Abschied & Trauer Sonderveröffentlichung, Freitag, 1. März 2019 – Reutlinger General-Anzeiger
Beerdigungskoffer
An Tradition festhalten
QR-Codes am Grabstein
Idee eines Schuldekans kommt sehr gut an
Pliezhäuser Beerdigungschor sieht sich als Hoffnungschor
Weniger skurril als gedacht. Virtuelles Gedenken
ABSCHIED & TRAUER
2 Stillstand
»Das Leben muss weiter gehen.« Aussagen wie diese kommen Trauernden manchmal vor wie Hohn. Man ist gelähmt vor Schmerz und weiß eben nicht, wie es weiter gehen soll – ohne den Menschen, der einem so nahe stand und den man so wahnsinnig vermisst. Und gerade in dieser schweren Zeit soll man funktionieren – angefangen von der Organisation der Beerdigung bis hin zur Abwicklung bürokratischer Vorgänge. Dabei ist die Uhr irgendwie stehen geblieben. Die große Leere entsteht meist, wenn diese Dinge alle erfüllt worden sind. Seinen eigenen inneren Frieden wiederzuerlangen, ist nicht einfach. Aber wünschenswert. Dies kann lange Zeit dauern. Und das Leben geht natürlich ganz unbarmherzig weiter. Der eigene Alltag muss wieder bewältigt werden, auch, wenn einem gar nicht danach zumute ist. Menschen, die solch einen Verlust erlitten haben, werden sich viel stärker der eigenen Endlichkeit bewusst. Das Thema Tod wird in der heutigen Gesellschaft nach wie vor lieber verdrängt. Obschon es gute Hilfe von außen gibt – beispielsweise in Form von Hospizen oder Trauergruppen für die Hinterbliebenen. Und dennoch: Den Weg des Sterbens geht der Mensch alleine, ebenso wie den der Geburt. Das ist einfach so. (GEA)
FREITAG, 1. MÄRZ 2019
Schwarze Kleidung Trauer – Viele strenge Regeln von früher gibt es so nicht mehr
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chwarz gilt als die Trauerfarbe. Wer zu einer Beerdigung muss oder im engsten Familienkreis einen Trauerfall hat, steht aber meist vor der Frage: Ist das immer noch so streng? Kann ich nicht auch andere Farben tragen? Und wie lange sollte ich schwarz tragen, nachdem mein Partner verstorben ist? Der Seelsorger Christian Fleck vom Bundesverband Trauerbegleitung vollzieht jede Woche Beerdigungen und spricht mit Angehörigen. Er stellt in der Tat Veränderungen fest. GEA: Warum gibt es die Tradition, zu einer Beerdigung schwarze Trauerkleidung zu tragen? Christian Fleck: Schwarze Kleidung hatte zunächst nichts mit Trauer zu tun. Sondern farblich unbehandelter Stoff – also grau oder beige – war günstiger, gefärbte Kleidung teurer. Die teuerste Farbe war ins Schwarz kippendes Dunkelviolett. Das Schwarze hat dann später im gesellschaftlichen Kontext – als der schwarze Anzug – eine Bedeutung bekommen, weil das sich nicht jeder leisten konnte. Dass Schwarz sich dann als Trauerfarbe in Europa und Amerika eingebürgert hat, hat wohl auch damit zu tun: Es geht darum, den Verstorbenen zu ehren, sich also für die Beerdigung feierlich anzuziehen.
Jeder sollte auf seine eigene Art trauern dürfen.
FOTO: ADOBESTOCK
INHALT Wichtiges Dokument Sterbeurkunde muss als Erstes beantragt werden Seite 3 Tradition Pliezhäuser Beerdigungschor sucht immer Mitsängerinnen Seite 4 Wahrheit Wie sage ich meinem Kind, dass eine liebe Person jetzt tot ist? Seite 5 Urteil Schutz der Totenruhe ist ein hohes Gut Seite 6 Friedhöfe Nicht nur Orte der Trauer. Blumen und Kommunikation Seite 7 QR-Codes Das Gedenken findet auch virtuell statt Seite 8 Testamentsspende Mit seinem Erbe Kindern in Not helfen Seite 9 Abschiednehmen Wie Patienten und Angehörige mit dem nahen Tod umgehen Seite 11 Trauerkoffer Schuldekan Hans-Joachim Heeses Idee kommt gut an Seite 12 Trauerredner Immer mehr weltliche Bestattungen Seite 13 Erbrecht Mit dem Testament unter Druck gesetzt Seite 15
Fleck: Das ist heutzutage ziemlich individuell. Jeder muss schauen, was ist für ihn stimmig. Ein Vorteil – historisch gesehen – ist, dass die dunkle Kleidung für einen Trauernden auch dafür stehen kann, dass er sich aus dem Normalbetrieb Kommt also auch farbige rausnimmt. Andere wissen Kleidung in Frage? durch das Signal, man kann Fleck: Ich kenne einen Fall, nicht die üblichen Erwartungen bei dem gewünscht wurde, dass an ihn haben. man zur Beerdigung Dunkelrot trägt – die Lieblingsfarbe der Sollte ich als Trauernder dieverstorbenen Person. Oder sen Schutz auch suchen? manche Leute wünschen sich Fleck: Das ist ganz verschieschon testamentarisch, wie den. Ich muss für mich schauen, man sich anziehen soll. Oder was passt. In manchen Fällen ist man verbittet sich ausdrücklich es sinnig, dass man sich zurückdas Schwarze. Aber ich weiß aus ziehen kann. Und in manchen eigener kindlicher Erfahrung, Fällen ist der Normalbetrieb des dass im dörflichen Kontext die Lebens ein Geländer, an dem IMPRESSUM Leute immer sehr viel Arbeit man sich festhalten kann. Es ist Sonderveröffentlichung des damit hatten, die Familie daher ein Vor- und Nachteil, Reutlinger General-Anzeigers ordentlich und dunkel zu kleidass die gesellschaftliche Ist das heute noch zeitgemäß? den – auch für die Erwartungs- Außenerwartung gewaltig Freitag, 1. März 2019 Fleck: Ich erlebe, dass die Men- haltung der anderen. Das ist zurückgegangen ist. Die festen schen weiterhin versuchen, sich heute manchmal noch so. Regeln sind heute nicht mehr Redaktion: Christine Knauer schwarz zu kleiden. Oftmals ist so greifbar. Aber ich kann sie es aber so, dass man einfach Nahe Angehörige trugen trotzdem für mich in Kraft setAnzeigen: Alexander Rist das nimmt, was man schon zur früher für eine Trauerzeit zen, wenn ich das für brauchbar Verfügung hat und sich nicht dunkle Kleidung. Warum halte. (tmn) Titelbild: Fotolia mehr komplett in neue Kleikann das heute noch hilfTitelgestaltung: Achim Goller dung stürzt, wie das in manreich sein? Vergissmeinnicht.
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chen Gesellschaftsschichten früher der Fall war. Was man aber auch merkt, ist, dass es immer individueller wird – weil eben diese gesamtgesellschaftlichen Vorgaben in der Form nicht mehr greifen.
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Räumung der Mietwohnung Verstirbt der Mieter und melden sich dessen Erben nicht, kann der Vermieter beim Nachlassgericht Anordnung von Nachlasspflegschaft beantragen. Mit dem eingesetzten Nachlasspfleger kann die Räumung dann bewerkstelligt werden. Die Arbeitsgemeinschaft Erbrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) berichtet über einen Beschluss des Kammergerichts in Berlin (KG) (Az.: 19 W 102/17). In dem verhandelten Fall war der Mieter einer Wohnung gestorben. Die Erben meldeten sich aber nicht. Allerdings wollte der Vermieter die leerstehende Wohnung bald räumen. Ohne Erben hatte er aber keinen Ansprechpartner. Was also tun?
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Dilemma ist lösbar Es gibt eine Lösung für dieses Dilemma, entscheiden die Richter: Zwar darf der Vermieter nicht eigenmächtig die Wohnung räumen, sondern muss seinen diesbezüglichen Anspruch notfalls mittels gerichtlicher Hilfe durchsetzen. Dazu kann bei Gericht die Anordnung einer Nachlasspflegschaft beantragt werden. Das gilt auch dann, wenn kein Nachlassvermögen existiert oder der Nachlass aller Voraussicht nach dürftig ist. Der vom Gericht bestellte Nachlasspfleger vertritt dann die Erben. Gegen ihn kann und muss der »Freude dauert sieben Tage, Traurigkeit aber ein Leben lang.« Vermieter seine Ansprüche auf (Aus Tunesien) FOTO: ADOBESTOCK Räumung durchsetzen. (tmn) TRAUER ZULASSEN Der Verlust des Partners – zumal nach vielen Ehejahren – ist ein harter Schlag. Nicht immer lässt sich die eigene Trauer vor den Enkelkindern verbergen. Das muss man auch gar nicht, sagt der Psychologe und Ratgeberautor Hans Berwanger. Zu erleben, dass andere traurig sind, sei wichtig für Kinder. Sie erfahren dabei zum Beispiel, wie sich die Stimme verändert, wenn man traurig ist, und dass einem manchmal ganz unvermittelt die Tränen kommen. Eine Einschränkung gibt es Berwanger zufolge aber. Der Trauernde muss bereits Herr der Lage sein, wenn er mit den Enkeln darüber spricht. »Wer noch regelmäßig von Weinkrämpfen geschüttelt wird, droht Kinder zu verunsichern.« (tmn)
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Wichtiger Antrag Formalität – Angehörige müssen sich schnell um die Sterbeurkunde kümmern Wenn ein geliebter Mensch stirbt, gibt es neben der Trauer auch viel Organisatorisches zu bewältigen. Besonders wichtig dafür ist die Sterbeurkunde – sie macht die Bestattung überhaupt erst möglich. Außerdem brauchen Angehörige sie für viele Behördengänge. »Das Dokument muss man fast überall vorlegen«, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Angehörige müssen das Schriftstück beispielsweise vorweisen, wenn sie Verträge kündigen oder Konten auflösen wollen. Die Verbraucherschützerin rät Angehörigen, sich gleich meh-
rere Exemplare ausstellen zu lassen. Das Dokument muss schriftlich beantragt werden – und zwar direkt nachdem der Todesschein ausgestellt wurde. »Dafür müssen sich Angehörige an das zuständige Bürgeramt oder Standesamt wenden«, sagt Rehberg. Der Wohnort des Verstorbenen spielt dabei keine Rolle – für den Antrag zählt der Ort, wo die Person verstorben ist. Sollte der Tod im Ausland eingetreten sein, können sich Angehörige an das Konsulat oder die Botschaft wenden. (tmn)
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»Thema Tod macht weniger Angst« Tradition – Der Pliezhäuser Beerdigungschor ist immer auf der Suche nach weiteren Mitsängerinnen
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edwig Gaiser ist die Älteste, sie muss es also wissen: »Das ist auch ein Vergnügen hier – nicht nur, dass man nur heult.« Knapp 15 Frauen haben sich an einem Mittwochabend im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Pliezhausen versammelt, zur Singstunde. Einmal im Monat trifft sich ihre Gruppe, und wie immer wird dann nicht nur geübt, sondern auch geschwätzt – und je nach Thema auch ziemlich gelacht. Warum sollte es auch hier anders sein als sonst, wenn Menschen gemeinsam etwas machen? Aber: Als die Chorleiterin Sandra Zimmermann im Jahr 2006 gefragt worden war, ob sie den Chor übernimmt, hat sie das ein Jahr lang abgelehnt. Denn das war nicht der Gesangsverein oder ein Projektchor, der da anklopfte – es war der Leichenchor. So hieß damals in Pliezhausen noch jene Gesangsgruppe, die schon um das Jahr 1930 gegründet worden ist. Ein Fräulein Emma Oßwald ist als erste Leiterin überliefert, und es waren vor allem junge Mädchen, die dem Jungfrauenverein angehörten, und Konfirmandinnen, vor denen sie mit Hut und Taktstock dirigierte. Der Chor trat vor allem beim Leichenzug auf dem Weg vom Haus der Verstorbenen bis zum Friedhof in Aktion. Da die Träger schon eine Strecke den Sarg zu schultern hatten, gab es feste Absetz- und Rastpunkte. Während sich die Männer erholten, überbrückte der Leichenchor die Pause. Erst als die Pliezhäuser einen Leichenwagen hatten, sang der Chor auf dem Friedhof. Die Annalen verzeichnen auch zwei Dirigenten und ein-
Vor allem, wenn der Tote nicht alt und lebenssatt gegangen ist, sondern unter tragischen Umständen. »Manchmal bricht die Stimme, weil einen das Mitleid übermannt«, sagen sie. Jede hat dann ihre Durchhaltestrategie. Ganz konzentriert auf Dirigentin und Liedblatt schauen, helfe. Oder die religiöse Zuflucht: »Ich persönlich bete im Stillen: Liebster Heiland, gib mir Kraft.«
Selbst betroffen Ganz schwierig wird es, wenn der Gang auf den Friedhof einen neben das Grab eigener Angehöriger führt. Gerda Traub hat schon vor weit mehr als 40 Jahren im Chor gesungen, als ihr Mann starb. Jahrelang hat sie dann sich vom Chor ferngehalten. Aber auch das macht den Chor so stark: Die Frauen versuchen sich dann, gegenseitig zu helfen, und sie akzeptieren es auch, dass nicht jede immer mit auf den Friedhof kann. Dann kommen manche eben eine Weile nur zur Singstunde.
Der Chor singt auch modernere Lieder wie das »Gott wird dich tragen«. mal sogar einen männlichen Mitsänger – aber meistens war der Chor ein reines FrauenUnternehmen. Das lag auch an der Art der Rekrutierung, wie sich Gerda Traub, die schon über 40 Jahre im Chor mitsingt, erinnert: »Hausfrauen mit kleinen Kindern sind gern gefragt worden. Und weil früher von jedem Haus jemand zur Beerdigung ging, hat sich manche gesagt: Hingehen muss ich sowieso – dann kann ich auch mitsingen.« Sandra Zimmermann muss lachen, wenn sie das hört: »Da habe ich ja voll ins Beuteschema gepasst!« Drei kleine Kinder hatte sie damals im Jahr 2006: »Die kann nicht weg, die kann es machen!« Die Grundschullehrerin ist im Organisten-Team und leitet auch den Kinderchor. Aber: »Der Leichenchor war nicht unbedingt auf meiner Karriereliste.«
Chorleiterin Sandra Zimmermann.
Was bleibt
Hier wird fleißig geprobt. Dass sie schließlich doch zugesagt hat, lag nicht nur daran, dass die Gruppe sich jetzt Beerdigungschor nennt. Es ist vor allem der Sinn, den sie in dem Chor sieht: »Ich habe ihn für mich Hoffnungschor genannt, weil wir Hoffnung in einen so schwierigen Tag bringen wollen.« Deshalb singt der Chor auch modernere Lieder wie das »Gott wird dich tragen«: »Er hat dich lieb wie ein Vater sein Kind. Das steht dem Glauben wie Felsen so fest: Gott ist ein Gott, der uns nimmer verlässt.« Ein anderes neueres Lied, das immer mehr von den Angehörigen gewünscht wird, ist: »Es waren viele gute Jahre.« Es war dieser Sinn, der Astrid Schweiger in den Chor geführt hat: »Ich bin ganz freiwillig gekommen, und ich bin auch noch Katholikin!« Das Thema Tod hatte sie vielfältig beschäf-
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tigt: »Ich arbeite viel mit älteren Leuten, und mein Vater ist damals gestorben.« Da hat sie auf einer Beerdigung den Chor erlebt und sich gedacht: »Die brauchen sicher Verstärkung.«
Traurige Momente Nicht, dass der Schritt ganz leichtfällt, sich auf den 12 bis 15 Beerdigungen, die der Chor im Jahr begleitet, so traurigen Momenten auszusetzen: »Eigentlich bin ich eine Heulsuse.« Aber es gebe ihr Kraft, Positives zu tun: »Ich empfinde das als eine Ehre, die ich den Verstorbenen erweise. Und in meinem Dienst an den Trauernden bewirke ich richtig was Gutes, und es hilft mir auch selbst. Für mich ist das ein Geschenk, das machen zu können.« Leicht falle das Singen keinem, sagen auch die anderen.
Und: Das Leid des Todes drücke nicht nur nieder. »Das Thema Tod ist nicht so nebulös und macht weniger Angst«, sagen sie. »Man kommt ins Nachdenken«, hat Sandra Zimmermann festgestellt: »So eine Beerdigung holt einen mitten aus der Alltagshektik, und man überlegt sich: Was bleibt eigentlich von so einem Leben übrig?« Sicher: Das sind nicht Fragen, die die Jugend bewegen. Aus dem einstigen Junge-Mädchen-Chor ist eine Gruppe geworden, die durchaus Nachwuchs gebrauchen könnte. Bisher hat das Rezept, Bekannte anzusprechen, ganz gut geklappt – aber es wird schwieriger, neue Mitsängerinnen (Sänger könnten es ja auch sein, aber da geht gar nichts) zu gewinnen. Obwohl eine Beobachtung durchaus als werbendes Plus dienen könnte: »Wer einmal mitsingt, geht nicht mehr.« (GEA) TEXT UND FOTOS: WOLFGANG ALBERS
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Vergänglichkeit: Die verblühte Hortensie ist ein Sinnbild dafür.
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Wie sage ich es meinem Kind? Wahrheit – Todesfall oder schlimme Krankheit besser nicht verheimlichen
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ie Oma stirbt, der Onkel ist schwer erkrankt, Mama und Papa trennen sich: Es gibt Dinge, die würden Eltern ihren Kindern am liebsten verschweigen. Dass das nicht geht, ist klar. Aber wie bringt man Kindern traurige Nachrichten bei? Viele Eltern würden am liebsten alles Schlimme von ihren Kindern fernhalten. Doch traurige Nachrichten zurückzuhalten, ist keine Lösung. Wie bringt man Kindern Todesfall, Krankheit oder Scheidung bei?
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Kind etwas sagen? »In dem Moment, in dem das Kind im Alltag von dem Ereignis betroffen ist, müssen Sie immer darüber reden«, sagt Heidemarie Arnhold, Vorsitzende des Arbeitskreises Neue Erziehung (ANE) in Berlin. Das Kind bekomme ohnehin mit, dass etwas passiert ist. Doch auch wenn das Kind nicht direkt berührt ist, die Eltern ein Ereignis aber sehr mitnimmt, sollten sie die eigene Trauer erklären. Laut Stephanie Engelmann, Kinder- und Jugendtherapeutin bei der Familienberatung der Stadt Köln,
muss man sich für so ein Gespräch Zeit nehmen.
Kind versteht? Orientieren können Eltern sich an den Fragen, die das Kind Was sollte ich sagen und stellt – oder eben nicht. »Wenn was verschweigen? es nicht weiter interessiert ist, Arnhold empfiehlt, nicht zu müssen Sie nicht noch mehr wenig zu erklären, das Kind und mehr erzählen«, erläutert aber auch nicht mit Informatio- Arnhold. nen zu überladen. GrundsätzBesonders wichtig ist auf lich raten Experten zur Wahrjeden Fall ein Abschied vom heit. »Sie sollten diese aber Verstorbenen: Das Kind kann kindgerecht formulieren«, sagt ein Bild malen oder überlegen, Ulric Ritzer-Sachs von der welche Blume es ans Grab Online-Beratung der Bundeslegen möchte. »Nehmen Sie konferenz für Erziehungsbera- das Kind auf jeden Fall mit zur tung (bke). Beerdigung, wenn es zu der Person einen Bezug hatte«, rät Woher weiß ich, was mein Engelmann. (tmn)
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In der Erinnerung leben uns liebgewonnene Menschen weiter.
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Schutz der Totenruhe ein hohes Gut Urteil – Umzug von Hinterbliebenen ist kein Grund für Urnenumbettung. Nur selten Ausnahmefälle
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er Schutz der Totenruhe ist ein hohes Gut. Denn die Würde des Menschen wirkt über dessen Tod hinaus. Daher müssen Angehörige wichtige Gründe haben, wenn sie Urnen von Verstorbenen umbetten wollen. Die Umbettung von Urnen mit der Asche Verstorbener ist nur in seltenen Ausnahmefällen zulässig. Möglich kann das zum Beispiel sein, wenn ein Verstorbener nachweislich an einem anderen Ort bestattet sein wollte. Ziehen die Hinterbliebenen an einen neuen
Wohnort, ist das dagegen kein Grund, der eine Umbettung rechtfertigt. Das entschied das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen (Az.: 14 K 4013/16), wie die Verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas mitteilt. In dem verhandelten Fall wollte eine Frau die Urnen ihres Mannes und ihrer Mutter umbetten lassen. Sie hatte sich aufgrund ihres Alters entschlossen, an den Wohnort ihrer beiden Töchter zu ziehen, und stellte bei der zuständigen Friedhofsverwaltung einen ent-
Würdige Urnenbeisetzung. sprechenden Antrag. Dieser blieb aber erfolglos, weshalb sie vor Gericht zog.
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Doch auch die Richter entschieden: Ein Umzug Angehöriger stellt keinen wichtigen
Grund für eine Umbettung dar. Die unantastbare Würde des Menschen wirke auch über dessen Tod hinaus und gebiete eine würdige Bestattung und den Schutz der Totenruhe. Gerät der Schutz der Totenruhe in Konflikt mit dem Recht der Angehörigen auf Totenfürsorge, so genießt die Totenruhe Vorrang. Dass die Verstorbenen an einem anderen Ort bestattet sein wollten, konnte in diesem Fall nicht nachgewiesen werden. (tmn)
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Nicht nur ein Ort der Trauer Friedhöfe – Kommunikation unter Besuchern gehört dazu. Zu sich selbst finden
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er Friedhof, ein Ort der Trauer. Aber nicht nur. Es gibt durchaus mehrere Beweggründe, warum Menschen diesen Ort besuchen. Das Grün der Anlagen, alte Baumbestände, Blumen, Schatten und Ruhe – Friedhöfe geben nicht wenigen Zeitgenossen das Gefühl, dort runterzukommen und zu sich selbst zu finden. Das Gurren der Tauben, die den Friedhof als ihr Refugium auserkoren haben, passt an diesen Ort abseits des Alltagstrubels. Kindertage werden ins Gedächtnis zurückgerufen. Als die Chronistin ihre Mutter bei der Pflege der Gräber von Oma und Opa begleitete: Im Frühjahr, Sommer und Herbst wurden die damals noch durchweg klassischen Gräber jahreszeitlich bepflanzt. Als Kind durfte man dabei assistieren. Lernte, sich gebührend zu verhalten. Die großen, gusseisernen Hähne an den Wassersammelbecken übten enorme Faszination auf die Steppkes aus. Sie durften die friedhofseigenen, schweren Gießkannen befüllen. Kleine Leiterwagen wurden von der Gemeinde bereitgestellt. Auch ältere Menschen konnten das Wasser so problemlos durch die langen Grabreihen beför-
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Ein Gang über den Friedhof macht einen nicht nur traurig. Die schönen Bepflanzungen, die Inschriften und die Atmosphäre lassen einen innehalten. Es wäre ein Verlust, wenn es gar keine bepflanzten Gräber mehr gäbe.
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dern. Natürlich waren die Kinder auch gerne mit den scheppernden Ziehwagen unterwegs. Und das regelmäßig, denn in den heißen Sommertagen musste die üppige Grabbepflanzung fast täglich gegossen werden. Der Friedhof ist für einen Großteil der regelmäßigen Besucher auch ein kommunikativer Ort: Vor allem ältere Frauen stehen dort beieinander, mit
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Gartenhandschuh und Häckle schaft, nicht nur als reiner ausgestattet, interessante Neu- Ort der Trauer. (GEA) igkeiten aus dem Ort austauschend. Das gehört irgendwie TEXT: CHRISTINE KNAUER dazu und ist völlig in Ordnung. Freilich gibt es auch Gemeindemitglieder, die gerne durch die Reihen gehen, um zu »inspizieren«, welche Gräber weniger schön oder gar nicht gepflegt sind. Das sorgt für Zündstoff. In Zeiten, da die Art und Weise der Bestattung selbst festgelegt werden kann, muss sich grundsätzlich kein Angehöriger mehr unter Druck gesetzt fühlen. Viele Menschen haben schlicht nicht die Möglichkeit, ein Grab so intensiv zu pflegen. Dessen muss man sich heute bewusst sein – auch wenn man sich mit seinem eigenen Ableben auseinandersetzt. Schön ist es dennoch, dass es Friedhöfe gibt. Auch solche anderer Religionen. Sie erzählen ihre eigenen Geschichten. Und bereichern die Gesell-
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E in s c h ö n e s G r a b d u r c h a lle J a h r e s z e ite n Ein Grab ist nicht nur letzte Ruhestätte, sondern vor allem auch Zeichen lebendiger Erinnerung. Dabei ist die Grabgestaltung sichtbarer Ausdruck für die enge Verbindung zum Verstorbenen.
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Weniger skurril als gedacht QR-Codes – Das Gedenken findet auch virtuell statt. Idee stammt aus Japan und polarisiert die Menschen
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er eine oder andere Grabstein ist heute mit QR-Codes versehen. Das Gedenken findet auch virtuell statt. Und Apps navigieren Besucher über den Friedhof. Die Digitalisierung hat die letzte Ruhestätte erreicht. Eine virtuelle Kerze anzünden für den gestorbenen Freund. Fotos zur Erinnerung an die Oma auf eine Trauerseite im Internet einstellen. Im OnlineKondolenzbuch einen Eintrag für den verunglückten Kollegen einfügen. Die Digitalisierung hat längst sämtliche Bereiche des Lebens erreicht. Abschiednehmen, Trauern und Erinnern haben sich gewandelt. Auf manchen Grabsteinen finden sich digitale QR-Codes. Mit der Handykamera gescannt und entschlüsselt, verweisen sie auf eine Internetseite mit Bildern, Videos und der Lebensgeschichte des Gestorbenen. »Mit solchen QR-Codes können Inhalte und Informationen über den Verstorbenen hinter-
für die anderen, es hilft auch den Hinterbliebenen, die eigene Trauer zu teilen und zu verarbeiten.« Und: »Diese Art des Gedenkens ist dynamisch. Es kann sich entwickeln.« Bei der Grabstein-Aufstellung sei manchmal nur ein Bibelzitat hinterlegt, dann würden immer mehr Texte, Erinnerungen oder Bilder ergänzt. Die heute jüngere Generation, die mit digitalen Medien aufgewachsen sei, werde auch bei Bestattung und Abschiednehmen verstärkt aufs Internet und soziale Netzwerke setzen, glaubt der Duisburger Bestatter Stefan Menge. Warum? Die Eltern eines recht jung Verstorbenen würden zum Beispiel Namen und Adressen aller Ein QR-Code am Grabstein mutet zunächst befremdlich an. FOTO: ADOBESTOCK Freunde, Kollegen oder Vereinsmitglieder sicherlich niemals legt werden, die auf dem Grab- eine zunehmend gefragte skurril. Ist es aber gar nicht.« ausfindig machen. Über ein stein keinen Platz finden«, Ergänzung. »Ich sehe das sehr Die Idee komme aus Japan. Web-Trauerportal erfahren es erläutert Oliver Wirthmann, positiv, es ist eine neue Mög»Aber auch bei uns werden die aber nach und nach alle, könGeschäftsführer des Kuratolichkeit.« Zu den Vorteilen Gräber ja immer kleiner, die Ur- nen sich aktiv einbringen. Dieriums Deutsche Bestattungsgehört aus Wirthmanns Sicht: nenbestattungen nehmen zu.« ser Trend mache auch die kultur. Die Pixel-Quadrate seien »Wohnt jemand weit entfernt Der Code als Transmitter bahne Bestatterbranche immer digitaoder im Ausland, konnte nicht den Weg zur Internetseite für ler, meint Menge. an der Trauerfeier teilnehmen den Gestorbenen. In seiner KölLieber zum Steinmetz oder nicht zum Grab kommen, ner Werkstatt bringt er die dann teilt er die Trauer im virtu- grafischen Codes direkt per Friedhofs-Apps, die den ellen Raum.« Dazu reicht es, Sandstrahltechnik auf die Grabwenn ihm jemand ein Foto mit steine auf. »Das ist absolut wit- Besucher zum Grab navigieren, sind ebenfalls seit einiger Zeit dem QR-Code schickt. terungsfest.« Andreas Rosenkranz fertigt Aber auch kleine Sockelstei- auf dem Markt. »Es gibt eine seit einigen Jahren Grabmale ne, Pflastersteine oder Plaket- ganze Reihe von Anbietern, aber durchgesetzt hat sich das mit QR-Codes an – und ist ten mit den kleinen Pixel-Zeinoch nicht«, sagt Wirthmann. damit auf diesem Feld einer der chen sind Varianten. »Wir lieDenn für die Friedhofsverwalter ersten Steinmetze in Deutsch- fern den Stein mit dem Dieselstraße 14 · 72124 Pliezhausen · Tel. 0 71 27 / 75 61 entstehen Kosten. Im Internet land. »Zunächst dachte ich, wie generierten Code«, erläutert kann man Grabsteine außerRosenkranz. dem mit bestimmten ProgramAnfangs Skepsis men selbst daheim am PC Jeder Abschied ist der Beginn gestalten. Aber: Die meisten eines neuen Weges. Weil es da anfangs Skepsis brauchen nach Beobachtung Begleitet werden wir dabei von der Erinnerung. und Unklarheiten gab, hat der von Wirthmann doch einen Und natürlich ist Erinnerung verbunden Städtetag eine »HandlungsStein zum Anfassen, gehen liemit vielen Gedanken und Geschichten an empfehlung zum Umgang mit ber zum Steinmetz statt an den jene, denen sie gilt. Jeder von uns trägt dem QR-Code« verfasst. Der QR- Computer. ganz allein die Verantwortung dafür, welchen Weg wir suchen und finden, um Code ist demnach als GrabmalÄußerst skeptisch ist er mit denen gerecht zu werden, die nicht mehr Inschrift zu bewerten. Wird eine Blick auf erste soziale Netzwerunter uns sind. solche »gestalterische Einbinke, die virtuelle Unsterblichkeit Grabmale Bei der Entscheidung für ein Denkmal, dung« gewünscht, kann die versprechen. Aus Daten, die zu einen Erinnerungsstein oder ein Grabmal dürfen Sie getrost die Verantwortung mit Steinmetzbetrieb Friedhofsverwaltung sie in der Lebzeiten eingegeben wurden, uns teilen. Denn unsere Aufgabe ist es, Regel nicht verbieten. Für die soll mittels Künstlicher Intellidem Ausdruck zu verleihen und Gestalt zu Bildhauerarbeiten Genehmigung eines Grabmals genz ein Ebenbild kreiert wergeben, was Ihnen wichtig ist. Dazu braucht es Zeit. Zeit, die Sie sich sind QR-Code und Inhalt der den, das auch nach dem Tod Naturstein im Garten nehmen, um mit uns zu sprechen, damit hinterlegten Internetseite mit- weiter agiert. Dazu meint wir verstehen. Zeit, die wir uns nehmen, anzugeben – für den Inhalt ver- Wirthmann: »Das steht noch Ihnen zuzuhören. Zeit auch, um zu antwortlich sind die Hinterblie- in experimenteller Form. Aber entwerfen, vorzuschlagen und schließlich miteinander zu entscheiden. benen. Die Nachfrage nach den so etwas wäre trauerpsycholoSo entsteht ein Grabmal, ein Denkmal Auchtertstraße 50 QR-Codes steigt jedenfalls, wie gisch sicherlich für die Hinteroder Erinnerungsstein, den wir für Sie und 72555 Metzingen Bildhauer Rosenkranz schildert. bliebenen ein Problem. Und zur - was fast noch wichtiger ist – mit Ihnen gemeinsam an den Beginn eines neuen »Solche digitalen Grabzeichen Würde des Menschen gehört, Telefon 0 71 23-48 02 Weges stellen werden. sind im Mainstream angekom- dass er auch sterben darf.« info@steinwerk-schweizer.de Anja Schweizer men. Es geht nicht nur um Infor- (tmn) Steinmetzin www.steinwerk-schweizer.de mationen zum Verstorbenen
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Freistellung bei einer Beerdigung?
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Für gute Zwecke Testamentsspende – Kindern in Not helfen
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er benachteiligten Mädchen und Jungen langfristig helfen möchte, kann ihnen einen Teil seines Vermächtnisses hinterlassen. Denn neben den Menschen, die einem nahestehen, können auch Vereine oder gemeinnützige Organisationen im Testament bedacht werden. So leben Wünsche in der FOTO: JONATHAN HYAMS/ Zukunft weiter – und das für SAVE THE CHILDREN einen guten Zweck. Diese Klarheit ist für die Hinterbliebenen oft sogar hilfreich und tröstlich. zentsatz des Nachlasses für den guten Zweck weiterzugeben. So Hilfe in Anspruch nehmen stellt man sicher, dass Kinder und Lebensgefährten versorgt Es ist weniger kompliziert als sind, und kann trotzdem noch gedacht. Man kann seine Wün- einen Verein bedenken. Was sche ohne großen Aufwand im viele nicht wissen: Wenn man handschriftlichen Testament gemeinnützige Organisationen festhalten – selbstverständlich bedenkt, entfällt die Erbauch gemeinsam mit dem Ehe- schaftssteuer. oder eingetragenen LebensEine Testamentsspende partner. Darin schreibt man auf, kommt also ohne Abzug genau auf wen der Nachlass, ein dort an, wo sie wirken soll. Zum bestimmter Anteil oder zum Beispiel bei Millionen von KinBeispiel ein Wertgegenstand dern, die an eigentlich heilbaübertragen werden soll. ren Krankheiten sterben, die Wenn man sich unsicher ist nicht zur Schule gehen können oder Hilfe benötigt, kann ein oder unschuldig inmitten von Testament natürlich auch nota- Konflikten leben. Oft kann riell erstellt werden. Zusätzlich dabei ein vermeintlich kleiner bieten viele HilfsorganisatioBetrag für diese Jungen und nen Informationsmaterial und Mädchen Großes bewirken. (pr) Beratung zum Thema Testamentsspenden an. Es ist zum Beispiel möglich, einen Pro-
Es gibt auf Deutschlands Friedhöfen strenge Regelungen, welche Art des Grabmals zulässig ist. So können die Verwaltungen Grabplatten untersagen. Denn über feuchten Böden können sie die Verwesung stören. Angehörige sind nicht ganz frei bei der Auswahl des Grabmals. So darf zum Beispiel die Friedhofsverwaltung untersagen, dass eine Steinplatte das Grab vollständig bedeckt. Die Verbraucherinitiative Aeternitas weist auf eine entsprechende Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts NordrheinWestfalen hin (Aktenzeichen: 19 A 1798/16). Eine Frau hatte gegen das Verbot geklagt und war auch schon in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gescheitert. Die Friedhofsverwaltung hatte ihre Regelung damit begründet, dass es bei der Beschaffenheit des Bodens auf dem Grabfeld Verwesungsstörungen gebe, die sich durch eine vollständige Abdeckung der Grabstätte verschlimmern würden.
Kein Gutachten Die Klägerin bemängelte, dass für die Entscheidung keine fachgutachterliche Stellungnahme eines Geologen eingeholt worden sei. Laut Aeternitas wurde bisher in der Rechtsprechung zum Nachweis einer Verwesungsproblematik grundsätzlich ein Bodengutachten oder eine sonstige sachverständige Stellungnahme verlangt. In dem Berufungsverfahren aber hielten die Richter die eindeutige Sachlage für ausreichend. So waren schon mehrfach nicht verweste Leichenteile auf dem betroffenen Grabfeld gefunden worden. Aeternitas bezieht sich auf Experten, denen zufolge bundesweit auf bis zu 40 Prozent der Friedhöfe eine sogenannte Verwesungsstörung bestehe, weil etwa die Böden zu dicht oder feucht sind. Verbote von Grabplatten gebe es deshalb vielerorts. (tmn/Foto: adobestock)
Ein geliebter Mensch stirbt, die Beerdigung findet vormittags und unter der Woche statt: Meist stößt man mit der Bitte um Freistellung beim Chef auf Verständnis. Doch: Der Arbeitgeber ist nicht in jedem Fall verpflichtet, seinem Mitarbeiter dafür spontan Sonderurlaub zu gewähren. Es kommt erst einmal darauf an, wie nah das Verhältnis zwischen Mitarbeiter und dem Verstorbenen war, sagt Johannes Schipp, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein. Handelt es sich um Kinder, Eltern, Partner oder Geschwister, ist nach Paragraf 616 BGB eine vorübergehende Verhinderung gerechtfertigt. Der Arbeitgeber muss dann auch weiter die Vergütung zahlen. Es ist jedoch nicht explizit geregelt wie lange.
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Sache der Kulanz Bei den Großeltern und Schwiegereltern kann der Arbeitgeber den Sonderurlaub unter Umständen versagen. Oft sind Arbeitnehmer also auf die Kulanz ihres Chefs angewiesen. Klarer ist die Situation, wenn Sonderurlaub bei Todesfällen in einem Tarifvertrag geregelt ist. Dort ist in der Regel sehr genau festgeschrieben, ob und wie viele Tage es im Todesfall von Verwandten welcher Art gibt. (tmn)
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»Vergiss nie, dass deine Seele Flügel hat.« (Ebbo Rau)
FREITAG, 1. MÄRZ 2019
FOTO: ADOBESTOCK
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Keine Heilung möglich Abschiednehmen – Wie Patienten und Angehörige damit umgehen. Palliativversorgung und Hospiz
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enn schwerkranke Patienten erfahren, dass keine Heilung mehr möglich ist, müssen sie viele Entscheidungen treffen und Ängste bewältigen. Spezialisierte Teams helfen dabei – auch den Angehörigen. Manche Krankheiten sind so schwer, dass sie nicht geheilt werden können. Wenn Chemotherapien erfolglos bleiben oder keine rettende Operation möglich ist, werden Patienten als »austherapiert« entlassen. Doch was dann? Wie lernt man, zu akzeptieren, dass das Leben bald endet? Und wer kann helfen, den Weg hin zum Tod etwas leichter zu machen? »Eine finale Erkrankung führt zu vielen Sorgen- und Problemfeldern innerhalb der Familie«, sagt Sonja Heyder vom Hospiz-Team Nürnberg. Patienten und ihre Angehörigen müssen akzeptieren lernen, dass die Krankheit nicht geheilt werden kann – oder sich darauf einigen, dass sie keine weiteren
Dr. Stefanie Wagner ist qualifizierte Palliativärztin und Geschäftsführerin des Palliativteams SAPV Köln. FOTO: ANDREAS PUHL/PALLIATIVTEAM SAPV KÖLN/DPA-TMN
Therapieansätze ausprobieren. Manchmal sei das vor allem für die Angehörigen schwer. Sie recherchieren weitere Therapieansätze, wollen alles versucht haben. Aus Sicht von Experten ist es aber wichtig, den Patienten selbst nicht zu übergehen. »Wir versuchen dann zu vermitteln«, erklärt Stefanie Wagner, Palliativärztin und Geschäftsführerin des Palliativteams SAPV Köln. Sie erlebe es auch, dass Angehörige ihr sagen, der Patient wisse noch nicht, wie aussichtslos die Lage sei, während der Patient die Betreuer
Etappen. Das macht es für sie greifbarer.«
Positive Dinge Bis der Tod tatsächlich eintritt, ist es nach Ansicht von Sonja Heyder wichtig, die letzte Lebensphase mit positiven Dingen zu füllen. Sie versuche, durch den Einsatz von ehrenamtlichen Hospizbegleitern »Anker- und Lichtpunkte« zu setzen, letzte Wünsche zu erfüllen oder kleine Ausflüge zu ermöglichen. Auch Geburtstage in der Familie dürfen gefeiert werden. »Es müssen nicht immer nur alle FamilienmitglieIst keine Heilung mehr möglich, gibt es viel zu organisieren. Was Familien dabei nicht aber aus den der mit Trauermiene herumsitAugen verlieren sollten: So viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen. zen. Wir lachen auch oft noch FOTO: UWE UMSTÄTTER/WESTEND61/DPA-TMN ganz viel mit den Patienten – selbst in der allerletzten bittet, die Familie nicht über allem, wenn Patienten ihren hörigen mit«, sagt Gramm. »So Lebensphase.« (tmn) den Ernst der Situation aufzu- letzten Lebensabschnitt zu sehen sie nicht einen großen klären. »Dadurch wollen sich Hause verbringen möchten: Berg vor sich, sondern einzelne alle gegenseitig schonen, aber Dann müssen unter Umständen aus meiner Sicht geht dabei so Hilfsmittel angeschafft oder viel verloren. Zeit, die man mit- kleinere Umbaumaßnahmen einander und mit schönen Din- durchgeführt werden. Ambulanter gen füllen könnte.« Einen großen Stellenwert Anspruch auf die Betreuung hat der Umgang mit der Angst: Hospizdienst durch eine spezialisierte ambu- »Durch ganz viel AufklärungsReutlingen e.V. lante Palliativversorgung arbeit können wir den Patien(SAPV) haben Patienten, die an ten die Sorge nehmen, dass sie Begleitung von schwerkranken und sterbenden Kindern/ einer unheilbaren Erkrankung am Lebensende starke SchmerJugendlichen und Erwachsenen und ihren Angehörigen. leiden und keine weiteren kura- zen haben«, sagt Wagner. Auch Angebote für Trauernde. tiven Therapien mehr durchJan Gramm hilft Menschen Ambulanter Hospizdienst Reutlingen e. V. führen. Werden die nötigen dabei, die Angst vor dem SterOberlinstraße 16 · 72762 Reutlingen Tel. 0 71 21-27 83 38 · Täglich von 9.00 – 18.30 Uhr erreichbar Voraussetzungen erfüllt, über- ben abzubauen. Der Palliativinfo@hospiz-reutlingen.de nehmen gesetzliche Kranken- psychologe aus Frankfurt arbeikassen die Kosten. Ärzte, Pfle- tet dabei unter anderem mit ger und Ehrenamtliche beglei- Entspannungstechniken und ten Patienten und Angehörige Fantasiereisen. bis zum Lebensende. »Wenn etwas ist, dann sind wir im Nor- Wichtige Entscheidungen malfall innerhalb von zehn Minuten vor Ort«, sagt Wagner. Palliativpsychologen könEs gehe aber auch um den nen außerdem bei wichtigen Entscheidungen unterstützen: Aufbau einer VersorgungsMöchte jemand die letzte Zeit struktur, ergänzt Heyder. Vor zu Hause verbringen, oder ist ein Hospiz der bessere Ort? »Solche Entscheidungen sind hochpsychologische und schwierige Prozesse, bei denen wir die Patienten und ihre Familien unterstützen«, sagt Gramm. Mit den Angehörigen wirft MAGDALENA HOSPIZ Gramm oft einen Blick in die Zukunft: Welche Stationen Magdalena-Hospiz e.V. kommen auf sie zu – emotional Ambulanter Hospizdienst Reutlinger Alb und organisatorisch? Welche Dinge sind zu erledigen, wer Hohenstein, Engstingen, kann dabei helfen? An welches Trochtelfingen & Sonnenbühl Wissen und welche bewährten Jan Gramm ist Gesellschafter Wege können sich die Angehöund Geschäftsführer des Insti- rigen in schwierigen SituatioMobil: 0170-5925146 tuts für Palliativpsychologie. nen erinnern? »Wir schreiben all www.magdalena-hospiz.de FOTO: M. GRAMM/DPA-TMN das auf und geben es den Ange-
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Ein Trauerkoffer hilft weiter Unterstützung – Schuldekan Hans-Joachim Heeses Idee kommt gut an
»Und dann bricht das emotionale Chaos aus und keiner weiß, was zu tun ist«
Immerhin 12 000 Euro hat Hans-Joachim Heese, der Schuldekan für den Evangelischen Kirchenbezirk Tübingen, kürzlich ausgegeben – und hofft, dass das eine Investition war, die nie gebraucht wird. Klingt nach einem Fall für irgendwelche Rechnungshöfe. Ist es aber nicht, weil HansJoachim Heeses Hoffnung sich nicht erfüllen wird. Das weiß er aus seinen vielen Jahren SchulErfahrung: »Es sterben immer mal wieder Kinder, Lehrer oder andere mit der Schule verbundene Personen. Und dann bricht immer das emotionale Chaos aus, und keiner weiß, was er tun kann.« Für medizinische Notfälle gibt es Notfallkoffer. Aber für Tod und Trauer? Das war die Idee von Hans-Joachim Heese: Allen Schulen einen Trauerkoffer zur Verfügung zu stellen. Die Idee ist Realität geworden: Im Oktober vergangenen Jahres sind im Kirchenbezirk Tübingen 27 Koffer an weiterführende Schulen gegeben worden, weitere 14 Koffer sind für Grundschulen und Kindergärten an zentralen Standorten wie den Stadtverwaltungen deponiert. Symbolische Gegenstände, die zum Kofferinhalt gehören. Die Arbeitshilfe bietet auch schon erste Textbausteine. Nikolaus Lenau findet sich da (»Wenn wir aus dieser Welt durch Sterben uns begeben, so lassen wir den Ort, wir lassen nicht das Leben«), aber auch ein jüdisches Gebet: »Beim Aufgang der Sonne und bei ihrem Vielfältiger Inhalt Untergang erinnern wir uns an sie/ihn. Beim Öffnen der KnosDie Koffer sind veritable pen und in der Wärme des SomRollcontainer mit einem vielfäl- mers erinnern wir uns an tigen Inhalt. Eine Arbeitshilfe sie/ihn. Zu Beginn des Jahres strukturiert mögliche Abläufe und wenn es zu Ende geht, erinwie eine Gedenkfeier und nern wir uns an sie/ihn.« nimmt auch die Angst, sich zu viel aufzubürden: »Überfordern Jeweils Unikate Sie sich nicht, jeder macht das, Der Koffer enthält zudem was er kann. Haben Sie Mut und tasten Sie sich langsam an die viele Materialien. Ein Holzkreuz aus hellem und dunklem Holz, Thematik heran. Sie werden sehen, dass Sie in der Lage sind, von Hand gefertigt, jedes Kreuz sich nach Ihren Möglichkeiten ist ein Unikat. Nun haben die Schulen auch muslimische Kineinzuarbeiten.« der. Lange haben die InitiatoDa gibt es etwa eine Beiren, neben dem Schuldekan Ilospielliste zur Strukturierung na Duffner vom Kreismedieneiner Gedenkfeier: Aushänge mit der Todesnachricht gestal- zentrum oder der ten, Gedenkminute organisie- Schulseelsorger Martin Kraft, ren, Kondolenzkarte, Musikan- überlegt, welches religiöse lage, Kontakt zu den Eltern – es Symbol da passt – und haben den Koffern einen Engel beigegibt vieles zu bedenken. Und das Konzept kam so gut an, dass Hans-Joachim Heese inzwischen mit Anfragen überschüttet wird, auch von außerhalb. Auch wenn es nicht seine Zuständigkeit ist – auch nach Reutlingen etwa hat er Koffer abgegeben.
Hans-Joachim Heese inmitten der Beerdigungskoffer.
legt: »In den koranischen Erzählungen sind sie die helfenden Kräfte, die den Menschen in Not beistehen.« Selbst an Tücher als Unterlage für einen Trauertisch ist gedacht – und LED-Lichter (weil Kerzen zu gefährlich sind).
Sinnvoll angelegt Was Hans-Joachim Heese an der ganzen Aktion so gefällt: »Es zeigt, was möglich ist, wenn man kooperiert.« Sein Beitrag war nicht zuletzt das Geld – das vor allem auf dem Tübinger Schokoladenmarkt erwirtschaftet wurde, wo Schüler und Lehrer Lebkuchen, Schokomaultaschen und andere Leckereien ans Publikum bringen. Und der Erlös – der ist nun, sagt HansJoachim Heese, »sinnvoll angelegt.« (GEA) TEXT UND FOTOS: WOLFGANG ALBERS
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Immer mehr weltliche Bestattungen Trauerredner – Sie werden bundesweit zunehmend nachgefragt. Nicht-religiöser Abschied
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ie wird gerufen in Momenten tiefster Trauer. Zu Eltern, die gerade ihre vierjährige Tochter verloren haben. Zum Mann, der seine Frau nach langer Brustkrebserkrankung verabschieden muss. Oder zu einem Paar, dessen Baby nach einer Frühgeburt starb. Stefanie Kiefer spricht mit den Angehörigen über die Toten. Intensiv. Sie versucht, viel zu erfahren, zu greifen – denn sie hält die letzte Rede. Über den Gestorbenen und sein Leben. Die 37-Jährige aus Beckingen im Saarland ist Trauerrednerin und gestaltet weltliche Bestattungen, wie sie bundesweit zunehmend nachgefragt werden. »Ich denke, es ist die persönlichere Art der Beerdigung«, sagt Kiefer über die nicht-religiösen Abschiedsfeiern. Darauf komme es vielen Menschen an. Ungefähr 20 Minuten lang rede sie ausschließlich über einen Verstorbenen. Wie er so war, was er mochte, was er erlebt hat. Oder wenn es kleine Kinder waren, auch über deren Umfeld, die Familie. Viele der Menschen, die sie in Anspruch nehmen, seien kirchenfern. Die meisten seien zwar noch in der Kirche. »Sie haben aber keinen Bezug mehr.« Und sie wollten mitbestimmen, wie Abschied genommen werde – und nicht der Kirche »ausgeliefert sein«.
Nachfrage wächst Die Nachfrage nach Trauerrednern wachse, sagt der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier, Uwe Cayler, in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt). Im einst sozialistischen Osten Deutschlands seien auch aufgrund der historischen Entwicklung rund 80 Prozent der Beerdigungen weltliche Feiern. Im Norden Deutschlands trete auch bereits bei ungefähr sechs oder sieben von zehn Abschieden ein Trauerredner auf. Im Westen der Republik, schätzt er, liege der Anteil bei 50 Prozent und im katholisch geprägten Bayern sei es umgedreht: Da seien acht von zehn Beerdigungen kirchlich. »Wir stellen fest, dass bundesweit der Anspruch wächst, individuell von der Welt gehen zu dürfen«, sagt Cayler. »Es soll ein Abschied sein, der gerecht
tungen in der Statistik. Evangelische Bestattungen waren es im Jahr 2016 knapp 272 000. Bei weltlichen Trauerfeiern übernimmt der Trauerredner viel von der Funktion des Geistlichen.
dass mich dieses Schicksal so sehr beschäftigt. Mein Mann ist mir da eine sehr große Stütze.« Cayler von der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier, die 90 Mitglieder zählt, berichtet auch von Fällen, »die einem in die Seele gebrannt Bewegende Schicksale bleiben«. Nach einem Brand in einem Obdachlosenheim in Es gebe Schicksale, die sie Halberstadt (Sachsen-Anhalt) sehr beschäftigten, sagt die habe er eine Trauerfeier für alle Saarländerin. Manche seien neun Opfer gehalten. Und nach auch belastend. Wie das Schick- einem Zugunglück habe er eine sal einer Mutter, die nach acht ganze Familie verabschieden Monaten Krankheit starb und müssen, erzählt der Sozialpädazwei kleine Kinder hinterließ. goge: »Zwei große Särge, zwei Oder das einer Vierjährigen, die kleine Särge. Das ist so was, wo plötzlich ohne Vorgeschichte man lange braucht, um wieder starb. »Mit der Beerdigung kann Luft zu kriegen.« (tmn) ich dann aber gut abschließen. In der Zeit davor lasse ich es zu,
Trauerredner wie Judith Kolschen gestalten den Abschied von FOTO: CAROLINE SEIDEL/DPA-TMN Verstorbenen. wird – und er muss passen.« Dazu gehöre neben einer persönlichen Rede auch Musik, wenn das gewünscht werde. »Ich habe schon mal für einen jungen Menschen, der AC/DCFan war, ›Highway to Hell‹ gespielt.« Eine Trauerfeier sei jedes Mal eine Premiere. »Und wir haben nur eine Chance. Wir können ja nicht sagen, ›Oh, das war komplett schief, das machen wir morgen nochmal.‹« Trauerrednerin Kiefer, die seit vier Jahren durchs Saarland bis nach Trier und in die rheinland-pfälzische Eifel unterwegs ist, sagt: »Es könnte einem doch im Grunde kaum etwas Schlimmeres passieren als eine miese Trauerfeier.« Sie gebe ihren Text vorher den Angehörigen zum Gegenlesen: »Damit auch wirklich das drinsteht, was sie wollen.« Sie lasse auch Platz für Individuelles bei der Feier: Musik, die zu dem Verstorbenen passe. Oder rege auf Wunsch beim Bestatter an, dass Kleinigkeiten mit ins Grab oder zur Urne gegeben werden. Das könnten Schokolade, eine Puppe oder Bilder sein. »Es waren aber auch schon mal Zigaretten, weil der Verstorbene gerne rauchte. Oder ein kleines Schnapsglas.« Natürlich sei ein Abschied unendlich traurig. Dennoch wollten viele Angehörige die Trauerfeier »in schöner Erinnerung« behalten. »Schön und traurig schließt sich nicht
aus, das passt zusammen«, sagt Kiefer, die im Schnitt um die 15 Stunden an einer Rede feilt. Wichtig seien auch Momente der Stille: Bei einer Trauerfeier könne ein Vaterunser gebetet werden, wenn gewünscht. Die Zahl der katholischen Bestattungen ist rückläufig. 2017 gab es nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz rund 244 000, ein gutes Viertel aller Sterbefälle in Deutschland. 1990 standen noch etwa 300 000 katholische Bestat-
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»Denn das Licht stammt vom Guten und ist ein Bild der Güte.« (Dionysios Aeropagita)
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Katharinenkirche Die kleinste und anmutigste unter den evangelischen Kirchen in Reutlingen bildet den idealen Rahmen für kirchliche Bestattungs- und Trauerfeiern auf dem Friedhof »Unter den Linden«. Max. 300 Sitzplätze Miete: 350,– 쮿 Auskünfte erteilen: Evang. Pfarramt, 07121/334437 Kurt Haas, stellv. Kirchenpfleger, 07121/312415
»Versteinerte Herzen sind Spuren der Trauer.« (Klaus Ender)
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Unter Druck gesetzt Erbrecht – Enkel sollten zu Besuchen gezwungen werden Miterben werden. In dem verhandelten Fall hatte der Erblasser in einem Testament seine Ehefrau sowie einen Sohn aus erster Ehe zu jeweils 25 Prozent als Erben eingesetzt. Die restlichen 50 Prozent sollten die beiden Enkel, die Kinder eines anderen Sohnes, zu gleichen Teilen bekommen.
Irrtum muss maßgeblich sein Erbschaft – Ausschlagung kann angefochten werden Eine Erbschaft kann ausgeschlagen werden. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Stellt sich später aber heraus, dass das Erbe aus einem falschen Grund ausgeschlagen wurde, kann diese Entscheidung angefochten werden. Allerdings muss der Irrtum maßgeblich sein, erklärt die Arbeitsgemeinschaft Erbrecht des Deutschen Anwaltvereins
(DAV) mit Blick auf einen Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG) Frankfurt (Az.: 20 W 197/16). In dem Fall war der Erblasser verheiratet und hatte mit seiner Ehefrau einen Sohn. Er hinterließ außerdem einen Bruder. Der Sohn schlug sein gesetzliches Erbe in dem Glauben aus, dass seine Mutter seinen Erbanteil erhalten wird. Der Bruder
des Erblassers beanspruchte diesen jedoch. Daraufhin wollte der Sohn seine Ausschlagungserklärung anfechten. Mit Erfolg: Die Ausschlagung wurde rückgängig gemacht. Anfechten könne der Sohn, weil er sich über etwas geirrt hat, das das Gesetz als maßgeblich ansieht, erklärte das OLG zur Begründung. (tmn)
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daher die Erteilung eines Erbscheins. Die Enkel wehrten sich dagegen vor Gericht – mit Erfolg. Die ihnen auferlegte Besuchspflicht sei sittenwidrig und damit nichtig, führte das OLG aus. Grundsätzlich müsse es zwar möglich sein, die Erbfolge nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten. Der ErblasBesuche ein Muss ser habe seine Enkel allerdings unzumutbar unter Druck Allerdings hieß es im Testa- gesetzt. ment, dies gelte »nur dann, Zwar sei nichts gegen den wenn sie mich regelmäßig – das Wunsch einzuwenden, seine heißt mindestens sechsmal im Enkelkinder in regelmäßigen Jahr – besuchen«. Andernfalls Abständen zu sehen. In der sollten die restlichen 50 Progewählten Form habe der Großzent des Geldes zwischen der vater jedoch versucht, ein Frau und dem Sohn aus erster bestimmtes Verhalten zu erkauEhe aufgeteilt werden. Die fen, das eigentlich deren innere, damals minderjährigen Enkel freie Überzeugung voraussetze. erfüllten die Besuchszahl nicht. (tmn) Die Ehefrau des Erblassers sowie der Sohn beantragten
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iele Großeltern wünschen sich regelmäßigen Kontakt zu ihren Enkeln. Doch der sollte freiwillig zustande kommen. Denn setzen Großeltern ihre Enkel unter Druck – noch dazu in einem Testament – kann das am Ende unerwünschte Folgen haben. Erbe gegen regelmäßigen Besuch zu Lebzeiten? Eine solche Regelung in einem Testament ist zwar menschlich nachvollziehbar. Einer rechtlichen Prüfung hält sie aber nicht unbedingt stand. Setzt ein Erblasser erbrechtliche Vermögensvorteile als Druckmittel ein, ist eine entsprechende Regelung im Testament sittenwidrig, entschied das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) mit einem jetzt veröffentlichten Beschluss (Az.: 20 W 98/18). Verwandte können auch ohne Erfüllung der Besuchspflicht