Bassenge Buchauktion 117: Apokalypse – Die Bibliothek des Heidelberger Theologen Klaus Berger

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BA S S E N G E

Apokalypse Die Bibliothek des Heidelberger Theologen Klaus Berger Auktion 117 | 13. April 2021

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T ER M I N Ü BER SICH T

AU KT ION 117

DIENSTAG, 13. APRIL 2021

W ERTVOLLE BÜCHER Geschichte, Geographie und Reisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Varia Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Naturwissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Pflanzen- und Tierbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Haus- und Landwirtschaft, Jagd . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Technik und Verkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Asiatica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Gastrosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Genealogie, Heraldik und Diplomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Judaica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kultur- und Sittengeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Studentica und Masonica . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Moden und Kostüme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Musik und Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Okkulta . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Politik 20. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Recht, Staat und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Sport und Spiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Buchwesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kunstliteratur, Kunsthandwerk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Nachmittag 14.00 Uhr Handschriften, Alte Drucke, Theologie Handschriften, Einzelblätter, Orientalia . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Alte Drucke vor 1600 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Bibeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Theologie, Gebet- und Gesangbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Architektur, Kunstaltertümer und Archäologie . . . . . . . . . . . . Nr. Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Vormittag

10.00 Uhr 11.00 Uhr

DIENSTAG, 13. APRIL 2021 Nachmittag

16.00 Uhr

1-141 201-228 229-253 254-272 273-282 283-298 299-319 320-322 323-325 326-340 341-353 354-356 357-360 361-372 373-375 376-390 391-399 400-402 403-414 415-421 501-536 537-590 591-593 594-616 617-661 661-680

SONDERK ATALOG „APOK ALYPSE“ Die Bibliothek des Heidelberger Theologen Klaus Berger . . . . . . . Nr. 1000-1635

MITTWOCH, 14. APRIL 2021

LITER ATUR U ND AUTOGR APHEN Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts Literatur und Buchillustration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Philosophie und Pädagogik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Kinder- und Jugendbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Papierantiquitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. Vormittag

10.00 Uhr

2001-2139 2140-2153 2154-2316 2317-2332

Nachmittag

14.00 Uhr

Autographen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2501-2690

Nachmittag

16.00 Uhr

SONDERK ATALOG „PER ASPER A AD ASTR A“ Von der Erde bis in den Himmel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 2801-2868

DONNERSTAG, 15. APRIL 2021

MODER NE LITER ATUR U ND KU NSTDOKU MENTATION Moderne Literatur und Kunstdokumentation . . . . . . . . . . . . . Nr. 3001-3427 Ein erotisches Schatzkästlein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3428-3510 Architektur, Design, Plakate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3511-3526 Russische Avantgarde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3527-3532 Foto, Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nr. 3533-3546 Vormittag

10.00 Uhr

VORBESICHTIGUNG

Dienstag, 6. April, bis Freitag, 9. April 2021, jeweils 10.00-18.00 Uhr, Samstag, 10. April, 10.00-14.00 Uhr, Montag, 12. April, 10.00-16.00 Uhr, Sonntag geschlossen


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Inhalt Theologische Handschriften ............................................................................................................Nr. 1001-1012 Äthiopische Handschriften, Torah-Fragmente......................................................................... Nr. 1013-1019 Theologische Wiegendrucke.............................................................................................................Nr. 1020-1050 Ausgaben der Heiligen Schrift und einzelner Bücher, Koran-Drucke..........................................Nr. 1051-1069 Liturgische Werke..............................................................................................................................Nr. 1070-1075 Kommentare zur Apokalypse des Johannes....................................................................................Nr. 1076-1178 Christliche Weissagungen und Prophezeiungen.............................................................................Nr. 1179-1192 Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament.......................................................Nr. 1193-1215 Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments...........................................................Nr. 1216-1263 Kommentare zum Neuen Testament..............................................................................................Nr. 1264-1323 Kommentare zum Matthäusevangelium.........................................................................................Nr. 1324-1333 Kommentare zum Lukasevangelium...............................................................................................Nr. 1334-1339 Kommentare zum Johannesevangelium..........................................................................................Nr. 1340-1350 Kommentare zur Apostelgeschichte................................................................................................Nr. 1351-1356 Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments.....................................................................Nr. 1357-1439 Theologische Werke – Gesamtausgaben.........................................................................................Nr. 1440-1479 Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert.................................................................................Nr. 1480-1537 Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert..................................................................................Nr. 1538-1584 Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert.................................................................................Nr. 1585-1620 Theologische Einzelwerke – 19. und 20. Jahrhundert..................................................................Nr. 1621-1623 Einbände.............................................................................................................................................Nr. 1624-1633 Zwei Totentänze.................................................................................................................................Nr. 1634-1635

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__________________________________________________________________________________________________________________________________ ὃ βλέπεις γράψον εἰς βιβλίον Quod vides scribe in libro

Die Bibliothek des Theologen Klaus Berger Die Bibliothek als Spiegel des Intellekts eines großen Geistes, eines Wissenschaftlers, Theologen und Wahrheitssuchenden: Klaus Bergers (1940-2020) theologische Forschungsbibliothek ist ein exzellentes Beispiel für die Erfahrung, die ein Antiquar immer wieder bei der Sichtung, Bearbeitung und Präsentation einer Büchersammlung macht. Zeige mir Deine Bibliothek und ich sage Dir, was für ein Mensch Du bist. Neben den eigenen Publikationen eines Autors wird kaum etwas anderes dem Wesen des Forschenden gerechter als die über seine Lebenszeit zusammengetragene Bibliothek. In seltenen Fällen kann eine Sammlung post mortem als Ganzes bewahrt werden. Das ist auch meist weder sinnvoll noch wünschenswert, konkurriert eine solche Sammlung doch immer mit den sehr viel größeren Beständen in den öffentlichen Bibliotheken, die zukünftigen Forschern ganz andere Möglichkeiten zur lückenlosen Konsultation von Schriften über ein Fachgebiet geben. Was für ein Glück jedoch, wenn die Sammlung dokumentiert werden konnte, wenn ein Katalog, der nicht nur die Titel, sondern auch die Materialität, die Erhaltungszustände der Bücher beschreibt, ein bleibendes Zeugnis über die Sammlung, ja über den Sammler geben kann. In solch einem Katalog sind wir dem Geist des Forschenden nah, hier ist er uns präsent und steigt gewissermaßen zwischen den Zeilen der Titel seiner Bücher auf, um künftige Generationen zu inspirieren, die seine Forschung wieder auferstehen lassen oder weiterführen. „Am Anfang steht Bergers Leidenschaft für Texte. Wie kein anderer hat er mit Texten und aus Texten gelebt. Er verstand Texte als konzentrierte, geronnene Lebenserfahrung anderer“, fasst Matthias Klinghardt in seinem hervorragenden Essay über Leben und Wirken Prof. Dr. Klaus Bergers zusammen, den wir hier abdrucken dürfen1. Das ruft den nur allzu bekannten, philosophischen Beginn des Johannesevangeliums in Erinnerung: „Im Anfang war das Wort“ – „In principio erat Verbum et Verbum erat apud Deum et Deus erat Verbum“. In der Offenbarung, die demselben Johannes zugeschrieben wird, leitet der Autor seinen Text folgendermaßen ein: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Bedrängnis und am Reich und an der Geduld in Jesum, war auf der Insel, die Patmos heißt, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus. Ich wurde vom Geist ergriffen am Tag des Herren und hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune, die sprach: Was du siehst, das schreibe in ein Buch“ (Apk I, 9-11).2

Apk I,11

In der Heiligen Schrift findet sich also ganz wörtlich die Aufforderung zur Fixierung des Gesehenen, Geschehenen, Gelebten und Gedachten, wobei das „Buch“ in der Johannes-Stelle – je nach der Modernität der Übersetzung – als Rotulus oder Codex interpretiert wird. Klaus Berger sammelte beides. Nicht die äußere Form war ihm wichtig, sondern der Inhalt, der Text. Und dennoch achtete er auch auf die Form, die das Medium annahm. Ein Faksimile einer Handschrift, ein Nachdruck einer Inkunabel oder gar ein Digitalisat hätten ihm nicht genügt. Das Studium der alten Schriften musste so authentisch wie möglich erfolgen. Nur so konnte Klaus Berger den Texten ganz nah sein. Den Handschriften oder den Erst- und Frühdrucken haftet die Patina des Originalen an, sie selbst sind Zeugnisse ihrer eigenen Historizität. Ob es sich nun um liturgische Handschriften des Mittelalters, die ersten monumentalen Bibelausgaben mit den Postillen des Nikolaus de Lyra, den patristischen Kommentaren oder den äthiopischen Ge’ez-Handschriften handelt, all diese Bücher künden von Bergers Verlangen, möglichst dicht an die Urtexte heranzukommen. Daher rühren auch die zahlreichen Sprachen, die er sich im Laufe seines Lebens aneignete und die er passiv und teils auch aktiv beherrschte – Klaus Berger konnte seine Bibliothek wirklich „durchlesen“ und hat es auch getan. Wie ein „Vermis Librorum“, ein Buchwurm, in das Holz der Einbände oder in den mit süßem Leim zusammengehaltenen Büttenpapier sich frisst, so bohrte sich Klaus Berger in jeden Text hinein und schälte sich dabei durch die Rezeptions- und Interpretationsgeschichte der Jahrhunderte hindurch, bis er den Grund erreichte, um von dort aus ein eigenes Gebäude zu errichten, befreit von allem Dogmatischen und Ideologischen. In diesem Forscherethos, von dem uns Matthias Klinghardt noch ausführlicher erzählen wird, liegt auch der Schlüssel für Klaus Bergers doppelte Konversion. Er fühlte sich Zeit seines Lebens dem Katholizismus wie dem Protestantismus gleichermaßen verpflichtet, lehnte aber auch andere Glaubensrichtungen und Konfessionen keineswegs ab. Nur so konnte er vollkommen vorurteilsfrei mit Texten arbeiten. In seiner Wissenschaft ging es ihm nirgends um den Antagonismus von Dogmatiken, Ideologien oder gar der einzelnen Konfessionen. Daraus resultiert seine vollkommene Unvoreingenommenheit gegenüber den Quellen. So finden wir in seiner Bibliothek beispielsweise auch Evangeliare als Teile der altäthiopischen Bibel, einer der frühesten Bibelübersetzungen überhaupt, die uns in die südsemitische

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___________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Sprache des Reiches von Aksum im vierten Jahrhundert führt. Der Koran des Propheten Mohammed zeugt im frühen siebenten Jahrhundert vom Anfang einer neuen Religion, dem Islam. Und wie das hellenistische Judentum, die römische Antike oder die byzantinisch-griechische Kulturwelt, trat auch der Islam in Wechselwirkung mit dem Christentum. Eine Ausgabe des Koran durfte daher in der Bibliothek ebenso wenig fehlen wie die Schriften orientalischer Gelehrter, die Bergers Hinwendung zu und Interesse an den frühesten Schriftkulturen des Ostens belegen. Hier sollte er immer wieder Topoi auftun und Motiven nachspüren, die das Christentum konkret beeinflussten und prägten, ebenso wie es die Sujets der antiken Bilderwelten taten. Auch diese bezog er mit ein und nutzte sie als Quellen seiner Forschung. So setzte er das „Literaturverzeichnis I. – Darstellungen in der Bildenden Kunst“3 als ersten Punkt an den Anfang seines monumentalen Apokalypse-Kommentars. Einerseits illustrierten die Bilder den Text, andererseits brachten Bilder aber auch wieder Vorstellungen hervor, die sich – zu Ritualen geformt – verselbstständigten und in den liturgischen Werken dann wieder verschriftlicht wurden. So entstanden Themen, die ihre eigene Rezeptionsgeschichte schrieben. Der Welt der Bilder blieb Klaus Berger dabei stets zugewandt, sie visualisierten und interpretierten die Abläufe der biblischen Erzählungen. „In der Apokalypse spielt sich sehr weitgehend Ähnliches ab wie in Dramen“, schreibt er.4 Klaus Bergers Bibliothek ist das Destillat seiner Methodik, in der er als ein Schriftarchäologe den Texten und Überlieferungen nachspürt und beweist, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht den Glauben hinterfragt und anzweifelt, sondern denselben erklärt und stärkt. Die Offenbarung war nur eines der zahlreichen theologischen Themen, mit denen sich Klaus Berger beschäftigte, sie stand aber immer wieder im Mittelpunkt seines Schaffens. Und so kann seine zweibändige Publikation, für die er über 30 Jahre lang forschte, sicherlich als sein Hauptwerk, mindestens aber als die Quintessenz seines theologischen Forschens gelten.5 Auch für den Büchersammler stand das Thema Apokalypse an erster Stelle. Kein anderes theologisches Spezialgebiet ist mit dermaßen vielen, über 100 (!) Einzelpublikationen vom 15. bis 19. Jahrhundert vertreten.6 Daran schließen sich weitere Titel an, die die biblischen Weissagungen betreffen.7 Doch auch nahezu alle anderen Werke der umfassenden Bibliothek des Klaus Berger lassen sich im Hinblick auf sein zentrales Forschungsthema Apo­ kalypse lesen, angefangen bei den primären Quellen,8 über die

hoch- und spätmittelalterlichen Bibelkommentare, die liturgischen Werke – bis hin zur Kirchengeschichte und der Theologie von der Neuzeit ins 20. Jahrhundert.9 Bei der Bearbeitung des umfangreichen Katalogs konnte auch ein Blick in die Erwerbungsgeschichte geworfen werden anhand der von Klaus Berger minutiös dokumentierten Provenienzen in Form von, meist in die Bücher selbst hineingelegten Erwerbungsbelegen, Kopien oder Ausschnitten aus Antiquariats- und Auktionskatalogen. Hierbei konnten wir einen Eindruck von der Entwicklung des Sammlerinteresses gewinnen – und eben auch konstatieren, dass das Thema Apokalypse als Konzept eines Forscherlebens schon von Anfang angelegt gewesen zu sein scheint. So ist die Apokalypse, die „Offenbarung“, ganz im Wortsinne eine Metapher, mit der man das Forscherleben des Klaus Berger charakterisieren könnte. Neben den Büchern, die ganz konkret die Apokalypse des Johannes betreffen – sowohl als Quellentexte, als auch als Kommentare – gehören auch alle anderen exegetischen Schriften zur Bibel und ihrer einzelnen Bücher, des Alten wie des Neuen Testaments,10 aber auch die sich anschließenden kirchengeschichtlichen Werke,11 zu Schriften, die Klaus Berger unter dem Aspekt der Offenbarung, aber auch aller anderen jeweiligen Forschungsschwerpunkte gelesen, durchgearbeitet und exzerpiert hat. Sie werden in dem vorliegenden Katalog nicht nur in Text und Bild (mit Identifikation der Ausgaben, mit Hinweisen zum Inhalt und der Bedeutung der Drucke und Ausgaben wie auch mit der Bewertung der Materialität und des Zustands) präsentiert, sondern auch um einige wenige, aber wichtige Stücke, die Klaus Berger selbst nicht mehr erwerben konnte, erweitert und ergänzt, um somit die Bibliographie eines Lebenswerkes vorzulegen, die vielleicht auch kommenden Generationen von Theologen Anregung zum Sammeln und zum Forschen gibt. Nicht zuletzt verband ihn auch das Materielle und das haptische Erlebnis mit den Büchern seiner Bibliothek: das Berühren der Pergamente oder des kraftvoll mit Bleilettern und Holzblöcken bedruckten Büttenpapiers, die geprägten, reich vergoldeten Ledereinbände und der ihnen anhaftende Geruch der Jahrhunderte. Die Tradition des Weitergebens seiner Bücher wäre sicherlich in Klaus Bergers Sinn gewesen. Ebenso wie er es wohl guthieße, seine Bücher in den Händen von Wissenschaftlern, Sammlern oder Bibliothekaren zu wissen, wo sie neuen Erkenntnissen dienen und neue Wahrheiten offenbaren.

Matthias Klinghardt, Verstandene Fremdheit. Ein wissenschaftliches Porträt von Klaus Berger, 2021, siehe Seite 7. 2 Zit. nach Dieter Schwarz, Erklärungen zur Offenbarung Jesu Christi nach Parallelstellen der Bibel, 2010, Seite 7. 3 Klaus Berger. Die Apokalypse des Johannes Kommentar. Freiburg, Herder, 2017, Band I, Seite 5. 4 Klaus Berger. Die Apokalypse des Johannes Kommentar, Band I, Seite 1. 5 Klaus Berger. Die Apokalypse des Johannes Kommentar 2 Bände, 1530 S. Freiburg, Herder, 2017

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Markus Brandis Nr. 1076-1178 Kommentare zur Apokalypse des Johannes Nr. 1179-1192 Christliche Weissagungen und Prophezeiungen Nr. 1051-1069 Ausgaben der Heiligen Schrift und einzelner Bücher, Koran-Drucke 9 Vgl. das Inhaltsverzeichnis unseres Katalogs auf Seite 4. 10 Nr. 1193-1439, Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament 11 Theologische Werke, Gesamtausgaben und 16.-20. Jahrhundert siehe Losnummern 1440 1623 7 8


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Verstandene Fremdheit Ein wissenschaftliches Porträt von Klaus Berger von Prof. Dr. Matthias Klinghardt Professor für Biblische Theologie – TU Dresden Überreiches Leben Klaus Berger (geb. 1940) wuchs in Goslar in einem gut katholischen Umfeld auf und machte dort am humanistischen Ratsgymnasium Abitur. Ab 1960 studierte er in München, Berlin und Hamburg Katholische Theologie, Philosophie und Orientalistik; dabei erschloss er sich neben den biblischen Sprachen (Hebräisch und Griechisch) die Sprachen des christlichen Orients: Aramäisch, Altsyrisch, Äthiopisch, Koptisch und Arabisch. Er schloss sein Studium in Katholischer Theologie mit dem Fakultätsexamen in München ab. 1967 wurde er dort im Fach Neues Testament promoviert, allerdings nur unter großen Schwierigkeiten: Seine Dissertation wurde ihm zur Überarbeitung zurückgegeben – angeblich, weil er den zulässigen Umfang um ein Mehrfaches überschritten hatte, in Wahrheit aber wohl, weil die These nicht passte: Berger hatte nachgewiesen, dass die kritischen Äußerungen Jesu über das jüdische Gesetz in den Evangelien sich vollständig im Rahmen dessen bewegten, was innerhalb des zeitgenössischen Judentums üblich und verbreitet war: Jesus „schafft das Gesetz nicht ab“, sondern interpretiert es. Ein kirchliches Selbstverständnis, das Christentum wesentlich durch den Gegensatz zum Judentum definierte, musste durch diese These – inzwischen längst anerkannt – zutiefst verstört sein; aber sie war zu gut begründet, um inhaltlich angreifbar zu sein. Berger nahm die verlangten Kürzungen vor (indem er neben Einleitung und Schluss nur die Zusammenfassungen seiner eigentlichen Untersuchungen einreichte) und wurde promoviert. Aber diese Auseinandersetzung bedeutete das Ende seiner akademischen Karriere als katholischer Theologe. Berger konvertierte, habilitierte sich (als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft) 1971 an der Evang.-Theologischen Fakultät in Hamburg und war ab 1970 Dozent für Neues Testament und altchristliche Literatur an der Rijksuniversiteit Leiden. Von 1974 bis zu seiner Emeritierung 2006 lehrte er als Professor für Neues Testament an der Evang.-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. In dieser Zeit hat er an einer der größten und wichtigsten deutschen Fakultäten mehr als eine ganze Generation von Theologiestudierenden tief geprägt. Er hatte es sich zur Aufgabe

gemacht, in der Lehre jeden einzelnen Text des Neuen Testaments ausführlich zu behandeln und hat dazu über viele Jahre ein übergroßes Unterrichtspensum geleistet, das erheblich über seine Lehrverpflichtung hinausging (übrigens ohne je ein Forschungssemester in Anspruch zu nehmen). Ein bezifferbarer Erfolg dieser Anstrengungen in der Lehre sind die von ihm betreuten über 60 Doktorandinnen und Doktoranden, von denen sich etliche habilitierten. So, wie seine Lehre jedes bis dahin bekannte Maß sprengte, so groß waren auch seine Leistungen in der Forschung: Berger war zeitlebens ein unermüdlich fleißiger und höchst produktiver Arbeiter. Er ist Autor von 20 wissenschaftlichen Monographien, darunter einige mehrbändige Auslegungen. Dazu kommt noch eine Reihe wissenschaftlicher Texteditionen sowie mehrere Übersetzungen antiker und mittelalterlicher Texte.

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Neben diesem akademischen Pensum stand über viele Jahre Bergers öffentliches Wirken, allem voran seine dichtgedrängte Vortragstätigkeit, die ihren Niederschlag in über 30 allgemeinverständlichen Büchern und Meditationsbänden gefunden hat: Hier wurde (was für einen historisch-kritisch geschulten Exegeten sehr unüblich ist) Bergers akademische Theologie praktisch, sie beantwortete die Fragen, die Zeitgenossen an das Christentum und die Christen an die Zeit hatten. Bergers Theologie hat diese Probe auf das Exempel der Konkretion bestanden, wie der große Erfolg und das bleibende öffentliche Interesse belegen. Das zeigt sich auch in seiner publizistischen Tätigkeit: hier schlagen mehrere hundert Sonntagsmeditationen, Vorträge und Fragestunden im Radio zu Buche, dazu Zeitschriften-aufsätze und zahlreiche Zeitungartikel (seine Rezensionen in der FAZ sind legendär). Nach seiner Emeritierung trat Berger wieder in die Katholische Kirche ein, von der er sich innerlich nie entfremdet hatte. Seit 2005 war er Familiar des Zisterzienserordens und lehrte später auch am Hausstudium der Abtei Mariawald. Der Wiedereintritt in die Katholische Kirche führte zu einer großen öffentlichen Kontroverse: über den „Fall Berger“ haben sich etliche Gemüter erhitzt; darunter auch solche, die meinten, ihr Mütchen kühlen zu müssen. Was für ein überreiches Leben! Es verbindet Wissenschaft und kreative Forschung übergangslos mit Spiritualität und tiefer Frömmigkeit; es kennt die Einsamkeit des Schreibtischs genauso wie die öffentliche Kontroverse. Dass diese gegensätzlichen Dimensionen tatsächlich innerlich zusammengehören, versteht man am ehesten, wenn man als Leitfaden Bergers hermeneutisches Credo nimmt, das sich in dem Stichwort „verstandene Fremdheit“ zusammenfassen lässt.

Leidenschaft für Texte und der Schatz der Tradition Am Anfang steht Bergers Leidenschaft für Texte. Wie kein anderer hat er mit Texten und aus Texten gelebt. Er verstand Texte als konzentrierte, geronnene Lebenserfahrung anderer. Daher erschließen religiöse Texte, quer durch die Zeiten und die Kulturräume, einen unermesslichen Schatz religiöser Erfahrungen und Lebensäußerungen – ein Narr, wer an diesem Schatz nicht teilhaben wollte, nur weil er zum großen Teil außerhalb des eigenen Kernbereichs liegt. Es war ein zentrales Anliegen Klaus Bergers, diesen Schatz für das Verständnis des Neuen Testaments zu nutzen und ihn für andere zugänglich zu machen.

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Die erste Aufgabe heißt daher: Sammlung und Erschließung von Texten. Schon als Schüler hat Berger eine Sammlung von 5000 Glockeninschriften angelegt. Diese Sammlung ist für Bergers Vorgehen in mehrfacher Hinsicht charakteristisch. Zunächst handelt es sich um religiöse Texte, von denen jeder weiß, dass sie da sind, die aber keiner kennt, weil sie nur mit einigem Aufwand zugänglich sind (in diesem Fall: auf Glockenstühlen): man muss sich um die Texte bemühen. Sodann sind die Glockeninschriften liturgische Texte, und die ermöglichen einen Zugang zum Neuen Testament über seine Wirkungsgeschichte. Was hier an dem entlegenen Beispiel erkennbar wird, hat Berger vor allem in den späteren Jahren im großen Stil durchexerziert und verschüttete Schätze aus der Wirkungsgeschichte gehoben – zum besseren Verständnis des Neuen Testaments, aber auch um des Reichtums der Texte selbst willen. Dazu gehören mittelalterliche Texte, die Berger zum Teil mit Hilfe seiner zweiten Frau, der Übersetzungswissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. (mult.) Christiane Nord, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat: von Nikolaus von Cues, von Wilhelm von St. Thierry (dessen Kommentar zum Römerbrief zum ersten Mal auf Deutsch erschien, 2012) und Joachim von Fiore (diese Übersetzung, die Berger sehr am Herzen lag, hat er nicht mehr vollendet). Vor allem gehört hierher aber sein großes Spätwerk, der zweibändige Kommentar zur Apokalypse des Johannes (2017), der sich zum großen Teil aus Texten der Wirkungsgeschichte speist, aus einer großen Fülle liturgischer und apokalyptischer Texte sowie aus mittelalterlichen Kommentaren – allesamt Texte, von denen die meisten kaum ahnen, dass es sie gibt, geschweige denn wissen, was sie enthalten, und schon gar nicht, wie sie für die Interpretation fruchtbar gemacht werden können. Neben diese Texte aus der Wirkungsgeschichte des Neuen Testaments treten die traditions- und religionsgeschichtlichen Texte, die seine Entstehung verständlich machen. Der Schwerpunkt liegt auf den Texten des hellenistischen Judentums. Auch in diesem Bereich geht es darum, wenig Beachtetes, Übersehenes und Unbekanntes für das Verständnis des Neuen Testaments fruchtbar zu machen. Zu erwähnen ist die Erstedition der Weisheitsschrift der Kairoer Geniza (1989/1996), allem voran aber Das Buch der Jubiläen (1981), eine kommentierte Übersetzung, die genau genommen eine kritische Ausgabe ist, weil sie auf der verzweigten (äthiopischen, syrischen, hebräischen und lateinischen) Handschriften-überlieferung beruht. Berger hat früh das Material des hellenistischen Judentums für die Interpretation des Neuen Testaments fruchtbar gemacht, vor allem Philo,


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Josephus und Qumran (dazu gibt es drei Titel in der Bibliographie), aber auch ferner Gelegenes. Diese Konzentration auf das hellenistische Judentum war in den 1970-er Jahren noch ungewöhnlich, aber fruchtbar: Das antike Judentum einschließlich der mystischen und apokalyptischen Traditionen ist so vielfältig, dass Jesus oder Paulus oder auch die altkirchliche Theologie in diesem Rahmen verständlich werden, ohne dass man sie in einen Gegensatz zum Judentum bringen müsste; es ist der Nährboden des entstehenden Christentums. Antikes Judentum und spätantike und mittelalterliche Liturgie waren für Berger deswegen so wichtig, weil er hier eine große Übereinstimmung mit dem Neuen Testament in der Wahrnehmung der Welt und ihrer religiösen Durchdringung sah. Ein letzter, wichtiger Bereich der Texterschießung bezieht sich auf die frühjüdische und altkirchliche apokalyptische Literatur, die ebenfalls (und kaum verwunderlich) viele liturgische Elemente enthält. Aus diesem Bereich hat Berger zahlreiche unbekannte und längst vergessene Texten gesammelt und analysiert; die Bibliographie zählt rund 200 Titel (in Die griechische Daniel-Diegese, 1976). Dieses Material, das vereinzelt an Dutzenden entlegener Orte vor langer Zeit publiziert wurde, ist nur an einem einzigen Ort zusammengeführt: es liegt, als noch zu hebender Schatz, in den vielen Bänden mit Kopien, die zu Bergers Hinter-lassenschaft zählen. Berger hat dieses Material – das selbst ein Kenner wie Wilhelm Bousset als „krauses Zeug“ bezeichnete – durchgearbeitet und für das Verständnis des Neuen Testaments fruchtbar gemacht. Der Ertrag liegt in Bergers Habilitationsschrift vor (Die Auferstehung des Propheten und die Erhöhung des Menschensohns, 1976), seinem vielleicht wichtigsten exegetischen Beitrag. Es ist zugleich sein wohl am wenigsten gelesenes Buch, in dem er die Entstehung des Osterglaubens vor dem Hintergrund der jüdischen Märtyrer-tradition erläutert. Bei diesen weitgehend unbekannten apokalyptischen Texten handelt es sich, wie bei den liturgischen Quellen, um Traditionsliteratur, die nicht von der Kreativität individueller Autoren lebt, sondern von der breiten Rezeption und ihren vielen kleinen Adaptionen; es sind nicht die „Schreibtischtexte“ von wenigen Einzelnen, sondern die Lese- und Lebenstexte von vielen. Zugleich führt diese Literatur in den Bereich des christlichen Orients der Spätantike, ein noch bis heute ganz überwiegend unerschlossenes Gebiet. Berger wäre nicht Berger, wenn er nicht auch auf diesem Gebiet mit Texten aus dem christlichen Arabien der vorislamischen Zeit einen anregenden Schatz religiöser Texte gehoben und ihn einer allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht hätte (Zwischen Welt und Wüste, 2006).

Respekt vor den Texten und Methodenbewusstheit Die Leidenschaft für die Texte äußert sich vor allem im Respekt im Umgang mit diesen fremden Lebensäußerungen, die ihr eigenes Recht haben und die vor Vereinnahmung geschützt werden müssen. Das gilt für die vielen unbekannten oder vernachlässigten Texte aus der Religions- oder Traditionsgeschichte, deren Geringschätzung aufgrund ihrer Traditionsgebundenheit sich als schwerer Verlust zeigt. Respekt gegenüber dem Text ist aber in allererster Linie mit Blick auf die biblischen Texte vonnöten. Denn weil sie oft Teil einer ungebrochenen Rezeptionsgeschichte und von hoher Bedeutung für kirchliches Selbst-verständnis sind, stehen sie besonders in Gefahr, von dem (auch unbewussten) Interesse der Ausleger vereinnahmt zu werden. Berger hat einen wesentlichen Aspekt seines wissenschaftlichen Ethos darin gesehen, Anwalt der Texte zu sein und sie vor ideologischer Vereinnahmung zu schützen. Dafür bedarf es reflektierter Methodik. Dies zeigen vor allem die frühen Arbeiten. Seine Dissertation (Die Gesetzesauslegung Jesu, 1972) hat anhand traditionsgeschichtlicher Analogien deutlich gemacht, dass der Jesus der Evangelien das Judentum nicht „durchbricht“ – und dadurch aufgedeckt, wie der unverhohlene kirchliche Antijudaismus der 1960-er Jahre das Verständnis des Neuen Testaments geprägt hat. In Die Amen-Worte Jesu (1970) hat Berger die damals gängige Annahme kritisiert, die Amen-Einleitung vieler Jesusworte sei ein singuläres und sicheres Kennzeichen authentischer Jesusrede. Er hat dagegen form- und religionsgeschichtliche Analogien in apokalyptischen Texten angeführt und so die angebliche Besonderheit dieser Redeweise relativiert: es gibt kein Kriterium zur Unterscheidung von authentischen und nicht authentischen Jesusworten. In der Habilitationsschrift über Die Auferstehung des Propheten und die Erhöhung des Menschensohns (1976) hat er die angebliche Singularität der Entstehung des Osterglaubens traditionsgeschichtlich widerlegt – anhand von Material, das teilweise deutlich jünger ist als das Neue Testament: Singularität ist keine historische, sondern eine ideologische Kategorie. Traditionsgeschichte, Formgeschichte, Religionsgeschichte und die genaue Wahrnehmung sprachlicher Formen liefern das Werkzeug, mit dem der Bibeltext vor Vereinnahmung geschützt wird – und diese wichtigsten Verfahren zum Vergleichen von Texten hat Berger verschiedentlich reflektiert. So hat er – lange bevor der „Linguistic Turn“ sich in den Geisteswissenschaften breit durchzusetzen begann – die textlinguistischen Bedingungen der Exegese reflektiert (Exegese des Neuen Testaments, 1977).

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Die Methodik traditions- und religionsgeschichtlichen Vergleichens, die vor allem seine frühen Untersuchungen prägt, ist genau erklärt und durch eine Vielzahl von Beispielen erläutert (Religionsgeschichtliches Textbuch zum Neuen Testament, 1987; mit Carsten Colpe). Bahnbrechend bleibt die Untersuchung der literarischen Gattungen des Neuen Testaments (Formgeschichte des Neuen Testaments, 1984), die Formgeschichte nicht mehr als Instrument zur Analyse der vorliterarischen Formen mündlicher Überlieferung verstand (und sich dann einbildete, zwischen historischen und unhistorischen Jesusworten unterscheiden zu können). Gegenstand der Formgeschichte sind vielmehr die literarischen Gattungen, die wesentliche Teile der Aussagen selbst sind. Das war so neu, dass ein Aufsatz zur Erläuterung systematischen Implikationen dieser „neuen Formgeschichte“ von einer wichtigen wissenschaftlichen Zeitschrift mit der Begründung abgelehnt wurde, die Leser seien noch nicht so weit. Berger hat sich hingesetzt und kurzerhand die Methode monographisch erläutert (Einführung in die Formgeschichte, 1987). Da waren die Leser in die Lage versetzt, sich selbst ein Urteil über die Methode, ihre Leistungen und ihre systematischen Implikationen zu bilden. Wenn die biblischen Texte vor den Interessen der Auslegung geschützt werden, zeigen sie ihre Fremdheit, manchmal auch ihre Widerspenstigkeit. In einem seiner letzten Interviews erklärt Berger, es sei „die Aufgabe der Exegese, Ideologien bei der Auslegung zu entlarven. Wenn die Ideologien stärker werden als der Text, dann sage ich: Man merkt es mal wieder, ihr wolltet mit einer glatten Lösung zurechtkommen. Aber glatte Lösungen kann es nicht geben.“

Fremdheit als Bedingung von Wirkung. Übersetzen Die Fremdheit des Textes, die durch historische Methoden in der Auslegung bewahrt werden muss, hat vor allem eine Wirkfunktion. Exegese hat als theologische Disziplin nicht die Aufgabe der Affirmation, sondern der Irritation. Denn nur, wenn die Fremdheit der Texte erhalten bleibt, können sie irritieren, anstoßen und Wirkung entfalten. Aus diesem schlichten Grundsatz resultiert eine große Aufgabe. Die Texte können ihre Wirkung ja nur dann entfalten, wenn sie (über die Kreise der Fachgelehrten hinaus) gelesen und verstanden werden. Sie müssen auch breiteren Kreisen zugänglich gemacht werden – allerdings auf eine Weise, die einerseits das

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Faszinierende ahnen lässt, um dessentwillen sich ihre Lektüre lohnt, die aber andererseits die Fremdheit der Texte als Wirkpotential nicht verdeckt. Es bedarf also einer Übersetzung. Und das heißt zuerst und schlicht, die fremdsprachigen Texte auf Deutsch zu präsentieren, und zwar so, dass ihre unverein-nahmbaren Eigenheiten erhalten bleiben und sichtbar werden. Aber Übersetzen heißt auch, die Texte inhaltlich zu erschließen und sie so auf die Lebenswelt der Leser zu beziehen, dass sie als „zugehöriges Fremdes“ verständlich werden. Das ist keine kleine Aufgabe, und schon gar keine, die sich von selbst versteht. Am Anfang steht daher die genaue Reflexion darauf, wie sich die exegetische Wahrnehmung der Texte zu ihrer Vermittlung („Applikation“) in neue Situationen und Kontexte verhält. Berger hat sie in der Hermeneutik des Neuen Testaments (1988/1999) geleistet, und hier hat er die grundlegende Differenzierung von Exegese und Applikation erläutert – und gezeigt, worin sich beide entsprechen, nämlich vor allem im Respekt vor dem Text und vor den Adressaten der Applikation. Wie Übersetzung geht, hat Berger auf mustergültige Weise vorgeführt, und zwar wieder in der glücklichen Zusammenarbeit mit seiner Frau (Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, 1999). Hier erhalten die Leser nicht nur (auf 1500 Seiten) eine Übersetzung des Neuen Testaments und eines großen Teils der frühen christlichen Literatur, sondern auch eine verständliche Einführung mit einer präzisen Darlegung der Kriterien, die der Übersetzung zugrunde liegen: die vom Übersetzer geforderte Loyalität gegenüber dem Text besteht vor allem im Transfer der Wirkabsicht; die Übersetzung muss darauf verzichten, die Fremdheit und das Ärgernis in den Sprachformen und bestimmten Vorstellungen zu suchen; das Ärgernis liegt tiefer und muss durch die Übersetzung überhaupt erst freigelegt und deutlich gemacht werden. Solche Klarheit der übersetzungswissenschaftlichen Grundlagen hätte man sich auch bei anderen Übersetzungen des Neuen Testaments aus den vergangenen Jahren gewünscht! Wie das Neue Testament ein befremdender, hilfreicher Anstoß sein kann, der neue Einsichten generiert, zeigen Bergers Äußerungen für ein breites, nicht fachgelehrtes Publikum. Berger hat die Aufgabe sehr ernst genommen, über den Hörsaal und das Fachgelehrtengespräch unter Kollegen hinaus in die kirchliche, soziale und intellektuelle Lebenswelt zu wirken. Davon zeugt beispielsweise die Gründung der „Zeitschrift für Neues Testament“ (1998), die sich der Vermittlung des Neuen Testaments „in Universität, Kirche, Schule und Gesellschaft“ verschrieben hat.


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Davon zeugen auch die vielen hundert Vorträge, die Berger seit den 1980-er Jahren gehalten hat: in Gemeinden, vor Pfarrerinnen und Pfarrern, in Klöstern, in Bildungseinrichtungen. Berger hat diese Vortragstätigkeit (die sicher anstrengend war: in manchen Wochen ist er mit der Bahn zu drei verschiedenen Vorträgen gereist) als Vermittlung der Theologie an die „Basis“ verstanden. Die Themen der Vorträge markieren Rezeptionsschwellen; sie behandeln Fragen, die an den Bruchlinien zwischen religiöser Tradition, aufgeklärtem Denken und Alltags-erfahrung entstehen: Darf man an Wunder glauben? Wozu ist der Teufel da? Wer war Jesus wirklich? Was ist biblische Spiritualität? Sind die Berichte des Neuen Testaments wahr? Kann man auch ohne Kirche glauben? Wie kann Gott Leid zulassen? Wozu ist Jesus am Kreuz gestorben? Ist Gott Person? Diese und viele vergleichbare Themen haben ihren Niederschlag in den rund 30 allgemeinverständlichen Publikationen gefunden, mit denen Berger sich seit den 1990-er Jahren seine Reputation als kantiger und streitbarer, zugleich aber glaubwürdiger und authentischer Autor eines sehr großen Publikums erarbeitet hat. Berger selbst hat diese Bücher in der Tradition der „religiösen Volksbücher“ der liberalen Theologie am Anfang des 20. Jh. verstanden: Es handelt sich nicht eigentlich um christliche Ratgeberliteratur, sondern um die Elementarisierung der exegetischen und theologischen Einsichten für Nichtfachleute. Dass diese Bücher, die informieren und Mitdenken erfordern, gleichwohl spirituelle Orientierung bieten, liegt daran, dass Berger es so gut verstand, die Impulse der religiösen Texte auf den Punkt zu bringen.

Wirkung und Konflikt Wer die Anstöße der biblischen Texte so weit in die Öffentlichkeit trägt, erregt Anstoß. Klaus Berger hat das in Kauf genommen und ist keinem Konflikt ausgewichen. Konflikte haben Berger von Anfang an begleitet, und sie verraten viel über ihn. So, wie er mit seiner Dissertation die katholische Theologie gegen sich aufbrachte, hat er sich mit seiner Habilitationsschrift den Zorn auch der protestantischen Kollegen zugezogen. In diesem Fall ist der Konflikt noch aufschlussreicher. Denn noch bevor die Arbeit fertiggestellt (geschweige denn veröffentlicht!) war, sind einige Thesen bekannt geworden und haben harsche Kritik hervorgerufen: Eine ansonsten langweilig-solide wissenschaftliche Zeitschrift hat seine Thesen in einem Sonderheft in teilweise bösartiger Diktion und mit verbalem Schaum vor dem Mund

verrissen, natürlich ohne ihm die Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Das war selbst für die an Skandalen nicht arme neutestamentliche Wissenschaft ein ungeheuerlicher Vorgang; der Versuch, eine missliebige akademische Karriere durch diesen Totalverriss zu verhindern, hätte beinahe Erfolg gehabt: Berger hat für die Konsequenz, mit der er an seinen unliebsamen Erkenntnissen festhielt, schon früh einen hohen Preis gezahlt. Dass ihm eine glänzende Karriere mit Rufen auf angesehene Lehrstühle versagt blieb, hat ihm allerdings eine große Unabhängigkeit gegenüber seinen Kollegen beschert. Frei von aller Rücksichtnahme hat Berger den Finger auf das gelegt, was er am exegetischen Durchschnittsbetrieb für inakzeptabel hielt: Die Bibelfälscher (2013) ist seine Generalabrechnung mit dem positivistischen, moralisierenden liberalen Protestantismus. Im öffentlichen Bewusstsein ist vor allem der letzte große Konflikt präsent. Als Berger wieder in die Katholische Kirche eintrat, hatte er, seinen eigenen Worten zufolge, „die Zahl der Feinde verdoppelt, die der Freunde halbiert.“ Diese Einteilung in Freund und Feind ist charakteristisch: Klaus Berger hat immer polarisiert und die polarisierende Zuspitzung auch immer wieder gesucht. Allerdings hat die Frage seiner Konfession niemanden wirklich irritiert, der ihn länger kannte: Er hat sich selbst als ökumenische Existenz verstanden und weder im Hörsaal noch in der Öffentlichkeit einen Hehl daraus gemacht, was er an Luther und der evangelischen Kirche für unverzichtbar hielt (vor allem die Unvertretbarkeit des eigenen Gewissens), und was ihm gleichzeitig an der Katholischen Kirche lebenswichtig war (vor allem die Liturgie und, später deutlicher als früher, die monastische Tradition). Und er hat – unabhängig, polarisierend, provozierend – seine große Wertschätzung der einen Tradition insbesondere gegenüber Vertretern der jeweils anderen hervorgehoben. Deutlicher konnte er kaum zeigen, dass Konfessionalisierung Verarmung bedeutet. Dies – und nicht die skandalgetriebene öffentliche Debatte – macht den sachlichen Kern des Konfessionswechsels aus. Denn Berger war überzeugt: Glaubensspaltung ist Gottesverrat (2006). Darin zeigt sich, weit über die wissenschaftlichen Einsichten hinaus, seine persönliche religiöse Haltung. Berger hat sie nie versteckt. Bei einigen (vor allem Fachkollegen) hat das Unbehagen hervorgerufen (man kann über religiöse Haltungen kaum in Fußnoten argumentieren), andere fühlten sich gerade dadurch angezogen: Klaus Berger war in den Texten, an und mit denen er zeit seines Lebens gearbeitet hat, vollständig zuhause.

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Theologische Handschriften Kirchenrecht - illuminiertes Blatt aus einer Handschrift des Gratianus 1000 Gratianus de Clusio. Concordia discordantium canonum. Einzelblatt aus einer hochmittelalterlichen illuminierten Handschrift. Lateinische Handschrift in schwarzbrauner, brauner und roter Tinte auf Pergament. 1 Bl., 2 S. 84-85 Zeilen Kommentar um Text mit Klammerglosse. Schriftspiegel 37,5 x 24,4 cm. Blattgröße 44,2 x 28,6 cm. Mit zahlreichen 1-2-zeiligen Lombarden und Absatzmarken in Rot und Blau, einer 3-zeiligen und einer 4-zeiligen Zierinitiale in Gold und Farben, die größere mit einem Porträtkopf. Ferner eine 10-zeilige Prachtinitiale „Q“ in Gold und Farben mit breitem Abhänger um die Textkolumne innerhalb des Kommentars als blaue Leiste, die nach rechts zur Ranke mit goldenen Dornblättern wird. Die Initiale auf quadratischem Rotgrund läuft mit 4 Balken aus, auf denen in Majuskelschrift das Incipit des Kapitels „Quidam Episcop[us]“ gezeichnet wurde. Darüber eine große Miniatur in Gold und Farben ca. 8,4 x 8 cm mit Spitzenausläufern nach oben (bis 10,5 cm). Nordfrankreich 13. Jahrhundert. 5.000 € Besonders prachtvolles Einzelblatt aus dem Decretum Gratiani, dem für die Kanonik bedeutendsten Werk des Rechtswissenschaftlers Gratian (gest. um 1160), dessen Lehrsätze für das ganze Mittelalter verbind-

lich waren. Hier liegt eine Abschrift wohl mit dem Kommentar des Bartholomäus von Brescia (gest. um 1258) vor, das den Anfang des Kapitels enthält, wo es um die Anklage eines Bischofs geht. Gratians Text enthält dabei die Schilderung eines Casus, eines Präzedenzfalles: „Quidam Episcopus de lapsu carnis à Laico impetitur. Duo Monachi, unus Subdiaconus, & duo Livitae adversus ipsum, testimonium ferunt. A Metropolitano suo sentit se praegravari. In ipsa ventilatione causae tres ex testibus desciunt, sive promissione decepti, sive Canonica exami­natione reprobati. Expolitatur tamen Episcopus, quia crimen eius notorium erat“. Die in schimmerndem Blattgold im Schachbrettmuster hinterfangene Miniatur ist in drei Kompartimente, die mit gotischen Dreipassbögen überfangen wird, eingeteilt. Zwischen ihnen ragen Wimperge, hohe Maßwerktürmchen, auf, dazwischen sieht man über den Bögen kleine Kapellen-Häuschen in verschiedenen Farben mit Blattgoldzinnen. In der Mitte sitzt der Papst (wohl Papa Paschalis), der sich nach links zu einem Grüppchen dreier Männer wendet, die ihm ihre Anklage mit einem Schriftband präsentieren, während rechts die Mordtat dargestellt ist. Der Text ist u. a. abgedruckt im „Corpus juris canonici Gregorii XIII Pont. Max. jussu editum: a Petro Pithoeo, & Francisco Fratre ad veteres codices mss. restitutum et notis illustratum. Paris 1687, Band I, S. 152). – An Rändern stellenweise winzige weitere Kommentare zum Hauptkommentar von zeitgenössischer Hand. Rechts oben und unten wenige, unwesentliche Fleckchen, das Blatt vereinzelt leicht gewellt, insgesamt in grandioser Gesamterhaltung, kaum mit Oberflächenbereibungen, nur die Schrift ganz vereinzelt minimal blasser, die Miniatur in aller­ bester Erhaltung, in leuchtenden Farben und schimmerndem Gold. Abbildung

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Theologische Handschriften______________________________________________________________________________________________________ Initialen, Farbgestaltung sind typisch für die nordspanische Handschrif­ tenkunst des frühen Spätmittelalters. – Drei Initialen sind im Fragment­ verbund ausgeschnitten, drei untere Blattränder (wohl ohne Textverlust?) sind abgeschnitten, einige Blätter zumal gegen Ende des Bandes abgegriffen bzw. fingerfleckig, mit den üblichen Knorpellöchern im Pergament, jedoch in guter Gesamterhaltung. – Beiliegt eine ausführliche hs. Transkription. Abbildung Seite 13

1002 „Introitus in sancti thomae episcopi et martyris“ - „In festum nativitatis domini, sancti staphani, sancti iohan­nis evangeliste...“ 2 Einzelblätter aus einer liturgischen Handschrift. Lateinische Handschrift in Braun­ schwarz und Rot auf Pergament. Schriftraum 22,5 x 16 cm; Blattgröße 33 x 23 cm. Mit zahlreichen Initialen in Rot und Blau sowie 5 größeren roten und blauen Schmuck­initialen zu ca. 2,5 cm, jeweils mit reichem, über die Kolumne ausgreifendem Federwerk in Rot und Violett. Wohl südliches Frankreich um 1380. 400 € Zwei hübsche, sehr dekorative Blätter aus einem wohl aus Südfrankreich stammendem Antiphonale mit dem Offertorium zu den kirchlichen Festtagen. – Kaum fleckig, höchst qualitätsvolles, schönes Pergament. – Beiliegt: Einzelblatt aus einer spätmittelalterlichen französischen Stundenbuchhandschrift. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schrift­raum 15 x 8,5 cm; Blattgröße 20 x 21 cm. Mit zahlreichen Ini­tia­ len aus Pinselgold und Zeilenfüllern. 31,5 x 22,5 cm. Mit Passepartout unter Glas in vergoldeter Holzprofilleiste gerahmt. - Mit Teilen aus den Sprüchen Salomonis „Proverbia“. - Gering wellig, wohlerhalten. 1003

1001 Antiphonale-Fragment. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schriftraum 19 x 15,5 cm. Format 25,5 x 20 cm. Mit romanischer Quadratnotation auf vier Linien und 22 großen Zierinitialen in Rot und Blau mit reichem Federwerk, Text in Schwarz und Rot. Modernes Pergament (minimal angestaubt). Spanien um 1380. 2.200 € Umfangreiches Fragment einer wohl nordspanischen AntiphonaleHandschrift, die paläographisch in die Zeit ins 14. Jahrhundert datiert werden kann. Enthalten ist ein Großteil des „Proprium de tempore“ vom Advent bis Ostern mit einem Teil des „Commune Sanctorum“, woraus sich ergibt, dass es sich um den ersten von zwei Bänden einer Handschrift mit Gesängen für den Gebrauch eines gregorianischen Chors über das ganze Kirchenjahr handelt. Vorhanden sind Fol. 10-73, 75-78, 80, 100-101, 130-133, 144-145, 170, 175 und 178-183. Die QuaternioLagen bestanden ursprünglich aus je acht Blättern, also 16 Seiten, was der üblichsten Form des Hochmittelalters entsprach. Neun Systeme sind pro Seite angeordnet, der Text ist in gotischer Tex­ tura geschrieben, die Liniensysteme mit je vier Notenlinien, die C-und F-Linie wurde in Gelb bzw. Rot nachgezogen, auf den Linien befindet sich die romanische Choralnotation, die Überschriften in Rot, die Groß­ buchstaben sind mit Gelb ausgemalt oder mit Rot ausgeschmückt. Rote Zierinitialen (sog. Lombarden, meist mehrere pro Seite) ordnen den Text und geben die Versbeginne an. Die 22 prächtigen großen (bis ca. 8 x 8 cm) Zierinitialen gliedern die Kapitel. Ornamentführung,

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„Selig sind die Toten, die im Herrn sterben“ 1003 Text-Antiphonale. „Audivi vocem de celo“. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schwarzbraune Gotica textualis mit Einsprengseln in Rot. 12 Zeilen. Schriftraum 13,8 x 10 cm. Format 19,5 x 13,5 cm. Mit 3 Blattgoldini­ tialen auf rot-blauem Grund mit weißer Federbinnenzeich­ nung. Unter Passepartout. Wohl Norditalien um 1400. 200 € Prachtvolles, wohl norditalienisches Handschriften-Einzelblatt mit leuchtenden Blattgoldinitialen und einer Textstelle aus den gregorianischen Gesängen (ohne Noten): „Audivi vocem de celo dicentem michi beati mortui qui in domino moriuntur“ („Ich hörte eine Stimme vom Himmel her sprechen: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben“), nach Lectio VII, (lob 17,1-3; 11-15) und der Bibelstelle der Offenbarung des Johannes (Apocalypsis Ioannis 14, 13). – Minimal wellig, kaum berieben oder fleckig, in sehr schöner Gesamterhaltung. Abbildung

1004 Gregor I., Papst. Homiliae XL in Evangelia [und:] Francisco degli Abbati. Postillae super Evangelia Dominicalia. Lateinische Handschrift auf Pergament und Papier (im Wechsel). 2 Werke in 1 Band. 274 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten. 39-49 Zeilen gotische Bastarda-Textura. Schriftraum: unregelmäßig 20 x 15 bis 21,2 x 14 cm. Format: 29,2 x 20,5 cm. Mit zahlreichen bis 6-zeiligen breiten MinuskelInitialen in Rot, vereinzeltem Federwerk, Notabene-Händ­


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Theologische Handschriften______________________________________________________________________________________________________ mentblätter und 12 Papierblätter enthält. Dieses Prinzip zieht sich - wenn auch in anderem Umfang - ebenso durch den zweiten Teil, der von einer anderen Hand stammt, während die Rubrizierung wohl durchgehend einheitlich erfolgte. In jedem Fall weisen die Wasserzeichen im Papier auf Papiermühlen derselben Region (Krone bzw. Pfeil und Bogen; vgl. Briquet). Am Schluss wurden fünf wohl weiße Blätter entnommen. Der zweite Teil (Fol. 65-274r) besteht aus 18 Lagen zu je 12 Blättern, ganz ohne Foliierung. Die Papierlagen wurden jeweils außen (erstes und letztes Blatt) sowie in der Mitte bei der Bindung mit einem Doppelblatt aus Pergament umgeben, so dass jede Lage 4 Pergamentblätter und 8 Papierblätter enthält.

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chen sowie durchgehender Rubrizierung. Moderner Kalbs­lederband im Stil d. Z. mit 5 Bünden über schweren ab­geschrägten Eichenholzdeckeln mit modernem Pergamentvorsatz, 10 Zylinderbuckeln und 2 Lederschließen mit 6 teils punzierten Beschlägen im Stil d. Z. Nördliche Niederlande, möglicherweise Delft. Erste Hälfte des 15. Jahrhundert. 12.000 € Die Handschrift stammt aus der Bibliothek der Nieuwe Kerk, der zen­tra­len Hauptkirche von Delft in Zuid-Holland, die 1351 unter dem Herzog Albrecht I. von Bayern und Straubing-Holland gegründet und den Heiligen Maria und Ursula geweiht wurde. Sie war 1572 reformiert worden und diente als Grablege für die Prinzen von Oranje, u. a. des Willem van Oranje (1533-1584). Auf Blatt 64v (am Ende der Homilien Gregors) findet sich ein kleiner 3-zeiliger Widmungsvermerk, demnach die Handschrift von einem wohlhabender Bürger (dessen Namen leider alt ausradiert wurde) nach dessen Tode dem Konvent (?) der Nieuwen Kerk St. Marien dediziert wurde. Dort steht etwa: „et post mortem suam sanctae mariae con­[ven­ tum?] in delft reddit et pro amore dei“. Die Handschrift besteht aus zwei Teilen, deren erster die Homilien Gre­gors des Großen, während der zweite eine umfangreiche „Postilla super evangelia“ enthält, die meist dem Franziskanergelehrten Franciscus de Abbatibus (nachweisbar 1375-1404) zugeschrieben wird (vgl. Schneyer II, 55-59 und den Text im MS. Hamilton 27 von ca 1420-30). Der erste Teil (Fol. 1-64) besteht aus 4 Lagen à 16 Bl., von denen Blätter 1-62 zeitgenössisch foliiert wurden. Die Papierlagen wurden jeweils außen (erstes und letztes Blatt) sowie in der Mitte bei der Bindung mit einem Doppelblatt aus Pergament umgeben, so dass jede Lage 4 Perga-

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Teil I enthält 40 Homilien des Kirchenvaters Gregor des Großen (542-­ 604), seine Auslegungen der sonntäglichen Evangelienperikopen: Fol. 1r Prologus mit dem Widmungsbrief des Bischofs Secundinus und der Tabelle der Homelien: „Reverendissimo atque sanctissimo episcopo Gergorii“ und „Explicit prologus Incipit tabula Omeliarum beati gre­gorij pape qui ab codem est edite et conscripte“. Dann folgt der Index der Homelien 1-20. Fol. 1v „In illo tempore dixit ihesus discipulis suis. Erunt signa in sole & luna & stellis …“ Fol. 63r folgt eine Liste der Predigten. Darauf folgt Fol. 63v die 37. Homelie. Die frühen exegetischen Predigten des Heiligen Georgius zu den Evangelienperikopen entstanden zu den Sonntagsmessen über das ganze Kirchenjahr hinweg. Der Papst teilte die von 590 bis 591 im Gottesdienst gehaltenen Predigten in zwei Hälften (1-20 und 21-40), von denen er die erste von einem kirchlichen Notar vorlesen lies, während er die zweite Hälfte selbst vortrug. 592 gab er sie als schriftliche Fassung heraus. Der Text ist heute in über 20 Handschriften allein in der Bibliothèque Française in Paris erhalten. Teil II der Handschrift enthält den vollständigen Zyklus der 48 Predigten des „Proprium de tempore“, also individuelle Texte für die Sonntage, aber auch die Wochentage und „Herrenfeste“ (im Gegensatz zu dem „Proprium Sanctorum“, das die Texte für die Heiligenfeste“ enthält)“: Fol. 65r beginnt ebenfalls mit Vers 25 aus Lukas Kap. 21: „Erunt signa in sole et luna et stellis“, Fol. 71r „Cum audisset Johannes in vinculis opera Christi“, Fol. 77r „Miserunt Iudei ab Iherosolimis sacerdotes et leuitas ad iohannem“ bis zum Schluss Fol. 274v „Unde Chrysostomus plangent iudei plangent gentiles. plangent falsi christiani qui delexerunt magis mundum … et sit est finis“ Als Autor gild der Franziskaner Francisco de Asti (auch Franciscus de Abbatibus; 1375-1404), von dem neben seiner „Postilla super evangelia dominicalia“ auch noch Pfingspredigten erhalten sind (Quadragesimale). Er stammte aus dem piemontesischen Asti und gehörte zu den bedeutenden Predigern des 14. Jahrhunderts in Italien. Von der vorliegenden „Postilla“ konnten bis dato nur etwa knapp 30 Manuskripte nachgewiesen werden, davon 25 von Schneyder, die sich allesamt in europäischen Bibliotheken befinden, darüber hinaus noch zwei weitere in der British Library. Die Tatsache, dass das Predigtwerk Gregors des Großen zusammen mit den Evangelienexegesen des Franciscus de Abbatibus zusammengebunden wurden, ist einzigartig und zeichnet die vorliegende Handschrift aus, die paläographisch Ende des 14. bzw. wohl Anfang oder in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zu datieren ist (was die Papieranalyse nahelegt). Zu den Texten Teil I vgl. Migne, Patrologia Latina LXXVI, 1075-1312. Stegmüller, Repertorium Bibliographicum II, 1950, S. 369-370, Nr. 2646. Teil II Johann Baptist Schneyer, Repertorium der Lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150-1350, II, 1970, S. 55. Stegmüller, Repertorium Bibliographicum II, 1950, Nr. 2295. DHGE I, 26. Die


__________________________________________________________________________________________________ Theologische Handschriften Wasserzeichen bei Briquet 788 oder 791 (S. 2-63), 4641 (S. 66-140), 14177-78 (S. 140-150, 174-273 und 164-171), wo die Wasserzeichen als unidentifiziert, aber lokalisiert und datiert „Holland nach 1430“ werden. – Sehr sauber und wohlerhalten, kaum Flecke oder Feuchtschatten. Mit wenigen alten handschriftlichen Anmerkungen. Die Vorsätze in neuem Pergament, Innengelenke etwas schwach, wenige kleine Randläsuren gegen Ende, insgesamt wohlerhalten und frisch. Abbildungen, auch Seite 15

1005 Horae Beatae Mariae Virginis. Lateinische Handschrift in Rot und Braunschwarz auf Pergament. 229 (statt 238?) Bl. 16 (Kalendarium) bzw. 18 (Text) Zeilen. Schrift­ raum: 18,5 x 7 bzw. 8,6 x 5 cm. Format: 12,8 x 9,4 cm. Mit Initialen in Rot und Blau und 5 großen 6-zeiligen Blatt­ goldinitialen auf blau-rotem Grund oder mit reicher Federwerk- und Fleuronné-Zier. Leder des 16. Jahrhunderts (mit Bezugsfehlstellen, stärker beschabt und bestoßen, Gelenke brüchig und teils überklebt, Rücken knickspurig) über Holzdeckeln (VDeckel gebrochen, Leder hier offen) mit 2 intakten ziselierten Messingschließen. Köln 1477. 5.000 € Oberrheinisches Stundenbuch auf Pergament mit dem Ferialoffizium für den Gebrauch von Köln. Mit hübschen großen Goldinitialen geziert, leider allerdings seiner sämtlichen Miniaturen beraubt. 1005 Das Livre d‘heures fängt auf Fol. 1 mit einer Kalenderrose mit zwei Buchstabenregistern an: „Primera annos domini a loco et numero super posito saliret. Mcccclxxvij ...“ Darüber auch in Rot die Jahreszahl „Mcccclxxvij“, die auf die Datierung des Stundenbuchs schließen lässt. Es folgt das Kalendarium mit den Jahrestagen der Heiligen Fol. 2-13. Die Hervorhebung der Lokalheiligen Gereon, Pantaleon, Severin und Ursula im Kalendarium verweisen auf den Kölner Ursprung der Handschrift. Dann setzt der Text an Fol. 14: „Dominicis diebus ad matutinas ... Ado­ remus dominum, Qui fecit nos. In primo nocturno. Beatus vir qui non abijt in consilio impiorum et in via peccatorum non stetit in cathedra derisorum non sedit“. Mit einer großen 6-zeiligen Blattgoldinitiale „B“ auf nachtblauem, sehr fein koloriertem Grund, die Binnenfüllung besteht aus einer aufwendigen Pflanze vor rotem Grund, mit gelben Blätter, blauer Blüte und leuchtend rotem Kelch sowie die Kolumne links begleitendem Federwerk. Die folgenden Initialen sind ebenfalls sehr dekorativ, wenn auch etwas einfacher gehalten: in schimmerndem Blattgold auf zweifarbigem Federwerk. Die Lagenbeschreibung ergab, dass von wahrscheinlich 238 Blättern in 30 Lagen zu jeweils 6-10 Folii neun Blätter fehlen, die herausgenommen wurden (Falze teils vorhanden). Der Position im Stundenbuch, aber auch der Anzahl nach, handelt es sich sicher um einst im Buch befindliche Miniaturen: 18 26 (-6) 38 48 58 (-2) 68 78 88 98 108 118 128 168 148 158 168 178 188 198 208 218 (-2) 228 2310-(3+9) 2410 258 (-6) 268 278 288 296 306 (-3-6). Es fehlen nach dieser Lagendefinition die neun Blätter: 26 72 212 233 239 256 304 305 306. Vorhanden sind damit 229 von mutmaßlich 238 Blättern der 30 unter­ schiedlich umfangreichen Lagen. – Das Manuskript ist auf vielfach löchrigem Pergament, mit Knorpelausschnitten oder kürzeren Rändern, also für die Zeit weitgehend preiswerterem Material hergestellt, so dass zahlreiche Risse schon zeitgenössisch genäht worden sind (Fäden fehlen meist). Hier und da etwas finger- und braunfleckig, meist aber sauber und sehr ordentlich geschrieben. Abbildungen, auch Seite 18

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1006 Antiphonale de Langres. Lateinische Handschrift auf Pergament. 47 nn. Bl. 2 Spalten. 27 Zeilen. Schriftraum 24 x 16 cm. Format 35,4 x 24,4 cm. Gotica textualis in Schwarz und teils in Rot, romanischer Quadratnotation auf vierlinigem System, Rubrizierung mit zahlreichen roten und blauen Lombarden sowie größeren Initialen in schwarzer Gotica auf gelbem Grund, teils mit grotesken Köpfen, 9 große Blattgold-Initialen auf blauem oder rotem Grund, 3 Pinselgold-Initialen, 1 große Zierseite mit umfassender, vierteiliger Bordüre in Gold und Farben mit Früchten, Pflanzen, Blüten, Grotesken und Wappen, 8 Bordüren am rechten Rand mit Blüten und Früchten und Akanthus in Gold und Farben sowie Wappen und 4 Miniaturen. Reich blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. (mit sorgsam fachmännisch restaurierten kleinen Bezugsfehlern und Ausrissen, Fehlstellen am Rücken, doch nur unwesentlichen Beschabungen und Bereibungen) über schweren Holzdeckeln mit 2 schlichten (etwas späteren) Messingschließen. Langres, Chapelle Saint-Jérome, 1517. 18.000 € Reich illuminiertes Antiphonale mit großer Schmuckseite am Anfang und acht weiteren mit hübschen Randbordüren und Miniaturen aus­ gezeichneten Seiten. Auf der ersten Seite (1r) sind im unteren BordüreBalken zwei Wappen eingemalt mit der Devise „Recte vivendo neminem timeas“. Die Blasonik finden wir im Wappenverzeichnis von Rie­stab beschrieben. Dort heißt es: „de gueules au chevron diminué d‘argent, accompagné de trois étoiles d‘or, 2 et 1, et soutenant une fasce en divise aussi d‘or, surmonté de trois étoiles du même rangées en chef“: „zwei Tressenstäbe in Gold und Silber, mit sechs goldenen Sternen auf roten Grund. Das zweite Wappen als auf der Spitze stehendes blaues Quadrat mit drei liegenden Halbmonden mit je einem Stern in Gold.

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Auf Seite 3v findet sich in der Bordüre ein weiteres Wappen mit Andreaskreuz in Rot auf blauem Schild mit der goldenen Lilie. Es ist dieses das Wappen des französischen Bistums Langres, zugeschrieben den beiden legendären Klostergründern, den Bischöfen Hariolf und Erlolft (noch heute bewahrt die deutsche Stadt Ellwangen das Bischofswappen als Stadtwappen). Die Handschrift kann also der Chapelle Saint-Jérome de Langres (Barrois) zugeordnet werden. Auf dem vorderen festen Pergament-Vorsatz findet sich ein hs. Eintrag des Jahre 1575 mit dem hübschen Motto: „In domino confido non in hominibus - Foys huius capellanus 1575 de lamentia natus“. Das Antiphonale gliedert sich, wie folgt: Fol. 1r-15v Psalmen für die Vesperzeit „ dominicis diebus ad vesperum antiphona“, Zierseite mit großer Goldinitiale „D“, vierseitiger Bordüre und Mittelsteg-Groteske sowie den oben beschrieben zwei Wappen. Fol. 3v Beginn des Psalms 114 „Dilexi quoniam exaudiet Dominus vocem orationis meae“ (Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört) mit Goldinitiale „D“ und Bordüre lilks mit Akanthus, Blumen, Erdbeeren und dem Bischofswappen in Rot-Blau mit goldenen Lilien. Fol. 6r Beginn Psalm 126 „Nisi Dominus ædificaverit domum“ (Wenn nicht der Herr das Haus baut ...). Fol. 6v Bordüre links mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur König David in weiter Landschafte, gekleidet in blauen Rock und mit rotem Hermelinmantel, auf dem Kopf die goldene Krone, zu seiner Rechten die goldene Harfe, oben links erscheint ihm Gottvater in einer Gloriole im Himmel (8,6 x 3,2 cm). Fol. 10r Beginn des Responsoriums „Confiteor tibi domine in toto corde meo“ (Ich will dich preisen, Herr, von ganzem Herzen). Fol. 12v Beginn der Antiphona „Voce mea ad Dominum clamavi, et exaudivit me de monte sancto suo“ (Mit meiner Stimme schrie ich zum Herrn, und er erhörte mich von seinem heiligen Berg). Fol. 13 Beginn des Benedictus „Dominus Deus meus qui docet manus meas ad proelium“ (Gelobet sei der Herr, mein Hort, der meine Hände


__________________________________________________________________________________________________ Theologische Handschriften lehrt streiten). Bordüre links mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur Heiliger Christophorus, der das immer schwerer werdenden Christuskind in grünenRock und goldener Weltkugel auf seinen Schultern über den Jordan trägt (8,6 x 3,2 cm). Fol. 15v Totenoffizium für den Gebrauch von Langres: „Officium defunc­ torum ad vesperas antiphona“. Mit Goldinitiale „D“. Hier erscheint links in der Bordüre wiederum das bischöfliche Wappen mit dem Motto im blauen, umlaufenden Schriftband mit Goldlettern: „Neminem timeas recte vivendo“. Fol. 22v Credo. Dominus illuminatio mea et salus mea quem timebo (Der Herr ist mein Licht und mein Heil: wen sollte ich fürchten?). Links eine Bordüre mit Akanthus, Erdbeeren, Blüten und einer Miniatur Verkündigung Mariae im Gehäuse (8,6 x 3,2 cm). Fol. 28r Responsorium Redemptor meus vivit et in novissimo me renovabis renovantur denuo ossa mea et in carne mea videbo Dominum Deum (Mein Erlöser lebt, und am Jüngsten Tag wirst du mich neu schaffen. Von neuem werden meine Gebeine erneuert werden, und in meinem Fleisch werde ich den Herrn, Gott, schauen). Als Notentext unter vierzeiliger Quadratnotation auf vierlinigem System. Links auf Fol 28v eine Bordüre mit Akanthus, einem großen Erdbeerstrauch sowie auber­ gine-violetten Nelken. Fol. 30v Antiphona „In iniquitatibus conceptus sum. Et in peccatis concepit me mater mea“ (Ich wurde nämlich in Ungerechtigkeit em­ pfangen. Und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen). Mit Bordüre mit dem zweiten Bischofswappen im blauen Quadrat mit goldenen Halbmonden und Sternen, mit dem Motto im roten, umlaufenden Schrift­band mit Goldlettern: „Capellae Fundatrix“. Fol. 38v Ad Missam introitus „Deus qui ecclesiam tuam egregii doctoris hieronimi doctrinis et exemplis mirifice decorasti“ (Gott, der Du Deine Kirche mit den Lehr- und Glaubenssätzen des Heiligen Hieronymus 1006

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schmückst). Mit großer Goldinitiale „I“. Links eine Bordüre mit Akanthus, Blumen und einer Miniatur Heiliger Hieronymus in der Wüste als Eremit, das Kreuz mit dem Heiland anbetend, auf dem Sockel ein Totenkopf, vor dem der Löwe lagert (8,6 x 3,2 cm). Fol. 44r „Requiem eternam dona eis domine et lux perpetua luceat eis“ (Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und ewiges Licht leuchte ihnen). Mit besonders schöner, großer Blattgolditinale „R“. Fol. 47r Schlusschoral: „Lux perpetua luceat eis domine cum sanctus tuis in eternum quia pius es“ (Das ewige Licht leuchte ihnen und bei deinen Heiligen in Ewigkeit: denn du bist gut). Hinterer fester Vorsatz mit zeitgenössischem Dedikationsvermerk in roter Tinte, von dem sich die exakte Datierung in das Jahr „1517“ und noch einmal der Ort Langres (gallice: Lingons oder Lingonis) und Barrois

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(gallice: Insula barrensi, in der heutigen Region Grand Est) ableiten lässt: „Nobilis Prudentius de Recourt Lingoneß ... Canonicus Cantor et officinalis et post xxx Barrensis de demum Thesaurarius Quinique ... Hieronymus Capellanus hunc librum ad honorem et ...um ipsius xii doctoris freci fecit et cappelle dicans Anno 1517“. Darunter wohl eine Empfangsbestätigung des Kapellans, ebenfalls datiert „1517“ und mit beglaubigender Unterschrift „Testimonio“. – Auf überaus festem Perga­ ment geschrieben, kaum fleckig, kaum Gebrauchsspuren, durchgehend frisch, die Miniaturen, wenige Pinselgold-Initialen und Bordüren teils etwas retouschiert und überarbeitet. Auch der zeitgenössische Einband ist bemerkenswert: in einer umlaufenden Bordüre mit einer floral-ornamentalen Rolle sind elf weitere vertikale Rollen abgedrückt mit Kreuzblumen und Rautenranken. Abbildungen, auch Seite 19


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Vademecum eines Priesters mit Anleitungen zum Abhalten der Messe 1007 Breviarium latinum-germanicum. Miniatur-­ Gebetbuch. Lateinische und deutsche Handschrift in schwarz­brauner und roter Tinte auf Papier. 233 num. Bl. Schriftspiegel 5 x 4,3 cm. Format 8,8 x 6,8 cm. Mit zahlreichen roten Initialen, schwarzer Hufnagel-Notation auf System zu 4 Linien, Text in Schwarz und Rot. Und mit 47 eingebundenen Bl. eines typographischen Gebetbuchs mit zahlreichen in Rot eingedruckten Initialen, mit vierteiliger Metallschnitt-Bordüre und 9 Textholzschnitten sowie einmontierter Kupferstich als Frontispiz. Schwarzes Leder d. Z. (Gelenke brüchig, Rücken mit Fehlstellen, stärker beschabt und berieben) über Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen. Deutschland um 1680. 800 € Interessantes handschriftliches Taschengebetbuch mit den Texten für die Messe, für die private Andacht, aber auch mit 40 Seiten Gesängen zu den kirchlichen Festtagen in hübscher Hufnagelnotation. Diese hatte sich direkt aus Neumennotation im Vierliniensystem mit quadratischen oder rautenförmigen Notenköpfen entwickelt und ist bis ins 18. Jahrhundert in liturgischen Gesangsbüchern nachweisbar. Das Büchlein beginnt mit einem gestochenen Frontispiz der Maria Immaculata im Strahlenkranz und einem Gebet „Nativitas tua dei genitrix virgo gaudium annuntiavit universo mundo ex te enim ortus est...“ Es folgen weitere Gebete und Hymnen, durchsetzt von Blättern eines lateinischen Brevier-Drucks, vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Darin finden sich neun szenische Holzschnitte zum Neuen Testament, Heimsuchung, Geburt Christi, Wurzel Jesse, Flucht nach Ägypten, Krönung Mariae etc.

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Mit Seite 154v beginnt der deutsche Text mit ganz konkreten Anweisungen zum Gottesdienst, die hier auch in sauberer gotischer Schrift von einem Priester zum praktischen Gebrauch aufgezeichnet wurden. Dort wird die Reihenfolge der zu verlesenden Texte angezeigt, aber auch auf spezielle Bedürfnisse der Gemeinde eingegangen. Wenn beispielsweise viele Leute in der Kirche sind, werden bestimmte Passagen übersprungen und Änderungen der Gottesdienstordnung angewandt: „Wie man änderen muß in den Commendatios“ „vor viel leuth ändert man also. Und dan auch vor Alle glaubige Seelen“, „vor alle Glaubige Seelen Die Vigilien Die erste soll Fidelium und da für Miserere, zum Endt der vigilien Animabus, danach schlag man die uber.“ „Daß Gebett Respice zu teutschen pr[esbyter] n[iede]r kn[i]end den ps[alm] eus deus meus respice [Fol.] 40 stehent den psalmen:; kn[i]end. O Herr Jesu xpe [Christe] empfange diesen psalmen zu lob und ehr deines H[eiligen] Nahmens, und umb die klag so du zum vatter getahn erlöse die Seel deiner dienerin“. Auch für die Exequien wurde der Ablauf der Messe aufgezeichnet: „Requiescant in pace. Amen. Wan die leich einer auß unserere verscheidener geistlicher schwester zu Capellen soll getragen werden ehe sie von der plahen getragen so betten wir den Ps. Miserere. Requiem“. „Gleich hiernach wird die leich zur Capellen getragen, die krancke warderin gehet aller nechst hinder der leich, tragent den leuchter mit brennender kertzen fewr psengen und weyrrauch under werendem tragen singt mit niederer stimmen den Reim Libera me domine“ etc. – Teils etwas gebräunt, fleckig und angeschmutzt, einige Textblätter mit hs. Text überklebt, Holzschnitte teils ankoloriert, fleckig, etwas unfrisch und mit üblichen Gebrauchsspuren. - Ein interessantes Beispiel deutscher Volksfrömmigkeit und Beispiel für die Individualisierung des Kultes. Abbildung


__________________________________________________________________________________________________ Theologische Handschriften 1008 Daut, Johannes Maximilian. „Die Helle Donner Posaune. Durch seinen unwürdigen Knecht Maximilia­ nus“. Deutsche Handschrift auf Papier. 71 nn. Bl. 23-29 Zeilen. 22,5 x 17,5 cm. Pappband d. Z. (stärker abgegriffen, fleckig, mit kleinen Bezugsfehlern) mit herzförmigem VDeckelschild und 1 (von 2) Bindeband. Deutschland nach 1710. 1.200 € Abschrift des 1710 ohne Ortsangabe in Hamburg gedruckten Hauptwerks des in Niederrad bei Frankfurt am Main geborenen Schustergesellen und Chiliasten Johann Maximilian Daut (1656-1736), der „in der Reihe der schwärmerischen Propheten, die bald nach dem Beginn des 18. Jahrhunderts auftraten und die über die Welt hereinbrechenden gerichte Gottes verkündeten“ (RfPTuK IV, 502). Da er in seinem Buch der Stadt Frankfurt, dem Römischen Reich sowie namentlich auch Schweden den Untergang ankündigte und andererseits auch die lutherische Geistlichkeit attackierte, wurde Daut des Landes verwiesen. In der damals sehr aufgewühlten niederländischen Stadt Leiden fand er 1711 Gesinnungsgenossen, so u. a. Johann Wilhelm Überfeld, ein Anhänger des Mystikers Jakob Böhme. „Daut war Schustergeselle aus Frankfurt/Main, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch chiliastische Ideen von sich reden machte. 1710 trat er mit den: ‚Helle Donnerposaunen von den bevorstehenden Gerichten Gottes‘, die auch ins Französische übersetzt worden sind, an die Öffentlichkeit (Hamburg). Da er in dieser Schrift der Stadt Frankfurt, dem Römischen Reich und Schweden bis auf einen kleinen von Christus geretteten Rest den Untergang ankündigte, er andererseits auch stark die lutherische Geistlichkeit angriff, wurde er des Landes ver­wie­ sen. In dem damals religiös sehr aufgewühlten Leiden fand er Gesinnungsgenossen, zu denen er bald wieder in Widerspruch geriet. Auch in dem von ungesunden pietistischen Ideen stark erfaßten Wittgensteinschen Land, besonders aber im Ulmer Landgebiet, fand er Anhänger. Hier vertrieb ihn der Ulmer Rat 1712. Sogar bis nach England verbreiteten sich seine Ideen. Wir hören dann nur noch von ihm, daß er in den 30er Jahren seine oben genannte Erstlingsschrift widerrufen habe“ (ADB III, 530). – Bindung gelockert, minimal fleckig, gut lesbare Handschrift.

Kirchengesänge für die Osterzeit 1009 Antiphonale. Liturgische lateinische (und vereinzelt italienische) Handschrift mit Text und Quadratnotation auf Papier. 126 S., 2 nn. linierte Bl. 9 Zeilen. Text und Notensysteme mit Noten in Braunschwarz und Rot. 42 x 28,5 cm. Leder d. Z. (mit Bezugsfehlstellen und Einrissen an fehlenden Schließbeschlägen, beschabt, bestoßen und berieben) mit 8 großen Messing-Rundbuckeln und auf beiden Deckeln gemalten Kardinalswappen in roséfarbener Kartusche mit rotem Kegelhut (heraldische Merkmale im Wappen ausradiert; ohne die Schließen). Norditalien um 1720. 800 € Recht pittoreske Antiphonale-Handschrift für die Osterzeit vom Beginn des 18. Jahrhunderts, sauber geschrieben auf sehr festem, starken Büttenpapier. Jede Seite mit 9 Notenzeilen im System zu 4 Linien und mit romanischer Quadratnotation in Sepia. Initialen der Versanfänge sind mit roten Kapitalien ausgezeichnet, die Abschnitte, Psalmen- und

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Antiphona-Incipits, Überschriften bzw. Angaben zur Rollenverteilung im liturgischen Wechselgesang sind in Rot geschrieben: „Dominica delle Palme, alla Benedictione; Lectio i-iij; Ad Benedictus; Giovedì santo alla Messa“, „Venerdì santo, la Mattina“, „Venerdì santo à la sera“, „Nel Sabbato Santo, la Mattina“, „Alla Messa“ etc. Mit den Angaben für den Priester und Chor und die Musik in italienischer Sprache: „Antiph[ona]“, „Cor[o]“, „Grad[uale]“, „Off[ertorium]“, „Psal[mus]“, „Tract[atus]“, „Da capo“ etc. in Rot. – Gelenke etwas schwach, wenige Risse, etwas fingerfleckig und leicht gebräunt, sonst nur geringe Gebrauchsspuren. Abbildung

1010 Servetus, Michaele Villanovanus. „De Trinitatis erroribus libri septem per Miachelem Serveto alias Reues ab Arragonia Hispanum. Anno MDXXXI“. Lateinische Handschrift auf Papier. 19,5 x 17 cm. Halbpergament d. Z. (gering angestaubt und etwas beschabt). Deutschland um 1780. 300 € Vollständige Abschrift des Hauptwerks zur Dreifaltigkeit, der ersten Veröffentlichung des spanischer Mediziners und humanistischen Gelehrten und Theologen Miguel Serveto y Reves (1509-1553), das 1531 in Hagenau gedruckt worden war. Hierin kritisiert er die Trinitätslehre vehement, was ihm den Ruf der Ketzerei einbrachte, so dass

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Theologische Handschriften______________________________________________________________________________________________________ er auf Betreiben Calvins dem Autodafé überantwortet wurde. Das Werk war dermaßen brisant, dass es meist nur klandestin weitergegeben werden konnte. Daher erklärt sich die relativ späte Abschrift. – Gering gebräunt, wohlerhalten.

1011 Theologische Sammelhandschrift mit Texten von Franz Koehne, Ernst Bernhard Nüssler, Andreas de la Fontaine, Christianus Pauli, Godofredus Schachmannus etc. Lateinische Handschrift auf Papier. Ca. 300 nn. Bl. 22 x 17 cm. Modernes braunes Leder mit goldgeprägtem RSchild. Deutschland wohl Ende des 18. Jahrhunderts. 500 € Minutiöse Abschrift der Werke „De Oeconomiae Foederis“ mit Texten „De prima promissione liber III De Oeconomijs Foederi Gratia“ mit Exegese der Glaubenssätze „ante legem“ vor dem Gesetz mit Kapiteln wie „Fide et religioso cultu patrum ante Mosem“, „De veteri Testamento ex foedere“, „De Lege morali“, „De lege Ceremoniale“, „De Sacramentis sub oeconomia“. Ein zweiter großer Teil „de prodomo Messiani“ - „Liber IV De Oeconomia Foederis sub novo Testamento“, ferner „De Oeconomia Foederis Gratiae Sub Lege Mosis Locus Decimus Septimus“, „De Veteri Testam. Et Lege, De Lege Morali, De Lege Ceremoniali, De Personis Sacris, De Actionibus Sacris, Synopseos Theologiae Francisci Burmanni“ etc. Es handelt sich dabei wohl um eine weitgehend getreue Abschrift der gleichnamigen theologischen Publikation (als Dissertation) in Bremen bei Brauer, 1683 (vgl. OCLC-Nummer:934229450).

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Am Ende ein ausführlicher, umfangreicher „Index locorum S. Scrpturae in celeb. Domini professoris Rodolphi, in Bernatum Lyceo omne cum applausu docentis Theologiae Compendio Citatorium et explicatorum“. – Unbeschnitten, wohlerhalten, mit Besitzvermerk „Sum Johannis Annosij a Planta“ (?).

1012 Hengel, Wessel Albertus van. „Interpretatio Pauli Epistolae ad Romanos. Caput I [bis] XI“. Lateinische Hand­ schrift auf Papier. 176 hs. num. Bl. (jeweils nur recto beschrieben). 22 x 14 cm. Halbleder d. Z. (beschabt, bestoßen, leicht fleckig) mit goldgeprägtem RSchild und RFileten. Gent (?) „24. Juni 1829“. 250 € Abschrift der Interpretation der Paulusbriefe an die Römer von dem niederländischen reformierten Theologen Wessel Albertus van Hengel (1779-1871), die erst 25 Jahre später veröffentlicht werden konnte: „Interpretatio Epistolae Pauli ad Romanos, primum in Lectionibus Aca­de­ micis proposita nunc novis curis ad editionem Patra. Leiden und Leipzig, 1854“. Die exegetischen Kanzelreden hatte Hengel als Professor der Universität Leiden ausgearbeitet, wo er seit 1827 mit dem Lehrauftrag der Auslegung des neuen Testaments berufen worden war. Die vorliegende Handschrift ist wohl die erste reine Niederschrift der Texte, sie ist bis dato unbekannt. Ein Vergleich mit dem Druck böte sich an. – Wohlerhalten, sehr sauber - und auf bemerkenswert festem Papier sauber geschrieben.


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Äthiopische Handschriften, Torah-Fragmente Reich illuminiertes Evangeliar mit qualitätvollen Miniaturen 1013 Ge‘ez Handschriften. - Evangeliar. Ge‘ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 129 Bl. 39-40 Zeilen, 3 Spalten. Mit 12 (7 ganzseitigen) farbigen Miniaturen. Ca. 36,5 x 29,5 cm. Reich blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. über schweren, kantigen Holzdeckeln (etwas berieben und bestoßen sowie beschabt, Lederbezug an Gelenken offen und mit Fehlstücken, ohne Rückenbezug). Äthiopien um 1720. 4.800 € Prachtkodex eines äthiopischen Evangeliars in Ge‘ez-Schrift in einem sorgfältigen, regelmäßigen Duktus, in schwarzer Tinte mit roten Hervorhebungen. Anfangs ein Doppelblatt mit vier ganzseitigen Malereien (die Madonna mit Kind zwischen zwei Engeln und vier Heiligen - die Heilung des Gelähmten - die Fußwaschung - der Gekreuzigte zwischen Maria und Johannes), die letzten drei Seiten mit drei weiteren blattgroßen Malereien (die thronende Madonna über einer Krönungsszene - ein zweigeschossiges Fries mit Herrscher- und Heiligendarstellungen - Gottvater zwischen den Evangelistensymbolen, darunter Engel und Heilige). Im Text (Fol. 21v, 39v, 59v, 111v u. 128r) fünf kleinere, mitunter mehrteilige Malereien mit weiteren Apostel- und Heiligendarstellungen. Die ansprechenden Malereien im ersten Gondar-Stil (typisch die schematisierten Schatten auf den Gesichtern, die großen Köpfe und die als paral­ lele Linien dargestellten Gewandfalten) sind meist in warmen Erdtönen gehalten, stellenweise von etwas lebhafterer Farbgebung, scheinen jedoch von ein und derselben Hand zu stammen. Die Darstellung von zwei Reiterheiligen am Ende des Textes blieb unvollendet. – Anfangs 1013

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Äthiopische Handschriften _________________________________________________________________________________________________________________ Kanten teils leicht offen oder mit unwesentlichen Fehlstellen, etwas beschabt und bestoßen). Äthiopien um 1840. 2.600 €

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und am Ende etwas gebräunt und angeschmutzt, vereinzelt am oberen Rand fleckig, im ganzen jedoch von ausgezeichneter Erhaltung. Der schöne zeitgenössische Prägeband zeigt auf beiden Deckeln ein mehrfaches Bordüre-Ornament, das sich um ein großes Mittelkreuz legt und mit verschiedenen Kreuzstempeln geziert wurde. Abbildungen, auch Seite 25

1014 Ge‘ez Handschriften. - Evangeliar. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 166 Bl. 40 Zeilen, 3 Spalten. Mit Frontispiz und breiter Randbordüre in den Farben Schwarz, Rot, Grün, Gelb und Blau. Ca. 35,5 x 29 cm. Holzdeckelband d. Z. (gering berieben, Deckel mit Resten des ursprünglichen, reich geprägten Lederbezugs) mit breitem blindgeprägten Lederrücken des 19. Jahrhunderts. Äthiopien wohl zwischen 1780 und 1820. 1.800 €

Ein äthiopisches Evangelistar, das die Evangelien der drei Synoptiker und das Evangelium des Johannes sowie wohl auch dessen Apokalypse enthält, hier aber vermutlich nicht als Evangeliar, sondern als Evangelistar, in der Reihenfolge des liturgischen Gebrauchs angeordnet. Zu Beginn und gegen Ende ist jeweils ein Doppelblatt etwas kleineren For­mats eingebunden, darauf zwei bzw. vier schöne ganzseitige, vermutlich etwas jüngere Malereien im zweiten Gondarstil: die von den Evangelistensymbolen umgebene Dreieinigkeit, darunter liegend das Stifterehepaar; ein Erzengel, flankiert von zwei weiteren Engeln, darunter der Teufel im Höllenfeuer; der Gekreuzigte mit Maria und Johannes Evangelista; der Heilige Georg als Drachentöter; die Madonna mit Kind (Typus Santa Maria Maggiore); die Auferstehung. Die Malereien sind durch am oberen w. Rand angenähte Stoffstücke aus roséfarbener Seide geschützt. – Mit geringen Gebrauchsspuren, als da wären Fingerflecke, etwas gebräunt, kaum Schadstellen im Pergament, insgesamt in bemerkenswert gutem Gesamtzustand. Der Einband ist besonders pracht­voll und außergewöhnlich gut erhalten. Er zeigt auf beiden Deckeln ein mehrfaches Bordüre-Ornament, das sich um ein großes Mittelkreuz legt und mit verschiedenen Kreuzstempeln geziert wurde. Abbildungen, auch Seite 28

1016 Ge‘ez Handschriften. - Gebetbuch. Ge‘ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 79 Bl. 14-17 Zeilen. Mit 5 farbigen Zierstücken und 5 ganz­ seitigen farbigem Miniaturen. Ca. 14 x 9,5 cm. Dunkelbraun-schwarzes Leder d. Z. (mit Löchern und Fehlstellen, teils stärker beschabt und bestoßen). Äthiopien um 1850. 300 €

Das Buch besteht aus 20 Quaternionen, einem Trinion sowie einem vor­geblendeten Frontispiz (dieses und die Bordüre sicherlich etwas später), so dass die Lagenformel lautet: Frontispiz, 1-98, 106, 11-218. Die erste Textseite wurde in jüngerer Zeit mit einer dekorativen Flechtwerkbordüre in gedämpfen Rot-, Gelb-, Blau- und Grüntönen versehen; von derselben Hand stammt das dieser Seite gegenüber eingefügte, bemerkenswert prächtige Frontispiz mit einer schönen Darstellung der vier Evangelisten im Stil der äthiopischen Handschriften-Illumination des 15.-16. Jahrhunderts. – Breitrandig und kaum fleckig, letzte Lage gelockert, kaum gebräunt, wenige Fingerfleckchen. Abbildung

1015 Ge‘ez Handschriften. - Evangelistar. Ge‘ez-Handschrift in roter und schwarzer Schrift auf Pergament. 149 Bl. 28-28 Zeilen, 3 Spalten. Mit 6 ganzseitigen farbigen Miniaturen auf 4 zusätzlich eingehefteten Blättern. 38 x 31,5 mm. Reich blindgeprägtes rötlich-braunes Kalbsleder d. Z. über schweren, kantigen Holzdeckeln (Kapitale und 1013

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Äthiopische Handschriften _________________________________________________________________________________________________________________ Prachtvoll illuminierte äthiopische Ge‘ez-Handschrift eines Taschengebetbuchs für den Gebrauch unterwegs. Die schönen, von späterer Hand über der Schrift angebrachten ganzseitigen Malereien zeigen den Heiligen Georg als Drachentöter, die Madonna mit Kind, die Bergpredigt, den Gekreuzigten zwischen Maria und Johannes Evangelista sowie einen Heiligen zwischen zwei Heiden. – Etwas gebräunt und fleckig, Bindung gegen Ende gelockert. Abbildung

1017 Ge‘ez Handschriften. - Liturgia aethiopica. Ge‘ezHandschrift auf Pergament. 151 Bl. 20-25 Zeilen. 2 Spalten. Mit 16 (9 ganzseitigen) Miniaturen. Text durchgehend in Schwarz und Rot. 26,2 x 21,5 cm. Reich blind­geprägtes braunes Kalbsleder d. Z. Holzdeckeln (Rückdeckel mit Fehlstelle, Rücken mit Leinen um 1900 überzogen, Orna­ ment etwas abgeflacht). Äthiopien, Mitte 19. Jahrhunderts, um 1860. 900 € Sammlung verschiedener liturgischer Texte, hier reich illuminiert mit hübschen, möglicherweise später hinzugefügten, ausdrucksvollen und in gedämpften Erdfarben gehaltenen Malereien am Anfang und am Ende der Handschrift. Sie zeigen verschiedene Erzengel, die Madonna mit Kind, den Heiligen Georg als Drachentöter, die Verkündigung an die Jungfrau, die wundersame Errettung eines von einer Schlange bedroh­ ten Abuna, die Marienkrönung, den Heiligen Tekle Haymanot sowie geflügelte Engelsköpfe und einige Zierstücke. – Teilweise etwas fleckig, mit Gebrauchsspuren, meist jedoch wohlerhalten. Abbildungen, auch Seite 30

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1018 Ge‘ez-Handschriften. - Konvolut von 10 äthiopischen Handschriften auf Pergament, darunter Psalterien, Bibelauszüge, liturgische Handschriften und Andachtsbzw. Gebetsbücher etc. Verschiedene Formate 8°-Kl.-Fol. Schwarze, schwarzbraune und rote Ge‘ez Schrift auf regliertem Pergament, teils mit farbigem Buchschmuck wie Bordüren und Feder-Ornamenten, teils mit Miniaturen. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. 1.400 € Zum Sammelgebiet des Theologen Klaus Berger gehörten auch orientalische Handschriften. Die größte Produktion dieser Bibeln, Breviere, Zauberrollen und liturgischer Textbücher fand im nord-östlichen Afrika, in Äthiopien statt. Dort befinden sich bekanntermaßen die ältesten Kirchengemeinden der Welt, die sich direkt auf die Sukzession der Königin von Saba sowie den Königen Salomon und David berufen. Besonders fruchtbar wurde dabei das 19. Jahrhundert, aber auch im 18. Jahrhundert wurden schon Handschriften hergestellt, die einem sehr volkstümlichem Glauben dienten. Meist sind die Bücher in groben 6er bis 12er Lagen abgefasst, die mit Hanfschnur in Kodexform gebunden wurden und zwischen zwei massive Hartholzdeckel eingehängt wurden. Dabei wurden für diese Bücher, ebenso wie für die Geisterrollen, aber auch andere Texte häufig eigens zweiteilige Futteralschuber angefertigt, deren beide Teile mittels eines durch Schlitze in dem über die Seiten gezogenen aufgenähten Bodenleder Ledergurts zusammengehalten werden. Das innere Futteral schmiegt sich dabei der Handschrift perfekt an, kann oben mit drei breiten Klapplaschen geschlossen werden und an dem seitlichen 1015

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Lederriemen in das äußere Futteral geschoben werden. Somit wurde das Buch vor allem Unbill der Steppe und den Fährnissen des Lebens der Wüstenbewohner geschützt, ein Riemen diente zur Befestigung am Sattelknauf oder an dem Gürtel des Beduinengewandes. Zu den Hand­ schriften vgl. E. Hammerschmidt, Illuminierte Handschriften der Staats­ bibliothek Preußischer Kulturbesitz, Graz 1977, S. 19. Vorhanden sind: 1. Psalterium. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. 114 Bl. Mit 4 ganzseitigen farbigen Miniaturen (spätere Einmalungen). Ca. 17 x 10,3 cm. Blindgeprägtes, punziertes braunes Leder über Holzdeckeln in LederSchuber und Leder-Tragetasche. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. - Enthalten sind die Psalmen 1-151, die Cantica (Oden) des Alten und Neuen Testaments, das Hohelied und (zweispaltig ab Bl. 99r) das Wedasse Maryam (Lobpreis Mariens, Marienoffizium für die sieben Wochentage).

2. Leben König Davids. Bibelauszüge zum liturgischen Gebrauch. Ge‘ezHandschrift auf Pergament. 150 Blätter. Schrift in Schwarz und Rot. Mit prächtiger Kopfbordüre in Schwarz, Rot und Gelb, einigen Textbordüren und vereinzelten schwarzen Schemata-Illustrationen. Ca. 23,2 x 16 cm. Braunes geglättetes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln . Äthio­ pien Ca. Mitte des 18. Jahrhunderts. - Hübsch gebunden mit Streicheisenzier. 3. Taschengebetbuch. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. 65 Blätter. Schrift in Schwarz und Rot. Ca. 12 x 9 cm. Massive Holzdeckel. Äthiopien Anfang 19. Jahrhundert. 4. Bibeltext zum liturgischen Gebrauch. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 64 Bl. 3-spaltig. Schrift in Schwarz und Rot. Mit farbigen Textbordüren und ganzseitiger Federzeichnung mit dem Hl. Georg zu

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Pferde auf dem ersten Blatt sowie verso einer Maria Eleusa-Darstellung. Ca. 23,2 x 16 cm. Braunes geglättetes Kalbsleder über massiven Holzdeckeln . Äthiopien Ca. Mitte des 18. Jahrhunderts. - Hübsch gebunden mit Streicheisenzier. 5. Liturgische Texte. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. 58 Bl. Mit 6 ganzseitigen farbigen Miniaturen. Ca. 19,5 x 12 cm. Reich blindgeprägtes dunkelrotes Leder über Holzdeckeln. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. 6. Psalterium. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. 148 Bl. 16,7 x 11,8 cm. Blindgeprägtes braunes Leder über Holzdeckeln. Äthiopien Wohl 1830. - Enthalten sind die Psalmen 1-151, die Cantica (Oden) des Alten und Neuen Testaments, das Hohelied und ab Bl. 134 zweispaltig Wedasse Maryam (Lobpreis Mariens, Marienoffizium für die sieben Wochentage). 7. Liturgische Texte. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 72 Bl. Text in Schwarz und Rot. Ca. 21 x 15 cm. Einfacher kantiger Holzdeckelband. Äthiopien um 1860. 8. Messbuch Mashafa Qédasse und liturgische Texte. Große Ge’ez-Hand­ schrift auf Pergament. 165 Bl. 24,8 x 19,3 cm. Blindgeprägtes Leder (Rücken fehlt, restauriert) über schweren, kantigen Holzdeckeln. Äthiopien um 1820. Jahrhundert. - Der einst hübsche Einband mit einem großen ornamentalen Kreuz in Blindprägung. - Teils fehlerhaft zum Schluss, ausführliche Beschreibung eines Experten beiliegend. 9. Liturgische Texte. Ge‘ez-Handschrift auf Pergament. Ca. 220 Bl. Mit kleiner farbiger Randminiatur und einigen Bleistift-Miniatur-Vorzeichnungen. Ca. 16,5 x 13 cm. Holzdeckelband mit ornamentaler Ritzung. Äthiopien 18.-19. Jahrhundert. - Teils fehlerhaft, schlechter Zustand. 10. Mashafa Qédasse und liturgische Texte. Große Ge’ez-Handschrift auf Pergament. 165 Bl. 22,5 x 20 cm. Rötliches blindgeprägtes Leder

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über Holzdeckeln in doppelwandiger, hellgelb-brauner Lederkassette mit Decke, Gegenzuglitz unten und intaktem Sattelgurt-Band. Äthiopien um 1760. – Teils stärkere Gebrauchsspuren wie Ein- oder Ausschnitte, teils auch mit Textverlust, teils mit Textauslöschungen, fleckig, gebräunt, mit Gebrauchsspuren, meist aber sehr gut erhalten. Die Miniaturen in grandios schöner Frische und Farbigkeit. Abbildung

1019 Torah-Fragmente. Auf verschiedenen Leder- und Pergamentrollen. Hebräische Handschrift in schwarzer oder braunschwarzer Tinte oder Tusche auf Kalbspergament oder Kalsbsleder. Insgesamt ca. 20 Fragmente. Zwischen 67 x 220 und 40 x 12 cm. Europa und Orient 18.-19. Jahrhundert. 800 € Die Torah (Jiddisch Tojre) umfasst den ersten Teil der hebräischen Bibel, des „Tanach“. Sie enthält den Pentateuch, die fünf Bücher Moses, wie diese in der christlichen Bibel genannt werden („chamischa tora“, etwa „Die fünf Fünftel der Torah“). Die häufigste Form der Verschriftlichung der Torah-Texte bildet die Torah-Rolle, ein Rotulus und nicht - wie im westlichen üblich - ein Codex, der die Texte in Buchform darbot. Das Trägermaterial der mit Tinte oder Tusche geschriebenen Text wurde dabei aus mehreren Stücken, meist aus Pergament, teils aber auch aus Leder, selten aus Papier zusammengenäht und auf zwei Spindeln aus Holz oder Metall aufgerollt. So konnte man den jeweiligen gewünschten Text für den jüdischen Gottesdienst aufrollen und mit der üblichen Kantillation, dem Singsang des Rabbi, vortragen. Gewöhnlicherweise fehlten den Torah-Texten dabei die Vokalisierungszeichen (die „Punktierung“), die von dem Rabbi bei den all seits bekannten, viel­fach durchstudierten Texten aus dem Gedächtnis ergänzt wurden.


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Vorhanden sind etwa 1) ein größeres Stück einer Torah-Rolle auf Perga­ ment (67 x 220 cm), zusammengenäht aus vier Stücken, mit Teilen aus Genenis 3,1. - 2) Numeri. Ein Teil einer Torah-Rolle aus dem IV. Buch Mosis, Kapitel 12, in einem Pergament-Blatt (52 x 73 cm.). - 3) Zwei Frag­ mente ­(52 x 61 bzw. 55 x 57 cm) einer Torah-Rolle auf braungelbem Kalbs­leder mit Ausschnitten aus dem Buche Numeri: „Seine Gabe bestand aus einer silbernen Schüssel, hundertdreißig Schekel schwer, einer silbernen Schale zu siebzig Schekel, nach dem Schekelgewicht des Heilig­ tums, beide gefüllt mit Feinmehl, das mit Öl vermengt war, für das Speise­ opfer“ (Numeri 7, 79). - 4) Sieben Torah-Fragmente auf Perga­ment mit

unterschiedlichen Texten, teils um die Textspiegel beschnitten, ein Frag­ ment stärker fleckig. - 5) Fragment einer Torah-Rolle auf rotbraunem Kalbsleder (59 x 27 cm) sowie ein weiterer Schnipsel mit einer Kolumne (50 x 10 cm). - 6) Fünf weitere Fragmente auf braunem Kalbsleder mit verschiedenen Texten, unterschiedliche Größen, unter­schiedlich beschnitten, teils etwas fleckig. – Einige ältere oder ursprüng­liche Läsu­ ren wie ersetzte Pergament-Knorpelausrisse, teils mit kleinen Randläsuren, Ausbrüchen oder Nagespuren, meist aber sehr sauber und kaum fleckig. Insgesamt überaus suggestives Material, nicht nur für Buchbinder. Abbildung

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Theologische Wiegendrucke 1020 Albertus Magnus. De mysterio missae. 132 (statt 134; 1 Einschaltblatt zusätzlich eingebunden) Bl. 1 Spalte. 32-34 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 19,8 x 11,2 cm. Format: 26,5 x 19 cm. Mit zahlreichen Initialen und floraler Holzschnitt-Winkelleiste. Ohne Rubrizierung. Holzdeckel­ band um 1520 (Teile der Kanten und Kapitale fachmännisch restauriert) mit breitem blindgeprägtem Schweinslederrücken (etwas fleckig und berieben, VDeckel mit schwachen Klebespuren am Leder, ohne Messingschließen; Remboîtage) mit neuerem RTitel. Ulm, Johann Zainer d. Ä., 29.V.1473. 7.500 € Hain 449. GW 700. Goff A-287. Pellechet 287. Amelung 8. Arnoult 22. Delisle 41. Günther 3036. Ohly-Sack 51. Walsh 879. Zehnacker 51. BMC II 520. BSB-Ink A-153. CIBN A-125. IDL 129. IGI 213. ISTC ia00287000. – Erster von nur zwei Inkunabeldrucken von Albertus

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Magnus‘ Kommentar über die Eucharistie, zugleich einer der frühesten Drucke Zainers in Ulm, erschienen in seinem ersten Druckjahr. Zu Beginn des eigentlichen Texte verwendete Zainer ertsmals eine dritte seiner berühmten Ran dleisten (Passionsblumen ohne Wappen). „Zwischen Blatt 7 und 8 der 10. Lage war eine Seite Text aus Versehen ausgefallen, die Zainer auf einem eingehängten halben Blatt nachholte, das auf jeder Seite mit 17 Zeilen bedruckt wurde“ (Amelung). Auf eine weitere Besonderheit im Druck verweist der BMC: „At the foot of the last page is a block of three lines, impressed in blind, consisting of three M‘s and 39 R‘s“. – Es fehlen die beiden Blatt d5 und d6. Erste Lage gebräunt und braunfleckig sowie mit kleinen Wasserrändern, die Initiale auf dem ersten Blatt mit Sepiatinte ausgemalt, dort auch Eintrag des Titels in Sepia. Am Schluss mit verblasstem Wasserfleck im oberen Rand. Etwas fleckig, stellenweise leicht gebräunt, insgesamt wohlerhalten. Durchgehend mit alter Tintenpaginierung, vereinzelte Annotationen, Seitenschnitt mit kleinem Tintenfleck, Vorsätze mit altem Papier alt erneuert. Abbildung


___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke 1021 Paulus de Sancta Maria (Paulus Burgensis). Scrutinium scripturarum. 218 nn. Bl. (inkl. 3 w.). 39 Zeilen. Got. Textura Rotunda. Schriftraum: 18 x 10,9 cm. Mit Hun­derten von bis zu 10-zeiligen rot eingemalten Initialen, roten Kapitelüberschriften und Kolumnentitel sowie durchgehender Rubrizierung. Strassburg, Johann Men­ te­lin, um 1474 [und beigebunden:] Thomas Cantipratensis. Bonum universale de proprietatibus apum. 134 nn. Bl. 2 Spalten. 39 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,5 x 13,4 cm. Mit zahlreichen bis zu 6-zeiligen rot eingemalten Initialen sowie durchgehender Rubrizierung. Köln, Johann Koelhoff, um 1479. - 2 Werke in 1 Band. Format: 28,4 x 20,6 cm. Schweinsleder d. Z. (etwas abgegriffen und fleckig, Rücken alt gekalkt und mit hs. RTitel auf rotem Grund, Bezug an den Gelenken etwas brüchig) über schweren, kantigen Holzdeckeln mit Streicheisenlinien und 2 (von 4) MessingSchließbeschägen (ohne die Schließen). Straßburg bzw. Köln 1474-1479. 30.000 € I. Hain 10762. GW 29974. Goff P-203. Proctor 223A. Pellechet 8929. Collijn 806. Gamper 164. Günther 2893. Hubay 1571. Jaspers 121. Madsen 3060. Nentwig 306. Sack 2655. 2656. Voulliéme 1280. Walsh 64. Wilhelmi 478. Zedler 552. BMC I, 58. BSB-Ink P-47. CIBN P-72. CBB 3010. CIH 2532. IBE 5112. IBP 4194. IDL 3515. IGI 7327. Schorbach, Mentelin, 34. ISTC ip00203000. II. Hain-Copinger 3644. GW 46647. Goff T-347. Proctor 1042. Pellechet 3212. Klebs 969.2. Bodleian T-197. Borm 2621. Collijn 1416. Finger 909. Günther 683. Hubay 2057. Madsen 3955. Oates 530. Voulliéme 465. Wilhelmi 578. 579. BMC I, 223. BSB-Ink T-330. CIBN T-217. CBB 3768. 1021

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CIH 3306. IBP 5353. IDL 4347. ISTC it00347000. – I: Paulus de Sancta Maria. Scrutinium scripturarum. Zweite Straßburger Mentelin-Ausgabe des ersten gedruckten antisemitischen Buchs, das erstmals um 1470 bei demselben Drucker erschienen war. Paulus de Sancta Maria (13511435), eigentlich Salomon ben Levi, trat 1390 zum katholischen Glauben über und galt als der bedeutendste Exeget seiner Zeit. Er wurde Geheimkanzler des Königs Heinrich II. von Kastilien und Patriarch von Aquileia. Sein vorliegendes Hauptwerk ist eine Art Dialog zwischen Christentum und Judentum, in dessen erstem Teil ein Jude Saulus und ein Christ Paulus darüber diskutieren, ob mit Jesus Christus der verheißene Messias gekommen sei. Der zweite Teil enthält Erläuterungen der Grunddogmen des christlichen Glaubens durch einen christlichen Magister gegenüber einem Schüler. - Prächtiger früher Druck aus der Offizin Mentelins, der um 1460 in Straßburg zu drucken begann und sein Handwerk ver­mutlich in Mainz erlernte. II: Thomas Cantipratensis. Bonum universale de proprietatibus apum. Die zweite Ausgabe der Hauptschrift des Theologen, Tier- und Naturforschers, Enzyklopädisten, Augustiner-Chorherrn und Dominikaners Thomas von Cantimpré (auch Thomas Cantimpratensis, Thomas Braban­ tinus oder Thomas van Bellinghen; 1201-1272), der darin „das menschliche Gemeinwohl im Bienenstaate“ erschaut. Tatsächlich handelt es sich um das früheste Werk, in dem die erstaunliche Organisation eines Bienenstaats auf Naturbeobachtungen basierend nahezu wissenschaftlich beschrieben wurde. Dabei vergleicht Thomas Cantipratensis die Bienengemeinschaft mit der Gesellschaft und dem Zusammenleben der Menschen, wobei die Organisation des christlichen Klosterlebens als Muster und Vorbild dient. Thomas war Chorherr zu Cantimpré bei Cambrai, hatte unter Albertus Magnus in Köln studiert und wurde schließlich Subprior in Löwen. Prachtvoller zweispaltiger Druck von Johann Koelhoff d. Ä., der seine Druckwerkstatt seit 1471 betrieb und das Handwerk wahrscheinlich bei Wendelin von Speyer in Venedig

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erlernt hatte – Lediglich ein Blatt mit kleinem Eckabriss, ein weiteres mit Randeinriss, die Ränder vereinzelt geringfügig stockfleckig, sonst fast durchgehend strahlend sauber und frisch, die Vorsätze erneuert. Zwei außergewöhnlich gut erhaltene Drucke auf kräftigem, bemerkenswert breitrandigem Papier in sorgsamer Rubrizierung, gebunden in einem zeitgenössischen Holzdeckeleinband, dessen Deckelblindprägung mit schlichten Fileten zu einem recht geistreichen Rautenornament gefügt wurden. Mit hübschem gotischen Schnitttitel unten „Scrutinium scripturarum“ und Resten von einem zeitgenössischen Titelschild auf dem Vorderdeckel, der ebenso nur dem ersten enthaltenen Werk Rechnung trägt: „Scrutinium scripturarum“. Abbildungen, auch Seite 33

Ulmer Zainer-Druck in Ulmer Dinckmut -Einband 1022 Nider, Johannes: Die 24 goldenen Harfen. CXLVIII (recte CLVIII) Bl. (ohne das erste nn. Bl., durch Faksimile ersetzt). 32-34 Zeilen. Got. rotunda. Schriftraum: 18,8 x 11,4 cm. Format: 28,2 x 20,5 cm. Mit 4-zeiliger figürlicher Holzschnitt-Initiale, 24, teils wiederholten großen ornamentalen 10-zeiligen Holzschnitt-Initialen und zahlreichen kleineren 3-zeiligen Holzschnitt-Initialen. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (mit nur geringen Schabspuren, Rückdeckel mit kleinen Kratzern, Rücken alt gekalkt) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit Mittelschließe aus Schweinsleder und 3 punzierten Messingbeschlägen (überarbeitet) in moderner Leinenkassette mit goldgepräg­ tem RSchild. Ulm, Johann Zainer d. Ä., 1476. 22.000 €


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Hain 11849. GW 26865. Goff N-224. Amelung, Frühdruck, I, 26. Dahm 670. Hubay 1559. Schlechter-Ries 1355. Ohly-Sack 2124. 2125. Sack 2572. Sallander 2359. Scheidegger-Tammaro 981. Šimáková-Vrchotka 1395. BSB-Ink N-179. CSA 362. IBP 3974. ISTC in00224000. – Dritte deutsche Ausgabe des in Prosa abgefassten Erbauungsbuchs von dem aus Isny im Allgäu stammenden Dominikanertheologen Johannes Nider (1385-1438), der als Kirchenreformer zu einer der führenden Figuren der Observanzbewegung gehört. Das Werk soll dem Leser die Grundlagen des christlichen Glaubens und Anhaltspunkte zum Führen eines

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gottgefälligen Lebens in allen möglichen Alltagssituationen geben. Entstanden waren Die vierundzwanzig goldenen Harfen in einer Reihe von Predigten, die Nider in Nürnberg gehalten hatte, wo er zwischen 1427 und 1429 als Prior dem Dominikanerkloster vorstand. Einige Frauen aus dem wohlhabenden Nürnberger Bürgertum hatten Nider um die Niederschrift seiner Predigten in Buchform gebeten. Nider kam der Bitte nach und verarbeitete in seinem Werk Quellen wie die Collationes patrum des Johannes Cassianus und Texte des Mystikers Heinrich Seuse und anderer.


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„Das interessanteste Dokument der volkssprachlichen Aufnahme dees Collators, zugleich das einzige mit großer Breitenwirkung, eines der erfolgreichsten Erbauungsbücher des 15. Jahrhunderts, sind die ‚Vierundzwanzig goldenen Harfen‘ des Dominikanermagisters Johannes Nider. Zwischen 1427 und 1429 in Nürnberg entstanden, ist es aus Predigten hervorgegangen. Nider gilt, zu Recht, nicht als Mystiker, auch nicht als literarischer Vermittler von Mystik, er hat nur wie viele seiner Zeitgenossen teil am namentlich durch Seuse geprägten und verfügbar gewordenen mystischen Sprachduktus“ (Kurt Ruh, Geschichte der abendländischen Mystik, II, 137“.

ebenfalls durch Dreifachfileten mit einem Rhombenmuster verzierten Mittelfeld sind kleine Quadratstempelchen „Hirsch“ (ebenda 24) ein­ geprägte. Auf den Außenecken des Rückdeckels findet sich ein rhombischer Stempel „Lamm“ (ebenda 6; Kyriss, Gruppe 126, 3). Auf den waagerechten und senkrechten Randstreifen befindet sich jeweils drei­fach ein runder Rosettenstempel (634), das Mittelfeld des Rückdeckels ist in Rechtecke geteilt, die dann schräg durchkreuzt wurden. In den so entstandenen Felder findet sich der Stempel „Erdbeere“ (vgl. Schunke 10).

Ein Meisterwerk der Typographie aus der Offizin des Johannes Zainer in Ulm. Mit Zainers dritter Type sind überhaupt nur fünf Bücher gedruckt worden – Es fehlt das erste Blatt (alpha1, vor der ersten Lage), das durch ein hervorragend gemachtes Faksimile auf zeitgenössischem Papier ersetzt wurde (erkennbar nur an der Papierstärke und den Schöpf­ linien), vorletztes Blatt mit Riss. Ganz vereinzelte mimimale Fleckchen und unwesentliche Papierläsuren, winziges Wurmloch im Rand, stellenweise leicht gebräunt, das letzte Blatt mit geringen Wurmlöchlein und geringem Randbeschnitt, sonst durchgehend sauber, frisch und ein grandios breitrandiges Exemplar in ausgezeichnet guter Gesamterhaltung. Die Deckel des bemerkenswerten Einbandes sind mit dreifachen Streich­ eisenlinien in einen Bordürerahmen und ein Mittelfeld eingeteilt. Die Bordüre mit Rhombenstempeln mit einem Greif und ein heraldischer Adler, nach links blickend (vgl. Schunke, Stl. Schwenke, 245). In dem

Die verwendeten Stempel sowie der Stil lassen den Einband der Buchbindewerkstatt von Dinckmut und Mancz zuordnen (vgl. Amelung, Konrad Dinckmut, der Drucker des Ulmer Terenz, S. 16-18 und Abb. 9-12; ferner Kyriss Gruppe 126 sowie Textband S. 106-107. SchunkeRabenau 261 (Typ a). Konrad Dinckmut ist ab 1481 als Buchbinder in Ulm nachgewiesen (vgl. Amelung, Ulm, S. 152 & 197 sowie 104). Mancz‘ Tätigkeit als Drucker in Blaubeuren endete 1478 bzw. 1479. Im Jahr 1485 ist er bereits als selbstständiger Buchbinder nachzuweisen (vgl. Amelung 101). Später agierte er als Buchführer. „Die Buchbinderwerkstatt Dinckmuts gehörte sowohl was die Anzahl der dort gebundenen Bände anbelangt, als auch wegen ihres außerordentlich reichen Vorrats an Schmuckformen (Rollen und Stempeln) zu den größten und bedeutendsten bürgerlichen Werkstätten des 15. Jahrhunderts“ (Amelung, Dinckmut, S. 18). Die Innendeckelbezüge mit zwei Fragmenten einer spätmittelalterlichen Handschrift des ausgehenden 14. Jahrhunderts als feste Vorsätze. Abbildungen, auch Seite 38

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ ten theologischen Werke, der Sittenlehre des Antonius Florentinus (1389-1459), hier in einer Mischauflage der Erstausgabe der „Summa“, gedruckt von dem bedeutenden venezianischen Drucker Nicolaus Jensen dem zweiten Teil aus der ebenfalls in Venedig befindlichen Offizin von Johann von Köln und Johann von Manthen. Antoninus Pierozzi, genannt Florentinus (1389-1459), wurde in Florenz geboren und trat mit 16 Jahren in den Dominikanerorden ein. Er wirkte als Ordensmann in Cortona, Fiesole, Neapel und Rom. 1436 gründete er das berühmte Kloster San Marco in Florenz und wenig später die noch heute bestehende Gesellschaft „Buonomini di San Martino“, die „guten Männer vom heiligen Martin“. Ab 1446 war er als Erzbischof von Florenz tätig. Antoninus wurde vor allem für seine Güte und Aufopferungsbereitschaft geschätzt. Insbesondere als Florenz in kurzer Periode zunächst von einer Pestepidemie, dann von einer Hungersnot und schließlich von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde, wurde Antoninus als Wohltäter der Armen bekannt. 1523 sprach Papst Hadrian VI. Anto­ ninus heilig. „Er ist der ersta Moralist seiner Zeit ... Die Summa theologica des Anto ­ ninus ist für seine wirtschaftliche und sozialen Anschuldungen wichtig, an Präzision und Gleichmäßigkeit des Aufbaus hinter der Summa des hl. Thomas zurückstehend, bietet aber ein außerordentlich reiches Material“ (LThK I, 511). Im Hinblick auf die Apokalypse vertritt Anto­ ninus eine eigene Theorie: „Am Ende der Zeit des sechsten Engels werden im Übergang zur Zeit des siebenten Engels drei prophetische Zeugen auftreten: der Evangelist und apokalyptische Seher Johannes sowie Henoch und Elia ... So erwähnt Antoninus Florentinus ‚die Ansicht einiger‘, daß außer Henoch und Elia, für die in diesem Punkt die kirchliche opinio communis gegeben war, auch der Evangelist Johannes als endzeitlicher praedicator veritatis zu erwarten sei. Wie die beiden ande­ ren sei auch er lebend entrückt worden ... Nach Antoninus Florentinus würde er unter dem Antichrist ebenso wie Henoch und Elia das Martyrium erleiden“ (Reinhard Schwarz, Die apokalyptische Theologie Thomas Müntzers und der Taboriten, 1977, 50f.). 1) Teil I: Venedig, Nicolaus Jenson, 15.XII.1479. 254 Bl. Anfangs stark wasser- und sporfleckig, angeschmutzt, sonst im Block ordentlich. 1022

Aus der Bibliothek des letzten Königs von Portugal 1023 Antonius Florentinus. Summa theologica. 4 Teile in 5 Bänden. Mischauflage. 2 Spalten. 55-56 bzw. 53 Zeilen. Got. Typ. Format: ca. 26 x 18 bzw. 28 x 20 cm. Mit zahlreichen roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Hellbraunes Kalbsleder um 1680 (Leder teils brüchig oder abgeschabt, teils geschickt restauriert bzw. ergänzt, bestoßen, alle Bände mit modernen Vorsätze und komplett neu aufgebunden) über 5 Bünden mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung, blindgeprägten Deckelfleurons und gesprenkeltem Rotschnitt. Bände I, III/1, III/2 und IV: Venedig, Nicolaus Jenson, 1477-1480 bzw. Band II: Venedig, Johann von Köln und Johann Manthen, 1477. 6.000 € Hain-Copinger 1243 bzw. 1255 und Hain 1259 bzw. 1251,2. GW 2185 (I, III, IV) bzw. 2196. Goff A-872 bzw. A-868. Proctor 1981, 4323. Pellechet 877 und 888. Bodleian A-342-344. Borm 179. BMC V, 177 bzw. V, 228. BSB-Ink A-594 bzw. A-604. ÖNB-Ink A-355 bzw. A-364. CIBN A-452-453. CBB 265. CIH 249. IBE 434. IBP 417. IDL 354. IGI 689. ISTC ia00872000 bzw. ia00868000. – Monumentalausgabe der gesam1023

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2) Teil II: Venedig, Johann von Köln und Johann Manthen, 1477. 365 (statt 366) Bl. Ohne das le. w. Die ersten Lagen am Außensteg stärker feuchtrandig, gebräunt, sporfleckig und mit teils restaurierten Randläsuren, allenthalben zeitgenössische Anmerkungen und Nota-bene-Händchen, durchgehend sparsam rubriziert. 3) Teil III/1: Venedig, Nicolaus Jenson, 28.VI.1480. 346 (statt 352) Bl. Es fehlen a1 und a5 (weiß) a7 a9 t9-10 K8. Mehrere Blätter angerändert bzw. Eckverluste restauriert, nur gegen Anfang und Ende stärker wasserfleckig, im Block meist sauber, Incipit-Blatt a6 um den Satzspiegel beschnitten und mit quadratischem Ausschnitt oben sowie mit einer hübschen figürlichen Initiale „A“ (Farbe teils leicht abgeplatzt), durchgehend rubriziert. 4) Teil III/2: Venedig, Nicolaus Jenson, 1477. 374 (statt 320) S. Es fehlen das e. u. le. w. Bl. und Bl. a5. Die ersten und letzten Blätter mit starken Randläsuren, Löchern, gebräunt, fleckig und wasserrandig, gegen Ende auch mit einigen Wasserspuren im Rand, im Block sonst aber meist sehr frisch und auf festem Papier gedruckt. Mit einigen alten Marginalien (teils überschnitten) und etwas Rubrizierung.

5) Teil IV: Venedig, Nicolaus Jenson, 18.IV.1480. 368 (statt 374) Bl. Es fehlen Bl. g4-7 und ß2,9, alle durch weiße Blätter alten Papiers ersetzt. Randläsuren, mit Hinterlegungen und Ansetzungen, teils mit Feuchtigkeitsschäden im Außensteg, gelegentlich fleckig, Papier wellig. Einige Bände mehrfach blassblau alt gestempelt (gekröntes Monogram „DC“?), mit zahlreichen, meist zeitgenössischen hs. Marginalien (teils knapp beschnitten), mehreren Randläsuren und Eckabrissen (ohne Text­verlust), teils restauriert, angerändert, hinterlegt, ergänzt. Allenthalben leichte, stellenweise auch starke Wasserränder, Feuchtflecken, oft mit unschönen Sporflecken sowie zahlreichen, teils restaurierten, teils gefüllten Wurmgängen und Wurmstichen. Recht dekorativ einheitlich, wenn auch später gebunden. Die neuen Vorsätze mit jeweils zwei Exlibris der Bibliotheken „Comte Claude de Flers“ (modernes gestochenes Wappenexlibris) sowie „Ex-Libris Depois de Vós Nós D. Manuel II“, des letzten Königs von Portugal Dom Manuel II., „O Patriota - O Desventurado“ (1889-1932). Abbildungen

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1024 Duns Scotus, Johannes. Reportata Parisiensia. Hrsg. Bartholomaeus Bellatus. 125 (statt 126; ohne das e. w.). 2 Spalten. 48 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 19,2 x 13 cm. Format: 30,2 x 21 cm. Mit großer 8-zeiliger Initiale in Rot und Blau mit Federwerk, zahlreichen roten, bis 4-zeiligen Initialen sowie durchgehender Rubrizierung. Modernes Halbpergament. Bologna, Johann Schriber (Johannes de Annunciata de Augusta), 6.IV.1478. 10.000 € Hain-Copinger 6425. GW . Goff D-398. Proctor 6545. Pellechet 4458. Sack 1308. BMC VI 817. BSB-Ink D-303. CIBN D-262. CIH 1216. IBE 2196. IBP 2002. IGI 3613. ISTC id00398000. – Erste und einzige Inku­ nabelausgabe der „Reportata Parisiensia“, Lehrsätze und Vorlesungen des schottischen Theologen, Philosophen und Scholastikers Johannes Duns Scotus (1266-1308), die dieser vor seinen Studenten an der Pariser Uni­versität Sorbonne im Jahre 1302 gehalten hatte und die von seinen Schülern und Studenten aufgezeichnet worden waren. Meist handelt es sich dabei um Mitschriften von Vorträgen über die Sentenzen des Petrus Lombardus (1095-1160), die von Duns Scotus wohl selbst über­ arbeitet und redigiert worden waren, bevor sie in Handschriften veröffentlicht wurden. Der erst jüngst, am 6. Juli 1991 seliggesprochene Duns Scotus studierte und lehrte in Cambridge, Oxford, Paris und Köln. Als einer der bedeutendsten franziskanischen Theologen begründete er die nach ihm benannte scholastische Richtung des „Scotismus“. Er verband darin u. a. Lehren des Aristoteles, des Augustinus und der Franziskaner auf feinsinnige Art miteinander, so dass Zeitgenossen ihn auch den „Doctor subilis“ nannten. Duns Scotus untersuchte die philosophischen Kategorien der Möglich- und Notwendigkeit mit den Formen der Modallogik,

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wobei er diese in nichtformaler Weise anwandte. Diese Fragestellung spielt auch heute noch in der Philosophie eine große Rolle. Ferner bewertete er Glauben, Wille und Liebe höher als Wissen und Vernunft. Als einer der ersten mittelalterlichen Denker betrachtete er Philosophie und Theologie als unterschiedliche Disziplinen mit unterschiedenen Aussagegehalten. Der Druck wird heute allgemein Johann Schriber (Schreiber) in Bologna zugewiesen, es nennt sich im Kolophon der Verleger Johannes de Annunciata de Augusta: „Nec non operate caractheris atque sublimi litterarum effigie ductu et impensis viri circumspecti magistri Johannis de Annunciata de Augusta. Laus deo pararoseque virgini Marie: nec non toti curie celesti triumphanti. Anno salutis dominice M.cccc. lxxviiii. Mensis aprilis sexta feria“. Zum Drucker vgl. Geldner II S. 122. – Ohne das erste weiße Blatt, das erste Textblattt mit handschriftlichem Vermerk des 18. Jahrhunderts mit einer fälschlichen Zuweisung der „Lectura super primum Sententiarum Alphonii de Toleto“, recto etwas stärker angestaubt und mit längerem Einriss im seitlichen weißen Rand. Einige Blätter mit Randläsuren bzw. Randeinrissen und kleinen Wurmspuren, aber nur schwach gebräunt und teils (meist nur an den äußersten Rändern) etwas fleckig, letztes Blatt verso gering angestaubt. Die Kustode auf Blatt a2 ist hier unter der rechten Spalte (beim digitalisierten Exemplar der BSB findet sich diese unter der linken Spalte). Außergewöhnlich breitrandiges, sehr schönes Exemplar dieses prachtvollen, sauber und hübsch rubrizierten „inunabula typographica“, eines typographischen Meisterwerks aus der frühen, dritten Dekade der Wiegendruckzeit. Sehr selten. Kein Exemplar in der Staatsbibliothek Berlin, insgesamt nicht mehr als vier Exemplare in Deutschland (Freiburg, München, Stuttgart), in ganz Amerika sind lediglich fünf Exemplare nachweisbar. Abbildungen


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1025 Gregorius I. Moralia in Job. 328 (statt 329) nn. Bl. 2 Spalten. 58 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,6 x 18,2 cm. Format: 40,2 x 28 cm. Mit 3 bis zu 12-zeiligen FederwerkInitialen und zahlreichen großen Lombarden in Rot und Blau sowie durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes modernes dunkelbraunes Kalbsleder im Stil d. Z. (leicht berieben) über schweren Holzdeckeln mit 1 (statt 2) Messingschließen. Köln, Konrad Winters, um 1479. 2.400 € 42

Hain-Copinger 7927. GW 11431. Goff G-429. Proctor 1177. Pellechet 5377. Bodleian G-219. Borm IG 1191. Kaplan 234. Madsen 1792. 1793. Nentwig 183. Ohly-Sack 1289. Walsh 396. Zedler 316. BMC I, 246. BSB-­Ink G-317. CBB 1714. CIH 1473. IBP 2492. IDL 2096. ISTC ig00­4 ­ 2­9000. – Dritter Inkunabeldruck der „Moralia in Job“, des immer noch bedeutendsten Hiobkommentars, den der lateinische Kirchenvater Papst Gregor der Große (540-604) während seines Aufenthaltes im oströmischen, griechischen Konstantinopel verfasste und dann 595 in Rom voll­enden sollte. „Die Moralia in Job ... gehören in die Hände derer, die innerhalb der Kirche Verantwortungen für andere tragen und von


___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke Gregor als ihre rectores oder praedicatores angesprochen werden“ (Katha­ rina Greschat, Die Moralia in Job Gregors des Großen, Tübingen, 2005, S. 30). Neben der wörtlichen Exegese des Bibeltextes geht es Gregor vor allem um die tropologische Auslegung, die er auf die Moral des Menschen in seinen durchlebten Schicksalen deutet, was er dann wiederum alle­ gorisch-typologisch in Bezug auf das Neue Testament setzt. Dabei spielt die Ausdeutung der Offenbarung des Johannes natürlich eine besondere Rolle, die der Kirchenvater in seinen Ausführungen würdigt und historisch, allegorisch und vor allem moralisch interpretiert. Der aufwendige zweispaltige Folio-Druck der Offizin des Konrad Winters aus Köln gehört zu den schönsten der Inkunabelzeit. Er ist nicht datiert, entstand aber wohl um 1479 und jedenfalls nicht nach dem 11. Juli 1478. – Es fehlt wohl ein Blatt der Lage F. Das erste Blatt mit dem Incipit verso („Gregorius papa libr[um] beati Job petente s[an]c[t]o Leandro Spalensi ep[iscop]o exponit“) mit Fehlstelle (geringer Textverlust) sowie bis auf den Spiegel beschnitten und komplett aufgezogen. Das „Registrum breve et utile“ ist hier nicht wie üblich an den Anfang, sondern an den Schluss gebunden. Die Außenstege teils stärker gebräunt, unschön wasserrandig, Papier jedoch nur gegen Anfang und Ende mit Randläsuren, sonst im Block teils feuchtfleckig, wasserrandig, etwas fleckig, unfrisch oder leicht gebräunt,

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oft aber auch sauber. Vereinzelte Marginalien von alter Hand. Erstes Blatt der „Praefatio“ einfach und Vorsatz teils mehrfach gestempelt als mehrfach ausgeschiedenes Exemplar der „Bibliothek SJ. Zürich Prov. Helv.“, der „Bibliotheca Dom. Pr. Feldkirch“ und dem „Archivum V.-Prov. Helveticae“, danach vielfach im Handel nachweisbar (letztens Auktions­ handel). Das Exemplar ist auf festem Papier gedruckt und mit zahlreichen pergamentenen Blattweisern am rechten Schnitt erschlossen (wenige ausgerissen). Abbildung

1026 Nicolaus de Lyra. Postilla super totam Bibliam. Mit Expositiones des Guillelmus Brito, Additiones von Paulus de Sancta Mari und den Replicationes des Matthias Doe­ ring. 2 Bände. 430 (statt 432) nn.; 506 (statt 508), jeweils ohne das erste und letzte weiße. 71 Zeilen. Got. Typ. Schrift­raum: 28,9 x 18,4 cm. Format: 38,4 x 27 cm. Mit 43 teils schematischen (8 ganzseitigen) Textholzschnitten, Initialspatien (Band I) und großer, 9-zeiligen Schmuckinitiale in Rot und Blau mit Federwerk sowie Hunderten von roten und blauen Lombarden sowie durchgehender Rubrizierung (Band II). Blindgeprägtes Schweinsleder vom Anfang des 17. Jahrhunderts (beschabt und berieben, Kapi­ tale und Ecken teils etwas abgeschürft; ohne die Schließen, Band II wurmstichig) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit hs. RSchildern (abweichend, aber ähnlich gebunden, schon im 18. Jahrhundert als Set vereint, vgl. RSchilder). Nürnberg, Anton Koberger, 22.I.1481. 12.000 € 1026

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Hain-Copinger 10369. GW 26513. Goff N-135. Proctor 1998. Bodleian N-059. Borm 1939. Collijn 1088. Ernst I/1 290. Hartig 505. Hubay 1491. Jaspers 117. Lökkös 314. Nentwig 80. Oates 994. Ohly-Sack 2107. Rhodes 1237. Sack 2558. Wilhelmi 452. . Schreiber 4843. Schramm XVII, 1-43. BMC II, 419. BSB-Ink N-114. CIBN N-76. CIH 2406. IBE 4102. IBP 3951. IDL 3362. IGI 6821. ISTC in00135000. – Die erste monumentale Koberger-Ausgabe der „Postillae perpetuae“, des fortlaufenden Bibelkommentars aus der Feder des französischen Franziskanergelehrten Nikolaus von Lyra (1270-1349), der zwischen 1322 und 1330 entstand. „Although Hain treats this as a work in three volumes, BMC considers it correctly as comprising only two“ (Goff). Band I unseres Exemplars in der seltenen Satzvariante a) mit dem Kennzeichen auf Blatt 1 „Prologus primus venerabilis fratris Nicolai de li= | ra in testamentus vetus“ statt Variante b) „Prologus primus venerabilis fratris Nicolai de lira | in testamentus vetus“. „Nikolaus de Lyra gilt als „der hervorragendste Exeget der Franziskaner und Skotistenschule“ (Grabmann). Sein Werk ist „eine mit gründlicher Kenntnis der früheren katholischen Ausleger und Theologen (namentlich des heiligen Thomas von Aquin) sowie der hebräischen Sprache und der jüdischen Ausleger (besonderes des Raschi) geschriebene Auslegung des Literalsinns der ganzen Bibel, im späten Mittelalter neben der Glossa ordinaria der verbreitetste und einflußreichste Bibelkommentar, der erste gedruckte“ (LThK VII, 580). Nikolaus von Lyras Kommentare

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präg­ten die Theologie das ganze Spätmittelalter hindurch und fanden noch bis in die Reformationzeit Anwendung: „Si Lyra non lyrasset, Luthe­ rus non saltasset“, wie man damals zu spotten pflegte. Die Holzschnitte zeigen u. a. die Arche Noahs, Kandelaber eines Hohen Priesters, Tempelanlagen in Jerusalem und vieles mehr. „The woodcuts illustrating the Pentateuch and Prophets in this edition were copied on a smaller scale for Koberger‘s edition of the Biblia cum postillis, and gave many suggestions to the illustrators of the Venetian edition of 1489“ (BMC). – Es fehlen lediglich die vier weißen Blätter. Vorsätze erneuert (Band I), Innengelenke offen, fliegender Vorsatz lose, erstes Blatt mit Besitzvermerk und Notizen. Vereinzelt mit Marginalien von alter Hand. Vor allem am Anfang und Ende mit einigen kleinen Wurmlöchern. Teils gering wasserrandig, sonst nur wenig fleckig. Band II: Vorderer fliegender Vorsatz lose und erstes Textblatt teils mehrfach gestempelt. Vor allem am Anfang und Ende mit kleinen Wurmlöchlein. Durchgehend minimal gebräunt, gelegentlich leicht braun- und stockfleckig. Durch eingemalte Initialen und Rubrizierung im ästhetischen Eindruck von Band I etwas abweichend, ebenso wie in der Bindung. Mit kleinem Stempelchen „Veräußerte Dublette der Staatsbibliothek Frankfurt am Main“ und durchgestrichener Signatur, Blatt 1 mit Stempel „Carmelit. Frankf.“ (Band II). Sehr selten, von den bei Goff verzeichneten nur sieben Exemplaren in Amerika sind vier inkomplett. Abbildungen, auch Seite 43


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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ 1027 Thomas de Aquino. In omnes epistolas Pauli. Hrsg. von Petrus Bergomensis. 384 nn. Bl. 2 Spalten. 53 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 20,8 x 12,4 cm. Format: 29,4 x 19,6 cm. Mit Initialspatien. Pergament vom Anfang des 18. Jahrhunderts (zum Bug hin jeweils gering wurmstichig, kaum beschabt oder bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Bologna, Johann Schriber, 1481. 6.000 € Hain-Copinger-Reichling 1338. GW 46151. Goff T-233. Proctor 6549. Bodleian T-125. Madsen 3889. 3890. Sheppard 5330. BMC VI, 818. BSB-Ink . CBB 4749. CIH 3236. IBE 5589. IGI 9625. ISTC it00233000. Kein Exemplar in der BSB München, keines in der Staatsbibliothek Berlin, überhaupt sind nur zwei Exemplar in Deutschland nachweisbar (Augsburg und Würzburg), davon eines inkomplett, keines in der Biblio­ thèque Nationale, Paris. – Erste Ausgabe der „Commentaria in omnes epistolas Sancti Pauli“, des letzten der großen Bibelkommentare des Thomas von Aquin, die aus seinen Vorlesungen und Predigten zu den Briefen des Apostels Paulus entstanden waren: „Feliciter incipiut comen­ taria clarissimi doctoris angelicique ac comis Sancti Thome de agno ordi­nis ... super epistolas sanctissimi gentium doctoris Pauli apostoli correcta emendataque“ (Incipit). Vgl. dazu Servais Théodore Pinckaers, Das geistliche Leben des Christen - Theologie und Spiritualität nach Paulus und Thomas von Aquin. Aus dem Französischen von Hans-Wer­ ner Eichelberger, 1999. Gedruckt in einem der Wirkungsorte des großen Scholastikers und Philosophen Bologna von dem deutschen Drucker Hans Schreiber bzw. Johann Scriber, der seine Offizin zwischen 1478 und 1481 betrieb, nach­ dem er zuvor in Perugia und Venedig tätig war. Etwa drei Jahre nach dem vorliegenden Druck, am 11.III.1478, ist Schriber in Bologna nachweisbar (vgl. BMC VI, XXXIV), wo er möglicherweise 1483 starb. „Fir­ 1027

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mierte und datierte Drucke lassen sich in den Jahren 1478 und 1479 nach­weisen. Einige unfirmierte Drucke aus dem Jahr 1481 sowie einige unfirmierte und undatierte Kleindrucke werden ihm aufgrund von Typenvergleich zugeschrieben“ (Typenrepertorium der Wiegendrucke). Die überaus individuelle, schwierige Lagenformel: A12 B8 C8 D10 E8 F6 G10 H10 I6 ab6 c10 def8 g10 hi8 k6 lm8 nop6 q8 r10 ls8 stuxyz8 r6 c8 p8 b8 aa4 bb8 cc6 dd ee ff gg4 hh ii kk6 ll4 mm6 nn4 oo6 pp8 qq10. – Gegen Anfang und Ende vereinzelt leicht wurmstichig und mit schwachen Feuchträndern, stellenweise auch im Block etwas fleckig, meist aber sehr frisch und sauber, insgesamt sehr schönes, stilvoll alt, wenn auch nicht zeitgenössisch gebunden. Abbildung

1028 Duns Scotus, Johannes. Questiones in quattuor libros Sententiarum. Hrsg. von Thomas Penketh und Bartholomaeus Bellatus. 4 Teile in 3 Bänden (Teile II-III in 1 Band). 2 Spalten. 45 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16,8 x 11,1 cm. Format: 23,8 x 16,4 cm. Mit 4 HolzschnittDruckermarken in Rotdruck, zahlreichen Lombarden in Rot und Blau, durchgehender Rubrizierung sowie 4 großen Initialen in Gold und Farben mit Federwerk-Ausläufern über die Kolumne. Reich blindgeprägtes dunkles

Kalbsleder d. Z. (mit wenigen kleinen Fehlstellen, Kratzern, Abschürfungen und Läsuren, Wurmspuren, sorgsam restauriert. Die Rücken allesamt im 19. Jahrhundert er­ setzt und noch einmal modern erneuert und sorgfältigst über neuen Gelenke restauriert) über Holzdeckeln als ehemalige Kettenbände mit metallenen Kanten- und Eck­ beschlägen sowie je 5 flachen Tellerbuckeln (ein Buckelbeschlag bei Band II fehlt) mit jeweils vier Schließbeschlägen, ohne die Schließen), die VDeckel jeweils mit einem Titelschild in Metallrahmen unter transparenter Hornplatte „Scotus fr[ater] p[ri]mu[m] s[e]n[tent]iar[um]“ bis „Schot[us] fr[ater] q[ua]rt[u]m s[e]n[tent]iar[um]“. Venedig, Johann Herbort für Johann von Köln, Nicolas Jenson und Genossen, 10.-22.XI.1481. 18.000 € Hain-Copinger 6418. Hain 6421. GW 9075. Goff D-381. Proctor 468384. Pellechet 4453. Bodleian D-168. Collijn 1224. Hartig 228. Hubay 730. Madsen 1457. Marx 29. Mendes 448-450. Oates 1856. Ohly-Sack 1054-55. Rhodes 712. Sack 1302-1305. Scardilli-Venezia 119. Schlechter-Ries 608. Sheehan D-165. Voulliéme 1951-62. Walsh 1867. BMC V, 302. BSB-Ink D-305. CIBN D-257. CBB 1354. CIH 1213. IBE 2199. IBP 1995. IGI 3600. ISTC id00381000. – Dritte Ausgabe des Hauptwerkes

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ von einem der bedeutendsten Theologen und Philosophen der Scholastik Johannes Duns Scotus (1266-1308), die zweite bei Johann von Köln gedruckte. Zuerst war das Werk 1477 bis 1478 in Venedig gedruckt worden, 1481 folgte ein Nachdruck bei Anton Koberger in Nürnberg. Vollständige Exemplare mit allen vier Teilen, noch dazu in einheitlichem Einband, sind von allergrößter Seltenheit. – Erste und letzte Blätter jeweils leicht angestaubt, Band I mit schwacher Feuchtigkeitsspur im Außensteg, die letzten Blätter aller drei Bände mit kleiner Rostspur im Kopfsteg durch die ehemaligie Kettenöse, Schlussblatt von Band I mit großem Abriss (die Druckermarke ist jedoch noch vollständig erhalten). Es fehlen die weißen Blätter zu Beginn von Teil I und IV sowie Blatt a3 des Teiles IV.

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Besonders bemerkenswert gebundenes Exemplar, das den Objektcharakter der prachtvollen Frühdrucke als Gesamtkunstwerk in den Fokus rückt: Kettenbände des Spätmittelalters sind an sich schon bemerkenswert selten, sie waren (meist mit einem Ring im Rückdeckel) mit einer Kette dem Pult des Chores, der Sakristei etc. einer Kathedrale verbunden, so dass sie konsultiert, jedoch nicht leicht entwendet werden konnten. Die reich blindgeprägten Einbände lassen sich der sogenannten „Antoniter-Werkstatt“ in Lübeck zuordnen (siehe EBDB w001549; SchwenkeSchunke II, 161ff.). „Entgegen Schunke wohl keine Klosterwerkstatt. Verbindung zur Antoniusbruderschaft (1436 gegrünet), die nicht in Beziehung zu den Antonitern stand, ja sich von diesen abgrenzte“ (EBDB). Für alle drei Bände wurden die Stempel Christus 9 (Kreuzigungsgruppe), Greif 5, Heilige 2 (Antonius mit T-Kreuz) und Lilie 88b benutzt. Das Exemplar stammt aus dem Dominikanerkonvent Dortmund (mit spä­te­ rem Besitzvermerk auf dem ersten Blatt aller drei Bände), später befand es sich in der Bibliothek des bekannten Frankfurter Mediziners und Bibliophilen Georg Kloß (Exlibrisreste im Innendeckel von Band II und III). Jüngst dann in der bedeutenden Bibliotheca Philosophica Hermetica des Joost R. Ritman. Abbildungen, auch Seite 46 und 47

1029 Biblia latina. - Biblia cum postilis Nicolai de Lyra et expositionibus Guillelmi Britonis in omnes prologos S. Hieronymi. Band III (von 5) in 2 Teilen in 1 Band. 310; 148 nn. Bl. (le. w.). 2 Spalten. 60 bzw. 73 Zeilen Klammer­ glosse. Got. Typ. Schriftraum: 23,8 x 15,1 cm. Format: 29,9 x 20,5 cm. Mit 3 bis 8-zeilige Fleuronné-Initiale und Hunderten von roten und blauen Initialen durchgehend sparsamer Rubrizierung mit gelber Kapitalstrichelung. Geflammtes braunes Kalbsleder des 19. Jahrhunderts (schwache Schabspuren, wenige Abplatzungen, Gelenke brüchig, bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Venedig, Franz Renner, 1482-1483. 4.000 € Hain-Copinger 3165. Copinger 1037. GW 4287. Goff B-612. Proktor 4180. Pellechet 2344. Bodleian B-318. Borm 464. Dubowik 12. Ernst II,2 74. Finger 188-190. Günther 3631. Hubay 380. Hummel-Wilhelmi 115-119. Kind 678. Lökkös 315. Madsen 698. Mendes 237. Oates 16751677. Ohly-Sack 554. 555. Sack 660-662. Sallander 1628. Zdanevyè 79. Zedler 160. BMC V, 197. BSB-Ink B-447. ÖNB-Ink B-394. CIBN B-429. IDL 837. IBE 1043. IGI 1685. ISTC ib00612000. – Der dritte Band des vierten Bibeldruck mit den Postillen des Nicolaus de Lyra (1270-1349), der das vollständige Neue Testament von den Evangelien bis zur Apokalypse enthält. Mit dem Kolophon: „Impressum est Veneijs hoc opus biblie una cum postillis venerandi viri ordinis minorum fratris Nicolai de lyra per Franciscum renner de Hailbrun. M.CCCC.LXXXII.“ Es 1028

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folgt der Anhang mit der Schrift des Nicolaus Contra perfidiam Iudaeo­ rum. Mit dem „Incipit libellus editus per magistrum Nicolaum de lyra ordinis minorum theologie, professorem, in quo sunt pulcherrime ques­ tiones iudaicam perfidiam in catolica fide improbantes“. Weiter die 1483 erschienenen Additiones des spätmittelalterlichen Theologen Paulus von Burgos (1351-1435) mit der dazugehörigen Replik von Matthias Döring (1390-1469) mit dessen „Prologus“ und seinen Kommentare zu den Büchern Genesis bis zur Apokalypse. – Die Lagensignatur lautet: 38-4910­ 50.51852-601061862-651066867-6910; a-o8p10q8r-t6. Erstes und letztes Blatt mit älteren und alten Federproben und teils ausgestrichenen Besitzeinträgen. Nur gegen Anfang mit zeitgenössischen oder wenig späteren Marginalien und Tintenkommentaren, sonst nur ganz vereinzelt minimal fleckig oder gebräunt, winziger Feuchtrand von oben, insgesamt in bemerkenswert schönem Zustand, gedruck auf festem Papier, breitrandig. Abbildung

Der „Jordanus von Quedlinburg“ vom „Drucker des Jordanus von Quedlinburg“ 1030 Jordanus de Quedlinburg. Sermones de tempore. 2 Teile in 1 Band. 233; 182 nn. Bl. 2 Spalten. 53 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 24,1 x 15,3 x cm. Format: 32 x 22 cm. Mit großer 18-zeiliger Zierinitiale in Rot und Grün mit 2 Groteskenköpfen und reichem Federwerk, einigen Lombarden in Rot und Grün sowie Rubrizierung auf den 50

ersten Seiten (bis Fol. XLIIII). Blindgeprägtes Schweins­ leder um 1570 (Bezug mit Fehlstellen, an Kanten offen, gewellt und teils gelöst vom Deckel, feuchtrandig, angestaubt und fleckig, Wurmlöchlein) über abgefasten Holzdeckel mit 2 intakten ziselierten Messingschließen und geprägtem Monogramm und Jahr auf dem VDeckel „N.S. 1570“. Strassburg, Drucker des Jordanus von Quedlinburg, 1483. 3.000 € Hain-Copinger 9438. GW 15120. Goff J-477. Proctor 584. Pellechet 6708. Bodleian J-217. Borm 1617. Collijn 875. Günther 2654. Hubay 1259. Hubay 608. Madsen 2341. Oates 222. Ohly-Sack 1713. Sack 2156. Voulliéme 1494. Wilhelmi 374. 375. Zedler 435. BMC I, 131. BSB-Ink I-610. CIBN J-304. CBB 2328. IBE 3316. IBP 3275. IDL 2744. IGI 5381. ISTC ij00477000. – Erste Ausgabe der Evangelienauslegungen und Predigten des Augustiner-Eremiten Jordanus von Quedlinburg oder von Sachsen (1300-1380), der in Quedlinburg geboren wurde und angeblich 1380 in Wien starb. „Hervorragender Prediger, mit Visionen und Gebetskraft ausgezeichnet; im Orden Beatus genannt ... Sehr geschätzt waren seine das Kirchenjahr umfassende Predigtwerke“ (LThK V, 558). Das Werk gab dem „Drucker des Jordanus de Quedlinburg von 1483“ seinen Namen. Zur Frage, ob es sich bei diesem Drucker um Georg Husner handelt, vgl. Voulliéme in: Zentralblatt für Bibliothekswesen XXXII (1915), 309ff. und Scholderer, Fifty Essays (1966) 240ff. – Es


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In einstigem Kettenband mit interessanter Handschriften-Makulatur fehlen die 3 w. Bl. (Schlussblatt zu Teil I, das Anfangs- und Schlussblatt zu Teil II). Einige alte Marginalien. Durchwegs leicht gebräunt, Ränder teils stärker wasserfleckig. Der Titel von Teil I recto mit mehreren alten Besitzvermerken und kleinem Stempel, verso langer zeitgenössischer Eintrag in Deutsch und Latein, am oberen Rande wurde ein Besitzvermerk abgeschnitten, Kolophon ebenfalls mit alten Besitzeinträgen. Ohne die fliegenden Vorsätze. Insgesamt gutes Exemplar aus einer thüringer Franziskanerbibliothek mit deren großem typographischen Exlibris „Sum Bibliothecae Fratrum Minorum Recollectorum Provinciae Thuringiae S. Elisabethae Conventûs Sacri Montis Sinai ad S. Crucem Miraculosam propè Brückenavium Anno 1706“. Abbildung

1031 Meffreth. Sermones de tempore et de sanctis. Teil III (von 3): Ortulus regine de sanctis. 198 nn. Bl. (le. w.). 2 Spalten. 54-55 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22 x 14,5 cm. Format: 30,5 x 20,5 cm. Mit 20-zeiliger Zierini­ tiale in Rot und Blau sowie zahlreichen eingemalten roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Dunkelbraunes blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit Bezugsfehlstellen, Druckrinne, etwas beschabt, bekratzt und berieben; Rücken unter Verwendung des alten Bezugmaterials restauriert) über massiven Holzdeckeln und hs. PergamentVDeckelschild (mit 12 neueren aufgenagelten Rundkopf51


Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ Im Rand nahezu durchgehend mit meist blassen Feuchtigkeitsspuren. Nach dem (erneuerten) vorderen fliegenden Vorsatz ist zusätzlich ein weißes Pergamentblatt eingebunden, dieses etwas stärker feuchtrandig bzw. leimschattig und mit ovalem Knorpelloch. Die Innenspiegel sind mit 2 Pergamentblättern einer lateinischen Handschrift aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ausgekleidet: 2 Kolumnen zu 70 Zeilen schwarzbraune Bastarda auf Pergament. Schriftraum ca. 26,9 x 17,5 cm (auf den Innenspiegel beschnitten, leicht angestaubt, fleckig, mit wenigen Leimschatten, hinten mit Rostloch der Kettenaufhängung). Abbildungen

1032 Otto von Passau. Die vierundzwanzig Alten oder der goldene Thron. 5 nn., CXCVI Bl. (ohne das le. w. Bl.). Mit einer kolorierten figürlichen Holzschnittinitiale und 26 (2 ganzseitigen; teils wdhl.) kolorierten Textholzschnit­ ten. 35 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21 x 13 cm. Format: 29 x 19 cm. Halbleder um 1700 (Vordergelenk angeplatzt, etwas berieben, beschabt und bestoßen). Augsburg, Anton Sorg, 14. X. 1483. 7.000 €

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nägeln) mit 8 Messingeckbeschläge und 4 Eisenfüßchen an den unteren Stehkanten (ohne die zehn runden Messingbuckel) mit 4 Messingschließbeschlägen (ohne die beiden Schließen; Rückdeckel mit den Löchlein zur Anbringung einer Kette) Basel, Nikolaus Kessler, nicht nach 1483/1484. 5.500 € Copinger 3961. GW 22646. Goff M-440. Kaufmann-Nabholz 529. Borm 1826. Collijn 1025. Ernst II, 3 83 und 4 41. Günther 370. Hubay 1439. Madsen 2708. 2709. Nentwig 282. Sack 2416. Whitesell S1-1202.7. BSB-Ink S-303. CBB 2653. 2654. CIH 2244. IBE 3897. IBP 3682. IDL 3185. ISTC im00440000. - Nicht bei Hain, nicht bei Proctor und Pellechet, kein Exemplar in der Bibliothèque Nationale und im British Museum. ADB XXI, 175 f. Jöcher III, 353. – Seltene erste Ausgabe des dritten Teils der großen Predigtsammlung des Meißener Priesters Meff­ reth, „Verfasser eines sehr inhalt- und umfangreichen homiletischen Repertoriums unter dem Titel Hortulus reginae (d. i. der Kirche), über dessen Person nichts weiter bekannt ist, als was er selbst in den Prologen zu den beiden Hälften seines Werkes sagt. Hieraus ersehen wir, daß er den Theil De sanctis im Jahre 1443 vollendet und sofort den De tem­ pore begonnen habe ... Sein Predigtwerk fand ungeachtet seines bedeutenden Umfangs eine große Verbreitung. Es erlebte im 15. Jahrhundert 10 Auflagen und wurde noch im 16. und 17. Jahrhundert mehrfach wieder abgedruckt“ (ADB XXI, 175-176). – Titel etwas angeschmutzt. 1031

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Hain 12129. GW 28505. Goff O-120. Proctor 1691. Pellechet 8675. BMC II, 351. BSB-Ink O-104. CIBN O-73. IDL 3461. IGI 7040. ISTC io00120000. Schreiber 4880. Schramm IV, 495-503. Ernst 259. Hubay 772. Sack, Freiburg 2630. Scheidegger-Tammaro 999. Šimáková-Vrchotka 1427. – Zweite Augsburger Ausgabe der Erbauungsschrift. Ob bereits 1477 in Straßburg bei Johann Prüss die erste gedruckte Ausgabe erschien, lässt sich nicht verifizieren. Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke ver­zeichnet die vorliegende als die zweite Augabe überhaupt, davor nur die ersten Augsburger vom 10. III. 1480.

und den ‚goldenen Thron‘ in der Ewigkeit erwerben können. Das Buch verfolgt also eine durchaus praktische Tendenz. Es ist ‚eine Regel des Lebens, um Gott inwendig und auswendig und in allen nothwenigen Sachen zu gefallen, hier in der Zeit und dort in Ewigkeit‘ (Vorrede); fast alle Kapitel schließen mit der Mahnung ‚Folgest du mir, so magst du den goldenen Thron wohl ererben‘ „(Wetzer-Welte IX, 1185).

Die christliche Lebenslehre erschien in Form einer Sentenzensammlung, die der Franziskaner Otto von Passau (gestorben um 1386) von mehr als hundert christlichen und antiken Autoren zusammentrug. Bestimmt war sie für Laien, Mönche und Nonnen und bezog sich auf alle Bereich des christlichen Lebens. Die Wirkung und Beliebtheit des Werkes ist durch die mehr als 150 erhaltenen Handschriften überliefert. Die beiden blattgroßen Holzschnitte zeigen recto den Salvator Mundi auf einem Regenbogen sitzend und von einer regenbogenförmigen Mandorla sowie den 24 Ältesten umgeben; recto Johannes von Patmos. „Die 24 Ältesten, die in der Ewigkeit auf Thronen sitzen und beständig Gott loben (Offenb. 4, 4f.) werden darin, in jedem der 24 Kapitel des Buches je einer, redend eingeführt und geben ‚der minnenden Seele‘ Belehrung, wie sie ihr Leben zu einem Lob und Dienst Gottes gestalten

„Jedem dieser Ältesten ist eine thematisch abgeschlossene Lehrrede an die ‚minnende Seele‘ in den Mund gelegt - über das Wesen Gottes und des Menschen, Reue, Verzicht, Gewissen, äußere Lebensführung, Denken, Liebe, Gnade, Glaube, Eucharistie, Weisheit, die Heilige Schrift, vita activa und vita contemplativa, Gebet, Gottesfreundschaft, geistliches Leben, Tugend, Verdienst, Tod, Erwählung, Fegefeuer und Hölle, ewige Seligkeit“ (NDB XIX, 699f.). Die 24 Textholzschnitte zeigen jeweils einen der 24 Ältesten mit einer „guldin kronen“ (Vorwort) und in Begleitung einer Frau, die wohl die Personifikation der Ecclesia verkörpert und somit das neutestamentliche Evangelium darstellt. – Fol. 5 mit den beiden blattgroßen kolorierten Holzschnitten (recto Christus Salvator mit den 24 Ältesten und verso Johannes von Patmos, Verfasser der Apokalypse) wurde dem Werk vorangebunden, indem der doppelseitige Holzschnitt knapp um die Umfassungslinie ausgeschnitten und in einen Papierrahmen einmontiert wurde. Der Holzschnitt recto wurde zu einem großen Teil (Jesu Brust in einem Streifen nach unten) als Federzeichnung ergänzt, verso die gesamte untere Hälfte nachgezeich-

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ net und kolorierend ergänzt. Verso ist weiterhin auch ein Streifen von oben im Gesicht des Johannes übermontiert. Auf dem rahmenden Papierstreifen unten rechts recto eine Stempelrasur. Es fehlt das letzte weiße Blatt. Das Kolophon wurde ausgeschnitten und im unteren Rand verso von Blatt CXXVI montiert. Das erste Blatt des Inhaltsverzeichnisses bis an den Satzspiegel beschnitten, vollständig aufgezogen und recto zur Zeit des Einbandes mit kalligraphischem Titel ergänzt. Zu Beginn und am Schluss bis an den Satzspiegel angerändert, stellenweise im Bug verstärkt. Der Textholzschnitt verso Blatt CXXVII mit kleiner Fehlstelle. Sehr selten mit hs. Marginalien. Leicht gebräunt, stellenweise braunfleckig. Abbildungen Seite 53

1033 Albertus Magnus. Compendium theologicae veritatis. 96 (statt 98) Bl. 2 Spalten. 46 Z. Got. Typ. Schrift­ raum: 14,9 x 10,6. Format: 21 x 15,5 cm. Mit ca. 300 Initialen und Kapitalstrichelung in Rot und Blau sowie Holz­ schnitt-Druckermarke am Schluss. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (Rücken im späten 19. Jahrhundert fach­­ männisch erneuert) mit goldgeprägtem RTitel und (er­neuerter) Messingschließe. Venedig, Gabriel de Grassis, 14.VI.1485. 2.400 € Hain-Copinger 441. GW 606. Goff A-238. Pellechet 279. Polain 2015. Madsen 60. Mendes 42. Walsh 1957. BMC V 333. BSB-Ink H-404. IDL 123. IBE 190. IGI 172. ISTC ia00238000. – Einzige Ausgabe bei Gabriel 1033

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de Grassis, Nachdruck der Ausgabe von 1483, die ebenda bei Gregorius Dalmatinus und Jacobus Britannicus erschien. Das Compendium theolo­ gicae veritatis wird meist dem Kölner Kirchenlehrer Albertus Magnus (1200-1280) zugeschrieben, wahrscheinlicher ist jedoch, dass es von seinem Schüler Hugo Ripelin von Strassburg (1205-1270) stammt. Wie Albertus selbst wurde Ripelin damit zu einem der Wegbereiter des christlich interpretierten Aristotelismus im hohen Mittelalter. Mit dem Compendium legte er einen Grundriss der scholastischen Theologie vor, der bis in die frühe Neuzeit hinein zu den am häufigsten kopierten und ab 1470 dann auch vielfach gedruckten Werken der scholastischtheologischen Lehre gehörte. – Das fehlende weiße Blatt a1 und das erste Textblatt a2 mit dem Incipit in Rotdruck durch Faksimile auf altem Papier ersetzt, Innengelenke mit Leinenstreifen verstärkt, die marmorierten Innenspiegel aus dem 19. Jahrhundert. Etwas fingerfleckig, im oberen Bug anfangs mit kleinem Feuchtigkeitsrand, die beiden Schluss­ lagen ebenda stärker betroffen und tiefer in den Bug hineinlaufend. Mit kleinem Feuchtigkeitsrand in der oberen rechten Ecke, insgesamt

wohlerhalten. Durchgehend annotiertes Exemplar mit zahlreichen Anstreichungen, Notabene-Händchen und teils umfangreicheren Anmer­kungen einer zeitgenössischen Hand. Die repräsentativen Einband­ deckel mit breitem Blütenrollstempel, die Mittelfelder durch Blind­ fileten sechsfach gegliedert, jeweils geziert mit floralem Einzelstempel und umgeben von kleineren Blüten- und Lilienstempeln. Der Vorderdeckel mit einem im 19. Jahrhundert aufgebrachten, goldgeprägten und von einem Löwen gekrönten Besitzermonogramm „AJ“. Abbildungen

Seltene Erstausgabe über die Ankunft des Antichrist vom Lehrer Luthers 1034 Johannes de Paltz. Quaestio determinata de revelatione antichristi. 43 (statt 44) nn. Bl. 32 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 14,1 x 11 cm. Format: 19,4 x 13,5 cm. 55


Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ predigten entstand die dem Kurfürst Friedrich dem Weisen gewidmete ‚Himmlische Fundgrube‘ ... Anläßlich des Jubeljahres 1500 erweiterte Johannes de Paltz die lat. Ausgabe dieses Werkes. Im Mittelpunkt seiner Prediger- und Lehrtätigkeit stehen neben Fragen, die die Ablaßlehre betreffen, die Verteidigung der unbefleckten Empfängnis Marias sowie das Bußsakrament, dem er bereits die Funktion der ‚contritio imperfecta‘ zubilligt. Außerdem setzt er sich für stetigen Empfang des Altarsakraments und für ständige Bibellektüre ein“ (NDB X, 565 f.). In der „Quaestio determinata de revelatione antichristi“ wendet sich Johannes de Paltz gegen die Lehre und Rechtgläubigkeit von Annius‘ „De futuris Christianorum triumphis“, wobei er den Propheten Mohammed mit dem Antichrist vergleicht und Berechnungen anstellt, um dessen Ankunft auf Erden zu determinieren. Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW) weist diesem Druck die Erstausgabe zu, was Angesichts der Typographie, der Fehler etc. auch sofort evident wird, auch wenn der sehr viel häufigere Memminger Folgedruck (bei Albrecht Kunne; GW 14438; Hain 1155; Goff A-772) oft als gleichzeitige Parallelausgabe angeboten wird. Bei diesem kann die Datierung nach dem 24.VIII.1486 und jedenfalls nicht nach 1492 eingegrenzt werden, wogegen der uns vorliegende Erstdruck zwar ebenfalls nach dem 24.VIII.1486, nicht aber nach 1488 erschienen ist. In der Lagensignatur unterscheidet sich unser Exemplar allerdings gegenüber dem BMC, hier a10b6c8d6e8f6, dort a-d8ef6. – Es fehlt das erste Blatt a1, vereinzelt gering fleckig und leicht gebräunt, insgesamt jedoch bemerkenswert sauberer, wohlerhaltener, auffallend breitrandiger Früh­ druck der vierten Dekade, der 80er Jahre, der außergewöhnlich selten ist. Weltweit sind nur wenige, teils inkomplette Exemplare erhalten, im Handel ist dieser Druck seit Jahrzehnten nicht nachweisbar. Abbildung Seite 55

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Mit durchgehender Rubrizierung. Modernes Pergament unter Verwendung eines Blattes einer liturgischen Handschrift um 1400 mit romantischer Quadratnotation auf vierlinigem roten System (teils etwas abgewischt, berieben). Erfurt, Drucker des Bollanus, nach dem 24.VIII.1486. 5.000 € Hain 1154. GW 14435. Goff A-771. Proctor 3112A. Ernst I/1 29. Günther 1014. Madsen 3428. BMC II, 590. BSB-Ink I-497. IBP 4640. VB 1133. ISTC ia00771000. – Erste Ausgabe der „Quaestio determinata de revelatione antichristi“ von dem Theologen und Augustiner-Eremiten Johannes von Paltz (auch Johannes Jeuser, Geuser oder Johannes Gref­fen­ stein genannt; 1445-1511). Er stammt aus Pfalzel bei Trier, war Augustiner-Eremit und zählt zu den wichtigsten Intellektuellen Erfurts um 1500. „Am Studium der Erfurter Augustiner bekleidete er das Amt des ‚Magister regens‘ und war als solcher 1505/06 Lehrer Luthers ... Als Peraudi in Erfurt weilte, besorgte Johannes de Paltz dem Erfurter Augustinerkonvent erhebliche Ablässe, die u. a. 2 Jahre darauf dem Bau der Klosterbibliothek zugute kamen. Seit 1507 war Johannes, der sich als Visitator um die Reform der deutschen Provinz der Augustinereremiten verdient gemacht hat, Prior des Konvents von Mülheim (heute Ehrenbreitstein), wo er schon vorher wiederholt geweilt hatte. Er war ein wegen seiner volkstümlichen Beredsamkeit und Gelehrsamkeit geschätzter Prediger. Aus seinen Ablaß-

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Das Donau-Eschinger-Exemplar 1035 Petrus Comestor. Historia scholastica. 299 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten. 48 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21,6 x 13,8 x cm. Format: 28,6 x 20,5 cm. Mit Initialspatien. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit nur geringen kleinen Fehlstellen und Löchlein, Deckel beschabt und berieben; Rücken und Gelenke komplett erneuert) über schweren, abgefasten Holzdeckeln mit 10 durchbrochenen gehämmerten Messingbeschlägen mit 8 Rund- und 2 Flachbuckeln (Mittelstück) sowie 2 intakten Schließen an 6 (4 pun­ zierten) Messingbeschlägen (Schließbänder leicht brüchig). Basel, Johann Amerbach, 25.XI.1486. 4.000 € Hain 5537. Hain-Copinger 5535. GW 32164. Goff P-465. Proctor 7572. Pellechet 3882. Bodleian P-189. Deckert 506. Ernst I/2, 51. Finger 780. Günther 212. Hubay 1612. Kaufmann-Nabholz 412. Madsen 3159. Oates 2773. Sack 2769. Schlechter-Ries 1444. Sack 2769. BMC III, 749. BSB-Ink P-306. UBL-Ink P-119. CIBN P-226. CBB 3093. CIH 2618. IBE 4532. IBP 4321. IDL 3597. IGI 7627. ISTC ip00465000. – Erste Baseler, insgesamt achte Ausgabe der „Historica Scholastica“ des Petrus Comestor (1100-1179), die um 1170 entstanden und erstmals 1473 in Augsburg bei Günther Zainer gedruckt worden war (Hain 5531). Comestor war Dekan seiner Heimatkriche Troyes, wurde 1164 Kanzler in Paris und Magister der Theologie, zuletzt Regularkanoniker in St. Viktor. Nach einer Vermutung der British Library wurde das Werk von einem anderen Drucker mit Amerbachs Typen gedruckt. Die Historia Scholastica ist ein biblisches Lehrbuch der Weltgeschichte. Petrus Comestor beginnt seine Erzählung mit der Schöpfungsgeschichte und setzt sie fort bis zu den Ereignissen aus der Apostelgeschichte. Als Quellen die-


___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke nen ihm sowohl die Bibel als auch Schriften weltlicher Autoren, besonders Flavius Josephus bezüglich des Anfangs der Evangelien. Hinweise aus Geographie, Kosmologie, Philosophie, Theologie, Etymologie usw. bilden einen Kommentar zur Heiligen Schrift. Es ist „eine populärtheologisch gehaltene, mit vielseitigem Wissen erarbeitete Darstellung der gesamten biblischen Offenbarung, im ganzen Mittelalter das Hauptwerk der biblischen Geschichte, weit verbreitet, mehrfach übersetzt, öfters kommentiert, von Einfluß auf Literatur und Kunst“ (LThK VIII, 156). – Titel und die letzten Blätter etwas angeschmuttz, Ränder teils leicht wasserfleckig, sonst sauberes, breitrandiges Exemplar. Titel und zwei Blätter mit zeitgenössischem Besitzvermerk eines Andreas Kleiber, Priester in Hohburg, Titel mit dem Stempel der „F. F. Bibliothek Donaueschingen“. Das weiße Schlussblatt ist etwas knittrig. Besondere Aufmerksamkeit verdient der hübsche zeitgenössische Prägeband, auf dem Vorderdeckel oben mit blindgeprägter Datierung „ano. dni. lxxxviii“. Geschmückt mit Herzpalmetten-Stempel, quadratischen Rosenstempeln, Rautenranken mit Zirbelnuss-Stempel sowie geschwungenen Schriftbandstempel „Maria“. Abbildung

1036 Rupert von Deutz. Opus originale Ruperti abbatis Tuiciensis de victoria verbi dei. in tredecim libros divisum. 8 nn., CV num Bl. 2 Spalten. 49 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,4 x 12,4 cm. Format: 26,6 x 19,4 cm. Mit Hunderten von bis zu 6-zeiligen roten Lombarden. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (mit Fehlstellen an Deckeln, Wurmgängen und Wurmlöchlein, Rücken an Kapitalen größer unvollständig, hinterlegt und neu aufgebunden) auf schweren Holzdeckeln (ohne die Schließe). Augsburg, Anton Sorg, 1487. 5.000 €

Format: 32 x 20 cm. Mit 8-zeiliger Initiale in Blau und Rot, einigen kleineren roten Initialen, Hunderten von roten Lombarden sowie durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (mit Kratzspuren, Wurmlöchlein und etwas fleckig und gebräunt, Rücken im 17. Jahrhundert mit blindgeprägtem breiten Schweinsleder über­klebt, Ecken mit Kalbsleder ergänzt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen (Beschläge d. Z., Schließen 17. Jahrhundert). Venedig, Bonetus Locatellus für Octavianus Scotus, 9. VIII. 1488. 1.800 € Hain 10365. GW 26546. Goff N 132. Pellechet 8254. BSB-Ink N116. CIBN N-78. IBE 4103. IGI 6823. ISTC in00132000. Neveu 445. Parguez 741. Richard 353. Castan (Besançon) 659, 660. IBP 3948. SajóSoltész 2408. Gspan-Badaliæ 483. CCIR N-11. IBPort 1277. SI 2811. Mendes 894. Sallander 1866. Deckert 474. Nicht im BMC und bei Proctor, Oates, Polain und Voullième. – Prachtvoller und breitrandiger Druck der frühen, zweiten Ausgabe (vgl. Census N 131) der bedeutenden Bibelauslegung des Nicolaus de Lyra (1270-1349). Der Bibeltheologe Nicolaus de Lyra, der aus Lyre bei Evreux in der Normandie stammte, schuf mit seinen Postillae perpetuae den Text fortlaufend begleitende exegetische Kommentare, die das ganze Spätmittelalter prägten und noch bis in die Reformation Anwendung fanden: „Si Lyra non lyrasset, Lutherus non saltasset“, wie man damals zu spotten pflegte. – Es fehlt

Hain 14046. GW 39213. Goff R-365. Proctor 1704. Pellechet 10063. Feigelmanas 382. Collijn 948. Deckert 562. Finger 863. Hubay 1821. Hummel-Wilhelmi 548. Madsen 3560. Ohly-Sack 2508. Sack 3115. Schlechter-Ries 1584. Voulliéme 23. Walsh 578. BMC II, 353. BSB-Ink R-286. CIBN R-232. CBB 3408. CIH 2991. IBE 4980. IBP 4821. IGI 8481. ISTC ir00365000. – Erste Ausgabe und einziges im 15. Jahrhundert gedruckte Werk des bedeutenden rheinischen Mystikers Rupert von Deutz, latinisiert zu Rupertus Tuitiensis. Es entstand auf Anregung des Abtes Kuno von Siegburg. Rupert beschreibt darin, „wie der ewige Weltplan trotz aller sich entgegenstellender Hindernisse zur Durchführung gelangt“ (Wetzer-Welte X, 1368). „Ruperts Sprache ist lebendig, bilderreich, oft voll Schwung und Poesie ... Zur geistigen Höhenlage des mittellateinischen 12. Jahrhunderts hat Rupert von Deutz überragend beigetragen. Er ist auf deutschen Boden Bahnbrecher und Meister der betenden mystischen Gotteswissenschaft ...“ (LThK IX, 16). – Erste und letzte Blätter mit kleinen Wurmlöchern, im Block sehr sauber und frisch, nur der Titel leicht fleckig und mit kleinem Tintenvermerk. Außergewöhnlich schönes und besonders breitrandiges Exemplar in einem außergewöhnlichen schönen zeitgenössischen Inkunabeleinband, der wohl von einem Tegernseer Meister stammt: Die Rautenranken auf den Deckeln werden von zwei Bändern eingefasst, einmal mit sich überlagernden Halbkreisen, die palmettenartige Spitzbögen, ganz im gotischen Stil ergeben, und ein andermal eine Wellenkanke mit Margeritenblüten. Abbildung

1037 Nicolaus de Lyra. Postilla litteralis in vetus et novum testamentum. Band I (von 3). 415 (von 418) nn. Bl. 2 Spalten. 59 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 22 x 14 cm. 1036

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das erste weiße (Fol. 11) und die beiden letzten Blätter (388 und 4310). Im oberen und unteren Rand feuchtrandig, teils etwas stärker. Stellenweise mit kleinen Wurmgängen. Die letzten 2 Bl. fehlen. Der bemerkenswert schöne, wenn auch alt restaurierte Einband mit Filetenmuster und geschweiftem Schriftbandstempelchen „Maria“ sowie den beiden großen punzierten Messingbeschlägen auf dem Vorderdeckel mit Verkündigungstext in gotischer Schrift „Ave Maria gratia plena“.

1038 Herolt, Johannes. Sermones discipuli quadragesimales [und:] Johannes Gerson. Monotessaron seu concordantiae evangelistarum [sowie:] Gabriel Biel. Sermo historialis passionis dominicae. 137 (statt 138; ohne das Titel­ blatt) nn. Bl. 2 Spalten. 46 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 18,7 x 12 cm. Format: 22,8 x 17,6 cm. Mit zahlreichen roten Lombarden und Rubrizierung bis etwa zur Hälfte. Holzdeckelband d. Z. (Rückdeckel mit wenigen Wurmgängen) mit breitem blindgeprägten Schweinslederrücken, blindgeritzten Dreifachfileten auf den Holzdeckeln, intak­ ter punzierter Messingschliese sowie (späterem) goldgeprägtem Wappensupralibros auf beiden Deckeln. Reutlingen, Johann Otmar, 19.II.1489. 3.800 € 58

Hain-Copinger 8514-15. GW 12339. Goff H-97. Proctor 2715. Feigelmanas 211. Gspan-Badaliæ 336. Kaplan 252. Hummel-Wilhelmi 321. Nentwig 206. Sack 1806. Scheidegger-Tammaro 719. Bodleian H-059 BMC II, 586. BSB-Ink H-187. CIH 1652. IBP 2739. IDL 2254. IGI 4698. ISTC ih00097000. Kein Exemplar in der Bibliothèque Nationale, keines in Paris, nur 2 in Frankreich. – Erste Ausgabe der „Sermones Discipuli quadragesimales“ des Nürnberger Dominikanerpriors Johannes Herolt (1380-1468). „Unter diesem Namen werden alle Schriften zusammengefasst, in denen sich der Autor als ‚Discipulus‘ bezeichnet. Zur Autorschaft weiterer, ebenfalls Johannes Herolt zugeschriebener Texte, und zur Abgrenzung zu anderen Autoren vgl. den Artikel Guillelmus Pari­ siensis, Sp. 426-430. Herolts Hauptwerk, die ‚Sermones de tempore et de sanctis‘, haben als Handbuch für Prediger weite Verbreitung gefunden und bieten neben den eigentlichen Predigten weitere Materialien. Die Texte sind wie folgt angeordnet: Sermones de tempore. Sermones communes. Sermones de sanctis. Promptuarium exemplorum. Promptuarium de miraculis B.M.V. In den früheren Ausgaben sind, trotz durchgehender Zählung, die ‚Sermones communes‘ deutlich abgesetzt, in den Ausgaben Ulrich Zells erscheint das Impressum nach den ‚Sermones de tempore‘. Diese drucktechnische Trennung der Teile ist auch bei den ‚Sermones de sanctis‘ und den ‚Promptuaria‘ auffallend. Auch diese Texte werden allmählich immer enger verbunden, so daß - nach einer deutlichen Trennung der einzelnen Teile zu Beginn - am Ende des Jahrhunderts das gesamte Werk meist als zweibändige Druckeinheit erscheint‘. Hier handelt es sich um die Pfingspredigten, die „Quadragesimale“, denen Gersons „Monotessoron“ und Gabriel Biels „Sermo de passione dominica“ sinnvollerweise von dem Reutlinger Drucker Johann Otmar beigegeben wurden. Das „Monotessaron seu concordantiae evangelistarum“ des spätmittelalterlichen Scholastikers Johannes Gerson (1363-1429) ist hier mit Auszügen aus den Kapiteln 136-149 wiedergegeben. Gabriel Biel (14101495) war ein scholastischer Philosoph, der seit 1484 als Professor der Philosophie an der Universität Tübingen lehrte, der ehrwürdigen Alma Mater, die Biel im Jahre 1477 für den Grafen Eberhard im Bart mit begründete. Johann Otmar, von Pollard als Erstdrucker Reutlinges genannt (1479), war neben Michael Greyff einer der nur zwei Inkunabeldrucker der Stadt. Er druckte bis 1495 etwa 50 lateinische Inkunabeln, hauptsächlich theologischen Inhalts, bevor er sich nach Tübingen wandte. – Ohne das erste Blatt mit dem Titel, an dessen Stelle wohl das letzte weiße Blatt geheftet wurde, auf das hs. der Titel kalligraphisch alt eingezeichnet wurde. Zu Beginn etwas wasserrandig, mit zwei kleinen Randausschniten im ersten Textblatt oben. Einige zeigenössische Marginalien. Gegen Ende Wurmgänge im weißen Rand oben, letztes Blatt alt angefalzt, am Schluss findet sich ein handschriftlicher Besitzvermerk des 17. Jahrhunderts „Frater Johannes Gastl me iuro tenet 1627“. Der bemerkenswert schöne Einband ist auf dem über die Deckel gezogenen breiten Schweinslederücken mit einer hübschen Ornamentrolle geziert, der Rücken mit sauberem hs. Titel. Auf den Holzdeckeln ist das Wappensupralibros der „Society of Writers to the Signet“, eine dem schottischen Höchtstgericht angeschlossene Körperschaft und eine der ältesten britischen Juristengesellschaften, die 1594 gegründet wurde. Abbildung

1039 Holkot, Robertus. Super sapientiam Salomonis. 367 nn. Bl. (ohne das le. w.). 2 Spalten. 42 Zeilen. Rom. Typ. Schriftraum: 16,8 x 11,1 cm. Format: 20,5 x 15 cm. Mit 8-zeiliger Schmuckinitiale „D“ in Gold und Farben, zahlreichen, teils größeren Initialen sowie durchgehender Rubrizierung in Rot und Blau. Pergament vom Ende des


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17. Jahrhunderts (gering restauriert, etwas fleckig, Deckel leicht geworfen, Block neu eingehängt, fliegende Vorsätze neu). Paris, Georg Wolff, 21.X.1489. 2.800 € Hain-Copinger 8759. GW 12888. Goff H-290. Proctor 8127. Pellechet 6035. Bodleian H-133. Claudin I, 89. Mendes 610. Rhodes 924. Sallander 2247. BMC VIII, 144. BSB-Ink H-315. CIBN H-168. CBB 1978. IBE 2926. IBP 2834. IGI 4791. ISTC ih00290000. Nicht bei Oates – Erste Pariser Ausgabe, fünfte nach dem Kölner Erstdruck (Konrad Winters um 1476) von Robert Holcots (1290-1349) Exegese des Buchs der Weisheiten, dem Liber Sapientiae Salomonis, des deuterokanonischen oder apokryphen Buchs des Alten Testaments, das neuesten Forschungen nach wohl aus der Feder eines hellenistischen Juden stammt. Die Sentenzen des englischen Dominikaners, bedeutenden Scholasten und Kirchenlehrers Robert Holcot (1290-1349), des „Doctor firmus et indefatigabilis“ sind bis dato weitgehend unerforscht. Die vorliegende Ausgabe gehört

zu den seltenen Inkunabeldrucken dieses Werkes. So sind lediglich zwei Exemplare in Frankreich nachweisbar (Lyon, Paris), davon eines inkomplett (Paris). Grundlage für den Druck waren nicht weniger als 175 Manuskripte mit Kommentaren zum Buch der Weisheiten (Lectiones super librum Sapientiae), die Geoffrey Chaucer als wichtigste Quelle für „The Nun‘s Priest‘s Tale“. – Es fehlt lediglich das letzte weiße Blatt, die ersten Blätter mit Wurmspuren, meist nur im unteren Rand (kaum Buchstabenverlust), nur wenige Blätter anfangs mit leichten Feuchtfleckchen von oben, am Schluss sind zwei Blätter mit hs. Notizen eingebunden, betreffend eine irrige Zuweisung des Druckes an Ulrich Gering und Berthold Rembolt. Bemerkenswert ist die hübsche Initiale „D“ für „Dominus petra mea et robur meum...“ in hübschem Hellblau auf roten quadratischen Kasten, der mit zarten Pinselgoldlinien ornamentiert ist. Die Initiale ist mit leuchtendem Blattgold gefüllt, darauf hübsche Blüten und Fruchtkelche in Grün, Rot und Blautönen. Abbildung

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ verurteilten die Päpste Martin V. und Eugen IV. seine Predigten als Häresie und brachten den Fall dreifach auf dem Konzil zu Basel in den Jahren 1426, 1431 und 1438 vor. Die Prüfungen ergaben jedoch keine Hinweise auf gotteslästlerliche Reden, so dass Papst Nikolaus V. ihn schon 1450, knapp sechs Jahre nach seinem Tode Heiligsprechen konnte. Auch Bernhardin führt immer wieder die in der Apokalypse des Johannes formulierten Zukunftsvisionen an, um den Gläubigen zur Demut, Enthaltsamkeit, Einsicht, Umkehr zu ermahnen. – Es fehlen lediglich die beiden weißen Blätter (446 und zz8). Titelblatt etwas fleckig und mit kleinem, alt hinterlegten Einriss, im oberen Steg durchgehend wasserrandig, vereinzelt dort mit Wurmgängen, Papierläsuren und -abrieb (gegen Ende stärker), zwei Seiten stärker angeschmutzt (aa8 bb1), das letzte Textblatt mit Eckabrissen, verso die Lombarden verwischt, sonst nur vereinzelt etwas feucht-, spor- oder braunfleckig, das kraftvolle, starke Papier sonst meist sehr sauber und frisch. Vorsatz und Titel teils vielfach gestempelt als mehrfach ausgeschiedenes Exemplar der „Bibliothek SJ. Zürich Prov. Helv.“, der „Bibliotheca Dom. Pr. Feldkirch“ und dem „Archivum V.-Prov. Helveticae“, danach vielfach im Handel nach­ weisbar (letztens Auktionshandel). Oben auf dem Titel ein zeitgenössischer Eintrag des ehemaligen, in der Reformationszeit aufgelassenen Klosters St. Antonius in Höhnscheid: „Liber fratrum cuciferorum vallis sankti Anthony Hoenscheed“. Der hübsche zeitgenössische Einband mit zahlreichen Losange- und Rundrosenstempeln, kleineren Blütenstempelchen in vierfacher Filetenlineatur. Abbildungen

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1040 Bernhardinus von Siena. Sermones de caritate sive evangelio aeterno. 5 num., 9 nn., 330 nn. Bl. (ohne die 2 w.). 2 Spalten. 54 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 21,9 x 14,2 cm. Format: 31,2 x 21 cm. Mit Hunderten bis zu 10-zeiligen roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Blindgeprägtes, geglättetes Kalbsleder d. Z. (mit wenigen Fehlstellen im Deckelbezug, etwas beschabt und Ecken bestoßen, Rücken im 18. Jahrhundert ergänzt) über massiven Holzdeckeln (Ecken teils leicht abgesplittert) und mit 4 Messing-Schließbeschlägen (ohne die Schließbügel), dunkelblauer Schnitt. Basel, Johann Amerbach, um 1489. 3.000 € Hain-Copinger 2827. GW 3886. Goff B-349. Proctor 7631. Pellechet 2079. Kaufmann-Nabholz 435. Bodleian B-167. Borm 388. Ernst I,1 77. Finger 156. Hubay 327. Hummel-Wilhelmi 97. 98. Madsen 599. Nentwig 74. Oates 2797. Ohly-Sack 459. 460. Sack 553-555. Sallander 2074. Schlechter-Ries 243. Sheehan B-147. Walsh 1170. BMC III, 752. BSB-Ink B-300. ÖNB-Ink B-238. CIH 557. IBE 913. IBP 896. IDL 741. IGI 1501. ISTC ib00349000. – Erste Ausgabe der Predigten des Heiligen Bernhardin von Siena, des italienischen Franziskanerheiligen (13801444), der - ganz dem Vorbild der Minoriten gemäß - für die Armen und Bedürftigen eintrat und in seinen Kanzelreden die „sozialen Sünden“ wie Gewalt, Wucherei, aber auch „luxuria“ als Todsünde anklagt, indem er die Würde eines jeden einzelnen Menschen als „Creatura dei“ (Gottesgeschöpf) herausstellt, womit er auch Kritik an der Kurie äußerte. So 1040

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1041 Ambrosius von Mailand. Operum sancti Ambrosij pars secunda. [Opera Teil II (von 3)]. Mit Beigaben des Johannes de Lapide. 3 Teile in 1 Band. 90; 84; 128 nn. Bl. 2 Spalten. 52 Zeilen. Got Typ. Schriftraum: 22,7 x 14,6 cm. Format: 30,5 x 21,7 cm. Mit vielen roten, bis zu 8-zeiligen Lombarden und durchgehender Rubrizierung. Marmoriertes Halbleder des 19. Jahrhunderts (leicht bekratzt, bestoßen, beschabt) mit goldgeprägtem RSchild. Basel, Johann Amerbach, 1492. 1.600 € Hain-Copinger 896. Copinger 406. GW 1599. Goff A-551. Proctor 7592. Pellechet 579. Schreiber 3264. Schramm XXI, 600. Feigelmanas 16. Kaufmann-Nabholz 453. Madsen 160. Mendes 72. Oates 2780. Ohly-Sack 126-131. Raffel 15. Zedler 27. BMC III, 753. BSB-Ink A-480. ÖNB-Ink A-266 CIBN A-291. CIH 157. IBP 263. IDL 252. IGI 423. ISTC ia00551000. – Erste Ausgabe des zweiten Bandes der Werke des heiligen Kirchenvaters Ambrosius von Mailand (333-397). Die drei Teile gliedern sich: „I. Expositio in psalmum Beati immaculati per xxii sermones distincta. II. Expositio in evangelium secundum Lucam. III. Expositio in epistolas Pauli Apostoli“. Herausgeber ist der Prior der Sorbonne, Johannes Heynlin von Stein, der sich latinisiert Johannes de Lapide nennt. Er wurde nach seinen theologischen Studien in Deutsch­ land Rektor der Pariser Universität und Professor der Philosophie in Basel. – Das erste (Titel-)Blatt mit Ein- und Ausrissen, in der unterer Hälfte recto verstärkend überlegt (auch verso ohne Textverlust), neu angefalzt, ein Blatt mit hübscher, neuer eingemalter Initiale, wenige Wurmgänge, einige Blätter angeschmutzt, teils gereinigt, teils gebügelt, weitere Blätter mit kleinem Einriss, a7 im zweiten Teil mit halbseitigem Ausriss (der Text älter handschriftlich ergänzt), im dritten Teil die Blätter f2 und o6 mit Ausriss im weißen Rand, i4 mit kleinem Loch im Text (geringer Buchstabenverlust), s7 mit halbseitigem hinterlegten Einriss; ca. 15 Blätter mit kleinen hinterlegten Einrissen, nur vereinzelt etwas fleckig und gelegentlich unfrisch. Titel oben mit einem zeitgenös­sischen

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Vermerk, demnach das Exemplar einst den Augustiner Chor­herren, den Regularkanoniker des Klosters Dalheim in der Diözese Paderborn („Liber Regularium monasterij Dalheim Paderbornensis diocesis“) gehörte. Abbildung

1042 Antonius de Vercellis. Sermones quadragesimales de XII mirabilibus christianae fidei excellentiis. Mit Beigaben des Ludovicus Brognolo. 263 num., 5 nn. Bl. 2 Spalten. 51 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16 x 11,4 cm. Format: 21,6 x 15,2 cm. Mit Initialspatien und HolzschnittDruckermarke am Schluss. Kolumnentitel und 5 Zeilen Rotdruck. Leder d. Z. (mit Eck- und Kantenläsuren, Rücken erneuert, Deckel teils stärker überarbeitet)mit Blindprägung (ohne die Bindebänder, Löchlein vorhanden). Venedig, Johannes und Gregorius de Gregoriis, 16.II.1492/93. 3.400 € Hain 15949. GW 2260. Goff A-918. Proctor 4522. Feigelmanas 32. Bodleian A-357. Günther 3220. Hubay 155. Hubay 84. Jaspers 30. Madsen 280. Oates 1810. Raffel 20. Sallander 2041. Scardilli 25. BMC V, 343. BSB-Ink A-644. ÖNB-Ink A-394. CIBN A-473. CIH 268. IBE 492. IBP 443. IDL 373. IGI 717. ISTC ia00918000. – Erste Ausgabe der Pfingstpredigten des Franziskanerpaters von der Observanz, eines fruchtbaren Schriftstellers, der unter dem Namen Antonius de Balacho (auch Balocho; ca. 1430-1483) fassbar ist. Er stammt aus Balacco bei Vercelli im Piemont. Der vorliegende Druck ist gleichzeitig die einzige Inkunabel-Ausgabe, der erst nach 1500 ganze elf weitere Editionen folgen sollten. Der Autor setzt sich in seinen Pfingstpredigten mit den „zwölf Wundern des christlichen Glaubens“ auseinander in Bezugnahme auf die Ausgießung des heiligen Geistes während des sogenannten „Pfingstwunders“, bei dem die zwölf Jünger zusammen mit Maria nach Christi Tod zusammentrafen und sich laut der Apostelgeschichte der Heilige Geist über sie ergoss und sie zur als Apostel der Mission in die Welt

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aussandte. – Mit nur ganz vereinzelten, kleinen Fleckchen und wenigen zeitgenössischen Marginalien, sehr schönes Exemplar. Innengelenke restauriert, Vorsätze neu montiert, beide mit teils radierten Einträgen in Sepia, auf dem hinteren fliegenden Vorsatz liest man einen französischen Sinnspruch des 15. Jahrhunderts: „Qui a filles, vignes et vieilles maisons / Il a des affaires en toute saisons ...“, gezeichnet „p[atris] Rotarij“. Unter der letzten Kolumne des „Registrum“ ein Besitzvermerk in roter Tinte: „Fr[ater] Johannes de Abanco 1497“ mit Siegelchiffre, auf dem vorderen Vorsatz ein Eintrag eines weiteren Minderbruders „Fr[rater] Franciscus Amerti [?] ord[inis] fr[atru]m minorum ... comitatuum civitatis Bistuntinensis“, also eines Franziskanerordens aus Besançom.

Hain-Copinger-Reichling 6139. GW 12940 . Goff H-324. Proctor 6056. Pellechet 6054. Klebs 620.1. Borm 1725. Walsh 3158-3159. BMC VI, 786. BSB-Ink H-331. IBE 2946. IDL 1691. IGI 5854. ISTC ih00324000. – Erste und einzige Inkunabelausgabe des Erstlingswerks aus der Feder des fruchtbaren Scholastikers Honorius von Autun (1080-1151). Er stammt von den britischen Inseln, möglicherweise aus Irland, trat dem Benediktinerorden bei und arbeitete als Inkluse an zahlreichen theologischen, philosophischen Werken, wobei er auch Pamphlete zur Kirchenreform und biblische Kommentare verfasste. „Seit 1126 Mönch im Schottenkloster in Regensburg, danach in Canterbury, rege schriftstellerische Tätigkeit in Theologie, Geschichte und Naturwissenschaft“ (GW). Das „Elucidarium“ verfasste er zwischen 1098 und 1101 als dogmatisches Vademecum für den Geistlichen und Theologen „As Pantaleo in his letter to Scarlionus refers to ‚dialogum tuum cognomento Lucidarium‘, this book has often been taken as the work of Scarlionus, but this is a misunderstanding. It is in fact a recension of the dialogue generally ascribed to Honorius Augustodunensis“ (BMC). Das kleine Werk wurde unter dem Titel „Lucidarium“ oder „Lucidarii“ sehr populär und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. – Es fehlen den Vorstücken zwei Blätter (a1,4) mit Titel „Dialogum cognomento Lucidarium in latino“ und der Widmung „Pantaleo Cusanus canonicus regularis venerabili presbitero Bernardino Scarliono salutem“. Ränder teils etwas finger- oder wasserfleckig In älterer Zeit mit brauner Tinte durchgehend paginiert; die beiden einleitenden Indexblätter mit dem Kapitelverzeichnis sind mit

Abbildungen

Mit dem handschriftlichen Petrus-Segen bei Zahnschmerz 1043 Honorius Augustodunensis. Elucidarium. Mit einem Brief des Pantaleus Cusanus. 50 (statt 52) nn. Bl. 28-29 Zeilen. Rom. Typ. Schriftraum: 15,7 x 14,2 cm. Format: 20 x 13,8 cm. Pergament um 1800 (gering fleckig, minimale Gelenkschäden, Deckel neu aufgezogen, Vorsätze neu) mit blassem hs. RTitel. Mailand, Philippus Mantegatius für Bernardinus Scarliono, 22.III.1493. 2.500 € 62


___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke alten hs. Seitenhinweisen versehen. Pagination durch Beschnitt teils entfernt. Das letzte Blatt verso mit hübschen längerem hs. Eintrag in lateinischer Sprache, in dem die nichtkanonische Anekdote des sog. Petrus-Segens wiedergegeben wird (der im Barock bis ins 20. Jahrhundert v. a. im Fränkischen nachweisbar ist. Die vorliegende gehört u. E. zu den ältesten Nachweisen überhaupt): „Hic est epistula quam dedit dominus yhus xpus [Jesus Christus] beato petro apostolo ad dolorem dentium. beatus Petrus apostolus dum sederet supra quadratam petram marmoream & petrus valde tristis venit ad eum dominus yhus xps & dixit ei quare tristaris. Respondit beatus petrus apostolus & dixit ego sum tristis ac venit ad me quidam febris [?] qui vocatur nigravens qui dentes meas devorat ...“ (etwa: „Dies ist die Botschaft, die Jesus Christus, der Herr, dem seligen Petrus den Apostel gegen Zahnschmerzen gegeben hat. Als der selige Apostel Petrus auf seinem quadratischen Marmorfelsen saß und sehr traurig war, kam der Herr Jesus Christus zu ihm und fragte ihn, warum er traurig sei. Petrus antwortete ihm und und sagte, er sei traurig da, ihm eine Krankheit/ein Übel (?) beigekommen sei, das Fäule (Zahnschwärze) genannt wird und meine Zähne zerfrisst...“). Abbildungen

1044 Bruno von Würzburg. Psalterium latinum. 173 nn., 1 w. Bl. 2 Spalten, teils Text von Kommentar umflossen. 44-54 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 17 x 12 cm. Format: 23 x 16,5 cm. Mit zahlreichen Lombarden in Rot und Blau sowie durchgehender Rubrizierung. Braunes blindgeprägtes Leder d. Z. (Ecken und Kanten etwas abgeschürft, Rücken alt erneuert, etwas beschabt und berieben) über Holzdeckeln mit Schließbeschlag (ohne die Schließe). Nürnberg, Anton Koberger, 1494. 4.000 €

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Hain 4012. GW 36028. Goff P-1050. Proctor 2096. Pellechet 3035. Bodleian P-514. Borm 2248. Collijn 281. Feigelmanas 368. Günther 2079. Hummel-Wilhelmi 530. Madsen 920. Oates 1036. Rhodes 1475. Sack 2971. Sallander 2412. Schlechter-Ries 1518. Sheehan P-516. BMC II, 439. BSB-Ink P-836. UBL-Ink P-370. CIBN B-867. CBB 918. CIH 2855. IBE 4805. IBP 4615. IBS 993. IDL 3824. IGI 8140. ISTC ip01050000. – Erste bei Anton Koberger in Nürnberg gedruckte Ausgabe des berühmten Psalmenkommentars des Bischofs Bruno von Würzburg (Bruno episcopus herbipolensis; 1005-1045), der auch als Bruno von Kärnten (Bruno di Carinzia) bekannt war und aus dem Geschlecht der Salier stammt. Von 1027 bis 1034 war er italienischer Kanzler und am 14. April 1034 erhielt er als Bischof von Würzburg die Weihe. „Als nahem Verwandten des salischen Königshauses standen Bruno alle hohen Reichsämter offen. Nachdem er sich als königlicher Kaplan und als Königsbote und seit 1027 als Kanzler für Italien bewährt hatte, erhob ihn 1034 Konrad II. auf den wichtigen Würzburger Bischofsstuhl. Das enge Verhältnis zu Konrad verdichtete sich unter dessen Sohn noch weiter, er gehörte zu den einflußreichsten Kirchenfürsten unter Heinrich III. und war einer der wenigen Männer, die damals häufiger und auch außerhalb ihres Amtsbereiches intervenierten. Er begleitete Heinrich III. auf seinem Umritt durch das Reich und warb 1042 für ihn um Agnes von Poitou. Damit wurde die Ehe des Königs, gegen die viele Zeit­genossen wegen zu naher Verwandtschaft Bedenken erhoben hatten, von einem der angesehensten und gelehrtesten Reichsbischöfe sanktioniert. Neben seiner Tätigkeit im Dienste des Königs begann er den Neubau des Würzburger Doms und legte als einer der wenigen literarisch tätigen Bischöfe seiner Zeit einen großen Kommentar zu den Psalmen an, wobei er die Einführung wie auch den Kommentar selbst aus Stücken zusammensetzte, die er den Kirchenvätern entnahm“ (NDB II, 1043

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673). – Vorsätze neu, Titel mit alt ersetzem Eckausschnitt und hinterlegten Bugschäden, fleckig und wie die ersten und letzten Blätter mit Randläsuren, am Schluss auch kleine Randverluste (ohne Textverlust), Wurmspuren, teils etwas angestaubt, jedoch nur minimal fleckig, insgesamt ordentliches Exemplar dieses seltenen Koberger-Drucks in einem hübschen zeitgenössischen Einband wohl einer Ulmer Werkstatt mit Rautenranken und stilisierten Blumenstempeln zwischen dreifachen Fileten. Abbildungen

1045 Duranti, Guillelmus. Rationale divinorum offi­ ciorum. Titel. 304 (statt 306; ohne den Titel u. d. le. w.) Bl., Fol. 4-305 nummeriert I-CCCII. 2 Spalten. 45 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 16,7 x 12,2 cm. Format: 23 x 17 cm. Mit Initialspatien. Holzdeckelband d. Z. (Eichenholz­ deckel etwas beschabt und bestoßen, ohne die Schließen) mit breitem modernen Lederrücken (neu aufgebunden). Nürnberg, Anton Koberger, 30. IX. 1494. 1.400 € Hain 6497. GW 9140. Goff D-438. Proctor 2094. Pellechet 4516. Borm 940. Collijn 515. Madsen 1479. Schlechter-Ries 622. Ohly-Sack 1080. Walsh 744. Feigelmanas 154 BMC II, 439. BSB-Ink D-355. CIH 1245. IBE 2240. IBP 2030. IDL 1662. IGI 3644. ISTC id00438000. – Dritte bei Koberger gedruckte Ausgabe des „Durandus“, des Rationale divino­ rum officiorum, einer der Hauptquellen für die westliche Kirchenliturgie, entstanden um 1280. Thema ist die allegorische Interpretation der Liturgie nach Amalario, bei der sich Duanti als exzellenter Kompilator erweist. „Its eight books contain a detailed account of the laws, ceremo1044

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ nies, customs, and mystical interpretation of the Roman Rite. Book I treats of religious art and archictecture: the church, altar, pictures, bells, churchyard, etc.; Book II of the ministers; Book III of vestments; Book IV of the Mass; Book V of the canonical hours; Book VI of the Proprium Temporis; Book VII of the Proprium Sanctorum; and Book VIII of the astronomical calendar, manner of finding Easter, Epacts, etc. The Ratio­ nale is the most complete medieval treatise of its kind; it is still the standard authority of the ritual of the thirteenth century and for the symbolism of rites and vestments“ (Catholic Encyclopedia). – Es fehlt das erste Blatt mit dem Titel „Rationale divinorum officiorum“ (Ai) und das letzte weiße (P10), der auf altem Papier in Fotokopie beiliegt. Blatt 2 mit altem hs. Besitzeintrag des Bamberger Benediktinerklosters „Ad Bibiliothecam Monasterii S. Nicolo Arch. O.S.B. Bambergae“. Anfangs und am Ende mit Randläsuren und gestempelt, wenige alte Marginalien, teils etwas gebräunt, braunfleckig und mit Wasserrändern, Blindstempel und einigen Rand- oder Eckausrissen (ohne Textverlust), aber nur vereinzelten Wurmlöchlein. Abbildung Seite 65

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1046 Nicolaus de Lyra. Postilla super epistolas et evangelia quadragesimalia. 144 nn. Bl. 2 Spalten. 48 Zeilen (Text von Kommentar umgeben). Got. Typ. Schriftraum: 14,5 x 9,5 cm. Format: 17 x 12,3 cm. Mit 2 großen Holzschnitt-Druckermarken in Rot auf dem Titel, in Schwarz am Schluss sowie mehreren bis zu 8-zeiligen HolzschnittInitialen, Titel in Rotdruck. Flexibles Pergament um 1600 (etwas gebräunt und leicht berieben) unter Verwendung eines Blattes einer Handschrift vom Ende des 14. Jahrhunderts. Venedig, Johann Hamann für Octavianus Scotus, 13.XII.1494. 2.400 € Hain-Reichling 10390. GW 26590. Goff N-119. Badaliæ 788. Mendes 896. Oates 2043. Walsh 2235. BMC V, 426. CBB 4600. IBE 2287. IBP 3953. IGI 6828. ISTC in00119000. Nicht in den Staatsbibliotheken von Berlin und München, nicht in der Bibliothèque Nationale. – Die exegetischen Ausführungen zu den Episteln und Evangelienpassagen, die das Pfingstgeschehen behandelt. Autor ist der erste große Bibelinterpret des Hochmittelalters Nicolaus de Lyra (1270-1349). Die Postilla erschien erstmals 1471-1472 - in dem für die Inkunabelzeit außergewöhnlich kleinem „Taschenformat“, das jedem Geistlichen erlaubte, das Werk auf Reisen mitzunehmen. Bis dato waren Inkunabeln vornehmlich als Foliodrucke erschienen. – Titel mit mehreren, gering späteren Tinteneinträgen, Nummern etc., etwas fingerfleckig, aber kaum gebräunt, eine Initiale hübsch ankoloriert, im oberen Rand etwas knapp beschnitten, mit vereinzelten (ebenfalls teils überschnittenen) zeitgenössischen Einträgen, die letzten Seiten und Vorsatz mit flächigen hs. Eintragungen, gegen Ende etwas feuchtfleckig, insgesamt aber gutes Exemplar dieser überaus seltenen kleinen (sic) Tascheninkunabel. Der Kopertband wurde am Ende des 16. bzw. Anfang des 17. Jahrhunderts mit Kalbslederlitzen um den am Schnitt rotgefärbten Block gelegt. Abbildungen

1047 Biblia latina. - Biblia. Mit Glosse des Walafridus Strabo u.a. und Interlinearglosse des Anselmus Laudunensis sowie mit der Postilla des Nicolaus de Lyra und Expositio des Guillelmus Brito in omnes prologos S. Hieronymi. Enthalten ferner: Nicolaus de Lyra, Contra perfidiam Iuda­eo­rum. Hrsg. Bernardinus Gadolus, Eusebius Hispanus 1046

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___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke und Secundus Contarenus. Teil II (von 2). Bl. 237-470 (von 1512). 2 Spalten. 83 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 28,5 x19 cm. Format: 35,2 x 24 cm. Mit 8-zeiliger Zierinitiale in Blau mit Federwerk und Pinselgold, zahlreichen kleineren Initialen und Hunderten von roten Lombarden. Flexibles Pergament des 17. Jahrhunderts (Kapital gerissen, Gelenke brüchig, etwas fleckig, beschabt und bestoßen, Kanten teils offen, zeitgenössische Naht) mit hs. RTitel. Venedig, Paganinus de Paganinis, 18.IV.1495. 3.500 € Hain-Copinger 3174. Copinger 1035. GW 4283. Goff B-608. Proctor 5170. Pellechet 2353. Bodleian B-315. Collijn 210. Ferraglio 9. Finger 202. Hubay 76. Jurot 187. Longhi 7-9. Mendes 227-231. Oates 2028. 2029. Ohly-Sack 548. Sander 994. Walsh 2359. BMC V, 458. BSB-Ink B-473. ÖNB-Ink B-389. IBE 1050. IBP 1039. IGI 1691. ISTC ib00608000. – Die alttestamentarischen Propheten aus dem prachtvollen Bibel-Frühdruck der venezianischen Offizin des Paganinus de Paganinis. Der Teil enthält den „Prologus“ der Postille des Nicolaus de Lyra mit dessen Kommentaren zum Brief des Hieronymus: „Incipit prologus beati hieronymi presbyteri in librum iosue“, ferner der „Expositio fratris Britonis“, also den Ausführungen des französischen Chronisten und Minoriten Wilhelm der Bretone (auch Wilhelm Brito bzw. Guillaume le Breton; 11651226) zum Buch Josua etc. Der Teil endet mit dem Buch Esther („Hester CXV et XVI“) auf Seite 470r. – Letztes Blatt verso mit kleinem zeitgenössischen Eintrag, vereinzelt minimal gebräunt und nur stellenweise leicht fleckig, insgesamt bemerkenswert schönes Exemplar dieses seltenen, umfassenden Bibeldrucks aus der venezianischen Offizin des Paganinus de Paganinis, der aus Brescia gebürtig zu den wenigen aus Italien 1047

selbst stammenden Druckern gehört, der das Handwerk bei seinen deutschen, in Italien tätigen Kollegen gelernt hatte bis er dann ab 1483 zunächst eine Offizin zusammen mit Bernardino Benali und Giorgio Arrivabene betrieb. 1517 kehrte er dann von Venedig nach Brescia zurück. Er ist der bedeutende Drucker von Luca Paciolis mathematischen Werken, der „Summa de arithmetica“, „De divina proportione“ sowie des ersten in arabischer Sprache und Type gedruckten Korans. Abbildung

1048 Biblia latina. - Biblia. Mit Glosse des Walafridus Strabo u.a. und Interlinearglosse des Anselmus Laudunensis sowie mit der Postilla des Nicolaus de Lyra und Expositio des Guillelmus Brito in omnes prologos S. Hieronymi. Enthalten ferner: Nicolaus de Lyra, Contra perfidiam Iudaeorum. Hrsg. Bernardinus Gadolus, Eusebius Hispanus und Secundus Contarenus. Teil II (von 2). Bl. 10131398 (von 1512). 2 Spalten. 83 Zeilen. Got. Typ. Schrift­ raum: 28,5 x19 cm. Format: 36,4 x 25 cm. Mit Initial­spatien. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (bzw. nur unwesentlich später; Deckel mit Ausrissen und Löchern, Kratzern und Wurmgängen, Fehlstellen älter ergänzt, Rücken erneuert, komplett neu aufgebunden, bestoßen). Venedig, Paganinus de Paganinis, 18.IV.1495. 2.800 € 1048

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Theologische Wiegendrucke _________________________________________________________________________________________________________ 1049 Biblia mit Postilla des Hugo de Sancto Caro. 7 Bände. 2 Spalten. 58-59 bzw. 70 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 26,3 x 17,2 cm. Format: 34 x 23 cm. Mit 24 (22 kolorierten, davon 4 ganzseitigen) Textholzschnitten, durchgehender Rubrizierung, zahlreichen späteren Zierinitialen mit Stegen. Holzdeckelbände (einige Deckel später ersetzt) mit meist breitem blindgeprägten Schweinslederrücken (teils gering fleckig, alle Bände neu aufgebunden und restauriert) und zus. 14 (teils erneuerten) intakten Messingschließen sowie einheitlichen hs. RSchildern des 18. Jahrhunderts. Basel, Johann Amerbach für Anton Koberger, 1498-1502. 35.000 €

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Hain-Copinger 3174. Copinger 1035. GW 4283. Goff B-608. Proctor 5170. Pellechet 2353. Bodleian B-315. Collijn 210. Ferraglio 9. Finger 202. Hubay 76. Jurot 187. Longhi 7-9. Mendes 227-231. Oates 2028. 2029. Ohly-Sack 548. Sander 994. Walsh 2359. BMC V, 458. BSB-Ink B-473. ÖNB-Ink B-389. IBE 1050. IBP 1039. IGI 1691. ISTC ib00608000. – Vollständiges Neues Testament des prachtvollen Bibel-Frühdrucks aus der venezianischen Offizin des Paganinus de Paganinis. Der Teil enthält das „Proemium in quattuor evangelistas“ (S. 1013r), Vier Evangelien (S. 1015v), Episteln Pauli „Incipit prefatio sancti Hieronymi in omnes epistolas sancti Pauli“ (S. 1189r) sowie die Apokalypse des Johannes (S. 1370v) mit dem Kommentar des Nikolaus de Lyra (1270-1349) zur Offenbarung: „Postilla Nicolai de lyra super Apocalysim Joannis“ in typographisch hervorragend gesetzter Klammerglosse. – Einige Blätter gerissen (Fol.. 1181f.), durchgehend etwas angestaubt, angeschmutzt, stock-, braun- und wasserfleckig (gegen Ende stärker), jedoch nur vereinzelt wurmstichig und mit einigen Wurmgängen im Rand, unfrisch. Vorsätze älter erneuert. Abbildung Seite 67

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Hain-Copinger 3175 und Hain 8974. GW 4285. Goff B-610. VD16 B 2579. Proctor 7613. Pellechet 2354. Schreiber 3478. Schramm XXI, 27. 649-675. Kaufmann-Nabholz 489. Borm 487. Collijn 328. Ernst I, 1 97. Finger 208. Günther 248. Hubay 183. Hummel-Wilhelmi 132. Oates 2793. Ohly-Sack 551-553. Rhodes 362. Sack 659. Schlechter-Ries 322. Sheehan B-279. Voulliéme 186. Zedler 154. BMC III, 759. BSB-Ink B-481. ÖNB-Ink B-392. CIBN B-436. CBB 684. CIH 663. IBE 1053. IBP 1041. IBS 253. IDL 864. IGI 1694. ISTC ib00610000. – Die mit allen sieben Bänden vollständige Monumentalausgabe der Basler Bibel von Johann Amerbach für Anton Koberger, eines der umfangreichsten, aufwendigsten, bedeutendsten Buchprojekte nach Gutenbergs B-42 überhaupt, das noch ganz im stilistischen Gewand der kostbaren Frühdrucke, in ausgezeichneter Typographie, auf festem Papier (noch ohne Titel und nur im Kolophon untergebrachten Druckerangaben) erscheint - und einen würdigen, eindrucksvollen Schlusspunkt der Inkunabelzeit bildet. Es ist die Zeit, in der die Druckkunst von ihrer Erfindung über knappe 50 Jahre hindurch Blüten hervorbrachte, die in den folgenden 500 Jahren nie wieder erreicht, geschweige denn übertroffen werden sollten. Der zweispaltige Bibeltext in 58-59 Zeilen wird links und rechts von einer Klammerglosse bis zu 70 Zeilen umflossen und lässt einen breiten Rand zu, auf dem als Marginalien Querverweise für die innerbiblischen Zitatstellen gedruckt wurden - ein typographisches Meisterwerk der Baseler Buchdruckkunst. Die Kommentare stammen von dem um 1200 in Saint-Cher in der Dauphiné geborenen und 1263 in Orvieto gestorbenen Dominikanerprovinzial und päpstlichen Rat Hugo de Sancto Caro (Hugo de Saint-Cher), der als Berater und Diplomat der Päpste Gregor IX. und Innozenz IV. wirkte. Sein Hauptwerk, der vorliegende Kommentar, wurde als einflussreichste Exegese der Heiligen Schrift über das ganze Mittelalter hindurch rezipiert, zitiert und weitergegeben - und prägte damit ganze Generationen von Theologen. Amerbachs Kodifizierung des mittelalterlichen Kommentars aus der Feder des Hugo de Sancto Claro im monumentalen Typendruck setzt damit auch einer theologischen Richtung einen strahlenden Schluss­ punkt, jenseits von dem dann mit dem Einzug von Humanismus und Renaissance sich auch eine ganz neue Weltsicht ausbreiten sollte, die die mittelalterliche Theologie schließlich ganz ablösen wird. Von der vorliegenden Ausgabe existieren weltweit verhältnismäßig wenige vollständige Exemplare. So besitzten viele Bibliotheken gar keine oder nur inkomplette Exemplare und die Bibelsammlung der Württem­bergischen Landesbibliothek Stuttgart (D 182) hat überhaupt nur die Bände I, IV und VII. Gliederung: Teil I (AT Genesis-Hiob). Nach den IV. Kalenden Novembri (= 29.X. 1498), nicht nach 1499. 464 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 4 farbigen Zierinitialen mit Stegranken und 24 (22 kolorierten, davon 4 ganzseitigen) Textholzschnitten. Ein Blatt im Rand mit rotem Tintenschaden,


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restauriert, ein weiteres mit Tintenfleck und Wischspur (hh5). Blatt r3 mit kleinem Eckausriss (ohne Textverlust). Eichendeckel ersetzt, Schließen und Vorsätze neu. Teil II Secunda pars huius operis continens psalterium cum postilla domini Hugonis cardinalis (AT Psalter). Nicht nach 1499. 358 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 4 Zierinitialen, erstes Textblatt mit farbigen Rankenbordüren links und unten mit Rose, 2 weitere Rosen auf Folgeblatt. Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel kaum wurmstichig, kaum fleckig. Teil III Tertia pars huius operis: continens psalterium cum postilla domini Hugonis cardinalis Super Proverbia ... Ecclesiasticum (AT Sprichwörter-Kohelet). Nicht nach 1500. 268 nn. Bl. Durchgehend rubriziert. Am Anfang mit einigen farbigen Zierinitialen, eine mit hübschem floralen Steg mit drei bunten Vögeln. Vereinzelt leicht wurmstichig. Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel wurmstichig, teils etwas fleckig, vor allem an Unterkanten. Teil IV Quarta pars huius operis, continens textum unam cum postilla domini Hugonis Cardinalis Prophetarum Esaie ... Baruch (AT Jesaja bis Baruch). Nicht nach 1501. 321 (statt 322; ohne das le. w.) Bl. Mit 3 farbigen Zierinitialen und großer Rose auf dem ersten Textblatt. Ru-

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brizierung nur zu ersten Drittel (bis k6) Gering fleckig, nur blasse Feuchtränder, winzige Brandspur unten o4-p1). Eichendeckel, Rücken und Schließen zeitgenössisch, neu aufgebunden. Teil V Quinta pars huius operis in se continens postillas domini Hugonis Cardinalis Prophetarum et librorum Ezechielis ... Machabeorum ij. (AT Hesekiel bis Makkabäer). 1501-1502. 264 Bl. Durchgehend rubriziert. Mit 3 Zierinitialen mit Stegen, 9 Vögelchen und 2 Rosen. Es fehlt das letzte w. Bl. (Q8). Wenige Wurmlöcher. Beide Holzdeckel erneuert, die Schließen älter, aber mit neuen Nägeln, Rückenstreifen nur schmal auf Deckel gezogen. Teil VI Sexta pars huius operis continens postillam domini ugonis Cardinalis super quattuor evangelia secundum Mattheum ... Johannem (NT Evangelien Matthäus-Johannes). 1501-1502. 400 Bl. Mit 4 bunten Zierinitialen, 3 Stegen bzw. 2 dreiseitigen Bordüren mit Vögeln und Blumen. Wenige Wurmlöcher, wenige Seiten stärker angestaubt (J6-7). Neu aufgebunden, jedoch Rücken, Eichendeckel und Schließen zeitgenössisch, Deckel wurmstichig. Titel VII Septima pars huius operis continens postillam domini Hugonis Cardinalis super Epistolas Pauli Ad Romanos j.-Hebreos j. Item super Actus apostolorum - Item super Apocalypsim (NT Paulusbriefe bis Apokalypse). Kurz nach dem 7. November 1502. 430 Bl. Durchge-


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___________________________________________________________________________________________________________ Theologische Wiegendrucke hend rubriziert. Mit 5 bunten Zierinitialen und Bordüren mit Nelken sowie Rosen. Etwas wurmstichig, gegen Mitte im unteren Rand mit Wasserfleck, einige Blätter gebräunt und mit kleinen Papierläsuren, wenige Flecken. Holzdeckel, Vorsätze und Schließen neu, neu aufgebunden. – Es fehlt lediglich ein weißes Blatt. Erste Blätter teils mit klei­nem Säureschatten von Klebschild, teils leicht wurmstichig, vereinzelt minimal wasserrandig oder gebräunt, insgesamt jedoch meist sehr sauber und ausgezeichnet frisch. Fast jeder Band ist durchgehend zeit­genössisch rubriziert (mit einer Ausnahme). Nur wenige zeitgenössische Einträge. Jeweils die ersten 3-5 Seiten jeden Bandes wurde von späterer Hand ganz im Stile der Buchillumination um 1500 mit hübschen bunten Initialen und Zierstegen ausgestattet, die sich oft als Bor­düren um die ersten Seiten legen und auf deren Akanthusranken Vögelchen wie Kiebitz oder Eulen sitzen. Ferner finden sich auf den ersten Seiten farbige Blumen an den Randstegen, Rosen, Nelken etc., oft ebenfalls als Bordüren angeordnet. Einige der Holzschnitte der Ausgabe wurden sicher von derselben Hand, wohl im 20. Jahrhundert, teil- oder ankoloriert. Alle Einbände wurden sorgsam restauriert und überarbeitet, wobei teils die Eichenholzdeckel (und hier und da auch Schließen) ersetzt wurden und die Exemplare (etwas zu streng) neu aufgebunden wurden. Die Vorsatzpapier teils erneuert, die Rückenschilder sind einheitlich wieder aufmontiert, alle ersten Seiten mit altem hs. Eintrag des 17. Jahrhunderts: „Collegii hospitalensis“, demnach das Exemplar einst dem Kollegiatsstiftes Spital am Pyhrn in Oberösterreich gehörte, von wo es in den Handel gelangte.

Die zusammen mit Berthold Remboldt ab 1494 betriebene Offizin war aufgrund ihrer editorischen und typographischen Sorgfalt führend im Handwerk der Schwarzkunst. Charakteristisch sind die vielen figürlichen und floralen Initialen, Holzund Metallschnitte, für die es über 150 Stempel gab. Unter Bezugnahme auf Polain hält Goff die Zuschreibung im Vorwort des Geoffroy Boussard an Beda Venerabilis für irrig. Eher, so Goff, gehe die Kompilation wohl auf Drepanius Florus (ca. 800-860) zurück (a.a.O.). Besonders prachtvoll ist die sogenannte „Paulus-Initiale“ mit dem Buchstaben „P“, die eigens für diesen Druck geschaffen wurde. Sie zeigt den heiligen Apostel im gestirnten Nachthimmel mit einem Buch auf der Kanzel im Binnenraum des geschwungenen „P“, umgeben von der ihm lauschenden, ihn anbetenden Menge. Rechts unten im Zwickel erscheint die Figur eines Orientalen im weiten Mantel, Cape und Turban, der quasi „von Ferne“ zuhört - Symbol für die Heidenmission Pauli in Klein­ asien, das ja bekanntermaßen zur Zeit des Druckes schon seit zwei Generationen - seit 47 Jahren - mit dem Fall Konstantinopels dem Osmanischen Weltreich anheimgefallen war. – Das Titelblatt mit ausgestrichenem Besitzvermerk oben und älteren Auflegungen unten und zum Bug hin (ohne Textverlust), zu Anfang und Schluss stärker, im Block innen dann nur noch gering wurmstichig (teils geringer Buchstabenverlust), die Schlusslage mit kleinen Randschäden und gering fleckig, sonst meist sauber und mit wenigen alten Marginalien, bemerkenswert breitrandiges, hübsch zeitgenössisch gebundenes Exemplar dieses sel­tenen Druckes.

Abbildungen Seite 68 bis 71

Abbildungen

Keine Exemplar des Pariser Drucks in der Bibliothèqua Nationale Paris 1050 Augustinus, Aurelius. In sacras Pauli epistolas nova et hactenus absondita interpretatio: per Venerabilem Bedam ex innumeris illius codicibus mira industria sumoque labore collecta [mit:] Johannes Chrysostomus, De laudibus beati Pauli homiliae. Mit Beigaben von Gaufredus Boussardus. 14 nn., 235 num. Bl. (ohne d. le. w.). 2 Spalten. 68-69 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 25,2 x 15 cm. Format: 36 x 25 cm. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und zahlreichen, bis zu 18-zeiligen, teils figürlichen, teils belebten Criblé-Initialen. Holzdeckelband d. Z. (VDeckel vertikal gebrochen, Ecken abgeschürft, mit Fehlstellen) mit breitem blindgeprägtem Lederrücken (restauriert, Fehlstellen und Rücken ergänzt, Gelenke erneuert) sowie mit 4 Messing-Schließbeschlägen (auf dem VDeckel mit punziertem Monogramm (ohne die Schließbänder und Schließen). Paris, Ulrich Gering und Berthold Remboldt, 28.XI.1499. 5.000 € Hain-Copinger 1983. GW 29866. Goff A-1277. Proctor 8310. Pellechet 1496. BMC VIII, 31. BSB-Ink A-889. Bodleian A-588. Borm 273. Collijn 198. Ernst II/3 18. Feigelmanas 51. Günther 2231. Oates 3127. Rhodes 210. Sack 2653. Schlechter-Ries 1399. Voulliéme 2318. Wilhelmi 78. IBE 108. IBP 648. IBS 914. IDL 521. CIH 2517. IGI 7264. ISTC ia01277000. Kein Exemplar im CIBN: Keines in der Bibliothèqua Nationale Paris. – Erste Ausgabe des Kirchenvaters Aurelius Augustinus (354-430) Exegese der Paulusbriefe, herausgegeben von Petrus Securibilis (14451508). Es handelt sich um den Druck aus der dritten Presse des Ulrich Gering, des Erstdruckers in Paris und Frankreich, der ab 1470 nachweisbar ist und zugleich als Universitätsdrucker der Sorbonne wirkte. 1050

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Ausgaben der Heiligen Schrift und einzelner Bücher, Koran-Drucke 1051 Bèze, Théodore de. Novum testamentum. 2 Teile in 1 Band. 16 nn., 216 (recte 316) num. Bl.; 212 num. Bl., S. 90-40. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 19 x 11,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker gebräunt, etwas berieben) über Holzdeckeln (ohne die beiden Schließen und die vier Schließbeschläge) mit blindgeprägter Jahreszahl auf dem Vorderdeckel „1588“. (Genf, Henricus Stephanus), 1580. 400 € Darlow-Moule 4641. – Dritte Ausgabe dieses Neuen Testaments mit griechisch-lateinischem Paralleltext, verfasst von dem Genfer Reformator französischer Herkunft Théodore de Bèze (1519-1605). „The Greek Text generally follows that of Beza’s first edition of 1565, with a few alterations. Some of the annotations are collected from the commentary of L’Oyseleur, Seigneur de Villers, by Jean Cherpont, at the request of H. Stephanus“ (Darlow-Moule). – Titel mit zahlreichen hs. Besitzvermerken. Etwas gebräunt und feuchtrandig, häufig mit hs. Randanmerkungen. Der Vorderdeckel zeigt im Mittelfeld Christus mit dem Segensgestus und den Reichsapfel haltend, auf dem Rückdeckel wird seine Kreuzigung abgebildet.

1052 Biblia germanica. - Biblia. Dat ys: De ganze hillige Schrifft. Vordüdescht dorch Doct. Mart. Luther [und:] De Propheten alle düdesch. 2 Teile in 1 Band. 28 nn., 297 (recte 397) num., 1 w. Bl.; 471 (recte 476) num. Bl. Mit 2 wdhl. figürlichen Holzschnitt-Titelbordüren und ca. 95 Textholzschnitten, Titel in Rot und Schwarz. 25,7 x 19 cm.

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Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Deckel mit kleinen Wurmlöchern, etwas berieben, gering bestoßen) über abgefasten Holzdeckeln mit goldgeprägtem RSchild (gering abgeplatzt) und blindgeprägtem Monogramm und der Jahreszahl „1587“ auf dem Vorderdeckel sowie 1 (von 2) ziselierte Messingschließe. Wittenberg, Erben Hans Krafft, 1585-1586. 1.800 € VD16 B 2859. Borchling-Clausen 2327. – Seltene niederdeutsche Bibel. Luthers hochdeutsche Bibel war im Norden Deutschlands schwer ver­ständlich. Mit Hilfe von Johannes Bugenhagen, einem engen Mitarbeiter Luthers, wurde deshalb eine Übersetzung ins Niederdeutsche angefertigt. Die schöne figürliche Holzschnitt-Titelbordüre zeigt die Erschaffung Evas, links Moses und rechts den Hohepriester. In der unteren Titelbordüre mit dem sächsischen Wappen gekennzeichnet. – Minimale Wurmlöchlein im Block, gegen Ende mit größeren Wurmgängen und leichten Wurmschäden (meist ohne Buchstabenverlust), etwas fingerfleckig, teils mit stärkeren Knickspuren im Block. Leicht braunund feuchtfleckig. Vollständiges Exemplar mit Paginierungsfehlern (Kollation im VD16 irrig). Modernes Exlibris. Der bemerkenswerte Einband mit Luthers Wahlspruch: „In silencio et spe erit fortitudo vestra“ („Im Schweigen und in der Hoffnung wird eure Stärke bestehen“) auf dem Vorderdeckel. Im Mittelfeld des Rückendeckels unterhalb des der Figur Melanchthons mit dem Motto: „Si Deus pro nobis, quis contra nos“ und dem Motto „Ora et labora“. Abbildungen

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_________________________________________________________________________________ Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke 1053 Biblia germanica. - Bibell, das ist alle Nücher alts und news testaments, nach alter in christlicher Kyrchen gehabter Translation. trewlich verteutscht und mit vielen heilsamen Annotationen erleucht durch D. Johann Dietenberger. 2 Teile in 1 Band. 6 nn., 450 num. Bl.; 139 num, 1 nn. Bl. Mit 2 breiten wdhl. szenischen Holzschnitt-Titelbordüren und zahlr. Textholzschnitten. 30 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker angeschmutzt, etwas gebräunt) über Holzdeckeln mit 2 Messingschließen. Köln, Arnold Quentelt, 1604. 650 € VD17 12:652561U. Bibelsammlung E 634. – Spätere Ausgabe der erstmals 1534 erschienenen katholischen Bearbeitung Johann Dietenbergers (1475-1537). – Titel des ersten Teils mit Einrissen im unteren Rand und Randläsuren, im Bug verstärkend recto hinterlegt und mit tektiertem hs. Besitzvermerk. Etwas gebräunt und braunfleckig sowie angeschmutzt, stellenweise feuchtrandig. Am Schluss wenige Blätter mit stärkeren Randläsuren und größeren Ansetzungen. Oftmals knapp im Seitenrand beschnitten. Vorderer fliegender Vorsatz mit Ausriss. Abbildung

Prachtbibel Königs Friedrich Wilhelms III. vom Hofbuchbinder Carl Lehmann als Geschenk zugeeignet 1054 Biblia germanica. - Biblia, Das ist: Die gantze Heilige Schrifft Altes und Neues Testament. Verdeutscht von Martin Luther: Und auf auf gnädigste Verordnung ... Ernsts, Herzogen zu Sachsen ... dem eigentliche Wort-Verstand nach erkläret. Von neuem mit Fleiss übersehen. 3 Teile in 1 Band. 72 Bl., 740 S., 1 Bl., 512 S.; 480 S., 8 Bl. Mit Kupfertitel, 12 ganzseitigen gestochenen Porträts von J. C. Clauss­ ner, 9 Kupfertafeln mit Porträts biblischer Figuren, 4 doppelblattgroßen Kupferstichtafeln in Barockkartuschen und 2 doppelblattgroßen gestochenen Plänen sowie 21 gestochenen Zwischentiteln bzw. Kupfertafeln (davon einige doppelblattgroße bzw. gefaltet). 41,5 x 26,5 mm Rotbraunes reich verziertes Kalbsleder des frühen 19. Jahrhunderts (Gelenke und Deckel ganz minimal, Unter­kan­ten etwas stärker beschabt und berieben, dort mit etwas Verlust der Stehkantenvergoldung) mit reicher Rückenvergoldung, üppiger Deckelgoldprägun mit Fleurons und Arabesken in Filetenfeldern sowie 2 eingeprägten typographischen Bibelzitaten, Stehkantenmäader sowie breiten goldgeprägten Innenkanten-Vergoldung, chamoisfarbenen Seidenmoiré-Innenspiegeln und dreiseitigem Goldschnitt. 2 jeweils 3-teilige, schwere Schließen aus vielfach durchbrochenem feuervergoldetem Messing sowie Vorderdeckel mit großer schwarzer Bronze-Applikation mit einem großen Kreuz mit goldenem Messingrand (27,5 x 13,5 cm) und der Vollfigur des Gekreuzigten (ca. 18,6 x 10 cm). Einband signiert „Gebunden von C. Lehmann“. Nürnberg, Johann Andreas Endter, 1768. 12.000 € Strohm E 1552 (inkomplett). Vgl. Darlow-Moule 4234 (Ausgabe 1736). Jahn 91ff. Jackson 9. Vgl. Graesse I, 379. Sonnenberg, Königliche Bücher (Kat. der Aust. SB Berlin 1986). Ebert 2191.

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Diese Ausgabe nicht bei Lüthi, or im BMC. – Prachtexemplar der „Kurfürsten Bible“ in der Übersetzung Luthers und aus der Offizin Johann Andreas Endters, die auch als „Weimarer Bible“ bzw. „Ernestinische Bible“, nach Herzog Ernst von Sachsen Weimar benannt wurde, hier in der 14. und letzten Ausgabe, die laut Jackson die vollständigste, umfangreichste und maßgeblichste Version der vielfach aufgelegten Heiligen Schrift ist. Herausgeber waren der Jenaer Theologe Johann Gerhard (1582-1637) und sein Nachfolger Salomon Glass (1593-1656) sowie andere. Die „Kurfürstenbibel“ gehört zu den bedeutendsten Bibelausgaben ihrer Zeit, die auf der Basis von Martin Luthers Text der Bibel-Ausgabe von 1545 entstand (und auch das Buch Esra enthält). Gleichzeitig gehört sie zu den am üppigsten illustrierten Bibelausgaben überhaupt. Das vorliegende Exemplar wurde im Auftrage König Friedrich Wilhelms III. von Preußen, von dem königlichen Hofbuchbinder Carl Ernst Lehmann III. (1787-1848) gebunden, der auf dem Vorderdeckel die biblischen Sprüche „Denn das Wort vom Kreuz ist zwar eine Thorheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft. I. Corinth. I. v. 18“ und „Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolget, der kann nicht mein Jünger seyn“. Lucas XIV. v. 24“.

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Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke __________________________________________________________________________________ Innenliegend ein Brief mit eigenhändiger Unterschrift „Friedrich Wilhelm“ des Königs Freidrich Wilhelm III. (1770-1840), datiert „Berlin den 30ten November 1833“ mit der Zueignung der Bibel an Baron Carl Ritschl von Hartenbach (1783-1858), einen evangelischen Theologen, Bischof und Generalsuperintendent von Pommern: „An den evangelischen Bischof Ritschl zu Stettin. Als einen Beweis Meines Wohlwollens und zum Andenken an den Tag Ihrer und vorigen Sonntage von Mir gehaltenen Predigt verehre Ich Ihnen die beykommende große Bibel und verbleibe Ihr wohlgeneigter Friedrich Wilhelm“. – Nur ganz vereinzelt etwas braunfleckig und gebräunt, insgesamt sehr sauber und in herrlichem Gesamtzustand. Neben dem im Vorderdeckel inneliegenden Brief Friedrich Wilhelms III. liegt auch der blaue Original-Briefumschlag „An den evangelischen Bischof Ritschl zu Stettin“ bei, mit dem roten (freilich plattgedrückten) Lacksiegel des Königs. Abbildungen, auch Seite 78

„Maul recht buch nach der Taschenn“

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1055 Biblia latina. - Sanctum Iesu Christi Evangelium secundum Matthaeum, secundum Marcum, secundum Lucam, secundum Ioannem. Acta Apostolorum [und] Pauli Apostoli epistolae. Epistolae catholicae. Apocalyspis beati Ioannis. 2 Teile in 1 Band. 242 (statt 244) num.; 176 num., 15 (statt 24) nn. Bl. Mit mehreren figürlichen Holzschnitt-Initialen. 9,8 x 6,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (gering berieben, mit wenigen winzigen Wurmlöchlein im Rücken) über Holzdeckeln mit jeweils zwei 3-seitigen Kantenbeschlägen, 10 Rundknopfbuckeln und 2 intakten, reich ziselierten und punzierten Messingschließen. Köln, Johann Soter, 1525. 800 € VD16 ZV 1915. Nicht im STC und bei Adams. – Sehr seltene TaschenMiniaturbibel mit dem vollständigen Neuen Testament, den Evangelien, der Apostelgeschichte, ferner allen Paulusbriefen bis hin zur Apokalypse des Johannes. Der besonders schöne, minutiöse Druck stammt aus der Offizin des Johannes Soter in Köln. – Es fehlt ein Textblatt (b8) sowie die letzten neun Blätter (Aa8 und Bb8) des Index, der Text ist in sich vollständig bis zur Offenbarung. Hier und da ältere Tintenmarginalien und Anmerkungen, etwas ausgebunden, aber nur stellenweise geringe Papierläsuren, einige Blätter mit restaurierten Bugschäden, wenige Wurmlöchlein, vereinzelt etwas fleckig und gebräunt. Ohne fl. Vorsätze, der Innenspiegel vorn mit zeitgenössischem, wohl auf das Miniaturformat bezüglichem Eintrag „Maul recht buch nach der Taschenn“ (in etwa also: das Büchlein sei „Mundgerecht für die Tasche“). Ganz besonders bemerkenswert ist der großartige Einband, der das Buch über die letzten 500 Jahre gut geschützt hat. Alle Beschläge, Schließen und sogar die Schließbänder sind noch im Originalzustand der Zeit vom Anfang des 16. Jahrhunderts vorhanden - ein einzigartiges Buchobjekt. Abbildung Seite 79

1056 Biblia latina. - Biblia Sacra, ex postremis docto­ rum omnium vigiliis, ad Hebraicam veritatem et probatissimorum exemplarium fidem. 8 Bl., 1056 S., 4 Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordüre und zahlr. Textholzschnitten. 19 x 12 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (oberes Kapital offen, Rücken und Rückdeckel etwas berieben, leicht angeschmutzt und bekratzt, gering wurmstichig) 1054

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über abgefasten Holzdeckeln mit 8 ziselierten Messing­ eckbeschlägen, 2 Messing-Schließen und 2 (von 4) Messingschließbeschlägen. Lyon, (Johann Pullon für) Jacob de Millis, 1561. 500 € STC 55. Adams 1059. – Spätere Lyoneser Ausgabe, die mit einer Vielzahl an Textholzschnitten ausgestattet ist. Bestimmte Stellen, wie das Buch Exodus oder die Apokalypse, wurden besonders reich mit Abbildungen ausgestattet. – Das Titelblatt altkoloriert, angeschmutzt, mit wenigen hinterlegten Fehlstellen und Besitzvermerk im Rand. Durchgehend ankoloriert. Der Text gelegentlich mit Anstreichungen. Stellenweise fleckig und leicht gebräunt, im unteren Rand vereinzelt mit Feuchtigkeitsflecken. Die Vorsatzpapiere mit zahlreichen hs. Annotationen. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz. Der blindgeprägte Einband ist mit einer Tugendrolle verziert und trägt das Monogramm“ B. W. K.“ sowie die Jahreszahl „1562“.

1057 Biblia neerlandica. - Costerus, Franciscus. Het Niev Testament onses heeren Iesu Christi. 10 Bl., 962 S., 18 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 31 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (vorderes Gelenk angeplatzt, am oberen Kapital mit breitem Lederstreifen überklebt, Rückdeckel mit Einriss im Leder, etwas stärker berieben) über Holzdeckeln mit 1 (von 2) ziselierten Messingschließe. Antwerpen, Joachim Trognaesius, 1614. 300 € De Backer-Sommervogel II, 1533. – Erste Ausgabe dieses neuen Testaments mit Anmerkungen des Jesuiten und Theologen Franciscus Costerus (1532-1619), der als Professor an der Kölner Universität lehrte, für die katholische Kirche eintrat und zahlreiche Protestanten bekehrte. – Am Schluss mehrere Blätter gelöst und etwas feuchtrandig. Vortitel mit kleinem Löchlein. Gleichmäßig leicht gebräunt.

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_________________________________________________________________________________ Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke 1058 Biblia pauperum. Apocalypsis. Weimarer Handskriften. 90 S. (davon 44 S. farbiges Faksimile der Pergament-Handschrift), 1 Bl. 48,5 x 33 cm. OPergament mit goldgeprägtem Rücken- und Vorderdeckeltitel in OPappschuber (minimal berieben, eingerissen). Leipzig, Edition Leipzig, (1977). 300 € Eines von 150 römisch nummerierten Exemplaren für die IPC International Publishing Company im schwedischen Örebro (Gesamtauflage: 1150). Hervorragender Faksimiledruck der reich bebilderten Handschrift. In kleiner nummerierten Auflage erschienen. Enthalten sind auch Beiträge über die Geschichte und den Aufbau der „Armen-Bibeln“, ferner über Datierung, Lokalisierung, Sprache und Ikonographie dieser Weimarer Handschrift von R. Behrends, K. Kratzsch und H. Mettke. – Nahezu verlagsfrisches Exemplar. Abbildung

1059 Biblia syriaca. - Novum Domini Nostri Jesu Christi Testamentum Syriace. Cum punctis vocalibus, & versione latina Matthaei ita adorna [und:] Aegidius Gutbier. Lexicon syriacum continens omnes N.T. syriaci dictiones et particulas, cum spicilegio vocum quarundam peregrinarum [und:] Derselbe. Notae criticae in Novum Testamentum syriacum. 3 Teile in 1 Band. 16 Bl., 604 S.; 4 nn. S., 146 S., 31 Bl.; 4 Bl., 55 S. (teils linksläufig paginiert). 16,5 x 10 cm.

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Kalbsleder d. Z. (Kaital etwas brüchig, Rücken teils gelöst, etwas berieben und bestoßen) mit RTitel. Hamburg, Aegidius Gutbier, 1664-1667. 350 €

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VD17 547:641023Y und die Nummern 28:733339Z, 12:152858W, 12:152864X. Schröder 1377, 6-8. Kayser 45. – Eine von mehreren Ausgaben des Syrischen Neuen Testaments mit dem Erscheinungsjahr der Erstausgabe 1664 auf dem Titel. Der Orientalist Aegidius Gutbier (16171667) ließ die Werke des Neuen Testaments in syrischer Sprache mit lateinischen Übersetzungen selbstverantwortlich drucken. Dabei ließ er sich auf hohe Kosten eine eigene Druckerei anfertigen, die von 1664 bis 1667 bestand. Zu dieser Ausgbe gehört sein „Lexicon syriacum continens omnes N.T. syriaci dictiones et particulas“ und „Notae criticae in Novum Testamentum Syriacum“ aus dem Jahre 1667 (ADB 10,1879). Die von ihm selbst angefertigten syrischen Typen sind wahrscheinlich von dem Schriftgießer Bartholomäus Voskens gegossen worden. „Seine hervorragendste Leistung stellt das Testamentum Syricae dar ... er versah sein Hauptwerk mit lexikalischen und textkritischen Hilfsmitteln. Mit diesen Beigaben stellte Gutbiers Edition eine beachtliche textkritische Leistung dar“ (Kayser). – Insgesamt leicht gebräunt. Vorsätze etwas leimschattig. Sonst in einem sehr sauberen Zustand.

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Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke __________________________________________________________________________________ Graubündener Musikdruck 1060 Cappaulis, Jacob de. Las profondas revelatinus d‘el beo Avangelist & Apostel dal Segner S. Johann. Compostas & missas in Rima volgare. Cun assistenza del Thomas Johanes Gallienus. 173 S. Mit Musiknotation. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. mit Goldbrokatpapierbezug. Graubünden, Jachen Not Gadina, 1770. 350 € Einziger Druck der rätoromanischen Lieddichtung mit Noten nach Texten der Apokalypse des Johannes. Jacob de Cappaulis (1729-1806) war Geistlicher in Tschierv im heutigen Kreis Val Müstair im Kanton Graubünden. Zum Brokatpapierbezug vgl. Haemmerle 631 und 662. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung

Seltener Rakauer Druck 1061 (Crell, Johann). Das Newe Testament, Das ist, Alle Bücher des newen Bundes. 12 Bl., 914 S., 2 Bl. 15 x 9 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben) mit spanischen Kanten und hs. RTitel. (Rakau, Sebastian Sternacki), 1630. 400 € VD17 23:272468Q. Strom E 751. Vgl. Darlow-Moule 4217. – Erste Aus­gabe dieser Übersetzung aus dem Umkreis der Sozianer, die ihr geisti-

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ges Zentrum im polnischen Rakow hatten. Im gleichen Jahr erschien ein weiteres, fast identisches Exemplar, das sich allerdings in wenigen Punkten von dieser Ausgabe unterscheidet (VD17 23:673004M). Beide Übersetzungen werden Johann Crell (1590-1633) zugeschrieben, wobei dies in Frage gestellt werden muss. „Ob Johann C. der Uebersetzer des in Rakow herausgekommenen deutschen Neuen Testamentes ist, muß dahin gestellt bleiben, doch ist die Vorrede aus seiner Feder.“ (ADB 4, 1876). Während sie auch Jaochim Stegmann zugeschrieben wird, findet sich in den Notizen auf dem vorderen Vorsatz ebenfalls Martin Ruarus genannt. Er zählt mit den anderen beiden zu den führenden Theologen des Socianismus. Eine gemeinschaftliche Arbeit der Übersetzung kann durchaus möglich gewesen sein. Dieser Aspekt würde auch erklären, weshalb die beigedruckten Marginalien nicht nur auf Parallelstellen verweisen, sondern darüber hinaus auch andere Übersetzungsmöglichkeiten und alternative Lesarten benennen. – Leicht gebräunt. Mit zahlreichen hs. Besitzvermerken auf dem vorderen fliegenden Vorsatz, vereinzelt mit hs. Anmerkungen bzw. Anstreichungen. Der Titel mit wenigen hs. Ergänzungen. Die letzten drei Blätter durchgehend in SepiaTinte unterstrichen. Mit großem gestochenen Wappen-Exlibris auf 1061

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_________________________________________________________________________________ Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke dem vorderen Vorsatz das das Buch als Sammlungsstück einer fürstlichen Bibliothek (Titel mit hs. Eintrag „WBurchard“ derselben Zeit) kennzeichnet . Das Exlibris hat im Schild zwei steigende Löwen mit Lorbeerkranz, einen Engel wohl mit Lanze, ein Arm mit Axt sowie drei Sternblumen. Das Mittelfeld mit drei Büchern im Schild. Von größter Seltenheit, für uns nicht nachweisbar. Abbildung

1062 Fabricius, Johann Albert (Hrsg.). Codex apocryphus Novi Testamenti, collectus, castigatus testimoniisque, censuris et animadversionibus illustratus. 8 Bl., 386 S., 4 Bl., (S. 387)-986, 12 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Titelvignette. 16 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (vom Einband gelöst, Rücken nachgedunkelt). Hamburg, Benjamin Schiller, 1703. 150 € Erste Ausgabe seiner kritischen Zusammenstellung apokrypher Texte, erst 1719 erschien ebenda ein dritter und abschließender Teil. Das Hauptwerk des Hamburger Philologen bildet seine 14-bändige Biblio­ theca Graeca (1705-1728). – Gebräunt und braunfleckig, fl. Vorsatz mit längerem Eintrag und Eckabschnitt.

1063 Gelyana de Yuhanan kadisha (syriace) id est, Apocalypsis Sancti Iohannis, ex manuscripto exemplari è bib­ liotheca clariss. viri Josephi Scaligeri deprompto, edita charactere Syro, & Ebræo, cum versione Latina, & notis, opera & studio Ludovici de Dieu. 10 Bl., 211 S. Mit breiter Holzschnitt-Bordüre und großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Titel in Rot und Schwarz. 18,2 x 14,4 cm. Leder um 1700 (Gelenke gebrochen, Deckel lose, stärker beschabt und bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Leiden, Elzevir, 1627. 800 € Darlow-Moule 1438 und 1440. Delaveau & Hillard 4788 und 4771. – Erste Ausgabe der Offenbarung des Johannes und der „Katholischen Briefe“ in syrischer Sprache und Schrift. Ediert wurden die Apokalypse und die Briefe von dem führenden protestantischen Orientalisten Lodewijk de Dieu (Louis de Dieu; 1590-1642) nach einem Manuskript des französischen Philologen Joseph Justus Scaliger (1540-1609), einem der bedeutensten Gelehrten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Scaligers hatte sein Manuskript aus Indien erhalten und es dann 1609 der Universität zu Leiden übergeben, wo es dann publiziert werden konnte. Die neutestamentlichen Epistel fassen den ersten und den zweiten Petrusbriefs, den Jakobusbriefs, die drei Johannesbriefe und den Judasbriefs zusammen. Ein weiteres, erst jüngst von Pococke entdecktes und erschlossenes Manuskript wird in der Bodleian Library bewahrt. Hier wurde der syrische Text zusammen mit einer hebräischen Translitteration sowie einer griechischen und lateinische Übersetzung zusammen gedruckt, und zwar synoptisch, indem das Syrische als Haupttext am größten gesetzt wurde und zum Binnensteg hin flankiert wird von der hebräischen Typographie. Unten teilen sich dann nach einer hübschen typographischen Bordüre innen die lateinische und außen der griechische Übersetzung. De Dieu war Hugenotte und Minister in Leiden, Schüler des Thomas Erpenius und Bearbeiter der ersten persischen Grammatik in lateinischer Sprache (gedruckt 1639). – Bindung gebrochen, teils gelöst und locker, Vorsatz, Titel und letztes Blatt mit kleinen zeitgenössischen Einträgen, am Ende ausgestrichen. Leicht

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angestaubt, doch kaum fleckig. Überaus selten, weltweit sind nur wenige Exemplare nachweisbar: in Cambridge im Jesus-College, St John‘s College und in der University of Glasgow. Abbildung

1064 Hammond, Henry. Novum testamentum domini nostri Jesu Christi, ex versione vulgata. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 374 S., 1 Bl.; 511 S., 6 Bl. Mit 2 wdhl. gestochenen Druckermarken auf dem Titel. 36,5 x 23 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben und angestaubt) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Amsterdam, Georg Galletus, 1698. 280 € Erste Ausgabe. – Mal mehr, mal weniger gebräunt. Stellenweise mit Textunterstreichungen.

1065 Mill, John. Novum Testamentum graecum. 10 Bl., 168 S., 1 Bl., 632 S. Mit Titelkupfer und 5 gestoch. 5 Kopfvignetten. 36,5 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben) mit hs. RTitel und goldgeprägter Vignette („Minerva Dordracena“) auf den Deckeln. Leipzig, Friedrich Gleditsch, 1623. 600 € 81


Ausgaben der Heiligen Schrift, Koran-Drucke __________________________________________________________________________________ Zweite Ausgabe des Neuen Testaments in griechischer Übersetzung. Autor ist der englische Theologe John Mill (1645-1707), der erstmals 1607 in Oxford sein „Novum testamentum graecum“ veröffentlichte. Mill benötigte für die Fertigstellung rund 30 Jahre und schuf damit ein für die Forschung bedeutungsvolles Werk. Grundlage bildete der „Textus receptus“ der ‚Editio Regia‘ von Robert Estienne aus dem Jahr 1550. Mills Leistung zeigt sich darin, dass er die verschiedenen Lesarten sowie weitere Handschriften mit in seinen Kommentar einbezog und zusätzlich orientalische Versionen in lateinischen Übersetzungen verwendete. – Leicht gebräunt und fleckig, stellenweise feuchtrandig. Mit 2 Exlibri.

1069 Koran. - Marracci, Lodovico. Alcorani textus universus ex correctioribus arabum exemplaribus summan. der 1. (von 2) Hauptteilen mit den 5 (von insgesamt 6) Teilen. 2 Bl., 45 S., 2 Bl., 46 S., 1 Bl., 81 S., 1 Bl., 94 S., 5 Bl., 126 S., 10 Bl. 34,5 x 22,5 cm. Etwas späteres Leder (Kapitale mit Fehlstellen, Gelenke partiell angeplatzt, etwas fleckig, etwas stärker berieben). Padua, Typographia Seminarii, 1698. 350 €

1066 Les proverbes de Salomon. Traduits en françois. 24 Bl., 783 S., 1 we. Bl. Mit gestochenem Frontispiz. 18 x 11,5 cm. Leder d. Z. (Rücken mit wenigen kleinen Wurmspuren, leicht berieben) mit goldgeprägtem RTitel, RVergoldung und Stehkantenvergoldung. Paris, Savreux, 1672. 180 €

Schnurrer 377. Fück 94-95. Europe and the Arab World 34. Enay 151. – Erste vollständige Ausgabe, von der hier der erste von zwei Hauptteilen vorliegt, lediglich der vierteilige Prodomus war bereits 1691 erschienen. „Maracci, der seine Ausgabe mit einer lateinischen Übersetzung und widerlegenden Anmerkungen sowie einer dem gleichen Zwecke dienenden Einleitung versah, bemühte sich ... um eine philologisch genaue Wiedergabe des Wortlautes“ (Fück). – Ohne den zweiten Hauptteil (es fehlen 836 S. und 6 Bl.). Titel etwas angeschmutzt und wie einige andere Blätter im Seitenrand unfachmännisch hinterlegt. Stellenweise in der unteren Ecke mit Feuchtigkweitsschaden. Leicht fleckig.

Französische Ausgabe der Sprüche Salomons in einem zweispaltigen Druck mit anschließenden ausführlichen Kommentaren. – Titel und Frontispiz sowie die folgenden Blätter im oberen Rand etwas feuchtrandig. Abbildung

1067 Tatian. Harmoniae evangelicae antiquissima versio theotisca ut & Isidori Hispalensis ad Florentinam Sororem De nativitate Domini, passione, resurrectione. Jo. Philippus Palthenius edidit. 7 Bl., 426 S., 4 Bl. 22,5 x 17,5 cm. Moderner Halblederband. Greifswald, Georg Heinrich Adolphi für Johann Wolfgang Fickweiler, 1706. 250 € Seltener Greifswalder Druck des sogenannten Diatessarons, der bekanntesten Evangelienharmonie der Antike, die um 170 von dem christlich-syrischen Apologeten Tatian verfasst wurde und worin er unter Verwendung der Evangelientexte eine Lebens- und Wirkungsgeschichte Jesu erzählt. Der Greifswalder Sprachforscher Johann Philipp Palthen (1672-1710) entdeckte während eines Aufenthalts in Oxford eine althochdeutsche Übersetzung des Textes durch Franciscu Junius, die er kopierte. Nach Rückkehr in die Heimat konnte er Magnus von Lagerström (1666-1736), schwedischer Regierungsbeamter und Kanzler von Schwedisch-Pommern, dem das Werk auch gewidmet ist, für die Übernahme der Druckkosten gewinnen. Mit lateinisch-althochdeutschem Paralleltext. – Titel etwas braunfleckig und im unteren Rand verso hinterlegt, Schlussblatt mit kleinen hinterlegten Löchern. Unbeschnittenes und breitrandiges Exemplar.

1068 Al-Qur‘ân. Persischer Koran-Druck. 379 S., 2 Bl. Mit dopppelseitiger ’Unwan-Bordüre und 4 HolzschnittZierstücken. 31 x 20,5 cm. Halbleinen d. Z. (stärker beschabt und bestoßen, mit Abschabungen, Flecken, Gelenke gerissen). Iran, Shorzan Rumey (?), 1844. 200 € Hübscher, in arabisch-persischen Kalligraphietypen gedruckter Koran aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. – Etwas finger- und gering stockfleckig, im Bug teils feuchtrandig, im Bund etwas schwach, Gebrauchsspuren. Erstes Blatt verso verstärkt, wenige Papierläsuren. 1066

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Liturgische Werke 1070 Breviarium camerale ad usum Cisterciensis ordinis. 19 nn., 63 (statt 64), 26 num., 112, 53 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und zahlr. CribléInitialen, Text durchgehend in Rot und Schwarz. 22,8 x 16,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (ohne die Schließen, lädiert, fleckig, mit Bezugsfehler, teils an Kanten offen, stärker beschabt) mit silbergeprägten Initialen und Jahr auf dem Deckeln „I.L.T.R. 1568“ (vollständig oxidiert). Paris, Wolfgang Hopil für Jean Petit, 1510. 500 € Adams L 968. Bohatta 1349. Nicht im STC. – Prachtvoller, von Wolfgang Hopil für den bedeutenden Pariser Verleger Jean Petit angefertigtes Zisterzienserbrevier. Postinkunabel in zweispaltigem Druck in Rot und Schwarz mit zahlreichen Metallschnitt-Initialen in Criblé-Marnier, auf dem Titel eine der Marken des Jean Petit (Renouard 883, Haebler 4). – Es fehlt das num. Bl. 48 (f8) der ersten Zählung und die weißen Blätter a8 und F10. Titel mit Säurespuren, teils etwas fleckig, meist jedoch sauber. Bindung an Anfang und stellenweise gelöst, mehrere Blätter mit teils ausgebesserten Rand- und Bugmängel, im Kalender einige Anmerkungen von verschiedenen Händen des 16. Jahrhunderts, u. a. die bei Braunschweig gelegene Zisterzienser-Abteil Riddagshausen und ihre Äbte betreffend. Das Kloster wurde 1542 verwüstet, 1550 erneut zer­stört und 1557 mit dem Tod des letzten katholischen Abts Jodok Oppermann etc. aufgelöst. Der einst attraktive Prägeband mit einer Evangelistenrolle trägt die Datierung „1568“, das Werk ist nur ein einziges Mal im Nachkriegshandel nachweisbar.

1071 Clemens VIII., Papst. - Cæremoniale episcoporum Clementi VIII. Primum nunc denuo Innocentii Papæ X. auctoritate recognitum. 7 Bl., 408 S. Druck in Rot und Schwarz. Mit Kupfertitel, Holzschnitt-Titelvignette und 67 Textkupfern, einige Blatt mit Notendruck. 24 x 17 cm. Pergament des späten 19. Jahrhunderts (etwas berieben) mit goldgepr. RSchild. Rom, Stamperia Camerale, 1651. 450 € Brunet I, 1450. – Neuauflage des zuerst 1600 unter Papst Clemens VIII. (1536-1605) erschienenen ersten amtlichen Zeremonienbuchs für Bischöfe, hier mit einigen Veränderungen und Neuerungen durch Papst Innozenz X. (1574-1655) versehen und in der päpstlichen Offizin in den Druck gebracht. – Kupfertitel mit angestückter Ecke, ein Blatt der Vor­stücke oben angerändert, einige Blatt zu Beginn mit Feuchtigkeitsfleck im Rand. Blatt F8 mit Eckabriss, Blatt L6 mit restauriertem Eckabriss. Abbildung

1072 Missale Chaldaicum ex decreto Sacrae Congrationis de Propaganda Fide editum. 309 S. Mit 2 HolzschnittDruckermarken auf den Titeln, Holzschnitt-Kopf- und Schlussstücken sowie 4 (1 ganzseitiger) Textholzschnitten. Durchgehend in Rot und Schwarz gedruckt. 30,5 x 20,5 cm. Halbleder um 1800 (Rücken offen, mit Fehlstellen und brüchigen Gelenken, beschabt und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Rom, Propaganda Fide, 1767. 2.200 €

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Brunet III, 1775. Vgl. Smithkamp, Philologia Orientalis 184f. J. F. Coakley, Drucker in Syrisch 1539-1985, S. 103. Darlow-Moule 8971. – Erste vokalisierte Ausgabe des von der Sacra Congregatio de Propaganda Fide, der mächtigen, heute unter dem Namen „Kongregation für die Evangelisierung der Völker“ (Congregazione per l‘evangelizzazione dei popoli) geführte Missionsbehörde der katholischen Kirche in Rom herausgegebenen „Missale Chaldaicum“ mit dem vollständigen Messtext in syrischer Schrift. „In Rome, parallel to the early Maronite enterprise there was an effort by the press of the SCPF to print for another Catholic Syriac church, the Chaldean Church. For this enterprise, it was necessary to print in the Eastern script. The Press of the SCPF made two attemps at this script, the first (with no vowels) in 1633 (R. Bellarmino, ‚Dottrina Christiana‘) and the second, a more practical type with vowel points cast on, around 1767. That is the date of a large and beautiful Chaldean missal“ (Coakley S. 103-104). – Lateinischer Titel mit altem Stempel einer Jesuiten-Bibliothek, syrischer Titel mit Riss, sonst durchgehehend in bestem Zustand, kaum fleckig, sehr sauber und frisch - in grandios kraftvollem syrischen Typendruck. Abbildung Seite 84

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Liturgische Werke ______________________________________________________________________________________________________________ Messbuchs für die Konstanzer Liturgie (Missale Speciale Constantinense). Nach seinem Venedigaufenthalt hatte Erhard Ratdolt zwei Versionen des Messbuches gedruckt (VD16 ZV 11021 und 11022), die sich jedoch nur geringfügig im Text und etwas in der Kollation voneinander unterscheiden. Beiden Versionen sind jeweils 12 Blätter (2 Lagen zu je 6 Blättern) vorangestellt (Die Kollation im VD16 ist für beide Exemplare falsch: dort steht „13“ Bl., Grund dafür ist ein Zählfehler der hs. Nummerierung, vgl. Digitalisat!). Das schöne Missale beginnt mit Blatt 1r mit einer großen 12-zeiligen Holzschnitt-Initiale „HUgo de Landenberg dei et apostolice sedis gratia...“, gefolgt vom in Rot und Schwarz gedrucktem Kalendarium. Am Ende des Kalendariums Fol. 8v befindet sich ein halbseitiger Holzschnitt mit einem Sonnenkalender-Scheibe, datiert „1491“. Eingedruckt sind acht 9-zeilige zweifarbig Holzschnitt-Initialen für die großen Abschnitte wie Fol. Ir „Ordo missae“, Fol. LXXXIIIIr „In die ascensionis Introductio“, Fol. LXXXVIIIv „In die sancto pentheco[ste]“, ferner Fol. CXXXV „De Sanctis“ etc. Der blattgroße Holzschnitt des Jörg Breu d. Ä. (1475-1537) zeigt Christus am Kreuz, zu seiner Linken die Jungfrau Maria mit gefalteten Händen, rechts der Heilige Johannes, die Augen zu Christus erhoben. Die Nimben sind gelb, die Tunica der Maria ebenfalls gelb, die des Johannes grün und der Hügel Golgatha ist grün laviert. – Es fehlt das letzte weiße Blatt. Blatt 1r mit zweizeiligem hs. Eintrag. Öfters mit Randausbesserungen, besonders im Notenteil mit Fehlstellen und Textverlust. Im Bug mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Der auf Pergament gedruckte Holzschnitt von Jörg Breu d. Ä. etwas gewellt und berieben. Im oberen

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1073 Missale Constantiense. 12 nn., CXXXIIII, 8 nn. (Kanonteil auf Pergament), CXXXV-CCVI, XLI, 4 nn. Bl. (ohne das le. w.). Mit 9 (8 zweifarbig gedruckten) Holzschnitt-Initialen und einer großen, teilkolorierten figürlichen Holzschnitt-Initiale, ferner 1 halbseitigem Holzschnitt und 1 ganzseitigen teilkoloriertem Textholzschnitt von Jörg Breu d. Ä. sowie ganzseitiger, in Rot und Schwarz gedruckter Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 2 Spalten. 41 Zeilen. Got. Typ. Schriftraum: 23 x 14,5 cm. Format: 26 x 18,5 cm. Mit Rubrizierung. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Rücken mit Kiebitzpapier überklebt, Vorderdeckel in der oberen Ecke mit kleiner Fehlstelle im Bezug, leicht berieben und gebräunt, leicht angeschmutzt) über Holzdeckeln mit 2 Messingschließen. Augsburg, Ratdolt, Erhard, 24. April 1504. 3.000 € VD16 ZV 11022. Weale-Bohatta 308. Vgl. VD16 ZV 11021. – Zweite Ausgabe des prachtvoll in Rot und Schwarz gedruckten und mit teils zweifarbigen sowie hier teils kolorierten Holzschnitten geschmückten 1073

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________________________________________________________________________________________________________________ Liturgische Werke

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In prachtvollem zeitgenössischen Einband einer Augsburger Werkstatt Rand etwas knapp beschnitten, vielfach bis in die Numerierung. Im Ganzen jedoch sehr gutes, wenig fleckiges Exemplar des seltenen Missales. Beigebunden sind 6 Blätter mit etwas späterer hs. Ergänzung. Exlibris Bruno Leiner Konstanz und Emil B. Goldsschmidt, Frankfurt am Main sowie Mainz (Stempel). Mit hs. Widmungsvermerk „Hugonis Ep[iscop]i Constan[tis] Capillar[um] F Bock mag. scriptura iste“. Abbildungen

1074 Officium Hebdomadae Sanctae. Secundum Missale & Breviarium Romanum, Pii V. Pont. M. iussu editum Clementis VIII. et Urbani VIII. Auctoritate recognitum. 294 S. Mmit gestochenem Frontispiz von Johann Caspar Guttwein (in Pag.) und 4 großen Textkupfern, Text in Rot und Schwarz. 16 x 9,5 cm. Leder d. Z. (Rücken und Gelenke lädiert, Kapitale mit Fehlstellen, stärker beschabt und berieben) mit 2 intakten Blechschließen. Einsiedeln, Johannes Eberhard Kälin, 1741. 300 € Das Offizium zur Passions- und Osterwoche nach römischem Ritus mit entsprechendem Brevier. – Teils gering fleckig und angestaubt, kleiner Vermerk „ad usum Fr. Angelici Geisseler Min. Conv.“ meist sehr sauber. Vor- und nachgebunden sind 48 Bl. mit liturgischen Gesängen. Lateinische Handschrift auf Papier in Rot und Schwarz mit schwarzer Qua­ dratnotation. 5 Bl., 87 hs. num. S. Mit 3 farbigen Zierinitialen und zahlreichen rot eingemalten Initialen.

1075 Textus sequentiarum cum expositione lucida ac facili: sacre scripture auctoritatibus aliorumque exemplis creberrimis roborata: una cum vocabulorum explanatione (Expositio himnorum cum notabili commento quod semper implicat hystorias cum optimis allegationibus sacre scripture illorum sanctorum vel sanctarum de quibus tales hymni decantantur ... 2 Teile in 1 Band. CXII num., 10 nn.; LXX num, 1 nn. (ohne das le. w.) Bl. Mit Holzschnitt-Ini­ tiale auf dem Titel und 2 großen Holzschnitt-TVignette, 2 ganzseitigen Holzschnitten verso Titel (1 wdhl.) sowie 14zeiliger Maiglöckchen-Holzschnittinitiale. 19,4 x 13,5 cm. Reich blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (Kapital minimal eingerissen, die Kapitale und wenige minimalen Stellen fachmännisch und in hervorragender Qualität restauriert, Vorsätze neu) über Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen (Schließhaken und Lederbänder erneuert). (Basel, Michael Furter, 9.IX.1504). 4.000 € VD16 T 653. VD16 H 6510. Adams L-1123-24. STC 515. Hieronymus 137. Kyriss 84, Tafel 171. – Sehr seltene, frühe Ausgabe dieser aus dem Frühmittelalter stammenden, durch das ganze Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit beliebten Zusammenstellung von liturgischen Gesängen, den „Sequenzen“ von den Hymnendichtern Hilarius von Potiers, den Kirchenvätern Ambrosius von Mailand, Gregorius Magnus, von dem lateinisch-christlicher Dichter Caelius bzw. Sedulius des 5. Jahrhunderts und vielen anderen.

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Liturgische Werke ______________________________________________________________________________________________________________

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1075 Beide Teile waren bis ins frühe 16. Jahrhundert stark verbreitet und wurden sowohl einzeln als auch zusammen ab ca. 1485 in zahlreichen Ausgaben gedruckt. Der Titelholzschnitt (Schramm XXII, 1263) stammt von dem frühen Albrecht Dürer (1471-1528), er zeigt die EpiphaniasSzene mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige. Entstanden war er in der Folge der sogenannten „Basler Gebetbuchholzschnitte“. Diese umfasste 25 Holzschnitte und war wohl für eine „Hortulus Animae“Ausgabe bei Johann Bergmann von Olpe um 1494 bestimmt, die jedoch nicht erschienen ist (vgl. Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration I, 73 sowie II, 137d und Kögler, Die Basler Gebetbuchholzschnitte vom Illustrator des Narrenschiffes und Ritters vom Thurn, in: Gutenberg-Jahrbuch 1926). Der Holzschnitt auf der Titelrückseite ist auf dem Titel des zweiten Teils noch einmal wiederholt. Er zeig das Jesuskind, umgeben von den vier Evangelistensymbolen. Die Titelrückseite des zweiten Teils ist mit einem Kreuzigungsholzschnitt aus der Postilla des Guillelmus Parisiensis, Basel 1491, geschmückt (Schramm XXII, 336). – Nur ganz vereinzelt minimal fleckig oder gebräunt, insgesamt bemerkenswert wohlerhaltenes, schönes Exemplar mit Nummer auf dem Schnitt. Bemerkens­wert ist der prachtvolle, außergewöhnlich gut erhaltene Einband aus einer Augsburger Buchbinderwerkstatt. Kyriss (84, Tafel 171) hat ihn aufgenommen und abgebildet. Auf dem Rücken sind sechs Rosetten im Rund eingeprägt, auf dem Deckel drei größere Rosetten im von drei Fileten begrenzten Mittelfeld. Die umlaufende Bordüre ist bei Kyriss verzeichnet als „Rolle 6“, vgl. auch EDBD 1000675. Oben auf dem Vor­derdeckel ist der Titel in gotischen Lettern eingeprägt: „Textus sequenti­ [arium]“. Abbildungen

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes 1076 (Albertus Magnus. Postilla apprime magistralis super Joannis Evangeliare) [und:] Super Marci Evangeliare Postilla. 2 Werke in 1 Band. 26 (statt 27) nn., 1 w., CLXVII num., 1 w. Bl.; 5 nn., 1 w., LXXI (statt XCIX) num. Bl. 29 x 21 cm. Blindgeprägtes braunes Kalbsleder d. Z. (Kapital und VDeckel mit größeren, ersetzten Fehlstellen, Wurmlöchlein, etwas stärker beschabt und bestoßen, berieben) über Holzdeckeln mit 2 punzierten Mittelbeschlägen mit Buckeln und 2 punzierten Messing-Schließbeschlägen (ohne die Schließen und ohne die einstigen Eckbeschläge) mit späterem hs. RSchild und hübschem älterem Schnitttitel. (Hagenau, Heinrich Gran für Johann Rynman, 24.VII. 1504 bzw. 17.III.1505). 500 € VD16 A 1349, 1361. IA 102.475, 102.483. Adams A 550, A 548. Benzing 28, 36. Burg 49, 51. Panzer VII, 70, 24 und 27. Protor 11621, 25. Rit­ter, Rép., 23 und 26. – Die exegetischen Ausführungen des Albertus Magnus (1200-1280) zu den Evangelien des Markus und Johannes, vor allem dessen apokalyptischen Visionen. – Es fehlt dem ersten Werk das nn. Titelblatt (AA1), dem zweiten die Blätter LXII-XCIX sowie das weiße Schlussblatt. Gering stockfleckig, inmitten teils etwas feuchtfleckig, sonst kaum gebräunt, im Block etwas wellig.

1077 Albertus Magnus. Postillatio in Apocalypsim. 136 nn. Bl. Mit zahlreichen großen und kleineren roten Lombarden und durchgehender Rubrizierung. 16 x 14,6 cm. Modernes Halbpergament, Rotschnitt. Basel, Jakob Wolff aus Pforzheim, 1506. 800 € VD16 A 1350. STC 14. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabge des bedeutenden Apokalypse-Kommentars von dem Scholastiker und Kirchenlehrer Albertus Magnus, dessen Urheberschaft nicht ganz unumstritten ist. Der Heidelberger Theologe Klaus Berger freilich schreibt das Werk dem Thomas zu (Klaus Berger, Die Apokalypse des Johannes, I, 23). Hingegen stellte schon Martin Grabmann fest: „Der bisher Albertus Magnus zugeschriebene Psalmenkommentar und wohl auch der Apokalypsenkommentar haben nach Vosté Adenulf von Anagni, Probst von Saint-Omer, den Neffen Gregors IV. und den Freund des hl. Thomas, zum Verfasser“ (Martin Grabmann, Albertus Magnus, - Theologe, Philosoph und Naturforscher, 1953, S. 477). Der vollständige Titel lautet: „Divi Alberti magni Ratisponensis episcopi ordinis fratrum predicatorum postillatio in Apocalypsim“, der Druckvermerk im Explicit: „per magistrum Jacobum de Pforczen in Basilea ... Anno a partu virginis salutifero.Millesimo quingentesimosexto“. – Titelblatt mit großem Eckverlust und Wurmgängen (aufgezogen), die folgenden Blätter mit Rand- und Eckverlusten sowie ebenfalls stärkeren

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________

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Wurmschäden, meist angerändert oder hinterlegt (vereinzelt geringer Textverlust, stellenweise etwas fleckig und mit vereinzelten braunen Wasserrändern, teils leicht unfrisch, insgesamt ordentlich.

war 1614 posthum erschienen, die zweite 1618 (eine weiterer Druck Lyon 1616 ist wohl nicht nachweisbar, oft genannte Drucke von 1603 und 1604 sind fälschliche Angaben. Vgl. De Backer-Sommervogel a.a.O.). Luis de Alcázar (auch Ludovicus ab Alcasar; 1554-1613) wurde in Sevilla geboren und 1569 als Novize bei den Jesuiten aufgenommen. „Il passa sa vie à commenter l‘Apocalypse, et a laissé Investigatio arcani sensus in Apocalypsi“ (Hoefer I, 691), eine Untersuchung des verborgenen Sinnes der Offenbarung des Johannes. Es handelt sich dabei um die erste große eschatologische Sichtweise auf die biblischen Prophezeiungen im Sinne des Präterismus, die sich im Jüngsten Gericht vollfüllen sollen. Dabei bezog Alázar die Texte ganz konkret und direkt auf die Geschehnisse seiner Gegenwart am Vorabend der Institutionalisierung gegen den Protestantismus während der Spanischen Inquisition im 17. Jahrhundert. So wendete er sich in seinem Gedankgengebäude vehement gegen die Lehre des Joachim von Fiore und dessen eschatologische Theorie des Millenarismus bzw. des Chiliasmus, also der tausendjährigen Wiederkunft des Messias. Das Werk wurde vor allem populär durch die ganz eigenartigen Phantasien der bildlichen Umsetzung der apokalyptischen Erzählungen durch den spanischen Gelehrten, Poeten und Maler Juan de Jáuregui y Aguilar

Abbildung Seite 87

1078 Alcázar, Luis de. Vestigatio arcani sensus in Apocalypsi. Cum opusculo de sacris ponderibus ac mensuris. 2 Teile in 1 Band. 10 Bl., 960, 82 S., 1 w. Bl., 36 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, 24 ganzseitigen Textkupfern von Juan de Jáuregui und Kupferstichkarte (in Pag.). Marmoriertes Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (etwas beschabt, bestoßen und berieben, neu aufgebunden, Vorsätze neu, Rotschnitt daher ungerade) mit goldgeprägtem RSchild. Antwerpen, Erben Martin Nuyts, 1619. 2.400 € Palau 6003. CCPB 54170. Díaz 1980, 135. Mendez-Bejarono 258. De Backer-Sommervogel I, 145, 1. – Dritte, reich illustrierte Ausgabe eines der theologisch-philosophischen Hauptwerke zur Apokalypse, die erste

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____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes (1583-1641), eines der bedeutenden Künstlers des spanischen Siglo de Oro. „En Alázar apunta el Derecho natural antes que en ningún pensador de su tiempo“ (Federico de Castro). – Titel mit ausgestrichenen alten Vermerken, kleinen, sorgsam restaurierten und hinterlegten Ausrissen (meist ohne Textverlust), wenige Randläsuren und Randansetzungen, sorgsam gereinigt und gewaschen, gebügelt und wieder ge­bunden, die Typographie wie die prächtigen Kupfer immer noch in starkem, kontrastreichem Abdruck. Abbildungen

1079 Alsted, Johann Heinrich. Diatribe e mille annis Apocalypticis, non illis chiliastarum & phantastarum, sed BB. Danielis & Johannis. 278 (recte: 178) S. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 13 x 7,5 cm. Pappband des späten 19. Jahrhunderts mit RSchild und hs. RTitel. Frankfurt, Konrad Eifrid, 1627. 150 € VD17 14:649938B. – Erste Ausgabe der eschatologisch-chiliastischen Streitschrift über die beiden apokalyptischen Bücher Daniel und Johannes, eine zweite Auflage erschien ebenda 1630. Der Herborner Polyhistor Johann Heinrich Alsted (1588-1638) war „Verfasser berühmter enzyklopädischer Werke auf dem Gebiet der Philosophie und Theologie, von weitreichendem Einfluß auf beide Disziplinen und insbesondere durch seinen Schüler Amos Comenius auf die Pädagogik. Auf dem Boden der reformierten Föderaltheologie verknüpft und unterscheidet er foedus naturae und foedus gratiae und dementsprechend lex und evangelium, Philosophie und Theologie, Vernunft und Offenbarung. Auffällig ist der Chiliasmus bei Alsted“ (NDB I, 206). Basierend auf einer Interpretation von Apk. 20 sagte Alsted für das Jahr 1694 den Beginn des tausendjährigen Reiches voraus. Das VD 17 nennt noch zwei gefaltete Blatt, die hier fehlen. Der Text ist aber vollständig – Etwas gebräunt und braunfleckig, anfangs auch etwas sporfleckig und teils mit Papierschäden.

1080 Andala, Ruardus ab. Verklaaring van de Openbaringe van Johannes. 17 Bl., 544 S.; 1 Bl., S. 545-1162, 15 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Titelvignette und typographischer Falttabelle. 20 x 15,5 cm. Halbleder d. Z. (bestoßen) mit floraler RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Leeuwarden, Henrik Halma, 1726. 300 € Erste Ausgabe seines späten Opus Magnum zur Offenbarung des Johannes. Ruardus ab Andala (1665-1727) wirkte an der Universität Franeker. Die Falttafel mit einer Gesamtschau über die Bücher der Apokalypse. – Die Tafel etwas braunfleckig, sonst sauber und wohlerhalten.

1081 Arethas von Caesarea. In D. Ioannis Apocalypsim compendiaria explanatio, ex beatissimi Andreae archiepiscopi Caesareae Cappadociae deogratis commentarijs concinnata, Maximo Florentino interprete. 2 Bl., 233 (recte: 273) S., 25 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 16 x 10 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben und mit kleinen Schab- bzw. Druckspuren, VDeckel mit der Schwarzprägung „TERCIA PARS“) mit 1 (statt 2) Messingschließen. Basel, (Michael Isengrin, 1555). 600 €

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VD16 B 5261. – Basler Druck des inhaltsreichen Kommentars zur Apokalypse des Johannes durch Erzbischof Arethas von Caesarea in Kappadokien (um 860-nach 944), einem der gelehrtesten Theologen der orthodoxen Kirche. Die Druckermarke Isengrins zeigt einen Palmbaum in Kartusche mit der Aufschrift „PALMA ISING[rinii]“. – Titel minimal fleckig und mit Griffregister. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. – Vorgebunden: Catena explanationum veterum sanctorum patrum, in acta apostolorum, et epistolas catholicas. Ioanne Bernardo Feliciano interprete. 1 Bl., XXXVI, 534 S., 29 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda 1552. - VD16 B 4958. - Basler Druck der von Johannes Bernhard Feliciano (1490-1552) interpretierten Bibelkommentare patristischer Exegeten wie Kyrill, Athanasius, Methodius, Gregor von Nazians, Irenaeus, Johannes Chrysostomos, Oecumenius u. a. über die Apostelgeschichte und die katholischen Briefe. Die Druckermarke Isengrins hier gering abweichend. - Titel mit altem Besitzeintrag in Tinte, erste Lage mit unbedeutendem kleinem Feuchtigkeitsrand. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

1082 Aretius, Benedictus. Commentarii in omnes epistolas D. Pauli, et canonicas, itémqve in Apocalypsin D. Ioannis. Editio altera priore longè emendatior, utilissimisque ad marginem notis illustrata. Cum indicibus locupletissimis. 16 Bl., 684, 262 S. Mit Holzschnitt-Titelvignette, 89


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ Holzschnittwappen auf dem Titel verso und HolzschnittPortrait. 31 x 20 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und berieben, Ecken etwas bestoßen, Rückdeckel mit kleinen Wurmlöchern) mit Tugendrolle und 2 intakten Messingschließen. Genf, Johannes Le Preux, 1589. 600 € Vgl. Adams A 1599. – Wohl der zweite Genfer Druck seiner beiden Kommentare zu den Episteln Pauli und zur Apoklapyse des Johannes. Der Berner Theologe Benedictus Aretius (1522-1574) trat „als einer der ersten Reformierten in seinem enzyklopädischen Hauptwerk (Theologiae problemata, Genf 1573) für die Herstellung des kirchlichen Friedens mit den Lutheranern ein, und zwar auf Grund der Übereinstimmung in den heilsnotwendigen Glaubensartikeln, während er an der Verschiedenheit der Riten festhielt. Aretius veröffentlichte auch Kommentare zum Alten und Neuen Testament und zu Pindar, ferner astronomische, botanische und medizinische Schriften“ (NDB I, 349) Der Druck erschien in der kleinen Offizin des aufständischen Hugenotten Johannes Le Preux (getauft 1574), der zumeist in Bern nachweisbar ist und wegen des Handels mit Schmähschriften gegen die katholische Kirche auf der Messe in Zurzach an den Pranger gestellt, ausgepeitscht und verbannt wurde. – Etwas gebräunt und braun- oder stockfleckig, Titel stärker betroffen und auch leicht angestaubt. Fl. Vorsatz mit hs. Eintrag.

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1083 Augustinus, Aurelius. Nona pars librorum divi Aurelij Augustini quos non recenset in libris retractationum. [Opera] Band IX (von 11). 235 (statt 236) nn. Bl. Mit 10-zeiliger Initiale „I“ in Rot, Grün und Blau mit Federwerk und weißer Binnenzeichnung sowie flächig gefülltem punzierten Blattgoldgrund, Hunderten von bis zu 6zeiligen roten Lombarden und kleineren roten und blauen Lombarden am Schluss. 30,5 x 21 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Kapitale lädiert, etwas beschabt und berieben, Ecken bestoßen, leicht fleckig) mit geprägtem Titel auf dem VDeckel und 2 intakten Messingschließen. (Basel, Johann Petri, Johann Amerbach und Johann Froben, 1506). 2.800 € VD16 A 4147. IA 110.079. STC 52. Adams A 2156. Hieronymus, Schwabe, 10. – Der neunte Band der bedeutenden ersten Basler Gesamtausgabe der Werke des heiligen Kirchenvaters Aurelius Augustinus (354-430), der die folgenden Schriften enthält, die „Expositiones in evangelium secundum Johannem: Tractatus. CXXIII, In epistolam canonicam sancti Johannis: Tractatus. X. In Apocalypsim eiusdem: Homilie. XVIII“. Der dritte Teil enthält die Homilien zur Offenbarung des Johannes, die die Kirchengeschichte nachhaltig beeinflussen sollten, beriefen sich doch alle folgenden Theologen das ganze Mittelalter hindurch auf die Lehren des Augustinus. Erschienen ist der Band am 222. Januar 1506, Herausgeber war Konrad Leontorius zusammen mit den bedeutenden Basler Humanisten, dem Drucker Johannes Amerbach, Konrad Pellikan und Franz Wiler. – Es fehlt ein Blatt B4, das auf altem Papier faksimiliert ersetzt wurde. Ver­1083

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____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes einzelt etwas wurmstichig, Papier gelegentlich wellig, fleckig und einige wenige Seiten stärker angeschmutzt (y4v, y6r, z1v, z2r), Blattt z1 mit größerem Riss (ohne Textverlust), stellenweise stärker gebräunt und braunfleckig, die erste und letzte Lage neu eingebunden. Nur wenige alte Anstreichungen und hs. Annotationen. In bemerkenswert schönem gotischen Einband, der noch ganz dem Stil der Inkunabelzeit verpflichtet ist: geziert mit Rautenranken in dreifachfilettiertem Register, die Balken und Zwickel mit Rosenstempel verso auch mit auf der Spitze stehenden Quadratstempeln mit einem steigenden Greif. Auf dem Vor­derdeckel der einst in goldenen Lettern auf nunmehr schwarz oxi­dier­ tem Grund geprägte Titel: „Nona p[ar]s augustini:“. Hübsche, mit den originalen Schweinslederbändern vollkommen itankte, schlichte Schließen an kleinen Flachkopfnägeln. Vorsatz mit moderneren ExlibrisEinträgen eines „Martino Klasz“ und des bedeutenden ungarischen Geistlichen, Theologen und Würdenträgers (geb. am 6. November 1937 in Budapest): „Dr. Phil. Szilardfy Zoltán, presbyter cath. rom. historicus artium de Hungaria“. Abbildungen

1084 Beham, Hans Sebald. - Apokalypsis S. Ioannis. 16 nn. Bl. Mit 30 großen Textholzschnitten (inkl. Titel) von Hans Sebald Beham (26) und Conrad Faber (4?). Halbleder des 19. Jahrhunderts (etwas beschabt) mit Deckelbezug aus türkischem Marmorpapier. Frankfurt, Christian Egenolff, (1551). 3.000 € VD16 B 5273. Dodgson I, 440, 3. Vgl. Fairfax Murray 66 (2. Ausgabe 1558). Pauli 355 (Titelholzschnitt) und 833-858 (Textholzschnitte). Röttinger, Frankfurt, S: 82, Anm. 9. – Erste Egenolff-Ausgabe der seltenen, erstmals 1539 erschienenen Holzschnittfolge des Nürnberger und dann in Frankfurt am Main tätigen Künstlers, Malers, Holzschneiders und Kupferstechers Hans Sebald Beham (1500-1550), dessen Illustrationen zur Offenbarung des Johannes hier wohl nur durch drei oder vier Holzschnitte des Conrad Faber von Kreuznach (1500-1553) ergänzt wurden (vgl. Röttinger). In dem Werk des Beham für die Apokalypse greift dieser vor allem auf die Vorbilder seines ersten Lehrers, Albrecht Dürer, zurück. In dieser Fassung wurden die Illustrationen erstmals 1551 von Christian Egenolff herausgebracht und dann 1557-1558 wie­derholt (VD16 B 5277). – Gering gebräunt, etwas fleckig, der Titel mit kleinem hinterlegtem Randeinriss, die Blätter Aa2-3 sowie das letzte Blatt im weißen Oberrand mit alten Ziffervermerken in Tinte. Insgesamt sehr schönes Exemplar mit den prachtvollen, abwechslungsreichen und vielszenigen und daher höchst eindrucksvollen Holzschnitten meist in bemerkenswert gutem Abdruck. Abbildung, auch Seite 92

1085 Bengel, Johann Albrecht. Erklärte Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi. Aus dem revidierten Grund-Text übersetzet: Durch die prophetische Zahlen aufgeschlossen. Zweyte Auflage. 25 Bl., 1176 S., 8 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz. 16,5 x 9 cm. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (schwach berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Stuttgart, Johann Christoph Erhardt, 1746. 120 € ADB II, 332. – Zweite Auflage seiner zuerst 1740 erschienenen ersten apokalyptischen Schrift. Darin datiert Bengel den Beginn des ersten eschatologischen Milleniums auf den 18. Juni 1836. „Bengel sah die

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heilige Schrift nicht als einen dogmatischen Codex, sondern als ein Denkmal der geschichtlichen Haushaltung Gottes an, welche Christum zum Alles beherrschenden Mittelpunkt habe und vom Anfang bis zum Ende der Welt eine gleichmäßig fortschreitende Entwickelungsreihe bilde. Die innere Gliederung und Harmonie dieser historischen Entwickelung suchte er in der biblischen Chronologie auch äußerlich darzustellen und sah in dem Einblick in diese Geheimnisse der göttlichen Haushaltung eine tiefwichtige Entdeckung. So wenig nun das äußere Zahlensystem, in das er die Weltgeschichte eintheilte, oder die Deutung der Apokalypse auf den Verlauf der Kirchengeschichte, oder die Berechnung des Anfanges des tausendjährigen Reiches um das Jahr 1836 bleibenden Werth hat, so hat doch die reichsgeschichtliche Auffassung der Bibel und ihrer Geschichte eine neue Bahn in der evangelischen Theologie eröffnet“ (ADB). – Frontispiz verso mit kleinem Besitzstempel. Schönes und dekorativ gebundenes Exemplar.

1086 Bengel, Johann Albrecht. Sechzig erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi, samt einer Nachlese gleichen Inhalts. 7 Bl., 1306 S., 10 Bl. 17 x 10 cm. Halbpergament d. Z. (Rücken mit größeren Fehlstellen und teils angeplatzt, berieben, bestoßen). Stuttgart, Johann Christoph Erhardt, 1758. 220 € 91


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________

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Zweite Ausgabe des apokalyptischen Hauptwerkes des bedeutenden württembergischen Theologen Johann Albrecht Bengel (1687-1752). „Die Erklärung der Offenbarung, der er eine kirchengeschichtliche Deutung gab, ließ ihm die göttliche Zeitenlinie als Rückgrat der ganzen biblischen Botschaft von der göttlichen Haushaltung erscheinen“ (NDB II, 47). Im Anhang heißt es: „Das erste Register, oder eine nützliche Anweisung, wie man die sechzig apokalyptische Reden das Kichen-Jahr über als eine Postille lesen könne“. – Der vordere fliegende Vorsatz mit hs. datierten Besitzvermerken. Leicht gebräunt, stellenweise leicht fleckig.

1087 Bengel, Johann Albrecht. Sechzig erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis oder vielmehr Jesu Christi samt einer Nachlese gleichen Inhalts... als ein zweiter Theil der erklärten Offenbarung. Neue Auflage. 6 Bl., 1306 S., 11 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochenem Portrait. 17,5 x 10 cm. Moderner Halblederband mit RSchild. Stuttgart, Johann Christoph Erhard, 1771. 120 € ADB II, 332. – Späterer Druck seiner zweiten apokalyptischen Schrift, die zuerst 1747 erschien und eine Fortsetzung seiner Erklärte(n) Offen­ barung Johannes darstellt. „Bengel sah die heilige Schrift nicht als einen dogmatischen Codex, sondern als ein Denkmal der geschichtlichen Haushaltung Gottes an, welche Christum zum Alles beherrschenden

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Mittelpunkt habe und vom Anfang bis zum Ende der Welt eine gleichmäßig fortschreitende Entwickelungsreihe bilde. Die innere Gliederung und Harmonie dieser historischen Entwickelung suchte er in der biblischen Chronologie auch äußerlich darzustellen und sah in dem Einblick in diese Geheimnisse der göttlichen Haushaltung eine tiefwichtige Entdeckung. So wenig nun das äußere Zahlensystem, in das er die Weltgeschichte eintheilte, oder die Deutung der Apokalypse auf den Verlauf der Kirchengeschichte, oder die Berechnung des Anfanges des tausendjährigen Reiches um das Jahr 1836 bleibenden Werth hat, so hat doch die reichsgeschichtliche Auffassung der Bibel und ihrer Geschichte eine neue Bahn in der evangelischen Theologie eröffnet“ (ADB). – Fl. Vorsatz gestempelt. Vereinzelte Unterstreichungen, die neunte Rede (Seite 136 bis 158) mit sehr zahlreichen Unterstreichungen und auch Anmerkungen, insgesamt wohlerhalten.

1088 Bossuet, Jacques Bénigne. Offenbarung deß Heil. Johannis, samt dero Erklärung. 2 Teile in 1 Band. 408 S.; 166 S., 1 Bl. 20,5 x 16 cm. Blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (unteres Kapital mit größerer Fehlstelle, Kanten teils offen und abgeschürft, stärker bestoßen und berieben, Läsuren, mit modernem RSchild). Augsburg und Graz, Philipp, Johann und Martin Veith, 1718. 200 €


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes De Backer Sommervogel VII, 1585, 2. Nicht bei Fromm. – Erste deutsche Ausgabe, die von Joseph Stöcklein (1676-1733) aus dem Französischen übersetzt wurde, nachdem „L‘Apocalypse, avec une explication“ erstmals 1689 in Paris erschienen war. Darin interpretiert und kommentiert der französische Theologe und Bischof von Meaux Jacques Benigne Bossuet (1627-1704) die Johannesapokalypse im Sinne einer Geschichtschronologie und als Beschreibung bzw. Voraussagung historischer Ereignisse der Vergangenheit. Stöcklein schreibt im Nachwort „Erinnerungen desjenigen, der gegenwärtiges Buch in die Teutsche Sprach übersetzt hat“ über die Beweggründe seiner Arbeit. „Ich hätte die Mühe gegenwärtiger Übersetzung niemals über mich genohmen, wann ich nicht über die Offenbarung Joannis mit gelehrten Protestanten öffter gestritten und von ihnen hätte hören müssen, der Papst seys der Anti-Christ, die Römische Kirch wäre die Babylonische Hur, die Verehrung dern Heiligen Bilder seye die Babylonische Hur, oder Abgötterey, der Jutieu seye der einzig wahre Dolmetsch der Opffenbarung Joannis...“ (letzte Seite). – Titel leicht angeschmutzt und mit hs. Besitzvermerk. Teils mit Wurmspuren, etwas gebräunt.

1089 Brenz, Johannes. Acta Apostolorum. Das Buch der Apostel geschicht. 374 (statt 413) nn. Bl. Mit kleiner Holzschnitt-Bordüre um den Titel und vielen, bis zu 8-zeiligen Holzschnitt-Initialen. 28 x 19 cm. Reich blindgeprägtes Leder d. Z. (mit zahlreichen Fehlstellen, abgeschürft und teils stärker brüchig, beschabt und berieben; komplett neu aufgebunden) über Holzdeckeln. Nürnberg, (Johann vom Berg und Ulrich Neuber), 1551. 400 € VD16 B 7693. Köhler, Bib. Brantiana, 206. Nicht im STC und bei Adams. – Erste deutschsprachige Ausgabe, die von Hiob Gast (1500-1544) übersetzt wurde. Johannes Brenz (1499-1570) war Reformator der Reichsstadt Schwäbisch Hall und des Herzogtums Württemberg und gilt als einer der produktivsten theologischen Autoren des 16. Jahrhunderts. In „Acta Apostolorum“ legt er ausführlich seine Interpretationen zu den einzelnen Kapiteln und Predigten der Johannes-Offenbarung aus. – Es fehlen 39 Blätter: Bbb6, Fff6, Iii6, Qq6, Rr6, Tt6 und die Blätter Xxx5-6, Yyy3-4. Druckvermerk und wohl 1 w. Bl.). Titel mit Wurmspuren, nachgebessertem Eckabriss und Randläsuren sowie hs. hinzugefügter Datierung. Im oberen Rand stellenweise knapp beschnitten. Gebräunt, teils stockfleckig und wurmspurig. Durchgehend mit An- und Unterstreichungen. Vorsätze erneuert. – Beigebunden: Derselbe. Passio Unsers Herzen Jesu Christi leyden u. sterben nach Hystorischer beschreybung der vier Evangelisten. 193 (statt 197) Bl. Mit Titelholzschnitt-Vignette und 20 Textholzschnitten. Nürnberg, Johann Daubman, 1551. - VD16 B 7796. Nicht im STC und bei Adams. - Erste deutschsprachige Ausgabe. Zahlreiche Predigten des Reformators Johannes Brenz „geziertet mit schönen Figuren u. Concordantzen“ (Titel).- Titelblatt montiert und wiederum leicht gelöst. Teils schmutz- und fingerfleckig, in den Rändern stellenweise etwas knapp beschnitten. Vereinzelt mit Eckabriss.

1090 Brenz, Johannes. Evangelion quod inscribitur secundum Joannem, centum quinquagintaquatuor homiliis explicatum. 2 Teile in 1 Band. 562 S., 1 w. Bl.; S. 566-972 S., 12 Bl. 32 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas gebräunt, leicht berieben) über Holzdeckeln mit 3 (von 4) Messingschließbeschlägen und 2 Messingschließen. Frankfurt, Peter Braubach, 1559. 300 €

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VD 16 B7604. IA 124.597. Köhler 358-359. Vgl. Adams B 2796. - Siebte Ausgabe dieses Kommentars zur Offenbarung des Johannes. Autor ist der deutsche protestantische Reformator Johannes Brenz (1499-1570). Seine vorliegenden 154 Predigten behandeln die 21 Kapitel des Johannes­ evangeliums. – Titel mit Stempelrasur. Durchgehend mit Randanmerkungen von alter Hand. Selten stärker gebräunt.

1091 Brinck, Henricus. Ontschakelinge van het genaemde Keten der profetische Godgeleerdheid, ofte schriftmatige Verdediginge der Uitlegginge over de Openbaringe Joannis, en andre boekken der H. Schriftuire van Bullingerus, Pareus, Junius, Gomarus, Rivetus, &c. en insonderheid der Nederduitsche publijke Annotatores, tegen de Nieuwigheden en Ongerijmtheden van Johannes Coccejus en Henricus Groenewegen. 2 Teile in 1 Band. 16 Bl., 357 S., 5 Bl.; 399 S., 16 Bl. 20 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben). Leeuwarden, Jacob Hagenaar, 1683. 150 € Erste Ausgabe der Schriftensammlung des aus Franeker stammenden Theologen Henricus Brinck (1645-1723). – Vereinzelt etwas fleckig, Teil II mit kleinem Wurmgang im weißen Seitenrand,

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ 1093 Brunn, Nikolaus von. Blicke eines alten Knechts, der auf seinen Herrn wartet, in die Offenbarung des Herrn Jesus Christus, die Er gegeben dem Jünger, den Er lieb hatte, dem Apostel Johannes. Nebst Hindeutungen auf die Kirchengeschichte. 2 Bände. VI, VIII, 419 S.; VIII, 479 S. Neuerer Halblederband (Rücken stark ausgeblichen und mit kleinen Schabspuren; 4 typographische Lieferumschläge eingebunden). Basel, J. G. Neukirch, 1832. 150 € Erste Ausgabe der in sechs Lieferungen ab 1831 erschienenen Erläuterungsschrift zur Offenbarung des Johannes, verfasst von dem pietistischen Basler Prediger Nikolaus von Brunn (1766-1849). – Stockfleckiges, unbeschnittenes Exemplar.

1094 Bullinger, Heinrich. Archetypi homiliarum in Apocalypsin Iohannis ... His accessit Sylvvla homiliarum festalium, et selectiorum aliarum, de præcipuis doctrinæ christinæ capitibus. 2 Teile in 1 Band. 12 nn., 186 Bl., 6; 4 nn., 96 num. Bl. 15 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (etwas abgegriffen und fleckig sowie leicht beschabt und berieben) mit spanischen Kanten, Deckelbezug unter Verwendung eines Inkunabelblattes. Zürich, Johann Wolf, 1602. 500 € VD17 15:740583N. – Posthum erschienene Ausgabe des Werkes, in dem sich der bedeutende Schweizer Reformator Heinrich Bullingers (15041575) ausführlich mit den einzelnen Versen der Johannes-Offenbarung exegetisch beschäftigt. – Es fehlt dem zweiten Teil Blatt 95; Blatt 96 mit kleinem Eckabriss (ohne Textverlust). Der vordere fliegende Vorsatz mit ergänztem Eckabriss sowie mit hs. Anmerkungen und Besitzvermerk des „Andrea Schucan“ aus dem Jahr 1831. Titel mit Unterstreichungen, das erste Blatt mit ergänztem Ausriss (Textverlust). Einzelne Seiten stärker angeschmutzt, teils leicht gebräunt. Der bemerkenswerte Einbandbezug stammt aus einer frühen Pergament-Inkunabel. Er ist durchgehend rubriziert und ebenfalls mit Lombarden ausgestattet. Abbildung Seite 96

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1092 Brinzing, Johannes Capistranus. Candelabrum apocalypticum septem luminaribus coruscans; Oder apocalyptischer Liechter mit sieben Liechtern und Facklen flammend. Ersten Leichters, oder ersten Jahrs dominical oder Sonntäglicher Theil. Teil I (von 2). 12 Bl., 451 S., 24 Bl. 19,5 x 15 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berieben, obere Ecke des Rückdeckels mit Nagetierspuren). Stüfft Kempten, Dreher, 1679. 90 € VD17 12:194674Q. – Zweite Ausgabe des ersten Teils. – Etwas stärker gebräunt und braunfleckig, häufig feuchtrandig.

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1095 Bullinger, Heinrich. Archetypi homiliarum in apocalypsin S. Johannis. 12 nn., 186 num., 6 nn. Bl. Mit breiter figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 15,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (leicht angestaubt, gering berieben) mit hs. RTitel. Zürich, Wolf, 1609. 500 € VD17 15:740583N. Staedtke 372. – Posthum erschienene Ausgabe des Werkes, in dem sich der Schweizer Reformator Heinrich Bullingers (1504-1575) mit den einzelnen Versen der Johannes-Offenbarung exegetisch beschäftigt. – Etwas gebräunt und braunfleckig. – Vorgebunden: Rudolf Gwalther. Archetypi homiliarum in epistolas catholicas S. Petr. I. II. Joann. I. II. III. Jacobi. Judae. 208 (recte 280) num., 8 nn. Bl. Mit brei­ter figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. Ebenda 1609. - VD17 23:703524F. Titel und die folgenden Blätter mit kleinem Wurmlöchlein. Etwas gebräunt und braunfleckig. Stellenweise mit kleiner Feuchtigkeitsspur. Abbildung Seite 93

1096 Bullinger, Heinrich. In apocalypsim Jesu Christi, revelatam quidem per angelum domini. 10 Bl., 313 S., 10 Bl. Mit ankolorierter Holzschnitt-Druckermarke auf dem


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes Titel. 32 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, fleckig und angeschmutzt) über Holzdeckeln mit 1 (von 2) Messingschließen. Basel, J. Oporinum, 1557. 1.200 € VD16 B9635. Adams B 3248. Nicht im STC, nicht bei Knaake. – Erste Ausgabe. Heinrich Bullinger (1504-1575) verfasste seine 100 Predigten über die Offenbarung des Johannes zwischen dem 21. August 1554 und 29. Dezember 1556 und hielt sie jeweils dienstags im Großmünster. Aus Sorge die Zensur könnte den Druck verbieten, erschien zuerst die vorliegende lateinische Ausgabe, der zahlreiche weitere sowie Übersetzungen folgten. Die „Apokalypse-Predigten erreichten unter Bullingers Exegetica weitaus die höchste Auflagenzahl“ (Büsser, S. 117) und seine Auslegung wurde zu einer der gefragtesten. – Leicht gebräunt, etwas braunfleckig, selten mit Textunterstreichungen und Randanmerkungen. – Vorgebunden: Rudolf Gwalther. In acta apostolorum per divum Lucam descripta, homiliae CLXXIIII. 26 nn., 281 num., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Zürich, Froschauer, 1557. - VD16 W1076. Rudolphi 477 - Vischer C 531. Vgl. Admas G 1387. Nicht im STC. - Erste Ausgabe dieser Predigten, verfasst von dem reformierten Theologen und Nachfolger Heinrich Bullinger als Antistes der Zürcher Kirche, Rudolf Gwalther (1519-1586), mit Beiträgen des Bischofs Norwich, John Parkhurst. - Titel mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise mit Randanmerkungen und Textunterstreichungen, etwas braunfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz mit Feuchtigkeitsfleck. Abbildung

1097 Bullinger, Heinrich. In Apocalypsim Iesu Christi, revelatam quidem per angelum Domini. 10 Bl., 313 S., 10 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und 12zeiliger figürlicher Holzschnitt-Initiale. 31 x 20 cm. Moderner Pergamentband mit hs. RTitel. Basel, Johann Oporinus, 1557. 900 € VD16 B 9635. Adams B 3248. Nicht im STC. – Erste bei Oporinus erschienene Ausgabe seines Kommentars zur Apokalypse. – Titel und erste Blatt der Vorrede mit kleiner angestückter Ecke bzw. Hinterlegung im Rand, Titel auch leicht angestaubt und knickspurig. Zahlreiche Blatt im oberen weißen Rand mit Kapitelkennzeichnung in Tinte.

1098 Bullinger, Heinrich. In divinum Jesu Christi domini nostri evangelium secundum Joannem, Commenta­ rio­rum libri X. 18 (le. w.) nn., 195 num., 1 nn. w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 31,5 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. 17. Jhr. (etwas berieben und angeschmutzt) über Holzdeckeln und goldgeprägtem RSchild. Zürich. Christoph Froschauer d. Ä., 1548. 1.800 € VD16 B 4930 und VD16 B 9742. Adams B 3229. STC 166. – Zweite Ausgabe dieses Kommentars zur Offenbarung des Johannes, verfasst von dem dem Schweizer Reformator Heinrich Bullinger. „So blieb, selbst neben dem großen Calvin, der würde- und friedvolle Bullinger lebenslang die erste Autorität und der verehrteste Kirchenvater der reformirten Confession ... Bullinger‘s Schriftauslegungen wurden sehr geschätzt, mochte seinen Arbeiten auch die Breite Eintrag thun. Auch in den Streitschriften verläugnete sich die Würde des evangelischen Friedensmannes nicht; und so viel ihm am Einverständniß mit Luther und

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Melanchthon gelegen war, so stand er doch sein Leben lang gegen Luther‘s Leidenschaft und Calvin‘s Vorurtheil treu und tapfer für seinen Lehrer und Meister Zwingli ein“ (ADB III, 513 f.). – Titel mit hs. Besitzvermerken. Nahezu durchgehend mit Feuchtigkeitsrändern (mal mehr, mal weniger), selten mit Textunterstreichungen. Selten minimal wurmstichig. Vorsätze erneuert. – Nachgebunden: Derselbe. In acta apostolorum commentariorum libri VI. 14 (le.w.) nn., 218 S., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Ebenda, Froschauer, (1549). - VD 16 B 4957. Vgl STC 167, Adams B 3231. - Frühe Ausgabe. - Meist wasserrandig und bedingt dadurch gebräunt. Abbildung

1099 Bullinger, Heinrich. Die Offenbarung Jesu Christi, Anfenglich durch den heiligen Engel Gottes Johanni dem seligen Apostel und Evanglisten. 32 nn., CCXXXVI num. Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 30 x 20 cm. Pergament 95


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ 1100 Camerarius, Joachim. Notatio figurarum sermonis in libris quatuor evangeliorum, et indicata verborum significatio, et orationis sententia, ad illorum scriptorum intelligentiam certiorum. 8 Bl. (l. w.), 303 S., 16 Bl. - [Und]: II. Notatio figurarum orationis et mutatae simplicis elocutionis in apostolicis scriptis. Accessere et in librum praxeon [graece], et apokalypsews [graece] similes notationes. Edita denuo. 15 Bl., 369 S. Mit 2 wiederholten HolzschnittDruckermarken. 19 x 14 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas fleckig und berieben, ohne Schließen) mit Tugendrolle. Leipzig, Ernst Vögel (und Andreas Schneider), 1572. 600 € VD16 C 486 und 487. Adams C 439 und 438. – Zweite Ausgaben, der erste Druck der Notatio figurarum orationis et mutatae erschien bereits 1556 ebenda bei Valentin Pabst, der vorliegende zweite Druck von Vögel wurde allerdings um den Kommentar zur Apokalypse erweitert und stellt deshalb die maßgebliche Ausgabe dar; gemeinsam bilden die beiden Drucke einen kompletten Kommentar zum Neuen Testament. Spätes exegetischen Opus magnum des einflussreichen Humanisten, Philologen und Universalgelehrten Johannes Camerarius d. Ä. (1500-1574), der „nach dem Tode des Erasmus (als) der hervorragendste deutsche Philologe des 16. Jahrhunderts“ gilt (NDB). Camerarius stützt sich in seiner Auslegung über weite Textpassagen auf Theophylaktus von Ohrid und Johannes Chrysostomos. – Fl. Vorsatz im oberen Bug gelöst und mit hs.

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d. Z. (oberes Kapital leicht angeplatzt, oberer Rückdeckel mit Nahtspur) unter Verwendung einer spätmittelalterlichen liturgischen Handschrift (etwas fleckig und berieben, leicht angestaubt). Zürich, Christoph Froschauer, 1587. 800 € VD16 B 9641. Vgl. Vischer, Zürich, C 1092. Nicht im STC und bei Adams. – Enthalten sind die Predigten des Reformators und Theologen Heinrich Bullinger (1504-1575) über die Offenbarung des Johannes mit einer Vorrede aus dem Jahr 1558. Bullinger widmet sich in seinen zahlreichen Predigten u. a. der Verdammung durch den Teufel, den Martyrien der Apostel und der Frage nach der Herkunft der Propheten bis hin zur Wahrheit der göttlichen Schrift. Eine spätere Ausgabe wurde von Ludwig Lavater (1527-1586) ins Deutsche übersetzt. – Titelblatt mit größeren Ausrissen (Textverlust, restaurierend hinterlegt), die erste Lage mit ähnlichen, kleineren Ausrissen und Hinterlegungen (Textverlust). Block durchgehend mit teils stärkeren Feuchtigkeitsrändern im Bug. Stellenweise mit älteren Anmerkungen, kleines Wurmlöchlein, leicht gebräunt, sonst in ordentlichem Zustand. Der hübsche Einband unter Verwendung eines großen Fragments einer liturgischen Handschrift vom Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jahrhunderts mit schwarzer romantischer Quadratnotation auf 4-zeiligem roten System. Vorhanden sind 2 Kolumnen à 11 Zeilen (Noten und Text) zu 16,5 x 25 cm Schriftraum. Die Responsorien und Antiphonen sind mit roten Rubriken ausgezeichnet. Es handelt sich hierbei um Responsorien für die Matutien. Der Rückdeckel enthält den fragmentarischen unteren Teil eines benediktinischen Stundengebets mit 4 Psalmen und entsprechenden Antiphonen. Abbildung

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____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes Eintrag, der u. a. die Seltenheit der beiden Drucke hervorhebt: „Ces notes estoient devenues extrèmement rares“. Titel von Teil I mit kleinem Eintrag im unteren Rand. Wohlerhaltene und saubere Exemplare. Abbildung

1101 Caponsacchius, Petrus. In Iohannis apostoli Apocalypsim observatio. 167 S. Mit figürlicher HolzschnittTitelbordüre. 20 x 14 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (Rücken mit pergamentfarbenem Papierstreifen alt überklebt, Deckel durch Feuchtigkeitseinwirkung etwas gewellt, mit hs. RTitel). Florenz, (Giorgio Marescotti), 1572. 1.200 € EDIT16 CNCE 9195. Adams C 609. – Erste Ausgabe des kuriosen und für die Rezeptionsgeschichte der Johannesoffenbarung bemerkenswerten Kommentars, verfasst von dem biographisch kaum bekannten Franziskanerpater Petrus Caponsacchius (gest. 1591) aus Arezzo in der Tos­kana: „Ein ganz merkwürdiger Kommentar endlich ist der von Petrus Caponsacchius de Pantaneto Arretinus (in Joannis apocal. obeservatio ad Selimum II. Turcarum imperatorem. Flor 1572). Caponsacchius bringt nämlich bis zum 11. Kapitel eine durchaus historisierende Deutung auf die Katastrophe der Zerstörung von Jerusalem. Der fallende Stern der fünften Posaune ist der große Komet, der damals am Himmel gesehen wurde. In Kapitel 11 sind die beiden Zeugen die Hohenpriester Jesus und Ananus. Das Erdbeben bedeutet das Eindringen der Idumäer in die

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Stadt. Bei der siebenten Posaune tritt die Zerstörung Jerusalems ein. Ebenso aber ist vom 12. Kapitel alles auf die Eroberung Kleinasiens und die Vernichtung des dortigen Christentums durch die Muhamedaner und Türken bezogen. Caponsacchius scheint also bei diesen Deutungen, da er die Weissagung wesentlich auf Kleinasien beschränkt, den Versuch gemacht zu haben, die Art der Weissagung sich psychologisch verständlich zu machen. Schließlich läuft das ganze in eine Prophetie wider die Türken aus, deren Sturz Caponsacchius voraussieht. Dann soll die Ruhe des tausendjährigen Reiches eintreten. Bemerkenswert ist, daß Caponsacchius überall zur Deutung der Apokalypse das vierte Esrabuch heranzieht“ (William Bousset). Die Titelbordüre mit kleiner Florenzvedute, der Titel mit der zynischen Widmung an Sultan Selim II., dessen Untergang im Folgenden prophezeit wird. Ein zweiter Druck erschien ebenda 1586. – Etwas fleckig, im oberen Bug mit Feuchtigkeitsfleck (mit vereinzelten verblassten Sporflecken), am Schluss auch einige Blatt mit Feuchtigkeitsrand und geknickter Ecke. – Vorgebunden: Derselbe. Interpretatio in Cant. Canticorum Salomonis. 67 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 20 x 14 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (Rücken mit pergamentfarbenem Papierstreifen alt überklebt, Deckel durch Feuchtigkeitseinwirkung etwas gewellt, mit hs. RTitel). Florenz, Giorgio Marescotti, 1573. - EDIT16 CNCE 9196. - Erste Ausgabe seiner Auslegung des Hohelied Salomos. Im oberen Rand mit verblasstem Feuchtigkeitsfleck, Titel gestempelt., fl. Vorsat mit altem Besitzeintrag in Tinte. Abbildung

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ IA IX, 268. Jöcher I, 2012. HBLS II, 601. Nicht bei Adams, nicht im STC. – Dritte erweiterte Ausgabe. Der Theologe und Pfarrer Nicolas Colladon (gest. 1586) studierte in Lausanne, übernahm 1566 den theologischen Lehrstuhl Calvins in Genf, wurde 1571 wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Rat wieder abgesetzt und lebte daraufhin als Theologieprofessor in Lausanne. Seltener Druck aus der ersten Offizin in Morges. Die Buchdruckerfamilie le Preux, an deren Spitze die Brüder François und Jean standen, kam von Paris über Lausanne (1574) und Morges (1581) nach Genf. – Zu Beginn im unteren Seitenrand mit kleinem Feuchtigkeitsschaden und im Bug mit Wurmspuren. Leicht braunfleckig und gebräunt, die Bindung etwas geschwächt.

1105 (Crinsoz, Théodore). Essai sur l‘Apocalypse, avec des éclaircissemens sur les Prophéties de Daniel qui regardent les derniers tems. 432 S. 24,5 x 20,5 cm. Pappband d. Z. (gering berieben). O. O., o. Dr., 1729. 150 € 1103

1102 Cassiodorus, Flavius Magnus Aurelius. Complexiones in epistolas et acta apostolorum et apocalypsin. Hrsg. von Samuel Chandler. LXVIII, 264 S. Mit 2 gestoch. Falttafeln. 15,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (Rücken etwas angeschmutzt, leicht angetsaubt und berieben). Rotterdam, Beman, 1723. 150 € Neuauflage der zweiten Londoner Ausgabe. – Leicht gebräunt.

1103 Chyträus, David. Explicatio Apocalypsis. 1 Bl., 541 (recte 537) S. Mit Titelholzschnitt und 51 (3 blattgroßen) Textholzschnitten. 15,5 x 9,5 cm. Blindgepr. Schweins­ leder d. Z. (Rücken restauriert, etwas stärker berieben, fleckig, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Wittenberg, Johannes Krafft d. Ä., 1571. 450 € VD16 ZV 2008. Vgl. Adams B 1947 (Ausg. 1575). Knaake III, 218. (Ausg. 1563). – Frühe Ausgabe dieses Bibelkommentars des David Chytraeus (1530-1600), einem der führenden Vetreter der Spätreformation. – Titel mit mehreren gestrichenen hs. Besitzvermerken (kleine Stelle mit Tinten­ fraß). Etwas gebräunt, fleckig und am Schluss im Seitenrand mit Feuchtigkeitsschaden, sonst nur stellenweise feuchtrandig. Selten mit Textunterund -anstreichungen. Die Textholzschnitte teilweise etwas flau im Abdruck. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz. Vorderer Innenspiegel mit zahlreichen hs. Besitzvermerken. Innengelenke mit Japanpier verstärkt. Abbildung

1104 Colladon, Nicolas. Methodus facilima ad explicationem sacrosanctae apocalypseos Ioannis. Mit Wappenholzschnitt auf dem Titel. 15 x 9,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (vorderes Gelenk mit kleiner Fehlstelle im Bezug, Vorder- und Rückumschlag mit Feuchtigkeitsspur, leicht gewellt, ohne die beiden Bindebänder) mit hs. RTitel. Morges, Le Preux, 1584. 300 € 98

VD18 10741445-n01. Zedler, Großes vollständiges Universal-Lexikon, Bd. S3, 1278, – Die anonym erschiene Abhandlung wird dem Genfer Geistlichen Théodore Crinsoz, genannt Bionnens, zugeschrieben. „Er glaubte, daß von 1729 an bis zum Jahre 1747 große Veränderungen in der Kirche vorgehen würden“ (Zedler 1277). – Titel mit hs. Besitzvermerk. Leicht knitterfaltig. Unbeschnittenes, breitrandiges Exemplar.

1106 Daneau, Lambert. Tractatus de Antichristo. Recens editus, in quo Antichristiani regni locus, tempus, forma, ministri, fulcimenta, progressio, & tandem exitium, & interitus ex Dei verbo demonstrantur, ubi etiam aliquot difficiles antea & obscuri tum Danielis, tum Apocalypseos loci perscipue jam explicantur. 8 Bl., 192 S., 8 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 15 x 10,5 cm. Neuerer Pappband (etwas berieben). Genf, Eustache Vignon, 1576. 600 € Adams D 64. – Seltene erste Ausgabe. Der strenge Genfer Calvinist Lambert Daneau (1530-1595) verfasste zahlreiche moralische Abhandlungen und theologisch-polemische Schriften. In seinem Werk De vene­ ficis beschäftigte er sich auch mit Hexen und Zauberern, die es dem inquisitorischen Zeitgeist gemäß auszurotten gilt, um den unheilvollen Pakt mit dem Antichristen zu verhindern. – Titel verso mit teils gelöschtem Stempel und mit restaurierten Defekten im Bug, dort ver­stärkt. Vereinzelte Anstreichungen und Marginalien. Ungleichmäßiger Schnitt, unten etwas knapp beschnitten. Abbildung

Die Offenbarung des Johannes aus jüdischer Sicht – Zionismus ante verbum 1107 The Deliverance of the Whole House of Israel, From all their captivities in their enemies lands, uuto [sic] their ovvne countrie, and inheritance promised the fathers. 3 Teile in 1 Band. 2 Bl., 62 S.; 1 Bl., 69 S.; 1Bl., 95 S. 18,2 x 13,2 cm. Modernes Kalbsleder im Stil d. Z. mit Blindprägung und goldgeprägtem RSchild. London, R. Oulton für Iohn Wright the Younger, 1641. 800 €


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes tained the binding of the dragon for a thousand yeares. The thrones, and who were to sit upon them, while the dragon lay bound, and the judgement that was given unto them. The living, and raigning, for a thousand yeares of the soules of the saints, (whose bodies they that sate on the thrones should kill, because they would not worship the beast, nor his image, nor receive his marke) which is called the first resurrection. The losing of the dragon after the thousand yeares of his binding. The coming downe of Gog and Magog, and their destruction. The great day of the Lords coming in glory. The generall resurrection of the bodies of all, good and bad, and the generall judgement. Written for the edification, and confirmation of the faithfull, in their comfortable expectation of the day of the Lord, now neare aproaching“ und „The Holy Rest of God. The Thorne, Kingdome, Glory of Christ. And, The Brightnesse of his Spovse the Church; As She shall appeare in the day of her Marriage, as is fore-thewed in the Scriptures of Truth“. Im Jahre 1652 wurde dann von Manasseh ben Israel ein ähnlich lautender Titel in London veröffentlicht: „The great deliverance of the whole house of Israel. What it truly is, by whom it shall be performed, and in what year, declared plainly by the world of God in answer to a book called The hope of Israel, written by a learned Jew of Amsterdam named Menasseh ben Israel and by him dedicated to the High Court, the Parliament of England, and to the Councell of State, An. Dom. 1650“. – Erstes Blatt mit kleinen angesetzten Randausbrüchen (ohne Verlust), vereinzelt leicht gebräunt oder minimal fleckig, im Block mit einigen blassen Wasserrändern, sonst wohlerhalten. Von größter Seltenheit, im Auktionshandel seit 1950 nicht nachweisbar. Abbildung

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STC² 1641-1700. Wing D 909. Vgl. ESTC R228362. – Erste und einzige Ausgabe der anonymen exegetischen Schrift des biblischen Neuen Testaments aus jüdischer Sicht mit Ausführungen über das II. Kapitel des Römerbriefs des Paulus sowie der Offenbarung des Johannes. Dort wird die Prophezeiung der Apokalypse in Hinblick auf die Befreiung Israels von seinen Feinden und den feindlichen Ländern, sprich der arabischen Welt, untersucht und gedeutet. Es handelt sich also, wenn man so will, um eine frühe zionistischen Schrift, die den Israelis weltweit die Rückkehr in das ihren Vätern von Gott versprochene Land voller Ruhe, Frieden und Wohlstand, ermöglicht: „The deliverance of the vvhole hovse of Israel, From all their captivities in their enemies lands, uuto [sic] their ovvne countrie, and inheritance promised the fathers. And of the estate of rest, peace, and prosperity, they are to have in the same. As it is foreshewed in the 11. chap. of Saint Paules epistle to the Romans, and in the 20. chap. of the Revelation written by Saint John, and sundry other places of scriptures, and sayings of the prophets. Written for the information of the children, of the spovse of the lambe, which yet remaine, and are to be gathered unto her, and for their edification and comfort, untill the Lord shall come in his glory, when the kingdome shall be restored to Israel, and the restitution of all things, vvhich God hath spoken by the mouth of all his holy pro­phets since the world began, shall be accomplisht according to his word“ (vollständiger Titel). Die beiden folgenden Teile jeweils mit eigenem Titel: „A Briefe explanation of the XX chapter of the revelation of Saint John. Wherein is con­1107

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ 1108 Dionysius Carthusianus. I) Liber utilissimus de quatuor hominis novissimis [und:] II) Colloquium sive dialogus de particulari iudicio animarum post mortem. 12 Bl., 375 S. 4 Bl.; 259 S., 3 w. Bl. Mit 2 wdhl. HolzschnittDruckervignetten auf dem Titel. 12,5 x 7 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (ohne Rücken, Deckel gelockert, stärker berieben, ohne die beiden Messingschlißenen) über Holzdeckeln. Köln, Maternus Cholinus, 1568-1571. 120 € I) VD16 D 1954. Adams 550. Nicht im STC. 2) VD16 ZV 4602. Nicht bei Adams. Nicht im STC. – Die einzigen bei Maternus Chollinus erschienenen Ausgaben. Die 1568 veröffentlichte Schrift „Liber utilissimus de quatuor hominis novissimis“ beschäftigt sich mit Fragen, die das Jüngste Gericht betreffen. Dionysius der Kartäuser (um 1402- 1471) begann seine schriftstellerische Tätigkeit im Jahr 1423. Als Verfasser von 187 Bänden gilt er als schöpferischster deutscher Theologe des ausgehenden Mittelalters. – Titel mit kleinem hs. Besitzvermerk. Der erste Teil mit größerem nachgedunkelten Feuchtigkeitsfleck, etwas gebräunt. Teils knapp beschnitten. Der vordere fliegende Vorsatz lose.

1109 Duquesne, Arnaud-Bernard d‘Icard. Das apostolische Jahr, oder Betrachtungen auf alle Tage im Jahre über die Geschichte und die Briefe der Apostel und die geheime Offenbarung des heiligen Johannes in zwöf Bänden. Aus dem Französischen von Karl Egger. Zweite Ausgabe. Bände II-XIII (ohne Band I und mit dem Registerband). 19 x 11 cm. Marmorierte Halblederbände d. Z. mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Augsburg, Matthäus Rieger, 1836. - Etwas stockfleckig. Dekorative Reihe. 120 € Abbildung

1110 Durham, Jacobus. Eene uitlegginge over het boek der openbaringe Johannes. 2 Bände. 18 Bl., 852 (von 869); 2 Bl., 919 S., 12 Bl. 19,5 x 16 cm. Halbpergament d. Z. bzw.

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der erste Band mit späterem Halbpergament (Deckelbezüge erneuert). Rotterdam, Hendrik van Pelt en Adrianus Douci, 1745. 150 € Einzige Ausgabe. – Die Blätter 853 bis 869 des ersten Teils durch Fotokopien ersetzt. Titel des zweiten Teils verso und recto gestempelt. Die Vorsätze von beiden Bänden erneuert. Der zweite Band mal mehr, mal weniger gebräunt und stockfleckig, stellenweise etwas stärker feuchtrandig. Der erste Band nur gelegentlich leicht feuchtrandig.

1111 Eglin, Raphael. Expressa & solida totius Apocalyp­ sis dominicae epilysis. 16 Bl., 553 S., 3 Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 22,5 x 17,5 cm. Blindgepr. Schweinsleder d. Z. (vollständig restauriert, stärker wurmstichig, mit Fehlstellen und Einrissen im Bezug) über Holzdeckeln, Vorderdeckel mit blindgepr. Monogramm („M S B“) und Jahreszahl („1613“) und 1 (von 2) Messingschließen. Hannover, Villiers für Biermann, 1611. 500 € VD17 39:128890C. – Einzige Ausgabe. „Durch Beschäftigung mit der Apokalypse wurde er (Raphael Eglin) auf theosophische Gedanken und alchymistische Experimente geführt, wobei er sein eigenes wie fremdes Geld zusetzte, so daß er zuletzt Schulden halber 1601 fliehen mußte und Monate lang im Elend umherirrte“ (ADB V, 678f.) – Etwas wurmstichig und gebräunt. Vorsätze erneuert – Vorgebunden: I) David Pareus. In divinam ad galatas S. Pauli Apostoli epistolam commentarius. 6 Bl., 23 S., 440 Sp., 6 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Heidelberg, Rosa, 1613. - VD17 12:119350A. - „Pareus, der als einer der bedeutenden Theologen der ref. Frühorthodoxie zwischen 1559 und 1619 gilt, verstand sich in erster Linie als Bibelausleger ... Wehr (Rettung, 1589, 21592; Sieg, 1591). Seit 1605 ver­öffentlichte er zahlreiche Bibelkommentare. In kontroverstheol. Schriften verteidigte Pareus als Dogmatiker - oft auch als Polemiker - die ref. Theologie zunächst gegenüber Lutheranern ... „ (NDB XX, 65f.). - Etwas gebräunt, wurmstichig und -spurig. - II) Derselbe. Hoseas propheta commentarius illustrus. 10 Bl., 78 S., 1 w. Bl., 328 S., 8 Bl. Mit Textholzschnitt am Schluss. Ebenda, Voegelius, (1605). - VD17 12:121894C.


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes 1112 Eichhorn, Johann Gottfried. Commentarius in Apocalypsin Joannis. 2 Teile in 1 Band. LVI, 240 S.; 344 S. 18 x 10,5 cm. Pappband d. Z. (berieben und bestoßen) mit RSchild. Göttingen, Johann Christian Dieterich, 1791. 150 € VD18 11119225. ADB V, 737. – Erste Ausgabe. Der Göttinger Orientalist und Theologe Johann Gottfried Eichhorn (1752-1827) versuchte in seinem Commentarius in Apocalypsin „mit Benutzung der Wetstein’ schen Materialien in den Visionen des Buchs eine dramatische Dichtung aus den Vorbildern des Ezechiel, Sacharja und anderen Propheten zu erweisen. Das Verdienst dieser sonst ganz unhaltbaren Hypothese liegt in der tieferen Würdigung des poetischen Gehalts der Apokalypse, welcher Eichhorn Bahn brach“ (ADB). – Vereinzelte Flecken, sonst wohlerhalten. Unbeschnittenes und aufgeschnittenes Exemplar.

1113 Eudaemon-Joannes, Andreas. Castigatio Apocalypsis Apocalypseos Thomae Brightmanni Angli. 4 Bl., 125 S.,1 w. Bl. Mit kleiner Holzschnitt-Titelvignette. 15 x 9 cm. Etwas späterer Pergamentband (ohne die Schließbänder). Köln, Johann Kinckius, 1611. 180 € VD17 12:108338R. De Backer-Sommervogel III, 484, 5. – Erste Ausgabe der theologischen Streitschrift, eine Titelauflage erschien ebenda 1613. Der griechische Jesuitenpater und Naturphilosoph Andreas EudaemonJoannis (1566-1625), der auch unter dem Beinamen Cydonius bekannt war, wendet sich darin polemisch gegen die einflussreiche Auslegung der Apokalypse durch den aus Nottingham stammenden Kleriker Thomas Brightman (1562-1607), welche dieser nach eigenen Angaben durch gött­liche Inspiration zu Papier gebracht hatte. – Stärker braunfleckig, Titel mit teils gelöschtem Besitzeintrag eines Jesuitenkollegs. – Beigebunden: Martin Becanus. Dissidium Anglicanum De primatu regis cum brevi praefatione ad Catholicos in Anglia degentes. 62 S.Mainz, Johann Albin, 1612. - VD17 12:107951D. De Backer-Sommervogel I, 1101, 31. - Erste Auflage der kleinen Streitschrift des neben Bellarmin wohl bedeutendsten Kontroverstheologen der Gegenreformation. - Etwas stärker braunfleckig. 1116

1114 Ewald, Georg Heinrich August. Commentarius in Apocalypsin Johannis exegeticus et criticus. IV, 328 S. 20 x 12 cm. Etwas späterer Pappband. Leipzig, Hahn, 1828. 150 € Erste Ausgabe des kritischen philologischen Kommentars Heinrich Ewalds (1803-1875), der als einer der bedeutendsten Orientalisten des 19. Jahrhunderts und Mitglied der Göttinger Sieben nicht nur in die Annalen der Georg-August-Universität eingegangen ist. – Stockfleckig, sonst wohlerhalten.

1115 Ewald, Wilhelm Ernst. De heerlykheid van het Nieuw Jeruzalem. 2 Bände. 8 Bl., 731 S., 12 Bl.; 8 Bl., 607 S., 12 Bl. 15 x 10 cm. Pergament d. Z. (leicht angeschmutzt) mit hs. Ritel. Amsterdam, Hendrik Vieroot bzw. Philippus Doorwaart, 1739-1752. 300 € Ewald: Wilhelm Ernst E., geb. den 18. Dec. 1704 zu Wächtersbach in der reformirten Grafschaft Isenburg-Büdingen, gest. den 15. Mai 1741 in Bremerlehn. Ein talentvoller Schüler Campe‘s, der 1728 reformirter

Prediger zu Altona bei Hamburg, 1732 Pastor in Bremerlehn wurde. Schrieb „Der würdige Tischgenoß des Herrn, gesprächsweise aufgestellet etc.“, 1775 etc., und „Emblemata sacra etc.“. Von seinen Liedern hat Kraft im reformirten Wochenblatt 1853 Nr. 51 mitgetheilt: „O Lebens­ ocean, mein Bräutigam e – Einzige Ausgabe, die das Neue Jerusalem beschreibt, wie es in einer Vision der Johannes-Offenbarung am Ende der Apokalypse geschildert wird. – Gering gebräunt. – Nachgebunden: Derselbe. De getrouwe raad Gods aan het onboetvaardig Jeruzalem. 79 S. Ebenda 1741. - Einzige Ausgabe.

1116 Federigo da Venetia. Prophetie seu apocalipsis Beati Joannis apostoli & Evangeliste. 1 Bl., CXXI. Mit Titelholzschnitt, Holzschnitt-Titelbordüre, Holzschnitt-Druckermarke am Schluss und zahlreichen Holzschnitt-Initialen. 21,5 x 21 cm. Pergament d. 18. Jh. (leicht gebräunt, fleckig und berieben). Mailand, Scinzenzeler, 1519-1520. 1.500 € 101


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ Nicht im STC, nicht bei Adams. – Einzige und seltene Ausgabe. Verfasst von Serafino Aceti de ‚Porti, bekannt als Serafino da Fermo (14961540) (Fermo, ca. 1496 - Bologna, 1540), einem Augustinerprediger und Theologe. – Titel des ersten Werkes etwas stärker fleckig und leicht angeschmutzt. Der Titel des zweiten Werkes mit hs. Korrektur. Leicht gebräunt und fleckig. Kein Exemplar in der Berliner und Münchener Staatsbibliothek, keines in der Pariser Bibliothèque Nationale und im British Museum in London nachweisbar.

1118 Ferrari, Grégoire. In sanctam apocalypsim commentaria. 3 Bände. 5 Bl., 352 S., 16 Bl.; 8 Bl., 376 S., 16 Bl.; 4 Bl., 362 S., 10 Bl. Mit gestochenem Frontispiz. 33 x 21,5 cm. Späteres Halbpergament (an den Kapitalen etwas wurmstichig, gering berieben). Mailand, Montiam und Mercatorum, 1652-1656. 750 € De Backer-Sommervogel III, 669f., 8. Jöcher II, 573. Zedler IX, 622. – Erste Ausgabe dieses ausführlichen Kommentarbandes zur Apokalypse des Jesuiten Grégoire Ferrari (1579-1659). Das Frontispiz wurde von Blancus nach Giovanni Battista Lampugnani gestochen und ist ein Sinn­bild der Kraft des christlichen Glaubens. Johannes von Patmos in der Figur des Adlers personifiziert, attackiert den auf der rechten Bildhälfte befindlichen Drachen, zwei in Kartuschen befindliche Darstellungen mit dem Adler werden jeweils von einem Motto geziert: „Nec titubat acies“ und „Nec pavet ad streptius“. – Titel gestempelt. Der zweite Band zu Beginn mit sehr kleinem Löchlein in der unteren Blatthälfte. Stellenweise etwas angeschmutzt und leicht gebräunt. Abbildung

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EDIT 16 CNCE 6008. – Der Kommentar zur Offenbarung des Johannes wurde von dem Dominikaner Federigo da Venetia in italienischer Sprache verfasst. Es handelt sich um eine populäre Erklärung der Motive, Verheißungen und Visionen der Apokalpyse in der Volksprache. Der Titelholzschnitt zeigt Johannes in Begleitung des Adlers auf Patmos. – Titel gestempelt und mit 2 hs. Besitzvermerken (davon einer von einem Kapuzinerkloster). Die letzten Blätter im Seitenrand mit ergänzter Fehlstelle. Stellenweise knapp beschnitten (teils mit leichtem Textverlust). Gelengentlich feuchtrandig. Abbildung Seite 101

1117 Fermo, Serafino da. Breve dichiaratione sopra l‘Apo­calipse de Giovani [und:] Specchio interiore compendiosamente raccolto alle deuote persone utilissimo. 2 Werke in 1 Band. 64 Bl.; 79 Bl. 10 x 7 cm. Etwas späteres Pergament (minimal wurmstichig, leicht berieben, etwas gebräunt). Venedig, (Comin da Trino), 1541. 600 € 102

1119 Fritsch, Joannes. De openbaaringe van den euangelist en kruisgezant Joannes, in zynen zamenhang nagespeurd en verklaard. 3 Bl., 863 S. Mit Holzschnitt-Titel­ vignette. 19,5 x 15,5 cm. Modernes Halbpergament mit hs. RTitel. Alkmaar, Niklaas Mol, um 1720. 250 € Seltene und einzige Ausgabe. – Titel leicht fleckig und angestaubt. Stellenweise mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Für uns sind über den Worlcat und den KVK nur zwei Exemplare nachweisbar (Amsterdam Universitätsbibliothek, Den Haag Königliche Bibliothek).

1120 Froidmont, Libert. Commentarius in Apocalypsin S. Joannis apostoli. 4 Bl., 332 S., 4 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 19,5 x 15 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d.Z. (berieben und bestoßen, VDeckel lose) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Löwen, Hieronymus Nempaeus, 1657. 200 € – Erste Ausgabe seines Kommentars zur Apokylpse des Johannes, der wie alle Bibelkommentare des in Löwen wirkenden Mathematikers und Astronomen Libert Froidmont (1587-1653) erst posthum zwischen den Jahren 1653 bis 1663 in den Druck gelangten. – Vereinzelte Flecken, sonst wohlerhalten. Innenspiegel gestempelt und mit Einträgen und Signaturen. – Vorgebunden: Derselbe. Brevis commentarius in Canticum Canticorum, cui ad calcem adjectus libellus cujusdam exercitii spiritualis R. P. Joannis Evangelistae. 8 Bl., 155 S., 1 Bl. Ebenda 1653. -


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes Titel im oberen Rand mit Blattabschnitt, etwas leimschattig und mit gestrichenem Eintrag. Anfangs etwas feuchtrandig. - Derselbe. Actus apostolorum brevi et dilucido commentario illustrati. 6 Bl., 592 S., 6 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Ebenda 1654. - Stellenweise schwach gebräunt, sonst wohlerhalten.

1121 Froidmont, Libert. Commentaria insacram scripturam, in duas partes distributa. Quarum secunda continet Actus Apostolorum, Apocalypsis S. Joannis apostoli, et Canticum Canticorum. 5 Bl., 493 S., 21 Bl., 294 S., 1 Bl. 39 x 25 cm. Moderner Kalbslederband mit goldgeprägtem RTitel. Rouen, Nicolaus Boucher u. a., 1719. 180 € Zweispaltiger Druck der Bibelkommentare des in Löwen wirkenden Mathematikers und Astronomen Libert Froidmont (1587-1653). Fast alle seine Bibelkommentare gelangten erst posthum zwischen den Jahren 1653 bis 1663 in den Druck. – Titel etwas fleckig, mit schmalem Wasserrand, sonst wohlerhalten.

1122 Gebhard, Heinrich. Examen Cronologicum: Oder gründtliche Anleitung, zu dem rechten eygentlichen Hauptverstande der H. Offenbahrung S. Johannis unnd anderer Weissagungen göttlicher Schrifft. Zu sambt etzlichen gottsfürchtigen schrifftmässigen Merckzeichen, darbey man die allerletzten Zeiten zu erkennen. Zusammen gezogen Durch M. Gottlieb Heyland. 177 S., 1 Bl. 17,5 x 15 cm. Moderner Halbpergamentband. O. O. u. Dr. 1623. 180 € VD17 39:128892T. – Erste Ausgabe, ein kollationsgleicher zweiter Druck mit prophetischer Holzschnitt-Vignette auf dem Titel erschien 1625, ebenfalls ohne Impressum. Der Jurist Heinrich Gebhard (15781653) wirkte als Kanzler in Altenberg. – Titel mit teils gelöschtem Stempel und Signaturen, im oberen Rand und in den Ecken mit kleiner angestückter Fehlstelle (etwas Buchstabenverlust). Einige Blatt im oberen Rand etwas knapp beschnitten. Die Lagen H, J, K und L mit leichten Knickspuren in der unteren Ecke.

1123 Groenewegen, Henricus. Keten der prophetische Godgeleerdheyd. 5 Bl., 1000 S., 18 Bl. Mit gestochenem Porträt-Frontispiz. 20 x 14,5 cm. Halbleder d. 19. Jahrhunderts (unteres Kapital angeplatzt, berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Amsterdam, Hendrik van Straalen, 1682. 80 € Erste Ausgabe. Das Porträt-Frontispiz zeigt den Autor, den Theologen Henricus Groenewegen (1650-1692). In dem vorliegenden Werk vertritt er die These, dass eine Auslegung der Johannes-Offenbarung maßgeblich zum Verständnis der Propheten beitragen kann. – Titel verso mit eigenhändiger Signatur des Autors. Die ersten Blätter mit angesetztem Eckabriss (nur vereinzelt mit geringem Textverlust). Das Porträt-Frontispiz im äußeren Rand leicht beschnitten und ebenfalls mit angesetztem Eckabriss (leichter Darstellungsverlust). Papierbedingt leicht ge­bräunt, stellenweise etwas stärker, partiell leicht fleckig. Vorderer fliegender Vorsatz mit hs. Besitzvermerk.

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1124 Groenewegen, Henricus. Sleutel der prophetien, ofte Uitlegginge, van de Openbaringe des Apostels Joannis. 2 Teile in 1 Band. 44 nn. Bl., 540 S.; 37 nn. Bl., 296 S., 17 nn. Bl. (Register). Mit 2 Falttabellen. 19 x 3, 5 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt sowie berieben und bestoßen) mit hs. RTitel. Gravenhaage, Arnout Leers, 1677. 120 € Erste Ausgabe. Der „Schlüssel der Prophezeiung oder Auslegung der Enthüllung des Apostels Joannis“ erschien in zwei Teilen, die hier in einem Band enthalten sind. – Leicht gebräunt, vereinzelt etwas fleckig. Die Falttabellen mit hinterlegten Einrissen, teils etwas gebräunt.

1125 Gwalther, Rudolf. Antichristus. Id est, homilie quinque, quibus romanum pontificeum verum, & mag­num illum antichristum. 8 nn., 87 num Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 15,5 x 9,5 cm. Modernes Halbpergament unter Verwendung eines Inkunabelblattes als Deckelbezug. (Zürich, Christoph Froschauer d.Ä., 1546). 750 € 103


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ 1127 Haymo von Halberstadt. Commentariorum in Apocalypsim beati Johan. libri VII. iam primum in lucem editi, et ad multorum scriptorum codicem fidem castigati. 220 nn. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre und neunzeiliger figürlicher Holzschnitt-Initiale. 14,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (Rückenbezug mit kleiner Fehlstelle) mit hs. RTitel und Signaturenschild. Köln, Gottfried Hittorp für Eucharius Cervicornus, 1531. 300 € VD16 H 5254. Adams H 119. Vgl.NDB VII, 1966. – Zweiter, kollationsgleicher Druck des zuerst 1529 ebenda erschienenen Kommentars zur Apokalypse des Johannes. Über den Benediktinermönch Haymo von Halberstadt (778-853) liegen nur wenige gesicherte Daten vor. Er war Mitschüler und Jugendfreund des Universalgelehrten Hrabanus Maurus und wurde im Jahr 840 Bischof von Halberstadt, wo er sich besonders für den Aufbau der Klosterbibliothek verdient gemacht hat. Er verfasste zahlreiche exegetische Bibelkommentare. – Titel gestempelt und im obe­ren und unteren Bug etwas gelöst. Vorsätze alt erneuert. Mit Schnitttitel. Abbildung

1128 Heidegger, Johann Heinrich. Sod Babäl Rabat [hebraice] seu In divi Johannis theologi apocalypseos prophetiam de Babylone magna diatribæ. 2 Bände. 28 Bl., 552 S.; 2 Bl., 832 S., 32 Bl. Titel und Widmungsblatt in Schwarz und Rot. Mit Kupfertitel, gestochenem Portrait und 2 wiederholten Holzschnitt-Titelvignetten. 20,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben; Bezug von Band I am Rückdeckel etwas gelöst) mit RSchild. Leiden, Pieter van der Aa, 1687. 300 € 1127

VD16 W 1065. Adams G 1406. ADB VII, 360. Vgl. STC 905. – Erste Züricher und die zweite lateinische Ausgabe. Die erste Ausgabe erschien bereits 1546 ebenfalls in Zürich bei Froschauer und wurde in deutscher Sprache unter dem Titel „Der Endtchrist“ veröffentlicht. Rudolf Gwalther (1519-1586) war ein Schüler des namhaften Schweizer Reformators Heinrich Bullinger und wuchs als Waise in seinem Haus auf. Seine Pre­digten gegen den Antichristen, den er in der Person des Papstes erkannte, beruhen auf den aus der Prophezeiung des Johannes und der Apostelgeschichte gewonnenen Erkenntnissen. „Seine 5 Homilien über den ‚Endtchrist‘ nach Matthäus 24 (Zürich 1546) sind eine scharfe Polemik gegen das Papsttum, sie verfehlten ihren Zweck im aufkommenden Zeit­alter der Glaubenskriege nicht und wurden deshalb auch in alle Sprachen der reformierten Welt übertragen“ (ADB). – Titel im Seitenrand mit kleinem ergänztem Ausschnitt.

Erste Ausgabe der kritischen Apokalypseexegese des bedeutenden Zürcher Reformtheologen und Heidelberger Hebraisten Johann Heinrich Heidegger (1633-1698). „Sein philosophisches und theologisches Denken stand unter dem Einfluß von Descartes und Coccejus. Das Heideggersche System entspricht dem reformierten orthodoxen Aufbau und wird vom Bundesgedanken (Föderaltheologie) bestimmt. In Verbindung mit F. Turrettini in Genf und L. Gernler in Basel wurde von Heidegger die Formula Consensus von 1675 entworfen, welche die reformierte Orthodoxie gegen die ihr gefährlichen Erweichungen der Schule von Saumur (M. Amyraut) und die Textkritik des Capellus sichern sollte“ (NDB VIII, 244). Das Portrait zeigt den Widmungsempfänger Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Kupfertitel mit dem zusammenfassenden Titel In Apocalipsin diatribe. – Titel recto und verso sowie einige Textblatt gestempelt, Kupfertitel mit Fehlstelle in der oberen linken Ecke (außerhalb des Plattenrands), vereinzelte Flecken. Sonst wohlerhalten. Abbildung

Abbildung Seite 102

1126 Haas, G. de. Over de Openbaaring van Johannes; als een Boek voor het Verstand en Hart. 3 Bände. 20,5 x 12,5 cm. Moderne Leinenbände mit goldgepr. RTitel. Haarlem, J. L. Augustini, 1804-1807. 150 € Einzige Ausgabe der erbaulichen Bearbeitung des biblischen Stoffs. – Vereinzelt etwas fleckig.

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1129 (Helmont, Franciscus Mercurius van). Seder Olam sive ordo seculorum, historica enarratio doctrinae. 196 S., 2 Bl. (l. w.). Mit 2 Kupfertafeln. 13 x 8 cm. Etwas spätere Goldbrokatbroschur. O. O. u. Dr. 1693. 750 € VD17 3:608642D. – Unfirmierter, wohl niederländischer Druck der im Kleinformat erschienenen eschatologisch-mystischen Schrift des flämischen Universalgelehrten, geschätzten Diplomaten und Leibniz-


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes vertrauten Franciscus Mercurius van Helmont (1614-1699), in welcher er u. a. esoterische Themen wie Seelenwanderung behandelt. Im Anhang (ab Seite 109) mit 118 texterläuternden „Quaestiones“ zum Buch der Offenbarung. – Fl. Vorsatz mit längerem hs. Eintrag. Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar. - Sehr selten. – Abbildung

1130 Herder, Johann Gottfried von. Das Buch von der Zukunft des Herrn, des Neuen Testaments Siegel. 2 Bl., 346 S., 1 Bl. 18 x 11 cm. Pappband d. Z. (Rücken und Gelenke mit kleinen Fehlstellen im Bezug, leicht fleckig, etwas berieben). Riga, Johann Friedrich Hartknoch, 1779. 150 € Schulte-Strathaus 36. – Erste Ausgabe. „Umarbeitung in Prosa des jambischen Gedichtes Johannes Offenbarung von 1774“. – Bindung zu Beginn leicht geschwächt. Leicht gebräunt. Stellenweise in den Ecken mit Knickspuren. In der zweiten Buchblockhälfte öfters mit Anstreichungen im Rand mit Bleistift.

1131 Hoe von Hoenegg, Matthias. Commentariorum in beati Apostoli et evangelistae Johannis apocalypsin. Teile I-V (von 8) in 2 Bänden. Mit 21 ganzseitigen, tls. wdh. Textholzschnitten. 18,5 x 15,5 cm. Blindgepr. Halbschweins-

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leder d. Z. (etwas angeschmutzt, gebräunt und berieben, Vorderdeckel von Bd. I mit Knickspur und Feuchtigkeitsschaden) mit hs. RTitel. Leipzig, Abraham Lamberg, 16101618. 400 € VD17 39:128908L. Jöcher II, 1637. – Erste Ausgabe der ersten fünf Teile mit 16 von 22 Kapiteln. Aus dem umfangreichen Kommentar zur Offenbarung des Johannes, Matthias Hoe von Hoeneggs (1580-1645) exegetischem Hauptwerk. 1613 wurde er zum Hofprediger Kurfürst Johann Georgs I. von Sachen ernannt. „Indem Hoe die vornehmste geist­liche Stelle des Landes übernahm, behielt er durch seinen Einfluß auf den Kurfürsten eine - man darf sagen - entscheidende Stimme in den theologischen und kirchlichen, oft auch in den politischen und diploma­tischen Angelegenheiten, um so mehr, als diese nicht selten mit jenen Hand in Hand gingen oder durch sie geradezu bestimmt wurden“ (ADB XII, 541 f.). – Titel des ersten Teils mit Randläsuren und die Bindung zu Beginn geschwächt. Der Teil fünf hinter den zweiten Teil eingebunden. Gleichmäßig etwas stärker gebräunt, teils braunfleckig. Abbildung Seite 106

1132 Hoogwandt, Anneken. Geestelijcke grondt ende stichtelijcke bedenckinge over de Openbaringe Johannis. 10 Bl., 508 S. 14 x 8 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit großer Fehlstelle, Deckel mit Fehlstellen an den Kanten). „’t ons Heeren“, o. Dr., 1653. 350 € 1129

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ vor der Funck-Nummer. Der Waffenätzer, Radierer und Holzschneider Daniel Hopfer (1470-1536) zeigt hier das Jüngste Gericht. Über allem thront Christus auf der Weltenkugel sitzend, die Rechte zum Segensgestus erhoben, in der Linken das Zepter haltend, neben ihm Maria und Johannes, darunter die zwölf Apostel. Auf der linken Bildhälfte, von christlichen Rittern und Söldnern sowie Engeln begleitet, stehen die Auserwählten, die in das himmlische Paradies aufgenommen werden, auf der rechten Blatthälfte die Verdammten, die von teuflischen Wesen in die Hölle gebracht werden bzw. schon im Fegefeuer stehen. Daniel Hopfer sympathisierte mit den Ideen Martin Luthers und denen des Schweizer Reformators Ulrich Zwingli. In diesem Kontext fertigte er u. a. Holzschnitte für Titelblätter reformatorischer Schriften an. – Bis knapp über den Plattenrand beschnitten. In den unteren Ecken mit kleinen ergänzten Fehlstellen. Vertikale Mittelfalte geglättet. Verso partiell hinterlegt. Abbildung

1134 H(osmann), S(igismund). Bestia apocalyptica septiceps & decicornis sub vae tertio revelata ... cum universo ipsius exercitu demonstrata. 6 Bl., 248 S., 2 Bl. 13 x 8 cm. Pergament d. Z. (gering berieben). O. O., o. Dr., 1680. 180 € Rotermund, das gelehrte Hannover oder Lexikon von Schriftstellern und Schriftstellerinnen, II, 416. – Einzige Ausgabe. – Titel mit größerem Stempelausschnitt im Seitenrand (ergänzend angesetzt), im oberen Rand knapp beschnitten. Leicht gebräunt.

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Johanna Bundschuh-van Duikeren, Niederländische Literatur des 17. Jahrhunderts, S. 356, 1101. – Einzige Ausgabe. Anneken Hoogwandt (gest. nach 1680) gehörte dem Hause Oranien an und war sehr wahrscheinlich calvinsitisch geprägt. Sie ließ sich um 1640 in Holland nieder und predigte dort. Zwischen 1644 und 1659 veröffentlichte Hoogwandt eine ganze Reihe theologischer Schriften und Lieder, sowohl in deutscher als auch in niederländischer Sprache. Es ist bemerkenswert, dass ihr eigener Name auf der Titelseite ihrer Schriften erwähnt wird, selten jedoch der eines Druckers oder Verlegers. Sie klagt den Niedergang des wahren Christentums sowie die Art und Weise, in der von Religion gesprochen wird, an. Hoogwandt selbst erklärte, sie würde auf Geheiß Gottes schreiben und ihre Beteiligung an theologischen Fragen als Frau verteidigen. – Gering gebräunt, stellenweise im Rand mit Wurmspuren, gelegentlich mit verblassten Feuchtigkeitsrändern.

1133 Hopfer, Daniel. Das Jüngste Gericht. Eisenradierung (mit Monogramm in der Platte). 31,1x 42 cm. Augsburg 1530. 2.400 € Metzger, Daniel Hopfer. Ein Augsburger Meister der Renaissance. 2009, S. 341f., Nr. 23. Bartsch VIII, 476, Nr. 15. Hollstein XV, 20, I. – Zustand

106

1135 Joachim de Fiore. Expositio magni prophete Abbatis Joachim in Apocalipsim [und:] Psalterium. 2 Teile in 1 Bd. 32 nn., 224 num. Bl.; Bl. 224-280, 12 (le. w.) Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit 3 (davon 2 auf dem Titel) wdhl. Holzschnittbordüren, einigen Holzschnitt-Initialen und 19 Textholzschnitten. 20,5 x 16 cm. Halbpergament d. 18. Jh. (mit verblassten Feuchtigkeitsrändern) mit hs. RTitel. Venedig, Erben Scoto, Bindoni und Pasini, 1527. 1.800 € Adams B 1940. STC 45. EDIT 16 CNCE 23221. – Früher Druck des kalabrischen Abtes und Ordensgründers Joachim de Fiores (11321202), mit seinem Kommentar zur Apokalypse und den Psalmen. De Fiore wurde wegen seiner Drei-Zeiten-Lehre bis ins 20. Jahrhundert hinein, etwa von Ernst Bloch, rezipiert. – Titel des ersten Teils gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Gelegentlich leicht feuchtrandig, sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 108

1136 (Joubert, François). Commentaire sur l‘Apocalypse. 2 Bände. 1 Bl., XLVI S., 1 Bl. (Errata), 375 S.; 1 Bl., 468 S. 17 x 9,5 cm. Leder d. Z. (berieben und bestoßen, mit Schabspuren, VDeckel etwas gelockert) mit RVergoldung und (teils lädierten) RSchildern. Avignon, Alexander Girard, 1762. 150 € Hoefer XXVII, 19. – Erste Ausgabe der Textkompilation des aus Mont­pellier stammenden Francois Joubert (1689-1763). – Fl. Vorsätze gestempelt, etwas gebräunt.


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes

1133

1137 Jüngst, Gottfried. Disputatio Theologica De manna recondito, ejusque mysterio, ad locum Apoc. II. vs. 17. ad sacram synaxin. Publicae et placidae a. diem Mercurii, XVII. Martii. M.DCC.XXIII. Philippus Laurentius Biermannus. 1 Bl., 22 S. 18 x 14,5 cm. Geklebt, ohne Einband. Bremen, Hermann Christoph Jani, 1723. 120 € Einziger Druck der theologischen Untersuchung über die Verheissung der Himmelsspeise Manna aus Apokalypse Kapitel II, Vers 17: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer siegt, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben. Ich werde ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein steht ein neuer Name, den nur der kennt, der ihn empfängt.“ – Im Bug mit Spuren einer früheren Bindung in einem Sammelband.

1138 Kircher, Heinrich. Prophetia apocalyptica S. Joannis apostoli. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 100 S.; 2 Bl., 176 S. Mit 2 Kupfertiteln (der erste in Pag.). 20,5 x 16,5 cm. Köln, Peter Wilhelm Alstorff, 1676. 600 €

VD17 12:119334T. De Backer-Sommervogel IV, 1079, 5. ADB XVI, 6. – Erste Ausgabe von Heinrich Kirchers (1608-1676) Kommentar zur Johannes-Apokalypse. Der Verfasser war ein aus Neuss stammender Jesuit und wirkte als Lehrer der Rhetorik in San Sebastian (Spanien), als Prediger in Köln, als Vorsteher des Collegiums in St. Goar sowie als Gesandtschaftsprediger in Kopenhagen. – Typographischer Titel des ersten Teils gestempelt, ebenso der vordere Vorsatz. Der erste Kupfertitel mit kl. hinterlegten Randeinriss. Bindung zu Beginn geschwächt. Mal mehr, mal weniger stark gebräunt und braunfleckig. Abbildung Seite 109

1139 Koelman, Jacobus. Sleutel ter opening van de donkerste kapittelen in de Openbaaringe gedaan aan Johannis op het eiland Patmos. Tweede Druck. 12 Bl., 408 S., 8 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 15,5 x 10 cm. Moderner Halbpergamentband. Amsterdam, P. J. Entrop und Utrecht, Samuel de Waal, (1768). 120 € Zweite Ausgabe der erstmals 1681 in Utrecht bei Willem Klerk erschienenen Erläuterung zur Offenbarung des Johannes. – Etwas fleckig, anfangs und am Schluss etwas gebräunt, das vorletzte Blatt stärker fleckig und mit Fehlstellen im Satzspiegel (Textverlust).

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ VD17 12:119582W. – Erste deutsche Ausgabe, die englische Originalausgabe erschien 1683. „The revelation of revelations‘ is a mystical com­mentary on the Book of Revelation and the hidden mystery of God in the soul. It depicts a sevenfold process of purification and refining of the soul represented by the seven seals, and a sevenfold process of mystical resurrection under the seven thunders, which would eventually lead to paradise or the New Jerusalem state“ (Hirst, Jane Lead, Ashgate 2005, S. 30). Die protestantische Mystikerin Jane Lead (1624-1704) hatte 1694 bis 1697 gemeinsam mit John Pordage und mit finanzieller Unterstützung des brandenburgischen Staatsmanns Dodo von Knyphausen die Philadelphia Society gegründet. Die Bewegung fand besonders in Deutschland und den Niederlanden Anhänger und war von großem Einfluss auf den radikalen deutschen Pietismus (vgl. Ferguson II, 13f. und Wetzer-Welte VII, 1578). – Etwas fleckig.

1142 López, Gregorio. Commentationes in apocalypsim ex hispanica lingua conversae, & in lucem nunc primum editae. S. Thomae Aquinatis O. P. opusculorum quae in edit Romana sunt IV. V. VI. VII. VIII. Nicolai Eschii spiritualium exercitiorum libellus. Cura & studio Fr. Bernardini. XVI, 482 S., 1 Bl. Mit gestochenem Portrait. 15,5 x 11,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, mit altem hs. RTitel und neuerem hs. Deckeltitel). Rom, Erben Johann Lorenz Barbiellini, 1756. 150 €

1135

1140 Lampe, Frederik Adolf. De gestalte der Bruyd Christi voor haaren uytgang uyt Babel. 12 nn. Bl., 706 S., 7 nn. Bl. (Register). 15,5 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (minimal angestaubt) mit hs. RTitel. Amsterdam, Anthony Schoonemburg, 1719. 120 € Erste Ausgabe des reformierten Theologen und Kirchenlied-Dichters Frederik Adolf Lampe (1683-1729), der sich in verschiedenen Predigten mit dem Auszug aus Babel auseinandersetzt. In der Offenbarung des Johannes wird Babel („Babylon die Große“) als Ausgangspunkt und Sinnbild religiöser Irrlehren und als Feind Gottes sowie dessen Anbeter betrachtet. So heißt es diesbezüglich: „Geht aus ihr hinaus“ (Offenbarung 18:4; 2. Korinther 6:14-17). – Kaum fleckig, sehr schönes Exemplar.

1141 Lead, Jane. Offenbahrung der Offenbahrungen; vornemlich als ein Muster und Probe zur Entsieglung, Offenbahrung und Erklärung der sieben Siegel, sieben Donner, und eigentlicher Beschaffenheit und Zustands des neuen Jerusalems. In englischer Sprache geschrieben und außgefertigt. 12 Bl., 304 S. 15 x 9 cm. Pergament d. Z. (beschabt und bestoßen). Amsterdam, Hendrik Wetstein, 1695. 450 € 108

Erste lateinische Ausgabe des spanischen Apokalypsekommentars des biographisch kaum nachweisbaren Anachoreten Gregorio Lopez (15421596). Enthält eine Auslegung des Thomas von Aquin in seinen Schriften De caritate, De articulis fidei, Super symbolo apostolorum, Super oratione dominica und Super salutatione angelicas sowie als dritten Teil eine Kompilation spiritueller Übungen des niederländischen Mönches Nicolaus van Esche (1507-1578), einem heute vergessenen Vertreter des praktischen Mystizismus aus der Fraterschule des spätmittelalterlichen Scholastikers und Bußpredigers Geert Groote (1340-1384). – Etwas fleckig. Abbildung

1143 Lowman, Moses. A Paraphrase and Notes on the Revelation of St. John. VIII, XXXIV, 283 S. 26 x 20 cm. Leder d. Z. (vorderes Gelenk leicht angeplatzt, leicht berieben) mit goldgeprägtem RSchild. London, John Noon, 1737. 180 € Erste Ausgabe, verfasst von dem nonkonformistischen Minister und Bibekkommentator Moses Lowman (1680-1750). – Titel gestempelt, sonst sauber und wohlerhalten.

1144 Lullus, Raimundus. Offenbarung. Ist gefunden worden in aynem alten Buch, vor vil Jaren geschriben. Die Propheceyen unnd Weyssagungen, so inn unsern zeytten zum tayl erschynen, und noch ergehen sollen, vonn Türckischen Kaysern, auch sonst anderem gewalt, vor vil Jaren durch Cirillum, Joachim, Brigitten, Franciscum, Reinhart, unnd Methodium etc. beschriben. 8 Bl. (l. w.). 18,5 x 13,5 cm. Pappband des 19. Jahrhunderts mit Kiebitzpapierbezug. (Augsburg, Heinrich von Steiner) 1532. 1.200 €


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes VD16 ZV 11958. – Einziger, lediglich in der Onlineversion des VD 16 verzeichneter Druck der Flugschrift mit den Christusvisionen des mallorquinischen Philosophen, Logikers und franziskanischen Theologen Raimundus Lullus (um 1232-Anfang 1316), die angesichts der akuten Bedrohung des christlichen Abendlandes durch die Osmanen in den Jahren 1529 bis 1533 in den Druck gelangten, unter Berufung auf die Prophezeiungen anderer mittelalterlicher Mystiker wie Joachim von Fiore, Birgitta von Schweden sowie der Heiligen Kyrill und Methodius. Raimundus Lullus wirkte als einflussreicher Lehrer an der Pariser Sorbonne, wo er u. a. Lehrstühle für Hebräisch, Arabisch und Chaldäisch einführte und somit zum Begründer der westeuropäischen Orientalistik wurde. Er starb vermutlich an den Folgen einer Steinigung, die er durch aufgebrachte Muslime während einer diplomatischen Reise nach Tunis erlitt. Insbesondere seine mathematisch-logischen und alchemistischen, teils auf den Index gesetzten Schriften entfalteten über die Jahrhunderte eine reiche Wirkungsgeschichte und wurden von bedeutenden Gelehrten wie Nikolaus Cusanus, Giordano Bruno und Giovanni Pico della Mirandola rezipiert. – Mal mehr, mal weniger finger- oder braunfleckig, die ersten beiden Blatt mit kleiner Stauchung im oberen Rand. Titel mit verblasstem Tinteneintrag. In deutschen Bibliotheken haben sich nur drei vollständige Exemplare in München und Augsburg erhalten, das inkomplette Exemplar der Berliner Stabi ist kriegsbedingt nach Moskau verlagert. Abbildung Seite 110

1142

1145 Maluenda, Luis. Von den sonderbaren Geheimnussen deß Antichristi. Darinn mit Umbstenden, standthafftigem grundt, und einfuhrung viler Hohen, denckwirdigen und angenemen discursen, gehandlet wirdt von dem Namen, Zukunfft, Geburt, Eltern ... wahren Todt und Endt, deß laidigen Antichristi. Anfangs in Hispanischer Sprachen beschrieben, durch Aegidium Albertinum verteutscht. 2 Teile in 1 Band. 4 nn., 183 (recte: 187) num. Bl.; 4 nn. (l. w.), 197 num. Bl. Titel in Schwarz und Rot. 18,5 x 14,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, Gelenke mit Kalkweiß überstrichen, mit hs. RTitel und Resten eines Papierschildchens, ohne die Schließbänder). München, Adam Berg, 1604. 240 € VD17 12:119396X und VD17 12:119398N. Dünnhaupt I, S. 212, 22.1. – Erste deutsche Ausgabe der Schrift des Hofpredigers von Philipp II., Luis Maluenda (1488-1547). Den stark bearbeiteten Text aus dem Spanischen besorgte der Münchner Schriftsteller und Übersetzer der Gegenreformation Aegidius Albertinus (1560-1620), dessen übersetzerische Arbeiten von großem Einfluss auf die Entwicklung der deutsche Barockliteratur werden sollten. Der Teil II erschien auch separat unter dem Titel Rosetum Christianorum oder Der Christen Rosenstock. – Es fehlt das Schlussblatt von Teil II. Die ersten drei Lagen im oberen 1138

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ VD16 B 5271. Adams M, Seite 702. Vischer C 1034. Nicht bei Leemann. – Zweite Ausgabe. Bereits 1539 war Sebastian Meyers (1465-1545) ebenfalls bei Froschauer in Zürich erste Ausgabe unter dem Titel „In Apocalypsim Iohannis Apostoli“ erschienen. – Titel sowie nahezu der gesamte Buchblock im Seitenrand mit Feuchtigkeitsschaden, auf Höhe der Druckermarke mit Feuchtigkeitsfleck (dieser verso hinterlegt). Das letzte Blatt mit kleinem Ausschnitt (kein Textverlust; recto hinterlegt).

1148 More, Henry. Apocalypsis Apocalypseos; or the revelation of St. John the Divine unveiled, containing a brief but perspicuous and continued exposition from chapter to chapter, and from verse to verse, of the whole book of the Apocalypse. XXXI, 358 S., 3 Bl. 20 x 15 cm. Leder d. Z. (Gelenke angeplatzt und zum Teil angebrochen, etwas berieben) mit goldgeprägtem Besitzvermerk auf dem Vorderdeckel („BELONGING.TO.LIBRAR.OF. RHOAD ISLAND“). London, Martyn und Kettilby, 1680. 280 €

1144

hinterlegt bzw. ergänzt (geringer Buchstabenverlust), Titel von Teil I mit Tintenklecks. Insgesamt etwas stock- oder braunfleckig, stellenweise mit kleinen Feuchtigkeitsrändern

1146 Malvenda, Thomas. De antichristo. 2 Teile in 1 Band. Gestochener Druckermarke. 6 Bl., 603 S., 6 Bl.; 4 Bl., 246 S., 6 (le. w.) Bl. 35,5 x 22 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (oberes Kapital mit kleinen Fehlstellen, Vordergelenk angeplatzt, leicht berieben) über Holzdeckeln mit gold­ geprägtem RSchild und RVergoldung und mit 1 (von 2) Messingschließen. Lyon, Societatis bibliopolarum, 1647. 280 € Vgl. Wetzer-Welte VIII, 582. – Spätere Ausgabe der während Thomas Malvendas (1565-1628) Rom-Aufenthalt verfassten Schrift, die erstmals 1604 erschien, zu seinen Hauptwerken gehört und „womit er den größten Beifall der ganzen gelehrten Welt erntete“ (Wetzer-Welte). – Titel des ersten Teils gestempelt, mit hs. Nummerierung und minimaler Wurmspur im unteren Bug. Der zweite Teil stellenweise feuchtrandig. Selten fingerfleckig.

1147 Meyer, Sebastian. Apocalypsis. 6 Bl., 97 S. 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 31 x 19 cm. Modernes Halbleder (unteres Kapital offen, bestoßen, berieben, etwas bekratzt und mit Fehlstellen). Zürich, Froschauer, 1584. 180 € 110

Erste Ausgabe. Henry „More was increasingly occupied with theological issues that had earlier concerned him in his Synopsis propheticon (1664). Between 1681 and 1682 he was ivolved in a controversy with the nonconformist leader Richard Baxter about the immortality of the soul and interpretations of the apocalypse. More took over the mantle of Joseph Mede, his learned forebear at Christ‘s, and published a number of works on the interpretation of biblical prophecy, including Apocalypsis apocalypseos ...“ (Oxford DNB). – Immer wieder stärker feuchtrandig. Gleichmäßig gebräunt

1149 Morus, Samuel Friedrich Nathanael. Versio et explicatio actuum apostolicorum. 2 Bände. X, 358 S.; XX, S. 359-642. Pappband d. Z. (etwas ausgeblichen, leicht fleckig und gering bestoßen) mit hs. RSchildern. Leipzig, Wilhelm Heinsius, 1794. 90 € Erste Ausgabe der Erkärung und Ausführung der Acta Apostolorum. Neben Samuel Friedrich Nathanael Morus (1736-1792), einem „der ehrwürdigsten Theologen des 18. Jahrhunderts“ (ADB 1885, 342), war auch der Sprachwissenschaftler und Theologe Gottlieb Immanuel Dindorf (1775-1812) an der Herausgabe beteiligt. – Titel des ersten Bandes gestempelt. Etwas gebräunt und stockfleckig.

1150 Muggleton, Lodowicke. A true interpretation of the eleventh chapter of the revelation of St. John, and other texts in that book: As also, many other places of scripture. Whereby is unfolded, and plainly declared, the whole counsel of God concerning himself, the devil, and all mankind, from the foundation of the world to all eternity. XVI, 199 S. 20 x 15 cm. Moderner Lederband unter Verwendung alter goldgeprägter Deckelbezüge mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. O. O., Dr. u. J. (wohl London 1753). 240 € Smith, Anti-Quakeriana, 305. – Kuriose Auslegung des elften Kapitels der Offenbarung des Johannes, auf das sich das weissagerische Sendungsbewusstsein des selbst ernannten „Propheten“ Lodowicke Muggleton


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes (1609-1698) gründet. Und das zum Startschuss der von ihm begrün­ deteten, dem Pietismus nahestehenden sektenartigen Bewegung des Muggletonianism führte (dessen letzter bekennender Jünger erst im Jahr 1979 verstarb). Das Titelblatt mit altem Tinteneintrag: „A curious work and very scarce but very mystical by a mad enthusiast“. – Etwas braunfleckig, Titel und fl. Vorsatz mit Fehlstellen im weißen Rand.

1151 Musculus, Andreas. Nützliche und seligliche Betrachtung des zunahenden Jüngsten Gerichts, was sich allenthalben, vom Anfang biß zum Ende desselbigen, begeben und zutragen werde. 135 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 14 x 8,5 cm. Neuerer Halbpergaminband (berieben). Frankfurt an der Oder, Johann Eichhorn, 1578. 250 € VD16 M 7186. – Erste Ausgabe dieser Schrift des streitbaren Predigers und Professors der Theologie in Frankfurt an der Oder sowie einflussreichen Vorkämpfers für lutherische Rechtgläubigkeit. Andreas Musculus (1514-1581) „gehört nicht blos der Zeit, sondern auch seinem Charakter und Wirken nach zu den Epigonen der Reformationszeit. Im Streite heftig und ausfallend, von unbegrenzter Verehrung für Luther’s Person und Lehre, eifernd für den Buchstaben, weil die Weite des Blickes und die Tiefe des Geistes ihm abging, hat er geschützt durch die Gunst seines Fürsten, eine Fehde nach der andern durchgekämpft und zur Feststellung der lutherischen Orthodoxie in der Concordienformel eifrig mit­gewirkt ... Als Prediger und Schriftsteller zeichnet sich Musculus aus durch eine derbe und drastische Volksthümlichkeit, welche öfter ins Platte und Gemeine ausartet“ (ADB XXIII, 93f.). Bekannt wurde Mus­culus vor allem durch seine in zahlreichen Auflagen erschienenen Teufelbücher, in denen er die Unsitten und Verderbtheiten seiner Zeit anprangerte. Am berühmtesten war seine Predigt „Wider den Hosenteufel“, in der er über die zeitgenössische Mode der Pluder- und Pumphosen schimpfte. – Stellenweise etwas gebräunt, im oberen Seitenschnitt mit Braunfleck. Mit einigen hs. lateinischen Annotationen und Interlinaerglossen sowie Unterstreichungen. Etwas knapp beschnitten (dadurch teils mit Verlust der hs. Anmerkungen).

1152 Osiander, Lucas. Epistola ad Hebraeos. Iacobi. Prima et secunda Petri. Prima, secunda, et tertia Ioannis. Iude. & Apocalypsis Ioannis. Omnia iuxta veterem seu vulgatam translationem, ad graecum textum emendata. 6 Bl., 482 S., 7 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 22 x 16 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (stärker fleckig und etwas angestaubt, Bezug mit teils restaurierten Fehlstellen, oberes Kapital defekt, ohne die Schließen) mit schwarzgeprägtem Bandtitel „VIII TOMUS OSIANDRI“ auf dem VDeckel. Tübingen, Georg Gruppenbach, 1584. 600 € VD16 B 2662. – Der Band VIII der neunbändigen Ausgabe von Osianders (1534-1604) Bibelkommentaren, die bei Gruppenbach in Tübingen erschienen und hier den Brief des Paulus an die Hebräer, die katholischen Briefe und die Offenbarung des Johannes behandelt. Der Text seiner Kommentare fand Eingang in die berühmte Osianderbibel, die ab 1650 bei den Lüneburger Sternen gedruckt wurde. – Titel etwas fingerfleckig, vorderes Innengelenk angeplatzt, Innenspiegel mit alten Einträgen. Exemplar aus dem Besitz des Regensburger lutherischen Theologen Johann Christoph Eckenberger (1644-1685), mit dessen Besitzeintrag auf dem Titel, datiert 1665. Abbildung

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1153 Pannonius, Gregorius Coelius (d. i. Franciscus Gregoricus). Collectanea in sacram apocalypsin Joannis apostoli et evangelistae. 9 Bl., 481 S., 5 Bl. Mit ganzseitigem Textholzschnitt. 32 x 20 cm. Leder d. Z. (etwas berieben) mit fragmentarischem RSchild und RVergoldung. Tyrnau, Matthias Srnensky, 1682. 150 € Späte Ausgabe. – Titel gestempelt und leicht angeschmutzt. Zu Beginn mit nachgedunkelten Feuchtigkeitsrändern. Gering gebräunt.

1154 Reinhard, Lorenz. Observationum exegeticarum chronotaxin ipsius novam apocalypseos Joanneae [und:] Derselbe. Chronotaxis nova apocalypseos Joanneae. 2 Werke in 1 Bd. 32 S.; 48 S. 20,5 x 17,5 cm. Moderne Broschur. Jena, Schill, 1744. 180 € Zweite Ausgabe. Bereits drei Jahre zuvor veröffentlichte der lutherische Theologe Lorenz Reinhard (1700-1752) eine „Chronotaxis nova Apocalypseos Ioanneae“ in der er, wie auch in dieser Schrift, die chronologischen Abläufe der Apokalypse darlegt. – Mit hs. Anmerkung in SepiaTinte auf dem Titel. Leicht gebräunt.

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ 1156 Richardus de Sancto Victore. S. Augusti De Trinitate libri sex. 119 nn., 1 w. Bl. Mit großem Titelholzschnitt und großer Holzschnitt-Druckermarke auf der letzte weißen Seite. 15 x 10,6 cm. Moderner Karton. Nürnberg, Friedrich Peypus, 1518. 1.500 € VD16 R 2156 (mit dem korrigierten Druckfehler im Kolophon „salvatoris“, statt VD16 R 2155 „salnatoris“). STC R 282. Nicht bei Adams – Zweiter Druck der zweiten Ausgabe der Kommentare des wohl aus Schottland stammenden Augustinerchorherrn und bedeutenden Kir­chenlehrers und Theologen Frankreichs seiner Zeit, Richard von St. Viktor (1110-1173), der in der königlichen Abtei von Saint-Victor in Paris wirkte (Titel mit Autorennennung: „Venerabilis et eximij Doctoris Richardi de sancto victore Ordinis canonicorum regularium S. :Aug. De Trinitate libri sex“). In seinem Traktat erkundet er die Lehren des Kirchenvaters Augustinus von Hippo (354-430), vor allem auch dessen Exegese der Apokalypse und der Erwartungen nach dem Jüngsten Gericht. So zeigt der prachtvolle, nahezu ganzseitige Titelholzschnitt (11,2 x 8,4 cm) das Weltgericht, in dem links unten die geretteten Seelen von Engeln zum Paradies geführt, während rechts unten ein gehörnter und geschnäbelter Teufel mit einer Hacke die Verdammten dem Schlund eines mächtigen Drachenmonsters zutreibt.

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1155 Ribera, Francisco de. In sacram beati Ioannis Apostoli & Evangelistae Apocalypsin commentarii. His adiuncti sunt, quinque libri de templo, & de iis quae ad templum pertinent. 8 Bl., 713 S., 22 Bl. Mit Holzschnitt-Titel­vignette. 15,5 x 8,5 cm. Moderner Lederband mit Blindprägung in Streicheisenornamentik. Antwerpen, Martin Nutius, 1603. 250 € De Backer-Sommervogel VI, 1765, 4. – Erste Antwerpener Ausgabe seines wichtigen Apokalypsekommentars, dem exegetischen Hauptwerk des spanischen Jesuitenpaters Francisco de Ribera (1537-1591), das ein Jahr nach seinem Tod erstmals in Salamanca erschien. Ribera folgt in seiner Auslegung der spätmittelalterlichen Tradition, die biblische Offenbarung nicht nur auf die Vergangenheit oder die Zukunft, sondern auf die gegenärtigen Verhältnisse zu übertragen und namentlich den Papst mit dem Antichristen zu identifizieren. – Etwas gebräunt und braunfleckig, Titel mit Besitzeintrag eines Jesuitenkollegs. – Beigebunden: Derselbe. De templo, de iis quae ad templum pertinent, libri quinque. 446 S., 31 Bl. Ebenda 1602.- De Backer-Sommervogel VI, 1765, 4. - Erste Antwerpener Ausgabe. - Etwas gebräunt und braunfleckig. - Beide Exemplare im Bug etwas knapp neu eingebunden, die Registeranhänge im Seitenrand etwas knapp beschnitten. 1156

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Interessant ist dabei die ikonologische Interpretation der Trinität: Oben thront im Himmel auf einem Wolkenband der jugendliche Heiland als dreifache Inkarnation Jesu Christi mit Stigmata und Kreuzesnimbus, die Rechte zu Segensgestus erhoben: Gott-Vater-Sohn als drei Hypostasen des Göttlichen. Von ihnen gehen zwei Schriftbänder aus: „Cuius vult inferetur - Quem vult indurat“. Bemerkenswert schön ist auch die Marke des Nürnberger Druckers Friedrich Peypus am Schluss: ein Wappenschild mit der aus einem Korn aufgehenden Pflanze und den Initialen „FP“. Laut Kolophon beendete Peypus den Druck am 8. Oktober 1518: „Nurembergae: per Freidericum Peypus Civem. Anno ab incarnatione salvatoris. 1518. Octavo Octobris“. – Titel mit kleinem Pergamentgriff einer liturgischen Handschrift, kaum wahrnehmbar fleckig, sondern in außergewöhnlich schönem, besten Zustand, gedruckt auf leuchtend weißem Papier. Abbildung

1157 Rupert von Deutz. Commentariorum, in Apocalypsim Iohannis libri XII. Aeditio prima. 6 Bl., CCXXXV S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, 15 mehrzeiligen figürlichen Holzschnitt-Initialen und 22 Textholz-

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schnitten von Anton Woensam. 28,5 x 18,5 cm. Moderner Pergamentband mit aufkaschiertem Pergamentblatt einer Missalehandschrift des 15. Jahrhunderts. Köln, Franz Birckmann, 1526. 1.200 € VD16 B 5249. Adams R 939. – Erster Kölner Druck, von Johannes Cochläus (1479-1552) herausgegeben und mit den Holzschnitten von Anton Woensam illustriert. Vielfach aufgelegter Apokalypsekommentar des mittelalterlichen Exegeten und Mystikers Rupert von Deutz (um 1070-1129), der ab 1120 bis zu seinem Tod als Abt am Benediktinerkloster St. Heribert in Köln-Deutz wirkte. „Das erste große exegetische Werk aus Deutzer Zeit ist der Apokalypsekommentar, der durch seine bewußte Einbeziehung historischer und außerbiblischer Quellen ... eschatologische und milleniaristische Vorstellung deutlich zugunsten der Ekklesiologie und Kirchentheorie in den Hintergrund drängt“ (Bautz VIII, 1021ff.). Der Titel mit dem großformatigen sprechenden Signet Birckmanns zeigt eine Henne mit ausgebreiteten Flügeln, darunter zwei Wappenschilde mit den Druckermonogrammen der Brüder Franz und Arnold Birckmann, darüber das Schriftband „In Pingui Gallina“. Henne und Schriftband verweisen auf Birckmanns Haus- und Familiennamen in Köln („in fetten Hennen“). – Titel zwei Mal gestem-

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pelt, im Rand schmal hinterlegt und mit hs. Eintrag unterhalb der Druckermarke, erste Blatt im Seitenschnitt knapp beschnitten. Die ersten ca. 45 Blatt mit schmalem Feuchtigkeitsfleck im unteren Seitenrand, die ersten ca. 20 Blatt dort mit restaurierter Fehlstelle (mit gelegentlichem Verlust der gedruckten Anmerkungen bzw. Seitenzahlen des Registers). Stellenweise etwas braunfleckig. Abbildung Seite 113

1158 Rupert von Deutz. Commentariorum, in Apocalypsim Iohannnis, libri. XII. 6 Bl., CXCV S. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 32 x 20 cm. Moderner Halbpergamentband. Köln, Arnold Birckmann d. Ä., 1541. 600 € VD16 B 5259. Vgl. Adams R 943. – Kölner Druck vom vielfach auf­ gelegten Apokalypsekommentar des mittelalterlichen Exegeten und Mystikers Rupert von Deutz (um 1070-1129), der ab 1120 bis zu seinem Tod als Abt am Benediktinerkloster St. Heribert in Köln-Deutz wirkte. „Das erste große exegetische Werk aus Deutzer Zeit ist der Apokalypsekommentar, der durch seine bewußte Einbeziehung historischer und außerbiblischer Quellen ... eschatologische und milleniaristische Vor­stellung deutlich zugunsten der Ekklesiologie und Kirchentheorie in den Hintergrund drängt“ (Bautz VIII, 1021ff.). Der Titel mit dem großformatigen sprechenden Signet Birckmanns, das zwei Füchse in einem Renaissancefenster zeigt, in den Händen einen Wappenschild mit dem bekannten Tiersymbol Henne und Küken, dahiner die Birke. Symbol und Inschrift „In Pingui Gallina“ verweisen auf Birckmanns Haus- und Familiennamen in Köln („in fetten Hennen“). – Titel mit kleiner alt hinterlegter Fehlstelle im Seitenrand, Blatt L1 mit kleinem Loch im Satzspiegel (minimaler Buchstabenverlust), Blatt D5 mit kl. Blatt­abriss in der oberen rechten Ecke (kein Textverlust). Durchgehend mit verblasstem Feuchtigkeitsfleck im oberen Bug und Blattrand. Sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 113

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1159 Rupert von Deutz. Commentariorum in Apocalypsim Ioannis libri XII. 16 nn., 247 num. Bl. (ohne d. l. w.). Mit Holzschnitt-Druckermarke und 20 Textholzschnitten. 16,5 x 10,5 cm. Halbleder des 19. Jahrhunderts (Ecken etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Paris, Ambrosius Girault und Gulielmus Thibout, September 1545. 900 € Nicht bei Adams und im STC. – Einer von mehreren Pariser Drucken aus dem Jahr 1545, hier in einer illustrierten Ausgabe mit den Textholzschnitten, die vermutlich auch in dem kollationsgleichen Druck von Le Bret Verwendung fanden. Der mittelalterliche Exeget und Mystiker Rupert von Deutz (um 1070-1129) wirkte ab 1120 bis zu seinem Tod als Abt am Benediktinerkloster St. Heribert in Köln-Deutz. „Das erste große exegetische Werk aus Deutzer Zeit ist der Apokalypsekommentar, der durch seine bewußte Einbeziehung historischer und außerbib­ lischer Quellen ... eschatologische und milleniaristische Vorstellung deutlich zugunsten der Ekklesiologie und Kirchentheorie in den Hintergrund drängt“ (Bautz VIII, 1021ff.). Die Druckermarke Giraults zeigt einen an einem Baum hängenden und von zwei geflügelten Putti gehaltenen Wappenschild mit einer Darstellung des Pelikansymbols, eine Referenz an Giraults Pariser Wirkungsstätte „Haus zum Pelikan“. – Es fehlt das weiße Schlussblatt. Stellenweise mit verblassten Wasserrändern, Titel etwas fingerfleckig, insgesamt wohlerhalten. Exemplar aus der Bibliothek des Minoritenkonvents in Bologna, mit entsprechendem Tinteneintrag auf dem Titel. Abbildungen

1160 (Schottel, Justus Georg). Eigentliche und sonderbare Vorstellung des Jüngsten Tages und darin künfftig verhandenen Grossen und Letzten Wunder-Gerichts Gottes. 16 Bl., 279 S., 2 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.), 7 Kupfertafeln und 1 Textholzschnitt. 20 x 16,5 cm. Späteres


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes Pergament (etwas berieben, leicht angestaubt) mit gold­ geprägtem RSchild. Braunschweig, Christoph-Friedrich Zilliger, 1668. 750 € VD17 3:007723M. Goedeke III, 118, 12a. Dünnhaupt V, 3841, 39.1. Faber du Faur I, 699. Seebaß 912 u. II, 833. Kat. Manheimer 380. – Erste Ausgabe. „Poetische Konzeption der Ereignisse des Jüngsten Tages, ausführlich mit biblischen Zitaten belegt und kommentiert. Prosa mit Verseinlagen“ (Dünnhaupt). Der emblematische Textholzschnitt zeigt ein blutendes, vom geharnischten Arm des schlechten Gewissens in der Zange gehaltenes Herz und dessen Spiegelbild. – Stark gebräunt und braunfleckig. Am Schluss im oberen Bug mit kleiner Feuchtigkeitsspur. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz. Vorderer Innenspiegel mit montierter hs. französischer Übersetzung des Titels von alter Hand. Abbildung

1161 Schröter, Christian Rudolph. De Nicolaitis ex haereticorum catalogo expungendis commentatio Theologica ad Apoc. II, 6. 14 et 15. 1 Bl., 42 S. 19 x 15,5 cm. Pappband des 19. Jahrhunderts mit 2 Papierrückenschildern. Wittenberg, Witwe Christian Gerdes, (1723). 150 € VD18 14875055. – Einziger Druck der Dissertation unter dem Vorsitz von Johann Wilhelm Jan (1681-1725). Enthält eine Auslegung der Verse 6, 14 und 15 aus dem zweiten Buch der Offenbarung, in welcher die Nikolaiten Erwähnung finden, auf welche die Vorstellung der gleichnamigen häretischen Sekte des Urchristentums zurückgeht und deren Mitglieder in dem Ruf standen, ein besonders freizügiges und zügelloses Leben zu führen. – Leichte Stockflecken, sonst wohlerhalten. Titel mit montiertem Signaturenschildchen und Stempel der Stolbergschen Bibliothek zu Wernigerode.

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1162 (Schwartz, Georg; lat.:) Georg Nigrinus. Apocalypsis. Das ist: die Offenbarung S. Johannis [und:] Johann Funck. Apocalypsis, Das ist: Gründtliche Erklärung der Offenbarung S. Johannis. 2 Werke in 1 Band. 12 Bl., 764 S., 1 Bl.; 25 Bl., 436 S., 6 Bl. (Register). Mit breiter HolzschnittTitelbordüre, Holzschnitt-Druckermarke und 27 Textholzschnitten (1.) bzw. 27 Textholzschnitten (2.). Beide Titel in Rot und Schwarz. 14, 5 x 19 cm. Blindgepr.Schweinsleder d. Z. (leicht berieben und fleckig sowie etwas bestoßen) über abgefasten Holzdeckeln mit 1 Messingschließe (von 2). Frankfurt, Johann Spies, (1593) und 1596. 750 € VD16 S 4623 EROMM 20140917 (1.). VD16 F 3376 (2.). – Zwei Auslegungen der Offenbarung von evangelischen Kontroverstheologen aus der Zeit innerprotestantischer Kämpfe. Der Autor und Theologe Georg Schwartz (1530-1602), latinisiert in Nigrinus, unter dem das Werk erschien, war ein Vertreter des Luthertums, während sich Johann Funck (1518-1566) den Osiandern zuwandte. Sie sahen die Rechtfertigung des Menschen vor Gott darin, dass Christus als ewiges Wort Gottes im Menschen präsent sei und der Mensch durch die Gerechtigkeit Christi gerecht werde. Obwohl Funck sich später öffentlich von der osiandrischen Lehrmeinung differenzierte, wurde er 1566 in Folge der konfessionspolitischen Kämpfe in Ostpreußen unter Verdacht des Hochverrats gestellt und hingerichtet. 1162

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ der gekreuzigte Christus (Haebler II, 28) abgebildet. Die auf der Rückseite dargestellte Auferstehung schreibt Haebler (I, 263) dem Augsburger Buchbinder Hans Lietz zu, der von 1588 bis 1629 tätig war. Abbildung Seite 115

1163 Sermones super apocalipsim: In Apocalipsim sacratissimarum christi et totius militantis ecclesie revelationum melliflua explanatio. Plurimum omnibus divinum verbum predicantibus accommoda atque necessaria. Adeo ut per ea que in presenti libro annotantur per anni circulum. Et quaemaximae. In quadragesima et adventu ipsis declamatoribus. Materia sufficiens atque copiosa reperiatur habeatur compleatur. CCXL num. Bl. Mit zahlreichen bis zu 6-zeiligen Criblé-Metallschnittinitialen, Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und Titeldruck in Schwarz und Rot. 14,5 x 10 cm. Leder des 19. Jahrhunderts (Gelenke gebrochen, Deckel lose, stärker bestoßen, beschabt) unter Verwendung älterer, blindgeprägter Deckelbezüge (Paris), Jean Petit, (1512). 1.200 €

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Das erste Werk in zweiter Auflage mit Nigrinus‘ Erklärung der Offenbarung des Johannes. In auffallend unterschiedlichen Typographien werden die Bibelverse aus dem lateinischen zitiert, ins Deutsche übersetzt und interpretiert. Das zweite Werk, die Auseinandersetzung Johann Funcks (1518-1566) mit der Apokalypse erschien in erster Auflage. Die Einleitung verfasste Michael Sachs (1542-1618), ein zu seiner Zeit vielgelesener Theologe strenglutherischer Richtung. Laut seinen Äußerungen wurde das Werk bereits 1546 von Funck verfasst „da es mit der Religion und Christlichen Kirchen in Teutschland am allergefährlichsten gestanden“ (Vorrede). – Mit zahlreichen hs. Besitzvermerken und Notizen auf dem vorderen Vorsatz, vereinzelt mit hs. Anmerkungen bzw. Anstreichungen. Etwas gebräunt und leicht braunfleckig, stellenweise leicht knickspurig. Im Rand teils leicht, teils etwas stärker mit nachgedunkelten Feuchtflecken. Partiell mit kleinen Aus- bzw. Einrissen im äußeren Steg. Die letzten beiden Blätter etwas angeschmutzt und lose. Die breite Holzschnitt-Titelbordüre und einer der Textholzschnitte minimal grün ankoloriert (z. B. der Lorberkranz auf dem Titel). Der blindgeprägte Einband ist mit dekorativen Bordüren ausgestattet, u. a. eine Medaillonrolle (Haebler II, 262, 117). Auf dem Vorderdeckel ist

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EROMM 20140917. Panzer 537. Nicht im STC und bei Adams. – Äußerst seltene erste und einzige Ausgabe dieser „honigfließenden Exegese“ der Offenbarung des Johannes aus der Feder der verschiedensten Autoren, gesammelt unter der Ägide des bedeutendsten Pariser Druckers seiner Zeit, des Johannes Parvus, Jehan bzw. Jean Petit, der zwischen 1493 und 1530 zahlreiche kostbare Drucke herstellte, die er mit seiner Druckermarke der „Fleur-de-lys“ und dem Monogramm „IP“ zierte. Der Druck ist dermaßen selten, dass wir ihn weltweit in kaum einer der großen öffentlichen Bibliotheken nachweisen konnten. Lediglich ein Exemplar ist in der Bayerischen Staatsbibliothek in München unter der Signatur „Exeg. 1028“ und ein weiteres in der Bibliothèque Nationale in Paris nachzuweisen. Keines in Berlin, New York, Washington oder London. – Titel mit zahlreichen älteren Einträgen, die erste Initiale des „Prologus“ neu koloriert, nur vereinzelt kleine Anmerkungen, jedoch etwa gebräunt und stellenweise leicht fleckig sowie mit Gebrauchsspuren, etwas knapp beschnitten. Aus den Bibliotheken von „George Dunn of Woolley Hall near Maidenhead“, „Paul Schmidt“ und „J. R. Abbey“ mit deren Exlibris.

1164 Stähelin, Heinrich. Die Offenbarung Jesu Christi (sonst Johannis genannt), nach der Erklärung dererseligen Herren Campegius Vitringa, Lehrers der Kirchen zu Frane­ ker in Holland, und Herrn Johann Albrecht Bengel, Lehrers der Kirchen im Closter Herbrechtingen in Würtemberg. 184 S. 19,5 x 12 cm. Späteres Halbleder (gering berie­ben). Basel, Nikolaus Kölner, 1761. 120 € Einzige Ausgabe. – Leicht gebräunt.

1165 (Stevensz, Jan). Apocalypsis ofte het geopende boeck met seven segelen. Dat is: Een grondelijcke verklaringe over de Openbaringe des H. Evangelist Joannes. 40 Bl., 242, 322, 46, 30 S., 22 Bl. 15,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (mit Gebrauchsspuren). Amsterdam, Jan Rieuwertsz, 1675. 450 €


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes Seltene Ausgabe über die Offenbarung des Johannes des baptistischen Theologen Jan Stevensz‘ (1634 -1686), der als „een Liefhebber der waer­ heyt“ bezeichnet wird (Titel). In seinem Kommentar beschreibt und vor allem erklärt er das ‚Buch mit den sieben Siegeln‘, das exemplarisch auf dem Titel abgebildet ist. In den Anhängen zum Werk finden sich einige weitere Briefe von Menno Symons und eine Übersetzung eines Werkes von Sebastian Franck. – Leicht gebräunt und fleckig. Stellenweise mit kleinen Knickspure. Über den KVK und den Worldcat konnte kein Exemplar in einer deutschen Bibliothek nachgewiesen werden. Abbildung

1166 Strigel, Victorin. Hypomnemata (graece) in omnes libros novi testamenti, quibus et genus sermonis explicatur, et series concionum monstratur, & nativa sententia testimonijs piae vetustatis confirmatur.2 Teile in 1 Band. 304 S., 12 Bl.; 355 S., 14 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 23 x 16 cm. Neuerer Halblederband mit goldgeprägtem RSchild und alten Marmorpapierbezügen. Leipzig, (Ernst Vögelin, um 1566). 450 € VD16 S 9601. – Eine von zwei Varianten des unfirmierten Quartdrucks bei Vöglin, der der firmierten Oktavausgabe ebenda aus dem Vorjahr folgt (vgl. VD16 S 9600); die beiden kollationsgleichen Drucke unterscheiden sich lediglich im Zeilenumbruch bei „testimonijs“ auf dem Titel (vgl. VD16 S 9602). Der Teil II mit eigenem Titelblatt behandelt die Paulusbriefe und die Offenbarung des Johannes (Hypomnemata in omnes epistolas Pauli et aliorum apostolorum et in apocalypsin). Der Kommentar zum Neuen Testament gilt als das bedeutendste Werk des aus Kaufbeuren stammenden Theologen und engen Melanchthonschülers Victorin Strigel (1524-1569). „Sein reichhaltiges Schrifttum weist ihn durchgehend als Repräsentanten der melanchthonischen Schule aus, die in ihrer Abendmahlslehre dem (Krypto-)Calvinismus in Deutschland weithin den Weg bereitete“ (LThK IX, 1114). „Von Strigels zahlreichen Werken erfuhren seine Kommentare zum Neuen Testament und zu den Psalmen sowie seine dogmatischen Lehrbücher zu Melanchthons Werken besondere Wertschätzung. Strigel war einer der ersten, die die Initiative zur systematischen Geschichtsschreibung ergriffen. Seine universalgeschichtlichen Vorlesungen wurden damit wegweisend für die Bedeutung der historischen Wissenschaft im universitären Kanon“ (NDB XXV, 556). – Titel vollständig alt hinterlegt, etwas fleckig, mit Feuchtigkeitsrand in der oberen rechten Ecke, Besitzeintrag und Tintensignaturen. Anfangs mit kleiner Wurmspur im unteren weißen Rand und (fast) durchgehendem kleinem Wurmloch, erste Blatt mit Feuchtigkeitsrand in der oberen, stellenweise auch in der unteren Ecke. Sonst wohlerhalten. Exemplar aus der Bibliothek der walisischen Kathedrale von Llandaff, dem heutigen Bischofssitz der gleichnamigen Diözese. Mit entsprechenden Exlibris-Schildchen auf dem Vorsatz.

1166

Fragen zu den Texten der Offenbarung und ergründet diese. – Titel mehrfach gestempelt. Leicht gebräunt und braunfleckig. Vorderer Vorsatz mit kleinem Bibliotheksschild.

1168 Sylveira, João da. Commentariorum in apocalypsim b. Joannis apostoli. 2 Teile in 1 Band. 46 Bl., 602 S., 21 Bl.; 48 Bl., 608 S., 20 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag). 35 x 22 cm. Pergament d. Z. (vorderes Gelenk partiell angeplatzt, etwas angeschmutzt, leicht berieben) mit hs. RTitel. Lyon, L. Anisson, 1667-1681. 450 €

Abbildung

Zweite Ausgabe des Kommentars zur Johannesapokalypse. – Vortitel gestempelt. Zahlreiche Blätter des ersten Teils zu Beginn mit Feuchtigkeitsschaden. Mal mehr, mal weniger gebräunt, braun- und stockfleckig.

1167 Sylveira, João da. Commentaria in acta apostolorum... Editio nova cum indicibus necessaris. 28 Bl. 488 S., 12 (le. w.) Bl. Mit großer Holzschnitt-Titelvignette. 34 x 22 cm. Leder d. Z. (etwas berieben, beschabt und bestoßen). Lyon, Anisson und Joannis Posuel, 1701. 240 €

Abbildung Seite 119

Spätere Ausgabe von João da Sylveiras (1592-1687) Kommentar zur Apokalypse, der erstmals 1644 erschien. In seinem Werk formuliert er

1169 Taffin, Jean. Claire exposition de l‘Apocalypse ou revelation de S. Jan. Avec deduction de l‘histoire et chronologies. 762 S. Mit Titelkupfer. 16,5 x 11 cm. Pergament d. Z. (gering angestaubt). Vlissingen, M. Abrahams van der Nolijck, 1609. 150 € 117


Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________ Adams A 1494. – Als eigentlicher Verfasser dieses Kommentars zur Offenbarung des Johannes wird ein Zeitgenosse Thomas‘ Thomas de Jorz vermutet. – Leicht gebräunt und stockfleckig. Öfters mit Feuchtigkeitsrändern.

1171 Ulloa, Joannes de. De primis et ultimis temporibus, seu de principio et fine mundi, disputationes quatuor, cum tribus incidibus. 2 Bl., 310 S., 24 S. 32 x 19,5 cm. Leder d. Z. (am oberen Kapital mit kleinen Fehlstellen, etwas fleckig und berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Augsburg und Graz, Gebrüder Veith, 1719. 150 € De Backer-Sommervogel VIII, 343, 9. – Einzige Ausgabe. – Titel mehrfach gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Mal mehr, mal weniger gebräunt und stockfleckig.

Der erste Apokalypse-Kommentar 1172 Victorinus von Pettau. In Apocalypsin beati Ioannis scholia, quae divus Hieronymus partim auxit, partim ubi scriptorum vitio corrupta fuerant. His adiecimus annotationes quibus loci aliquot partim corrupti restituuntur. 67 S., 1 w. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 15 x 10 cm. Neuerer Brokatpapierumschlag. (Bologna, Antonius Giaccarellus, Juli 1558). 450 €

1172

Seltener erster Separatdruck des ältesten erhaltenen lateinischen Bibelkommentars zur Offenbarung des Johannes, verfasst von dem frühchristlichen Exegeten Victorinus (um 230-303), der als Bischof von Poetovio im damaligen Pannonien (heute Pettau in Slowenien) wirkte und als frühester lateinischer Bibelexeget gilt (vgl. BBKL XII, Sp. 1355f.). Der Kommentar erschien erstmals vermutlich als Anhang zu einer Ausgabe der Werke des hochmittelalterlichen byzantinischen Bischofs Theophylakt von Ohrid, die 1542 in Paris gedruckt wurde. Die vorliegende Auslegung steht damit ganz am Anfang der jahrhundertelangen christlichen Wirkungsgeschichte der Apokalypse. – Titel mit Besitzvermerk, letzte Blatt etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten. Abbildung

Einzige Ausgabe dieses von dem niederländischen Calvinisten Jean Taffin (1526-1602) verfassten Kommentars zur Apokalypse. Taffin absolvierte eine geistliche Ausbildung und ging nach Antwerpen, wo er Kontakte zur verbotenen calvinistischen Gemeinde unterhielt. Ab 1561 war er in Metz als calvinistischer Prediger und ab 1569 in Heidelberg tätig. Des Weiteren war Taffin aktiv an der Organisation der Synoden von Dordrecht, Emden und Middelburg beteiligt. – Minimal gebräunt, Vorsätze erneuert, sonst wohlerhalten.

1170 Thomas Aquinas (Pseudo-). In Beati Ioannis Apocalypsim expositio. Nunc primum e tenebris eruta. 8 Bl., 654 S., 40 Bl. 17 x 11 cm. Pappband d. 19. Jahrhunderts (etwas berieben und feuchtfleckig). Florenz, L. Torrentium, 1549. 220 € 118

1173 Victorinus von Pettau. - Rivinus, Andreas (Hrsg.). Sanctae reliquiae duum Victorinorum, pictavensis unius episcopi martyris, Afri Alterius Caii Marii, rhetoris primum romani et consularis viri clmi conversi, deinde disputatoris subtilissimi. Illius quidem commentarius in apocalypsin Johannis. 3 (statt 4) Bl., 262 S., 1 Bl. 14,5 x 9 cm. Pappband um 1800 (etwas fleckig und berieben). Gotha, Andreas Reyer und Johann Michael Schaller, 1652. 250 € VD17 1:000244R – Seltene einzige Ausgabe der Erläuterungen zu den erhaltenen Schriften des frühchristlichen Exegeten Victorinus (um 230-303), der als Bischof von Poetovio im damaligen Pannonien (heute Pettau in Slowenien) wirkte und als frühester lateinischer Bibelexeget gilt (vgl. BBKL XII, Sp. 1355f.), Victorinus verfasste den ältesten erhaltenen lateinischer Bibelkommentar zur Offenbarung des Johannes, hier


____________________________________________________________________________________ Kommentare zur Apokalypse des Johannes

1168

kommentiert durch den Leipziger Gelehrten Andreas Rivinus (16011656). – Es fehlt ein Blatt der Vorstücke. Gebräunt und braunfleckig, Titel verso gestempelt (Fürstliche Hofbibliothek Donaueschingen).

1174 Viegas, Brás. Commentarii exegetici in apocalypsim Johannis apostoli. 4 Bl., 894 S., 36 Bl. 25 x 18 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt, leicht berieben). Paris, A. Beys, 1606. 180 € Vgl. De Backer-Sommervogel VIII, 1. – Frühe Ausgabe des Kommentarbandes zur Johannes-Apokalypse, der erstmals 1601 erschien. De Backer Sommervogel erwähnt eine Ausgabe, die 1606 in Paris erschienen ist, allerdings bei D. Binet und mit leicht abweichendem Titel. – Leicht gebräunt. Vorsätze erneuert.

einem Hauptvertreter der Föderaltheologie. Vitringa korrigierte die Auslegung der Apokalypse seines Lehrers, u. a. übertrug er das Tausendjährige Reich in die Zukunft. – Buchblock zu Beginn gebrochen. Leicht gebräunt.

1176 Vitringa, Campegius. Anakrisis Apocalypsios Joannis Apostoli. 17 B., 918 S., 32 Bl. Mit Titelholzschnitt. 22 x 17 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und angeschmutzt) mit hs. RTitel. Weißenfels, F. Wehrmann, 1721. 180 € VD18 15341100. – Dritte Ausgabe. – Titel gestempelt. Leicht gebräunt.

1175 Vitringa, Campegius. Anakrisis apocalypsios Joannis Apostoli. 14 Bl., 1234 S., 4 Bl. 20 x 16 cm. Mit Titelkupfer. Pergament d. Z. (stärker angeschmutzt, etwas berieben). Franeker, Halma 1705. 120 €

1177 Weigel, Valentin. Super divam Apocalypsin Iohannis Evangelistae et Apostoli, compendiosa via seu perfecta methodus ad veram Theologiam, h. e. ad omne genus scientiarum. (S. 17) - S. 173. Mit 2 wiederholten HolzschnittDruckermarken, 5 Holzschnitttafeln und mehreren schematischen Textholzschnitten. 19,5 x 15 cm. Schlichter moderner Pappband. Frankfurt, Lucas Jennis, 1619. 750 €

RGG V, 1692. – Erste Ausgabe. Der niederländische reformierte Theologe und Orientalist Campegius Vitringa (1659-1722) wurde vor allem als Exeget geschätzt. Er war ein Anhänger des Johannes Coccejus,

VD17 1:073666L. – Erste Ausgabe des sehr seltenen Kommentars des sächsischen Mystikers und Theosophen Valentin Weigel (1533-1588), manchen Interpreten gilt auch Benedikt Biedermann als Verfasser. Der

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Kommentare zur Apokalypse des Johannes __________________________________________________________________________________

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Druck erschien als in sich abgeschlossener (und mit dieser Kollation vollständiger) Anhang zu Paul Lautensacks (1478-1558) Offenbahrung Jesu Christi (VD17 1:073666L), einer mystisch-apokalyptischen Deutung des Kreuzessymbols, und diente zu dessen Erläuterung. Weigels Interpretation betont u. a. das „Gnothi seauton“ (Erkenne Dich selbst), die bekannte antike Inschrift am Apollotempel von Delphi, sowie die Bedeutung der biblisch-mystischen Zahl 666, die als Zahl des Antichristen Karriere machen sollte und auf die Offenbarung des Johannes zurückgeht. Die beiden weiteren enthaltenen und mit eigenem Titel bzw. Zwischentitel ausgestatteten prophetischen Schriften Tractatus vom Opere Mirabili (S. 59-149) und Esaiae 5. Cap. Wehe denen, die Böses Guth, und Gutes Böß heißen (S. 151-173) sind Teil des durchgehend paginierten Drucks. Die Werke erschienen in dem auf alchemistische und okkulte Schriften spezialisierten Verlag des Frankfurter Druckers und Kupferstechers Lucas Jennis (1590 - nach 1630), der mit namhaften Philosophen und Alchemisten der Zeit um 1600 bekannt war. Weigels als ketzerisch geltenden Werke kursierten zu Lebzeiten nur in Handschriften,

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im Druck erschienen sie bis auf eine Leichenpredigt erst rund 20 Jahre nach seinem Tod. – Es fehlt wohl das weiße Schlussblatt. Die Seiten 128 und 129 mit modernen Anstreichungen in Blei- und Farbstift. Etwas gebräunt und stockfleckig, wenige Blatt stärker betroffen. Abbildung

1178 Yvon, Pierre. Generaal vertoog, order en ontvouwinge van de Openbaringe Joannis. 8 Bl., 357 S., 4 (le. w.) Bl. Mit mehrf. gefalteter Kupfertafel. 14 x 9,5 cm. Modernes Halbleinen. Rotterdam, Barent Bos, 1707. 150 € Einzige Ausgabe die einen Kommentar zur Apokalypse des Johannes darstellt, verfasst von dem separatistischen reformierten Pietisten Pierre Yvon (1646-1707). – Titel im oberen und unteren Rand mit Ausschnitt bzw. knapp beschnitten (leichter Textverlust).


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Christliche Weissagungen und Prophezeiungen 1179 Ambach, Melchior. Vom Ende der Welt, und zu­ kunfft des Endtchrists. Wie es vorm Jüngsten Tag in der Welt, ergehn werde. Alte und newe Propheceyen, auff diese letzte böse Zeit, gantz dienstlich und nutzlich zu lesen, in Rheumen gestelt. 60 nn. Bl. 18,5 x 14,5 cm. Moderne Marmorpapierbroschur. (Frankfurt, Hermann Gülfferich, um 1545). 600 € VD16 A 2161. Goedeke II, 283, 55. Kuczynski 62. ADB I, 1875. – Ein­ ziger Druck der Volksschrift, die ein im damaligen Protestantismus weit verbreitetes apokalyptisches Lebensgefühl zum Ausdruck bringt, indem „jetzt all reine lehr des Evangelii und aller warer Gottesdienst, beide durch bapst und Turcken zerstöret, abgötterey, menschenlere und auffsetze an stad Götlichs befehls und worts im heiligthum auffgericht ist“ (Vorrede). Enthält eine in Reimform gebrachte Kompilation von Weissagungen aus verschiedenen Quellen wie dem Alten und Neuen Testament sowie mittelalterlicher Autoren und Heiliger wie Methodius, Haymo von Halberstadt, Joachim von Fiore, Hildegard von Bingen u. a. Melchior Ambach war seit 1541 evangelischer Pfarrer in Frankfurt, seine Hauptbedeutung lag in seinem Wirken für eine praktische sittenreine Volksfrömmigkeit. „Sein fester Charakter, sein furchtloses Eifern für Aufrechthaltung des lautern Evangeliums und des schlichten sitten­ reinen Bürgerthums und seine schneidig verfaßten Schriften brachten ihm manchen Kampf und selbst den Vorwurf des Calvinismus, ande­ rerseits die Achtung der Zeitgenossen. Von seinen gedruckten Schriften sind zeitbedeutend gewesen: ‚Ein Tractat vom Zusauffen und Trun­ kenheit‘; ‚Von dem üppigen gewöhnlichen Tanzen‘; ‚Vergleichung des Papstthums mit den größten Ketzereien‘; ‚Eine Klage Jesu wider die vermeinten Evangelischen; ‚Vom Ende der Welt und Zukunft des Endt­ chrifts, alte und neuwe Propheceyen in rheumen gestellt‘.“ (ADB). – Titel mittig mit Braunfleck, dort mit sehr kleinem Loch. Etwas gebräunt oder braunfleckig. Wie alle Schriften Ambachs sehr selten. – Das Exemplar der Berliner wurde kriegsbedingt in die Jagiellonska nach Krakau verlagert.

1180 Birgitta von Schweden. Das puch der Himlischen offenbarung der heiligen wittiben Birgitte von dem künig­ reich Sweden. 347 Bl. Mit ganzseitigem Titelholzschnitt, 2 ganzseitigen Wappenholzschnitten und 44 (teils wieder­ holten) Textholzschnitten sowie 3 ganzseitigen Textholz­ schnitten von Albrecht Dürer. 31,5 x 22 cm. Blindgepr. braunes Kalbsleder d. Z. (Deckel mit kleinen Wurm­lö­ chern, Vorderdeckel lose, etwas angekratzt) über abgefa­ sten Holzdeckeln mit 10 punzierten Messingbeschlägen und 2 (1 intakte) Schließen. Nürnberg, Anton Koberger, 1502. 8.000 € VD16 B5596. IA 119.593. Schoch-Mende III, A 34. Schreiber 3504. Dodgson I, 263. Muther 426. Fairfax Murray 75. Meder, Dürer, 278, XII. Proctor 10959. – Erste vollständige deutsche Ausgabe. Die Offenba­ rungen oder „Revelationes“ der Heiligen Birgitta (1302-1373) gehören zu den einflussreichsten theologischen Büchern des späten Mittelalters und sind das bedeutendste religiöse Werk Skandinaviens der Zeit. Sie gelten neben der „Offenbarung des heiligen Johannes“, die 1498 eben­ falls unter Mitwirkung Dürers bei Anton Koberger erschienen, als eines der schönsten Nürnberger Holzschnittbücher um die Wende des 15.

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zum 16. Jahrhundert. Durch ihren Bilderreichtum hatten die Visionen nicht nur eine wesentliche religiöse und politische Wirkung, sondern auch bedeutenden Einfluss auf die bildende Kunst. Der Text wurde in Rom von Birgittas Beichtvätern Peter von Alvostra und Mathias, Domherr von Linköping, niedergeschrieben und danach ins Lateinische übersetzt. Beide sind in diesem Buch porträtiert. Florian Waldauf Ritter von Waldenstein (1450-1510), der den Auftrag für das vorliegende Werk von Kaiser Maximilian erhielt, veranlasste die deut­ sche Übersetzung. Die Illustrationen halten sich an die Vorlagen der lateinischen Erstausgabe, die 1492 in Lübeck erschien. Die Mitarbeit von Albrecht Dürer (1471-1528) und seinen Schülern gilt als nachgewiesen, zumindest lieferte Dürer Entwürfe und Skizzen für die Holzschnitte (Katalog „Meister um Albrecht Dürer“). Die Illustrationen bestehen aus sieben ganzseitigen und zehn aus mehreren Stöcken zusammengesetz­ ten Holzschnitten (1 wiederholt).

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Sie zeigen u. a. Szenen aus Birgittas Leben, Abbildungen von Päpsten und Heiligen, sowie die Wappen von Waldauf und Kaiser Maximilian. „There are 17 full-page woodcuts freely adapted from the Lubeck editi­ on (in Latin, 1492), some of which are made up of small blocks and with type introduced. These are reminiscent of Dürer‘s style, and have been assigned to him, but there seem to be no good reason for the attributi­ on... the crucifixion is quite XV. century style, but not by Wolgemut. The remaining cuts are by a younger Nuremberg artist, influenced by Schongauer, and possiby by Dürer himself“ (Murray S. 130, teilweise nach Dodgson). Meder weist lediglich den ersten der beiden Wappen­ holzschnitte (mit den 5 Wappen Maximilians) Dürer zu, für die Kreu­ zigung folgt er einer Zuschreibung an Lucas Cranach. Schoch-Mende weist alle Holzschnitte Dürer zu. – Titelholzschnitt etwas angeschmutzt. Die ersten beiden Blätter im Rand mit hs. Anmerkungen in Sepia-Tinte. Teils leicht gebräunt und fleckig, bzw. fingerfleckig, die letzten Seiten partiell mit wenigen Wurmspuren. Bl. V (10) und D5 mit ergänztem Eckabriss (ohne Text- bzw. Darstellungsverlust). Bemerkenswert schö­ ner Einband einer süddeutschen Werkstatt mit floralen Rauten, Guil­ loche-Bordüren und Rosenstempeln sowie Stempeln mit gekröntem Adler (nicht bei Schunke).

1181 Birgitta von Schweden. Revelationes celestes. CLXXXII num., 52 nn. Bl. Mit vierteiliger breiter szeni­ scher Holzschnitt-Titelbordüre von Hans Springinklee, 2 ganzseitigen Wappenholzschnitten im Text, einigen 4-zeiligen ornamentalen und Hunderten 2-zeiligen Holz­ schnitt-Initialen. 31,5 x 21 cm. Blindgeprägter Kalbleder­ band d. Z. (mit teils restaurierten Fehlstellen, Kratzern, Eckausbrüchen, Gelenke und Rücken komplett erneuert, neu aufgebunden) über abgefasten Holzdeckeln mit 4 zi­ selierten Messing-Schließbeschlägen auf dem VDeckel an jeweils 3 Nägeln und mit kleinen Rundknopfbuckeln und 1 (von 4) Schließen (Leder restauriert). Nürnberg, Friedrich Peypus für Anton Koberger, November 1517. 1.800 €

Abbildung, auch Seite 121

VD 16, B 5594. IA 119.600. Adams B 2834. IA 119.600. Fairfax Murray 74. Dodgson I, 415, 85 und 263. Meder 278, XII. – Dritte lateinische Ausgabe der zuerst 1478 in Lübeck bei Lucas Brandis erschienenen Vi­sionen der Mystikerin und Heiligen Birgitta von Schweden (13031373), die 1999 von Papst Johannes Paul II. zur Patronin Europas ernannt

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Christliche Weissagungen und Prophezeiungen _________________________________________________________________________________ ADB V, 248. – Spätere Ausgabe seines zuerst 1682 in Frankfurt erschie­ nenen Erstlingswerks, das bis Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Auflagen erlebte. Der Kapuzinerprediger und religiöse Volksschriftstel­ ler Dionysius von Luxemburg (1652-1703) gilt als einer der letzten Vertreter der mittelalterlichen Prophetie. – Gebräunt und braunflec­ kig, anfangs auch etwas stärker wasserrandig. –

1183 D., L. A. (Laurentius Albertus?). Evangelisch Prognostic. Ein bewärte augenscheinerfahrliche weissag, auß allen alten und newen sectereygeschichten abgenummen, was das ketzerisch lutertumb in der wehrten Christenhait, in kirch und policey wesen ... bey land und leüten refor­ mire oder deformire, bessere oder beesere umb vile lot die predicanten wichtiger frümber besser seyn weder die münich und pfaffen ... allen catholischen zur sterck, den zweifligen ... zum nachdencken, guethertzig gestellet. 8 Bl. Mit 1 Textholzschnitt. 18,5 x 14,5 cm. Ohne Einband. (München, Berg, 1589). 350 €

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wurde. Den Druck für Koberger besorgte der in den Jahren 1510 bis 1535 in Nürnberg tätige Friedrich Peypus, der vor allem durch seine zahlreichen Nachdrucke von Reformationsschriften zur raschen Ver­ breitung von Luthers Ideen in Franken beitrug. U. a. erschienen in seiner Offizin bereits 1518 ein Raubdruck von Luthers Trakat gegen den Ab­lass sowie 1524 eine Ausgabe seiner Bibelübersetzung. Mit dem meist fehlenden Blatt II, das recto und verso die ganzseitigen, großen Wappenholzschnitte des Kaisers Maximilian und des Heraus­ gebers Florian Waldauf zeigen. – Vorsatzblätter neu, Titel und Text etwas fingerfleckig, einige Wurmgänge im Block, stellenweise schwach ge­ bräunt und gering fleckig, die ersten und letzten Blätter stärker wasser­ randig, mit Wurmschäden und meist hinterlegten oder im Steg ange­ setzten Randläsuren, teils mit kleinen Löchern, etwas unfrisch und wellig, meist aber ordentlich. Abbildungen Seite 123

1182 Dionysius von Luxemburg. Leben Antichristi oder ausführliche, gründliche und historische Beschreibung von den zukünfftigen Dingen der Welt. Allwo aus Göttli­ cher Schrifft ... die gantze Histori vom Leben, Wunder­ wercken und Tod Antichristi ... erklärt und erzehlet wird. Anjetzo von neuem übersehen, corrigiret und verbessert. 7 Bl., 447 S., 1 Bl. 18 x 10,5 cm. Leder d. Z. (berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Wien, Johann Paul Krauß, 1744. 150 € 124

VD16 A 1594. STC 235. USTC 349262. Nicht bei Adams. – Seltene und einzige Ausgabe dieses astrologischen Almanachs. Das ‚Evangelisch Prognosticon‘ bezeugt die Ernüchterung des Autors über die Reforma­ tion und Luthers Übersetzung des Neuen Testaments. Wie in astrolo­ gischen Almanachen üblich werden Planeten, Sternbilder, Tierkreis­ zeichen und die Jahreszeiten sowie ihr Einfluss auf die Menschen unter Bezugnahme auf ältere Autoritäten wie u. a. Plinius dargelegt. Die er­ zeugte Stimmung ist düster und die Planeten werden als Vorboten von Las­tern angesehen. Der Autor nimmt an, dass sich der Sitz des Teufels im Zentrum der Erde und die Häresie im Zentrum des Universums befin­ det. Der Almanach soll für Katholiken eine Art Hilfestellung bieten. – Leicht gebräunt.

1184 Ferrer, Vinzenz. Ain wunderbarlich Büchlin und prophecej. 24 Bl. 18,5 x 15 cm. Modernes Pergament d. Z. (München, Andreas Schobser, um 1540). 240 € VD16 1210. STC (Suppl.) 65 (datier ca. 1545). Nicht bei Adams. – Er­ ste Ausgabe dieser deutschen Übersetzung des „Mirabile opusculum“ des Dominikaners Vinzenz Ferrer (1350-1419). – Die Initiale auf dem Titel im oberen Rand beschnitten. Das erste und letzte Blatt angefalzt. Sonst wohlerhalten.

Bedeutende Postinkunabel über das Weltenende 1185 Ferrer, Vinzenz. Mirabile Opusculum sancti Vin­ centii ordinis predicatorum de fine mundi. In quo potis­ simum continentur tria. Primum de casu sive ruina vite spiritualis. Secundum de ruina dignitatis ecclesiastice. Tercium de ruina fidei catholice. 16 nn. Bl. 18,6 x 13,6 cm. Moderner Pappband. (Augsburg, Johann Froschauer, 1503). 1.500 € VD16 V 1207 (vgl. auch Titelvariante unter VD16 ZV 24705). Hain 7017. Goff F-124. GW 8 Sp.386b. Voulliéme 271. STC 893. ISTC if00124000. Nicht bei Adams. Vgl. Rosenthal, Bibliotheca magica et pneumatica,


______________________________________________________________________________ Christliche Weissagungen und Prophezeiungen 2674ff. – Die mittlerweile der Offizin Johann Froschauers in Augsburg zugewiesene, sauber gedruckte Postinkunabel, „Printed using Fro­ schauer‘s type 6, which was not used before 1503. Spurious, according to GW“ (ISTC). Wahrscheinlich handelt es sich um ein, dem valencia­ nischen Dominikaner und bekannten Prediger Vincenz Ferrer (13501419) untergeschobenes Traktat über das nahende Weltende - eine apo­ kalyptische Vision, die aus dem Propheten Daniel hergeleitet wird. Adalbert Merx, Die Prophetie des Joel und ihre Ausleger (1879), schreibt in seinem Kapitel „VIII. Allmälige Verknüpfung jüdischer und christ­ licher Auslegung“: Gegenüber den „Ansprüchen auf Messianität und diesen Hoffnungen, dass die Erlösung nahe, musste die Prophetenexe­ gese freundlich oder feindlich Stellung nehmen und wir finden in Ha­ jjim Gallipapa einen Gegner und später in Abarbauel einen Begünstiger solcher Hoffnungen ... Besonders stachelig wurde nun die Frage der messianischen Auslegung gegenüber der Kirche, welche ihrer Lehre auch noch die zwingenden Beweise der Vergewaltigung und Misshandlung der Widerstrebenden beizugehen vermochte, und in der ebenso wie bei den Juden um das Jahr 1400 die schwärmerische Erwartung, dass das Ende der Welt nahe sei, durch den später canonisierten Vinzenz Ferrer (gest. 1419) verbreitet wurde. Dieser Dominicaner schrieb [...] Mirabile opusculum Sancti Vincentii ... „ (S. 299f.). – Titel mit unwesent­ licher, winziger Läsur in der unteren Ecke, gegen Ende minimale Wurm­ gänge, sonst bemerkenswert sauber und frisch, gedruckt auf festem Papier. Sehr selten, lt. GW sind nur wenige Exemplare nachweisbar: „Gesamtüberlieferung: 25 Exemplare/Fragmente in öffentlichen Ein­ richtungen“. Abbildung

1186 Frisch, Jodoc(us) Leopold. Die Welt im Feuer, oder das wahre Vergehen und Ende der Welt, durch den letz­ ten Sünd-Brand. 8 Bl., 175 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit 12 kolorierten Kupfertafeln. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (fleckig und berieben, Bezug vom Rückdeckel gelöst) mit etwas späterem hs. RTitel. Soltau, Gottlob Hebold, 1746. 1.500 €

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Hayn-Gotendorf II, 462 („Rares Curiosum“). – Einzige Ausgabe der chiliastischen Vision des Grüneberger Pfarrers und Naturwissenschaft­ lers Jodocus Leopold Frisch (1714-1787), in welcher er das Weltende am Tag des Jüngsten Gerichts beschreibt. Die gesamte Atmosphäre entzün­ det sich dabei und wird ins Weltall getrieben, alle Vulkane der Erde brechen gleichzeitig aus und die Erdkruste wird so massiv erschüttert, dass sie in sich zusammenbricht. Die drastischen Kupfer illustrieren schematisch die Erdkugel in den verschiedenen Phasen ihrer Selbstzer­ störung. Neben der biblisch-apokalyptischen Tradition gründet sich seine Darstellung auf die Vulkanologie, Geologie und Meteorologie. – Titel und fl. Vorsatz mit unauffälligen Besitzeinträgen. Etwas braun­ fleckig, der Tafelteil auch mit schwachen Fingerflecken. Abbildungen

1187 Leade, Jane. De openbaeringe der openbaeringen zijnde besonderlick als een proeve of inleydinge ... 256 S. 16 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, etwas gewor­ fen). Amsterdam, Hendrick Wetstein, 1696. 450 € Vgl. Jöcher II, 2330. – Einzige niederländische Ausgabe. Die christliche Mystikerin Jane Leade (1623-1704) wurde von ihren spirituellen 1186

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Christliche Weissagungen und Prophezeiungen _________________________________________________________________________________ Das von Johann Baptist Paravicinus (gest. 1676) gestochene Frontispiz zeigt ein Porträt des Autors Johannes Praetorius (1630-1670; auch be­ kannt als Praetorius Zetlingensis), der besonders große Bekanntheit durch seine Rübezahl-Sagen erlangte. – An vereinzelten Stellen gestempeltes Exemplar der aufgelösten Fürstlichen Hofbibliothek Donaueschingen, die in ihrer Blütezeit eine der größten und bedeutendsten Adelsbiblio­ theken Deutschlands war. Vereinzelt mit Eck- bzw. Randabrissen. Etwas gebräunt, im oberen Rand partiell mit nachgebräunten Feuchtigkeits­ flecken. – Vorgebunden: Caspar Heunisch. Haupt-Schlüssel über die hohe Offenbarung S. Johannis. 9 (von 10) Bl., 206 S., 1 Bl. Mit mehrfach gefaltetem Kupferplan. Schleusingen, Sebastian Göbel, 1684. - VD17 3:301240E. - Ohne das Frontispiz. Mit hs. Besitzvermerk in Sepia-Tinte auf dem Titel. Nachgebunden: Abraham a Sancta Clara (d.i. Ulrich Megerle). Reimb Dich, oder Ich Liss Dich, Das ist: Allerley Materien, Discurs, Concept, und Predigen. 2, 36 Bl., 443 S., 3 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und 3 großen Holzschnitt-Schlussvignetten. Köln, Peter Ketteler, 1691. - VD17 3:316095Q. Bertsche 20. Dünnhaupt I, 20.8. Faber du Faur 1110. Goedeke III, 240, 13. Seebaß-Edelmann NF 26. - Erst­ mals 1684 erschienener Sammelband mit 15 frühen Prosawerken. Ent­ hält u. a. „Dominica, Mercks-Wienn, Lösch-Wienn, Grosse Todten-Bru­ derschafft und Auff, auff ihr Christen“ (Kriegsaufruf wider die Türken). Abbildung

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Visionen zu zahlreichen Schriften inspiriert, die maßgeblich die Grün­ dung und die Philosophie der Philadelphian Society in London beein­ flussten. In einer ihrer Visionen erschien ihr die ’Jungfrau-Sophia’, der feminine Aspekt Gottes, der im Buch der Sprüche in der Bibel beschrie­ ben wird. In der Folge erklärte sich Leade zur Braut Christi. „Eine Wei­ bes-Person ... Sie bestätigte in ihren Schrifften das tausendjährige Reich, und betrieb die Lehre von Wiederbringung aller Dinge.“ – Titel mit minimalen Randläsuren. Leicht gebräunt und fleckig. Der vordere Innenspiegel etwas angeschmutzt.

Die Katastrophe der osmanischen Eroberungen – und ihr Ende 1188 Praetorius, Johannes. Catastrophe Muhammetica Oder das Endliche Valet, und Schändliche Nativität des ganzen und nunmehr vergänglichen Türkischen Reichs. Mit Kupfertitel und Porträt-Frontispiz. 20 x 16 cm. Halb­ pergament d. Z. (Rücken mit Läsuren, Kanten teils offen, bestoßen und berieben, Buntpapierbezug mit Wurmfraß) mit hs. RTitel. Leipzig, Johann Bartholomäus Oeler, (1664). 600 € VD17 23:235880P. – Einzige Ausgabe des seltenen Turcicums, das den Untergang des Türkischen Reichs aus biblischen Prophezeiungen, Weis­ sagungen und „andern unverwerfflichen Divinatorischen Gründen“ beschwört. 1189

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______________________________________________________________________________ Christliche Weissagungen und Prophezeiungen 1189 (Rhegius, Urbanus). Ernstliche erbietung der Eu­ angelischen Prediger an den gaystlichen Stand, die yetzi­ gen leer betreffend. 8 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Titelordüre nach Lucas Cranach. 19 x 14 cm. Moderner Büttenum­ schlag. (Augsburg, Philipp Ulhart d. Ä., 1524). 1.500 € VD16 R 1790. Schottenloher 30. Pegg (GB) 3456 und (CH) 4535. Weller 3117. Kuczynski 2242 (irrige Druckzuschreibung). Uhlhorn, Rhegius S. 89. – Sehr seltener erster Druck der kleinen prophetischen Schrift Urbanus Rhegius‘ (1489-1541), in welcher er die Zeichen der „endchrist­ lichen Lehre“ aufführt und vor dem Ende der Welt warnt. Die schöne Titelbordüre ist eine Kopie nach dem bei Johannes Luther Tafel 43 beschriebenen Holzschnitt von Lucas Cranach, sie zeigt Hirsche mit geflügelten Putten und reichem ornamentalem Schmuck. Zwei etwas spätere Drucke erschienen um 1530 und um 1535 in Straßburg. – Mit schmalem Feuchtigkeitsrand, Titel mit kleiner hs. Ziffer im unteren Rand. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

1189a Sammelband. Flugschriften zu Visionen, Offen­ barungen und Prophezeiungen. 11 Werke in 1 Band. 19 x 15 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und fleckig, auf dem Vorderdeckel eine Federzeichnung). 1638-1642. 3.500 € Enthält: I) Georg Reichard. Erster [bis] Vierdter Theil etzlicher und nachdenk­ licher Visionen und Offenbahrungen. 16 Bl.; 24 Bl.; 30 Bl.; 46 Bl. Halle und Berlin, 1640-1641. - VD17 1:063477L, 1:063479A, 1:063481W, 1:063483M. - Zweite Ausgabe der vier Teile. Teil I behandelt; „den Zu­ stand der Christlichen Kirchen ... und was der Allmächtige Gott umb der Menschen Sünde und Unbußfertigkeit willen an Straffen und Plagen noch wird ergehen lassen“, Teil II: „vielen gläubigen Christen zum Trost und Erquickung wie denn auch allen Unbußfertigkeiten zum Schrec­ ken und Warnung“, Teil III: „was Goott der Allmächtige noch vor grosse Straffen und Landplagen uber etzliche fürnehme Städte im Lande zu Sachsen, Meissen, und andere Orte mehr im Römischen Reich im 1638. 39. 40. 41. und 1647 Jahre werde ... ergehen lassen, wofern nicht noch eine Allgemeine warhafftige Busse vin und MenschenKindern erfolgen wird“, Teil IV: „... auch Wie? oder welcher Gestalt? ... sich das zornige RachSchwerdt Gottes werde die bevorstehenden Jahre in die Morgen und Mittags Länder ... wenden, unerbärmlich umb sich hawen und schneiden, und dahero unzehlich viel Menschen Bluts werde vergossen...“. Georg Reichhard (1600-1646) „ein Visionär, Chiliast und Phantast des 17. Jahrhunderts ... angesteckt von den Schwärmereien eines gewissen Johann Warner aus Meißen, der 1635 ff. vierzehn angebliche Visionen in Halle veröffentlichte, verließ Reichard seine Stelle, gab sich für einen Propheten und Gottesboten aus, zog in ganz Ober- und Niedersachsen umher und verkündete mündlich und schriftlich die ihm angeblich gewordenen Gottesoffenbarungen, Gerichtsdrohungen und Bußmah­ nungen, die er mit Hülfe eines gewesenen Schulmeisters Laurentius Matthäi aus Brandts bei Leipzig aufzeichnete und in zahlreichen Schrif­ ten und Flugblättern verbreitete“ (ADB XXVII, 622). II) Derselbe. Ein wahrhafftiges Gesicht und wunderliche Geschicht. 4 Bl. 1638. - VD17 23:277861E. - Einzige Ausgabe mit einer Vision vom 11. August 1637. Ein Bauer in Heyda, in der Nähe von Seehausen und Reichard haben gemeinsam eine himmlische Erscheinung. „In der ersten Wolcken stund ein sehr grosser Mann, derselbe hatte einen sehr langen

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Schwartzen Chor Rock an“. Der den beiden erschienene Mann verwan­ delt sich in einen anderen, nun mit einem Spieß in der rechten Hand und in der linken mit einer Pistole ausgestattet. Danach formt sich die Wolke in „ein starckes und wolformiertes Pferd“ und mehrere kleine Wolken lassen erneut die Gestalt eines Mannes sichtbar werden, der letzlich das Pferd reitet und mit Pistolen ausgestattet hantiert. Die Visi­ on löst sich durch Verbrennen auf. Eine andere Wolkenformation trans­ formiert sich zu drei Löwen, hinzutritt noch ein Vogel, der von den Raubtieren getötet wird. Danach löst sich die Erscheinung auf. Die letzte Wolkenvision besteht aus acht Wölkchen, die Mundlöchen zu haben scheinen, aus den Qualm hervortritt. Weitere Wolken und Erscheinun­ gen folgen. Erst am 29. September desselben Jahres empfängt Reichard die Botschaft Gottes, verkündet durch den Erzengel Michael: Vergebung durch Buße. III) Derselbe. Zwey warhafftige Visiones Gesichter und Offenbarungen. Halle 1638 - VD17 1:063438S. Bircher A 10816. - Erste Ausgabe, die die Hansestädte Bremen, Lübeck, Hamburg und Rostock fokussiert, aber auch Braunschweig und Magedburg betrachtet und darlegt „wie trüb­ selig es uns Menschen Kindern ... noch ergehen wird, wofern nicht rechtschaffende wahre Rew und Busse ... erfolgen wird“ (Untertitel). Die erste Vision hat Reichard am 12. Januar 1638, die zweite am 1. Febru­ ar desselben Jahres. Im Januar prophezeit ihm Christus, dass die Zeit nahe ist, „daß sie sollen gestraffet werden“. Weiter wird von grauen bar­ füßigen Mönchen berichtet, über denen in einer schwarzen Wolke ein

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Christliche Weissagungen und Prophezeiungen _________________________________________________________________________________ „sehr grossen schwarzen Jesuiter“ erscheint, der in seiner rechten Hand eunen Besen und in seiner linken ein Buch hält, in dem „stunden lauter rothe Ruthen und Blutfahnen“. Werden die Menschen keine Buße able­ gen und zu einer christlichen Lebensweise zurückkehren wird „Gott derr Herr die Menschen Kinder ... vollendts außrotten udn vertilgen“. Auch die zweite Vision berichtet vom Untergang der Welt. Mit Hilfe eines Sinnbildes in Form von drei entwurzelten Bäumen, die in einem See zu ertrinken drohen, wird die sündhafte Lebensweise der Christen verglichen. IV) Derselbe. Eigentliche Beschreibunge oder warhafftige Außlegunge des newen erschrecklichen Cometen oder Wunder Sterns, welche uns der allerhöchste Gott abermahls ans Firmament des Himmels im Anfan­ ge dieses 1638 Jahres, in den Hungarischen und Oesterreichischen Gränt­ zen hat als eine Buß-Fackel auffgestecket. 2 Bl. Mit Titelholzschnitt. Halle 1638. - VD17 39:149161P. Holzmann-Bohatta I, 206, 5947. Flug­ schriftensammlung ‚Discursus politici‘ des Johann Maximilian zum Junge, 1977, S. 200. - Einzige Ausgabe, die von Naturphänomenen berich­ tet. Zuerst wird eine „grosse Hitze“, eine Dürre beschrieben, danach folgen ein Erdbeben sowie eine mehrstündige Sonnenfinsternis. Verur­ sacht durch einen kleinen Stern, der sich hinter einem „Comet Stern, gar schön und helle und klar“ befindet. „Denn gleich wie dieser kleine Stern gern wolte den grossen erhaschen oder erreichen: Also wird der Bapst unnd sein Gottloser Hauffe das grosse Liecht ... gedencken und verfinstern, unnd also diesem grossen Liechte nach jagen“. Der Wun­ derstern, der große klare Stern wird jedoch den kleinen grauen Stern ‚besiegen‘ und am Schluss werden das himmlische Heer und die Mensch­ heit erleuchtet sein. V) Derselbe. Eine schöne Vision und göttliche Offenbahrung von der rechten Prüfung der guten und bösen Geister. 4 Bl. 1639. - VD17 23:277872U. Jöcher III, 1976. - Einzige Ausgabe dieser Flugschrift, die eine Vision vom 29. Mai des Jahres 1639 behandelt. Georg Reichard erschien der Geist Gottes und fragt ihn: „Du Menschen Kind, hast du mich lieber als mich dieser hat?“. Die Liebe zu Gott und die durch ihn erfahrbar wird, stärkt den Christen und seinen Glauben. VI) Derselbe. Dieses wird genandt der Engel-Sieg wieder die jenigen welche die Engelischen Gesichter oder Geister ungeprüfet und ungele­ sen verwerffen wollen. 2 Bl. 1639. - VD17 3:610626Q. - Einzige Aus­ gabe. „Wer nicht gern wil die Engel hörn, der lasse sich den Teuffel lehrn. Der wird ihn Leib und Seel verderben, und dazu in der Hellen Sterbn“ (Untertitel). Das dreiseitige Gedicht beschreibt wie das Vertrauen in und auf Gott zu einem barmherzigen und erfüllten Leben führen. VII) Johann Warner. Beschreibung etzlicher Visionen, welche ihm sind von Gott wegen des Zustandes der Lutherischen Kirchen und ihrer Widerwertigkeiten innerhalb 9. Jahren gezeigt worden. 1 Bl., 70 S. 1642. - VD17 23:243948Y. Jöcher IV, 1820. - Zweite Ausgabe, die Erstausga­ be erschien 1638 erschien und wurde von dem Meissener Visionär Jo­ hann Warner verfasst. Sie stellt seine Hauptschrift dar und löste einen Streit zwischen dem lutherischer Theologen und Pastor Jakob Stolter­ foht (1600-1668) und dem lutherischen Theologen Jakob Fabricius (1593-1654) aus. VIII) Johann Vilitz. Regale Sacerdotium, das ist: die hochnötige und zugleich anmütige heilsame Lehre von dem Geist- und Königlichem Priesterbund. 40 Bl. Quedlinburg, Johann Ockel, 1640. - VD17 1:063351W. BL (German books) V390. - Einzige Ausgabe, verfasst von dem Schwiegervater Heinrich Ammerbachs, Johann Vilitz, der in „drey­ en Puncten und Predigten“ das Priestertum behandelt.

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IX) Andreas Mickel. Trewhertzige newen Jahres Glückwünschung wie auch christliche und hertzliche Betrachtung der gnadenreichen Geburt und Menschwerdung unsers Erlösers und Seligmachers Jesu Christi. 4 Bl. 1642. - VD17 1:063337D. - Einzige Ausgabe. X) Immerwerende newe politische Postzeitung auß Macrocosmia. 2 Bl. Mit Titelholzschnitt. „Parnasso“ 1641. - VD17 7:707040D. Weller I, 26. Librorum impressorum qui in Museo britannico adservantur catalogus, Bd. V. - Einzige Ausgabe. Berichtet wird „von der verkehrten Weldt ... dürffte sich also bald was seltzames hier sehen lassen. Es erhebet sich je mehr und mehr die Rebellion, so woder Geistlichen als der Weltlichen auff Mircrocosmia, wider ihren Fürsten“. Dieser versucht den Aufstand durch Hunger und Gewalt niederzuschlagen. Es wird von weiteren Aufständen und Auseinandersetzungen berichtet. Das „Schreiben aus Politicalien“ berichtet, dass „de Mammeluchia viele Seelen wegnehmen, niederhauwen und aufffressen. Es gehen wohl starcke Praeparatoria und Anleitungen zum General Frieden ... Aber noch stärckere zum Feld­ zug, Krieg und Auffruhr“. XI) Warhafftige Copia eines Schreibens aus Constantinopel in welchem umständiglich zu befinden was vor wunderliche, erschreckliche Ge­ sicht und Geschicht, allda zu Constantinopel und derer Enden umblie­ genden Orten gesehen und geschehen. 4 Bl. Mit Titelholzschnitt. Hamburg 1642. - VD17 7:707042U. - Einzige Ausgabe dieses Turcicums. Der anonyme Autor befindet sich im Jahre 1641 in Konstantinopel und schreibt, dass am 10. August „ein erschrecklicher Wind“ aufkam, der viel Schaden anrichtete und der „Groß-Türcke“ ein Kriegsheer aufstel­ len lässt, woraufhin „vom Himmel grosse Pfeile“ in seinen Palast schos­ sen und viele seiner Bediensteten töteten. Offensichtlich wurden die Pfeilspitzen mit Gift eingerieben, denn überall wo sie auf dem Boden aufkamen, zerstörten sie alles. In der Folge schlagen zwei Kometen ein, die zuvor mehrere Stunden über dem Palast des Herrschers geleuchtet haben. Der „Groß-Türcke“ lasst aus dem ganzen Land Astrologen und Wahrsager nach Konstantinopel einbestellen, damit diese ihm eine Erklärung der Geschehnisse liefern. Sie lautet: Es wird eine Rebellion der Untertanen geben sowie das gesamte christliche Heer wird sich verei­ nigen, um im Kreuzzug gegen das osmanisch Reiche anzutreten. Bemer­ kenswert ist, dass von „den unüberwindlichen Helden der Christen“, später wird von dem letzten Reich der Türken geschrieben. Nach der Auslegung der Astrologen ließen sich viele Menschen taufen. Am Schluss folgt noch ein Auszug aus Martin Luthers „Tischreden“. – Durch­ gehend etwas stärker gebräunt, teils fleckig. Abbildung Seite 127

1190 Sibylliakoi Chresmoi [graece] hoc est Sibyllina Oracula ex vett. codd. aucta, renovata, et notis illustrata a D. Iohanne Opsopaeo. Cum interpretatione Latina Seba­ stiani Castalionis et indice. 3 Teile in 1 Band. 7 Bl., 524, 71 S., 1 Bl.; 1 Bl., S. 7-144; 1 Bl., S. VII-XXIII, 114 S., 3 Bl. (so komplett). Mit Kupfertitel (in Pag.) und 12 Textkupfern von Karel van Mallery sowie 2 wiederholten HolzschnittDruckermarken. 17,5 x 10,5 cm. Kalbsleder des 18. Jahr­ hunderts (berieben und bestoßen, Gelenke alt restauriert) mit Rückenfileten, modernem RSchild und Goldschnitt. Paris, o. Dr., 1607. 350 € Graesse VI, 398. Ebert 21172. Brunet V, 370. Vgl. Caillet III, 8135. – Unfirmierte posthume Auflage der von dem aus Bretten stammenden Arzt und Philologen Johannes Opsopäus (1556-1596) herausgegebenen


______________________________________________________________________________ Christliche Weissagungen und Prophezeiungen und kommentierten Sammlung der Sibyllinischen Orakel, einer im 6. Jahrhundert kompilierten Sammlung prophetischer Schriften, die wie­ derum auf jüdische, christliche und heidnische Traditionen aus der Zeit um 150 v. Chr. bis 300 n. Chr. zurückgehen. „Unveränderter, aber incorrecter, neuer Abdruck“ (Ebert) der Ausgabe von 1599, die mit der gleichen Kollation erschien. „Ce recueil contient tous les fameux livres sibyllins, les oracles magiques de Zoroastre etc. et le traité d‘oneirocritie d‘Astrampsychus condensé par Scaliger ... Belles planches dans le texte“ (Caillet 8135). Die Teile II und III mit eigenem Titelblatt: Oracula Magica Zoroastris cum scholiis Plethonis et Pselli nunc primum editi und Oracula Metrica Jovis, Apollinis, Hecates, Serapidis item Astrampsychi Oneirocriticon à Jos. Scaligero digestum et castigatum. – Hinteres Gelenk geplatzt, Einbanddecke vom Block gelöst, Kupfertitel mit verblasstem Besitzein­ trag, stellenweise im oberen Rand etwas knapp beschnitten. Im Rand schwach gebräunt, vereinzelte Flecken. Innenspiegel mit gestochenem Wappenexlibris der „Bibliotheca Lindesiana“ des englischen Bibliophi­ len und Freimaurers James Lindsay (1847-1913). Abbildung

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1191 Sperber, Julius. Ein geheimer Tractatus von den dreyen Seculis oder Hauptzeiten, von Anfang biß zum Ende der Welt. Darinnen absonderlich auß dem Worte Gottes klarlich dargethan wird, das noch eine güldene als die dritte und letzte Zeit hinderstellig sey, und was dero­ selben zustande seyn werde. 22 Bl., 240 (recte: 244) S. 15,5 x 9,5 cm. Moderner Halbpergamentband. Amster­ dam, Benedikt Bahnsen, 1660. 900 € VD17 12:103887W. Caillet 10300. Ferguson II, 392 (nennt irrig drei Teile). – Einziger Druck seiner prophetisch-millenaristischen Abhand­ lung, wie die meisten seiner Schriften erst rund 50 Jahre nach seinem Tod von Bahnse ediert und verlegt. Der mystische Schriftsteller und Kabbalist Julius Sperber (1540-1616) gilt als Mitbegründer des Rosen­ kreuzer-Ordens und verfasste zahlreiche alchemistische Schriften. – Durchgehend mit zumeist verblasstem Feuchtigkeitsrand, Titel etwas fingerfleckig, schmal angerändert und mit Besitzeintrag von 1748. Wie alle Schriften Sperbers sehr selten. Abbildung

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Christliche Weissagungen und Prophezeiungen _________________________________________________________________________________

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1192 Virdung, Johann. Practica von dem Entcrist und dem jüngsten tag auch was geschehen sal vor dem Ende der welt. 8 Bl. Mit halbseitigem Titelholzschnitt. 19 x 14 cm. Moderne Interimsbroschur. (Speyer, Anastasius Nolt, um 1525). 1.200 € VD16 V1302. Benzing-Nolt I, 5. Nicht bei Adams, nicht im STC. – Ein­ zige Ausgabe dieser Prophezeiungsschrift vom Kommen des Antichri­ sten und dem Jüngsten Gericht, die dem „Herren Ludwigen Pfalzgrauen

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bey Rheyn hertzogen in Bayern“ gewidmet ist. Johann Virdung (14631538), ein deutscher Astrologe und Mediziner, versucht mit Hilfe der Astrologie und namhafter Gelehrter wie bspw. Ptolemäus sowie dem Neuen Testament den genauen Zeitpunkt des Weltuntergangs zu be­ rechnen. Immer wieder bezieht sich Virdung auf die Propheten und Evangelisten und schreibt oftmals von einer Sonnen- und Mondfin­ sternis, aber ebenso von einem Feuer und weiteren Katastrophen. – Stel­lenweise im Rand leicht feuchtrandig, gering braun- und stock­ fleckig. Abbildung


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Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament 1193 Augustinus, Aurelius. Tam in vetus quam in no­ vum testamentum commentarii. Hrsg. von Johannes Gast. 2 Teile in 1 Band. 16 Bl., 571 S.; 774 S., 1 Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 29 x 19 cm. Modernes Leder (etwas bekratzt und beschabt). Basel, Johannes Herwagen d. Ä., 1542. 750 € VD16 A 4159. Adams A 2186. STC 55. – Erste Ausgabe der Bibelkom­ mentare des Kirchenvaters Augustinus. Die Bedeutung der vorliegen­ den Ausgabe ist bereits kurz nach dem Erscheinen gewürdigt worden, Conrad Gesner erwähnt die Ausgabe in seiner ‚Bibliotheca universalis‘ (1545) und ebenso Conrad Lycosthenes in ‚Elenchus scriptorum omni­ um“ (1551). – Titel des ersten Teils mit zwei hs. Besitzvermerken, gestem­ peltem Buchstaben „B“ und mit entferntem Besitzvermerk (hier mit Fehlstellen im Papier, verso hinterlegt). Am Ende des zweiten Teils mit Feuchtigkeitsschaden und bedingt dadurch wenige Blätter etwas stärker sporfleckig. Sonst ein auffallend sauberes Exemplar. Abbildung

1194 Barradas, Sebastiao. Commentariorum in concor­ diam et historiam quatuor. Editio nova. 5 Bände. 34,5 x 21 cm. Leder d. Z. (etwas berieben und beschabt, teils fleckig, vereinzelt gering wurmspurig, die Bände III und V mit offenem Kapital) mit RSchild. Augsburg, Veith, 1742. 300 € GK 11.8874. De Backer-Sommervogel I, 913. – Mehrfach aufgelegtes Werk des aus Lissabon stammenden Jesuiten Sebastiao Barradas (15421615), des ‚Apostels aus Portugal‘. Ursprünglich richtete es sich an Pre­ diger der Evangelien. – Die Titel mehrfach gestempelt. Vorderer Vor­ sätze mit hs. Besitzvermerken und kleinem Bibliotheksschild. Leicht gebräunt, teils etwas stärker und durchgehend etwas braunfleckig.

1195 Calmet, Augustin. Commentarium literale in om­ nes ac singulos tum veteris cum novi testamenti libros. 9 Teile in 7 Bänden. Mit 23 (7 gefalteten) Kupfertafeln, 5 (1 mehrfach gefalteten) Kupferstichkarten und 1 gefal­ teten Kupferstichplan. 35 x 20,5 cm. Blindgepr. Schweins­ leder d. Z. (Rücken partiell mit Montierungsresten, leicht berieben und angeschmutzt) über Holzdeckeln mit 8 (von 14) Schließen. Augsburg und Graz, Gebrüder Veith, 17341735. 600 € Graesse II, 20. – Zweite lateinische Ausgabe von Calmets (1672-1757) großem Kommentarwerk in der Übersetzung von J. D. Mansi. „Bedeu­ tendes Werk Augustin Calmets (1672-1757), einer der berühmtesten Exegeten des 18. Jahrhunderts. Während Calmet in dieser schriftstel­ lerischen Thätigkeit eine seltene und vielbewunderte Gelehrsamkeit bewährte und auf dem Gebiete der Wissenschaft mit großem Segen wirkte, war er zugleich auch in hohem Grade mit den sonstigen Tugen­ den eines Ordensmannes geziert und gelangte deßhalb nach Kurzem zu hohen Würden“ (Wetzer-Welte II, 1719/20). Mit Karten von Europa, („Geographia sacra“ von Moullart-Sanson), Palästina (2; Laor 153 und 172), Mesopotamien (Laor 157) und Arabien (Laor 173) sowie einem Plan

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von Jerusalem (Laor 972). Die weiteren Tafeln zeigen Kultgegestände, liturgische Gewänder, Pflanzen etc. – Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Mal mehr, mal weniger gebräunt, braun- und stockflec­ kig. Eine Kupfertafel knapp am Plattenrand beschnitten. Abbildung Seite 133

1196 Calmet, Augustin. Prolegomena, et dissertationes im omnes et singulos S. Scripturae libros. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 667 S.; 1 Bl., 512 S. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druc­ kermarken auf den Titeln und 1 gefalteten Kupferstich­ karte. 34 x 22 cm. Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, der Rücken angeschmutzt, leicht bestoßen) über Holz­ deckeln mit hs. RTitel (ohne die Schließbeschläge und die beiden Schließen). Augsburg, Erben Martin Happach, 1732. 250 € 131


Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament _________________________________________________________________________

1197

Graesse II, 20. – Aus dem Französischen von Joanne Dominico Mansi übersetzte Ausgabe, mit einer Kupferstichkarte Israels. Autor ist der römisch-katholische Theologe, Gelehrte und Abt des Benediktineror­ dens, Augustin Calmet (1672-1757). Sein Hauptwerk ist der in den Jahren 1707 bis 1716 in 23 Bänden erschienene Bibelkommentar „la Sainte Bible en latin et en françois, avec un commentaire littéral et critique“. Die vorliegende Ausgabe stellt einen Auszug seines umfang­ reichen Hauptwerkes dar. – Titel mit hs. Besitzvermerk. Leicht ge­ bräunt und braunfleckig, stellenweise etwas stärker. Innenspiegel mit montiertem Schildchen und gestempelt.

Brunet II, 426. Orme, Bibliotheca Biblica 128. Walch IV, 421. De Bure 157. – Zweite Ausgabe. Die Bände behandeln Vol. 1.1 Genesis und Exo­dus, Vol. 1.2 „Leviticum, numeros et deuteronomium“, Vol. 2 „Libros historicos et lebrum Job“, Vol. 3 „Librum Psalmorum, proverbium, ecc­lesiasten et canticum canticorum“, Vol. 4. „Libros propheticos veteris testamenti“, Vol. 5. „Libros apocryphos et tractatus septem vetus testa­ mentum et praecipue antiquitates judaicas spectantes“, Vol. 6. „Anno­ tata in quatuor evangelia“, Vol. 7. „Annotata ad acta apostolorumet epi­ stolas Pauli“, Vol. 8. „Annotata in epistolas Jacobi, Petri, Johannis, Judae et apocalypsin“.

1197 Critici sacri: sive annotata doctissimorum virorum in vetus ac novum testamentum. Editio nova. Hrsg. von John Pearson. 8 Teile in 9 Bänden. Mit 2 Titelkupfern (Bd. I und VI), 10 (4 gefalteten) Kupfertafeln, 3 gefalteten Kupferstichkarten, 2 Textkupfern und 34 Textholz­ schnitten. 38,5 x 24 cm. Pergament d. Z. (leicht gebräunt, angestaubt und fleckig, gering berieben) mit 2 goldge­ prägten RSchildern. Amsterdam und Utrecht, u. a. Hen­ drick Boom, Johannes Janssonius van Waesberge, Gillis Janssonius, 1698. 3.500 € 1197

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________________________________________________________________ Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament „Critici Sacri“ war als Ergänzung zu der von Bischof Brian Walton (16001661) 1657 veröffentlichten Polyglott-Bibel konzipiert. Der damalige Erzdiakon von Surrey, John Pearson (1613-1686), vereinte mehr als 50 Werke der berühmtesten Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts und schuf „the most important collection of Biblical critics ever made ... In point of size the work of Poole has advantages but no man man who is acquainted with both works will ever prefer the Synopsis to the original“ (Clarke, Holy Bible, 1837). Der Text wurde in lateinischer, griechischer, hebräischer, arabischer und syrischer Sprache geschrieben und basiert auf Gelehrten wie Sebastian Münster, Benedictus Aria Montanus, Chri­ stopher Cartwright, Sixtinus Amama, Abraham Scultetus, Kaspar Waser, Claudius Salmasius, Joseph Scaliger, Issac Casaubon, Johannes Drusi­ us, Hugo Grotius und vielen weiteren. – Band drei zu Beginn im Seiten­ rand feuchtrandig. Band sieben stellenweise etwas gebräunt und flec­ kig, am Schluss die beiden letzten beiden Blätter im Seitenrand mit Feuchtigkeitsschaden, das letzte Blatt dadurch bedingt mit angesetzter Fehlstelle. Meist wohlerhalten. Abbildungen

1198 Du Moulin, Pierre. De praecognitione futurorum, & bonis malisque prophetis, Libri V. In quibus etiam expli­ cantur difficiliores non nullae Veteris [et] Novi Testamen­ ti prophetiae. 8 Bl., 344 S., 4 (le. w.) Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 16 x 10 cm. Etwas späterer Pappband (stark berieben, beschabt und bestoßen). Leiden, Luchtmans, 1687. 150 € Letzte Ausgabe, verfasst von Pierre du Moulin, der als „Vertheidiger des Protestantismus wider die Katholischen so wie als Gegner des freier denkenden Moyfis Amyrault auf, und verfaßte zahlreiche, treffliche Schriften, die ihn als Verehrer eines milderen Calvinismus zeigen“ (ADB XXII, 105f.). – Leicht gebräunt und braunfleckig.

1199 Estius, Wilhelm. Annotationes aureae in praecipua ac difficiliora sacrae scripturae loca. Nunc primam in Germania hac commodiori ac faciliori forma edita. 4 Bl., 1100 (recte: 1110) S., 16 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 21 x 16,5 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (etwas fleckig und berieben, mit hs. RTitel, ohne Schließbänder). Köln, Witwe Johann Crith, 1622. 150 € VD17 12:119664D. – Erste im deutschen Sprachraum gedruckte Ausga­ be des Bibelkommentars, wie fast alle seine Schriften posthum veröf­ fentlicht; eine Titelauflage erschien ebenda 1632. Das Hauptwerk des niederländischen Theologen Wilhelm Estius (1542-1613) bildet sein Kommentar zu den Paulusbriefen. – Gebräunt und teils mit Feuchtig­ keitsrändern, stellenweise etwas stärker braunfleckig. Anfangs mit gestauchter Ecke, das Register mit unschönen Stauch- und Knickspuren. Titel und fl. Vorsatz gestempelt.

1200 Fernandes, Antonio. Commentarii in visiones vete­ ris testamenti. 20 Bl., 838 Sp., 38 Bl. Mit gestochener Titelbordüre. 36,5 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit breitem Pergamentstreifen überklebt, Gelenke partiell angeplatzt, etwas berieben). Lyon, Cardon, 1617. 150 €

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De Backer-Sommervogel III, 616. – „Editio nova“ des Kommentarbandes des Antonio Fernandes (1570-1642), einem portugiesischen Jesuiten­ priester und Missionar. – Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Zu Beginn im unteren Rand feuchtrandig. Mal mehr, mal weniger ge­ bräunt und braunfleckig.

1201 Flacius, Matthias. Clavis scripturae sacrae seu de sermone sacrarum literarum. Editio nova. 2 Teile in 1 Band. 17 Bl., 1371 Sp., 31 Bl.; 4 Bl., 840 Sp., 98 Bl. Mit Kup­ fertitel (in Pag.), gestochenem Portraitfrontispiz und 2 Falttabellen. 34,5 x 20,5 cm. Pergament d. Z. (etwas ange­ schmutzt und angestaubt, mit 2 hs. RSchildern, leicht berieben). Jena, Neuenhahn, 1674. 150 € VD17 23:268003P und 23:268005D. – Spätere Ausgabe. – Der Kupfer­ titel und das Frontispiz (verso gestempelt) herausgetrennt und etwas gebräunt, der Kupfertitel mit Randläsuren. Gleichmäßig gebräunt.

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Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament _________________________________________________________________________ 1203 Gregor I., Papst. Biblia Gregoriana, seu commen­ taria textuum Scripturae Sacrae. 2 Teile in 1 Band. 18 Bl., 664 S.; 203 S. 33 x 20,5 cm. Halbleder d. Z. (Rücken mit kleinen Wurmspuren, etwas stärker berieben und be­ schabt) mit goldgeprägtem RSchild (partiell gelöst) und RVergoldung. Augsburg und Graz, Philipp, Martin & Johannes Veith, 1731. 250 € Nicht im VD18 und bei Darlow-Moule. – Die erste bei Veith erschiene­ ne Ausgabe des Kommentarbandes zur Bibel von Gregor I. (um 540604). Seine Auseinandersetzung mit der Bibel sah eine Zwischenwelt vor, die einerseits als Vorstufe der Hölle fungiert, gleichzeitig aber auch als Durchgang zum Himmel. Nicht zuletzt dadurch gilt Papst Gregor der Große als Erfinder des Fegefeuers. – Vortitel im Bug verso und recto verstärkend hinterlegt (partiell gelöst). Zu Beginn im oberen Rand klei­ ner Feuchtigkeitsschaden. Die ersten Blätter im Bug sowie die Innenge­ lenke leicht wurmspurig. Etwas braun- und stockfleckig, wenige Blätter stärker gebräunt.

1204 Heidegger, Johann Heinrich. Enchiridion Bibli­ cum. Lectioni sacrae, analysi generali singulorum ... 4 Bl., 685 S., 5 Bl. 17 x 10 cm. Pergament d. Z. (gering berieben und angeschmutzt) mit hs. RTitel. Jena, Bielckius, 1723. 150 € VD18 10925813. – Fünfte Ausgabe des Handbuchs zu den kanonischen und apokryphen Büchern des Alten und Neuen Testaments, verfasst von dem Schweizer reformierten Theologen Johann Heinrich Heidegger (1633-1698). – Titel in der unteren Ecke mit Ausschnitt (mit Textver­ lust). Leicht gebräunt und braunfleckig. Der hintere Vorsatz ebenfalls mit Eckausschnitt.

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1202 Froidmont, Libert. Commentaria in sacram scrip­ turam. 2 Teile in 1 Band. 5 Bl., 493 S., 19 Bl.; 2 Bl., 294 S., 1 Bl. Modernes Leder (leicht bekratzt) mit goldgeprägtem RSchild. 40 x 25 cm. Rouen, Nicolaus Boucher und Eu­ stachius Herault u. a., 1709. 300 € Erste Rouener Ausgabe des posthum erschienenen Bibelkommentars. Verfasser der Schrift ist der Lütticher Mathematiker, Astronom und Philosoph sowie katholische Theologe Libert Froidmont (1587-1653). Aus seinem religiösen Selbstverständnis heraus vertrat er im beginnen­ den 17. Jahrhundert noch das katholische, scholastische Weltbild, wobei er einige Schriften gegen das heliozentrische Weltbild publizierte. – Ti­ tel leicht fingerfleckig. Leicht gebräunt, teils etwas stärker. Im oberen und äußeren Rand teils mit Feuchtigkeitsfleck.

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1205 Menochio, Giovanni Stefano. Commentarii toti­ us sacrae scripturae. Novissima editio. 3 Teile in 1 Band. XVIII, 400 S.; 1 Bl., 447 S.; 448 S. 36,5 x 23,5 cm. Blind­ geprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben und leicht angeschmutzt, mit kleinen Wurmspuren, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Venedig, Remondius, 1758. 300 € De Backer-Sommervogel V, 950. – Spätere Ausgabe des umfangreichen und häufig aufgelegten Bibelkommentars, erstmals in Köln 1630 er ­ schienen und das Hauptwerk des italienischen Theologen und Jesuiten Giovanni Stefano Menochio (1575-1655). – Titel des ersten Teils mit hs. Besitzvermerk, Titel des zweiten und dritten Teils mit Griffregister. Leicht braun- und stockfleckig.

1206 Migne, Jacques-Paul. Scripturae sacrae cursus completus. Mischausgabe. 28 Bände. 27 x 17,5 cm. Halb­ leder d. Z. (Rücken von XV gelöst, oberes Kapital von Band XVIII mit Fehlstelle, leicht berieben und bestoßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Paris, Selbstverlag, 1859-1865. 350 € Der französische Priester Jacques-Paul Migne (1800-1875) gründete 1836 ein Verlagshaus im Pariser Vorort Petit-Montrouge und publizierte hier zahlreiche religiöse Werke für den Gebrauch im niederen Klerus.


________________________________________________________________ Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament

1209

Der geringe Preis dieser oftmals mehrbändigen Ausgaben führte zu einer weiten Verbreitung. Dazu gehört auch die vorliegende Ausgabe der „Scripturae sacrae cursus completus“, die umfangreiche und umfassen­ de Kommentare zu den Büchern der Bibel vereint. – Titel und Vortitel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise braun- und stock­ fleckig. Nicht kollationiert, augenscheinlich vollständig.

1207 Petrus Aureoli. Compendiosa in universam sacram scripturam commentaria. Cl. Steph. Novelletius libellum hunc vere Aureum, diu desideratum in lucem emitti cura­ vit, mille mendis deturpatum repurgavit, tabulisque ana­ lyticis singula capita methodicos illustravit. 4 Bl., 291 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 17 x 10,5 cm. Blindgepr. Pergamentband d. Z. (Stehkanten mit kleiner Schabspur, ohne Schließbänder) mit hs. RTitel. Paris, Nicolaus Nivel­ lius, 1585. 250 € Nicht bei Adams und im STC. – Pariser Druck des theologischen Lehr­ buchs des Franziskanerpaters und scholastischen Theologen Petrus Aureoli (um 1280-1322), im Kern eine gekürzte Fassung seines 1316 vollendeten Sentenzkommentars. Behandelt am Schluss (ab Seite 245) die Visionen des Johannes aus der Apokalypse. Die Druckermarke zeigt über den Initialen „NN“ zwei miteinander verschlungene und von einer Krone gezierte Säulen, flankiert von den Allegorien Pax und Justitia mit ihren Attributen Olivenzweig bzw. Waage und Richtschwert. – Wohl­ erhalten. Abbildung

1208 Piscator, Johannes. Commentarii in omnes libros veteris testamenti. Antehac aliquoties separatim editi, nunc vero in unum volumen collecti. 4 Teile in 2 Bänden

[und:] Commentarii in omnes libros novi testamenti. Editio tertia. Mischausgabe. Mit zusammen 1 gestochenen figürlichen Titelbordüre und 5 wdhl. Holzschnitt-Druc­ kermarken. 36 x 22 cm. Pergament d. Z. (etwas stärker gebräunt, angeschmutzt, angestaubt und gewellt, ohne die beiden Bindebänder) mit hs. RTitel. Herborn, (Erben Christoph Corvinus), 1646. 450 € VD17 3:009156E und 7:712443E. – Erste kommentierte Gesamtausgabe des Alten Testaments bzw. die dritte kommentierte Ausgabe des Neuen Testaments. Johannes Piscators (1546-1625) „Hauptfach war die Exege­ se, in welcher er für seine Zeit auch Großes geleistet hat; wie seine immer noch schätzbaren Commentarii zu sämmtlichen Büchern der heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments bezeugen. Außer denselben hat er sich auch in weiteren Kreisen bekannt gemacht durch sein Bibelwerk, eine populär gehaltene Auslegung der heiligen Schrift, welche er zu­ gleich nochmals aus dem Urtexte übersetzte“ (ADB XXVI, 181f.). – Fliegender Vorsatz des ersten Bandes mit Ausrissen und gestempelt. Der erste Band stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern. Der erste Titel des zweiten Bandes mit Knickspur in der oberen Ecke. Titel des Kom­ mentars zum Neuen Testament mit Knickspuren in der in der unteren Blatthälfte. Insgesamt leicht gebräunt.

1209 Poole, Matthew. Synopsis criticorum aliorumque s. scripturae interpretum. 5 Bände. Mit blattgroßem Text­ kupfer und vereinzelten Textholzschnitten. 41,5 x 26 cm. Leder d. Z. (Gelenke stellenweise angeplatzt und ge­ schwächt, Kapitale teils mit Fehlstellen, etwas stärker be­ rieben und beschabt, etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. London, Flesher und Bee, 1669-1676. 2.500 € 135


Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament _________________________________________________________________________ Wetzer-Welte X, 191. – Erste Ausgabe. „Eine von umfassender Bildung zeugende, sehr brauchbare Arbeit“ (Wetzer-Welte). Das voluminöse und häufig aufgelegte Lebenswerk stammt von dem englischen Theologen Matthew Poole (1624-1679), der in dieser Synopsis die Kommentare von rund 150 Bibelexegeten versammelt hat. „A elaborate and much-estee­ med work, on which the author spent ten years. It consolidates with great skill and conciseness all the Critici Sacri of the London edition into one continued comment, besides many valuable additions from other authors of note“ (Lowndes III, 1912). Pooles „Synopsis“ ist ein einzigartiger Zeit­ zeuge der Bibelforschung des 17. Jahrhunderts. – Blatt 286/287 des fünften mit längerem Einriss im unteren Rand, dieser Band am Schluss mit Feuchtigkeitsschaden und leichten Wurmspuren. Stellenweise leicht braunfleckig und gebräunt. Mit gestochenem Exlibris des Lord Lyming­ ton. Abbildung Seite 135

1210 Quiros, Augustin de. Commentarii exegetici litte­ rales in postremum canticum Moysis, Isaiae cap. XXXIII, canticumque Ezechiae, prophetas Nahum, et Malachiam, B. Pauli epistolas ad Ephes. et Coloss., et beatorum Jacobi, et Judae canonicas. 8 Bl., 650 S., 66 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Druckermarke. 23 x 15,5 cm.

Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken teils mit Kalkweiß überstrichen sowie mit hs. Signaturen und hs. RTitel, ohne Schließbänder). Leiden, Ludwig Prost und Erben Roville, 1623. 120 € De Backer-Sommervogel VI, 1354, 2. – Zweite Ausgabe der umfassen­ den Bibelexegese des spanischen Jesuitenpaters Augustin de Quiros (1567-1622). – Mehrfach gestempeltes Exemplar einer Jesuitenbiblio­ thek, Titel auch mit teils gestrichenen hs. Einträgen. Vereinzelt etwas fleckig.

1211 Sanseverino, Luigi de. Collectaneum seu catena sancotrum patrum et aliorum veterum auctorum. 8 Bän­ de. Mit 8 Kupfertitel und Porträt-Frontispiz. 29,5 x 19,5 cm bis 32,5 x 21,5 cm. Marmoriertes Pergament d. Z. (etwas bestoßen und berieben) mit goldgeprägtem RSchild des 19. Jh. Neapel, Dominicus Montanarus, Novello de Bonis und Sebastian Aleccia, 1635-1666. 2.600 € Bibliographisch weitgehend unbekannte (bis auf eine Referenz bei Hur­ ter II, 137) Sammlung verschiedener Autoren mit Interpretationen der Psalmen König Davids und der Apostelgeschichte. Die ersten drei Bände behandeln die „quinquaginta psalmos regis David“. Erst 20 Jahre später erschienen die fünf Bände, die sich umfassend mit den einzelnen Evan­ gelien und den Acta Apostolorum auseinandersetzen. Herausgeber der „Collectanea“ war der Theologe und Fürst Luigi Sanseverino (15881669), dessen Adelsgeschlecht zu den sogenannten Sieben Großen Häu­ sern Neapels gehörte. Die von N. Perrey gestochenen Kupfertitel der drei ersten Bände stellen Abel, Noah, Moses, Melchisedech, Abraham, Aaron, Isaias und David sowie die Kirchenväter Augustinus, Gregor, Ambrosius und Hierony­ mus dar. Der gestochene Titel der Bände fünf bis sieben bildet neben den vier Evangelisten weitere Kirchenväter ab. Innerhalb der Porträtbor­ düren finden sich unterschiedliche Darstellungen, wie etwa die Schlüs­ selszene mit Petrus oder Anbetungsszenen, die jeweils von Zitaten aus den Psalmen begleitet werden. Der Kupertitel des letzten Bandes wird von einer reichen floralen Ornamentik geziert, in derer 13 Darstellun­ gen von den Aposteln abgebildet sind. Diese umrahmen eine himmli­ sche Szene der Assumption Mariae. – Fliegender Vorsatz gestempelt. Kupfertitel teils mit kleinen hs. Anmerkungen und leicht wurmstichig. Band I im Rand etwas stärker, sonst nur stellenweise feuchtfleckig. Etwas gebräunt sowie teils stock- und braunfleckig. Vereinzelt kleine Rand­ ausrisse. Selten. Abbildung

Prachtband aus der Bibliothek des schlesischen Reformators Johann Heß 1212 Sammelband mit 5 theologischen Schriften. 30 x 20 cm. Holzdeckelband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken nachgedunkelt, kleine Fehlstellen im Bezug) mit breitem Schweinslederrücken mit Blindprägung und schwarzgeprägtem Wappensupralibros sowie 1 (statt 2) intakten Messingschließe. Verschiedene Orte und Verlage, 1527-1528. 6.000 € 1211

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________________________________________________________________ Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament

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Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament _________________________________________________________________________ Innenspiegel mit altem hs. Verzeichnis der enthaltenen fünf Drucke. II. Rupert von Deutz. In XII. prophetas minores, commentariorum libri XXXII. Ex veris primisque originalibus, iterum atque iterum recogni­ ti, atque nunc tandem cum adnotationum ac scripturarum locis, fideli­ ter primum excusi. 6 nn., CCXLII num. Bl. Mit Holzschnitt-Drucker­ marke. (Köln, Franz Birckmann), September 1527. - VD16 B 3835. Adams R 935. STC 762. - Erster Druck der von dem einflussreichen Luthergegner Johannes Cochlaeus (1479-1552) herausgegebenen Aus­ gabe von Ruperts Kommentaren zum Zwölfprophetenbuch. Der mittel­ alterliche Exeget und Mystiker Rupert von Deutz (um 1070-1129) wirkte ab 1120 bis zu seinem Tod als Abt am Benediktinerkloster St. Heribert in Köln-Deutz. Seine Sprache gilt als „lebendig, bilderreich, oft voll Schwung und Poesie ... Zur geistigen Höhenlage des mittellateinischen 12. Jahrhunderts hat Rupert von Deutz überragend beigetragen. Er ist auf deutschen Boden Bahnbrecher und Meister der betenden mystischen Gotteswissenschaft ...“ (LThK IX, 16). Die zweiteilige Druckermarke Birckmanns zeigt im rechten Medaillon seine Initialen mit dem Motto „Fortuna cum blanditur tunc vel maxime metuenda est“ (Wenn For­ tuna schmeichelt, ist sie am meisten zu fürchten“) und im linken Medail­ lon das bekannte Tiersymbol Henne und Küken, das auf Birckmanns Haus- und Familiennamen in Köln verweist („in fetten Hennen“). - Ver­ einzelt etwas fleckig, wenige Blatt schwach gebräunt, anfangs mit klei­ nen Wurmlöchern. Wohlerhaltenes Exemplar.

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Imposanter Sammelband aus der Bibliothek des bedeutenden schlesischen Reformators Johann Heß (1490-1547), mit entsprechendem Besitzeintrag auf dem Titelblatt des ersten Teils sowie seinem schwarz­ geprägtem Supralibros auf dem Vorderdeckel mit dem Familienwap­ pen und der Umschrift „ARMA HESSICA ANNO 1525“. Der Vorder­ deckel ferner mit dem schwarzgeprägten Verfassernamen „VIGILIUS“, dem Bindejahr „AN XXVIII“ sowie vier kleinen Einzelstempeln im Wap­ penschild, der Rückdeckel mit drei weiteren Einzelstempeln. I. Vigilius von Thapsus. Opus ut vetustum, ita quoque celeberrium contra Euthycen aliosque haereticos. 6 nn., XXII num. Bl. Tübingen, Ulrich Morhart d. Ä., 1528. - VD16 V 1185. - Erste Tübinger Ausgabe der Streitschrift des frühchristlichen Theologen Vigilius (gest. um 490), der als Bischof in der nordafrikanischen Stadt Thapsus in der Provinz Byzacena wirkte und sich hier gegen die Überzeugungen des byzantini­ schen Presbyters Eutyches (um 378-nach 454) wendet. - Titel etwas fingerfleckig, mit gelöschtem Stempel und im oberen Rand mit eigen­ händigem Besitzeintrag von Johann Heß sowie weiterem Tinteneintrag aus dem Jahr 1739. Sonst nur vereinzelt etwas fleckig und mit einigen kleinen Wurmlöchern, das Papier im Seitenrand etwas ungleichmäßig.

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III. Philippus Presbyter. In historiam Iob commentariorum libri tres. 12 Bl., 211 S. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken und mehreren figürli­ chen Holzschnitt-Initialen. Basel, Adam Petri, August 1527. - VD16 P 2459. Adams P 1024. Jöcher III, 1522. - Erste Ausgabe dieses Hiob-Kom­ mentars, der einzigen tradierten Schrift des frühchristlichen Bibelex­ egeten und Priesters Philippus (gest. 455), der laut Jöcher ein Schüler des Heiligen Hieronymus war, herausgegeben durch den Tübinger Rechts­ gelehrten Johannes Sichard (1499-1552). - Vereinzelt etwas fleckig. Wohlerhaltenes Exemplar. IV. Sedulius Scotus. In omnes epistolas Pauli collectaneum. 14 nn., 110 (recte: 109) num., 1 nn. Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. Basel, Heinrich Petri, 1528. - VD16 S 5250. Adams S 855. STC 806. - Erste Ausgabe des Collectaneum in Apostolum, einer Sammlung von kommen­ tierten Exzerpten zu den Paulusbriefen des irischen Gelehrtern und Dichters Sedulius Scotus, der nach seinem Wirkungsort den Beinamen „Virgil von Lüttich“ erhielt und u. a. einen der ersten mittelalterlichen Fürstenspiegel verfasste, herausgegeben durch den Tübinger Rechtsge­ lehrten Johannes Sichard (1499-1552). „Sedulius besaß eine für seine Zeit erstaunliche Gelehrsamkeit, vor allem die im Frankenreiche ganz verschollene, damals fast nur bei einzelnen irischen Gelehrten vorkom­ mende Kenntniß des Griechischen, für welche, abgesehen von andern auf ihn und seinen Kreis zurückgehenden Handschriften, namentlich ein von seiner Hand geschriebener griechischer Psalter in Paris zeugt. Von seinen, gleichfalls Kunde des Griechischen verrathenden, gram­ matischen Schriften ist nur der Commentar zur ars Euticii gedruckt, der vielleicht noch in seine frühere irische Zeit zurückreicht, ungedruckt die Commentare zu Priscian und Donat. Von seinen streng sachlich gehaltenen theologischen Schriften besitzen wir sein Collectaneum zu den Paulinischen Briefen und einige kürzere Erklärungen, während das umfangreichere Collectaneum zum Matthäus nur handschriftlich über­liefert wird. Die interessanteste seiner Schriften ist für uns der schon genannte ‚Fürstenspiegel‘ in 20 Capiteln, in dem er nach dem Muster der Cons. philos. des Boetius die prosaische Rede durch Gedich­ te unterbricht, die sich ihrem Inhalte nach ganz eng daran anschließen“ (NDB XXXIV, 777). - Stellenweise mit sehr schmalem Feuchtigkeits­ rand. Wohlerhaltenes Exemplar.


________________________________________________________________ Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament V. Jacques Lefèvre d’Étaples. Commentarii in epistolas catholicas. Nunc primum ab autore emissi & aediti. 8 nn., 77 num., 1 w. Bl. Mit 2 wie­ derholten Holzschnitt-Druckermarken. Basel, Andreas Cratander (und Johann Bebel), August 1527. - VD16 B 5208. - Basler Druck der vier Kommentare zum Jakobusbrief, dem zweiten Petrusbrief, dem dritten Johannesbrief und dem Judasbrief. Lefèvre d’Étaples (1450-1536) verfas­ ste ab dem Jahr 1508 textkritische Editionen zu verschiedenen Büchern der Bibel, zwischen den Jahren 1523 und 1530 erschien die nach ihm benannte erste vollständige französische Bibelübersetzung. - Stellenweise mit sehr schmalem Feuchtigkeitsrand. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung, auch Seite 137

1213 Sammelband mit 5 Bibelkommentaren aus Basler und Zürcher Offizinen. 19,5 x 14,5 cm. Pergament d. Z. (gering fleckig und berieben, mit hs. RTitel). Zürich und Basel, verschiedene Drucker, 1565-1629. 1.500 € I. Ludwig Lavater. Nehemias. Liber Nehemiae qui et secundus Ezrae dicitur, homiliis LVIII. expositus 24 nn., 111 num., 1 w. Bl. Mit Holz­ schnitt-Druckermarke. Zürich, Christoph Froschauer, 1586. - VD16 L 827. ADB XVIII, 84. - Erste Ausgabe des Kommentars zum Buch Nehe­ mia des Zürcher Theologen Ludwig Lavater (1527-1586), der neben ver­ schiedenen Bibelkommentaren u. a. mit seinem zuerst 1569 erschiene­ nen „Gespensterbuch“ einen Bestseller der Zeit verfasste. - Fl. Vorsatz mit hs. Eintrag von 1710, Titel im oberen Rand schmal hinterlegt (mit kleiner Fehlstelle) und mit altem Schenkungsvermerk eines Mitglieds der Gelehrtendynastie der Lavater. Anfangs mit Feuchtigkeitsfleck im oberen Rand. II. Peter Martyr Vermigli. In lamentationes sanctissimi Ieremiae prophe­ tæ commentarium. Ex autographo collectum, correctum, & in lucem editum, cum notis et indice. 8 Bl., 144 S., 4 Bl. Zürich, Johann Jacob Bodmer, 1629. - VD17 23:326218Z. - Erste Ausgabe seines Kommentars zu den Lamentationes, den Klageliedern Jeremias aus dem Tanach, post­ hum herausgegeben von dem Zürcher Geistlichen und Hochschulleh­ rer Johann Rudolf Stucki (1596-1660). Der aus Florenz stammende Augustinerpater und reformierte Theologe Peter Martyr Vermigli (14991562) wurde 1556 Nachfolger Konrad Pelikans am Zürcher Collegium Carolinum. - Schwach braunfleckig. III. Hugh Broughton. Commentarius in Danielem. Nunc latinitate dona­ tus per Ioannem Boreel. 21 Bl., 120 S., 1 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druc­ kermarken. Basel, Sebastian Henricpetri, (1599). - VD16 B 3826. - Er­ ste lateinische Ausgabe des Kommentars zum prophetischen Buch Daniel des englischen Gelehrten Hugh Broughton (1549-1612), hier erstmals aus dem Englischen übertragen durch den Grotius-Freund Jan Boreel (1557-1629). - Die beiden letzten Blatt der Vorstücke sind diesem Exem­ plar versehentlich an den Schluss gebunden, die dafür vorgesehene Stelle im Lagenverbund ist durch zwei Vakatblätter ergänzt. IV. Rudolf Leemann. Ethica Christiana: Hoc est, Solomonis, regis sanc­ tissimi & sapientissimi proverbiorum liber: Carmine Hendecasyllabo Latino redditus. Ex eius autographo nunc primum editus opera ac studio Haeredum: ad Johannem Gulerum. 2 (statt 4) Bl., Pag. 3-59. Mit Wap­ penkupfer. Zürich, Johannes Wolf, 1608. - Vgl. VD17 1:071489B. - Er­ ste Ausgabe, hier in einer dem VD17 unbekannten Druckvariante. Vorliegender Druck unterscheidet sich durch den hinzugefügten Text und das Wappenkupfer auf dem Titel verso, die entsprechende Seite im Digitalisat des Exemplars aus der Dietz-Sammlung in der Berliner Staats­

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bibliothek ist dort vakat. - Es fehlen die beiden Blatt A3 und A4 der Vor­ stücke. Titel mit Feuchtigkeitsfleck und im oberen Rand mit geschlosse­ nem Riss, stellenweise mit schmalem Wasserrand. V. Antichristus sive prognostica finis mundi. Ex Matthaei XXIIII. Cap. Daniele & alijs scripturae locis. 2 Bl., 156 S. Basel, (Peter Perna, um 1565). - VD16 A 2936. - Zweiter Druck der anonym erschienenen Prophezei­ ung vom Weltenende, eine in der Kollation minimal abweichende Vari­ ante erschien parallel und wird vom VD16 als Erstdruck bibliographiert (vgl. VD16 A 2936). Der Druck erschien in der Offizin des Dominika­ nermönchs und Vermigli-Schülers Pietro Pernau (1522-1582), der 1542 vermutlich als Glaubensflüchtling aus Lucca nach Basel kam und zu­ nächst Mitarbeiter bei Michael Isengrin wurde. 1544 übernahm er die Druckerei von Thomas Platter und druckte seitdem zahlreiche evange­ lische, in Italien verbotene Schriften, die er zumeist in Venedig vetrieb und die aufgrund des brisanten Inhalts alle ohne Impressum erschienen. Erst ab 1558 erschienen erste Drucke unter seinem Namen, nachdem er im Vorjahr Bürger der Stadt Basel wurde. Seine Druckerei gilt als eine der bedeutendsten für die Verbreitung von Schriften italienischer evan­ gelischer Emigranten. - Titel mit kleinem hinterlegtem Riss im oberen

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Kommentare zur gesamten Bibel und zum Alten Testament _________________________________________________________________________ Rand und mit altem Besitzeintrag, Blätter a3 und a4 mit kleiner restau­ rierter Fehlstelle im oberen weißen Rand, stellenweise etwas feucht­ randig, insgesamt wohlerhalten. Abbildung Seite 139

1214 Siena, Sisto da. Bibliotheca sancta ex praecipuis Catholicae ecclesiae auctoribus collecta. 2 Teile in 1 Band. 2 Bl., 510 S., 1 w. Bl.; S. 513-1069, 1 w., 34 (le. w.) Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken und 1 Textholz­ schnitt. 30 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (vorderes Gelenk angeplatzt, etwas berieben und ange­ staubt, ohne die vier Bindebänder). Venedig, Franciscis, 1566. 450 € Adams S 1267. – Erste Ausgabe dieser Bibelexegese, die die erste größe­ re Auslegung der Heiligen Schrift nach dem Konzil von Trient darstellt. Autor ist der vom Judentum zum Katholizismus konvertierte Sisto da Siena oder Sixtus von Siena (1520-1569). In acht Kapiteln erklärt er unter Bezugnahme der Kirchenväter und ihrer Schriften sowie weiterer Bibel­ interpreten Das Alte und das Neue Testament. – Titel mit zwei hs. Besitz­ vermerken von alter Hand. Gering gebräunt. Stellenweise mit Randan­ merkungen und Textunterstreichungen. Am Schluss mit minimalen Wurmspuren. Das letzte Blatt mit Wappenexlibris und das Jahreszahl „MDLXXX“. Vorderer Innenspiegel mit montiertem Schildchen und Montierungsresten. Abbildung

1215 Tirinus, Jacobus. Commentarius in sacram scrip­ turam. Editio novissima. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 64, 528 S.; 2 Bl., 372, 245 S. Mit 2 wdhl. gestochenen Titelvignet­ ten. 37 x 24,5 cm. Leder d. Z. (etwas stärker wurmstichig und berieben) über Holzdeckeln (Rückdeckel gebrochen) mit 2 Messingschließen. Lyon, De Ville, 1723. 120 € Vgl. Graesse VII, 163. Wetzer-Welte XI, 1752. – „Hat zahlreiche Aufla­ gen erlebt, selbst noch in neuerer Zeit (1882-84) ... erweist sich wegen seiner Kürze und praktischen Anlage noch immer brauchbar“ (WetzerWelte). – Titel des ersten Teils gestempelt, zu Beginn im Seitenrand etwas feuchtrandig. Durchgehend etwas stärker wurmspurig. 1214

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments 1216 Brenz, Johannes. In exodum Mosi commentarius. 16 Bl., 344 S. 15 x 9,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Rücken stark berieben, sonst etwas berieben) über Holzdeckeln (ohne die beiden Messingschließen). Schwä­ bisch Hall, Peter Braubach, 1539. 600 € VD16 B 7745. Adams B 2762. Köhler 103. Vgl. STC 151. – Erste Aus­ gabe des Kommentars zum zweiten Buch Mose. „Beim Marburger Reli­ gionsgespräch 1529 lernte er Luther persönlich kennen, von dem er nicht nur wegen seiner Abendmahlslehre, sondern auch wegen seiner durch­ aus eigenartigen Bibelkommentare aufs höchste geschätzt wurde: B. müsse sein Nachfolger werden zur Durchführung des Reformationswer­ kes ... Als Bibeltheologe und mit seinen spekulativen Gedanken von der „repletiven“ Allgegenwart des Leibes Christi hat B. gegenüber dem Calvi­ nismus und gegenüber dem „Philippismus“ der Schüler Melanchthons die Eigenart der luth. Orthodoxie geprägt und die „mild-lutherische“ schwäbische Fassung des Rechtfertigungsglaubens für die zukünftige Entwicklung geformt“ (NDB II, 598f.). – Leicht gebräunt. Stellenweise mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Vorderer fliegender Vorsatz gestempelt.

1217 Henry, Matthew. An exposition of the five books of Moses. 6 Bände. 35 x 22,5 cm. Halbleder d. Z. (alle Ge­ lenke gebrochen, bestoßen und berieben, Rücken teils mit Fehlstellen) mit goldgeprägten RTiteln. London, u. a. J. und B. Sprint, E. Bell, 1721. 220 € Spätere Ausgabe. Der presbyterianische Pfarrer Henry Matthew (16621714) kommentiert im ersten Band die fünf Bücher Mose und befasst sich in den weiteren Bänden exegetisch mit dem Alten und Neuen Testa­ ment, sowie mit den Episteln des Neuen Testaments und der Offenba­ rung. – Titel und vordere Vorsätze gelöst. Gleichmäßig gebräunt, partiell etwas fleckig. Der erste Band mit hs. Besitzvermerken auf dem Vor­ satzpapier. 1218

1218 Hesychius von Jerusalem. In Leviticum libri septem. 18 Bl., 8 S., Bl. 9-180. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken, figürlicher Metallschnitt-Bordüre (monogrammiert „IF“) von Hans Frank nach Hans Holbein sowie einigen figürli­ chen Initialen. 29,5 x 20 cm. Holzdeckelband mit breitem Kalbslederrücken (mit kleineren Schab- bzw. Wurmspu­ ren, oberes Kapital mit Fehlstelle; ohne Schließen) mit Filetenprägung und ornamentalen Rollenstempeln. Basel, Andreas Cratander, März 1527. 750 € VD16 H 3186. Adams H 510. STC 94. – Erste Ausgabe des Kommen­ tars zum 3. Buch Mose, das die Lehre von den Priestern und ihren Aufga­ ben enthält. Die Bibelkommentare des Heiligen Priesters Hesychios von Jerusalem (gest. um 450) werden bis heute insbesondere von der ortho­ doxen Kirche hoch geschätzt, er gilt als der wichtigste Exeget und Leh­ rer der Bibel seiner Zeit in der Kirche von Jerusalem und Palästina. Die dekorative Metallschnittbordüre nach Hans Holbein zeigt in der Fußlei­

ste ein Bacchanal (vgl. Nagler, Monogrammisten III, 2303). Die eben­ falls auf Holbein zurückgehende Druckermarke Cratanders vereinigt symbolisch die Attribute der Schicksalsgöttin Fortuna mit der Gott­ heit des Kairos, der günstigen Entscheidung. Und zeigt eine entblößte Frau mit wallender Haarpracht und kahlem Hinterkopf, in der Hand ein Messer haltend und mit Flügelschuhen auf einer Kugel tänzelnd. – Durchgehend mit alten Unterstreichungen und einigen Anmerkun­ gen von alter Hand, vereinzelt auch mit kleinen symbolischen Skizzen wie Kelche, Schlüssel, Messer, Krone, Palme oder Weihrauchfass (vgl. Blatt B2r). Oben mit schmalem verblasstem Feuchtigkeitsrand (lediglich am Schluss geringfügig breiter), die letzten drei Lagen mit Wurmspur im unteren weißen Rand. Titel mit kleinem stilisiertem Wappen, das Schlussblatt verso mit altem Besitzermonogramm „F.F.“ und „N.M.“ sowie hs. Eintrag. Vorsätze alt erneuert. Insgesamt wohlerhaltenes Exem­ plar des seltenen Bibelkommentars. Abbildung

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ VD17 39:128020P. – Erste und einzige Ausgabe der seltenen Schrift des lutherischen Predigers Bernhard Waldschmidt (1608-1665) über das Buch Ruth. In dieser setzt er sich „ordentlich abgetheilet, gründlich und zur Genüge“ (Untertitel) mit den Texten des Alten Testaments aus­ einander. Damit richtet er sich an „Allen und Jeden, bevorab Ehe- und Hausleuten, Eltern und Kinder, Herrschafften und Dienstboten, auch frommen Kreuz-tragenden Herzen“ (ebenda). – Leicht gebräunt, stellen­ weise gering angeschmutzt bzw. fleckig. Ansonsten wohlerhaltenes Exemplar.

1221 Bibliander, Theodor. De fatis monarchiae romanae somnium vaticinum Esdrae prophetae. 8 Bl., 151 (recte 149) S., 1 w. Bl. Mit Titelholzschnitt und 1 Textholz­ schnitt. 21,5 x 15,5 cm. Moderner Pappband. Basel, (Jo­ hann Oporinus, 1553). 750 € VD16 B 5323. Adams B 1974. STC 125 – Einzige Ausgabe. Auslegung des pseudepigraphischen apokalyptischen 4. Buchs Esra, das wohl zwi­ schen 90 und 100 n. Chr. entstanden ist. Theodor Bibliander (15051564), „humanistisch und theologisch in Basel und Zürich gebildet, wurde 1531 Zwinglis Nachfolger als Professor für die Auslegung der Septuaginta, nachdem er 1527-29 in Liegnitz u. a. Rhetorik gelehrt hatte. Er betätigte sich als Orientalist und Sprachtheoretiker, Übersetzer und Exeget der Bibel, hervorragend vor allem durch zeitgeschichtliche Deutung der Apokalypse“ (NDB II, 215). – Titel gestempelt, im Rand mit dem Rest eines Griffregisters, im oberen Rand mit sehr kleinem Ausriss, leicht fleckig und angestaubt. Stellenweise mit hs. Textanmer­ kungen und -unterstreichungen. Leicht gebräunt. Abbildung

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1219 Musculus, Wolfgang. In Genesim Mosis commen­ tarii plenissimi. 4 Bl., 815 S., 12 Bl. Mit 2 HolzschnittDruckermarken. 33,5 x 21 cm. Pergament d. Z. (leicht be­ rieben und angeschmutzt) mit hs. RTitel. Basel, Sebastian Henricpetri, 1600. 350 € VD16 B 3006. STC 639. Adams M 2009. – Dritte Baseler Ausgabe des Kommentars zur Genesis. Wolfgang Musculus (1497-1563) „war weder ein schöpferischer Geist, noch ein dominirender Charakter, aber ein hervorragender Exeget. Gerade die schlichte Einfachheit und Selbst­ losigkeit seines Wesens machte ihn, verbunden mit gründlicher Sprach­ kenntniß, ganz besonders geeignet, zum Ausleger biblischer Gedanken zu werden, und mehr als gewöhnliche Arbeitskraft ließ ihn in dieser Richtung bleibend Werthvolles leisten“ (ADB XXIII, 95f). – Leicht ge­ bräunt und fleckig, stellenweise gering feuchtrandig.

1220 Waldschmidt, Bernhard. Ruth Moabitis, das ist zwey und sechzig Predigten über ... das Büchleins Ruth. 14 Bl., 1152 S., 1 w. Bl., 18 Bl. 20 x 16 cm. Modernes Lei­ nen. Frankfurt, Thomas Matthias Götze, 1659. 300 € 142

1222 Smith, Johannes. Het boek Esther, verklaardt en toegepast in verscheide Leer-Redenen. 4 Bl., 700 S., 12 Bl. Titel in Schwarz und Rot. 19,5 x 15,5 cm. Kalbsleder d. Z. (stärker berieben, mit Schabspuren, oberes Kapital alt restauriert) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Amsterdam, Anton Schoonenburg, 1739. 150 € Erste Ausgabe der Erläuterungen zum Buch Esther, verfasst von dem Amsterdamer Theologen Johannes Smith, Sohn des unweit bekannte­ ren Vaters gleichen Namens, der auch unter dem Familiennamen Smeti­ us bekannt ist als einer der Pioniere der europäischen Altertumsfor­ schung gilt. – Vereinzelte Flecken, einige Lagen etwas ausgebunden.

1223 Gregorius I. Moralia (in Job). 354 nn. Bl. Mit typo­ graphischem Ziertitel. 31,5 x 21,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, fleckig und ange­ schmutzt, teils mit kleinen Fehlstellen im Bezug) über Holzdeckeln mit hs. RSchild und 1 (von 2) Messingschlie­ ßen. Basel, Nicolaus Kesler, 1503. 1.500 € VD 16 G 3132. Stockmeyer-Reber 64, 52. Nicht bei Adams und in der British Library. – Erste Ausgabe im 16. Jahrhundert und zweiter Druck von Kesler, dort erstmals 1496 erschienen. Gregors historische, vor allem aber allegorisch-moralische Auslegung des Buches Hiob „wurde


________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments vom 7. Jahrhundert an eifriger gelesen als andere Schriften der Kirchen­ väter“ (KLL). – Titel mit kleiner Wurmspur und stellenweise mit Ein­ rissen. Im oberen Rand gelegentlich mit kleiner gebräunter Feuchtig­ keitsspur. Prachtvolle Postinkunabel.

1224 Philippus Presbyter. In historiam Iob commenta­ riorum libri tres. 12 Bl., 211 S. Mit 2 Holzschnitt-Drucker­ marken und mehreren figürlichen Holzschnitt-Initialen. 29,5 x 20 cm. Moderner Pappband. Basel, Adam Petri, August 1527. 350 € VD16 P 2459. Adams P 1024. Jöcher III, 1522. – Erste Ausgabe dieses Hiob-Kommentars, der einzigen tradierten Schrift des frühchristlichen Bibelexegeten und Priesters Philippus (gest. 455), der laut Jöcher ein Schüler des Heiligen Hieronymus war, herausgegeben durch den Tübin­ ger Rechtsgelehrten Johannes Sichard (1499-1552). – Titel vollständig hinterlegt, fleckig und angestaubt, mit Fehlstellen im Rand. Die nach­ folgenden 4 Bl. mit Knickspuren und etwas angestaubt, am Schluss mit kleinen Wurmgängen. Zahlreiche Blatt mit rubrizierten Lombarden und Unterstreichungen in Rot. Abbildung

1225 Brenz, Johannes. Brevis & perspicua explicatio Psalmorum Davidis. Mischausgabe. Teile I-X (von 11). Mit 11 Holzschnitt-Druckermarken. 20 x 15 cm. Blindge­ prägtes Schweinsleder d. Z. (etwas angeschmutzt, leicht berieben und fleckig). Tübingen, Morhart, 1565-1569. 500 € Teile I-V: VD16 B 7516, Teil II: VD16 B 7518, Teil VI: VD16 B 7522, Teil VII: VD16 B 7523, Teil VIII: VD16 B 7529, Teil IX: VD16 B 7530., Teil X: VD16 B 7523. Vgl. Adams B 2780 (nur Teil I und II). Nicht im STC. – Die Teile eins, drei, vier, fünf, sieben, acht, neun und zehn in erster Ausgabe, die Teile zwei und sechs in zweiter Ausgabe. Der evangelischlutherische Theologe Johannes Brenz (1499-1570) gibt in den zehn Teilen eine umfassende Erklärung zu den Psalmen Davids. – Ohne den elften Teil. Titel des ersten Teils mit hs. Besitzvermerk. Oftmals in den Rändern etwas feuchtrandig. Gering gebräunt.

1226 Cassiodorus, Flavius Magnus Aurelius. Super Psalmos. 18 nn., 227 num. Bl. Mit 6-teiliger Holzschnitt-TBor­ düre mit integrierter Druckermarke, zahlreichen Metall­ schnitt-Initialen und großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 31 x 21,5 cm. Pergament d. 18. Jahrhunderts (fleckig, etwas berieben und bestoßen, unteres Kapitel mit Abplatzungen, Gelenke minimal eingerissen, Deckel etwas geworfen). Venedig, (Ottaviano Scoto), 1534. 500 € Edit16 9893. Nicht bei Adams und im STC. – Werk über die Psalmen von Flavius Magnus Aurelius Cassiodor (485-580), dem römischen Staatsmann, Gelehrten und Schriftsteller der Spätantike. Er gilt zudem als Schöpfer des christlichen mittelalterlichen Lehrplans und trug maß­ geblich zur Erhaltung zahlreicher bedeutender Schriften bei, indem er sie von anderen Mönchen abschreiben und vervielfältigen ließ.

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In der Holzschnitt-Titelbordüre befinden sich Porträtvignetten von Cassiodor (485-580) und „Ludolphus“ (de Saxonia; ca. 1377) dargestellt, dessen Werk „In psalterium expositio“ beigebunden ist. Die Metall­ schnitt-Initialen sind sehr detailliert und reich ausgearbeitet. – Titel mit älterem Monogrammstempel mehrfach gestempelt. Im Bug teils leicht wurmstichig und etwas feuchtrandig im oberen Rand der ersten Seiten. Reste von altem Schnitt-Titel. – Beigebunden: Ludolphus de Saxonia. In psalterium expositio. 16 nn., 144 num. Bl. Mit Holzschnitt-Drucker­ marke am Schluss. (Ebenda 1521). - Adams 1676. - Spätere Ausgabe des Psalmenkommentars aus der Feder des Mönchs und spätmittelalterlichen Erbauungsschriftstellers Ludolf von Sachsen. - Titel mehrfach gestem­ pelt, teils wurmstichig. Auf dem letzten Blatt ein zeitgenössischer Besitz­ vermerk: „I Di Fré Sabba di Castiglione cavalieri de la Magione di Faen­ za al Primo di ottobre M.DXXXVIII“; hs. Anmerkungen in Sepia-Tinte. - Beide Drucke sind sehr selten. Der Besitzvermerk ist Fra‘ Sabba da Castiglione zuzuordnen (1480-1554), einem italienischen Literaten und Humanisten, sowie Ordensmann der Hospitalritter. Seine umfassende Bibliothek, zu der sehr wahrscheinlich auch das vorliegende Buch gehör­ te, ist heute leider nicht mehr vorhanden, bzw. wurde aufgelöst. Die verbliebenen künstlerischen Relikte, zu denen auch archäologische Stücke gehören, werden heute teilweise in der Pinacoteca Comunale von Faenza aufbewahrt.

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ Anno ab orbe redempto. M.D.xx quarto Idus Martii“, der Druck ist aber sicherlich erst in das Jahr 1521 zu datieren. Nach M. Delaveau und D. Hillard handelt es sich bei den Typen um Material von Pierre Vidoue, die Jean Petit allenthalben verwendete, ausgenommen nur die Lagen AA, BB, n, t-y und A-R, die wohl von Jacques Ferrebouc und Jean Cornil­ lau gesetzt worden waren. Die Lagenformel: AA8, BB4, a-y8, A-Q8, R6. Der außergewöhnlich schöne ganzseitige Holzschnitt auf Seite BB4ver­ so zeigt die Figur König Davids auf seinem Thron mit der großen Harfe in Händen, umgeben von seinem teils orientalisch anmutenden Hof­ staat. Der Holzschnitt ist im Ornament, der Hintergrundarchitektur, der strengen Zentralperspektive etc. ein eindrucksvolles Beispiel für die dieser Zeit in Paris schon hochentwickelte Formensprache der aus Italien nach Frankreich gekommenen Renaissance – Winziger Rand­ einriss. Titel mit ausgestrichenem Besitzvermerk und blassem Stempel­ chen „Grand Seminaire de Beauvais“, kaum fleckig oder gebräunt, we­ nige Anstreichungen und Marginalien, insgesamt sehr schönes Exemplar. Abbildung

1228 Genebrard, Gilbert. Psalmi Davidis, calendario Hebræo, Syro, Græco, Latino, argumentis, & commenta­ riis genuinum eorum sensum, Hebraismosque locupletius, quam antea aperientibus. Editio postrema longe correc­ tior. Teil I (von 2). 63 Bl., 415 S. Titel und Kalendarium in Schwarz und Rot. Mit gestochener Titelvignette und

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1227 Du Puy, François. Cathena aurea super Psalmos: ex dictis sanctorum & catholicorum patrum noviter edi­ ta. 322 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, zahlreichen bis 12-zeiligen Metallschnitt-Criblé-In­ itialen sowie ganzseitigem Textholzschnitt. Durchge­ hend in Rot und Schwarz gedruckt. 24,5 x 17,5 cm. Mar­ moriertes Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (an Kanten, Kapitalen und Gelenken fachmännisch restauriert, mini­ mal berieben) mit RVergoldung, doppelten Deckelfileten und Schnitt in roter Sprenkelmarmorierung. (Paris, Jean Petit, 1520, recte 1521). 800 € Adams P 2294. Renouard III, 93. Delveau-Hillard 3274. Puteo, Francis­ cus de. [322] leaves : ill. (cuts) ; – Besonders schön in Rot und Schwarz gedruckte Ausgabe der Predigten über die Psalmen Davids des Alten Testaments. Autor ist der Karthäuserabt François du Puy (latinisiert Franciscus de Puteo; 1450-1521), der sich auf dem Titel nur indirekt nennt: „A quodam Cartusiensi: qui cum pro Rachel certis annis domi­ no suo servivisset“. Das Kolophon lautet: „Impressam Parisiis et emen­ datissime: impendio ac ere honestissimi bibliopole Johannis parvi. 1231

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________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments blattgroßem Holzschnitt. 16,5 x 10,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (gering berieben) mit goldge­ prägten (oxidierten) Wappensupralibros auf beiden Dec­ keln, RSchildern sowie intakten Eisenschließen. Lyon, Horatius Cardon, 1600. 180 € Vgl. Adams B 1475. – Späterer Druck des wichtigen, zuerst 1577 in Paris erschienenen Psalmenkommentars des Benediktiners Gilbert Géné­ brard (1535-1597), einem der bedeutendsten Hebraisten der französi­ schen Renaissance. – Die letzten Lagen mit Feuchtigkeitsrand, sonst nur gering gebräunt oder braunfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar im Klostereinband der Kartause Mauerbach nahe Wien, mit entsprechen­ dem Besitzeintrag auf dem Titel sowie dem Klosterwappen mit der Kapitale „M“ und der Umschrift „Maurbacensis Cartusiae“ auf dem Rückdeckel. Das Kloster wurde 1529 durch die Türken verwüstet und erlebte erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts wieder eine Blütephase. Abbildung

„Resolutiones contra Iudaeos fidei nostrae adversarios“ 1229 Jacobus de Valentia. Divinae plane expositiones: in centum & quinquaginta psalmos Davidicos: quos omnes a David prophetice compositos ad illustrationem fidei no­ strae convincit. 8 nn., CCCCXL num. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel und breiter 4-teiliger Holz­ schnitt-TBordüre. 32,6 x 21,2 cm. Kalbsleder d. Z. (Kanten lädiert, restauriert, Rücken komplett erneuert, neu aufge­ bunden) über schweren Holzdeckeln mit 4 MessingSchließbeschlägen (ohne die Schließen). Paris, Johannes Parvus und Jodokus Badio Ascensio, 1518. 1.400 € Adams B 1400. STC 58. Moreau II, 1913. – Erste Ausgabe der Zusam­ menstellung theologischer Werke des aus dem spanischen Ayora stam­ menden Augustiners und Professors für kanonisches Recht am Studium Generale in Valencia Jacobus Perez von Valencia (1408-1490). Bis 1479 war er Professor am Lehrstuhl für die Erklärung der Sentenzen des Petrus Lombardus am Studium generale in Valencia, ab 1455 schon Pro­ vinzial und ab 1465 Prior des Augustinerkonvents von Valencia. Seine Karriere ging dann 1468 als Titularbischof von Christopolis und Suffra­ gan des Kardinals Rodrigo Borja, dem späteren Papst Alexander VI., weiter. Er war u. a. auch als Inquisitor des Königreiches Valencia tätig und starb daselbst am 30. August 1490. Neben Kommentaren zu den „Centum & quinquaginta plaslmos Davidicos“, enthält der Band „Canti­ ca ferialia in bybliis contenta. Cantica evangelica. Benedictus. Magni­ ficat. Nunc dimittis. Gloria in excelsis. Canticum Ambrosii & Augusti­ ni. Te deum laudamus. Cantica canticorum. Praemissis. Quaestionibus & earum subtilissimis resolutionibus contra Iudeos fidei nostrae adver­ sarios“. – Titel zwiefach gestempelt („Wekelbeek“?), gegen Anfang teils mit kleinen Randläsuren, vereinzelt etwas fleckig, meist aber sehr saube­ re und frische, prachtvoll gedruckte Postinkunabel.

1230 Lorin, Jean de. Commentarii in ecclesiasten acces­ sit expositio eiusdem in Psalmum LXVII. 4 Bl., 607 S., 16 Bl. Mit breiter gestochener szenischer Titelbordüre. 23 x 16 cm. Schweinsleder d. Z. (leicht berieben und ange­ schmutzt, ohne die beiden Schließen). Lyon, Cardon, 1606. 350 €

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De Backer-Sommervogel V, 1, 2. – Erste Ausgabe mit einer Auslegung des 67. Psalms aus dem dritten Buch der Psalmen in der Bibel. – Titel mit kurzer gestrichener Notiz im oberen Rand. Durchgehend stärker gebräunt. Am Schluss wenige Blätter etwas feuchtrandig. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz. Aus der Bibliothek des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz (1574-1610), sein reliefgeprägtes Wappen sowie seine Devise zieren jeweils das Mittelfeld der Deckel „Regier mich her­ nach deinem Wort“.

1231 Marlorat, Augustin. In CL. psalmos Davidis et alio­ rum SS. prophetarum explicatio ecclesiastica, seu biblio­ theca expositionum in psalmos, ex probatis theologis coll­ ecta. 4 Bl., 510 S., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 36,5 x 24,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas stärker fleckig und berieben) mit 1 (statt 2) intak­ ten Messingschließe. Genf, Eustache Vignon und Jean Le Preux, 1585. 600 € Adams M 616. – Erster, bereits posthum erschienener Druck der Erläu­ terungen zum Buch der Psalmen durch den Genfer protestantischen Reformer Augustin Marlorat (1506-1562); eine zweite Auflage erschie­ nen ebenda im Folgejahr. Die schöne Druckermarke zeigt einen von zwei Wolkenarmen umfassten Anker mit Schlange über zwei Meerun­

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ geheuern. – Titel schwach angestaubt, durchgehend mit einem bzw. zwei kleinen unbedeutenden Wurmlöchern im weißen Seitenrand, mit vereinzelten Unterstreichungen. Wohlerhaltenes Exemplar des zwei­ spaltigen Drucks, der Titel mit dem zeitgenössischen Besitzvermerk eines biographisch nicht nachweisbaren Magisters der Theologie namens Christopherus Gigantus, der Vorderdeckel mit dessen Besitzerinitali­ en „M.C.G.“ sowie dem Bindejahr 1598, die Mittelplatten mit szeni­ scher Darstellung der Kreuzigung bzw. Auferstehung. – Beigebunden: Derselbe. Esaiae prophetia, cum catholica expositione ecclesiastica. 4 Bl., 556 S. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda, Henricus Ste­ phanus, 1564. - Adams B 1581. - Zweiter Druck der zuerst ebenda 1562 erschienenen Marlorat-Edition. Die schöne große Druckermarke ist motivisch dem Signet von Robert Stephanus entlehnt, beide zeigen einen Ölbaum mit eingepfropften Zweigen und dem Motto „Noli altum sape­ re“ (Denke nicht hoch hinaus). - Schlussblatt mit kleinem Loch im Satz­ spiegel (etwas Buchstabenverlust), Titel mit kleinem Tinteneintrag, am Schluss mit kleinem Feuchtigkeitsrand im unteren Bug, vereinzelte Unterstreichungen, sonst wohlerhalten. Abbildung Seite 144

1232 Marlorat, Augustin. In CL. psalmos Davidis et alio­ rum SS. prophetarum explicatio ecclesiastica, seu biblio­ theca expositionum in psalmos, ex probatis theologis coll­ ecta. 4 Bl., 510 S., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 38,5 x 23,5 cm. Modernes Halbleder mit blindgeprägtem RTitel. Genf, Eustache Vignon und Jean le Preux, 1585. 300 € Adams M 616. – Erste Ausgabe des Werkes mit Erläuterungen zum Buch der Psalmen durch den Genfer protestantischen Reformer Augustin Marlorat (1506-1562), das posthum erschien. Die schöne Druckermar­ ke zeigt einen von zwei Wolkenarmen umfassten Anker mit Schlange über zwei Meerungeheuern. – Titel leicht angeschmutzt und gering fingerfleckig sowie mit hs. Bleistift-Anmerkungen im Rand. Leicht gebräunt, im Rand teils gering wurmspurig und minimal fleckig.

1233 Moller, Heinrich. Enarrationis psalmorum Davidis. Novissima editio. 8 Bl., 1400 Sp., 11 Bl. Mit großer Titel­ vignette. 34 x 20 cm. Modernes Halbleder mit goldge­ prägtem RSchild. Genf, Petrus und Jacob Chovet, 1610. 300 € Spätere Ausgabe von Heinrich Mollers (auch Henricus Möller oder Henrich Müller; 1530-1589) Schrift über die David-Psalmen. Der evan­ gelische Theologe veröffentlichte erstmals 1573 Kommentare zu den Psalmen, 1591 erschien die erste Genfer Ausgabe (vgl. Jöcher IV, 1856). – Der Titel leicht knitterfaltig. Gering braunfleckig, vereinzelt etwas stärker. Die letzten Seiten etwas feuchtigkeitsrandig. Neu aufgebunde­ nes Exemplar.

1234 Musculus, Wolfgang. In sacrosanctum Davidis psalterium commentarij. 6 Bl., 1702 S., 1 w. Bl., 45 S. 34 x 19 cm. Pergament des 19. Jahrhunderts (etwas ange­ schmutzt, an den Gelenken mit kleinen Einrissen) mit goldgeprägtem RSchild. Basel, Johann Herwagen, 1551. 300 € 146

VD16 ZV 1677. Adams M 2010. Benzing, Luther, 1530. – Erste Aus­ gabe von Wolfgang Musculus’ (1497-1563) Kommentaren zum Psalter. Seine „Kommentare erlebten wie die ‚Loci‘ zahlreiche Auflagen. Aus­ züge aus dem Bibelwerk und andere Schriften wurden ins Englische, Französische, Deutsche und Holländische, die Dogmatik ins Englische und Französische übersetzt. Musculus’ Werke haben Generationen von reformierten Theologen mitgeprägt. Sein Psalmenkommentar fand Calvins Lob, seine exegetische Methode Richard Simons Anerkennung“ (NDB 18, 627f.). Zeitlebens veröffentlichte Wolfgang Musculus zehn Bibelkommentare, wobei die hier vorliegende Psalmen-Auseinanderset­ zung seine umfassendste und populärste Arbeit war. Bis 1600 folgten der Basler Erstausgabe sechs weitere Veröffentlichungen. – Zu Beginn leicht wurmstichig. Vereinzelt minimal fleckig, stellenweise leicht stär­ ker. Die letzten Seiten mit Feuchtigkeitsfleck im Rand sowie vereinzelt mit hs. Anmerkungen. Neu aufgebunden. Exlibris.

1235 Turrecremata, Johannes de. Expositio in Psalterium. CLXXVI num. Bl. 15,5 x 9,5 cm. Halbleder des 19. Jahrhunderts (etwas bestoßen, Rücken unter Verwendung alten Materials restauriert). O. O., Dr. u. J. (wohl Venedig, Filippo Pinza, um 1510). 600 € EDIT16 CNCE 34918. – Unfirmierter, vermutlich in Venedig bei Filip­ po Pinzi erschienener Druck der Auslegung des Buchs der Psalmen durch den einflussreichen spanischen Theologen Johannes de Turrecre­ mata (um 1388-1468), der in seinem Hauptwerk Summa de Ecclesia eine geschlossene Kirchenlehre vertrat, die dem Papst die absolute Ober­ hoheit über Konzile und Fürsten zusprach. – Titel recto, Schlussblatt verso und fl. Vorsatz mit gestrichenen Tinteneinträgen und Feder­ proben. Vereinzelte Flecken, stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern.

1236 Chirinos de Salazar, Fernando. Expositio in proverbia Salomonis. 2 Bände. 10 Bl., 1396 Sp., 31 Bl.; 12 Bl.; 1316 Sp., 53 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken auf dem Titel. Etwas späteres Leder (Rücken mit breitem Papierstreifen überklebt, stark berieben und stellenweise beschabt, Schnitt etwas tintenfleckig). Paris, o. Dr., 16191621. 220 € De Backer-Sommervogel II, 1149. – Dritte Ausgabe dieser Sprüche Salomos, verfasst von dem spanischen Jesuiten Fernando Chirinos de Salazar (1576-1646). – Gelegentlich etwas feuchtrandig. Stellenweise etwas stärker gebräunt, sonst nur leicht.

1237 Hellenbroek, Abraham. Het hooglied van Salomo. Teil I (von 2). 15 Bl., 1018 S. Mit Kupfertitel (in Pag.). 19,5 x 15 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt). Amster­ dam, u. a. Hendrik Burges, 1737. 120 € Vierte Ausgabe. Der niederländische reformierte Prediger Abraham Hellenbroek (1658-1731) gehörte der zweiten niederländischen Bewe­ gung der Reformation an. Zu seinen Hauptwerken gehört auch die Exe­ gese vom Hohelied Salomos, das er als Allegorie der Beziehung zwischen Jesus Christus und der Gemeinde deutet. – Ohne den zweiten Teil. Gering gebräunt. Innenspiegel mit Fehlstellen im Bezug.


________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments 1238 Puente, Luis de la. Expositio moralis et mystica in Canticum Canticorum. 2 Teile in 1 Band. 2 (von 10) Bl., 1446 Sp., 17 Bl.; 4 Bl., 593 S., 22 Bl. Mit Holzschnitt-Titel­ vignette. 34 x 20 cm. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, bekratzt und angestaubt, gering bestoßen, der Rückdeckel wurmstichig, eine Stehkante offen) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 ziselierten und monogrammierten („CB“) Messingschließen. Köln, Johan­ nes Kinckius, 1622. 380 € De Backer-Sommervogel VI, 1290, 7. VD17 1:058344F und VD17 1:058349U. – Erste deutsche Ausgabe, die im selben Jahr erschien wie die Pariser Erstausgabe. Verfasser der Auslegungen des Hohen Liedes war der spanische Jesuit Luis de la Puente (1554-1624), der nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu unter dem berühmten Theologen Francisco Suárez (1548-1617) studierte. Nachdem er als Novizenmeister tätig war, widmete er sich der Schriftstellerei. Aufgrund seiner demütigen Lebenseinstellung und den Bemühungen um Pestkranke wurde er von vielen verehrt, woraufhin der Heilige Stuhl ihn nach seinem Tod zum ehrwürdigen Diener Gottes erhob. – Ohne das Vorwort des ersten Bandes und den fliegenden Vorsatz (*3-10). Der Titel des ersten Teils mit größerem Randausriss (mit Textverlust). Stel­ lenweise mit leichten Randeinrissen. Durchgehend gebräunt und braunbzw. stockfleckig, teils etwas stärker. Der Anfang des ersten Teils etwas wurmstichig, zum Ende des zweiten Teils stärker. Der aufwendig blindgeprägte Schweinsledereinband zeigt in dem Mit­ telfeld des Vorderdeckels Christus, umrahmt von zahlreichen Fileten und ornamentalen Rollenstempeln. Auf dem Rückdeckel ist der ge­ kreuzigte Jesus inmitten von Engeln dargestellt.

1239 Theobald, Zacharias. Salomonis Kirchenbraut. Das ist: Gründtliche Erklärung deß Hohenlieds Salomonis ... Auch die alte Teutsche Biblische version mit deß Herrn Lutheri Seligen conjungirt. 148 S. 19 x 15,5 cm. Moder­ ner Pappband. Nürnberg, Simon Halbmayer, 1622. 150 € VD17 23:335699E. Nicht bei Graesse, Jöcher, Hoefer. – Einzige Aus­ gabe, verfasst von dem Geschichtschreiber und Theologen Zacharias Theobald (1584-1627). – Durchgehend mit verblasstem Feuchtigkeits­ schaden in der äußeren unteren Ecke. Am Schluss mit sehr kleinen Wurmspuren im unteren Rand.

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hübschem Romantiker-Einband. Mehrfach gestempeltes und ausge­ schiedenes Exemplar. Titel mit Stempel und kurzer hs., durchgestri­ chener Anmerkung. Mit montierter Katalogbeschreibung auf dem vorderen fliegenden Vorsatz. Das letzte Blatt leicht fingerfleckig. Gering gebräunt, teilweise mit nachgedunkelten Feuchtigkeitsflecken im äußeren Steg. Abbildung

1240 Williram von Ebersberg. In cantica Salomonis my­ stica explanatio, per Menradum Moltherum in lucem restituta. 8 nn. Bl., 87 num. Bl. (ohne d. le.). Mit breiter Holzschnitt-Titelbordüre und 2 Holzschnitt-Initialen. 14 x 9 cm. Halbleder um 1850 (etwas bestoßen und berie­ ben). (Hagenau, Wilhelm Seltz, 1528). 500 € VD16 B 3704. STC 104. Panzer VII, 101. Ebert 24009. – Erste Ausgabe des exegetischen Kommentars zum Hohelied mit auffallend schöner Druckanordung bei der zu jedem Vers eine ausführliche, kursiv gesetz­ te Erläuterung des Williram von Ebersberg (vor 1010-1085) hinzuge­ fügt wurde. Herausgeber des Buches war der Humanist und Reformator Menrad Molther (1505-1558). Sehr schöne figurative Holzschnitt-Ti­ tel­bordüre. – Es fehlt das letzte Blatt mit der Druckermarke (M8). In

1241 Lange, Joachim. Prophetisches Licht und Recht oder richtige und erbauliche Erklärung der Propheten. 2 Teile in 1 Band. 3 (von 4) Bl., 68, 617 S., 1 Bl.; 629 S., 5 Bl., 128 S. 34 x 21,5 cm. Pergament d. Z. (etwas stärker flec­ kig und angestaubt) mit hs. RTitel. Halle und Leipzig, Christian Peter Francken, 1738. 150 € VD18 10227679. Vgl. Hauck XI, 261f. – Zweite Ausgabe des umfang­ reichen Propheten-Kommentars des Francke-Schülers Joachim Lange (1670-1744). Der vorliegende Kommentar bildet einen Teil des umfas­ senden exegetischen Werkes, das Lange in sieben Teilen 1732 bis 1737 veröffentlichte. – Zu Beginn fehlt ein Blatt. Im Rand hin und wieder mit Feuchtigkeitsrändern, stellenweise leicht fleckig.

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ 1243 Rupert von Deutz. In XII. prophetas minores, com­ mentariorum libri XXXII. Ex veris primisque originali­ bus, iterum atque iterum recogniti, atque nunc tandem cum adnotationum ac scripturarum locis, fideliter pri­ mum excusi. 6 nn., CCXLII num. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke. 29 x 20 cm. Moderner Pappband. (Köln, Franz Birckmann), September 1527. 750 € VD16 B 3835. Adams R 935. STC 762. – Erster Druck der von dem einflussreichen Luthergegner Johannes Cochlaeus (1479-1552) heraus­ gegebenen Ausgabe von Ruperts Kommentaren zum Zwölfpropheten­ buch. Der mittelalterliche Exeget und Mystiker Rupert von Deutz (um 1070-1129) wirkte ab 1120 bis zu seinem Tod als Abt am Benediktiner­ kloster St. Heribert in Köln-Deutz. Seine Sprache gilt als „lebendig, bilderreich, oft voll Schwung und Poesie ... Zur geistigen Höhenlage des mittellateinischen 12. Jahrhunderts hat Rupert von Deutz überragend beigetragen. Er ist auf deutschen Boden Bahnbrecher und Meister der betenden mystischen Gotteswissenschaft ...“ (LThK IX, 16). Die zwei­ teilige Druckermarke Birckmanns zeigt im rechten Medaillon seine Initialen mit dem Motto „Fortuna cum blanditur tunc vel maxime metuenda est“ (Wenn Fortuna schmeichelt, ist sie am meisten zu fürch­ ten“) und im linken Medaillon das bekannte Tiersymbol Henne und Küken, das auf Birckmanns Haus- und Familiennamen in Köln verweist („in fetten Hennen“). – Titel etwas fleckig und angestaubt, im Seiten­ rand schmal hinterlegt sowie mit kleinem Wurmgang im weißen Rand. Erstes Blatt vom Register im unteren Rand angestückt (geringer Wort­ verlust) sowie ebenfalls mit kleinem Wurmgang im Rand. Stellenweise mit schmalem Feuchtigkeitsrand, am Schluss etwas breiter, die letzten vier Blatt mit hinterlegten Fehlstellen im Rand. Mit einigen wenig stören­ den Wurmlöchern (minimaler Buchstabenverlust), der Schluss wenig stärker betroffen. Abbildung

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1242 Palacio, Miguel de. Explanationes in duodecim prophetas minores, secundum literalem, anagocium, allego­ ricum et tropologicum sensum 8 Bl., 624 S. 6 Bl. Mit Titelholzschnitt. 29,5 x 20 cm. Flexibles Pergament d. Z. (etwas berieben, angeschmutzt und fleckig, ohne die bei­ den Bindebänder) mit hs. RTitel. Salamanca, Johannes und Andreas Renaut, 1593. 500 € Adams P 53. Bibelkommentare spanischer Autoren II, 160, 2. Jöcher III, 1185. – Einzige Ausgabe. Autor ist Miguel de Palacio, der in Granada und Salamanca studierte, wo er später selbst einen Lehrstuhl für Theo­ logie hatte. Er „war wegen seiner soliden Wissenschaft in der scholas­ tischen und exegetischen Theologie beliebt“ (Jöcher). – Titel mehrfach gestempelt und wie das folgende Blatt mit kleinem Eckabriss. Stellen­ weise etwas stärker gebräunt, leicht fleckig. – Nachgebunden: Derselbe. Enarrationes in epistolam b. Pauli apostoli ad hebraeos. 4 Bl., 268 S., 6 Bl. Mit Holzschnittvignette auf dem Titel. Ebenda 1590. - Adams P 57. Bibelkommentare spanischer Autoren II, 161, 4. Jöcher III, 1185. - Frühe Ausgabe. - Leicht gebräunt. Abbildung

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1244 Arcones, Andreas Lucas de. Isaiae prophetae elu­ cidatio literalis, mystica et moralis, exornata discursuum varietate. 2 Bände. 26 Bl., 423 S., 44 Bl.; 56 Bl., 578 S., 66 Bl. Mit 2 gestochenen Druckermarken auf dem Titel. 35 x 22,5 cm. Modernes Leinen. Lyon, L. Durand und Borde, Arnaud, Rigaud, 1642-1652. 150 € De Backer-Sommervogel I, 523, 3. Jöcher I, 511. – Erste Ausgabe. – Titel des ersten Bandes gestempelt, Titel des zweiten Bandes mit hs. Besitz­ vermerk und kleinem Einriss im oberen Rand. Beide Bände nahezu durchgehend feuchtrandig und etwas stärker gebräunt sowie braun­ fleckig.

1245 Brenz, Johannes. Esaias Propheta, commentarijs explicatus. 5 (von 6) Bl., 1103 S., 13 Bl. 29,5 x 19 cm. Geglättes Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (etwas beschabt und bekratzt sowie fleckig). Frankfurt, Peter Braubach, 1555. 500 € VD16 B 7776. IA 226. Köhler 286. – Zweite Ausgabe von Johannes Brenz‘ (1499-1570) schriftlicher Auslegung des Buches Jesaja. Dieser Kommentar bildete eine wichtige Grundlage für die Arbeit des Johan­ nes Calvin (1509-1564), der im Rahmen seiner Bibelexegese für jeden


________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments Teil der Bibel einen bestimmten lutherischen Kommentator auswählte, mit dem er sich auseinandersetzte. – Es fehlt das weiße Blatt zwischen den Vorworten. Durchgehend gebräunt und etwas feuchtfleckig. Titel etwas angeschmutzt, Titel und der vordere fliegende Vorsatz mit hs. Besitzvermerken. Durchgehend mit zeitgenössischen Anmerkungen und Unterstreichungen, teils mehr, teils weniger. Stellenweise gering wurm­ stichig, zu Beginn mit etwas stärkerem Wurmfraß (ohne Textverlust).

1246 Marlorat, Augustin. Prophetia Esaiae cum catholi­ ca expositione ecclesiastica. 4 Bl., 530 S., 13 Bl. Mit Holz­ schnitt-Porträt auf dem Titel. 34,5 x 21 cm. Modernes Halbleder (leicht berieben). Genf, E. le Preux, 1610. 350 € Hoefer XXXIII, 859. Vgl. Jöcher III, 190. – Dritte Ausgabe des exegeti­ schen Kommentars zum Buch Jesaja, verfasst von dem französischen Reformator Augustin Marlorat (1506-1562). Dieser studierte in Lausanne Theologie und war danach als Pfarrer in Crissier, Vevey und Paris tätig. Im Jahre 1560 wurde er als Pfarrer nach Rouen berufen und nahm 1561 als Repräsentant der französischen Protestanten am Kolloquium von Poissy teil, wo er Debatten gegen die römisch-katholischen Theologen der Sorbonne führte. Seine Kommentare und Auslegungen basieren meist auf früheren und zeitgenössischen Kommentatoren, bei der vorliegen­ den Ausgabe bezieht er sich u. a. auf Oecolampadius, Zwingli, Luther, Pellikan, Calvin, Musculus. – Leicht gebräunt und braunfleckig. Vor­ sätze erneuert. Aus der Bibliothek des evangelischen Theologen Nico­ laas Barkey (1709-1788), mit dessen hs. Besitzvermerk auf dem Titel.

1247 Vitringa, Campegius. Commentarius in librum prophetiarum Jesaiae. 2 Bände. 1 Bl., 20, 710 S.; 12, 958 (recte 960) S., 28 Bl. Mit 2 wdhl. gestochenen Drucker­ marken auf dem Titel und 1 doppelblattgroßem Textkup­ fer. 38 x 24,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, ange­ schmutzt und angestaubt). Leuwarden, Halma, 17141720. 350 € Brunet V, 1326. Graesse VI/2, 376. – Erste Ausgabe. „Ouvrage recher­ che“ (Brunet). Der angesehene Exeget Campegius Vitringa (1659-1722) war ein Anhänger des Johannes Coccejus. Bei seiner eigenen Auslegung der Periodenlehre korrigierte er Coccejus und verlegte die Lehre über das Tausendjährige Reich in die Zukunft. – Vortitel des zweiten Bandes gelöst. Beide Bände mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig. Innenspiegel mit Montierungsresten.

1248 Alphen, Hieronymus Simons van. Daniels IX hoofdstuk, en bysonder de LXX jaaren der Babylonische verwoestingen, en de LXX weeken bestemd ter aanbren­ ginge van het waare heyl, over Daniles Volk en Heylige Stad. 19 Bl., 30, 400 S., 19 Bl., 466 S., 12 Bl. Mit gestoche­ ner Druckermarke auf dem Titel. 19,5 x 15,5 cm. Amster­ dam, Jacob Borstius, 1716. 150 € e

Erste Ausgabe dieses Kommentars zum neunten Kapitel des Buches Daniel. – Bindung stärker geschwächt, vereinzelte Blätter lose. Im Rand leicht gebräunt.

1243

1249 Drexel, Jeremias. Daniel prophetarum princeps descriptus, et morali doctrina illustratus. 6 Bl., 319 S. Mit Kupfertitel (in Pag.). 11 x 5,5 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Antwerpen, Johann Cnobbar, 1651. 150 € De Backer-Sommervogel III, 201, 26. – Dritte Antwerpener Ausgabe der zuerst 1640 in München bei Cornelius Leysser erschienenen erbau­ lichen Auslegung des prophetischen Buchs Daniel. – Wohlerhalten.

1250 Geier, Martin. Prælectiones academicæ in Danielem prophetam, habitæ antehàc Lipsiæ. Editio tertia denuo revisa & emendata. 5 Bl., 1002 S., 13 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Druckermarke und gestochenem Portrait-Frontispiz. 20 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, mit hs. RTitel). Leipzig, Erben Fried­ rich Lanckisch, 1702. 300 € 149


Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ VD18 10442197. – Zweite Ausgabe der zuerst 1684 ebenda mit Fleischer als Sozius erschienenen Vorlesungen über das prophetische Buch Dani­ el, die vermutlich auf die akademische Lehrzeit Geiers an der Universi­ tät Leipzig zurückgehen und erst posthum zum Druck befördert wur­ den. Martin Geier (1614-1680) war u. a. 1646 Taufpate von Gottfried Wilhelm Leibniz und ist neben seiner Bibelexegese auch als Lieddich­ ter und erfolgreicher Erbauungsschriftsteller in Erscheinung getreten. Das Portrait zeigt ihn an einem Tisch stehend mit dem Buch Daniel in der Hand. In den barocken Schmuckrahmen sind vier auf das Buch bezogene Emblemata integriert, jeweils unter Angabe des entsprechen­ den Bibelverses: „ABSTINENDO“ (Durch Enthaltung), „ORANDO“ (Durch Beten), „SUSTINENDO“ (Durch Aushalten) und „TRIUM­ PHANS“ (Triumphierend). – Das Doppelblatt mit Portrait und Titel lose, etwas fleckig, mit kleiner Wurmspur und Tintensignatur. Insge­ samt etwas gebräunt oder braunfleckig, fl. Vorsatz mit Blattausschnitt im Bug und altem Kaufeintrag aus der Versteigerung der Bibliothek eines Archidiakons namens Götz vom 5. September 1808. – Beigebun­ den: Sebastian Schmidt. In librum Salomonis regis, hebr. Koheleth, Graec. & Latin. Ecclesiastes dictum, commentarius. 8 Bl., 411 S., 10 Bl. (l. w.). Titel in Schwarz und Rot. Mit Holzschnitt-Druckermarke. Straß­ burg, Johannes Friedrich Spoor, 1691. - VD17 1:058126X. - Erste Aus­ gabe des Kommentars zum alttestamentarischen Weisheitsbuch des Straßburger lutherischen Theologen und Hebraisten Sebastian Schmidt (1617-1696), hier in einem Exemplar vor der Vergabe des nachträglich aufgebrachtem Druckprivilegs auf dem Titel (vgl. VD17 12:121356Q).

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Eine Titelauflage erschien 1704 ebenda bei Dulssecker. - Etwas gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. - Derselbe. Annotationes in libellum Ruth. 1 Bl., 90 S., 2 B. Mit gestochener Titelvignette. Straßburg, Johann Reinhold Dulssecker, 1696. - VD17 12:121338S. - Erste Aus­ gabe. - Am Schluss mit verblasstem Feuchtigkeitsrand, Schlussblatt lose. Abbildung

1251 Jonas, Justus. Das sibende Capitel Danielis, von des Türcken Gottes lesterung und schrecklicher mörde­ rey, mit unterricht. 24 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordü­ re. 19 x 14,5 cm. Heftstreifen des 19. Jahrhunderts (ohne Einband). (Nürnberg, J. Stuchs) 1530. 600 € VD16 J 896. Göllner III, 336. – Dritter von vier erschienenen Drucken der eschatologischen Schrift, eine Gemeinschaftsarbeit von Justus Jonas (1493-1555) mit Melanchthon, die unter dem Eindruck der ersten Tür­ kenbelagerung von Wien entstand und Luthers Offenbarungsglauben aus seiner Auslegung des Buches Daniel ausführt. Luther hatte die dort erwähnten vier schrecklichen „Bestien“ als die vier aufeinander folgen­ den Weltreiche der Assyrer, Perser, Griechen und Römer gedeutet und daraus gefolgert, dass die Türken keine neue Weltmacht werden können, sondern allenfalls Totengräber des bestehenden Römischen Reiches deutscher Nation, womit dann das Jüngste Gericht dann anbrechen 1251

150


________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments

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werde. „Der Zusammenbruch der vierten Monarchie, die Hinweise Daniels und Ezechiels bilden für Melanchthon/Jonas einen eschatologi­ schen Komplex, der in seiner Gesamtheit, verbunden mit den militä­ rischen Erfolgen der Türken, das nahe bevorstehende Weltende verkün­ det“ (Göllner II, 336). – Die erste Lage mit teils ausführlicheren zeitgenössischen Annotationen. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

1252 Joye, George. The exposycion of Daniel the pro­ phete, gathered out of Philip Melancthon, Iohan Ecolam­ padius, Chonrade Pellicane, & out of Iohan Draconite &c. By George Ioye. A prophecye diligentely to be noted of al emperoures & kinges, in these laste dayes. 488 nn. Bl. Mit vierteiliger Holzschnitt-TBordüre und einigen 6-zeiligen Criblé-Initialen. 14 x 9,5 cm. Leder des 19. Jahrhunderts (Gelenke restauriert, Rücken unterlegt, gering berieben) mit etwas RVergoldung, Deckel mit Blindprägung und kleinen goldgeprägten Eckfleurons sowie dreiseitigem Goldschnitt. (London, Thomas Raynalde, 1550. 1.000 € STC 14825. Early English books 64, 17. Nicht bei Adams. – Erste in England erschienene Ausgabe des Daniel-Kommentars nach Philipp Melanchthon (1497-1560) von dem bedeutenden britischen Theologen und Bibelübersetzer George Joye (auch Joy oder Jaye; 1495-1553), der für die Erstübertragung einiger alttestamentarischer biblischer Bücher ins Englische verantwortlich zeichnete. Die erste Ausgabe war mit dem

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fingierten Druckvermerk „Emprinted at Geneue“ 1545 erschienen. Tatsächlich erschien das Werk in der Offizin der Nachfolger des A. Goinus in Antwerpen im Auguste 1545. Der Druckvermerk des vorlie­ genden Londoner Drucks lautet: „In Paules Church yearde, at the signe of the Starre, by Thomas Raynalde MDL“. – Kleiner Braunfleck auf dem Titel, die letzten Lagen mit unschönem Braunfleck durch Feuchtigkeit von oben, sonst kaum fleckig. Sehr selten. Abbildung

1253 Lapide, Cornelius C. à. Commentaria in Danielem Prophetam. Teil IV (von 4). 1 Bl., S. 1255-1414, 2 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette, blattgroßem Textkupfer und Textholzschnitt mit Vanitassymbol. 33 x 21 cm. Halb­ leinen d. 19. Jh. (Rücken und Vorderdeckel berieben und mit Fehlstellen). Antwerpen, Jacob Meursius, 1663. 250 € Spätere Ausgabe des vierten Teil von Cornelius à Lapides (1567-1637) exegetischer Auslegung zu den prophetischen Schriften Daniels. Der ganzseitige Textkupferstich zeigt Daniel in der Löwengrube, von einem kreisrunden Nimbus erleuchtet. Während sich zu seinen Füßen zwei

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Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________

1254

Löwen ehrfürchtig ducken, wandeln auf den Wolken die Wesen aus Daniels Vision von den vier Tieren und dem Menschensohn. – Titel recto im Bug hinterlegt. Gleichmäßig leicht gebräunt, stellenweise in der unteren Ecke mit Feuchtigkeitsschaden, leicht braunfleckig. Abbildung Seite 151

1254 Luther, Martin. Offenbarung des Endchrists aus dem Propheten Daniel wydder Catharinum. 101 nn. Bl. Mit breiter, figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 19 x 13,5 cm. Pappband um 1900 (minimal berieben und bestoßen). Wittenberg, (Lukas Cranach und Christian Döring), 1524. 800 € VD16 L 3711. Benzing 884. – Vierte deutsche Ausgabe, die als einzige in Wittenberg erschien und von Paulus Speratus (1484-1551) übersetzt wurde. Bemerkenswert ist die breite Holzschnitt-Titelbordüre von Lucas Cranach d. Ä., die auch Verwendung bei dem Druck „An die Radherrn aller stedte deutsches lands“ fand, das im gleichen Jahr ebenfalls bei Cranach und Döring veröffentlicht wurde (Kocher-Benzig 185). Die „Offenbarung des Endchrists“ war Martin Luthers (1483-1546) Reaktion auf eine Schrift des italienischen Dominikaner Ambrosius Catharinus, der in einer Schrift Papsttum, Ablass und Fegefeuer verteidigt hatte und sich gegen die lutherische Ketzerei wandte. Luthers Antwort kon­

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zentriert sich auf die Unterschiede zwischen Kirche und Papsttum. Gegen die Begründung, dass das Papsttum in der Bibel begründet sei, antwortet er, dass in der Bibel in der Tat sehr häufig vom Papst die Rede und zwar stets in der Form des Antichrists sei. Dieses sowohl streng logisch wie exegetisch zu beweisen, ist das Hauptthema der Schrift. – Mit hs. Besitzvermerken auf dem Titel. Leicht gebräunt, stellenweise etwas fingerfleckig und angeschmutzt. Modernes Exlibris. Abbildung

1255 Mandel, Christoph. Rechnung der lxx. wochen Danielis: sampt zwayen Vermuetungen von dem Ende der Welt, auß der hailigen Geschrifft und warhafftigen His­ torien. 29 nn. Bl. (o. d. l. w.). Mit blattgroßem Wappenholz­ schnitt. 18 x 14,5 cm. Pappband d. 18. Jahrhunderts (fleckig und berieben, VDeckel mit Bibliotheksschildchen des 19. Jahrhunderts). Dillingen, Sebald Mayer, 1552. 240 € VD16 M 542. Kuczynski 1880. Bucher, Dillingen 18. – Einzige Ausga­ be der Schrift des aus dem ungarischen Ofen stammenden Hebraisten Christoph Mandel (wirkte zwischen den Jahren 1534 und 1567), laut einem hs. Zusatz auf dem Titel „ein getaufter Jud“, worin er den theo­ logischen Nachweis erbringt, dass Jesus der dem Volk Israel verheißene


________________________________________________________________________ Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments Messias sei. Im Anhang mit einem Kapitel über das Ende der Welt, das nach den biblischen Aussagen auf das Jahr 1698 berechnet wird. Die gedruckte Widmung gilt dem Humanisten, bedeutenden Orientalisten und Kabbalisten Johann Albrecht Widmannstetter (1506-1557). – Ti­ tel mit hs. Zusatz, mit kleiner Wurmspur im unteren Seitenrand, im oberen Seitenrand etwas beschnitten (minimaler Verlust der Bordüre des Wappenholzschnitts). Etwas stockfleckig und mit Feuchtigkeits­ rändern, die letzten 14 Blatt im Seitenrand und teils auch im Bug hinter­ legt.

1256 Perera, Benet. Commentariorum in Danielem pro­ phetam libri sexdecim. 13 Bl., 495 S., 8 Bl. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 33 x 23 cm. Halbpergament d. 18 Jh. (oberes Kapital etwas lädiert, Rücken leicht wurmstichig, etwas angeschmutzt und berieben, leicht bestoßen) mit hs. RTitel. Rom, Georg Ferrarius, 1587. 450 € Edit 16 CNCE 34197. STC 101. Vgl. Adams 661. De Backer-Sommer­ vogel 500. – Erste Ausgabe des Bibelkommentars von dem spanischen Jesuiten und Theologen Benet Perera(auch Pereyra, Benedict Pereira, Benet Pererius; 1536-1610). Während sein philosophischer Text „De communibus omnium rerum naturalium principiis et affectionibus libri quindecim“ als sein Hauptwerk gilt, sticht die vorliegende Schrift als besonders strukturiert und weniger diffuse Arbeit hervor. – Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerken. Leicht gebräunt und braun­ fleckig, stellenweise etwas stärker. Bindung stellenweise geschwächt.

1257 Perera, Benet. Commentariorum in Danielem pro­ phetam libri sexdecim. Adjecti sunt quator indices etc. Opus recèns summo studio recognitum, & ad marginem plurimis auctorum locis, qui in priori editione desidera­ bantur, locupletatum. 24 Bl. (l. w.), 954 (recte: 950) S., 25 Bl. (l. w.). Titel in Schwarz und Rot. 16,5 x 10,5 cm. Flexib­ ler Pergamentband d. Z. (vom Block gelöst, Rückdeckel mit schwarzen Farbspuren, mit hs. altem und neuerem RTitel). Lyon, Horatius Cardon, 1602. 180 € Noch zu Lebzeiten erschienene Ausgabe des zuerst 1587 in Rom zum Druck beförderten Kommentars zum apokalyptischen Buch Daniel, verfasst von dem spanischen Jesuitenpater Benedict Pereira (1536-1610). – Stellenweise etwas gebräunt oder braunfleckig, Innenspiegel mit Schildchen einer Jesuitenbibliothek. Titel mit Tinteneintrag.

1258 Schöder, Johann. Daniel Reseratus, Das ist: Auß­ führliche und in Gottes Wort wolgegründete Erklärung über den gantzen Propheten Danielem [und:] Derselbe. Dasselbe. Das ist: Außführliche und wolgegründete Er­ klärung über das zwölffte und letzte Kapitel Danielis. 2 Werke in 1 Band. 10 Bl., 626 S., 25 Bl.; 4 Bl., 908 S., 11 Bl. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und angestaubt, am oberen Gelenk eingerissen, gebrochen, Deckel gewor­ fen) mit hs. RTitel. Giessen, Jacob Gottfried Seyler, 1673. 800 €

VD17 4620:716478E. VD17 4620:716479N. Jöchers IV, 354 f. – Selte­ ne Ausgabe der Predigtsammlung des lutheranischen Theologen Johann Schröders (1572-1621) über das Buch des Propheten Daniel. Schröders hinterlassene lateinische und deutsche Schriften zeigen, dass er sich lebhaft für dogmatische Theologie und für praktisch-kirchliche Ange­ legenheiten interessierte. Dabei bewegt sich die Thematik der Werke oft zwischen Lutheranern und Calvinisten, die zur damaligen Zeit die Streitfragen über die Person Christi, die Gnadenwahl, die Sacramente abhandelten (ADB XXXII, 1891). – Innengelenke und Vorsätze alt erneuert. Titel fleckig und mit kleinen Randläsuren, mit Besitzvermerk und kleinem hinterlegten Ausriss mit etwas Textverlust. Vereinzelt minimal geknickt an dem Ecken und leichte ältere Feuchtigkeitsränder. Insgesamt etwas, hier und da auch etwas stärker gebräunt. Sonst in einem wohlerhaltenen Zustand.

1259 Walther, Michael. Richtige und nothdürfftige Er­ läuterung desz hocherleuchten Propheten Daniels in CXI­ II Predigten angestellet [und:] Richtige und nothdürfftige Erläuterung der letzten 6. Cap. deß hocherleuteten Pro­ pheten Daniels in LXV. Predigten angestellet. 2 Teile in 1 Band. 84 S., 918 S.; 4 (le. w.) Bl., 328, 592, 360 S., 3 Bl. 20,5 x 15,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker angestaubt, etwas gebräunt, stellenweise mit Fehl­ stellen im Bezug, minimal wurmstichig) über Holzdec­ keln 2 Messingschließen. Ulm, Johann Görlin, 1645. 280 € VD17 39:128165H und 39:128173Z (nur der zweite Teil). Nicht bei Jöcher. – Zweite Ausgabe. „Walter gehörte zu jenen älteren protestanti­ schen Bibelforschern, die im Geiste des lutherischen Orthodoxismus, aber mit gründlicher Gelehrsamkeit die kritischen Fragen behandelten“ (ADB XLI, 119f.). – Titel des ersten Teils sowie die folgenden Blätter im unteren Rand mit Wurmspuren. Leicht gebräunt.

1260 Guevara, Antonio de. In Habacuc prophetae Vati­ cinium commentaria abolutissima et ecphrasis. 14 Bl., 503 S., 32 Bl. (Index). 19,5 x 15 cm. Moderner Pappband mit RSchild. Antwerpen, Caspar Beller, 1609. 300 € Nicht bei Graesse, Ebert und Brunet. – Antwerpener Druck des um­ fassenden exegetischen Kommentars zum Buch Habakuk, das als Teil des Zwölfprophetenbuchs im Tanach überliefert ist. Die drei Bücher, die in Form eines Zwiegesprächs zwischen Gott und dem Propheten erzählt werden, behandeln Habakuks Klage gegen Gott über Gewalt und Unrecht in der Welt, seine Weherufe gegen Habsüchtige und Ge­ waltherrscher sowie einen Bußpsalm. Antonio de Guevaras (1480-1545) historische und moralische Schriften sind häufig mit erfundenen und phantasievollen Darstellungen ausgeschmückt, trotz oder gerade deswe­ gen er einigen Einfluss u. a. auf Grimmelshausen und Michel de Mon­ taigne ausübte. Am Schluss mit dem Druckvermerk von Christoph Mang, in dessen Augsburger Offizin bereits 1603 eine Ausgabe des Textes erschien. – Wohlerhalten.

1261 Biermannus, Johannes. De Profezie van Zacharia, naeuwkeurig ontleed. De derde druk. 22 Bl., 720 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Titelvignette. 19 x 153


Kommentare zu einzelnen Büchern des Alten Testaments _______________________________________________________________________ 1262 Jungius, Johannes Ernestus. De Verborgentheit der laatste Tyden die aanstaande Zyn, geopent, in eene volgens den betoogtrant der Wiskundigen ingerigte Ver­ klaaring van de twee eerste Verssen van het XIVde hoofd­ stuk van den Propheet Zacharias. Tweede Druk. 7 Bl., 72, 953 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Titel­ vignette und Textkupfer. 18,5 x 14,5 cm. Moderner Halb­ lederband mit goldgeprägtem RTitel. Zutphen, Amelis Johan van Hoorn, 1750. 150 € Zweite Ausgabe der umfangreichen Abhandlung des Leidener Theolo­ gen Johannes Ernestus Jungius (1714-1775). – Titel gebräunt und im Seitenrand etwas knapp beschnitten.

1263 Oekolampad, Johannes. Der prophet Maleachi durch jn im latein beschriben, mit fleyß verdeutscht durch Ludwig Hätzer. 52 Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordü­ re und Druckermarke am Schluss. 19,5 x 14,5 cm. Moder­ ner Pergamentband. (Basel, Thomas Wolff), 1526. 750 €

1263

14,5 cm. Moderner Halbpergamentband. Utrecht, Willem und Jakob van Poolsum, 1715. 150 € Dritte Auflage seiner Auslegung der Prophezeiung Sacharjas aus dem Zwölfprophetenbuch. Johannes Biermannus (1675-1721) wirkte als Prediger in Middelburg. – Zahlreiche Lagen anfangs und am Schluss im Rand unfachmännisch hinterlegt, zahlreiche weitere Lagen mit Feuch­ tigkeitsrand, anfangs mit kleinem Wurmgang im Bug.

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VD16 B 4002. – Wohl die erste von zwei Varianten, die bei Thomas Wolff in Leipzig erschien und noch die Druckermarke mit Impressum auf dem Schlussblatt verso trägt; das entsprechende Blatt der Variante ist dort vakat (vgl. VD16 ZV 22434). Weitere Ausgaben erschienen in Augsburg und Leipzig. Johannes Oekolampads (1482-1531) Auslegung wird eingeleitet durch eine dreiseitige Vorrede des Übersetzers, dem täuferisch-spiritualistischen Radikalreformer Ludwig Hätzer (vor 15001529). Dessen gemeinsam mit Hans Denck angefertigte Übersetzung der alttestamentlichen Prophetenbücher erschien im Frühjahr 1527 in Worms; der vorliegende deutsche Text fand sicher Eingang in die Aus­ gabe. Die sogenannten Wormser Propheten bildeten die erste protestan­ tische Übersetzung der Propheten und erschienen noch vor den Pro­ phetenübersetzungen Zwinglis und Luthers, beide haben sich in ihren Arbeiten wohl auf Hätzer und Denck gestützt. Hätzer fand ein tragi­ sches Ende und wurde wegen Bigamie und Unzucht durch das Schwert hingerichtet. – Etwas stock- und braunfleckig, stellenweise mit schma­ len Feuchtigkeitsrändern, Titel auch mit Tintenspritzer und Spuren eines alten Griffregisters. Blatt Hi mit angestückter Ecke (ohne Text­ verlust), Blatt E iv mit kleinem hinterlegtem Loch im weißen Seitenrand, Blätter Liii bis Mii mit kleiner, mit Japanpapier verstärkter Textstelle im Satzspiegel, Blatt Mii dort auch mit kleinem Loch (verso mit etwas Buchstabenverlust). Mit einigen Unterstreichungen und wenigen Mar­ ginalien. Abbildung


__________________________________________________________________________________________________________________________________

Kommentare zum Neuen Testament 1264 Alexandre, Noel. Expositio litteralis et moralis sancti evangelii Jesu Christi. Editio novissima. 6 Bl., 1464 Sp., 13 Bl. Mit 1 gestochenen Kopfvignette. 36,5 x 23 cm. Etwas späteres Pergament (etwas angestaubt, leicht berie­ ben und fleckig). Limburg, Lambert Bertus, 1721. 120 € DG 3.2258 – Spätere Ausgabe. Autor ist der französische Theologe, Religionshistoriker und Dominikaner Noel Alexandre/Natalis Alexan­ der (1639-1724), der in Paris lehrte. – Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz gestempelt. Vorsätze erneuert.

1265 Alexandre, Noel. Expositio litteralis et moralis sancti evangelii Jesu Christi secundum quatuor evangeli­ stas. 3 Bände. 14 Bl., 360 S., 6 Bl.; 479 S., 8 Bl.; 2 Bl., 728 S., 12 Bl. Mit 3 wdhl. gestochenen Druckermarken auf dem Titel, gestochenem Portraitfrontispiz und gestochenem Wappen. 22,5 x 17 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, mit zwei kleinen Fehlstellen im Bezug, Rücken leicht ange­ staubt) mit goldgeprägtem RTitel. Paris und Neapel, Va­ leriana, 1741-1743. 220 € Vgl Graesse I, 71. – Späte Ausgabe. – Oftmals etwas gebräunt, braunund stockfleckig. Band eins im oberen Rand stellenweise mit Feuchtig­ keitsrändern.

1266 Alexandre, Noel. Expositio litteralis et moralis Sanctorum Evangeliorum Jesu Christi secundum Matt­ haeum, Marcum, Lucam, et Johannem [und:] Commen­ tarius litteralis et moralis in omnes epistolas sancti Pauli Apostoli [und:] Praecepta et regulae ad praedicatores. 5 Teile in 2 Bänden. 37,5 x 21 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berieben und beschabt, leicht bestoßen) mit 2 goldgepräg­ ten RSchildern. Paris, Tommaso Bettinelli, 1768-1777. 250 € Vgl. Graesse I, 71. – Kommentar zum Neuen Testament, verfasst von Noel Alexandre/Natalis Alexander (1639-1724), einem französischen Theologen, Religionshistoriker und Dominikaner, der in Paris lehrte. – Etwas braun- und stockfleckig, leicht gebräunt. Im zweiten Band zwei Blätter gelöst, der erste Band in der unteren Ecke ab der Hälfte mit sehr kleiner Stauchung.

1267 Aretius, Benedictus. Commentarii in quatuor sanctos evangelistas. Editio altera, priore longe emendatior, utilißimisque ad marginem notis illustrata. 10 Bl., 572 S. Mit Portrait-Holzschnitt. 32 x 21 cm. Moderner struktur­ geprägter Leinenband. (Morges oder Genf), Jean Le Preux, 1596. 450 € Adams A 1591. – Posthumer Druck seines Evangelienkommentars. Der Berner Theologe und Botaniker Benedictus Aretius (1522-1574) trat

1267

„als einer der ersten Reformierten in seinem enzyklopädischen Haupt­ werk (Theologiae problemata, Genf 1573) für die Herstellung des kirch­ lichen Friedens mit den Lutheranern ein, und zwar auf Grund der Über­ einstimmung in den heilsnotwendigen Glaubensartikeln, während er an der Verschiedenheit der Riten festhielt. Aretius veröffentlichte auch Kommentare zum Alten und Neuen Testament und zu Pindar, ferner astronomische, botanische und medizinische Schriften“ (NDB I, 349). – Titel mit diagonaler hinterlegter Knickspur, insgesamt etwas fleckig und mit kleinen Feuchtigkeitsrändern. Blatt ci mit kleinem Loch im weißen Seitenrand durch Tintenfraß, Blatt Ooiii verso mit unschönen Tinten- und Schmutzflecken, Blatt Ttiii mit kleinem Loch und zwei Braunflecken, Blatt Zzii mit tieferem Einriss, vereinzelte Unterstreichun­ gen und Marginalien. – Beigebunden: Derselbe. Commentarii in sac­ ram actuum apostolicorum historiam, facili & perspicua methodo con­ scripti. 6 nn., 117 num., 1 w. Bl. Mit Holzschnitt-Portrait. Ebenda 1590. - Vgl. Adams A 1597. - Posthumer Druck seiner Exegese der Apostel­

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ Vorliegende Ausgabe wird allgemein sowohl in den o. g. Bibliographien wie in Bibliotheken keinem Drucker eindeutig zugeordnet (vgl. etwa Berliner Staatsbibliothek „Genf, Henri Estienne II ?“), die Druckermarke führt uns allerdings auf Petrus & Jacobus Chovet. Sie zeigt das Motto auf einem Schriftband „Vide benignitatem ac severitatem dei“. – Titel etwas gebräunt und mit hs. Besitzvermerken, verso überstempeltem Vermerk (Durchschlag). Papierbedingt leicht gebräunt, stellenweise etwas stärker. Teils etwas braun- bzw. stockfleckig, das letzte Blatt etwas angeschmutzt.

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geschichte des Lukas. Beide Ausgaben erschienen in der kleinen Offi­ zin des aufständischen Hugenotten Johannes Le Preux (getauft 1574) im schweizerischen Morges, neben Bern seinem zweiten Wirkungsort. Wegen des Handels mit Schmähschriften gegen die katholische Kirche auf der Messe in Zurzach wurde Le Preux an den Pranger gestellt, ausge­ peitscht und verbannt. - Etwas fleckig und mit kleinen Feuchtigkeits­ rändern.

1270 Beza, Theodor von. Annotationes maiores in no­ vum DN. nostri Iesu Christi Testamentum. In duas distinc­ tae partes, quarum prior explicationem in quatuor Evan­ gelistas et acta Apostolorum. Posterior vero in epistolas et Apocalypsin continet. Nova autem haec editio multo cor­ rectior et emendatior priore, nunc primùm hac minore forma ... in lucem prodit. 2 Teile in 1 Band. 570 S., 18 Bl.; 648 S., 25 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 18,5 x 12 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. O. O. u. Dr. 1594. 180 € Nicht bei Graesse und Brunet. – Zweispaltiger Druck der Exegese zum Neuen Testament des Calvin-Mitstreiters Theodor von Beza (15191605). Behandelt in Teil I die vier Evangelien und die Acta Apostolorum und in Teil II die Paulusbriefe, die Katholischen Briefe und die Offen­ barung. – Titel mit Mittelknickfalte. Mit verblasstem Feuchtigkeitsrand.

Abbildung Seite 155

1268 Bengel, Ernst. Erklärende Umschreibung der sie­ ben sogenannten kanonischen Briefe der heiligen Apostel Jakobus, Petrus, Johannes und Judas, und der Offenbah­ rung Johannis, nach Anleitung des Bengelischen Gnomon. 558 S., 1 Bl. (Errata). 19 x 11,5 cm. Halbleder d. Z. (berie­ ben und etwas beschabt). Tübingen, Ludwig Friedrich Fues, 1788. 120 € Erste Ausgabe der Erläuterungsschrift vom Sohn des bedeutenden Pietisten Johann Albrecht Bengel (1687-1752). – Erste Blatt durch Feuch­ tigkeitseinwirkung schwach gewellt, Vorsatz mit Feuchtigkeitsrand. Sonst wohlerhalten.

1269 Beza, Theodor von. Annotationes maiores in No­ vum Domini Nostri Iesu Christi Testamentum. Nova autem haec editio. 2 Teile in 1 Band. 570 S., 1 w. Bl.; 648 S. Mit Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und Falttabelle. 20 x 12 cm. Modernes Kalbsleder (leicht berie­ ben, gering fleckig), die alten, teils lädierten Deckelbezü­ ge aufmontiert. O. O. und Dr. (d. i. Genf, Jacob und Petrus Chovet), 1594. 300 € Adams B 896. Moeckli 139. IA 118.855. – Zweispaltiger Druck der Exegese des Neuen Testaments von dem Calvin-Mitstreiters Theodor von Beza (1519-1605). Darin behandelt dieser im ersten Teil die vier Evangelien und die Acta Apostolorum, im zweiten Teil die Paulusbrie­ fe, die Katholischen Briefe und die Apokalypse.

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1271 Broickwy von Königstein, Antonius. Eruditissima­ rum in quatuor evangelia enarrationum ... Opus precla­ rum. 8 nn., CCCXVIII num. Bl. Mit breiter figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 32,5 x 20 cm. Modernes Halb­ pergament. Köln, Peter Quentel, 1539. 350 € VD16 B 8367. Adams B 2891. STC 154. – Erste Ausgabe mit der zeit­ gleich unter dem selben Titel ebenfalls bei Quentel in Köln auch eine zweibändige Ausgabe erschien. – Titel in der äußeren unteren Ecke mit Abriss (mit Darstellungsverlust, ergänzend angesetzt), mit Feuchtig­ keitsrand, Griffregister und verso mehrfach gestempelt. Stellenweise mit Randanmerkungen. Am Schluss im unteren Rand mit Feuchtigkeits­ schaden und leicht wurmstichig. – Dabei: Dasselbe. 7 (von 8, ohne den Titel) nn., CCCXVIII num. Bl. 32 x 20 cm. Leder d. 18. Jh. (stark berieben und beschabt). Ebenda 1539. - Es fehlt der Titel. Leicht ge­ bräunt.

1272 Broickwy von Königstein, Antonius. Postillae seu enarrationes, in lectiones epistolarum & evangeliorum. 4 nn., CCCXXV num- Bl. (ohne das le. w. Bl.). Mit Holz­ schnitt-Titelbordüre. 14,5 x 10 cm. Pergament um 1600 (stärker gebräunt und angeschmutzt, gewellt, Vorderdec­ kel in der oberen Ecke mit Fehlstelle, ohne die vier Binde­ bänder). Köln, Peter Quentel, 1531. 280 € VD 16 B 8373. Adams B 2894. STC 154. Panzer XI, 402, 611.IA 125.256. – Zweite Ausgabe. Autor ist der Franziskaner Antonius Broickwy von Königstein (um 1470 - 1541), ein Kontroversprediger, der ab 1529 Guar­


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament dian seines Ordens in Brühl war, ab 1532 in Koblenz und 1539 in seiner Vaterstadt Nijmegen. – Es fehlt das letzte weiße Blatt. Titel mit gestri­ chenem Besitzvermerk, die Bordüre ganz leicht ankoloriert. Zu Beginn und am Schluss etwas angeschmutzt. Stellenweise etwas feuchtrandig, gelegentlich leicht braunfleckig. Der vordere fliegende Vorsatz verso mit hs. Anmerkungen von alter Hand.

1273 Buchinger, Michael. Postilla oder Außlegung der sontäglichen Evangelien. 4 Teile in 1 Band. 6 nn., 124 num., 2 (le. w.) nn. Bl.; 177 num. Bl.; 4 nn., 35 num., 1 w. Bl.; 88 Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken, 2 ganzseiti­ gen Holzschnitten sowie 80 Textholzschnitten. 30,5 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas ange­ schmutzt, leicht fleckig und berieben, Rückdeckel mit kleiner ergänzter Fehlstelle im Bezug, 3 hs. Rückenschil­ der) über Holzdeckeln mit jeweils 4 kleinen Messingbuc­ keln auf den Deckeln und 2 intakten Messingschließen. Mainz, F. Behem, 1572. 450 € VD16 B 9001. NDB II, 702f. – Zweite Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1570 ebenfalls bei Behem in Mainz. Michael Buchinger (1520-1571) „ist unkritisch, eher rhetorisch, appelliert mehr an das Herz als an den Verstand. Auch seine Predigten sind apologetisch. Die Meinung, er gehöre zu den Theologen, die zwischen den Konfessionen vermitteln wollten, ist irrig; er ist streng katholisch“ (NDB). – Titel mit montier­ tem Schildchen und darunter hervortretendem Feuchtigkeitsrand. Häufiger mit Textunterstreichungen. Etwas gebräunt, leicht fleckig. Mit gestochenem Exlibris „Si deus pro nobis quis contra nos ... 1578“. Abbildung

1274 Calvin, Johannes. In novum testamentum com­ mentarii ad editionem Amstelodamensem. Mischausgabe. Hrsg. von August Tholuck. 7 Bände. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 20,5 x 12 cm. Halbleder d. Z. (Rücken etwas berieben und stellenweise beschabt, sonst leicht berieben und bestoßen, Vorderdeckel mit montiertem Bibliotheksschild) mit goldgeprägtem RTitel. Berlin, Thome und Eichler, 1833-1838. 90 € Die Bände eins und zwei in zweiter, die Bände drei bis sieben in erster Ausgabe. – Titel und Innenspiegel gestempelt, sonst wohlerhalten.

1275 Crell, Johann. Opera omnia exegetica. Sive eius in plerosque novi testamenti libros commentarii. Maximam partem hactenus inediti. In duos tomos distincti. 10 (statt 11) Bl., 621 S.; 327 S., 26 Bl. 31 x 19,5 cm. Moderner mar­ morierter Halbleinenband mit RSchild. „Eleutheropolis“ (d. i. Amsterdam), Irenicus Philalethius, 1656. 250 € Vgl. ADB IV, 586. – Unter fingiertem Impressum erschienene Werk­ ausgabe seiner exegetischen Schriften, die in mehreren Bänden erschien und hier in zwei Teilen Crells Auslegung des Matthäusevangeliums sowie der Paulusbriefe enthält. Der sozianische polnisch-deutsche Theo­

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loge und Pädagoge Johannes Crell (1590-1636) geriet in seiner fränki­ schen Heimat unter den Verdacht des Calvinismus und emigrierte 1612 in das religiös-tolerante und erst wenige Jahre zuvor gegründete Städt­ chen Rakau (heute in der polnischen Woiwodschaft Heiligkreuz), wo er das Rektorat der 1602 gestifteten Akademie übernahm und ab 1622 als hoch angesehener Prediger wirkte. Bis zu seinem Tod verfasste er zahlreiche theologische exegetische Schriften, die in der kleinen und gänzlich unbekannten Winkeldruckerei von Paul Sternacki gedruckt wurden, die dadurch zur zentralen Offizin für die Verbreitung sozia­ nischer Schriften in Polen wurde. Er avancierte rasch zu einem der führenden Theologen der Polnischen Brüder, einer unitarischen Kir­ che der Radikalen Reformation, die zwischen den Jahren 1565 und 1658 in Polen und Litauen weite Verbreitung fand. Crell führte das bis dato unbedeutende Städtchen Rakau zu einer frühen Blütezeit, die von ihm geleitete Akademie brachte dem Ort den verpflichtenden Beinamen eines polnischen Athens ein. Einige der durchgehend paginierten Teile mit eigenem, separat gezähltem Zwischentitel. – Es fehlt einer der bei­ den Vortitel, Titel und Vortitel gestempelt., Index mit kleiner Wurm­ spur im weißen Rand. Vereinzelt etwas fleckig und stellenweise mit schmalen Feuchtigkeitsrändern.

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ 1276 Dionysius Carthusianus. Epistolarum ac evange­ liorum dominicalium totius enarratio. 2 Bände. 6 Bl., CCCXLVI; 8 Bl., CCCVLI. Mit 2 wdhl. szenischen Holz­ schnitt-Titelbordüren. 32 x 20 cm. Späteres Halb- bzw. Pergament (oberes Kapital des 1. Bandes mit Einriss, Rüc­ ken etwas wurmstichig, leicht berieben und fleckig, mit kleinen Klebeschildchen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Paris, A. Girault, 1544. 600 € IA 154.113. Nicht bei Adams, nicht im STC. – Frühe Ausgabe und die erste Pariser Ausgabe der Evangelien- und Epistelkommentare des Karthäusers Dionysius (um 1402-1471). Teil I behandelt „Sermonum de tempore“ und Teil II „de sanctis diligenter recognita et sermonibus ali­ quot“. – Titel mit hs. Vesitzvermerk. Stellenweise mit Feuchtigkeitsschä­ den. Abbildung Seite 157

1277 Doddridge, Philip. Paraphrastische Erklärung der sämtlichen Schriften Neues Testaments. Aus dem Engli­ schen übersetzt von Friedrich Eberhard Rambach. 5 Teile in 7 Bänden. 22,5 x 19 cm. Halbpergament d. Z. (etwas angestaubt, Rücken von Bd. II mit kleinen Fehlstellen und etwas knickspurig). Biel, Heilmann, 1755-1759. 300 € Vgl. Graesse II, 415 (engl. Ausgabe). – Zweite deutsche Ausgabe. – Band drei zu Beginn im Seitenrand mit Wurmfraß. Sonst leicht gebräunt und gering stockfleckig.

1278 Eck, Johannes. Homiliarum unici prope hoc secu­ lo catholicae fidei assertoris, haereticorumque omnium impugnatoris, tomus tertius, qui est peculiariter de sanctis.

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Additae sunt homiliae aliae sex. Teil III (von 5). 7 (statt 8) Bl., 1023 S. Mit 25 Textholzschnitten wohl von Anton Woensam von Worms. 15,5 x 10 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben, Rücken mit Kalkweiß überstrichen) mit hs. RTitel. (Köln, Jaspar von Gennep), September 1534. 350 € VD16 E 293. – Teil III der lateinischen Ausgabe von Ecks fünfteiligen Christenlichen Außlegung der Evangelien durch das gantz Jahr, hier in einem unfirmierten Druck aus der Kölner Offzin von Jaspar von Gen­ nep (um 1500-1564), der zwischen den Jahren 1531 bis 1564 tätig war und hauptsächlich theologische Schriften druckte. „Gennep benutzte von Anfang an einen großen Typenvorrat, der auf eine enge Verflech­ tung des Kölner Druckergewerbes schließen läßt. Er besaß außergewöhn­ lich schöne Typen: Antiqua, Kursive, Schwabacher und Fraktur. Die meisten seiner Drucke sind mit Titeleinfassungen, Bildinitialen und anderen Holzschnitten des Kölner Meisters Anton Woensam von Worms reich ausgestattet“ (NDB VI, 189). – Es fehlt das Blatt ai mit dem illustrierten Bandtitel, Blatt iivi mit Randeinriss, anfangs mit Feuchtig­ keitsfleck, die drei Schlusslagen mit schmalem Feuchtigkeitsrand, die letzten drei Blatt im Rand bzw. in den Ecken mit angestückten Fehl­ stellen (Textverlust durch Kopie ergänzt). Stellenweise etwas fingerflec­ kig, Anfangs mit kleinen Wurmlöchern, mit zahlreichen Unterstrei­ chungen. Abbildung

1279 Erasmus von Rotterdam, Desiderius. Paraphrasis in servatoris et domini nostri Jesu Christi Novum Testa­ mentum. Teile V-VII (von 7). 178 S., 1 w. Bl.; 480 S.; 125 S., 1 w. Bl. 20 x 14 cm. Blindgeprägtes Kalbsleder d. 18. Jh. (Rücken unter Verwendung des alten Bezugmaterials voll­ 1278

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___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament ständig restauriert, leicht berieben und bekratzt, gering bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Hannover, Friedrich Grimm, (1668). 500 € VD17 12:119492X. – Erste Ausgabe des in Hannover erschienen Sammel­ bandes mit Schriften des Erasmus von Rotterdam (1469-1536). In den von Hilmar Deichmann bearbeitenen Texten setzt sich Erasmus mit den Episteln und den Evangelien auseinander. Enthalten sind: 1) In Acta Apostolorum s. Lucae paraphrasis, 2) In pauli epistolas tredecim et illam quae ad hebraeos scripta und 3) Epistolas canonicas et catholicas Petri, Judae, Jacobi et Johannes. – Es fehlen der Haupttitel und die ersten vier Teile. Etwas gebräunt und braunfleckig, teils etwas stärker. Vereinzelt leicht fleckig. Exlibris. Zusätzlich mit gefaltetem und gestochenem Porträt-Frontispiz Albrecht Dürers. Das Frontispiz aus dem Jahre 1526 zeigt Erasmus von Rotterdam (1469-1536) beim Verfassen seiner Schrif­ ten. Die bekannte Darstellung stammt aus einem gemeinsamen Tref­ fen von Dürer und Erasmus zwischen 1520 und 1521. Erst sechs Jahre später wurde der Kupferstich fertig gestellt und gilt heute als eines der populärsten Porträts des Humanisten. - Bartsch 107. Meder-Hollstein 105. - Allseitig beschnitten, im unteren linken Rand mit Ausschnitt und Darstellungsverlust. Kräftiger Druck. Abbildung

1280 Erasmus von Rotterdam, Desiderius. Paraphrasis oder Erklärung des gantzen neüwen Testaments. Hierinn findt der Christenlich Läser den gantzen Text des Neüwen Testaments mit sampt der Gloß. Yetzund... durch... Leon Jude Predicanten Zürych, in das Teütsch gebracht. 34 nn.,

DLXVII num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel, 29 Textholzschnitten und einigen figürlichen teils wdhl. Holzschnitt-Initialen. 37 x 24 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Rücken an den Gelenken restauriert, etwas berieben und angeschmutzt) über Holzdeckeln mit 8 Messingeckbeschlägen mit Buckeln, 4 Messingschließ­ beschlägen und 2 erneuerten Messingschließen. Zürich, Christoph Froschauer, d. Ä., 1542. 4.500 € VD16 E 3370. Bezzel 1521. Vischer C 307. Nicht bei Adams und im STC. – Erste deutsche Ausgabe von Erasmus‘ ‚Paraphrases in Novum Testamentum‘ in der Übersetzung des Leo Jud (1482-1542), der „neben Zwingli und Bullinger der bedeutendste unter den zürcherischen Refor­ matoren“ war (ADB XIV, 651). Die Textholzschnitte wurden schon in früheren Bibelausgaben verwendet. Erwähnenswert ist, dass die Apoka­ lypse besonders umfangreich illustriert wurde. Froschauer druckte zeitgleich eine weitere Ausgabe der „Paraphrasis“, diese erschien jedoch unter dem Titel „Postillae teutsch“, erwähnt den Übersetzter auf dem Titel nicht, ebenso fehlt das Erscheinungsjahr und die Vorrede Leo Juds. Diese beiden Ausgaben spiegeln die konfes­ sionelle Spaltung wieder; war die vorliegende für den reformierten Leser bestimmt, richtete sich die die Postilla an das katholische Publi­ kum (vgl. Historia integra, 1977, S. 118). – Durchgehend etwas ge­ bräunt. Mal mehr, mal weniger braunfleckig, stelleweise feuchtrandig, gelegentlich mit Randeinrissen (sehr selten mit Fehlstellen, diese außer­ halb des Textes). Die Blätter LXVII-LXX mit unschönem Einriss im oberen Rand, Blazz XCI mit langem horizontalen Einriss. Abbildung

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ seiner Publikationen mit Vorworten, Einleitungen und Kommentaren, er erschloss die alten Texte mittels Glossaren und Registern. Sein Evan­ gelienkommentar ist eine ausführliche Exegese der ersten vier Bücher des Neuen Testaments, deren Text er ebenfalls (in lateinischer Sprache) - wiedergibt, umflossen von einer Klammerglosse - ein typographisches Meisterwerk. – Titel mit ausgewaschenen Vermerk oben, sonst durch­ gehend sauber und sehr frisch. Der bemerkenswert hübsche zeitge­ nössische Einband stammt aus der Werkstatt des bayerischen Buchbin­ ders Theodor Allgeyer, er ist mit Fileten in zahlreiche Kompartimente geteilt, so dass Blindprägerollen eine ovale Mittelarabeske mit Bandel­ werk-Muster umgeben. Neben ornamentalen Rollen erscheint eine breite Tugendrolle mit „Spes“, „Fides“ und „Caritas“, datiert um den Kopf der letzteren „1586“, erfasst in der Einbanddatenbank unter Nr. r002767 und bei Haebler I, 25 (Werkstatt w003907). Eine schmalere Rolle mit den bayerischen Wappen (Löwe und Rauten im Schild) als Marken­ zeichen des bayerischen Buchbinders Allgeyer und dessen Initialen „TA“ sowie mit drei Köpfen im Medaillon (Nr. r002198). Vorsatz mit altem Exlibris „Liber Collegii Societatis Iesu Monachii Catalogo inscriptus Anno 1595“, demnach das Exemplar einst dem Münchner Jesuiten­ kollegium gehörte und letztlich der Remigius-Bibliothek des Walter Remy in Betzdorf/Sieg mit dessen modernem Bücherzeichen. Abbildung

1282 Faber Stapulensis, Jacobus. Commentarii initiato­ rii in quatuor evangelia. 6 nn., 410 num. Bl. Mit szeni­ scher Metallschnitt-Titelbordüre und Holzschnitt-Druc­ kermarke am Schluss, beide von Hans Holbein, ferner mit zahlreichen Holzschnitt-Initialen und einigen Text­ holzschnitten (auf Blatt 113). 30 x 20,5 cm. Moderner Lederband mit altem RSchild. Basel, Andreas Cratander, März 1523. 900 € 1281

Im Meistereinband des Theodor Allgeyer 1281 Estienne, Robert. In Evangelium secundum Matt­ haeum, Marcum, et Lucam Commentarii. Ex ecclesiasti­ cis scriptoribus collecti. Novae glossae ordinariae specimen, donec meliora dominus. 18 nn., 312, 38 num. Bl. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 31,5 x 20 cm. Reich blindgeprägtes Schweinsleder um 1586 (geringe Kratzer, etwas angestaubt, bestoßen, kaum berie­ ben) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 intakten zise­ lierten Messingschließen. (Genf), Robertus Stephanus, (1553). 2.400 € Adams S 1817. Chaix-Dufour-Moeckli 22. – Erste Ausgabe des Evange­ lienkommentars aus der Feder und aus dem Verlag des Robert Esti­ enne (latinisiert in Robertus Stephanus; 1499-1559), der zu den bedeu­ tendsten humanistischen Druckern, Verlegern und Lexikographen seiner Zeit gehörte. Hochgelehrt und weitgebildet versah er zahlreiche

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VD16 B 4598. Adams B 1811. – Erste Basler Ausgabe der Evangelien­ kommentare Faber Stapulensis‘ (1450 oder 1455-1536), dessen erste, nach ihm benannte vollständige französische Bibelübersetzung erschien 1523 bis 1530. Die Titelbordüre zeigt die Symbole der vier Evangeli­ sten, Portraits der Kirchenväter Gregor, Hieronymus, Augustinus und Ambrosius sowie im unteren Balken die zwölf Apostel. – Titel etwas fingerfleckig und mit mehreren gestrichenen Tinteneinträgen, im Rand hinterlegt, dort mit zahlreichen kleineren Papierdefekten, im Rand auch gebräunt. Titel recto auch mit Besitzvermerk von 1688, verso mit weiterem späterem Besitzvermerk. Die ersten und letzten Blatt mit zu­ meist kleineren Randläsuren und Rissen, die beiden Schlussblatt stär­ ker betroffen und mit größeren restaurierten Fehlstellen zumeist im weißen Rand (nur geringer Buchstabenverlust). Zahlreiche Lagen mit Feuchtigkeitsrand, dort teils auch schwach sporfleckig. Mit vereinzelten Unterstreichungen und Marginalien. Abbildung

1283 Fidati, Simon. Gesta Salvatoris domini nostri Jesu Christi seu commentaria super IV. evangelia. Editio quinta. 2 Teile in 1 Band. 1 (von 2) Bl., 611 S., 6 Bl.; 616 S., 18 Bl. 32,5 x 20 cm. Leder d. Z. (beschabt und bestoßen, stellen­ weise mit Fehlstellen durch Wurmfraß, Gelenke schwach) mit goldgeprägtem RSchild und reicher RVergoldung. Regensburg, Hieronymus Lenz, 1733. 180 €


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament VD18 90614208 und VD18 90614224. – Spätere Ausgabe des Evange­ lienkommentars von dem Augustinereremiten Simon Fidati von Cascia (um 1295-1348), der unter anderem als Wanderprediger in Mittelitali­ en wirkte und 1833 heiliggesprochen wurde. Darüber hinaus verfasste er zahlreiche moraltheologische Schriften. Der vorliegende Evangelien­ kommentar war eines seiner bekanntesten Werke, das im Mittelalter und später auch nördlich der Alpen weite Verbreitung fand. Seine aus­ führlichen Beiträge zu den Bibelversen beziehen sich auf verschiedene theologische und philosophische Aspekte. – Ohne den Vortitel. Vorde­ res Gelenk gebrochen. Leicht gebräunt, teils etwas braunfleckig. Exlibris.

1284 Geldenhauer, Gerhard Eobanus. Notae homilia­ rum seu concionum perbreves in historiae evangelicae fragmenta. 7 Bl., 1112 S., 10 Bl. 1112 S., 10 Bl. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (minimal berieben) mit hs. RTitel. Frankfurt, J. F. Weiß, 1652. 180 € VD17 23:323251K. ADB XXIV, 47f. – Zweite Ausgabe. „Seine Erklä­ rung der Sonntagsevangelien ließ er 1606 unter dem Titel: ‚Notae homi­ liarum‘ drucken. Im J. 1652 veranstaltete der holländische Prediger Adam Preuel zu Frankfurt a. M. eine zweite Auflage derselben“ (ADB). – Titel mit Monogrammstempel. Stellenweise stark gebräunt und braun­ fleckig. Die hinteren fliegenden Vorsätze mit einem Index von alter Hand. Der vordere fliegende Vorsatz mit Ausschnitt im oberen Rand.

1285 (Grotius, Hugo). Sammelband mit 4 exegetischen Kleinschriften. 14,5 x 8,5 cm. Mit 3 wiederholten Holz­ schnitt-Druckermarken. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit hs. RTitel. Amsterdam, Joan und Cor­ nelius Blaeu, 1640. 240 € I. Explicatio trium utilissimorum locorum N. Testamenti. Capitis I Pauli ad Ephesios, posterioris partis capitis II Iacobi, commatis IX & sequen­ tium, capitis III epistolae I Ioannis. 86 S. - II. Commentatio ad loca quae­ dam N. Testamenti quae de Antichristo agunt. 55 S. - III. Explicatio decalogi ut Graece exstat, et quomodo ad decalogi locos evangelica prae­ cepta referantur. 86 S. - IV. Dissertatio de coenae administratione ubi pastores non sunt. Secunda editio correctior. 32 S. O. O. u. Dr. 1639. - Zweiter Druck seiner Schrift über die Eucharistie. – Wohlerhalten.

Die Pfingstpredigten des „frommen Dr. Kasper“ 1286 Güthel, Caspar. Jhesus Quadragesimal oder etliche fastenpredig, auß den Episteln und Evangelien, Nach Goet­ lichem erkentnus, Dem Hochwirdigsten vater ... herren Albrecht zu Mentz unnd Madburgk etc. Ertzbischoff. 7 Teile in 1 Band. 4, 188 nn. Bl. Mit 7 Holzschnitt-Titel­ bordüren. 17,8 x 14,4 cm. Pergament des 18. Jahrhunderts mit rotem goldgeprägtem RSchild und Rotschnitt. Zwickau, Johann Schönsperger d. J., 1523. 1.800 € VD16 G 3986. – Sehr seltene Erstausgabe der Sammlung von Pfingst­ predigten aus der Feder des Münchner Theologen Kaspar Güthel (auch Guttel, Güttel, Güettel, Güettell, Güthel, Guthell; gest. 1542), ein Zeitgenosse Martin Luthers und wie dieser im Orden der Augustiner-

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Eremiten. Er wurde von seinen Obersten „1514 oder 1515 nach Neu­ stadt-Eisleben gesandt, um daselbst ein Augustinerkloster aufzurichten. Er wandte sich aber bald der evangelischen Lehre zu und verkündigte dieselbe mit großem Eifer an verschiedenen Orten wie in Zwickau, Arnstadt, Brix in Böhmen. Schon 1518 trat er, unmittelbar von Staupitz angeregt, in seinem ‚Büchlein von Adam‘s Werken und Gottes Gnaden‘ für das alleinige Vertrauen auf die Gnade Gottes in Christo Jesu ein ... 1522, schlägt er, wie Luther in der Schrift an den Adel, vor, Kurfürst Albrecht möchte sich als Primas durch ganz Germanien an die Spitze der Bewegung stellen und eine deutsche Kirche gründen helfen. Da er 1517 in Leipzig Doctor der Theologie geworden war, traten die Leipziger Theologen heftig gegen ihn auf. Dagegen nennt ihn Luther nur den frommen Dr. Kasper“ (ADB X, 225-226). – Titelblatt mit kleinen Ab­ schabungen, winziges Risslöchlein, Titel alt hinterlegt, die folgenden drei Blätter ebenfalls mit kleinem Bruchloch, letztes Blatt der ersten Lage ebenfalls verstärkt, vereinzelt etwas fleckig, nur selten leicht ange­ schmutzt, mit mehreren interessanten, zeitgenössischen interlinearen bzw. marginalen Anmerkungen in sauberer Röteltinte einer geübten humanistischen Theologenhand. Anfangs einige roten Kapitalstriche­ lungen, letzte Seite etwas stärker angeschmutzt. – Beigebunden: 1) Derselbe. Uber das Evangelion Johannis, da Christus seyne Muetter

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ exa­­rata. Directorioque alphabetico adornata. 3 Teile in 1 Band. 8 nn., 186 num, 4 nn., 39 num, 1 nn. Bl. Mit 2 gro­ ßen wdhl. THolzschnitten (erster mit roter Inset-Typo­ graphie, zweiter schwarz mit geschnittenem Text), breiter Holzschnitt-TBordüre und 118 Textholzschnitten von Urs Graf. 20,5 x 14,5 cm. Reich blindgeprägtes Schweins­ leder d. Z. (Kapital ausgerissen, winzige Gelenkeinrisse, Rückdeckel mit wenigen Wurmlöchlein und kleinen Fehl­ stellen, etwas beschabt und bestoßen, abgegriffen und angeschmutzt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 intak­ ten Messingschließen. (Basel, Adam Petri, 31.VII 1513). 2.800 € VD16 E 4385. Adams G-1599. Hieronymus, Petri-Schwabe, I, 21a. Goff, The Postilla of Guillermus Parisiensis, in: Gutenberg-Jahrbuch 1959, S. 73f. – Erste von Adam Petri gedruckte, zugleich dritte mit den Holz­ schnitten von Urs Graf (1485-1527) illustrierte Ausgabe der „Postilla“, einer Predigtsammlung des Guillermus Parisiensis (1437-1485), gedruckt in der Basler Offizin von Adam Petri. Zuvor war das Werk 1512 in Basel bei Johann Froben (VD16 E 4383) und dann ebendort 1513 bei Michael Furter (VD16 E 4384) erschienen.

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auch seine Junger, waren auff die Hochtzeyt geladen, Waß mit worten und wercken daselbst gehandelt. Eyn Sermon dem Ehlichen, standt fast freudesam und nuetzlich. 8 nn. Bl. Mit großem Titelholzschnitt. (Eben­ da) 1524. - VD16 G 3997. - 2) Martin Luther. Drey Sermon uber dz Evangelion Matthei am. xij. Von dem zaichen Jona. Johannis am. iiij. Von deß königi||schen Son. Luce. am .xix. Auff denn Palm tag. 16 nn. Bl. Mit vierteiliger Holzschnitt-Titelbordüre. Wittemberg. M.D. xxiij (d. i. Nürnberg, Johann Stuchs, 1523). - VD16 L 6248. Benzing 45. Weitere Nummern: VD16 L 6240, VD16 L 6245. Die letzte zu Lebzeiten des Reformators gedruckte, seit dem Erstdruck von1523 (Benzing 39) die siebte Ausgabe, die zwei Werke enthält, nämlich den Sermon über das Evangelion Johannis am IIII., von des königischen Sohn (VD16 L 6240) und den Sermon über das Evangelion Lucae am XIX., auf den Palmtag. (VD16 L 6245). - Beide Beibände ähnlich erhalten, gering fleckig und gebräunt. Abbildungen

Drucktechnisches Kuriosum der Basler Offizin von Adam Petri 1287 Guillermus Parisiensis. Postilla Guillermi super epistolas et evangelia per totius anni circulum. De tem­ pore, Sanctis, et pro defunctis. Ere et arte nova impressa, so­lerti diligentia, cuiusdam viri religiosi pro scholasticis 1286

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___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament mus) zugeschrieben, heute wird aber der Prediger und Generalvikar am Katharinenkloster zu Nürnberg Johannes Herolt als Urheber ange­ nommen. Als Anhang und mit einem eigenen, von einer breiten Bordüre umrahm­ ten Titel, fügte Adam Petri zur Postilla auch hier wieder die Passions­ andachten (Directorium in dominice passionis articulos) des Basler Barfüs­ serpredigers Daniel Agricola (1490-1540) hinzu. „Petris exemplarische Doppeldrucke haben bewirkt, dass von 1509 an beide Texte nur noch in Basel erschienen sind“ (Frank Hieronymus). Der seit 1509 in Basel tätige Solothurner Holzschneider Urs Graf (14851527) schuf auch den Titelholzschnitt sowie 98 Textholzschnitte für diePostilla und 20 für die Passio. – Vier Seiten blieben versehentlich in diesem Exemplar unbedruckt (Fol. 25v, 26r, 276v, 28r), ein drucktech­ nisches Kuriosum der Basler Offizin von Adam Petri. Der Text ist hier teils von alter Hand eingefügt worden, einzelne Blätter mit extensiven Marginalien von zeitgenössischer Humanistenhand, gegen Ende wurm­ stichig, Titelblatt mit kleiner Fehlstelle im Innensteg oben (Verlust von zwei Buchstaben) sowie recto etwas angestaubt und fleckig, fast durch­ gehend im Kopf und gegen Schluss unten etwas wasserrandig, insge­ samt aber ordentliches Exemplar in einem bemerkenswerten Einband: Auf dem Vorderdeckel ist der Titel „Postilla“ in gotischen Letter ein­ gedruckt, Blüten-Guillochen-Bänder umgeben den Vorderdeckel als Bordüre. Innenspiegel mit hs. Monogramm „CHW“, datiert „1575“ und mit dem Motto von Petrejus‘ „Omnia cum tempore“. Abbildungen

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Auf dem wiederholten Titelholzschnitt, mit der Jahreszahl 1513 in der Banderole, predigt Christus in offener Landschaft vor seinen Jüngern und dem Volk, in den Ecken die drei Apostel Petrus, Paulus und Jako­ bus sowie der Prophet Daniel, jeweils dazwischen die vier Evangelisten­ symbole. Bei den im Außensteg von Fol. 56 und 57 gedruckten hebräischen Buch­ staben handelt es sich um die ersten in Basel gegossenen hebräischen Typen. Sie gehören zum ersten Kapitel der Proverbia, „dessen einzelne Verse im hebräischen Originaltext bekanntlich der Reihe nach mit den einzelnen Buchstaben des Alphabets beginnen. Zu Anfang eines jeden Verses der vorliegenden lateinischen Übersetzung ist am Rande der hebräische Anfangsbuchstabe vermerkt, jeweils mit darüberstehen­ der Benennung“ (J. Prijs, Die Basler hebräischen Drucke, S. 4). Die Autorschaft dieser sehr häufig gedruckten Predigtsammlung zu den für die Tage des Kirchenjahres fest bestimmten Bibeltexten und Hei­ ligen wurden lange dem Pariser Dominikaner Guillermus (auch Guillel­ 1287

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ VD16 E 4383 und B 4702. Nicht im STC und bei Adams. – Einzige bei Johann Froben in Basel gedruckte Ausgabge der 1437 entstandenen umfangreichen Sammlung von Predigten zu den Bibelstellen und den Heiligen für jeden Tag des Kirchenjahres, bearbeitet von dem Nürn­ berger Dominikanerprior Johannes Herolt (1380-1468). Zuvor waren lediglich die eine Ausgabe der vorliegenden Bearbeitungen von Johan­ nes Herolt, Daniel Meyer und Johann Schott schon 1507 in Basel bei Jakob Wolff aus Pforzheim (VD16 E 4371) erschienen. Die prachtvollen Holzschnitte des Urs Graf (1485-1528) wurden aber erst hier verwendet. Sie stammen wohl aus der Basler Offizin des Johan­ nes Petri, wurden aber auch von Froben und Furt benutzt. Von Urs Graf illustrierte Ausgaben des Textes waren zusammen mit der „Passio domini“ des Basler Barfüßermönchs Daniel Agricola (Daniel Meyer) schon ab 1509 nachweisbar. Für die vorliegende Ausgabe kamen jedoch eine ganze Reihe neuer Holzschnitte aus der Postillenfoge hinzu, auch wurde das Vorwort Petris durch eines von Johann Froben ersetzt. Zu den Illustrationen Urs Grafs zur Postilla und Passio vgl. ausführlich: Lüthi, Urs Graf, S. 60ff. Auch wenn einige Bibliographien das Werk unter „Biblia“, „Evangelien“ etc. führen, so wird es doch zumeist mit der Autoren- bzw. der Heraus­ geberschaft des Guilelmus Parisiensis in Verbindung gebracht (vgl. VD16: „Postille maiores [fratris Guilhelmi]“. Allerdings subsumiert die Überlieferung unter diesem Namen zahlreiche, sicherlich von verschie­ denen Autoren stammende Werke, vgl. GW: „Auch Guilelmus oder Guillerinus Parisiensis, Guillermus Professor, Guillaume de Paris, Wilhelm von Paris u. a. Unter gleichem Namen sind die Werke verschie­

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Illustriert von Urs Graf gebunden in glänzendes Kalbsleder 1288 Guillermus Parisiensis. Postille maiores in Episto­ las et Evangelia tam dominicalium feriatorumque dierum, quam festorum sanctorumque omnium per totius anni decursum una cum passione Jesu christi e quatuor evange­ listis concinnata. In his omnibus preclara plurimorum doctorum enucleatio. 2 Teile in 1 Band. 4 nn., 352 num, 8 nn; 36 (recte 39) num., 1 nn. Bl. Mit großer HolzschnittDruckermarke auf dem ersten Titel, großem Titelholz­ schnitt auf dem zweiten sowie wdhl. Textholzschnitt und zus. 177 kleinen, teils wdhl. Textholzschnitte von Urs Graf. 20 x 14,3 cm. Reich blindgeprägtes, geglättetes brau­ nes Kalbsleder d. Z. (minimale Fehlstelle am Kapital, an äußersten Ecken und Kanten, kaum berieben oder besto­ ßen, Rücken minimal brüchig) über schweren abgefasten Holzdeckeln (mit 2 Schließbeschlägen, ohne die Schließen). (Basel, Johann Froben, 23. bzw. 26.VIII.1512). 2.800 € 164

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___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament dener Personen überliefert“. Jedenfalls gilt die „Postille“ als eines der beliebtesten Erbauungsbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Sie basiert wahrscheinlich auf einer um 1440 erstellten Predigtsammlung des Nürnberger Dominikanerpriors Johannes Herolt zu den Bibelstellen und Heiligen für jeden Tag des Kirchenjahres. – Titel und wenige Blätter minimal angeschmutzt, fleckig, fingerfleckig oder gebräunt, insgesamt aber nur ganz wenige, kaum ins Gewicht fallende Gebrauchsspuren. Ein im Block sehr schönes, sauberes und breitrandiges Exemplar auf festem Papier mit den Holzschnitten meist in sehr gutem Abdruck. Aus der Bibliothek eines Christian Grüber mit dessen hs. Eintrag auf dem Titel oben „In usum Christiani Grueberj Anno 1603“ sowie mit weiterem, älteren Besitzvermerk auf dem Vorsatz „Valentinus Empeti­ us est profesor huius libri Anno scrpto 1569“. Besonders bemerkenswert ist der prachtvolle Prägeband aus warmbrau­ nem, glänzendem Kalbsleder, dessen Deckel in mehrere Felder mittels gestaffelten Dreifachfileten geziert sind: in der Mitte florale Stempel und Blüten, umgeben von einer breiten Evangelistenrolle mit Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, jeweils mit Buch und Evangelistensymbol. Abbildungen

1289 Haymo von Halberstadt (d. i. Haimo von Auxer­ re). Homelie (...) in Evangelia Dominicalia, per totius anni circulum. 214 S. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 15 x 9,5 cm. Pappband d. 19. Jahrhunderts (etwas berieben und leicht bestoßen) mit montiertem RSchild. Köln, (Peter Quentel), 1530. 450 € VD16 H 209. Nicht im STC, nicht bei Adams. – Wohl die erste Ausgabe der Predigtsammlung für das ganze Jahr. Über den Verfasser Haymo von Halberstadt (778-853), der im Jahr 840 Bischof von Halberstadt wurde, ist nur wenig bekannt. Viele der ihm ursprünglich zugeschrie­ benen Werke werden heute anderen Autoren zugeordnet. – Titel sowie drei weitere Seiten mit ergänztem Eckabschnitt bzw. -einriss (ohne Darstellungsverlust). Titelblatt außerdem gelöst. Leicht gebräunt, stellen­ weise feucht- und etwas stockfleckig sowie mit hs. Anmerkungen im Rand. Im letzten Teil mit wenigen Wurmlöchlein.

1290 Hegendorph, Christoph. Annotationes in evange­ lium Marci. In epistolam Pauli ad hebraeos. In epistolam Petri priorem. In passionem Matthaei Iohannis. 20 nn., 206 (recte: 208) num. Bl. 15 x 10,5 cm. Pappband des 19. Jahr­ hunderts (beschabt und bestoßen, Rückdeckel mit Knick­ spur). Hagenau, Johann Setzer, 1525. 250 € VD16 H 1112. Nicht bei Adams und im STC. – Erste Ausgabe dieser Erläuterungen zum Matthäusevangelium, zum Hebräerbrief, dem ersten Paulusbrief und zur Leidensgeschichte Christi im Matthäus- und Johan­ nesevangelium. Der aus Leipzig stammende lutherische Theologe Chri­ stoph Hegendorf (um 1500-1540) wurde 1524 Nachfolger von Petrus Mosellanus auf den Lehrstuhl für Griechisch in Leipzig, 1539 wurde er Superintendent in Lüneburg und starb dort kurze Zeit später an der Pest. Hegendorf hat sich weniger durch exegetische als vielmehr durch poetische Werke hervorgetan: „Entschiedene Bedeutung verdient er durch seine Comödien: ‚Comoedia nova‘ und ‚De sene amatore‘ (1520 und 1531), beide in frischer, munterer Prosa mit eingemischten lustigen Chorgesängen geschrieben, beide die Täuschung eines Alten durch verliebte junge Leute behandelnd“ (ADB XI, 274). – Mit Feuchtigkeits­

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rändern und stellenweise verblassten Sporflecken, erste Lage etwas stärker betroffen. Exemplar aus dem Besitz des dänischen Archivars und Kirchenhistorikers Björn Kornerup (1896-1957), mit dessen Exlibris­ schild auf dem Innendeckel. Abbildung

1291 Hoffmeister, Johannes. Homiliae in evangelia. Teil I (von 2). 8 nn., 287. num., 1 nn. Bl. Mit 2 blattgroßen Textholzschnitten und zahlreichen Holzschnitt-Initialen. 16 x 10 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (Rücken mit Fehl­ stellen durch Wurmfraß und mit Farbe übermalt, etwas stärker berieben) über Holzdeckeln und mit goldgeptäg­ tem Monogramm auf dem Vorderdeckel („C * G“) und mit 1 (von 2) Messingschließen. (Ingolstadt, Weißenhorn), 1547. 220 € VD16 H 4250. NDB IX, 441. Vgl. Adams H 659 (Antwerpener Ausgabe 1554). Nicht im STC. – Johannes Hoffmeister (1509-1547) war ein deutscher Augustinerpater und Kontroverstheologe, „bemühte ... sich

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ unermüdlich in Wort und Schrift um die innere Erneuerung der katho­ lischen Kirche und die Widerlegung der reformatorischen Theologie ... In seinen zahlreichen Kontroversschriften, Bibelkommentaren und gedruckten Predigten verbindet H. gute Schriftkenntnis und gediegenes theologisches Wissen mit leicht faßlicher volkstümlicher Darstellung. In seiner Polemik ist er im allgemeinen maßvoll und zeigt sich von ech­ tem Reformeifer gegenüber kirchlichen Mißständen beseelt“ (NDB). – Ohne den zweiten Teil. Mit Titelrasur (leichter Buchstabenverkust). Das Blatt 114 mit unterem Eckabriss (ohne Textverlust). Stellenweise mit Textunterstreichungen und Randanmerkungen von alter Hand. Leicht braunfleckig und gebräunt. Ohne die fliegenden Vorsätze.

1292 Hoffmeister, Johann. (Homiliae in Evangelia). Tomus secundus continens homilias tàm de tempore, quam de sanctis à Paschate usque ad primam Dominicam adventus. 304 S., 4 Bl. (l. w.). Mit großem Textholzschnitt (Titel verso). 15 x 10 cm. Blindgeprägter Schweinsleder­ band d. Z. (fleckig und berieben, Rücken mit Kalkweiß überstrichen, mit Papierrückenschild) mit Tugendrolle und 1 intakten Messingschließe. Ingolstadt, Alexander und Samuel Weißenhorn, 1561. 240 € VD16 H 4256. – Späterer Ingolstädter Druck des Pars aestivalis, der Predigtsammlung für den Sommerteil des Kirchenjahres von Ostern bis Advent. Die Homilien des elsässischen Augustinermönchs und Kon­ troverstheologen Johannes Hoffmeister (1509-1547) erschienen zuerst ebenda 1547 und 1548. – Etwas fleckig, hinteres Innengelenk ange­ platzt.

1293 Jansen, Cornelius. Tetrateuchus sive commentari­ us in Sancta Jesu Christi Euangelia. Editio ultima. 14 Bl., 740 S., 1 Bl. Mit gestochener Titelvignette (Portrait). 21 x 17,5 cm. Moderner Lederband. Brüssel, Hubertus-Fran­ ciscus T‘Serstevens, 1791. 180 € Späte Ausgabe des in zahlreichen Drucken erschienenen Kommentars zu den vier Evangelien, verfasst von dem niederländischen Theologen Cornelius Jansen (1585-1638), dem Begründer der nach im benannten und als häretisch verfolgten katholischen Glaubensbewegung des Jan­ sensimus, die insbesondere in Frankreich zahlreiche Anhänger fand und sich inhaltlich auf die Heilslehre des Augustinus bezog. – Letztes Blatt der Vorstücke mit kleinem Eckabriss. Wohlerhaltenes und saube­ res, da behutsam gewaschenes Exemplar.

1294 Juan de Segovia. De praedicatione evangelica, libri quatuor. 8 Bl., 795 S., 72 Bl. (Index). Mit Titelholzschnitt und 1 Wappenholzschnitt im Text. 30,5 x 20,5 cm. Perga­ ment d. Z. (Vorderdeckel gebrochen, mit stärkeren Ge­ brauchsspuren wie am Rücken mit Fehlstellen). (Alcalá), Johannes Gratianus, 1573. 350 € Palau 306028. Vgl. Jöcher II, 1942. – Erste lateinische Ausgabe, die der Dominikaner Juan de Segovia (1531-1594) laut dem Vorwort schon vor vielen Jahren in spanischer Sprache verfasste. – Titel gestempelt,

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im oberen und unteren Rand mit montierten Papierstreifen um Besitz­ vermerke zu verbergen, mit 2 hs. Besitzvermerken. Vorsätze mit Wurm­ spuren. Leicht gebräunt und gewellt.

1295 Laurentius, Georg Michael. Sammelband mit 6 Bibelkommentaren. Titelblätter in Schwarz und Rot. 21 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (etwas stärker fleckig und berie­ ben, Bezug an den Deckeln etwas gelöst, mit hs. RTitel). Halle, Waisenhaus bzw. Leipzig, Andreas Schaller, Ver­ schiedene Orte und Verlage, 1716-1726. 250 € Sammelband mit sechs seiner Bibelkommentare zum Neuen Testament, die alle unter dem Eingangsttitel Kurze Erklärungen und mit dem Un­ tertitel In Tabellen verfasset erschienen und hier neben den sieben katho­ lischen Briefen noch den Paulusbrief an die Hebräer behandeln. Vor­ handen sind: I. Kurtze Erklärung ersten Briefs St. Petri. Editio II. 2 Bl., 248 S. Mit gestochener Titelvignette. Halle, Waisenhaus, 1723. - II. Kurtze Erklä­ rung des andern Briefs St. Petri. 1 Bl., 184 S., 23 Bl. Ebenda 1716. - III. Kurtze Erklärung des I. II. u. III. Briefs St. Johannis. 5 Bl., 28, 248 S., 15 Bl. Ebenda 1718. - IV. Kurtze Erklärung des Briefs Pauli an die Ebräer. 11 Bl., 558 S., 4 Bl. Mit gestochener Titelvignette. Leipzig, Andreas Schall, 1717. - V. Kurtze Erklärung des Briefs Jacobi. Andere Auflage. 5 Bl., 168 S., 10 Bl. Halle, Waisenhaus, 1726. - VI. Kurtze Erklärung des Briefs Judae. Andere Edition. 1 Bl., 40 S., 3 Bl. Ebenda 1723. „Als theologischer Schriftsteller hat sich Laurentii neben einigem min­ der Wichtigen durch seine „Kurzen Erklärungen der Bücher des Neuen Testamentes in Tabellen“ bekannt gemacht. Er gab diese Commentare nach und nach in den Jahren 1704-1726 heraus. Sie sind meist zu Halle, einzelne auch zu Gotha und Leipzig gedruckt und der Mehrzahl nach wiederholt aufgelegt worden. Die Apostelgeschichte und die Offenba­ rung des Johannes fehlen in dieser Sammlung“ (ADB XVIII, 61). – Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig, in der unteren Ecke mit Feuchtigkeitsfleck, Titel von Teil I mit kleinen Randläsuren. Exemplar aus dem Besitz des aus Heilbronn stammenden Lutheraners und Ameri­ ka-Auswanderers Bernard Michael Houseal (1727-1799), der als Reve­ rend in Halifax in der Ostküste Kanadas wirkte. Einige der Titelblätter mit seinem Besitzeintrag.

1296 Limborch, Philippus van. Commentarius in acta apostolorum et in epistolas ad romanos et ad hebraeos. 7 (von 8) Bl., 734 S., 9 Bl. Mit gestochenem Portraitfronti­ spiz und Titelkupfer. 32 x 19,5 cm. Leder d. Z. (Gelenke gebrochen, etwas berieben und bekratzt und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Rotterdam, B. Bos, 1711. 180 € Erste Ausgabe. – Der ersten Lage fehlt ein Blatt (vermutlich ein weißes). Titel mit hs. Besitzvermerk. Leicht finger- und stockfleckig.

1297 Lorin, Jean de. I) Commentarius in ecclesiasten, cum indicibus locorum sacrae scripturae. Editio novissima [und:] Commentarius in sapientiam. Posterior et accura­ tior editio [und:] II) In catholicas BB. Jacobi et Judae apo­ stolorum epistolas commentarii. [und:] In catholicas tres b. Joannis et duas b. Petri epistolas commentariis. Editio


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament novissima 2 Werke mit jeweils 2 Teilen in 2 Bänden. 8 Bl., 272 S., 8 Bl.; 12 Bl., 380 S., 9 Bl.; 8 Bl., 424 S., 39 Bl.; 2 Bl., 342 (recte 432) S., 16 Bl. Mit 4 (2 gestochenen und 2 Holz­ schnitt-) Druckermarken. 36 x 22 cm. Modernes Halb­le­ der (leicht berieben). Lyon, Cardon und Cauellat, 16191621. 250 € De Backer-Sommervogel V, 2, 2f.; 5, 7; 4, 4. – Frühe Ausgaben der Bibel­ kommentare des Jesuiten Jean de Lorin (1559-1634), der u. a. in Paris, Rom, Mailand Theologie lehrte. – Etwas gebräunt, leicht angestaubt.

1298 Lucas, Franciscus. Commentarius in sacro-sancta Jesu Christi evangelia ut et reliqua, majorem ad s. scrip­ turae lucem, opuscula omnia. Band I-III (von 5). 2 Bl., 608 S.; 174 S., 1 w. Bl.; 392 S. Mit 3 wdhl. Titelkupfern. 38 x 24 cm. Leder d. Z. (Gelenke teils mit Einrissen, etwas stär­ ker berieben und beschabt) mit 2 goldgeprägten RSchil­ dern und RVergoldung. Antwerpen, Christian Vermery, 1712. 180 € Zweite Ausgabe. Franciscus Lucas (1549-1619) „ist unter den katholi­ schen Theologen seiner Zeit, welche sich mit biblischen Studien beschäf­ tigten, einer der bedeutendsten und verdienstvollsten: mit tüchtigen theologischen verband er für die damalige Zeit ausgebreitete Sprach­ kenntnisse; besonderen Fleiß verwandte er auf die Kritik des griechi­ schen Textes des Neuen Testamentes und des Textes der Vulgata. Seine exegetischen Arbeiten sind ‚Commentarius in quatuor evangelia‘ ... Das philologisch-kritische Element kommt darin mehr zur Geltung als bei den meisten seiner Zeitgenossen“ (ADB XIX, 345). – Titel mit montiertem Besitzvermerk. Oftmals stärker gebräunt.

1299 Luther, Martin. Enarrationes seu postillae maiores, in lectiones quae ex evangelicis historiis, Apostolorum scriptis ... Quibus praeter nunc primum adiectas aliquot Homilias acceßit etiam Apologia Graecorum de igne Pur­ gatorio ... per Ioannem Hartungum latinitate donata, ne­ que unquam antea in lucem edita. 10 (le. w.) nn., 493 num., 4 nn. Bl. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas flec­ kig und berieben, Ecken leicht bestoßen, ohne die Schlie­ ßen) über Holzdeckeln. Basel, Johann Herwagen, 1546. 500 € VD 16, L 5666. Benzing, Luther 1152. – Letzte erweiterte lateinische Gesamtausgabe der Auslegung der Kirchenpostille, die im 16. Jahrhun­ dert in Deutschland erschien. – Titel mit zwei unauffälligen Einträgen. Mit zahlreichen alten Annotationen und Unterstreichungen. Die ersten Blätter sowie einige weitere Lagen mit Wasserrand, wenige Lagen im oberen Bug etwas stärker betroffen, sonst nur vereinzelt geringe Flecken und überwiegend sauber. Hinteres Innengelenk mit altem Makulatur­ blatt einer Pergamenthandschrift des 15. Jahrhunderts. Mit Schnitttitel, Innenspiegel mit modernem Exlibris.

1300 Maldonado, Juan. Commentarii in quatuor evan­ gelistas. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 431 S., 8 Bl.; 1038 S., 7 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 35,5 x 22

cm. Flexibles Pergament d. Z. (Vorderdeckel mit Feuchtig­ keitsschaden, vorderes Gelenk mit kleinen Einrissen, etwas berieben und angeschmutzt) mit goldgeprägtem RSchild. Paris, Dionysius Langleaus. 1617. 500 € De Backer-Sommervogel 405. – Erste Ausgabe des populären Evangeli­ enkommentars, der in den Folgejahren häufig neu aufgelegt wurde. Verfasser der Schrift, der spanische Jesuit und Hochschullehrer Juan Maldonado (1533-1583), studierte bereits mit etwa vierzehn Jahren an der Universität von Salamanca, bevor er 1564 Professor am Collège de Clermont in Paris wurde. – Titel mit kleinem Einriss im unteren Rand sowie mit hs. und datiertem Besitzvermerk. Mit hs. Anmerkungen und Notationen auf den Vorsätzen. Im unteren Bug mit nachgedunkel­ tem Feuchtigkeitsfleck, etwas gebräunt, teils etwas braun- und stock­ fleckig.

1301 Marck, Johannes. Fasciculus dissertationum phi­ lologico-exegeticarum, ad selectos textus Novi Testamen­ ti. 20 Bl., 787 S., 13 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 19,5 x 15,5 cm.Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Leiden, Abraham Kallewier, 1727. 150 € Wohl die erste Ausgabe der Sammlung von exegetischen Abhandlungen des Leidener reformierten Theologen Johannes a Marck (1656-1731) zu verschiedenen Schriften des Neuen Testaments: „De successiva conduc­ tione operariorum in Vinea, Crucifixionis usu apud Judaeos, decem Virginum Parabola, Die habiti a Judaeis & Christi Paschatis ultimi, Exitu Judae, Paedobaptismi Decentia, duplici Gallicinio apud Petri Abnega­ tionem, Sudore Christi sanguineo, Latrone converso, admiranda Pisci­ na Bethesdae, Sanctitate Infantum Christianorum, Senioribus non laborantibus in Verbo“ (Untertitel). – Wohlerhalten.

1302 (Marlorat, Augustin). Novi testamenti catholica expositio ecclesiastica. 4 Bl., 795 (recte 797) S., 1 w. Bl., 590 S., 1 w. Bl., 236 (recte 238), 68 S. Mit großem Holz­ schnitt-Druckermarke auf dem Titel. 36 x 23,5 cm. Perga­ ment d. 17. Jh. (Rücken vollständig restauriert, leicht berieben). (Genf), Stephanus, 1561. 500 € Adams M 617. Graesse IV, 405. Vgl. Renouard I, 120, Nr. 4 (Ausgabe 1562). – Erste Ausgabe dieses umfangreichen Bibelkommentars des reformierten Predigers Augustin Marlorat (1506-1562), der ab 1560 Prediger in Rouen war. „Marlorat gehörte zu den Wortführern der Prote­ stanten im August 1561 in Poissy und in der Disputation zu St. Ger­ main vor den Theologen der Sorbonne Anfang Januar 1562 ... Nachdem mit dem Blutbad von Vassy am 1.3.1562 der Bürgerkrieg ausgebrochen war, setzten die Protestanten eine Regierung über Rouen ein, zu der auch M. gehörte. Obwohl die Bürger von Rouen weiterhin ihre Loyalität beteuerten, wurde die Stadt belagert und am 26. Oktober von franzö­ sischen Truppen eingenommen. M. wurde gefangengesetzt, am 30. Okt. wegen Hochverrats zum Tod verurteilt und am folgenden Tag hinge­ richtet“ (Bautz). Das Titelblatt schmückt die große Stephanus-Drucker-Marke mit dem Bibelwort ‚Noli altum saper‘ (sei nicht hochmütig)“ (vgl. Heitz. Tafel 28/29, Nr. 91). – Stellenweise etwas feuchtrandig, gering gebräunt. Ge­ legentlich mit Randergänzungen. Wappenexlibris. Vorsätze erneuert.

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Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ 1304 Musculus, Wolfgang. I) Commentarii in Matthae­ um evangelistam [und:] II) Divi Joannis apostoli evangeli­ um. 2 Werke in 1 Band. 4 Bl., 579 S., 14 Bl.; 4 Bl., 662 S., 18 Bl. Mit 4 Holzschnitt-Druckermarken. 34 x 21,5 cm. Pergament d. Z. (vorderes Gelenk partiell angeplatzt, etwas fleckig und angestaubt, leicht berieben) mit hs. RTitel. Basel, Henricpetri, (1611-1618). 220 € VD17 15:740122U (nur I). – Spätere Ausgaben. „Auf wissenschaftlichem Gebiet trat Musculus als Patristiker, Exeget und Systematiker in Er­ scheinung. Er übersetzte zahlreiche Schriften von griech. Kirchenvätern ... Das Kommentarwerk umfaßt (in der Reihenfolge der Entstehung) Matthäus, Johannes, Psalmen, Genesis, Römer, Jesaja, I-II Korinther, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, I-II Thessalonicher, I Timoteus. M. lehrte, die Schrift aus sich selber heraus zu verstehen, unterschied zwischen wissenschaftlicher und praktischer Auslegung und war mit der altkirchlichen, mittelalterlichen, jüdischen und zeitgenössischen Exegese vertraut“ (NDB XVIII, 627f.). – Nahezu durchgehend mit meist verblassten, stellenweise nachgedunkelten Feuchtigkeitsrändern. Leicht gebräunt.

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1303 Melanchthon, Philipp. Sammelband mit 3 Werken. 15,5 x 9,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (leicht berieben) über Holzdeckeln mit 1 (von 2) Messingeschlie­ ße und 8 Messingkantenbeschlägen. Straßburg, Herwagen und Köln, Fuchs, 1523-1524. 800 € Vorhanden sind: I) Annotationes in evangelium Matthaei. 56 num., 4 nn. Bl. Mit figürli­ cher Holzschnitt-Titelbordüre. Straßburg, Johannes Herwagen d. Ä., 1523. - VD16 M 2493. Adams M 1076. - Achte Ausgabe und die erste Straßburger. II) Annotationes in Joannem, castigatiores. 268 S., 18 Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. (Köln, Hero Fuchs, 1524). - VD16 M 2483. Vgl. Adams M 1081 (Ausgabe Hagenau 1524). - Elfte Augabe und die erste Kölner. III) Annotationes in epistolam Pauli ad romanos unam et ad Corinthios duas. 22 nn., 144 num. Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordüre. Straßburg, Johannes Herwagen d. Ä., 1524. - VD16 M 2454. Adams M 1084. - Das Vorwort und der Index verbunden (vor den Text). – Oftmals mit Textunterstreichungen. Vorsätze mit Wurmspuren. Leicht gebräunt Abbildung

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1305 Osiander, Lucas. Epistola ad hebraeos. Jacobi prima et secunda Petri, prima, secunda & tertia Johannis, Judae & apocalypsis Johannis. Band VIII (von IX). 6 Bl., 482 S., 6 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 22,5 x 13,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stär­ ker gebräunt und angeschmutzt, vorderes Gelenk mit Ein­ riss) über Holzdeckeln mit blindgeprägtem Monogramm „I B B“ und blindgeprägter Jahreszahl „1587“. Tübingen, Georg Gruppenbach, 1585. 750 € VD16 ZV 1539. Nicht bei Adamas, nicht im STC. – Frühe Ausgabe des achten Bandes. Thematisiert wird die Frage, ob und inwiefern Paulus tatsächlich als Autor der Briefe an die Hebräer anzusehen ist. Luther, Melanchthon und vor allem Lucas Osiander plädieren gegen einen pau­ linischen Ursprung. Der blindgeprägte Schweinslederband zeigt im Mittelfeld des Vorder­ deckels die reliefgepägte Platte mit dem Porträt Martin Luthers, auf dem Rückdeckel das Melanchthons. Beide Porträts sind von einer Rundbogen­ ädikula überfangen und unten mit einem Motto in Versalien begleitet. Zu Luther: „Nosse cupis faciem Lutheri - hanc cerne tabellam; Si men­ tem, libros consul(e certus eris)“ und zu Melanchthon „Forma Philippe tua est sed mens tua nescia pingino ta est ante bonis (et tua scripta do­ cent)“, was den Einband mit Arbeiten der Werkstatt des bedeutenden, in Erfurt geborenen Braunschweiger Hofbuchbinders und Bibliothe­ kars Lukas Weischner (1550-1609) vergleichbar macht, auch wenn sich die Details unterscheiden (vgl. EBDB p001263. Haebler I, 494-495. Hermann Herbst, Der Braunschweiger Hofbuchbinder Lukas Weisch­ ner. JdE I, 1927, S. 87-111). – Etwas gebräunt, hin und wieder feucht­ randig, stellenweise mit Textunterstreichungen. Der vordere fliegende Vorsatz nahezu vollständig gelöst. – Dabei: Derselbe. Ezechiel, Daniel, Osee, Ioel, Amos, Abdias, Ionas, Michaes, Nahum, Habxux, Sophonias, Aggaeus, Zacharias, & Malachias ... hoc quinto tomo. Band 5 (von IX). 8 Bl., 944 S., 5 Bl. Mit Holzschnittdruckermarke auf dem Titel. 22,5 x 15,5 cm. Reich Blindgeprägtes Leder d. Z. (berieben und bekratzt, etwas angeschmutzt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 Messingschließen (1 Beschlagsöse fehlt). Ebenda. 1579. - Vgl. VD16 B 2648. - Der fünfte Band


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament von Osianders Kommentaren zu den Schriftpropheten. - Leicht ge­ bräunt, im oberen Rand und Bug teils leicht feuchtfleckig. Mit hs. Besitz­ vermerk auf dem Titel und dem vorderen Vorsatz, auf den ersten Seiten etwas knickspurig. Abbildung

1306 Paulus Diaconus. Homiliarius doctorum qui ome­ liarius dici solet: in evangelia sacratissima dierum domi­ nicalium ac feriatorum: qui pone pilares militantis eccle­ sie Hieronymum, Augustinum, Ambrosium, Gregorium, Origenem, Johannem chrysostomum ... Cum additis novi­ ter & recentissime limatis sanctorum sermonibus. 2 Teile in 1 Band. CXLIII num., 1 nn.; LXIII num., 1 nn., 1 w. Bl. Mit kolorierter Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und großem kolorierten Titelholzschnitt sowie 2 wdhl. vierteiligen kolorierten Holzschnitt-TBordüren von Guil­ laume Leroy, Hunderten von bis zu 6-zeiligen kolorierten Metallschnitt-Initialen sowie in Rot gedruckten Titeln. 29,8 x 20 cm. Halbleder des 18. Jahrhunderts (fleckig, ab­ gegriffen, beschabt und bestoßen, Rücken erneuert mit altem aufgezogenem Material) mit Deckelbezügen unter Verwendung einer liturgischen Handschrift des 16. Jahr­ hunderts in Rot und Schwarz. (Lyon, Johannes Clein, 1516). 3.000 € Adams H-815. ICCU 20548. Nicht im STC. Vgl. Baudrier XII, 295 und 264f. – Die prachtvolle Lyoneser Ausgabe der äußerst beliebten und zahlreich gedruckten Homiliarien, die der langobardischer Historio­ graph und Geistliche Paulus Diaconus oder Paul Warnefried (720-799) verfasste. Die beiden Teile, pars hiemalis und pars aestivalis, enthalten Auszuge aus Väterhomilien für die Sonn- und Feiertage, der Schluss mit Homilien der Heiligen. Der Titelholzschnitt des zweiten Teils mit einer hübschen Darstellung der Gemeinschaft der Gläubigen als „Jünger Jesu“ mit dem Schrift­ band „Hi sint Fili mei dilecti“ mit der Darstellung von Aposteln, Heili­ gen, Päpsten, Mönchen und Nonnen, darunter den Heiligen Sebasti­ an und Petrus sowie Laurentius und Franziskus. Besonders hübsch ist die breite vierteilige Holzschnitt-Bordüre mit floral umspielten Kan­ delabern, in denen Putten spielen und oben und unten weiteren blau geflügelten Putten, Grotesken etc. – Anfangs und am Ende etwas wurm­ stichig, durchgehend gleichmäßig etwas gebräunt kaum fleckig, allent­ halben mit bemerkenswert ordentlichen handschriftlichen Annotatio­ nen, meist als Marginalien sowie ausführlichem hs. Eintrag, letztes Textblatt verso und das weiße Blatt mit einem ausführlichen Eintrag der „Confessio Constantini Imperatoris“ in einer schwarzen Bastarda. Unter dem „Index homiliarum“ ein ebenfalls hs. Motto in Kalligraphie. Alle Holzschnitt-Teile in bemerkenswert schönem zeitgenössischen Kolorit. Abbildung Seite 171

1307 Peikhart, Franciscus. Marcus, oder Erklärung der evangelischen Beschreibung Marci [und:] Lucas, oder Erklärung der evangelischen Beschreibung Lucae. Teile II-III (von 4). 3 Bl., 589 (recte 859) S., 6 Bl.; 3 Bl., 1126 S., 8 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken auf dem

1305

Titel. 32,5 x 20,5 cm. Halbpergament d. Z. (etwas ange­ staubt, angeschmutzt und berieben). München und Ingol­ stadt, Johann Franz Xaver Crätz, 1753. 280 € VD18 12411418 und VD18 12560588. De Backer-Sommervogel VI, 46, 436. Welzig 316. – Zweite Ausgabe. Der Jesuit Franciscus Peikhart (1684-1752) war 25 Jahre lang Domprediger zu St. Stephan in Wien und besaß einen guten Ruf als Kanzelredner, besonders durch seine Ausle­ gung der Evangelien. – Titel mit hs. Besitzvermerken. Titel. Sehr selten mit kleinen Wurmspuren im Rand, gering feuchtrandig. Ohne die flie­ genden Vorsätze.

1308 Petrus de Palude. Sermones, sive enarrationes, in Evangelia, de tempore, ac sanctorum festis. Qui thesaurus novus vulgo vocantur. Pars Hyemalis. Exactißime & fide­ lißime denuo recogniti. 275 num., 5 nn. Bl. (Index). Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 16,5 x 10,5 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (fleckig und berieben, ohne die Schließbänder) mit hs. RTitel. Lyon, Wilhelm Rovilli­ us, 1589. 200 € 169


Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ VD16 P 4820. – Zweite Ausgabe dieser Postillensammlung des flämi­ schen Dominikaners Gilles vanden Prieele (gest. 1579). – Titel des ersten Teils im unteren Rand beschnitten (ohne Textverlust). Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig.

1310 Radulfus Ardens. In epistolas et evangelia sancto­ rum homiliae. 4 nn., 212 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druc­ kermarke auf dem Titel. 17 x 10 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (Kapitale mit Fehlstellen, vorderes Gelenk etwas angeplatzt, Vorderdeckel mit Feuchtigkeitsspur, etwas berieben und beschabt) über Holzdeckeln (ohne die bei­ den Schließen und die Schließbeschläge). Antwerpen, Erben Stelsius und (Lyndani), 1573. 300 € Graesse VI/1, 16. Vgl. Adams R 14. – Frühe Ausgabe dieser Predigt­ sammlung. Autor ist der englische Theologe und Jurist Radulfus Adens (vor 1146-um 1200). Dieser studierte zunächst in Paris, u. a. bei Johannes von Salisbury. In Frankreich entstanden auch seine Bibelkommentare. – Titel mit rasiertem Besitzvermerk, leicht fleckig. Gering gebräunt. Vorderer Innenspiegel mit hs. Besitzvermerk, datiert 1574 und JesuitenMonogramm.

1311 Roberti, Johannes. Mysticae Ezechielis quadrigae id est sacrosancta quatuor Evangelia historiarum et tem­ porum serie. Vinculata Graece et Latine digestore. 3 Bl., 256 S., 7 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 29 x 19,5 cm. Mar­ morierter Pappband des 19. Jahrhunderts (lichtrandig, Rücken etwas lädiert). Mainz, Johann Albinus, 1615. 250 €

1311

Nicht bei Adams. – Lynoneser Ausgabe der Homiliensammlung des spätmittelalterlichen Theologen Petrus de Palude (um 1280-1342), der als Bischof von Couserans wirkte. – Etwas gebräunt und braunfleckig, ein Blatt mit unfachmännisch geklebtem Riss. Titel mit altem Besit­ zeintrag.

1309 Prieele, Gilles vanden. Postilla, das ist Außlegung der Episteln und Evangelien. 3 Teile in 1 Band. Titel des ersten Teils in Rot und Schwarz. 4 nn., 267 num. Bl.; 1 nn., 135 (recte 133) num. Bl.; 1 nn., 258 (recte 259) num. Bl. Mit 4 Holzschnitt-Druckermarken und fünfteiligem blattgroßem Holzschnitt. 31,5 x 19 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Rücken mit Fehlstellen und stärkeren Wurmspuren, sonst stellenweise mit Wurmspuren, etwas berieben, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Köln, Johann Gymnich, 1589. 280 € 170

VD17 1:058870X. De Backer-Sommervogel VI, 1901, 2. – Einzige Ausgabe der mystisch-inspirierten Schrift über die vier Evangelien des luxemburgischen Jesuitenpaters Johannes Roberti (1569-1651). Der schöne Barock-Kupfertitel zeigt Gott als Wagenlenker, in den Händen das Buch mit den sieben Siegeln haltend, symbolisch gezogen von den vier Evangelisten und mit dem Bibelspruch „Quadrigae tuae Salvatio“ (Von deinem Wagen wird das Heil kommen) aus dem prophetischen Buch Habakuk (Kapitel 8, Vers 3). Der Buchdrucker Johann Albinus (gest. 1620) war von 1598 bis 1620 kurfürstlicher Reichsdrucker in Mainz, unter den von ihm gedruckten rund 250 bis 300 Schriften finden sich zahlreiche Werke jesuitischer Autoren. Mit griechisch-latei­ nischem Paralleltext. – Kupfertitel im Bug mit fl. Vorsatz verklebt sowie mit teils gelöschtem Besitzstempel des Frankfurter Karmeliter­ ordens, fl. Vorsatz mit gestempelter Signatur. Wohlerhaltenes Exem­ plar des mehrspaltigen Drucks. Abbildung

1312 Rupert von Deutz. De operibus sanctae trinitatis, cum luculentißimis capitulorum argumentis, auctisq; scripturarum locis, nunc demum diligenter recogniti, et pristinae integritati restituti. 10 (le. w.) Bl., 403 S. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 31,5 x 20 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und fleckig) mit goldgeprägtem RTitel. Antwerpen, Arnold Birckmann, 1565. 180 €


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament

1306

171


Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ I) VD16 B 3702. Adams R 932. II) VD16 R 3796. Adams 928. III) VD16 B 4925. Adams R 939. – Sammelband mit drei Werken in er­ ster Ausgabe des Deutzer Benediktinerabtes und Mystikers Rupert von Deutz (1075-1129). „Er war auch einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit; wenn ihn auch manche an Tiefe des Wissens überragen, so kom­ men ihm doch, was die Vielseitigkeit der Kenntnisse und die Großartig­ keit der Auffassung betrifft, wenige gleich... Am gelungensten ist seine Erklärung zum Johannesevangelium“ (ADB). Hier liegt nicht nur eben jene vor, sondern auch zwei weitere bedeutende Bibelkommentare in erster Ausgabe. Sie erschienen alle in der Birckmann-Offizin, die erst 1526 von Franz Birckmann (gest. 1530), dem Begründer der Kölner Buchhändlerfamilie, gegründet worden war. – Titel des ersten Teils mehrfach gestempelt und mit hs. Besitzvermerken. Titel und Holz­ schnitt-Initialen des ersten Bandes vereinzelt ankoloriert. Mit wenigen hs. Anmerkungen im Textrand. Leicht gebräunt und partiell gering wurmstichig, am Griffregister leicht leimschattig. Sonst wohlerhalten. Abbildung

1314 Salmerón, Alfonso. Commentarii in evangelicam historiam et in acta apostolorum. 16 Teile in 8 Bänden. Mit gestochener Titelbordüre, gestochenem blattgroßen Portrait und 1 Holzschnitt-Druckermarke. 29 x 20 cm. Halbleder d. 19. Jahrhunderts (etwas berieben und teils bestoßen, der letzte Band am Rücken mit Einriss) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Köln, Anton Hierat und Jo­ hann Gymnich, 1602-1604. 750 €

1313

Späte Ausgabe. „Rupert ist der produktivste theologische Schriftsteller des 12. Jh. und der herausragende Vertreter der ‚monastischen Theo­ logie‘. Nach seiner vom cluniazensischen Geist geprägten Liturgie-Er­ klärung erschien sein gewaltiges Hauptwerk ‚De s. Trinitate et operi­ bus eius‘ (1112/17). In 42 Büchern kommentiert Rupert die gesamte Bibel unter geschichtstheologischem Aspekt; es ist das erste Werk dieser Art nach Augustin“ (ADB XXII, 273f.). – Titel verso und recto gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Stark gebräunt und braunfleckig, stellen­ weise mit Feuchtigkeitsrändern.

Sammelband in erster Ausgabe mit drei bedeutsamen Schriften des Rupert von Deutz 1313 Rupert von Deutz. I) In Cantica canticorum de incarnatione domini. Aeditio prima [und:] II) Opera duo ... in Matthaeum. Aeditio prima [und:] III) Commenta­ riorum in Evangelium Johannis. Aeditio prima. 3 Werke in 1 Band. 4 Bl., LXXIX; 4 Bl., CXCIX., 8 Bl., CXXV.; 1 w. Bl., 8 Bl., CCCLXVII. Mit zusammen 2 HolzschnittDruckermarken auf dem Titel, Titelholzschnitt, 2 Textholz­ schnitten und einigen Holzschnitt-Initialen. 31 x 20 cm. Modernes Halbleder. Köln, Frans Birckmann, 1526. 1.200 € 172

VD17 12:121300M. Palau 287.712. Der Backer-Sommervogel VII, 480. – Zweite Ausgabe des erstmals 1598 bis 1601 in Madrid erschienenen Kommentars. Alfonso Salmerón (1515-1585) war einer der ersten Ge­ fährten des Ignatius von Loyola. „Sein umfangreiches Werk über die Bücher des Neuen Testaments, 16 starke Bände, sind nicht so sehr fort­ laufende Commentare, als vielmehr theologische Dissertationen, die jedoch auch exegetische Brauchbares enthalten“ (Wetzer-Welte X, 1566). – Der erste Band mit den Teilen eins bis drei vor allem im ersten Teil stark wurmstichig, der dritte leicht bzw. am Ende stärker. Der achte Teil mit Feuchtigkeitsschaden, stellenweise sporfleckig. Die Teile zehn bis elf stellenweise etwas wurmspurig. Der Titel von Teil drei­ zehn sowie die folgenden Blätter im Seitenrand mit kleinem gebräuntem Feuchtigkeitsschaden. Mehrfach gestempelt. Mal mehr, mal weniger stark gebräunt. Abbildung

1315 Sammelband mit 24 theologischen Schriften über die Bibel, u. a. die Episteln, das Buch Mose und Jesaja. 19 x 15,5 cm. Schwarz gelacktes Pergament d. Z. (berieben und etwas beschabt, RSchild lädiert) mit RSchild und spani­ schen Kanten. 1680-1712. 500 € Enthalten sind: 1) Jacob Spener. Erklärung der Episteln an die Ephesier und Colosser. Halle, Waysenhaus, 1706. - 2) Joachim Justo Breithaupt. Animadversiones exegeticae et dogmatico practicae in epistolams. Augs­ burg, Andrea Zeiler, 1702. - 3) Derselbe. Animadversiones exegeticae et dogmatico practicae in epistolams. Ebenda, 1703. - 4) Derselbe. Exer­ citatio theologica exegetica in epistolam. Halle, Orphanotrophii, 1703. - 5) Daniel Weimar. Doctrina accentuationis hebrae VI regulis accurate.


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Neuen Testament Leipzig, Weidmann, 1687. - 6) Johannes Meyer. Propheticas visiones Ezechielis. Harderwijk, Petrus Sas, 1707. - 7) Johann Heinrich Michaelis und Caspar Stegmann. Dissertationem historico-theologicam de Jesaia propheta eiusque vaticinio. Halle und Magdeburg, Stephan Orban, 1712. - 8) Kurtze und deutliche Erklärung des XIIX. Kapitels des III. Buchs Mose. O. O u. O. D., 1708. - 9) Heinrich Opitz. Theologia pia unice vera. Halle und Magdeburg, Christian Henckel, 1710. - 10) Friedrich Mayer. Erroribus pietisticis. Greifswald, Benjamin Starck, 1710. - 11) Gottfried Olearis. Epistolae ad hebraeos. Leipzig, Brandenburg, 1710. - 12) Michael Beck. Specimen vindicarum jesaianarum. Ulm, Kühn, 1710. - 13) Heinrich Michaelis. Dissertatio philologica de textu N. Testa­ menti graeco. Editio altera. Halle und Magdeburg, Christian Henckel, 1710. - 14) Christian Warlitz. Modestiae scripturae in rebus verecundis. Wittenberg, Christian Schrödter, 1708. - 15) Reinhard Russio. Linguae syriacae usu in N. T. Jena, Paul Ehrlich, 1704. -16) Thomas Ittig. Excer­ titatio theologica ad Johann IX, ... de causa calamitatis in homine. Leipzig, Christian Goez, 1698. - 17) Thomas Ittig. De pedilavio Christi imitando. Leipzig, Immanuel Titil, 1694. - 18) Valentin Velthem. De gemitu spiritus sanctii. Jena, Paul Ehrlich, 1703. - 19) Daniel Rheberg. Sententiae paulinae. Greifswald, Benjamin Starck, 1689. - 20) Valentin Albert. An Christus januis clausis discipulorum conclave intraverit?. Leipzig, Wittigau, 1693. - 21) Heinrich Opitz. Candelabri mosaici ad­ mirabili structura. Jena, Johann Lindner, 1708. - 22) Erasmus Egerland. Tunica adami pellicea. Wittenberg, Christian Schrödter, 1680. - 23) Franziskus Wilhelm Stengler. Dissertatio de fato uxoris loti. Jena, Litte­ ris Nisianis, 1706. - 24) Conrad Wakius. Recriminatio actionis in nu­ peros christi accusatores. Ebenda, 1691. – Etwas gebräunt und leicht braunfleckig, teils mit hs. Anmerkungen im Rand bzw. auf den Titeln. Stellenweise im oberen Rand leicht feuchtfleckig. Exlibris „R. de Rosa“. Vorderer fliegender Vorsatz mit zahlreichen hs. Anmerkungen sowie Besitzvermerk der NS-Widerstandskämpferin und evangelischen Pfarre­ rin Ruth Wendland (1913-1977).

1316 Schlichting, Jonas. Commentaria posthuma in plerosque Novi Testamenti libros. 2 Teile in 1 Band. 8 (von 10) Bl., 325 S., 2 Bl.; 427 S., 28 Bl. Mit gestochenem Por­ trät-Frontispiz. 31 x 19,5 cm. Leder d. Z. (vorderes Gelenk angeplatzt, hinteres Gelenk teils eingerissen, oberes Kapi­ tal lädiert, stark berieben, leicht beschabt und fleckig) mit goldgeprägtem RSchild. Amsterdam, Irene Philalet­ hius, 1656. 180 € Erste Ausgabe des Kommentars zum Neuen Testament. Verfasser der Schrift, der Theologe Jonas Schlichting (1592-1661), war ebenfalls Autor der 1642 geschriebenen unitarischen Bekenntnisschrift „Confessio fidei Christianae“, die als verbindliches Lehrbekenntniss der Unitarier anerkannt wurde. Infolge der öffentlichen Verbrennung seiner „Con­ fessio“ im Jahr 1647 musste Schlichting, der auf dem großen PorträtFrontispiz dargestellt ist, untertauchen. – Gestempeltes Exemplar. Im Rand stellenweise etwas gebräunt, teils leicht fleckig und mit zwei gestochenen Exlibri.

1317 Soares, Johannes. Commentaria in Marcum, & Lucam evangelistas. 12 Bl., 1180 S., 14 Bl. Mit HolzschnittDruckermarke. 16,5 x 10,5 cm. Kalbslederband des 17. Jahrhunderts (berieben und beschabt, Rücken zerschlis­ sen). Paris, Sebastian Nivellius, 1578. 180 €

1314

Adams S 2011. – Erste Ausgabe der posthum erschienenen Kommen­ tare zum Markus- und Lukasevangelium durch João VII. Soares, der von 1545 bis 1572 als Bischof von Coimbra wirkte. – Innengelenke ange­ platzt, Titel etwas fingerfleckig, am Schluss mit Feuchtigkeitsrand.

1318 Starke, Christoph, und Reinbeck, Johann Gustav. Synopsis bibliothecae exegeticae in novum testamentum. Kurzgefaster Auszug der gründlichsten und nutzbarsten Auslegungen über alle Bücher Neues Testaments, in Ta­bel­ len, Erklärungen, Anmerkungen, und Nutzanwendungen. Nach der allerneuesten verbesserten und vermehrten Auf­ lage. 3 Bände. 14 Bl., 2301 Sp.; 2 Bl., 1744 Sp.; 4 Bl., 1902 Sp., 32 Bl. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 24,5 x 19,5 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt und angestaubt, berieben und stellenweise fleckig) mit golgeprägtem RTitel (nahezu vollständig oxidiert). Biel, Johann Christoph Heil­ mann, 1746-1748 280 € 173


Kommentare zum Neuen Testament ____________________________________________________________________________________________ VD18 14289962. ADB XXXV, 493. – Dritte Ausgabe. „Von Starke‘s Werken, die man a. a. O. am Schluß des Lebenslaufs vollständig ver­ zeichnet findet, haben bis jetzt wegen ihrer Nutzbarkeit für praktische Exegese sich im Gebrauch erhalten zwei umfassende Arbeiten über die Auslegung der heiligen Schrift. Zuerst von ihnen erschien 1733 eine ‚Synopsis bibliothecae exegeticae in Novum Testamentum‘ ... in 3 Bän­ den 1737 vollendet“ (ADB). – Titel verso gestempelt. Gering gebräunt und fleckig.

1319 Summarien, oder gründliche Auslegung der Schriften Neuen Testaments. Bände I-II (von 6). 8 Bl., 728 S.; 2 Bl., 873 S. 24 x 19 cm. Blindgeprägte Schweinsleder­ bände d. Z. (etwas fleckig und berieben, Deckel von Band II etwas geworfen; mit einer statt 4 Schließen). Stuttgart, Druckerei der Hohen Karlsschule, 1786-1787. 180 € VD18 90657179. – Erste Ausgabe des exegetischen Sammelberichts. Vorhanden sind die ersten zwei von sechs erschienenen Teilen mit den vier Evangelien und der Apostelgeschichte in Band I und den Apostel­ briefen mit der Offenbarung in Band II. Für die öffentliche Kirchenan­ dacht und den erbaulichen Hausgebrauch im Herzogtum Württem­ berg. Exemplar aus dem Besitz der Kirche im schwäbischen Rommelshausen, mit entsprechendem Eintrag auf dem fl. Vorsatz. – Fl. Vorsatz von Band II und Titel von Band I mit Knickspuren. Sauberes und wohl­ erhaltenes Exemplar.

1320 Theophylakt von Ohrid. In quatuor Evangelia enar­ rationes luculentissimae, diligenter iam tandem atque ada­ mussim recognitae. Aeditio ultima. 6 nn., CLXIII num., 1 nn. Bl. 30 x 19,5 cm. Leder d. Z. (berieben und beschabt) mit 1 (statt 2) Messingschließen. Köln, Peter Quentell, 1531. 450 € VD16 B 4610. Vgl. Adams T 593. – Kölner Druck der Kommentare zu den Evangelien in der Übersetzung des Basler Reformators Johannes Oekolampad (1482-1531). Der Erstdruck seiner Edition erschien 1524 ebenda bei Andreas Cratander. Der byzantinische Kleriker Theophylak­ tos (1055-1126) wirkte im letzten Viertel des 11. Jahrhundert als Erz­ bischof im bulgarischen Ohrid. Sein für diese Ausgabe von Johannes Oekolampad (1482-1531) ins Lateinische übertragener Evangelien­ kommentar basiert ebenso wie seine exegetischen Studien zur Apostel­ geschichte und zu den Paulusbriefen auf den Lehren von Johannes Chrysostomos und wurde insbesondere im 16. Jahrhundert vielfach, vor allem von Erasmus von Rotterdam, geschätzt. – Die Lagen S und T mit Wurmspur im unteren weißen Rand, vereinzelte Flecken, zu Beginn auch mit Braunfleck im Seitenrand. Titel etwas stärker fleckig, mit kleinen Fehlstellen und zahlreichen alten Einträgen. – Beigebunden: Derselbe. In omnes Divi Pauli epistolas enarrationes. Christophoro Porsena Rhomano interprete. 6 nn., CLXV (statt CLXIX) num., 1 nn. Bl. Ebenda Januar 1529. - VD16 B 4995. Vgl. Adams T 602. - Ebenfalls in der Übersetzung von Oekolampard und mit den Kommentaren des aus Rom stammenden Philologen Christoph Porsena (1416-1486). - Die vier fehlenden Textblatt am Schluss (Seiten 166 bis 169) sind durch Kopie ergänzt, das vorhandene Schlussblatt mit den Errata mit Randlä­ suren sowie ausführlichem hs. Eintrag, vielleicht eine Kirchenchronik für den Zeitraum 1564-1590. Mit Feuchtigkeitsrand im oberen Bug.

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1321 Wijs, Jacob, und J.C. Zoon. Zestal leerredenen over den toekomenden staat. XIV, 204 S. 21 x 12 cm. Halbleder d. Z. (Deckelbezüge erneuert, leicht berieben). Schiedam, G.W. van Hemsdaal, 1821. 50 € Zweite Ausgabe. – Leicht gebräunt, stellenweise mit Federproben in Bleistift.

1322 Witzel, Georg. Postill. Epitome homiliarum do­ minicalium. Auslegung aller Evangelien auff die Sontage, durchs gantz jar, aus grund Göttlicher Warheit, rein und klar beschrieben. 4 nn., 467 num., (ohne das le. w.) Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Titelbordüre und 60 (47 verschiedene) ganzseitige Textholzschnitte des Monogrammisten „IS mit der Schaufel“, teils nach Hans Schäufelein. 17,5 x 12,5 cm. Etwas späteres Leder (unteres Kapital mit kleinsten Fehlstellen, Vorderdeckel mit klei­ nen Wurmspruren und leicht berieben) über Holzdeckeln mit 2 Schließen. (Mainz, F. Behem), 1543. 2.200 € VD16 ZV 30591 (nicht in München und Wolfenbüttel). Oldenbourg, Schäufelein S. 130f. Widmann, Behem 76, 1. Nicht im STC, nicht bei Adams, nicht bei Richter. – Seltene, Richter unbekannte Quartausgabe von Georg Witzels Sonntagshomilien, von Behem zusammengestellt als „ein Compendium oder kurtze zurichtung, und träglich Handbuch“ (Vorrede). Bemerkenswert sind die Holzschnitte, für die Behem die Evangelien- und Passionsfolge des Monogrammisten IS mit der Schaufel benutzte. „Das graphische Hauptwerk des IS“ (Oldenbourg) war erst­ mals im „Evangelienbuch“ bei Thomas Anshelm in Hagenau erschienen. „Er hat mit den Holzschnitten alle seine bisherigen Leistungen über­ troffen. Sie sind von einer großartigen Erfindunsgkraft, von einer Man­ nichfaltigkeit, wie er sie früher nie hatte, die Gestalten sind edel und großartig, zuweilen von einer Wucht, die an Burgkmair erinnert“ (Muther 911). – Am Schluss fehlt das letzte weiße Blatt. Die HolzschnittTitelbordüre im Seitenrand beschnitten und etwas angeschmutzt, im unteren Rand verso hinterlegt. Stellenweise die Textholzschnitte mit Einrissen, diese teils unschön in der Darstellung mit Japanpapier hinter­ legt, gelegentlich auch im Seitenrand mit ergänzten Fehlstellen, ein Textholzschnitt mit Federproben. Selten mit Randannotationen. Hin und wieder fleckig. Vorsätze erneuert. Abbildung

1323 Wolf, Johann Christoph. Curae philologicae et criticae. 5 Bände. 22,5 x 18,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, teils mit größeren Fehlstellen im Bezug) mit goldgeprägtem RTitel. Basel, Christ, 1741. 120 € VD18 14541874. Vgl. Schröder 4486, 37 (Hbg. 1735). Graesse VII, 469f. Jöcher IV, 2054. ADB XLIV, 546. – Etwas spätere Ausgabe. Johann Christoph Wolf (1683-1739) war Hamburger Pfarrer an St. Katharinen, Exeget, Orientalist und auch Bibliophiler. „Seine ‚Curae philologicae et criticae‘ sind ein fortlaufender lateinischer Commentar über die sämmt­ lichen Bücher des N. T.s, besonders brauchbar für die Geschichte der Exegese“ (ADB). – Mehrfach gestempelt, öfters feuchtrandig (vor allem Band drei, dieser zu Beginn mit kleiner Fehlstelle im Textblock). Leicht gebräunt und fleckig.


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___________________________________________________________________________________________________________________________________________________ 1325 Chyträus, David. In Matthaeum evangelistam enar­ ratio, ex praelectionibus. Recens recognita. Accesse­runt huic editioni prolegomena utilia. 757 S. Mit 2 HolzschnittDruckermarken. 16 x 9 cm. Blindgeprägter Schweins­ lederband d. Z. (etwas fleckig und berieben, Rücken breit mit Kalkweiß überstrichen) mit Poetenrolle und 2 Mes­ singschließen. (Wittenberg, Johann Krafft d. Ä. für Kon­ rad Rühel d. Ä.), 1575. 250 € VD16 C 2578. Adams C 1620. – Vierter Krafft-Druck des zuerst 1556 Straßburg bei Wendelin Rihel erschienenen Kommentars zum Matt­ häusevangelium des Rostocker Theologen und führenden Vertreters der Spätreformation David Chyträus (1530-1600). Chyträus studierter bereits als neunjähriger in Tübingen bei Johannes Camerarius d. Ä. Als Dreizehnjähriger Magister wechselte er nach Wittenberg, wo er noch Vorlesungen bei Luther hörte und sich eng an Melanchthon schloss, der von dessen konzisen Griechischkenntnissen beeindruckt war und ihn förderte. Später erwarb sich Cyträus als mehrmaliger Rektor hohe Ver­ dienste um die Reorganisation der Universität Rostock und des gesamten Schulwesens nicht nur im norddeutschen Raum. – Etwas gebräunt und fleckig, anfangs auch mit kleinen Wasserrändern und Randläsuren, Titel mit alten Einträgen. Oberer Schnitt mit eingebranter Signatur, Vorsatz mit mehreren Einträgen.

1326 Dionysius Carthusianus. In evangelium Matthaei enarratio praeclara admodum. 8 nn., 244 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 16,5 x 10,5 cm. Modernes Halbpergament. Paris, J. Ruellium, 1545. 220 €

1330

Kommentare zum Matthäusevangelium 1324 Aponte, Laurentio de. In divi Matthaei evange­ lium commentariorum. 2 Bände. 10 Bl., 484 S., 30 Bl.; 4 Bl., 502 S., 22 Bl. Mit 2 wdhl. gestochenen figürlicher Titel­ bordüren. 35 x 22,5 cm. Leder d. Z. (oberes Kapital des ersten Bandes mit breitem Lederstreifen überklebt und am unteren Kapital mit Fehlstelle, etwas berieben und beschabt, Kanten abgerieben, etwas bestoßen) mit gold­ geprägtem RTitel. Lyon, Erben Gabriel Boissat und Lauren­ tius Anisson, 1641 250 € Einzige Ausgabe dieses Kommentars zum Matthäus-Evangelium, – Titel jeweils gestempelt und mit hs. Besitzvermerk im oberen Rand. Am Schluss des ersten Bandes mit gebräunter Feuchtigkeitsspur und stellen­ weise feuchtrandig. Blatt Xx3 des Index vom ersten Band gelöst. Band zwei stellenweise feuchtrandig.

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Nicht im STC, nicht bei Adams. – Eine von zwei Pariser Ausgaben des Jahres 1545. „Daß alle seine Lehren über das innere Leben auf einer gründlichen Kenntniß der Dogmatik begründet sind, und daß er nicht weniger spekulativer Theologe als erleuchteter Lehrer des geistigen Lebens ist, beweisen seine seine vielen theologischen und philosophi­ schen Werke...“ (Wetzer-Welte III, 1802). – Titel mit hs. Besitzvermerk und verso gestempelt. Zu Beginn im oberen Bug und Rand mit kleiner Feuchtigkeitsspur.

1327 Emmanuele de Incarnatione. Matthaeus expla­na­ tus, sive commentarii litteralis, et moralis in sacrosanctum Jesu Christi evangelium secundum Matthaeum. 4 Bände. 28,5 x 20,5 cm. Leder d. Z. (stellenweise feuchtrandig, Band I etwas berieben, beschabt u. mit kl. Wurmspuren) mit goldgepr. RSchild. Lissabon, M. Deslandes, 1695-1714. 300 € Vermutlich die einzige Ausgabe des Kommentars zum MatthäusEvangelium. – Titel des ersten Bandes mit hinterlegten Einrissen. Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Stellenweise feuchtrandig, leicht gebräunt. Über den KVK und Worldcat kein Exemplar in einer deut­ schen Bibliothek nachweisbar.

1328 Groenewegen, Henricus. Den Mond der Opperste Wysheyd. 8 Bl., 411 S., 6 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermar­ ke auf dem Titel. 19,5 x 15 cm. Modernes Halbpergament. Amsterdam, Johann Boekholt und Aart Wolsgryn, 1686. 180 €


________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Matthäusevangelium Zweite Ausgabe, die der 1678 in Rotterdam erschienenen Ausgabe folgte. Der protestantische Kommentar zu den Kapiteln des Matthäus-Evange­ liums befasst sich überwiegend mit seinen Parabeln und Prophezeiungen. – Leicht gebräunt, stellenweise leicht braun- bzw. fingerfleckig. – Beige­ bunden: Derselbe. De Tekenen der Tyden. 1 Bl., 252 S., 4 Bl. Ebenda 1686. - Leicht gebräunt und knickspurig, sonst wohlerhalten.

1329 Huysinga, Johannes. Verklaringe over de twaalf eerste capittelen van het Evangelium [und:] Schrifturelij­ ke verklaringe over het 13. Cap. der Evangeliums Matthei, en historische uytbreydinge. 2 Werke in 1 Bd. 14 Bl., 703 S., 6 Bl.; 8 Bl., 808 S., 16 Bl. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (unteres Kapital mit Fehlstelle im Bezug, ebenso am Rück­ deckel, leicht fleckig und berieben). Den Haag, A. Leers, 1679-1684. 180 € Erste bzw. einzige Ausgabe. Autor ist der Haarlemer Pfarrer und Predi­ ger sowie Verfasser von exegetischen Werken Johannes Huysinga (16451702). – Bindung zu Beginn geschwächt. Leicht gebräunt und braun­ fleckig. – Dabei: Derselbe. Schrifturelyke verklaringe Over de XII... Capittelen, van het XIV. tot het XXVI. Capittel toe, des Evangeliums. 4 Bl., 1063 Bl., 26 Bl. 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit Einriss, vorderes Gelenk etwas angeplatzt, etwas angeschmutzt) mit hs. RTitel. Amsterdam, Abraham van Someren, 1689. - Bindung der ersten Lage geschwächt, das dritte Blatt dieser Lage im Seitenrand mit Nagetierspur. Leicht gebräunt und stockfleckig.

1330 Oekolampad, Johannes. Enarratio in Evangelium Matthaei et alia nonulla quae sequens pagella indicabit. 16 nn., 235 num., 1 nn. Bl. Mit 2 (wiederholten) Holz­ schnitt-Druckermarken. 16 x 10 cm. Blindgepr. Kalbsleder­ band d. Z. (Gelenke angeplatzt) mit 2 intakten Messing­ schließen. Basel, (Andreas Cratander), 1536. 450 € VD16 O 318. – Erste Ausgabe seines Kommentars zum MatthäusEvangelium, herausgegeben von Oswald Myconius (1488-1552), der 1532 Nachfolger von Oekolompad als Professor und Pfarrer am Basler Münster wurde. – Letzte Textblatt und hinterer Vorsatz mit verein­ zelten schwachen Sporflecken, Titel mit altem Monogrammstempel und hs. Signatur. Anfangs im Bug mit verblasstem Feuchtigkeitsrand. Sonst wohlerhalten, der zeitgenössische Lederband mit reicher orna­ mentaler Rollenstempelverzierung. Abbildung

1331 Palacio, Pablo de. Enarrationes in sacrosanctum Jesu Christi evangelium secundum Matthaeum. 2 Bände. 383 num., 16 nn. Bl.; 361 num., 15 nn. Bl. Mit 4 wieder­ holten Holzschnitt-Druckermarken. 15 x 10 cm. Flexible Pergamentbände d. Z. (fleckig und berieben, Band II ohne Rückumschlag, Rücken etwas lädiert, ohne Schließbän­ der). Venedig, Manutius, 1571. 250 € Adams P 63. – Aldinendruck der beiden Einzelteile, die Palacios (gest. 1582) Auslegung des Matthäusevangeliums enthalten. – Vorsätze mit Besitzvermerken, Innengelenke angeplatzt. Vereinzelt etwas fleckig Abbildung

1331

1332 Peikhart, Franciscus. Matthæus, oder Erklärung der evangelischen Beschreibung Matthäi, nach dem buchstablich- und sittlichen Verstand einhelliger Ausle­ gung. 6 Bl., 1080 S., 12 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 32,5 x 21 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben, mit Schabspuren und einigen Wurmlö­ chern) mit 2 intakten Messingschließen. München und Ingolstadt, Johann Franz Xaver Grätz, 1753. 180 € VD18 1241140X. De Backer-Sommervogel VI, 435, 46. – Erste Ausgabe, der erste Teil seiner umfassenden vierteiligen Erläuterungen zu den Evangelien. Der Jesuitenpater Franciscus Peikhart (1684-1752) war lang­ jähriger Prediger an der Münchner Frauenkirche. – Etwas gebräunt und fleckig, mehrfach gestempelt (ausgeschiedenes Exemplar der Bibliothek des Minoritenklosters Gorheim). Vortitel mit Quetschfalten.

1333 Steenkiste, J.-A. van. Sanctum Jesu Christi Evan­ gelium secundum Matthaeum. 4 Teile in 3 Bäden. Mit 1 gefalteten chromolithographischen Karte. 22 x 14 cm. Halbleder d. Z. (Rücken gering verblasst, leicht berieben) mit goldgeprägtem RTitel. Brügge, C. Beyaert, 1903. 50 € Vierte Ausgabe. – Mehrfach gestempelt. Papierbedingt etwas ge­ bräunt. Stellenweise leicht braunfleckig.

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___________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Arbeitsexemplar eines Gelehrten 1335 Erasmus von Rotterdam, Desiderius. In evange­ lium Lucae paraphrasis. 276 Bl. Mit Holzschnitt-Drucker­ marke auf dem Titel und am Schluss. 16,5 x 11 cm. Leder d. Z. (Rücken fragmentarisch erhalten, mit stärkeren Gebrauchsspuren). Basel, Johann Froben, 1523. 750 €

1334

VD16 E 3061. Adams E 755. Bezzel 1164. – Erste Ausgabe von Erasmus von Rotterdams Auseinandersetzung mit dem Lukas-Evangelium. Nach­ dem Johann Froben (1460-1527) 1516 bereits Rotterdams berühmtes „Novum instrumentarum“ druckte und veröffentlichte, folgten in den nächsten Jahren noch viele weitere Zusammenarbeiten zwischen dem Buchdrucker und dem niederländischen Gelehrten. Froben avancierte allmählich zum bevorzugten Drucker der Ausgaben des Erasmus von Rotterdam. – Titel mit mehreren hs. Besitzvermerken von alter Hand. Durchgehend mit zahlreichen Notizen und Annotationen im Rand sowie Textunterstreichungen, ebenso auf den Vorsätzen. Leicht gebräunt, partiell etwas fleckig, zu Beginn stellenweise stark angeschmutzt. In der ersten Hälfte des Buches mit Feuchtigkeitsfleck im unteren Rand, die ersten Blätter etwas stärker und teilweise mit kleinem, hinterlegtem Randausriss. Die vorderen Vorsatzpapiere lose. Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um das eines Gelehrten (Ende 16. bzw. An­ fang 17. Jahrhundert). – Beigebunden: 1) Derselbe. In acta apostolorum paraphrasis. 140 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Ebenda, 1524. - VD16 E 3047. Adams 778. - Erste Ausgabe. - 2) Johannes Oekolampad. In epistolam b. Pauli apost. 97 num., 7 nn. Bl. Mit Holzschnittvignette auf dem Titel und am Schluss. Basel, (Andreas Cratander), 1526. - VD16 O 342. Adams O 95. - Zweite Ausgabe der Schrift Johannes Oekolampads (1482-1531). In dem Erscheinungsjahr war der Theologe, Humanist und Basler Reformator als Führer der Reformierten auf der Badener Disputation aufgetreten und führte dort das Gespräch gegen Johannes Eck. Obwohl er nie eine so einflussreiche Stellung wie Zwingli in Zürich hatte, genoss Oekolampad hohes Ansehen. Abbildung

Kommentare zum Lukasevangelium 1334 Agricola, Johannes (aus Eisleben). In Evangelium Lucae annotationes. 1 nn., 176 (von 182, ohne das letzte Blatt). Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 15 x 10 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (mit starken Gebrauchsspuren wie Fehsltellen und Löchern, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln mit blindgeprägtem Vorderdeckeltitel. (Augsburg, Ruff), 1525. 450 € VD16 A 1000. Roloff II,1, 453f. Nicht im STC, nicht bei Adams. – Erste Ausgabe, im selben Jahr erschien bereits die zweite in Nürnberg. „In seinem Lukas-Kommentar wird sein ernstes Bemühen um Luthers Christologie deutlich“ (RGG 3. Aufl., 1, 187 f.). Der Schüler und enge Vertraute Luthers Johannes Agricola distanzierte sich ab 1537 und im Zusammenhang des Schmalkaldischen Bundes zunehmend von sei­ nem Lehrer. – Es fehlt die letzte Lage (8 Bl.). Ca. die ersten 60 Blätter im Seitenrand mit Feuchtigkeitsschaden, ebenso am Schluss im Bug und im Rand mit Feuchtigkeitsspuren. Zu Beginn minimal wurm­ spurig. Die Blätter 159 und 160 verso mit hs. Anmerkungen in Bleistift. Blatt 16 mit Ausriss in der oberen Ecke (ohne Textverlust). Ohne die fliegenden Vorsätze. Abbildung

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1336 Laer, Reynardus toe. Het H. Euangelium beschre­ ven door Lucas, naar het Oogmerk en in deszelfs Zamen­ hang verklaart. Tweede Druck. 3 Bände. Titel in Schwarz und Rot. 19 x 15,5 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben) mit modernem RSchild. Nimwegen, Henrik Heymans, 1749-1750. 180 € Zweiter Druck der umfassenden Erläuterungen zum Lukasevangelium durch den Nimwegener Theologen Reynardus toe Laer (1698-1746). – Titelblätter etwas gebräunt, dasjenige von Teil III mit hinterlegten Läsuren im Bug.

1337 Luther, Martin. Ein Christliche und vast wolge­ grundte beweysung von dem Jungsten tag. 16 nn. Bl. (le. w.). 20 x 14,5 cm. Moderner Pappband um 1920. „Wit­ tenberg“ o. Dr. und J. (d. i. Regensburg, Paul Kohl, 1522). 500 € VD16 L 3932. Benzing 1492. Panzer DA 1311. Schottenloher 17. – Spä­ tere Ausgabe von Luthers Auslegung der Teleologie des Evangeliums nach Lukas 21, 25-33, dem Evangelium für den 2. Adventssonntag („Himel


___________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Lukasevangelium 1339 Toletus, Franciscus. Commentarii in prima XII. capita evangelii secundum Lucam. 50 Bl., 1072 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 21,5 x 15,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (gering fleckig und berieben, mit hs. RTitel) mit 2 intakten zise­ lierten Messingschließen. Venedig, Giovanni Baptist Ciotti, 1600. 450 € Adams T 779. De Backer-Sommervogel VIII, 77, 9. Palau 333268. Nicht im STC. – Zweite, noch im Jahr des römischen Erstdrucks erschienen Ausgabe, beide Drucke erfolgten posthum. Der spanische Jesuitenpater Franciscus Toletus (1532-1596) wirkte 24 Jahre als Prediger am päpstli­ chen Hof, bevor er 1593 Kardinal wurde. – Blatt Bb4 mit Tintenflecken, fl. Vorsatz mit altem Eckabriss. Stellenweise etwas gebräunt und vereinzelt gering fleckig. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar des zwei­ spaltigen Drucks aus dem Besitz der Jesuiten in Oettingen, mit ent­ sprechendem Besitzeintrag aus dem Jahr 1601 auf dem Titel und Signa­ turenschild auf dem Innenspiegel. Der prächtige intakte Schweins­­lederband zeigt in der Mittelplatte des Vorderdeckels Christus als Salva­ tor mundi in Halbfigur, die rechte Hand zum Segensgestus erhoben und in der linken Hand die mit einem Kreuz bekrönte Sphärenkugel als Symbol für die göttliche Weltherrschaft. Die Mittelplatte des Rück­ deckels mit einer reizvollen, in der Einbanddatenbank nicht verzeich­ neten Doppeldarstellung der Personifikationen der beiden göttlichen Tugenden Fides und Spes vor den Mauern des himmlischen Jerusalems und mit der Umschrift „IMPETRAT ALLMA FIDES“ etc. Abbildung

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und erden werden vergehn, aber meine wort werden nicht vergehn“ (Bl. A2). Es ist die apokalyptische Zukunftsvision des Synoptikers, die dann im Johannesevangelium ihre Ausformung findet. – Etwas ge­ bräunt und fleckig, stellenweise mit Feuchtflecken. Mit kleinen, teils hinterlegten Randläsuren. Klebung teils gelöst.

1338 Stella, Didacus (d. i. Diego de Estella). In sanctum Jesu Christi evangelium secundum Lucam, doctissima pariter & piissima Commentaria, Hactenus depravissime excusa. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 464 S.; 596 S., 22 Bl. 34 x 22 cm. Modernes Halbleder (Rücken verblasst und berie­ ben). Lyon, Juncta, 1592. 350 € Vgl. Palau 83959. De Backer-Sommervogel II, 40 (Übersetzer). Nicht bei Adams. – Seltene erste Ausgabe des Kommentars zum Lukas-Evan­ gelium, das de Estella (1524-1578) unter einem Pseudonym Didacus Stella verfasste, da die Ausgabe durch die spanische Inquisition verfolgt wurde. – Durchgehend stärker gebräunt, feuchtrandig und fleckig. Zu Beginn mit Knickspuren in der unteren Ecke. Exlibris. 1339

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Kommentare zum Johannesevangelium 1340 Brenz, Johannes. Evangelion quod inscribitur secun­dum Johannem, centum quinquagintaquatuor homiliis explicatum. 2 Teile in 1 Band. 562 S., 1 w. Bl.; S. 566-972 S., 12 Bl. 32 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (stär­ ker berieben, fleckig und partiell mit Fehlstellen im Bezug) über Holzdeckeln mit 2 Messingeschließen. Frankfurt, Braubach, 1559. 350 € VD16 B 7604. IA. 124.597. Köhler 358-359. Vgl. Admas B 2797 (Aus­ gabe 1549). – Siebte Ausgabe und die fünfte bei Braubach in Frankfurt erschienene. Der so besonders gedankenreiche Predigt-Zyklus über das Johannes-Evangelium galt als Höhepunkt der Brenzschen Werke. – Der erste Teil zu Beginn mit stärkeren Nagetierspuren, der Titel im Rand unfachmännisch angesetzt. Stellenweise etwas stärker feuchtrandig und gelegentlich mit Textunterstreichungen.

1341 Brenz, Johannes. In D. Iohannes Evangelion, per autorem iam primum diligenter revisa, ac multis in locis locupletata. 8 nn., 351 num., 1 nn. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre. 16 x 10 cm. Blindgepr. Kalbs­ lederband d. Z. (stark berieben, oberes Kapital defekt; ohne die Schließen). Hagenau, Johann Setzer, Januar 1529. 900 € VD16 B 7708. IA 124.320. – Dritte Ausgabe der Johannesexegese des württembergischen Reformators Johannes Brenz (1499-1570), der Erst­ druck erschien ebenda 1527: „Anerkannte Verdienste erwarb sich Brenz als Prediger und Erklärer der meisten biblischen Bücher; Luther selbst gab ihm das Zeugniß, keiner der Theologen habe die heilige Schrift so trefflich ausgelegt, als Brentius, also daß er sich oft verwundere über seinen Geist, und an seinem eigenen Vermögen verzweifle. Mit Recht kann man Brenz in die Mitte zwischen Luther und Melanchthon stellen, indem er mit jenem den praktischen Sinn und thatkräftigen Muth, mit diesem den sanfteren Geist und die feinere wissenschaftliche Bildung theilte. Bis in sein Greisenalter entwickelte er, von außergewöhnlicher Geistes- und Körperkraft unterstützt, eine staunenswerthe Thätigkeit. Durch den Tod seines geliebten Landesherrn, 28. December 1568, stark angegriffen, wurde er Ende des Jahres 1569 vom Schlag gerührt und starb 11. September 1570. Seinem Wunsch gemäß ward er in der Nähe der Stiftskirche beigesetzt, damit er, wenn später Einer eine abweichende Lehre verkündige, sein Haupt vom Grabe erheben und ihm zurufen könne: Du lügst!“ (ADB III, 316). Die schöne Titelbordüre zeigt die geflü­ gel­ten Symbole der vier Evangelisten im Medaillon. – Mit einigen sauberen Unterstreichungen und Annotationen einer zeitgenössischen Hand. Titel schwach braunfleckig und mit zeitgenössischen Besitzeintrag eines Magisters namens Martinus Müller aus Memmingen sowie einem weite­ ren gestrichenen Besitzvermerk. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

Adams C 1537. – Seltene Antwerpener Oktavausgabe. – Einige Lagen mit Braunfleck im Bug, dort auch mit unauffälligen Wurmlöchern. – Beigebunden: Derselbe. Commentarii, qui extant in sacrosanctum Iesu Christi Evangelium secundum Marcum, et Lucam. 92 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Ebenda 1547. - Vgl. Adams C 1536 (Ausgabe 1542).

1343 Ferus, Johann (d. i. Johann Wild). In sacrosanctum Iesu Christi domini nostri evangelium secundum Ioan­ nem. 16 Bl., 560 S. 16 x 10,5 cm. Halbleder d. 19. Jh. (bestoßen und berieben, an den Kapitalen teils abgeplatzt, Deckel gelöst und auf Leinenstreifen montiert, Gelenke gebrochen, Innengelenke verstärkt) mit 2 goldgeprägtem RSchildern. Paris, Claudius Formica, 1555. 120 € Nicht im STC und bei Adams. – Spätere Ausgabe des Bibelkommen­ tars von dem Domprediger und Franziskaner Johann Wild (1495-1554; lat.: Ferus). Seine Predigten, die für den Erhalt des Katholizismus in Mainz von großer Bedeutung waren, behandelten vor allem in den ersten Jahren seiner Ansprachen das Neue Testament. Diesem widmet sich der Verfasser auch in dem vorliegenden Werk, in dem er über die Offenbarung des Johannes spricht. Aufgrund Wilds Kritik an der katho­ lischen Kirche standen viele seiner Werke bis 1900 auf dem Index der verbotenen Bücher. – Titel und letztes Blatt angeschmutzt, mit hs. Anmerkungen und etwas gebräunt. Immer wieder im oberen äußeren Rand feuchtfleckig. Leicht gebräunt, stellenweise mit hs. Unterstrei­ chungen und Notationen, vereinzelt mit kleinen Randeinrissen.

1344 Hunnius, Aegidius. Commentarius in evangelium de Jesu Christo, secundum Iohannem. Editio sexta. Acces­ sit recens eiusdem authoris index perquam utilis & neces­ sarius. 797 S., 13 Bl. (Index). Titel in Schwarz und Rot. 16 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig) mit blindgepr. Besitzerinitialen „SRFS“ und dem Bindejahr „M DCVII“ auf dem Vorderdeckel. Wittenberg, Georg Müller für Bechtold Raab und Clemens Berger, 1608. 150 €

Abbildung

VD17 14:649870M . – Wittenberger Druck seines Kommentars, Hun­ nius (1550-1603) gilt als einer bedeutendsten Vertreter der lutherische Frühorthodoxie. – Titel mit Fehlstellen durch Wurmspuren und Rand­ läsuren, im unteren Rand mit Tinteneintrag, einige weitere Blatt eben­ falls mit kleinen Randläsuren durch Wurmfraß. Insgesamt gebräunt und stellenweise mit Feuchtigkeitsrand. – Beigebunden: Derselbe. Articulus de trinitate, per quaestiones et responsiones Pertractatus solide. 158 S. Mit Wappenholzschnitt auf dem Titel. Ebenda 1607. - VD17 14:684532A.

1342 Chrysostomos, Johannes. In sanctum Iesu Christi Evangelium secundum Ioannem commentarii, diligenter ab Arrianorum faecibus purgati. 328 num. Bl. Mit Holz­ schnitt-Druckermarke auf dem Titel. 16 x 10 cm. Halb­ leinen des 19. Jhdts. (berieben) mit RVergoldung und goldgepr. RSchild. Antwerpen, Johannes Steelsius, (1542). 300 €

1345 Melanchthon, Philipp. Verzaichnung und kurtzli­ che antzaigung in das Evangelium. 125 num., 1 w. Bl. Mit breiter szenischer Holzschnitt-Titelbordüre und einigen Holzschnitt-Initialen. 20 x 15 cm. Flexibles Pergament um 1620 (etwas berieben und fleckig, teils wellig). (Augs­ burg, Sigmund Ruff, 1524). 400 €

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________________________________________________________________________________________ Kommentare zum Johannesevangelium VD16 M 2485. Hartfelder 72. Kuczynski 1923. Beutenmüller 246. Wel­ler 3064. Nicht bei Adams und im STC. – Erste deutsche Ausgabe der zuvor erschienenen lateinischen Auslegung des Johannes-Evangeliums. Philipp Melanchton (1497-1560) setzte sich erstmals um 1522 im Rahmen seiner Vorlesungen, die er stellvetretend für Martin Luther während dessen Abwesenheit aus Wittenberg hielt, exegetisch mit dem JohannesEvangelium auseinander. Die breite und bemerkenswerte Titelbordüre aus einem Stock zeigt vier Szenen aus dem Evangelium, unter anderem die Bekehrung des Saulus zum Paulus und die Taufe Jesus. Gut möglich ist, dass diese Darstellung von dem als „Petrarcameister“ bekannten Künstler geschaffen wurde, der zum Zeitraum der Veröffentlichung in Augsburg lebte (Vgl. Ben­ zing 15). – Partiell leicht wurmstichig gering gebräunt. Im Rand teils mehr, teils weniger mit nachgedunkelten Feuchtigkeitsflecken, winzi­ ger Randeinriss.

1346 Ribera, Francisco. In sanctum Jesu-Christi evange­ lium secundum Joannem commentarii. 8 Bl., 522 S., 15 Bl. 23 x 15 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben und ange­ schmutzt, leicht fleckig) mit hs. RTitel. Lyon, Cardon und Cavellat, 1623. 300 € De Backer-Sommervogel VI, 1766, 6. – Einzige, posthum erschienene Ausgabe. Autor ist der spanische Jesuit Fransisco Ribera (1537-1591), der 1585 mit dem Schreiben eines 500-seitigen Kommentars zum Buch der Offenbarung „In Sacrum Beati Ioannis Apostoli und Evangelistiae Apocalypsin Commentarii“ begann. – Stellenweise sehr stark gebräunt, sonst etwas stärker gebräunt. Gelegentlich mit kleinen Wurmspuren.

1347 Rollock, Robert. In evangelium domini nostri Jesu Christi secundum Sanctum Johannem commentarius. 16 Bl., 1195 S., 2 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Pergament d. Z. (etwas fleckig und angeschmutzt, ohne die beiden Bindebänder). Genf, F. Le Preux, 1599. 240 € Erste Ausgabe dieses Kommentars zum Johannes-Evangelium von Robert Rollock (1555-1599), dem ersten Rektor der Universität von Edinburgh. – Zu Beginn mit Feuchtigkeitsschaden. Titel und beiden folgenden Blätter mit kleiner Wurmspur in der unteren Ecke. Gering, stellenweise etwas stärker braun- und stockfleckig.

1348 Rupert von Deutz. Commentariorum in Evangeli­ um Ioannis libri XIIII. denuo recogniti. 26 Bl., 919 S. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre und HolzschnittDruckermarke am Schluss. 17 x 11 cm. Flexibles Pergament d. Z. (an den Gelenken teils mit kleinen Einrissen, mit hs. Anmerkungen). (Nürnberg, Johann Petreius), 1526. 350 € VD 16 B 4926. Vgl. NDB XXII, 273. ADB XXVIIII, 699ff. – Im Jahr der Erstausgabe erschienener zweiter Druck dieses Kommentars zur Apo­ kalypse des Johannes. Rupert von Deutz bzw. Rupertus Abbas Tuitiensis war „einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit ... Seine zahlreichen Schrif­ ten behandeln vorzugsweise die h. Schrift, von welcher er sehr viele Bücher erklärt hat ... am gelungensten ist seine Erklärung zum Johannes­ evangelium“ (Vgl. ADB). – Titel mit zwei hs. Besitzvermerken, einer gestri­ chen und durch Tintenfraß mit Papierverlust. Gering fleckig und gebräunt. Abbildung Seite 182

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1349 Temmink, Johann. Het hogepriesterlyk Gebed van Christus, of Verklaring over het zeventiende Capittel van het Evangelium van Johannes, in XXIII. Leerredenen. Met een Voorreden verrykt door Johannes Boskoop. Der­ de druk. 1 Bl., XXX S., 7 Bl., 467 S. Titel in Schwarz und Rot. Ohne des gestochene Portrait. 20 x 16 cm. Halbleder d. Z. (berieben und beschabt, oberes Kapital defekt). Amsterdam, Petrus Schouten, 1770. 150 € Dritte Ausgabe der Auslegung der Johannesevangeliums durch den Amsterdamer Prediger Johannes Temmink (1701-1768) – Es fehlt das gestochene Portrait. Vereinzelt etwas fleckig, wenige Blatt mit kleiner Wurmspur im weißen Rand, fl. Vorsätze mit Einträgen.

1350 Toledo, Francisco. In sacrosanctum Ioannis evan­ gelium commentarii. Cum tribus indicibus. 2 Teile in 1 Band. 4 Bl., 1056, 576 Sp., 20 Bl. 31,5 x 20 cm. Blindge­ prägter Kalbslederband d. Z. (Gelenke und Kapitale alt restauriert, berieben und etwas wurmstichig). Köln, Brinckmann für Arnold Mylius, 1589. 300 € 181


Kommentare zum Johannesevangelium ______________________________________________________________________________________

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VD16 B 4936. Adams T 781 De Backer-Sommervogel VIII, 70. – Erste Kölner Ausgabe vom Kommentar zum Evangelium des Johannes des spanischen Jesuitenpater Francisco Toledo (1532-1596), der seit 1569 am Hof von Papst Pius V. als Prediger wirkte und 1593 zum Kardinal ernannt wurde. Der Erstdruck erschien 1588 in Rom. – Ausgeschiede­

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nes Dublettenexemplar aus einer Priesterbibliothek mit entsprechen­ dem Stempel auf dem Titel recto und verso. Titel sorgfältig mit Japan­ papier hinterlegt. Durchgehend etwas wurmstichig, Anfang und Schluss etwas stärker betroffen, stellenweise auch gebräunt, sonst wohlerhalten.


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Kommentare zur Apostelgeschichte 1351 Arcularius, Daniel. Commentarius in acta aposto­ lorum reverendi et clarissimi viri. Hrsg. von Balthasar Mentzer. 8 (le. w.) Bl., 942 S. 15,5 x 10 cm. Blindgeprägtes Pergament d. Z. (etwas fleckig, mit kleinen Wurmspuren und gewellt) mit hs. RTitel, schwarzgeprägtem Mono­ gramm („SBN“), schwarzgeprägter Datierung („1608“) auf dem Vorderdeckel und goldgeprägten Vignetten auf den Deckeln. Frankfurt, Porssius u. a., 1606. 180 € Erste Ausgabe zu den Apostelbriefen, verfasst von dem evangelischen Theologen Daniel Arcularius (1540-1596). – Stellenweise leicht wurm­ spurig, selten mit Textunterstreichungen, gering fleckig.

1352 Brenz, Johannes. In acta apostolica homiliae cen­ tum viginti duae. 10 Bl., 230 S. Mit Holzschnitt-Drucker­ marke auf dem Titel. 30,5 x 19,5 cm. Blindgepr. Schweins­ leder d. Z. (Vorder- und Rückdeckel mit Fehlstellen im Bezug, diese mit Pergament ergänzt, etwas gebräunt, berie­ ben und angestaubt, hs. RSchild) über Holzdeckeln (ohne die beiden Schließen). Hagenau, Peter Braubach, 1536. 450 € VD16 7686. IA 124.369. Vgl. Adams B 2801 (erste Ausgabe 1535). – Zweite Ausgabe. „Anerkannte Verdienste erwarb sich Brenz als Pre­diger und Erklärer der meisten biblischen Bücher; Luther selbst gab ihm das Zeugniß, keiner der Theologen habe die heilige Schrift so trefflich ausgelegt, als Brentius, also daß er sich oft verwundere über seinen Geist, und an seinem eigenen Vermögen verzweifle. Mit Recht kann man B. in die Mitte zwischen Luther und Melanchthon stellen, indem er mit jenem den praktischen Sinn und thatkräftigen Muth, mit diesem den sanfteren Geist und die feinere wissenschaftliche Bildung theilte. Bis in sein Greisenalter entwickelte er, von außergewöhnlicher Geistes- und Körperkraft unterstützt, eine staunenswerthe Thätigkeit.“ (ADB III, 314f.). – Gleichmäßig gebräunt. – Nachgebunden: Derselbe. In evange­ lii quod inscribtur secundum Lucam, duodecim prora capita, homiliae centum & decem. 4 (le. w.) nn., 321 num., 1 w. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. Schwäbisch Hall, Peter Braubach, 1538. - VD16 B 7729. Vgl. Adams 2788 (erste Ausgabe 1537). - Zweite Ausgabe. - Titel mit drei hs. Besitzvermerken. Im Seitenrand mit fetthaltigem Fleck. Stellenweise mit Randanmerkungen. Die Blätter 189-190 (i3-4) auf abweichendem Papier etwas kleineren Formats gedruckt, ebenso die Blätter 195-196 (k3-4), 202-203 (l3-4) und 207-208 (m3-4).

1353 Chrysostomos, Johannes. Commentarium in acta Apostolorum, Desiderio Erasmo Roterodamo interprete. 276 num. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 16 x 10 cm. Halbleinen des 19. Jahrhunderts (berieben) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Antwerpen, Johannes Steelsius, 1542. 300 € Adams C 1538. – Seltene Antwerpener Oktavausgabe in der kommen­ tierten Edition von Erasmus. – Titel mit zeitgenössischem Eintrag, ver­ einzelte Unterstreichungen, insgesamt wohlerhalten. Abbildung

1353

1354 Dieu, Lodewijk de. Animadversiones in Acta Apo­ stolorum. Ubi collatis Syri, Arabis, Æthiopici, Vulgati, Erasmi & Bezæ versionibus, difficiliora quæque loca illu­ strantur, & variæ lectiones conferuntur. 4 Bl., 221 S., 5 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 19,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (Rückdeckel mit leichten Schnittspuren). Leiden, Abraham und Bonaventura Else­ vier, 1634. 200 € Erste Ausgabe des Kommentars zur Apostelgeschichte des Lukas durch den Leidener Orientalisten Lodewijk de Dieu (1590-1642). – Verein­ zelte Braunflecken. Wohlerhaltenes Exemplar. – Beigebunden: Derselbe. Animadversiones in D. Pauli Apostoli epistolam ad Romanos, in quibus collatis Syri, Arabis, Vulgati, Erasmi & Bezæ versionibus, dif­ ficiliora quæque loca, et maxime praeterita aliis illustrantur. 4 Bl., 360 S., 8 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Ebenda, Bonaventura Elsevir, 1646. - Vereinzelte Braunflecken, sonst wohlerhalten.

1355 Froidmont, Libert. Actus Apostolorum brevi et dilucido commentario illustrati. 6 Bl., 392 S., 6 Bl. Titel in Schwarz und Rot. 19,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (Bezug stellenweise vom Deckel gelöst). Löwen, Hieronymus Nempaeus, 1657. 180 € Erste Ausgabe seines Kommentars zur Apostelgeschichte des Lukas, der wie fast alle Bibelkommentare des in Löwen wirkenden Mathema­ tikers und Astronomen Libert Froidmont (1587-1653) erst posthum

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Kommentare zur Apostelgeschichte _____________________________________________________________________________________________ zwischen den Jahren 1653 bis 1663 in den Druck gelangte. – Mehrfach gestempeltes ehemaliges Bibliotheksexemplar, mit einigen Unterstrei­ chungen in Bleistift, Blatt Kk4 mit Eckabriss (ohne Textverlust). Innen­ gelenke angeplatzt. – Beigebunden: Derelbe. Brevis commentarius in Canticum Canticorum. Cui ad calcem adiectus libellus cuisdam exer­ citii spiritualis R. P. Ioannis Evangelistae capucini Lovaniensis. 8 Bl., 155 S., 1 Bl. Ebenda 1652. - Erste Ausgabe seines Kommentars zum Hohelied Salomos. - Mit einigen Unterstreichungen in Bleistift. Abbildung

1356 (Oecumenius). Catena explanationum veterum Sanctorum Patrum in Acta Apostolorum et epistolas catho­ licas. Johanne Bernardo Feliciano interprete. XL, 497 S., 15 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 15,5x 10 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (fleckig und berieben, mit hs. RTitel, vom Block gelöst, ohne Schließbänder). Vene­ dig, Giunta, 1545. 350 € Graesse V, 10. EDIT 16, CNCE 10256. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabe der lateinischen Übersetzung durch Johannes Bernhard Feliciano (1490-1552), im gleichen Jahr erschien auch eine Übertragung von Johannes Hentenius bei Steelsius in Antwerpen. Geschätzte Kommen­ tare des Bischofs von Tricca in Thessalien über die Apostelgeschichte sowie die paulinischen und katholischen Briefe, der griechische Erst­ druck erschien 1532. Zur Verfasserschaft vgl. ausführlich Wetzer-Welte IX, 709f. – Titel gering fleckig und mit gestrichenem Besitzvermerk sowie Tintensignatur, Erratablatt am Schluss mit vertikaler Quetsch­ falte im Bug. Innenspiegel mit modernem Exlibris-Schildchen. 1355

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1357 Akersloot, Theodorus. D’eerste Send-Brief van Paulus aan die van Korinthen. 7 Bl., 928 S., 17 Bl. 20 x 16 cm. Modernes Halbleder. Leyden, H. Teering, 1708. 120 € Frühe Ausgabe dieses Kommentars zum Paulus-Brief an die Korinther. – Vorsätze erneuert, sonst wohlerhalten.

1358 Alexandre, Noel. Commentarius litteralis et mora­ lis in omnes epistolas Sancti Pauli Apostoli, et in septem epistolas catholicas. Band III (von 3). 160 S. 24 x 18,5 cm. Leder d. Z. (vorderes Gelenk angeplatzt, leicht berieben und beschabt, minimale Wurmspuren) mit goldgepr. RSchild und RVergoldung. Venedig, Thomas Bettinelli, 1788. 150 € Bedeutender Paulus-Kommentar des Dominikaners und Kirchenhistori­ kers Noel Alexandre (1639-1724). – Titel mit hs. Besitzvermerk. Gering gebräunt und fleckig. – Nachgebunden: Derselbe. Praecepta et regulae ad praedicatores verbi divini informandos. 292 S. Ebenda 1788.

1359 Alphen, Hieronymus Simons van. Ontleedende verklaaring van Paulus tweeden brief aan de Corinthers. 15 Bl., 120 S., 2 Bl., 632 S., 12 Bl. Mit gestochener Drucker­ marke auf dem Titel. 19,5 x 14,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken knickspurig, etwas berieben, Vorderdeckel mit größerem Einschnitt im Bezug, feuchtfleckig). Amster­ dam, Jacob Borstius, 1708. 180 € Erste Ausgabe, verfasst von dem orthodoxen Dogmatiker und Exegeten, dem reformierten Theologen Hieronymus Simons van Alphen (16651742). – Zu Beginn mit kleineren Randläsuren. Stellenweise leicht feucht­ randig. Gleichmäßig gebräunt. Vorsätze erneuert.

1360 Alphen, Hieronymus van. Paulus eerste Brief, aan de Gemeente te Thessalonica, ontledender Wyse verklaard en tot syn Oogmerk toegepast. 76 Bl., 556 S., 1 Bl., 127 S. Titel in Rot und Schwarz. 19,5 x 15 cm. Moderner Leder­ band mit goldgepr. RTitel. Utrecht, Willem Kroon, 1741. 150 € Erste Ausgabe der Erläuterungen zum ersten Thessalonicherbrief durch den Utrechter reformierten Theologen Hieronymus Simons van Alpen (1665-1742). – Vereinzelt etwas fleckig.

1361 Alphen, Hieronymus Simonszoon van. Specimen analyticum in epistolas Pauli sex. 2 Bände. 5 Bl., 140 S., 1 Bl., 49 S., 1 Bl., 320 S.; 2 Bl., 480 S.; 2 Bl., 861, 24 S. 19 x 15 cm. Blindgepr. Pergament d. Z. (gering berieben und ange­ schmutzt) mit hs. RTitel. Utrecht, Paddenburg, 1746. 240 €

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Vgl. Jöcher I, 295. – Zweite Ausgabe. Autor ist der reformierte Theologe Hieronymus Simonszoon van Alphen (1665-1742), der ab 1714 an der Universität in Utrecht Theologie lehrte. Als Exeget erlangte er bereits zu Lebzeiten Anerkennung. – Gering gebräunt und braunfleckig, stellenweise etwas mehr, sonst sauber und wohlerhalten.

1362 Ames, William. Utriusque epistolæ divi Petri apo­ stoli explicatio analytica, documentis suis ubique illustrata, & usibus ad singularem pietatis profectem applicata. 346 S., 1w. Bl. 12,5 x 7 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel und neuerer Signatur. Amsterdam, Johannes Janssonius, 1635. 150 € Eine von zwei im gleichen Jahr erschienenen Amsterdamer Ausgaben der Erläuterungsschrift zu den beiden Petrusbriefen des in den Nieder­ landen wirkenden englischen reformierten Theologen William Ames (1576-1633). – Titel mit Blindstempel, Innenspiegel mit Bibliotheks­ exlibris, unterer Schnitt mit Bibliotheksstempel. Wohlerhaltenes Exem­ plar. – Beigebunden: Derselbe. Christianae catecheseos sciagraphia. 225 S. Franeker, Bernard Berent, 1635.

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________

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_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1363 Beda Venerabilis. Expositio epistolarum. 4 Bl., 531 S., 31 (von 33) Bl., 119 S. Mit großer gestochener Druckermarke auf dem Titel. 37 x 23 cm. Leder d. Z. (unter Verwendung des alten Bezugmaterials restauriert und kompett neu aufgebunden, Rücken berieben und beschabt) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Paris, George Josse, 1649. 400 € Einzige und seltene Pariser Ausgabe, in der sich der angelsächische Theologe Beda Venerabilis (672-735) mit den Paulus Briefen beschäf­ tigt. – Leicht gebräunt, teils etwas stärker. Das Blatt Yy3 mit kleinem Eckabriss. Wappen-Exlibris des 1328 gegründeten Kartäuserklosters „Chartreuse Notre-Dame de Beaune“.

1364 Biermannus, Johannes. Verklaringe des tweeden Briefs van Paulus aan die van Korinthus. Den tweeden druk van veele fouten gezuivert. 2 Bände. 4 Bl., 1036 S., 23 (statt 24) Bl.; 3 Bl., 1069 S., 13 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Kupfertitel. 19 x 14,5 cm. Moderner Halb­ lederband mit goldgeprägtem RTitel. Amsterdam, An­ dries van Damme, 1725. 150 € Zweite Ausgabe der Auslegung des zweiten Korintherbriefs durch den holländischen Theologen Johannes Biermannus (1675-1721). – Es fehlt das Schlussblatt im Register von Teil I, Titel von Teil I mittig mit Loch. Wohlerhalten. 1367

1365 Boyd, Robert. In epistolam Pauli apostoli ad ephe­ sios praelectiones. Editio novissima. 16 Bl., 1236 S., 10 Bl. 33,5 x 20,5 cm. Pergament d. Z. (Bezug auf dem Vorder­ deckel mit kleinem Einririss, Rückdeckel etwas berieben, leicht fleckig). Genf, Samuel Chouet, 1661. 120 € Frühe Ausgabe. – Etwas stärker gebräunt, braun- und stockfleckig.

1366 Braun, Johannes. Commentarius in epistolam ad Hebraeos. 14 Bl., 971 S., 36 Bl. Mit gestochener Drucker­ marke auf dem Titel, 4 Kupfertafeln und 1 gefalteten Kupferstichkarte. 20 x 14,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, angestaubt und fleckig) mit hs. RTitel. Amster­ dam, Boom, 1705. 300 € Einzige Ausgabe, verfasst von dem deutsch-niederländischen refor­ mierten Theologen Johannes Braun (1628-1708). Der historisch-theo­ logische Kommentar zu dem Brief an die Hebräer wird von vier Kup­ fertafeln ergänzt. Diese zeigen die Opfermesser, ein bereits geopfertes Lamm, einen in Flammen stehenden und an einen Pfahl gebundenen Mann sowie die Folterung eines Mannes. Die ausklappbare Karte zeigt Oberägypten, die Sinai-Halbinsel und Israel. – Titel mit Monogramm­ stempel. Im oberen Rand durchgehend mit gebräunter Feuchtigkeits­ spur. Innenspiegel mit Montierungsresten. Abbildung Seite 185

Erstdruck der Pariser Offizin Rembolts in einem Londoner Prachtband des Meisters „KL-LK“ 1367 Bruno Cartusianus. Expositio admodum peculia­ ris in omnes divi Pauli epistolas ... Epistola ipsius apostoli ad Laodicenses nunc primum in lucem prodit. Pauli apo­ stoli laudes eximie per Johannem Chrisostomum varijs homelijs comprehense ... Novum hoc opus venale colperi­ tur. 4 nn., 202 num., 4 nn. Bl. Mit 6-teiliger MetallschnittTitelbordüre, verso Titel wiederholt, großer MetallschnittDruckermarke auf dem Titel sowie verso Titel Wappen­holzschnitt sowie zahlreichen bis zu 14-zeiligen CribléInitialen, Titel und teils auch Text in Rot und Schwarz gedruckt. 25,2 x 17,6 cm. Dunkelbraunes blindgeprägtes Kalbsleder d. Z. (sauber und fachmännisch restauriert, Fehlstellen sorgsam ergänzt, Rücken restaurierend erneu­ ert, neu aufgebunden) über schweren Holzdeckeln mit 2 Schließbeschlägen mit Ösen auf dem RDeckel sowie 4 Rundkopfnägeln auf dem VDeckel (ohne die Schließen). (Paris, Berthold Rembolt, 16.II.1509). 6.000 € Adams B 1836. – Erste Ausgabe der exegetischen Homilien und Pre­ digten des Heiligen Bruno von Köln (1027-1101) zu den Episteln Pauli. Bruno war Kirchenlehrer und Gründer des Kartäuserordens. Der Druck

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1368 Bugenhagen, Johannes. Annotationes in decem epitolas Pauli, scilicet ad Ephesios, Philippenses, Colossen­ ses, Thessalonicenses primam et secundam, Timotheum primam et secundam, Titum, Philemonem, Hebraeos. Denuo recognitae. 145 num., 1 nn. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke am Schluss. 16 x 10,5 cm. Moderner Papp­ band mit RSchild. Nürnberg, (Johann Petreius), 1524. 350 € VD16 B 9233. – Zweite lateinische Ausgabe seiner erstmals im selben Jahr in Basel erschienenen Auslegung der zehn Epistel Pauli. Enthält im Anhang die Concordia evangelistarum de resurrectione ac ascensione domini. – Zahlreiche Lagen mit kleinem Feuchtigkeitsrand, Titel verso mit montiertem Wappenexlibris des 19. Jahrhunderts. Abbildung

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des Berthold Rembolt gehört zu den sorgfältigsten, prachtvollsten Drucken einer Pariser Offizin um die Jahrhundertwende. Der Druck­ vermerk lautet: „Parrhisijs Per Magistrum Bertholdum Rembolt. Anno millesimo quingentesimo nono xvj. Februarij“. – Vorsätze alt erneuert (fliegender hinterer fehlt), Titel mit blassem, alten Stempelchen der Jesu­ iten in Lyon: „Domus prob. prov. Lugdun. S. J.“, wenige winzige Wurm­ löchlein, kaum fleckig, kaum Marginalien, im Block nahezu durchge­ hend sauber und bemerkenswert frisch. Letzte weiße Seite mit zeitgenös­sischem Eintrag in englischer Bastarda, demnach das Buch wohl schon direkt aus Paris nach London kam, wo es gebunden wurde. So ist der hübsche Einband in typisch englischem Stil ornamentiert: jeweils zwei breite Rollenbänder, flankiert mit Dreifachfileten überkreu­ zen sich auf den Deckeln. Die charakteristische insulare Stilform der Bänder zeigt Symbole wie Wappenschild, steigender Löwe, Lilie, Granat­ apfel, aber auch die Initialen „KL-LK“. Siehe dazu: Oldham, Englisch Blind-Stamped Bindings, 1953, Seite 57, SV a (6)929 und Tafel LV, wo der Monogrammist genannt ist, der mit seinen beiden Initialenpaaren von 1516 bis 1526 nachweisbar ist. Unser Einband für einen Druck mit dem Datum 1509 wäre damit der früheste bekannte, der diesem Meister zuzuschreiben ist. Ein identisch verzierter Einband auf einem Theodo­ sius (Basel 1528) wird beschrieben und abgebildet bei Martin Breslauer, Catalogue 104/II, Nr. 147: „an intersting early sixteenth century London blind-stamped binding“. Vorsatz mit zwei englischen Exlibris: „Rev. J. Jonmes - W. Wilds“ und „Society of the Holy Child Jesus“. Abbildungen Seite 186 und 187

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_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1369 Calvin, Johannes. I) Commentarii in omnes Pauli apostoli epistolas, atque etiam in epistolam ad Hebraeos [und:] II) Epistolae et responsa. Editio secunda. 2 Werke in 1 Band. 4 Bl., 636 S., 12 Bl., 124 S., 6 Bl.; 20 Bl., S. 5-428 (so vollständig, recte 424), 6 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Drucker­ marken. 35 x 21,5 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt und angestaubt, Vordergelenk partiell angeplatzt) mit hs. Rückentitel. Genf, Erben E. Vignon, 1600 und ebenda, Santandreanus, 1576. 450 € I) Adams C 324. Nicht im STC. II) Adams C 388. Nicht im STC. IA 130.144. Moeckli 86. – Spätere bzw. zweite Ausgabe. Aus der großen Reihe der Bibelkommentare des schweizer Reformators Johannes Cal­ vin (1509-1564). – Titel des ersten Werkes recto und verso gestempelt und im unteren Rand mit kleinem Ausschnitt. Das erste Werk stellen­ weise etwas feuchtrandig, wenige Blätter mit kleiner Knickspur. Das zweite Werk selten gering fingerlfleckig. Abbildung

1370 Carpzov, Johann Benedict. Sacrae exercitationes in S. Pauli epistolam ad Hebraeos ex Philone Alexandrino. Praefixa sunt Philoniana prolegomena. 8 Bl., CLXIIII S., 1 Bl., 664 S., 9 Bl. Mit gestochenem Frontispiz. 20 x 13 cm. Neuerer Leinenband mit goldgeprägtem RTitel. Helm­ stedt, Johann Drimborn für Christian Friedrich Weygand, 1750. 180 € ADB IV, 23. – Erste Ausgabe von Carpzovs philologischer Untersuchung zu Philons Auslegung des Hebräerbriefs. Johann Benedict Carpzov IV. (1720-1803), Enkel des bedeutenden Theologen und Orientalisten, wirkte ab1748 als Professor für Altgriechisch an der Universität Helm­ stedt und gilt als einer der letzten Vertreter der lutherischen Ortho­ doxie. „Hervorragend aber und noch jetzt von Werth sind Carpzov’s Arbeiten auf dem Gebiete des hellenistischen Sprachgebrauchs, auf welchem er umfassende Kenntnisse besaß, die er zur Erklärung des Neuen Testaments verwerthete. Dies geschah vorzugsweise in den ‚Sacrae exercitationes in S. Pauli epistolam ad Hebraeos ex Philone Alex­ andrino‘ 1750, in welchem Carpzov sich als den ersten Philokenner seiner Zeit erweist. Freilich dienen die reichlich gesammelten Parallelen eben fast lediglich zur Erläuterung des neutestamentlichen Sprachge­ brauchs, selten werden sie benutzt um das Abhängigkeitsverhältniß aufzuzeigen, in welchem der Hebräerbrief zur Schriftbehandlung Philo’s steht. Weniger glücklich kann man die in den Prologomenis dieses Buches geführte Untersuchung über Philo’s hebräische Sprachkennt­ nisse nennen“ (ADB). – Etwas stockfleckig. Unbeschnittenes Exemplar, am Schluss mit zusätzlich eingehängtem Blatt mit hs. Annotationen. –

1371 Coccejus, Johannes. Epistolae ad Hebraeos expli­ catio et veritatis ejus demonstratio. 6 Bl., 655 S., 6 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 19,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (gering fleckig; neu auf­ gebunden und mit modernem hs. RTitel). Leiden, Jan Elsevir, 1659. 150 € Willems 844. – Wohl die erste Ausgabe des Kommentars zum Hebräer­ brief durch den aus Bremen stammenden und in Leiden wirkenden

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Föderaltheologen Johannes Coccejus (1603-1669). „Coccejus hat nach den Worten Karl Barths ‚die Föderaltheologie nicht nur am vollständig­ sten, sondern doch wohl auch in ihrer reinsten, stärksten und eindrucks­ vollsten Gestalt zur Darstellung gebracht‘. Im Gegensatz gegen die damals fast allgemein herrschende scholastische Orthodoxie mit ihrem System objektiv gegebener Wahrheiten griff er entschlossen auf die Bibel zurück und fand hier in dem Begriff des foedus Dei den leitenden Grundgedanken für die allseitige Entfaltung der göttlichen Heilsge­ schichte, und zwar in ihrer stufenmäßigen Entwicklung vom Anfang bis zu ihrer Vollendung. Schon Zwingli und Calvin, vor allem aber Heinrich Bullinger, hatten auf den Bundesgedanken mit Nachdruck verwiesen. In den theologischen Schulen, insbesonders in Heidelberg, Herborn und Bremen, waren diese Gedanken vertieft worden. Durch seine Bremer Lehrer Martinius und Crocius war Coccejus zuerst mit ihnen bekannt geworden. Durch ihn selbst erhielten sie ‚ihre reifste, stärkste und eindrucksvollste Gestalt‘ „ (NDB III, 302f). – Titel etwas fleckig, mit 2 Tintensignaturen und mit sehr kleinen Randläsuren, im unteren Rand stellenweise mit Feuchtigkeitsfleck.

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ Gedruckt im „polnischen Athen“ 1373 Crell, Johannes. Explicatio capitis decimi quinti prioris Epistolae Pauli ad Corinthios. 4 Bl., 282 S. 15,5 x 9,5 cm. Moderner dunkelbrauner Maroquinband mit goldgeprägtem RSchild. (Rakau), Paul Sternacki, 1635. 300 € Vgl. ADB IV, 586. Graesse II, 298. Ebert 5424. – Erste Ausgabe der Auslegung des ersten Korintherbriefs durch den sozianischen polnischdeutschen Theologen und Pädagogen Johannes Crell (1590-1636). Crell geriet in seiner fränkischen Heimat unter den Verdacht des Calvinis­ mus und emigrierte 1612 in das religiös-tolerante und erst wenige Jahre zuvor gegründete Städtchen Rakau (heute in der polnischen Woiwod­ schaft Heiligkreuz), wo er das Rektorat der 1602 gestifteten Akademie übernahm und ab 1622 als hoch angesehener Prediger wirkte. Bis zu seinem Tod verfasste er zahlreiche theologische exegetische Schriften, die in der kleinen und gänzlich unbekannten Winkeldruckerei von Paul Sternacki gedruckt wurden, die dadurch zur zentralen Offizin für die Verbreitung sozianischer Schriften in Polen wurde. Er avancierte rasch zu einem der führenden Theologen der Polnischen Brüder, einer uni­ta­rischen Kirche der Radikalen Reformation, die zwischen den Jahren 1565 und 1658 in Polen und Litauen weite Verbreitung fand. Crell führ­ te das bis dato unbedeutende Städtchen Rakau zu einer frühen Blüte­ zeit, die von ihm geleitete Akademie brachte dem Ort den verpflichten­ den Beinamen eines polnischen Athens ein. „Seine Schriften, meist exegetischen Inhalts, bilden den zweiten und dritten Band der ‚Biblio­ theca fratrum Polonorum‘. Seine unter dem Pseudonym Junius Brutus Polonus erschienenen ‚Vindiciae de religionis libertate‘ wurden ins Fran­ zösische, seine ‚Ethica christiana‘ ins Deutsche und Holländische über­ setzt. Ob Johann Crell der Uebersetzer des in Rakow herausgekomme­ nen deutschen Neuen Testamentes ist, muß dahin gestellt bleiben, doch ist die Vorrede aus seiner Feder“ (ADB). – Titel im Bug mit dem Vor­ satz verklebt, im oberen und unteren Bug mit kleinem Einriss.

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1372 Cramer, Johann Andreas. Neue Übersetzung des Briefes Pauli an die Epheser nebst einer Auslegung dersel­ ben. 3 Bl., XXX, 180 S. 21 x 17 cm. Pappband d. Z. (das untere Kapital mit Bezugsfehlstelle, berieben und etwas bestoßen) mit RSchild. Hamburg und Kiel, Carl Ernst Bohn, 1782. 120 € Nicht im VD18. – Einzige Ausgabe des Schriftstellers Johann Andreas Cramers (1723-1788), der zahlreiche Werke veröffentlichte. „Als Theo­ loge suchte er zwischen Orthodoxie und Aufklärung zu vermitteln. In der Vernunft sah er die erleuchtende Dienerin eines im übrigen unein­ geschränkten Offenbarungsglaubens ... Gottseligkeit und Tugend waren die Leitbegriffe seiner Predigten. Als einer der ersten würdigte er auch den ästhetischen Rang der Bibel, vornehmlich den poetischen Gehalt der Psalmen. In seiner eigenen Dichtung überwog das rhetorische Element“ (NDB III, 389f.). – Mit hs. Besitzvermerk auf dem vorderen fliegenden Vorsatz, durchgehend etwas braunfleckig und gebräunt.

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1374 Crocius, Johannes. Commentarius epistolarum S. Pauli apostoli. Editio nova. 3 Teile in 1 Band. 9 Bl., 692 S., 30 Bl.; 1 Bl., 316 S.; 1 Bl., 472, 63 S. 33,5 x 20 cm. Per­ gament d. Z. (leicht berieben, angeschmutzt und gering fleckig) mit hs. RTitel. Kassel und Frankfurt, Johann Inge­ brand und Johann Nikolaus Humm, 1680. 180 € VD17 14:647682P, 14:647686U und 14:647687B. – Frühe Ausgabe der Kommentare zu den Paulus-Briefen. Johannes Crocius (1590-1659) „war ein überaus fruchtbarer theologischer Schriftsteller. Er schrieb Predigten, Kommentare und vor allem Kontroversschriften gegen Katho­ liken, Lutheraner, Socinianer ... Charakteristisch in der Haltung dieses streitbaren Mannes ist ein stark irenischer Zug“ (NDB III, 417). – Gleich­ mäßig, selten etwas stärker gebräunt, leicht braunfleckig. Vorderer flie­ gender Vorsatz mit Einriss.

1375 Dionysius Carthusianus. In omnes beati Pauli Epi­ stolas commentaria [und] Derselbe. In vii epistolas cano­ nicas. 2 Werke in 1 Band. 4 nn., 129 num., 1 w. Bl.; 6 nn., 170 num. Bl. Mit 2 großen wdhl. Holzschnitt-Drucker­ marken auf den Titeln. 33,5 x 21 cm. Pergament vom Anfang des 18. Jahrhunderts (Rücken mit Fehlstelle, diese


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments modern ergänzt, etwas fleckig, angekratzt und bestoßen) mit hs. RTitel. Paris, (Robert Masselin für) Ponset le Preux, 1552 und 1551. 500 €

Adams B 1930. – Erste Ausgabe. – Titel gestempelt und mit hs. Besitz­ vermerk. Im oberen Bug durchgehend mit Feuchtigkeitsschaden und oftmals auch sporfleckig. Die Lage A verbunden (hinter der Lage B).

Adams D 599 und D 600 („Kerver“). Nicht im STC. – Hübsche, typo­ graphisch hervorragend gedruckte Ausgabe der Kommentare des Dio­ nysius zu den Briefen des Apostels Paulus und zu den „sieben Episteln Iacobi, Petri, Ioannis, Iudae; Acta Apostolurum, Apocalypsis, Hymni ecclesiastici“ (Titel). Die Ausgaben entstammen der Pariser Offizin des Verlegers Ponset le Preux, für den Robert Masselin druckte. Offenbar handelte es sich hier schon um eine frühe Art einer „Edition roulée“, da der Druck des Masse­ lin gleichzeitig auch im Verlag von Jacques Kerver erschien war (vgl. Adams). – Titel des ersten Werkes mit nachgedunkelten Feuchtigkeits­ flecken im Rand sowie wenigen, hinterlegten Wurmspuren und margi­ nalen ebenfalls hinterlegten Randabrissen. Etwas gebräunt und braun­ fleckig, teils stärker. Stellenweise feuchtrandig und mit hinterlegtem Wurmfraß. Zwei Blätter im zweiten Werk mit kleinem Eckabriss, diese hinterlegt. Titel mit hs. Besitzvermerk eines Angehörigen des Karthäu­ serordens, jedoch ohne Ortsangabe: „Ad usum P. M. Cyrilli Tipaldi Car[thusiensis]“.

1379 Estius, Wilhelm. Absolutissima in omnes beati Pauli et septem catholicas apostolorum epistolas commen­ taria. 2 Bände. 5 Bl., 571 S.; 1 Bl., S. 573-1268, 6 Bl. Jeweils mit Holzschnitt-Vignette auf dem Titel und HolzschnittSchlussvignette. 38,5 x 23,5 cm. Leder d. Z. (Kapitale mit kleinen Fehlstellen, etwas berieben, beschabt und besto­ ßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern und RVergoldung. Rouen, Boucher, Herault, Vaultier, 1709. 300 €

Abbildung Seite 189

1376 Elsner, Gisbert Matthias. Paulus Brief aan de Romei­nen. 4 Bde. 20 x 16 cm. HLeder d. Z. (Rücken knick­spurig, etwas berieben). Utrecht, Van Paddenburg, 1763-1771. 180 € Einzige Ausgabe dieser Auslegung der Paulusbriefe an die Römer. Matthias Gisbert Elsner (1698-1755), ein reformierter Theologe, wurde 1739 zum außerordentlichen Professor der Theologie an die Universi­ tät Utrecht berufen und dort 1743 zum ordentlichen Professor der Theologie für neutestamentliche Exegese ernannt. – Gering gebräunt.

1377 Espence, Claude d’. In epistolam d. Pauli apostoli ad titum commentarius. 24 (le. w.) Bl. Index), 752 (statt 759) S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 16 x 10 cm. Halbleder d. 19. Jhr. (leicht berieben) mit goldge­ prägtem RSchild. Paris, M. Sonnius, 1568. 180 € Adams B 1934. Nicht im STC. – Zweite Ausgabe, „Collation and imprint as 1567“ (Adams). Der französische Theologe, Humanist und Diplomat Claude d‘Espence (1511-1571) gilt als gemäßigter Katholik, der die Not­ wendigkeit erkannte, die Kirche zu reformieren. – Am Schluss fehlt die letzte Lage mit vier Blättern (BbbI-BbbIIII). Titel mit hs. Besitzvermerk im oberen Rand und etwas fleckig. Das weiße Blatt zu Beginn mit Feder­ proben. Immer wieder im unteren Rand leicht feuchtrandig, sehr selten mit kleinen Randeinrissen.

1378 Espence, Claude d’. In priorem D. Pauli Apostoli ad Timotheum epistolam, commentarii et digressiones. 8 Bl., 426 S., 19 Bl. 33,5 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (mit Spuren eines früheren Farbauftrages, leicht berieben) über Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen. Paris, Vascosanus, 1561. 300 €

Erste Rouener Ausgabe, die noch von dem katholischen Theologen Jakob Merlo-Horstius (1597-1644) bearbeitet wurde. Verfasst wurde der BibelKommentar von Wilhelm Estius (ursprünglich: Willem Hessels van Est, 1542-1613), der in erster Linie für seine Kommentare der Paulusbriefe bekannt war. Die meisten seiner Werke wurden nach seinem Tod her­ ausgegeben. – Titel und vorderer fliegender Vorsatz gestempelt, der Titel außerdem mit hs. Besitzvermerk. Leicht gebräunt, im Rand teils etwas stärker, vereinzelt knickspurig. Stellenweise leicht angeschmutzt.

1380 Froidmont, Libert. Commentaria in omnes B. Pauli Apostoli et septem canonicas aliorum apostolorum episto­ las. 6 Bl., 687 S., 21 Bl. Mit gestochener Druckermarke auf dem Titel. 32 x 20 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (restau­ riert, etwas berieben). Löwen, Hieronymus Nempe, 1663. 180 € Vgl. Jöcher II, 786. – Erste Ausgabe, verfasst von dem Lütticher Mathe­ matiker, Astronomen, Philosophen und katholischer Theologen Libert Froidmont (1587-1653). Nach seinem Studium der Geisteswissenschaf­ ten und Philosophie lehrte er u. a. selbst Philosphie in Antwerpen, 1609 erhielt er eine Professur der Rhetorik an der Löwener Universi­ tät und später eine Professur der Philosophie. – Vortitel mit hs. Besitz­ vermerk. Am Schluss stärker, sonst nur stellenweise etwas stärker feuchtrandig.

1381 Gentili, Scipione. In D. Pauli Apostoli ad Philemo­ nem epistolam commentarius. Opus postumum. 4 Bl., 166 S., 3 Bl. 19 x 15 cm. Flexibles Pergament d. Z. (leicht angestaubt) mit hs. RTitel. Nürnberg, Johann Friedrich Sartorius, 1618. 150 € VD17 3:003280H. – Erste kommentierte Ausgabe der Apostelbriefe des italienischen Juristen Scipione Gentili (1563-1616). – Etwas stärker braunfleckig, etwas gebräunt.

1382 Giustiniani, Benedetto. In omnes b. Pauli apostoli epistolas explanationes. 2 Bände. 20 Bl., 827 S., 9 Bl.; 20 Bl., 880 S., 22 Bl. Mit 2 Kupfertiteln (in Pag). 34,5 x 22 cm. Modernes rotes Halbchagrin (gering berieben) mit gold­ geprägtem RTitel. Lyon, H. Cardon, 1612-1613. 350 € 191


Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1384 Gleich, Johann Andreas. Erklärung der Epistel Pauli an die Galater, in Acht und zwantzig Predigten, sei­ ner anvertrauten Gemeinde Anno 1696. vom 4. Decembr. biß 1697. den 8. Octobr. vorgetragen. Andere Auflage. 9 Bl., 636 S., 16 Bl. (Register). Titel in Rot und Schwarz. 21 x 16,5 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Dresden, Johann Christoph Zimmermann, 1715. 180 € Vgl. VD17 23:240987D (EA 1699) und VD18 1150272X (dritte Auf­ lage 1723). – Zweite Auflage der gesammelten Predigten, die Johann Andreas Gleich (1666-1734) zu Beginn seiner Amtszeit als Hofprediger am kurfürstlichen Hof in Dresden hielt. – Titel mit unauffälligem Besitzeintrag. Es fehlt wahrscheinlich das Frontispiz. Schönes und wohl­ erhaltenes Exemplar. – Beigebunden: Derselbe. Erklärung der Epistel Pauli an die Philipper, in Fünff und Dreyßig Predigten, seiner anver­ trauten Gemeinde Anno 1698. vom 2. Decembr. biß 1699. den 3. Nov. fürgetragen. 7 Bl., 932 S., 16 Bl. (Register). Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochenem Porträt-Frontispiz. Ebenda 1715. - VD18 11502762. - Erste Ausgabe. - Schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung Seite 190

1385 Godeau, Antoine. Paraphrase sur l’epistre de Sainct Paul aux herbreux. 59, 108 S. Mit Kupfertitel (in Pag.). 12,5 x 7 cm. Späteres Leder (leicht berieben) mit goldgepr. RSchild. Paris, Jean Camusat, 1637. 150 €

1387

De Backer-Sommervogel III, 1490, 6. Lexikon für Theologie und Kirche IV, 905, 9. – Einzige Ausgabe der Kommentare zu den Paulus-Briefen. Autor ist der Professor für Theologie, Kanzlerredner und Rektor des Collegium Romanum Benedetto Guistiniani (1551-1622). – Gleich­ mäußig gebräunt.

1383 Giustiniani, Benedetto. In omnes B. Pauli apost. epistolas explanationum. 2 Bände. 20 Bl., 827 S., 9 Bl.; 20 Bl., 880 S., 22 Bl. Mit 8 Kupfertiteln (in Pag.). 35,5 x 22 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (Rücken von Band II erneuert, Kapitale von Band I mit Fehlstellen, etwas berieben und leicht beschabt) über Holzdeckeln mit 2 Messingschließen. Lyon, H. Cardon, 1612-1613. 280 € De Backer-Sommervogel III, 1490, 6. OCLC 7376652. Lexikon für Theo­logie und Kirche IV, 905, 9. – Einzige Ausgabe dieses Pauluskommen­ tars des genuesischen Jesuiten Benedetto Giustiniani (1550-1622), „plus de vingt ans recteur de la Penitencerie du Vatican“ (De Backer-Sommer­ vogel III, 1489). Mit dem Text der Paulinischen Briefe. – Titel mit hs. Besitzvermerken. Band eins durchgehend stark feuchtrandig. Innenge­ lenke des zweiten Bandes mit modernem Leinenstreifen verstärkt. Leicht gebräunt.

192

Jöcher II, 1033. – Erste Ausgabe. – Der Kupfertitel im Seitenrand mit ergänzter Fehlstelle (mit Darstellungsverlust). Leicht fleckig. Stellen­ weise im oberen Rand knapp beschnitte.

1386 Godeau, Antoine. Paraphrase sur les deux epistres de Sainct Paul aux Corinthiens. Nouvelle edition reveüe corrigée et augmentée 253 S., 3 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 13,5 x 8 cm. Kalbsleder d. Z. (Kapitale defekt, Gelenke angeplatzt). Paris, Camusat und Le Petit, 1651. 150 € Wohl die dritte Ausgabe seiner zuerst ebenda 1637 erschienenen fran­ zösischen Übertragung der beiden Korintherbriefe. Antoine Godeau (1605-1672) wurde 1636 von Kardinal Richelieu zum Bischof von Grasse ernannt. – Schwach braunfleckig.

1387 Goltzius, Dominicus. De algemeene Sendbrief des Apostels Jacobi schriftmatig verklaert en toegeeygent tot gebruyk der Godsaligheyd. 6 Bl., 935 S., 16 Bl. Mit gesto­ chenem Portrait. 19 x 15 cm. Halbleder des 19. Jahrhun­ derts (bezugspapier schwach gewellt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild. Amsterdam, Jakob van Har­ denberg, 1698. 180 € Erste Ausgabe der Auslegung des Jakobusbriefes durch den niederlän­ dischen Prediger Dominicus Goltzius (1644-1721). Das schöne Brust­ medaillon zeigt ihn im Ornat. – Stellenweise schwach braunfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1388 Gorra, Nicolaus de. In omnes divi Pauli epistolas enarratio. 2 Teile. 16 Bl., XII, 584 S.; 8 Bl., 282 S., 29 Bl. 34,5 x 22,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (am oberen Kapi­ tal mit kleiner Fehlstelle, Kanten teils angeplatzt, leicht berieben und angeschmutzt). Lyon, Anissonios, Posuel und Rigaud, 1692. 180 € Später Druck der Predigtsammlung des Nicolaus de Gorran (1232-1295), Beichtvater Philipps des Schönen von Frankreich. – Stärker gebräunt und stockfleckig, stellenweise feuchtrandig. Zu Beginn in der unteren Ecke mit kleinen Fehlstellen.

1389 Guilliaud, Claude. Collatio in omnes divi Pauli Apostoli epistolas. Iuxta eruditorum sententiam facta. Omnia iudicio ecclesiae submissa sunto. 4 Bl., 465 S., 1 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 23,5 x 16,5 cm. Etwas späterer Kalbslederband (berieben und mit Schabspuren) mit goldgeprägtem RSchild. Lyon, Sébastien Gryphius, 1542. 350 € Adams G 1570. – Erster Druck von Claude Guilliauds (1493-1551) Exegese des Corpus Paulinum, ein zweiter Druck erschien ebenda im Folgejahr. – Mal mehr, mal weniger feuchtrandig, etwa bis zur Hälfte mit unscheinbarem Wurmloch am unteren Satzspiegel, Lage hH ver­ bunden. Vereinzelte Marginalien, Titel mit mehreren alten Einträgen. Abbildung

1390 Guilliaud, Claude. I) Collatio in omnes divi Pauli apostoli epistolas [und:] II) In Canonicas Apostolorum septem epistolas, collatio. 2 Werke in 1 Band. 8 nn., 410 num. Bl., 14 (le. w.) Bl.; 18 nn., 100 num. Bl. 17 x 10,5 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (stark feuchtrandig, etwas berieben und teils beschabt, Gelenke angeplatzt, mit Fehl­ stellen, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln mit goldgeprägter Figur im Mittelfeld des Vorderdeckels und goldgeprägter Jahreszahl („1548“, nahezu vollständig oxi­ diert). Paris, J. Roigny, 1543-1548. 450 € I) French Books III & IV, bboks published in France before 1601 in Latin and languages other than French 73236. Vgl. Adams G 1570 (Ausgabe 1542), nicht im STC. II) Adams G 1577. French Books III & IV, bboks published in France before 1601 in Latin and languages other than French 73240. Nicht im STC. – Jeweils die erste Pariser Ausgabe dieser beiden seltenen Schrif­ ten. Claude Guilliaud (1493-1551) war Doktor der Theologie und lehrte als Professor an der Sorbonne. – Zu Beginn im Textblock mit Wurm­ spuren (leichter Buchstabenverlust). Das zweite Werk immer wieder feuchtrandig, teils auch stark, das erste Werk nur gelegentlich

1391 Gwalther, Rudolf. I) In priorem D. Pauli apostoli ad corinthios epistolam homiliae [und:] II) In posteriorem D. Pauli apostoli ad corinthios epistolam homiliae. 2 Werke in 1 Band. 18 nn., 272 num. Bl.; 14 nn., 144 num. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 32 x 19,5 cm. Blind­

1389

geprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, gebräunt, Kanten teils abgerieben,) über Holzdeckeln mit hs. RTitel und 2 Messingschließen. Zürich, Froschauer, 1578. 300 € VD16 W1103 und W 1107. Adams G 1397. Nicht im STC. – Zweite Ausgabe der Kommentare zu den Paulusbriefen an die Korinther. „Pre­ digten und Homilien von G., deutsch und lateinisch, fast alle Theile der hl. Schrift berührend, erschienen von 1546 an bis 1585 beinahe alljährlich“ (ADB X, 239f.). – Titel des ersten Werkes mit Stempelra­ sur (verso hinterlegt) und im unteren Bug sowie im oberen Rand mit Wurmspur, die untere Ecke mit kleinsten Randläsuren. Am Schluss des zweiten Bandes minimal wurmspurig.

1392 Habert, Isaac. In B. Pauli epistolas tres episcopales ad Timotheum et Titum et unam ad Philemonem exposi­ tio perpetua. 767 S., 3 nn. Bl. Mit gestochener TVignette, 2 ganzseitigen Textkupfern und 15 gestochenen Initialenbzw. Vignetten. 21 x 13 cm. Leder d. Z. (etwas bestoßen und beschabt, leicht säurebrüchig; Rücken komplett modern ersetzt, neu aufgebunden) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Typographia Regia, 1656. 300 € 193


Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1393 Haymo von Halberstadt. Doctissimi Haymonis Saxonis episcopi Halberstattensis. in divi Pauli epistolas cum brevis tum perlucida expositio nuper Argentorati stanneis calamis primum excusa. Titel in Rot und Schwarz. 4 nn., CLXXVIII num. Bl. Mit breiter figürlicher Titelholz­ schnitt-Bordüre von Hans Baldung Grien. 25,5 x 18,4 cm. HLeinen um 1900 (etwas bekratzt und berieben), dreisei­ tiger Türkisschnitt. (Straßburg, Reinhard Beck d. Ä., 1519). 400 € VD16 B 4987. STC 386. Adams H 109. Proctor 10312. – Haymo (Haimo) von Halberstadt (gest. 853) zugeschriebene Sammlung von Predigten zu den Episteln Petri. Neue Forschungen führen das Werk jedoch unter Haimo von Auxerre (VD16 online), bei dem es sich wohl um eine eigene Individualität handelt. Oft wurden beide „Haimos“ aber auch einer ein­zigen Person zugeordnet: „Haimo war Mönch im Kloster Hersfeld, als ihm Ludwig der Deutsche im Jahre 840 das durch den Tod Bischof Thiatgrim’s erledigte Bisthum Halberstadt verlieh. Diese Stellung war damals, bei der Nachbarschaft der Heiden und der Schwierigkeit der im Christenthum noch jungen Bevölkerung des Sprengels, eine dornen­ volle. Um sich indessen ganz seinen geistlichen Pflichten widmen zu können, soll Haimo wie die gedachte Biographie erzählt, alle weltlichen Geschäfte seinem Verwandten Ruodger überlassen haben, den er aus Hersfeld nach Halberstadt mitgebracht hatte und dessen Nachkommen­ schaft später auf der Heimburg blühte. Daß Haimo nicht in weltlichen Sorgen und Händeln untergehen, sondern sich möglichst ungestört der Religion, Theologie und Predigt widmen möchte, war auch der drin­ gende Wunsch Raban’s ... Er verfaßte Commentarien zu den Psalmen, zu Jesaias, Homilien und einen Abriß der Kirchengeschichte von Christi Geburt bis auf Theodosius („De christianarum rerum memoria“) in zehn Büchern nach Rufinus“ (ADB X, 390f). – Titel und verso sowie weitere Blätter mehrfach gestempelt „Biblioth. Duc Altenburg“, Titel etwas gedunkelt und angestaubt, wenige Wurmlöchlein, letzten Blät­ ter fleckig, Einriss im letzten Blatt (minimaler Buchstabenverlust, älter hinterlegt), Knickspuren. Abbildung

1395

Hoefer XXIII, 14. – Erste Ausgabe, verfasst von dem französischen Theologen, Geistlichen und späteren Bischof Isaac Habert (1600-1668), in der er sich mit den Paulus-Briefen vor dem Hintergrund seiner AntiJansenistischen Einstellung auseinandersetzt. Bevor Habert sein Bischof­ samt in Vabres antrat, lehrte er an der Sorbonne und war Prediger des Königs. Bekanntheit erlangte er als Herausgeber der „Liber Pontificalia“ und als einer der wenigen Schriftsteller, der sich zu seiner Zeit vehement gegen den Jansenismus wandte: „Dès 1641 il prêcha contra le livre de Jansenius. Il pretendait y avoir trouvé quarante hérésies, nombre qu‘il réduisit plus tard“ (Hoefer). – Titel angestaubt und fingerfleckig sowie mit hs. Besitzvermerk. Leicht gebräunt, mit nachgedunkelten Feuchtig­ keitsflecken zum Schnitt hin. Vereinzelt mit Eckab- bzw. -einrissen (ohne Textverlust) und stellenweise knickspurig sowie mit Anstreichun­ gen im Text. Vorsätze erneuert.

194

1394 Hemmingsen, Niels. Commentaria in omnes epi­ stolas apostolorum, Pauli, Petri, Judae, Johannis, Jacobi et in eam quae ad hebraeos inscribtur. 10 (le. w.) Bl., 981 S., 42 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnittdruckermarken. 32,5 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas ange­ schmutzt, angestaubt und berieben, Rückdeckel mit 2 kleinen ergänzten Fehlstellen, ohne die beiden Bindebän­ der, gestempelt). Frankfurt, (Georg Rab d. Ä), 1579. 300 € VD16 B 4976. Vgl. Adams B 1862 (Ausgabe 1572). Nicht im STC. – Zweite Ausgabe. Niels Hemmingsen (1513-1600) war ein dänischer evangelischer Theologe, Philologe und Schulreformer. In Wittenberg hatte er auch die theologischen Vorlesungen von Martin Luther besucht und kehrte 1542 nach Dänemark zurück. Im Auftrag Christians III. verfasste er 1557 eine für alle Universitätsprofessoren bindende Bekennt­ nisschrift über die lutherische Abendmahlslehre und 1569 die 25 Religionsartikel, die alle Ausländer bei ihrer Niederlassung in Dänemark unterschreiben mussten. Hemmingsen gilt als der bedeutendste evan­ gelische Theologe Dänemarks im 16. Jahrhundert und wegen seiner Verdienste um das Schulwesen als „praeceptor Daniae“. – Titel mit hs. Besitzvermerk. Selten mit hs. Randanmerkungen, stellenweise leicht feuchtrandig im Seitenrand, gering gebräunt und braunfleckig.


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1395 Hemmingsen, Niels. Commentarius in epistolam Pauli ad Galatas. 140 Bl. Mit Holzschnitt-Portraitmedail­ lon. 15,5 x 9,5 cm. Moderner Pergamentband. Wittenberg, (Johann Krafft d. Ä.), 1570. 300 € VD16 B 5091. Lauritz Nielsen 816. – Zweiter Druck seines Kommen­ tars zum Paulusbrief an die Galater, der Erstdruck erschien ebenda 1564. Niels Hemmingsen (1513-1600) gilt als der bedeutendste evangelische Theologe Dänemarks im 16. Jahrhundert und erhielt wegen seiner Verdienste um das Schulwesen den Beinamen „Praeceptor Daniae“. Das Portraitmedaillon zeigt den Apostel Paulus. – Einige Lagen mit sehr kleinem Wurmgang im oberen Rand. Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

1396 Hentenius, Johannes. Commentaria luculentissi­ ma vetustissimorum graecorum theologorum in omnes D. Pauli epistolas ab oecumenio exactè. 1 Bl., S- 285-448 (recte 748). 15 x 10 cm. Halbleder d. 18. Jh. (Rücken etwas stärker knickspurig, etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RTite. Paris, Jean Foucher und Jean David, 1547. 250 € Einzige Ausgabe. Der Kommentar zu den Briefen des Paulus wurde von dem flämischen Dominikaner und Bibelexegeten Johannes Hententius (1500-1566) verfasst. – Titel gestempelt. Vor allem in der ersten Hälfte mit Wurmgängen (meistens im Rand, oftmals hinterlegt, nur leichter Textverlust). Bindung geschwächt. Leicht gebräunt. Am Schluss mit Feuchtigkeitsschaden, hier etwas braun- und stockfleckig.

1397 Hofmann, Carl Gottlob. Introductio theologicocritica in lectionem epistolae S. Paulli ad Galatas et Colos­ senses. 6 Bl., 256 S., 4 Bl. Mit gestochener Druckermarke. 21,5 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und ange­ schmutzt) mit hs. RTitel. Leipzig, Heorg Weidmann, 1750. 180 €

1393

1398 Horneius, Conrad. In epistolam Sancti Apostoli Jacobi catholicam. Expositio litteralis. 8 Bl., S. 1, S. 4-119. 20 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig, ohne die Schließbänder) mit RSchild. Braunschweig, Andreas Duncker, 1654. 250 €

(1590-1649) wurden wie hier separat vertrieben und erschienen auch als Sammelausgabe mit entsprechendem zweifarbig gedrucktem Haupt­ titel. – Mit verblasstem Feuchtigkeitsrand, Vorsatz mit hs. Inhaltsangabe und Besitzeinträgen. – Beigebunden: I) Derselbe. In epistolam catho­ licam Sancti Apostoli Petri priorem (et posteriorem). Expositio litte­ ralis. 2 Teile. 4 Bl., 152 S.; 1 Bl., 92 (recte: 93) S. Ebenda 1654. - VD17 39:128625K (ohne Teil II). - Erste Ausgabe. Eine von zwei Druckvarian­ ten aus dem selben Jahr. - Wohlerhalten. - II) Brandanus Daetrius. Davids Jugend und Alter, aus dessen Worten Ps. 71/ v. 17. Gott du hast mich von jugend auff gelehret etc. bey christlicher Leichbestattung des Andreae Pauels, der Stadt Braunschweig wolverdienten Burgermeisters, als der nach seeligem am 25. Aprilis genommenem Abschiede beygesetzet worden. 34 S., 7 Bl. (l. w.). Mit Textholzschnitt. Ebenda 1654. - VD17 23:263165B. - Einziger Druck der Leichenpredigt zu Ehren des Braunschweiger Bürgermeisters Andreas Pauels (1574-1654). Brandanus Daetrius (1607-1688) war ab 1646 Stadtsuperintendent. - Wohlerhalten.

VD17 39:128619H. – Erste Ausgabe. Eine von zwei Druckvarianten aus dem selben Jahr, mit der im VD 17 angegebenen Unregelmäßigkeit in der Kollation zu Textbeginn, das Exemplar ist so vollständig. Die Kommentare zu den Aposteln Jakob, Petrus, Johannes und Judas des Helmstädter Theologen und Professors für Logik Konrad Hornejus

1399 Hunnius, Aegidius. Epistolae divi Pauli apostoli ad Romanos expositio plana et perspicua. Multô castigatiora ac emendatiora. 519 S., 4 Bl. Titel in Rot und Schwarz.

Nicht bei Wetzer-Welte, Jöcher. – Einzige Ausgabe, verfasst von dem lutherischen Theologen und Historiker Carl Gottlob Hofmann (17031774). – Titel gestempelt. Etwas gebräunt und braunfleckig. – Nachge­ bunden: Anton Friedrich Büsching. Introductio historico-theologica in epistolam Pauli ad Philippenses. 20 Bl., 60 S. Halle, Lüderwald, 1746. - VD18 10748628. - Leicht braunfleckig.

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1401 Janssonius, Johannes Henricus. De algemene Brief van den Apostel Judas. 11 Bl., 410 S., 5 Bl. 20 x 15 cm. Modernes Halbpergament (Rücken leicht angeschmutzt) mit hs. RTitel. Groningen, Laurens Groenewolt, 1750. 100 € Erste Ausgabe der ausführlichen exegetischen Ausarbeitung von dem Pastor und Theologen Johannes Henricus Janssonius (1701-1780). – Titel etwas gebräunt, gestempelt, verso und recto hinterlegt. Häufiger im Rand mit nachgedunkeltem Feuchtigkeitsschaden. Die letzten Blätter leicht braun- bzw. stockfleckig, das letzte Blatt etwas stärker betroffen.

1402 Landreben, Arnoldus. Schrift-maatige Verklaaring over den eersten [und tweeden] Brief van den Apostel Paulus, geschreeven aan de Thessalonicensen. De tweede Druck, met een toegift vermeerdert. Titel in Schwarz und Rot. 2 Teile in 1 Band. 13 Bl., 492 S., 10 Bl.; 6 Bl., 200 (statt 258; ohne Nachstücke) S. Mit 2 wiederholten Titel­ vignetten und 2 wiederholten Kupfertiteln. 19 x 15 cm. Moderner Halblederband mit goldgeprägtem RSchild. Utrecht, Willem van Poolsum, 1713. 120 €

1410

16,5 x 10 cm. Pappband mit breitem Schweinslederrücken (etwas stärker fleckig und berieben, Rücken mit Mittel­ knickfalte) mit 2 parallel verlaufenden Tugendrollen. Frank­ furt, Johannes Spieß, 1596. 240 € VD16 H 6064. Nicht bei Adams. – Dritte bei Spieß in Frankfurt erschienene Ausgabe des mehrfach aufgelegten Kommentars zum Römer­ brief. Die Paulusexegese bildet einen der inhaltlichen Schwerpunkte im Werk des Wittenberger Theologen Aegidius Hunnius (1550-1603), einem der bedeutendsten Vertreter der lutherischen Frühorthodoxie. – Schwach gebräunt, Titel mit zeitgenössischem Besitzeintrag.

1400 Hunnius, Aegidius. Epistolae divi apostoli Pauli ad Corinthios prioris, expositio plana et perspicua. Cum oratione post praefationem maxime frugifera. 15 Bl., 545 S. 16,5 x 10 cm. Pergament d. Z. mit hs. RSignatur. Frank­ furt, Wolfgang Richter, 1606. 200 € Nicht im VD17. – Posthume Ausgabe des mehrfach aufgelegten Kom­ mentars zum ersten Korintherbrief, wohl der einzige Druck, der bei Wolf­ gang Richter in Frankfurt erschien. Die Paulusexegese bildet einen inhalt­lichen Schwerpunkt im Werk des Wittenberger Theologen Aegidius Hunnius (1550-1603), einem der bedeutendsten Vertreter der lutherischen Frühorthodoxie. – Etwas stärker gebräunt und braunfleckig, Titel mit zwei alten Besitzvermerken in Tinte, Innenspiegel mit modernem Exlibris.

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Zweiter Druck der Erläuterung zu den beiden Paulusbriefen an die Thessalonicher des in Franeker wirkenden Theologen Arnoldus Land­ reben (um 1640-1721). – Typographischer Titel von Teil I und Kupfer­ titel von Teil II mit einigen Randläsuren und zahlreichen Knickspuren, erste Blatt in Teil I mit Tintenfleck. Teil II nur als Fragment vorhanden. Vorsätze unfachmännisch erneuert.

1403 Laurentius, Georg Michael. Kurtze Erklärung des Briefs Pauli an die Römer, in Tabellen verfasset. Die ande­ re Auflage [und:] Kurtze Erklärung des ersten Briefs Pauli an die Corinther. Zweite Auflage [und:] Kurtze Erklärung des andern Briefs Pauli an die Corinther. Die II. Edition. 3 Teile in 1 Band. 10 Bl., 752 S., 10 Bl.; 20 Bl., 668 S., 26 Bl.; 8 Bl., 492 S., 14 Bl. 21 x 17 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt und angestaubt, fleckig und berieben). Halle, Waisenhaus, 1716-1719. 250 € VD18 10343687, VD18 10343679, VD18 12595551. ADB XVIII, 61. – Zweite Ausgabe. „Als theologischer Schriftsteller hat sich Laurentius neben einigem minder Wichtigen durch seine ‚Kurzen Erklärungen der Bücher des Neuen Testamentes in Tabellen‘ bekannt gemacht. Er gab diese Commentare nach und nach in den Jahren 1704-1726 her­ aus“. (ADB). – Der Titel des dritten Teils mit fachmännisch restaurier­ tem Randeinriss. Stellenweise feuchtrandig. Gleichmäßig gebräunt, hin und wieder braunfleckig.

1404 Laurentius, Jacobus. S. Apostoli Petri epistola catholica. Editio postrema. 2 Teile in 1 Band. 6 Bl., 366 S., 9 (le. w.) Bl.; 4 Bl., 291 S., 4 Bl. Mit 2 wdhl. HolzschnittDruckermarken. 20,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (gering angeschmutzt). Amsterdam, Hendrick Laurensz, 1647. 180 €


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments Letzte Ausgabe. Der niederländische calvinistische Theologe Jacobus Laurentius (1585-1644) wurde vor allem als „Exeget und mehr noch als heftiger Apologet im 17. Jahrhunderte bekannt ... Seine antipapisti­ schen Schriften sind auf den römischen Index gesetzt“ worden (ADB XVIII, 65f.). – Titel des ersten Teils gestempelt. Exlibris.

1405 Maior, Georg. Enarratio epistolarum Pauli ad Titum et Philemonem. 16 nn. Bl., 135 num. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 16 x 9 cm. Blindgeprägter Schweinsleder d. Z. (minimal berieben und bekratzt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 ziselierten Messingschließen. Wittenberg, Johann Lufft, 1565. 250 € VD16 ZV 1997. Vgl. Adams 219. – Zweite Ausgabe von Georg Maiors (1502-1574) Kommentar zum Epheserbrief. Sie folgte dem Erstdruck von 1563, der ebenfalls bei Johannes Lufft in Wittenberg erschienen war. – Papierbedingt durchgehend leicht gebräunt. Der blindgeprägte und mit den Buchstaben „H. S. D.“ monogrammierte Einband ist „1566“ datiert und mit einer floralen Stempelrolle mit Porträt-Medaillons geschmückt. – Nachgebunden: Derselbe. Enarratio septem psalmorum poenitentialium. 8 nn. Bl., 275 num. Bl., 4 nn. Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. Ebenda 1565. - VD16 ZV 1699. - Zweite Ausgabe. - Papierbedingt durchgehend leicht gebräunt.

1406 Maior, Georg. Enarratio epistolae Pauli scriptae ad Ephesos. 384 nn. Bl. 15 x 9,5 cm. Blindgeprägter Schweins­ lederband d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit 1 (statt 2) Messingschließen. Wittenberg, Veit Kreutzer, 1552. 300 € VD16 M 2023. – Erste Ausgabe von Majors (1502-1574) Kommentar zum Epheserbrief. – Etwas fleckig, Titel mit hs. Ergänzung des Beibands sowie vier Besitzeinträgen (davon einer in Kugelschreiber). Erste Lagen mit kleiner Stauchspur im Seitenrand. Mit Schnitttitel. – Beigebun­ den: Alexander Alesius. Epistolae ad Titum expositio, in qua pleraque tractantur per quaestiones, ut à pueris facilius percipi, & retineri pos­ sint. Nulla est autem sententia in tota epistola praetermissa, quae non sit explicata. 71 nn. Bl. Leipzig, Georg Hantzsch, 1552. - VD16 A 1732. - Erste Ausgabe der Interpretation zum Brief des Paulus an Titus, ver­ fasst von dem schottisch-deutschen Melanchthonschüler Alexander Alesius (1500-1565): „Er war eng mit Melanchthon verbunden und nahm, gleich diesem, eine vermittelnde Stellung zwischen Lutheranern und Calvinisten ein. Wie er Melanchthon’s kryptocalvinistische und adiaphoristische Ansichten theilte, so stand er später im synergistischen Streit auf Georg Major’s Seite, weshalb er denn auch von den Flacianern aufs heftigste angegriffen ward. Angesehen durch theologische Ge­ lehrsamkeit, wie durch dialektische Gewandtheit, hat er an den Religi­ onsgesprächen zu Worms (1540), Naumburg (1554), Nürnberg und Dresden (1555) u. a. theilgenommen. Seine Schriften (vgl. Jöcher u. Adelung) sind exegetischen, dogmatischen und polemischen Inhaltes“ (ADB I, 336). - Etwas braunfleckig, Blatt E8 mit kleinem Eckabriss.

1407 Musculus, Wolfgang. In divi Pauli epistolas ad Philippenses, colossenses, Thessalonicenses ambas. 5 Bl., 406 S., 18 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 32 x 21 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas

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stärker angeschmutzt und angestaubt, etwas berieben) mit schwarzgeprägtem Monogramm „C H B“ und schwarzge­ prägter Jahreszahl „1565“. Basel, Herwagen, 1565. 250 € VD16 B 5124. Adams M 2032. Vgl. STC 115 (Ausgabe 1578). – Erste Ausgabe. Enthalten sind: 1) In divi Pauli epistolam ad colossenses com­ mentarii (VD16 B 5135), 2) In divi Pauli epistolas ad Thessalonicenses ambas commentarii (VD16 B 5146) und 3) In divi Pauli epistolam primam ad Timotheum commentarii (VD16 B 5169). „Musculus war weder ein schöpferischer Geist, noch ein dominirender Charakter, aber ein hervorragender Exeget. Gerade die schlichte Einfachheit und Selbstlosig­ keit seines Wesens machte ihn, verbunden mit gründlicher Sprachkennt­ niß, ganz besonders geeignet, zum Ausleger biblischer Gedanken zu werden, und mehr als gewöhnliche Arbeitskraft ließ ihn in dieser Rich­ tung bleibend Werthvolles leisten“ (ADB XXII, 95f.). – Titel fleckig und feuchtrabdig und mit hs. Nummer. Zu Beginn mal mehr, mal weniger feuchtrandig. Vier Blätter der ersten Lage gelöst. Etwas gebräunt und fleckig. Stellenweise mit Textunterstreichungen. Ohne den vorderen fliegenden Vorsatz.

1408 Musculus, Wolfgang. In epistolam d. Apostoli Pauli ad Romanos. 14 Bl., 278 S., 1 Bl. Mit 2 HolzschnittDruckermarken. 34 x 20,5 cm. Pergament d. Z. (leicht fleckig und angeschmutzt, ohne die vier Bindebänder). Basel, Sebastian Henricpetri, (1600). 300 € VD16 ZV 16152. Adams M 2031. STC 639. – Spätere Ausgabe der Paulus-Briefe an die Römer. – Titelblatt mit blindgeprägtem Stempel, mit Quetschfalten im Seitenrand und etwas braun- sowie stockfleckig. Sonst leicht gebräunt und fleckig, selten feuchtrandig. – Nachgebun­ den: Derselbe. In Apostoli Pauli ambas epistolas ad Corinthos commen­ tarii. Editio ultima. 14 Bl., 487 S. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. Ebenda (1611). - Letzte Ausgabe. - Nahezu durchgehend in der oberen Blatthälfte stärker feuchtrandig. Leicht gebräunt und fleckig.

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1409 Ochino, Bernardino. Expositio epistolae divi Pauli ad Romanos, de italico in latinum translata. 2 nn., 101 (ohne Bl. 98-99) num., 9 nn. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titel­ bordüre. 15 x 10 cm. Späteres Leder (ohne Rücken, hinte­ res Gelenk gebrochen, Gelenke restauriert, stärker berie­ ben). Augsburg, (Philipp Ulhart d. Ä., um 1545). 250 € VD16 O 210. Adams O 27. STC 472. – Erste Ausgabe dieser Schrift des italienischen Reformators, der als Generalvikar des Kapuzinerordens wohl der berühmteste Kanzelredner seiner Zeit war. – Der Lage N fehlen zwei Blätter (N3-4), Lage M verbunden. Titel im Seitenrand hin­ terlegt und mit kleinen Wurmspuren, zu Beginn im Bug mit weiteren Wurmspuren. Selten mit Feuchtigkeitsspuren. Vorderer fliegender Vorsatz mit längeren hs. Annotationen.

1410 Ochino, Bernardino. Predigen uber die Epistel Pauli zu den Galatern zu Augspurg offentlich in Welsch gepredigt und verteütscht. 97 nn. Bl. Mit figürlicher Holz­ schnitt-Titelbordüre. 17,5 x 13,5 cm. Pappband des 18. Jh. (stärker fleckig und berieben, Deckel gelockert, Rücken teils defekt und mit 2 Bibliotheksschildchen). Augsburg, Valentin Otmar, 16.VII.1546. 600 € VD16 O 224. – Erste deutsche Ausgabe der Sammlung von Predigten, die der aus Siena stammende, später als Ketzer diffamierte Reformator Bernardino Ochino (1487-1564) während seines Aufenthalts in Augs­ burg für die dortige italienische Gemeinde hielt. „Ochino war einer der hervorragenden Prediger seiner Zeit und ein vielseitiger Theologe. Unter Aufnahme von platonischen Gedanken verband er franziskanisches Demutsideal mit reformatorischem und spirituellem Gedankengut und wurde so ein durchaus origineller Denker ... Seine tolerante Grund­ einstellung ließ ihn am Ende seines Lebens immer mehr von einem dogmatischen Christentum abweichen und zu ‚häretischem‘ Gedanken­ gut kommen“ (BBKL VI, 1085f.). – Stellenweise schwach braunfleckig, sonst wohlerhalten.

1412 Outreins, Johannes d‘. Zerglieder- Außbreit- und Erklärung des Send-Briefs des Apostels Paulus an die Colosser. Teil I (von 2). 3 Bl., 372 S. (ohne die nachfolgen­ den 5 Bl., 391 S., 3 Bl). 20 x 16 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben sowie bekratzt, obere Kante des Vorderdeckels mit Fehlstelle) mit spanischen Kanten. Frankfurt, Adolph von Sand, 1696. 240 € VD17 39:128717Y. – Dritte Ausgabe der Predigtsammlung des nie­ derländischen Johannes d’Outrein (1662-1722), der als Verfasser einer Vielzahl evangelisch-theologischer Werke tätig war. – Es fehlt der zweite Teil. Leicht gebräunt. – Beigebunden: Derselbe. Der Brieff Pauli an die Hebräer. Teil I (von 4). 800 S. Ebenda, Johann Bertram Cramer, 1713. - Erster Teil der ausführlichen Auseinandersetzung von der in den folgenden Jahren noch drei weitere Teile erschienen.

1413 Paciuchelli, Angelo. Expositio in epistolam beati Pauli apostoli ad Romanos. Ex sanctis patribus, et sacris doctoribus collecta. 5 Bl., 959 S., 66 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 30,5 x 19,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas berieben und angestaubt, oberes Kapital mit Wurmlöchern, ohne die Schließen) mit hs. RTitel. München, München, Johann Jäcklin, 1677. 180 € VD17 12:121163N. – Erste Münchener Ausgabe des posthum erschie­ nenen Kommentars zum Römerbrief des biographisch kaum nachweis­ baren Dominikaners Angelo Paciuchelli (gest. 1660); eine Titelauflage erschien ebenda 1682. – Braunfleckig und teils etwas gebräunt, zahl­ reiche Lagen mit Feuchtigkeitsfleck im unteren Bug, dort stellenweise auch mit Wurmgang. Exemplar aus der Bibliothek des Kapuzinerklosters in Brixen, mit entsprechenden Einträgen auf Innenspiegel, Vortitel und Titel, der Titel mit weiterem Stempel.

Abbildung Seite 196

1411 Osiander, Lucas. Epistolae S. Pauli apostoli omnes, quotquot extant. Iuxta veterem, seu vulgatam translatio­ nem ad graecum textum emendatae. 8 Bl., 892 S., 11 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 21 x 14,5 cm. Blind­ geprägter Schweinslederband d. Z. (etwas stärker fleckig und berieben, oberes Kapital defekt, ohne die Schließen) mit schwarzgeprägtem Bandtitel „VII TOMUS“ auf dem VDeckel. Tübingen, Georg Gruppenbach, 1583. 600 € VD16 B 2659. – Der Band VII der neunbändigen Ausgabe von Osian­ ders (1534-1604) Bibelkommentaren, die bei Gruppenbach in Tübin­ gen erschienen und hier die Paulusbriefe behandelt. Der Text seiner Kommentare fand Eingang in die berühmte Osianderbibel, die ab 1650 bei den Lüneburger Sternen gedruckt wurde. – Vereinzelt etwas fleckig, Titel und Vorsatz mit hs. Einträgen, erste Blatt mit kleinem Loch und schmalem Feuchtigkeitsrand. Abbildung Seite 197

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1414 Paes, Balthasar. In epistolam b. Jacobi apostoli commentarii. Editio quarta. 12 Bl., 882 S., 16 Bl. Mit gestochener Titelvignette. 24 x 17 cm. Modernes Leinen. Lyon, Jacob Cardon and Petri Cavellat, 1624. 180 € Vierte Ausgabe von Balthasar Paes’ (1570-1638) Kommentar zu den Episteln. – Titel gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Gebräunt sowie etwas braun- und stockfleckig, stellenweise etwas stärker. Etwa ab Seite 230 mit Feuchtigkeitsfleck im unteren Rand.

1415 Pareus, David. In divinam ad Corinthios priorem S. Pauli apostoli epistolam commentarius. Cum epistola dedicat ad senatum urbis Bremensis, de origine coelibatus clericalis. 18 Bl., 19 S., 8 Bl., 902 S., 29 Bl. (l. 2 w.). Mit Holzschnitt-Titelvignette. 17 x 10,5 cm. Pergament d. Z. (spanische Kanten unten mit Fehlstelle) mit hs. RTitel. Genf, Pierre Aubert, 1614. 150 €


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments Genfer Druck vom Kommentar zum ersten Korintherbrief des refor­ mierten Theologen David Pareus (1548-1622), der vor allem durch seine Bearbeitung der sogenannten Neustädter Bibel von 1587 be­ kannt geblieben ist. – Braunfleckig, Titel und fl. Vorsatz mit gestriche­ nen Einträgen.

1416 Perkins, William. Een geleerde en godtvruchtige Verklaringe, over den Zendbrief Jude, vervattende LXVI. Predikatien. Uytgegeven door Thomas Taylor. 136 S. 30 x 20 cm. Moderner marmorierter Halblederband mit RSchild. (Amsterdam, Johannes van Someren), 1662. 180 € Niederländische Ausgabe der Erläuterungen zum Judasbrief des puri­ tanischen Theologen William Perkins (1558-1602). – Sauberes und wohlerhaltenes Exemplar des zweispaltigen Drucks.

1417 Picquigny, Bernardin de. Epistolarum b. Pauli apo­ stoli triplex expositio. 9 Bl., 1486 Spalten, 31 Bl. 38 x 23 cm. Leder d. Z. (oberes Kapital restauriert, Gelenke mit kleinen Einrissen, etwas stärker berieben und bekratzt) mit gold­ gepr. RSchild und RVergoldung. Paris, Jean Anisson, 1703. 300 € Brunet 633. Graesse 282. – Erste Ausgabe des berühmten und geschätz­ ten Kommentars Bernardin de Picquignys (1633-1709) zu den PaulusBriefen. Darin analysiert, paraphrasiert und kommentiert der Kapuzi­ nermönch, der als exegetischer und asketischer Schriftsteller Bekannt­heit erlangte, die Bibeltexte. „Ouvrage très-estimé“ (Brunet). – Titel gestempelt und mit überklebter Titelvignette. Leicht gebräunt, verein­ zelt gering fleckig.

1418 Plevier, Johannes. Paulus Brief aan de Galateren, naar het Oogmerk verklaard en tot Gebruik toegepast. 2 Bände. 26 Bl., 26, 702 S.; 2 Bl., 707 S., 34 Bl. Titel in Rot und Schwarz. Mit 2 wdhl. gestochenen Titelvignetten und Kupfertafel. 19,5 x 15 cm. Blindgeprägte Kalbsleder­ bände d. Z. (etwas bestoßen, Bezug an den Kanten des VDeckels von Band II etwas lädiert) mit goldgeprägtem RSchild. Utrecht, Johannes Broedelet, 1738. 180 € Wohl die erste Ausgabe seiner Auslegung des Galaterbriefs. Johannes Plevier (1685-1762) wirkte als Prediger in Middelburg. – Stellenweise mit kleinem Feuchtigkeitsrand.

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mit einer schönen szenischen Holzschnittvignette mit einer Darstel­ lung der beiden Philosophen Diogenes Laertius und Aristippos von Kyrene. – Es fehlt das Titelblatt. Stellenweise etwas gebräunt oder braunfleckig, teils mit Feuchtigkeitsrand.

1420 Quistorp, Johann Nicolaus. Zetemata in epistolas I et II div. Johannis disputationibus VIII. 152 S. Titel in Schwarz und Rot. 19,5 x 14,5 cm. Moderner Leinenband. Wismar und Leipzig, Johann Christian Schmid, 1708. 120 €

Abbildung

Einziger Druck der bereits 1697 gehaltenen Disputation des Rostocker Theologen Johann Nicolaus Quistorp (1651-1715) über den ersten und zweiten Johannisbrief. – Etwas gebräunt, sonst wohlerhalten.

1419 (Pseudo-Anselm von Canterbury. In omnes sanctis­ simi, Pauli Apostoli epistolas enarrationes). 7 (statt 8) Bl., 531 S. Ohne Titel. Mit 4 figürlichen Holzschnitt-Initialen. 29,5 x 19 cm. Marmor. Pappband des 19. Jh. (VDeckel mit Kratzspuren) mit goldgeprägtem RSchild. (Köln, Eucha­ rius Cervicornus für Gottfried Hittorp, August 1533). 250 €

1421 Remy, Antonio. Paraphrasis seu dilucida expositio in epistolas canonicas sanctorum Petri, Joannis, Jacobi & Judae apostolorum. 4 Bl., 182 S. 19,5 x 15,5 cm. Papp­ band d. Z. mit Goldbrokatpapierbezug (nahezu vollstän­ dig oxidiert, etwas berieben und bestoßen, Vorderdeckel mit 2 Feuchtigkeitsflecken). Konstanz, J. I. Neyer, 1740. 150 €

VD16 B 5004. IA 105.992. Adams A 1174. – Erste Kölner Ausgabe des mittelalterlichen Kommentars zu den Paulusbriefen. Der Textbeginn

VD18 12334146. – Einzige Ausgabe dieses Kommentars zu den Apos­ telbriefen. – Leicht gebräunt, braun- und stockfleckig.

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ 1422 Ribera, Francisco de. In librum duodecim prophe­ tarum commentarii. 52 Bl., 806 (von 807; ohne das Blatt 49/ 50) S. Mit großer gestochener Titelvignette. 31,5 x 20 cm. Schwarzgeprägtes Kalbsleder (Rücken unter Ver­ wendung des alten Bezugmaterials restauriert) über abge­ fasten Holzdeckeln mit 8 punzierten sowie ziselierten Messing-Eckbeschlägen mit Buckeln, sowie jeweils 1 zise­ lierten Messingornament mit Buckel im Mittelfeld und 2 ziselierten Messingschließen (restauriert). Köln, Arnold Mylius für Birckmann, 1600. 500 € VD16 ZV 31491. De Backer-Sommervogel VI, 1761, 2. – Spätere Kölner Ausgabe des Kommentarbandes von Francisco de Ribera (1537-1591). Der aus Toledo stammende Doktor der Theologie wurde von Papst Sixtus V. zum Bischof von Leighlin in Irland ernannt. – Es fehlt Blatt 49/50 (als Fotokopie beigelegt). Titel leicht fleckig, mit Ausschnitt im oberen Rand (ohne Textverlust) und mit hs. datiertem Besitzvermerk. Papierbedingt leicht gebräunt und durchgehend mit Feuchtigkeits­ fleck im unteren Bug. Stellenweise gering fleckig. Der vordere Vorsatz mit hs. Anmerkungen. Die Monogrammierung „F. I . G“ und Datierung „1608“ auf dem reich geprägten Einband stimmen mit dem hs. Besitzvermerk „F. Ioducus Goolemius Anno 1608“ auf dem Titel überein. Der Einband, dessen Deckel auffallend wohlerhalten sind, ist mit flora­ len Fileten, kleinen dekorativen Porträt-Medaillons und einer detaillier­ ten Porträtrolle um das Mittelfeld ausgestattet. Sie stellt Petrus, Johan­ nes den Täufer, Philippus und Paulus mit ihren jeweiligen Attributen dar.

1423 Sadoletus, Jacob. In Pauli episolam (sic) ad Roma­ nos commentariorum libri tres. 204 num. Bl. Mit Holz­ schnitt-Druckermarke. 15,5 x 10 cm. Blindgeprägter Kalbs­ lederband d. Z. (Gelenke etwas beschabt bzw. angeplatzt, Kapitale etwas bestoßen; neu aufgebunden, Rücken unter Verwendung des alten Bezugsmaterials fachmännisch restauriert) mit 8 (erneuerten) Schließbändern. Venedig, Giovanni Antonio Nicolini da Sabbio für Melchior Sessa, Mai 1536. 1.800 € Panzer VIII, 555. Vgl. Graesse VI, 214. Nicht bei Adams. – Frühe Ausgabe seines Kommentars zum Römerbrief, dem theologischen Haupt­ werk des aus Modena stammenden Kardinals und katholischen Refor­ mers Jacopo Sadoleto (1477-1547). Der Erstdruck aus dem Jahr 1535 wurde gleich nach dem Erscheinen von der Sorbonne als theologisch unzulänglich verurteilt, die beanstandeten Textstellen - auch die der Zen­ surbehörde in Rom - wurden für diesen Druck entsprechend korrigiert. Exemplar in einem bemerkenswerten Bologneser Platteneinband: Beide Deckel sind von einer Dreifachfilete eingefasst und werden von einer blindgepägten Arabeskenplatte ausgefüllt. Das Mittelfeld auf dem Rückdeckel zeigt die goldgeprägte Figur der Fortuna mit Segel und flankierenden kleinen Rosenstempeln, der Vorderdeckel in der Mitte mit dem goldgeprägten Kurztitel. Von diesen Arabeskenplatten existieren weitere ähnliche Fassungen, von denen eine in der Literatur mehrfach Erwähnung findet. Der entsprechende Einband wurde für den 1533 bis 1543 in Bologna studierenden Gerhard Aich gefertigt und befindet sich heute im Victoria and Albert Museum in London. Ilse Schunke vermutet, diese Platte und weitere, mit Stempeln geprägte Bologneser Einbände seien nach einem Kunsttischler-Musterbuch für Einlegear­ beiten kopiert worden. Und sie verweist darauf, dass sich, offenbar

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von solchen Mustervorlagen ausgehend, ein neuer Einbandstil auspräg­ te, bei dem das Bandgeflecht den ganzen Deckel ausfüllt: „Die Übertra­ gung des über- und unterfahrenden, mehrfach gebrochenen und verflochtenen Bänderwerks auf den Einbandschmuck, in minutiöser Kleinarbeit mit Bogen, Linien und Einzelstempeln ausgeführt, war ein kühnes Experiment.“ Und erstmals nachzuweisen seien derartige Einbände bereits 1545 in Bologna, nicht in Rom oder Paris, wo die große Zeit der deckenfüllenden Bandwerkentwürfe erst Ende der vierziger Jahre beginnt (vgl. Ilse Schunke, Die Renaissanceeinband­ kunst in Bologna. In: Beiträge zur Geschichte des Buchs. Festschrift für hans Widmann. Stuttgart 1974. S. 252-268). – Titel im Bug etwas gelöst sowie mit hs. Eintrag, Blatt C8 mit kleiner Fehlstelle im Seiten­ rand. Mit vereinzelten Anstreichungen. – Beigebunden: Johannes Campensis. Commentariolus in duas quidem D. Pauli, sed argumenti eiusdem, epistolas, alteram ad Romanos, alteram ad Galatas. 51 num., 1 nn. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. Ebenda September 1534. - Graesse II, 29. - Im Jahr des Lyoneser Erstdrucks erschienene Ausgabe, die ebenfalls sogleich auf den Index gesetzt wurde. Die Wei­ terverbreitung wurde Campensis nur unter der Auflage gestattet, dass er die bei Gryphius in Lyon gedruckte Folioausgabe zurückzog. Abbildung

1424 Schubert, Hans von. Luthers Vorlesung über den Galaterbrief 1516/17. XV72 S. Mit 40 Lichtdrucktafeln. 29 x 22,5 cm. Etwas späteres Halbleinen (Kapitale offen, Deckel lichtrandig, Vorderdeckel mit Feuchtigkeitsspur). Heidelberg, Carl Winter, 1918. 60 € Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philo­ sophisch-historische Klasse. Nr. 5. Einzige Ausgabe. Autor ist der evange­ lische Theologe und Historiker Hans von Schubert (1859-1931), der väterlicherseits von dem Nürnberger Ratsschreiber und Reformator Lazarus Spengler abstammt. – Papierbedingt leicht gebräunt, selten mit Randanstreichungen.

1425 Spangenberg, Cyriacus. Die erste und ander Epi­ stel des heiligen Apostel S. Pauli. 360 nn B. 15,5 x 9 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas wurmstichig, leicht berieben) über Holzdeckeln (Rückdeckel mit größe­ ren Fehlstellen durch Wurmfraß) und 1 (von 2) Messing­ schließen. (Wittenberg, Georg Rhau, 1557). 900 € VD 16 7542. NDB XXIV, 624. Nicht bei Adams, nicht im STC, nicht bei Graesse, Jöcher, Wetzer-Welte. – Erste Ausgabe dieser Auslegung der Paulinischen Briefe. Cyriacus Spangenbergs (1528-1604) „literari­ sches Gesamtwerk spiegelt ein in der zweiten Generation luth. Geistli­ cher deutlich hervortretendes Bedürfnis nach historischer und theol. Selbstvergewisserung in einer durch binnenluth. Antagonismen ge­ prägten, den Übergang zum ‚konfessionellen Zeitalter‘ markierenden Epoche. In den außerordentlich materialreichen, auf gründlichen Urkunden- und Quellenstudien basierenden Geschichtswerken kündigt sich ein von unmittelbarer konfessionspolemischer Nutzanwendung freies Ideal polyhistorischer Gelehrsamkeit an. In der kompromißlosen Orientierung am theol. Erbe Luthers führte S. ein maßgebliches An­ triebsmotiv seines Vaters unter den Bedingungen der binnenluth. Kon­ troversistik des späteren 16 Jh. fort“ (NDB). – Nahezu durchgehend mit Textunterstreichungen und Marginalien, stellenweise mit Feuch­ tigkeitsrändern. Blatt Jii mit restaurierter und ergänzter Fehlstelle. Mit


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ Zweite Auflage der Erläuterungen zum ersten Brief des Johannes durch den Leidener Theologen Petrus van Staveren (1632-1683). – Etwas flec­ kig, stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern, vereinzelte kleine Wurm­ gänge (geringer Buchstabenverlust). Vorsätze alt erneuert, Innengelenke angeplatzt.

1427 Stevartius, Petrus. Epistolae divi Pauli ad Hebraeos. 2 Bl., 47 S. 19,5 x 15 cm. Moderner Pappband. Ingolstadt, David Sartorius, 1588. 300 € VD16 S 8957. Nicht bei Adams und im STC. – Einzige Ausgabe dieser Auslegung der Paulinischen Briefe, verfasst von dem katholischen Theo­logen Petrus Stevartius (1549-1624), der von 1584 bis 1618 als Profes­ sor der Exegese in Ingolstadt lehrte. – Titel und das folgende Blatt etwas gebräunt und fleckig. Titel im Seitenrand mit Griffregister, kleiner Quetschfalte und sehr kleinem Feuchtigkeitsrand. Sonst nur stellenweise leicht stockfleckig. – Dabei: Derselbe. In canonicam d. Jacobi episto­ lam brevis commentarius. 2 Bl., 50 S., 1 Bl. 20 x 16 cm. Ohne Einband. Ebenda 1591. - VD16 S 8961. Nicht bei Adams, nicht im STC. - Einzige Ausgabe. - Titel mit hs. Besitzvermerk. Am Schluss leicht stockfleckig.

1428 Stosch, Ferdinand. Symbolae criticae et philologi­ cae ad illustrationem epistolae divi Judae Apostoli post Wolfii, Bengelii et Wetstenii labores collatae. Sylloge prima loco programmatis scholastici, quo examen anniversarium invitat. 1 Bl., 24 S. 2 Teile in 1 Band (mit durchgehender Paginierung). 19 x 15,5 cm. Marmorierter Pappband des 18. Jahrhunderts. Lingen, J. A. F. Korf, 1757-1758. 250 €

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kleinen Wurmlöchern. – Nachgebunden: Hieronymus Weller. (Evan­ gelia et epistolae). In epistolas. 131 nn. Bl. Nürnberg, Johann vom Berg und Ulrich Neuber, 1561. - VD16 E 4423. Nicht im STC, nicht bei Adams. - Im Seitenrand mit Feuchttigkeitsspur. Am Schluss mit zu­ nehmenden Wurmspuren. Selten mit Marginalien.

1426 Staveren, Petrus van. De eerste Sendbrieff des Apostels Johannis verklaart en toegepast. De tweede Druk. 10 Bl., 1010 S., 23 Bl. Mit Holzschnitt-Titelvignette. 19,5 x 15 cm. Blindgeprägter Pergament d. Z. (Ecken bestoßen, vorderes Gelenk hinterlegt) mit hs. RTitel. Amsterdam, Witwe Johannes van Someren und Abraham van Some­ ren, 1698. 150 € 202

Vgl. ADB XXXVI, 462. – Einziger Druck der Dissertationsschrift des reformierten Theologen Ferdinand Stosch (1717-1780), Neffe des bedeu­ tenden Kunstsammlers und Diplomaten Baron Philipp von Stosch, in welcher er den neutestamentarischen Brief des Judas textkritisch auf seine Symbolhaftigkeit untersucht und sich dabei auf frühere Untersu­ chungen u. a. von Johann Albrecht Bengel und Johann Jakob Wettstein beruft. Die Schrift, eine von seinen zahlreichen Dissertationen exege­ tisch-kritischen Inhalts, erschien während seiner Amtszeit in Lingen/ Ems, wo Stosch 1743 die Stelle des Rektors an der dortigen Lateinschule übernahm und von 1755 bis 1761 als Bibliothekar an der Hochschule wirkte. Bevor ihn sein Weg wieder zurück nach Berlin ans Joachims­ thalsche Gymnasium fühte, wo er zum Konrektor ernannt wurde und das er bereits als Zögling besucht hatte (und aus dessen Schulbibliothek unser Exemplar kurioserweise stammt). – Gebräunt und etwas braun­ fleckig, sonst wohlerhalten. Titel verso mit dem Besitzstempel des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin. Kein bibliothekarischer Standortnachweis in einer deutschen Bibliothek.

1429 Tena, Luis de. Commentaria et disputationes in epistolam d. Pauli ad Hebraeos. 8 Bl., 1364 S. Mit Kupfer­ titel. 29,5 x 20 cm. Etwas späteres Leder d. Z. (Kapitale mit breiten Lederstreifen überklebt, etwas stärker berie­ ben und mit kleineren Wurmspuren). Toledo, P. Rodri­ guez, 1611. 90 € Erste Ausgabe, verfasst von dem Bischof von Tortosa, Luis de Tena (gest. 1622). – Zu Beginn im oberen Rand mit größerem Feuchtig­keitsschaden, am Schluss im unteren Bug mit weiteren Feuchtigkeitsrändern.


_____________________________________________________________________________ Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments 1430 Theophylakt von Ohrid. In omnes D. Pauli episto­ las enarrationes, diligenter recognitae. Christophoro Por­ sena Romano interprete. 12 Bl., 943 S. Mit kleiner Holz­ schnitt-Titelvignette und 15zeiliger figürlicher Holz­schnitt-Initiale. 17 x 11 cm. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (neu aufgebunden, Rücken modern erneuert) mit 2 intakten Messingschließen (Lederbänder erneuert). Köln, Eucharius Cervicornus für Gottfried Hittorp, Januar 1532. 350 € VD16 B 5003. Adams T 603. – Kölner Druck des hochmittelalterlichen Kommentars zu den Paulusbriefen. Der byzantinische Kleriker Theo­ phylaktos (1055-1126) wirkte im letzten Viertel des 11. Jahrhundert als Erzbischof im bulgarischen Ohrid. Seine für diese Ausgabe ins Lateini­ sche übertragene Exegese des Corpus Paulinum basiert ebenso wie sein Evangelienkommentar und seine exegetischen Studien zur Apostelge­ schichte auf den Lehren von Johannes Chrysostomos. – Blatt E1 mit kleinem Randabriss. Durchgehend mit Rubrizierung der Lombarden. Titel mit Tintensignatur und zwei teils gelöschten Besitzvermerken, ferner mit dem Namenseintrag von J. B. Ahlemeyer (datiert 1836), dem Direktor des traditionsreichen Gymnasiums Theodorianum in Paderborn. Insgesamt wohlerhalten, die zeitgenössischen Einbanddeckel mit verschiede­ nen, im Stil noch ganz der Inkunabelzeit verpflichteten Einzelstempeln.

Heller („Iohann Wilhelm Abbas Garstensis“). Der Rückdeckel mit einer ebenfalls zweifarbig in Rot und Schwarz gedruckten Mittelplatte zeigt die Madonna mit dem Jesuskind im Arm, beide Deckel zudem mit breiter Heiligenrolle mit Bibelsprüchen. Abbildung Seite 204

1432 Turrettini, Jean-Alphonse. Commentarius theo­ retico-practicus in epistolas Divi Pauli ad Thessalonicenses. Opus posthumum. 4 Bl., 560 S. Titel in Rot und Schwarz. 19 x 11 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Basel, Johan­ nes Brandmüller, 1739. 120 € Jöcher IV, 1365. – Posthum erschienener Druck seiner Auslegung der beiden Thessalonicherbriefe. Der reformierte Theologe Jean-Alphonse Turretini (1671-1737) wirkte als Professor an der Genfer Akademie für Kirchengeschichte und Dogmatik und verfasste zahlreiche dog­ matische, kirchenpolitische, exegetische und kirchengeschichtliche Schriften. – Titel gestempelt, Innenspiegel mit Bibliotheksschild. Anfangs und am Schluss etwas stockfleckig, sonst sauber und wohl­ erhalten.

Abbildung

Im Wappeneinband 1431 Thomas von Aquin. In omnes D. Pauli apostoli epistolas commentaria. Nunc primùm, post omnes omnium editiones ... ad lectionem antiquorum codicum fideliter restituta. Labore et industria F. Remigii Florentini. 8 nn., 296 num. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 33,5 x 20,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas fleckig und berieben, vorderes Gelenk bis zur Mitte angeplatzt, Rückdeckel mit 2 Druckspuren, ohne Schließ­ bänder) mit Wappensupralbros. Antwerpen, Peter Beller, 1592. 750 € Vgl. Adams A 1493 (Ausgabe ebenda 1591). Nicht im STC. – Antwer­ pener Druck des umfassenden zweispaltigen Kommentars zu den Pauli­ nischen Briefen. Die große Druckermarke des seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts tätigen Antwerpener Druckers Johann Bell (gest. 1595) zeigt hier nicht wie üblich einen Schild mit der Fortuna und einem von Merkur gezogenen Schiff, sondern in einer antikisierenden Barockkartusche einen von zwei Wolkenarmen gehaltenen geflügelten Stab mit zwei Schlangen, flankiert von zwei Füllhörnern und dem Spruchband „Concordiae Fructus“ (vgl. ADB II, 306). – Durchgehend gleichmäßig etwas gebräunt, Blatt q2 mit kleinem Brandloch im Satz­ spiegel, Blatt x8 mit kleinem Wachsfleck, Blatt Bb5 mit kleinem Rand­ einriss, Blatt Kk1 verso mit montiertem Notizzettel, Blatt Kk4 mit klei­ ner Eckläsur, sonst wohlerhalten. Titel mehrfach gestempelt, Innen­spiegel mit montiertem Zettel und modernem Exlibrisschild. Exem­ plar in einem bemerkenswerten Wappeneinband aus der Benediktiner­ abtei im oberösterreichischen Garsten, mit entsprechendem Tinten­ eintrag auf dem Titel. Den Vorderdeckel ziert ein in rotschwarz (verblasst) geprägtes Wappen mit Mitra und Ritterhelm sowie den Initialen „IWAG“, die sich als Besitzerinitialen im oberen Drittel wiederholen, das dazu­ gehörige Bindejahr im unteren Drittel des Deckels wurde ausgeschabt. Vermutlich handelt es sich um das Wappen des zwischen den Jahren 1601 bis 1614 im Kloster Garsten als Abt amtierenden Johann Wilhelm

1433 Vechner, Georg. Skolops seu Palus Pauli, cujus II. ad Corinth. XII. V.7. fit mentio... 250 S., 2 Bl., 44 S. 15,5 x 9 cm. Moderner Pappband. O. O., o. Dr., 1678. 150 € VD17 12:119567W. – Etwas spätere Ausgabe. – Leicht gebräunt und braunfleckig

1434 Velazquez, Juan Antonio. In epistolam b. Pauli Apostoli ad Philippenses commentarii et adnotationes. 40 Bl., 547 S., 38 Bl. Mit gestochener Titelvignette. 35 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (Kanten und Kapitale etwas bestoßen, unter Kapital offen, etwas fleckig und ange­ schmutzt) mit hs. RTitel. Lyon, Jacob Cardon, 1628. 250 € Vgl. Palau V, 140. – Erste Ausgabe. Juan Antonio Velazquez (15851669) wurde vor allem bekannt für seine Bibelkommentare. – Titel und vorderer Vorsatz mit zeitgenössischem Besitzvermerk. Leicht gebräunt und braunfleckig, selten etwas stärker. Partiell knick- sowie wurmspurig, bzw. mit etwas Wurmfraß.

1435 Vermigli, Pietro Martire. In selectissimam D. Pauli priorem ad Corinthios epistolam. Editio secunda. 6 Bl., 242, 18 (le. w.) Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke und 1 Portrait-Holzschnitt. 32 x 20 cm. Flexibles Pergament d. Z. (stellenweise angeschmutzt, Vorderdeckel und Rücken vom Buchblock gelöst, leicht berieben) mit hs. RTitel und spanischen Kanten. Zürich, Christoph Froschauer d. J., 1567. 450 € VD16 B 5054. STC 890. Vischer C 789. Nicht bei Adams. – Zweite Ausgabe der Briefe des Paulus an die Korinther, ausgewählt von Peter Martyr Vermigli (1499-1562), der „unbestritten zu den gelehrtesten

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Kommentare zu den Briefen des Neuen Testaments_________________________________________________________________________ Erste Ausgabe dieses Kommentars zum Brief des Paulus an die Galater. Autor ist der niederländische reformierte Theologe Campegius Vitrin­ ga d. Ä. (1659-1722 ), einer der geschätztesten Exegeten seiner Zeit. – Dabei: Theodorus Akersloot. De send-brief van Paulus aan den Galaten. 15 (von 16) Bl., 584 S., 16 Bl. 19,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas angeschmutzt und fleckig). Leiden, Vivié und Haaring, 1695. Es fehlt der Titel (dieser durch eine Fotokopie ersetzt). Leicht gebräunt und braunfleckig, stellenweise leicht feuchtrandig.

1437 Wigand, Johann. In S. Pauli ad Ephesios episto­ lam, annotationes. 1 Bl., 181 S., 2 Bl. Mit Titelholzschnitt. 15,5 x 9,5 cm. Modernes Leinen. Erfurt, Esaias Mechler, 1581. 150 € VD16 W 2784. Nicht im STC, nicht bei Adams. – Einzige Ausgabe, verfasst von dem evangelischen Theologen und Reformator Johann Wi­ gand (1523-1587). – Im Seitenrand durchgehend mit gebräuntem Feuchtigkeitsschaden. Gleichmäßig gebräunt und leicht fleckig.

1438 Wolf, Johann Christoph. Curae philologicae et criticae in SS. Apostolorum Jacobi Petri Judae et Joannis Epistolas, hujusque apocal. Accedunt in calce quaedam ex photii amphilochiis adhuc non editis cum interpretatione latina et notis. Teil V (von 5) 6 Bl., 815 S., 9 Bl. 23,5 x 18 cm. Halbpergament d. Z. (etwas berieben und leicht an­ geschmutzt) mit hs. RTitel und Goldbrokatpapierbezug. Hamburg, Christian Herold, 1741. 120 € 1431

unter den reformatorischen Theologen [zählt]. Er war im ganzen eine durchaus irenische Natur, was nicht hindern konnte, daß er, dem Geiste der Zeit entsprechend, in unerquickliche Polemiken verwickelt wurde“ (Wetzer-Welte). – Stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern. Leicht stock­ fleckig. Minimal fingerfleckig. Mit Exlibris von dem belgisch-britischen Romanisten und Publizisten Charles Sarolea (1870-1953).

1436 Vitringa, Campegius. De brief van den Apostel Paulus aan de gemeente der Galaten; als mede aan Titum: en uitgeleesene keurstoffen van eenige voorname texten des Nieuwen Testaments. 3 Teile in 1 Band. 4 Bl., 269 S.; 1 Bl., 167 S.; 263 S. 19,5 x 15 cm. Pergament d. Z. (gering berieben) mit hs. RTitel. Franker, Wibius Bleck, 1728. 180 €

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VD18 1037356X. ADB XLIV, 546. – Zweite Ausgabe des fünften Bandes, verfasst von dem Hamburger Pfarrer an St. Katharinen, Johann Christoph Wolf (1683-1739). Er war bedeutender Exeget und Orien­ talist, auch Bibliophiler. Er erwarb u. a. die hebräischen Handschrif­ten aus der Bibliothek des berühmten Uffenbach (DB XLIV, 546). Die Ausgabe ist „besonders brauchbar für die Geschichte der Exegese“ (ADB). – Leicht gebräunt und gering fleckig. Im oberen Rand teils mit Stauchspur.

1439 Zeyss, Philipp Christoph. Exegetische Einleitung in die Apostol. Briefe. Mit einer Vorrede Joachim Langens. 23 Bl., 991 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochenem Portrait. 13,5 x 8 cm. Kalbsleder d. Z. (minimal berieben). Halle, Renger, 1712. 150 € Erste Ausgabe der Auslegung der Apostelbriefe durch den in Zirchow in Hinterpommern wirkenden Theologen Philipp Christoph Zeyss (tätig um 1688-1735). – Wohlerhalten.


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Theologische Werke – Gesamtausgaben 1440 Alting, Jacob. Opera omnia theologica, analytica, exegetica, practica, problematica & philologica. 5 Bände. Mit 6 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 33 x 21,5 cm. Pergament d. Z. (etwas angestaubt, leicht berieben, Kapital von Bd. I mit Fehlstelle) mit hs. RTitel. Amsterdam, Gerardus Borstius, 1685-1687. 450 € Jöcher I, 312. De Bie & Loosjes I, 119ff. ADB I, 368. – Einzige Werkaus­ gabe des reformierten Theologen Jacob Alting (1618-1679). „Seine Schriften, meist exegetischer aber auch katechetischer, didaktischer und philosophischer Art, sind ... in 5 Bänden herausgegeben worden. Voran steht eine Vita des Verfassers“ (ADB). Alting war Professor orientalischer Sprachen sowie der Theologie. – Mehrfach gestempelt (verso Titel und am Schluss). Der Titel des ersten Bandes mit kleinen Randläsuren und leicht knitterfaltig im Rand, Titel des vierten Bandes und die folgenden Blätter mit größerem Feuchtigkeitsrand. Leicht fleckig und gering gebräunt

1441 Augustinus, Aurelius. Omnium operum. Band I und X (von 10). 24, 190 S., 1 Bl., 596 (recte 610) S.; 1022 S., 1 Bl. Mit 6 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 37 x 24,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (leicht berieben und fleckig) über abgefasten Holzdeckeln mit 4 (von 8) Schließbeschlägen und 2 (von 4) Messingschließen, Vorderdeckel mit blindgeprägtem Monogramm „B L“. Basel, Froben, 1529. 400 € VD16 A 4148. Adams A 2157. Graesse I, 2157. IA 110.175. Van der Haeghen II, 11. – Einzelbände aus der ersten von Erasmus herausgegebenen Gesamtausgabe. Seiner Ansicht nach waren die Kirchenväter Vorbild dafür, wie ein guter Christ und Gelehrter zu sein habe und das durch diese Kenntnisse das wahre Christentum wieder zu Anerkennung gelange. – Titel gestempelt. Leicht gebräunt und fleckig, stellenweise feuchtrandig. Die 190 Seiten, die in Band eins eingebunden sind, gehören zu Band zehn.

1442 Augustinus, Aurelius. Opera omnia. Omnia vetustorum codicum collatione. 10 Teile in 18 Bänden (komplett). Mit 15 Holzschnitt-Druckermarken. 16,5 x 10,5 cm. Blindgeprägte Schweinslederbände d. Z. (etwas fleckig und berieben, die Bände V/1, V/2 und VI stärker betroffen und mit leichtem Feuchtigkeitsschaden, Band III/2 mit abgeschabter Ecke) mit hs. Bandtiteln und intakten Messingschließen (es fehlt lediglich eine Schließe bei Band X/1). Lyon, Sebastian Honorat (Bände I und IX) bzw. Erben Giunta, 1560-1563. 9.000 € IA 110.359 (Honorat). Adams A 2163 (Honorat). Baudrier IV, 186f. (Hono­rat) und VI, 309f. (Giunta). – Komplettes Exemplar dieser seltenen Lyoneser Ausgabe. Die Verleger Sébastian Honorat und Jacques Giuntas Erben teilten sich die von Jacques Favre gedruckte Auflage. Vorliegend die beiden Bände I und IX mit Druckermarke und Impres-

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sum von Honorat, die übrigen Bände wurden von Giuntas Erben vertrieben. Mit leichten Abweichungen gegenüber Baudrier und Adams; ins­ besondere ist Band V, der De civitatae dei enthält, bereits 1560 erschie­nen. Der Titel von Band X/2 (752 S., 24 Bl., 423 S.) lautet Homiliae de tem­ pore. Band I mit der Epistola ad Archiepiscop. Toletantum des Erasmus von Rotterdam (vgl. Vander Haeghen II, 12). – Stellenweise etwas gebräunt oder stockfleckig, Band VI im Rand mit bräunenden Wasserflecken, Band X/1 stellenweise schwach wasserrandig, Band III auf Seite 641f. mit geringem Wortverlust durch Wurmfraß, 2 Bl. Vorstücke in Band IV/1 nach Band IV/2 verbunden. Innenspiegel mit Signatur in Farbstift. Prächtige und uniform gebundene Reihe. Die Mittelplatte des Vorderdeckels mit einer Darstellung der Taufe Jesu im Jordan, der Rückdeckel zeigt den Gnadenstuhl mit Gottvater und Christus im Arm, darüber den Heiligen Geist. Exemplar der Bibliothek des Bibliophilen Ferdinand Hoffmann von Grünbühel und Strechau (1540-1607), die Innenspiegel mit seinem Namenszug und dem Memento-Mori-Motto „Zeittlichs Zergankhlich“ sowie der Jahreszahl 1581. Hoffmann stammte aus der Steiermark und war u. a. Hofkammerpräsident von Kaiser

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________ Vgl. Brunet I, 557. Ebert 1632. Graesse I, 253. – Zweite Ausgabe der Werkausgabe. – Ohne den elften Band. Vortitel des ersten Teils mit Montierungsresten. Die Bände I, II, III/1, III/2, IV/1, IV/2, V, VIII, X/1 und X/2 zu Beginn (einschließlich Titel und Vortitel) im Seitenrand ergänzend angesetzt. Häufig stärker feuchtrandig, stellenweise sporfleckig (Band II, III). Stellenweise mit restaurierten Randeinrissen und Wurmspuren, Band sieben und neun zu Beginn in der unteren Ecke mit Wurmfraß. Vorsätze erneuert.

1444 Barradius, Sebastian. Opera omnia. 5 Teile in 2 Bänden. Mit Kupfertitel. 35,5 x 20,5 cm. Blindgeprägte Schweinslederbände d. Z. (etwas fleckig und berieben, Deckel etwas wurmstichig) mit 4 intakten Messingschließen. Mainz, Hermann Mylius Birckmann, 1618-1630. 240 € De Backer-Sommervogel I, 911, 1f. – Erste Werkausgabe des portugie­ sischen Jesuitenpaters Sebastian Barradius (1542-1615), posthum erschienen. Barradius erhielt aufgrund seines brillianten Vortragsstils den rühmlichen Beinamen „Heiliger Paulus von Portugal“. – Band II anfangs stark wurmstichig, Band I ebenda etwas weniger betroffen. Insgesamt mal mehr, mal weniger gebräunt und braun- oder stockfleckig, manche Lagen stark betroffen. Titel mit mehreren Besitzeinträgen in Tinte. Nicht kollationiert, augenscheinlich komplett. Der Teil II besitzt kein Titelblatt.

1445 Basilius Caesariensis. Opera Omnia. (Hrsg.) Garnier, Julien. Editio Parisina altera. 6 Bände. 26 x 17 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, beschabt und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Gaume, 1839. 220 €

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Rudolf II., der ihm Güter in Mähren verlieh. Hoffmanns Erben setzten dann den Ausbau der Büchersammlung fort. Im Jahr 1664 ging die Sammlung in den Besitz des Fürsten Ferdinand von Dietrichstein über und wurde so Teil der berühmten Bibliothek Dietrichstein-Nikolsburg, die Anfang der 30er Jahre teilweise versteigert wurde. Abbildung Seite 205

1443 Augustinus, Aurelius. Operum. Teile I-X (von XI; III-V und X jeweils in 2 Teilbänden) in 14 Bänden. Mit 12 gestochenen Kopfvignetten und 12 gestochenen Initialen. 41,5 x 27 cm. Leder d. Z. (leicht berieben; Band VI modernes Leder) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Paris, F. Muguet, 1683-1694. 450 € 206

Einzige bei den Gebrüdern Gaume in Paris erschienene Ausgabe von Basilius Werken von dem Herausgeber Julien Garnier (1670-1725). Die altgriechischen Texte werden den lateinischen parallel gegenüber gestellt. – Nicht kollationiert, augenscheinlich vollständig. Titel gestempelt. Etwas gebräunt, stellenweise etwas stärker sowie etwas braunbzw. stockfleckig.

1446 Basilius von Caesarea. Omnia, quae ad nos extant, opera. Iuxta argumentorum congruentium in tomos distincta quinque, ab Iano Cornario medico physico Zviccauiensi interpretata, iterumque recognita et castigata. 5 Teile in 1 Band (mit durchgehender Paginierung). 4 Bl., 1006 S., 1 w. Bl., 14 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken und einigen Holzschnitt-Initialen. 30 x 20 cm. Blindgeprägter Halbschweinslederband d. Z. (gering fleckig, Ecken schwach bestoßen, mit hs. RTitel, ohne Schließbänder; die Deckelbezüge aus einer AntiphonarPergamenthandschrift des frühen 15. Jahrhunderts). Basel, Ambrosius und Aurelius Froben, 1566. 3.000 € VD16 B 646. Adams B 342. – Dritte Basler Ausgabe der Edition durch den aus Zwickau stammenden Arzt und Philologen Janus Cornarius (1500-1558), dessen Textausgabe der Schriften des Heiligen Basilius


______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben (330-279) erschien zuerst ebenda 1540. Fast alle medizinischen Werke Cornarius’ und auch seine von der gelehrten Welt so geschätzten Übersetzungen griechischer Autoren erschienen in Basel, wo ihn eine enge Freundschaft mit Erasmus von Rotterdam verband. – Titel mit kleinem Tintenmonogramm. Anfangs und am Schluss schwach braunfleckig, sonst sauber. Schönes und wohlerhaltenes Exemplar im prächtigen Einband. Abbildung

1447 Beda Venerabilis. Opera quotquot reperiri potuerunt omnia. Hac ultima impressione ornatius in lucem edita. Mit Kupfertitel und 7 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken auf den Titeln. 38 x 24 cm. Blindgepr. Schweins­ leder d. Z. (leicht berieben und wurmstichig, ohne die beiden Messingschließen) über Holzdeckeln. Köln, Anton Hierat und Johann Gymnich, 1612. 600 € VD17 1:044978T. Graesse I, 321. – Spätere Werkausgabe, die erstmals und mit nur drei Bänden 1521 erschien. Autor ist der angelsächsische Benediktiner, Theologe und Geschichtsschreiber Beda Venerabilis (627735). Seine Schriften, mit denen er nahezu alle Wissensgebiete abdeckte, erlangten kanonische Geltung. Er setzte die bis heute maßgebliche Zeitrechnung in Jahren nach Christi Geburt durch und berechnete den 18. März 3952 v. Chr. als Anbeginn der Welt. – Kupfertitel und Titel des sechsten Teils mehrfach gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Zu Beginn und am Schluss leicht wurmspurig. Leicht gebräunt. Abbildung

1448 Bernadine a Piconio. Opera omnia. 5 Teile in 4 Bänden. 22 x 13,5 cm. Halbleder d. Z. (leicht berieben) mit goldgeprägtem RSchild. Paris, Vivès, 1872-1877. 150 € Frühe Werkausgabe des französischen Kapuziner-Theologen Berna­ dine à Piconio (1633-1709). – Titel gestempelt, der Titel des ersten Teils mit sehr kleiner Fehlstelle. Leicht gebräunt und braunfleckig.

1449 Bernhardinus von Siena. Opera omnia, synopsibus ornata, postillis illustrata, necnon variis tractatibus, prae­cipue eximiis in apocalypsim commentariis locupleta. Opera et labore J. de La Haye. Editio novissima ab innumeris mendis expurgatus. Teile I-II (von 5) in 1 Band. 4 Bl., 355 S.; 4 Bl., 477 S., 83 Bl. Mit 2 wdhl. gestochenen Druckermarken auf dem Titel. 36 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (ohne Rücken, etwas berieben und angestaubt). Lyon, Huguetan und Rauaud, 1650. 150 € Vorliegen die Schriften Bernhardins (1380-1444), „nicht Predigten nach moderner Art, sondern meistens förmliche Abhandlungen über Gegenstände der Moral, Askese und Mystik, die von sehr reichem theologischen und kanonistischem Wissen Zeugnis ablegen und auch wich­ tige Aufschlüsse über die damalige Zeit geben“ (Wetzer-Welte II, 443). – Leicht braun- und stockfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz mit kleinem Schildchen.

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1450 Bernhardinus von Siena. Opera omnia. Editio novissima. 4 Bände. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 37,5 x 25,5 cm. Modernes Leder. Venedig, Andrea Poletti, 1745. 250 € Spätere venezianische Werkausgabe. – Titel gestempelt. Titel des vierten Bandes etwas braun- und stockfleckig, dieser Band am Ende im unteren Bug mit Feuchtigkeitsschaden

1451 (Bibliotheca graeca). Hrsg. u. a. von Fred Dübner und Friedrich W. A. Mullach. 18 (?) Bände. 26 x 17 cm. Halbleinen d. Z. (leicht berieben, zwei Bände mit Feuchtigkeitsschaden). Paris, Ambrosio Firmin-Didot, 18881929. 300 € 207


Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________

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1452 Bonaventura. Opera omnia. Anecdotis aucta prolegomenis scholiis notisque illustrata. 10 Textbände und 1 Indexband. (Ohne das gestochene Portrait). 35,5 x 24,5. Halbpergament d. Z. (gering angestaubt und berieben) mit 2 golgeprägten RSchildern. Quaracchi, Ex Typographia Collegii S. Bonaventura, 1882-1902. 350 € LThK II, 447. Wetzer-Welte II, 1026. – Vollständige Werkausgabe der wichtigsten Gesamtausgabe. – Es fehlt das gestochene Portrait. Titel gestempelt, sonst sauber und wohlerhalten.

1453 Chrysostomos, Johannes. Opera omnia quae ex­ stant. 13 Teile in 26 Bänden. 26,5 x 17,5 cm. Halbleder d. Z. (Kapitale teils offen bzw. teils mit Fehlstellen, par­ tiell in den Gelenken eingerissen) mit goldgeprägtem RTitel. Paris, Gaume, 1836-1839. 400 € Vgl. Graesse II, 152. Brunet III, 535. – „Editio parisina altera, emendata et aucta“ (Untertitel). Die vorliegende, erstmals in den Jahren 1718 bis 1738 publizierte Ausgabe ist die beste und maßgebliche ChrysostomusWerkausgabe und das Resultat von etwa zwanzig Jahren Arbeit Bernard de Montfaucons (1655-1741) sowie mehrerer Assistenten der Bruderschaft von St. Maur. – Titel bzw. Vortitel gestempelt. Alle Bände durchgehend etwas stärker feuchtrandig, selten leicht sporfleckig. Nicht kollationiert, augenscheinlich vollständig. Abbildung

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Spätere Ausgabe der „Bibliotheca graeca“. Vorhanden sind: 1) Epigrammatum, anthologia Palatina cum Planudeis et appendice. 3 Bände. 18881928. - 2) Aristotelis. Opera omnia. 5 Bände. 1927. - 3) Fragmenta phi­ losophorum graecorum. 3 Bände. 1928. - 4) Fragmenta historicum grae­corum. 5 Bände. 1928. - 5) Epistolographi Graeci. o. J. - 6) Diogenes Laetios vitae. 1929. – Etwas gebräunt und vereinzelt fleckig. Nicht kollationiert, augenscheinlich komplett.

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1454 Coccejus, Johannes. Opera omnia theologica, exe­ getica, didactica, polemica, philologica. Bände I-III und V-VIII (von 8 und ohne den Indexband). Mit gestochener Druckermarke, blattgroßem gestochenen Portrait und 12 (von 19) Kupfern auf 10 Tafeln. 31,5 x 20 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, etwas angeschmutzt und angestaubt, Vordergelenk von Band II im unteren Bereich mit Einriss, etwas bestoßen) mit hs. RTitel. Amsterdam, J. à Someren, 1669-1675. 400 € Graesse II, 205. – Erste Gesamtausgabe von Johannes Coccejus (16031669) umfassendem Werk. „... griff [Coccejus] entschlossen auf die Bibel zurück und fand hier in dem Begriff des foedus Dei den leitenden


______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben Grundgedanken für die allseitige Entfaltung der göttlichen Heilsgeschichte, und zwar in ihrer stufenmäßigen Entwicklung vom Anfang bis zu ihrer Vollendung ... Durch seine Bremer Lehrer Martinius und Crocius war C. zuerst mit ihnen bekannt geworden. Durch ihn selbst erhielten sie ‚ihre reifste, stärkste und eindrucksvollste Gestalt‘. Seine Gedanken haben die Theologie bis in das 19. Jahrhundert befruchtet ... Verläuft die göttliche Heilsgeschichte in einer stufenmäßigen Entwicklung, so ist damit gegeben, daß zum Beispiel das Leben der neutestamentlichen Gemeinde nicht mehr durch alttestamentliche Normen zu ordnen ist“ (NDB III, 302 f.). – Ohne den vierten Band und den erst 1679 erschienenen Indexband, es fehlen sieben Kupfertafeln. Nahezu alle Bände mit Feuchtigkeitsschaden. Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig. Abbildung

1455 Cowper, William. Opera omnia. Dat is, alle theologischen Wercken. 4 Bl., 533 S., 8 Bl., 271 S., 4 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 30,5 x 19,5 cm. Pergament d. Z. (oberes Kapital mit Pergamentstreifen verstärkt, am unteren Gelenk mit Einriss, leicht berieben). Amsterdam, Jan Frederiksz Stam und Jan Jacobsz Schipper, 1650. 250 € Schoneveld 203. Van der Haar 685. Vgl. Lowndes I, 540. Kat. Brit. Mus. I, 420. – Zweite Gesamtausgabe der niederländischen Übersetzung durch Johannis Lamotius, die englische Erstausgabe erschien 1623. Der schottische Theologe William Cowper (1568-1619) war seit 1612 Bischof von Galloway. – Titel gelöst und in der inneren oberen Ecke sowie die folgenden Blätter mit Feuchtigkeitsschaden. Immer wieder mit Feuchtigkeitsrändern.

1456 Cyrillus Alexandrinus. Opera, in tres partitas tomos: in quibus habes non pauca antehac Latinis non ex­hibita. 3 Teile in 1 Band. 4 nn., 283 num., 1 nn. Bl.; 159 num., 1 w. Bl.; 2 nn., 137 num., 25 nn. Bl. Mit 6 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken und 2 figürlichen Holzschnitt-Bordüren sowie einigen Schwarzgrundinitialen von Hans Holbein. 31 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Kapitale mit Fehlstellen, etwas fleckig, berieben und mit Wurmspuren, Rücken mit altem hs. Klebeschild) über Holzdeckeln (ohne die beiden Schließen). Basel, A. Cratander, 1528. 1.200 € VD16 C 6566 (Bd. I: C 6567). Hieronymus 423. Staehelin 156. Panzer VI, 265, 702. Nicht bei Adams. – Erste umfassende Gesamtausgabe der Werke Kyrills, herausgegeben vom Basler Reformator Johannes Oecolampad (1482-1531), hier in der seltenen Variante mit den vier Blättern Vorstücke und dem Vortwort Cratanders. Geplant waren acht Blätter mit einer scharfen apologetischen Auseinandersetzung Oecolampads, die der Mehrzahl der Exemplare auch beigebunden wurden. Bei einem Teil der Auflage beschränkte Cratander sich jedoch aus Verkaufsgründen auf ein eigenes, wesentlich vorsichtigeres Geleitwort. – Mehrfach gestempelt. Titel des ersten Teils mit hs. Besitzvermerk. Zu Beginn etwas stärker, sonst nur stellenweise wurmstichig. Immer wieder mit Feuchtigkeitsrändern. Das letzte Blatt des dritten Teils in der unteren Blatthälfte mit Japanpapier restauriert (Einrisse und Wurmlöcher). Mit Resten eines Griffregisters. Leicht gebräunt. Vorsätze erneuert.

1457 Dionysius Areopagita. Opera Dionysii. Veteris Johannem innuo scotigenam ... Johannis saraceni ... et nove translationis etiam novissime ipsius Marsilij ficini cum commentarijs Hugonis. Alberti. Thome. Ambrosij oratoris. Linconiensis et Vercellensis. Veteris translationis. De celesti hierarchia cum commento Hugonis et Alberti. 3 Teile in 1 Band. 8 Bl., LCCXXIX (recte 329), 1 w. Bl.; 4, CXVII, 1 w. Bl.; LXVII (es fehlen 2 Blätter: LXI und das le. w.). Mit fast ganzseitigem Titelholzschnitt und einigen schematischen Textholzschnitten. Stellenweise mit Rubrizierung und nahezu durchgehend mit Initialspatien. 28 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker gebräunt, etwas gebräunt und berieben) über abgefasten Holzdeckeln mit 1 (von 2) Messingschließen. Straßburg, o. Dr. (Georg Husner), 1502-1503. 2.400 € VD16 D 1848 (vgl. auch VD16 I 59 und P 4099). Adams D 521. Muller II, 11, 6. Hoffmann II, 88. Panzer VI, 29f. Proctor-Isaac 9997a-c. – Erste im 16. Jahrhundert gedruckte Ausgabe der Werke des spätantiken Philosophen Dionysius Areopagita, der von dem Apostel Paulus zum Christentum bekehrt und dann der erste Bischof von Athen wurde. Allerdings handelt es sich wohl eher um spätere theologische Texte, die unter dem Pseudonym des Dionysius geschrieben wurden: „Unter diesem Namen geht eine Reihe theologisch-mystischer Schriften und Briefe, die im Mittelalter viel gelesen und kommentiert wurden. Der eigentliche Verfasser hat Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrhunderts gelebt“ (GW). Vgl. auch die Ausführungen von Bardenhewer IV, 282ff. In der vorliegenden lateinischen Ausgabe werden die Schriften aus teils mehreren verschiedenen Übersetzungen kompiliert, wobei es teils zu einer etwas chaotischen Reihenfolge, aber auch zu Unstimmigkeiten und Dopplungen kam. Die erste Ausgabe des griechischen Urtextes druckte dann Giunta 1516 in Florenz: „Tade Enestin En Tede Te Biblio Tu Hagiu Dionysiu“ (graece). Das Kolophon des ersten Teiles liest sich: „impressa Argentine ... viij. kal. februa. Anno salutis nostre Millesimo quingentesimo tertio.“, die Teile II und III datieren auf den 28. IV. 1502 und 15. VI. 1502, erschienen also vor dem ersten Teil. Der bemerkenswert hübsche große Titelholzschnitt zeigt zwei Greifvögel vor Fruchtbäumen, die zwei runde Schilder präsentieren, auf denen die (hier auch rubrizierten!) Titel der enthaltenen Texte zu lesen sind - mit dem berühmten Motto des Dionysius: „Theologia vivificans Cibus solidus“. – Dem dritten Teil fehlen das Blat LXI und das letzte weiße Blatt. Titel gestempelt. Stellenweise immer wieder etwas, teils auch stärker feuchtrandig. Gelegentlich mit umfangreichen Marginalien in roter Tinte. Breitrandiges Exemplar. Abbildung Seite 210

1458 Dreves, Guido Maria. Analecta Hymnica. Medii Aevi. 55 Bände. 20 x 13 cm. Dunkelblaues OLeder (teils leicht bekratzt und angestaubt, vereinzelt etwas stärker). New York und London, Johnson Reprint Corporation, 1961. 450 € Reprint von 1961, der von 1886 bis 1926 erschienenen und bislang größten Sammlung mittelalterlicher lateinischer Dichtung. Herausgeber der Sammlung war der Jesuit und Hymnologe Guido Maria Dreves (1854-1909), der in Bibliotheken in ganz Europa nach alten Handschrif-

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________

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______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben ten und Wiegendrucken recherchierte. Bereits zuvor widmete er seine Forschungen hauptsächlich mittelalterlichen lateinischen Kirchenliedern. Ab Band 25 war Clemens Blume Mitherausgeber. – Nicht kollationert, augenscheinlich komplett. Einzelne Bände mit gelöstem Buchblock bzw. stellenweise Bindung geschwächt. Papierbedingt leicht gebräunt.

1459 Duns Scotus, Johannes. Opera omnia. Editio nova. Bände I-XXI (von 26). 27 x 18 cm. Halbleder d. Z. (mal mehr, mal weniger berieben und beschabt, teils mit kleinen Fehlstellen im Bezug) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Paris, L. Vivès, 1891-1894. 350 € Neu edierte Werkausgabe des Johannes Duns Scotus (1266-1308). – Es fehlen die Bände XXII-XXVI. Titel mit kleinem montierten Schildchen und hs. Nummerierung. Vortitel gestempelt. Nicht kollationiert, augenscheinlich vollständig.

1460 Ephraem Syrus. Opera omnia. Quotquot insignioribus Italiae bibliothecis, praecipue Romanis Graece in­ veniri potuerunt. Titel in Rot und Schwarz. 3 Teile in 1 Band. 8 Bl., XXI S., 1 Bl., 260 S.; 2 Bl., X, S. 261-508 S.; 4 Bl., S-509-814, 22 Bl. Mit Titelkupfer und HolzschnittDruckermarke am Schluss. 33,5 x 21 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Kapitale mit kleinsten Läsuren, leicht berieben, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Köln, Quentel, 1603. 350 € VD17 1:053171V. Hoffmann II, 4. Graesse II, 482. Brunet II, 1010. – Zweite Ausgabe. „Die zahlreichen Schriften des ehrwürdigen Mannes sind von großer Bedeutung für die theologische Literatur ... Erklärungen Ober die ganze heilige Schrift, ausführliche exegetische Betrachtungen, polemische Reden und Gesänge gegen verschiedene Irrlehrer, eine Menge Predigten, Lieder, Oberfeste und auf Verstorbene, Paränesen zur Buße, viele Abhandlungen Ober Ascese gingen aus seiner unermüdlichen Feder hervor“ (Wetzer-Welte IV, 679). – Titel und Vorsatz gestempelt. Titel mit mehreren gestrichenen Besitzvermerken. Gleichmäßig gebräunt.

1461 Episcopius, Simon. Opera theologica. 2 Teile in 1 Band. 16 Bl., 440 S.; 425 S., 17 Bl. Mit großer HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 36,5 x 21,5 cm. Blindgeprägtes Pergament d. Z. (etwas berieben, Rückdeckel mit Wurmspur, leicht angeschmutzt) mit hs. RTitel. Amsterdam, J. Blaeu, 1650. 600 € Brunet II, 1020. Graesse II, 487. ADB VI, 155f. – Erste Gesamtausgabe der Werke des Simon Episcopus (1583-1643). „Er strebte nach echt evangelischer Milde, ausgehend von der Ueberzeugung, daß es dem Christen gezieme, nicht sowol vieles zu glauben, als vieles zu thun. „ (ADB). – Titel mit kleinem Stempel. Etwas gebräunt und fleckig. Abbildung

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1462 Ferrer, Vinzenz. Opera, seu sermones de tempore et sanctis cum tractatu de vita spirituali. Hrsg von Caspar Erhard. 4 Bl., 657 S., 14 Bl.; 1 Bl., 305 Bl., 4 Bl.; 1 Bl., 232 S., 7 Bl.; 1 Bl., 87 S., 3 Bl. (ohne die 19 Seiten am Schluss). 4 (von 5?) Teile in 1 Band. 32,5 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (stark berieben, etwas angeschmutzt) über Holzdeckeln mit 2 Eisenschließen. Augsburg, J. Strötter, 1729. 280 € Wetzer-Welte XII, 983. Vgl. LThK X, 631. – Oft und an verschiedenen Orten edierte Werkausgabe des Vinzenz Ferrer (1350-1419), einem valencianischen Dominikaner und Prediger. In seinen zahlreichen Schriften berichtet er u. a. von einem bevorstehenden Weltuntergang sowie einer zu erwartenden Schlacht gegen den Antichristen. – Am Schluss fehlen 19 Seiten. Leicht braunfleckig. Mit Griffregister.

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________ onslehre sowie den Ausschluss der Remonstranten aus der reformierten Kirche durch. Es „ist nicht zu verkennen, daß der dauernde Erfolg, den der calvinische Geist errang, hauptsächlich das Werk des Gomerus ist. Dieser viel gelobte und viel gescholtene Mann ...“ (ADB). – Titel zweifach gestempelt und mit hs. Besitzvermerk. Oftmals im Seitenrand mit Feuchtigkeitsschaden. Gleichmäßig gebräunt Abbildung

1464 Gregor I., Papst. Opera omnia. 17 Teile in 9 Bänden. Mit 17 wdhl. Titelkupfern und 1 gestochenem Portraitfrontispiz. 28,5 x 21 cm. Pergament d. Z. (Bezug am Vordergelenk von Bd. XIII/XIV angeplatzt, leicht berieben und angestaubt) mit goldgeprägtem RSchild. Venedig, Carboli und Pompeati, 1768-1776. 300 € Graesse III, 150. – Späte venezianische Werkausgabe Papst Gregor I. (542-604). – Vortitel bzw. Titel gestempelt. Band V/VI im Vorsatz und zu Beginn feuchtrandig und sporfleckig. Leicht gebräunt, braun- und stockfleckig.

1465 Gregor I., Papst. Operum. Teile III-VI (von 6) in 1 Band. Mit 4 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken auf dem Titel. 40 x 25,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. Paris, o. Dr., 1605. 150 €

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1463 Gomarus, Franciscus. Opera theologica omnia. 2 Teile in 1 Band. 12 Bl., 786; 372 S., 30 Bl. Mit HolzschnittDruckermarke auf dem Titel und 1 gestochenen Porträt. 37,5 x 23 cm. Pergament d. Z. (obereres Kapital mit größerer Fehlstelle, Stehkante des Vorderdeckelts mit Fehlstellen im Bezug, etwas angeschmutzt, Deckel gestempelt, ohne die vier Bindebänder). mit hs. RTitel. Amsterdam, J. Janssonius, 1664. 450 € ADB IX, 363 f. – Zweite Ausgabe, Autor ist der flandrische reformierte Theologe und Professor in Leiden, Saumur und Groningen, Franciscus Gomarus (1563-1641). In Straßburg wurde er von Johannes Sturm unterrichtet und mit den Ideen von Johannes Calvin vertraut gemacht, seine weitere Bildung wurde ihm am Casimirianum in Neustadt vermittelt. Er studierte in Oxford bei John Rainolds, in Cambridge bei William Whitaker und in Heidelberg u. a. bei Johann Jakob Grynaeus. 1594 wurde er als Professor der Theologie an die Universität von Leiden berufen. 1618/19 nahm Gomerus an der Dordrechter Synode teil und setzte die Anerkennung der streng calvinistischen Linie in der Prädestinati-

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Aus der sechsbändigen Werkausgabe liegen die folgenden Teile vor: Teil III: „Homilias in Evangelia et alia complectens ordine“, Teil IV: „Continens registrum epistolarum“, Teil V: „Antiphonarium, et librum sacramentorum complectens“, Teil VI: „Complectens Expositionem in Vetus ac Novum Testamentum“. – Titel von Teil drei mit hs. Besitzvermerk. Zu Beginn minimal wurmstichig, sonst sauber und wohlerhalten. Mit Griffregister.

1466 Hieronymus, Sophronius Eusebius. Operum. Band VIII (und Appendix)-IX (von 10). Hrsg. von Bruno Amerbach. 217 S., 1 nn. Bl.; 97 nn Bl.; 422 num. Bl. Mit 6 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 36,5 x 24,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben, gering wurmstichig, Vorderdeckel mit Pergament partiell restauriert) über Holzdeckeln (ohne die beiden Schließen). Basel, Hieronymus Froben und Nicolaus Epsicopus, 1537. 220 € VD16 3484. Prijs 51. Vgl. Hieronymus 17. – Dritte Werkausgabe. Der Appendix mit Paralleltexten in griechisch-lateinischer bzw. hebräischlateinischer Sprache. – Titel des achten Teils mit drei hs. Besitzvermerken. Zu Beginn mit stärkeren Nagetierspuren. Der achte Teil mit Feuchtigkeitsrändern und stellenweise sporfleckig. Der Appendix durchgehend mit Randannotationnen von alter Hand.

1467 Jakob I., König von England. Opera. Edita a Jacobo Montacuto Winthoniensi. 14 Bl., 283, 24 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit gestochener Titelvignette, blattgroßem


______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben 1 w. Bl.; 275 S., 22 Bl., (le. w.). Mit kleiner HolzschnittDruckermarke. 17 x 11 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben, eine Kante leicht eingerissen) mit 2 intakten Messingschließen. Antwerpen, Christoph Plantin, 1578. 600 € Adams C 861. – Sorgfältige textkritische Ausgabe der Schriften des Wüstenvaters Cassian (um 360-um 435), auf den bekanntlich die für die katholische Bibelexegese relevante Lehre vom vierfachen Schriftsinn zurückgeht, mit der Regula SS. Patrum im Erstdruck. Die Edition besorgte der Löwener Theologe Henricus Cuykius (1546-1609). Die vorliegende Ausgabe übertrifft die beiden vorhergehenden, in Basel bzw. Lyon gedruckten bei weitem, da dem Herausgeber mehrere neue Manuskripte zur Verfügung standen. Der Band II enthält ab S. 108 ein Verzeichns der Lesarten sowie den textkritischen Apparat. – Exemplar aus dem Ingolstädter Jesuitenkolleg, mit entsprechendem Eintrag auf dem Titel, datiert 1587. Titel recto und verso auch gestempelt.

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Portraitkupfer und 4 gestochenen Portraittafeln. 31 x 19,5 cm. Neuerer Pergamentband aus einem nicht ausgefüllten, lediglich reglierten Missaleblatt mit hs. RTitel. Frankfurt und Leipzig, Christian Gensch, 1689. 250 € VD17 1:046722N. Vgl. Lowndes II, 1180. – Posthumer Druck der zuerst 1619 erschienenen Werke Jakobs I. (1566-1625), herausgegeben von Bischof James Montagu (1568-1618). Enthält neben seinen politischen Schriften u. a. eine Paraphrasis Apocalypseos und eine Abhandlung über den schädlichen Gebrauch von Tabak. Der Anhang Inclytae Nationis Anglicanae Magna Charta mit eigenem Titelblatt. – Titel etwas knick­ spurig, mit kleinem Randeinriss und im Bug verstärkt, erste Blatt im Falz hinterlegt, vereinzelte Flecken, sonst wohlerhalten. Zweispaltiger Druck. Abbildung

1468 Johannes Cassianus. (Opera). Monasticarum institutionum libri IIII. De capitalibus vitiis libri VIII. Collationes SS. Patrum XXIIII. De verbi incarnatione libri VII. Opera & studio Henrici Cuyckij. 2 Teile in 1 Band. 606 S., 1467

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________

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Exemplar der Stiftsbibliothek des Nürnberger Messerschmiedmeisters Johann Fenitzer 1469 Lightfood, John. Opera omnia. 2 Bände. 44 Bl., 803 S., 26 Bl.; 5 Bl., 940 S., 30 Bl. Mit 2 wdhl. HolzschnittDruckermarken auf dem Titel, gestochenem Portraitfrontispiz, mehrfach gefalteter Kupferstichkarte, 2 gefalteten Kupferstichplänen und 1 Textkupfer (Karte). 31,5 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas angestaubt und berieben, minimal fleckig, gering bestoßen) mit goldgeprägtem Wappensupralibros auf dem Vorderdeckel. Rotterdam, Reinier Leers, 1686. 3.000 € Graesse IV, 209. Fürst II, 249. Lowndes 1359. Wetzer-Welte VII, 2022. – Erste lateinische Gesamtausgabe der Werke des englischen Orien­ talisten Lightfoot (1602-1675). „The writings of Dr. Lightfood are an invaluable treasure to the biblical student.“ (Lowndes). „In Lightfoods Kommentaren werden aus den rabbinischen Schriften und dem Talmud die jüdischen Gebräuche, Sitten, Redensarten u. dgl. zum Behufe des Verständnisses der Bibel erläutert, so daß sie noch heute als exe­ getische Fundgruben dienen können.“ (Wetzer-Welte). Die Karte zeigt

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das Land Kanaan (Laor 444) und die Karte im Text bildet den See Genezareth ab, die beiden Pläne zeigen zum einen die Stadt Jerusalem (Laor 1068) und zum anderen den Jerusalemer Tempelbezirk. Das Wappensupralibros weist das Exemplar der Stiftsbibliothek des Nürnberger Messerschmiedmeisters Johann Fenitzer (1565-1629) zu. Wie üblich und so auch bei dem vorliegenden Exemplar, wurden zwei Blätter zu Beginn zusätzlich eingebunden: Ein Kupferportrait Fenitzers von Pfann nach Heuberger sowie ein einseitig bedrucktes Blatt Bibliotheksvermächtnis. Johann Fenitzer schreibt in diesem, dass eine bestimmte jährliche Summe zur Erhaltung und zum Bestehen einer „Liberey im Pfarrhof zu S. Laurentzen“ zur Verfügung steht und dies von seinen Nachkommen fortzusetzen sei. Im Text des Stiftungsvermächtnisses ist eine größere Leerstelle, um das Erwerbungsdatum des jewei­ ligen Werkes einzutragen (hier nicht ausgefüllt). Das Supralibros der Fenitzer-Bibliothek ist zusammengesetzt aus dem Wappenzeichen der Stadt Nürnberg, dem Zunftzeichen der Messerschmiedezunft und dem hl. Laurentius, dem Schutzpatron der Nürnberger St. Lorentzkirche mit seinem Rost, auf dem er zu Tode gefoltert wurde. – Leicht, stellenweise etwas mehr gebräunt, leicht fleckig Abbildung


______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben „Die beste Ausgabe“ (Goedeke) 1470 Luther, Martin. (Sämtliche Werke der ErlangenFrankfurter Ausgabe). 108 (?) Bände. 18,5 x 11 cm. OLei­ nen (leicht berieben und bestoßen, vereinzelt fleckig) mit goldgeprägtem RTitel. Erlangen und Frankfurt, Heyder und Zimmer sowie Schriftenniederlage des Evangelischen Verein, 1829-1893. 220 € Goedeke II, 152. Graesse IV, 301. – Vorhanden sind: 1) Exegetica Opera Latina. 25 Bände. 1829-1884. 2) Sämmtliche Werke. 67 Bände. 1862-1857. - Zweite Ausgabe. Die Bände XXIV-XXVI erschienen 1883 und 1885 als „Dr. Martin Luther’s reformations-historische deutsche Schriften“. Sie wurden von der Schriftenniederlage des Evangelischen Verein herausgegeben. 3) Commentarium in Epistolam S. Pauli ad Galatas. 3 Bände. 1863-1864. 4) Opera Latina varii argumenti ad reformationis historiam. 7 Bände. 1865-1873. 5) Briefwechsel. 5 Bände. 1884-1893. – Etwas gebräunt und teils braunfleckig. Nicht kollationiert, augenscheinlich komplett.

1471 Marck, Johannes. (Werke). Sammlung von 22 Einzeltiteln. Titel zumeist in Rot und Schwarz. Mit Titelvignetten in 22 Bänden. 19 x 15 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, Gelenke von Band XVI angeplatzt) mit 2 goldgeprägten RSchildern und Wappensupralibros auf dem Vorderdeckel („Sigillum commune collegii novi Edinensis“). Verschiedene Orte und Verlage, 1689-1730. 1.800 € Individuell zusammengestellte und einheitlich gebundene Reihe mit Einzelwerken des Leidener reformierten Theologen Johannes Marck (1656-1731). Vorhandene sind folgende Schriften. Band I. Pentateuch commentarius. Leiden, Samuel Luchtman, 1713. - Band II. In canticum Shelomonis commentarius. Amsterdam, Gerhard Borst, 1703. - Zahlreiche Lagen ausgebunden. - Band III. In Hoseam commentarius. Ebenda 1696. - Band IV. In Joelem, Hamosum, Hobhadjam, et Jonam, commentarius. Ebenda 1698. - Band V. In Micham, Nahumum, Habhakkukum, et Tsephanjam, commentarius. Ebenda 1700. - Band VI. In Haggaeum, Zecharjam, et Malachiam, commen­ tarius (Teil I). Ebenda 1701. - Band VII. Dasselbe. (Teil II). Ebenda 1701. - Band VIII. Scripturariae exercitationes. Amsterdam, Jacob Borst, 1709. - Band IX. Sylloge dissertationum ad Veteris Testamenti. Leiden, Peter van der Aa, 1717. - Band X. Fasciculus dissertationum ad Veteris Testamenti. Leiden, Abraham Kallewier, 1725. - Band XI. Textualis exer­citationes. Amsterdam, Gerhard Borst, 1694. - Band XII. Exegeticae exercitationes. Ebenda 1697. - Band XIII. Biblicae exercitationes (Teil I). Ebenda 1707. - Band XIV. Biblicae exercitationes (Teil II). Ebenda 1707. - Band XV. Scripturariae exercitationes ad Novi Testamenti. Amsterdam, Jacob Borst, 1710. - Band XVI. Sylloge dissertationum ad Novi Testamenti. Rotterdam, Nicolaus Topyn, 1721. - Band XVII. Fasciculus dissertationum ad Novi Testamenti. Leiden, Abraham Kallewier, 1727. - Band XVIII. In Apocalypsin Johannes commentarius. Amsterdam, Gerhard Borst, 1689. - Band XIX. Historia paradisii. Ebenda 1705. - Band XX. Exspectatio gloriae futurae Jesu Christi. Leiden, Abraham Kallewier, 1730. - Band XXI. Historia exaltationis Jesu Christi. Eben­da 1729. - Band XXII. Compendium Theologiae Christianae. Amsterdam, Wetstein, 1722.

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1472 Mede, Joseph. The Works. 1 Bl., 35 S., 1 Bl., XLV, 3 Bl., 923 S., 14 Bl. Mit gestochener Titelvignette und 2 doppelblattgroßen Kupfertafeln. 36 x 21,5 cm. Modernes Leder. London, Roger Norton, 1672. 300 € Dritte Ausgabe der Werksammlung des englischen Gelehrten und Theologen Joseph Mede (1586-1639). Sein Buch über die Offenbarung des Johannes, in dem er das Ende der Welt für 1716 vorhersagt, fand beim zeitgenössichen Publikum großen Anklang. Die im Werk enthaltenen doppelblattgroßen Kupfertafeln zeigen einen Stammbaum der katholischen Kirche, der von Jesus Christus bis hin zu verschiedenen Heiligen und der Entwicklung der Kirche in den verschiedenen Ländern reicht („These hold neither Root nor Order“) sowie einen Zeitstrahl mit apokalpyptischem Überblick. Dieser ist von Puttenköpfen umgeben und erinnert in seiner Darstellungsweise an eine Hemisphärenkarte, am Ende der Apokalypse wartet die „reseurrectio universalis“. – Leicht gebräunt, im Rand etwas stärker. Teils leicht braun-, stock- bzw. fingerfleckig und mit Randeinrissen. Das Widmungsblatt mit geklebtem Einriss. Abbildung

1473 Origenes. Opera omnia quae graece vel latine tantum exstant. Hrsg. von Carl Heinrich Eduard Lommatzsch. 25 Bände. 16,5 x 9,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben, leicht bestoßen, RSchilder teils mit Fehlstellen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Berlin, Haude und Spener, 1831-1848. 280 € Gesamtausgabe zu den Werken des Origenes (185-254), die von Carl Lommatzsch (1802-1882) herausgegeben wurde. Neben Einführungen und einer Biografie des christlichen Gelehrten, enthält die Reihe u. a. auch Schriften, die heutzutage nicht mehr Origenes zugeschrieben werden. – Leicht gebräunt, mit Feuchtigkeitsfleck im oberen Rand. Nicht kollationiert, augenscheinlich komplett. Mit hs. Besitzvermerk des evangelischen Theologieprofessors Otto Ritschl auf dem vorderen fliegenden Vorsatz.

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________ erklärung fehlte es an Objectivität, indem sie, wie damals so vielfach, durch exegetische Künste dem Erweis der reformirten Kirchenlehre dienstbar gemacht wurde. „ (ADB XXVIII, 707f.) – Der Band eins zu Beginn im Seitenrand etwas stärker feuchtrandig. Stellenweise etwas stärker gebräunt, gelegentlich etwas knitterfaltig. Abbildung Seite 213

1475 Sadoleto, Jacopo. Opera quae exstant omnia. 26 Bl., 1336 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und blattgroßem Portraitkupfer. 19 x 11 cm. Pergament d. Z. (hinteres Gelenk am oberen Kapital mit kleinem Einriss, leicht berieben und angestaubt, Vorderdeckel etwas feuchtfleckig, ohne die beiden Bindebänder) mit hs. RTitel und spanischen Kanten. Mainz, Balthasar Lippius, 1607. 280 € VD17 3:313837W. – Frühe Gesamtausgabe der Werke des italienischen Kardinals, humanistischen Gelehrten und katholischen Reformers in der Renaissance, Jacopo Sadoleto (1477-1547), hier mit der vorangestellten Lebensbeschreibung von Antonius Fiordibelli (1510-1574). Sado­ leto wurde 1513 zum Sektretär von Leo X. ernannt und 1517 Bischof von Carpentras. 1537 berief ihn der Papst in die Neunerkommission unter Gasparo Contarini berufen, die sich mit der Vorbereitung der Themen des Konzils von Trient befasste. – Leicht gebräunt. Zu Beginn mit modernen Randanstreichungen. Stellenweise mit Knickspur in der oberen Ecke.

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1474 Rivet, André. Operum theologicorum quae latinè edidit. 3 Bände. 5 Bl., 1459 S., 20 Bl.; 6 Bl., 1268 S., 16 Bl.; 20 Bl., 1292 S., 14 Bl. Mit 3 wdhl. gestochenen Druckermarken und 1 gestochenem blattgroßen Porträt (in Pag.). 36,5 x 23 cm. Blindgeprägtes Pergament d. Z. (Rücken des ersten und dritten Bandes restauriert und das vordere Gelenk dieses Bandes partiell angeplatzt, leicht berieben, ohne die vier Bindebänder) mit hs. RTitel. Rotterdam, Arnold Leers, 1651-1660. 450 € ADB XXVIII, 708. – Erste Werkausgabe. „Bald ragte er [André Rivet] neben seinen College Walaeus, Thysius und Polyander hervor, weil die Art seiner biblischen Begründung der Religionswahrheiten zur Beschwichtigung der damaligen kirchlichen Spaltungen besonders geeignet erschien. Dabei zeichnete sich sein Unterricht durch Klarheit, Schärfe und gründliche Gelehrsamkeit aus, welche auch von seinen Gegnern, wie Episcopius, anerkannt worden ist. Dennoch war er den Remonstranten gegenüber nicht ganz vorurtheilslos und seiner Bibel-

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1476 Seuse, Heinrich. Opera. 4 Bl., 656 S., 26 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 14,5 x 9 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (leicht berieben, mit 2 Klebeschildchen, ohne die beiden Messingschließen) über Holzdeckeln. Köln, Arnold Mylius, 1588. 250 € VD16 S 6099. – Etwas spätere Werkausgabe, die erstmals 1555 erschien. – Mal mehr, mal weniger gebräunt. Vorderer Vorsatz und Innenspiegel mehrfach gestempelt.

1477 Tostado Ribera, Alfonso. Opera. Titel in Rot und Schwarz. 31 Teile in 13 Bänden. Mit zusammen 12 großen Holzschnitt-Wappen auf den Titeln und 7 figürlichen Holzschnitt-Titelbordüren. 34 x 23,5 cm. Leder um 1700 (stellenweise stärker beschabt, partiell restauriert, leicht berieben) mit schwarzgeprägtem RSchild. (Venedig, Gregorium de Gregoriis und Petri Liechtenstein, 1507-1531). 1.200 € Hoefer XLV, 519. Vgl. STC 677 (Ausgabe 1596). Adams T 851 (Ausgabe 1596). Jöcher IV, 1277f. Brunet V, 899. Graesse VI/II, 179. – Erste Ausgabe der Kommentare zu verschiedenen Büchern der Bibel, verfasst von dem spanischen Bischof Alfonso Ribera Tostado (1400-1455). „Ces commentaires, mystiques et allégoriques, l‘on pourrait aisément en tetrancher une bonne partie sans qu‘ils fussent pur cela moins exacts“ (Hoefer). „Seine Bibelkommentarien, welche sehr viel ausführlicher als die des älteren berühmten Nicolaus v. Lyra sind, enthalten aber auch ungemein viel Überflüssiges. Was nur in die entfernteste Beziehung zu einer Bibelstelle gebracht werden konnte, hat er angeführt, alle möglichen


______________________________________________________________________________________ Theologische Werke – Gesamtausgaben

1478 Fragen und Bedenken gelöst, und so zahllose unnötige, wenn auch sehr gelehrte und scharfsinnige Exkurse gegeben, dass man die Erklärung des eigentlichen Textes fast gar nicht findet“ (Wetzer-Welte XI, 1893). Alonso Tostado begann sehr früh sein Studium der Theologie und des kanonischen Rechts an der Universität von Salamanca, wo er bereits mit 22 Jahren selbst als Dozent lehrte. Er nahm 1443 am Konzil von Basel teil und wurde bereits ein Jahr später von König Johann II. zu seinem Ratgeber ernannt. „Er schrieb so viel Bücher, daß, die Jahre seiner Kindheit abgerechnet, auf jeden Tag seines Lebens sechs gedruckte Bogen kommen, die er geschrieben“ (Jöcher). Die vorliegenden Bände enthalten folgende Teile: I) In Genesim explana­ tio. 1507. - II) Super exodum interpretationem. 1528. 2 Teile. - III) Super libro numerorum explanatio. Teil I 1530, Teil II 1528. - IV) Libri Josue [und] Opus super deuteronium. Teil I 1530, Teil II 1528. - V) Super lubruz et Ruth commentaria [und] Super Leuiticum. Teil I 1530,

Teil II 1529. - VI) Paralipomenon. 1507. 2 Teile. - VIII) Opus aureum ... super quattuor libros regum. 1528. 2 Teile [und] Super secundum libruz reguz. 1530. - IX) Divinarum scripturam. X) Mattheum. 2 Teile. 1529. - XI) Mattheum. 1529. 2 Teile. - XII) Mattheum. - XIII) enthält sieben Teile: I) Eximium ac nunquam satis. 1531. - II) Tractatus super locum Esaie. 1529. - III) Repetitio de statu animarum post hanc vitam. 1529. - IV) Tractatus contra sacerdotes concubinarios. 1529. - V) In librum paradoxarum. 1508. - VI) Divina repetitio de beata trinitate. 1529. - VII) Repetitio de optima politia. 1529. – Nicht kollationiert, augenscheinlich vollständig. Die Titel oftmals mit Ausschnitten (verso etwas Textverlust), teils mit hs. Besitzvermerken. Wenige Blätter des ersten Bandes mit nachgedunkelten Feuchtigkeitsflecken im Seitenrand. Der dritte Band gelegentlich mit Hinterlegungen bzw. Ansetzungen im Seitenrand. Band sieben zu Beginn mit stärkerem Feuchtigkeitsschaden, stellenweise sporfleckig. Der Band elf stellenweise leicht wurmspurig. – Bei­ liegen die beiden zugehörigen Indexbände. - Ohne Titel. Abbildung

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Theologische Werke – Gesamtausgaben __________________________________________________________________________________________________ VD17 1:048635V, 1:048644U, 1:048647S. ADB XXXIX, 369f. – Einzige posthum erschienene Gesamtausgabe der theologischen Werke des reformierten Theologen und Reformators Zacharias Ursinus (15341583). Nachdem Ursinus vor Melanchthon eine Prüfung bestanden hatte, durfte er im zarten Alter von 15 Jahren an der Wittenberger Universität studieren. 1557 begleitete er Melanchthon zum Wormser Religionsgespräch. In Genf kam Urisinus mit Calvin und seiner theologischen Auffassung in Kontakt, zu der er sich kurze Zeit später bekennt. In Zürich arbeitet er eng mit Peter Martyr Vermigli und Heinrich Bul­ linger zusammen und wird 1561 von Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz an die Heidelberger Universität berufen. Sein ’Heidelberger Katechismus’ gehört heute noch zu den bedeutendsten protestantischen Bekenntnisschriften. „So großen und wohlverdienten Beifall dieser Katechismus aber innerhalb und außerhalb Deutschlands bei den Gesinnungsgenossen fand, so heftige Angriffe wurden von eifrig lutherischer Seite gegen denselben gerichtet. Die Aufgabe, diesen Angriffen zu begegnen und die wissenschaftliche Vertheidigung des Katechismus zu führen, fiel dem U. zu, welcher so, seiner innersten Neigung sehr zuwider, zu immer neuen theologischen Fehden genöthigt ward“ (ADB XXXIX, 369f.). – Der Titel des ersten Teils und das letzte Blatt des dritten Teils im Seitenrand verso und recto mit schmaler Hinterlegung. Etwas stärker gebräunt und braunfleckig, etwas feuchtrandig. Vorsätze erneuert. Abbildung

1479 Walaeus, Antonius. Operum operum tomus primus [und] secundus.. 2 Teile in 1 Band. 29 Bl., 558 S., 1 w. Bl.; 6 Bl., 511 S., 15 Bl. Mit Titelkupfer und gestochenem Porträt. 36 x 22,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken unter Verwendung des alten Bezugmaterials restauriert, etwas angeschmutzt, leicht berieben, ohne die vier Bindebänder) mit hs. RTitel. Leiden, Adrian Wyngaerde, 16471648. 800 € 1479

1478 Ursinus, Zacharias. Opera theologica. 3 Teile in 1 Band. 6 Bl., 3 S., Sp. 4-413, S. 414, Sp. 416-923, 12 Bl.; 8 Bl., 8 Bl., 1764 Sp., 7 Bl.; 4 Bl., 818 Sp., 5 Bl., 3 S., Sp. 4-99. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken auf den Titeln. 35 x 22 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, angeschmutzt und leicht bekratzt sowie angestaubt) mit hs. RTitel. Heidelberg, Johann Lancellot für Jonas Rosa, 1612. 2.200 €

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Erste, posthum erschienene Werkausgabe. Der niederländisch-kalvinistische Theologe Antonius Walaeus oder Antoine de Waele (1573-1639) gehörte zu den führenden niederländisch-orthodoxen reformierten Theologen des 17. Jahrhunderts und ist eine Schlüsselfigur der niederländischen Reformation. Ebenso war er beteiligt bei der Formulierung der fünf Punkte des Calvinismus. Auf der Synode von Dordrecht wurde er als einer der Hauptübersetzer des Neuen Testaments und der Apokryphen für die niederländische Staaten ernannt. Seine „Opera omnia“ behandeln im ersten Band die Theologie im Allgemeinen, im zweiten Band sind polemische Abhandlungen und Briefe enthalten. – Wenige Blätter zu Beginn im Seitenrand angesetzt bzw. mit Filmklebung hinterlegt. Leicht gebräunt Abbildung


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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert 1480 Altercatio Synagogae et Ecclesiae, in qua bona omnium fere utriusque instrumenti librorum pars explicatur: opus pervetustum ac insigne. Nunc iterum exactissima diligentia recognitum, ac emendatius quoque ty­pis excusum. 5 nn., CIV num. Bl. Mit großer HolzschnittDruckermarke auf dem Titel, 2 12-zeilige HolzschnittInitialen und 2 großen Textholzschnitten. Weinrotes geglättetes Maroquin um 1600 (leicht berieben und bestoßen) einer französischen Werkstatt mit goldgepr. RTitel, RVergoldung, dreifachen Deckelgoldfileten, Steh- und Innenkantenvergoldung sowie dreiseitigem Goldschnitt. Köln, Melchior von Neuß, 1540. 2.400 € VD16 A 1997. STC 22. Adams A 815. – Die zweite und letzte Ausgabe der „Altercatio Synagogae et Ecclesiae“, des Vergleichs zwischen Judentum und Christentum in Form eines fiktiven Dialogs, der vermutlich von der bekannten „Altercatio Simonis judaei et Theophili christiani“ (Arethascodex Paris Gr. 451; vgl. Adolf Harnack, Die Altercatio Simonis Judaei et Theophili Christiani nebst Untersuchungen über der anti­ jüdische Polemik in der alten Kirche, 1883) beeinflusst worden ist. Der Dialog wird hier zwischen dem Apostel Paulus und dem berühmten Schriftgelehrten Gamaliel geführt. Der Verfasser ist anonym geblieben. Der erste Holzschnitt zeigt die Allegorie der „Sapientia“, der zweite Gamaliel und Paulus mit dem auferstendenen Christus. – Titel minimal fleckig, sonst sehr schönes, kaum fleckiges, kaum gebräuntes Exemplar, zweites und drittes Blatt der Vorstücke mit kleiner weiß angesetzten Ecke, am Schluss unten minimal wasserschattig. Aus der Bibliothek des Carl J. Ullmann mit dessen goldgeprägtem Lederexlibris und einem weiteren gestochenen Exlibris „Edmundi Mc Clure“ auf dem Vorsatz. Abbildung

1481 Ambrosius von Mailand. Operum. Bd. IV (von 4). 1015 S., 8 Bl. Mit 3 Holzschnitt-Druckermarken. 33 x 21 cm. Modernes Leder mit goldgeprägtem RSchild. Basel, Johann Froben, 1527. 220 € VD16 A 2180. IA 104.648. Adams 935. DG 3.10242. IA 104.648. Heckenthorn 110, 249. Panzer VI, 259, 657. Vander Haeghen II, 6. Vgl. Gustav Schneel, Strassburg, 1900 „Initialen von Holbein“. – Band vier der ersten von Erasmus edierten Ausgabe mit vielen figürlichen Initialen von Hans Holbein d. J. und einigen Metallschnitten, darunter das Alphabet mit heidnischen und biblischen Szenen (Kat. d. Ausst. Basel 1960, 352, Abb. S. 323) und das teils anstößige Bauernalphabet (ebenda 409, Abb. 323) von Holbein. – Titel mit hs. Besitzvermerken und im unteren Rand mit Abschnitt (ergänzend angesetzt). Stellenweise angeschmutzt und leicht feuchtrandig. Die Blätter 997-1006 im oberen Rand mit Fehlstelle bzw. teils ergänzt (ohne Textverlust). Minimal wurm­ stichig. Leicht gebräunt und fleckig

1482 Beda Venerabilis. Secundus Operum Venerabilis Bedæ Presbyteri Tomus, in quo subsequentes continentur eiusdem Commentarii (Opera vol. II). [14], CCXXI Bl.

1480

Mit großer Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und breiter vierteiliger Holzschnitt-Titelbordüre. 32,5 x 21,5 cm. Holzdeckelband d. Z. (ohne die Schließen, gering bekratzt, leicht angestaubt) mit breitem blindgeprägten Schweinslederrücken und hs. RTitel (Paris, Badius Ascensius [für Jean Petit], 1521). 500 € Erste Ausgabe des zweiten Bandes der auf mehrere Bände konzipierten großen Werkausgabe der theologischen Schriften des angelsächsischen Benediktiners, Theologen und Geschichtsschreibers Beda Venerabilis (672-735), die verschiedene Drucker für den großen Pariser Verleger Jean Petit ausführten. Schon 1507 hatte Marchand für Jean Petit die Predigten „De temporibus“ veröffentlicht. Offenbar erschienen dann keine weiteren Bände. Der vorliegende zweite Band enthält die Werke, „in quo subsequentes continentur eiusdem Commentarii: In Evangelium Marci Lib. IIII, In Evangelium Lucae Lib. VI, In Acta Apostolorum Lib. I. Expositio nominum locorum in Actis contentorum, sive eiusdem, sive alteriorum auctoris. In Epistolas Catholicas. In Apocalypsim B. Ioannis Apostoli“. – Oben etwas knapp beschnitten (kleiner Verlust der Titelbordüre oben), minimal, nur gegen Anfang und Ende etwas stärker wurmstichig, kaum fleckig, sehr schönes, hübsch gebundenes Exemplar. Abbildung Seite 220

1483 Beust, Joachim von. Enchiridion de arte bene moriendi. 2 Bl., 127 (recte: 126) S., 4 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit kolorierter Holzschnitt-Titelbordüre mit Vignette, wiederholter kolorierter Vignette auf dem Titel verso 219


Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ sowie Wappenholzschnitt. 12,5 x 7 cm. Halbleder des 18. Jahrhunderts mit RVergoldung. (Leipzig, Franz Schnellboltz für) Bartholomäus Voigt, 1599. 240 € VD16 B 2396. IA 118.407. – Eine von zwei kollationsgleichen Druckvarianten aus dem selben Jahr (VD16 ZV 1430 nennt auf dem Titel das Erscheinungsjahr „1590“ bei identischem Impressum am Schluss). Seltene aszetisch-mystische Ars moriendi im handlichen Duodezformat des Juristen Joachim von Beust (1522-1597), der u. a. 1586 das sächsische protestantische Eherecht begründete und neben zahlreichen juristischen Schriften auch einige mit theologischem Inhalt veröffentlichte. – Gebräunt und braunfleckig, Titel im Bug mit fl.Vorsatz verklebt. – Abbildung

Aus königlicher Bibliothek 1484 Bibliander, Theodor. Temporum a condito mundo usque ad ultimam ipsius aetatem supputatio, partitio­ q́ue exactior. Universae quidem historiae divinae, ecclesiasticae & extere Latinorum, Grecorum, Aegyptiorum, Chaldaeorum, Germanorum & aliarum gentium accommodata. 6 Bl., 227 S., 12 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke und einigen mehrzeiligen figürlichen Holzschnitt-Initialen. 31,5 x 19 cm. Blindgepräger Schweinslederband

1483

d. Z. (etwas fleckig, berieben und bestoßen, Deckel wurmstichig, mit 2 hs. Papierrückenschildern) mit 2 intakten ziselierten Messingschließen. Basel, (Jakob Kündig für) Johann Oporinus, (August 1558). 1.500 € VD16 B 5334. Adams B 1985. Nicht im STC. – Erste Auflage der chronologischen Tabellengeschichte des schweizer reformierten Theologen, Orientalisten und Sprachwissenschaftlers Theodor Bibliander (15051564), in welcher er mehrere Zeitrechnungen im Synchronismus zueinander aufstellt und in einem breiten „spatium historicorum“ Raum für Ereigniseinträge lässt. Bibliander beruft sich dabei auf das Vorbild des spätantiken christlichen Theologen und Geschichtsschreibers Euse­ bius von Caesarea und betrachtet die Tabellen als Landkarten der Geschichte. Diese Vorstellung geht zurück auf die Canones, den zweiten Teil von Eusebius‘ Chronik, die in tabellarischer Form einen historischen Überblick von der „Schöpfung“ bis in das Jahr 325 liefern. „Bibliander betätigte sich als Orientalist und Sprachtheoretiker, Übersetzer und Exeget der Bibel, hervorragend vor allem durch zeitgeschichtliche Deutung der Apokalypse. (Er) verfaßte eine hebräische Grammatik, schrieb über die Türkengefahr, gab den Koran mit einer Widerlegung heraus, wandte sich gegen das Tridentinum, trieb chronologische Stu­ dien und interessierte sich für die Mission, wobei er in Weiterführung von Zwinglischen Gedanken das allen Religionen Gemeinsame herausarbeitete, um die Einigung der Menschheit zu fördern, was er auch 1482

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert durch Vergleichung zahlreicher Sprachen zu erreichen hoffte“ (NDB II, 215). Die schöne Druckermarke von Oporinus zeigt den mythischen Leierspieler Arion von Lesbos, der von einem Delphin über das Meer getragen wird. – Wurmstichiges Exemplar aus der Königlichen ErnstAugust-Fideicommiss-Bibliothek, mit entsprechendem Wappenstempel in Blau auf dem Titel verso (durchschlagend) mit dem Motto „Sus­ cipere Et Finire“. „Der Hauptteil der ehemaligen Privatbibliothek von König Ernst August wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Königliche Ernst-August-Fideicommiss-Bibliothek zusammengefasst, 1899 an den Welfensitz Schloss Cumberland in Gmunden (Oberösterreich) verlegt, bis nach dem Zweiten Weltkrieg privat weitergeführt und beträchtlich erweitert ... Ein Großteil dieser Sammlung wurde 1970/71 in Hamburg versteigert“ (Handbuch der historischen Buch­ bestände in Deutschland, Band II/2, S. 24). Titel recto mit weiterem Stempel („Ex Bibliotheca Ministerii Cellensis“). Durch die zahlreichen zumeist kleinen Wurmlöcher durchgehend mit etwas Buchstabenverlust, sonst sauber und wohlerhalten. Der intakte Schweinslederband wird geziert von einer Heiligenrolle mit Bibelsprüchen sowie den Evangelistensymbolen im Rund. Abbildungen

1485 Biel, Gabriel. Sacri canonis misse tam mystica quam litteralis expositio iamiam summa cum diligentia iterum atque iterum revisa et correcta: nihil de prioribus

1484

omissis: aliquibus tamen tum in columnis: tum in marginibus additis: quibus facilius ea que nititur lector invenire ponit. CXCVI num., 10 nn. Bl. Mit großer HolzschnittDruckermarke am Schluss und zahlreichen Holz- und Metallschnitt-Initialen, Titel in Rotdruck. 29,8 x 20 cm. Flexibler Pergament-Kompertband d. Z. (etwas fleckig, wellig, doch nur mit kleineren Kapitaleinrissen, etwas bestoßen) über vier Schweinslederlitzen geknüpft mit 3 (statt 4) Bindebändern. (Lyon, Jean Clein, 1514). 800 € IA 119.111. Adams B 2014. Gültlingen I, 141, 59a. Baudrier XII, 289. – Die „Canonis missae expositio“ des scholastischen Philosophen und Gründungsmitglieds der Tübinger Universität Gabriel Biel (1410-1495), der als der „letzte Scholastiker“ tituliert wird. Sein großer Verdienst war die systematische Weiterentwicklung des Universalienproblems des Nominalismus nach Wilhelm von Ockham. Herausgeber seiner „Gründ­ lichen wörtlichen und mystischen Auslegung des heiligen Meßkanons“ war der Braunschweiger Prediger und liturgische Schriftsteller Enge­ linus Becker (gest. 1481). Der Druck gilt als typographisches Meisterwerk aus der Lynonneser Offizin des Jean Clein (Johannes Cleyn). 1484

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________

1485

Das Kolophon liest sich: „industria et impensis probi viri Johannis cleyn alemanni, chalcographi atque bibliopole in famatissimo Lugdunensi emporio impressa ... Anno domini Millesimo quingentesimo et quartodecimo mense octobris“ (CXCVI recto). – Teils etwas stärker fleckig, aber meist nur leicht gebräunt, mit zahlreichen zeitgenössischen und älteren Anstreichungen, Unterstreichungen und interessanten Kommentaren, Marginalien und Zusätzen. Bemerkenswerter spätmittelalterlicher Kopertband, bei dem die Bindelitze über den Rücken und die Innengelenke auf die inneren Deckel durch ein Makulaturstück eines Fragments aus einer spätmittelalterlichen Handschrift (vom Ende des 14. Jahrhunderts mit roten und blauen Initialen und Rubrizierung) gezogen wurden. Abbildung

1486 Bullinger, Heinrich. Sermonum decades quinque, de potissimis Christianae religionis capitibus, in tres tomos digestae. 30 (le. w.) Bl., 388 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 29 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Deckel gebrochen, oberes Kapital offen, das untere Vordergelenk geschwächt, etwas angeschmutzt, mit vereinzelten Wurmlöchlein) über Holzdeckeln (ohne die beiden Schließen) mit blindgeprägtem Monogramm „I N“ und blindgeprägter Jahreszahl „1570“. Zürich, Christoph Froschauer, 1562. 900 € VD16 B 9698. Adams B 3259. IA 127.393. Rudolphi 571. Vischer C 610. Staedtke 186. Diese Ausgabe nicht im STC. – Etwas spätere Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1550. Die „Dekaden“, Heinrich Bullingers (15041575) theologisches Hauptwerk, sind eine Zusammenstellung von fünfzig lateinischen Lehrpredigten. Sie behandeln alle wichtigen Themen des evangelischen Glaubens und belegen Bullingers eigenständigen Zugriff auf die reformatorische Lehre. – Titel leicht fleckig. Zu Beginn mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Leicht gebräunt und fleckig. Titel mit hs. Besitzvermerk eines gewissen Johannes Nater aus Schaffhausen aus dem Jahre „1562“. In diesem Kontext deutet das Monogramm

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1486

auf dem Einband „I N“ auch auf Nater. – Nachgebunden: Gwalther, Rudolf. In evangelium Jesu Christi secundum Marcum homiliae CXXXIX. 30 Bl., 231 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Zürich, Christoph Froschauer, (15)61. - VD16 W 1046. Vischer C 591. Titel mit hs. Besitzvermerk Johannes Naters. Titelblatt stärker angeschmutzt. Die ersten zehn Blätter im Seitenrand ergänzt. Bis ca. Blatt 43 mit grösserem Fleck im oberen Bug. Abbildung

1487 (Chappuys, Gabriel). Actes des apostres, represantees par un grand nombre de figures qui n‘ont par cy deuant esté veués, & sont interpretees par Stanzes. 83 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und 153 halbseitigen Textholzschnitten. 15 x 10 cm. Modernes Leder. Lyon, Bouquet für Estienne Michel, 1582. 350 € Nicht bei Adams, nicht im STC. – Einzige Ausgabe. Im Vorwort an den Leser heißt es: „nous vous presentons icy les figures du vieil et nouveau


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert testament, augmentee d‘un grand nombre de figures, faites d‘un art & industrie merveilleuse & qui rendet ce liure plus parfaict & recomandable qu‘on ques il ne fut: de maniere que vous avez icy dequoy repaistre loeil, sans le détourner aux peintures lasciues...“. – Häufiger mit hs. Anmerkungen in Sepia-Tinte. Am Schluss im unteren Rand mit Einrissen und teils auch Ausrissen. Etwas gebräunt und braun- und stockfleckig.

1488 Clichtoveus, Judocus. Homiliae seu sermones ... ex confuso opere in tres quasi partes seorsim digesti. 4 Bl., 681 S., 7 Bl. 30 x 19 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (berieben und bestoßen, geringe Kratzer) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 Messingschließen (1 Beschlags­ öse fehlt). Köln, Johann Quentel, 1550. 600 € VD16 C 4197. IA 141.833. Bibl. Belgica C 460. Haebler I, 235, 1. Nicht bei Adams und im STC. – Dritte Ausgabe, die erste bei Quentel gedruckte. Der aus Nieuwpoort in Belgien stammende Verfasser, Judocus Clichtoveus (um 1472-1543; auch Josse van Clichtove), war „der erste unter den Pariser Theologen, welcher gegen das Lutherthum auftrat“ (Wetzer-Welter). Während er lange Zeit Verfechter von Reformen in philosophischen und theologischen Studien war, widmete er sich später fast ausschließlich der Gegenreformation und gehört zu den ersten, die gegen die Ansichten Martin Luthers schrieben. Sein „Anti-Lutherus“ erschien bereits 1526. In der vorliegenden Schrift sammelte er Predigten, die sich über verschiedene Thematiken erstrecken. Der blindgeprägte Einband ist wohl der Augsburger Werkstatt zuzuordnen, die unter dem Monogramm „HK“ geführt wird. Diese kann mit der hier verwendeten Rolle dort nachgewiesen werden (vgl. Haebler). – Exemplar aus der Bibliothek der Erzabtei St. Peter in Salzburg mit deren hs. Besitzvermerk auf dem Titel. Auf dem vorderen Vorsatz mit weiteren zeitgenössischen Besitzvermerken und mit Notiz auf dem hinteren Innendeckel. Etwas gebräunt und teils etwas braunfleckig bzw. vereinzelt gering feuchtrandig, stellenweise mit wenigen Anstreichungen in Sepia-Tinte. Schön gebunden. 1489

1489 Dionysius Carthusianus. Enarrationes piae ac eruditae in quinque libros sapientalis, hoc est, proverbia, ecclesiasten, canticum canticorum, sapentiam, ecclesiasticum. Hrsg. von Theodoricus Loher. 4 nn., CCCII num. Bl. Mit breiter szenischer Holzschnitt-Titelbordüre. 30 x 20 cm. Leder d. Z. (am oberen Kapital mit Fehlstelle, Vorderdeckel restauriert und mit starken Wurmspuren, Gelenke angeplatzt, Rückdeckel bekratzt) über Holzdeckeln mit 4 Messingeckbeschlägen, 3 (von 4) Schließbeschlägen und 2 Metallschließen. Köln, (Jaspar von Gennep), 1539. 400 € VD16 D 1885. Adams D 572. Nicht im STC. – Dritte Kölner und zweite bei Gennep erschienene Ausgabe. Herausgeber ist der Theologe, Kartäusermönch und Kirchenpolitiker Dietrich Loher (um 1495-1554). Er ließ u. a. eine Edition der Werke des Dionysius Carthusianus drucken. – Titel mit hs. Besitzvermerk. Die erste Hälfte stärker, zum Schluss hin weniger wurmspurig. Gering gebräunt. Abbildung

1490 Dionysius Carthusianus. I) In quatuor evangelistas enarrationes [und:] II) In omnes beati Pauli epistolas. 2 Werke in 1 Band. 8 nn., CCCLXXXIII (recte 381) num., 1 nn. Bl.; 6 nn., CXL num. Bl. Mit 2 wdhl. figürlichen Holzschnitt-Titelbordüren (Titel des ersten Werkes verso mit Wappenholzschnitt) und einigen Holzschnitt-Initialen von A. Woensam von Worms. Blindgepr. Schweinsleder d. Z. (stärker berieben und am oberen Kapital lädiert, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Köln, Peter Quentel, 1532. 500 € I) VD16 D 1917. Adams D 579. IA 154.026. Panzer VI, 418, 637. Merlo Sp. 1033, 412 und 1061, 472. II) VD16 D 1868. IA 154.025. Merlo 1033, 412. – Das erste Werk in erster Ausgabe, das zweite Werk in zweiter Auflage. Die schöne Titel­ein­fas­ sung zeigt den thronenden himmlischen Vater, die Evangelisten und die Kirchenväter sowie die Ekstase des Karthäusers Dionysius. Mit dem

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ Adams D 1121. – Schöner venetianischer Postinkunabeldruck seines umfangreichen Kommentars zu den Sentenzen des Petrus Lombardus. – Etwas wurmstichig (Anfang und Schluss stärker betroffen), im Rand stellenweise mit kleinerem Wasserfleck, die Schlusslagen stärker betroffen. Titel und fl. Vorsatz gestempelt, fl. Vorsatz auch mit neuerem Papierrschildchen und kleiner Notiz in Kugelschreiber. Erste Lage jeweils etwas ausgebunden, vorderes Innengelenk teils angeplatzt. Dubletten­ exemplar der Bayrischen Staatsbibliothek mit entsprechendem alten Eintrag. – Beigebunden an den Schluss von Teil IV: Derselbe. Questiones quoliberales. 62 fol., 66 nn. Bl. Ebenda 28. Juli 1506. - Adams 1112. Abbildung

1492 Franck, Sebastian. Die Guldin Arch darein der kehrn und die besten hawptspruch der heyligen Schrift. 6, 6 (statt 12) Bl., CCLXVII, 1 w. Bl. Mit Titelholzschnitt und 3 (1 ganzseitiger)Textholzschnitten. 31 x 21 cm. Geglättetes Kalbsleder d. Z. mit einst reicher Goldprägung (nahezu vollständig schwarz oxidiert, etwas berieben und bekratzt) über Holzdeckeln mit Vorderdeckeltitel und Jahreszahl „1538“, 7 (von 8) Messing-Eckbeschlägen sowie 2 Messingschließen (1 Schließe fehlt). (Augsburg, Hein­rich Steiner), 1538. 1.200 €

1490

Wappen König Heinrichs VIII. von England. – Titel gestempelt. Titel des ersten Werkes im oberen Rand mit kleinen Läsuren und minimaler Wurmspur. Stellenweise etwas feuchtrandig, selten mit restaurierten Randeinrissen. Gelegentlich mit Randanmerkungen von alter Hand, leicht gebräunt. Abbildung

1491 Duns Scotus, Johannes. Super sententias. 4 Teile in 2 Bänden. Mit 4 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken. 32 x 21,5 cm. Blindgeprägter Holzdeckelband d. Z. mit breitem Schweinslederrücken (fleckig und berieben, wurmstichig; ohne die Schließen) mit Streicheisen­ linien sowie Einzelstempeln mit Blüten- und Rautenstempeln sowie Spruchbandstempel („Maria“). Venedig, Simon de Luere für Andrea de Torresanis de Aula, 20. Oktober - 3. November 1506. 750 € 1493

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert VD16 F 2100. STC 316. Weigelt 17. Kaczerowsky A122. Nicht bei Adams. – Zweite Ausgabe, die ein halbes Jahr nach der Erstveröffentlichung von Sebastian Francks (1499-1542) brisanter Bibeldisputation erschien. Das Spiritualitätsverständnis des Autors soll der Leserschaft mit vielzähligen Zitaten aus der Heiligen Schrift und aus theologischen Schriften sowie Werken von „Heiden und Philosophen“ (Vorrede) nachgebracht werden. Franck war zunächst als katholischer Priester in der Seelsorge tätig, schloss sich später allerdings der Reformation an und wurde lutherischer Prediger. Darüber hinaus wandte er sich dem Spiritualismus zu, weshalb er und seine Arbeiten zeitlebens zahlreichen Konflikten gegenüberstanden. Auch das vorliegende Werk löste seinerzeit einen größeren theologischen Streit aus, durfte nicht in Ulm gedruckt werden und unterlag zeitweise der Zensur. Heutzutage gilt Franck als Vorläufer aufklärerischer Denker. Der Titelholzschnitt zeigt die Arche Noah inmitten des Meeres, unterhalb einer Sonne und eines Regenbogens, und die Taube mit dem Ölzweig. In der Arche befinden sich acht Felder mit Sinnsprüchen. Umgeben wird die Szene von 16 kleinen Porträts von Kirchenlehrern und Philosophen. – Es fehlt die erste Lage des Registers, das unüblicherweise hinter die Vorrede eingebunden wurde. Ohne die vorderen fliegenden Vorsatzpapiere. Mit hs., teils datierten Besitzvermerken des 17. Jahrhunderts auf dem vorderen Vorsatz. Stellenweise im Rand etwas wurmspurig und feuchtfleckig, gering knickspurig und braunfleckig sowie etwas gebräunt. 1491 Die Stempelrolle des ehemals goldgeprägten Einbandes zeigt (parado­ xerweise recht weltliche) Porträt-Medaillons von Venus und Chloé. Im Mittelfeld des Vorderdeckels sind zwei gestempelte Engelsköpfe zu sehen. Abbildung

1493 Giovanni di San Geminiano. Opus aureum sermonum quadragesimalium, epistolarum et evangeliorum, hactenus nusquam impressum. 190 nn. Bl. Mit großer Metallschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 18,7 x 12,7 cm. Leder des 18. Jahrhunderts (Kanten und Ecken restauriert, Rücken erneuert, etwas säurebrüchig) mit (modernem) goldgeprägten RTitel, dreifachen Deckelfileten und etwas Steh- und Innenkantenvergoldung (teils abgerieben) sowie dreiseitigem Goldschnitt. (Paris, Jean Petit, 3.II.1511) 500 € STC 205. Moreau II, 94. Renouard 887. – Die Jean-Petit-Ausgabe der Predigten des Joannes Gorinus (1260-1332), der unter dem Namen Giovanni da San Geminiano bekannt wurde und zahlreiche „Goldene Worte“, erbauliche Sermones schrieb, die der Drucker hier in einer neuen Ausgabe zusammenfasste. Sie enthält neben den Pfingstpredigten auch Homilien zu den Evangelien und Episteln, teils aus bis dato unbekannten Handschriften zusammengesucht: „hactenus nusquam impressum“ (vgl. Kaeppeli II, 539/543; LMA V, 601). Schön ist auch die Druckerangabe des Jean Petit: „Venundantur ab Johanne Parvo in lilii aureo flore vici divi Jacobi“ und das Kolophon: „Ser­ monum aureorum quadragesimalium ... per fratrem Johannem de Sancto Geminiano ... impensis Johannis Petit ... finis adest. Anno millesimo quingentesimo undecimo, die vero IIII. mensis decembris“. – Wie üblich ohne die meist herausgeschnittenen letzten beiden weißen Blätter. 1492

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ VD16 G 2806. Nicht bei Adams und nicht im STC. – Einzige Ausgabe, die erörtert, „Ob der Bapst, oder Babstumb zu Rom, der warer rechter Antichrist sey, Luther und Calvinus, Enoch oder Helias“ (Untertitel). Die drei Wappenholzschnitte zeigen die rheinischen Erzbistümer Mainz, Köln und Trier. – Titel in der rechten oberen Ecke mit kleinem ergänztem Eckabriss. Leicht gebräunt und fleckig. Vorsätze erneuert.

1495 Gregentius von Taphar. Dialexis meta Iudaiu Erban Tunoma [graece] - Disputatio cum Herbano Iudæo. Nunc primùm Græcè edita, cum interpretatione Nic. Gu­ lonii. 8 nn., 204 num. Bl. 18,5 x 11 cm. Moderner Lederband. Paris, Fédéric Morell, 1586. 300 € Adams G 1081. STC 207. – Seltener Pariser Druck seines Religionsgesprächs mit dem Schriftgelehrten Herban, durch das Gregentius der Legende nach die jüdische Bevölkerung im altsüdarabischen Königreich Himyar (im heutigen Jemen) bekehrte. Des Weiteren ist eine Vita der mythischen Gestalt des Gregentius überliefert sowie eine von ihm ge­ schaffene Sammlung von Gesetzestexten, die aber beide in dieser Ausgabe nicht enthalten sind. Auch wenn die in den Texten erwähnten Ereignisse auf historische Quellen des 6. Jahrhunderts zurückgehen, bleibt die Figur des Gregentius und seine dreißig Jahre andauernde Amtszeit als Erzbischof von Taphar wohl erfunden. Die Edition mit

1495

Das letzte Textblatt mit Ausrissen (Textverlust), älter überklebt und mit Rissen, teils etwas angestaubt, fleckig, gebräunt und gegen Ende sporfleckig. Mit wenigen blassen Wasserrändern und einigen älteren Margi­ nalien. Titel mit hs. Besitzvermerken Abbildung Seite 224

1494 Graminaeus (Gras), Theodor. Prodromus oder Fürdrab des Antichrists, darinnen durch den hellen Text und waren verstandt der Göttlicher heiliger Schrifft, außfürlich angezogen unnd erklärt wirt. 10 Bl., 252 S. Titel in Rot und Schwarz. Titel verso mit 3 kleinen Wappenholzschnitten. 19,5 x 15 cm. Modernes Leder. Köln, Alectorium und Erben Soter, 1578. 600 € 1497

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert griechisch-lateinischem Paralleldruck besorgte der aus der Nähe von Chartres stammende Humanist Nicolas Goulu (1530-1601). – Etwas gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhalten. Titel zweifach und ein Textblatt einfach gestempelt. Mit Schnitttitel. Abbildung

1496 Heinrich II., der Jüngere, Herzog zu BraunschweigLüneburg. Replik auf den vorgehenden Bericht [und:] Informatio juris. 2 Teile in 1 Band. 80 Bl.; 33 Bl. 20 x 15 cm. Modernes Halbpergament unter Verwendung eines Inkunabelblattes als Deckelbezug. (Augsburg, Steiner, 1544). 450 € VD16 B 7296 und B 7304 (geführt unter Herzog Heinrich IX). Nicht im STC, bei Adams – Einzige Ausgabe die den Landfrieden in Bezug auf Katholiken und Protestanten behandelt. Herzog Heinrich II. zu Braun­ schweig-Lüneburg (1489-1568) gilt als der letzte katholische Fürst im niedersächsischen Raum. Bereits im Vorwort werden die Protestanten mit Gewalt und Unrecht in Verbindung gebracht, als „abtrünnigen und ungehorsamen, auffrürern zugehörig“ bezeichnet und „iren lautern gifftigen mutwillen reden“ werden angeführt, sie werden „widersacher als offenbare verechter“ genannt und wenig später als „Landfridbrecher“ diffamiert. – Der Titel des ersten Teils leicht angeschmutzt und mit hs. Zahlenangabe. Der zweite Teil am Schluss mit Feuchtigkeitsschaden. Gering gebräunt und fleckig.

1497 (Heinrich von Friemar). Preceptorium Nicholai de Lira. 68 nn. Bl. Mit blattfüllender Holzschnitt-Druckermarke des Regnault Chaudière auf dem Titel. 12,6 x 8,7 cm. Modernes marmoriertes Leder d. Z. (Rücken etwas aufgehellt). O. O., o. Dr. und J. (d. i. Paris, Regnault Chaudière, um 1510). 800 € Mellot-Quéval 1134. Renouard, Marques, 155. Moreau I,1510/160. – Sehr seltene Postinkunabel-Ausgabe des „Preceptoriums“, das dem französischen Theologen, dem „Doctor planus et utilis“ Nicolas de Lyra (1270-1349) zugeschrieben wurde, was heute bezweifelt wird. Das kleine Vademecum enthält ferner das „Compendium de vita Antichristi“. Tatsächlich stammen die Texte von dem deutschen Theologen Heinrich von Friemar dem Jüngeren (1285-1354), „um 1245 in Friemar bei Gotha [geboren, studierte er Theologie] vor 1265 in Bologna, [war] 12901299 Provinzial aller deutschen Augustinerklöster, ab 1305 Professor der Theologie in Paris, seit 1315 wieder in Erfurt, entwickelt dort eine umfangreiche literarische Tätigkeit [und starb am] 18.X.1340 im Au­ gustinerkloster in Erfurt. Von den drei verschiedenen Augustinermagistri, die im 13./14. Jh. diesen Namen trugen, ist er der bedeutendste. Die oft dem Nicolaus de Lyra zugewiesene Dekalogerklärung „De decem praeceptis“ wird heute zweifelsfrei Henricus de Friemaria zugeschrieben. Bei dem vorliegenden handelt es sich um ein frühes Beispiel einer „édi­ tion roulée“, ist doch der Druck parallel auch mit der Druckermarke des Jean Petit herausgekommen. Beide beziehen sich in Satz und Umfang (68 nn. Bl.) auf die Inkunabelausgabe des Michel Lenoir von 1495. Brigitte Moreau nennt allein drei Pariser Ausgaben, eine von Jean Petit um 1510, eine von Bernard Aubry und Pierre Gandoul wohl erst 1519 sowie eine andere, die Jean Petit um 1522 (Inventaire 1522-378, 1519-2158) herausbrachte.

1498

Der Buchhändler und Verleger Regnault Chaudière ist in Paris zwischen 1509 und 1554 zuerst in der Rue Saint-Jacques, dann in der Rue SaintJean de Beauvais „à l‘enseigne de l‘Homme Sauvage“ nachweisbar. Renou­ ard bildet verschiedene Varianten der Druckermarken ab, teils mit Brüchen in den Holzstegen (wie hier im unteren Umfassungsrand, die er aber auf 1519 datiert. Vgl. auch Haebler, Verlegermarken des J. Petit. – Titel mit kleinem älteren hs. Exlibris-Vermerk, wenige Marginalien, teils etwas gebräunt, jedoch kaum fleckig, schönes Exemplar. Bemerkenswert selten, mit der Druckermarke des Chaudière bibliographisch nicht nachweisbar. Abbildung

1498 Holbein, Hans. - (Corrozet, Gilles). Imagines Mortis. His accesserunt Epigrammata, è Gallico idiomate à Georgio Aemylio in Latinum translata. Ad haec, Medicina animae, tam ijs, qui firma, quàm qui aduersa corporis valetudine praediti sunt, maxime necessaria. 95 nn. Bl. (ohne d. le. w.). Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel und 53 Textholzschnitten nach Hans Holbein. 14,9 x 9,4 cm. Modernes Pergament unter Verwendung einer liturgischen Handschrift des 15. Jahrhunderts mit Hufnagelnotation und drei großen Initialen in Rot und Schwarzbraun, in moderner weinroter Wildleder-Kassette mit silbergeprägtem RSchild. Köln, Erben Arnold Birckmann d. Ä., 1567. 900 € VD16 C 5286 und C 6546, VD16 H 5603, VD16 J 508, VD16 R 1956. Adams D 78. STC. 250. Vgl. Fairfax Murray 203. Massmann Nr 5. Oppermann 1151. – Berühmte Ausgabe der „Bilder des Todes“, eines Toten-

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ tione licitum sit matrimonium. De septem signis nativita­tis domini. De ortu.vita & moribus Antichristi. 108 nn. Bl. Mit großer Schwarzgrund-Druckermarke am Schluss. 19,5 x 14 cm. Holzdeckelband d. Z. (fleckig, beschabt, abgegriffen, Rücken zusammengeknickt, da Beiband entfernt) mit breitem blindgeprägten Schweinslederrücken und 4 Schließbeschlägen (ohne die Schließen). (Pforzheim, Thomas Anshelm, 1505). 2.500 € VD16 H 5266, VD16 H 5268, VD16 H 5272 und VD16 H 5276. Hain 5268. Proctor 11751. Alberts, Ansehelm, 24. Nicht bei Adams und Spelsberg. – Die erste vollständige, von Georgius Symler herausgegebene Ausgabe bei Thomas Anshelm (die das VD16 unter mehreren Nummern mit derselben Aufnahme verzeichnet). Erst 1532 sollte dann Johann Prael in Köln eine Folgeauflage verlegen.

1499

tanzes nach Hans Holbein d. Ä. (1497-1543) mit Texten des französischen Schriftstellers, Historikers, Druckers, Verlegers und Buchhänd­lers Gilles Corrozet (1510-1568), das erstmals 1547 unter dem Titel „Icones Mortis“ bei Johannes Frellonius in Lyon und dann 1554 in Basel ge­druckt worden war. Das Werk enthält nicht die Lützelburgischen Originalholzschnitte, sondern die freien, etwas vergrößerten Nachbildungen des gefeierten Illustrators des Dodonaeus, des Holländers Anton Silvius, dessen Zeichen „SA“ auf dem Holzschnitt B 2, 3 und 5 zu fin­den ist. Massmann schreibt, dass sie „manche feine Änderung im Boden der Gebäude und der Erde im Freyen aufweisen.“ Mit Ausnahme des Edelmannes Nr 16 sind alle Stöcke seitenverkehrt wiedergegeben. - Silvius war von 1550-1573 der Illustrator der Plantin‘schen Druckerei in Antwerpen. Innerhalb von 17 Jahren (1555-1567) gab die Birckmannsche Offizin sieben Auflagen heraus, ein Zeichen, welch grossen Anklang gerade die Silvius‘schen Nachschnitte beim Publikum gefunden hatten (vgl. Slg. Oppermann S. 132). Enthalten sind ferner die Werke: 1. Caecilius Cyprianus. Sermo de immortalitate (d. i. Sermo de mortalitate). - VD16 C 6546. - 2. Kaspar Huberinus. Paraclesis ad periculose decumbentes (Wie man den Sterbenden trösten und ihm zusprechen solle). - VD16 H 5603. - 3. Johannes Chrysostomus. De patientia et consummatione huius saeculi. Hrsg. Sébastien Châteillon. VD16 J 508. - 4. Urbanus Rhegius. Medi­ cina animae (Seelenarznei). - VD16 R 1956. – Ohne das letzte, wohl weiße Blatt (M8). Die Kollation daher A-M8-1. Papier altersbedingt etwas gebräunt, teils auch leicht braun- finger-, oder stockfleckig, Titel mit Kritzelei und die Seiten mit den Holbeinschnitten jeweils oben mit hs. Eintrag. Abbildung Seite 227

1499 Hrabanus Maurus. Rabanus de institutione clericorum. ad Heistulphum Archiepiscopum. libri tres. Eiusdem epistola ad Humbertum episcopum. quota genera228

Es handelt sich um eine Art Vademecum für den Klerus und dessen Ausbildung, verfasst von dem ersten Abt von Fulda, Hrabanus Maurus (780-856) und herausgegeben von dem Pforzheimer Schulpädagogen und Tübinger Hochschullehrer Georg Simler (1477-1536). „Aus einem kurzen Vorwort Simlers geht hervor, daß er bald nach dem Erscheinen der unvollständigen Ausgabe vom Oktober 1504 eine umfangreichere Handschrift des Rhabanus [sic] aus Hirsau bekam“ (Alberts). – Titel und erste Lagen mit Randläsuren, Papier teils leicht brüchig, da stärker von unten her gebräunt und mit Feuchtflecken (zur Mitte des Blocks hin abnehmend), fleckig und etwas unfrisch, ein Beiband wurde aus dem originalen Einband herausgelöst, daher Buchblock mehrfach gebrochen, Innengelenke geklebt. Titel mit hs. Exlibris-Eintrag des Gelehrten Leipzigers Christophorus Wallburger, der u. a. bei Tobias Heidenreich (Leipzigische Cronicke ... zusammen getragen und biß auff das 1635. Jahr continuiret, Leipzig 1635, 1619) erwähnt wird: „Sum exlibris Christophori Uualburgeri Lipsensis“. Abbildung

1500 Hus, Jan. (Opera). De anatomia Antichristi, liber unus. De mysteriis iniquitatis Antichristi, fragmentum 1. De revelatione Christi & Antichristi (etc.). Appendix Othonis Brunnfelsii. Ratio editiones & condemnationis Ioan­ nis Huss. 8 nn., XCVIII num., 10 nn. Bl. Mit szenischem Textholzschnitt, 2 (1 figürlichen) Holzschnittleisten und einigen teils figürlichen Holzschnitt-Initialen, teilweise nach Hans Baldung Grien. 19,5 x 14 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (etwas fleckig und berieben). (Straßburg, Johannes Schott, 1524) 1.500 € VD16 H 6162. Adams H 1201. Graesse III, 396. Panzer IX, 180. Schmidt (Schott) 94. Ritter 1219. Ders., Catalogue, 1269. Muller 86, 141. Knaa­ke III, 483. Kuczynski 3192. Pegg 1445. Ders., Bibl. Lindesiana, 609. Ders., Swiss Libraries, 2379. Roth (Brunfels) 11. – Der erste Band der dreibändigen Werkausgabe, die 1524 bis 1525 bei Schott in Straßburg erschien. Ulrich von Hutten hatte die Handschriften von Jan Hus über den Antichristen von hochgestellter Seite aus Böhmen erhalten und sie an Otto Brunfels zur Herausgabe weitergeleitet. Im nächsten Jahr erschienen noch zwei weitere Teile mit jeweils separaten Titeln sowie der Processus, in dem das Konstanzer Verfahren gegen Hus geschildert wird. Der von zwei Stöcken gedruckte Holzschnitt zeigt Jesus mit den Pharisäern. –


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert

1500

Etwas fleckig und mit einigen alten Unterstreichungen und Margina­ lien, Titel auch mit kleinen Randläsuren, altem Besitzeintrag sowie neuerer Ergänzung des Impressums. Untere rechte Ecke anfangs leicht knickspurig, einige Lagen dort mit kleinem Braunfleck. Die Bundschnüre unter Verwendung von Makulaturstreifen einer Handschrift des 15. Jahrhunderts verstärkt. Abbildung

1502 Hyperius, Andreas. Methodi theologiae, sive praecipuorum christianae religionis. 8 Bl., 768 S., 22 Bl. 19 x 12 cm. Blindgeprägtres Schweinsleder d. Z. (etwas berieben und angestaubt) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 Messingschließen und blindgeprägter Jahreszahl „1573“. Basel, Oporinus, 1568. 750 €

1501 Hus, Jan. (Opera). Sermonum ad populum. Teil III (von 5). 4 nn., LI num., 1 nn. Bl. Mit 1 Textholzschnitt und 1 Holzschnitt-Initiale. 20 x 15 cm. Moderner Pappband unter Verwendung eines Inkunabelblattes als Deckelbezug. (Straßburg, Johann Schott, 1524). 750 € VD16 H 6172. Adams H 1213. Knaake III, 483. Panzer IX, 180, 197. Kuczynski 3192. Ebert 10398. Nicht im STC. – Vorliegt der dritte Teil von Jan Hus‘ fünfbändiger „Anatomia christi“, herausgegeben von Otto Brunfels. Die Gesamtausgabe wird laut den neuesten Erkenntnissen der online Version des VD16 dem tschechischen Priester, Schriftsteller, Philosophen und Reformator Matthias von Janov (um 1350-1393) zugeschrieben. – Titel mit sehr kleinen Fehlstellen im Rand und etwas fleckig. Gering gebräunt, minimal fleckig, stellenweise fleckig und gelegentlich mit Textunterstreichungen Abbildung

1501

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________

1504

230


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert VD16 G 1417. Vgl. Adams H 1278 (1. Ausg.). Nicht im STC. – Zweite Ausgabe des dogmatischen Lehrbuchs, verfasst von dem Reformator und reformierten Theologen Andreas Hyperius (1511-1564), der viele Jahre an der Marburger Universität als Professor für Theologie und Philosophie lehrte. „Er wollte, daß die Bibel in jedem Hause heimisch sei und daß jeder Hausvater sich mit den Seinen täglich aus derselben erbaue. Er war eben ein durchaus unabhängiger, biblischer Theolog, der seinen felsenfesten Standpunkt auf dem geschriebenen Gottesworte mit den reichen Mitteln seiner humanistischen und theologischen Bildung nach allen Seiten hin zu behaupten wußte. H. docirte die Dogmatik nach Melanchthon‘s Loc. theol ... Allein seine eigene Dogmatik, wie sie in den (leider unvollendet gebliebenen) ‚Methodi theologiae libri tres‘ (Basel 1566) vorliegt, war doch von Melanchthon unabhängig. Er gibt ein eigentliches System der Glaubenslehre (was bei Melanchthon fehlt) und bekennt sich zwar zur Augsburger Confession, hält aber dabei Calvin‘s Prädestinationslehre als Centraldogma fest“ (ADB XIII, 490f.). – Titel mit verblasster Feuchtigkeitsspur. Stellenweise mit Textan- und -unterstreichungen. Leicht gebräunt und fleckig. Exemplar aus der Bibliothek des deutschen protestantischen Theologen Albrecht Ritschl (1822-1889), der ausführlich zur christliche Lehre publizierte und über systematische Theologie lehrte (Titel mit hs. Besitzvermerk).

1503 Hyperius, Andreas. Varia opuscula theologica, in totius christianae reipublicae utilitatem conscripta. 8 Bl., 998 S., 47 (von 48) Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 15 x 9 cm. Pergament um 1700 (leicht fleckig und berieben) mit hs. RTitel, spanischen Kanten und Rotschnitt. Basel, Johannes Oporinus, 1570. 400 € VD16 G 1431. Adams 1281. STC 340. – Erste Ausgabe dieser Sammlung theologischer Kleinschriften von dem Humanisten Andreas Hyperius (auch: Andreas Gerhard; 1511-1564). „Als Anhänger der vermittelnden Kirchenpolitik des Landgrafen Philipp des Großmütigen erhielt er Einfluss auf die Gestaltung des kirchlichen Lebens in Hessen. Die große hessische Kirchenordnung von 1566, auf der die späteren Ordnungen der hessischen Landgrafschaften aufbauen, ist zu einem großen Teil sein Werk. Über Hessen hinaus erlangte er Bedeutung durch die Begründung der Praktischen Theologie als wissenschaftliche Disziplin“ (NDB X, 108f). – Ohne die Vorsatzpapiere und das letzte weiße Blatt. Titel leicht angeschmutzt und mit hinterlegtem Ausriss entlang des äußeren Randes. Vereinzelt mit hs. Anstreichungen, nur gering fleckig. Die Innenspiegel mit zahlreichen hs. Anmerkungen.

1504 Joachim de Fiore. Liber concordie novi ac veteris Testamenti, nunc primo impressus in lucem editus. 4 nn., 135 num. Bl. Mit 4 (1 blattgroßen) Textholzschnitt. 21 x 15,5 cm. Modernes Halbpergament. Venedig, Simon de Luere, 1519. 2.500 € Adams J 209. STC 356. Vgl. Wetzer-Welte VI, 1475. – Erste Ausgabe. Die „Concordia Novi ac Veteris Testamenti“ ist eines der Hauptwerke des kalabrischen Abtes und Ordensgründers Joachim von Fiore (11321202). Er entwickelte eine Geschichtstheologie und deutet das Alte und das Neue Testament, das heißt Kirchen- und Weltgeschichte in einem heilsgeschichtlichen Sinn. Er schreibt von drei Zeitaltern, begründet damit die ‚Drei-Zeiten-Lehre‘ und verbindet diese mit der Tri­ nität: Das Alte Testament stehe für das Zeitalter des Vaters, das Neue

1505

Testament für den Sohn und den Heiligen Geist. Vor allem das dritte Zeitalter (Offenbarung 21) steht im Zentrum von Joachims Ausführungen. – Titel zweifach gestempelt, mit 2 (davon 1 gestrichenem) hs. Besitzvermerken und im oberen Rand mit kleinem Ausriss. Gering gebräunt und fingerfleckig. Abbildung

1505 Joachim von Fiore und Anselm von Marsico. Profetie overo vaticinii. Revisti, e corretti, con aggiunto d‘alcu­ ne marauigliose profetie & con le annotationi del Regiselmo. 59 (statt 60) Bl. Mit Titelholzschnitt und 35 Textholzschnitten. 15,5 x 9,5 cm. Neuerer Pergamentband. Ferrara, Vittorio Baldini, 1591. 300 € 231


Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ 1506 Lactantius, L(ucius) Caecilius Firmianus. Divi­ narum institutionum Libri VII. De ira Dei, Liber I. De opificio Dei, Liber I. Epitome in libros suos liber acephalos. Phoenix. Carmen de dominica resurrectione. Carmen de passione Domini. 10 nn. Bl., 433 S., 1 Bl. Mit breiter figürlich-szenischer Holzschnitt-Titelbordüre von Hans Holbein d. J. und einigen, bis zu 12-zeiligen Holzschnitt-Initialen. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (nur minimal gebräunt oder fleckig, einige Wurmlöchlein) über abgefasten Holzdeckeln mit 2 intakten ziselierten Messingschließen. (Basel, Andreas Cratander, 1521). 1.800 €

1506

EDIT16 CNCE 30376. STC 356. Vgl. Landwehr 415 und Caillet II, 5541f. – Lateinisch-italienische Parallelausgabe der berühmten 30 Papst­ weissagungen, die auf Joachim von Fiore (um 1130-1202), den Begründer der überaus folgenschweren mystisch-christlichen Geschichts­ philosophie zurückgehen sollen und vermutlich in Bezug zu der Erleuchtung stehen, die Fiore an einem Ostermorgen irgendwann zwischen 1190 und 1195 während der Meditation über die JohannesApokalypse zuteil wurde. Die Prophezeiungen spielten schon in den kirchlichen Reformbewegungen des Mittelalters und im Zeitalter der Reformation eine große Rolle. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert wurden sie auch in Italien im Zusammenhang mit anstehenden Papstwahlen wiederholt gedruckt und dienten offenbar als Orakel für das bevorstehende neue Pontifikat; allein im Druckjahr 1591 fanden zwei Papstwahlen statt. Die Holzschnitte zeigen zumeist Papstbildnisse mit verschiedenen Attributen, ferner eine Darstellung des Todes als Sensenmann, dem eine Papst-, eine Königs- und eine Grafenkrone zu Füßen liegen sowie am Schluss ein prophetisches Rad mit verschiedenen mystischen Symbolen. – Es fehlt das Blatt A2 der vorangestellten Vita Fiores durch G. Barium. Vor allem anfangs stärker fleckig und gebräunt, Titel mit angestückter Ecke und verblasstem Tinteneintrag. Abbildung Seite 231

232

VD16 L 38. Adams L 18. Vgl. STC 480 (Ausgaben 1524 und 1532). Göllner 47. Panzer VI, 52. Hieronymus, Basel, 384, 372. Nicht bei Schmidt und Ritter. – Erste Cratander-Ausgabe des Hauptwerks aus der Feder des spätantiken, frühchristlichen Autors Lucius Caecilius Firmianus Lactantius (250-325). Seine „Göttlichen Unterweisungen“ wurden schon früh als Absage an die antike Philosophie, Heldenlehre und Mythologie interpretiert und apologetisch ausgeschlachtet. Es entstand genau an der Schwelle von der Verfolgung zur Legitimierung des neuen Glaubens. „Nach zahlreichen Ausgaben in Italien (zuerst Subbiaco 1465), dann u. a. in Rostock und Paris druckt Cratander hier als erster in Basel die erhaltenen Werke (darunter als sein Hauptwerk die Gesamtdarstellung des christlichen Glaubens in lateinischer Sprache) des aus Nordafrika stammenden Kirchenvaters Laktanz ...In seinem Geleitwort ... stellt Cratander die Werke seines Autors, den der Kirchenvater Hieronymus mit Recht einen Strom tullianischer Beredsamkeit genannt habe, dem leeren Wortgetöne, den sophistischen Spitzfindigkeiten und den dornenreichen Untersuchungen der scholastischen Doktoren seiner Zeit gegenüber ... Die hier zum erstenmal erscheinende, bis 1523 weiterverwendete Titeleinfassung aus einem Stock zeigt Hans Holbeins wohl dritte Formulierung einer Einfassung mit unten dem von zwei Figuren - hier nun zwei nicht mehr nur gegenständig bewegten Knaben - gehaltenen Occasio-Schild des Druckers innert eines halben Jahres. Vor allem aber beginnt er mit dieser Einfassung, nach verschiedenen unvollständigen - wohl unvollendeten - Einzelleisten-Einfassungen als Vorläufern, einen neuen Typus: anstatt auf einer Art Sockel unter den Titeltexten nach italienischen Vorbildern (mit seitlich architektorscher Ornamentik und teilweise ‚Bauplastik‘) erscheint nun die Hauptdarstellung der Einfassung in deren Seitenteilen...“ (Hieronymus a. a. O.). – Es fehlt das weiße Blatt der letzten Lage (Kk6), Vorsatz mit Wurmgängen, Innengelenke offen, Titel mit Besitzvermerk des „Collegij Societatis Jesu Fuldae“, mit roter Tinte eingezeichneten Marienund Jesusmonogrammen, unten „Spes mea Christus“, hier und allenthalben Unterstreichungen, zeitgenössische Anmerkungen, Randglos­sen, Kommentare und teils etwas unpassende Bemerkungen wohl eines etwas albernen Fuldaer Jesuitenmönchs mit roter Tinte. Dieser hat beispielsweise am Ende des Registers „Finis“ in einen mit Tinte gezogenen Kasten „Felix Libertas“ geschrieben, die Initialen und Holzschnitten ankoloriert, bis ihn auf Seite 109 der Eifer verließ. Sonst aber kaum fleckig oder gebräunt. – Beigebunden: Quintus Aurelius Symmachus. Epistolae familiares. Item Laudini equitis hierosolymitani in epistolas Turci magni traductio. 55 nn., 1 w. Bl. Straßburg, Johann Knobloch, 1511. - VD16 S 10391 und Z 18. Graesse VI, 538. Schweiger II, 990. - Von dem italienischen Humanisten Laudivius herausgegebene und übersetzte Aus­ gabe der türkischen Briefe, die erstmals 1473 veröffentlicht und in der Folgezeit mehrfach wiederaufgelegt worden waren. Teils auch unter dem Titel des Laudivius Zacchia „in epistolas Turci magni traductio“, „Epistolae elegantissimae multa prudentia acrimoniaque refertae“ (vgl. VD16 Z 18). Es handelt sich dabei um eine freie Dichtung fiktiver Briefe,


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert

1510

1507

die der osmanische Sultan Mahomet II, (1432-1481) an den Türken Zancassanus, den König von Persien geschickt haben soll (vgl. dazu Franz Babinger, Laudivius Zacchia, Erdichter der ‚Epistolae Magni Turci‘, München 1960). - Titel mit braunen und roten „Verzierungen“ desselben Mönchs, insgesamt sonst sehr sauber und ähnlich gut erhalten. Prachtvoll gebunden.

1508 Luther, Martin. Erster Theil der Tischreden D[otor] Mart[in] Luthers, so er in vilen Jaren gegen Gelehrten Leuthen, auch frembden Gesten unnd seinen Tischgesellen gefüret ... von M. Anthonio Lauterbach zusammen getragen. 26 nn., 718 num., 14 nn. Bl. Mit runder Holzschnitt- Portraitvignette auf dem Titel und drei 6-zeiligen Initialien. 16,5 x 10,2 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (oberes Kapital abgerieben, etwas beschabt, bestoßen, gedunkelter Fleck) über abgefasten Holzdeckeln mit 1 (von 2) ziselierten Messingschließe. Frankfurt, Johann Aurifaber, 1567. 1.200 €

VD16 L 6781. Benzing 3017. WA XXXIV/2, 604A. Kuxzynski 1749. Pegg 3563. Meyer, H. Lufft, 73. Kessler Collection 823. – Erste Ausgabe der am Sonntag den 10. Dezember 1531 gehaltenen eschatologischen Adventspredigt (Lukas-Evangelium 21:25-29). Die zuvor bereits für ‚Ob man vor dem Sterben fliehen möge‘ von 1527 verwendete Titelbordüre zeigt ein Portal mit zahlreichen Putti und stammt von Georg Lemberger (1495-1540). – Im oberen Rand mit gebräunter, aber bereits etwas verblasster Feuchtigkeitsspur.

VD16 L 6750. Nicht bei Adams, Knaake, Kuczynski und BMC – Dritte Ausgabe des ersten Teils dieser bedeutenden Quelle zu Martin Luthers (1483-1546) Weltanschauung und Lebensweg. Hrsg. von seinem Mitstreiter Johannes Aurifaber (1519-1575). Die Erstausgabe war im Jahre zuvor in Eisleben bei Urban Gaubisch erschienen (VD16 L 6748). Besonders bedeutsam sind die Tischreden Luthers für die Erforschung der deutschen Sprache des 16. Jahrhunderts. – Ohne den zweiten Teil. Titel in schwarz-roter Schrift, Rückseite gestempelt. Seite 586 am Außensteg eingerissen, minimaler Textverlust. Etwas gebräunt, teils leicht fleckig bzw. schwach wasserrandig, vorderer und hinterer Vorsatz lose. Vereinzelt Unterstreichungen und kleine zusätzliche Anmerkungen am Außensteg. Hübscher zeitgenössischer, reich blindgeprägter Schweinslederband mit Pflanzenornamentik und kleinen PortraitmedaillionRolle und großer Losange in der Mitte, diese gefüllt mit weiteren PorträtTondi der Reformatoren Luther und Melanchthon sowie kleiner Mittel­raute mit Lilie. Vorsätze mit wenigen älteren, teils zeitgenössischen hs. Einträgen „Verzeichnus der Hauptpunckten zu diesem Erstenn Theil, siehe nach der Vorrede“ sowie Besitzvermerken, u. a. von „Ex libris M. Pauli Biberstein“ und „M. Joh. Conradj Biberstein“, wohl aus dem alten ostpreußischen Adelsgeschlecht derer Rogalla von Bieberstein, modernes Exlibris.

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Abbildung Seite 234

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1507 Luther, Martin. Ein tröstliche predigt von der Zukunfft Christi, und den vorgehenden Zeichen des Jüngsten Tags. 16 Bl. Mit breiter figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre von Georg Lemberger. 20 x 14,5 cm. Moderner Pappband. Wittenberg, (Hans Lufft), 1532. 450 €

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ 1510 Melanchthon, Philipp. Corpus doctrinae christianae. 16 Bl., CCCCXXXVII Bl. Mit Holzschnitt-Porträt­ vignette auf dem Titel. 30 x 19 cm. Leder d. 19. Jahrhunderts (etwas berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Frankfurt, David Zöpfel, Johann Rasch und Sigmund Feyerabend, 1560. 300 € VD16 M 2893. Nicht im Adams und im STC. – Erste in Frankfurt gedruckte Ausgabe, die weitaus seltener ist als die Leipziger Ausgaben desselben Jahres. Die Sammlung ausgewählter Werke des Reformators Philipp Melanchthon (1497-1560) wurde wenige Monate nach seinem Tod veröffentlicht und enthält u. a. das Augsburger Bekenntnis (Varia­ ta) und dessen Apologie, die Loci Communes, sein Examen ordinando­ rum sowie die drei ökumenischen Glaubensbekenntnisse. – Neu auf­ gebundenes Exemplar. Der Titel gebräunt und etwas fleckig, im äußeren Rand verstärkt. Durchgehend etwas gebräunt und stellenweise etwas braun- sowie feuchtigkeitsfleckig. Die Blätter LXXXIII-LXXXVIII mit größerem Feuchtigkeitsfleck in der Mitte des Textfeldes, teils ausgebessert (mit Textverlust). Abbildung Seite 233

1508

1509 Melanchthon, Philipp. Chronici carionis. Misch­ ausgabe. Teile I-II (von 3?). 10 nn., 160 num. Bl.; Bl. 161336. 15,5 x 9,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas angestaubt, leicht berieben und fleckig) über ab­ gefasten Holzdeckeln mit 3 (von 4) Schließbeschlägen und 2 Messingschließen. Wittenberg, Matthäus Welack (Teil I), 1582 und ebenda, Clemens Schleicht und Anton Schöne, 1577 (Teil II). 350 € I: VD16 M 2720. - II: VD16 M 2717. – Spätere posthum erschienene Ausgabe. Die Ausgabe von 1582 ist die einzige, die in drei Teilen erschien, sonst wurde diese Chronik jeweils in zwei Teilen veröffentlicht. Melanchthon ließ im Jahr 1532 das von ihm überarbeitete Rohmanuskript seines Tübinger Kommilitonen und Berliner Hofastrologen Johann Carion drucken. Ab 1555 hielt er an der Wittenberger Universität Vorlesungen über Weltgeschichte. Daraus erwuchs ein neues, umfangreiches und oft aufgelegtes Werk über die Weltgeschichte, welches er trotz der großen Unterschiede unter dem Namen „Chronicon Carionis“ erscheinen ließ. Der Prägeband auf dem Vorderdeckel mit einem Porträt des Markgrafen von Brandenburg sowie Kurfürsten und Erzkämmerers des Heiligen Römischen Reiches Johann Georg (1525-1598), auf dem Rückdeckel präsentiert sich der Kurfürst August von Sachsen (1526-1586). – Ohne den zur 1582er Ausgabe gehörenden dritten Teil. Der Titel des ersten Teils mit hs. Besitzvermerk. Etwas gebräunt, selten mit Textunterstreichungen.

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1511 Melanchthon, Philipp. Corpus doctrinae christianae, oder summaria der rechten waren christlichen Lehre des heyligen Evangelii. 16 nn., CCCCXXVII num. Bl. Mit Holzschnitt-Portrait auf dem Titel und HolzschnittDruckermarke auf dem Titel. 31,5 x 19,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (Gelenke partiell angeplatzt, etwas stärker berieben, Vorderdeckel leicht wurmstichig, teils mit Fehlstellen im Bezug) über Holzdeckeln mit 2 Messingschließen und 2 (von 4) Messingschließbeschlägen. Frankfurt, (Sigmund Feyerabend), 1569. 220 € VD16 M 2897. – Zweite bei Feyerabend in Frankfurt erschienene Ausgabe, der erstmals 1560 in Leipzig veröffentlichen „Summaria“, die „zu einem gezeugniß bestendiger und eintrechtiger Bekendtniß der reynen und waren religion“ dienen soll (Untertitel). – Titel und die folgenden Blätter mit Randläsuren, partiell unfachmännisch mit Filmklebung hinterlegt. Häufiger mit Feuchtigkeitsrändern. Etwas gebräunt und braunfleckig. Stellenweise leicht wurmstichig. Vorsätze erneuert, der vordere fliegende Vorsatz mit hs. Annotationen.

1512 Melanchthon, Philipp. Loci praecipui theologici. Nunc denuo cura et diligentia summa recogniti. 8 Bl., 858 S., 42 Bl. 19 x 12 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas fleckig, leicht berieben) über Holzdeckel, 4 Messingschließbeschlägen (ohne die beiden Schließen) und mit blindgeprägtem Monogramm „A K C“ und blindgeprägter Jahreszahl auf dem Vorderdeckel „1565“. Leipzig, Erben Valentin Papst, 1559. 2.500 € VD16 M 3662. Beuttenmüller 2162. Bindseil 96. Knaake II, 671. Nicht im STC, nicht bei Adams, Kucz. und Pegg. – Ausgabe letzter Hand des grundlegenden dogmatischen Lehrbuchs des Luthertums. Erstmals erschien die Schrift 1521 unter dem Titel „Loci communes rerum theologicarum“ und wurde in den folgenden Jahren mehrfach neu bearbei-


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert die Ecken des Rückdeckels mit kleinen Fehlstellen, etwas stärker berieben und angestaubt, leicht fleckig, ohne die beiden Schließen) über Holzdeckeln. Wittenberg, Johannes Crato, 1563. 280 € VD16 M 2334. Admas M 1068. STC 608. Knaake II, 392. Benzing 469, 20. – Der dritte Teil der ersten Gesamtausgabe mit vier Bibelkommentaren. Nach der vorläufigen Basler Ausgabe in fünf Bänden (Herwagen 1541) ist dies die erste Gesamtausgabe auch mit den späteren Schriften Melanchthons. Deren große Seltenheit hebt schon Knaake hervor: „kaum im Handel“ (Knaake). Sie wurde posthum von seinem Schwiegersohn Caspar Peucer herausgegeben und setzte damit seinem einstigen Lehrer ein bedeutendes Denkmal. Auf den Deckeln jeweils im Mittelfeld mit zwei blindgeprägten Portraits, umgeben von einer Tugendrolle: auf der Vorderseite Karl V. und vermutlich Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen. Die beiden Portraits auf dem Rückdeckel sind leider nahezu unkenntlich durch Bereibungen. – Titel mit drei alten hs. Besitzvermerken. Zu Beginn

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tet und erweitert, sodass sich der Titel immer wieder veränderte. Für die evangelischen Theologen ersetzen die „Loci“ die „spekulativen Summen und Sentenzenkommentare der Scholastik“ (Pöhlmann, Einführung, in: Melanchthon: Loci communes 1521, S. 9.). Die beiden grundsätzlichen Unterschiede bestehen darin, dass die „Loci“ eine rein auf der Bibel begründete Exegese darstellen und einen erfahrungstheologischen Ansatz aufweisen. Die dritte Ausgabe von 1544 bringt deutlich die altprotestantischen Orthodoxie zum Ausdruck und führt besonders die Lehre vom freien Willen aus. Der zeitgenössische Prägeband zeigt auf dem Vorderdeckel das Porträt Martin Luthers (II, 144, ii), auf dem Rückdeckel das Philipp Melanch­ thons (Haebler II, 34, iii), jeweils umgeben von einer Erlöserrolle. – Titel mit zwei hs. Besitzvermerken von alter Hand. Leicht gebräunt und braunfleckig, stellenweise etwas feuchtrandig. Der vordere fliegende Vorsatz mit längerem hs. Eintrag, vorderer Innenspiegel mit montiertem Besitzschildchen. Abbildung

1513 Melanchthon, Philipp. (Omnia Opera). Operum reverendi. Hrsg. von Caspar Peucer. Band III (von 4). 26 nn. Bl., 1091 S. Mit Holzschnitt-Portrait auf dem Titel und 1 ganzseitigem Holzschnitt-Portrait von Lucas Cranach d. J. 34,5 x 21,5 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (am oberen Kapital sowie im Bezug mit kleinen Fehlstellen, 1513

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert im Seitenrand mit kleiner Stauch- und Wurmspur. Gleichmäßig gebräunt. Stellenweise mit Feuchtigkeitsrändern. Am Schluss etwas wurmstichig. Selten mit Textunterstreichungen. Abbildung Seite 235

1514 Musculus, Andreas. Beider Antichrist, des Constantinopolitanischen, und Roemischen, einstimmig und gleichfoermig Leer, Glauben, und Religion, Wieder Christum den Son deß lebendigen Gottes. 48 nn. Bl. Mit großer Holzschnitt-TVignette, Titel in Rot und Schwarz gedruckt. 19,3 x 14,3 cm. Modernes Halbschlangenleder mit braunem Deckelbezug. (Frankfurt an der Oder, Johann Eichorn), 1557. 2.400 € VD16 M 7122. STC 638. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabe dieses Traktats, in dem der evangelische Theologe und Reformator Andreas Musculus (1514-1581) die nicht-protestantischen Religionen mit der lutherischen Doktrin vergleicht und sich damit vehement und sich dabei aller Stilmittel von Ironie über über Sarkasmus bis hin zu beißendem Zynismus und offen bösartiger Hähme bedient, um alle Gläubigen anderer Konfessionen, Katholiken und das Papsttum zu verunglimpfen. Musculus war Schwager des Johannes Agricola und lehrte, aus dem erzgebirgischen Schneeberg komment, an der Universität zu Frankfurt an der Oder. „In stetem literarischem Kampf gegen alle Abschwächungsversuche der lutherischen Lehre, wandte er sich im Osiandrischen Streit gegen die alte Kirche, die Calvinisten, gegen Stancarus, gegen Staphylus und jahrelang erbittert gegen seinen milden und gelehrten Kollegen Abdias Praetorius, dem gegenüber er die Notwendigkeit der guten Werke als in jedem Sinne für eine Erfindung des Teufels bezeichnete. Es gelang dem intoleranten, Predigt, Feder und Druckerschwärze ohne Rücksicht handhabenden Eiferer, den besonders unter den Universitätsdozenten verbreiteten Philippismus schließlich ganz aus der Mark zu verdrängen. Damit endete sein Verhältnis zu Melanchthon, der Musculus noch 1543 dem Nürnberger Rat als trefflichen Prediger für die Sebalduskirche empfohlen hatte“ (NDB XVIII, 626 f.). Hier vergleicht Musculus in 27 Kapiteln den römischen Papst zusammen mit dem Propheten Mohammed, die er beide in ähnlich scharfer, polemischer Weise beschreibt, mit Christi Leben und Lehre, wobei er sowohl den Stellvertreter Christi auf Erden sowie den Begründer des Islam als Inkorporation, ja Inkarnation des Antichristen darstellt. Dabei scheint der Prophet oft noch in besserem Lichte als der Papst. – Stellenweise etwas stärker gebräunt und braunfleckig, mit kleinen, sauber restaurierten Randläsuren, sonst sehr schön und wohlerhalten. Überaus seltener Erstdruck (eine Titelvariante unter VD16 ZV 22097), das nur in wenigen deutschen Bibliotheken vorhanden (Berlin, München, Erfurt, Göttingen und Wolfenbüttel) und seit Jahrzehnten nicht im Handel nachweisbar ist. Abbildung

1515 Nachenmoser von Brandwälden, Adam. Prognosticon theologicum. Das ist: Gaistliche grosse Practica auß Hailiger Biblischer Schrifft und Historien. Von der Welt Naahe und Garauß. Inhaltend, die verwunderlichsten Veraenderungen im Kirchenstand und allen Policeien ... Alles nun erstmals vorgestellt und zusamen getragen. 10 nn., 18, 118, 127 num. Bl., 1 w. Bl. Titel in Schwarz und

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Rot. Mit 2 Textholzschnitten. 31 x 20 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (etwas fleckig und berieben; ohne die Schließen) mit Heiligenrolle. Leiden, Wernher Jobsson (d. i. Straßburg, Bernhard Jobin), 1588. 600 € VD16 N 19. – Erster Druck des Prognosticons und zugleich das einzige Werk, das unter dem geheimnisumwitterten Pseudonym Adam Nachenmoser erschien, und das vermutlich auf Johann Fischart oder den Theologen Georg Nigrinus als Verfasser verweist. Eine zweite Auflage erschien ebenda 1598. – Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig.

1516 Osiander, Andreas. Coniecturae de ultimis temporibus, ac de fine mundi, ex sacris literis. 36 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke im Todo auf dem Titel und 5 bis zu 6-zeiligen Schwarzgrund-Holzschnittinitialen. 20,4 x 15,4 cm. Moderner Pappband. Nürnberg, Johann Petreius, 1544. 500 € VD16 O 995. Seebaß 38.1, VD 16, O 995 ff. und Knaake III, 811. Pegg (GB) 3312 und (Swiss) 4324. – Erste Ausgabe des kleinen Traktats über das Ende der Welt, das Jüngste Gericht und das Unwesen des Antichristen aus protestantischer Sichtweise, verfasst von dem Theologen und

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ Reformator Andreas Osiander (1496-1552). Hier noch mit dem letzten Blatt mit den „Erratula pauca typographorum negligentia admissa, Sic corrigito“, das in späterer Druckvariante meist fehlt. „Kaum waren diese ‚Coniecturae‘ zu Ende des Julius 1544 erschienen, son gieng wenige Tage darauf ein Brief herum, worinnen man sich über die Beleidigung so heiliger Männer beklagte undallerhand drohte. Osiander bekam auch selbst diesen Brief zu sehen, dessen Verfasser er aus dem Namen und der Handschrift wohl kannte; und er wunderte sich nur über die besondere Fügung, daß eine Schrift, die hauptsächlich wider den Antichrist gerichtet war, am ersten die Zwinglianer wider ihn aufbrachte“ (Georg Andreas Will, Literarisches Museum II/1, 1778, a4, S. 214f.). „Seine eigenartige Verbindung von Rechtfertigungslehre und Christologie und sein stark scholastisch geprägter Gottesbegriff führten zu einem heftigen Streit, in dem der Herzog auch über Osianders Tod hinaus für ihn Partei ergriff, aber die fast einhellige Verurteilung durch die zeitgenössischen Theologen, die später in der Konkordienformel festgeschrieben wurde, nicht verhindern konnte“ (NDB XIX, 608f.). – Titel mit hs. Dublettenvermerk in Bleistift, verso gestempelt „Ad Bibl. Acad. Land.“ und „UBM abgegeben“, also ein ausgeschiedenes DuplettenExemplar der Universität Landshut. Von ganz blassen Feuchtschatten abgesehen sehr sauberes, kaum fleckiges oder gebräuntes Exemplar. Abbildung Seite 237

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1517 Otto Frisingensis. I) Chronicon sive rerum ab orbe condito as sua usque tempora gestae. 8 (le. w.) Bl., 346 S., 9 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel [und:] II) Gunther von Pairis. Ligurinus, sive de gestis Friderici, libri X. 196 S., 10 Bl. 32 x 21,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (Rücken mit Resten eines hs. RSchildes, etwas angestaubt, leicht berieben, gering fleckig, Vorderdeckel mit kleinem Einriss, ohne die beiden Bindebänder). Basel, Peter Perna, 1569. 750 € VD16 O 1435. Adams O 415. Ebert 15317. Nicht im STC. – I) Baseler Ausgabe des Hauptwerkes des Bischofs von Freising, das die Weltgeschichte von der Schöpfung bis zum Jahr 1170 behandelt. „Noch in der Bitterkeit seines [Ottos ]Herzens aber, mitten in den wilden Parteikämpfen unter Konrad III. vor dem Kreuzzug, welcher für kurze Zeit Frieden brachte, schrieb er seine Chronik oder, wie er es nannte, sein Buch von den zwei Städten (civitates), nämlich Babel und Jerusalem, das irdische und das himmlische Reich, welche er hienieden in unauflöslicher Verwirrung erblickte; im achten Buche aber schilderte er die künftige Herrlichkeit. Die erfolgreiche Arbeit der früheren Chronisten, namentlich des Ekkehard, machte es ihm möglich, den Stoff als fertig gegeben zu betrachten und nun mit Freiheit zu behandeln, als erster Verfasser einer wirklichen Weltgeschichte. Indem er sich in dem Grundgedanken an Augustin und Orosius anschloß, folgte er überhaupt einer theologischen Auffassung; staatsrechtliche Kenntnisse sowol wie Gedanken fehlen ihm, und die dogmatischen Streitigkeiten der Zeit sind ihm mindestens ebenso bedeutend, wie große geschichtliche Begebenheiten.“ (ADB XXIV, 688f). II) Dieser zweite Teil wurde von dem Zisterzienser Gunther von Pairus verfasst. Es handelt sich um ein Versepos über Kaiser Friedrich Barbarossa, das stofflich auf dem Werk Otto von Rahewins basiert. – Titel mit zwei alten hs. Besitzvermerken u. a. des Grafen Ulrich zu Ortenburg, vorderer fliegender Vorsatz verso mit einem weiteren hs. Besitz-

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert vermerk des Grafen Joachim zu Ortenburg mit Motto: „Eil mit Weil“, datiert auf das Jahr 1570. Stellenweise mit Textan- und -unterstreichungen. Mit Wappenexlibris. – Nachgebunden: Burchardus Urspergensis. Chronicum absolutissimum a Nino Assyriorum rege usque ad tempora Friderici II. 6 Bl., 483 S., 6 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. Ebenda 1569. - VD16 B 9803. Adams C 2520. Nicht im STC. - Vierte Ausgabe der sogenannte Ursperger Chronik, die vor allem die deutsche Reichsgeschichte von 1126 bis zum Tode Burchards führt. Ab Seite 327 handelt es sich um eine Weiterführung der Chronik bis auf das Jahr 1537. Diese stammt von dem Straßburger Reformator und Historiker Caspar Hedio. - Titel mit hs. Besitzvermerk und im oberen Rand etwas feuchtrandig. Leicht gebräunt. Abbildung

1518 (Otto von Passau). Die vier und zwenzig alten. 104 nn. Bl. Mit Titelholzschnitt und vier 11-12-zeiligen, teils figürlichen Holzschnitt-Initialen und 23 halbseitigen Textholzschnitten (Wiederholungen von 2 Stöcken). 31 x 19,5 cm. Modernes blindgeprägtes Leder im Stil d. Z. (Straßburg, Johann Knobloch, 1508). 1.400 € VD16 O 1442. Adams O 417. Goedeke I, 213, 11. Fairfax Murray 318. Muther 1515. Muller 120, 56. Schmidt, Knobloch 38. – Erste Ausgabe des 16. Jahrhunderts, wohl die achte deutsche. Die in vielen Handschriften verbreitete christliche Tugendlehre gilt als erster Versuch eines populären asketischen Handbuches. Verfasser der 1386 entstanden Schrift war der Franziskanermönch Otto von Passau. Die Textholzschnitte (der eine 14x, der andere neunmal mal wiederholt) stammen aus der Schott-Ausgabe von 1483, wurden aber für die vor­ liegende um je zwei Seitenstücke und eine seitliche Bordüre ergänzt, um sie an den breiteren zweispaltigen Textspiegel anzupassen. Sie stellen jeweils einen der 24 Ältesten mit einer Krone und in Begleitung einer Frau dar, die die Personifikation der Ecclesia verkörpert und somit das neutestamentliche Evangelium darstellt. – Der Titelholzschnitt mit größerem restaurierten Riss. Etwas angeschmutzt, vor allem braunund fingerfleckig. Teils mit kleinen Randeinrissen und Feuchtigkeitsflecken im unteren Rand, vereinzelt mit hs. Anmerkungen bzw. Unterstreichungen in Sepia-Tinte am Textrand. Abbildungen

1519 Philon von Alexandria. Omnes quae apud Graecos & Latinos extant, libri, antiquitatum, quaestionum & solutionum in Genesin, De Essaeis, De nominibus Hebraicis, De mundo. 8 Bl., 253 S., 1 Bl. Mit blattgroßer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 17,5 x 13 cm. Blind­ geprägter Pergamentband d. Z. (etwas fleckig, schwach geworfen) mit hs. RSchild und Schließbeschlägen (ohne die Schließen). Basel, Heinrich Petri, März 1538. 750 € VD16 P 2491. – Zweiter Druck der zuerst 1527 in Basel erschienenen Libri antiquitatum des Philon von Alexandria (um 15/10 v. Chr. - nach 40 n. Chr.). Enthält seine vier Werke De Essaeis, De mundo, De nominibus Hebraicis und Quaestionum et solutionum in Genesin. – Stellenweise etwas fleckig oder gebräunt, vereinzelte alte Marginalien, unterhalb des Impressums am Schluss mit hs. gestrichenem Fehldruck. – Beigebunden: Promissiones et praedictiones per spiritumsanctum in sacris literis

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traditae omnes omnium seculorum ab exordio creaturae ad finem usque, atque etiam ad renovationem rerum. 4 Bl., 87 S. Mit blattgroßer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Ebenda 1538. - VD16 P 5009. - Einzige Ausgabe der von Justinus Gobler (1503-1567) herausgegebenen Sammlung prophetischer Texte. Abbildung Seite 240

1520 Polygranus, Franz. Postillae sive enarrationes epistolarum omnium, quae Dominicis diebus in ecclesia per anni circulum recitari solent. Pars quarta. 8 Bl., 818 (recte: 798) S. Mit Holzschnitt-Druckermarke. 15,5 x 9,5 cm. Flexibler Pergamentband d. Z. (berieben) mit 2 (von 4) zeitgenössischen Schließbändern. Köln, Erben Arnold Birckmann d. Ä., 1560. 180 € VD16 ZV 12656. – Erste Ausgabe. Vierter und letzter Band der von dem Halberstädter Kontroversprediger Heinrich Helm (gest. 1560) herausgegebenen Predigtsammlung des biographisch kaum nachweisbaren Franziskaners Franz Polygranus (wirkte zwischen 1557-1571). – Leicht braunfleckig. Wohlerhaltenes Exemplar.

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ Der Salzburger Erzbischof und Bischof von Chiems Berthold Pürstinger äußerte sich „mit großem Freimuth über die damaligen kirchlichen Zustände, namentlich auch über den Unfug, der mit dem Ablass betrieben wurde“ (ADB II, 519). Der bemerkenswert große Titelholzschnitt (19 x 15,5 cm) zeigt einen bewaffneten Teufel, der sein Schwert gegen eine Kirchengebäude als Sinnbild der „Ecclesia“ erhoben hat. Auf der anderen Seite steht ein Engel, über ihm kommt ein göttlicher Schauer aus Regen, Vögeln, Feuerfunken und Heuschrecken vom Himmel herab. Um die Szene herum sind Passagen aus der Apokalypse und den Psalmen zitiert, sowie die sieben Engel aus dem 16. Kapitel der Offenbarung dargestellt. – Es fehlt das letzte weiße Blatt (X6). Interessanterweise ist das Porträt Gottes auf dem Titelholzschnitt alt ausgeschnitten worden, was an einen Ikonoklasmus erinnert, mittels der Kräfte der Reformation wie der Gegenre­ formation ihren Kampf „auf dem Papier“ ausfochten. Ausschnitt in der Mitte. Vereinzelt mit hs. Anmerkungen, u. a. auf dem Titel. Etwas wurmstichig und angeschmutzt. Leicht gebräunt und teils fleckig.

1522 Raemon, Florimond de. L‘anti-christ et l‘anti-papesse. 14 nn., 485 num., 17 nn. Bl. Mit Titelkupfer, gestochener Portraittafel (in Pag.) Heinrichs IV. von Thomas de Leu. 23 x 16,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (etwas gewellt, angestaubt und fleckig). Paris, L‘Angelier, 1599. 600 €

1519

Mit ikonoklastischem Ausschnitt des Antlitz‘ Gottes auf dem Titel 1521 Pürstinger, Berthold. Ebser, Johannes. Onus Ecclesiae. CXXV Bl. (ohne d. le. w.). Mit großem Titelholzschnitt. 30 x 17 cm. Leder um 1700 (mit Bezugsfehlstellen und unschönen Restaurierungen, Rücken und Gelenke teils neuer überklebt, etwas bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung sowie dreiseitigem Goldschnitt. Köln, (Peter Quentel), 1531. 600 € VD16 P 2933. STC 662 (unter „Onus“). Adams E 20 (unter „Ebser“). – Die bereits 1524 erschienene und mehrmals herausgegebene, kirchenreformatorische Flugschrift „Onus ecclesiae“ wird heutzutage nicht mehr nur Johannes Ebser (gest. 1438) zugeschrieben, sondern Berthold Pürstinger (1465-1543). Beide waren Bischöfe des Bistums Chiemsee mit Residenz in Salzburg. Vorliegt die zweite Version des unter dem Titel der „Onus Ecclesiae“ („Die Laster der Kirche“) erschienenen Quentel-Drucks von 1531. Quentel ließ dann noch zwei weitere, nicht datierte Drucke mit identischer Kollation, aber unter geändertem Titel „Reverendi in Christo Patris ... Onus Ecclesiae“ drucken (VD16 P 2934 und 2935).

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Cioranescu 18809. Balsamo-Simonin 327. – Zweite Ausgabe. Der französische Jurist, ’conseiller du Roy en sa Cour de Parlement de Bourdeaus’, Gegenreformator und Historiker Florimond de Raemon (1540-1601) übt in der vorliegenden Abhandlung zum einen Kritik am „Tractatus de Antichristo“ (1576) des Lambert Daneau (1530-1595), einem reformierten Theologen und Professor, zum anderen plädiert er für die Widerlegung der Legende von einer Päpstin namens Johanna, die als Johannes VIII. den Stuhl des heiligen Petrus bekleidete. Letzteres war zu der Zeit und im folgenden Jahrhundert eine ernsthafte Debatte zwischen Katholiken und Protestanten. – Titel und die folgenden Blätter im Rand ergänzend angesetzt. Stellenweise stärker feuchtrandig, vor allem zu Beginn und am Schluss.

1523 (Rosarius, Simon). Antithesis. Von des Herrn Christi herzlichen Thaten, und des schentlichen Pabsts und Antichrists schedlichen Schanden und Lastern. Sambt einer Beschreibung Gottes Gebot und des Gotlosen Pabsts gifftigen menschen satzungen ... 2 Bl., 144 S., 13 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit 36 Textholzschnitten nach Lucas Cranach. 14 x 9 cm. Späterer Pergamentband (etwas fleckig und angestaubt. (O. O., Jodocus Naß, 1564). 3.000 € Vgl. VD16 3100. Adams R 776 (lateinische Ausgabe). – Mit der ersten deutschen Ausgabe satzgleicher Druck, der auf Grund einer typographischen Analyse der online-Version des VD16 wohl Hans Kohl in Heidelberg zugewiesen und um 1558 datiert wird. Es ist davon auszugehen, dass unser Exemplar wahrscheinlich zu einer Restauflage gehört, die weitergegeben und um ein auf dem letzten Blatt recto eingedrucktes Impressum erweitert wurde: „M. Iodocus Naß. Anno MDLXIIII.“ Dieses seltene Pamphlet gegen das Papsttum wird illustriert von 36 Textholzschnitten - 18 Antithesenpaaren - wobei jedes Distichon einen


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert

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zum Evangelium in Widerspruch stehenden Missstand der römischen Kirche behandelt, bspw. „Als Christus der Herr geboren war, den frid verkündet der Engel Schar“ und „Alsbald der Pabst geboren wart, verfolgt er mit krieg gotts volck hart“ oder „Die verkauffer treibt Christus auß, auß dem Tempel seins vatters hauß“ und „Im Tempel die Ablaß brieef sein, verkaufft der Pabst der armen gmein“. Rosarius‘ Schrift ist eine Variation von Martin Luthers „Passional Christi et Antichristi“, in die der Antichrist mit dem Papsttum und nicht mehr mit der Person des Papstes gleichgesetzt wurde. Im Vorwort heißt es: „was underscheid zwischen dem Herrn Christo und dem Pabst ist, wirstu leichtlich auß den Figuren und Schrifften verstehen und erkennen ... wirstu als dann frey sagen und bekennen welchem nachzufolgen sey ...“ Die Textholzschnitte basieren auf den 1521 von Lucas Cranach für Luthers „Antithesis figurata vitae Christi et Antichristi“ hergestellten Holzschnitten. – Titel mit hs. Besitzvermerk, verso gestempelt. Leicht gebräunt. Die beiden letzten Blätter mit kleiner Wurmspur (minimaler Buchstabenverlust). Weder über den VD16, den KVK noch den Worldcat nachweisbar. Abbildung

1524 Sachs, Hans. Ein wunderliche weissagung, von dem Bapstnmb [sic], wie es yhm bis an das ende der welt gehen sol, ynn figuren odder gemelde begriffen, gefunden zu Nurmberg, ym Cartheuserkloster und ist seer alt. Ein vorred Andreas Osianders. 17 (statt 18) Bl. Mit koloriertem typographischen Titel, kolorierter 8-zeiliger Vig­ nette und 28 (von 30) großen kolorierten Holzschnitten von E. Schön. 17,5 x 13 cm. Pergament des 19. Jahrhunderts (leicht fleckig, Deckel geworfen) mit RTitel und Deckelbezügen unter Verwendung einer spätmittelalterlichen Bastarda-Handschrift des 15. Jahrhunderts. (Wittenberg, Hans Weiß), 1527. 2.400 € VD16 Z 777. Rudolphi 192. Hohenemser 3394. Vischer C1888. Finsler 97. Goedeke II, 417, 15b. – Zweite Ausgabe der kleinen, prachtvoll illustrierten Streitschrift mit Texten Hans Sachsens (1494-1576) gegen die „Vaticini Joachimi“ von 1515, die Andreas Osiander (1498-1552) ver­

anlasste und mit einem Vorwort versah, „Mit gutter verstendtlicher auslegung, durch gelerte leut, verklert. Wilche, Hans Sachs yn Deudsche reymen gefasset, und darzu gesetzt hat“ (Untertitel). „Das Büchlein, (als Erstausgabe) bei dem Drucker und Briefmaler Hans Guldenmund erschienen, geht auf die ‚Vaticini Joachimi‘ zurück, welche 1515 in Bologna erschienen waren. Andreas Osiander, fanatischer Anhänger der neuen evangelischen Lehre in Nürnberg, bearbeitete den Text, ließ Holzschnitte dazu fertigen und bat Hans Sachs, für jedes Bild ein vierzeiliges Gedicht beizusteuern. Um seinem Pamphlet eine grö­ ßere Wirkung zu verleihen, schrieb Osiander in der Einleitung, die Illustrationen gingen auf Wandmalereien des 13. Jahrhunderts zurück, welche im Nürnberger Karthäuserkloster aufgefunden worden seien. Dem Nürnberger Rat, obwohl auf Seiten der Reformation stehend, gingen Schärfe und Einseitigkeit des Pamnphlets zu weit. Er vebot den Vertrieb der Schrift ... Mehrere Nachdrucke entstanden“ (Die Welt des Hans Sachs. Katalog der Ausstellung Nürnberg 1976, Nr. 25). – Blatt C1 fehlt mit 2 Holzschnitten (recto und verso). Teils mit geringem Farbdurchschlag, wenige Fleckchen durch Farbanhaftung, hier und da etwas gebräunt und fingerfleckig, kaum feuchtrandig. Auch der Titel wurde reizend koloriert. Das Altkolorit in den Farben Gelb, Rot, Hell- und Dunkelgrün sowie Blau ist kraftvoll aufgetragen, womit das Exemplar zu den wenigen nachweisbaren in zeitgenössischer Kolorierung überhaupt gehört. Das handschriftliche Fragment mit zwei unteren Kolumnen eines Textblattes von einer spätmittelalterlichen theologischen Handschrift, geschrieben in einer regelmäßigen, gut lesbaren Bastarda vom Anfang des 15. Jahrhunderts. Rubriziert mit zahlreichen roten und blauen Absatzmarken, Kapitalstrichelung, roter Marginalie sowie einem hübschen Notabene-Händchen. Der Text mit einer Passage der Exegese des Heiligen Bonaventura zum XXI. Kapitel des Lukasevangeliums: „Prima die erigit se mare quadraginta cubitis ... Quarto die ardebit aqua et omnis aque. Quinto erbe et arbores dabunt...“ Aus der bedeutenden Fürstlich Stolberg-Wernigerodeschen Bibliothek, von denen Bände in den 1920er und 1930er Jahren verkauft wurden, mit deren alten Rundstempelchen. Danach mehrfach im Antiquariatsund Auktionshandel. Abbildung Seite 242

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1525 Sammelband. 8 Werke reformatorischen als auch gegenreformatorischen Inhalts. 20 x 15,5 cm. Blindgeprägtes Leder d. Z. (am unteren Kapital mit kleinen Fehlstellen, etwas berieben) über Holzdeckeln mit 2 intakten Messingschließen, mit Besitzvermerk und datiert („1541“). 1537-1542. 3.500 € Vorhanden sind: I) Eberhard Weidensee. Eyne Alte Prophecey, von der verstärung des Keyserlichen Bapstumbs, durch das vernewte Evangelion ... 32 (le. w.) Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordüre, Holzschnitt-Druckermarke am Schluss, 1 Textholzschnitt und Holzschnitt-Initialen. Magdeburg, Hans Walther, 1541. - VD16 W 1451. Pegg, GB 3875A. Nicht im STC und bei Adams. - Erste Ausgabe, König Christian III. von Dänemark gewidmet. „Eine an zeit- und sittengeschichtlichen Bemerkungen reiche Auslegung des 14. Capitels der Offenbarung“ (ADB XLI, 450). - Titel gestempelt. II) Heinrich Bullinger. Vom Antichrist unnd seinem Reich, warhafftige und schrifftliche erweisung. 32 (le. w.) Bl. Mit Titelholzschnitt. Frankfurt, Cyriacus Jacob, 1541. - VD16 B 9753. STC 168. IA 127.227. Benzing-Jacob 8. Stickelberger 78. Nicht bei Adams. - Erste deutsche Ausgabe von „In D. Apostoli ad Thessalonicenses, Timotheum, Titum et Philomenum epistolae commentarii“, einer Auslegung des eschatologischen zweiten Kapitels des zweiten Thessalonikerbriefs durch den

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Zürcher Reformator Heinrich Bullinger (1504-1575). „Bullinger verstand seine Zeit mit ihrem grauenhaften Zerfall von Theologie und Kirche als Endzeit, den Papst als Antichrist, wobei er diesen Begriff im Anschluss an 2 Thess 2,5 nicht auf einzelne Päpste, sondern auf die Institution des Papsttums bezog“ (F. Büsser, Heinrich Bullinger, II, 44). - Das letzte Textblatt mit kleinem Eckabbris (ohne Textverlust). Das weiße Blatt mit hinterlegter Fehlstelle. III) Vincentius Opsopoeus (d. i. Vinzenz Heidecker). Die biecher Vincentii Obsopei: Vonn der kunst zutrincken, auß dem latein in unser teutscher Sprach transferiert durch Gregorium Wickgramm. 54 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Freiburg, (Johann Faber), 1537. - VD16 O 812. STC 662. Simon 478. Goedeke II, 460. Hayn-Gotendorf V, 444. Nicht bei Adams. - Erste deutsche Ausgabe des bekannten Gedichtes über die „De arte bibendi libri III“, die Kunst zu trinken, ohne sich zu betrinken. - Titel etwas feuchtrandig. IV) Georg Witzel. Onomasti con ecclesiae. Die Tauffnamen der Christen. 67 num., 1 nn. Bl. Mit figürlicher Holzschnitt-Titelbordüre und Textholzschnitt am Schluss. Mainz, F. Behem, 1541. - VD16 W 3984. STC 924. Pegg 5350. Nicht bei Adams. - Erste Ausgabe. Georg Witzel „repräsentirt als eifriger katholischer Ireniker im Zeitalter der Refor­ mation den Standpunkt der Vermittelung zwischen der mittelalterlichen Frömmigkeit und den berechtigten Ansprüchen der lutherischen Reformation. Zwischen Luther und Erasmus schwankend, bei den Reformatoren als verschlagener Katholik verhaßt, bei den Katholiken als ein unsicherer Genosse beurtheilt, hat er sein Leben in rastlosem Eifer ohne bleibenden Erfolg verzehrt“ (ADB XL, 657). V) Herzog Heinrich von Wolfenbüttel. Supplication: an kaiserliche Maiestat, der Mortbrenner halben, auff dem Reichstag zu Regenspurg. 54 (le. w.) Bl. Wittenberg, Veit Kreutzer, 1541. - VD16 E 4651. Vgl. Hohenemser 608. - Der Druck berichtet über eine Serie von Brandstiftungen, angeblich im Auftrag Herzog Heinrichs II. von BraunschweigWolfenbüttel und speziell gegen Protestanten gerichtet. Heinrich war der letzte katholische Fürst in Norddeutschland. Zu Beginn stehen die unter Folter erzwungenen Geständnisse der Brandstifter. Unter den Anhängen u. a. der Vertrag zwischen Heinrich und seinem Bruder Wilhelm über die Primogenitur in Braunschweig-Wolfenbüttel sowie eine Supplik der Verwandten von Eva v. Tott, die als angeblich Tote auf Burg Staufenburg lebte und dem Herzog mehrere Kinder gebar. VI) Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen. Antwort, bieth und erbiethung. 10 (le. w.) Bl. Mit Holzschnitt-Wappen auf dem Titel. Wittenberg, Georg Rhau, 1541. - VD16 S 974. VII) Landgraf Philipp von Hessen. Fürstliche und ehrliche Verantwortung. 8 Bl. Mit Holzschnitt-Wappen auf dem Titel. O. O., o. Dr., 1541. - VD16 H 2838. VIII) Herzog Heinrich von Braunschweig. Warhafftige Contrafactur. 12 Bl. (Wittenberg, Georg Rhau, 1542 ). - VD16 W 320. Goedeke II, 299, 162 (irrig 1545). Schottenloher 29814f. Koldewey, Heinz von Wolfenbüttel (in Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte II, 1883) S. 37 und Anm. 58 („1541“). Nicht bei Pegg, Knaake, Kuczynski und Hohenemser. - Einzige Ausgabe der vollständig in Versen abgefassten Schmähschrift gegen Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig. Der Streit zwischen den ehemaligen Freunden Philipp von Hessen und Heinrich von Braunschweig, in den auch Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen hineingezogen wurde, entspann sich aus religiös-politischen Gründen: gegen den protestantischen Schmalkaldischen Bund. Hinzu kamen persönliche Dinge, die weitgehend die Polemiken beherrschen. Heinrich wird wegen eines Verhältnisses mit einer Hofdame angegriffen. Die Schriften sind hervorragende Beispiele des Grobianismus im 16. Jahrhundert, als die sie immer wieder zitiert werden; die bekannteste der Polemiken ist Luthers gegen Heinrich gerichtete Schrift Wider Hans Worst.


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Die Schriften V bis VIII erschienen im Zusammenhang mit dem 1531 geschlossenen Schmalkaldischen Bund und dem Regensburger Reichstag des Jahres 1541. Der Einband auf dem Vorderdeckel mit blindgeprägtem Besitzvermerk „LVDWIG VON EYBE ZV TURNDORF“, einem Landrichter und Pfleger zu Auerbach. – Immer wieder feuchtrandig, gering gebräunt und fleckig. Ohne den hinteren fliegenden Vorsatz. Mit Griffregister. Abbildung

1526 Sanders, Nicholas. De visibili monarchia ecclesiae libri octo. In quibus diligens instituitur disputatio de certe et perpetua ecclesiae dei ... Deinde etiam civitatis diaboli persaepe interrupta progressio proponitur ... Denique de antichristo ipso et membris eius. 6 Bl., 844 S., 8 Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 32 x 21,5 cm. Marmorierter Kalbslederband des frühen 18. Jahrhunderts (berieben und bestoßen, Deckel mit unschönen Schabspuren) mit goldgeprägtem RSchild. Löwen, Reinerius Velpius für John Fowler, 1571. 250 € Adams S 288. STC 182. – Erste Ausgabe der umfassenden Abhandlung über die unfehlbare Autorität des Papsttums und der katholischen Kirche. Der englische Theologe und Polemiker Nicholas Sanders (15301581) lehrte in Oxford Kirchenrecht, von 1565 bis 1572 wirkte er als Professor für Theologie in Löwen, wo die vorliegende Schrift entstand. Neben der 1585 erschienenen prokatholischen Geschichte der Reformation in England (De origine et progressu schismatis Anglicani) eines seiner beiden Hauptwerke. – Anfangs mit Braunfleck im Bug, insgesamt etwas gebräunt und braunfleckig, manche Lagen stärker betroffen, das Schlussblatt mit den Errata und der zweiten Druckermarke verso mit kleinem Loch (etwas Wort und Bildverlust). Exemplar aus der Jesuitenbibliothek im zentralspanischen Alcala, mit entsprechendem Tintenvermerk auf dem Titel. Abbildung Seite 244

1527 Sannazaro, Jacopo. De partu virginis. Lamentatio de morte Christi. Piscatoria. Petri Bembi Benacvs. Augustini Beatini Verona. 5 nn., 67 num. 1 Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 15 x 9,5 cm. Modernes Pergament unter Verwendung eines hs. Torah-Fragments des 19. Jahrhunderts. (Venedig, Aldus Manutius d. Ä. und Andreas Torresanus de Asula), 1528. 400 € EDIT16 CNCE 37759. STC 605. Adams S 330. Renouard 106, 6. Fock, Aldina, 49. Ebert 20257. Anker-Delphin 430. – Die in hübscher Kursiva gedruckte Aldine des geistreichen Kleinepos‘ „De partu Vir­ ginis“ („Über die Geburt der Jungfrau“), das als „ein meisterhaftes Epyllion“ gilt, in dem der Dichter Jacopo Sannazaro (1456-1530) die biblischapokryphe Erzählung in 1500 von Vergil inspirierte Verse umsetzte und damit eines der schönsten, überzeugendsten Werke der italienischen Renaissancelyrik schuf. – Die Vorstücke scheinen je nach Exemplar abweichend im Umfange zu sein. Während das Exemplar der Berliner Staatsbibliothek 4 Blätter verzeichnet (Anker-Delphin), gibt Adams die erste Lage mit *8 an. Demnach fehlen unserem Exemplar drei Blätter (*4-6). Titel mit Tintennummer, etwas angeschmutzt, teils mit kleinen Anmerkungen in Sepia, gering gebräunt, meist aber sauber.

1528 Savonarola, Girolamo. Dialogus, cui titulus solatium itineris mei. Nunc primum impressum. 84 nn. Bl. (l. w.). Mit Holzschnitt-Druckermarke. 9,5 x 6,5 cm. Kalbsleder des 18. Jahrhunderts (berieben und bestoßen) mit Resten eines Papierrückenschildes. Venedig, (Giovanni Padovano und Venturino Ruffinelli), 1535. 350 € EDIT16 CNCE 47754. Nicht bei Adams. – Erste Ausgabe seines spirituellen Lehrgesprächs zum didaktischen Gebrauch für seine Studenten, gedruckt im handlichen Duodezformat für die Rocktasche. Die sieben Bücher behandeln: „De Deo“, „De vetitate fidei“, „De Messia contra Hebreos“, „De articulis fidei contra philosopho“, „De veritate articulo-

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ 1530 Savonarola, Girolamo. Prediche quadragesimale. 8 nn., 490 (von 492, recte 488) num. Bl. Mit 2 Holzschnitt-Druckermarken. 15 x 10 cm. Moderner Pappband. Venedig, (Ottaviano Scoto), 1539. 300 € Edit 16. CNCE 33403. Vgl. STC 613 (Ausgabe 1544). Nicht bei Adams. – Frühe Ausgabe. – Zwei Blätter wurden unschön herausgetrennt (pvii-viii) und das Blatt ri mit größerem Ausriss (mit Textverlust). Zu Beginn mit hs. Randanmerkungen und leicht feuchtrandig.

1531 Savonarola, Girolamo. Prediche sopra alquanti salmi & sopra aggeo profeta fatte del mese di Novembre, & Dicembre l‘anno MCCCCLXXXXIIII raccolte dalla sua viva voce da frate Stefano da Co di ponte suo discepolo.

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rum“, „De vita futura“, „De via patriae coelestis“. – Etwas fleckig, Titel auch wasserrandig, fl. Vorsätze herausgeschnitten, Lage E etwas ausgebunden. – Beigebunden: Derselbe. In orationem Dominicam quadruplex expositio. Reliqua, quæ hoc in libello continentur, indicat sequens pagella. 80 nn. Bl. (l. w.). Mit Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda 1535. - EDIT16 CNCE 27913. Nicht bei Adams. - Ebenfalls zum didaktischen Gebrauch für seine Studenten. - Etwas fleckig, Titel mit zwei kleinen hs. Einträgen. Beide Ausgaben sehr selten. Abbildung

1529 Savonarola, Girolamo. Epistolam & in alia sacre scripture verba, igniti eloquii sermones nusquam antehoc impressi. 103 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 15 x 10 cm. Modernes flexibles Pergament im Stil d. Z. Venedig, Bernardino Stagnino, 1536. 750 € Adams S 506. Edit 16 CNCE 33380. Nicht im STC. – Erste Ausgabe dieser Sammlung von 18 Predigten des 1498 in Florenz hingerichteten Dominikaners Girolamo Savonarola (1452-1498). Enthalten ist u. a. seine nie als Einzelausgabe erschienene Predigt „De servore Magorum: deque Judaeorum perfidia“. Unter Papst Alexander VI wurden Savo­ narolas Schriften „verboten und unter Anordnung der Excommunication ihre Ablieferung an den Erzbischof von Florenz befohlen“ (Reusch, Index der verbotenen Bücher I, 368). „In seinen Predigten bot er den Zuhörern fortlaufende Schrifterklärungen und machte sie so mit dem Inhalt der Bibel in dankenswerter, für die damalige Zeit neuartiger Weise bekannt“ (LThK IX, 203). – In der unteren Ecke nahezu durchgehend mit verblasster Feuchtigkeitsspur, sonst wohlerhalten. Abbildung

1526

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___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert Nuovamente venute in luce. 8 Bl., 185 (recte: 186) S., 2 Bl. Mit einigen Holzschnitt-Initialen. 15,5 x 10 cm. Moderner Halblederband im Stil des 18. Jahrhunderts mit goldgeprägtem RTitel. (Venedig, Bernardino de Bindoni), 1544. 900 € Edit 16 CNCE 23181. STC 614. Adams S 504. – Frühe Ausgabe der Sammlung von 23 Predigten, die Savonarola anlässlich der Ankunft Karls VIII. in Italien und gegen dessen Gebietsansprüche an Pisa, Livorno und andere Städte hielt. – Wenige Blätter etwas fleckig, letzte Lagen mit verblasstem schmalem Feuchtigkkeitsrand. Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung

1532 Savonarola, Girolamo. Sermones quadragesimales super archam noe. 8 nn., 175 num., 1 nn. Bl. Mit 2 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 15 x 10 cm. Modernes Perga­ ment. (Venedig, Francesco und Michele Tramezzino für Pietro Nicolini da Sabbio, 1536). 500 €

1531

Edit 16 CNCE 32745. Nicht bei Adams, nicht im STC. – Einzige und seltene Ausgabe dieser 40 Predigten. – Stellenweise feuchtrandig, öfters im Rand mit restaurierten Wurmgängen. Mit Textan- und -unterstreichungen. Gewaschenes Exemplar. Abbildung Seite 246

1533 Savonarola, Hieronymus. Triumphus crucis de fidei veritate. Post novissimam impressionem alias Venetiis excussam. 107 num. Bl. Mit Titelholzschnitt, 2 figürlichen und mehreren kleinen Holzschnitt-Initialen und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 14,5 x 10 cm. Moderner Lederband. Venedig, Alexander Bindoni, 1521. 600 € Adams S 521. Sander, Livre ital., III, 6881. Essling 1463. Nicht bei Panzer, Proctor und im British Museum. – Sehr seltene lateinische Ausgabe. Der Titelholzschnitt zeigt Savonarola schreibend in seiner Klause, vor ihm ein Kruzifix, auf einem Seitenpult ein Stundenglas und eine Reihe von Büchern. Dieser Holzschnitt findet sich auch in anderen venetianischen Drucken seiner Schriften und gehört zu den schönsten Bibliotheksdarstellungen der Holzschnittzeit. Das Druckersignet am Schluss zeigt die auf einer Löwenbank thronende Justitia mit Schwert und 1529

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Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ VD17 28:732611N. – Spätere Ausgabe des erstmals 1555 erschienenen Kommentars. Johannes Sleidanus (1506-1556) behandelt in seinem Hauptwerk die Reformationsgeschichte aus protestantischer Sicht. „Bis gegen das Ende des 18. Jahrh. sind Sleidan‘s Commentare die von Allen in allen Völkern gleichmäßig benützte Hauptquelle über die Reformationszeit gewesen. Die moderne Zeit kennt kein historisches Werk, das sich so lange einer so großen Autorität erfreut und aus dem so viele Geschlechter geschichtliche Kenntniß geschöpft hätten“ (ADB XXVIII, 460). Der Popularität von Sleidanus‘ Werk standen aber auch sehr konträre Meinungen gegenüber. Dennoch: „Weder die Kritik einiger luth. Fürsten und Räte noch die päpstl. Indizierung verhinderten, daß Dutzende von Ausgaben und Übersetzungen das Werk in ganz Europa verbreiteten. Bereits nach einer Generation galt es als die maßgebliche Geschichtsdarstellung der Reformation im Reich: dokumentarisch, weil von einem Zeitzeugen verfaßt; objektiv, weil jedes explizite Urteil meidend; methodisch bahnbrechend, weil in zuvor ungekanntem Maße auf Schriftquellen gestützt, die niemandem sonst zugänglich waren“ (NDB XXIV, 499f.). – Leicht gebräunt, vereinzelt gering fleckig, im unteren Rand teils wurmstichig.

1535 Staphylus, Friedrich. Vom letzten unnd grossen Abfall, so vor der Zukunfft deß Antichristi geschehen soll. 8 nn., 175 num., 1 nn. Bl. Titel in Rot und Schwarz mit ornamentaler Bordüre. 20,5 x 14,5 cm. Marmorierter Halblederband des späteren 17. Jahrhunderts. Ingolstadt, (Alexander Weißenhorn, 1576). 240 €

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Waage und den Initialen „A.B.“ für Alexander de Bindoni. – Ohne das weiße Schlussblatt. Die Lagen E, F, G, H und O mit fachmännisch restaurierten Fehlstellen im weißen Rand, das Schlussblatt mit der Druckermarke sorgfältig komplett mit Japanpapier hinterlegt, die letzten Blatt mit verblassten Sporflecken. Abbildung

1534 Sleidanus, Johannes. Commentariorum de statu religionis et reipublicae. Editio nova prioribus correctior. 4 Bl., 805 S., 9 Bl. Mit gestochener Titelbordüre. 19 x 11 cm. Leder um 1680 (etwas berieben, gering bestoßen und wurmstichig) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Frankfurt, Johann Theobald Schönwetter, 1610. 350 € 246

VD16 S 8605. Stalla 765. STC 829. Nicht bei Adams. – Zweite deutsche Ausgabe des erstmals 1565 bereits posthum erschienenen Werks des Ingolstädter lutherischen Theologen und späteren Gegenreformators Friedrich Staphylus (1512-1564), laut ADB sein „geistiges Vermächtnis“, in dem er den Protestantismus in seiner Zerrissenheit verurteilt. Der im Titel genannte Abfall „sei das Lutherthum, weil es vom Papst ab­ gefallen ist. Das Papstthum aber habe alle Väter, Concilien und Akademien auf seiner Seite; bei ihm sei die wahre Kirche, während die Pro­ testanten über ihrem Gewirr von Privatmeinungen nicht zu kirchlicher Einheit kommen. Ein Verständniß für die in der Reformation wirk­ sam hervorgetretenen religiösen Factoren hat Staphylus nie besessen, wohl aber hat er nicht unterlassen, die epicureische Sicherheit anzu­ klagen, in welcher sich katholisch Prälaten und Mönche auch dann noch wiegten, als ihre Existenz aufs höchste bedroht war“ (ADB XXXV, 461). Staphylus wurde 1546 auf Empfehlung Melanchthons Professor der Theologie in Königsberg, ging dann nach Breslau, wo er die Tochter des schlesischen Reformators Johann Heß heiratete und konvertierte schließlich 1552 zum katholischen Glauben. – Titel etwas fleckig und mit ausgeschabtem Besitzvermerk (das Papier dort sehr dünn), im Seitenrand schmal beschnitten, im Bug mit kleinen Läsuren. Insgesamt etwas braunfleckig, stellenweise mit kleinen Feuchtigkeitsflecken, am Schluss mit unbedeutenden Wurmspuren.

1536 Wurm, Matthias. Balaams Eselin. Von dem Bann, das er umb geldtschuld, und andre geringe sachen nit mag christlich geselt werden. 40 nn. Mit Titelholzschnitt. Bl. 20 x 14 cm. Maroquin d. 19. Jh. (Rücken etwas ausgeblichen, gering berieben) mit goldgeprägtem RTitel, Kopfgoldschnitt, Steh- und Innenkantenvergoldung (signiert: „Hans Asper“). (Augsburg, Heinrich Steiner), 1523. 2.200 €


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 16. Jahrhundert VD16 W 4660. Graesse VI/2, 479. STC 928. Panzer, DA 2005; Kucz. 2802; Pegg 3938; Weller 2734/35. Nicht bei Adams, Jöcher, Wetzer-Welte. – Zweite Ausgabe und die erste in Augsburg erschienene Ausgabe dieses Pamphlets gegen den Missbrauch des Kirchenbannes in 24 Kapiteln, verfasst von dem Sekretär Kaiser Friedrichs III. und dessen Sohn, König Maximilian. Der Titelholzschnitt zeigt die im 4. Buch Mose beschriebene Begebenheit. Balak, der König der Moabiter, bittet Bileam (hebräisch Balaam), den Vormarsch Israels aus Ägypten aufzuhalten. Bileam reitet auf seiner Eselin los, die vor einem Engel mit Schwert auf dem Weg zurückscheut: „22Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm. 23Und die Eselin sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. 24Da trat der Engel des Herrn auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren.“ (Lutherbibel, 4. Buch Mose). – Sehr selten mit Randanmerkungen und Textunterstreichungen in Sepia-Tinte. Vereinzelt mit minimalen restaurierten Wurmspuren. Mit Exlibris des Schweizer Ministers und Professors an der Genfer Universität mit dem Schwerpunkt Kirchengeschichte, Gaspard Ernest Stroehlin (18441907). Abbildung

1537 Zwingli, Ulrich. In evangelicam historiam de domi­ no nostro. 2 Bände. 24 (von 26), 1 w. Bl., 406 S.; S. 407599. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel (ohne den Porträt-Holzschnitt des Autors). 31 x 20 cm. Pappband d. 19 Jahrhunderts (etwas berieben und bestoßen, Rücken angeplatzt und teils mit Fehlstellen) mit hs. Titel auf montiertem Vorderdeckelschild. Zürich, Christoph Froschauer, 1539. 1.800 € VD16 Z 862. Adams 236. STC 939. – Erste Ausgabe, die posthum bei Froschauer erschien und von den Schweizer Reformatoren Leo Jud (1482-1542) und Kaspar Grossmann (lat. Megander; 1495-1545) bearbeitet wurde. Bereits zuvor hatte Leo Jud in den Jahren 1524 bis 1529 in enger Zusammenarbeit mit Ulrich Zwingli (1484-1531) die „Zürcher Bibel“ übersetzt, bei der sie die eidgenössische Kanzleisprache verwendeten. Zwingli, der erste Zürcher Reformator und dessen Lehre vom Humanismus geprägt war, beeinflusste nachfolgende Generationen maßgeblich. Im Gegensatz zu vielen anderen Reformatoren der Zeit stammte er aus einer bäuerlichen Familie. Christoph Froschauer (1490-1564) druckte neben Werken von Erasmus von Rotterdam und Luther insbesondere Schriften von Zwingli. Dieser ließ Predigten und andere programmatische Schriften umgehend bei Froschauer drucken, was die Offizin und den Drucker zu einem wichtigen Förderer der Reformation in Zürich machte. – Es fehlt Blatt AA3 mit Text und dem Porträt-Holzschnitt des Autors, das hier als Faksimile beigebunden wurde. Gering gebräunt und leicht wurmstichig. Vorderer fliegender Vorsatz mit einem montiertem Porträtkupfer des Autors. Exlibris „Madeleine et René Junod“. – Anbei: Sebastian Meyer. In apocalypsim Iohannis apostoli. 94 S. Mit Holzschnitt-Druckermarke. Ebenda, (1539). - VD16 B 5258. STC 604. - Erste Ausgabe von Sebastian Meyers (1465-1545) Kommentar zur Apokalypse. Darin bezieht er eine klare antipäpstliche Haltung und vertritt die Aussage, dass der Papst der Antichrist sei.

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert 1538 Ames, William. Bellarminus enervatus. Editio nova. 4 Teile in 1 Band. Mit Kupfertitel (in Pag.). 12,5 x 7 cm. Pergament d. Z. (gering berieben, leicht angestaubt). Amsterdam, Janssonius, 1630. 350 € Vgl. Jöcher I, 343. Hoefer II, 362. – Frühe Ausgabe, der erstmals 1628 erschienenen Abhandlung gegen den Jesuiten, Kardinal und Theologen Roberto Francesco Romolo Bellarmino (1542-1621), einem der Hauptverfechter des römischen Katholizismus und der päpstlichen Suprematie im 16. Jahrhundert. Autor ist der englische reformierte Theologe William Ames (1576-1633), der vor allem in den Niederlanden wirkte und ab 1622 als Professor an der Universität in Franeker lehrte. – Kupfertitel mit hs. Anmerkungen, verso gestempelt. Oftmals feuchtrandig bzw. teils auch mit Feuchtigkeitschaden (Seite 193 dadurch bedingt mit Textverlust).

1539 Augustinus, Aurelius, und Georg Calixt. 5 theologische Schriften von Augustinus und Calixt. 19,5 x 15 cm. Pergament d. Z. (Rücken etwas angeschmutzt , leicht bekratzt, und berieben) mit hs. RTitel. 1642-1656. 400 € Zweite Ausgabe, die bei Henning Muller erschien und der Erstausgabe von 1629 folgte. Enthalten sind: I) Aurelius Augustinus. Episcopi hipponensis de doctrina christiana libri IV. 4 Bl., 290 S. Helmstedt, Henning Muller, 1655. - VD17 23:258306Z. II) Georg Calixt. In Epistolam sancti apostoli Pauli ad Romanos expo­ sitio litteralis. Nunc primum edita. 1 Bl., 146 S. Braunschweig, Dunckerus, 1652. - VD17 23:620385H. III) Derselbe. In epistolam sancti apostoli Pauli ad Galatas. Nunc pri­ mum edita. 50 S. Braunschweig, Andreas Duncker, 1656. - VD17 3:008640A. IV) Derselbe. De Communione sub utraque specie dialogus, una cum aliis superiore seculo scriptis et actis eodem facientibus. 32 Bl., 365 S., 2 Bl. Helmstedt, Henning Muller, 1642. - VD17 12:122193M. V) Derselbe. De conjugio clecricorum. 12 Bl., 465 S., 3 Bl. Frankfurt, S. Beckenstein und C. Gerlach, 1653. - VD17 12:110113X. – Vorderer fliegender Vorsatz mit hs. Besitzvermerken. Gering gebräunt und braunfleckig, stellenweise etwas stärker.

1540 Balde, Jacob. Paraphrasis lyrica in Philomelam [und:] Derselbe. Societate Jesu Sylvarum Libri VII. 2 Werke in 1 Band. 3 Bl., 63 S.; 2 Bl., 221 S. Mit 2 gestochenen Titelvignetten, 2 Druckermarken in Holzschnitt und Kupferstich, 4 Textkupfern sowie 7 Kupfertafeln, meist von Wolfgang Kilian. Pergament d. Z. (etwas beschabt, angestaubt und bestoßen, Rücken mit Leinen ergänzt, ohne Schließbänder). München, Johannes Wagner bzw. Erben Cornelius Leyssers, 1643-1645. 220 € Dünnhaupt 16,15.1. De Backer-Sommervogel I, 821, 819. – Erste Ausgabe der kunstvollen lyrischen Fassung von Philomelas Lobgesang durch Jacob Balde (1604-1668). – Titel von Band I mit kleinem Stempel, Rissen und kleiner Hinterlegung. Titel von Teil II auch gestempelt, Schluss

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1542

von Teil II mit kleiner Wurmspur im Bug. Vereinzelt etwas an den Rändern eingerissen. Exemplar aus der Bibliothek des Ingolstädter Jesuitenkollegs mit entsprechendem hs. Vermerk auf dem Titel, datiert 1647.

1541 Belcampius, Otto. Hora novissima dat is laetste uyre. 2 Teile in 1 Band. 16 Bl., 191 S.; 294 S., 5 Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 15 x 10 cm. Modernes Halbleder mit 2 RSchildern. Amsterdam, Isaac Stangniete, 1665. 150 € Wohl die dritte, seltene Ausgabe. Besonders bemerkenswert ist der gestochene Titel mit großer szenischer Bordüre, die den Tag des Jüngsten Gerichts zeigt. – Kupfertitel im Bug mit Montierungsresten. Leicht gebräunt, stellenweise etwas stärker, vereinzelt minimal fleckig und gering angeschmutzt. Der gestochene Titel etwa stärker.


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert 1542 Bourignon, Antoinette. Der entdeckte Widerkrist, welcher die gefährliche Zeit, darinnen wir itzt leben, zu sehen giebet, wie der Teuffel die Herschafft über die Geister der Menschen habe ... daher es dan sehr guht ist daß er entdeckt worden und geoffenbahret. 3 Teile in 1 Band. 8 Bl., 121 S., 2 Bl.; 7 Bl., 122 S., 3 Bl.; 14 Bl., 142 S. 15,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (gering angestaubt). Amsterdam, Riwert und Arents, 1684. 750 € VD17 23:275017R. Jantz 586 (ohne den 2. Bd.). Vgl. Caillet 1564, 23. – Erste deutsche Ausgabe der belgischen Mystikerin und Separatistin Antoinette Bourignon (1616-1680), die bereits mit 19 Jahren eine Vision des hl. Augustinus hatte. Sie erhielt die Aufgabe, das Christentum zu reformieren. Durch weitere Visionen wird sie heute als Endzeitprophetin betrachtet. Immer wieder musste sie ihre Aufenthaltsorte, u. a. Gent, Amsterdam, Schleswig und Hamburg wechseln, umgab sich aber stets in einem Umfeld von wie sie selbst konfessionell Verfolgten. In ihren eklektischen Schriften finden sich Elemente der Mystik, des Quietismus und des Spiritualismus. In Hamburg, einem ihrer letzten Zufluchtsorte, lernte sie den französischen protestantischen Theologen Pierre Poiret kennen. „Da nach seiner [Poirets] Ansicht der göttliche Geist sich unmittelbar in dem Herzen des einzelnen Frommen offenbart, so daß die Offenbarung eine fortgehende ist, ignorirte er gelegentlich den Wortlaut der Bibel und folgte neuen Offenbarungen, am liebsten denen, die angeblich eine fromme mystische Jungfrau Anna Bourignon hatte. Dieser schwärmerischen Person folgte er, bis sie starb. Nach ihrem Tode gab er auch ihre zahlreichen Werke heraus.“ (ADB XXVI, 375). – Teil eins nahezu durchgehend mit verblasstem Feuchtigkeitsschaden und Blatt 97/98 mit kleinem Eckausriss (ohne Darstellungsverlust). Minimal gebräunt und braunfleckig, selten mit kleinen Randanstreichungen. – Dabei: Dieselbe. Der neue Himmel und die neue Erde. Erster Theil (alles Erschienene). 8 Bl., 278 S., 5 Bl. Ebenda 1680. - Erste deutsche Ausgabe. Am Schluss mit einem Verzeichnis der bisher von Bou­ rignon gedruckten Schriften. - Jantz 587. Vgl. Caillet 1566, 27. Cioranescu 15839. Noch nicht im VD17.

1546

Abbildung

1543 Bona, Giovanni. De divina psalmodia eiusque causis, mysteriis et disciplinis. Editio nova. 40 Bl., 775 S., 7 Bl. 18 x 10,5 cm. Modernes Halbpergament mit gold­ geprägtem RTitel. Köln, Hermann Demen, 1677. 500 €

Pappband d. 19. Jh. (Rücken mit Fehlstellen im Bezug, leicht berieben). Bern, Sonnleitner, 1676. 150 € VD17 1:076081R. Barth 22769. Haller III, 435 (gibt eine abweichende Kollat. an). – Späte Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1566. – Minimal fleckig, sonst sauber und wohlerhalten.

VD17 12:120111L. Vgl. Graesse I, 479. – Zweite Ausgabe, die der 1663 in Paris veröffentlichten ersten Ausgabe folgte. Der Autor des Werkes, Giovanni Bona (1609-1674), gilt als Pionier der neuzeitlichen Liturgiewissenschaft. Das hier vorliegende Traktat beeindruckt durch die Fülle an Literaturangaben und die umfassende Darstellung der Geschichte der Stundenliturgie und Kirchenmusik, vom Einsatz der Orgel bis hin zum Kirchengesang. Gleichzeitig wird das Frühwerk Bonas von vielen asketischen Exkursen, persönlichen Anmerkungen und poetischen Ausführungen gekennzeichnet. – Titel mehrfach gestempelt. Etwas gebräunt und braunfleckig, stellenweise etwas stärker.

1545 Busenbaum, Hermann. Medulla theologiae moralis. Facili ac perspicua methodo resolvens casus conscientiae. Editio novissima denuò recognita. 20 Bl., 808 S., 44 Bl. (l. 2 w.) Mit Kupfertitel (in Pag.). 12 x 6 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (berieben) mit 2 Messingschließen (es fehlt ein Schließdorn). Köln, Wilhelm und Franz Metternich, 1691. 150 €

1544 (Bullinger, Heinrich). Confessio et expositio simplex orthodoxae fidei, et dogmatum catholicorum syncerae religionis christianae. 4 Bl., 103 S., 2 Bl. 20 x 15,5 cm.

VD17 12:107682Q. ADB III, 646. De Backer-Sommervogel II, 449. – Kölner Ausgabe des vielfach aufgelegten theologischen Standardwerks des Jesuitenpaters Hermann Busenbaum (1600-1668): „Er ist Verfasser eines zu großer Berühmtheit gelangten Abrisses der casuistischen Moraltheologie, bei dessen Abfassung er vornehmlich die Hefte und Dictate

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ zweier seiner Ordensgenossen, der PP. Hermann Nünning und Friedrich Spee benutzte. Die Bedeutung dieser Arbeit, von Busenbaum ‚Medulla theologiae moralis‘ betitelt, bestand darin, daß zum ersten Male der specifische Lehrstoff der casuistischen Moraltheologie unter Ausscheidung der früherhin mit ihr so vielfach vermengten juridischcanonistischen Materien in einer übersichtlichen und concisen Zusammenstellung dargeboten wurde, deren Ordnung und System zum mus­ tergültigen Typus für alle nachfolgenden Darstellungen der theologischen Moralcasuistik wurde“ (ADB). – Etwas gebräunt, Titel recto und verso mit altem Tinteneintrag.

1546 Calendarium Papae: Das ist: Pabsthums SchaldtJahr, darinnen Der Babylonischen Hure ihr verdienter Lohn vollends wird außgezahlet werden; gemuthmasset durch Mich, qui intellectu praeditus aperio numeros, Gazas has. Apocalyps. 13, vers. 18. 14 nn. Bl. Titel in Rot und Schwarz. 19 x 15,5 cm Moderne Broschur. O. O., Dr. u. J. (1656). 250 € VD17 12:121253M. – Einziger Druck der polemischen Flugschrift gegen das Pontifikat von Papst Alexander VII. (1599-1667), in der sich ano­ nyme Verfasser insbesondere der Mystik der biblischen Zahl 666 widmet, unter Bezugnahme auf die entsprechende Bibelstelle in der Apoka­ lypse des Johannes: „Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig“ (Offenbarung 13, Vers 18). Das Erscheinungsjahr des Drucks findet sich als Chronogramm im Titel. – Einige Blatt etwas gebräunt, insgesamt wohlerhalten. Abbildung Seite 249

1547 Clasen, Daniel. De oraculis gentilium et in specie de Vaticiniis Sibyllinis libri tres. In fine adiuncta sunt carmina Sibyllina e versione Sebastiani Castalionis. Ut et Onuphrii Panvinii tractatus de Sibyllis. 8 Bl., 824 S., 4 Bl., 104 S., 22 Bl. 19 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (gering fleckig und berieben). Helmstedt, Henning Müller, 1673. 350 € VD17 23:262936D. – Erste Ausgabe der altertumskundlichen Schrift über den Sibyllinenkult, verfasst von dem Helmstedter Rechtswissenschaftler und Mythographen Daniel Clasen (1622-1678). – Wohlerhaltenes Exemplar. – Beigebunden: (Johann Amos Comenius). Letzte (Türcken) Posaun über Deutschlandt, die in verdammliche Sicherheit versunckene Welt vom Sünden-Schlaff auffzuwecken, und dadurch entweder der jetzt auffs neu herbey weltzenden Sündfluth zu entgehen, oder ja die Seele vor ewigen Untergang zu retten. Erstlich gedruckt im Jahr Christi 1664. hernach Anno 1683. bey angehendem Türcken-Kriege wiederumb mit einigen Anmerckungen und beygefügten ... gehal­ tenen Lateinischen Buß-Sermon in Druck gegeben. 76 S., 6 Bl. O. O. u. Dr. 1683. - VD17 547:712061F. - Eine von zwei bekannten Titelvarianten des zweiten Drucks, der Erstdruck der Streitschrift erschien 1664 während des vierten Österreichischen Türkenkriegs (vgl. die Variante VD17 3:002675G). Jöcher nennt als Verfasser Friedrich Beckling, für Comenius stimmen u. a. Dünnhaupt und Joseph Müller (vgl. Derselbe. Eine bis jetzt unbekannte deutsche Schrift des Comenius. In: Monatshefte der Comenius-Gesellschaft, Band VIII, 1899. S. 295-300). Wohlerhalten.

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1548 Dordrechter Synode. - Acta Synodi Nationalis Dordrechti habitae anno 1618 et 1619. 20 Bl., 352, 276, 323 S., 2 Bl. 37 x 23,5 cm. Pergament d. Z. (hinteres Gelenk am unteren Kapital mit kleinem Einriss, leicht berieben) mit hs. RTitel. Dordrecht, Isaak J. Canin, 1620. 300 € Eine von zahlreichen in Dordrecht bei Canin im Jahr 1620 erschienenen Ausgaben, die titelgleich sind, jedoch in der Kollation und im Umfang voneinander abweichen. Die Dordrechter Synode, eine nationale kirchliche Versammlung der niederländischen reformierten Kirche unter Beteiligung von ausländischen reformierten Kirchen fand vom 13. November 1618 bis zum 9. Mai 1619 in Dordrecht statt. Die dort formulierten Lehrregeln richten sich gegen die Remonstranten, die auf der Synode einstimmig verurteilt wurden, da ihre Lehre nicht in Übereinstimmung mit der Bibel stehe. – Titel mit hs. Besitzvermerk, verso im Seitenrand hinterlegt.

1549 Faber, Mathias. Concionum operis tripartiti pars Aestivalis de dominicis. 4 Bl., 1100 S., 8 Bl. Mit Titelkupfer. 25 x 20 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas berieben und feuchtrandig) über Holzdeckeln mit 2 Messingschließen. Köln, J. Widenfeldt, 1672. 180 € De Backer-Sommervogel III, 503. Jöcher II, 469. ADB VI, 497. – Sechste Ausgabe. Faber (1585-1653) „veröffentlichte [1631 in Ingolstadt] ... sein bedeutendstes Werk ‚Concionum opus tripartitum‘ ... welches eine Menge Auflagen erlebte und noch jetzt ein beliebtes Hülfsbuch des katholischen Clerus ist“ (ADB). – Durchgehend mal mehr, mal weniger stark gebräunt, braun- und stockfleckig. Stellenweise feuchtrandig.

1550 Gallaeus, Servatius. Dissertationes de Sibyllis, earumque oraculis. 19 Bl., 658 S., 13 Bl. (Index). Mit Holzschnitt-Druckermarke, Kupfertitel (in Pag.), gestochenem Faltportrait, 3 Textkupfern und 14 Kupfertafeln von Romeyn de Hooghe. 19,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, unteres Kapital bestoßen, vorderes Gelenk mit Wurmspur, mit hs. RTitel, ohne Schließbänder). Amsterdam, Heinrich und Theodor Bloom,1688. 600 € Ebert 21173. Rosenthal 1490. Landwehr, de Hooghe, 72. Hoffmann III, 398-99. Caillet III, 10165. Thorndike VIII, 476. Hollstein IX, 46-55 und 379 (nennt nur 10 Blatt). Vgl. Thieme-Becker XVII, 461). – Erste Ausgabe vom Hauptwerk des niederländischen Klerikers und Philologen Servatius Gallaeus (1627-1709). Umfassende kommentierte Sammlung der Sibyllinischen Orakel, einer im 6. Jahrhundert kompilierten Sammlung prophetischer Schriften, die wiederum auf jüdische, christliche und heidnische Traditionen aus der Zeit um 150 v. Chr. bis 300 n. Chr. zurückgehen. Die emblematischen Kupfer Romeyn de Hooghes zeigen neben den kanonischen antiken zehn Sibyllen, wie sie von Varro bzw. Lactantius mit ihrem jeweils den mythischen Herkunftsort anzeigenden geographischen Epithet genannt sind (z. B. Sibylla Persica, Sibylla Libica etc.), auch die erst im Mittelalter hinzugekommene Sibylla Europaea und die Sibylla Aegyptia aus der jüdischen Tradition. Damit entspricht ihre Anzahl jener der sogenannten zwölf kleinen Propheten des Alten Testaments. Die beiden weiteren Tafeln zeigen einen Sibyllentempel sowie ein Herkulesdenkmal. – Blatt G4 mit Eckabriss (kein


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert

1550

1550

Textverlust), Blatt K4 mit diagonalem Blatteinschnitt im Textspiegel, die Tafel mit der Sibylla Europaea mit Riss im Plattenrand. Exemplar aus der Bibliothek des Emblemforschers und Roman de Hooghe-Spezialisten John Landwehr, mit dessen Exlibrisschildchen.

ersten Theils bildet die 1625 zu Jena erschienene ‚Exegesis s. uberior explicatio articulorum‘ ... In der Mitte stehend zwischen den älteren Werken von Chemniz und Hutter, den späteren von Calov und Quenstedt bezeichnen Gerhard’s Loci durch die Solidität der biblischen Grundlegung, die Correctheit des orthodoxen Standpunktes, durch die Reichhaltigkeit des gelehrten Materials, die Durchsichtigkeit und Uebersichtlichkeit der Anordnung, die durchgängige Verbindung der wissenschaftlichen und praktischen Gesichtspunkte den Höhepunkt der orthodoxen altlutherischen Dogmatik ... Das Werk (gilt) immer noch mit Recht als das opus palmare der lutherischen Dogmatik, als vielbenützte und unerschöpfte Fundgrube theologischer Gelehrsamkeit, als gründlichste und umfassendste Verarbeitung des dogmatischen Schatzes der lutherischen Kirche des 16. und 17. Jahrhunderts“ (ADB VIII, 768). Vorliegender Band enthält die Kapitel XXXI bis XXXIV: De extremo Iudicio - De Consummatione seculi. - De Inferno seu Morte aeterna - De vita aeterna. – Papierbedingt gleichmäßig schwach gebräunt, sonst wohlerhalten. Dublettenexempar aus der UB Jena, mit entsprechendem Stempel und Bleistiftsignaturen auf dem Vorsatz.

Abbildungen

1551 Gerhard, Johann. Locorum Theologicorum cum pro adstruenda veritate, tum pro destruenda quorumvis contradicentium falsitate, per theses nervose, solide & copiose explicatorum. Tomus nonus & ultimus. 6 Bl., 1056 S., 22 Bl. 19 x 14,5 cm. Pergament d. Z. mit hs. RTitel. Jena, Tobias Steinmann, 1622. 180 € VD17 3:608876Q. – Letzter Band der neunbändigen Ausgabe seiner dogmatischen Hauptschrift, mit welcher der in Jena wirkende lutherisch-orthodoxe Theologe Johann Gerhard (1582-1637) ein maßgebliches Grundlagenwerk vorlegte: „Sein litterarischer Ruhm beruht hauptsächlich auf zwei größeren theologischen Werken, einem dogmatischen und einem polemischen. Ersteres sind seine ‚Loci theologici‘ zu Heldburg von dem 27jährigen Jüngling begonnen, 1621 zu Jena beendigt, gedruckt in 9 Quartbänden, Jena 1610 bis 1622, eine Ergänzung des

1552 Gothus, Matthaeus. Syntagma breve theologicum, hoc est: Locorum theologicorum quaestiones & obiectiones praecipuae fere omnes, earundemque apodicticae ma251


Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ 1553 Hanneken, Philipp Ludwig. Contemplatio ruina­ rum Babylonis, iuxta Anachorisin Apocalypticam Johannis Apostoli, defendet M. Andreas Kunadus. 24 Bl. 19 x 15 cm. Heftstreifen (ohne Einband). Wittenberg, Christian Schroedter, 1695. 120 € VD17 12:135038W. – Eine von zwei erschienenen Druckvarianten (vgl. VD17 39:134091C, dort mit Widmung auf dem Titel verso). Der orthodox lutherische Theologe Philipp Ludwig Hanneken (1637-1706) wirkte viele Jahre als Professor in Wittenberg, wo er „seinen Kampf gegen den Pietismus fort(setzte), gegen alles, was nicht auf dem Boden einer statisch verstandenen Kirchenordnung stand, und verteidigte die symbolischen Bücher, die eine göttliche Inspiration in Anspruch nehmen können. Hanneken zählt zwar nicht zu den wirklich großen Gestalten der lutherischen Orthodoxie an der Theologischen Fakultät in Wittenberg, er ist aber ihr später und unerbittlicher Verteidiger“ (NDB VII, 620). – Etwas gebräunt, oberer Rand mit Dublettenvermerk.

1554 Henichius, Johannes. Disseratio de majestate civili. 102 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 18 x 14,5 cm. Pappband d. Z. (Bezug im Bereich des Rückens fehlt, etwas stärker ausgeblichen, fleckig und beschabt). Rinteln, Lucius, 1653. 120 € Nicht bei Wetzer-Welte. – Erste Ausgabe. Johannes Henichius (16161671), ein gemäßigter, lutherischer Theologe folgte „1651 der Berufung auf eine Professur der Theologie zu Rinteln mit Freuden ... 1653 übernahm er außerdem noch die Stelle eines Consistorialraths und Superintendenten der Grafschaft Schaumburg und vorzugsweise war er es, von welchem die in Rinteln jetzt heimische Theologie Calixt‘s energisch vertreten ward. (ADB XI, 471f.). – Letzte Lage gelöst, Bindung geschwächt. Fliegender Vorsatz gestempelt.

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ximè responsiones. Editio innovata. 138 nn. Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 15 x 9 cm. Pergament d. Z. aus einem Handschriftenblatt (starke Gebrauchsspuren). Leipzig, Henning Grosius, 1616. 300 € Vgl. VD17 23:283251B (EA 1612) und VD17 23:245790T (dritte Auflage 1622). – Zweiter Druck der zuerst 1612 ebenda erschienenen dogmatischen Abhandlung des Theologen Matthaeus Gothus (1580-1626). Er war ein biographisch nicht weiter nachweisbarer Sohn des gleich­ namigen Vaters (1548-1619), der aus dem thüringischen Ellrich stammt und in Stolberg im Harz als Hauslehrer des Grafen von Stolberg sowie als Hof- und Stadtprediger wirkte. Der hintere Innenspiegel mit einem weiteren montierten Blatt mit großer Holzschnitt-Druckermarke von Grosius und zweitem Impressum („Imprimebat Justus Jansonius Danus Anno M.DC.XVI.“), das möglicherweise auch zum Druck gehört. – Gebräunt und braunfleckig, die letzten Blatt etwas lädiert. Titel und Innenspiegel mit hs. Eintrag. Kein Standortnachweis dieser zweiten Auflage in einer deutschen Bibliothek.

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1555 Herp, Hendrik. Theologiae mysticae in libri tres. 3 Teile in 1 Band. 14 Bl, 899 S. Mit Holzschnitt-TVignette und Schlussvignette. 20 x 15 cm. Reich blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (oberes Kapital und die oberen Ecken abgeschürft, etwas berieben und bestoßen, leicht fleckig, der Rückdeckel minimal wurmstichig). Köln, Arnold Quentel, 1611. 400 € VD17 3:613200X. – Spätere Ausgabe der „Theologica Mystica“ von Hendrik Herp (1400/1410-1478), die seit 1538 bis dato mindestens fünf Mal neu aufgelegt und auch ins Deutsche und Französische übersetzt wurde. Das Werk, eine lateinische Übersetzung der Sammlung seiner wichtigsten mystischen Werke, besteht aus drei Teilen. Herps mystische Theologie griff verschiedene Strömungen der Spiritualität auf, so beispielsweise neben der franziskanischen und zisterzien­ sischen, insbesondere die des Augustiner-Regularkanonikers Jan van Ruysbroek. Besondere Bekanntheit erlangte er als Verfasser des „Spiegel der volcomenheyt“. Hendrik Herp predigte die „unio mystica“, die Einswerdung der Seele mit Gott. Seine Werke wurden noch 1633 auf dem Generalkapitel der Franziskaner in Toledo als offizielles Lehrbuch der Mystik für den ganzen Franziskanerorden erklärt. – Mit hs. Besitzvermerk auf dem Titel. Etwas gebräunt, teils stärker, vereinzelt etwas fleckig. Bemerkenswert dekorativ gebunden.


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert 1556 Inchino, Gabriele. Conciones de quatuor hominis novissimis. Nunc primum ex Italico in Latinum idioma conversae, interprete F. Antonio Dulcken. 20 Bl., 880 S. Mit Kupfertitel. 15,5 x 9 cm. Blindgeprägter Schweins­ lederband d. Z. (etwas berieben, Rücken mit Kalkweiß überstrichen und mit hs. RTitel) und 2 (1 defekt) Messingschließen. Köln, Johann Crithius, 1632. 150 € Vgl. VD17 12:192851F (EA 1609). – Späterer Druck der zuerst ebenda 1609 erschienenen Predigtsammlung des Augustiner-Chorherr vom Lateran Gabriele Inchino (1548-1608) mit den Auslegungen des Kölner Kartäusers Antonius Dulcken (1560-1623). – Erste Lagen mit leichten Druckspuren im Seitenrand. Sonst wohlerhalten. Abbildung

1557 Jurieu, Pierre. L‘accomplissement des propheties ou la delivrance prochaine de l‘eglise. 2 Teile in 1 Band. 20 Bl., S. 41-306 S., 3 (le. w.) Bl.; 387 S., 3 Bl. 15 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben und fleckig). Rotterdam, Abraham Acher, 1686. 120 € Zweite Ausgabe, verfasst von dem reformierten Theologen und einem der wichtigsten Publizisten der Hugenotten, Pierre Jurieu (1637-1713). – Zu Beginn mit Feuchtigkeitsschaden. Vorderer fliegender Vorsatz verso gestempelt.

1558 Koch, Christian Gottlieb. Desperata chiliasmi caussa. 2 Teile in 1 Band. 1 Bl., 174 S.; 3 Bl., 154 S. 16 x 9,5 cm. Moderner Pappband. Magdeburg, Erben Gerlach, 1697. 220 € VD17 1:069053W. – Einzige Ausgabe dieser Streitschrift des evangelischen Theologen und Pfarrers Christian Gottlieb Koch (gest. 1736). – Gleichmäßig gebräunt und stellenweise fleckig. – Eingebunden: Derselbe. Chiliasta plagiarius oder klarer Beweis. 31 nn. Bl. Ebenda 1697. - VD17 1:068911Z. - Leicht gebräunt.

1559 Laymann, Paul. Theologia moralis in quinque libros partita. Editio altera. 5 Teile in 1 Band. Mit Kupfertitel (in Pag.). 24 x 18 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker angestaubt, angeschmutzt und berieben) mit hs. RTitel. München, Nikolaus Heinrich, 1626. 250 € VD17 12:108476G. Vgl. De Backer-Sommervogel IV, 1584, 22. BBKL IV, 1278ff. ADB XVIII, 87. NDB XIV, 6. – Zweite Ausgabe, verfasst von dem österreichischen Jesuiten und einem der bedeutendsten Moraltheologen seiner Zeit, Paul Laymann (1574-1635). „Seine bedeutendste und bekannteste schriftstellerische Leistung ist seine ‚Theologia moralis‘ ... welche in erster Auflage zu München 1625 ans Licht trat, und bis a. 1723 eine Reihe von Auflagen erlebte.“ (ADB). – Kupfertitel stellenweise mit Unterstreichungen mit rotem Farbstift. Vortitel gestempelt. Im Rand leicht gebräunt und braunfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz mit ausführlichen hs. Anmerkungen und im Seitenrand mit Wurmspuren.

1560 Lohner, Tobias. Instructio practica sexta instititiones quintuplicis theologiae. 20 Bl., 674 S., 6 Bl. Flexibles Pergament d. Z. Dillingen, Bencard, 1679. 150 € De Backer-Sommervogel IV, 1909. Vgl. ADB XIX, 130. – Erste Ausgabe, sechste von insgesamt elf ‚Instructiones‘ des österreichischen Jesuiten Tobias Lohner (1619-1680). – Titel mit hs. Besitzvermerk. Minimal braun- und stockfleckig.

1561 Lubbertus, Sibrandus. Commentarii, ad nonaginta novem errores Conradi Vorstii. 46 S., 1 Bl., 840 (von 841). Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 14 x 10 cm. Pergament d. Z. unter Verwendung eines Manuskripts vom Beginn des 15. Jh. (etwas angeschmutzt und berieben) Franeker, Balck, 1613. 400 € Jöcher II, 2551. – Erste Ausgabe, verfasst von dem niederländischen Calvinisten Sibrandus Lubbertus (1556-1625), der damit versuchte, Konrad von der Vorst (1569-1622), Arminius‘ Nachfolger des theologischen Lehrstuhls in Leiden, entgegenzuwirken und ihn von seiner Posi­ tion an der Universität zu entfernen,. „1613 säumte er nicht, den holländischen Staaten Gleichgültigkeit gegen wahre Religion vorzuwerfen und sie des Remonstrantismus anzuklagen in seinen dem Erzbischofe von Canterbury dedicirten ‚Commentarii ad non agnitos 99 errores Lubberto a Vorstio objectos‘. Dafür ließ ihm Hugo Grotius eine kräftige Zurechtweisung angedeihen in seiner Schrift ‚Pietas ordinum Hollandiae et Westfrisiae‘. ... Um so mehr lobten ihn die strengen Contraremonstranten und entsandten ihn 1618 zu der Dordrechter Nationalsynode. Dort zeigte er sich als einen der unversöhnlichsten Antagonisten der Remonstranten und zog sich durch sein unerhörtes Betragen, dem versöhnlichen Thysius gegenüber, die Mißbilligung aller Gemäßigten zu“ (ADB XIX, 323f.). – Titel, vorderer fliegender Vorsatz und vorderer Innenspiegel mit hs. Einträgen. Das Blatt 841 nur fragmentarisch erhalten (der fehlende Text durch Ansetzung einer Fotokopie (ersetzt). Nahezu durchgehend mal mehr, mal weniger feuchtrandig.

1562 Mechthild von Hackeborn. Ein neues guldes Bettbuech in welchem gantz feurige und inbrünstige Gebett, zu Gott dem Allmechtigen, und dem gantzen himlischen Heer, auf die fürnembste heiligste Fest und Sontag deß ganzen Jahrs, begriffen. Maisten theils, auß den Offenbarungen und gewonlichen Gebetten der heiligen Junckfrauen Mechtildis genommen und in Truck gebracht. 8 Bl., 623 (recte: 633) S., 3 Bl. (l. w.). Titel in Rot und Schwarz. Mit 16 Textholzschnitten. 15,5 x 9,5 cm. Blindgeprägter Kalbslederband d. Z. (berieben, vorderes Gelenk und oberes Kapital fachmännisch restauriert, Reste eines Papierrückenschildes) mit punziertem Schnitt und 2 intakten Messingschließen. München, Witwe Anna Berg, 1618. 1.500 € VD17 12:652203D. – Dritter Druck ihres Liber specialis gratiae bei Anna Berg, zuvor erschienen ebenda zwei Ausgaben 1614 und 1618. Das Gebetbuch der Mechthild von Hackeborn (1241-1299) ist geordnet nach den Festen des Kirchenjahres und gilt als herausragendes Zeugnis für

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ & Baronium cardinales. Editio tertia & ultima recognita. 10 Bl., 587 S., 16 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 19,5 x 15 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig, Deckel geworfen). Gorinchem, Paulus Vinck, 1662. 180 € Goldsmith, M 1497. – Dritte lateinische Ausgabe der antikatholischen Streitschrift des reformierten Theologen Philippe de Mornay, dem sogenannten Hugenottenpapst, in welcher er sich gegen die Lehren der Kardinäle Cesare Baronio (1538-1607) und Roberto Bellarmino (15421621) wendet. – Etwas braunfleckig, stellenweise mit Feuchtigkeitsrand, wenige (ausradierte) Anmerkungen in Bleistift. Hinterer Vorsatz mit zahlreichen Ziffersignaturen.

1564 Nicolai, Philipp. Historia des Reichs Christi: Das ist, gründliche Beschreibung der wundersamen Erweiterung, seltzamen Glücks, und gewisser bestimpte Zeit der Kirchen Christi im Newen Testament, wie dieselbe an allen Orten in der Welt wird gepflantzet, und von Jüden, Heyden, Türcken, Papisten, Calvinisten, und andern Feinden, grewliche Verfolgung leidet. Verdeutschet, durch M. Gothardum Artus. 8 Bl., 691 S. Titel in Rot und Schwarz. Mit großer Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. 13 x 7 cm. Blindgeprägter Kalbslederband des 19. Jahrhunderts (Rücken und Kanten stärker berieben). Lüneburg, Johann und Heinrich Stern, 1627. 250 €

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den Einfluss deutscher Frauenmystik und Offenbarungsliteratur des Mittelalters auf die katholische Frömmigkeit im 17. Jahrhundert. Die Visionen der Mechthild aus dem Geschlecht von Hackeborn wurden im späten 13. Jahrhundert im thüringischen Zisterzienserkloster Helfta bei Eisleben niedergeschrieben, der deutsche Erstdruck erfolgte 1503 in Leipzig unter dem Titel Das Buch geistlicher Gnaden. Das Gotteslob der Mystikerin erlangte für die Verbreitung der Herz-Jesu-Verehrung große Bedeutung. Ihr Einfluss reichte bis nach Italien, wo ihre christozentrisch und trinitarisch ausgerichtete Offenbarungen möglicherweise sogar Dante beim Verfassen seiner Göttlichen Komödie inspirierten. Zeitweilig galt es als möglich, dass Mechthild von Hackeborn als Vorbild für die Figur der Matelda gedient haben könnte. Die Holzschnitte zeigen biblische Szenen. – Titel mit verblasstem Stempel, Blatt E7, m1 und n4 mit kleinem Eckabriss, Blatt m3 mit kleinem Papierdefekt im unteren Rand (minimaler Buchstabenverlust). Die Holzschnitte etwas flau, Innenspiegel mit Vermerken und montierten Schildchen, fl. Vorsatz mit altem Besitzvermerk „Soros Maria Catharina Feningerin“. Insgesamt wohlerhalten. Abbildung

1563 Mornay, Philippe de. Mysterium iniquitatis, seu, historia papatus. Asseruntur etiam jura imperatorum, regum, & principum christianorum adversus Bellarminum 254

VD17 1:058973A. – Einer von drei im selben Jahr erschienenen Drucken der ersten deutschen Ausgabe in der Übertragung des Danziger Gelehrten Gotthard Arthus (1568-1628). Die lateinische Erstausgabe des Commentarius de regno Christi erschien 1598 in Frankfurt bei Spieß im großzügigeren Quartformat, der Text für die vorliegende Ausgabe der Sterne wurde ins handliche Duodezformat verkleinert (die beiden konkurrierenden Drucke aus Hamburg und Magdeburg erschienen in Quarto bzw. Oktavo). Der lutherische Hofprediger und Liederdichter Philipp Nicolai (1556-1608) entwirft hier ein apokalyptisches Weltuntergangsszenario, das er für das Jahr 1670 prophezeit. Die letzten Jahre seines Lebens wirkte er als Hauptpastor an St. Katharinen in Hamburg. – Etwas gebräunt, Titel im Bug mit etwas Buchstabenverlust durch Verklebung mit dem Innenspiegel, anfangs mit kleinem Wurmgang im weißen Seitenrand, das Blatt mit der Druckermarke am Schluss mit dem fl. Vorsatz im Bug verklebt. Abbildung

Die früheste Streitschrift gegen das Christentum 1565 Origenes. Kata Kelsu en tomois E. tu autou Philokalia [graece]. - Contra Celsum libri octo: Ejusdem Phi­ localia. Gulielmus Spencerus recognovit, & annotationes adjecit. Accedunt item notæ Davidis Hoeschelii in octo libros Origenis, una cum notis Jo. Tarini in Philocalia. 6 Bl., 428 S., 4 Bl., 110 S., 1 Bl., 98 S., 19 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 22,5 x 17,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben, vom Buchblock gelöst) mit hs. RTitel und moderner Signatur. Cambridge, John Hayes und William Morden, 1677. 240 €


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert Für den englischen Buchmarkt gedruckte Ausgabe der wirkungsmächtigen Gegenschrift, in der Origines Stellung bezieht zu den antichristlichen Thesen des platonischen Philosophen Kelsos, welche dieser in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts in seiner Schrift Wahre Lehre zu Papier brachte. Der Text dieser ältesten bekannten Streitschrift gegen das Christentum ist nur fragmentarisch überliefert, lässt sich aber größtenteils anhand von Origenes‘ Kommentar und der dort zitierten Textpassagen rekonstruieren. Der griechische Originaltext der KelsosFragmente erschien erst 1605 in Augsburg in der von David Höschel herausgegeben Ausgabe, dessen Kommentare finden sich im Anhang der hier vorliegenden Edition durch William Spencer (gest. 1714). Mit griechisch-lateinischem Paralleldruck. – Etwas braunfleckig, erste Lage sauber aus der Bindung gelöst, zweite Lage etwas gelockert, erstes weißes Bl. mit einigen teils gestrichenen Einträgen.

Drei Werke zum Heidelberg-Württembergischen Theologendisput 1566 Pareus, David. Examen und Gegenbericht, uber das jüngsten zu Heidelberg getruckt Calvinische Büchlin, nachfolgenden Tituls: außführlicher Bericht, was die Reformirte Kirchen in Teutschland, glauben oder nicht glauben. Die Dritte Edition. 16 Bl., 690 S., 14 Bl. (d. l. w.). 16 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (etwas gebräunt und bestoßen, leicht verzogen, Vorderdeckel mit rasiertem Monogramm). Frankfurt, Johann Berner, 1611. 1.200 € VD17 39:149671X. – Dritte Ausgabe, nicht identisch mit der ebenfalls als „Die dritte Edition“ titulierten Ausgabe, die im gleichen Jahr ebenda erschienen war (VD17 28:733194Q). Sie erschien vor dem Hintergrund der öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen den lutherischen württembergischen und den reformierten Heidelberger Theologen. David Pareus (1548-1622) war ein überzeugter protestantischer Theologe und Mitverfasser des Heidelberger Katechismus. Als ehemaliger Schüler des Ursinus gab er viele hinterlassene Manuskripte seines früheren Lehrers heraus, verfasste aber auch selbst zahlreiche theologische Schriften. – Titel gestempelt und im unteren Rand mit kleinem Besitzvermerk. Vorderer Vorsatz ebenfalls mit einem Besitzvermerk. Papierbedingt leicht gebräunt, sonst gut erhalten. – Beigebunden: 1) Promotio gehaltenen Examinis: das ist augenscheinlicher Beweis, dass die Heidelbergischen Theologen ... auff die fürgehaltene hochwichtige Fragen, weniger dann nichts Antworten können. 16 Bl., 277 S. Tübingen, Dietrich Werlin, 1610. - VD17 1:081613Z. - Schrift zu der Auseinandersetzung zwischen den Heidelbergischen und Württembergischen Theologen. Auf diese Gegenschrift folgte wenige Jahre später wiederum von Bartholomaeus Pitiscus (1561-1613) und Georg Michael Lingelsheim (1556-1636) die „Antwort der Heidelbergischen Theologen auf der Continuationem Examinis ... was die reformirte kirchen in Deutschland gleuben oder nicht gleuben“. - Papierbedingt leicht gebräunt, stellenweise leicht braun- bzw. stockfleckig. 2) Schlussrede oder Abfertigung der jüngsten Heidelbergischen genannten endtlichen Oberweisung. 1 Bl., 206 S. Tübingen, Philipp Gruppenbach, 1611. - VD17 12:109228H. - Erste Ausgabe der Schrift, die sich in die o. g. Konkurrenzsituation der Zeit fügt. Nachdem die Kurpfalz die Reformation erst 1556 eingeführt hatte, wurde sie von 1559 an zum wichtigsten Territorium calvinistisch-reformierter Konfessionalisierung im Reich. Das Herzogtum Württemberg, das seit 1534 von einem evangelischen Herzog regiert und dessen Kirchenwesen ab 1553 von Johannes Brenz (1499-1570) neu organisiert wurde, führte in Auseinander-

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setzung mit der Kurpfalz die lutherische Konfessionalisierung an. Die Reichsstadt Straßburg, in der Anhänger beider Lager in spannungsvollem Miteinander lebten, stand zudem in regem, gelegentlich konfliktbeladenem Austausch sowohl mit der Kurpfalz als auch mit Württemberg. - Papierbedingt leicht gebräunt.

1567 Perera, Benet. Selectarum disputationum in sacram scripturam. Band II (von 2). 4 Bl., 1194 S., 17 Bl. 22 x 16 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (am Rücken und dem oberen Kapital mit Fehlstelle, etwas berieben und angestaubt, ohne die beiden Messingschließen bzw. eine nur fragmentarisch erhalten) über Holzdeckeln mit goldgeprägter Vignette und goldgeprägtem Vorderdeckeltitel (nahezu vollständig oxidiert). Ingolstadt, Adam Satorius, 1603. 200 € VD17 12:119653Q. De Backer-Sommervogel VI, 501, 3. – Erste Ausgabe des zweiten Bandes. Bei Sartorius erschienen nur zwei Bände, später wurde in Lyon bei Cardon auf fünf Bände erweitert. – Titel mit zwei alten hs. Besitzvermerken. Selten leicht feuchtrandig, am Schluss minimal wurmspurig.

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ 1569 Reinerus de Pisis. Pantheologia, ordine alphabetico per varios titulos distributa. Hrsg. von Jean Nicolai. 3 Bl., 990 S., 11 Bl.; 2 Bl., 986 S., 7 Bl.; 2 Bl., 944 S., 10 Bl. Mit gestochenem Portraitfrontispiz und 3 gestochenen Druckermarken auf dem Titel. 36 x 23 cm. Etwas späteres Leder (etwas berieben, beschabt und fleckig, Kapitale mit kleinen Fehlstellen, Band II an den Stehkanten mit kleinen Nagetierspuren, hinteres Gelenk von Band III partiell angeplatzt) mit goldgeprägtem RTitel und RVergoldung. Lyon, L. Arnaud und P. Borde, 1670. 600 € LThK 8, 980. – Zweite Ausgabe. Reinerus de Pisis „schrieb seit 1331 seine Summa, später auch Patheologia genannt, das älteste theologische Wörterbuch, nach Hauptthemata aplhabetisch geordnet. Obwohl dem Aquinaten hörig, berücksichtigt er auch andere, oft seltene Autoren“ (LThK). – Titel des ersten und dritten Bandes mit hs. Besitzvermerken, letzterer verso mit montiertem gestochenen Exlibris. Ofmtals mit Feuchtigkeitsrändern. Leicht gebräunt und braunfleckig. Abbildung

1570 Sánchez, Pedro. Das Buch vom Reich Gottes. Acht Theyl begreiffendt. 12 Bl., 1090 (statt 1111) S. Titel in Schwarz und Rot. 18,5 x 14 cm. Kalbslederband d. Z. (berieben) mit 2 intakten Messingschließen (Lederbänder erneuert). München 1609. 150 € De Backer-Sommervogel VII, 529f. – Erste deutsche Ausgabe, der spanische Erstdruck der Erbauungsschrift des Jesuitenpaters Pedro Sanchez (1526-1609) erschien 1599. Den Text aus dem Spanischen besorgte der Münchner Schriftsteller und Übersetzer der Gegenreformation Aegidius Albertinus (1560-1620), dessen übersetzerische Arbeiten von großem Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Barockliteratur werden sollten. – Es fehlen die letzten 21 Blatt, sonst wohlerhalten.

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1571 Sánchez, Tomás. In praecepta decalogi, opus morale. Editio recens caeteris castigatior. 2 Teile in 1 Band. 8 Bl., 320 S.; 374 S., 1 w. Bl., 18 Bl. (Index). Mit gestochener Titelbordüre. 35,5 x 21,5 cm. Späterer Pappband (leicht berieben und angestaubt). Lyon, Boissat, 1637. 300 € De Backer-Sommervogel VII, 535. – Zweite Lyoneser Ausgabe mit dem Titel der Ausgabe von 1621. – Durchgehend etwas gebräunt und braunsowie stockfleckig. Vorderer fliegender Vorsatz verso gestempelt. Mit Exlibris „Ex bibliotheca Seminarii sancti Sulpitii Parisiensis“.

1568 Pfeiffer, August. Dubia vexata script. sacrae. 14 Bl., 958 (recte 960) S., 1 Bl.; 216 S., 27 Bl. Mit Kupfertitel, gestochenem Porträtfrontispiz und 5 Kupfertafeln. 20,5 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (leicht angestaubt und berieben) mit hs. RTitel. Leipzig, Johann Friedrich Gleditsch, 1699. 300 €

1572 Santeul, Jean de. Hymni sacri et novi. 10 Bl., 306 S., 3 Bl., 12 S. Mit 12 Notenseiten. 16 x 9 cm. Etwas späteres Leder d. Z. (leicht lichtrandig und berieben) mit goldgeprägtem RSchild und dreiseitigem Goldschnitt. Paris, Thierry, 1698.

VD17 23:243015G. – Vierte Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1679 in Dresden. Wichtige und mehrfach aufgelegte Schrift des Orientalisten August Pfeiffer (1640-1698) über Exegese, Kritik und Hermeneutik des alten Testaments. – Titel mit Feuchtigkeitsfleck und 2 hs. Besitzvermerken. Etwas gebräunt und braunfleckig. Vorderer Innenspiegel mit mehreren hs. Besitzvermerken.

Frühe und zugleich erweiterte Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1685 ebenfalls in Paris. Jean de Santeul (1630-1697), ein französischer Schriftsteller, veröffentlichte stets in lateinischer Sprache unter dem Namen Santolius Victorinus. – Leicht gebräunt.

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180 €


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert 1573 Savonarola, Girolamo. Expositio orationis dominicae, sive in eam Lectio. Oratio. Meditatio. Contemplatio. Et ejusdem sermo in Vigiliam nativitatis Domini. 2 Teile in 1 Band. 90 S., 1 w. Bl.; 286 S. 12 x 7 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben und mit Schabspuren; Rücken fachmännisch unter Verwendung alten Materials restauriert). Leiden, Johann Maire, 1633. 150 € Später Druck im handlichen Taschenformat. – Nur gering fleckiges und insgesamt wohlerhaltenes Exemplar aus der Dominikanerbibliothek im französischen Tolosane, mit entsprechendem Vermerk auf dem Titel. Sowie weiterem Besitzvermerk auf dem fl. Vorsatz.

1574 Seckendorff, Veit Ludwig von. Commentarius his­ toricus et apologeticus de Lutheranismo, sive de reformatione religionis. 22 Bl., 84 S., 319 S.; 219 S.; 700 S., 72 Bl. Mit gestochenem Frontispiz und blattgroßem gestochenen Porträt. 33,5 x 20 cm. Pergament d. Z. (etwas stärker an­ geschmutzt und etwas berieben, Rücken mit Montierungsresten eines Klebeschildchens). Leipzig, Johann Friedrich Gleditsch, 1694. 250 €

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VD17 12:117390T. Schottenloher 41014. Jantz 2315. Wegele 735. – Zweite Ausgabe. Gegenüber der Erstausgabe von 1692 kollationsgleiche zweite, vollständige Ausgabe dieser Übersetzung und Widerlegung der antilutherischen Schmähschrift des Jesuiten Maimbourg. „Von unvergänglichem Werthe, noch heute ein unentbehrliches Buch für alle Reformationshistoriker ... Er machte dazu die umfänglichsten Studien, das gesammte archivalische Material der sächsischen Fürsten stand ihm zu Gebote, ... [so] dass das Buch in der That an dem Faden des Lebens Luther’s eine deutsche Reformationsgeschichte bietet, die nicht nur dem Bedürfnisse ihrer Zeit entsprach, sondern ... ob der Fülle des Stoffes und des reichen Actenmaterials auch heute noch nicht entbehrt werden kann“ (ADB XXXIII, 521). – Leicht gebräunt. Mit gestochenem Exlibris des Johann Christoph Freiherr von Bartenstein (1689-1767): „Insignia D. Jo. Christophori / S. R. J. Lib. Baronis de Bartenstein,“ darunter das Motto: „Peragit tranquilla potestas / quod violenta nequit.“ Abbildung

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ 1575 Serarius, Nikolaus. Sammelband mit 4 Werken. Mit gestochener Wappenbordüre. 31 x 20 cm. Blindgeprägtes Pergament d. Z. (leicht berieben, gering fleckig, ohne die beiden Bindebänder bzw. nur fragmentarisch erhalten) mit hs. RTitel. Mainz, Balthasar Lippius, 16101617. 500 € I) VD17 12:121496W. De Backer-Sommervogel VII, 1144, 40. II) VD17 12:121505L. De Backer-Sommervogel VII, 1137, 18. III) VD17 23:632548C. De Backer-Sommervogel VII, 1144, 39. IV) VD17 12:121543W. – Seltener Sammelband mit vier wichtigen Kommentaren des lothringischen Jesuiten, Exegeten und Kirchenhistorikers Nikolaus Serarius (1555-1609). Vorhanden sind: 1) In libros regum et paralipomenon. Commentaria posthuma, nunc primum in lucem edita. 4 Bl., 374 S., 1 w. Bl. Mit gestochener Wappenbordüre. 1617. - 2) In sacros divinorum bibliorum libros, Tobiam, Judith, Esther, Machabaeos, commentarius. 4 Bl., 531 S., 3 (le. w.) Bl. Ebenda 1610. - 3) Prolegomena bibliaca, et commentaria in omnes epistolas canonicas. 10 Bl., 218 S., 1 w. Bl. Ebenda 1612. - 4) Commentaria in omnes epistolas canonicas sanctorum apostolorum. 6 Bl., 84 S. Ebenda 1612. – Die Wappenbordüre partiell knapp beschnitten. Gering gebräunt, stellenweise leicht fleckig und angeschmutzt. Vorderes Innengelenk mit kl. Wurmspuren.

1576 Stapleton, Thomas. Promptuarium morale super evangelia dominicalia totius anni. Ad instructionem concionatorum, reformationem peccatorum, consolationem piorum. Pars aestivalis. Editio altera, ab ipso authore aucta et recognita. 8 Bl., 640 S., 7 Bl. 17 x 10,5 cm. Blindgeprägter Schweinslederband d. Z. (fleckig und berieben) mit 2 intakten Messingschließen. Köln, Birckmann für Hermann Mylius, 1620. 300 € VD17 3:610785B. – Zweiter Teil der Sammlung exegetischer Schriften, der den Sommerteil des Kirchenjahres von Ostern bis Advent betrifft. Exemplar im Meistereinband aus der Augsburger Buchbinderwerkstatt von Hans Lietz, der laut Haebler zwischen 1588 und 1623 lückenlos in Augsburg nachweisbar ist. Mit den entsprechenden Initialen „HL“ in den figürlichen Mittelplatten (vgl. Einbanddatenbank p002796). Die Mittelplatte auf dem Vorderdeckel mit dem Bibelzitat aus Vers sieben des ersten Kapitels der Offenbarung des Johannes: „Sanguis Jesu Christi emundat nos ab omni peccato“ (Das Blut, das Jesus Christus für uns vergossen hat, befreit uns von aller Schuld) und entsprechender allegorischer Darstellung. – Etwas stockfleckig, fl. Vorsatz mit zeitgenössischem Besitzeintrag. Abbildung Seite 257

1577 Strype, John. Memorials of the most reverend Father in God, Thomas Cranmer, sometime Lord Archbishop of Canterbury. Wherein the history of the Church, and the Reformation of it, during the Primacy of the said Archbishop, are greatly illustrated. 5 Bl., XII S., 10 Bl., 467, 271 S. Mit gestochenem Porträtfrontispiz und 5 gestochenen Porträttafeln. 32 x 21 cm. Leder d. Z. (Gelenke partiell angeplatzt, etwas berieben, Vorderdeckel mit Knickspur 258

in der oberen Ecke) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. London, Richard Chiswell, 1694. 300 € Vgl. Jöcher IV, 901. – Erste Ausgabe der Biographie des Reformators Thomas Cranmers (1489-1556), verfasst von dem englischen Geistlichen und Historiker John Strype (1643-1737). Cranmer studierte in Cambridge, wo er 1523 im Fach Theologie promovierte und einen Lehrauftrag erhielt. Heinrich VIII. unterstützte er bei dessen Annullierung der Ehe von Katharina von Aragón, wodurch er die Gunst des Königs gewann und zum Erzbischof von Canterbury ernannt wurde. Jedoch fiel er durch die Scheidung und die damit einhergehende Anerkennung der Ehe mit Anne Boleyn in Ungnade beim Vatikan, der ihm einen pästlichen Bann androhte, der wenig später auch ausgesprochen wurde. In der Folge erklärte Heinrich VIII. die Loslösung der englischen Kirche von Rom. – Durchgehend in der oberen Ecke etwas stärker feuchtrandig. Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig, stellenweise knick- und knitterspurig.

1578 Turrettini, François. Institutio theologiae elencticae. Editio nova recognita & multis locis aucta. 3 Bände. 29 Bl., 756 S., 15 Bl.; 16 Bl., 792 S., 16 Bl.; 12 Bl., 714 S., 11 Bl. Mit 3 wdhl. Holzschnitt-Druckermarken. 22,5 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben, fleckig und angestaubt) mit goldgeprägtem RTitel. Genf, Samuel de Tournes, 1688-1689. 600 € Vgl. Jöcher IV, 1364. Hoefer XLV, 747. – Zweite Ausgabe. Die „Institutio Theologiae Elencticae“ des Genfer reformierten Theologen François Turrettini (1632-1687) war erstmals 1679 bis 1685 ebenfalls in drei Bänden in Genf erschienen und stellt einen Höhepunkt der reformierten Scholastik dar. Die Schrift orientiert sich an der auf der Dordrechter Synode (1618-1619) festgelegten Lehre und diskutiert kontroverse, aus der Bibel abgeleitete Fragestellungen. Turrettini legt die Lehre der reformierten Kirche dar. Der erste Band behandelt die Theologie, Schrift, Dreifaltigkeit, göttliche Dekrete, Schöpfung, Vorsehung, Engel, den ursprünglichen Zustand der Menschheit, Sünde und freien Willen. Der zweite Band befasst sich mit Gottes Gesetz, dem Gnadenbund, der Person Christi, seiner Berufung und seinem Glauben. Im dritten Banden werden u. a. die Kirche und die Sakramente erörtert. Turrettini studierte u. a. in Genf, Leiden, Utrecht und Paris evangelische Theologie und gehörte selber der strengen calvinistischen Orthodoxie an. 1653 wurde er als Professor der Theologie an die Genfer Akademie berufen, wo er bis zu seinem Tod lehrte. – Bindung zu Beginn des ersten Bandes geschwächt. Leicht gebräunt und braunfleckig, stellenweise leicht feuchtrandig. Sehr selten mit Randanmerkungen und Textunterstreichungen. Die vorderen Vorsatzpapiere bzw. der vordere Innenspiegel erneuert bzw. mit neuem Beszugspapier. Mit kleinem Antiquariatsschildchen.

1579 Toledo, Francisco de. Instructio sacerdotum, ac poenitentium. 4 Bl., 746 S., 19 Bl. 22,5 x 16,5 cm. Flexibles Pergament d. Z. (stärker berieben und etwas fleckig) mit hs. RSchild. Venedig, M. Bertano, 1629. 150 € De Backer-Sommervogel VIII, 75. – Spätere venezianische Auflage des häufig aufgelegten Werkes über die Beichte. – Etwas, teils auch stärker braun- und stockfleckig, leicht gebräunt.


________________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert 1580 Voet, Gijsbert. Politicae ecclesiasticae. 3 Teile in 4 Bände. Mit 1 Falttabelle. 19,5 x 14,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken von Band I vollständig restauriert, am oberen Kapital der Bände II-III restauriert, leicht berieben, jeweils ohne die vier Bindebänder) mit hs. RTitel. Amsterdam, Waesberghe, 1663-1676. 800 €

1581 Voet, Gijsbert. Selectarum disputationum theologicarum. 5 Bände. Mit gestochenem Porträtfrontispiz, 3 gefalteten Tafeln und 1 Textholzschnitt. 20,5 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (gering berieben) mit 2 goldgeprägten RSchildern (teils mit kleinen Fehlstellen). Utrecht, Waesberghe, 1648-1669. 2.400 €

Hoefer XLVI, 335. – Erste Ausgabe, verfasst von dem niederländischen reformierten Theologen Gisbertus Voetius (1589-1676). Dieser war calvinistisch geprägt und gilt als Begründer der ‚Näheren Reformation‘. Neben seinen Tätigkeiten als Prediger, Pastor und Professor für systematische Theologie bildete er auch eine Vielzahl an Ministern aus und strebte eine Harmonie zwischen orthodoxer Lehre und eigener Frömmigkeit an. Die vorliegende Ausgabe unterrichtet in der Kirchenpolitik der niederländischen Reformation im 17. Jahrhundert. – Stellenweise etwas gebräunt, gelegentlich feuchtrandig, teils mit Knickspuren.

Hoefer XLVI, 335. – Erste Ausgabe von Gisbert Voets (1589-1676) dogmatischem Hauptwerk. Die fünf Bände umfassen seine akademischen Werke über theologische Debatten über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren. Grundlage dafür bildeten seine sogenannten ‚Samstags-Seminare‘. Voet verfasste Thesen, die sich mit aktuellen theologischen Fragen befassten und ernannte ‚Debattierer‘, die angewiesen wurden, diese Fragen zu diskutieren. Insgesamt sind 358 Abhandlungen, hauptsächlich über die Moral und Ethik der reformierten Kirche, in die fünf Bände nach einer von Voet selbst vorgenommenen Redaktion aufgenom-

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Theologische Einzelwerke – 17. Jahrhundert ______________________________________________________________________________________ düren, 2 wdhl. Holzschnitt-Portraits verso Titel und über 400 Textholzschnitten von u. a. J. Amman. 33,5 x 20 cm. Pergament d. Z. (etwas berieben, fleckig). Lauingen, L. Rheinmichel 1600-1608. 600 € VD 16, W 4209 und 4211. Adams W 236. STC 927. Ebert 24029. Becker, Amman 131. Nagler, Monogrammisten III, 2770. Caillet 11469 „rare et recherché“. – Erste Ausgabe. „Ein ehemals sehr gesuchtes Collectaneenbuch“ (Ebert), das einen detailreichen Querschnitt durch das gesamte Wissen seiner Zeit bildet, mit einer Fülle von politischen, geistlichen und kulturellen Ereignissen. Der reiche Buchschmuck stammt u. a. aus dem Trachtenbuch der katholischen Geistlichkeit von J. Amman, dessen Holzschnitte hier erneut verwendet wurden. Die schöne Titelbordüre und viele weitere, zum Teil satirische Illustrationen stammen laut Nagler von J. Lederlein, tlw. weisen seine Holzschnitte das Monogramm „IL“ mit einem dazwischenliegenden Herzen auf, andere sind ohne Monogramm. Lederlein war um 1580-1600 Formschneider in Tübingen und „hinterließ eine ziemliche Anzahl von Blättern, welche auch in technischer Hinsicht zu beachten sind“ (Nagler). – Die beiden Titel mit kleinen Randläsuren. Mal mehr, mal weniger gebräunt und braunfleckig, gelegentlich auch stärker gebräunt, stellenweise feuchtrandig. Wie meist ohne den oft fehlenden Index von J. J. Linsius. Abbildung

1583 Zepper, Wilhelm. Politia ecclesiastica sive forma, acratio administrandi. 48 (le. w.) Bl., 844 S., 1 Bl. 17 x 10 cm. Pergament d. Z. (unteres Kapitalbändchen gelöst, leicht berieben und angestaubt) mit goldgeprägtem Supralibros auf dem Vorderdeckel und goldgeprägtem Wappen auf dem Rückdeckel. Herborn, Corvinus, 1607. 350 €

1582

men worden. Somit handelt es sich um ein exemplarisches und praktisches Lehrwerk der reformierten Orthodoxie. Gisbert Voets, ein reformierter Prediger, Pfarrer und Theologieprofessor, verfasste als erster Protestant eine Missionstheologie und nahm 1618 bis 1619 an der Dordrechter Synode als Pfarrer teil. Nach seinem Studium der Theologie und Logik in Leiden lehrte er als Professor für semitische Sprachen und Theologie an der Utrechter Universität, die er 1636 mitbegründete. Er erlangte großes Ansehen und stieg zu einer der führenden Persönlichkeiten der reformierten Orthodoxie auf. – Band eins etwa ab der zweiten Hälfte in der oberen Ecke etwas stärker feuchtrandig. Band vier gelegentlich etwas gebräunt und in der unteren Ecke stellenweise mit kleiner Feuchtigkeitsspur. Leicht gebräunt. Abbildung Seite 259

1582 Wolf, Johannes. Lectionum memorabilium et reconditarum centenarii XVI. 2 Bände. 18 Bl., 1012 S.; 10 Bl., 1074 S. Mit 2 wdhl. szenischen Holzschnitt-Titelbor260

VD17 39:145167S. – Zweite Ausgabe, die erste erschien 1595 ebenfalls in Herborn. Wilhelm Zeppers (1550-1607) „Hauptschrift: ‚De Politia ecclesiastica sive forma ac ratio administrandi et gubernandi regni Christi‘ ... ist geradezu classisch zu nennen in ihrer Art und hat dem berühmten Niederländer Gisbert Voetius zu seinem gleichnamigen voluminösen Werke als Modell gedient. „Wenn man lutherischer Seits 300 Jahre lang diese Schrift Zepper‘s ignorirt hat, so that man das aus herkömmlichem Vorurtheil gegen alles, was der reformirten Kirche oder Theologie angehört.“, „Auf die Wichtigkeit der Schule hat er in seiner Schrift ... ‚Politia ecclesiastica‘ aufmerksam gemacht. Mit pädagogischer Sachkenntniß hat er die Erziehung der Jugend auf die Religion, vornehmlich auf das Wort Gottes basirt“ (ADB XL, 85f.). – Öfters etwas feuchtrandig, leicht gebräunt, stellenweise etwas fleckig. Das vordere Innengelenk gebrochen.

1584 Zepper, Wilhelm. Tractatus de sacramentis, in genere et in specie. 24 (2 le. w.) Bl., 822 S., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf dem Titel. 17 x 10 cm. Pergament d. Z. (Vorderdeckel etwas fleckig) mit hs. RTitel. Herborn, Christoph Corvinus, 1606. 300 € VD17 1:074007A. – Erste Ausgabe von Wilhelm Zeppers (1550-1607) Schrift über die Sakramente. – Leicht gebräunt, am Schluss vereinzelt mit Feuchtigkeitsspur im Seitenrand.


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Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert 1585 Alexandre, Noel. Historia ecclesiastica veteris novique testamenti. Editio omnium novissima. 9 Teile in 5 Bänden. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 36,5 x 23 cm. Halbschweinsleder d. Z. (etwas berieben und angeschmutzt) mit goldgeprägtem RTitel. Ferrara und Venedig, Thomas Bettinelli, 1758-1762. 300 € Etwas spätere Ausgabe. – Titel gestempelt, mit hs. Besitzvermerken und teils im Seitenrand hinterlegt. Stellenweise etwas braun- und stockfleckig, gelegentlich mit kleinen Feuchtigkeitsrändern. Mit Bibliotheksschildchen.

1586 Anti-Götzische und Anti-Leßingische schreckenvolle Biblisch-Prophetische Blicke in die letzten fürchterlichsten Revolutionen aller äußern Kirchen und Religionen. 32 S. 17,5 x 10 cm. Moderner Pappband. O. O. u. Dr. 1782. 150 € VD18 12823821. – Unfirmierter Druck der theologischen Streitschrift zum sogenannten Fragmentenstreit, der bedeutendsten theologischen Auseinandersetzung des 18. Jahrhunderts in Deutschland, an welchem der Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze (1717-1786) und Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) als Gegenspieler beteiligt waren. „Ein Schlüsselereignis des deutschen Aufklärungsjahrhunderts, in dessen Gefolge Lessing nach rhetorisch glänzenden Repliken auf seine orthodoxen und neologischen Opponenten sein Drama ‚Nathan der Weise‘ verfaßte“ (KNLL). – Sehr schönes und wohlerhaltenes Exemplar.

1587 Bayeux, Amédée de. Paulus ecclesiastes seu Eloquentia christiana qua orator evangelicus ad ideam & doctrinam divi Pauli formatur. 9 Bl., 778 S., 10 Bl. Mit gestochener Titelvignette. 23 x 16,5 cm. Pergament d. Z. (Rücken mit größerer Fehlstelle und angeplatzt, etwas berieben und leicht angestaubt und fleckig) mit goldgeprägtem RSchild. Venedig, Albriti, 1720. 250 € Zweite Ausgabe des erstmals 1662 in Paris erschienenen Lehrbuchs zur religiösen Rhetorik und zugleich ein bedeutendes Werk zur Homiletik. Verfasser ist der Kapuzinermönch Amédée de Bayeux (gest. 1676). – Titel gestempelt. Stellenweise leicht braun- und stockfleckig. Am Schluss mit verblassten Feuchtigkeitsrändern. Leicht gewellt.

1588 Beausobre, Isaac de. Histoire Critique de Manichée et du Manichéisme. 2 Bände. XXXIV, 806 S; LXXVI, 594 S. Mit 1 gestochenen Titelvignette. Leder d. Z. (Kapitale und Ecken offen, Gelenke gebrochen, etwas bestoßen und berieben) mit 2 (1 nur fragmentarisch erhal­ ten) goldgeprägten RSchildern und RVergoldung. Amsterdam, Frederic Bernard, 1734-1739. 200 €

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Brunet I, 723. – Erste Ausgabe der Schriften des französischen Theologen Isaac de Beausobre (1659-1738), der heute vor allem durch seine Werke über den Manichäismus bekannt ist. Die auf den Lehren des Mani begründete Offenbarungsreligion wird durch die Unterscheidung von zwei Naturen und drei Epochen der Heilsgeschichte gekennzeichnet. Während sich die zwei Naturen in Licht und die Finsternis unterscheiden, beziehen sich die drei Epochen auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aufgrund der Trennung zweier absolut verschiedener und gegensätzlicher Naturen wird der Manichäismus zu den dualistischen Modellen gezählt. Das vorliegende Werk ist bezeichnend für die westliche Geschichtsschreibung des Manichäismus und setzt sich kritisch mit dessen Historie und Entwicklung auseinander. – Vorsätze leimschattig, leicht gebräunt. Stellenweise gering wurmspurig und braun- bzw. stockfleckig.

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Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ 1589 Benedikt, XIV., Papst. Casus conscientiae de mandato olim eminentissimi S. R. E. Cardinalis Prosperi Lambertini Bononiae archiepiscopi. Cum indice locupletissimo. Editio in Germania quarta. 2 Bl., 488 S., 12 Bl. Mit kleiner gestochener Titelvignette. 16,5 x 9,5 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben, Rückdeckel mit kleiner Druckspur). Augsburg, Matthias Rieger und Söhne, 1766. 150 € VD18 80229255. – Späterer Augsburger Druck der Schrift Prosper Lambertinis (1675-1758), der als Papst Benedikt XIV. ab dem Jahr 1740 das höchste Amt innerhalb der katholischen Kirche bekleidete und während seines Pontifikats zahlreiche Neuerungen und Reformen auf den Weg brachte. Exemplar mit den drei dazugehörigen und angebundenen Appendices Ad casus conscientiae de mandato (Ebenda 1766-1766). – Etwas fleckig, fl. Vorsatz gestempelt.

1590 Bengel, Johann Albrecht. Ordo temporum a principio per periodos oeconomiae divinae historicas atque propheticas. 8 Bl., 441 S., 7 Bl. Titel in Schwarz und Rot. 17 x 10 cm. Leder d. Z. (Rückdeckel mit Wurmspuren). Stuttgart, Johann Christoph Erhard, 1741. 120 € ADB II, 332. – Erste Ausgabe seiner zweiten chronologischen Arbeit, in der Bengel „seine Methode (entwickelt), das Alter der Welt, so wie den Zeitpunkt ihres Endes in der Zukunft Christi zu berechnen und aus den Evangelien ein genaues Bild von dem chronologischen Verlauf der Geschichte Jesu zu gewinnen ... Allein in diesen chronologischen Arbeiten, auf die Bengel selbst großen Werth legte und viele Zeit verwandte, verbarg sich eine tiefe und fruchtbare theologische Idee, aus der auch (seine) apokalyptischen Schriften ‚Erklärte Offenbarung Johannes‘, 1740 (und) ‚Sechzig erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis‘, 1747 hervorgegangen sind“ (ADB). – Titel und Erratablatt leimschattig, Innenpiegel mit Adelsexlibris des späten 19. Jahrhunderts. Insgesamt wohlerhalten.

1592 Beyerlinck, Laurentius. Magnum theatrum vitae humanae: Hoc est, rerum divinarum, humanarumque syntagma catholicum, philosophicum, historicum, et dogmaticum. Editio novissima, singulari cra recognita. 8 Bände. Titel in Rot und Schwarz. Mit Kupfertitel und 7 gestochenen Titelvignetten. 37,5 x 24 cm. Blindgeprägte Schweinslederbände d. Z. (fleckig und berieben, ohne Messingschließen, Band VI abweichend gebunden und mit 2 intakten Schließen) mit 4 (statt 7) goldgeprägten Wappensupralibros (3 wurden ausgeschabt) sowie den Besitzerinitialen „F.N.A.Z.S.“ und dem Bindejahr „1664“. Lyon, Jean-Antoine Huguetan und Marc-Antoine Ravand, 1656 (Band VI: Venedig, Nicoalus, Pezzana, 1757). 1.800 € Graesse I, 358. Ebert 2081. – Zweite Ausgabe von Beyerlincks alphabetischer Umarbeitung von Theodor Zwingers monumantalem Theatrum humanae vitae, der Band VI disparat in Schweinsleder gebunden und in einem späteren Druck bei Nicolaus Pezzana. „Eine riesige Sammlung von literarischen Stoffen, Anspielungen und Belegen“ (Zischka). Laurentius Beyerlinck (1578-1627) „ist ein Schriftsteller von großem gelehrtem Sammelfleiß. Von seinen Werken, meistens kirchlichen und geschichtlichen Inhaltes, sind namentlich zwei zu ihrer Zeit viel benutzt worden: ‚Biblia sacra variarum translationum‘, 3 Theile, 1616, und das ‚Magnum theatrum vitae humanae‘. Diesem Werke liegt Theodor Zwinger‘s berühmtes ‚Theatrum vitae humanae‘, zuerst 1565 in 5 Bänden erschienen, zu Grunde. Beyerlinck erweiterte den Stoff, gab ihm alphabetische Ordnung und bequemte ihn dem Katholicismus durch sorgfältige Beseitigung aller protestantischen Elemente an“ (ADB II, 600), in dieser Form dann „der klösterlichen Bildung unentbehrlich“ (Ebert). Prächtig gebundene Reihe aus der Klosterbibliothek des Zisterzienserstifts im oberösterreichichen Schlierbach, mit entsprechendem Besitzeintrag auf dem Vortitel und Kupfertitel in Band I sowie auf den anderen Titelblättern. Die Vorderdeckel mit dem Wappensupralibros von Nivard I. Geyregger, von 1660 bis 1679 vierter Abt des Stifts, der als tatkräftiger Bauherr in Erinnerung geblieben ist, mit dessen Eignerinitialen „F(rater) N(ivard) A(bt) Z(u) S(chlierbach)“. – Braun- und stockfleckig. Abbildung Seite 261

1591 Besombes, Jacques. Moralis christiana. Ex scriptura sacra, traditione, conciliis, patribus, et insignioribus theologis excerpta. Post quartam Venetam editio prima in Germania. 2 Bände. 6 Bl., XXII S., 1 Bl., 628 S.; XXVI S., 1 Bl., 690 S. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochener Titelvignette. 20,5 x 16,5 cm. Marmorierte Kalbslederbände (berieben, mit teils stärkeren Schabspuren) mit RSchild. Augsburg und Innsbruck, Joseph Wolff, 1761. 180 € Erste im deutschen Sprachraum gedruckte Ausgabe vom einzigen Werk des französischen Moraltheologen Jacques Besombes, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wirkte und das mehrere Ausgaben erlebte; der Erstdruck erschien 1711 in Toulouse als achtbändige Duodez-Ausgabe, die vorliegende Augsburger Quartausgabe deutlich großzügiger und im zweispaltigen Druck. – Etwas braunfleckig, Titel verso gestempelt, erste Lagen von Band II mit Stauchspur im Seitenschnitt, Blatt I4 ebenda mit kuriosem Zensureingriff, die rechte Spalte wurde zur Hälfte mit Papier tektiert und unleserlich gemacht. Sonst wohlerhalten.

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1593 Burnet, Thomas. De statu mortuorum et resurgentium tractatus. 3 Bl., 405 S. 19 x 12 cm. Leder d. Z. (etwas stärker berieben und stellenweise am Rücken etwas wurmspurig) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Rotterdam, Johannes Hofhout, 1729. 120 € Vgl. Brunet I, 1410. Graesse I, 578. – Spätere Ausgabe des erstmals 1720 in London erschienenen Werkes von Thomas Burnet (1635-1715). Der englische Theologe forschte und arbeitete besonders über die Kosmogenie. In den Folgejahren wurden nur bestimmte Aspekte seiner Theorien betrachtet. Diese entwickelten sich in der damals entstehenden Wissenschaft der Geologie zum Standard. So setzte sich beispielsweise die von ihm begründete Bedeutung der Sintflut auf die Gebirgsbildung in geologischen Schriften durch. – Titel gestempelt. Die ersten drei und letzten zwei Blätter mit größerem Feuchtigkeitsfleck. Stellenweise mit leichtem Wurmfraß.


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert 1594 Busenbaum, Hermann. Medulla Theologiae Moralis. Accedunt propositiones ad hanc usque diem proscriptae; quarum et index ad libri calcem texitur, et suis in locis mentio fit oppurtuna. Editio tertia Patavina. 12 Bl., 635 S., 25 Bl. Mit typographischer Falttafel. Titel in Schwarz und Rot. 12,5 x 6,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit hs. RTitel. Passau, Johannes Manfré, 1713. 120 € De Backer-Sommervogel II, 450. ADB III, 646. – Dritte Passauer Aus­ gabe des vielfach aufgelegten theologischen Standardwerks des Jesuitenpaters Hermann Busenbaum (1600-1668): „Er ist Verfasser eines zu großer Berühmtheit gelangten Abrisses der casuistischen Moraltheologie, bei dessen Abfassung er vornehmlich die Hefte und Dictate zweier seiner Ordensgenossen, der PP. Hermann Nünning und Friedrich Spee benutzte. Die Bedeutung dieser Arbeit, von Busenbaum ‚Medulla theologiae moralis‘ betitelt, bestand darin, daß zum ersten Male der specifische Lehrstoff der casuistischen Moraltheologie unter Ausscheidung der früherhin mit ihr so vielfach vermengten juridisch-canonistischen Materien in einer übersichtlichen und concisen Zusammenstellung dargeboten wurde, deren Ordnung und System zum mustergültigen Typus für alle nachfolgenden Darstellungen der theologischen Moralcasuistik wurde“ (ADB). – Titel lose, recto und verso gestempelt sowie mit altem Besitzeintrag. Insgesamt fleckig und vor allem zu Beginn mit Feuchtigkeitsrändern.

1595 Fasciculus myrrhae. Myrrhen-Büschlein ... in 14. Stationen abgetheilte Andacht. 39 S. Mit gestochenem Frontispiz und 14 Kupfertafeln. 17 x 10 cm. Halbleder d. Z. (berieben und bestoßen, Gelenke angeplatzt). Köln, Johann Conrad Cussen, 1756. 220 € Spätere Auflage. – Titel im oberen Rand knapp beschnitten. Teilweise im äußeren Rand verstärkt, leicht gebräunt. Teils gering fleckig, stellenweise mit Feuchtigkeitsfleck im unteren Rand. Vorsätze leicht leimschattig. – Beigebunden: 1) Neuntägige Andacht nebst den kleinen Tag-Zeiten zu Ehren der H. Jungfrau und Ertz-Martyrinn Theclae. 146 S. Aachen, Dautzenberg, 1759. - Leicht gebräunt und braunfleckig. 2) „Sacramentarische Ergötzlichkeiten“. 26 Bl. Mit aquarelliertem Frontispiz. 1775. - Der anonyme Verfasser der vorliegenden Handschrift beginnt mit einer Vorrede und widmet sich dann in predigtähnlichen Texten ‚Übungen‘ für die einzelnen Wochentage. Beginnend mit Sonntag („am Sonntag ich will suchen den mein Seel lieb hat“) wird jedem Tag der Woche ein kurzer Text mit einer frohen Botschaft vorangesetzt, auf den eine christliche und tugendhafte Aufgabe folgt: „Am Mittwoch: ich will frolocken in Jesu meinen Heylandt. Übung einer frolockenden Lieb“, „am Donnerstag ... Übung einer mitleydentragender Seelen wegen vielen unbilden, so von andren Christo angethan werden“ und „am Freitag ... Übung einer bereuter Seelen wegen eigenen gegen dem Hl. Sacrament begangenen Sünden“. Danach widmet sich der Autor Themen wie z. B. „Geistlicher Communion“, „Besondere Gnaden, deren so das Leijden Christi betrachte“, „Die wahre und wesentliche Andacht“ und nennt neben einer Danksagung auch „Lobopffer“. Das Frontispiz zeigt ein leuchtendes Reliquiar mit dem Schriftzug „Mein Herz ist ein Monstranz, darin ist mein Jesus ganz“. - Leicht gebräunt und säureschattig. Dabei:

1) Hans Ferdinand Massmann. Auslegung des Evangelii Johannis in gothischer Sprache. XVIII, 182 S. Mit einer gefalteten Tafel. 28 x 22 cm. Halbleder d. Z. (Rücken einseitig gelöst und lichtrandig, leicht berieben und bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. München, George Jaquet, 1834. - Erste Ausgabe von Hans Ferdinand Massmanns (1797-1834). - Gering gebräunt. Leicht braun- und stockfleckig, vereinzelt etwas stärker. Exlibris.

1596 Glaß, Salomon. Philologia sacra qua totius ss. Veteris et Novi Testamenti. Editio novissima. 9 Bl., [8] Bl., 32 S., [8] Bl., 2138 Sp., [53] Bl. Mit gestochenem Portraitfrontispiz. 24,5 x 19,5 cm. Pergament d. Z. (etwas angestaubt und leicht fleckig) mit hs. RTitel. Leipzig, Gleditsch, 1725. 150 € VD18 11500905. – Herzog Ernst der Fromme berief Glassius (15931656) 1640 nach Gotha zum Generalsuperintendenten, Oberhofprediger, Konsistorialassessor und Ephorus des Gymnasiums. Glassius ist als orthodoxer Lutheraner bekannt. Sein Hauptwerk „Philologia sacra“ (5 Bde. 1623-1626) ist eine Art biblisch-philologische Enzyklopädie. – Das Frontispiz mit hinterlegtem Einriss im oberen Rand. Häufiger mit gebräunten Feuchtigkeitsrändern. Papierbedingt gleichmäßig gebräunt.

1597 Kantz, Georg Heinrich. Kurtzer Begrif des biblischchronologischen Systems von 6000. Jahren, nemlich, von Erschaffung der Welt bis ins Jahr Jesu Christi (1860) 1862, als an den Anfang des Tausendjährigen Sabbaths, in einem tausendjährigen Reiche. Nebst einer Vorrede von Paul Ernst Jablonski. 8 Bl., 63 S. 16,5 x 10 cm. Moderner Pappband. Frankfurt/Oder, Johann Christian Kleyb, 1750. 150 € VD18 11405333. – Einzige Ausgabe des Traktats des evangelisch-reformierten Predigers Georg Heinrich Kantz (1711-1775), der in Aken an der Elbe wirkte und hier seine Neuauslegung der alttestamentarischen Zeitrechnung vorlegt. – Etwas braunfleckig, sonst wohlerhalten.

1598 Köcher, Johann Christoph. Analecta philologica et exegetica in quatuor SS. evangelia quibus Jo. Christoph. Wolfii curae philologicae et criticae supplentur atque augentur. 16 Bl., 1324 S., 14 Bl. Mit gestochener Titelvignette und gestochenem Porträt-Frontispiz. 22,5 x 17,5 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben und beschabt) mit RVergoldung und goldgeprägtem RTitel. Altenburg, Richter, 1766. 150 € VD18 10541594. – Erste Ausgabe der Auslegung der vier Evangelien durch den aus Lohenstein stammenden Theologen Johann Christoph Köcher (1699-1772). – Wohlerhaltenes Exemplar. Abbildung Seite 265

1599 Kyburz, Abraham. Das entdeckte Geheimniß der Bosheit in der Brüggler Secte. Teil I (von 2). Allwo gehandelt wird: Von ihrem Ursprung, von den aufgeworffenen zween Zeugen und derselben Weissagungen und Wundern; 263


Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ Stunden, auch eine schriftmäßige Widerlegung aller ihrer Meinungen, Irrthümer und Lehren“ (Untertitel). Der Erstdruck erschien 1748 in Weimar in Band XIV der Acta historico-ecclesiastica (Seite 903-944). – Es fehlen das Frontispiz und das gestochene Portrait von Hieronymus Kohler sowie der Teil II mit dem 32seitigen Anhang. Schönes Exemplar, unbeschnitten und unaufgeschitten, Innenspiegel mit Bibliotheksvermerk von 1808.

1600 Lacroix, Claude. Theologia moralis antehac breviter concinnata ... deinde pluribus partibus aucta. 3 Teile in 1 Band. XVI, 375 S.; VIII, 424 S.; 174 S., CXXIV. 38 x 25 cm. Leder d. Z. (oberes Kapital lädiert, vorderes Gelenk eingerissen, etwas stärker berieben und beschabt, vordere untere Ecke mit Wurmfraß, etwas bestoßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern. Venedig, Nicolaus Pezzana, 1761. 150 € De Backer-Sommervogel IV, 1352f. – Spätere Ausgabe des häufig aufgelegten Kommentars zu Busenbaums bedeutendem Abriss der Moraltheologie. Das Hauptwerk des Theologen Claudius Lacroix (1652-1714) wurde damals auch außerhalb Deutschlands viel beachtet und fand u. a. Anerkennung von Alfons von Liguori und des Papstes Benedikt XIV. Innerhalb eines halben Jahrhunderts erschienen 25 Neuauflagen, gleichzeitig wurde es aber auch zur Zielscheibe jansenistischer Angriffe „gegen die ‚Jesuitenmoral‘, besonders seitdem nach der Mitte des 18. Jh. der kirchenpolitische und publizistische Vernichtungskampf gegen den Jesuitenorden eingesetzt hatte“ (NDB XIII, 381). – Mehrfach gestempeltes Exemplar des Franziskaner Ordens „Sabariensis“. Fliegender Vorsatz mit hs. Besitzvermerk des Konvents, leicht gebräunt, stellenweise im Rand gering braun- bzw. stockfleckig.

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von ihren schädlichen Lehren und schändlichen Thaten, Lands-Verweisung und wieder neu-angstellten Unfugen etc. Zweyte Auflage. 96 S. Ohne Portrait und Frontispiz. 18 x 12 cm. Interimspappband d. Z. Zürich, o. Dr., 1753. 200 € Holzmann-Bohatta VI, 5118. Barth 23559. Vgl. HBLS II, 370 (Ausgabe Zürich 1754). – Zweite Auflage der Schrift des umstrittenen schweizer Predigers Abraham Kyburz (1704-1765) über die sogenannte Brüggler Rotte, eine kurzlebige esoterisch-enthusiastische Sekte, die unter der Anführerschaft der beiden Handwerker Christian (geb. 1710) und Hieronymus Kohler (1714-1753, erdrosselt und verbrannt) aus Brügglen bei Rüeggisberg im Schweizer Kanton Solothurn ihr Unwesen trieb. Kyburz berichtet detailliert über das sektiererische Treiben zwischen den Jahren 1745 und 1752, das als Reflex auf eine Kindererweckung begann, und versucht die Irrlehren der beiden Brüder zu revidieren. „Von den großen Ausbrüchen dieser Secte in Ehe-Bruch und Mordthaten, insonderheit des Hieronimus und Christen Kohlers, greuliche Lasterthaten, und des letsten Gefangennehmung, Todes-Urteil und lezte

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1601 Leydekker, Melchior. De republica hebraeorum libri XII. Teil I (von 2). 12 Bl., 702, 96 S. Mit Kupfertitel (in Pag.), gestochener Titelvignette und gefaltetem gestochenen Porträt. 35,5 x 20,5 cm. Modernes Halbleder. Amsterdam, Isaak Stokmans, 1704. 750 € Hoefer XXXI, 57. Jöcher II, 2413. – Einzige Ausgabe. Melchior Leydekker (1642-1721) war „Ein reformirter Theologus ... 1678 zu Utrecht Professor Theologiae, und zu Leiden Doctor Theologiae, besaß nicht viel Moderation, und ließ seiner Zunge und Feder in Controversen öffters allzufreyen Lauf, trug aber doch ein groß Verlangen, die Lutheraner und Reformirten vereiniget zu sehen“ (Jöcher). – Ohne den zweiten Band. Ein Blatt des Vorwortes gelöst. Leicht gebräunt Unbeschnittenes Exemplar. Abbildung

1602 Manrique, Angelo. Annales Cisterciense, das ist, cisterciensische, oder vielmehr jährliche Kirchen-Geschichte. 5 Teile in 2 Bänden. 31 x 19,5 cm. Leder d. Z. (leicht berieben und bestoßen, Vorderdeckel von Band I etwas beschabt und mit kleiner Wurmspur) mit goldgeprägtem RSchild und reicher RVergoldung. Regensburg, Johann Caspar Memmel, 1739-1742. 450 €


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert Wetzer-Welter VIII 626. – Einzige deutsche Ausgabe, die nach Angelo Manriques (1577-1649) knapp 100 Jahre zuvor erstmals erschienenem „Cisterciensum annalium a condito Cistercio‘“ veröffentlicht wurde. Sie behandelt die Zeit von der Gründung des Ordens 1098 bis zum Jahr 1212. Dieses Werk des Zisterziensermönches ist „wenn auch nicht kritisch, doch sehr geschätzt und gesucht“ (Wetzer-Welter). – Leicht gebräunt und braunfleckig, sonst wohlerhaltenes Exemplar. Exlibris.

1603 Mens ecclesiae germanicae De sacramento poenitentiae, ejusdemque recto usu et dispensatione. Ex sacris suorum conciliorum canonibus explicata. 132 S. 14,5 x 7,5 cm. Pappband d. Z. (Rücken lädiert, Rückdeckel lose). Brünn, Johann Siedler, 1782. 200 € Seltener mährischer Duodezdruck über das Bußsakrament. Kein bibliothekarischer Nachweis über den KVK.

1604 Neudecker, Sigismund. Schola religiosa, seu tractatus asceticus universalis, specialiter pro instructione, & educatione iuventutis religiosae in perfectione, & vera vita religiosa quoad hominem in- & externum. 2 Teile in 1 Band. 13 Bl., 549 S., 3 Bl.; 7 Bl., 717 S., 4 Bl. 21 x 16 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (etwas stärker berieben und angestaubt, kleinste Wurmlöchlein, mit montiertem RSchildchen, ohne die beiden Schließen und die Schließbeschläge) mit blindgeprägtem RSchild. Ingolstadt, de la Haye, München, Vötter, 1738. 180 € VD18 90064585. – Erste Ausgabe. Autor ist der Franziskaner Sigismund Neudecker (1664-1736). „Er war in seinem Orden ein großer Eiferer für klösterliche Observanz, wurde dreymal zum Provinzial der Baierischen, und 1708 zum Visitator der Oesterreichischen, dann 1710 der Böhmischen Franziskaner Provinz erwählt, übernahm zuletzt die Nonnen Beichtvatersstelle im Kloster Anger zu München“ (Baaader 1824, Lexikon verstorbener Baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts, S. 77). – Leicht gebräunt und braunfleckig.

1605 Nunzer, Andreas. Concordantiae bibliorum juxta exemplar vulgatae editionis ... 585 nn. Bl. Mit Kupfertitel (in Pag.). 36,5 x 23 cm. Leder d. Z. (Gelenke angeplatzt, stark berieben) mit 2 Messingschließen (mit Fehlstellen). Bamberg, Lochner, 1731. 150 € GV 25,247. Vgl. Lex. f. Th. u. K. 6,1170. – Die vorliegende Fassung beruht auf der Konkordanz des Franz Lucas (1549-1619), der „... die erste brauchbare u. für alle Späteren Vorbild gewordene Bibelkonkordanz schuf“. – Titel etwas stärker angeschmutzt und gestempelt. Im oberen Rand nahezu durchgehend mit Feuchtigkeitsschaden. Etwas stärker braunfleckig und gebräunt. Nicht kollationiert, augenscheinlich komplett.

1606 Origenes. Acht Bücher von der Wahrheit der christlichen Religion wider den weltlichen Celsus. Aus dem griechischen übersetzt und durch Anmerkungen aufge-

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kläret durch Johann Lorenz Mosheim. 1 Bl., 62 S., 1 Bl., 923 S. Mit gestochener Druckermarke auf dem Titel und gestochenem Frontispiz. 22,5 x 18 cm. Halbleder d. Z. (gering berieben, leicht beschabt) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Hamburg, Johann Carl Bohn, 1745. 240 € Ebert II, 15219. – Erste deutsche Ausgabe dieser „Schutzschrift für die christliche Religion wider den heidnischen Weltweisen Celsus“ (Ebert). Origenes verfasste 245 n. Chr. das polemische Werk ‚Contra Celsum‘, das die bis dahin größte philosophische Kampfschrift gegen das Christentum zu widerlegen versucht. Sein Werk gilt als die bedeutendste Apologie des christlichen Altertums. – Titel mit hs. Zahlenangabe. Zu Beginn in der unteren Ecke mit Knickspur. Gering braunfleckig. Fliegender Vorsatz und Innenspiegel mit hs. Anmerkungen. Am Schluss im unteren Rand mit verblasster Feuchtigkeitsspur. Innengelenke im unteren Bug mit kleiner Wurmspur.

1607 Pichler, Vitus. Theologia Polemica, in duas partes divisa, quarum prior generalia Theologiae Controversisticae fundamenta tradit. Editio quarta. 2 Bände. 1 Bl., 808 S., 6 Bl.; 1 Bl., S. 809-1592, 9 Bl. Mit Kupfertafel. 17 x 10 265


Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________ 1609 Rancé, Armand Jean Le Bouthillier de. Exhortationes oder geistliche Ermahnungs-Reden auf alle Sonnund hohe Festen des Jahrs, nebst Einkleydung und Prosessions-Reden. Aus dem Französischen übersetzt. 24 Bl., 716 S., 10 Bl. Mit gestochenem Frontispiz (in Pag.). 22,5 x 17,5 cm. Leder d. Z. (etwas berieben und beschabt) mit goldgeprägtem RSchild und RVergoldung. Augsburg, Rieger, 1750. 150 € Einzige deutsche Ausgabe. Der französische Adlige und Mönch Armand Jean Le Bouthillier de Rancé (1626-1700) führte grundlegende Reformbestrebungen im Zisterzienserorden fort und verbreitete diese unter Gleichgesinnten, – Titel gestempelt. Minimal gebräunt und braunfleckig.

1610 Rancé, Armand Jean le Bouthillier de. Von der Heiligkeit und denen Pflichten des Clösterlichen Lebens; Mit beygefügter Erläuterung und Widerlegung der dagegen gemachten Ausstellungen oder Einwendungen, wie auch der Lebens-Ordnung von La Trapp; Aus dem Frantzösischen in das Teutsche gebracht. 20 Bl., 913 S., 10 Bl. Titel in Schwarz und Rot. Mit gestochenem Frontispiz. 20,5 x 16,5 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben, oberes Kapital mit kleiner Fehlstelle) mit RVergoldung und goldgeprägtem RSchild (mit kleiner Fehlstelle). Augsburg, Matthias Rieger, 1750. 300 € 1610

cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben) mit hs. RTitel. Augsburg, Erben Martin Happach, 1733. 180 € Vierte Auflage des zuerst 1711 erschienenen Hauptwerks des Kontroverstheologen Vitus Pichler (1670-1736), der im 18. Jahrhundert breit rezipiert wurde. Exemplar aus dem Besitz des Wiener Erzbischofs und Kardinals Christoph Anton Migazzi, Graf zu Wall und Sonnenthurm (1714-1803), mit entsprechendem Eintrag auf dem fl. Vorsatz: „Ex libris Illustrissimi ac Reverendissimi Domini Domini-Comitis de Migazzis in Vallischoll et Sollenthurn“. – Etwas stockfleckig, sonst wohlerhalten.

1608 Rancé, Armand Jean Le Bouthillier de. Auslegung der Regul des Heil. Benedicti. Nach dem wahren Geist, das ist, nach der eigentlichen Meinung dises heiligen Vatters. 8 Bl., 600 S., 10 Bl. 21 x 16 cm. Halbleder d. Z. (etwas berieben, gering bestoßen) mit goldgeprägtem RSchild. Augsburg, Rieger, 1753. 120 € Albareda 501. – Erste deutsche Ausgabe der ‚Regula Benedicti‘ mit der umfangreichen Auslegung des Gründers der Trappisten. – Etwas braun- und stockfleckig, teils stark gebräunt.

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VD18 14620189. – Erste deutsche Übertragung der zuerst 1683 unter dem Titel De la sainteté et des devoirs de la vie monastique erschienenen Schrift über das Klosterleben, verfasst von dem aus dem französischen Städtchen La Trappe stammenden Mönch Armand-Jean Le Bouthillier de Rancé (1626-1700). Der Mönchsorden der Trappisten ging 1678 aus der benediktinischen Ordensfamilie hervor. Seine Mitglieder zeichneten sich insbesondere durch ihre monastische Askese aus, die sie vor allem durch Schweigen und Buße sowie harte körperliche Arbeit praktizierten. Rancés Reformgedanken waren für die Abspaltung des Ordens grundlegend: „Was Abbé de Rancé über das Mönchetum dachte, hat er in seinem glänzend geschriebenen Buch Traité de la sainteté et de la vie monastique von 1683 aufgeschrieben. ‚Den gekreuzigten Heiland kennen lernen, soll die einzige Wissenschaft der Trappisten sein,‘ und sämtlicher anderer Ordensleute. Sein Buch löste den sogenannten Wissenschaftsstreit aus. Der Abt führte ihn mit Leidenschaft und Schärfe gegen den gelehrten Benediktiner Mabillon, die Mönche von St. Maur und den Generalabt der Kartäuser, Innocent Le Masson ... Auch sonst redete der Abt überall mit, wo es in der Kirche Frankreichs zu seiner Zeit zu Auseinandersetzungen kam im Streit um Fénélon und den Quietismus, im Streit um die Gnadenlehre und die Moraltheologie der Jesuiten. La Trappe wurde dabei zu einem Zentrum starken religiösen Lebens. Sein erstaunliches Büsserleben und sein hinreißendes Wort wirkten wie ein Magnet. Bei seinem Tod lebten in La Trappe an die 90 Mönche, und es gab fünf weitere Abteien und ein Frauenkonvent, in denen man seine Regel befolgte“ (Bautz VII, 22). Der Orden der Trappisten zählt heute weltweit knapp 4000 Mönche und Nonnen. Das von Johann Jacob Graessmann gestochene Frontispiz zeigt einen in den Himmel blickenden Mönch, der die Gunst der in einer Wolke thronenden Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm erbittet. – Etwas braun- oder stockfleckig.


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert Wohlerhaltenes Exemplar aus der Bibliothek der Zisterzienser-Abtei Hohenfurth in Südböhmen, dem heutigen Kloster Vyšší Brod. Mit entsprechenen Stempeln auf dem Titel („Bibliothecae Monasterii Altovadensis“). Abbildung

1611 Raphel, Georg. Annotationes philologicae in novum testamentum. 28 Bl., 722 S., 22 Bl. 16,5 x 10 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben) mit hs. RTitel. Hamburg, Liebzeit, 1715. 150 € VD18 1157819X. – Frühe Ausgabe. – Titel mit hs. Besitzvermerk. Leicht gebräunt und fleckig.

1612 Schubert, Dominicus Prosperus. Epistola catholica beati judae, apostoli et consanguinei Jesu Christi. Teil I (von 5). 6 Bl., 896, 188 S. 20 x 15,5 cm. Pergament d. Z. (leicht berieben) mit hs. RTitel und spanischen Kanten. Nürnberg, Johann Leonhard Buggelius, 1708. 150 € Erste Ausgabe des seltenen Werks. – Vorderer fliegender Vorsatz leicht gebräunt. Wappen-Exlibris. Wohlerhaltenes Exemplar. Für uns sind über den KVK und Worldcat nur zwei Exemplare nachweisbar.

1613 Rambach, Johann Jakob. Institutiones Hermeneuticae Sacrae. 8 Bl., 822 S., 36 Bl. (Index). Mit gestochener Titelvignette. 17 x 10 cm. Leder d. Z. (etwas berieben und leicht bestoßen) mit goldgeprägtem RTitel. Jena, Johann Wilhelm Hartung, 1752. 180 € Erste Ausgabe. Johann Jakob Rambach (1693-1735) war ein deutscher evangelischer Theologe. Darüber hinaus ist er als Dichter und Verfasser von Kirchenliedern bekannt. In seinen posthum veröffentlichten „Institutiones Hermeneuticae Sacrae“ werden zahlreiche christologische Texte der Spätantike, über die Renaissance zum Barock interpretiert und auf ihre Aussagen hin untersucht und erläutert. Dabei stellt der Autor sie immer wieder den biblischen Originaltexten gegenüber: „variis observationibus copiosissimisque exemplis biblicis illustratae“. Im umfangreichen Index werden alle Autoren aufgeführt. Das Vorwort schrieb der evangelisch-lutherische Theologe Johann Franz Buddeus (1667-1729). – Mit zwei datiertem hs. Besitzvermerken schwedischer Provenienz verso vom Titel „Mag. Christianus Adolphus Hempius Pastor Eccl. Teut. Gotheb, 1756“ und auf der Innenseite des Vorderdeckels „Hedenroos est Possessor huius libri Grimstorps ... den 2dre October 1817“. Titelblatt im oberen Bug etwas gelockert. Vorsätze etwas leimschattig. leicht gebräunt, vereinzelt leicht fleckig.

1614 Reimmann, Jacob Friedrich. Biblische Fragen über das Neue Testament. Darinn Nicht allein Eines jedweden Buchs Urheber, Inhalt, Schreib-Arth, Absicht, u. d. g. in etlichen Fragen und Antworten gründlich untersuchet [und vorgebunden:] (Derselbe). Biblische Fragen über das Alte und Neue Testament, Darinnen nach entworffener

Historie derer Heil. Schrifften nicht allein eines iedweden Buchs Urheber, Inhalt, Schreib-Arth, Absicht u.d.g. in etlichen Fragen und Antworten Gründlich untersuchet. 2 Werke in 1 Band. Mit 12 teils mehrfach gefalteten Tabellen. 172 S.; 6 Bl., 604 S. 16,5 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (etwas fleckig und berieben). Goslar, Frankfurt und Leipzig, Johann Christoph König, 1703-1704. 250 € VD18 11222786 (1.). Vorgeb. Werk nicht im VD18. – Erste Ausgabe der beiden, im Titel zunächst gleichlautenden Werke, in dem der lutherische Theologe, Pädagoge, Historiker und Philosoph Jacob Friedrich Reimann (1668-1743) teils sehr unterschiedliche Fragen über das Neue Testament stellt und diese ergründet: Sie reichen von Verständnisfragen „Was sind es für böse Thaten die der Saul begangen?“ und „Wer hat die Propheceyung des Hosea beschrieben?“, bis hin zu theologisch-phi­ losophischen Ergründungen, wie: „Was mag denn die Absicht des Propheten wohl eigentlich gewesen seyn?“ oder: „Was ist von dem Civil- oder bürgerlichen Recht darin enthalten?“. Gleichzeitig verdeutlicht und vereinfacht er die Inhalte des Neuen Testaments, teils auch mit Hilfe von Tabellen. Über viele Seiten widmet er sich ebenfalls den apokrypischen Büchern. Diesbezüglich fragt er zunächst, woher sie ihren Namen haben, weshalb man sie nicht unter die kanonischen Schriften mit aufgenommen habe und beispielsweise auch, was für „Exempel der Unweißheit erzehlet vor dero Fußstapfen wir uns hüten sollen“ (S. 496). Bekanntheit erlangte der Pfarrer und spätere Superintendent vor allem durch sein sechsbändiges Hauptwerk, den deutschsprachigen „Versuch einer Einleitung in die Historiam Litterariam der Teutschen insonderheit“. Es gilt als frühes Beispiel der modernen deutschen Literaturgeschichtsschreibung. – Mit hs. Notiz auf dem vorderen Vorsatz. Etwas gebräunt, teils etwas fleckig, gutes Exemplar. – Beigebunden: Georg Friedrich Schweitzer. Prophetischer Offenbarungs-Schlüssel, oder: Schriftmässige Erklärung des Buchstäblichen Wort-Verstands der Geheimnisvollen Offenbarung. 8 Bl., 196 S., 1 Bl. Ulm, Daniel Bartholomaeus, 1709. - Nicht im VD18. - „Der Haupt-Zweck der Auslegung ist vornehmlich die Untersuchung des Buchstäblichen Wort-Verstands, absonderlich in denen Stellen, wo Gottes Geist keinen deutlichen Fingerzeig auf Zeit, Ort und Personen gegeben, dahero dem geliebten Leser seine Freyheit bleibet, das ausgelegte, nachdem ihme mitgetheilten Maaß von selbsten zu adpliciren“ (Vorrede). Mit dem Paginierungsfehler auf den Seiten 165-168. - Leicht braunfleckig, die letzten Seiten etwas feuchtigkeitsfleckig.

1615 Renaudot, Eusèbe. Liturgiarum orientalium collectio. 2 Bände. 18 Bl., CXXVIII, 545 S., 3 Bl.; 3 Bl., XXIV, 648 S., 2 Bl. Mit 2 wiederholten Holzschnitt-Druckermarken. 25 x 18,5 cm. Kalbslederbände d. Z. (stärker berieben, beschabt und bestoßen, Gelenke geplatzt). Paris, Johann Paptist Coignard, 1716. 180 € Zweite Auflage der zuerst im Vorjahr ebenda erschienenen Sammlung von liturgischen Texten aus der Tradition der christlichen Ostkirchen, zusammengestellt durch den Pariser Theologen und Sprachwissenschaftler Eusèbe Renaudot (1646-1720). Enthält in Band I Liturgiæ copti­ tarum tres, Basilii, Gregorii theologi, & Cyrilli Alexandrini ... Commentarius in liturgiam Copticam sancti Basilii. Im Anhang mit den vier Abhand-

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Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert ___________________________________________________________________________________

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lungen De liturgiarum orientalium origine & autoritate; De liturgiis Alex­ andrinis; De lingua Coptica; De patriarcha Alexandrino. Und in Band II Jacobitarum Syrorum Liturgiæ ex multis codicibus Syriacis Latinè conver­ sæ. – Stellenweise etwas gebräunt oder fleckig, mit einigen Unterstreichungen und Marginalien, hinteres Gelenk von Band II angeplatzt. Exemplar aus dem Besitz des Theologen Jean d‘Estrées, von 1716 bis 1718 Erzbischof der römisch-katholischen Erzdiözese Cambrai. Mit dessen Wappenstempel sowie montiertem Exlibrisschildchen auf dem Titel.

1616 Rus, Johann Reinhard. Harmonia Evangelistarum. Bände I-III (von 4). 8 Bl., 1306 S., 72 Bl.; 24 Bl., 1155 S., 53 Bl.; 55 S., 6 Bl., 884 S. 17 x 9,5 cm. Pergament d. Z. (gering berieben und fleckig, minimal angeschmutzt). Jena, Officiana Hartungiana, 1727-1730. 180 € VD18 10741453. ADB 29, 753f. – Erste Ausgabe des bedeutsamen Werkes von Johann Reinhard Rus‘ (1679-1738). „Seine Schriften bestehen zum großen Theil aus Programmen und Dissertationen; von den grö­ ßeren Werken wurde damals am meisten gerühmt, namentlich da sie aus der Praxis hervorgegangen seien, die ‚Harmonia evangelistarum‘ „ (ADB). Der evangelische Theologe stellte „besondere Lehrmeinungen ... in Bezug auf die Moralität des Sabbaths und die Höllenfahrt Christi auf: die Feier des Sabbaths sah er als durch das neue Testament aufge-

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hoben an, unter der Höllenfahrt verstand er die tiefste Stufe der Erniedrigung“ (ebenda). – Es fehlt der zweite Teil des dritten Bandes (VD18 80025137). Demnach endet der Text endet auf S. 884 mit der Kustode „HARM“. Mit hs. Besitzvermerken auf den vorderen Vorsätzen „Sum ex libris Joh. Roehmii M. C. 1733...“. Gering gebräunt und leicht fleckig.

1617 Wigandt, Martin. Tribunalis confessariorum et ordinandorum epitome, in qua ad mentem Sancti Thomae usitatiores materiae tractantur, casusque principaliores, resolvuntur, adjunctis decidendi rationibus. Compilatore Ludovico Fliegen. X, 614 S. 15 x 8 cm. Kalbsleder d. Z. (berieben und bestoßen, oberes Kapital defekt) mit RSchild. Venedig, Nicolaus Pezzana, 1762. 150 € ADB XLII, 458. – Wohl der zweite Pezzana-Druck des erstmals 1703 in Augsburg erschienenen Hauptwerks des katholischen Theologen Martin Wigandt (gest. 1708): „Sein bekanntestes Werk ist das umfangreiche moraltheologische Buch, ebenfalls von streng thomistischer und antiprobabilistischer Haltung: ‚Tribunal confessariorum, et ordinandorum‘. Das Werk erfreute sich einst, namentlich im Dominicanerorden, eines großen Ansehens, obwohl Wigandt wegen einzelner laxer Sätze von seinen Ordensgenossen auch Tadel erfuhr; es wurde an verschiedenen Orten neu herausgegeben“ (ADB). – Etwas fleckig.


___________________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 18. Jahrhundert 1618 Witsius, Herman. Meletemata Leidensia. Quibus continentur prælectiones de vita et rebus gestis Pauli Apostoli. Nec non dissertationum exegeticarum. Duodecas. Denique commentarius in epistolam Judæ Apostoli. 4 Bl., 372 S., 6 Bl. Titel in Rot und Schwarz. 21 x 16 cm. Moderner Pergamentband unter Verwendung des alten Rückenbezugs. Basel, Johann Rudolf Imhoff, 1739.

Hohepriester sowie den jüdischen Hohen Rat. – Titel und am Schluss mit kleinem Wappenstempel. Leicht gebräunt und braunfleckig. Vorderer Innenspiegel und Vorsatz mit hs. Besitzvermerken (Exemplar aus dem Besitz des Pietismusforschers und Pfarrers Julius Roessle) und hs. Anmerkungen. Die Tafeln in kräftigem Abdruck. – Nachgebunden: Derselbe. Judaeus christianizans circa principia fidei ... 168 S. Ebenda (1736?). Abbildung

150 € VD18 10415483. – Posthumer Druck der erstmal 1703 erschienenen Lebens- und Wirkungsgeschichte des Apostels Paulus, Spätwerk Leidener reformierten Theologen Hermann Witsius (1636-1708). – Anfangs und am Schluss mit größerem Feuchtigkeitsrand.

1619 Wits, Hermann. Miscellaneorum sacrorum libri IV. Quibus de prophetis & prophetia ... Mischausgabe. 2 Teile in 1 Band. 35 Bl., 683 S., 17 Bl.; 5 Bl., 741 S., 22 Bl. Mit Kupfertitel, gestochenem Portraitfrontispiz und 8 (4 gefalteten) Kupfertafeln. 20,5 x 15,5 cm. Leder d. Z. (vorderes Gelenk partiell geschwächt, etwas berieben, RSchild fragmentarisch erhalten). Conrad Meyer, 1736. 280 € Vgl. Jöcher IV, 2028. – Zwei Ausgaben des Jahres 1736, Teil I „Editio nova ab auctore recognita“. Die Erstausgabe erschien 1691, Das Portrait zeigt den westfriesischen Theologen Herman Wits (1636-1708), die Kupfertafeln zeigen den Bau und die Anlage des Tempelzeltes, ein Vollbrandopfer, die Schmückung des Goldaltars, die Bundeslade, jüdische

1620 Wyclif, Johannes. Dialogorum libri quatuor. 4 Bl., 318 S. 21 x 17 cm. Leder d. Z. (etwas säurebrüchig und berieben, vereinzelt kleine Wurmspuren). Frankfurt und Leipzig, Johann Gottlieb Vierling, 1753. 220 € VD18 14824671. – Zweite Ausgabe, die Erstausgabe erschien 1525 in Worms bei Peter Schöffer. Autor ist der englische Philosoph, Theologe und Kirchenreformer Johannes (John) Wyclif (1324-1384). Er proklamierte die Lehre von der ’Macht allein durch Gnade’, der zufolge Gott selbst jede Autorität verleiht. Des Weiteren bestritt er den politischen Machtanspruch des Papstes. Er vertrat die Auffassung, dass die Kirche sich unter den Staat unterordnen müsse und unterstützte damit den Machtanspruch der weltlichen Herrscher. – Gering gebräunt und fleckig. Vorderer Innenspiegel etwas feuchtrandig. – Nachgebunden: Ludwig Philipp Wirth. D. Iohannes Wiclefii ... wahrhafte und gegründete Nachrichten von seinem Leben, Lehrsätzen und Schriften. 3 Bl., 68 S. Mit gestochenem Porträtfrontispiz. Bayreuth und Hof, Vierling, 1754. - VD18 1477397X. - Am Schluss im unteren Bug leicht wurmspurig und feuchtrandig.

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Theologische Einzelwerke – 19. und 20. Jahrhundert 1621 Moroni, Gaetano. Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica. 103 Text- und 6 Indexbände, zusammen 109 Bände. 21 x 14 cm. Halbpergament d. Z. (leicht berieben, gering bestoßen) mit 2 goldgeprägten RSchildern (teils mit Fehlstellen, teils fragmentarisch, Vorderdeckel mit 2 montierten Schildchen). Venedig, Tipografia Emiliana, 1840-1879. 750 € Einzige und vollständige Ausgabe des Kirchenlexikons, verfasst von Gaetano Moroni (1802-1883), einem italienischen Bibliografen, Bibliophilen, Autor und Gelehrten. Sein ‚Dizinario‘ ist eines der umfangreichsten Werke kirchlicher Bildung, das je in Italien konzipiert wurde. Noch heute stellt es eine außerordentliche und grundlegende Quelle dar und wurde von Moroni alleine verfasst, 16 Stunden täglich. – Titel gestempelt. Stellenweise braun- und stockfleckig. Nicht kollatiniert, augenscheinlich vollständig. Abbildung

1622 (Schmising, Arnold). Lebensbeschreibung, des ehrwürdigen Dieners Gottes Bartholomäus Holzhauser. 2 Bände. XII, 212 S.; XII, 579 S. 17 x 10 cm. Halbleder bzw. Halbleinen d. Z. (etwas berieben, teils stärker, und bestoßen). Augsburg, Moy, 1813. 120 € Wetzer-Welter VI, 195. – Einzige deutsche Ausgabe. Bartholomäus Holzhauser (1613-1658) war ein katholischer Theologe aus Laugna bei Wertingen. In den Jahren 1640 bis 1642 war er Kanonikus und Dekan des Kollegialstifts zu Tittmoning und gründete später eine Genossenschaft von Weltpriestern, die „Bartholomäer“ (vgl. NDB IX, 574). Darüber hinaus wurde Holzhauser bekannt für seine exegetische Arbeit „Prophezeiungen: Visionen und Auslegung der Apokalypse“. – Der erste Band mit gestempeltem Titel und hs. Notizen auf dem vorderen Vorsatz. Gering gebräunt, stellenweise etwas stock- bzw. braunfleckig. – Beigebunden: Des Bartholomäus Holzhauser geheime Visonen. VIII, 46 S. Bamberg, Göbhardt, 1795. - Erste deutsche Ausgabe, die die 1646 veröffentlichten Visionen von Batholomäus Holzhauser behandelt und wurde zusätzlich mit Anmerkungen versehen. „Ob der Verfasser Prophet oder Schwärmer war, ist gleich viel. Seine Schrift nehme der Leser, wie sie ist.“ (IV).

„Mit herzlichem und dankbarem Segenswunsch Benedikt XVI“ 1623 Ratzinger, Joseph. Konvolut mit teils dem Theologen Klaus Berger gewidmeten Werken. 4 Werke in 8 Bänden. 21 x 14 cm. OLeinen d. Z. mit illustriertem OUmsschlag. 2005-2013. 400 € 1. Joseph Ratzinger. Werte in Zeiten des Umbruchs. Die Herausforderungen der Zukunft bestehen. Freiburg, Herder, 2005. - Vorsatz mit eigenhändiger Widmung des Autors „Für Prof. Klaus Berger mit herzlichen Genesungswünschen und mit meinem apostolischen Segen. Benedictus XVI 28.1.10“. Ferner der Blindstempel der „Segreteria Particolare di Sua Santità“ sowie beiliegendem, signierten Schreiben des Prälaten Dr. Georg Gänswein. - 2. Derselbe. Volk und Haus Gottes in Augustins

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Lehre von der Kirche [und] Kirche - Zeichen unter den Völkern (Gesammelte Schriften Band I und VIII/1). 21,5 x 14 cm. Freiburg, Herder, 2010-2011. - Porträttafel (Band I) mit 4-zeiliger eigenhändiger Widmung des Autors, Titel (Band VIII/1) mit 5-zeiliger eigenhändiger Widmung des Autors: „Für Prf. Dr. Klaus Berger mit herzlichem und dankbarem Segenswunsch zum 75. Geburtstag. Benedikt XVI. 25.XI. 2015“. - 3. Derselbe. Jesus von Nazareth. Prolog. Die Kindheitsgeschichten. 21,5 x 13,7 cm. Freiburg, Herder, 2012. - Vorsatz mit 4-zeiliger eigenhändiger Widmung des Autors: „Für Prof. Klaus Berger mit herzlichem Dank und mit meinem Segen. Benedictus XVI Advent 2012“. - 4. Derselbe. The Gospels History and Christology. 2 Bände. 21 x 14 cm. Vatikanstaat, Liberia Editrice Vaticana, 2013. – Neuwertig und im bestem Zustand. - Beiliegend weitere Dokumente, Zeitungsausschnitte, Geburtstagsglückwunschkarte, Papstporträts als Andachtsbildchen etc. – Beigegeben: Klaus Berger. Die Apokalypse des Johannes. Kommentar. 2 Bände. 24 x 17 cm. Pappeinband mit OUmschlag. Freiburg, Herder GmbH, 2017. - Neuwertig und in einem exzellentem Zustand. Abbildung


_________________________________________________________________________ Theologische Einzelwerke – 19. und 20. Jahrhundert

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Einbände 1624 Einbände. - Barocker Silberblecheinband mit floraler Bordüre und ebensolchem Mittelstück. 12,5 x 7 cm. Deutschland um 1680. 2.000 € Schöner barocker Silbereinband mit floralen Kantenbeschlägen in Form von Akanthusranken und Blütenkelchen sowie Eckfleurons in Blütenform, mit ebensolchem Mittelstück und Schließen. - Etwas oxidiert. Inhalt: Geistliches Sühnopfer. Zum drittenmal gedruckt. Mit Kupfertitel und zahlreichen Kupfertafeln. Leipzig, Johann Christian Tarnovius, 1674. - Mit gepunztem Goldschnitt. Abbildung

1625 Einbände. - Barocker Silberblecheinband mit breiten ornamentalen Kantenbeschlägen. 16 x 7,5 cm. Deutschland um 1755. 300 € Dekorativer Barockeinband mit breiten Kantenbeschlägen mit weit in Voluten auslaufenden Rocailleornamenten, mit wiederholter Formensprache an den Kapitalbeschlägen sowie den Schließen. - Wohlerhalten. - Inhalt: Der glaubigen Seele Gott-geheiligte Buß-Beicht- und Communion-Andacht. 332 S. Nördlingen, Mundbach, 1753. - Mit Goldschnitt. - Marmorpapiervorsätze in Kopie, Frontispiz mit Fehlstellen, Titel mit Tintensignatur. Abbildung Seite 275

1626 Einbände. - Blindgeprägtes Schweinsleder d. 17. Jh. über Holzdeckeln mit 2 Messingeschließen und mit Propheten- und floralen-ornamentalen Rollenstempeln. 33,5 x 21,5 cm. 6 Bände. Niederlande um 1690. 450 € Repräsentative Schweinslederbände des 17. Jahrhunderts. Inhalt: Cornelius C. à. Lapide. 14 Teile der Antwerpener Werkausgabe. Mit 4 Kupfertiteln und 1 blattgroßen Textkupfer. Antwerpen, H. und C. Verdussen und Erben Verdussen, 1687-1698. Vorhanden sind: 1) Commentaria in ecclesiasticum. - 2) Commentaria

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in quatuor prophetas maiores. - 3) Commentarius in Jeremiam prophetam, Threnos et Baruch. - 4) Commentarius in Ezechielem prophetam. - 5) Commentarius in Danielem prophetam. - 6) Commentaria in omnes divi Pauli epistolas. - 7) Commentarius in ecclesiasten. - 8) Commentarius in canticum canticorum. - 9) Commentarius in librum sapientiae. - 10/11) Commentatius in Josue, Judicum, Ruth, IV. libros regum et II. paralipomenon. - 12) Commentarius in Esdram, Nehemiam, Tobiam, Judith, Esther et Machabaeos. - 13/14) Commentarius in quatuor evangelia. 2 Teile. - Titel teils gestempelt. Mal mehr, mal weniger gebräunt.. – Leicht berieben, angestaubt und gebräunt. – Dabei: Dasselbe. 3 Bände. Identisch gebunden. Niederlande um 1690. - Inhalt: Cornelius C. à. Lapide. Commentaria in acta apostolorum epistolas canonicas et apocalypsin [und:] Commentaria Pentateuchum Mosis [und:] Commentaria in duodecim prophetas minores Editio aucta et ultima recognita. 3 Bände der mehrteiligen Werkausgabe. Mit 3 Kupfertiteln. Antwerpen, Jakob Meurs, 1681-1685. Abbildung

1627 Einbände. - Graziler barocker Silbereinband mit reichem durchbrochenem Rankendekor. Ca. 8 x 5 cm. Deutschland um 1675. 2.800 € Barocker Silbereinband für ein Gebetbuch im Duodezformat. Deckel und Rücken mit flächig durchbrochenem Dekor aus Akanthusranken mit auslaufenden Voluten, das Mittelstück auf dem Rücken mit Blütenmedaillon, die Mittelstücke auf den Deckeln mit fein ziselierter figürlicher Darstellung zweier Engel. - Vorderes Gelenk offen. - Wohlerhalten. - Inhalt: Iosua Wegelin. Andächtige Versöhnung mit Gott, welche hilffet aus aller Noht. 479 S. Nürnberg, Endter, 1672. - Vorsätze erneuert, anfangs etwas feuchtrandig. - Mit Goldschnitt. Abbildung

1628 Einbände. - Lederband mit aufgenagelten Silberschlägen, Kantenbeschlägen und Silberschließen. 16 x 10 cm. Deutschland um 1830. 200 €


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Einbände _______________________________________________________________________________________________________________________

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Dekorativer Lederband des Biedermeier mit silbernen Kantenbeschlägen, figürlichen Schließbeschlägen in Form eines Engels mit Herzdarstellung, zwei geflügelten Putti als Schließen sowie zwei aufgenagelten rautenförmigen Silberplättchen mit graviertem Namenseintrag. - Wohlerhalten. - Inhalt: J. P. Hilbert. Gegrüssest seyst Du, Maria. Ein Gebetbuch ... für das andächtige Frauengeschlecht. Zweite Auflage. 468 S. Wien, Carl Armbruster, 1829. - Wenige Blatt mit deutlicheren Lesespuren, sonst wohlerhalten. Innenspiegel mit Goldblechplakette „Zum Andenken von Heinrich Friese“. Abbildung

1629 Einbände. - Lederband mit Silberblechbeschlägen und Silberschließen. 17 x 10,5 cm. Deutschland um 1795. 350 € Prächtiger Silberblecheinband mit floral ziselierten aufgenagelten Kantenbeschlägen und ovalem Mittelstück für eine Monogrammgravur (hier vakat). - Wohlerhalten. - Inhalt: Allgemeines Gesangbuch. 510, 112 S. Kiel, C. F. Mohr, 1795. Abbildung

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__________________________________________________________________________________________________________________________ Einbände 1630 Samtband mit Goldblechplatte. Auberginefarbener Samtband über Holzdeckeln mit 1 (von 2) gehämmerten Blechschließen und großer geprägter und punzierter Reliefplatte aus vergoldetem Messingblech sowie dreiseitigem, reich punzierten Goldschnitt. Kiew um 1895. 240 € Hübscher Ziereinband um ein kirchenslavisches Evangelium: „Gda nashego iysa xpta“ (rossice), das mit den Blockmaßen von 15,5 x 11 x 3 cm vom deutlich größeren Einband luxuriös weit überragt wird. Der Schnitt ist prachtvoll floral punziert, die vergoldete Reliefplatte ist fein auf den Vorderdeckel aufgenagelt. Sie zeigt den „Christus triumphans“ mit Segensgestus und Kreuzesfahne auf einem, von Engeln und Putten bevölkerten Wolkengrund. In den vier Ecken erscheinen die Evangelisten, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, dazwischen reiches stilisiertes Blumenormanent, das in seiner Ästhetik schon in Richtung Jugendstil weist. – Rücken lichtrandig verblasst, die Reliefplatte gering angeschmutzt, die fehlende Schließe beiliegend. Abbildung

1631 Einbände. - Silbereinband mit durchbrochener floraler Ornamentik auf Rücken und Deckeln. 10,5 x 6 cm. Deutschland um 1700. 1.200 € Dekorativer Silbereinband mit reichem floralen Dekor auf Rücken und Deckeln, dazwischen Akanthusranken, die Eckfleurons sind als kleine Engelsköpfe gestaltet, die Mittelstücke als Oval im Ährenkranz. Engelsköpfe und Mittelstücke sind vergoldet. - Inhalt: Vakatblätter. Abbildung Seite 273

1632 Einbände. - Silbereinband mit 13 prächtigen ziselierten Medaillons mit biblischen Szenen. 17 x 11 cm. Wohl Augbsurg um 1800. 3.500 € Prächtiger Silbereinband wohl aus einer Augsburger Werkstatt mit zusammen 13 (jeweils 5 auf den Deckeln und 3 auf dem Rücken) von Wiegenfüßen mit Voluten eingefassten ziselierten Medaillons mit biblischen Szenen. - Tadellos. - Inhalt: Neues Hamburgisches Gesangbuch zum öffentlichen Gottesdienste und zur häuslichen Andacht. Vierte Auflage. 422, 45, 8, 112 S. Hamburg 1795. - Mit gepunztem Goldschnitt. Abbildung Seite 273

1633 Einbände. - Konvolut von 4 dekorativen Einbänden im Oktavformat. Deutschland und Dänemark 17851850. 750 € I. Schwarzer Lederband des späten 18. Jahrhunderts mit 2 durchbrochenen ziselierten Silberschließen mit den gravierten Ehenamen „Emelie“ und „Robert“ auf den Schließbügeln, verso dort mit dem Beschauzeichen „PFKI“ sowie Vogel im Wappenschild. - Inhalt: Les psaulmes de David. Le Locle, Samuel Girardet, 1784. - II. Brauner Lederband des 19. Jahrhunderts mit durchbrochener Silberkartusche mit Rocailleornamentik und mittiger Orig.-Gouache hinter Glas (Madonna mit Kind) auf dem Vorderdeckel sowie 2 ziselierten Silberschließen. - Inhalt: J. S.

1625

Albach. Heilige Anklänge. Gebet für katholische Christen. Zehnte Auflage. Pest, A. und J. Müller, 1848. - III. Blauer Samteinband des 19. Jahrhunderts mit 6 durchbrochenen ornamentalen Silberblechbeschlägen, das Mittelstück auf dem Vorderdeckel mit biblischer Szene. - Inhalt: (Karl) von Eckartshausen. Gott ist die reinste Liebe. 24. Auflage. Würzburg, C. Ettlinger, 1853. - IV. Dunkelgrüner Lederband des 19. Jahrhunderts mit Romantiker-Goldprägung und 12 ziselierten Silbereck- bzw. Schließbeschlägen sowie 2 etwas größeren ziselierten Silberbeschlägen als Mittelstück, die beiden Silberschließen mit ausgesägten Herzformen. - Inhalt: Psalmebog til Kirke- og Huus-Andagt. Kopenhagen, Königliches Waisenhaus, 1856. - Alle Bände mit Goldschnitt.

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Zwei Totentänze 1634 Merian, Matthäus. La danse des morts, comme elle est depeinte dans la louable et celebre ville de Basle. On y a ajouté, une description de la ville de Basle. 190 S. Mit Kupfertitel (in Pag.). Mit 43 halbseitigen Radierungen. 20 x 16,5 cm. Pappband d. Z. (etwas berieben). Basel, Imhof, 1789. 1.200 € Oppermann 1129. Massmann S. 78, B. a. 12. Reichelt 73. Wüthrich 349. Nicht bei Minns. – Dritte Ausgabe von Merians Totentanz mit den von Chovin gestochenen Platten und mit deutsch-französischem Paralleltext. „Das gestochene Titelblatt trägt den deutschen Titel ‚TodtenTanz wie derselbe in der löbl. u. Welt-berühmten Stadt Basel ... zu sehen ist‘ mit dem Erscheinungsjahr der ersten Chovinausgabe von 1744 ... Mit sehr exakten Kopierradierungen von Jacques-Antony Chovin (17201776) kam das Werk 1744 (und nochmals 1756 und 1789) bei Johann Rudolf Imhof in Basel in einer den echten Merianausgaben sehr vergleichbaren Art heraus“ (Wüthrich). – Titel und Kupfertitel etwas fleckig. Leicht angeschmutzt, finger- und braunfleckig. Selten leicht feuchtrandig, stellenweise mit hs. Anmerkungen. Hinterer Innenspiegel gestempelt. Vorderer fliegender Vorsatz hs. Anmerkungen. Abbildung

1635* Schedelsche Weltchronik. - Wohlgemuth, Michael. Totenztanz. Holzschnitt. 19,5 x 22,5 cm (Einfassungslinie), 42 x 29,5 cm (Blattgröße). Unter Passepartout. Nürnberg, Anton Koberger, 1493. 1.800 € Dodgson D. 28. Pfister 1125b (schreibt den Holzschnitt Wilhelm Pleydenwurff zu). – Der „Tanz der Gerippe“ ist eine von insgesamt 31 Buchillustrationen, die Michael Wohlgemuth (1434-1519), der Lehrer Albrecht Dürers, für Hartmann Schedels „Liber Chronicarum“ illustrierte, welches erstmals 1493 von Anton Koberger in Nürnberg verlegt wurde. Die deutsche Erstausgabe erschien noch im gleichen Jahr. Der Totentanz auf Blatt CCLXIII wird von Pfister als „eigenartiger Holzschnitt von grossem Wurf“ bezeichnet. Die aus ihren Gräbern aufste-

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1634

henden Skelette führen einen phantastisch grausam anmutenden Tanz auf, quasi ihr letzter Tanz vor dem Weltgericht. „Was mag uns nw leichtlicher begegnen denn disen kötigen iridischen leichnam, den sundensack zelassen und zu den wider zekeren der nicht verschmaht hat uns nach seiner gleichnis zemachen“, heißt es im dazugehörigen Text. – Im oberen Rand beschnitten (leichter Textverlust). Leicht angestaubt und fingerfleckig. Abbildung


__________________________________________________________________________________________________________________ Zwei Totentänze

1635

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Register A Aegidius Gutbier 1059 Agricola, Johannes 1334 Akersloot, Theodorus 1357 Albertus Magnus 1020, 1033, 1076-1077 Alcázar, Luis de 1078 Alexandre, Noel 1264-1266, 1358, 1585 Alphen, Hieronymus van 1248, 1359-1361 Al-Qur‘ān 1068 Alsted, Johann Heinrich 1079 Altercatio Synagogae 1480 Alting, Jacob 1440 Ambach, Melchior 1179 Ambrosius von Mailand 1041, 1481 Ames, William 1362, 1538 Andala, Ruardus ab 1080 Anti-Götzische Blicke 1586 Antiphonale 1009 Antiphonale de Langres 1006 Antiphonale-Fragment 1001 Antonius de Vercellis 1042 Antonius Florentinus 1023 Aponte, Laurentio de 1324 Arcones, Andreas Lucas de 1244 Arcularius, Daniel 1351 Arethas von Caesarea 1081 Aretius, Benedictus 1082, 1267 Augustinus, Aurelius 1050, 1083, 1193, 1441-1443, 1539 B Balde, Jacob 1540 Baldung Grien, Hans 1393 Barradius, Sebastian 1194, 1444 Basilius von Caesarea 1445-1446 Bayeux, Amédée de 1587 Beausobre, Isaac de 1588 Beda Venerabilis 1363, 1447, 1482 Beham, Hans Sebald 1084 Belcampius, Otto 1541 Benedikt, XIV., Papst 1589 Bengel, Ernst 1268 Bengel, Johann Albrecht 10851087, 1590 Bernadine a Piconio 1448 Bernhardinus von Siena 1040, 1449-1450 Besombes, Jacques 1591 Beust, Joachim von 1483 Beyerlinck, Laurentius 1592 Beza, Theodor von 1051, 12691270 Biblia germanica 1049, 1052-1054 Biblia latina 1029, 1047-1048, 1055-1056 Biblia neerlandica 1057 Biblia pauperum Apocalypsis 1058

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Biblia syriaca 1059 Bibliander, Theodor 1221, 1484 Bibliotheca graeca 1451 Biel, Gabriel 1485 Biermannus, Johannes 1261, 1364 Birgitta von Schweden 1180-1181 Bona, Giovanni 1543 Bonaventura 1452 Bossuet, Jacques Bénigne 1088 Bourignon, Antoinette 1542 Boyd, Robert 1365 Braun, Johannes 1366 Brenz, Johannes 1089-1090, 1216, 1225, 1245, 1340-1341, 1352 Breviarium camerale 1070 Breviarium latinum-germanicum 1007 Brinck, Henricus 1091 Brinzing, Johannes Capistranus 1092 Broickwy von Königstein, Antonius 1271-1272 Brunn, Nikolaus von 1093 Bruno Cartusianus 1367 Bruno von Würzburg 1044 Buchinger, Michael 1273 Bugenhagen, Johannes 1368 Bullinger, Heinrich 1094-1099, 1486, 1544 Burnet, Thomas 1593 Busenbaum, Hermann 1545, 1594 C Cæremoniale episcoporum Clementi VIII. 1071 Calendarium Papae 1546 Calixt, Georg 1539 Calmet, Augustin 1195-1196 Calvin, Johannes 1274, 1369 Camerarius, Joachim 1100 Caponsacchius, Petrus 1101 Cappaulis, Jacob de 1060 Carpzov, Johann Benedict 1370 Cassiodorus, F. M. A. 1102, 1226 Chappuys, Gabriel 1487 Chirinos de Salazar, Fernando 1236 Chrysostomos, Johannes 1342, 1353, 1453 Chyträus, David 1103, 1325 Clasen, Daniel 1547 Clichtoveus, Judocus 1488 Coccejus, Johannes 1371, 1454 Colladon, Nicolas 1104 Costerus, Franciscus 1057 Cowper, William 1455 Cramer, Johann Andreas 1372 Crell, Johann 1061, 1275, 1373

Crinsoz, Théodore 1105 Critici sacri 1197 Crocius, Johannes 1374 Cyrillus Alexandrinus 1456 D Daneau, Lambert 1106 Daut, Johannes Maximilian 1008 Deliverance of the Whole House of Israel, The 1107 Dieu, Lodewijk de 1354 Dionysius Areopagita 1457 Dionysius Carthusianus 1108, 1276, 1326, 1375, 1489-1490 Dionysius von Luxemburg 1182 Doddridge, Philip 1277 Dordrechter Synode 1548 Dreves, Guido Maria 1458 Drexel, Jeremias 1249 Du Moulin, Pierre 1198 Du Puy, François 1227 Duns Scotus, Johannes 1024, 1028, 1459, 1491 Duquesne, Arnaud-Bernard d‘Icard 1109 Duranti, Guillelmus 1045 Dürer, Albrecht 1180 Durham, Jacobus 1110

Ferrari, Grégoire 1118 Ferrer, Vinzenz 1184-1185, 1462 Ferus, Johann 1343 Fidati, Simon 1283 Flacius, Matthias 1201 Francisco degli Abbati 1004 Franck, Sebastian 1492 Frisch, Jodocus Leopold 1186 Fritsch, Joannes 1119 Froidmont, Libert 1120-1121, 1202, 1355, 1380 Funck, Johann 1162

E Ebser, Johannes 1521 Eck, Johannes 1278 Eglin, Raphael 1111 Eichhorn, Johann Gottfried 1112 Einbände 1624-1633 Elsner, Gisbert Matthias 1376 Emmanuele de Incarnatione 1327 Ephraem Syrus 1460 Episcopius, Simon 1461 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 1279-1280, 1335 Espence, Claude d‘ 1377-1378 Estienne, Robert 1281 Estius, Wilhelm 1199, 1379 Eudaemon-Joannes, Andreas 1113 Evangeliar 1013-1014 Evangelisch Prognostic 1183 Evangelistar 1015 Ewald, Georg Heinrich August 1114 Ewald, Wilhelm Ernst 1115

G Gallaeus, Servatius 1550 Garnier, Julien 1445 Gebetbuch 1016 Gebhard, Heinrich 1122 Ge‘ez-Handschriften 1018 Geier, Martin 1250 Geldenhauer, Gerhard Eobanus 1284 Gelyana de Yuhanan kadisha 1063 Genebrard, Gilbert 1228 Gentili, Scipione 1381 Gerhard, Johann 1551 Gilles Corrozet 1498 Giovanni di San Geminiano 1493 Giustiniani, Benedetto 13821383 Glaß, Salomon 1596 Gleich, Johann Andreas 1384 Godeau, Antoine 1385-1386 Goltzius, Dominicus 1387 Gomarus, Franciscus 1463 Gorra, Nicolaus de 1388 Gothus, Matthaeus 1552 Graf, Urs 1287 Gras, Theodor 1494 Gratianus de Clusio 1000 Gregentius von Taphar 1495 Gregor I., Papst 1004, 1025, 1203, 1223, 1464-1465 Groenewegen, Henricus 11231124, 1328 Grotius, Hugo 1285 Guevara, Antonio de 1260 Guillermus Parisiensis 1287-1288 Guilliaud, Claude 1389-1390 Güthel, Caspar 1286 Gwalther, Rudolf 1125, 1391

F Faber, Mathias 1549 Faber Stapulensis, Jacobus 1282 Fabricius, Johann Albert 1062 Fasciculus myrrhae 1595 Federigo da Venetia 1116 Fermo, Serafino da 1117 Fernandes, Antonio 1200

H Haas, G. de 1126 Habert, Isaac 1392 Hammond, Henry 1064 Hanneken, Philipp Ludwig 1553 Haymo von Halberstadt 1127, 1289, 1393 Hegendorph, Christoph 1290


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Heidegger, Johann Heinrich 1128, 1204 Heinrich II., der Jüngere 1496 Heinrich von Friemar 1497 Hellenbroek, Abraham 1237 Helmont, Franciscus Mercurius van 1129 Hemmingsen, Niels 1394-1395 Hengel, Wessel Albertus van 1012 Henichius, Johannes 1554 Henry, Matthew 1217 Hentenius, Johannes 1396 Herder, Johann Gottfried von 1130 Herolt, Johannes 1038 Herp, Hendrik 1555 Hesychius von Jerusalem 1218 Heunisch, Caspar 1188 Hieronymus, Sophronius Eusebius 1466 Hoe von Hoenegg, Matthias 1131 Hoffmeister, Johannes 1291-1292 Hofmann, Carl Gottlob 1397 Holbein, Hans 1498 Holkot, Robertus 1039 Honorius Augustodunensis 1043 Hoogwandt, Anneken 1132 Hopfer, Daniel 1133 Horneius, Conrad 1398 Hosmann, Sigismund 1134 Hrabanus Maurus 1499 Hunnius, Aegidius 1344, 13991400 Hus, Jan 1500-1501 Huysinga, Johannes 1329 Hyperius, Andreas 1502-1503 I, J Inchino, Gabriele 1556 Introitus 1002 Jakob I., König von England 1467 Jansen, Cornelius 1293 Janssonius, Johannes Henricus 1401 Joachim von Fiore 1135, 15041505 Johannes Cassianus 1468 Johannes de Paltz 1034 Jonas, Justus 1251 Jordanus von Quedlinburg 1030 Joubert, François 1136 Joye, George 1252 Juan de Segovia 1294 Jungius, Johannes Ernestus 1262 Jüngst, Gottfried 1137 Jurieu, Pierre 1557 K Kantz, Georg Heinrich 1597 Kircher, Heinrich 1138 Koch, Christian Gottlieb 1558

Köcher, Johann Christoph 1598 Koelman, Jacobus 1139 Kölner Stundenbuch 1005 Kyburz, Abraham 1599 L Lacroix, Claude 1600 Lactantius, L. C. F. 1506 Laer, Reynardus toe 1336 Lampe, Frederik Adolf 1140 Landreben, Arnoldus 1402 Lange, Joachim 1241 Lapide, Cornelius de 1253 Laurentius, Georg Michael 1295, 1403 Laurentius, Jacobus 1404 Laymann, Paul 1559 Leade, Jane 1141, 1187 Leydekker, Melchior 1601 Lightfood, John 1469 Limborch, Philippus van 1296 Liturgia aethiopica 1017 Lohner, Tobias 1560 Lommatzsch, C. H. E. 1473 López, Gregorio 1142 Lorin, Jean de 1230, 1297 Lowman, Moses 1143 Lubbertus, Sibrandus 1561 Lucas, Franciscus 1298 Lullus, Raimundus 1144 Luther, Martin 1254, 1299, 1337, 1470, 1507-1508 M Maior, Georg 1405-1406 Maldonado, Juan 1300 Maluenda, Luis 1145 Malvenda, Thomas 1146 Mandel, Christoph 1255 Manrique, Angelo 1602 Marck, Johannes 1301, 1471 Marlorat, Augustin 1231-1232, 1246, 1302 Marracci, Lodovico 1069 Mechthild von Hackeborn 1562 Mede, Joseph 1472 Meffreth 1031 Melanchthon, Philipp 1252, 1303, 1345, 1509-1513 Menochio, Giovanni Stefano 1205 Mens ecclesiae germanicae 1603 Merian, Matthäus 1634 Meyer, Sebastian 1147 Migne, Jacques-Paul 1206 Mill, John 1065 Missale Chaldaicum 1072 Missale Constantiense 1073 Moller, Heinrich 1233 Molther, Menrad 1240 More, Henry 1148

Mornay, Philippe de 1563 Moroni, Gaetano 1621 Morus, S. F. N. 1149 Muggleton, Lodowicke 1150 Musculus, Andreas 1151, 1514 Musculus, Wolfgang 1219, 1234, 1304, 1407-1408 N Nachenmoser von Brandwälden, Adam 1515 Neudecker, Sigismund 1604 Nicolai, Philipp 1564 Nicolaus de Lyra 1026, 1029, 1037, 1046 Nider, Johannes 1022 Nigrinus, Georg 1162 Nunzer, Andreas 1605 O Ochino, Bernardino 1409-1410 Oecumenius 1356 Oekolampad, Johannes 1263, 1330 Officium Hebdomadae Sanctae 1074 Origenes 1473, 1565, 1606 Osiander, Andreas 1516, 1524 Osiander, Lucas 1152, 1305, 1411 Otto Frisingensis 1517 Otto von Passau 1032, 1518 Outreins, Johannes d‘ 1412 P Paciuchelli, Angelo 1413 Paes, Balthasar 1414 Palacio, Miguel de 1242 Palacio, Pablo de 1331 Pannonius, Gregorius Coelius 1153 Pareus, David 1415, 1566 Paulus de Sancta Maria 1021 Paulus Diaconus 1306 Peikhart, Franciscus 1307, 1332 Perera, Benet 1256-1257, 1567 Perez von Valencia, Jacobus 1229 Perkins, William 1416 Petrus, Comestor 1035 Petrus Aureoli 1207 Petrus de Palude 1308 Pfeiffer, August 1568 Philippus Presbyter 1224 Philon von Alexandria 1519 Pichler, Vitus 1607 Picquigny, Bernardin de 1417 Piscator, Johannes 1208 Plevier, Johannes 1418 Polygranus, Franz 1520 Poole, Matthew 1209 Praetorius, Johannes 1188 Prieele, Gilles vanden 1309

Proverbes de Salomon, Les 1066 Pseudo-Anselm von Canterbury 1419 Puente, Luis de la 1238 Pürstinger, Berthold 1521 Q Quiros, Augustin de 1210 Quistorp, Johann Nicolaus 1420 R Radulfus 1310 Raemon, Florimond de 1522 Rancé, A. J. le Bouthillier de 1608-1610 Raphel, Georg 1611 Ratzinger, Joseph 1623 Reimmann, Jacob Friedrich 1614 Reinbeck, Johann Gustav 1318 Reinerus de Pisis 1569 Reinhard, Lorenz 1154 Remy, Antonio 1421 Renaudot, Eusèbe 1615 Rhegius, Urbanus 1189 Ribera, Francisco de 1155, 1346, 1422 Richardus de Sancto Victore 1156 Rivet, André 1474 Rivinus, Andreas 1173 Roberti, Johannes 1311 Rollock, Robert 1347 Rosarius, Simon 1523 Rupert von Deutz 1036, 11571159, 1243, 1312-1313, 1348 Rus, Johann Reinhard 1616 S Sachs, Hans 1524 Sadoletus, Jacob 1423, 1475 Salmerón, Alfonso 1314 Sammelband 1189a, 1212-1213, 1315, 1525 Sánchez, Pedro 1570 Sánchez, Tomás 1571 Sanders, Nicholas 1526 Sannazaro, Jacopo 1527 Sanseverino, Luigi de 1211 Santeul, Jean de 1572 Savonarola, Girolamo 1528-1533, 1573 Schedelsche Weltchronik 1635 Schlichting, Jonas 1316 Schmising, Arnold 1622 Schöder, Johann 1258 Schottel, Justus Georg 1160 Schröter, Christian Rudolph 1161 Schubert, Dominicus Prosperus 1612 Schubert, Hans von 1424

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_____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Seckendorff, Veit Ludwig von 1574 Serarius, Nikolaus 1575 Sermones super apocalipsim 1163 Servetus, Michaele Villanovanus 1010 Seuse, Heinrich 1476 Sibylliakoi Chresmoi 1190 Siena, Sisto da 1214 Sleidanus, Johannes 1534 Smith, Johannes 1222 Soares, Johannes 1317 Spangenberg, Cyriacus 1425 Sperber, Julius 1191 Stähelin, Heinrich 1164 Staphylus, Friedrich 1535 Stapleton, Thomas 1576 Starke, Christoph 1318 Staveren, Petrus van 1426 Steenkiste, J.-A. van 1333 Stella, Didacus 1338 Stevartius, Petrus 1427

Stevensz, Jan 1165 Stosch, Ferdinand 1428 Strigel, Victorin 1166 Strype, John 1577 Summarien 1319 Sylveira, João da 1167-1168 Symmachus, Quintus Aurelius 1506 T Taffin, Jean 1169 Tatian 1067 Temmink, Johann 1349 Tena, Luis de 1429 Text-Antiphonale 1003 Textus sequentiarium 1075 Theobald, Zacharias 1239 Theologische Sammelhandschrift 1011 Theophylakt von Ohrid 1320, 1430 Thomas Aquinas (Pseudo-) 1170 Thomas Cantipratensis 1021

Thomas von Aquin 1027, 1431 Tirinus, Jacobus 1215 Toledo, Francisco de 1339, 1350, 1579 Torah-Fragmente 1019 Tostado Ribera, Alfonso 1477 Turrecremata, Johannes de 1235 Turrettini, François 1578 Turrettini, Jean-Alphonse 1432 UV Ulloa, Joannes de 1171 Ursinus, Zacharias 1478 Vechner, Georg 1433 Velazquez, Juan Antonio 1434 Vermigli, Pietro Martire 1435 Victorinus von Pettau 1172 Viegas, Brás 1174 Virdung, Johann 1192 Vitringa, Campegius 1175-1176, 1247, 1436 Voet, Gijsbert 1580-1581

W Walaeus, Antonius 1479 Waldschmidt, Bernhard 1220 Walther, Michael 1259 Weigel, Valentin 1177 Wigand, Johann 1437 Wigandt, Martin 1617 Wijs, Jacob 1321 William von Ebersberg 1240 Witsius, Herman 1618-1619 Witzel, Georg 1322 Wohlgemuth, Michael 1635 Wolf, Johann Christoph 1323, 1438 Wolf, Johannes 1582 Wurm, Matthias 1536 Wyclif, Johannes 1620 YZ Yvon, Pierre 1178 Zepper, Wilhelm 1583-1584 Zeyss, Philipp Christoph 1439 Zoon, J. C. 1321 Zwingli, Ulrich 1537

Besitzer 1: 1000. 2: 1001. 3: 1002. 4: 1003. 5: 1004, 1005, 1006. 6: 1007. 7: 1008, 1009, 1010, 1011, 1012, 1013, 1014, 1015, 1016, 1017, 1018. 8: 1019. 9: 1020. 10: 1021, 1022, 1023, 1024, 1025, 1026, 1027, 1028, 1029, 1030. 11: 1031. 12: 1032. 13: 1033. 14: 1034, 1035, 1036, 1037, 1038, 1039, 1040, 1041, 1042, 1043, 1044, 1045, 1046, 1047, 1048, 1049, 1050. 15: 1051. 16: 1052. 17: 1053. 18: 1054. 19: 1055. 20: 1056. 21: 1057. 22: 1058. 23: 1059, 1060, 1061, 1062, 1063, 1064. 24: 1065. 25: 1066, 1067, 1068, 1069, 1070, 1071, 1072, 1073, 1074, 1075, 1076, 1077, 1078, 1079, 1080, 1081, 1082, 1083, 1084, 1085, 1086, 1087, 1088, 1089. 26: 1090. 27: 1091, 1092, 1093, 1094, 1095. 28: 1096. 29: 1097, 1098. 30: 1099. 31: 1100, 1101, 1102, 1103, 1104, 1105, 1106, 1107, 1108, 1109, 1110, 1111, 1112, 1113, 1114, 1115, 1116, 1117, 1118, 1119, 1120, 1121, 1122, 1123, 1124, 1125, 1126, 1127, 1128, 1129, 1130, 1131, 1132. 32: 1133. 33: 1134, 1135, 1136, 1137, 1138, 1139, 1140, 1141, 1142, 1143, 1144, 1145, 1146, 1147, 1148, 1149, 1150, 1151, 1152, 1153, 1154, 1155, 1156. 34: 1157. 35: 1158, 1159, 1160, 1161, 1162, 1163, 1164, 1165, 1166, 1167. 36: 1168. 37: 1169, 1170, 1171, 1172, 1173, 1174, 1175, 1176, 1177, 1178, 1179, 1180, 1181, 1182, 1183, 1184, 1185, 1186, 1187, 1188, 1189, 1189a, 1190, 1191, 1192, 1193, 1194, 1195. 38: 1196. 39: 1197, 1198, 1199, 1200, 1201, 1202, 1203, 1204, 1205, 1206, 1207, 1208, 1209, 1210, 1211, 1212, 1213. 40: 1214. 41: 1215. 42: 1216. 43: 1217, 1218. 44: 1219. 45: 1220, 1221, 1222, 1223, 1224. 46: 1225. 47: 1226, 1227, 1228, 1229, 1230, 1231, 1232. 48: 1233, 1234. 49: 1235, 1236, 1237, 1238, 1239, 1240, 1241, 1242, 1243, 1244. 50: 1245, 1246. 51: 1247, 1248, 1249, 1250, 1251, 1252, 1253, 1254, 1255, 1256, 1257, 1258, 1259, 1260, 1261, 1262, 1263, 1264, 1265, 1266, 1267, 1268. 52: 1269. 53: 1270, 1271, 1272, 1273, 1274, 1275, 1276, 1277. 54: 1278. 55: 1279, 1280, 1281, 1282, 1283, 1284, 1285. 56: 1286. 57: 1287, 1288, 1289, 1290, 1291, 1292, 1293, 1294, 1295, 1296, 1297, 1298. 58: 1299. 59: 1300, 1301, 1302, 1303, 1304, 1305, 1306, 1307, 1308, 1309, 1310, 1311, 1312, 1313, 1314, 1315, 1316, 1317, 1318, 1319, 1320, 1321, 1322, 1323, 1324, 1325, 1326, 1327, 1328, 1329, 1330, 1331, 1332, 1333, 1334, 1335, 1336, 1337, 1338, 1339, 1340, 1341, 1342, 1343, 1344, 1345, 1346, 1347, 1348, 1349, 1350, 1351, 1352, 1353, 1354, 1355, 1356, 1357, 1358, 1359, 1360, 1361, 1362, 1363, 1364, 1365, 1366, 1367, 1368, 1369, 1370, 1371, 1372, 1373, 1374, 1375, 1376, 1377, 1378, 1379, 1380, 1381, 1382, 1383, 1384, 1385, 1386, 1387, 1388, 1389, 1390, 1391, 1392, 1393, 1394, 1395, 1396, 1397, 1398, 1399, 1400, 1401, 1402, 1403, 1404. 60: 1405. 61: 1406, 1407. 62: 1408. 63: 1409, 1410, 1411, 1412, 1413, 1414, 1415, 1416, 1417, 1418, 1419, 1420, 1421, 1422, 1423, 1424, 1425, 1426, 1427, 1428, 1429, 1430, 1431, 1432, 1433, 1434, 1435, 1436, 1437, 1438, 1439, 1440. 64: 1441. 65: 1442, 1443, 1444, 1445, 1446, 1447, 1448, 1449, 1450, 1451, 1452, 1453, 1454, 1455, 1456, 1457, 1458, 1459, 1460. 66: 1461. 67: 1462. 68: 1463. 69: 1464, 1465, 1466, 1467, 1468, 1469, 1470, 1471, 1472, 1473. 70: 1474. 71: 1475, 1476, 1477. 72: 1478, 1479. 73: 1480, 1481, 1482, 1483, 1484, 1485. 74: 1486. 75: 1487, 1488, 1489, 1490. 76: 1491. 77: 1492, 1493, 1494, 1495, 1496, 1497, 1498, 1499, 1500, 1501. 78: 1502, 1503. 79: 1504, 1505, 1506, 1507. 80: 1508. 81: 1509, 1510. 82: 1511. 83: 1512. 84: 1513, 1514, 1515, 1516, 1517, 1518, 1519, 1520, 1521, 1522, 1523, 1524, 1525, 1526, 1527, 1528, 1529, 1530, 1531, 1532, 1533. 85: 1534. 86: 1535, 1536. 87: 1537, 1538. 88: 1539. 89: 1540. 90: 1541, 1542, 1543. 91: 1544. 92: 1545, 1546, 1547. 93: 1548. 94: 1549, 1550, 1551, 1552, 1553, 1554, 1555, 1556, 1557, 1558, 1559, 1560. 95: 1561. 96: 1562, 1563, 1564, 1565. 97: 1566. 98: 1567. 99: 1568. 100: 1569, 1570, 1571, 1572, 1573. 101: 1574. 102: 1575, 1576. 103: 1577, 1578. 104: 1579. 105: 1580, 1581. 106: 1582. 107: 1583, 1584. 108: 1585, 1586, 1587, 1588, 1589, 1590, 1591, 1592, 1593, 1594, 1595, 1596, 1597, 1598, 1599, 1600. 109: 1601. 110: 1602, 1603, 1604, 1605, 1606, 1607, 1608, 1609, 1610, 1611, 1612, 1614, 1615, 1616, 1617, 1618, 1619, 1620, 1621, 1622, 1623. 111: 1624, 1625. 112: 1626. 113: 1627, 1628, 1629. 114: 1630. 115: 1631, 1632, 1633. 116: 1634, 1635.

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BASSENGE

Jean Mignon (tätig 1537-40 in Fontainebleau, später in Paris). Das Frauenbad. Radierung. 43,4 x 60,6 cm. Um 1543/47.

Druckgraphik des 15. bis 19. Jahrhunderts 9. Juni 2021 GA L E R I E BA S S E N G E  ·   E R DE N E R S T R A S S E 5A  ·  14193 BE R L I N Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com  ·  Kataloge online: www.bassenge.com


BASSENGE

Gottfried von Wedig (1583–1641). Stillleben mit gerösteten Maronen. Öl auf Holz. Um 1630.

Gemälde des 15. bis 19. Jahrhunderts 10. Juni 2021 GA L E R I E BA S S E N G E  ·   E R DE N E R S T R A S S E 5A  ·  14193 BE R L I N Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com  ·  Kataloge online: www.bassenge.com


kurt wendlandt. „Rêve d’amour“. 1967. Unique vintage solarized gelatin silver print.

p h o t o g r a p h y a u c t i o n j u n e 16 , 2021 gallery & previews | Rankestr. 24, 10789 Berlin auctions | Erdener Straße 5a, 14193 Berlin

photoauktionen gbr


V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Bassenge Buchauktionen GbR, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Ver­steigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst­ bieten­den. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vor­behalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchst­bietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän­ digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor­s teuer­abzug berechtigt sind, kann die Gesamt­rech­nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt­ länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi­ fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt­ liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktions­gebühr. Wäh­rend oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech­ nun­­gen bedür­fen einer beson­de­ren Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vor­behalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Ge­ schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/


Transaktionsge­bühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf­ bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschä­digung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch­lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Export­beschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten ein­geschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer

Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mind. 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Minder­erlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs­ bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. Dr. Markus Brandis Geschäftsführer

Stand: March 2021


CON DI T IONS OF SA L E 1. The Bassenge Buchauktionen GbR, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary con­signors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv­ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter­ mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay­ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. 
For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.


11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by tele­phone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. Dr. Markus Brandis As of March 2021


H E R B S TAU K T IO N 12. bis 14. Oktober 2021 Wir erbitten Ihre Angebote

Katalogbearbeitung Dr. Markus Brandis Harald Damaschke Dr. Cosima Kristahn Rosa Räderscheidt Gestaltung / Satz Maria Benkendorf Jochen Flad Stefanie Löhr




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