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Interview Oliver Trienes
ESG-Strategien bestimmen die Investitionen der Zukunft
Die Investitionsstrategie der DWS erlebt aktuell eine signifikante Transformation.Nachhaltigkeit steht dabei an erster Stelle. Dies betrifft sowohl bestehende als auch neue Produkte des Hauses sowie das Unternehmen selbst, wie Oliver Trienes ausführt.
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Herr Trienes, wie würden Sie die Strategie und die Ambitionen der DWS auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Bereich Asset Management beschreiben?
Die DWS ist hier in verschiedenen Rollen präsent: zunächst als Vermögensverwalter und Treuhänder für unsere Anleger, indem wir Einfluss auf Unternehmen und weitere Stakeholder nehmen, um die Transformation hin zu mehr E-, S- und G-Faktoren voranzutreiben. In diesem Zusammenhang haben wir bereits vor einigen Jahren begonnen, ESG-Faktoren zu bewerten und im Investmentprozess zu berücksichtigen. Die Tools und Prozesse unterliegen dabei einer ständigen Weiterentwicklung, was dem gesamten dynamischen ESG-Umfeld geschuldet ist. Darüber hinaus ist die DWS als Unternehmen selbst zur Veränderung verpflichtet. Dieser Veränderungsprozess dokumentiert sich im klaren Bekenntnis der DWS zur Net Zero Asset Manager Initiative vom Dezember 2020 – damals als erster deutscher Asset Manager. Im Oktober 2021 haben wir die konkreten CO2-Reduktionsziele für unsere Investmentportfolien bekanntgegeben. Wir werden ebenso den CO2-Fußabdruck unserer eigenen Unternehmenstätigkeit messen und deutlich reduzieren. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie spiegelt sich auch in unserer Produktpalette wider. Seit 2021 verfolgen neue Produkte mit erster Priorität ein ESG-Konzept, sofern keine speziellen Kundenpräferenzen dagegensprechen.
Wie sieht es diesbezüglich mit der bestehenden Produktpalette aus, Stichwort: Produktumstellung?
Wir beobachten bei unseren Kunden ein stark wachsendes Interesse für nachhaltige Anlagelösungen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, werden wir unsere Aktivitäten in Hinblick auf unsere Produktpalette, das Thema Nachhaltigkeit betreffend, weiter intensivieren. Ein wichtiger Schritt im Rahmen unserer ESG-Zielsetzung ist die schrittweise Umstellung einer großen Anzahl unserer europäischen Fonds gemäß der Artikel 8 und 9 der EU-Offenlegungsverordnung, die mit der Anwendung neuer Filter und Kriterien einhergeht.
Wo sehen Sie als europäischer und global orientierter Asset Manager den größten Handlungsbedarf, um im Bereich Klimawandel sowie bei anderen ESG-Aspekten Fortschritte zu erzielen?
Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Das Ziel, „Netto-Null“ CO2 zu erreichen hat oberste Priorität. Dies kann nur geschafft werden, wenn mehr und schnellere Maßnahmen ergriffen werden, um Umweltprioritäten in den Griff zu bekommen. Dazu zählen die Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt, der Schutz der Weltmeere und die Anpassung an die Klimaauswirkungen.
Wie kann ein solch weitreichender Transformationsprozess gelingen und wie kann hierbei die Rolle eines Asset Managers wie der DWS aussehen?
Für diese tiefgreifende Transformation bedarf es des schnellen und konsequenten Handelns aller Akteure und Stakeholder: hier ist zunächst die Industrie in allen Sektoren gefordert, Innovationen voranzutreiben. In weiterer Folge werden Regulatoren benötigt, um global einheitliche oder zumindest auf einer repräsentativen Basis vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen, die größtmögliche Transparenz ermöglichen und damit Investoren gute Entscheidungsgrundlagen geben. Die Rolle der DWS ist es hierbei, in einen aktiven Dialog mit den Unternehmen zu treten, in die wir investieren, um eine messbare und relevante Veränderung zu bewirken. Auch diese sogenannten Engagement- Prozesse entwickeln wir stetig weiter, um noch zielorientiertere Forderungen an Unternehmen in Bezug auf alle Facetten von E, S und G stellen zu können.
Nicht nur die Anbieter, sondern auch die Vertriebe stehen vor großen Herausforderungen, die durch das von Ihnen erwähnte – sich ständig weiter entwickelnde – regulatorische Rahmenwerk entstehen. Können Sie dies erläutern?
Sehr gerne. Knapp vier Jahre nach Veröffentlichung des EU-Aktionsplans wird der Themenkreis Nachhaltigkeit endgültig ein integraler Bestandteil der Geeignetheitsprüfung der Anlageberatung. Damit schafft die Europäische Union nun verbindliche Regeln für Finanzberater und setzt ein klares Zeichen zur Reallokation von Kapital zugunsten nachhaltiger Investitionen. Finanzberater müssen sich folglich darauf einstellen, neben der Risikopräferenz und dem Anlagehorizont zukünftig auch die individuellen Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden im Gespräch zu erfragen und diese entsprechend durch das jeweils passende Produktangebot abzubilden. Die große Herausforderung für die Vertriebe besteht dabei darin, dass nicht nur die Vertriebsstrategie definiert, der Beratungsprozess angepasst, die IT entsprechend programmiert und die Mitarbeiterschaft geschult sein muss, sondern am Ende auch das passende Produkt im Regal stehen sollte.
Stichwort Produkte, welche Themen haben Sie als DWS speziell im Fokus?
Wir bieten vielfältige Produktlösungen zu sämtlichen Assetklassen, passend zu den jeweiligen Zielen und den persönlichen Chance-Risiko-Präferenzen der Anleger. Exemplarisch möchte ich hier die thematischen Aktienfonds DWS ESG Equity Income und DWS Concept ESG Blue Economy nennen.
Wodurch zeichnen sich diese Produkte besonders aus?
Der DWS Concept ESG Blue Economy ist ein global investierender Fonds. Sein Ziel ist, die „Blue Economy“ zu unterstützen und auf das nachhaltige Handeln von Unternehmen einzuwirken, die mit ihren Geschäftsaktivitäten einen positiven Einfluss auf die Ozeane haben. Im Fokus des Fonds stehen Aktien von Firmen mit Bezug zu Küsten- und Meeresökosystemen. Dazu zählen Unternehmen, die dazu beitragen, die Ozeanversauerung einzudämmen, die Meeresverschmutzung zu reduzieren, weiters solche, die sich mit der verantwortungsvollen Nutzung von Meeresressourcen, Ökosystemen sowie der nachhaltigen Fischerei beschäftigen. Das Fondsmanagement setzt aber auch auf Unternehmen, die zur Gesundung der Ozeane beitragen und sich auf nachhaltigen Konsum, die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen sowie die Vermeidung von Wasserverschmutzung konzentrieren. Ein weiterer Schwerpunkt im Fonds sind Sektoren, die vom Meer abhängig sind wie Schifffahrt und Häfen, Energie und Ressourcen, Tourismus im Küstenbereich und Aquakultur. Der DWS Concept ESG Blue Economy könnte für nachhaltigkeitsorientierte Anleger, die eine Rendite vergleichbar mit der des breiten Marktes erzielen möchten und die mit ihrer Geldanlage positiven Einfluss auf die Ozeane nehmen möchten, interessant sein. Der DWS ESG Equity Income investiert weltweit gezielt in die Aktien von Unternehmen, die regelmäßige Ausschüttungen und ein konstantes Dividendenwachstum vorzuweisen haben. Im Fokus des Fondsmanagements stehen insbesondere Unternehmen mit starkem Geschäftsmodell und hoher Bilanzqualität sowie einer langfristigen Ausrichtung. Diese eher defensiven, substanzstarken Unternehmen können eine solide Grundlage für Portfolien darstellen. Darüber hinaus achtet das Fondsmanagement auf die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien, also auf ESG-Faktoren.
www.dws.com/at
ZUR PERSON
Seit 1. Mai 2021 ist Oliver Trienes Leiter des Geschäfts der DWS in Österreich. Er begann seine Laufbahn bei der DWS im Jahr 2011. Seit 2017 verantwortet er den Bereich Passive Sales für Österreich und CEE und leitet seit 2019 auch das institutionelle Geschäft in Österreich. Zusätzlich zu seiner neuen Rolle behält er die Funktion als Leiter des Vertriebs passiver Produkte an institutionelle Kunden in Deutschland bei.