Bassenge Kunstauktion 124: Moderne und Zeitgenössische Kunst I

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BASSENGE

MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST I

30. November 2024

Zusätzliche Vorbesichtigung ausgewählter Werke in München

13. bis 15. November 2024

täglich von 10 bis 18 Uhr

Galeriestraße 2B (2. Etage), 80539 München

Galerie Bassenge . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin

Telefon: 030-893 80 29-0 . E-Mail: art@bassenge.com . www.bassenge.com

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Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den gewünschten Losnummern zu erfragen, da Angaben zum Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog notiert sind.

Die Galerie Bassenge ist Mitglied bei Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mindestens 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

TERMINÜBERSICHT AUKTION 124

MITTWOCH, 27. November 2024

Vormittag 10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr

Druckgraphik des 15. bis 17. Jahrhunderts Nr. 5000-5249

Druckgraphik des 18. Jahrhunderts Nr. 5250-5331

Druckgraphik des 19. Jahrhunderts und des Fin de Siècle Nr. 5332-5466 Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts Nr. 5467-5685

DONNERSTAG, 28. November 2024

Vormittag 11.00 Uhr

Nachmittag 16.00 Uhr

FREITAG, 29. November 2024

Vormittag 11.00 Uhr

Nachmittag 16.00 Uhr

SONNABEND, 30. November 2024

Vormittag 10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr

VORBESICHTIGUNGEN

Gemälde Alter und Neuerer Meister Nr. 6000-6209 Rahmen Nr. 6210-6234

Portraitminiaturen Nr. 6301-6450

Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts Nr. 6500-6749

Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner

Moderne Kunst II (Katalog nur online) Nr. 7000-7172 Post War & Zeitgenössische Kunst II (Katalog nur online) Nr. 7180-7357

Moderne und Zeitgenössische Kunst I

Druckgraphik, Gemälde, Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts und Portraitminiaturen Erdener Straße 5A, 14193 Berlin Donnerstag, 21. November bis Montag, 25. November, 10.00–18.00 Uhr, Dienstag, 26. November 10.00–17.00 Uhr

Moderne und Zeitgenössische Kunst I und II Rankestraße 24, 10789 Berlin Donnerstag, 21. November bis Donnerstag, 28. November, 10.00–18.00 Uhr, Freitag, 29. November, 10.00 bis 14.00 Uhr

Flash #1 – Werke aus der Sammlung Henning Lohner in der Galerie F37, Fasanenstraße 37, 10719 Berlin Donnerstag, 21. November bis Donnerstag, 28. November, 11.00–18.00 Uhr

Schutzgebühr Katalog: 20 €

Umschlag: Los 8258, Fred Thieler (© VG Bild-Kunst, Bonn 2024), Innenseite links: Los 8173, Josef Scharl Innenseite rechts: Los 8271, José Bedia. Seite 6 und 7: Los 8284, László Fehér (© VG Bild-Kunst, Bonn 2024)

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Graphik, Zeichnungen und Gemälde des 15.–19. Jahrhunderts

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Moderne und Zeitgenössische Kunst

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München

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AUKTION

MODERNE UND ZEITGENÖSSISCHE KUNST I

Erdener Straße 5a, 14193 Berlin

Vorbesichtigung Rankestraße 24, 10789 Berlin

Donnerstag, 21. November bis Freitag, 29. November 2024

Die Kataloge Moderne Kunst II und Post War & Zeitgenössische Kunst II erscheinen nur online, die Auktion findet als Präsenzveranstaltung statt

auguste rodin (1840 Paris – 1917 Meudon)

8000 Les amours conduisant le monde Kaltnadel auf Bütten. 1881. 20 x 25,2 cm (24,2 x 33,6 cm).

Signiert „A. Rodin“ sowie schwer lesbar bezeichnet. Delteil 1, 2. 5.000 €

Der finale Zustand. Rodin schuf diese Kaltnadelradierung, seinen allerersten Druck, als er den Graphiker Alphonse Legros in seinem Londoner Atelier besuchte. Die Druckplatte entstand 1881, wurde jedoch von Rodin in den folgenden Jahren für weitere Auflagen in mehreren Publikationen zur Verfügung gestellt. Prachtvoller, gratiger und in den Schwärzen samtiger Druck mit Rand.

8001

paul gauguin

(1848 Paris – 1903 Dominika/Marquesas-Inseln)

8001 Les Laveuses

Zinkographie auf Similijapan. 1889. 21,1 x 26,3 cm (32,1 x 46 cm).

Auflage 50 Ex. Guérin 6.

1.800 €

Abzug aus der späteren Auflage auf Similijapan, nach der Auflage von 50 in Schwarz gedruckten Exemplaren auf gelbem Papier, herausgegeben vom Cabinet des Estampes de la Bibliothèque Nationale, Paris. Entstanden nach einem Gemälde der Bretagne von Paul Gauguin von 1888. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

charles rennie mackintosh (1868 Glasgow – 1928 London)

8002 „Details of an Entrance Gateway, Certosa di Pavia“ Bleistift auf Velin.

34 x 25,2 cm.

Oben mit Bleistift betitelt sowie mit Bleistiftannotationen.

1.200 €

Feinsinnige Notizen zu architektonischen Details des Karthäuserklosters, mit spitzem Bleistift freihändig gezeichnet. 1891 besuchte Mackintosh auf seiner Italienreise die Certosa di Pavia und fertigte dort mindestens 24 Zeichnungen und Aquarelle an. Thomas

Howarth, aus dessen umfangreicher Sammlung das Blatt stammt, belebte durch eine Monographie, Ausstellungen und sein lebenslanges Engagement das Interesse am schottischen Architekten Charles Rennie Mackintosh.

Provenienz: Christie’s, London, Auktion „The Dr. Thomas Howarth Collection“, 17.02.1994, Lot 59 Lyon & Turnbull, Edinburgh, Auktion 12.10.2022, Lot 251

Ausstellung: Charles Rennie Mackintosh 1868­1928, Sammlung Dr. Thomas Howarth, Art Gallery of Ontario, 1978, Nr. 74

8002

paula modersohn-becker (1876 Dresden – 1907 Worpswede)

8003 Sitzende Alte Radierung mit Aquatinta auf bräunlichem Japan. 1902/18. 18,9 x 14,6 cm (42 x 32 cm).

Monogrammiert von Tille Modersohn und bezeichnet „f. P.M.B.“. Auflage 25 Ex. Werner 3 III b (von c).

1.500 €

Erschienen posthum als Blatt 4 in der Vorzugsausgabe von Die Schaffenden, 1. Jahrgang, 1. Mappe, Weimar 1918, mit deren Blindstempel unten links, in einer Gesamtauflage von wohl 125 Exemplaren, von der Tochter der Künstlerin monogrammiert und bezeichnet. Das Motiv der sitzenden Alten griff Paula ModersohnBecker in ihrer Schaffenszeit immer wieder auf, auch in Gemälden und Zeichnungen. Druckgraphiken der Künstlerin sind selten, es existieren lediglich 13 Radierungen von ihrer Hand. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

8003

august gaul

(1869 Großauheim – 1921 Berlin)

8004 Laufende Gans

Bronze mit dunkelbrauner Patina auf Bronzeplinthe, auf Marmorsockel montiert. 1901.

14,5 x 14,5 x 4,5 cm.

Auf der Plinthe signiert „A. Gaul“, hinten am Rand mit dem Gießerstempel „H. NOACK BERLIN“. Gabler 76.

5.000 €

Mit dem Motiv der Gans beschäftigte sich August Gaul im Jahr 1901 gleich mehrfach, ob als Einzelfigur wie in der vorliegenden Bronze oder als Gruppe von zwei, drei, vier oder fünf Gänsen (vgl. Gabler 75­79). Die „Laufende Gans“ stellt eine Einzelform aus der Bronze „Gänse (Drei Gänse)“ (Gabler 75) dar, zu der sich das MetallModell in der Gießerei Noack befindet. Gabler vermutet von der „Laufenden Gans“ nur wenige Güsse neueren Datums, zu denen auch unser Exemplar gehört. Minutiös und detailliert arbeitet Gaul die Oberfläche des luftigen Gänsegefieders durch feines Ziselieren heraus. Prachtvoller Guss mit schöner Patina. Gesamthöhe mit Sockel: 16 cm.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

max liebermann (1847–1935, Berlin)

8005 Waldweg

Kreide in Schwarz und Weiß auf bräunlichem Velin. 1890er Jahre.

14,5 x 9,8 cm.

Unten links mit Kreide in Schwarz signiert „M Liebermann“.

1.800 €

Ein Kunststück der tiefenräumlichen Auffassung: Wie ein riesiges dunkles Tunnelgewölbe, wie ein natürlicher Dom erstreckt sich die von Bäumen komplett überwölbte, menschenleere Allee, in die erst ganz hinten hell das Tageslicht hereinschimmert. Beinahe das ganze Blatt ist mit dichten dunklen Kreidelinien bedeckt, stellenweise gewischt, verrieben und ganz minimal mit Weiß aufgelichtet, so dass ein intimer Eindruck von Geborgenheit entsteht. Alleeszenen beschäftigen Liebermann in den 1890er Jahren wiederholt

Privatsammlung Norddeutschland Ketterer, München, Auktion 395, 19.10.2012, Lot 239 Privatbesitz Berlin 8005

Hier „sucht der Maler das Motiv der planvoll gestalteten, von Menschen für seine Zwecke angelegten Natur, die gerade in dieser domestizierten Form ihre Großartigkeit, ihre Majestät entfaltet.“ (Matthias Eberle, Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, München 1995, S. 402, zu: 1893/1, Allee in Rosenheim). So gewissenhaft Liebermann seine Gemälde mit Studienmaterial vorbereitete, so sehr steht die vorliegende Zeichnung ganz für sich in der Radikalität ihrer Auffassung von Licht und Schatten. Die Zeichnung ist Margreet Nouwen, Berlin, bekannt.

Provenienz:

8006, Originalgröße

max liebermann

8006 Reiterin in Landschaft; Initiale „N“ 2 Zeichnungen. Feder in Schwarz auf Velin. 10 x 11,8 bzw. 4,4 x 4,1 cm.

Seitlich links mit Bleistift bzw. unten rechts mit Feder in Schwarz jeweils signiert „MLiebermann“.

1.200 €

Liebermanns immense Könnerschaft als Zeichner zeigt sich auch in diesen beiden kleinen Blättern; aus einem Geflecht feiner Federlinien artikulieren sich die zügig erfassten, locker bewegten Figuren. Beigegeben: Eine Radierung mit Vernis mou und Kaltnadel von Max Liebermann, „Ziegenhirtin“, 1891 (Schiefler 20 V b).

Provenienz:

Irene Lehr, Berlin, Auktion 36, 28.04.2012, Lot 336 (Zeichnungen)

Privatbesitz Berlin

8006

8007

max liebermann

8007 Pferdemarkt

Kreide in Schwarz auf Skizzenbuchpapier. Um 1910. 12 x 19,2 cm.

Unten links mit Kreide in Schwarz signiert „MLiebermann“.

4.500 €

Das Gewimmel, die ganze Vielfalt eines Markttages scheint zum Greifen nahe; links steht entlang der Häuserfront eine ganze Reihe Pferde zur Begutachtung und zum Verkauf, rechts strömen Schaulustige und Interessenten durch die enge Straße, in der sich weiter hinten dunkel eine dichte Publikumsmenge ballt. Die Figuren und Tiere zeichnet Liebermann mit lockeren, souverän skizzierenden Linien, so dass sie deutlich erkennbar sind, die Details jedoch in der Andeutung bleiben. Die Bewegungen der Pferde links und die kleinen Kinder rechts beleben den Vordergrund, von dessen ebener Erde aus der Künstler mit einem kleinen Abstand auf die Szenerie blickt. Malerisch setzt er das locker mit der breit gelegten Kreide angedeutete Laubdach der Bäume weiter hinten in der Straße ein, um das bunte Treiben zu überschatten und die Komposition im Hintergrund abzurunden. Wir danken Margreet Nouwen, Berlin, für wertvolle Hinweise und die Expertise vom 13.09.2024.

8008

max liebermann

8008 Selbstbildnis mit Zeichenblock Kreide in Schwarz auf Velin. 1927.

29,8 x 25 cm.

5.000 €

Mit aufmerksamem, ein wenig strengem Blick schaut Liebermann auf den Betrachter. Seine ausdrucksstarke Physiognomie umfährt er mit sensiblen Kreidelinien und Schraffuren, betont Falten und Schattierungen, und er modelliert die Partien von Augen, Nase und Mund besonders plastisch durch. Die Zeichnung, Vorlage für die Lithographie gleichen Titels (Achenbach 142) aus dem Jahr 1927, zeigt den Künstler im erweiterten Brustbild nach links. Der helle Malkittel über dem makellosen dunklen Anzug mit Weste und Krawatte charakterisiert Liebermann nicht nur als Künstler, sondern auch als ein soigniertes Mitglied des Berliner Großbürgertums. Wir danken Margreet Nouwen, Berlin, für freundliche Hinweise und die Expertise vom 13.09.2024.

elena luksch-makowsky (1878 St. Petersburg – 1967 Hamburg)

8009 Bildnis des Sohnes Peter im Taufkleid Öl auf Malpappe. 1901.

43 x 33 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert „El. LUKSCHMACOWSKY“ und datiert sowie bezeichnet „Wien“.

3.500 €

Bedeutendes Werk Luksch­Makowskys aus ihrer entscheidenden Wiener Zeit, in dem sie mit größter Sensibilität ihren noch ganz kleinen Sohn darstellt. Die Protagonistin der Wiener Moderne beteiligte sich ab 1901 bis 1903 an wichtigen Ausstellungen der dortigen Secession und arbeitete später, 1911, schon in Hamburg wohnend, mit der Wiener Werkstätte zusammen. „Ihrer Herkunft aus Petersburger Künstlerkreisen und ihrer Fähigkeit als Networkerin sind Verbindungen zwischen dem russischen Silver Age und der Wiener Moderne zu verdanken. (...) Luksch­Makowskys Werk macht

auch die engen russisch­wienerischen Verbindungen jener Zeit sichtbar und stellt so die nachträgliche kunsthistorische Trennung in Ost und West infrage.“ (Stella Rollig, belvedere.at, Zugriff 26.08 2024). Im vorliegenden Gemälde trägt der 1901 geborene älteste Sohn der Künstlerin, Peter Luksch, sein Taufkleid, ähnlich wie in dem Gemälde „Ver Sarum (Selbstportrait mit Sohn Peter)“ aus demselben Jahr, das sich in der Sammlung des Belvedere Wien befindet. Es existiert im Nachlass der Künstlerin, die ihren Namen selber mit „c“ schrieb, zudem noch ein weiteres, etwas kleineres Portrait des Babys aus dieser kurz nach 1900 entstandenen Serie, mit dem Fokus auf dem Gesicht in Frontalansicht. Verso eine weitere Ölstudie Luksch­Makowskys, „Figur vor dunklem Grund“, offenbar eine Studie zum „Katzenfresser“, einem Gemälde aus der Dachauer Zeit, entstanden 1900, das sich mittlerweile im Belvedere befindet. Wir danken Athina Chadzis, Hamburg, für wertvolle Hinweise vom 21.08.2024.

elena luksch-makowsky

8010 Im Wartesaal Öl auf Holz. Wohl um 1930. 28,8 x 39,8 cm.

800 €

Expressiv gestaltet, mit lockerem Duktus und in hellem Kolorit erfasst Luksch­Makowsky den belebten Wartesaal. Souverän verschachtelt sie den Bildraum und die Figuren, so dass eine spannungsvolle Komposition entsteht. Das Gemälde tauchte nach dem Verkauf durch Peter Luksch, Sohn der Künstlerin, erstmals 1994 in einer Auktion bei Kuhlmann & Struck auf, in der ausschließlich Werke von Elena Luksch­Makowsky und Richard Luksch angeboten wurden. Wir danken Athina Chadzis, Hamburg, für wertvolle Hinweise vom 21.08.2024.

8010

august gaul

(1869 Großauheim – 1921 Berlin)

8011 Fischotter

Bronze mit schwarzer Patina, auf grauen Marmorsockel montiert. 1902.

19 x 8 x 12,5 cm.

Hinten rechts auf dem Schwanz signiert „A. Gaul“, auf dem Rücken links mit dem Gießerstempel „NOACK BERLIN“. Gabler 93-2.

10.000 €

Der Fischotter zählt zu den gefragtesten Kleinbronzen August Gauls. Der Künstler beschäftigte sich in verschiedenen Versionen mit dem marderartigen Tier, später u.a. auch ohne Fisch – etwa um 1903 als Keramikausformung (Gabler 109) oder 1908 in einer Variante in Bronze (Gabler 142). Es existiert zudem eine sehr seltene Version unserer Bronze mit vergoldetem Fisch (Gabler 93­1). Mit seiner realistisch gestalteten glatten Oberfläche, der aufrechten Haltung und dem Fisch im Maul schuf Gaul ein besonders markantes Motiv. Max Liebermann erwarb für seine Frau Martha anlässlich einer Ausstellung der Berliner Sezession 1909 den Fischotter als große Brunnenplastik. In den 1970er Jahren wurde, vom Nachlass veranlasst, eine vergrößerte Version des Fischotters von 1902 gegossen (Gabler 93­x). Laut Gabler existieren von unserem reizenden Fischotter wohl keine Lebzeitengüsse, sie kennt nur einige Güsse neueren Datums. Prachtvoller Guss mit schöner, harmonischer Patina. Gesamthöhe mit Sockel: 27 cm.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

lesser ury (1861 Birnbaum – 1931 Berlin)

8012 Nächtliche Begegnung in der Tiergartenstraße Radierung auf Japan. 1919. 20,4 x 11,5 cm (35,4 x 25 cm).

Signiert „L. Ury“. Auflage 150 num. Ex. Rosenbach 51.

1.500 €

Die vorliegende Radierung wiederholt Urys Gemälde „Tiergartenstraße“ von 1889. Ausgezeichneter wenngleich im oberen Bereich etwas unregelmäßiger Druck, mit dem vollen Rand, rechts mit Schöpfrand.

8013 Dutch Studies. Seven etchings

7 Radierungen und 1 Bl. Titel auf Velin. Lose in Orig.Halbpergamentmappe 1922/23.

26,5 x 35 cm.

Alle Radierungen signiert „L. Ury“. Auflage 125 Ex. Rosenbach 17.

1.600 €

Sieben holländische Motive, darunter „Auf der Tenne“, „Holländerin beim Wasserholen“, „Beim Kornpuppenbinden“, „Kanal mit Mühle im Mondschein“, „Holländische Fischerhäuser“, “Holländischer Kanal mit Mühlen“ und „Holländischer Kanal mit ankernden Booten“, erschienen wohl in einer Gesamtauflage von 125 Exemplaren in einer deutschen und einer amerikanischen Auflage, die vorliegende erschienen bei A. Rissling, New York 1923. Prachtvolle, gratige Drucke mit dem vollen Rand.

8013
8012

8014

wilhelm lehmbruck

(1891 Duisburg-Meiderich – 1919 Berlin)

8014 Große Komposition („Composition“)

Kaltnadel auf Bütten. 1913. 34,8 x 24,6 cm (50 x 32,8 cm).

Signiert „W. Lehmbruck“, betitelt und bezeichnet „1. Zustand“.

Petermann 73 I (von III).

1.800 €

Petermann unbekannt gebliebenes Exemplar des ersten Zustandes, noch vor dem angedeuteten Unterarm der weiblichen Figur

rechts und vor der Verlängerung der Schulterlinie des in der Mitte Knienden zum Kopf hin. Petermann sind lediglich zwei Abzüge dieses ersten Druckzustandes bekannt. Die Auflage, gefertigt vom zweiten Zustand, betrug nur 20 Exemplare. Prachtvoller, feiner und wunderbar klarer Frühdruck mit fein changierendem Plattenton in zarten Grauabstufungen, ausdrucksvollem Plattenschmutz, mit deutlich zeichnender, markant eingefärbter Facette und mit Rand. Sehr selten

Provenienz: Ehemals Nierendorf Gallery, New York

lovis corinth (1858 Tapiau – 1925 Zandvoort)

8015 „Starnberger See“

Bleistift auf Bütten (Wz. PL BAS). 1897.

30,8 x 47,3 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Lovis Corinth“, datiert und betitelt.

2.400 €

Delikat gezeichnetes Waldstück: Vertikale Parallelen liegen in der Bildmitte so dicht beieinander, dass sich ein flirrender Effekt ergibt, der einer Naturimpression frappierend nahekommt. Dahinter und oberhalb liegen schräge und gerade gesetzte Schraffurenfelder in unterschiedlichen Dunkelheitswerten. Vorder­ und Hintergrund bleiben hingegen in lockeren Bleistiftschwüngen angedeutet.

Provenienz:

Galerie Nierendorf, Berlin

Kunsthalle Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, DL 2008/3 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort betitelt und bezeichnet)

Privatbesitz Berlin

lovis corinth

8016 „Starnberger See“ (Lichter Wald am Weg) Bleistift auf Bütten (Wz. VD&C). Um 1897.

30 x 47,7 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Lovis Corinth“ und betitelt „Starnberger See“.

2.400 €

Ist die Struktur der Baumstämme im linken Bildbereich noch ausgearbeitet und Äste wie auch Blattwerk stellenweise einzeln erfasst, so wird die Darstellung nach rechts und hinten hin immer summarischer und verliert sich schließlich in der bloßen Andeutung, in der Idee von Bäumen, die Stämme verbildlicht in vertika­

len Linien mit lockeren Kringeln als Kronen. Sowohl der Künstler als auch der Betrachter ergänzen mit Leichtigkeit die Waldimpression in Gedanken. Das durch die Bäume fallende helle Licht findet sich ganz ähnlich in Corinths Gemälde desselben Jahres, „Waldbach bei St. Heinrich am Starnberger See“ (Berend­ Corinth 139).

Provenienz:

Galerie Nierendorf, Berlin

Kunsthalle Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, DL 2008/4 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort betitelt und bezeichnet)

Privatbesitz Berlin

8016

lovis corinth

8017 Bank im Walde II Kaltnadel auf Bütten. 1917.

27,5 x 40 cm (37,5 x 49,2 cm).

Signiert „Lovis Corinth“. Auflage 75 Ex. Schwarz 303.

1.000 €

Erschienen im Fritz Gurlitt Verlag, Berlin. Neben 75 Exemplaren auf Bütten wurden weitere 40 Abzüge auf Japan gedruckt. Prachtvoller, im Grat tiefschwarzer Druck mit dem vollen Rand.

8018 Blick auf den Walchensee Radierung mit Kaltnadel auf hauchfeinem Japanbütten. 1920.

19,8 x 24,9 cm (28 x 39,8 cm).

Signiert „Lovis Corinth“. Auflage 25 num. Ex. Schwarz 432 IV A (von B).

900 €

Blatt 4 der Ausgabe A der Mappe von neun Radierungen Corinths, „Am Walchensee“, erschienen im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin. Brillanter, gratiger Druck mit feinem Plattenton und mit dem vollen Rand.

lovis corinth

8019 Die Liebschaften des Zeus 8 Farblithographien auf hauchdünnem Japanbütten sowie 1 Bl. Impressum. In Orig.-Passepartouts, lose in lithographisch illustrierter Orig.-Halbpergamentmappe. 1920. Ca. 34 x 42 cm.

Die Lithographien jeweils signiert „Lovis Corinth“, im Impressum signiert „Fritz Gurlitt“. Auflage 20 num. Ex. Schwarz 401.

3.500 €

Lovis Corinth illustriert alle prominenten Liebschaften des Göttervaters in seinen lebendigen Lithographien: Antiope und der Faun, Leda und der Schwan, Europa mit dem Stier, Ganymed und der Adler, Danae und der Goldregen, Alkmene mit Zeus­Amphitrion und Hermes, Calisto und Zeus­Artemis sowie schließlich Io mit der Wolke ­ stets nähert sich Zeus den schönen Irdischen in verwandelter Gestalt, um nicht die Eifersucht seiner Gemahlin Hera zu wecken. Jeweils im Druck betitelt. Erschienen als 10. Werk der Gurlitt­Presse, Fritz Gurlitt, Berlin, in einer Gesamtauflage von 100 im Impressum numerierten Exemplaren. Die komplette Mappe in prachtvollen, samtigen Drucken, in frischer Farbigkeit und mit dem vollen Rand.

8020 Mann, Cigarre rauchend vor Flusslandschaft Farblithographie auf Japan. 1923/24. Ca. 15,5 x 23,5 cm (25 x 37,4 cm).

Signiert „Lovis Corinth“, bezeichnet „Probedruck“ und mit einer unleserlichen Widmung vom Künstler datiert „4. Juli 1923.“. Müller 846.

1.500 €

Aufgrund der Datierung am Unterrand des Blattes ist davon auszugehen, dass die Lithographie entgegen den Angaben im Werkverzeichnis bereits 1923 entstand. Die prächtige und seltene Farblithographie in einem ausgezeichneten, kräftigen Probeabzug mit dem wohl vollen Rand.

8020

emil nolde

(1867 Nolde/Schleswig – 1956 Seebüll)

8021 Hamburg, Landungsbrücke

Radierung mit Aquatinta auf Velin. 1910.

30,2 x 40,5 cm (44 x 52 cm).

Signiert „Emil Nolde“.

Schiefler/Mosel 139 III.

4.000 €

Während seines ersten Aufenthaltes in Hamburg schuf Nolde außer diesem Motiv noch 18 weitere Radierungen. Im Februar 1910 war er wegen seiner Einzelausstellung in der Commeter’schen Kunsthandlung nach Hamburg gereist und blieb dort länger als geplant, weil sich ihm im Hafen eine völlig neue Welt von Schornsteinen und Kränen, Eisenbrücken, Docks, Barkassen und Schleppern auf der Elbe zeigte. Druck des endgültigen Zustandes mit der dunklen Tonätzung; einer der späteren Abzüge, hier ohne das Wasserzeichen. Gedruckt in einer Gesamtauflage von mindestens 40 Exemplaren bei Genthe, Hamburg bzw. Sabo, Berlin. Ausgezeichneter Druck mit hellem, körnig­fleckigem Plattenton, mit nuancierter Flächenätzung und mit breitem Rand.

8022 Akt

Radierung mit Aquatinta in Blaugrün auf festem Van Gelder Zonen-Bütten. 1906.

19,4 x 14,8 cm (41,5 x 27,8 cm).

Signiert „Emil Nolde“ und datiert sowie vom Drucker signiert „OFelsing“ und bezeichnet.

Schiefler/Mosel 34 II.

8.000 €

Druck von der verstählten Platte, aus der Gesamtauflage von 66 Exemplaren, 20 davon waren 1907 der Jahresgabe der Künstlergruppe Brücke beigegeben, neben weiteren sieben Exemplaren des ersten Zustandes. Noldes erster radierter Akt bildet den Auftakt einer Reihe von zehn Aktmotiven, die er in den Jahren 1907 bis 1908 schuf. Das frühe Blatt aus der Brücke­Zeit in einem prachtvollen Druck mit breitem Rand.

raoul hausmann (1886 Wien – 1971 Limoges)

8023 „Hannah Höch“ (Weiblicher Akt) Zimmermannsbleistift und Graphit, partiell leicht gewischt, auf glattem gelblichen Velin. 1914/15. 44 x 60,5 cm.

Seitlich links in der Darstellung mit Bleistift monogrammiert „RH“ und datiert „1914“, unten links mit Feder in Schwarz nochmals datiert und betitelt.

5.000 €

Sichere, dynamisch und kantig geführte Konturen umfahren den schlanken Körper der Künstlerin, während zarte Wischungen das blasse Inkarnat und eine plastische Modellierung andeuten. Weil die Spuren seines Fingers deutlich erkennbar sind, ebenso jedes Zögern und Innehalten des breiten Zimmermannsbleistifts, wird

Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 17.06.2009, Lot 240 Privatbesitz Rheinland 8023

Hausmanns Zeichenprozess geradezu erfahrbar. Um 1914/15 lernte Hannah Höch an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin als Schülerin von Emil Orlik den bereits verheirateten Raoul Hausmann kennen und ging mit ihm eine Liebesbeziehung ein, die, obwohl ausgesprochen problematisch, sieben Jahre dauerte. Höch wurde lange vor allem als Dadaistin an Hausmanns Seite und nicht als eigenständige Künstlerin gesehen, obwohl sie mit ihm gemeinsam stilistisch die Fotomontage entwickelte und entscheidend zur Dada­Bewegung beitrug.

oskar kokoschka (1886 Pöchlarn – 1980 Montreux)

8024 Weiblicher Akt, laufend Kreide in Schwarz auf bräunlichem Packpapier. Um 1910. 44,2 x 31,6 cm.

Unten links mit Zimmermannsbleistift monogrammiert „OK“.

18.000 €

Mit vehementem Strich, die Physiognomie einer zur Seite springenden heranwachsenden jungen Frau mit weit ausgestreckten Armen souverän festhaltend, erfasst Kokoschka sein Modell. In der zeichnerischen Auseinandersetzung mit dem Gegenüber war vor

allem das spontane Erfassen des Erlebten prioritär für den Künstler. Typisch für Oskar Kokoschkas Frühphase sind die in einer Vielzahl noch erhaltenen Aktzeichnungen junger Frauen und Mädchen. Oft in Bewegung wiedergegeben, bannte Kokoschka seine Modelle mit verkanteten Umrisslinien und überlängten Gliedmaßen aufs Papier. Die Zeichnungen entstanden in der Regel in Folgen von mehreren Blättern. Meist spontan und in einem inspirierenden Augenblick folgte er seinem unmittelbaren Impuls, wodurch sich das zeichnerische Werk kontinuierlich entfalten konnte.

Provenienz: Privatsammlung Schleswig Holstein (zwischenzeitlich in Kommission im Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin)

8024

ottilie-wilhelmine roederstein (1859 Enge/Zürich – 1937 Hofheim am Taunus) 8025 Trauernde Öl auf Malpappe. 1918. 26 x 32,3 cm.

Unten rechts mit Kreide in Rot mit dem Künstlersignet „OWR“ und datiert.

1.200 €

Virtuos vor tiefdunklem Hintergrund in Szene gesetztes Bildnis einer Trauernden, das bei farblicher Reduktion und mit effektvoller Vereinfachung der Formen als Verbildlichung der Emotion „Trauer“ gelten kann. Ausgebildet an der Berliner Akademie bei Karl Gussow, später in Paris bei Émile Auguste Carolus­Duran und Jean­Jacques Henner, konnte die Künstlerin dort bald ein eigenes Atelier eröffnen. Roederstein und ihre Lebensgefährtin, die Frauenrechtlerin

Elisabeth Winterhalter, eine der ersten Ärztinnen Deutschlands, lebten als offen lesbisches Paar ein von gesellschaftlichen Zwängen gelöstes unabhängiges Leben; beide unterstützten später andere Frauen auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit. Mit ihren gefeierten Portraits, darunter Prominente wie Georg Swarzenski, Hanna Bekker vom Rath, Jakob Nussbaum und Alexej von Jawlensky, war die Künstlerin jahrelang im Salon de Paris vertreten. Bei der Dargestellten handelt es sich um Rödersteins Dienstmädchen Helene „Lehnchen“ Helm.

Provenienz: Jugendfreund der Künstlerin (direkt bei ihr erworben)

Arno Becker, Hofheim/Taunus Privatbesitz Hessen

8025

8026

otto friedrich lendecke (1886 Lemberg – 1918 Wien)

8026 „Ich werde beobachtet“

Aquarell und Bleistift auf Velin, aufgezogen auf festen Karton. 1918.

32 x 26 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „Lendecke“ und datiert, verso betitelt.

1.200 €

Lendeckes Faszination für die elegante Welt der Mode spiegelt sich in der fein und akribisch ausgeführten Zeichnung. In Paris lernte der Künstler 1911 den Modeschöpfer Paul Poiret kennen und traf Josef Hoffmann, den künstlerischen Leiter der Wiener Werkstätte, für die er bald Postkarten entwarf. Zudem schuf er Illustrationen für die Zeitschriften Jugend, Meggendorfer Blätter sowie Licht und Schatten. Bei Kriegsausbruch 1914 zog er nach Budapest und 1915 nach Wien, wo die vorliegende Zeichnung entstand.

franz (frantisek) urban (1894 Novy Malín –1959 Stockdorf)

8027 „Werden“

Farbradierung mit Aquatinta auf Similijapan. Um 1923.

38,7 x 29 cm (53 x 40,8 cm).

Betitelt und von fremder Hand bezeichnet „Urban“.

800 €

Prachtvoller, großformatiger, in den Farben wunderbar abgestimmter Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und mit breitem Rand. Äußerst selten

8028 „Werden“

Farbradierung mit Aquatinta auf Similijapan. Um 1923.

38,7 x 29 cm (53,5 x 40,5 cm).

Signiert „FUrban“, schwer lesbar datiert und betitelt.

1.200 €

Prachtvoller, großformatiger, in den Farben herrlich leuchtender Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und breitem Rand. Äußerst selten

8027
8028

franz (frantisek) urban

8029 „Scheiden“

Farbradierung mit Aquatinta auf Japan. 1923.

39,5 x 29,8 cm (51 x 40 cm).

Signiert „FUrban“, datiert, betitelt und bezeichnet „Aus dem Zyklus von der Seele“. 1.800 €

In sphärischen Farbklängen strahlt die allegorisch­symbolistische Darstellung des in Prag bei Frantisek Zenísek ausgebildeten Künstlers. Die Radiertechnik feinsinnig einsetzend, gestaltet Urban das Motiv in samtigem Kolorit von delikater Raffinesse. Prachtvoller, großformatiger Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und mit breitem Rand. Äußerst selten

8030 Esoterische Komposition

Farbradierung mit Aquatinta auf festem Velin. 1924. 38,7 x 29 cm (54 x 40 cm).

Signiert „FUrban“ und datiert, von fremder Hand bezeichnet.

800 €

Prachtvoller, großformatiger Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und mit breitem Rand. Äußerst selten

8029 8030

leopold löwy (1871–1940, Wien)

8031 Kopf mit Knollennase Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900–1920.

13,5 x 9 cm.

Oben mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet „850“.

800 €

Über Leopold Löwy ist nur wenig bekannt. Er kam aus einem jüdisch­ österreichischen Industriellenhaushalt und umgab sich in den Wiener Kaffeehäusern mit vielen Prominenten der Zeit. Die Karikaturen seiner Zeitgenossen werden in verschiedenen Wiener illustrierten Zeitschriften veröffentlicht. Des weiteren illustriert Löwy 1920 eine Sammlung eigens verfasster Tierfabeln. Um der Deportation in ein Konzentrationslager zu entkommen, entscheidet sich Leopold Löwy 1940 zum Freitod und hinterlässt ein umfangreiches Werk kleiner, ungemein feiner und geistreicher Zeichnungen, die spitzfindig und phantasievoll seine Zeitgenossen in den Blick nehmen. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.­Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.

Provenienz:

Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien

Privatbesitz Wien

Galerie bei der Oper, Wien

Privatbesitz Wien

8032 Kopf mit Zyklopenauge

Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900–1920. 13,8 x 9 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz bezeichnet „980“. 800 €

Frontal blickt das skurrile Gesicht aus dem Bild, das einzelne Auge blickt melancholisch mitten im Gesicht zwischen Mund und Nase hervor. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.

Provenienz:

Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien Privatbesitz Wien

Galerie bei der Oper, Wien Privatbesitz Wien

leopold löwy

8033 Phantasiewesen

Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900–1920.

13,8 x 9 cm.

Links mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet „973“.

800 €

Phantastische Kreatur mit vollkommen verschobenem Gesicht: oben ein Ohr, links der Mund, und nach rechts blickt ein Auge. All das ist von Löwy feinsinnig gezeichnet und mit subtilen Schattierungen plastisch durchgestaltet. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.­Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.

Provenienz:

Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien

Privatbesitz Wien

Galerie bei der Oper, Wien

Privatbesitz Wien

8034 Phantasiewesen mit dickem Bauch

Öl auf festem Velin, gefirnist. Um 1900–1920.

14,2 x 9,4 cm.

Oben mittig mit Pinsel in Schwarz bezeichnet „886“. 800 €

In den Proportionen verzerrt und verschoben und dennoch mit menschlichem Blick, mit fünf Fingern an der winzigen Hand, einem feinen Öhrchen und ebenmäßigem Inkarnat, so zeichnet Löwy die seiner Phantasie entsprungene Kreatur, ausgehend von der menschlichen Erscheinung. Beigegeben: Die Gezeichneten des Leopold Löwy, Ausst.­Kat. Galerie bei der Oper, Wien 2023.

Provenienz:

Direkt vom Künstler an Rudolf Brix, Wien

Privatbesitz Wien

Galerie bei der Oper, Wien

Privatbesitz Wien

8033
8034

Die Innigkeit und Stille des heiligen Moments schildert Brömse in großzügiger, souveräner Abstraktion mit kantigen Flächen und expressiv stilisierten Formen. Ein feines Leuchten und die schimmernde Wirkung der zurückgenommenen und zugleich delikat differenzierten Farbtöne, Nuancen von Rot, Grün und Gelb, scheint vom Christuskind auszugehen, während der Stall im Hintergrund in blassem Braun erscheint. Ganz prachtvoller, in der Farbigkeit harmonisch abgestimmter Druck mit dem wohl vollen Rand, oben und rechts mit dem Schöpfrand. Rarissimum 8035

august brömse

(1873 Franzensbad – 1925 Prag)

8035 „Geburt Christi“ Farbige Monotypie auf Bütten. 13,4 x 12,2 cm (25 x 20 cm).

Monogrammiert „ABr“ und betitelt.

1.200 €

august brömse

8036 Der Überfall Aquarell, Feder und Pinsel in Schwarz auf Skizzenpapier.

23,3 x 15 cm.

800 €

Alptraumhafte Szene, mit vehementen Federschraffuren und in dunkeltoniger Aquarellierung gezeichnet. Der Überfall der riesenhaften Spinne auf den Kopf des essenden Mannes versetzt nicht nur seinen Tischgenossen, sondern auch den Betrachter in Schrecken. Es existiert eine Kohlezeichnung des Künstlers, auf der ganz ähnlich ein Mädchen von hinten von einem Insekt angefallen wird. Wir danken Dr. Gabriela Kasˇková, Regensburg, für wertvolle Hinweise vom 26.09.2024. Beigegeben: Zwei weitere Federzeichnungen des Künstlers (1 Blatt monogrammiert).

heinrich zille

(1858 Radeburg bei Dresden – 1929 Berlin)

8037 Holzsammlerin

Radierung, Vernis mou und Stoffdurchdruckverfahren in Braun auf festem Japan. Um 1902.

40,8 x 33,1 cm (54,8 x 44,7 cm).

Signiert „H. Zille“. Auflage 25 röm. num. Ex. Rosenbach 31 c.

1.200 €

Eines der graphischen Hauptblätter Heinrich Zilles in einem prachtvollen Druck mit beitem Rand. Selten

8038 „Drücken musste!“

Feder in Schwarz und Aquarell auf Kupferdruckkarton. 1910.

28,8 x 22 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „H. Zille“ und betitelt, dort zudem koloriert, verso vom fremder Hand bezeichnet.

12.000 €

Eindrucksvolle Variante des äußerst beliebten Sujets Heinrich Zilles, das er zwischen 1910 und 1923 in verschiedenen Versionen immer wieder aufgriff: Humorvoll erfasst Zille in charakteristischer Weise die kleine Szene der beiden kleinen Mädchen, die große Schwester der kleinen auf dem Hochstuhl die Nase putzend. Die Darstellung wurde durch den Umschlag seines zweiten Bildbandes „Mein Milljöh“ bekannt, das erstmals 1914 veröffentlicht wurde. Sorgfältig aquarellierte Federzeichnung mit leuchtenden Farben. Wir danken Prof. Matthias Flügge, Berlin, für freundliche Hinweise vom 10.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers Privatbesitz Berlin

Literatur:

Gerhard Flügge und Margarethe Köhler­Zille, Heinrich Zille Berlin aus meiner Bildermappe, Leipzig 1969 (Abb. S. 142)

heinrich zille

8039 Mann und Frau

Farbige Kreiden auf braunem Velin.

Ca. 24 x 22 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „H.Zille“.

3.000 €

Verso eine weitere kleine Kreideskizze eines sitzenden Mannes. Mit schnellem, kräftigem Strich und wenigen pointierten Farbakzenten umreißt Zille eine seiner typischen Alltagsszenen mitten aus dem Leben der Menschen um die Jahrhundertwende. Eine korpulente Frau mit Putzeimer dirigiert mit energischer Geste einen ihr hinterdrein laufenden Mann, der tief gebeugt eine schwere und heikle Last mit Mobiliar und Geschirr auf seinem Rücken trägt.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8039

Exemplar des Plakatdrucks von einem zweiten Stein, mit dem Plakattext in Schreibschrift, der endgültige Zustand mit der lithographierten Signatur oben rechts und dem durchgehenden, leicht welligen Strich oberhalb der Darstellung, vermutlich vom Steinrand. Prachtvoller Druck mit kleinem Rand. Selten 8040

käthe kollwitz (1867 Königsberg – 1945 Moritzburg)

8040 Heimarbeit

Kreide- und Pinsellithographie auf dünnem braunen Affichenpapier. 1925.

68,5 x 45 cm (71,5 x 48 cm).

Knesebeck 217 B II.

1.800 €

käthe kollwitz

8041 Die Eltern

Kreidelithographie auf hauchfeinem Japanbütten. 1919.

31,7 x 47,5 cm (47,7 x 61,5 cm).

Signiert „Käthe Kollwitz“. Auflage 25 Ex. Knesebeck 142 b (von c).

1.200 €

Exemplar aus der kleinen Auflage auf Japanbütten, neben 275 Exemplaren auf Velin, erschienen bei Richter 1919. Verworfene zweite Fassung des dritten Blattes aus der Folge „Krieg“. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

8042 Deutschlands Kinder hungern!

Lithographie auf braunem dünnen Affichenpapier. 1923.

42,5 x 68,5 cm (47,2 x 70 cm).

Knesebeck 202 B (von C 3).

1.000 €

Druck der auf einen neuen Stein umgedruckten oder fotomechanisch übertragenen Darstellung mit der vorhandenen Schläfenlinie des Kindes und der Randlinie der Schale oben links und weiteren Überarbeitungen sowie mit dem lithographierten Namenszug, dem gesamten deutschen Text und der Adresse des Druckers H. Birkholz, Berlin, im Unterrand. Spätere Auflagen trugen den Text in Norwegisch bzw. Englisch. Ausgezeichneter Druck, teils mit kleinem Rändchen. Selten

8044

8043 Wehrt dem Hunger! Kauft Ernährungsgeld!

Lithographie auf bräunlichem Affichenpapier. 1924.

32,5 x 45,5 cm (36 x 47,7 cm).

Knesebeck 206 A II (von B).

900 €

Aus der wohl kleinen Plakatauflage mit der Schrift; Knesebeck konnte nur sechs Exemplare in dieser Form nachweisen, keines davon signiert. Ausgezeichneter Druck mit dem wohl vollen, kleinen Rand. Sehr selten

8044 Handzeichnungen in originalgetreuen

Wiedergaben

1 Lithographie „Nachdenkende Frau“ auf glattem Velin sowie 1 Doppelbl. Titel, Vorwort, Inhaltsverzeichnis und 24 Lichtdrucktafeln auf Velin. Lose in Halbleinenmappe. 1920.

65 x 48 cm.

Die Lithographie signiert „Käthe Kollwitz“. Knesebeck 160 A III (von B).

1.800 €

Erschienen im Verlag Emil Richter, Dresden, wohl in einer Auflage von mehreren hundert Exemplaren, hier vorliegend Exemplar der Ausgabe C, die Lithographie mit dem horizontal abschließenden Stirch in der Mitte zwischen den Beinen. Die Lichtdrucktafeln verso mit dem Sammlerstempel von Emil Richter (Lugt 5085).

Nach eigenen Plänen von Käthe Kollwitz entstand 1920 die sogenannte Richter­Mappe mit den vorzüglichen Lichtdrucken und der beiliegenden Lithographie, diese gedruckt bei Herm. Birkholz, Berlin. Die von Kollwitz selbst getroffene, subjektive Auswahl verdeutlicht die Sicht der Künstlerin auf ihr Werk. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

georg tappert (1880–1957, Berlin)

8045 Traum

Holzschnitt, mit dem Pinsel überarbeitet, auf glattem Velin. 1912.

30 x 48,3 cm (34,8 x 50 cm).

Signiert „Tappert“. Wietek 50.

800 €

Wietek verzeichnet lediglich Probedrucke, ihm war keine Auflage bekannt. Das gleiche Motiv der in einer Landschaft liegenden Betty existiert auch als Monotypie (vgl. Wietek 280/281), die Komposition der Landschaft ist im Holzschnitt jedoch weitaus komplexer ausgearbeitet. Prachtvoller, von Tappert überarbeiteter Druck mit kleinem Rändchen. Äußerst selten

Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg

8046 Der Nachtwandler

8 Holzschnitte und 2 Bl. Text, Impressum und Titel auf Velin. In Orig.-Passepartouts, lose in Orig.-Kartonmappe mit Titelholzschnitt. 1920.

Bis 43 x 28,3 cm (Blattgröße).

Alle signiert „Tappert“, im Impressum zusätzlich signiert. Auflage 100 num. Ex. Wietek 112-120.

1.500 €

Holzschnitte zu dem Gedicht von Theodor Däubler. Herausgegeben von der Galerie Flechtheim, Düsseldorf 1920, in einer Gesamtauflage von 136 numerierten Exemplaren, gedruckt von der PanPresse, Berlin. Die Mappe enthielt auch mehrere Blätter, die ursprünglich für den nicht zur Publikation gelangten Zyklus „Träume“ bestimmt gewesen waren. Die Inhalte bewegen sich zwischen Traum und Wirklichkeit, dargestellt in einem kantig abstrahierenden, spitzwinkligen Nachkriegsexpressionismus. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.

Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg

otto möller

(1883 Schmiedefeld/Thüringen – 1964 Berlin) 8047 Liegende in rotem Kleid Öl auf Leinwand. Um 1908.

49,4 x 59,8 cm.

Verso auf dem Keilrahmen von fremder Hand alt bezeichnet „Otto Möller“ sowie datiert „um 1908“ und mit diversen alten Klebeetiketten. Brabenetz M 1908-2 (online).

10.000 €

Otto Möller, bekannt als Mitglied der Berliner Novembergruppe und als Expressionist der zweiten Generation greift in seinem Œuvre verschiedene Stilelemente auf und bewegt sich in seinen Arbeiten eklektisch zwischen Expressionismus, Dadaismus, Konstruktivismus und Futurismus. Unser Gemälde zeigt eine Frau in

leuchtend rotem Kleid, die auf einem grünen Bett liegt. Ihre laszive Pose, wenn auch bekleidet, lässt eine bewusste Anspielung an Courbets „L’origine du monde“ vermuten. Die kräftigen Primärfarben und der deutlich hervorstechende Komplementärkontrast entsprechen wiederum ganz den expressiven Vorbildern, wenngleich eine dem Expressionismus typische Verzerrung und Überzeichnung ausbleibt und Möller beispielsweise beim Inkarnat der Frau eher realistischen Traditionen folgt. Verso mit einem weiteren Gemälde „Blumenstilleben“ (Weißer Flieder in Vase). Das Werkverzeichnis wurde online eingesehen am 03.10.2024.

Provenienz: Galerie Utermann (verso mit deren Klebeetikett) Ehemals Grisebach, Berlin, Auktion 163, 29.11.2008, Lot 732

karl schmidt-rottluff (1884 Rottluff bei Chemnitz – 1976 Berlin)

8048 Bäume im Winter

Holzschnitt auf feinem Japanbütten. 1905/75.

11,8 x 16 cm (22,9 x 28 cm).

Monogrammiert „SR“. Nicht bei Schapire/Rathenau.

1.200 €

Der erste bekannte Holzschnitt Schmidt­Rottluffs, von dem keine Frühdrucke gedruckt worden sind, aus der Auflage von 1975. Die kleinen Bäume auf einer leeren Fläche lassen mit ihrem feinen Lineament Schmidt­Rottluffs Auseinandersetzung mit japanischer Kalligraphie erkennen. Ausgezeichneter Druck mit dem wohl vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.

8049 Holzschnitt für das Spiel Christa

Holzschnitt auf Velin. 1918.

15,8 x 9 cm (35,5 x 26,7 cm).

Signiert „S Rottluff“, unten mittig mit der Werknummer „1824“.

Schapire H 225.

1.500 €

Männlicher Kopf an eine weibliche Halbfigur gelehnt, entstanden als Teil der Folge von neun Holzschnitten, die Schmidt­Rottluff für „Das Spiel Christa vom Schmerz der Schönheit des Weibes“ entwarf, erschienen mit dem Text des Dramatikers und Erzählers

Alfred Brust bei der Sammlung „Der rote Hahn“, Verlag der Aktion, Berlin 1918. Vom Stock gedruckt bei Fritz Voigt, Berlin. Sämtliche Stöcke sind zerstört. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

Provenienz: Nachlass Gerhard Wietek, Hamburg

8050 Weiblicher Kopf

Holzschnitt auf Japan. 1915.

24,8 x 17,7 cm (34 x 27 cm).

Signiert „S Rottluff“. Auflage 110 Ex. Schapire 180, Söhn HdO 105-13.

4.000 €

Den lichten Hintergrund um das schmale Frauengesicht strukturiert Schmidt­Rottluff mit kristallin wirkenden, strahlenförmigen schwarzen Strichen. Ein ausgewogenes Verhältnis von Hell und Dunkel charakterisiert dieses Blatt in besonderem Maße. Das weiche Fichtenholz ermöglicht es dem Künstler, seine expressive und reduzierte Formensprache zu entfalten, indem es leicht in alle Richtungen bearbeitet werden kann. In keinem anderen Medium verwirklicht Schmidt­Rottluff seine expressionistischen Ideen, Reduktion, Klarheit und Aufrichtigkeit, so konsequent wie im Holzschnitt. Exemplar aus der Auflage in Bauhaus Drucke, Neue Europäische Graphik, 5. Mappe: Deutsche Künstler, Weimar 1921, unten links mit dessen Blindstempel (Lugt 2558b). Eigendruck des Künstlers, entstanden bei Voigt. Ganz prachtvoller Druck, die Holzmaserung des Fichtenstockes wunderbar sichtbar machend, mit breitem Rand. Selten

8048

otto mueller

(1874 Liebau – 1930 Breslau)

8051 Sitzendes Paar

Bleistift auf Velin. Um 1927. 37,5 x 28,5 cm.

Verso mit dem Nachlaßstempel, dort signiert „Heckel“ und bezeichnet „OM“ sowie „C 4834“.

10.000 €

Ein unkonventionelles Liebespaar: In zeitloser, kreatürlicher Nacktheit sitzt die junge Frau vor ihrem Partner im Anzug, beide schmiegen sich innig aneinander. Weich geschwungene Linien einerseits und gerade, kantige Formen andererseits nutzt Mueller, um männliche und weibliche Körperkonturen auch zeichnerisch zu unterscheiden, locker geführte Schraffuren kennzeichnen bei beiden Gestalten die Binnenstrukturen. Als Mueller um 1924 bis 1925 die Sommermonate in Dalmatien, Ungarn und Rumänien verbrachte, fand er dort seine Inspiration für die Motive der „Zigeunermappe“, die er im Herbst 1927 veröffentlichte. Vermutlich im Zusammenhang mit dieser Mappe entstand die vorliegende Zeichnung. Mueller sah sich selber als Bohemien und suchte, wie in frühen Jahren bereits seine Freunde in der Künstlergemeinschaft Die Brücke, ein Leben in selbstgewählter Armut und außerbürgerlichem Milieu. Er malte und zeichnete auf seinen Reisen Sinti und Roma, „Das positive Bild, das Müller in seinen Arbeiten von der teils ausgegrenzten, im späteren 19. Jahrhundert andererseits auch romantisierten Volksgruppe entwarf, ist nun gewiss nicht rassistisch, blendet ihre Lebensrealität allerdings weitgehend aus und spiegelt wohl eher seine eigenen eskapistischen Sehnsüchte. Ihr scheinbar freies Leben, das er vorübergehend mit ihnen teilte, sah er vermutlich als Gegenentwurf zu den Zwängen einer bürgerlichen Existenz, die seinem unkonventionellen Denken widersprachen.“ (Michael Lassmann, Otto Mueller. Der Traum vom freien Leben, weltkunst.de vom 17.01.2024, Zugriff 09.09.2024).

Provenienz:

Galerie Nierendorf, Berlin (dort erworben 1974)

Privatbesitz Berlin

Literatur:

Kunstblätter der Galerie Nierendorf, Nr. 31, Juni 1974, Abb.­Nr. 58

ernst ludwig kirchner

(1880 Aschaffenburg – 1938 Frauenkirch bei Davos) 8052 Frauenkopf und stehender Mann Bleistift auf Kupferdruckpapier. 1915. 49 x 36 cm.

Oben rechts mit Bleistift signiert „ELKirchner“ und datiert.

4.500 €

In nur wenigen kurvenhaften Linien, kraftvollen, energischen, etwas kantigen Bleistiftstrichen und vehementen Binnenschraffuren zeichnet Kirchner den nahezu überlebensgroßen Frauenkopf und den stehenden Mann links im Hintergrund. Lebendig und beinahe bis zur Abstraktion aufgelöst ist das längliche Gesicht mit den zum Dutt aufgesteckten Haaren wiedergegeben, so dass die Physiognomie schemenhaft in der Andeutung bleibt. Die Frisur ist häufig bei Erna Schilling zu sehen, es handelt sich also

möglicherweise um eine Darstellung von Kirchners Modell und Geliebter. „Kirchners Zeichnung vertraut allein der Linie. Diese leistet Kontur, Fläche, Raum und Volumen. Wischungen und Schattierungen erscheinen nur selten und nicht Volumen modulierend, sondern Flächen bildend.“ (Wolfgang Henze, Kirchner der Zeichner. Am Beispiel seines Menschenbildes 1909 ­1936, in: Galerie Henze & Ketterer, Kat. 78, Bern 2009, S.11). Mit dem raschen Erfassen einer kurzzeitigen, flüchtigen Körperhaltung vermeidet Kirchner eine detaillierte Ausformung der Oberflächen und erreicht mit der schnellen Strichführung und der unmittelbaren Wahrnehmung eine natürliche, ganzheitliche Darstellung der Szene.

Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 10.06.2006, Lot 1321 Privatbesitz Rheinland

8052

ernst ludwig kirchner

8053 David Müller

Holzschnitt auf gelblichem Velinkarton. 1919. 34 x 29,6 cm (48 x 40 cm).

Mit dem Signaturstempel „EL Kirchner“.

Gercken 1094 IV B 2, Dube 409 II B, Söhn HdO 105-6. 2.800 €

Kirchners kleinteilige, splittrige Schnittführung im Holzschnitt „David Müller“ formt ein differenziertes Bild des langgestreckten Männerkopfes mit der Kappe. Figur und Hintergrund sind mit Hilfe der zumeist linearen Strukturen komplex miteinander ver­

zahnt. Die feinen Linien schnitt Kirchner mit dem Geißfuß. David Müller war der dritte Sohn der Eigentümer der Hofgruppe „In den Lärchen“ in Frauenkirch. „Kirchner war die Darstellung so wichtig, dass er sie 1921, aufgefordert sich an den Bauhaus­Mappen zu beteiligen, in einer Auflage von 110 hierfür zur Verfügung stellte.“ (staatsgalerie.de, Zugriff 23.09.2024). Exemplar aus der Auflage mit dem Monogramm im Druckstock, gedruckt für Bauhaus Drucke, Neue Europäische Graphik, 5. Mappe: Deutsche Künstler, Weimar 1921. Es muss sich um einen der nach 1920 entstandenen Drucke handeln, da erst ab diesem Jahr Kirchners Signaturstempel Verwendung fand. Ausgezeichneter Druck mit breitem Rand.

8053

hermann max pechstein (1881 Zwickau – 1955 Berlin)

8054 Heischer Holzschnitt, aquarelliert, auf dünnem Velin. 1917/18. 24,6 x 20,5 cm (49,4 x 39,4 cm).

Monogrammiert „HMP“ und datiert „1918“. Fechter H 117.

2.000 €

Den ausgezeichneten, wunderbar differenzierten Holzschnitt hat der Künstler zart in Rot und Gelb koloriert, mit dem wohl vollen Rand. In dieser Form unikathaft und von allergrößter Seltenheit

8055 Doppeltes Kinderbildnis

Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1927. 34 x 26,3 cm.

Mittig mit Kreide in Schwarz signiert „HMPechstein“ (ligiert) und datiert.

900 €

Schnelle, treffsichere Skizze, in der Pechstein die unterschiedliche Mimik im kindlichen Gesicht seines knapp einjährigen Sohnes „Mäki“ erfasst. Die Arbeit ist dem Archiv in Hamburg durch Abbildungen bekannt. Wir danken Julia Pechstein, Hamburg, für freundliche Hinweise vom 04.09.2024.

Provenienz: Galerie Saxonia, München Ehemals Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 272, Lot 1033

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hermann max pechstein

8056 Weihnachten

Holzschnitt in Braun, aquarelliert, auf Bütten. 1916. 23,4 x 17 cm (43,5 x 28,2 cm).

Signiert und gewidmet „Unsre besten Wünsche zum Weihnachtsfeste Ihre Pechsteins“ sowie datiert. Krüger H 164.

3.500 €

Wie eine Weihnachtsgrußkarte fungiert unser Holzschnitt, koloriert in den Farben Blau (verblasst), Gelb, Grün und Ocker, wie bei Krüger beschrieben. Die Dargestellten sind der Sohn des Künstlers, Frank, sowie Lotte und Max Pechstein. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

august blunck (1858 Altona – 1946 Berlin)

8057 Bülowstraße Öl auf Hartfaser. 1914/15.

29,2 x 25,7 cm.

Unten links mit Pinsel in Rot signiert „A. Blunck“.

900 €

Lebhaft weht die schwarz­weiß­rote Flagge des Deutschen Reiches der Kaiserzeit von den Balkonen und Fenstern in der verschneiten Schöneberger Bülowstraße, wo Blunck bis 1923 sein Atelier unterhielt. Diesen euphorischen Patriotismus, mit dem große Teile der Bevölkerung den Kriegsbeginn und die ersten Siege unter Hindenburg bejubelten, schildert Blunck mit kurzen, leicht abstrahierenden Pinselstrichen, harmonischer Tonalität und pastosem Farbauftrag.

Provenienz: Nachlass des Künstlers

Privatbesitz Berlin

albin egger-lienz

(1868 Stribach – 1926 St. Justina bei Bozen)

8058 1915

Farblithographie auf Bütten. 1915. 60,4 x 78,7 cm (72,5 x 91 cm).

Signiert „Egger Lienz“. Kirschl DG 8.

1.800 €

Das Werk entstand in Egger­Lienz‘ Jahren als Kriegsmaler. 1915 meldete er sich bei den Tiroler Standschützen und hielt u.a. mit der Lithographie seine Eindrücke bei der Gilde fest. Gedruckt von der k. k. Hof­ und Staatsdruckerei, Wien, herausgegeben als Prämienblatt zu „Die Graphischen Künste“, Jahrgang 38, von der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Wien. Prachtvoller Druck mit dem vollen Schöpfrand.

alfred kubin

(1877 Leitmeritz/Böhmen – 1959 Wernstein)

8059 Im Reich der Mühlen

Feder in Schwarz über Bleistift auf gelbem Velin. Um 1920. 27,3 x 35,6 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Kubin“.

4.000 €

Charakteristisch für Kubins Schaffen sind seine Darstellungen phantastischer Traumvisionen. Das Zusammenspiel von Traum und Alptraum ist dabei ein immer wiederkehrendes Thema. Ein idyllisch wirkendes Dorf, von Fabelwesen bewohnt, mit zahlreichen Tieren, in dem aber scheinbar kein Platz für Menschen existiert. Im Vordergrund ist eine kleine Kochstelle, auf der eine tote Frau liegt, deren Gesicht bereits von einem Raben gehackt wird. Die Zeichnung ist als Vorzeichnung zu der Lithographie „Im Reich der Mühlen“, 1922, aus der Mappe „Traumland I“ zu verstehen (Raabe 168). Sie zeigt nicht nur einen Detailreichtum an Bildelementen, sondern auch an zeichnerischer Ausarbeitung.

Provenienz: Privatbesitz Schweiz

8058

walter gramatté (1897–1929, Berlin)

8060 „Zu Büchner: Lenz“ (Selbstbildnis) Feder in Schwarz und Kohle, gewischt, auf dünnem Skizzenbuchpapier. 1924.

27,2 x 19,3 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Gramatté“ und datiert, unten links betitelt. Eckhardt-Gramatté 49.

3.000 €

Lineare, nur wenig mit gewischter Kohle abschattierte Bildniszeichnung von großer Intensität. Gramatté stellte in einem inten­

siven Arbeitsprozess einige Vorzeichnungen zu seiner Illustrationsfolge zu Georg Büchner, Lenz, erschienen im Buchbund, Hamburg 1924, her; die Folge umfasste zwölf Radierungen mit zehn Selbstbildnissen, die als graphische Hauptwerke des Künstlers gelten und „alle Phasen eines progressiven Wahnsinns bis zur Selbstauflösung schildern“ (Eckhardt­ Gramatté, o.S., vgl. insbesondere die Radierung Eckhardt­ Gramatté E 192).

Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 17.06.2009, Lot 221 Privatbesitz Rheinland

8060

walter gramatté

8061 „Weinende Frau“

Aquarell und Pinsel in Schwarz über Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1916.

26 x 31,3 cm.

Unten rechts mit Bleistift, darüber mit Pinsel in Schwarz signiert „Walter Gramatté“ und datiert, verso mit Bleistift nochmals signiert, datiert und betitelt.

5.000 €

Als 17­jähriger erlebte der junge Gramatté im Ersten Weltkrieg prägende Erschütterungen. Das menschliche Leid findet sich so auch als Hauptmotiv in dem vorliegenden frühen, inmitten des Krieges entstandenen Aquarell, dessen dunkle Tonalität und die schweren schwarzen Konturen, mit breitem Pinsel gezeichnet, dem Thema in höchstem Maße gerecht werden. Das Aquarell ist im Archiv der Eckhardt­ Gramatté­Foundation, Winnipeg, unter der Nr. A 3 registriert.

Provenienz:

Grisebach, Berlin, Auktion 214, 01.06.2013, Lot 1042

Privatbesitz Rheinland

8061

andreas gering (1892–1957, Nürnberg)

8062 Album zum Ersten Weltkrieg

47 Zeichnungen. 36 Bl. Farbstift, 8 Bl. Bleistift, 2 Aquarelle und 1 Bl. Kohle auf Velin bzw. Postkartenkarton, 1 handschriftlicher Brief mit Zeichnung sowie zahlreiche montierte Reproduktionen. Meist in Orig.-Album montiert, teils lose. Um 1914-16. 25 x 32 cm (Album).

1 Bl. unten rechts mit Bleistift signiert „A. Gering“ sowie datiert und bezeichnet, die Postkarten teils verso signiert „Euer An.“, datiert und mit handschriftl. Text.

3.000 €

In den ersten Kriegsjahren zeichnete Gering seine Eindrücke und Erfahrungen von Feldzügen und aus dem Kampf, dabei auch Szenen

zivilen Lebens, wohl in Nordafrika oder dem osmanischen Reich entstanden. Andreas Gering studierte an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, anschließend in München an der Akademie der Bildenden Künste bei Carl Johann Becker­ Gundahl, Mitglied der Münchner Sezession und Vertreter des Jugendstils. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurde auch Gering zum Militärdienst eingezogen. Während eines Bombenangriffs wurde er verschüttet und später schwer verletzt geborgen. In der Folge hatte er lange Zeit mit den Folgen der traumatischen Erfahrung, unter anderem mit Sprachstörungen, zu kämpfen. Die Kriegserlebnisse beeinflussten sein zeichnerisches und graphisches Werk. Das vorliegende Album bezeugt die intensive Auseinandersetzung des jungen Künstlers mit den Erfahrungen im Kampf und seine feine Beobachtungsgabe.

Provenienz: Nachlass Andreas Gering, Nürnberg

8062
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andreas gering

8063 „Vergilbte Blätter - Aus meinem Feldskizzenbuch“ 28 Bl. Lithographien auf G F DREYKÖNIGE-Bütten. Lose in marmorierter Orig.-Halbleinenmappe.

38,5 x 46 cm (Blattgröße).

Die Blätter allesamt signiert „A Gering“ und bezeichnet „Orig. Lithographie selbstgdr.“, 2 Bl. datiert, auf der Mappeninnenseite nochmals signiert „AGering“ (ligiert) und bezeichnet „Mappe 6/30“.

2.500 €

In einer Folge von 28 Blättern schildert Gering eindrücklich und mit viel Feingefühl den Alltag der deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Ausgehend von seinem Feldskizzenbuch, überträgt der Künstler seine Eindrücke ­ von der Schilderung im Schützengraben bis zum Weihnachtsfest 1914 ­ vermutlich auf eine Zinkplatte und liefert uns ein eindrückliches Zeugnis von hohem historischen Wert. Viele der Arbeiten hat er unterhalb der Darstellung in der Platte mit Ortsangaben und mit einem genauen Tagesdatum versehen. Das Mappenwerk hat er offensichtlich in einer Auflage von 30 Exemplaren geplant und die Lithographien eigenständig abgezogen, ob die Auflage ausgedruckt wurde, darf bezweifelt werden. Allesamt feinteilige, teils etwas zart­transparente Drucke mit dem vollen Schöpfrand. Rarissimum

8063
8063

andreas gering

8064 Soldat mit Tod und Gewehr („Der rote Jäger“) Radierung und Aquatinta in Braun und Rot auf Similijapan. 1917.

10 x 14,8 cm (38 x 51,5 cm).

Signiert „A. Gering“, datiert und betitelt.

1.200 €

Gerings eindrückliche Schilderungen der Kriegsgeschehnisse aus dem Ersten Weltkrieg zeigen ihn stets als einen sicheren Beobachter und Zeichner. Die farbintensive kleinformatige Radierung in einem prachtvollen, fein nuancierten Druck, mit dem vollen, breiten Rand.

8065 „Der Sturm“ Lithographie auf hauchdünnem Japanbütten. 1917. 22,3 x 28,7 cm (32 x 49 cm).

Signiert „A. Gering“, datiert, betitelt und bezeichnet „Orig. Lithographie“.

900 €

Statisch hölzern, wie gesichtslose Schatten stürmen die Soldaten übers Schlachtfeld, die Bajonette waagerecht in Stoßrichtung nach vorne gerichtet. Ganz prachtvoller, wunderbar klarer und nuancenreicher Druck mit dem wohl vollen, sehr breiten Rand.

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andreas gering

8066 Friedensglocken

Radierung in Rotbraun auf festem handgeschöpften Velin. 1917.

24,2 x 17,6 cm (35,8 x 26,5 cm).

Verso mit dem Nachlaßstempel.

1.200 €

Gering druckt die kleine, fein ausgearbeitete Radierung in leuchtendem Rotbraun mit unterschiedlich stark ausgewischtem Plattenton. Noch während des Ersten Weltkrieges entstanden, spiegelt das Blatt die eigenen traumatischen Kriegserfahrungen und die Auseinandersetzung des noch jungen Künstlers mit dem Tod. Prachtvoller, kräftig leuchtender und feinzeichnender Druck mit tief eingeprägter Plattenkante, mit dem vollen Schöpfrand.

8067 Soldaten auf dem Schlachtfeld

Feder und Pinsel in Schwarz sowie farbige Kreiden auf hauchfeinem Japanbütten. Um 1914-18. 48 x 63 cm.

Verso mit dem schwarzen Nachlaßstempel.

1.000 €

Entmenschlicht, nur als schwarze Schatten ihrer selbst, marschieren die Soldaten nacheinander über das grell erleuchtete Schlachtfeld. Andreas Gering schildert die Kameraden auf Augenhöhe des Betrachters, ganz bewusst in Nahaufnahme und gibt jedem Einzelnen Raum und schweres Gewicht auf der großen Bildfläche.

Provenienz: Nachlass Andreas Gering, Nürnberg

8066
8067

renée sintenis

(1888 Glatz – 1965 Berlin)

8068 Torso

Bronze mit rot-braun-schwarzer Patina. 1914.

Ca. 22,5 x 7,5 x 5 cm.

Am rechten Oberschenkel seitlich monogrammiert „RS“, hinten am linken Oberschenkel mit dem Gießerstempel „H. NOACK BERLIN“.

Berger/Ladwig/Wenzel-Lent 9, Buhlmann 59, 85. 9.000 €

Wunderbare frühe figurale Bronzeplastik aus dem Werk Renée Sintenis‘ von ruhiger, kontemplativer Ausstrahlung. Britta E. Buhlmann notiert für den Torso das Jahr 1916 als Entstehungsdatum, so auch für einen weiteren weiblichen Torso (Berger/Ladwig/ Wenzel­Lent 22). Alfred Flechtheim, Gustav Eugen Diehl und René Crevel datieren jedoch einen der Torsi auf 1914. Dieses Jahr findet sich auch in dem Werkstattbuch der Gießerei Noack wieder. Prachtvoller, differenzierter Guss mit herrlicher, eindrucksvoller, ungewöhnlicher Patina, die partiell in Rottönen changiert. Selten

Provenienz: Privatbesitz Berlin

max beckmann (1884 Leipzig – 1950 New York)

8069 Schlafendes Mädchen im Kornfeld Kaltnadel auf BSB-Bütten. 1922. 18,2 x 24,2 cm (26,6 x 42 cm).

Signiert „Beckmann“. Auflage wohl 50 Ex. Hofmaier 246 B.

4.500 €

Durch seine expressive, kantige Linienführung und den technisch sicheren Zeichenstil sowie die glasklaren, harten Konturen ist „Schlafendes Mädchen im Kornfeld“ ein charakteristisches Beispiel für Beckmanns reifen Schaffensstil. Aus der kleinen Auflage von wahrscheinlich 50 Exemplaren, über die hinaus Hofmaier nur fünf Probedrucke bekannt sind. Erschienen bei I. B. Neumann, Berlin. Ganz prachtvoller, tiefdunkler und wunderbar gratiger Druck mit schön zeichnender Plattenkante, ganz zartem Plattenton und dem vollen Rand, links mit dem Schöpfrand. Selten

8069

max beckmann

8070 Strand

Kaltnadel auf Japan. 1922. 21,4 x 32,6 cm (29,5 x 44 cm).

Signiert „Beckmann“. Auflage 50 Ex. Hofmaier 239 B a (von d).

5.000 €

Es existiert Hofmaier zufolge ein Druck mit der handschriftlichen Annotation, dass es sich bei Beckmanns „Strand“ um ein Küstenstück der Insel Wangerooge handelt. „Das Meer, das für Beckmann zeit seines Lebens so elementar wichtig war, Ausdruck der Unendlichkeit des Raumes und der Zeit, ist nur in einigen wenigen graphischen Arbeiten dargestellt, so etwa auf dem Strand von 1922“ (Christiane Zeiller, Rede zur Ausst. Max Beckmann, Graphik, München 2007). Erschienen bei R. Piper & Co, München. Eines von 50 Exemplaren auf Japan, von denen ein Teil von Günther Franke auf „x/40“ numeriert wurde, neben 100 Exemplaren auf Velin. Prachtvoller, wunderbar gratiger Druck mit samtigen Schwärzen und mit dem vollen Rand.

max beckmann

8071 „Liebespaar I“

Radierung und Kaltnadel auf Japan. 1916. 23,9 x 29,9 cm (29,9 x 27,4 cm).

Signiert „Beckmann“, datiert und betitelt. Hofmaier 88 II B b (von C).

3.000 €

Blatt 4 (von 19) der Folge „Gesichter“, gedruckt bei Franz Hanfstaengl, 1920. Herausgegeben von der Marées­ Gesellschaft R. Piper & Co., München, mit deren Blindstempel. Gleich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatte Beckmann zwei Graphikmappen geplant: eine mit älteren Blättern und eine umfangreichere mit neueren Arbeiten, die unter dem Titel „Welttheater“ erscheinen sollten. Auf Reinhard Pipers Anregung hin erschienen sie dann zusammengefasst unter dem vieldeutigen Titel „Gesichter“ mit Radierungen aus den Jahren 1914 bis 1918. Prachtvoller, toniger Druck mit dem wohl vollen Rand.

8072 Die Ringer (Ringkampf)

Kaltnadel auf Kupferdruckpapier. 1921. 20,5 x 14,6 cm (29,9 x 20 cm).

Signiert „Beckmann“. Auflage 135 Ex. Hofmaier 201 B b, Söhn HdO 105-1.

2.000 €

Blatt 1 der Fünften Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Fünfte Mappe. Deutsche Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Die Gesamtauflage betrug 145 Exemplare. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses, Weimar, unten links mit dessen Blindstempel (Lugt 2558b). Prachtvoller, gratiger Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und dem vollen Rand.

8071

erich heckel (1883 Döbeln – 1970 Radolfzell)

8073 Schreitende (Schreitende am Strand) Holzschnitt auf rauem weichen Japan. 1920. 24,1/6 x 18,5 cm (46,5 x 35,5 cm).

Signiert „Erich Heckel“ und datiert sowie vom Drucker bezeichnet „F.Voigt gedr.“.

Ebner/Gabelmann 758 H A (von B).

1.800 €

Signierter Handabzug mit dem handschriftlichen Vermerk des Druckers Fritz Voigt, gedruckt außerhalb der Auflage für die Zeitschrift „Die Gäste“, Jg. 1, Heft 3/4, Kattowitz 1921. Selten, eine Auflage der Vorzugsdrucke von 30 signierten und numerierten Exemplaren, wie im Arntz­Bulletin angegeben, konnte von Ebner/ Gabelmann nicht verifiziert werden. Prachtvoller, nuancierter Druck mit dem wohl vollen Rand.

8073

8074

erich heckel

8074 Junger Clown Farbholzschnitt auf Bütten. 1930.

29,3 x 15,3 cm (32,5 x 18,5 cm, Passepartoutausschnitt).

Signiert „Heckel“ und datiert. Auflage 130 Ex. Ebner-Gabelmann 817 H b B, Dube 344 b.

1.200 €

Erschienen in Die Schaffenden, 7. Jahrgang, 2. Mappe. Kräftiger, tiefschwarzer Druck mit schönem Kolorit und breitem Rand.

ludwig meidner (1884 Bernstadt – 1966 Darmstadt) 8075 Männerkopf (Prophet) Kreide in Schwarz auf Velin. 1921. 73,5 x 54 cm.

Unten rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert „LM“ und datiert, verso Fragment des Nachlaßstempels, dort (schwer lesbar) mit Feder in Schwarz numeriert „II/28 5“. 3.000 €

Mit intensiver Ausstrahlung, überlebensgroß, tiefdunkel und mit vehementen, geschwungenen Schraffuren zeichnet der Künstler den Propheten mit erhobener Hand. Meidners religiöse Sinnsuche, die Mitte der 1920er Jahre einen Höhepunkt erreicht und bis zu

seinem Lebensende anhält, ist auf die Zeit des Ersten Weltkriegs zurückzuführen, als die in seinen Werken imaginierten Katastrophen Wirklichkeit zu werden scheinen und er sich zunehmend mit religiösen Themen befasst. In seinen Arbeiten nimmt dabei die individuelle Begegnung mit dem Schöpfer eine Schlüsselrolle ein. Seit 1915/16 und besonders in den 1920er Jahren entstehen zahlreiche Darstellungen biblischen Inhalts. Sie zeigen Propheten im Zwiegespräch mit Gott, Büßer, Betende und Sibyllen. Die Ergriffenheit des Propheten angesichts der göttlichen Begegnung veranschaulicht Meidner in der expressiven Intensität des Bildnisses.

Provenienz: Ehemals Grisebach, Berlin, Auktion 320, 10.07.2020, Lot 205

8075

8076

ludwig meidner

8076 Männerbildnis

Rohrfeder in Schwarz über Bleistift auf Velin. 1919. 63,3 x 47 cm.

Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „LM“ und datiert.

5.000 €

In Überlebensgröße rückt Meidner das expressiv gestaltete Männerportrait dicht an den Betrachter heran. So vehement fährt er in großzügigen Schwüngen mit der Rohrfeder über das Zeichenpapier, dass sich vielfach die Federspitzen auch ohne Farbe in die Oberfläche eindrücken und dort ihre Kratzer hinterlassen. An anderen Stellen reißt der Künstler mit kurzen, heftigen Hieben das Papier so auf, dass die Farbe tief eindringt und matt­schwarze Akzente bildet. Das Blatt stellt somit nicht nur ein großartiges Beispiel für Meidners Portraitkunst dar, sondern macht zudem den Prozess und die individuelle Weise seines Zeichnens erfahrbar.

Provenienz:

Grisebach, Berlin, Auktion 158, 31.05.2008, Lot 711

Privatbesitz Rheinland

8077

ludwig meidner

8077 Männerbildnis

Fettkreide in Braun auf Velin. 1936-37.

70,5 x 56,9 cm.

Unten rechts mit Fettkreide in Braun mit dem Künstlersignet und datiert, verso mit dem Nachlaßstempel, dort handschriftlich bezeichnet „II/747“.

1.800 €

Mit souveräner Sicherheit modelliert Meidner die Züge des leicht nach rechts gewandten, nachdenklichen Mannes. Schatten im Antlitz des Portraitierten werden durch die Schraffuren des Künst­

lers so hervorgehoben, dass sie in expressiver Manier die Gesichtszüge strukturieren. In der intensiven Auseinandersetzung mit dem Gegenüber schafft Meidner nicht nur eine eindringliche Darstellung der Physiognomie des Dargestellten, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel seiner Portraitkunst. Wir danken Erik Riedel, Jüdisches Museum Frankfurt, für freundliche Hinweise zur Provenienz vom 03.10.2023.

Provenienz: Nachlass Ludwig Meidner Privatbesitz Hessen (seit 1978) Privatbesitz Hessen

ludwig meidner

8078 Sitzender Prophet mit Gebetsrolle Rötel auf festem Velin. 1922. 74,2 x 57,5 cm.

Unten rechts monogrammiert „LM“ und datiert, verso mit dem Nachlaßstempel, dort handschriftlich bezeichnet „II-334“.

6.000 €

Großformatige Zeichnung der formatfüllenden biblischen Szene. In dramatischer Bewegtheit, wie von Wirbelwinden umgeben, zeichnet der Künstler den sitzenden Propheten in der Ganzfigur mit den charakteristischen, vehement geschwungenen Schraffuren und Bogenlinien. Die Dynamik seiner expressionistischen Werke hat Meidner bereits abgelegt und befasste sich seit Beginn des

Ersten Weltkrieges zunehmend mit religiösen Themen, deren Akteure voluminös und mit dramatischer Gestik erscheinen. „Meidners Propheten sind oft und eher jenen derwischartigen Gestalten gleich, die [...] in ekstatischer Schwärmerei in Scharen durch die Lande fegten und in ungestümer Erregung [...] Gottes Wort und seine Offenbarung dem Volke überbrachten [...] Selbst wenn ihre Haltung, der Ausdruck des Gesichtes, abgeklärter, leidvoller erscheinen, sind wir nie sicher, daß nicht sogleich in ihnen die wilde Erregung wieder losbrechen könnte.“ (T. Grochowiak, Ludwig Meidner, S. 120).

Provenienz: Ketterer, Hamburg, Auktion 26.10.2007, Lot 319

Privatbesitz Rheinland

8078

8079, verso

ludwig meidner

8079 Selbstbildnis / Stilleben mit Birnen und Trauben 2 Kompositionen, recto/verso. Öl auf Sperrholz. Um 1950/1937.

Ca. 50 x 38 cm.

Oben rechts mit Pinsel in Braun monogrammiert „LM“, verso unten rechts nochmals monogrammiert sowie datiert.

9.000 €

Mit sprechender, einladender Geste der rechten Hand und direktem Blickkontakt wendet sich der Künstler dem Betrachter zu. Aufmerksam und ein wenig fragend zieht er in dem psychologisch treffsicher gestalteten Brustbild die linke Augenbraue hoch. Das Winchesterhemd, kombiniert mit der roten Krawatte, verleiht seiner Erscheinung Frische, auch wenn seine Konzentration

eindeutig auf der Gestaltung von Gesicht und Hand liegt. In ausgewogener Komposition und bravouröser Maltechnik gestaltet er die sachliche Bestandsaufnahme der eigenen Physiognomie. Mit leichter Hand und pastosem Farbauftrag in warmer Tonalität malt Meidner das charakteristische Selbstbildnis, ebenso wie das früher entstandene Früchtestilleben verso. Meidners zahlreiche, alle Lebensalter des Erwachsenen protokollierenden Selbstdarstellungen dienten einer stetig wiederholten Selbstbefragung, der Vergewisserung. Möglicherweise noch im Londoner Exil entstand das vorliegende bedeutende Selbstbildnis. Im Jahr 1937, dem Entstehungsjahr des Stillebens verso, war Meidner mit mehreren Arbeiten auf der berüchtigten Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ vertreten, bereits seit 1935 galt sein Schaffen als „entartet“.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

philipp franck

(1860 Frankfurt a.M. – 1944 Berlin) 8080 Taunuslandschaft Öl auf Leinwand. 1916.

76 x 90 cm.

9.000 €

Lockere Wolken ziehen über Wiesen, Felder und Waldstücke dahin und malen schattige Partien hinein. Aus leicht erhöhter Position blickt Franck auf die weite Taunuslandschaft, die ideal in Vorder­, Mittel­ und den halb im Dunst liegenden Hintergrund dreigeteilt ist. Der Fernblick in die Mainebene war eines seiner liebsten Sujets dort. Hier gibt er ihn in kühlen, fein abgestuften Tonwerten von Blau, Grün und Gelb wieder und lässt den Horizont in einem blautonigen Streifen mit dem dicht bewölkten Himmel verschmelzen. In impressionistischer Lockerheit setzt er die pastosen Farben auf die Leinwand und hält das Gesehene, die sonnigen Partien und das diffuse Licht im Mittelgrund spontan und lebendig fest. Philipp Franck, neben Walter Leistikow und Max Liebermann einer der bedeutenden Mitbegründer der Berliner Sezession, malte neben Wannseebildern immer wieder auch die Landschaft seiner Heimat, des Taunus. Der Künstler, am Städelschen Kunstinstitut ausgebildet und einer der wichtigen Vertreter der modernen deutschen Kunst um und kurz nach 1900, durchstreifte auch nach 1915, als er längst in Berlin lebte, wiederholt malend die Umgebung von Kronberg, der er sich besonders verbunden fühlte und die ihn zu immer neuen malerischen Leistungen inspirierte. Das Gemälde wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde Philipp Francks von Wolfgang Immenhausen und Almut von Tresckow aufgenommen.

Provenienz: Privatbesitz Sachsen­Anhalt

8080

heinrich nauen

(1880 Krefeld – 1940 Kalkar)

8081 Parklandschaft

Farbkreiden auf graubraunem Velin. 1920. 38,3 x 33 cm.

Nicht bei Drenker-Nagels/ Malcomess.

9.000 €

In leuchtender, sommerlicher Farbigkeit und kantig­geschwungenen Formen zeichnet Nauen hier eine Partie aus dem Park von Schloss Dilborn bei Brüggen, wo der Künstler von 1911 bis 1931 gemeinsam mit seiner Ehefrau seine glücklichsten und künstlerisch ertragreichsten Jahre verbrachte. Immer wieder fand er hier neue Motive mit häufig ausgesprochen lebensbejahender Ausstrahlung. Seit 1911 widmete sich Nauen in seiner Landschaftsmalerei sogar „ausschließlich dem Park und der weiten Landschaft um Schloss Dilborn, die ihm mit ihren Bäumen und Büschen,

glitzernden Teichen, den Blumen und Blüten eine Fülle verschiedenartigster Motive bot.“ (Klara Drenker­Nagels, Heinrich Nauen, Köln 1996, S. 62) Die dort entstandenen Werke sind eindrucksvolle Beispiele für den farbenprächtigen Expressionismus Nauens, der sich hier bereits in der deutlich härteren und kantigeren Formensprache seines späten expressionistischen Stils zeigt. 1918 war Nauen schwer erschüttert aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt. Seit 1921 lehrte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. 1937 wurden einige seiner Bilder in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München präsentiert; zudem verlor Nauen sein Lehramt an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

8081

otto pippel

(1878 Lodz/Polen – 1960 München)

8082 „Vorfrühling am Walchensee“ Öl auf Leinwand.

71 x 81 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert „Otto Pippel“, verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett des Künstlers, dort mit Feder in Schwarz betitelt.

1.200 €

Der seit 1909 in Planegg im Würmtal lebende Künstler stellt hier den Blick vom erhöhten Seeufer aus auf die gegenüberliegende Bergkette, den Jochberg und die dahinterliegenden schneebedeckten Alpengipfel im üblichen lockeren und flirrenden Duktus dar. Lichterfüllte, impressionistisch inspirierte Komposition des auch von Lovis Corinth immer wieder dargestellten Walchensees.

Provenienz:

Privatsammlung Süddeutschland

8083 „Frühling im Schwarzwald“ Öl auf Leinwand. 1933.

80 x 70 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Braun signiert „Otto Pippel“ und datiert, verso erneut signiert „OTTO PIPPEL“, datiert, betitelt und bezeichnet „PLANEGG“, auf dem Keilrahmen gewidmet und mit der Werkverzeichnisnr. „112“, daneben mit einem Etikett des Künstlers, dort mit Feder in Schwarz betitelt.

1.200 €

Nach Studien bei Friedrich Fehr und Julius Hugo Bergmann sowie bei Gotthardt Kuehl in Straßburg, Karlsruhe und an der Dresdner Akademie ließ Pippel sich in Planegg bei München nieder. Hier entstanden zahlreiche Landschaften, Stilleben und Stadtveduten in impressionistischer Manier. Pippels charakteristisch pastoser, lichtvoll flimmernder Farbauftrag, der die Konturen und Formen auflöst, ist in unserer atmosphärischen Schwarzwaldlandschaft zu erkennen und kontrastiert mit den Schatten und dunklen Formen der Bäume.

Provenienz: Privatsammlung Süddeutschland

8082
8083

ernst oppler

(1867 Hannover – 1929 Berlin)

8084 Hafenszene

Öl auf Malpappe.

20,2 x 30,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarzgrün signiert „E. Oppler“.

1.500 €

Ernst Oppler wurde 1895 Mitglied der Münchner und bald auch der Berliner Sezession. Er erlangte vor allem Bekanntheit durch seine Begeisterung für das russische Ballett, aber auch als Pleinair­Maler machte er sich einen Namen während seiner Aufenthalte in Holland, Belgien und Nordfrankreich. So bildete er unter anderem lichterfüllte Landschaften ab mit einer eher intensiveren Farbgebung. Verso eine um 180° gedrehte, verworfene Studie einer Lichtung. Wir danken Prof. Dr. Frank­Manuel Peter, Deutsches Tanzarchiv Köln, für die Bestätigung der Authentizität vom 04.07.2024.

8084

alfred partikel

(1888 Goldap/Ostpr. – 1946 Niehagen bei Wustrow)

8085 Hamburger Hafen Öl auf Leinwand. 1922. 60 x 80 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Braun signiert „A. Partikel“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen Reste eines Klebeetiketts, dort bezeichnet und betitelt, zudem bezeichnet „A N 103“, „G140“ sowie „4684“. 4.000 €

An Bord eines Fischtrawlers: Der Blick fällt durch die Takelage hindurch auf den Hamburger Hafen mit Kaimauern, schweren

Kähnen und kleinen Booten, im Hintergrund angedeutet ein Gasometer und der Turm der St. Michaelis­Kirche. Der verhangene Himmel taucht die Szenerie in ein nüchternes norddeutsches Licht, kleine Farbakzente in Rot und die schräg verlaufenden Geraden der Takelage verleihen der Komposition Dynamik. Deutlich stilisiert erfasst Partikel den weit unten an der Reling lehnenden, aufs bewegte Wasser blickenden Mann. In lockerem Duktus und gedeckter Palette mit stellenweise pastos aufgetragenen Farben gestaltet er seine Impression vom Arbeitsalltag im Hamburger Hafen. Erst kurz zuvor, im Jahr 1921, war Partikel von Berlin, wo er der Sezession angehörte, an die Ostsee nach Ahrenshoop gezogen und erweiterte damit seinen Themenkreis um zahllose Küstenmotive.

8085

otto modersohn

(1865 Soest – 1943 Rotenburg/Wümme)

8086 Bunte Feldblumen in Steinzeugkrug mit Holzkästchen Öl auf Leinwand. 1933.

70 x 50,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert „Otto Modersohn“ und datiert, verso (von fremder Hand?) mit Farbstift bezeichnet „96“ sowie auf dem Keilrahmen mit Bleistift „29a“.

10.000 €

Zarte Farbtupfer mit reliefhaft pastosem Farbauftrag deuten die zarten Blütenstände der in lockerer Anordnung üppig blühenden Wildblumen an, und herbstliche Farbtöne dominieren die Darstellung. Ein wunderbarer Kontrast entsteht durch das zarte hellblaue Schimmern des Tuches im Hintergrund. Losgelöst von der Worpsweder Künstlergruppe, konzentriert Modersohn sich nach seinem Umzug nach Fischerhude auf das Einfache und Naheliegende. Sein Spätwerk ist geprägt durch frei aufeinander bezogene Formen, die den Bildaufbau dominieren, und statt klarer Farbflächen setzt er transparente Farbsphären. „Der einzige der alten Worpsweder, der sich konsequent im malerischen Sinne weiterentwickelte, ist Otto Modersohn. Seinen Sinn für Farbe vertiefte er und malt nun Bilder, die an gleichmäßig bewegtem Rhythmus der Farbe weit über seinen früheren Arbeiten stehen.“ (O.M. Monographie einer Landschaft, Ausst.­Kat. Otto ­Modersohn­Nachlass­Museum Fischerhude, 1978, S. 342).

Provenienz: Privatbesitz Hessen

christian rohlfs

(1849 Niendorf/Holstein – 1938 Hagen/Westfalen)

8087 Alter Mann

Pinsel in Schwarz über Tempera auf festem, genarbtem Velin. 1918.

37,5 x 26,5 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert „CR“ und datiert.

Nicht bei Vogt.

8.000 €

Nahezu formatfüllend umreißt Rohlfs mit lockerem Pinselstrich die Konturen eines alten Mannes in langem Gewand. Man möchte an einen Mönch oder Propheten denken, eine biblisch­religiöse Figur zumindest, wie sie in Rohlfs Werk mit Beginn des Ersten Weltkrieges öfter vorkommen. Formvereinfacht steht der ge­

beugte Mann unter einem Torbogen, der als einziger Hinweis auf den Umraum gilt. Die Stirn in Falten, aber die Augen weit aufgerissen, wirkt die Figur wie abgeschnitten von der Außenwelt. Lebendigkeit bekommt die Arbeit durch das Flächengefüge unter dem Einsatz unterschiedlichster Techniken. Pinsellinien werden mit Tupfen, kurzen Strichen und gemusterten Abdrücken in der Art einer Grattage verknüpft. Der Farbton changiert zwischen dunklem Schwarz und durchscheinenden hellen Partien, wie ein Aufleuchten zwischen Schwermut und Hoffnung im letzten Kriegsjahr, und mit farbigen Akzenten in Blau und Rotbraun. Mit einer Echtheitsbestätigung des Christian Rohlfs Archivs, Osthaus Museum Hagen, vom 22.04.2024. Die Arbeit ist in dem Archiv unter der Nummer CRA 266/24 verzeichnet.

Provenienz: Privatbesitz Niedersachsen

8087

christian rohlfs

8088* Kalla („Alpenveilchen“)

Tempera auf festem Velin, 1920. 64,8 x 50,2 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Hellgrau monogrammiert „CR“ und datiert, verso oben links mit Bleistift betitelt „Alpenveilchen“.

Vogt 20/94.

6.000 €

Blumenstilleben und im Besonderen das Alpenveilchen sind ein immer wiederkehrendes Motiv im vielschichtigen Œuvre von Christian Rohlfs. Von Vogt fälschlicherweise mit „Kalla“ betitelt. Rohlfs konzentriert sich hier in der bevorzugten Technik der wässrig aufgetragenen Tempera und in zart pastelligen Tönen auf die leicht nierenförmigen Blätter der Pflanze, ornamental angeordnet und ohne nähere Beschreibung des Umraums.

Provenienz: Ehemals Grisebach, Berlin, Auktion 203, 30.11.2012, Lot 365

8088

christian rohlfs

8089 Der Sklavenhalter Öl auf Leinwand. 1918.

80 x 100 cm.

40.000 €

Herr und Knecht: Die Macht des Sklavenhalters und des Antreibers, die mit angeschnittenen Köpfen monumental links im Bild stehen, und die Unterwerfung des Sklaven, tief gebeugt vor ihnen, steht als Aussage im Zentrum des Gemäldes, das in reduzierter Farbpalette und vehementer Bewegung des breiten Pinsels ausgeführt ist. Die vereinfachten Gestalten mit ihren klaren, großen Gesten sprechen eine deutliche Sprache, zumal die Gesichter lediglich in der Andeutung bleiben. Zugleich besteht zwischen Herr und Diener ja Hegel zufolge auch eine zweite, dialektische Beziehungsebene von gegenseitiger Abhängigkeit, die im Freiraum des Dieners in der hellen, lichten rechten Bildseite anklingen mag. Paul Vogt schreibt in seiner Expertise zu dem Werk: „Christian Rohlfs hat sich während des Weltkriegs bis zum Beginn der 20er Jahre intensiv mit Themen des ihm von Jugend auf vertrauten Alten und Neuen Testaments beschäftigt. Sie sind nicht immer sofort zu identifizieren, da er sie, seinen jeweiligen persönlichen Empfindungen entsprechend, auf expressive Weise bildnerisch umformt und ausdeutete.“. Mit einer Fotoexpertise von Prof. Paul Vogt, Essen, vom 23.04. 2001 (in Kopie). Das Werk wird in den Nachtrag zum Werkverzeichnis der Gemälde unter der Nummer CR 275/01 aufgenommen.

Provenienz: Ehemals Johannes Geller, Neuss Privatbesitz Rheinland

Literatur:

Verzeichnis der Sammlung des Rechtsanwalts Johannes Geller in Neuss. Mit einem Nachwort von August Hoff, München, Privatdruck, 1934, S. 13, Nr. 99 (mit Abb.)

christian rohlfs

8090 Hockender Mann

Tempera über Kohle auf Velin. 1928.

70 x 55,5 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert „CR“ und datiert.

12.000 €

Die schimmernde Farbigkeit des Inkarnats mit seinen Glanzlichtern erzeugte Rohlfs, indem er das Papier nach dem Farbauftrag mit Wasserstrahl und Bürsten manuell bearbeitete. Damit rückt er die Farberscheinung in den Mittelpunkt seines Interesses. Zugleich wird die Ausstrahlung des Dargestellten von einer entspannten Ruhe und seiner gelassenen Haltung dominiert, die für den Betrachter intensiv wahrnehmbar ist, während die individuelle Physiognomie in den Hintergrund tritt. Mit einer schriftlichen Bestätigung von Prof. Paul Vogt, Essen, vom 14.04.2003 (in Kopie).

Provenienz: Nachlass des Künstlers (bei Helene Rohlfs erworben)

Lempertz, Köln, Auktion 842, 28.05.2003, Lot 903 Privatbesitz Rheinland

Ausstellung:

Christian Rohlfs, Gemälde, Tempera­Blätter, Zeichnungen und Graphik, Museum Folkwang u.a., Essen u.a., 1955, Kat.­Nr. 34

lyonel feininger (1871–1956, New York)

8091 Spaziergänger

Holzschnitt auf hauchdünnem Japanbütten. 1918. 37 x 29,5 cm (48,3 x 34 cm).

Signiert „Lyonel Feininger“. Auflage 100 Ex. Prasse W 113, Söhn HdO 101-2.

5.000 €

Blatt 2 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1921. Unten links mit dem Blindstempel des Bauhauses (Lugt 2558b). Schemenhaft wie Gespenster erscheinen die Figuren in der kristallinen, in kleine Splitter zerfallenden und kontrastreichen Komposition, die auf Feiningers Anfänge als Karikaturist verweist. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses. Die Gesamtauflage betrug 130 Exemplare. Prachtvoller, tiefdunkler Handdruck mit der wunderbar sichtbaren Struktur des Holzstockes und mit Rand.

8091

lyonel feininger

8092 Villa am Strande, 4 Holzschnitt auf hauchdünnem Japan. 1920. 26,5 x 34 cm (32 x 38,5 cm).

Signiert „Lyonel Feininger“. Prasse W 226, Söhn HdO 101-1.

6.000 €

Blatt 1 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1921. Die Gesamtauflage betrug 130 Exemplare. Lyonel Feininger leitete federführend das Projekt der Bauhaus­Mappen, die zwischen 1921 und 1923 in Weimar entstanden, und läutet zudem die erste Mappe, gewidmet den Bauhaus­Meistern, mit diesem Holzschnitt ein. Die abstrahierten,

kristallinen Strukturen der „Villa am Strande“ ist charakteristisch in ihren geschichteten, mit vehementer Klarheit ins Holz geschnittenen und schräg zueinander stehenden Linienverbänden. „Feininger weiß, wie man schichtet. (...) er, mehr noch als seinerzeit Boccioni, verstand es nun, sich mit Schichtungen zu panzern und zu wappnen. Sich selbst, kristallinisch, in einer Welt der Kristalle zurecht zu finden. (...) die Erde wird gesprengt! Blöcke fliegen auf, springen weg: groß, geometrisch, nicht einmal scheinbar zufällig.“ (Theodor Däubler, Lyonel Feininger, in: Das junge Deutschland 2, 1919, zit. nach: staatsgalerie.de, Zugriff 24.09.2024). Das bedeutende Blatt in einem prachtvollen, wunderbar gleichmäßigen Handdruck mit der schön sichtbaren Struktur des Holzstockes, mit dem vollen Rand, oben und links mit dem Schöpfrand. In diesem schönen Erhaltungzustand selten

8092

giorgio de chirico (1888 Volo – 1978 Rom)

8093 „Oreste e Pilade“

Lithographie auf dünnem Japan. 1921-25. 28,5 x 20 cm (39 x 26 cm).

Signiert „G. de Chirico“. Auflage 10 Ex. Vastano/Bonfiglioli 18, Ciranna 140, Söhn HdO 104-5.

1.000 €

De Chiricos allererste Lithographie. Das der griechischen Mythologie entstammende Motiv von Orestes und Pylades beschäftigte den Künstler mehrfach. Orestes war seinem Gefährten in Freundschaft und Liebe, vielfach als homoerotische Beziehung gedeutet, zugetan. Nach seiner Rückkehr aus Troja nahm der Sohn von Agamemnon und Klytaimnestra Rache an seiner Mutter und deren Geliebten Aigisthos für die Ermordung seines Vaters. In Aischylos‘ Orestie half Pylades Orestes bei dieser schicksalhaften Tat. Für de Chirico war das Bild des Dichter­Philosophen ein Symbol für die Kraft der Kunst und Kreativität. Aus: Bauhaus­Drucke. Neue europäische Graphik. Blatt 5 der 4. Mappe: Italienische und russische Künstler, 1923. Herausgegeben vom Staatlichen Bauhaus in Weimar, mit dessen Blindstempel unten links (Lugt 2558b). Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Prachtvoller Handdruck mit dem vollen Rand, oben und rechts mit dem Schöpfrand. In dieser Form Rarissimum

8095

t. lux feininger

(1910 Berlin – 2011 Cambridge, MA)

8094 Segelschiff und Boot Farbige Kreiden auf dünnem Velin. 1936. 15 x 21 cm.

Oben links mit Kreide in Rotbraun signiert „Lux“ und datiert, verso mit Schriftproben.

1.000 €

Mit farbigen Kreiden locker skizzierte Szene mit einem Zweimaster im Zentrum und weiteren teils auch bemannten Schiffen auf See. Stark beeinflusst vom künstlerischen Blick seines Vaters, greift T. Lux Feininger das maritime Thema auf und gibt die Szene doch in ganz eigenem Stile wieder.

Provenienz:

Familie des Künstlers Moeller Fine Art, New York

Ahrenshooper Kunstauktionen, Auktion 20.12.2022, Lot 29 Privatbesitz Baden­Württemberg

georg muche (1895 Querfurt – 1987 Lindau)

8095 Unwetter Farbiges Mezzotinto in Schwarz, Blau und Rotbraun auf hauchdünnem Japanbütten. 1932.

20 x 22,7 cm (24,2 x 28,2 cm).

Signiert „GMuche“.

Schiller 27.

700 €

Eine Vision Muches angesichts des kommenden Unheils ­ und eine seiner seltenen Schab ­Lithographien, für die der Lithostein mit Asphalt präpariert und dann mit Schabeisen, Wiegestahl und Nadel bearbeitet wird. „Es entsteht eine weiche Modulation des Dunkel, in samtigem Schwarz körnige Aufhellung; und in diese Lichter werden zarte Farben eingefügt“ (Schiller S. 49). Schiller verzeichnet lediglich ca. 30 Probedrucke. Ausgezeichneter Druck mit Rand, oben mit dem Schöpfrand. Sehr selten

Provenienz:

Bassenge, Berlin, Auktion 108, 26.11.2016, Lot 8196

Privatbesitz Berlin

8096, verso

otto gleichmann

(1887 Mainz – 1963 Hannover)

8096 Kleine Familie

Aquarell und Feder in Schwarz auf Aquarellkarton. 1920. 17 x 14 cm.

Unten mittig rechts mit Feder in Schwarz signiert „O. Gleichmann“ und datiert, oben rechts mit Bleistift bezeichnet „203“, verso betitelt und nochmals bezeichnet „Nr. 203“.

5.000 €

Gebrochene Blau­, Grün­, Rosa­ und Gelbtöne leuchten zwischen den dichten Federstrichlein hervor, die sich wie ein kristallines Netz um die Figuren spinnen. Die Szenerie scheint einer traumartigskurrilen Welt zu entspringen. „Im Zentrum, um das alles kreist, auf das alles hinstrebt und von dem alles ausgeht, ist der Mensch. Aber nicht der Mensch als äußere Erscheinung, als Gebilde von Fleisch und Blut, wie es sich dem Auge darbietet, sondern der Mensch als geistiges Wesen, dessen Gestalt im Ganzen mehr oder weniger ein Produkt des Zufalls, dessen Bildung im einzelnen aber, dessen Züge, dessen Haltung ein Spiegel seiner geheimsten Regungen, Gedanken und Wünsche sind.“ (F. Stuttmann, Der Maler Otto Gleichmann, zit. nach G.­A. Gleichmann­Kingeling, Otto Gleichmann und seine Zeit, Hannover 2001, S. 164). Künstlerisch

waren die 1920er Jahre ein bedeutender Höhepunkt seines expressionistischen Œuvres, und er entwickelte in dieser Zeit seine eigentümliche, unverwechselbare Formensprache. Verso eine gestrichene Bleistiftzeichnung. Das Aquarell wird unter der Nr. 1920/2 in das Werkverzeichnis Otto Gleichmann von Petra Wenzel, Isernhagen, aufgenommen.

Provenienz:

Galerie d‘Eendt, Amsterdam (1969) Privatsammlung Amsterdam (seit den 1980er Jahren) Lempertz, Köln, Auktion 997, 22.05.2012, Lot 269 Privatbesitz Rheinland

Ausstellung:

Galerie Ralfs, Braunschweig 1949, Kat.­Nr. 15 (ohne Abb.) Kunstverein Braunschweig 1955, Kat.­Nr. 86 (ohne Abb.)

Galerie Wolfgang Ketterer München 1966, Lagerkatalog, S. 8, Nr. 10 (mit Abb.)

Aquarelle und Tuschfederzeichnungen aus den 20er Jahren, Galerie d‘Eendt, Amsterdam 1969

Literatur:

Rudolf Lange, Otto Gleichmann, Göttingen 1963, S. 34 (mit Abb.)

johan thorn prikker (1868–1932, Köln)

8097 Farbstudie (St. Georg, Köln) Bleiglasfenster. Farbiges Mosaik mit Bleiruten im Orig.Holzrahmen. Um 1928. 64,5 x 48 cm (mit Rahmen).

1.800 €

Geometrisch­abstrakte Komposition, gestaltet in einer ausgewogenen Harmonie von dunklen und hellen Elementen, von warmen und kühlen Farbwerten, von kleinen und großen Glaselementen. Das von ihm verwendete durchgefärbte Glas besitzt bei Lichteinfall eine besonders farbintensive Leuchtkraft. Der Künstler wurde 1926 auf Einladung Richard Riemerschmidts Leiter der Abteilung Mosaik, Glasmalerei und Wandschmuck an der Kölner Werkschule.

Bald darauf, um 1928, fertigte er die vorliegende Arbeit als Auftragsarbeit für die Romanische Basilika St. Georg in Köln an, für die er einen Zyklus von insgesamt 40 Bleiglasfenstern entwerfen sollte. Sein Farbschema für St. Georg sah warme Farben für das Querhaus vor, denen eine kühle und helle Farbigkeit im Sanktuarium antworten sollte. „Der überzeugende Dialog zwischen der bestehenden romanischen Architektur und den hochmodernen Glasfenstern, die Thorn Prikker für St. Georg 1928 entwarf und in der eigenen Kölner Werkstatt ausführte, ist charakteristisch für seine Kunst.“ (rheinische­geschichte.lvr.de, Zugriff 16.09.2024).

Provenienz: Sammlung Derix, Kevelaer

8097

johan thorn prikker

8098 Abstrakte Komposition (Glasfenster)

Bleiglasfenster. Farbiges Mosaik mit Bleiruten. Um 1928. 106 x 41,4 cm.

3.500 €

In hellem Blau und Grün schimmern die farbigen Glasfelder aus der dunkeltonigen abstrakten Komposition hervor. Die Bleiruten besitzen darin eine sowohl tragende als auch zugleich strukturierende Funktion. Das Spannungsverhältnis zwischen dem fragilen, transparenten Material Glas, den schimmernden metallischen Elementen und dem ständig wechselnden, die Farben zum Leben erweckenden Licht ist charakteristisch für die Glasmalereien und Mosaike des niederländischen Künstlers Johan Thorn Prikker.

Während er in seinem Frühwerk mit expressionistischen und neoimpressionistischen Techniken experimentierte, nähert er sich schließlich künstlerisch dem späten Jugendstil an. So fand er zu seinem ganz eigenen Stil, der sich von den anfänglich intensiv genutzten figurativen Elementen zu einer streng geometrischen Formsprache hin entwickelte. Im Zentrum seiner Kunst stehen der Mensch und eine tiefe Religiosität. 1926 ließ sich Thorn Prikker, nach sechs Jahren Lehre für Glasmalerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München und an der Kunstakademie Düsseldorf, in Köln als Professor nieder. In dieser Zeit fertigte er die vorliegende Arbeit an.

Provenienz: Sammlung Derix, Kevelaer

8098

paul klee

(1879 Münchenbuchsee/Bern – 1940 Muralto bei Locarno)

8099 Die Heilige vom innern Licht Farblithographie auf festem Velin. 1921. 31 x 17,5 cm (38 x 26,5 cm).

Signiert „Klee“, datiert und mit der Werknummer „122“. Auflage 100 Ex. Kornfeld 81 III B b (von C), Söhn HdO 101-5.

8.000 €

Blatt 5 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1921. Gedruckt in der Drukkerei des Staatlichen Bauhauses. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. „Mit einfachen Linien als Meister des ironischen Zwischenspiels zeigt er die missmutig blickende Heilige mit nackter Brust. Der skurrile Widerspruch spielt auch mit dem großen Kopf auf dem mageren Oberkörper sowie der Doppeldeutigkeit ihrer Versenkung nach innen (geschlossenes Auge) wie zum Himmel (offenes Auge).“ (staatsgalerie.de, Zugriff 24.09.2024). Prachtvoller, farbkräftiger Druck mit breitem Rand.

johannes itten (1888 Schwarzenegg, Kt. Thun – 1967 Zürich)

8100 Spruch

Farblithographie auf dünnem Karton. 1921. 29,4 x 22,8 cm (35,3 x 25 cm).

Signiert „Itten“. Auflage 110 Ex. Wingler I/4, Itten 223, Söhn HdO 101-3.

900 €

Spruch von O.Z. Hamisch (Gruss und Heil den Herzen). „Als glühender Anhänger der Mazdaznan­Lehre, die er auch am Bauhaus mit absoluter Konsequenz vertrat, zitiert er hier in einem Spruchblatt den Leitsatz des Gründungsvaters Otoman Zar­Adusht Hanish.“ (staatsgalerie.de, Zugriff 24.09.2024). Blatt 3 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., 1922. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses. Prachtvoller, in den Farben kräftiger Druck mit dem vollen Rand.

8101 Haus des weißen Mannes

Lithographie auf glattem Velin. 1922. 25,2 x 24 cm (35 x 28,1 cm).

Signiert „Itten“. Auflage 100 Ex. Wingler I/3, Itten 222, Söhn HdO 101-4. 1.200 €

Blatt 3 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Architektonische Studie Ittens, basierend auf der Grundform des Würfels, die in ausdrucksvollem Hell­DunkelKontrast variantenreiche Ausgestaltung findet. Prachtvoller, kontrastreicher Druck mit dem vollen Rand.

8100
8101

kurt schwitters (1887 Hannover – 1948 Ambleside)

8102 Komposition mit Kopf im Linksprofil Lithographie auf Hadernpapier. 1921.

24,3 x 20,4 cm (38 x 27,8 cm).

Signiert „K. Schwitters“. Auflage 100 Ex. Söhn HdO 103-11.

2.500 €

Blatt 11 der Dritten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Dritte Mappe. Deutsche Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Die rhythmisch schwingende Komposition zeigt eine Verwandtschaft zu Schwitters‘ „Merz“­Bildern, Collagen aus Zeitungsausschnitten, Reklamefragmenten, Abfall und Anderem. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses, mit deren Blindstempel unten links (Lugt 2558b). Ausgezeichneter Druck mit dem vollen Rand.

8102

wassily kandinsky (1866 Moskau – 1944 Neuilly-sur-Seine)

8103 Komposition

Farblithographie auf Velin. 1922. 27 x 24,5 cm (36 x 34 cm).

Signiert „Kandinsky“. Auflage 100 Ex. Roethel 162, Söhn HdO 104-8.

9.000 €

Blatt 8 der Vierten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Vierte Mappe. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1921. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Gedruckt von vier Steinen in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses, mit dessen Blindstempel unten links (Lugt 2558b) Ebenfalls 1922 erschien in der Druckwerkstatt des Bauhauses auch Kandinskys Folge „Kleine Welten“ mit sechs Farblithographien, zwei Holzschnitten und vier Radierungen. Kandinsky setzt in seiner Komposition unterschiedlichste Bildformen nebeneinander und zueinander in Bezug: lineare und flächige Elemente, Rundes und Kantiges, Geschlossenes und Offenes. Prachtvoller, kräftiger Druck mit dem vollen Rand, oben und links mit dem Schöpfrand.

walter ophey

(1882 Eupen – 1930 Düsseldorf)

8104 Sauerland

Kreide in Schwarz und Grau auf dünnem Velin. Um 1925.

32 x 41,4 cm.

Verso von fremder Hand bezeichnet „Walter Ophey“ und betitelt.

1.800 €

Große gebogene, glatte Konturlinien formen die hügelige Landschaft, in die eingebettet das Dorf mit spitzem Kirchturm liegt.

Die Reduktion trifft hier auch die Farbgebung, die sich auf Schwarz und Grau beschränkt. Direkt vor der Natur suchte Ophey diese einfachsten, treffendsten und mit größter Sicherheit gezeichneten Linien für seine hoch stilisierten Landschaften.

Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland

walter ophey

8105 Landschaftskomposition

Farbige Kreiden auf Velin. Um 1925.

36,8 x 45,5 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „WOphey“ (ligiert).

3.000 €

In großen Kurven schwingen sich die Linien, intensiv leuchtend, fast glühend in ihrer Farbigkeit, formvollendet in ihrer Ausgewogenheit. Die Farbe nimmt in Opheys Werk einen besonderen Stellenwert ein. Dies gilt besonders für seine Zeichnungen, in denen er mit farbigen Kreiden einen einzigartigen Stil entwickelte; Hauptmerkmal ist die konzentrierte Wiedergabe von Konturen. Stark vereinfacht und elegant geschwungen umreißen sie eine beinahe transzendent erscheinende Landschaftskomposition, jedes der Gestaltungselemente trägt seine eigene Farbe. Ophey, Mitglied des Sonderbundes und später der Künstlervereinigung Das Junge Rheinland, gehörte mit August Macke, Heinrich Nauen und anderen zu den wichtigsten Vertretern des Rheinischen Expressionismus.

Provenienz: Privatbesitz Süddeutschland

8105

ludwig hirschfeld-mack

(1893 Frankfurt a. M. – 1965 Sidney)

8106 Spielende Kinder

Lithographie auf strukturiertem Velin. 1923.

Ca. 24,2 x 29,8 cm (29,4 x 46,1 cm).

Signiert „Ludwig Hirschfeld“ und datiert.

1.200 €

Ludwig Hirschfeld­Mack studierte ab 1919 in der Druckereiwerkstatt des Bauhauses Weimar, und war anschließend selbst von 1921 bis 1925 als Lehrer für allgemeine Farb ­ und Formlehre tätig. 1936 emigrierte er nach England, wurde jedoch 1940 als „feindlicher Ausländer“ festgenommen, nach Australien deportiert und in Arbeitslagern interniert. Später prägte Hirschfeld­Mack als Künstler, Kunstlehrer und Leiter einer Kunstschule in Australien das internationale Ansehen des Bauhauses und der Bauhaus­Pädagogik. Prachtvoller, in den Helligkeitswerten differenzierter Druck, wohl mit dem vollen Rand. Äußerst selten, auf dem internationalen Auktionsmarkt in den letzten 40 Jahren nur ein Exemplar nachweisbar.

Provenienz:

Else Mögelin, Berlin

Privatbesitz Berlin

8107 Arche Noah

Lithographie auf strukturiertem Velin. 1923.

Ca. 23,6 x 29,4 cm (30 x 44 cm).

Signiert „Ludwig Hirschfeld“ und datiert.

1.200 €

Kleines, reizvolles Blatt aus der frühen Bauhaus­Zeit des Künstlers. Die filigran ineinander verschachtelten Formen wie die schemenhafte, reduzierte Darstellung von Tieren und Menschen lassen an Einflüsse des bedeutenden Bauhauskünstlers Lyonel Feiniger denken. Es scheint sich hier um das Motiv der Arche Noah zu handeln. Prachtvoller, differenzierter Druck, wohl mit dem vollen Rand. Rarissimum, auf dem internationalen Auktionsmarkt in den letzten 40 Jahren nicht nachweisbar.

Provenienz:

Else Mögelin, Berlin

Privatbesitz Berlin

8106
8107

georg muche (1895 Querfurt – 1987 Lindau)

8108 Das kleine Formenalphabet Radierung auf weichem Velin. 1922. 24,7 x 15,5 cm (54,8 x 38,2 cm).

Signiert „GMuche“.

Schiller 19.

1.200 €

Georg Muche war von 1921 bis 1927 Leiter der Werkstatt für Weberei am Bauhaus. Unser Blatt entstand in einer Auflage von etwa 30 Exemplaren mit dem Vermerk „Das kleine Formenalphabet für

die Bauhausweberei“ und sollte als Vorlagenblatt für seine Schüler dienen. „Die vielfältig gestalteten Schichtungen werden durch bewegte organische Formen aufgelockert, Pfeile verlocken das Auge des Betrachters, Wellenkämme irritieren es. Das sorgfältig radierte Blatt zeigt ein große Skala von Helligkeitswerten, entstanden aus Strichlagen, Punktfolgen und Ätzstufen; eine Struktur des Lichtes ist geschaffen.“ (Schiller S. 47). Prachtvoller, kontrastreicher und detaillierter Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und dem vollen, sehr breiten Rand. Von allergrößter Seltenheit, auf dem internationalen Auktionsmarkt in den letzten 40 Jahren nur ein Exemplar nachweisbar.

8108

willi baumeister

8110 Figuren malerisch

Kohle, gewischt, und Bleistift auf bräunlichem Skizzenblockpapier. 1936.

31,3 x 22,7 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Baumeister“ und datiert sowie (von fremder Hand?) bezeichnet „357“. Baumeister 612 A (Nachtrag).

3.000 €

„Alle Stilelemente der vorangehenden Sportbilder werden vereint: die Schemenfigur, die Linienfigur, die amorphen Einzelformen mit Schatten­ und Licht­Valeurs, Suggestion von Räumlichkeit, landschaftliche Motive. Die Wischtechnik in Kohle und Bleistift wird virtuos eingesetzt.“ (vgl. die Zeichnung „Figuren malerisch III“, 1936, Mannheim, Städtische Kunsthalle, Inv. Nr. 4295, baumeister.org, Zugriff 04.10.2024). Die Arbeit ist im Nachtrag des Werkverzeichnisses der Zeichnungen, Gouachen und Collagen des Baumeister Archivs, Stuttgart, unter der Nr. 612 A aufgenommen. Das Verzeichnis wurde online eingesehen am 04.10.2024.

Provenienz:

Grisebach, Berlin, Auktion 31.05.2008, Lot 794

Privatbesitz Rheinland

willi baumeister (1889–1955, Stuttgart)

8109 Visieren (Sitzende Figur)

Lithographie auf Bütten. 1921/22.

39 x 27,5 cm (51 x 38 cm).

Signiert „Baumeister“. Auflage 100 Ex. Spielmann 75, Söhn HdO 103-2.

1.200 €

Blatt 2 der Dritten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Dritte Mappe. Deutsche Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Baumeister „visiert“ oder visualisiert in seiner Lithographie einen menschlichen Körper, den er in geometrische Formen übersetzt. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses. Unten links mit dessen Trockenstempel (Lugt 2558b). Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

8110

8109

Blatt 6 der Vierten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue Europäische Graphik. Vierte Mappe. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1923. Gedruckt von vier Steinen in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses Weimar, mit dessen Blindstempel unten links (Lugt 2558b). Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, links mit dem Schöpfrand. 8111

natalia gontcharova (1881 Laditschino – 1962 Paris)

8111 Weibliche Halbfigur (Figurine) Farblithographie auf festem Bütten. 1922/23. 36,0 x 25,1 cm (50 x 33,6 cm).

Signiert „N. Gontcharova“. Auflage 100 Ex. Söhn HdO 104-6.

3.000 €

oskar schlemmer

(1888 Stuttgart – 1943 Sehringen b. Badenweiler)

8112 Figurenplan K 1

Lithographie auf gelbem Velin. 1922. 39,8 x 18,7 cm (49,2 x 34 cm).

Signiert „OSchlemmer“und datiert. Auflage 110 Ex. Grohmann GL 8, Söhn HdO 101-12.

6.000 €

Blatt 12 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhauses, unten links mit dessen Trockenstempel (Lugt 2558b). Der konzentrisch angelegte Aufbau

der Figurengruppe ist charakteristisch für zahlreiche von Schlemmers Kompositionen. Auch wenn die Gestalten höchst abstrahiert und geometrisiert erscheinen, sind sie dennoch, vor allem durch die angedeuteten Gesichter, als menschliche Figuren erkennbar. „Auch in der Graphik nutzt Schlemmer die Möglichkeit, der eigentlichen Umrisszeichnung Raum zu geben, sie in eine Art Raumzeichnung zu verwandeln. Sein dreidimensionales Denken wird hier in der Hintereinanderstaffelung einzelner Figuren in unterschiedlichen Positionen, sowie ihrer Schichtungen im Raum, ausgerichtet an einer Mittelachse, offensichtlich.“ (staatsgalerie.de, Zugriff 24.09.2024). Prachtvoller Druck mit Rand, das Gelb des Papiertons leuchtend und nahezu frisch. In dieser schönen Form selten

8112

oskar schlemmer

8113 Figur H2

Lithographie auf dünnem, rosafarbenem Velin. 1922. 36 x 24,5 cm (48 x 34 cm).

Signiert „OSchlemmer“. Auflage 100 Ex. Grohmann GL 7, Söhn HdO 101-11.

4.000 €

Blatt 11 der Ersten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Erste Mappe. Meister des Staatlichen Bauhauses in

Weimar, Verlag Müller & Co., Potsdam 1922. Unten links mit dem Trockenstempel des Bauhauses (Lugt 2558b). Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare. Oskar Schlemmer schuf insgesamt lediglich 20 druckgraphische Blätter; für die Erste Bauhausmappe entstanden zwei Motive. Der auf geometrische Formen reduzierte menschliche Körper, auf dem in seinem Schaffen sein Hauptaugenmerk lag, zeigt sich hier als linear gestaltete Figurine in seitlich sitzender Haltung. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, der Farbton des Papiers frisch. In dieser schönen Form selten

8113

paul kuhfuss (1883–1960, Berlin)

8114 Die Jungfernbrücke in Berlin Kreide und Feder in Schwarz auf glattem Velin. 1913.

50 x 69,7 cm.

Unten rechts mit Kreide in Schwarz signiert „Kuhfuss“ und datiert.

3.000 €

Kontrastreiches Blatt aus Kuhfuss‘ zeichnerischem Frühwerk. Spitze, kristalline Formen kennzeichnen bereits hier sein bildnerisches Schaffen, auch wenn die eigentliche expressionistische Phase in seinem Werk erst um 1915 einsetzt. Im Jahr 1913 entsteht eine weitere Zeichnung des Künstlers zu demselben Motiv (Hellwich/Röske 13/10). Die Zeichnung wird in den Nachtrag des Werkverzeichnisses von Ekkehard Hellwich und Peter Röske aufgenommen.

Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 192, 26.11.2011, Lot 823

Privatbesitz Rheinland

carl grossberg (1894 Elberfeld – 1940 Laon)

8115 Brückenpfeiler

Aquarell und Feder in Schwarz auf Bütten. 1922. 28,4 x 35,5 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz datiert „22.V.22“.

4.000 €

Carl Großberg, der nach einem Architekturstudium bereits im Alter von 19 Jahren unter dem Einfluss Lyonel Feiningers am Bauhaus ausgebildet wurde, bewahrte stets sein großes architektonisches und technisches Interesse. In dem vorliegenden Aquarell präsentiert er ausschnitthaft vor dunklem Nachthimmel einen mächtigen Brückenpfeiler, der in einem faszinierenden, fast abstrakten Farbspiel aus Blau, Grün und Gelb reflektiert. Diese Komposition ist ein Beispiel für Großbergs Fähigkeit, die Schönheit und Dynamik architektonischer Strukturen in einem künstlerischen Kontext einzufangen.

8115

george grosz (1892–1959, Berlin)

8116 Vignette zu Daudet „Die Abenteuer des Herrn Tartarin von Tarascon“

Feder in Schwarz auf Velin. Um 1920.

Ca. 13,5 x 14,2 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Grosz“.

1.200 €

Für die deutsche Ausgabe von Alphonse Daudets „Die Abenteuer des Herrn Tartarin aus Tarascon“, die 1921 im Erich Reiss Verlag erschien (vgl. Dückers BA I), lieferte Grosz zahlreiche Vollbilder und auch Vignetten wie den hier vorliegenden Buchstaben „E“. Dieser stand am Anfang des dreizehnten Kapitels „Abreise“, das mit dem Satz „Endlich kam er heran, der feierliche, der große Moment“ beginnt. Die Buchgestaltung, einschließlich Satz und Buchschmuck, wurde von John Heartfield vorgenommen. Wir danken Ralph Jentsch, Berlin/Rom, für die mündliche Bestätigung der Authentizität vom 05.10.2024. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

8117 Sitzender weiblicher Akt

Kohle, teils gewischt, auf Velin. Um 1925.

29,5 x 23 cm.

Unten links mit Bleistift bezeichnet „15“, verso mit dem Nachlaßstempel und der Registriernummer in Tusche „5 35 6“ und mit der Bezeichnung „L 3 Nr. II 62“.

2.000 €

Klar konturiert, doch stellenweise nur angedeutet erfasst Grosz die weibliche Aktfigur mit breitem Kohlestrich: Das eine Bein über das andere gekreuzt, wendet sich die Dame sitzend im Profil zur Seite. Mit zarten Wischungen modelliert er zudem die Plastizität und Schattenbildung hervor.

8118 Der Bleistiftverkäufer

Aquarell auf Michallet-Bütten, auf Karton aufgezogen. Um 1928.

64 x 49 cm.

Oben links mit Bleistift signiert „George Grosz“, datiert und bezeichnet „New York“ sowie gewidmet „to Gene Fowler“.

12.000 €

Wohl im Jahr 1928 aquarelliert Grosz den Bleistiftverkäufer mit weicher Nass­in­Nass­Technik, die die Konturen des blinden Mannes verschwimmen lässt. Dorthinein setzt der Künstler mit spitzem, trockenem Pinsel die Details von Gesicht und Händen und stellt mit ein paar wenigen hinzugefügten Konturen die Zeichnung fertig Die Roaring Twenties mit ihren Varietés, Bars und rauschhaften Nächten waren die eine Seite; die andere Seite zeigt das schwere Leben der unteren Schichten, Armut, politische Verwerfungen, eine von sozialen Gegensätzen zerrissene Gesellschaft. Dieses Spannungsfeld lotet Grosz in seiner ganzen Bandbreite aus, und so entstehen seine Zeichnungen von Figuren der Straße, die, im Schatten der glanzvollen Lichter, trotz bitterer Armut versuchen zu überleben So gewinnt die Gestalt des mageren, verhärmten und vor Sorgen ergrauten Bleistiftverkäufers eine verstörende Aktualität.

Der Maler und Zeichner George Grosz nahm, als er zum ersten Mal nach Amerika reiste, unzählige seiner kurz zuvor noch in Berlin entstandenen Blätter mit ­ so auch das vorliegende Aquarell, gewidmet dem amerikanischen Journalisten, Autor und Dramatiker Gene Fowler, dem Grosz das Blatt im Jahr 1932 schenkte. Mit einer schrif tlichen Bestätigung von Ralph Jentsch, Berlin/Rom, vom 09.10.2024. Die Zeichnung wird von ihm in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Arbeiten auf Papier aufgenommen.

Provenienz: Gene Fowler, New York (Geschenk des Künstlers, 1932) Privatsammlung USA Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 11.06.2010, Lot 251 Privatbesitz Rheinland

8118

karl hubbuch (1891–1979, Karlsruhe)

8119 Tanzende Paare

Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1928. 22,9 x 31,6 cm.

Unten rechts mit dem Nachlaßstempel, dort von Ellen Hubbuch signiert.

1.000 €

Engtanz. Dicht beieinander bewegen sich die beiden Paare, karikaturhaft verzerrt ihre Gesichter und die Gestalten. Der vehement bewegte zeichnerische Stil wird dem Sujet wunderbar gerecht, und sogar die vielfach gezogenen Konturen scheinen im Takt der Tanzmusik zu schwingen.

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

8120 Modell in braunem Kleid

Farbkreide auf dünnem Velin. Um 1926/28. 48,5 x 41 cm.

Unten rechts mit dem Nachlaßstempel, dort von Ellen Hubbuch signiert.

7.000 €

Ausdrucksvolle großformatige Zeichnung, in sicherem, präzisem Strich mit elegant geführten Binnenschraffuren ausgeführt. Der Raum bleibt hell, ein Möbel lediglich angedeutet, so dass die Figur der sitzenden Frau mit ins Profil gedrehtem Gesicht im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Nichts Skurriles, Verzerrtes haftet der Zeichnung an, die vielmehr eine reizvolle Erscheinung in souveräner zeichnerischer Ausführung festhält.

Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 31.05.2008, Lot 672 Privatbesitz Rheinland

karl hubbuch

8121 Unter den Arkaden Öl auf Hartfaser.

49,5 x 100 cm.

10.000 €

Die Passanten fluten vorbei, entlang der weißen Arkaden, und nehmen keine Notiz vom Betrachter. Diese distanzierte Menschenmenge gibt Hubbuch unter Aussparung von Details mit karikaturhaft vereinfachten Zügen und starren rostbraunen Konturen wieder. Die von Giftgrün und Rosa dominierte Tonalität sowie die

betonte Disproportionalität der skurrilen Gestalten unterstreicht die groteske Atmosphäre der Szene. Wie viele der gegenständlichen Maler nach 1945 verarbeitet auch Hubbuch Anregungen der Expressionisten sowie vor allem Max Beckmanns, dessen Rezeption nach 1945 besonders intensiv einsetzte. Er findet in dieser Zeit wieder zu seinem alten Thema, dem Menschen in seinem sozialen Umfeld.

Provenienz:

Bassenge, Berlin, Auktion 101, 13.06.2013, Lot 8187

Privatbesitz Rheinland

8121

karl hubbuch

8122 „Auf der Piazza Bologna (Rom)“ Rohrfeder in Schwarz, Filz- und Farbstift auf FabrianoVelin. 1965.

48,3 x 66,3 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „Hubbuch“, verso erneut signiert, datiert, betitelt und bezeichnet.

1.800 €

„Die späten Zeichnungen: Im Strom des Lebens ­ Das verbindende Element in der Vielzahl der Formentwürfe und bildnerischen Ideen des Spätwerks blieben bis zuletzt die Zeichnungen. Die Leistung der späten, entfalteten Zeichnungskunst Hubbuchs ist erstaunlich. Sie trägt Züge von Besessenheit, von überfließender Produktion. Vor allem auf den großen Reisen u. a. nach Frankreich oder Holland

stürzt sich Hubbuch in den Strom des Lebens, der den Chronisten mit fortreißt. Diese unaufhaltsame Bewegung wird zum Generalthema der späten Blätter.... Die Kompositionen, die Architekturen, beginnen zu wanken, durcheinander zu wirbeln. Der zeichnerische Strich selbst hat dieses rastlose Gejagte der Passanten. Alles ist in Fluß geraten und Hubbuch in diesen Strom des Lebens eingetaucht, der sich äußert als der Aufbruch der Massen, als die eigentliche geschichtliche Bewegung.“ (Richard Hiepe, in: Karl Hubbuch 18911979, Ausst.­Kat. Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Berlin, Hamburg 1981 u. 1982, S. 78).

Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 108, 26.11.2016, Lot 8114

Privatbesitz Berlin

karl hubbuch

8123 Buttes Chaumont

Feder in Schwarz, Filzstifte, farbige Kreiden und Graphit, teils laviert, auf Velinkarton. 1966.

51 x 66,7 cm.

Unten links mit Feder in Schwarz signiert „Hubbuch“.

1.800 €

Neugierig sehen sich die karikaturhaft­skurril in Rotbraun gezeichneten Parkbesucher um, während sie eine der zahlreichen Treppen im Parc der Buttes Chaumont emporsteigen. Wolkiges Grün umgibt sie; im Hintergrund ragen Kräne und ein Sendeturm

hoch in den dramatisch strukturierten Himmel. Der Park im Nordosten von Paris ist eine der größten und originellsten Pariser Grünflächen. Als Landschaftsgarten im englischen Stil wurde er 1867 zur Weltausstellung unter Napoleon III. eröffnet, eine Kunstlandschaft auf dem steilen Gelände eines Steinbruchs im Areal ehemaliger Müllkippen, Abwassergruben und Abdeckereien von Paris.

Provenienz: Sammlung Rolf Deyhle, Stuttgart Bassenge, Berlin, Auktion 107, 26.11.2016, Lot 8108 Privatbesitz Berlin

alfred hawel (1901–1961, Wien)

8124 Zylindermann, Kaktus & rote Hunde Öl auf Leinwand. 1930 (?).

100 x 72 cm.

Unten links mit Pinsel in Braun (undeutlich) zweifach signiert „Alfred Hawel“ und schwer lesbar datiert.

3.000 €

Eine Spielzeugwelt für Erwachsene. Mit tänzerischem Schritt bewegt sich der Zylindermann mit seinen Begleitern, zwei roten Hunden und einem grünen Kaktus, durch die surreale Umgebung. Stilisiert wie radikal moderne Spielzeugfiguren aus lackiertem Holz oder glänzendem Plastik, kommen sie einen überlangen Gang entlangspaziert, dessen Seiten an die rostigen Eisenwände eines Hafens denken lassen, und die Masten rechts bestätigen diesen Eindruck. Ein helles Licht fällt von rechts ein, das jedoch allein für die Figuren Schatten erzeugt. Mit hyperrealistischer Genauigkeit, sorgsamem Duktus und strahlendem Kontrastreichtum gestaltet der Künstler die Komposition. Alfred Hawel, Wiener Maler der Neuen Sachlichkeit, imaginiert mit Humor und großem kompositorischen Geschick die skurrile, rätselhafte Szene.

wlastimil hofman

(1881 Prag – 1970 Szklarska Poreba)

8125 Blindes Mädchen mit Bibel Öl auf Mapappe. 1933.

55 x 35 cm.

Oben links mit Pinsel in Schwarz signiert „Wlastimil Hofman“ und datiert.

8.000 €

Die leeren Augen im schönen Antlitz wenden sich mit ihrem weißen Leuchten irritierend direkt und groß frontal zum Betrachter, scheinen aber zugleich in die Ewigkeit zu schauen. Im vereinfachenden, klaren Stil der Neuen Sachlichkeit malt Hofman das junge Mädchen im roten Kleid, dessen Ton sich in den ebenso roten Lippen spiegelt. Mit beiden Händen hält sie das heilige Objekt vor ihre Brust und setzt es damit in der Mittelachse in Korrespondenz zur Herausforderung des Gesichtes mit all seiner Schönheit und dem leeren Blick. Der polnische Maler, geboren als Vlastimil Hofmann, ausgebildet ab 1896 an der Akademie der bildenden Künste in Krakau unter Jacek Malczewski und nach 1899 in Paris an der Ecole des Beaux­Arts, hatte seine erste Ausstellung 1902 in der Künstlervereinigung Sztuka, weitere Ausstellungen folgten in großen europäischen Metropolen. 1907 trat er als erster Pole der Wiener Sezession bei. Um 1921 änderte er seinen Namen in die polnische Version Wlastimil Hofman. Der Künstler, Vertreter des jungpolnischen Symbolismus, widmete sich vornehmlich religiösen und mythologischen Themen. Populär wurde er durch Madonnen­, Kinder­ und Engeldarstellungen in ländlicher Umgebung.

gerta overbeck (1898 Dortmund – 1977 Lünen)

8126 Menschenfresser; Industriearchitektur

2 Zeichnungen, recto/verso. Aquarell, Gouache, Kugelschreiber und Bleistift bzw. Gouache, Kohle und Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1922 (recto) / 1924 (verso). 20 x 27 cm.

Beide Seiten unten links mit Bleistift signiert „G. OVERBECK“ und datiert.

5.000 €

Overbecks künstlerisches Hauptaugenmerk lag auf der Industrieund Arbeitswelt des Ruhrgebiets und Hannovers. Für sie besaßen Industrieanlagen und Baustellen eine visuelle Anziehungskraft und gaben der jungen, als Kunsterzieherin arbeitenden Malerin das Gefühl, einen dichten Kontakt zur Welt der proletarischen Arbeit zu halten. Sie hatte das Ziel, ihre Sujets auch für den einfachen Menschen verständlich und zugänglich darzustellen. In ihrer Ausbildung bei Fritz Burger­Mühlfeld hatte Overbeck neben Grethe Jürgens auch Ernst Thoms, Friedrich Busack, Ernst Wegner, Hans Mertens und Karl Rüter kennengelernt, die zusammen in Hannover die Gruppe der Neuen Sachlichkeit bildeten. „Gerta Overbeck schreibt in dem Aufsatz ‚Industriebilder‘ von 1932: ‚Der Mensch ist nur ein ganz unbedeutendes Etwas, auf das keine Rücksicht genommen zu werden braucht.‘“ (Heike Scholz, Am Rande des Blickfeldes. Grethe Jürgens ­ eine Künstlerin der zwanziger Jahre in Hannover, Köln 1999, S. 53f.). Dementsprechend wird der Mensch in ihrer Zeichnung verschlungen vom Monster bzw. findet in der Industrieanlage überhaupt keinen Platz.

Provenienz:

Privatbesitz Rheinland

Ausstellung:

Der stärkste Auszug unserer Tage. Neue Sachlichkeit in Hannover, Sprengel Museum, Hannover 2001 (Kat.­Nr. 304, mit Abb.)

Literatur:

Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.­Nr. 8, mit Abb.)

8126
8126, verso

gerta overbeck

8127 „Eiswagen“

Aquarell auf Velin. 1924.

34,4 x 25,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert „G. OVERBECK“ und unten rechts datiert, auf dem Unterlagekarton mit Bleistift nochmals datiert und betitelt.

5.000 €

Ohne Kundschaft, ohne lärmende Kinder oder sonstige Sommerfreuden stehen die zwei Frauen mit ihrem Eiswagen am Rand der städtischen Straße, unbeachtet von den starr und dunkel im Hintergrund stehenden Passanten. Gerta Overbecks „Anliegen war es, die Zeit, in der sie lebten, über das Bild ins Bewußtsein zu bringen; ohne Anklage zwar, ohne Mitleid, ohne Appell oder Schuldzuweisung, aber auch nicht rein dokumentarisch, ‚neutral‘ im Sinne von unbeteiligt, sondern mit Wohlwollen, Sympathie und Verständnis für die kleinen Leute, so, als wolle man eher beruhigend als resignierend zum Ausdruck bringen: Das ist das Leben, Euer Leben.“ (Heike Scholz, Am Rande des Blickfeldes. Grethe Jürgens – eine Künstlerin der zwanziger Jahre in Hannover, Köln 1999, S. 62).

Provenienz:

Galerie Krokodil, Hamburg Privatbesitz Schleswig­Holstein Privatbesitz Rheinland

Literatur:

Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.­Nr. 16, mit Abb.)

8127

8128 Kartenspieler

Aquarell, Deckweiß und Pinsel in Schwarz auf Skizzenpapier. 1927.

27 x 23,6 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „G. OVERBECK“ und datiert.

5.000 €

Gerta Overbeck, Malerin der Neuen Sachlichkeit, suchte sich, wie ihre Künstlerfreundin Grethe Jürgens, ihre Sujets im proletarischen Milieu, im Alltagsleben der kleinen Leute mit ihren Sorgen, Freuden und Nöten, bedroht von Armut und Arbeitslosigkeit. Auch die Künstlerin selber lebte unter ärmlichen Bedingungen und trat später der Kommunistischen Partei bei. Im Mittelpunkt ihres unbestechlichen Blicks steht also der Mensch: Hier ist es ein Trio beim Kartenspiel in einer schummrigen Kneipe. Die in dichter Räumlichkeit komponierte Szenerie ist dominiert von den sorgfältig gezeichneten Figuren im Vordergrund, die im Beieinander einen Moment der sorgenfreien Entspannung finden.

Provenienz:

Galerie Krokodil, Hamburg

Privatbesitz Schleswig­Holstein

Privatbesitz Rheinland

Literatur:

Doris Müller, Gerta Overbeck. Aquarelle, Zeichnungen und Druckgraphik der 1920er Jahre, Münster 2002 (Kat.­Nr. 19, mit Abb.)

8129

dorothea maetzel-johannsen

8130 Zwei Akte im Mondschein Aquarell und Feder in Schwarz auf Velin. Um 1924.

34,5 x 24,4 cm.

1.200 €

Zumeist weibliche Akte mit schmalen Gesichtern und langen Gliedmaßen finden sich in den Gemälden und Zeichnungen der hamburgischen Künstlerin. Ein weiteres ihrer Kennzeichen sind die eckigen Konturen bei der Darstellung von Figuren und Stilleben. Unsere Zeichnung zweier Akte im Mondschein ist geprägt von einer kontemplativen, innigen Ausstrahlung.

dorothea maetzel-johannsen (1886 Lehnsahn – 1930 Hamburg)

8129 Zwei Ball spielende Akte Aquarell und Bleistift auf JW Zanders-Bütten. Ca. 1924.

40,5 x 26,5 cm.

1.200 €

Dorothea Maetzel­Johannsen, von 1907 bis 1909 in Hamburg zur Zeichenlehrerin ausgebildet, war als Lehrerin tätig und heiratete 1910 Emil Maetzel. Ihre Beschäftigung musste sie jedoch als verheiratete Frau im wilhelminischen Kaiserreich wieder aufgeben. Sie reiste zwischen 1911­1918 mehrfach nach Berlin und lernte dort bei Lovis Corinth. Ab 1919 entstand in Hamburg ihr expressionistisches Hauptwerk. Attraktive Zeichnung zweier Ball spielender Akte von etwa 1924, in harmonischer Farbigkeit gehalten.

8130

dorothea maetzel-johannsen

8131 Sitzende Figur vor dem Fenster Mischtechnik auf festem Velin. Wohl 1915–20.

34,5 x 26,4 cm.

Oben links mit Bleistift signiert „D. Maetzel-Johannsen“.

1.500 €

Gemeinsam mit ihrem Mann Emil Maetzel war Dorothea MaetzelJohannsen Mitbegründerin der Hamburgischen Sezession und entwickelte zwischen 1919 und 1921 eine eigene expressive Bildsprache. Inspiration zog sie dabei u.a. aus dem Kubismus, der Künstlergemeinschaft Brücke und der afrikanischen Skulptur. So weist die graue weibliche Figur auf dem Fensterbrett in unserer Zeichnung mit ihren mandelförmigen Augen und der schmalen, langen Kopfform ebenfalls Züge einer afrikanischen Maske auf.

8131

8132

dorothea maetzel-johannsen

8133 Zwei sitzende weibliche Akte Radierung mit Kaltnadel auf Kupferdruckpapier. 1919. 18,9 x 11,9 cm (29,9 x 24,9 cm).

Signiert „D. Maetzel-Johannsen“, datiert und bezeichnet „No 12“.

700 €

Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

dorothea maetzel-johannsen

8132 „Freundinnen“

Radierung mit Kaltnadel auf Kupferdruckpapier. 1919. 22,9 x 18 cm (29,9 x 25 cm).

Signiert „D. Maetzel-Johannsen“, datiert und betitelt.

700 €

Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

8133

dorothea maetzel-johannsen

8134 Weiblicher Akt vor Sonnenuntergang Radierung mit Kaltnadel auf Velin. 1920. 23,7 x 32 cm (35,4 x 47,9 cm).

Signiert „D. Maetzel-Johannsen“ und datiert.

900 €

Prachtvoller, kontrastreicher Druck mit schönem Plattenton und breitem Rand.

8135 Mutter und Kind unter der Sonne Radierung mit Kaltnadel auf Velin. 1921. 32,8 x 23,5 cm (50 x 35,4 cm).

Signiert „D. Maetzel-Johannsen“ und datiert.

900 €

Prachtvoller, differenzierter Druck mit schönem Plattenton und breitem Rand.

8134
8135

max kaus (1891–1977, Berlin)

8136 Turu

Kohle auf Bütten. 1920.

44,3 x 36,8 cm.

Unten links mit Kohle signiert „MKaus“ (ligiert) und datiert.

10.000 €

Bemerkenswert und herausragend in seiner Ernsthaftigkeit, Nähe und Direktheit ist das Portrait, das Kaus 1920 von seiner Freundin und zukünftigen Frau Gertrud, genannt Turu, zeichnet. Ihr fein geschnittenes, länglich­ ovales Gesicht ebenso wie ihr Blick ist streng frontal ausgerichtet, zudem ist die Dargestellte bis an das intime Format des Brustbildes herangerückt. Das Portrait scheint den Bildraum fast zu sprengen, so dass eine intensive Wirkung und Ausstrahlung entsteht. Kaus konstruiert dieses konzentrierte, gewissermaßen verdichtete Bildnis seiner wichtigsten Bezugsperson mit zügigen, expressiven, geraden Linien und Schattierungen, die im spitzen Winkel zueinander stehen und gegeneinander verspannte Formen entstehen lassen. In ebendiesem Jahr 1920 lernte Kaus durch Erich Heckel Karl Schmidt­Rottluff und Otto Mueller kennen, trat der Freien Sezession und dann der Berliner Sezession bei.

Provenienz:

Nachlass des Künstlers, Berlin

Privatbesitz Berlin

karl hofer (1878 Karlsruhe – 1955 Berlin)

8137 Weiblicher Halbakt mit verschränkten Armen Kohle und Bleistift, teils gewischt, auf Velin. Um 1927. 49,5 x 43 cm.

Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „CH“ (ligiert).

2.400 €

Die für Hofers Antlitze charakteristischen, mandelförmigen Augen und der sanfte, ruhige Blick des Mädchens legen einen zarten Hauch von Beseeltheit über die Zeichnung. Die angeschnittenen Hüften der Halbfigur bleiben in der bloßen Andeutung, während der ins Halbprofil nach rechts gedrehte Kopf und der entblößte Oberkörper von eleganten, sicher geführten Konturen umrissen sind. Zarte Wischungen und mit der breit gelegten Kohle markant

strukturierte Schraffuren ergänzen die geschwungenen Linien und verleihen dem Mädchenkörper Plastizität ebenso wie dem Hintergrund Räumlichkeit. Karl Hofer konnte seine ersten Erfolge in den 1920er Jahren mit Ausstellungen bei Paul Cassirer und Alfred Flechtheim in Berlin verzeichnen. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus seinem Professorenamt an der Hochschule der Künste entlassen. Nach dem Krieg wurde er ihr Direktor. Verso eine weitere, vom Künstler verworfene Komposition, „Stehender weiblicher Akt, den Arm aufgestützt“.

Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 82, 29.11.2003, Lot 6776 Privatbesitz Bayern

8137

8138 Jüngling mit Kopftuch

Kreide in Braun und Schwarz auf glattem Velin. 1925. 40 x 30 cm.

Unten rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert „CH“.

2.500 €

Expressive Kreidezeichnung mit effektvoll gewischten Partien, entstanden in Hofers bester Schaffenszeit. Um 1924 entstand sein ikonisches Gemälde gleichen Titels, das den Jüngling in der Halbfigur zeigt, mit etwas erhobenerem Kopf, offenen Augen und weiter herabhängenden Tuchenden. Im Ausdruck erscheint der Jüngling in der vorliegenden Zeichnung etwas zurückgenom­

mener und in sich versunken, mit der stillen Melancholie, die Hofers eindrucksvollste Arbeiten auszeichnet. Beigegeben: Eine signierte Lithographie von Karl Hofer, „Säufer“, 1945­48 (Rathenau 116 II (von III)), verso mit der Skizze eines Frauenkopfes.

Provenienz: Galerie Kornfeld, Bern, Auktion 18.06.2015, Lot 364 Privatbesitz Rheinland

8138

karl hofer

8139* „Doppelgesicht“

Kreide in Schwarz auf festem Velin. Um 1945. 51,5 x 37,6 cm.

Unten mittig mit Kreide in Schwarz monogrammiert „CH“ (ligiert) sowie am unteren Blattrand numeriert „22“, verso betitelt.

2.500 €

Der Künstler integrierte das vorliegende Blatt in seinen Zyklus „Menschheit“, den er 1946 in Potsdam publizierte. Seine Zeichnungen aus den 1940er Jahren sind geprägt von einer starken emotionalen Intensität und einer tiefen menschlichen Empathie. Sie zeigen die Verletzlichkeit und die Hoffnungen der Menschen in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Die Arbeit wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der Aquarelle und Zeichnungen von Karl Bernhard Wohlert unter der Nummer „1545“ aufgenommen.

Provenienz:

Galerie Klihm, München Privatsammlung Süddeutschland Ketterer, München, Auktion 395, 19.10.2012, Lot 458 Privatbesitz Süddeutschland

Ausstellung:

Galerie Klihm, München 1969, Nr. 8 (mit Abb.)

Städtebundausstellungen des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Unna 1970, Nr. 15

Galerie Valentin, Stuttgart u.a.1972/1973, S. 36, Nr. 18 (mit Abb.)

Ausstellung der Stadt Goslar, München und Goslar 1974

Jacob Bräckle und Carl Hofer, Kunstverein Ulm 1975, Nr. 6

Literatur:

Menschheit. Zwölf Zeichnungen von Carl Hofer, Offizin Eduard Stichnote, Potsdam 1946, Abb. Bl. 7

8139

karl hofer

8140 Männerkopf mit offenem Mund

Aquarell, Gouache und Feder in Schwarz auf festem raunen Velin. 1950.

48,5 x 40,5 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „CH“ (ligiert).

6.000 €

Hofer trat 1945 seine Position als Direktor der Hochschule für Bildende Künste in Berlin an. In dieser Zeit schuf er eine Vielzahl von Zeichnungen, die sich durch ihre expressiven Linien und ihre introspektive Darstellung auszeichnen. Seine Blätter aus diesen

Jahren sind geprägt von einer starken emotionalen Intensität und einer tiefen menschlichen Empathie. Sie zeigen die Verletzlichkeit, die Sorgen und die Hoffnungen der Menschen in einer Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit. Verso eine verworfene Zeichnung Hofers, vermutlich mit gleichem Motiv.

Provenienz:

Kunsthandel Gerd Köhrmann, Köln (Nachlass Karl Hofer) (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet)

Lempertz, Köln, Auktion 847, 26.11.2003, Lot 734

Privatbesitz Rheinland

8140

hans theo richter (1902 Rochlitz – 1969 Dresden)

8141 Mutter mit zwei Kindern Graphit auf Bütten. 1945.

42,5 x 31,2 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Richter“ und datiert.

2.000 €

Hans Theo Richter, der Ende der 1920er Jahre Student von Richard Müller in Dresden und Meisterschüler von Otto Dix war, erlangte durch seine eindringlichen Zeichnungen schon früh Aufmerksamkeit. „Richter hielt stets an der jahrtausendealten Tradition der

europäischen Kunst fest, die das Bild des Menschen als eine zentrale Aufgabe ansieht. (...) Dabei sind seine Zeichnungen fast immer von einer Stimmung von Vertrauen, Zuneigung und Behutsamkeit beherrscht, die man als ideale Ziele menschlichen Umgangs benennen kann. So ist es natürlich und folgerichtig, daß bereits in Richters Frühwerk seine Aufgeschlossenheit für die Welt der Kinder sichtbar wird. Hunderte von Skizzen auf Spielplätzen erfassen die unendliche Vielfalt im Verhalten der Kinder untereinander und zu den Erwachsenen.“ (Hildegard und Hans Theo Richter­Stiftung, htr­stiftung.de/werk, Zugriff 04.07.2024).

8141

august wilhelm dressler (1886 Bergesgrün/Böhmen – 1970 Berlin) 8142 „Mutter und Säugling“ Öl auf Leinwand. Wohl um 1923/25. 61 x 50 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Grau signiert „DRESSLER“ und mit dem Künstlersignet, verso mit Pinsel in Schwarz signiert „A.W. Dressler“, betitelt, bezeichnet „ÖLTEM. WA. FIR.“ und mit Farbstift in Rot „12,4II“.

3.000 €

In ihrer Stille, liebevollen Zartheit und Intimität überstrahlt diese Darstellung einer Mutter mit ihrem Säugling Dresslers andere, um dieselbe Zeit herum entstandene Gemälde desselben Sujets, nämlich wohl seiner eigenen kleinen Tochter. Weich sind die Figuren und das Kissen in ihrem Rücken, die Farben, das Licht ebenso wie die Formen. „Dresslers inniges Mitgefühl mit dem Kreatürlichen äußert sich in einem völlig unprätentiösen Stil, der die äußere Form als innere Ästhetik spiegelt.“ (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.­Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 2).

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

8142

august wilhelm dressler

8143 „Zwei Frauen am Meer“ Öl auf Hartfaser. 1937.

39,5 x 49 cm (Rahmenausschnitt).

Unten rechts mit Pinsel in Dunkelbraun mit dem Künstlersignet, verso mit Pinsel in Braun signiert „AW Dressler“, betitelt, mit Bleistift (von fremder Hand?) datiert und zweifach mit Pinsel in Rot bzw. Blau bezeichnet „6“.

3.000 €

Eine leise Melancholie prägt die Strandszene mit den beiden anmutigen Frauen. Durch den dichten Farbauftrag erhält die Szene eine großartige Stofflichkeit, die durch die formstrenge und die Plastizität betonende Modellierung noch gesteigert wird. Dressler, einer der stilprägenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit, studierte 1906 ­1913 an den Akademien in Dresden und Leipzig. Anschließend zog er als freischaffender Künstler nach Berlin und schloss sich der Novembergruppe an. 1924 wurde Dressler Mitglied der Berliner Sezession. Max Osborn nennt Dressler 1927 „einen der besten und redlichsten der Neurealisten“ (zit. nach Gerhard Leistner, s.u.). „Sparsam geht Dressler auch mit seiner Farbpalette um, wenn er die Figuren in stumpfen, weichen und abgestuften Tonwerten mit wenigen Aufhellungen malt, was zur Entstofflichung der Gegenstände führt, die die Welt noch stärker anorganisch macht.“ (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.­Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 2).

Provenienz:

Leo Spik, Berlin, Auktion 20.10.2005, Lot 73 Privatbesitz Rheinland

8144 „Forum Romanum“ Öl auf Leinwand. 1930.

60 x 70 cm.

Verso mit Feder in Schwarz signiert „AW Dressler“, betitelt und mit Pinsel in Rot bezeichnet „37“.

1.800 €

In harmonischer, lebendiger Farbgebung und aus leicht erhöhter Perspektive schildert Dressler liebevoll den Blick auf einen der prominentesten Orte Roms. In zahlreichen Gemälden „dokumentiert der 1930 nach Rom ausschwärmende Künstler mit panoramaartigen Reportagen die Architekturgeschichte der Ewigen Stadt.“ (Gerhard Leistner, in: August Wilhelm Dressler, Ausst.­Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, S. 3).

Provenienz:

Leo Spik, Berlin, Auktion 26.06.2003, Lot 61 Galerie Nierendorf, Berlin 2007 Privatbesitz Rheinland

Literatur:

August Wilhelm Dressler, Ausst.­Kat. Galerie Nierendorf, Berlin 2007, Nr. 28, Abb. S. 21

august wilhelm dressler

8145 „Revuegirls“ Öl auf Leinwand. Wohl um 1950. 88 x 69 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz mit dem Künstlersignet, verso mit Farbstift in Schwarz signiert „Aug. Wilh. Dressler“, betitelt und mit Pinsel in Rot bezeichnet „26“. 3.500 €

Die graziösen Revuegirls scheinen inmitten der Bewegung erstarrt, mit erhobenen Armen verharrend im Moment. Die blassen, langgestreckten Körper stellt der Künstler nicht wie reale, lebensvolle junger Frauen dar, sondern sie wirken starr wie Schaufensterpuppen, geschildert in makelloser Plastizität. Ein helles Licht, die mit Weiß abgetönten Farben und die Palmwedel ebenso wie die angeschnittene Architektur versetzen die Szene in eine südliche Umgebung. In Dresslers Spätwerk finden sich zunehmend Sujets aus Randgruppen der Gesellschaft wie Revuegirls, aber auch Gaukler, Balletteusen und Artisten.

Provenienz: Leo Spik, Berlin, Auktion 26.06.2003, Lot 65 Privatbesitz Rheinland 8144

8145

rolf nesch

(1893 Oberesslingen – 1975 Oslo)

8146 Felsen am Weg („Fjeld“) Metallprägedruck auf schwerem, handgeschöpftem Van Gelder Zonen-Velin. 1934.

43 x 57,7 cm (51 x 65,2 cm).

Signiert „Nesch“, betitelt und bezeichnet „Selvtrykk“. Helliesen/Sørensen 480.

7.000 €

Blatt 12 der 20 Blatt umfassenden Serie „Schnee“. Rolf Nesch lernte u.a. bei Oskar Kokoschka in Dresden, war Freund Ernst Ludwig Kirchners und Bewunderer Edvard Munchs. Als die Nazis 1933 seine Bilder aus einer Ausstellung entfernten, emigrierte er nach Norwegen und wurde dort neben Munch zum wichtigsten Künstler der Klassischen Moderne Skandinaviens. Bekannt ist er für seine oft farbenfrohen, einzigartigen Metallprägedrucke, die er nach

seiner Übersiedlung nach Hamburg 1929 erfand und Zeit seines Lebens weiterentwickelte. Die reliefartigen Strukturen auf dickem Papier, die sich 1925 durch zufälliges Durchätzen seiner Radierplatten ergaben, führte er fortan weiter, indem er ganze Drähte, Lochplatten oder Gitter auf große Druckplatten lötete und so seine außergewöhnlichen, fast haptischen Reliefdrucke schuf. Die Serie „Schnee“ entstand kurz nach seiner Ankunft in Norwegen in Slependen, einem Vorort Oslos, und markiert einen ersten Höhepunkt in Neschs Materialdrucktechnik. Noch bleiben die kräftigen Farben aus und Nesch druckt mit viel Weißfläche nur in Schwarz. Wenige markante Drahtprägungen durchziehen die Komposition. Das Formenvokabular bleibt reduziert. Unser Exemplar in einem prächtigen Handdruck mit kräftigem Relief und dem vollen Schöpfrand. Selten, Helliesen/Sørensen vermuten mindestens elf Abzüge, auf dem internationalen Auktionsmarkt ist in den letzten 25 Jahren kein Exemplar nachweisbar. 8146

rolf nesch

8147 Elbsteg („Freihafenbrücke“)

Farbiger Metallprägedruck auf schwerem Velin. 1932. 59,7 x 44,8 cm (64,9 x 50 cm).

Verso unten rechts wohl eigenhändig betitelt. Helliesen/Sørensen 461.

5.000 €

Blatt 15 (von 20) der Serie „Hamburger Brücken“ von 1932. Im Jahr 1929 hatte Rolf Nesch sich in Hamburg niedergelassen, wo er von Gustav Schiefler und Max Sauerland gefördert wurde. Nach ersten Experimenten entstand hier 1932 seine bahnbrechende Graphikserie „Hamburger Brücken“ in der von ihm erfundenen Metalldrucktechnik: zur Gestaltung seiner Bildmotive lötete er lose Teile,

Provenienz: Else Mögelin, Berlin Privatbesitz Berlin 8147

Drahtgaze und Metalldrähte auf die Platten, die sich auf das Papier durchdrückten. Unser Blatt zeigt ein Figurenpaar, angedeutet durch hellgrüne Drahtgaze, eingerahmt von einem in markant kontrastierendem, leuchtend orange gefassten Brückengeländer und schwarz­grau changierendem Umfeld, wohl Himmel und Wasser. Prachtvoller, kontrastreicher und herrlich farbfrischer Druck mit dem vollen, schmalen Rand. Äußerst selten, es findet sich nur ein Exemplar in den letzten 25 Jahren auf dem internationalen Auktionsmarkt. Helliesen/Sørensen sind lediglich sieben Exemplare bekannt.

rolf nesch

8148 Hommage à Dürer

Farbiger Metallprägedruck auf schwerem Velin. 1971. 57,5 x 44 cm (64,7 x 50 cm).

Signiert „Rolf Nesch“, datiert und bezeichnet „Tiré par l’artiste“.

Helliesen/Sørensen 840.

5.000 €

In dem vielseitigen und hochproduktiven graphischen Gesamtwerk Rolf Neschs gehört unser Blatt in die späte Serie „Hommage à Dürer“, die nur wenige Jahre vor seinem Tod entstand. Zum 500. Geburtstag von Albrecht Dürer lud der Kunstverein Nürnberg verschiedene Künstler ein, ein Werk zu Ehren des Meisters anzufertigen. Nesch lieferte insgesamt vier Arbeiten zum Thema, wovon nur eine in Nürnberg Verwendung fand. Die restlichen, darunter unseres, waren wohl als Triptychon geplant. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre beschäftigte sich Nesch viel mit humorvollen Vogel­ und Fischformen, die er in seinen Materialbildern zum Teil mit Industrieschrott formte und jeden einzelnen Abdruck in der Zusammensetzung von Form und Farbe veränderte. Unser Exemplar in einem brillanten Druck mit kräftigem Rotorange im Hintergrund. Die weiteren Farben pointiert, fein nuanciert und insgesamt mit prachtvollem, teils ornamentalen Relief und mit kleinem, aber wohl dem vollen Rand. Selten, Helliesen/Sørensen vermuten ein Minimum von neun Abzügen.

mappenwerke

8149 Europäische Graphik II

9 Bl. Druckgraphik, 1 Bl. Impressum und Inhalt auf Japan bzw. Velin. Lose in Orig.-Leinenmappe. 1964.

Bis 75 x 53 cm (Blattgröße).

Die Druckgraphiken jeweils signiert, im Impressum vom Verleger signiert „Felix H. Man“. Auflage 35 röm. num. Ex. 4.000 €

Die komplette Mappe der Ausgabe A, herausgegeben von Felix H. Man und verlegt von der Galerie Wolfgang Ketterer, Stuttgart 1964. Enthält Graphiken von Julius Bissier, Komposition (Lithographie), Hap Grieshaber, Paar (Holzschnitt, Gabler 64/91), E.W. Nay (2), Dominant­Blau und Rot aus Blau (Lithographien, Gabler 72 und Gabler 71), K.R.H Sonderborg (2), Komposition I und Komposition II (Lithographien), Hans Uhlmann, Erregt (Lithographie) und Fritz Winter, Vor Horizontalen (Lithographie, Gabler 45). Zusätzlich als Sonderedition nur in Ausgabe A enthalten: Rolf Nesch, Der Zopf (Metallprägedruck, Helliesen/Sørensen 774) . Neben der Auflage von 35 Exemplaren in Ausgabe A existiert zusätzlich eine Auflage von 65 Exemplaren der Ausgabe B. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand, teils mit dem Schöpfrand. Sehr selten

Provenienz:

Ehemals Sammlung Friedrich und Ingeborg Spengelin, Hamburg (mit deren Sammlerstempel verso, nicht bei Lugt)

werner gilles

(1894 Rheydt – 1961 Essen)

8150 Mythologische Szene / Mythologische Szene bei Nacht

2 Kompositionen, recto/verso. Öltempera auf festem Velin. Um 1945-50.

48 x 36,2 cm.

Unten links mit Pinsel in Hellgrau signiert „Gilles“. Nicht bei Schwengers.

2.000 €

Unsere Arbeit entstand möglicherweise in zeitlichem Zusammenhang mit dem „Orpheus­Zyklus“ um 1947. Farblich differenziert und äußerst dekorativ zeigt Gilles hier wohl eine mythologische Szene mit zwei menschlichen Figuren, davon eine mit einem Schwert vor einem Zelt und ornamental gestaltetem Hintergrund. Um sie herum bewegen sich prächtige Vögel und ein kleines weißes Lamm. Möglicherweise handelt es sich hierbei auch um ein biblisches Sujet, aber wie so häufig in Gilles‘ Werk der Nachkriegszeit bleibt die Deutung der Szene letztlich offen. Verso eine weitere, in Farbgebung und Komposition von der Vorderseite etwas abweichende Darstellung derselben Szene in Tempera.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8150
8150

franz xaver fuhr

(1898 Neckarau – 1973 Regensburg)

8151 „Drei Chinesen“ Aquarell, Deckweiß und Pinsel in Schwarz auf strukturiertem Velin. Um 1939-40. 65 x 50 cm.

Verso mit Feder in Schwarz betitelt und bezeichnet „187“. Zienicke A 252.

1.200 €

Fuhr, ursprünglich Autodidakt, hatte 1928 seine erste Einzelausstellung in Berlin, erhielt 1930 den Preis der Preußischen Akademie

der Künste und 1931 den Villa­Romana­Preis des Deutschen Künstlerbundes. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ deklariert und mit Berufsverbot belegt, ließ er sich nach dem Krieg zunächst in Regensburg nieder, 1946 erhielt er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München. Aus dieser späten Zeit stammt auch unsere Komposition, die drei chinesische Männer im Gespräch darstellt. Kraftvolle und ausdrucksstarke Zeichnung mit der für Fuhrs Spätwerke typischen weißen Umrisslinie.

Provenienz: Grisebach, Auktion 269, 03.12.2016, Lot 1086 Privatbesitz Berlin

8151

franz barwig (1868 Schönau/Mähren – 1931 Wien)

8152 Sich lausender Affe

Bronze mit goldbrauner Patina. Wohl um 1930.

Ca. 12,5 x 9 x 12,5 cm.

Hinten über dem Stand monogrammiert „FB“.

1.500 €

Mit seinen zahlreichen Tierdarstellungen, die er ab 1910 in Holz und Bronze schuf, wurde Barwig als einer der wichtigsten österreichischen Bildhauer der Jugendstilzeit bekannt. Viele seiner Motive fand er im Tiergarten Schönbrunn, so auch unsere beiden hübschen Kleinbronzen „Sich lausender Affe“ und „Stehender Affe“ (Los 8153). In die sorgsame Fellpflege vertieft sitzt der kleine Affe, die Hinterbeine angezogen, in menschlicher Geste auf seinem Hinterteil und laust sich. Gesicht, Hände und Füße sowie Fellstruktur sind detailreich und plastisch herausgearbeitet. Prachtvoller Guss mit herrlich warmer Patina.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

franz barwig

8153 Stehender Affe

Bronze mit goldbrauner Patina. Wohl um 1930. Ca. 14 x 13 x 15 cm.

Auf der Brust monogrammiert „FB“.

1.500 €

Franz Barwig der Ältere lehrte 1909 bis 1921 Bildhauerei an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1925 bis 1927 gestaltete er im Auftrag des Architekten Josef Maria Urban die Villenanlage Mar­aLago in Palm Beach, heute im Besitz von Donald Trump, plastisch aus. Prachtvoller Guss mit schöner Patina und mit besonderem Fokus auf die Gestaltung von Gesicht und kräftigem Körperbau.

Provenienz:Privatbesitz Berlin

heinrich ehmsen (1886 Kiel – 1964 Berlin) 8154 „Sardinenfischer in Martigues“ Öl auf Hartfaserplatte. 1930. 21,5 x 23 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz monogrammiert „E.H.“, verso auf dem Rahmen mit Farbkreide in Rot signiert „Ehmsen“, betitelt, gewidmet und mit Adreßstempel des Künstlers, auf der Hartfaserplatte bezeichnet „‘Fischer von Martigues‘ (Entwurf 1930)“ sowie erneut gewidmet „Unserem verehrten Prof. Dr. Niekisch zum 65. Geburtstag von Ehmsen Berlin 23.Mai 1954“.

1.000 €

Ehmsen erhielt an der Städtischen Gewerbeschule Kiel eine kunsthandwerkliche Ausbildung und lernte 1906 bis 1909 an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf u.a. bei Peter Behrens. Anschließend studierte er an der Académie Colarossi, Paris, und siedelte 1911 nach München, wo er Einflüsse durch den Blauen Reiter erhielt. Im Jahr 1928 ließ er sich nach einer Reise ins südfranzösische Martigues in Berlin nieder. In diesem Kontext entstand unsere kleine Studie, vermutlich in Vorbereitung zu einem größeren Gemälde, „Sardinenfischer im Hafen von Cassis“, Öl auf Leinwand, 1928/1929 (vgl. Lahmann JL­ G 191), das sich heute in der Stadtgalerie Kiel befindet.

Provenienz: Ernst Niekisch, Berlin Privatbesitz Berlin

8154

hedwig marquardt (1884 Biere – 1969 Hannover)

8155 Sinnender Mann Öl auf Hartfaser.

56 x 44 cm (Rahmenausschnitt).

Unten links mit Pinsel in Blaugrün mit dem Künstlersignet „HM“.

2.800 €

Expressiv stilisierte, intime Darstellung eines in sich gekehrten Mannes mit Nimbus, deren kristallin zersplitterte Formen in fein abgetönten Blau­, Grün­ und Rosatönen schimmern. Sorgsam gestaltete Farbverläufe erzeugen innerhalb der scharf zueinander abgegrenzten Flächen Plastizität. Die erst in jüngerer Zeit wieder­

entdeckte Künstlerin Hedwig Marquardt lebte seit 1912 in Berlin, studierte bei Lovis Corinth und setzte sich mit der deutschen und internationalen Avantgarde auseinander, mit den Arbeiten der Galerie „Der Sturm“, dem Blauen Reiter, den Orphisten und Kubisten, deren Einflüsse sich deutlich in ihrem Schaffen spiegeln. Sie stellte 1911 und 1913 in der Juryfreien Kunstschau in Berlin sowie 1912 auf der Magdeburger Kunstschau aus. Nach dem Ersten Weltkrieg fertigte Marquardt auch keramische Arbeiten und lebte seit 1922 mit der Keramikerin Augusta Kaiser (1895­1932) zusammen. Das Frauenmuseum Wiesbaden würdigte die Künstlerinnen im Jahr 2013 mit der Ausstellung „Augusta Kaiser – Hedwig Marquardt – Ein Künstlerinnenpaar“.

8155

hans jaenisch

(1907 Eilenstedt – 1989 Nebel auf Amrum)

8156 „Der Fischer und sein Boot“ Tempera auf festem Malkarton. 1947.

30,5 x 49,5 cm.

Unten rechts mit Feder in Rot monogrammiert „Jae“ und datiert, oben rechts mit Feder in Weiß betitelt und bezeichnet, unten links mit Feder in Schwarz gewidmet „Für Paul Lutzeier als Erinnerung an Hans Jaenisch 21-248“ und datiert.

1.200 €

Hans Jaenisch, 1923 in Berlin angekommen und dort Mitglied der Novembergruppe, wurde 1927 von Herwarth Walden entdeckt und in den Künstlerkreis der Galerie „Der Sturm“ aufgenommen. Nach seiner Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft kam er 1946 nach Deutschland und erhielt 1953 einen Ruf an die Hochschule für Bildende Künste. Hier entstand 1947 unser geheimnisvolles, farbstarkes Gemälde des einsamen Fischers vor den Ruinen seines zerstörten Boots. Die Figur kann symbolisch gelesen werden für einen Menschen konfrontiert mit dem Chaos, einer durch den Krieg zerstörten Metropole. Jaenisch reflektiert die wechselnde Stimmung im Nachkriegsdeutschland vor, während und nach der Berliner Blockade.

Provenienz: Paul Lutzeier, Berlin (vom Künstler erhalten)

Privatbesitz Berlin

8157 „JUNGER HAHN“

Öl auf Leinwand. 1955.

25,5 x 35,3 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Hellblau monogrammiert „Jae“, oben rechts mit Bleistift datiert und bezeichnet „20-2-9-55“ (eingeritzt), verso auf dem Keilrahmen mit Kreide in Schwarz erneut signiert „HANS JAENISCH“, datiert, betitelt und bezeichnet sowie mit der Werknummer „355“.

1.200 €

Eindrucksvoll und farbkräftig dominieren die französischen Nationalfarben Blau, Weiß und Rot die Komposition eines abstrahierten Hahns, gleichfalls Symbol Frankreichs.

8158 „Flüchtlinge“

Tempera und Gips auf Hartfaserplatte. 1948.

61 x 49,5 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „Jae“ und datiert, oben links mit Feder in Hellbraun betitelt.

900 €

Ausdrucksstarke, frühe Arbeit von Hans Jaenisch: In äußerst reduzierter, gedämpfter Farbpalette von Grau, Braun und Schwarz bildet er zwei bettelarme Menschen auf der Flucht ab. Die geschlossene, blockhafte Darstellung der Figuren in bodenlangen Gewändern lässt an Barlachs einprägsame Bauernfiguren denken.

8158

renée sintenis

(1888 Glatz – 1965 Berlin)

8159 Sich leckendes Fohlen

Bronze mit goldbrauner Patina. 1942.

Ca. 10,8 x 15 x 6 cm.

Am linken Hinterhuf monogrammiert „RS“.

Berger/Ladwig/Wenzel-Lent 177, Buhlmann 155.

9.000 €

„Darstellungen von Pferden und Ponys nehmen im Rahmen des Sintenisschen Schaffens besonders großen Raum ein. Die Motivation zur intensiven Auseinandersetzung mit diesen Tieren hat ihre Ursache in der außerordentlichen Zuneigung, die die Künstlerin ihnen entgegenbringt. Wie bereits erwähnt, hält sich Renée schon als Kind häufig auf Koppeln und Weiden auf. Als sie mit ihren Arbeiten auch finanzielle Erfolge verbuchen kann, erwirbt Sintenis ein Reitpferd. Sie eignet sich eine ausgeprägte Sensibilität gerade für diese Tiere an“ (Britta E. Buhlmann, Renée Sintenis. Werkmonographie der Skulpturen, S. 56). Grazil, in liebevoll­schwungvoller Geste wendet das Fohlen seinen Kopf um, den Hinterhuf leckend. Bereits 1928 schuf Sintenis ein sich am vorderen Bein leckendes Fohlen (Berger/Ladwig/Wenzel­Lent 1928). Prachtvoller Guss mit harmonischer Patina, die Fellstruktur, Mähne und der Kopf des Tieres detailreich und eindrucksvoll modelliert. Selten

Provenienz: Privatbesitz Berlin

renée sintenis

8160 Antilope (Hirschziegenantilope)

Bronze mit goldbrauner Patina, auf marmorierten Steinsockel montiert. 1946.

9,5 x 16,8 x 4,4 cm.

Auf der Plinthe hinten rechts monogrammiert „RS“. Berger/Ladwig/Wenzel-Lent 186, Buhlmann 232.

7.000 €

Antilopen zählen zu den eher selten von Sintenis dargestellten Tieren. Die schlanken Hörner zu Boden gerichtet, beugt die Antilope majestätisch ihren Kopf. Besonders Mähne, Kopf und Hörner modelliert die Künstlerin in dieser Bronze plastisch heraus. Prachtvoller, sehr differenzierter Guss mit harmonischer, goldbrauner Patina. Sehr selten, es lassen sich auf dem Auktionsmarkt der letzten zwanzig Jahre nur etwa drei Exemplare nachweisen.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

gerhard bondzin (1930 Mohrungen – 2014 Dresden)

8161 Jugend im Urlaub Öl auf Leinwand, auf Holzplatte. 1961/62.

111,5 x 150 cm.

6.000 €

Lesend, träumend, ins Gespräch oder ins Ballspiel vertieft – so stellt der Künstler seine meist weiblichen Urlauberinnen am weitläufigen Strand dar. Gerhard Bondzin studierte zunächst 1948 bis 1951 Malerei bei dem Bauhausschüler Hanns Hoffmann­Lederer, 1951 bis 1953 dann an der Hochschule für bildende Künste in Dresden bei Fritz Dähn und Rudolf Bergander. Ab 1953 unterrichtete Bondzin dort selbst und wurde 1965 Direktor, 1969 Mitglied der Akademie der Künste der DDR und 1970 ­1974 Präsident des Verbandes der bildenden Künstler der DDR. Bitte Zustandsbericht erfragen.

Provenienz: Privatbesitz Wien

Ausstellung: 5. Deutsche Kunstausstellung, Dresden 1962 (verso mit deren Etikett, ohne Abb.)

8161

ben nicholson (1894 Denham – 1982 London) 8162 Ohne Titel Kaltnadel auf Bütten. 1948. 17,3 x 12,3 cm (23,2 x 16,5 cm).

Signiert „Ben Nicholson“ und datiert. Auflage 7 num. Ex. Nicht bei Lafranca.

3.000 €

Ben Nicholson schuf eine nur relativ kleine Anzahl von Drucken, und seine Beschäftigung mit der Druckgraphik lässt sich in drei verschiedene Tätigkeitsperioden einteilen: die Linolschnitte der späten 1920er und 1930er Jahre, die Kaltnadelarbeiten der späten 1940er Jahre und 1950er Jahre und die Reihe von Radierungen, die Ende der 1960er Jahre in der Schweiz beim Drucker François Lafranca, Locarno, gedruckt wurden. Ganz prachtvoller, tiefdunkler Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante und mit Rand. Rarissimum

8162

8163

gaston chaissac (1910 Avallon – 1964 La Roche-sur-Yon)

8163 „L‘Os qui n‘avait pas la taille“

Feder in Schwarz auf Canson & Montgolfier-Bütten. 1951. 30,2 x 23,9 cm.

Unten mittig mit Feder in Schwarz signiert „gaston chaissac d‘avallon“ und betitelt sowie links datiert.

3.000 €

Mit dem herrlich satirischen Satz „Der Knochen, der nicht die Größe hatte“ untertitelt Chaissac seine bemerkenswert detaillier­

te, karikaturistisch anmutende Federzeichnung. Eine Ansammlung abstrakter, scheinbar phantastischer Körper mit feinsten Binnenzeichnungen wird umschwirrt von mehreren insektenähnlichen Wesen. Gaston Chaissac, autodidaktisch zum Künstler ausgebildet, erhielt Einflüsse durch prähistorische Höhlenmalereien und Kinderzeichnungen und setzte sich in Paris mit den Arbeiten von Braque, Klee und Picasso auseinander.

Provenienz: Galerie Rive Droite, Paris (verso mit deren Etikett) Privatbesitz Süddeutschland

eduard bargheer (1901–1979, Hamburg)

8164 Forio auf Ischia

Aquarell und Deckweiß über Bleistift auf dünnem Bütten. 1957.

21,6 x 28 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Bargheer.“ und datiert.

1.500 €

Für Bargheer typische verschachtelte Landschaft, entstanden im sommerlichen Sonnenschein. In zarten Aquarelltönen sind die Pflanzen und Bäume symbolhaft reduziert und üppig koloriert, im Hintergrund erscheint der blaue Himmel. Der lockere, in zarten Nuancen leuchtende Farbauftrag unterstreicht den heiteren Eindruck der Szenerie. Statt topographischer Genauigkeit vermittelt Bargheer das Charakteristische, den Grundton der mediterranen Szenerie in tief empfundener südlicher Helligkeit.

Provenienz: Privatsammlung Rheinland

8165 Abend in Forio, Ischia

Aquarell über Bleistift auf dünnem Bütten. 1954. 21,7 x 27,8 cm.

Verso unten (um 180° gedreht) mit Bleistift signiert „Bargheer.“ und datiert.

1.200 €

Die kastig geometrisierten Formen von Häusern und Vegetation fügt Bargheer zu einem lockeren, kontrastreichen Mosaik zusammen, das die charakteristische kristalline Wirkung entfaltet. Hell leuchtet der Ort in abendlich dunklen Farben und mit intensiven Hell­Dunkel­Kontrasten. Durch die in die nasse Farbe eingestreuten Salzkristalle verleiht Bargheer den aquarellierten Farbflächen spannungsvolle Binnenstrukturen. Ansichten des Örtchens Forio malt und zeichnet Bargheer zeitlebens in immer neuen Variationen. Mit diesen Darstellungen bewegt sich der Künstler souverän in einem Zwischenreich zwischen gesehener Wirklichkeit und abstrahierter, ungegenständlicher Malweise.

Provenienz: Privatsammlung Rheinland

8164
8165

lászló szabó

(1917 Debrecen – 1984 Ravenel)

8166 Abstrakte Komposition

Bronze mit goldbrauner Patina. Ca. 1959. 12,5 x 17 x 11,5 cm.

Auf einem Standbein signiert (eingeritzt) „L. SZABÓ.“

1.200 €

Nach seinem Jura­Studium floh der Ungar Szabó 1944 in die Schweiz und nahm in Genf ein Kunststudium bei Max Weber und Henry Koenig auf. 1947 siedelte er dann im Rahmen eines Stipendiums nach Paris über. Angesichts der dortigen Wohnungsnot schuf sich Szabó eine Wohnhöhle, die ihm zu gewisser Bekanntheit verhalf. Die Verschmelzung aus Plastik und Architektur beeindruckte und wurde zum Treffpunkt zahlreicher Künstler, und selbst der Architekt Le Corbusier ließ sich davon beeinflussen. In den 1950er Jahren stellte Szabó in Paris mit den großen Namen der Bildhauerei aus, darunter Henry Moore, Henri Laurens, Constantin Brâncusi sowie Max Ernst und Pablo Picasso. Er beschäftigte sich viel mit Urvölkern und seine Arbeiten kennzeichnen organisch­wachsende, schwellende Formen, stets in Ton modelliert und dann gegossen oder in Stein gehauen. Unsere kleine Bronze, aus amorphen Formen organisch zusammenfließend mit der Assoziation einer liegenden Frau, hat nach unten drei Standbeine, die ihr Stabilität verleihen. Prachtvoller Guss mit fein changierender Patina.

Provenienz: Privatsammlung Berlin

8167

ewald mataré (1887 Aachen – 1965 Büderich) 8167 Zeichen eines Kopfes Farbholzschnitt auf Velin. 1953. 53,2 x 34,7 cm (76,2 x 54 cm).

Signiert „Ewald Mataré“, bezeichnet „Mädchenkopf“ und „Handdruck“. Auflage 11 Ex. Mataré 391.

1.600 €

Großformatiger Farbholzschnitt, von zwei Stöcken gedruckt. Neben den elf Abzügen auf Zeichenpapier sind Abzüge auf Bütten bekannt. Zuvor probierte Mataré 1953, das Motiv, deutlich kleiner, als Handabzug von einer Schieferplatte zu drucken. Prachtvoller, kräftiger Druck mit breitem Rand.

Provenienz: Ehemals Ingeborg und Friedrich Spengelin, Hamburg (Sammlerstempel verso, nicht bei Lugt)

hans uhlmann (1900–1975, Berlin)

8168 Ohne Titel Kohle auf Velin. 1959. 56 x 79 cm.

Rechts mittig in der Darstellung mit Bleistift signiert „Uhlmann“ und datiert, verso mit Bleistift schwer lesbar bezeichnet. Thiele 884.

3.500 €

Schwarze Keile und präzise schraffierte und durchkreuzte hellere Flächen schieben sich ineinander, bilden Verschachtelungen und erzeugen zugleich eine feinsinnig komponierte Räumlichkeit. Mit meisterlich eingesetzter Vehemenz setzt die großformatige Kohlezeichnung Spannungsfelder ins Bild. Um 1960 hat Uhlmann

alle figürlichen und gegenständlichen Zusammenhänge hinter sich gelassen, und so erzeugen gerade schwarze Linien und geometrische Flächen ein Spiel mit Positiv­Negativ­Effekten und suggerieren mit pfeilähnlicher Bewegung innere Energien und Geschwindigkeit. Die technisch­konstruktiv wirkende Komposition offenbart vielfältige Spannungsverhältnisse als Ausdruck einer abstrakten Gestaltungsenergie. Uhlmann studierte erst Maschinenbau, dann Bildhauerei, und lehrte 1926 ­33 an der Technischen Universität in Berlin. Seine Werke wurden bald als „entartet“ eingestuft und aus den Museen entfernt. Nach dem Krieg schuf Uhlmann konstruktive Metallplastiken und stellte sie 1945 in der Berliner Galerie Gerd Rosen aus. 1950 wurde er von der Hochschule der Künste Berlin zum Professor für Bildhauerei berufen. Viele seiner geometrischen Figurationen befinden sich heute im öffentlichen Raum.

8168

gino severini (1883 Cortona – 1966 Paris)

8169 Arlecchino e Pedrolino Farblithographie auf BFK Rives-Velin. 1963.

64,7 x 50 cm (75,8 x 56 cm).

Signiert „GinoSeverini“. Auflage 120 num. Ex. Meloni 41.

1.000 €

Erschienen bei L‘Œuvre Gravée, Zürich, 1964, mit deren Blindstempel unten links. Gedruckt in neun Farben bei Michel Cassé, Paris. Späte Graphik aus Severinis Zeit in Paris. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, die Farben leuchtend frisch, rechts mit dem Schöpfrand.

herbert behrens-hangeler

(1898 Berlin – 1981 Fredersdorf bei Berlin)

8170 Ohne Titel

Offset und farbige Tonpapiere, collagiert, auf Velin. 1950er Jahre.

60 x 42 cm.

Unten links monogrammiert (collagiert) „h“.

1.500 €

Die detailreiche abstrakte Komposition führt Behrens­Hangeler in seiner bevorzugten Technik der Collage aus. Sie zeugt von seinen künstlerischen Wurzeln im Berlin der 1910er Jahre. Ihr blieb er treu und verband mit ihr später sein Interesse für experimentelle Fotografie. Von 1949 bis 1963 war er als Lehrer für Farblehre und Maltechnik an der Kunsthochschule Berlin­Weißensee tätig, zu seinen berühmtesten Schülern gehört Georg Baselitz.

Provenienz:

Nachlass des Künstlers

Grisebach, Berlin, Auktion 31.05.2014, Lot 1031

Privatbesitz Rheinland

herbert strässer

(1930 Lebach – 2005 Bücken)

8171 Mutter mit Kind Bronze mit grüner Patina, auf Bronzesockel montiert. 1955.

32,5 x 7,5 x 9 cm.

Seitlich unten links monogrammiert „H.ST.“ und datiert.

3.500 €

In anmutiger Schlankheit komponiert Strässer die frühe Bronze „Mutter mit Kind“. Bei aller kubistischen Formgebung und der Aufsplitterung der Form in geometrische Elemente bleibt die Nähe zur klassischen Madonnenfigur und die Orientierung an der menschlichen Gestalt deutlich bestehen. Die glatte, weiche Oberfläche mit ihrem Wechsel zwischen Wölbung und Kehlung, zwischen weich geschwungenen Bogenformen und den harten, geraden Kanten, fordert zum Drehen und Berühren auf. 1955 entstanden, handelt es sich um eine der frühesten Bronzen Strässers. In diesem Jahr begann der Künstler, nach seiner Beschäftigung mit der experimentellen Fotografie bei Otto Steinert, die ersten plastischen Arbeiten zu formen. „Er hat die Skulptur des Kubismus als Leitlinie der Offenbarung für die Zukunft angesehen. Auch bei scheinbar zu reinen ‚Zeichen‘ reduzierten Formen lässt er sich zunächst von der Natur, der menschlichen Figur (...) leiten“ (Wolfgang Kermer, Herbert Strässer, Ausst.­Kat. Saarbrükken 1968, o. S.). Prachtvoller Guss mit intensiv leuchtender, hellgrüner Patina.

Provenienz: Nachlass des Künstlers

josef scharl (1896 München – 1954 New York)

8172 „Exodus Humanitatis“

Feder in Schwarz und Gouache auf bräunlichem Velin. 1950.

19,2 x 14,1 cm.

Unten links mit Feder in Schwarz signiert „Jos. Scharl“ und datiert sowie unten links und rechts betitelt.

2.000 €

Die Erprobung von geometrischen Formen, deren farbliche Gestaltung sowie die Zusammenführung zu einer finalen Komposition wird in der vorliegenden Zeichnung besonders deutlich, welche eindeutig als Vorzeichnung zu unserem Gemälde „Exodus Humanitatis“ (Lot 8173) zu erkennen ist. Mit Faserstiftannotationen und sicherer Formeinteilung entwirft der Künstler die farbliche Gestaltung, des sich aus geometrischen Flächen zusammensetzenden Portraits.

Provenienz:

Ketterer, München, Auktion 01.12.2001, Lot 117 Privatbesitz Berlin

8173 „Exodus humanitatis“ Öl auf Leinwand. 1950.

29,5 x 18,7 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert „Jos. Scharl“ und datiert sowie unten links und rechts mit Pinsel in Grün betitelt.

Firmenich/Lukas 498.

12.000 €

Kurz nach der vorzeitiger Beendigung seines Studiums an der Kunstakademie München schloss sich Josef Scharl der Münchner Neuen Sezession und der Künstlervereinigung der Juryfreien an und beteiligte sich erfolgreich an deren Ausstellungen. Er verbrachte künstlerisch erfolgreiche Jahre in Paris und Rom, bis die beginnende nationalsozialistische Kulturpolitik eine entscheidende Wende brachte. Seine Verkäufe und Ausstellungsbeteiligungen nahmen nach seiner Rückkehr ab, die finanzielle Lage des Künstlers spitzte sich zu und ihm wurde ein Malverbot auferlegt. Trotzdem ermöglichte ihm Karl Nierendorf 1935 noch eine Einzelausstellung. Eine Einladung des Museums of Modern Art in New York, gemeinsam mit Beckmann, Scholz, Heckel und Hofer an einer internationalen Ausstellung teilzunehmen, bestärkte Scharls Auswanderungspläne 1939 emigrierte er nach Amerika. Die Emigration bedeutete für Scharl auch eine künstlerische Wende. Den Höhepunkt seiner Bekanntheit in Amerika markieren die Jahre 1944­46. Im Anschluss entstand die vorliegende Arbeit. Das in gedeckter Farbpalette gehaltene männliche Portrait verzichtet auf eine dreidimensionale Herausarbeitung der Form. Stattdessen ist es die Erprobung einer Räumlichkeit, die aus vielen einander gegenüber gesetzen Farbflächen resultiert. Das Gemälde ist somit typisch für das künstlerische Spätwerk des Künstlers.

Provenienz:

Ketterer, München, Auktion 06.05.2000, Lot 206

Privatbesitz Berlin

horst strempel (1904 Beuthen – 1975 Berlin)

8174 Stadtlandschaft mit vier Frauen im Vordergrund Öl auf Leinwand. 1957.

61 x 49,5 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert „Strempel“ und datiert.

Saure 443.

4.000 €

„Die Themen, die Strempel nach 1953 bearbeitete, sind trotz aller Stilisierungen dennoch häufig als Spiegel der Zeitsituation zu verstehen. In dem, was er aufgriff, wird oft mehr indirekt das reflek­

tiert, was die Menschen dieser Jahre beschäftigte.“ (Saure, S. 117). Einsam und kahl wirkt die schlichte Häusersilhouette in unserem Bild, belebt nur von vier gesichtslosen Frauenfiguren, von denen jede für sich isoliert zu sein scheint. Es entstand im Kontext mit dem Gemälde „Berlin­Sektorengrenze“ von 1957 (Saure 445), einer gänzlich verlassenen Stadtlandschaft, als kritisches Zeitdokument der deutschen Teilung.

Provenienz: Ernst Niekisch, Berlin Privatbesitz Berlin

8174

horst strempel

8175 Sitzende vor einem Spiegel Tempera auf Spanplatte. 1953. 54,5 x 42,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz monogrammiert „St“ und datiert sowie daneben mit Faserstift in Schwarz signiert „Strempel“ und datiert. Saure 312.

3.000 €

1953, im Entstehungsjahr unseres Gemäldes, floh Strempel aus dem Osten Berlins in den Westteil der Stadt, wo er lange Zeit nicht als Flüchtling anerkannt wurde. Nachdem er in den 1920er Jahren bei Otto Mueller und Oskar Moll an der Breslauer Akademie stu­

diert hatte, ließ er sich 1927 in Berlin nieder und studierte bei Karl Hofer. Durch Kriegswirren und Flucht ging ein Großteil seines Schaffens verloren. Vor einem Spiegel sitzend, doch an diesem vorbeiblickend, erscheint die junge Frau gedanklich entrückt, hinter dem Spiegel halb angeschnitten eine weitere weibliche Figur mit rotem Haar von hinten. Auf die wenigen Farbtöne Rot, Blau, Schwarz und Weiß reduziert erfasst Strempel in expressiver HellDunkel­Manier diese skurrile Situation und erzeugt gleichzeitig eine besondere Intimität in der Darstellung.

Provenienz: Ernst Niekisch, Berlin Privatbesitz Berlin

8175

max kaus (1891–1977, Berlin)

8176 „Stilleben mit Masken“ Öl auf Hartfaser. 1951. 88,5 x 72,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert „MKaus“ (ligiert) und datiert, verso mit Pinsel in Rot bzw. Faserschreiber in Schwarz und Rot noch zweifach signiert, zweifach mit dem Künstlersignet „MK“ und betitelt. Schmitt-Wischmann/Kaus 313. 5.000 €

Sensibel setzt Kaus, leidenschaftlicher Kolorist, Blau­, Violett­ und Orangetöne nebeneinander, die sich mit den rhythmisch schwingenden Formen zu einer in sich geschlossenen Bildwelt verbinden

In den 1950er Jahren begann Max Kaus‘ künstlerisches Schaffen, sich für die Abstraktion zu öffnen. Sein Werk, das exemplarisch die Bewegung vom Expressionismus zum Naturalismus bis hin zur

abstrakten Malerei zeigt, macht den Künstler zu einem spannenden Vertreter der Tendenzen des 20. Jahrhunderts. In unserem Gemälde bewegt sich Kaus in einem Spannungsfeld zwischen dem gerade noch erkennbaren figürlichen Motiv und einer fast völlig abstrakten Gestaltungsweise, was den besonderen Reiz der Komposition ausmacht. Die auf einem Tisch arrangierten Bildgegenstände sind in ihren schattenhaften Umrissen noch zu erkennen, die Flächen und Formen scheinen sich jedoch ineinander zu verschränken und aufzulösen. Die teils leicht transparente, teils pastose Spachteltechnik setzt Kaus souverän ein und entwickelt eine ganz eigenständige Handschrift, mit der er die der Brücke nahestehende Stilistik überwindet und einen neuen, prägenden Stil der Nachkriegszeit erschafft.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Berlin Privatbesitz Berlin

max kaus

8177 „Campagna“

Gouache auf festem Velin. 1958.

53 x 75,3 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Rotviolett signiert „MKaus“ (ligiert), datiert und betitelt.

2.400 €

Weniger abstrakt als in den Gemälden, die Kaus in Italien schuf, gestaltet er die Gouache der sommerlichen Campagna. Der frischen Tonalität von Rosa, Blau und Grün setzt er harte dunkle Konturlinien entgegen, die die Leuchtkraft der hellen Farbwerte noch verstärken. Seit den 1950er Jahren unternahm der Künstler zahlreiche Reisen nach Italien, u.a. nach Rom, Venedig, Paestum, Ischia und Apulien. Nach den gesehenen Motiven entstanden ab 1955 zahlreiche Gemälde und Zeichnungen.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

max kaus

8178 Sonnenblume in blauer Vase

Gouache auf Velin. 1970.

50,8 x 31 cm.

Unten links mit Kugelschreiber in Blau signiert „MKaus“ (ligiert) und datiert.

1.000 €

Der heitere, lebendige Komplementärkontrast von Blau und Orange dominiert das sommerliche Blumenstilleben, von Kaus mit schwunghaftem Gestus des breiten Pinsels gezeichnet. Auch hier zeigt Kaus sich als leidenschaftlicher Kolorist, der die Leuchtkraft der Farben mit den ausladenden Schwüngen der Formen zu verbinden weiß.

8178

max kaus

8179 Tempelarchitektur

Gouache auf Velin. 1968.

57 x 78 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „MKaus“ (ligiert) und datiert sowie von Sigrid Kaus gewidmet und nochmals datiert.

1.400 €

Das Blau des Himmels durchdringt in der Bildmitte die orangeroten Tempelstrukturen, die heilige Architektur und der Himmel scheinen ineinander aufzugehen. Die Intensität der fein abgestuften Farbwerte balanciert Max Kaus durch die kristalline Klarheit der Komposition aus.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

else hertzer (1884 Wittenberg – 1978 Berlin)

8180 „Bahnhof Seefeld-Hechendorf“ Aquarell über Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1920.

25,2 x 33,5 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Hertzer“, datiert und betitelt.

900 €

Mit feiner, luftiger Pinselführung und in ausdrucksstarker Farbigkeit erfasste Else Hertzer im vorliegenden Aquarell den Bahnhof Seefeld­Hechendorf im oberbayrischen Landkreis Starnberg.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8181 Kaktusblüte

Gouache und Pinsel in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1962.

30,3 x 43,9 cm.

Oben links mit Kugelschreiber in Schwarz signiert „Hertzer“ und datiert.

900 €

Kraftvoll und ausdrucksstark leuchtet die Kaktusblüte mit ihren spitzen Blättern vor einem leicht abstrahiert erscheinenden Hintergrund.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

tsuguharu foujita (1886 Edogawa Tokyo – 1969 Paris)

8182 nach. Le Rêve Kollotypie auf festem Arches-Velin. Um 1947. 50 x 60,5 cm (62,4 x 81,8 cm).

Signiert „Foujita“. Auflage 250 Ex. Spitzer 73.

4.500 €

Das vorliegende Blatt in einem Farbdruckverfahren von Guy Spitzer (procédé Spitzer) nach einer Vorlage von Foujita. Herausgegeben von Guy Spitzer, links in der Darstellung mit dessen monogrammiertem Blindstempel, in einer Auflage von 250 numerierten Exemplaren neben 25 Künstlerabzügen. Der rückseitige Editionsstempel von Guy Spitzer fehlt, ebenso die handschriftliche Numerierung unten links. Neben dieser Arbeit von Foujita fertigte Spitzer zahlreiche Reproduktionen im gleichen Druckverfahren von namhaften Künstlern wie Georges Braque und Pablo Picasso oder Paul Signac. Alle aus der Zeit, unter Aufsicht der Künstler gedruckt und heute auf dem Kunstmarkt sehr begehrt. Guter Druck. Restauriert, bitte Zustandsbericht anfragen.

8182

8183

marc chagall (1887 Witebsk – 1985 St. Paul-de-Vence)

8183 Spaziergang II Radierung und Kaltnadel auf Bütten. 1922. 17,5 x 14,5 cm (24,5 x 21,8 cm).

Signiert „Marc Chagall“. Auflage 110 Ex. Kornfeld 27 B b, Söhn 104-4.

4.000 €

Blatt 4 der Vierten Bauhausmappe: Bauhaus Drucke. Neue europäische Graphik. Vierte Mappe. Italienische und russische Künstler, Verlag Müller & Co., Potsdam 1921. Die Gesamtauflage betrug 110 Exemplare, gedruckt in der Druckerei des Staatlichen Bauhau­

ses. Unten links mit dem Trockenstempel des Bauhauses (Lugt 2558b). Chagall lebte 1922/23 etwa ein Jahr lang in Berlin, wo er die Radiertechnik kennenlernte. Bald darauf, 1923, erschien seine Folge „Mein Leben“ bei Paul Cassirer, Berlin. Von der zum Supplement gehörenden Radierung „Der Spaziergang I“ schuf Chagall eine Variante, die er 1922 für die vierte Mappe der Bauhaus­Drukke zur Verfügung stellte. Die Komposition, auch betitelt „Selbstbildnis mit Frau“ mit der an Chagalls Hand durch Witebsk fliegenden Bella Rosenfeld, seiner Ehefrau, entspricht seitenverkehrt dem gleichnamigen Gemälde von 1918. Prachtvoller, feiner Druck mit breitem Rand.

marc chagall

8184 La Tour Eiffel

Lithographie auf Velin. 1952. 34 x 26 cm (38 x 27,4 cm).

Signiert „Marc Chagall“ und bezeichnet „Epreuve d‘artiste“. Mourlot 84.

1.200 €

Exemplar des zweiten, endgültigen Zustandes. Die Auflage von 75 Exemplaren erschien in Verve, Nr. 27­28, Paris 1952. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand, links mit dem Schöpfrand.

8185 Le Concert

Farblithographie auf Velin. 1957. 36,3 x 56 cm (39,3 x 56,5 cm).

Signiert „Marc Chagall“. Auflage 90 num. Ex. Mourlot 176.

2.800 €

Die separat gedruckte und von Chagall signierte Farblithographie entstand für Derrière le miroir, Nr. 99/100, eine von insgesamt fünf Graphiken, die Chagall für diese Doppelnummer schuf; erschienen bei der Galerie Maeght, Paris, im Zusammenhang mit einer Ausstellung des Künstlers dort. Prachtvoller Druck der annähernd formatfüllenden Darstellung, rechts mit dem Schöpfrand.

8184

marc chagall

8186 Le bouquet vert et violet

Farblithographie auf Velin. 1959. 43 x 56 cm (50,5 x 65 cm)

Signiert „Marc Chagall“. Auflage 75 num. Ex. Mourlot 226.

3.000 €

Herausgegeben von der Galerie Maeght, Paris. Das Thema des Blumenstrauß, Symbol der Liebe und Schönheit, erscheint in Chagalls Lebenswerk immer wieder. Beginnend in den späten 1920er Jahren, steht er immer wieder in leuchtender Farbigkeit vor weiteren scheinbar isolierten Bildelementen wie hier dem in Grün gehaltenen Eiffelturm, der Seine und dem weiblichen Akt mit Korb. Prachtvoller Druck mit dem vollen Rand.

Lyrische Darstellung, in der sich südfranzösische Lebenslust und prominente Motive Chagalls vereinen: Das üppige Blumenbouquet im Arm einer Frau, die Taube, im Hintergrund die Architektur und die Küstenlinie der Stadt Nizza. Die Hafenstadt an der Côte d‘Azur beherbergt seit 1973 das Musée National Marc Chagall. Lithographie nach einer Gouache von Marc Chagall, aus der zwölf Lithographien umfassenden Folge „Nizza und die Côte d‘Azur“; hergestellt von Charles Sorlier, gedruckt im Atelier Mourlot, Paris, erschienen in einer Gesamtauflage von 225 Exemplaren. Verso mit der typographischen Bezeichnung. Prachtvoller, farbintensiver Druck mit dem vollen Rand, rechts mit dem Schöpfrand. 8186

8187 nach. Femme au Bouquet

Farblithographie auf Velin. 1967. 62,2 x 46 cm (74 x 53 cm).

Signiert „Marc Chagall“. Auflage 150 num. Ex. Sorlier CS 37.

12.000 €

georges braque

(1882 Argenteuil – 1963 Paris)

8188 Oiseau des forêts (Oiseau XVII)

Farblithographie auf Velin. 1958.

40 x 46 cm (41 x 50,8 cm).

Signiert „G. Braque“. Auflage 75 num. Ex. Vallier 127.

1.800 €

Siebenfarbiger Abzug vor der Schrift, herausgegeben von Nicolas Rauch, Genf, gedruckt bei Mourlot, Paris. Die Lithographie war als Plakat für die Ausstellung des graphischen Werkes Braques in der Galerie Nicolas Rauch, Genf, im September 1958 gedacht. Prachtvoller, farbintensiver Druck mit Rand.

8189 Les étoiles

Farblithographie auf BFK Rives-Velin. 1959.

32 x 37,3 cm (48,4 x 64,7 cm).

Signiert „G. Braque“. Auflage 300 num. Ex. Maeght 1029, Vallier S. 294.

1.200 €

Herausgegeben von der Galerie Maeght, Paris, unten links mit deren Blindstempel. Prachtvoller Druck mit dem wohl vollen Rand.

8190 nach. Hommage à J.S. Bach

Radierung und Aquatinta auf Velin. 1950-58. 44 x 59 cm (55,4 x 67,3 cm).

Signiert „G Braque“. Auflage 300 num. Ex. Maeght 1019.

2.500 €

Radierung nach dem gleichnamigen Gemälde von Georges Braque von 1911­12, herausgegeben von Maeght, Paris. Prachtvoller, ausdrucksstarker Druck mit Rand.

8188

georges braque

8191 Vol de nuit (Oiseau XII)

Farblithographie auf Arches-Velin. 1957.

38,5 x 68,5 cm (54 x 76 cm).

Signiert „G Braque“. Auflage 75 num. Ex. Vallier 111.

9.000 €

Erschienen bei Maeght, Paris, in einer Gesamtauflage von 75 Exemplaren, zudem einige Künstlerexemplare; Druck Mourlot, Paris. Ganz prachtvoller, farbintensiver Druck des charakteristischen Motivs, mit dem vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.

georges braque

8192 Astre et oiseau II Farblithographie auf Velin. 1958-59.

44,4 x 53 cm.

Signiert „G Braque“. Auflage 75 num. Ex. Vallier 130.

2.400 €

Spiegelbildliche Variante der Lithographie „Astre et oiseau I“ (Vallier 129), die zudem um die Grautöne im Rand ergänzt wurde. Die Gesamtauflage von 75 Exemplaren, zudem einige Künstlerexemplare und einige „hors commerce“, erschien im Verlag Maeght, Paris, gedruckt bei Mourlot, Paris. Ganz prachtvoller, farbintensiver und ausdrucksstarker Druck der formatfüllenden Darstellung.

pablo picasso (1881 Málaga – 1973 Mougins)

8193 Peintre au Travail avec Modèle barbu et une Spectatrice en Tailleur Radierung und Aquatinta auf Au Vent d‘Arles-Velin. 1963. 23,2 x 33 cm (41,6 x 55 cm).

Signiert „Picasso“ und bezeichnet „H.(ors) C.(ommerce)“. Auflage 20 num. Ex.

Geiser/Baer 1127 Bc (von C), Bloch 1130.

4.000 €

Druck nach der Verstählung der Platte. Erschienen als Frontispiz zu dem Buch von Jaime Sabartés „Les bleus de Barcelone“, Paris 1963, herausgegeben von Au Vent d‘Arles, aus einer Gesamtauflage von mindestens 145 Exemplaren. Prachtvoller Druck mit breitem Rand.

8194 Tête d‘Homme Barbu Aquatinta auf faserigem Japan. 1966.

38,6 x 27,7 cm (58,1 x 45,2 cm).

Signiert „Picasso“.

Geiser/Baer 1398 B (von C), Bloch 1231.

2.500 €

Außerhalb der bei Geiser/Baer notierten Auflagen auf Arches­ bzw Rives­Velin in einer Gesamtauflage von 132 Exemplaren, und anders als dort auf breitrandigem Japan gedruckt. Das Motiv fand Verwendung als Frontispiz für Jean Cassou, „Papiers collés, 1910 ­1914“, erschienen bei Pont des Arts, Paris 1966“. Prachtvoller Druck mit sehr breitem Rand, rechts und unten mit dem Schöpfrand.

pablo picasso

8195 Scène de Tauromachie

Runde Schale. Weißes Steingut, schwarz und transparent glasiert bzw. lackiert und mit Reliefprägung, akzentuiert mit oxidiertem Paraffin. 1954.

17,7 (Durchmesser) x 6,2 cm.

Unter dem Stand mit dem Stempel „MADOURA EMPREINTE ORIGINALE DE PICASSO“. Auflage 100 Ex.

A. Ramié 238.

3.000 €

Im Abdruckverfahren von einer Ritzzeichnung Picassos hergestellt, erschienen in relativ kleiner Auflage neben ähnlichen, vergleichbaren Schälchen. Ausgezeichnetes Exemplar mit ausdrucksvoller Akzentzeichnung.

serge poliakoff (1906 Moskau – 1969 Paris)

8196 Composition verte, bleue et rouge Farblithographie auf BFK Rives-Velin. 1965.

47,8 x 64 cm (63 x 80 cm).

Signiert „Serge Poliakoff“. Auflage 75 num. Ex. Poliakoff/Schneider 48.

3.000 €

Erschienen in einer Gesamtauflage von ca. 88 Exemplaren, davon 10 in Schwarz und 2­3 auf goldenem Grund gedruckt. Herausgegeben von der Erker Presse, St. Gallen, mit deren Blindstempel unten links; vom Künstler in deren Druckerei selbst in fünf Farben gedruckt. Ganz prachtvoller, farbintensiver Druck mit breitem Rand.

8196

bernard buffet

(1928 Paris – 1999 Tourtour)

8197 New York VII

Farblithographie auf Velin. 1965.

65 x 49,4 cm (73,4 x 54 cm).

Signiert „Bernard Buffet“. Auflage 150 num. Ex. Mourlot 53.

1.500 €

Blatt VII (von XX) der New Yorker Folge, herausgegeben in einer Gesamtauflage von 180 Exemplaren von Alain C. Mazo et Cie, Paris 1965. Ausgezeichneter, farbkräftiger Druck mit dem vollen Rand.

8197

nikifor

(d.i. Epifaniusz Drowniak, 1895 Krynica-Zdrój – 1968 Folusz)

8198 Stadtansicht

Aquarell und Gouache auf zwei aneinandergeklebten, strukturierten Velinkartons, mit farbiger Papierumrandung und Garnöse.

26,4 x 36,4 cm.

Oben links mit Pinsel in Schwarz sowie verso mit Bleistift unleserlich bezeichnet.

2.000 €

Der Künstler Nikifor, der Sohn einer taubstummen Bettlerin, zog, selbst schwerhörig und sprachgestört, als obdachloser Maler und Autodidakt durch die russisch­ orthodoxen Dörfer Polens. In jungen Jahren begann Nikifor, vermutlich im Alter von 13 Jahren, mit

dem Zeichnen und Malen. Er nutzte für seine Kunst verschiedene Materialien wie Bleistifte, Packpapier, Notizzettel oder Zigarettenschachteln und verkaufte seine Bilder an Gäste, die den Kurort Krynica besuchten. Aufgrund des Papiermangels waren seine Bilder anfangs oft kleinformatig, und er fertigte die Bilderrahmen selbst aus Papier an. Um die Bilder aufzuhängen, benutzte er Garnösen. In den 1930er Jahren wurde er von der Kunstwelt entdeckt. Nikifor gehört heute zu den bedeutendsten Autodidakten in der naiven Malerei Polens. Verso mit weiteren Bleistiftskizzen. Beigegeben: Eine Bleistiftzeichnung des Künstlers, diese verso mit dem Stempel „Nikifor Mistrz Krynioy“ und mit Bleistift unleserlich bezeichnet.

Provenienz: Privatbesitz Nordrhein­Westfalen

unica zürn (1916 Berlin –1970 Paris)

8199 Oracles et spectacles 8 Bl. Farbaquatinta und Radierung auf Japanbütten. In Orig.- Papierumschlag. 1966. 32 x 25 cm (Blattgröße). Alle signiert „Unica“. Auflage 120 Ex.

900 €

Vollständige Suite „Oracles et spectacles“, herausgegeben von Georges Visat, Paris 1967. Die Schriftstellerin und Künstlerin Unica Zürn lernte 1953 Hans Bellmer kennen, deren Partnerin und Muse sie bis zu ihrem Selbstmord blieb. Sie folgte ihm nach Paris, wo sie Zeichnungen und Anagramme schuf, die 1953 und 1957 dort aus­

gestellt wurden. Zürn stand in Kontakt u.a. mit Hans Arp, André Breton, Marcel Duchamp, Max Ernst und Henri Michaux. Sie beschäftigte sich in ihren Texten mit Themen wie häuslicher Gewalt, Abtreibung und sexuellem Missbrauch, ihre Zeichnungen entstanden vermehrt in den halluzinatorischen und depressiven Phasen. Ausgezeichnete, differenzierte Drucke mit unterschiedlich eingefärbten Platten und dem vollen Rand. Beigegeben: Eine signierte Kaltnadel von Hans Bellmer (Denoël 76), die als Titelblatt dieser Serie fungierte.

Provenienz: Galerie Sydow, Frankfurt Privatbesitz Frankfurt (seit den 1980er Jahren)

8199
8199

8200

hans bellmer

8201 A Sade

10 Radierungen in Rotbraun auf dünnem Velin. In Passepartouts, lose in Orig.-Halbleinenkassette. 1961. 61 x 43,5 cm (Kassette).

Alle Radierungen signiert „Bellmer“. Auflage 50 Ex. Denoël 41-48.

2.400 €

Aus einer Gesamtauflage von 75 Exemplaren, erschienen in Paris 1961. Die komplette Folge als Hommage an Marquis de Sade, den französischen Schriftsteller, der sich mit Orgien und ausgefallenen, teils gewalttätigen Sexualpraktiken beschäftigte. Prachtvolle, differenzierte Drucke mit dem vollen Rand.

Provenienz:

Galerie Sydow, Frankfurt Privatbesitz Frankfurt (seit den 1980er Jahren)

hans bellmer (1901 Kattowitz – 1975 Paris)

8200 Madame Edwarda 12 Radierungen mit Text auf 10 Doppelbl. BFK Rives-Velin. Lose in Orig.-Leinenumschlag in Orig.-Schuber. 1955. 40 x 26 cm (Schuber). Sämtlich signiert „Bellmer“. Auflage 150 num. Ex. Denoël 51-56.

1.500 €

Illustrationen zu den Texten von Pierre Angélique (Pseudonym für Georges Bataille). Aus einer Gesamtauflage von 167 Exemplaren, herausgegeben von Georges Visat, Paris. Sämtlich prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.

Provenienz: Galerie Sydow, Frankfurt Privatbesitz Frankfurt (seit den 1980er Jahren)

8201

hans bellmer

8202 Petit Traité de Morale

10 Farbradierungen auf Doppelbl. Arches-Velin, 2 Doppelbl. Titel und Druckvermerk. Lose in Umschlag, in Orig.Seidenportfolio und Seidenschuber. 1968.

37,7 x 28,5 cm (Schuber).

Die Radierungen jeweils signiert „Bellmer“. Auflage 150 Ex. Denoël 78-87.

2.200 €

Die Folge von Radierungen Bellmers erschien bei Georges Visat, Paris. Hans Bellmer ließ sich von den Titeln des Marquis de Sade zu diesen Radierungen inspirieren, die zwischen 1966 und 1968 entstanden. Prachtvolle, kräftige Drucke, jeweils auf Doppelbogen, mit dem vollen Rand.

Provenienz:

Galerie Sydow, Frankfurt

Privatbesitz Frankfurt (seit den 1980er Jahren)

8202

hans bellmer

8203 Les Marionettes

11 Radierungen, teils koloriert, auf grau-braunem FabrianoBütten, sowie Titel, Textblätter und Druckvermerk. Lose in Orig.-Leinenportfolio in Orig.-Leinenschuber. 1969.

42 x 35 cm (Schuber).

Die Radierungen signiert „Bellmer“. Auflage 150 num. Ex. Denoël 97-105.

2.200 €

Herausgegeben von Georges Visat, Paris. Bei Bellmers Radierungen handelt es sich um Illustrationen zum Text von Heinrich von Kleist in der für Bellmer eigentümlichen Feingliedrigkeit der Darstellung. Ganz prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand.

Provenienz:

Galerie Sydow, Frankfurt

Privatbesitz Frankfurt (seit den 1980er Jahren)

8203

karl godeg

(d.i. Karl Goldberg, 1896 Reichenbach – 1982 Berlin)

8204 Goldwolke

Öl, Lack sowie Gold- und Silberpigmente auf Leinwand. 1964.

94 x 50 cm.

Unten mittig mit Pinsel in Gold signiert „Godeg“ und datiert, verso mit Pinsel in Schwarz bezeichnet „Godeg“ sowie mit Kreide in Schwarz numeriert „37/5“ und mit Maßangaben.

900 €

Die Goldbilder des Künstlers, durch die er größere Bekanntheit erlangte, fanden besonders in Paris bereits in den 1960er Jahren großen Anklang und stehen stilistisch zwischen Tachismus und Informel. Unverkennbar der Einfluss des Künstlerkollegen Wols, der bis 1951 ebenfalls in Paris wirkte. Schon dieser befreite sich von festen Formen und dem Diktat, etwas Konkretes darstellen zu müssen. Vielmehr entstehen unbestimmte Formen, die sich zentriert von der Mitte der Leinwand aus ergeben.

Provenienz: Privatbesitz Brandenburg

8204

max ernst (1891 Brühl – 1976 Paris)

8205* Oiseaux en Péril

8 Bl. Radierung und farbige Aquatinta, mit collagierten und hellblauem Farbstift handkolorierten HolzstichElementen, auf festem Arches-Velin. 1975. 54,5 x 42,5 cm (Blattgröße).

Alle signiert „max ernst“. Auflage 100 num. Ex. Nicht mehr bei Spies/Leppien.

20.000 €

Die vollständige Suite, herausgegeben von Georges Visat, Paris. Illustrationen zu Dorothea Tannings Gedichtband mit Darstellungen von gefährdeten Vogelarten. Die Folge gilt als letzte Gemeinschaftsarbeit des Ehepaars, bevor Ernst kurz darauf 85­jährig verstarb. Prachtvolle Drucke mit dem vollen Rand. Selten

8205
8205
8205

hannah höch

(1889 Gotha – 1978 Berlin)

8206 „Schwarz-Weiss-Collage“

Offset, collagiert, auf festem Karton. 1961.

45,7 x 37 cm (Karton).

Unten rechts mit Kugelschreiber monogrammiert „H.H.“, auf dem Karton unten links bzw. rechts mit Kugelschreiber in Schwarz signiert „Hannah Höch“, mit Bleistift zweifach datiert und betitelt, verso auf dem Karton nochmals signiert „H. Höch“, betitelt, mit den Maßangaben sowie bezeichnet „I41“, „Foto: Holzhäuser Nr. 584“ und mit dem runden blauen Nachlaßstempel „Sammlung König-Höch“ (nicht bei Lugt).

17.000 €

Groß und Klein, Oben und Unten vermischen sich. Aus Tageszeitungen extrahiert die Künstlerin Bildelemente, löst sie aus ihrem Zusammenhang, dreht sie, verfremdet und collagiert sie zu etwas Neuem in einer ihrer bedeutenden, surrealistisch anmutenden Kompositionen. Die Entschlüsselung und Interpretation jedoch bleibt dem Betrachter überlassen, es entsteht ein Spiel mit seiner ganz individuellen visuellen Wahrnehmung und Assoziation. Hannah Höch, eine der bedeutendsten deutschen Avantgardekünstlerinnen und Hauptvertreterin der Dada­Bewegung, experimentierte in ihrer Kunst mit verschiedenen Materialien und Techniken, aber ihre bekanntesten Werke sind ihre Collagen. Ausgebildet bei Emil Orlik in der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, zeichnete sie Stoff­ und Tapetenmusterentwürfe für die Handarbeitsredaktion des Ullstein­Verlags und verfasste Texte für die Zeitschriften des Verlags, in denen sie später häufig Motive für ihre Collagen und Fotomontagen fand.

Provenienz:

Galerie Michael Pabst, München Privatbesitz Österreich

hannah höch

8207 Komposition

Kugelschreiber in Blau auf dünnem Skizzenpapier. 1962.

29,7 x 20,3 cm.

Unten rechts mit Kugelschreiber in Blau monogrammiert „H.H.“ und datiert, unten links gewidmet.

1.500 €

Abstrakte Komposition, filigran mit zahllosen Parallelschwüngen, Schraffuren und gitterartigen Netzstrukturen gezeichnet.

Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 158, 31.05.2008, Lot 663

Privatbesitz Rheinland

8207

8208, Originalgröße

hannah höch

8208 Abstrakte Komposition Aquarell, Deckweiß und Pinsel in Schwarz, collagiert, auf Karton.

5,2 x 4 cm.

Verso zweifach mit dem runden blauen bzw. roten Nachlaßstempel „Sammlung König-Höch“ (nicht bei Lugt), dort mit Bleistift bezeichnet „26)“.

1.500 €

Miniaturhafte Arbeit, deren schwarzer Grundton die sparsam eingesetzten farbigen Akzente zum Leuchten bringt. Durch die Collagierung gewinnt die Komposition einen kristallinen Charakter. „Formen­ wie Formatexperimente Höchs, etwa auf wenigen Zentimetern Grundfläche ausgeführte Miniaturarbeiten, verdeutlichen die stete Suche der Künstlerin nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten.“ (berlinischegalerie.de, Text zur Ausstellung Hannah Höch, Berlin 2007, Zugriff 03.10.2024).

ludwig bock

(1886–1971, München)

8209 Stilleben mit Rhododendron, Schlüsselblumen und Enzian

Öl auf Leinwand. Um 1950.

49 x 60 cm.

Unten links mit Pinsel in Braun signiert „L. Bock“.

900 €

Stimmungsvolles frühsommerliches Blumenstilleben des Münchner Landschafts­ und Naturmalers Ludwig Bock, der sich nach seinen Studien bei Heinrich Knirr, an der Kunstakademie München und als Meisterschüler bei Heinrich von Zügel ab 1908 wiederholt an den Ausstellungen der Münchner Sezession beteiligte.

Provenienz:

Privatsammlung Norddeutschland

Bassenge, Berlin, Auktion 111, 03.06.2018, Lot 8096

Privatsammlung Berlin

otto dix

(1891 Untermhaus bei Gera – 1969 Singen)

8210 Pilze

Farblithographie auf dickem, weichem Velin. 1960.

Ca. 42,5 cm x 68,5 cm (56,7 x 76,6 cm).

Signiert „DIX“ und datiert. Auflage 60 num. Ex. Karsch 232 III.

1.200 €

Gedruckt von fünf Steinen, mit den bei Karsch unter Zustand III beschriebenen Unterschieden im dunkelgrauen zweiten Stein, sichtbar vor allem in der Struktur des Tischtuchs. Gedruckt von Roland Ehrhardt, Dresden. Ausgezeichneter Druck in schöner Farbigkeit mit breitem, annähernd vollem Rand.

8210
8209

kurt mühlenhaupt

(1921 Klein-Ziescht – 2006 Bergsdorf)

8211 Tantchen

Öl auf Rupfen. 1961.

76 x 55 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert „Kurt Mühlenhaupt“ und datiert.

1.200 €

Das Tantchen ist eine immer wiederkehrende Figur in Mühlenhaupts Werk, in variierendem Erscheinungsbild, im Mantel mit Hut und Tasche, mal mit Schirm, Fuchspelz oder Hündchen. Hier steht sie ausgehbereit mittig im Bild vor einer grob und für Mühlenhaupts Malstil beinahe abstrakt gestalteten graubraunen Wand. Wie aus Stein gemeißelt erscheint das grautonige Inkarnat, das dem Tantchen einen fast skulpturalen Charakter verleiht.

8211

lotte laserstein

(1898 Preußisch-Holland – 1993 Kalmar/Schweden)

8212 Portrait eines Mädchens im Dreiviertelprofil Pastellkreiden auf grauem Velin. 1979. 38,5 x 28,7 cm.

Oben rechts mit Bleistift signiert „Lotte Laserstein“ und datiert.

2.500 €

Eindrucksvolles Portrait eines Mädchens mit sommerlichen Hut aus der schwedischen Zeit Lasersteins. Kräftige orange, gelbe und braune Farbnuancen dominieren die Komposition und erzeugen eine belebende und warme Wirkung. Lasersteins Portraits sind von einer unmittelbaren Nähe zu den Dargestellten gekennzeichnet und faszinieren durch ihre stille Melancholie.

Provenienz: Sammlung Lars Vikström, Stockholm

8213

8212

lotte laserstein

8213 Straßenecke

Pastellkreiden auf grauem Bütten.

30 x 40,1 cm.

Unten links mit Kreide in Schwarz signiert „Lotte Laserstein“.

1.800 €

Lotte Laserstein absolvierte 1927 als eine der ersten Frauen ein Studium an der Berliner Kunstakademie. Die Nationalsozialisten erteilten jedoch der „Dreivierteljüdin“ Mal­ und Ausstellungsverbot und so ging die junge talentierte Künstlerin 1937 ins Exil nach Schweden, wo sie bis zu ihrem Lebensende als Portraitistin und Landschaftsmalerin tätig war.

Provenienz: Sammlung Lars Vikström, Stockholm

8214 Portrait einer Dame

Pastellkreiden auf braungrauem Velin.

38,6 x 28,6 cm (Passepartoutausschnitt).

Oben links mit Kreide in Schwarz signiert „Lotte Laserstein“, unten links erneut mit Kreide in Schwarz signiert „Lotte Laserstein“.

2.500 €

Vermutlich aus dem Spätwerk Lasersteins. Mit einfühlsamen Blick, das blonde Haar hochgesteckt, die Bluse nur angedeutet, charakterisiert Laserstein die Dame. Ohne besondere Beachtung des Bildgrundes konzentriert sich der Betrachter auf die weichen und eleganten Züge der portraitierten Frau. Lotte Laserstein hatte schon früh nach ihrem Studium Erfolg mit ihren Portraits vor allem junger moderner Frauen in der Weimarer Republik der 1920er Jahre. Später im Exil verdiente sie ihr Geld durch diverse Auftragsarbeiten der schwedischen Oberschicht, das Portrait blieb dabei ihr bevorzugtes Genre.

Provenienz: Sammlung Lars Vikström, Stockholm

8214

alexander borisovich freydin (1926–1987, wohl Odessa)

8215 Stilleben mit Kerze Öl auf Hartfaser. 1972.

65 x 54 cm.

Unten links mit Pinsel in Hellgrau kyrillisch signiert „A. Freidin“ und datiert, verso mit Pinsel in Schwarz nochmals kyrillisch signiert „Alexander Freidin“, datiert, betitelt und bezeichnet „Odessa“ (...) sowie mit den Maßangaben.

900 €

Von oben fällt der Blick auf das zentral positionierte Arrangement von Kerzenleuchter, aufgeschlagenem Buch und einem grünen

Apfel auf dem dunklen Tischchen. Den unterschiedlichen Texturen und Materialien von Metall, Papier, Holz und Frucht verleiht der ukrainische Künstler Freydin jeweils eine ganz eigene Ausstrahlung und strukturiert die Bildoberfläche mit dem rauen, getüpfelten Farbauftrag so plastisch, dass das einfallende Licht die Gegenstände in ein sanftes Schimmern taucht. Die warme Tonalität unterstreicht den intimen Charakter des Stillebens.

Provenienz: Privatbesitz Berlin (erworben im Kunstsalon der UdSSR, 1980er Jahre)

8215

kim petrovich kovali (1930–1994)

8216 Marktszene in Ussurijsk Öl auf Holz. Wohl 1974. 63 x 77,5 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Rot kyrillisch signiert „K. KOVALI“, verso mit Pinsel in Schwarz nochmals kyrillisch signiert „KOVALI“, datiert, bezeichnet „Ussurijsk“ und mit den Maßangaben, verso auf Klebeetikett von fremder Hand bezeichnet.

1.000 €

Lebendige Marktszene aus Ussurijsk im Süden der russischen Region Primorje in Ostasien. Die Stadt, gegründet als Nikolskoje,

liegt im russischen fernen Osten nahe der chinesischen Grenze und des Pazifik und entwickelte sich aufgrund ihrer günstigen Lage an der Route der Transsibirischen Eisenbahn bald zu einem Handelszentrum. Das bunte Treiben hält Kovali in der an ein Cloisonné erinnernden Darstellung mit lockerem, kleinteiligem Pinselduktus und pastosem Farbauftrag in leuchtenden Farben fest. In Ussurisk studierte Kowal 1947­49.

Provenienz: Privatbesitz Berlin (erworben im Kunstsalon der UdSSR, 1980er Jahre)

8216

friedensreich hundertwasser

(d.i. Friedrich Stowasser, 1928 Wien – 2000 auf einer Schiffsfahrt im Pazifik)

8217 The occidental

Farbradierung und Aquatinta auf Arches-Velin. 1977.

50 x 35 cm (76 x 56,7 cm).

Signiert „Friedensreich“, datiert und mit der Werknummer „768“, mit drei roten Inkan-Stempeln und drei braunen Stempeln vom Drucker, Verleger und mit der Auflistung der Farbvarianten. Auflage 220 num. Ex. Koschatzky 71, Fürst HWG 71.

2.000 €

Die mehrfarbige Radierung hier in der grünen Variante von zwei Kupferplatten, gedruckt bei Robert Finger, Wien. Aus einer Gesamtauflage von 238 Exemplaren in zwei unterschiedlichen Farbvarianten in Blau und Grün, verlegt von Gruener Janura AG, Glarus/ Schweiz 1978. Das leuchtend farbige Blatt in einem prachtvollen, kräftigen Druck mit dem vollen Rand.

margarete kubicka (1891–1984, Berlin)

8218 „DIE SAGE VON KRANÄE“ [Kranaë] Öl auf Leinwand. 1962.

99,7 x 90,5 cm.

Verso mittig mit Pinsel in Braun signiert „KUBIKA“, datiert und betitelt, oben rechts mit Pinsel in Blau monogrammiert „MK“, datiert und bezeichnet „AUCH EIN KRANÄE“.

6.000 €

Margarete Kubicka wird meist zusammen mit ihrem Ehemann, dem im Widerstand kämpfenden und von den Nazis ermordeten Künstler Stanislaw Kubicki genannt. Ausgebildet als Zeichenlehrerin, war Kubicka Mitglied der Künstlergruppe „BUNT“ und gründete 1920 in Köln zusammen mit namhaften Künstlerkollegen wie Franz W. Seiwert, Heinrich Hoerle, Jankel Adler und Otto Freundlich die Gruppe „Kommune“. Ihre Bilder im Stile des expressionistischen Kubismus wurden 1926 in Moskau und 1930 in

Chicago gezeigt. Anders als ihr Mann, von dem sie sich 1937 zum Schutz der Familie scheiden ließ, emigrierte Kubicka nicht ins Ausland, sondern begab sich in Berlin in die innere Emigration. Nach dem Krieg wirkte sie dort weiter als Lehrerin und Künstlerin. Anders als ihr Spätwerk, bestehend aus labyrinthisch filigranen Tuschezeichnungen, sind die Arbeiten der Nachkriegsjahre von allegorisch mythologischen Reminiszenzen bestimmt: Auf einer kargen, kristallin zerklüfteten Insel im Meer liegt auf einer leicht begrünten Hochebene ein unbekleidetes Liebespaar, Paris und Helena, die der Sage nach auf Kranaë¸ (heute Marathonisi) ihre erste Liebesnacht verbrachten. Vereinzelte kubistische Elemente weisen noch auf Kubickas Prägung vor dem Krieg, ihre kühle, teils grelle Farbwahl richtet sich aber bereits ganz nach dem Zeitgeist Anfang der 1960er Jahre. Ihre Gemälde sind auf dem Kunstmarkt sehr selten

Provenienz: Privatbesitz München

otmar alt

(1940 Wernigerode, lebt in Norddinker bei Hamm) 8219 „Bildnis Papenfuß“

Acryl auf Leinwand. 1975. 65 x 54 cm.

Unten mittig mit Filzstift in Schwarz signiert „O. Alt“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert „Otmar Alt“, datiert, betitelt und bezeichnet „Berlin“.

1.500 €

Otmar Alts Bilder sind bunt und appellieren in erster Linie an die Vorstellungskraft und Phantasie des interessierten Betrachters.

Subtil ausgearbeitet und mit einem feinen, ornamenthaften Oberflächenmuster versehen, dominiert in „Bildnis Papenfuß“ eine leuchtend orange Farbfläche, auf der puzzleteilähnliche, scharf voneinander abgegrenzte Formen unterschiedlichster Farbigkeit und Musterung emporwachsen. Von Abstraktion und Informel beeinflusst, setzt Alt in seinen Gemälden auf die Kraft der Farbe, die er mit einem einfachen Formenvokabular aus amorphen oder tiermythologischen Körpern kombiniert und so eine dekorative, oftmals märchenhafte Formelhaftigkeit kreiert.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8219

otmar alt

8220 „Kleiner Bär I“

Acryl auf Leinwand. 1971.

38,3 x 44,5 cm.

Unten links mit Filzstift in Schwarz signiert „O. Alt“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert „Otmar Alt“, datiert, betitelt und bezeichnet „Berlin“.

900 €

Märchenhaft verspielt, in der ihm typischen Bildsprache vom Anfang der 1970er Jahre, setzt der vielseitige deutsche Gegenwartskünstler Otmar Alt verschiedene bunt gemusterte oder farblich homogene Formen aneinander oder schwebend in den blau gewolkten Umraum. „Kleiner Bär I“ heißt der erzählerische Titel, der den einzigen Hinweis auf eine mögliche Interpretation gibt, die sonst allein dem Betrachter überlassen bleibt.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

otmar alt

8221 „Kleiner Bär II“

Acryl auf Leinwand. 1971.

38,5 x 44,2 cm.

Unten links mit Filzstift in Schwarz signiert „O. Alt“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen nochmals signiert „Otmar Alt“, datiert, betitelt und bezeichnet „Berlin“.

900 €

Spiegelverkehrt, aber entlang der äußeren Umrisse sonst formengleich, schafft Otmar Alt mit „Kleiner Bär II“ eine zweite Version und gleichsam ein Pendant zur vorangegangenen Arbeit „Kleiner Bär I“ (vgl. Los 8220).

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8220
8221

andy warhol (1928 Pittsburgh/Pennsylvania – 1987 New York)

8222 nach. Marilyn Monroe

10 Farbserigraphien auf festem glatten Velin. 1967/70.

90,8 x 90,8 cm.

Vgl. Feldman/Schellmann 30. 3.000 €

Aus der nach 1970 erschienenen Folge von Nachdrucken von „Marilyn Monroe“ in teils leicht abweichenden Farbkombinationen (s. Feldman/Schellmann S. 134). Herausgegeben von Sunday B. Morning, verso mit deren Stempel sowie mit dem Stempel „fill in your own signature“ in Blau. Prachtvolle, farbfrische Drucke der formatfüllenden Darstellungen.

8223 nach. Campbell‘s Soup I

4 Farbserigraphien auf festem glattem Velin.

90,8 x 90,8 cm.

Vgl. Feldman/Schellmann 46-48 u. 52-53.

1.800 €

Vier Farbserigraphien, entstanden nach der zehn Blatt umfassenden Serie „Campbell‘s Soup I“ von 1968, herausgegeben von Sunday B. Morning, verso mit deren Stempel sowie mit dem Stempel „fill in your own signature“ in Blau. Prachtvolle, farbfrische Drucke der formatfüllenden Darstellungen.

8222
8223

richard hamilton (1922–2011, London)

8224 La Scala Milano

Photogravure und Farbsiebdruck auf leichtem Karton. 1968. 25,5 x 37,5 cm (50,5 x 59,4 cm).

Signiert „R. Hamilton“. Auflage 65 num. Ex. Lullin 71.

3.000 €

Herausgegeben von der Petersburg Press, London. Die Radierung druckte Hamilton mit Giorgio Upiglio bei Grafica Uno, Mailand, der Siebdruck erfolgte mit Chris Prater im Kelpra Studio Limited, London. Richard Hamilton fielen bei seinem Mailandbesuch 1968 zahlreiche Postkarten, die den Saal der Mailänder Scala abbildeten, in die Hände. Ihn faszinierte die Tatsache, dass bei der ausge­

wählten Schwarz­Weiß­Postkarte der Saal bis zum letzten Platz besetzt war. „Er ließ die Vorlage mit einem Halbton­Raster photomechanisch negativ auf eine Kupferplatte übertragen. (...) Hamilton (...) druckte von Hand im Tiefdruckverfahren auf einer Radierpresse. Die Platte wurde unter seiner Aufsicht geätzt, um die Säureeinwirkung auf das Kupfer zu kontrollieren. Die verschiedenfarbigen Siebdruckpunkte wurden über die Photoätzung gedruckt. Hamilton imitierte die Vorgehensweise der Photoretuscheure und setzte die Farbtupfer bewusst ungenau. Er verwendete knallige, süßliche Farben, die mit der schwarz­weißen Photogravure kontrastieren.“ (Etienne Lullin, Richard Hamilton. Druckgraphik und Multiples 1939 ­2002, Düsseldorf 2002, S. 108). Prachtvoller, farbfrischer Druck mit dem vollen Rand.

rupprecht geiger (1908–2009, München)

8225 Modulation

4 Farbsiebdrucke auf festem Velin. Lose in Orig.-Halbleinenmappe. 1969.

48 x 32 cm.

Alle verso signiert „Geiger“. Auflage 150 num. Ex. Geiger WVG 125/3, 5, 7 und 8, jeweils A (von B). 2.500 €

Die Mappe mit insgesamt zehn Serigraphien erschien anlässlich der neu gegründeten edition X des Verlags Gernot von Pape, München, in Zusammenarbeit mit der Galerie Wilbrand, Köln, herausgegeben von Fred Jahn, München, in einer Gesamtauflage von 515 Exemplaren, von denen 165 signiert und numeriert wurden. Gedruckt bei Laube, München. Prachtvolle Drucke der formatfüllenden Darstellungen.

8225
8225

rupprecht geiger

8226 Ohne Titel

Siebdruck auf Plexiglas. Um 1968.

45,9 x 40,8 x 10,5 cm.

Geiger S. 220.

2.400 €

Raumobjekt mit Vorderansicht in Rot­Blau und Rückansicht in Blau­ Gelb. Geiger notiert keine Auflagenhöhe, nur insgesamt fünf nachträglich signierte Objekte. Charakteristisch für seine Arbeiten sind kräftige, kontrastreiche Farben, die durch vereinfachte geometrische Formen im Mittelpunkt stehen sollen.

robert rotar

(d.i. Holger Skiebe, 1926 Berlin – 1999 Düsseldorf)

8227 „Rotation No. 70“

Mischtechnik auf Schoellershammer-Malkarton. 1969.

72 x 50,3 cm.

Verso oben rechts mit Bleistift signiert „Robert Rotar“, datiert und betitelt.

1.500 €

Robert Rotar, eigentlich Holger Skiebe, war nach seiner Ausbildung an der Kölner Werkschule tätig als Maler, Objektkünstler und Fotograf. Seit Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit in den 1950er Jahren wurde die in sich rotierende dynamische Spirale, mit der er sich vielfach geistig auseinandersetzte, zu Rotars bedeutendem Markenzeichen. Sie stellte für ihn die Allegorie des Unendlichen und Urewigen dar, die Verkörperung von Raum und Zeit. Die Arbeit ist im Archiv des Künstlers verzeichnet und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis von Dr. Ingrid Skiebe, Düsseldorf, aufgenommen.

xanti schawinsky

(1904 Basel – 1979 Locarno)

8228 Sphere

Airbrush auf Gaze und Karton- oder Hartfaserplatte in Orig.-Objektkasten. 1972.

46 x 40,3 x 4,8 cm.

Verso mit Pinsel in Schwarz signiert „Schawinsky“, datiert und bezeichnet „Sp“, in Blau „355“.

3.500 €

Einander überschneidende, zueinander versetzte Kreisformen schimmern in nuancierten Farbverläufen. Die mehrschichtige geometrische Komposition kombiniert halbtransparente und opake Farbflächen, die eine dynamische Räumlichkeit entstehen lassen. Aus unterschiedlichen Betrachtungswinkeln ergeben sich variierende Raumwirkungen, die der Arbeit einen prozesshaften Charakter verleihen. Schawinsky wurde vor allem für seine Arbeit am Bauhaus bekannt, wo er u.a. bei Paul Klee, Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky studierte. Josef Albers lud ihn 1936 ans Black Mountain College (NC) ein, und hier entwickelte er sein Konzept experimenteller „Stage Studies“ fort. Die Reihe der „Spheres“ begann er seit den 1960er Jahren, während seines Aufenthaltes in New York.

Provenienz:

Kunsthaus Stuttgart

Privatbesitz Berlin

xanti schawinsky 8229 „Oggebbio“ Kreide in Schwarz und Weiß auf braunem Velinkarton. 1969.

81 x 56,5 cm.

Unten rechts mit Kreide in Schwarz signiert „Schawinsky“, links datiert und mittig betitelt.

2.400 €

Alexander Victor Schawinsky, genannt Xanti, absolvierte bis 1923 eine Ausbildung im Architekturbüro von Theodor Merrill in Köln und studierte später am Staatlichen Bauhaus Weimar. Auch nach seiner Emigration über die Schweiz nach Italien und später nach New York blieb er mit vielen Bauhäuslern in Kontakt. Am Black Mountain College entstand das „Spectodrama“, eine frühe Form

des Happenings und der Performancekunst als abstrakte Theaterform, in der die elementaren Bühnenmittel Licht, Raum und Bewegung unabhängig zum Einsatz kommen und in multimedialen Szenen analysiert werden. Nach seiner Rückkehr nach Europa 1961 gestaltete er das Bühnen­ und Kostümbild für Prokofjews Ballett „Die steinerne Blume“ am Stadttheater Basel und baute sich ein Haus in Oggebbio am Lago Maggiore, wo wohl auch unser Blatt entstand. Der mehrschichtige Aufbau des vereinfachten geometrischen Motivs steht hier sinnbildlich für die räumliche Darstellung dynamischer Geometrie.

Provenienz:

Privatbesitz Blida Heynold von Graefe, Murnau (direkt vom Künstler erhalten; seitdem in Familienbesitz)

hanns joachim gestering (1911 Wunsiedel – 1992 Forstel) 8230 Krake und Hose Öl auf Hartfaser. 1970-72. 125 x 75 cm.

Oben rechts mit Pinsel in Graugrün signiert „Gestering“ und datiert, verso auf dem Rahmen mit Pinsel in Schwarz nochmals signiert, auf der Platte bezeichnet „Nr. 1“. 2.200 €

Mensch und Maschine, Blutgefäße und Kabel sind kaum zu trennen, sie verschmelzen ineinander, und das Maschinelle scheint das Menschliche übernommen zu haben. Phantastische Komposition, hyperrealistisch umgesetzt und in ihrer dunklen Tonalität von intensiver Ausstrahlung. „Man sagt, Gestering liebe die alten Meister und er schätze die Surrealisten. Versuche, ihn, seine Bilder einzuordnen, sind noch nicht schlüssig gelungen: Surrealismus, Phantastischer Realismus, Psychorealismus?“ (G. W. Edelmann, Hanns Joachim Gestering. Gemälde und Graphik, Ausst.­Kat. Bürgerhaus Höchst/Odenwald 1982, S. 8).

Provenienz:

Sammlung G. W. Edelmann, Frankfurt/Main Privatbesitz Hessen

Ausstellung:

Klaus Böttger / Hanns Joachim Gestering, Marielies­Hess­Stiftung/HR, Frankfurt/Main 1973, Nr. 18 Hanns Joachim Gestering. Gemälde und Graphik, Bürgerhaus Höchst/Odenwald 1982, Kat.­Nr. 32 (mit Farbabb. S. 21)

8231 Jeanne endgültig liegend Öl auf Hartfaser. 1977/78.

37,5 x 125 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Türkis signiert „Gestering“ und datiert „1977“, verso mit Faserschreiber in Schwarz nochmals signiert „H.J. Gestering“ sowie datiert und mit Materialangaben.

2.000 €

Wie von Spiegelscherben zersplittert erscheint die liegende, endgültig besiegte Jeanne d‘Arc. Ihr Leib ist fragmentiert, zerstört, die Beine zerfallen bereits zu knöchernen Überresten, während nicht nur die schwellende Hüfte inmitten der zerschellten Rüstung, sondern auch das blühende Gesicht mit den wie im Schlaf geöffneten roten Lippen phantastisch lebendig erscheint. Entgegen der Legende findet die Jungfrau von Orléans bei Gestering ihr Ende nicht auf dem Scheiterhaufen, sondern auf einem futuristischen, hypermodernen Schlachtfeld, dessen von Gestein und Knochen bedeckte Ebene der Künstler in feinsinnig abgestuftem Kolorit ebenso hyperrealistisch gestaltet wie den liegenden Frauenkörper, „eine futuristische Vision? nach dem großen GAU?“ (G. W. Edelmann, Hanns Joachim Gestering. Gemälde und Graphik, Ausst.Kat. Bürgerhaus Höchst/Odenwald 1982, S. 7). Verso dokumentiert Gestering akribisch die verwendeten, in altmeisterlicher Technik schichtweise variierenden Malmaterialien, das Format wie bei alten Altarprädellen oder Supraporten.

Provenienz:

Sammlung G. W. Edelmann, Frankfurt/Main Privatbesitz Hessen

Ausstellung: Hanns Joachim Gestering. Gemälde und Graphik, Bürgerhaus Höchst/Odenwald 1982, Kat.­Nr. 38 (Umschlagabbildung)

joe hackbarth

(1931 Belgard, Pommern – 2000 Falken-Gesäß, Odenwald)

8232 „Selbst mit Narrentrichter“

Öl auf Hartfaser. 1989/90.

50 x 60 cm.

Verso mit Bleistift signiert „Joe Hackbarth“ und datiert sowie betitelt.

Malsburg 1017.

900 €

In den 1980er Jahren widmete sich Joe Hackbarth der Perfektion des Trompe­l’œil. Am Ende dieser Schaffensphase entstand das Gemälde „Selbst mit Narrentrichter“, umgesetzt in altmeisterlicher Technik und ebenso reduziertem wie prachtvollem Farbklang von Grün, Rot und Gold.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

joe hackbarth

8233 Portrait U.E. mit Standuhr

Öl auf Holz. 1979.

60 x 50 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Rot signiert „Joe Hackbarth“ und datiert.

Malsburg 680.

1.200 €

Der Kasten einer Standuhr mit magisch wirkendem, entleertem und ausgewechseltem Innenleben, daneben die Silhouette einer stehenden Frau: Die sorgsam gemalten Bildgegenstände und ihre Beziehungen zueinander geben Rätsel auf, deren Deutung dem Betrachter überlassen bleibt. Joe Hackbarth, Jazzmusiker und Maler des Phantastischen Realismus, hielt sich zwischen 1977 und 1983 in Irland auf, wo die vorliegende, dunkeltonige Komposition entstand. Das Motiv der Uhr, die keine Zeit anzeigt, ist charakteristisch für diese Schaffensphase des Künstlers.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

aliute mecys (1943 Koblenz – 2013 Hamburg)

8234 Agitato Öl auf Hartfaser. 1983.

53 x 39 cm.

3.000 €

Die Künstlerin bezeichnete ihren Stil selbst als „Irrealismus“. Ein charakteristisches fahles Licht erhellt die surreale, gespenstische Szenerie. „In einem Zeitraum von zehn Jahren ist es Aliute Mecys gelungen, ein ganz eigenständiges, in sich geschlossenes Werk von poetischer Einbildungskraft und symbolischer Transparenz zu

schaffen, ein Werk, das sich in die vielschichtige Tradition des Symbolismus einreiht und zugleich als Spiegelbild einer verkehrten Welt verstanden werden kann.“ (Gerd­Wolfgang Essen, in: Aliute Mecys. Gemälde, Galerie in Flottbek, Hamburg 1990, o.S.).

Ausstellung:

Aliute Mecys, Gemälde, Galerie in Flottbek, Hamburg 1990 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet, datiert und betitelt)

8234

aliute mecys

8235 Stilleben Öl auf Hartfaser. 1984.

45 x 45 cm.

Unten links mit Pinsel in Schwarz signiert „MEÈYS“ und datiert.

3.000 €

Vanitas­Stilleben mit vielschichtigen Bezügen und Facetten: Neben dem Schädel liegt geisterhaft eine leere Maske, daneben blickt aus dem kleinen, zerbrochenen Spiegel das fragmentierte Abbild der Künstlerin selbst uns entgegen, während die Pinsel weiter hinten auf den kreativen und malerischen Prozess verweisen. In fast hyperrealistischer Akkuratesse gestaltet Mecys die stillebenhafte Szenerie vor einem tiefdunklen Hintergrund. „Das

Thema Abschied durchzieht die Bildwelt von Aliute Mecys wie ein Leitmotiv. (...) Ein häufig wiederkehrendes Stilmittel der Malerin ist das Bild im Bild, nicht als fremdes Bildzitat, sondern um den gleitenden Übergang zwischen der Realität und der Welt des Scheins deutlich zu machen. Es ist gleichsam ein Wechselspiel: einerseits wird die Realität ins Bild gebannt, andererseits tritt eine im Bild erscheinende Gestalt oftmals aus diesem hervor, als suche sie sich zu befreien“ (Gerd­Wolfgang Essen, in: Aliute Mecys. Gemälde, Galerie in Flottbek, Hamburg 1990, o.S.).

Ausstellung:

Aliute Mecys, Gemälde, Galerie in Flottbek, Hamburg 1990 (mit farb. Abb., mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet, datiert und betitelt)

ibrahim el-salahi

(1930 Omdurman, Sudan, lebt in Oxford)

8236 Ohne Titel

Tempera, Feder und Pinsel in Schwarz auf braunem festen Tonpapier. 1977.

17 x 19,8 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Salahi“ und datiert.

12.000 €

El­Salahi ist einer der berühmtesten modernen Künstler des Sudan und ein angesehenes Mitglied der Khartum­Schule, die 1961 von einer Gruppe von Künstlern gegründet wurde mit dem Ziel, ein neues visuelles Vokabular für eine unabhängige Nation zu entwickeln. Diese Schule, eine sudanesische Ausprägung der afrikanischen Moderne und der panarabischen Hurufiyya­Bewegung, verbindet traditionelle Formen der arabischen Kalligraphie mit moderner Malerei. Anlässlich seiner Ausstellung in der Tate Modern im Jahr 2013 wurde El­Salahis Werk als neue sudanesische visuelle Ausdrucksform charakterisiert, die aus seiner innovativen Integration von islamischer, arabischer, afrikanischer und westlicher Kunst entstand. Die vorliegende Zeichnung schuf der Künstler wohl während seiner Zeit in Doha, Katar, nach 1976. Die Töne Schwarz, Weiß und Ocker, durchsetzt von zarten farbigen Akzenten, dominieren die Zeichnung und sind charakteristisch für El­Salahis Schaffen dieser Jahre. Zeichenhafte und abstrakte Formen verbinden sich mit der ausdrucksstarken figürlichen Darstellung. Seine Werke sind in Sammlungen wie der Tate Modern, dem Museum of Modern Art, dem Guggenheim Museum Abu Dhabi und der Schardscha Art Foundation vertreten.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

karl fred dahmen

(1917 Stolberg – 1981 Preinersdorf)

8237 „Chiemgau-Legende VIII“ Objektkasten mit Lederriemen, Haar, Eisenkette und Filz. 1973.

98,3 x 47,3 x 6,5 cm (Kasten).

Unten mittig im Steg mit Filzstift in Schwarz signiert „Dahmen“, verso mit Filzstift in Schwarz signiert „K. F. Dahmen“, datiert und betitelt.

Weber 038.73-K 200.

1.500 €

Dahmen gilt heute als einer der frühesten und bedeutendsten Vertreter des Informel in Deutschland. 1967, als Dahmen eine Professur an der Akademie der bildenden Künste in München übernahm, ließ er sich im Chiemgau nieder. Inspiriert von der Landschaft und Natur des Chiemgauer Alpenlandes, schuf er zahlreiche Objek tkästen und Polsterbilder. Darin integrierte er verschiedene Fundstücke, u.a. bäuerliche Geräte und Werkzeuge, die er auf seinen Spaziergängen entdeckte, und in einen neuen Zusammenhang stellte.

Provenienz: Privatbesitz Schweiz

8237

8238 jürgen brodwolf (1932 Dübendorf, lebt in Kandern)

8238 Kleines Figurentuch Zinnfigur, Wachs, Kunststoffschnur, Leinwand, Reißnägel und Öl auf Holz, in Objektkasten. 1974.

65 x 50 cm (Kasten).

Oben mittig in der Darstellung mit Bleistift signiert „Brodwolf“ und datiert.

3.000 €

Brodwolfs skulpturale Figurenkompositionen besitzen einen tief berührenden, oft narrativen Charakter. Die in Kästen und Objektbildern eingesetzten menschenähnlichen Figuren von archetypischem, idolhaftem Charakter rufen häufig Situationen von Gefangenschaft wach, gemahnen an äußere und innere Zwänge, erinnern an elementare, existentielle Fragen. Die Tubenfigur, erstes Urbild seiner eigenen „inneren Figur“, setzt er seit den 1970er Jahren in seinen Objektbildern ein.

Provenienz: Gimpel & Hanover Galerie, Zürich (mit deren Klebeetikett verso auf dem Kasten, dort typographisch bezeichnet, dort 1976 erworben)

Privatsammlung Frankfurt Grisebach, Berlin, Auktion 214, 01.06.2013, Lot 1202

Privatbesitz Rheinland

arnulf rainer

(1929 Baden bei Wien, lebt in Enzenkirchen und auf Teneriffa)

8239 „TOR“

Wachskreiden auf Ultraphan über Millimeterpapier, in den Ecken mit Tesafilm auf Karton montiert. 1976.

29,5 x 42 cm.

Unten mittig mit Wachskreide in Schwarz signiert „A. Rainer“, datiert und betitelt.

20.000 €

Rainers Übermalung richtet sich gegen die von ihm selber zuvor aufgetragenen Farben, die an den Rändern unter dem Schwarz hervorscheinen. Der exakten, klaren Rasterung des Millimeterpapiers setzt der Künstler die fast gewalttätige, kraftvolle Expressivität und die weichen Linien des gestischen Kreideauftrags entgegen. Es entstanden Arbeiten auf Millimeterpapier, auf Architekten­ oder auf Ultraphanfolie. Der konkrete, exakt in die Öffnung der Bogenform gesetzte Titel spielt in seiner Gegenständlichkeit mit der Impulsivität der Darstellung. Arnulf Rainer sagte 1972 zu seinen Übermalungen: „Ich male nicht, sondern ich bemale, übermale oder zermale, das heißt, ich brauche einen Auslösefaktor, etwas Existierendes, das ich bestalte.“ (zit. nach arnulf­rainermuseum.at, Zugriff 28.09.2024).

Provenienz:

Versteigerung der Freunde der Alten Nationalgalerie, Berlin

Privatbesitz Berlin

piero manzoni (1933 Soncino – 1963 Mailand)

8240 Batuffoli di ovatta

Multiple. 28 Spiralen aus Watte, montiert in Kartonhülle mit transparenter Kunststofffolie. Lose in Orig.-Folienhülle mit Beiblatt in Orig.-Kartonumschlag. 1961. 15 x 9 cm (21,2 x 18,3 cm, Umschlag).

900 €

Herausgegeben als Minimultiple in unbekannter Auflage, erschienen bei Edizioni Flaviana, Lugano 1967. Anhand von 28 Wattespiralen stellt Manzoni unter Beweis, dass jedes Material zu Kunst und Unfarbiges zu einem „Achrome“ werden kann. Beinahe die

Hälfte seines Œuvres gehört der Werkgruppe der achromen Bilder an. Sie stehen neben ihrer Unfarbigkeit für eine direkte, unvermittelte Materialität. Während seines gesamten konzeptionellen Schaffens dekonstruierte Piero Manzoni die Konventionen der Kunstwelt in multimedialen Werken. Neben der Möglichkeit, ungefärbte Rohstoffe wie Watte, Wolle oder Glasfaser künstlerisch zu erkunden, ließ Manzoni in der Verarbeitung dieser Materialien alle Eigenschaften der Malerei hinter sich und arbeitete sich von der Zweidimensionalität in die Dreidimensionalität vor. Beigegeben: Ein weiteres Minimultiple von Ugo la Pietra, Glasobjekt, erschienen bei Edizioni Flaviana, Lugano 1967.

8240

joseph beuys

(1921 Kleve – 1986 Düsseldorf)

8241 Objekt zum Schmieren und Drehen

Blechdose mit Ölfarbe (Braunkreuz), Schmierfett und Schraubenzieher, Griff braun gefasst. 1972.

Dose: 3,8 cm x 5,5 cm (Durchmesser); Schraubenzieher: 12,8 cm lang.

Auflage 100 Ex. Schellmann (1997) 53.

3.000 €

Herausgegeben von der Edition Museumsverein Mönchengladbach. Ohne das signierte und numerierte Zertifikat.

bettina von arnim

(1940 Zernikow/Mark Brandenburg, lebt in Concots/Frankreich)

8242 Villa (Farbstudie Graubraun)

Öl auf Leinwand. 1978.

65 x 64 cm.

Verso mit Pinsel in Schwarz signiert „Arnim“ und datiert, auf dem Keilrahmen nochmals signiert.

1.800 €

Indem die Künstlerin die Ansicht von Villa und Garten in unterschiedliche Farbschemata übersetzt, versetzt sie das naturalistisch dargestellte, nur wenig stilisierte Motiv auf eine abstrakte Ebene, die sich mit der farblichen Wahrnehmung beschäftigt. So ist die südfranzösische Ansicht nurmehr eine Folie für das Ausloten der Wirkung von Hell und Dunkel, von Warm und Kalt.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

8243 Villa (Farbstudie Rot)

Öl auf Leinwand. 1978.

65 x 64 cm.

Verso mit Pinsel in Rot signiert „Arnim“ und datiert, auf dem Keilrahmen nochmals signiert.

1.800 €

Mit irritierender Ausschließlichkeit liegt die rote Farbe wie ein Film über der Darstellung, und erst die Farbskalen in den Rändern ermöglichen ein Verorten der Nuancen zwischen Warm und Kalt, zugleich entsteht eine intensive Räumlichkeit. Die Künstlerin studierte u.a. in Paris bei Johnny Friedlaender.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

8242
8243

bettina von arnim

8244 Villa (Farbstudie Blau)

Öl auf Leinwand. 1978.

65 x 64 cm.

Verso mit Pinsel in Schwarz signiert „Arnim“ und datiert, auf dem Keilrahmen nochmals signiert.

1.800 €

Die Farbskalen im Ober­ und Unterrand zeigen das Spektrum der verwendeten Töne, die sich ausschließlich im Bereich von Blau­, Grün­ und Rosanuancen bewegen. Im Jahr 1975 zog Arnim von Berlin, wo sie ab 1972 Teil der Gruppe „Aspekt“ und zudem Gründungsmitglied der Künstlergruppe „Kritischer Realismus“ war, nach Südwestfrankreich, wo die Reihe von Gemälden zum Motiv „Villa“ entstand.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

gerhard altenbourg (1926 Rödichen-Schnepfenthal – 1989 Meissen)

8245 Begegnung zweier Spitzhüte

Graphit, Aquarell, Gouache und Pinsel in Schwarz auf Velin. Wohl 1980er Jahre.

61 x 26,5 cm.

Unten links mit dem runden Blindstempel des Künstlers, verso handschriftlich mit der Nachlassnummer „WV 90/N 307“.

Janda 90/N 307.

3.000 €

Mit feinen Maserungen wie von einem Holzstock zeichnet Altenbourg die beiden Figuren, die sich in ihrer ganz zart aquarellierten Umgebung aufzulösen scheinen. In ihrer poetischen Begegnung schimmert die freundliche Erfindungskraft des Künstlers hervor. Nach Malunterricht bei Erich Dietz war Altenbourg zunächst als Schriftsteller und Journalist tätig, studierte dann von 1948 bis 1950 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Kunst in Weimar. Danach lebte er freischaffend in Altenburg und nahm Mitte der 1950er Jahre den Künstlernamen Altenbourg an. 1951 zeigte er in Begleitung von Erich Dietz seine Arbeiten dem Westberliner Galeristen Rudolf Springer, der sein erster Kunsthändler wurde. Da sich Altenbourg konsequent der offiziellen Kunstpolitik der DDR verweigerte, wurde er bis in die 1980er Jahre in seinem Wirken durch Verbot und Schließung von Ausstellungen behindert.

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

gerhard altenbourg

8246 Kopf

Aquarell, Feder in Schwarz, Bleistift und Lithokreide auf handgeschöpftem Velin. 1987. 59,5 x 41,5 cm.

Verso (eigenhändig?) datiert. Janda 87/37.

4.000 €

Tausende von Strichlein, Häkchen, Kringel und Pünktchen fügen sich zu der poetischen, detailreich­skurrilen Darstellung eines abstrahier ten Kopfes, welche die unregelmäßige Oberfläche des handgeschöpften Papiers wunderbar mit einbezieht. Unter Gerhard Altenbourgs über 3000 Zeichnungen finden sich vielfältig­

ste Figurenvariationen. „Die Formenwelt, etwa in einem Bildnis, distanziert sich von dem Objekt, um es desto sicherer in Besitz zu nehmen. Aus scheinbar vergnüglichem Spiel mit dem Dinglichen oder mit Gedanklich­Assoziativem wird plötzlich Ernst, tiefes Ergreifen.“ (Ludwig Last, Ironie bei Altenbourg, in: Gerhard Altenbourg, Werkverzeichnis 1947­1969, Ausst.­Kat, Haus am Waldsee, Berlin 1969, S. 15).

Provenienz: Galerie Meyer­Ellinger, Köln Privatsammlung Hessen Privatbesitz Rheinland

8246

8247

walter pichler (1936 Deutschnofen, Südtirol – 2012 Wien)

8247 Ohne Titel

Mischtechnik auf dünnem Velin. 1980.

30 x 42,5 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Pichler“ und datiert.

2.500 €

Eine schemenhafte Gestalt scheint verwoben mit dem Koordinatensystem des sie umgebenden Raums. In subtilen Andeutungen belassene Bildmotive und ein sensibler Umgang mit dem Material kennzeichnen Pichlers feinsinnig komponierte und nuancenreich gestaltete Zeichnung. Pichler, Bildhauer, Zeichner und Architekt, verschränkt in seinem Schaffen die verschiedenen Kunstgattungen miteinander. „Wenn man so wie ich sein Leben fast immer zeichnend begleitet, verselbständigt sich die Zeichnung, wird einmal Notation von Zuständen und dann wieder genaue Analyse, trägt zur Verwirrung und dann wieder zur Klärung bei. Ich könnte kaum denken, ohne zu zeichnen.“ (Walter Pichler, Es ist doch der Kopf, Ausst.­Kat. CFA Berlin und Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck 2007, S.5, zit. nach: sammlung­ essl.at, Zugriff 28.09.2025).

Provenienz: Privatbesitz Hessen

otto piene

(1928 Laasphe/Westfalen – 2014 Berlin) 8248* „Icarus“ Gouache und Feuerspuren auf Karton. 1980.

72 x 102 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „OPiene“ (ligiert), datiert und betitelt.

14.000 €

Otto Piene begann seine künstlerische Karriere in den 1950er Jahren und wurde in Düsseldorf zu einem der führenden Vertreter der Künstlerbewegung ZERO. Die Künstler experimentierten mit verschiedenen Materialien, Elementen und Ausdrucksformen, um eine Kunst frei von traditionellen Konventionen und Normen zu erschaffen. Piene entwickelte dabei eine besondere Technik, bei der er mit Feuer und Rauch arbeitete. Er verwendete verschiedene Materialien wie Papier, Leinwand oder Metallplatten, die er mit einer speziellen Mischung aus Pigmenten und Bindemitteln präparierte. Anschließend entzündete er das Material, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Farben und Texturen, die durch das Verbrennen der Pigmente entstanden, waren unvorhersehbar

und verliehen den Werken eine gewisse Unberechenbarkeit. Er betrachtete seine Feuergouachen als eine Art Performance, bei der das Feuer als kreativer Partner fungierte. Der tragischen, griechisch mythologischen Geschichte der Figur Icarus, der auf Kreta gefangen gehalten wurde, widmet Piene sich gleich mehrfach. Um der Gefangenschaft zu entkommen, entwickelt sein Vater, der Erfinder Daidalus, Flügeln aus Federn und Wachs. Der Warnung seines Vaters zum Trotz, fliegt der Junge mit diesen Flügeln zu nah an die Sonne, deren Hitze das Wachs zum Schmelzen bringt, weshalb Icarus in Meer stürzt und ertrinkt.

Provenienz:

Galerie Stockebrand + Uekermann, Berlin Galerie Löhrl, Mönchengladbach Ehemals Grisebach, Berlin, Auktion 227, 30.05.2014, Lot 707

Literatur:

Ante Glibota (Hrsg.), Otto Piene, Ausst.­Kat. Galerie Diogenes, Berlin 1960, Paris 2011, S.162

8248

karl horst hödicke

(1938 Nürnberg – 2004 Berlin)

8249 Tänzerin

Aquarell und Deckweiß auf Velin. 1981.

86 x 61 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Hödicke“ und datiert.

1.200 €

Wie im Auge des Sturms steht die Tänzerin in der Mitte der Komposition, auf einem Bein und mit großen Ohrringen, wohl an afrikanische Darstellungen angelehnt. Anfang der 1980er Jahre beschäftigt Hödicke sich in seinen Papierarbeiten immer wieder mit auf verschiedenen Reisen gesammelten Impressionen und Bildnissen. Diese Motive werden einzeln, aus dem Kontext gerissen, vergrößert und in intensiven Farben dargestellt, was sie Teil eines rätselhaften Szenarios werden lässt. Kraftvolle, dynamische Komposition in dominanter Farbigkeit.

Provenienz:

Galerie Gmyrek, Düsseldorf

Privatbesitz Rheinland

karl horst hödicke

8250 Musikanten Kohle auf Velin.

70 x 100 cm. Unten rechts mit Kohle signiert „Hödicke“.

800 €

Links im Bild, fast etwas eingepfercht, steht der Ziehharmonikaspieler und dominiert die großformatige Komposition. Im Vordergrund ein Geigenspieler, der mit großen ausladenden Bewegungen fast zu explodieren scheint. Mit freien gestischen Strichen zwischen Figuration und Gegenstandslosigkeit stellt Hödicke die drei Musiker dar, die sich in der Bewegung ihrer Musik auflösen.

Provenienz:

Galerie Gmyrek, Düsseldorf

Privatbesitz Rheinland

karl horst hödicke

8251 Ohne Titel

Gouache auf Velin.

100 x 69,5 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „Hödicke“.

1.500 €

Gigantische Unterschenkel und Füße baumeln scheinbar aus dem blauen Himmel, grob und gestisch gemalt, ganz im Stil der 1980er Jahre. Hödicke gilt als einer der Wegbereiter des deutschen Neoexpressionismus und als engagierter Professor an der Berliner Hochschule der Künste. Er war außerdem einer der wichtigsten Anreger der sogenannten Neuen Wilden.

Provenienz:

Galerie Gmyrek, Düsseldorf Privatbesitz

heinz willig (1933 Gelsenkirchen, lebt in Berlin)

8252 Liegende

Bronze, poliert sowie goldbraun und schwarzbraun patiniert, auf Bronzeplinthe. 1975.

51 x 22 x 10,5 cm.

Verso seitlich an der Plinthe Fragment des Gießerstempels „(Wilhelm Füssel) BERLIN“. Auflage 9 Ex. WVZ Willig 78.

2.200 €

Fast entrückt wirkt sie, die wie hingegossen Liegende: Die leicht stilisierte und vollkommen glattpolierte Körperoberfläche verleiht der makellosen Figur einen überirdischen Glanz, der sich im Kontrast zu der fein ziselierten Struktur der Haare und des Kissens noch verstärkt. Zugleich ist dort kein Quäntchen Sentimentalität, nichts Pathetisches, sondern der reine nackte Körper, in sich ruhend, sinnlich und zugleich reduziert auf das Wesentliche. In völliger Entspannung ruht oder schläft sie auf der linken Seite mit ange­

winkeltem rechten Arm, gelöst rutscht der rechte Fuß über die Kante der dunkler patinierten, mattierten Plinthe hinaus und durchbricht die Geschlossenheit der rechteckigen Grundform. Die feinsinnig komponierte Allansichtigkeit lässt die sanften Schwünge des weiblichen Körpers von allen Seiten gleich schön erscheinen und lässt jede in der Drehung neu gewonnene Silhouette zu einer Entdeckung werden. Heinz Willig schuf bereits 1949 erste plastische Arbeiten. 1951 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, überwiegend in der Klasse für Bildhauerei bei Ludwig Gabriel Schrieber, der ihm vor allem Brâncusi und Gris, dann auch Seurat, Schlemmer und Laurens als Vorbilder vermittelte. Prachtvoller Guss mit wunderbar differenzierter Patina bzw. schön schimmernd polierter Oberfläche.

Literatur:

Heinz Willig, Darstellungen Berliner Künstler, Bd. 3, Hrsg. Udo Christoffel, Kat. Kunstamt Wilmersdorf, Berlin 1989, S. 58f. (mit Abb.)

hermann josef kuhna (1944–2018 Weißensee-Ottenhausen)

8253 „Nachbild“ Öl auf Leinwand. 1984. 140,5 x 140,5 cm. Verso mit Pinsel in Schwarz signiert „Kuhna“, datiert und betitelt.

2.500 €

Hermann­Josef Kuhnas leidenschaftliches Interesse für die Paläontologie und die Entdeckung des Werks von Vincent van Gogh beschreiben die einzigartige Formensprache seiner Malerei. Sie besteht aus vielzähligen kleinteiligen Flecken, aus einem Gewirr einzelner Farbkleckse. Durch das Flirren dieser Farbpunkte gewinnt Kuhnas Malerei eine Wirkung zwischen haptischer Präsenz und beinahe virtueller Erscheinung.

jean charles blais (1956 Nantes, lebt in Paris)

8254 Drei Köpfe 3-teiliges Werk, Mischtechnik auf Plakatabriss, fest auf Karton montiert. 1980er Jahre.

Bis 33 x 26 cm (50,5 x 53 cm, Passepartoutausschnitt).

1.800 €

Als hätten sich die Köpfe von Blais‘ oft kopflosen Gestalten in dieser kleinen Arbeit versammelt, um bald wieder zu ihren Körpern zurückzukehren. Alle drei Köpfe, in unterschiedlichen Größen, sind mit dem Blick nach rechts ausgerichtet. Die Augen sind zum Teil in den Plakatabriss geritzt. Die Haarstrukturen werden von den Rändern des Plakatreliktes bestimmt.

Provenienz: Nachlass Wilfried Wiegand, Berlin

ryusho matsuo (1951 Kainan/Wakayama)

8255 „ICPUE - o.T. (Nr. g.b.) - 86“ Acryl auf Velin. 1987.

39,7 x 53,4 cm.

Verso mittig mit Kreide in Schwarz signiert „Ryusho Matsuo“, datiert und betitelt.

3.000 €

Die malerischen Kompositionen des japanischen Künstlers Ryusho Matsuo kennen kein architektonisches Schema, sie spielen mit Licht und Schatten. Eine erste Farbsetzung entscheidet die Wahl der nächsten Farbschicht und bestimmt den Duktus des Pinsels. Aus der spontanen Handhabung des Pinsels entsteht in mehreren Schichten übereinander ein dichtes Farbfeld. So legt sich Farbe über Farbe, schafft Höhen und Tiefen und erobert den Raum. Der in Japan geborene Künstler arbeitete nach seiner künstlerischen Ausbildung als freier Graphiker in Kyoto bis er 1976 nach Hamburg reiste, um dort an der Hochschule für freie Kunst zu studieren. Ein Jahr später zog er nach Berlin, um sein Studium an der Hochschule der Künste u.a. als Meisterschüler von Raimund Girke fortzuführen.

fred thieler

(1916 Königsberg – 1998 Berlin)

8256 „Gelb-Blau-Konzentration“/“Konzentration in Blau“

Kunstharzdispersion auf Leinwand, 2-teilig. 1994.

149 x 171 cm.

Unten rechts mit Kreide in Schwarz signiert „F Thieler“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen mit Farbkreide in Gelb bzw. Schwarz signiert „F Thieler“, datiert und zweifach verschieden betitelt sowie mit Bleistift mit der Nachlassnummer „Nr. 574“. Nicht mehr bei Melchior.

18.000 €

Eindrucksvolles, großformatiges Diptychon auf zwei miteinander verbundenen Leinwänden. Explosionsartig stechen gelbe Farbakzentuierungen hervor, die Thieler neben den üblichen Farben Rot, Blau, Schwarz und Weiß verwendet. Diese Hinzufügung weiterer Farbtöne, die er gelegentlich mit einfließen lässt, ist typisch für seine späten Werke. „Die bewußt herbeigeführte Ereignishaftigkeit der Bilder ist für Thieler mehr als eine experimentell­sinnliche Lust an der Farbe, am Malprozeß ­ die ungewisse Veränderbarkeit ist Bildthema und Impuls zugleich.“ (Jörn Merkert, in: Fred Thieler. Monographie und Werkverzeichnis, Hrsg. Andrea Firmenich und Jörn Merkert, Köln 1995, S. 16). Wir danken Gabriele Thieler, Berlin, für wertvolle Hinweise vom 17.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Berlin

Ausstellung:

Fred Thieler. Hommage zum 100. Geburtstag, Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld 2016 (Kat. S. 79)

fred thieler

8257 „La-II-84“ Mischtechnik auf Leinwand. 1984. 90 x 140 cm.

Unten links mit Filzstift in Schwarz signiert „F Thieler“ und datiert, verso auf dem Keilrahmen erneut signiert „F Thieler“, datiert und betitelt, mit Maßangaben sowie mit Kreide in Schwarz mit der Nachlassnummer „Nr. 979“. Melchior 8/127.

9.000 €

Wie in einem Kampf stehen sich in unserem Gemälde verschiedene Farbklänge aus Rot­Braun­Schwarz auf der einen sowie BlauWeiß auf der anderen Seite gegenüber. Wolkenartig scheint mittig ein dritter Farbklang aus Weiß und Schwarz beide zu vereinen.

„Der offene Dialog mit der Farbe ist bis heute nicht abgeschlossen: Seit Beginn der achtziger Jahre führt ihn sein forschendes Tun, sein Dialog mit der Farbe zu neuen Bildlösungen, denen eine nie geahnte Kraft, Fülle und Wucht innewohnen (...).“ (Jörn Merkert, zit. nach: Fred Thieler. Monographie und Werkverzeichnis, Hrsg. Andrea Firmenich und Jörn Merkert, Köln 1995, S. 17). Gleichzeitig strahlen Thielers Gemälde eine feine, einfühlsame Sensibilität aus. Wir danken Gabriele Thieler, Berlin, für wertvolle Hinweise vom 17.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Berlin

Ausstellung: 4x Informel heute, Spendhaus, Reutlingen 1984 Fred Thieler, Galerie Philippe Guimot, Brüssel 1984

8257

8258

fred thieler

8258 Ohne Titel

Mischtechnik auf Leinwand. Um 1984. 140 x 110 cm.

Verso auf dem Keilrahmen mit Filzstift in Schwarz bezeichnet „WV 8/132“ und mit der Nachlassnummer „Nr. 203“ sowie „502“ (Letztere durchgestrichen).

Melchior 8/132.

8.000 €

Unser Gemälde steht in Verbindung zu dem eindrucksvollen Wandgemälde „Kosmisches Ereignis“ von 1981 (Melchior 8/58; vgl. Manfred de la Motte und Galerie Georg Nothelfer, Berlin (Hrsg.), Fred Thieler, Berlin 1983, Abb. S. 56f.), das Anfang der 1980er Jahre,

im Rahmen der umfangreichen Umbaumaßnahmen am Rathaus Schöneberg, durch das Architekturbüro Rave, als Kunst am Bau angekauft wurde. Beide Bilder sind in der Transparent­ und Gießtechnik auf dem Boden gemalt worden. Thieler verwendet auch in unserem Gemälde seine klassische Farbpalette von Blau, Rot, Weiß und Schwarz, ergänzt durch ein kräftiges, hervorstechendes Orange. Im Vergleich zu anderen Arbeiten dieser Zeit experimentiert er hier mit der durchschimmernden, durchtränkten Leinwand, die durch ein bewusstes Aussparen von Farbe als gestalterisches Mittel hervortritt. Wir danken Gabriele Thieler, Berlin, für wertvolle Hinweise vom 17.10.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Berlin

georg baselitz (1938 Deutschbaselitz/Sachsen, lebt in Buch am Ammersee)

8259 Ohne Titel Radierung mit Kaltnadel in Rotbraun auf Kupferdruckpapier. 1967.

33,4 x 24,7 cm (46 x 32 cm). Signiert „Baselitz“. Auflage 75 num. Ex. Jahn 58.

1.200 €

Druck des zweiten Zustands in Rotbraun, entstanden für die Kunstmarktmappe, Köln 1967. Prachtvoller, gratiger Druck mit Rand.

mappenwerke

8260 Mappenwerk 16 Bl. Druckgraphiken (1 Bl. gefaltet) auf verschiedenen Papieren, 1 Bl. Vorwort und Impressum, 2 Bl. Inhaltsverzeichnis und 3 Bl. Text. Lose in Orig.-Halbleinenmappe. 1976.

32,2 x 29,4 cm (Mappengröße). Jeweils signiert, meist datiert, teils betitelt.

1.500 €

Die komplette Mappe von verschiedenen Künstlern aus der DDR und BRD, herausgegeben von Jürgen Schweinebraden, 1976. Enthält Arbeiten von Georg Baselitz, Bernhard Johannes Blume, Hans Brosch, Ludwig Gosewitz, Walter Herzog , Antonio Höckelmann, Martin Hoffmann, Manfred Kempfer, Dietmar Kirves, C O Paeffgen, Robert Rehfeldt, Gregor-Torsten Schade, Jürgen Schieferdecker, Tomas Schmit, Reiner Schwarz, Ralf Winkler/ A R Penck . Ganz prachtvolle, teils formatfüllende Drucke.

8259
8260

jirí anderle

(1936 Patlikov, Böhmen, lebt in Prag)

8261 „Bestia triumphans II“ Vernis mou, mit Kreide in Rot überarbeitet, auf Velin. 1984. 63,5 x 95 cm.

Signiert „Jiøí Anderle“, datiert und betitelt sowie bezeichnet „VARIACE SIKRESBOU 1/1“. Nicht bei Spangenberg.

1.100 €

Drastische, ausdrucksstarke Szene, mit detailreicher Skurrilität umgesetzt und in ihrer Wirkung verstärkt durch die effektvollen Überarbeitungen in Rot. Entstanden im Rahmen des Zyklus „Horace: Beware of Asking What Tomorrow May Bring“, unser Blatt wohl nur in diesem einzigen Exemplar gedruckt. Prachtvoller Druck der blattfüllenden Darstellung mit ausdrucksvollem Plattenschmutz. Unikat

8261

jirí anderle

8262 Bestia triumphans IV Radierung und Kaltnadel auf Velin. 1984.

64,2 x 95,9 cm.

Signiert „anderle“ und bezeichnet „IN MEMORIAM“. Auflage 50 num. Ex. Spangenberg 2005.185 (WV 296).

900 €

Erschienen in einer Gesamtauflage von 95 numerierten Exemplaren als Blatt IV des Zyklus „Horace: Beware of Asking What Tomorrow May Bring“. Prachtvoller Druck der formatfüllenden Darstellung, oben und unten mit dem Schöpfrand.

8263 D‘après Hendrick Goltzius

Farbradierung mit Aquatinta, Vernis mou und Kaltnadel auf festem Velin. 1983.

66,3 x 49,8 cm (80 x 60 cm).

Signiert „Anderle“. Auflage 70 num. Ex. Nicht bei Spangenberg.

1.200 €

Prachtvoller, differenzierter Druck des großformatigen Motivs mit Rand.

8264 Ecce Homo Radierung und Kaltnadel auf Holland-Velin. 1982. 96 x 65 cm.

Signiert „Anderle“. Auflage 50 num. Ex. Vgl. Spangenberg 2005.149 (WV 236).

900 €

Großformatiges Blatt, konzipiert nach Albrecht Dürer, aus dem Zyklus „Dialogue with the great masters“, erschienen in einer Gesamtauflage von 85 numerierten Exemplaren. Jiøí Anderle wurde in eine Generation hineingeboren, die das Trauma des Zweiten Weltkriegs erlebte und unter dem anschließenden streng kommunistischen Regime in Tschechien lebte und arbeitete. Aufgrund seiner Tätigkeit für das Schwarze Theater in Prag hatte der Künstler die Möglichkeit, das Land zu verlassen und die Welt zu bereisen. So kam Anderle in Kontakt mit der internationalen Kunstgeschichte und rezipierte die Meister der Kunstgeschichte vielfach in seinem Werk. Prachtvoller Druck der formatfüllenden Komposition mit ganz zartem, variierendem Plattenton.

8265 Der König tritt den Narren Farbradierung mit Kaltnadel auf Velin. 1985. 95,8 x 64,3 cm.

Signiert „Anderle“. Auflage 40 num. Ex. Spangenberg 2008.19 (WV 335).

900 €

Erschienen in einer Gesamtauflage von 85 numerierten Exemplaren als Blatt III des Zyklus „Commedia dell‘arte“. Prachtvoller, farblich fein abgestimmter Druck der formatfüllenden Darstellung, mit feinem, ebenmäßigem Plattenton.

8264
8265

jörg immendorff

(1945 Bleckede – 2007 Düsseldorf)

8266 Alter Ego (Buchstützen)

Bronze, 2-teilig, mit grüner Patina, zwei Seiten poliert. 1995. Je 37 x 36 x 14 cm.

Auflage 980 num. Ex. 7.000 €

Herausgegeben von der ars mundi Collection, Edition Max Büchner, Hannover 1995, gegossen bei ARA Kunst, Altrandsberg. Mit dem gegossenen Namenszug des Künstlers, Datierung, Titel und Bezeichnung. In der Kunstgeschichte ist der Affe verschieden konnotiert: Er symbolisiert die Eitelkeit, aber auch die nachahmenden Fähigkeiten des Künstlers. Mitte der 1990er Jahre wird er zum beherrschenden Thema in der Plastik Immendorffs. Mit dem Titel dieser Plastik verrät der Künstler selbst sein „Alter Ego“, das er bei dieser Gelegenheit ironisch in Form von Buchstützen in zwei Teile, den Anfang und das Ende, aufteilt.

peter bömmels

(1951 Frauenberg, lebt in Berlin)

8267 „Der Weg lebt!“ Öl/Acryl auf Leinwand. 1981. 200 x 144 cm.

Verso mittig mit Pinsel in Rot signiert „P. Bömmels“ und datiert sowie mit Pinsel in Blau betitelt.

4.000 €

Absurdität und etwas Märchenhaft­Naives, Schönheit und Abgründiges, Mythisches und ganz Weltliches, Alltägliches – all das paart sich in Bömmels‘ frühem Gemälde, entstanden beim Aufkommen der Neuen Wilden. Bömmels gehörte zu den Mitbegründern der Kölner Künstlergruppe „Mülheimer Freiheit“, der auch Hans Peter Adamski, Walter Dahn, Jirí Georg Dokoupil, Gerard Kever und Gerhard Naschberger angehörten, und ist ein wichtiger Vertreter der Neuen Wilden der 1980er Jahre. Diese „suchten sich ihre Inspiration zwischen Pop und Punk. Doch während es am Moritzplatz expressiv zuging und man in Hamburg zynisch­ distanziert

künstlerische Arbeit als ‚Desillusionierungs­Maloche‘ betrieb, entwickelten die Künstler der ‚Mühlheimer Freiheit‘ (aus Köln) einen spielerischen Ansatz.(...) Sie befinden sich in surrealer Schwebe und sind dennoch voll und ganz von dieser Welt, ihr bizarrer Spagat zwischen Alltag und Absurdität desillusioniert und verzaubert zugleich. Letzteres liegt nicht zuletzt an den eigenwilligen ornamentalen Strukturen des Untergrunds, aus dem bisweilen eigensinnige Bildelemente erwachsen. Hier wird zu Recht gefeiert, was in der Rückschau auf die düstere Dekade gern unterschlagen wird: Ihr befreiender Humor.“ (tip ­berlin.de, vom 14.06.2019, Zugriff 20.08.2024).

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

Ausstellung: In Bewegung ­ Malerei aus der Sammlung Murken, SuermondtLudwig­Museum, Aachen 2004

8267

nigel hall (1943 Bristol, lebt in London)

8268 Ohne Titel

Bronze mit kupferfarbener Patina und Eisen. 1985. 21,5 x 22,5 x 14 cm.

Verso auf der Standplatte signiert (eingeritzt) „Nigel Hall“, datiert und bezeichnet „AP“. Auflage 4 num. Ex.

2.400 €

Im Jahr 1985 stellte Nigel Hall u.a. in der Juda Rowan Gallery, London, aus. Ähnlich wie in seinen Gemälden der 1980er Jahre dominieren auch in Halls dreidimensionalen Werken die rasterförmigen Linienführungen, das Vor­ und Hintereinander wird in Frage gestellt. Spannende Arbeit Nigels dieser Zeit mit prachtvollem Kontrast zwischen der rotbraun leuchtenden Patina und dem matten Eisen.

gogi saroj pal (1945 Uttar Pradesh – 2024 Delhi)

8269 „The Naiyaka“ Gouache und Metallfarbe auf genarbtem Velin. 1989. 25,3 x 32,6 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Ocker etwas unleserlich signiert „Gogi Saroj Pal“, datiert und wohl betitelt, verso mit Bleistift signiert „GOGI SAROJ PAL“, datiert, betitelt und bezeichnet „GOUACHE“.

700 €

Eines von Gogis typischen Motiven aus dem Werkkomplex „Dancing Horse“ mit einem Fabelwesen, halb Mensch halb Pferd, hier mit vier Frauenköpfen.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

8270 „NAIYAKA“

Acryl auf Leinwand, auf Hartfaserplatte kaschiert. 1990. 68,5 x 61 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert „Gogi Saroj Pal“ und datiert, verso am Unterrand mit Faserstift in Schwarz erneut signiert, datiert, betitelt und bezeichnet. 1.500 €

Gogi Saroj Pal zählt zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen Indiens. Ihre Bilder sind das Ergebnis ihrer Suche nach kultureller Identität und dem Bezugspunkt zur heutigen Zeit. Hauptthema ist das Leben der Frauen, deren Schicksal und ihre Stellung in der Gesellschaft, eingebettet in eine fantastische, farbenfrohe Welt. Bekannt wurde sie vor allem mit ihren Bildern halb menschlicher, halb tierischer Mischwesen. Die vorliegende Arbeit gehört dabei zu dem Komplex „Kinnari“ ­ halb Frau, halb Vogel. Das nahezu quadratische Bild leuchtet vor allem durch den ausdrucksstarken Komplementärkontrast des grünen, fast paradiesischen Umraums zu dem kräftigen Rot des Gefieders.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

8269
8270

josé bedia (1959 La Havana, lebt in Miami)

8271 Nsasi

Stoffkörper mit vier Messern. 1991/92.

Ca. 80 x 24 x 5,5 cm.

1.500 €

Der bedeutende kubanische Künstler José Bedia gestaltete die Figur als Teil einer Installation, die parallel zur Documenta 1992 in Hann. Münden im Rahmen einer privaten Organisation des Kasseler Professors Hamdi el Attar ausgestellt war. Ihre Bedeutung ist eng mit der kubanischen Kongo ­Kultur verbunden und bildet die Gottheit „Nsasi“ (Kikongo ­Sprache) nach, die mit der Farbe Rot und der Kraft des Lichts in Verbindung gebracht wird, während die Messer offensichtlich Opfergegenstände repräsentieren. Die Kreuze an den Schultern und auf der Brust der Figur spielen auf die Skarifikationsschnitte an, die bei der Initiationszeremonie für ein neues Mitglied der Palomonte­Praktiken vorgenommen werden. José Bedia, der heute in den Vereinigten Staaten lebt, ist vor allem bekannt für seinen abstrakten Malstil, der stark von Spiritualität und primitiven Kulturen beeinflusst ist. Seine Werke befinden sich in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen, darunter Museen wie dem National Museum of Fine Arts Havanna, dem Museum of Modern Art (MoMA) und dem Guggenheim Museum in New York und dem Ludwig Forum in Aachen. Wir danken José Bedia und José Bedia Jr. für wertvolle Hinweise und die Bestätigung der Authentizität vom 10.08.2024.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

vo thi kim chi

(20. Jahrhundert, Vietnam)

8272 „Rhythmically Physical Training“

Lackmalerei auf Holz. 1993. 90,5 x 60,5 cm.

Verso auf Klebeetikett typographisch datiert, betitelt und bezeichnet.

1.800 €

Die Kunst der Lacktechnik hat in Vietnam eine lange Tradition und erreichte durch den Einfluss der französischen Besatzer im 20. Jahrhundert eine neue Stufe der Entwicklung und internationalen Bekanntheit. 1924 gründeten die Franzosen in Hanoi die École Supérieure des Beaux­Arts de l’Indochine unter der Leitung des Künstlers Victor Tardieu. Der Dozent Joseph Inguimberty animierte seine Schüler bewusst zur Lackmalerei, und so gelangte

die Technik auch in den europäischen Fokus. Der Einfluss französischer Kunst, insbesondere der franzsösichen Symbolisten um Paul Gauguin, ist in der hier vorliegenden Arbeit, wenn sie auch aus den 1990er Jahren stammt, unverkennbar. Der Prozess eines Lackbildes dauert oft mehrere Monate, je nachdem wie viele Schichten Lack übereinander gelagert werden. Für die Farbe Weiß benutzt man oft Eierschalen, die eine eindrucksvolle marmorierte Oberfläche wie hier in den Gymnastikanzügen der Turnerinnen evozieren. Damit am Ende eine glatte Oberfläche entsteht, werden die verschiedenen Schichten final geschliffen. Dem vietnamesischen Künstler gelingt hier ein kraftvolles, ornamentales und ausgewogen komponiertes Kunstwerk von Eleganz und ganz speziellem ästhetischen Wert.

Provenienz: Privatbesitz Hessen

philippe pasqua (1965 Grasse, lebt in Paris)

8273 „buste sur fond rouge“ Mischtechnik auf Leinwand. 1995. 100 x 100 cm.

Unten rechts mit Filzstift in Schwarz signiert „Pasqua“ und datiert, verso mit nochmals signiert „Philippe Pasqua“, datiert, betitelt und bezeichnet „Technique mixte sur toile“ sowie mit Maßangaben.

2.500 €

Nahansichtig wie in einer Portraitfotografie fügt Pasqua das Mädchen nahezu frontal, den Oberkörper wie bei einer Büste angeschnitten, in das quadratische Bildformat. Das Portrait spricht ganz für sich und verzichtet bewusst auf jegliche Attribute. Pasqua trit t nicht als Voyeur auf, sondern zeigt ein tiefes Verständnis für die Person vor ihm. Die Körperhaltung ist etwas hölzern, der Kopf erinnert an eine Porzellanpuppe, doch der melancholische Blick verleiht dem Werk eine emotionale Tiefe.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

8273

philippe pasqua

8274 „la fille aux yeux verts“ Mischtechnik auf Papier, kaschiert auf altes gemustertes Tuch. 1993.

100 x 100 cm.

Unten rechts mit Filzstift in Schwarz signiert „Pasqua“ und datiert, verso erneut signiert „Pasqua Philippe“, datiert, betitelt und bezeichnet „Technique mixte sur papier Marouflé sur toile“ sowie mit Maßangaben.

2.500 €

Pasquas Thema ist das menschliche Gesicht und der menschliche Körper. Schonungslos, ausdrucksstark, als close­up formatfüllend und mit fast haptischer Oberfläche gestaltet er seine Protagonisten. Beeinflusst von der zeitgenössischen Fotografie, aber auch unter dem Eindruck des Nouveau Réalisme erwirkt die Kombination aus Papier und alltäglichem Stoff, einbezogen in die gestischen Pinselstriche, eine bewusst wellige, teils brüchige Maloberfläche. Der Autodidakt Pasqua gilt heute als einer der großen zeitgenössischen Künstler seiner Generation in Frankreich.

Provenienz: Privatbesitz Berlin

pavel feinstein

(1960 Moskau, lebt in Berlin)

8275 Stilleben mit Rubel, Zitronen und Geschirr Öl und Collage auf Leinwand. 1989.

65,5 x 75 cm.

Unten links mit Pinsel in Grün signiert „PAVEL“ und datiert, verso mit der Werknummer „399“.

1.200 €

Wie hat sich die Rubel­Banknote in dieses kleine, harmonisch anmutende Stilleben verirrt? Und warum scheinen Trinkbecher, Flasche und Löffel ohne festen Grund zu schweben? Nur die drei Zitronen liegen auf einer nicht näher definierten weißen Unterlage. Pavel Feinstein lässt eine Interpretation seiner Bilder stets offen. Das Geheimnisvolle ist Bestandteil seiner Bilder – das ist es, was den Betrachter an Feinsteins Werken fasziniert. Seine frühen Gemälde zeigen sich vielfach stilistisch beeinflusst von Paul Cézanne und dem russischen Realismus. Indem er diesen jedoch scheinbar unpassende, irritierende Details wie eine russische Banknote beifügt, stellt er eine Brücke von der tradierten Bildgattung zur Gegenwart her.

8276 Stilleben mit Geschirr und Birnen Öl auf Jute. 1996.

65,5 x 70,5 cm.

Unten links mit Pinsel in Dunkelbraun signiert „PAVEL“ und datiert, verso mit der Werknummer „610“.

1.200 €

Sorgfältig arrangiert der Künstler die verschiedenartigen Gefäße, Schalen, Gläser, Flaschen neben­ und hintereinander, setzt drei Birnen gezielt als grünen Kontrastpunkt zu dem Weinrot der Tischdecke und des Vorhangs rechts dazu. Pavel Feinsteins Kompositionen zeichnen sich meist durch präzise Oberflächengestaltung und detaillierte Wiedergabe von Lichtreflexen auf den einzelnen Objekten aus. Ein Anklang an niederländische und spanische Altmeistergemälde findet sich in den Arrangements von weiß­blau gemusterten Porzellangefäßen, die auf dunklen edlen Stoffen des Unter­ und Hintergrunds drapiert sind, sowie in der kontrastreichen Wiedergabe von Licht­ und Schattenspiel.

8275

pavel feinstein

8277 Stilleben mit Gläsern, Früchten und afrikanischer Skulptur Öl auf Jute. 1998.

80 x 90 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Schwarz signiert „PAVEL“ und datiert, verso mit der Werknummer „741“.

1.200 €

Feinstein, eigentlich Pavel Chmelnizkij, lernte anfangs bei Leonid Starkow, besuchte 1978­79 die Kunstfachschule Duschanbe in Tadschikistan. 1980 nach Berlin emigriert, studierte er bis 1985 an der Hochschule der Künste und wurde Meisterschüler von Gerhart Bergmann. Seine erste Einzelausstellung fand 1986 in der Berliner Galerie Taube statt. Charakteristisch für Feinsteins Werke ist die besondere Betonung der Farbe, verbunden mit dem Einsatz barocker Hell­Dunkel­Kontraste, stets mit einer geheimnisvollen

Note wie etwa der afrikanischen Skulptur im vorliegenden Bild.

johannes grützke (1937–2017, Berlin)

8278 Emma Herwegh Farbige Kreiden auf braunem Velin. 1998. 100 x 100 cm.

Oben rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert „J. Gr.“ und datiert.

2.800 €

Die demokratische Heldin Emma Herwegh war die einzige Frau, die in der Revolution von 1848 mit Waffen in den Kampf zog. Grützke zeichnet sie überlebensgroß im Brustbild, der lebendige Blick und

der selbstbewusste, entschlossene Gesichtsausdruck täuschen jedoch: Es ist ein Standbild, eine Portraitbüste, die im unteren Bereich auf einem Sockel steht. Bereits 1991 hatte Grützke für die Wandelhalle der Frankfurter Paulskirche ein 32 Meter langes Revolutionspanorama geschaffen, das Jahr 1998 aber, das 150. Jubiläumsjahr, ließ ihn sich abermals intensiv mit dem Thema des 1848er Aufstands beschäftigen, unter anderem mit einem Hecker­Zyklus.

Ausstellung: Johannes Grützke. Gesichter, Historischer Bürgersaal Konstanz u.a. 1998, Nr. 5 (mit Farbabb.)

8278

johannes grützke

8279 Georg Herwegh Farbige Kreiden auf braunem Velin. 1998. 100 x 100 cm.

Oben rechts mit Kreide in Schwarz monogrammiert „J. Gr.“ und datiert.

2.800 €

Georg Herwegh in monumentaler Größe. Der Portraitbüste haucht Grützke in seiner Zeichnung Leben ein, lässt mit den charakteristischen geschwungenen Linien und harmonischem Kolorit ein lebendiges Bildnis des Revolutionärs entstehen. Friedrich Hecker traf im April 1848 mit der in geheimer Mission angereisten Emma

Herwegh zusammen, die ihm im Auftrag ihres Mannes Georg Herwegh die Hilfe der in Straßburg stehenden 700 Mann starken „Demokratischen Legion“ anbot, gegründet von deutschen Handwerksgesellen in Paris zur Unterstützung der badischen Revolution. Im Jahr 1998 beschäftigte Grützke sich vielfach mit dem Thema der Revolution von 1848; so sorgte er auch für die Ausstattung des Theaterstücks „Emma H. oder Vom Traum der deutschen Republik“, inszeniert am Badischen Staatstheater Karlsruhe von Michail Krausnick.

Ausstellung: Johannes Grützke. Gesichter, Historischer Bürgersaal Konstanz u.a. 1998, Nr. 6 (mit Farbabb.)

8279

norbert tadeusz (1940 Dortmund – 2011 Düsseldorf) 8280 „Testaferrata“ Öl auf Leinwand. 1990. 100 x 89,5 cm.

Verso mit Pinsel in Schwarz zweifach signiert „Tadeusz“, zweifach datiert, betitelt und bezeichnet „Zum 44ten“ sowie mit Richtungspfeilen.

3.000 €

Von einem erhöhten Standpunkt aus blickt Tadeusz in seinen Innenhof, begrenzt von der Hausfassade, so dass Himmel oder Horizont unsichtbar bleiben und die Darstellung räumlich geschlossen erscheint. Ein helles südliches Licht erfüllt die in warmen Farbtönen gestaltete, fast schattenlose Szenerie; vorne rechts allerdings entsteht aus den Bildgegenständen, Männerakten, Leitern, Stangen und ihren dunkelvioletten Schatten ein verwirren­

des, irritierendes Liniengeflecht. Vielfach verunsichert und beteiligt Tadeusz mit seinen Bildern den Betrachter: „Sein Blick wird gebannt, stößt aber in der Auseinandersetzung mit der Darstellung immer wieder auf bildimmanente Widersprüche, um schließlich festzustellen, dass er gezwungen worden ist, sich einem Dialog zu stellen.“ (Gritta Gramm, in: Norbert Tadeusz, Ausst.­Kat. Kunstsammlungen Chemnitz 2009, S. 17). Bereits 1988 mietete Tadeusz ein Atelier am Haupthaus des großen Landgutes Meleto, nahe Castelnuovo d’Esta und Empoli in der Toskana. Im Jahr 1990 zieht er dort in ein kleines Podere, die Casa Testaferrata. Im Stall des Haupthauses baut er auf dem ehemaligen Dreschplatz ein Innenatelier sowie ein großzügiges Außenatelier, begrenzt durch den Scheunenbau. Hier entstand das vorliegende Gemälde.

Provenienz: Privatbesitz Rheinland

8280

miguel berrocal (1933 Algaidas/Malaga – 2006 Antequera)

8281 Don Carlos 3-teilige Bronze mit grün- und schwarzbrauner Patina. 1993.

19,5 x 24,5 x 11,5 cm.

Seitlich links am Sockel signiert „BERROCAL“. Auflage 150 num. Ex.

2.000 €

Herausgegeben von Die Galerie, Frankfurt/Main 1993. Der spanische Architekt, Maler und Bildhauer beschloss nach Begegnungen mit Giacometti und Chillida in Paris 1955, sich ganz der Bildhauerei zu widmen. Miguel Ortiz Berrocal ist bekannt für seine demontierbaren „Puzzle“­Skulpturen in den verschiedensten Dimensionen – von riesengroß bis klitzeklein. Prachtvoller Guss mit schön changierender Patina.

günther uecker (1930 Wendorf/Mecklenburg, lebt in St. Gallen und Düsseldorf)

8282 Nagelbild

Bleistift auf Velin mit Nagel. 1990.

Ca. 10,5 x 14,5 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Uecker“ und datiert.

1.500 €

Seit Beginn der 1960er Jahre, vor allem ab 1966, nach der Auflösung der Gruppe ZERO und deren letzter gemeinsamer Ausstellung, setzt Uecker Nägel als sein Hauptgestaltungsmittel ein. Der Nagel ist bis heute der zentrale Gegenstand seines Werkes.

herman de vries (1931 Alkmaar, lebt in Unterfranken)

8283 „part“

Pflanzenfasern auf Karton, im Künstlerrahmen. 1998. 22 x 30,8 cm (Rahmen).

Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „V“ und datiert, verso auf der Holzplatte mit Faserstift in Schwarz signiert „herman de vries“, datiert und betitelt.

1.500 €

Der Künstler erhebt „durch die exponierten Darstellungen in Rahmen Naturerscheinungen und Naturmaterialien in den Rang des Betrachtenswerten, was im schnellen Vorüberfahren oder ­gehen eher beiläufig wahrgenommen werden würde. (...) Mit dieser Form der direkten Naturcollage, d.h. der Verwendung von Material aus der Natur, hat der Künstler die Grenze zwischen Kunst und Nicht­Kunst überwunden und öffnet zugleich die Grenze zwischen Kunst und Natur.“ (Stiftung Kunst und Natur, kunst­und­natur.de, Zugriff 03.10.2024). herman de vries, der seinen Namen prinzipiell, aus der Ablehnung aller Hierarchien heraus, klein schreibt, war seit den 1960er Jahren Teil der holländischen, der ZERO ­Bewegung sehr nahestehenden Gruppe „nul“.

Provenienz: Galerie Mueller­Roth, Stuttgart (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite) 8282

8283

8284

lászló fehér (1953 Székesfehérvár, lebt in Budapest und Tác)

8284 Mann an Löwenbrunnen gelehnt (Rom-Serie) Öl auf Leinwand. 1997.

100 x 70 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Weiß signiert „Fehér László“ und datiert.

3.000 €

Wasser sprüht aus dem Löwenbrunnen, erscheint aber in dem Moment wie eingefroren und erstarrt, der Lauf der Zeit angehalten. In ihrer Einsamkeit stehen Fehérs Figuren sinnbildhaft für

Fremdheit, Isolation und Vergänglichkeit. Lediglich in unbunten Farben Schwarz, Weiß und Grau und in reduzierter Formensprache gestaltet der Künstler seine zwischen Abstraktion und Fotorealismus changierende Komposition. Seit Fehér sich in den 1980er Jahren vermehrt künstlerisch mit der Vernichtung des Judentums durch die Nationalsozialisten auseinandersetzte, traten Menschen in seinen Bildern nur noch als Umrisslinien auf.

Provenienz:

CO10 Galerie / Sammlung Ulrike Behrends, Düsseldorf Privatbesitz Düsseldorf (seit 2019)

8285

werner büttner (1954 Jena, lebt in Hamburg)

8285 „Düngeschlacht über den Fontanellen“ Pinsel in Schwarz, Goldfarbe, Kugelschreiber in Rot und Bleistift auf leichtem Karton. 1991.

29,7 x 21 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „W. Büttner“ und datiert, mittig mit Bleistift betitelt, unten rechts mit dem Stempel „Desastres de la Democracia“.

1.800 €

Büttners Werke zeichnen sich besonders durch eine ironische, humorvolle und rebellische Art aus. Bereits seit den 1980er Jahren fiel er aufgrund seiner provozierenden Bilder auf und gehörte seitdem zu den sogenannten „Neuen Wilden“, einer Kunstströmung, die sich gegen die intelektuelle Concept Art richtete und für eine neue subjektive und emotionale Kunst stand.

Provenienz:

Privatbesitz Hamburg (direkt vom Künstler erhalten)

Privatbesitz Berlin

nigel hall (1943 Bristol, lebt in London)

8286 „First Face to Face“ Wandskulptur. Holz mit Birkenfurnier. 1996.

30 x 30 cm.

Verso oben mit Filzstift in Schwarz signiert „NIGEL HALL“ und datiert, unten betitelt.

3.000 €

Nigel Hall, inspiriert durch Henry Moore und Anthony Caro, gehört zu den englischen Künstlern, die seit den 1970er Jahren den Begriff der „New Sculpture“ oder auch „British Sculpture“ geprägt haben. Halls Skulpturen zitieren ästhetische Beobachtungen, die auf geometrische Körper zurückgeführt werden. Das kompakte Volumen wird durch feine Linien und geometrische Formationen in Form von Kurven, Kreisen, Ovalen oder Ellipsen getauscht und geraden Linien entgegengesetzt; er spielt mit dem Gegensatz von Massiv und Filigran und erhält dadurch wiederum eine spannendes Spiel von Licht und Schatten.

raimund girke

(1930 Heinzendorf – 2003 Köln) 8288 Ohne Titel

Gouache auf schwarzem Velin. 1984. 24,2 x 15,5 cm.

Verso unten mittig mit Bleistift signiert „Girke“ und datiert sowie schwer lesbar bezeichnet.

1.500 €

Wie Lichterscheinungen setzt Girke mit breitem Pinsel unterschiedlich transparente weiße Farbspuren in lockeren Reihen rhythmisch neben­ und übereinander. Diese Überlagerungen erzeugen Verdichtungen und Nuancierungen, die das schwarze Papier unterschiedlich stark durchschimmern lassen und nach unten hin transparent ausklingen. Souverän moduliert Girke das Monochrom der von ihm präferierten weißen Farbe und lässt in seiner ganz eigenen, dynamischen Pinselsprache Räumlichkeit und Struktur entstehen. „Ich will in meinen weißen Bildern den Bildraum nicht fixieren, sondern das Bild in ein Stadium führen, das über die Bewegung in der Fläche hinaus die unbegrenzte räumliche Bewegung ermöglicht. Diese beruht auf dem feinnuancierten, an­ und abschwellenden Weiß. …Das Weiß entzieht sich jeder Festlegung, es scheint sich ständig auszudehnen und zu verändern. Es ist Ruhe und Bewegung zugleich, ist grenzenlos und nimmt dem Bild seinen materiellen Zustand (...)“ (Raimund Girke, 1963, in: Publikation zur Ausstellung im Kunsthaus Zug, 1995, zit. nach museum­kueppersmuehle.de, Zugriff 11.09.2024).

Provenienz: StudioKUNST, Stuttgart Privatbesitz Berlin

karl otto götz (1914 Aachen – 2017 Wolfenacker)

8287 „Kanello“ Gouache auf weichem Bütten. 1994.

Ca. 26,7 x 21,4 cm.

Unten links mit Feder in Braun signiert „K. O. Götz“ (leicht verblasst), verso auf der Rahmenrückwand mit Filzstift in Schwarz signiert „K. O. Götz“, datiert, betitelt und mit dem Künstlersignet.

2.200 €

Kleine hochdynamische, informelle Arbeit in ausgewogener Farbkomposition.

Provenienz: Galerie Maulberger, München Privatsammlung Berlin

strawalde

(d i. Jürgen Böttcher, 1931 Frankenberg, lebt in Berlin)

8289 Komposition

Tempera, Sand, collagierte Teppichreste und Wellpappe auf festem Aquarellkarton. 1993.

75,3 x 55,7 cm.

Unten mittig mit Bleistift signiert „Strawalde“ und rechts datiert.

1.000 €

Jürgen Böttcher, der, benannt nach seinem Heimatort unter dem Künstlernamen Strawalde arbeitet, ist als Maler und Filmregisseur gleichermaßen bekannt. Nach seinem frühen Studium der Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste in Dresden 1949 bis 1953 begann er 1955 ein Studium der Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam und gehörte zu den wegweisenden und auch unbequemen Dokumentarfilmern seiner Generation in der DDR. In seinem künstlerischen Werk verwendet er oftmals kräftige, dunkle Farben und expressive Formen, er arbeitet mit kraftvollen Pinselstrichen und kombiniert dies, vergleichbar zur Montage in seinen Filmen, oft mit collagierten Materialien. Die hier vorliegende Papierarbeit ist ein eindrucksvolles Zeugnis aus seinem bedeutenden Spätwerk Anfang der 1990er Jahre.

Provenienz: Privatbesitz Brandenburg

thomas hartmann

(1950 Zetel, lebt in Berlin und Nürnberg)

8290 „Berlin-Serie 22“

Öl über Collage auf Leinwand. 1990.

30 x 40 cm.

Verso mit Pinsel in Schwarz signiert „Th. Hartmann“, datiert und betitelt.

1.000 €

„Einer der wichtigsten Aspekte seines Werks ist die Erforschung der Beziehung zwischen Mikro ­ und Makrokosmos. Die frühen Gemälde der 1980 ­ 90er Jahre zeigen oft weite, fast überwältigende Natur­ und Stadtlandschaften.“ (zit. nach galerie­nothelfer.de, Zugriff 25.09.24).

Provenienz:

Galerie Nothelfer, Berlin

Privatbesitz Süddeutschland

Literatur:

Millionenstadt, Ausst. Kat. Galerie Nothelfer, Berlin 1990, Abb. S. 37

klaus fussmann (1938 Velbert, lebt in Berlin und Gelting)

8291 Plastische Landschaft Öl auf Leinwand. 1990.

18 x 20 cm.

Unten rechts signiert (in die feuchte Farbe geritzt) „Fu“, verso mit Pinsel in Blau datiert.

2.400 €

Die wogenden Farbmassen verbinden durch die äußerst pastose, geradezu skulpturale Malerei die Landschaft mit dem Himmel, alles schiebt sich ineinander und fügt sich durch zu einer fast abstrakten Landschaftskomposition, einer expressiven Farborgie. Die norddeutsche Landschaft rund um Gelting nimmt einen bedeutenden Platz in Fußmanns Schaffen ein. Präsentationen seines Werkes fanden u.a. 1972 in der Neuen Nationalgalerie Berlin, 1982 auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, 1988 in der Kunsthalle Emden, 1992 in der Kunsthalle Bremen und 2003 im Museum am Ostwall in Dortmund statt.

klaus fussmann

8292 Rapsfeld

Öl auf Leinwand. 1993.

60 x 70,3 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Dunkelbraun schwer leserlich signiert „Fußmann“, datiert und mit der Ortsangabe „G[elting]“.

12.000 €

Strahlend, in hervorstechendem Gelb scheint dem Betrachter der schmale Streifen des Rapsfeldes hinter einer Baumallee entgegen.

Kraftvoll führt Fußmann den breiten Pinsel und erschafft in

übereinander gestaffelten blockartigen Farbstreifen eine ausdrucksstarke nordische Landschaftskomposition. Die Arbeit entstand in seiner zweiten Wahlheimat Düstnishy in Gelting, nahe der Flensburger Förde, wo er seit mehr als 30 Jahren lebt und arbeitet. Immer wieder fängt er dort in seinen Gemälden, Pastellen und Graphiken Rapsfelder wie dieses in eindrucksvoller, leuchtender Farbigkeit und in teils plastisch hervortretender pastoser Malweise ein.

Provenienz: Grisebach Berlin, Auktion 320, 10.07.2020, Lot 326

Privatsammlung Berlin

8292

siegward sprotte

(1913 Potsdam – 2004 Kampen/Sylt)

8293 Woge und Himmel

Tempera auf genarbtem Velin. 2000.

49 x 59,2 cm.

Unten links mit Pinsel in Türkis signiert „Sprotte“ und datiert.

1.000 €

Variationen von Meeresblau und feine Kontraste in Gelb deuten in starker Reduktion die bewegte Nordsee an. Himmel, Woge und Düne werden mit sicherem Pinselstrich zu einer schwungvollen Küstenlandschaft arrangiert. „Alexej Jawlensky malte Gesichter wie Landschaften, ich übe mich, Landschaften wie Gesichter zu malen.“ (Siegward Sprotte, Natura naturans, zit. nach: Siegward Sprotte, Ausst.­Kat. Potsdam­Museum 1988, S. 22).

8294

siegward sprotte

8294 Düne und Meereswogen

Tempera auf Ingres Fabriano-Bütten. 1995.

70 x 50 cm.

Unten links mit Bleistift signiert „S. Sprotte“ und datiert.

800 €

Ein purpurner Himmel strahlt über den Wogen, die über den Dünen im Vordergrund in dunklen Schwüngen auslaufen. Sprotte verwandelt die Nordseelandschaft in eine feine, in ihrer Reduktion und Balance asiatisch anmutende Kalligraphie in Rot und Blau. Bereits Anfang der 1930er Jahre, in seiner Zeit bei Hagemeister, setzt sich Sprotte mit den chinesischen Maltechniken auseinander, und später verfasst er mit Hermann Kasack zusammen den Aufsatz „Über das Chinesische in der Kunst“. Eine gestische Pinselschrift, ein korrekturloses Malen in Sprottes bevorzugter Farbgebung führt uns die ewige Dynamik und Ruhe von Himmel und Wellen vor Augen.

dietmar lemcke

(1930 Goldap/Ostpreussen – 2020 Berlin)

8295 Herbstlandschaft

Öl auf Leinwand. 1998.

55 x 75 cm.

Oben rechts mit Pinsel in Blau signiert „Lemcke“ und datiert, verso mit der Werknummer „2003“.

1.500 €

In herbstlichen Rottönen sticht der farbige Baum hellerleuchtet aus der sonst grünen Waldlandschaft hervor und fügt sich somit in ein für Lemcke typisches malerisches Schaffen ein. „Dominant sind die Grundfarben Rot, Gelb und Blau, die komplementär mal durchbrochen, mal eingefangen und so zugleich in ihrer Intensität verstärkt werden. (...) Anregungen findet er seit vielen Jahren im südlichen Licht der Provence. Landschaften und Stilleben sind davon geprägt.“ (Lothar Romain, in: Dietmar Lemcke. Bilder, Aquarelle, Zeichnungen 1958­2003, Ausst.­Kat. Galerie Bremer, Berlin 2004, S. 6).

Als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Gegenwartskunst schafft Martin Eder neben den trashig surrealen und erotisch lasziven Bestandteilen seiner Bilder auch oft Details, die den Betrachter verharren lassen und zum Nachdenken anregen. Beigegeben: Signierter Ausstellungskatalog des Künstlers (Phantasie der Erwachsenen, Brandenburgischer Kunstverein, 2003). 8296

martin eder

(1968 Augsburg, lebt in Berlin)

8296 Ohne Titel („178 Me Woman 10/01“)

Aquarell und Bleistift auf festem Velin. 2001 28,2 x 22 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „Martin Eder“ und datiert, verso im oberen Rand mit Bleistift bezeichnet „178 Me Woman 10/01“.

1.800 €

helmut federle

(1944 Solothurn, lebt in Wien)

8297 Ohne Titel

Bleistift auf strukturiertem Velinkarton. 2004. 13 x 18 cm.

Verso mit Bleistift signiert „HFederle“, datiert und bezeichnet „o.T.“.

900 €

Federles „Zeichnungen zeugen von der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit geometrischen Formen und ihren Balanceverhältnissen auf der Bildfläche.“ (kunstmuseumbasel.ch, Zugriff 26.09.2024). Seine Werke sind vertreten in zahlreichen Museumssammlungen, darunter die Tate Modern, London, und das Centre Pompidou, Paris.

erik desmazières

(1948 Rabat, lebt in Paris)

8298* „Rembrandts Kunst Caemer“ Radierung mit Aquatinta auf Kupferdruckpapier. 2007. 42 x 56,5 cm (50,3 x 65 cm).

Signiert „Erik Desmazières“, datiert und betitelt. Auflage 150 num. Ex.

1.000 €

Den frontalen Blick in die Kunst­ und Wunderkammer Rembrandts, ein Sammelsurium von Kostbarkeiten und Kuriositäten, schildert der Tiefdrucker Desmazières mit seiner charakteristischen subtilen Radiertechnik, deren ästhetische Vorläufer er in Bresdin, Piranesi, Callot und Dürer findet. Prachtvoller, wunderbar differenzierter Druck mit dem wohl vollen Rand, unten mit dem Schöpfrand.

liu ye (1964 Beijing)

8299 Dreaming of Mondrian Farblithographie auf Bütten. 2000. 80,5 x 55,3 cm.

Signiert „Liu Ye“ und datiert sowie in chinesischen Schrif tzeichen nochmals signiert und bezeichnet. Auflage 50 Ex. 2.800 €

Der Maler Liu Ye studierte an der Central Academy of Fine Arts in Peking und an der Universität der Künste in Berlin. Er wurde durch seine farbprächtigen Gemälde bekannt, die an Cartoons und Illustrationen von Kinderbüchern erinnern. In seinem Werk wird die Kunstgeschichte mit fiktiven und realen Figuren verbunden. Die Bezugnahme auf Piet Mondrian lässt sich auch in weiteren Arbeiten des Künstlers feststellen, dabei verschmelzen die formalen Prinzipien und konzeptionelle Ideen aus asiatischen und westlichen Kulturen. Prachtvoller, farbintensiver Druck der formatfüllenden Darstellung.

johannes brus (1942 Gelsenkirchen, lebt in Essen)

8300 Pferde

2 Bronzen mit Braun bzw. Weiß gefasst. 2002.

Jeweils 26 x 36 x 10 cm.

Das braune Pferd an der Unterseite signiert (eingeritzt) „J. BRUS“ und datiert. Auflage 20 num. Ex.

2.400 €

Brus studierte von 1964 bis 1971 an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, die in diesen Jahren stark von Joseph Beuys geprägt war. 1986 bis 2007 war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, wo er u.a. Katharina Grosse, Karin Kneffel, Matthias Brock und Tim Berresheim unterrichtete. In Beton, Gips, Bronze oder Silikon erarbeitet Brus als Bildhauer realistische, grob bearbeitete Großplastiken, aber auch Miniaturen, häufig Adler, Pferde, Elefanten und Nashörner. Sein Interesse gilt dem Körperhaften, doch wird der Herstellungsprozess in Form von Fingerabdrücken, Bearbeitungsspuren und Gussnähten bewusst offengelegt. Prachtvolle Güsse.

león ferrari

(1920–2013, Buenos Aires)

8301 Ohne Titel

Feder in Schwarz auf Bütten. 2003. 29,6 x 20,8 cm.

Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „león ferrari“ und datiert, verso monogrammiert „LF“ und nochmals datiert.

5.000 €

Ferrari, bedeutender Protagonist der lateinamerikanischen Konzept­ und Politkunst, formuliert in skripturalen Schwüngen und

kalligraphischen, zeichenhaften Einsprengseln mit kräftigeren Federzügen die charakteristische Komposition. Ab 1962 begann der argentinische Künstler, konzeptuelle Strategien in seine Arbeit einzubringen, indem er Zeichnung und Schrift verband. Sein umfangreiches Œuvre ist geprägt von experimentellen Arbeiten aus Keramik, Holz, Gips oder Draht, von der Auseinandersetzung mit Klängen, der beginnenden Digitalisierung oder auch der Brailleschrift. Die Zeichnung ist bei der Fundación Augusto y León Ferrari, Buenos Aires, verzeichnet unter der Registriernummer TP­ 03­5443. Mit beiliegender Fotoexpertise von Julieta Adriana Zamorano vom 13.08.2019.

michael schoenholtz (1937 Duisburg – 2019 Berlin)

8302 Stilleben

Blei und Eisen. 2001.

21 x 49 x 49 cm. Krimmel S780.

900 €

Michael Schoenholtz studierte an der Hochschule der Künste in Berlin und war 1962­1963 Meisterschüler von Ludwig Gabriel Schrieber. Später lehrte er ab 1971 selbst an der Hochschule. Er gehört neben Lothar Fischer, Michael Croissant und Franz Bernhard zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der Nachkriegszeit. In unserem Stilleben vereint er industrielle Fragmente in den für ihn typischen Hand­ und Gelenkformen, die er auf der großen Eisenform wie ein Stilleben inszeniert.

Provenienz: Nachlass Michael Schoenholtz, Berlin

jens lorenzen (1961 Schleswig, lebt in Berlin) 8303 „Mauer II, Element+4“ (Tenno) Öl auf Leinwand. 2008.

140 x 100 cm.

Verso mit Faserschreiber in Schwarz signiert „JENS LORENZEN“, datiert, betitelt, mit den Maß- und Materialangaben sowie mit Pinsel in Braun mit dem Künstlersignet „JL“ und nochmals datiert.

4.000 €

Frühe Arbeit Lorenzens aus seiner „Mauer“­Serie. Leuchtendes Rot und Gelb mit schwarzen Kontrasten, zentral darin die stilisierte Chrysanthemenblüte Jirogiku, das Nationalsymbol Japans, das auch mit dem Kaiserhaus und dem Tenno in Verbindung gebracht

wird. Darum gruppiert Lorenzen ein Portrait des Kaisers ebenso wie Versatzstücke aus Reklame und Alltag. Im Mittelpunkt des Schaffens von Jens Lorenzen steht „The Wall“, eine potentiell endlos angelegte Erzählung aus Bildern. Im Jahr 2008 fand seine erste Ausstellung zum Thema „Die Mauer“ in der Axel­Springer­Passage, Berlin, statt; inzwischen entstanden vier „Mauer“­Serien in unterschiedlichen Bildformaten. Oft sind es alte Plakate, Reklame­ oder Werbetafeln, die Lorenzen inspirieren. Die frühe Serie „Mauer II“, in der sich japanische Kampfkunst­Motive in variierenden assoziativen Verknüpfungen finden, begann der Künstler nach seinem Besuch einer Samurai­Ausstellung im Schloss Gottorf, Schleswig. Die Arbeit ist abgebildet in Lorenzens Online­Verzeichnis mauerart.com, Zugriff 26.09.2024.

Provenienz: Privatbesitz Bayern

8303

Privatsammlung Europa 8304

nikolai spiridonov

(lebt und arbeitet in St. Petersburg)

8304 The Ice Cream Eaters

Öl auf Leinwand. 1987/88.

79,5 x 130 cm.

Oben rechts mit Pinsel in Dunkelbraun monogrammiert und datiert, sowie verso auf der Leinwand mit Pinsel in Rot erneut (kyrillisch) signiert, betitelt und datiert und mit Ausfuhrstempel.

2.500 €

Fünf Männer ganz unterschiedlichen Typs beim Eisessen, manch einer mit fröhlicher Miene, manch einer mit eher freundlich­skeptischem Blick. Trotz der anscheinend heiteren Stimmung der Gruppe verleiht der bräunliche Grundton des Bildes, den der Künstler in allen Farbnuancen ausreizt, eine beklemmende Grundstimmung. Einzig der Matrose rechts gibt dem Bild einen farbigen Akzent.

Provenienz:

Privatsammlung Deutschland (direkt beim Künstler erworben)

Auktion Fischer, Luzern, 13.11.2008, Lot 208 (mit Abb.)

michail schnittmann (1953 Odessa, lebt in Berlin)

8305 „SMS“ (Junge Menschen im Café) Öl auf Leinwand. 2011.

60 x 90 cm.

Unten rechts mit Pinsel in Beige monogrammiert „MS“ (ligiert), verso erneut mit Bleistift signiert „M. Schnittmann“, datiert, betitelt und bezeichnet.

1.800 €

Inspiriert von einer ähnlichen Szene in einem Café in Spanien, thematisiert der Künstler auf subtile und unaufdringliche Weise die Eigenheiten moderner Beziehungen. Schnittmann zeigt eine Gruppe junger Menschen, gemeinsam in einem Café sitzend, jedoch jeder in sein Handy vertieft. Nur eine junge, in sich gekehrt wirkende Frau wendet sich in einem nachdenklichen Moment dem Betrachter zu und es entsteht eine unmittelbare Verbindung zur Dargestellten. Dieser intime Moment dient zugleich als zeitkritischer Kommentar und als Aufforderung zur echten Begegnung untereinander.

island6 (liu dao 六岛) (gegründet Shanghai 2006)

8306* Chair Pug Mao

LED hinter Glas in Teakholzrahmen mit Stromkabel. 2012.

40,5 x 40,5 x 9,5 cm.

Verso auf Kunststoffschild bezeichnet (graviert) „made in island6.org“.

2.000 €

Der rote Mops sitzt auf dem Stuhl und atmet. Blickt umher. Wird unruhig. Steht auf und setzt sich wieder. Atmet und blickt umher. Vier Minuten dauert das, dann erlöschen die LEDs und die Sequenz beginnt von vorne. Die Gruppe island6 (Liu Dao) wurde von Thomas Charvériat in einem sanierten Getreidemühlenlager an der Shanghaier Moganshan Road gegründet. Der Geist und Zweck aller ihrer Kunstwerke, literarischen Beiträge und Ausstellungen liegt in der Intensität der Zusammenarbeit, dem gemeinsamen Streben nach Innovation und Interaktion. Liu Dao erforscht das kulturelle Potenzial der Konvergenz von Kunst, Technologie und Wissenschaft und fördert den interkulturellen Dialog. Die Gruppe legt Wert auf Interaktion, um Künstler, Kuratoren und Techniker in den Prozess der Schaffung und des Erlebens von Kunst einzubeziehen, wobei der Schwerpunkt auf kollektiven statt auf individuellen Werten liegt, mit dem direkten Ziel, die junge chinesische zeitgenössische Kunstszene zu fördern. In Orig.­Transportkiste mit Sprühlack.

8307* Fluttering Through Xishuangbanna

LED unter geleimtem Bütten mit Scherenschnitt in Weiß hinter Glas in Teakholzrahmen mit Stromkabel. 2012. 118 x 77 x 9 cm.

Verso auf Kunststoffschild bezeichnet (graviert) „made in island6.org“.

3.000 €

Der Bambus in Fluttering Through Xishuangbanna symbolisiert als Leiter den Aufstieg Chinas zur politischen und wirtschaftlichen Weltmacht. island6 verwendet die durch die Arbeit flatternden Schmetterlinge als elektrifizierte Reproduktionen klassischer traditioneller chinesischer Werte. Sie stehen durch ihre hohe Leuchtkraft für die Zukunft des Landes. Immer wieder geht es in den LED ­Kunstwerken, interaktiven Installationen, Fotografien, Videoarbeiten und Skulpturen des Künstlerkollektivs um die Zukunft und die Vergangenheit Asiens, um Topoi und Szenen aus dem alten und dem modernen China. Seit seiner Gründung im Jahr 2006 besteht das Künstlerkollektiv variierend aus 6 bis 26 Technikfreaks und kreativen Talenten und arbeitet zudem für einzelne Kunstwerke oder Sonderausstellungen immer wieder mit Gastkünstlern, Regisseuren und Kuratoren zusammen.

anish kapoor (1954 Mumbai, lebt in London)

8308 Untitled Radierung auf BFK Rives-Velin. 2015.

22,9 x 29,8 cm (33,3 x 40 cm).

Unten rechts mit Bleistift signiert „Anish Kapoor“. Auflage 100 num. Ex.

1.800 €

Kapoor erlangte vor allem durch seine innovativen und farbigen Skulpturen, bei denen er mit verschiedensten Materialien experimentierte, internationale Bekanntheit. Seine Graphiken zeichnen sich durch die gleiche künstlerische Kreativität aus wie seine monumentalen Skulpturen, jedoch schaffen sie eine viel intimere Atmosphäre. Mit geheimnisvollen, unscharfen Formen erzeugt Kapoor trotz Zweidimensionalität einen spirituell spürbaren Raum. Prachtvoller Druck mit deutlich zeichnender Plattenkante.

8308

island6 (liu dao 六岛) (gegründet Shanghai 2006)

8309* Boundless Wealth LED in verspiegeltem Glaskasten auf Stahlgestell mit Stromkabel. 2012.

158 x 112 x 32 cm.

Unterhalb des Glaskastens auf Kunststoffschild bezeichnet (graviert) „made in island6.org“.

5.000 €

Die Arbeit Boundless Wealth erzählt eine Geschichte der Verschmelzung von natürlichen Bewegungen, hier der schwimmenden Fische, und unserem technologischen Fortschritt. Der Be­

trachter oder die Betrachterin werden meditativ eingeladen, über die Schönheit der Natur, aber auch über die Grenzen unserer Technik nachzudenken. Das multidisziplinäre Künstlerkollektiv mit Sitz in Shanghai verarbeitet in seinen animierten LED ­ Objekten eine Vielzahl von Einflüssen und Stilen aus der chinesischen Kultur und Geschichte. Scherenschnitte, Reispapier sowie maoistische und kommunistische Abbildungen werden mit dem Motiv der Urbanisierung kombiniert, woraus Verweise auf den Technologiefortschritt und die Moderne Shanghais resultieren. Dabei liegt der Fokus des Kollektivs darauf, Szenen alter und neuer chinesischer Kultur aufzugreifen und zum Teil ironisch zu hinterfragen.

register moderne und zeitgenössische kunst i & ii

Die Lose 7000 bis 7373 finden Sie online

A

Ackermann, Peter 7180

Alt, Otmar 7181, 8219­8221

Altenbourg, Gerhard 7182­7183, 8245­8246

Anderle, Jirí 7184­7187, 8261­8265

Antoine, Otto 7000­7001

Arman 7188

Arnim, Bettina von 7189, 8242­8244

Arntz, Gerd 7002

Auerbach, Arnold 7003­7004

Ausleger, Rudolf 7191

B

Baluschek, Hans 7005

Bargheer, Eduard 7192, 8164­8165

Barlach, Ernst 7006

Barnils, Sergi 7193

Barwig, Franz 8152­8153

Baselitz, Georg 7194, 8259

Battke, Heinz 7195

Baumeister, Willi 8109­8110

Baumgartner, Christiane 7196

Baumgartner, Franz 7197­7199

Beckmann, Max 7007, 8069­8072

Bedia, José 8271

Behrens­Hangeler, Herbert 8170

Bellmer, Hans 7200­7204, 82008203

Berrocal, Miguel 8281

Beuys, Joseph 7205, 8241

Blais, Jean Charles 8254

Blunck, August 8057

Bluth, Manfred 7206­7207

Bock, Ludwig 8209

Bömmels, Peter 8267

Bogler, Theodor 7008

Bohrmann, Karl Heinz 7208

Bondzin, Gerhard 8161

Born, Adolf 7209­7210

Bott, Francis 7211­7213

Braque, Georges 7214­7218, 81888192

Braun, Eduard 7009

Breker, Arno 7010

Brodwolf, Jürgen 8238

Brömse, August 7011­7014, 8035­8036

Brunovsky, Albin 7219

Brus, Johannes 8300

Buffet, Bernard 8197

Büttner, Werner 8285

Bursche, Ernst 7220

Busse, Hans­Joachim 7221­7222

C

Chagall, Marc 8183­8187

Chaissac, Gaston 8163

Chi, Vo Thi Kim 8272

Chirico, Giorgio de 8093

Christo 7223

Corinth, Lovis 7015­7021, 80158020

Croissant, Michael 7224

DDahmen, Karl Fred 8237

Dahn, Walter 7225­7227

Desmazières, Erik 8298

Dexel, Walter 7022

Dine, Jim 7228

Dix, Otto 8210

Dongen, Kees van 7229­7230

Dressler, August Wilhelm 70237024, 8142­8145

Drexel, Christof 7231­7232

Droese, Felix 7233­7234

Droste, Karl Heinz 7235

Dufy, Raoul 7236

Dunkel, Joachim 7237

E

Eder, Martin 8296

Egger­Lienz, Albin 8058

Eglau, Otto 7238

Ehmsen, Heinrich 8154

Ekefrey, Ekong E. 7239­7240

el Attar, Kaja 7190

Elíasson, Ólafur 7241

El­Salahi, Ibrahim 8236

Ernst, Max 7242­7244, 8205

Esser, Max 7025­7028

Ewel, Gerd 7245­7248

F

Federle, Helmut 8297

Fehér, László 8284

Feigl, Friedrich 7029

Feininger, Lyonel 7030, 8091­8092

Feininger, T. Lux 8094

Feinstein, Pavel 8275­8277

Ferrari, León 8301

Fingesten, Michel 7031

Fischer, Lothar 7249

Fischer, Roland 7250

Foujita, Tsuguharu 8182

Franck, Philipp 8080

Freydin, Alexander Borisovich 8215

Freytag, Otto 7032

Fuchs, Ernst 7251­7253

Fuhr, Franz Xaver 8151

Fußmann, Klaus 8291­8292

G

Gauguin, Paul 8001

Gaul, August 8004, 8011

Geiger, Rupprecht 8225­8226

Gering, Andreas 8062­8067

Gestering, Hanns Joachim 7254, 8230­8231

Gilles, Werner 8150

Girke, Raimund 8288

Gleichmann, Otto 8096

Godeg, Karl 8204

Götz, Karl Otto 8287

Gontcharova, Natalia 8111

Gramatté, Walter 8060­8061

Graphik & Handzeichnungen

7033, 7034­7036, 7255­7259

Graubner, Gotthard 7260

Grossberg, Carl 8115

Großmann, Rudolf 7037­7038

Grosz, George 7039­7040, 8116­8118

Grützke, Johannes 7261, 8278­8279

Gumppenberg­List, H

Hertha von 7041

Hackbarth, Joe 8232­8233

Haizmann, Richard 7262

Hall, Nigel 8268, 8286

Hamilton, Richard 8224

Hartmann, Thomas 7263, 8290

Hartung, Hans 7264

Hassan, Fathi 7265

Hausmann, Raoul 8023

Hawel, Alfred 8124

Heckel, Erich 7042­7045, 8073­8074

Heckendorf, Franz 7046

Heine, Thomas Theodor 7047

Heldt, Werner 7266

Herpfer, Fritz 7048

Hertlein, Willi 7049­7051

Hertzer, Else 8180­8181

Heuser, Heinrich 7052

Heyboer, Anton 7267

Hirschfeld­Mack, Ludwig 8106­8107

Höch, Hannah 7053­7054, 8206­8208

Hödicke, Karl Horst 8249­8251

Hoehme, Gerhard 7268

Hoerle, Heinrich 7055

Hofer, Karl 8137­8140

Hofman, Wlastimil 8125

Holtz, Karl 7056

Honegger, Gottfried 7269

Hubbuch, Karl 7057­7061, 8119­8123

Hundertwasser, Friedensreich 8217

IImmendorff, Jörg 7270, 8266

island6 (Liu Dao) 8306­8307, 8309

Itten, Johannes 8100­8101

JJaeckel, Willy 7062

Jaenisch, Hans 8156­8158

Janke, Heinrich 7271

Janssen, Horst 7272­7274

K

Kallmann, Hans Jürgen 7275

Kandinsky, Wassily 8103

Kanoldt, Alexander 7063

Kapoor, Anish 8308

Kaus, Max 8136, 8176­8179

Kirchner, Ernst Ludwig 7064, 8052­8053

Klee, Paul 8099

Kleinschmidt, Paul 7065

Kliemann, Carl­Heinz 7276­7277

Klinge, Dietrich 7278

Kluge, Kurt 7066

Knaupp, Werner 7279

Knoebel, Imi 7280

Koberling, Bernd 7281­7283

Kobliha, Frantisek 7067

Kohlhoff, Walter 7284

Kokoschka, Oskar 7068­7070, 8024

Kollwitz, Käthe 7071­7074, 8040­8044

Koons, Jeff 7285

Kovali, Kim Petrovich 8216

Kreidt, Fritz 7286­7287

Kretzschmar, Bernhard 7075­7076

Kubicka, Margarete 8218

Kubin, Alfred 7077­7080, 8059

Kügler, Rudolf 7288

Kuhfuss, Paul 7081­7082, 8114

Kuhna, Hermann Josef 8253

L

Laabs, Hans 7289

Laserstein, Lotte 7083, 8212­8214

Laske, Oskar 7084­7085

Lehmbruck, Wilhelm 8014

Leistikow, Walter 7086

Lemcke, Dietmar 7290, 8295

Lendecke, Otto Friedrich 8026

Léocat, André 7291

Liebermann, Max 7087­7093, 8005­8008

Liebknecht, Robert 7094

Liu Ye 8299

Loewig, Roger 7292

Löwy, Leopold 8031­8034

Lorenzen, Jens 8303

Lüpertz, Markus 7293­7294

Luksch­Makowsky, Elena 8009­

8010

M

Mackintosh, Charles Rennie 8002

Maetzel, Emil 7095­7100

Maetzel­Johannsen, Dorothea 8129­8135

Manzoni, Piero 8240

Mappenwerke 8149, 8260

Marc, Franz 7101

Marcks, Gerhard 7102­7109

Marquardt, Hedwig 8155

Marwan 7295­7296

Masereel, Frans 7110­7111

Mataré, Ewald 8167

Matsuo, Ryusho 8255

Mecys, Aliute 8234­8235

Meidner, Ludwig 8075­8079

Metzkes, Harald 7297

Miró, Joan 7298

Modersohn, Otto 8086

Modersohn­Becker, Paula 8003

Möller, Otto 8047

Moll, Gerhard 7299

Moore, Henry 7300

Muche, Georg 8095, 8108

Mühlenhaupt, Kurt 7301­7303, 8211

Mueller, Otto 8051

Müller, Richard 7112­7118

Müller­Linow, Bruno 7304­7306

Munch, Edvard 7119

N

Nauen, Heinrich 8081

Nesch, Rolf 8146­8148

Nicholson, Ben 8162

Nikifor 8198

Nolde, Emil 8021­8022

O

Ophey, Walter 8104­8105

Oppermann, Karl 7307

Oppler, Ernst 8084

Orlik, Emil 7120­7126

Overbeck, Gerta 8126­8128

P

Paeschke, Paul 7127

Pal, Gogi Saroj 8269­8270

Pankok, Otto 7128

Partikel, Alfred 8085

Pasqua, Philippe 8273­8274

Pechstein, Hermann Max 71297130, 8054­8056

Picasso, Pablo 7308­7309,

8193­8195

Pichler, Walter 8247

Piene, Otto 8248

Pins, Jacob 7310

Pippel, Otto 7131, 8082­8083

Poliakoff, Serge 8196

Polke, Sigmar 7311­7312

Prager, Heinz Günther 7313

Preisler, Rüdiger 7314

R

Rainer, Arnulf 8239

Renoir, Auguste 7132

Richter, Gerhard 7315­7316

Richter, Hans Theo 8141

Rodin, Auguste 8000

Roederstein, Ottilie­W. 8025

Röhl, Karl Peter 7317

Rohlfs, Christian 7133­7134, 80878090

Rosenbauer, Gregor 7135

Rotar, Robert 8227

Rudolph, Wilhelm 7318

S

Sandoz, Claude 7319­7320

Schaefler, Fritz 7136

Scharff, Edwin 7137

Scharl, Josef 7138­7139, 8172­8173

Schatz, Otto Rudolf 7140­7141

Schawinsky, Xanti 8228­8229

Schimansky, Hanns 7321­7324

Schlemmer, Oskar 8112­8113

Schlichter, Rudolf 7142

Schmettau, Joachim 7325

Schmidt­Rottluff, Karl 7143­7144, 8048­8050

Schmit, Tomas 7326­7327

Schnittmann, Michail 7328­7329, 8305

Schoenholtz, Michael 8302

Schwarze, Michael 7330

Schwitters, Kurt 8102

Severini, Gino 7145­7146, 8169

Sidorkin, Evgeny M. 7331

Sintenis, Renée 7147, 8068, 8159­8160

Slevogt, Max 7148

Spiridonov, Nikolai 8304

Spiro, Eugen 7149

Sprotte, Siegward 7332­7334, 8293­8294

Starke, Ottomar 7150

Strässer, Herbert 8171

Strawalde 8289

Strempel, Horst 7335­7337, 8174­8175

Sugai, Kumi 7338

Szabó, László 8166

Szonyi, István 7151

Szpinger, Alexander von 7339­7342

TTadeusz, Norbert 8280

Tappert, Georg 7152­7154, 8045­8046

Thieler, Fred 8256­8258

Thorn Prikker, Johan 8097­8098

Tobey, Mark 7343­7344

Triegel, Michael 7345

Trockel, Rosemarie 7346

Truc, Phan Mai 7347

U

Uecker, Günther 8282

Uhlmann, Hans 8168

Uitz, Béla 7155

Urban, Franz 8027­8030

Ury, Lesser 7156­7158, 8012­8013

V

Vallotton, Félix 7159

Van der Leck, Bart 7160

Vasarely, Victor 7348­7349

Vogeler, Heinrich 7161­7162

Voll, Christoph 7163­7164

vries, herman de 8283

W

Warhol, Andy 7350­7351, 8222­8223

Wendlandt, Kurt 7352­7353

Wilding, Ludwig 7354

Willig, Heinz 8252

Willikens, Ben 7355

Y Z

Yang, Kailiang 7356

Ziegler, Richard 7165

Zille, Heinrich 7166­7172, 8037­8039

Zimmer, Bernd 7357

Zürn, Unica 8199

VERSTEIGERUNGS-BEDINGUNGEN

1. Die Galerie Gerda Bassenge KG, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB.

2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen.

3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt.

4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchstbietenden. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vorbehalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchstbietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen.

5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend.

6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312g Abs. 2 Nr. 10 BGB).

7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollständigem Zahlungseingang an den Erwerber über.

8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 30% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 25% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 25% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 27% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben.

Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor steuer abzug berechtigt sind, kann die Gesamt rech nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Drittländer (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identifikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen –auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamtliche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktionsgebühr (i. d. R. 3-5%). Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rechnungen bedür fen einer besonderen Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vorbehalten. Katalog- und Zusatzabbildungen dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden. Reproduktionsrechte und digitale Dateien der Abbildungen können gegen Gebühr erworben werden. Gegebenenfalls noch bestehende Urheberrechte Dritter bleiben davon unberührt und müssen u.U. gesondert eingeholt werden.

9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Geschäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/ Transaktionsgebühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschädigung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt.

10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 bzw. § 24 KGSG abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers.

11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je

angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch.

12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung.

13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite.

14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. Entsprechende Gebote behalten ihre Gültigkeit für 4 Wochen nach Abgabe.

15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungsbedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber.

16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt.

David Bassenge, Geschäftsführer und Auktionator

Dr. Markus Brandis, öffentlich bestellter u. vereidigter Auktionator

Stand: November 2024

CONDITIONS OF SALE

1. The Galerie Gerda Bassenge KG, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB.

2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale.

3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium.

4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be determined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally.

5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail.

6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312g II,10 BGB].

7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 30% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 25% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT.

Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 25% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 27% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale.

For buyers from non EU-countries a premium of 25% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us.

Live bidding through online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium (usually 3-5% of the hammer price).

Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. Catalogue images may not be used without permission. Reproduction rights and digital files can be acquired for a fee. Any copyrights of third parties that may still exist remain unaffected by this and may have to be obtained separately.

9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately.

10. According to regulation (EC) No. 116/2009 resp. § 24 KGSG, export license may be necessary when exporting cultural goods depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be

granted at all. The import of such objects may be restricted or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.

11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid.

12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded.

13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. Corresponding bids are binding for 4 weeks after submission.

15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals.

16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid.

David Bassenge, auctioneer

Dr. Markus Brandis, attested public auctioneer

As of November 2024

Moderne und Post War & Zeitgenössische Kunst II online unter www.bassenge.com

Vorbesichtigung und Auktion finden wie gewohnt als Präsenzveranstaltungen statt

Catalogues Modern and Post War & Contemporary Art II online at www.bassenge.com

The preview and auction will take place as usual

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