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Kurzmeldungen

Kriegsfolgen: Keine Rezession

Wachstum hält an. Mit dem Überfall der Ukraine ist ein humanitäres WorstCase-Szenario eingetreten, mit dem zuvor kein Beobachter gerechnet hatte. Zumindest dürften die Auswirkungen (wenn auch ein schwacher Trost) auf die Ökonomie der EU nicht so schlimm sein, wie man es auf den ersten Blick befürchten könnte. Mabrouk Chetouane, Head of Global Strategy bei Natixis Investment Managers, erwartet bisher keine dramatischen Folgen für die europäische und die weltweite Wirtschaft: „Mit Blick auf den Welthandel ist Russland zwar nicht groß genug, um das globale Wachstum zum Entgleisen zu bringen. Die Auswirkungen des Krieges werden aber dennoch zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Europa führen. Für einige Volkswirtschaften könnte es zudem zu Problemen bei der Ernährungssicherheit kommen.“ Obwohl die Rezessionsrisiken nach oben tendieren, hält er diese Befürchtungen zumindest kurzfristig für unbegründet und geht davon aus, dass das globale Wachstum für den größten Teil des Jahres 2022 über seinem langfristigen Potenzial liegen wird. Seine Prognosen sehen das reale BIP-Wachstum der Eurozone bis 2022 bei drei Prozent.

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DIE ZAHL DES MONATS

5 Billionen

Kein weißes Hemd. Traurig aber wahr: 80 Prozent der Verschmutzung gelangt über Flüsse und Wasserstraßen in die Ozeane. Wobei sich die Textilindustrie nicht mit Ruhm bekleckert und mancherorts ungefiltert Schadstoffe in den nächsten Fluss ablässt. Weiters werden schätzungsweise fünf Billionen Liter Wasser für den Färbeprozess verbraucht, und 48 bis 144 Milliarden Quadratmeter Stoff aus Fabrikabfällen landen jedes Jahr auf der Mülldeponie. Für die Herstellung einer einzigen Jeans werden bis zu 10.000 Liter Wasser benötigt, für die Herstellung eines Baumwollhemds etwa 2500 Liter. 60 bis 70 Millionen Menschen arbeiten in der Textilindustrie, die einen Wert von ca. 2,4 Billionen Dollar besitzt. Wobei es laut DNB Asset Management positive Entwicklungen gibt: Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben Technologien zur Verringerung der Verschmutzung entwickelt, was wiederum Investmentchancen eröffnet.

„Die Welt danach“ Memory-Effekt

Deglobalisierung. Noch niemand kann seriös abschätzen, wie lange der Ukraine-Krieg anhält, ob sich eine Lösung anbahnt oder vielleicht gar weitere Eskalationen drohen. Unabhängig von den unmittelbaren Auswirkungen der Krise wie steigenden Preisen, höheren Defiziten und strafferer Geldpolitik sieht Ibrahima Kobar, CIO von Ostrum Asset Management, für die „Welt danach“ bleibende Veränderungen. Es werde eine Art „Memoryeffekt“ geben, eine Unsicherheit, die nie ganz verschwindet. So wird die Sicherheit der Energieversorgung eine Diversifizierung der Lieferanten und damit die Nutzung teurerer Quellen erfordern. Schließlich wird sich der Trend zur Deglobalisierung, der mit der Covid-Krise begann, verstärken, was sich insbesondere in höheren Preisen niederschlagen wird.

Elon Musk: Erster Billionär

Reicher als reich. Multi-Milliardäre gibt es tatsächlich viele, aber wer wird sein Privatvermögen auf über 1000 Milliarden Dollar steigern und so zum weltweit ersten Billionär werden? Laut Prognosen der Studie „The TrilliElon Musk, umtriebiger on Dollar Club“ könnte diese Unternehmer und MultiMilliardär Ehre Elon Musk zukommen. Der Tesla-Gründer ist heute bereits der reichste Mensch der Welt, er besitzt derzeit ein geschätztes Nettovermögen von 263 Milliarden US-Dollar mit einem jährlichen durchschnittlichen Wachstum von 129 Prozent. Das könnte möglicherweise bedeuten, dass sein Vermögen im Alter von 52 Jahren, also in nur zwei Jahren, eine Billion erreichen wird. Folgen könnte Gautam Adani, Besitzer des Rohstoffhandelsunternehmens Adani Group. Er wäre laut der Hochrechnung ein Jahr hinter Musk dran und würde 2025 bei seiner derzeitigen Wachstumsrate den Status eines Billionärs erreichen. Bernard Arnault, Chief Executive von LVMH, wird voraussichtlich 2029 zum Billionär aufsteigen.

Teure Energie: Zweischneidig

Armutsfalle. Die Energiepreise sind bereits im Vorjahr deutlich gestiegen, diese Tendenz verstärkt sich gerade. Ein Ende der Teuerung bleibt ungewiss. Die positive Seite: Das sollte 2022 zu einem scharfen Rückgang der CO2-Emissionen führen. „Wer das Klima retten will, muss Erdölprodukte, Gas und Kohle stark verteuern, denn nichts ist so wirksam wie hohe Preise. Was wir gerade bei den Energiepreisen erleben, ist daher genau was wir brauchen, wenn wir das Pariser 1,5-Grad-Ziel erreichen wollen“, so Wermuth Asset Management. Jetzt hat der Ukraine-Krieg zu vehementen Steigerungen bei den Energiepreisen geführt. Es klingt sarkastisch, ist aber wahr: Der Effekt auf das Klima ist ähnlich positiv wie ein politisch gewollter deutlicher Anstieg der Preise für Emissionsrechte. Die verteuerten Energieausgaben drücken allerdings die Einkommen von immer mehr einkommensschwachen Haushalten unter die Armutsschwelle. Ohne finanzielle Ausgleichsmaßnahmen wird es nicht gehen. Wie die aussehen sollen, wird für lange (und populistische) Diskussionen sorgen.

Fußball: Kein Top-Investment

Eigentor? Bieten die Anleihen von Fußballvereinen eine gute Gelegenheit, zu punkten? Mark Benbow, Portfoliomanager bei Aegon, kann das nicht bejahen: „Aus der Sicht des Cashflows sind Fußballvereine nicht die Art von Unternehmen, die den Anlegern ohne weiteres Dividenden bieten werden. Auch die Absicherung gegen Kursverluste lässt bei vielen Anleihen von Fußballvereinen sehr zu wünschen übrig.“ Zum Beispiel beim jüngsten Bonds von Inter Mailand hatten die Anleger keinen Anspruch auf das Stadion, sondern nur auf das Trainingsgelände. Benbow: „Anstatt mit Fußballmannschaften auf die Jagd nach Ruhm zu gehen, ziehen wir es vor, in traditionelleren Bereichen des Marktes nach Meisterschaftsmöglichkeiten zu suchen.“

Ukraine: Was macht China?

Neutrale Position. Im Westen hat sich als Reaktion auf den Ukraine-Krieg eine Einheitsfront gebildet, die Russland wirtschaftlich isolieren will. China gehört dieser Front nicht an, weil man erst in jüngster Zeit die strategischen Bande mit Russland festigte, großes Interesse an dessen Rohstoffen und militärischer Ausrüstung hat und insgesamt Gefallen an der Regierungsform in Moskau findet. Seit der Invasion in der Ukraine wird die Gefahr nun öfter angeführt, China könnte den Durchmarsch mit Russland wagen – sich also nicht nur Russland als Abnehmer für all die Rohstoffe andienen, die der Westen nicht mehr will, sondern darüber hinaus Amerikas Dominanz auch über die Abkehr vom Dollar als Handelswährung zu unterminieren. Eine Analyse von DWS hält dieses Szenario aber für unplausibel, oder zumindest extrem verfrüht: „China dürfte alles daransetzen, nach außen hin eine neutrale Position zu vertreten. Für eine Eskalation mit dem Westen ist es ohnehin kein guter Zeitpunkt. China strotzt derzeit nicht vor Energie.“ Siehe ungelöste Covid-Problematik, relativ schwaches Wachstum etc.

Warnung: Lebensmittelkrise möglich

Wolfgang Sawazki, Vorstand von SALytic Invest Der lange Arm des Krieges. Manche Investment-Experten fürchten nicht nur für die Kapitalmärkte schwerwiegende wirtschaftliche Schäden durch den Krieg in der Ukraine. Die Kombination aus hohen Weizenpreisen und Nitratdünger-Krise könnte bereits im heurigen Herbst zu einer Nahrungsmittelkrise führen, so der Kapitalmarktspezialist und Vorstand von SALytic Invest, Wolfgang Sawazki: „Die Ukraine fällt als viertgrößter Weizenexporteur eventuell aus, und die aktuelle europäische Düngemittel-Problematik führt aufgrund geringerer Gas-bedingter Produktion zu schlechten Ernten.“ Das Szenario eines lange anhaltenden Krieges plus westlichem Gas-Embargo gegen Russland würde weiters hohe Wertberichtungen, enorme Kriegsschäden in der Ukraine und erhebliche Wohlstandsverluste auch für viele europäische Länder bedeuten. Vor allem Afrika träfe es aber am Härtesten, da es dort zu einer dramatischen Nahrungsmittelkrise kommen könnte.

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