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Die Bilder der Brüder Museum Frieder Burda

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Amuse-bouche

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Dieter Roth, o.T. (Puppe in Schokolade), 1969

Forum Würth Arlesheim | 17.07.2020 – 18.07.2021

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(na, fritze?) lakritze - Das Universum Dieter Roth in der Sammlung Würth

Genialer Dilettant, Universalkünstler, Allesnichtkönner – beinahe so vielfältig wie sein Schaffen sind die Beschreibungen des Künstlers Dieter Roth (Hannover 1930 – Basel 1998). Er ist bekannt für künstlerische Arbeiten, die alle Grenzen überschreiten und die Betrachtenden überrascht, bisweilen rätselnd, oft amüsiert zurücklassen. Seine Werke aus verschimmelter Schokolade, geformtem Hasenmist und vergammeltem Käse sind legendär.

Roth sieht die Schönheit des Schimmels, die Ästhetik des Verfalls und bezieht sie aktiv in seine Kunstproduktion ein. Vergänglichkeit, Zufall und das Prozesshafte sind bestimmende Elemente seines Schaffens.

Dieter Roths künstlerische Ursprünge liegen jedoch in der Druckgrafik, der sich die Ausstellung besonders widmet. Als gelernter Werbetechniker war er ebenso mit den ästhetischen wie den technischen Grundlagen dieses Mediums vertraut und reizte dies bis zum Äussersten aus. Wie wenige andere hat Dieter Roth ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das kaum in Genres einzuordnen ist. Er war einer derjenigen Künstler, die die Entgrenzung der Künste ab den 1960er-Jahren konsequent gelebt und damit unser heutiges Verständnis von zeitgenössischer Kunst überhaupt geformt haben. Roths grenzüberschreitende Werke überraschen und faszinieren bis heute die Betrachterinnen und Betrachter. Sie sind Dichtung und Grafik, Aktions- und Objektkunst, Buchkunst, Zeichnung, Malerei, Assemblage, Installation, Literatur und Film. Deswegen wird sich der Besucherschaft mit der Ausstellung um Dieter Roth nicht nur seine Welt, sondern ein ganzes Universum auftun und schlaglichtartige Einblicke in seine wichtigsten Schaffensjahre bieten. ◀

Forum Würth Arlesheim | 17.07.2020 – 18.07.2021

Von A bis Z: Künstlerbücher in der Sammlung Würth

Es mag irreführend wirken, all diese ausgestellten Dinge «Buch» zu nennen, erscheinen sie doch in ganz unterschiedlichen Formen. Dass Bücher Kunst sein können, wird jeder Buchliebhaber bestätigen. Eine besondere Sparte mit ganz aussergewöhnlichen Ausdrucksformen sind jedoch Künstlerbücher, die in der Sammlung Würth mit zahlreichen Beispielen vertreten sind und deren Vielfalt diese Ausstellung eindrucksvoll zeigt. Ein Schwerpunkt ist dabei dem frühen 20. Jahrhundert gewidmet, in dem vor allem Vertreter von Surrealismus und Dada Grenzgänge zwischen Kunst und Literatur unternahmen. Gerade die Gesetze des Zufalls und die Tiefen des Unbewussten spielten dabei eine bedeutende Rolle. Oftmals wird nicht nur die Grenze zwischen Kunst und Literatur überschritten, sondern auch das Buchformat verlassen. Künstler experimentieren mit Drucktechniken, Papier und dem Herstellungsprozess eines Buches an sich und schaffen einzigartige Gesamtkunstwerke. So unterschiedlich die Exponate, so vielfältig sind auch die Kontexte, in denen die gezeigten Künstlerbücher entstanden sind. Der Gang durch die Ausstellung wird damit zur Entdeckungstour durch die Kunstgeschichte des letzten Jahrhunderts, vor allem aber zu einem grossen Leseund Schauvergnügen. ◀

Museum Frieder Burda, Installationsansicht; Wandmalerei Carl Ostendarp; Ernst Ludwig Kirchner, Strasse mit Passanten bei Nachtbeleuchtung (links), Karl Schmidt-Rottluff, Maggiatal, 1927 (rechts)

Museum Frieder Burda

Die Bilder der Brüder – Eine Sammlungsgeschichte der Familie Burda

12.05.2020 – 04.10.2020

Die Familie Burda und die Kunst – eine leidenschaftliche Beziehung. Aber wie fing eigentlich alles an? Was die Eltern Aenne und Franz Burda sammelten, förderte früh die Begeisterung der drei Brüder Franz, Frieder und Hubert für die Kunst. Eine Leidenschaft fürs Leben entstand.

Von Max Beckmann über Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff bis zu Gabriele Münter: Es ist der deutsche Expressionismus, dem die drei Brüder Franz, Frieder und Hubert ihre erste Begegnung mit Kunst verdanken. Gesichter leuchten in starkem Pink, Körper räkeln sich in grellem Gelb, schwarze Ränder fassen die Flächen holzschnittartig ein. Dem deutschen Expressionismus verdanken die Farben ebenfalls ihre Emanzipation von den Dingen und der Wirklichkeit, er stellt sie in den Dienst des unmittelbaren subjektiven Ausdrucks von Emotionen, von Seelenwelten und Welterfahrung.

Expressiv und farbig ist auch die Inszenierung der Ausstellung, die die klassisch weisse Architektur des Gebäudes von Richard Meier der Macht der Farben überantwortet. Dazu wurde der amerikanische zeitgenössische Maler Carl Ostendarp (geboren 1961 in Massachusetts) eingeladen. Seine Wandmalerei baut auf ein ausgeklügeltes Farbkodierungssystem. Gleichzeitig zitiert er einen flächigen Comic-Stil, der die Farbe perfekt zur Geltung kommen lässt, indem er sie wie eine delikate Glasur über die Wände laufen lässt. Die davor angebrachten Werke erscheinen als zentrale Etappen im Verlauf dieser imaginären Lebenslinien mit all ihren Höhen und Tiefen. Sie fügen sich ein in die spielerisch entstehenden Kurvungen und Amplituden und werden so humorvoll in ihrer Wirkung bereichert und gesteigert.

Den Auftakt der Ausstellung bildet das bekannte Gruppenporträt The Three Gentlemen der drei Brüder Burda von Andy Warhol, der amerikanischen Pop-ArtLegende, in drei farblich unterschiedlichen Varianten. Das gesamte Museum verwandelt sich in einen für den Betrachter erlebbaren, umfassenden Farbkosmos. Im Obergeschoss ist ein eigener Raum den jungen Besuchern gewidmet: Die Kunstwerke hängen auf deren Augenhöhe, wie es auch Andy Warhol für eine seiner Ausstellungen realisiert hat.

Die Sammlung der Eltern, beide erfolgreiche Verleger und Medienunternehmer in Offenburg, lässt die Brüder die unmittelbare Macht der Farben erleben – als ein Versprechen auf eine faszinierende Welt hinter und mit den Bildern. Gleichzeitig bestärkt und animiert die Sammlung sie, sich vom elterlichen Erbe zu emanzipieren und ihren eigenen Weg in die Kunst ihrer Zeit zu finden.

Die Ausstellung im Museum Frieder Burda spürt den Wurzeln der Sammlungstätigkeit der drei Brüder nach. Noch zu Lebzeiten von Frieder Burda geplant, spiegelt sie seinen grossen persönlichen Wunsch wider, die Kunst der drei Geschwister einmal in seinem Museum zu vereinen. ◀

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