Artinside – Spring 2023

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Art inside

Das Museumsmagazin

Ausgabe Frühjahr 2023

Fondation Beyeler

Shirley Jaffe im Kunstmuseum Basel

À bruit secret. Das Hören in der Kunst im Museum Tinguely

Wayne Thiebaud

04 Wayne Thiebaud

Fondation Beyeler

Die Ausstellung präsentiert Wayne Thiebauds Werk in seinen vielen Aspekten: neben Stillleben auch Porträts sowie multiperspektivische Städtebilder und Landschaften.

08 Doris Salcedo

Die umfangreiche Ausstellung zu Doris Salcedo vereint wichtige Werke aus allen Schaffensphasen der international renommierten kolumbianischen Künstlerin.

11 Picasso – Künstler und Modell: Letzte Bilder

11 Basquiat. The Modena Paintings

12 Garden Futures: Designing with Nature Vitra Design Museum

Welchen Beitrag leisten Gärten zu einer nachhaltigeren Zukunft, die für alle lebenswert ist? Diesen Fragen geht die Ausstellung anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur nach.

14 Shirley Jaffe

Kunstmuseum Basel

Das Kunstmuseum Basel zeigt die bewegende Malerei von Shirley Jaffe in einer grossen Sonderausstellung.

17 Charmion von Wiegand

Die Ausstellung zeigt eine zu Unrecht in Vergessenheit geratene aussergewöhnliche Künstlerin des 20. Jahrhunderts.

18 Andrea Büttner

Andrea Büttners Ausstellungen sind raumgreifende «Erzählungen», die sich den Besucher:innen Schritt für Schritt erschliessen.

21 Gina Folly | Born in Ukraine

Artinside | 2 | Frühjahr 2023
Inhalt 04
Wayne Thiebaud, Two Paint Cans, 1987 Andrea Büttner, Erntender, 2021 Jurgen Bey, Tree-trunk bench, 1998
12 18

22 La roue = c'est tout Neue Sammlungspräsentation Museum Tinguely Erstmals seit der Eröffnung des Museums wird die Werksammlung des Künstlers wieder in der grossen Halle gezeigt.

24 À bruit secret

Das Hören in der Kunst Das Museum Tinguely bietet eine Vielfalt von Begegnungen mit bekannten und unbekannten Klangwelten dieser Erde.

28 Janet Cardiff & George Bures Miller. Dream Machines

Artinside 20 2Jahre

Impressum. Artinside – Das Museumsmagazin

Herausgeber: Matthias Geering

Chefredaktion | Art Direction | Produktion: Sibylle Meier

Lauftext Meier Geering | Oberwilerstrasse 69 | CH-4054 Basel info@artinside.ch | www.artinside.ch

Korrektorat: Lesley Paganetti, Basel

Druck: Swissprinters AG, Zofingen

Bildbearbeitung: LAC AG Basel | Jean-Jacques Nobs, Nicole Hübner

Ausgabe Frühjahr 2023 | Erscheint zwei Mal jährlich

Die nächste Ausgabe erscheint im September 2023

Auflage 150 000 Exemplare

Ein Teil der Auflage ist am 11. Februar der Basler Zeitung, der Schweiz am Wochenende (Ausgabe Region Basel), einer Teilauflage der Badischen Zeitung sowie einer Teilauflage des Südkuriers beigelegt.

Jahresabo CH: CHF 17.–

Jahresabo EU: € 17.–ISSN 1660-7287

Artinside | 3 | Frühjahr 2023
Lehmpfuhl Forum Würth Arlesheim 31 Ulrich Rückriem Kloster Schönthal 32 Transformers Museum Frieder Burda
Zu Gast in Artinside: Joan Miró Zentrum Paul Klee, Bern 34 Umfrage zur Nutzung von Artinside 38 Weitere Ausstellungen
30 Christopher
33
27 Roger Ballen. Call of the Void
22
Jean Tinguely bei der Materialsuche, Paris, 1960
30
32
Ausstellungsansicht «Zwischen Pathos und Pastos –Christopher Lehmpfuhl. Sammlung Würth», 2023 Ausstellungsansicht «Transformers», Museum Frieder Burda, 2023
31
Ulrich Rückriem, Ohne Titel, 1987
33
Joan Miró, Frau vor der Sonne I, 1974
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Wayne Thiebaud, Flood Waters, 2006/2013

Fondation Beyeler

Wayne Thiebaud

Bis 21.05.2023

Die Fondation Beyeler widmet dem aussergewöhnlichen, in Europa bisher wenig bekannten amerikanischen Maler Wayne Thiebaud (1920–2021) die erste Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum. In seinen Stillleben visualisiert Thiebaud in betörenden Pastelltönen die Verheissungen des «American Way of Life». Gleichzeitig demonstrieren seine erstaunlichen Porträts und multiperspektivischen Stadtansichten und Landschaften die Vielseitigkeit des technisch brillanten Malers. Mit 65 Werken aus öffentlichen Sammlungen sowie privaten Leihgaben präsentiert die Retrospektive die wichtigsten Werkgruppen des Künstlers und lädt dazu ein, seine einzigartige Malweise zu entdecken. Thiebaud reizt die Möglichkeiten malerischen Ausdrucks bis an die Grenzen der gesehenen und imaginierten Welt aus und schafft so eine eigene, zwischen Ironie, Witz, Nostalgie und Melancholie wechselnde, Bildsprache.

Thiebauds Kunst wirkt, zumindest auf den ersten Blick, in typisch amerikanischer Weise optimistisch. Verführerisch wird mit den Begehrlichkeiten des Publikums gespielt, sei es in Gestalt der Torten in der Auslage oder der Glücksspielautomaten – populäre Motive aus einer Welt des Überflusses. Thiebaud wurde deshalb oft als Pop-ArtKünstler bezeichnet – eine Einordnung, der er sich selbst jedoch stets verweigerte. In Anbetracht seiner eigenen Sichtweise auf die Ästhetik der Massenproduktion und seines Fokus auf die Malerei kann Thiebaud eher als ein Vorläufer der Pop-Art eingestuft werden. Auf den ersten Blick erscheinen seine Bilder geradezu plakativ und selbsterklärend. Bei genauerem Hinsehen jedoch löst sich jedes Motiv in ein weites Spektrum unzähliger Farben und Farbschattierungen auf, die erst in ihrer Summe ein wiedererkennbares Bild ergeben.

Im Zentrum der von Ulf Küster kuratierten Ausstellung steht die Bedeutung der Farbe in Thiebauds Werken. Die Ausstellung ist nach Themenräumen gegliedert und präsentiert Thiebauds wichtigste Werkgruppen: seine Stillleben, Figurenbilder, Stadtansichten und Flusslandschaften, denen er sich zeit seines Schaffens gleichermassen widmete. Anhand von Öl- und Acrylmalerei und von Arbeiten

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auf Papier wird deutlich, dass für Thiebaud die Grenzen zwischen Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit fliessend waren. Mittels seiner ausgeklügelten Farbsetzungen unterzog er alle Bildelemente einem Prozess der Abstraktion. Nicht nur für die Stillleben, sondern auch für die multiperspektivischen und teilweise farblich überdreht erscheinenden Wasserlandschaften, die Felsformationen und Stadtschluchten – Ausflüge in ein Universum von stürzenden Linien und Farbabgründen. Und die distanziert und kühl wirkenden Figurenbilder strahlen eine unterschwellige, irritierende Melancholie aus, die an das Werk von Edward Hopper denken lässt.

Wayne Thiebaud arbeitete zunächst als Schildermaler, Grafikdesigner und Cartoonist, so auch in den Walt Disney Studios, wo er unter anderem lernte, Mickey Mouse zu zeichnen. Nach einem Kunststudium, das er 1953 abschloss, unterrichtete er zunächst am Sacramento City College, dann an der University of California in Davis Zeichnung und Malerei.

Die Werke Thiebauds sind in bedeutenden amerikanischen Museen anzutreffen, vor allem in Kalifornien. Thiebaud wurde in Europa bisher nur sehr selten ausgestellt und seine Werke sind kaum in öffentlichen Sammlungen vertreten. Zu sehen waren seine Bilder bislang nur 1972 auf der Documenta 5 in Kassel, 1975 im Wallraf-Richartz-Museum in Köln, 1976 in der Arnolfini Gallery in Bristol und 2018 im Voorlinden Museum im niederländischen Wassenaar. Für die Ausstellung ist es gelungen, Hauptwerke aus Thiebauds langjährigem Schaffen zu versammeln. ◀

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Charlotte Sarrazin ist Associate Curator an der Fondation Beyeler. Wayne Thiebaud, Eating Figures (Quick Snack), 1963 Fondation Beyeler Wayne Thiebaud
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«Kleine Welten, das ist es, was Gemälde sind. Kleine gemalte Welten. Unbeweglich, beständig, kontemplativ und eine Quelle der Schönheit und Freude.»
Wayne Thiebaud, 2017
Fondation Beyeler Wayne Thiebaud Wayne Thiebaud, Pie Rows, 1961
Artinside | 8 | Frühjahr 2023 Fondation Beyeler Doris Salcedo 21.05.2023 – 17.09.2023
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Doris Salcedo, Plegaria Muda, 2008–2010

Im Frühling und Sommer 2023 präsentiert die Fondation Beyeler eine umfangreiche Ausstellung mit Werken der international renommierten kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo (*1958). Es wird ihre erste Museumsausstellung in der Schweiz sein und knüpft an ihre bereits seit Oktober 2022 in der Fondation Beyeler präsentierte Installation Palimpsest (2013–17) an.

In ihren Objekten, Skulpturen und grossen ortsspezifischen Interventionen setzt sich die in Bogotá geborene Bildhauerin mit den Erfahrungen und Auswirkungen gewaltsamer Konflikte in ihrer Heimat Kolumbien, aber auch in den USA oder Europa auseinander. Häufig sind ihre Werke Reflexionen über Verlust, individuellen Schmerz und kollektive Trauer sowie die gesellschaftliche Bewältigung dieser Herausforderungen. Obwohl ihre Arbeiten häufig konkrete Ereignisse als Entstehungshintergrund haben, gewinnen sie eine universale Gültigkeit und Wirksamkeit: Im Zentrum ihrer künstlerischen Praxis stehen kulturübergreifende Empfindungen wie Empathie, Trauer oder Entfremdung und der Umgang mit dem ewigen Kreislauf von Vergessen und Erinnern.

Statt plakativer Darstellungen sucht Salcedo mit ihren künstlerischen Mitteln nach den gemeinsamen Nennern im Empfinden der Betrachtenden. «Was ich aus [meinen] Arbeiten herauszuholen versuche, ist das Element, das uns allen gemeinsam ist. [...] Ich erzähle also nicht eine bestimmte Geschichte. Ich spreche nur Erfahrungen an», wie sie 2003 anlässlich der Präsentation ihrer Installation

auf der Biennale von Istanbul ihre Arbeitsweise beschrieb. Die Werke erfordern oft jahrelange Vorbereitung, Recherchen und Ortserkundung und münden in komplexe und minutiös geplante Prozesse der Konzeptualisierung und Ausführung – Ausdruck ihrer künstlerischen Entschiedenheit und unabdingbare Voraussetzung dafür, dass es ihr gelingt, «Gewalt ohne Gewalt darzustellen» und Schmerz spürbar zu machen, ohne ihn explizit zu zeigen.

Die Ausstellung in der Fondation Beyeler präsentiert insgesamt acht Werkreihen mit insgesamt rund 100 Einzelwerken. In den verwendeten Materialien spiegelt sich die Vielseitigkeit ihrer Kunst: Die Arbeiten umfassen so unterschiedliche Medien wie Stein und Zement, Holzmöbel, Seide, Gras, Wasser, Blütenblätter, Nadeln, Kleidungsstücke oder Haare. Neben Palimpsest werden Werke aus den Serien Untitled (1989–93), Atrabiliarios (1992–2003), Unland (1995–98), Untitled (1989–2007), Plegaria Muda (2008–10), A Flor de Piel (2011–12) und Disremembered (2014-15, 2020/21) zu sehen sein.

Herausragende Werke aus namhaften internationalen Museen werden um selten gezeigte Arbeiten aus bedeutenden Privatsammlungen ergänzt. Die Ausstellung entsteht in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und ihrer Galerie White Cube in London.

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Dr. Fiona Hesse ist Associate Curator an der Fondation Beyeler. Fondation Beyeler Doris Salcedo Doris Salcedo
Salcedo gelingt es, «Gewalt ohne Gewalt darzustellen» und Schmerz spürbar zu machen, ohne ihn explizit zu zeigen.

PICASSO – Künstler und Modell:

Letzte Bilder

19.02.2023 – 01.05.2023

Im Rahmen der internationalen Feierlichkeiten rund um das fünfzigste Todesjahr von Pablo Picasso (1881–1973) präsentiert die Fondation Beyeler in einer kleineren Ausstellung eine konzentrierte Auswahl von zehn späten Gemälden Picassos, die sich mit dem Bild von Künstler und Modell befassen.

Diese ausdrucksstarken Werke, die im letzten Jahrzehnt von Picassos Schaffen entstanden, führen die unbändige kreative Energie und Produktivität des Künstlers am Ende seines Lebens vor Augen. Picasso setzt sich darin mit dem (Selbst-)Bild des Künstlers und dem künstlerischen Schöpfungsakt ebenso auseinander wie mit dem Bild des weiblichen Körpers. Dabei eröffnen sich für Betrachterinnen und Betrachter auch Fragen in Bezug auf die Darstellung der Frau in der Kunst im Kontext der heutigen Zeit. ◀

Basquiat. The Modena Paintings

Im Sommer 1982 reist der New Yorker Künstler Jean-Michel Basquiat (1960–1988) für eine seiner ersten Einzelausstellungen in Europa ins italienische Modena. Blanke Leinwände und Farben stehen bereit, um neue Werke zu schaffen. Innerhalb weniger Tage entsteht eine Gruppe grossformatiger Gemälde, die sein bisheriges Schaffen nicht nur hinsichtlich ihres Massstabs übertreffen. Jeweils mindestens vier mal zwei Meter messend, sprechen ihre übergrossen Figuren aus Sprayfarbe und kryptische Ölstift-Kritzeleien vor abstrakten Farbflächen eine für die damalige Zeit völlig neue Bildsprache, die sich ebenso an kunsthistorischen Vorläufern wie dem zeitgenössischen Graffiti orientiert.

Doch die Ausstellungsidee wird vor der Eröffnung aufgegeben, die Gemälde nie zusammen gezeigt. Mehr als vierzig Jahre später bringt die Fondation Beyeler die mittlerweile in US-amerikanischen, asiatischen und Schweizer Sammlungen befindlichen Meisterwerke erstmalig zusammen. ◀

Artinside | 11 | Frühjahr 2023
Fondation Beyeler
11.06.2023 – 27.08.2023
Fondation Beyeler
Jean-Michel Basquiat, The Guilt of Gold Teeth, 1982
Planen Sie Ihren Besuch fondationbeyeler/besuch.ch
Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 1963,

Garden Futures Designing with Nature

Gärten sind Spiegel von Identitäten, Träumen und Visionen; sie haben tiefe kulturelle Wurzeln. Seit einigen Jahren sind Gärten in aller Munde – nicht nur als romantisches Idyll, sondern als Experimentierfelder für Fragen der sozialen Gerechtigkeit, Klimawandel, Biodiversität, also für eine nachhaltige Zukunft. Gärten sind zu Orten der Avantgarde geworden. Mit Garden Futures präsentiert das Vitra Design Museum erstmals eine grosse Ausstellung zur Geschichte und Zukunft des modernen Gartens. Welche Ideen und Vorstellungen haben unser heutiges Gartenideal geprägt? Welchen Beitrag leisten Gärten zu einer nachhaltigeren Zukunft, die für alle lebenswert ist? Diese Fragen untersucht die Ausstellung anhand von vielfältigen Beispielen aus Design, Alltagskultur und Landschaftsarchitektur – vom Liegestuhl bis zur vertikalen Stadtfarm, von zeitgenössischen Community-Gärten über begrünte Gebäude

bis hin zu Gärten von GestalterInnen und KünstlerInnen wie Roberto Burle Marx, Mien Ruys oder Derek Jarman.

Der Garten war schon immer mehr als nur ein Ort, sondern auch ein Raum, in dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft Gestalt annimmt: Dies wird in Gemälden, Zeichnungen und Fotografien aus den verschiedensten historischen Epochen und globalen Kontexten deutlich. Wo immer Menschen ein Stück Natur abstecken, um einen Garten anzulegen, verraten dessen Anordnung und Gestaltung viel über die Motive und Weltanschauungen der Gesellschaft.

Eine Medieninstallation zu Beginn der Ausstellung zeigt dazu beeindruckende Beispiele: Der Garten erscheint hier als idealisierter Ort, der sowohl unseren Alltag als auch unsere Fantasie beflügelt.

Artinside | 12 | Frühjahr 2023
Vitra Design Museum
25.03.2023
03.10.2023
Julien de Cerval, Die Gärten von Marqueyssac, Vézac, Frankreich

Auf das grosse Panorama folgt eine eingehende Betrachtung ausgewählter politischer und sozialer Konzepte der Gartenkunst und des Gartenbaus. Selbst der privateste Garten ist mehr als ein persönlicher Rückzugsort; er trägt immer auch die Spuren historischer Entwicklungen und kultureller Wertesysteme in sich.

Als Beispiel für eines der zahlreichen städtebaulichen Konzepte, die Stadt und Garten in Einklang bringen wollen, betrachtet die Ausstellung das Konzept der Gartenstadt, das im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelt wurde. Hingegen verdeutlicht die 1973 von Liz Christy initiierte Green-Guerilla-Bewegung in New York, wie AktivistInnen seit vielen Jahrzehnten versuchen, den Garten als einen Raum für soziale Gerechtigkeit und der öffentlichen Beteiligung neu zu definieren.

Wer Anspruch auf einen Garten hat, wozu ein Garten dient und wie er in ein urbanes Umfeld integriert werden kann, sind Fragen, über die auch aktuell viel debattiert wird.

Die Ausstellung stellt wegweisende zeitgenössische Gartenprojekte vor. Ihre MacherInnen befassen sich mit Themen, die von der botanischen Erforschung bis hin zum Garten als multisensorisches

Kunstwerk, von der Kritik an der ästhetischen Einstellung zur Natur bis hin zur Wiederverwendung stillgelegter Industriestandorte reichen, doch haben sie alle das gleiche Ziel: die Schaffung lebensfähiger, symbiotischer Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Im 20. Jahrhundert erlangte beispielsweise der brasilianische Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx für seine naturnahe Gestaltung von Gärten internationale Anerkennung, während die Pflanzenkompositionen des zeitgenössischen niederländischen Gartenarchitekten Piet Oudolf nicht nur zur Blüte, sondern das ganze Jahr hindurch ansprechend wirken.

Der weitläufige Liao-Garten des chinesischen Künstlers Zheng Guogu lehnt sich an die Ästhetik des Videospiels «Age of Empires» an und schlägt so eine Brücke zwischen virtueller und tatsächlicher Umgebung. Ein in Kuala Lumpur angelegter Gemeinschaftsgarten steht für Bottom-up-Initiativen im urbanen Kontext. Kurze Texte und Gedichte der Schriftstellerin Jamaica Kincaid zeigen, wie der eigene Garten und die Gartenarbeit zu einer Quelle der Inspiration werden können.

Die Ausstellung zeigt eine Vielzahl aussergewöhnlicher Gärten und stellt LandschaftsarchitektInnen und KünstlerInnen vor, die den Garten als einen Ort verstehen, in dem soziale und ökologische Gerechtigkeit ermöglicht werden kann. Das italienische Designduo Formafantasma, bekannt für seine interdisziplinäre Herangehensweise, gestaltet die Ausstellung. ◀

Eine Ausstellung des Vitra Design Museums, der Wüstenrot Stiftung und des Nieuwe Instituut.

Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation. 256 Seiten, ca. 180 Bilder, 55.00 € (deutscher Ladenpreis) www.design-museum.de/shop

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Vitra Design Museum Garden Futures: Designing with Nature
Derek Jarman, Garten des Prospect Cottage in Dungeness, Kent, Grossbritannien, seit 1986 Oudolf Garten, Vitra Campus Planen Sie Ihren Besuch design-museum.de
Artinside | 14 | Frühjahr 2023 Kunstmuseum Basel | Neubau Shirley Jaffe Form als Experiment 25.03.2023 – 30.07.2023
Shirley Jaffe, Arceuil Yellow, 1956

Mit Shirley Jaffe. Form als Experiment präsentiert das Kunstmuseum Basel dem Schweizer Publikum die erste Retrospektive einer eigensinnigen Künstlerin, die dank ihres künstlerischen Mutes zum Vorbild für viele jüngere Kolleginnen wurde. In Paris, wo die US-Amerikanerin sich in den 1950er-Jahren niederliess, fand sie über die Jahre zu einer ganz eigenen Formsprache.

Shirley Jaffe (1923–2016) wurde als Shirley Sternstein in New Jersey geboren und studierte an der Cooper Union in New York. 1949 zog sie dank der sogenannten G.I. Bill für US-amerikanische Kriegsveteranen zusammen mit ihrem Ehemann, dem Journalisten Irving Jaffe, nach Paris. Die Ehe hielt nicht, doch Jaffe blieb. Bald verkehrte sie mit vielen US-amerikanischen Künstler:innen, die nach dem Krieg in der französischen Hauptstadt lebten, darunter Al Held, Norman Bluhm, Kimber Smith, Sam Francis, Joan Mitchell und der Kanadier Jean-Paul Riopelle. Die abstrakt expressionistischen Bilder aus dieser Zeit, wie zum Beispiel Arcueil Yellow (1956), erinnern an geologische Formationen. Einhergehend mit einer

Steigerung des Gestischen gewannen Pinselstrich und Palette im Laufe der Jahre an Komplexität.

Im Centre culturel américain in Paris organisierte Darthea Speyer 1958 eine Ausstellung von Shirley Jaffe zusammen mit Sam Francis und Kimber Smith. Über Francis lernte Jaffe den Kurator Arnold Rüdlinger kennen, der als Direktor der Kunsthalle Bern (1946–1955) und der Kunsthalle Basel (1955–1967) die Schweizer Kunstlandschaft nachhaltig veränderte und modernisierte. Rüdlinger zeigte ihre Bilder in mehreren Gruppenausstellungen und erwarb zwei ihrer Werke für die legendäre Privatsammlung La Peau de l’Ours, die 1955 von sieben Kunstfreunden in Basel gegründet wurde. Rüdlinger fungierte hier als Konservator. 1964 wurden sämtliche Werke der Sammlung in der Kunsthalle Basel ausgestellt.

In den 1960er-Jahren wandte Jaffe sich von ihren Anfängen als abstrakte Expressionistin ab. Der Wandel in ihrem Schaffen begann mit einem Aufenthalt in Westberlin 1963, wo sie dank eines Stipendiums der Ford Foundation anderthalb Jahre verbrachte, bevor sie nach

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Shirley Jaffe, Playground, 1995

Paris zurückkehrte. Sie führte einfache, deutlich erkennbare Formen in ihre Gemälde ein, deren Geometrie sie eine umso kräftiger anmutende Gestik entgegensetzte. Leuchtende Farben unterstreichen die Struktur der Bilder.

Ein noch radikalerer Wechsel geschah ab 1968. Sie verzichtete fortan auf jegliche Gestik und nutzte stattdessen eine klare Geometrie und matte Farbtöne. Es entstanden Kompositionen aus Farbflächen ohne jegliche Tiefe. Dieses Nebeneinanderstellen ging mit der Entscheidung einher, die Beziehungen zwischen den Farben nicht etwa durch Intensität, sondern durch die Arbeit mit Nähe und Entfernung zu dynamisieren. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Boulevard Montparnasse von 1968.

1969 zog Jaffe in ein kleines Atelier in der Rue SaintVictor im 5. Arrondissement, in dem sie beinahe bis zu ihrem letzten Atemzug 2016 malte und lebte. Viele Künstler:innen besuchten sie dort im Laufe der Jahre, darunter Polly Apfelbaum, Beatriz Milhazes und Sarah Morris. Für nachfolgende Generationen, die ihr Werk unter anderem in der Galerie Nathalie Obadia in Paris entdeckten, wurde sie zum Vorbild und zur Referenz, weil sie es gewagt hatte, sich radikal vom abstrakten Expressionismus abzuwenden und einen neuen Weg einzuschlagen.

Ab den 1970er-Jahren begann Jaffe, ihren persönlichen Stil mit markanten Konturen zu entwickeln. Diese Schaffensperiode ist geprägt von freien Formen, die aus der klassischen Geometrie abgeleitet sind und jeweils eigene Farbflächen bilden. Sofern sich Linien auf einer farbigen Fläche finden, übertreten sie weder die Ränder der Farbe noch überschneiden sie sich untereinander. Gegen Ende

dieser Periode versucht Jaffe zudem, sich vom rechteckigen Rahmen zu lösen.

Ihr Werk ab 1983 steht ganz im Zeichen der Farbe Weiss, die zunächst die Formen voneinander trennt, um ihnen eine grössere Unabhängigkeit zu verleihen. In dieser Werkphase erkundet die Künstlerin auch, wie das Weiss zur dynamischen Verteilung der Farbflächen auf dem Gemälde beitragen kann. Die zuvor getrennten Formen können nunmehr in gewagten geometrischen Konstellationen zusammentreffen. Dabei ist das Weiss nicht als Hintergrundfarbe zu verstehen und ändert von Gemälde zu Gemälde seine Schattierung – es handelt sich nie um die gleiche Zusammensetzung der Farbe. Jaffe ergänzt ihre Werke durch lange gewundene oder kantige Linien, die durch mehrere Farbfelder verlaufen und so den Eindruck der Überlagerung verstärken.

Schliesslich kommen seit 1995 und in besonderem Masse seit 2001 Veränderungen in der Farbdichte innerhalb einer Form auf. Das bislang organisiert-dynamische Chaos der Gemälde und die streng einheitlichen Farbflächen werden durch Pinselspuren oder diffuse Farbstrukturen aufgebrochen.

Die Ausstellung Shirley Jaffe. Form als Experiment wird vom Kunstmuseum Basel in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou, Paris, und dem Musée Matisse, Nizza, organisiert.

Die Ausstellung wird kuratiert von Olga Osadtschy (Kunstmuseum Basel) und Frédéric Paul (Musée national d’art moderne Centre Pompidou)

Begleitprogramm

Öffentliche Vernissage

Freitag 24.03., 18.30 h

Kindervernissage:

«Wir sind Dreieck, Kreis und Quadrat» Für Kinder (4−12 Jahre)

Katalog

Die reich bebilderte Publikation zur Ausstellung erscheint im Christoph Merian Verlag und präsentiert eine Collage aus Einschätzungen und Zeugnissen von Weggefährt:innen

Shirley Jaffes, gestützt von neuester kunsthistorischer Forschung, die sich auf bislang nicht publizierte Dokumente aus dem Nachlass der Künstlerin stützt. Sie beinhaltet Beiträge von Svetlana Alpers, Claudine Grammont, Shirley Jaffe, Robert Kushner, Olga Osadtschy, Frédéric Paul und Molly Warnock.

In Zusammenarbeit mit den Freunden des Kunstmuseums Basel

Freitag 24.03., 18−20 h

«Manyness – Musical magnification for Shirley Jaffe»

Manyness wurzelt in Shirley Jaffes Begeisterung für neue Musik in den 1960er-Jahren, als sie für ein Stipendium in Berlin weilte. Manyness ist ein musikalisches Happening im Kunstmuseum Neubau, verteilt auf verschiedene Räume und Etagen, innen und aussen. Gespielt werden Stücke unter anderem von Iannis Xenakis und Karlheinz Stockhausen.

Freitag 14.04., 12.05. | Samstag, 15.04., 13.05., 13−18 h

Mehr: www.kunstmuseumbasel.ch/kalender

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2023
Frühjahr
Kunstmuseum Basel Shirley Jaffe. Form als Experiment

Charmion von Wiegand

Das Kunstmuseum Basel zeigt im Frühjahr 2023 eine monografische Ausstellung der amerikanischen Journalistin, Kunstkritikerin und Malerin Charmion von Wiegand (1896–1983). Die Ausstellung spannt den Bogen von ihren Anfängen als US-Korrespondentin im postrevolutionären Moskau der 1930er-Jahre bis zu ihrem Spätwerk als Malerin.

Charmion von Wiegand erlangte Mitte des 20. Jahrhunderts Anerkennung als Künstlerin, die die Konventionen der geometrischen Abstraktion mit Formen und Farben fernöstlicher Bildsymbolik zusammenbrachte. 1915 zog sie nach New York und lernte die dortige Szene kennen. Als aktives Mitglied der literarischen Zirkel der 1920er-Jahre und als Reporterin im sowjetischen Moskau der 1930er-Jahre machte sie sich zunächst als Kritikerin für verschiedene

25.03.2023 – 13.08.2023

Publikationen einen Namen. Ihr künstlerischer Durchbruch gelang 1945, als sie ein Werk in der visionären Ausstellung The Women in Peggy Guggenheims Galerie Art of This Century zeigte.

Der Einfluss Piet Mondrians

1941 nahm Wiegand Kontakt mit dem Künstler Piet Mondrian auf. Die Begegnung hatte weitreichende Folgen. Nicht nur führte sie Mondrian in die New Yorker Gesellschaft ein und verfasste Texte zu seinem Werk. Die Auseinandersetzung mit Mondrians Schaffen festigte auch von Wiegands Überzeugung, dass geometrische Abstraktion nicht formal sein muss, sondern dass sich damit Inhalt wiedergeben lässt. Weitere wichtige künstlerische Referenzen waren in dieser Zeit Wassily Kandinsky und Hans Arp. Bald schon löste sich von

Wiegand von der Reduktion auf Rot, Gelb, Blau und visualisierte in erweiterten Farbpaletten ihre Auseinandersetzung mit den Schriften von Helena Petrovna Blavatsky, der Begründerin der Theosophie. Insbesondere faszinierten von Wiegand deren Ausführungen zu buddhistischen Farbkodierungen und Formgeometrie, allen voran dem Mandala.

Spiritualität und Buddhismus

Ab den 1950er-Jahren wandte sie sich der spirituellen Praxis des tibetischen Buddhismus zu. Als praktizierende Buddhistin entwickelte sie ein künstlerisches Vokabular, in dem Form und Farbe zum Ausdrucksträger von Spiritualität wurden. Von Wiegand entwickelte so die Bildsprache für einen «modernen transkulturellen Buddhismus», wie Autorin Haema Sivanesan im Ausstellungskatalog schreibt. ◀

Artinside | 17 | Frühjahr 2023
Kunstmuseum Basel | Neubau
Charmion von Wiegand, Triptych, 1961

Andrea Büttner

Mit Der Kern der Verhältnisse zeigt das Kunstmuseum Basel eine breit angelegte Ausstellung der deutschen Künstlerin Andrea Büttner (*1972). Knapp 90 Werke aus den letzten fünfzehn Jahren geben Einblick in ihr Schaffen. Es handelt sich um die bisher grösste Schau dieser international ausgezeichneten Künstlerin, deren Werk durch sinnliche Reduktion komplexer Inhalte besticht.

22.04.2023 – 01.10.2023

Artinside | 18 | Frühjahr 2023
Porträt der Künstlerin Andrea Büttner in ihrem Atelier in Berlin. Kunstmuseum Basel

Karen N. Gerig: Frau Büttner, Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit grossen gesellschaftlichen Themen wie Armut, Arbeit, Scham oder Gemeinschaft. Wie ist Ihre Herangehensweise?

Andrea Büttner: Ganz grundsätzlich denke ich, dass alle Kunst sich mit grossen Fragen verbindet und zugleich mit spezifischen Fragen. Mit Scham beschäftige ich mich seit den späten 90er-Jahren. Scham ist ein Thema, welches mit Kunst zu tun hat, weil es um Urteilen und um Sehen geht. Es gibt in der Ethnografie eine Unterscheidung von Schuldkulturen und Schamkulturen. Dort werden die westlichen protestantischen Kulturen als Schuldkulturen beschrieben, aber je wichtiger Bilder in unserer Kultur werden, desto wichtiger wird das Schamgefühl. Das sieht man z.B. in der Bedeutung der sozialen Medien. Auch die künstlerische Praxis ist mit Scham verbunden – es gibt eine Art naive Vorstellung da-

gungen, in denen Armut ein erstrebenswerter Zustand ist – freiwillige Armut. So bin ich auf das Nachdenken und Arbeiten über Armut gekommen. Auch weil Kunst generell so viel mit Repräsentation zu tun hat.

Es sind auch Fragen bzw. Themen, die über die Zeiten hinweg bleiben – auch wenn sie sich in ihrer Prägung verändern.

Es gibt in meinem Schaffen auch Arbeiten, die dezidiert kunsthistorisch sind; beispielsweise Diashows, die mit der kunsthistorischen Methode des Bildvergleichs arbeiten und die in die Tiefe der Bildgeschichte gehen wie die Kunstgeschichte des Bückens (2021) oder Hirten und Könige (2017). Letztere begreift die Darstellungen der Hirten an der Krippe als Kunstgeschichte der Armutsdarstellung.

In der Basler Ausstellung gibt es verschiedene Werke aus Ihren letzten 15 Schaffensjahren. Es sind Werkkomplexe, die alle zusammenhängen. Sind diese Werkkomplexe je abgeschlossen oder entwickeln sie sich weiter?

von, dass Kunst mit Freiheit zu tun hat. Das Nachdenken über Scham hilft, dieses Bild zu verkomplizieren und zu sagen: Wir bewegen uns immer im Horizont der Kultur, es ist ein Horizont der Konventionen und ein Horizont, der mit Betrachtetwerden und mit Anerkennung zu tun hat. Das Nachdenken über Scham hat mich dann zum Thema Armut geführt: Armut ist ein Zustand, der in unserer Kultur mit Schamgefühlen bestraft wird. In anderen Kulturen und zu anderen Zeiten gibt es ganz andere affektive Reaktionen auf Armut, z.B. Empörung im 19. Jahrhundert. Oder denken Sie an die spirituellen Bewe-

Ja, genau, es ist ein Netz von Themen, mit denen ich seit 20 Jahren beschäftigt bin. Ein neueres Thema im Kontext meiner Beschäftigung mit Scham zum Beispiel sind die Schamstrafen (2022–2023, in situ Wandarbeit im Kunstmuseum Basel | Gegenwart). Schamstrafen oder Schandstrafen bedeutet Strafe durch Zur-SchauStellung. Diese Schandstrafen sind ja eigentlich grausame Ausstellungstechniken. Die Kreuzigung gehört beispielsweise dazu – das heisst, dass ein Schlüsselbild der westlichen Kunstgeschichte eine Scham- oder Schandstrafe darstellt. An diesen Schamstrafen sieht man, dass Sichtbarmachung bzw. Sichtbarkeit als Strafe verwendet wird. Das bricht mit der Vorstellung, dass Sichtbarkeit unbedingt etwas Positives ist, etwas Erstrebenswertes. Ich denke, es geht darum, unsere Normativität von Sichtbarkeit zu befragen und zu zeigen, dass das Opake, das Verborgene, das Verschleierte, eventuell etwas Widerständiges oder Wertvolles sein könnte.

Artinside | 19 | Frühjahr 2023
What is so terrible about craft? / Die Produkte der menschlichen Hand, 2019
Scham ist ein Thema, welches mit Kunst zu tun hat, weil es um Urteilen und um Sehen geht.

Das Kunstmuseum Basel hat drei Häuser und eine Sammlung, die sieben Jahrhunderte abdeckt und damit solche Vergleiche zwischen den Zeiten zulässt. Ihre Ausstellung wird sich auch auf Neubau und Hauptbau ausweiten. Was wird uns da erwarten?

Im Hauptbau werden zwischen den alten Meistern in der Sammlung Arbeiten von mir platziert, die alle aus einer Werkserie kommen. Es handelt sich dabei um Hinterglas-Bilder, die mit gefundenen und ausgeschnittenen Prospektbildern arbeiten. Und zwar sind das alles ausgeschnittene Bilder von Broten.

Aus einem bestimmten Grund diese Werkserie?

Das ist eine kuratorische Entscheidung, aber für mich macht es Sinn und ich bin gespannt, es zu sehen. Ich habe die Serie in den Nullerjahren angefangen. Plötzlich wurde über Brote gesprochen – über Sauerteigbrot usw. Es ist dieser Diskurs, der mich interessiert, der eine Art visueller und geschmacklicher «Jargon der Eigentlichkeit» ist. Auch andere Arbeiten wie What’s so terrible about craft?/ Die Produkte der menschlichen Hand (2019) oder die Auseinandersetzungen mit der Spargelernte in Deutschland sind mit diesen Werken verbunden. In diesen Arbeiten geht es mir darum, die Fetischisierung von Handarbeit zu befragen. So bin ich auch zu den Broten gekommen. Es ist zudem eine Auseinandersetzung und Kritik der Antimoderne – dass man denkt, in vielen Dingen in der Kunst wie im Weben oder Brotbacken sei etwas Kritisches drin. Eigentlich ist dies nicht der Fall, sondern es gibt im Gegenteil etwas Reaktionäres daran, was ich herausstellen möchte.

Bei den alten Meister könnte man mit den Broten auch die Verbindung zur christlichen Ikonografie machen. Wäre das für Sie ein Problem, wenn diese Verbindung hergestellt wird?

Nein. Die Brote sind eine Primärform, sie sind wie Kiesel oder Münzen. Sie sind auch nur Kunst und bleiben Bilder. Der Kontext bei den alten Meistern ist interessant. Die Brote haben ja auch mit dem Bettlerthema zu tun, das mich in anderen Arbeiten beschäftigt. Eine davon wird in der Passage zum Neubau gezeigt.

Gibt es einen Werkkomplex, den Sie als zentral für Ihr Schaffen oder die Ausstellung im Kunstmuseum Basel bezeichnen würden? Oder ist alles zusammen als ein grosses Werk zu sehen?

Zentral ist sicher What’s so terrible about craft?/ Die Produkte der menschlichen Hand. Es handelt sich dabei um eine Videoinstallation, in der die handwerkliche Produktion im Zentrum steht und die sich mit Tendenzen der Gegenmoderne in der zeitgenössischen Kunst kritisch auseinandersetzt. Die also mit der Vorstellung bricht, dass, wenn man webt, gärtnert, töpfert, das in sich politisch wertvoll ist. Zentral sind auch meine Holzschnitte, die mich auf diese Fragen stossen. Es wird auch eine Arbeit zu Kants Kritik der Urteilskraft zu sehen sein, die die Urteilskraft bebildert. Ich denke dieser Zusammenhang von Bild und Philosophie, von Bild und Kritik, ist zentral. Grundsätzlich ist die Ausstellung aber ein Geflecht von Arbeiten, die Konstellationen erzeugen. Das Element dieser Konstellationen und der Zusammenhänge ist mir wichtig. ◀

Artinside | 20 | Frühjahr 2023
Das Interview führte Karen N. Gerig, Leiterin Kommunikation, Kunstmuseum Basel Andrea Büttner, Vogelpredigt (sermon to the birds), 2010 Kunstmuseum Basel Andrea Büttner. Der Kern der Verhältnisse

Gina Folly. Autofokus

Manor Kunstpreis 2023

06.05.2023 – 01.10.2023

Gina Folly (*1983) hat den Manor Kunstpreis Basel 2023 gewonnen. Die Künstlerin, die in Basel und Paris lebt, beschäftigt sich in ihrem Werk mit Fotografie, wobei sie das Medium durch ihre Wahl neuer Formate, Materialien und Präsentationsformen erweitert. Der fotografische Blick dient ihr als Ausgangspunkt, mittels dessen sie Umfelder und Erlebnisse analysiert und reflektiert. Ihre vielschichtigen Bilder, Skulpturen und Installationen thematisieren Emotionen und Beziehungen von Menschen in ihrem Alltag. Dabei handeln ihre Arbeiten von Situationen, Orten und Objekten, anhand derer die Künstlerin unsere alltäglichen Vorstellungen von Durchlässigkeit und Abgrenzung, Natürlichkeit und Künstlichkeit oder von privatem und öffentlichem Raum befragt. Meist rücken das Unbedachte und Unscheinbare in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Für ihre Ausstellung Autofokus im Kunstmuseum Basel | Gegenwart erarbeitet Folly zwei neue fotografische Werkserien zu den Themen «Gebrauchtwerden» und «in Gebrauch sein». Die Arbeiten verhandeln soziale und ökonomische Beziehungssysteme sowie Möglichkeiten eines intergenerativen Transfers von Taten und Wissen. Folly arbeitet dafür mit den Mitgliedern des Vereins Quasi Tutto zusammen, einem nach eigener Aussage «kleinen Dienstleistungsbetrieb von vorwiegend pensionierten Frauen und Männern», die auf ihrer Plattform Dienstleistungen aller Art anbieten – von Gartenpflege, Entsorgungen, Installationen von TV und Internet bis zu Reparaturen alter Geräte. Sie porträtiert die Vereinsmitglieder und gibt damit einer Randgruppe unseres Sozialsystems eine Bühne und beleuchtet die Frage nach dem Verhältnis von individuellem Nutzen und gesellschaftlicher Nützlichkeit. ◀

Kunstmuseum Basel | Hauptbau

Born in Ukraine

Die Kyjiwer Gemäldegalerie zu Gast

Bis 02.07.2023

Das Kunstmuseum Basel präsentiert in der Ausstellung Born in Ukraine Werke von 31 ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern aus der Kyjiwer Gemäldegalerie, dem nationalen ukrainischen Kunstmuseum. Die 49 Gemälde aus dem 18. bis 20. Jahrhundert erhalten so zusammen mit anderen Werken aus Kyjiw ein temporäres Zuhause in der Schweiz. Eine weitere Ausstellung findet zeitgleich im Musée Rath in Genf statt.

Im Frühling 2022 hatten sich Vertreter:innen der Kyjiwer Gemäldegalerie an das Kunstmuseum Basel gewandt. Da sie vor Ort nicht über hinreichende Schutzräume für ihre Sammlungswerke verfügen, waren sie auf der Suche nach Museen im Ausland, die Teile der hochkarätigen Sammlung für eine befristete Zeit aufnehmen würden. Dabei war der Wunsch, die Werke nicht einfach nur ausser Landes und in Sicherheit zu bringen, sondern diese auch auszustellen.

Mit der gemeinsam mit dem Kunstmuseum Basel konzipierten Ausstellung Born in Ukraine im Hauptbau wird Kunst aus der Ukraine nun einem breiteren Publikum bekannt gemacht: Sie eröffnet den Be-

Ausstellungsansicht «Born in Ukraine», 2022, Lev Lagorio,

sucher:innen einen Blick auf das Erbe einer europäischen Kultur, von der wir bislang wenig Kenntnis haben. Die Ausstellung ist zugleich eine Einladung an die zahlreichen ukrainischen Geflüchteten in der Schweiz.

Das Projekt Born in Ukraine trägt der besonderen Geschichte der Kyjiwer Gemäldegalerie Rechnung, die – als die Ukraine Teil der Sowjetunion war – als Kyjiwer Museum für Russische Kunst bekannt war. Seit 2014 engagiert sich das Museum für eine kritische Lektüre und Erforschung der eigenen Sammlung, die den Topos einer vermeintlich homogenen russischen Kunst infrage stellt. In diesem Jahr hat der russische Krieg gegen die Ukraine dem Vorhaben neue und existenzielle Aktualität verliehen. ◀

Artinside | 21 | Frühjahr 2023
Seelandschaft, 1886 Kunstmuseum Basel | Gegenwart Quasi Tutto I (José beim Entsorgen einer Garage), 2023
Artinside | 22 | Frühjahr 2023
Jean Tinguely: Fatamorgana, Méta-Harmonie IV (Detail), 1985

La roue = c'est tout Neue Sammlungspräsentation

Die unter dem Titel La roue = c’est tout neu eingerichtete Sammlungspräsentation erstreckt sich erstmals seit über 20 Jahren wieder über die gesamte Fläche der grossen Halle im Erdgeschoss. Auf 1500 m2 ist ein abwechslungsreicher Parcours durch das gesamte Schaffen von Jean Tinguely eingerichtet.

Seine Karriere beginnt Mitte der 1950erJahre mit einem eigentlichen Schaffensrausch, in dem er radikal, spielerisch und mit Humor die Kunst seiner Zeit neu erfindet. Dieses filigrane und explosive Frühwerk ist in einer klassischen Raumsituation präsentiert. Eine Ausstellung in der Ausstellung ist weiterhin den herausragenden Projekten gewidmet, in denen er mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zusammenarbeitet. Sie haben oft Gattungsgrenzen gesprengt und fanden auf der Strasse, auf der Bühne oder sogar in der Wüste statt. Das düstere und oft sakrale Spätwerk, seine vom Automobil

inspirierten Werke und die Fasnacht werden in einem stimmungsvollen Raum inszeniert und ergänzen den Mengele-Totentanz, der seit einigen Jahren einen neu eingebauten, kapellenartigen Raum einnimmt. Eine 1000 m2 grosse Halle mit Grossskulpturen und Musikmaschinen schliesst die neue Sammlungspräsentation ab. Hier finden ab jetzt die Veranstaltungen des Museums inmitten der grossen Tinguely-Räderwerke statt.

Besondere Erwähnung verdient der Neuankauf von Éloge de la folie von 1966. Es ist eines der Hauptwerke Tinguelys der 1960erJahre. Entstanden ist es für das gleichnamige Ballettstück von Roland Petit: Ein flaches Räderwerk mit dem Charakter eines scherenschnittartigen Vorhangs im Hintergrund der Bühne. Es ist eine grossartige Erweiterung unserer stetig wachsenden Sammlung und setzt einen wichtigen Akzent in der Neupräsentation unserer Sammlung. ◀

Artinside | 23 | Frühjahr 2023
Museum Tinguely
Jean Tinguely, Éloge de la Folie, 1966
Artinside | 24 | Frühjahr 2023
Ursula Biemann, Acoustic Ocean, 2018

À bruit secret Das Hören in der Kunst

Die vierte von fünf Themenausstellungen, die sich auf experimentelle Art und Weise in die Welt der menschlichen Sinne begibt, rückt unseren Hörsinn ins Zentrum. Die Schau bietet eine Vielfalt von kunsthistorischen, immersiven sowie interaktiven Begegnungen mit uns bekannten und unbekannten Klangwelten dieser Erde. Sowohl historische als auch speziell für dieses Projekt realisierte Werke von rund 25 internationalen Kunstschaffenden animieren das Publikum zum genauen Hinhören und eröffnen mitunter akustische Bereiche, die für das menschliche Ohr normalerweise verborgen bleiben. Wie hört sich die Klanglandschaft des Rheins in Basel an, oder wie klingt es unter der Wasseroberfläche des Ozeans? Lassen sich Stadtlärm oder tierische und menschliche Stimmen als bildnerisch-skulpturales Material verwenden? Wie verändern sich die Geräusche des Urwalds durch die Einflüsse des Menschen und den Klimawandel? Können Schallwellen auch anders als über die Ohren wahrgenommen werden und wie lassen sich akustische Phänomene visuell darstellen?

Gezeigt werden Kunstwerke in verschiedenen Medien von der Zeit des Barocks bis zur Gegenwart. Die akustische Welt besteht aus einer Vielfalt an Klängen, die den Menschen wie eine universale «Komposition» umgibt. Hörerlebnisse rufen subjektiv und sozio-kulturell stark unterschiedlich geprägte Emotionen, Erinnerungen und Assoziationen hervor, die geschichtlichen Wandlungen unterliegen. Spätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird die von Maschine und Technik bestimmte akustische Landschaft immer vorherrschender und dringt fast überall auf dieser Welt in den ursprünglichen Sound der Natur ein. Der Klangforscher Raymond Murray Schafer forderte eine Sensibilisierung unseres Hörsinns und legte wichtige Grundlagen für die sogenannte Ökoakustik, das Festhalten und Erforschen

Artinside | 25 | Frühjahr 2023
Jorinde Voigt, Red Rhythm (7), 2022

der sonoren Veränderungen unserer Ökosysteme durch Umwelteinflüsse und menschliche Eingriffe. À bruit secret inspiriert sich an diesem Aufruf, die Vielfalt an Geräuschen differenzierter wahrzunehmen. Anhand von Kunstwerken taucht das Publikum in verschiedene Klanglandschaften ein. Dabei trifft es auf Arbeiten, in denen das Element Wasser, die von Pflanzen und Tieren belebte Natur, Sprache als Grundlage von Kommunikation sowie der dissonante Lärm von grossen Metropolen eine Rolle spielen.

Neben dem titelgebenden Readymade À bruit secret (With Hidden Noise, 1916/1964) von Marcel Duchamp werden auch weitere historische Werke der frühen Avantgarden des 20. Jahrhunderts sowie Positionen der 1950er bis 1970er-Jahre gezeigt. In jener Zeit erklären Kunstschaffende sämtliche Geräusche unseres Alltags, den Lärm von Maschinen, aber auch die Stille zum künstlerischen Material. Zum ersten Mal in der Schweiz überhaupt wird Robert Rauschenbergs Oracle (1962–1965) im Museum Tinguely präsentiert: Eine 5-teilige Assemblage aus diversen Fundobjekten, aus denen kakofonische Radiogeräusche erklingen und in der sogar Wasser fliesst.

Schon zu Beginn der Schau nimmt uns die neue Arbeit Il reno (2023) von Christina Kubisch mit in eine faszinierende Geräuschwelt: Hunderte Meter von blauem Kupferkabel bilden in der Passerelle la Barca minimalistische Klangfenster mit Blick auf den Rhein und die Stadt Basel. Über spezielle von Kubisch entwickelte Induktionskopfhörer erklingt beim Entlanggehen und Lauschen an den Elektrokabeln eine Komposition der Unterwassergeräusche des Rheins. Vor dem Museum trifft man auf die künstlerische Intervention There’s No Place Called Home (Solitude Park, 2023) von James Webb. Der südafrikanische Künstler überträgt dafür Tonaufnahmen ortsfremder Vogelstimmen aus Lautsprechern, die in Bäumen des Parks versteckt sind. Webb schleicht sich so mit den exotischen Rufen eines Paars von nicht heimischen Vögeln in eine bestehende Klanglandschaft ein.

Einige der gezeigten zeitgenössischen Positionen basieren auf wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen, wie etwa die begehbare Arbeit Espírito da floresta/Forest spirit (2017–2020) von

Marcus Maeder. Für uns normalerweise nicht hörbare Phänomene im Amazonasregenwald macht er mit Spezialmikrofonen akustisch erfahrbar. Ursula Biemanns Video Acoustic Ocean (2018) verweist auf vielschichtige thematische Ebenen rund um die Klangkulisse des Meeres, seine geheimnisvollen Sounds und die von ihm abhängigen Lebewesen.

In Rolf Julius’ partizipativer Arbeit Musik für die Augen (1982/Ausstellungskopie von 2023) wird klar, dass man nicht nur mit den Ohren hören, sondern auch mit den Augen Vibrationen der unsichtbaren Schallwellen erspüren kann. Abstrakte Kompositionen aus Formen und Farben haben die Kraft, akustische und sogar synästhetische Bildwelten alleine durch die Imagination heraufzubeschwören. Beispiel dafür sind die farbgewaltigen Papierreliefs aus der neuen Rhythm-Serie von Jorinde Voigt. Mit der Materialisierung der vibrierenden Sounds des Mikro- und Makrokosmos, die oft ausserhalb der menschlichen Hörfähigkeit liegen, beschäftigt sich Dominique Koch. Im Rahmen eines experimentellen Prozesses des Gemeinschaftsprojekts mit dem Musiker Tobias Koch www.terratones.fm entstanden ihre Sound Fossils (2022), in denen sie den durch Schallwellen erzeugten Luftdruck beim Abspielen von Tonaufnahmen kanalisierte und zum Blasen der Glasobjekte einsetzte. Die Künstlerin versteht sie als «Mutationen des Klangs, die als erstarrtes Glas die Zeit überdauern».

Artinside | 26 | Frühjahr 2023
James Webb, There’s No Place Called Home, 2023 Dominique Koch (In Zusammenarbeit mit Tobias Koch), Sound Fossils, 2022
Annja Müller-Alsbach ist Kuratorin der Ausstellung «À bruit secret. Das Hören in der Kunst» Museum Tinguely À bruit secret. Das Hören in der Kunst

Roger Ballen. Call of the Void

19.04.2023 – 29.10.2023

Meine Ausstellung, der ich bewusst den Titel Call of the Void (Ruf der Leere) gegeben habe, ist ein Versuch, sich mit den meiner Meinung nach zentralen Fragen der menschlichen Existenz auseinanderzusetzen: Woher kommen wir? Weshalb sind wir hier? Und wohin gehen wir, wenn wir sterben? Ich habe zwar keineswegs den Anspruch, mit Antworten oder auch nur Fragen auf diese tiefgreifenden und schwierigen Themen dienen zu können. Ich hoffe aber, dass meine Ausstellung die Wahrnehmung des Betrachtenden herausfordern und somit einen Prozess der Selbsterkundung in Gang setzen wird, der mit einer Hinterfragung des Selbstverständnisses verbunden ist.

Wenn man sich dem Unterstand in der Mitte des Ausstellungsraums nähert, ist man von Schwarz-Weiss-Fotografien umgeben, die ich meinen Foto-Serien Asylum of the Birds (Asyl der Vögel) und Roger's Rats (Rogers Ratten) entnommen habe. Einfach ausgedrückt, haben Ratten und Vögel im Laufe der Menschheitsgeschichte Gut und Böse, Dunkelheit und Licht symbolisiert. Vögel verbinden den Himmel mit

der Erde, und Ratten werden zu Unrecht mit Schmutz, Krankheit und Dunkelheit in Verbindung gebracht. Jede Tierart bringt ihre eigene Mythologie mit sich, und wenn man diese in eine Fotografie einfliessen lässt, bietet sie unbegrenzte Möglichkeiten, tiefere Bedeutungen zu schaffen, die für die menschliche Existenz von Bedeutung sind.

Das Zentrum der Ausstellung wird von einer Konstruktion mit einer geheimnisvollen Tür beherrscht. Wenn man diesen Raum betritt, werden die zweidimensionalen Fotografien zu einer dreidimensionalen Welt erweitert. Die abgenutzten, brüchigen und rohen Wände des Innenraums offenbaren ein Theater des «Ballenesken», in dem die menschlichen Figuren Absurdität, Komödie und Tragödie darstellen. Ist man erst einmal eingetreten, wird man mit äusserst eindrucksvollen Abbildungen, Klängen und Objekten konfrontiert, die den Betrachtenden zwingen, sich seiner eigenen Leere zu stellen.

Der 1950 in den USA geborene, in Johannesburg (Südafrika) lebende Roger Ballen ist einer der wichtigsten Fotografen seiner Generation. Er hat international über 25 Bücher veröffentlicht, seine Fotografien sind in den Sammlungen der bedeutendsten Museen der Welt vertreten. Sein künstlerisches Schaffen, das sich über fünf Jahrzehnte erstreckt, begann im Bereich der Dokumentarfotografie, entwickelte sich jedoch zu einer unverwechselbaren fiktionalen Welt, die auch die Medien Film, Installation, Theater, Skulptur, Malerei und Zeichnung umfasst. Ballen beschreibt seine Werke als «existenzielle Psychodramen», die das Unterbewusstsein ansprechen und die Schattenseiten der menschlichen Existenz aufzeigen. Sie zielen darauf ab, die verdrängten Gedanken und Gefühle an die Oberfläche zu bringen, indem sie den Betrachtenden mit Themen wie Chaos und Ordnung, Wahnsinn oder unkontrollierte Zustände des Seins, die Beziehung des Menschen zur Tierwelt, Leben und Tod, universelle Archetypen der Psyche und Erfahrungen des Andersseins konfrontieren. Mit seiner einzigartigen, komplexen Bildsprache und seinen universellen und tiefgründigen Themen hat der Künstler einen nachhaltigen Beitrag zur Kunst geschaffen.

Die Ausstellung im Museum Tinguely wird von Andres Pardey kuratiert, in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler und seiner Assistentin Marguerite Rossouw.

Artinside | 27 | Frühjahr 2023
Roger Ballen, Mouth to Mouth, 2013
Museum Tinguely

Janet Cardiff & George Bures Miller Dream Machines

07.06.2023

Das kanadische Künstler:innenpaar Janet Cardiff & George Bures Miller schafft alle Sinne aktivierende Installationen. Sie entführen in traumartige, poetische Welten, die von der Lust des Erzählens und Entdeckens angetrieben sind. Es sind Hommagen an traditionsreiche kulturelle Praktiken wie das Kino, das Theater, das Hörstück oder das Musizieren. Die Ausstellung im Museum Tinguely bietet einen umfassenden Überblick über ihr Schaffen, von ersten interaktiven Klangarbeiten bis zu neusten, dystopisch-immersiven Rauminstallationen.

Cardiff und Miller verwenden verschiedene technische Ansätze, um unterschiedliche Klangerlebnisse zu kreieren. Besonders eindrücklich gelingt dies in ihrer ersten grossen musikalischen Installation The Forty Part Motet (2001). Ausgangspunkt für die Soundinstallation ist eine geistliche Vokalkomposition: die Motette Spem in Alium (1570) für acht Chöre zu je fünf Stimmen von Thomas Tallis. Vierzig Lautsprecher, in einem Oval angeordnet, stehen für die Chormitglieder und machen den Klang im Raum skulptural erfahrbar. Die Besucher:innen können ihr Hörerlebnis selbst beeinflussen, indem sie sich im

Artinside | 28 | Frühjahr 2023
Tinguely
Museum
– 24.09.2023
Janet Cardiff & George Bures Miller, Escape Room, 2021

Raum bewegen, sich nahe eines Lautsprechers auf eine einzelne Stimme konzentrieren oder die Komposition als Ganzes rezipieren.

To touch (1993), The Cabinet of Curiousness (2010) oder Experiment in F# Minor (2013) spielen mit dem technischen Ansatz, Sound durch Bewegung zu aktivieren. Die Werke sind stumm, bis die Betrachtenden mit ihnen interagieren. Die Berührung oder der Schattenwurf ihres Körpers erwecken die Arbeiten zum Leben und setzen Alltagsgeräusche, Melodien, Musikkompositionen oder flüsternde Stimmen frei.

The Instrument of Troubled Dreams (2018) ermöglicht das Komponieren eines eigenen Film-Soundtracks. Die 72 Tasten des ursprünglichen Mellotrons, eine analoge Urform des Samplers, wurden von Cardiff und Miller mit verschiedenen digitalen Klängen belegt: Vom Regenprasseln über Gesang und Orgelspiel bis hin zum Hundegebell oder Schusswechsel. Kombiniert oder aufeinanderfolgend kann damit eine imaginäre Handlung erzählt werden.

Janet Cardiff und George Bures Miller betonen ihre Faszination für die Selbsttätigkeit der Maschine in Tinguelys Werk und bezeichnen ihn als einen ihrer wichtigsten Einflüsse. Mit einem roten Knopf setzt man The Killing Machine (2007) in Bewegung und aktiviert ein düstereres Spektakel. Inspiriert von der Kurzgeschichte In der Strafkolonie (1919) von Franz Kafka beginnen zwei Roboterarme ihren Totentanz und scheinen ein imaginäres Opfer auf einem Zahnarztstuhl mit spitzen Nadeln zu malträtieren.

Mit raumgreifenden Installationen wie Opera for a Small Room (2005) oder Escape Room (2021) können die Besucher:innen schliesslich gänzlich in von Cardiff & Miller kreierte Welten eintreten und der Realität entfliehen. Sound- und Lichteffekte erwecken den Raum zum Leben, regen die Fantasie an und erinnern an längst vergessene Träume.

Artinside | 29 | Frühjahr 2023
Janet Cardiff & George Bures Miller, Experiment in F# Minor, 2013
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Forum

«Ich bin ein malender Bildhauer»

Bis 29.10.2023

Das Forum Würth Arlesheim widmet Christopher Lehmpfuhl eine grosse Einzelausstellung mit dem Titel «Zwischen Pathos und Pastos – Christopher Lehmpfuhl. Sammlung Würth». Artinside hat den deutschen Künstler zu einem Gespräch getroffen.

Herr Lehmpfuhl, Sie haben ein körperliches Verhältnis zu Malerei, Sie malen im Freien und tragen die Farbe mit der Hand auf. Was reizt Sie daran?

Ich habe klassisch mit dem Pinsel zu malen begonnen. Aber mit diesem Werkzeug

Erde und trotzen ungemütlichem Wetter. Wie wichtig ist Ihnen dieser Widerstand der Natur?

Ich brauche diesen Widerstand, ich geniesse ihn sogar, denn er macht etwas mit mir. Je dynamischer das Wetter, desto grosszügiger der Farbauftrag – desto pastoser meine Malerei! Das Bild Sturm Helgoland entstand während eines Sturms mit Orkanböen. Kein Flugzeug und kein Schiff hat sich mehr bewegt, ich war komplett abgeschnitten vom Festland. Aus einer solchen Situation ist ein Werk entstan -

nere Reise: Es sind einige Leihgaben aus dem Schwarz-Weiss-Zyklus Neue Heimat zu sehen, den ich meinen 2018 verstorbenen Eltern gewidmet habe. Sie entstanden nach SchwarzWeiss-Fotos mit Pinsel und im Atelier.

Ihre Werke sind sehr dreidimensional, für gewisse Bilder haben Sie gegen 50 Kilogramm Farbe verwendet – ein fliessender Übergang von Malerei zu Skulptur?

Ja, absolut, ich bin ein malender Bildhauer. Ich modelliere die Wirklichkeit nach, es ist immer eine Auseinandersetzung mit ihrer Dreidimensionalität. Manchmal werde ich gefragt, womit ich diese Materialität erzeuge, ob ich die Farbe mit Speck unterlege. Aber das ist alles pure Farbe, die übrigens von bester Qualität ist. Ich muss mit magerer Farbe malen, das ist eine Farbe mit wenig Ölanteil.

Ihr Atelier ist die Welt da draussen. Brauchen Sie dennoch einen Ort, an dem Sie drinnen arbeiten können und greifen Sie da nochmals in Ihre Bilder ein?

Das, was ich vor Ort vollende, ist in sich abgeschlossen und wird im Atelier auch nicht mehr angetastet. Mein Atelier ist mein Showroom und mein Rückzugsort. Ich habe dort einen Flügel stehen, auf dem ich meist spiele, bevor ich mit dem Arbeiten beginne. Es ist aber auch der Ort, wo die Logistik stattfindet, Projekte und Ausstellungen geplant werden und meine Publikationen entstehen.

distanziert man sich auch von der Leinwand. Die Farbe mit der Hand aufzutragen, ist ein viel sinnlicheres Erlebnis, denn ohne Pinsel ist man direkt in der Malerei. Man bekommt ein Gespür für die Konsistenz der Farbe, für deren Temperatur. Bei Minusgraden fühlt sich das schon mal an, als ob man mit Eiscreme malen würde. Meine Bilder bekommen dadurch eine grössere Authentizität, denn sie sind erlebte Natur.

Sie tragen grosse Leinwände und schwere Farbeimer in die abgelegensten Winkel der

den, das einen sehr bewegten und «dicken» Farbauftrag aufweist.

Welche Facetten Ihres Werks sehen wir in der Ausstellung «Zwischen Pathos und Pastos» im Forum Würth Arlesheim?

Hier wird ein sehr breites Spektrum meines Schaffens abgedeckt: Bilder meiner Malreisen nach Island, Südtirol, Indien oder Kalifornien. Und als Kontrast dazu meine Stadtbilder von Berlin, genauer vom Schlossplatz, der mich sehr in den Bann gezogen hat. Die Ausstellung zeigt aber auch eine in-

Die Ausstellung zeigt rund 35 Werke aus der Sammlung Würth, ergänzt um einige Leihgaben des Künstlers. Zu sehen sind auch einzelne Objekte, die den Arbeitsprozess des Künstlers erahnen lassen.

Drei Dokumentarfilme, die unter der Regie von Sebastian Schrade entstanden sind (2010, 2014 und 2016) geben zudem Einblick in das kreative Schaffen Lehmpfuhls.

Artinside | 30 | Frühjahr 2023
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Christopher Lehmpfuhl im Forum Würth Arlesheim, 2023, vor seinem Werk «Sturm Helgoland», 2014

26.03.2023 – 29.10.2023

Grosse Skulpturenkunst in der Natur und der fast 880-jährigen Geschichte des Ortes. An Wegen und Pfaden: Hans Josephsohn, Hamish Black, Peter Kamm, William Pye, Tony Cragg, David Nash, Erik Steinbrecher, Ian Hamilton Finlay, Ulrich Rückriem, Nicola Hicks, Nigel Hall, Martin Disler, Ilan Averbuch, Kurt Sigrist, Peter Nagel, Richard Long, Miriam Cahn und Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger. ◀

Im Hof und in der Kirche: Ausstellung Ulrich Rückriem vom 26. März bis 29. Oktober 2023. Der Skulpturenpark ist immer geöffnet, mehr Infos unter www.schoenthal.ch

Artinside | 31 | Frühjahr 2023
Kloster Schönthal
Ulrich Rückriem. Im Kloster Schönthal.
Ulrich Rückriem, Ohne Titel, 1987 Planen Sie Ihren Besuch schoenthal.ch

Transformers

Meisterwerke der Sammlung Frieder Burda im Dialog mit künstlichen Wesen

Bis 30.04.2023

So lebendig hat man ein Museum selten zuvor gesehen: Begegnen Sie Avataren, beweglichen, sprechenden und lernenden Menschmaschinen. Beobachten Sie den Bewegungs- und Sprachreichtum und das Reaktionsvermögen transformierter Wesen. Hören Sie einer animatronischen weissen Maus genau zu, wenn diese zu einer Kerze spricht. Lassen Sie sich von einer Figur verführen, die subjektive und objektive Reaktionen animiert, zwischen Erregung und Abstossung. Die Automatisierung des Lebens, die Transformation unserer sozialen Lebenswelten schreitet voran. Künstliche Intelligenz und ihre Verheissungen übernehmen das Regiment und erschaffen lebensähnliche Daseinsformen. Der Mensch forciert den Fortschritt – und steht dabei längst an der Schwelle zu seiner eigenen Ersetzbarkeit. Das Museum Frieder Burda wagt mit der Ausstellung Transformers ein Experiment

und verwandelt sich in eine hybride und utopische Versuchsanordnung.

Die Schau thematisiert und präsentiert künstliche Wesen, die das Museum und seine klassischen Meisterwerke kritisch inspizieren. Die Fiktion: eine neue Dialogsituation, die den Konjunktiv des «Was-wäre-wenn» einer radikal veränderten Zukunft durchspielt.

Pablo Picasso, Jackson Pollock, Willem de Kooning, Gerhard Richter, Sigmar Polke und andere: Sie alle haben in ihrer Zeit die klassische Erwartungshaltung an ein Werk der Kunst verändert. Zusammen mit ihren bedeutenden Meisterwerken aus der Sammlung von Frieder Burda und in der Begegnung mit künstlichen Wesen verbinden und vernetzen sich so im Museum mehrdimensionale Erfahrungsräume, in denen sich die Besucher erst einmal selbst verorten müssen.

Es kommt Leben ins Museum, wir wachsen hinein in das Metaverse – auch wenn es nicht real ist, sondern eine Reflexion unserer heutigen zunehmend artifiziell transformierten Welt.

Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler, Louisa Clement *1987, Ryan Gander *1976, Timur Si-Qin *1984 und Jordan Wolfson *1980, gehören alle einer Generation an, die in einer digitalen Welt aufgewachsen ist. Sie spiegeln in ihrer Biografie wie in ihrem Schaffen die zunehmenden Machtsphären virtueller Möglichkeiten. ◀

Artinside | 32 | Frühjahr 2023
Museum Frieder Burda Ryan Gander, I... I... I…, 2019; Gerhard Richter, Kerze, 1982 Planen Sie Ihren Besuch museum-frieder-burda.de

Joan Miró. Neue Horizonte

Bis 07.05.2023

Das Zentrum Paul Klee widmet dem wenig bekannten Spätwerk des katalanischen Künstlers Joan Miró eine grosse Ausstellung. Die ausdrucksstarken grossformatigen Werke zeigen eine auch für Miró-Liebhaber:innen überraschend rohe Seite seines Werks.

1956 – im Alter von 63 Jahren und 20 Jahre nachdem er diesen Wunsch zum ersten Mal formuliert hatte – konnte Joan Miró sich den Traum eines eigenen grossen Ateliers erfüllen und siedelte nach Palma über. Bis dahin waren sein Leben und sein Schaffen von vielen Wechseln geprägt gewesen.

In seinem neuen Atelier konnte Miró erstmals alle Kisten mit früheren Werken versammeln. Als er begann, sie auszupacken und zu ordnen, sichtete er die über

Jahrzehnte entstandenen Gemälde, Zeichnungen, Entwürfe und Skizzenbücher: «In dem neuen Atelier hatte ich zum ersten Mal genug Platz. Ich konnte Kisten mit Werken auspacken, die schon vor Jahren entstanden waren. Ich hatte sie nicht mehr beachtet, seit ich Paris […] vor dem Krieg verlassen hatte […]. Nachdem ich alles ausgepackt hatte, unterzog ich auf Mallorca mein bisheriges Schaffen einer kritischen Revision.»

Nach dieser «kritischen Revision» empfand Miró die konventionelle Malerei an der Staffelei als Einschränkung und suchte nach neuen Ausdrucksformen. Er wollte sich von seinen früheren, surrealistisch geprägten Arbeiten distanzieren und eine einfachere, universale Bildsprache entwickeln. So «malte» er beispielsweise statt mit dem Pinsel mit Feuer, Schere und einem nassen Besen

– durch einen Akt der Zerstörung entstanden so neue kreative Erzeugnisse, die toiles brûlées. Er arbeitete mit Textilien oder übermalte auf dem Flohmarkt gekaufte klassische Gemälde mit impulsiven Pinselstrichen und einfachsten poetischen Zeichen wie Kreisen, Sternen und Mondsicheln.

Die Mehrheit der 73 in Bern ausgestellten Werke stammt aus den Beständen der Fundació Joan Miró, Barcelona, sowie der Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca und ist erstmals in der Schweiz zu sehen. ◀

Artinside | 33 | Frühjahr 2023
Joan Miró, Frau und Vögel, 1969 Zu Gast in Artinside: Zentrum Paul Klee, Bern Planen Sie Ihren Besuch zpk.org

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Artinside | 34 | Frühjahr
2023
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 Weiblich  Männlich  Divers  Unter 20  20-35  36-45  46-60  61-70  Über 70
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Art has many forms.

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Artinside | 37 | Frühjahr 2023

Titelbild Hauptausgabe:

Fondation Beyeler: Wayne Thiebaud, Girl with Pink Hat, 1973

In der Nahsicht besonders auffallend an diesem Figurenbild sind die für Thiebaud typischen, mit starken, kontrastierenden Farben ausgeführten Umrandungen der Formen. Sie akzentuieren die Figur, umfassen aber auch die flache Ellipse des Schattens an der Wand und bringen so die beiden Bildebenen in ein spannungsvolles Gleichgewicht.

Bei einem Teil der Auflage:

Kunstmuseum Basel: Shirley Jaffe, X, encore, 2007

X, encore (2007) von Shirley Jaffe zeigt, wie das organisiert-dynamische Chaos der Gemälde und die streng einheitlichen Farbflächen der frühen Gemälde in ihrem Spätwerk durch Pinselspuren oder freie Konturen aufgebrochen werden.

Museum Tinguely:

Christina Kubisch in ihrer Installation La Serra, 2019 Wie hört sich die Klanglandschaft des Rheins in Basel an? Lassen sich Stadtlärm oder Stimmen als bildnerisch-skulpturales Material verwenden? Wie haben sich die Geräusche des Urwalds in den letzten Jahren verändert? Kann man Schallwellen anders als über die Ohren wahrnehmen?

Das Museum Tinguely setzt die Reihe zu den menschlichen Sinnen in den bildenden Künsten fort und bietet eine Vielfalt von Begegnungen mit uns bekannten und unbekannten Klangwelten dieser Erde. In der Gruppenausstellung werden Kunstwerke in verschiedenen Medien von der Zeit des Barocks bis zur Gegenwart präsentiert.

Credits:

Titelseiten: Fondation Beyeler Wayne Thiebaud, Girl with Pink Hat, 1973, San Francisco Museum of Modern Art, Schenkung von Jeannette Powell © Wayne Thiebaud Foundation/ 2022, ProLitteris, Zurich, Foto: Katherine Du Tiel | Kunstmuseum Basel Shirley Jaffe, X, encore, 2007, Copyright: © ProLitteris, Zürich, Privatsammlung, Courtesy Tibor de Nagy Gallery, New York, Photo Credit: © Alan Wiener | Museum Tinguely Christina Kubisch in ihrer Installation La Serra, 2019, Stadtgalerie Saarbrücken © Christina Kubisch; Foto: Kerstin Krämer

Inhaltsverzeichnis: Fondation Beyeler Wayne Thiebaud, Two Paint Cans, 1987, Sammlung der Wayne Thiebaud Foundation, © Wayne Thiebaud Foundation/2022, ProLitteris, Zurich, Foto: Matthew Kroening | Museum Tinguely Jean Tinguely bei der Materialsuche, Paris, 1960, Foto: Unbekannt | Kunstmuseum Basel Andrea Büttner, Erntender (Blue), 2021 © bei der Künstlerin | Vitra Design Museum Jurgen Bey, Tree-trunk bench, 1998 © Vitra Design Museum, Foto: Jürgen Hans | Zentrum Paul Klee, Bern Joan Miró, Frau vor der Sonne I, 1974, Fundació Joan Miró, Barcelona, Foto: Jaume Blassi © Successió Miró / 2022, ProLitteris, Zurich | Kloster Schoenthal Peter Nagel, Planet der Schweine, 1991/2001 © Kloster Schönthal 2023 | Forum Würth Arlesheim Installationsansicht «Zwischen Pathos und Pastos – Christopher Lehmpfuhl. Sammlung Würth» © 2023, ProLitteris, Zurich, Foto: Niels Franke | Museum Frieder Burda, Baden-Baden Gerhard Richter, Abstraktes Bild, See, 1997 © Gerhard Richter 2022; Louisa Clement, Repräsentantin, 2022 © Courtesy die Künstlerin und Cassina Projects, Mailand |

Inhalt: S.4-5 Wayne Thiebaud, Flood Waters, 2006/2013, Privatsammlung, Courtesy Acquavella Galleries, © Wayne Thiebaud Foundation/2022, ProLitteris, Zurich | S.6 Wayne Thiebaud, Eating Figures (Quick Snack), 1963, Privatsammlung, Courtesy Acquavella Galleries, © Wayne Thiebaud Foundation/2022, ProLitteris, Zurich | S.7 Wayne Thiebaud Pie Rows, 1961, Sammlung der Wayne Thiebaud Foundation© Wayne Thiebaud Foundation/2022, ProLitteris, Zurich Foto: Matthew Kroening | S.8-9 Doris Salcedo, Plegaria Muda, 2008–10, Installation view, CAM–Fundação Calouste Gulbenkian, Lisbon, 2011 © the artist. Photo © White Cube (Patrizia Tocci) | S.10 Doris Salcedo, Foto: David Heald | S.11 oben Pablo Picasso, Le peintre et son modèle, 2.3.1963, Nahmad Collection, © Succession Picasso / 2022, ProLitteris, Zürich | S.11 unten Jean-Michel Basquiat, The Guilt of Gold Teeth, 1982, Nahmad Collection © Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York | S.12 Julien de Cerval, Die Gärten von Marqueyssac, Vézac, Frankreich, Foto: Romain Laprade, 2020 | S.13 oben Derek Jarman, Garten des Prospect Cottage in Dungeness, Kent, Großbritannien, seit 1986 © Foto: Howard Sooley, 1994 | S.13 oben Piet Oudolf, Oudolf Garten auf dem Vitra Campus, Weil am Rhein, Deutschland, 2020 © Vitra, Foto: Dejan Jovanovic | S.14 Shirley Jaffe, Arcueil Yellow, 1956 © ProLitteris, Zürich, Centre Pompidou, Musée national d'art moderne, Paris, Foto: Centre Pompidou, MNAM-CCI/ Audrey Laurans | S.15 Shirley Jaffe, Play-ground, 1995, © ProLitteris, Zürich, Collection Fondation Cartier pour l'art contemporain | S.17 Charmion von Wiegand, Triptych, Number 700, 1961, Whitney Museum of American Art, New York, Gift of Alvin M. Greenstein | S.18 Porträt der Künstlerin Andrea Büttner in ihrem

Ilse Weber, Abendlandschaft, 1978

Bündner Kunstmuseum Chur

www.buendner-kunstmuseum.ch

Ilse Weber. Helle Nacht | 18.02.2023 – 30.07.2023

Ilse Weber (1908–1984) ist eine Ausnahmeerscheinung in der Schweizer Kunstgeschichte. Von einem eher schwerblütigen Spätimpressionismus herkommend, suchte die Künstlerin immer mehr die Erfassung von Gedanken- oder Erinnerungsbildern und wollte zum Ausdruck bringen, «was sie noch nie gesehen hat». Als um 1970 eine neue Generation von Kunstschaffenden an die Öffentlichkeit trat, rückte Ilse Weber unvermittelt ins Zentrum aktueller künstlerischer Diskurse. Es entstand ein einzigartiges Spätwerk, in dem sie sich von jedem Vorbild löste und sich einer poetischen Subjektivität zuwandte.

Die Ausstellung im Bündner Kunstmuseum ist nach der Präsentation im Kunsthaus Zürich 1992 erst die zweite Einzelausstellung von Ilse Weber und hat den Anspruch, einen repräsentativen Überblick zu geben über ihr Schaffen von ihrem künstlerischen Durchbruch 1960 bis zu ihrem Tod 1984.

Atelier am 3.3.2020 in Berlin, Foto Julia Zimmermann | S.19 Andrea Büttner, What is so terrible about craft? / Die Produkte der menschlichen Hand, 2019, Exhibition View: Triebe, Galerie Tschudi, Zuoz, Switzerland, 2021, © bei der Künstlerin, Foto: Ralph Feiner | S.20 Vogelpredigt (sermon to the birds), 2010, © bei der Künstlerin, Foto: C. Dario Lasagni | S.21 links Quasi Tutto I (José beim Entsorgen einer Garage), 2023, C-print, Foto: Gina Folly | S.21 rechts Lev Lagorio, Seelandschaft, 1886, The Kyiv National Art Gallery, Foto: Julian Salinas | S.22 links Jean Tinguely: Fatamorgana, Méta-Harmonie IV (Detail), 1985 © 2023 ProLitteris, Zürich; Foto: Museum Tinguely Basel, Christian Baur | S.23 rechts Jean Tinguely, Éloge de la Folie, 1966 Foto: Christian Baur | S.24 Ursula Biemann, Acoustic Ocean, 2018, Installationsansicht anlässlich der Ausstellung im Centre culturel suisse, Paris 2020 © Ursula Biemann; Foto: Margot Montigny | S.25 Jorinde Voigt, Red Rhythm (7), 2022, Courtesy Jorinde Voigt; Dirimart, Istanbul; Grieder Contemporary Zurich; David Nolan Gallery New York, Photo: Roman März © Jorinde Voigt / 2023 ProLitteris, Zürich | S.26 oben James Webb, There’s No Place Called Home (Solitude Park), 2004/2023, Courtesy of James Webb and galerie Imane Farès, © James Webb Foto: © Claire Morin | S.26 unten Dominique Koch (in Zusammenarbeit mit Tobias Koch), Sound Fossil, 2022, MASI Lugano © Dominique Koch & Tobias Koch, Foto: © Jelena Luise | S.27 Roger Ballen, Mouth to Mouth, 2013 © courtesy Roger Ballen | S.28 Janet Cardiff & George Bures Miller, Escape Room, 2021 © Chris Scott, Courtesy of Luhring Augustine | S.29 Janet Cardiff & George Bures Miller, Experiment in F# Minor, 2013 © Courtesy of the Art Gallery of Ontario | S.30 Christopher Lehmpfuhl vor seinem Werk «Sturm Helgoland» 2014, Sammlung Würth, Inv. 16865 © 2023, ProLitteris, Zurich, Foto: Matthias Geering | S.31 Ulrich Rückriem, Ohne Titel, Granit, 1987, Foto: Heiner Grieder © Kloster Schoenthal | S.32 Ryan Gander, I... I... I…, 2019, Sammlung Harm Müller-Spreer © The artist/VG Bild-Kunst, Bonn 2022; Gerhard Richter, Kerze, 1982, Museum Frieder Burda © Gerhard Richter 2022 | S.33 Joan Miró, Frau und Vögel, 1969, Fundació Joan Miró, Barcelona, Leihgabe aus Privatsammlung, Foto: Joan Ramon Bonet, Successió Miró Archive © Successió Miró / 2022, ProLitteris, Zurich

Serviceseiten und Vorschau: Kunsthalle Basel LuYang, LuYang Vibratory Field, Kunsthalle Basel, 2023, Ausstellungsansicht, Foto: Philipp Hänger / Kunsthalle Basel | Kunst Raum Riehen Links: Anna Maria Balint, Ausstellungsansicht «Office World», Merdinger Kunstforum, 2022 Foto und Copyright: Anna Maria Balint, Rechts: Riccardo Previdi, Urna, 2022, Courtesy the artist and Francesca Minini, Foto: Andrea Rossetti | HEK - Haus der Elektronischen Künste Basel Anne Duk Hee Jordan, Installationsansicht «Anne Duk Hee Jordan: I must alter myself into a life-form which can exist on this planet», 2023, HEK, Foto: Franz Wamhof | Bündner Kunstmuseum Chur Ilse Weber, Abendlandschaft, 1978, Privatbesitz | Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G Maitha Abdalla, Between Daydreams and Nightmares, 2020 Courtesy of Tabari Artspace | Museum Tinguely Delphine Reist, Cartouches, 2020, Edition Lapin-Canard, 2020, (LC158-EA) A0 (118,8 x 84 cm) in Blatt 130 x 95,2 cm, Foto: Stefan Rohner | Kunstmuseum Basel André Derain, La femme en chemise, La danseuse, 1906 © ProLitteris, Zürich, Creditline: Statens Museum for Kunst, Copenhagen | Fondation Beyeler Niko Pirosmani, Giraffe, The Collection of Shalva Amiranashvili Museum of Fine Arts of Georgia, © Infinitart Foundation

Artinside | 38 | Frühjahr 2023

HEK

www.hek.ch

Anne Duk Hee Jordan | Bis 19.03.2023

Mit I must alter myself into a life-form which can exist on this planet zeigt das HEK (Haus der Elektronischen Künste) als erstes Schweizer Museum eine Einzelausstellung der deutsch-koreanischen Künstlerin Anne Duk Hee Jordan. Jordans künstlerisches Universum ist bevölkert von humorvollen robotischen Maschinen mit denen sie die gängigen Zuschreibungen von Natur, Kultur und Technologie hinterfragt. In ihren imaginativen und immersiven Installationen behandelt Jordan ökologische und gesellschaftspolitische Themen gleichermassen und schafft dabei packende Arrangements miteinander verflochtener Umwelten, in die sie uns eintauchen lässt und so für uns kleinste, der Wahrnehmung für gewöhnlich verborgene Dinge sichtbar macht. Die komplexen ökologischen Probleme unserer Zeit übersetzt sie in visuell erfahrbare, lustvolle Welten und sie tut dies mit einem augenzwinkernden Humor, der neue Perspektiven und Lösungsansätze möglich macht.

Pe Lang, Johanna Bruckner, Jennifer Merlyn Scherler

Pax Art Awards 2022 | 01.04.2023 – 21.05.2023

Kunst Raum Riehen

www.kunstraumriehen.ch

Anna Maria Balint – Vivid Objects

Riccardo Previdi – It’s Just a Matter of Time

18.02.2023 – 23.04.2023

Kuratiert von Simone Neuenschwander

In den Einzelausstellungen von Anna Maria Balint (*1992, lebt in Basel) und Riccardo Previdi (*1974, lebt in Zürich) treffen zwei unterschiedliche künstlerische Herangehensweisen aufeinander. Im Zentrum stehen bei beiden dabei die Dinge des Alltags und die technischen Innovationen, die sie begleiten. In ihren neuen Arbeiten reagieren sie auch auf den Kontext und die Architektur des Kunst Raum Riehen.

Time, please | 14.05.2023 – 09.07.2023

Steve Bishop, Lucia Elena Průša, Michael Ray-Von, Hannah Weinberger, Angharad Williams, Jiajia Zhang

Kuratiert von Karin Borer und Daniel Kurth

LuYang, «LuYang Vibratory Field», Kunsthalle Basel, 2023, Ausstellungsansicht

Kunsthalle Basel

www.kunsthallebasel.ch

LuYang | LuYang Vibratory Field | Bis 21.05.2023

Iris Touliatou | Gift | Bis 07.05.2023

Ketuta Alexi-Meskhishvili | Verkleidung | Bis 06.08.2023

Tiona Nekkia McClodden | THE POETICS OF BEAUTY WILL INEVITABLY RESORT TO THE MOST BASE PLEADINGS AND OTHER WILES IN ORDER TO SECURE ITS RELEASE | 26.05. – 13.08.2023

Vernissage, 25.05.2023

P.Staff | In Ekstase | 09.06.2023 – 10.09.2023

Vernissage, 08.06.2023

Phung-Tien Phan | Kartoffel | 25.08.2023 – 12.11.2023

Vernissage, 24.08.2023

Katharina Grosse, Ohne Titel, 2005

Kunstmuseum Bern

www.kunstmuseumbern.ch

Katharina Grosse. Studio Paintings, 1988–2022 | 03.03.2023 – 25.06.2023

Das Kunstmuseum Bern zeigt die erste grosse Überblicksausstellung zu den Gemälden von Katharina Grosse in der Schweiz. Grosse, die als international bedeutendste Malerin ihrer Generation gilt, entwickelt seit den 1990er-Jahren ein durch seine Performativität und Medialität bestechendes Werk. Von zentraler Bedeutung für Grosses Praxis ist die Farbe: Sie experimentiert mit ihrer physischen Präsenz, ihren sensorischen, politischen und emotionalen Potentialen und ihrer Fähigkeit, Bewegung zu verkörpern. Die Auswahl dehnt sich von ihren frühesten Arbeiten Ende der 1980er-Jahre bis zu ihren neueren Werken.

MARKUS RAETZ. oui non si no yes no | 08.09.2023 – 25.02.2024

Das Kunstmuseum Bern widmet dem 2020 verstorbenen Künstler Markus Raetz eine umfangreiche posthume Retrospektive. Die Ausstellung konzentriert sich erstmals auf die dreidimensionalen Arbeiten und Mobiles des Schweizer Künstlers, die in den letzten Jahren entstanden sind. Die Auswahl vereint zentrale Werke aus verschiedenen Museums- und Privatsammlungen.

Artinside | 39 | Frühjahr 2023
Anne Duk Hee Jordan, Ausstellungsansicht HEK, 2023 Riccardo Previdi, Urna, 2022 Anna Maria Balint, Ohne Titel, 2022
SPALENBERG 26 ST.JOHANNSVORSTADT 47 BASLERLECKERLY.CH Wir exportieren auch. Zum Beispiel ins Kleinbasel. Geodaten Kanton Basel-Stadt, 11.12.2012 Tram ���� & ���� Tram �� ab City, Claraplatz, Messeplatz Tram ��, Bus ���� ab Claraplatz 10 1 9 8 Badischer Bahnhof S-Bahn Dreispitz S-Bahn Riehen Bahnhof
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Die nächste Ausgabe von Artinside erscheint am 9. September 2023

Museum Tinguely

Delphine Reist. ÖL [oil, olio, huile]

18.10.2023 – 14.01.2024

Arbeit strukturiert das Leben des Einzelnen wie die Gesellschaft als Ganzes. In den Werken der Genfer Künstlerin sind es die Dinge selbst, die ein Eigenleben entwickeln und uns ihre Diagnosen zu Bewegung und Rhythmus von Produktion liefern oder von Effizienz und Erschöpfung sprechen: spontan lärmende Bohrmaschinen, leckende Drucker oder per Geisterhand gesteuerte Rollos.

Im Museum Tinguely präsentiert Reist insbesondere Arbeiten, die sich im engeren oder weiteren Sinne auf Öl als Energieträger, Malmittel, Schmierstoff oder auf dessen materielle, fluide Eigenschaften beziehen.

Kulturstiftung

Basel H. Geiger | KBH.G

EVAPORATING SUNS

Zeitgenössische Mythen vom Arabischen Golf

12.05.2023 – 16.07.2023

Die Ausstellung Evaporating Suns zeigt die Auseinandersetzung von 13 Künstler:innen aus den arabischen Golfstaaten mit Mythen aus ihrer Region. Die in Thematik und Umsetzung – Skulptur, Installation, Video, Fotografie, Malerei und Performance – sehr unterschiedlichen Positionen beschäftigen sich mit dem Spannungsfeld zwischen Mythos und Realität; frei von Stereotypen und westlich geprägtem Orientalismus. Unserem teilweise konstruierten und kolonial geprägten Fremdbild werden Selbstverständnis und Identitätsdiskurs einer selbstbewussten Generation gegenübergestellt. Künstlerisch verarbeitet werden Themen wie Umwelt, Geschlecht und gesellschaftliche Machtstrukturen. Die Ausstellung der Kulturstiftung Basel H. Geiger | KBH.G gibt einer jungen Generation arabischer Künstler:innen Raum, das Überlieferte dem Faktischen künstlerisch gegenüberzustellen. Kuratiert wird die Ausstellung von Munira Al Sayegh, Dirwaza Curatorial Lab, Abu Dhabi, in Zusammenarbeit mit Verena Formanek.

Artinside | 41 | Frühjahr 2023
Maitha Abdalla, Between Daydreams and Nightmares, 2020 Delphine Reist, Cartouches, 2020 Planen Sie Ihren Besuch
kbhg.ch

Kunstmuseum Basel | Neubau

Freunde. Die Pariser Avantgarde 1904-1908

02.09.2023 – 21.01.2024

Eine lose Gruppe von Künstlern um Henri Matisse, André Derain und Maurice de Vlaminck führte Anfang des 20. Jahrhunderts revolutionäre Farbexperimente durch. Ein Kunstkritiker gab ihnen den Namen «fauves» – dieser lässt sich mit «wilde Tiere» ins Deutsche übersetzen. Der Fauvismus war die erste Avantgarde-Bewegung des 20. Jahrhunderts. Die umfassende Sonderausstellung im Kunstmuseum Basel präsentiert die famosen Farbexperimente der Fauves. Dabei werden die konventionellen Sichtweisen auf diese die Moderne so sehr prägende Stilrichtung auch infrage gestellt. So stellt die Schau das Schaffen der Künstlerinnen Émilie Charmy und Marie Laurencin vor und ermöglicht Einblicke in den von der Galeristin Berthe Weill organisierten Handel mit fauvistischer Kunst.

Kunstmuseum Basel | Gegenwart

Carrie Mae Weems. The Evidence of Things Not Seen

04.11.2023 – 17.03.2024

Die US-amerikanische Künstlerin Carrie Mae Weems (* 1953) lädt uns ein, gemeinsam mit ihr blinde Flecken der (Zeit-)Geschichte zu erkunden. Seit bald 40 Jahren erforscht sie dominante, historische Erzählungen und zeigt auf, wie diese von Politik, Wissenschaft, Kunst, Massenmedien, Fotografie und Architektur erzeugt und reproduziert werden.

Fondation Beyeler

Niko Pirosmani

17.09.2023 – 28.01.2024

Der georgische Künstler Niko Pirosmani (1862–1918) ist vielen (noch) unbekannt, von anderen wird er fast fast kultisch verehrt. Wie die Ausstellung zeigen wird, gehörte Pirosmani zu den herausragenden Künstlern der frühen Moderne. In rund fünfzig selten zu sehenden Meisterwerken aus dem Besitz des Georgischen Nationalmuseums in Tiflis führt die Ausstellung in die künstlerische Welt Pirosmanis ein.

Die Ausstellung wird gemeinsam von der Fondation Beyeler und dem Louisiana Museum of Modern Art (Humlebaek) organisiert und entsteht in Kooperation mit dem Georgischen Nationalmuseum und dem georgischen Ministerium für Kultur, Sport und Jugend, mit grosszügiger Unterstützung der Infinitart Foundation.

Artinside | 42 | Frühjahr 2023 Vorschau
Niko Pirosmani, Giraffe, undatiert
Matisse, Derain
und ihre
André Derain, La femme en chemise, 1906
Out of the Box 10. Juni – 19. November 2023 20 JAhre Schaulager® Schaulager, Ruchfeldstrasse 19, CH-4142 Münchenstein/Basel T +41 61 335 32 32, schaulager.org Foto: Tom Bisig, Basel Schaulager. Ein Ort, an dem man Kunst anders sieht und über Kunst anders denkt.

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