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Leicht hinter dem Mond Juste derrière la lune

Nur ein kleiner Beitrag zur Mondlandung in der «Schweize rischen Wirte-Zeitung» vom 25. Juli 1969.

Seul un petit article est paru dans la �Schweizerische Wirte-Zeitung� du 25 juillet 1969 sur les premiers pas posés sur la lune.

Die ganze Welt fieberte am 20. Juli 1969 der Mondlandung entgegen. Nicht so die «Schweizerische Wirte-Zeitung». Dort konzentrierte man sich auf das Wesentliche: PassagierParkplätze am Flughafen Kloten ...

Text Corinne Nusskern Die Mondlandung von 1969 war der «Schweizerischen WirteZeitung» nur ein paar Zeilen wert. Sie berichtet vom Mond-Diner im Hotel Schweizerhof in Berlin, wo Folgendes kredenzt wurde: Salmsalat Astronauten Art, Doppelte Kraftbrühe Moonlight, Gehacktes Rindsfilet Mondfähre mit Zuckererbsen und Kraterkartoffeln sowie Pfirsich Cape Kennedy. Der heutigen Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Und alle, die bis zum Morgen wach blieben, erhielten ein Astronautenfrühstück.

Kloten oder Mond?

Da konzentriert man sich bei der «Schweizerischen Wirte-Zeitung» lieber auf das Naheliegende: einen neuen, für Flugpassagiere reservierten Parkplatz am Flughafen Kloten inklusive Wechseltransparent, welches anzeigt, ob freie Plätze vorhanden sind. Via einer Personenunterführung gelangen die Reisenden direkt ins Abfertigungsgebäude, dem heutigen Terminal A.

Gratis waren die 520 neuen Parkplätze schon damals nicht. Die ersten 12 Stunden kosten vier Franken, weitere 12 Stunden nochmals vier Franken und für jede weiteren 24 Stunden fallen weitere vier Franken an. Mit den Plätzen für Kurzparkierer und Flughafenbesucher stehen 1969 auf dem Flughafen total 3200 Parkplätze zur Verfügung. Heute sind es 20 300 Parkplätze und 24 Stunden kosten mindestens 45 Franken.

Welche Gewichtung die «Schweizerische Wirte-Zeitung» damals bei der Auswahl ihrer Themen setzte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Vielleicht wollte sie einfach nur näher beim Leser sein, da gewinnt Kloten klar vor dem Mond. Und mit Fliegen hat schliesslich beides zu tun. Irgendwie.

Le monde entier attendait fébrilement l’alunissage du 20 juillet 1969. Ce n’était pas le cas de la «Schweizerische Wirte-Zeitung». Le journal s’est concentré sur l’essentiel: les places de stationnement à l’aéroport de Kloten ...

Texte Corinne Nusskern Les premiers pas sur la lune en 1969 n’ont mérité que quelques lignes dans la «Schweizerische Wirte-Zeitung». La publication relate le «Dîner de la Lune» à l’hôtel Schweizerhof, à Berlin, où a été servi ce qui suit: salade de saumon à la manière des astronautes, bouillon Moonlight, filet de bœuf haché lunaire avec pois gourmands et pommes de terre de cratère et pêches Cape Kennedy. L’imagination est sans limite. Et tous ceux qui ont veillé jusqu’au lendemain se sont vu servir un petit déjeu ner d’astronaute.

Kloten ou la lune?

La «Schweizerische Wirte-Zeitung», elle, préfère se concentrer sur une actualité plus terre à terre: un nouveau parking à Kloten réservé aux passagers, avec un panneau d’affichage signalant les places libres. Un passage souterrain conduit les passagers directement dans l’aérogare, aujourd’hui le terminal A.

Même à l’époque, les 520 nouvelles places de parc n’étaient pas gratuites. Les 12 premières heures coûtaient quatre francs, les 12 heures suivantes quatre francs supplémentaires. En comptant les places de stationnement pour les courts séjours et les visiteurs de l’aéroport, 3200 places de stationnement étaient disponibles à l’aéroport en 1969. Aujourd’hui, il y a 20 300 places et 24 heures coûtent au moins 45 francs. On ne comprend pas sur quels critères la «Schweizerische Wirte-Zei tung» choisissait les thèmes à traiter. Peut-être voulait-elle juste se rapprocher du lecteur. Kloten gagne alors clairement contre la lune. Après tout, l’aviation a à voir avec ces deux thé matiques.

Live aus Uriwood

Im Gasthaus Tourist bei Walti und Elisabeth Aschwanden in Isenthal UR wird zurzeit ein Kinofilm gedreht. Eine spannende Erfahrung für die zwei Gastronomen – auch weil Elisabeth Aschwanden für eine Rolle engagiert wurde.

TEXT UND FOTOS CORINNE NUSSKERN

Die Fenster der Gaststube sind mit dunkler Folie abgeklebt, an der Wand hängt ein Kruzifix und am Tisch streiten sich vier Männer. «Stopp», ruft Michael Koch. Der 38jährige Schweizer Regisseur dreht einen grossen Teil seines Kinofilms «Ein Stück Himmel» – in dem eine Krankheit einem jungen Paar ins Glück pfuscht – im Gasthaus Tourist in Isenthal UR.

Es ist der Betrieb von Walti und Eli sabeth Aschwanden. Einer von zwei Verbliebenen im Dorf in den Urner Alpen auf 780 m ü. M. Seit 1989 wirten sie in dritter Generation im vor etwa 450 Jah ren erbauten, traditionellen Urner Berggasthaus. In normalen Jahren verwöhnen sie Gäste aller Nationen. «Viele Holländer und Belgier übernachten bei uns auf der langen Fahrt Richtung Süden», sagt Walti Aschwanden (62). Zurzeit sind es aber hauptsächlich Schweizer Tagestou risten. Die Gaststube umfasst 30 Plätze, zusammen mit den zwei Säli 100 Plätze. Dazu kommen die Gartenterrasse für 40 Gäste sowie sechs Hotelzimmer. Doch, wenn das Filmteam hier ist, können sie weder Gäste bewirten noch beherbergen. Auf der Suche nach einem geeigne ten Drehort schloss Michael Koch das Isenthal und das Gasthaus Tourist ins Herz. Und die Menschen. «Ich habe drei Jahre lang recherchiert, merkte aber bald, dass mich die Menschen hier sehr inter essieren. Diese Berglandschaft, die harte Arbeit der Berglandwirtschaft und wie diese die Leute prägt.»

«Er hat uns bearbeitet, bis wir zusag ten», sagt Elisabeth Aschwanden (60). Die Schauspieler sind alles Laien und kommen zu 99 Prozent aus der Urschweiz. Mit ihnen entwickelte sich das Drehbuch, vieles fügte sich erst vor Ort zusammen.

Top: Gesicherte Buchung

Das Wirteehepaar Aschwanden wusste nicht, was auf sie zukommt. Heute sind sie begeistert. Auch wirtschaftlich sind sie zufrieden. Durch die Filmcrew ist das Tourist für vier Monate gebucht. Im Win ter wird nochmals drei Wochen gedreht. «Die Filmfirma zahlt uns eine Miete, die

Film ab im Gasthaus Tourist: Regisseur Michael Koch (im gelben Pullover) weist Hauptdarstellerin Michelle Brand (weisse Bluse) und andere Darsteller für die nächste Szene an.

Die Gastgeber im Gasthaus Tourist in Isenthal UR: Walti und Elisabeth Aschwanden.

für uns sehr stimmt», erklärt Walti Aschwanden. «Wir bekommen Geld und müssen dafür nicht mal arbeiten!», fügt er schmunzelnd an. Ungewohnt. Elisabeth Aschwanden ergänzt: «Und ich bekom me zudem noch Gage.»

Gage? Sie lächelt verschmitzt. Es brauchte drei Monate, bis sie überredet war, mitzuspielen. Nun spielt sie Vreni, verwitwete Wirtin, Mutter der Hauptdar stellerin und Grosi. Für sie eine neue Welt. «Aber Michael ist so clever, ich weiss nicht wie er das schafft, irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mein Spiel Wirklichkeit sei. Er fordert einen richtig heraus», sagt die NeoSchauspielerin. Sie ist in ihre Rolle hineingewachsen. Walti Aschwanden wird ab und zu als Statist aufgeboten, kürzlich für einen Fasnachtsdreh. «Ausgerechnet. Ich bin kein Freund der Fasnacht!», sagt er lachend.

Auch das Dorf profitiert

Die Filmcrew umfasst 18 bis 20 Leute. Sie wohnen alle in Isenthal, verteilt auf die Hotelzimmer des Gasthaus Tourist und des Hotels Uri Rotstock sowie in Ferien wohnungen und Privatzimmern. Zu Beginn war man skeptisch im 490 Einwohner zählenden Dorf, jetzt nicht mehr. Elisabeth Aschwanden führt aus: «Das Dorf profitiert stark, nicht nur durch die Vermietungen. Einige Isenthaler wirken auch als Statisten mit und verdienen sich etwas dazu.» Auch der Dorfladen setzt mehr um, und die Gemeinde nimmt mit Raumvermietungen Gelder ein.

Für den von HugoFilm in CoProduktion mit Pandorafilm produzierten Kinofilm sind 65 Drehtage geplant. Die Filmleute sind keine Fremden mehr. Mi chael Koch nickt. «Diese Offenheit hier ist unglaublich, das hätte ich nie erwartet. Es ist toll, wie sich die Leute auf das Projekt einlassen.» Vor allem die Aschwandens. «Man darf den Aufwand nicht unterschätzen, das ganze Restaurant wird verändert», erklärt der TouristInhaber. Das Buffet ist temporär in eine andere Farbe gekleidet, die für den Film zu mo derne Küche muss mit Folie überzogen werden, und die Kruzifixe hängen sonst nicht hier. «Nur unsere Wohnung ist pri

« Gäste, die wir deswegen abweisen mussten, verlieren wir nicht. Die kommen wieder.»

vat und die Küche tabu», sagt Walti Aschwanden. «Wegen dem Gesundheitsinspektor. Da muss alles bleiben, wie es ist.»

Da die Wirtsleute während den Drehtagen keine Gastronomie betreiben kön nen, ist das Gasthaus zwischendurch mal zehn Tage oder mal vier Tage geschlossen. Gäste, die sie deswegen abweisen mussten, reagierten positiv, waren neugierig wie der Film heisst. «Die verlieren wir nicht, die kommen wieder», sagt der Gastgeber. Und weil die Küche nicht be nutzbar ist, bringt das Filmteam einen eigenen Koch mit, den alle nur Felix nennen. Er bereitet nebenan im Schulhaus in der Küche des Gemeinschaftsraums für die gesamte Filmcrew das Essen zu. Auch für die Aschwandens sowie für die Schü ler, total etwa 35 Kinder. Das Filmteam und die Aschwandens sitzen abends oft zusammen, trinken auch mal eins über den Durst und lachen viel. Und schon bringt jemand vom Filmteam während einer Drehpause einen Kafi für Walti und einen Tee für Elisabeth. «Wir haben sie wirklich gern», sagt Walti Aschwanden. «Wir besuchten Michael Koch während unseren Ferien auch in Berlin.» Der Regisseur lebt dort mit sei ner Frau und drei Kindern. Davor studierte er an der Kunsthochule für Medien in Köln, arbeitete als Schauspieler («Achtung, fertig, Charlie!) oder am Jungen Theater in Basel. Koch ist Träger zahlreicher Preise für seine Kurzfilme.

«Schön, wenn es ein Gasthaus bleibt» Elisabeth Aschwanden muss noch Texte lernen. Sie hat elf Drehtage. Wenn sie einen ganzen Tag ausser Haus dreht und das Gasthaus geöffnet ist, braucht sie eine sie vertretende Servicekraft. Ihr Lohn wird dann von der Filmfirma be zahlt, nicht von den Aschwandens. «Das ist nicht selbstverständlich. Wir werden so verwöhnt», sagt Elisabeth Aschwan den. Sonst sind sie die, die verwöhnen.

Elisabeth Aschwanden sagt, sie seien inzwischen wie eine Familie. «Wenn sie gehen, fallen wir wahrscheinlich in ein Loch.» Noch sind sie da. Michael Kochs Film kommt im Herbst 2021 in die Kinos. Im 2022 möchten die Aschwandens auf hören und ihr Gasthaus verkaufen. Ihre zwei Kinder haben kein Interesse. «Es wäre natürlich schön, wenn es ein Gast haus bleiben würde», sagt Walti Aschwanden. Auf jeden Fall hat das Wirtepaar dann für eines bestimmt mehr Zeit: ins Kino zu gehen.

Vorarlberg: Essen über den eigenen Tellerrand hinaus

Inspiration aus der Nachbarschaft: Im österreichischen Vorarlberg steigt das sechste Genussfestival. Ein kurzer Ausflug lohnt sich für Schweizer Gastro-Profis. Was die Region sonst noch zu bieten hat und wie man dort mit Corona umgeht, erfahren Sie im GastroReport.

TEXT BENNY EPSTEIN

Es hätte der Top-Event des Vorarlberger Genussfestivals werden sollen: Koschina and Friends. Dieter Koschina, der Vorarl berger Zweisternekoch, der seit dreissig Jahren an der portugiesischen Algarve in der Vila Joya kocht, hätte mit Berufskol legen – unter ihnen Stefan Heilemann vom Zürcher Hotel Widder und Christian Kuchler von der Taverne zum Schäfli in Wigoltingen TG (beide ebenso mit zwei Sternen ausgezeichnet) – für 250 Gäste in der Roten Wand in Zug/Lech gekocht. Der Anlass fällt der Coronapandemie zum Opfer. «Das ist leider der Wermuts tropfen», sagt der Hotelier der Roten Wand, Josef Walch. «Aber es lohnt sich dennoch, das Festival zu besuchen.»

Gerade für Gastro-Profis aus der Schweiz birgt der Ausflug knapp über die schweiz-österreichische Grenze viel Ins

Josef «Joschi» Walch: Der Hotelier der Roten Wand ist ein optimistischer Macher. Die Herausforderungen der Coronapandemie geht er lösungsorientiert an. piration. Das Festival, das am 2. September begann und noch bis zum 26. Oktober dauert, lädt einerseits zum Geniessen regionaler Spezialitäten ein. Noch spannender für Gastronomen sind aber die zahlreichen Events, bei denen Köche, Restaurateure oder Hoteliers auf Produ zenten treffen.

So etwa die Salongespräche, die an den meisten Samstagen während des Festivals stattfinden: Alpine Weine, Nose to Tail, Farm to Table, die neue alpine Küche, Regionalität und Nachhaltigkeit, nachhaltige Landwirtschaft und Wert schöpfung im Alpenraum – in kleinen Runden diskutieren Experten diese und weitere Themen. «Eines der Hauptziele des Genuss-Festivals ist die Vernetzung der Branche», erklärt Hannes Konzett, Kurator des Festivals. «Beispielsweise ist aus einigen Workshops mit Dreisterne koch Heinz Reitbauer vom Wiener Restaurant Steirereck die Initiative ‹Arlberg & Friends› entstanden. Das ist eine Verbindung von Küchenchefs am Arlberg, die sich bei Fragen rund um MitarbeiterRekrutierung, Wareneinkauf, Förderung von regionalen Produzenten et cetera austauscht.»

Bündner und Walliser Wein zur Ziege

Wer auf der Suche nach dem nicht alltäg lichen Genuss ist, dem empfiehlt Konzett den Nose-to-Tail-Event am Freitag, 9. Oktober, in der Spezerei im Brandnertal zu besuchen. Diverse Stücke der lokalen Ziege bestimmen das Menü. Bei der Weinbegleitung setzt die Spezerei unter anderem auf Tropfen aus der Bündner Herrschaft und aus dem Wallis.

Und wer dafür den Weg ins Vorarl berg auf sich nimmt, sollte sich, so Konzett, tags darauf auch den Anlass in der legendären Villa Müller in Feldkirch nicht entgehen lassen. «Die Köche Jodok Dietrich und Florian Speckle sind ein Garant für einen Feinschmeckerabend.» Dietrich erlernte sein Handwerk unter anderem bei Andreas Caminada im Schloss Schauenstein, Autodidakt Spe ckle ist Küchenchef im Unterengadiner Hotel Piz Linard – jetzt treffen sich die beiden Vorarlberger für einen Abend in ihrer Heimat.

Bis zu 50 Prozent Schweizer Gäste

«Gerade in diesem Jahr», so Konzett, «ist es wichtig, das Festival durchzuführen.» Zwar unter Auflagen und im Herbst statt im Sommer, doch die Gastronomie dürfe sich von einem Virus nicht unterkriegen lassen. «Das Motto lautet: Es gibt keine Probleme, sondern Herausforderungen und Lösungen.» Dem pflichtet Josef Walch bei. Der Hotelier der Roten Wand in Lech gewährt Einblicke in die Zahlen seines Betriebs. «Anfang 2020 erlitten wir einen Rückschlag: Im Winter fehlten uns 25 Prozent der Nächte und des Um satzes, wir mussten die Saison im März abbrechen.» Der Sommer hingegen verlief erfreulich: 20 Prozent mehr Umsatz im Juli, 10 Prozent mehr im August im Vergleich zum Vorjahr. «Die Natur, die Berge, viel Raum, viel Zeit für sich – das suchten viele Leute und fanden es bei

Der Chef’s Table: Hier verwöhnt Max Natmessnig (Mitte) seine Gäste mit den besten Produkten aus dem Alpenraum.

uns. Zum Glück haben wir sehr viele Gäste aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Sie haben uns den Sommer gerettet.»

In gewöhnlichen Jahren stammen 15 Prozent seiner Gäste aus der Schweiz, dieses Jahr seien es 20 Prozent. «Die Schweiz ist ein ganz wichtiger, spezieller Markt, da die Schweizer immer reisen. Jetzt im Herbst stammt sogar die Hälfte unserer Gäste aus der Schweiz», verrät Walch. «Zudem ist der Schweizer Gast sehr gourmetaffin. Er nutzt das breite Angebot besonders gut.»

Brillant veredelte Alpenküche

Kulinarisches Aushängeschild des Gour methotels Rote Wand ist das Restaurant Chef’s Table. Küchenchef Max Natmessnig veredelt vor den Augen seiner Gäste die besten Produkte des Alpenraums. Auster mit Tomate und Estragon, Kanin chen mit Pilz und Zwetschge, Rehkitz mit Puntarelle, Pfirsich mit Buchweizen – häppchenweise geht es für Augen, Nase und Gaumen durch die alpine Region, stets auf höchstem Niveau. Die Wein karte beeindruckt durch ihre Grösse und Tiefe zugleich. Zahlreiche Weine kosten weniger als 40 Euro, wer nach gereiftem Bordeaux im vierstelligen Euro-Bereich sucht, wird ebenso fündig. Aus der Schweiz sind mehrere Positionen aus Zü rich, der Bündner Herrschaft und dem Tessin gelistet.

Dass der gesamte Ablauf des Abends von der Produktepräsentation über die ersten Häppchen in der Stube, das Din ner in unmittelbarer Nähe zu den Köchen bis hin zum Ausklang wieder in der Stube ans Erlebnis im Stockholmer Dreisternerestaurant Frantzen erinnert, dürfte kein Zufall sein: Natmessnig und Walch sind selbst bekennende Gourmets und bereisen die ganze Welt auf der Suche nach Inspiration bei den besten und spannendsten Restaurants. Der Gault Millau zeichnet den Chef’s Table mit 18 Punkten aus und betitelt Natmessnig als einen der talentiertesten Chefs des Al penraums.

Mitarbeiter messen täglich Fieber

Die Umstellung auf zwei Sitzungen mit weniger Plätzen am Chef’s Table sorgte trotz Corona für mehr Umsatz, gleich zeitig stiegen die Personalkosten. Der Staat half mit einem Überbrückungskredit und einem Fixkostenzuschuss. Walch: «Wir profitieren auch davon, dass sich die Gäste bei uns sicher fühlen.» Sämtliche Mitarbeiter messen täglich Fieber, alle zwei Wochen unterziehen sie sich einem Coronatest. Sogar in der masken freien Zeit wurde mit Maske serviert.

Eine Reise ins benachbarte Vorarlberg lohnt sich zweifelsohne. Ob fürs Genussfestival, für die zu jeder Jahreszeit wundervolle Natur, fürs einen Abend am Chef’s Table oder für einen inspirieren den Austausch mit Josef Walch, diesem unermüdlichen Macher: Die hoteleigene Käserei, das demnächst erscheinende Kochbuch, die Nachhaltigkeit im Haus – es gäbe noch so viel zu erzählen über den Mann, den sie dort alle Joschi nennen.

Genussfestival

Fast zwei Monate mit mehr als 60 Programmpunkten: Kurator Hannes Konzett kennt das Vorarlberg und dessen Gastronomen, Hoteliers und Produzenten wie kein Zweiter. Hingehen, lernen, sich verwöhnen lassen. Das Programm gibt es unter www.genussziele.com

Fischteich Lech (Zug/Lech)

Ein gemütliches Plätzchen inmitten der malerischen Landschaft: Wer will, fischt hier seine Forelle oder seinen Saibling gleich selber, um sich dann den Fisch marinieren, räuchern oder braten zu lassen. Frischer geht es nicht. Angelruten können gemietet werden.

Rössle (Braz)

Bekannt für seine Wildwochen und für unaufgeregte, grossartige Regionalküche: Valentin Bargehr erlernte sein Handwerk beim Schweizer Sternekoch Roland Jöhri in St. Moritz. Jetzt kocht Bargehr im Rössle in Braz Rindskraftsuppe mit Hirschwurstknödel oder Hirschrücken in einer Nusskruste mit Rotkohl und Kartoffelroulade.

Griggeler Stuba (Oberlech)

Auch nach dem letztjährigen Abgang von Thorsten Probost nach knapp zwei Jahrzehnten gehört das Restaurant (18 Gault Millau-Punkte) zur Gourmetspitze des Landes. Besonders spannend für Gastronomen: Dominic Baumann und Matthias Schütz führen Probosts Idee fort, jeden Gang einem Kraut zu widmen, das in den Wäldern, auf den Alpen und Wiesen der Region wächst. Dieses wird am Tisch vorgestellt und verfeinert das Gericht.

Montafoner Hof (Tschagguns)

Hier verbrachte US-Schriftsteller Ernest Hemingway die Winter 1924/25 sowie 1925/26. Regionalität und Nachhaltigkeit, Zimmer und Suiten mit viel Holz und hübschen Details – ein Hotel für Geniesser. Gertrud, Christof und Stefan Tschohl führen das Hotel (Doppelzimmer ab 112 € pro Nacht) in zehnter Generation modern und doch traditionsreich.

Rote Wand (Zug/Lech)

Josef Walchs Gourmethotel «nur» auf die Kulinarik zu reduzieren, wäre ungerecht. Lange Zeit waren im 1780 erbauten alten Zuger Schulhaus die Sennerei und die Schule untergebracht. Walch ging hier selber noch zur Schule, sein Vater eröffnete den Betrieb vor 61 Jahren. 1500 m2 Spa und Wellness, Luxus auf unkomplizierte Weise, der perfekte Ausgangsort für Outdoor-Aktivitäten im Sommer und im Winter – die Rote Wand (DZ ab 280 €) heisst Alleinreisende ebenso willkommen wie Paare und Familien.

Anfahrt

Das Vorarlberg grenzt direkt an die Schweiz (1919 stimmten sogar 80 Prozent der Vorarlberger für einen Beitritt in die Schweiz, doch der Bundesrat lehnte ab.). Die Region ist mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Der Arlberg Express bietet tägliche Busfahrten vom Flughafen Zürich in die Region an (ab 50 € retour).

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