Bassenge Kunstauktion 124: Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner

Page 1


BASSENGE

29. November 2024 Galerie Bassenge . Erdener Straße 5a . 14193 Berlin

Telefon: 030-893 80 29-0 . E-Mail: modernart@bassenge.com . www.bassenge.com

IHRE ANSPRECHPARTNER FÜR DIESEN KATALOG / EXPERTS FOR THIS CATALOGUE:

Wir bitten darum, Zustandsberichte zu den gewünschten Losnummern zu erfragen, da Angaben zum Erhaltungszustand nur in Ausnahmefällen im Katalog notiert sind.

Simone Herrmann +49 30 - 893 80 29 22 s.herrmann@bassenge.com

Barbara Bögner +49 30 - 893 80 29 38 b.boegner@bassenge.com

Die Galerie Bassenge ist Mitglied bei Eindeutig identifizierbare Werke mit einem Schätzpreis von mindestens 2500 Euro werden vor der Auktion mit dem Art Loss Register abgeglichen.

TERMINÜBERSICHT AUKTION 124

MITTWOCH, 27. November 2024

Vormittag 10.00 Uhr

Nachmittag 15.00 Uhr

Druckgraphik des 15. bis 17. Jahrhunderts Nr. 5000-5249

Druckgraphik des 18. Jahrhunderts Nr. 5250-5331

Druckgraphik des 19. Jahrhunderts und des Fin de Siècle Nr. 5332-5466 Miscellaneen und Trouvaillen der Druckgraphik des 15. bis 18. Jahrhunderts Nr. 5467-5685

DONNERSTAG, 28. November 2024

Vormittag 11.00 Uhr

Gemälde Alter und Neuerer Meister Nr. 6000-6209 Rahmen Nr. 6210-6234

Nachmittag 16.00 Uhr Portraitminiaturen Nr.

FREITAG, 29. November 2024

Vormittag 11.00 Uhr

Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts

Nachmittag 16.00 Uhr Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner

SONNABEND, 30. November 2024

Vormittag 10.00 Uhr

Moderne Kunst II (Katalog nur online)

Post War und Zeitgenössische Kunst II (Katalog nur online) Nr. 7180-7357

Nachmittag 15.00 Uhr

Moderne und Zeitgenössische Kunst I

VORBESICHTIGUNGEN

Druckgraphik, Gemälde, Zeichnungen des 15. bis 19. Jahrhunderts und Portraitminiaturen Erdener Straße 5A, 14193 Berlin Donnerstag, 21. November bis Montag, 25. November, 10.00–18.00 Uhr, Dienstag, 26. November 10.00–17.00 Uhr

Moderne und Zeitgenössische Kunst I und II Rankestraße 24, 10789 Berlin Donnerstag, 21. November bis Donnerstag, 28. November, 10.00–18.00 Uhr, Freitag, 29. November, 10.00 bis 14.00 Uhr

Flash #1 – Die Sammlung Henning Lohner in der der Galerie F37, Fasanenstraße 37, 10719 Berlin

Donnerstag, 21. November bis Donnerstag, 28. November, 11.00–18.00 Uhr

Schutzgebühr Katalog: 15 €

Umschlag: Los 6954, Vik Muniz und Los 6898, Lucio Fontana

Frank Zappa bei den Proben zu »Yellow Shark«, Ensemble Modern, Frankfurt/Main, 1992. Foto Henning Lohner

Genesis of a Masterpiece

Der erste Strich ist die Nahtstelle zwischen Gedanken und Ausdruck, noch bevor die Kommunikation an ein Gegenüber, an die Außenwelt, beginnt. Noch bevor der kreative Impuls in die Welt tritt, fragt sich der Künstler: Was will ich sagen? Was möchte ich ausdrücken? Der erste Strich ist zunächst Ausdruck eines Selbstgesprächs. Es ist die erste Spur, die sowohl semantisch als auch gestalterisch in jede Richtung führen kann. Ein erstes Zeichen, eine Erinnerung an das Selbst. Ein Versuch, den flüchtigen Gedanken festzuhalten. Ein Blick in die Seele des Künstlers im Moment der Entstehung einer Äußerung, eines Ausdrucks, eines Kunstwerks.

In der vorliegenden Sammlung – einer fragmentarischen, jedoch zusammenhängenden Sammlung von Zeichnungen, einer Sammlung von Zeichen – wird der Wunsch thematisiert, die Idee selbst festzuhalten. Bernini nannte das: »primi pensieri«. Dieser Drang nach Ausdruck, der zunächst nur innerlich existiert, wurde auch bei mir als Sammler die Bewunderung und durch das Studium der Kunst Europas und der Weltkulturen genährt. Vor 40 Jahren begann ich, zunächst zaghaft, dann mit zunehmender Vehemenz, den gemeinsamen Gedanken bei einer Vielzahl von Künstlern zu entdecken – ein Dialog, der durch den ersten Strich, die erste kreative Regung, sichtbar wird. Als 24-jähriger Student schrieb ich Max Bill zu diesem Thema, und er antwortete: »Gewiss werden Sie herausfinden, weshalb so merkwürdige neue Dinge entstehen, für die es keinen erklärbaren Bedarf zu geben scheint und die trotzdem der Welt hinzugefügt werden.« Dieser Erkundungsprozess dauert nun ein Leben lang an, und ich habe viele faszinierende, anregende Antworten gefunden.

Das Wunder des ersten Strichs liegt jeder Arbeit dieser Sammlung zugrunde. Eine elektrisierende Neugierde entfaltet sich im Zwischenraum der Erkennbarkeit: der Übergang von einer inneren Figur, einem Motiv, zu einem äußeren Ausdruck. Im Moment, in dem der Künstler den Stift auf das Papier setzt, verbindet sich der Wille zur Schöpfung mit einer fast magischen Spontaneität. Dann entstehen Verbindungen: Diese Künstler stehen miteinander, mit mir und mit einem größeren Etwas in einem Dialog.

Egal wie unterschiedlich der persönliche Ausdruck oder das künstlerische Fach sein mögen, der erste Strich führt zu Figurationen, die über Generationen hinweg ein »Gespräch« über Ausdruck, Themen und Schöpfungsprozesse ermöglichen. Bestimmte Striche aktivieren Erinnerungen und Signale. Über diese Striche hinweg betrachte ich meine Sammlung und sehe ein Plenum an Gesprächen, eine faszinierende Kommunikation der Künstler untereinander, aber auch mit mir.

Der Blitz – der »Flash«, Gedankenblitz – ist keine seltene Erscheinung. Künstler haben nicht nur sporadisch große Eingebungen, sondern erleben ständig kreative Impulse. Oft wissen sie nicht sofort, welche der vielen Ideen die richtige ist, welche dauerhaft und gehaltvoll sein wird. Diese innere Auseinandersetzung, dieser Blitz der Kreativität, wird im ersten Strich festgehalten – einem Prozess, der zwischen Zweifel und Klarheit schwankt. In dieser Einsamkeit der Entscheidung findet der Künstler eine unausgesprochene Gemeinschaft mit allen Schöpfern vergangener und zukünftiger Zeiten. Der Zeichner, der Schriftsteller, der Musiker – alle erfahren die gleiche Dringlichkeit, den ersten Strich zu setzen. In diesem Moment offenbart sich für mich der tiefste Ausdruck ihres Selbst.

Als ich begann, Kunst zu sammeln, startete ich eine Entdeckungsreise. Als Musik- und Filmschaffender hatte ich das Glück, den Schaffensprozessen vieler Künstler beizuwohnen. Ich durfte neben Frank Zappa, Hans Zimmer,

Frank Zappa, Los Angeles, 1990. Foto H. Lohner

John Cage und anderen sitzen und beobachten, wie aus der ersten Idee ein Werk entsteht. Auch Künstler wie Sabine Moritz, Cornelia Thomsen und Gerhard Richter, dann Karl Lagerfeld und Filmemacher Louis Malle, ließen mich ihre Schaffensprozesse miterleben. Diese Erfahrungsnähe half mir zu erkennen, dass alle Künste denselben kreativen Prozessen folgen. Egal ob in der Kunst, der Wissenschaft oder in der Musik – der erste Strich ist der Ausdruck einer inneren Notwendigkeit, die sich ihren Weg in die Welt bahnt.

Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass selbst bei so unterschiedlichen Ergebnissen die Methoden und inneren Auseinandersetzungen der Künstler verblüffend ähnlich waren. Marvin Minsky sage einmal: »Alles passiert gleichzeitig – Vergangenheit, Gegenwart, Ursache und Wirkung sind eins.« Diese Erkenntnisse flossen in meine Sammlung ein. Jeder Strich, den ich gesammelt habe, erzählt eine eigene Geschichte, aber alle sind miteinander verbunden – in einem großen, universellen Gespräch über den ersten kreativen Impuls.

Wenn John Cage schreibt, »Alles entsteht aus allem anderen, alles bedingt alles andere«, knüpft er an eine philosophische Tradition an, die weit über seine eigenen Werke hinausgeht. Diese Idee, dass der kreative Akt untrennbar mit seinem Kontext, seiner Umgebung und seiner Wahrnehmung verwoben ist, hat ihre Wurzeln tief in der Geschichte des Denkens selbst. Marcel Duchamp war vielleicht einer der ersten, der diese Verbindung in der modernen Kunst explizit machte, indem er behauptete, dass

ein Kunstwerk nicht allein aus sich selbst heraus existiert, sondern erst durch seinen Kontext und die Rezeption durch den Betrachter zu dem wird, was es ist. Die berühmte Umdeutung des Alltäglichen zum Kunstwerk – sein »Readymade« – zeigt die Abhängigkeit des Kunstwerks von seiner Betrachtung und hebt damit die Barriere zwischen Künstler und Betrachter auf. Duchamps Idee der »Kunst als Kontext« hat weitreichende Folgen für das Selbstverständnis von Kunst und ihrer Schöpfer.

Doch diese Haltung hat tiefere Wurzeln. Schon Michel de Montaigne hatte in seinen Essays darauf hingewiesen, dass menschliche Erkenntnis nicht in Isolation, sondern immer im Austausch mit anderen entsteht. Montaigne verstand das Schreiben und Denken als fließende Prozesse, die sich durch Dialoge und Kontexte entwickeln. Auch bei Friedrich Nietzsche finden wir diese Idee in seinem Konzept der »ewigen Wiederkunft des Gleichen«. Nietzsche sah das Leben als ein ewiges Zusammenspiel von Kräften und Ereignissen, die sich gegenseitig bedingen und ständig wiederkehren. Für Nietzsche ist die Realität nicht statisch, sondern in einem ständigen Fluss von Verwandlungen begriffen. Diese Gedanken münden – für mich –schließlich bei Joseph Beuys in seiner berühmten Feststellung, die die Grenzen von Kunst und Leben auflöst: »Das ist die Idee des Gesamtkunstwerks, in dem jeder Mensch ein Künstler ist«. Doch interessant ist hier die Tatsache, dass Beuys ursprünglich schrieb: »sein kann«, bevor er sich schließlich für »ist« entschied. Diese kleine Änderung im Manuskript offenbart eine tiefe Unsicherheit – ein Zögern, das sich mit der im Text »Der Erste Strich« bereits angesprochenen Unsicherheit des ersten kreativen Ausdrucks verbindet. Der Künstler sucht, tastet sich vor, schwankt, bevor er schließlich eine Form findet. Beuys zeigt, dass auch der Gedanke des »Gesamtkunstwerks« selbst erst aus einer inneren Unsicherheit entsteht – aus dem Prozess der Überlegung und der endgültigen Entscheidung. Weil dies so schmerzhaft ist, schreit er es heraus – wie er im Satz vorher betont.

Diese Idee der wechselseitigen Bedingtheit, des Zusammenhangs und der Unsicherheit findet eine faszinierende wissenschaftliche Entsprechung im von Edward Lorenz geprägten Begriff des »Butterfly Effect«. Lorenz zeigte in mathematischen Modellen auf, wie kleinste Veränderungen in komplexen Systemen weitreichende Konsequenzen haben können. Diese Erkenntnis spiegelt sich in der

John Cage hinter Beuys’ Fettstuhl, Darmstadt, 1990. Foto H. Lohner

Kunst ebenso wider: Duchamp, Cage und Beuys erkannten, was Lorenz wissenschaftlich modellierte – dass alles miteinander verbunden ist, dass kein kreativer Akt isoliert stattfindet, sondern in einer endlosen Kette von Verbindungen eingebettet ist.

Für mich als Sammler treffen diese Zeugnisse – die Werke von Cage, Lorenz, Minsky, Mandelbrot, Beuys und vielen anderen – den Kern der Haltung, die meiner Sammlung zugrunde liegt. Jeder Künstler, jede Idee ist Teil eines größeren Gesprächs, eines Dialogs über Zeit und Raum hinweg. Die Idee des Gesamtkunstwerks wird in der Sammlung selbst manifest: Indem ich Kunst sammle, werde ich Teil dieses Gesprächs, ich nehme die Rolle des Künstlers ein, der durch die Sammlung von Kunstwerken eine neue Bedeutungsschicht hinzufügt. Im Sinne des Beuys’ schen Gesamtkunstwerks bin auch ich Künstler – durch den Akt des Sammelns, des Ordnens, des Kontextualisierens. Die Sammlung wird somit selbst zum Kunstwerk, das nicht nur die Werke als Objekte umfasst, sondern auch die Beziehungen, die sie zueinander und zur Welt herstellen. Darüber hinaus muß ich gestehen, daß diese Sammlung meinen eigenen persönlichen Ausdruck im Empathischen, im Mit-Leiden und in der Freude des Gewonnenen, dem der Welt unerklärlich hinzugefügten, geradezu ohne Distanz wiederspiegelt. Das Leid jedes einzelnen Künstlers – ob Komponist, Modedesigner, Maler, Bildhauer – kenne ich. Diese Notwendigkeit, sich zum Ausdruck zu bringen und gleichzeitig die damit verbundene Angst, jedes Mal aufs Neue. Egal, ob der Künstler es schon »geschafft« und der Welt bewiesen hat. Bei den (ernstzunehmenden) Künstlern ist es jedes Mal aufs Neue genau diese Qual, diese Angst vor dem Versagen, vor der eigenen Limitierung und dann vielleicht noch wie die Außenwelt darauf reagiert, mit der man so dringend „sprechen“ möchte; werde ich verstanden oder nicht? Die Anerkennung des ersten Strichs ist genau die Verneigung vor dem Mut, sich über diese Angst hinweg zu setzen und es einfach zu machen. Und auch der Mut, es auf individuelle Weise zu machen. Ob nun Charles Schulz oder Gerhard Richter, John Cage, Daumier oder Gainsborough. Es ist immer der schmale Grat zwischen Abwertung und Anerkennung, jeden Tag aufs Neue. Dank dieser Haltung entdeckte ich den Fontana im Gainsborough, den Dandini im Tangeley, den Beuys im Matisse, Lorenz in Dufy, Mandelbrot in Poelzig, Schiele in Xenakis, einen Strich vom späten Motherwell, in dem

sich die ganze Welt des Zeichens zwischen Occident und Orient wiederspiegelt, und der mir quasi umgekehrt vom jungen, gerade in Paris angekommenen Zao-Wou-Xi vorgeführt wird.

So sehr meine Sammlung mit dem Zufälligen liebäugelt, so ist es ganz und gar gewollt, daß das Beuys-Portrait von Gottfried Helnwein, das ich 2006 im Austausch mit dem Künstler erwerben konnte, das einzige gemalte Bild der Sammlung ist. Denn mit Beuys fing alles an: die zentrale Manuskriptseite zur Sozialen Plastik konnte ich als mein aller-erstes Sammelobjekt bereits 1986 erwerben. Matisse war mir fast ein Leben lang fremd geblieben, bis ich das Blatt des Katzenkadavers entdeckte, das, ca. 1915 entstanden, so sehr an den Strich von Beuys erinnert, daß man meinen könnte, die beiden waren Brüder. Im »Katzenkadaver« steckt alles drin, was ich hier zu beschreiben versuche. Im Zeichen des Kubismus das Perspektivische infrage stellend, fragmentiert Matisse die Verwesungen zu Orientierungsleuchten, sie zugleich befragend, um dann zu sagen: »ich lasse das jetzt in aller ›Unvollkommenheit‹ so einfach stehen«. Und siehe da, Matisse hat dieses Blatt ein Leben lang mit sich geführt; es nie herausgegeben, bis es drei Generationen später aus dem Nachlass kam. Geradezu unverschämt, daß ich diesen großartigen Künstler »übersehen« habe: bei allen Künstlern gibt es etwas zu entdecken; die Neugierde sollte nie aufhören.

Anderthalb Jahrhunderte davor verdanken wir es der Frau von Thomas Gainsborough, daß praktisch alle Zeichnungen des bedeutendsten Landschaftsmalers aller Zeiten (meine Behauptung!) uns erhalten blieben. Denn

Benoît Mandelbrot, Paris, 1994. Foto H. Lohner

Gainsborough zeichnete fast ausschließlich für sich im inneren Diskurs, und zwar abends, nach getaner Tagesarbeit an der ihn schon lange plagenden Portraitmalerei, endlich beim beruhigenden Kaminfeuer angekommen – in dem auch die meisten Zeichnungen dann landeten – oder aber auf dem Fußboden, wo seine Frau sie aufsammelte und der Nachwelt erhielt.

Existenzielles Leid. Rudolf Bauer, der zunächst mit beißender Genauigkeit in wenigen Strichen die Gesellschaft Deutschlands kritisch betrachtet, um dann zum Vorreiter der Abstrakten Figuration zu werden, landet damit im Nazi-Gefängnis, wo er zum Kern der konkreten Kunst vordringt, auf Zigarettenschachteln und Abfallpapier zeichnend, weil es einfach nicht anders auszuhalten war, es anders nicht ging. In den fröhlichen Strichfiguren der 50er Jahre kommt wieder die Anmutung an Cartoon und Comic Kunst, die fast ganzheitlich vom »einzelnen Strich« lebt. Als Charles M. Schulz mir einen Snoopy zeichnete, lehnte er sich zu mir und sagt: „Schau dir den Schwanz von Snoopy an. Die Abstraktion der Figur ist mir gerade besonders gut gelungen“ – und ich springe gedanklich zu Dandini, auf dessen „Cartoon“ (Karton) zu einem Fresco die Engelsfiguren wie Fäden aus einem Feuerball aufsteigen. Männer um einen Schreibtisch, wie Tote von Daumier (dem wohl berühmtesten Cartoonisten des 19. Jahrhunderts) gezeichnet, lassen die Figur in der Mitte als Geist des Eingebildeten (Kranken) erscheinen – oder ist es der fast schlafende Arzt, der sich das einbildet? Für mich geradezu schockierend, wie mit wenigen, fast nicht aufs

Papier gedrückten Schraffuren ein ganzer Menschheitszustand hinterfragt wird – und an Aktualität kaum zu überbieten ist.

Zeichen setzen, wenn nichts anderes mehr geht. Was haben wohl die eigenartigen Kreuze und Kreise im Blumenstilleben von Françoise Gilot zu bedeuten? Wir wissen von ihr, daß sie, als sie diesen Bild zeichnete, gerade mit Picasso zusammengekommen war, sich bei aller Bewunderung für ihn doch vor dem überwältigenden Gegenüber in ihr Innerstes zurückzog, zu ihrem Wesentlichen zurückfand und in dieser Zeit »nur« noch: zeichnete. Der Cartoonist deutet eine Emotion mit einem einzigen, klaren Strich an. Der Cartoonist, ist wie ein Troubadour, der wie ein Song-Schreiber die kindliche Regung aufnimmt, Bild mit Text zu Geschichten zu verbinden, und sich diesen spontanen Ausdruck des Erzählens, des Mit-Teilens, in sein »erwachsenes« Leben hineinrettet und nicht, wie Picasso so schön, scheinbar paradox, sagte: »75 Jahre brauchte, um wie ein Kind zu malen«.

Schon in den »Cartoons« von Lagerfeld – seinen Modezeichnungen – entdecken wir die Präzision mit der ein einziger, winziger Strich – eine Augenbraue, ein Locke im Haar – eine ganze Haltung, ein Zeitalter, zum Ausdruck bringen kann. Doch in der Zeichnung seines Lebenspartners offenbart sich für mich die tiefe Agonie und Verzweiflung von Unerreichbarkeit, von Verletzung und Leid, vom Hadern mit der Hoffnung. Mit anderen Worten: die mit höchster Meisterschaft gesetzten Striche, aus denen purer Humanismus spricht.

Die Befreiung einer Zeichnung – der Zeichen-Setzung –von seiner figurativen Bedeutung: was passiert, wenn eine Maschine einfach immer mehr Striche aufs Papier setzt? Und das ganze nachher doch aussieht, als hätte der Hartung die „meta-matic“-Zeichung mit eigener Hand gestaltet? Gut, daß der Tinguely dabei war, und die Gemeinschaftsarbeit zweier betrachtender Menschen im Einklang mit der (noch von Menschenhand gesteuerten) Maschine ein Zeichen setzt: immer mehr Verdichtung quasi bis zur Unkenntlichkeit des Strichs selbst. Diese Haltung des »Flecks«, der durchaus eine zentrale Rolle bei den Abstract Expressionists spielt, greift ebenfalls verblüffend früh in die Geschichte der Zeichnung hinein: der Tachismus, der Umgang mit dem Tintenfleck, der sich früher beim Schreiben und Zeichnen mit Tinte fast auto-

Ellsworth Kelly, Spencertown, NY, 1992. Foto H. Lohner

matisch ergab, wurde von Victor Hugo zum System erhoben. In unserem Beispiel hat er seine Studie zu einem Kaminumbau zuhause zu einem in alle Richtungen strebenden Verklärung der Zeichen geführt. Wie aus einem schwarzen Strich eine ganze schwarze Fläche entlang dem »feinsten« Goldenen Schnitt werden kann, zeigt mir Cornelia Thomsen; und wie eine »einfache« Blume durch einen schwarzen Nebel zu so viel mehr als eine »einfache Blume« wird, das sehe ich bei Sabine Moritz.

Und dann kommt der Cage, der sagt: wie bekomme ich das hin, im Duchamp’schen Sinne, möglichst ohne »Selbst-Handeln«, ohne den ›manipulierenden‹ Eingriff des Künstlers, wie kann ich eine Zeichnung machen, die einfach aus sich selbst heraus entsteht? Die auf Handgeschöpftem Papier entstandenen Zeichen, hat die Natur selbst gemacht; Cage lenkt lediglich Feuer und Wasser und die Reste von feuchter Asche aufs Papier und hält das fest. Überraschend entsteht ein Blick ins Universum selbst.

Für mich sind das alles Ikonen. Ikonen von Gemüts- und Geisteszuständen, von: Haltungen, die mich zutiefst berühren, mit denen ich mein Leid – und meine Hoffnung – teilen kann. Es ist kein Zufall, daß Matt Groening für mich eine »Zufallszeichnung« zeichnet, um zu erklären, wie Ikonen, Figuren, Neue Ideen selbst entstehen können, wenn man mit dem Handwerk des Ideengebers arbeitet. Das Ikonenhafte – von Matt Groening schön beschrieben – besticht sowohl in der »Chance Drawing«, die blind –also buchstäblich mit verschlossenen Augen gezeichnet –zu einer Befreiung von der vorgefaßten Idee führen kann, wie in den »Drei Ikonen«, durch die Stilistik eines Strichs, eines Zeichens Ikonen der Weltgeschichte enstehen, hier: Mickey Maus, Frank Zappa und Bart Simpson.

So sind alle meine Zeichnungen meinen Lebensweg begleitende Lebenszeichen zwischen Hoffnung und Enttäuschung, und am Ende steht der Anfang!

Und siehe da, da kommt der Uecker um die Ecke und nagelt Zeichen ins Papier. Ich sah das… und mußte das Blatt einfach haben, denn für mich ist das der Kommentar zum Beuys Manifest. Beides zusammengenommen ergibt für mich den Fontana: von höchster Eleganz, mit feinster Tinte, auf kleinstem Raum, intim und persönlich, eine Serie an Strichen: Zeichen, die das gesamte Universum der Kunstgeschichte zusammenfassen – für mich!

»Stop«! Genug gesagt! Ich saß mit Ellsworth Kelly nahe seines Ateliers in den Wäldern im Norden New Yorks in einem kleinen, charmanten Cafe. Wir tranken Tee. Da nahm er plötzlich den Teebeutel und sagte: »Das ist doch kein Teebeutel, das ist ein Stopschild!«, signierte ihn und übergab ihn mir mit den Worten: »Mein Readymade für Dich«! Und wir trinken gemeinsam unseren Tee weiter.

Henning Lohner
Henning Lohner, Berlin, 2024. Foto Ruth Baljöhr

Frank Zappa

(1940 Baltimore – 1993 Hollywood Hills, Los Angeles)

6800 „FLASH # 1 (LUMPY GRAVY)“

Bleistift und Faserstifte in Rot und Schwarz auf Notenblatt. 1967. 43,3 x 27,9 cm. Oben mittig rechts mit Bleistift bzw. Faserstift in Schwarz betitelt.

1.500 €

Ein klassisch satter Streicherklang mit Geigen, Bratschen, Celli und schweigenden Kontrabässen, alle beginnen nach einem Vierteltakt Pause unisono auf C. Ihr Crescendo steigert sich zu einem FortissimoSchlag (Flash #1!). Notenblatt zu Zappas erstem und außergewöhnlich experimentellem Soloalbum Lumpy Gravy, erschienen in mehreren verschiedenen Varianten ab 1968 bei Verve, eingespielt mit dem 50-köpfigen Abnuceals Emuukha Electric Symphony Orchestra & Chorus. Das avantgardistische Album wird dem Progressive-RockGenre zugerechnet, enthält jedoch neben eingestreuten Pop-Songs und spoken word auch orchestrale Elemente der Neuen Musik. Zappas Bewunderung für Igor Strawinsky und Edgard Varèse wie auch der Einfluss von John Cage ist auf Lumpy Gravy zu hören. Es scheint sich bei Flash #1 um ein Entrée für das Album oder eines der Stücke zu handeln.

Provenienz: Geschenk von Frank Zappa an Henning Lohner

Harry Bertoia

(1915 Arzene – 1978 Barto, Pennsylvania)

6801 Entwurf Metallobjekt Feder in Schwarz auf unregelmäßig imprägniertem Bütten. 1950er Jahre. 24,3 x 11 cm.

500 €

Durch das eigens präparierte Papier gelang es Bertoia, die Wirkung des durch die Streben fallenden Lichts zu simulieren, im Sinne einer ganzheitlichen Erscheinung des Blattes. Dazu behandelte der Designer das Bütten nach dem Zeichnen mit einer Art Lack und/ oder Fett, so dass es einen durchscheinenden Charakter behält, sich zugleich aber die Farbe dicht und flüssig im Papier verteilt. Die verlaufenden Farbspuren deuten dadurch bereits die späteren Schattenwürfe des Objekts an. Bereits 1953 stellte Bertoia im Auftrag von Eero Saarinen für das General Motor Technical Center, Michigan, das erste Wandschirmobjekt fertig, und im Jahr 1959 entstand für die First National Bank of Miami eine Reihe vergleichbarer Skulpturen mit ähnlichem antennenartigen Aufbau. Mit einem Echtheitszertifikat des Nachlasses Harry Bertoia.

Provenienz: Rago Auctions, Lambertville, Auktion 18.05.2022, Lot 147

6801

Jean Tinguely

(1925 Fribourg – 1991 Bern)

6802 Ohne Titel (Studie zu Narva)

Feder in Schwarz und Blau auf Skizzenpapier. 1961. 22,5 x 28,3 cm.

1.500 €

Konzeptionelle Zeichnung mit erläuternden Aufzeichnungen Tinguelys zu Materialien und zur Idee der Assemblage. Die 1961 ausgeführte Skulptur Narva, eine Ansammlung von Dingen des modernen Lebens, die durch ihre unmöglichen Komplikationen und ihre Komplexität Erstaunen erzeugt, befindet sich im Metropolitan Museum, New York (Inv.-Nr. 2006.277afff).

Provenienz: Galerie Michael Werner, Köln Galerie Müller, Stuttgart (dort 1973 erworben) Christie’s, Amsterdam, Auktion „The Curator’s Eye: The Collection of Professor Dr Karin von Maur“, 11.-25.05.2021, Lot 138

Carl Spitzweg

(1808–1885, München)

6803 Felsiger Hang am Schwansee bei Hohenschwangau Bleistift auf dünnem Velin. 1837. 41,5 x 29,5 cm. Unten rechts eigenh. betitelt und datiert „am Schwannensee 16 Sept (18)37“. Wz. IGB.

900 €

Im September 1837 besucht Carl Spitzweg seinen Malerfreund Christian Heinrich Hanson, der in Hohenschwangau im Auftrag des bayerischen Kronprinzen Maximilian arbeitet. In den Folgetagen zeichnet Spitzweg zahlreiche Motive der Umgebung, u.a. am Schwansee, der einst zum Park von Hohenschwangau gehörte. Eine pittoreske Felsformation am bewaldeten Ufer regt Spitzweg zu dieser spontanen, rasch vor der Natur gemachten Studie an. Sie dürfte, wie andere der dort entstandenen Naturstudien, zu Spitzwegs Motivfundus gehört haben, aus dem der Künstler später für seine im Atelier gemalten Ölgemälde schöpfte.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (mit dessen Signaturstempel Lugt 2307 unten rechts)

Karl Hagemeister (1848–1933, Werder)

6804 Strand bei Lohme

Kohle auf festem Velinkarton. Um 1912. 52,5 x 32,3 cm. Unten links mit Kohle signiert „K Hagemeister“.

750 €

Eine Momentaufnahme der künstlerischen Inspiration: Das felsige Ufer mit wehenden Zweigen und knorrigem Geäst erfasst Hagemeister ausschnitthaft, stellvertretend für eine ganze Landschaft. Großzügigie Linienführung und auf das Wesentliche reduzierte Formen sowie kraftvolle Schraffuren bestimmen die spannungsvoll kompo -

nierte Szenerie. Die urwüchsige Insel Rügen bereiste Hagemeister ab 1908 mehrfach und schuf dort vor Ort sein Alterswerk. Ausdrucksvolle Wellen- und Steilküstenmotive setzte er spontan vor Ort auf den jeweiligen Bildträgern um. Bis 1915 suchte er dort vor allem den Strand in Lohme auf, der ihm durch seine steinigen und wildbewachsenen Uferzonen sehr reizvoll für seine Motivwahl erschien. Hier entstand die vorliegende Naturstudie. Die Zeichnung ist Dr. Hendrikje Warmt, Berlin, bekannt.

Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 103, 31.05.2014, Lot 8098

6804

Joe Cesare Colombo (1930–1971, Mailand)

6805 Nuclear Drawing Pinsel, Stempel, Feder in Schwarz und Farbstift auf bräunlichem Velin. 1953. 50 x 37,6 cm. Unten links mit Faserschreiber in Schwarz signiert „joe cesare colombo“ und datiert.

1.500 €

Eine explosive Dynamik wohnt der frühen Zeichnung inne, entstanden zu Beginn des „Movimento Arte Nucleare“. Colombo war in Vielem seiner Zeit voraus: Er schuf nicht nur ikonische, markante Entwürfe für Klassiker des futuristischen Designs der 1960er Jahre, sondern hatte sich bereits Anfang der 1950er Jahre, nach seinem Studium der Bildenden Kunst an der Mailänder Brera-Akademie, der

Bewegung der Nuklearen Kunst um Enrico Baj und Sergio Dangelo angeschlossen, zu der auch Yves Klein, Asger Jorn, Arman, Piero Manzoni und Antonio Saura stießen. Ihre künstlerische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des Atomkriegs auf die Erde und das menschliche Leben interpretierte das traumatische Ereignis der Atomexplosionen und der resultierenden Verwüstungen mit wirbelnden, spritzenden Bewegungen. Materie in Bewegung zu zeigen war das künstlerische Ziel der Arte Nucleo, zu der Colombo mit seinem innovativen, geradezu utopischen Stil entscheidend beitrug, noch bevor er als Architekt und Industriedesigner berühmt wurde.

Provenienz: Mosan, Liège, Auktion 14./15.06.2006, Lot 233 Finarte, Mailand, Auktion 07.07.2022, Lot 185

6805

Jean Fautrier

(1898 Paris – 1964 Chatenay Malabry)

6806 Corps de femme

Feder in Schwarz und Frottage auf Doppelblatt genarbtem weichen Velin. 1947. 46 x 34,4 cm (gefaltet). Unten recht s mit Feder in Schwarz signiert „Fautrier“ und datiert. 1.500 €

Die gestisch erfasste Figur schwebt im Bildraum und scheint mit ihren organisch geschwungenen, weichen Formen zugleich nebelhaft aus ihm herauszuwachsen, mit der rauen Papieroberfläche zu verschmelzen. Vorder- und Hintergrund bleiben im Unklaren. Fautrier scheint mit jeder Bewegungsspur der Farbe auf dem Blatt den dynamischen Gestaltungsprozess zu veranschaulichen statt auf ein geplantes Ergebnis hinzusteuern.

Provenienz: Christie’s, Paris, Auktion 26.10.2013, Lot 202

6806

Johannes Itten

(1888 Schwarzenegg, Kt. Thun – 1967 Zürich) 6807 Tänzerin (Studie)

Bleistift auf Velin. 1915. 39,8 x 22,8 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Itten“, verso (von fremder Hand?) bezeichnet „Schauspieler Lindberg“. Mentha 143 (mit Abb., dort als Tuschezeichnung angegeben).

1.500 €

„Jeder Mensch ist bildnerisch begabt.“ – Fast ein halbes Jahrhundert vor Beuys postuliert Itten im Jahr 1928 seine These, mit der er Kunst und Leben zu einer Einheit formen wollte. Bereits 1919, im Gründungsjahr des Bauhauses, wurde er als einer der ersten Meister vom Direktor Walter Gropius nach Weimar berufen. Schon zu dieser Zeit

Provenienz: Privatsammlung Rheinland Ketterer, München, Auktion 377, 14.05.2011, Lot 331 6807

positionierte sich Itten als Künstler auf radikale Weise mit dem Konzept, in allen Kunstformen eine „höchst mögliche Entmaterialisierung der Einzeldinge“ zu erreichen, ein Gedanke, den er programmatisch im Bauhaus-Almanach „Utopia. Dokumente der Wirklichkeit“ formuliert. Die vorliegende frühe figürliche Darstellung zeugt von der Bandbreite in Ittens Schaffen, der sich neben seiner Kunst auch mit den esoterischen, lebensreformatorischen und naturwissenschaftlichen Ideen seiner Zeit auseinandersetzte. Fächerartig nebeneinanderliegende Linien formulieren die sitzende Gestalt der Tänzerin in spannungsreicher Abstraktion.

Yoshitaka Amano

(1952 Shizuoka, lebt in Tokio und New York)

6808 Ohne Titel

Feder in Schwarz (Sumi-e) auf faserigem handgeschöpften Reispapier. 2002. 33,5 x 35 cm.

2.400 €

Bedrohlich wirken die riesenhaften Augen der phantastischen Kreatur, die charakteristisch ist für Amanos ganz eigenes, skurriles Figurenrepertoire. Explosionsartig sprüht sie Linien, Rauchschwaden und kleine Spitter in den Raum, und ihre Wirkung scheint sich weit über die Bildfläche hinaus ausdehnen zu wollen. Bekanntheit erlangte Amano erstmals in den späten 1960er Jahren mit seiner Arbeit an der Anime-Adaption von Speed Racer, dann auch als Schöpfer kultiger und einflussreicher Charaktere wie Gatchaman, Tekkaman: The Space Knight, Hutch the Honeybee und Casshan. Er wandte sich der freien Kunst zu, studierte Klimt und Rackham ebenso wie antike Sagen. In seinen Sumi-e Zeichnungen mischen sich die Einflüsse von Manga und Anime, Züge seiner dunklen Kreaturen, wie dem Videospiel Final Fantasy entstiegen, mit der Kunst der Kalligraphie, Tradition und Moderne vereinen sich. „It is the force of imagination itself, the mind’s eye that cannot explain but can expand beyond the universe, a realized potential Yoshitaka Amano describes as ‚that instantaneous thrust of momentum that determines the end result‘“ (Carlo Mc Cormick, in: Yoshitaka Amano, leo-koenig.com, Zugriff 08.07.2024).

Provenienz: Leo König, New York (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort datiert und bezeichnet)

Ellsworth Kelly (1923 Newburgh/ New York – 2015 Spencertown/ New York) 6809 „STOP“

Ready-made. Bleistift auf rotem Teeanhänger mit Metallklammer. 1992. 2,8 x 2,8 cm. Unten mit Bleistift monogrammiert „EK“.

1.200 €

Zeichenhaftes Form-Farb-Objekt: Indem er den Produktnamen streicht, nur das „S“ am Anfang stehen lässt und es in den Ausruf „STOP“ umändert, dazu die Ecken beschneidet, so dass aus dem Anhänger ein Achteck vergleichbar dem Verkehrszeichen entsteht, verwandelt Kelly das Objet trouvé mit einem Handstreich in ein Kunstwerk. Damit erweitert er den Begriff des Künstlers, da seine Leistung nun primär in einem kognitiven Akt besteht, er bleibt jedoch zugleich mit der klaren Farbe und der geometrischen Form gewissermaßen dem Stil des Hard Egde treu. Nach seinen Studien am New Yorker Pratt Institute und in Paris wandte sich Kelly konsequent der Abstraktion zu.

Provenienz: Geschenk des Künstlers, 10.10.1992

6809

Robert Motherwell (1915 Aberdeen/Washington – 1991 New York)

6810 Untitled Feder in Schwarz auf festem strukturierten Velin. 1983. 17,8 x 25,8 cm. Oben rechts mit Bleistift monogrammiert „RM“ und datiert.

3.500 €

Bereits früh neigte sich Motherwell der surrealistischen Idee zu, das Unbewusste als Quelle seiner Bilder zu nutzen. Diesen „psychischen Automatismus“ führt er in der vorliegenden Komposition freier Linien zu einer dynamischen und zugleich in sich ruhenden Darstellung, die die Sensibilität seines impulsiven, intuitiven Ansatzes verdeutlicht und bei all ihrer Sparsamkeit beispielhaft für die spontane Emotionalität des Abstrakten Expressionismus steht.

Provenienz: Robert Motherwell Estate Bernard Jacobson Gallery, London (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet)

6810

Max Liebermann (1847–1935, Berlin)

6811 Kohlfeld Kohle auf Velin. 1912. 28,8 x 44,5 cm. Unten mittig rechts mit Kohle signiert „MLiebermann“.

4.000 €

Ein profaneres Motiv war kaum vorstellbar, und doch zeichnet Liebermann das Kohlfeld in wogender Vehemenz, abbreviaturhaft reduziert er die Pflanzen auf dem Feld, die Kornmieten und die weite Landschaft auf das Notwendigste und erschafft doch bei aller Zeichenhaftigkeit eine vollgültige Impression der Szenerie. Die Vorstudie für das Ölgemälde „Mann im Kohlfeld“ (Eberle 1912/18) entstand, ebenso wie drei weitere Gemälde zu diesem Motiv, 1917 in Nordwijk. Das Feld erstreckt sich unmittelbar hinter dem Deich in der Nähe des Fischerdorfes nördlich von Scheveningen. Vor den

flachen Wellen der Dünen im Hintergrund am hoch gesetzten Horizont liegt vorne weit die unruhige Fläche des mit Kohl bewachsenen Feldes, mit dem Liebermann Holland in seiner nahrhaften Üppigkeit zeigt. Die kleinen Gestalten zweier Bauern weiter hinten auf dem Feld erscheinen derart mit der Landschaft verwoben, dass sie auf den ersten Blick als Figuren kaum erkennbar sind. Die Reduktion und Eleganz der Darstellung verleihen ihr eine faszinierende Modernität.

Die Zeichnung ist Margreet Nouwen, Berlin, bekannt.

Provenienz: Sammlung Paul Schmitz, Bremen Sammlung Werner Eberhard Müller, Leipzig (verso mit dem Sammlerstempel, nicht bei Lugt) Ketterer, München, Auktion 424, 11./13.06.2015, Lot 4

Adolph von Menzel (1815 Breslau – 1905 Berlin)

6812 Erinnerungskizzen entliehener Zeichnungen Zimmermannsbleistift auf Velin, aufgezogen. 20 x 12,2 cm. Mit zahlreichen eigenhändigen Bezeichnungen in Bleistift, u.a. am Oberrand „1 zerbr: Krug 1 Scene.“, die Skizzen nummeriert, rechts unten „für ‚Art-Journal‘ / London zur / Regar[...]dention / übergeben / 3 Octobr / [18]81“ sowie „Zurückgekommen / 1882“.

1.800 €

Wenn Adolph Menzel Originalzeichnungen aus den Händen gab, fertigte er als visuelle Gedächtnisstütze Skizzen der verliehenen Arbeiten. Ein typisches Beispiel hierfür ist vorliegendes Blatt, auf dem eine Serie von Zeichnungen knapp notiert ist, die er laut eigener Annotation im Oktober 1881 an das Art-Journal nach London sandte und im darauffolgenden Jahr zurückerhielt. Das Art-Journal, eines der einflussreichsten Kunstblätter im viktorianischen England, veröffentlichte in der Ausgabe vom Juli 1882 eine überschwängliche Besprechung der Zeichenkunst Menzels. Abgedruckt wurden ein Porträt Bismarcks in halber Figur (auf unserem Blatt die Nr. 5) sowie eine Auswahl seiner 1877 gefertigten Illustrationen für die Jubiläumsausgabe von Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“ (unter Nr. 1).

Zao Wou-Ki

(1921 Peking – 2013 Nyon)

6813 Landscape

Pinsel und Feder in Schwarz auf Skizzenblockpapier. 1945. 26,8 x 21 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „ZAO“ und mit der chinesischen Signatur (?), oben rechts mit chinesischem handschriftlichen Text.

12.000 €

Die frühe Zeichnung entstand während Zaos Zeit als Professor an der Akademie der Künste in Hangzhou, damals Chinas fortschrittlichste Kunstschule. Die traumhaft-poetische Landschaft, wohl inspiriert durch die hügelige Umgebung von Hangzhou, zeigt den Einfluss von Paul Klee auf Zaos Schaffen der frühen Nachkriegsjahre. Die spezielle Rhythmik der traditionellen chinesischen Tuschemalerei und der Kalligraphie kombiniert er mit abstrakten Elementen. Nachdem er sich ab 1948 in Paris intensiv mit der europäischen Moderne beschäftigt hatte, kehrte der Künstler später wieder zu den chinesischen kalligraphischen Techniken zurück. Moderne und traditionelle Kräfte, chinesische und europäische Einflüsse prägten sein Schaffen. Im beigeschriebenen Text äußert sich Zao über seinen künstlerischen Impuls und die mit der Zeichnung verbundenen Emotionen (mit beiliegender Übersetzung ins Englische durch Willow Hai Chang , Direktor des China Institute, o.O.).

Provenienz: Patti Cadby Birch/Everett B. Birch Collection, Spring Bay, St. Thomas (Virgin Islands) (mit deren lose beiliegendem Klebeetikett, dort bezeichnet und mit der Nr. 355)

6812

6814

Vik Muniz

(1961 São Paulo, lebt in New York und Rio de Janeiro)

6814 Untitled – P27 (The amateur soccer team)

Graphit, Tusche und Kasein auf Skizzenblockpapier. 1995.

30,3 x 22,8 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „VM“ und datiert, unten links bezeichnet „P 27“.

2.400 €

Ein etwas lädiertes, gealtertes Souvenir, eine verblassende Erinnerung: Das alte Mannschaftsfoto versammelt das brasilianische Amateurteam vor dem Tor, teils im Unterhemd oder auch gar nicht in Sportkleidung. Fleckig, mit Einrissen und Nadellöchern in den Ecken zeichnet Vik Muniz in seinem charakteristischen fotorealistischen Stil die 40

Jahre alte Aufnahme ab, inklusive der alten Beschriftung „Cambrils S.F. Abril 1953“ und einer gewissen Unschärfe, die es unmöglich macht, Gesichter oder Details zu erkennen. Indem er die Kanten schat tiert, verwandelt er das Blatt in eines seiner typischen Trompel’œils.

Provenienz: Olivier Renaud-Clement, New York (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)

Kenneth L. Freed Collection, Boston (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)

Grisebach, Berlin, Auktion 147, 09.06.2007, Lot 975

Gerhard Richter / Sigmar Polke

(1932 Dresden, lebt in Köln / 1945 Oels/Schlesien – 2010 Köln)

6815 Umwandlung

Offset auf Halbkarton. 1968. 43 x 67 cm (46,6 x 67 cm). Signiert „Polke“ und „Richter“ sowie datiert. Auflage 200 num. Ex. Butin 14.

2.000 €

„5 Phasen einer von Polke und Richter vorgenommenen Umwandlung“, so der Untertitel, hergestellt nach fünf eigenen, manipulierten Fotografien einer Zeitungsabbildung und einer Lichtquelle, nämlich der Lampe in Richters Dunkelkammer. Gemeinschaftsarbeit der beiden engen Freunde Sigmar Polke und Gerhard Richter (vgl. Butin S. 141), bei der die Art der Arbeitsteilung jedoch ungeklärt bleibt; dabei führt „das gesamte Blatt mit seiner fünfteiligen Motivreihe und der dazugehörigen Bildlegende (...) die Vorstellung einer göttlichgenialischen Schöpferkraft ad absurdum“ (Butin S. 47). „Die Grafik könnte ein humorvoller Beitrag zu den internationalen Bestrebungen der Eroberung des Weltalls sein. Um so frappierender ist die Ähnlichkeit zu dem auf der Mission der Apollo 8 im Dezember 1968 entstandene sogenannte Earthrise-Foto.“ (Kerstin Küster, skd-onlinecollection 2020, Zugriff 09.07.2024). Erschienen als Edition 16 der Galerie René Block, Berlin. Ausgezeichneter Druck der nahezu formatfüllenden Darstellung. 6815

6816

Dorothee Rocke

(1949 Kiel, lebt in Frankfurt/Main)

6816 Ohne Titel

Bleistift und Graphitstift auf Velin. 2015. 21 x 29,7 cm. Verso im Unterrand signiert „Rocke“, datiert und bezeichnet „Bleistift auf Papier“.

240 €

Schimmernd und schwer liegen die dicken Graphitstrukturen auf dem Papier, verbunden durch zarte Linien des feinen Bleistiftes. Die Punkte werfen Schatten und verwandeln damit die hellen Partien in einen geistigen Raum, der zu freien Assoziationen einlädt.

Provenienz: Galerie Inga Kondeyne, Berlin

Augusto Giacometti

(1877 Stampa, Bergell – 1947 Zürich)

6817 Waldinneres

Pinsel und Feder in Schwarz über Bleistift auf festem Velin. Um 1900. 31,5 x 31,5 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „a.G.“.

1.800 €

Frühe Zeichnung Augusto Giacomettis, entstanden während seiner Studienjahre 1897-1901 in Paris an der École Nationale des Arts Décoratifs und der Académie Colarossi sowie bei Eugène Grasset, einem Meister des Art Nouveau und Verfasser des kurz zuvor erschienenen Buches La plante et ses applications ornamentales. Hier fand Giacometti seine Motive in den Parks und am Ufer der Seine, und er setzt auch in der vorliegenden Zeichnung eines kleinen Waldinneren die Formen der Natur ornamenthaft um. So verleiht er einigen Baumstämmen mit unzähligen Wellen und Strichlein des feinen Pinsels eine ebenso detailreiche wie ornamental durchgestaltete Borkenstruktur, während es dem Betrachter überlassen bleibt, die Feinheiten im Geiste zu ergänzen. Verso Fragment einer Druckgraphik.

Provenienz: Privatsammlung Schweiz

Galerie Kornfeld, Bern, Online-Auktion, 03.-14.06.2022, Lot 785

Auguste Chabaud

(1882 Nimes – 1955 Graveson)

6818 Les Labours

Bleistift und farbige Kreiden auf braunem Velin. 1901. 27,6 x 45 cm. Unten rechts mit der gestempelten Signatur „A. Chabaud“, verso (von fremder Hand?) datiert und betitelt sowie bezeichnet „1050“ und mit den Maßangaben.

360 €

Um das Jahr 1900 lebte Chabaud auf dem Weingut seiner Eltern in Südfrankreich, wo vermutlich die frühe, reizvolle Zeichnung entstand. Der Künstler zeigt die Landschaft als reine, leere Fläche, ohne alle Modellierung und Illusion von Räumlichkeit, und versetzt den pflügenden Bauern stattdessen in eine Art poetischen Raum, gebildet durch Empfindung und Phantasie. Die vehement gezeichneten Schraffuren im Wald und souverän stilisierte Konturen sowie die spannungsreiche Komposition verleihen dem Blatt einen dekorativen Reiz.

Honoré Daumier

(1808 Marseille – 1879 Valmonte)

6819 Interieur mit Figuren am Schreibtisch

Bleistift auf Bütten. 25,6 x 29 cm. Daumier-Register Nr. 11174.

3.000 €

Provenienz: Vente Roger Marx (héritiers Cavaillès), Galerie ManziJoyant, Paris, 11. bis 12. Mai 1914, Nr. 116, (dort als „Le malade imaginaire“), S. 61f (mit Abb.)

Kunsthandel Salvator Mayer, Paris (nach dem Tode der Witwe 1916 aufgelöst)

Millon, Paris, Auktion 14.03.2016, Lot 295

6818
6820
6821

Dorothee Rocke

(1949 Kiel, lebt in Frankfurt/Main)

6820 Ohne Titel

Bleistift und Graphit auf Velin. 21 x 29,7 cm.

240 €

Wie feiner Marmor wirken die zartgrauen Bleistiftstrukturen, durchbrochen von tiefdunkel schimmernden, vertikal ausgerichteten kurzen Strichen. In den Schattierungen ist eine Fülle von Nuancen zwischen Weiß, Schwarz und Grau zu entdecken. Der Bleistift dominiert als Arbeitsmittel im Schaffen der Künstlerin.

Provenienz: Galerie Inga Kondeyne, Berlin

6821 Ohne Titel

Bleistift und Graphitstift auf Velin. 2015. 21 x 29,7 cm.

Verso im Unterrand signiert „Rocke“, datiert und bezeichnet „Bleistift auf Papier“.

240 €

Ein zartes Liniengespinst durchzieht die Bildfläche und scheint sie nach unten und rechts hin zu sprengen, zu erweitern in einen imaginativen Raum.

Provenienz: Galerie Inga Kondeyne, Berlin

André Derain

(1880 Chatou/Seine-et-Oise – 1954 Garches bei Paris)

6822 Paysage

Kohlestift auf Bütten. 20,8 x 27 cm. Unten rechts mit dem Nachlaßstempel „ATELIER ANDRÉ DERAIN“ (Lugt 668a).

450 €

Wie in stenographischen Kürzeln deutet Derain mit wenigen zarten Strichen eine menschenleere hügelige Landschaft an. Sehr sparsam, mit Bündeln kurzer Parallelschraffuren, zeichnet er die Pflanzen und Bäume im Vorder- und Mittelgrund, die Bergkuppen im Hintergrund lässt er in hauchzarten Kohlestrichen in die Ferne schwinden.

Provenienz: Ader, Paris, Auktion 01.04.2016, Lot 174

6822

Ben Nicholson (1894 Denham – 1982 London)

6823 Ohne Titel

Bleistift und Buntstifte auf feinem Velin. 1966. 23 x 28,3 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Ben Nicholson“ und datiert.

6.000 €

Abstrahierte Landschaftszeichnung, vorwiegend linear erfasst. Als Pionier der abstrakten Kunst in England war Ben Nicholsons Engagement für die Moderne tiefgreifend. Ein früher Aufenthalt in Paris und die Begegnung mit dem Kubismus beeinflusste seinen Stil immens. Nicholsons Kontakt zu Pablo Picasso, Georges Braque und Piet Mondrian inspirierte ihn, abstrakte und geometrische Elemente in seine Kompositionen zu integrieren. Mit dem russischen Bildhauer Naum Gabo veröffentlichte Nicholson ein konstruktivistisches Manifest.

Provenienz: Stanford Auctioneers, Phoenix, Arizona, USA, Auktion 18.05.2013, Lot 550

Victor-Marie Hugo (1802 Besançon – 1885 Paris)

6824 Entwurf für ein Kabinett über der Tür des Speisesaals von Hauteville House, Guernsey Feder und Pinsel in Braun, Graphit und Ölspuren auf blassblauem Velin, dieses mittig gefaltet, auf der linken (nach hinten gefalteten) Seite zwei Entwürfe, wohl für einen Sekretär. 26,6 x 21,3 cm (volle Bogenmaße 26,7 x 42 cm). Auf dem Möbel bez. „Exilium VI...“.

3.000 €

Im Frühjahr des Jahres 1856 erwarb Victor Hugo in Saint Peter Port auf der Insel Guernsey in der Rue de Hauteville eine dreistöckige Villa, die nach der Straße benannt fortan den Namen „Hauteville House“ trug. Obwohl Hugo das Haus direkt im Herbst 1856 bezog, blieb es auf Jahre eine Baustelle, denn Hugo ließ es sich nicht nehmen, die Räume und deren Ausstattung bis ins kleinste Detail zu planen. Das Interieur folgt dem Programm einer romantischen Ästhetik, wie sie Hugo 1827 im Vorwort seines „Cromwell“ umrissen hatte: Die Dichtung der Modernen „macht sich, wie die Natur in ihren Schöpfungen daran, den Schatten mit dem Licht, das Groteske mit dem Erhabenen zu verbinden - ohne jedoch diese dabei zu verwechseln“. Entsprechend folgt die Gestaltung der Räume einer Licht-

6823

regie, die von extrem dunklen Räumen bis zu lichtdurchfluteten Bereichen im Dachgeschoss mit Belvedere führt. Der vorliegende Entwurf diente für einen wohl aus Eichenholz gefertigten und mit Schnitzereien versehenen Kabinettschrank im dunklen Speisesaal des Hauses. Die mit Bleistift angelegte Konstruktion des Möbels akzentuiert Hugo mit brauner Feder, ein größerer brauner Tintenfleck erhält mit wohl eher zufälligen Ölspuren eine eigene künstlerische Qualität und verweist auf das den Zeichnungen des Künstlers innewohnende Traumhafte.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers. Christie’s, Paris, Auktion „Collection Hugo, Victor, Georges, Jean et les Autres“, 04.04.2012, Lot 157

Ausstellung: Galerie Lucie Weill, Paris: Dessins et ébauches de Victor Hugo provenant de la succession, 16.02.- 21.03.1972

Literatur: Ausst. Kat. Galerie Lucie Weill: Dessins et ébauches de Victor Hugo provenant de la succession Hugo, Paris 1972, Nr. 45

Sonia Delaunay

(1885 Gradizsk/Ukraine – 1979 Paris)

6825 Robe simultanée

Pinsel und Feder in Schwarz auf Velinkarton. 1926. 26 x 20 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „S. Delaunay“ und datiert.

2.000 €

Aus zusammengesetzten geometrischen Stoffpartien konstruiert Delaunay ein kubistisches Kleid, das den menschlichen Körper auf elementare geometrische Formen reduziert. Für Sergei Diaghilev, den Schöpfer der Ballets Russes, gestaltete Delaunay Kostüme für Cléopâtre, sie schuf nicht nur Entwürfe für Bühnenkostüme, sondern auch Stoffmuster und Inneneinrichtungen.

6825

Jean Royère (1902 Paris – 1981 Pennsylvania)

6826 Monsieur Berthelin, Entrée 3 Zeichnungen. Bleistift auf leichtem Velinkarton. Um 1950. Je ca. 30,8 x 49,2 cm. Jeweils oben links mit Bleistift bezeichnet „MONSIEUR BERTHELIN – ENTRÉE“, fortlaufend numeriert „No. 12.338/339/340“ unten rechts jeweils Blindstempel „ 234 FAUBOURG ST. HONORE

Jean Royère PARIS - CARNOT 5244“.

1.500 €

Die Eleganz der freihändigen Zeichnung und zugleich eine immense Akribie beeindrucken in den drei phantasievoll ausgestalteten Entwurfsvarianten. Schattierungen und eine effektvolle Lichtführung zeichnet Royère mit höchster Sorgfalt und fein schraffierten Übergängen, so dass ein plastischer Eindruck des Raumes entsteht. Der Designer gründete nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris seine eigene Firma; bevor er 1980 in die USA ging, überließ er sein komplettes Archiv dem Pariser Musée des Arts décoratifs.

Provenienz: L’Arc en Seine, Paris Michael Formica, New York (dort 2003 erworben) Christie’s, New York, Auktion 19675 (online), 11.03.2022, Lot 16

6826
6826

Raoul Dufy

(1877 Le Havre – 1953 Forcalquier)

6827 Buttons Blancs, Fond Bleu

Gouache und Bleistift auf Velin. Um 1912. 57,3 x 46 cm. Verso mehrfach mit Kreide in Blau bzw. Bleistift bezeichnet „51869“ sowie „enlevage“.

700 €

Der französische Modedesigner Paul Poiret und Raoul Dufy gründeten gemeinsam mit dem Chemiker Zifferlein eine kleine Druckwerkstatt in der Pariser Avenue de Clichy, um variationsreiche Textilien herzustellen. Diese Muster waren dermaßen erfolgreich, dass der Textilhersteller Bianchini-Férier Dufy 1912 anwarb. Aus dieser Zeit stammt der wunderbar abstrakte Musterentwurf. In den 16 Jahren, die Dufy mit Bianchini-Férier zusammenarbeitete, entwarf er über 4000 Designs für das Unternehmen.

Provenienz: Mirabaud-Mercier, Paris, Auktion 14.12.2021, Lot 103

Raoul Dufy

6828 Chaines Blanches, Fond Noir Tusche und Gouache auf gewalztem Bütten. Um 1912. 46,8 x 56,8 cm. Unten in der Darstellung Annotationen mit Feder in Schwarz.

700 €

Nachdem Dufy 1911 für den Modedesigner Paul Poiret Geschäftspapiere entworfen hatte, entwickelte sich zwischen ihnen eine Freundschaft und kreative Partnerschaft, die viele Jahre andauern sollte. Dufy begann, Textilien für Poirets Kleidungsstücke zu entwerfen. Diese Designs waren bemerkenswert kühn und standen in starkem Kontrast zur damaligen verspielteren Mode.

Provenienz: Mirabaud-Mercier, Paris, Auktion 14.12.2021, Lot 98

6827
6828

Sixten Sason

(d.i. Karl-Erik Sixten Andersso, 1912 Skövde – 1967 Solna-Råsunda)

6829 Designentwürfe

3 Zeichnungen. Gouache auf festem bräunlichen, leicht strukturiertem Velin. 1945. Bis 29 x 22,5 cm. 2 Bl. unten rechts mit Bleistift signiert „SASON“ und datiert.

350 €

Seit 1939 beim schwedischen Flugzeughersteller Saab angestellt, leitete Sason dort die Zeichnerabteilung. Als Saab nach dem Kriegsende mit der Automobilherstellung begann, war er an der Entstehung des „Ursaab“ beteiligt und formte als Chefdesigner sämtliche Saabmodelle bis hin zum Saab 99; zudem entwarf er für die Firmen Husqvarna und Electrolux.

Provenienz: Auktionshuset Gomér & Andersen, Stockholm, Auktion 15.05.2022 Lot 2218496

6829
6829
6830
6830

Sixten Sason

6830 „Skaftdammsugare“; „cykellyse“ 3 Zeichnungen. Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1944. 28,5 x 21 bzw. 21 x 28,5 cm. Jeweils unten rechts mit Bleistift signiert „SASON“, datiert und betitelt sowie bezeichnet „28“, „19“ und „45“.

300 €

Fahrradlampe in stromlinienförmiger Gestaltung, im Detail und in der Gesamtheit mit dem Vorderrad fein gezeichnet, sowie ein schnittiger Entwurf eines Griffstaubsaugers. Der schwedische Produktdesigner und Illustrator Sason wurde hauptsächlich durch die Gestaltung der frühen Saab-Modelle und der Hasselbladkamera bekannt.

Provenienz: Auktionshuset Gomér & Andersen, Stockholm, Auktion 15.05.2022 Lot 2218496

Giacomo Balla (1871 Turin – 1958 Rom)

6831 Paesaggi (Triptychon) 3 Zeichnungen. Pinsel und Feder in Schwarz, teils laviert, teils über Bleistift, auf Skizzenbuchpapier. 11,8 x 10 bzw. 11,5 x 9,7 und 12,3 x 15,3 cm. Jeweils unten links bzw. rechts mit Feder in Schwarz signiert „BALLA“, 1 Bl. verso unleserlich mit Bleistift bezeichnet.

3.200 €

Dicht sitzen die Schaffurenbündel aneinander, überkreuzen und durchdringen einander und bilden Kürzel für die Elemente der Natur: Bäume, Wiesen und Buschwerk sitzen dunkel, fast schroff, unter den fließenden, lavierten Formen der darüberziehenden Wolken. Ganz gelöst von der Kälte des Futurismus widmet sich Balla einfühlsam den Bewegungen der menschenleeren Landschaft.

Provenienz: Swann Galleries, New York, Auktion 24.09.2014, Lot 742

6831

Art Nouveau

6832 Lustre Moderne

Kopierstift und Deckweiß auf grauem Velin. Um 1900–1910. 47,4 x 34 cm. Unten links mit Kopierstift in Schwarz betitelt sowie bezeichnet „No. 13173 / Plan / 7 Boules Opales / Echelle 1/10“.

300 €

Designenentwurf für eine Deckenlampe eines anonymen französischen Gestalters des Art Nouveau.

Karl Lagerfeld

(1933 Hamburg – 2019 Neuilly-sur-Seine)

6833 Portrait Jacques de Bascher Feder in Schwarz auf Velin. 1973. 44 x 36,5 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Karl“, datiert und bezeichnet „Feuerstifter mit Chivas Flasche“ (?).

3.000 €

Die Whiskyflasche liegt locker in seiner Hand, jede Linie drückt die Ermattung und Gelöstheit des trunkenen Geliebten aus. Selten widmet

6832

Lagerfeld einem Gesicht so viel Aufmerksamheit wie dem des französischen Dandys Jacques de Bascher. Er war seit 1972 Karl Lagerfelds große Liebe, seine Muse und sein langjähriger Lebensgefährte, zeitweise aber auch Yves Saint Laurents Liebhaber. Bald nach ihrem Kennenlernen also zeichnet ihn der Modeschöpfer mit einer ungewöhnlichen Weichheit und Zartheit. Nicht nur der Alkohol, auch die

Liebe hinterlassen ihre Spuren von Trunkenheit in den fließenden, schwingenden Konturlinien und zeigen einen ganz persönlichen, intimen Aspekt der Zeichenkunst Lagerfelds.

Provenienz: Cornette de Saint-Cyr, Paris, Auktion 26.05.2020, Lot 654

Karl Lagerfeld

6834 Modezeichnung (Kurzes Mantelkleid)

Faserschreiber in Schwarz und breite farbige Faserstifte auf leichtem Velinkarton. Um 1965. 49,8 x 21,5 cm.

900 €

In zeichenhafter Reduktion auf wenige schwingende Linien erfasst Lagerfeld den Körper, während die schräg ins Bild gesetzten bunten Blockstreifen des Mantelkleides im Zentrum der Zeichnung stehen.

Provenienz: Archiv Tiziani, Rom

Nachlass Raf Ravaioli

Privatsammlung Palm Beach, Florida

Palm Beach Fine Art Auctions, Palm Beach, Auktion 18.04.2019, Lot 46

6835 Modezeichnung (Kurzes Kleid)

Faserschreiber in Schwarz, Bleistift und farbige Kreiden sowie mit Stecknadel beimontierte Stoffmuster auf leichtem Velinkarton. Um 1965. 49,8 x 21,5 cm. Oben links mit Bleistift bezeichnet „T-36/B“, unten „Leila“.

900 €

Zu Kürzeln reduziert Lagerfeld die Figur mit dem geometrisch gestalteten Sommerkleid, dessen minimalistisches Design sich auch in der schwarz-weißen Stoffauswahl zeigt.

Provenienz: Archiv Tiziani, Rom Nachlass Raf Ravaioli

Privatsammlung Palm Beach, Florida

Palm Beach Fine Art Auctions, Palm Beach, Auktion 18.04.2019, Lot 8

6834
6835

6835a

Jean Cocteau (1892 Maison-Laffitte – 1963 Paris)

6835a Personnage Triangles

Bleistift auf Renage-Velin. 1954. 27 x 20,8 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Jean“ und datiert.

1.500 €

In Dreiecksformen zerlegte Figur, mit einfachsten Mitteln gestaltet und wie eine Fortführung von Schlemmers Triadischem Ballett wirkend. Der Universalkünstler Cocteau war Dichter, Schriftsteller, Filmregisseur und Maler; seine Kostüme und Bühnenbilder entwarf er vielfach selber. Zu seinem Freundeskreis zählten Igor Strawinsky, Edith Piaf, André Gide, Marcel Proust und Edmond Rostand, er stand in Kontakt mit berühmten Künstlern wie Pablo Picasso und Charlie Chaplin. Die Zeichnung ist bei Annie Guedrás, Périgueux, unter der Nr. 4624 E registriert.

Provenienz: Ketterer, München, Auktion 377, 14.05.2011, Lot 255

Françoise Gilot

(1921 Neuilly-sur-Seine – 2023 New York)

6836 „Roses and their shadow“ / Stillleben 2 Kompositionen, recto/verso. Bleistift auf Velin. 1947. 50,5 x 65,7 cm. Recto unten rechts mit Bleistift signiert „Françoise Gilot.“ und verso datiert sowie betitelt und bezeichnet „no V“.

7.000 €

Im Prozess der Zeichnung löst die junge Künstlerin die Form zusehens zugunsten von Chiffren und Zeichen auf. Mit leichter Hand lässt sie die organischen Formen der Blumen sich in immer abstrakter werdenden Zeichen verlieren. Im besetzten Paris der 1940er Jahre hatte Gilot Jura und Philosophie studiert und dort Pablo Picasso kennengelernt, der für sie seine Beziehung mit Dora Maar aufgab. Später bot sie Picasso die Stirn und fand zu einem ganz eigenen künstlerischen Stil. Gilots Werk wird der Nouvelle École de Paris zugerechnet.

Provenienz: Christie's, New York, Auktion 25.08.2015, Lot 84

John Singer Sargent

(1856 Florenz – 1925 London)

6837 Untitled (Two Drapery Studies for Boston Library) Kreide in Schwarz auf Lalanne-Bütten. 1923. 48 x 63 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „12.14.2.“ sowie (von fremder Hand) „118“.

3.500 €

Geisterhaft erscheinen die beiden gesichtslosen Gestalten, die Tücher in ausdrucksvollen Falten um die bloß angedeuteten Köpfe gewunden. Mit lockeren, etwas summarischen Konturen und sicheren Schraffuren gestaltet der Künstler Schatten und Falten. John Singer Sargents Wandgemäldezyklus für die Bostoner Central Library am Copley Square mit dem Titel Triumph of Religion, entstanden in seinem Londoner Atelier, umfasste fast drei Jahrzehnte der Karriere des produktiven Künstlers zwischen 1890 und 1919.

Provenienz: Sammlung Julius Samuel Held, Bennington (mit dessen Stempel verso, Lugt 4805)

Christie’s, New York, Auktion The Scholars Eye: Property from the Julius Held Collection Part I, 27.01.2009, Lot 23

Rudolf Bauer

(1889 Lindenwald/Schlesien – 1953 Deal/New Jersey)

6838 Lineare Komposition Bleistift auf halbtransparentem Skizzenpapier. Um 1950. 28 x 21,5 cm.

400 €

Eine Linie schwingt sich durch die Bildfläche, mäandert und setzt sich in Beziehung zu geometrischen Formen. In der mit einfachsten Mitteln geschaffenen Zeichnung offenbart diese Harmonie der Gegensätze die Grundzüge von Bauers gegenstandsfreier „Linienmusik“ (Mathias Schreiber, zit. nach: Rudolf Bauer, Ausst.-Kat. Galerie Gmurzynska-Bargera, Köln 1971, o.S.).

Provenienz: Rago Auctions, Lambertville, Auktion 24.09.2020, Lot 809

Genesis of a Masterpiece

6838

6839

Rudolf Bauer

6839 Lineare Komposition Bleistift auf halbtransparentem Skizzenpapier. Um 1950. 27,8 x 21,5 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „R“.

400 €

Im Gegensatz zu dem schattenhaft-weich gestalteten Balken zieht sich die Linie mit kräftigen Schwüngen übers Papier und erscheint in ihrer suchenden Form wie die Verbildlichung einer Idee, eines Gedankengangs oder einer unbewussten geistigen Bewegung.

Provenienz: Rago Auctions, Lambertville, Auktion 24.09.2020, Lot 809

Rudolf Bauer

6840 Studie einer Dame mit Hut Farbige Kreiden und Bleistift auf Velin. Um 1910. 40 x 31,5 cm. Unten rechts mit dem runden Nachlaßstempel in Lila „Estate Rudolf Bauer“.

1.200 €

Als Hauch von Eleganz und Frivolität schwebt die Andeutung einer Dame durch das Bild, souverän und zugleich fast karikaturhaft gezeichnet. Die Position ihres Kopfes und der Schultern in der oberen linken Ecke lässt den Betrachter die scheinbar unvollendete Darstellung imaginativ ergänzen, wo nur ganz zarte Bleistiftlinien ihren Körper ansatzweise umreißen. Die Eleganz der frühen Zeichnungen Bauers zeigt sich hier beispielhaft, kombiniert mit einer sicheren Stilisierung und dem Spiel mit der Andeutung. 6840

Hans Poelzig (1869–1936, Berlin)

6841 Majolikakapelle München Bleistift auf dünnem Skizzenbuchpapier. 1921. 22 x 17 cm.

800 €

Entwurf für die Weg- oder Grabkapelle der Majolika-Manufaktur Karlsruhe. Die Skizze zeigt sowohl Grund- als auch Aufriss des kleinen, hohen Gebäudes mit seiner gestuften Maßwerkfassade. Die kristalline Wirkung des Entwurfes spiegelt sich in allen Formvarianten, die Poelzig hier zeichnet, ob eher an einer gotischen Kathedrale, einer Flamme oder einer Pyramide orientiert. Biraghi vergleicht die Majolikakapelle mit den Arbeiten aus dem Studio der Brüder Luckhardt. „Poelzigs Wegkapelle will eindeutig mehr sein als ein einfacher Ausstellungspavillon der Karlsruher Majolika-Manufaktur. Sie soll mehr sein als bloßes, angewandtes Muster der Konstruktionsmöglichkeiten von Majolika. Beispiel sind ihm Tauts Glaspavillon in Köln und das Denkmal für den Stahlwerksverband in Leipzig, die beide über ihre ursprüngliche Funktion, Denkmal der verwendeten Materialien zu sein, hinausgehen.“ (Marco Biraghi, Hans Poelzig. Architektur 1869-1936, Berlin 1993, S. 103).

Provenienz: Nachlass Hans Poelzig, Hamburg Bassenge, Berlin, Auktion 103, 30.05.2014, Lot 6866

Literatur: Hambrock S. 119, Abb. 232

6842

Hans Poelzig

6842 Bogenornamente Kohle auf halbtransparentem Skizzenpapier. 1922/23. 32,5 x 25 cm.

400 €

Das Bogenornament: eine der kennzeichnenden Grundideen in Poelzigs architektonischem Schaffen. Er beschäftigt sich damit insbesondere im Kontext zu seinen Innenentwürfen für die legendäre expressionistische Ausgestaltung des Berliner Schauspielhauses und unter anderem auch für die dortige Inszenierung der „Räuber“. Mit zahlreichen spontanen Gedankenskizzen und Studienblättern spürt er der Wirkung von Bogenformen nach, erkundet systematisch verschieden dichte Reihungen und Staffelungen, unterschiedlich spitze und gerundete Bögen. Wie Klangfolgen stehen die Ornamente nebeneinander in rhythmischer Reihung. Netzartig steigen sie empor und bilden ganze Raumsysteme, verwendbar ebenso für die Innenraumgestaltung wie fürs Bühnenbild (vgl. Heike Hambrock, Hans und Marlene Poelzig, Delmenhorst und Berlin 2005, S. 42, Abb. 69).

Provenienz: Nachlass Hans Poelzig, Hamburg Bassenge, Berlin, Auktion 103, 30.05.2014, Lot 6884

6841

Antonio Marasco

6844 „Umberto Boccioni“

Graphit auf gelblichem Velin. 1914. 43,5 x 34,8 cm. Unten links mit Graphit signiert „Mar.“ und datiert, rechts oben und unten betitelt, verso mit Bleistift bezeichnet „38.46 Firenze“.

600 €

Nicht nur den Ideengeber, auch die Idee des Futurismus setzt Marasco ins Bild: Klare Linien und kantige Schattierungen öffnen das Bildnis zum Raum hin, die Transparenz der Darstellung verbindet die Figur mit dem Umraum und entspricht damit der futuristischen bildnerischen Auffassung. Marasco, ein früher Vertreter des Futurismus, schloss sich bereits 1913 den Kreisen von „Lacerba“ und „L’ Italia Futurista“ an, 1914 lud ihn Marinetti ein, ihn für eine Reihe von Vorträgen nach Russland zu begleiten, wo er Kontakte zu führenden Vertretern der russischen kubo-futuristischen Avantgarde wie Malevitsch, Larionov und Majakowsky knüpfte. Zurück in Florenz, schloss er Bekanntschaft mit Boccioni, dem Doyen der Futuristen, und portraitierte ihn noch im selben Jahr.

Provenienz: Casa d’Aste Arcadia, Rom, Auktion 22.05.2019, Lot 410

Ausstellung: Benedetto + Futurismo, Palazzo Vitari, Rende 2004 (Kat.-Abb. S. 69)

Antonio Marasco (1896 Nicastro – 1975 Florenz)

6843 „Antonio Sant’Elia“

Graphit auf gelblichem Velin. 1914. 43 x 31,8 cm.

Unten mittig mit Graphit signiert „Marasco“, rechts (von fremder Hand?) mit Bleistift datiert, links unten und rechts oben zweifach betitelt.

500 €

Im Profil, mit wenigen abstrahierenden Linien und weichen Schattierungen umrissen, zeigt Marasco Sant’Elia, den italienischen Architekten des Futurismus. Inspiriert von Raimondo D’Aronco und Giuseppe Sommaruga, wie auch von den Österreichern Otto Wagner und Adolf Loos und von der amerikanischen Hochhausarchitektur, schuf Sant’Elia 1912 bis 1914 die bedeutende Zeichnungsserie La Città Nuova, die später viele Architekten der Moderne, u. a. Le Corbusier, beeinflusste.

Provenienz: Casa d’Aste Arcadia, Rom, Auktion 22.05.2019, Lot 411

Ausstellung: Benedetto + Futurismo, Palazzo Vitari, Rende 2004 (Kat.-Abb. S. 69)

6843
6844

Antoine Pevsner

(1884 Orjol/Klimowitschi – 1962 Paris) 6845 „Christiania“ Bleistift auf festem Velin. 1917. 43,5 x 38,3 cm.

Unten rechts mit Bleistift signiert „A. Pevsner“, datiert und betitelt, unten links monogrammiert „A.P.“.

2.400 €

Bedeutende, frühe Zeichnung aus Pevsners besonders interessanter, prägender Zeit in Moskau. Der Titel lässt vermuten, dass es sich bei der kristallin-abstrakten, konstruktivistischen Darstellung um ein geistiges Erinnerungsbild zu seiner Osloer Zeit handelt. Der russische Künstler Pevsner, wie sein Bruder Naum Gabo einer der richtungweisenden Konstruktivisten, schloss ab 1911 in Paris, der Metropole der

Avantgarde, Bekanntschaft mit Alexander Archipenko, Constantin Brâncusi und Amedeo Modigliani und begann, abstrakt zu malen, bevor er nach Oslo weiterzog. Die vorliegende Zeichnung ent stand während seiner anschließenden Zeit in Moskau. Hier unterrichtete Pevsner ab 1917 an der Kunstakademie und arbeitete mit den Konstruktivisten Kasimir Malewitsch und Wladimir Tatlin zusammen. 1920 unterzeichnete er das Realistische Manifest, das Kubismus und Futurismus ablehnte und argumentierte, dass Kunst abstrakt sein sollte, zugleich aber die Realität von Raum und Zeit zu berücksichtigen habe. Er geriet jedoch mit seiner abstrakten Kunst zunehmend in Widerstreit mit dem Sowjetsystem und emigrierte nach Berlin.

Provenienz: Drouot-Richelieu, Paris, Auktion 27.10.2001, Lot 45 Privatsammlung Israel Swann, New York, Auktion 04.03.2021, Lot 255

Rudolf Bauer

(1889 Lindenwald/Schlesien – 1953 Deal/New Jersey)

6846 Prison Drawing (Geometrische Komposition)

Bleistift auf Skizzenpapier. Um 1938. 23,7 x 22,5 cm. Unten mittig mit Bleistift signiert „Bauer“.

800 €

Während seiner Haftzeit im Jahr 1938 zeichnete Bauer seine imaginierten, geometrisch-abstrakten Kompositionen auf allen erreichbaren Arten von Papier. Der Künstler, der 1918 Gründungsmitglied der Novembergruppe in Berlin gewesen war und sich in Herwarth Waldens Avantgardekreis um den „Sturm“ bewegte, galt unter den Nazis als „Judensympathisant“, seine Werke als „entartet“, „degeneriert“ und „undeutsch“. Erst nach Monaten kam er wieder aus der Haft frei und konnte im Jahr 1939 endgültig in die USA emigrieren.

6847 Prison Drawing (Geometrische Komposition) Bleistift auf Skizzenpapier. Um 1938. 19,7 x 20,3 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Bauer“. 800 €

Eine klare Kompositionsidee, mit klaren Linien und geometrischer Formgebung gezeichnet. Bauer, einer der frühen völlig abstrakt entwerfenden Künstler, gründete in Berlin im Jahr 1930 mit finanzieller Unterstützung seines Förderers Solomon R. Guggenheim den Kunstsalon „Das Geistreich“, sein eigenes Museum für abstrakte Kunst. 1938 wurde er von der Gestapo wegen „Devisenvergehen“ verhaftet, fertigte jedoch sogar im Gefängnis jeden Tag Zeichnungen an. Etwa zeitgleich sprüht anlässlich der großen Guggenheim-Ausstellung „Art of Tomorrow“ Hilla von Rebays Enthusiasmus für die moderne abstrakte Malerei, für die sie den Begriff der „Non-objective Art“ prägt, in ihren Worten zu Rudolf Bauer: „In der Sammlung vertreten ist auch die Entwicklung eines Genies, des größten aller Maler, dem spirituell am weitesten entfalteten Künstler, dessen Einfluss in die Zukunft führt. Rudolf Bauer, dessen jede ‚Non-objective‘ Arbeit ein vollendetes Meisterwerk ist, daß keine Fläche, keine Form, keine Spitze geändert oder fortgenommen werden könnte ohne die perfekte Organisation seines Werkes anzugreifen.“ (Hilla von Rebay, Art of Tomorrow, Ausst.-Kat. Guggenheim Foundation, New York 1939, S. 4).

6846
6847

Henri Matisse

(1869 Le Cateau – 1954 Cimiez bei Nizza)

6848 Esquisse de Chat Bleistift auf Velin. Wohl um 1900. 53,6 x 75,5 cm.

8.000 €

Geisterhaft, in einer verstörenden Komposition, erscheint das Skelett einer auf dem Seziertisch liegenden Katze, deren Schädel, Schulter und Beine Matisse genau untersucht. Mit dem Bleistift umfährt der Künstler vielfach die Konturen dieser Knochen, lässt hingegen den Rest des Körpers in der Andeutung, die hier durchaus für den Verfall des Kadavers stehen mag. Matisse setzt seine weiteren Skelettstudien so auf das Papier, dass die Anatomie aufgeklappt zu sehen ist, zwei der Beine nach oben ragen und der Betrachter sich angesichts dieser Fragmentierung irritiert um eine Orientierung bemühen muss. Die Vorbesitzerin des lange im Besitz der Familie gehüteten Blattes, Jacquelyn Miller Matisse (1940 - 2018), war verheiratet mit PierreNoel (Peter) Matisse, dem jüngsten Enkel von Henri Matisse. Begeistert für Kunst und Kultur, reiste sie als Vertreterin der Familie Matisse

um die Welt und beteiligte sich an zahlreichen Wohltätigkeitsaktionen. 1966 zog sie von Chicago nach Paris, wo sie für Yves Saint Laurent modelte und für Roland Petit im Casino de Paris tanzte. Aus dem Besitz der Familien Matisse, Duchamp und Villon erbten Jacquelyn und Peter eine bedeutende Sammlung von Werken von Matisse sowie den Duchamp-Villons, darunter auch diese Zeichnung von Henri Matisse, die bislang für ein Pferdeskelett gehalten und entsprechend „Esquisse de Cheval“ betitelt wurde. Die Authentizität der Zeichnung wurde von Georges Matisse bestätigt.

Provenienz: Nachlass des Künstlers, Paris

Pierre Matisse

Pierre-Noël Matisse

Jacquelyn Miller Matisse

Stair Galleries, Hudson, Auktion „The Matisse Legacy: Works Formerly in the Collection of Jacquelyn Miller Matisse“, 20.10.2022, Lot 105

6848

Gottfried Helnwein

(1948 Wien, lebt in Tipperary und Los Angeles)

6849 Fire (Joseph Beuys) Öl und Acryl auf Leinwand. 1997. 100 x 79 cm. Verso mit Faserstift in Schwarz signiert „G Helnwein“. Helnwein WVZ 97-031.

20.000 €

Beuys’ Antlitz scheint aus der Tiefe des Bildraumes aufzutauchen und sogleich wieder darin versinken zu wollen. Mehrfach portraitierte Helnwein den Künstler, dessen Werke ähnlich seinen eigenen weit in den sozialen und politischen Bereich hineinreichen. Präzise und detailliert beobachtet Helnwein sein Motiv und führt das hyperrealistische Gemälde gewissenhaft und makellos aus. Die monochrome Gestaltung in Blau verleiht dem Portrait eine magische, distanzierte Ausstrahlung. Die Serie „Fire“ mit etwa 199 dunkelblauen Monochromen, entstanden 1994-96, beruht auf Fotografien berühmter Künstler, Dichter und Schriftsteller, Komponisten, Philosophen und Wissenschaftler, politischer Aktivisten und auch Popstars: Rebellen des 20. Jahrhunderts, alle unabhängig von der etablierten Kultur ihrer Zeit. Diesen Portraits ist nicht nur gemeinsam, dass sie in tiefstem Dunkelblau gemalt sind, sondern es liegt auch allen Dargestellten eine Art Schleier über dem Gesicht, der sie sogar bei Tageslicht verschwommen und mehrdeutig erscheinen lässt. Dieses Verschleierte und zugleich perfekt Gemalte stellt eine Herausforderung an den Betrachter dar, das Bild ist in seinem eindringlichen Großformat hochpräsent und entzieht sich zugleich.

Provenienz: Galerie Suppan, Wien (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet und datiert)

Joseph Beuys (1921 Kleve – 1986 Düsseldorf)

6850 SOZIALE PLASTIK

Autograph. Feder in Blauschwarz auf Briefpapier. 1968. 29,5 x 20,8 cm. Oben mittig mit Feder numeriert „2“, verso mit Bleistift signiert „Joseph Beuys“.

8.000 €

Bedeutendes programmatisches Schriftstück, richtungweisend für Beuys’ Entwicklung: Er erläutert auf dieser zweiten Seite sowohl den von ihm erdachten und im Jahr 1967 zuerst vorgestellten Begriff der Sozialen Plastik, als auch seine damit zusammenhängende Idee des Gesamtkunstwerks, mit dem zentralen Satz, dass „jeder Mensch ein Künstler“ ist und durch kreatives Handeln zum Wohl der Gemeinschaft beitragen kann. Die Soziale Plastik als neue Kategorie der Kunst, als erweiterter Kunstbegriff, soll auf die Gesellschaft als ein lebendiges, sich stetig veränderndes und formbares System einwirken, um das Zusammenleben der Menschheit mit Natur und Kosmos nach den Kriterien der Kunst zu gestalten. Kunst ist also hier nicht mehr unbedingt etwas Materielles. Hier postuliert er: „es wird keine brauchbare Plastik mehr geben, wenn dieser SOZIALE ORGANISMUS ALS LEBEWESEN nicht da ist. Das ist die Idee des Gesamtkunstwerkes in dem JEDER MENSCH EIN KÜNSTLER ist.“.

Provenienz: Stargardt Auktionen, Marburg (1986 dort erworben)

Benoît Mandelbrot (1924 Warschau – 2010 Cambridge, Mass.)

6851 Mandelbrot-Menge, Fraktal-Formel Faserschreiber in Lila auf Maschinenpapier. 1994. 21 x 29,8 cm.

300 €

Die bahnbrechende Formel eines visionären Wissenschaftlers, von ihm selber aufgezeichnet anlässlich der Dreharbeiten zu dem Film „Alphabet of Shapes: Benoît Mandelbrot and Fractal Geometry“, erschienen 1995. Die nach Benoît Mandelbrot benannte Mandelbrotmenge besteht aus komplexen Zahlen, die alle ein bestimmtes Kriterium erfüllen. Geometrisch gesehen ist die Mandelbrotmenge ein Fraktal, das im allgemeinen Sprachgebrauch oft Apfelmännchen genannt wird. Der Begriff Fraktal, vom Mathematiker Mandelbrot 1975 geprägt, bezeichnet bestimmte natürliche oder künstliche Gebilde oder geometrische Muster, ebenso wie mathematische Strukturen, die durch Wiederholung einfacher Prozesse auf verschiedenen Maßstabsebenen komplexe Muster erzeugen. Der Vater der fraktalen Geometrie zeichnete seine Formel während seiner Zeit an der mathematischen Abteilung der Yale University.

Provenienz: Geschenk von Benoît Mandelbrot

Frank Zappa

(1940 Baltimore – 1993 Hollywood Hills, Los Angeles) 6852 Road Sketch #1 Notenblatt. Offset auf dünnem Maschinenpapier. 1989. 27,8 x 21,5 cm.

120 €

Von Zappa ausgedrucktes Lead Sheet eines unveröffentlichten Stückes, mit dem ausgedruckten Copyrightvermerk von Munchkin Music im Unterrand.

6851

Edward Lorenz

(1917 West Hartford – 2008 Cambridge)

6853 The Butterfly Effect Plotterzeichnung auf Skizzenpapier. 1993. 28 x 21,5 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz signiert „Edward N. Lorenz“.

1.200 €

Das Signum der Chaosforschung, den Schmetterlingseffekt, verbildlicht die Plotterzeichnung: Das Flattern eines Schmetterlings in Brasilien kann, indem es die Atmosphäre beeinflusst, zu einem Wirbelsturm in Texas beitragen, die kleinste Ursache somit eine immense Wirkung entfalten. Edward Lorenz, der Wegbereiter der Chaostheorie, entdeckte dieses Phänomen. Um 1960 begann der Mathematiker und Meteorologe, bei seiner Arbeit am MIT ein Wettermodell

am Computer zu simulieren, bei dem kleinste Varianten der Ausgangsbedingungen deutliche abweichende Ergebnisse der Wetterprognosen zur Folge hatten. „Der ‚Schmetterling‘ kam Lorenz in den Sinn, als er eine Computer-Grafik zu seinen Berechnungen sah: Sie stellt die Ergebnisse eines einfachen Wettermodells durch abstrakte Punkte und Linien dar: Sie zeigt zwei ‚Flügel‘, die Schmetterlingsflügeln ähneln, aus aneinandergereihten Punkten. Jeder Punkt entspricht der Lösung des Differentialgleichungssystems, das aus den drei Variablen besteht.“ (ardalpha.de, Zugriff 15.07.2024). Plotter gehören zu den wenigen Geräten, die Vektorgraphiken direkt wiedergeben, ohne sie vorher in eine Rastergraphik umgerechnet zu haben. Das Entstehen dieser Zeichnung wurde auf Film aufgezeichnet für die Kultursendung “aspekte”.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

6853

Günther Uecker

(1930 Wendorf/Mecklenburg, lebt in Düsseldorf)

6854 Ohne Titel

Kugelschreiber in Blau auf Velin. 1964. 27,7 x 20,8 cm. Unten rechts mit Kugelschreiber in Blau signiert „G Uecker“ und datiert.

3.500 €

Die Spitze des Kugelschreibers stößt Uecker ins Papier und durchlöchert das Velin in stakkatoartigen Bewegungen. Dieses rhythmische Pulsieren verdichtet sich zum Oberrand hin und löst sich nach unten hin auf, so dass eine perspektivische Wirkung entsteht. Mit einer seis-

mographischen Wahrnehmung setzt der Künstler den Fluss der Zeit und die Bewegung seiner Hand in Beziehung zueinander, er formt Energie zu Strukturen um und zeigt damit in dieser kleinen frühen Arbeit den Kern seines Schaffens. Ueckers Werke sind 1964 in neun ZERO-Ausstellungen zu sehen, darunter neben der documenta III auch die Galerie Howard Wise in New York, wo dem jungen Künstler der internationale Durchbruch gelingt.

Provenienz: Frank Zolt, New York (Geschenk des Künstlers) Christie’s, London, Auktion 5815, 06.04.2005, Lot 102 Privatsammlung Schweiz Koller, Zürich, Auktion 199, 02.12.2021, Lot 3435

6854

Richard Tuttle

(1941 Rahway/New Jersey, lebt in New York und Santa Fe)

6855 „The Roof“

Graphit auf Skizzenblockpapier. 1971. 35,3 x 28 cm.

Verso mit Bleistift signiert „RICHARD TUTTLE“, datiert, betitelt und bezeichnet „A SPLITTING OF ONE FRAGMENT INTO TWO FRAGMENTED ELEMENTS WHICH MAY OR MAY NOT BE OF THE SAME ‚ELEMENT‘ AS THE ORIGINAL...AND THE POINT OF ITS HAPPENING.“.

2.700 €

Minimalistische, frühe Zeichnung Tuttles, deren Subtilität und Zartheit den Betrachter dazu zwingt, sich den Bildraum selber zu er-

schließen: Ohne Bezugspunkt und Maßstab lässt der Künstler die dachartige Konstruktion frei schweben und erzielt damit eine stille, spirituell wirkende Poesie. „Richard Tuttle draws beauty and poetry out of humble materials, creating works that exist in the present moment, reflect the fragility of the world, and allow for individual experiences of perception.“ (pacegallery.com, Zugriff 08.07.2024).

Provenienz: Vivian Horan Fine Art, New York 2006 Christie’s, London, Auktion 6706, 12.09.2012, Lot 13

Ausstellung: Minimalism: On and Off Paper, Vivian Horan Fine Art, New York 2006 (verso auf der Rahmenrückseite mit deren Klebeetikett)

6855

Charles M. Schulz

(1922 Minneapolis – 2000 Santa Rosa)

6856 Charlie Brown

Faserstift in Schwarz auf festem Velin. 35,5 x 28 cm.

Unten mittig links mit Faserstift in Schwarz signiert „SCHULZ“, verso mit Copyrightstempel.

1.500 €

Eine Ikone der Comicwelt: Charlie Brown, der ewige Pechvogel, verkörpert als Hauptfigur Schulz’ Grundidee der Peanuts. Er zeichnet ihn spät im Leben mit unruhigen schwarzen Konturen und verleiht dem Mund damit ein etwas zerknittertes Aussehen. Seit 1950 erschienen Schulz’ Comictrips „Peanuts“, 1947 folgten bereits die ersten Veröffentlichungen, betitelt „Li’l Folks“. Die immense Popularität der Peanuts zeigt sich unter anderem darin, dass die Astronauten von Apollo 10 ihre Kommandokapsel „Charlie Brown“ und ihre MondLandefähre „Snoopy“ nannten. Das Zeichnen der Figur wurde auf Kamera festgehalten und für den Beitrag bei ZDF aspekte verwendet.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

Charles M. Schulz

6857 Snoopy

Faserstift in Schwarz auf festem Velin. 35,5 x 28 cm. Unten mittig links mit Faserstift in Schwarz signiert „SCHULZ“, verso mit Copyrightstempel.

1.500 €

Mit schlafwandlerischer Sicherheit, klaren Strichen, skizzenhaft einfach und prägnant zeichnet Schulz seine Comicfigur und konzentriert sich dabei völlig auf den Snoopy: Einen Hintergrund gibt es nicht, keine Perspektive, und der Untergrund bleibt mit wenigen Grashalm-Strichlein in der bloßen Andeutung. Mit Charlie Brown, Shermy und Patty gehörte Snoopy bereits seit 1950 zu den ersten Figuren der Peanuts. Die Mond-Landefähre von Apollo 11 wurde „Snoopy“ getauft. Das Zeichnen der Figur wurde auf Kamera festgehalten und für den Beitrag bei ZDF aspekte verwendet.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

6856
6857

William Copley

(1919 New York – 1996 Key West/Florida)

6858 Untitled Faserstift in Schwarz und Kohle auf festem Velinkarton. 1992. 10,3 x 14,5 cm. Unten rechts mit Faserstift in Schwarz signiert „cply“, verso mit Bleistift datiert. 1.500 €

Das Paar beim Crocketspiel zeigt Copley in dem charakteristischen Stil durchbrochener Linien, der sein zeichnerisches Schaffen seit den 1960er Jahren bestimmt. Die Bildsprache seiner locker narrativen Darstellungen ist gekennzeichnet durch krummlinige Figuren, oft ohne Gesichter, zu denen häufig der Mann mit dem Bowlerhat zählt, durch kräftige Konturlinien und einen ironisch-humorvollen Blickwinkel. Entsprechend der Lückenhaftigkeit seines Zeichenstils entfernte Copley die Vokale aus seinem Familiennamen und signierte sein Werk CPLY. Insbesondere seine Freundschaft mit René Magritte war eine bedeutende Inspirationsquelle für den Künstler, der als wichtiger Vermittler zwischen den Surrealisten und der Pop-Art-Bewegung gilt.

Provenienz: Karl & Faber, München, Auktion 247, 06.12.2013, Lot 1014

6858

Hannah Höch

(1889 Gotha – 1978 Berlin)

6859 Abstrakte Komposition Tusche auf bräunlichem Karton. Um 1960. 23,9 x 28,7 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „H.H.“.

900 €

Hannah Höch, eine der bedeutendsten deutschen Avantgardekünstlerinnen und progressive Vorreiterin der Dada-Bewegung, zeichnet die abstrakte Komposition mit kristallin-geometrischen Formen und feinen Binnenstrukturen, spannungsreich und in ihrer charakteristischen, ganz eigenen Handschrift. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte Hannah Höch sich intensiv im Berliner Kulturleben, um dessen Wiederaufbau voranzutreiben, und sie hielt u.a. Vorträge zum Thema „Frauen und Kunst“.

Provenienz: Bassenge, Berlin, Auktion 103, 02.06.2014, Lot 8115

6859

Michael Lark

(1966 Pennsylvania, lebt in Houston)

6860 „Scene of the Crime“ Pinsel und Faserschreiber in Schwarz über Bleistift auf leichtem Bristolkarton. 1998. 42,8 x 30,4 cm.

Oben mittig mit Kugelschreiber in Blau datiert, mit Faserschreiber in Schwarz betitelt und bezeichnet „Lark“ und „Roeberg“, im rechten und unteren Rand PassmarkenKleber.

700 €

Beeindruckender Auftritt des Protagonisten, Privatdetektiv Jack Herriman. Lark gestaltet die Szene im Stil des crime noir, dessen

düstere Aspekte sich auch in dem gezeichneten Filmstreifen links zeigen. Ed Brubaker schrieb die Texte, Michael Lark zeichnete die Comic-Miniserie Scene of the Crime, erschienen in vier Ausgaben bei Vertigo/DC Comics. Die vorliegende Zeichnung, hier noch ohne die Schrift, entstand als Vorlage fürs Cover zu Band 1, „A Little Piece of Goodnight“, im Mai 1998. Dies war das erste Werk, in dem Ed Brubaker und Michael Lark zusammenarbeiteten, noch vor ihren gefeierten Veröffentlichungen von Daredevil und Gotham Central. Spätere Ausgaben wurden von Sean Phillips getuscht.

Provenienz: Heritage Auctions, Dallas, Auktion 08.01.2017, Lot 12074

6860

Johannes Geccelli

(1925 Königsberg – 2011 Blankenfelde-Mahlow)

6861 Laufender

Aquarell und Graphit auf leichtem SchoellershammerKarton. 1971. 61,8 x 45 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „Geccelli“ und datiert.

700 €

Die Figur und ihre Bewegung in Raum und Zeit: eines der Hauptmotive im Schaffen Geccellis. In dieser frühen Zeichnung, entstanden wohl zu Geccellis Gemälde „Walking in the Greens“ (ebenfalls 1971), zeigt sich der Beginn seiner Grundidee, die Figur aufzurastern Diese Auflösung akzentuiert und bereichert der Künstler zudem

durch den spiegelnden Effekt der Graphitfleckchen, die er über die schwarze Aquarellfarbe legt. „1972-73 machte er die Entdeckung, dass der Schatten eines Menschen nicht aus Umrissen, sondern vielmehr aus einem Schattenfleck besteht. Die Wahrnehmung des Umrisses ist eine kognitive Leistung des Betrachters. Infolgedessen ließ Geccelli die Figur zunehmend aus ‚Farbflecken‘ entstehen.“ (geccelli.com, Zugriff 11.06.2024). Das zunehmende Auflösen der Figur führt im Schaffen des Künstlers schließlich zu ihrem völligen Verschwinden. Das vorliegende Blatt stellt einen der frühen, entscheidenden Schritte Geccellis in diese Richtung dar.

6861

6862

Harry Bertoia

(1915 Arzene – 1978 Barto, Pennsylvania)

6862 Ohne Titel (Kopf)

Monotypie auf Velin. Ende 1950er Jahre. 53 x 41 cm (56 x 45 cm). Unten rechts von Brigitta Bertoia mit Bleistift bezeichnet „531“. Bertoia Werkverzeichnis online TD.MO.1625.

4.500 €

Die bedeutende, großformatige Komposition verrät in ihrer Struktur viel über das Schaffen Bertoias: Gitterartige, an Metallstäbe erinnernde Linien formen den Kopf in feinsinniger Abstraktion und zeugen in ihrer kristallinen Plastizität vom gestalterischen Können des

Designers. Die Technik der Monotypie sagte dem Künstler wegen der Schnelligkeit und Spontaneität der Umsetzung sehr zu; es entstanden Tausende dieser unikatären Drucke. Bereits als Studierender an der Cranbrook Academy of Art traf er Architekten und Designer wie Walter Gropius und Edmund Bacon, Ray und Charles Eames. 1950 richtete er in Pennsylvania ein eigenes Studio ein und begann seine Arbeit für Hans Knoll, die ihn unter anderem zu Entwürfen für Sitzgelegenheiten wie den ikonisch-berühmten Diamond Chair anregte. Das Werkverzeichnis catalogue.harrybertoia.org (mit Abb.) wurde online eingesehen am 25.09.2024.

Provenienz: Nachlass des Künstlers

Matt Groening (1954 Portland, Oregon)

6863 „CHANCE DRAWING“ Faserstift in Schwarz auf dünnem Skizzenpapier. 1992. 27,8 x 21,5 cm. Unten rechts mit Faserstift in Schwarz signiert „MATT GROENING“, datiert und betitelt.

240 €

Kreativität, die keine gegenständliche Form sucht. Linien, die frei schwingen dürfen. Groenings Scribble zeugt von der fließenden Inspiration des Comicautors und Produzenten. Das Entstehen der Zeichnung wurde von Henning Lohner für die Kultursendung “aspekte” auf Film aufgezeichnet und damals ausgestrahlt.

Jean Tinguely (1925 Fribourg – 1991 Bern)

6864 „META-MATIC“ Farbige Faserstifte auf Velin. 1964. 29,5 x 20,8 cm. Unten rechts mit Bleistift und Kugelschreiber in Schwarz zweifach signiert „Tinguely“, mittig datiert und links betitelt.

600 €

Ein farbiges Flimmern vertikal geführter Strichlein und Punkte in Schwarz, Violett und Gelb lässt Tinguely von seinem selbst konstruierten und von seiner eigenen Hand gesteuerten kreativen Automaten erzeugen.

Provenienz: Karl & Faber, München, Auktion 262, 11.06.2015, Lot 400

6863
6864

6865

Hans Arp

6866 Mondmännchen II

Feder in Schwarz auf Velin (Wz. VIDALON FRANCE).

Um 1960. 27 x 21 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Arp“.

2.500 €

Aus den äußerst reduzierten, geschwungenen Formen und den für Arps Schaffen charakteristischen wechselweise konkaven und konvexen Linien kann ein stark abstrahierter menschenähnlicher Körper gelesen werden. Die Zeichnung ist Astrid von Asten, Arp Museum Rolandseck, sowie Maike Steinkamp, Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V. Remagen-Rolandswerth, bekannt.

Provenienz: Galerie Erker, St. Gallen

Privatbesitz Rheinland

Lempertz, Köln, Auktion 1033, 30.05.2014, Lot 333

Hans Arp (1886 Straßburg – 1966 Basel)

6865 Mondmännchen I

Feder in Schwarz auf Velin (Wz. VIDALON FRANCE).

Um 1960. 27 x 21 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Arp“.

2.500 €

Wort- und Bildspiele rund um den Begriff Mond finden sich im Schaffen Arps vielfältig umgesetzt. Die Zeichnung entspricht weitgehend der Radierung „Composition“ von 1960 (Arntz 416, dort vermutlich auf dem Kopf stehend abgebildet). Die Zeichnung ist Astrid von Asten, Arp Museum Rolandseck, sowie Maike Steinkamp, Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V. Remagen-Rolandswerth, bekannt.

Provenienz: Galerie Erker, St. Gallen Privatbesitz Rheinland

Lempertz, Köln, Auktion 1033, 30.05.2014, Lot 332

6866

Walt Disney Studio / Ub Iwerks

6867 Steamboat Willie: Mickey Mouse at the Marimba Bleistift auf Skizzenpapier. 1928. 24 x 30,5 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „298“, verso mit der gestempelten Nummer „293“.

2.400 €

Meisterhaft spielt der Zeichner mit den Rundformen von Ohren, Mickeys Kopf, Körper und den Marimbas, die alle miteinander in Schwung zu geraten scheinen. Walt Disneys Steamboat Willie erschien 1928 als der erste Film, in dem Mickey-Maus und Minnie-Maus auftreten, und er ist wahrscheinlich der bekannteste Mickey-Mouse-

Kurzfilm. Steamboat Willie war Disneys erster Sound-Cartoon und gilt als einer der Eckpfeiler der Animationsgeschichte. Gezeichnet von Ub Iwerks, Walt Disneys erstem Angestellten im neu gegründeten Zeichentrickstudio. Die frühen Disney-Cartoonfilme wurden hauptsächlich von Iwerks gezeichnet, der im Ruf stand, der schnellste Trickfilmzeichner zu sein. In Fachkreisen wird Ubbe Iwerks die Erfindung der Mickey Maus zugeschrieben. Im Unterrand mit den originalen Lochungen.

Provenienz: Bonham’s, New York, Auktion 23420, 13.06.2016, Lot 94

6867

Eugène Delacroix

(1798 Charenton-Saint-Maurice – 1863 Paris)

6868 Studien für Perseus und Andromeda Schwarzer Stift auf Bütten mit dem Wasserzeichen „Initialen HP im Schild umgeben von Blätterkranz“. 25,3 x 39 cm.

1.800 €

Andromeda war in der griechischen Mythologie die Tochter des äthiopischen Königs Cepheus. Als ihre Mutter allzu leichtfertig behauptete, Andromeda sei schöner als die Nereiden, sandte der erzürnte Poseidon ein Seeungeheuer, das die Küsten des Reiches plagte. Um den Gott zu besänftigen, kettete Cepheus seine Tochter als Opfer für das Monster an einen Felsen, wo sie der Held Perseus zufällig erblickte und befreite. Mit diesem dramatischen Stoff beschäftigte sich um 1853 Eugène Delacroix, angeregt von einem Gemälde gleichen Themas des Renaissancemeisters Tizian. Erhalten haben sich zwei Ölskizzen, die die Staatsgalerie Stuttgart und das Baltimore Museum of Art verwahren. Auf vorliegendem Studienblatt tastet sich der Künstler zeichnerisch an die Protagonisten der Szene heran: die an dem Felsen gekettete Andromeda, der aus den Lüften herabstürzende Perseus und das drachenartige Seeungeheuer. Die Armstellung von Perseus mit dem vorgehaltenen Schild übernahm Delacroix in den Ölfassungen beinahe unverändert, die Abwandlung der anderen Figuren zeugen von den Veränderungen, die jedem künstlerischen Entwurfsprozessen naturgemäß zu eigen sind.

Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers (Lugt 838a)

Walt Disney Studio / Ub Iwerks

6869 Steamboat Willie: Peg-Leg Pete Bleistift auf Skizzenpapier. 1928. 24 x 30,3 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „450“, „F 445“ sowie rechts neben der Darstellung „445“, verso gestempelt „442“.

1.200 €

Als Schurke und Erzfeind von Mickey Maus ist er sofort erkennbar: Bedrohlich blickt der mit wenigen sicheren Linien gezeichnete Peg-Leg Pete und erscheint mit den in die Seiten gestützten Armen wie ein Ausbund an feindlicher Energie. Pete (Kater Karlo), der Kapitän des Dampfschiffs in Steamboat Willie, war - damals noch als anthropomorpher Bär - erstmals bereits 1925 in dem DisneyCartoon Alice Solves the Puzzle zu sehen, also früher als Mickey Maus selber. Er ist damit die älteste heute noch verwendete DisneyFigur. Im Unterrand mit den originalen Lochungen.

Provenienz: Bonham’s, New York, Auktion 23420, 13.06.2016, Lot 94

6868

Walt Disney Studio / Ub Iwerks

6870 Steamboat Willie Bleistift auf Skizzenpapier. 1928. 24 x 30,3 cm. Unten rechts mit Bleistift bezeichnet „13“.

1.200 €

Der Beginn eines bahnbrechenden Stückes Animationsgeschichte:

Walt Disneys erster Sound-Cartoon „Steamboat Willie“ war auch derjenige, der zum ersten Mal die berühmteste Kreation des Studios vorstellte - Mickey Mouse. Die Eröffnungsszene des Films zeigt Mickeys Boot, einen tuckernden Raddampfer. Die vorliegende seltene Animationszeichnung stellt dieses Boot dar und die schwarzen, aus

seinem Schornstein puffenden Rauchwolken, daneben auch numerierte Positionsmarkierungen. Dieser Film wurde komplett von Ub Iwerks gezeichnet und von Walt Disney inszeniert. Obwohl zwei frühere Mickey-Cartoons als Stummfilme produziert worden waren, wurden beide zugunsten von Steamboat Willie von der Veröffentlichung zurückgezogen und später mit Soundtracks nachgerüstet. Die Uraufführung fand am 18. November 1928 im New Yorker Colony Theater statt. Im Unterrand mit den originalen Lochungen.

Provenienz: Bonham’s, New York, Auktion 23420, 13.06.2016, Lot 94

6869
6870

von Paris und hält ins elektrische Kunstlicht der Laternen, der Schaufensterbeleuchtung und der Leuchtreklame getauchte Szenen fest.“ (Dietmar Mezler, Auguste Chabaud - der melancholische Außenseiter, Schirn.de, 30.04.2014, Zugriff 01.07.2024).

Provenienz: Art Valorem, Paris, Auktion 17.11.2020, Lot 37

Auguste Chabaud (1882 Nimes – 1955 Graveson)

6871 Bouquinistes sur le Quai

Pinsel und Feder in Schwarz, laviert, sowie Bleistift auf Velin. 1907. 27,5 x 22 cm. Unten rechts mit der gestempelten Signatur „A. Chabaud“.

1.100 €

Frühe, herausragende Zeichnung aus der ereignisreichen Pariser Zeit des jungen Künstlers. Turbulent und doch fast menschenleer geht es am Quai des Bouquinistes zu, die Stadt scheint ein Eigenleben zu führen: Schlank schwingen sich die zwei schwarzen Baumstämme empor, ihre Linien durchkreuzt von der Schräge eines Krans, dazwischen Dampfer, Wolke, Uhr und Brücke in locker schwebender Anordnung. In Paris, wo er an der Académie Julian und der École des Beaux Arts studiert hatte und Henri Matisse sowie André Derain kennenlernte, malte Chabaud am Montmartre Szenen aus dem Pariser Stadt- und Nachtleben, den Cafés, Cabarets und Varietés. „Auch wenn Auguste Chabaud diesen Stätten des gesellschaftlichen und künstlerischen Austausches einen hohen sozialen Stellenwert beimisst, nimmt er innerhalb dieses Gefüges eine Außenseiterrolle ein. Einsam, wie ein Verfolgter, durchstreift er die nächtlichen Straßen

Giacomo Balla (1871 Turin – 1958 Rom)

6872 Paesaggio (Ultimi disegni)

Pinsel und Feder in Schwarz, teils laviert, auf Makulaturpapier. Um 1956. 15 x 21 cm. Unten links mit Feder in Schwarz signiert „Balla“.

1.200 €

Ein Fließen, ein Atmen wohnt der Landschaft inne. Mit ihren lebendigen Linien und Lavierungen korrespondiert sie kompositorisch mit der darüberliegenden Wolkenformation. Trotz seines prägenden Einflusses auf den italienischen Futurismus ließ Balla in seinen späten Lebensjahren diesen Stil mit seinem Divisionismus und seiner Bindung an das moderne Leben hinter sich und spürt hier dem Pulsieren der Natur nach. Verso mit einer handschriftlichen Echtheitsbestätigung von Elica Balla.

Provenienz: Bertolami Fine Art, Rom, Auktion 88, 26.02.2021, Lot 351

Ernst Ludwig Kirchner

(1880 Aschaffenburg – 1938 Frauenkirch bei Davos)

6873 Boote

Rohrfeder mit chinesischer Tusche auf Skizzenbuchpapier. Um 1910. 13,5 x 21 cm. Nicht bei Presler.

3.000 €

In äußerster linearer Konzentration und einer hieroglyphenhaften Einfachheit der Linien und Formen erfasst Kirchner die Boote in der aus einem Skizzenbuch entnommenen Zeichnung. Er verzichtet dabei fast ganz auf eine räumliche Festlegung, sondern setzt die Boote mit wenigen heftigen Strichen vielmehr in eine zeitlos erscheinende Raumatmosphäre der Meeresküste. Souverän und nur zeichenhaft erfasst er die Bildgegenstände. Die reizvolle Skizze aus der besten Brücke-Zeit zeigt die für Kirchner so typische Manier der Jahre um 1910, ihm „vermitteln Skizzen das Erlebnis von Ganzheit und Fülle. Sie überwinden begrenzten Raum und führen in die ‚Vollzahl der Zeiten‘“ (Gerd Presler, Ernst Ludwig Kirchner. Die Skizzenbücher, Weingarten 1996, S. 173).

Provenienz: Galerie Springer, Berlin Privatsammlung Zürich, Schweiz

6872
6873

Pierre Bonnard

(1867 Fontenay-aux-Roses – 1947 Le Cannet)

6874 La Seine a Vernon

Bleistift auf Velin. Um 1916. 12,5 x 16,3 cm.

2.000 €

In Vernon an der Seine ließ sich Bonnard ab 1910 für lange 16 Jahre in einem Haus nieder, das er „Ma Roulotte“ (Mein Zigeunerwagen) nannte. Nur wenige Kilometer entfernt in Giverny lebte der ältere, von Bonnard sehr verehrte Claude Monet, und bald wurden die beiden Künstler enge Freunde. In diesen Jahren entstanden einige Gemälde der reizvollen Landschaft, deren Impressionen Bonnard hier mit zügigem Strich erfasst. Bemerkenswert sind neben den charakteristischen, sensibel gezeichneten Kringelformen die den Himmel durchziehenden langen Schwünge. Immer wieder hielt Bonnard in seinen Ideenskizzen auch Stimmung und Wetter, Wind und Feuchtigkeit fest. Diese kleinen Blätter dienten dem Künstler später im Atelier als Gedankenstütze für die Grundidee des Gesehenen. Verso Fragment einer weiteren Komposition. Mit einer Fotoexpertise vom Antoine Terrasse, Paris, vom 31.05.1982.

Provenienz: Ehemals Gallery 609, Denver Swann Gallery, New York, Auktion 20.09.2018 , Lot 113

Henri Joseph Harpignies

(1819 Valenciennes – 1916 Saint-Privé)

6875 Landschaft mit sturmgepeitschtem Baum Pinsel in Grau auf dünnem Karton mit Goldrand. 1908. 5,8 x 10 cm (Ecken abgerundet). Unten links mit brauner Feder signiert und datiert „H Harpignies 1908“.

600 €

Ohne Vorzeichnung und mit freien wie präzisen Lavierungen bannt Henri Harpignies eine kahle Landschaft in ein bezauberndes Miniaturformat. Großzügige Flächen werden zu Hügeln, schnell gesetzte Tupfer zu Geröll und Steinen und flüssige Striche bilden dünne, vom schonungslosen Wind niedergebeugte Stämme. Beigegeben: von Harpignies eine weitere Pinselzeichnung „Kleine Baumgruppe am Weg“ in demselben Miniaturformat, signiert und datiert „H Harpignies 1909“ sowie verso mit Widmung an einen Schüler.

6875

Hannah Höch

(1889 Gotha – 1978 Berlin)

6876 Schwarze Blüte

Feder in Schwarz auf festem Velin. 1925. 6,8 x 7,3 cm. Verso von fremder Hand datiert, betitelt, mit dem runden Nachlaßstempel „Sammlung König-Höch“ (nicht bei Lugt), dort bezeichnet „F 02-Kö 54“ sowie „V79-231/40“.

350 €

Aus dichten, einander überkreuzenden Schraffuren erwächst die tiefdunkle Darstellung einer üppigen Blüte, entstanden in einer bewegten Zeit im Leben der Künstlerin. 1925 hatte Höch bereits an der Ersten Dada-Messe teilgenommen, sich von Raoul Hausmann getrennt, 1924 besuchte sie Piet Mondrian und seine Gruppe De Stijl, sie stellte in diesen Jahren in der Sowjetunion und bei der Deutschen Kunstgemeinschaft in Berlin aus.

Provenienz: Winterberg, Heidelberg, Auktion 23.04.2016, Lot 654

6874
6876

6877

Louis Valtat

(1869 Dieppe – 1952 Paris)

6877 Rote Felsen in Agay Aquarell und Bleistift auf Velin. 14,8 x 14 cm. Unten rechts sowie verso mit dem gestempelten Monogramm „L.V“.

700 €

Der intensive Kontrast von Orangerot und Blau dominiert die Komposition einer souverän abstrahierten Landschaft, deren geschwungene Silhouette mit wenigen spontan gesetzten Bleistiftlinien akzentuiert ist und in ihrem dekorativen Charakter Spuren des Japonismus zeigt. In Agay bei Saint-Raphaël im Südosten Frankreichs entstand seit den 1890er Jahren und vor allem um 1903/05 eine Reihe von Zeichnungen und Gemälden Valtats rund um die orangeroten Felsen an der Küste des Mittelmeers; das vorliegende Aquarell sticht aus dieser Werkgruppe durch die äußerste Reduktion der Farbpalette heraus und verweist damit auf künftige Abstraktionsprozesse. Verso eine weitere Bleistiftskizze des Künstlers.

Provenienz: Remi le Fur, Paris, Auktion 06.06.2019, Lot 72

Claude Monet (1840 Paris – 1926 Giverny)

6878 Four de Tuilier (Die Ruinen eines gallo-römischen Ziegelofens).

Schwarze Kreide auf Velin. 1857. 23 x 30,4 cm. Wildenstein, V, D 74 mit Abbildung.

12.000 €

Monet behielt die Zeichnung eines römischen Ziegelofens, die er als 17-jähriger angefertigt hatte, ein Leben lang. Es gibt nur etwa ein Dutzend Werke aus der Frühzeit, von denen sich der Künstler niemals trennte und die erst durch die Erben ans Tageslicht kamen, anders als etwa die Karikaturen aus derselben Schaffensphase, die Monet oft verschenkte. „Ich sehe in diesem Bild das ZustandeKommen aus dem Nichts, das sich über die Striche, am Rande einzeln erkennbar, immer mehr zur Mitte hin verdichtet und im Gesamten sich zu einem gezeichneten Ausdruck der Photographie verdichtet, die Mitte des 19. Jahrhunderts für den Künstler das Naturgetreue in der Abbildung in Frage stellte.“ (Henning Lohner)

6878

Raoul Dufy

(1877 Le Havre – 1953 Forcalquier)

6879 Kompositionsskizze

Bleistift auf blauem Velin. 20,8 x 24 cm. Unten links mit dem Nachlaßstempel „ATELIER RAOUL DUFY“ sowie zahlreiche Bleistiftannotationen.

400 €

Die Landschaft mit ausladendem Baum und flatternden Vögeln im Vordergrund skizziert Dufy für sich selber mit schnellen Linien und zahlreichen Farbangaben. Die unregelmäßige Quadrierung lässt darauf schließen, dass er die Landschaftsidee tatsächlich aufgrund dieses Blattes ins Gemälde übersetzte. Verso zwei Sammlerstempel „EG“ bzw. „BG“ (beide nicht bei Lugt).

Christian Friedrich Gille (1805 Ballenstedt – 1899 Wahnsdorf/Dresden)

6880 Wolkenstudie mit Regenbogen

Bleistift und weiße Kreide auf orangebraunem, dünnem Velin. 12,9 x 19,1 cm. Unten mittig mit eigenh. Annotationen in Bleistift.

600 €

Christian Friedrich Gille fängt die Flüchtigkeit eines vorbeiziehen des Wolkengebildes sowie das kurze, geradezu magische Aufblitzen eines Regenbogens mit erstaunlich modern wirkenden visuellen Mitteln ein. Dabei übersetzt er das Gesehene in einem zur Abstraktion neigenden Prozess mit dichten Kreuzlagen und Schraffuren und sparsam eingesetzten Weißhöhungen. Die Authentizität wurde von Dr. Gerd Spitzer bestätigt. Beigegeben von demselben eine weitere Himmelsstudie mit Regenbogen in Bleistift mit Weißhöhungen.

Provenienz: Kunsthandlung Friedrich Axt, Dresden Privatsammlung Sachsen (erworben 1937 bei Axt) Villa Grisebach, Berlin, Auktion 27.11.2019, Lot 202

6879
6880
6880

Sabine Moritz

(1969 Quedlinburg, lebt in Köln)

6881 Lilie 17

Kohle auf Velin. 2002. 52 x 46 cm. Unten mittig mit Kohle monogrammiert „S.M“, unten rechts datiert.

3.000 €

Sabine Moritz zeichnet seit Jahren umfangreiche Reihen von Blumenstilleben, die zum Teil von Schwärze verschluckt werden. Lilie 17 hingegen ist mit feinnervigen Konturlinien und Schraffuren erfasst, der Schatten links unterhalb des Arrangements verleiht der Komposition Räumlichkeit. Die Zeichnung ist im Werkverzeichnis sabinemoritz.com enthalten (online eingesehen am 26.02.2024).

Provenienz: direkt bei der Künstlerin erworben

Sabine Moritz

6882 Rose 17

Kohle und Pastellkreiden auf Velin. 2006. 56 x 42 cm. Unten rechts (undeutlich) mit Kreide in Weiß monogrammiert „SM“, unten links mit Kohle datiert.

3.000 €

Wie eine dunkle Flut scheint die tiefe Schwärze unten im Bild die Rose überdecken und verschlingen zu wollen. Wischungen in Kohle und Kreide umwirbeln die fein gestalteten Blüten und Blätter wie ein Sturm, so dass die Rosen in ihrer gläsernen Vase von allen Seiten bedroht erscheinen. Die Zeichnung ist im Werkverzeichnis sabine-moritz.com enthalten (online eingesehen am 26.02.2024).

Provenienz: direkt bei der Künstlerin erworben

6881
6882

Sabine Moritz

6883 „Hütte 20“

Öl und Wachskreiden über Lithographie auf leichtem Velinkarton. 2016. 42 x 59,5 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „SM“ und datiert sowie betitelt „Hütte 20“. 3.000 €

Locker gestrichelte Ölfarben bringen Turbulenzen in die stille Komposition, deren motivischer Ausgangspunkt und Basis sich im Prozess immer weiter verändert. „Set apart from the immediate reality, Moritz’s drawings and paintings create moments suspended in time; in limbo.“ (mariangoodman.com, Zugriff 10.07.2024). Aus einer Reihe überarbeiteter Lithographien zum Motiv der „Hütte“; drei Arbeiten aus dieser Reihe befinden sich in der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages. Seit dem Jahr 2015 entstehen zunehmend auch abstrakte Arbeiten der Künstlerin, die erstmals 2016, neben gegenständlichen Werken, in der Ausstellung „Dust“ der Galerie Marian Goodman in Paris zu sehen waren.

Provenienz: Galerie Marian Goodman, Paris, Nr. 19009 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet)

John Cage

(1912 Los Angeles – 1992 New York)

6884 „Variations III 38“

Mischtechnik (Tusche, Brandstaub und verbranntes Zeitungspapier) auf graubraunem Fabriano Roma-Bütten. 1962 48 x 65,5 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „John Cage“ und datiert, unten links betitelt.

3.000 €

Anweisungen, wie oder ob überhaupt Töne erzeugt werden, gibt es nicht. Die Notation bleibt unbestimmt wie auch die Thematik. Bei den „Variations“ handelt es sich um eine Werkreihe des Komponisten Cage, die „Variations III“ entstanden um den Jahreswechsel 1962/63. Sie führen zwei Stücke aus den Jahren 1958 und 1961 fort

und widmen sich der „Auflösung der musikalischen Aktion in ein von Zufällen gesteuertes, nicht notwendig rein ‚musikalisches‘ Geschehen, geschrieben „for one or any number of people performing any actions“ (zit. nach kammermusikfuehrer.de, Zugriff 09.07.2024). Die Zeichnung entstand im Zusammenhang mit dem von John Cage und Henning Lohner gestalteten Film “one 11” und ist eine Übertragung der musikalischen Ideen Cages auf das Medium Zeichnung: möglichst ohne “gestalterischen Eingriff” des Künstlers das Materials quasi sich selbst formen zu lassen. Das Zeichenpapier wurde mit Wasser befeuchtet und über ein Feuer gehalten. Das Ergebnis daraus wurde dann fixiert.

Provenienz: Direkt beim Künstler erworben, 1992

John Cage

(1912 Los Angeles – 1992 New York)

6885 „Variations III 56“

Mischtechnik (Tusche, Brandstaub) auf graubraunem Fabriano Roma-Bütten. 1992. 44,7 x 65,8 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „John Cage“ und datiert, unten links betitelt.

3.000 €

Cages „Variations“-Serie beinhaltet wegweisende und zugleich oft unbestimmte musikalische Kompositionen, andere sind Happenings oder Performance-Stücke, gemäß einer Partitur aufzuführen. Cage, der sich nicht nur von musikalischen Vorbildern beeinflusst zeigt, sondern auch von Kunst, Literatur, Tanz und Theater, veränderte Hörgewohnheiten wie auch die grundsätzliche Auffassung von Musik.

Provenienz: Direkt beim Künstler erworben, 1992

6885

Ernst Fries

(1801 Heidelberg – 1833 Karlsruhe)

6886 Baumbestandenes Felsental mit Bach (Partie in der Serpentara bei Olevano)

Grauer Stift, teils gewischt, auf Bütten, verso in Bleistift: Mandolinenspieler. Um 1825/27. 17,7 x 24,8 cm. Verso von fremder Hand eine alte Sammler- oder Händlerannotation in Bleistift: „E Fries / E. Fries N. 98 7 2519... Bl. -50 / N5“.

1.800 €

Mit großer Verve skizziert Ernst Fries die oberhalb von Olevano Romano gelegene Serpentara (Schlangenhain), einem von Felsen durchsetzten Steineichenwäldchen, das den Malern der Gruppe der Deutschrömer als Heiliger Eichenhain galt. Bereits im September des Jahres 1824 hielt sich Ernst Fries für einen Monat in Olevano auf, wo ihn die pittoreske Landschaft zu zahlreichen Studien inspirierte: „Die Serpentara ... ist freilich ein Stück Erde, wie für den Maler besonders hergerichtet. Eine halbe Stunde von Olevano erhebt sich ein mit

Eichen bewachsener Hügel und zwischen seinen Klippen und zerstreuten Steinklötzen winden sich wilde Pfade auf und wieder herab. Ginster, Wacholder und wilde Rosen wachsen hier und da aus dem Gestein ... von überwältigender Schönheit aber ist die nahe und ferne Umgebung“. (zit. nach Wechssler, S. 31). Die furiose Studie Ernst Fries’ zeichnet sich durch die entschiedene und freie Strichführung aus, die die Gesamtsituation kongenial erfasst und bewusst auf die Darstellung von Details verzichtet. Wie viele andere Zeichnungen des Künstlers dürfte auch diese mit Blick auf ein späteres Gemälde entstanden sein.

Literatur: Galerie zur Mühle/Siegfried Billesberger: „Ernst Fries und Umkreis Zeichnungen“, Kat.-Nr. 10, Moosinning/München 1983 Sigrid Wechssler: Ernst Fries (1801-1833). Monographie und Werkverzeichnis. Heidelberg 2000, S. 294, Nr. 517 mit Abb. (recto) und Abb. S. 30 (verso)

Gaston Chaissac

(1910 Avallon –1964 La Roche-sur-Yon)

6887 Lineare Komposition

Kugelschreiber in Rot auf hauchfeinem Velin. 26,6 x 21 cm. Unten mittig mit Feder in Schwarz monogrammiert „g. ch.“.

700 €

Entsprechend der écriture automatique der Surrealisten lässt Chaissac den roten Stift Schwünge über das Papier ziehen und schafft ein vom denkenden, kritischen Ich unbeeinflusstes, unzensiertes Bild, einen freien Ausdruck innerer Impulse. Der Autodidakt Chaissac fand wäh-

rend seiner ersten künstlerischen Versuche die Unterstützung der im Pariser Exil lebenden Künstler Otto Freundlich und seiner Lebensgefährtin Jeanne Kosnick-Kloss. Bei der Suche nach seiner Ausdrucksform stieß er auf prähistorische Höhlenmalereien und Kinderzeichnungen, deren Spuren sich immer wieder in seinem Schaffen finden.

Provenienz: Sammlung der Galeristin Denise Breteau, Paris (Geschenk des Künstlers) Privatsammlung Paris (durch Erbschaft) Fauve, Paris, Auktion 21.08.2021, Lot 48

6887

6888

Hans Arp (1886 Straßburg – 1966 Basel)

6888 Ohne Titel (Kopf)

Zimmermannsbleistift auf festem genarbten Velin. 1964. 51 x 38 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Arp“, verso oben datiert und bezeichnet „Vismara No. 2“ sowie „Serafini No. 18“.

4.500 €

Geschwungene Kurven und eckigere Formen wechseln sich ab, so dass die weich gewellten, organisch-abstrakten Konturen im Fluss bleiben und als momentaner Zustand in einem fließenden Entwick-

lungsprozess anthropomorpher Körperlichkeit erscheinen. Arps Linien umschreiben etwas Uraltes, zeitlos Menschliches, Wandel und Wachstum, ein stetes Werden und Vergehen. Die Zeichnung steht stilistisch der 1959 im Verlag Günther Neske, Pfullingen, erschienenen Folge „Mondsand“ nahe.

Provenienz: Grisebach, Berlin, Auktion 27.05.2006, Lot 679

Ausstellung: Il Collezionista d’Arte Contemporanea, Rom 1971, Nr. 48, Abb. S. 39

6889

Jean Dubuffet

(1901 Le Havre – 1985 Paris)

6889 Olivier

Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1955. 31,3 x 23,8 cm.

Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „J.D.“ und datiert.

4.500 €

Scheinbar unvollendet und doch präsent in seiner Gesamtheit ist der Olivenbaum: Der mächtige Stamm erscheint kompakt und uralt, ist jedoch nur mit sparsamen, kantigen Linien konturiert und locker schraffiert, die Zweige und das Blattwerk scheinen in ihrer Leichtigkeit zu tanzen. Der Baum als Ganzes wiederum ist losgelöst von

jeder Umwelt, jeglicher Räumlichkeit, und steht nur für sich: die Erscheinung, die Idee eines Baums. Vielseitige Werkphasen, Ideen und Techniken lösen einander im Schaffen des Künstlers ab, niemals jedoch richtet Dubuffet sich nach einem allgemein geltenden Schönheitsbegriff. Im Jahr 1955 ließ sich Dubuffet in Vence in der Provence nieder, deren mediterrane Landschaft ihm wohl die Inspiration zu der vorliegenden, in ihrer Wirkung spontanen und unmittelbaren Zeichnung lieferte.

Provenienz: Libert-Castor, Paris, Auktion 02.12.1991, Lot 84 Versailles Encheres, Versailles, Auktion 09.07.2017, Lot 90

Gerhard Richter (1932 Dresden, lebt in Köln)

6890 128 Fotos von einem Bild (Halifax 1978) Offset auf Fotopapier. 1978/98. 11,8 x 36,5 cm. Unten rechts signiert „Richter“. Vgl. Richter 441.

800 €

Die Bildoberfläche seines ersten abstrakten Bildes wandelte Richter in eine Fotoserie um. Entstanden wohl als Einladungskarte in sehr kleiner Auflage. „Im Sommer 1978 hatte Gerhard Richter eine Professur am Nova Scotia College Art and Design im kanadischen Halifax inne. Aus Ermangelung an einem geeigneten Atelier begann Gerhard Richter verstärkt zu fotografieren. Dafür spannte er auch das 78 x 52 cm kleine Ölgemälde „Abstraktes Bild“ (432-5) von der Leinwand ab und fotografierte es von verschiedenen Seiten, aus verschiedenen Blickwinkeln, mit verschiedener Entfernung und in verschiedener Beleuchtung. Von den dabei entstandenen 128 Fotos bestehen mittlerweile fünf Fassungen“ (Kerstin Küster, 128 Fotos von einem Bild (Halifax 1978) II (Edition 99), 2020, skd.museum.de, Zugriff 12.08.2024). Verkleinerte Variante der Fotofassung aus dem Jahr 1978 Ausgezeichneter Druck mit kleinem Rändchen.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

6890

Gerhard Richter

6891 Landschaft (dessins et aquarelles/drawings & watercolors 1957–2008)

Bleistift auf Velin. Auf dem hinteren Vorsatzblatt in der Vorzugsausgabe des gleichnamigen Katalogs. Orig.-Halbleinenband in Orig.-Kassette. 2012. 24 x 40 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert "Richter" und datiert, unten links bezeichnet "40/45", nochmals numeriert auf den beiden Etiketten der Kassette. Butin 154.

13.000 €

Mit kräftigen Strichen und zarten Wischungen spontan gezeichnete Landschaft, deren markante horizontale Strukturen Richter virtuos und asketisch mit nur wenigen sparsamen Linien andeutet. Die Edition "Gerhard Richter. dessins et aquarelles / drawings & watercolors. 1957–2008", erschienen 2012 bei Dilecta / Musée du Louvre, Paris, beinhaltete in der Vorzugsausgabe jeweils eine doppelblattgroße Zeichnung des Künstlers. Das Buch mit Kassette (32,5 x 22 x 6 cm) erschien zur gleichnamigen Ausstellung im Musée du Louvre, Paris 2012. 6891

Michael Lark

(1966 Pennsylvania, lebt in Houston)

6892 „Legends of the Hawkman“ Pinsel und Faserschreiber in Schwarz, Bleistift sowie Deckweiß auf leichtem Bristolkarton. Wohl 1999/2000. 43 x 28 cm. Oben mittig mit Faserschreiber in Schwarz betitelt und bezeichnet „2“ und „39“, unten (von fremder Hand?) mit Buntstift in Blau bezeichnet „NEG 39“, im Ober- und Unterrand Passmarken-Kleber.

700 €

„Heavenly Gods“ ruft es in der Rakete, die von links den Himmel durchquert angesichts der in Flammen stehenden verwinkelten Architektur einer mächtigen Stadt. Eine dytopische, düstere Vision zeigt Lark in diesem Entwurf für Legend of the Hawkman Band 2, Seite 39,

erschienen bei DC Comics. Lark arbeitet überwiegend als Künstler für die beiden führenden US-amerikanischen Comicverlage DC-Comics und Marvel Comics. Sein Werk umfasst unter anderem Zeichnungen für bekannte Serien wie den Superhelden-Comic Batman, für Gotham Central und die Science-Fiction-Saga Legend of the Hawkman beziehungsweise für die Marvel-Serien Daredevil, Captain America und The Pulse. Kleine, von Lark mit Deckweiß vorgenommene Korrekturen sowie die unten mittig montierte Seitenzahl lassen darauf schließen, dass es sich um die originale Vorlage für die endgültige Version der Comicseite handelt.

Provenienz: Heritage Auctions, Dallas, Auktion 15.01.2027, Lot 13058

6892

Ferdinand Springer (1907 Berlin – 1998 Grasse)

6893 Ohne Titel

Feder und Pinsel in Schwarz auf festem Velin. 1942. 8,5 x 7,3 cm. Unten links mit Bleistift signiert „Springer“ und datiert, verso (von fremder Hand?) bezeichnet „Ferin 42“ sowie mit der Werknummer „II-40 b“.

240 €

Miniaturhafte, abstrakte Komposition, die im Format und in der linearen Reduktion charakteristisch ist für Springers Zeichnungen der frühen 1940er Jahre und für die Stilwende im Jahr 1942: die Hinwendung zur Abstraktion in Springers Schaffen. Der rückseitigen Bezeichnung entsprechend, entstand die Zeichnung möglicherweise in Nordfrankreich, auf Springers Fluchtweg in die Schweiz. In diesem Jahr nach seiner Flucht, wenige Wochen vor der deutschen Besatzung der freien Zone Frankreichs, sah Ferdinand Springer in Bern die neuesten Arbeiten von Paul Klee in dessen Atelier. Bereits um 1940 gehörte er in Grasse mit Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp, Alberto Magnelli, Sonia Delaunay und François Stahly zur „Groupe de Grasse“. Dort entstanden während des Krieges, vor seiner Flucht in die Schweiz und in der unmittelbaren Nachkriegszeit kleinformatige Arbeiten auf Papier, die „Hefte“ oder „Tagebücher“. Das kleine Format war bedingt durch den Materialmangel in der Kriegs- und Nachkriegszeit.

Provenienz: Cornette de St. Cyr, Paris, Auktion 09.04.2018, Lot 71

Milton Glaser (1929–2020, New York)

6894 Ohne Titel (Mann zwischen Licht und Schatten) Pinsel und Feder in Schwarz auf Velin. 1967. 45,3 x 34 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz (schwer lesbar) signiert „Glaser“ und datiert.

900 €

Glaser, von 1955 bis 1974 Herausgeber und Artdirector von Push Pin Graphic in New York, gründete 1974 sein eigenes Studio Milton Glaser Inc. und zählt zu Amerikas wichtigsten Graphikern und Illustratoren in der zweiten Hälfe des 20. Jahrhunderts; er entwarf unter anderem das Rebuslogo „I LOVE NY“. Der Einfluss von Jugendstil, asiatischer Kalligraphie und den Cartoons der 1930er Jahre auf sein Schaffen zeigt sich auch in der vorliegenden, mit effektvollen Helldunkelkontrasten stilisierten Zeichnung.

Provenienz: William Doyle, New York, Auktion 16.06.2021, Lot 34

6893

Ludwig

Mies van der

Rohe

(1886 Aachen – 1969 Chicago)

6895 Exterior sketch for the Illinois Institute of Technology

Bleistift auf Skizzenblockpapier. 1940. 15,1 x 21,4 cm.

3.500 €

Mit sicherer, schneller Hand ausgeführte Konstruktionszeichnung, die den Kern von Mies van der Rohes Schaffen um 1940 exemplarisch verdeutlicht. Seit 1930 Direktor des Bauhauses, wanderte Mies 1938 in die Vereinigten Staaten aus, um das Architekturprogramm am Armor Institute of Technology in Chicago (später: Illinois Institute of Technology) zu leiten. Er lehrte zwanzig Jahre lang am IIT und gestaltete den Campus unter Verwendung modernistischer Prinzipien und Materialien. „Auch die Stilelemente, die Mies ab 1939 im Rahmen der vorbereitenden Planung für den Campus des Illinois Institute of Technology (IIT) erarbeitete – einer großzügingen Anlage, die im Hinblick auf Konzeption und Realisierung wie ein Industriekomplex

wirkt –, belegen sein Interesse an Fabrikbauten, besonders denen von Albert Kahn Associates.“ (Jean-Lois Cohen, in: Mies in Berlin, Ausst.-Kat. Museum of Modern Art, New York u.a. 2001, S. 365). Zu Beginn seiner amerikanischen Schaffensphase wendet er sich demnach stilistisch der amerikanischen Industriearchitektur zu, nachdem er 1937 dem Land einen ersten Besuch abgestattet hatte und ab 1938 auch die amerikanischen Großstädte kennenlernte. Seit den 1940er Jahren schuf er in Amerika einige seiner ikonischen Gebäude im „Skin and Bones“-Stil, der die strukturellen Elemente des Gebäudeentwurfs freilegt. Diese Ideen wurden weltweit übernommen und definierten das Erscheinungsbild der modernen Industriegesellschaft ab der Mitte des 20. Jahrhunderts.

Provenienz: Sammlung James Speyer, Chicago (vor 1969 direkt beim Künstler erworben) Privatsammlung Chicago (um 1978 erworben) Wright, Chicago, Auktion 20.10.2016, Lot 234

6896
6897

Cornelia Thomsen (1970 Rudolstadt, lebt in Manhattan)

6896 Ohne Titel

Pinsel in Schwarz auf strukturiertem festen Velin. 2018. 26 x 36 cm. Verso unten rechts mit Bleistift signiert „Cornelia Thomsen“ und datiert.

600 €

Die vertikalen Linien variieren in ihrer Breite und durchziehen die gesamte Bildfläche. Indem sie zur Mitte hin schmaler werden, öffnen sie den Blick in die Helligkeit des Bildzentrums hinein. Ausgebildet an der Porzellanmanufaktur Meissen und der Hochschule für Gestaltung Offenbach, ließ sich Thomsen 2006 in New York nieder. Ihre Arbeiten wurden in Galerien und Museen in Europa und den USA ausgestellt und befinden sich in öffentlichen Sammlungen, darunter das Ackland Museum, das Friedrich Fröbel Museum, das Los Angeles County Museum of Art und das Minneapolis Institute of Art.

Provenienz: Erik Thomsen Gallery, New York, 2020 Abbildung Seite 85

6897 Ohne Titel

Pinsel in Schwarz auf strukturiertem festen Velin. 2018. 26 x 36 cm. Verso unten rechts mit Bleistift signiert „Cornelia Thomsen“ und datiert.

600 €

Freihändig führt Thomsen ihre Linien aus, so dass die schwarzen Flächen bei genauer Betrachtung subtile streifenförmige Abstufungen in den Tonwerten aufweisen.

Provenienz: Erik Thomsen Gallery, New York, 2020 Abbildung Seite 85

Lucio Fontana (1899 Rosario/Argentinien – 1968 Comabbio/Varese)

6898 Concetto spaziale Tuschfeder auf Japan. 1966. 7,7 x 21,9 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „L F“.

6.000 €

Die Sparsamkeit der spitzen, kurzen Federstriche vereint sich mit einer immensen Eleganz so überzeugend, dass das Blatt ein Nonplusultra der Reduktion im zeichnerischen Schaffen Fontanas bildet. Bezeichnet der Begriff Concetto spaziale (Raumkonzept) bei Lucio Fontana meist das Bearbeiten der monochromen Bildfläche mit Schlitzen oder Löchern, um den zweidimensionalen Bildraum in die dritte Dimension des realen Raumes hinein zu erweitern, so sind es hier Federhiebe, die die dynamische und durchaus auch aggressive Aktion des Künstlers manifestieren. Seine Geste visualisiert sich in Form der rhythmisch aneinandergereihten Strichlein und Punkte, die fast wie eine Notenschrift die Bildfläche horizontal durchziehen und durchbrechen. Bereits in seinem 1946 veröffentlichten Manifesto Blanco (Das weiße Manifest) erteilt Fontana der traditionellen Malerei eine endgültige Absage. Otto Piene äußert dazu: „Die Bilder Fontanas sind aggressiv und gelassen, stark und schön, revolutionär und klassisch in einem.“ (zit. nach museum-morsbroich.de, Zugriff 12.08.2024).

Die Authentizität wurde von der Fondazione Lucio Fontana, Mailand, bestätigt. Die Arbeit ist dort unter der Nummer 3449/3 verzeichnet und im Werkverzeichnis abgebildet.

Provenienz: Galerie Hans Liechti, Grenchen/Schweiz Privatsammlung Schweiz

Ketterer, München, Auktion 07.05.2011, Lot 86

Thomas Gainsborough (1727 Sudbury – 1788 London)

6899 Gebirgslandschaft mit Fluss und Gebäuden Schwarze und weiße Kreide, teils gewischt auf graublauem Papier. 26,2 x 35,7 cm.

12.000 €

Obgleich Thomas Gainsborough im späten 18. Jahrhundert einer der gefragtesten Bildnismaler Englands war, wuchs in ihm mit zunehmendem Alter der Wunsch heran, der High Society zu entfliehen, um sich zurückgezogen seiner Leidenschaft für die Landschaftsmalerei zu widmen. Zeit dafür fand er schließlich in seinen reiferen Lebens-

jahren. In vorliegender, später Zeichnung reflektiert das vielfältig modulierte Liniengefüge die Wildheit der dargestellten Natur.

Provenienz: Sammlung Henry Oppenheimer, London Dessen Auktion bei Christie’s London, 14.07.1936, Lot 455 Sotheby’s, London, Auktion 06.06.2007, Lot 183

Literatur: Charles Holmes, „Henry Oppenheimer, A Collector and his Ways“, in: The Studio, 1936, S. 118 (Abb. S 126) J. Hayes, The Drawings of Thomas Gainsborough, London 1970, Nr. 775

6899

6900

Jean Tinguely / Hans Hartung

(1925 Fribourg – 1991 Bern / 1904 Leipzig – 1989 Antibes)

6900 Meta-Matic

Pinsel in Schwarz auf Velin. 1959. 45 x 40,5 cm. Verso mit Bleistift signiert „Jean Tinguely“ sowie mit Feder in Schwarz „Hartung“ und mit dem ausgefüllten Kollaborationsstempel „Peinture executée en collaboration avec <META-MATIC N°> de Tinguely par Hartung , Date 5/7/59, Lieu Paris“.

1.200 €

Bedeutendes Experiment mit einem der zwischen 1955 und 1959 von Tinguely gebauten kreativen Automaten, den hier Hans Hartung steuert. Das Werk entstand 1959 im Rahmen der ersten großen Ausstellung von Meta-Matics in der Galerie Iris Clert in Paris. Zugleich fand ein Wettbewerb für die beste auf einer Meta-Matic angefertigte Zeichnung statt, in der Jury Hans Arp, Yves Klein, Pierre Restany und andere Berühmtheiten der damaligen Pariser Avantgarde. Rund 5000-6000 Besucher, darunter Hans Hartung, fertigten bei diesem Happening ca. 4000 Métamatic-Zeichnungen an, in Kollaboration mit den Apparaturen und dem Künstler. Hier ist es Hartung, der in den motorbetriebenen Maschinenarm den Pinsel mit schwarzer Farbe einspannt und ein ganz individuelles Werk in seiner charak-

teristischen gestischen Abstraktion erstellt, das Tinguely dann als Kollaborationswerk signierte. Mit dieser Werkreihe thematisiert Tinguely nicht nur die Einführung der Automaten als Schnittstelle in unserer Gesellschaft, sondern hinterfragt auch die Rolle des Künstlers, des Kunstwerks und des Betrachters.

6900, verso

Karl Lagerfeld

(1933 Hamburg – 2019 Neuilly-sur-Seine)

6901 Modezeichnung

Faserstifte und Pinsel in Schwarz auf Skizzenpapier. Um 1965. 29,5 x 21 cm. Unten rechts mit Faserstift in Schwarz signiert „Karl Lagerfeld“.

1.800 €

Indem er seine früheren handschriftlichen Anmerkungen zum Entwurf in allen vier Ecken der Darstellung vehement mit breit aufgesetzten schwarzen Pinselstrichen überdeckt, entfernt Lagerfeld

seine Zeichnung aus dem Kontext der Modeindustrie und versetzt sie in eine rein künstlerische Sphäre. Er verleiht damit der schwungvollen Modezeichnung einen ungewöhnlichen, markanten Kontrastreichtum und eine Modernität, die weit über den üblichen Modellentwurf hinausgeht: Fast scheint die tiefe Dunkelheit sich über die zarte Frauengestalt legen zu wollen. Zu Beginn der 1980er Jahre, zur Zeit des New Wave, entwarf Lagerfeld unter anderem diese T-Shirts für Peek&Cloppenburg.

Provenienz: Auktionshaus Franke, 23./24.04.2015

6901
6902
6903
6904

Frieder Nake (1938 Stuttgart, lebt in Bremen)

6902 Black on White Inkjet print auf Velin. 32 x 50 cm.

400 €

Geradenscharen – ein Begriff aus der analytischen Geometrie –bilden zarte, schmetterlingsähnliche Gebilde, die hell über dem schwarzen Bildgrund schweben. Frieder Nake ist Mathematiker, Informatiker und Pionier der Computerkunst. „Wie hat die Verwendung von Computern die Kunst verändert? Bilder werden jetzt gedacht und erst in zweiter Linie auch gemacht. Bilder sind jetzt nicht mehr einzelne, sondern immer Ensembles. Sie enthalten ihre eigene Beschreibung.“ (Frieder Nake im Interview mit Jasmin Mickein, kunsthalle-bremen.de, Zugriff 04.07.2024).

Provenienz: DAM Galerie, Berlin

6903 Black on White Inkjet print auf Velin. 32 x 50 cm.

Provenienz: DAM Galerie, Berlin

6904 Black on White Inkjet print auf Velin. 32 x 50 cm.

Provenienz: DAM Galerie, Berlin

400 €

400 €

Karl Lagerfeld

(1933 Hamburg – 2019 Neuilly-sur-Seine)

6905 Modezeichnung (Wintermantel kurz)

Faserschreiber in Schwarz und Bleistift auf glattem Velin. Um 1965. 50 x 22,5 cm.

900 €

Dunkler Kurzmantel von geometrischer Grundkomposition, mit breitem Filzstift gezeichnet. Der elegante Schwung der Beine, in seiner schlafwandlerischen Sicherheit und Leichtigkeit charakteristisch für Lagerfelds Zeichenstil, bleibt minimalistisch angedeutet. Lediglich eine kleine gezackte Linie benötigt der Designier, um die modisch auftoupierte Frisur und das Gesicht des Modells zu kennzeichnen.

Provenienz: Archiv Tiziani, Rom Nachlass Raf Ravaioli

Privatsammlung Palm Beach, Florida Palm Beach Fine Art Auctions, Palm Beach, Auktion 18.04.2019, Lot 75

Karl Lagerfeld

6906 Fashion Photography

4 Polaroids. 1990. Je 8,5 x 10,8 cm.

600 €

Freie fotografische Arbeiten Lagerfelds, entstanden möglicherweise als Editorial-Shoots für eine Modezeitschrift. In ihren dramatischen Helldunkelkontrasten erinnern sie an frühe Bühnen- oder Filmfotos.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

6906

Horst Janssen (1929–1995, Hamburg)

6907 „Caprice“

Feder in Schwarz auf Skizzenbuchpapier. 1990.

29,5 x 19,8 cm. Unten mittig mit Feder in Schwarz mit dem Künstlersignet sowie spiegelverkehrt datiert und betitelt.

600 €

Seinem Mund entströmt fließend eine menschliche Figur, diese geht wiederum in die Titelschrift über, und Janssens gesamtes Antlitz scheint im Wandlungsprozess. Das Selbstbildnis des Künstlers diente als Vorzeichnung zu der im selben Jahr entstandenen Radierung.

Provenienz: Irene Lehr, Berlin, Auktion 28.11.2015, Lot 882

6908

6907

Egon Schiele

(1890 Tulln a.d. Donau – 1918 Wien)

6908 Ohne Titel

Feder in Schwarz auf Skizzenbuchpapier. 1913. 10,2 x 3,4 cm.

2.500 €

Indem die gedrungene Figur nicht sogleich eindeutig als menschliche Gestalt auszumachen ist, zeigt sie in ihrer Reduktion beispielhaft Schieles freien Umgang mit dem menschlichen Körper. Stehend, mit angewinkelten Armen, scheint sie ihren Kopf in einer großen Kapuze verborgen zu haben. Dichte Schraffurenbündel treffen in verschiedenen Winkeln fast holzschnittartig aufeinander und füllen die geschwungenen Konturen in unterschiedlichen Dunkelheitswerten aus.

Provenienz: Ausstellung Niederösterreich

Ressler, Wien, Auktion 3, 29.02.2016, Los 67 (dort mit Erwähnung einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Rudolf Leopold, Wien, vom 23.07.1986)

Yoshitaka Amano

(1952 Shizuoka, lebt in Tokio und New York)

6909 Ohne Titel

Feder in Schwarz (Sumi-e) auf faserigem handgeschöpften Reispapier. 2002. 31,5 x 43,3 cm.

2.400 €

Kreaturen eines Cyberuniversums manifestieren sich wolkenhaft auf traditionell handgeschöpftem Reispapier. Unhörbare Soundeffekte scheinen in den lose schwebenden Strichen zu vibrieren. Nur die Augen bleiben übrig von der wesenhaften Ganzheit – und die Augen sind es, denen Amano die größte Bedeutung zumisst. Der nicht gezeichnete, unsichtbare Rest lässt Freiraum für die Phantasie des Betrachters. Von höchster Könnerschaft spricht der flüssige, sichere Strich, mit dem die Sumi-e Tinte zügig und akkurat auf das extrem saugfähige Reispapier aufgetragen ist. In höchster Reduktion, Ausdruckskraft, kompositorischer Sicherheit und mit viel Humor zeigt sich Amanos Zeichenkunst im vorliegenden Blatt.

Provenienz: Leo König, New York (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort datiert und bezeichnet)

Horst Janssen (1929–1995, Hamburg)

6910 „Caprice – einmal nur!“

Feder in Schwarz und Buntstift in Rot auf Skizzenbuchpapier. 1990. 29,5 x 18,3 cm. Oben mittig in der Darstellung mit Feder in Schwarz mit dem Künstlersignet und spiegelverkehrt datiert, unten mittig betitelt.

600 €

Ins Skeletthafte wandelt sich das Selbstbildnis, gezeichnet in den charakteristischen geschwungenen Linien und Schraffuren. Die Zeichnung entstand im Zusammenhang mit einer Radierung Janssens, beigegeben dem von ihm illustrierten Gedichtband „Caprice. Charles Baudelaire und E. M. Cioran“, erschienen in Paris bei Berggruen und Hamburg im Verlag St. Gertrude, 1989.

Provenienz: Irene Lehr, Berlin, Auktion 28.11.2015, Lot 882

6911

Horst Janssen

6911 „Caprice – Der Vorübergänger“

Feder in Schwarz, Buntstift in Grün und Deckweiß auf Skizzenbuchpapier. 1990. 29,5 x 19 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz mit dem Künstlersignet sowie spiegelverkehrt datiert, mittig teils spiegelverkehrt betitelt.

600 €

Das von Janssen anfangs imaginierte dreibeinige Wesen wandelt er zum zweifüßigen und lässt uns dadurch einen Einblick in seine Arbeitsprozesse nehmen. Vorzeichnung zu der im selben Jahr entstandenen Radierung.

Provenienz: Irene Lehr, Berlin, Auktion 28.11.2015, Lot 882

6910

Max Fleischer (Studio) (1883 Krakau – 1972 Los Angeles)

6912 Betty Boop

Animationszeichnung. Bleistift auf Skizzenpapier. 1935. 21,4 x 27,8 cm. Oben rechts mit Bleistift bezeichnet „56“.

600 €

Cartoonfigur und Art-Deco-Stil mischen sich auf ganz zauberhafte Weise. Zugleich steht Betty Boop mitten auf diesem Blatt in herzzerreißender Einsamkeit. Die Animationszeichnung für den Film „Judge For A Day“ entstand 1935 in den Fleischer Studios. Max Fleischer, Cartoonist und Trickfilmproduzent polnischer Herkunft und jüdischer Abstammung, beherrschte mit den in seinem Studio produzierten Serien Betty Boop, Popeye und Koko der Clown den Markt, bis Walt Disneys Erfolge ihn in den 1930er Jahren ablösten. Mit seinem Bruder hatte Fleischer das Rotoskop entwickelt und brachte noch vor Disney synchronisierte Trickfilme mit Ton in die Kinos. Während die frühe Betty ab 1930 mit ihrem kurzen Rock, dem Strumpfband und lockigem Bob noch die Flapper-Girls der Roaring Twenties verkörperte, musste die Figur nach 1934 in ihrem Sexappeal etwas zurückgenommen werden. Im Oberrand mit den charakteristischen Lochungen.

Provenienz: Heritage Auctions, Houston, Auktion 16.12.2016, Lot 14160

Matt Groening (1954 Portland, Oregon)

6912a Drei Ikonen Faserstift in Schwarz auf Bütten. 28 x 21,6 cm.

300 €

Kürzel für Ikonen der Popkultur: Mickeys Ohren, Frank Zappas Bart und Bart Simpsons Stachelschopf gruppiert Matt Groening in diesem Kernstück der vorliegenden Sammlung.

6912
6912a

Max Ernst (1891 Brühl – 1976 Paris)

6913 Schwester Loni sitzend 2 Kompositionen, recto/verso. Bleistift auf Velin. Um 1913. 18,3 x 11,5 cm. Recto unten rechts mit Bleistift signiert „Max Ernst“. Spies-Metken 150 (Abb. S. 76).

3.500 €

Die ungelenken Beine der Siebenjährigen baumeln zentral in der Darstellung, Kopf und Hals sind dafür abgeschnitten. Mit dieser Verschiebung seines Fokus deutet sich bereits der ungewöhnliche Blick des jungen Künstlers an, der seine jüngste Schwester Apollonia (genannt Loni) um das Jahr 1913 zeichnet. Spontan und sicher erfasst er die Gestalt des Mädchens, während sich recto die sitzende weibliche Gestalt in variierenden, dichten Parallelschraffuren formuliert. Bereits kurz zuvor, 1912, hatte er, zu dieser Zeit noch in Bonn Altphilologie, Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte studierend, seine erste Ausstellung in der Galerie Feldmann in Köln und beteiligte sich 1913 an der Ausstellung „Rheinische Expressionisten“ in Bonn sowie am Ersten Deutschen Herbstsalon in Waldens Berliner Galerie „Der Sturm“.

Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 11.06.2010, Lot 208

Alexej Von Jawlensky (1864 Torschok – 1941 Wiesbaden)

6914 Stehender weiblicher Akt Bleistift auf dünnem Skizzenbuchpapier. Um 1910. 30,4 x 24 cm. Unten rechts mit dem braunen Stempel „Alexej von Jawlensky Skizzenbuch“, dort wohl von Alexander von Werefkin mit Bleistift bezeichnet „I/13“, oben rechts nochmals bezeichnet „13“.

1.800 €

Weiche, schwingende Konturen liegen mehrfach parallel nebeneinander und implizieren eine Bewegtheit des stehenden Frauenaktes. Die lineare Zeichnung entstand in Jawlenskys Münchner Zeit. In seiner später, um 1920 im Verlag Fritz Gurlitt, Berlin erschienenen Mappe „Akte“, basierend auf der Grundlage von um 1912 angefertigten Zeichnungen, findet sich eine vergleichbar elementare Einfachheit der Gestaltung wieder. 1908/09 hatten sich Jawlensky, Werefkin, Kandinsky, Münter, Erbslöh und Wittenstein zur Neuen Künstlervereinigung München (N.K.V.M.) zusammengefunden; 1910 schloss Jawlensky Bekanntschaft mit August Macke und Franz Marc. Etwa in dieser Phase entstand die vorliegende Aktzeichnung.

Provenienz: Nagel, Stuttgart, Auktion 04.12.2013, Lot 702

6913

6915

Matt Groening

(1954 Portland, Oregon)

6916 Bart Simpson

Faserstift in Rot auf Strathmore-Velin. 1991. 27,8 x 21,5 cm. Unten mittig signiert „Matt Groening“, datiert, gewidmet und bezeichnet „AT FRANK ZAPPA’S HOUSE“.

240 €

Frühe, bald nach dem Serienstart entstandene Zeichnung Groenings zu Bart, der ersten der Simpsons-Figuren; ursprünglich hatte Matt Groening eine Geschichte über einen frechen und ungezogenen Jungen erzählen wollen. Die Simpsons, 1985 erdacht und inzwischen die bisher erfolgreichste Zeichentrickserie, wurden erstmals am 19. April 1987 als grob gezeichneter Kurzfilm in der Tracey Ullman Show gesendet. Ab 1990 wurden die Geschichten um die Familie mit den Eltern Homer und Marge sowie ihren Kindern Bart, Lisa und Maggie als Fernsehserie gesendet. Die Zeichnung entstand im Haus des von Matt Groening sehr verehrten Frank Zappa; dieser wiederum war ein großer Fan der Simpsons. „“Frank Zappa was my Elvis”, sagte Groening im Interview mit Guitar World 1992 (zit. nach faroutmagazine.co.uk, Zugriff 08.07.2024).

Karl Lagerfeld

(1933 Hamburg – 2019 Neuilly-sur-Seine)

6915 Modezeichnung

Faserschreiber in Schwarz und Rot auf Skizzenblockpapier Um 1965. 48,5 x 36 cm. Oben rechts mit Faserscheiber in Schwarz bezeichnet „fait 12.“, links „Manicha 3/4“ sowie mit Maßangaben.

1.200 €

Rasant schwingt das rote gepunktete Tuch durch die Komposition, ebenso raumgreifend wie das ausgestellte rechte Bein des Models. Die Breitenmaße der roten Akzente ergänzt Lagerfeld jeweils von Hand, souverän belässt er Hände, Füße und Antlitz in der Andeutung. Zu den Lieblingskünstlern des Modezaren zählten deutsche Expressionisten ebenso wie russische Konstruktivisten. Die Klarheit der Zeichnung vermittelt das Gefühl, dem Künstler beim raschen Aufsetzen seiner Linie und beim Kolorieren über die Schulter schauen zu können.

Provenienz: Archiv Tiziani, Rom

Nachlass Raf Ravaioli Privatsammlung Palm Beach, Florida Palm Beach Fine Art Auctions, Palm Beach, Auktion 18.04.2019, wohl Lot 105

6916

Pietro Dandini (1646–1712, Florenz)

6917 Studien zu der Figur eines Engels Rötel auf Bütten, verso Kopf- und Handstudien in Rötel und schwarzer Kreide. 19,5 x 26,8 cm. Unten rechts in Feder monogrammiert „P. D.“. Wz. Dreiberg mit Kreuz. 450 €

Das in Rötel mit lockerem Strichduktus angelegte Studienblatt zeigt die faszinierende Entwicklung zu einer Engelsfigur, die von links nach rechts fortschreitend immer mehr an Dynamik gewinnt, bis sich deren Konturen fast vollkommen auflösen. Der Prozess der Schöpfung, in dem sich Künstler immer weiter befreit und sich dem Strudel seiner Inspiration hingibt, ist hier grandios nachvollziehbar.

Provenienz: Sammlung Dandini, Florenz

Sammlung Giovanni Targioni Tozzetti (1712-1783), Florenz Dr. Carmen Hertz Gräfin Finckenstein (1889-1971), Ascona Danach im Familienbesitz, Norddeutschland

4.000 € 6918

6918 18. Jh. Die Grablegung Christi mit Engeln Feder in Braun auf Bütten. 40,7 x 29,7 cm. Unten links in brauner Feder bez. „Pietro Testa“.

Venezianisch

Jacques Lipchitz

(1891 Druskininkai/Litauen – 1973 Capri)

6919 Untitled IX

Bleistift und Pinsel in Schwarz auf Velin. Um 1947–48. 18 x 14 cm. Oben links mit Feder in Weiß signiert „Lipchitz“.

800 €

Lipchitz spielt mit Positiv- und Negativformen, Hell und Dunkel finden sich in feiner Balance, und die charakteristisch abstrahierte Figur schwingt in skulpturaler Bewegtheit.

Provenienz: Marlborough Gallery, New York (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort typographisch bezeichnet)

6920

Jacques Lipchitz

6920 Studie zu Our Tree of Life

Kreide in Schwarz auf Velin. Um 1950-68. 13,8 x 10,8 cm.

600 €

Vorzeichnung für das von Lipchitz gestaltete Monument vor dem Hadassah-Krankenhaus auf dem Berg Scopus, Jerusalem. Dieses letzte Werk des Künstlers, eine Bronzeskulptur, stellt die jüdischen Patriarchen, den brennenden Dornbusch und die beiden Gesetzestafeln dar. All dies bleibt in der Skizze in der Andeutung, ohne seine Gegenständlichkeit zu enthüllen. Stattdessen hält Lipchitz hier vor allem eine gen Himmel aufsteigende Bewegung geschwungener Formen fest.

6919

Jacques Lipchitz

6921 Ideenskizzen

2 Zeichnungen, recto/verso. Feder in Blau auf Briefbogen 26,4 x 18,3 cm.

300 €

Figurative Ideenskizzen, gezeichnet mit vehementen Federstrichen, offenbaren Lipchitz’ spontanen Schaffensimpuls. Neben vielen anderen Emigranten wie Marc Chagall und Max Ernst, denen der amerikanische Journalist Varian Fry und sein Marseiller Hilfskomitee, das Emergency Rescue Committee, die Flucht aus dem Vichy-Regime Frankreichs ermöglichte, reiste 1941 auch Lipchitz nach New York aus. In Amerika zeichnet er auf einem Briefbogen des Seton Inn in Lakewood, NJ, die vorliegenden Skizzen.

6921

Ernst Ludwig Kirchner

(1880 Aschaffenburg – 1938 Frauenkirch bei Davos)

6922 Paar

Bleistift auf Skizzenbuchpapier. 1919-24. 21,6 x 17,2 cm.

Presler Skb 73 / Seite 1.

1.800 €

Ekstatische, schwungvolle Linien und stark vereinfachte, sich beinahe auflösende Formen im vehementen, etwas schroffen Duktus der Davoser Jahre kennzeichnen Kirchners ab 1919 in den Graubündener Bergen, rund um die Stafelalp, entstandene Zeichnungen. Die Zeichnung ist dem Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, bekannt.

Provenienz: Ketterer, München, Auktion 364, 23.04.2010, Lot 474

Ausstellung: Kunsthalle Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, DL 2012/2 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort betitelt und bezeichnet)

Ernst Ludwig Kirchner

6923 Berglandschaft mit Edelweiß Bleistift auf Skizzenbuchpapier. 1919. 21,6 x 17,3 cm. 1.800 €

Wunderbar charakteristisches Blatt für Kirchners Davoser Zeit. Im Oktober 1918 zieht der Künstler, nach seiner Entlassung aus dem Nervensanatorium in Kreuzlingen, in das Haus „In den Lärchen“, einen Bauernhof auf der Längmatte bei Frauenkirch. Der ländliche Vorort von Davos blieb Kirchner bis zu seinem Selbstmord im Jahr 1938 eine neue Heimat. Die vehement schräg zueinander gesetzten Linienbüschel sind, ebenso wie die vereinfachte Formgebung der vorliegenden Zeichnung, charakteristisch für Kirchners ab 1919 in den Graubündener Bergen, rund um die Stafelalp, entstandene Blätter. Die Zeichnung ist dem Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach / Bern, bekannt.

Provenienz: Ketterer, München, Auktion 364, 23.04.2010, Lot 480

Ausstellung: Kunsthalle Emden, Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo, DL 2012/7 (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite, dort betitelt und bezeichnet)

6922

6924

Gio Ponti (1891–1979, Mailand)

6925 Ohne Titel

Feder in Schwarz auf Velin. 28 x 22 cm. Unten rechts mit Bleistift signiert „GIOPONTI“.

800 €

In einer Art Bildergeschichte verknüpft der italienische Designer und Architekt abstrakte, figurative und semantische Elemente miteinander, kombiniert und entwickelt mit spielerischer Leichtigkeit unterschiedliche Formen und Ausdrucksmöglichkeiten.

Provenienz: Casa d’Aste Capitolium, Brescia, Auktion 16.03.2020, Lot 255

Moebius

(d.i. Jean Henri Gaston Giraud, 1938 Nogent-sur-Marne – 2012 Montrouge)

6924 L’Incal. Comic-Vorzeichnung

Bleistift und Feder in Schwarz auf leichtem SchoellerParole-Velin. Um 1981-88. 32,2 x 25 cm. Unten rechts mit Bleistift zweifach bezeichnet „17“.

1.200 €

Eine phantastische Architekturkonstruktion, anstürmende Heere Außerirdischer: Der Comictext steht bereits, die Bilder lässt Moebius darum herum wachsen. Die Vorzeichnung einer Heftseite vereint mit schwarzer Feder Geschriebenes und locker mit dem Bleistift gezeichnete Bildideen, deren Kompositionen bereits fertig entwickelt scheinen, verdeutlicht also exemplarisch das Zusammenspiel von Bild und Text, von Autor und Zeichner. L’Incal entstand in der Zusammenarbeit des chilenischen Filmemachers Alejandro Jodorowsky, der die Texte lieferte, und des französischen Comiczeichners Moebius zwischen 1981 und 1988, in insgesamt sechs Ausgaben. Ursprünglich betitelt Une aventure de John Difool und inspiriert von den Romanen Philip K. Dicks, wurden die Comics in der französischen ScienceFiction- und Horror-Zeitschrift Métal hurlant beim Verlag Les Humanoïdes Associés veröffentlicht. In der vorliegenden Vorzeichnung geht es wohl um einen Angriff der außerirdischen Berks, die auf dem erdähnlichen Planeten Terra 21 den Detektiv John Difool und ein kleines leuchtendes Pyramidenobjekt, den Incal, jagen. Die Comicerzählung Ridley Scott ließ sich durch den Incal bei seinem Film Blade Runner inspirieren und Luc Besson bei Das fünfte Element.

6925

Jean Tinguely

(1925 Fribourg – 1991 Bern)

6926 Skizze zu einem Gefährt Faserschreiber sowie Pinsel in Gold auf Makulaturpapier. 30 x 37,7 cm.

300 €

Viele Fragezeichen deuten an, wie offen Tinguelys Idee dieser Konstruktion noch ist: eine spontane Skizze, ein chaotisches Räderwerk mit Figur, aus dem sich eine Skulptur entwickeln könnte – ein Zeugnis erster Gedanken des Künstlers zu Motiv oder Komposition, schnell gezeichnet auf dem erstbesten Stück Papier, das zu finden war.

Raoul Dufy (1877 Le Havre – 1953 Forcalquier)

6927 Carnaval à Nice Bleistift auf Skizzenblockpapier. 17,8 x 20,8 cm. Unten links mit dem Monogrammstempel „RD“.

800 €

Die schwungvoll stilisierte, heitere Komposition, in sparsamen, lockeren Konturen und wenigen Binnenschraffuren umgesetzt, löst sich nach hinten in höchster Abstraktion auf: Minimalistische, zeichenhafte Kürzel und schwebende Kugeln deuten eine Menschenmenge an und lassen die Darstellung in einer flirrenden Reduktion ausklingen.

Provenienz: Besch, Cannes, Auktion 23.03.2008, Lot 238

6927
6926

Dennis

Hopper (1936 Dodge City – 2010 Los Angeles)

6928 Hollywood: Gitter Silbergelatineabzug. 1991. 20 x 25,2 cm. Verso mit Faserschreiber in Schwarz signiert „DHopper“ und datiert. 2.400 €

Hollywoods andere Seite: Ein Gitter, Holzbretter, dahinter alte Kartons, ein Stück Himmel. Nicht nur als Schauspieler und Regisseur in Filmen wie Apocalypse Now oder Easy Rider war Hopper berühmt, sondern er dokumentierte auch über Jahrzehnte hinweg fotografisch seine Umwelt, seine Epoche, seine Freunde. Unikat.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

Raoul Dufy

(1877 Le Havre – 1953 Forcalquier)

6929 Flocons rouges et blancs sur fond bleu Gouache und Bleistift auf leichtem Karton. Wohl um 1912. 22,8 x 16 cm. Unten rechts mit Pinsel in Schwarz monogrammiert „RD“, im Oberrand mit Bleistift numeriert „72574“, „15598“ und (schwer leserlich) bezeichnet.

500 €

Dufy schuf nicht nur Gemälde, sondern illustrierte auch über 50 literarische Werke, fertigte Keramikstücke an, Entwürfe für Theaterdesign, Innenarchitektur, Wandteppiche, Wandgemälde und rund 5000 Textildesigns. Nachdem er 1911 vom Modedesigner Paul Poiret den Auftrag erhalten hatte, Geschäftspapiere zu entwerfen, entwikkelte sich zwischen ihnen eine Freundschaft und kreative Partnerschaft, die viele Jahre andauern sollte. Dufy begann, Textilien für Poirets Kleidungsstücke zu entwerfen. Dufys Designs waren bemerkenswert kühn und standen in starkem Kontrast zur damaligen verspielteren Mode. Die Spuren einer Quadrierung über der Darstellung weisen auf eine konkrete Verwendung der Entwurfszeichnung hin.

Provenienz: Deburaux Patrick, Paris, Collection Bianchini-Férier, Auktion 10.05.2006, Lot 131

Artcurial, Paris, Auktion 3961, 10.03.2020, Lot 83

6928
6929

Paul Klee

(1879 Münchenbuchsee/Bern – 1940 Muralto bei Locarno)

6930 Bildnerische Gestaltungslehre: III.24 Stereometrische Gestaltung

Bleistift auf dünnem bräunlichen Skizzenpapier. Um 1926–31. 33 x 21 cm. Oben und unten mittig mit Bleistift bezeichnet „Stereometr Gestaltg Kubus in parallel Construction (axonometrisch) (...)“.

4.000 €

Der prozessuale, systematische Charakter des Gestaltungsvorgangs steht in diesem Lehrwerk im Vordergrund. Paul Klee unterrichtete am Bauhaus in Weimar und Dessau in den Jahren 1921 bis 1931 unter anderem die bildnerische Form- und Gestaltungslehre. Seine Manuskripte umfassen einerseits das kleine Buch „Beiträge zur bildnerischen Formlehre“ sowie ein Konvolut von rund 3900 Seiten mit Unterrichtsnotizen, teils in Notizbüchern, teils als lose Blätter, die im Zentrum Paul Klee dokumentiert sind (Zentrum Paul Klee 2012a). Dieses

gesamte Material bezeichnete der Künstler als Bildnerische Gestaltungslehre. Konzipiert in 24 Kapiteln, beschäftigt sich diese Lehre mit den Grundsätzen der bildnerischen Gestaltung, mit zweidimensionalen Formen ausgehend von Kreis, Dreieck und Quadrat sowie im Abschnitt Stereometrische Gestaltung mit der Darstellung dreidimensionaler Körper wie Kubus, Pyramide, Kugel und Kegel. In den Kubusflächen jeweils bezeichnet „links vertical“, „rechts vertical“ sowie „Horizontal basis“, unten bezeichnet „ein Kreis als Grundlage (isonometrisch) (sic) (...) Construction des kubischen Guckkasten“. Verso eine weitere, spontane Zeichnung des Künstlers, vogelartiges Wesen „Maskengesicht“. Die Zeichnung ist dem Zentrum Paul Klee, Bern, bekannt und dort registriert unter den Objekt-IDs 100989 (recto) und 100990 (verso).

Provenienz: Villa Grisebach, Berlin, Auktion 343, 03.06.2022, Lot 457

Privatsammlung Berlin

Louis Malle

(1932 Thumeries – 1995 Beverly Hills)

6931 Szenenidee zu Milou en mai

Bleistift auf Fragment einer Papiertischdecke. Vor 1990.

Ca. 50 x 52 cm.

600 €

Zeugnis der zündenden Idee für eine nächste Kameraeinstellung: Louis Malle skizziert seinen Einfall während einer Drehpause impulsiv auf einer Papiertischdecke im Restaurant, die Kamerabewegungen im Raum deutet er mit Pfeilen und kurvigen Linien an. Michel Piccoli und Miou-Miou spielten in dem 1990 erschienenen Film „Eine Komödie im Mai“ mit, die Kamera führte Renato Berta.

Provenienz: Geschenk des Regisseurs; Henning Lohner war bei dem Film Regieassistent

Egon Schiele

(1890 Tulln a.d. Donau – 1918 Wien)

6932 Kompositionsskizze

Bleistift auf Skizzenbuchpapier. 1913. 14,2 x 9 cm.

2.500 €

Schwer lesbare und doch mit sicherer Linie gezeichnete Komposition Schieles mit figurativen Elementen - möglicherweise handelt es sich bei der Skizze unten rechts um zwei einander umarmende, radikal stilisierte Figuren -, aus einem Skizzenbuch von 1913. Die Linienführung ist vergleichsweise kantig und zeigt eine wahrscheinlich auf den Einfluss des Kubismus zurückzuführende Geometrisierung.

Provenienz: Privatbesitz Niederösterreich

Ressler, Wien, Auktion 12, 23.09.2019, Los 147 (dort mit Erwähnung einer Fotoexpertise von Prof. Dr. Rudolf Leopold, Wien, vom 23.07.1986)

6931
6932

Joe Cesare Colombo (1930–1971, Mailand)

6933 Nuclear Drawing

Pinsel und Faserschreiber in Schwarz auf bräunlichem Velin. Um 1950. 21 x 28 cm. Unten links mit Faserschreiber in Schwarz signiert „j. col.“.

600 €

Organische Formen schweben und bewegen sich wirbelnd durch den Raum, scheinen zu mutieren, versprengte Punkte schwirren umher. Die frühe Zeichnung Colombos steht im Kontext des „Movimento Arte Nucleare“: Dies entstand 1951 in Mailand aufgrund einer von Enrico Baj und Sergio Dangelo organisierten Ausstellung in der Galleria San Fedele mit dem Titel „Pittura Nucleare“ (nukleare Malerei). Das Atomzeitalter schien eine völlig neue Kunstform zu erfordern, deren Entwicklung sich die Bewegung widmete.

Provenienz: Mosan, Liège, Auktion 14./15.06.2006, Lot 233 Finarte, Mailand, Auktion 07.07.2022, Lot 186

6933

Koloman Moser (1868–1918, Wien)

6934 Figurative Skizzen

Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. Um 1912. 26,5 x 20,8 cm. Unten links mit dem Nachlaßstempel.

300 €

Verso weitere Kompositionsstudien sowie handschriftliche Annotationen.

Provenienz: Roseberys, London, Auktion 26.04.2022, Lot 195

Koloman Moser

6935 Kompositions- und Figurative Skizzen

Kreide in Schwarz auf Skizzenblockpapier. Um 1912. 26,5 x 20 cm. Unten rechts mit dem Nachlaßstempel.

300 €

Bloß angedeutet bleiben die quadratischen Kompositionsentwürfe, ebenso wie die zügig ausgeführte Studie einer liegenden Frau.

Provenienz: Roseberys, London, Auktion 26.04.2022, Lot 195

Iannis Xenakis

(1922 Braila, Rumänien – 2001 Paris)

6936 Ohne Titel 2 Blatt. Bleistift auf Velin. 1986. Je 29,7 x 21 cm.

300 €

Algorhythmen und Funktionen, komplizierte mathematische Schleifen und Berechnungen des Komponisten und Architekten. Aus zufälligen Phänomenen wie Regen, einer Menschenmasse oder einem Bienenschwarm entwickelte Xenakis ab 1954 die stochastische Musik als ganz eigenen Musikstil. Mathematische, geometrische, architektonische oder philosophische Prinzipien wie Wahrscheinlichkeitsrechnungen, Zufallsverteilungen oder die Chaostheorie fließen in seine Kompositionen ein. So nutzte Xenakis dafür Erkenntnisse der

Spieltheorie, der Mengenlehre und der Zahlentheorie und ließ sich inspirieren von leuchtenden Phänomenen, z.B. Blitz, Wolken, Feuer, Himmel, Vulkane. Seine elektronischen Skulpturen und Installationen verbinden Licht, Musik und Strukturen, dazu die Musikübertragung (Le Polytope). „Die Matrix seiner Werke, die Klang und Licht kombinieren, entspringt Xenakis’ tiefer Sehnsucht nach abstrakter Kunst.“ (iannis-xenakis.org, Zugriff 03.07.2024).

Das 1958 für die Expo Brüssel entstandene Gesamtkunstwerk Poème elèctronique von Xenakis, Le Corbusier und Edgar Varèse wirkte sich nachhaltig auf die Entwicklung der Klangkunst aus.

Provenienz: Geschenk des Künstlers

6936
6936

Harry Bertoia

(1915 Arzene – 1978 Barto, Pennsylvania)

6937 Mushroom

Feder in Schwarz auf dünnem Strathmore-Velin. Um 1970. 21,7 x 28 cm.

400 €

Die Grundidee eines Pilzes mit geschwungener, gewellter Kappe umreißt Bertoia in wenigen organisch schwingenden Konturlinien. Die Skizze für eine seiner geschweißten Naturskulpturen zeigt die charakteristischen amorph-wolkigen Formen des schwellenden Pilzkörpers auf dem schmalen Stiel, ohne jedoch die fein ausgeformten Strukturen der Metallobjekte anzudeuten, zu deren Gestaltung ihn seine Ausbildung als Goldschmied befähigte. Mit einem Echtheitszertifikat des Nachlasses Harry Bertoia.

Provenienz: Rago Auctions, Lambertville, Auktion 18.05.2022, Lot 255

6938 Bushes

Feder in Schwarz auf dünnem Strathmore-Velin. Um 1970. 21,8 x 28 cm.

400 €

Bertoias Skulpturenreihe geschweißter Naturwerke begann in den 1960er-Jahren: Es entstanden metallene Büsche, Sträucher, Löwenzahnblüten, Trauerweiden, Pilze, Heubündel und Weizengarben. Vermutlich ist es der Gedanke an eine gedrungene Buschform, den Bertoia in der Skizze festhält. In minimalistischer Vereinfachung zeichnet er die kugeligen Gebilde in die untere Blatthälfte und deutet damit die eher flache Ausformung des Ganzen an. Die Gestalten der um das Jahr 1975 entstandenen Buschskulpturen aus geschmiedetem Kupfer und Bronze scheinen auf dieser Zeichnung zu beruhen. In unterschiedlichsten Varianten entstanden die „Bertoia Bushes“, mit denen der Künstler sommerliche Augenblicke der Schönheit und Fülle der Natur festhielt (vgl. die Monotypie „Ohne Titel“, 1960er Jahre, TD.MO.385, harrybertoia.org). Mit einem Echtheitszertifikat des Nachlasses Harry Bertoia.

Provenienz: Rago Auctions, Lambertville, Auktion 18.05.2022, Lot 255

6937 6938

Bernhard Fries (1820 Heidelberg – 1879 München)

6939 Baumgruppe auf dem Weg nach Narni Feder in Braun auf Velin, verso: Baumstudie in Bleistift. 29 x 41,6 cm. Unten rechts (eigenhändig?) in Bleistift „Narni“ sowie unten links von fremder Hand bezeichnet.

800 €

Provenienz: Aus dem Nachlass der Künstlers (verso mit dem Nachlasstempel)

Gustav Wunderwald (1882 Köln – 1945 Berlin)

6940 Baumgruppe am Hang Kreide in Schwarz auf festem Velin. Um 1910. 26,8 x 35,3 cm. Unten links mit Bleistift signiert „G. Wunderwald“.

400 €

Mit dichten Schraffuren modelliert Wunderwald die Gruppe buschiger Bäume in sanft geschwungener, hügeliger Landschaft. Die Zeichnung entstand vermutlich in seiner Tiroler Zeit. Charakteristisch, auch für sein künftiges Schaffen, ist die Überschaubarkeit der Szenerie, die Konzentration des Künstlers auf des Wesentliche.

Provenienz: Venator & Hanstein, Köln, Auktion 21.03.2015, Lot 1410

6939
6940

Louis Valtat

(1869 Dieppe – 1952 Paris)

6941 Dorf in den Bergen

Aquarell und Bleistift auf Velin, auf festeres Velin aufgezogen. Um 1899. 15,3 x 19,5 cm. Unten rechts mit dem gestempelten Monogramm „L.V“.

700 €

Aus den locker gesetzten, leuchtenden Farbflecken entsteht die zügig aquarellierte Ansicht eines Dorfes in den Bergen, die sich ähnlich wiederholt in Valtats Werk findet, hier jedoch in ihrer Abstraktion und der Intensität der Farbtöne beispielhaft die Unmittelbarkeit der Gestaltung im Schaffen des Künstlers zeigt (vgl. das Aquarell „Village dans la Montagne“, um 1898, Drouot, Paris, Auktion 06.12.2023, Lot 87). Im Jahr 1904 gehörten auf seiner erster Einzelausstellung in der Galerie Vollard Renoir und Signac zu Valtats ersten Käufern.

Provenienz: Remi le Fur, Paris, Auktion 06.06.2019, Lot 71

6941

Henri Matisse

(1869 Le Cateau – 1954 Cimiez bei Nizza)

6942 Etude piniède

Conté-Kreidestift in Schwarz auf Velin. 1915. 32,3 x 49,3 cm. 12.000 €

Mit einfachsten Mitteln und einer eleganten Linienführung erzeugt Matisse eine ebenso rhythmische wie spannungsreiche Komposition, deren schräg-vertikal geführte Geraden der Baumstämme in reizvollem Kontrast zu dem wolkig runden Laubwerk stehen. Zeichenhaft stilisiert er die Landschaftselemente der Szenerie in Le Piquey, Arcachon, ausgeführt im Sommer 1915. Der souveräne Zeichner drückt mit schlichten schwarzen Linien auf dem hellen Papier seine von Gefühlen und seelischen Bewegungen geleitete Wahrnehmung der Landschaft aus.

Provenienz: Pierre Matisse, New York

Pierre-Noël Matisse, Paris

Jacquelyn Miller Matisse (durch Erbschaft erhalten)

Christie’s, Auktion Matisse on Paper: Prints & Drawings from the Estate of Jacquelyn Miller Matisse, 09.-23.06.2021 (online), Lot 28

6943
6944

Johann Martin von Rohden (1778 Kassel – 1868 Rom)

6943 Gebirgszug bei Subiaco Bleistift auf Bütten. 44 x 58 cm. Unten rechts in Bleistift die Zahl „780“. Wz. Fleur-de-lis.

1.200 €

Die Gegend von Subiaco gehörte neben Tivoli zu den beliebtesten Studienorten Johann Martin von Rohdens. Dort fertigte er zahlreiche Zeichnungen, die zum Teil auch für spätere Gemälde dienten. Bei den oft in Bleistift oder Kreide angelegten Terrainstudien nutzte Rohden oft nur das Blattzentrum, der Vordergrund blieb ausgespart. Mit entschiedenem Strich und energischen Schraffuren skizziert der Künstler die Gebirgspartie, wobei die im Sonnenlicht liegenden Partien auf dem Papiergrund ausgespart bleiben. Es ist die großartige Aufnahme eines flüchtigen Moments, die der Künstler über die Zeit hinaus konserviert. Die Zeichnung scheint zu einer Gruppe von Studien zu gehören, die sich einst in der Sammlung Bernt Grönvold befunden haben und in den Jahren 1920 und 1921 von der Kunsthandlung Ernst Arnold in Dresden erworben wurden (jetzt u.a. in den Kabinetten in Berlin, Bremen und Hamburg, s. Ausst.-Kat. Johann Martin von Rohden 1778-1868, Kassel 2000, Nrn. 104, 108, 122 und 162).

Ludwig Deurer (1806–1847, Mannheim)

6944 Im Parco Chigi in Ariccia Bleistift auf Velin. 22,1 x 32,6 cm. Unten links bez. und datiert „Park Chigi Juli [18]44.“. Wz. „Buchstaben A.M“.

1.200 €

Nach einer längeren Schaffenskrise Deurers erfolgt der Umschwung 1844 mit dem plötzlichen Tod des Vaters, der in Rom als Maler tätig gewesen war. Mit seiner Frau Antonie machte sich Deurer nach Rom auf, um den Nachlass zu regeln. Die Stadt inspirierte den Künstler, der seine Umgebung mit wachem und einfühlsamem Blick registrierte. In den Sommermonaten bereiste das Paar das römische Umland. Im Juli waren sie in Ariccia, wo die ursprüngliche Wildheit des Parkes von Palazzo Chigi sie in ihren Bann zog: „... da [ist] ein Park, der ein wahrer Urwald ist. Keine Axt, kein Meßer darf da hinein kommen, selbst Bäume, die von Alter gestürzt sind, liegen da halb vermodert u. von Efeu, wilden Reben u. dergleichen ganz über wachsen,man sieht da wie die Natur aussieht, da von keiner Hand berührt, Felsen u. Baumstämme aufs tollste in einander verwachsen...“ (Brief von Antonie Deurer, zit. n. Wilmowsky 1997, S. 108). Diese in Worten vermittelte Faszination für das Nebeneinander von lebender und absterbender Natur bannt Deurer hier in einem nahansichtigen Ausschnitt auf Papier.

Ausstellung: Mannheim 1997, Städtische Kunsthalle: Unter italienischem Himmel wächst wahre Kunst hervor... (Kat.-Nr. 856)

Literatur: Sabina Wagner, Ludwig Deurer (1806-1847). Leben und Werk eines Mannheimer Zeichners und Malers, Frankfurt a. M. 1999, Kat.-Nr. 856

Monika von Wilmowsky (Hrsg.), Unter italienischem Himmel wächst wahre Kunst hervor. Peter Ferdinand Deurer 1777–1844 - Ludwig Deurer 1806-1847. Landschaftszeichnungen der Romantik, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Mannheim, Frankfurt am Main 1997, S. 108, Kat.-Nr. 38 mit Abb.

6945

Fritz Stuckenberg (1881 München – 1944 Füssen)

6945 Ohne Titel Bleistift auf Bütten. Um 1931. 32,7 x 24 cm. Unten mittig mit Bleistift mit dem Künstlersignet „STU“.

800 €

Eine schwebende Anmut erfüllt die konstruktivistische Komposition aus dem Spätwerk des Künstlers. Fritz Stuckenberg, der 1916 von Herwarth Walden entdeckt und in den Sturm-Kreis integriert wurde, wo er engere Kontakte vor allem zu Georg Muche, Arnold Topp, Walter Mehring und Mynona pflegte, schloss sich dem Arbeitsrat für Kunst um Walter Gropius und Bruno Taut an, später der Novembergruppe. Seine Teilnahme an der Ersten Internationalen Dada-Messe, die Aufnahme in die Dritte Bauhausmappe und viele weitere Ausstellungen in bedeutenden Galerien zeugten von Stuckenbergs Rang in der damaligen künstlerischen Szene. Ab 1937 galten seine Werke zur Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“.

Provenienz: Karl & Faber, Auktion München 12.06.2015, Lot 830

Ausstellung: Fritz Stuckenberg, Retrospektive, Städtische Galerie, Delmenhorst 1993

Leopold Survage

(1879 Willmannstrand, Finnland – 1968 Paris)

6946 Komposition mit Fisch und Häusern Feder in Schwarz auf Skizzenbuchpapier. Um 1916. 16,3 x 12,8 cm. Unten rechts mit dem runden Nachlaßstempel „ATELIER SURVAGE“.

600 €

Sich überkreuzende Diagonalen zerschneiden das Motiv, zersplittern den Bildraum und fügen ihn versetzt und verdreht neu zusammen - eine Herausforderung für den Betrachter. Survage, ausgebildet an der Kunstakademie in Moskau, schloss in Paris, wo er ab 1908 lebte, Bekanntschaft mit den bekanntesten Künstlern der dortigen Szene, unter anderem Georges Braque, Jean Cocteau, Tsuguharu Foujita, Juan Gris, Fernand Léger, Amedeo Modigliani, Pablo Picasso und Chaim Soutine. Mit Henri Matisse verband ihn bald eine enge Freundschaft. Angeregt durch den Kubismus und die Filmkunst, strebte Survage danach, musikalische und auch zeitliche Elemente in seinen Zeichnungen umzusetzen.

Provenienz: Artcurial, Paris, Collection Haba & Alban Roussot, Auktion 22.10.2007, Lot 744

Walter Dexel

(1890 München – 1973 Braunschweig)

6947 Skizze zu Hinterglasbild Lokomotive VI

Feder in Schwarz auf Karteikarte. 1917/18. 15 x 10 cm. Unten links mit dem Blindstempel „Nachlass Walter Dexel“, dort von fremder Hand mit Bleistift bezeichnet „5“, unten rechts datiert, verso eigenhändig mit Bleistift bezeichnet „Skizze zu Hinterglasbild 1918 VI – Berlin –Nat Gal seitenverkehrt ausgeführt“.

700 €

Das Bild einer Lokomotive zerlegt Dexel in geometrische Formen, löst sich also hier zwar noch nicht vollständig von der Gegenständlichkeit, aber ist auf dem besten Wege zur konstruktivistischen Abstraktion. Die Zeichnung entspricht spiegelverkehrt weitgehend der Komposition des farbigen Hinterglasbildes „Lokomotive VI“, 1918 (Wöbkemeier 118). Im Jahr 1918 war Dexel als Ausstellungsleiter im bedeutenden Jenaer Kunstverein tätig und organisierte dort zahlreiche Ausstellungen von Bauhauskünstlern.

Provenienz: Hauswedell & Nolte, Hamburg, Auktion 465, 11.12.2015, Lot 192

6946
6947

6948

Henri Laurens (1885–1954, Paris)

6948 Le Boxeur

Feder in Schwarz auf festem Velin. 1921. 29,6 x 18,8 cm. Unten rechts mit Feder in Schwarz monogrammiert „HL“, verso wohl betitelt.

1.800 €

Ein kompliziertes Liniengefüge lässt nicht nur die geometrisierte menschliche Figur entstehen, sondern konstruiert mit scharfkantigen, über die Gestalt hinausführenden Geraden auch die möglichen

Bewegungen des Sportlers. Ganz im Sinne der sculpture transparente bindet Laurens damit den leeren Umraum mit in die Darstellung ein. Zugleich beschreiben bereits organischere, kurvige Linien den Körper des Sportlers, sorgen für ein abwechslungsreiches Formenspiel und verweisen auf Laurens’ künftigen, weich gerundeten Stil.

Provenienz: Privatsammlung Spanien Swann, New York, Auktion 2560, 04.03.2021, Lot 253

Milton Glaser (1929–2020, New York)

6949 Zu Byron, Don Juan Feder in Sepia, teils laviert, auf Velin. Um 1970. 45 x 59,5 cm. Unten rechts mit Feder in Rotbraun signiert „Milton Glaser“, in der Darstellung rechts bezeichnet „Biron“.

900 €

Übersprudelnde Ideen ballen sich zu einer komplexen Komposition, entstanden im Zusammenhang mit Glasers Illustrationen der von Isaac Asimov annotierten Byron-Ausgabe „Asimov’s Annotated Don Juan“, veröffentlicht 1972 bei Doubleday, New York.

Rudolf Bauer

(1889 Lindenwald/Schlesien – 1953 Deal/New Jersey)

6950 Zwei Damen am Tisch

Bleistift auf Ingres-Bütten. Um 1910. 48,3 x 30,3 cm.

Unten links mit dem runden Nachlaßstempel in Lila „Estate Rudolf Bauer“.

500 €

Bevor sich um 1912 Bauers Stil zum Abstrakten hin entwickelte, zeichnet er mit eleganter Stilisierung und in ausgewogener Komposition die beiden Damen am Caféhaustisch. Bauer entwickelte seine künstlerischen Fähigkeiten bereits als Jugendlicher und besuchte später gegen den Widerstand seines Vaters die Königliche Akademie der Künste in Berlin. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit Illustrationen und Karikaturen für verschiedene Zeitungen, bevor er 1912 Bekanntschaft mit Werwarth Walden schloss.

6950

Christian Rohlfs

(1849 Niendorf/Holstein – 1938 Hagen)

6951 Weite Landschaft („Kiel“)

Tintenstift in Violett auf strukturiertem Velin. 1926. 35,2 x 51,2 cm. Unten rechts mit Bleistift monogrammiert „CR“ und datiert, verso betitelt und mit der Karsch-Nummer „E60-364“.

3.000 €

Auf der Rückseite des Blattes die typischen Ausblutungen des violetten Tintenstiftes. In ihrer konsequent horizontalen Strukturierung, aufgelockert von den geschwungenen Bogenformen der brechenden Wellen in Strandnähe erinnert die Zeichnung an die ebenfalls mit Tintenstift gezeichneten Blätter „Badende im Meer“ und „Ostsee“ von 1925-26, vgl. Ausst.-Kat. Kiel 2012, Nrn. 558 und 622, wo ganz ähnlich „der Gesamteindruck oszilliert zwischen dem Zeichnerischen der Linie und dem Malerischen des blauvioletten Farb -

klanges, das trotz seines monochromen Charakters über das Zeichnerische hinausweist... Rohlfs Interesse an dieser ungewöhnlichen Technik lässt erkennen, wie sehr ihn neue, unübliche und damit noch nicht semantisierte, also bedeutungsfreie Darstellungsmöglichkeiten interessiert haben. Diese Haltung sollte schließlich zu Bildern führen, die bis heute primär das Werk von Christian Rohlfs in der Kunstgeschichte verkörpern und die in ihrer Entstehung und Aussage einzigartig sind.“ (A. Wiesner, in: Überwältigend kühn. Der ganze Rohlfs in Kiel. Ausst.-Kat. Kiel, S. 30). 1925 richtete die Kunsthalle Kiel dem 75jährigen Rohlfs eine erste große Jubiläumsausstellung aus und kaufte in der Folge zahlreiche Zeichnungen des Künstlers an.

Provenienz: Privatbesitz Brandenburg Bassenge, Berlin, Auktion 105, 31.05.2015, Lot 8287

Louis Valtat

(1869 Dieppe – 1952 Paris)

6952 Sommerliche Landschaft

Aquarell und Bleistift auf Velin, auf Velinkarton montiert. 12 x 14 cm. Unten rechts mit dem gestempelten Monogramm „L.V“.

700 €

Zügig und mit lockerem Duktus aquarelliert Valtat die sommerliche Landschaft in hell leuchtenden Farbnuancen. Sparsame, mit leichter Hand in der Andeutung belassene Bleistiftlinien kennzeichnen die Strukturen des felsigen Vordergrundes. Valtat, der stilistisch einer gemäßigten Linie des Fauvismus zugerechnet wird, löst sich hier vom Lokalkolorit. Nach längeren Reisen durch Frankreich und Italien, auf denen er u.a. mit Pierre-Auguste Renoir, Paul Signac und Aristide Maillol zusammentraf, wurde Valtat ab 1905 vom Kunsthändler Ambroise Vollard vertreten. Valtats Kontakte zur Künstlergruppe der Nabis spiegeln sich in der vorliegenden Zeichnung deutlich wider, auch wenn er der Künstlergruppe nie angehörte.

Provenienz: Remi le Fur, Paris, Auktion 06.06.2019, Lot 74

6952

Lovis Corinth

(1858 Tapiau – 1925 Zandvoort)

6953 Schweizer See mit Sonne Kreide in Schwarz auf festem Velin. Um 1923. 8 x 18 cm. Verso mit dem Nachlaßstempel „Atelier-Lovis Corinth“, dort signiert von Mine Corinth und bezeichnet „Orig. Kreidezeichnung zu Tell, ähnlich Mü 775“.

1.200 €

Die Intensität der Zeichnung scheint das kleine Format beinahe zu sprengen, die Körnigkeit des Farbauftrages und ihr Kontrastreichtum das Alter von 100 Jahren Lügen zu strafen: Als habe Corinth gestern erst die Spiegelungen der Sonne im Wasser des Schweizer Sees festgehalten, um sich davon für sein Titelblatt zur 1923 bei Karl Nierendorf in Berlin erschienenen Lithographienfolge „Wilhelm Tell“ inspirieren lassen. In der Direktheit des Sonnenglanzes und den eindringlichen, breit gesetzten Kreidelinien spiegelt die Zeichnung die kosmische Verbundenheit des Künstlers mit der reinen Natur und lässt die Vehemenz des kreativen Augenblicks erahnen.

Vik Muniz

(1961 São Paulo, lebt in New York und Rio de Janeiro)

6954 Photograph (Flash)

Mischtechnik auf Skizzenblockpapier. 1998/2000. 30,3 x 22,8 cm. Unten links mit Bleistift monogrammiert „VM“ und datiert, unten rechts nochmals abweichend datiert.

2.400 €

Raffiniertes Trompe l’œil eines Polaroids, mit dessen glänzenden und matten Partien und dem Schattenwurf an den Kanten Muniz fotorealistisch spielt. Das aus dem Bild herausstrahlende, hellweiße Blitzlicht platziert er wie einen hypnotisierenden Fixpunkt exakt im Zentrum der Komposition, während das Foto - ein Selbstportrait des Künstlers - wie zufällig schräg auf dem Skizzenpapier sitzt. Die vielschichtige Zeichnung steht mit dem Motiv des Fotos, insbesondere des von ihm selbst häufig verwendeten Polaroids, sowie des Trompe l’œils und mit dem selbstreferentiellen Aspekt beispielhaft für Muniz’ künstlerischen Blick. Die New Yorker Galerie Sikkema Jenkins & Co. vertritt den vielfach in sozialen Projekten engagierten Künstler.

Provenienz: Brent Sikkema, New York (mit dessen Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)

Kenneth L. Freed Collection, Boston (mit deren Klebeetikett auf der Rahmenrückseite)

Grisebach, Berlin, Auktion 147, 09.06.2007, Lot 976

6953

A

Amano, Yoshitaka 6808, 6909

Arp, Hans 6865-6866, 6888

Art Nouveau 6832

B

Balla, Giacomo 6831, 6872

Bauer, Rudolf 6838-6840, 6846-6847, 6950

Bertoia, Harry 6801, 6862, 6937-6938

Beuys, Joseph 6850

Bonnard, Pierre 6874

C Cage, John 6884-6885

Chabaud, Auguste 6818, 6871

Chaissac, Gaston 6887

Cocteau, Jean 6835a

Colombo, Joe Cesare 6805, 6933

Copley, William 6858

Corinth, Lovis 6953

D

Dandini, Pietro 6917

Daumier, Honoré 6819

Delacroix, Eugène 6868

Delaunay, Sonia 6825

Derain, André 6822

Deurer, Ludwig 6944

Dexel, Walter 6947

Dubuffet, Jean 6889

Dufy, Raoul 6827-6828, 6879, 6927, 6929

E Ernst, Max 6913

F

Fautrier, Jean 6806

Fleischer, Max (Studio) 6912

Fontana, Lucio 6898

Fries, Bernhard 6939

Fries, Ernst 6886

G

Gainsborough, Thomas 6899

Geccelli, Johannes 6861

Giacometti, Augusto 6817

Gille, Christian Friedrich 6880

Gilot, Françoise 6836

Glaser, Milton 6894, 6949

Groening, Matt 6863, 6912a, 6916

H

Hagemeister, Karl 6804

Harpignies, Henri Joseph 6875

Hartung, Hans 6900

Helnwein, Gottfried 6849

Höch, Hannah 6859, 6876

Hopper, Dennis 6928

Hugo, Victor-Marie 6824

I

Itten, Johannes 6807

J

Janssen, Horst 6907, 6910-6911

Jawlensky, Alexej von 6914

K

Kelly, Ellsworth 6809

Kirchner, Ernst Ludwig 6873, 6922-6923

Klee, Paul 6930

L

Lagerfeld, Karl 6833-6835, 6901, 6905-6906, 6915

Lark, Michael 6860, 6892

Laurens, Henri 6948

Liebermann, Max 6811

Lipchitz, Jacques 6919-6921

Lorenz, Edward 6853

M

Malle, Louis 6931

Mandelbrot, Benoît 6851

Marasco, Antonio 6843-6844

Matisse, Henri 6848, 6942

Menzel, Adolph von 6812

Mies van der Rohe, L. 6895

Moebius 6924

Monet, Claude 6878

Moritz, Sabine 6881-6883

Moser, Koloman 6934-6935

Motherwell, Robert 6810

Muniz, Vik 6814, 6954

N

Nake, Frieder 6902-6904

Nicholson, Ben 6823

P

Pevsner, Antoine 6845

Poelzig, Hans 6841-6842

Polke, Sigmar 6815

Ponti, Gio 6925

R

Richter, Gerhard 6815, 68906891

Rocke, Dorothee 6816, 68206821

Rohden, Johann Martin von 6943

Rohlfs, Christian 6951

Royère, Jean 6826

S

Sargent, John Singer 6837

Sason, Sixten 6829-6830

Schiele, Egon 6908, 6932

Schulz, Charles M. 6856-6857

Spitzweg, Carl 6803

Springer, Ferdinand 6893

Stuckenberg, Fritz 6945

Survage, Leopold 6946

T

Thomsen, Cornelia 6896-6897

Tinguely, Jean 6802, 6864, 6900, 6926

Tuttle, Richard 6855

U

Uecker, Günther 6854

V

Valtat, Louis 6877, 6941, 6952

Venezianisch 6918

Walt Disney Studio / Ub Iwerks

6867, 6869-6870

W

Wunderwald, Gustav 6940

XYZ

Xenakis, Iannis 6936

Zao Wou-Ki 6813

Zappa, Frank 6800, 6852

BASSENGE

Zeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts Auktion 29. November 2024

GALERIE BASSENGE · ERDENER STRASSE 5A · 14193 BERLIN

Telefon: (030) 893 80 29-0 · Fax: (030) 891 80 25 · E-Mail: art@bassenge.com Kataloge online: www.bassenge.com

Emil Pirchan. Skizzenbuch mit 50 Blatt. Bleistift, vielfach aquarelliert. Um 1914.

VERSTEIGERUNGS-BEDINGUNGEN

1. Die Galerie Gerda Bassenge KG, nachfolgend Versteigerer genannt, versteigert als Kommissionärin im eigenen Namen und für Rechnung ihrer Auftraggeber (Kommittenten), die unbenannt bleiben. Die Versteigerung ist freiwillig und öffentlich im Sinne des § 383 III BGB.

2. Der Versteigerer behält sich das Recht vor, Nummern des Kataloges zu vereinen, zu trennen, außerhalb der Reihenfolge anzubieten oder zurückzuziehen.

3. Sämtliche zur Versteigerung kommenden Gegenstände können vor der Versteigerung besichtigt und geprüft werden. Die Sachen sind gebraucht. Erhaltungszustände der einzelnen angebotenen Arbeiten bleiben im Katalog in der Regel unerwähnt. Die Katalogbeschreibungen sind keine Garantien im Rechtssinne und keine vertraglich vereinbarten Beschaffenheitsangaben. Gleiches gilt für individuell angeforderte Zustandsberichte. Sie bringen nur die subjektive Einschätzung des Versteigerers zum Ausdruck und dienen lediglich der unverbindlichen Orientierung. Alle Gegenstände werden in dem Erhaltungszustand veräußert, in dem sie sich bei Erteilung des Zuschlages befinden. Soweit nicht in der Katalogbeschreibung explizit erwähnt, sind Rahmungen nicht bindender Bestandteil des Angebots. Der Käufer kann den Versteigerer nicht wegen Sachmängeln in Anspruch nehmen, wenn dieser seine Sorgfaltspflichten erfüllt hat. Der Versteigerer verpflichtet sich jedoch, wegen rechtzeitig vorgetragener, begründeter Mängelrügen innerhalb der Verjährungsfrist von 12 Monaten ab dem Zeitpunkt des Zuschlags seine Ansprüche gegenüber dem Einlieferer (Auftraggeber) geltend zu machen. Im Falle erfolgreicher Inanspruchnahme des Einlieferers erstattet der Versteigerer dem Erwerber den Kaufpreis samt Aufgeld. Die Haftung des Versteigerers auf Schadensersatz für Vermögensschäden – gleich aus welchem Grund – ist ausgeschlossen, es sei denn, dem Versteigerer fiele Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit zur Last. Die Haftung bei Verletzung von Leben, Körper und Gesundheit bleibt unberührt.

4. Der Zuschlag erfolgt nach dreimaligem Aufruf an den Höchstbietenden. Der Versteigerer kann den Zuschlag verweigern oder unter Vorbehalt erteilen. Wenn mehrere Personen dasselbe Gebot abgeben und nach dreimaligem Aufruf kein höheres Gebot erfolgt, entscheidet das Los. Der Versteigerer kann den Zuschlag zurücknehmen und die Sachen erneut ausbieten, wenn irrtümlich ein rechtzeitig abgegebenes höheres Gebot übersehen worden ist oder wenn der Höchstbietende sein Gebot nicht gelten lassen will oder sonst Zweifel über den Zuschlag bestehen.

5. Im Falle eines schriftlichen Gebotes beauftragt der Interessent den Versteigerer für ihn während der Versteigerung Gebote abzugeben. In schriftlichen Aufträgen ist bei Differenzen zwischen Nummer und Kennwort das Kennwort maßgebend.

6. Telefonische Gebote und Online-Direkt-Gebote über das Internet bedürfen der vorherigen Anmeldung beim Versteigerer und dessen Zustimmung. Für die Bearbeitung übernimmt der

Versteigerer jedoch keine Gewähr. Telefonische und OnlineGebote werden nur akzeptiert, wenn der Bieter bereit ist, den ihm zuvor mitgeteilten Mindestpreis des jeweiligen Loses zu bieten. Auch bei Nichtzustandekommen einer Verbindung gilt, dass für den Auktionator dieses Gebot in Höhe des Mindestpreises verbindlich ist. Für das Zustandekommen einer entsprechenden Telefon- oder Onlineverbindung übernimmt der Versteigerer keine Gewähr. Das Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen findet auf solche Gebote keine Anwendung (§ 312g Abs. 2 Nr. 10 BGB).

7. Mit der Erteilung des Zuschlages geht die Gefahr für nicht zu vertretende Verluste und Beschädigung auf den Ersteigerer über. Das Eigentum an den ersteigerten Sachen geht erst mit vollständigem Zahlungseingang an den Erwerber über.

8. Auf den Zuschlagspreis ist ein Aufgeld von 30% zu entrichten, in dem die Umsatzsteuer ohne separaten Ausweis enthalten ist (Differenzbesteuerung) oder ein Aufgeld von 25% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19% (Regelbesteuerung), bei Büchern beträgt die Umsatzsteuer 7% (Regelbesteuerung). Die im Katalog mit einem * gekennzeichneten Objekte unterliegen in jedem Fall der Regelbesteuerung (Aufgeld von 25% auf den Zuschlag zzgl. der USt von z.Zt. 19%). Bei den im Katalog mit einem ^ gekennzeichneten Objekten ist Einfuhrumsatzsteuer angefallen. In diesen Fällen wird zusätzlich zu einem Aufgeld von 27% (Differenzbesteuerung) die verauslagte Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von z.Zt. 7% auf den Zuschlag erhoben.

Für bundesdeutsche Kunsthändler und Antiquare, die zum Vor steuer abzug berechtigt sind, kann die Gesamt rech nung auf Wunsch, wie bisher nach der Regelbesteuerung ausgestellt werden. Von der Umsatzsteuer befreit sind Ausfuhrlieferungen in Drittländer (außerhalb der EU) und – bei Angabe ihrer USt.-Identifikations-Nr. bei Auftragserteilung als Nachweis der Berechtigung zum Bezug steuerfreier innergemeinschaftlicher Lieferungen –auch an Unternehmen in anderen EU-Mitgliedsstaaten, unter der Voraussetzung, dass sie für gewerblichen Gebrauch einkaufen. Eine Korrektur nach Rechnungsstellung ist nicht möglich. Alle anderen Käufe aus EU-Ländern unterliegen der Umsatzsteuer. Ausländischen Käufern außerhalb der Europäischen Union wird die Umsatzsteuer erstattet, wenn binnen 4 Wochen nach der Auktion der deutsche zollamtliche Ausfuhrnachweis und der zollamtliche Einfuhrnachweis des entsprechenden Importlandes erbracht werden. Bei Versand durch uns gilt der Ausfuhrnachweis als gegeben. Bei Online-Live-Geboten über Internetplattformen erhöht sich das Aufgeld um die dort anfallende Transaktionsgebühr (i. d. R. 3-5%). Während oder unmittelbar nach der Auktion ausgestellte Rechnungen bedür fen einer besonderen Nachprüfung und eventueller Berichtigung; Irrtum vorbehalten. Katalog- und Zusatzabbildungen dürfen nicht ohne Genehmigung verwendet werden. Reproduktionsrechte und digitale Dateien der Abbildungen können gegen Gebühr erworben werden. Gegebenenfalls noch bestehende Urheberrechte Dritter bleiben davon unberührt und müssen u.U. gesondert eingeholt werden.

9. Die Auslieferung der ersteigerten Stücke erfolgt in unseren Geschäftsräumen gegen Bezahlung. Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express), Schecks sowie andere unbare Zahlungen werden nur erfüllungshalber angenommen. Bankspesen/ Transaktionsgebühren bzw. Kursverluste können zu Lasten des Käufers gehen. Die Auf bewahrung erfolgt auf Rechnung und Gefahr des Käufers. Der Versand wird gegen Vorabrechnung des Rechnungsbetrages ausgeführt. Die Versandspesen sowie die Kosten für Versicherung gegen Verlust und Beschädigung gehen zu Lasten des Käufers. Übersteigen die tatsäch lichen Versandkosten die vorab berechnete Pauschale, so wird die Differenz dem Käufer nachträglich in Rechnung gestellt.

10. Bei der Ausfuhr von Kulturgütern ist gem. der EG-Verordnung Nr. 116/2009 bzw. § 24 KGSG abhängig von Kategorie und Wert des Objekts ggf. eine Ausfuhrgenehmigung erforderlich. Aus Gründen des Artenschutzes können Objekte aus bestimmten, geschützten Materialien (u.a. Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt und einige Korallenarten) besonderen Im- und Exportbeschränkungen unterliegen. Zum Zwecke des Exports (insbesondere außerhalb der Europäischen Union) kann hierfür eine spezielle Ausfuhrgenehmigung gemäß der Verordnung (EG) Nr. 338/97 erforderlich sein. Entsprechende Ausfuhrgenehmigungen können nur unter strengen Bedingungen erteilt und ggf. auch gar nicht erlangt werden, auch kann der Import dieser Gegenstände in manche Staaten eingeschränkt oder untersagt sein. Der Käufer ist selbst dafür verantwortlich, sich über etwaige Im- und Exportbeschränkungen zu informieren. Export und Import entsprechender Objekte erfolgen allein auf Rechnung und Gefahr des Käufers.

11. Der Zuschlag verpflichtet zur Abnahme. Der Kaufpreis ist mit dem Zuschlag fällig. Der Versteigerer ist berechtigt, falls nicht innerhalb von zwei Wochen nach der Versteigerung Zahlung geleistet ist, den durch den Zuschlag zustande gekommenen Kaufvertrag ohne weitere Fristsetzung zu annullieren, Verzugszinsen in banküblicher Höhe – mindestens jedoch 1 % auf den Bruttopreis je

angebrochenen Monat – zu berechnen und von dem Ersteigerer wegen Nichterfüllung Schadenersatz zu verlangen. Der Schadenersatz kann in diesem Falle auch so berechnet werden, dass die Sache in einer neuen Auktion nochmals versteigert wird und der säumige Käufer für einen Mindererlös gegenüber der vorangegangenen Versteigerung einschließlich der Gebühren des Auktionshauses aufzukommen hat. Zu einem Gebot wird er nicht zugelassen, auf einen etwaigen Mehrerlös hat er keinen Anspruch.

12. Erfüllungsort und Gerichtsstand im vollkaufmännischen Verkehr ist Berlin. Es gilt ausschließlich deutsches Recht. Das UNAbkommen über Verträge des internationalen Warenkaufs (CISG) findet keine Anwendung.

13. Die im Katalog aufgeführten Preise sind Schätzpreise, keine Limite.

14. Der Nachverkauf ist Teil der Versteigerung, bei der der Interessent entweder telefonisch oder schriftlich (im Sinne der Ziffern 5 und 6) den Auftrag zur Gebotsabgabe mit einem bestimmten Betrag erteilt. Entsprechende Gebote behalten ihre Gültigkeit für 4 Wochen nach Abgabe.

15. Die Abgabe eines Gebotes in jeglicher Form bedeutet die Anerkennung dieser Versteigerungsbedingungen. Der Versteigerer nimmt Gebote nur aufgrund der vorstehenden Versteigerungsbedingungen entgegen und erteilt dementsprechend Zuschläge. Kommissionäre haften für die Käufe ihrer Auftraggeber.

16. Sollte eine der vorstehenden Bestimmungen ganz oder teilweise unwirksam sein, so bleibt die Gültigkeit der übrigen davon unberührt.

David Bassenge, Geschäftsführer und Auktionator

Dr. Markus Brandis, öffentlich bestellter u. vereidigter Auktionator

Stand: November 2024

CONDITIONS OF SALE

1. The Galerie Gerda Bassenge KG, subsequently called “the auctioneer” carries on business as commission-agent in its own name on behalf of its voluntary consignors. This auction sale is a public one in the sense of § 383 III BGB.

2. The auctioneer reserves the right to combine, to split, to change or to withdraw lots before the actual final sale.

3. All objects put up for auction can be viewed and examined prior to the sale at the times made known in the catalogue. The items are used and sold as is. As long as not explicitly mentioned in the catalogue description, framing is not an inherent part of the offer. As a rule, the condition of the individual work is not given in the catalogue. Catalogue descriptions are made with as much care as possible, but the descriptions do not fall under the statutory paragraph for guaranteed legal characteristics. The same applies for individually requested condition reports. These also offer no legal guarantee and only represent the subjective assessment of the auctioneer while serv ing as a non-binding orientation. The liability for damage to life, body or health shall remain unaffected. In case of a justified claim, however, he will accept the responsibility to make a claim for restitution on behalf of the buyer against the consignor within a period of 12 months, running from the fall of the hammer. In the event of a successful claim the auctioneer will refund the hammerprice plus premium.

4. The highest bidder acknowledged by the auctioneer shall be deemed the buyer. In case of identical bids the buyer will be determined by drawing lots. In the event of a dispute the auctioneer has the absolute discretion to reoffer and resell the lot in dispute. He may also knock down lots conditionally.

5. In the case of a written bid the bidder commissions the auctioneer to place bids on his behalf during the auction. In cases where there is a discrepancy between number and title in a written bid the title shall prevail.

6. Telephone and direct online bidding via the internet must be approved in advance by the auctioneer. The auctioneer cannot be held liable for faulty connections or transmission failure. In such a case the bidder agrees to bid the reserve price of the corresponding lot. For such bidding the regulations of long distance contracts do not apply (Fernabsatzverträge) [cf § 312g II,10 BGB].

7. On the fall of the auctioneer’s hammer title to the offered lot will pass to the acknowledged bidder. The successful buyer is obliged to accept and pay for the lot. Ownership only passes to the buyer when full payment has been received. The buyer, however, immediately assumes all risks when the goods are knocked down to him.

8. A premium of 30% of the hammer price will be levied in which the VAT is included (marginal tax scheme) or a premium of 25% of the hammer price plus the VAT of 19% of the invoice sum will be levied [books: 7%] (regular tax scheme). Buyers from countries of the European Union are subject to German VAT.

Items marked with an * are subject to the regular tax scheme (premium of 25% of the hammer price plus the current VAT of 19%). Items marked with an ^ are subject to import duty. In these cases in addition to a premium of 27% (marginal tax scheme), the charged import tax of currently 7% will be added to the hammer price. Exempted from these rules are only dealers from EU-countries, who are entitled, under their notification of their VAT ID-Number, to buy on the basis of VAT-free delivery within the European Union. Notification of VAT ID-Numbers must be given to the auctioneer before the sale.

For buyers from non EU-countries a premium of 25% will be levied. VAT will be exempted or refunded on production of evidence of exportation within 4 weeks of the auction, or, if appropriate, importation to another country. This is taken as given when the dispatch is effected by us.

Live bidding through online platforms entails a transaction fee stipulated by the platform and will be added to the premium (usually 3-5% of the hammer price).

Due to the work overload of the accounting department during auctions, invoices generated during or directly after an auction require careful revision and possible correction; errors excepted. Catalogue images may not be used without permission. Reproduction rights and digital files can be acquired for a fee. Any copyrights of third parties that may still exist remain unaffected by this and may have to be obtained separately.

9. Auction lots will, without exception, only be handed over after pay ment has been made. Credit cards (VISA, Mastercard, American Express), checks and any other form of non-cash payment are accepted only on account of performance. Exchange rate risk and bank charges may be applicable. Storage and dispatch are at the expense and risk of the buyer. If the shipping costs exceed the lump sum on the invoice the outstanding amount will be billed separately.

10. According to regulation (EC) No. 116/2009 resp. § 24 KGSG, export license may be necessary when exporting cultural goods depending on the type or value of the object in question. For the purposes of wildlife conservation, it is necessary to obtain an export license according to regulation (EC) No. 338/97 when exporting objects made from certain protected materials (incl. ivory, tortoiseshell, mother-of-pearl and certain corals) out of the territory of the European Community. Export licenses for objects made of protected materials are only granted under strict conditions or may not be granted at all. The import of such objects may be restricted

or prohibited by certain countries. It is the buyer’s responsibility to inform himself, whether an object is subject to such restrictions. Export and import of such objects are at the expense and risk of the buyer.

11. The buyer is liable for acceptance of the goods and for payment. The purchase price shall be due for payment upon the lot being knocked down to the buyer. In case of a delayed payment (two weeks after the sale) the purchaser will be held responsible for all resultant damages, in particular interest and exchange losses. In case of payment default the auctioneer will charge interest on the outstanding amount at a rate of 1% to the gross price per month or part of month. In such an event the auctioneer reserves the right to annul the purchase contract without further notice, and to claim damages from the buyer for non-fulfilment, accordingly he can reauction the goods at the buyer’s expense. In this case the buyer is liable for any loss incurred, the buyer shall have no claim if a higher price has been achieved. He will not be permitted to bid.

12. The place of fulfillment and jurisdiction is Berlin. German law applies exclusively; the UN-Treaty (CISG) is explicitly excluded.

13. The prices quoted after each lot are estimates, not reserves.

14. The after-sales is part of the auction in which the bidder places either by telephone or in written form (as stated in number 5 and 6) the order to bid a set amount. Corresponding bids are binding for 4 weeks after submission.

15. By making a bid, either verbally in the auction, by telephone, written by letter, by fax, or through the internet the bidder confirms that he has taken notice of these terms of sale by auction and accepts them. Agents who act on behalf of a third party are jointly and separately liable for the fulfillment of contract on behalf of their principals.

16. Should one or the other of the above terms of sale become wholly or partly ineffective, the validity of the remainder is not affected. In the event of a dispute the German version of the above conditions of sale is valid.

As of November 2024

KATALOGBEARBEITUNG:

GESTALTUNG UND SATZ:

Dr. Ruth Baljöhr
Eva Dalvai
Simone Herrmann
Stefanie Löhr

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.