Zu dem bedeutenden Programm, das Sie aufgestellt haben und das ein Zeichen vorbildlicher Tatkraft nach schweren Verlusten ist, beglückwünsche ich Sie herzlich ... Auch für die Aufrechterhaltung Ihres Plans, einen autobiographischen Beitrag von mir zu bringen, danke ich Ihnen vielmals. Ihre Anragung, ihm etwa die Form eines Briefes an Dilthey zu geben oder eine ähnliche Einkleidung zu wählen, hat mir Eindruck gemacht. In einer solchen Form ließen sich die rein wissenschaftlichen Motive meiner Bestrebun­ gen wohl entwickeln. Aber es ist mir immer auch auf eine gewisse kulturpolitische Wirkung angekommen, über die es schwer ist, sich öffentlich rückhaltlos zu äußern. Deshalb möchte ich Ihnen vor­ schlagen, daß wir den Plan noch etwas zurückhalten, bis als Publikum auch die jetzigen Frontkämpfer in Betracht kommen [24.IV.1944] ... Ihr heute eingetroffener freundlicher Brief enthielt 2 Blätter betr. W. v. Humboldt und 2 Blätter betr. Bahnsen, jedoch nichts über W. Busch, wie der Text erwarten ließ. Zu Humboldt werde ich einige Ergänzungen liefern können, zu Bahnsen schwerlich ... Bachofen - in meinem Besitz - habe ich gelesen. Sehr substantiell! [21.VI.1944] ... Beifolgend sende ich Ihnen ein Verzeichnis von Schriften W. v. Humboldts, die ich bei mir gefunden habe und die in der Bibliographie noch nicht stehen. Natür­ lich ist damit Vollständigkeit der Veröffentlichungen noch in keiner Weise gewährleistet ...“ [13.VII.1944]. - Beiliegend 3 masch. Abschriften von Briefen Sprangers und 7 Durchschriften von Briefen Keipers an Spranger (alle 1944). - Alle Teile gelocht.

2646 Stoliezka, Ferdinand, aus Mähren stammender Paläontologe und Naturforscher, bereiste Indien, Tibet und den Himalaya (1838-1874). Eigh. Brief m. U. „Soliez­ ka“. 4 S., eng beschrieben. Doppelblatt. 8vo. Gießen 29. IX.1867. 200 €

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habe ich getan?“ (4 S. auf 4 Blatt, datiert 12. Juni 1956), über dem Titel mit Kugelschreiber der vermutlich eigenhändige Namenszug „Carl Schmitt“. - Ferner beiliegend die Durchschriften von 14 meist umfang­ reichen Briefen Keipers an Schmitt, in denen Keiper sein Verlagspro­ gramm und viele Details der einzelnen Projekte behandelt, welche eine ausgedehnte Bildung des Verlegers verraten, der sich sachkundig mit Schmitt austauscht. - Alle Teile gelocht.

„eine gewisse kulturpolitische Wirkung“ 2645 Spranger, Eduard, Philosoph, Pädagoge und Psy­ chologe, Professor in Berlin und Tübingen, Mitglied der Akademien der Wissenschaften in Berlin, Leipzig, Heidel­ berg und Wien (1882-1963). 2 eigh. Briefe und 1 eigh. Postkarte m. U. „Eduard Spranger“. Zus. 32/3 S. 4to und 8vo. Berlin-Dahlem 24.IV. - 13.VII.1944. 180 € 192

An einen Hofrat in Wien. „... Nach einem kurzen aufenthalt in München langte ich in Giessen an und wandte alle aufmerksamkeit dem werthe und dem interesse der klipsteinschen sammlung. Oldham kam etwas später und nach einiger zeit einigten wir uns die sammlung für unser indisches geol. Museum zu acquiriren. Dies wird uns doch wieder ziem­ lich weit bringen und uns manches schöne vergleichungs-material zur Verfügung stellen ...“. Beschreibt dann auf 3 eng beschriebenen Seiten ausführlich die Bestände der Sammlung Klipstein, die aus zahlreichen Skelettfunden, Versteinerungen und anderen Resten vorzeitlicher Tierarten, auch Abgüssen und Nachbildungen aus aller Welt bestand. - Das Museum wurde von der Geological Society in England betreut. Der erwähnte Thomas Oldham (1816-1878) war Professor für Paläon­ tologie am Trinity College in Dublin. Der Fossilien-Sammler August von Klipstein war Professor für Mineralogie und Geologie in Gießen.

2647 Vaugondy, Didier Robert de, berühmter fran­ zösischer Kartograph, offizieller Kartograph Ludwigs XV. (1723-1786). Eigh. Brief m. U. „Robert de Vaugondy“. 2 /3 S. 4to. O. O. 8.V.1763. 900 € An „Messieurs“, denen er seinen neuesten Atlas anpreist und zugleich einen Konkurrenz-Atlas kritisiert. „... Je prens la liberté de vous adresser cet Avertissement d‘un Nouvel Atlas que j‘ai composé pour l‘étude de


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Wissenschaft und Technik ________________________________________________________________________________________________________ la Geographie, et principalement pour servir à l‘excellente Methode de feu M. L‘abée Delacroix. Je désirerois que vous voulissiés bien en faire mension dans votre prochain journal. Cet Avertissement vous mettra à même ... de décider entre mon Atlas et un autre qui a été publié pour le même objet, et qui n‘y répond en rien. Il est facheux pour le public que le Libraire ne se soit pas plûtot adressé à un geographe qu‘à un graveur ...“. - Sehr selten.

2648 Warburg, Otto, Agrarbotaniker, Mitbegründer des Kolonialwirtschaftlichen Komitees, zugleich Vorsit­ zender der Zionistischen Weltorganisation und Heraus­ geber der zionistischen Zeitschrift „Altneuland“ (18591938). Eigh. Brief m. U. „O Warburg“. 1 S. Gr. 8vo. Berlin 6.I.1913. 180 € An einen Botaniker-Kollegen. „... Beifolgend übersende ich Ihnen mein ursprünglich für einen 2. Monsuniaband bestimmtes Nyctaginaceen Manuskript wo Sie auch Pisonia Lauterbachi finden werden. Material besitze ich leider nicht davon. Auch sonst mag das Msc. Ihnen nützlich sein. Ich bitte es nach Belieben zu nutzen, falls Sie die Diagnosen der neuen Arten unter meinem Namen publizieren wollen, so bitte ich es zu tun. Ich komme doch wohl nicht mehr dazu ...“. - Der erste Band „Monsunia. Beiträge zur Kenntniss der Vegetation des süd- und ostasiatischen Monsungebietes“ war 1900 erschienen.

1860 aus Australien 2649 Wilhelmi, Carl, Dresdener Botaniker und Pflan­ zenzüchter, der ab 1849 viele Jahre in Australien Pflanzen und Saatgut sammelte (1829-1884). 3 eigh. Briefe m. U. „Carl Wilhelmi“ bzw. „C. Wilhelmi“. Zus. 6 S. Mit 1 Feder­ zeichnung. Kl. 4to, gr. 4to und gr. 8vo. 16.VI.1860 - 7.X.­ 1871. 600 € An einen Hofrat bzw. Geheimrat, wohl in Dresden. Von der Dresdener Missionsgesellschaft 1849 nach Australien entsandt, begann Wilhelmi in verschiedenen Teilen Australiens Pflanzen und Samen zu einer großen Sammlung zusammenzutragen. Er bereiste den Murray River und Südost-Australien, Bergregionen von Western Victoria, Gippsland und New South Wales. Außer seiner botanischen Sammel- und For­ schungstätigkeit veröffentlichte er auch Berichte über Sitten und Ernäh­ rung der Ureinwohner. Aus Melbourne meldet sich Wilhelmi im ersten der hier vorliegenden Briefe am 16. Juni 1860 mit Dank für das ihm übersandte Schiller-Album der deutschen Gedenkfeiern zum SchillerJubiläum und verspricht als Gegengabe in ein paar Monaten Insekten und Algen zu schicken. „... Morgen werde ich nach dem Murry gehen, und Ihnen eine Portion Algen mit Zoophyten einsammeln. Ein Freund von mir, Dr. Max Gillivary, arbeitet hier an den Zoophyten, und hat einiges darüber in den Transactions der Royal Society of Melbourne publiciert, welches Sie mit den Algen ec. erhalten sollen. Auch habe ich

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einige parasitische Orchideen von N. S. Wales, welche ich Ihrem Herrn Sohn in Leipzig beizulegen gedenke. Ich habe eine kleine Sammlung von den schönen Pupresten, ungefähr 28 verschiedene, von der ich mich gar nicht trennen konnte, aber Sie sollen sie haben; es ist möglich, daß etwas Neues dazwischen ist. Eine derselben ist aus dem höchsten Norden von Western Australia, ein prachtvolles Thier. Hoffendlich gehen die Samen der Clianthus Dampierii im Botanischen Garten gut auf, hier wachsen sie wie Unkraut, sobald der Same erst in Wasser geweicht wird ...“. - Am 20. September 1860 kündigt er den Versand an von: „1 Käst­chen mit 30 seltenen Käfern. - Seepflanzen und Seesterne. Eine Flasche mit Tieren in Spititus. - Bücher ec. ec. - Ferner habe ich eine Sammlung Waffen der Eingeborenen und ein großes Stück Pilz (Militta Australis) hier Native Bread genannt (Die Eingeborenen essen es sehr gern, es wird selten so groß gefunden), welches in einer Wombat-Höhle gefunden wurde ... (das Stück, welches nach Dresden kommt, ist bloß die Hälfte) mitgeschickt, welche Sie, wenn es Ihnen angenehm ist, im Museum fürs Publicum ausstellen können, aber welche mein Eigenthum bleiben sollen. Sie werden die Zeichnungen der Waffen mit Beschrei­ bung von Herrn Pfeiffer erhalten. No. 8 ist die Middla von den Eingeb. Port Lincolns - und Wummera von den Murray Stämmen genannt, und wird zum Werfen der Speere gebraucht, um denselben mehr Kraft zu geben. Der Känguruzahn welcher oben mit Harz an das Holz befestigt ist, wird an das obere Ende des Speeres in die Vertiefung gesetzt, und das untere Ende mit 3 Fingern gehalten, während der Daumen und Zeigefinger den Speer hält, so daß der Speer oberhalb der Schleuder zu liegen kommt. Dießer Schilfspeer wird nur bei den Murraystämmen vorgefunden, welche ihn hauptsächlich zum Fischespeeren gebrauchen, weil er schwimmt. Außer dießen haben sie noch hölzerne zum Speeren großer Thiere und zum Kämpfen ...“. - Der dritte Brief (7.X.1871) behandelt den Austausch von Pflanzen mit dem Adressaten, die Wil­ helmi jeweils bestimmen sollte. Er habe auf „frische Arbeit“ vom Adres­ saten gewartet, hätte aber auch so viel zu tun gehabt. „... Eine ausführliche Beschreibung über die Mylitta finden Sie in Lindleys Vegetable Kingdom. Diese ist in den Danderong Gebirgen gefunden worden ...“. - Der größte Teil von Wilhelmis botanischen Sammlungen wird heute im National Herbarium of Victoria in Melbourne aufbewahrt. - Sehr selten. Abbildung Seite 192

2650 Zeppelin, Ferdinand Graf von, Ingenieur, Erfin­ der des lenkbaren Luftschiffs (1838-1917). Eigh. Brief m. U. „Gf Zeppelin“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Girsberg (Schweiz) 30.X.1911. 800 € An einen Geheimrat, für dessen „ehrende Aufforderung“ er dankt. „... Nur im Falle, wie vorgeschlagen war, die Bürgerschaft Stuttgarts sämmtlicher Parteien mich ohne mein Zutun in den Reichstag gewählt hätten [sic], um den Sozialdemokraten zu Fall zu bringen, hätte ich mir überlegen müssen, ob es meine höhere vaterländische Pflicht sei, die Wahl anzunehmen, anstatt meine ganze mir im Alter noch verbliebene Kraft, welche ohnehin dazu kaum ausreicht, auch fernerhin der Weiter­ entwicklung meiner starren Luftschiffe zu widmen ...“. Abbildung Seite193


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Geschichte und Wirtschaft 2651 Altenstein, Karl Frhr vom Stein zu, preuß. Staats­ mann, langjähriger Kultusminister, reformierte das Bil­ dungswesen in Preußen (1770-1840). Eigh. Brief m. U. „Altenstein“. 1 S. In mikroskopisch kleiner Schrift. Dop­ pelblatt. 8vo. Berlin 18.I.1837. 120 €

lichen wahren wortten, trewen undt guten glauben, bemelte summa in dreyen Terminen ... vollendts auff Ostern Anno 1657 völlig abzustat­ ten und gänzlichen zu erlegen ...“. - Das Siegel gebräunt; sonst ordentlich erhalten. - Charakteristisches Beispiel für die Verarmung bis zur Zah­ lungsunfähigkeit der kleinen deutschen Höfe nach dem 30jährigen Krieg.

Eigenhändig an eine Exzellenz. Dankt für deren Zeilen und sendet seiner­ seits „als Beantwortung eines Theils ihres Inhalts anliegend die Abschrift meines nach Ihrem Wunsche an den Staats-Minister Grafen von Lot­ tum wegen des Dr: Henle erlegten Verwendungsschreibens ... Ich danke Euer Excellenz für jeden erneuerten Beweiß Ihrer mir so vielfach er­prob­ ten gütigen Theilnahme an meinen Bestrebungen. Für Ghr. Dr. Müller hoffe ich das Gewünschte bewirken zu können und wird mir solches zum wahren Vergnügen gereichen. Ich danke dem Himmel, daß die erneuerte Unpäßlichkeit Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen so schnell vorübergegangen ist ...“. - Der erwähnte Carl Heinrich Graf von Wylich und Lottum (1767-1841) war unter König Friedrich Wilhelm III. zeit­ weilig Innenminister, Vortrag. Kabinettsminister, Leiter des Rechnungs­ hofes und schließlich auch General der Infanterie. - Beiliegend ein zeitge­ nöss. Zeitungsausschnitt mit einem Nachruf auf Altenstein sowie ein gedrucktes Bildnis des verdienstvollen Staatsmannes.

2653 Ansbach. - Johann Friedrich, Markgraf von Bran­ denburg-Ansbach (1654-1686). Brief m. U. u. E. „Ew: Ld: Dienstwilliger Vetter und Gevatter Johann Friedrich M z B“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Folio. Ansbach („Onolzbach“) 23.IV.1678. 300 €

2652 Anhalt-Bernburg. - Eleonore Sophie, Fürstin zu Anhalt-Bernburg, geb. Prinzessin zu Holstein-Sonderburg, Gemahlin des reg. Fürsten Christian II. von Anhalt-Bern­ burg (1603-1675). Zahlungsverpflichtung (Obligation) m. U. „Eleonora Sophia fzaht“ und papiergedecktem Siegel. 3 /4 S. Doppelblatt. Folio. Bernburg 23.II.1656. 200 € „... Urkhunden undt Bekhennen hiermit für Unß und Unsere Fürstliche Erben undt Erbnehmer, daß nachdem Wir denen Ehrn-Vesten, Unsern lieben Besondern, Philipp Jüngern undt Carl Günter Born Consorten undt Kauffleüthen zu Leipzigk nach gehaltener völligen Abrechnung ... für Wahren annoch schuldig undt in Resto verblieben, Zweyhundert undt Funffzig Thaler. Alß geloben Wir diesem nach bey Unseren Fürst­

An den Fürsten Albrecht Ernst I. zu Oettingen-Oettingen (1642-1683), dem er die Geburt eines „wohlgestallten jungen Prinzen“ meldet, den seine Gemahlin Johanna Elisabeth, geb. Prinzessin von Baden-Durlach, „in der Vergangenen Nacht zwischen 2. und 3. Uhren“ zur Welt gebracht habe. Es handelt sich um den späteren Markgrafen Georg Friedrich II., der 1703 als General der kaiserlichen Reichsarmee bei Schmidmühlen tödlich verwundet wurde. Er starb also noch jünger als sein Vater, der mit 31 Jahren den Blattern zum Opfer fiel. Autographen von Johann Friedrich, der 1672 die Herrschaft übernahm, sind also entsprechend selten. - Ausschnitt im Adressblatt, mit Teilverlust der Adresse. - Dabei: Christian Ernst, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, Erbauer des Bayreuther Schloßtheaters, siegreicher Heerführer, kaiserlicher Gene­ ralfeldmarschall (1644-1712). Brief m. U. u. E. „Ew. LD. Dienstwilliger Vetter Schwager und Gevatter Christian Ernst M z B“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Bayreuth 22.I.1678. - Ebenfalls an den Fürsten Albrecht Ernst I. zu Oettingen-Oettingen, der seinen Besuch angekündigt hatte. Christian Ernst bestätigt den Empfang des Schreibens und bekundet Freude über den Besuch in Bayreuth. - Christian Ernst, der als Heerführer in den Kriegen gegen Ludwig XIV. zahlreiche Erfolge feiern konnte, beging schließlich 1707 bei Stollhofen einen schweren militärischen Fehler, so dass die franzö­ sische Kavallerie weite Gebiete in Franken und Schwaben besetzen, plündern und verwüsten konnte. - Dieser Brief an Rändern und Falt­ stellen mit stärkeren Feuchtigkeitsschäden.

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ „unsere Bank ist ein deutsches Gemeingut“ 2654 Arnoldi, Ernst Wilhelm, Gothaer Kaufmann, Fabrikbesitzer und Gründer der „Gothaer Feuer- und Lebensversicherungsbank“, gilt als „Vater des deutschen Versicherungswesens“ (1778-1841). 2 eigh. Briefe m. U. „E W Arnoldi“. Zus. 51/2 S. Doppelblätter, davon eines mit Adresse. 4to. Gotha 2.I. und 29.V.1830. 450 € Der erste Brief an den Schriftsteller Ludwig Storch (1803-1881), der zu dieser Zeit Redakteur der „Sachsenzeitung“ in Leipzig war und bei Arnoldi angefragt hatte, ob dieser nicht einen Bericht Storchs über Arnoldis Unternehmungen und Versicherungsgründungen für die „Sachsenzeitung“ mit autobiographischem Material unterstützen könne. Arnoldi lehnt mit der Begründung ab, er habe zu viele Pflichten zu erfüllen, als dass er Muße hätte, über sich selbst zu schreiben. „... Ich sehe ein, daß hier in Gotha manche Anstalt blüht, worüber ein Bericht eine Stelle in Ihrem Blatte finden sollte, wozu aber die Materialien und die histori­ schen Andeutungen nur von hier aus erwartet werden können. Es mag Ihnen vorkommen, als wär‘ es ein Spiel für mich, Ihnen damit direct an die Hand zu gehen. Mir erscheint die Sache aber anders. Ich muß Alles vermeiden, was mich von meiner Bahn auch nur vorübergehend ab­ schweifen läßt, was meine Zeit zersplittert und meinen Geist zerstreut. Ich bin Steuermann. Beauftragen Sie einen Ihrer hiesigen Freunde, mich für dasjenige in Anspruch zu nehmen, was ich Ihnen für Ihre Zwecke schreiben lassen, was ich Ihnen verschaffen kann. Bei stiller See werd‘ ich gern mit Ihrem Beauftragten sprechen, seine Fragen beantworten und ihm zu verschaffen suchen, was er wünscht. Sie mögen damit machen, was Sie wollen, nur mich selbst lassen Sie aus dem Spiele ...“. - Der zweite, umfangreichere Brief ist ein Dankschreiben an einen Hofrat, der ihm ein Manuskript mit einer Würdigung der Gothaer Versicherungsbank und der gleichzeitigen Kritik an einer in Leipzig etablierten Nachah­ mung (der noch heute bestehenden „Alten Leipziger“ Lebensversiche­ rung) geliefert hatte. „Das Rundschreiben des Bureau der Lebensversi­ cherungsbank hat sich als eine treffliche Maasregel bewährt seitdem mir das große Vergnügen zu Theil geworden, die anziehende und belehrende Schrift zu lesen, zu deren Abfassung jenes Rundschreiben Ihnen ... Anlaß gegeben hat. Sie haben sich dadurch um ganz Deutschland ein neues, schönes Verdienst erworben; denn unsere Bank ist ein deutsches Gemeingut und bedarf nur, als solches, der allgemeinen Anerkennung, die Sie ihr verschaffen. Für die meisten Menschen hält es schwer, den rechten Standpunkt zur Beschauung eines solchen Denkmals des Zeit­ bedürfnisses zu finden; sie bedürfen eines Führers, eines Deuters. Beides sind Sie ihnen geworden und haben überdies der Sache Seiten abge­ wonnen, die, z. B. ich, bisher nicht in dem rechten Lichte sehen konnte, welches Ihre Abhandlung darauf wirft ...“. Erörtert dann die Druckle­ gung dieser gegen „das Leipziger Luftschloß“ gerichteten Schrift und macht drei Titelvorschläge. - In diesem Jahr 1830 erschien bei Voigt in Ilmenau eine Veröffentlichung von Fr. Krause mit dem Titel „Ueber die Gemeinnützigkeit der Lebens-Versicherungs-Anstalten“. - Etwas gebräunt; der erste Brief mit Einriss infolge der Siegel-Öffnung; der zweite im Falz verstärkt.

2655 August, Prinz von Württemberg, Neffe König Wilhelms I. von Württemberg, preuß. Generaloberst der Kavallerie, im Rang eines Generalfeldmarschalls (18131885). Eigh. Brief m. U. „August Prinz von Württemberg“. 3 S. Doppelblatt mit in Gold und Rot geprägter Krone im Briefkopf. Gr. 8vo. Berlin 26.I.1867. 100 € 196

An einen Herrn, der ihm eine landwirtschaftliche Schrift eines Herrn von Gresky [?] in Colin (Böhmen) gesandt hatte. „... Nachdem ich mit Interesse Kenntniß von dem Inhalt dieser Abhandlung genommen, welche das Ergebniß so reicher Erfahrung, und der erfolgreichen Thä­ tigkeit in diesem Fach enthielt, glaube ich, daß die Befolgung der darin gemachten Vorschläge von der größten Bedeutung für den ganzen Wirtschaftsbetrieb der dortigen Länder werden müßten, und kann man ihnen nur den besten Erfolg wünschen. - Daß Herr von Gresky sich meiner freundlichst erinnert hat, hat mich sehr erfreut ...“. Bittet, ihm „auch die Versicherung geben zu wollen, daß ich den Aufenthalt in Colin und auf seiner nahe gelegenen Besitzung zu den angenehmsten Erinnerungen meines vorjährigen Marsches durch Böhmen zählen werde ...“.

Kanonen nach Heilbronn 2656 Baden. - Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden, Reichsfeldmarschall, wegen seiner Erfolge als Feldherr in den Türkenkriegen genannt „der Türkenlouis“, Bauherr des Rastatter Schlosses (1655-1707). Brief m. U. „freundt­ williger Louis M v Baden“. 1 S. Doppelblatt mit Siegel. Folio. Günzburg 22.XII.1695. 300 € Als Führer der Reichsarmee am Oberrhein - im Krieg gegen Ludwig XIV. - an einen General-Wachtmeister mit dem Ersuchen, sich einige Kanonen aus dem Arsenal des Bischofs von Würzburg verabfolgen zu lassen und nach Heilbronn zu spedieren. „... Weillen mir bekhant, daß des Herrn Bischoffens zu Würtzburg Lbdn: demselben die bewilligung gethan, bey erheischend notturfft von den Eisen Stükhlen Einige zum gebrauch Verabfolgen zu lassen, nun aber die occasion derzeith sich hervorthuet, daß man sich deren ... in die New angelegte linien ... sehr nüzlich gebrauchen könte, Alß woll der H: Gral Wachtmst: deren so Vill, alß sich Immer entgehen lassen dem H: gral Wachtmst: v: Erffa auff Heylbrun zuschickhen, welcher solche so dan, wohin es die noth Er­ forderdt, schon Überliffern lassen wirdt ...“. - Bei Heilbronn hatte der Markgraf weitere Vorstöße der Franzosen ins Innere Süddeutschlands ab­gewehrt. Bei dem Generalwachtmeister von Erffa handelte es sich möglicherweise um Georg Hartmann von Erffa (1649-1720), später Generalfeldzeugmeister des Fränkischen Kreises. - Beim Adressblatt die Adresse abgeschnitten; etwas fleckig; einige Stellen mit Transparent­ papier unterlegt; zwei sehr kleine alte Sammlerstempel.

2657 Bayreuth. - Friedrich III., Markgraf von Branden­ burg-Bayreuth, Gründer der Bayreuther Universität, Erbauer des berühmten Barocktheaters und des Neuen Stadtschlosses (1711-1763). Brief m. U „Friederich“ und Empfehlung. 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lack­ siegel. Folio. Bayreuth 20.XII.1738. 200 € An den Herzog Karl Friedrich von Sachsen-Meiningen (1712-1743) mit guten Wünschen zum Jahreswechsel. - Da dieser Herzog von Meiningen seinen Lebensinhalt in Essen, Schlafen und Vergnügungen sah, ent­ sprechend sehr fettleibig und schwerfällig im Handeln war, überließ er die Regierung im wesentlichen seinen Onkeln. Dazu passt, dass bei vorliegendem Brief die ursprüngliche Adresse „Meynungen“ durchge­ strichen und durch „Gotha“ ersetzt ist. - Das Adressblatt mit Ausschnitt vom Öffnen der Versiegelung. - Beiliegend die zeitgenöss. Abschrift eines lateinischen Briefes (11/2 S. Folio. Bayreuth 24.X.1739) vom Markgrafen Friedrich III. an den König von Preußen über politische Streitfragen, betreffend Kulmbach.


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2658 - Brief m. U. u. Empfehlung „Ew. Ldn. Dienstwil­ liger treüer Freünd und Nachbar von gantzem Herzen Friderich“. 2 S. Doppelblatt mit Lacksiegel. Gr. 4to. Bay­ reuth 28.XII.1750. 180 € An einen Fürsten, den er mit „besonders lieber Herr, Freund und Nach­ bar“ anredet. Sendet „mit vielem Vergnügen“ Glückwünsche zum Jahres­ wechsel. „... durch Erstattung Unserer herzlichen Wünsche vor Dero ohnunterbrochenes Wohlergehen, bis auf das spateste Ziel menschlichen Lebens ...“. - Die Adresse ist abgeschnitten.

2659 Bethmann, Simon Moritz von, Frankfurter Ban­ kier, Diplomat, russ. Generalkonsul und Staatsrat, großer Philanthrop, Kunstmäzen und Förderer der Wissenschaf­ ten (1768-1826). Eigh. Brief m. U. „S. M. Bethmann“. In franz. Sprache. 1 S. Gr. 4to. London 28.X.1796. 300 € Aus London an einen zukünftigen Schwager. Wegen der erneuten Besetzung Frankfurts durch französische Truppen waren die Gebr. Beth­mann mit dem Kontor ihres Bankhauses nach Leipzig ausgewichen, und Simon Moritz hatte sich auf Geschäftsreise nach England begeben.

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ Entschuldigt sich „tausend Mal“ für die Verspätung seiner Antwort auf einen Brief des Adressaten: Eine Vielzahl von Geschäften habe ihn am Schreiben gehindert. „... J‘apprends avec une joie bien grande que Votre union avec ma soeur est à la veille de se faire, & veuillez donc bien recevoir les voeux sincères que je forme pour l‘accomplissement de tout ce que Vous désirés dans Votre nouvelle carrière. Ce qui regarde ma chère soeur, elle a le caractère bon & sincére, de sorte que rien ne me laisse douter, qu‘elle Vous rendra heureux tout ce que j‘ai sue dire, de Vous, Monsieur, me fait inspirer les mêmes sentimens, & permettez donc ... que je vous assure de mon amitié, & du plaisir que j‘aurois de Vous être personnellement connu. - Nous avons de meilleures nouvelles de Francfort, ce qui m‘a fait beaucoup de plaisir d‘apprendre. - My Lord Malmsbury est arrivé le 23 avec toute sa suite à Paris, & à ce qu‘on dit à été parfaitement bien reçu du Directoire, voilà touit ce qu‘on fait ...“.

2660 Bethmann Hollweg, Theobald von, dt. Reichs­ kanzler, vorher Reichsinnenminister (1856-1921). Konvolut von 7 eigh. Briefen m. U. „Bethmann Hollweg“. Zus. 10 S. 4to. Berlin 12.II.1915 - 8.III.1920. 1.500 € Eigenhändige, politische Briefe im Zeichen des Weltkriegs an den Botschafter Österreich-Ungarns in Berlin, Gottfried zu HohenloheSchillingsfürst (1867-1932), den er mit „Mein lieber Prinz“ anredet. „... Ihre gestrigen vertraulichen und nicht offiziellen Mitteilungen über differentielle Behandlung bei Ihren Truppenverschiebungen nach Schle­ sien und den unseren nach Ungarn habe ich zur Kenntnis des Generals von Falkenhayn gebracht. Er antwortet mir soeben telegraphisch aus Ostpreußen, daß er sofort für das Verhalten unserer Südarmee alles Entsprechende angeordnet habe ...“ [12.II.1915]. - Am 2.VI.1915 mit Dank für Glückwünsche: „... In diesem Glück, das mir im Hause beschert wird, möchte ich so gern ein Wahrzeichen dafür erblicken, daß der große Kampf schließlich doch noch ein glückliches Ende nehmen wird. Quod Deus bene vertat! ...“. - Am 20.VII.1916: „... Soeben erhalte ich aus dem Großen Hauptquartier die Nachricht, daß unsere Oberste Heeres­ leitung zur Verstärkung der k. u. k. Armee noch das Alpenkorps ent­ sendet. Es gereicht mir zur besonderen Genugtuung, Ihnen diese Nach­ richt sofort übermitteln zu können ...“. Hier hat der Empfänger bei „k. u. k. Armee“ mit Bleistift angemerkt: „in die Bukowina, verlangt von mir s. Telegr. 203 v. 17/7“. - Am 22.X.1916: „... Gleich nachdem gestern die Unglücksbotschaft aus Wien eintraf, habe ich Baron Burian den Ausdruck meiner schmerzlichen Teilnahme übermittelt. Die nahen persönlichen Beziehungen, die uns verbinden, drängen mich aber dazu, auch Euer Durchlaucht auszusprechen, welch aufrichtigen Anteil ich an dem Hinscheiden des einem verabscheuungswürdigen Verbrechen zum Opfer gefallenen Grafen Stürgkh nehme ...“. - Der österreichische Ministerpräsident Karl Graf Stürgkh (1859-1916) war am Vortage von dem Sozialdemokraten Friedrich Adler erschossen worden. - Am 21.XI.­ 1916: „... In diesem Augenblick erhalte ich telefonisch aus Pless die Trauerbotschaft, daß Seine Majestät der Kaiser Franz Josef vor einer Stunde sanft entschlafen ist. Es drängt mich Ihnen gegenüber alle Emp­ findungen, die mich bei dieser schweren Nachricht bewegen, sofort in ein kurzes Wort schmerzlichster mitempfindender Trauer zusammen­ zufassen ...“. - Am 21.V.1917: „... Haben Sie vielen Dank für die gütige Mitteilung, deren Inhalt mich in diesem Augenblick völlig überrascht und die als Tatsache irgend welcher Krisis auch wieder gerade in diesem Augenblick mich präokkupirt. Ich bin begierig näheres zu hören und habe einstweilen meine Herren benachrichtigt, daß die wirtschaftlichen Beratungen leider verschoben werden müssen ...“. - Der ungarische Mini­ sterpräsident Graf István Tisza trat am 23. Mai zurück und verursachte

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damit ein Machtvakuum in Ungarn. - In einem längeren Brief vom 8. März 1920 spricht Bethmann Hollweg von „dem furchtbaren Jahr, das hinter uns liegt“ und dem „Ungemach, das auch Sie umdrängt“. „Nur die menschlichen Verbindungen sind es ja, die uns von der Vergangen­ heit geblieben sind. Aber je wohltuender sie in guten Tagen waren, um so unschätzbarer sind sie jetzt in den bösen. Und so finde ich in der Erin­ nerung an unsere persönlichen Beziehungen ... ein immer wieder wirk­ sames Palliativ, wenn die Niedergeschlagenheit einmal überhand nehmen will. - Von politischen Dingen zu reden, verbietet das ungewisse Schick­ sal aller Briefe. Auch stehe ich allem politischen Treiben ganz fern, und bin nur Leidensobjekt der Untersuchungsausschüsse, demnächst auch vielleicht des Leipziger Reichsgerichts. Damit verbundene Arbeiten haben mich einige Wochen hier in Berlin gehalten. Sonst suche ich in Hohenfinow, wohin ich dieser Tage zurückkehre, bei noch merkwürdig erträglichen Revolutionsverhältnissen, das tägliche Leben in notdürfti­ gem Gang zu erhalten ... In dem täglich anschwellenden Meer der Memoi­ renliteratur droht man allmählich zu ertrinken. Keine angenehme Aussicht! Denn, wenigstens bei uns in Deutschland, stinken die Fluten zumeist nach Flagellantismus oder gegenseitiger Anschuldigung. Wer sich davon freihält, gilt als langweilig ...“. - Beiliegend zwei Briefe von Staatssekretären des deutschen Auswärtigen Amts, gleichfalls an den Prinzen Hohenlohe gerichtet. Der Staatssekretär Gottlieb von Jagow (1863-1935) schreibt 1916 eigenhändig und „vertraulich“: „... Ich vergaß Ihnen heut früh zu sagen, daß die historischen Erinnerungen aus der Rede des Militärpolitikers L. nicht in das Ausland telegrafirt sind. Wolf hat nur einen Auszug ohne die incriminirten Stellen weitergegeben ... Da ich annehme, daß H. aus aus Oesterreich Glückwünsche erhalten hat, so hoffe ich, daß er in seinen Dankäußerungen die treue Waffen­ brüderschaft betont haben wird ...“. - Jagows Nachfolger, Staatssekretär Arthur Zimmermann (1864-1940) schreibt ca. 1917 ebenfalls „ver­ traulich“: „... Graf Czernin scheint ganz die Nerven verloren zu haben. Soeben telegraphiert mir Wedel, daß der Minister hoffe, uns zur Ab­ tretung eines größeren Teils von Elsaß-Lothringen ohne Bricy als Gegen­ leistung zu bewegen! Ebensogut könnte er gleich Abdankung der Regierung anregen! Natürlich ist der Gedanke indiskutabel. Auf unser Militär und auch auf S. M. würde er zweifellos den ungünstigsten Eindruck machen. Ich würde Ihnen daher sehr dankbar sein, wenn Sie ihm die Anregung der Idee - natürlich ganz unauffällig und ohne meine Wissenschaft durchblicken zu lassen, ausreden wollten ...“. - Dieser Brief leicht tintenfleckig; sonst gut erhaltene Reihe von eigenhändigen Äußerungen führender deutscher Politiker im Verlauf und Nachklang des Ersten Weltkriegs. Abbildung Seite 197

Moritz Buschs Entlassung 2661 Bismarck, Otto Fürst von, Reichskanzler, Begrün­ der eines geeinigten Deutschen Reiches (1815-1898). Brief m. U. „v. Bismarck“. 11/2 S. Doppelblatt. Folio. Berlin 26.III.1873. 750 € An den Schriftsteller und Publizisten Moritz Busch (1821-1899), der von 1870 bis 1873 einer der wichtigsten Presseagenten Bismarcks war und ihm während des Deutsch-französischen Krieges ständig zur Seite stand. Interessanter, wenn auch kühler Abschiedsbrief an Busch, der um seine Entlassung gebeten hatte. „Unter den in dem gefälligen Schrei­ ben ... dargelegten Verhältnissen erkläre ich mich damit einverstan­ den, daß Euere Wohlgeboren mit Ablauf dieses Monats Ihre seitherige Thätigkeit im Auswärtigen Amte aufgeben. Der in dem Erlasse vom 15. März 1870 ertheilten Zusage entsprechend, will ich Ihnen, in der


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Voraussetzung, daß Sie auch fernerhin Ihre literarische Wirksamkeit der Unterstützung der diesseitigen Politik widmen, eine jährliche Rente von Zwölfhundert Thalern gewähren, und habe die Legations-Kasse angewiesen, Ihnen dieselbe, unter Wegfall der seither bezogenen Remu­ neration von 2000 rh, in vierteljährlichen Raten praenumerando zu zahlen. - Der anderweite, in Ihrer Eingabe enthaltene Antrag hat durch die inzwischen stattgehabte mündliche Besprechung seine Erledigung gefunden. Es erübrigt mir hiernach nur noch, Euerer Wohlgeboren für die mir unter schwierigen Verhältnissen gewährte Unterstützung meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen.“ - Beiliegend Bismarcks gedruckte Visitenkarte und eine Postkarte mit Bismarcks Bildnis, die im August 1898 anläßlich seines Todes erschienen war. Abbildung Seite 195

2662 - Bucher, Lothar, preuß. Beamter, Journalist und Politiker, nach Revolutions-Teilnahme und Exil in England nach Preußen zurückgekehrt, einer der engsten Mitarbei­

ter Otto von Bismarcks, zum Wirklichen Geh. Legations­ rat und Vortragenden Rat im Auswärtigen Amt ernannt (1817-1892). Eigh. Brief m. U. „Bucher“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 10.IX.1872. 250 € An (den nicht genannten) Paul Lindau, Gründer und Herausgeber der Zeitschrift „Die Gegenwart“ (ab 1872), der Schriftsteller und Politiker zur Mitarbeit eingeladen hatte. „... Sie haben mich freundlich eingeladen, der Gegenwart Beiträge zu liefern. Seit einigen Tagen verfolgt mich ein Thema, an dem ich gern versuchen würde, wenn ich einige Ruhe hätte. Zu alt darf es nicht werden und seine Behandlung wäre sehr nützlich. Auch die Presse einer Hauptstadt hat gewisse Pflichten der Gastlichkeit, die aber unsern Redacteuren meistens nicht zu empfinden scheinen. Das Thema lautet ungefähr: der Sohn der Puszta und der märkische Küras­ sier. Die beiden Gestalten waren bei den militärischen Schauspielen unzertrennlich. Ich dachte mir etwas Biographie von Andrassy, mit etwas Lenau versetzt, alles wohltuend behandelt für den gewandten Reiter mit seinem coquetten Costüm; der Kürassier, der das nicht übel

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ nehmen wird, nur mehr als Abstich behandelt. Wenn Sie das Thema unter Ihre bewährte Feder nehmen wollten, würde ich für weite Verbrei­ tung des Artikels sorgen, nicht nur in Deutschland ...“. - Beiliegend ein Stahlstich-Porträt Buchers und ein Zeitungs-Artikel über sein Begräb­ nis.

2663 Blum, Robert, liberaler Politiker, Theater-Ange­ stellter und Lexikograph, Führer der Linken in der Frank­ furter Nationalversammlung, in Wien standrechtlich erschossen (1804-1848). Gedruckter „Quittungsbogen“ mit eigh. Eintragungen u. U. „Robert Blum, prov. Kassen­ führer“. 2 bedruckte S. Doppelblatt. Gr. 4to. Leipzig 1. III.1847. 350 € „Quittungsbogen auf die Actien zu Begründung und Betreibung einer Buchhandlung in Leipzig.“ In dem gedruckten Anschreiben (datiert: Septem­ ber 1846) auf der dritten Seite des Bogens heißt es: „... Eine Anzahl gleichgesinnter Männer hat sich zur Begründung und Betreibung einer Buchhandlung in Leipzig vereinigt, welche in Ihren Unternehmungen dem Fortschritte dienen und besonders sich die Verbesserung des Volks­ schriftenthums zur Aufgabe stellen soll ...“. - Robert Blum, der lange als Kassierer des Leipziger Stadttheaters gearbeitet hatte, war seit seiner Wahl zum Stadtverordneten 1845 bestrebt, sich wirtschaftlich neu zu orientieren und dabei die politischen Ziele weiter verfolgen zu können. - Dabei das hierauf bezügliche Begleitschreiben seines Sohnes Hans Blum, eines Juristen sowie Bismarck- und Kaiser-treuen Historikers und Schriftstellers, der nach Entzug seiner Anwalts-Lizenz eine Zigar­ renfabrik in Rheinfelden (Schweiz) betrieb (1841-1910). Eigh. Brief m. U. „Dr. Hans Blum“. 1 S. Doppelblatt, das zweite als Albumblatt benutzt. Gr. 8vo. Rheinfelden 16.V.1900. - An einen Grafen, der ihn auf Umwe­ gen um ein Autograph von Robert Blum und, der Höflichkeit halber, auch von Hans Blum gebeten hatte. „... Auf Wunsch meiner alten Freun­ din, Frau Geheimrath Wallner in Berlin, sende ich Ihnen für Ihre Auto­ graphensammlung das letzte Autograph meines sel. Vaters Robert Blum, das ich noch verschenken kann, und ein bescheidenes von mir. Einen Brief des Vaters konnte ich aus der geschichtlich werthvollen Sammlung der Familie nicht herausnehmen.Aber die anliegende, in allen Schrift­ zügen eigenhändig vom Vater bewirkte Quittung ist, wie das ganze Unternehmen einer Volksbuchhandlung auf Aktien zu 100 Rl ! im Jahre 1847, ein geschichtlich und culturgeschichtlich merkwürdiges Dokument ...“. - Auf Blatt 2 als signiertes Albumblatt ein vierzeiliges Zitat aus seinem 1884 entstandenen Schauspiel „York“.

Über die Göttinger Juden 2664 Carmer, Joh. H. Casimir Graf von, der hervorra­ gende preuß. Jurist, Staatsmann und Justizreformer, Groß­ kanzler unter Friedrich II., schuf das „Allgemeine Land­ recht für die Preußischen Staaten“ (1720-1801). Brief m. U. „ergebenster Diener Carmer“ und eigh. Nachschrift. 2 S. 4to. Berlin 13.X.1783. 250 € An einen Geh. Justizrat in Göttingen, dessen Obhut offenbar Carmers in Göttingen studierender Sohn anvertraut war. Carmer meldet die Begleichung der Schulden seines Sohnes und fährt fort: „... Nach allen Erkundigungen, so ich bisher von der Conduite meines Sohnes ein­ gezogen habe, sind hauptsächlich die Goettingschen Juden desselben Verführer gewesen. Der gute Ruf von Goettingen leidet allerdings gar

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sehr durch die Nachsicht, welche man denen Juden bey Bevortheilung der jungen Leute in Goettingen wiederfahren läßt. Ich werde diesen Betrügern für das, was ihnen mein Sohn etwa iezt noch rückständig seyn möchte, nie einen Groschen bezahlen lassen, wenn sie auch desselben unverbindliche Verschreibungen herauszugeben nicht angehalten werden könnten. - Uebrigen danke ich Ewr. Wohlgeb. nochmalen für die viele freundschaftliche Bemühungen, so Sie wegen meines Sohnes zu über­ nehmen beliebt ...“. Eigenhändig fügt Carmer an: „Ich behalte mir auch künftig die Corresondenz Ew. Wohlgb. per Expressum bevor, und bitte dero Frauen Gemalin mich zu beständiger Freundschaft ferner zu empfehlen.“ - Es bleibt zu hoffen, dass nicht aufgrund dieses Briefes, wie jetzt üblich geworden, überall die Carmer-Denkmäler von aufgeputsch­ ten Bilderstürmern zerstört werden. - Carmer siehe auch im Kapitel „Bildende Kunst“.

„nach so lang erlittenen Trangsaln“ 2665 Dreißigjähriger Krieg. - Christian, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, Sohn des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg, als „Der Vollblühende“ Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ (1581-1655). Brief m. U. u. E. „E: L: Allzeit Dinstwilliger Vetter Bruder vnd Gevatter Christian Mrkgr.“ 13/4 S. Folio. Bayreuth 24. XII.1643. 250 € An einen befreundeten Fürsten, dem er ausführlich Glückwünsche zum Jahreswechsel sendet. Wünscht ihm für das angehende Jahr „des Almechtigen gnedige beywohnung, Schutz vnd mildtreichen Seegen, Vnd das Sie solches wie auch viel andere hernachfolgende Jhar in steter gesundtheit, aller ersprießlicher selbstwunschender Wolfarth vnd gueten Friedenstanndt (welchen der Allerhöchste, vnßerm geliebten Vatterlandt Teutscher Nation, nach so lang erlittenen, schweren Trang­ saln vnd Kriegspreßungen, dermal einst in gnaden gönnen vnd verleihen wolle) erleben vnd hinbringen mögen ...“. - Als Mitbegründer der Prote­ stantischen Union war Christian mit Schweden verbündet. Infolge ständiger Durchzüge von Truppen aller kriegführenden Mächte wurde sein Staatswesen so zerrüttet, dass Christian das Land zeitweilig verließ und von Kaiser Ferdinand II. abgesetzt wurde - allerdings ohne Erfolg. - Stärker gebräunt; ein Eckchen alt ergänzt.

„zum verderb des Ackermans“ 2666 - Christian Wilhelm, Markgraf von Brandenburg, Sohn des Kurfürsten Joachim Friedrich, Administrator von Magdeburg, Koadjutor von Halberstadt, im 30jähr. Krieg verbündet mit Dänemark und Schweden (15871665). Brief m. U. „Christian Wilhelm mpp.“ 21/4 S. Dop­ pelblatt mit Adresse. Folio. Staßfurt 20.IV.1623. 350 € An den Grafen Johann Martin von Stolberg-Wernigerode, mit Anwei­ sungen zur Verlegung von Truppen, ohne Schaden anzurichten. Die Offiziere sollen aufgefordert werden, überall auf Ordnung und Disziplin der Truppen zu achten. „... Nachdem Unsers Erzstiffts nohturfft erfor­ dert, das Wier Euch mit Eurer Compagnia nach Sommerschenburgh ... verlegen, alß das ihr übermorgendes tages dahin vorrücket, Unndt Eurer discretion nach vorsehung machet, damit gute uffacht uff die Reuter gegeben, auff das sie keinen muhtwillen unndt freuel anrichten, Sondern sich still unndt schiedtlich gegen männiglich verhalten, unndt alles so sie verzehren Vermüge beygefügter taxordnung umb bahres geld bezah­


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„mit militarischer gewaldt“ len sollen ... Es wehre aber Unser ernster Will unndt meinung das kei­ nem Menschen, unndt noch viel wehniger dem im Stifft Halberstadt gelegenen Volcke zu einiger beleidigung unndt offens, die geringste Ursach gegeben werden sollte, Inmaßen Wir dann nicht zweiffelten, Sie würden ebener gestalt dahin befehlichet sein, zu den Unserigen sich nicht zu nöhtigen. Wenn sich aber viel Herrnloß gesindtlein uff dem Lande zum verderb des Ackermans finden ließe, auch vielleicht wohl Unser eigen, oder anders Theils welche sich bisweilen deßen gelüsten ließen, unndt sich allerhandt muhtwillens unndt Raubens unterfahen möchte, So wehre am besten, das ... solche ordnung gemacht würde, das diejenigen alsofort angehalten, unndt dem Capitain oder Officier unter dem sie gelegen, notificiret, kegen einen Revers abgefolget, unndt nach gebühr bestrafft würden ...“. - Aus der Sammlung Künzel. - Etwas gebräunt und leicht fleckig.

2667 - Dorothea, Markgräfin von Brandenburg, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, verheiratet mit dem Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg, Administrator des Stifts Magdeburg; sie zog sich während des Krieges zeitweilig nach Kloster Zinna zurück (15961643). Brief m. U. „Dorothée“. 2 S. Doppelblatt mit papier­ gedecktem Siegel. „Geben uff Unsern Hause Ziegesar“ (Ziesar) 9.IV.1642. 300 € An die Räte der Stadt Jüterbog, die Vermögenswerte von Bewohnern des Amtes Zinna zu deren Schutz in ihrer Stadt untergebracht, aber dafür dann gewaltsam Vergütung verlangt hatten. „... Derselben unbe­ fugtes eingreiffen, in Unser Ambt Zinna, jüngst verflossenen 18 Februa­

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rii beschehen, das nehmlich Ihr Euch unterwunden, Unsern Untertha­ nen des Ambtes Zinna eures gefallens Contribution oder discretion geldt, ohne begrüßung des Ambts, aufzubürden, Und sie mit militarischer gewaldt zur Zahlung anzuhalten, haben wier in höchsten Ungnaden erfahren müßen ... Alß wollen wier in form Erachtens, wieder euern geleisteten Unbefugten Eingriff in Unser Ambt Zinna solenniter prote­ stiret haben, daß weder das Ambt noch ihr der Raht zue Jüterbock einige Creyßumlage zuemachen, oder Unserm Ambt Zinna, das ienige, was es sonsten zue seinem Creyßen Theil zue geben pfleget, vor Euch aufzu­ erlegen, durchaus nicht befugt seidt ... Daß ihr aber die Schuzgenoßen, so eures schuzes auch würcklich genoßen haben, mit zur anlage ziehet, können wier wohl in gnaden geschehen laßen. Jedoch wollen wier hierbey intercediret haben, daß ihr Unser Unterthanen wegen, die Anlagen nach dem Werth und nuz deßen, waß in der Stadt gesichert worden, auch also machet, undt nicht dergestaldt anleget, daß unsere Unterthanen undt frembden, die Einheimischen, undt die armen die Reichen uber­ tragen müßen ...“. - Gebräunt; vom Adressblatt die Anschrift abgeschnit­ ten. - Der Aufenthaltsort Ziesar im Jahr vor ihrem Tod scheint darauf hinzudeuten, dass die Markgräfin nicht in Halle (wie überall angegeben), sondern in Ziesar verstorben ist. In einer gedruckten Leichenpredigt von 1644 ist angegeben, dass diese anläßlich der Überführung des Leich­ nams von Ziesar nach Halle gehalten worden sei.

2668 - Wallenstein (Waldstein), Albrecht von, Herzog von Friedland, Sagan und Mecklenburg, kaiserlicher Gene­ ralissimus (1583-1634). Eigh. Brief m. U. (Paraphe für „Albrecht zu Waldstegna“) sowie Adresse und Ringsiegel. 2 /3 S. Folio. Teutschen Brod 24.IX.1622. 5.000 € 202

Eigenhändig an den böhmischen Vizekanzler Otto Freiherrn von Nos­ titz, im Zusammenhang mit seinen Bemühungen um die Umwandlung seiner böhmischen Besitztümer in kaiserliche Lehen und ihre Einglie­ derung in die 1622 erworbene Herrschaft (bald Fürsten-, dann Herzog­ tum) Friedland, wobei er den Kaiser (Ferdinand II.) auch erwähnt. „Mei­ nes herrn diener undt knecht verbleibe ich alle zeitt. Sag ihm benebens Dienstlich danck das er mein lehns brief hatt befürdern helfen undt dieweil izunder allein an dem sich stost das Ihr Ma[jes]t[ä]t die zu lehn gemachte undt zu Friedlandt encorporirte stück solten befehlen aus der landtafel aus zu lassen so bitt ich mein herr wolle solchen befehlich auch befürdern helfen ...“. - Autographen aus dieser frühen Zeit, in der Wallenstein durch Ankauf von Gütern vertriebener Aufständischer den Grund zu seinem riesigen Vermögen gelegt, sich aber noch keinen Feldherrenruhm erworben hatte, sind sehr selten. - Heftspuren am linken Rand. Abbildung Seite 199

Welser international 2669 - Welser, David, Ratsherr und Bürgermeister in Augsburg (1570-1654). Eigh. Brief m. U. „David Welser“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Ring­ siegel. Folio. Augsburg 21.VI.1641. 600 € An Gasparo Gherardi, Marchese di Serrano, in Verona. Interessanter Brief über Handel und Politik im Zeichen des 30jährigen Krieges. Erwähnt wird der Barberini-Papst Urban VIII. „... Le guerre vanno da per tutto avanti, unde di breve si havranno da sentir gran nuove, le quali saranno però sempre conformi alla volontà di sua Divina Maestà. Sua Santità si mostra esser in risolutissima magnanime in prorogar tanto la


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft promos esi card[ina]li, dalla quale però pare che dependa l’accrescimento, overo rovina di casa Barberina humanamente discorrendo ... A Ratisbona si fanno spesse sessioni, mà sin qui non se ne vedono grandi effetti, essendo le intentioni troppo diversi, anzi contrarie delli interessati, bisognarà che la mano d’Iddio vi ponga rimedii ...“. - Frisch erhalten. Abbildung Seite 201

2670 Enns (Österreich). - Kaufbrief. Deutsche Hand­ schrift auf Pergament. 1 S. 15,5 x 20,5 cm. Enns 14.III.­ 1367. 600 € Peter Herising d. Ä. verkauft der Frau Anna, Witwe Jansens von Chun­ ring seinen Zehent auf fünf Lehen „gelegen in dem Enstorff in Valteiner Pfarr [der Pfarre St. Valentin], der drew Muschartz dez Juden sint di er von Wintzern gechaufft hat, und ains daz Hainreich Altman inne hat und ainz daz der Hierzz inne hat, den ich ze lehen han getz aber von dem Erwirding Gotzhaus ze Passaw umb tzway und tzwantzich pfunt wien­ ner pfennig den ich von ir gantz und gar gericht und gewert pin ...“. - Ohne die angehängten Siegel. - Wie aus einem Urkundenbuch von 1883 hervorgeht, befand sich die Urkunde einst im Schloßarchiv zu Eferding. - Gut erhaltene deutsche Handschrift des Hochmittelalters. Abbildung

2671 Frankreich. - Béthune, Philippe de, Marquis de Chabris, Comte de Selles-sur-Cher, franz. Diplomat und berühmter Kunstsammler unter den Königen Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII., Gesandter in Schott­ land, Rom, Savoyen und Deutschland (1565-1649). Brief m. U. „Serre Bethune“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt. 4to. Rom 1.VIII.1621. 200 € An einen Herrn, dem er zur Hochzeit seiner Tochter gratuliert.

Ein Dokument der „grande terreur“ von 1794 2672 - Chopplet, Jean-Jacques, franz. Brigadegeneral (hingerichtet 1794). Eigh. Brief m. U. „Chopplet“. 2 S. Doppelblatt. 4to. (Paris) 10.VII.1794. 1.200 € Zutiefst rührender Abschiedsbrief eines hohen französischen Offiziers an seine Ehefrau, nachdem er vom Revolutionstribunal wegen des Verbrechens der „Konterrevolution“ zum Tode verurteilt worden ist. „Les destinées de chaque Mortel sont arrêtées, chere et douce amie, Lorsque l‘innocence opprimée ne peut se faire Entendre. - Le seul azile qui lui reste est dans le sein de L‘éternel, il m‘eut été bien doux après avoir fidelement servi ma patrie de passer des jours sereins a tes côtés, et te faire jouir du Bonheur que ton Caractère mérite, d‘élever nos Enfants dans les principes de Morale et de Vertus qui nous Sont Connus; - mais enfin puisque je n‘ai pu parvenir a prouver aux hommes ma Loyauté, Soit convainçue chere Epouse de l‘innocence de l‘homme qui aurait désiré ne vivre que pour toi et son pays, Je te recommande mes Enfants ainsi qu‘a nos deux familles, Eleve les dans mon Souvenir, fait qu‘ils soient ver­tueux, C‘est dans le Séjour Céleste ou je dois vous revoir ... il faut nous séparer mon amie, rappelle toi de ton fidelle Epoux, Séparation quelle j‘ai veçu honnête, et que je rends avec sérénité à la nature ce qu‘elle m‘a prêté, - menage-toi chere epouse, pour toi, pour le gâge de notre

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amour que tu porte dans ton Sein, Souviens-toi de l‘époux de l‘homme enfin qui t‘aima le mieux, mon coeur est tout à toi, adieu, vis dans l‘inti­ mité la plus parfaite avec mes parens ... je les aimai toujours, temoigne leur ma gratitude de leur bienfaits, qu‘ils ne rougissent pas de la fin de ma Carrière, lors qu‘on a veçu avec honneur, on meurt sans crime ... adieu, c‘est le dernier, ton intime et fedelle mari ...“. - Der Brief ist zunächst adressiert an einen „Lieutenant Colonel“, der ihn Choppets Familie über­ geben soll. - Beiliegend die - stark beschnittene und fragmentarische - Urkunde des Urteils, aus der hervorgeht, dass die Exekution noch am Tag des Urteils (und des vorliegenden Briefes) vollstreckt wurde. Dazu ein Ausschnitt aus einem Echtheitszertifikat vom Januar 1852. - Der Brief braunfleckig, die Beilagen mit Defekten. - Erschütterndes Doku­ ment vom Höhepunkt der „Grande Terreur“ unter Maximilien Robe­ spierres Jakobinerherrschaft, die im Juli 1794 ihren Gipfelpunkt und Abschluß fand und im ganzen Land nach Schätzungen mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete. Abbildung

2673 - Colbert, Jean-Baptiste, Marquis de Seignelay, franz. Staatsmann, erfolgreicher Finanzminister Ludwigs XIV., begründete den Merkantilismus und schuf mit seiner Wirtschafts- und Finanzpolitik die Grundlagen für die aggressive Außenpolitik des Königs (1619-1683). Brief m. U. „Colbert“. 1 S. Folio. Versailles 6.I.1683. 300 € 203


Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ 2674 - Helene, Herzogin von Orléans, geb. Prinzessin zu Mecklenburg-Schwerin, Ehrenbürgerin von Eisenach (1814-1858). Eigh. Brief m. U. „Helene“. In deutscher Sprache. 3 S. Mit schwarz gesiegeltem Umschlag. Gr. 8vo. Tuileries 5.I.1842. 150 € Eigenhändig an den Mediziner Karl Wilhelm Stark, Geheimer Hofrat und Professor an der Universität Jena (1787-1845). Herzlicher und aus­ führlicher Kondolenzbrief zum Tode eines nahen Verwandten. Erwähnt auch seine große Teilnahme bei einem früheren Todesfall in ihrer Familie. - Helene war verheiratet mit Ferdinand Philippe von Orléans, Herzog von Chartres, dem ältesten Sohn des Königs Louis Philippe. Er starb im Jahr des vorliegenden Briefes, und Helenes Bemühungen, ihren Sohn als Anwärter für den Thron von Frankreich zu etablieren, scheiterten 1848 endgültig, so daß sie nach Deutschland floh und sich in Eisenach niederließ. Wegen ihrer vielfältigen karitativen Tätigkeit in Eisenach erhielt sie 1851 dort die Ehrenbürgerschaft.

2675 - Ludwig XIII., König von Frankreich (1601-1643). Urkunde m. U. „Louis“. Französ. Handschrift auf Perga­ ment. 1 S. Quer-folio. O. O. 6.VIII.1618. 350 € Brevet des 17jährigen Königs über eine Schenkung in Höhe von 40.000 Écus. Gegengezeichnet vom Schatzkanzler und späteren Staatsminister Raymond Phélypeaux (gest. 1629). - Nachdem König Heinrich IV. 1610 ermordet worden war, wurde sein neunjähriger Sohn am 17. Oktober 1610 in der Kathedrale von Reims zum König Ludwig XIII. gekrönt. Seine Regierungszeit wurde geprägt von schweren Konflikten mit seiner Mutter Maria de‘ Medici und von der fast unumschränkten Herrschaft seines Beraters, Kardinal Richelieu. - Etwas fleckig.

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Im Auftrag des Königs an den Intendanten der Dauphiné, Pierre Cardin Le Bret (1640-1710). Er möge prüfen, ob den Pfandleihern der Genera­ lität Grenoble von seiten der „Trésoriers“ der Treueeid abgnommen worden sei - „pour obliger les Engagistes à raporter leurs contracts d‘Enga­ gemens et qu‘ils prennent de Fortes Epices pour l‘une et l‘autre de ces deux affaires et particulièrement pour la dernière, qu‘ils prennent dix livres pour chaque somme de mil livres du principal des Engagemens et les gens du Roy et greffiers les deux tiers de ces dix livres ...“. - Leicht beschnitten und auf ein Untersatzblatt montiert. - Beigegeben: Nicolas Catinat de la Fauconnerie, sehr erfolgreicher, aber human handelnder Feldherr unter Ludwig XIV., 1693 Marschall von Frankreich (1637-1712). Eigh. Brief m. U. „m. c. f.“ [maréchal catinat de la fauconnerie] und Adresse. 2 S. 4to. Im Lager von Saluzzo (Saluces) 28.IX. (wohl 1691). - Während des Krieges gegen Viktor Amadeus II. von Savoyen eigenhän­ dig an Mons. de Croysille in Paris. Berichtet über Verschiedenes, dar­ unter „des brouilleries et cabales dans l‘armée ... les ennemis ont fait un mouvement qui nous laissent un commerce libre a pignerol. ils ont marché le 26e et ont passé le pô du costé de villefranche, le 27. du costé de raconis, tous les advis que j‘ay sont quils vont assiéger carmagnol ...“. - Die piemontesische Festung Carmagnola war 1690 von Nicolas de Catinat eingenommen worden, doch schon 1691 wurde sie von Viktor Amadeus von Savoyen zurückerobert. - 2 kleine Randausrisse durch Öffnen der Versiegelung.

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2676 - Ludwig XIV., König von Frankreich (1638-1715). Brief m. U. „Louis“ (wohl Sekretärshand) und Adresse. 2 /3 S. Folio. Fontainebleau 31.X.1698. 220 € An die Abgeordneten des Parlaments von Dijon. Präzisiert einen Brief aus demselben Monat mit Anweisungen, betreffend die Gemeinden der burgundischen Städte. - Gegengezeichnet von Louis II Phélypeaux (1643-1727), Staatssekretär des Königl. Hauses, Kanzler von Frankreich und Generalkontrolleur der Finanzen. Abbildung

2677 - Maintenon, Françoise d‘Aubigné, Marquise de, Geliebte und zweite Gemahlin Ludwigs XIV. von Frank­ reich, in erster Ehe mit dem Dichter Scarron verheiratet (1635-1719). Diktierter Brief m. U. „Maintenon“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. O. O. 26.IX. (1710). 450 € An Madame de St. Periers in Saint-Cyr, wo sie eine Erziehungsanstalt für Töchter des niederen Adels gegründet hatte. „Vous seriez assés propre à aimer mieux sans dire mot que je vous écrivisse de ma main que de celle d‘une autre [der Text des Briefes ist von Hand der Mademoiselle Aumale geschrieben] mais il faut devenir forte et porter de plus grande disgrace, vous estes a souhait dans vostre classe, vous vous recriez sur tout ce que fait Ma S[oeu]r de Boissanoeur, et elle chante vos louanges, vous la trouvés propre a être première Maitresse, et elle dit que vous estes


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft une parfaite subalterne, et qu‘elle aspire a changer de place avec vous, qu‘est ce qu‘une supérieure peut avoir a faire avec de feltre inférieure, je M‘engouay lautre jour a Melun en recitant vos vertus, je metois fait prier longtems de parler de St Cyr quoique j‘en mourusse d‘envie, et je m‘aban­ donnay sy fort que j‘en sortis envouée de sorte que je ny retournerai plus ...“.

2678 - Maurepas, J.-Fr. Phélypeaux, Comte de, franz. Staatsmann, Gegner Voltaires und der Pompadour, all­ mächtiger Staatsminister unter Ludwig XVI. (1701-1781). 2 Briefe m. U. „Maurepas“. Zus. 4 S. Doppelblätter. 4to. Versailles 25.I.1739 und 22.IV.1743. 300 € Der erste Brief an den Kardinal Passionei, dem er seinen Cousin emp­ fiehlt und seine guten Beziehungen zum Erzbischof von Bourges rühmt. „... Permettez moy de demander à Vostre Eminence Sa protection auprès de Sa Sainteté pour M. l‘archevesque de Bourges mon cousin germain que les Religieux de Cluny ont élu par voye de postulation pour coadju­ teur de Mgr le Cardinal d‘auvergne son oncle. Je serois très flatté de penser que V. E. voudra bien avoir quelqu‘égard à mes prières, les Liaisons les plus étroites de parentés et d‘amitié intime, m‘attachent à M l‘arche­ vesque de Bourges, et je serai infiniment sensible aux services que V. E. voudra bien luy rendre ...“. - Der zweite Brief an Monsieur de Marville. „... une lettre de M. L‘ambr d‘Hollande qui me fait des représentations sur ce que Le Domestique du S. Vaulon son Chapelain, qui demeure rue St. Honnoré a été inscrit pour la Milice Chez le Commissaire Mortain et il joint à sa lettre L‘avertissement envoyé à ce Domestique pour se rendre demain aux Invalides; M. L‘ambassadeur pretend que son chapelain doit être exempt parce qu‘il du nombre des officiers de sa Maison et que ce n‘est qu‘à cause que son hôtel est trop petit que ce Chapelain n‘y loge pas, et que de plus Les Domestiques des Sujets du Roy ne tirent pas, Je ne scais s‘il entend par sujets du Roy ceux qui sont dans L‘état eclesiastique et dans le même cas que son Chapelain; Quoiqu‘il en soit je vous prie de me mander comment vous en avez agi à L‘Egard des Domestiques des Prêtres ou Abbés et de me dire ce que vous pensez sur ce cas particulier ...“.

2679 - Vendôme, Louis II. Joseph de Bourbon, Herzog von, „der große Vendôme“, Feldmarschall, hervorragender Heerführer unter Ludwig XIV. (1654-1712). Eigh. Brief m. U. „louis devendosme“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Im Feld­ lager bei Cassagnara 20.VI.1703. 450 € Eigenhändig an Sign. Bentivoglio in Rom, wohl den späteren Kardinal Cornelio Bentivoglio. Bedankt sich ausdrücklich für ein ihm zugesand­ tes Paket und fügt Bemerkungen hinzu. - Gering fleckig, die Schrift etwas verblasst. - Beiliegend ein kleines gestoch. Porträt des Feldherrn, ferner ein nicht hierzu gehöriger, gesiegelter Umschlag, gerichtet an einen Kardinal. - Im Spanischen Erbfolgekrieg versuchte Vendôme längere Zeit, von Italien aus ins Deutsche Reich vorzudringen und lieferte sich 1702 und 1705 in Oberitalien Gefechte mit Eugen von Savoyen, aus denen er 1705 als Sieger hervorging. - Sehr selten.

2680 - Schriftstück m. U. „louis devendosme“. 1 S. Folio. Im Feldlager Rivolta. 30.IX.1705. 450 € Passierschein mit gedrucktem Kopf, der auf 10 Zeilen Vendômes Titel aufzählt: „... pair, & General des Galeres de France, Lieutenant General

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des Mers du Levant, Commandeur des trois Ordres du Roy, Governeur pour Sa Majesté en Provence, cy devant Viceroy, & Capitaine General en Catalogne, General des Armées de Sa Majesté en Italie, Conseiller au Conseil Supreme d‘Etat, & de Guerre de Sa Majesté Catholique ...“ (etc.). Darunter handschriftlich der Inhalt des Passierscheins: „Laissés sure­ ment et librement passer le nommé Dubois cavalier du regt. colonel general qui sen va aux invalides ...“. - Geringfügige Randschäden. - Kurz zuvor, am 16. August, hatte Vendôme in der Schlacht bei Cassano dem Prinzen Eugen von Savoyen dessen einzige Niederlage zugefügt. Abbildung

2681 Franz Josef I., Kaiser von Österreich (1830-1916). Eigh. Notiz m. U. „FJ“ auf dem Formular eines an ihn gerichteten Telegramms. 3 Zeilen (Bleistift). Folio. Schön­ brunn 8.V.1884. 120 € Anläßlich der Beisetzung der am 4. Mai verstorbenen Kaiserin-Witwe Maria-Anna (Gemahlin Kaiser Ferdinands I.) sandte Herzog Ludwig von Bayern ein Telegramm mit dem Text: „Euer Majestät unterbreite ich die unterthänigste Meldung, daß mich der König [d. i. Ludwig II. von Bayern] mit seiner Vertretung bei den Trauerfeierlichkeiten betraut hat. Ich bitte unterthänigst, am Samstag früh eintreffen zu dürfen. In

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ tiefster Ehrfurcht Herzog Ludwig“. Darunter bemerkt Kaiser Franz Josef mit Bleistift: „Bitte Wohnung für meinen Schwager und einen Herrn in der Burg vorbereiten zu lassen und Wägen auf die Bahn zu schicken. FJ“. - Dekoratives Blatt vom „K.K. Hof-Telegraphen-Amte“.

2682 Friedrich I., König in Preußen, vorher Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg (1657-1713). Brief m. U. „Fride­ rich“. 11/2 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedeck­ tem Siegel. Folio. Charlottenburg 21.IV.1705. 200 € An die Richter und Räte des Obergerichts in der Provinz Sachsen-An­ halt. Definitiver Bescheid in einem Streit um das Testament des in Halle verstorbenen Predigers Garrigue (aus einer angesehenen, aus dem Languedoc stammenden Réfugiés-Familie). Der König habe das Testa­ ment in allen Punkten überprüfen lassen und keine Mängel festgestellt. Es sei somit als gültig anzuerkennen, und der letzte Wille des Erblas­ sers soll ausgeführt werden. - Gegengezeichnet vom Konsistoriumsprä­ sidenten Daniel Ludolf von Danckelman (1648-1709). Dieser „war wohl neben Eberhard der Vielseitigste und Gewandteste des ‚Siebengestirns‘“ (Deutsche Biographie). - Die erste Seite leicht fleckig; kleine Randschä­ den.

Empfehlung eines „langen Kerls“ 2683 Friedrich II., der Große, König von Preußen (1712-1786). Eigenhändiger Brief m. U. „Frideric P R“. In franz. Sprache. 3/4 S. Doppelblatt mit Goldschnitt. Kl. 4to. Berlin 7.VI.1728. 5.000 € Eigenhändig als sechzehnjähriger Kronprinz an einen „très cher Gene­ ral“, vermutlich Christoph Heinrich von der Goltz (1663-1739), Chef des altpreußischen Infanterieregiments Garde in Potsdam, mit der Emp­ fehlung eines jungen Mannes, der in die Riesengarde („die langen Kerls“) eintreten wolle. „Jai enfin peur de vous laser Monsieur, avec mes fre­ quentes recomandations mais l‘estime que je porte au jens de merite et la confiance que j‘ai a vous me font paser pardesus ses considerons la, c‘est cete fois en faveur du pauvre Jasois qui souhaiterois fort de pouvoir se pouser plus loin dans le metier de la gere quil a une fois ambarasé[.] il soite pour set efet quil puise entrer dans le regiment des Garde esperend de devenir le plus que vous voudres bien avoir la bonté de le faire, il m‘a pryé pour cet efet de vous le recomander, je n‘etoit pas en état de lui refu­ ser toute autre chose quil m‘at demande je me fais dont un plaisir de vous donner ocasion à m‘oblijer en l‘avançant, je suis persuadé que vous m‘acor­ derez ma demande enfaveurr denostre amitié qui ne manquera pas de sen acroitre sil est posible ...“.

gelassen werden. Das Verbot geschehe aus Gründen der Pestgefahr sowie „aus Unsern Uns dazu bewegenden Ursachen“. Diese „Ursachen“ werden die Kriegsvorbereitungen Friedrichs sein, der bereits plante, im Herbst gegen Österreich in den Krieg zu ziehen, um seine Ansprüche auf Schlesien durchzusetzen. - Gegengezeichnet von dem Generalfeld­ marschall und Minister Adrian Bernhard von Borcke (1661-1741) und dem Kriegsminister Heinrich von Podewils (1696-1760). - Besonders der rechte Rand gebräunt; unten kleine Randläsuren.

2685 - Urkunde m. U. „Fch“ und papiergedecktem Sie­ gel. 2 S. Doppelblatt. Folio. Berlin 6.X.1755. 350 € Patent als Stabs-Capitaine für den bisherigen Premier-Lieutenant Carl Fabian Graf zu Dohna vom Belowschen Infanterieregiment. In seiner neuen Position müsse er dem Königlichen hohen Hause „noch ferner getreu, hold und gehorsam seyn, seine Charge gebührend wahrnehmen, was ihm zu thun und zu verrichten oblieget und aufgetragen wird, bey Tag und Nacht fleißig und treulich bewerkstelligen, bey allen vorkom­ menden Krieges-Occasionen sich tapffer und unverweißlich bezeigen ...“. - Vom Siegel etwas gebräunt; kleine Faltenrisse unauffällig unterlegt.

2686 - Urkunde m. U. „Federic“ und papiergedecktem Siegel. 2 S. Folio. Berlin 4.XI.1768. 350 € Patent für August von Tettenborn als Second-Lieutenant beim FeldArtillerie-Corps. Mit den üblichen Vorschriften: dem König und dem Königlichen Hause müsse er „zuforderst hold treu und gehorsam seyn, seiner Charge gebührend wahrnehmen, was ihm zu thun und zu verrich­ ten oblieget und anbefohlen wird, so Tages als Nachts fleißig und treulich ins Werk richten, bey allen vorfallenden Krieges-Begebenheiten, sich tapfer und unverweißlich aufführen ...“. - Ohne das leere Respektblatt; das Siegelwachs auf der Vorderseite durchscheinend; die Rückseite etwas leimfleckig; beim Namenszug ein kleiner rosa Papierpfeil aufge­ klebt. - Beiliegend 2 aus Büchern stammende Kupferstich-Porträts des Königs sowie die zeitgenöss. Abschrift einer Bekanntmachung des Grafen Christoph zu Dohna (Hauptquartier Grypswalde, 19.I.1759) im Auftrag Friedrichs des Großen, in der ein strenges Verbot ausge­ sprochen wird, die Bauernhöfe kriegsbedingt auszuplündern, Pferde und Vieh ohne Bezahlung gewaltsam zu requirieren oder sonstige „Placke­ reyen“ gegen die Landbevölkerung zu begehen. - Ferner beiliegend ein Schreiben der Provinzialregierung in Glogau (17.V.1771) an die Fürst­ lich Lobkowitzsche Regierung in Sagan, betreffend Hypotheken- und Pfandbrief-Angelegenheiten im Raum Sagan.

Abbildung

2684 - Brief m. U. „Fridrich“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Berlin 14.VI.1740. 800 € Vierzehn Tage nach seiner Thronbesteigung an die Provinzialregierung in Halberstadt mit dem Befehl, weder dem kaiserlichen, noch dem braunschweig-wolfenbüttelschen Ersuchen nachzukommen, den aus Ungarn zurückkehrenden Truppen des Herzogs von BraunschweigWolfenbüttel den Durchmarsch durch preußisches Gebiet zu gestatten. Sollten sich Truppen an der Grenze einfinden, sollen sie nicht durch­

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2687 - Kaunitz-Rittberg, Wenzel Anton Reichsfürst von, österr. Staatsmann, Reichshofrat und Diplomat (1711-1794). Brief m. U. „Kaunitz Rittberg“. In ital. Sprache. 1 S. Folio. Wien 9.X.1758. 200 € Im Siebenjährigen Krieg an eine Exzellenz in Mailand wegen der „ripa­ razioni indispensabili da farsi al Pò per difesa della Città di Cremona“. - Kleine Defekte und Braunflecken am rechten Rand; kl. alter Sammler­ stempel. - Beiliegend eine abgeschnittene Unterschrift des Feldmar­ schalls Graf Daun.


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ 2688 - Schwerin, Curd Christoph Graf von, preuß. Feldmarschall, einer der wichtigsten Generäle Friedrichs des Großen, fiel im Siebenjähr. Krieg bei Prag (1684-1757). Brief m. U. „C de Schwerin“. In franz. Sprache. 1 S. Trauer­ rand. 4to. Schwerinsburg 22.X.1744. 300 € An Mr. Drummond. Gratuliert ihm zur Beförderung zum Capitaine und Adjutanten des Königs. „... vous en recevez ici mes compliments les plus sincères. et comme l‘aprobation du Roy m‘est un titre suffisant de vous donner toute mon Estime, avant même d‘avoir le plaisir de vous connoitre personellement ...“. - Die Mutter von Friedrichs II. Freund Earl Marischal George Keith war eine Mary Drummond.

2689 - Gedrucktes Subskribenten-Verzeichnis für die deutschsprachige Jubiläums-Ausgabe der Werke Friedrichs des Großen. 32 S. Mit einleitendem Text und rund 500 faksimilierten Unterschriften von Subskribenten. Zwei­ farbiger Druck auf Maschinenbütten. Folio. Kordelhef­ tung, ohne Umschlag. (Berlin 1912). 60 € Nützliche Signaturen-Quelle für Autographen-Sammler und -Händler, da die mehreren hundert Unterschriften jeweils bezeichnet und nach Regionen (preußischen Provinzen und übrigen deutschen Ländern) geordnet sind. Naturgemäß sind Adel, Politiker und hohe Militärs am meisten vertreten. - Das hintere Außenblatt leicht angeschmutzt.

2690 Friedrich III., Deutscher Kaiser, König von Preu­ ßen (1831-1888). Brief m. U. „Friedrich Wilhelm Pr.“ 1/2 S. Gr. 4to. Berlin 26.XI.1861. 120 € Hier noch als Prinz Friedrich Wilhelm an den Pfarrer Scheden in Brühl. Bedankt sich für Glückwünsche zu seinem Geburtstag. - Rückseitig Montagespuren. - Beiliegend ein (etwas stockfleckiges) lithograph. Porträt des Kronprinzen.

Der Wiederaufbau Brandenburgs 2691 Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, der „Große Kurfürst“ (1620-1688). „Landtags Recess de Anno 1653“ mit eigh. Unterschrift „Friderich Wilhelm“ und papiergedecktem Siegel am Schluß. Deutsche Kanzleihand­ schrift auf Papier. 63 nn. Bl., davon 125 S. beschrieben. Folio (30,6 x 20 cm). Pergamentband unter Verwendung eines Antiphonarblattes (Rücken lädiert und wie auch der Deckel teils mit Pappstreifen alt überklebt, mit Fehl­ stellen und Läsuren, angeschmutzt). Cölln an der Spree 26.VII.1653. 1.800 € Vom Kurfürsten signierte und besiegelte Kanzleiabschrift der Beschlüsse des preußischen Landtags vom Jahre 1653. Nach langen Verhandlungen mit den Ständen konnte der Kurfürst in 71 ausführlich behandelten Punkten seine umfangreichen Pläne für den Ausbau des stehenden Heeres vorantreiben, dessen Notwendigkeit er nach den katastrophalen Verwüstungen des 30jährigen Krieges als unumgänglich erachtete. Aber nicht nur der Militär-Etat, das gesamte Wirtschaftssystem des Landes, vom Bauern über den Handwerker, Geistlichen und Kaufmann bis zum

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Hochadel, wurde überprüft und ggf. neu geregelt. Jagdgesetze, Verwal­ tung und Polizeiwesen kommen zur Sprache, die Privilegien von Städ­ ten, Bürgern und Gutsherren werden bestätigt oder neu festgelegt, die Einkommen der Kirchen geregelt. Aber im „Landtags Recess“ wird auch die langfristige Bewilligung von Heeressteuern im Austausch gegen weitreichende Befugnisse für den Landadel vereinbart, der dadurch seine Untertanen noch stärker in Abhängigkeitsverhältnisse ziehen konnte. Auf zwei Blättern werden die geplanten Steuereinnahmen bis 1659 auf­ gelistet. „... Es ist aber dieses verabredet, da etwann einige Crayße oder Städte, ihre contingent nicht bald auff iedem quartal auffbrachten, oder durch seumnus der Contribuenten, daran behindert werden, daß alß dann Unser Hoffrenthmeister oder der ienige, den Wir sonsten zu dieser Einahme bestellen möchten, durch zu reichende Execution und er­theilung der Assignationum von iedem Orthe, das was restiret, einfor­ dern solle und müge ...“. Der Ausbau des stehenden Heeres unter Fried­ rich Wilhelm bildete die Grundlage für eine eigenständige Außenpolitik sowie den militärischen Aufstieg Brandenburg-Preußens bis zu einer europäischen Großmacht. - Einige Gebrauchsspuren; Heftung teilweise gelockert; das Siegel mit Stecknadeln befesigt, sonst innen ordentlich erhaltene, höchst bedeutsame Quelle zur Situation Preußens nach dem 30jährigen Krieg.

2692 - Brief m. U. u. E. „Ew: Ld: Dienstwilliger Vetter, Vatter undt geuatter Friderich Wilhelm Churfürst“. 2 S. Gr. 4to. Hauptquartier Rüsselsheim am Main 17.XI.1672. 220 € An den (nicht genannten) Herzog zu Braunschweig-Wolfenbüttel, d. h. entweder Rudolf August oder Anton Ulrich. Des Kurfürsten Geheimund Kriegsräte Christoph von Kannenberg und Jaban von Canstein hätten sich bei ihm beklagt, dass die Stadt Braunschweig jedem von ihnen eine „ahnsehnliche Summa geldes“ schulde und auf entsprechende Mahnungen nicht reagiere. Der Kurfürst bemüht sich nun mit vielen freundlichen Worten, den Herzog zu bewegen, die Stadt Braunschweig endlich zur Tilgung der Schulden zu veranlassen. „... Wiewohl Wir nun zwart Ew: Ldn. von selbst geneigt wißen, daß Sie einem Jeden, zumalen in so billigem begehrn alle gnädige Hülffe wiederfahren laßen werden. So zweiffeln Wir nicht, in dem Wir Unß versichern, Ew. Ld. werden diesen beyden Unsern Bedienten“ wissen lassen, „daß Wir dieselbe beyderseits in Ew: Ld. special gnädigen Bezeigung nicht unwerth achten, und Ew. Ld. sie dazu freundvetterlich hiedurch recommendiren ...“. - Am 8. August war der Große Kurfürst mit einem Truppenkontingent aufgebrochen, um den von Frankreich bedrängten Niederlanden zu helfen, und hatte am 12. September mit Braunschweig ein Bündnis gegen Frankreich geschlossen. Im Rhein-Main-Gebiet (Trier und Mainz) wurde seinen Truppen der Durchzug verweigert, so daß er zunächst sein Hauptquartier in Rüsselsheim aufschlagen und dann den Umweg durch Westfalen nehmen mußte. - Beiliegend 2 Kupferstich-Porträts des Kurfürsten. - 1 kleines Loch mit geringem Textverlust; kleine Rand­ schäden und vereinzelter Tintenfraß; 1 Rand etwas gebräunt.

Jüdische „Hoff- und Kriegs Factors“ 2693 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, der „Soldatenkönig“ (1688-1740). Brief m. U. „F Wilh“ (Para­ phe). 2 S. Doppelblatt mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Folio. Berlin 17.I.1720. 250 € An die Magdeburgische Regierung, wegen einer Kredit-Aufnahme durch die Junker von Krosigk und von Steuben bei den Königl. Hof-


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft und Kriegs-Faktoren, den Juden Gomperz. „... Aus dem copeylichen Beyschluß habt Ihr zu ersehen, was Unsere Hoff- und Kriegs Factors, die Juden Gompers, wegen Bezahlung der, Unserm Cammer Junker von Krosigk, wie auch dem von Steube, auf einen Wechßel vorgestreckten Zehen Tausend Tal. weshalb Sie auf die Kauffgelder des Guths Neube­ sen assignirt worden, allerunterthänigst vorstellen, und zu verordnen bitten. Wie Wir nun bemeldtem Cammer Junker von Krosigk gern geholffen, und die Sache unter denen sämtlichen Interessenten unver­ züglich ausgemacht wissen wollen, damit die längst parat gelegene Kauff­ gelder, so bald es nur mit Unserer Sicherheit geschehen kan, ausgezahlet, und diejenigen, so daran mit Recht einigen Anspruch machen können, davon befriediget werden mögen; Also befehlen Wir Euch hiemit in Gnaden, ohne Zeitverklust dieserhalb ex officio eine Commission anzu­ ordnen und selbige einigen unpartheyischen membris aus Euerm Mittel dahin aufzutragen, daß Sie allerseits Interessanten vor sich bescheiden, und ... die Sache in Güte beyzulegen ...“. - Interessantes Beispiel für die unparteiische Haltung des Königs, der bei einem Finanzproblem zwi­ schen jüdischen Finanziers und preußischen Junkern keiner Seite von vornherein irgendeine Schuld zuweist. - Etwas gebräunt; die vertikale Falte durchgetrennt; das Adressblatt mit Randschäden. - Beiliegend ein kleines Kupferstich-Porträt des Königs.

Stellenbesetzung streng nach Willkür 2694 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen (17441797). Brief m. U. „Fr Wilhelm“. 1/2 S. 4to. Berlin 7.I.1784. 250 € Als Kronprinz an den Grafen von Logau in Küstrin. Er habe erfahren, dass der Herr von Winning sich um die Stelle des Landrats für den Kreis Sternberg bei den Ständen beworben habe. „... Da Ich nun sehr gerne sehe, daß die Wahl auf den Capitain v. Kalckreuth, welcher bey Meinem Regimente gestanden, fallen mögte, welches Ich auch dato besagtem Landrathe schriftlich zu erkennen gegeben: so lebe der Hofnung, daß Ew. Hochwohlgeb: dem erwähnten Capitain v. Kalckreuth die Stimme der Königl: Beamten dieses Creyses, nicht versagen werden ...“. - Auf dem ehem. Respektblatt zwei Brief-Konzepte Logaus vom 10.I.1784: das Informationsschreiben an die Beamten und seine Antwort an den Prinzen Friedrich Wilhelm. - Kleine Einrisse alt unterlegt.

2695 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (17701840). Brief m. U. „Friedrich Wilhelm“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 9.IV.1810. 180 € An den Finanzminister Karl Freiherrn vom Stein zum Altenstein. „... Ich will, daß dem Sohn des Kaufmanns Gotzkowsky, Ernst Friedrich Gotzkowsky hieselbst in Absicht der Zahlung des Zinsen Rückstandes, welchen er von der Seehandlung zu fordern hat, und dessen Betrag er in der anliegenden Vorstellung auf 2,850 rth Courant angiebt, möglichst geholfen werde. Ich habe ihm dies bekannt gemacht und ihn wegen dieser Forderung an Euch verwiesen, wegen der nachgesuchten Posamen­ tierer Lieferung aber an den Geheimen Staatsrath Obristen von Hake verfügt ...“. - Eine Ecke etwas fleckig. - Obwohl der Vater des hier betrof­ fenen Ernst Friedrich Gotzkowsky, der Berliner Großkaufmann, Hof­ lieferant und Unternehmer Johann Ernst Gotzkowsky (1710-1775), bedeutender Kunstsammler und Kunsthändler sowie Besitzer der später Königlichen Porzellan-Manufaktur, zweimal Bankrott machte, stand sein Andenken doch 1810 noch in so hohem Ansehen, dass sich der König persönlich für Gotzkowskys Sohn einsetzte.

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2696 - Offizierspatent m. U. „Friedrich Wilhelm“. 3 S. Doppelblatt mit papierdecktem Siegel und Umschlagblatt. Kordelheftung. Folio. Berlin 6.IV.1821. 250 € Patent als Major der Kavallerie für den Rittmeister und Adjutanten Carl Ludwig Hintzmann von Hallmann. Mit Darstellung seiner Pflich­ ten („bei allen vorfallenden Krieges-Begebenheiten mit williger und ungescheuter Darsetzung seines Leibes und Lebens, Guts und Bluts“) und der Belohnung vom König: „... Dagegen wollen Allerhöchst Diesel­ ben Dero Major Hintzmann von Hallmann bei diesem Range und allen demselben daher zustehenden Praerogativen und Gerechtsamen jeder­ zeit in Gnaden schützen und mainteniren, auch bei vorkommender Gelegenheit auf desselben weiteres Avancement bedacht seyn.“ - Das Siegelwachs auf die übrigen Blätter kreisförmig durchschlagend; sonst gut erhaltene Beförderungs-Urkunde im höheren Offiziersrang. - Dabei: Derselbe. Offizierspatent in seinem Namen, ohne Unterschrift. 2 S. Mit papiergedecktem Siegel. Memel 23.II.1807. - Patent als Seconde Lieute­ nant für den Junker Hintzmann von der Zweiten Ostpreußischen Füsi­ lier-Brigade. - Nach der Katastrophe von Jena und Auerstädt war der König mit seinem Hof nach Memel geflohen und regierte von dort, so gut es ging, konnte aber nicht mehr jede kleine Beförderung unter­ zeichnen.

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ 2697 - 2 Briefe m. U. „Friedrich Wilhelm“. Zus. 1/2 S. Doppelblätter. 4to. Berlin 26.XI.1826 und 17.VIII.1835. 240 € An Helmuth von Voß, wohl einen Sohn des umstrittenen Berliner Schriftstellers Julius von Voß (1768-1832). „Ich will auf Ihre Vorstellung vom 22ten d. M. ausnahmsweise gestatten, daß Sie nach Zeit und Gele­ genheit eine Ihren Dienstfähigkeiten angemessene Anstellung im Calcu­ latur- oder Kanzlei-Fache erhalten und bleibt Ihnen daher überlassen, unter Vorlegung dieser Resolution eine für Sie geeignete Stelle bei der Behörde nachzusuchen [1825] ... Ich habe das von Ihnen ... Mir darge­ brachte Glückwünschungsgedicht empfangen und Ihnen Meinen Dank hiermit zu erkennen geben wollen ...“ [1835]. - Beim zweiten Brief der gesiegelte Umschlag mit angeheftet. - Der erste Brief gebräunt und mit kleiner Büroklammer-Rostspur. - Dabei: Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen (1795-1861). Kabinettsordre m. U. „Friedrich Wilhelm“. 1 /4 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 22.III.1845. - An Caroline von Voß, Ehefrau des General-Postamts-Kanzlei-Sekretärs Helmuth von Voß. „Ihrem Gesuch ... um nochmalige Auszahlung von Baugeldern, welche dem Großvater Ihres Ehemannes zugesichert waren, später aber von Ihrem Schwiegervater ohne Vorbehalt an den Maurermeister Leitner cedirt und diesem wirklich ausgezahlt sind, kann nicht willfahrt werden“. - Mit altem Bleistift-Vermerk: „betr. Julius v. Voss“. - Ferner beiliegend: Friedrich Leopold von Kircheisen, fünfzehn Jahre preußischer Justiz­ minister in der Reformzeit Hardenbergs (1749-1825). Juristischer Bescheid m. U. „Kircheisen“. Mit einer halbseitigen Nachschrift von anderer Hand. 1 S. Folio. Berlin 12. und 19.VI.1818. - An das Kammer­ gericht in Berlin. Im Auftrag des Fürsten Hardenberg sollen weitere Vernehmungen und Untersuchungen wegen der „Suspension“ (Suspen­ dierung vom Dienst) des General-Postamts-Sekretärs Müller stattfin­ den. In einem Kommentar auf der unteren Hälfte des Blattes wird auf die Vernehmungen Müllers, dem „Corruption“ vorgeworfen wird, und verschiedener Zeugen eingegangen. Auf der Rückseite des Blattes findet sich eine Notiz über die Glaubwürdigkeit von Müllers Aussagen, unter­ zeichnet „v. Voß“. - Insgesamt 4 Teile.

Der König als Bankier 2698 - Brief m. U. „Friedrich Wilhelm“. 1/2 S. Doppel­ blatt. 4to. Potsdam 6.VII.1829. 250 € An den Major Carl Ludwig Hintzmann von Hallmann, der dem König vorgeschlagen hatte, ihm sein noch nicht abgezahltes Haus abzukaufen und ihm vorläufig als Dienstwohnung zu überlassen. „Auf Ihren Antrag ... kann Ich nicht eingehen, da den Staabs-Officieren bestimmungsmä­ ßig überhaupt keine Dienstwohnungen gegeben werden. Um Ihnen indeß in der Lage, in welcher Sie sich durch den Ankauf des Hauses befinden, zu Hülfe zu kommen, will Ich Ihnen ein außerordentliches Geschenk von 500 Thalern gewähren, welche Summe Ihnen das KriegesMinisterium anweisen wird.“ - Büroklammer-Rostspur am oberen Rand. - Beiliegend ein Schreiben im Auftrag Friedrich Wilhelms III. (undeut­ lich unterzeichnet, wohl vom Finanzminister Friedrich von Motz), ebenfalls an den Major von Hintzmann im 4. Husaren-Regiment, Guts­ herr zu Strehlen (1 S. Folio. Berlin 20.IX.1830): „Des Königs Majestät haben geruhet, das von Ewr: Hochwohlgeboren in Ihrer Immediat-Ein­ gabe ... nachgesuchte Darlehn von 6000 rth. mittelst Kabinets-Ordre ... Allergnädigst zu bewilligen, auch die Rückzahlung mit 500 rth. jährlich durch Gehalts-Abzüge vom künftigen Jahre an zu genehmigen. - Indem ich Ewr. Hochwohlgeboren hiervon ergebenst benachrichtige, stelle ich zugleich anheim, hiernach eine gerichtliche, auf die Dispositions-Kasse

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Seiner Majestät des Königs lautende Schuld-Verschreibung in der gewöhnlichen Form auszustellen ...“. - Beide Briefe zeugen von einer ungewöhnlichen Hochschätzung des Majors durch Friedrich Wilhelm III., der sich zu teuren Geschenken und hohen Privatkrediten veran­ lasst sieht. - Beiliegend ein englisches Kupferstich-Porträt des Königs.

2699 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen (17951861). Brief m. U. „Friedrich Wilhelm“ in blauer Tinte. 1 /4 S. Doppelblatt. 4to. Königsberg (Pr.) 3.VIII.1851. 180 € An den Oberstleutnant a. D. Hintzmann von Hallmann zu Bansen bei Bischofsburg. „Ich finde Mich bei Meiner jetzigen Anwesenheit in hiesiger Provinz bewogen, Ihnen den Charakter als Oberst zu bewilli­ gen und mache Ihnen dieß hierdurch bekannt.“ - Beiliegend ein gutes Porträt des Obersten v. Hintzmann-Hallmann, lithographiert von Ed. Uber, gedruckt von Mercier in Berlin. Abbildung Seite 209

2700 Fuchs, Paul Frhr von, kurbrandenburg. Staats­ mann, Diplomat und Minister unter den Kurfürsten Fried­ rich Wilhelm und Friedrich III. von Brandenburg (16401704). Eigh. Brief m. U. „P v. Fuchs“. In deutscher und französischer Sprache. 3 S. 4to. Berlin 25.XII.1696. 250 € Eigenhändig an eine Gräfin über das „mandatum executionalis“ des Kurfürsten, betreffend Besitzungen der Adressatin in der Provinz Cleve. „... Es ist schon längst ein Creyß-Schluß gemachet und noch jüngst er­ neuert worden, daß ob gleich die mandata executionalia auf sambt und sonders lauthen, dennoch die Creyß-ämbter sich zuvorderst unterein­ ander vernehmen müssen, ob Sie die execution gesambter Handt thuen wollen, und das hatt auch gegenwerthigk geschehen müssen, so balde aber von Chur-Pfaltz und Münster nuhr antworth kommet, ob selbige gleich ferner die execution decliniren möchten, seynd Ire Churf. Durchl. entschlossen, die execution allein zuverrichten. Ew. Gräfl. Gnad. halthen sich nuhr fleissig an die Clevische Regierung, damit dieselbe die antwor­ th bey Pfaltz und Münster pressire, so soll die sache balde zum stande kommen. Ich wündsche solches von Hertzen, damit Ew. Gnad: nach so vielem Verdruß dermahleinst soulagiret werden ...“. Es folgt ein Post­ skriptum in französischer Sprache, da er soeben einen weiteren Brief von ihr erhalten habe: „... je suis sensible, Madame, aux indignités qu‘on Vous fait souffrir, mais il est constant que Son Alt. El. ne peut pas proce­ der dans l‘affaire autrement, qu‘elle fait; à moins que de vouloir renverser l‘ordre étably dans le directoire, ce qui est de dangereuse conséquence. Mais il faut sans cela, que l‘affaire se termine: sur tout si vous penserez bien la Regence de Cleve: La jeune et belle Contesse mérite une meilleure destinée que de vivre dans la misère ...“. - Am oberen Rand ein Streifen mit leichtem Textverlust abgeschnitten. - Eigenhändige Briefe des bedeu­ tenden brandenburgischen Staatsmannes kommen sehr selten vor. - Beiliegend ein Kupferstich-Porträt des Freiherrn von Fuchs. - Weitere Beigaben: Derselbe. Gedrucktes Edikt mit eigh. Unterschrift „P Fr. Fuchs“. 1 S. Cölln a. d. Spree 25.IX.1702. - Genehmigung einer Kollekte zur Reparatur der Kirche in Schwäbhein, Franken. - Ferner: Georg Matthias von Borcke, preuß. Staatsmann unter Friedrich Wilhelm I., Kanzler der Neumark (1671-1740). Fragment eines Briefes mit eigh. U. „Matthias von Borck Mppria“. 1 S. Folio. (Berlin 1717). - An den König Friedrich Wilhelm I., in einer juristischen Angelegenheit.


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft 2701 Gentz, Friedrich von, dt.-österr. Politiker und Publizist, Staatstheoretiker, Berater Metternichs (17641832). Eigh. Schuldschein m. U. „Friedrich Gentz“. 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Wien 10.IX.1802. 200 €

tant Wilhelms II., zus. mit Philipp Fürst zu Eulenburg der Homose­ xualität beschuldigt; 1898), Johann Georg Prinz von Sachsen (1934), F. C. von Savigny (Stellvertreter des Reichskanzlers, 1933); mit etlichen, meist gedruckten Beilagen.

„Drey Monat auf dato zahle ich Endes Unterschriebener gegen diesen meinen Schuldschein an Herrn Baron N. von Arnsteiner oder dessen Ordre die Summe von fünfhundert Gulden. Valuta richtig empfangen ...“. - Mit Vermerk des Zahlungsziels am oberen Rand. - Leicht gebräunt.

„hinter Schloß und Riegeln“

2702 Hansemann, David, Kaufmann, Bankier (Grün­ der der „Disconto-Gesellschaft“) und liberaler Politiker, 1848 preuß. Finanzminister (1790-1864). Eigh. Brief m. U. „Hansemann“. 2 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Berlin 14.I.1858. 200 € An einen „Herrn und Gönner“, wohl einen Journalisten. „... Im Drange der mich in außergewöhnlicher Weise in Anspruch nehmenden BerufsArbeiten - wozu auch mehrmalige Reisen gehörten - ist die Beantwortung Ihres geehrten Schreibens ... bis jetzt unterblieben ... Den im Conversa­ tions-Lexikon und an anderen Orten bereits gedruckten Notizen über mich weiß ich nichts hinzuzusetzen, was Sie nicht wüßten. Meine Wirk­ samkeit 1849/1850 wie auch meine spätere nicht politische in der Dis­ conto-Gesellschaft ist Ihnen bekannt. - Für den Fall, daß Sie meine Schrift über Deutsche und Preußische Verfassung nicht kennen möch­ ten, füge ich sie bei, und bitte, sie als Andenken zu betrachten. Sie wer­ den darin wohl eins und Anderes Sie Interessirendes finden, insbesonders über die politische Richtung, die ich contra quantum seit fast 30 Jah­ ren verfolgt habe ...“. - Aus der Sammlung Künzel. - Dabei: sein Sohn Adolph von Hansemann, Großunternehmer und Bankier, Chef der Deutschen Disconto-Gesellschaft, Gründer der Deutschen See-Handels­ gesellschaft, baute Eisenbahnlinien in China und Afrika und engagierte sich in der Kolonialpolitik, 1872 geadelt (1826-1903). Brief m. U. „A v Hansemann“. 11/2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Berlin 17.III.1873. - An den Bankier Gerson von Bleichroeder. „... In der gestrigen General-Versamm­ lung der Aktionäre der Berliner Immobilien-Actiengesellschaft ... ist der Antrag auf Licitation der sämmtlichen der Gesellschaft gehörigen Grundstücke abgelehnt worden, und habe ich der getroffenen Verab­ redung gemäß erklärt, daß der gesammte Verwaltungsrath seine Demis­ sion einreiche ...“.

2703 Hertling, Georg Graf von, dt. Zentrumspolitiker, preuß. Ministerpräsident, im ersten Weltkrieg Reichs­ kanzler, kath. Philosoph und Hochschullehrer, Mitbegrün­ der der Görresgesellschaft (1843-1919). Eigh. Briefkarte m. U. „Fh. von Hertling“. 1 S. Mit Briefkopf „Reichstag“. Quer-8vo. Berlin 22.II.1906. 300 € An einen Herrn Doktor. „... Ich werde morgen früh in München ein­ treffen und bis Dienstag dort bleiben. Es wäre mir sehr wichtig, wenn ich Sie während dieser Zeit sprechen könnte. Freitag und Samstag bin ich des Vormittags durch die Sitzungen der Reichsratskammer in Anspruch genommen, an den Nachmittagen dagegen frei, an den folgenden Tagen bin ich jederzeit disponibel ...“. - Gelocht. - Beiliegend eine masch. Bio­ graphie und 5 zeitgenöss., teils längere Zeitungsartikel über Hertling. - Ferner beigegeben 5 Briefe von Politikern und Militärs: Julius Curtius (Reichswirtschaftsminister, 1928), Willy Hellpach (Badischer Staats­ präsident, 1927), Kuno Graf von Moltke (Generalleutnant, Flügeladju­

2704 Kesselring, Albert, dt. Luftwaffen-General im II. Weltkrieg, Generalfeldmarschall, Oberbefehlshaber West, Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes mit Bril­ lanten sowie diverser weiterer Orden, nach Kriegsende als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt, schließlich begna­ digt und in Werl inhaftiert (1885-1960). Eigh. Brief m. U. „Ihr alter Chef Kesselring“. 2 S. 8vo. JVA Werl 22.XII.­1950. 180 € Weihnachtsbrief aus der Haft an einen früheren Untergebenen. Ent­ schuldigt die Verspätung seines Dankes für die regelmäßige Zusendung der „Weltwoche“ mit der über ihn verfügten „Schreibbeschränkung“. Aber „Weihnachten und am Sylvester sollen Sie wissen, daß Jemand hinter Schloß und Riegeln Ihrer mit dankbarem Herzen und besten Wünschen gedenkt ... Verleben Sie, trotz der Finsternis der Zeit ein still häusliches, innerlich frohmachendes Weihnachtsfest. Die strahlenden Kinderaugen werden es schon schaffen, daß die ganze Familie ‚gleich­ geschaltet‘ ist. Denn: für 1951 sind unsere Wünsche sicherlich auf einan­ der abgestimmt: der Herrgott sende uns wirklichen Frieden ... Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank für die Zeitungs-Zusendung entgegen. Sie wird im ganzen Generalsteam gerne gelesen. Von mir: die Zeitungen haben das Wissenswerte, wenn auch teilweise etwas verzerrt, gebracht. Wir ‚sitzen‘ im übrigen, wie das Gesetz es befiehlt. Daß wir aufrecht bleiben, verlangt schon der Blick auf meinen verehrten Goenner, dem ich die Hand drücke ...“.

2705 Kossuth, Lajos, ungar. Rechtsanwalt und freiheit­ licher Politiker, Kämpfer für die Unabhängigkeit Ungarns von Österreich (1802-1894). Eigh. Brief m. U. „L. Kossuth“. In engl. Sprache. 1 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. (London) 20.IX.1853. 450 € Im Londoner Exil an einen Herrn. Ganz politischer Brief, in dem Kos­ suth die englische Haltung bei Beginn des Krimkriegs kritisiert und zu öffentlichen Protesten aufruft. „... Let me entreat you to read the ‚Mor­ nung Advertiser‘ of the day, and let me ask you: will Marylebone still remain silent on the Eastern question? The opportunity for taking the lead being lost, shall it not even claim the honor of following swiftly the course which Stafford and Sheffield have taken. - Matters came to the point that the boasted friendship of England to Turkey is about to issue in a fighting for Russia against the Turks should they dare to maintain their national honor and the independence not only of their own country, but of Europe. - We have seen many strange things in Englands policy - my own dear country has fallen a victim to it - but in disgrace like this never yet has stained the name of any country. - There is only one means left to prevent it: ‚Popular manifestations‘ ...“.

2706 Kursachsen. - Früher Bergbau in Sachsen. Hand­ schriftliches Rechnungsbuch einer in Sachsen gelegenen Zeche. 20 Bl., davon 20 S. beschrieben. Schmal-4to. Kar­ 211


Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ 2707 - Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen (15851656). Urkunde m. U. „Johann George Churfürst“. Deut­ sche Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit kalligraphischer Kopfzeile und angehängtem großen Siegel in Wachsschale. Quer-gr. folio. Dresden 30.III.1635. 450 € Lehensbrief für Hans Adam Hendel und seine ehelich geborenen Nach­ fahren, die mit Ländereien, Bauernhöfen und Immobilien verschiedener Art „in Unser Pflege Voigtsberg“ belehnt werden, einschließlich der Hohen und Niederen Gerichtsbarkeit. Mit ausführlicher Darstellung der Konditionen sowie der Rechte und Pflichten des Belehnten. - Das schöne Siegel (Gesamt-Durchmesser ca. 12 cm) großenteils an den Rän­ dern abgebröckelt; die Schrift stellenweise verblasst.

2708 Margarethe, Herzogin von Parma, Tochter Kaiser Karls V., Halbschwester König Philipps II. von Spanien, Statthalterin der habsburgischen Niederlande (1522-1586). Brief m. U. „Margarita“. In ital. Sprache. 1 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegelrest. Gr. 4to. „Cività Ducale“ (Par­ ma?) 26.XI.1571. 350 €

2708

An den Kardinal Girolamo Rusticucci, Bischof von Senigallia (15371603), den sie um Vermittlung in einem Streit mit drei Ortschaften ihrer „Vasallen“ bittet. „Nel ritorno che fa bone costi me Pietro Aldobrandinj mio Gentil’huomo, gli ho commesso che in mio nome venga a visitar V[ostro] S[enore] Ill[u]s[trissi]mo et che mi dia nuova della sua salute, laquale gli desidero prospera, et felice per molti et molti annj. Gli tratterà in oltre sopra le differenze che tengano questi mieij vassalli di Cantalice, con quelli di Poggio Bastone et di Riete et gli dirà il desiderio che in cio tengo, sia contente V. S. Illsmo ascoltarlo et darli fede con favorirlo per quanto gli sia possibile di che si restero molt’obligata, et rimettendomj a quel di più che se dirà detto Aldobrandino fò fine ...“. Abbildung

tonage d. Z. mit Kordelheftung, unter Verwendung eines überklebten Frühdruck- (Inkunabel?) Blattes. O. O. 1583. 600 € „Jünger Hermes: Fundtgrube vfn stehendenn gange vf eines Erbarnn Rahts gütternn gelegenn. Vor rechnett von Trinitatis 83 Bis vff crucis [?] Ao: 83“ (handschriftlicher Umschlagtitel). Die jeweils 1 Seite ein­ nehmenden Abrechnungen der Ausgaben beginnen und enden mit der Feststellung des vorhandenen Bestands, also zu Beginn: „Alter Foratt vff der Zeche ... 2 Handt Feustel. 2 Kratzenn. 1 Keilhaw ... 4 gebindt Pro­ benn. 1 Mandel Anlogen.“ Es folgen nun Seite für Seite die Ausgaben für den „Steyg.[er] Barthel Hoffman ... Alex Rodtman Schmiede kost ... vor örtter ... Register vndt papir ... vor mossun zuverschreibenn ... vor die gewerckschafft zur Guxus ... hütt geltt ... vor rissen auf die Zeche zu dragenn ... dem berk schreiber von blienungk auf zu schreiben ... Neu Handt feustel ... Neu Kratze ... dem steyger vom Register zu schreiben ... von gewercken zu födern ... vor die gewerckschaft zur rechnungk ... quadember geltt „ etc. und immer wieder „hütt geltt“. Am Schluß noch eine namentliche Aufzählung der Mitglieder der „Gewercken“, darunter auch 3 Frauen. - Das feste Papier trägt als Wasserzeichen das kurfürst­ lich sächsische Wappen, so daß die Zeche in diesem geographischen Raum anzunehmen ist; vermutlich handelt es sich das berühmte Silber­ bergwerk in Freiberg.

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2709 Mecklenburg. - Friedrich Franz I., Herzog (später Großherzog) von Mecklenburg-Schwerin (1756-1837). Brief m. U. „Ew: Liebden dienstwilliger Vetter und Diener Friederich Franz“. 1 S. Doppelblatt mit Adresse. Folio. Schwerin 11.II.1812. 180 € An den Landgrafen Friedrich Ludwig Wilhelm von Hessen-Homburg, dem er eine Geburt meldet: „... theilen Wir Denenselben mit lebhaftester Freude die frohe Nachricht mit, das Unserer vielgeliebten Frau Schwie­ gertochter der Frau Erbprinzessin Caroline Louise, gebornen Herzogin zu Sachsen Weimar, vermählten Herzogin zu Mecklenburg Durch­ laucht und Lbd heute von einem gesunden und wohlgestalteten Prinzen glücklich entbunden wurden, welchem in der heil. Taufe der Name Albrecht beigeleget werden wird ...“. - Caroline Louise, Tochter Carl Augusts von Sachsen-Weimar, die 1816 nach Geburt ihres dritten Kin­ des starb, hatte mit allen Geistesgrößen Weimars in regem Austausch und späterem Briefwechsel gestanden. - Das Adressblatt mit quadrati­ schem Ausschnitt und Siegel-Ausriss.

2710 Melanchthon, Philipp (eigentl. Ph. Schwartzerdt), als Reformator Martin Luthers engster Mitarbeiter, Theo­ loge, Altphilologe, Philosoph, Humanist, Lehrbuchautor


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft und neulateinischer Dichter, galt als „Praeceptor Germa­ niae“ (1497-1560). Eigh. Schriftstück mit Namen am Kopf. 3 Zeilen. Ca. 4 x 18 cm (Abschnitt aus einem Quittungs­ buch). Auf ein Untersatzblatt montiert. O. O. 1539. 2.000 € „Ich Philippus Melanthon bekenn das ich von ... Christoff Planken empfangen hab funffzig florin vff das Quartal Reminiscere anno 1539“. - Leicht stockfleckig. Abbildung Seite 245

2711 Münster, gräfliche Famile. Gästebuch. Ca. 90 Bl., davon 34 S. beschrieben. Auberginefarbener, genarbter Lederband mit 4 imitierten Schließen in Goldprägung, goldgepr. Schmuckbordüre und Goldschnitt (signiert: Adolf Näter, Dresden). 19,5 x 13,5 cm. Dresden, Norder­ ney, Bad Elster etc. 1900-1906. 180 € Aus Besitz einer Gräfin Münster in Radebeul stammendes Gästebuch, das eher als Autogrammbuch zu bezeichnen ist, denn die mehr als 250 Eintragungen (oft mit Ort und Datum, zuweilen mit Sinnspruch oder Kommentar) finden an diversen Orten in Deutschland und Böhmen statt. Die Beiträger sind - mit wenigen Ausnahmen - Angehörige fürst­ licher, gräflicher und freiherrlicher Familien, darunter v. Münster, v. Minckwitz, v. d. Schulenburg, Paul Friedrich Herzog von Mecklen­ burg, v. Biedermann, Holtzendorff, Nostitz-Wallwitz, Planitz, Helene v. Bülow, Osten-Sacken, Stangen, Rheinbaben, Knyphausen, Armin, Ehrenstein, Raumer, Finckenstein, Stolberg, Oertzen, Zedtwitz, Üxküll, Reuß, Vitzthum von Eckstädt, Charlotte von Bismarck etc., um nur die bekanntesten Geschlechter zu nennen. - Beeindruckende Versamm­ lung deutscher Adelsfamilien vor ihrem weitgehenden Untergang im 20. Jahrhundert.

Feldlazarette in Dresden für die Russland-Rückkehrer 2712 Napoleon I. Bonaparte. - Marchant, Honoré René Baron de, 1. Kriegskommissär unter Napoleon, General­ intendant der Großen Armee und Ordonnateur en chef der Spitäler (1764-1816). 3 Briefe und 1 Manuskript m. U. „Marchant“. Zus. 5 S. 4to und Folio. Monbeuil 8.VI.1805 sowie Dresden 13. und 16.IX.1813. 300 € Der erste Brief ist an den Kriegskommissär Mayrol gerichtet mit Anwei­ sungen, einer Kavalleriedivision zu folgen und sich schließlich in Mon­ beuil einzufinden. - Zwei Briefe vom 13. September 1813 aus Dresden sind an den Baron de Genettes gerichtet und betreffen, kurz vor der Völkerschlacht bei Leipzig, die Organisation von Lazaretten in Dresden, u. a. im Großen Garten, für die vielen verwundeten Rückkehrer aus dem Russland-Feldzug. - Das am Schluß von Marchant signierte und in Dresden am 16. September 1813 datierte Manuskript ist betitelt: „Disposition pour les hôpitaux de la place de Dresde“ und benennt auf 21/2 Folioseiten 13 Punkte zur konkreten Errichtung, personellen Aus­ stattung und Funktion von Hospitälern (Lazaretten) zur Versorgung der vielen Verwundeten des Russland-Feldzugs. Unter Ziffer 4 heißt es: „... tous les matins, les officiers defauté désigneront tous ceux de ces hommes succeptibles de féramer à pied; ils seront de suite réunis et diri­gés sur le dépot de grossen garten. ils deveront toujours être accompagnées par un ou plusieurs infirmiers.“ Unter Ziffer 9 heißt es: „on dégagera, le plus promptement possible - l‘hôpital du rührhof, des militaires atteints

de maladies et Blessures graves et on n‘y placera que les hommes malades ou Blessés légèrement, mais non succeptibles d‘être évacués sans moyens de transports; tous ceux dans le cas d‘être évacués à pied, devant, sans exception, être envoyer à grossen garten ...“. - Interessante Momentaufnah­ me aus der Geschichte Dresdens und dem Beginn der Schlußphase der Befreiungskriege.

2713 - Moreau, Jean Victor, höchst erfolgreicher franz. Feldherr während der Revolutionskriege und des Konsu­ lats, später Gegner Napoleons (1763-1813). Armeebefehl m. U. „Moreau“. 1 S. Quer-8vo. Mit dem rechten Rand an einem lithogr. Porträt Moreaus (von Gulien; 30 x 21 cm) befestigt. (Niederlande ca. 1795). 180 € Unter einem Vordruck „Ordonnantie van het voors. Committé“ heißt es handschriftlich: „On sans préjudice du serment prète de ne pas porter les Armes contre la Republique française jusqu‘à échange. Le General en Chef, [dann eigenhändig:] „Moreau“. - Die Lithographie stockfleckig. - Beigegeben: Jules Max Thibaut Fürst von Monléart, Offizier in der sardischen Marine, seit 1810 vermählt mit Maria Christina von Sachsen, verwitweter Prinzessin von Savoyen-Carignan, Großmutter von König Victor Emanuel II. von Italien, lebte mit ihr in Wien (1787-1865). Eigh. Brief m. U. „Montléart“. In franz. Sprache. 11/4 S. Doppelblatt. 4to. Pre­ digtstuhl (Schloß Gallitzinberg in Wien) 11.X.1830. - An einen Herrn, ausführlich über eine „Affäre“, betreffend „la Princesse“.

2714 - Schriftstück m. U. „Moreau“. 1 S. Folio. Haupt­ quartier Conegliano (Italien) 4. Thermidor an 7 (22.VII.­ 1799). 180 € Mit gedrucktem Briefkopf „Armée d‘Italie. Le Général en Chef“. Der General „ordonne que le citoyen Groulard sera considéré comme chef d‘Escadron en pied au 16e Régiment de Dragons. Le Chef de l‘Etat Major Général préviendra de cette disposition le Gal de Division Grouchy commandant de la cavalerie qui fera provisoirement exécuter cet ordre en attendant la décision du Ministre de la Guerre ...“. - Beigegeben: Bon Adrien Jannot de Moncey, Herzog von Conegliano, Marschall des Kaiserreichs (1754-1842). Brief m. U. „le Mal Duc de Conégliano“. 3/4 S. Folio. Paris 19.XI.1813. - An den Kriegsminister Clarke, Herzog von Feltre. Über die Ergebnisse einer Inspektion an der italienischen Küste und über Befehle und Maßnahmen bei Tivoli und Rietti anläßlich des Erscheinens der Engländer.

2715 - Wellington, Arthur Wellesley, Herzog von, englischer Feldmarschall und Staatsmann, Premiermini­ ster und Oberbefehlshaber der britischen Armee, neben Blücher Sieger bei Waterloo (1769-1852). Eigh. Brief mit Namenszug „Wellington“ im Text. 1 S. Doppelblatt. Mit gesiegeltem Umschlag. 8vo. London 7.IX.1844. 200 € Wie häufig, in der dritten Person abgefaßt. An Richard Elwood, der wohl Wellingtons Anwesen besichtigen möchte. „... The Duke regrets much that as he is in the point of quitting London during the Prerogative of Parl.[iament], his servants have covered up all the furniture and Pictures in his House, & nothing can be seen at present.“

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ Seulement, ils ont entendu dire que les ‚Japonski‘ étaient des méchants, des perfides, des ennemis du Tsar et, les suggestions de leurs vaillants officiers s‘y interposent, ils considerent que c‘est desormais leur devoir de tuer beaucoup, beaucoup, beaucoup de ces mauvaises gens ... En les voyant passer, j‘éprouve une malaise et je me pose cette question banale sans doute mais qui s‘imposera toujours à l‘esprit de ceux qui regarde­ ront une armée marcher vers la bataille: Combien de ces adolescents ne retourneront jamais au village natal? ...“. Es folgen Schilderungen und Gedanken, betreffend die chinesische Bevölkerung, die japanischen Eroberer und die politische Gesamtsituation. Und obwohl Naudeau Mitleid mit den russischen Soldaten erkennen läßt, stellt er sich doch schließlich auf den japanischen Standpunkt und wünscht einen Sieg Japans. - Mit diversen Verbesserungen, teilweise wohl von Hand eines Redakteurs. - Kleine Faltenrisse und Büroklammer-Rostspuren.

2717 Paneuropa-Kongress Wien 1926. 2 Albumblätter mit 14 Signaturen prominenter Teilnehmer. Jeweils auf ein größeres Blatt montiert. 4 S. Mit 1 mont. Orig.-Photo­ graphie (12 x 17 cm) und Stempel „I. Paneuropa-Kongress Wien 3.-6- Okt. 1926“. Quer-4to (18 x 23 cm). Wien 1926. 800 € Mit den eigenhändigen Signaturen von Richard Nikolaus CoudenhoveKalergi (politischer Schriftsteller, Aktivist für europäische Einigung), Ida Roland Coudenhove (seine Gemahlin, Schauspielerin), Alexander F. Kerensky (russ. Politiker, zeitweilig Kriegs- und Marineminister), Karin Michaelis (dän. Schriftstellerin und Journalistin), Arthur Schnitzler (österr. Schriftsteller), Bronislaw Huberman (poln. Violinist), Ignaz Seipel (österr. Bundeskanzler), Paul Löbe (Reichstagspräsident), Julius Wolf (österr. Nationalökonom) u. a. - Das Foto zeigt Delegierte auf einer Tribüne; ein weiteres, hier beigegebenes Foto (Ränder lädiert) zeigt wohl ebenfalls Delegierte, hier jedoch im Festsaal eines Schlosses.

2719

Vom russisch-japanischen Krieg 2716 Naudeau, Ludovic, franz. Journalist, Publizist und Schriftsteller (1872-1949). Eigh. Manuskript m. U. „Ludo­ vic Naudeau“. 51/2 S. auf 6 Bl. 4to. „Newchwang“ (d. i. Ying­ kou, Hafenstadt in Nordost-China) 1.IV.(wohl 1904). 150 € „Un regiment qui chante, par Ludovic Naudeau“. Vollständiges eigenhän­ diges Manuskript eines feuilletonistischen Stimmungsbildes aus dem russisch-japanischen Krieg, wohl für eine französische Zeitung bestimmt. Ein vorbeimarschierendes russisches Regiment, dessen Soldaten ohne Instrumentalbegleitung vielstimmig und klangvoll patriotische und volkstümliche Lieder singen, beeindruckt den Betrachter Naudeau, der sich als Kriegsberichterstatter in China aufhält, in hohem Maße, so daß er Betrachtungen über die Soldaten, ihren Charakter, ihre Motive und Schicksale sowie ihr Verhältnis zu den Japanern und den einhei­ mischen Chinesen anstellt. „... Ils ne le savent pas très exactement ni pourquoi ils sont en Mandchourie. Ils n‘ont point pu être renseignés par les journaux ou par des lettres de leur famille car ils ne savent pas lire.

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2718 Pankhurst, Christabel, berühmte britische Suffra­ gette, wie ihre Mutter Emmeline und ihre Schwester Sylvia Aktivistin für Frauen-Wahlrecht und Emanzipation (1880-1958). Masch. Brief m. U. „Christabel Pankhurst“. 2 /3 S. 4to. London 27.II.1912. 220 € An den Publizisten F. J. Crockett in Northampton. „... Thank you for sending us a copy of the ‚Northampton Independent‘. We have sent it on to an American lady, and we hope, that she will reply to the question in question ...“. - Mit gedrucktem Briefkopf „Votes for Women. The Woman‘s Social and Political Union“. - Gebrauchs- und Knickspuren. - Beiliegend 5 zeitgenöss. Zeitungsartikel über die Pankhursts. - Ferner beigegeben: Alice Isaacs, Marchioness of Reading, genannt Dame Alice Reading, Gemahlin des Marquess of Reading (Lord Chief Justice of England und Vizekönig von Indien) und Philanthropin im kolonialen Indien (ca. 1866-1930). 2 eigh. Briefkarten m. U. „Alice Reading“. Zus. 3 S. Mit ei­nem eigh. Umschlag. Quer-8vo. London Jan. 1920 und Okt. 1924.An Baron Eisner von Eisenhof in Wien, mit Danksagungen. - Beiliegend zwei zeitgenöss. Zeitungsartikel über Lady Reading, die in Indien für soziale Verbesserungen sorgte. - Dazu: Je 1 eigh. Brief des brit. Staats­ mannes und Premierministers Henry J. Viscount Palmerston (1851) und des brit. Innenministers und Lords der Admiralität James R. Baro­ net Graham (1855) (kurze Briefe mit Verabredungen).


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft 2719 Peters, Carl, dt. Kolonialpolitiker, Gründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika (1856-1918). 2 eigh. Briefe m. U. „Carl Peters“. Zus. 3 S. 4to und 8vo. Tanga (DeutschOstafrika) 13.VII.1892 und Berlin 21.VII.1893. 500 € Der erste Brief an einen deutschen Konsul, dem er mitteilt, daß er am nächsten Tag mit dem Dampfer bei ihm eintreffen werde, „zu einer persoenlichen Rücksprache mit Ihnen.“ - Der zweite Brief ist an einen „Collegen“ gerichtet: „... Wir haben vergessen, umstehende Bedingung aufzunehmen, welche wir gestern ebenfalls vereinbart hatten. Ich bitte den betreffenden § anfügen zu wollen ... § 3. Diese Abgrenzung soll die bestehenden Privatrechte der Eingeborenen beider Theile in Bezug auf Weide, Grasgewinnung, Wildfang und Bienenzucht in keinerlei Weise praejudiciren, vielmehr sollen solche Rechte, soweit sie sich auf die durch diese Abgrenzung betroffenen Gebiete beziehen, ausdrücklich anerkannt werden.“ - 1891 hatte das Deutsche Reich die Hoheit über Deutsch-Ostafrika übernommen und Peters zum Reichskommissar ernannt. Doch bereits 1892 war er „wegen unwürdiger Behandlung der Eingeborenen“ zurückberufen worden. Der vorliegende Brief zeigt, daß Peters um Rehabilitierung bemüht war; dennoch wurde er 1896 als Reichskommissar entlassen. Abbildung

2720 Polen. - Maria Kazimiera Sobieska, Königin von Polen und Großfürstin von Litauen, aus Frankreich stam­ mende Gemahlin König Johanns III. Sobieski, urspr. Ma­ rie Casimire Louise de La Grange d‘Arquien (1641-1716). Eigh. Brief m. U. „Marie Casimire Reyne“. In franz. Spra­ che. 21/3 S. Doppelblatt. Rom 29.VI. (um 1700). 800 € Eigenhändig an einen ihrer Söhne, wahrscheinlich den Thronanwärter Jakob. Über ihren Neffen, vermutlich Louis Marie Victor, Comte de Béthune, einen Sohn ihrer Schwester Marie Louise de La Grange, die mit François-Gaston de Béthune, Marquis de Chabris, verheiratet war. „Je ne mis refuser mon tres cher fils ces lignes pour vous auxs conte de Betune mon nepueu par les quelle ie vous pries davoir de la bonté pour luy pandant le tenps de la campaygne ... ie croyres que ce quil mest debu­ ret les luy atirer oultre quil non nest pas indignes. mais dun autre cotes ie ne me flate de rien si non que si vous macordes vostre protection pour luy que ie vous demande ...“. Abbildung

2721 Pruckmann, Friedrich, bedeutender kurbranden­ burg. Jurist und Diplomat, Kanzler unter den Kurfürsten Joachim Friedrich und Johann Sigismund, Gesandter Bran­ denburgs auf dem Regensburger Reichstag (1562-1630). Urkunde m. U. „Fried. Pruckmann“. 1 S. Quer-folio. Cölln a. d. Spree 17.VII.1615. 200 € Im Namen des Kurfürsten Johann Sigismund ergehender Bescheid in einem Finanzstreit zwischen Joachim von Winterfeld einerseits und Hans Albrecht von Beuchen [?] andererseits, die „wegen eines praeten­ dirten kaufs“ das Kammergericht in Berlin angerufen hatten. Es werden die Fakten und Bedingungen erörtert, ein künftiges Verfahren festge­ setzt und dies als endgültiger Wille des Kurfürsten verkündet. - Von 1616 bis 1630 war Bruckmann als Kanzler der zweithöchste Beamte in

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Brandenburg. In dieser Eigenschaft wurde er von beiden Kurfürsten auch für wichtige diplomatische Sendungen verwendet. - Etwas gebräunt; das kleine Siegel abgebröckelt.

2722 Russland. - Alexander II., Kaiser von Russland (1818-1881, ermordet). Telegramm mit dem AbsenderPseudonym „Daneberg“. In franz. Sprache. Gedrucktes Telegramm-Formular des Norddeutschen Bundes mit handschriftl. Eintragungen. Quer-4to. [Aufgegeben: St. Petersburg 30.V.1869]. 120 € Telegramm des Zaren an seine Geliebte und spätere morganatisch angetraute Gemahlin, Prinzessin Katharina Dolgorouki (1847-1922), die bei einem Berlin-Aufenthalt im „Hotel Royal“ abgestiegen war. „... Merci nouvelles de frontière et Berlin. Désolé que foux continue. Savez ce que me soutient comme vous et ou sont pensées. continue à écrire à francfort jusqu‘à nouvelle indication. Daneberg“. - Das bis an sein Lebens­ ende haltende Verhältnis des Zaren mit Jekaterina Dolgorukowa, aus dem vier Kinder hervorgingen, war erst zwei Jahre zuvor bekannt gewor­ den. Für ein „öffentliches“ Telegramm benutzte der Zar jedoch Pseud­ onyme wie hier den Namen „Daneberg“.

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ 2725 Sachsen-Coburg. - Franz Friedrich Anton, Her­ zog von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Vater König Leopolds I. von Belgien sowie Großvater der brit. Königin Victoria und ihres Prinzgemahls Albert, bedeutender Kunst- und Büchersammler (1750-1806). 2 eigh. Briefe m. U. „Franz Erbprinz zu S Coburg“. Zus. 31/2 S. 4to und 8vo. Coburg 22.X.1794 und 17.V.1795. 450 € Beide Briefe eigenhändig an den Leipziger Buchhändler Friedrich Gott­ helf Baumgärtner, der ihm Bücher zur Ansicht und Auswahl übersandt hatte. „Hier bey folgt das Uebrige des von Ihnen Erhaltenen zurück und Sie werden gebeten, mir ferner das Neueste Ihres Verlages und das Wichtigste von andern zu Auswahl zusenden, und wo Kupferstiche bey Büchern vorkommen, mir die Kupf. ohne das Buch in guten Abdruc­ ken bey zu legen. Die mir überschriebne Neuigkeit wegen Rusland, hoffe ich, soll ungegründet seyn, sollte aber dies der beste Weg zu einem dauerhaften Frieden abgeben, so wünsche ich ihn wahr zu finden, dabey aber auch, daß kein all vernichtendes Uebergewicht dadurch entstehen möchte. Meinem guten alten Bekannten, dem rechtschafnen biedern Hofrath von Doppelmayer richten Sie meine freundschaftliche Emp­ fehlung aus [1794] ... Haben Sie die Güte mir in kurzen zu melden ob Sie mir noch das Werk Les grands Tableaus de la Revolution Françoise zu überlassen gesonnen sind, oder nicht, um dies Werk auf den letzten Fall mir von einem und vom Buchhändler bestellen zu können, da ich es gerne vollständig haben möchte, und mir die sämtlichen verlangten Bücher bald zu senden ... [17.V.1795]. Abbildung

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2723 - Orlow, Nikolai Alexejewitsch Fürst, russischer Offizier und Diplomat, verlor im Balkankrieg ein Auge und einen Arm, Gesandter in Brüssel, Paris und Berlin (1820-1885). Eigh. Brief m. U. „N. Orloff“. In franz. Spra­ che. 1 S. Doppelblatt mit bildgepr. Monogramm „N. O.“ und Krone. Gr. 8vo. (Paris) 11.II.1873. 200 € „Voici, Mademoiselle, mon humble offrande. Veuillez dire à Votre cher père que mon voyage à Nice est retardé indéfiniment à cause de la mala­ die de la Gr. Duchesse ...“. - Orlow war mit Katharina Fürstin Trubetz­ kaja (1840-1875) verheiratet, die eine vorzügliche Pianistin war und, wie man sagt, eine Affäre mit Bismarck hatte.

2726 Schickler, Gebr. (David und Johann Ernst), Berliner Bankhaus, zeitweilig das größte Wirtschaftsunterneh­ men Preußens. 2 Schreiben m. U. „Gebrüder Schickler“. Zus. 2 S. Kl. 4to. Berlin 12.IX.1816 und 19.I.1819. 120 € An den Hofrat Friedrich Parthey, Schwiegersohn Friedrich Nicolais und Inhaber der Nicolaischen Buchhandlung. Mitteilungen über eine Einzahlung sowie über ein Zinsguthaben der Haupt-Bibelgesellschaft, deren Einkommen er offenbar verwaltete. - Teils etwas beschnitten.

Mit Unterschrift von Urban Hjärne 2724 Sachsen. - Albert, König von Sachsen (1828-1902). Urkunde m. U. „Albert“ und blindgepr. Majestätssiegel. 1 S. Folio. Dresden 22.X.1896. 150 € Verleihung des Comthurkreuzes II. Cl. des Albrechtsordens an Rudol­ ph Bodo Hans von Kirchbach, Abteilungs-Chef im Kriegsministerium, „in Anerkennung der von demselben ... geleisteten hervorragenden Dienste“. Gegengezeichnet vom sächsischen Justizminister und Mini­ sterpräsident Rudolf von Schurig (1865-1901). - König Albert führte in diesem Jahr das Dreiklassenwahlrecht in Sachsen ein. - Die Unterschrift des Königs etwas verblasst. - Beiliegend ein Dekret im Namen des Kur­ fürsten Friedrich August I. (August der Starke), mit dem eine Appella­ tion eines Johann Georg Trizschler im Rechtsstreit mit Julius Heinrich Trüzschler abgewiesen wird. Unterzeichnet von einem August Beyer (Dresden 18.IV.1730).

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2727 Schweden. - Wrede, Fabian Graf von, schwed. Staatsmann, mit König Karl XI. persönlich befreundet, Präsident der Königl. schwedischen Bergkammer, Ober­ kammerherr und Beisitzer des Admiralitätsrates (16411712). Urkunde m. U. „Fabian Wrede“ und den Signaturen von 5 weiteren Mitgliedern des Königl. Berg-Kollegiums. In schwed. Sprache. 3 S. Folio. Stockholm 20.XII.1684. 300 € Das Berg-Kollegium bestätigt die „Prolongation“ der Schürf-Freiheit im Fallsterboo Steinbruch für den Bürgermeister Hans Bauman; mit aus­ führlicher Beschreibung der Konditionen. - Noch bedeutender als Graf Wrede ist ein anderer Unterzeichner der Urkunde des Bergkolle­ giums: der berühmte Arzt, Alchemist, Geologe, Naturforscher und Schriftsteller Urban Hjärne (1641-1724), Leibarzt Karls XI. und wich­ tiger Schriftsteller, der außer Gedichten und Tragödien mit „Stratonike“


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft den ersten Roman in schwedischer Sprache schrieb. Vor allem dem Chemiker und Geologen Hjärne verdankte Schweden zahlreiche Ent­ deckungen und Verbesserungen in den Naturwissenschaften. - Sehr selten. - Beigegeben das Fragment eines eigenhändigen Briefes mit Unter­ schrift des schwedischen Ministerpräsidenten Karl Staaff (Stockholm 29.V.1914). Abbildung

Hilfe für Küstrin aus London 2728 Siebenjähriger Krieg. - Finne, Christian Ludwig, reformierter Geistlicher aus Crossen (Oder), zweiter Prediger an der Parochial-Kirche in Breslau, ab 1757 Hof­ prediger in Crossen, schließlich in Cottbus (gest. 1782). Eigh. Brief m. U. „Christian Ludewig Finne, Chaplain to the King of Prussia“. In engl. Sprache. 2 S. Doppelblatt. Folio. London 24.VII.1759. 200 € Während eines Aufenthaltes in Händels London an einen nicht ge­ nannten Lord, den er um eine Spende für die Einwohner Küstrins und der Neumark bittet. Er nennt keinen konkreten Grund, hat aber wohl eine gedruckte Information darüber beigefügt, dass sich russische und österreichische Truppen in der Neumark versammelt hatten und Küstrin belagerten, um der geschwächten preußischen Armee von dort aus den Todesstoß zu versetzen. Da England mit Preußen verbündet war und Finne schon von früher her gute Verbindungen nach England hat, sucht er hier auch Hilfe für die bedrängte Heimat zu finden. „... The absence of your Lordship from the Metropolis and the Business I am engaged in here, not permitting me, to wait of your Lordship in Person with my Petition for the distressed Inhabitans of Custrin and the New Mark, for which I am, by authority, appointed to make a charitable Col­ lection in England. I most humbly beg leave for making my adresses to your Lordship by this method. - From the printed Case of these unhappy people here enclosed, your Lordship will see, what necessity they tyander of making this application to their protestant Brethren in foreign Parts. It is a disagreable Task, which I am obliged to perform for my native Country. But the Encouragement I have met with in London and espe­ cially from their Graces the Arch Bishop of Canterbury, York, and many of the Right Reverend, the Bishops and Fathers of the Church, (to whom I had the opportunity of producing my credentials and letters of recom­ mendation) leaves me no room to doubt, but your Lordship will likewise favorably receive these my Sollicitations and even recommend the deplorable Condition of these unhappy Sufferers to the Pity and Charity of such as are willing and able to do some thing for them ...“. - Vier Wo­ chen später konnte Friedrich der Große in der besonders verlustreichen, zwölfstündigen Schlacht bei Zorndorf die russische Übermacht zum Rückzug zwingen. - Der am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und in Frankfurt (Oder) ausgebildete Christian Ludwig Finne hatte offenbar Verbindung nach England, denn er sammelte dort bereits 1750 Spenden für den Bau der Parochialkirche in Breslau. - Sehr ungewöhn­ liches Beispiel für preußische Aktivität im Ausland während des Siebenjährigen Krieges. - Gebräunt; Faltenrisse mit Transparentpapier unterlegt.

Soubise mit Riedesel in Kassel 2729 - Soubise, Charles de Rohan, Prinz von, franz. Feld­ marschall unter Ludwig XV., bei Roßbach besiegt, später dennoch zum Marschall von Frankreich erhoben (1715-

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1787). 2 Briefe m. U. „Charles de Rohan Pr. de Soubise“. Zus. 3 S. Folio und 4to. Kassel 16.I. und Westhofen 7.XI.­ 1758. 250 € An eine Hoheit in Darmstadt, der er von seinem Treffen mit dem Erb­ marschall der Landgrafschaft Hessen, Baron Friedrich Georg Riedesel zu Eisenbach (1703-1775) in Kassel berichten sollte. „... je l‘ay trouvé à mon arrivée icy du nombre des personnes principalles qu‘il a été jugé nécessaire d‘y retenir, et j‘ay cherché Les moyens de pouvoir me prêter aux désirs de Votre Altesse, les circonstances malheureusement sont devenus moins favorables que jamais et dans celle ou nous nous trouvons, il n‘est pas encore possible de pouvoir le degager de la parole qu‘il a donnée de ne pas s‘écarter de Cassel ...“. - Im März mußten die Franzosen das bis dahin besetzte Kassel räumen, und sie nahmen Riedesel wegen angeb­ lich zu wenig gezahlter Kontributionen als Geisel mit nach Straßburg. - Der zweiten Brief, an dieselbe Hoheit in Darmstadt gerichtet, ist ein Dankschreiben. „... Je suis pénétré de la bonté avec laquelle votre altes­ se veut bien prendre part à ma satisfaction sur le garde dont le Roy vient de m‘honnorer ...“.

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2730 Sixtus V. (vorher Felice Peretti), röm. Papst (15201585-1590). Bulle. Latein. Handschrift auf Pergament. 1 S. Mit kalligraphischer Kopfzeile und an Hanfschnüren hängendem Bleisiegel. Quer-gr. folio (60 x 42 cm). Rom 4. Non. Maii (2.V.) 1587. 900 € An Erzbischof und Erzpriester (Dechant) von Mailand. Dem Pfarrer von San Prospero, Giovanni Simonetta, wird der Tausch seines Hauses „in Porta orientali“ gegen das den Brüdern Giovanni Battista und Ales­ sandro de Serbelloni gehörige „in contrada Braire“ (Brera) erlaubt. Mit umfangreichen Angaben zu den Einzelheiten und Vertragsbedingun­ gen. - Sixtus, genannt „der eiserne Papst“, reformierte mit harter Hand die verwahrlosten Zustände in Rom, sorgte für hohe Staatseinnahmen und rege Bautätigkeit, in der zahlreiche Prachtbauten entstanden. „Six­ tus, der im allgemeinen als bedeutender Papst gilt, wurde von seinen Untertanen verabscheut; auf die Nachricht von seinem Tod hin stürzte die Volksmenge seine Statue auf dem Kapitol um“ (Kelly, Lex. d. Päp­ ste). - Mehrfach gefaltet; sonst einschließlich des Siegels gut erhaltene, große Urkunde. Abbildung

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2731 Spanien. - Philipp IV., König von Spanien (16051665). Urkunde m. U. „yo El Rey“ und papiergedecktem Siegel. In span. Sprache. 2 S. Doppelblatt. Gr. 4to. Sara­ gossa 9.VIII.1646. 300 € Beförderung des Francesco Diaz Pimienta zum „Almirante General de la Armada del mar Occeano“. Mit umfangreichen Erläuterungen zu seinen Kompetenzen, Pflichten und Aufgaben. - Frisch erhalten.

2732 Staegemann, Friedrich August von, preuß. Patriot und Staatsreformer, enger Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein, Geh. Staatsrat, Diplomat und Dichter (1763-1840). Eigh. Schriftstück m. U. „Staegemann“. 1/2 S. 4to. Königs­ berg (Ostpr.) 6.XI.1805. 150 € Eigenhändig an das Oberpräsidium von Ostpreußen. „Um die hoch­ geneigte Erlaubniß: aus dem Geheimen Archiv die in der Doctor Trum­ merschen Detract-Sache verhandelten Acten des vormaligen hies. Etats


______________________________________________________________________________________________________ Geschichte und Wirtschaft Ministerii auf 24 Stunden an mich nehmen zu können, u. selbige zu einem Bericht an die Königl. Regierung in der Herzogl. Holsteinischen Credit Sache zu benutzen, bitte ich ganz gehorsamt ...“. - Darunter der Vermerk: „Bewilligt. Auerswald. K 6 Nov 1805“. - Hans Jakob von Auerswald (1757-1833) war wie Staegemann ein treuer Gefolgsmann des Freiherrn vom Stein, war Zeit seines Lebens in den preußischen Ostpro­ vinzen tätig und wurde schließlich 1808 Oberpräsident für Ostpreu­ ßen, Litauen und Westpreußen. - Staegemann bewegte sich ungeachtet seiner vielfältigen hohen Stellungen auch in der Berliner Literaturszene; die Romantiker von Arnim bis Kleist verkehrten in seinem Haus, das von seiner Gemahlin Elisabeth zu einem kulturellen Treffpunkt Berlins gestaltet wurde.

Über den Botschafter Karl Max von Lichnowsky 2733 Stumm, Ferdinand Carl von, Diplomat, Indus­ trieller und Rittergutsbesitzer (1880-1925). 2 eigh. Briefe m. U. „Stumm“. Zus. 61/2 S. Doppelbl. Kl. 4to. Neunkir­ chen (Saarland) 20.VIII.1916 bzw. 27.I.1925. 200 € Der Sproß der in Neunkirchen ansässigen, schwerreichen Industriellen­ familie v. Stumm, Sohn des Diplomaten Ferdinand Eduard von Stumm (1843-1925), schreibt an das Ehepaar Maria Henriette und Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1916 als Ministerialdirigent im Auswär­ tigen Amt, 1925 als Industrieller in Neunkirchen. 1916 kondoliert er Maria Henriette (1883-1956), einer Schwester der Erzherzogin Maria Christina von Österreich-Teschen (1879-1962) zum Tode von deren Ehemann, dem Erbprinzen Emanuel zu Salm-Salm, der am 19. August bei Kämpfen in den Pripjetsümpfen bei Pinsk (Weißrussland) gefallen war: „... Es ist mir ein Bedürfnis, es Eurer Kaiserlichen Hoheit auszu­ sprechen, wie sehr ich die tiefe Trauer mitempfinde, in die Ihre Schwe­ ster und Sie alle durch den Tod des Prinzen Salm versetzt worden sind. Seine liebenswürdige und gewinnende Persönlichkeit wird mir unver­ geßlich sein. Welch‘ tragisches Geschick, nach der Erlösung aus der Gefangenschaft, so bald sein Leben lassen zu müssen. Ein schöner Tod fürs Vaterland, aber für die Hinterbliebenen ein furchtbarer Schlag ...“. - 1925 an den Diplomaten Gottfried zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1867-1932) über eine politisch tätige Person „L.“, wahrscheinlich Karl Max Fürst von Lichnowsky (1860-1928), 1912-1914 deutscher Bot­ schafter in London, der den Weltkrieg zu verhindern suchte, sich aber durch mehrere problematische Veröffentlichungen Feinde von allen Seiten zuzog: „... Vielen Dank für Ihre freundlichen Mitteilungen bezüg­ lich L. Sie bestätigen vieles von dem, was ich gelegentlich schon gehört habe und geben einen auch meiner Ansicht nach ausreichenden Schlüs­ sel für das Verhalten des mit einer gradezu phantastischen Eitelkeit belasteten Söhnleins, der alle Dinge nur vom Standpunkt seiner Person auffaßt und auf diese Weise zu der furchtbaren Entgleisung seines berüchtigten Pamphlet‘s gekommen ist. Es ist merkwürdig, aber ein Zeichen der Zeit, wie rasch das Unheil, das er durch dasselbe angerich­ tet hat, vergessen worden ist. Denn heute verkehrt schon wieder, mit wenigen Ausnahmen, beinahe alles bei ihm und Leute, die sonst politisch auf einem dem seinen ganz entgegengesetzten Standpunkt stehen, ver­ treten seine Ansichten über den Ausbruch des Krieges, unser Verhält­niß zu Österreich pp. Von großer politischer Einsicht zeugt das allerdings nicht. Im Übrigen stehe ich auf dem Standpunkt, daß L. pathologisch zu beurteilen ist. Er war immer hochgradiger Neurastheniker und der Ausbruch des Krieges im Verein mit den Bildern, die er sich von seiner Zukunft auf Grund seiner vermeintlichen großen Erfolge in London gemacht hatte und die nun in ein nichts versanken, haben dann seinen völligen Zusammenbruch herbeigeführt. - Es war sehr nett, Sie wieder

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einmal in Berlin gesehen zu haben und ich hoffe bestimmt, daß sich meine Pläne bezüglich Österreich‘s im nächsten Sommer werden ver­wirk­ lichen lassen ... Wie schön war es doch früher und wie richtig ist der Satz, daß man den Augenblick genießen soll. - Wenn Sie etwas über ver­käuf­ liche Besitze hören, so wäre ich Ihnen für eine Mitteilung sehr dankbar, denn ich sehe immer mehr, daß es schwierig ist, in Deutschland etwas Angenehmes zu finden ...“. Schließt „mit der Bitte, mich der Prinzessin zu Füßen legen zu wollen“. - Die Bedeutung der Familie von Stumm zeigt sich u. a. darin, daß das Deutsche Historische Museum zu Berlin zwei prächtige Ölbilder mit den Porträts des Ehepaares Ferdinand Eduard und Pauline von Stumm bewahrt.

2734 Türkei. 10 Autographen. 1878-1919.

450 €

Vorhanden: Mehemed Ali Pascha, ursprünglich Ludwig Detroit aus Brandenburg, türkischer General, Marschall, Diplomat, Pascha und deutschsprachiger Schriftsteller und Lyriker, schließlich von Albanern erschlagen (1827-1878). Porträt-Photographie mit darunter montierter Signatur; 2 deutsche Gedichte, signiert, das eine am 27. Juli 1878 in Wien auf der Rückseite einer Photographie „Meczeri Tempel“; 1 hand­

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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ schriftl. Visitkarten-Zettelchen. - Mehmed Djâvid Bey, Finanzminister, einer der Führer der jungtürkischen Bewegung. Visitenkarte mit eigh. Beschriftung. - Ibrahim Hakki Pascha, Großwesir des Osmanischen Reiches, Botschafter in Rom und Berlin (1863-1918). 1 eigh. Brief (Kon­ stantinopel 1906; 5 S. Mit Umschlag, an A. Eisner Ritter von Eisenhof in Wien); 3 beschriftete Visitenkarten mit 2 Umschlägen, davon einer mit großem Siegel der osmanischen Botschaft in Berlin; Brief der Wiener türkischen Botschaft an Eisner (Wien 1919). - Die Briefe in französischer Sprache. Abbildung Seite 219

2735 Wilhelm I., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1798-1888). Kabinettsordre m. U. „Wilhelm“. 1/2 S. 4to. Baden-Baden 5.X.1877. 120 € An den preußischen Finanzminister und den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. „... Auf Ihren Bericht ... genehmige Ich, daß den Dampfschiffsführern Krull und Mau zu Stettin jedem fünf Jahre der, ihrer Anstellung im Staatsdienste vorausgegangenen Beschäf­ tigung im Seemannsfache bei ihrer etwaigen demnächstigen Pensio­ nirung mit in Anrechnung gebracht werden.“ - Gegengezeichnet vom Finanzminister Otto von Camphausen (1812-1896), der im folgenden Jahr wegen schwindender Staatsfinanzen und sinkender Wirtschafts­ leistung entlassen wurde. - Geringfügig beschnitten.

2736 Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen (1859-1941). Urkunde m. U. „Wilhelm R.“. Gedruckter Text mit illustrierter Bordüre und handschriftl. Eintra­ gungen. Quer-gr. 4to. O. O. (1897). 120 € Verleihung der „zum Andenken an den hundertsten Geburtstag des Großen Kaiser‘s Wilhelm I gestiftete[n] Erinnerungsmedaille aus erbeu­ teter Kanonen-Bronce“ an den Oberst und Kommandeur des König­ lich Sächsischen 3. Feld-Artillerie-Regiments No.32, Hans von Kirch­ bach in Riesa. Die von Emil Doepler d. J. gestaltete Rahmung des Textes zeigt ein Porträt des alten Kaisers, Kanonenrohre, Kronen und andere Embleme sowie die Jahreszahlen der drei unter Wilhelm I. geführten und gewonnenen Kriege.

2737 - Urkunde m. U. „Wilhelm R.“ 1 S. Doppelblatt mit blindgepr. Majestätssiegel. Folio. Jagdhaus Rominten (Ostpreußen) 3.X.1899. 150 € Bestallung zum Amtsrichter für den Gerichtsassessor Karl Julius Lücke in Mühlhausen. - Ungewöhnlicher Ort der Ausstellung dieser Urkunde: Selbst bei der Jagd in Ostpreußen geht der Kaiser seinen Verwaltungs­ pflichten nach. - Leicht gebräunt; die linke untere Ecke wohl durch Brand und Wasser beeinträchtigt. - Beiliegend eine Orig.-Photographie (12 x 15 cm), die den Kaiser zu Pferd bei einer Parade oder einem Manö­ ver zeigt.

2738 - Hermine, seine zweite Gemahlin, Deutsche Kai­ serin, geb. Prinzessin Reuss ä. L. (1887-1947). Konvolut von 129 (3 eigh.) Briefen und 41 Karten. 1929-1947. 3.600 €

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Große und wertvolle Reihe von 170 Schreiben an einen Anhänger und Verehrer des Kaisers in Klotzsche bei Dresden, der bis zu seinem Tod (1945) die Kaiserin bzw. Kaiserin-Witwe unermüdlich mit Büchern, Zeitungsausschnitten und anderen Materialien über den Kaiser und die europäische Geschichte seit der Reichsgründung versorgte. Hermine, die ihr Leben völlig in den Dienst der Pflege und Verehrung Wilhelms II. gestellt hatte, arbeitete mit großem Eifer an einem „Archiv“ über das Leben des Kaisers, für das ihr die in dichter Folge eintreffenden Mate­ rialien des treuen Monarchisten sehr willkommen waren. Nach dessen Tod setzte ein Freund des Verstorbenen, der schon früher die Sendun­ gen von Büchern und Aufsätzen unterstützt hatte, den Briefwechsel mit Hermine fort. Die lesefreudige und politisch sehr interessierte Fürstin kommentiert jedes gelesene Buch und liefert damit in der vorliegenden Briefreihe eine Fülle bemerkenswerter Äußerungen zur Persönlichkeit des Kaisers, zu den Politikern und Militärs seiner Umgebung, zur jünge­ ren Zeitgeschichte und zu ihrer unmittelbaren Gegenwart. In den ersten Jahren sind die Briefe aus Doorn meist noch kurz und unverbindlichpatriotisch gehalten; sie berichtet in knappen Worten über fürstliche Besuche, die Familie und das Befinden ihres Gemahls. Ab 1938 werden die Briefe umfangreicher und politisch konkreter. Am 16. Juni 1938 schreibt sie beim Empfang eines „Gasteiner Bildes“: „... Unser Kaiser hat schon damals unter einem Schatten gestanden ... unter dem Schatten seines großen Vaters, dem der Schatten Bismarcks bis in den Weltkrieg hinein, manchmal sogar von dem Reichskanzler Fürst Bülow folgte. Im Krieg und nach dem Krieg, ich möchte auch sagen, von der anderen Seite vielleicht unbewusst, aber doch gewollt, der Schatten Hindenburgs, der sich langsam und drohend zwischen Kaiser und Heer und Kaiser und Volk erhob, dann immer mehr senkte, bis es zu den Tagen von Spa kam ...“. Es folgen nun 9 Jahre lang in dichter Folge Berichte und Kommen­ tare zur Zeit und zur Lektüre vor dem Hintergrund des Weltkriegs, des Untergangs des Dritten Reiches, der Vertreibung aus Schlesien und der letzten Lebensjahre unter Hausarrest mit russischer Bewachung in Frankfurt an der Oder. Einige Zitate mögen die Tendenz demonstrieren: „... Ich las jetzt: ‚Europa wendet sich an Bismarck‘, ziemlich unbedeutend, aber doch ein Beweis, wie alle auf Draht gingen, unerfreulich zu lesen. Dann las ich ‚Die Hofjuden‘, nicht sehr bedeutend, aber auch nicht sehr schlimm ... Heute ist der Geburtstag des Führers, am Radio höre ich die Feier mit an ... Möchte es, wie bisher immer, dem Führer gelingen, Deutschland vor der aktiven Einkreisung, die vorläufig nur in den ungesunden Hirnen der Entente spukt, zu bewahren. Die Stimmung in diesem Lande hier [Holland] ist recht unerfreulich [20.IV.1939] ... Ich habe Stresemanns Vermächtnis mit großer Bewunderung und Freude gelesen, als es herauskam, ein bedeutendes, ernstes und auf hohem Niveau stehendes Werk [9.V.1939] ... Wir wissen, welch große Aufgabe wir hier zu erfüllen haben, die Nachrichten zu bringen, welche dem Ausland klar machen, mit welchem Recht wir Danzig und den Korridor zurückverlangen konnten, mußten, wie wahr die zum Teil nur mitge­ teilten entsetzlichen Polengreuel sind, was oft nicht geglaubt wird, und wie stark Deutschland ist, ... daß an einen Zusammenbruch wie 18 nicht zu denken ist, und auch mit ausländischem Geld und ausländischer Propaganda niemals wieder solche Schmach über das Land kommen könnte. Der Kaiser steht mir zur Seite, in zündenden Worten für Deutschlands Recht, Ehre und Macht, auf das er stolz ist, ohne bittere Gedanken und ohne an sich selbst zu denken, eintretend ... Die darge­ reichte Friedenshand des Führers ist abgeschlagen, dadurch der mögliche Frieden zunächst Utopie geworden [20.X.1939] ... Wären doch gewisse Persönlichkeiten niemals in seinen [des Kaisers] Umkreis gekommen. Es müssen unbedingt Feinde in seiner nächsten Umgebung, getarnt als Freunde, Verehrer, oft auch Schmeichler, gewesen sein. Ich fürchte, daß zunächst der Graf Waldersee eine ganz besonders katastrophale Rolle gespielt hat [30.IV.1940] ... Sie können sich denken, was dieser Krieg für


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Geschichte und Wirtschaft ____________________________________________________________________________________________________ meine Lebenskronik bedeutet - ich habe schon 15 Bände gefüllt, sammle alles Wichtige, sowohl kriegerisch, als politisch, wirtschaftlich und dann auch kulturell - es wird einmal ein hoch interessantes Werk [2.VII.1940] ... Den Kaiser muß man kennen, um Vieles zu verstehen, auch die Leute, welche ihn früher umgaben; man muß wissen, wie ihn die großväterli­ chen Generäle teilweise hemmten, teilweise anspornten, was sicher ein unendlich belastender Anfang für die spätere Einteilung Seines Haupt­ quartiers wurde ... Daß die Ihm so sehr zur Last gelegten vielen Reisen und Reden bestimmt auch ihr Gutes hatten, wohl von Manchem aus­ genutzt wurden, gegen Ihn selber, ist eine weitere Tragik ...“ [31.III.1941]. Nach Wilhelms Tod siedelt Hermine nach Deutschland über; sie schreibt aus Schloß Saabor in Schlesien, aus Berlin oder von Reisen. Fast jeder Brief enthält Bemerkungen über Neuerscheinungen politischer Litera­ tur, die sie ständig in großer Zahl und mit ungeschwächtem Interesse liest. Vor allem von der zahlreich herauskommenden Bismarck-Literatur ist sie stets gefesselt. Der Film „Bismarcks Entlassung“ konnte natürlich ihren Beifall nicht finden: „Sehr unerfreulich der neue Entlassungs­ film, den Jannings drehte, und der wohl in einiger Zeit erscheinen wird [6.X.1942] ... Heute werde ich mir schweren Herzens den EntlassungsFilm ansehen, um selber urteilen zu können [14.XI.1942] ... Er ist schlecht, abgesehen von der Tendenz und den historischen Unwahrheiten sind ganz unmögliche Situationen“ [12.I.1943]. Dazwischen immer wieder Kommentare zum Krieg, zum Bombenterror (den sie in Berlin miterlebt) und zum Tod ihres ältesten Sohnes. „... Es ist ja entsetzlich, daß unser preußisches Hausarchiv gänzlich ein Raub der Flammen wurde, doppelt wichtig ist, daß ich mein Archiv behalte [4.I.1944] ... Ich finde, daß jeder an Ort und Stelle bleiben muß; jedenfalls werde ich hier bleiben, was die Leute beruhigt, die zum Teil recht angsterfüllt waren [Schloß Saabor in Schlesien, 18.IX.1944] ... Wie sehr viel unkom­ plizierter war die Zeit von Goethe gegenüber der unsrigen, das merkte ich wieder, als ich mich in den Wiener Kongreß vertiefte, neue und alte Beschreibungen vergleichend“ [8.XII.1944]. Im Februar 1945 flieht sie aus Schlesien und erlebt das Kriegsende in Rossla (Harz). Am 19. Okto­ ber wird sie von Russen festgenommen und nach Frankfurt/Oder-Pau­ linenhof verbracht, wo ihr ein Haus zur Verfügung gestellt wird. Hier verbringt sie die letzten beiden Jahre ihres Lebens, begierig die neue

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Literatur und die neuen Zeitschriften studierend, so weit sie ihr zugäng­ lich gemacht werden. Die russischen Offiziere beurteilt sie mit Aner­ kennung: „Die Gerechtigkeit fordert es zu sagen, dass die russischen Offiziere, mit denen ich zusammengekommen bin, zum großen Teil sehr entgegenkommend waren, sehr gebildet, interessante Köpfe ... Nach dem Furchtbaren, was leider die SS in russischen Gebieten verbrochen hat, ist mir von russischer Seite kein einziges unfreundliches Wort über die Deutschen gesagt worden. Wenn sie Gleiches mit Gleichem vergel­ ten würden, wäre es schrecklich für uns ... Möchte Deutschland nun nicht wieder in alte Fehler zurückfallen, möchte es kein Nazitum mit anderen Mänteln weiterführen ... Voller Erschütterung liest man die Enthüllungen, die der Nürnberger Prozeß bringt. Es ist entsetzlich, wie tief Deutschland gesunken ist. Man hat niemals für möglich gehalten, daß Menschen solche Bestien sein könnten wie die, die die Lager beherr­ schten und in fremden Ländern wüteten ...“ [7.I.1946]. Weitere Briefe handeln von den Zeitschriften und Büchern, die ihr von Verwandten und Freunden besorgt werden. Auch über die Widerstandskämpfer des 20. Juli informiert sie sich, liest erschüttert Friedrich Meinekes Buch „Die deutsche Katastrophe“ und nimmt sich schließlich Ludwig Renns Buch „Adel im Untergang“ vor: „Natürlich ist der Inhalt unerfreulich, aber leider stimmt das Meiste, wie ich aus eigener Erfahrung weiß ... Allerdings schont sich der Autor nicht und stellt sich selbst als unglaub­ lich unerfreulich und Säufer, als Art Dostojewski dar, will sich vielleicht auch interessant machen ...“. - Diverse Beilagen, darunter ein signiertes Porträtfoto Wilhelms II. aus Doorn, 2 Porträtfotos (1 signiert) von Her­ mine, der letzte Brief des Adressaten, der Hermine nicht mehr erreichte (9. August 1947), die Todesanzeige und mehrere Zeitungsausschnitte über das Verschwinden eines Koffers ihres Sohnes, Prinz SchönaichCarolath, mit kostbarem Familienschmuck. - Insgesamt ein sehr reich­ haltiges Material zum Leben und Denken einer deutschen Aristokratin, die den Untergang zweier deutscher Reiche aus höchster Warte miter­ lebte und den Weg von kaiserlichem Glanz zu bescheidenster Bürger­ lichkeit mit Würde, Reflexion und unverminderter Fähigkeit zu lernen gegangen ist. Zugleich ein wertvoller Beitrag zur Geschichte des 20. Jahrhunderts: dessen erste Hälfte, beurteilt aus der Sicht des deutschen Kaiserhauses. Abbildung Seite 221


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Bildende Kunst 2739 Britische Künstler des 18. und 19. Jhdts. 7 Briefe. 1802-1862. 250 € Vorhanden: Sir David Wilkie, berühmter schottischer Maler, Erster Hofmaler Georgs IV. von England, schuf viele Adelsporträts und his­to­ rische Genrebilder (1785-1841). Eigh. Brief m. U. „David Wilkie“ sowie Adresse und Siegel. 2 S. 4to. Kensington 1.III.1838. - An Miss Coppard in Norwood, die ihn in einer Affaire um teilweise mit ihr verwandte Marine-Offiziere um Rat gefragt und den Brief eines Captain Beaufort beigefügt hatte. „... The very civil manner in which it is worded, seems encouraging ... myself I am of course not commiserate with these matters, and scarcely know any one ... make out a good case ‚showing the bene­ fits Mr. Robertson‘s work has conferred upon all navigators‘, as Capt. B suggests ... If Captain King would be induced to bear his testimony to this, he might do you a great service, if it so happens that his experience as a practical man has made him acquainted with the fact of the service rendered. Perhaps he as an officer of distinction in the Navy might be able to put it in the proper train [?] to be presented in the proper quar­ ter ...“. - Beiliegend ein gestochenes Porträt Wilkies. - George Cruikshank, glänzender engl. Karikaturist, Illustrator und Zeichner für den Holzschnitt, von großem Einfluß auch auf Karikaturisten des Festlandes (1792-1878). Eigh. Brief m. U. „Geo Cruikshank“. 6 S. 8vo. (London) 24.VIII.1852. - An eine „Dear Bertha“. „... I should have thought that you had known me and my disposition long enough; to have known - that I have never yet deserted a friend, more particularly, when that friend was in trouble - why! I have gone on serving one friend and another untill I have placed myself in such extreme difficulties, that I am all but des­ troyed by them ... last year I nearly killed myself by hard work, and did not get one penny for all my 12 months labour ...“. Schildert weiter aus­ führlich seine Überlastung mit Arbeiten, die ihm nichts oder zu wenig einbringen. - Ferner 5 weitere eigh. Briefe englischer Künstler und 2 gestoch. Porträts: Sir Edwin Henry Landseer (2), Sir Richard Westmacott (2) und Daniel Maclise (mit 2 gestoch. Porträts) sowie ein eigh.

Brief (Florenz 1802) nebst gestoch. Porträt des bedeutenden italieni­ schen Kupferstechers Raffaelo Morghen (1758-1833), der als „Haupt­ meister der Linienstrichtechnik“ gilt, die er für virtuose Reproduktions­ stiche nach Raffael, Leonardo u. a. anwandte. - Insgesamt 8 Künstlerbriefe und 4 gestochene Porträts.

2740 Felixmüller, Conrad, Maler und Graphiker, Haupt­ meister des dt. Expressionismus (1897-1977). Eigh. Künst­ ler-Postkarte m. U. „Conrad Felixmüller“. (Klotzsche) 7.IX.1929. 120 € An den Maler und Graphiker Heinrich Ehmsen (1886-1964) in BerlinSchöneberg. „... S.zt. hatte Ihre liebenswürdige Frau Gemahlin bei mir eine Photo nach meinem Gemälde ‚Otto Rühle spricht‘ mitgenommen. Ich möchte diese einzige grosse Photo nach meinem Gemälde wieder­ haben u. bitte Sie die Rücksendung zu veranlassen wofür ich Ihnen im Voraus herzlichst danke ...“. Die Bildseite der Karte zeigt Felixmüllers Holzschnitt „Bildnis Carl Sternheim“. - Eine geknickte und gelochte Ecke mit Tesafilm geklebt.

2741 Geyser, Christian Gottlieb, Kupferstecher und Buchillustrator (1742-1803). Eigh. Albumblatt mit Aquarell, Devise und U. „CG Geyser“. 1 S. Quer-8vo. O. O. (ca. 1780). 300 € Dargestellt ist ein Wappenschild mit Medusenhaupt, umkränzt von Lorbeer, hinter dem Schild ein Schwert, darüber eine Eule mit ausgebrei­ teten Flügeln und Flor. Darunter die Devise „Ein Lorbeer welcher nie verblüht.“ - Geyser wurde 1761 Schüler und 1789 Schwiegersohn Adam Friedrich Oesers. Als Oeser 1764 erster Direktor der neugegründeten

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Bildende Kunst _________________________________________________________________________________________________________________ Leipziger Kunstakademie wurde, stellte er Geyser als Lehrer für Kup­ ferstich ein. 1770 machte dieser sich als Buchillustrator selbstständig. Sein Erfolg als Künstler - er war der wichtigste Illustrator für Erstaus­ gaben von Autoren wie Goethe und Wieland - ermöglichte es Geyser 1789, ein Landgut in Eutritzsch bei Leipzig zu erwerben. Er schuf 1775 einen Porträtstich Goethes. - Sehr selten. Abbildung Seite 223

2742 Kubin, Alfred, Graphiker, Illustrator und Schrift­ steller (1877-1959). Eigh. Brief mit U. „A Kubin“. 1 S. Gr. 4to. Goldegg im Pongau „bei Bürgler“, 18.VIII.1938. 300 € An einen Galeristen in Stuttgart: „... nach Ihren, mit meinen Wün­ schen ganz übereinstimmenden Darlegungen werde ich Ihnen in der II. Hälfte des September - eine Ausstellungskollektion senden beste­ hend 1. Der neue Totentanz, Folge mit 24 Blättern, 2. 16 Einzelarbeiten - (da der n.[eue] T.[otentanz] ... ja nicht in Einzelstücken abgegeben werden kann und ich auch wenigstens die Chanze [!] einer Verkaufs­ möglichkeit einschliessen möchte. - Für die nachträglichen Wünsche zum 60. danke ich und werde der Sendung eine der kl. Lithos zur Erin­ nerung für Sie bei­legen - ich hatte noch ein paar Ex. davon ...“. - Gelocht. - 3 neuere Bei­lagen.

2743 Lenbach, Franz von, Münchener „Malerfürst“, einer der bedeutendsten Porträtisten seiner Zeit (18361904). Monumentale Porträt-Photographie mit seiner Familie sowie mit eigh. Widmung auf dem Untersatzkar­ ton. 49,7 x 46 cm (Bildgröße 56,4 x 46 cm). München 17.IX.1903. 600 € „Herrn Direktor Seitz Dr F v Lenbach München 17.9.1903“. Die Auf­ nahme des Ateliers K. Hahn zeigt den Künstler stehend, in ganzer Figur, vor ihm seine Frau im Lehnstuhl sitzend, links und rechts neben ihr stehend ihre Töchter. - An den Rändern leicht berieben; sonst gut erhal­ tenes, sehr beeindruckendes Photo in ungewöhnlich großem Format. - Als Bewidmeter kommt möglicherweise der Maler und Kunstgewerbler Rudolf von Seitz (1842-1910) in Betracht, ab 1883 Konservator des Bay­ erischen Nationalmuseums, ab 1888 auch Professor an der Münchener Kunstakademie. - Dabei: anonyme Bleistift-Zeichnung mit Lenbachs Porträt (Kopf-Studie, nach halbrechts gewendet), nicht ganz vollendet. 33 x 24 cm. Büttenpapier mit Goldschnitt, auf ein Untersatzblatt mon­ tiert. - Gutes, professionell wirkendes Bildnis. Abbildung

2744 Manger, Architektenfamilie in Potsdam, Berlin und Breslau. - Carmer, Johann Heinrich Graf von, preuß. Staatsmann, Justizreformer und Großkanzler unter Fried­ rich dem Großen, schuf das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten“ (1720-1801). Urkunde m. U. „Carmer“ und den Signaturen von drei weiteren Staatsministern: Eberhard Friedrich von der Reck, Johann Christoph von Woellner und Heinrich Julius von Goldbeck. 2 S. Mit papiergedecktem Siegel. Doppelblatt. Folio. Berlin 12.I.­ 1795. 600 € 224

„Venia Aetatis“ für den jungen Baukondukteur Heinrich Conrad Manger in Potsdam (Sohn von Heinrich Ludwig Manger, dem Erbauer des Neuen Palais in Potsdam), später Stadtbaurat in Potsdam und Königl. Regierungsbaurat in Breslau. Es wird ihm mit Zustimmung des Kur­ märkischen Pupillen-Collegiums bescheinigt, „daß derselbe nunmehro seinem Vermögen selbst vorstehen, vor Gericht erscheinen, Klägers und Beklagten Stelle vertreten, mit andern verbindlich handeln und schlie­ ßen und ... alles thun und verrichten könne, solle und möge, als ob er die hiezu erforderliche Jahre wirklich erreicht hätte ...“. Er wird also für volljährig und geschäftsfähig erklärt. - Interessante Urkunde durch die Unterschriften von 4 preußischen Ministern unter Friedrich Wilhelm II. - Das Siegelwachs etwas auf die erste Seite durchschlagend. - Dabei: Johann August Sack, preuß. Geh. Staatsrat, Generalgouverneur des von Napoleon gebildeten Gouvernements Nieder- und Mittelrhein (17641831). Brief m. U. „Sack“. 1/2 S. Doppelblatt mit Adresse und Lacksiegel. Folio. Aachen 20.XI.1814. - An den Kgl. Preußischen Baurat (Heinrich Conrad) Manger in Potsdam, der sich offenbar um eine Stelle in dem gerade von französischer Herrschaft befreiten Rhein-Gouvernement beworben hatte. Sack rät ihm ab und teilt mit, „daß, da die jetzige Administration des General Gouvernements und die Ernennung aller dazu gehörigen Beamten nur provisorisch ist, ich Sie nicht auf diese Ungewißheit aus Ihren jetzigen Verhältnissen reißen und Sie hieher ziehen mag, so sehr ich auch sonst Ihren Wünschen zu willfahren bereit wäre ...“. Sobald die politische Zukunft der Rheinprovinzen geklärt sei (nämlich auf dem Wiener Kongreß), werde er gern auf Mangers Bewer­ bung zurückkommen. - Sack wurde zunächst Oberpräsident der preu­ ßischen Rheinprovinz, ging jedoch nach Zerwürfnissen mit der könig­ lichen Regierung schon 1816 als Oberpräsident der Provinz Pommern nach Stettin. - Dieser Brief leicht gebräunt; kleine Randschäden.

2745 - Schinkel, Carl Friedrich, Architekt, Kunstgewerb­ ler und Maler, Hauptmeister des preußischen Klassizis­ mus (1781-1841). Zeugnis m. U. „Schinkel“ und schönem, papiergedecktem Siegel. 2 S. Doppelblatt. Folio. Berlin 23.IV.1833. 450 € Als Leiter der Königl. Oberbaudirektion in Berlin erteilt Schinkel das „Zeugnis der Fähigkeit zur Bekleidung einer Stelle als Bau-Inspector für den Bau-Conducteur Heinrich Gustav Julius Manger“ (1802-1874, Sohn von Heinrich Conrad Manger), später Architekt und Professor für Baukonstruktionslehre in Breslau und Berlin. In 9 aufgezählten Prüfungsfächern erzielte Manger gute, ziemlich gute oder sehr gute (in der Geschichte der Baukunst und im Wegebau) Noten. „... Da nun der p. Manger durch beigebrachte Atteste nachgewiesen hat, daß er bereits seit mehreren Jahren Bauausführungen mit Sorgfalt, Fleiß und Um­ sicht geleitet hat, so wird ihm hierdurch Vorstehendes und daß er zu einer Land- und Wegebau-Inspector-Stelle gehörig qualifizirt ist, attes­ tirt.“ Außer von Schinkel noch von 3 weiteren Mitgliedern der Ober­ baudirektion in Berlin unterzeichnet. - Schinkel siehe auch Los 27512752

Menzel als Kanzler des Ordens pour le mérite 2746 Menzel, Adolph von, Maler, Graphiker und Zeich­ ner, einer der bedeutendsten Maler des 19. Jhdts (18151905). Hektographiertes Rundschreiben m. U. „A v Men­ zel“ in seiner Eigenschaft als Kanzler des Ordens pour le mérite. 1 S. Folio. Berlin 14. Dezember 1891. 300 €


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Bildende Kunst _________________________________________________________________________________________________________________

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Hier an den Historienmaler Eduard von Gebhardt (1838-1925) adres­ siertes Rundschreiben an alle Mitglieder des Ordens pour le mérite für Wissenschaften und Künste. Nach dem Tod des Göttinger Physikers Wilhelm Weber (1804-1891, einer der „Göttinger Sieben“) ergab sich die Notwendigkeit, einen Nachfolger in die begrenzte Anzahl der Mit­ glieder zu wählen. Menzel versendet eine (hier nicht mehr beiliegende) Wahlkarte, mit der die Mitglieder des Ordens aufgefordert werden, bis zum 4. Januar 1892 „einen hervorragenden Gelehrten Deutscher Reichs­ angehörigkeit zu nennen, welcher Ihnen zur Besetzung der entstandenen Vakanz der Würdigste zu sein scheint.“ Die Absender des Rundschrei­ bens bemerken „zugleich ergebenst, daß Allerhöchster Bestimmung zufolge die Neuwahl auf Gelehrte desjenigen Faches zu beschränken ist, welchem der Verstorbene angehörte ...“. - Mitunterzeichnet von dem Kavallerie-General Alfred von Rauch, Adjutant des Kaisers und Präses der General-Ordenskommission.

2747 Modersohn, Otto, bedeutender Landschafts­ maler, Mitbegründer der Künstlerkolonie Worpswede (1865-1943). Eigh. Postkarte m. U. „Otto Modersohn“. 1 S. Fischerhude 28.XI.1925. 200 € An den Geographen Ewald Banse (1883-1953) in Braunschweig: „... Es freut mich sehr, daß Ihnen die Bilder gefallen, im Preise will ich Ihnen möglichst entgegenkommen, auch mit der Bezahlung. Die Bilder können gern dort bis Weihnachten bleiben. Vielleicht sieht sie auch ein Bekann­ ter bei Ihnen ...“. - Modersohn gründete 1889 gemeinsam mit Macken­ sen die „Worpsweder Malervereinigung“. - Gelocht.

2748 Morgenstern, Christian, Münchener Landschafts­ maler und Radierer, gilt neben seinem Freund Carl Rott­ mann als bedeutender Vertreter des frühen Realismus (1805-1867). Eigh. Brief m. U. „Chr. Morgenstern“. 13/4 S. Gr. 4to. München 26.V.1864. 250 € An einen Kunstsammler. „... Mit Bedauern vernahm ich aus Ihren geehr­ ten mir höchst schmeichelhaften Zeilen ... daß Ihnen Herrn Neureu­ thers Antwort worin auch meine enthalten war auf Ihr früheres Schrei­

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ben ... nicht zukam und übersende Ihnen nun mit Vergnügen bei Herrn Professor Neureuthers vielen schönen Werken einliegend meine 5 Blatt Radirungen, wovon die Platten noch mein Eigenthum und nur die 3 kleineren, Waldparthie bei München, Parthie unter Bäumen an der Isar und Motiv aus dem hinteren Zillerthale in Tyrol in den dafür früher erschie­ nenen 5 Heften des Münchener Radir Vereins im Handel gekommen; von den beiden größeren Parthien aus dem Elsaß in der Umgegend von Rappolsweiler [sic], ließ ich nur hier u. da ein paar Abdrücke machen. Von ein paar Waldparthien, ein Schafstall unter Eichen in der Lüneburger Haide und eine kleine Brücke in Norwegen die ich in den 20ger Jahren radirte weis ich nicht wohin die Platten gekommen sind ... Wenn ich nicht irre, besitzt die Platte der norwegischen Brücke der Hr Kunst­ händler Buddeus in Düsseldorf. Auf Ihre geehrte Anfrage, wie hoch das Erforderliche für eine Zeichnung oder Aquarell von mir sein dürfte, erlaube ich mir Ihnen zu erwidern, daß ich höchst ungerne in Aquarell arbeite, weil mir die gehörige Technik dafür fehlt, fertige aber öfter leicht in Oel gemalt oder mit Bleistift gezeichnete Blätter für Alben oder Handzeichnungssammlungen, wofür ich den Preis von 5 bis 6 Louis d‘Or erhalte. Für die 5 Blatt Radirungen von mir gab ich Hn Scheuren den Preis à 10 fl rh: an ...“. - Beiliegend 1 auf Karton gewalzte Orig.Radierung (Blattgr. 20,5 x 23,5 cm; Plattengröße 10,5 x 13,5 cm) Mor­gen­ sterns, in der Platte signiert „Chr. Morgen* 1842 München“. Auf dem Untersatzkarton der Blindstempel „Radir Club München“. - Das Blatt stammt aus dem Heft „Radir Club München. Zweites Heft“, 8 Radierun­ gen verschiedener Künstler (München, Montmorillon, 1843), und zeigt einen Waldeingang mit Jäger, Kind und Hund (Andresen, Handbuch, 3). - Der Brief mit dem linken Rand auf ein größeres Blatt montiert; der Karton um die Radierung leicht stockfleckig; sonst beides ordentlich erhalten. Abbildung

2749 Rauch, Christian Daniel, Berliner Bildhauer, Schüler und Nachfolger Schadows, Königl. Hofbildhauer, Hauptmeister des preuß. Klassizismus (1777-1857). Eigh. Billet m. U. „Rauch“. 1/2 S. 4to. (Berlin) „Sonnabends früh“ o. J. 120 € Rauch bittet den Adressaten, bei seinem Bericht auf keinen Fall zu ver­gessen, welche Gefahren „jener Raum“ durch den Transport von Modellen aus der Werkstatt in die entlegene Gießerei mit sich bringe. „... Auf Wiedersehen - Montag abends ...“. - Beigegeben: Ludwig Pietsch, Berliner Maler, Zeichner, Kunstkritiker, Feuilletonist und Reiseschrift­ steller von großem Einfluß (1824-1911). Eigh. Widmung m. U. „L. P.“ am unteren Rand der photograph. Reproduktion einer Zeichnung von Pietsch. 15,5 x 10,6 cm. Wien 27.X.1873. - Die auf Karton gewalzte Photographie, vertrieben von der Berliner Kunsthandlung Gustav Schau­ er, zeigt den Fürsten Bismarck stehend, durch den Feldstecher schau­ end, und ist im Bild bezeichnet: „A. d. Höhe von Sedan 1. Sept. 70, 2 Uhr - Ludwig Pietsch“. - Auf dem Untersatzkarton die Widmung des Künstlers.

2750 Schadow, Johann Gottfried, Bildhauer und Gra­ phiker, Hauptmeister der Berliner Klassik, Schöpfer der Quadriga auf dem Brandenburger Tor (1764-1850). Eigh. Billet m. U. „Ihr Freund G Schadow“. 3/4 S. Doppelblatt mit Adresse. 8vo. Berlin 17.I.1817. 200 € An „Madame L. Catell“ (die Ehefrau des Berliner Architekten Louis Catel?). „... Vorläufig melde ich Ihnen, daß Sie die Henriette Rosenstiel


____________________________________________________________________________________________________________________ Bildende Kunst u. mich als Verlobte anzusehen haben - die sich nächstens bei Ihnen praesentiren werden. - Schenken Sie uns Ihre gütige Theilnahme u. grüssen Sie Ihren Mann ...“. - Henriette Rosenstiel (1784-1832) wurde Schadows zweite Frau. - Aus der Sammlung Vanselow.

Schinkels Hamburger Stadttheater 2751 Schinkel, Karl Friedrich. - Godeffroy, Peter, Ham­ burger Kaufmann und Diplomat (1782-1835). Eigh. Brief m. U. „Peter Godeffroy“ sowie Unterschriften der Sena­ toren Christian Matthias Schröder und Martin Garlieb Sillem. 2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Hamburg 7.IV.­1826. 450 € An den Architekten und Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel in Berlin, der Entwürfe für einen Neubau des Hamburger Stadttheaters geliefert hatte. Da der vielbeschäftigte Schinkel in Hamburg zwar die Bauaufsicht, aber nicht die örtliche Bauleitung übernehmen konnte, die Bauherren auch vielerlei Änderungswünsche hatten, wurde beschlossen, den aus Berlin stammenden Hamburger Stadtbaumeister und späteren ersten Baudirektor Hamburgs, Carl Ludwig Wimmel (1786-1845), mit der großen Aufgabe zu betrauen. „Ew. Wohlgeboren, werden diese Zeilen durch Herrn Stadt-Baumeister Wimmel erhalten, dessen noch bevorstehende Abreise wir Ihnen schon neulich anzeigten. Mit umso viel größerem Zutrauen übertragen wir, unter Ihrer Leitung, den Bau dem Herrn Wimmel, da wir erfahren, daß er bereits von Ihnen gekannt ist. - Herr Wimmel ist hinlänglich mit unseren Instructionen versehen um sofort, unter Ihrer Leitung, zur weiteren Ausführung der Risse schreiten zu können. Einige Bemerkungen, die wir uns erlaubt und die besonders durch die Localität veranlaßt sind, wünschten wir daß Sie gefälligst bey der Ausarbeitung möglichst berücksichtigen wolten ...“. - Der schließlich 1827 fertiggestellte Bau unterschied sich allerdings erheblich von dem prächtigen Entwurf, den Schinkel zunächst geliefert hatte, so dass heute meist Wimmel als Architekt des Hamburger Stadttheaters genannt wird. - Kleine Randschäden; etwas gebräunt.

2752 - Eigh. Brief m. U. „Peter Godeffroy“. 4 S. Doppel­ blatt. Gr. 4to. Hamburg 12.III.1827. 450 € An einen Geheimrat, wahrscheinlich ebenfalls Karl Friedrich Schinkel, der diesen Titel führte. Der Adressat hatte sich unwillig über die vielen Änderungswünsche beim Hamburger Theaterbau sowie über das Betre­ ten der Baustelle durch Unbefugte geäußert. Godeffroy nennt die Probleme. „... Ihrem Wunsche gemäß haben wir die strengsten Befehle gegeben und alle Maßregeln ergriffen um keinem Menschen den Zutritt in das Schauspielhaus, bis zur vollkommenen Vollendung der innern Decoration zu erlauben. Sehr gespannt sind wir alle auf den Effect, von dem wir uns unter Ihrer Anordnung so viel versprechen. Sehr zu bedauern ist daher daß durch den langen und strengen Winter welcher die Arbeiten verzögert hat und eine große Maße von Feuchtigkeit in der Decke und den Wänden zurückgehalten hat, die sich nun erst entwic­ kelt, die Ausführung verzögert wird. Wenngleich wir seit der Ankunft des Herrn Gropius alle möglichen Vorkehrungen das Austrocknen zu befördern genommen haben, sofort Oefen setzen und Kohlenbecken herum tragen ließen, so ist es doch nicht möglich ohne Gefahr zu laufen die gemachte Arbeit verderben und abfallen zu sehen, schleunig damit fortzufahren. Leider aber sagt uns Herr Gropius daß sein Urlaub ihm nur erlaube bis Ende des Monats hier zu bleiben und wird es ganz und gar unmöglich seyn in dieser Zeit die Arbeit zu vollenden. In der Angst

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unsres Herzens wenden wir uns an den Grafen Brühl und bitten ihn dem Herrn Gropius doch einen, auf Neujahr ... verlängerten, Urlaub zuzu­ gestehen. Einliegend nehme ich mir die Erlaubnis Ihnen den Brief für den Grafen beyzuschließen, mit der Bitte denselben abreichen zu laßen und unser Gesuch zu unterstützen, welches Sie sicher umso bereitwil­ liger thun werden, da wir ja alle dabey interessirt sind daß die Arbeit nicht übereilt werde ... Da Herr Gropius uns sagt daß auch der Fürst Wittgenstein bey der Verlängerung des Urlaubs dürfte befragt werden und vielleicht Schwierigkeiten machen könnte, so haben wir durch den hiesigen Königlichen Gesandten ... an denselben schreiben lassen mit der Bitte den Urlaub nicht zu verweigern ... Noch muß ich Ihnen mittheilen daß eine Musik-Probe die wir im Theater angestellt haben zur Zufriedenheit aller Kenner und Liebhaber ausgefallen ist ...“. - Carl Wilhelm Gropius (1793-1870) war vielbeschäftigter, auch überregional tätiger Hoftheatermaler, Hoftheater-Inspektor und Diorama-Betreiber in Berlin und hatte sich den Anordnungen des Hoftheater-Intendanten Carl Graf von Brühl zu fügen. Zudem war der Minister des Königl. Hauses, Wilhelm Graf zu Sayn-Wittgenstein, befugt, ein Wort mitzu­ reden. - Etwas gebräunt.

2753 Schmidt-Rottluff, Karl, Maler und Graphiker, Hauptmeister des dt. Expressionismus, Mitbegründer der „Brücke“ (1884-1976). 6 Autographen. Verschied. Forma­ te. 1964-1973. 150 € Grüße und Dankschreiben an ein ihm befreundetes Diplomaten-Ehe­ paar: 1 große eigh. Kunst-Postkarte m. U. „SR“, 2 große Kunst-Postkar­ ten und 1 ähnliches Blatt m. U. „K. Schmidt-Rottluff“ sowie 2 masch. Briefe m. U. „SR“. Zitat: „... Dank für netten Brief - aber das Blatt kann leider nicht signiert werden, ist Maschinendruck, kein Handdruck - ist dumm - Aber mögen Sie Äpfel? Da sind ein paar! ...“.

2754 Stauffer-Bern, Karl, Schweizer Maler, Radierer und Bildhauer (1857-1891). Eigh. Postkarte m. U. „Stauf­ fer“. 1 S. (Berlin, wohl 1887). 300 € 227


Bildende Kunst _________________________________________________________________________________________________________________ dern, wenn er kein Recht hätte, und Ich muß zahlen, bitte aber, dass mich der hochverehrliche Clubb aus der Liste seiner Mitglieder ausstreicht ... PS. Eben sehe ich, daß die 18 Taler nicht ausdrücklich mit Buchsta­ ben benannt sind. Sollte darin nicht viell. ein Irrthum liegen, denn mir ist gar keine Rechnung von dem Großen Clubb zugekommen.“ - In dem 1780 gegründeten „Großen Club“ in Braunschweig hatten bereits Lessing und Leisewitz verkehrt. - Einige Randschäden.

2757 Vogel, Hermann, Dresdener Maler und Illustrator, schuf zahlreiche Illustrationen zu Märchen, Kinder­ büchern und Jugendzeitschriften (1854-1921). Eigh. Brief­ karte m. U. „Herm. Vogel“. 2 S. Mit ca. halbseitiger, ge­ druckter Illustration. Quer-kl. 8vo. Loschwitz bei Dresden 7.I.1904. 120 € 2759

An den Maler und Radierer Peter Halm (1854-1923) in Bamberg. „... Es wäre sehr hübsch von dir, wenn du diese Woche wieder kaemest, ich habe die Absicht am 3 od. 4 Juli zu verreisen und moechte bis dahin dein Bild fertig machen, also bitte komme bald ...“. - Mit „dein Bild“ ist ver­ mutlich Halms Porträt im Profil gemeint, das Stauffer 1887 als Radie­ rung schuf. Sie erschien dann als originalgraphische Beilage der Zeit­ schrift „PAN“.

2755 Stobwasser, Johann Heinrich, Gründer und In­ haber der weltbekannten Lackwaren-Fabriken in Braun­ schweig und Berlin (1740-1829). Quittung m. U. „Joh: Heinr: Stobwasser Sen.“ und rotem Lacksiegel „J.H.St.“. 1 /2 S. Doppelblatt mit Adresse. 4to. Braunschweig 21.III.­ 1816. 200 € An das Hochfürstliche Kreisamt in Salder. „Daß der Kohtsasse Hennig Fuest in Leben-Staedt den rest von 70 rh von der Obligation von 300 rh bezahlt, also daß diese gedilgt und benannt. Hennig Fuest die obligati­ on ausgehändigt werden kan bescheinig mit unterschrift u. Siegel Joh: Heinr: Stobwasser Sen.“ - Als „Kotsassen“ wurden leibeigene Kleinbau­ ern bezeichnet.

2756 - Stobwasser, Christian Heinrich, Direktor der Stobwasserschen Lackwaren-Fabriken, ab 1818 in Berlin (1780-1849). Brief m. U. „CH Stobwasser“. 1 S. 4to. Ber­ lin 28.I.1833. 200 € An August Grotrian, Direktor des „Großen Clubs“ in Braunschweig. Stobwasser zeigt sich etwas ungehalten, dass er nach 18jähriger kaum ausgeübter Mitgliedschaft im Club und 15jähriger Abwesenheit von Braunschweig plötzlich wegen ausstehender Mitgliedsbeiträge gemahnt wird. „... Da ich mich als ein Ehren Mitglied des Großen Klubbs ange­ sehen habe, so habe ich um so weniger an die Bezahlung des Clubbey­ trags gedacht, als ichs dem Clubdiener Mittendorff zur Zeit meiner activen Mitgliedschaft ... zur Pflicht machte, jährlich den Beytrag in Meinem Comtoir einzuziehen. Mittendorff muß meinen Auftrag gar nicht vollzogen haben ... Demohngeachtet würde der Clubb nicht for­

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An einen Herrn, der ihn nach einem Exlibris gefragt hatte. „... Ich habe alles durchstöbert. aber von dem gewünschten ex libris selbst kein Exemplar mehr im Besitz! Dasselbe war gar nicht als solches gezeichnet, sondern als Briefkarte, wie die umstehende und die seinerzeit gedruck­ te Auflage bei meiner regen Correspondenz rasch verausgabt gewesen. Sollte das Cliché noch in gebrauchsfähigem Zustand erhalten sein, so werde ich eine Anzahl nachdrucken lassen ...“. - Die Abbildung zeigt einen malenden und einen ein Tintenfass benutzenden Zwerg, ein Bier­ seidel schwingendes (Münchner?) Kindl und zwei Briefmarken klebende Frösche. - Vogels originelle, meist von Zwergen und Tieren wimmelnde Illustrationen sind reizvoll und witzig, verfälschen aber z. B. bei Grimms Märchen den überwiegend ernsten Charakter der Erzählungen zu einem reinen Kinderbuch. - Kleiner Tintenwischer auf der Schriftseite. Abbildung Seite 227

2758 Zille, Heinrich, Berliner Zeichner und Graphiker (1858-1929). Eigh. Brief (Fragment, Schluß fehlt). 1 S. Quer-gr. 8vo. (Berlin ca. 1925). 180 € An den zeitkritischen Maler, Illustrator und Karikaturisten Willibald Krain, der ihn gebeten hatte, sich für eine Porträt-Sitzung zur Verfügung zu stellen. „... Gern, gern tue ich Ihnen den Modellgefallen u. habe immer daran gedacht. Wie ich schon Freund [Adolf] Heilborn sagte, der mich auch daran erinnerte, ich muß erst meine Arbeit aus dem Haus haben, allerhand Sommer-Badebilder. Nun verschwinden die Tage wie Minuten, ich komme vor 1 Uhr nicht zur Arbeit, schlafe lange u. sitze dann angestrengt bis zur Dunkelheit. Bin seit 4 Wochen nicht aus der Stube gekommen, komme mir vor wie ein Gefangener (mit besserer Verpflegung). Wenn ich den Zwang von mir habe ruhe, ruhe ich u. will ins Grüne, aufatmen usw. Habe immer noch täglich den -“. - Mit den „Sommer-Badebildern“ ist wohl der Bildband „Rund um‘s Freibad“ gemeint, der 1926 bei Selle-Eysler in Berlin erschien (und noch im selben Jahr in der Schweiz beschlagnahmt wurde). Willibald Krain hat Zille mehrmals porträtiert; das bekannteste Bildnis ist eine Federzeichnung von 1925.

2759 - 4 eigh. Schriftstücke m. U. „H. Zille“. Zus. 4 S. Jeweils auf den Rückseiten von Adressblättern an ihn gerichteter Briefumschläge. Quer-8vo. (Berlin-Charlot­ tenburg) 1928-1929. 300 €


____________________________________________________________________________________________________________________ Bildende Kunst

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An das „Ballbüro“ im Palast-Hotel, Potsdamer Platz, bzw. an die „lieben Fräulein‘s J. + G.“ wegen der Ausgabe von verbilligten Karten an Freunde Zilles für die mit seinem Namen verbundenen Künstlerbälle im Januar und Februar. - Veranstaltungen wie „Hofball bei Zille“, mit seinen Plaka­ ten beworben, erfreuten sich großer Beliebtheit. - Teils kleine Rand­ schäden. Abbildung

„der Kampf der großen Juden gegen die kleinen Juden“ 2760 - Eigh. Brief m. U. „Ihr H. Zille“ und Umschlag. 3 S. Mit ankolorierter Zille-Zeichnung als gedruckter Brief­ kopf. Kl. 4to. Charlottenburg 25.VIII.1915. 600 € An Dr. Adolf Heilborn, der 1926 und 1930 Bücher über Zille heraus­ brachte. „... Die Sezession, die Ihr Freund Loges meint, ist die ursprüng­ lich Alte u. ich gehöre zur neuen, Name: Freie Sezession. Es wahr [!] der Kampf der großen Juden gegen die kleinen Juden u. da ich den ausge­ tretenen Künstlern viel zu danken habe, blieb ich bei den Reichen, den Großen. Trotzdem verkehre ich in beiden Lagern u. bedaure, daß dieser Krieg gekommen war, der viel Freundschaft und Aufrichtigkeit ver­ nichtet hat. Die Führer sind (bei der Berl. Sez.) Corinth, Bischoff-Culm, Opler [sic] u. manch Anderer ... Was die Bücher betrifft, danke ich

Ihnen für die Mühe, aber es bleibt dabei, der Preis ist meine Sache u. bitte ich um Angabe. Mit [dem Verleger] Bong können Sie es machen wie Sie wollen, schenken dachte ich nicht, aber Sie sollten es für sich nehmen. Unser armer Delling ist freilich nicht magenfest, an vielleicht kämpft er sich bis zum Frieden durch die Lazarette ...“. - Der Berliner Maler Otto Delling (geb. 1884 in Sachsen) starb 1968 in Berlin. - Im Brief­kopf die Zeichnung einer Droschke, von Spatzen umgeben, die sich über Pferdeäpfel freuen, während zwei auf Kunden wartende Drosch­ kenkutscher frierend im Gespräch danebenstehen. Titel: „Das Kriegs­ brot“. - Inhaltlich interessanter und zudem hübscher Brief. Abbildung

2761 - Eigh. Brief m. U. „Ihr Zille“. 12/3 S. Kl. 4to. (Berlin-Charlottenburg, wohl vor 1918).

240 €

An den ihm befreundeten Schriftsteller und Redakteur Dr. Adolf Heil­ born. „... Habe an den Kriegsrath abgesandt auch einen Steglitzdruck, denke das ließe sich ganz gut nachdrucken, wenn Sie aber Kliche senden können, um so besser. - Dann wollen wir die Blätter noch beim Glaser lassen, wenn Herr Jezower welche haben will, müssen wir auch einen billigeren Preis machen, weiß zwar nicht, was überhaupt drauf steht. - Habe mich in der Hitze auch caput gearbeitet, richtige Bleikammer von

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Bildende Kunst _________________________________________________________________________________________________________________ zeigt sich jetzt so erbärmlich, wie wird das wieder ausgeglichen werden. Kommt eine andre Art Lack, Firniss um tadellose Schaufensterpuppen daraus zu machen! ...“.

2763 - Eigh. Postkarte m. U. „H. Zille“. 1 ½ S. BerlinCharlottenburg 10.I.1924. 180 € An den großen Photographen Hugo Erfurth (1874-1948), der seit 1922 eine wichtige Kunsthandlung „Graphisches Kabinett Hugo Erfurth“ in Dresden unterhielt. „... Sie haben mir eine große Freude gemacht mit Ihren Weihnachtsgrüßen, ich sehe daß Sie noch an mich denken - aber es brauchte nicht in der ‚gewichtigen‘ Form zu sein. Nun werd ich mich bemühen Ihnen auch meinen Dank u. Grüße so ähnlich zu übermitteln - es wird noch! Habe keinen guten Winter, gesundheitlich, warte auf Frühlingssonne ...“.

2764 - 2 eigh. Bild-Postkarten m. U. „H. Zille“. Zus. 2 S. (Berlin-Charlottenburg) 4.IX.(1926) und (23.XII.1927). 240 €

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Venedig, habe ganz nackend gearbeitet, sis och danach ... Habe vom Freiherrn v. Schlicht ein nettes Album, soll etwas reinzeichnen - aber kostenlos - muß warten.“ - „Freiherr von Schlicht“ war das Pseudonym des Schriftstellers Wolf Graf Baudissin (1867-1926), der mit einer im­ mensen Fülle von Humoresken hervorgetreten ist. - Rückseitig kleiner Papierschaden. Abbildung

2762 - Eigh. Postkarte m. U. „H. Zille“. 1 /2 S. (BerlinCharlottenburg) 8.II.1919. 220 € 1

An Adolf Heilborn, der wohl ein Lebenszeichen von Zille vermißt hatte. Nachdem der Künstler im vorigen Brief (siehe oben) über die Hitze gestöhnt hat, klagt er jetzt über die Kälte: „... Es erhielt mich Müdigkeit u. wiederum Nachdenken über neue Arbeiten zurück. Entschuldige bitte. Es wird sich schon wieder einrenken, daß wir zusammen kommen, nur längere u. wärmere Tage müssen sich einstellen, mir fehlt Blutwär­ me, ich friere. Dabei arbeiten, still sitzen u. so vieles hab ich vor u. muß es auch fertig machen. Hab schon Sachen abgelehnt, das war früher nicht. Ich denke, daß Du den Militarismus hinter Dir hast, oder war‘s nur ein Urlaub, um Verbandswatte zu holen! Die Innenseite der Menschen

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An den ihm befreundeten Bildhauer August Kraus. Auf einer Karte mit der Reproduktion von Zilles Zeichnung „Ausfahrt“ schreibt der Künstler: „... In meiner Abgespanntheit hatte ich die Einladung vom BauKrauß für Ihre gehalten, bitte entschuldigen Sie, ich bin ganz durch­ einander ...“. - Auf einer weihnachtlichen Kitsch-Karte sendet er Weih­ nachtsgrüße. „... Vielleicht gehe ich am 2. Feiertag in[s] Freie u. komme zu Ihnen mit heran. Mein Fuß schmerzt, bin wochenlang nicht recht raus gekommen ... ich muß schon lange vieles nicht mehr tun. Darf nicht mehr im offenen Wasser baden, nicht weit laufen usw. Mein Sohn ist schon eine Weile krank, zu Hause u. wird noch lange brauchen, ehe er arbeiten kann ...“.

2765 - Eigh. Brief m. U. „H. Zille“. 2 S. Quer-gr. 8vo. (Berlin-Charlottenburg) 13.VII.1928. 280 € An Adolf Heilborn. „... Seit 15/6 liege ich, jetzt wird‘s etwas besser. Gicht in den Füßen, zum L.[una] Park will ich mich aufraffen, für einige Stunden. Möchte den Leuten keinen Verdruß machen. Bin gespannt! Deine Auctionnotiz erhalten, das verschiebt wohl ‚Cohn‘! Gelungen die Erklärung für Radierung ‚Kaisergeburtstag‘: ‚Dirne plündert einen betrun­ kenen Soldaten unter der Laterne aus‘. Dem Schreiber ist‘s vielleicht mal so gegangen! ... Bin wieder in Insulin, Gichtsalbe usw. Apotheke freut sich. Heut‘ Freitag kommt der Barbier, Haare schneiden - ich will in den Sarg passen ...“. - Etwas fleckig und geknittert; Randeinriss mit Transparentpapier unterlegt. - Beigegeben 2 nicht signierte Schriftstücke Zilles, ebenfalls an Heilborn gerichtet: 1 Foto-Postkarte mit der Ansicht der „Alten Rippe“ an dem gleichnamigen Traditionslokal im Nikolai­ viertel, zu der Zille schreibt: „In Erinnerung an den schönen Sonnabend­ abend etwas ‚abgeknabbertes‘ ...“. - Ferner ein Zettel mit einer schwer verständlichen Bitte um einen „Witz“.


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Musik und Theater Über Mahler und eigene Zeitgenossen 2766 Adorno, Theodor W., Philosoph, Soziologe und Musikschriftsteller (1903-1969). Brief m. U. „Th. W. Ador­ no“. 11/2 S. auf 2 Bl. Gr. 4to. Frankfurt a. M. 8.IX.1967. 450 € An einen namhaften Konzertdirektor. Wichtiger, inhaltsreicher Brief über sein Verhältnis zu Gustav Mahler sowie zu diversen neueren Musi­ kern. Erteilt dem Adressaten eine Absage, Mitglied in einer neu gegrün­ deten Gustav-Mahler-Gesellschaft zu werden, wenn er zugleich Vor­ standsmitglied der bestehenden Gesellschaft sei. „... Ich bin Ihrer Ansicht, daß es grotesk ist, wenn zwei Mahler-Gesellschaften nebeneinander bestehen; nachdem aber die von [Erwin] Ratz gegründete nicht nur die ältere ist, sondern sich auf die einzige Weise, die ich wirklich für ent­ scheidend halte, nämlich durch die Herausgabe einer kritischen Mahler­ ausgabe, legitimiert hat, meine ich doch, die Neugründung sollte un­ bedingt in die ältere integriert werden ... Nicht verschweigen kann ich Ihnen, daß ich, was die Stellung zum offiziellen Musikleben und seinen Größen anlangt, mindestens so kritisch denke wie Ratz ... Es will mir nicht recht einleuchten, daß Leute wie Britten, den ich für einen sehr mäßigen Komponisten halte, oder der Erzstrawinskyaner Markevitch Ihrem Ehrenvorstand angehören, zu schweigen von Shostakovitch, der mich, wie Sie vielleicht nicht zu wissen brauchen, aufs heftigste ange­ griffen hat. Für meinen Geschmack hat diese Gruppe zu sehr den Charakter eben des Offiziellen, dem ich in all meiner Arbeit widerstrebe ... Nicht versäumen jedoch möchte ich, Ihnen zu wiederholen, daß ich Herrn Kubelik sehr hoch schätze, und daß ich auch von Bernsteins Auf­nahme der Siebenten Symphonie (in der Ratzschen Ausgabe) sehr beeindruckt bin. Frau Anna Mahler wußte mir auf meinen Wiener Fest­vortrag nichts anderes zu schreiben, als daß so viele Fremdwörter darin vorkämen. - Daß es mir aus Zeitgründen nicht möglich ist, bei der Aufführung der Zehnten Symphonie zu sprechen, deutete ich Ihnen bereits an. Entscheidend kommt hinzu, daß ich der Ansicht bin, man solle die Zehnte überhaupt unaufgeführt lassen - im Nachwort der zwei­ ten Ausgabe meines Mahlerbuches sind die Gründe dafür angegeben. Den Rekonstruktionsversuch von [Deryck] Cooke betrachte ich mit dem denkbar größten Mißtrauen. - Glauben Sie mir, ... daß es mir in Sachen Mahler nicht an dem Elan fehlt, dessen Abstinenz Sie beklagen. Aber es ist nun einmal so, daß man, wenn man nicht willens ist, vorm Betrieb und der Betriebsamkeit zu kapitulieren, im Lauf seines Lebens diesen Elan in die Kraft der bestimmten Negation verwandeln muß ...“. - Gelocht. - „Adorno“ siehe auch im Kapitel „Wissenschaft“.

2767 Barlog, Boleslaw, Theaterleiter und Regisseur, legen­därer Generalintendant der West-Berliner Schauspiel­ bühnen für 27 Jahre, stilsicherer Regisseur, versammelte ein einzigartiges Ensemble der besten deutschen Schau­ spieler und führte die wichtigsten Autoren des internatio­ nalen Spielplans auf (1906-1999). Sammlung von 65 eigh. (mit 1 Ausnahme) Briefen und Karten sowie einem Por­ trät­foto mit Widmung. Zus. mehr als 100 S. Meist mit den Umschlägen. Verschied. Formate. 1966-1977. 1.200 € Schöne Reihe von privaten Briefen, Briefkarten und Postkarten (6) des vielbeschäftigten Theatermannes an eine junge Buchhändlerin und Verlagsvertreterin, die anfangs in Kampen auf Sylt, später in Bonn und

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Düsseldorf arbeitete. Aus ihrer Bekanntschaft mit dem alljährlich nach Kampen reisenden Boleslaw Barlog entwickelte sich ein Liebesverhältnis, das die vorliegenden Briefe spiegeln. Der verheiratete Intendant schreibt eine zeitlang fast täglich einen Brief oder eine Briefkarte, wie es die Entfernung Berlins von Kampen und Bonn gebietet, und die Schreiben enthalten alles, was man von einem Liebesbrief erwarten darf: Gefühle, Befindlichkeit, Zärtlichkeit, Trauer, Trennungsschmerz, aber bedingt durch die prominente Persönlichkeit des Verfassers auch viel TheaterThematik, Erwähnung von Inszenierungen, Premieren, Schauspielern, Konzert- und Kinobesuchen, Reisen, Kommentare zur Zeit. Barlog war ein großartiger Menschenführer, und seine einnehmende Persönlich­ keit, die eine Fülle prominenter Schauspieler um sich zu versammeln verstand, ist auch aus diesen Briefen erkennbar. Er schreibt locker, mit viel Selbstironie, läßt ausgedehnte Bildung durchklingen, die ja auch bei der Partnerin vorhanden ist und macht keinen Hehl daraus, dass er bei aller Arbeitsbelastung auch gern einmal „fremd geht“ und die jetztige Partnerin gleichsam als (zweite) offizielle Mätresse, neben der entspre­ chend verbitterten Ehefrau, betrachtet. Allerdings ist hier die Partnerin eine besonders attraktive Frau, zu der er eine tiefere Neigung fasst, die wächst und einige Jahre anhält. Charakteristisch für das Verhältnis ist sein Bekenntnis schon nach einem der ersten Rendezvous: „Wie habe ich das Zusammensein mit Dir genossen, Du lustige, lebensfrohe, kluge, herzliche Person!“ Und noch ein Zitat von 1966: „... Und mache keine großen Dummheiten. Nur kleine. Du bist ein wertvolles Mädchen und mußt Dich ein bißchen bewahren für den Mann, der Dich einmal

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Musik und Theater ________________________________________________________________________________________________________________ schen Mord ausdrücken. Kinder, Kinder, was seid Ihr für eine Jugend, daß Ihr nicht begreifen könnt, daß es eine selbstverständliche Anstands­ pflicht ist, so etwas zu tun! Ich finde das nobel und eine Manifestation wirklichen demokratischen Geistes. Du solltest einmal darüber nach­ denken. Auswandern wäre nicht schlecht, nachdem hier vor einigen Tagen eine ‚Faust II‘-Vorstellung durch unflätigen Radau gestört worden ist, wobei Flugblätter geworfen wurden, in denen [Erich] Schellow, [Ernst] Schröder und ich als Bühnenfaschisten und ‚Faust‘ als stinkender Leichnam und Goethe als tot bezeichnet wurden, und das alles anonym ... Ich bin in vielem mit dem, was die Jugend denkt und wünscht, ein­ver­ standen, aber diese SA- und KPD-Methoden sind einfach zum Kotzen ...“ [17.IV.1968]. - Die als intime Liebesbriefe gedachten Schreiben zeigen Boleslaw Barlog als charaktervollen, klugen Mann mit Humor und Tem­ perament, der ein durch großen Altersunterschied geprägtes Verhältnis mit Leidenschaft beginnt, mit Souveränität und Gelassenheit beendet und bei alledem keinen Moment aus der Rolle fällt. - 1 Briefkarte ist nicht an die Buchhändlerin gerichtet, sondern an den Intendanten und Regisseur Karlheinz Stroux in Düsseldorf, den Barlog bittet, seiner Freundin vergünstigte Karten für das Düsseldorfer Schauspielhaus zu gewähren. Abbildung Seite 231

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2768 Bartók, Béla, ungar. Komponist und Musikethno­ loge (1881-1945). Eigh. musikal. Albumblatt m. U. „Bartók Béla“. 2 Zeilen. 4to. (Wohl Wien um 1930). 1.200 € Zwei Takte in a-Moll. Abbildung

heiraten und glücklich machen soll! Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du bald den Richtigen triffst. Einen, den Du als Liebenden und Lebens­ gefährten akzeptierst, und der Dich verwöhnen und bekindern kann. Du verdienst einen klugen Menschen mit viel Herz, der Dir Dein Leben in ruhige und dauerhafte Bahnen lenkt. Auch ich zehre von den herrli­ chen Tagen und Stunden mit Dir! Es war wunderschön. Jetzt, wo ich wieder dem Ehegezänk ausgesetzt bin, denke ich mit besonderer Sehn­ sucht an Dich ...“. Er kämpfe mit vielen Problemen und sieht sich als Don Quichotte und Sancho Pansa gleichzeitig. Nach ihrem Umzug nach Bonn schreibt er: „... Schön, daß Du‘s mit Deinem Quartier gut getroffen hast ... Du wunderst Dich, wie die Leute aussehen? Guck Dir die Politik an, die dort gemacht wird! ...“. Nach einem Berliner Empfang im An­ schluß an einen Opernbesuch: „... Tiburtius [der Kultursenator] sagte, daß Du ihm sehr gut gefallen hättest. Der olle Genießer! Mir sollst Du, und hast Du gefallen, meine bezaubernde, liebenswerte Partnerin ...“. Über einen glanzvollen Empfang im Axel-Springer-Hochhaus mit vielen Künstler-Gästen schreibt er: „... Nobel das Buffet: da hättest Du futtern und süffeln können! Aber wenn Du aus dem Fenster des 18. Stockwerks schaust, dann erblickst Du die Mauer, und da bleiben Dir die Dinge im Halse stecken ...“. 1967 schreibt er eine ganze Briefkarte in berlinischem Dialekt. Auch die Politik in Berlin findet ihren Niederschlag in seinen Briefen. Am 21. Februar 1968 seufzt er: „... Es macht keinen Spaß mehr: die Radikalinskis von beiden Seiten gehen wie die Tiere aufeinander los. Die sds-Studenten höhlen die Sicherheit der Ulbrichtbedrohten Stadt aus. Im Theater zeigen sich jetzt auch diese Gegensätze, und ich habe alle Hände voll zu tun, um innerhalb des Hauses den Arbeitsfrieden zu erhalten. Der Gorki war mit 54 Vorhängen ein großer Erfolg - auch beim größten Teil der Kritik - natürlich außer [Friedrich] Luft ...“. Und nach dem Dutschke-Attentat: „... Hier in Berlin herrscht der blanke Terror. Weißt Du, daß es mich sehr erschüttert hat, daß Du es unseren Staatsmännern übel nimmst, daß sie an Frau Dutschke Telegramme geschickt haben, in denen sie ihren Abscheu vor dem versuchten politi­

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2769 Bruch, Max, Komponist und Dirigent (1838-1920). Eigh. Postkarte m. U. „M. Bruch“. 1 S. Friedenau bei Ber­ lin 28.II.1895. 180 € An Georg Zimmer in Berlin, wohl einen seiner Schüler. „... Ich fühle mich nicht wohl und kann Sie deßhalb morgen, Freitag, nicht empfan­ gen. Bis Freitag, den 8. März können Sie noch ein anderes Lied ohne Worte instrumentiren (außer dem Trauermarsch in E-moll) - die Wahl überlasse ich Ihnen. Vielleicht No 8 aus dem zweiten Heft (Es-dur, 4 /4)? ...“.

2770 Debussy, Claude, franz. Komponist des Impres­ sionismus (1862-1918). Auf Karton gewalzte Portrait-Pho­ tographie mit eigh. Widmung auf dem Untersatzkarton. 47 x 35,5 cm (Bildformat 24 x 19 cm). (Paris) Mai 1906. 2.200 € „à E. Demets en souvenir de nos vieilles campagnes de la Société Natio­ nale son bien cordial Claude Debussy“. - Eugène Demets (1858-1923), einer der angesehensten französischen Musikverleger seiner Zeit, brachte Werke von Ravel, Satie und anderen Künstlern der Moderne heraus, scheint aber mit Debussy eher in „vieilles campagnes“ verbunden gewesen zu sein. - Das großformatige Porträt des Komponisten (in Halbfigur, mit bis zur Brust erhobenem rechten Arm) zeigt im Stil der Zeit den Dar­ gestellten geheimnisvoll im Halbdunkel verschwimmend. - Die Chrom­ silber-Gelatine-Beschichtung des Photo-Papiers an den Rändern silbe­ rig oxydiert. Abbildung


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Musik und Theater ________________________________________________________________________________________________________________ An einen Übersetzer vom Ungarischen ins Englische: „... je viens de recevoir votre envoi et je suis ravi des bons traductions. Je n‘ai qu‘une seule observation: Annie Miller. Croyez-vous que c‘est bon de traduire des noms propres? Ne pourrait-on chanter Annie Molnár? Par le même courier je vous envoie un second serie de 5 chansons. J‘ai improvisé une traduction literale pour vous faciliter un peu la tâche. On a commençé a graver cette seconde serie et je vous pris, tant que possible, d‘avoir la bonté de les essayer bientôt. Cette edition reste ma propriété. J‘ai proposé a Mr. Foss, que l‘Oxf[ord] Press vous payât vos honoraires, que ‚j‘amor­ tiserai‘ par le nombre necessaire des exemplaires gratuites. Si l‘on accepte je suis dans la position heureux de vous garantir le meilleur honoraire possible. Si l‘on n‘accepte pas, je refléchirai un autre solution. Malheu­ reusement, M. Foss n‘a pas encore répondu à mes propositions, quoique cela presse, j‘ai perdu déjà trop de temps avec ses éditions ...“. - Kodálys Chorkomposition einer „Szekler Ballade“ mit dem Titel „Molnár Anna“ wurde tatsächlich unter dem Titel „Annie Miller“ (dt. „Schön Anna“) in der Übersetzung von Elisabeth M. Lockwood vertrieben. Die Entste­ hung wird allgemein mit 1936, der Erstdruck mit 1937 angegeben, so dass hier eine der frühesten Spuren der Komposition vorliegt. Der er­wähnte Hubert James Foss (1899-1953) war Pianist und Komponist sowie von 1923-1941 der erste Musikverleger der Oxford University Press. - Unveröffentlicht und in den beiden Briefausgaben von Dezsö Legány („levelei“ und „Letters“) nicht gedruckt. - Etw. knittrig. - Selten.

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2771 Iffland, August Wilhelm, Schauspieler, Dramati­ ker, Schauspiel-Theoretiker, Almanach-Herausgeber und Generaldirektor der Kgl. Schauspiele in Berlin (1759-1814). Eigh. Billet m. U. „Iffland“ (Paraphe). 1/2 S. Doppelblatt. 4to. Berlin 27.VII.1811. 200 € Als Direktor des Nationaltheaters an einen „wehrten Freund“. „Bei den iezt geänderten Entree Verhältnißen, melde ich Ihnen, wehrter Freund!, daß, nach wie vor, täglich zwei Personen, der Ihrigen in meine Loge gehen, über deren Abwechselung, Sie, gefällig disponiren werden ...“. - Anläßlich der Rückkehr des Königs 1809 war die französische Besatzung Berlins, die auch in die Theaterverhältnisse eingriff, vorübergehend abgezogen, doch hatte Iffland weiterhin mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. - Das leere zweite Blatt mit Eckausriss.

2772 Kienzl, Wilhelm, österr. Komponist (1857-1941). Eigh. musikalisches Albumblatt m. U. „Dr. Wilh. Kienzl“. 1 /2 S. 4to. (23 x 18 cm). Wien 22.II.1934. 200 € „Selig sind, die Verfolgung leiden ...“. 4 Takte aus seiner 1895 entstan­ denen Oper „Der Evangelimann“.

2773 Kodály, Zoltán, ungar. Komponist (1882-1967). Eigh. Brief mit U. „Kodály“. In franz. Sprache. 3 S. Doppel­ blatt. 8vo. Budapest 17.III.1925. 300 € 234

2774 Korngold, Erich Wolfgang, österr. Komponist, Pro­ fessor an der Wiener Akademie, nach s. Emigration Film­ komponist in Hollywood (1897-1957). Eigh. musikalisches Albumblatt m. U. „Erich Wolfgang Korngold“. 1 S. 4to. Wien 6.XII.1930. 400 € Fünf Takte aus seiner 1927 entstandenen Oper „Das Wunder der Heliane“. Abbildung

2775 Lehmann, Lotte, aus der Mark Brandenburg stam­ mende Sängerin und Gesangspädagogin mit Weltkarriere, Star der Wiener Hofoper und der Metropolitan Opera, gastierte in halb Europa sowie Nord- und Südamerika und schrieb mehrere teils autobiographische Bücher (18881976). 2 Briefe m. U. „Lotte Lehmann“. Zus. 2 S. 4to. Santa Barbara (Calif.) 12.V.1939 bzw. 8.I.1949. 200 € Der erste Brief an Lena Wassilieff in Paris,der zweite an Gertrud BauerSchwind, die Mutter der früh verstorbenen Brünner Lyrikerin Greta Bauer-Schwind (1904-1944), mit der Lotte Lehmann in engem freund­ schaftlichen Briefverkehr gestanden hatte. Beide Briefe beschäftigen sich mit der Dichterin Bauer-Schwind, die 1939 bereits schwer krank war, so dass Lotte Lehmann sich bemühte, ihr wenigstens mit einer Geldsendung zu helfen. „... Inzwischen hatte ich einen Brief von einer Freundin Greta‘s, in dem sie mich bat, Greta das Geld unter einem anderen Namen zu schicken. Ich dachte, dass Sie selbst sich unter dem übrigens unleserlichen Namen der Freundin verbargen, arrangierte die Sendung als von einer Freundin ausgehend, und schrieb Greta, dass alles in Ihrem Sinne geordnet sei ... Ich bin unendlich glücklich, dass das Gefühl der Sicherheit, und vielleicht auch die Freude der freund­ schaftlichen Verbindung mit mir, einen so guten Einfluss auf Greta‘s Zustand hat. Es macht mich ganz elend, zu denken, dass dieses herrliche Wesen eine Beute dieser entsetzlichen Krankheit ist, die mir meinen


_______________________________________________________________________________________________________________ Musik und Theater Mann raubte, und ich hoffe zu Gott, dass sich die Krankheit bei Greta verkapseln möge ... Ich ziehe mich übrigens mehr und mehr von der Bühne zurück, und lebe hauptsächlich in der herrlichen Welt meiner Konzerte ...“ [Mai 1939]. - Im Januar 1949 schreibt sie an Gertrud Bauer -Schwind, nachdem diese ihr Exemplare (eines für Thomas Mann) des letzten Gedichtbandes ihrer Tochter geschickt hatte. „... In grosser Rührung und Erschütterung las ich das Buch sofort in der ersten Nacht aus und habe es wieder und wieder gelesen. Es ist mir, als habe Greta mit diesem, ihrem letzten wunderbaren Vermächtnis an die Welt mir diese Gedichte noch wie eine persönliche Gabe gegeben. Ihre glühende Seele spricht so lebendig aus diesen Gedichten, dass ich mir nicht vor­ stellen kann, dass ein Geist wie der ihre wirklich in‘s Nichts vergangen sein soll. Menschen so hoher Geistigkeit, Menschen so tiefer Genialität, müssen einem wirklich den Glauben an die Unsterblichkeit geben, und ich bin tief dankbar, dieses Buch zu besitzen und mit dem Buch die Erkenntnis. - Ich habe Thomas Mann das Buch geschickt und werde die anderen an Viola und Mia schicken ... Es tut mir leid, dass Ihr Leben finanziell ein so beschränktes ist. Ich habe Ihnen ein C.A.R.E. Paket bestellt und werde dies von Zeit zu Zeit tun ... Ja, die Verbindung zwi­ schen mir und Greta war eine sehr seltsame, und Sie können versichert sein, dass, wenn Greta noch am Leben wäre, ich längst nach Europa gekommen wäre. Ich habe mir so glühend gewünscht, sie einmal persön­ lich zu sehen und zu sprechen, einmal für sie ganz allein zu singen. Dass dies nicht geschehen konnte, ist ein grosser Verlust in meinem Leben ...“. - Beiliegend ein von Lotte Lehmanns Sekretärin geschriebener masch. Brief (1947) und ein an Lena Wassilieff gerichteter Brief-Umschlag Lotte Lehmanns von 1944.

2776 Liszt, Franz, Klaviervirtuose und Komponist (18111886). Eigh. Brief m. U. „F. Liszt“. In franz. Sprache. 1 S. Doppelblatt. 8vo. (Rom) „Mardi“ (wohl um 1865). 1.100 € An eine „Eminenz“. „... Encore une lettre de Muller! Le changement qu‘il Vous indigne me parait favorable et j‘espère que Votre Eminence ne sera pas empechée d‘assister à la Messe chantée Jeudi 11 heures à léglise de L‘Anima ...“. - Die Kirche Santa Maria dell‘Anima ist die alt-ehrwürdige deutsche katholische Nationalkirche an der Piazza Navona in Rom.

2777 - Visitenkarte mit Aufdruck „F. Liszt“ und eigen­ händigem Zusatz. 5,5 x 10 cm. O. O. u. J. 180 € „F. Liszt erlaubt sich Ihnen Herrn Max Pinner, bestens zu empfehlen.“ - Der Amerikaner Max Pinner war ein Lieblingsschüler Liszts. Abbildung

2778 Millöcker, Carl, Komponist und Kapellmeister (1842-1899). Eigh. Brief mit Libretto-Texten und U. „Mil­ löcker“. 4 S. Doppelblatt. Gr. 8vo. Wien 9.IX.1886. 200 € An einen der beiden Librettisten von Millöckers Operette „Der ViceAdmiral“, die am 9. Oktober 1886 erstmals im Theater an der Wien auf­geführt wurde. Das Libretto stammte von F. Zell, pseud. Camillo Walzel (1829-1895) und Richard Genée (1823-1895): „... Beehre mich Ihnen mitzuteilen daß Gestern [Alexander] Girardi bei mir war. Ich spielte ihm den Walzer vor, er gefiel ihm sehr, über den Text war er geradezu entzückt. Wir machten auch noch einige andere Sachen aus dem V[ice-Admiral] durch, auch er ist der Meinung daß eine zweite

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Strofe des Entréeliedes sehr vortheilhaft wäre, und da sie so gütig waren mir eine solche zuzusagen so erlaube ich mir Ihnen anbei die Muster­ strophe anzuführen. | Zwar die Frauenzimmer | Hab‘ verwünscht ich immer; | Thränen und Gewimmer | Falscher Katzenglimmer! ... [es folgen ca. 33 weitere Zeilen] Nun soll sich der Walzer anschließen - hier der Wortlaut in der 1. Fassung: | Stark sind nur wir Männer, | Doch die Weiber sind so schwach! [es folgen 6 weitere Zeilen] ... Zürnen Sie nicht, daß Sie nochmals mit Arbeit quält Ihr herzlichst grüßender ...“. - Auf den Mittelseiten 2 und 3 hat der Librettist in Form von Skizzen mit Korrekturen ca. 30 Zeilen eingetragen, die das „Entréelied“ ergän­ zen. - Dem Meister der Wiener Operette gelang 1882 der Durchbruch mit „Der Bettelstudent“. - Kleiner Faltenriss.

2779 Pfitzner, Hans, Komponist und Dirigent (18691949). Eigh. Brief m. U. „Dr. Hans Pfitzner“. 11/2 S. Gr. 8vo. München (1947). 450 € An Hans von Besele, ehem. Professor an der Hochschule für Musik in Stuttgart, mit der Bitte, ihm behilflich zu sein. „... Sie wissen, daß mir der Oberbürgermeister Dr. Klett angeboten hat, ganz nach Stuttgart zu ziehen und daß ich dieses Angebot prinzipiell angenommen habe; natürlich mußte ich meine Bedingungen sagen, z. B. daß eine Übersie­ delung erst im Frühjahr in Betracht käme, dann, daß wir eine eingerichtete Wohnung haben müßten, da wir nicht einen Wohnungsgegenstand mehr besäßen, eine Bedienung haben müßten etc. - Dieser Brief von mir an Klett ist seit 5 Dec. nicht beantwortet ...“. Besele möge sich daher ein bißchen umhören, wie die Chancen für die Wiederwahl Kletts stünden und ob seine Einladung wirklich ernst gemeint sei. - Das Ehepaar Pfitzner lebte bis 1949 in einem Münchener Altenheim und bezog dann auf Initiative der Wiener Philharmoniker eine Wohnung im Schloß Schön­ brunn. - Gebräuntes Nachkriegspapier; gelocht.

2780 Reger, Max, Komponist und Dirigent, General­ musikdirektor in Meiningen (1873-1916). Eigh. Postkarte m. U. „Max Reger“. 1 S. (Leipzig 12.VII.1908). 200 € An seine Schülerin Fräulein Senfter in Leipzig. „... An Ihren Herrn Vater hab‘ ich geschrieben! Hoffentlich mit Erfolg! Da ich nächsten Freitag verreist bin, bitte ich Sie dafür nächsten Sonnabend 18. Juli nachmit­ tags 21/2 Uhr zur Stunde zu kommen! ...“.

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Musik und Theater ________________________________________________________________________________________________________________ Das Musikfest in Meiningen 2781 - Eigh. Brief m. U. „Reger“. 10 S. Gr. 8vo. (Meinin­ gen, Anfang April 1913). 1.800 € Sehr umfangreicher Brief an seinen Brotherrn, Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen (1826-1914), den berühmten „Theaterherzog“, mit ausführlichem Bericht über das soeben beendete Musikfest. „... es klapp­ te alles ganz vorzüglich; das Publikum war in allen Concerten höchst beifallsfreudig; es wurde mächtig u. andauernd immer nach den Concer­ ten geklatscht, getrampelt u. hoch geschrieen. Der Erfolg hätte wirk­ lich in allen Concerten nicht größer sein können u. waren alle Concert­ besucher sehr begeistert! Da nun das finanzielle Ergebnis ebenfalls sehr gut ist - ich weiß noch nicht genau, wie hoch der Überschuß ist, - so können wir alle sehr zufrieden sein! ... Anbei finden Ew. Hoheit Kriti­ ken; es ist da gelegentlich an den Solisten getadelt: nun: ich habe z. B. das Solistenquartett der 9. Symphonie (Beethoven) noch nie vollendet schön gehört, da diese Solostellen sozusagen überhaupt nicht wirklich schön gesungen werden können. Unsere Solisten haben diese Sache sehr gut gemacht, - mehr kann man von dieser Parthie nicht verlangen. Daß uns die 9. Symphonie überhaupt gelungen ist, ist ein Wunder zu nen­ nen - denn das Orchester kann unmöglich klingen, wenn es wegen des Chores so aufgestellt werden muß, daß mich z. B. die Contrabässe kaum mehr sehen können, soweit ist mein Taktstock entfernt. Es ist eine alt­be­ kannte Thatsache, daß die 9. Symphonie wegen der anderen Orchester­ aufstellung ... nie so recht klingt. Ich gestatte mir eine kleine Zeichnung beizulegen; dadurch, daß das Orchester so enorm weit nach rückwärts gedehnt ist, kann‘s nie klingen. - Leider verläuft dies schöne Fest nicht ohne Mißton: Ew. Hoheit finden anbei eine Kritik der Vossischen Zei­tung Berlin; diese Kritik ... ist geschrieben - man glaubt es wirklich kaum - von dem Hofschauspieler Dr. Frank aus Meiningen. Diese niederträch­ tige Art des Herrn Dr. Frank wird hier allgemein verdammt; man sagt: Pfui Teufel - umsomehr als Dr. Frank Angestellter des herzoglichen Hoftheaters zu Meiningen ist. Da seine Kritik absolute mich beleidigende Unwahrheiten enthält ... so habe ich schon Klage gegen den Herrn Dr. Frank erhoben u. ihn einstweilen vor den Schiedsmann citieren lassen. Das was Dr. Frank da schreibt, geht durchaus über die Rechte der Kritik hinaus u. ist direkt beleidigend! Im ganzen Hoftheater herrscht bei den Schauspielern große Empörung über diese Handlungsweise ... Ew. Hoheit gestatten wohl huldvollst nochmals den Ausdruck meines unterthänigsten, tiefstgefühltesten Dankes für gnädige Verleihung des Titels ‚Generalmusikdirektor‘, worüber wir - meine Frau u. ich - uns so ganz außerordentlich gefreut haben. - Soeben erfahre ich, daß die Mit­ glieder des Schauspiels des Hoftheaters eine Protestkundgebung planen dagegen, daß ein Mitglied dieses Ensembles diesen unqualifizierbaren Streich in der Vossischen Zeitung machte ... wo ich so absolut fern jeder Reklame stehe. Auf jeden Fall muß mir der Herr entsprechende öffent­ liche Genugthuung in der Vossischen Zeitung gebeben ... Ew. Hoheit gestatten sodann noch den Ausdruck meines unterthänigsten Dankes, daß 60 % des reinen Überschusses jetzt an die Kapelle vertheilt werden darf; die Herren werden sich alle sehr freuen. - Ich habe die enormen Strapazen des Musikfestes glänzend überstanden u. fühle mich sehr wohl. Meine Frau leidet an furchtbarer Migräne; meine Frau, die so sehr mitgearbeitet hat, bei den Vorarbeiten zum Musikfest, hat einen glü­ henden Wunsch, ein Bild Ew. Hoheit mit Unterschrift zu besitzen! ... Sobald weitere Kritiken kommen, werde ich sofort senden!“ - Beiliegend das erwähnte Blatt, auf dem Reger auf beiden Seiten die normale und die ungünstige Meininger Orchester-Aufstellung skizziert hat. - Der Jurist, Schauspieler, Regisseur, Bühnenautor und Schriftsteller Rudolf Frank (1886-1979), der so sehr Regers Zorn erregte, ist in seinen Memoi­ ren „Spielzeit meines Lebens“ (1960) ausführlich auf die Affäre und ihre Folgen eingegangen: „... Ich tat‘s mit satirischer Feder, denn Regers, seiner

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Schüler und seiner Verehrerinnen Getue reizte unwiderstehtlich zum Spott. Ein bißchen Eitelkeit ist ja recht nett, sie soll nur nicht in Grö­ ßenwahn ausarten. Dies aber war bei jenem Musikfest der Fall.“ Schildert dann den in der Tat übertriebenen Reger-Kult, der bei diesem Anlaß in Meiningen veranstaltet wurde. Abbildung

2782 Rosenhain, Jakob (Jacques), aus Mannheim stam­ mender Pianist und Komponist, galt als Wunderkind, wirkte in Frankfurt, Paris und Baden-Baden, von Cheru­ bini, Rossini und Mendelssohn geschätzt und gefördert (1813-1894). Eigh. Brief m. U. „J. Rosenhain“. 2 S. Gr. 8vo. (Baden-Baden, Herbst 1882). 220 € An einen „verehrtesten Herrn und Freund“. „... Ich richte diese Zeilen mit der Bitte an Sie, mir gefälligst Auskunft über August Isenmann aus Oberharmsbach geben zu wollen der bei Ihnen vom 26. Febr. 1881 bis zum 6. Juli 1882 ... als Kutscher in Diensten stand ... Vor Allem möchte ich wißen 1) ist er ein guter, zuverlässiger Kutscher? und nüch­ tern 2) ist er ehrlich? und fleißig? 3) ist er anständig und willig zu häus­ lichen Arbeiten? 4) kann man ihm unter Umständen das Haus anver­ trauen? Sie werden mich sehr verbinden wenn Sie mir auch seine Fehler sagten, da man doch immer auf solche rechnen muß, und aus welchem Grunde Sie ihn entlaßen haben. - Wie lange haben wir nicht das Ver­ gnügen gehabt Sie hier zu sehen, und wir selbst sind so festgewachsen in Baden, daß seit Jahren wir Sommer und Winter nicht aus unserem Neste heraus gekommen sind ... führt Ihr Weg Sie diesen Sommer über Baden, vergessen Sie nicht daß sich da sehr freuen würde Sie einmal wieder zu sehen Ihr ... J. Rosenhain“. - Der deutsch-jüdische Klaviervir­ tuose Jakob (Jacques) Rosenhain (1813-1894) galt als Wunderkind und konnte deshalb am 8. August 1830 in Baden-Baden den großen Paganini begleiten. Mit Opern- und Klavierkompositionen in Paris erfolgreich, wurde er von vielen prominenten Zeitgenossen geschätzt. Nach dem deutsch-französ. Krieg übersiedelte er wieder nach Baden-Baden. - Vgl. MGG XVI, 913. E. Kratt-Herveng, J. Rosenhain, in: Bad. Biogr. V, 1906, 671ff. - L. Pohl, Nicolo Paganini und J. Rosenhain. Erinnerungen, in: Blätter für Haus- und Kirchenmusik Jg. 12, 1 B. (1907).

2783 Schmidt, Friedrich Ludwig, Schauspieler, Regis­ seur und Mitdirektor des Hamburger Stadttheaters als Nachfolger F. L. Schröders, Dramatiker, Almanach-Her­ ausgeber und Verfasser wertvoller Memoiren (1772-1841). Eigh. Brief mit U. „Fl. Schmidt“. 2 S. Doppelblatt mit Adresse und Siegel. 4to. Magdeburg 10.X.1797. 250 € An den Magdeburger Ratsherrn Liebecke mit autobiographischen Angaben und Aufzählung seiner bisherigen Werke: „Rechtschaffenheit und Betrug“ (1794), „Unglück prüft Tugend“ (1796), „Der glückliche Tag“ und „Das gute Beyspiel“ (1796). „Der Fischzug“ liege im Manuskript vor. Schmidt bewarb sich mit diesem Brief um die Direktion des Magdebur­ ger Stadttheaters. 1796 hatte er die Regie in Magdeburg am neu erbau­ ten Stadttheater übernommen; von 1798 bis 1804 war er dessen Direk­ tor. Zu seinen vielen Verdiensten zählt es, dass sich Lessings „Nathan der Weise“ nach der Magdeburger Aufführung 1801 als Bühnenwerk überall durchgesetzt hat (vgl. ADB XXXI, 721-26).- Aus der Samm­ lung Rötger, mit dessen roter Beschriftung; 1 Rand mit kleinen Heft­ spuren.


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Über Fanny Hensel 2784 Schöll, Gustav Adolf, Archäologe, Literat, ab 1843 Direktor der Kunstanstalten in Weimar, später dort auch Oberbibliothekar (1805-1882). 2 eigh. Briefe m. U. „Schöll“. In franz. Sprache. Zus. 21/2 S. Doppelbl. mit Adresse und Siegelresten. 8vo und 4to. Weimar 18.IV.1846 und 13. VIII.1859. 300 € An den Violinisten und Hofkapellmeister André Hippolyte Chelard (1789-1861) in Weimar. Der erste Brief kurz vor einer Abreise Chelards nach Berlin. Schöll gibt ihm Empfehlungen: „... Je me borne donc de Vous faire observer au sujet des deux lettres, que j‘ai l‘honneur de Vous confier que Mr Martin Magnus est un des premiers banquiers de Berlin, qui pourre Vous donner des renseignements, procurer des connaissances etc. et que Mr Hensel est l‘époux d‘une soeur de Félix Mendelssohn, dont celui-ci prétend, qu‘elle sache jouer du piano mieux que lui même. Elle compose aussi, et autrefois elle donnait (j‘espère, qu‘elle donnera encore) des matinées musicales fréquentées de tout les amateurs de l‘art. Seulement je Vous prie, si Vous faites conversation avec elle, de ne pas vanter trop Mr Meierbeer, puisque la famille Mendelssohn aime à passer sous filerie [?] les mérites de ce rival ...“. - Der zweite Brief mit Dank für eine Einladung.

Abschied der Schumanns von Dresden 2785 Schumann, Clara und Robert. - Reinick, Robert, Dichter und Maler (1805-1852). Eigh. Gedichtmanuskript m. U. „Robert Reinick“. 31/3 S. Doppelblatt Gr. 8vo. Dres­ den 30.VIII.1850. 600 € „Zum Abschied von Robert u Clara Schumann. Dresden - d. 30 August 1850.“ 58 Zeilen. „... So mächtgen Zaubrer, so holdselge Fee, / Wir nannten sie für lange Zeit die Unsern. / Wir danken ihnen manche reinste Lust, /

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Die sie uns spendeten. Sie ziehen fort, / Um andern Herzen neue Lust zu bringen. / Drum lieber Zaubrer und du holde Fee, / Wir danken Euch. O fahret wohl, fahrt wohl! / Und daß der Klang von unsres Herzens Grüßen / Euch oft noch freundlich mag vorüberziehn, / Vergönnt, daß in die reinen Harmonien, / Die Euch wie Frühlingsmorgen reich um­ fließen, / Sich mische unser Gläser fröhlich Klingen. / Mag es Euch Lust und lauter Seegen bringen! / Ihr Freunde, auf! die Gläser in die Höh, / Dem Zaubrer gilt es und der holden Fee!“ - Von Reinick gesprochener Toast auf der Abschiedsfeier für das Ehepaar Schumann, die am folgen­ den Tag nach Düsseldorf aufbrachen. Nach Robert Schumanns erfolg­ losen Bemühungen um die Stelle des Gewandhauskapellmeisters in Leipzig hatte der Komponist beschlossen, die ihm angebotene Position des Städtischen Musikdirektors in Düsseldorf anzunehmen.

2786 - Wieck, Friedrich, Vater der Pianistin Clara Schu­ mann, Musiker, Musik-Pädagoge und -Schriftsteller (1785-1873). Eigh. Schriftstück m. U. „Friedrich Wieck und Familie“. 1 S. Quer-gr. 8vo. Altenburg 19.V.1831. 800 € „Allen Altenburgern“. Wohl Druckvorlage für eine Anzeige oder ein Plakat anläßlich des Gastspiels der 12jährigen Pianistin Clara Wieck am 18. Mai 1831 in Altenburg, gemeinsam mit dem Deklamator, Improvi­ sator und Schriftsteller Maximilian Langenschwarz (Pseud. Carl Zweng­ sahn, 1801- nach 1867). Anscheinend ließ Friedrich Wieck beim Ab­ schied von Altenburg angesichts des großen Erfolges des Gastspiels eine Danksagung drucken: „Unser freundlichstes, herzlichstes Lebewohl! Mit wahrem Vergnügen und innigem Danke werden wir uns erinnern, mit welcher Zuvorkommenheit und Liebe sämmtliche Kunstgönner uns aufnahmen, und der Name Altenburg soll fortan nicht die kleinste Perle in dem duftenden Kranze unsrer Künstler-Laufbahn seyn. Möge uns späterhin Gelegenheit werden, unsren Dank durch die That aus­


_______________________________________________________________________________________________________________ Musik und Theater drücken zu können! - Dr. Langenschwarz. Friedrich Wieck und Familie. Altenburg am 19 May 1831.“ - Etwas gebräunt; ein Defekt am rechten Rand unterlegt. - So früh sehr selten. Abbildung

2787 Smetana, Friedrich (Bedrich), der große böhmische Komponist und Musikkritiker, Begründer der tschechi­ schen Nationalmusik (1824-1884). Originaldruck seiner Todesanzeige. In tschechischer Sprache. Karton mit Trau­ errand. 28,3 x 22 cm. Prag 13.V.1884. 600 € Seltenes Smetana-Dokument. Der Künstler hatte bereits seit 1874 mit zunehmender Taubheit zu kämpfen, die jedoch sein kompositorisches Schaffen noch nicht beeinträchtigte: seine größten Werke entstanden in dieser Zeit. Doch 1882 machten sich Anzeichen von Geisteskrank­ heit bemerkbar, die der Komponist jedoch zu bekämpfen versuchte. So beschäftigte er sich 1883 noch intensiv mit der Partitur seiner Oper „Viola“, die er aber nicht mehr vollenden konnte. Die letzten Lebens­ tage verbrachte er in einem Prager Krankenhaus, wo er am 12. Mai 1884 verstarb. „Die Beisetzung auf dem Friedhof des Prager Vysehrad wurde zu einem nationalen Ereignis“ (Seeger, Musiklexikon). - Trotz der großen Anteilnahme in der Bevölkerung ist die Original-Todesanzeige heute von größter Seltenheit. - Leicht angestaubt und mit rückseitigen Finger­ spuren; kleine Faltenrisse. Abbildung

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2788 Spontini, Gasparo, ital. Komponist, Hofkompo­ nist unter Napoleon in Paris, Generalmusikdirektor in Berlin (1774-1851). Eigh. Brief m. U. „Spontini“. In franz. Sprache. 1 S. Gr. 8vo. O. O. u. J. (1820, 1826 oder 1837). 220 € An einen Herrn. „... Etant obligé de me rendre demain à Potsdamm, je m‘empresse de vous en avertir, afin de ne pas vous donner la peine de venir chez moi sans me trouver. Je vous prie en même tems, ... de vouloir bien me faire savoir, de quelle manière je dois reconnaitre chaque visite dont vous m‘aviez favorisé, ainsi que l‘avenir, autant que mes occupations me le permettront pour le bout que je me suis proposé ...“. - Beiliegend ein gestoch. Porträt Spontinis und ein Zeitungsausschnitt mit der Meldung von seinem Tod in Majolati. - Beigegeben: Wilhelm Taubert, Komponist, langjähriger Hofkapellmeister in Berlin (1811-1891). Eigh. Brief m. U. „W. Taubert“. 3 S., eng beschrieben. 8vo. Berlin 18.X.1852. - An einen ihm befreundeten Musiker in München. „... Du bist ein großer Wind­ beutel, wenn auch ein liebenswürdiger. Wer wollte mir denn schreiben, über meine Sinfonieangelegenheit ...? Wer wollte mir eine Sinfonie von Bach, ein Nonett von Mozart u.s.w. schicken? ... sei so gut, mir besagte Bachsche Sinfonie, u. Mozart‘s Nonett, und was Du sonst noch an mir unbekannten Schätzen besitzt u. kennst, so bald wie möglich zu schic­ ken, da unsre Sinfoniesoireen bald beginnen werden. Am liebsten wäre es mir, Du ließest mir die Sachen nicht in München copiren, sondern überläßest mir, sie hier copiren zu lassen. Meister [Franz] Lachner wird wohl dazu seine Zustimmung geben, und legt vielleicht eine seiner Sin­fonien bei (Du lobtest mir die letzte sehr!) ... Ist Dir die Sinfonie (ich glaube a moll) von Eurem Goltermann bekannt, und was kannst Du mir darüber sagen? Den Bescheid, über die Annahme der Dedikation meines Vaterunsers Seitens der Königin von Baiern, erwarte ich in diesen Tagen, doch sprich davon noch nichts. Eine neue Sinfonie hoffe ich diesen Winter noch zu bringen. Das zweite Quartett, das ich Dir in Berlin

an­spielte, wird jetzt gestochen ...“. Ferner Familiennachrichten, Mittei­ lungen über neu erschienene Werke von ihm etc. - Umfang- und in­ haltsreicher Brief.

2789 Strauss, Richard, Komponist und Dirigent (18641949). Eigh. musikal. Albumblatt m. U. „Dr Richard Strauss“. Auf ein größeres Blatt montiert. Quer-4to (18 x 23 cm). (Wohl Wien), Jan. 1929. 600 € Zwei Takte einer lebhaft beginnenden Komposition. Abbildung Seite 240

2790 Strawinsky, Igor, Komponist (1882-1971). Eigh. Postkarte m. U. „I Str“. 1/2 S. Hollywood 23.III.1962. 250 € Kurze Danksagung an seinen Freund und Agenten, den Rechtsanwalt Arnold Weissberger, in New York. „Thanks ... for your interesting clip­ pings and also for your thoughtfulness which touches me very much ...“. - Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Strawinsky in die USA ausgewandert, wo er von 1939 bis kurz vor seinem Tod in Holly­ wood lebte.

2791 Tscherepnin, Alexander, russ. Komponist (18981977). - Lee Hsieng Min, Tscherepnins Ehefrau, chines. Pianistin. Eigh. Brief m. U. „Somsine P Tcherepnina“. In engl. Sprache. 2 S. Doppelblatt mit illustr. Briefkopf. Hagengut (Niederösterreich) 22.VIII. (1937). 100 € 239


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An einen Musikliebhaber in Essen. „... In going through husbands letters, I find yours unanswered! Please forgive him! and he says to thank you so much for the letter - we are here untill the middle of September when we go back to Paris - Husband very busy writing a ballet for New York - His opera ‚Die Heirat‘ is supposed to be given some time in October in Essen and we do hope you will come as we surely will be there and can have a nice time together - Our future plans are very vague as the war in our beloved countries may keep us from going back next spring as we had planned ...“. - Tscherepnins Oper „Die Heirat“ (nach Mussorgskij) wurde 1937 in Essen uraufgeführt. - Gelocht; Seite 1 mit Blaustift-No­ tiz am Kopf..

2792 Verdi, Giuseppe, ital. Komponist, neben Wagner der größte Opernkomponist des 19. Jhdts (1813-1901). Eigh. Brief m. U. „G Verdi“. 1 S. Doppelblatt. O. O. (10. VIII.1871). 1.500 € „Domani la calèche r(i)coperta con un piccolo caretto per caricare due bauli alla Stazione è digneno alle 7.33 del mattino. - Non aspettateci per là perchè ci è da caricare e non potremmo caricare in tempo. Spero che oggi almeno avrete l‘acqua ...“

2793 - Eigh. Brief mit U. „G Verdi“. 1 S. Mit eigh. Um­ schlag. Gr. 8vo. Genova (Genua) 2.II.1890. 1.800 € An seinen Musikverleger Giulio Ricordi (1840-1912): „... nel ritratto per Bach si vede poco il nome mandatemene un altro che lo rifarò. E‘ forse vero che nel mali le troppe cure fanno effetto opposito. Auguro che Ginetta e Marcolo [die Kinder Ricordis] giano ristabili ben presto ... A poi ... Dunque a rivederci! Saluti a tutti ...“. Abbildung

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2794 Wagner, Richard, Komponist, Dirigent und Schrift­steller (1813-1883). Portrait-Photographie mit eigh. Signatur „Richard Wagner“ auf der Bildseite und eigh. Wid­mung auf der Rückseite. Kabinett-Format (ca. 18 x 12 cm). Unter Glas in schönem zeitgenöss. Rahmen mit vergoldeter Ornamentik (23 x 18 cm). Bayreuth 20.VIII.­ 1882. 6.000 € „Seinem vortrefflichen Parsifal-Gehilfen Carl Frank. Bayreuth 20 Aug. 1882“. Die Aufnahme des Königl. bayerischen und Kaiserlich russischen Hofphotographen Joseph Albert in München zeigt den Meister als Brustbild im Oval, den Kopf im Halbprofil nach rechts (vom Betrachter) gewendet (Geck, Die Bildnisse Richard Wagners, Nr. 40 A). Der Bewid­ mete, Carl Frank, gehörte seit den zweiten Festspielen mit der Urauf­ führung des „Parsifal“ bis 1888 neben Humperdinck, Porges und Kniese zu den Solorepetitoren und musikalischen Assistenten in Bayreuth. Schon während der Festspiele 1882 (also im Zeitraum der vorliegenden Widmung) erlitt Wagner eine schwere Herzattacke, die sich ein halbes Jahr später wiederholte und seinen Tod in Venedig verursachte. Die am 1. Mai 1882 auf Wagners Rückreise aus Italien in München entstandene Aufnahme ist neben einer zweiten, die zu demselben Zeitpunkt bei Albert gefertigt wurde (Geck 40 B), das letzte photographische Bildnis Richard Wagners. Abbildung Seite 242

60 Dukaten für den „Freischütz“ 2795 Weber, Carl Maria von, Komponist und Dirigent, Hofkapellmeister in Dresden (1786-1826). Eigh. Brief m. U. „Carl Maria von Weber“. 2/3 S. Doppelblatt mit Adres­ se. 4to. Dresden 18.I.1822. 2.800 €


_______________________________________________________________________________________________________________ Musik und Theater An den Mainzer Musikverlag B. Schott‘s Söhne, der vom Leiter des Mainzer Theaters gebeten worden war, bei Weber wegen des Erwerbs der „Freischütz“-Partitur für seine Bühne anzufragen. Der Komponist antwortet: „ ... Da ich wegen so manchem Mißbrauch der mit Partituren getrieben wird, mir von jeder geehrten Theater Direktion einen Revers wegen des nicht weiter Verkaufs, Vertauschs e.c. ausgebeten und erhal­ ten habe, So muß ich Sie ersuchen, mir statt eines Hoftheaters, zu sagen welches Hoftheater meine Oper zu haben wünscht. Berlin, Wien, Mün­ chen, Hannover, Koppenhagen, Carlsruh e. c. besizzen sie bereits. - Büh­ nen des 1ten Ranges haben sie mit 100 - 60 - und selbst Privatdirektionen mit 40 Thl. honorirt. Das geehrte Hoftheater für das Sie sie zu haben wünschen, kann hier seinem eigenen Ermessen gemäß wählen ...“. Bedankt sich „aufs freundschaftlichste“ für die ihm bezeugte Teilnahme. - Darunter hat der Musikverleger den Entwurf für die Antwort an Weber notiert: „In obiger Angelegenheit schreiben Sie Herrn Carl M. von Weber, daß die Oper, für das hiesige Hoftheater ist, daß nie von hier aus eine Abschrift einem andern Theater mitgetheilt u. daß ebenso wenig gegen andere Opern eingetauscht wird. Se Königl. Hoheit haben allergnädigst bestimmt für die Oper 60 Dukaten auszahlen zu lassen, so wie solche eingegangen ist. Wagner“. - Mit der Bezeichnung „Hoftheater“ hatte der Schott Verlag wohl absichtlich etwas hoch gegriffen, um Vertrauen zu erwecken. Das unter ständigem Wechsel privater Direktoren leidende Mainzer Nationaltheater hatte endlich 1817 einen festen Zuschuß des Großherzogs Ludwig I. von Hessen erlangen können und nannte sich fortan „Großherzoglich Hessische Nationalbühne“. Als die städtische Verwaltung bereits Anfang 1819 wieder aufgeben mußte, übernahm der Stadtrat Ludwig Kramer die Direktion und führte sie bis 1823; dann hatte auch er sein gesamtes Vermögen investiert und eingebüßt. „... Gelang es Kramer, zunächst auch die Zustimmung der theater­ interessierten Kreise zu erringen; dann aber ließ ... die Teilnahme des Publikums nach, die nur noch einmal durch die Erstaufführung des Weberschen ‚Freischütz‘ am 16. November 1822 geweckt wurde“ (Mer­ bach, Das Mainzer Stadttheater). Nach der bejubelten Uraufführung des „Freischütz“ in Schinkels neuem Berliner Schauspielhaus im Juni 1821 folgten rasch andere Bühnen, und im Jahr 1822 gab es mehr als 20 Inszenierungen der Oper in Deutschland. Die Mainzer Aufführung, 10 Monate nach vorliegendem Brief, erfolgte also verhältnismäßig spät. - Aus der Sammlung Künzel. Abbildung Seite 243

Altes und neues Burgtheater 2796 Wilbrandt, Adolf von, Schriftsteller, Dramatiker, Burgtheaterdirektor (1837-1911). 2 eigh. Briefe m. U. „A Wilbrandt“. Zus. 5 S. Mit blindgepr. Briefkopf „Hofburg­ theater Direction“. Gr. 8vo. Wien 11.III.1882 und Hallein 15.VIII.1884. 350 € An den Burgschauspieler und Regisseur Ludwig Gabillon (1825-1896), den er wegen dessen längerer Krankheit mit „Freund und Märtyrer“ anredet. „... Ich freue mich herzlich - Deinet- wie unsertwegen - daß Du sicher bist, in ‚Feenhände‘ [von Eugène Scribe] schon spielen zu können. ‚Schon!‘ So tief hat das Schicksal uns herabgebracht, daß wir dankbar und zufrieden dazu sagen: ‚Schon!‘ - Wenn Du studiren willst, so bitte ich Dich (abgesehen von der ‚letzten weißen Rose‘ [von Ignaz Kuranda], die nach Ostern dran muß), vor allem den Steinhausen im ‚geh. Agenten‘ [von Hackländer] zu repetiren und den Montrichard zu lernen. Des­ gleichen bitte ich Deine liebe Frau [d. i. Zerline Gabillon], sich zunächst auf Damenkrieg [von Scribe und Legouvé] u. Lady Tartuffe [von Girardin und Laube] gefaßt zu machen; für Beides werde ich [Ernst] Hartmann

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ersuchen, in dieser Saison noch seine alten Rollen zu spielen [11.III.1882] ... Durch die Erkrankung und die Karlsbad-Reise Hartmann‘s, von der Du schon wissen wirst, werde ich in eine höchst peinliche Zwangslage versetzt: denn es ist geradezu unmöglich ... ohne Hartmann und beide Gabillons ein Repertoire für die ersten September-Wochen zu bilden. Kurz, ich muß Dich bitten - so sauer es mir wird - Deinen Urlaub noch einmal hinausschieben zu lassen; und was mich dabei stört, ist einzig, daß ich aus den Zeitungen ersehen habe, auch Du bist von Deiner Polreise schon in Deinen Seehafen heimgekehrt. Ich hoffe also, weitreichende Pläne hattest Du nicht mehr vor Dir! Ich bitte Dich herzlich, beruhige mich darüber durch ein kurzes Wort; ohnedies schwimme ich durch Hartmanns Fahnenflucht, die so Vieles stört, in einem Meer von Sor­ gen ...“. - Stellenweise gering fleckig. - Dabei: Auguste Wilbrandt-Baudius, Wilbrandts Ehefrau, Burgschauspielerin (1843-1937). Eigh. Brief m. U. „Wilbrandt-Baudius“. 8 S. 8vo. Rostock 4.I.1889. - An das Ehepaar Helene und Anton Bettelheim-Gabillon. „... Mein Mann zeigte mir Ihr liebes Briefchen, und das reizende Bild. Er freute sich ganz ungemein über beides ... Er ist sehr ermüdet; hat soeben einen Roman beendet ... Mein Sohn empfiehlt sich auch bestens; er schwärmte besonders von der reizenden Schrift des Briefes; wir debattirten lange, wer es geschrieben haben könne. Schließlich einigten wir uns: Frau Helene. - Ach, das alte Burgtheater! wie wehmüthig! Mir speciell ist nun zu Muthe, wie einem Mann, der seit Langem geschieden ist, von seiner interessanten, von

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Allen verehrten und geliebten Frau. Immer hört er in all den Jahren noch von ihr reden, von ihr schwärmen ... da hört er plötzlich: sie sei gestorben. - Nun sagt er: jetzt könnte ich doch nicht mehr bei ihr sein. Und er denkt an sie mit neuer Trauer, aber ohne Sehnsucht. - Jetzt in dem kalten Rie­ sen-Prachtgebäude, könnte ich nicht spielen! Jammerschade um das alte Haus! ... Rostock ist eine liebliche, ruhige, höchst gemüthliche Stadt, hat alte Bauten, die mich geradezu in wonnigstes Behagen versetzen: altes Rathhaus mit 7 Thürmen, ein herrliches, altes Thor, das Kröpliner ... Die Ruhe hier thut uns allen gut ... Ich gebe mehrschtentheils Vorlesungen, von hier aus. So am 10 Januar in Berlin, dann Bremen, Posen, Königs­ berg u. s. w. - So lebt nun Deine Sappho!“ - Wilbrandts waren 1887 von Wien, wo sie beide am Burgtheater tätig gewesen waren, nach Rostock gezogen. Das neue Hofburgtheater an der Wiener Ringstraße war am 14. Oktober 1888 eröffnet worden; das traditionsreiche alte Gebäude wurde abgebrochen.

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2797 Wohlbrück, Johann Gottfried, Schauspieler, Regis­ seur und Dramatiker, an zahlreichen Bühnen (u. a. Ham­ burg, Düsseldorf, München und Leipzig) engagiert, der „Stammvater“ der Schauspielerdynastie Wohlbrück (17701822). Eigh. Brief m. U. „G Wohlbrück“. 11/2 S. 4to. Leip­ zig 22.VI.1821. 200 € An einen Freund, wohl in Karlsruhe, mit Dank für die Übersendung der Oper „Das Rothkäppchen“ (von Boieldieu) und mit Empfehlung des Überbringers, des Schauspielunternehmers Carl Bode: „... Einen Mann von Geist und Einsicht in diesem Fache, der in Inspruk, Salzburg, Bam­ berg, als Schauspiel Director, unter sehr schwierigen Verhältnissen, sich den besten Ruf erworben hat. Er ist, wie Sie ihm bald abmerken werden, ein unternehmender, thätiger Mann, fern von aller Charlatanerie u.


_______________________________________________________________________________________________________________ Musik und Theater Schwindeley und wenn etwa kunstliebende Freunde Ihrer Stadt ein soli­des Theater zu begründen, gewilligt seyn sollten, so dürfte die Be­kanntschaft dieses gebildeten und rechtlichen Mannes denenselben vielleicht sehr willkommen seyn ...“. Läßt die Familie des Komponisten Friedrich Ernst Fesca (1789-1826) grüßen. - Wohlbrück schrieb u. a. Libretti für Meyerbeer und Poissl sowie zu C. M. von Webers Kantate „Kampf und Sieg“. - Aus der Sammlung Rötger mit dessen biographischer Notiz in roter Tinte; leichte Randläsuren.

2798 Wolf-Ferrari, Ermanno, ital.-dt. Komponist (18761948). Eigh. Brief m. U. „Ermanno Wolf-Ferrari, Kompo­ nist“. 3 S. 4to. Berlin (1911?). 200 € Schöner Brief an eine Schauspielerin, die er in Berlin als „Penthesilea“ gesehen hatte. „... Als ich ... wie trunken vor Glück heim ging, packte mich die Lust Ihnen meinen tiefen Dank für das durch Sie Empfangene auszusprechen. Ich bekämpfte aber diesen Impuls ... Es hallte aber in mir weiter und ich las Penthesilea nochmals. Da sah ich wieder erst recht, wie viel Sie von Ihrem Leben hineingedichtet haben. Ich werfe die Scham weg, und schreibe Ihnen. Lachen Sie darüber. Der Applaus eines Publi­ kums ist zu wenig für so viel empfangenes Glück: um den vollen Dank dafür zu empfinden, braucht man eine breite Seelenklaviatur, die von den tiefsten bis zu den jauchzendsten Tönen reicht. Die Schauspielkunst ist vergänglich: traurig: aber weil sie es ist, ist sie so kostbar. Das Leben ist kurz, gleitet hin, verschwindet: lieben wir also das Leben um so mehr. Das Glück was Ihre Penthesilea bietet ist das Glück eines Tages, der nie wieder in derselben Fülle wiederkehrt: um so unvergesslicher. Es war eine Wonne Sie und Achilles (übrigens auch ein herrlicher Künstler) im zweiten Akt zu sehen. Die stumme Scene - wie tief! - Wer sollte nicht, wie Achilles, stumm vor Ihrer Penthesilea niederknieen? ...“. - Es könnte sich um die Aufführung mit Gertrud Eysoldt als Penthesilea handeln, die am Deutschen Theater vom 23. September 1911 bis zum 23. Mai 1913 gespielt wurde. Achilles war Alexander Moissi. - Etwas geknittert; Lochung am unteren Rand unterlegt.

2799 Zadek, Peter, Theater-Regisseur (1926-2009). 2 masch. Briefe mit eigh. U. (Paraphe). Hamburg, 3. I. und 14. IV. 1986. 31/2 S. auf 4 Bl. Mit Briefkopf „Deutsches Schauspielhaus in Hamburg“. Gr. 4to. Hamburg 3.I. und 14.IV.1986. 150 € Heftige Attacken gegen einen Stuttgarter Kritiker, der u. a. Zadeks Rücknahme seines Versprechens, nach Stuttgart zu kommen, gerügt hatte. Der Regisseur verwahrt sich dünnhäutig, wortreich und mit Invektiven vieler Art gegen diesen vermeintlichen Angriff, behandelt alle möglichen Vorgänge um den Intendanten Ivan Nagel und die Regis­ seure Luc Bondy, Peter Stein, Niels-Peter Rudolph und Ulrich Wild­ gruber und präsentiert unfreiwillig komisch die bei Regisseuren verbrei­

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tete Selbstüberschätzung, die das Theater als Mittelpunkt und den Regisseur als Nabel der Welt betrachtet. In dem Glauben, mit seinen Inszenierungen weltbewegende Kunst zu schaffen, und überall unent­ behrlich zu sein, bespricht er die deutschen Theaterverhältnisse und verteidigt Gastrollen und Gastregie unter Nennung vieler bekannter Namen und Inszenierungen und gelangt zu dem Schluß: „Wer sich stark macht für Lokalpatriotismus in der Kunst - ein Aufhänger wie ‚Zadek kommt nicht nach Stuttgart‘ scheint doch darauf hinzudeuten - sollte besser im Sportressort seine Fußballberichte schreiben. Gottseidank hat Kunst mit solcher Gartenzaunmentalität nichts zu tun ... Was sich anhand dieser, ach so opportunen Polemik gegen mich und gegen Nagel nur einmal wieder deutlich zeigt: wie unendlich entfernt Kritiker vom Publikum leben, fühlen (?), denken und schreiben ...“. - Beiliegend ein Begleitbrief seiner Referentin zu diesem Schreiben. - Im zweiten Brief verlangt Zadek die Korrektur einer Meldung über eine Fehlsumme von 5 Millionen DM beim Hamburger Deutschen Schauspielhaus, die ihm zu Unrecht angelastet worden sei. - In demselben Jahr riskierte Zadek einen Skandal in Hamburg, als er androhte, nach nur 15monatiger Amts­ zeit seine Tätigkeit am Deutschen Schauspielhaus zu beenden. - 4 Bl. gelocht.

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Register Autographen A Abderhalden, Emil 2600 Adorno, Theodor W. 2601, 2766 Albert, König von Sachsen 2724 Alexander II., Kaiser v. Russland 2722 Altenstein, Karl Frhr vom Stein zum 2651 Arnoldi, Ernst Wilhelm 2654 August, Prinz v. Württemberg 2655 B Barlog, Boleslaw 2767 Bartók, Béla 2768 Becher, Johannes R. 2501 Benn, Gottfried 2502-2503 Bergbau in Sachsen 2706 Bernoulli, Johann 2602 Besser, Johann von 2505 Bethmann, Simon Moritz von 2659 Bethmann Hollweg, Theobald von 2660 Béthune, Philippe de 2671 Bismarck, Otto Fürst von 2661 Björnson, Björnstjerne 2506 Bloch, Ernst 2603 Blum, Robert 2663 Born, Max 2604 Botaniker in der Habsburger Monarchie 2605 Britische Künstler des 18. u. 19. Jhdts 2739 Bruch, Max 2769 Bucher, Lothar 2662 C Carl August, Großherzog von Sachsen-Weimar 2522 Carmer, Johann Heinrich Graf von 2664, 2744 Carus, Carl Gustav 2523 Chateaubriand, François René Vicomte de 2507 Chopplet, Jean-Jacques 2672 Christian Markgraf von Brandenburg-Bayreuth 2665 Christian Wilhelm, Markgraf von Brandenburg 2666 Colbert, Jean Baptiste 2673 Debussy, Claude 2770 Diesel, Rudolf 2606 Dorothea, Markgräfin von Brandenburg 2667 E Eckermann, Johann Peter 2524 Einstein, Albert 2607 Eleonora Sophie, Fürstin zu Anhalt-Bernburg 2652 Enns (Österreich) 2670 Exil-Schriftsteller in der DDR 2509

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F Felixmüller, Conrad 2740 Fichte, Immanuel Hermann v. 2608 Finne, Christian Ludwig 2728 Fontane, Theodor 2510 Franz Fr. Anton, Herzog von Sachsen-Coburg 2725 Franz Josef I., Kaiser von Österreich 2681 Freiligrath, Ferdinand 2511 Friedell, Egon 2512 Friedrich Franz I., Herzog von Mecklenburg 2709 Friedrich I., König in Preußen 2682 Friedrich II., der Große, König von Preußen 2683-2686, 2689 Friedrich III., Deutscher Kaiser 2690 Friedrich III., Markgraf von Brandenburg-Bayreuth 2657-2658 Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg 2691-2692 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 2693 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 2694 Friedrich Wilhelm III., König von Preußen 2695-2698 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 2699 Fuchs, Paul Freiherr von 2700 G Gast, Elise 2631 Geibel, Emanuel von 2513-2514 Genlis, Félicité Comtesse de 2515-2516 Gentz, Friedrich von 2701 Geyser, Christian Gottlob 2741 Godeffroy, Peter 2751-2752 Goethe, August von 2519 Goethe, Ottilie von 2518 Goethe, Walther von 2520 Goethe, Wolfgang Maximilian von 2521 Gumppenberg, Hanns von 2532 H Haeckel, Ernst 2609-2610 Hahn, Otto 2611 Hansemann, David 2702 Harnack, Adolf von 2612 Harrer, Heinrich 2613 Haug, Friedrich 2533 Heine, Heinrich 2534 Helene, Herzogin von Orleans 2674 Hermine, Deutsche Kaiserin 2738 Hertling, Georg Graf von 2703 Hesse, Hermann 2535-2537 Hitzig, Julius Eduard 2538 Hoffmann, Heinrich 2541 Holtei, Carl von 2542

Hufelandische Gesellschaft in Berlin 2614 Humboldt, Alexander von 2615 IJ Iffland, August Wilhelm 2771 Jhering, Rudolf von 2616 Johann Friedrich, Markgraf von Brandenburg-Ansbach 2653 Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen 2707 K Karschin, Anna Louisa 2543 Kaunitz-Rittberg, Wenzel Reichsfürst von 2687 Kerner, Justinus 2544 Kesselring, Albert 2704 Kienzl, Wilhelm 2772 Klunzinger, Carl Benjamin 2617 Knebel, Karl Ludwig von 2525 Kneipp, Sebastian 2618 Koch, Wilhelm D. Joseph 2619-2620 Kodaly, Zoltan 2773 Korngold, Erich Wolfgang 2774 Kossuth, Lajos 2705 Krug, Wilhelm Traugott 2621 Krupp von Bohlen und Halbach, Gustav 2622 Kubin, Alfred 2742 L Lange, Carl Albert 2545 Lasker-Schüler, Else 2546 Laue, Max von 2623-2624 Lechter, Melchior 2517 Lehmann, Lotte 2775 Lenard, Philipp 2625 Lenau, Nicolaus 2548-2553 Lenbach, Franz von 2743 Lersch, Heinrich 2554 Liszt, Franz 2776-2777 Literaturwissenschaftler 2555 Löns, Hermann 2556 Ludwig Wilhelm, Markgraf von Baden 2656 Ludwig XIII., König von Frankreich 2675 Ludwig XIV., König von Frankreich 2676 M Maintenon, Fr. d‘Aubigné, Marquise de 2677 Mann, Thomas 2557 Mannheim, Karl 2626 Marchant, Honoré Baron de 2712 Margarethe, Herzogin v. Parma 2708 Maria Kazimiera Sobieska, Königin von Polen 2720

Marinetti, Filippo Tommaso 2558 Maurepas, Jean-Frédéric Comte de 2678 Mechel, Christian von 2526 Medikus, Friedrich Casimir 2627 Melanchthon, Philipp 2710 Mendelssohn Bartholdy, Karl 2628 Menzel, Adolph von 2746 Meyer, Johann Heinrich 2527 Millöcker, Carl 2778 Modersohn, Otto 2747 Moench, Conrad 2629 Mombert, Alfred 2559 Moreau, Jean-Victor 2713-2714 Morgenstern, Christian 2748 Müller, Friedrich von 2528 Müller, Hans von 2539 Müller, Heiner 2560-2564 Münster, gräfliche Familie 2711 Nathusius, Philipp von 2565 Naudeau, Ludovic 2716 Nietzsche-Archiv 2630 O Oelze, Friedrich Wilhelm 2504 Olden, Balder 2566 Orlow, Nikolai Fürst 2723 P Paneuropa-Kongress Wien 1926 2717 Pankhurst, Christabel 2718 Panzer, Georg Wolfgang 2632 Perthes, Wilhelm 2567 Peters, Carl 2719 Pfitzner, Hans 2779 Philipp IV., König v. Spanien 2731 Platner, Ernst 2633 Presl, Karl B. 2634 Preußischer Schiffsbrief 2635 Pruckmann, Friedrich 2721 R Rabenhorst, Ludwig 2636 Rauch, Christian Daniel 2749 Reger, Max 2780-2781 Reichenbach, Ludwig 2637 Reinick, Robert 2785 Reinke, Johannes 2638 Riemer, Friedrich Wilhelm 2529 Rilke, Rainer Maria 2568-2569 Rodway, Leonard 2639 Roezl, Benedict 2640 Rosenhain, Jakob 2782 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich 2641 S Salkowski, Ernst Leopold 2642 Saphir, Moritz Gottlieb 2570 Schadow, Johann G. 2750


____________________________________________________________________________________________________________________________________________ Register

Scheerbart, Paul 2571 Scherzer, Karl von 2643 Schickler, Gebrüder 2726 Schinkel, Karl Friedrich 2745 Schlegel, August Wilhelm von 2572 Schlegel, Friedrich von 2573-2575 Schmidt, Friedrich Ludwig 2783 Schmidtbonn, Wilhelm 2576 Schmidt-Rottluff, Karl 2753 Schmitt, Carl 2644 Schöll, Adolf 2784 Schopenhauer, Johanna 2530 Schwerin, Curd Chr. Graf von 2688 Scrapbook 2583 Seidel, Ina 2577 Sieveking, Georg Heinrich 2578 Sixtus V., röm. Papst 2730 Smetana, Friedrich 2787 Soden, Julius Reichsgraf von 2540 Soubise, Charles de Rohan, Prinz von 2729 Spontini, Gasparo 2788 Spranger, Eduard 2645

Staegemann, Friedrich August von 2732 Staël-Holstein, A.-L. Germaine de 2579 Stammbuch 2580-2581 Stammbuch-Kassette 2582 Stauffer-Bern, Karl 2754 Stobwasser, Christian Heinrich 2756 Stobwasser, Johann Heinrich 2755 Stoliezka, Ferdinand 2646 Strauss, Richard 2789 Strawinsky, Igor 2790 Stumm, Ferdinand Carl von 2733 Sturmann, Manfred 2547 Suttner, Bertha von 2584 Szittya, Emil 2585 T Tempeltey, Eduard von 2508 Thelen, Albert Vigoleis 2586-2590 Tieck, Ludwig 2591 Tiedge, Christoph August 2592

Torberg, Friedrich 2593 Tscherepnin, Lee Hsien Ming 2791 Türkei 2734 V Varnhagen von Ense, Karl August 2594 Vaugondy, Robert de 2647 Vendome, Louis-Joseph Herzog von 2679-2680 Verdi, Giuseppe 2792-2793 Vetter, Cecilie 2595 Vigny, Alfred de 2596 Vogel, Hermann 2757 Voigt, Christian Gottlob von 2531 W Wagner, Richard 2794 Wallenstein, Albrecht von 2668 Warburg, Otto 2648 Weber, Carl Maria von 2795 Wellington, A. Wellesley, Herzog von 2715

Welser, David 2669 Widmanstetter, Ernst 2597 Wieck, Friedrich 2786 Wilbrandt, Adolf von 2796 Wildenbruch, Ernst von 2598 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 2735 Wilhelm II., Deutscher Kaiser 2736-2737 Wilhelmi, Carl 2649 Wohlbrück, Gottfried 2797 Wolf-Ferrari, Ermanno 2798 Wrede, Fabian Graf 2727 Z Zadek, Peter 2799 Zeppelin, Ferdinand Graf von 2650 Zille, Heinrich 2758-2765 Zweig, Stefan 2599

2710

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Register Literatur A Abbt, Thomas 2169 ABC Buch 2313 Adamek, Johann 2347 Adimari, Alessandro 2001 Albrecht, J. F. E. 2002 allergrösste Bilder-ABC, Das 2314 allerneueste Herculisca, Die 2003 Alxinger, Johann Baptist v. 2004 Assing, David Assur 2259 Aus d. Mittwochsgesellschaft 2265 B Balzac, J.-L. Guez de 2005 Baruffaldi, Girolamo 2006 Beaumont, Francis 2007 Beling, Oswald 2008 Béranger, P.-J. de 2009 Bertall (d. i. A. d‘Arnoux) 2010 Bertram, Karl 2260 Besser, Johann von 2011 Bettinelli, Saverio 2012 Bilderschatz a. d. Kinderleben 2315 Billets 2344-2346 Bion von Smyrna 2013 Bodmer, Johann Jakob 2014 Boeldicke, Joachim 2016 Böhme, Jacob 2015 Bonnet, Charles 2017 Brandes, Wilhelm 2284 Brentano, Clemens 2018 Bret, Antoine 2019 Bromberger, Otto 2316 Bürger, G. A. 2020 Burges, James Bland 2021 Busch-Schumann, R. 2317 C Campan, J.-L.-H. 2022 Canitz, F. R. L. v. 2023-2024 Carstens, Asmus Jacob 2025 Casaubon, Isaac 2294 Caspari, Gertrud 2318 Cervantes, Miguel de 2026 Chamisso, Adelbert v. 2027 Champ de Foire, Le 2319 Cottin, Sophie 2028 Cramer, C. F. 2029 Crane, Walter 2326 Crébillon, P. J. 2030 Cubières-Palmézeaux, M. 2031 Curieuse Studenten-Bibliothec 2032 D Dahn, Felix 2033 Dalberg, Karl Theodor v. 2034 Dambacher, Jacob Joseph 2055 Dante Alighieri 2035 Darby, Charles 2036 Daumier, Honoré 2037 Defoe, Daniel 2038 Deutschland 2039

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Devonshire, E. C. v. 2040 Dichter des deutschen Volkes 2041 Dickens, Charles 2042 Dilschneider, Johann Joseph 2043 Dorat, Claude-Joseph 2044 Duns Scotus, Johannes 2295 E Eagles, John 2252 Egan, Pierce 2045 Eilschov, Frederik Christian 2296 Einbände 2046-2052 Endletsberger, J. J. 2369-2370 Engl. moralische Erzählungen 2053 Erasmus von Rotterdam, D. 2054 Eulenspiegel, Till 2055-2058 Euripides 2059 Europa‘s Salon 2060 F Fallersleben, A. H. H. v. 2061 Feige, Emilie 2320 Fénélon, F. de S. d. l. Mothe 2062-63 Festus, Sextus Pompeius 2064 Fletcher, John 2007 Fontane, Theodor 2065-2078 Fous célébres, Les 2079 Franck, Gustav von 2080 Frommel, Carl Ludwig 2081 Fulda, Ludwig 2262-2263 G Gavarni, Paul 2082 Gebhard, Martin Anton 2297 Gedichte und Scherze in jüdischer Mundart 2083 Geist, Hans-Friedrich 2321 Gentzel, Gottfried 2084 Gessner, Salomon 2085-2086 Gleim, J. W. L. 2087-2088 Goethe, J. W. v. 2089-2093, 22642265 Göttingischer Taschen-Kalender 2098 Gottsched, L. A. V. 2267 Grabbe, C. D. 2099 Gradmann, Johann Jacob 2100 Gräfin als Amazone 2101 Grandville, J.-I. 2102-2103 Grillparzer, Franz 2104 Grimm, Gebrüder 2322 Grimmelshausen, H. H. C. v. 2268 Groote, Ingeborg de 2323 Grüger, Heribert 2324 H Hahn-Hahn, Ida v. 2105 Haken, J. C. L. 2106 Haller, Albrecht v. 2107 Hauff, Wilhelm 2108 Haug, J. C. F. 2109

Hebbel, Friedrich 2110-2111 Hebelzugbillets 2347-2361 Hegel, G. W. F. 2298 Heine, Heinrich 2112-2113 Hermann, C. G. M. 2114 Hervey, Elizabeth 2115 Hildebrandt, J. A. K. 2116 Hippel, T. G. v. 2117 Hirzel, H. C. 2228 Hochzeitsschriften 2224 Holberg, Ludvig 2119 Hölderlin, F. 2118, 2269 Homer 2270 Hugo, Victor 2120 Humboldt, Wilhelm von 2121 IJ Illustrierte Kinderreime 2325 Jacobi, F. H. 2094, 2122 Jacobson, Benno 2123 Janin, Jules 2124 Jean Paul 2125-2127 Joujou des demoiselles, Le 2128 Juvenalis, Decimus Junius 2129 K Kant, Immanuel 2299-2300 Karl August, Großherzog 2271 Kelly, Arthur 2326 Keschnitz, Wilhlem 2327 Kinderfreund, Der 2301 Klappbillets 2362-2363 Kleist, Heinrich von 2130-2131 Klopstock, F. G. 2133-2136, 2272 Knigge, Adolph von 2137 Koch, Joseph Anton 2025 Kopisch, August 2328 Kosegarten, L. T. 2138 Krause, Max 2288 Kredel, Fritz 2322 Kühne, C. F. G. 2139 Kunstbillets 2364-2383 Kutzer, Ernst 2329 L Lada, Josef 2330 Langbein, A. F. E. 2140 Lassalle, Ferdinand 2141 Laterna magica 2331 Laube, Heinrich 2266, 2273 Lavater, Johann Caspar 2142 Leconte de Lisle, C. M. 2143 Leibniz, G. W. 2144 Leip, Hans 2332 Lenz, J. M. R. 2274 Leprince, Xavier 2146 Leprince de Beaumont, J.-M. 2145 Lessing, G. E. 2147-2148 Liber Amicorum 2384-2391 Lindau, Paul 2276 Lindner, Wolf 2149

Lohenstein, D. C. 2150 Löhr, J. A. C. 2333 Longus 2151 Louvet de Couvray, J.-B. 2152 Lubojatzky, F. A. 2153 M Mahlau, Alfred 2321 Malfilâtre, J.-C.-L. de 2155 Männerschule, Die 2154 Marillier, C.-P. 2063 Martin, John 2163 Matthisson, F. v. 2156-2157 Maurer, A. S. 2158 May, Karl 2159 Mephistopheles 2160 Mereau, Sophie 2277 Meynert, Hermann 2161 Michon, J. H. 2162 Milton, John 2163 Möller, H. F. 2278-2279 Mörike, Eduard 2164, 2280 Möser, Justus 2281 Müller, Friedrich 2282 Müller, Johannes von 2165 Munari, Bruno 2334 Musäus, J. K. A. 2166 Musterbuch für Oblaten 2392 Mylius, Christlob 2283 N Naubert, C. B. 2167 Neue Beyträge z. Vergnügen 2168 Neue Bildergallerie 2335 Nicolai, Friedrich 2169 Nicolay, L. H. 2170 Niemeyer, A. H. 2171 O Oblaten 2393 Ossian 2172 Ovidius Naso, P. 2173-2174 P Palm, Adolf 2290 Pascal, Blaise 2175 Pausanias 2176 Peringskiöld, Johann 2225 Pestalozzi, J. H. 2302-2303 Petite cosmographie 2336 Petronius Arbiter, T. 2177-2181 Phöbus 2132 Pocci, Franz 2182 Pückler-Muskau, H. v. 2183 QR Quintilianus, M. F. 2184 Rabener, G. W. 2185 Rachel, Joachim 2186 Rackham, Arthur 2337 Ramler, Karl Wilhelm 2187


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Rauch, C. D. 2095 Raupach, Ernst 2188 Reckerts, K. C. 2189 Recueil de nouvelles poesies galantes, 2190 Reineke Fuchs 2191 Reinhardt, A. d. Ä. 2192 Reinick, Robert 2193 Reisesüchtige Robinson, Der 2338 Reuter, Christian 2194 Riedl, Joseph 2379-2380 Riepenhausen, F. und J. 2195 Rosset, P. F. de 2196 Rousseau, J.-J. 2197-2198, 2304 Rubin, Eva Johanna 2339 Rückert, Friedrich 2199 S Salzmann, C. G. 2305 Sand, George 2200 Schad, Johann Baptist 2306 Schiller, Friedrich 2201-2203 Schmidt, Erich 2286 Schneidawind, F. J. A. 2204 Schneller, J. F. 2205 Scholze, J. S. 2207 Schönaich, C. O. v. 2206

Schönemann, A. R. 2287 Schreiber, Aloys 2208 Schüddekopf, Carl 2285 Schundenius, K. H. 2209 Schupp, J. B. 2210 Selchow, Felix 2340 Seneca, Lucius Annaeus 2211 Seume, Johann Gottfried 2212 Shakespeare, William 2213 Siebeck, August 2307 Smollett, Tobias 2214 Solger, K. W. F. 2308 Sprüche des Weisen Ali 2215 Sterne, Laurence 2216-2217 Stifter, Adalbert 2218 Stolberg, F. L. zu 2219 Storm, Theodor 2220-2223 Sturluson, Snorri 2225 Sue, Eugène 2226 Sulzer, J. G. 2227, 2309 Surville, Joseph Etienne 2229 T Tasso, Torquato 2230 Teleorama 2394 Terentius Afer, P. 2231 Thornton, A. und S. W. 2232

Tieck, Ludwig 2233 Toland, John 2234 Transparentbillet 2395 Trauergesänge der Loge Amalia 2096 Treitzsaurwein, Marx 2235 Trenck, F. Freiherr v. d. 2236 Types militaires 2237 U Uhland, Ludwig 2289 Unzer, Johann Heinrich 2291 Usteri, Johann Martin 2238 Uz, Johann Peter 2239 V Valsecchi, Lactantius 2051 Vater Meinhold‘s erstes Buch 2341 Vogt, Friedrich 2261 Voltaire, F.-M. A. de 2240-2241, 2310 Voltz, Johann Michael 2038 Voss, Johann Heinrich 2242-2243 Voss, Julius von 2244

Weimars Jubelfest 2097 Weisse, Christian Felix 2301 Wenz-Vietor, Else 2342 Westenrieder, Lorenz von 2246 Westley, Robert H. 2311 Wickert, C. F. 2247 Wiedmer, G. R. 2248 Wieland, C. M. 2249-2251 Williams, William 2252 Wilmsen, F. P. 2253 Wittekind, C. F. 2293 Wolff, Christian 2312 Wunderbare Capaun- und Hahnen-Gefecht 2254 YZ Yriarte, Charles 2255 Zedlitz-Trützschler, E. v. 2256 Zehl, Karl Gustav 2257 Zieh- und Klappbillet 2396 Ziehnert, J. G. 2343 Zincgref, J. W. 2258 Zugbillet 2397

W Wackenroder, W. H. 2245 Wagner, Heinrich Leopold 2292 Waumans, Konrad 2058

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Besitzer 1: 2036, 2063, 2119, 2225. 2: 2118, 2188. 3: 2602, 2606, 2647, 2672, 2684, 2716, 2720, 2722, 2723, 2776, 2785, 2791. 4: 2241, 2321, 2336, 2342. 5: 2544, 2553, 2779, 2787, 2790, 2795, 2798. 6: 2613. 7: 2096, 2233. 8: 2204. 9: 2309, 2330. 10: 2227. 11: 2237. 12: 2173, 2340. 13: 2231. 14: 2213. 15: 2305, 2343. 16: 2055, 2056, 2057, 2058, 2141. 17: 2507, 2515, 2516, 2579, 2596, 2656, 2673, 2674, 2677, 2687, 2688, 2708, 2714, 2715, 2729, 2731, 2739, 2750, 2788. 18: 2203, 2254, 2313, 2770. 19: 2200. 20: 2599, 2740, 2792. 21: 2199. 22: 2635, 2657, 2658, 2661, 2667, 2682, 2686, 2689, 2690, 2692, 2693, 2694, 2696, 2698, 2699, 2700, 2735, 2737. 23: 2049. 24: 2508, 2545, 2568, 2569. 25: 2202, 2218. 26: 2136. 27: 2084, 2149, 2256, 2327. 28: 2039. 29: 2053, 2098, 2106, 2117, 2156, 2185, 2209, 2236. 30: 2509. 31: 2557, 2558, 2607, 2717, 2768, 2772, 2774, 2789. 32: 2315, 2316. 33: 2010, 2041, 2083, 2102, 2148, 2175, 2208, 2247, 2255, 2307, 2318, 2322, 2326, 2328, 2337. 34: 2100, 2206. 35: 2332. 36: 2090, 2101, 2116, 2197, 2207, 2210, 2215, 2228, 2296, 2303, 2306, 2308. 37: 2221, 2502, 2503, 2504, 2518, 2519, 2520, 2521, 2522, 2523, 2524, 2525, 2527, 2528, 2529, 2530, 2531, 2571, 2572, 2574, 2575, 2591. 38: 2577, 2775. 39: 2060. 40: 2311. 41: 2192, 2670, 2711, 2730. 42: 2325. 43: 2706. 44: 2123, 2143, 2146, 2224. 45: 2393. 46: 2006, 2128. 47: 2013. 48: 2240, 2585, 2600, 2601, 2604, 2615, 2621, 2623, 2624, 2625, 2630, 2631, 2637, 2644, 2645, 2719, 2748, 2753, 2760, 2761, 2762, 2763, 2764, 2765, 2766. 49: 2506, 2512, 2535, 2536, 2537, 2554, 2556, 2570, 2573, 2586, 2587, 2588, 2589, 2590, 2592, 2593, 2595, 2597, 2598, 2611, 2633, 2641, 2643, 2741, 2742, 2747, 2759, 2773, 2778, 2782, 2783, 2793, 2796, 2797, 2799. 50: 2226. 51: 2344, 2345, 2346, 2347, 2348, 2349, 2350, 2351, 2352, 2353, 2354, 2355, 2356, 2357, 2358, 2359, 2360, 2361, 2362, 2363, 2364, 2365, 2366, 2367, 2368, 2369, 2370, 2371, 2372, 2373, 2374, 2375, 2376, 2377, 2378, 2379, 2380, 2381, 2382, 2383, 2384, 2385, 2386, 2387, 2388, 2389, 2390, 2391, 2395, 2396, 2397. 52: 2113. 53: 2005. 54: 2295. 55: 2655, 2744, 2745. 56: 2505, 2517, 2538, 2539, 2540, 2546, 2547, 2578, 2594, 2603, 2612, 2652, 2653, 2654, 2659, 2663, 2665, 2666, 2668, 2669, 2683, 2695, 2697, 2701, 2702, 2710, 2721, 2726, 2728, 2738, 2751, 2752, 2755, 2756, 2784. 57: 2300, 2312. 58: 2066, 2075, 2093, 2137. 59: 2043. 60: 2526, 2534, 2622, 2704, 2757, 2758. 61: 2044. 62: 2035, 2338. 63: 2532, 2559, 2566, 2576. 64: 2605, 2617, 2619, 2620, 2627, 2629, 2632, 2634, 2636, 2638, 2639, 2640, 2646, 2648, 2649. 65: 2001, 2004, 2007, 2008, 2009, 2011, 2012, 2014, 2015, 2017, 2018, 2020, 2021, 2023, 2024, 2026, 2027, 2033, 2034, 2042, 2046, 2047, 2048, 2050, 2051, 2062, 2064, 2065, 2067, 2068, 2069, 2072, 2073, 2074, 2076, 2077, 2078, 2085, 2086, 2087, 2089, 2091, 2092, 2094, 2104, 2105, 2108, 2109, 2112, 2121, 2122, 2124, 2126, 2129, 2130, 2131, 2132, 2133, 2134, 2138, 2142, 2150, 2153, 2155, 2160, 2165, 2166, 2168, 2169, 2170, 2171, 2172, 2174, 2182, 2184, 2189, 2191, 2195, 2196, 2198, 2201, 2212, 2214, 2216, 2217, 2219, 2229, 2230, 2234, 2235, 2239, 2242, 2243, 2244, 2246, 2250, 2253, 2258, 2294, 2297, 2299, 2304, 2310, 2319, 2335, 2580, 2582. 66: 2038, 2183, 2252, 2341. 67: 2194, 2238, 2302, 2314, 2323, 2329, 2331, 2334, 2339, 2394. 68: 2061, 2301, 2541, 2609, 2610. 69: 2186. 70: 2511, 2513, 2514, 2533, 2542, 2543, 2555, 2565, 2567, 2608, 2614, 2616, 2626, 2628, 2642, 2651, 2662, 2664, 2671, 2675, 2676, 2678, 2679, 2680, 2703, 2705, 2709, 2712, 2713, 2718, 2725, 2727, 2732, 2734, 2749, 2771, 2786. 71: 2097, 2232, 2317, 2581. 72: 2685. 73: 2159. 74: 2176. 75: 2707, 2724, 2736. 76: 2245, 2333. 77: 2548, 2549, 2550, 2551, 2552. 78: 2089a, 2157, 2392. 79: 2037, 2045, 2082. 80: 2127. 81: 2583. 82: 2002, 2003, 2016, 2019, 2022, 2029, 2030, 2031, 2032, 2040, 2052, 2070, 2071, 2079, 2080, 2088, 2099, 2107, 2110, 2111, 2114, 2115, 2125, 2135, 2139, 2140, 2144, 2145, 2147, 2151, 2152, 2154, 2158, 2161, 2162, 2164, 2167, 2177, 2178, 2179, 2180, 2181, 2187, 2190, 2205, 2211, 2220, 2222, 2223, 2248, 2251, 2257, 2324. 83: 2501. 84: 2059, 2298. 85: 2691. 86: 2025, 2054, 2081, 2103, 2120, 2163, 2193. 87: 2028, 2249. 88: 2095, 2510, 2794. 89: 2259, 2260, 2261, 2262, 2263, 2264, 2265, 2266, 2267, 2268, 2269, 2270, 2271, 2272, 2273, 2274, 2275, 2276, 2277, 2278, 2279, 2280, 2281, 2282, 2283, 2284, 2285, 2286, 2287, 2288, 2289, 2290, 2291, 2292, 2293. 90: 2767. 91: 2660, 2681, 2733. 92: 2320. 93: 2743. 94: 2781. 95: 2584, 2618, 2650, 2746, 2754, 2769, 2777, 2780. 96: 2560, 2561, 2562, 2563, 2564.

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V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Bassenge Buchauktionen GbR, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kata­ loges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubie­ ten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver­steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalog­ beschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und die­ nen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbe­ schreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auf­ traggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruch­ nahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verlet­ zung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst­ bieten­den. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vor­behalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurück­ nehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchst­bietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzu­ geben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindest­ preises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entspre­ chenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Ver­ steigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän­ digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrich­ ten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 16% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 5% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 16%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatz­ steuer in Höhe von z.Zt. 5% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor­s teuer­abzug berechtigt sind, kann die Gesamt­rech­nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt­ länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi­ fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auk­ tion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt­ liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gege­ ben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktions­gebühr. Wäh­rend oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech­ nun­­gen bedür­fen einer beson­de­ren Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vor­behalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge­ schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zah­ lungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/


Transaktionsge­bühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf­ bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschä­digung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch­lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschafts­ gebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgeneh­ migung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Export­beschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (ins­ besondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten ein­geschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbe­ schränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung gelei­ stet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufver­ trag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadener­ satz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Minder­erlös gegenüber der vorangegangenen Ver­ steigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzu­ kommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Inter­ essent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs­ bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teil­ weise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. Dr. Markus Brandis Geschäftsführer

Stand: September 2020


CON DI T IONS OF SA L E 1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auc­ tioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary con­signors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory para­ graph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auc­ tioneer while serv­ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter­ mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctio­ neer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 16% of the invoice sum will be levied [books: 5%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 16%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 5% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Num­ ber, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auc­ tioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, impor­ tation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auc­ tions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay­ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, Ame­ rican Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Com­ munity territory, depending on the type or value of the object in question. 
For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.


11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by tele­phone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder con­ firms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. Dr. Markus Brandis As of September 2020


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