Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

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Frankenheim Lindennaundorf Priesteblich Manfred Hofmann

WERBEAGENTUR K OLB in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Frankenheim-Lindennaundorf e.V.


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich Die Besiedlung und Dorfgründung ......................................... 8 Lindennaundorf .................................................................. 12 Frankenheim ....................................................................... 16 Priesteblich ......................................................................... 18 Die Ortschaft Frankenheim ..................................................... 22 Die Dörfer historisch ............................................................. 24 Die Ortschaft heute .............................................................. 33 Das Gewerbegebiet .............................................................. 37 Das Wohngebiet »Hopfenteich« ............................................. 40 Das Wohngebiet »Ellernwiesen« ............................................. 41


Inhalt Unsere Kirchen ....................................................................... 44 Priesteblich ......................................................................... 47 Frankenheim ....................................................................... 49 Lindennaundorf .................................................................. 52 Von alten und neuen Gewässern ............................................. 54 Ausgewählte Gewässer .......................................................... 56 Der Dorfteich in Lindennaundorf ........................................... 58 Die Lehmgrube Lindennaundorf ............................................ 59 Die Sandgrube Lindennaundorf ............................................ 60 Der Hopfenteich Frankenheim ............................................... 62 Der Dorfteich in Frankenheim ................................................ 63 Der Dorfgraben in Frankenheim ............................................. 64 Der Angergraben in Frankenheim .......................................... 64 Der Ellerngraben ................................................................. 65 Der Zschampert ................................................................... 66 Dorf und Brandgefahr ............................................................ 72 Die Feuerwehr Lindennaundorf ............................................. 74 Die Feuerwehr Frankenheim .................................................. 80 Die Feuerwehr in Priesteblich ................................................. 81 Mühlenwesen in Frankenheim und Lindennaundorf .............................................................. 82 Die verschwundene Windmühle von Frankenheim ................... 84 Die Lindennaundorfer Mühle ................................................ 85 Anhang .................................................................................. 98

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DIE

BESIEDLUNG UND

DORFGRÜNDUNG


Die Besiedlung

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Im Jahre 1285 verkaufte der MarkDas Land östlich der Saale wurde graf von Landsberg den »Gerichtsjetzt in die Marken Merseburg, stuhl« Markranstädt mit 29 Dörfern Naumburg und Meißen eingean den Bischof von Merseteilt. Die Marken wiederum in burg. Gaue und diese in BurgIn dieser Urkunde werwarde (Burgbezirke). Den den auch Altranstädt, Mittelpunkt eines BurgPriesteblich, Dölzig, wardes bildete eine Frankenheim, Lindenbefestigte und militänaundorf, Rückmarsrisch gesicherte Burg. dorf und Miltitz geVon hier aus wurde das nannt. Für einige der Land verwaltet. Das Land 29 Orte bedeutet die zwischen Merseburg und Leipzig gehörte zum Gau heute noch vorhandene Wappen Heinrich III. von Ammendorf – er war 1283 Chutizi (Schkeuditz). Originalurkunde die frübis zu seinem Tode 1300 Aus dieser frühdeutschen heste Nennung ihres OrtsBischof in Merseburg Kolonialzeit werden beinamens. Diese Orte bestanden da allerdings schon »seit Jahren«. spielsweise urkundlich erstmals erwähnt: Wann und unter welchen Umständen sie Gundorf, Zwenkau, Taucha (974), Schkeugegründet wurden, ist leider nicht überliefert. Der deutsche König Heinrich I. hatte in seiner Regierungszeit (919–936) die Eroberung und Unterwerfung des Altsorbenlandes östlich des Saaleflusses durchgesetzt. Der Leipziger Raum wurde von Merseburg aus militärisch und kirchlich erschlossen – Widerstand wurde blutig niedergeschlagen, die heiligen Haine zerstört, Wohnstätten verwüstet… Das eroberte Land östlich der Saale galt damit als Eigentum des Königs. Verdienten Kriegsmannen, Beamten und Klöstern konnte er nun Dörfer und Land verleihen oder verkaufen. Die noch erhaltenen Gebäudeteile des einst mächtigen Klosters in Merseburg stehen heute zum Verkauf


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Priesteblich Dorfgründung und Ortsname Der Ort Priesteblich dürfte, ähnlich wie Lindennaundorf, auf einen sorbischen Ortskern zurückgehen. Aber hier hat offenbar ein Begüterter ein Vorwerk unmittelbar in den vorhandenen Sorbenrundling eingebaut. Das 1841 als »Rittergut« bezeichnete Anwesen gehörte 1652 der Adelsfamilie von Bünau. Seit wann es dieses Gut gab, konnte nicht ermittelt werden. Eine Öffnung der Bebauung zum Zwecke eines zweiten Dorfausganges, wie z. B. in Lindennaundorf und Rückmarsdorf, erfolgte hier nicht. Die Ortslage wird heute als Rundplatzdorf bezeichnet. Der Ort liegt eigenartigerweise an keinem Gewässer, was ungewöhnlich ist. Schließlich war Wasser für die Menschen und zur Viehtränke unentbehrlich. So vermute ich andere Gründe, welche vor langer Zeit Menschen bewogen haben, hier eine Wohnstätte einzurichten.

Toreingang zum ehemaligen Rittergut Priesteblich, dessen Ausmaße an Hof und Garten heute noch klar zu erkennen sind Das einzige Gewässer in Priesteblich – der nahezu zugewachsene Dorfteich neben dem »Dorfrund«


Die Dorfgründung Priesteblichs

Blick in das alte Gut »Voigt«. Diese beiden Erinnerungstafeln sind an den Gebäuden im Innenhof noch erhalten Das Dorf inmitten der (Block-)Flur um 1806 Schöne »Ziegel«-Architektur an alten Gebäuden (unten rechts)

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Zunächst ist festzuhalten, dass sich ein großer Wald- und Heidekomplex zwischen Zschampertbach im Osten und der heutigen Autobahn A9 im Westen befunden haben muss. Alte Flurnamen wie »Heidekrutschken« (Markranstädt),


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DIE ORTSCHAFT

FRANKENHEIM


Die Ortschaft Frankenheim Westlich von Leipzig, etwa auf halbem Weg bis zur Saale, liegt Markranstädt. Das Städtchen umfasst heute neben der Kernstadt noch 17 eingemeindete Dörfer, zusammen ca. 15 000 Einwohner. Die Dörfer waren vor der sogenannten Gemeindegebietsreform in sechs selbstständigen Gemeinden zusammengefasst. Diese waren: Quesitz und Räpitz (eingemeindet 01.01.1994), Göhrenz (01.03.1994), Frankenheim (01.01.1997), Kulkwitz tw. (01.01.1999) und Großlehna (01.01.2006). Diese ehemaligen sechs Gemeinden werden heute als »Ortschaften« bezeichnet und werden durch gewählte »Ortschaftsräte« vertreten. Marktplatz in Markranstädt 1916 (unten) Inmitten der Stadt die restaurierte Kirche im Jahr 2013 (rechts)

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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Gasthof und Teich in Lindennaundorf in einer Zeichnung um 1906. Interessant: der Hofzugang zwischen Saal und Gasthaus (oben)

Der Gasthof »Zum Bildermacher« 2013 (links)

Blick vom Gasthof auf den Teich 2013

Die Folge war die Erschließung entlang der Miltitzer Straße, sie begann mit dem Bau des heutigen Gasthofes im Jahr 1859 durch den Gundorfer Bauunternehmer Leisebein. Bis zum Jahre 1911 war die Bebauung im Wesentlichen abgeschlossen. Die Erschließung der Priesteblicher Straße und der Bienitzstraße war wegen der teilweisen Zuständigkeit der Gemeinde Frankenheim komplizierter. Die Einrichtung der Gärtnerei und der Neubauernsiedlung erfolgte zwischen 1948 und 1952.


Die Ortschaft Frankenheim

Die Ausdehnung des Ortes Frankenheim erfolgte in drei Teilen. Zunächst erstreckte sich das mittelalterliche Dorf jahrhundertelang vom heutigen Erlenweg bis einschließlich Friedhof. Die Bebauung westlich der Kirche erfolgte nach der ZuschütDie Lage der einstigen Gemeinde-Lehmgruben in Frankenheim im Jahr 1806: 1 – Friedhof mit Kirche 2 – heutiger Dorfteich 3 – Dorfgraben 4 – Straße nach Markranstädt

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Dorfstraße in Frankenheim um 1906

tung der Lehmgruben, begann mit dem Bau des Gemeindehauses 1909 und reicht bis in die jüngste Zeit. Östlich der Dorflage (heutige Rückmarsdorfer Straße) wurden die »Burenvilla« (später DDR-Gemeindeamt) sowie weitere drei Grundstücke bis zum I. Weltkrieg eingerichtet. Da viele Einwohner in der Chemischen Fabrik Miltitz arbeiteten, kam es zum Wohnungsbau an der Priesteblicher und BieVom Gewerbegebiet kommend biegt man an der Friedhofsmauer in das Altdorf ein


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Natürliches Holzspielzeug für Groß und Klein von »Holz-Liebe« in Frankenheim (oben links) Die Pferde auf der Weide der »Zschampert-Ranch« an der Gemarkungsgrenze zu Rückmarsdorf gehören zum Pferdehof Lindennaundorf (oben rechts) Buntes und Schmackhaftes vom Feld oder Gewächshaus gibt es das ganze Jahr über in der Gärtnerei Plato in Priesteblich (Mitte) Das »Mustergrab« auf dem Tierfriedhof in Frankenheim (rechts)


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Das Gewerbegebiet Durch die Kriegsfolgen des Zweiten Weltkrieges, Reparationsleistungen, allgegenwärtige Lebensmittel- und Materialknappheit sowie politischer Veränderungen hatte sich zwischen BRD und DDR ein erhebliches Gefälle in allen Lebensbereichen entwickelt. Besonders deutlich wurde das für jeden Bürger an den Gebäude- und Wohnverhältnissen. Nach der Wiedervereinigung zeigte sich der riesige Sanierungs- und Neubaubedarf. Die Gemeindeverwaltung brauchte nach 1990 dringend Einnahmequellen, da die DDR-staatlichen Zuweisungen ein-

Die »Gewerbestraße« im Bau: Blick von der Dölziger Straße nach Osten, 1992 (oben) Die Anfänge 1992 – hier die Firma »Scheerbaum« (Mitte) Das Gewerbegebiet Frankenheim um 2002 aus der Luft betrachtet (unten)


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UNSERE

KIRCHEN

PRIESTEBLICH FRANKENHEIM LINDENNAUNDORF


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Chor

Westturm

Grundriss der Kirche in Priesteblich

Chor

Grundriss der Kirche in Frankenheim

Chor und Turm im Osten

Nach der Unterwerfung der Altsorben wurde das Land zunächst in Verwaltungsbezirke (Burgwarde) mit einem Hauptort eingeteilt. Hier entstanden die ersten Kirchen, welche anfangs hölzerne Blockhütten waren. Eine solche »Urkirche« dürfte 968 bereits in Schkeuditz bestanden haben. Dieser uralte Ort wurde wohl sehr zeitig von Merseburg aus als Stützpunkt auf dem Weg nach Osten benutzt. Weitere frühe Kapellen gab es in Zweimen, Schkeitbar und wohl auch in Gundorf. Im 10. und 11. Jahrhundert gab es aber nur ganz wenige Landkirchen. Die Besiedlungswelle im 12. und 13. Jahrhundert brachte dann das landesweite Netz von Kirchen. Seit ca. 1150 verstand man es, in Leipzig Ziegel zu brennen. Es kamen bald die ersten Steinbauten als rechteckiger Saal. Auf dem Lande erfolgte die Entwicklung vom Holz zum Stein der Armut wegen deutlich später. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Kirchgebäude vergrößert, mit Turm und schließlich mit Glocken versehen. Durch diese laufenden baulichen Veränderungen sowie unterschiedlichste Materialien, örtliche Bedingungen, Bauherren und Architekten entstand die außerordentliche Formenvielfalt der heutigen Kirchgebäude in unserer Gegend. Zur Betreuung der Menschen bedurfte es eines Geistlichen, welcher im Pfarrhaus wohnte. Hier befand sich auch das Kirchenarchiv. Diese Gebäude waren in alter Zeit alle strohgedeckt. Es war also nur eine Frage der Zeit, wann diese Häuser dem Feuer zum Opfer fielen – oft in Kriegszeiten, aber auch in Friedenszeiten durch Brandstiftung oder fahrlässigen Umgang mit Licht oder Glut.

Westturm

Unsere Kirchen

Grundriss der Kirche in Lindennaundorf

Die Küsterschule in Frankenheim – Küster waren nicht nur Diener der Kirche. Im 17. bis 20. Jahrhundert waren sie in ländlichen Gebieten auch die Schullehrer


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Wieder werden Glocken verladen: diesmal zur Sanierung nach Nördlingen

lichen Pfeiler positionierte man aus Naturstein ein barockes Eingangsportal, dessen äußere Form bis heute erhalten ist. Bereits 1562 werden »3 Glocken auf dem Turm« vermerkt. Die große und die kleine Glocke stammen aus dem Jahr 1464, die mittlere ist noch älter. Natursteinoptik der Kirche 1972. Im Vordergrund Rohre für die Ortsbeschleusung

2008 wurde der Turm eingerüstet und das Dach erneuert

Im Jahr 1752 wurde von Johann Emanuel Schweinefleisch eine Orgel eingebaut. Die Orgelbaufirma Jehmlich erneuerte diese 1906. Im I. Weltkrieg mussten die 37 Prospektpfeifen aus Zinn zwangsabgeliefert werden. Der II. Weltkrieg tobte schon fast drei Jahre, als 1942 zwei Glocken ausgebaut und Die vorbildlich restaurierte Frankenheimer Kirche nach der Renovierung in neuer Optik


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abgeliefert werden mussten. Dann ein seltener Glücksfall, wie der Ortschronist William Ohme notierte: »22. Januar 1950: Beide Glocken sind aus dem Krieg zurückgekommen, heute ist Einweihung«. Bei den Sicherungsund Restaurierungsarbeiten innen und außen im Jahr 1982 wird ein Gemeinderaum (Winterkirche) eingerichtet. Die Neueinweihung erfolgte am 30. Oktober 1983. Allerdings hatte das Gebäude seit langem einen großen Schwachpunkt: das Dach! Fast alljährlich rissen Stürme Dachziegel herunter und somit konnte Wasser in Holz und Mauerwerk eindringen. Der Holz- und Mauerschwamm befiel die gesamte Dachkonstruktion und die Mauerkrone. Ab 2007 wurde in drei Bauabschnitten saniert – hier nur ein paar Stichpunkte: • Turm: Dach neu eingedeckt, Stahlkorsett, Glockenstuhl repariert und neue Aufhängung, neue Treppen, Glocken in Nördlingen repariert • Schiff: umfangreiche Reparaturen an der Holzkonstruktion des Daches, Ab-

riss der Mauerkrone und Aufsetzen eines massiven Stahlbeton-Ringankers, Dach neu eingedeckt, Risse vergossen, Zuganker und Fundamentsicherung, Eingangsportal restauriert, Dachentwässerung, WC eingebaut • Innen: Elektrik, Mobiliar, Orgel, Restaurierungsund Malerarbeiten an Decke, Wänden, Altar und Brüstungen. Das südliche Dach wurde mit zwei Gaupen (Augenfenster) ausgeführt, was einen angenehmen Eindruck macht. Allerdings weicht es damit deutlich von historischen Bildern ab, wo drei, fünf oder gar sieben Dachgaupen zu sehen sind. Am 2. Oktober 2011 erfolgte die Einweihung. Die Frankenheimer Kirche mit dem barocken Eingangsbereich ist jetzt ein absolutes Schmuckstück und häufiges Fotomotiv. Inschrift im Tympanon: »Bewahre deinen Fuß wenn du zum Hause Gottes gehest und komm, daß du hörest. Anno 1737.«


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VON ALTEN UND

NEUEN GEWÄSSERN


Von alten und neuen Gewässern In den Siedlungen und Fluren des Umlandes findet man noch heute vielerlei Gewässer mit den unterschiedlichsten Funktionen. Die wichtigsten sind das Sammeln von Wasser – z. B. in Teichen – und das schnelle Ableiten durch Gräben, Bäche usw. Das gesammelte Wasser in Teichen, Weihern und Gruben diente im Laufe der Zeit den unterschiedlichsten Zwecken. Noch im Mittelalter wurden Teiche zu Trinkwasserzwecken, zum Wäschewaschen, zur Viehtränke, zum Baden von Vieh, als Fischteich und als Löschteich gleichzeitig benutzt. Die Menschen büßten dafür immer wieder mit schweren Seuchen. Dabei sind die Dorfteiche ursprünglich keine Teiche gewesen, sondern Sandoder Lehmgruben für den lokalen Häuserbau. Solche Gruben gehörten in alter Zeit meist der Dorfgemeinschaft und wurden später als Fischteiche umgenutzt. Auch dienten sie als kommunale Mülldeponie und wurden nach deren Schließung als verbilligtes Bauland verkauft.

Vor den Bachbegradigungen schlängelten sich Bäche um und zwischen die Bäume, wobei die Wurzelhälse der Bäume entlang der Fließrichtung geformt wurden

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Die Sandgrube Lindennaundorf Östlich des Dorfes befindet sich heute ein tiefliegendes Restloch mit einer Wasserfläche von ca. 0,5 ha. Die Böschungen sind mit allerlei Gehölzarten bestanden: im Voksmund »Der Bacher«. In einer Landkarte von 1879 ist sie bereits als kleine Grube eingezeichnet. Anfangs wohl nur für den lokalen Bedarf eingerichtet, baute der Landwirt Oskar Thamm mit einfacher Technik unmittelbar neben der Schönauer Straße den Sand ab. 1907 kaufte er die erste Feldbahn. Da der Bedarf an Kies und Sand anstieg, wurde weiter investiert: ein Bagger wurde angeschafft, 1934 eine weitere Feldbahn und schwere Pferde für die Sandfuhren. Die Firma Kinne betrieb dann einige Jahre die Sandgrube, etwa 1940 wurde sie stillgelegt.

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Lageplan Sandgrube Lindennaundorf um 1940 1 Buswendeschleife heute 5 Feldbahnstrecke 2 Straße unter Holzgerüst 6 spätere Koppel 3 Holzgerüst mit Sieb 7 Schlammbahn und Trichter Rohrteich 4 Zufahrtsrampe für 8 Sprungbrett am Feldbahn Wasser für Mutige


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Der Rohsand wurde mit der Feldbahn zum Holzgerüst gefahren und in den Trichter gekippt. Rüttelsiebe sollten die geforderte Körnung sichern, der Sand fiel auf die unten wartenden Fuhrwerke. Allerdings war das System FeldbahnRüttelgerüst bis zur Stilllegung 1940 nie voll funktionsfähig. Das anfängliche Abbaufeld wurde mit dem neuen Abraum

verfüllt, es entstand die »Koppel«. Hier fanden Pferdeschauen statt, der Reitverein übte Ringreiten. Zum Stiftungsfest 1928 waren über 1000 Gäste nach Lindennaundorf gekommen. Im Restloch entstand nach 1945 ein kleines Badeparadies für Jung und Alt. Seitdem der Tagebau des Kulkwitzer Sees im Jahr 1963 stillgelegt wurde, verlagerte sich das Bade geschehen bald dorthin.

Bisher einmalig: der ausgetrocknete »Bacher« im Jahr 1981

Das einstige Badeparadies – heute sind die Böschungen durch Wildbewuchs unpassierbar

Das Badeparadies im Jahr 1958


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DORF UND BRANDGEFAHR


Dorf und Brandgefahr

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Die Elemente Feuer und Wasser begleiten die Menschen seit Jahrtausenden. Sie bedeuten Leben, aber auch Gefahr. Sorgloser Umgang mit brennbaren Stoffen führte in der Vergangenheit immer wieder zu schmerzlichen Verlusten an Hab und Gut. Eigentlich erlebte wohl jede Gemeinde früher oder später einen Großbrand, ob nun kriegsbedingt, durch Blitzschlag, Brandlegung oder Deckblatt der sächsischen Feuerordnung von 1775 (links); solche Tafeln erinnern an vergangene Schicksale (rechts) Unachtsamkeit. Von Rückmarsdorf ist der Die Menschen versuchten sich aber auch Großbrand von 1721 überliefert, »wo Pfarre und Schule nebst Scheunen und Ställen frühzeitig vor Bränden zu schützen. So wursowie 17 Wohnhäuser mit ihren Wirtschafts- den Bruchsteine und Lehm als unbrennbarer Baustoff eingesetzt, beides war in unsegebäuden vom Feuer verzehrt wurden«. In Lindennaundorf am 4. Mai 1611 rer Gegend ausreichend vorhanden. Auch versuchten Regierung und örtli»brach daselbst ein Feuer aus, welches 13 Häuser verzehrte, wobei auch 3 Kinder mit che Bürgervertretung durch Vorschriften und Anreize, die Gebäude sicherer zu verbrannten«. Vor Jahrhunderten waren die Häuser machen (Dachdeckung mit Ziegeln, steistrohgedeckt. Geheizt und gekocht wur- nerne Feueressen, Brandmauern usw.). Das mittelalterliche Löschsystem, wo de am offenen Feuer. Auch nach Einführung des elektrischen Stromes, in Fran- alle Einwohner zur Feuerbekämpfung kenheim und Lindennaundorf 1911, eingebunden waren – durch Menschenging noch mancher Bauer mit der Petro- kette mit Wassereimern – wurde spätesleumlampe in Scheune oder Stall, wenn tens mit der Einführung von Maschinen problematisch. Die Bedienung und Warz. B. eine Kuh kalbte. Gewitter waren für die Landwirte eine tung der Technik erforderte spezielle große Gefahr. Es soll Bauern gegeben Kenntnisse. Auch musste jeder Handgriff haben, welche sich während der Gefahr sitzen; im Ernstfall war für Rumprobieren in die Hofmitte stellten, um sofort einen keine Zeit. Das bedeutete, jeder Feuerwehrmann wurde für bestimmte TätigBlitzeinschlag zu erkennen. Heute werden die Gebäude durch Fun- keiten ausgebildet, um sie im Ernstfall damenterder, Ringanker und ausgeklü- anzuwenden. Diese Arbeitsteilung gilt auch heute gelte Blitzableitersysteme geschützt. Man hat höchstens noch Angst vor Überstrom, noch, wo immer neue Aufgabenbereiche hinzu gekommen sind. der den Computer lahmlegen könnte.


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Übung »Zielspritzen«, Instruktion und Angriff am Dorfteich im Jahr 1980 (oben) Übung mit dem LF 8-Robur am Elster-Saale-Kanal, 1975, H. Hofmann und R. Altner (Mitte)

1987 hatte unsere Feuerwehr 60-Jahrfeier. Eine beeindruckende Kolonne von Fahrzeugtechnik aus den umliegenden Orten bildete den Festzug. Von der Gemeinde erhielt jedes Mitglied ein Album mit historischen und aktuellen Fotos als Anerkennung. Am 05.06.1989 hatte die FFW 47 Mitglieder, davon 10 Frauen. Im Jahre 1991 erhielt die FFW einen Fiat-Kleinbus zum schnellen Transport von Mannschaften. 1992 konnte unter der Leitung von H. Thamm/O. Oemichen eine Jugendfeuerwehr mit 15 Mädchen und Jungen geGruppenbild anlässlich des 60-jährigen Jubiläums im Jahr 1987 (links) Festumzug 1997 in der Dölziger Straße zum 70-jährigen Jubiläum (rechts)


Dorf und Brandgefahr

Historischer Festumzug: TSA 8 mit NORMAG in DDR-Einsatzkleidung 2003 in Großlehna

Gemeindeverbandsgroßübung 2008 im Gewerbegebiet Frankenheim

gründet werden. 1996 erhielt die Feuerwehr ein neues Mercedes-LöschgruppenFahrzeug LF 8/6. Dieses Fahrzeug hat eine Förderleistung von 800 Liter/Min. und einen 600 Liter Wassertank. Durch die Eingemeindung nach Markranstädt ab 1. Januar 1997 wurde die FFW als Ortschaftswehr eingestuft. Im Jahre 2000 wurde ein Kleinbus (Fiat Ducato) angeschafft und zum Mannschafts-Transportwagen MTW umgebaut. 2008 konnte ein verbesserter MTW (Opel Vivaro) mit Funktechnik und Sondersignalanlage angeschafft werden. Im Rahmen einer Festübung 2007 in Lindennaundorf: Brandlöschung und Tierrettung

Osterfeuer werden stets von der Feuerwehr überwacht

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MÜHLENWESEN

IN FRANKENHEIM UND LINDENNAUNDORF JENS SCHWERTFEGER


Mühlenwesen Gemahlen wurde Korn wohl schon so lange, wie es von Menschen gesammelt oder angebaut wurde. Anfangs mittels Reibsteinen und Mörsern, später mit einfachen, Muskelkraft betriebenen kleinen Mühlen – war die Müllerei Teil der Selbstversorgung der Menschen. Obgleich Windmühlen und speziell Bockwindmühlen bereits im 12. Jahrhundert in Belgien und Frankreich erwähnt wurden und seit dem 15. Jahrhundert im deutschen Raum vermehrt auftraten(7), war das Mühlenwesen hierzulande doch im Wesentlichen geprägt durch Wassermühlen. Hierfür benötigte es jedoch wasserträchtiger Fluß- und Bachläufe. Nun kann der Frankenheimer Ellerngraben in Zeiten starker Niederschläge zu einem bedrohlichen Gewässer anschwellen, allein zum täglichen Betreiben einer Wassermühle reichte dessen Kraft aber nicht aus. Selbst die Wassermühle im benachbarten Rückmarsdorf, gespeist von einem Mühlgraben, der Wasser vom Bach Zschampert abzweigte, benötigte zusätzlich einen vorgelagerten Mühlenteich, um wenigstens zeitweise ausreichend Antriebswasser verfügbar zu haben. Große, mit Wasserkraft getriebene Mühlen befanden sich weiter entfernt: an der Luppe (Gundorf, Wallendorf), an der Weißen Elster (Schkeuditz, Stahmeln) und an der Saale (Merseburg, Dürrenberg).

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Frankenheim und Lindennaundorf – zwei Dörfer also ohne eigene Mühlen? Seit dem Mittelalter galt im deutschen Raum ein striktes Mühlenrecht. Die Bauern wurden durch Mühlenzwang und Mühlenbann gezwungen, nur die privilegierten Mühlen zu nutzen. In Sachsen wurden diese Bannrechte erst mit Gesetz vom 28. August 1835 beseitigt(1) und damit der Weg für freie Mühlen bereitet. Ein weiterer wesentlicher Grund für das vielfältige Entstehen von Windmühlen in dieser Zeit darf sicher auch in den Auswirkungen und den schmerzlichen Erkenntnissen der großen Dürre des Jahres 1842 gesehen werden, bei welcher die gesunkenen Wasserstände der Flüsse viele Mühlen nicht mehr treiben konnten. Über diese Dürre wird berichtet: »Es entstund daher ein großer Waßermangel, nicht nur an Trinkwaßer, welches an vielen Orten für Geld gekauft werden mußte und unter Polizeylicher Aufsicht stand, sondern auch ein großer Mangel an Mahlwaßer, alle Bäche waren ausgetrocknet. Uiber der Elbe bey Dresden hat man an einen gewißen Ort darüber wathen können....«(2) Wen wundert es, dass nun Alternativen zur Wasserkraft gesucht und in kürzester Zeit viele neue Windmühlen errichtet wurden. So auch eine in Frankenheim im Jahr 1844 und eine in Lindennaundorf anno 1848.


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Frankenheim, Lindennaundorf, Priesteblich

Ohne Verkleidung und Abbau am Kammrad

Dachabbau und feierliche Grundsteinlegung

wurden 18 Mühlenbauer aus Deutschland, Holland und Belgien angeschrieben und um Angebote gebeten. Letztlich erhielt der Mühlenbaubetrieb Martin Zecher aus Wittenburg bei Schwerin den Zuschlag. Nur wenige Tage nach dem Mühlentag 2009 begann der vorsichtige Abbau des Fachwerkbaus. In seine Einzelteile zerlegt, zog das 25 Tonnen schwere Bauwerk nun etwa 450 m auf die Festwiese des Ortes um. Auf neuem Fundament wurde die Mühle in nur wenigen Monaten gerichtet. Besonders wichtig war dabei, möglichst viele der Originalteile zu erhalten und wieder einzubauen. Dennoch waren


Die Lindennaundorfer Mühle

einige besonders große Balken des Bockes und des Mühlenkastens neu zu fertigen. Dies alles erfolgte gleich vor Ort unter freiem Himmel und für jedermann ansichtig. Wen wundert es, dass täglich Zuschauer und Kindergartengruppen als Gäste auf der Festwiese waren und den Fortgang der Arbeiten begleiteten. Am Morgen des 21. Oktober 2009 wurden die letzten Maschinenteile und die große Kammradwelle in den Rohbau gehoben. Danach schwebte das komplett vorgefertigte Dach ein und wurde montiert. Nun war es Zeit für ein zünftiges Richtfest mit allen am Bau Beteiligten, Sponsoren und Nachbarn. Zimmermeister Martin Wernicke aus Kyhna, der von

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Aufbau der alten Streben und des Kammrades

Ob Mehlboden, Schwellenbearbeitung oder Spleißen – alles echte Handarbeit


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Impressionen


Deutscher Mühlentag Verschiedenste Attraktionen und Veranstaltungen auf der neuen Festwiese in Lindennaundorf werden dem Besucher, ob Groß oder Klein, nicht nur zum jährlichen Deutschen Müh lentag geboten. Auch zum Osterfeuer, zum Heimatfest und zum Kürbisfest im Oktober, bei dem alljährlich der schwerste und originellste Kürbis prämiert wird, wächst die Besucherzahl von Jahr zu Jahr. Zum Deutschen Mühlentag im Jahr 2014 interessierten sich über 3.000 Gäste für die Veranstaltungen und Darbietungen auf der Festwiese in Lindennaundorf.

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Dieser Band stellt erstmals die Orte Frankenheim, Lindennaundorf und Priesteblich vor. Mit über 230 Gegenwartsfotos, historischen Abbildungen, Lageplänen und Skizzen werden diese drei Orte anschaulich präsentiert. Manfred Hofmann schreibt über die Besiedlung und Dorfgründung, die heutige Situation der Orte, die Kirchen, die alten und neuen Gewässer und das Feuerwehrwesen. Jens Schwertfeger wiederum berichtet über das Mühlenwesen und die aufwendige Rettung der Lindennaundorfer Mühle, die heute ein vielbesuchtes Schmuckstück der Region ist. Herzlichen Dank den Sponsoren dieses Bandes: Elektrotechnische Geräte Böhlitz-Ehrenberg GmbH

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