GastroJournal 40 / 41 2020

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Bocuse d’Or: Mordasinis Mission Impossible Bald steigt in der estnischen Hauptstadt Tallinn das Europafinale des weltweit prestigeträchtigsten Kochwettbewerbs. Der Schweizer Kandidat Ale Mordasini gilt als Aussenseiter. TEXT BENNY EPSTEIN — FOTO ZVG

Mit seinem Sieg beim Goldenen Koch 2019 sicherte sich Ale Mordasini (29) das Ticket fürs Europafinale des Bocuse d’Or Europa. Es ist dies der prestigeträchtigste Kochwettbewerb der Welt. 18 europäische Kandidaten kochen am 15. und 16. Oktober in Tallinn um zehn Plätze beim Weltfinale, das im kommenden Juni traditionsgemäss in Lyon ausgetragen wird. 5 Stunden 35 Minuten Zeit, um die illustre Jury in der Saku Suurhall in Tallinn zu überzeugen: Neben dem Geschmack zählen Faktoren wie Ästhetik, Originalität, Kreativität und Sauberkeit. Die Favoriten? Zuletzt war der Wettbewerb fest in skandinavischer Hand: Vor zwei Jahren in Turin siegte Norwegen vor Schweden, Dänemark und Finnland. Erster Nicht-Skandinavier war der französische Vertreter. Ob die Kandidaten dieser Länder besser kochen als die anderen? Oder haben sie sich über die Jahre ein Top-Renommée aufgebaut, das sie

mittlerweile beinahe automatisch auf die vordersten Plätze spült? Die Wahrheit dürfte irgendwo in der Mitte liegen. Fakt ist: In den skandinavischen Ländern geniesst der Wettbewerb einen hohen Stellenwert. Hochrangige Regierungsmitglieder setzen sich bei Testläufen an die Tische, die Kandidaten werden von der öffentlichen Hand finanziell, aber auch mit zur Verfügung gestellten Trainingslokalitäten und -materialien stark unterstützt. Ein Skandinavier oder der Este? Der Sieg dürfte auch in Tallinn über die Vertreter dieser Nationen führen, wobei diesmal auch der estnische Lokalmatador zum Favoritenkreis zählt: Artur Kazaritski profitiert dabei von seiner Erfahrung aus dem hohen Norden. Er ist im dänischen Dreisternerestaurant Geranium als Souschef engagiert. Für den Aargauer Mordasini dürfte es in Tallinn

darum gehen, sich einen der übrigen vier Plätze fürs Weltfinale zu erkochen. Sein Vorgänger Mario Garcia erreichte 2018 den beachtlichen siebten Rang. Sonntags lädt er zum grossen Brunch Doch während Garcia sich vor dem Wettkampf ausschliesslich auf die Vorbereitung konzentrieren konnte, ist Mordasini hauptberuflich als Küchenchef in der Krone Regensberg (15 GaultMillau-Punkte) im Zürcher Unterland engagiert. Von Donnerstag bis Samstag bekocht er die Gäste abends, am Sonntag lädt er zum grossen Brunch. Mit der Junioren-Kochnati wurde Mordasini bereits Europa- und Weltmeister, vergangenes Jahr feierte er den Sieg beim Goldenen Koch. Der Bocuse d’Or dürfte der Abschluss von Mordasinis Karriere in der Welt der Kochkunst sein. Endet der Weg bereits in Tallinn oder führt er noch bis nach Lyon?

Ale Mordasini (rechts) und Commis Patrick Güntert feiern den Sieg beim Goldenen Koch.

GastroJournal Nr.  40/41 | 1. Oktober 2020

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