Bibelreport 3/2006

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3. Quartal · September 2006 · E 3019

Deutsche Bibelgesellschaft

Ausstellung zur Bibel in China

Dein Wort ist meines Fußes Leuchte Übersetzen, verbreiten, öffnen

25 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft

Foto: UBS

Handschriften der Bibel

Die Septuaginta – Text für Orient und Byzanz

Das Bibelprojekt

Indien Das Evangelium für die Rechtlosen


BIBLISCH BETRACHTET »Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.« Römer 15,13

Im Vertrauen neue D WEGE GEHEN ie von Cansteinsche Bibelanstalt in Berlin e.V. ist die jüngste unter den Bibelgesellschaften Deutschlands. Wir sind im großen Bereich der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburgschlesische Oberlausitz tätig. Wenn wir Sie zu uns einladen dürften, würden wir Sie zunächst in eine Unterrichtsstunde bitten, die wir vor allem in Brandenburg anbieten. Der Klassenraum hat ein anderes Gesicht. Die Schüler sitzen im losen Halbkreis nebeneinander. Der eine hat seine Haare zu Rastazöpfen frisiert, ein anderer trägt ein T-Shirt mit Protestsymbolen. Eine kunterbunte Truppe, wie man wohl nicht nur hier sagt. Doch sie alle sind Gymnasiasten der 11. Klasse, sie alle sind bei der Sache, wenn der Mitarbeiter der Bibelanstalt eine klösterliche Handschrift erklärt. In die Erklärung hinein meldet sich eine Schülerin: »Darf ich Sie mal was fragen?«. »Sicher« antwortet der Mitarbeiter. »Glauben Sie?«. Die Antwort auf diese Frage hat der Apostel Paulus vorgezeichnet. Paulus hat von den Christen in Rom schon gehört, will sie auch demnächst besuchen, aber er kennt sie noch nicht persönlich. Mit einem Brief stellt er sich ihnen vor. Und an den Beginn stellt er einen Satz, der dem Kundigen die Tür zum evangelischen Glauben öffnet: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen« (Römer 1,16). Für die Unterrichtsstunde ist ein Wort besonders interessant: »denn«. Paulus fügt kein relativierendes »aber« an, kein ausweichendes »sowohl…als auch«, er beginnt mit einem klaren Bekenntnis, dem die Begründung folgt: »Ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn…«. Die Antwort auf die Frage der jungen Frau kann nur lauten: »Ja.« Neben den Besuchen in Brandenburger Schulen bieten wir Bibel-Einführungskurse für Erwachsene und verleihen Ausstellungen zur Bibel. In Berlin haben wir – unserer Namensschwester in Westfalen vergleichbar – ein Bibelkabinett eingerichtet. Dabei begegnen uns Menschen, die vieles schon wissen, und solche, die aufgrund schlechter Erfahrungen der Kirche ablehnend gegenüber stehen. Andere tragen unreflektierte Vorurteile mit sich herum, wieder Andere wissen so gut wie nichts mehr von der biblischen Überlieferung. Über den Römerbrief hat Martin Luther geschrieben: »Es scheinet, als habe S. Paulus

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in dieser Epistel wollen einmal in die Kürze verfassen die ganze christliche und evangelische Lehre und einen Eingang bereiten in das ganze Alte Testament.« Die christliche Lehre präsent zu haben, aber auch einfache

Der Apostel Paulus mit dem »Schwert des Geistes«. Darstellung des Westfensters in der Kathedrale Canterbury, 15.Jahrhundert.

Antworten auf schwierige Fragen zu finden, das gehört zur Arbeit einer Bibelgesellschaft dazu. Die Menschen sind mündig geworden. Sie entscheiden selbst, was sie für sich gelten lassen und was nicht. Dabei fragen sie immer wieder, woran Christinnen und Christen erkennbar sind. Die Antwort des Paulus darauf ist schlicht: »Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob« (Römer 15,7). Unter den Christen Roms gab es einen Streit zwischen zwei Gruppen. Die Einen gingen in ihrer christlichen Freiheit immer voran und hielten sich für »stark«. Schein-

bar Altes ließen sie hinter sich. Die Anderen hielten an Alt-Bekanntem fest. Sie folgten den vertrauten Wegen und sahen sich selbst als Bewahrer der Tradition. Dabei geht es um die eigene Identität in einer sich verändernden Umwelt. Wird die Gemeinde oder die Gegend, in der ich lebe, so bleiben? Ist der Arbeitsplatz sicher, halte ich die ständig steigende Belastung aus? Werde ich überhaupt eine Arbeit finden? Was bringen die gesellschaftlichen Veränderungen momentan: Werde ich meine Arztrechnungen in Zukunft selbst bezahlen müssen? Paulus zeigt auf Christus. Denen, die im Vertrauten stehen, ist Christus zum Diener geworden. Er geht in ihre Tradition hinein und zeigt ihnen Wege, um weiterzugehen. Diejenigen, die sich frei und stark fühlen, bremst Christus gewissermaßen ein. Denn ihre Freiheit und Stärke verdanken sie Gott, nicht sich selbst. »Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.« Um einander annehmen zu können, muss man sich zunächst gegenseitig wahrnehmen. Das heißt nicht, Unterschiede zu verkennen oder in scheinbar konfliktlose Harmonie zu verfallen. Die Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Und ihnen als solche die Verheißung zuzusagen, die auf sie wartet, das ist die Aufgabe. Diese Aufgabe fordert einen ständigen Balanceakt zwischen dem Vertrauten, das einem Halt gibt, und neuen, unbekannten Wegen. Und so kann Paulus nicht schließen, ohne auf die Quelle zu verweisen, aus der heraus so etwas möglich wird: »Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes« (Römer 15, 13). Andreas Döhle, Theologe und Mitarbeiter der Cansteinschen Bibelanstalt in Berlin e.V.


AKTION MIT DER

Bibel

Schülerwettbewerb Konfirmanden entdeckten »Gottes tolle Typen« Bibel und Kultur

M

ehr als 500 Schülerinnen und Schüler aus 21 Gruppen haben sich mit Beiträgen am Landeswettbewerb »Spuren (in) der Bibel...Gefunden!« im Bundesland Bremen beteiligt. In einer Abschlussveranstaltung am 12. Juli im Bremer Rathaus wurden Preise in drei Altersgruppen vergeben. Prominente Gäste und Laudatoren waren Präses i.R. Manfred Kock, Bürgermeister a.D. Henning Scherf, Domkapitular Probst Ansgar Lüttel, die Präsidentin des Kirchenausschusses der Bremischen Evangelischen Kirche, Brigitte Boehme, und der Schriftführer der Landeskirche, Pastor Louis-Ferdinand von Zobelitz. Radio-Mo-

Fotos (3): DBG/Müller

Rund 250 Kinder kamen ins Rathaus.

firmandengruppe der Gemeinde St. Martin Lesum entdeckte »Gottes tolle Typen« in der Bibel und wurde dafür mit dem 1. Preis der dritten Altersgruppe bedacht. In Steckbriefen, Bildern und Collagen charakterisierten sie Männer aus der Bibel. Der Vorsitzende der Stiftung Bibel und Kultur, Manfred Kock, sagte »die Aktualität des alten Buches muss sich immer wieder auf Neue erweisen, sie lebt, wenn sie gelesen und gebraucht wird«. Henning Scherf, bedankte sich scherzhaft bei Kock dafür, »dass Sie uns nicht vergessen haben, wo wir doch als Heidenland verschrieen sind«. Der Wettbewerb wird von der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur veranstaltet und seit 1993 jedes Jahr in einem anderen

Ausgestellte Beiträge des Schülerwettbewerbes. Prominenz im Rathaus: (v.l.) Henning Scherf, Manfred Kock und Jan-A. Bühner.

derator Dirk Böhlung führte durch die Veranstaltung mit rund 250 jungen Schülerinnen und Schülern. Der 1. Preis in der jüngsten Altersgruppe ging an die Klasse 4a der Schule Hammersbeck. Mit einfachen Mitteln sei ein kreativer Sandkasten mit 21 Steinen entstanden, darunter ein Jesus-Stein. Das Werk lade zum Betrachten und zum Spiel ein, so die Jury des Wettbewerbes. In der zweiten Altersgruppe zeichneten die Juroren die Klasse 5b des Gymnasiums Hamburger Straße aus. Sie erstellten ein großes Buch mit Bildergeschichten zu Jona, Jonathan, Ruth, Ester, Abraham und Mose. Die Kon-

Bundesland ausgeschrieben. Teilnehmen konnten Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 20 Jahren. Zum Vorbereitungskreis in Bremen gehörten Vertreterinnen und Vertreter der Stiftung, der regionalen Bibelgesellschaften, der Kirchen und des Senators für Bildung und Wissenschaft. Die überkonfessionelle Stiftung Bibel und Kultur wurde 1987 gegründet, um die Bedeutung der Bibel im Kultur- und Geistesleben zu stärken. Durch ihren jährlichen Stiftungspreis zeichnet sie Persönlichkeiten aus, »die sich in ihren Werken in besonderer Weise für die Geltung der Bibel und die Vermittlung von biblischen Wertvorstellungen eingesetzt haben«. Mehr Informationen zur Stiftung gibt es unter www.bibel-und-kultur.de. RTM

EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser, welche Länder regen heute weltweit die Phantasie an? – seien es ökonomische, politische, kulturelle oder auch missionarische. Es sind wohl kaum die Länder des so genannten alten Europas. Schon eher sind es die osteuropäischen Staaten. Ganz vorne aber liegen China und Indien. Beide spielen eine besondere Rolle in dieser Ausgabe des Bibelreports. China ist das bevölkerungsreichste Land der Welt. Seit Jahren produziert die Wirtschaft immer wieder Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Es verändert sich vieles sehr schnell im Reich der Mitte, auch wenn es große Defizite gibt bei Grundrechten oder Demokratie. In drei Städten der USA konnten Interessierte etwas über die Bibel in China erfahren. Auch das ist ein Wachstumsmarkt. Die Schätzungen zur Zahl der Christinnen und Christen in der Volksrepublik schwanken stark. Deutlich ist aber, dass sich viele Chinesen für die Botschaft der Bibel interessieren. Der Bibelreport berichtet darüber. Nur schwer ist der indische Elefant in Bewegung gekommen. Aber nun gilt das südasiatische Land ebenfalls als Region der Zukunft. Die christlichen Gemeinden sind eine kleine Minderheit, wenn auch einige bereits im ersten Jahrtausend entstanden sein dürften. Im Bibelprojekt geht es dieses Mal um Initiativen der Indischen Bibelgesellschaft. In Indien gibt es eine wachsende Mittelschicht, die den Anschluss an Europa und die USA sucht. Doch die rechtlose Situation vieler Ureinwohner, der Adivasi, gehört ebenso zur Realität des Vielvölkerstaates. Unter ihnen sind besonders viele Christen. Hörbibeln mit biblischen Auswahltexten sollen ihnen helfen, die Botschaft des Glaubens noch besser zu erschließen. An die Geschichte der Deutschen Bibelgesellschaft erinnerte deren Vollversammlung im Juni. Bereits 1848 gab es Stimmen für eine gemeinsame Bibelgesellschaft in Deutschland. Doch der Weg bis zur jetzigen Gestalt war weit. Ralf Thomas Müller

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Die Septuaginta –Text S 3 Die griechische Übersetzung des Alten Testaments prägte das frühe Christentum eit dem 3. Jahrhundert vor Christus werden im hellenistischen Judentum einzelne Schriften Israels aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt, zuerst der Pentateuch. Ab Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus umfasst diese Übersetzung die meisten der für die Religion Israels grundlegenden Schriftwerke (Pentateuch, Propheten, erste Weisheitsschriften, soweit letztere nicht von vornherein auf griechisch entstanden; vgl. den Prolog des Sirachbuches). An einzelnen Schriftkomplexen wird bis in die neutestamentliche Zeit weitergearbeitet, so namentlich an den Psalmen. Noch bevor die

Handschriften Folge der Bibel

von Gott bestimmte Zahl von 70 (lateinisch: Septuaginta) Übersetzern des Pentateuchs genannt wird, untermauert diese Entwicklung. Die Zahl wächst später als Inscriptio dem Gesamtwerk zu und prägt dessen Namen. Die Septuaginta ist also eine Sammlung gewachsener Übersetzungen und Schriften. Ihr Abschluss wird irgendwann vorausgesetzt, aber nie wirklich festgelegt. Erst bei

Frühe Bilder zeigen die legendarische

Herkunft der Septuaginta.

Foto: Jastron

Origenes lässt sich von einer einigermaßen klaren Fixierung sprechen. Doch auch sie ändert nichts daran, dass ein offener Rand bleibt, sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein. Im Bereich der kleineren Schriften nehmen einzelne Handschriften nicht nur die großen Weisheitstexte des 3. bis l. Jahrhundert vor Christus oder nach Christus auf (besonders Sirach und Sapientia Salomonis), sondern auch die Psalmen Salomos.

Griechische Inschrift aus dem 2. Jh. vor Chr.

Die Bedeutung der Septuaginta steht in keinerlei Verhältnis zu ihrer Bekanntheit. Martin Luther orientierte seine Bibelübersetzung am hebräischen Text (und punktuell daneben an dem der Vulgata), und die römische Kirche legte sich im Tridentinum auf die Vulgata fest. Die Septuaginta blieb für lange Zeit außerhalb der zu übersetzenden und weithin der benützten Schriften. Trotz der überragenden Bedeutung der Septuaginta für das Verständnis des antiken Judentums, des Neuen Testaments, der allgemeinen antiken Religionsgeschichte und der Alten Kirche spielt sie in der judaistischen, theologischen und altertumskundlichen Forschung und Ausbildung eine geringere Rolle als ihr zukommen müsste. Nicht zuletzt der Mangel einer Übersetzung schränkt die Beschäftigung mit ihr stark ein. SeptuagintaForschung in Deutschland erhält durch das Unternehmen der Göttinger Akademie der Wissenschaften, das die textkritischen bzw. textgeschichtlichen Grundlagen für eine Septuaginta-

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Zur Eigenständigkeit der Septuaginta Fotos (2): MGI

Übersetzung aller heute in der Septuaginta enthaltenen Schriften zum Abschluss kommt, entstehen Sammlungen – zunächst vermutlich in durchaus verschiedener Gestalt –, die schon bald bei hellenistischen Juden den Rang heiliger Schriften erhalten. Eine Entstehungslegende (uns überkommen durch den Aristeasbrief), in der die

Obwohl allmählich gewachsen, ist die Septuaginta nicht einfach von dem uns bekannten hebräischen Bestand der heiligen Schrif-

Deutsche Übersetzung der Septuaginta Ausgabe erarbeitet, wesentliche Voraussetzungen. Eine Übersetzung soll der Septuaginta in verschiedenen Studiengängen zu größerer Bedeutung verhelfen, sie aber auch in anderen Bereichen der Geisteswissenschaften sowie des kirchlichen und kulturellen Lebens ins Bewusstsein heben. Ein Kreis von Wissenschaftlern hat sich dieses Problems angenommen und die Septuaginta ins Deutsche übersetzt. Angesichts der Größe der Aufgabe ist ein solches Unternehmen nur in Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen zu erreichen. Vertreterinnen und Vertreter des Alten und Neuen Testaments, der Judaistik, der Altphilologie, der Patristik und der Übersetzungswissenschaft wirken zusammen. Als Herausgeber fungieren Prof. Dr. Wolfgang Kraus, Koblenz, und Prof. Dr. Martin Karrer, Wuppertal.

Mitherausgeber sind Prof. Dr. Kai Brodersen, Mannheim, Prof. Dr. Helmut Engel SJ, Frankfurt, Prof. Dr. Heinz-Josef Fabry, Bonn, Prof. Dr. Siegfried Kreuzer,Wuppertal, Prof. Dr.Wolfgang Orth, Wuppertal, PD Dr. Martin Rösel, Rostock, Prof. Dr. Helmut Utzschneider, Neuendettelsau, Prof. Dr. Dr. Dieter Vieweger, Wuppertal, Prof. Dr. Nikolaus Walter, Naumburg. Die Septuaginta Deutsch erscheint im Jahr 2007 bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Neben dem Göttinger SeptuagintaProjekt war die Ausgabe von Raalfs Grundlage der Übersetzung. Sie ist jetzt als »Raalfs-Hanhart« in verbesserter Form erschienen.


für Orient und Byzanz tenwende eine erste Revisionsarbeit an den vorliegenden griechischen Übersetzungen einsetzt: man beginnt, den Septuaginta-Text dem nunmehrigen hebräischen Text anzugleichen.

Die Welt des Hellenismus um 200 vor Christus

Zum Gebrauch der Septuaginta Über das hellenistische Judentum geht der Bestand der Septuaginta im 1. Jahrhundert nach Christus ins hellenistische Judenchristentum über. Die Autoren des Neuen Testaments fußen in ihrer Aufnahme alttestamentlicher Belege – selbst wenn sie, wie etwa Paulus oder Johannes, den hebräischen Text vermutlich kannten – mehr auf hebräische Äquivalent der in der Septuaginta vorliegenden, vom »Masoretischen Text« abweichenden Textgestalt bekannt. Andererseits belegen die griechischen Rollen vom Toten Meer, dass noch vor der Zei Druckgrafiken zeigen die antike Bibliothek Alexandrias, eines Zentrums des Hellenismus, das in Flammen aufging.

Fotos (2): akg-images

ten abhängig. Denn auch der Bestand der hebräischen Schriften verfestigt sich erst im 3./2. Jahrhundert vor Christus, jenseits des Pentateuch und der Propheten sogar noch später. Die Gestaltfindung der hebräischen Bibel und der Septuaginta verlaufen daher in einem komplizierten Nebeneinander. Wie sich aus dem Vergleich griechischer und hebräischer Textrezensionen ergibt, basiert die Septuaginta auf einem eigenständigen, teilweise sogar älteren hebräischen Text als dem, der später im Judentum kanonische Gültigkeit erreicht hat. Aufgrund der Qumranfunde ist für manche der biblischen Bücher inzwischen das

der Septuaginta als auf dem hebräischen (und aramäischen) Text. Bei der Interpretation neutestamentlicher Aussagen spielt die griechische Textgestalt des Alten Testaments deshalb eine entscheidende Rolle. Im Zuge des Auseinandergehens der Wege von Christentum und Judentum wird die Septuaginta immer eindeutiger zur Heiligen Schrift der Kirche. Zwar versuchen im 2. Jahrhundert noch einmal Übersetzer (Aquila, Theodotion), eine griechische Übersetzung für das Judentum zu schaffen. Doch je länger je mehr lehnt das rabbinische Judentum eine griechische Übersetzung der Tora grundsätzlich ab. In der Kirche kennen dagegen nur noch wenige Gelehrte den hebräischen Text aus eigener Lektüre (Origenes, Hieronymus); im Gebrauch der (westlichen) Kirchen spielt er keine Rolle mehr. Erst die Humanisten des frühen 16. Jahrhundert haben ihn für das westliche Christentum – vor allem die Kirchen der Reformation – wiederentdeckt. Für das orientalische und byzantinische Christentum bleibt die Septuaginta die verbindliche Textgestalt des Alten Testaments. Für das Neue Testament kommt jedenfalls der Septuaginta als der Sammlung der heiligen Schriften mindestens der gleiche Stellenwert wie dem hebräischen Text zu.

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WeltBIBELHilfe

Malawi: Neues Testament in Blindenschrift Etwa 18 000 der fast elf Millionen Einwohner Malawis sind blind. Neben den beiden Amtssprachen Englisch und Chichewa sind in dem südafrikanischen Land elf wei-

Foto: Torch Trust/Janet Stafford

Blantyre – In Malawi ist jetzt die erste Blindenschrift-Ausgabe des Neuen Testaments in der Sprache Tumbuka erschienen. Verwirklicht wurde das Vorhaben von dem englischen Missionswerk »Torch Trust« zusammen mit dem Weltbund der Bibelgesellschaften (United Bible Societies/UBS) und »Wycliffe International«. Nach Angaben von „Torch Trust“ werden insgesamt 1 345 vollständige Neue Testamente und einzelne neutestamentliche Bücher in Tumbuka hergestellt. Ein Teil der Auflage soll durch die Malawische Bibelgesellschaft an Schulen und kirchliche Einrichtungen verteilt werden. Ein Blinder liest in einer biblischen Schrift.

tere einheimische Sprachen verbreitet. Tumbuka wird von rund 1,3 Millionen Menschen in Malawi sowie den angrenzenden Staaten Sambia und Tansania gesprochen. Das Missionswerk »Torch Trust« hat seinen Hauptsitz in der Nähe der englischen Stadt Northampton. Die Hilfsorganisation stellt blinden und sehbehinderten Menschen auf der ganzen Welt biblische Schriften und christliche Literatur zur Verfügung. In Malawi unterhält »Torch Trust« unter anderem eine Leihbücherei für Blinde und Sehbehinderte sowie eine Braille-Druckerei. Dort wurden bislang Schriften in sechs verschiedenen afrikanischen Sprachen produziert. Zum christlichen Glauben bekennen sich 80 Prozent der Bevölkerung Malawis. Muslime machen etwa 13 Prozent aus, darüber hinaus gibt es dort auch zahlreiche Anhänger von Naturreligionen. SCS

372 Millionen Schriften verbreitet

Neues Testament veröffentlicht

Reading – Im Jahr 2005 haben die Bibelgesellschaften weltweit mehr als 372 Millionen Bibeln, Neue Testamente und andere biblische Schriften verbreitet. Dies teilte jetzt der Weltbund der Bibelgesellschaften in seinem diesjährigen »Scripture Distribution Report« mit. Den Angaben zufolge sank die Gesamtzahl der verbreiteten Schriften in gedruckter Form gegenüber dem Jahr 2004 um 4,6 Prozent. Mit 24,2 Millionen Exemplaren wurde bei den Bibeln das Vorjahresergebnis von 24,9 Millionen nahezu erreicht, während bei den Neuen Testamenten ein Rückgang von 12,5 auf 11,2 Millionen zu verzeichnen war. Ein Minus von fast 20 Prozent betraf Einzelschriften wie Evangelien oder Psalmen. Dagegen ergab sich bei biblischen Auswahlschriften für Leseanfänger eine Steigerung um 26,5 Prozent.

Bangui – In der Zentralafrikanischen Republik ist jetzt das vollständige Neue Testament in der Sprache Gbaya erschienen. Das nun abgeschlossene Projekt war 1980 von der baptistischen Kirche des Landes und Missionaren aus Schweden ins Leben gerufen worden. Unterstützt wurde es von der Zentralafrikanischen Bibelgesellschaft, der US-amerikanischen Organisation »SIL International« sowie dem Weltbund der Bibelgesellschaften (UBS). Mit einem Dankgottesdienst in der Stadt Berbérati hießen Gläubige die Übersetzung willkommen. Der Auftakt der Feier erinnerte an traditionelle afrikanische Jagdzeremonien: Wie eine Jagdbeute trugen Männer ein Exemplar des Neuen Testaments an einem Stock herbei. Unter den Ehrengästen des Festakts waren zahlreiche Abgesandte aller an der Übersetzung beteiligter Organisationen.

Foto links: Francois Sieberhagen

Neue Testamente in der Sprache Sena werden verteilt.

Foto rechts: Phil Noss

Die weitaus meisten Schriften, fast 263 Millionen Exemplare, verbreiteten die Bibelgesellschaften in Nord-, Mittel- und Südamerika. An zweiter Stelle folgten Asien und der pazifische Raum mit insgesamt 87,6 Millionen. In Afrika wurden rund 12,6 Millionen Bibeln, Neue Testamente und andere biblische Schriften verbreitet. Mehr als acht Millionen entfielen auf Europa und den Nahen Osten. Nach Aussage des Weltbundes wurde der größte Teil der verbreiteten Schriften entweder kostenlos oder zu reduzierten Preisen abgegeben. Die vorliegende Statistik bezieht sich auf den Zeitraum von Januar bis Dezember 2005. Darin erfasst sind biblische Schriften in gedruckter Form, die Verbreitung von Gottes Wort durch elektronische Medien wie Internet, CDs, Fernsehen oder Radio ist dabei nicht berücksichtigt. SCS

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Reiche Beute: Träger mit dem Neuen Testament in der Sprache Gbaya.

Phil Noss, ehemaliger Leiter der Übersetzungsabteilung des Weltbundes der Bibelgesellschaften, eröffnete den Gottesdienst mit einem Gebet in Gbaya. Neben den Amtssprachen Französisch und Sango sind in der Zentralafrikanischen Republik mehr als 60 lebende Sprachen in Gebrauch. Gbaya wird von insgesamt 450 000 Menschen im Westen des Landes gesprochen. In Kamerun, Nigeria und der Republik Kongo ist es ebenfalls verbreitet. Die Sprache unterteilt sich in zwei regionale Varianten. Erste Bibeltexte in Gbaya liegen bereits seit 1980 vor. Die Hälfte der rund 3,8 Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik bekennt sich zum christlichen Glauben. Die frühere französische Kolonie gehört zu den zehn am stärksten von Aids/HIV betroffenen Staaten weltweit. SCS


Aus der weltweiten Arbeit mit der Bibel

Jahresbericht 2005

Brasilien: Bibeldruckerei erfolgreich

Aktion Weltbibelhilfe: Spendenrückgang gegenüber 2004

gen und hat mittlerweile 12,2 Millionen biblische Schriften für den internationalen Markt hergestellt. Über 80 Länder und Regionen werden mit Bibeln in mehr als zehn verschiedenen Sprachen beliefert. Dieser Erfolg ermöglicht es der Bibelgesellschaft, auch Projekte zu realisieren, die keinen Gewinn versprechen, wie etwa Bibelübersetzungen in Minderheitensprachen oder Bibeln für Blinde. Seit 2001 verfügt die Druckerei über eine Braille-Presse, mit der Bibeln in Blindenschrift produziert werden können, 2002 erschien die weltweit erste vollständige Braille-Bibel in Portugiesisch. »Ohne diese Druckerei wäre der Preis für Bibeln in unserem Land wesentlich höher, das Angebot eingeschränkter und die Qualität schlechter«, sagte der Geschäftsführer Luiz Antonio Giraldi. SCS

Stuttgart – Mit Zuwendungen Verfügung – rund 20 000 Euro in Höhe von insgesamt 4 989 261 weniger als 2004. Die ZuwenEuro unterstützte die Aktion Welt- dungen aus landeskirchlichen Mitteln gingen um 30 500 Euro bibelhilfe im vergangenen Jahr auf 840 000 Euro zurück. Bei den den Weltbund der Bibelgeselllandeskirchlichen Kollekten war schaften (UBS). Dies entspricht ein Minus von fast 42 000 Euro einem Spendenrückgang von zu verzeichnen: Während die 371 866 Euro gegenüber 2004. Gemeinden 2004 in den GottesGrund dafür sind vorrangig geringere Einnahmen aus Vermächt- diensten 849712 Euro sammelten, beliefen sich die Spenden im Jahr nissen: Sie sanken von 365 481 2005 auf 808 014 Euro. SCS Euro im Jahr 2004 auf 128 480 Euro im Jahr 2005. Die Zuwendungen Spendenquellen der aus allen anderen Weltbibelhilfe 2005 in Euro Quellen erreichten da128.480 gegen fast das Vorjahresniveau: Einzelspen840.000 den und die Beiträge 3.121.463 808.014 der Mitglieder des Förderkreises machten mit 3 121 436 Euro den mit Abstand größten Anteil am Spendenaufkom91.329 men aus. 91 329 Euro Einzelspenden Vermächtnisse stellten die regionalen Regionale Bibelgesellschaften Landeskirchliche Mittel Bibelgesellschaften Landeskirchliche Kollekten der Weltbibelhilfe zur

Foto: Brasilianische Bibelgesellschaft

São Paulo – Insgesamt 50 Millionen Bibeln und Neue Testamente hat die Bibeldruckerei der brasilianischen Bibelgesellschaft in den vergangenen zehn Jahren hergestellt. Das Unternehmen mit Sitz in São Paulo ist die größte Produktionsstätte für biblische Schriften in Lateinamerika. Ihre Druckkapazität liegt gegenwärtig bei rund 700 000 Exemplaren im Monat. Als die Druckerei 1995 ihre Arbeit aufnahm, waren zunächst etwa 500 000 Bibeln und Neue Testamente pro Jahr geplant. Dieses Ziel konnte schon bald überschritten werden, bereits 1998 wurde die Zehn-Millionen-Marke erreicht. Bis 2004 steigerte sich die jährliche Gesamtauflage auf sieben Millionen. Seit 1997 nimmt die Druckerei Aufträge aus dem Ausland entge-

Unverzichtbaren Beitrag geleistet

Die Buchbinderei der größten Bibeldruckerei Lateinamerikas.

Stuttgart – Die Spenderinnen und Spender der Aktion Weltbibelhilfe und des Förderkreises haben auch im vergangenen Jahr wieder einen unverzichtbaren Beitrag zur Verbreitung von Gottes Wort geleistet. Sie förderten das Programm des Weltbundes der Bibelgesellschaften mit rund

Lomé – Im westafrikanischen Togo sind jetzt erstmals Teile des Alten Testaments in der Sprache Ntcham erschienen. Es handelt sich dabei um Übersetzungen der Bücher Genesis (1. Mose), Leviticus (3. Mose), Deuteronomium (5. Mose) und Josua. Sie erscheinen jeweils in einer Auflage von 2 000 Exemplaren. Bei einem Dankgottesdienst in der Stadt Bassar wurden die vier biblischen Schriften vorgestellt. An dem Festakt beteiligten sich Angehörige aller christlichen Kirchen sowie Vertreter der Togolesischen Bibelgesellschaft und des Weltbundes der Bibelgesellschaften.

Neben der Amtssprache Französisch gibt es in Togo fast 40 Sprachen. Ntcham wird von ca. 100 000 Menschen gesprochen und ist auch in Ghana verbreitet. Erste Bibelteile kamen bereits 1969 in Ntcham heraus, das gesamte Neue Testament liegt seit 1990 vor. Das nun abgeschlossene interkonfessionelle Übersetzungsprojekt gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer vollständigen Bibelausgabe in der Minderheitensprache. Verwirklicht wurde das Vorhaben von der Togolesischen Bibelgesellschaft und der in Dallas/USA ansässigen Organisation »SIL International«. SCS

Foto: Dag Smemo

Wichtiger Schritt zur ganzen Bibel

Schülerin aus Panama-Stadt liest in ihrer neuen Bibel.

3,1 Millionen Euro. Besonders hervorzuheben ist die erfreuliche Resonanz auf den Spendenaufruf zugunsten der Tsunami-Opfer in Sri Lanka. Allein für dieses Hilfsprojekt gingen Zuwendungen in Höhe von 430 000 Euro ein. Sogar noch größer war die Spendenbereitschaft für Russland: Fast 480 000 Euro erhielt die dortige Bibelgesellschaft für ihre Arbeit mit Blinden und Sehbehinderten. Auch in anderen Ländern konnten mit den Spenden der Weltbibelhilfe zahlreiche Vorhaben verwirklicht werden. So wurden in Panama Schulen mit Bibeln für den Religionsunterricht ausgestattet. Die Nicaraguanische Bibelgesellschaft verteilte mehr als 36 000 biblische Schriften an Kinder. Ebenfalls finanziert wurden Projekte zur Bibelverbreitung in Litauen, Äthiopien und im Sudan. Die Aktion Weltbibelhilfe dankt ihren Förderinnen und Förderern für die treue, fortwährende Unterstützung. SCS

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AUSSTELLUNG ZUR VERBREITUNG DER BIBEL IN CHINA

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DeinWORT ist Ausdrücklich bekennt sich die Ausstellung zum multinationalen Charakter des Landes. Es wird erläutert, dass Volksgruppen wie Miao, Jingpo oder Lisu meist eine eigene religiöse und kulturelle Tradition haben. Die Verschiedenheit der ethnischen Gruppen trage zum bunten Leben der Kirchen in China bei. Betont wird, dass auch diese Volksgruppen die Religionsfreiheit nutzen könnten. Allerdings ist diese chinesische Form der Religionsfreiheit deutlich verbunden mit der Pflicht des Bekenntnisses zum Staat. Kirchenvertreter und Prominente aus den Vereinigten Staaten würdigten die Ausstellung als wichtigen Beitrag zur Annäherung der Christen beider Nationen. »Ich bin dankbar dafür, dass diese Ausstellung in die USA gekommen ist und bete für ihren Erfolg«, sagte der Evangelist Billy Graham. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter nannte die Ausstellung einen »Ausdruck der erstarkenden freundschaftlichen Verbindungen zwischen China und den USA«. Es sei lehrreich für die Amerikaner, mehr über die chinesischen Christen zu erfahren, so Carter.

Fotos (5): UBS

ie Bibel in China ist heute eine Er- heutigen China rar. Und einige wenige folgsgeschichte. Als der Weltbund Hinweise machen deutlich, wie schwierig der Bibelgesellschaften und die es für chinesische Christen war, während Amity-Stiftung 1987 gemeinsam der Kulturrevolution die eigene Bibel oder eine Druckerei einrichteten, ahnte wohl das Neue Testament zu behalten. niemand, dass 2006 mehr als 46 Millionen Bibeln und Neue Testamente die Produk- Die Bibel setzt Kreativität frei tionsstätte in Nanking verlassen haben würden. Zu dunkel waren die Erfahrungen, die Welche kreativen Kräfte die Bibel freisetzt, Chinas Christinnen und Christen während vermitteln Ausstellungsobjekte aus der der so genannten Kulturrevolution zwi- Volkskunst Chinas. So haben drei Holzschen 1966 und 1976 erlitten hatten. Doch schnitzer das Leben Jesu nach den Evangeheute gibt es eine immer noch wachsende lien in dreißig Stationen verarbeitet. Gut vier Jahre lang arbeiteten sie an der DarstelNachfrage an Bibeln. Dass die Geschichte des Buches der Bücher in China jedoch viel weiter zurückreicht, zeigt eine Ausstellung unter dem Bibelwort »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege« (Psalm 119,105). Die Hongkonger Bibelgesellschaft, der Chinesische Christenrat und die chinesische »Patriotische Drei-Selbst-Bewegung« konzipierten die Ausstellung zunächst für Hongkong. Jetzt war sie in den USA in Los Angeles, Atlanta und New York zu sehen. Der Künstler Zhang Wan Besucherinnen und Besucher erLong vor der Darstellung fahren, dass die Geschichte der des Lebens Jesu in Holz. Bibel in China bis in die Zeiten

Nicht nur der rasende Fortschritt, auch die Idylle ist typisch für China.

des frühen Christentums zurückreicht. Es waren Anhänger der Nestorianischen Kirche, die 779 im westlichen China eine Stele errichteten, die von der neuen Botschaft kündete. Dieses früheste Indiz christlicher Missionstätigkeit in China, bot anderen Missionaren einen willkommenen Anknüpfungspunkt. Doch zentral in der China-Ausstellung stehen die Entwicklungen rund um die Bibel in China im 19. und 20. Jahrhundert. Objekte, wie ein Neues Testament in traditionellem Chinesisch, das der amerikanische Baptist Josiah Goddard übersetzte und 1853 gedruckt wurde. Solche Ausgaben sind nach Angaben der Aussteller im

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lung. 1,6 Meter hoch und 3,7 Meter breit ist das Werk, das aus 100 Jahre altem Holz gefertigt wurde. Aber auch in der Volkskunst nationaler Minderheiten in China hinterlässt der christliche Glaube seine Spuren. Die Ausstellung zeigt Zeichnungen, Kalligrafien und Skulpturen mit christlichem Inhalt aus allen Regionen der Volksrepublik.

Die chinesische Mauer zeugt vom großen kulturellen Erbe der Chinesen.


meines Fußes Leuchte

Foto: DBG/Müller

Mit rund 1,3 Milliarden Einwohnern ist China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Offiziellen Angaben zufolge gehören etwa 14 Millionen Chinesen einer staatlich registrierten Kirche an und können ihren Glauben relativ ungehindert ausüben. Die Zahl der Christen in nicht anerkannten Untergrundgemeinden wird auf bis zu 75 Millionen Gläubige geschätzt. Eine eigene nationale Bibelseiten Bibelgesellschaft gibt es in traditionelin China nicht. Zuständig lem Chinesisch.

für die Verbreitung der Bibel sind der Chinesische Christenrat und die »Patriotische Drei-Selbst-Bewegung«. Beide Organisationen sind wichtige Partner des Weltbundes der Bibelgesellschaften. Jährlich werden in China rund 2,5 Millionen Bibeln verbreitet. Eindrucksvoll zeigt die Ausstellung die Entwicklung der Produktion in den vergangenen Jahrzehnten. Der Bedarf bleibt aber auch in Zukunft groß. Deshalb hat die Amity-Stiftung in Nanking mit dem Bau einer

Foto: Hongkonger Bibelgesellschaft

Weiter starker Bedarf in China

Kleidung nationaler Minderheiten in China.

Eine Erfolgsgeschichte: die Amity-Druckerei in Nanking.

Spatenstich für die neue Druckerei.

neuen, größeren Druckerei begonnen. Die Bibelproduktion soll dann auf jährlich rund zehn Millionen Exemplare gesteigert werden. Das neue Werksgelände liegt in einem Industriegebiet unweit der jetzigen Druckerei und hat eine Gesamtfläche von über 86 000 Quadratmetern. Ermöglicht wird der Neubau durch Entschädigungszahlungen der Stadt Nanking, die auf dem bisherigen Gelände ein Wohnviertel errichten will. »Meine Hoffnung ist, dass eines Tages jeder Mensch in China eine eigene Bibel in Händen hält«, sagte der ehemalige Präsident des Chinesischen Christenrates, Bischof Ting, in einer Ansprache. RTM/SCS

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Eine Bibel, die E Spaß macht

Für-dich-Ausgaben der Luther- und Gute-Nachricht-Bibel neu gestaltet

in Weltbestseller unter den Büchern hat ein spannendes und innovatives Cover verdient, fanden Paul Etzel und Jasmin Herkel, Studenten an der Fachhochschule Wiesbaden im Studiengang Kommunikationsdesign. Also erfanden sie zwei bisher noch namenlose Wesen, die sich auf dem Cover und auf den Sonderseiten der Für-dich-Bibelausgaben wieder finden. Die Für-dich-Bibelausgaben haben im Verlag der Deutschen Bibelgesellschaft schon den Klassiker-Status. Besonders gern werden sie von Konfirmanden, Schülern und Jugendgruppen genutzt. 96 farbige Sonderseiten im Innenteil bieten einen Überblick zum Thema Bibel und erleichtern so den Einstieg. Die jungen Designer standen vor der Aufgabe, das Buch der Bücher gestalterisch Kindern und Jugendlichen nahe zu bringen: »Die Kombination der frischen Farben grün und orange soll Aufmerksamkeit erregen und einen freundlichen Charakter ausstrahlen. Wir haben Zitate und Umstände aus der Bibel mit Hilfe der beiden Figuren in ein humoristisches Licht gerückt, um vor allem die Neugier der eher bibelfernen Kinder und Jugendlichen zu wecken. Außerdem trifft die comicartige Darstellung die ansonsten eher heterogenen Interessen der Zielmenschen. Wir wollen der Bibel kein Image aufsetzen sondern

www.bibelfuerdich.de die Bibelausgaben. Kinder und Jugendliche können den beiden Bibelmaskottchen zum Beispiel Namen geben oder Wallpapers für ihre Handys herunterladen. Außerdem werden T-Shirts mit den beiden Figuren angeboten. Mit diesen »Verstärkern« gelingt der Einstieg ins Bibellesen bestimmt!

Paul Etzel

Jasmin Herkel

Lutherbibel für dich Mit Apokryphen Bibelleseplan im Buchdeckel und farbiges Widmungsblatt ISBN 3-438-01244-8 (D) 11,90 @ / (A) 12,20 @

Gute Nachricht für dich Mit Spätschriften des AT Bibelleseplan/ Widmungsblatt ISBN 3-438-01644-3 (D) 11,90 @ / (A) 12,20 @

sie soll Spaß machen. Daher haben wir die zwei Figuren kreiert, die neben ihren Sympathie-Werten vor allem unterhaltsam sein sollen. Wir denken, dass wir so einen ganz guten Spagat zwischen dem Anspruch der Kinder und Jugendlichen und ansprechender Gestaltung geschafft haben«, sagen Jasmin Herkel und Paul Etzel über ihre Arbeit. Seit kurzem begleitet die neu gestaltete Internetseite

Jesus Christus Superstar und Martin Luther, der King Die Kult-Edition präsentiert neu gestaltete Bibelausgaben

J

uliane Hammel heißt die junge Frau, die sich der kniffligen Aufgabe gestellt hat, eine neue Bibeledition für Jugendliche zu gestalten. Die 25-jährige studierte Kommunikationsdesignerin fand das Thema »sehr sensibel«:

Wie haben Sie selbst bisher die äußere Gestaltung von Bibeln wahrgenommen? Meine erste eigene Bibel bekam ich in der fünften Klasse. Da war sie »Pflichtprogramm«. Und wie »Pflicht« sah sie auch aus: Ein dunkelgrüner Einband mit Goldprägung. Heute würde ich zwar sagen, »klassisch und wertig« – damals fand ich sie aber eigentlich nur langweilig und alt.

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Wie sind Sie herangegangen an die Aufgabe, den Umschlag einer Bibel zu gestalten? Das Thema ist sensibel und die Zielgruppe Teenager ziemlich wählerisch. Trotzdem habe ich mich für eine sehr direkte und in

vielen Augen auch provokante Richtung entschieden. Mit welchen Stilrichtungen haben Sie »gespielt« und Juliane Hammel was war bei der Gestaltung ausschlaggebend? Der Stil orientiert sich direkt an Magazinen wie Bravo oder Young Miss, sowie an den Musiksendern Viva und Mtv. Wichtig war mir, dass sich die Bibeln von anderen Schulbüchern abheben. Diese Bibel ist etwas Besonderes und darf ruhig auffällig sein. Ich habe bewusst provokativ und direkt mit Klischees gespielt. Bei meinem Entwurf sitzt Jesus eben nicht auf einer klassischen Renaissance-Wolke, sondern auf einer Bravo-Blubber-Wolke. Aber genau so spricht die Gestaltung die Sichtweise von 9–14jährigen an.


Martin Luther, die Bibel Briefmarken würdigen die deutsche Bibelübersetzung

A

uf dem Reichstag zu Worms 1521 wurde über Martin Luther die Reichsacht verhängt. Fortan galt er als vogelfrei und rechtlos. Vom Kaiser geächtet und vom Papst gebannt, fand Luther Zuflucht auf der Wartburg bei Eisenach. Dort kleidete er sich wie ein Ritter und nannte sich »Junker Jörg«. Man überließ ihm zwei kleine Räume, in denen er lebte und arbeitete. In nur zehn Wochen übersetzte Luther hier das Neue Testament nach dem griechischen Urtext ins Deutsche. Das »Septembertestament« erschien 1522 und fand rasch Verbreitung. Zahlreiche Briefmarken aus der Bundesrepublik und der früheren DDR erinnern an diese bedeutenden Ereignisse der Reformationszeit. Der Bibelreport zeigt zu diesem Thema eine kleine Auswahl von Postwertzeichen aus der Sammlung des Philatelisten Jan-Derk Aengeneydt. Der Berliner Sammler gehört zur Gilde Sankt Gabriel, über die im Internet unter www.christl-motive. here.de mehr zu erfahren ist.

und dieWartburg die Initialen des Reformators zu sehen, links ist die prachtvoll kolorierte Titelseite einer Lutherbibel abgebildet. Es handelt sich dabei um die von Luther und seinen Freunden überarbeitete Fassung der Heili-

gen Schrift aus dem Jahr 1541. Sie wurde von Hans Lufft in Wittenberg in einer Auflage von 1 500 Exemplaren gedruckt.

3. Luther mit Bibel, BRD 1983: Auch die Deutsche Bundespost würdigte Luthers 500. Geburtstag 1983 mit einer Son-

1. Martin Luther als Junker Jörg, DDR 1983: Zu Martin Luthers 500. Geburtstag veröffentlichte die Deutsche Post der DDR 1983 diese 20-Pfennig-Marke. Sie zeigt den bärtigen Luther als Junker Jörg nach einem Portrait von Lucas Cranach dem Älteren (1472–1553). Der in Wittenberg lebende Maler zählte zu den engen Freunden des Reformators und war auch dessen Trauzeuge. Unter den rund tausend erhaltenen Gemälden Cranachs finden sich mehrere außerordentlich lebensnahe Darstellungen Luthers, von dessen Ehefrau und Eltern.

2. Luther-Bibel, DDR 1983: Ebenfalls im Lutherjahr 1983 erschien bei der Deutschen Post der DDR dieser Briefmarkenblock. Auf der rechten Seite sind

Wehrgängen abgebildet. Die zweite Marke zeigt die gotische Vogtei mit der Lutherstube, wo der Reformator während seiner Schutzhaft untergebracht war. Auf der dritten Marke ist der romanische Palas zu sehen.

5. Briefmarken mit Ansichten der Wartburg, Deutschland, 20. Jahrhundert: Die Wartburg ist wie kaum ein anderer Ort mit der deutschen Geschichte verbunden. Schon im 19. Jahrhundert galt sie als Symbol der nationalen Einheit. Davon künden auch diese Darstellungen der Burg auf Postwertzeichen aus dem Jahr der Deutschen Wiedervereinigung, den 30er Jahren und der Inflationszeit (v. li. n. re.). SCS

dermarke. Sie zeigt den Reformator mit einer aufgeschlagenen Bibel – Hinweis auf Luthers Grundsatz, allein Gottes Wort in den Mittelpunkt des Glaubens zu stellen.

4. Serie Wartburg, DDR, 1967: Dem 900jährigen Bestehen der Wartburg ist diese DDR-Briefmarkenserie von 1967 gewidmet. Auf der ersten der drei Sondermarken (re.o.) ist die bekannte Silhouette der Burg mit Bergfried, neuer Kemenate und

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Übersetzen – verbreiten – öffnen D

as 25. Jubiläum stand im Mittelpunkt der Vollversammlung der Deutschen Bibelgesellschaft (DBG) vom 12. bis 14. Juni in der Evangelischen Akademie Loccum in Niedersachsen. 75 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Bibelgesellschaften, kirchlicher Werke, der Evangelischen Kirche in Deutschland und protestantischer Freikirchen feierten dabei den vor einem Vierteljahrhundert erfolgten Zusammenschluss des Evangelischen Bibelwerkes und der Deutschen Bibelstiftung. Nach internationalem Vorbild entstand damit eine Bibelgesellschaft, die verlegerische Tätigkeit, bibelmissionarische Aktivität im Inland und die Unterstützung der weltweiten Übersetzungs- und Verbreitungsarbeit verband. Den Festvortrag hielt der DBG-Gründungsvorsitzende Bischof i.R. Professor

Fotos (2): Kirschner

Vollversammlung zu 25 Jahre Deutsche Bibelgesellschaft

Auf dem Weg zur Deutschen Bibelgesellschaft begaben sich vor 25 Jahren Bibelstiftung und Bibelwerk. Erster Vorsitzender war Eduard Lohse.

Dr. Eduard Lohse. Er beschäftigte sich mit den Gründungsimpulsen der Deutschen Bibelgesellschaft und den aktuellen Herausforderungen. Dabei zeichnete er ein Bild sowohl von der Übersetzungstätigkeit als auch von der Bedeutung der DBG für die wissenschaftlichen Ausgaben der Bibel. In die Zeit des Vorsitzenden Lohse fielen die Lutherbibelrevision 1984, die erste Überarbeitung der Gute Nachricht Bibel 1982 und die Einführung der Einheitsübersetzung. Mit der Biblia Hebraica Stuttgartensia und dem Novum Testamentum Graece erschienen seit Beginn bei der Bibelgesell-

schaft die ökumenisch anerkannten Texte für die weltweite Übersetzung der Bibel. Bischof i.R. Dr. Horst Hirschler referierte vor der Vollversammlung über »biblische Verheißungen für Menschen von heute«. Hirschler, der auch Abt des Klosters zu Loccum ist, beschäftigte sich unter anderem mit der aktuellen Ratgeber-Welle. Kennzeichnend für diese Literatur sei, dass Scheitern in ihr nicht vorgesehen sei. Die Ratgeber seien »hoffnungslos optimistisch«. Dem setzte Hirschler das »ganz andere Lebensbuch Bibel« entgegen. »Pleiten gehören zum Leben«, so der Theologe. Dabei mache es Gott den Menschen nicht immer einfach. Zur Bibel gehöre auch der verborgene, rätselhafte Gott, wie ihn Hiob erlebe. Der Pfarrer und Autor Dr. Ingo Sperl setzte sich mit der Bibel als Buch der Seelsorge auseinander. Für alte Menschen sei die Bibel ein besonderes Lebensbuch. Was sich in der Geschichte des Glaubens immer wieder bewährt habe, könne sich auch im persönlichen Leben als wertvoll erweisen, so der Altenseelsorger. Psalmen könnten Trost spenden angesichts der Erfahrung eigener Vergänglichkeit. In der Seelsorge an Trauernden hätten zudem Klagepsalmen eine große Bedeutung. RTM

»Lebensbuch Bibel« wendet sich Gefühlen zu

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das Verständnis des Menschen aus dem Buch der Bücher näher bringen wollen. Die Fotoauswahl bringt diese Bibeltexte mit der Lebenswirklichkeit heutiger Menschen zusammen. Szenen aus allen Teilen der Erde vermitteln

Regt zum Nachdenken an: »Lebensbuch Bibel«.

Fotos (2): R. Veigel/DBG

it dem Thema Bibel und Emotionen beschäftigt sich die Wanderausstellung »Lebensbuch Bibel«, die jetzt aus Anlass des 25. Jubliäums der Deutschen Bibelgesellschaft bei der Vollversammlung in Loccum vorgestellt wurde. »Lebensbuch Bibel« will Menschen einen Eindruck von der Lebensnähe der Heiligen Schrift vermitteln und zugleich die Einzigartigkeit menschlicher Gefühle zeigen. In öffentlichen und kirchlichen Gebäuden soll mit der Ausstellung Lust gemacht werden auf ein Kennenlernen von Geschichten und Motiven aus dem Alten und Neuen Testament. Bibeltexte, Fotos, Begriffserläuterungen und Installationen regen jeweils zu einer Emotion zum Betrachten und Nachdenken an. Dabei geht es um Freude, Liebe, Hass, Sehnsucht und Angst. Die Texte zeigen einen Querschnitt durch biblische Gattungen und wollen auch Nicht-Lesern der Bibel die ungeheure Vielfalt der Motive vermitteln. Das Hohelied der Liebe, Psalmen, ein Gleichnis Jesu, die biblische Urgeschichte oder auch eine Vision aus dem Buch der Offenbarung sind Textbeispiele, die Betrachterinnen und Betrachtern

die Universalität der Gefühle. Ein trauerndes Kind voller Angst nach einem Erdbeben, die Freude des Wiedersehens nach dem Fall der Mauer und das Bild eines zerstörten Gotteshauses im Krieg weisen auf Ereignisse in verschiedenen Ländern und Kulturen, zeigen aber ebenso das Gemeinsame menschlichen Leids und Freude.


DAS BIBELPROJEKT Freunde und Förderer der »Weltbibelhilfe« erfahren hier, wo ihr Geld gebraucht und wie es verwendet wird

Foto: Australische Bibelgesellschaft/Rodney Olsen

Slum in Neu Delhi.

Indien

Sie machen etwa acht Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Am höchsten ist ihr Anteil in den nordöstlichen Bundesstaaten. Die Adivasi bilden keine einheitliche Gemeinschaft, sondern untergliedern sich in mehr als 600 Stämme mit eigenen Sprachen und Traditionen. Da sie als NichtHindus außerhalb der Kastenordnung stehen, gelten sie praktisch als rechtlos. Unter den Adivasi gibt es besonders viele Christen, hauptsächlich Protestanten. Im Vielvölkerstaat Indien bekennen sich über 80 Prozent der Menschen zum Hinduismus. Mit zwölf Prozent ist der Islam die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft. Christen bilden nur eine Minderheit von gut zwei Prozent. Doch ihre Zahl steigt ständig.

Das Evangelium für die Rechtlosen Fotos (2): UBS/Maurice Harvey

Foto: Rune Hansen

I

ndien ist ein Land mit vielen Gesichtern. Ein Land, wie es widersprüchlicher kaum sein könnte: Es zählt zu den zehn führenden Industrienationen, schießt Satelliten ins All und verfügt über Atomwaffen. Gleichzeitig leben dort Abermillionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze, nur jedes zweite indische Kind kann sich täglich satt essen. Nirgendwo sonst ist die Kluft zwischen den wenigen Wohlhabenden und der Masse der Besitzlosen so tief – und so unüberwindbar. Mit knapp 1,1 Milliarden Einwohnern steht das Land nach China auf Platz zwei der weltweiten Bevölkerungsstatistik. Ähnlich wie der große östliche Nachbar erlebt es gegenwärtig einen beispiellosen ökonomischen Aufschwung. Die indische Wirtschaft wächst zwischen sieben und acht Prozent jährlich, die größten Steigerungsraten werden in der Pharmazie, Biotechnologie und Computerbranche erzielt. Auch international gilt Indien als zukunfts- Adivasi-Kinder trächtiger Wachs- vom Volk der Dang, tumsmarkt. Ein Heer Bundesstaat Gujarat. junger, gut ausgebildeter Fachkräfte sowie niedrige Lohnund Produktionskosten machen es für ausländische Unternehmen besonders attraktiv. Angesichts solcher Erfolgsmeldungen scheint es fast unglaublich, dass Indien offiziell zu den Entwicklungsländern gerechnet wird. Und doch müssen knapp 80 Prozent seiner Einwohner – also etwa 800 Millionen Menschen – am Tag mit zwei US-Dollar Mythologische oder weniger auskom- Szene an einem men. Besonders in Hindu-Tempel. den strukturschwachen ländlichen Regionen, aber auch in den Slums der Städte, sind Hunger und Armut allgegenwärtig. Während sich Ober- und Mittelschicht als Gewinner des indischen Wirtschaftswunders verstehen, bleibt das einfache Volk weitgehend davon ausgeschlossen. Schuld daran ist unter anderem das per Gesetz zwar abgeschaffte, aber im Denken vieler noch fest verankerte Kastensystem. Diese Jahrtausende alte Ständeordnung legt die gesellschaftliche Position eines jeden Hindus von Geburt am unumstößlich fest. Wer sich in dieser Hierarchie ganz unten wieder findet – wie die 160 Millionen

Eine Gruppe von Adivasi bei Aufnahmen für Hörbibeln.

verachteten und diskriminierten »Dalits« (Unberührbare) – hat keine Chance, jemals sozial aufzusteigen. Eine weitere Gruppe, die das Kastensystem ebenfalls unbarmherzig ins Abseits drängt, sind die indischen Ureinwohner, die »Adivasi« (Hindi: »erste Bewohner«). SPENDEN FÜR INDIEN Für die Produktion von Hörbibeln auf Kassette und CD für christliche Adivasi-Gemeinden in den Bundesstaaten Assam, Nagaland, Maharashtra und Orissa benötigt die indische Bibelgesellschaft dringend Spenden in Höhe von umgerechnet rund 43 600 Euro (Stand Juni 2006). Dafür bittet die Aktion Weltbibelhilfe um Ihre Unterstützung. Konto 0 415 073 bei der EKK Stuttgart (BLZ 600 606 06) oder Konto 7 401 185 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft Wien (BLZ 31 800). Kennwort: Indien.

Auch immer mehr Dalits und Adivasi lassen sich taufen – nicht zuletzt, um der demütigenden Ausgrenzung durch das Kastenwesen zu entkommen. Meist aber sind sie zu arm, um sich auch nur ein einzelnes Evangelium oder ein Neues Testament leisten zu können – von einer vollständigen Bibel ganz zu schweigen. Hinzu kommt, dass in mehreren Sprachen der Adivasi zwar Bibelübersetzungen in gedruckter Form vorliegen, viele Angehörige der indischen Urbevölkerung jedoch weder lesen noch schreiben können. Sie sind auf das gesprochene Wort angewiesen. Hier hilft die Indische Bibelgesellschaft. Sie plant, Hörbibeln mit ausgewählten Bibeltexten in den Adivasi-Sprachen Khasi, Sumi Naga, Marathi und Oriya herzustellen und mit Abspielgeräten an christliche Gemeinden zu verteilen. Bei der Verwirklichung dieses Vorhabens arbeitet die Bibelgesellschaft eng mit ihren Partnerorganisationen sowie den örtlichen Kirchen zusammen. Stefan Schaal

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Bibelnachrichten Bike for bibles: Radeln für Litauen das Projekt der Aktion Weltbibelhilfe zusammen. Veranstalter waren die Württembergische Bibelgesellschaft, das Evangelische Jugendwerk in

Württemberg, das PädagogischTheologische Zentrum Stuttgart und der Evangelische Kirchenbe-

Mehr als 100 Jugendliche kamen nach Nordheim. Matthias Eidt begrüßte für die Veranstalter.

zirk Brackenheim. Die erfolgreichen Teilnehmer bekamen Basis B-Pakete. Basis B ist ein Bibelprojekt, das sich besonders an Jugendliche wendet. Am 7. Oktober 2006 startet in Herrenberg die zweite württembergische »bike for bibles«Aktion. Weitere Informationen und eine Bildergalerie gibt es im Internet unter www.bikeforbibles.de. RTM Fotos (3): E. Fuhr

Nordheim – 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer radelten bei der »bike for bibles«-Aktion im württembergischen Nordheim 2 333 Kilometer für das Projekt »Litauen – eine Zukunft mit der Bibel«. Die Radler hatten sich zuvor Sponsoren gesucht, die für jeden Kilometer eine bestimmte Summe spendeten. Insgesamt 5 044,90 Euro kamen so für

»Expedition Planet B«

Schülerwettbewerb im Norden

Mainz – Die Stiftung Lesen startet gemeinsam mit der Deutschen Bibelgesellschaft im Schuljahr 2006/2007 ein Projekt zur Förderung des Bibellesens in den 3. bis 6. Klassen. In einem bundesweitem Wettbewerb wird dabei die kreative Auseinandersetzung mit der Bibel als Grundlage von Kultur und Gesellschaft gefördert. Ein Fragespiel zu biblischen Themen, Lesetipps und Ideen für den Unterricht sowie für die Arbeit in Bibliotheken sind weitere Bausteine der Kampagne. Die Aktion steht unter dem Titel »Ex-

Schleswig – Der Schülerwettbewerb der Stiftung Bibel und Kultur für das Schuljahr 2006/2007 ist in Hamburg und SchleswigHolstein ausgeschrieben. Unter dem Motto »Bibel heute« können junge Menschen von acht bis zwanzig Jahren Einzel- und Gruppenarbeiten einreichen. Anmeldeschluss ist der 1. Oktober. Die Arbeiten müssen bis zum 31. Januar 2007 im Nordelbischen Bibelzentrum eingehen. Themenbereiche sind Biblische Spuren in der Gegenwart, Menschen in der Bibel, biblische

Bibel report Vierteljährlich erscheinende Zeitschrift der Bibelgesellschaften · 39. Jahrgang Herausgeberinnen: Deutsche Bibelgesellschaft Balinger Straße 31, 70567 Stuttgart (Evang. Kreditgenossenschaft, BLZ 600 606 06, Konto 0 415 073) Österreichische Bibelgesellschaft Breite Gasse 4–8, A-1070 Wien (EKK Wien Konto 7.401.185) Verlag: Deutsche Bibelgesellschaft Postverlagsort: Stuttgart Bestellungen an genannte Bibelgesellschaften oder den Postzeitungsdienst Jahresbezugsgebühr 3,– 2 (Gebühr ist für Mitglieder des »Förderkreises Weltbibelhilfe« im Jahresbeitrag enthalten)

pedition Planet B«. Ein Internetauftritt unter www.expeditionplanet-b.de vermittelt begleitend Informationen dazu. Mitglieder des Ideenforum Schule der Stiftung Lesen erhalten die Materialien automatisch Mitte September. Beim Kreativitätswettbewerb liegen jedem Thema ausgewählte Bibelstellen zugrunde. Die Themenbereiche sind die Stadt, der Berg, das Meer und die Wüste. Dazu wurden Texte wie die Bergpredigt, Hagar und Sara sowie die Jona-Geschichte ausgewählt. RTM Redaktion: Ralf Thomas Müller (RTM), verantwortlich Stuttgart, Tel. (07 11) 71 81-2 40, Fax (07 11) 71 81-2 50 E-Mail: infoabt@dbg.de Dr. Jutta Henner (JH), Wien, Tel. (01) 5 23 82 40 Layout: Ulrich Kolb, Leutenbach Herstellung: Druckerei Fink, Ostfildern Nachdruck von Beiträgen oder Fotos ist nach Absprache mit der Redaktion möglich. Unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos, Bücher etc. werden nicht zurückgesandt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

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Personen und ihr Umgang mit Fehlern, Liebe und Freundschaft, Träume und Visionen in der Bibel. Die Schirmherrschaft haben Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Erster Bürgermeister Ole van Beust, die Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter und Erzbischof Dr. Werner Thissen übernommen. Anmeldungen und Anfragen sind zu richten an das Nordelbische Bibelzentrum in Schleswig, Telefon 0 46 21/2 58 53, Fax 0 46 21/2 37 34 und E-Mail bibelzentrum-sl@foni.net.

Biblische Reisezeit mit Reederei Noach & Söhne Stuttgart – Wer gerne reist und zudem noch gerne liest, ist jetzt auf den Seiten der Deutschen Bibelgesellschaft genau richtig. Über die Urlaubsmonate finden Interessierte im Internet unter www.dbg.de jede Woche eine neue Reisegeschichte aus der Bibel. Auswahl und

Einleitungen basieren auf dem Biblischen Taschenbuch »Reisegeschichten der Bibel« von Ekkehard Runge. Eröffnet wurde die biblische Reisezeit mit der ersten Kreuzfahrt der Weltgeschichte veranstaltet von der »Reederei Noach & Söhne«. EB


Bibelnachrichten Durch die Bibel in einem Jahr: die Jahresbibel Stuttgart – In einem Jahr die Bibel einmal von A-Z durchlesen, diesem Wunsch kann jetzt mit der Jahresbibel entsprochen werden. Täglich 15 Minuten reichen aus, in 365 gleich großen Einheiten das Buch der Bücher zu entdecken. Wer dem Leseplan folgt, liest jeden Tag parallel einen Abschnitt aus dem Alten und Neuen Testament und einige Verse aus den Psalmen. Auf diese Weise werden verschiedene Bücher der Bibel in der Lesung miteinander ins Gespräch gebracht. Zu lesen ist der revidierte Luthertext von 1984 und der Start des Programms ist an jedem beliebigen Tag möglich. Wer möchte, kann zusätzliche Begleitung durch die Internetseite

www.die-jahresbibel.de in Anspruch nehmen und dort einen Newsletter abbonieren. VU Die Jahresbibel Nach der Übersetzung Martin Luthers 1090 Seiten, Leineneinband ISBN 3-438-01591-9 ” (D) 18,00 / ” (A) 18, 50

Alles in Einem: Audio-Lutherbibel komplett im MP3-Format Stuttgart – Die Lesung der Lutherbibel von dem bekannten Sprecher Reiner Unglaub ist jetzt bei der Deutschen Bibelgesellschaft im MP3-Format erschienen. Die fünf MP3-CDs enthalten den gesamten Bibeltext der revidierten Lutherbibel in der Fassung von 1984. Der Sprecher Reiner Unglaub, Jahrgang 1942, ist von Geburt an blind, ordinierter evangelischer Pfarrer, Sprecherzieher und pro-

fessioneller Sprecher. Zurzeit leitet er die Bayerische Blindenhörbücherei in München und wirkt in zahlreichen Rundfunk- und Hörbuchproduktionen mit. Unglaubs brillante sprecherische Leistung resultiert aus seiner theologischen Sachkompetenz, aber auch aus der perfekten Dramaturgie seiner Lesung: sachlich und doch dramatisch genug, um dem gesprochenen und gehörten Bibeltext viel Raum zu geben und ihn damit völlig neu zu erleben. Der Sprecher sagt jedes Kapitel seiner Lesung selbst an, auf den CDs sind die Kapitel dann jeweils als Track einzeln auszuwählen. Damit ist diese Hörbibel auch besonders für Blinde und Sehbehinderte geeignet, die damit jederzeit Zugriff auf den Bibeltext haben. VU Die Lutherbibel (MP3-Version) Altes und Neues Testament in der Übersetzung Martin Luthers Sprecher: Reiner Unglaub 5 MP3-CDs in einem DVD-Pack Gesamtspieldauer über 84 Stunden ISBN 3-438-01846-2 ” (D) 199,00 / ” (A) 223,20

Besuch aus Südafrika tete biblische SchrifStuttgart – Gerrit Kritten zeigen die Bedeuzinger, Generalsekretär tung der Aufgabe. der Südafrikanischen Alle Sprachgruppen, Bibelgesellschaft, war bis auf südliches Ndezu einem Informationsbele, haben inzwischen besuch Gast im Bibeleine komplette Bibel. haus in Stuttgart. Für südliches Ndebele Kritzinger, dessen wird zurzeit nach dem Vorfahren im 18. JahrNeuen auch das Alte hundert aus Besigheim im Südwesten DeutschTestament übersetzt. Gerrit Kritzinger. lands kamen, führt die Gegründet wurde Geschäfte einer der die Bibelgesellschaft vielfältigsten Bibelgesellschaften 1820 in Cape Town. Südafrika ist weltweit. Bibelübersetzungen in das einzige Land des Kontinents, zehn Hauptsprachen Südafrikas in dem es technisch möglich ist, und rund 870 000 jährlich verbrei- Bibeln zu drucken. RTM

»Bibelquiz für Kenner« gelobt Nürnberg – Eine »lobende Erwähnung« bei den 7. Nürnberger Mailingtagen fand ein »Bibelquiz für Kenner« im elektronischen Newsletter der Deutschen Bibelgesellschaft. Rund 1400 Bezieherinnen und Bezieher beteiligten sich an einem dreistufigen Quiz, das von Februar bis April im Internet gespielt

wurde. Den erfolgreichen Teilnehmern winkte ein Bibeldiplom, das ihre Kenntnisse bestätigte. Außerdem wurden Preise verlost. Realisiert wurde das Bibelquiz von der Bibelgesellschaft und der Agentur »mission one« aus Ulm. Der Newsletter kann im Internet unter www.dbg.de bestellt werden. RTM

Bibelhaus mit Schatzkammer Frankfurt – Das Frankfurter Bibelhaus am Museumsufer schafft Raum für eine Schatzkammer. Nach Angaben des Leiters Pfarrer Jürgen Schefzyk soll so die Möglichkeit zu exklusiven Ausstellungen entstehen. Der 200 Quadratmeter große Erweitungsbau wird im September 2006 abgeschlossen sein und im November mit der Ausstellung »Alles echt. Älteste Papyri aus Ägypten« offiziell eröffnet. Der Frankfurter Ehrenbürger Friedrich von Metzler, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau sowie die Stadt Frankfurt fördern den Ausbau. Das Bibelhaus am Museumsufer besteht seit Januar 2003 und ist ein Erlebnismuseum mit vielen Mitmach-Elementen. Unter

dem Motto »sehen – begreifen – hören« will es seinen Besucherinnen und Besuchern Zugänge zum Lebens- und Kulturbuch Bibel bieten. Jährlich besuchen rund 820 Gruppen und 20 000 Menschen das bisher 240 Quadratmeter große Museum in der ehemaligen Evangelisch-Reformierten Kirche. Trägerin des Museums ist die Frankfurter Bibelgesellschaft e.V. Sie ist das Bibelwerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). RTM Bibelhaus am Museumsufer – Erlebnismuseum Metzlerstraße 19 60594 Frankfurt am Main Tel 069/66 42 6525 Fax 069/66 42 6526 www.bibelhaus-frankfurt.de

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Rembrandt

Maler der Bibel Ausstellungen im Rijksmuseum Amsterdam zum 400.Geburtstag des Künstlers

Rijksmuseum Amsterdam

Rijksmuseum Amsterdam

Das Rijksmuseum in Amsterdam zeigt vom 11. August bis 11. Oktober 2006 Zeichnungen Rembrandts aus Anlass seines 400. Geburtstages. Die Zeichnungen stammen aus der

Rembrandt van Rijn, Selbstporträt als Apostel Paulus, 1661.

großen Sammlung des Museums. Rembrandts Originalität zeigt sich dabei nicht in einer Auswahl seiner Geschichten, sondern in der psychologischen Sicht, die Gefühle der Hauptakteure entdecken lässt. In dieser Ausstellung geht es besonders um Rembrandt als Erzähler biblischer Geschichten. Eine zweite Sonderausstellung vom 14. Oktober bis 31. Dezember hat Rembrandts Sicht seiner Welt des »Goldenen Zeitalters« in den Niederlanden zum Inhalt. In ganz Europa sind im Laufe diesen Jahres Ausstellungen von Rembrandts Werken zu sehen, der zu den wichtigsten bildenden Künstlern des 17. Jahrhunderts zählt.

Rembrandt van Rijn, Studien für die kranke Frau.

Das Rijksmuseum ist sicherlich das bedeutendste Museum für Rembrandt-Freunde. Mehr Information unter www.rijksmuseum.nl. Ausstellungsort: Rijksmuseum Philips Wing Eingang Jan Luijkenstraat 1 (Seiteneingang des Rijksmuseum) Amsterdam, Niederlande Öffnungszeiten: täglich 9.00 bis 18.00 Uhr, freitags bis 22.00 Uhr Eintrittskartenverkauf täglich von 9.00 Uhr bis 17.30 Uhr

Die Bibel zum Rembrandtjahr Unter Rembrandts rund 350 Gemälden, 1000 Zeichnungen und 300 Radierungen sind sehr viele biblische Szenen. Jakob, Mose und David, aber auch Simeon, Jesus und seine Jünger und Petrus begegnen den Bibellesern einer Ausgabe mit Bildern Rembrandts. Lutherbibel mit Bildern von Rembrandt 14 x 21,4 cm; 1312 Seiten Bibeltext, Familienchronik, 16 Farbtafeln und 4 farbige Landkarten im Anhang, Fadenhaftung, Lesebändchen, farbiges Vorsatz. ISBN 3-438-01508-0, je @ (D) 19,80 / @ (A) 20,40


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