Wir bringen die Wissenschaft voran, damit alle die Gesundheitsversorgung erhalten, die benötigt wird - heute und für künftige Generationen.
Wir schaffen eine Welt, in der wir alle mehr Zeit mit den Menschen verbringen können, die wir lieben. Das macht uns zu Roche.
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Fondation Beyeler: Jeff Wall, Milk, 1984
Milk geht auf eine beobachtete Begebenheit zurück, die aus kompositorischen Gründen örtlich verlegt und in Zusammenarbeit mit einem Darsteller rekonstruiert wurde. Jeff Wall reizte dabei insbesondere die Möglichkeit, das Verschütten der Milch unmittelbar festzuhalten – ein Phänomen, das so schnell geschieht, dass ohne Fotografie vielleicht gar nicht erfasst werden würde, dass die Milch überhaupt eine Gestalt angenommen hat.
Ist es einfach Zufall? Das noch junge Basler Kunstjahr beginnt in allen drei grossen Kunstmuseen mit Ausstellungen, in denen das Thema Licht eine zentrale Rolle spielt.
Eine Schau der Superlative eröffnet die Fondation Beyeler mit Jeff Wall, dem Begründer der «inszenierten Fotografie». Seine – wie Schnappschüsse wirkenden – präzise inszenierten Fotografien entfalten durch ihre Präsentation in riesigen Leuchtkästen eine fast magische Wirkung.
Wer kennt sie nicht, die farbigen Leuchtstoffröhren im Innenhof des Kunstmuseums Basel? Sie verändern sowohl unsere Wahrnehmung als auch den Raum an sich. Die neue Ausstellung widmet sich dem Lichtkünstler Dan Flavin, einem Vertreter der Minimal Art und fokussiert auf Arbeiten, die Flavin anderen Künstler:innen gewidmet hat.
Mit Otto Piene zeigt das Museum Tinguely einen Pionier der Sky Art. Als 15-jähriger Flakjunge im Zweiten Weltkrieg hatte Piene die Aufgabe, den Himmel zu beobachten. Der bedrohliche, aber auch faszinierende (Sternen-)Himmel spielt in seinem visionären Schaffen eine Hauptrolle. In seinen choreografisch inszenierten «Lichtballetten» begegnen wir faszinierenden Lichtinstallationen im dunklen Raum.
Erhellend und sehr anregend war auch das Gespräch, das Artinside mit dem designierten Direktor der Kunsthalle Basel, Mohamed Almusibli, geführt hat. Wir stellen seine Pläne auf den Seiten 30–31 vor.
Wir wünschen Ihnen nun viel Spass bei der Lektüre von Artinside und hoffen, dass Sie der Basler Kunstfrühling auf neue und inspirierende Gedanken bringt.
Mit herzlichem Gruss
Sibylle Meier, Chefredaktion und Produktion, Artinside
Kunstmuseum Basel: Dan Flavin, untitled (to Barnett Newman) one, 1971
Dan Flavin ist vor allem für sein Medium bekannt: fluoreszierendes Licht. Sein Werk untitled (for Barnett Newman) one ist eine von vier Skulpturen, die dem Künstler Barnett Newman gewidmet sind, der mit Flavin befreundet war. Die Lichtarbeiten waren als Hommage an den Maler gedacht, und ihre Farbkombinationen bezogen sich auf Newmans vier Gemälde umfassende Serie Who's Afraid of Red, Yellow and Blue (1966–70).
Der Hahn ist in Pienes Skizzenbüchern ein vielfach wiederkehrendes Motiv – den ersten zeichnete er 1936, den letzten 2001. Eine Version, Hexagonal Rooster, entwickelte sich rasch zu einem Sinnbild der Anti-Atomkraft-Bewegung, ein Weckruf, der eine «humanistische Überwindung» des zerstörerischen Gebrauchs von neuer Technologie fordert.
Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde
Sibylle Meier
06 Otto Piene. Wege zum Paradies Museum Tinguely
Otto Piene (1928−2014) verfolgte mit seiner Kunst hochgesteckte Ziele: Er bespielte mit schwebender Sky Art und medialen Projektionen den Himmel. Seine Werke sollten einen Beitrag zu einer friedlicheren und nachhaltigeren Welt leisten. Die Ausstellung zeichnet die Visionen des Künstlers entlang seiner Projekte nach.
09 Mika Rottenberg Antimatter Factory
Anhand von Filmen und Installationen untersucht die Künstlerin unsere kapitalistische Welt und führt uns auf humorvolle Art die Absurdität von Konsum und Warenproduktion vor Augen.
12 Transform! Design und die Zukunft der Energie
Vitra Design Museum
Die Ausstellung widmet sich der radikalen Transformation des Energiesektors aus der Designperspektive.
14 Jeff Wall Fondation Beyeler
Die dem kanadischen Künstler Jeff Wall (*1946) gewidmete Einzelausstellung ist die erste Werkschau des Künstlers in der Schweiz seit fast zwei Jahrzehnten. Wall hat seit den späten 1970er-Jahren massgeblich zur Etablierung der Fotografie als eigenständiges Bildmedium beigetragen und gilt als Begründer der «inszenierten Fotografie».
Jeff Wall, The Thinker, 1986
Otto Piene, Manned Helium Sculpture, 5. Januar 1969 für The Medium Is the Medium
Die Ausstellung zeigt den Pionier der Minimal Art anhand von 58 Werken, die Personen und Ereignissen gewidmet sind.
25 Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten
26 Made in Japan. Farbholzschnitte von Hiroshige, Kunisada und Hokusai
27 When We See Us
Die Überblicksschau zeigt, wie Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren künstlerisch verarbeitet haben.
20 Das Streben nach Unsterblichkeit
Kulturstiftung Basel H. Geiger
Was wäre, wenn wir ewig leben würden? Dieser Frage geht der ehemalige Basler Theaterdirektor Michael Schindhelm mit dieser interdisziplinären und multimedialen Ausstellung nach.
30 Zu Gast in Artinside: Interview mit Mohamed Almusibli
Artinside hat den zukünftigen Direktor der Kunsthalle Basel zu einem Gespräch in Genf getroffen.
32 ImPOSSIBLE Museum Frieder Burda
33 Zu Gast in Artinside: Tracey Rose Kunstmuseum Bern
34 Angebote für Kinder und Familien
36 Weitere Ausstellungen
Dan Flavin, New York, 1970
Mohamed Almusibli, designierter Direktor der Kunsthalle Basel
Videostill The End of Aging, KBH.G, 2024
Loretta Lux, The Red Ball 1, 2000
Tracey Rose, Love me fuck me, 2001
Otto Piene. Wege zum Paradies
07.02.2024 – 12.05.2024
Otto Piene, Lichtraum mit Mönchengaldbachwand, 1963–2013
«Ein Bild hat mich selten losgelassen: die spiegelglatte Nordsee im Gegenlicht, am 7. Mai 1945. Eigentlich war es die Elbe, der unendlich weite Fluss in Glückstadt bei Hamburg. Nach der Auflösung unserer Arbeitsdienst-Infanterie-Division, der ich angehört hatte – ich war erst zwei Wochen zuvor 17 geworden – befand ich mich auf dem Weg nach Hause, aber nicht gleich südwärts. Ich nahm an, dass das Kriegsende auch das Ende aller Gefahren bedeuten würde, und so machte ich einen Umweg, um zum ersten Mal in meinem Leben das Meer zu sehen. Um die Mittagszeit ging ich von Osten her auf den Deich zu und dann durch ein Tor: Da war es und funkelte wie Quecksilber, reines Licht auf der Wasseroberfläche, eine blendende, atmende, heisskalte Fläche.» (Otto Piene, 1965)
Der Anblick der spiegelnden Wasseroberfläche war ein Schlüsselerlebnis für den jungen Otto Piene (1928–2014), auf das er in Interviews immer wieder zu sprechen kam. Schon als Kind begann er zu zeichnen und zu aquarellieren. Sein Skizzenbuch war sein wichtigster Besitz, als Piene mit 15 Jahren als sogenannter Flakhelfer zum Kriegsdienst einrücken musste. Er trug es in dieser Zeit stets bei sich und hielt darin seine Eindrücke fest. Der Blick in den Nachthimmel illuminiert von Suchscheinwerfern oder Explosionen waren prägende, traumatische Erlebnisse, die er als Künstler in eine Bekräftigung des Lebens zu wandeln suchte.
Erste Bekanntheit erlangte Otto Piene 1958 zusammen mit Heinz Mack als Mitgründer von ZERO in Düsseldorf (1961 stiess Günther Uecker zur Kerngruppe). Gegenüber dem Dunkel des Krieges und in Abgrenzung zur gestischen Malerei der Zeit proklamierten sie einen Neuanfang der Kunst, orientiert an Licht, Vibration, Reinheit, Energie und Kosmos. ZERO wurde bald zu einem einflussreichen Netzwerk in ganz Europa. Gemeinsam war den ZEROKünstler:innen, zu denen auch Jean Tinguely zählte, ein Interesse an optischer Wahrnehmung, am Kinetischen und an einer radikalen Reduktion der Form. In jener Zeit entwickelte Piene seine frühen wegweisenden Werke wie die Rasterbilder, seine Rauchzeichnungen und erfand seine Lichtballette
In seinem Manifest «Wege zum Paradies» schrieb er 1961: «Ich gehe das Dunkel selber an, ich durchleuchte es, ich mache es durchsichtig, ich nehme ihm seinen Schrecken, ich mache es zu einem Volumen von Kraft, bewegt von Atem wie mein Körper und ich nehme Rauch, damit es fliegen kann.» So beginnt auch der Ausstellungsparcours im Museum Tinguely mit dem Lichtballett mit Mönchengladbachwand (1963–2013). Es handelt sich um einen immersiven Erfahrungsraum, in dem Lichtquellen einen kinetischen Tanz des Lichtes in einer Choreografie variierender Muster und Rhythmen im Raum erzeugen: ein Fluss aufleuchtender und verglimmender Lichtpunkte und -schlieren. Damit betont die Ausstellung die Bedeutung von Pienes früher Biografie für seine Kunstauffassung und den daraus abgeleiteten visionären Anspruch.
Weitere Durchbrüche erzielte Piene in seiner Kunst Ende der 1960er-Jahre. Damals wurde er erster internationaler Fellow am Center for Advanced Visual Studies (CAVS) des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA und 1974 darüber hinaus auch Leiter des CAVS, als Nachfolger von György Kepes. Diese zweite grosse Schaffensperiode ist besonders geprägt durch seine Erfindung der Sky Art. Es handelte sich um seinen bereits 1961 geäusserten Wunsch, den Himmel für die Kunst zu nutzen und ihn nicht
allein der Industrie und dem Militär zu überlassen. Sky Art umfasst öffentliche Skulpturen (viele davon aufblas- und tragbar), Performances und partizipatorische Events, die die natürlichen Bedingungen ihrer Umgebung respektive der Atmosphäre (Wind, Schwerkraft, Licht etc.) einbeziehen. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen und Künstler:innen am MIT entwickelte Piene Inflatables und Laser, mit denen er Linien, Blumen, Fische, Regenbogen und andere Formen in den Himmel zeichnen konnte. Auf diese Weise erschloss er der Kunst neue Rezipient:innen und Räume. Er entwarf mit seiner Sky Art auch konkrete politische und symbolische Projekte, wie Olympischer Regenbogen (1972) oder Black Stacks Helium Sculpture (1976), die beispielhaft sind für eine soziale, gemeinschaftliche und optimistische Kunst, die sich gezielt an ein Massenpublikum richtete und gegen eine elitäre Abschottung der Kunstwelt positionierte.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt mit Werken der späten 1960-er und frühen 1970er-Jahre auf dieser künstlerisch bedeutsamen Übergangsphase nach dem offiziellen Ende von ZERO. Aus dieser Zeit, in der Piene zwischen den USA und Westdeutschland pendelte, stammen die frühen, zentralen immersiven Installationen (The Proliferation of the Sun, 1967; Fleurs du Mal, 1969), aber auch seine innovativen Experimente mit Fernsehen und Lichtprojektion (Black Gate Cologne, 1968; The Medium Is the Medium, 1969; Lichtspur im Haus der Sonne, 1974). Ein besonderes Highlight stellt die Installation Anemones: An Air Aquarium von 1976 dar, die letztes Jahr rekonstruiert wurde und einen zentralen Raum in der Ausstellung einnimmt.
Entlang seiner wichtigsten Projekte und Werkserien zeichnet die monografische Ausstellung Wege zum Paradies die Visionen des Künstlers nach: die Weiterentwicklung der Gesellschaft zu fördern,
die Trennung zwischen Kunst und Technik zu überwinden, ökologischen Verwerfungen zu begegnen und vor allem einen Beitrag zu einer friedvolleren, von der Kunst geeinten Welt zu leisten. Dabei stehen Kunstwerke unterschiedlicher Gattungen sowie aus verschiedenen Zeiträumen miteinander und insbesondere mit seiner stetigen Praxis des Zeichnens im Dialog. Leitmotive bilden die Begriffe des Zeichnens und Entwerfens, sowohl im engeren als auch im weiteren Sinne, buchstäblich und übertragend als Mittel seiner künstlerischen Praxis. Neben seinen Rasterbildern, Rauchzeichnungen, Feuerbildern und Lichtskulpturen versammelt die Ausstellung mehr als 20 Skizzenbücher des Künstlers und ermöglicht so neue Lesarten von Pienes Œuvre.
Pienes lebensbejahender, konstruktiver Ansatz und sein uneingeschränkter Glaube an das Potenzial der Kunst, die Gesellschaft zu verbessern, erscheinen heute als historische Position. Und doch hat seine Kunst gerade heute eine grosse Relevanz. Wege zum Paradies fragt, was wir heute von Otto Pienes visionärer Kunst lernen können. Welche Wege für die Zukunft weist sie uns heute? Die Ausstellung lädt dazu ein, sein Werk als Werkzeug der Erweiterung unserer Vorstellungswelt wiederzuentdecken. ◀
Sandra Beate Reimann und Dr. Lauren Elizabeth Hanson, Kuratorinnen der Ausstellung
Zur Ausstellung erscheint ein reich illustrierter Katalog mit fünf wissenschaftlichen Beiträgen bei Hirmer (288 Seiten, 296 Farbabbildungen, CHF 47.–).
Dr.
Otto Piene, Testinstallation Olympischer Regenbogen, 1972
Museum Tinguely
Mika Rottenberg
Antimatter Factory
05.06.2024 – 03.11.2024
Wer zum ersten Mal Videofilme und -installationen von Mika Rottenberg sieht, hat das Gefühl, inmitten von Farbexplosionen zu schweben. Es ist wie halluzinierende, animierte Malerei, die nicht nur retinale Wirkung hat, sondern alle Sinne anspricht. Besonders inszeniert ist dies in Rottenbergs neuer Mehrkanal-Videoinstallation Spaghetti Blockchain von 2019. Das Phänomen nennt sich «Autonome sensorische Meridianreaktion» (ASMR), mit der über Bild und Ton multisensorische Reaktionen erzeugt werden. Youtube liefert mit Tausenden dieser Trigger-Filmchen Anschauungsmaterial, wobei die Toneffekte Entscheidendes zur Wirkung beitragen.
Inspiriert ist Spaghetti Blockchain durch einen Besuch bei «Arts at CERN» in Genf, das den kreativen Austausch zwischen Künstlern und Physikerinnen befördern will. Im Zentrum des Interesses stand das Forschungslabor, an dem Experimente zur Antimaterie durchgeführt werden. Ergebnis dieser kreativen Kollision ist ein Mehrkanalfilm, der den Austausch von Energien, Objekten und Menschen zum Thema hat, das Mikroskopische mit dem Makroskopischen verbindet und Materie und Energie im Medium des Films wie durch Zauberei und mit einem Augenzwinkern durch Zeit und Raum verschiebt. Damit stehen wir mitten in Rottenbergs künstlerischem Kosmos. Antimatter Factory, der
Mika Rottenberg, NoNoseKnows, 2015 (Filmstill)
Titel der Ausstellung am Museum Tinguely, zitiert den Namen dieser Forschungsabteilung am CERN in Genf. Eine Fabrik, die Antimaterie produziert, könnte auch eine Umschreibung sein für Tinguelys Maschinenskulpturen, die Poesie statt verwertbarer Materie kreieren und so die industrielle Produktionslogik zwischen Mensch und Maschine persiflieren. Rottenbergs ironischer Blick auf die wundersamen Verknüpfungen der Warenproduktion führen diese Thematik weiter. Deshalb passen ihre Arbeiten besonders gut in unser Museum. Mit ihrem «sozialen Surrealismus» schafft sie Parabeln für die Entfremdung, die schon Karl Marx in der «Entfremdung der Menschenwelt durch die Verwertung der Sachenwelt» diagnostizierte. Was ihre Kritik an unserer kapitalistischen Warenproduktion noch potenziert, ist deren zunehmende Geschwindigkeit, der weltumspannende freie Fluss von Waren (und nicht von Menschen) und die Digitalisierung, die Dinge von ihrer Repräsentation entkoppelt. Daraus folgt ein weiteres Thema Rottenbergs, die Frage nach der Handlungsmacht von Dingen und Materialien und der ihnen innewohnenden Spiritualität.
Die Überblickspräsentation stellt eine umfassende Werkauswahl ihrer Videoarbeiten und -installationen vor, darunter NoNoseKnows, die 2015 für die Biennale in Venedig entstand. Diese zeigt die industrielle Perlenproduktion in einer Fabrik im Südchinesischen Zhuji von der Einpflanzung des Fremdkörpers in Austern, die diese
mit Perlmutt umhüllen, bis zur «Ernte» und Selektion. Kombiniert ist dieser Ort über Räderwerk und Transmissionsriemen mit einem Arbeitsplatz, an dem eine Frau durch Blumensträusse zum Niesen von Nudelgerichten angeregt wird, während sich ihre Nase kontinuierlich verlängert. Cosmic Generator entstand für die Skulptur Projekte Münster 2017. In dieser Videoinstallation verbindet Rottenberg ein chinesisches Restaurant an der mexikanisch-amerikanischen Grenze mit dem berauschenden Überfluss an farbigen Plastikgegenständen des Marktes in Yiwu in China. Beide Orte liegen im Video nur wenige «Jump Cuts» durch ein Röhrensystem auseinander. Neben weiteren Videoarbeiten, die fast 20 Schaffensjahre umfassen, zeigen wir eine Auswahl kinetischer, teils interaktiver Skulpturen sowie neue Experimente mit rezykliertem Plastik, die ein Kunstvermittlungsprojekt in der Ausstellung umfassen.
Speziell für die Ausstellung entsteht eine Brunnenskulptur im Park. Im Vortragssaal zeigen wir während der Laufzeit ihren Spielfilm Remote, der während der Pandemiezeit entstanden ist und eine weitere überraschende Geschichte von Verbindungen in einer Zeit der Distanzierung zwischen der digitalen und analogen Welt erzählt. ◀
Roland Wetzel ist Direktor des Museum Tinguely und Kurator der Ausstellung
Mika Rottenberg, Cosmic Generator, 2017 (Filmstill)
«Ich möchte das Gebäude aktivieren, die Wände in Haut verwandeln und sie dann von innen nach aussen kehren. In meinen Werken geht es um viele Dinge, am offensichtlichsten jedoch um Arbeit – definiert als Kollaboration zwischen Mensch und Natur mit dem Ziel, Mehr-wert zu erzeugen, Formen und Objekte zu erschaffen.»
Mika Rottenberg
À bruit secret + Les témoins oculistes Symposium zum Hör- und Sehsinn 14.–16.03.2024
Anlässlich der Ausstellungsreihe zu den menschlichen Sinnen in der Kunst findet eine öffentliche, interdisziplinäre Tagung statt. Dieses Mal steht der Hör- und Sehsinn im Fokus und steht in Bezug zu den Gruppenausstellungen À bruit secret (2023) und Les témoins oculistes (Winter 2026/2027): mit Beiträgen aus den Kunst-, Kultur- und Geschichtswissenschaften, der Psychologie und Neurowissenschaften sowie aus naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen. Neben den Vorträgen gibt es Führungen, künstlerische und musikalische Interventionen sowie interaktive Angebote.
Wahrnehmung und Forschung
Der Hirnforscher Prof. Dr. Lutz Jäncke spricht darüber, wie im menschlichen Gehirn die akustischen und visuellen Reize verarbeitet werden. Der Farbexperte Prof. Dr. Axel Buether erläutert, wie Farben aus der Natur wirken und uns beeinflussen. Neben Beiträgen aus der Kunstgeschichte, etwa zum Künstler Marcel Duchamp (Prof. Dr. Lars Blunck), beschäftigt sich der Historiker Prof. Dr. Jan-Friedrich Missfelder mit der Klang-und Lärmwahrnehmung in der frühen Neuzeit. Prof. Dr. Elisabeth Bronfen richtet ihren Blick auf die Kulturgeschichte der Nacht, während Frau PD Dr. Eva Knop als Biologin die Auswirkungen der nächtlichen Lichtverschmutzung auf die Insekten und Pflanzenwelt erforscht.
Spannende Themen wie die Echoortung von Fledermäusen (Dr. Leonie Baier) oder die akustische Vielfalt der Polarmeere (Dr. Ilse van Opzeeland) stehen ebenfalls auf dem Programm.
Die öffentliche Tagung richtet sich neben einem Fachpublikum explizit auch an eine breite Öffentlichkeit. Die Vorträge sind kostenfrei und können einzeln ohne Anmeldung besucht werden.
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Mika Rottenberg, #33 with bamboo and bicycle, 2020
Design und die Zukunft der Energie
23.03.2024 – 01.09.2024
Energie ist der zentrale Motor unserer Gesellschaft, Energie ist politisch, Energie ist unsichtbar. Alle Gebäude, Infrastrukturen und Produkte zur Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Energie werden von Menschen gestaltet. Design spielt daher in der aktuellen Energiewende eine wichtige Rolle. Die Ausstellung Transform! Design und die Zukunft der Energie widmet sich der radikalen Transformation des Energiesektors aus der Designperspektive: vom Alltagsprodukt für die Nutzung erneuerbarer Energien bis zur Gestaltung von Solarhäusern und Windkraftanlagen, vom intelligenten Mobilitätskonzept bis zur Zukunftsvision energieautarker Städte. Dabei beleuchtet und hinterfragt die Ausstellung den weltweiten Energiehunger. Wie kann Design dazu beitragen, erneuerbare Energien stärker zu nutzen und den Energieverbrauch zu senken? Was müssen
Industrie und Politik, was können wir alle zum Gelingen der Energiewende beitragen?
Um den weltweiten CO2-Ausstoss zu reduzieren und den Klimawandel zu stoppen, ist eine Abkehr von fossilen Energieträgern notwendig. So wie die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern unseren Alltag bis ins kleinste Detail geprägt hat, wird auch die schrittweise Umstellung auf erneuerbare Energien unser Leben in Zukunft beeinflussen. Design spielt dabei eine zentrale Rolle, denn jegliche Infrastruktur für die Energiewende wird entworfen und durchdacht: Design vermittelt dabei zwischen Naturwissenschaft, Forschung und EndverbraucherInnen und zeigt, wie neue Technologien sinnvoll und benutzerfreundlich eingesetzt werden können. Design ermöglicht
XTU Architects, X_LAND, 2020
auch die Visualisierung von Ideen und simuliert die zukünftige Energienutzung in Städten und auf globaler Ebene.
Die Ausstellung Transform! Design und die Zukunft der Energie beginnt mit dem Fokus auf den Menschen und den menschlichen Körper und weitet dann den Blick vom Haus über die Stadt bis hin zur Frage, wie ganze Energielandschaften aussehen können. So versammelt die Ausstellung unter anderem verschiedene Produkte, Prototypen und Experimente für das Leben «off-grid», also für die netzunabhängige Nutzung erneuerbarer Energien: Pauline van Dongen integriert Fotovoltaik in Kleidung. Der Hydrogen Cooker von Stefan Troendle ist ein Prototyp einer Kochvorrichtung, die mit Wasserstoff betrieben wird. Die Strassenlaterne Papilio von Tobias Trübenbacher versorgt sich durch ein integriertes Windrad selbst mit Energie. Die Hängeleuchte
Zur Ausstellung erscheint eine detailreiche Publikation. 200 Seiten, ca. 200 Abbildungen, Softcover mit Fadenheftung www.design-museum.de/shop
Sunne von Marjan van Aubel ist solarbetrieben und ahmt mit ihrem atmosphärischen Licht das Sonnenlicht von Aufgang bis Untergang nach.
Die Ausstellung macht deutlich, dass neben dem Ausbau erneuerbarer Energien auch die intelligente Gestaltung von Alltagsgegenständen sowie die Visualisierung von städtebaulichen und infrastrukturellen Zukunftsideen einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Diese ganzheitliche Betrachtung aus der Design-Perspektive ermöglicht nachhaltige Lösungen, die Energieeinsparungen für jeden Einzelnen beinhalten. Die damit verbundene Reduzierung des weltweiten Energieverbrauchs und die Neugestaltung unseres energieintensiven Lebensstils sind dringende Herausforderungen, denen sich ArchitektInnen und GestalterInnen weltweit stellen. ◀
Marjan van Aubel, Ra, Solarbetriebene Tapisserie
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Jeff Wall, After 'Invisible Man' by Ralph Ellison, the Prologue, 1999–2000
Fondation Beyeler
Jeff Wall
28.01.2024 – 21.04.2024
Dieses Frühjahr präsentiert die Fondation Beyeler
Werke des international renommierten Künstlers
Jeff Wall (*1946) in einer umfangreichen Einzelausstellung. Es handelt sich dabei um die erste Werkschau des Künstlers in der Schweiz seit fast zwei Jahrzehnten.
Jeff Wall zählt zu den wichtigsten Vertretern der künstlerischen Fotografie und nimmt eine Sonderstellung in der zeitgenössischen Kunst ein. Der kanadische Künstler hat seit den 1970er-Jahren massgeblich zur Etablierung der Fotografie als eigenständiges Bildmedium beigetragen
und gilt als Begründer der «inszenierten Fotografie». Wall erweist sich als unbestechlicher Beobachter menschlicher Lebenswirklichkeiten und sozialer Interaktionen. Er lotet in seiner Kunst die Grenzen zwischen Wahrheit und Fiktion, Alltag und Fantasie aus und stellt dabei das traditionelle Konzept der Fotografie als ein getreues Abbild der Realität infrage. Aus einer Vielzahl von Einzelaufnahmen gestaltet er zumeist grossformatige Fotografien, die oftmals durch Alltagsszenen oder aber durch Vorbilder aus der Kunstgeschichte angeregt sind. Wall bezeichnet diesen Bildtypus als «cinematografische Fotografie», eine an die Filmästhetik angelehnte Konzep-
Jeff Wall, Boy falls from tree, 2010
tion des fotografischen Bildes, dessen Motiv vom Künstler vor der Aufnahme genauestens vorbereitet wird. Daneben entstehen auch «Dokumentarfotografien» –Bilder, bei denen Wall die vorgefundene Aufnahmesituation unverändert belässt. Jeff Walls Bilder bewegen sich zwischen dokumentarischer Aufzeichnung, filmischer Komposition und freier poetischer Erfindung.
Viele der bekanntesten Arbeiten des Künstlers sind in der Ausstellung in der Fondation Beyeler zu sehen, darunter auch After ‹Invisible Man› by Ralph Ellison, the Prologue (1999–2000), die Rekonstruktion einer Szene aus Ellisons Roman von 1952, die den jungen Schwarzen Helden des Buches in seinem geheimen Kellerversteck zeigt, das von genau 1369 Glühbirnen erhellt wird. A Sudden Gust of Wind (after Hokusai) aus dem Jahr 1993, das zu Walls grossformatigsten Werken zählt, erweist sich als zeitgenössische Interpretation eines Drucks aus Katsushika Hokusais Holzschnittserie 36 Ansichten des Berges Fuji (um 1830–1832). Wall nimmt sich die Freiheit, seine Themen dort zu finden, wo ihn seine Fantasie hinführt, was von Alltagsszenen über Kunstgeschichte, Literatur und Theater bis hin zum Film reicht. A Sudden Gust of Wind (after Hokusai) ist eine der ersten Arbeiten des
Künstlers, in denen er digitale Techniken einsetzte, die es ermöglichen, eine Reihe einzelner Negative zu einem einzigen finalen Bild zusammenzufügen.
Die Suche nach einer kohärenten Komposition, die vielfältige Bezüge zur Kunst- und Geistesgeschichte eröffnet, steht für Jeff Wall bei jedem fotografischen Bild im Zentrum. Der Blick auf sein heute nahezu 200 Fotografien umfassendes Œuvre macht deutlich, dass er aus einer Vielzahl von Gattungen und Motiven schöpft: Stillleben finden sich neben Historienbildern, Aufnahmen von Landschaften neben Fantasieszenen, Erinnerungsbilder neben Menschendarstellungen.
Die weiteren Säle der Ausstellung versammeln Szenen, die in den verschiedensten Innen- und Aussenräumen, an öffentlichen und privaten Orten, entstanden sind. Die Bilder umfassen Darstellungen von Männerund Frauengruppen, von armen und wohlhabenden, von jungen und alten Menschen. Darunter sind Bilder, die mit grossem Aufwand geschaffen wurden, und andere, die keine sichtbare Herausforderung in der Umsetzung zu erkennen geben. Es finden sich Fotografien in Farbe und in Schwarz-Weiss, grosse und kleine, real
Jeff Wall, A Sudden Gust of Wind (after Hokusai), 1993
Fondation Beyeler
Wall
Jeff Wall, Mask maker, 2015
und unwirklich anmutende, die den unterschiedlichsten Stimmungen, Gemütszuständen und Beziehungen Anschaulichkeit verleihen. Sie konfrontieren die Ausstellungsbesuchenden mit einer Vielzahl von Motiven und Themen, mit Schönem und Hässlichem, Mehrsinnigem und Verstörendem.
Jeff Wall wurde 1946 in Vancouver, Kanada, geboren, wo er auch heute noch lebt und arbeitet. In den 1960er-Jahren – in der Blütezeit der Konzeptkunst – begann er sich mit der Fotografie zu beschäftigen. Ab Mitte der 1970er-Jahre zeigte er inszenierte Grossbilddias in Leuchtkästen. Mit diesem Format, das bis dahin eher mit Werbung als mit Fotokunst in Verbindung gebracht wurde, führte er eine neue Präsentationsform in die Kunst ein. Seit Mitte der 1990er-Jahre hat Wall sein künstlerisches Ausdrucksspektrum mehrfach erweitert, zunächst um grossformatige Schwarz-Weiss-Fotografien und in jüngerer Zeit auch um Farbdrucke.
In der Fondation Beyeler treten Bildfindungen jüngeren Datums in einen Dialog mit ikonischen Arbeiten aus der Zeit von Walls künstlerischen Anfängen. So ent-
falten sich in jedem der elf Ausstellungsräume vielfältige inhaltliche und formale Bezüge zwischen älteren und neueren Werken. Zudem werden in der Fondation Beyeler mehrere jüngst geschaffene Arbeiten erstmals überhaupt öffentlich zu sehen sein.
Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstanden. Sie vereint 55 Werke aus internationalen Museen und Privatsammlungen und dem Werkbestand des Künstlers und bietet einen neuen Blick auf dessen bedeutendes Schaffen. ◀
Charlotte Sarrazin ist Associate Curator an der Fondation Beyeler.
Fondation Beyeler Jeff Wall
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Jeff Wall, Boxing, 2011
Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
Das Streben nach Unsterblichkeit
Michael Schindhelm beleuchtet in der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G kontrovers die Frage nach der möglichen Verlängerung des Lebens.
03.05.2024 – 21.07.2024
Das Thema der Unsterblichkeit beschäftigt die Menschheit seit eh und je. Dank Fortschritten in der Medizin und der Biotechnik steigt die Lebenserwartung ständig. Es gibt Theorien, die besagen, der Mensch, der 150 Jahre alt wird, sei bereits geboren. Auch in der Schweiz gibt es bereits Kliniken, die mit ihren Therapien eine Verlängerung des Lebens garantieren wollen. Es zeichnet sich ab, dass hier ein neuer Markt entsteht, der in den nächsten Jahren Milliarden generieren wird.
Doch was hat The End of Aging – so der Titel der Ausstellung in der KBH.G – für Folgen für die Gesellschaft? Ist eine solche Steigerung der Lebenserwartung überhaupt sinnvoll und wer entscheidet, wann das Leben eben doch sein Ende findet?
Michael Schindhelm geht diesen und anderen Fragen in einer interdisziplinären, multimedialen Ausstellung nach. Der studierte Quantenchemiker wirkte von 1996 bis 2006 als Intendant des Theaters Basel. Seither ist er als Kulturmanager, Autor und Filmemacher tätig. Im Sommer hatte seine jüngste Dokumentation über den Hongkonger Museumskomplex M+ von den Architekten Herzog und de Meuron in Basel Premiere. Für seinen Film Mit Lichtgeschwindigkeit zum Impfstoff über das Projekt BioNTech wurde Schindhelm im vergangenen Jahr unter anderem mit dem renommierten Herbert Quandt Medien-Preis ausgezeichnet.
Nach 18 Jahren kehrt Michael Schindhelm wieder nach Basel zurück. Er realisiert hier nach zweijähriger Vorbereitungszeit ein zweiteiliges Projekt, das mit The End of Aging im Mai eröffnet wird und das Ende August mit Roots seine Fortsetzung findet.
Für The End of Aging verwandeln sich die Räume der KBH.G in ein verlassenes Spital. Video- und Audioarbeiten konfrontieren die Besucherin und den Besucher mit fiktiven alterslosen Zeugen, die ihren Zustand beschreiben. In fiktiven Kurzfilmen wirken unter anderem Tabitha Frehner, Urs Baur alias Black Tiger, Graham Valentine, Jürg Kienberger und die Kinderschauspielerin Hana Motokura mit.
Michael Schindhelm
Bekannte Forscherinnen und Forscher wie der Nobelpreisträger Venki Ramakrishnan oder Fiona Marshall, President of Biomedical Research bei Novartis, berichten über den aktuellen Stand der Forschung zur Verlängerung des Lebens und wie die weitere Entwicklung aussehen könnte.
Für das Projekt arbeitet Michael Schindhelm mit verschiedenen namhaften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Institutionen zusammen, darunter das Biozentrum Basel, die Universität Basel, die FHNW, Novartis, aber auch das HEK. Es ist ihm nicht zuletzt wichtig, aufzuzeigen, dass Basel zu den Top-Lifesciences-Standorten der Welt gehört. Eine Tatsache, der sich viele Baslerinnen und
Basler gar nicht richtig bewusst sind. Entsprechend wichtig ist ihm deshalb auch das Begleitprogramm zur Ausstellung, das Symposien, Vorträge und Talks beinhaltet, die auch ausserhalb der KBH.G stattfinden. ◀
Die Ausstellung «The End of Aging» startet am 2. Mai mit der öffentlichen Vernissage und dauert bis zum 21. Juli.
Der Eintritt ist wie immer frei und auch die begleitende Publikation wird kostenlos abgegeben.
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Reversing the Biological_Clock, Videostill aus «The End of Aging»
Kunstmuseum Basel | Neubau
Dan Flavin. Widmungen aus Licht
02.03.2024 – 18.08.2024
Die umfangreiche Sonderausstellung Dan Flavin. Widmungen aus Licht im Kunstmuseum Basel | Neubau zeigt einen Pionier der Minimal Art: Der US-amerikanische Künstler Dan Flavin (1933–1996) wurde Anfang der 1960er-Jahre für seine Arbeit mit industriell hergestellten Leuchtstoffröhren bekannt. Anhand von 58 Werken, von denen einige noch nie in der Schweiz zu sehen waren, wird sein einzigartiges Œuvre beleuchtet. Ein Fokus liegt dabei auf Werken, die Flavin Personen oder Ereignissen widmete. Es ist die erste grosse Schau des Künstlers in der Schweiz seit zwölf Jahren.
Dan Flavin, der in Queens, New York, in einem irisch-katholischen Haushalt aufwuchs, schuf eine neue Kunstform und schrieb damit Geschichte. Der Autodidakt löste mit seinen Werken aus Licht die Farbe aus dem Kontext der Malerei und übertrug sie in den dreidimensionalen Raum. Seine Entscheidung, kommerzielle Leuchtkörper zu verwenden und so aus einem alltäglichen Nutzgegenstand Kunst zu machen, ist heute noch radikal und sorgte auch unter seinen Zeit-
genoss:innen für Aufsehen. Nach Flavins ersten Ausstellungen der Lichtarbeiten in New York zeigten sich Künstler:innen und Kunstkritiker:innen begeistert von seinem Purismus, der Faszination seiner «gasförmigen Bilder» (ein Begriff, den der Künstler auch selbst gerne verwendete) und der Unmittelbarkeit ihrer glühenden Präsenz.
Seine Werke aus Leuchtstoffröhren erinnern an Fabrikhallen, Schnellrestaurants oder Parkplätze. Vorsätzlich nutzte der Künstler diesen Effekt und die reduzierte Farbpalette, die durch die Herstellungsweise der fluoreszierenden Leuchtkörper vorgegeben wurde: Blau, Grün, Rot, Pink, Gelb, Ultraviolett und vier unterschiedliche Weisstöne. Aus einzelnen Leuchten und einfachen geometrischen Anordnungen wurden mit der Zeit komplexe architektonische Arbeiten und vielteilige elaborierte Serien. Flavin verneinte vehement, dass seine Werke Skulpturen oder Gemälde seien und charakterisierte diese lieber als «Situationen». In seinen Schriften und anderen Äusserungen betonte er zudem die Sachlichkeit seines Werks. Flavins
kompromisslose Beschränkung auf die Arbeit mit einem industriell hergestellten Objekt und die Serialität seiner Werke rechtfertigen eine Einordnung seines Schaffens in die Minimal Art. Als Hauptprotagonisten dieser Kunstrichtung gelten neben Flavin Carl Andre, Donald Judd, Sol LeWitt und Robert Morris – wobei jeder dieser Künstler sich mehr oder weniger deutlich gegen diese Einordnung zu wehren pflegte.
Flavin propagierte eine Kunst, die keine tiefe psychische und spirituelle Wirkung entfaltet, sondern im Vorbeigehen wahrgenommen werden sollte. Trotzdem haben Kunstkritiker:innen darauf hingewiesen, dass man in seinem Werk durchaus metaphysische Qualitäten entdecken kann. Dem setzte er sein ironisch vorgetragenes Diktum «It is what it is and it ain’t nothin’ else» entgegen.
Auffällig ist jedoch, dass Flavin sein Leben lang die Praxis der Widmung pflegte und seine Werke oft in sentimentaler, pathetischer
Art und Weise mit Menschen oder Begebenheiten verknüpfte. Die ab 1963 entstehenden Installationen in fluoreszierendem Licht sind vielfach Künstlerfreunden wie Jasper Johns, Sol LeWitt oder Donald Judd gewidmet. Aber auch Künstler der Moderne wie Henri Matisse, Vladimir Tatlin oder Otto Freundlich tauchen in Flavins Werktiteln auf. Die Dedikationen schaffen einen Gegenpol zur Anonymität des Materials. Durch die derart erweiterten Titel verankerte Flavin die nichterzählerischen, unpersönlichen Arbeiten in einem spezifischen ästhetischen, politischen und sozialen Kontext. So gibt es auch Arbeiten, die an Kriegsgräuel erinnern und im Kontext von Flavins klarer Positionierung gegen den Krieg in Vietnam zu lesen sind.
Nicht minder beachtenswert sind jene Werke, die Flavin Personen widmete, mit denen er arbeitete. Als Beispiel zieht die Ausstellung das Werk untitled (to you, Heiner, with admiration and affection) bei, das dem legendären deutschen Kunsthändler Heiner Friedrich gewidmet ist. Bei dem Werk aus der Pinakothek der Moderne in München han-
Dan Flavin, untitled (to you, Heiner, with admiration and affection), 1973
delt es sich um eine sogenannte «barrier», einen Typus, den Flavin entwickelte, um einen Teil des Ausstellungsraumes für die Besuchenden abzugrenzen. Die vielgestaltigen Widmungen schaffen eine emotionale Dimension und zeigen Flavins künstlerisches, literarisches und persönliches Bezugssystem auf. Es ist ein zentrales Anliegen der Ausstellung im Kunstmuseum Basel, diese Dimensionen seines Schaffens offenzulegen.
Eine Basler Geschichte
Im Innenhof des Kunstmuseums Basel | Hauptbau befindet sich seit 1975 Flavins ortsspezifisches Werk untitled. In memory of Urs Graf. Es geht zurück auf eine Ausstellung Flavins, die 1975 in der Kunsthalle
Basel und dem Kunstmuseum Basel gleichzeitig ausgerichtet wurde. In der Vorbereitung darauf hatte Flavin sich für Urs Graf zu begeistern begonnen. Heute kann man sich den Innenhof nicht mehr ohne das atmosphärisch höchst wirkungsvolle Spiel des rosa, gelben, grünen und blauen Lichts vorstellen. Doch noch in den späten 1970er-Jahren bestand innerhalb der Kunstkommission des Museums Uneinigkeit darüber, ob das Werk an Ort und Stelle verbleiben sollte. Erst die Schenkung der Arbeit durch die Dia Art Foundation gab hier den Ausschlag. Einschalten wollte man die Lampen jedoch lange Zeit trotzdem nicht. Diese Episode kann als Beispiel dafür dienen, dass eine radikale Wandlung der Wahrnehmungsgewohnheiten und Meinungen nicht ohne weiteres herbeizuführen war. ◀
Publikation
Im Verlag der Buchhandlung
Walter König erscheint im Mai eine umfassende und reich bebilderte
Publikation zur Ausstellung mit Essays von Simon Baier, Elena Degen, Jules Pelta Feldman, Josef Helfenstein, Aden Kumler, Daniel Kurjaković, Han Lo, Olga Osadtschy und Mechtild Widrich.
Der Katalog erscheint nach der Eröffnung, um darin die Dokumentation der Ausstellung zu ermöglichen.
Begleitprogramm
Öffentliche Vernissage
Fr, 1.3., 18.30 h
Kindervernissage Lichter an!
(für Kinder von 4 bis 12 Jahren)
Fr, 1.3., 18–20 h (mit Unterstützung der Freunde des Kunstmuseums Basel)
Führungen auf Deutsch:
Jeden Samstag, 14–15 h
Kosten: Eintritt + CHF 5
Visites guidées en français:
Dim, 24.3., 28.4., 26.5., 23.6., 28.7., 14–15 h
Coût: Entrée + CHF 5
Guided tours in English:
Sun, 3.3., 7.4., 5.5., 2.6., 7.7., 4.8., 2–3 p.m.
Cost: Entry + CHF 5
Planen Sie
Ihren Besuch
kunstmuseumbasel.ch/besuch
Dan Flavin, untitled (for John Heartfield) 3c, 1990
Kunstmuseum Basel | Hauptbau
Geniale Frauen Künstlerinnen und ihre Weggefährten
02.03.2024 – 30.06.2024
Im Norden wie im Süden Europas gab es zwischen 1500 und 1800 weit mehr Malerinnen, Lehrerinnen, Verlegerinnen und Grafikerinnen, als man es vermuten würde. Einige waren gar über die Massen erfolgreich. Doch auch wenn eine Karriere als Künstlerin nicht gänzlich unmöglich war, war sie gesellschaftlich nicht vorgesehen und nur unter besonderen Bedingungen zu realisieren. Die Ausstellung Geniale Frauen zeichnet anhand von rund 100 Werken den Werdegang einzelner Künstlerinnen durch pointierte Gegenüberstellungen mit Werken ihrer Väter, Brüder, Ehemänner und Konkurrenten nach und bettet sie in den Kontext der vormodernen Jahrhunderte ein. Im konzentrierten Vergleich werden auf faszinierende Weise gestalterische und inhaltliche Entsprechungen und Abweichungen sichtbar. Auch werden soziale wie familiäre Hintergründe beleuchtet.
Lange blieb Frauen der Zugang zu den Zünften oder Akademien verwehrt. Künstlerinnen stammten daher sehr oft aus Künstlerfamilien, wo sie entsprechende Ausbildungen erhielten. Catharina van Hemessen (1528 – nach 1565) beispielsweise, die im Alter von 20 Jahren das früheste bekannte Selbstporträt einer Künstlerin bei der Arbeit schuf – es befindet sich heute in der Sammlung des Kunstmuseums Basel –, erlernte das Malen wohl in der Werkstatt ihres Vaters Jan Sanders van Hemessen.
Einige Künstlerinnen arbeiteten im Verborgenen ihren Familienmitgliedern zu. Ihre Handschriften sind oft schwer auszumachen, sind diese gemäss den damaligen Werkstattgepflogenheiten doch stilistisch eng mit den Werken ihrer Meister verschmolzen. Wiederum andere wurden in Künstlerhaushalte verheiratet. Von Rachel Ruysch (1664–1750) etwa ist belegt, dass ihr Gatte ihr das Malen nicht nur gestattete, sondern dass sich ihre Stillleben sogar besser verkauften als seine eigenen und er sie regelrecht in ihrer Arbeit unterstützte. Sie wurde als erste Frau in die Den Haager Malergilde aufgenommen. In der Regel jedoch, wie im Falle von Judith Leyster (1609–1660), erfolgte auf die Eheschliessung die Aufgabe des eigenen Berufs und die Unterordnung unter den Ehemann. Mancherorts konnte die Frau diesen zwar in seiner Werkstatt unterstützen, doch konkret standen nun oftmals Kinder und Familie im Vordergrund. Deswegen gab es auch Künstlerinnen, die bewusst unverheiratet blieben.
Deutlich seltener, aber umso bemerkenswerter sind jene Künstlerinnen, die fernab des Berufsstandes geboren wurden und dennoch das Malen erlernten. Sie finden sich im adeligen und im bürgerlichen wie im handwerklichen Milieu. Zu den Beispielen gehört Sofonisba Anguissola (1532–1625). Ausgebildet von dem Maler Bernardino
Campi (1522–1591) wurde sie später dank einer gezielten «Vermarktung» durch den Vater als Hofmalerin an den spanischen Königshof berufen.
Porträt und Blumenstillleben waren die beliebtesten Motive der Künstlerinnen. Aber es gab auch Ausnahmen: Mit der Historienmalerei kam bisweilen sogar die ranghöchste Gattung aufs Tableau. Es gibt somit kein «typisch weibliches» Thema, sondern die Motive sind vor allem Ausdruck des jeweiligen Kunstortes und der Zeit, in der die jeweilige Malerin lebte. Die Ausstellung Geniale Frauen zeigt all diese Sujets in Werken von 19 Künstlerinnen – von unbekannteren bis zu prominenten Namen wie Maria Sibylla Merian oder Angelika Kauffmann. ◀
Lavinia Fontana, Selbstporträt am Spinett, 1577
Kunstmuseum Basel | Neubau
Made in Japan
16.03.2024 – 21.07.2024
Farbholzschnitte von Utagawa Hiroshige (1797–1858) und Katsushika Hokusai (1760–1849) geniessen seit ihrem Bekanntwerden in der westlichen Welt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur unter Künstler:innen höchste Beliebtheit und Bewunderung. Besonders ihre Landschaftsdarstellungen prägen bis heute die Vorstellung von Japan und werden als Symbol für die Natur, die Ästhetik und die Identität des Landes verstanden – seien es Bilder des heiligen Berges Fuji, stimmungsvolle Ansichten berühmter Tempel oder pittoreske Küstenlandschaften.
Das Kunstmuseum Basel präsentiert mit Made in Japan einen umfangreichen Querschnitt durch die Hochphase des japanischen Farbholzschnitts im 18. und 19. Jahrhundert. Oft wurden diese Farbholzschnitte in hohen Auflagen gedruckt. Von einigen sind jedoch heute weltweit nur noch wenige oder gar einmalige Exemplare zu finden. So zeigt die Ausstellung beispielsweise Werke von Tōshūsai Sharaku (1770–1825), der nur während zwei Jahren künstlerisch tätig war und in dieser kurzen Zeit eine Serie von fein beobachteten Schauspielerporträts entwarf, die als Höhepunkt der Porträtkunst verstanden werden. Seine Werke gelten heute als äusserst rar.
Den bekannten Landschaften von Hiroshige und Hokusai stellt die Ausstellung weiter eine Reihe von Künstlern an die Seite, die den Menschen und das kulturelle Leben der Millionenmetropole Edo (heute Tokio) in den Mittelpunkt stellten. Utagawa Kunisada (1786–1865) war der produktivste und zu seinen Lebzeiten der kommerziell erfolgreichste unter ihnen. Er gilt als der grosse Meister der Schauspielerdarstellungen. Utagawa Kuniyoshi (1798–1861) wiederum war spezialisiert auf Heldengeschichten. Er prägte mit fantasievollen, expressiven und dramatischen Entwürfen eine Ästhetik, die sich in Manga-Comics und Anime wiederfindet. Die Werke dieser beiden Künstler hielten den Kult um die Schauspieler auf und abseits der Bühne lebendig, sogar bis über deren Tod hinaus.
Ein weiteres Ausstellungskapitel widmet sich einer anderen Gruppe von kultisch verehrten Figuren: den Kurtisanen und Geishas, die in Edos berühmtem Unterhaltungs- und Rotlichtviertel Yoshiwara tätig waren und als ideale Verkörperung von Schönheit, Eleganz und Kultiviertheit inszeniert wurden. Das Genre der «Schönheiten» umfasste aber auch Liebespaare, deren Reiz etwa in Entwürfen von Kitagawa Utamaro (um 1753–1806) mit psychologischer Beobachtung und erzählerischen Elementen unterlegt wurde.
Made in Japan fächert anhand von rund 110 Werken aus der Sammlung die Bandbreite des japanischen Farbholzschnitts in thematisch gegliederten Abschnitten auf. Der Grossteil des Bestands im Kunstmuseum Basel stammt aus dem Vermächtnis des Basler Chemikers und Kunstsammlers Dr. Carl Mettler, das 1942 in das Kupferstichkabinett gelangte und nun für die Ausstellung wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. ◀
Utagawa Kunisada I, Der Kabuki-Schauspieler Sawamura Tanosuke III als Koshimoto Okaru aus dem Stück Chūshingura, 1860, sechster Monat
Kunstmuseum Basel | Gegenwart
When We See Us
25.05.2024 – 27.10.2024
Wie haben Künstler:innen des afrikanischen Kontinents und seiner Diaspora den Alltag in den letzten 100 Jahren erlebt und künstlerisch verarbeitet? Um diese Frage zu beantworten, unternahmen Koyo Kouoh, Direktorin des Zeitz MOCAA im südafrikanischen Kapstadt, und Tandazani Dhlakama, Kuratorin am Zeitz MOCAA, eine intensive Recherche. Das Resultat ist eine umfassende Schau mit Werken von 156 Künstler:innen. Im Frühsommer kommt sie ins Kunstmuseum Basel. Koyo Kouoh, Tandazani Dhlakama und Maja Wismer, Kuratorin für Gegenwartskunst am Kunstmuseum Basel, erzählen, warum die Ausstellung wichtig ist.
Wie entstand die Ausstellung «When We See Us»?
Koyo Kouoh (KK): Die grundlegende Motivation war, die Figuration als eine der ältesten Stilrichtungen des kunsthistorischen Kanons zu betrachten. Darüber hinaus hat mich das Wiederauftauchen der Schwarzen Figuration in den letzten zehn Jahren sehr fasziniert, vor allem auf dem Kunstmarkt. Auf Kunstmessen muss heute jeder Stand mindestens eine Schwarze Position zeigen. Vielleicht verärgert mich das auch ein bisschen. Jedenfalls war ich neugierig, wie das den Blick, die Sichtbarkeit und die Aufmerksamkeit für das Leben der Schwarzen beeinflusst. Ich war auch daran interessiert, das zu erforschen, was ich parallele Ästhetik nenne. Dabei geht es darum,
Künstler:innen aus unterschiedlichen Schwarzen Regionen zu finden, die zu denselben Themen gearbeitet haben, ohne voneinander zu wissen. Zum Beispiel Romare Bearden, ein afroamerikanischer Künstler derselben Generation wie George Pemba, ein südafrikanischer Künstler, die beide Werke über den Alltag der Schwarzen geschaffen haben. Oder Chéri Samba und Barclay L. Hendricks: Dieselbe Generation, dieselbe Art von Stimmung in ihrer Arbeit. Aber niemand hatte sie je zusammengebracht.
Tandazani Dhlakama (TD): Ein zentraler Aspekt der Ausstellung ist auch die Idee der Schwarzen Freude. Es gab schon viele grossartige und wichtige Ausstellungen, die das Thema «Blackness» in den Fokus nahmen, aber sie zeigten vor allem Traumata oder Aspekte des Kolonialismus. Wir wollten stattdessen sehen, wie Schwarze Künstler:innen sich selbst aus einer Perspektive der Freude darstellen. Wir wollten das Alltägliche und die Kraft des Banalen zeigen, um die Stereotypen von Not und Elend zu durchbrechen.
War immer klar, dass Sie Künstler:innen aus der ganzen Schwarzen Diaspora zeigen werden?
KK: Absolut. Von Anfang an. Bei Gruppenausstellungen werfen wir immer einen 360°-Blick auf Schwarze Geografien.
Die drei Kuratorinnen Koyo Kouoh, Tandazani Dhlakama und Maja Wismer im Kunstmuseum Basel Gegenwart, 2023
Die Ausstellung zeigt, dass es für die Künstler:innen weltweit die gleichen Themen gibt. Wussten Sie das, als Sie mit der Recherche anfingen?
KK: Ja, und ich wollte sie zusammenbringen. Es geht nicht nur um die Themen in den Werken. Es geht auch um die Formen, Stile und Farben und um die verschiedenen Kontexte, aus denen diese Werke entstanden sind.
TD: Wir haben uns auch mit Schulen und historischen Schlüsselmomenten befasst. Bei unseren Recherchen hörten wir Geschichten, wie sich einige der Künstler auch wirklich getroffen haben. Aber das Publikum bringt sie normalerweise nicht miteinander in Verbindung.
Gab es etwas, das Sie bei Ihren Recherchen überrascht hat?
TD: Für mich hat sich bestätigt, dass wir viel mehr tun müssen, um die Frauen in die Kunstgeschichte einzuschreiben. Wenn man sich die Werkauswahl chronologisch anschaut, gibt es in der zeitgenössischen Kunst viel mehr Frauen als in der Moderne, obwohl Künstlerinnen schon immer gearbeitet haben.
KK: Die Recherchen bestätigten die Erkenntnis, dass das Leben der Schwarzen zu jeder Zeit und an jedem Ort von mehr oder weniger ähnlichen, wenn nicht gar denselben Prinzipien bestimmt wird – ob in Brasilien, Kuba, den USA, im Kongo oder im Senegal. Auf dem Kontinent, so könnte man argumentieren, gibt es nicht die gleiche Art von Diskriminierung oder Segregation – mit Ausnahme Südafrikas, natürlich. Aber wie Tandazani schon sagte, war das sozusagen die erste Prämisse: keine Stereotypen, kein Leid, keine Rassenfragen. Denn wir wollten wirklich die Fröhlichkeit in den Mittelpunkt stellen,
den Alltag, den Triumph und die Sinnlichkeit. Sogar Toni Morrisson hat gesagt, dass wir nicht die ganze Zeit an Krisen festhalten können. Wir brauchen Freude. Wir brauchen Liebe. Wir brauchen Lachen.
Ist diese andere Perspektive auch ein Grund, warum es für Sie wichtig war, dass diese Ausstellung noch weitere Stationen hat?
KK: Eine Ausstellung dieser Grössenordnung war von Anfang an als Wanderausstellung gedacht. Und das Kunstmuseum Basel war das erste Museum, das sich darauf eingelassen hat.
Warum ist diese Ausstellung für das Kunstmuseum Basel wichtig?
Maja Wismer (MW): Ich erlebe ebenfalls, dass immer mehr Schwarze Künstler:innen auf dem Markt und in anderen Institutionen präsent sind. Und als ich dann hörte, dass das Zeitz MOCAA eine Ausstellung vorbereitet, die auf die Bildtraditionen und die Entwicklung der Ikonografien zurückblickt, war mein Interesse geweckt. Denn das Kunstmuseum Basel als Institution ist fast 500 Jahre alt, und wir haben immer versucht zu verstehen und zu vermitteln, wie eine bestimmte Strömung in der Kunstgeschichte verwurzelt ist. Das zu zeigen und für unsere Besucher:innen erlebbar zu machen, sehen wir als unsere Aufgabe an.
Ändert sich in Basel an der Schau im Vergleich zu Kapstadt viel?
MW: Wie unsere Kolleg:innen in Kapstadt arbeiten wir mit der Architektin Ilze Wolff und ihrem Team. Entsprechend wird die Ausstellung denselben Look haben. Unsere Aufgabe besteht vor allem darin, die Ausstellung und ihre Inhalte für das Basler Publikum aufzubereiten.
Wangari Mathenge, Sundials and Sonnets, 2019
Vielleicht können wir über das «Wir» im Titel sprechen. Sprechen Sie aus der Perspektive der Künstler:innen?
KK: Nicht wirklich. Inspiriert wurde ich von Ava DuVernays Netflix-Serie When They See Us, in der es um fünf junge Schwarze Teenager geht, die von einer weissen Frau zu Unrecht beschuldigt wurden, sie 1989 im New Yorker Central Park verprügelt und vergewaltigt zu haben. Die Umkehrung von «sie» in «wir» ändert die Perspektive und bietet eine grossartige Plattform für Gegenargumente; aus dem Blickwinkel heraus, dass das Leben von Schwarzen immer wieder kodifiziert, konditioniert und von anderen in einer Weise dargestellt wurde, die herablassend und meistens völlig falsch ist. Wir sprechen immer über sie – sie sind meistens die Weissen. Darüber, wie sie uns sehen, wie sie uns ansehen. Ich wollte ein Schlupfloch schaffen, eine Pause in diesem Narrativ, egal wie gültig es noch ist. Wir müssen viel mehr über uns selbst sprechen, auf eine Art und Weise, die unseren Geist beflügelt. Es versteht sich von selbst, dass wir uns nicht nur durch das Prisma von Trauma, Gewalt und Krise sehen. Ich persönlich bin süchtig nach der Freude an Schwarzen Kulturen, die meines Erachtens unvergleichlich und ebenso politisch ist wie all die Rassismuserfahrungen.
TD: When We See Us ermöglicht es den Menschen, vor allem den Schwarzen, sich selbst auf eine Weise zu sehen, die feierlich, kraftvoll und würdevoll ist. Für mich ist das schon genug. Wir sind uns
der Komplexität von «Blackness» durchaus bewusst, aber wir wollten einfach sehen, wie die Malerei den Menschen helfen kann, sich auf Aspekte zu konzentrieren, die der Markt und die Medien ausblenden.
KK: Diese Ausstellung ist unsere Liebeserklärung an die Malerei.
Das Zeitz MOCAA ist aktuell in der Schweiz mit einer weiteren Ausstellung präsent: Mit Tracey Rose im Kunstmuseum Bern. Ist das nur ein Zufall?
KK: Das war überhaupt nicht geplant. Aber ich glaube nicht an Zufälle. Es ist eine längst überfällige Heimkehr für mich. Trotz meiner internationalen Tätigkeit habe ich erstaunlicherweise nie Ausstellungen in der Schweiz kuratiert, wo ich viele prägende Jahre verbracht und lange Zeit gelebt habe. Wenn ich jetzt diese Ausstellungen als Museumsdirektorin aus Südafrika in die Schweiz bringe, schliesst sich sozusagen der Kreis: mit meiner persönlichen und beruflichen Reise und der ständigen Bereicherung durch all die Orte, an denen ich gelebt und gearbeitet habe und von denen die Schweiz ein sehr wichtiger Teil ist. Es ist ein Zufall, der kein Zufall ist. Ich glaube an Energien. Es stand in den Sternen geschrieben. ◀
Interview Karen N. Gerig und Olivier Joliat, Kommunikation Kunstmuseum Basel
Esiri Erheriene-Essi, The Birthday Party, 2021
Mohamed Almusibli im Gespräch
«Ich bin ein guter Beobachter»
Im vergangenen November hat die Kunsthalle Basel bekanntgegeben, dass der in Genf lebende Kurator und Künstler Mohamed Almusibli ab März 2024 die Direktion des Hauses von Elena Filipovic übernehmen wird. Zusammen mit zwei Partner:innen hat der 33-Jährige in Genf den temporären Projektraum «Cherish» betrieben, der im 2023 seine Türen schloss. Artinside hat den designierten Direktor in Genf zu einem Gespräch getroffen.
Mohamed Almusibli, wie müssen wir uns Ihre Arbeit im ehemaligen Projektraum «Cherish» vorstellen?
Mohamed Almusibli: In den Räumen dieses Hauses haben wir sowohl gewohnt als auch Ausstellungen konzipiert. Die Ausstellungsatmosphäre war dadurch eine ganz Spezifische. Wir haben die Werke nicht ausgewählt, damit sie in die Institution passen, sondern umgekehrt: Es ging uns bei «Cherish» immer darum, eine Plattform für die Künstler:innen zu schaffen. Wir haben uns gefragt: Wird die Plattform dem Universum und der Kunst dieser spezifischen Person gerecht? Wie können wir deren Werk einem grösseren Publikum näherbringen? Kuratieren ist für mich deshalb mehr als «nur» eine Ausstellung machen. Die Zusammenarbeit
spielt eine zentrale Rolle. Viele der gezeigten Künstler:innen haben auch hier gewohnt und mit uns zusammen die Ausstellungen entwickelt. Damit haben wir ihnen eine Alternative zu den herkömmlichen Ausstellungmethoden geboten.
Warum wurde der Kunstraum geschlossen?
«Cherish» war von Anfang an als Zwischennutzung konzipiert, dieses Art-déco-Haus wird bald einem Neubau weichen. Meine Partner:innen konzentrieren sich nun vermehrt auf ihre eigenen künstlerischen Projekte. Und mir steht mit der Berufung nach Basel eine grosse Veränderung bevor. In diesem Sinn ist es der perfekte Zeitpunkt für uns alle, um etwas Neues zu beginnen.
Hier im «Cherish» haben Sie zwei Räume in einem Wohnhaus bespielt – welche Rolle spielen Offspaces für Sie?
Ich komme aus einer Tradition von Offspaces und Projekträumen. Sie sind essenziell für ein Kunstsystem. In Genf habe ich ein bisschen gelitten, weil ich hier eine klare Trennung der Systeme spüre – die Kunstszene ist segmentiert, und es gibt kaum Durchmischung. Ich erhoffe mir in Basel eine grössere Dynamik. Basel hat eine grossar-
Der designierte Direktor der Kunsthalle Basel, Mohamed Almusibli, vor einem Werk von Ioanna Tsulaia im Projektraum «Cherish», 2021
tige alternative Kunstszene und ein vielfältiges, diverses Angebot. Es gibt die Studierenden der Kunstschule, viele Offspaces, aber auch die Universität, Galerien und natürlich die vielen Museen der Kunststadt Basel.
Ihr Interesse an der Kunst ist sehr breit – wo finden Sie Ihre Inspiration?
Von Menschen! Ich bin in meinem Leben viel gereist und umgezogen und habe dadurch sehr unterschiedliche Charaktere kennengelernt. Das hat sicher viel dazu beigetragen, dass ich ganz allgemein ein Interesse an Menschen habe. Ihre Geschichten faszinieren und inspirieren mich. Ich mag zum Beispiel die Art und Weise, wie Leute sich kleiden, manchmal sind es ganz kleine Gesten oder Dinge, die mich fesseln.
Der Schweizer Kurator Mohamed Almusibli wurde 1990 geboren und ist in Genf aufgewachsen. 2018 schloss er sein Bachelorstudium in Kunst- und Medientheorie an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ab und absolvierte anschliessend ein Masterstudium an der Hochschule für Kunst und Design (HEAD) in Genf. Parallel dazu arbeitete er in beiden Städten sowohl als Künstler als auch Kurator. 2019 hat er den Kiefer Hablitzel | Göhner Kunstpreis für seine Arbeit «In Tones with a Voiceless Song» gewonnen. Er ist als Berater der Hartwig Art Foundation in Amsterdam tätig und kuratiert seit 2022 für die Onlinepräsenz der Liste Art Fair Basel Soundarbeiten in Zusammenarbeit mit den Künstler:innen Hannah Weinberger und Tobias Koch.
Verraten Sie uns, mit welchem Konzept Sie sich bei der Kunsthalle Basel beworben haben?
Mein Ziel ist es, die Institution als Gastgeberin zu etablieren, als Ort, an dem man sich wohlfühlt. «The institution as a host», wie man auf Englisch sagt. Ich möchte meine Ausstellungen zusammen mit den Künstler:innen entwickeln, um damit das Basler Publikum, aber natürlich auch internationale Gäste abzuholen.
szene vertraut zu machen, aber noch ist dies eine Aussenseiterperspektive. Ich freue mich darauf, bald nach Basel zu ziehen und diese Beziehungen zu vertiefen.
Wie wichtig sind Kollaborationen für Ihre Arbeit?
Ich bin an neuen Praktiken interessiert. Ich mag keine strengen Regeln, die vorgeben, wie etwas getan werden sollte. Ich ziehe es vor zu recherchieren, wie ich den Menschen am besten nahekommen kann. Junge aufstrebende Künstler:innen auf kluge Art und Weise mit historischen Positionen zu verbinden. Oder umgekehrt: Etablierte Positionen mit dem heutigen Diskurs verknüpfen – das interessiert mich. Rund um eine Ausstellung kommen so viel Wissen und Fähigkeiten von unterschiedlichsten Menschen zusammen. Der ganze Prozess des Ausstellungsaufbaus ist sehr interessant, hinter den Kulissen passieren oft die spannendsten und auch lustigsten Dinge. Diese Geschichten möchte ich mit dem Publikum teilen. Ich denke, ich bin ein sehr guter Beobachter und kann diese verschiedenen Ebenen gut miteinander verknüpfen.
Wie bereiten Sie sich auf den neuen Job in Basel vor?
Ich möchte mich so rasch wie möglich mit der Struktur der Kunsthalle Basel vertraut machen. Am allerwichtigsten ist es mir, das Team besser kennenzulernen. Deshalb schaue ich schon jetzt immer wieder in der Kunsthalle vorbei und lerne die Leute vor Ort kennen. Weiter setze ich mich intensiv mit dem Thema Führung auseinander, denn im «Cherish» waren wir ein sehr kleines Team. Ein grosser Unterschied zu dem, was ich jetzt mache, wird sicher das Tempo sein: In der Kunsthalle Basel stehen acht Ausstellungen pro Jahr auf dem Programm, das ist eine Herausforderung! Elena Filipovic unterstützt mich dabei grosszügig.
«Ich möchte meine Ausstellungen zusammen mit den Künstler:innen entwickeln, um damit das Basler Publikum, aber auch internationale Gäste abzuholen.»
Mein kuratorisches Vorgehen lässt sich nicht mit einer akademischen Ausstellungspraxis vergleichen, bei der jemand eine These im Kopf hat und mit der Ausstellung diesen Standpunkt möglichst gut präsentieren möchte. Ich habe nichts gegen eine solche Vorgehensweise – aber mich interessiert das nicht. Autorschaft im herkömmlichen Sinn ist nicht das, was ich suche.
Ich arbeite mehr mit Gefühlen, wenn ich das so sagen darf. Es geht mir darum, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der sich die Leute willkommen fühlen. Ich möchte damit die Distanz abbauen zu dem, was das Publikum zu sehen bekommt. Denn noch immer finden viele Menschen keinen Zugang zur zeitgenössischen Kunst – ganz einfach weil sie denken, sie verstehen sie nicht. Manchmal ist gerade die Art und Weise, wie etwas präsentiert wird, das Hindernis und damit der Grund, warum die Kunst nicht verstanden wird.
Haben Sie vor, die lokale Kunstszene in Ihre Arbeit einzubeziehen?
Unbedingt! Es ist mir ein Anliegen, diesen Diskurs anzuschieben und die Positionen der lokalen Kunstszene in einen internationalen Kontext zu setzen. Ich bin daran, mich mit der Basler Kultur-
Was unterscheidet aus Ihrer Sicht die Kunsthalle Basel von anderen Institutionen?
Wie erwähnt machen wir im Unterschied zu einem Kunstmuseum Basel oder der Fondation Beyeler mit einem kleinen Team acht Ausstellungen pro Jahr, was ziemlich viel ist. Die Stärke der Kunsthalle Basel ist, dass sie sehr schnell auf Veränderungen reagieren kann. Sie kann sich verschiedenen Kontexten und Situationen anpassen. Diese Agilität unterscheidet sie möglicherweise von den anderen Institutionen, die etwas langfristiger planen müssen.
Was wird an Ihrer ersten Ausstellung in Basel zu sehen sein?
Das Programm für 2024 wurde bereits von Elena Filipovic zusammengestellt, und ich bin sehr zufrieden mit ihrer Wahl. Ich werde nun genügend Zeit haben, um mich mit der Kunsthalle Basel vertraut zu machen und die Menschen richtig kennenzulernen. Natürlich werde ich jetzt noch nicht verraten, was genau ich plane. Aber ich kann soviel sagen: Meine erste Ausstellung wird die Regionale Ende Jahr sein. Das macht mich glücklich, denn es bietet mir die Möglichkeit, die lokalen Kunstschaffenden kennenzulernen und ihre Ateliers zu besuchen. Das ist eine optimale Gelegenheit, um in die Kunstszene Basels einzutauchen. ◀
Interview Sibylle Meier und Matthias Geering
ImPOSSIBLE
02.03.2024 – 26.05.2024
Unmöglich – oder nicht? ImPOSSIBLE zeigt, dass Kunst und ihre vielfältigen Ausdrucksweisen Phänomenen, die in der Realität eigentlich nicht möglich sind, eine Gestalt geben können.
Die Ausstellung huldigt der Macht des Imaginären und präsentiert Kunstwerke, die das Unmögliche als alternatives Modell einer zunehmend trügerischen Realität vorstellen – Ironie und Humor nicht ausgeschlossen. Von Yves Klein über Sigmar Polke bis zu den grossen Fotografen Jeff Wall, Thomas Demand und Andreas Gursky, von Anish Kapoor oder Fischli/Weiss bis hin zu jüngeren Positionen wie Alexandra Bircken oder Goshka Macuga: Die Schau geht zurück zu den Urgründen der Kunst und Bildfindung, zum Glauben an die Macht und Möglichkeiten der Kunst, die alles – Orte und Zeiten, die Proportionen der Dinge und ihre Zusammenhänge – verschieben und neu komponieren kann.
Heute tun sich der menschlichen Einbildungskraft neue Welten auf: Medialisierung und Digitalisierung befeuern unerschöpfliche Bildfantasien. Die Ausstellung verfolgt die verschiedenen Linien freier künstlerischer Imagination – sowohl im Bild, im Film wie im Raum. Das Ergebnis ist eine Inszenierung geballter Vorstellungskraft, die das Unmögliche streift und denkt und der Kunst damit ihre substanziellen Freiräume sichert, in denen subjektive wie künstlerische, ernsthafte wie ironische, aber auch soziale und politische Fragen verhandelt werden. Der belgische Künstler Wim Delvoye lässt einen Truck im Stile der Gotik vorfahren, sein Landsmann und Videokünstler David Claerbout – die Zeit umkehrend – einen Baum rückwärts wachsen. Der bekannte Konzeptkünstler Yves Klein unternimmt einen riskant erscheinenden
Flugversuch, und der Fotograf Andreas Gursky bannt in seinen monumentalen Bildpanoramen von Formel-1-Rennen den Geschwindigkeitsrausch auf die Wand: Sie alle erproben ungewöhnliche Wege der Bilderfindung, die sie an den einschränkenden Gesetzen der Realität elegant vorbeimanövrieren lassen.
Vor dem Hintergrund der wachsenden Flut digitaler Bilder gerät ImPOSSIBLE damit zu einem Parcours des Sehens und Staunens, der durch rätselhafte und geheimnisvolle Bild- und Objektwelten führt. Die Methoden und Themen sind vielfältig: Die Exponate bedienen sich gezielten «Überwältigungsstrategien», indem sie die Zeit- und Grössenwahrnehmung infrage stellen. Sie schlagen Brücken zum Film, hinterfragen Möglichkeiten und Einfluss künstlicher Intelligenz und reflektieren Phänomene des Traums und des Unterbewusstseins. So verschieben sie Konstellationen, schaffen neue Verknüpfungen sowie Netzwerke und damit auch Sinnzusammenhänge. ◀
Thomas Demand, Studio, 1997
Planen Sie Ihren Besuch museum-frieder-burda.de
Zu Gast in Artinside: Kunstmuseum Bern
Tracey Rose. Shooting Down Babylon
23.02.2024 – 11.08.2024
Das Kunstmuseum Bern präsentiert die im Zeitz MOCAA entstandene grosse Retrospektive der südafrikanischen Künstlerin Tracey Rose (* 1974).
Rose ist seit Mitte der 1990er-Jahre eine radikale Stimme in der internationalen Kunstwelt. In ihren Arbeiten setzt sie sich mit Postkolonialismus, Geschlecht, Sexualität, Rassismus und Apartheid auseinander. Im Zentrum stehen dabei die Kraft der Performancekunst und der Körper, der für Tracey Rose ein Ort des Protests, der Empörung, des Widerstands und des Diskurses ist. Ihre Performances beleuchten zentrale Erfahrungen im Übergang zu einer postkolonialen Welt und kommentieren sie kritisch. Die Künstlerin setzt ihre performative Praxis in verschiedenen Medien wie Fotografie, Video, Installation und Zeichnung um.
Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern verfolgt Roses Weg vom frühen Interesse an Identitätsfragen hin zur Ästhetik der Gewalt und einer Auseinandersetzung mit Heilungsprozessen und Ritualen. Sie zeigt Arbeiten aus den Jahren 1990 bis 2021. Darunter das Werk T.K.O. (Technical Knock-Out) (2000) aus der Sammlung des Kunstmuseums Bern, in der die Künstlerin seit 2001 vertreten ist.
Der Ausstellungstitel Shooting Down Babylon stammt von der gleichnamigen Installation, welche 2016 als Reaktion auf den Wahlsieg Donald Trumps entstand. Rose unterzog sich dabei Reinigungsritualen, die sie filmte und in einer physisch eindringlichen Video-
skulptur wiedergibt. Als Auftakt der Ausstellung verdeutlicht dieses Werk, wie verwurzelt Tracey Roses Schaffen im Körperlichen, in der Wut und in der Suche nach Spiritualität ist.
Speziell für die Ausstellung entstanden zehn neue Auftragsarbeiten, die Teil der fortlaufenden Serie der Mandela Balls sind. Basierend auf dem Gedicht Dream Deferred von Langston Hughes baut die Künstlerin dem Freiheitskämpfer Nelson Mandela insgesamt 95 Denkmäler – eines für jedes Lebensjahr. Mit diesen fragilen und zum Teil skurrilen Objekten fragt sie nach dem Vermächtnis, das von seinem hoffnungsvollen Aufbruch übriggeblieben ist.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Koyo Kouoh (Direktorin und Chefkuratorin Zeitz MOCAA) und Tandazani Dhlakama (Kuratorin Zeitz MOCAA) in Zusammenarbeit mit Kathleen Bühler (Chefkuratorin Kunstmuseum Bern). ◀
Begleitprogramm
Werke im Gespräch
Einstündiger Rundgang und Austausch mit Besucher:innen
Tracey Rose, The Prelude: La Marcha de la Aparicion, 2003
Angebote für Kinder und
Familien
Das Angebot an Aktivitäten für die jungen Gäste im Kunstmuseum Basel, der Fondation Beyeler und im Museum Tinguely ist so vielfältig wie das Ausstellungsprogramm. Vom Bastelbogen über Mitmach-Workshops bis zu Bildergeschichten auf Teppichen und Kindervernissagen. Hier ein kleiner Überblick:
Museum Tinguely
Parcours-Angebote
Das Museum Tinguely bietet zwei verschiedene Parcours an: «Per Zufall Tinguely entdecken» und, ganz neu, «Immer der Nase nach».
Bei «Per Zufall Tinguely entdecken» übernimmt der Zufall das Steuer. Mit Würfeln, dem Ziehen einer Karte oder dem Werfen einer Münze erkundet Jung (und Alt) die Kunstwerke der Sammlung Tinguely auf spielerische Art. Das neue, liebevoll illustrierte Faltblatt inspiriert zu unerwarteten Entdeckungen.
Weiterführende Infos zu den Veranstaltungsprogrammen der Museen finden Sie über die abgebildeten QR-Codes. Fragen Sie an der Kasse oder am Infoschalter nochmals nach.
Beim neuen Parcours-Angebot «Immer der Nase nach» übernimmt die Nase das Steuer. Gerüche wecken Erinnerungen und regen die Fantasie an. Was könnte Abgas- oder Schokoladenduft mit einem Kunstwerk von Jean Tinguely zu tun haben?
Kinderclub
Seit über 25 Jahren schon besteht der Kinderclub und macht kleine Tinguely-Liebhaber:innen seither zu wahrhaftigen Profis des tollkühnen Gebastels. Inspiriert von Kunstwerken im Museum, ändern die Themen von Mal zu Mal, während die Clubmitglieder bleiben. Aktuell hat es noch wenige freie Plätze: bitte vorher telefonisch anmelden!
Mittwoch 14–17 Uhr (ausser in den Schulferien)
Ab 8 Jahren, max. 10 Kinder
Kosten: 5 CHF
Anmeldung für einen Schnuppertermin: +41 61 688 92 70
Familiensonntag am 10.03.2024
Inspiriert von Otto Pienes Anemones: An Air Aquarium kneten wir an diesem Familiensonntag nach Herzenslust und lassen wunderschöne Wasserblumen oder furchterregende Meeresungeheuer entstehen!
Die Familiensonntage sind inklusive Veranstaltungen und im Museumseintritt inbegriffen.
Kindergeburtstage
Feiere deinen Geburtstag inmitten der Maschinen von Jean Tinguely! Dein Kindergeburtstag besteht aus einem Rundgang durch das Museum und einem praktischen Teil im Atelier. Das Angebot findet nachmittags zwischen 13 und 17 Uhr statt, die Dauer umfasst 2 bis 2,5 Stunden.
Ab 6 Jahren, max. 10 Kinder
Kosten: 150 CHF
Anmeldung erforderlich per E-Mail oder +41 61 688 92 70
Parcours «Immer der Nase nach» im Museum Tinguely
Fondation Beyeler
Open Studio
Zur Jeff-Wall-Ausstellung öffnet die Fondation Beyeler ihre Ateliers und lädt alle, die Lust auf Kunst und Gestaltung haben, zum Open Studio ein. Das offene Angebot bietet die Möglichkeit, sich vertieft mit Themen und Arbeitstechniken des kanadischen Künstlers auseinanderzusetzen und verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten zu erproben.
Samstag/Sonntag, 3./4.2., 2./3.3. und 20./21.4.2024 | 10–18 h
Das Angebot ist kostenlos, es ist keine Voranmeldung nötig.
Familienrundgang
Während des Familienrundgangs durch die Ausstellung «Jeff Wall» erhalten Erwachsene und Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren einen vertieften Einblick in das Schaffen des kanadischen Künstlers. Sonntag, 4.2., 3.3., 21.4 | 11–12 h
Kosten: bis 10 Jahre CHF 7.– / Erwachsene Museumseintritt
Workshop für Kinder
Bei einem Rundgang können Kinder die Ausstellung «Jeff Wall» entdecken und anschliessend im Atelier spielerisch experimentieren. Mittwoch 13.3. | 14–16.30 h
Für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren.
Kosten: CHF 10.– inkl. Material
Familientag «Jeff Wall»
Der Familientag zur Ausstellung «Jeff Wall» widmet sich den Geschichten, Geheimnissen und Stimmungen in den Bildwelten des kanadischen Künstlers. Unterhaltsame Zugänge zu den Werken und Themen der Ausstellung bieten u.a. Familienrundgänge.
Die Jüngsten können auf dem Erzählteppich reisen oder mit Eichhörnchen Fred das Museum erkunden. In Workshops für jedes Alter wird gestaltet, geforscht und gespielt.
Sonntag, 14.4.2024 | 10–18 h
Kosten: Museumseintritt (inkl. Veranstaltungen am Familientag)
Erzählteppich zur Sammlungspräsentation
Kinder zwischen 3 und 6 Jahren sind herzlich eingeladen, auf einem bunten Teppich vor ausgewählten Werken der Sammlung Beyeler Platz zu nehmen, spannenden Anekdoten zu lauschen und eigene Geschichten zu spinnen.
Sonntag, 25.2., 10.3. | 11–12 h
Kosten: Kinder CHF 7.–, Erwachsene Museumseintritt
Kunstmuseum Basel
Audioguide
Entdecke auf der Kindertour mit dem neuen Audioguide acht Werke im Museum, die mit dir sprechen. Findest du den fliegenden Mann, die grosse Spinne und die geheimnisvollen drei Klappen?
Kindervernissagen
Parallel zu den Eröffnungen der Sonderausstellungen im Kunstmuseum Basel gibt es Vernissagen für dich, deine Freund:innen und Geschwister. Lass deine Eltern mit den anderen Erwachsenen ziehen und ab geht es zur Kindervernissage (4–12 Jahre).
Dan Flavin: Lichter an! Schnapp dir eine Taschenlampe und experimentiere mit Hell und Dunkel, gestalte Lichträume und erlebe, wie man mit Licht Kunst macht.
Freitag, 1.3.2024 | 18–20 h
When We See Us: Mein Traum vom Leben Finde heraus, was dir im Alltag Freude macht und dein Leben beflügelt – und wie du das in einem Bild zum Ausdruck bringst.
Freitag, 24.5.2024 | 18–20 h
Mit dem neuen Audioguide im Kunstmuseum Basel beginnen Kunstwerke mit zu Dir sprechen
Erforsche in den Workshops der Fondation Beyeler deinen Ideenreichtum
Ausstellungsansicht «Kosmos Klee. Die Sammlung», Zentrum Paul Klee, Bern
Kloster Schönthal
www.schoenthal.ch
Der Eilige Geist kommt zur Ruhe | 27.04. – 03.11.2024
Pilgerort Kloster Schönthal | Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger
Die diesjährige Ausstellung des Kloster Schönthals verspricht anders zu werden: Mit dem installativen Grossprojekt «Der eilige Geist kommt zur Ruhe» des renommierten Schweizer Künstlerpaares Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger verwandelt sich das Kloster Schönthal und seine Umgebung auf einzigartige Weise erneut zu einem Pilgerort. Ein Pilgerfest und eine grosse Teigprozession sind der Auftakt für ihre neugeschaffenen ortsspezifischen Installationen, die den Weg von Langenbruck zum Kloster Schönthal bis Anfang November säumen werden und auf dem Areal des Klosterensembles mit einer Hauptinstallation in der Kirche zusammenlaufen.
Sa, 27.04.2024 | 12–24 h | Pilgerfest und Teigprozession Ohne Anmeldung, Treffpunkt für die Prozession (12 h): Vor der Gemeindeverwaltung, Kräheggweg 1, CH 4438 Langenbruck, 28.04. – 03.11.2024 | Ausstellung: Ort der Unruhe – Ort der Ruhe Kloster Schoenthal | Öffnungszeiten: Mi, 13-18 h | Fr, 13-20 h | Sa/So 11-18 h
Erforschen Sie Paul Klees Welt! Die neue Sammlungspräsentation «Kosmos Klee» gibt Besucher:innen einen chronologischen Überblick über Klees Leben und Werk. Sie zeigt rund 70 Werke aus der Sammlung sowie biografisches Material und Schätze aus dem Archiv wie Klees Aquarellkasten oder seine Geige.
Der Raum FOKUS bietet Platz für kleinere Ausstellungen mit inhaltlichem Bezug zu Paul Klee und seinem Werk. Ab Ende Januar werden dort zum ersten Mal in der Schweiz Arbeiten von Hamed Abdalla gezeigt. Abdalla gilt als Pionier der ägyptischen Moderne und hat sich intensiv mit der europäischen Moderne beschäftigt. Seine Werke zeichnen sich durch eine Verbindung von Abstraktion und menschlicher Figuration, Weltlichem und Sakralem sowie Poetischem und Politischem aus.
Ausgabe Frühjahr 2024 | Erscheint zwei Mal jährlich | Auflage 150 000 Exemplare Die nächste Ausgabe erscheint im Herbst 2024
Ein Teil der Auflage ist am 3. Februar der Basler Zeitung, der Schweiz am Wochenende (Ausgabe Region Basel), einer Teilauflage der Badischen Zeitung sowie einer Teilauflage des Südkuriers beigelegt.
UBERMORGEN, Giulia Essyad, Johanna Müller Schweizer Medienkunst – Pax Art Awards 2023 | Bis 10.03.2024
Libby Heaney: Quantensuppe | 23.03. – 26.05.2024
Vernissage: Fr, 22.03.2024, 19 h
Virtual Beauty | 08.06. – 18.08.2024
Vernissage: Fr, 07.06.2024, 19 h
HEK at Liste & Reception während der Art Basel | 10.06. – 16.06.2024
Reception: 11.06.2024
Forum Würth Arlesheim
Forum Würth Arlesheim
www.kunst.wuerth-ag.ch
Letzte Tage: Zwischen Pathos und Pastos –Christopher Lehmpfuhl. Sammlung Würth | bis 25.02.2024
Entdecken Sie in rund 35 Werken der Sammlung Würth die Schaffenskraft des Berliner Künstlers Christopher Lehmpfuhl (*1972).
Waldeslust. Bäume und Wald in Bildern und Skulpturen. Sammlung Würth | 23.03.2023 – 03.08.2025 «Waldeslust!» – An Aussagekraft und Deutungsvielfalt kann den Wald so leicht kein Sujet der Kunstgeschichte überbieten.
Die Ausstellung beleuchtet die Anziehungskraft des Waldes und der Bäume in rund 60 signifikanten Exponaten der Sammlung Würth von Alfred Sisley bis Anselm Kiefer.
Eintritt kostenlos | Entry free Weitere Informationen und Begleitprogramm: kunst.wuerth-ag.ch
ENTROPIA – Von den Zeichen der Irreversibilität | 04.05. – 07.07. 2024
Mit: Rosa Barba, Vanessa Billy, Jérémie Gindre, Val Minnig, Adrien Missika, Kilian Rüthemann und ein Beitrag von Robert Smithson | Kuration: Simone Neuenschwander
Double #1: Judith Kakon – Iris | Lou Masduraud – Mananagement opera Kuratiert von Simone Neuenschwander
Im neuen Ausstellungsformat Double treffen jeweils zwei Kunstschaffende aufeinander, die mit ihren unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen in einen Dialog treten. Für die erste Ausgabe werden die beiden Künstlerinnen Judith Kakon (*1988, Basel, lebt in Basel) und Lou Masduraud (*1990, Montpellier, lebt in Genf) ihre Arbeiten präsentieren, in denen sie sich mit dem Thema der Strukturierung und Belebung des öffentlichen und institutionellen Raums beschäftigen.
Masduraud,
Ausstellungen ausserhalb der Region Basel
Aarau | Kunsthaus
Hugo Suter –Sammlung im Fokus
Zwischen dem Schweizer Künstler
Hugo Suter (1943–2013) und dem Aargauer Kunsthaus bestand eine enge Verbindung. 1966 erwarb das Kunsthaus die ersten Gemälde des damals erst 23-jährigen Künstlers. In den nächsten Jahrzehnten folgten weitere Ankäufe und Schenkungen sowie Einzel- und Gruppenausstellungen. Als Resultat dieses regen Austauschs befinden sich heute über hundert Arbeiten von Hugo Suter in der hauseigenen Sammlung. Der Fokus zeigt eine Auswahl von Papierarbeiten, Wandreliefs, Installationen und Objekten aus den Jahren 1970 bis 2000. bis 25.08.24 www.aargauerkunsthaus.ch
Chur | Bündner Kunstmuseum
Augusto Giacometti –Arbeiten auf Papier
Augusto Giacometti (1877–1947) gehört zu den wichtigsten Künstlerpersönlichkeiten der Schweiz im frühen 20. Jahrhundert. In Stampa im Bergell geboren, studierte er in Zürich und Paris und verbrachte wichtige Jahre in Florenz, bevor er sich in Zürich niederliess und von da aus wiederholt künstlerisch anregende Reisen unternahm. Aus diesem Grund konzentriert sich die Ausstellung Contemplazione im Bündner Kunstmuseum ganz auf Arbeiten auf Papier und zeigt damit die Grundlagen dieses Schaffens. Sie geht von den reichen Beständen der Bündner Kunstsammlung aus und wird um prominente Leihgaben ergänzt. Ein substanzieller Teil der Ausstellung macht die umfangreiche Sammlung der Architektin Tilla Theus aus, die 2024 als Schenkung ins Bündner Kunstmuseum kommt.
28.01. – 28.04.2024 www.kunstmuseum.gr.ch
Solothurn | Kunstmuseum
Yves Netzhammer: Die Welt ist schön und so verschieden, eigentlich müssten wir uns alle lieben
In der gross angelegten Einzelausstellung wird das Kunstmuseum Solothurn für Netzhammer gleichsam zum weissen Zeichenblock: Von Raum zu Raum entspinnt sich mittels unterschiedlicher Motive und Medien ein fortlaufendes Narrativ. Der Künstler entwickelt indes seine unverwechselbare Ikonografie weiter, mit der er sich in den letzten drei Jahrzehnten international einen Namen gemacht hat.
Netzhammer schärft unsere Sinne für komplexe Übersetzungsmanöver, die unser Wahrnehmen und Empfinden im Heute prägen. Es ist ein kontinuierliches Übertragen und Skalieren zwischen unterschiedlichen Bildtechnologien und räumlichen Dimensionen, das der Künstler anleitet. bis 12.05.2024 www.kunstmuseum-so.ch
St. Gallen | Kunstmuseum
Arthur Simms
Thun | Kunstmuseum
Gustav Stettler im Dialog mit der Sammlung
Die Ausstellung befasst sich mit dem Wirken von Gustav Stettler und untersucht die Synergie zwischen Stadt und Land. So werden die Arbeiten des Schweizer Malers von einer chronologischen Auswahl an Sammlungswerken des Kunstmuseums Thun flankiert. Diese stammen von Kunstschaffenden, die zwischen dem städtischen Ambiente und der ländlichen Umgebung navigieren. Darunter Cuno Amiet, Zora Berweger, Samuel Buri, Balthasar Burkhard, Burkhard Hilty, Diana Dodson, Rainer Eisch, Stefan Guggisberg, Dagmar Keller und Martin Wittwer, Reto Leibundgut, Claudio Moser, Helene Pflugshaupt, Fred und Ruth Stauffer sowie Michael Streun. Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Kunst Raum Riehen, wo vom 2. September bis 5. November 2023 Stettler als Porträtist der Stadt und ihren Menschen im Zentrum stand.
10.02. – 21.04.2024 www.kunstmuseumthun.ch
Winterthur | Kunst Museum
Michael E. Smith
Zürich | Kunsthaus
Apropos Hodler – Aktuelle
Blicke auf eine Ikone
Hodlers Rezeptionsgeschichte verlief in Wellen. Als «Skandalkünstler» zählte er mit seinen Beteiligungen an den Sezessionsausstellungen in Berlin und Wien um 1900 zu den progressivsten Kunstschaffenden seiner Zeit. Den beruflichen Erfolg hatte sich Hodler, der aus einer bildungsfernen Familie stammte, allerdings hart erarbeitet.
Das Kunsthaus Zürich fragt in dieser Ausstellung nach der Aktualität des als «Nationalkünstler» bekannten Ferdi-
nand Hodler. «Apropos Hodler» stellt einseitigen Interpretationen das formale, kulturelle und politische Wirken dieses Malers in seiner ganzen Vielfalt gegenüber und versucht, das Alte und Bekannte neu zu sehen. Arbeiten von über 30 zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern treffen auf rund 60 Gemälde der Schweizer Ikone.
08.03. – 30.06.2024
www.kunsthaus.ch
Zürich | Haus Konstruktiv Bettina Pousttchi –Progressions
Die Kunst von Arthur Simms (*1961 Saint Andrew, Jamaika) beinhaltet eine fesselnde Mischung von Einflüssen: seine amerikanische und jamaikanische Herkunft, Musik, Volkskultur und globale Eindrücke, die er in faszinierende Skulpturen einfliessen lässt. Seine Arbeit dient als tiefgründige Erkundung von Ursprung und Transformation und umfasst seine bikulturelle Identität. Durch akribisches Handwerk – oft umwickelt er seine Objekte mit Schnüren – haucht Simms Objekten Leben ein, die sonst als Abfall abgetan würden. Simms’ Technik bezieht sich auf die Kunstgeschichte, insbesondere auf Marcel Duchamps «Readymade»-Ansatz und den Surrealismus. 10.02.
Der US-amerikanische Künstler Michael E. Smith (*1977 in Detroit) schafft Skulpturen aus Alltagsgegenständen. Beginnt Smith sich auf eine Ausstellung vorzubereiten, konkretisiert sich seine Materialsuche. Während der Aufbauphase wird Smith in Winterthur ausnahmslos neue Werke schaffen. Das Vorgehen ist, wie er selbst erläutert, stark «musikalisch» geprägt. Dafür «improvisiert» er während des ausgedehnten Ausstellungsaufbaus vor Ort im Stile des Jazz oder des «Samplings» im Hip-Hop. Smith schreibt dem Museum quasi Raum für Raum Songs auf den Leib, die sich in der Ausstellung zu einem Soundtrack verbinden.
bis 28.04.2024 www.kmw.ch
Das Museum Haus Konstruktiv eröffnet das Ausstellungsjahr mit einer Einzelschau von Bettina Pousttchi. Gezeigt wird eine Auswahl skulpturaler und fotografischer Arbeiten sowie Keramiken. Die industriell hergestellten Ausgangsmaterialien vieler Skulpturen transformiert die Künstlerin mit gezielten Eingriffen. Konzeptuell mit Minimal Art und Readymade verbunden, gehen die Werke im grossen wie im kleinen Format eine spannungsvolle Beziehung zur Museumsarchitektur ein. In der Ausstellung im Haus Konstruktiv zeigt Pousttchi neu produzierte Skulpturen aus der Serie Vertical Highways; aufgerichtete Leitplanken in ungewöhnlicher Farbgebung.
Hugo Suter, Steg zum Rembrandtgrund, 1985
Augusto Giacometti, Freiheit
Arthur Simms, Foto: George Etheredge
Gustav Stettler, Kleine Galerie, 1980/1981
Michael E. Smith, Untitled, 2023
Ferdinand Hodler, Die Wahrheit II 1903 Bettina Pousttchi, In Transit, 2023
DEUTSCHLAND
Marktplatz
Münsterplatz
Barfüsserplatz
Aeschenplatz
1 Fondation Beyeler, Riehen/Basel
2 Museum Tinguely
3 Kunstmuseum Basel | Hauptbau | Neubau
4 Kunstmuseum Basel | Gegenwart
5 Kunsthalle Basel
6 Historisches Museum Basel
7 Museum der Kulturen Basel
8 Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G
9 HEK – Haus der Elektronischen Künste Basel
10 Vitra Design Museum/D
11 Kunst Raum Riehen
12 Kloster Schönthal, Langenbruck/CH
13 Forum Würth Arlesheim
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Ausstellungen ausserhalb der Schweiz
Amsterdam | Rijksmuseum
Frans Hals –seiner Zeit weit voraus
Ausserordentlich produktiv, erneuernd, amüsant, beinahe übermütig: Wie kaum ein anderer Maler des 17. Jahrhunderts setzte Frans Hals bahnbrechende Impulse. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der lockere und lebendige Stil von Frans Hals. Dieser Stil verhalf ihm zu grossem Ansehen und erklärte ihn zum Vorläufer des Impressionismus.
16.02. – 09.06.2024 www.rijksmuseum.nl
Berlin | Neue Nationalgalerie
Frankfurt | Schirn
The Culture.
Hip-Hop und zeitgenössische Kunst im 21. Jahrhundert
Anlässlich seines 50. Geburtstags
Hamburg | Kunsthalle
The ephemeral Lake –eine digitale Installation von Jakob Kudsk Steensen
München | Pinakothek der Moderne
widmet die SCHIRN dem Hip-Hop und seinem tiefgreifenden Einfluss auf die aktuelle Kunst und Kultur unserer Gesellschaft eine grosse, interdisziplinäre Ausstellung. Hip-Hop entstand in der Bronx im New York der 1970er-Jahre als kulturelle Bewegung unter Schwarzen und Lateinamerikanischen Jugendlichen, die sich durch MCing, DJ-ing, Graffiti und Breakdance ausdrückten. Heute hat sich Hip-Hop zu einem globalen Phänomen entwickelt.
29.02.
Frankfurt | Städel Museum
Mit The Ephemeral Lake zeigt die Hamburger Kunsthalle anlässlich des 250. Geburtstags von Caspar David Friedrich (1774–1840) im Jahr 2024 eine immersive Installation, welche die einzigartige Ausdruckskraft der Werke des bedeutenden romantischen Malers mit digitalen Landschaften des 21. Jahrhunderts in Wechselwirkung setzt. Das Projekt des dänischen Künstlers Jakob Kudsk Steensen verbindet dafür in einer Rauminstallation Landschafts-
FLATZ – something wrong with Physical Sculpture FLATZ (*1952) zählt zu den prominentesten internationalen, in München lebenden Künstlerpersönlichkeiten. Mit Performances, Skulpturen und multimedialen Rauminstallationen wurde der gebürtige Österreicher in den 1970er-Jahren bekannt. Mit Werken aus allen Schaffensphasen widmet sich die Ausstellung dem radikalen Körperbegriff von FLATZ.
09.02. – 05.05.2024
www.pinakothek-der-moderne.de
Paris | Centre Pompidou
Capital Image –Neue Technologien und Ökonomien der Fotografie
– 26.05.2024 www.schirn.de
Die nächste Ausgabe von Artinside erscheint im Herbst 2024
Museum Tinguely
Fresh Window. Kunst & Schaufenster
04.12.2024 – 11.05.2025
Die Geschichten von Schaufensterdekoration und Bildender Kunst sind seit Jahrzehnten eng miteinander verwoben. Neben Jean Tinguely setzten zahlreiche Künstler:innen wichtige Impulse im Bereich der Schaufenstergestaltung. Andererseits taucht das Schaufenster immer wieder als Motiv in Kunstwerken auf oder dient als Bühne für Performances und Aktionen. Die Ausstellung beleuchtet diese wechselvolle Beziehung und wird mit künstlerischen Interventionen in Schaufenstern in Basel in den Stadtraum erweitert.
Fondation Beyeler
Matisse – Eine Einladung zur Reise
22.09.2024 – 26.01.2025
Die Fondation Beyeler zeigt im Herbst 2024 die erste Henri-MatisseRetrospektive in der Schweiz seit fast 20 Jahren. Anhand von über 70 Hauptwerken aus namhaften Museen sowie Privatsammlungen richtet die Ausstellung den Blick auf die Entwicklung und Vielfalt im wegweisenden Schaffen des Künstlers. Sie setzt mit den um 1900 entstandenen Bildern der Frühzeit ein, führt über die revolutionären Gemälde des Fauvismus und die experimentellen Werke der 1910er-Jahre hin zu den sinnlichen Gemälden der Nizza-Periode und der 1930er-Jahre, um schliesslich in den legendären Scherenschnitten des Spätwerks der 1940er- und 1950er-Jahre zu gipfeln. Gedanklicher Ausgangspunkt bildet Charles Baudelaires Gedicht «Einladung zur Reise» von 1857, worin sich zahlreiche Schlüsselthemen von Matisse' Werk finden. In der Befreiung der Farbe vom Motiv und in der Vereinfachung der Formen hat Matisse die Malerei der Moderne auf eine neue Grundlage gestellt.
Kunstmuseum Basel | Neubau
Paula Rego. Machtspiele
28.09.2024 – 02.02.2025
Die portugiesisch-britische Künstlerin Paula Rego (1935–2022) gehört zu den wichtigsten und spannendsten figurativen Malerinnen der letzten Jahrzehnte. Das Kunstmuseum Basel organisiert die erste Ausstellung der Künstlerin in der Schweiz und stellt ihr Schaffen in Schlüsselwerken vor. Ihr Kosmos aus Gemälden, Puppen-Objekten und Grafiken besteht aus Orten von Machtkämpfen: begonnen beim eigenen Selbst über den privaten Kreis der Familie, Beziehungen zwischen den Geschlechtern und politische Gewalt.
Henri Matisse, Grand nu couché (Nu rose), 1935
Paula Rego, The Family, 1988
Jean Tinguelys Rotozaza III im Schaufenster des Warenhauses Loeb in Bern, Oktober 1969