Kriegsende 1945 in Böhlitz-Ehrenberg

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EDITION LEIPZIGER WESTEN

Zeitzeugen berichten, wie sie das Ende des Zweiten Weltkrieges in Böhlitz-Ehrenberg erlebt haben: Dieter Fröhlich DAS JAHR 1945 IN DER ERINNERUNG Frau I. Berger DIE LETZTEN TAGE IM APRIL 1945 Sonja Deichsel DER EINZUG DER AMERIKANER IM APRIL 1945 Roland Hinniger WIE ICH DAS KRIEGSENDE ERLEBTE Gertraude Palm DAS KRIEGSENDE IN BÖHLITZ-EHRENBERG Edeltraut Bergmann SO ERLEBTE ICH DAS KRIEGSENDE Käthe Knauer ERINNERUNGEN AN DAS KRIEGSENDE

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Kriegsende 1945 in Böhlitz-Ehrenberg

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FÖRDERVEREIN ORTSGESCHICHTE BÖHLITZ-EHRENBERG

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BILDVERZEICHNIS Evang. Kirchgemeinde Böhlitz-Ehrenberg: S. 14 (Mitte), S. 34 (unten); Dieter Fröhlich: S. 8 (oben), 9, 12/13 (4), 14 (2), 15 (3), 24; Edeltraud Lutze: S. 42 (3); Ulrich Kolb: S. 32; Angelika Kriehmig: S. 38 (unten); Förderverein Ortsgeschichte Böhlitz-Ehrenberg e. V.: S. 8 (unten), 10, 11 (2), 12/13 (Mitte), 16, 19, 20 (2), 21, 23, 27 (2), 31, 33 (2), 35, 36, 37, 38 (oben), 40; Quelle unbekannt: S. 17. Wir haben uns bemüht, auf alle Bildquellen zu verweisen. Sollte uns jedoch ein Fehler unterlaufen sein, bitten wir um Kontaktaufnahme.

IMPRESSUM © Dezember 2012 by Creativ WERBEAGENTUR KOLB GmbH Leipziger Straße 78 · 04178 Leipzig (Böhlitz-Ehrenberg) Tel. 03 41/4 41 85 05 · Fax 03 41/4 41 85 02 www.böhlitzer-hefte.de · info@werbeagenturkolb.de Konzeption und Realisierung: Creativ WERBEAGENTUR KOLB GmbH Umschlaggestaltung: Ulrich Kolb, Ralf Krischok Titelbild (Collage): Ralf Krischok Layout und Bildauswahl: Ulrich Kolb Satz und Repro: Susan Held, Ralf Krischok Schlusskorrektur: Wolfgang Hempel, Jutta Schmidt, Ulrich Kolb Idee und Inhaber aller Rechte der Reihe »Edition Leipziger Westen«: Ulrich Kolb; Nachdruck und jegliche sonstige Verwendung bedürfen der ausdrücklichen, schriftlichen Zustimmung der Creativ Werbeagentur Kolb GmbH oder von Ulrich Kolb


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INHALT Dieter Fröhlich

Das Jahr 1945 in der Erinnerung Seite 7 Dieter Fröhlich

Erlebnisse des Einschulungs-Jahrganges 1937 Seite 22 Frau I. Berger

Die letzten Tage im April 1945 Seite 26 Sonja Deichsel

Der Einzug der Amerikaner im April 1945 Seite 29 Roland Hinniger

Wie ich das Kriegsende erlebte Seite 30 Gertraude Palm

Das Kriegsende in Böhlitz-Ehrenberg Seite 34 Edeltraud Bergmann

So erlebte ich das Kriegsende Seite 39 Käthe Knauer

Erinnerungen an das Kriegsende Seite 41


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D IETER F RÖHLICH

Das Jahr 1945 in der Erinnerung

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it der Einschulung 1937 in WEIHNACHTEN 1944 die Pestalozzi-Schule BöhlitzEhrenberg bzw. Martin-Lutheras sechste Kriegsweihnachten Schule in Gundorf und der acht steht kurz bevor und es Jahre später erfolgten Konfirist noch Unterricht. Wir singen mation dachte damals wohl noch nicht nur »Stille Nacht, heilige keiner daran, eines Tages die Nacht«, sondern jetzt muss es »Eiserne Konfirmation« feiern zu »Hohe Nacht der klaren Sterne« können. Nach einem langen und sein. Aber auch ein frohes ErzDieter Fröhlich abwechslungsreichen Leben ist es hat seine Kindheit gebirgslied gehört mit dazu, es ist Böhlitz-Ehrenberg nun soweit, wir haben dieses inverbracht. »Wenn’s draußen widder schneit, Heute Ereignis erreicht. da hammer unner Freid«. Beigelebt er im thürinAber nicht nur an unsere Kon- gischen Sonneberg. bracht wurde es uns von unsefirmation vom 1. April 1945 könrem Klassenlehrer, einem begeisnen wir uns erinnern, ein weiteres Ereig- terten Skiläufer, und das auch im nahen nis – auch ein 65-jähriges – ist aus unserem Erzgebirge. Leben nicht wegzudenken. Es ist die ErFamiliär war keine richtige Vorfreude oberung und Besetzung unserer Heimator- auf das Weihnachtsfest 1944 zu spüren te am 17. und 18. April 1945 durch US- und so bestimmte Mutter, dass für uns amerikanische Truppen. zwei kein Weihnachtsbaum aufgestellt Selten gibt es zwei Ereignisse so unter- und angeputzt wird. Widerspruch wurde schiedlicher Art, die in unmittelbarer Fol- von ihr nicht akzeptiert. ge von uns erlebt werden konnten. War So verlief Weihnachten schlicht und das eine Ereignis mehr von Besinnlichkeit einfach und für mich gab es das altersund Vorfreude geprägt, kam mit dem gerechte Spielzeug mit einigen Ergänzunanderen Gefahrdrohendes und Unbekann- gen. Nebenbei war ich oft bei Oma, denn tes auf uns zu. Ganz gleich, wie die Erin- bei ihr im Wohnzimmer stand ein Weihnerung nun ist, jeder von uns hat zu die- nachtsbaum. sem Zeitabschnitt – der kurz darauf völlig Unsere Wohnung ist in der Bismarckumgekrempelt wurde – eine Beziehung straße (heutige Entsbergerstraße)/Ecke gehabt. Leipziger Straße. Es ist das Haus von Oma

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BÖHLITZ-EHRENBERG

»Unsere Wohnung ist in der Bismarckstraße/Ecke Leipziger Straße«. Das Geburtshaus der Familie Fröhlich in der Bismarckstraße (heutige Entsbergerstraße) und Blick in die Bismarckstraße vermutlich in den 1930er Jahren (unten).


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BÖHLITZ-EHRENBERG

DIE KONFIRMATION 1945

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m 1. April 1945, erster Osterfeiertag, war nun die Konfirmation für die Böhlitzer Jungens und Mädels im Kirchgemeindehaus. Als wir Konfirmanden uns im Vorraum versammelt hatten, gab es Voralarm. Da diesem meist der Vollalarm folgte, waren wir besorgt um unsere Feier. Aber kurz darauf gab es Entwarnung. Wir liefen in den Kirchgemeindesaal ein, in dem schon unsere nächsten Angehörigen saßen. Pfarrer Naumann konnte seine Predigt halten und das Abendmahl vollziehen. Am gleichen Tag war auch die Konfirmation der Burghausener und Gundorfer Jungen und Mädel, die von Oberkirchenrat Fröhlich in der Kirche zu Gundorf durchgeführt wurde. Ohne weitere Störung konnten beide Konfirmationen beendet und im Freien noch fotografiert werden. Anschließend waren die privaten Feiern im Familienkreis, der Zeit entsprechend, unterschiedlich. Unser Mittagessen war im kleinen Kreis und es gab Kaninchenbraten aus eigener Zucht und dazu rohe Klöße. Zum Kaffeetrinken trafen weitere Gäste ein. Für die gebackenen Kuchen wurde schon lange vorher Mehl, Zucker und Butter angesammelt, denn von der normalen Monatsration wäre das nicht möglich gewesen Die Geschenke waren der Zeit entsprechend, doch auch Bücher und Geld waren dabei. Omas Geschenk war eine besondere Ausnahme, es war eine Armbanduhr. Die Tage nach der Konfirmation veränderten den Frontverlauf immer mehr, im Westen wurde bereits im Raum Thüringen gekämpft.

»Am 1. April, erster Osterfeiertag, war nun die Konfirmation für die Böhlitzer Jungens und Mädels im Kirchgemeindehaus«. Das Kirchgemeindehaus (oben), Pfarrer Johannes Naumann (links) und der Konfirmationsschein (unten).


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DAS JAHR 1945 IN DER ERINNERUNG

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»Ohne weitere Störung konnten beide Konfirmationen beendet und im Freien noch fotografiert werden«. Dieter Fröhlich mit Angehörigen nach der Konfirmation (rechts und unten). Auch der Arbeitgeber des Vaters von Dieter Fröhlich gratulierte (rechts unten).

Menge. Selbst Schokolade, sogenannte Fliegerschokolade, war erhältlich. Fleisch jedoch gab es kaum, höchstens Büchsenfleisch war zu bekommen. Um Plünderungen zu verhindern, wurden manche Lebensmittellager unter Aufsicht so geräumt, dass die Bevölkerung

Dann gab es keinen Unterricht mehr und in den Familien und Hausgemeinschaften bereitete man sich jetzt auf Kämpfe um und in Leipzig vor. In den folgenden Tagen wurde versucht, zusätzliche Nahrungsmittel zu bekommen. Die großen Lager in der Region Leipzig waren in Auflösung und dadurch erhielten wir auf die Lebensmittelkarten zusätzliche Nahrungsmittel. Auch Brot von den Brotfabriken gab es in ausreichender


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F RAU I. B ERGER

Die letzten Tage im April 1945 ERINNERUNGEN AN DEN EINMARSCH DER ALLIIERTEN-TRUPPEN IN BÖHLITZ-EHRENBERG Dieser Bericht wurde von Frau I. Berger verfasst und erschien bereits Anfang 1994 im »Gemeinde-Blatt Böhlitz-Ehrenberg, Burghausen, Rückmarsdorf«.

reichern. Oftmals, wenn die Angriffe waren, mussten wir schnell in Deckung gehen, unser Fahrrad umwerfen und uns an einer Hecke langlegen. So vergingen die schönen Frühlingstage immer mit Angst as Jahr 1945 sollte das Ende des schreck- und Schrecken. lichen Krieges werden, was wir alle Mein Sohn war 9 Jahre alt und sich allein sehnlichst wünschten. Wie oft haben wir überlassen, da ich ja arbeiten musste für wegen Angriffen von englischen und ame- einen geringen Lohn von 12,– bis 15,– rikanischen Flugzeugen in den Nächten Mark die Woche. Abends hörten wir im im Keller Zuflucht gesucht. Ich erinnere Rundfunk heimlich die Nachrichten von mich noch an einen Großangriff auf den einem englischen Sender (meine Freundin Wahrener Bahnhof von Flugzeugen in der hatte einen guten Apparat, ich hatte nur Nacht. Es sah schaurig schön aus am Him- einen Volksempfänger). Wir sind manchmal förmlich hineingekrochen, mel, zur Markierung hatten sie Auch um unseren um alles mitzukriegen (man »Christbäume«* gesetzt und die Ort waren oftmals Bomben fielen unaufhaltsam. musste vorsichtig sein), aber wir Auch um unseren Ort waren am Tage Tiefflieger, erfuhren doch, wie die Alliierten die das Industrieoftmals am Tage Tiefflieger, die Truppen vom Westen her näher das Industriezentrum mit Bom- zentrum mit Bomben anrückten. Wir hörten auch am zerstören sollten. ben zerstören sollten. Ich arbeiTage den Geschützdonner, der tete damals auf dem ehemalisich uns immer mehr näherte, in gen Rittergut in Gundorf in der Land- den Geschäften bekamen wir auf unsere wirtschaft, um unseren Nahrungsbedarf Lebensmittelkarten die Rationen etwas mit Gemüse, Kartoffeln und Rüben zu be- erhöht, da die Behörden den Zusammenbruch nicht mehr aufhalten konnten. * Umgangssprachl. Bezeichnung für Leuchtfeuer an FallschirUnsere wichtigsten Habseligkeiten (Wämen, welche für die nachfolgenden Bomber die Abwurfgebiesche, Kleidung) hatten wir schon im Keller te markieren sollten. Von unten betrachtet sahen die abgeuntergebracht, nun wurde auch noch das worfenen Leuchtzeichen kegelförmig, wie Christbäume, aus.

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DIE LETZTEN TAGE IM APRIL 1945

Blick vom Wasserturm auf Bรถhlitz-Ehrenberg Ende der 1930er Jahre.

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G ERTRAUDE PALM

Das Kriegsende in Böhlitz-Ehrenberg Leipzig stieg die Familie, d. h. die Mutter mit ihren Kindern, in diesen »Luftschutzkeller«. Der Vater war im Krieg und seit 1945 galt er als vermisst. Er kehrte aus diesem Wahnsinnskrieg nicht zurück. Frau Palm erinnert sich an Gertraude Palm die bereits vor dem Krieg eingeführte »Pfundssammlung«. rau Gertraude Palm, Jahrgang 1927, besuchte die Schule Böh- Dieses Hilfswerk sammelte »pfundsweise« litz-Ehrenberg bis 1941 in einer Klasse, in der Bevölkerung Mehl, Zucker, Kartofbestehend aus 54 Mädchen. Ihr Klassen- feln und andere Lebensmittel, die dann an lehrer war Kantor Andrä und obwohl die Bedürftige verteilt wurden. Gleich zu Beginn des Krieges am 1.9. Klassenstärke sehr hoch war, herrschte im 1939 wurden Lebensmittelkarten ausgeUnterricht eiserne Disziplin. Frau Palm wohnte in ihrer Kindheit in geben. Auf diesen Karten gab es getrennte der Randsiedlung. Bereits 1934 wurden Abschnitte für Zucker, Fettigkeiten (Öl, Zweifamilienhäuser und 1935 auch Be- Fett, Butter oder Schmalz), Brot, Fleisch, Eier. So wurden die Lebensmittel ratiohelfswohnungen gebaut, bei denen niert, alles war beschränkt. Auch die späteren Mieter mitgebaut für Textilien, Stoffe und Schuhe haben. In den Behelfswohnungab es Bezugsscheine. (Die Legen lebten vier Familien. Die bensmittelkarten wurden in Häuser waren nicht unterkelder DDR erst im Juni 1958 lert und deshalb hat ihr Vater wieder abgeschafft.) im Garten einen BehelfsbunNach dem Besuch der Schuker gebaut. Dazu schaufelte er le musste man ein sogenanntes eine Grube aus, die er mit Bret»Pflichtjahr« leisten und so artern und Erde abdeckte. In der beitete Frau Palm in einem HausGrube waren Bänke – die ihr halt täglich 10 bis 12 Stunden für Vater selbst angefertigt hatte – und Kantor Andrä Decken. Bei jedem Angriff auf einen Lohn von 10 Reichsmark.

Die folgenden Erinnerungen stammen von Frau Gertraude Palm, an die sie sich im Juni 2010 in einem Gespräch mit dem Mitglied des Fördervereins Ortsgeschichte BöhlitzEhrenberg, Frau Jutta Schmidt, erinnerte.

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DAS KRIEGSENDE IN BÖHLITZ-EHRENBERG

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»Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden die Lebensmittel rationiert und Lebensmittelmarken ausgegeben – alles wurde beschränkt«.


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4,50 EURO

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Zeitzeugen berichten, wie sie das Ende des Zweiten Weltkrieges in Böhlitz-Ehrenberg erlebt haben: Dieter Fröhlich DAS JAHR 1945 IN DER ERINNERUNG Frau I. Berger DIE LETZTEN TAGE IM APRIL 1945 Sonja Deichsel DER EINZUG DER AMERIKANER IM APRIL 1945 Roland Hinniger WIE ICH DAS KRIEGSENDE ERLEBTE Gertraude Palm DAS KRIEGSENDE IN BÖHLITZ-EHRENBERG Edeltraut Bergmann SO ERLEBTE ICH DAS KRIEGSENDE Käthe Knauer ERINNERUNGEN AN DAS KRIEGSENDE

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