Württembergische Philharmonie Spielzeit 2011/2012
Eine Sonderveröffentlichung des Reutlinger General-Anzeigers und des Schwäbischen Tagblatts in Zusammenarbeit mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen
Solistin Ein Interview mit der gefeierten jungen Geigerin Veronika Eberle Seiten 6 und 7
Jahresprogramm Die Konzerte der Württembergischen Philharmonie auf einer Doppelseite Seiten 8 und 9
Die Hornisten Die Gruppe der Hornisten muss Mut zum Risiko haben: Manchmal kiekst es eben Seite 4 Kartenverlosung auf Seite 3
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SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
Marko Simsa (links) und Erke Duit beim »Konzert im Studio«.
Jugendarbeit ist auch eine Frage der Logistik Nachwuchs – Um Kinder an Konzerte heranzuführen, treibt die WPR beträchtlichen Aufwand
In der Jugendarbeit hat sich die Württembergische Philhar»Jacken und monie ehrgeizige Ziele gesetzt. »Keiner aus der Umgebung soll Mützen auf den einen Schulabschluss machen, Tisch, Taschen ohne dass er mindestens einmal bei uns im Konzert war«, gibt Indarunter. tendant Cornelius Grube die Kaugummis Marschrichtung vor. Da ist man bereits nahe dran. Allein in der raus und vor Reihe »Schüler im Studio« erledem Konzert ben jede Saison 6 500 Grundschulkinder die über 20 Auffühnoch aufs Klo!« rungen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass man als Grundschüler dabei ist. Tatsächlich kommen manche Jahr für Jahr, ist die Erfahrung von WPR-Dramaturgin Stefanie Eberhardt: »Die wissen dann schon genau, wie’s läuft«, lacht sie. Zu den Grundschulkonzerten im Studio kommen dann noch die Schulkonzerte für Jugendliche in der Listhalle sowie diverse Familienkonzerte in Reutlingen und Tübingen. Den Nachwuchs dabei nur zu beschallen, ist verpönt. In den Studio-Konzerten sind die Grundschüler beim Mitsingen und Mittanzen gefragt und werden von Schauspieler Marko Simsa und Dirigent Erke Duit in ihre Dialoge eingebunden. Die Schulkonzerte für die Älteren Titelbild: Die Württembergische gehen noch weiter und machen die Jugendlichen zu ModeratoPhilharmonie – Blick auf die ren und Musikvermittlern. Bratscher – bei ihrem Konzert Die Grundschul-Konzerte beim Beethoven-Festival in Warsind eine logistische Herausforschau im April 2011.
derung. Um in der heißen Phase täglich mehrmals 280 Kinder geordnet in den Probenraum der Philharmonie und wieder hinauszuschleusen, ist fast die gesamte Orchesterverwaltung auf den Beinen. Den Ablauf hat man im Lauf der Jahre immer weiter perfektioniert.
Ausgeklügelter Ablauf Am Eingang werden die Klassen abgefangen und portionsweise ins Foyer geschickt. Drinnen nimmt sie ein weiterer WPRMitarbeiter in Empfang und weist ihnen einen Tisch zu, um ihr Zeug abzulegen. Hier bekommen die Kinder auch das, was Eberhardt schmunzelnd »Belehrung« nennt: Jacken und Mützen auf den Tisch, Rucksäcke unter den Tisch! Kein Kaugummi, kein Essen und Trinken mit in den Saal! Vor der Vorstellung aufs Klo! Am Eingang zum Saal wartet ein dritter Mitarbeiter und platziert die Kids sinnvoll: die Kleinen vorne auf Matten, die Großen hinten auf Stühlen. Vor allem die »Wiederholungstäter« absolvieren mit Disziplin diesen Parcours – den sie nach dem Konzert genauso wieder rückwärts durchlaufen. »Wir bekommen von Marko und Erke (Moderator/Dirigent) immer gesagt, wir seien das bestorganisierte Orchester«, versichert Stefanie Eberhardt. Doch wird
auch jetzt noch gefeilt und Manöverkritik betrieben. So ist seit einiger Zeit ein Naldo-Mitarbeiter beim vorbereitenden LehrerWorkshop dabei, um vorzufühlen, welche Klassen mit dem Linienbus kommen. Um Engpässe zu vermeiden, können dann größere Busse eingesetzt werden. Der Lehrer-Workshop ist ein wichtiger Baustein. Dort führt Marko Simsa die Pädagogen in das Stück ein und stellt die Mitmachlieder und -tänze vor. Die Kinder sollen aus dem Unterricht wissen, was auf sie zukommt: »Die Vorfreude steigt, wenn Erwartungen da sind«, erklärt Eberhardt. Und Intendant Grube ergänzt: »Nur wenn die Kinder aktiv mit einbezogen sind, bekommen wir ihre ganze Aufmerksamkeit.« Der Run auf die Studio-Konzerte spricht für das Konzept. Die genauen Aufführungstermine bekommen alle Schulen gleichzeitig zugefaxt – »24 Stunden später ist alles ausgebucht«, weiß Eberhardt. Und Grube betont: »Wir haben jedes Mal einen Überhang von rund tausend Schülern.« Die Schulkonzerte für Jugendliche ab der fünften Klasse haben nochmal ihre ganz eigenen Herausforderungen. Die Schüler, die sich für die Moderation gemeldet haben, bereiten ihren Auftritt mit ihrem Lehrer vor. Der Kontakt zum Orchester
läuft zunächst nur über E-Mail. »Ihre Moderationsform suchen die Schüler selber aus, ihr Skript landet dann per E-Mail bei mir, mitsamt der Vorschläge für Musikbeispiele«, erklärt Eberhardt. Sie gebe dann Tipps, etwa wenn das Konzept zu weitschweifig sei. Aus dem Skript der Schüler bastle sie einen Laufzettel für das Orchester. »Eine Stunde vor dem Konzert sehen wir uns dann tatsächlich das erste Mal«, versichert sie. Noch eine Mikro-Probe und los geht’s – vor Hunderten von Altersgenossen, die dann die Ränge der Listhalle füllen.
Bisher immer gut gegangen Bisher ist dieses Arbeiten »ohne Netz und doppelten Boden« immer gut gegangen. Und es hat Werkeinführungen von Jugendlichen für Jugendliche hervorgebracht, die an Originalität kaum zu toppen waren. Bis hin zu kleinen Theaterszenen wie dem Dialog von Komponist Igor Strawinsky und Ballettdirektor Sergej Diaghilew bei einem Glas Wein am Schachbrett. Wichtig ist Grube und Eberhardt, dass bei diesen morgendlichen Konzertbesuchen »nicht einfach Schule ausfällt«. Sondern diese Aufführungen seien Bildungsarbeit im besten Sinn. TEXT/FOTO: ARMIN KNAUER
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Märchenhaftes und DJ-Beats Programm – Die Angebote der Philharmonie für junge Hörer »Unser größtes Problem sind die Leute zwischen 18 und 30«
Das Angebot der Philharmonie für jüngere Zielgruppen ist weit gespannt. In der Reihe »Schüler im Studio« für Grundschüler nimmt sich das Duo Marko Simsa und Erke Duit im Juli 2012 die »Bremer Stadtmusikanten« vor. Für Reutlingen komponiert Dirigent Erke Duit dafür eine eigene Musikfassung. Für Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen interessant dürfte die Kammeroper »Brundibár« sein. Aufgeführt wird sie vom 25. September an in der Planie 22 als Koproduktion der Philharmonie mit der Tonne und dem Knabenchor Capella vocalis. Das Stück wurde 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt uraufgeführt, in dem Komponist Krása wegen seiner jüdischen Herkunft interniert war. An Schulklassen aus weiter-
führenden Schulen richtet sich das Schulkonzert am 16. November, 10.30 Uhr in der Listhalle. Thema ist Ravels Orchesterfassung von Mussorgskis Klavierzyklus »Bilder einer Ausstellung«. Mussorgski porträtiert darin Gemälde seines kurz zuvor verstorbenen Freundes Viktor Hartmann. Wie die Musik Bildmotive wie »Der Gnom« oder »Die Katakomben« umsetzt, werden Jugendliche ihren Altersgenossen erläutern. Das Familienkonzert am zweiten Weihnachtsfeiertag in der Listhalle erzählt die Geschichte des »kleinen Prinzen« (siehe unten). Das zweite Familienkonzert am 29. April im LTT in Tübingen kreist um das Thema Kuscheltiere. Es ist bereits für Vierjährige geeignet – womit die Philharmonie ins vor-
Konzertkarten gewinnen Quiz – Wer rät richtig und sichert sich eine Familienkarte? »Der kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry ist ein Kinderbuch, das bereits von ganz jungen Lesern verstanden wird; gleichzeitig steckt darin eine philosophische Tiefe, die auch Erwachsene bewegt. Die Württembergische Philharmonie widmet der Geschichte ein eigenes Familienkonzert am 26. Dezember um 15 Uhr in der Reutlinger Listhalle. Empfohlen ist es ab fünf Jahren. Der kleine Prinz bewohnt den Asteroiden B612, wo er die Vulkane reinigt und sich um die Affenbrotbäume kümmert. Er trifft eine schöne Blume und besucht andere Asteroiden, wo er den König, den Geschäftsmann und den Trinker kennenlernt. Schließlich kommt er auf die Erde. Komponist Niels Frédéric Hoffmann hat zu der Geschichte eine Musik für Orchester komponiert,
die 2009 von den Hamburger Symphonikern uraufgeführt wurde. Die Charaktere der Handlung spiegeln sich bei Hoffmann in den verschiedenen Instrumenten: Den König verkörpern die Trompeten mit ihren Fanfaren, den Geschäftsmann die Bassposaune. Zwei Familienkarten (zwei Er-
wachsene und höchstens drei Kinder) verlosen wir für die Vorstellung von »Der kleine Prinz« am 26. Dezember. Um eine davon zu gewinnen, müssen Sie folgende Frage richtig beantworten: Welches Instrument verkörpert in der Musik von Niels Frédéric Hoffmann die Schönheit der Blume? a) die Bassposaune b) die Flöte c) die Trompete Rufen Sie vom heutigen Samstag, 7 Uhr, bis zum morgigen Sonntag, 24 Uhr, unter 0 13 79/88 76 15
(0,50 Euro pro Anruf aus dem deutschen Festnetz/Mobilfunk abweichend)
an, geben Ihre Lösung durch und hinterlassen Ihre Adresse. Die Gewinner der Karten werden benachrichtigt.
Asteroid des kleinen Prinzen als Brunnen vor dem »Little Prince«Museum in Hakone/Japan. FOTO: MALON/WIKIPEDIA
schulische Kleinkindalter vordringt. Wesentlich schwieriger ist es offenbar, die jungen Erwachsenen zu begeistern: »Unser größtes Problem sind die Leute zwischen 18 und 30«, sagt Intendant Grube. Ein spezielles Angebot für sie ist die »Crossover Music Night« an der Reutlinger Hochschule (27. Oktober, 20.30 Uhr): Klassik mit Countertenor Yosemeh Adjei und Sopranistin Annika Sophie Ritlewski im Wechsel mit DJ-Beats und Visual-Art-Performances in Lounge-Atmosphäre. Gerne würde die WPR das Konzert für alle anbieten; aus Versicherungsgründen ist es jedoch auf Hochschulangehörige beschränkt. TEXT/ARCHIVFOTO: A. KNAUER
Originelle Auftritte gehören dazu, wenn Schüler bei den Schulkonzerten selbst moderierren: Hier ein Jugendlicher als »Beethoven in der Kiste« im Schulkonzert 2010.
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Der Klang der Natur
Die Hornisten der Württembergischen Philharmonie inmitten der Wiesenlandschaft (von links): Sebastian Schorr, Ralf Kluge, Jennifer Sabini, Jane Wright und Klaus Pietsch.
Instrumente – Die Waldhornisten der WPR
»Mit der ›Kieksgefahr‹ muss man als Hornist philosophisch umgehen«
Ein Pfarrer und ein Hornist klopfen ans Himmelstor. Leider ist nur noch ein Platz frei. Petrus überlegt kurz, dann bittet er den Hornisten herein. Der Pfarrer ist außer sich. Doch Petrus sagt: »Während du gepredigt hast, hat die Gemeinde geschlafen. Während er jedoch gespielt hat, haben seine Kollegen gebetet!« * Der Witz macht es deutlich: Das Waldhorn ist das bei weitem riskanteste Instrument im Orchester. Bei keinem anderen liegen himmlischer Wohlklang und schrilles Kieksen so dicht beieinander. Und bei kaum einem hört man das Malheur noch bis in die letzte Reihe so deutlich. Das Waldhorn hat jedoch auch noch in anderen Bereichen eine Sonderstellung. Kein anderes Instrument klingt so sehr nach Natur – zum Beispiel nach einem güldenen Sonnenuntergang in einer idyllischen Waldlandschaft. Und kein anderes trifft so perfekt die fernwehgetränkte Stimmung romantischer Sehnsucht. Selbst Cellisten, noch am ehesten Konkurrenten in dieser Disziplin, werden da kaum widersprechen.
trauen). Auf der anderen Seite verlangt ihr Instrument aber auch die zarte, die sensible, die romantische Ader. Es mag etwas verblüffen, dass ausgerechnet bei einer so speziellen Konstellation die meisten WPR-Hornisten wie zufällig zu ihrem Instrument geraten sind. Vielleicht ist es ja aber auch so, dass sich hier nicht der Musiker das Instrument, sondern das Instrument den Musiker ausgesucht hat. Klaus Pietsch etwa, mit 58 Jahren das Hornisten-Urgestein und schon seit 1981 bei der Philharmonie, hat auf Großvaters Trompete angefangen zu blasen. Nur versuchsweise tüftelte er in seiner Jugend mal ein halbes Jahr mit dem Horn herum. Und stellte fest, dass sich sein »Ansatz« (die auf das Instrument angepasste Lippenspannung) danach nicht mehr auf das anders geformte Trompetenmundstückzurückbequemen mochte. Also blieb’s beim Horn. Auch Ralf Kluge (49) hat auf der Trompete angefangen. Auch er kam aber mit dem »Ansatz« dort nicht recht zu Potte – und landete beim Horn. Oder die Französin Jennifer Sabini, mit 26 Jahren das Küken Gute Nerven gefragt im Hornistenrudel und seit dieser Saison ganz neu dabei: EiEs sind von daher auch begentlich wollte sie Flöte oder sondere Typen, die Waldhorn spielen. Sie benötigen auf der ei- Klavier lernen. Als sie mit ihrer nen Seite ein äußerst robustes Freundin damals am Orchester Nervenkostüm (oder zumindest ihres Gymnasiums ankam, war ein unerschütterliches Gottver- beides bereits besetzt. Die Aus-
tetts. Selbst im Jazz ist es neuerdings im Kommen. Und eine richtige Filmmusik ist ohne das Horn kaum denkbar. Zu welchem Instrument taucht Winnetou am Horizont auf? Zu welchem Luke Skywalker im Dagobah-System? Erraten! Dazu satte dreieinhalb Oktaven Tonumfang. Und ein Klangspektrum von sanft strömender Melancholie über spritzige Rhythmik, andachtsvollen Choralton und sich türmende Fanfaren bis hin zum bizarren Flackern der Neuen Musik: Was will das Musikerherz mehr? Und die Sache mit der »Kieksgefahr«? »Wichtig ist die tägliche Fitness«, betont Sebastian Schorr. Regelmäßiges, aber wohl dosiertes Üben helfe, die »Ansatz«-Muskulatur und die Feinmotorik der Mundregion auf Zack zu halten. Mut zum Risiko gehört auch dazu – denn Auftritt von Winnetou wenn es wirklich sensationell Einmal beim Horn wurde es klingen soll, ist es mit »Sicherheitsfußball« nicht getan. für jeden der Fünf eine wahre Und wenn es doch schief geLeidenschaft. Und das muss es hen sollte? (Und das tut es beim wohl auch bei einem Instrument, das von den Kollegen ger- Horn unvermeidlich irgendne als »Glücksspirale« bespöttelt wann!) – »Dann muss man phiwird. »Kein Instrument kann in losophisch damit umgehen«, saso vielen unterschiedlichen Be- gen die WPR-Hornisten. Nicht setzungen spielen«, hält Seba- wütend auf den Fehler starren, stian Schorr dagegen: Ob Sinfo- sondern »das Gesamte betrachnie oder Kammermusik, Kirchen- ten«. Aber aufregen tut es einen doch, wenn’s passiert. choral oder Filmmusik – das Horn ist dabei. Kurioserweise ist es, obwohl ein Blechblasinstru- TEXT/FOTO: ARMIN KNAUER ment, sogar Bestandteil des klassischen Holzbläser-Quin-
wahl hieß: Tuba, Posaune oder Horn. Schön, dann Horn! Der Kanadierin Jane Wright (55) wurde als Schülerin ihr Name zum Verhängnis. Wegen des »W« in ihrem Nachnamen wurde sie als eine der letzten im Musikprogramm ihres Gymnasiums einem Instrument zugewiesen. Übrig war: das Horn. Ganz gezielt zum Horn gelangt ist nur der in Freiburg geborene, in Stuttgart aufgewachsene Sebastian Schorr (28). Und das bereits mit nur sieben Jahren! Das aber nicht zufällig: Die Eltern Schulmusiker, die Großmutter Komponistin Neuer Musik, der Großvater Musikkritiker – da waren einfach genügend Fachleute in Reichweite, die mit scharfem Blick erkannten, welches Instrument dem kleinen Sebastian am besten lag.
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Vom Schneckenhaus zur Feinmechanik Instrument – Entwicklung des Horns »Vielleicht hat vor Urzeiten einer am Strand ein Schneckenhaus gefunden und einfach mal reingeblasen«
Die ältesten ausgegrabenen Blasinstrumente sind Flöten aus der Zeit vor 35 000 bis 40 000 Jahren, also noch während der letzten Eiszeit. Und doch sind vermutlich nicht Flöten, sondern primitive Hörner die ältesten Blasinstrumente. »So eine Flöte ist ja akustisch und in der Herstellung ein kompliziertes Gerät«, erklärt WPR-Hornist Sebastian Schorr. Als Horn hingegen tauge zur Not jedes Ding mit länglichem Hohlraum. Eine Gieskanne etwa (wie Schorr flugs vorführt). Oder realistischer: ein Rinderhorn. Oder das Gehäuse einer Meeresschnecke. »Vielleicht hat vor Urzeiten einer am Strand ein Schneckenhaus gefunden und einfach mal reingeblasen – und gemerkt, da kommt was raus!«, vermutet Schorr.
Religiöses Kultinstrument Das »Schneckenhorn« war also vermutlich das musikalische Ur-Horn. Dafür spricht, dass es in den alten Hochkulturen weltweit verbreitet war, ob im Orient oder in Mittelamerika. Von Indien über Thailand bis Japan hat es sich als Kultinstrument mit
hinduistischem oder buddhistischem Hintergrund sogar bis zum heutigen Tag erhalten. Wie man aus Silber oder Kupferlegierungen viel tonstärkere Hörner fertigt, entdeckten schon die alten Ägypter, Assyrer, Inder und Chinesen. Die Bibel erwähnt aus Silber getriebene Blasinstrumente im Zusammenhang mit Moses. Die technisch findigen Römer hatten bereits kreisrunde Hörner – als Signalgeber im Militär.
Das Handy des Mittelalters Im Mittelalter, als viel Knowhow verloren ging, dominierten wieder Instrumente aus Holz oder Tierhorn. In der bäuerlichen Welt waren Hirtenhörner zu Hause, von denen das Alphorn das bekannteste ist. Wie auch das Didgeridoo, ebenfalls ein Hornistrument, ließen sie sich relativ einfach aus einem Ast herstellen. Bis ins 20. Jahrhundert kündigten Viehtreiber auch in Deutschland auf Hirtenhörnern ihr Kommen an. Die Ritter und Botenreiter bevorzugten zur Signalgebung hingegen das handlichere
»Hifthorn«. Die kompakte Rindshorntröte war gewissermaßen das »Handy des Mittelalters«. Die schwer herzustellenden kreisrunden Metallhörner kamen erst gegen Ende des Mittelalters wieder auf – als Jagdinstrumente. In die Kunstmusik fanden sie erst spät durch die Fürstenhöfe des Barock, an denen man Jagd wie Musik gleichermaßen pflegte. Als sich nach 1600 aus den Spielgruppen der Renaissance langsam das Sinfonieorchester entwickelte, wurde das Horn so zum festen Bestandteil. Ob Mozartoder Haydn-Sinfonie: das Horn gehört dazu, während Trompeten und Posaunen erst später sinfonischer Standard werden. Von den Trompeten und Posaunen unterscheidet sich das Orchesterhorn durch den Zuschnitt des Rohrs (»Mensur«): Es bleibt länger dünn als bei Trompete und Posaune, weitet sich am Ende aber stärker auf. In der auf »F« gestimmten Variante ist es ausgerollt 3,7 Meter lang. Wie bei allen Blechblasinstrumenten lässt der Atemstrom die Lippen im Mundstück vibrieren und setzt damit die Luftsäule im Instrument in Schwingung. Je länger die Röhre, desto tiefer der Ton. Durch »Überblasen« teilt sich die Luftsäule in immer kleinere Abschnitte und immer höhere Töne: Die Naturtonreihe entsteht. Lange hatte das Horn weder Klappen noch Ventile und wurde als Melodieinstrument nur weit oben eingesetzt, wo die Naturtöne eng beieinander liegen. Dadurch wächst aber die Gefahr, den falschen Überblaston zu treffen – und damit die berühmte »Kieksgefahr«.
Ein Hindu-Priester bläst ein Schneckenhorn bei einer religiösen Zeremonie in Indien. mit denen sie die Grundstimmung ihres Instruments jeweils neu festlegen konnten. 1813 erfanden Heinrich Stölzel und Friedrich Blühmel unabhängig die ersten Ventilhörner. Es dauerte bis nach 1850, ehe das Ventilhorn ganz ausgereift war und sich durchsetzte. Drei Klappen schalten ähnlich wie bei der Trompete kurze Rohrabschnitte zu und verändern die Tonhöhe um einen oder mehrere Halbtonschritte. Beethoven und Mendelssohn gehörten zu den ersten, die Ventilhörner vorschrieben. Noch lange tobte unter Kritikern und Komponisten der Streit, ob ventillose Hörner das Naturhafte des Hornklangs nicht besser verkörpern.
Einfach- und Doppelhörner
Heute werden in den Orchestern meist kombinierte F- und B-Hörner verwendet, sogenannte Doppelhörner. Zusätzlich zu den drei Ventilklappen haben sie einen Hebel, mit dem das in F gestimmte Instrument um etwa einen Meter verkürzt und so um eine Quarte auf B hochgestimmt werden kann. Auf dem so verkürzten Instrument sprechen hohe Töne dann besser an. Sowohl Orchester- wie Jagdhörner werden übrigens auch in der Region hergestellt: in der Werkstatt des Instrumentenbauers Matthias Beck in Dettingen. Die Bewegung der historischen Aufführungspraxis hat seit den 1990er-Jahren den ventillosen »Naturhörnern« eine beErfindung der Stopftechnik achtliche Renaissance beschert. Bei entsprechend ausgerichteDie um 1750 entwickelte ten Orchestern wie dem der Lud»Stopftechnik« erlaubte es, die wigsburger Schlossfestspiele Länge der Hornröhre zu verkür- oder dem Freiburger Barockorzen, indem man die Hand in den chester kommen generell NaturSchalltrichter steckt. So wurden hörner zum Einsatz. auch Töne zwischen den Naturtönen spielbar, allerdings nicht TEXT: ARMIN KNAUER alle gleich gut. Um trotzdem verschiedene Tonarten spielen zu FOTOS: BERNDT MAYER, CLAUDE Einzelteile des Waldhorns: 1-Mundrohr; 2-Stimmbogen; 3-Anstoß; 4-Zwinge; 5-Stengel; 6-Verschrau- können, hatten die Hornisten ei- RENAULT/WIKIPEDIA nen Satz »Stimmbögen« dabei, bung; 7-Schallbecher; 8-Maschine; 9-Ventilbögen; 10-Fingerhaken.
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»Bin immer geerdet geblieben«
Interview – Geigerin Veronika Eberle lässt sich vom Starrummel in der Branche nicht aus dem Konzept bringen. Bei ihr steht nicht Glamour, sondern Musik im Vordergrund »Ich bin einfach zu jung, um mich schon auf eine Epoche festzulegen. Ich möchte noch so viel ausprobieren und kennenlernen«
Bereits mit zehn Jahren stand Veronika Eberle mit den Münchner Symphonikern auf der Bühne. Als Wunderkind sieht sie sich dennoch nicht. Heute ist sie 22, und wenn sie jetzt als gefeierte Solistin um den Globus fliegt, hebt sie trotzdem nicht ab. Dazu habe sie ihre Kindheit im beschaulichen Donauwörth zu sehr geerdet. Armin Knauer hat die junge Musikerin in San Diego in Kalifornien am Telefon erwischt, wo sie im August ein paar freie Tage zwischen zwei Auftritten genoss.
Geigespielen war schon als Kind die Leidenschaft von Veronika Eberle: »Weil es mir einfach Spaß gemacht hat.«
GEA: Im Januar stellen Sie mit der Württembergischen Philharmonie das Violinkonzert von Sibelius vor. Das Stück war ein Wunsch von Ihnen. Was gefällt Ihnen daran besonders? Veronika Eberle: Das Sibelius-Konzert ist ein ganz eigenes Violinkonzert, das in seiner Art einmalig ist. Eine ganz besondere Geschichte lässt sich darüber erzählen: Diese skandinavischen Stimmungen mit all ihren Naturelementen wie Feuer und Wasser sind einfach unglaublich schön. Es ist eines meiner bevorzugten Violinkonzerte. Gespielt habe ich es jetzt seit Längerem nicht mehr; so freue ich mich besonders darauf, es bei Ihnen wieder aufführen zu können.
Spiel ganz mit der Musik verbinde und den Assoziationen dazu Welche Stelle haben Sie denn folge – die technischen Dinge darin am öftesten geübt? geschehen dann automatisch. Eberle: Oh, das ist schwer zu sagen! Es ist natürlich technisch Sprich: Sie konzentrieren sich sehr anspruchsvoll, aber mir hilft im Konzert ganz auf das, was es immer sehr, wenn ich mein Sie inhaltlich ausdrücken wol-
FAKTEN ÜBER VERONIKA EBERLE der Kammermusik hat sie beiVeronika Eberle stammt aus Donauwörth, hier wurde sie am spielsweise mit Lars Vogt oder Christian Tetzlaff zusammenge26. Dezember 1988 geboren. Geigenunterricht erhielt sie vom arbeitet. Dieses Jahr war sie sechsten Lebensjahr an. Ihr er- beim Heidelberger Frühling Arstes Konzert mit großem Orche- tist in Residence. 2012 wird sie ster gab sie als Zehnjährige mit Artist in Residence bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpomden Münchner Symphonikern. Als Solistin trat sie unter ande- mern sein. 2007 erhielt sie den rem mit den Berliner Philharmo- Bayerischen Kunstförderpreis. Eberle spielt die Stradivari »Dranikern, dem Los Angeles Philgonetti« von 1700, zur Verfüharmonic Orchestra, dem RSO Stuttgart oder dem Tonhalle-Or- gung gestellt von der Nippon Music Foundation. chester Zürich auf. Im Bereich
identifizieren und mich in ihre Stimmungen hineinversetzen.
Was liegt Ihnen denn persönlich mehr: der melancholische, tiefgründige Geigenklang eines Sibelius oder der leichte, tänzerische eines Mozart? Eberle: Ich mag beides sehr gerne. Mozart zum Beispiel spiele ich ausgesprochen gerne und liebe es, seinen Schalk und Witz auszuspielen, der hinter jeder Note zu finden ist. Das ist schon auch mein Naturell. Auch zur Musik Beethovens fühle ich mich sehr hingezogen. Aber dann liebe ich auch wieder die andere, dunklere, romantische Seite der Geige, wie eben bei Sibelius. Ich glaube, ich bin einfach zu jung, um mich ganz auf eine bestimmte Epoche festzulegen, wie es viele große Pianisten tun. Ich möchte noch so viel erfahren und ganz viel ausprobieren und kennenlernen. Und ich möchte mit diesen Stücken auch leben, über mehrere Jahre hinweg, möchte schauen, wie sich meine Beziehung zu ihnen entwickelt. Zum Beispiel gerade das Sibelius-Konzert, das ich jetzt drei Jahre nicht mehr gespielt habe und das ich nun wieder neu aufarbeite: Es ist für mich eine schöne Herausforderung, zu sehen, wie sich das Stück seitlen mit der Musik, und alles her für mich selber entwickelt andere geschieht dann wie hat und wie anders jetzt meine von selbst … Eberle: Natürlich muss man viel Sichtweise darauf ist. üben und die spieltechnische Wenn Sie zurückdenken: Seite des Auftritts gründlich vorWann wurde Ihnen denn zum bereiten. Aber in dem Moment, ersten Mal klar, dass Ihre Bein dem man auf der Bühne steht, gabung auf der Geige eine sollte man diesen Dingen überganz besondere ist? legen sein. Dann sollte nur noch Eberle: Das ist schwer zu sagen. die Musik im Vordergrund steIch habe mit sechs Jahren angehen und die Aussage, die man fangen, Geige zu spielen, und es weitergeben will. hat mir von Anfang an sehr viel Spaß gemacht. Ich habe die MuLieben Sie die dunklen und sik einfach geliebt und hatte daschwermütigen Seiten des Geigenklangs, die ja bei Sibe- mals auch Glück mit meinem lius eine große Rolle spielen? Geigenlehrer. Eigentlich bin ich in das Musizieren einfach mehr Eberle: Ja doch, das liebe ich und mehr hineingewachsen. Es sehr. Gerade den zweiten Satz des Sibelius-Konzerts, der ja un- kamen Konzerte, die ich zunehmend für mich entdeckt und geglaublich tiefgehend ist und eine große Weite hat, den liebe nossen habe, und irgendwann konnte ich gar nicht mehr ohne ich ganz besonders. Mit dieser das alles sein. Das hat sich einMusik kann ich mich sehr gut
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fach in eine schöne Richtung entwickelt. Schließlich konnte ich mir dann gar nicht mehr vorstellen, dass das irgendwann nicht mehr so sein sollte. So habe ich gemerkt, dass die Musik mein Weg ist, den ich gehen möchte: mein Weg und meine Leidenschaft.
Sie sind schon mit zehn Jahren mit den Münchner Symphonikern auf der Bühne gestanden. Manche werden sich fragen: Hat sie überhaupt eine Kindheit gehabt? Eberle: Oh ja, doch, auf jeden Fall! Meine Eltern sind beide Nichtmusiker. Sie lieben und schätzen die Musik über alles, aber sie sind nicht solche Eltern, die einen zu irgendetwas zwingen oder antreiben. Das ist immer alles von mir ausgegangen. Im Grunde hatte ich eine wahnsinnig schöne Kindheit. Ich habe zwei Brüder, wir sind alle auf dem Land aufgewachsen, und ich glaube, davon profitiere ich heute immer noch sehr, weil mich das so geerdet hat.
Eberle: Nein, es war eine ganz normale Kindheit. Ich durfte machen, was mir Spaß macht, und Geige spielen war eben eine Sache, die mir wirklich Spaß gemacht hat. Wie fühlen Sie sich als junge Geigerin in einer Branche, in der junge Geigerinnen wie Models vermarktet werden? Eberle: Was mich angeht, so versuche ich, immer auf der Kunstbasis zu bleiben und nicht das Aussehen oder andere äußere Faktoren dort mit hineinspielen zu lassen. Die Kunst, die Musik ist es, die im Vordergrund stehen muss. Denn nur das, was man mit der Musik aussagen kann, hat längerfristig Bestand. Äußerlichkeiten sind vergänglich und leicht ersetzbar. Sie sind nicht mein Ziel. Ich möchte meine Karriere langsam, Schritt für Schritt aufbauen, sodass ich möglichst mein Leben lang mit tollen Leuten auf hohem Niveau musizieren kann.
Achten Sie denn bewusst darauf, wie Sie auf PR-Bildern Es war also keine Kindheit mit dargestellt werden? nichts als Geigenüben … Eberle: Ja, da muss man schon
Eberle: Das meinte ich, als ich vorhin sagte, es sei für mich immer noch unheimlich wichtig, so geerdet aufgewachsen zu sein: Ich profitiere jeden Tag davon, zu wissen, wo mein Zuhause ist. Solange ich das weiß und es spüre, kann ich so viel unterwegs sein, wie ich will, ohne dass es mich stören würde. Natürlich ist es manchmal so, dass ich auf Reisen nicht immer Leute um mich herum habe. Ich bin aber ohnehin nicht der Typ Mensch, der ständig Aktion um sich herum braucht. Ich kann auch gut mit mir selbst alleine sein. Mittlerweile ist es aber auch so, dass aufpassen, sonst rutscht man ich in vielen Städten schon Menleicht auf eine Schiene, auf der schen kenne und Freunde habe; man sich selbst gar nicht wieder- die kann ich dann anrufen und finden will. Ich glaube, das Wich- mich mit ihnen treffen. tigste ist, dass man eine klare Vorstellung von dem hat, was Aber Sie freuen sich dann man erreichen will. Das muss auch immer wieder, wenn Sie man offen vertreten – und muss heimkommen. Ist das immer auch mal nein sagen können. noch in Donauwörth? Eberle: Nein, das ist mittlerweiSie sind ja vermutlich einen le in München. Nach dem Abitur großen Teil Ihrer Zeit von bin ich nach München gezogen Konzert zu Konzert und von und fühle mich dort sehr wohl. Hotel zu Hotel unterwegs. Aber ich brauche beides, ich Macht einen so ein Leben könnte mir auch nicht vorstelnicht einsam? len, einen Alltag in immer der-
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selben Stadt zu verbringen. Mich drängt es immer wieder hinaus, ich brauche neue Eindrücke, verspüre den Drang, die Welt und ihre Menschen kennenzulernen. Das sind zwei Seiten von mir, die ich beide unheimlich schätze und liebe. Gerade wenn man jung ist, ist es natürlich total schön, hinauszukommen und die Welt zu entdecken. INTERVIEW: ARMIN KNAUER FOTOS: PR
EBERLE BEI DER WPR Veronika Eberle ist am 30. Januar zu Gast beim Sinfoniekonzert der WPR (20 Uhr, Listhalle, Reutlingen). Sie spielt das Violinkonzert d-Moll von Sibelius. Es entstand 1903, die Uraufführung der überarbeiteten Zweitfassung 1905 dirigierte Richard Strauss. Das Konzert bringt außerdem die Sinfonie Nr. 4 von Brahms und die Uraufführung von »between thin slices « von Helmut Schmidinger. Es ist ein Auftragswerk der WPR.
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Ola Rudner, unser Chefdirigent
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Württembergische Philharmonie Reutlingen
Foto: Jürgen Lippert. Text & Gestaltung: Jochen@Gewecke.net © 2011
der Ola-Welle!
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JUGEND- UND FAMILIENKONZERTE 25. September, 18 Uhr, Planie 22, Reutlingen (Premiere) Brundibár Kinderoper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister mit der WPR, dem Theater Die Tonne und der Capella vocalis (Einstud. Eckhard Weyand) Regie: Enrico Urbanek Leitung: Markus Landerer Empfohlen ab 10 Jahren (auch am 30. September, von 1. bis 3. Oktober, am 21. Oktober und von 3. bis 6. November) Mittwoch, 16. November, 10.30 Uhr, Friedrich-List-Halle Schulkonzert »Bilder einer Ausstellung« Modest Mussorgski/Maurice Ravel: Bilder einer Ausstellung Markus Frank, Leitung Montag, 26. Dezember, 15 Uhr, Friedrich-List-Halle Familienkonzert »Der kleine Prinz« Ivo Hentschel, Leitung Empfohlen ab 5 Jahren Sonntag, 29. April, 16 Uhr, LTT Tübingen, großer Saal Familienkonzert »Das Kuscheltierkonzert« Von Klaus Wüsthoff Markus Landerer, Leitung Empfohlen ab 4 Jahren 10. bis 18. Juli 2012 (Schulaufführungen) und Sonntag, 15. Juli, 17 Uhr, WPR-Studio Schüler im Studio und Kinderkonzert: »Bremer Stadtmusikanten« (Uraufführung) Marko Simsa, Erzähler Erke Duit, Musik und Leitung
Dynamische Bogenführung: Die ersten Geigen der Philharmonie, vorne Konzertmeister Fabian Wettstein.
FOTO: KNAUER
Die Württembergische Philharmonie 2011/2012 Programm – Eine Übersicht über die Sinfoniekonzerte, die Werkkonzerte, die Jugend- und Familienkonzerte, die Matineen und die Gastspiele in der näheren Umgebung DIE SINFONIEKONZERTE – MONTAGS UM 20 UHR IN DER LISTHALLE REUTLINGEN Montag, 19. September Erstes Sinfoniekonzert Carl Nielsen: Helios-Ouvertüre Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-Dur Beethoven: Violinkonzert D-Dur Frank Peter Zimmermann, Violine; Ola Rudner, Leitung Montag, 24. Oktober Zweites Sinfoniekonzert Bedˇrich Smetana: Die Moldau
Mahler: Kindertotenlieder Bohuslav Martinú: Sinfonie Nr. 4 Dagmar Pecková, Mezzosopran Zsolt Hamar, Leitung Montag, 28. November Drittes Sinfoniekonzert Péteris Vasks: Konzert für Violoncello und Orchester Bruckner: Sinfonie Nr. 6 A-Dur Ola Karlsson, Violoncello Ola Rudner, Leitung Montag, 30. Januar, Viertes Sinfoniekonzert Helmut Schmidinger: »between thin slices«, 5 Intermezzi nach
Incipits verschiedener Dichter für großes Orchester (UA) Sibelius: Violinkonzert d-Moll Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll Veronika Eberle, Violine Ola Rudner, Leitung
de trouble I see« für Trompete und Orchester Mozart: Sinfonie C-Dur KV 551 (»Jupiter«-Sinfonie) Reinhold Friedrich, Trompete Christoph Campestrini, Leitung
Montag, 27. Februar Fünftes Sinfoniekonzert Boris Blacher: Variationen über ein Thema von Paganini Rachmaninow: Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester a-Moll Rachmaninow: Sinfonische Tänze Opus 45 Vestard Shimkus, Klavier Norichika Iimori, Leitung
Montag, 14. Mai Achtes Sinfoniekonzert Debussy: Nuages und Fêtes aus »Trois Nocturnes« Tan Dun: Konzert für Pipa und Streicher Mussorgski/Ravel: Bilder einer Ausstellung Yang Jing, Pipa Muhai Tang, Leitung
Montag, 19. März Sechstes Sinfoniekonzert Beethoven: Sinfonie Nr. 7 A-Dur Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 15 A-Dur Ola Rudner, Leitung Yang Jing stellt im Sinfoniekonzert am 14. Mai das chinesische Lauteninstrument Pipa vor. FOTO: PR
Montag, 16. April Siebtes Sinfoniekonzert Charles Ives: The Unanswered Question; Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 103 Es-Dur (»mit dem Paukenwirbel«); Bernd Alois Zimmermann: »Nobody knows
Montag, 18. Juni Neuntes Sinfoniekonzert Schubert: Zwischenaktmusik aus »Rosamunde« Bartók: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 Dvoˇrák: Sinfonie Nr. 7 d-Moll Dénes Várjon, Klavier Ola Rudner, Leitung * Konzerteinführungen sind jeweils um 19 Uhr im Musiksaal des Reutlinger KeplerGymnasiums
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SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
Kartenverkauf
SONDERKONZERTE/GASTSPIELE IN DER NÄHE
Samstag, 8. Oktober, 19 Uhr Bad Urach, Festhalle Herbstliche Musiktage: Festliche Operngala Solisten: Michael Spyres, Elizabeth Woods, Tara Stafford, Andrew Ashwin, Craig Smith Ola Rudner, Leitung Sonntag, 20. November, 18 Uhr Christuskirche, Reutlingen Chorkonzert Händel: Das Alexanderfest Philharmonia Chor Reutlingen Martin Künstner, Leitung
Sonntag, 1. Januar, 17 Uhr Friedrich-List-Halle, Reutlingen »Elyen a Magyar! – Es lebe Ungarn!« Ausschnitte aus Operetten von Emerich Kálmán (Gräfin Mariza, Die Czsárdásfürstin), Johann Strauß Sohn (Zigeunerbaron), Franz Lehár (Zigeunerliebe) u. a. Tonje Haugland, Sopran Frank Zacher, Leitung
Lauterwasser, Sharp, Higgins Fried Dähn, Leitung Samstag, 9. Juni, 20 Uhr Lokschuppen, Münsingen Eisenbahn-Konzert Klassik zum Zugverkehr Sonntag, 24. Juni, 17 Uhr Friedrich-List-Halle, Reutlingen Jubiläumskonzert zum zehnjährigen Bestehen der Christel-Guthörle-Stiftung Programm wird noch bekanntgegeben Christoph Eß, Horn u. a. Cornelius Grube, Moderation Ola Rudner, Leitung Juli 2012 Gestütsreithalle, Marbach Marbach Classics 2012 Klassik und Pferdeballett
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Michala Petri eröffnet die Werkkonzertreihe.
FOTO: PR
Karten für die Konzerte der Württembergischen Philharmonie gibt es an allen Verkaufsstellen des KulturTickets Neckar-Alb. Das sind sämtliche GEA-Geschäftsstellen, das Konzertbüro am Markt in Reutlingen und in Tübingen der Verkehrsverein an der Neckarbrücke. Der Kartenverkauf direkt über die Orchestergeschäftsstelle in der Marie-Curie-Straße 8 in Reutlingen (Büropark Orschel) erfolgt montags bis freitags von 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 0 71 21/ 8 20 12 26. Kauf übers Internet: ticket@wuerttembergische-philharmonie.de
WERKKONZERTE – DONNERSTAGS UM 20 UHR IN DER LISTHALLE
Donnerstag, 29. September Skandinavische Weisen Freitag, 6. Juli, 18 Uhr Werke von Edvard Grieg (HolMarktplatz Bad Urach berg-Suite), Vivaldi (BlockflöOpen-Air-Konzert ten-Konzert a-Moll), Sibelius Programm steht noch nicht fest (Valse triste) u. a. 13. Januar, 19.30 Uhr, QuenMichala Petri, Blockflöte Samstag, 21. Juli, 20 Uhr stedt-Gymnasium, Mössingen Ola Rudner, Leitung »Elyen a Magyar! – Es lebe Kreuzeiche-Stadion, Reutlingen Classic Night Ungarn!« Donnerstag, 10. November Philharmonia Chor Reutlingen, Operetten- und Musicalgala (siehe oben) Betzinger Sängerschaft und Arien und Orchesterwerke aus Solisten Montag, 17. Januar »Eine Nacht in Venedig«, Martin Künstner, Leitung 20 Uhr, Friedrich-List-Halle »Der Vogelhändler«, »Im weißen Neujahrskonzert Rössl«, »My Fair Lady«, »AnaRossini: Ouvertüre zu »Der Bartevka« und »Karneval der Liebe« bier von Sevilla«; De Falla: NächEva Lind, Sopran te in spanischen Gärten. ImpresStefan Heibach, Tenor sionen für Klavier und OrchePhilipp van Buren, Dirigent ster; Arturo Márquez: Danzon Nr. 2; José Pablo Moncayo GarDonnerstag, 15. Dezember cía: Huapango; Ravel: Boléro Weihnachtskonzert Lise de la Salle, Klavier Werke von Antonio Vivaldi, Carlos M. Prieto, Leitung Gottfried August Homilius, Josef Gabriel Rheinberger, Johann Donnerstag, 19. April, 20 Uhr Sebastian Bach u. a. franz.K, Reutlingen Peter Fricke, Lesung Sonic Visions Die Aurelius Sängerknaben sind Aurelius Sängerknaben Calw Werke von Fessmann/Dähn, am 15. Dezember bei der WPR. Ola Rudner, Leitung
Donnerstag, 16. Februar Faschingskonzert Walzer und Faschingsschwänke von der Strauß-Familie, Ziehrer, Waldteufel, Suppé u. a. Peter Guth, Leitung und Moderation Donnerstag, 29. März David Orlowsky Trio David Orlowsky, Klarinette Florian Dohrmann, Kontrabass Jens-Uwe Popp, Gitarre Ruben Gazarian, Leitung Donnerstag, 3. Mai Cuba Sinfónica Titel und Arrangements von Milagros Piñera Ibaceta und Jhibaro Rodríguez
Milagros Piñera Ibaceta, Gesang Miguel Leonardo García Pérez, Gitarre; Carlos DomínguezNieto, Leitung Donnerstag, 24. Mai Mozart-Gala Ouvertüren und Arien aus den Mozart-Opern »Le nozze di Figaro« und »Don Giovanni« Marlene Lichtenberg, Mezzosopran; Ola Rudner, Leitung Donnerstag, 28. Juni Französische Filmmusik Filmmusiken von Petitgirard (Maigret; John Rabe), Delerue (Die amerikanische Nacht), Jarre (Lawrence von Arabien) u. a. Laurent Petitgirard, Leitung
DIE MATINEEN – SONNTAGS UM 11 UHR IM STUDIO DER PHILHARMONIE Sonntag, 2. Oktober la, Klarinette und Klavier op. 83 Sonntag, 25. März 20 Years Paper Moon American Dream Johannes Brahms: Sonate für Quartet Stücke von Henry Mancini Viola und Klavier f-Moll Matthias Buck, Violine (»Moon River«), Leroy Anderson Opus 120/1 Christian Hirschmann, Kontra- Benjamin Hartung, Viola (»Typewriter«), Duke bass, Achim Nörz, Schlagzeug Ellington (»Caravan«) u. a. Stefanie Nedwed, Klarinette Karl Mittelbach, Piano musica varia ensemble: Nadine Schube, Klavier Special Guest, Gesang Teruyoshi Shirata und Rainer Hill, Violine; Rüdiger MüllerSonntag, 5. Februar Sonntag, 13. November Nübling, Viola; Krassimira KraSunrise Quartet Notturno steva, Cello; Günter Fischer, Terry Riley: Sunrise of the Schubert: Klaviertrio B-Dur Kontrabass und Moderation Planetary Dream Collector D 898; Adagio Es-Dur D 897 Ottorino Respighi: »Il tramonto« Maurice Ravel, Klaviertrio Sonntag, 29. April für Mezzosopran und StreichDessislava Stoyanova, Violine MIDAS-Streichquartett quartett Krassimira Krasteva, Violoncello Haydn: Streichquartett B-Dur Mendelssohn: Streichquartett Maciej Szyrner, Klavier a-Moll op. 13; Brahms: Streichop. 74/4 »Sonnenaufgang« Frédérique Friess, Mezzosopran quartett Nr. 1 c-Moll op. 51/1 Sonntag, 11. Dezember Teruyoshi Shirata und Virginie Fabian Wettstein und Anne-BarBrahms und Bruch bara Egerter, Violine Wong, Violine für zwei und drei Mariette Leners, Viola Benjamin Hartung, Viola Max Bruch: Acht Stücke für Vio- Friedemann Dähn, Violoncello Christoph Bieber, Violoncello Laurent Petitgirard dirigiert das Werkkonzert am 28. Juni 2012.
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SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
Reiselustiger Familienbetrieb Leute – Antje Niemeyer managt das WPR-Personalbüro
»Der Reiz meiner Arbeit liegt darin, nicht mit Personalnummern, sondern mit Menschen umzugehen«
Wenn sie ihren Dienst antritt, warten keine Partituren auf sie, sondern Verträge und Abrechnungen. Antje Niemeyer arbeitet bei der Württembergischen Philharmonie, hat aber im Gegensatz zum Großteil ihrer Kollegen nicht mit Noten, sondern mit Zahlen und Fakten zu tun. Auch Musiker leben nicht nur von Luft und Liebe, sondern von ihrem Gehalt. Im Grunde genommen ist ein Orchester ein Betrieb – und der braucht einen Personaler. Diesen Job übernimmt Antje Niemeyer bei der Philharmonie. Natürlich läuft hier trotzdem so manches anders als in einem großen Wirtschaftsunterneh-
men oder bei einer Bank. Das fängt schon bei der Bewerbung an. Wer für die Philharmonie am Pult sitzen möchte, kommt nicht einfach zum Vorstellungsgespräch mit dem Chef. Ein Musiker muss seine Qualifikationen nicht mit Zeugnis und Lebenslauf belegen, sondern den hörbaren Beweis selbst antreten. Dafür nimmt er am Probespiel teil. Die Entscheidung darüber, wer eingestellt wird, trifft das Orchester: »Die Musiker wissen am besten, wer zu ihnen passt«, sagt Antje Niemeyer.
Internationales Personal
Die »Gewinner« des Vorspiels landen als zukünftige WPR-Mitarbeiter dann in ihrem Büro. Die Personalsachbearbeiterin setzt die Arbeitsverträge auf – und Formalitäten gibt’s auch im tut oft noch einiges mehr für die Kulturbetrieb: Musiker, für die Reutlingen oft Antje Niemey- völliges Neuland ist. Die Beseter regelt Perso- zung des Orchesters ist internanalangelegen- tional, die Musiker kommen aus heiten und be- Korea, Japan, Osteuropa, aus reitet Tourden USA oder Costa Rica. Desneen ins Aus- halb hat Antje Niemeyer auch land vor. viel mit dem Ausländeramt zu FOTO: PR tun, sie regelt zum Beispiel Auf-
enthaltsgenehmigungen. Wohnung, Konto oder Steuerkarte – die 41-Jährige ist erste Ansprechpartnerin für die Neuankömmlinge und kann ihnen sagen, wo sie was bekommen. Oft auf Englisch, notfalls auch mit Händen und Füßen. »Viele sind sehr jung, man kann sie nicht völlig alleine dastehen lassen«, sagt sie. Auch Studenten aus dem In- und Ausland, die ein Praktikum bei der Philharmonie machen, finden bei ihr Hilfe. Wenn Antje Niemeyer die »Lohntüten« der Orchestermitglieder füllt, muss sie einen wesentlichen Unterschied zur Wirtschaft berücksichtigen: Die Musiker haben keine festen Wochenarbeitszeiten, sondern Dienste. Dazu gehören Proben und Konzerte genauso wie Auftritte im Ausland. Außerdem umfasst die Arbeit in der Orchesterverwaltung Bereiche, mit denen ein »normaler« Personaler kaum in Berührung kommt. »Die Philharmonie ist ein Reiseorchester«, sagt Antje Niemeyer. Wenn die Musiker auf Tournee gehen, bedeutet das jede Menge Vorarbeit für die WPR-Mitarbeiterin. Beispiels-
weise muss sie für jeden Konzertreisenden eine Bescheinigung bei der Krankenkasse anfordern, die belegt, dass für den jeweiligen Musiker Sozialbeiträge in Deutschland abgeführt werden. Denn diese Unterlagen braucht dann der Konzertveranstalter im Ausland.
Rock, Pop – und Klassik Was den Reiz ihrer Arbeit ausmacht, liegt für die Personalerin nach mittlerweile drei Jahren WPR klar auf der Hand: »Nicht mit Personalnummern, sondern mit Menschen umgehen zu dürfen.« Ein Orchester ist im Grunde ein überschaubares Familienunternehmen, in dem jeder jeden kennt. Privat war Antje Niemeyer musikalisch bisher in der Rock- und Pop-Ecke zuhause, ein Instrument spielt sie selbst nicht. »Ihre« Philharmoniker begleitet sie trotzdem so oft sie kann ins Konzert: »Seit ich hier arbeite, lerne ich, Klassik zu hören.« TEXT: MARION SCHRADE
Sa, 1. Oktober 2011 Eröffnungsabend Ludwig van Beethoven Mannheimer Streichquartett Detlev Eisinger | Klavier
Mo, 3. Oktober 2011 Theaterabend William Shakespeare »Wie es Euch gefällt« Münchner Sommertheater
Daniel Johannsen | Tenor Tara Stafford | Sopran Verena Krause | Sopran Andrew Ashwin | Bariton Burkhard Kehring | Klavier
So, 2. Oktober 2011 Kirchenkonzert Anton Bruckner, Adagio Ges-Dur aus dem Streichquintett F-Dur Anton Bruckner, Messe Nr. 3, f-Moll Susanne Bernhard | Sopran Gerhild Romberger | Alt Christian Elsner | Tenor Thomas Bauer | Bariton Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Mainzer Bachchor Leitung: Ralf Otto
Di, 4. Oktober 2011 Shakespeare-Liederabend Evelyn Tubbs | Sopran Michael Fields | Laute Eduardo Vallejo | Klavier
Sa, 8. Oktober 2011 Festliche Operngala Arien und Ensembles aus Shakespeare-Opern von Purcell, Rossini, Bellini, Gounod, Nicolai, Verdi u. a. Michael Spyres | Tenor Elisabeth Woods | Sopran Tara Stafford | Sopran Andrew Ashwin | Bariton Craig Smith | Bariton Württembergische Philharmonie Reutlingen Leitung: Ola Rudner Moderation: Götz Schuricke
Mo, 3. Oktober 2011 Klaviermatinée Oleg Maisenberg spielt Werke von F. Schubert und F. Liszt
Stand August 2011 | Änderungen vorbehalten
Karten, Prospekte | Herbstliche Musiktage Bad Urach | Stiftung des Bürgerlichen Rechts Hermann-Prey-Platz 1 | 72574 Bad Urach | Telefon 07125 9460-6 | Fax 07125 9460-80 info@herbstliche-musiktage.de | www.herbstliche-musiktage.de
Mi, 5. Oktober 2011 »Ein Sommernachtstraum« in der neuen dramaturgischen Bearbeitung von Florian Prey Anna Prohaska | Sopran Florian Prey | Bariton und Lesung Diogenes-Quartett Andreas Kirpal | Klavier Do, 6. Oktober 2011 Kammerkonzert Werke von Haydn, Schubert, Mendelssohn und Brahms Wolfgang Meyer | Klarinette u. a. Fr, 7. Oktober 2011 Die große »WilliamShakespeare-Liedernacht« Lieder, Duette und Terzette von Ralph Vaughan Williams, Erich Wolfgang Korngold, Igor Stravinsky, Michael Tippett u. a.
Meisterkurs Werner Güra
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SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
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Der Grenzgänger mit der Klarinette Premiere – David Orlowsky und sein Trio spielen erstmals mit der Philharmonie
»Vielfältige Einflüsse aufnehmen, wach bleiben – das ist die Aufgabe eines Musikers«
Als er seine ersten Konzerte gab, hatte der Tübinger David Orlowsky noch nicht mal einen Führerschein: »Florian kam mit seinem Kontrabass im Golf und holte mich ab.« 14 Jahre später spielen Florian Dohrmann, Bass, und David Orlowsky, Klarinette, immer noch gemeinsam in einer Band. Nur der Gitarrist hat in der Zwischenzeit einmal gewechselt: Jens-Uwe Popp übernahm den Job 2005 von Jo Ambros. Der Schützling des weltberühmten Klarinettisten Giora Feidman, der bei »Jugend musiziert« mehrfach Bundespreise gewann, ist längst aus dem Schatten seines großen Vorbilds getreten. 2008 gewann Orlowsky seinen ersten Echo, 2011 den zweiten. Beides Mal in der Kategorie »Klassik ohne Grenzen«. In der Tat liebt es Orlowsky, Genre-Grenzen zu überschreiten: Seinen zweiten Echo, den er am 2. Oktober entgegennimmt, bekommt er für sein CrossoverProjekt »Jeremiah« mit dem Vokalensemble »Singer Pur«: Werke von Palestrina und Gesualdo, die als Inbegriff der polyphonen Vokalmusik der Renaissance gelten, verziert, variiert und interpretiert er mit seinem Klarinettenspiel. Auch sonst ist in 14 Jahren einiges passiert. Orlowsky ist nach Berlin gezogen, wo auch seine Plattenfirma sitzt – sein Trio ist beim MajorLabel Sony unter Ver-
ORLOWSKY BEI DER WPR Das David Orlowsky Trio tritt im Rahmen der Werkkonzertreihe am 29. März 2012 gemeinsam mit der Württembergischen Philharmonie in der Reutlinger Listhalle auf (Beginn 20 Uhr). Für das Konzert werden Stücke aus dem Repertoire des Trios eigens für Orchester bearbeitet. Die Leitung hat Ruben Gazarian.
trag. Das Jahr 2008 verbrachte der 30-Jährige in New York, um an der Manhattan School of Music sein Spiel im klassischen Bereich zu verfeinern.
Tango in Manhattan Dabei ist es natürlich nicht ausschließlich geblieben: »Vier Mal pro Woche habe ich in einer Tango-Show gespielt«, erzählt David Orlowsky, der damit musikalisches Neuland betrat: »Ich hatte davor noch nie Tango gespielt. Aber es war lehrreich, in eine andere Welt einzutauchen, in eine fremde Sprache hineinzufinden. Vielfältige Einflüsse aufnehmen, wach bleiben – das ist die Aufgabe eines Musikers,« sagt
Orlowsky, der privat auch gerne die Red Hot Chili Peppers, Balkan-Pop und elektronische Musik hört. Die Offenheit für verschiedene Stilrichtungen prägt auch die Musik seines Stamm-Trios mit Kontrabass und Gitarre. Orlowsky selbst bezeichnet sie als »klezmerinspirierte Kammerweltmusik«. Jüdische und arabische Einflüsse prägen die Melolodik, den Rhythmus und den Hang zur Improvisation: Die Stücke des Trios sind nicht in Partituren notiert, sondern nur in musikalischen Stichworten – Akkordgerüsten und melodischen Skizzen – festgehalten. Eine Technik, die man auch im Jazz findet, aber: »Jazz ist nicht meine Welt und ich kann auch keinen spielen«, bekennt Orlowsky. Bassist Florian Dohrmann hingegen kommt aus der Jazz-Ecke. Eine ganz neue Facette von sich zeigt das Trio mit einem Projekt, das am 29. März auf dem Spielplan der Philharmonie steht: Das Da-
vid Orlowsky Trio gibt seine Premiere mit einem Orchester. Stücke aus dem Repertoire des Trios werden eigens für das Konzert arrangiert – und zwar nicht von Orlowsky und seinen beiden Band-Kollegen selbst, sondern von befreundeten Komponisten.
Trio trifft Orchester Unter anderen stellen sich Torsten Rasch und Matan Porat aus Berlin und der Tübinger Rainer Tempel dieser Aufgabe, deren Ergebnis David Orlowsky mit Spannung erwartet: »Jeder der Komponisten ist ein unabhängiger Künstler und wird den Stücken eine neue Richtung geben, sie aus einem anderen, persönlichen Blickwinkel betrachten.« In aller Freiheit und im Grunde mit nur einer einzigen Vorgabe: »Das Orchester soll nicht nur Klangtapete sein, sondern gleichberechtigter Partner des Trios«, unterstreicht Orlowsky beim Gespräch im Café bei einem seiner Besuche in Tübingen. Die Heimatstadt lässt ihn nicht los. »In meiner Freizeit Freunde treffen ist für mich das Wichtigste«, sagt er. »Ich lad’ mir gerne Gäste ein wie Prinz Orlofsky aus der Fledermaus.« Am 23. September erscheint »Chronos«, das neue Album seines Trios. Bevor der PR- und Tournee-Rummel so richtig losgeht, will Orlowsky noch ein wenig ausspannen: »Fünf Tage Valencia – ganz ohne Klarinette!« TEXT: MARION SCHRADE FOTO: PR
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SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
Eine Stimme mit Gefühl Portrait – Seine Karriere begann in der Musikkapelle. Heute ist Dennis Jäckel Solo-Oboist bei der Württembergischen Philharmonie »Die schönsten Oboen-Partien sind die langen Kantilenen«
Sie ist so etwas wie die Primadonna des Orchesters: die Oboe. Ihr Ton hat Seele. Deshalb geben ihr die Komponisten auch in sinfonischen Werken die Gelegenheit, ausgiebig zu singen: »Die schönsten Oboen-Partien sind lange Kantilenen«, sagt Dennis Jäckel. Wie zum Beispiel in Johannes Brahms’ Violinkonzert, das der Solo-Oboist der Württembergischen Philharmonie besonders liebt. Im langsamen Satz misst Brahms der Oboe sogar so viel Bedeutung zu, dass der Geigenvirtuose Pablo de Sarasate pikiert bemerkte, es sei für jeden Geiger eine Zumutung,
wenn es darum geht, einen nuancenreichen, charaktervollen Klang zu erzeugen.
beiden Rohrhälften immer dünner geschabt, bis sie perfekt gegeneinander schwingen«, erklärt Dennis Jäckel. »Man verbringt viel Zeit mit Auch ein Handwerker der Herstellung von Mundstücken – leider nicht immer erDeshalb ist jeder professionelle Oboist auch ein bisschen folgreich. Der Ausschuss ist sehr Handwerker: Für ihn ist es eine hoch.« Das ideale Rohr lässt sich nicht nur angenehm spielen, Notwendigkeit, seine Mundstücke selbst zu fertigen. »Auch sondern tut auch der Klangfarbe gut. Allerdings währt die Freude wenn man inzwischen Rohre nur kurz: Maximal zehn Konzerüberall bestellen und kaufen kann, sind sie doch sehr unter- te hält das Naturmaterial durch, schiedlich. Es ist oft schwieriger, dann muss was Neues her. Daran, dass sich Jäckel als etwas Passendes zu finden, als Neunjähriger für sein ungesich die Arbeit selber zu mawöhnliches Instrument entchen«, sagt Dennis Jäckel. Die
bilden, in Würzburg legte er das Orchester-Diplom ab und absolvierte die Meisterklasse. Bevor er 2004 nach Reutlingen kam, spielte er in Opernorchestern in Freiburg und in Duisburg – Jobs, die ihm großen Spaß machten. Dass die Württembergische Philharmonie als Reiseorchester bisweilen auch Opern-Engagements hat, kommt ihm entgegen. Aber auch das sinfonische Repertoire hat seine Reize für den Oboisten: »In dieser Spielzeit freue ich mich besonders auf Brahms’ vierte Sinfonie – der Klangfarben wegen.« Besonders gespannt ist Dennis Jäckel auf das Konzert am 29. März mit dem Trio des Tübinger Klarinettisten David Orlowsky: Dann werden klezmerinspirierte Weltmusik und sinfonische Klangwelten aufeinandertreffen.
Gerne Kammermusik
Bei der Philharmonie ist er für die ergreifenden Oboen-Soli zuständig: Dennis Jäckel.
mit der Geige in der Hand zuzuhören, wie die Oboe dem Publikum die einzige Melodie des ganzen Stückes vorspiele. Wie eine gute Sopranistin kann der Oboist alles Gefühl in die Stimme legen. Der Klang des Rohrblattinstruments ist vielfältig und formbar und längst nicht so eindimensional, wie das Klischee vom klagenden Ton der Oboe glauben machen will. Dafür braucht der Spieler nicht nur musikalisches Gespür und die richtige Technik, sondern auch ein gutes Mundstück – ein Doppelrohrblatt, um genau zu sein. Es spielt eine wichtige Rolle,
Arbeit mit feinstem Werkzeug im Hundertstel-Millimeter-Bereich allerdings erfordert Geschick und Übung. Deshalb ist Dennis Jäckel nicht nur SoloOboist in Reutlingen, sondern auch Lehrbeauftragter in Freiburg. An der Musikhochschule, wo er einst selbst studierte, bringt er jungen Musikern die richtigen Tricks und Kniffe für den Mundstückbau bei. Das Rohmaterial ist eine Sorte von Schilfgras aus der Gegend von Avignon: Pfahlrohr oder botanisch Arundo donax genannt. Es wird zugeschnitten und aufgespalten. »Dann werden die
Zur Klarinette hat Dennis Jäckel ohnehin eine ganz persönliche Beziehung: Seine Frau ist nicht nur Klarinettistin, sondern auch Kommilitonin und ehemalige WGMitbewohnerin von David Orlowsky. Gemeinsam widmet sich das Ehepaar, das vor kurzem sein erstes Kind bekommen hat, gerne auch der Kammermusik – entweder im Trio mit Fagott oder im Bläserquintett. Und wenn er gerade schied, ist der Musikverein im mal nicht musiziert? Dann ist badischen Oberkirch schuld: Kla- Dennis Jäckel gerne draußen rinetten gebe es schon so viele, auf seinem Gütle, um die Wiese hieß es dort, eine Oboe bräuchte zu mähen oder Obstbäume zu man aber ganz dringend. pflegen. Äpfel ernten, aus denen später mal Saft wird, oder Pflaumenmarmelade einkochen Einstieg im Musikverein – das hat schon was. Aber: »Die Nummer eins ist und bleibt die So begann Dennis Jäckels musikalischer Werdegang in der Oboe.« Blaskapelle, die klassische Musik lernte er erst deutlich später TEXT: MARION SCHRADE in Schul- und Jugendsinfonieor- FOTO: GERLNDE TRINKHAUS chestern kennen. Damals reifte auch der Entschluss, das Hobby zum Beruf zu machen. Zunächst ließ sich Dennis Jäckel in Freiburg zum Musikschullehrer aus-
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Gemeinsamkeit macht stark Kooperation – Philharmonie, Theater Die Tonne und Capella vocalis inszenieren die Kinderoper »Brundibár«, die im KZ Theresienstadt gespielt wurde
Die kranke Mutter braucht dringend Milch. Wie aber sollen die Geschwister Aninka und Pepcek das anstellen, ganz ohne Geld? Die Situation scheint ausweglos – bis die beiden Kinder den Leierkastenmann Brundibár auf dem Marktplatz beobachten. Mit seiner Musik bringt er die vorübergehenden Menschen dazu, klingende Münzen in seinen Hut zu werfen. Aninka und Pepicek tun es ihm gleich. Doch Brundibár kann Konkurrenz nicht ausstehen und verjagt die Kinder von seinem Platz. Ein Spatz, ein Hund und eine Katze eilen den Geschwistern zu Hilfe. Gemeinsam gelingt es den Verbündeten, sich gegen den Leierkastenmann und seine unfairen Mittel durchzusetzen.
verschiedene Fassungen, die buchstäblich aus der Not geboren wurden: die Besetzung richtet sich schlichtweg nach den Instrumenten, die damals im Lager Theresienstadt verfügbar waren. Dort wurde »Brundibár« viele Male unter der Leitung des Komponisten von den dort gefangenen Kindern zur Aufführung gebracht. Die Musik beschreibt Eckhard Weyand als »sehr verständlich, wenn auch für unsere Ohren etwas ungewohnt«. Während die Melodien recht einfach zu lernen und zu singen sind, muss man sich in die Harmonik, die viel mit der osteuropäischen Volksmusik gemeinsam hat, erst einhören.
Aufführungen im Lager
Chorknaben schauspielern
Die zweiaktige Oper Brundibár von Hans Krása (Musik) und Adolf Hoffmeister (Libretto) ist ein Stück über die Kraft der Gemeinschaft und Solidarität im Kampf gegen das Böse. Ein großes Kooperationsprojekt bringt die Oper in dieser Spielzeit in Reutlingen auf die Bühne: Für Regie und Inszenierung ist Enrico Urbanek vom Theater Die Tonne verantwortlich, Mitglieder der Württembergischen Philharmonie liefern das instrumentale Fundament. Wie schon bei der Stadtoper, die im Rahmen der Heimattage 2009 als riesiges Open-Air-Spektakel inszeniert wurde, hat Dirigent Markus Landerer die musikalische Leitung. Nicht nur die chorischen, sondern auch die solistischen Gesangsparts übernimmt der Knabenchor Capella vocalis. »Die Herausforderung für die jungen Sänger besteht also auch darin, schauspielerische Leistungen zu bringen und Bühnenerfahrung zu sammeln«, erläutert Karen Schultze, die bei der Tonne für Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Ganz unbeschlagen gehen die Chorknaben indes nicht aufs Parkett: Bei den Bad Hersfelder Festspielen 2010 waren in den Partien der drei Knaben in Mo-
Hans Krásas Oper »Brundibár« ist ein Plädoyer für die Solidarität – diese Botschaft bringt das Plakatmotiv zum Ausdruck. FOTO: PR zarts »Zauberflöte« stimmgewaltige Buben aus Reutlingen zu hören und zu sehen. »Wir haben zurzeit hervorragende Sänger, die das können«, sagte Chorleiter Eckhard Weyand damals. Das gilt heute noch genauso – auch wenn nur noch zwei der Knaben beim »Brundibár«-Projekt mit von der Partie sind. Die übrigen fallen naturbedingt aus: »Sie sind in den Stimmbruch gekommen, das geht eben ziemlich schnell«, erzählt Weyand. Die acht solistischen Rollen für »Brundibár« konnte er trotzdem problemlos besetzen – sogar doppelt und dreifach, so dass bei den Aufführungen immer wieder andere Akteure auf der Bühne stehen werden. Die erste Hälfte der Sommerferien haben die Chorknaben genutzt, um im stillen Kämmerlein Texte
auswendig zu lernen. In der zweiten Ferienhälfte ging es in einer Chorfreizeit darum, unter Anleitung von Weyand und Urbanek Musik und Bühnengeschehen zu verbinden.
Folkloristischer Einschlag Erst ganz zum Schluss kamen die Musiker der Philharmonie dazu – und zwar in ungewöhnlicher Besetzung, die weit mehr an kammermusikalische, sogar folkloristische Ensembles als an ein klassisches Sinfonieorchester erinnert: Die Partitur ist für vier Violinen, Kontrabass, Flöte, Piccolo-Flöte, Trompete, Gitarre, Klarinette, Tambourin und Ziehharmonika geschrieben. Die Besetzung hängt eng mit der Aufführungsgeschichte der Oper zusammen. Es existieren
Die nationalsozialistische Herrschaft prägte die Geschichte der Kinderoper, die die in Prag lebenden Künstler Hans Krása (Musik) und Adolf Hoffmeister (Libretto) 1938 ursprünglich für einen Wettbewerb des Ministeriums für Schulwesen und Volksbildung geschrieben hatten. »Die Oper haben wir als ein Brechtsches Lehrstück verfasst«, konstatierte Adolf Hoffmeister, der zur linksorientierten avantgardistischen Künstlerszene in Prag zählte. Die Lehre des Stücks – Solidarität und Zusammenhalt auch unter widrigsten Umständen – sollte vorm Hintergrund der zeitgeschichtlichen Ereignisse besonderes Gewicht bekommen. Der anbrechende Zweiten Weltkriegs verhinderte eine offizielle Uraufführung: Zum ersten Mal wurde das Stück 1941 im jüdischen Waisenhaus aufgeführt – heimlich, denn alle Aktivitäten der Juden waren zu diesem Zeitpunkt bereits verboten. Krása, der einen tschechischen Vater und eine deutsche Mutter hatte, war als Sohn einer assimilierten jüdischen Familie in Prag aufgewachsen. Als Mitgefangener half er den Kindern in Theresienstadt mit seiner Oper und deren Botschaft, ihre Ängste und den schrecklichen Ort wenigstens eine Zeit lang zu vergessen. Gleichzeitig erlebten sie – wie
die beiden Kinder in der Geschichte – das Gefühl der Stärke, das eine Gemeinschaft vermitteln kann. Zugleich wurden die erfolgreichen Aufführungen für Propagandazwecke missbraucht: Sie sollten den Menschen vorgaukeln, dass die Konzentrationslager eine heile Welt seien, in der kulturelle Werte hochgehalten werden und sogar Freizeitvergnügen gepflegt werden. Von September 1943 an wurde »Brundibár« 55 Mal in Theresienstadt aufgeführt – bis die Herbsttransporte einsetzten. Mit dem sogenannten »Künstlertransport« wurde auch Hans Krása nach Auschwitz gebracht und am 18. Oktober 1944 in den Gaskammern ermordet. In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Reutlinger Inszenierung, die – mit Originaldokumenten der damaligen Mitwirkenden ergänzt – bewusst auch das Leben unter den Bedingungen in Theresienstadt und die Zeitgeschichte thematisiert. Geplant ist unter anderem eine Ausstellung, die das Leben im Lager darstellt, außerdem sind Zeitzeugen zu Gast, die bei den Aufführungen in Theresienstadt beteiligt waren. TEXT: MARION SCHRADE
BRUNDIBÄR – TERMINE
Aufführungen: Premiere ist am Sonntag, 25. September, um 18 Uhr in der Planie 22 in Reutlingen. Weitere Vorstellungen: Freitag, 30. September, 20 Uhr Samstag, 1. Oktober, 20 Uhr Sonntag, 2. Oktober, 16 Uhr Montag, 3. Oktober, 18 Uhr Freitag 21. Oktober, 20 Uhr Donnerstag, 3. November, 20 Uhr Freitag, 4. November, 20 Uhr Samstag, 5. November, 18 Uhr Sonntag, 6. November, 16 Uhr
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Großer Schritt zum Traumberuf Portrait – Als Orchesterpraktikantin bei der Philharmonie
»Dieses Jahr hat mich darin bestätigt, dass es genau das ist, was ich will«
In den Musikerreihen der Philharmonie finden sich auch acht Orchesterpraktikanten. »Praktikant«, das hört sich unspektakulär an – und ist doch ein eminent wichtiger Posten. Einerseits weil durch sie das Orchester verstärkt wird und in die Lage kommt, größer besetzte Werke zu spielen. Andererseits, weil diese Stellen jungen Musikern in einer von Konkurrenzdruck geprägten Branche ermöglichen, Erfahrung zu sammeln und ihrem Ziel Berufsmusiker ein Stück näherzukommen. Ein Beispiel dafür ist die Geigerin Veronica Richter, 27, die vergangene Saison ein Jahr lang die Philharmonie als Praktikantin unterstützte. Die zierliche
ten es noch mit Flöte, aber für mich war klar: Geige oder gar nichts!« Sie zog es durch, bei eben jenem Geigenlehrer, später auch als Jungstudentin am RichardZur Geige im Kindergarten Strauss-Konservatorium in München. Nach dem Abi studierte Zur Geige kam sie bereits im sie Geige in Würzburg, machte Kindergarten: Ein aus Rumänien ihren Abschluss und setzte ein geflohener Geigen-Experte, der Jahr Aufbaustudium in Franksich eine neue Existenz aufbau- furt drauf. Hier belegte sie auch en wollte, warb mit Vorspielen pädagogische Kurse. Auf die Idee, sich in Reutlinan Schulen und Kindergärten um Schüler. In Bukarest war er gen als Praktikantin zu bewerben, kam sie durch ihre SchweProfessor an der Musikhochschule gewesen; in Bayern fing ster Stefanie Nedwed, die hier er als Musikschullehrer noch ein- Klarinette spielt. »Ich dachte, ich gehe mal zum Probespiel, und mal neu an. »Als ich ihn hörte, wir zwei machen uns ein schöwollte ich das unbedingt auch machen. Meine Eltern versuch- nes Wochenende«, lacht sie. Aus dem Wochenende wurde ein Jahr – sie ist »total glücklich«, dass es so gekommen ist. »Als Praktikant ist man ganz normal in das Orchester eingebunden, nur dass man weniger ›Dienste‹ hat als die anderen«, erklärt sie. Den geringeren Umfang an Proben und Konzerten sollen die Praktikanten nutzen, um ihr Studium fertigzumachen oder sich auf die berufliche Laufbahn vorzubereiten. »Ich habe das vor allem für Probespiele genutzt«, erzählt die Musikerin, mit denen sie sich auf Orchesterstellen oder Akademien bewarb. Das will gut vorbereitet sein. Ein Mozart-Konzert und ein romantisches Konzert sind gefordert. Dazu eine Reihe von Geigenstellen aus dem Orchester-Repertoire, querbeet von Mozart bis Mahler. »Da gibt es ein Heft mit einer ganzen Sammlung ausgewählter Stellen, mal nur vier Zeilen, dann wieder zwei Seiten.« Bayerin mit dem burschikosen strohblonden Haarschopf ist in der 5 000-Seelen-Gemeinde Grassau am Chiemsee aufgewachsen.
dass man oft mit leeren Händen nach Hause geht. Die Kunst ist es, dann nicht in lähmende Selbstzweifel zu stürzen. Für sie selbst habe die Orchesterarbeit solche Rückschläge aufgewogen, meint Richter. Die Erfahrung, mit den Profis im Orchester mithalten zu können; von ihnen aufgenommen und anerkannt zu werden – das habe sie jedes Mal wieder aufgerichtet. »Wenn man im Sinfoniekonzert sitzt und Teil dieses großartigen Klangkörpers ist, dann gibt einem das die Kraft zurück, um weiterzumachen.« Dankbar ist sie, dass man ihr für die Probespiele stets den Rücken freihielt. Und dass ihr ermöglicht wurde, sowohl in den ersten wie in den zweiten Geigen Erfahrung zu sammeln.
Neuer Alltagsrhythmus
Insgesamt sei es schon das Eintauchen in einen ganz neuen Rhythmus gewesen: »An der Hochschule übt man allein, kann sich die Zeit selbst einteilen. Im Orchester ist man an Dienstpläne gebunden und hat sich nach dem Dirigenten zu richten.« Gewöhnen musste sie sich auch daran, dass nun nicht mehr die Stille des Probenraums, sondern der Geräuschpegel von 70 Musikern im Probenstudio ihren Alltag bestimmte. So hat ihr das Praktikumsjahr eine realistische Vorstellung vom angestrebten Beruf gegeben – und von den Schwierigkeiten auf dem Weg dahin. Letztlich hat es sie bestätigt: »Ich habe gesehen, wie schwer es ist und ich war in Situationen, die man sich nicht wünscht. Aber ich traue mir das zu und weiß Fünf Vorspiele jetzt mehr denn je, dass es geFünf Vorspiele hat sie in die- nau das ist, was ich will.« sem Jahr gehabt – und keines Und wie geht es weiter? Zudavon gewonnen. Mit solchen nächst wird sie als freiberufliche Erfahrungen umgehen zu kön- Musikerin in Reutlingen bleinen – auch das will gelernt sein. ben. Hier will sie Geigenschüler Bei dem Andrang auf die weni- unterrichten und projektweise gen Stellen ist es unvermeidlich, Engagements übernehmen. Ihr Mann, der als Hornist eine Orchesterstelle anstrebt, ist in einer ähnlichen Situation. Dann gilt es zu hoffen: Auf weitere Geigerin Veronica Probespiele quer durch die ReRichter vor Naturkulispublik – und auf die ersehnte se: An Reutlingen geZusage einer Orchesterstelle. fällt ihr, »dass es hier so grün ist« – im GegenTEXT/FOTO: ARMIN KNAUER satz zu Frankfurt, wo sie vorher gewohnt hat.
WÜRTTEMBERGISCHE PHILHARMONIE
SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2011 – REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER
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Treue Unterstützer-Truppe Orchesterförderung – WPR-Freundeskreis peilt 500 Mitglieder an »Wir wollen kein elitärer Zirkel sein, unsere Mitgliederschaft ist breit gestreut«
FREUNDESKREIS WPR Heidemarie Arnold Lerchenweg 16 72810 Gomaringen Telefon: 0 70 72/9 22 91 10 Telefax: 0 70 72/9 22 91 12 freundeskreis@wuerttembergische-philharmonie.de
Acht Praktikanten gibt es bei der WPR: fünf bei den Streichern, je einen bei Holzbläsern, Blechbläsern und Schlagzeug. Zwei dieser Stellen werden von Fördereinrichtungen bezahlt: In der Saison 2011/12 finanziert der Freundeskreis Württembergische Philharmonie eine Praktikantenstelle im Schlagzeug; eine Stelle bei den Flöten übernimmt die Christel-GuthörleStiftung (siehe unten). Je Stelle und Saison geht es um einen Betrag von circa 11 000 Euro. Der Freundeskreis leistet auch noch einen Zuschuss von 8 000 Euro zur Kinderoper »Brundibár« und tritt als Präsentator der WPR-Kammermusikreihe auf. Hier übernimmt er die Musikerhonorare, soweit sie nicht durch Eintrittsgelder abgedeckt sind. Auch Zuschüsse für Instrumente gehören dazu. Zuletzt hatte der Freundeskreis der WPR ein neues Kontrafagott finanziert. Denmächst stehen Erneuerungen im Schlagwerk an. Zur materiellen Unterstützung kommt die ideelle: Der Freundeskreis hat die Entwicklung der neuen Stadthalle aktiv begleitet. Per »Fan-Bus« stärken
fen, freiwillig höhere Beiträge zu zahlen. Beides beschlossen die Mitglieder auf ihrer Versammlung selbst, und zwar einstimmig, wie Amann betont. Die Mitglieder ihrerseits profitieren von Konzertfahrten des Freundeskreises sowie von vergünstigten CDs und Karten für die WPR-Matineen. Nicht zuletzt aber von der Gemeinschaft unter Gleichgesinnten, die zu einer treuen Unterstützertruppe der WPR geworden sind. Dabei ist die Mitgliederschaft des Vereins Die Freundeskreis-Vorsitzenden breit gestreut, wie Karsten Amann betont: »Wir wollen kein Amann und Arnold im GEA. elitärer Zirkel sein!« viele Mitglieder dem Orchester bei Gastspielen den Rücken – so TEXT/FOTO: ARMIN KNAUER war man in Wien, Zürich, Luzern oder Baden-Baden mit dabei. Erklärtes Ziel der Freundeskreis-Vorsitzenden Heidemarie Arnold und Karsten Amann ist es, pro Jahr 25 000 Euro für die WPR aufzubringen. Dazu will man die Marke von 500 Mitgliedern knacken (momentan: 491). Der Jahresbeitrag wurde von 35 auf 45 Euro erhöht (Sondertarife gibt es für Paare, junge Mitglieder und Firmen). Außerdem wurde die Möglichkeit geschaf-
Hilfe für junge Musiker
Nachwuchsförderung – Die Christel-Guthörle-Stiftung greift angehenden Klassik-Profis unter die Arme
Seit zehn Jahren setzt sich die Christel-Guthörle-Stiftung für junge Leute ein, die ihre Begabung in Wissenschaft, Kunst oder Musik zum Beruf machen möchten. Meist sind es angehende Klassik-Profis, die unterstützt werden. Gegründet hat die Stiftung das Ehepaar Christel und Hans Dieter Guthörle 2001, um Förderprojekte, die sie schon länger betrieben, für die Zukunft abzusichern. Charakteristisch für die Stiftung ist die Unterstützung von »Stipendiaten« auf ihrem Weg vom begabten Schüler über das Musikstudium bis zum Profi. Ein Beispiel ist Hornist Christoph Eß, heute Solo-Hornist der Bamberger Symphoniker. Beim Jubiläumskonzert der Stiftung zu ihrem zehnjährigen Bestehen am
hilfreich zur Stelle ist. Daneben treten Förderungen von Institutionen wie der Jungen Sinfonie oder dem GdM-Musikwettbewerb. In diese Richtung zielt auch die Finanzierung einer WPR-Praktikantenstelle. In Zukunft will das Ehepaar den Schwerpunkt auf diese Art der Hans Dieter und Christel Guthör- Förderung verlagern. le: Das Zehnjährige ihrer Stiftung wird mit einem Konzert am TEXT/ARCHIVFOTO: AKR 24. Juni in der Listhalle gefeiert. 24. Juni 2012 in der Reutlinger Listhalle wird Christoph Eß neben anderen als Solist mit der Philharmonie auftreten. Die Stipendiatenbetreuung geht mit großem persönlichem Einsatz des Ehepaars einher, das für seine Schützlinge oft genug auch bei Einsätzen auswärts
GUTHÖRLE-STIFTUNG Christel und Hans Dieter Guthörle, Tannenberger Straße 15 72760 Reutlingen Telefon: 0 71 21/62 23 00 Telefax: 0 71 21/62 23 00 hguthoerle@gmx.de
IMPRESSUM Württembergische Philharmonie – Spielzeit 2011/2012 Sonderveröffentlichung des Reutlinger General-Anzeigers und des Schwäbischen Tagblatts Tübingen Samstag, 17. September 2011 Redaktion: Armin Knauer, Marion Schrade, Monique Cantré Anzeigen: Stephan Körting (verantwortl.), Wolfgang Dieter Titelfoto: Württembergische Philharmonie Reutlingen Titelgestaltung: Achim Goller
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RAH
Reutlinger AltenHilfe gGmbH
en t i e Z e Schön itservice egle B m e d mit oren für Seni
...und heute Abend gehe ich ins Konzert. Damit die älteren unter den Kulturfreunden auch jederzeit erstklassigen Konzerten der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, amüsanten Theaterabenden oder anderen Veranstaltungen frönen können, gibt es den RAH Begleitservice. Vor allem für Seniorinnen und Senioren mit etwas weniger Mobilität ist die nette, geschulte Begleitung eine Freude und eine Bereicherung. Auf Wunsch organisiert die RAH auch die Fahrt mit entsprechenden Fahrzeugen für den Rollstuhl- und Rollatortransport. Mit Vergnügen informieren wir Sie, wenn Sie uns anrufen.
Telefon: 0 71 21/9 39 33 10
Begleitservice der RAH · Carl-Diem-Straße 100 · 72760 Reutlingen · www.rah-reutlingen.de