BASSENGE
AUKTION 117 ZEICHNUNGEN DES 16. BIS 19. JAHRHUNDERTS
Freitag, 11. Juni 2021
Galerie Bassenge . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin Telefon: 030-893 80 29-0 . E-Mail: art@bassenge.com . www.bassenge.com
I H R E A N S P R E CH PA RT N E R F Ü R D I ES EN KATALO G / E X P E RT S FO R T H I S CATA LO G U E :
Abteilung Gemälde und Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts / Department of 16th – 19th Century Paintings and Drawings Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den gewünschten Losnummern zu erfragen, da Angaben zum Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog notiert sind. Dr. Ruth Baljöhr
+49 (0)30 - 893 80 29 22 r.baljoehr@bassenge.com
David Bassenge
+49 (0)30 - 893 80 29 17 david@bassenge.com
Eva Dalvai
+49 (0)30 - 893 80 29 80 e.dalvai@bassenge.com
Lea Kellhuber
+49 (0)30 - 893 80 29 20 l.kellhuber@bassenge.com
Nadine Keul
+49 (0)30 - 893 80 29 21 n.keul@bassenge.com
Harald Weinhold
+49 (0)30 - 893 80 29 13 h.weinhold@bassenge.com
Die Galerie Bassenge ist Mitglied bei
Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mindestens 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.
T ER M I N Ü BER SICH T
AU KT ION 117
MITTWOCH, 9. Juni 2021 Vormittag 10.00 Uhr Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts Nr. 5000-5317 Nachmittag 15.00 Uhr Druckgraphik des 19. Jahrhunderts und des Fin de Siècle Nr. 5318-5429 Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik Nr. 5430-5688 des 15. bis 18. Jahrhunderts
DONNERSTAG, 10. Juni 2021 Vormittag
11.00 Uhr
Gemälde Alter und Neuerer Meister mit Portraitminiaturen
Nr.
6000-6228
Nachmittag
15.00 Uhr
Über das Leben hinaus – Die Sammlung Louis Peters, Köln
Nr.
6300-6482
17.00 Uhr
Discoveries (Katalog nur online verfügbar) Nr. 6900-6988
FREITAG, 11. Juni 2021 Nr.
6500-6819
Vormittag
11.00 Uhr
Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts
Nachmittag
15.00 Uhr
Moderne Kunst Teil II (Katalog nur online verfügbar) Nr. 7000-7500
SONNABEND, 12. Juni 2021 Eine Berliner Privatsammlung zugunsten der neuhland – Hilfe in Krisen gGmbH
Nachmittag
8200-8549 Moderne Kunst Teil I Nr.
14.00 Uhr
Nr.
8000-8114
Vormittag 11.00 Uhr
VORBESICHTIGUNGEN Um einen reibungslosen Ablauf der Vorbesichtigung aufgrund der aktuellen Einschränkungen gewährleisten zu können, bitten wir Sie um eine vorherige Anmeldung per Telefon oder E-Mail. Druckgraphik, Gemälde, Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts, Über das Leben hinaus Erdener Straße 5A, 14193 Berlin Montag, 31. Mai bis Montag, 7. Juni, 10.00–18.00 Uhr, Dienstag, 8. Juni 10.00–15.00 Uhr Moderne Kunst Teil I und II, Eine Berliner Privatsammlung zugunsten der neuhland – Hilfe in Krisen gGmbH Rankestraße 24, 10789 Berlin Montag, 31. Mai bis Donnerstag, 10. Juni, 10.00–18.00 Uhr Vorabtermine sind nach Vereinbarung ab Montag, dem 25. Mai möglich. Schutzgebühr Katalog: 15 € Umschlag: Los 6775, Adolph von Menzel und Los 6653, Ernst Förster
Z EICH N U NGEN DE S 16.–18. JA HR H U N DERT S
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6500
6501 6
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6502
6502
Italienisch
Veronesisch
6500 17. Jh. Die Wurzel Jesse. Feder in Braun, alt montiert. 10,5 x 19,5 cm.
6502 frühes 16. Jh. Propheten. 2 Zeichnungen, je Feder in Braun, teils weiß gehöht auf braun gefärbtem Bütten, aufgezogen und montiert. Je ca. 6,4 x 4,9 cm.
750 €
800 € Flämisch
Provenienz: Aus einer wohl unbekannten Sammlung (nicht bei Lugt).
6501 spätes 16. Jh. Das Urteil des Salomon. Feder in Braun, weiß gehöht, auf rot grundiertem Papier, für eine Übertragung durchgegriffelt, auf festem Bütten, alt aufgezogen. 20,3 x 28,4 cm. Wz. Fleur-de-lis. 2.400 € 7
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6503
Valerio Spada (1613 Colle di Val d‘Elsa – 1688 Florenz)
6503 Studienblatt mit mythologischen und biblischen Szenen und Groteskenornament. Feder in Braun. 25 x 39,5 cm. 3.500 € Provenienz: Sammlung Alfred Beurdeley (Lugt 421). Sotheby‘s, London, Auktion am 7. Dezember 1987, Los 153. Sotheby‘s, New York, Auktion am 25. Januar 2006, Los 69. In kongenialer Weise verbindet der Florentiner Valerio Spada auf diesem Skizzenblatt verschiedene kleinformatige Szenen aus der Mythologie, der Bibel und dem alltäglichen Leben. Im Zentrum dominiert die Darstellung eines Zeichners in einer Landschaft. Möglicherweise hat sich Spada hier selbst dargestellt. Er war ein versierter Zeichner, Kalligraph und Illustrator, der sich auch als Schreiblehrer von Cosimo III. de‘ Medici, dem späteren Großherzog der Toskana, einen Namen machte. Die gezeichneten, opulenten Rahmen mit Groteskenornament verweisen mit einzelnen Motiven zurück in das Bildhafte und lassen die Komposition ins gesamt wie ein Ausschnitt aus einer barocken Bildergalerie erscheinen.
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_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
Italienisch 6504 spätes 16. Jh. Studie eines behelmten Kriegers mit Schwert. Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf grünlich-beigem Papier. 30,2 x 14,6 cm. Verso in brauner Feder alt schwer leserlich nummeriert „598 (?)“. Wz. Pilger (?) im Kreis mit sechszackigem Stern. 2.400 €
6504
Italienisch 6505 16. Jh. Studie eines stehenden Alten mit Stab und geraffter Draperie. Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf grünlich-beigem Papier. 31,5 x 14,7 cm. Verso in brauner Feder alt bez. „Camo (?) il consiglone (?)“ und in derselben Feder mittig nummeriert „009“. 2.400 € 6505 9
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6506
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_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6507
Federico Zuccaro (1542 Sant‘ Angelo in Vado – 1609 Ancona)
6506^ Schule. Ein König, sitzend, mit Stab. Schwarze Kreide auf blauem Papier, verso: Stehende Aktfigur mit Schwert. 36 x 23,2 cm. Wz. Adler im Kreis mit Krone. 2.800 €
6507 Madonna mit Kind und dem Johannesknaben. Feder in Braun, braun laviert, über Rötel. 16 x 13,5 cm (die Ecken angeschrägt). 4.500 € Provenienz: Sotheby‘s, London, Auktion am 2. Juli 1990, Los 73 (mit Abb.). Im Cabinet des Dessins des Louvre gibt es eine leicht veränderte Fassung dieser Komposition (Inv. 4488). Ein weiteres vergleichbares Blatt verwahrt das Metropolitan Museum of Art in New York (Rogers Fund 1968.68.106.2). Alt montiert.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Antonio Bicchierai (1688–1766, Rom)
6508 Die hl. Christina von Bolsena bittet die Madonna mit Kind um den Segen für eine Kirche. Feder in Braun, braun laviert, über schwarzer Kreide, in schwarzer Kreide quadriert, alt auf festem Papier aufgezogen. 30,8 x 22,1 cm. Unten links in brauner Feder bez. „Del Bicchierari“. 1.800 € Der römische Ausstattungs- und Dekorationsmaler Antonio Bicchierai studiert an der dortigen Accademia di San Luca. Als Maler und Freskant ist er seit 1730 nachweisbar, zeit seines Lebens wird er mit zahlreichen Aufträgen bedacht. Handwerklich solide und akademisch gut ausgebildet orientiert er sich am römischen Hochbarock des Carlo Maratta.
6508
Ludovico Mattioli (1662 Crevalcore b. Bologna – 1747 Bologna)
6509^ Madonna mit Kind. Rötelzeichnung. 17,4 x 13,3 cm. Verso alt bezeichnet. 1.800 € Provenienz: Sammlung Sternberg-Manderscheid (nicht bei Lugt). Sammlung Boguslav Jolles (Lugt 381). Sammlung Arnold Blome, Bremen (Lugt 4040). 6509 12
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6510
Agostino Ciampelli (1566 Florenz – 1630 Rom)
6510 zugeschrieben. Esther vor Ahasver. Rötelzeichnung. 27,9 x 18,6 cm. 1.200 € Ciampelli gehört zu einer Gruppe Florentiner Künstler, die ihre künstlerische Prägung noch im späten 16. Jahrhundert erfuhren, aber bis weit ins 17. Jahrhundert tätig waren. Nach Beendigung seines Studiums an der Accademia in Florenz im Jahr 1585, arbeitete Ciampelli für die Medici, für die er mehrere Fresken ausführte. Erwähnenswert ist insbesondere der Freskenzyklus im Florentiner Palazzo Corsi, Residenz des Kardinals Alessandro de Medici, mit Darstellungen aus dem Leben der Esther, mit dem vorliegende Zeichnung möglicherweise in Zusammenhang steht. Die Zuschreibung an Ciampelli wurde von Prof. Miles Chappell, Williamsburg vorgeschlagen (lt. Auskunft des Vorbesitzers).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6511
Italienisch 6511 16. Jh. Die Steinigung des hl. Stephanus. Feder in Braun, braun laviert. 30,2 x 24,4 cm. Rechts unten in Feder bezeichnet „Perin del Vague“. 1.200 € Äußerst feine, vielfigurige Federzeichnung mit zarter Lavierung.
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6512
Italienisch 6512 Mitte 16. Jh. Die Anbetung der Hirten. Feder und Pinsel in Braun, braun laviert, teils weiß gehöht, über Graphit. 29,9 x 26,7 cm. 1.200 € Provenienz: Aus der Sammlung Sir Joshua Reynolds (Lugt 2364). Vorbild für diese Komposition ist die Zeichnung Raphaels im Ashmolean Museum in Oxford.
6513 16. Jh. Herkules führt den Zerberus an der Kette. Schwarze und weiße Kreide auf braunem Papier. 38,2 x 25 cm. Wz. Kreis mit Kleeblatt. 400 € 6513 15
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6514
Jacopo Palma (gen. Palma il Giovane, 1548–1628, Venedig)
6514^ Die Kreuzabnahme. Feder in Braun, braun laviert, weiß gehöht auf graublauem Bütten, verso Studie zu einer Heimsuchung in brauner Feder und schwarzem Stift. 17,8 x 23,4 cm. 3.000 € Literatur: Ausst.Kat. Handzeichnungen alter Meister aus Schweizer Privatbesitz, Bremen und Zürich 1967, Nr. 76. Provenienz: Unbekannte Sammlung „Malteserkreuz im doppelten Kreis“ (Moritz von Fries?, vgl. Lugt 2903). Sammlung Kurt Meissner (Lugt 4665).
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Italienisch 6515 18. Jh. Ecce homo. Rötelzeichnung mit Weißhöhung auf hellbraunem Papier. 38,4 x 24,9 cm. 2.500 € Provenienz: Verso mit einer zeitgenössischen Sammlerinschrift; aus der Sammlung des Martin Johann Schmidt, gen. Kremser Schmidt (1718 Grafenwörth - 1801 Stein a.d. Donau). Souverän gezeichnetes Blatt eines wohl Bologneser Meisters.
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6515 17
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6516
6517 18
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6518
Italienisch
Italienisch
6516 16. Jh. Die Entführung der Helena. Feder in Braun, braun laviert, über schwarzer Kreide, teils gewischt. 27,1 x 43,4 cm.
6518^ 16. Jh. Fliegender Amor mit Pfeilen und Bogen. Schwarze Kreide. 16,8 x 21 cm.
3.000 €
1.200 € Provenienz: Sammlung Luigi Grassi (Lugt 1171b).
Die Wiener Albertina bewahrt eine in der Komposition ähnliche, in Einzelfiguren abweichende Ölstudie der Rubensschule auf, welche nach einer Vorlage Francesco Primaticcios (1504-1570) oder Giulio Romanos (1499-1546) entstand (Inv.Nr. 8237).
Neapolitanisch 6517 17. Jh. Die Gesandten Alexanders des Großen überbringen dem Gärtner Abdalonymus die Insignien der Königswürde von Sidon. Feder in Braun, grau laviert. 21,3 x 29,8 cm. 1.200 € Provenienz: Sammlung Herbert List (Lugt 4063).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Italienisch 6522 17. Jh. Entwurf für einen Teil eines Deckenfreskos. Feder in Braun, grau laviert, über Spuren von schwarzer Kreide und Rötel. 20,4 x 47,4 cm. Verso wohl mit einer Ausgabenliste für Lebensmittel in toskanischem Dialekt. 1.800 € Provenienz: Aus der Sammlung Prinz Joseph Clemens von Bayern (1902-1990).
Venezianisch
6520
6523 17. Jh. Festmahl in einem Palazzo. Feder in Braun, über Spuren von schwarzer Kreide, grau laviert, quadriert, auf Bütten, aufgezogen. 18,1 x 32,4 cm. 750 € Provenienz: Wohl Sammlung Weber Kervius (Lugt Suppl. 2551b).
Simone Brentana (1656 Venedig – 1742 Verona)
6519 Sitzender Mann an einem Tisch. Rötel auf chamoisfarbenem Papier, mit schwarzer Feder umrandet, in ein Fensterpassepartout montiert. 26,3 x 18,8 cm. Unten rechts in einer Hand des 18. Jh. bez. „Simone Brentana Veronese“ (vgl. Lugt 3005 c–d). 1.800 € Provenienz: Sammlung Hans Callmann, London.
Vincenzo Dandini (1609–1675, Florenz)
6520 Studienblatt mit Köpfen und Putti. Rötelzeichnung. 19,5 x 25,9 cm (die Ränder unregel mäßig). Unten links monogrammiert „V.D.v.“. 350 € Provenienz: Nachlass der Familie Dandini, Florenz. Sammlung Giovanni Targioni Torzetti, Florenz (1712-1783). Carmen Gräfin Finck von Finckenstein, geb. Hertz, Hamburg/Ascona (1889-1971). Familie Finck von Finckenstein, Norddeutschland (bis 2016).
Italienisch 6521 17. Jh. Putto enthüllt einen Fries mit Tritonen und Nereiden. Feder in Dunkelbraun, braun laviert. 10,2 x 33,1 cm. 1.200 € Provenienz: Aus der Sammlung Prinz Joseph Clemens von Bayern (1902-1990). 6519 20
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6521
6522
6523 21
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Italienisch 6525 17. Jh. Kreuzigungsgruppe. Rötel, weiß gehöht. 49 x 29,3 cm. 800 € Provenienz: Auf einer alten Sammlermontage mit unidentifizierter Sammlerparaphe verso (nicht in Lugt).
Giovanni Battista della Rovere (1561 – nach 1627, Mailand)
6526 zugeschrieben. Biblische Lesung mit Engeln. Feder in Braun, braun laviert, montiert. 20,5 x 14,1 cm. 750 €
Antonio Molinari (1655 – nach 1735, Venedig)
6527 zugeschrieben. Studie zu einem knienden Heiligen mit auf der Brust verschränkten Armen. Schwarze Kreide, weiß gehöht auf gräulichem Bütten. 42,4 x 27,8 cm. Rechts unten in schwarzer Feder signiert „Molinari“. Wz. Kniender Mann mit Kreuz (vgl. Heawood 1346ff: Römisch und Oberitalienisch ab 1570). 1.200 € 6524
Florentinisch 6524 um 1600. Stehender Jüngling. Rötelzeichnung. 44,1 x 22,4 cm (Ecken angeschrägt). Wz. Fleur-de-lis mit angehängtem Buchstaben. 4.500 €
Donato Creti (1671 Cremona – 1749 Bologna)
6528 Umkreis. Die Vision des hl. Antonius von Padua. Feder in Braun. 34,5 x 21,1 cm. Wz. Doppelkopfadler. 600 € Provenienz: Sammlung Matthias Komor, New York (Lugt 1882a). Sammlung Anton Schmid, Wien. Privatbesitz, Wien.
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6527 23
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Annibale Carracci (1560 Bologna – 1609 Rom)
6529^ zugeschrieben. Sitzender männlicher Akt, die Hände auf einen Stein gestützt. Rötel. 38,7 x 28 cm. 6.000 € Provenienz: Sammlung Sir Joshua Reynolds (Lugt 2364). Sotheby‘s, New York, Auktion am 28. Januar 1998, Los 21 (attributed to Annibale Carracci). Privatsammlung Schweiz.
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Venezianisch 6530 18. Jh. Stehender männlicher Rückenakt. Schwarze und weiße Kreide auf hellbraunem Papier, aufgezogen. 41,2 x 27,5 cm. 600 €
6530
Gaetano Gandolfi (1734 Matteo della Decima bei Bologna – 1802 Bologna)
6531 Stehender männlicher Akt in Rückenansicht. Rötel und weiße Kreide auf chamoisfarbenem Bütten. 42,5 x 28,6 cm. Wz. Kreis mit Buchstabe „b“. 1.500 € 6531 25
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6532
6532
Pierre Simon d. Ä. (um 1640–1710, Paris)
6532 Porträt des Federico Barocci. Rötelzeichnung. 17 x 13,7 cm. 2.200 € Provenienz: Phillips, London, Auktion am 6. Juli 1994, Los 169 (Abb.). Privatsammlung Süddeutschland. Der Pariser Zeichner und Kupferstecher Pierre Simon, der wahrscheinlich Schüler und Mitarbeiter von Robert Nanteuil war, geht zur Weiterbildung um 1668 nach Rom. Er beteiligt sich mit Porträts an den Vite de pittori, scultori e architetti des Giovanni Pietro Bellori. Ab 1674 ist er zurück in seiner Heimatstadt und wird neun Jahre später zum graveur du roi. Pierre sticht nach eigenen und fremden Vorlagen hauptsächlich Bildnisse, darunter neun Porträts Ludwigs XIV., der ihm mehrmals Modell steht. Beigegeben sein in der Platte signierter Kupferstich der Rötelzeichnung im Gegensinn (Le Blanc 5).
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_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6533
Französisch 6533 17. Jh. Höllensturz der Verdammten. Feder in Braun. 30,6 x 42,4 cm. Bezeichnet oben rechts in brauner Feder „Ray. Lafage“. Wz. Fleur-de-lis im Kreis. 1.200 € 27
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6534, Originalgröße
Friedrich Vetter (dt. Künstler, tätig um 1624)
6534 Ruhende Venus mit Amor, von einem Teufel belauscht. Feder in Schwarz, grau laviert. 9,2 x 14,7 cm. Am Unterrand signiert und datiert „Diß mach ich Fridrich Vetter von Jülich (?) geschen in Regenspurg Ao 1624“. 1.200 €
Süddeutsch 6535 1548. Entwurf für die Wappenscheibe des Ladislaus von Fraunberg, Reichsgraf zu Haag. Feder in Schwarz, grau laviert. 30,5 x 24,7 cm. Im Panier mit dem Wahlspruch „Cum Labore Et Deo Iuvante“, beidseits der Helmzier monogrammiert „L/S“, am Unterrand bez. und datiert „LadisLaus. Graf zum Hag A 1548“. Mit verschiedentlichen Farbangaben. 1.800 € 28
Die Fraunberg sind ein bereits im 12. Jahrhundert erwähntes bayerisches Uradelsgeschlecht mit dem Stammsitz Schloss Fraunberg (in Fraunberg, Landkreis Erding, Oberbayern). Kaiser Friedrich III. erhob sie 1465 zu Reichsfreiherren, was zu häufigen Konflikten mit den regierenden baye rischen Herzögen führte. 1476 erbte Sigmund von Fraunberg die Grafschaft Haag, 1509 wurde er in den erblichen Reichsgrafenstand mit Stimme und Sitz auf den Reichstagen erhoben. Sein Enkel Ladislaus von Fraunberg zu Haag (1522-1566) begann im Jahre 1541 Haager Silbermünzen zu prägen, 1558 ließ er in der Grafschaft die Religionsfreiheit ausrufen, weshalb nach kurzer Zeit ein Großteil der Bevölkerung evangelisch wurde. Nach seinem kinderlosen Tod wurde der Wittelsbacher Herzog Albrecht V. 1567 vom Kaiser mit Haag belehnt. Noch zu Lebzeiten schuf Hans Mielich 1557 das ganzfigurige Portrait des Grafen Ladislaus von Haag mit dem Panther (Sammlung des Fürsten von und zu Liechtenstein, Vaduz-Wien, Inv. Nr. GE 1065). Es zählt zu den herausragenden Beispielen der Portraitkunst des 16. Jahrhunderts in Deutschland. In der linken oberen Ecke des Gemäldes stellt Mielich über dem geöffneten Fenster die Wappenscheibe des Reichsgrafen dar. Das Stammwappen zeigt im Schild auf rotem Grund den nach links hochsteigenden Schimmel der Haager, der Helmzier entwächst eine gekrönte Halbfigur in blauem Wams mit fünf goldenen Fleur de Lys. Die Figur hält einen hermelinbesetzten Spitzhut und einen Pfauenschweif hoch, darüber der Wahlspruch der Haager ‚Cum Labore Et Deo Iuvante‘ (Mit Arbeit und Gottes Hilfe).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Französisch 6536 17. Jh. Landschaft mit Gehöft und figürlicher Staffage. Feder in Braun, alt montiert. 9,4 x 18,4 cm. Unten rechts bez. „LGJ (?) 1836“ sowie auf der Montierung unleserlich betitelt „Saint Symphorien sur Coise ... Rhône“. 450 €
Giovanni Francesco Grimaldi (1606 Bologna – 1680 Rom)
6538 zugeschrieben. Landschaft mit einem Gehöft. Feder in Braun, alt auf die Seite eines Klebealbums montiert. 17,6 x 24,5 cm. 1.200 €
Italienisch Französisch 6537 17. Jh. Eine Hirtenfamilie mit Dudelsackspieler. Feder in Braun. 11,6 x 17,7 cm. 1.200 € Qualitätvolle, sehr fein durchgeführte Zeichnung, wohl Vorlage für eine druckgraphische Nachbildung.
6539 17. Jh. Orientalische Familie mit Hund. Feder in Braun, braun laviert. 22,8 x 21 cm. Verso in Rötel „B 604“. Wz. Wappen. 1.200 € Provenienz: Sammlung Giuseppe Vallardi (1784-1863) (Lugt 1223, mit den online (Marques de Collections) verzeichneten Buchstaben gefolgt von einer Nummer in Rötel verso).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6540
Roelant Savery (1576 Courtrai – 1639 Utrecht)
6540 Umkreis. Ungarische Soldaten. 2 Zeichnungen, je Feder in Braun, braun laviert, teils über Spuren von schwarzer Kreide, verso je weitere Soldatendarstellungen, in ein Fensterpassepartout montiert. Je ca. 9,6 x 14 cm. 600 € Provenienz: Lt. Annotation auf dem Passepartout aus der „Collection Duval“.
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Flämisch 6541 spätes 16. Jh. Ein Silberreiher an einem Bach. Aquarell. 42 x 23,3 cm. 3.500 € Sehr fein durchgeführtes und qualitätvolles Aquarell eines anonymen flämischen Künstlers.
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6541 33
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6542
6543 34
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6544
Haarlemer Schule 6542 16./17. Jh. Diana und Callisto. Feder auf Bütten, in ein Fensterpassepartout montiert. 14,7 x 17,6 cm. Wz. Krüglein. 600 €
Abraham Bloemaert (1564 Dordrecht – 1651 Utrecht)
6544 Ganymed vom Adler entführt. Schwarze Kreide, grau laviert, auf hellbraunem Papier. 9,7 x 12,3 cm. Verso mit Feder und schwarzer Tinte bezeichnet „A. Bloemaert“. Um 1610-1620. 6.000 €
Leonhard Bramer (1596–1674, Delft)
6543 Der ungläubige Thomas. Pinsel in Schwarz, grau laviert, Feder in Weiß auf graublauem Bütten. 20,9 x 27,9 cm. Unterhalb der Darstellung von fremder Hand in Bleistift bez. „ungl Thomas“. 750 €
Abraham Bloemaert war ein sehr produktiver Zeichner, der während seiner bemerkenswert langen künstlerischen Laufbahn ein umfangreiches zeichnerisches Œuvre schuf. Die vorliegende kleine, aber konzentrierte Zeichnung ist ein typisches Studienblatt, das Bloemaerts Fähigkeit zeigt, eine visuell eindrückliche Komposition in einem kleinen Format zu skizzieren, in diesem Fall die Entführung des Ganymed. Der blonde, gelockte Knabe wird von Jupiter in der Personifikation eines Adlers durch die Lüfte getragen. Das Blatt ist eng verwandt mit einer anderen, etwas kleineren Skizze, die Jaap Bolten auf die Zeit zwischen 1635 und 1645 datiert (Rijksprentenkabinet, Amsterdam; Bolten, Nr. 519). Das Thema erscheint erneut in einer späten Landschaftszeichnung von Bloemaert (Bolten, Nr. 1628, Privatsammlung, Niederlande) sowie in zwei Grafiken von Jan Saenredam (Hollstein 83) und Boetius Adamsz. Bolswert (Hollstein 358), für die Bloemaert die Vorzeichnungen lieferte (Bolten, Nr. 1563, 1564). Verglichen mit der Amsterdamer Zeichnung, die freier und malerischer in der Behandlung ist, zeigt das vorliegende Blatt einen eher linearen, verfeinerten Zeichenstil, der dem Frühmanierismus Bloemaerts näher steht. Ganymeds Pose mit dem über den Kopf gehaltenen rechten Arm ist fast identisch mit der in Bolswerts Druck, der um 1612-1614 entstanden ist. Es scheint daher plausibel, dass Bloemaert die Zeichnung in einer früheren Phase seiner Karriere ausgeführt hat, wahrscheinlich zwischen 1610 und 1620.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Johann Oswald Harms (1643 Hamburg – 1708 Braunschweig)
6545 Ruinen römischer Bäder. Pinsel in Schwarz, grau laviert. 19,3 x 27,2 cm. 1.200 €
Tobias Verhaecht (1561–1631, Antwerpen)
6546 Weite Gebirgslandschaft mit Ruinen und Blick auf eine Stadt am Flussufer. Feder in Braun, braun laviert, über Spuren von Graphit, Einfassung in schwarzer Feder. 10 x 20 cm. 2.400 € Der flämische Maler und Zeichner Tobias Verhaecht entstammte einer Antwerpener Künstlerfamilie und wurde ab 1590/91 als Meister der städtischen St. Lukas-Gilde geführt, um 1596 wurde er deren Oberdekan. Er lebte längere Zeit in Italien und arbeitete dort unter anderem im Auftrag von Großherzog Francesco I. in Florenz; in Rom war er zudem ein gefragter Maler von Landschaftsfresken. Zu seinen Schülern gehörte später neben Abraham Matthys auch Peter Paul Rubens. Verhaecht ist heute vor allem als Schöpfer von eindrucksvollen Weltlandschaften bekannt, die mit ihrer panoramahaften Erfassung der Wirklichkeit ganz in der Tradition der manieristischen Veduten von Joachim Patinir und Pieter Bruegel d. Ä. stehen. Weiterhin wird in seinen Arbeiten jedoch auch der Einfluss von Zeitgenossen wie Joos de Momper dem Jüngeren
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(1564-1635) sowie Kerstiaen de Keuninck (1560-1632/33) deutlich sichtbar. Auch in der vorliegenden, wunderbar atmosphärisch gestalteten Federzeichnung einer weiten Landschaft mit Ruinen im rechten Vordergrund folgt der Künstler dem Kompositionsschema der Überschaulandschaft. Aus einer erhöhten Ansichtsposition gibt das Blatt auf der linken Hälfte den Blick auf einen von einer Bergkette eingefassten Fluss lauf frei, an dessen Ufern verschiedene Bauwerke und kleinere Ansiedlungen emporragen. Von einer kleinen, ebenfalls bebauten Insel in der Mitte des Wassers führen zwei Brücken je an das linke und rechte Fluss ufer, davor sind einige Galeeren zu erkennen, die im flachen Teil des Wassers lagern. Die rechte Bildhälfte wird von der nahansichtigen Dar stellung einer antiken Palastruine dominiert, deren Gemäuer bereits von Ranken und Sträuchern überwuchert sind. Die souverän gezogenen Linien der Feder hat der Künstler verschiedentlich durch pointiert gesetzte Tuschlavierungen ergänzt, welche der Darstellung eine wunderbar malerische Wirkung verleihen und zudem die Dreidimensionalität des Bildraumes steigern. So kann das Blatt als typisches Exempel von Verhaechts vollendeter Zeichenkunst gelten.
Remigio Cantagallina (1582/83 Sansepolcro – 1656 Florenz)
6547 Umkreis. Waldige Flusslandschaft mit einem Wasserfall und Felsentor. Feder in Braun. 16,4 x 23 cm. 750 €
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6548
Jonas Umbach (um 1624–1693, Augsburg)
6548 Landschaft mit Weg an bewachsener Felswand. Schwarze Kreide. 19,2 x 26,1 cm. Unterhalb der Darstellung bez. „Umbach.“. 1670er Jahre. 1.200 € Charakteristische Kreidezeichnung des Künstlers, die im Zusammenhang mit einer Reihe gleichformatiger Blätter steht, in denen Umbach Motive felsiger Landschaften variierte (vgl. etwa Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.nr. 23861; Staatsgalerie Stuttgart, Graphische Sammlung, Inv.Nr. 294).
6549 Blick auf einen Kirchhof mit großem Kreuz und einem Baum. Schwarze Kreide. 17,6 x 23 cm. Auf ein Untersatzpapier montiert, dort von alter Hand in brauner Feder bez. „Jonas Umbach fecit“. 450 € 6549 38
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Anthonie Waterloo (1610 Lille – 1690 Utrecht)
6550^ Alte Weiden am Flussufer. Feder und Pinsel in Schwarz und Braun, schwarze und weiße Kreide, auf blauem Papier, alt montiert und in ein Fensterpassepartout eingelassen. 28 x 22,7 cm. 6.000 € Literatur: Ausst.Kat. Tekeningen van oude Meesters. De verzameling Jacobus A. Klaver, Rijksmuseum, Amsterdam 1993, Nr. 38 (als Simon de Vlieger).
Provenienz: Erasmus Philipps, um 1720, durch Erbschaft an Richard Philipps, Lord Milford, Picton Castle (Lugt 2687), durch Erbschaft an Sir John Philipps. Sotheby‘s, London, Auktion am 13. Dezember 1950, Teil von Los 36. Jacobus A. Klaver, mit dessen Sammlerstempel (Lugt 5353). Sotheby‘s, Amsterdam, Auktion am 10. Mai 1994: „The Jacobus A. Klaver Collection of Dutch Old Master Drawings“, Los 12 (als Simon de Vlieger). Sotheby‘s, Amsterdam, Auktion am 12. November 1996, Los 19 (als Simon de Vlieger). Christie‘s, Paris, Auktion am 21. März 2002, Los 110.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Jan Josefsz. van Goyen (1596 Leiden – 1656 Den Haag)
6551 Umkreis. Hügelige Landschaft mit Bäumen und Fuhrwagen. Kohle, grau laviert. 20,2 x 18,6 cm. Wz. Wappen von Amsterdam.
Niederländisch 6553 1630/40. Ansicht eines Gehöftes. Feder in Braun, aquarelliert. 8,2 x 19,1 cm. 2.400 €
600 € Vorliegende Zeichnung lässt an Kompositionen von Jacob van der Croos oder Maerten van der Hulst denken.
Niederländisch 6552 17. Jh. Blick auf den Dam in Amsterdam mit dem alten Rathaus. Feder in Grau, über schwarzem Stift, farbig aquarelliert. 13,3 x 19,2 cm. Verso mit einer alten Zuschreibung an „J. Berckheyde“. 750 € Das alte, gotische Rathaus von Amsterdam, das sogenannte oude Stadhuis fiel 1652 einem Brand zum Opfer. Kurz darauf entstand auf dem großen, freien Stadtplatz das Paleis op de Dam, so wie wir das Erscheinungsbild des Dams auch heute noch kennen.
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6554
Rembrandt Harmensz. van Rijn
Gerard de Groeningen
(1606 Leiden – 1669 Amsterdam)
(tätig in Antwerpen 1561 – ca. 1575/76)
6554 Schule. Szene aus dem Alten Testament. Feder in Braun, auf einen alten Sammlerkarton montiert. 19,2 x 28,2 cm.
6555 zugeschrieben. Christus die Händler aus dem Tempel vertreibend. Feder in Braun über Graphit, braun laviert. 30,7 x 44 cm.
3.500 €
2.400 €
Provenienz: Aus zwei bisher nicht identifizierten Sammlungen (Lugt 2084 und 2908),
Eindrucksvolles, großformatiges und sorgfältig durchkomponiertes Blatt.
Mit einer alten Zuschreibung an Aert de Gelder.
Frans Snyders (1579–1657, Antwerpen)
6556 Jagdhunde hetzen ein Wildschwein. Feder in Braun. 18,2 x 29,2 cm. 1.200 € Charakteristische, rasch hingeworfene Kompositionsskizze des Tier- und Stilllebenmalers Frans Snyders.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Herman Saftleven (1609 Rotterdam – 1685 Utrecht)
Provenienz: Christie‘s, Amsterdam: Dutch, Flemish and German Old Master Drawings, Auktion am 25. November 1991, Los 85 mit Abb.
6557 Studie eines stehenden Jägers mit Hut, von hinten gesehen. Schwarzer Stift, grau laviert. 30,1 x 19,3 cm.
Dr. Wolfganz Schulz hat seinerzeit die Zuschreibung an Herman Saft lven bestätigt und verweist auf ähnliche Zeichnungen dieser Art im Prentenkabinet der Rijksuniversiteit, Leiden (vgl. Wolfgang Schulz, Herman Saftleven, München 1982, S. 450, Nr. 1303-06).
4.500 € Johann Joseph Anton Huber (auch Hueber, 1737–1815, Augsburg)
6557a^ Wildschwein nach links. Schwarze Kreide auf Bütten, alt aufgezogen. 15,7 x 24,8 cm. 600 € Beigegeben zwei weitere Skizzenblätter des Künstlers „Jagdhund beim Apportieren“ und „Sich flöhender Hund“.
Deutsch 6558 18. Jh. Sauhunde im Kampf mit einem Wildschwein. Schwarzer Stift und Rötel, aufgezogen, alt montiert. 33,7 x 46,4 cm. 800 € 6557a 44
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Italienisch 6559 18. Jh. Zwei Putti auf einer Wolke. Rötelzeichnung, auf Untersatz montiert. 24,2 x 19,1 cm (oval). 1.500 €
chen sichtbar, das sich offensichtlich im montierten vorderen Papier der Zeichnung befindet und jenem einer Guercino zugeschriebenen Zeichnung in den Uffizien entspricht (Inv. Nr. 20211, Wz. Heawood 1456, vgl. Piera Giovanna Tordella: „Guercino e il disegno. Teoria e tecnica“, in: Guercino. La Scuola, la maniera. I disegni agli Uffizi, Ausst.Kat. Gabinetto disegni e stampe degli Uffizi 2008, S. 22, Fn. 23). Auf der Rückseite des Zeichengrundes ist durch die Montierung eine Beschriftung „Paoli“ erkennbar.
Guercino (eigentl. Giovanni Francesco Barbieri, 1591 Cento – 1666 Bologna)
6560 zugeschrieben. Studie für einen Putto. Rötel auf Bütten, montiert auf Bütten. 15,2 x 13,7 cm. Wz. Fleur-de-lis (Heawood 1456). 3.500 € Die Rötelstudie für einen Putto ähnelt physiognomisch stark einigen der zahlreich in Guercinos Gemälden und kleinformatigen Vorzeichnungen auftretenden Putti, etwa jenem in Halbfigur in der Sammlung der Fondation Custodia (Inv. Nr. 1798). Unten links ist ein Wasserzei-
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Bolognesisch 6561^ um 1600. Studienblatt mit Putti unter einer Draperie. Rötel, verso Engel mit über der Brust verschränkten Armen unter einer Draperie. 48,6 x 40,4 cm. Wz. Herz mit Kreuz und den Initialen GB. 3.500 € Provenienz: Sammlung Sir Joshua Reynolds (Lugt 2364).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Fedele Fischetti (1732–1792, Neapel)
6562 Maria Immaculata erscheint dem hl. Ignatius von Loyola. Feder in Braun, grau laviert. 25,9 x 20,7 cm (oben halbrund). 1.200 € 48
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Bolognesisch 6563^ 17. Jh. Der hl. Markus mit dem Löwen. Schwarze und weiße Kreide auf hellbraunem Bütten, zur Übertragung in schwarzer Kreide quadriert, aufgezogen. 33,6 x 21,1 cm. Unten rechts von alter Hand in brauner Feder bez. „Dominiquain“. 2.400 €
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Francesco Campora (1693 Rivarolo – 1763 Genua)
6564 Die Ekstase des hl. José Calasanz. Feder in Braun, grau laviert, auf Bütten alt montiert. 29,1 x 18,8 cm. Signiert auf der alten Montierung links unterhalb der Zeichnung „F. Campora“. 1.800 € Bei vorliegender Zeichnung handelt es sich um eine Vorstudie für das gleichnamige Gemälde Camporas, heute im Istituto Calasanziano di Montemari, Rom (vgl. Daniele Sanguineti, „Contributo a Francesco Campora (1693-1753): opere e documenti“, in: Atti della Società Ligure di Storia Patria, N.S. 37.1997, Heft 2, S. 279-306, Abb. 9). Francesco Campora, zunächst in Genua ausgebildet, setzt seine Lehre in Neapel unter Francesco Solimena fort. Dieser prägt ihn maßgeblich. Nach seiner Rückkehr nach Genua verbindet er die Kunst Solimenas mit den lokalen Traditionen (Lorenzo De Ferrari, Paolo Gerolamo Piola). Campora gilt als Hauptvertreter der Genueser Malerei der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 6564 49
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Francesco Solimena (1657 Canale di Serino – 1747 Barra)
6565 Die Auffindung des Kreuzes durch die hl. Helena. Feder in Braun, hellgrauer Stift, grau laviert. 42,2 x 11,1 cm. Wz. Krone mit Buchstaben (Fragment). 2.200 €
Giovanni Battista Marcola (um 1711 – um 1780, Verona)
6566 Römische Feldherren mit Streitwagen. Feder in Grau, über Spuren von Rötel, grau laviert und teils weiß gehöht. 25,6 x 39,2 cm. Unten in brauner Feder bezeichnet „G. B. Marcola“. 1.800 € Provenienz: Sammlung Herbert List (Lugt 4063).
Italienisch 6567 17. Jh. Rinaldo und Armida. Pinsel in Braun, über Rötel. 17,4 x 26 cm. Unten bez. „[...] di Antonio Zanchi“. Wz. undeutlich. 750 € Provenienz: Aus einer bisher wohl nicht identifizierten Sammlung (verso Sammlerparaphe, nicht bei Lugt). Sammlung Herbert List (Lugt 4063). 6565 50
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Francesco Lorenzi (1723 Mazzurega/Verona – 1787 Verona)
6568 Entwurf für ein Deckengemälde. Feder in Braun, aquarelliert, verso Durchzeichnung der Umrisse in schwarzer Kreide. 33,6 x 30,8 cm. Unten in brauner Feder bez. „dico vinzi que la Fede con le virtue“. 1.800 € Provenienz: Aus einer unbekannten Sammlung „BRS“ (Stempel nicht bei Lugt). Francesco Lorenzi ist 1745-50 in Venedig Mitarbeiter des Giambattista Tiepolo. Von diesem erlernt er 1761 anläßlich der Ausmalung des Palazzo Canossa in Verona die Freskotechnik, die Lorenzis Spätwerk bestimmen wird und ihn zum führenden Freskanten der Stadt macht. Ab 1774 ist er Direktor der Accademia del disegno in Verona. Laut Vorbesitzer wurde die Autorschaft der Zeichnung 1999 durch George Knox bestimmt. Beigegeben eine Federzeichnung „Profilbildnis eines älteren Mannes nach links“, venezianisch, 18. Jh.
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Giovanni Battista Tiepolo (1696 Venedig – 1770 Madrid)
6569 Zwei fliegende Putti. Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf blauem Papier. 37,2 x 26,8 cm (unten rechts beschnitten). 1743/45. Verso alt in brauner Feder bez. mit der Bossi-Beyerlen Nr. „f.2 No. 3317“ sowie in schwarzer Kreide nummeriert „402“. 18.000 € Ausstellung: Christel Thiem und George Knox: Tiepolo. Drawings by Giambattista, Domenico und Lorenzo Tiepolo from the Graphische Sammlung Staatsgalerie Stuttgart, from Private Collections in Wuerttembergischem and from the Martin von Wagner Museum of the University of Wuerzburg. Ausst.Kat. Staatsgalerie Stuttgart 1970/1971, S. 161, Kat.Nr. 172, Farbabb. S. 155. Provenienz: Sammlung Bossi-Beyerlen. Auktion Gutekunst, Stuttgart, 27. März 1882. Sammlung Hans Wendland, Lugano; dessen Auktion Ball & Graupe, Berlin, 24. April 1931, Los 96 (für RM 260). Auktion Galerie Fischer Luzern, Zürich, 28. Mai 1932, Los 1222. Privatsammlung Süddeutschland. Die Zeichnung ist eine Vorstudie für ein Detail des großen Deckenfreskos Giambattista Tiepolos in Santa Maria di Nazareth (umgangssprach-
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lich Chiesa degli Scalzi), das den Flug des Marienhauses nach Loreto darstellte. Sie zeigt zwei fliegende Putti, einer davon mit seinem Kopf in den Wolken, die sich links neben der Figur der Jungfrau im Zentrum des Gemäldes befanden. Die Klosterkirche ist in der Nähe des Bahnhofs von Venedig im Sestiere Cannaregio. 1915 wurde das Fresko durch eine österreichische Fliegerbombe, die dem Bahnhof galt, fast völlig zerstört (für ein historisches Foto des Freskos vgl. Online-Sammlung Fondazione Alinari Nr. ACA-F-13643E-0000). Ein Entwurf und Reste vor allem der Pendentifs befinden sich in der Accademia in Venedig. Weitere Vorstudien für das Projekt sind heute im Museo Correr, Venedig, in der Eremitage, Sankt Petersburg und in Privatsammlungen verstreut. Der Vertrag für die Decke wurde am 13. September 1743 unterzeichnet. Christel Thiem hat im Archivio di Stato in Venedig ein Dokument gefunden, das zeigt, dass Giambattista an diesem Tag auch eine Vorauszahlung von 100 Zecchini „per la pitura del sofito della chiesa“ erhielt (Thiem/Knox op.cit. S. 70, Kat.Nr. 64). Ausgeführt wurde das Fresko zwischen April und November 1745. Unser Blatt stammt aus der Sammlung Bossi-Beyerlen, die ehemals rund 850 Zeichnungen der Tiepolo-Familie umfasste. Zusammengetragen wurde sie von Giovanni Domenico Bossi (1767-1853), der in den 1780er Jahren in Venedig wohl ein Schüler von Giambattistas Sohn Giandomenico war. Durch Heirat der Tochter Bossis gelangten die Zeichnungen in den Besitz von Karl Christian Friedrich Beyerlen (1826-1881). Die Sammlung wurde 1882 in Stuttgart bei Gutekunst versteigert, hier erwarb der damalige Kustos des Königlichen Kupferstichkabinetts Stuttgart, Karl August Kräutle, insgesamt neun Konvolute mit 105 Kreide- und 63 Federzeichnungen.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Französisch 6570 um 1790. Tod der Kleopatra. Feder in Braun, grau laviert. 18,5 x 25,5 cm. 400 €
6570
Französisch 6571 um 1750. Elegante Gesellschaft an einem Brunnen rastend. Feder in Braun, braun und hellbraun laviert. 21,6 x 33,5 cm. 600 €
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Französisch 6572 18. Jh. Die Apotheose von Heinrich IV., König von Frankreich. Rötel auf Bütten. 17,5 x 24,3 cm. Unten rechts in Graphit undeutlich bez. „la Gallerie de Luxembourg...“. 900 € 6572 54
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Französisch 6573^ 18. Jh. Männlicher Akt, sitzend nach links gewandt. Schwarze Kreide, Rötel, weiß gehöht, auf blauem Papier, alt aufgezogen. 53,6 x 36,2 cm. 3.500 € 55
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Süddeutsch
Süddeutsch
6574 um 1770. Altarentwurf. Feder in Schwarz über schwarzer Kreide, gelb, grün und rot aquarelliert, braun und grau laviert. 35,9 x 25,1 cm.
6576 18. Jh. Die hl. Dreifaltigkeit mit Adam und Eva. Feder in Braun, grau laviert und weiß gehöht, auf blauem Bütten, verso eine Frauenstudie in schwarzer Kreide. 16 x 13 cm. Unten links signiert „J. Cos Bai fecit“.
350 €
750 € Provenienz: Sammlung Bernhard Funck (Lugt 3835).
Venezianisch 6575 18. Jh. Christus heilt einen Kranken; Grablegung Christi. 2 Zeichnungen, je Feder in Braun über Spuren von schwarzer Kreide, auf Bütten. Je ca. 10,6 x 8,3 cm (oval). 450 €
Beigegeben vier weitere Zeichnungen des 18. Jh. „Kain erschlägt Abel“, „Wanddekoration mit zwei Mischwesen aus dem Palazzo Palaviccini in Frascati“, „Salbung in Bethanien“ (signiert und datiert „Johann Antony Heidler (?) 1776) sowie „Die Himmelfahrt Mariae“.
6577 18. Jh. Allegorische Darstellung mit Furor im Vierpass. Feder in Braun, grau laviert. 22,8 x 22,4 cm. Im Rand des Vierpasses monogrammiert „GD.T.“. Wz. Kreis. 900 € Beigegeben vier weitere Federzeichnungen des 18. Jh. „Stigmatisation des hl. Franziskus“, „Steinigung des hl. Stephanus“, „Bischöfe und Geistliche auf Wolken“ und „Der Tod des hl. Franz Xaver“.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Georg Philipp Rugendas d. J. (1701–1774, Augsburg)
6578 Jäger mit seinen Hunden. Feder in Schwarz, grau laviert. 25,2 x 18,7 cm. Unten links signiert und datiert „G. P. Rug. Junior. invenit A1736.“ Wz. Bekröntes Wappen mit Fleur-de-lis und angehängtem Buchstaben W. 1.400 € Es handelt sich wohl um eine Vorzeichnung für eine Radierung.
6578
Georg Philipp Rugendas d. Ä. (1666–1742, Augsburg)
6579 Trommler zu Pferd. Schwarze Kreide. 17,2 x 13,5 cm. Unten links nummeriert „209“. Wz. Siebenzackige Schellenkappe (Fragment). 450 € 6579 58
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6580
Georg Philipp Rugendas d. Ä. 6580 Feldlager vor dem am 8. Dezember 1703 bombardierten Augsburger Klinkertor. Feder in Braun, braun laviert. 15,2 x 22 cm. 1.500 € Literatur: Anke Charlotte Held: Georg Philipp Rugendas (1666-1742). Gemälde und Zeichnungen, München 1996, S. 298, Kat.Nr. Z 26b. Provenienz: Dorotheum, Wien, Auktion am 18.-19. Februar 1992, Los 412 (Abb). Privatsammlung Süddeutschland. Der auf die Schlachten- und Pferdemalerei spezialisierte Augsburger Georg Philipp Rugendas reist nach der Rückkehr von seinen Lehrjahren in Rom, Venedig und Wien in den frühen 1690er Jahren nur noch wenig. Viele seiner Schlachtenbilder beziehen sich deshalb nicht auf einen
konkreten Ort oder ein Ereignis. Nur sehr selten stellt er wichtige historische Persönlichkeiten dar, auch vermeidet er gerne eine nationale Zuordnung der Soldaten. Aus persönlicher Betroffenheit jedoch entsteht 1703/04 ein umfangreicher Werkkomplex, der die in diesen Jahren stattfindende Belagerung der Stadt Augsburg durch bayerische und französische Truppen darstellt. Im Spanischen Erbfolgekrieg befiehlt der bayerische Kurfürst Max Emanuel, die Reichsstadt zu isolieren, zu beschießen und im Anschluss zu besetzen. Rugendas wird zum Chronisten dieser Ereignisse und überträgt seine Entwürfe im Folgenden in Gemälde, Zeichnungen und Radierungen, sein Sohn Christian auch in Schabkunstblätter. Die Staatlichen Kunstsammlungen Augsburg beherbergen eine Kreidevorzeichnung (Inv.Nr. G 1037) für das im Hintergrund sichtbare, ausgebrannte Klinkertor, außerdem eine unserem Blatt in der Komposition und der Figurengruppe identische, allerdings hochformatige Umrisszeich nung in Feder (Inv.Nr. G 5595) sowie ein danach vom Sohn Christian angefertigtes Schabkunstblatt in Ocker (Inv.Nr. G 8946, vgl. Ausst.Kat. Augsburg, Schaezler-Palais 1998, Rugendas. Eine Künstlerfamilie im Wandel, S. 103, Kat.Nrn. 79-81).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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6582 60
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Dirck Maas
Johann Christoph Dietzsch
(auch Dirk Maes, 1659–1717, Haarlem)
(1770–1769, Nürnberg)
6581 Bergige Landschaft mit zwei Reitern. Schwarze Kreide, grau laviert, Einfassungslinie in brauner Feder. 13,3 x 19,8 cm. Unten rechts signiert „D. Maas“. Wz. Wappen von Amsterdam.
6582 Flusslandschaft mit rastenden Spaziergängern und einem Dorf im Mittelgrund. Schwarze Kreide. 21,6 x 30,6 cm. Unten rechts monogrammiert „J.C.D.“. Verso von fremder Hand bez. „No. 2“.
1.800 €
750 €
Provenienz: Aus der Sammlung William Esdaile (1758-1837, London, Lugt 2617). Der Maler, Zeichner und Radierer Dirck Maas war ein Schüler von Hendrick Mommers und Nicolaes Berchem und ein enger Bekannter von Jan van Huchtenberg, dessen Themenwahl - Pferdedarstellungen und Reiterschlachten - ihn wesentlich beeinflusst hat. Die vorliegende Zeichnung mit einer italianisierenden Landschaft zeigt jedoch deutlich den Einfluss von Nicolaes Berchem.
Pieter Pietersz. Barbiers III (1748–1842, Amsterdam)
6583 Holländische Landschaft mit Bauerngehöft und figürlicher Staffage. Feder in Schwarz und Braun, schwarzer Stift, braun laviert. 23 x 28,9 cm. Unten rechts signiert und datiert „P. Barbiers junuor / in. v. et. v. 1774“. 1.500 € Provenienz: Aus der Sammlung E. A. Buck (Lugt 5146).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Französisch 6584 18. Jh. Nymphen und Putti mit Satyr. Feder in Braun, grau laviert, hinter ein Passepartout montiert. 19,5 x 30,7 cm (Passepartout-Ausschnitt). Unten links in grauer Feder bezeichnet „F.R.“. 2.400 €
Christian Bernhard Rode (1725–1797, Berlin)
6585 Ariadne und Bacchus auf Naxos. Pinsel in Grau über Spuren von schwarzer Kreide. 29,5 x 47,6 cm. Verso bez. „Le Sueur“ und „Rode“. 1.200 € Provenienz: Sammlung R. Saalborn, Weimar (?) (Lugt 2251ter). Ein unidentifizierter Sammlerstempel verso (nicht in Lugt). Sammlung Richard Holtkott, Köln (Lugt 4266). Rode ist Schüler des Antoine Pesne und hält sich 1750-52 zu Studien zwecken in Paris auf. Es folgt ein längerer Aufenthalt in Italien, wo er sich in Rom und in Venedig an den Werken alter Meister weiterbildet. 1756 kehrt er über Wien, Prag und Dresden nach Berlin zurück und wird Mitglied der Berliner Akademie. In Berlin entfaltet er bis zu seinem Tod eine rege Tätigkeit als Öl- und Freskomaler, Zeichner und Radierer religiöser, mythologischer, allegorischer und literarischer Darstellungen. Ab 1783 als Direktor der Lehranstalt hat er einen prägenden Einfluss auf das Berliner Kunstleben seiner Epoche.
Christian Bernhard Rode 6586 Der Schwur des Hannibal. Pinsel in Braun, über schwarzer Kreide, braun laviert. 23 x 33 cm. 750 € Hannibal (um 247-183 v. Chr.) war der älteste Sohn des karthagischen Feldherrn Hamilkar Barkas, der sich im Ersten Punischen Krieg zwischen Karthago und Rom ausgezeichnet hatte. Die römische Geschichtsschreibung berichtet wohl legendenhaft davon, dass der neunjährige Hannibal in Begleitung des Vaters den Römern ewige Feindschaft schwören musste. Das Thema wurde seit dem 16. Jahrhundert vielfach dargestellt, u.a. von Matthäus Merian, Johann Heinrich Schönfeld, Giovanni Battista Pittoni und Jacopo Amigoni. 1800/1801 verarbeitete Bernhard Rode die Geschichte nochmals als Stechervorlage für Schröckhs Allgemeine Weltgeschichte, Band X („Hannibal schwört als Knabe ein unversöhnlicher Gegner der Römer zu seyn“), die kleinformatige Pinselzeichnung befindet sich heute in der Albertina, Wien.
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Anton Graff (1736 Winterthur – 1813 Dresden)
6587 Brustbild eines Herrn mit geknotetem weißem Halstuch im Profil nach links. Silberstift und Graphit, partiell rot laviert, auf festem Karton mit hellem Kreidegrund. 11 x 8,8 cm. Um 1780. 3.000 € Am 8. Mai des Jahres 1783 wird Anton Graff Ehrenmitglied der Berliner Kunstakademie. Einen Monat später geht er zur Kur nach Teplitz. Hier lernt er zusammen mit Daniel Nikolaus Chodowiecki den vor allem in Genf tätigen Portraitminiaturisten Jean-Baptiste Carvelle kennen. Dieser zeichnete mit Silberstift auf Pergament und bestäubte die Blätter mit Bimsstein- und Karminpulver, um eine zarte Tönung zu erhalten. Graff und Chodowiecki greifen diese „à la Carvelle“ genannte Technik umgehend auf. In der Folgezeit kommt Graff des Öfteren auf diese Technik zurück (vgl. u.a. Berckenhagen Nrn. 23, 319, 454, die Selbstbildnisse 495 und 508, 589, 627, 755, 1522ff., 1655).
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726 Danzig – 1801 Berlin)
6588 Illustration zu Richardsons Clarisse: Clarisse soll zur Heirat des Esquire Solmes gedrängt werden. Rötel und Graphit. 12,4 x 6,4 cm. Um 1795. 800 € Provenienz: Westfälische Privatsammlung. Vorzeichnung für die Illustration für den von Kosegarten übersetzten Roman „Clarisse“ von Samuel Richardson (Engelmann 801). In dieser Szene erscheinen Clarisse, ihr Onkel Anton, ihr Bruder Jakob und Esquire Solmes, der um Clarisses Hand angehalten hat. Es handelt sich um den letzten Sturm auf die sich widersetzende Clarisse, den „plumpen in Gold starrenden Solms zu heirathen“ (Engelmann).
Daniel Nikolaus Chodowiecki 6589 Sitzendes Mädchen. Grauer Stift auf Bütten. 6,2 x 5,2 cm. 350 € 6588
Daniel Nikolaus Chodowiecki 6590 Bildnis der Juliane Henriette Chodowiecka mit reicher Spitzenhaube im Profil nach links, Tochter des Künstlers. Rötelzeichnung. 55,3 x 44,1 cm. Links unten in brauner Feder bez. „ Henriette Chodowiecka-Le Coq“ verso neuerlich mit Bleistift bez. „H. Chodowiecka“. Wz. Straßburger Lilienwappen mit Nebemarke „I. Villedary“. Um 1778. 7.500 € Charakteristische, intim und aufmerksam beobachtete Bildniszeichnung Chodowieckis, welche die jüngste Tochter des Künstlers Juliane Henriette (1770-1818, Berlin, verehelichte Le Coq) wohl im Alter von etwa 8 Jahren darstellt. 6589 64
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6590
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Berlin 6591 2. Hälfte 18. Jh. Stehende junge Frau im Seidenkleid. Rötelzeichnung. 35,1 x 20 cm. 1.200 €
Pierre Alexandre Wille (1748–1821, Paris)
6592 Theaterszene. Pinsel und Feder in Braun und Grau, braun laviert, aquarelliert und gouachiert. 32,9 x 43,8 cm. Unten rechts bezeichnet „JB. [?] Wille 1777“. 2.400 € Der Sohn von Jean-Georges Wille ging ab 1761 bei Jean-Baptiste Greuze in die Lehre, ab 1763 setzte er seine Studien bei Joseph-Marie Vien fort. 1774 wurde er an der Académie Royale aufgenommen. In seinen Gemälden spezialisierte er sich zunächst auf bürgerliche Genreszenen, ab 1789 schlug er sich auf die Seite der Revolution und geriet mit seinen soldatisch-patriotischen Bildern bald in Vergessenheit. 6591
Ludwig Buchhorn (1770 Halberstadt – 1856 Berlin)
6593 Eine Gruppe Berliner Theaterschauspieler in eleganter Kleidung. Feder in Braun, aquarelliert, über grauem Stift. 20,7 x 32,1 cm. Am unteren Rand signiert (?) „Karl Ludw Buchhorn Berlin f“ und bez. „die Personen eines Theaterstücks, wahrscheinlich der Berliner Bühne“. 450 € 66
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6592
6593 67
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6594, recto
Französisch 6594 um 1740. Christus im Haus des Pharisäers Simon, Detailstudie. Kreidezeichnung mit Weißhöhung auf graugrünem Paper, verso: Studie eines Dieners mit Weinkrug. 21,8 x 32,2 cm. 1.200 € 6594, verso 68
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6595
Jakob Matthias Schmutzer (1733–1811, Wien)
6595 Bildnis eines Knaben. Rötelzeichnung. 57,7 x 40,8 cm. 1.800 € 69
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6596
Französisch 6596 18. Jh. Sitzender männlicher Akt, die Hand auf das Knie gestützt. Rötel und teils Deckweißhöhungen auf hellbraunem Bütten, montiert. 41 x 29 cm. 1.200 € 70
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6597
Jakob Matthias Schmutzer (1733–1811, Wien)
6597 Bildnis eines jungen Mannes mit Harnisch. Rötelzeichnung. 54,4 x 41,8 cm. Oben links in brauner Feder bezeichnet „B.N. 2 (?)“. 3.000 € 71
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6598
6599 72
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6600
Hubert Robert
Francesco Londonio
(1733–1808, Paris)
(1723–1783, Mailand)
6598 Umkreis. Fontäne und antiker Tempel in einer Parkanlage. Pinsel in Grau auf Velin. 27,5 x 39 cm.
6600^ Schlafende Hirtin mit Ziege und zwei Schafen. Schwarze und weiße Kreide auf braunem Papier. 28,7 x 29,7 cm.
800 €
1.800 € Provenienz: Privatsammlung Schweiz.
Französisch 6599^ 18. Jh. Dörfliche Szene mit Bauernhaus und Ziehbrunnen. Schwarze und weiße Kreide auf hellbraunem Bütten. 23,6 x 36 cm. 900 € Alastair Laing, London, schlug für vorliegende Zeichnung eine Zuschreibung an Charles Michel-Ange Challe vor (auf der Basis einer digitalen Abbildung, Email vom 25. Januar 2013). Als Vergleich verweist er dabei besonders auf ein Blatt in der Sammlung des Metropolitan Museums, New York, mit der Darstellung eines Bauernhofes (s. Jacob Bean: 15th 18th century French Drawings in The Metropolitan Museum of Art, New York 1986, Nr. 53 mit Abb. S. 56). Challe studierte in Paris bei André, Lemoine und Boucher, bevor er nach Rom reiste und dort als pensionnaire der Französischen Akademie in den Jahren von 1742 bis 1749 arbeitete. Neben verschiedenen Romansichten schuf er auch genreartige Darstellungen mit Szenen des ländlichen Lebens. - Alt montiert.
Francesco Londonio war als Maler, Stecher und Szenograph überwiegend im spätbarocken Mailand tätig. Dort genoss er auch seine erste Ausbildung in der Malkunst bei Ferdinando Porta und Giovanni Battista Sissi. Studienreisen führten ihn nach Rom und Neapel. Mit seinen rustikalen und pastoralen Landschaftsmotiven bediente Londonio ein gefragtes Genre, das besonders in Norditalien große Beliebtheit unter den wohlhabenden Auftraggebern genoss. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehört die Berufung zum Bühnenbildner am neugegründeten Theater La Scala durch Kaiserin Maria Theresia.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6601
Georg Friedrich Schmidt (1712 Schönerlinde b. Berlin – 1775 Berlin)
6601 Polnisches Mädchen im Profil nach rechts mit geflochtenem Zopf und Pelzkragen. Rötel, alt in ein Passepartout montiert. 27 x 19 cm. 1.800 €
Französisch 6602 18. Jh. Steile Treppenanlage in Felslandschaft mit chinesischen Pagoden. Rötel, alt auf festem Velin montiert. 29 x 42,7 cm. 1.800 € Provenienz: Sammlung Albert van Loock, Brüssel (Lugt 3751).
Johann Rudolf Schellenberg (1740 Basel – 1806 Töß)
6603^ Die Karawane. Rote und schwarze Kreide auf Bütten. 14,4 x 25,4 cm. 600 € Beigegeben von demselben zwei Tierstudien in roter Kreide „Drei Kühe mit einem Hirten“ und in roter und schwarzer Kreide „Stehende Kuh und zwei Schafe“.
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6602
6603 75
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Johann David Nessenthaler (1717–1766, Augsburg)
6604 „Die tapfere Amazonin“: Rocaillekartusche mit Marketenderin und preußischem Husar im Feldlager. Feder in Schwarz, grau laviert, weiß gehöht, auf graublauem Bütten. 46,5 x 36,5 cm. Signiert „J. D. Ness: inv et del:“ und unterhalb der Darstellung eigenh. bez. „Ein blancker Säbel und Pistole ist mein Ergötzen/und ein gesatlet Pferd ist mein Freud und Lust/doch wenn Copido komt Ihr Hertze zu verletzen/So brennt daß Liebesfeuer in beyder Brust“. 4.000 € Provenienz: Kunsthandel Albrecht Neuhaus, Würzburg. Johann David Nessenthaler gehörte einer Augsburger Familie von Kupferstechern an, die für die Verlage von Engelbrecht und Probst arbeiteten.
Schweiz
6604
6605 18. Jh. Kartusche mit allegorischen Figuren in Gestalt bewaffneter Bären. Feder in Braun. 29,2 x 21,1 cm. Im Kartuschenrahmen unter dem Schild des links stehenden Bären monogrammiert (?) „V. P.“, verschiedene Sprüche auf Latein, am Unterrand links paginiert sowie auf Französisch bezeichnet „Autre Composition commune en façon des Cartouches, melée avec / des Hierogliphe“. Wz. Buchstabe M. 450 € Die rätselhafte Darstellung steht womöglich in Zusammenhang mit einer kriegerischen Auseinandersetzung, in welche die Stadt Bern verwickelt war. Allegorisch vergleichbar ist eine Miniatur in der Spiezer Chronik von Diebold Schilling d. Ä. von 1484/85 (Bern, Burgerbibliothek, Mss.h.h.I.16, fol. 227r), in welcher die Berner als gerüstete und musizierende Bären in den sogenannten Laupenkrieg (1339) ziehen. Volksetymologisch wird der Namensursprung Berns vom Wildtier abgeleitet, das bis heute das Stadtwappen ziert.
Balthasar Anton Dunker (1746 Saal bei Stralsund – 1807 Bern)
6606^ Die Rast im Wald. Aquarell über brauner Feder, alt montiert. 14,9 x 20,1 cm. Am Unterrand signiert und datiert „Dessiné par B: A: Dunker 1776“. 1.500 € Franz Kobell (1749 Mannheim – 1822 München)
6607 Südliche Gebirgslandschaft mit rastender Herde an einem See. Feder in Grau und Pinsel in Braun, braun laviert, links alt montiert. 19,3 x 30,9 cm. 800 € 6605 76
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6606
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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6609 78
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6610
Niederländisch 6608 18. Jh. Edelfrau mit Gesellschaftsdamen im Palastgarten. Feder in Braun, grauer Stift, grau laviert, auf Untersatz papier montiert. 22,2 x 36,8 cm. Verso von alter Hand bez. „Venus aan haar Toilet“.
Abraham Rademaker (1675 Lisse – 1735 Haarlem)
6610 Klassische Landschaft mit zwei Figuren an einem Grabmonument. Aquarell und Gouache. 14 x 12,5 cm. 900 €
1.500 €
Johannes Franz Gout (um 1748–1812, Berlin)
6609 Blick in ein Kircheninneres mit figürlicher Staffage. Pinsel und Feder in Grau, grau laviert, auf Honig-Bütten. 29,5 x 34,2 cm. Unten rechts auf dem Sockel signiert und datiert „Johannes Franciscus Gout inv: et: delin. 1777“. Wz. Lilie und Schrift „C & Hon...“ (Fragment). 400 € 79
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6611
Egbert van Drielst (vor 1745 Groningen – 1818 Amsterdam)
6611 Pastorale Landschaft mit kleiner Wassermühle und einem Bauern mit seinen beiden Hunden. Pinsel in Grau, schwarze Kreide, grau laviert, mit brauner Feder umrandet. 30,9 x 23,4 cm. Verso signiert „E. van Drielst“. Wz. Nebenmarke IV. 2.800 € 80
Egbert van Drielst wurde ursprünglich in Haarlem als Dekorationsmaler ausgebildet. In den 1770er Jahren wandte er sich der Landschaftsmalerei zu und siedelte nach Amsterdam über, wo er von dem befreundeten Malerkollegen Jacob Cats in seiner weiteren künstlerischen Entwicklung beeinflusst wurde. In Amsterdam beschäftigte van Drielst sich intensiv mit dem Schaffen der niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts wie Jacob van Ruisdael, Jan Wijnants und vor allem Meindert Hobbema, was ihm später den Beinamen „Drenthse Hobbema“ einbrachte.
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6612
Johann Alexander Thiele
Johannes de Bosch
(1685 Erfurt – 1752 Dresden)
(1713–1785, Amsterdam)
6612 Phantastische Elblandschaft mit Händlern und Kaufleuten. Schwarze Kreide. 31 x 46,3 cm. Auf dem alten Untersatz unten rechts in schwarzer Feder bezeichnet „Alex. Thiele. 1740.“ und in schwarzer Kreide „Alexander Thiele. Chur Sächs: HoffMahler fec. 1740. / der berühmte Dietrich war ein Schüler von ihm.“ Wz. Nebenmarke „VI“.
6613 Das Dorf Baambrugge in der Provinz Utrecht: Blick auf die Ziehbrücke bei Tag und bei Nacht. 2 Zeichnungen, je Feder in Schwarz und Grau, grau und graubraun laviert, teils aquarelliert. Je ca. 6 x 8,7 cm. Verso jeweils in brauner Feder eigenh. bez. „Baambrug 1748“. 450 €
1.500 €
6613
6613 81
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6614
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6615
Johann Christian Reinhart (1761 Hof, Bayern – 1847 Rom)
6614 Studienblatt mit schlafendem Hund und Ziegenköpfen. Schwarze Kreide, Bleistift, partiell rot laviert. 27,7 x 19,9 cm. Unten rechts in blauem Stift bez. „C. Reinhart“. Um 1790. 1.500 € Provenienz: Westfälische Privatsammlung. Dr. F. Carlo Schmid, Düsseldorf, bestätigt die Autorschaft Johann Christian Reinharts auf der Grundlage eines digitalen Fotos (mdl. am 6. Januar 2021), wofür wir an dieser Stelle danken.
6615 Studienblatt mit zwei Hunden. Schwarze Kreide. 14,4 x 17,8 cm. Unten rechts bez. „C. Reinhart“, oben rechts in grauer Feder nummeriert „30“. Um 1790. 1.200 € Provenienz: Westfälische Privatsammlung. Dr. F. Carlo Schmid, Düsseldorf, bestätigt die Autorschaft Johann Christian Reinharts auf der Grundlage eines digitalen Fotos (mdl. am 6. Januar 2021), wofür wir an dieser Stelle danken.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Johann Anton Tischbein (1720 Haina – 1784 Hamburg)
6616 Bildnis einer niederblickenden jungen Frau. Rötel und schwarze Kreide. 17,7 x 11 cm. 800 €
6616
Johann Heinrich Schröder (1757–1812, Meiningen)
6617 Bildnis des Braunschweiger Hofbildhauers Johann Heinrich Oden. Pastell. 35 x 28,5 cm. Verso in brauner Feder von alter Hand bez. „Johann H Oden / geboren den 25ten Januar 1731 / gemalt den 15ten December 1786 / gestorben den 5ten Januar 1797“. 1.500 € 6617 84
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6618
Jakob Philipp Hackert (1737 Prenzlau – 1807 San Piero di Careggio bei Florenz)
6618 Wanderer bei einem Monument in der Campagna. Feder in Braun, über Bleistift, auf Bütten. 34 x 45,1 cm. Wz. Wappen mit Posthorn und Schrift „J. Kool“. 1.800 € Provenienz: Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach (1786-1816, verehelichte Erbherzogin von Mecklenburg-Schwerin). Galerie Arnoldi-Livie, München (mit Galerieaufkleber verso auf der Rückpappe) Nolan/Eckmann Gallery, New York (mit Galerieetikett verso). Claudia Nordhoff, Rom, bestätigt die Autorschaft Jakob Philipp Hackerts auf der Grundlage einer digitalen Abbildung (Email vom 15. April 2021), wofür wir an dieser Stelle danken.
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6619
Jakob Philipp Hackert 6619 Capriccio mit antikem Kapitell und Friesen. Feder und Pinsel in Braun. 23 x 37 cm. Am Unterrand bez. „Philipp Hackert“. Um 1770/80. 2.400 € Literatur: Claudia Nordhoff und Hans Reimer: Jakob Philipp Hackert, 1737-1807, Verzeichnis seiner Werke, Berlin 1994, Nr. 1252 (mit Abb. 574). Provenienz: Aus der Sammlung Heinz Thuß (nicht bei Lugt). Die Zeichnung, die von Gräsern und Ranken überwucherte antike Gesimse und ein Kapitell zeigt, war wohl als Frontispiz für eine Radierfolge gedacht. Vergleichbar ist das Titelblatt der 1782 erschienenen Serie „Vues de la Sicile“. Auf einem festen Karton des 18. Jh. alt aufgezogen, sonst in frischer Erhaltung.
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Felice Santolini (italienischer Künstler, tätig um 1800)
6620 Neptun auf seinem Streitwagen; Der Triumph der Liebe. 2 Gouachen auf festem Velin nach Giulio Romano. 44,4 x 57,5 cm bzw. 45 x 58 cm. Jeweils mit Pinsel in Rotbraun betitelt „Nettuno“ bzw. „Trioneo di Amore“, bezeichnet und signiert „Felice Santolini“. Um 1800. 2.000 € Provenienz: Aus einer rheinischen Privatsammlung.
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6620
6620 87
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6621
Carl Wilhelm Kolbe (1757 Berlin – 1835 Dresden)
6621 Alte Eiche an einem Gewässer. Schwarze Kreide auf Bütten. 31,7 x 38,6 cm. Unten links monogrammiert „CWK f“. Wz. Buchstabe „S“. 1.800 € Provenienz: Aus der Sammlung Boguslaw Jolles (Lugt 382). Carl Wilhelm Kolbe war für seine gelungenen Symbiosen von genauer Naturbetrachtung und erdachter Szenerie bekannt. Vorbilder, insbesondere für die mächtigen Eichenbäume, fanden sich zahlreich in dem im englischen Stil angelegten Park zu Wörlitz, den Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau im 18. Jahrhundert errichten ließ und damit ein nordisches Arkadien schuf. Die nur skizzenhaft angelegte Partie am rechten Bildrand gibt einen guten Eindruck in die Arbeitsweise des Zeichners Kolbe, der wegen seines Lieblingsmotivs den Namen „Eichenkolbe“ trägt.
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6622
Peter Birmann (1758–1844, Basel)
6622 Gegend bei Albano. Feder in Schwarz, braun laviert. 53 x 75 cm. Unten rechts signiert und bez. „a la Ricce pres d Albano. P. Birmann ad. nat fecit“. 2.400 € 89
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6623
J. F. Tomman (tätig um 1796)
6623 „Les trois Temples à Pestum“: Die Tempel von Paestum. Aquarell über Feder in Schwarz, Gummi Arabicum, in einem Zierrahmen montiert. 48,5 x 66,2 cm. Unten rechts signiert „J.F. Tomman f. 1796[?]“, verso bezeichnet „Les trois Temples à Pestum“. 600 €
Italienisch 6624 um 1780/1800. Bacchus mit seinem Erzieher Silenos; Die Musen der Lyrik, des Tanzes und der Dichtunkunst (Kalliope, Terpsichore und Euterpe). Zwei Gouachen auf Bütten. Je ca. 41 x 31 cm. Wz. „J Honig & Zoonen“. 1.800 € Provenienz: J. Fach, Frankfurt, Lagerkatalog Nr. 59, 1993, Nr. 3 (laut rückseitigem Etikett). Privatsammlung Ruhrgebiet. Nicht ausgerahmt begutachtet.
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_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6624
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Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Französisch 6626 1777. Lesende Herren im Lampenschein. Feder in Braun, braun laviert. 9 x 8,8 cm. Unten bezeichnet und datiert „a Rome 1777“. 450 €
6626
Johan Tobias Sergel (1740–1814, Stockholm)
6625 Umkreis. Zwei Ärzte bei der Inspektion einer Flüssigkeit. Feder in Braun auf Bütten. 16 x 9,9 cm. 450 € Beigegeben acht weitere Blatt Zeichnungen um 1800 mit militärischen Szenen. 6625 92
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
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Carl Friedrich Freiherr von Rumohr (1785 Gut Reinhardsgrimma bei Dresden – 1843 Dresden)
6627^ Kleine Baumgruppe vor einem Berg. Feder in Grau auf Bütten. 22 x 30,8 cm. Unterhalb der Darstellung von alter Hand in Bleistift bez. „Bäume am Berg. Federzeichnung von C. F. von Rumohr.“. 1.800 € Karl Friedrich Rumohr, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Gastrosoph, befand sich zeit seines Lebens auf Reisen, die ihn insbesondere nach Italien führten. Er machte sich unter anderem einen Namen als Förderer junger Künstler wie Franz Horny und Friedrich Nerly, die er maßgeblich unterstützte. Er selbst war Dilettant im besten Sinne Goethes. Seine Landschaften, die er ausnahmslos in Feder entwickelte, zeichnen sich durch rasche Schraffuren und eine rhythmische Handhabung der Feder aus. Aus der Phantasie geschaffen, gehören sie zu den eigentümlichen Erzeugnissen der deutschen Zeichenkunst der Romantik.
6628 Charakterkopf: Mann mit Haube im Profil. Feder in Schwarzbraun auf dünnem Velin. 8 x 6,3 cm. 350 € 6628 93
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6629
6630
Niederländisch
Niederländisch
6629 um 1800. Studienblatt mit Edler Steckmuschel (Pinna Nobilis). Aquarell auf Bütten. 23,1 x 38,1 cm.
6630 um 1800. Studienblatt mit Schwertmuscheln, Sandmuscheln und Bohrmuscheln. Aquarell auf C & I Honig-Bütten. 36,7 x 23,4 cm.
600 €
750 €
Aus den feinen, aber widerstandsfähigen Byssusfäden dieser größten aller Mittelmeermuscheln wurde seit der Antike kostbare, golden schimmernde Seide hergestellt. Heute ist das Handwerk fast ausgestorben und wird nur mehr von einer einzigen Weberin auf Sardinien am Leben erhalten.
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_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6631
Niederländisch 6631 um 1800. Studienblatt mit bunten Kammmuscheln. Aquarell auf C & I Honig-Bütten. 37,8 x 24,4 cm. 750 € 95
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6632
6633 96
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts
6634
Französisch 6632 19. Jh. Drei Kaurischnecken (Cypraeidae). 3 Zeichnungen, je Aquarell auf Velin. 11,5 x 10,2 cm; 15,8 x 8 cm; 11,5 x 9 cm. Ein Blatt unten rechts signiert „Cyanot [?]“. 600 €
Niederländisch 6633 um 1800. Studienblatt mit Nautilus (Querschnitt). Aquarell auf C & I Honig-Bütten. 18,9 x 24,2 cm. 600 €
Deutsch 6634 19. Jh. Stachelschnecke (Muricidae); Herzmuschel (Cardiidae). 2 Zeichnungen, je Bleistift auf Velin. 16,2 x 18,7 cm; 16,7 x 11,7 cm. 600 € 6634 97
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6635
6636 98
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Jacques Laurent Agasse (1767 Genf – 1849 London)
6635^ Baum mit breiter Krone auf einem Erdhügel. Scherenschnitt aus weißem Papier auf schwarzem Glanzpapier. 15,2 x 22,2 cm. Um 1800. 750 €
Jacques Laurent Agasse 6636^ Kleines Waldstück mit Kühen und einem Reiter. Scherenschnitt aus hellem Papier auf schwarzem Glanzpapier. 17,9 x 22 cm. Um 1800. 900 €
Jacques Laurent Agasse 6637^ Kopfweide. Scherenschnitt aus blauem Papier auf weißem Papier. 27,7 x 17,1 cm. Um 1800. 750 €
6637
Johann Jakob Lorenz Billwiller (1779–1832, St. Gallen)
6638^ Ruinencapriccio mit Kalender. Feder in Schwarz. 20,4 x 20,1 cm. Unter der Darstellung signiert und datiert „J. J. Laur Billwiller 1795“ sowie auf der Urne ein weiteres Mal datiert „1795“. 400 € Stimmungsvolle Zeichnung aus der Frühzeit des Künstlers, der das Radieren bei Matthias Pfenniger in Zürich erlernte und später für den Verleger Frauenholz in Nürnberg arbeitete, bevor er im Alter von nur 53 Jahren in geistiger Umnachtung im Irrenhaus in St. Gallen starb. 6638 99
Zeichnungen des 16.–18. Jahrhunderts ________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Lazarus Gottlieb Sichling (1812 Nürnberg – 1863 Leipzig)
6639 Bildnis des Johann Gottfried Herder. Schwarze Pastellkreide auf Velin. 28,3 x 21,7 cm. Unten links bez. „Nachlass d. Kupferstecher Sichling“ sowie unten rechts „G. Herder“, verso wohl eigenhändig bez. „Johann Gottfried Herder nach dem Gemälde von A. Graff gezeichnet von Lazarus Sichling als Vorlage für den Kupferstich“. 800 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Teil der Serie „ Bildnisse berühmter Deutscher“, die bei Breitkopf & Härtel in Leipzig um 1850 erschien. Die Vorlage für das Portrait ist ein Gemälde von Anton Graff aus dem Jahre 1785.
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Lazarus Gottlieb Sichling 6640 Bildnis des Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Schwarze Pastellkreide auf Velin. 27,5 x 22,4 cm. Unten links bez. „Nachlass d. Kupferstecher Sichling“ sowie unten rechts „G. W. F. Hegel“, verso wohl eigenhändig bez. „G.W.F. Hegel / nach dem Gemälde von L. Sebbers (Wasserfarbengemälde) gezeichnet von L. Sichling als Vorlage zum Kupferstich“. 900 € Der Kupfer- und Stahlstecher Lazarus Sichling arbeitete als Schüler von Samuel Amsler in München und widmete sich der Portraitdarstellung. Das feingearbeitete Pastell mit dem Bildnis des Philosophen Georg Wil helm Friedrich Hegels, ebenso wie die vorherige Losnummer 6639 mit dem Bildnis Johann Gottfried Herders, war vermutlich eine Vorarbeit für das in Kupfer gestochene Bildnis, das bei Breitkopf & Härtel in Leipzig um 1850 erschien und Teil der Serie „Bildnisse berühmter Deutscher“ war. Die in Leipzig verlegte und zumeist von Sichling in Stahl gestochene Serie deutscher Geistesgrößen fand weite Verbreitung und dürfte erheblich zu unserer Vorstellung vieler Dichter und Denker der Aufklärung beigetragen haben. Die Vorlage für Sichlings Zeichnung ist ein von Julius Ludwig Sebbers gefertigtes Bildnis. 6640 100
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Z EICH N U NGEN DE S 19. JA HR H U N DERT S
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6643
Johann Georg von Dillis (1759 Grüngiebing – 1841 München)
6641 Bewaldetes Flussufer mit Kühen. Feder in Braun, grau laviert, Graphitstift. 17 x 21 cm. Unten links in brauner Feder signiert „v. Dillis“. 1.200 €
Johann Georg von Dillis 6643 Italienische Landschaft mit Hirten. Feder über Bleistift auf Bütten. 21 x 27,3 cm. Unten links monogrammiert „GvD“. Wz. Blüte (?). 1.800 €
Provenienz: Aus der Sammlung Heinrich Stinnes (Lugt 4436).
Friedrich Salathé (1793 Binningen b. Basel – 1858 Paris)
Johann Georg von Dillis
6644^ Waldpartie mit knorrigem Baum. Feder in Schwarz über Bleistift. 24,3 x 35 cm.
6642 Flusslandschaft mit Weidenbaum. Feder in Schwarz auf Bütten. 13,1 x 19 cm.
750 €
500 €
Beigegeben zwei weitere Zeichnungen von Friedrich Salathé „Waldbach“ und „Waldstück“, beide mit Nachlaßstempel „Vente Salathé“.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Wilhelm von Kobell (1766 Mannheim – 1855 München)
6645 Kleiner Münsterländer. Bleistift, braun laviert. 13,8 x 9 cm. 300 €
Wilhelm von Kobell 6646 Der Postillon auf dem Weg nach Weilheim. Aquarell über schwarzer Feder auf feinem Velin. 25,8 x 34 cm. Rechts unten signiert und datiert „Wilhelm Kobell 1802“. 14.000 €
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Provenienz: Rudolf Bangel, Frankfurt, Auktion 604, 29./30. September 1903, Los 777 („Bayrische reitende Post“). Privatsammlung Süddeutschland. Das malerisch fein gearbeitete Aquarell entsteht 1802 als Kobell bereits einige Jahre in München lebt. Nachdem er 1797 Anna Maria Theresa von Krempelhuber geheiratet hat, verbringt er mit ihr und den gemeinsamen fünf Kindern die Sommer auf dem Landsitz des Schwiegervaters am Ammersee. Hier findet er in der oberbayerischen Landschaft und ihren Bewohnern nach und nach zu einem seiner Hauptmotive, dem sogenannten Begegnungsbild, das seine Arbeiten die nächsten Jahrzehnte prägen wird. Während Kobell bei späteren Darstellungen Farben und Motive immer mehr reduziert, schildert er in seinen frühen Arbeiten die Personen in ihrem Beisammensein überaus lebendig. Dabei bindet er die Figuren in die Landschaft ein und stellt sie nicht - wie später - als Silhouetten vor den niedrigen Horizont. Seine Alltagsschilderungen stellen trotz der genauen Wiedergabe der Wirklichkeit eine stimmungsvolle Idylle dar. Auf dem hier angebotenen Aquarell ist ein Postreiter im gelben Rock und mit umgehängtem Posthorn zu erkennen. Abgestiegen von seinem Pferd sucht er in dem sogenannten Felleisen, der rollenähnli chen Ledertasche, nach Briefsendungen, um sie dem wartenden Stafettenreiter zu übergeben. Im Hintergrund ist eine Stadtsilhouette angedeutet, möglicherweise handelt es sich hier um Weilheim (vgl. Wichmann 483-485). Bereits Rudolf Bangel schwärmt 1903 von der hohen Qualität des Aquarells, es sei ein „prachtvolles, auf das sorgsamste ausgeführte Hauptblatt“, „harmonisch […] von trefflicher Zeichnung und vollendeter Durchführung“. Wir danken Frau Dr. Claudia Valter, Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, für die wissenschaftliche Beratung.
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Schweizer Schule 6647 19. Jh. Sommerliche Alpenlandschaft mit Almhütten und einem Viehtreiber. Gouache auf Velin. 17,9 x 23 cm. 900 €
Johann Jakob Dorner d. J. (1775–1852, München)
6649 Hütte an einem Gebirgsbach in den bayerischen Voralpen. Aquarell über schwarzer Kreide. 29,3 x 43 cm. Signiert und datiert unten rechts „J Dorner Inspector / 1824“. 3.000 €
August Seidel (1820–1904, München)
6648 Das Gesellschaftslokal der Bürgersängerzunft im Hackerbräu in München. Bleistift, aquarelliert. 26, x 40,7 cm. Unten rechts signiert „ASeidel“. 600 € Provenienz: Sammlung Regierungsrat Philipp Pfister, München (Lugt 2026). Dessen Auktion bei Hugo Helbing, München, am 27. Oktober und folgende Tage, 1904, S. VI, Los 166.
Dorner lernt bei seinem Vater zeichnen und beginnt bereits 1803 als einer der ersten mit künstlerischen Lithographien. 1808 wird er zum Galerie-Inspektor der Münchener Hofgartengalerie, dem Vorläufer der Alten Pinakothek ernannt. Ab 1820 erkrankt er an den Augen und wird mehrfach erfolgreich operiert. Im Entstehungsjahr unseres Aquarells 1824 wird er zum Ehrenmitglied der Akademie ernannt. Während Dorner sich in der Malerei an alten holländischen Meistern wie Jacob van Ruisdael und Allart van Everdingen orientiert, zeigen seine auf zahlreichen Reisen durch Oberbayern entstehenden Aquarelle die Nähe zum Freundeskreis um Johann Georg von Dillis und dessen Interesse an wirklichkeitsnaher Naturwiedergabe in realistischen Lichtsituationen.
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Hanns Gasser
Johann Christoph Erhard
(1817 Eisentratten – 1868 Pest)
(1795 Nürnberg – 1822 Rom)
6650 Der alte Hochofen in Eisentratten in Kärnten. Bleistift auf blauem Velin. 31,6 x 47,2 cm. Am Unterrand in Bleistift von fremder Hand bez. „Eisentratten (Gassers Heimath) ein Hochofen (1845.) Kärnten“.
6651 Blick auf die Ruine Wolfstein bei Neumarkt in der Oberpfalz. Bleistift auf graubraunem Velin. 21,3 x 28,3 cm. Unterhalb der Darstellung betitelt „Wolfstein“ sowie unten rechts signiert „J. C Erhard“. Um 1811/12.
600 €
1.200 € Die Zeichnung gehört zu einer kleinen Gruppe von acht Blatt mit Ansichten der Höhenburg Wolfstein in der Oberpfalz, die Erhard in den Jahren 1811-1812 anfertigte (siehe Marleen Gärtner: Johann Christoph Erhard (1795-1822), Sein Leben und seine Zeichnungen, Marburg 2013, S. 217-218, Nrn. 37-44).
Carl Graeb (1816–1884, Berlin)
6652 Blick über die Burg Rheinfels bei St. Goar am Rhein. Bleistift, teils braun laviert, auf Turnbull-Karton. 35,4 x 45,5 cm. Unten bez., datiert und signiert „Rheinfels bei St. Goar den 2/6 (18)47 Carl Graeb“. 1.200 € Mit dem Trockenstempel „Turnbulls Crayon Board“ (nicht bei Lugt).
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Ernst Förster (1800 Münchengosserstädt/Saale – 1885 München)
6653 Bildnis des Bildhauers Emil Cauer d. Ä. Bleistift auf Velin. 25,3 x 17,1 cm. Unten rechts in Bleistift bez. „Cauer“ sowie unten nur schwach lesbar bez. „gez. Ernst Förster“. Um 1824. 2.400 € Provenienz: Aus der Sammlung der Münchner Künstlergenossenschaft (Lugt 3256, auf deren Sammlungskarton montiert). Der Bildhauer Emil Cauer wurde in Dresden als Sohn des praktischen Arztes Carl Ludwig Cauer geboren. Nach dessen Tod im Jahr 1813 nahm ihn sein ältester Bruder Ludwig im Januar 1814 mit nach Berlin. Dort trat Emil Cauer 1821 in die Berliner Kunstakademie ein und arbeitete ab 1822 im Atelier Christian Daniel Rauchs, 1824 wechselte er nach München. Dort traf er auf Ernst Förster, der erst ein Jahr zuvor in die Residenz stadt gekommen war und in der Schule Peter von Cornelius‘ die ersten Versuche in der Freskomalerei in der Glyptothek unternahm. Das Bildnis dürfte kurz nach der Bekanntschaft der beiden Künstler im Jahr 1824 entstanden sein, denn bereits ein Jahr später zog Cauer nach Bonn, wo er sich der Modellierung von Portraitbüsten widmete. Die Zeichnung ist ein klassisches Freundschaftsportrait der deutschen Romantik. Feinsinnig erscheint der junge Bildhauer mit in Wellen gelegtem Haar und Oberlippenbart. Die markante Brille verleiht dem Dargestellten etwas Distinguiertes.
Deutsch 6654 1837. Elegante Reisegesellschaft bei der Rast auf dem Hohen Peißenberg. Bleistift auf Velin. 16 x 21,9 cm. Unten links bez. und datiert „hohen Peissenberg 9/9 (18)37“. 400 € Der Hohe Peißenberg ist eine der höchsten Erhebungen im Bayrischen Alpenvorland.
Karl Gottfried Traugott Faber (1786–1863, Dresden)
6655 Weite Landschaft mit Blick auf Bärenstein mit dem Schloss im östlichen Erzgebirge. Bleistift, grau und braun laviert. 15,6 x 21,5 cm. Unten links bez., signiert und datiert „Bärenstein von der Höhe bey Libenau/ TFaber d. 4. Octt. 1833“. 450 € Nach der Ausbildung bei Carl Christian Fechhelm war Traugott Faber etwa zehn Jahre im Atelier von Johann Christian Klengel beschäftigt. Neben seiner Tätigkeit als Kupferstecher und Lithograph hatte er vor allem mit Gemälden und Zeichnungen der sächsischen Landschaft Erfolg, bei denen er sich als genauer Beobachter, guter Kompositeur und zügiger, souveräner Zeichner erwies. Abbildung Seite 113
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Deutsch
Dresden
6656 um 1820. Die Klosterruine Eldena bei Greifswald: Das Westende der Abteikirche. Bleistift auf Velin.26,5 x 23 cm. Unten rechts bez. „Eltena (Greifswalden)“.
6657 um 1820. Blick durch das Portal in das Innere einer gotischen Kirche. Feder in Braun über Bleistift. 21,8 x 30 cm (Darstellung); 35,3 x 43,8 cm (Blattgröße).
1.500 €
800 €
Literatur: Christina Grummt: Caspar David Friedrich. Die Zeichnungen – Das gesamte Werk, München 2011, S. 963, Nr. III-98 (nicht autorisierte Werke).
Deutsch
Das ehemals Caspar David Friedrich zugeschriebene Blatt zeigt die Westseite der Abteikirche des verfallenen Klosters Eldena, auch bekannt als Kloster Hilda, vor den Toren der alten Hansestadt Greifswald. Sie gilt zweifellos als eine der berühmtesten Ruinen Deutschlands und ist ein bedeutendes Denkmal der deutschen Romantik. Diese Bekanntheit dürfte der Backsteinbau vor allem dem aus Greifswald gebürtigen Caspar David Friedrich zu verdanken haben: Friedrich machte die Klosterruine zu einem bevorzugten Motiv seines Schaffens. Die „Abtei im Eichwald“ (1809/10, Alte Nationalgalerie, Berlin) ist sicher das bekannteste Gemälde Friedrichs, in welchem er einen Teil der Klosterruine Eldena aufgreift.
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6658 um 1820. Ruine des Klosters zum Heiligen Kreuz bei Meißen. Aquarell über Bleistift und Feder in Grau, auf einem alten Untersatz montiert. 17,2 x 20,3 cm. Unterhalb der Zeichnung auf dem Untersatz bezeichnet „Ruine des Klosters zum ‚heiligen Kreuz‘ bei Meißen“ sowie des Weiteren unleserlich bezeichnet und signiert (?) „nach der Natur skizziert Friedrich Wilhelm [...]“. 350 €
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August Ferdinand Hopfgarten (1807–1896, Berlin)
6659 Blick von einer Terrasse der Villa d‘Este auf Tivoli. Bleistift, braun laviert, auf Velin. 15,2 x 22,1 cm. Unten links in Bleistift (wohl von späterer Hand nachgezogen) bez. und datiert „Villa d‘Este den 23ten Juli 1829. Tivoli.“. 400 € Provenienz: Aus der Sammlung Bernhard Funck (Lugt 3835).
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Deutsch 6660 19. Jh. Römisches Architekturcapriccio. Feder in Schwarz. 21,3 x 29,7 cm. Auf dem Untersatzkarton mit einer alten Zuschreibung an „Willem van Nieulandt“. Wz. Vogel mit Initialen AN im Kreis. 400 €
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Carl Blechen (1798 Cottbus – 1840 Berlin)
6661 Die ‚Römischen Bäder‘ von Schinkel im Park Sanssouci in Potsdam. Bleistift auf Velin. 23,3 x 32,3 cm. Um 1835. 20.000 € Bei vorliegendem Blatt handelt es sich um eine wichtige Ergänzung der bislang ein Dutzend umfassenden Bleistiftzeichnungen Blechens aus dem Park von Sanssouci, die heute im Berliner Kupferstichkabinett, Staatliche Museen, Preußischer Kulturbesitz zu finden sind (Rave, S. 434f., Kat. Nrn. 1716-1727). Insbesondere der Vergleich mit der Zeichnung Rave Nr. 1725, die sicherlich in zeitlich engster Nähe entstanden sein dürfte,
ist aufschlussreich. Konzentriert sich Blechen im Berliner Blatt noch hauptsächlich auf die Architektur, die die Italiensehnsucht des Bauherrn Friedrich Wilhelm IV. widerspiegelt, der mit zahlreichen Ideen und Entwurfszeichnungen großen Einfluss auf die Pläne Karl Friedrich Schinkels nahm, so rückt Blechen in der vorliegenden Zeichnung etwas von den römischen Bädern ab und bindet sie gleichsam ein in die sie umgebende Natur. Das Miteinander einer furiosen Schraffurtechnik, einer freien, fast atemlosen Darstellung der Vegetation und einer im Gegensatz dazu minutiösen Auffassung der Baulichkeiten ist ein schönes Beispiel für Blechens Zeichenkunst. Die Zeichnung wird in das Werkverzeichnis der Zeichnungen Carl Blechens von Hein-Th. Schulze-Altcappenberg und Kilian Heck aufgenommen.
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Paul Weber
Friedrich Loos
(1823 Darmstadt – 1916 München)
(1797 Graz – 1890 Kiel)
6662 Blick über Olevano auf die Campagna. Bleistift auf Velin, verso „Blick über die Sabinerberge mit einem Gebirgsdorf“ (Bleistift, grau und blau aquarelliert) sowie eine „Terrainstudie“ (Bleistift). 33 x 49 cm. Am Unterrand in Bleistift eigenh. (?) bez. „Olevano“.
6663 Blick auf Albano. Bleistift auf Velin. 21,5 x 29 cm. Signiert, datiert und bezeichnet unten links „Albano. Fr Loos [1]847“.
400 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (mit dessen Nachlassstempel Lugt 2552a).
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400 € Ab 1846 verbringt Loos mehrere Jahre in Rom. Hier pflegt er einen engen Kontakt mit dem hochbetagten Johann Christian Reinhart in dessen letzten beiden Lebensjahren. Loos verbindet in seinen italienischen Landschaften eine romantische Landschaftsauffassung mit einer genauen Wiedergabe von Architektur.
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Heinrich Dreber (gen. Franz Dreber, 1822 Dresden – 1875 Anticoli di Campagna)
6664 Felsschichtungen bei Olevano. Bleistift auf Velin. 35,2 x 47,3 cm. Am rechten Rand eigenh. bez. „Olevano“, rechts unterhalb der Darstellung blass bez. (signiert?) „H. F. Dreber“. Um 1847/48. 6.000 € Provenienz: Sammlung Eugen Roth (1895-1976), anschließend im Besitz des Sohnes Thomas Roth, von diesem von der Vorbesitzerin erworben. Im Besitz einer kleinen Erbschaft seiner Urgroßmutter trat Heinrich Dreber im Juni 1843 seine Reise nach Italien an, von der er niemals wieder in seine Heimat zurückkehren würde. Nachdem der Künstler
sich bereits gut in Rom eingelebt hatte, verbrachte er in den Jahren 1847 und 1848 die Sommermonate bis in den September hinein im klimatisch angenehmeren Sabinergebirge in Subiaco und Olevano. Aus diesen beiden Jahren stammen einige der schönsten Landschaftsstudien Drebers. Die landschaftlich äußerst reizvolle Gegend bot Dreber zahlreiche Motive, die der Künstler in zumeist großformatigen Studien festhielt. Diese Naturstudien, die der Künstler ab 1850 vollkommen einstellte, dienten Dreber als Motiv-Repertoire für seine späteren, im römischen Atelier ausgeführten Gemälde. - Die vorliegende Zeichnung zeigt minutiös das karstige Gestein, zwischen dem sich einige anspruchlosere Pflanzen und Büsche angesiedelt haben. Stilistisch eng verwandte Studien mit Felslandschaften bei Olevano befinden sich im Kupferstichkabinett in Berlin.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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6666
Carl Wilhelm Friedrich Oesterley (1805 Göttingen – 1891 Hannover)
6665 Bildnis eines Herrn im Dreiviertelprofil nach rechts. Bleistift auf Whatman-Velin. 26 x 20 cm. Wz. „Whatman 1839“. 3.500 € Der aus Kassel gebürtige Carl Oesterley erhielt neben seinem Malunterricht auch eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung an der Georg August-Universität in Göttingen in den Fächern Geschichte, Archäologie und Philosophie. Nach seiner Promotion im Jahr 1824 setzte er die künstlerische Aus-bildung in Dresden bei dem Klassizisten Friedrich Matthäi fort. Die Jahre von 1826 bis 1829 verbrachte er anschließend in Italien, wo er in Rom im Kreise der Dresdener Nazarener verkehrte und sich mit den Künstlern Joseph Führich und Julius Schnorr von Carolsfeld befreundete. Gerade das zeichnerische Œuvre der beiden Letztgenannten hinterließ seine Spuren im Werk Oesterleys. Wie bei Führich und Schnorr bestechen auch Oesterleys in Bleistift ausgeführten Bildniszeichnungen durch ihre Präzision und feinsinnige Interpretation des Charakters. Oesterleys „Portrait des Malers Adolf Zimmermann“ etwa in der National Gallery in Washington entspricht in Duktus und Aus-
druck unserem Bildnis eines Herrn, dessen Identität bislang leider noch nicht geklärt werden konnte (siehe Hinrich Sieveking in: German Master Drawings from the Wolfgang Ratjen Collection 1580-1900, Washington 2010, S. 222, Nr. 82).
Jens Peter Lund (1821 Kopenhagen – 1871 Oslo)
6666 Baumstudie einer Winterlinde. Grauer Stift auf Velin, verso in grauem Stift eine weitere Studie eines knorrigen Baums, alt auf ein Untersatzpapier am oberen Rand aufgelegt. 22,5 x 29,2 cm. Unten links signiert, bezeichnet und datiert „Charlottenlund, Marts (18)43. P. Lund“. 750 € Beigegeben zwei weitere Baumstudien des Künstlers von 1840 und 1857.
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Alfred Rethel (1816 Aachen – 1859 Düsseldorf)
6667^ Skizzenbuch mit Landschafts-, Figuren- und Architekturstudien. 31 Blatt, 28 davon ein- oder doppelseitig bezeichnet, 3 Blatt blanc. Bleistift, teils weiß gehöht, ein Blatt laviert auf chamoisfarbenem Whatman-Velin oder graubraunem Velin. In Orig. HLdr.-Einband. Ca. 26 x 20,5 cm. Teils datiert „Schloß Linn July 30“ und mit eigenh. Ortsangaben. (1830). Wz. „J WHATMAN TURKEY MILL 1825“. 4.500 € Bei dem Skizzenbuch dürfte es sich um das erste Reiseskizzenbuch handeln, dass der junge Alfred Rethel noch während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Akademie anfertigte. Zu diesem Zeitpunkt zählte Rethel erst vierzehn Jahre. Trotzdem wird die Faszination des Künstlers für die Architektur des Mittelalters in diesem Skizzenbuch bereits sehr deutlich, wie etwa die Studie des von Efeu überwachsenen Fensters des Klosters Linn bei Krefeld eindrücklich zeigt. Diese malerische Studie verbindet wie auch andere in dem Skizzenbuch ganz im Geiste der Romantik wild wuchernde Natur mit halbverfallenen Bauwerken der Gotik und der Romanik. 6667 120
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Johan Thomas Lundbye (1818 Kallundborg – 1848 Bedsted)
6668 Skizzenblatt mit Kuh und Kälbchen und Selbstporträt. Pinsel in Grau, grau laviert über schwarzer Kreide, auf Bütten. 16,5 x 20,5 cm. Unten rechts beschriftet „Præcis om ej mit/ malt eget portræt (A. Bonnevie)“ (Präzise, wenn nicht mit meinem eigenen gemalten Porträt). Um 1836. 1.800 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers Thorald Læssøe (1816-1878), Kopenhagen. Lundbye begann seine künstlerische Laufbahn bereits im Alter von 12 Jahren. Zunächst lernte er bei dem Tiermaler Christian Holm. 1833 stu-
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dierte er schließlich an der Kunstakademie in Kopenhagen. Beeinflusst von dem Kunsthistoriker und Professor Niels Laurits Høyen widmete er sein Schaffen den heimatlichen Landschaften und Tieren. Lundbyes Darstellungen von Dänemark gelten als der Inbegriff der dänischen Romantik, einer durchaus nationalistisch gefärbten Malerei. Im Jahre 1836 unternahm der Künstler eine Reise nach Jütland, wo er in Vallekilde seinen Onkel mütterlicherseits Honoratius Bonnevie, der Pfarrer der Gemeinde war, besuchte. Es entstanden zahlreiche Tierstudien, davon viele von Kühen. Vermutlich ist unsere Zeichnung während dieser Zeit entstanden, obgleich das Selbstporträt laut der Beschriftung, die sich wohl auf eine Aussage der Mutter Lundbyes bezieht, später vom Künstler hinzugefügt wurde. Oftmals fertigte Lundbye seine Tierdarstellungen in anekdotischem Stil an und drückte darin seine Nähe und Verbundenheit zum ländlichen Leben Dänemarks aus.
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Johan Thomas Lundbye 6669 Selbstbildnis en face, mit gesenktem Blick. Feder in Grau über Bleistift auf Velin. 21,5 x 17 cm. Verso am oberen Rand in grauer Feder eigenh. bez. „Eget Portraet Fran 1839 Af Ham Self Gengivet“ (Selbstbildnis von 1839 von ihm selbst verfertigt). 4.500 € Provenienz: Privatbesitz Kopenhagen. Johan Thomas Lundbye zählt zu den bedeutendsten Künstlern der romantisch-nationalistischen Landschaftsmalerei Dänemarks in den 1840er Jahren. Seine Ausbildung erhielt er von 1832 bis 1842 an der Kopenhagener Akademie in der Zeichenklasse von Johann Ludwig Gerhard Lund, dessen Werk unter dem Eindruck der Nazarener in Rom und Caspar David Friedrichs entstand. In seiner Zeichenklasse wurde hauptsächlich mit Bleistift gearbeitet, den Einsatz der Feder erlernte Lundbye etwas
später von seinem Komilitonen Lorenz Froelich. Lundbye, der in den Sommermonaten die Landschaft rund um Kopenhagen durchstreifte und zahlreiche Skizzen machte, war ein genauer Beobachter. Und so faszinierte ihn auch sein eigenes Bildnis. Über einen Zeitraum von 13 Jahren hat Lundbye sein Antlitz in regelmäßigen Abständen aus verschiedenen Blickrichtungen und mit je nach Stimmung und Gemütsverfassung verschiedenen Gesichtsausdrücken festgehalten. Sein erstes Selbstportrait aus dem Jahr 1836 stellt den Künstler nachdenklich, den Kopf in die Hand gestützt, im Profil nach links dar (Privatsammlung Dänemark). Unsere Zeichnung, drei Jahre später 1839 entstanden, ist eine bemerkenswert feinsinnige Studie. Das Blatt zeigt Lundbye frontal, den Kopf leicht nach vorn geneigt und die Augen gesenkt, gerade so, als wenn der Künstler im Prozess des Zeichnens begriffen wäre und den Blick auf das Zeichen papier vor ihm lenkte. Im Gegensatz zu vielen Künstlerselbstportraits, in denen die Augen auf den Betrachter gerichtet sind, entsteht gerade in der Abwesenheit des direkten Blickes eine subtile Intimität.
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Deutsch 6670 1835. Das Castel dell’Ovo und der Hafen von Santa Lucia in Neapel. Bleistift. 21,6 x 29,1 cm. In brauner Feder über der Loggia unleserlich bezeichnet, verso in schwarzer Feder bezeichnet „Castell dellovo St. Lucia Pallz Civille (?) / vom Fenster aus gez. im J: [18]35.“ 600 € Peter Frederik Nordahl Grove (1822–1885, Kopenhagen)
6671 Studie eines knorrigen Baumes. Grauer Stift auf Velin, am oberen Rand auf ein Untersatzpapier aufgelegt. 32 x 26,2 cm. Unten rechts signiert, bezeichnet und datiert „P. F. Nordahl Grove/ Charlottenlund d 15. Mai 1843.“ 750 € In alter Montierung. Beigegeben eine weitere Baumstudie des Künstlers sowie von Carsten Henrichsen (1824-1897).
Antonio Senape (1788 Rom – 1850 Neapel)
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6672 Blick auf den Golf von Bajae bei Neapel mit dem Venustempel und der Festung des Don Pedro de Toledo. Feder in Schwarz und Blau, auf Velin mit gezeichneter Einfassung. 25,1 x 36 cm. Unten rechts bezeichnet „Tempio di Venere a Baja“. 400 € Josef Rebell (1787 Wien – 1828 Dresden)
6673^ Agaven in einem südlichen Garten. Bleistift auf Bütten. 13,5 x 20,6 cm. Verso signiert „J. Rebell del“. 450 € Provenienz: Aus der Sammlung Josef Carl von Klinkosch (Lugt 577). Beigegeben zwei weitere Bleistiftzeichnungen von Rebell „Rhabarberstaude“ und „Wiesenstück“.
Martinus Christian Wedseltoft Rørbye (1803 Drammen – 1848 Kopenhagen)
6674 Studie einer Frau von Sorrent, sitzend in ihrer Tracht. Grauer Stift auf Velin. 23,9 x 20,4 cm. Unten rechts bezeichnet „Donna di Sorrent“. Um 1840. 1.200 € 6674 125
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Josef Rebell (1787 Wien – 1828 Dresden)
6675^ Arkadische Landschaft mit Tobias und dem Engel. Feder in Schwarz, Pinsel in Braun und Schwarz, Deckweißhöhungen, Spuren von rotem Stift auf hellbraunem Papier, auf Karton kaschiert. 26,4 x 37,5 cm. 800 €
Christian Ferdinand Hartmann (1774 Stuttgart – 1842 Dresden)
6676 Die Wette des Tarquinius mit Collatinus. Schwarze Kreide, weiß gehöht auf braunem Papier. 33,8 x 26 cm. Verso mit Notizen zum Künstler sowie alt betitelt und bezeichnet „Die Wette des Tarquinius mit Collatinus / Entwurf von Director u. Prof. Ferdinand Hartmann geb. d [...] gest. Dresden d. [...] / zu dem Gemälde [...] im J. 1835 vollendet [...]“. Um 1835. 1.200 € 126
Ausstellung: Michael Berolzheimer Collection II, 24 Drawings Restituted by the Kupferstichkabinett Berlin, Arnoldi-Livie München 2012, Kat. Nr. 28. Provenienz: Sammlung Boguslaw Jolles, Dresden/Wien (Lugt 382). Sammlung Michael Berolzheimer, Garmisch-Partenkirchen. Auktionshaus Adolf Weinmüller, München, 9./10. März 1939, Los 622. Berlin, Alte Nationalgalerie (Lugt Suppl. 1969b, auf dem Passepartout Lugt Suppl. 1932b). 1958 aus der UdSSR an die Staatlichen Museen zu Berlin/Ost, Nationalgalerie zurückgegeben. 1992 dem Kupferstichkabinett Berlin eingegliedert. 2011 an die Erben von Michael Berolzheimer restituiert (Freigabestempel des Kupferstichkabinetts). Christian Ferdinand Hartmann zeigt eine Szene aus Titus Livius‘ überlieferter Erzählung, die über den etruskischen Prinzen Tarquinius Sextus und seine Wette mit Collatinus berichtet. Diese Wette besiegelte das tragische Schicksal der Lucretia, Frau des Collatinus. Sie ist hier mit ihren Dienerinnen dargestellt, wie sie bei Lampenschein in der Arbeit versunken sind als Tarquinius in den Raum tritt. Vorliegende Zeichnung diente wohl als Entwurf zu dem gleichnamigen Gemälde, dessen Standort heute allerdings unbekannt ist (siehe Friedrich von Boetticher: Malerwerke des neunzehnten Jahrhunderts, Nr. 16).
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld (1764 Schneeberg –1841 Leipzig)
6677 Junges Mädchen am Spinnrad: Illustration zu Schillers Gedicht ‚Würde der Frauen‘. Bleistift, braun und schwarz laviert, auf Velin. 12,3 x 8,4 cm. Im Unterrand links signiert und datiert „V.H.S.v.C. inv. 1827“, im Oberrand eigenhändig beschriftet „II. Band“. 600 € Provenienz: C.G. Boerner, Neue Lagerliste Nr. 57, 1971, S. 58, Kat.Nr. 62 (Abb.). Auf der alten Montierung mit einem aufgeleimten Schriftzettel, darauf in Bleistift die ersten Zeilen der dritten Strophe aus Schillers Gedicht „Aber mit zauberisch fesselndem Blicke / Winken die Frauen den Flüchtling zurücke / Warnend zurück in der Gegenwart Spur.“ Berühmt ist Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld, ab 1812 Direktor der Kunstakademie Leipzig, vor allem als Porträtmaler, gilt aber auch als bedeutender Illustrator. Seine Darstellungen zu Wielands ‚Oberon‘ gelten als Meilensteine der zeitgenössischen Illustrationskunst.
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Moritz von Schwind (1804 Wien – 1871 München)
6678^ Das junge Liebespaar. Bleistift auf Velin. 17,5 x 13,5 cm. Unten links wohl signiert „Moritz v. Schwind“. 900 € Provenienz: Aus einer unbekannten Sammlung KMN (Lugt 5099). 6678 128
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Johannes Riepenhausen (1788 Göttingen – 1860 Rom)
6679 Eros und Anteros mit Psyche in der Landschaft. Pinsel in Braun über Graphit. 28,5 x 25,2 cm. Unten links signiert „J. Riepenhausen f.“. 1.500 € Das Metropolitan Museum in New York besitzt eine zweite, allerdings kolorierte Version dieses Motivs von Riepenhausen (Inv.Nr. 2008.212). Die beiden qualitätvollen Zeichnungen unterscheiden sich in der Größe sowie in der Landschaftskomposition und der Draperie von Psyches Kleidung.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Moritz von Schwind (1804 Wien – 1871 München)
6680^ Elfentanz im Erlenhein. Bleistift auf Velin. 23,6 x 36 cm. Um 1844. 2.800 € Die Zeichnung ist eine Vorstudie für das 1844 entstandene Gemälde gleichen poetischen Sujets im Städelschen Kunstinstitut Frankfurt (Inv.Nr. 915), welches die Sammlung direkt nach der Entstehung vom Künstler erwarb, der zu jener Zeit in der Stadt am Main weilte. M. von Schwindt: Elfentanz, Städelsches Kunstinstitut Frankfurt a. M. 130
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Moritz von Schwind
Moritz von Schwind
6681^ zugeschrieben. Der Taufritt Friedrichs des Freidigen nach Tannenberg. Feder in Schwarz über Bleistift, grau und schwarz laviert. 43 x 17 cm. Um 1853.
6682 Liegender weiblicher Akt. Bleistift auf Velin, aufgezogen. 7,1 x 25,2 cm. Um 1860.
1.200 €
Es handelt sich hier um eine Vorstudie für Schwinds Gemälde „Hero und Leander“, das Schwind auch „Der Liebe Untergang“ nannte, in der Schack-Galerie in München (siehe Otto Weigmann: „Schwind“, in: Klassiker der Kunst, IX, 1906, Abb. S. 406). Beigegeben von demselben fünf Vorlagenzeichnungen auf Transparentpapier für die Stiche von Theodor Langer „Das Leben der heiligen Elisabeth“, die 1868 im Verlag Wigand erschienen (vgl. op.cit. S. 342-347).
Vorstudie für das gleichnamige Fresko aus dem Jahr 1854 im Landgrafenzimmer der Wartburg. Schwinds Wandbilder auf der Burg illustrieren die Geschichte der thüringischen Landgrafen vom 11. bis 14. Jahrhundert. Hier zu sehen ist der Zug von Friedrich I., genannt der Freidige, der seine Tochter zur Taufe bringen will und sie bei einer Rast an der Brust der Amme trinken lässt. Eine weitere Vorzeichnung befindet sich in der Graphischen Sammlung der Klassik Stiftung Weimar (Inv.Nr. KK 7894).
400 €
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Giovanni Migliara
Julius Schnorr von Carolsfeld
(1785 Alessandria – 1837 Mailand)
(1794 Leipzig – 1872 Dresden)
6683 Architekturcapriccio mit einer phantastischen Palastarchitektur. Feder in Braun, grau laviert auf Bütten. 31,5 x 47,5 cm. Unten rechts in grauer Feder signiert.
6684 Josua vor den Mauern Jerichos. Feder in Schwarz auf Transparentpapier. 21,5 x 14 cm. Vor 1860.
1.200 € Der aus Piemont stammende Giovanni Migliara ist vor allem als bedeutender Architekturmaler bekannt, der sich in Mailand, der Stadt seines Wirkens, großes Ansehen erwarb. Nachdem er zuerst als Bühnen- und Dekorationsmaler ausgebildet worden war, musste er bereits 1810 aus gesundheitlichen Gründen diesen Berufszweig aufgeben. Migliara widmete sich fortan der Architekturmalerei sowie kleinformatigen Veduten und Ansichten mit Staffagefiguren, die oft Mailänder Stadtmotive wiedergeben. - Verso mit Spuren kleiner Skizzen und handschriftlicher Notizen mit Feder in Schwarz.
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450 € Provenienz: Sammlung Prinz Johann Georg von Sachsen (Lugt 1466, lt. Auskunft des Vorbesitzers). Vorstudie für die linke Hälfte der Holzschnitttafel 78 der Schnorr‘schen Bilderbibel.
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James Jacques Joseph Tissot (1836 Nantes – 1902 Buillon)
6685^ Junger Mann im mittelalterlichen Kostüm. Bleistift, weiß gehöht, mit Rötel quadriert. 31,1 x 15,8 cm. Um 1863. 3.500 € Provenienz: Sammlung Maurice Marignane. Durch Erbübergang Sammlung Veil-Picard. Christie‘s, Auktion am 23. Juni 2010, Los 169. Schweizer Privatsammlung. Die Zeichnung ist eine Vorstudie für das 1863 vollendete Gemälde „Die Abreise des verlorenen Sohnes“ (Petit Palais, Paris, Inv.nr. PDUT1453), das Tissot im selben Jahr der Entstehung im Pariser Salon ausstellte (Kat. 1804). Vorbereitet wird die Figur des an der Spitze des Steges stehenden jungen Mannes, der anders als in der Zeichnung im Gemälde
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kein Buch, sondern ein weißes Kästchen im stoffverhüllten Arm hält. Tissot versetzte das biblische Geschehen in das mittelalterliche Venedig und ließ sich dafür von Vittore Carpaccios neunteiligem Zyklus „Die Legende der hl. Ursula“ (1490-95, heute Galleria dell‘Accademia) inspirieren. Den Zyklus studierte er wahrscheinlich bei einem Aufenthalt in der Serenissima im Jahr 1862. 6684 133
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
August Ferdinand Hopfgarten (1807–1896, Berlin)
6686 Gewandstudien. Bleistift auf Velin. 23,8 x 17,6 cm. Um 1832. 300 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso bez. „Nachl. Hopfgarten No 1a (2)“).
Carl Spitzweg (1808–1885, München)
6687 Stehender weiblicher Rückenakt. Bleistift, teils gewischt. 34 x 20,6 cm. 450 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (unten links mit dem Nachlaßstempel, Lugt 2307).
Johann Caspar Schinz (1797–1832, Zürich)
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6688 Liegender weiblicher Akt auf einem Bett. Bleistift auf La-Briglia-Velin. 22,7 x 33,4 cm. Unten rechts signiert, datiert und bez. „Casp: Schinz 1921 Roma“. 1.200 € Die Künstler des in Wien gegründeten Lukasbundes siedelten 1810 nach Rom über, zunächst in die Villa Malta, kurz darauf in das aufgelassene Kloster S. Isidoro. Darunter auch der Zürcher Johann Caspar Schinz. Zunächst hatte er eine Ausbildung an der Münchner Akademie begonnen, doch für seine künstlerische Entwicklung sollte der Verkehr mit den Nazarenern nachhaltig prägend sein. Die Dauer seines Aufenthaltes wird in der Literatur verschiedentlich angegeben. Quellen bestätigen jedoch den Vorschlag von Hans Geller, wonach er sich 1818–1824 in Rom aufhielt. Zu den gemeinschaftlichen Aktivitäten der Nazarener gehörte das ‚Akademie‘ genannte Aktzeichnen. Zu Beginn wurde unter der Leitung Overbecks, ähnlich wie im akademischen Kunstbetrieb, lediglich der männliche Körper studiert. Erst als sich der Bund auflöste und sich eine neue Generation um Schnorr von Carolsfeld im Palazzo Caffarelli scharte, wurde die Tradition ab 1819 nun auch mit weiblichen Modellen fortgeführt. Bei einer dieser Abend-Akademien im Jahre 1821 fertigte Schinz die vorliegende Zeichnung an. Dass immer wieder die gleichen Modelle Pose standen, zeigt eine 1819 datierte Zeichnung von Philipp Stöhr, der 1816–1820 in Rom weilte (ehem. Slg. Geller, heute Universität Tübingen, Grafische Sammlung). Sie zeigt das gleiche Modell in beinahe identischer Pose. Nur die Datierung, der Schmuck und die Position der rechten Hand auf dem Kopf unterscheiden sich leicht.
Eduard Bendemann (1811 Berlin – 1889 Düsseldorf)
6689 Gewandstudie einer sitzenden Frau. Schwarze und weiße Kreide auf Velin. 29,7 x 45 cm. 450 € Beigegeben zwei weitere Studienblätter des Künstlers mit männlichen Aktstudien. 6687 134
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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August Lucas (1803–1863, Darmstadt)
6690 Figurenstudien aus Subiaco. Feder in Braun und grauer Stift auf dünnem Velin. 11 x 16,7 cm. Unten rechts monogrammiert, datiert und ortsbezeichnet „Subiaco / 18 AL 50“. 600 € Beigegeben von demselben Künstler zwei weitere Bleistiftzeichnungen: ein Kürassier, verso mit Baumstudie sowie das Bildnis einer jungen Frau, dieses monogrammiert und bezeichnet „von Götzenberger / AL“.
Bereits 1795 im Alter von 17 Jahren reiste Johann Martin von Rohden von Kassel nach Rom. Schnell etablierte sich der junge Künstler dort und nahm als Landschafter in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle im römischen Kunstleben ein. Wie seine deutschen Künstlerkollegen auch, bereiste Rohden die Gegenden um Rom, wählte Motive aus Tivoli, Subiaco, Albano und vom Nemi-See.
Oswald Achenbach (1827–1905, Düsseldorf)
Johann Martin von Rohden (1778 Kassel – 1868 Rom)
6691 Felsiger Abhang in der Campagna. Bleistift auf Bütten, verso eine weitere Bleistiftzeichnung mit einem Felsen. 15,4 x 21,2 cm. 750 € Provenienz: Wohl Sammlung Gutbier, Nr. 1027 (handschriftl. Vermerk verso auf dem Passepartout). Sammlung Hans G. Schellenberger, Inv.-Nr. 139 (nicht bei Lugt; Stempel verso auf dem Passepartout). Berliner Privatsammlung.
6692 Blick auf Porto Venere und Felsformationen an der Küste bei Nizza. Bleistift auf Bütten. 21,1 x 36,1 cm. Unten rechts signiert „Osw. Achenbach“ sowie betitelt und datiert „Porto vener / Nizza 3 Juli“. Um 1850. 750 € Das Studienblatt zeigt zwei schnelle Skizzen Oswald Achenbachs, die wahrscheinlich auf seiner großen Italienreise entstanden sind. Diese führte den Künstler im Jahr 1850 vor allem entlang der ligurischen Küste. Porto Venere liegt an einer Landzunge unterhalb von La Spezia. Folgt man der ligurischen Küste nach Westen gelangt man kurz hinter der französischen Landesgrenze nach Nizza.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Düsseldorfer Malerschule 6693 19. Jh. Künstleralbum aus dem Besitz des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Ludwig Hammers (1822-1902). Album mit insgesamt 46 Aquarellen, Feder- und Bleistiftzeichnungen (insg. 31, meist aquarelliert), Druckgraphiken (3), Fotografien (12) und einer Ölskizze. Unterschiedliche Formate, meist montiert, teils lose eingelegt, auf 34,5 x 46 cm große Albumblätter, gebunden in Ledereinband mit gold- und blindgeprägtem Deckel- und Rückentitel. (Einband etwas berieben und bestoßen, Rücken und Deckel restauriert). 12.000 € Provenienz: Sammlung Ludwig Hammers (1822-1902), von 1849 bis 1876 Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Privatsammlung Berlin. Das Album wurde anlässlich des Geburtstages des Düsseldorfer Bürgermeisters Ludwig Hammers im Jahre 1854 angelegt. Hammers war bereits im Jahre 1849 mit nur 27 Jahren zum Bürgermeister von Düsseldorf ernannt worden und machte sich einen Namen, indem er den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mitprägte. Laut der familiären Überlieferung feierte im Jahre 1854 der erst 32-jährige Hammers am 4. März mit vielen Freunde und Weggefährten ein großes Picknick in der Düsseldorfer Wolfsschlucht am Grafenberg. Dort gab es trotz eisigen Wetters Bowle und Kuchen. Es wird berichtet, dass nur ein kleines Stück Kuchen übrig blieb und man sagte, es sei gerade groß genug, um ein Bild darauf zu malen. Diese Herausforderung nahm kein geringerer als Caspar Scheuren an, der allerdings lange nicht dazu kam, etwas auszuführen. Erst im Winter des selben Jahres konnte Scheuren das Versprechen einlösen und zusammen mit verschiedenen Künstlerfreunden dem Geburtstagskind das vorliegende Album mit Scheurens programmatischen Titelbild übergeben. Hammers und seine Familie führten das Album in den Folgejahren weiter und ergänzten es um mehrere Arbeiten.
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Darin enthalten: 1.) Andreas Achenbach (1815 Kassel - 1910 Düsseldorf) a) „Stromboli“. Aquarell. 12,7 x 18,8 cm. Signiert, undeutlich datiert. (Blatt 16). b) (zugeschrieben). Karikatur eines Herren mit Schnapsnase. (lose eingelegt bei Bl. 40). 2.) Oswald Achenbach (1827-1905, Düsseldorf) a) Tiroler Paar im Gebirge. Aquarell. 23,2 x 30 cm. Signiert. (Bl. 5). b) Figuren am Brunnen in einem Park. Aquarell. 11,5 x 7,2 cm. Monogrammiert. (Bl. 26). c) Frau in italienischer (?) Tracht. Aquarell. 33,7 x 14,6 cm. Signiert. (Bl. 28). 3.) Caspar Scheuren (1810 Aachen - 1887 Düsseldorf) a.) Titel-Festblatt zu Ehren Ludwig Hammers „Es muß doch Frühling werden ... den 25. August 1854 / Verspätet“, mit Ansicht einer Partie des Grafenberger Waldes in Düsseldorf (Wolfsschlucht?) im Winter, in kleinem Medaillon dasselbe mit Festgelage im Frühling, in den Ecken Darstellung des hl. Ludwigs, des Düsseldorfer Stadtwappens und mit Versen von E. Geibel. Aquarell und Feder. 34,5 x 45 cm. Signiert und datiert „Düsseldorf 1855“. (Bl. 1). b.) Abendliche Hütte am See. Aquarell und Feder. 11 x 14,5 cm. Signiert. (Bl. 2). c.) Verschneite, abendliche Kapelle (am Rhein?). Aquarell u. Bleistift. 13,2 x 13,9 cm. Signiert und datiert. 1857. (Bl. 19). 4.) Jacob Becker (gen. Becker von Worms; 1810 Dittelsheim - 1872 Frankfurt a.M.). Entwurf zu „Kirchgängerin“. Aquarell in Grau. 13 x 9,2 cm. Signiert. Um 1848. Vgl. Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, Bd. 1, Farbabb. 79. (Bl. 11). 5.) Georg Bleibtreu (1828 Xanten - 1892 Berlin). a) Reiterschlacht. Pinsel in Braun über Bleistift. 23,3 x 30,7 cm. Signiert. (Bl. 14) b) Sterbender Soldat in der Schlacht. Pinsel in Braun über Bleistift. 23 x 19 cm. Signiert. (Bl. 25). 6.) Wilhelm Camphausen (1818-1885, Düsseldorf) a) Soldaten auf einem Schlachtfeld im Jahre 1607. Feder und Pinsel in
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 19. Jahrhunderts Grau. 19,8 x 14,7 cm. Monogrammiert und datiert. 1852. (Bl. 10). b) Zwei Mädchen binden einen eingeschlafenen Leser mit Blumengirlanden an einen Baum. Feder und Pinsel in Braun. 19,5 x 15,2 cm. Monogrammiert und datiert. 1860. (Bl. 29). 7.) Carl Clasen (1812-1886, Düsseldorf) a) Entwurf zu „Der Graf von Habsburg“. Aquarell und Gouache. 11,4 x 13,6 cm. Signiert. (ca. 1840). Vgl. Lexikon der Düsseldorf Malerschule, Bd. 1, Farbabb. 266. (Bl. b) Genoveva. Aquarell und Bleistift. 20,5 x 27,2 cm. Signiert und datiert. 1858. (Bl. 22). 8.) Friedrich Heunert (1808 Soest - Düsseldorf 1876) a) Burganlage mit Bach und Ruderern. Aquarell. 18,52 x 18,8 cm. Undeutlich signiert. (Bl. 13). b) Winterliche Stadtansicht. Aquarell und Bleistift mit Deckweiß. 18,5 x 28,3 cm. Signiert. (1850?). (Bl. 18). 9.) Joseph Kehren d.Ä. (1817 Hülchrath - Düsseldorf 1880) a) Mittelalterliche Reiterschlacht. Feder und Bleistift. 9,7 x 14,4 cm. Signiert. (Bl. 3). b) Joseph und seine Brüder. Aquarell. 23,4 x 29,8 cm. Signiert. (Bl. 7). c) Christus in Gethsemane. Pinsel in Grau über Bleistift. 12,1 x 10 cm. Signiert. (Bl. 15). 10.) Henry Ritter (1853 Düsseldorf - 1916 Montreal) a) Festgesellschaft. Bleistift. 21,4 x 17,3 cm. Monogrammiert. (Bl. 8). 11.) Johann Baptist Sonderland (1805-1878, Düsseldorf) a) Junges Bauernpaar. Pinsel in Grau. 12,3 x 9,5 cm. Signiert und datiert. 1847. (Bl. 4).
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12.) Benjamin Vautier d. Ä. (1829 Morges - 1898 Düsseldorf) a) Galantes Paar des 17. Jhs. Bleistift, weiß gehöht. 20,3 x 14,8 cm. Signiert. (Bl. 12). Weiterhin einige unbezeichnete Arbeiten und persönliche Gaben, z.B. „Vielliebchen für Papa“, ein kalligraphisches Widmungsblatt von Maria Schnitzler, ein Blumenstrauß von M. Dönhoff geb. Krüger (1862), sowie eine niederländische Flusslandschaft mit einem Dorf, Öl auf Pappe (Anonym, wohl 18. Jh.). Einige wenige Druckgraphiken, sowie 12 Fotografien (meist von künstlerischen Arbeiten u.a. von O. Achenbach), dabei eine Photographie von F. Haarstick von der Goldsteinstraße in Düsseldorf mit dem Wohnhaus von Ludwig Hammers und Düsselhochwasser. 6693 139
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Johann Nepomuk Ender (1793–1854, Wien)
6694 zugeschrieben. Der Vesta Tempel in Rom; Blick über das Forum Romanum. 2 Zeichnungen, je Aquarell. 16,5 x 26,5 cm; 16,8 x 22,7 cm. Das Aquarell mit dem Vestatempel unten links in schwarzer Feder signiert (?) „Joh. Ender“. 1.800 € Johann Nepomuk Ender verbrachte die Jahre von 1821 bis 1825 in Rom, wo er Mitglied der Accademia di San Luca war. Seine zahlreichen in Rom angefertigten Studien und Skizzen dienten ihm als Vorlagen für Werke, die der Künstler ab 1826 in seinem Atelier in Wien verwirklichte.
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6695
Bartolomeo Pinelli (1781–1831, Rom)
6695 Landleute und ein Flötenspieler vor einer Osteria. Aquarell. 30,8 x 46,5 cm. In einem Prunkrahmen des 18. Jh. 2.400 € 141
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Giacinto Gigante (1806–1876, Neapel)
6696 Blick aus dem Venustempel in Bajae über den Golf von Pozzuoli. Aquarell und Feder in Braun, über schwarzer Kreide. 35,5 x 25,4 cm. Um 1860. 2.400 € Der oktogonale Tempel der Venus in Bajae, einer an der kampanischen Küste westlich von Pozzuoli gelegenen Stadt, gehörte zusammen mit dem Tempel der Diana und des Merkur zu einer aus hadrianischen Zeiten stammenden Thermenanlage. Gigante, selbst Neapolitaner, und mit der
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Umgebung des Golfs von Neapel bestens vertraut, nimmt hier einen Position im Inneren des Tempels ein und blickt durch den hohen Rundbogen auf die weitläufige Bucht. Den ungewöhnlichen Blick aus dem Tempel heraus hielt Gigante in mindestens zwei weiteren, im Querformat angelegten Zeichnungen fest (NGA, Washington Inv. Nr. 2017.139.1; Collezione d‘arte della Città Metropolitana di Napoli, Inv. Nr. 163). In vorliegender Zeichnung legt er im Hochformat den Fokus auf das durch Erosionen beschädigte große Rundbogenportal unter dem eine Neapolitanerin mit einem Jungen steht und auf das ein mit Pferden bespannter Wagen zurollt.
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Carl Haag (1820 Erlangen – 1915 Oberwesel)
6697 Wandernder Pifferaro in der römischen Campagna. Aquarell auf Velin. 36,4 x 26 cm. Unten links signiert und datiert „Carl Haag 1858.“ 800 €
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Edmund Friedrich Kanoldt (1845 Großruderstedt – 1904 Bad Nauheim)
6698 Zypressen vor einer kleinen Kapelle bei Tivoli. Aquarell auf Velin. 39,5 x 30,1 cm. Unten rechts signiert „Kanoldt“. 800 € 6698 143
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Eugen Napoleon Neureuther (1806–1882, München)
6699 Junge Römerin mit Tamburin. Schwarzer Stift mit Feder in Braun auf Velin. 36,1 x 23,4 cm. Um 1837. 450 € Provenienz: Aus der Sammlung Friedrich Schöne, Berlin (Lugt 3622). Vermutlich entstand die Darstellung während Neureuthers Aufenthalt in Italien und dürfte demnach um 1837 zu datieren sein.
Friedrich Nerly (1807 Erfurt – 1878 Venedig)
6700 Die Chiesa di San Giovanni in Syracus. Feder in Schwarz auf Transparentpapier. 22,2 x 17 cm. Unten links eigenhändig in schwarzer Feder bez. „Syracus. Capelle über den Catacomben“. 600 € Beigegeben von Friedrich Nerly eine weitere Federzeichnung auf Transparentpapier: Partie am Lago Maggiore, betitelt „Majore“.
Ferdinand Joseph Bernard Marinus (1808 Antwerpen – 1890 Namur) 6699
6701 Italienisches Skizzenbuch. 9 Federzeichnungen über Bleistift, 16 Bleistiftzeichnungen, teilweise laviert, sowie einzelne umrisshaft angelegte Skizzen. 11,7 x 15,6 cm (Blattgr.). Signiert und datiert auf dem Deckblatt: „FJBMarinus Roma 1829“. 750 € Das Skizzenbuch ist ein aufschlussreiches und künstlerisch ansprechendes Zeugnis der Italienreise des belgischen Genre- und Landschaftsmalers Ferdinand Marinus, der sich 1829-30 in Rom aufhielt. Die akkurat ausgeführten Zeichnungen dokumentieren, dass der junge Künstler ausgedehnte Erkundungsreisen in der römischen Campagna unternahm und keines der damals beliebten Reiseziele ausließ. Die annotierten Skizzen und Zeichnungen erwähnen u.a. die Ortschaften Ariccia, Civitella, Ole vano, Rocca di Papa und Monte Cavo. Offenbar wurde Marinus auf seinen Wanderungen von Künstlerkollegen begleitet. Eine Federskizze, die am 14. Mai 1829 in Monte Cavo entstand, erwähnt die Namen gleichaltriger deutscher Kunstbrüder, wie Friedrich Preller d. Ä. (1804-1878), Bernhard Neher (1806-1888) und Peter Wilhelm App, die sich zur selben Zeit in Rom aufhielten. Rom war in den 1820er Jahren ein stark frequentiertes Reiseziel ausländischer Künstler. Corot hielt sich hier 1825-28 auf, und im gleichen Jahr 1829 verweilte auch Carl Blechen in Rom. Viele der Zeichnungen in unserem Skizzenbuch bestechen durch ihre konzentrierte, bildmäßige Ausführung. In einer verfeinerten Bleistifttechnik hat der Künstler ein Gebirgsmassiv bei Olevano wiedergegeben, die subtile Lavierung vermittelt einen überzeugenden Eindruck der Mittagshitze und hüllt die Berggipfel am Horizont in einen Dunstschleier. Künstlerisch ebenso treffsicher charakterisiert ist eine Panoramansicht der Stadt Rom mit Blick auf die Aurelianische Mauer und die Pyramide
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____________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 19. Jahrhunderts
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des Caius Cestius. Die dunkel aufragenden Sabiner Berge bilden einen majestätischen und eindrucksvollen räumlichen Hintergrund. Eine Aussicht aus dem Fenster mit Blick auf das Quirinal, welche die Inschrift Via Porta Pinciana No. 8 trägt, legt nahe, dass Ferdinand Marinus – wie viele seiner ausländischen Künstlerkollegen – in dieser Straße wohnhaft war, die in dem belebten Künstlerviertel um die Piazza di Spagna gelegen war. Nach der Rückkehr in seine Heimat gründete Marinus 1835 die Akademie von Namur und leitete diese Kunstanstalt bis 1883.
Carl Rottmann (1797 Handschuhsheim – 1850 München)
6702 Blick von der Villa Valguarnea bei Bagheria auf die sizilianische Küste bei Palermo. Bleistift auf Velin. 28 x 44,7 cm. Um 1830. 900 € 145
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Carl Wilhelm von Heideck (1788 Saaralben – 1861 München)
6703 Im Valle dei Templi bei Agrigent mit Blick auf die Tempel der Concordia und Juno. Bleistift auf Whatman-Velin. 19,7 x 28,3 cm. Unten rechts monogrammiert „C v. HdK“. 450 €
Luigi Bianchi (1827–1914, Mailand)
6704 Italienerin in Tracht beim Spinnen auf der Terrazza. Aquarell über Bleistift. 34,9 x 24 cm. Unten links signiert „LBianchi“. 600 €
August Lohr (1842 Hallein – 1920 Mexiko-Stadt)
6705 Mexiko: Weg zwischen tropischen Gärten. Aquarell über Bleistift. 27,2 x 18,9 cm. Unten rechts Reste einer Signatur (?). 750 € 6704 146
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Italienisch
Italienisch
6706 um 1840. Ausbruch des Vesuv bei Vollmond. Gouache auf Velin. 30,6 x 45,5 cm.
6708 um 1810. Vesuvausbruch, in der Bucht ein amerikanischer Dreimaster ankernd. Gouache auf festem Bütten. 32,8 x 46,7 cm. Mittig unterhalb der Darstellung in Versalien bezeichnet „Eruzione di cenere del 1810“.
800 €
3.000 €
Neapolitanisch
Italienisch
6707 19. Jh. Ausbruch des Vesuv im Beisein von Schaulustigen; La Grotta di Posillipo. Zwei Gouachen. Je ca. 9,7 x 14,8 cm.
6709 um 1820. Die Via Toledo in Neapel. Gouache, die Darstellung schwarz eingefasst. 32,2 x 47,5 cm. Unten mittig im schwarzen Rand in Versalien bezeichnet „Strada Toledo“ sowie unten rechts „Chez Glaß(?) Naply“.
400 € Beide Zeichnungen vollkommen farbfrisch und gemeinsam modern gerahmt.
750 € Die Via Toledo gehört zu den Hauptadern der parthenopäischen Stadt. Hier dargestellt auf Höhe der Via Santa Brigida.
148
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6708
6709 149
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Albert Emil Kirchner (1813 Leipzig – 1885 München)
6711 In der Serpentara bei Olevano. Feder in Schwarz über Bleistift. 33,2 x 34 cm. Unten links in Bleistift bezeichnet „Kirchner“, unten rechts monogrammiert [?] „K“ sowie von fremder Hand bez. „28/34“, verso bezeichnet „Emil Kirchner fec. München / aus Professor C. Peschel Nachlaß / Kirchner“. 2.400 € Ausstellung: 29 Drawings from the Michael Berolzheimer Collection, Restituted by the Albertina Vienna, Arnoldi-Livie München 2011, Kat. Nr. 15. Provenienz: Carl Gottlieb Peschel (1798-1879), Dresden (verso handschriftl. Notiz). Sammlung Boguslaw Jolles, Dresden/Wien (Lugt 381). Hugo Helbing, München, 28.-31. Oktober 1895, Sammlung B. Jolles, Los 1028 (Vermerk: aus C. Peschels Nachlass). Sammlung Michael Berolzheimer, Garmisch-Partenkirchen. Auktionshaus Adolf Weinmüller, München, 9.-10. März 1939, Los 676. Graphische Sammlung Albertina, Wien (Inv.Nr. 28134). 2010 an die Erben von Michael Berolzheimer restituiert. Albert Emil Kirchner studierte ab 1828 an der von Veit Schnorr von Carolsfeld geleiteten Leipziger Kunstakademie unter Friedrich Brauer. Ab 1831 übersiedelte Kirchner nach Dresden und setzte seine Ausbildung bei Christian Clausen Dahl und Caspar David Friedrich fort, unter deren Einfluss er sich auch der Landschaftsmalerei zuwendete. 1833 kehrte er nach Leipzig zurück, wo er sich dem Kreis um Friedrich Preller und Bonaventura Genelli anschloss. 1834 folgte Kirchner Genelli nach München, in den darauffolgenden Jahren machte der Künstler zahlreiche Reisen nach Tirol und Italien. Die Zeichnungen Kirchners verbinden topographische Präzision mit einer romantisch geprägten Naturauffassung. 6710
Carl Maria Nikolaus Hummel (1821–1907, Weimar)
Ferdinand Bellermann (1814 Erfurt – 1889 Berlin)
6710 Eichenhain am Fuße des Viadukts Ponte di Ariccia. Schwarze Kreide. 45,9 x 29,6 cm. Am Unterrand links eigenh. bezeichnet und datiert „Ariccia den 3ten Septbr. 1853.“ sowie rechts signiert „Ferd: Bellermann.“. 900 € Ferdinand Bellermann war Schüler an der Kunstschule zu Weimar und seit 1833 an der Berliner Akademie, wo er unter Karl Blechen und Friedrich Wilhelm Schirmer studierte. 1853 reiste er nach Italien, wo er zahlreiche Zeichnungen für das Reisewerk des Prinzen Waldemar von Preußen anfertigte. In diesem Kontext wird auch dieses bildhafte Blatt gehören, das eine Waldpartie bei Ariccia unterhalb des just 1853 vollendeten Viadukts an der Via Appia zeigt. - Auf Untersatzpapier montiert.
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6712 Das Tal von Atrani bei Amalfi mit Blick auf die Torre dello Ziro. Bleistift auf Velin, verso eine Bleistiftskizze des Neptuntempels und des Heraions in Paestum. 16,6 x 27 cm. Unten links bezeichnet und datiert „Amalfi (18)76“. 450 € Die Amalfi-Küste ist geprägt von steil zum Meer hinabfallenden Bergen, die von pittoresken Schluchten und Tälern zerfurcht sind. Legendär ist das in den Bergen gelegene Mühltal,Valle dei Mulini, an dessen Mündung sich Amalfi befindet und das Künstler wie Carl Blechen in seinen unvergesslichen Ansichten bekannt machten. Parallel zum Mühltal liegt das Tal von Atrani. Die Wanderung vom gleichnamigen Küstenörtchen über die Steilhänge nach Amalfi ist eine in dieser Gegend bis heute an Suggestivität kaum zu übertreffende Route. Möglicherweise entstand die Zeichnung im Kontext mit dem monumentalen Gemälde Carl Hummels, das wir in unserer Gemäldeauktion anbieten (siehe Los 6070).
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6711
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6713
Andreas Marko (1824 Wien – 1895 Florenz)
6713 Blick auf Rom. Aquarell auf Velin. 26,5 x 52,4 cm. Unten links signiert „A Marko“. 1.800 €
Deutsch 6714 um 1860. „Palazzo della Ragione“: Markt auf der Piazza delle Erbe in Verona. Aquarell über Bleistift auf Papier, kaschiert auf Malkarton. 26 x 20 cm. Unten rechts monogrammiert „R. R.“. 450 € 6714 152
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6715
Ercole Benussi (geb. 1844 in Mailand, war tätig in Florenz)
6715 Die Loggia dei Lanzi in Florenz mit den Statuen von Giambologna und Benvenuto Cellini. Aquarell über Spuren von Bleistift auf Velin, aufgezogen. 56,5 x43 cm. Unten links signiert „E. Benussi“. 1.200 € Provenienz: Privatsammlung München.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Ludwig Bohnstedt (1822 St. Petersburg – 1885 Gotha)
6716 Neapel: Blick von Santa Lucia auf das Castel dell‘Ovo. Aquarell, aufgezogen. 27,2 x 37,7 cm. Unten rechts in roter Feder betitelt, signiert und datiert „Castel‘ del Uovo da Sta Lucia Napoli LBdt. [...] Juni 1883“. 450 € Provenienz: Auktion Rittershofer, Berlin (Anmerkung in Kugelschreiber auf der Rückseite des Untersatzkartons).
Deutsch 6717 19. Jh. Blick über die Sorrentiner Halbinsel: Sorrent und Sant‘Agnello mit Blick auf den Montechiaro. Aquarell und Deckfarben, Feder in Grauschwarz. 22,9 x 29,1 cm. Unten mittig bezeichnet (signiert?) „Kasef“ oder „Kases“, verso von derselben Hand ortsbezeichnet „Sorrento.“. 750 €
Antonietta Brandeis (1849 Miskowitz – 1910 Venedig oder 1926 Florenz)
6718 Venedig: Gondel vor dem Portal eines Palazzo. Aquarell, partiell mit Deckweißhöhungen, an den Ecken auf einen Karton aufgelegt. 20,2 x 14,8 cm. Unten links signiert „ABrandeis“. 2.800 € 6717 154
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6721
Christian Frederik Hansen (1756 Kopenhagen – 1845 Frederiksberg)
6719 Umkreis. Entwurf zu einem Landhaus im klassizistischen Stil. Feder in Schwarz, grau und blau laviert auf Velin. 32 x 41 cm. Um 1810. 600 € Beigegeben zwei weitere Entwürfe von derselben Hand „Entwurf für einen Speicher“ und „Entwurf für einen Pferdestall“.
Norddeutsch 6720 1829. Entwurf zur Eingangsfront eines klassizistischen Palais. Feder in Grau. 28,7 x 36,8 cm. Unten rechts signiert „FLange jun. fecit 1829“.
Deutsch 6721 um 1830. Schloss Ehrenburg in Coburg. Aquarell über Deckfarben auf Velin. 20 x 26,3 cm. Wz. J. Whatman 1814. 4.500 € Im Jahre 1543 wurde mit dem Bau einer dreiflügeligen Anlage als Stadt residenz des Herzogs von Sachsen-Coburg und Gotha in Coburg begonnen, Schloss Ehrenburg genannt. Dieser Renaissancebau änderte sein Erscheinungsbild jedoch zu Beginn des 19. Jahrhunderts erheblich, als er nach Entwürfen des Architekten Karl Friedrich Schinkel im modischen Stil der englischen Neogotik umgebaut wurde. Bis zu den Revolutionswirren im Jahr 1918 diente das Schloss als Regierungs- und Hauptwohnsitz der herzoglichen Familie. Bei den vier blauen Rundbildern in den Ecken des Blattes handelt es sich wohl um Ansichten weiterer Häuser im Besitz der herzöglichen Familie, wie die neogotischen Schlösser Callenberg und Rosenau.
350 € Beigegeben eine signierte Zeichnung von Gerrit Rademaker (1672-1711): Entwurf zu einem Uhrengehäuse (Feder in Braun, grau laviert).
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
August Franz Schelver (1805 Osnabrück – 1844 München)
6723 Rückenansicht eines berittenen Husaren mit Lanze. Aquarell über Bleistift auf Velin. 21,2 x 13,1 cm. 750 €
6723
Franz Krüger (1797 Großbadegast – 1857 Berlin)
6722 Vorstudie zum Porträt des Fürsten Michail Semjonowitsch Woronzow. Schwarze Kreide auf dunkelgrauem Papier. 44,2 x 28,3 cm. Unten rechts bezeichnet „Fürst Woronzoff“. 900 € Fürst Michail Semjonowitsch Woronzow (1782-1856) war russischer Offizier und Politiker. Er war Generalgouverneur von Neurussland und Bessarabien sowie Vizekönig des Kaukasus. Das 1856 von Krüger geschaffene Bildnis wurde vermutlich von Friedrich Wilhelm IV. an die Witwe des Dargestellten übereignet. Eine weitere ehemals im Berliner Schloss erhaltene Fassung ist eine von vier Kopien, die Krüger in Auftrag gegeben wurden und die aufgrund seines Ablebens 1857 von Dritten fertiggestellt wurden (vgl. Gerd Bartoschek, Christoph Martin Vogtherr (Bearb.): Zerstört - Entführt - Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, Gemälde I, Potsdam 2004, S. 284, Kat. GK I 343*, mit Abb.). 6722 158
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6724
Christian Gottlieb Heinrich Geissler (1770–1844, Leipzig)
6724 Kosaken überqueren am 27. März 1813 die Elbe in Meißen. Gouache und Aquarell. 31,8 x 48 cm. Um 1813. 4.500 € Als im Zuge der Befreiungskriege die russischen und preußischen Truppen immer näher an Dresden heranrückten, befahl der napoleonische General Louis-Nicolas Davout aus taktischen Gründen am 12. März 1813 die überdachte Holzbrücke in Meißen abzubrennen. Die eingetroffenen russischen Kosaken begannen deshalb Floße zu zimmern und setzten knapp zwei Wochen später, am 27. März, über die Elbe. Meißen war erobert. Der Leipziger Illustrator Christian Gottlieb Heinrich Geissler war
vor allem für seine Darstellungen aus dem russischen Volksleben bekannt, wobei seine Kenntnis des russischen Militärs mit dem Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen in seinen Szenen zum Tragen kamen. In unserer Zeichnung gibt Geissler die russischen Truppen im Moment der Flussüberquerung wider. Am Ufer haben sich neugierige Stadtbewohner versammelt, im Hintergrund der panoramartig angelegten Ansicht ist die zerstörte Brücke zu sehen. Geissler wiederholte dieses Motiv mit kleinen Abwandlungen im Vordergrundbereich und in der Figurenstaffage mehrmals, ein Exemplar befindet sich im Dresdener Kupferstichkabinett (Inv.Nr. C 1995-1271). Nach den Befreiungskriegen wandte sich der Künstler dem sächsischen Stadt- und Alltagsleben zu, deren pointierter und präzis beobachtender Bildchronist er wurde.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6726
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Französisch 6725 1802. Strandflieder (Limonium). Gouache und Feder in Schwarz auf Velin. 54,9 x 37,4 cm. Unten rechts bezeichnet „Statice [...]“ sowie wohl unleserlich signiert [?] und datiert „1802“. 600 €
Franz Krüger (1797 Großbadegast – 1857 Berlin)
6726 Bildnis der Auguste von Harrach, Fürstin von Liegnitz. Schwarze und weiße Kreide, mit Deckweiß gehöht auf hellbraun getöntem Papier, auf dem originalen Untersatz montiert. 31,5 x 25,5 cm. Unten links auf dem Glas das Etikett „Kgl. Schloss Herrenhausen […]“, verso auf der Rahmenabdeckung mit dem Besitzerstempel „EAFC.“ (Ernst August Fidei Comiss) sowie einem Stempel „HH [ligiert] / 678“. 7.500 € Provenienz: Königlich Hannoverscher Besitz. Deren Sammlung auf Schloss Herrenhausen, Nr. 874 (vgl. Etikett und Stempel). Deren Auktion bei Sotheby’s am 5.-15. Oktober 2005, Teil von Los 5025 A (dort fälschlicherweise als Druckgrafik bezeichnet). Österreichischer Privatbesitz. Franz Krüger tat sich früh als einer der führenden Künstler am preußischen Hofe hervor, regelmäßig standen ihm Mitglieder der königlichen Familie Porträt. So auch Auguste von Harrach (1800-1873), die Wilhelm III. von Preußen 1822 kennenlernte und 1824 nach vierzehnjähriger Witwerschaft allem Gegenwind zum Trotz heimlich zur morganatischen Ehefrau nahm - die vielgeliebte Luise war noch omnipräsent und die katholische Gräfin für die Hofetikette eigentlich von zu niederem Stande. Als treue Gefährtin stand sie dem König in den letzten sechzehn Jahren seines Lebens bei. In unserem Bildnis hält Krüger Auguste in Halbfigur im schulterfreien, schwarzen Kleid fest. Die Nahansicht im geschlossenen Interieur, das locker gehaltene Buch sowie das Arrangement mit Topfpflanzen rechts im Bild verleihen dem Werk eine gewisse private Inti mität. In Frage kommen Augustes Wohnräume im Prinzessinenpalais, Schloss Charlottenburg oder im Neuen Pavillon. Krüger fertigte erstmals um 1825 als junger, aber bereits gefragter Künstler eine stilistisch vergleichbare Kreidezeichnung der Fürstin an (vgl. Franz Krüger 1797-1857. Preußisch korrekt, berlinisch gewitzt, Ausst.Kat. Berlin 2007, Kat. 43), die als Vorlage für die um 1826 von C. G. Lüderitz in Berlin herausgegebenen Lithographie diente. Sie gehört zu einer Reihe von insgesamt zwanzig Familienporträts, die sich im Neuen Pavillon in Charlottenburg befanden (vgl. op.cit., S. 121) und die im Vergleich zu unserer Zeichnung im Hintergrund meist Ausblicke auf repräsentative Bauten aufweisen. Krüger gelang es in seinen farblich reduzierten Kreidebildnissen den Porträtierten eine ungeheure Dichte und plastische Präsenz zu verleihen. Dafür arbeitete er aus dem Mittelton des Papiers mit schwarzen und weißen Kreiden, gelegentlich wie hier durch Deckweißhöhungen akzentuiert, die unterschiedlichen Tonnuancen und Bilddetails mit großer Weichheit heraus.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6727
Józef Brandt (auch Josef von Brandt, 1841 Szczebrzeszyn – 1915 Radom)
6727 Junge Bäuerin reicht einem Kosak zu Pferd Wasser. Aquarell über Spuren von schwarzem Stift, aufgezogen. 16,3 x 19,5 cm (die unteren Ecken angeschrägt). Unten rechts signiert „Józef Brandt“. 750 € Der polnische Künstler und Wahl-Münchner Józef Brandt, der aufgrund seiner adeligen Abstammung auch Josef von Brandt genannt wird, gilt als einer der bedeutendsten Nationalkünstler Polens. Der Sohn eines wohlhabenden Arztes und einer talentierten Amateurmalerin geht 1858 nach Paris, wo er schnell den Vorlesungssaal der Ingenieursfakultät gegen Pinsel und Staffelei austauscht. Es folgen ausgedehnte Reisen in seiner Heimat und der Ukraine, bevor er 1863 beschließt, in München an der Akademie bei Karl von Piloty zu lernen. In München verbleibt er mit Ausnahme der in Polen verbrachten Sommermonate zeit seines Lebens. Bald wird sein Atelier, in dem er exotische Requisiten von seinen Reisen im Osten aufbewahrt, zu einer regelrechten Attraktion. In den kommenden Jahrzehnten finden seine Schlachtenbilder mit reitenden Kosaken sowie die Genre-, Jagd- und Marktszenen reißenden Absatz. Die hier angebotenen Zeichnungen stammen jedoch aus dem Frühwerk, als der noch junge Gymnasiast vor seinem Umzug nach Paris erste Versuche auf das Papier brachte. Sie zeugen davon, dass Brandt bereits vor Beginn seiner eigentlichen Karriere die Bildthemen, denen er sich später verschreiben sollte, bereits gefunden hatte.
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Józef Brandt 6728 Ein Soldat zu Pferd. Aquarell. 34 x 24,8 cm. Unterhalb der Darstellung datiert, signiert und mit einer Widmung an die Tante in polnischer Sprache, verso von fremder Hand übersetzt „Der geliebten Tante / in Dankbarkeit / v. ihrem Neffen Josef“ sowie „August 1855“. 900 €
6729 Ein Kosak zu Pferd. Aquarell mit Weißhöhungen auf beigem Velin. 26,1 x 21 cm. Unten links signiert und datiert „J. Brandt / 1858“. 1.200 €
6730 Kosak in Andacht vor einem Kloster. Pinsel in Braun über schwarzem Stift, teils mit Weiß höhungen. 35,2 x 28,5 cm (Ecken abgerundet). Unten rechts signiert und datiert „Jozef Brandt. / 1856“. 900 €
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6731
Gerhardt Wilhelm von Reutern (1794 Walk, Lettland – 1865 Frankfurt a. M.)
6731 Bildnis des jungen Ridolfo Schadow im Alter von 9 Jahren. Aquarell über Spuren von Bleistift, verso in den Ecken montiert auf einem Karton. 20 x 14,7 cm. Unter der Darstellung links bezeichnet „Zum 24sten Dez. 1835“ sowie rechts auf dem Untersatzkarton signiert „Baron v. Reutern“, verso das Etikett des Kunsthandels Anton Vollmer, Düsseldorf, auf dem Rückdeckel handschrift. alt bezeichnet „Rodolfo Schadow / gemalt von / Baron Gerhard v. Reutern Maler vordem Oberstleutnant / geb. zu Rösthoff in Livland 1785 / lebte von 1845 an in Frankfurt / Die Bezeichnung liegt unter dem Rahmen: bezeichnet mit vollem Namen / stammt aus dem Nachlass des / Akademie Direktors W. von Schwadow“ sowie verso auf dem Rahmen bez. „Gerhard von Reutern“. 1.800 € 164
Provenienz: Sammlung Wilhelm von Schadow (verso alte handschriftl. Beschriftung). Gerhardt Wilhelm von Reutern, der aus einer baltischen Adelsfamilie stammt und als russischer Kavallerieleutnant an den Feldzügen von 1813 bis 1815 teil nahm, bildete sich auf Anregung Goethes, den er 1814 in Weimar kennenlernte, zunächst autodidaktisch im Zeichnen und Malen aus. In Willingshausen traf er dann 1824 auch mit Ludwig Emil Grimm zusammen, was als Geburtsstunde der Willingshäuser Malerkolonie gilt. Später studierte von Reutern bei Gabriel Lory in Bern und bei Justus Wilhelm Karl Glinzer sowie Martin von Rohden in Kassel an der dortigen Akademie. Im November 1834 zieht von Reutern nach Düsseldorf, um unter Wilhelm von Schadows Anleitung die Ölmalerei zu erlernen. In dieser Zeit muss auch das Kinderporträt von Schadows Sohn dem junge Rudolf (oder auch Ridolfo) entstanden sein. Wilhelm und Gerhardt verband aber nicht nur die Leidenschaft zur Malerei, auch hatten die beiden Maler durch Schadows Ehefrau Charlotte Groschke, die in Mitau in Lettland geboren ist und die Schadow dort 1820 ehelichte, gemeinsame lettische Wurzeln.
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Zeichnungen des 19. Jahrhunderts
6732
André Durand (1807 Anfreville-la-Mivoie – 1867 Paris)
6732 Blick auf die Wassiljewskij-Insel in St. Petersburg, von der kleinen Neva aus gesehen. Bleistift auf Velin. 29,2 x 46,2 cm. Unten links signiert, bez. und datiert „St. Petersbourg. (Vacilievskoje Ostrov) / L‘Ile de Basile sur la pettite Néva. / et le Comtoir de M.M. P. et a. de Demidoff. André Durand. Juin 1839“. 1.800 € Im Jahr 1839 begleitete André Durand den Prinzen Anatole Demidoff auf einer Reise nach St. Petersburg. Seine Eindrücke hielt Durand auf einer großen Zahl von Zeichnungen sehr genau fest und übertrug diese später in Lithographien. 1842 publizierte Prinz Demidoff in Zusammenarbeit mit Auguste Raffet dieses Ansichten dann als „Voyage pittoresque et archéol. en Russie“.
Deutsch 6733 19. Jh. Blick auf ein Jagdschloss im Stil der Neogotik. Aquarell auf Velin, alt aufgezogen. 59,8 x 52 cm. 600 € 6733 165
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6734
Karl Karlowitsch Rachau
Albrecht Adam
(1830 St. Petersburg – 1880 Salzburg)
(1786 Nördlingen – 1862 München)
6734 Entwurf für eine russisch orthodoxe Kathedrale. Feder in Schwarz, farbig aquarelliert, auf Leinwand kaschiert. 82,5 x 118 cm. Unten rechts in kyrillisch bez. und signiert (übersetzt: „Schüler von Herrn Prof. K. A. Thon Karl Rachau“), am unteren Rand mit Maßstabs angaben.
6735 Der Rückzug von Napoleons Grand Armée aus Moskau. Aquarell über Spuren von Bleistift, alt auf Untersatz montiert. 35,4 x 51,3. Unten rechts signiert und datiert „AAdam / 1844.“ sowie unterhalb der Darstellung auf dem Untersatz betitelt „Der Rückzug der französischen Armee. / Jm November 1812.“.
300 €
15.000 €
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6735
Provenienz: Wohl aus der Sammlung Kaiser Franz Josephs I. (Stempel nicht bei Lugt). Nach der desaströsen Besetzung von Moskau befahl Napoleon am 13. Oktober den Rückzug der Grand Armée aus der Stadt. Die schlechte Verpflegungslage und Ausrüstung, Krankheiten sowie die zunehmende Auflösung des Heeres kulminierten mit dem Einbrechen der klirrenden Winterkälte in eine der größten militärischen Katastrophen des Jahrhunderts. Unter der fast halben Million Männern, die wenige Monate zuvor in Russland einmarschiert waren, befand sich auch der ehemalige Konditor und nunmehr erfolgreiche Schlachten- und Pferdemaler Albrecht Adam. Er war seit 1809 Hofmaler von Napoleons Stiefsohn und Vizekönig von Italien Eugène de Beauharnais und begleitete die Kampagne als künstlerischer Berichterstatter. Während der Heereszug immer tiefer in das Land eindrang, skizzierte und malte Adam ununterbrochen die einzelnen Stationen und Geschehnisse. Die detaillierten und umfangreichen Studien fanden zusammen mit seinen Erinnerungen Eingang in das vielbeachtete Lithographiewerk „Voyage pittoresque“ (1827-1833) und dienten in den folgenden Jahrzehnten als Arbeitsgrundlage für eine Vielzahl von Werken. Am Glorreichen oder gar Pittoresken fehlt es unserem Aquarell allerdings in jeglicher Hinsicht. In einer weiten Schneelandschaft sehen wir die sich zurückziehenden Truppen. Zu Grunde gegan-
gene Männer und Pferde säumen die ungeordneten Kolonnen. Am Horizont bedrängt ein Kosakeneinfall den erschöpften Zug, im Vordergrund vermittelt ein im Eis eingebrochenes Fuhrwerk das Ausmaß des Desasters. Adam widmete sich hier keinem leichten Stoff. Nicht zufällig kommt er erst nach mehreren Jahrzehnten, 1844, auf das erschütternde Ereignis zurück. Nach der Fertigstellung unseres Aquarells arbeitete er die Katastrophe noch mehrmals künstlerisch auf. Im Artillerie Museum in St. Petersburg ist eine Variation unserer Zeichnung in Öl aufbewahrt, 1852 schuf er das private Werk „Das Ende“ und 1854 widmete er sich erneut dem Ereignis, als er für Eugènes Sohn Maximilian, Herzog von Leuchtenberg, ein monumentales und vieldiskutiertes Gemälde schuf (ehem. Sammlung Leuchtenberg). Adam war jedoch nicht selbst Augenzeuge des Rückzugs, da er bereits Ende September die Rückreise angetreten hatte. Die Nachrichten erreichten ihn in München: „Unterdessen trafen die erschütternden Berichte über den unglücklichen Rückzug der Armee in München ein. Eine Trauerpost folgte der andern. Das verhängnisvolle 29. Bulletin legte ein offenes Bekenntnis vom gänzlichen Untergange der Armee ab. Es bildete einen furchtbaren Kontrast zu den früheren napoleonischen Bulletins voll Bombast und Prahlerei.“ (Albrecht Adam: Aus dem Leben eines Schlachtenmaler. Selbstbiographie nebst einem Anhange, Stuttgart 1886, S. 262).
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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6738
Deutsch
Deutsch
6736 19. Jh. Alte Steineiche bei Olevano. Feder und Pinsel in verschiedenen Grautönen, grau laviert. 21,1 x 26,9 cm. Verso mit einer alten Zuschreibung an Heinrich Dreber.
6738 19. Jh. Knorrige Eiche. Aquarell über Bleistift auf Velin. 52,3 x 42 cm.
400 €
1.800 € Provenienz: Von der Vorbesitzerin in den 1970er Jahren bei der Kunsthandlung Vetter in München erworben.
Dresden 6737 1831. Waldpartie mit Felsen. Feder in Schwarz auf Velin. 22 x 36 cm. Unten datiert „Dr. d. 15/16 Aug. (18)31“. 600 € 169
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6739
Franz Krüger (1797 Großbadegast – 1857 Berlin)
6739^ Bildnis der Frau Glatz, Gemahlin des Hofzimmermeisters, mit weißem Spitzenkragen. Pastell auf bräunlichem Papier. 33,2 x 25,8 cm. Am unteren rechten Rand eigenh. bewidmet und datiert „Zum freundlichsten Andenken v. F. Krüger (18)37“. 2.500 € Provenienz: Aus der Sammlung Erhard Kaps (Lugt 3549, Stempel auf dem anliegenden Karton). Verso auf einem Klebeetikett von alter Hand bez. „Frau Glatz - Tochter v. Hank - Hofzimmermeister in Berlin“. Alt hinter ein Passepartout montiert, aufgezogen.
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6740
6740
Moritz von Schwind (1804 Wien – 1871 München)
6740^ Austria: Personifikation der friedfertigen Austria und Personifikation der wehrhaften Austria. 2 Zeichnungen, Feder und Pinsel in Grau und Schwarz, über Graphit, teils Gold gehöht, auf chamoisfarbenem Künstlerkarton. Je ca. 15,5 x 14,5 cm (Darstellung), 30,4 x 19 cm (Blattmaß). Wz. J. Whatman 1867. 4.000 €
Zu den bekanntesten Werken Moritz von Schwinds gehören die Fresken und Kartons für die Wiener Oper, für die der Künstler im Jahr 1863 einen Auftrag von den beiden Architekten erhalten hatte. Er selbst führte die Malereien in der Loggia mit Szenen aus Mozarts Zauberflöte aus, die Ausführung weiterer Kartons von Schwind mit Darstellungen aus anderen Opern übernahm Franz Xaver Barth. Der äußeren Kontur der beiden vorliegenden Personifikationen Austrias entsprechen dem der verschiedenen Wand- und Deckenmedaillons im Schwind-Foyer der Wiener Oper. Damit dürften die beiden delikaten Zeichnungen in Verbindung dieses an Prestige reichen Auftrags an Schwind stehen.
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Indonesisch 6741^ 19. Jh. Kopf einer Asiatin mit schwarzer Haube. Aquarell. 12,8 x 10,5 cm. 300 € Provenienz: Aus der Sammlung Felix Tikotin.
Johann Christian Clausen Dahl (1788 Bergen – 1857 Dresden)
6742 Umkreis. Raddampfer auf der Elbe bei Magdeburg. Aquarellierte Federzeichnung auf dünnem Velin. 6,2 x 9,2 cm. Unten links in grauer Feder bezeichnet und datiert „Magdeburg. d. 18 April 1842.“ 600 € Provenienz: Galerie Gerda Bassenge, Auktion 23, 1974, Los 707, dort zusammen mit eine Skizze Dahls mit einer Dresden-Ansicht angeboten, diese aus der Sammlung des Prinzen Johann Georg von Sachsen. Privatsammlung Berlin. 6741 172
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Friedrich Ezdorf (1807 Pössneck/Thüringen – 1858 Würzburg)
6743 Skizzenblatt mit drei Figuren im Profil mit unterschiedlichen Kopfbedeckungen. Bleistift auf blassblauem Bütten. 11,9 x 21,3 cm. Unten rechts in Bleistift signiert (?) „Ezdorf“. 300 € Provenienz: Sammlung Strähuber (unten rechts mit dem Trockenstempel, nicht bei Lugt).
Deutsch 6744 1897. Sommertag am Strand von Heringsdorf auf Usedom. Aquarell über Bleistift, auf chamoisfarbenem Papier, aufgezogen. 23 x 29,2 cm. Unten rechts bezeichnet und datiert „Heringsdorfer Strand / 21/ VIII. [18]97“ sowie monogrammiert [?] „AC“. 450 €
Beigegeben eine Ferdinand Fellner zugeschriebene Zeichnung „Mädchenbildnis“.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Carl von Blaas (1815 Nauders in Tirol – 1894 Wien)
6745 Studie einer Weide. Aquarell über Bleistift auf Velin. 31,8 x 21,7 cm. 350 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlass stempel).
Franz Steinfeld (1787 Wien – 1868 Pisek)
6746 Grundlsee in der Steiermark. Aquarell über Bleistift, verso Skizze eines bewaldeten Berghanges vor Hochgebirgskulisse, Bleistift. 19,5 x 27,7 cm. Signiert, datiert und bezeichnet unten links „Franz Steinfeld 28/6 / [1]848 / Grundlsee“. 1.500 € 6745
Carl von Blaas (1815 Nauders in Tirol – 1894 Wien)
6747 Die Ruine der Burg Zwingenberg bei Prissian (Tisens) in Südtirol, im Hintergrund die Laugenspitze. Aquarell über Bleistift. 31 x 28,6 cm. 400 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso mit dem Nachlass stempel). Zwischen Bozen und Meran liegt im Etschtal der kleine Ort Prissian. Die erste Erwähnung der dort befindlichen Burg Zwingenberg stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert, Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgt ein Neubau, dessen mittlerweile ruinösen Zustand Blaas in unserer Ansicht festhält. Umbauarbeiten um 1900 überformten die originale Bausubstanz beinahe vollständig und gaben der Burg ihr heutiges Aussehen. Im Vordergrund der Zeichnung ist der Ansitz Greifenegg festgehalten. Für die Identifizierung des Motivs bedanken wir uns bei Dr. Hanns-Paul Ties und Simon Peter Terzer.
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6746
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6748
Paul Wilhelm Tübbecke
Anton Winterlin
(1848 Berlin – 1924 Weimar)
(1805 Rheinfelden (Baden) – 1894 Basel)
6748 Wurzel einer alten Buche in Ettersburg bei Weimar. Bleistift, grau und braun laviert auf Velin. 26 x 28,5 cm. Unten rechts signiert, bez. und datiert „P. Tübbecke / Ettersberg / d 9/6 (18)69.“.
6749^ Waldweiher mit umgestürztem Baum. Feder und Pinsel in Grau, Schwarz und Weiß. 22,1 x 27,8 cm. Unten rechts signiert „Winterlin“.
750 € Vorliegende Studie des 20-jährigen Berliners Paul Wilhelm Tübbecke entsteht auf dem Ettersberg in der Nähe von Schloss und Park Ettersburg bei Weimar. Das Schloss ist mit Goethe und der Weimarer Klassik eng verbunden. Tübbecke wird 1873 Schüler von Ludwig Richter in Dresden und ab 1874 von Theodor Hagen an der Kunstschule Weimar. 1902 wird er zum Professor der Kunstschule Weimar ernannt.
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600 € Beigegeben ein weiteres signiertes Aquarell des Künstlers „Eichen an einem Waldbach“.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6750
6750
Gaspard Gobaut (1814–1882, Paris)
6750 Paris: La Place de la Concorde; La Place du Château d‘Eau. 2 Zeichnungen, je Aquarell auf Velin. Je 12,5 x 18,2 cm. Unten links sowie unten rechts signiert „Gobaut“. 750 € 178
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Friedrich Eibner (1825 Hilpoltstein/Oberpfalz – 1877 München)
6751 Blick auf das Straßburger Münster mit dem Laurentiusportal. Aquarell auf Aquarellpapier, aufgezogen. 74 x 54 cm. Unten rechts signiert „F. Eibner 1872“. 1.800 €
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Jean-Lubin Vauzelle (1776 Angerville – nach 1837)
6752 Blick in das Mittelschiff des Mailänder Doms. Aquarell über schwarzem Stift auf Velin. 27,4 x 21,6 cm. Unten rechts signiert „Vauzelle“. 1.800 € Jean-Lubin Vauzelle lernte u.a. im Atelier von Hubert Robert in Paris. Diese Ausbildung war für Vauzelle sehr nützlich, da er sich neben der Landschafts- und Genremalerei besonders auf Architekturdarstellungen spezialisierte, die er vornehmlich in Aquarelltechnik ausführte. 6752 179
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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6755
François Marius Granet (1775 Aix-en-Provence – 1849 Malvallat)
6753 Blick auf eine italienische Stadt mit barockem Stadttor. Feder und Pinsel in Braun, teils aquarelliert. 11,5 x 13,5 cm. Am linken Rand signiert „Granet“.
Französisch 6755 um 1860. Künstler bei der Arbeit. Gouache, über Spuren von schwarzer Kreide auf chamoisfarbenem Papier. 33,2 x 26,7 cm. 900 €
450 €
6754 Motiv aus Rom. Feder und Pinsel in Braun und Rotbraun. 11,4 x 14,5 cm. Am unteren Rand signiert „Granet“. 450 € 181
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6756
Eugène Delacroix (1798 Charenton-Saint-Maurice – 1863 Paris)
6756^ Junge Marokkanerin und Kind in traditioneller Tracht. Bleistift auf Velin. 12,6 x 18 cm. Um 1832. 6.000 € Provenienz: Galerie Kornfeld, Auktion am 25. Juni 1992, Los 289. 1831 wird Delacroix für die Reise einer Gesandtschaft des französischen Königs Louis-Philippe nach Nord-Afrika eingeladen. Im darauffolgenden Jahr beginnt die Expedition schließlich unter der Führung Charles-Edgar, Comte de Mornay, französischer Botschafter in Marokko und Sammler französischer Malerei (siehe dessen Porträt, Los 6174 in unserem aktuellen Katalog Gemälde Alter und Neuerer Meister).
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Die Reise führt Delacroix durch die Städte Tanger, Meknes, Algier und Oran. Auf dieser Reise füllt Delacroix sieben Skizzenbücher mit Zeichnungen und Aquarellen. Die Zeichnungen, teils mit ausführlichen Bemerkungen, dienen ihm später als Vorlage für Ölbilder, die er zurück in Frankreich ausführt. Ein weiteres Skizzenbuch mit 18 Aquarellen schenkte er De Mornay (Agnes Mongan: „Souvenirs of Delacroix‘s journey to Morocco in American Collections“ in: Master Drawings, 1963, S. 23). Neben dem Alltag des marokkanischen Lebens und der Kultur, die Delacroix besonders interessieren, gehören die Trachten der Einheimischen. Delacroix fertigt nicht nur zahlreiche Zeichnungen von arabischen Kostümen an, er kauft auch einige Exemplare, die er mit in seine Heimatstadt Paris nimmt. Der Marokko-Aufenthalt ist das herausragende Ereignis in Delacroix‘ Leben; sein späteres Werk ist von dieser Erinnerung durchdrungen.
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6757
Pierre Bonnard (1867 Fontenay-aux-Roses – 1947 Le Cannet)
6757^ Kleines Schiff im Hafen (Bateau au Port). Aquarell über Bleistift auf dünnem Velin 13 x 21 cm. 6.000 € 183
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6759
Paul Huet
Ludwig Thiersch
(1803–1869, Paris)
(1825–1909, München)
6758^ Studie eines Baumes mit zerborstenem Stamm. Schwarze, weiße und gelbe Kreide auf blauem Papier. 59,7 x 42 cm.
6759 Olivenbäume bei Tivoli. Schwarze Kreide, teils weiß gehöht auf blauem Papier. 32,5 x 48 cm. Unten links eigenh. bez., monogrammiert und datiert „Tivoli, L. Th. 1851“.
4.000 € Provenienz: Aus dem Nachlass der Künstlers (unten rechts mit dem Nachlassstempel Lugt 1268).
1.200 € Wie aus Reiseberichten der Zeit hervorgeht, führte der direkteste Weg nach Tivoli über eine antike Straße durch einen malerischen Olivenhain, der die Aufmerksamkeit mehr als eines Künstlers weckte. Auch Ludwig Thiersch weilte unter dem silbrigen Grün der Blätter, scheinbar fasziniert von den sich abenteuerlich windenden und verknoteten Stämmen. Unter seiner Hand zerfließt ein alter Olivenbaum in phantastische Gebilde, die wie Wachs auf die Erde tropfen. Das reizvolle Blatt entstand während der Studienjahre Thierschs in Rom von 1849-1852.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6760
Edme-Alfred-Alexis Dehodencq
Alexander Koester
(1822–1882, Paris)
(1864 Bergneustadt b. Köln – 1932 München)
6760 Studienblatt mit Männerköpfen und einer Hand. Schwarze Kreide auf hellbraunem Velin. 32,1 x 23 cm.
6761 Die Heimkehr des Kahnführers. Bleistift auf Bütten, montiert. 16 x 20,3 cm. Unten rechts monogrammiert (ligiert) „AK“.
1.200 €
300 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (vgl. Nachlassstempel verso auf dem Untersatzpapier).
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6762
Léon Augustin Lhermitte (1844 Mont-Saint-Père – 1925 Paris)
6762^ Champ Moissonné (Sommerliche Landschaft mit gemähter Wiese). Farbige Kreide auf Bütten, auf Leinwand kaschiert. 28,5 x 46,2 cm. Unten links signiert „L‘Hermitte“. Um 1887. 3.000 € Léon Lhermitte, 1844 im Départment Aisne geboren, kam aus einfachen Verhältnissen und bestritt lange Zeit seinen Lebensunterhalt in Frankreich und England mit dem Anfertigen von Radierungen, bevor sein Werk ab 1874 auf dem Salon endlich Anerkennung fand. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Lhermitte in den 1880er Jahren, nachdem er mehrere großformatige Leinwände (Le Cabaret; Die Entlohnung der Erntearbeiter; Die Ernte) auf den Salons eingereicht hatte, auf denen das einfache Leben der Ackerbauern seines Heimatdorfes Mont-Saint-Père in naturalistischer Weise dargestellt ist. Bei der vorliegenden, in weichen Pastellkreiden entwickelten Landschaft mit einer Wiese verzichtet der Künstler bewusst auf Figuren. Der durch das beigefarbene Papier rötlich erscheinende Himmel vermittelt den Eindruck einer Abendstimmung, der Zeit an der das Tagwerk erledigt ist. Aus drei horizontalen Streifen hat Lhermitte den unbedeutend erscheinenden Landstrich sorgfältig komponiert. Still und friedlich mutet die Landschaft an, in der sich der Betrachter verlieren kann. 6761 187
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Max Seliger (1865 Bublitz/Pommern – 1920 Leipzig)
6763 Studienblatt mit Elchgeweih. Feder in Schwarz, mit Weißhöhungen über Spuren von Bleistift auf blauem Papier, aufgezogen auf blaugrauem Velin. 20,4 x 15 cm (oben rechts abgeschrägt). Oben links signiert und datiert „M. Seliger / IV.1887.“. 600 € Beigegeben vom selben Künstler drei weitere Zeichnungen: zwei Studienblätter mit Elefanten sowie die Rötelzeichnung eines schlafenden Kindes „Hilda“, diese signiert und auf 1906 datiert.
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Max Seliger 6764 Studienblatt mit Widderschädeln. Bleistift auf Papier, auf Velin aufgezogen und mit Deckweiß überarbeitet. 36,8 x 26,2 cm. Rechts unter dem größeren Schädel monogrammiert „M.S“. 450 € 6764 188
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6765
Deutsch 6765 19. Jh. Moos bewachsener Baumstumpf am Bach. Feder in Braun und Schwarz, über schwarzem Stift. 25,7 x 16,7 cm. Unten rechts in brauner Feder bez. „Das Moos unten am Stamm / lebhaft grün“. 750 € 189
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6766
Anton Hoffmann (1863 Bayreuth – 1938 Rothenburg o. d. Tauber)
6766 Kämpfende Dinosaurier; Kampf zweier Schreckhörner. 2 Zeichnungen, Kohle auf festem Velin. Je ca. 54,5 x 78 cm. Unten links bzw. unten rechts signiert „Anton Hoffmann Muenchen“ und betitelt. 350 € 190
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6767
Adolf Hinze (1847–1929, Blankenburg)
6767 Partie im Bodetal im Harz. Feder und Pinsel in Braun über grauem Stift auf Papier, wohl zeitgenöss. auf dünne Leinwand kaschiert. 126 x 186,5 cm. Unten rechts signiert und datiert „A Hinze Juli 1877“, verso bez. „Harzlandschaft“ 1.500 € Diese außergewöhnlich große und meisterlich gezeichnete Terrainstudie zeigt aus einer nahsichtigen Perspektive ein verwunschenes, von pittoresken Felsen eingefasstes Flusstal, in dem Sumpfpflanzen und knorrige Bäumen in bester Symbiose gedeihen. Der aus Blankenburg im Harz gebürtige Adolf Hinze dürfte für diese urwaldartige Szenerie vom Bodetal inspiriert worden sein, dass zuvor schon Künstler wie Carl Blechen in seinen Bann gezogen hatte. Hinze war in den 1880er Jahren sowohl auf der Berliner Akademieausstellung wie auch der Ausstellung des Dresdener Kunstvereins vertreten.
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Alexandre Calame (1810 Vevey – 1864 Mentone)
6768 Blick auf eine Flusslandschaft. Feder und Pinsel in Braun, braun laviert, aufgezogen. 14,5 x 21 cm. Unten links signiert „A. Calame“ (partiell angeschnitten). 750 €
George Sand (eigentl. Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, 1804 Paris – 1876 Nohant-Vic)
6769^ Burg auf einem bewachsenem Felshang. „Dendrite“: Aquarellabklatsch, mit Aquarell und Gouache überarbeitet. 15,8 x 12,1 cm. Verso von der Enkelin bezeichnet „Cette aquarelle / a été peinte par / ma grand‘ mère / George Sand / en 1874 / Aurore Sand“ sowie verso auf der Rahmenabdeckung mit Ausstellungsetiketten und Annotationen zur Provenienz. 1874. 6.000 € Ausstellung: Sueños de tinta: Óscar Domínguez y la decalcomanía del deseo, Centro Atlántico de Arte Moderno, Las Palmas de Gran Canaria, 1993. Wortkünstler / Bildkünstler. Von Goethe bis Ringelnatz. Und Herta Müller, Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck, 2013. Provenienz: Aus dem Besitz von Aurore Dudevant-Sand (1866-1961), Enkelin der Künstlerin. Deren Sohn Georges Smeets-Dudevant-Sand (1911-1970), Paris/ Gargilesse-Dampierre. Von der Ehefrau des obigen angekauft, seither in Privatbesitz.
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Künstlerische Doppelbegabungen waren bei schriftstellerisch Tätigen keine Seltenheit. Der Weg vom Wort zum Bild war oft nur ein kurzer. Während etwa Johann Wolfgang Goethe mit rund 900 Zeichnungen aus Italien zurückkehrte, perfektionierte Hans Christian Andersen den Scherenschnitt, wohingegen der Franzose Victor Hugo ungeniert mit Kaffee, Rotwein und Schuhcreme phantasmagorische Kleckerbilder schuf. Dabei ist auffallend, dass sich diese Ausflügler in die Welt der Bildkunst oft mit mehr Fantasie und Experimentierfreude an die Materie heranwagte als geschulte Künstler vom Fach. Exemplarisch hierfür sind nicht zuletzt die originellen Werke von Hugos berühmter Schriftsteller-Kollegin George Sand. Der Nachwelt als selbstbestimmte Femme Fatale bekannt, als Lebensgefährtin von Frédéric Chopin, die sich rauchend und Männerkleidung tragend wenig um die bigotten Sozialnormen ihrer Zeit scherte, hinterließ sie neben ihrem literarischen Œuvre eine Reihe außergewöhnliche bildkünstlerische Arbeiten. Das von ihr entwickelte Verfahren beruhte auf dem Abklatsch von Aquarellen und Gouachen. Die Farben presste sie zwischen zwei Papierbögen, die so entstandenen Farbmuster überarbeitete sie in einem zweiten Schritt zu reizvollen Landschaften. Selbst nannte sie die Technik „dendrites“ (Dendriten), in Anspielung an die korallenartig verästelten Strukturen von Eisen- und Manganabsätzen auf Gesteinsflächen, die den feinen Äderungen glichen, die sich beim Zusammenpressen und Auseinanderziehen der Farben bildeten: „Dieses Zusammendrücken produzierte mitunter interessante Nervaturen. Mit der Hilfe meiner Vorstellungskraft sehe ich dort Hölzer, Wälder oder Seen, und ich akzentuiere die vagen, vom Zufall bestimmten Formen.“ (Henri Amic: George Sand. Mes souvenirs, Paris 1891, S. 47). Zum zentralen Element der Werke werden also das Zufallsprinzip zuerst und die Einbildungskraft danach, die das Formlose figürlich konkretisiert. So wird ein grüner Fleck zum Hügel, eine braune Fläche zum Stein und ein blauer Klecks mutiert zur Wolke. Georg Sand war seit ihrer Kindheit eine leidenschaftliche Zeichnerin, die in ihrer Jugend sogar daran dachte, die Zeichenkunst zu ihrem Beruf
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zu machen. Der Drang, Bilder zu schaffen, sollte sie nie verlassen. Mit der Technik der „dendrites“ experimentierte sie erstmals 1860-1865 und erneut ab 1873 bis zu ihrem Tod. Beispiele für beide Phasen finden sich in unserer kleinen Gruppe veranschaulicht. Sand gab sich dieser Tätigkeit im Privaten hin. Auf ihrem Gut in Nohant waren es dabei nicht selten die beiden geliebten Enkelinnen Aurore und Gabrielle, die ihr beim Präparieren der Papiere halfen. Wiederkehrendes Motiv in den Bildern
sind daher zwei Mädchen, oft - wie bei Los 6771 - vom treuen Familienhündchen Monsieur Fadet begleitet (vgl. Nicole Savy: „Le minéral et le végétal. Le dendrites de George Sand, ou comment ‚faire de la nature‘“, in: Fleurs et jardins dans l‘Œuvre de George Sand, hrsg. v. Simone BernardGriffiths, Marie-Cécile Levet, S. 447-454, hier S. 448). Damit bettet Sand Vertrautes und Intimes in eine Natur, die aus Interpretation und Imagination geschaffen ist.
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George Sand
George Sand
6770^ Landschaft mit Fabriken in Montluçon. „Dendrite“: Aquarellabklatsch, mit Aquarell und Gouache überarbeitet. 11,8 x 14,7 cm. Verso vom Urenkel bezeichnet „à Monsieur Jean Boissieu / [...] cette aquarelle / de George Sand / dessinée en / 1861 et / reprétentant / une usine à / Montluçon“. 1861.
6771^ Weite Landschaft mit den Enkelinnen Aurore und Gabrielle und dem Hündchen Monsieur Fadet. „Dendrite“: Aquarellabklatsch, mit Aquarell und Gouache überarbeitet. 11,9 x 15,9 cm. Verso von der Enkelin bezeichnet „Je certifie que l‘aquarelle / ci-contre et une oeuvre / authentique de ma / grand‘ mère, George Sand. / Aurore Sand“.
4.000 € Ausstellung: Wortkünstler / Bildkünstler. Von Goethe bis Ringelnatz. Und Herta Müller, Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck, 2013. Provenienz: Aus dem Besitz von Aurore Dudevant-Sand (1866-1961), Enkelin der Künstlerin. Deren Sohn Georges Smeets-Dudevant-Sand (1911-1970), Paris/ Gargilesse-Dampierre. 1957 als Geschenk an Jean Boissieu (vgl. Annotation verso). Jill Newhouse Gallery, New York (vgl. Galerieetikett). Schweizer Privatbesitz.
4.000 €
6772^ Landschaft mit Felsen. „Dendrite“: Aquarellabklatsch, mit Aquarell und Gouache überarbeitet. 11,8 x 15,4 cm. Unten rechts in Bleistift signiert und datiert „Sand. 1860“. 5.000 € Ausstellung: Wortkünstler / Bildkünstler. Von Goethe bis Ringelnatz. Und Herta Müller, Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck, 2013.
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6773
Adolph von Menzel (1815 Breslau – 1905 Berlin)
6773 Studienblatt mit einem barocken Kapitell. Zimmermannsbleistift, teils gewischt, auf Velin. 18,7 x 12 cm. Um 1880-1890. 2.800 € Die Studie, die ein Architekturdetail wohl aus einer Barockkirche zeigt, dürfte wie die Verwendung von sehr weichem Zeichenstift in Kombination mit einem Wischer nahelegt, aus den 1880er Jahren datieren. Claude Keisch, Berlin, bestätigt die Autorschaft des Künstlers auf der Basis einer digitalen Abbildung.
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Adolph von Menzel 6774 Blick aus dem Fenster auf Spaziergänger mit Schirmen, wohl in der Kurhausstrasse in Bad Kissingen. Zimmermannsbleistift, teils gewischt. 11,4 x 18,1 cm. Monogrammiert und datiert „AM Aug/89“. 30.000 € Provenienz: Schweizer Privatbesitz. Durch belaubtes Geäst erhascht Menzel in dieser Diagonalkomposition den kurzen Augenblick, in dem vier Personen mit aufgespannten Schirmen sein Fenster passieren. Menzel war im Laufe seines Lebens mindestens 15 mal mit der Familie seiner Schwester Emilie zu Gast in Bad Kissingen. Auch den Sommer 1889 verbrachte er dort und wohnte wie gewöhnlich in der Villa Hailmann an der Kurhausstraße 3 (heute: MartinLuther-Straße 9). Auf den 5. August datiert Menzel ein Aquarell, das
noch heute als Frontispiz das Goldene Buch der Stadt Bad Kissingen ziert, und auf dem er sich, neben seinem Monogramm, ausdrücklich als „Nicht-Kurgast“ bezeichnet. Ebenfalls 1889 datiert und aus einem Fenster gesehen ist die berühmte Zeichnung „Kurhausstraße in Kissingen nach einem Gewitterregen“, in der sich Menzel stark der Abstraktion nähert (Kupferstichkabinett, Berlin, Inv.Nr. SZ Menzel N 2558). Die spontanen Blicke aus dem Fenster durchziehen das Werk Menzels nahezu lebenslang, beispielhaft sollen hier das Schlittengespann-Aquarell von 1846 (SZ Menzel Kat.121), die 1868 datierte aquarellierte Gouache „Blick aus dem Fenster in der Luisenstraße 24“ (SZ Menzel N 1178), der „Blick aus dem Fenster auf ein Baugerüst und die Straße“ von ca.1875 (SZ Menzel N 1368), der 1875 datierte „Blick durch kahles Baumgeäst auf eine Straße mit Passanten und einer Pferdedroschke“ (SZ Menzel N 1165) oder schließlich die „Häuser hinter kahlen Bäumen“ von 1893 (SZ Menzel N 967) erwähnt werden (alle Beispiele im Kupferstichkabinett Berlin).
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Adolph von Menzel 6775 „Entlarvt“ - Bildnis einer Frau mit schwarzem Schleier, in der Hand eine Bildnisminiatur oder ein Spiegel. Zimmermannsbleistift, schwarze und partiell blassgelbe Kreide, gewischt auf festem Velin. 31 x 22,8 cm. Unten links signiert und datiert „Ad. Menzel (18)99“. 16.000 € Literatur: Max Jordan: Das Werk Adolph Menzels 1895-1905, II. Nachtrag zu dem Hauptwerke, München 1905, S. 101 mit Abb. S. 98. Provenienz: Sammlung Professor Paul Lohmann (1894-1981), Wiesbaden. In seinem 84. Lebensjahr lag für Menzel das Malen mit Ölfarben lange zurück, ebenso die druckgraphischen Techniken; auch zu den Wasserfarben griff er nur noch ausnahmsweise und vertraute allen Ausdruck dem weichen Zimmermannsbleistift und dem lebenslang unentbehrlichen ledernen Wischer an. So sollte er bis in seine letzten Tage arbeiten: eines seiner schönsten Blätter (im Berliner Kupferstichkabinett) trägt das Datum 1905, und von diesem Jahr erlebte Menzel nicht mehr als die ersten fünf Wochen. Sein letztes Skizzenbuch, geprägt von nicht nachlassender Neugier auf Dinge und Menschen, ist von 1903 datiert. Bis zuletzt fanden sich vor seinem Atelier im vierten Stock des Hauses Sigismundstraße 5 Modelle ein. Eines von ihnen muss die Frau mit der schwarzen Mantilla über dem offenen Haar gewesen sein, offenbar eine Spanierin, die den Theaterfreund vage an Fernando de Rojas‘ berühmte Kupplerin La Celestina erinnert haben könnte. In der großen, sorgfältig von Rand zu Rand ausgeführten Komposition - ihresgleichen nannte Ludwig Justi „Bleistiftbilder“ - scheint das Modell bewusst inszeniert zu sein. Typus, Kleidung, Ausdruck sind unverkennbare Gegenwart. Wie läßt sich deuten, was man sieht? Den ersten und einzigen bekannt gewordenen Kommentar gab in Menzels Todesjahr Max Jordan, einer seiner am besten informierten Biographen, der jahrzehntelang mit ihm Umgang gehabt hatte und dennoch die Doppelbödigkeit seiner Kunst verfehlte. Das Blatt wirke, schrieb er, „fast“ wie ein „Fragment einer beabsichtigten größeren Komposition, „erklär(e) sich aber vollkommen“, weil man das Fehlende „dank der prägnanten Charakteristik sofort ergänz(e)“. Die Frau, fährt er fort, halte „einem Unsichtbaren das Miniaturbild eines Mädchens vor und schau(e) ihn dabei triumphierend an“. Das ist keine Erklärung, schon gar nicht eine „vollkommene“, zumal schon die Beschreibung der gerahmten Miniatur - die auch ein Spiegel sein könnte - reine Erfindung ist. Über den Gesprächspartner außerhalb des Bildrechtecks - muss es ein Mann sein? ist jede Spekulation erlaubt und nicht minder über die greise Kleinbürgerin und ihren mephistophelischen Blick über die Schulter der Frau:
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Passantin oder Beteiligte? Dieser Blick und der der Hauptfigur, beide schräg, werden sich erst irgendwo außerhalb des Bildausschnitts kreuzen. Auch wer den Titel „Entlarvt“ erdacht hat - spätestens 1905 -, ist nicht überliefert. Anekdotenträchtig raunende Begleitworte dieser Art, für Genredarstellungen im späten 19. Jahrhundert beinahe obligatorisch, hat auch Menzel mehr als einmal geliefert, doch hier legt der Titel eine Falle: er verspricht dem Betrachter eine im Sinne herkömmlicher Erzählweisen zusammenhängende Erzählung, einen „fruchtbaren Augenblick“, der ein Vorher und Nachher suggerieren könnte - fehlte dazu nicht die andere Hälfte der Szene. Dabei mutet die Bildsprache so direkt an. Bis in kleinste Einzelheiten, bis in Oberflächenbeschaffenheiten von Haar, Haut oder Stoffen bewährt sich die Objektivität, zu der Menzel fähig ist. So sehr verbeißt sie sich im Bann des Lupenblicks und im Bemühen um Bestimmtheit, daß des Nacharbeitens an den Graustufen der Modellierung kein Ende ist: mit dem Wischer, dem Bleistift, Kreide, ja sogar Kohle für die tiefen Schwärzen; obendrein mengt sich, kaum merkbar, ein schwefelgelber Pastellstift in das Schwarzweiß und „illustriert“ das reflektierende Gold des Rähmchens, des Finger- und des Ohrrings¸ des Haars, nicht zu reden von einigen feinen Lichtern, die aus dem Schwarz herausgekratzt sind. Kurz, alle Mittel vereinen sich, um den Bildgegenstand möglichst nachdrücklich zu konkretisieren: im Sinne eines naturalistischen Realismus, der nicht nur zuletzt in geheimnisarme Trockenheit zu führen droht, sondern sich auch mit einem so bruchstückhaften Erzählen nicht verträgt. An dieser problematischen Grenze erprobt der Künstler bereits seit einigen Jahren einen Perspektivwechsel. So auch hier, wenn er im Hintergrund die Greisin hervorlugen läßt, unerwartet klein im Verhältnis zur Hauptfigur und doch nahe gedacht, mit einem schwer fassbaren gewitzten, zwischen hämisch und belustigt schillernden Ausdruck - eine geisterhafte Erscheinung, verschwebend, verwischt, zumal hier die Estompe dem Bleistift das letzte Wort streitig macht und keine der Formen sich mehr genau buchstabieren läßt. So vage begrenzt die Lider und so wenig erkennbar der Glanz der Augäpfel, überhaupt die Form der Pupillen, so eindringlich sind ihre Blicke als solche: die Blicke im Plural, weil die Augenachsen divergieren und unterschiedliche Ausdrucksfarben nach außen tragen. Das Geheimnis dieser Figur wird den Betrachter auf Dauer begleiten. Indem es beide Ausdrucksweisen vereinigt, verkörpert „Entlarvt“ Menzels letzte Wandlung. Bald darauf wird er von der immer vergeblicheren Jagd nach lückenloser Evidenz ganz ablassen und seinen lebhaft bewegten, verschwimmenden Gestalten eine rätselhafte Aura leihen, das Pathos eines Jahrhundertabschieds. – Claude Keisch
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Adolph von Menzel 6777* Eine ältere Dame, trinkend. Bleistift auf Velin. 26,1 x 18,5 cm. Unter dem Rücken der Figur signiert „Menzel“. Um 1840-45. 2.400 €
6778 Elegante Dame mit Theaterglas. Zimmermannsbleistift, partiell gewischt, auf Velin. 20,5 x 12,8 cm. Unten rechts monogrammiert und datiert: „A. M. (18)91“. 15.000 €
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Adolph von Menzel (1815 Breslau – 1905 Berlin)
6776^ Junge Frau mit Schale: Studie zu dem Einzug der Sophie von Brabant in Marburg. Bleistift auf Transparentpapier. 34 x 22,5 cm. Am linken Bildrand monogrammiert und datiert „A.M. (18)47.“. 1.500 € Figurenstudie für den Historienbild-Karton (sogenannter Kasseler Karton) „Einzug der Sophie von Brabant mit ihrem Sohn Heinrich, des nachmaligen ersten Landgrafen von Hessen, in Marburg im Jahre 1247“, den Menzel während eines längeren Aufenthaltes in Kassel vom August 1847 bis März 1848 anfertigte (ehemals Magdeburg, Kulturhistorisches Museum). Die junge Frau mit demutsvoll gesenktem Haupt und mit einer für die Monarchin bestimmten Gabe in der Hand befindet sich am äußersten linken Bildrand des monumentalen Gemäldes. 6776 200
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Charles Paul Renouard (1845 Cour-Cheverny – 1924 Paris)
6779 Auf dem Boden ruhende Balletttänzerin. Schwarze Kreide, teilweise gewischt, auf hellbraunem Velin. 26,4 x 50.5 cm. 1.500 € Provenienz: Mit dem Atelierstempel (Lugt 2137c). Renouard war Schüler von Isidore Pils und beteiligte sich an der Dekoration der Opéra Garnier in Paris. 1902 wird er Professor an der Pariser École des arts décoratifs. Seine Gemälde sind von Oper und Ballett inspiriert, bekannt wird er aber vor allem als Pressezeichner und bedeutender Chronist seiner Zeit mit Arbeiten für u.a. die Pariser Tageszeitungen L‘Illustration, Paris Illustré und Le Graphique.
Eugène Déveria (1805 Paris – 1865 Pau)
6780 Studie eines Frauenarmes, der eine andere Frau am Rücken umarmt Schwarze und weiße Kreide auf hellbraunem Velin, oben und links vom Künstler mehrfach angestückt. 29,4 x 23,6 cm. Signiert und datiert unten rechts „Deveria 1850“. 1.000 € Die Studie steht möglicherweise mit einem 1849 datierten berühmten Gemälde Déverias in Zusammenhang. Es zeigt die Schlußszene von Molières „Scarpins Streiche“, in der zwischen den beiden jungen Frauen Hyacinte und Zerbinette eine ähnliche Geste zu sehen ist. Das Gemälde befindet sich heute im Musée des Beaux-Arts de Pau (Inv.Nr. 91.5.1). 6780 202
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Hans Makart (1840 Salzburg – 1884 Wien)
6781 Umkreis. Studienblatt mit einer jungen Frau in historisierendem Gewand und einzelnen Figurenskizzen. Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf graugrünem Papier. 61 x 44,5 cm. 1.200 € Das virtuos ausgeführte Studienblatt mit den zahlreichen, trefflich observierten Einzelszenen wurde ehemals dem französischen Maler James Tissot (1836 –1902) zugeschrieben. Es dürfte sich jedoch eher um einen österreichischen Künstler aus dem Makart-Umkreis handeln. Viele unterschiedliche Zuschreibungen sind vorgeschlagen worden - darunter eine Zuweisung an den jungen Gustav Klimt -, dennoch ist es bis auf den heutigen Tag nicht gelungen, dieses ausdrucksstarke und sehr qualitätvolle Blatt einem bestimmten Künstler zuzuordnen.
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Isidore Pils (1813 Paris – 1875 Douarnenez)
6782 Studienblatt mit einer Frau, die eine Schüssel hält. Rötel, weiß gehöht. 47,8 x 31,4 cm. 400 € Der Maler Isidore Pils war ein Schüler von Guillaume Lethière und François Picot. 1838 gewann er den angesehenen Prix de Rome und war anschließend mehrere Jahre in Rom tätig. Pils war ein sehr versierter Zeichner, wie diese flott und treffsicher hingeworfene Studie belegt. Es handelt sich um eine Vorstudie für das Gemälde „Les soldats distribuant du pain aux pauvres“, das Pils auf dem Pariser Salon des Jahres 1852 zeigte. 6782 203
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Georges-Antoine Rochegrosse (1859 Versailles – 1938 El Biar, Algerien)
6783 Frontispiz zu Théodore de Banvilles ‚Poésies Nouvelles‘. Feder und Pinsel in Schwarz, auf festem Karton. 29,7 x 22,4 cm. Signiert „G. Rochegrosse“. Um 1884. 2.400 € Georges-Antoine Rochegrosse wuchs bei seiner Mutter und seinem Stiefvater, dem Dichter Théodore de Banville, auf, welcher ihn schon früh in Kontakt mit literarischen Größen wie Victor Hugo, Gustave Flaubert und Arthur Rimbaud brachte. Rochegrosses eigenes Interesse galt jedoch nicht der Dichtung, sondern der bildenden Kunst und so erhielt er ersten Unterricht in der Malerei bei Alfred Dehodencq, bevor er sein Studium an der Académie Julian und der École des Beaux-Arts fortsetzte. Zunächst widmete sich der Künstler vor allem großen Historiengemälden, die er wiederholt auf den Pariser Salons ausstellte und die ihm mehrere Preise einbrachten. Die enge Beziehung zu seinem bekannten Stiefvater und dessen Literatenfreunden führte zudem bald zu einer intensiven Beschäf-
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tigung des jungen Künstlers mit der Buchillustration. So lieferte Rochegrosse in den 1880er Jahren zahlreiche Illustrationen zu den Werken Victor Hugos, weiterhin illustrierte er auch mehrere Veröffentlichungen Flauberts, darunter Hérodias und Salammbô und schuf auch Plakate, beispielsweise zu Richard Wagners Lohengrin und Tannhäuser. Am engsten jedoch war stets die Zusammenarbeit zwischen Rochegrosse und seinem Ziehvater Théodore de Banville (1823-1891). Banville, ein Vertreter der Dichtergruppe der Parnassiens und Theaterkritiker, beauftragte ihn mit einer Vielzahl an Illustrationen zu seiner Lyrik. So entstand 1884 auch die vorliegende Zeichnung, die als Frontispiz zu Banvilles 1884 erschienenen Anthologie Nous Tous diente und eine überdimensionale Lyra, das antike Symbol der Dichter und Denker, zeigt, auf deren Korpus zwei galante Herren um die Aufmerksamkeit einer jungen Dame buhlen. Im Hintergrund versetzt eine umrisshaft angedeutete Stadtlandschaft den Betrachter in das Paris der Belle-Époque. Ein humoristischer Einfall ist der kleine, schwarze Hund ganz vorne, der reglos dasitzt und zum Leser schaut. Die Zeichnung ist in einer konzentrierten, subtilen Federtechnik ausgeführt und besticht durch ihre Leichtigkeit und Eleganz.
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Théophile Alexandre Steinlen (1859 Lausanne – 1923 Paris)
6784 Au Bal - Tanzende Menge in einem Pariser Café. Schwarzer Stift und Buntstift auf bräunlichem Velin. 33 x 24 cm. Unten rechts signiert „Steinlen“. 1.800 €
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Jean-Louis Forain (1852 Reims – 1931 Paris)
6785 Le Lever. Pinsel in Schwarz und Weiß auf chamoisfarbenem Velin. 33,4 x 24,4 cm. 750 € 6785 205
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6786
Pierre Puvis de Chavannes (1824–1898, Lyon)
6786 Studienblatt mit einem sitzenden männlichen Akt sowie einer männlichen Figur in einem Boot. Rote und schwarze Kreide, teils weiß gehöht, auf Bütten. 29,7 x 23,6 cm. Unten rechts in Bleistift bezeichnet „Pierre Cecil Puvis de Chavannes“. Um 1881. 2.500 € Provenienz: Sammlung Alfons Hug, Günzburg (Vermerk verso). Aus einer bisher nicht identifizierten Sammlung „MK“ (Lugt 5099). Die kleine Figur des Stehenden mit den überkreuzten Händen ist wohl ein Entwurf für den „Le pauvre pêcheur“ in dem gleichnamigen Gemälde
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von 1881, das sich heute im Musée d‘Orsay in Paris befindet. Die kleine Kompositionsstudie auf unserer Zeichnung oben rechts zeigt bereits die grundsätzliche Disposition der Bildelemente des Gemäldes. Der rote Sammlungsstempel „MK“ ist bisher nicht identifiziert worden, dennoch listet Frits Lugt diese Sammlermarke in seinem Verzeichnis „Les Marques de Collections de Dessins & d‘Estampes“, hier wird vorliegende Zeichnung wie folgt erwähnt: „Pierre Puvis de Chavannes, Étude d’homme nu assis (coll. part., Amsterdam, 2008). Provenance, d’après une note manuscrite au verso du dessin : collection Alfons Hug, Antiquar Grünling. Le vendeur du dessin avait proposé d’identifier la marque comme celle éventuellement de Graf Leopold von Kalckreuth. Mais cette idée n’est pas convaincante car les initiales de ce collectionneur ne correspondent pas à celles de la marque.“
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Sir Edward Burne-Jones (1833 Birmingham – 1898 London)
6787^ Drei stehende weibliche Akte („Meeresnymphen“). Bleistift auf Velin, aufgezogen. 26,5 x 17,5 cm. Verso auf dem Rückdeckel diverse Etiketten. Um 1875-77. 6.000 € Provenienz: Kunsthandlung Thomas Agnew & Sons Ltd., London, Nr. 28499 (Etikett verso). Sammlung Lord Hardinge of Penshurst, Nr. 152 (Etikett verso). Die „Perseus-Serie“ zählt zu Burne-Jones ehrgeizigsten Projekten und ist einer seiner größten künstlerischen Erfolge - wenngleich das umfangreiche Werk unvollendet blieb. Im Frühjahr 1875 wurde die Serie von dem aufstrebenden konservativen Politiker Arthur Balfour für das Esszimmer seines Londoner Hauses in 4 Carlton Gardens in Auftrag gegeben. Der Künstler sollte schließlich zehn Jahre lang daran arbeiten.
Die Arbeiten Burne-Jones‘ sind meist von mythologischen Themen und märchenhaften Erzählungen inspiriert und präsentieren eine phantastische Welt, die sich auf die Schönheit von Form und Geist konzentriert. Die Perseus-Serie basiert auf William Morris Gedicht „The Doom of King Acrisius“ aus The Earthly Paradise und erzählt die Geschichte des Helden Perseus, Sohn des Königs von Argos. Im Laufe der Jahre änderte Burne-Jones seinen ersten Gesamtentwurf, veränderte immer wieder Details in seinen Kompositionen und fertigte Kompositionsstudien in Gouache sowie im diesem Fall zahlreiche Detailbzw. Personenstudien in Bleistift. Vorliegende Studie diente der Gestaltungsfindung der Nereiden, der drei Frauen, die rechts in seinem Gemälde „Perseus und die Meernymphen“ erscheinen. Das Gemälde, das sich heute in der Staatsgalerie Stuttgart (Inv.Nr. 3104) befindet, entstand in den Jahren 1875-77.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Fernand Khnopff hing an öffentlichen Wänden und Félicien Rops lag in heimlichen Mappen. Ludwig Hevesi, 1903
Félicien Rops (1833 Namur – 1898 Essones bei Nantes)
6788 À un dîner d’athées (Das Dinner der Atheisten). Graphit, Bleistift und braune Kreide, teils gewischt, ausradiert und gekratzt, auf weiß grundiertem Papier, auf gezogen. 24,6 x 16,8 cm (Darstellung); 30,5 x 22,1 cm (Blattgröße). Unten links signiert und eigenh. bezeichnet „F. Rops / 1er dessin“ sowie oben links betitelt „A UN DINER D‘ATHÉES“, weitere Bleistiftannotationen im weißen Rand, verso auf der Rahmenabdeckung mit zahlreichen Ausstellungsetiketten. Um 1883-85. 50.000 € Literatur: Robert Delevoy, Gilbert Lascault u.a.: Félicien Rops, Brüssel 1985, S. 197 (mit Abb., „1879“ datiert). Ausstellung: VIe Exposition des XX, Ancien Musée de Peinture, Brüssel 1889. Félicien Rops, Musée d‘Ixelles, Brüssel 1969, Kat. 150 (mit Abb.). Félicien Rops, Musée des Beaux-Arts, Namur 1971. Félicien Rops, Opera Prohibita, Casino, Ostende 1971. Peintres de l‘imaginaire. Symbolistes et surréalistes belges, Galeries Nationales du Grand Palais, Paris 1972. Le Symbolisme en Belgique - Het symbolisme in België, Casino, Knokke-Heist 1974 (vgl. Ausstellungsetikett). Painters of the Mind’s Eye, Belgian Symbolists and Surrealists, The New York Cultural Center; Houston, Museum of Fine Arts1974 (vgl. Ausstellungsetikett). Le Symbolisme en Europe, Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam; Musées royaux des Beaux-Arts, Brüssel; Staatliche Kunsthalle, BadenBaden; Grand Palais, Paris, 1975-76, Kat. 197c (mit Abb.). Belgian Art: 1880-1914, The Brooklyn Museum, New York 1980, Kat. 81 (mit Abb.). Aspecten van het symbolisme: tekeningen en pastels, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen 1985, Kat. 4. Félicien Rops 1833-1898, Le Botanique und Musées royaux des BeauxArts, Brüssel; Musée des Arts Décoratifs, Paris; Musée des Beaux-Arts Jules Chéret, Nizza, 1985, Kat. 175 (mit Abb.). Open Mind, Gesloten Circuits, Museum Van Hedendaagse Kunst, gent 1989 (vgl. Ausstellungsetikett). Félicien Rops: Rops suis, aultre ne veulx estre, Maison de la Culture, Namur 1998, Kat. 161 (mit Abb.).
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Provenienz: Maurice Pereire, Paris (Lugt 3509). Jacques Odry, Brüssel (Lugt 3486). Carlo de Poortere, Kortijk und Coutrai (vgl. Ausstellungsetikett). Galerie Patrick Derom, Brüssel (vgl. Ausstellungsetikett). Belgische Privatsammlung (vom obigen 1999 erworben). Sotheby‘s, London, Auktion am 10. Dezember 2014, Los 61. Seither in Privatbesitz. Vorliegendes Blatt gehört zu der bedeutenden Gruppe von Zeichnungen, die der belgische Künstler Félicien Rops ab etwa 1883 für die Kurzgeschichtensammlung Les Diaboliques von Jules Barbey d‘Aurevilly (18081889) schuf. Das sechs Novellen umfassende Buch wurde erstmals 1874 in Paris veröffentlicht. Kaum einen Monat nach dem Erscheinen fielen die vermeintlich frevelhaften Geschichten über liederliche Frauen, Rache und gewaltsamen Tod jedoch der Zensurbehörde zum Opfer und Barbey musste sich dafür gerichtlich verantworten. Erst 1882 konnte eine zweite Auflage durch den Pariser Verleger Alphonse Lemerre in Umlauf gebracht werden. Die Illustrationen von Félicien Rops erschienen spätestens 1886 als separates Mappenwerk unter dem Titel Dix eaux-fortes pour illustrer Les Diaboliques de J. Barbey d’Aurevilly. Die Mappe setzte sich aus zehn Heliogravüren zusammen - genauer einem Frontispiz, sechs Darstellungen zu den sechs Novellen, zwei Versionen einer Schlusstafel, sämtlich nach Zeichnungen von Rops, sowie einem Porträt des Autors von Paul Rajon (für „À un dîner d’athées“ vgl. Ottokar Mascha: Félicien Rops und sein Werk, München 1910, Nr. 853). Der Erfolg, der der Publikation beschieden war, war enorm und durchaus überraschend, denn das Œuvre von Rops war aufgrund von Obszönitätsvorwürfen damals kaum öffentlich sichtbar. Doch die Wirkung des miniaturhaften Formats überzeugte Rops nicht. Im April 1886 schrieb er dazu enttäuscht in einem Brief „Les petites planches ne disent rien“. Und so überarbeitete er die Kompositionen und überführte sie in ein größeres Format. Zwischen 1887 und 1893 entstanden in Zusammenarbeit mit seinem Freund Armand Rassenfosse neun Weichgrundradierungen, in der Literatur gemeinhin als „große Platten“ bezeichnet (für „À un dîner d’athées“ vgl. Mascha 1910, Nr. 854). Die Drucke für Les Diaboliques bereitete der Künstler durch Zeichnungen vor. Sowohl in technischer als auch künstlerischer Hinsicht gehören sie zum Besten, was Rops geschaffen hat und zählen völlig zu Recht zu den Schlüsselbildern des europäischen Symbolismus. Dabei handelte es sich um weit mehr als bloße Illustrationen. Rops nahm die düsteren Texte von Barbey zwar als Ausgangspunkt, entwickelte jedoch eigenständige
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6788, Rahmenrückseite
Bildideen von großer suggestiver Kraft. Die Motive erarbeitete er meist in mehreren Zeichnungen. Auch vom Atheistendinner gibt es insgesamt drei Varianten, wobei die Bezeichnung „1er dessin“ auf unserem Blatt verrät, dass hier der früheste Entwurf vorliegt. Mit scheinbar müheloser Souveränität kombiniert Rops auf dem Blatt eine subtile Vielfalt an zeich nerischen Ausdrucksmitteln. Im lebendigen Helldunkelkontrast und in der Weichheit der Übergänge zeigt sich seine nahezu alchemistische Könnerschaft im Umgang mit dem Clair-Obscur. Hauchfeine Linien, manchmal nur leicht in das Papier geritzt, ergänzen, wo notwendig, das Sfumato und geben den Volumen greifbare Form. Als direkte Vorlage für die Heliogravüre diente jedoch eine zweite, heute im Privatbesitz befindliche Zeichnung (ehem. Slg. Carlo de Poortere). Beim Vergleich der beiden Blätter wird deutlich, dass sich Rops gegen die weichere, lichtmäßig
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delikatere Ausarbeitung entschied und vermutlich in Hinblick auf die gedruckte Umsetzung die Linien akzentuierte und Schatten betonte. Ein drittes, unfertig gebliebenes Blatt aus der Sammlung von Paulette Rops (vgl. Christie‘s, London, Auktion am 18. November 1994, Los 106) studiert die Helldunkelverteilung im Bildraum und belegt, dass Rops sich intensiv mit diesem Aspekt auseinandersetzte. Weitere Zeichnungen zu Les Diabo liques befinden sich heute u.a. im Musée d‘Orsay (vgl. Inv.Nrn. RF 29876, RF 29875 und RF 40087) und dem Art Institute Chicago (Inv.nr. 1998.75). Den Rahmen für das Geschehen unseres Blattes bildet in der Novelle À un dîner d’athées die abendliche Zusammenkunft einer Gruppe von hartgesottenen Antiklerikalen und abtrünnigen Priestern. Unter ihnen der bekennende Atheist Mesnilgrand, der von einem der Tischgäste zuvor in einer Kirche beobachtet wurde. Um Erklärung bemüht, schildert er zur
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À un dîner d’athées. Heliogravüre (kleine Platte). 8,7 x 5,9 cm (Darstellung). 1886. Mascha 853.
À un dîner d’athées. Weichgrundradierung (große Platte). 24,7 x 16,5 cm (Darstellung). Um 1893. Mascha 854.
À un dîner d’athées. Gouache, Pastell und Bleistift. 23,3 x 16,7 cm. Aus der Slg. Carlo de Poortere, Courtrai; 2005 bei Ronny van de Velde, Antwerpen.
À un dîner d’athées. Kohle und Bleistift auf Karton. 24,5 x 17 cm. Aus der Slg. Paulette Rops, Mettet; Christie’s, London, Auktion am 18. November 1994, Los 196.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Max Beckmann: Der Mord. Schwarze Feder und Aquarell. 42,2 x 31,5 cm. 1945. Privatsammlung Deutschland.
Rechtfertigung seine Verstrickung in eine furchtbare Geschichte von Ehebruch, Eifersucht und Rache (vgl. Jules Barbey d’Aurevilly: Les Diaboliques, Paris 1883, S. 303-401). Rops hält sich allerdings nur lose an die Erzählung. Vielmehr evoziert er die unheilvolle Atmosphäre von Sakrileg und Gewalt, die den Text durchdringt. Die wenigen Details - eine aus den Angeln gehobene Tür, ein vage angedeuteter Raum, die hell brennende Kerze und natürlich der nackte Frauenleib auf dem Tisch mit der darunterliegenden Leiche eines Nebenbuhlers - verdichten sich zu vieldeutigen Anhaltspunkten. Davon ausgehend ist es der Fantasie überlassen, das Vorgefallene zu rekonstruieren. Diese Unbestimmtheit lud auch noch im 20. Jahrhundert Künstler zur Interpretation des Werks ein. Max Beckmann etwa ließ sich 1945 davon zur aquarellierten Federzeichnung „Der Mord“ (Privatbesitz) inspirieren. Von Rops übernahm Beckmann die wesentlichen Bildelemente, legte die Szene jedoch offensichtlich als Tatort aus, indem er den Mord an der Frau durch einen tiefen Schnitt in ihrer Kehle konkretisierte.
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Über die unglückliche Protagonistin heißt es in Barbeys Erzählung: „[Sie] war keusch wie sie wollüstig war und das Außerordentliche daran, sie war beides gleichzeitig.“ (op.cit., S. 372). Dieser angeborenen, unaufhaltsamen Wollust, die damals nur Laster und Unglück bedeuten konnte, verleiht Rops mit dem sinnlich verrenkten, wie hingeworfenen Körper eine beinahe physische Präsenz von magnetischer Anziehungskraft. Während die alabasterne Haut, ihr halboffener Mund, der über den Tischrand hängende Kopf mit den hinabfallenden Haaren den Anschein von Leblosigkeit erwecken, sprechen die angespannten Beine und die Hand zwischen den Schenkeln eine ganz andere Sprache. Dabei nimmt Rops nicht die Haltung eines verurteilenden Sittenrichters ein, sondern setzt den unausweichlichen Folgen von moralischer Rigidität und Uneinsichtigkeit ein künstlerisch superbes Denkmal. In einer Zeichnung voll Schönheit, Dekadenz, Lasterhaftigkeit und Erotik zeichnet er das Porträt seiner Epoche und kämpft damit gleichsam gegen die Bigotterie der Bourgeoisie und des Klerus.
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Konrad Böse (1852 Neustadt b. Magdeburg – 1938 Berlin)
6789 Studie eines Mädchenkopfes mit Haarkranz. Bleistift auf festem Velin. 11,7 x 9,8 cm. 450 € Bezaubernde Kinderdarstellung, die vor allem in den Haaren den starken Einfluss Adolph von Menzels offenbart. Virtuos nutzte Böse alle ihm in der Bleistiftzeichnung zur Verfügung stehenden Mittel, von der feinen, exakt gesetzten Kontur, die sich hier in dem feinem Antlitz zeigt, bis hin zu breiten, aufgerauten Schraffuren sowie gezielt gesetzte Wischungen wie etwa im lockigen Haar.
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Hans Thoma (1839 Bernau – 1924 Karlsruhe)
6790 Mutter mit Kind im Arm. Bleistift auf graubraunem Velin, verso Bleistiftstudie einer Frau in Rückenansicht. 36,2 x 30,5 cm. Unten rechts signiert „Hans Thoma“. Um 1880/90. 800 €
Adolf Hiremy-Hirschl (1860 Temesvar – 1933 Rom)
6791 Porträt einer jungen sinnierenden Frau. Aquarell und Gouache auf festem Velin. 33,7 x 24,2 cm. Unten rechts in Bleistift monogrammiert „A.H.“. 3.000 € 6790 215
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Franz von Stuck (1863 Tettenweis – 1928 München)
6792^ Bildnis der Tochter Mary en face. Feder und Tusche in Schwarz auf Velin. 31,2 x 20,6 cm. Unten rechts signiert „Franz von Stuck“, am unteren Rand links in Bleistift bez. „Meine Tochter“. Um 1909.
Franz von Stuck 6793 Liegender weiblicher Akt. Graphitstift, weiße und graubraune Kreide auf grau grünem Bütten. 48,5 x 63 cm. Rechts neben der Darstellung signiert „Stuck“. 800 €
12.000 € Immer wieder porträtierte Stuck seine geliebte Tochter Mary, geboren 1896 in München. In zahlreichen Porträts saß sie ihm Modell, oft in spanischem Kostümen oder Biedermeierkleidern. In vorliegender Zeichnung porträtiert Stuck Mary en face - ohne Kostüm. Ihr Blick ist unmittelbar und strahlt neben einer gewissen Sanftmütigkeit zugleich ihr Selbstbewusstsein als heranwachsende junge Frau aus. Diese Direktheit unterstreicht Stuck in der Anlage der Zeichnung mit kräftigen, gleichmäßig schwarzen Federstrichen - ganz im Gegensatz zu seinen vielen fein modellierten Pastellzeichnungen der Tochter. Ein überaus kraftvolles und ausdrucksstarkes Porträt.
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Max Klinger
Hermann Urban
(1857 Leipzig – 1920 Großjena b. Naumburg)
(1866 New Orleans – 1946 Bad Aibling)
6794 Porträt des römischen Jungen Michele. Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf graugrünemVelin (mit dem Prägestempel „[..] VIDALON-LES-ANNONAY“). 35,6 x 26,3 cm. Links unten monogrammiert, datiert und bezeichnet „M.K. / 1 maggio 89. / Michele“.
6795 Die Punta della Guardia auf der Insel Ponza im Tyrrhenischen Meer. Rötel und weiße Kreide auf beigem Velin. 43,9 x 53 cm. Unten links in Versalien ortsbezeichnet, datiert und sig niert „Ponza / (19)05 / H Urban.“.
4.000 €
750 €
Ausstellung: Max Klinger. Die graphischen Zyklen, Museum Villa Stuck, München 1979-1980 (nicht im Kat.). Von 1994 bis 2018 als Dauerleihgabe im Museum Villa Stuck, München.
„Herbe Grösse, Einfachheit […], verbunden mit weichster Melancholie, dies sind die Eigenschaften, mittels welcher binnen 5 bis 6 Jahren dieser Künstler - Amerikaner von Nationalität, Deutscher durch seinen Vater, seine Studien und seinen Wohnsitz, Franzose aus der Louisiana durch seine Mutter, die berühmte Diva [die Opernsängerin Alice Fleury] unter den besten Münchnern Landschaftern zählt, und, wenn es sich speziell um die italienische Landschaft handelt, als erster durch die Schranken gegangen ist.“ Stellvertretend stehen diese Worte für die zu Beginn des letzten Jahrhunderts herrschende Anerkennung, die dem heute fast vergessenen Hermann Urban zukam (Deutsche Kunst und Dekoration, VIII (1906), Nr. 1, S. 469). Ermuntert durch Wilhelm Leibl hatte Urban die Münchner Kunstakademie besucht und gehörte zum Kreis um Franz von Stuck. Immer wieder wurden seine in melancholischer Zeitlosigkeit verharrenden Landschaften mit denen Arnold Böcklins in Beziehung gesetzt und tatsächlich studierte er 1894 für einige Zeit beim Meister in Florenz. Unsere Zeichnung entstand in einer Schlüsselphase von Urbans Werdegang, als er beim Erkunden kleiner, künstlerisch noch unerschlossener Inseln wie Elba und eben Ponza, in der Kargheit der Natur seinen eigenen Blick auf die italienische Landschaft fand.
Provenienz: Sammlung Eberhard Wolfram Grieb (1947-1990), links unten mit dem Sammlerstempel in Rot (nicht in Lugt). Seine Auktion (u.a.) bei Karl & Faber, München, 29 Mai 1991, Los 270. Privatsammlung Süddeutschland. Max Klinger geht im Februar 1888 mit Karl Stauffer-Bern nach Rom, wo er bis 1893 lebt. In dieser Zeit widmet er sich neben der Freilichtmalerei auch ausführlich der Modell-Studie.
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Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
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Ludwig von Hofmann (1861 Darmstadt – 1945 Pillnitz b. Dresden)
6796 Reitende Knaben am Strand. Kohle auf Transparentpapier. 29,2 x 34,7 cm. Unten links monogrammiert „LvH“. Um 1900. 1.200 €
6797 Drei Frauen an einem felsigen Gestade. Farbige Kreide auf Bütten. 32,7 x 19,6 cm. Unten links monogrammiert „LvH“. 750 € 6797 220
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Fidus (d.i. Hugo Höppener, 1868 Lübeck – 1948 Berlin)
6798 „Heidereiterinnen“. Feder in Schwarz. 21,2 x 29 cm. Unten eigenh. betitelt „Heidereiterinnen“, oben rechts signiert und datiert „Fidus. [19]08“. 1.200 €
6799 „Über dem Wald“: Mädchen auf einem Fels vorsprung. Bleistift auf Velin. 29,6 x 23,4 cm. 750 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (verso handschriftl. bez. „Aus dem Nachlass Fidus / Helga Wagner, Woltersdorf d. 21.6.[19]77). 6799 221
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6800
Fidus 6800 „Lichtgebet“. Bleistift auf Papier, montiert auf einem blauen Untersatz. 30 x 20 cm. Unten links monogrammiert und datiert „f. III. 22.“ 1.800 € Fidus sogenanntes „Lichtgebet“ zählt zu seinen populärsten und beliebtesten Motiven. 1900 wurde es erstmals als Farblithographie in blass-duftigen Farben von Hellblau, Hellgelb, Gelb und Grau sowie Mischfarben auf
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Kartonpapier herausgegeben. Schnell fand das Motiv Eingang an die Wänden der bürgerlichen Haushalte. Sämtliche Sehnsüchte der deutschen Jugendbewegung um 1900 hat Fidus in seinem „Lichtgebet“ emblematisch verdichtet: Hoffnungen auf Erlösung und Aufbruch, asketische Feier von Nacktheit und Schönheit, von Gesundheit, Kraft und Willen. In Zeiten stürmischer Industrialisierung zeigt sich hier das tiefe Verlangen „Zurück zur Natur!“. Fidus selbst wiederholte das Motiv viele weitere Male in Zeichnungen und Gemälden.
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6801
Fidus 6801 „Turnen & Bewegungsspiele“. Bleistift auf feinem Velin. 12,7 x 19,6 cm. Links unterhalb der Darstellung betitelt. 900 € Provenienz: Laut Vorbesitzer aus der Sammlung Emily Wilhelmi, Hannover und Otto Kofahl, Hannover.
6802 Luzifer. Feder in Schwarz über Bleistift auf Velin (Makulatur papier). 13,4 x 10,6 cm. Verso in schwarzer Feder bez. „(Höp)pener / Maler / Berlin W. / Kurfürstenstr. 98 I“ sowie „No 139“. 750 € 6802 223
Zeichnungen des 19. Jahrhunderts ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________
6803
Fidus 6803 „Romanischer Tauftempel“. Bleistift auf Velin, original auf einem grauen Untersatzkarton aufgezogen. 17 x 21,8 cm. Unten rechts monogrammiert, datiert und bez. „F. Mai 95. Tauftempel“, verso eigenh. betitelt „Romanischer Tauftempel“. 1.200 € 224
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6804
Fidus 6804 „Ausgießung“: Entwurf für eine Altarwand. Gouache über Bleistift, auf Papier und Malkarton. 39,5 x 49,7 cm. Am Unterrrand betitelt und signiert „Ausgießung / Fidus 1934“ sowie unterhalb der Darstellung bezeichnet „Ausgießung / Entwurf für eine Altarwand“, sowie rechts darüber „Fidus [19]11“. 6.000 € Die Idee des Tempels durchzieht Fidus Werk seit seinen Lehrjahren an der Lübecker Gewerbeschule. Vorliegende Zeichnung einer „Altarwand“ diente Fidus wohl als Entwurf für sein 1945 entstandenes großformatiges Gemälde „Im Tempel der Ausgießung“ (siehe Bassenge Auktion A116, Los 8562) - eine weitere Version dieses Gemälde führte er bereits 1911 aus.
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6805
Willy Richard Oertel
Gusti von Becker
(1868 Langendreer – 1920 München)
(eigentl. Auguste von Becker-Melly, geb. 1879 in Wien)
6805 Entwurf für das Plakat der Großen Berliner Kunstausstellung 1913. Gouache und Pastell, über Bleistift, auf hellrotem Velin. 69 x 94 cm. Unten rechts in Bleistift nummeriert „N. 325“ sowie verso bezeichnet „Willy Oertel“.
6806 Der verwöhnte Drache. Gouache über Spuren blauer Kreide, auf olivfarbenem Papier, passepartouriert. 58,5 x 43,7 cm (Passepartoutausschnitt). Verso auf dem Passepartout bezeichnet „Gusti von Becker“.
750 €
600 €
Im Vorwort des Programmheftes der Ausstellung von 1913 heißt es, dass es „nicht Brauch [ist], unseren Katalogen ein Vorwort voranzustellen. Die besondere Gestaltung jedoch, die wir der Ausstellung aus Anlaß des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers gegeben haben, mag ein Abweichen von der Regel rechtfertigen […]. Neben den reifen Arbeiten bekannter und geschätzter Namen streben Jüngere und Jüngste empor. Alt und Jung, Gewordene und Werdende finden sich zusammen auf dem Schauplatz, um sich zu messen, voneinander zu lernen und - nicht zuletzt - mit dem Wunsch, sich Freunde und Gönner zu erwerben. Möge es ihnen in reichem Maße gelingen“. Sicherlich ist vorliegendes Plakat als Entwurf für die 1913 veranstaltete und seit 1893 etablierte Große Berliner Kunstausstellung entstanden. Oertels Gestaltungsvorschlag - mit dem Zunftwappen der Maler sowie der Personifikation Deutschlands mit Fackel - wurde aber offensichtlich nicht angenommen, denn das Werbeplakat wurde letztlich von Hans Friedrich gestaltet. Dennoch ein eindrückliches Zeugnis der Plakatgestaltung.
Provenienz: Aus der Sammlung von Dr. Friedrich Wilhelm Denzel, München (Stempel verso auf dem Passepartout, nicht bei Lugt).
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Gusti von Becker, Holzschneiderin und Zeichnerin, ließ sich nachdem sie in Wien geboren und in Kairo aufgewachsen war in Diessen am Ammersee nieder. An 1897 war sie in München Schülerin von Theodor Hummel, Schmidt-Reutte und Angelo Jank. In den Jahren 1906/7 war sie in den Frühjahrsausstellungen der Münchner Sezession „mit phantastisch aufgeputzten dekorativen Gouaches und in Aquarellfarben gedruckten Holzschnitten vertreten, deren Reiz bei flüchtiger Behandlung des Formalen in harmonischer Zusammenstimmung diskreter Farbtöne liegt.“ (Thieme/Becker Bd. III, S. 147). Ihre Arbeiten sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
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6806 227
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6807 228
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6808
K. Goegel (Deutscher Künstler, tätig um 1908)
6807 Ein Genius mit einem Tondo mit dem Bildnis des hl. Franziskus. Aquarell. 30,2 x 15,2. Unten rechts signiert und datiert „K. Goegel. (19)08.“. 1.200 € Das Bildnis im Tondo zeigt einen Ausschnitt aus dem Gemälde „Der hl. Franziskus in Extase“ von Francisco de Zurbarán in der Alten Pinakothek in München (InvNr.. 504).
Heinrich Nüsslein (1879 Nürnberg – 1947 Ruhpolding)
6808 „Der Tempel der heilenden Strahlen“. Öl auf Papier. 28,2 x 35,5 cm. Verso mit Schreibmaschinenbrief von Heinrich Nüsslein „Legende zur Farbradierung“. 750 €
Heinrich Nüsslein stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Eine von ihm angestrebte Ausbildung zum Maler scheiterte an seiner von Geburt an beschränkten Sehkraft. Durch den Handel mit Kunst und Antiquitäten in seiner Heimatstadt Nürnberg konnte sich Nüsslein in den Jahren nach dem I. Weltkrieg ein beachtliches Vermögen erarbeiten. 1923 kaufte er Schloss Kornburg und führte dort umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durch. 1924 kam er mit spiritistischen Zirkeln in Kontakt und entdeckte seine Fähigkeiten zur Medial- bzw. Trancemalerei, durch die er während der 20er und 30er Jahre zu internationaler Berühmtheit kam. Er pflegte meist in völliger Dunkelheit mit Fingern, Watte und Lappen zu malen und vollendete ein Werk in wenigen Minuten. Heinrich Nüsslein hat seine Bilder weder signiert noch datiert. Wozu auch, kamen sie doch aus einer Sphäre jenseits seines bewussten Wissens, indem er selbst nur das Medium im Kontakt zu einer übersinnlichen schöpferischen Kraft war. „Nicht Ich male sondern Es malt“ sagte er selbst über diesen mysteriösen Prozess. Häufiges Motiv waren dabei von schemenhaften Gestalten bevölkerte rätselhafte Tempelanlagen in phantastischen Landschaften, wie auch vorliegende eine ist. Der auf dem Rückdeckel montierte Schreibmaschinenbrief von Nüsslein selbst ist an eine Frau Emma Kerl in Berlin adressiert. Nüsslein erläutert ihr diese Tempelstätte und spricht am Ende zu Emma „Du Seele lass‘ dies Bild in Deiner Nähe hängen“.
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Hermann Wöhler (1897–1961, Hannover)
6809 Phantastische Landschaft mit Wolkenschwaden, im Vordergrund ein Eremit. Feder in Schwarz auf festem Zeichenkarton. 48,8 x 34,9 cm. Unten rechts monogrammiert „HW“. Um 1930. 1.500 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Blatt aus der Folge „Mysterium Magnum“.
6809
Hermann Wöhler 6810 „Wie schön leicht uns der Morgenstern...“. Feder in Schwarz auf festem Zeichenkarton. 44 x 30,2 cm. Unten rechts monogrammiert „HW“. 1.500 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Aus der Folge „Sieben Lieder und Landschaften der Andacht“. 6810 230
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6811
Hermann Wöhler 6811 Himmelfahrt. Feder in Schwarz auf festem Zeichenkarton. 40,6 x 31,6 cm. Unten rechts monogrammiert „HW [ligiert]“. Um 1925/26. 1.800 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Aus der Folge „Apokalyptische Landschaften“.
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6812
Hermann Wöhler 6812 Inferno. Feder in Schwarz auf festem Zeichenkarton. 48 x 35,2 cm. Unten rechts monogrammiert „HW [ligiert]“. 1.800 € Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Aus der Folge „Sieben Bilder der Schöpfung zum Gedenken an Jakob Böhme“.
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Paula Rösler-Goeschen (1875 Schlierbach – 1941 Wurmsdorf)
6813 Blühende Schwarzkiefer. Scherenschnitt (Gouache in Dunkelblau, Ocker und Rostrot auf Papier, silhouettiert und anschließend auf Japanbütten montiert). 46,7 x 39,7 cm. Unten links in der Darstellung mit dem Scherenschnitt-Monogramm „PGR“ sowie unten auf dem Passepartout wohl eigenhändig bez. und signiert „Blühende Schwarzkiefer (Scherenschnitt) / Paula von Goeschen-Rösler“. 1.200 € Erste Malerfahrungen erhielt Paula Rösler durch einen Hauslehrer im privaten Heim in Rodach. Später ging sie nach München, um dort Kunst zu studieren. Jedoch war der Zugang zur Kunstakademie Frauen noch verwehrt, weshalb sie eine Ausbildung an der Damen-Akademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins aufnehmen musste. Ab 1906 arbeitete sie als freischaffende Künstlerin und Dichterin in München. Sie arbeitete in verschiedensten Techniken und mit den unterschiedlichsten Mate- rialien, mit dem Scherenschnitt setzte sie sich jedoch am intensivsten auseinander und ließ sich dabei von den Formen des Jugendstils und der japanischen Kunst, in der der Scherenschnitt eine lange Tradition hat, inspirieren. Nach verschiedenen Motivexperimenten im Scherenschnitt konzentrierte sie sich fast ausschließlich auf harmonisch stilisierte und bewegte Pflanzenformen.
Handzeichnungen
6813
6814* Ca. 17 Blatt des 16.-19. Jh. 1.200 € Darunter von und zugeschrieben an: Wilhelm Altheim, Anton Braith, Caspar de Crayer, Allaert van Everdingen, Anton Graff, J. H. Hasselhorst, de Hecke, Eugen Klimsch, C. Morgenstern, Caspar Netscher, Ludwig Richter, Philipp Rumpf, Norbert Schrödl.
6817 Ca. 30 Blatt des 18.-20. Jh. 250 € Darunter von und zugeschrieben an: Bodemann, Klengel, Louis Kolitz, Plüddemann, Moritz Retzsch, Wilczynski, August von Wille
6815 Ca. 12 Blatt des 17.-19. Jh. 900 € Darunter: Deutsch, Bleistiftzeichnung „Sitzende Frau mit Putti am Wasser, um 1800; Italienisch, Feder in Braun, „Stuckdekoration“, 17, Jh.; Georg Heinrich Crola, „Lichtes Wäldchen, Mentone“; Moritz Pläschke „Nymphenreigen“; Otto Rethel, „Dachenritter und Zwerg“; Eduard von Schleich, „Ansicht von Venedig mit Dogenpalast“; Johann Michael Voltz, „Studien zu französischen Uniformen“.
6818 Ca. 39 Blatt des 18.-20. Jh. 400 € Darunter von und zugeschrieben an: August Becker, Hermann Gehri, Martin Gensler, August Kaselowsky, Hermann Kauffmann, Johann Christian Klengel, Paul Meyerheim, Carl Pischinger (aus der Slg. Fürst Liechtenstein), Anton Radl, Reifferscheid, Vollmer, Sion Longley Wenban.
6816 Ca. 18 Blatt des 17.-19. Jh.
6819 4 Blatt des 19. Jh., italienische Motive.
1.200 €
300 €
Darunter von und zugeschrieben an: Carracci, Claude Deruet, Carl Madjera, Heinrich Maurer, Lothar Meggendorfer, Friedrich Wilhelm Schadow, Karl Stauffer-Bern, Torelli.
Darunter: Albert Eichhorn „Studie zur Vedute des Bernini‘schen Wasserfall (in der Villa d‘Este in Tivoli)“; Hausmann „Campagna“, ein Blatt mit dem Stempel der Sammlung Walther Unus.
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Register A Achenbach, Oswald 6692 Adam, Albrecht 6735 Agasse, Jacques L. 6635-6637 B Barbiers III, Pieter Pietersz. 6583 Becker, Gusti von 6806 Bellermann, Ferdinand 6710 Bendemann, Eduard 6689 Benussi, Ercole 6715 Berlin 6591 Bianchi, Luigi 6704 Bicchierai, Antonio 6508 Billwiller, Johann J. L. 6638 Birmann, Peter 6622 Blaas, Carl von 6745, 6747 Blechen, Carl 6661 Bloemaert, Abraham 6544 Bohnstedt, Ludwig 6716 Bolognesisch 6561, 6563 Bonnard, Pierre 6757 Bosch, Johannes de 6613 Böse, Konrad 6789 Bramer, Leonhard 6543 Brandeis, Antonietta 6718 Brandt, Józef 6727-6730 Brentana, Simone 6519 Buchhorn, Ludwig 6593 Burne-Jones, Sir Edward 6787 C Calame, Alexandre 6768 Campora, Francesco 6564 Cantagallina, Remigio 6547 Carracci, Annibale 6529 Chodowiecki, Daniel Nikolaus 6588-6590 Ciampelli, Agostino 6510 Creti, Donato 6528 D Dahl, Johann Christian C. 6742 Dandini, Vincenzo 6520 Dehodencq, Edme-AlfredAlexis 6760 Delacroix, Eugène 6756 Deutsch 6558, 6634, 6654, 6656, 6658, 6660, 6670, 6714, 6717, 6721, 6733, 6736, 6738, 6744, 6765 Déveria, Eugène 6780 Dietzsch, Johann Chr. 6582 Dillis, Johann Georg von 6641-6643 Dorner d. J., Johann J.6649 Dreber, Heinrich 6664
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Dresden 6657, 6737 Drielst, Egbert van 6611 Dunker, Balthasar A. 6606 Durand, André 6732 Düsseldorfer Malerschule 6693 E Eibner, Friedrich 6751 Ender, Johann N. 6694 Erhard, Johann Chr. 6651 Ezdorf, Friedrich 6743 F Faber, Karl Gottfried Tr. 6655 Fidus 6798-6804 Fischetti, Fedele 6562 Flämisch 6501, 6541 Florentinisch 6524 Forain, Jean-Louis 6785 Förster, Ernst 6653 Französisch 6533, 6536-6537, 6570-6573, 6584, 6594, 6596, 6599, 6602, 6626, 6632, 6725, 6755 G Gandolfi, Gaetano 6531 Gasser, Hanns 6650 Geissler, Christian Gottlieb Heinrich 6724 Gigante, Giacinto 6696 Gobaut, Gaspard 6750 Goegel, K. 6807 Gout, Johannes Franz 6609 Goyen, Jan Josefsz. van 6551 Graeb, Carl 6652 Graff, Anton 6587 Granet, François Marius 6753-6754 Grimaldi, Giovanni Fr. 6538 Groeningen, Gerard de 6555 Grove, Peter Frederik N. 6671 Guercino 6560 H Haag, Carl 6697 Haarlemer Schule 6542 Hackert, Jakob Philipp 66186619 Handzeichnungen 6814 Hansen, Christian Fr. 6719 Harms, Johann Oswald 6545 Hartmann, Christian Ferdinand 6676 Heideck, Carl W. von 6703 Hinze, Adolf 6767 Hiremy-Hirschl, Adolf 6791
Hoffmann, Anton 6766 Hofmann, Ludwig von 6796-6797 Hopfgarten, August Ferdinand 6659, 6686 Huber, Johann J. A. 6557a Huet, Paul 6758 Hummel, Carl Maria N. 6712 I Indonesisch 6741 Italienisch 6500, 6504-6505, 6511-6513, 6515-6516, 6518, 6521-6522, 6525, 6539, 6559, 6567, 6624, 6706, 6708-6709 K Kanoldt, Edmund Fr. 6698 Kirchner, Albert Emil 6711 Klinger, Max 6794 Kobell, Franz 6607 Kobell, Wilhelm von 6645-6646 Koester, Alexander 6761 Kolbe, Carl Wilhelm 6621 Krüger, Franz 6722, 6726, 6739 L Lhermitte, Léon A. 6762 Lohr, August 6705 Londonio, Francesco 6600 Loos, Friedrich 6663 Lorenzi, Francesco 6568 Lucas, August 6690 Lund, Jens Peter 6666 Lundbye, Johan Thomas 6668-6669 M Maas, Dirck 6581 Makart, Hans 6781 Marcola, Giovanni B. 6566 Marinus, Ferdinand Joseph Bernard 6701 Marko, Andreas 6713 Mattioli, Ludovico 6509 Menzel, Adolph von 6773-6778 Migliara, Giovanni 6683 Molinari, Antonio 6527 N Neapolitanisch 6517, 6707 Nerly, Friedrich 6700 Nessenthaler, Johann David 6604
Neureuther, Eugen N. 6699 Niederländisch 6552-6553, 6608, 6629-6631, 6633 Norddeutsch 6720 Nüsslein, Heinrich 6808 O Oertel, Willy Richard 6805 Oesterley, Carl W. Fr. 6665 P Palma, Jacopo 6514 Pils, Isidore 6782 Pinelli, Bartolomeo 6695 Puvis de Chavannes, Pierre 6786 R Rachau, Karl K. 6734 Rademaker, Abraham 6610 Rebell, Josef 6673, 6675 Reinhart, Johann Christian 6614-6615 Rembrandt Harmensz. van Rijn 6554 Renouard, Charles Paul 6779 Rethel, Alfred 6667 Reutern, Gerhardt Wilhelm von 6731 Riepenhausen, Johannes 6679 Robert, Hubert 6598 Rochegrosse, Georges-Antoine 6783 Rode, Christian B. 6585-6586 Rohden, Johann M. von 6691 Rops, Félicien 6788 Rørbye, Martinus Christian Wedseltoft 6674 Rösler-Goeschen, Paula 6813 Rottmann, Carl 6702 Rovere, Giovanni Battista della 6526 Rugendas d. Ä., Georg Philipp 6579-6580 Rugendas d. J., Georg Philipp 6578 Rumohr, Carl Friedrich Freiherr von 6627-6628 S Saftleven, Herman 6557 Salathé, Friedrich 6644 Sand, George 6769-6772 Santolini, Felice 6620 Savery, Roelant 6540 Schellenberg, Johann R. 6603 Schelver, August Franz 6723 Schinz, Johann Caspar 6688
Schmidt, Georg Fr. 6601 Schmutzer, Jakob Matthias 6595, 6597 Schnorr von Carolsfeld, Julius 6684 Schnorr von Carolsfeld, Veit Hanns 6677 Schröder, Johann H. 6617 Schweiz 6605 Schweizer Schule 6647 Schwind, Moritz von 6678, 6680-6682, 6740 Seidel, August 6648 Seliger, Max 6763-6764 Senape, Antonio 6672 Sergel, Johan Tobias 6625
Sichling, Lazarus Gottlieb 6639-6640 Simon d. Ä., Pierre 6532 Snyders, Frans 6556 Solimena, Francesco 6565 Spada, Valerio 6503 Spitzweg, Carl 6687 Steinfeld, Franz 6746 Steinlen, Théophile A. 6784 Stuck, Franz von 6792-6793 Süddeutsch 6535, 6574, 6576-6577 T Thiele, Johann A. 6612 Thiersch, Ludwig 6759
Thoma, Hans 6790 Tiepolo, Giovanni Battista 6569 Tischbein, Johann A. 6616 Tissot, James Jacques J. 6685 Tomman, J. F. 6623 Tübbecke, Paul Wilhelm 6748
Verhaecht, Tobias 6546 Veronesisch 6502 Vetter, Friedrich 6534
U Umbach, Jonas 6548-6549 Urban, Hermann 6795
W Waterloo, Anthonie 6550 Weber, Paul 6662 Wille, Pierre Alexandre 6592 Winterlin, Anton 6749 Wöhler, Hermann 6809-6812
V Vauzelle, Jean-Lubin 6752 Venezianisch 6523, 6530, 6575
Z Zeichnungen 6815-6819 Zuccaro, Federico 6506-6507
Besitzer 1: 6706, 6813. 2: 6724, 6726, 6735. 3: 6814. 4: 6687, 6703, 6727, 6728, 6729, 6730, 6761, 6807. 5: 6562, 6607, 6609. 6: 6510. 7: 6665, 6669. 8: 6507, 6520, 6572, 6610, 6647, 6684, 6689, 6721, 6732, 6733, 6748, 6752, 6793. 9: 6745, 6747, 6817. 10: 6611, 6656, 6692, 6737, 6768. 11: 6639, 6640, 6652, 6654, 6655, 6736, 6765, 6789. 12: 6809, 6810. 13: 6593, 6819. 14: 6519, 6521, 6522, 6524, 6532, 6534, 6545, 6548, 6559, 6565, 6569, 6574, 6578, 6580, 6586, 6591, 6604, 6608, 6612, 6616, 6645, 6646, 6649, 6670, 6708, 6710, 6722, 6723, 6746, 6760, 6779, 6780, 6791, 6794. 15: 6763, 6764. 16: 6525, 6585, 6595, 6597. 17: 6536. 18: 6666, 6671. 19: 6697. 20: 6570, 6617, 6619. 21: 6751. 22: 6502, 6528, 6625, 6626, 6643, 6657, 6661, 6676, 6696, 6711, 6715. 23: 6527, 6598, 6624, 6683. 24: 6568. 25: 6587, 6601. 26: 6753, 6754. 27: 6515, 6537, 6541, 6544, 6546, 6555, 6556, 6560, 6594, 6695, 6701, 6781, 6782, 6783. 28: 6719, 6720. 29: 6808. 30: 6506, 6509, 6514, 6518, 6529, 6550, 6557a, 6561, 6563, 6573, 6599, 6600, 6603, 6606, 6627, 6635, 6636, 6637, 6638, 6644, 6667, 6673, 6675, 6678, 6680, 6681, 6685, 6739, 6740, 6741, 6749, 6756, 6757, 6758, 6762, 6769, 6770, 6771, 6772, 6774, 6776, 6787, 6792. 31: 6707. 32: 6628, 6688, 6690. 33: 6605. 34: 6648, 6650, 6653, 6662, 6664, 6702, 6738, 6759. 35: 6788. 36: 6699. 37: 6773. 38: 6551, 6581, 6582. 39: 6775. 40: 6668, 6674. 41: 6755. 42: 6583. 43: 6602. 44: 6632, 6634, 6725, 6806. 45: 6805. 46: 6734. 47: 6618, 6622. 48: 6677. 49: 6552. 50: 6698, 6795. 51: 6613. 52: 6709, 6717. 53: 6576, 6577, 6663. 54: 6693. 55: 6743. 56: 6682. 57: 6623. 58: 6503. 59: 6679. 60: 6557, 6558, 6590, 6778, 6784. 61: 6660. 62: 6531. 63: 6686, 6716, 6818. 64: 6501, 6504, 6505, 6508, 6511, 6516, 6533, 6535, 6539, 6553, 6564, 6584, 6592. 65: 6691. 66: 6801. 67: 6742. 68: 6798, 6800, 6804, 6811, 6812. 69: 6549, 6571, 6588, 6589, 6614, 6615, 6621, 6641, 6642, 6651, 6659, 6700, 6785, 6790, 6796, 6797. 70: 6750. 71: 6766, 6767. 72: 6629, 6630, 6631, 6633. 73: 6579, 6658. 74: 6777. 75: 6714. 76: 6543. 77: 6712. 78: 6517, 6523, 6526, 6540, 6542, 6554, 6566, 6567, 6575, 6672, 6704, 6744, 6815. 79: 6786. 80: 6513, 6530, 6596. 81: 6547. 82: 6500, 6512, 6538, 6816. 83: 6799. 84: 6694, 6713, 6718. 85: 6705. 86: 6731. 87: 6620. 88: 6802, 6803.
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V ER ST EIGERU NG S - BEDI NGU NGEN 1. Die Galerie Gerda Bassenge KG, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB. 2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen. 3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt. 4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchst bietenden. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vorbehalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchstbietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen. 5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend. 6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der
Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312d Abs. 4 Nr. 5 BGB). 7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollstän digem Zahlungseingang an den Erwerber über. 8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 28% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 23% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 25% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben. Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vors teuerabzug berechtigt sind, kann die Gesamtrechnung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Dritt länder (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identi fikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen – auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamt liche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über externe Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktionsgebühr. Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rech nungen bedürfen einer besonderen Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vorbehalten. 9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren schäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, Ge VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/
Transaktionsgebühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des bewahrung erfolgt auf Rechnung und Käufers gehen. Die Auf Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschädigung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsächlichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt. 10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern aus dem Gemeinschaftsgebiet der EG ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers. 11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer
wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch. 12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung. 13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite. 14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. 15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungs bedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber. 16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt. David Bassenge Geschäftsführer Stand: Mai 2021
CON DI T IONS OF SA L E 1. The Galerie Gerda Bassenge KG, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB. 2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale. 3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serving as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium. 4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be deter mined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally. 5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail. 6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312d IV,5 BGB]. 7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.
8. A premium of 28% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 23% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT. Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 23% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 25% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale. For buyers from non EU-countries a premium of 23% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us. Live bidding through external online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium. Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. 9. Auction lots will, without exception, only be handed over after payment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately. 10. According to regulation (EC) No. 116/2009, an export license is necessary when exporting cultural goods out of European Community territory, depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.
11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid. 12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded. 13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.
14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. 15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals. 16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid. David Bassenge As of May 2021
Katalogbearbeitung Dr. Ruth Baljöhr David Bassenge Eva Dalvai
Lea Kellhuber Nadine Keul Harald Weinhold
Gestaltung & Satz Stefanie Löhr
Reproduktionen Maria Benkendorf Christina Wunderlich