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Delphine Reist ÖL [oil, olio, huile]
18.10.2023 – 14.01.2024
Arbeit strukturiert das Leben des Einzelnen wie die Gesellschaft als Ganzes. In den Werken der Genfer Künstlerin sind es die Dinge selbst, die ein Eigenleben entwickeln und uns ihre Diagnosen zu Bewegung und Rhythmus von Produktion liefern oder von Effizienz und Erschöpfung sprechen: spontan lärmende Bohrmaschinen, leckende Drucker oder per Geisterhand gesteuerte Rollos. Im Museum Tinguely präsentiert Delphine Reist auch mehrere Arbeiten, die im engeren oder weiteren Sinne Öl als Energieträger, Malmittel, Schmierstoff oder dessen materielle, fluide Eigenschaften aufgreifen.
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Die Künstlerin bezieht sich mit Werken, die Autoreifen, Werkzeuge und Produktionseinheiten von Eimern umfassen, auf Handwerk und Industriearbeit – Letztere einst zunehmend ins (Niedriglohn-)Ausland verlagert, bekommt aktuell im Rahmen von Diskussionen um nationale Abhängigkeiten in einigen Ländern heute wieder eine höhere Relevanz zugesprochen. In ihrem Video Averse fallen in einem leeren Industrieraum sukzessive die Neonröhren von der Decke. Bildlich wie metaphorisch geht hier das Licht aus.
Andere Werke beziehen sich auf Büroarbeit. Hier sind es die materiellen Infrastrukturobjekte wie Farbdrucker, sich scheinbar zufällig und fortwährend bewegende Rollos oder Spuren von Bürostühlen in endloser Kreisbewegung, die Formen von physisch wie geistig entfremdeter Arbeit kritisch reflektieren. Reists atmende Sporttaschen erinnern uns: Auch der Ausgleichssport oder «SelfCare» und «Wellbeing» wurde von der neoliberal-kapitalistischen Arbeitswelt als probates Mittel zu weiterer Effizienzsteigerung und als Resilienz vor Burn-outs inkorporiert.
Mit ihrer im letzten Jahr entstandenen Installation Huiles befragt Reist die Basis all unseres Schaffens und ökonomischen Strebens. Zahlreiche rote Ölfässer stehen stramm in Reih und Glied. Dicht sind sie jedoch nicht. Tropfen für Tropfen ziehen sich Rinnsale von Kraftstoff, Motor- und Pflanzenöl über die weisse Wand. ◀
Dr. Sandra Beate Reimann ist Kuratorin der Ausstellung
Unter dem Titel You will follow the Rhein and compose play präsentiert die in Lagos, Nigeria, lebende Künstlerin Temitayo Ogunbiyi (*1984) erstmals in der Schweiz ein zweiteiliges Ausstellungsprojekt: Bereits seit Mai lädt eine Spielstruktur im Solitude-Park zum Klettern ein. Die umwickelten Stahlstangen erinnern an Gewächsstrukturen und komplexe Frisuren der nigerianischen Haarkultur, ihre Formen zeichnen wiederum verschiedene Routen zwischen Basel und Lagos nach. So dient die offene Versuchsanordnung des Spielplatzes nicht nur dazu, neue Erfahrungen sozialer Interaktion zu sammeln, sondern regt auch zur Reflexion über weltweite Bewegungsströme von Menschen und Waren an.
Ogunbiyi erkundet das Potenzial spielerischer Interaktion, um Themen rund um Migration und kulturellen Austausch zu erforschen. Sie entwickelt ihre Arbeit entlang von Denkmodellen, die sich mit Umwelt, Herkunft und Repräsentationsformen beschäftigen, wodurch sich Dialoge zwischen globalem Zeitgeschehen, anthropologischer
Geschichte und botanischen Kulturen eröffnen. Ab Oktober werden in einer multimedialen Ausstellung Gemälde, Zeichnungen und Designelemente gezeigt, die Aufschluss über Ogunbiyis Vorgehensweise bei der Entwicklung ihrer Playgrounds geben oder poetische Zeugnisse ihrer Erforschung der örtlichen Vegetation in Lagos und Basel sind. Ein neu entwickeltes Musikinstrument soll den Besucher:innen ermöglichen, mit unterschiedlichen Formen der Klangerzeugung zu experimentieren: Zusammengesetzt aus gebogenen Messingstäben und in Basel beschafften Küchenutensilien untersucht das Instrument Anknüpfungspunkte und Vernetzung verschiedener Kulturen in Basel, die sich in Esskultur und musikalischen Tendenzen manifestieren. ◀
Die Ausstellung wird kuratiert von Roland Wetzel, assistiert von Tabea Panizzi, und entsteht in Kooperation mit dem Festival Culturescapes.
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