Gentlemen's Report No.3

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VERLAGSBEILAGE

n˚ 3

März 2012

GentlEmen's Report

das magazin für männer

Der Mann wirft fragen auf

www.gentlemensreport.com


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Alle Zeit der Welt – seit 1760 Beyer Uhren & Juwelen Bahnhofstrasse 31 8001 Zürich Tel +41 (0)43 344 63 63 beyer-ch.com Beyer Chronograph Série Limitée

Patek Philippe Rolex A. Lange & Söhne Breguet Jaeger-LeCoultre Hublot Breitling Cartier Chopard Baume & Mercier IWC Schaffhausen Tudor Jaquet Droz Wellendorff


SCHWARZ AUF WEISS Fotografie: Nathan Beck

Design, Finanzen, Uhren, Genuss sowie Kunst und Kultur. Diesen Dingen will sich der «Gentlemen’s Report» mit präzisen Texten und einer konzentrierten, betont ruhigen Optik nähern.

J e r o e n v a n r o o i j e n NZZ-Stilfachmann, Kolumnist der «NZZ am Sonntag», Stilkritiker bei Radio DRS 3 und Autor mehrerer Bücher zum Thema Mode und Stil. Lebt in der Nähe von Zürich.

R e t o c a p r e z Spiritus rector und Stratege hinter der Idee des Gentlemen’s Report. Geschäftsführer und Inhaber von ALFERANO, dem Schweizer Marktführer für Masskonfektion.

Was ist das nun schon wieder: «Gentlemen’s Report», ein Magazin für Männer aus dem Hause NZZ? Ganz genau. Warum? Weil die Welt sich verändert, und mit ihr die Männer – die ja seit über 230 Jahren schon die Hauptleserschaft der «Neuen Zürcher Zeitung» stellen. Also ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn diese Qualitätszeitung, die ihre Leser täglich mit Umsicht, Tiefenschärfe und im Bemühen um einen umfassenden Blick aufs Weltgeschehen informiert, dies auch im Hinblick auf die nicht ganz so zentralen, aber umso kniffligeren Fragen der Lebensart tut? «Gentlemen’s Report» ist keine Luxusbeilage. Deshalb drucken wir auf demselben schlichten Papier, auf dem täglich die «Neue Zürcher Zeitung» erscheint. Ausserdem ist Luxus etwas, das jeder selbst definiert – und überdies meistens nicht einmal zu kaufen. «Gentlemen’s Report» ist auch kein Modemagazin, denn wir wissen: Mode ist für erwachsene Männer, die mitten im Leben stehen, nur eine von vielen wichtigen Entscheidungen. Was wir aber sehr wohl meinen, bieten zu können: einen stilsicheren Blick auf die Aspekte des kultivierten Lebensstils. Uns interessieren die Macher von nützlichen und zeitgeistigen Produkten oder Dienstleistungen. Das Themenspektrum umfasst Technik, Sport, Mobilität, Mode, Reisen, Gesundheit, Wohnen, Editorial 1

Ausserdem glauben wir, dass Männer gerade in Zeiten, in denen die «Krise», von der täglich zu lesen ist, schon fast zum Normalzustand geworden ist, nach mehr Hintergründen sucht – auch solchen zur Lebensart. Wir wollen diesen Lesern künftig zur Seite stehen, indem wir das zur Verfügung stehende Stil-Repertoire selektieren und mit sicherem Auge bewerten. Als Leitfaden zum guten Leben, als Entscheidungshilfe in wichtigen Konsumfragen und als geistreiche Unterhaltung zum Entspannen am Wochenende. Das vorliegende Heft versucht, die Schattierungen zwischen den Polen auszuleuchten. Mit Männern, die den Mut hatten, neue Ideen «out of the box» zu denken (ab Seite 6); mit einem Grossmeister des Stils, der sich nicht scheut, auch unangenehme Dinge beim Namen zu nennen (ab Seite 22); mit Autos, welche das Beste zweier Welten vereinen (ab Seite 32); mit Uhren, die weder analog noch digital sind, sondern beides (ab Seite 54); oder einem Portfolio von Männern, die weder schwarz noch weiss, sondern alles Mögliche sind, ausser: konform (ab Seite 58 dieser Ausgabe). Besuchen Sie uns darüber hinaus bitte im virtuellen Raum: Auf www.gentlemensreport.com dreht sich die Männerwelt von «Gentlemen’s Report» jeden Tag weiter. Mit regelmässigen News, einem kompetenten Einkaufsführer, individueller Stilberatung und einem Shop, in dem wir Produkte für Stil-Feinschmecker anbieten. Reto Caprez, Spiritus rector, und Jeroen van Rooijen, Redaktionsleiter des «Gentlemen’s Report»


Für Augen, Herz und Ohren.

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Der Audi A7 Sportback 3.0 TDI quattro Biturbo mit 313 PS. Aufwändige Technologie führt zu starker Performance: Der sportliche 3.0 TDI-Dieselmotor mit 230 kW (313 PS) bietet 650 Nm Drehmoment und sprintet in 5,3 Sekunden von 0 auf 100. Serienmässig ist er mit Achtstufen-tiptronic sowie dem permanenten Allradantrieb quattro ausgestattet. Sein in die Abgasanlage integrierter Soundaktor erzeugt den satten Klang eines Achtzylinder-Benziners. Hinzu kommen hochwertige Ausstattung und dynamisches Design. www.audi.ch/a7 Audi A7 Sportback 3.0 TDI quattro Biturbo, Normverbrauch gesamt: 6,4 l/100 km, Benzinäquivalent: 7,2 l/100 km, 169 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 159 g/km), Energieeffizienz-Kategorie: C.

Jetzt QR-Code scannen und TDI Biturbo hören.


inhalt dieser ausgabe

erfinder

SEITE 6

mr smith

SEITE 2 2

elektromobile

SEITE 3 2

uhren

SEITE 5 4

Mode

SEITE 5 8

Editorial

25H-Hotels MobilE

MITARBEITER

1

3 2

RADBall

5 0

KOLUMNE

7 9

1 6

mr smith

chefsessel UHREN

5

4

Jasper

8 0

2 2

4 0

erfindER

4

PFEIFE

2 9

IWC

PITTI UOMO

mode

5 8

HÄRTEtest

6

4

3 0

4

SETZKASTEN

ELEKTROgr+shop   6 8

GENTLEMen’s Guide Inhalt 3

1 4

4 6

news

7 2

2 1 ,   3 9 ,   4 2 ,   7 1


mitarbeiter dieser ausgabe

N a t h a n

P a s q u a l e

d o r o t h e a

S e v e r i n

B e c k

Ab B a t t i s t a

s u n d e r g e l d

K o l l e r

Nathan Beck hat hybride Eigenschaften: Als Reportagefotograf bereist er Länder wie Afghanistan, Somalia, Liberia und Libyen. Zuhause in Zürich realisiert er Portrait- und Modeaufträge für diverse Magazine und Werbekunden.

Dorothea Sundergeld wuchs in der westdeutschen Provinz auf und lebt heute als freie Autorin in Hamburg. Sie schreibt u.a. für «Art», «Architektur & Wohnen» oder den «Tagesspiegel» und bloggt – über Dinge und ihre Bedeutung.

Der in Mailand lebende Fotograf ist seit langer Zeit ein fester Wert im Modebusiness und arbeitet für Magazine wie die deutsche «Elle», für Marken wie Missoni, Valentino oder Max Mara sowie den Künstler Francesco Vezzoli.

Der Fotograf aus Wien gewährt durch seine Bilder Einblicke in das Alltagsleben von Berlin über New York bis Ruanda. Er arbeitet für Konzerne, Künstler, Magazine und Werbeagenturen und setzt seinen Fokus auf zeitlose Ästhetik.

P a t r i k

B e r n d

J ü r g

DA V ID

f u c h s

G r u n d m a n n

Zb i n d e n

TO r CASSO

Der Zürcher Fotograf bezeichnet sich als fotografischer Sammler. In dieser Ausgabe sind mehrere seiner Trouvaillen zu finden: hybride Uhren sowie ein charismatischer Hund.

Lebt zwischen Hamburg und dem Unterengadin und porträtiert vor allem kulinarische Themen mit einem Bezug zur Region und zur Landschaft. Für diese Ausgabe besuchte er das Themen-Hotel 25 Hours in Hamburg.

Korrektor und freier Journalist. Schwerpunkte: Popkultur und Vintage-Themen. Der notorische Sammler schätzt die Patina eher als den Glanz des Neuen. Schreibt u.a. für die NZZ-Seiten «Soll & Haben» und lebt in Zürich.

Schreibt u.a. für «Brand Eins», «Das Magazin» oder «Die Zeit» über Gesellschaftsthemen. Torcasso hat für diese Ausgabe des «Gentlemen’s Report» die neuen Erfinder unserer Zeit porträtiert. Er lebt in Berlin und Zürich.

PETER

P h i l i p p

TI M M

KAI

RUCH

J u n k e r

DELFS

J ÜNE M ANN

Ganz freier Auto- und FoodJournalist, lebt und arbeitet am Rande des Emmentals. Er fährt lieber alte als neue Fahrzeuge, freut sich aber trotzdem auf die elektrische Auto-Zukunft.

G i a n

P a u l

LOZZA

Stylist aus Zürich, arbeitet u.a. für «GQ», die «NZZ am Sonntag», «Bolero» oder Strellson. Mit seiner Gabe, für jedes Invididuum passende Looks zu finden, hat Junker für diese Ausgabe Männer jenseits von Schwarz und Weiss gestylt.

Freelance-Journalist und Spezialist für alles, was mit Zeit und Zeitmessung zu tun hat. Schreibt unter anderem für die «NZZ am Sonntag» und «Lotus International». Timm Delfs ist Inhaber der Zeitzentrale in Basel.

Der in Deutschland geborene und ausgebildete Fotograf lebt seit langen Jahren bereits in Paris und arbeitet für Magazine wie «AD», «Exit», «Figaro» oder «Elle». Ausserdem ist er Dozent für Fotografie an der Kunsthochschule in Dortmund.

L a u r e n s

M a t t h i a s

V a l e n t i n

V a n

Z u p p i g e r

J e c k

R o o i j e n

Der Bündner Fotograf lebt in Zürich. Nach jahrelanger Tätigkeit in der Snowboardszene gilt er heute als Spezialist für sportliche Actionaufnahmen und arbietet für Firmen wie Burton, Nike, Levis, Converse oder das «Time Magazine».

Seit jungen Jahren begeisterter Offroad-Fahrradfahrer und seit einiger Zeit hauptberuflich als Autor und Journalist für Fahrradund Velokultur tätig. Laurens van Rooijen lebt in Winterthur, der Schweizer Velostadt schlechthin.

Der Fotograf lebt und arbeitet in Zürich. In seinen Bildern zeigt er einen selbstverständlichen Zugang zur richtigen Umgebung für seine Objekte. Seine Stills werden in Zeitschriften wie «Vogue», «Bolero» oder «Annabelle» veröffentlicht.

Contributors 4

Fotograf und Kameramann, arbeitet u.a. für die «Vogue», den Uhrenhersteller IWC und die Luxusmarke Gucci. Für dieses Heft fotografierte Valentin Jeck vier der stilprägenden Elektroautos von heute. Jeck lebt bei Zürich.


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DAS PARFUM, EIN NEUER HORIZONT


wer hat’s erfunden? – die schweizer! Text: David Torcasso Fotografie: Nathan Beck

Die Schweiz ist ein Erfinderland. Innovation die treibende Kraft unserer Wirtschaftsleistung. Diese fünf Erfinder (ausser einem) haben das Rad nicht neu erfunden, aber bestehende Ideen clever und erfolgreich weiterentwickelt. REPORTAGE 6


Greenwheel

Butch Gaudy, 61 ist Gründer der Schweizer Fahrradmarke MTB Cycletech

SCHUB FÜRS VELO

Butch Gaudys Herz schlägt für Zweiräder. Früher verkaufte er Harleys in San Francisco, heute konstruiert der Gründer von MTB Cycletech eigene Motorvelos. Sein Name will nicht so recht zum Bernerdialekt passen, sein Aussehen nicht zum Alter. Gaudy wurde 1951 in New York City geboren, hat in Bern studiert und brachte 1981 das damals neue Mountainbike aus Kalifornien in die Schweiz.

Der Bikepionier fand die Lösung zuhause in Amerika. Am MIT in Boston entwickelte ein Student aus Taiwan, Michael Lin, ein e-Rad. Gaudy und Lin wurden Freunde und konstruierten nicht ein komplettes Elektrovelo, sondern lediglich ein Elektrorad: Das Greenwheel war geboren. «Das Greenwheel kann man an jedes Velo befestigen», sagt Gaudy. Damit fällt das Stop-and-Go im Stadtverkehr leichter. «Der Individualverkehr wird beschleunigt und umweltgerecht vorangebracht.» Mit dem «e-wheel» kommt man mit bis zu 25 km/h voran.

Vor knapp zwanzig Jahren, als ein junger Ingenieur in Gaudys Werkstatt eine Autobatterie an ein Mountainbike schraubte, dachte er: «What the heck!» Heute erleben Elektrovelos einen Boom. Obwohl Gaudy ein flexibler Typ ist, gefällt ihm dieser fliessende Übergang nicht: «Ein Töff ist kein

Natürlich kommuniziert Greenwheel mit jedem Smartphone – die Velofreaks arbeiten zurzeit an diversen Apps. «Das Greenwheel soll diebstahlsicher werden, sich über das iPhone orten oder aufund abschliessen lassen», erklärt Gaudy. Die Serienreife ist für Frühling 2012 geplant.

und konstruiert heute das Greenwheel, ein elektrogesteuertes Hinterrad zum Selbsteinbau. Gaudy lebt in Bern, ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Velo, und ein Velo wiegt keine 30 Kilogramm», sagt Purist Gaudy.

REPORTAGE 7


LimbIC Chair

Das Büro von Patrik Künzler ist ein Zimmer in seiner Wohnung im Zürcher Kreis 4. In der Ecke steht ein Skelett, daneben ein jungenhafter Typ mit Kragen. Alter zwischen 25 und 45. Dann sprudeln die Worte schon aus Künzler heraus: Eigentlich sei er Mediziner, nicht Möbeldesigner, er habe bei Ferrari gearbeitet, zwölf Jahre in den USA gelebt. Der Stuhl sei eine Revolution, weil er von der Bewegung anstatt vom Sitzen ausgeht. Zeit zum Luftholen braucht Künzler nicht. Man merkt sofort: Der 43-Jährige ist blitzgescheit. Wenig verwunderlich, hat der Mann doch Hirnforschung am renommierten Massachussetts Institute of Technology in Boston studiert. Seine Erfindung steht hinter seinem Schreibtisch und sieht aus wie aus einem «Stars Wars»-Film. Limbic Chair nennt er sein «Baby». Setzt man sich drauf, muss man erst das Gleichgewicht suchen. Eine Rückenlehne sucht man vergebens. «Von Sitzen kann eigentlich gar nicht die Rede sein», meint Künzler. Man hängt viel mehr in zwei Karbonschalen aus der Formel-1Technik, die sich um das Gesäss und die Oberschenkel schliessen. Die Argumente von Doktor Künzler kommen wie aus der Pistole geschossen: «Beim Skifahren, Reiten oder Golfen bewegt sich der Mensch vom Hals bis zum Fuss – aber beim Sitzen verharren wir in der immer gleichen Position und zerstören unsere Gesundheit.» Ganz zu schweigen, dass wir durch ständige Bewegung wacher und leistungsfähiger bleiben. Für die Erfindung Limbic Chair hat Künzler seine Erkenntnisse aus der Hirnforschung mit Ergonomie kombiniert: «Der Stuhl ist so konstruiert, dass jeder Berührungspunkt physisch und emotional Wohlbefinden auslöst.»

Patrik Künzler, 43 ist Hirnforscher und produziert exklusiv in der Schweiz den völlig neuartigen Limbic Chair. In den kommenden zwei Jahren

Ein Stuhl mit Freiheit

strebt er einen Absatz von mehreren hundert Stühlen an. Künzler lebt in Zürich.

REPORTAGE 8

Jetzt baut der Hirnforscher den Limbic Chair für Banker, Therapeuten, Ärzte und Sportler. Jeder Stuhl ist individuell auf den Körper des Besitzers abgestimmt – und kostet stolze 7500 Franken. «Ein Designerstuhl ist genauso teuer.» Sportler Dave Dollé hat auch schon einen. Obwohl sich jedes Unternehmen um die Innovationskraft von Künzler reissen würde, bleibt er lieber in seiner Wohnung und entwickelt weiter Stühle. «Das ist meine Leidenschaft.» In einer Ecke steht ein weiteres Möbel, verhüllt durch eine Decke. Es könnte ein Bett sein. Künzler lächelt geheimnisvoll: Am wichtigsten seien ihm die Feedbacks seiner Kunden. Eine Anwältin schrieb etwa, sie hätte dank ihm einen «Chairgasm» erlebt.


On Sportlich sehen die beiden Herren aus mit ihren schnellen Schuhen. Laufschuhe zu tragen ist für Oliver Bernhard und David Allemann Pflicht. Auch wenn sich in den letzten Jahren bei der Technologie und Design von Laufschuhen nicht viel getan hat. Doch Bernhard und Allemann tragen ihren eigenen Schuh. Dieser ist schlicht und hat einen einfachen Namen: «On». Genauso einfach ist seine Technologie. Im Vergleich zu einem System wie «Air» oder «Cell» besteht der «On» aus Gumminoppen an der Sohle, die sich öffnen und schliessen. Beim Auftreten deformieren sich diese 3D-Elemente, der Fuss landet sanft. Sobald er am Boden angekommen ist, verwandeln sich die Noppen in eine feste Unterlage und sorgen für einen explosiven Abstoss. Ein Sportler ist schneller und schont die Muskeln. So weit, so klar. Doch warum sind grosse Hersteller wie Nike, Puma und Co., die jährlich Millionen in die Entwicklung pumpen, nicht selbst auf diese Idee gekommen? «Ich

bin siebzehn Jahre lang Triathlon gelaufen. Der «On» kam aus einer Not heraus, weil ich keinen guten Laufschuh fand und mich zunehmend Schmerzen plagten», erklärt Bernhard. Mit einem befreundeten Ingenieur kam er auf die Idee, hochflexible Gummiteile an die Schuhe seiner Sponsoren zu kleben – und ging laufen. Es ging ihm besser. «Es wurde mir bewusst, dass diese Probleme auch andere Läufer plagen, und wir produzierten erste Prototypen.» Am Ironman verkauften Bernhard und Allemann zusammen mit dem dritten «On»-Gründer, Caspar Coppetti, ein paar Dutzend Paare spontan an Läufer, aus dem Kofferraum des Autos. Das Feedback war überwältigend. Viele bestellten den Schuh. «Die weiche, aktive Landung ist gesund für

die Muskulatur, beim Abstoss geht keine Kraft verloren», erklärt Bernhard. Letztes Jahr hat «On» 50 000 Paar Schuhe in 18 Ländern abgesetzt. So etwa auch bei Foot Locker. «Vielleicht ist die Idee so einfach, dass andere nicht darauf gekommen sind. Out-of-the-box-Denken hilft», sagt Partner David Allemann. Der Marketingmann weiss, wie man schöne Dinge an den Mann bringt. Etwa mit der patentierten «Cloud»-Technologie, dem Logo, dem schlichten Design. Allemann kann das: «Man gleitet dank den beweglichen Elementen in den Schritt hinein. Das verleiht Läufern ein Gefühl wie auf Wolken», sagt er. Bernhard, der im Appenzellerland gross geworden ist, nennt das anders: «Wie barfuss im Heu.»

LAUFEN AUF WOLKE SIEBEN

Oliver Bernhard, 43 David Allemann, 41 Oliver Bernhard war Profi-Triathlet und Coach, gewann sechsmal den Ironman und war DuathlonWeltmeister. David Allemann ist ein Marketingmann, leitete die Werbeagentur Advico, Young & Rubicam in Zürich und war danach Marketingchef beim Möbelhersteller Vitra. Sie leben beide in Zürich.

REPORTAGE 9


Urban Farming

GEMÜSE VOM DACH The Hub in den Viaduktbögen ist zurzeit das kreative Zentrum von Zürich. In einem Open Space – ganz nach Berliner Vorbild – können sich Selbständige und Startups von einem Tag bis zu einem Jahr einmieten. Was sie verbindet: mit ethischen Geschäftsmodellen die Welt verbessern. Das macht auch Roman Gaus von Urban Farmers. Das junge Clean-Tech-Startup hat mit seinem Konzept «Good food from the roof» für Innovation gesorgt: Mit Hilfe von Fischen in einem Gewächshaus möchte Gaus in Zukunft die Dächer von Metropolen begrünen. «In ein paar Jahren wird es schwierig sein, frisches Gemüse und Früchte in einer Stadt zu bekommen.»

Natur mit Technik auf die Sprünge – back to the nature im 21. Jahrhundert.»

Was jeden Bauer zur Weissglut bringt, sind Gaus und seine Kollegen innovativ angegangen: ein selbstversorgendes System. Fische in einem Wassertank liefern den Rohstoff für ein autarkes Wachstum von Gemüse und Obst in einem geschlossenen System, das auf einem Flachdach Platz hat. Vor seinem Büro steht eine solche Urban Farm. Drinnen ist es tropisch. In Dutzenden von Töpfen stehen Pflanzen, unten schwimmen Fische in einem Plasticbecken, daneben steht ein Server. «Wir helfen der

Die Erfindung der Farm entstand aus Zufall: Vor zwei Jahren kehrte Gaus aus den USA zurück, wo eine aktive urbane Agrikultur-Bewegung am Entstehen war. Gaus war begeistert von dieser Bewegung, weil sie nachhaltig, urban und zukunftsorientiert ist. Er kontaktierte seinen Geschäftspartner Andreas Graber, der an der Zürcher Hochschule in Wädenswil als Spezialist für Aquaponic arbeitet. Zusammen bauten sie ein Modell, gaben Fische in den Tank und hofften auf Essbares. Jetzt wollen

Roman Gaus, 32 gründete Urban Farmers mit verschiedenen Partnern und operiert inzwischen weltweit – so tüftelt er zurzeit an Projekten in Basel oder Berlin. Gaus ist verheiratet und lebt in Zürich.

REPORTAGE 10

die Urban Farmers das Konzept zum Businessmodell machen: Ein Pilotprojekt in Basel auf 250 Quadratmetern ist in Entwicklung, auch in Berlin haben Unternehmen Interesse. Potenzielle Abnehmer sind etwa Coop oder Migros. Dafür braucht es Überzeugungsarbeit – obwohl die Qualität des Gemüses vergleichbar ist. «Die Tomaten riechen nicht nach Fisch», versichert Gaus lachend. Er hofft auf Käufer seiner Technologie. «Unser Geld reicht nicht mehr lange – wir müssen Investoren finden», sagt er offen. «Es wird aber noch 20, 30 Jahre brauchen, bis der Wandel stattgefunden hat.» Dann ist Gaus im Pensionsalter.


Dacuda sondern in der Software: «Die schnelle Verarbeitung der Bilder ist der Kniff», erklärt Michael Born. In einer Vitrine im Büro von Dacuda an der Zürcher Badenerstrasse steht die erste Scanner-Maus, die Born und seine Partner 2008 entwickelt haben. Sie ist aus Holz und hat im Gehäuse eine Kamera. Diese schiesst über 60 Bilder pro Sekunde in Druckqualität. Das sieht ein bisschen nach Steve Jobs’ erstem Mac aus. Born lacht. Nicht Apple setzt jetzt auf die Innovation der Jungunternehmer, sondern der koreanische Elektronikgigant LG. Er produziert die Erfindung des Schweizer Startup Dacuda bald millionenfach. Born ist aber kein Erfinder, sondern Unternehmer. Nach einem Studium an der HSG besuchte er einen StartupGründungskurs. Er wollte schon immer Unternehmer werden. Dafür brauchte er aber eine Idee. «Selber hatte ich keine», gibt er zu. Bei einem Brainstorming mit einem Ingenieur und einem Maschinenbauer kamen sie auf den Einfall: eine Scanner-Maus. «Ich habe meinen Job gekündigt und mich auf die Suche nach Investoren gemacht», erzählt Born. Währenddessen tüftelten seine Partner wochenlang an der Software für die Maus herum. Sie schrieben Algorithmen, justierten die Kamera, produzierten Hunderte von Tabellen und Grafiken. «Bei Hightech-Startups müssen sich Techniker und Businessleute ergänzen», ist Born überzeugt. Vor einem Jahr kam der Durchbruch: Born unterschrieb den Vertrag mit LG.

SCANNEN MIT DER MAUS Michael Born, 34 ist Mitbegründer der Dacuda AG in Zürich. Das Unternehmen beschäftigt rund 25 Mitarbeiter. Zusammen mit dem Elektronikgiganten LG hat er kürzlich weltweit eine Scanner-Maus auf den Markt gebracht.

Pro Minute greift Michael Born rund ein halbes Dutzend Mal zur Maus neben seinem MacBook. Ansonsten ruht das graue Ding still. Das machen Millionen von Menschen in diesem Augenblick ebenfalls. Was aber kaum jemand macht, demonstriert der 34-Jährige gleich selbst: Wie mit einem kleinen Bügeleisen fährt Born mit der Maus über ein Bild, und Sekunden später ist es als PDF verfügbar. Das funktioniert mit einem Foto, einer Tabelle oder einem Einzahlungsschein. Das Geheimnis der Scanner Mouse von Dacuda liegt aber nicht in der Funktion,

Dacuda gibt aber lediglich das Recht für das Know-how an die Koreaner ab. Denn der gebürtige Berner hat noch viel vor mit seiner Maus: «Das Ziel ist es, dass jede Maus zukünftig über einen Scanner verfügt. Wie heute jedes Notebook eine Kamera hat.» Ist die Schweiz ein kleines Silicon Valley? «Das Technologieumfeld ist gut. Die ETH hat Weltruf», sagt Born. Er erwähnt aber auch die Unterstützung und Fördermittel. «Es ist ein steiniger Weg, ein ganzes Business mit Vertrieb aufzuziehen.» Die grösste Herausforderung war, einen Lizenzpartner zu finden. Die kleine Maus kann gross werden – beispielsweise wenn sie für das Scannen von Pässen an Flughäfen eingesetzt wird. Ganz zu schweigen davon, wenn die Technologie irgendwann mit einem iPhone funktioniert. www.gentlemensreport.com/reportage

REPORTAGE 11


Das Making-of des Trendshootings.



– JÜRG WIRTH –

Fotografie: Bernd Grundmann

01 – K u r t C o b a i n s H e m d

02 – D e s H a n d w e r k e r s b e s t e r F r e u n d

das hilft bedeutend feiner und nachhaltiger. Laut Hersteller ist WD40 ein Kriechöl, dessen genaue Zusammensetzung jedoch strikte geheim bleibt. Entwickelt wurde es 1953 von Norm Larsen zur Wasserverdrängung, deshalb der Name, Water Displacement, die Zahl 40 kommt daher, weil das Öl erst im 40. Versuch funktioniert hat.

Es ist sechs Uhr morgens, dunkel und minus 20 Grad. Ich stehe in meinem Offenfrontkaltstall, wo Innentemperatur gleich Aussentemperatur ist. Trotzdem habe ich warm, denn ich trage über meinen diversen Schichten das Kanada-Shirt von Fjällraven. Früher sagten wir Holzfällerhemd, weil es uns mit dem rot-schwarzen Karomuster an Kanada erinnert hat. Auch Kurt Cobain, Popikone der neunziger Jahre, trug ein solches. Das Kanada-Shirt trägt sich gut, ist durchaus modular, solange es die äusserste Schicht darstellt. Es ist nicht sperrig, sondern leicht und stört weder beim Ausmisten noch beim Heugeben. Zudem ist das Shirt durchaus kleidsam und lässt sich auch zivil tragen. Nur zum Melken trag ich einen Kittel, weil ich danach den Dreck mit 90 Grad auswaschen kann.

Apropos waschen: wenn ich früher mit meiner Mutter Kleider einkaufte, war das wichtigste Kriterium stets die Waschbarkeit. Damals hab’ ich das nicht verstanden oder gar blöd gefunden, mittlerweile versteh ich das nicht nur, sondern achte selbst darauf. Weil ich weiss, wie hartnäckig sich der Stalldreck in den Kleidern festsetzen kann. 60 Grad sollten also drin liegen. Das Kanada-Shirt von Fjällräven ist immerhin bei 40 Grad waschbar. Auf dem Fuss folgt hier aber der einzige Nachteil: Als Materialpurist bevorzuge ich eher reine Materialien und eigentlich keinen Kunststoff, sprich Plastic. Das KanadaShirt besteht aber zu einem gewissen Teil aus Kunstfasern, zu Gunsten besserer Waschbarkeit und Formgebung. Abgesehen davon ist es schwer in Ordnung.

WD40 darf in einer Werkstatt genauso wenig fehlen wie ein richtiger Hammer. Beide Werkzeuge helfen, verhockte Verbindungen wieder zu lösen. Ein Hammer kann durchaus auch noch zur Pflege der Psychohygiene dienen. Doch dafür taugt WD40 nicht, denn

Heute funktioniert WD40 einwandfrei: eingehockte Radmuttern lösen sich fast von selbst, die Velokette quietscht nicht mehr, und behandelte Stahlteile rosten bedeutend weniger. Weil die Zusammensetzung unveränderlich ist, versuchen die Hersteller, mit kleinen Features den Verkauf anzuregen: mit einem einsteckbaren Strohhalm für präzises Einsprühen oder der unvermeidlichen Sparpackung. Das Design der Dose dürfte die Herzen von Grafikern nicht zwingend erwärmen. Aber: Dank dem auffälligen Gelb und Blau findet man die Dose auch in einer unordentlichen Werkstatt immer leicht wieder.

j ürg wir t h Jürg Wirth ist studierter Wirtschaftsingenieur und seit neun Jahren praktizierender Landwirt. Er war lange Zeit als Fachjournalist im Architektur- und Designfach tätig, bevor er zur «Handelszeitung» wechselte. Ein Zivildiensteinsatz brachte ihn auf einen Bauernbetrieb in Lavin/Engadin. Inzwischen hat er den Hof gepachtet und auf dem zweiten Bildungsweg Landwirt gelernt. Jürg Wirth schreibt ausserdem den Bauern-Blog «Berglandwirth» bei NZZ Online.

KOLUMNE 14

www.gentlemensreport.com/haertetest


zingg-lamprecht

Mindset

No.89

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Es einfach mal anders machen Text: Jeroen van Rooijen窶ェotografie: Bernd Grundmann

25hours-Hotels aus Hamburg ist angetreten, den Mief aus europテ、ischen Hotels zu vertreiben. Nach dem gelungenen Hafencity-Hotel in Hamburg folgt dieses Jahr das erste 25hours-Hotel in Zテシrich, gestaltet von Designer Alfredo Hテ、berli.

REISEN 16


EIN KLEINES EXTRA AN LEISTUNGEN. Christoph Hoffmann, CEO 25hours

Das Sitzungszimmer neben der Lobby des Hafencity-Hotels ist in einem alten Frachtcontainer von Hapag-Lloyd eingebaut. Gleich daneben gibt�s einen Zweirad-Shop.

REISEN 17


So schwer kann das eigentlich nicht sein – dem modernen Zeitgenossen, der unterwegs ein Nachtlager sucht, ein angemessenes Angebot zu machen. Möchte man meinen! Doch wer in Deutschland unterwegs ist, wird regelmässig eines Besseren belehrt. In Stuttgart ist alles mit postmodernen Giebeln und goldenen Griffen verziert oder mit falschem Marmor belegt. In Düsseldorf muffen überteuerte Stadthotels aus den frühen achtziger Jahren vor sich hin, in deren Matratzen vermutlich schon Hektoliter von Messe-Angstschweiss versickert sind und die bis heute versuchen, ihren Kunden für 25 Euro die Nacht ausgeleierte Sexfilme zu verkaufen. In München kommt man sich ohne Krachlederne spätestens beim Frühstück deplaciert vor. Und in Hamburg tragen die aristokratischen Bediensteten der Traditionshotels an der Binnenalster ihre Nase so hoch in der Luft, dass sie einen beim Check-in gar nicht bemerken. Abgesehen von der «Insel» Berlin, die durch den gesamtdeutschen Aufbruch einen ungeahnten Boom in Sachen zeitgenössischer Hotels erlebt hat, ist Good Old Germany wirklich ein trauriges Hotellerie-Entwicklungsland. Doch es ist Besserung in Sicht – die Macher von 25hours, einer jungen Hotelkette aus Hamburg, sind angetreten, den Mief aus Mitteleuropas Hotelbetten zu vertreiben. Die Firma, 2005 von vier Gesellschaftern gegründet, betreibt bereits fünf Hotels in Hamburg, Frankfurt und Wien – demnächst kommt das sechste hinzu, und zwar in Zürich-West. 25hours steht, wie der Name schon suggeriert, für ein kleines Extra an Leistung, bzw. für «Überraschungen, Erlebnisse und entspannte Gastfreundschaft», wie Christoph Hoffmann es ausdrückt, einer der vier Gründer der Gesellschaft und CEO der Gruppe. Dazu kommt ein dezidiert origineller, ortstypischer Dreh in Sachen Design und Atmosphäre. 25hours ist angetreten, so Hoffmann, mit seinen Hotels «eine Symbiose aus Nachbarschaft und Hotel» zu bieten – und «eine Alternative zu den vielen seelenlosen, stil- und spassfreien Hotels». Das erste 25hours-Hotel, welches heute den Namen «N° 1» trägt und auf dem Areal eines ehemaligen Gaswerks in HamburgWest liegt, sorgte für Aufsehen weil es ein Design- und ServiceVerständnis eines Viersternhauses zum Preis von zwei oder drei Sternen bot. Es folgten ein dezidiert buntes Themenhotel namens «Goldman» in Frankfurt, ein Jeans-Hotel (im Zusammenarbeit mit Levi’s) in der Nähe des Frankfurter Bahnhofs, ein im Zirkus-Stil gestaltetes «Spektakel»-Haus im 7. Bezirk Wiens und vor kurzem das 25h-Hafenhotel in der aufstrebenden Hamburger Hafencity. Letzteres zeigt auf deutliche Weise, wie die 25hoursTruppe mit thematischen Interventionen aus gesichtslosen Neubauten Orte mit Erlebnischarakter macht. Da wird mit einer fast kindischen Lust dekoriert und ein Thema inszeniert – im Fall des Hafenhotels ist es Seefahrer-Romantik und ein maskulin-industrieller Dreh. Links des Eingangs steht etwa ein aufgeschweisster Hapag-Lloyd-Übersee-Container, der jetzt ein Sitzungszimmer ist. Das Restaurant Heimat serviert gute, einfache Seemannskost, die Gäste sitzen teilweise in hölzernen Transportkisten. Und im Freiluft-Ruhebereich der Sauna auf dem Dach des Hauses pfeift einem REISEN 18


CHRISTOPH HOFFMANN, einer der vier Gründer der 25hours-Hotels, über die Essenz der Marke und das für Herbst 2012 geplante 25hours-Hotel in Zürich-West. Gentlemen’s Report: Wie bewusst macht ihr bei 25hours die Dinge «anders», als dass man es in der Hotellerie sonst tut? Christoph Hoffmann: Wir versuchen, den Räumen im Hotel bewusst Inhalte zu geben, vieles überlassen wir dann aber der organischen Entwicklung. Was darf in keinem 25hours-Zimmer fehlen? Das Schlafschaf und eine Wärmflasche. Warum verrechnen viele Hotels bis heute einfache Dinge wie Wireless-Service zu unanständigen Preisen ihren Gästen weiter? Manche Hoteliers haben ein anderes Verständnis für die Bedürfnisse der Kunden als wir, sie machen eine einfache KostenNutzen-Rechnung. Was war der Grund dafür, als Nächstes auch in Zürich ein 25hours-Hotel anzupacken? Zürich bietet wie kaum eine Stadt in Europa die perfekte Grundlage für 25hours: Eine hohe Anzahl qualitäts- und stilbewusster Kunden, die neue Gastronomie- und Hotellerieprodukte zu schätzen wissen. Das neue Haus empfängt seine Gäste zürcherischmondän mit einer grosszügigen Hotelhalle, textiler Eleganz, wohnlicher Atmosphäre und Blick in den Park. Allerdings werden wir auch mutig und mit einem Augenzwinkern in den Farbtopf greifen. Weshalb hat man sich für eine gestalterische «Autorenschaft» durch den Zürcher Designer Alfredo Häberli entschieden? Für unser erstes Haus in der Schweiz wollten wir auf jeden Fall ein lokales KreativTeam. Alfredo verbindet dieses Lokale mit kosmopolitischen Eigenschaften, steht für ein hohes Mass an Ästhetik und ist einfach ein klasse Typ. www.25hours-hotel.com

Christoph Hoffmann (links) und Kai Hollmann (rechts). Zwei der vier Gründer der 25hours-Hotels. REISEN 19


Vom 25hours-Hotel Hafencity aus lässt sich der neue Hamburger Stadtteil bequem zu Fuss oder mit einem Velo erkunden, welches das Hotel den Gästen zur Verfügung stellt.

der kühle Wind des Nordens um die Ohren. Für die Hafencity hat sich 25hours entschieden, weil der erst beargwöhnte, dann verlachte und nun doch zunehmend reale neue Stadtteil Hamburgs «zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsraum mit vielfältigem Angebot und zunehmend zu einem Magnet für Touristen» werde, so CEO Christoph Hoffmann. Da ist nicht nur die kostspielige Elbphilharmonie zu sehen, sondern ein stets komplexeres Nebeneinander von dichter Stadtarchitektur, in direkter Nachbarschaft zum noch immer sehr industriellen Treiben des Hamburger Hafens. www.gentlemensreport.com/reisen REISEN 20


The Gentlemen’s Guide

Plant a tree Text: Jeroen van Rooijen

Gentlemen’s Report: Enzo Enea, ein Mann sollte einmal im Leben einen Baum pflanzen – korrekt? Enzo Enea: Selbstverständlich. Bäume pflanzen heisst nebst Leben schenken auch Spuren hinterlassen. Bäume wachsen doch von selbst – Wieso sollte man sie pflanzen? Bäume «überleben» Generationen und erinnern auch noch Jahrzehnte später an den Pflanzer bzw. den Pflanzungsgrund. So wie all die bekannten Alleen, welche von Kaisern, Königen und Feldherren in Auftrag gegeben wurden. Heute dürfen wir durch riesige Blättertunnels gehen, und oft ist den Menschen, die dies geniessen, gar nicht bewusst, dass eine solche Landschaft viel Zeit und Pflege braucht, bis sie sich so weit entwickeln konnte. Schöne Erinnerungen lösen auch Apfel- oder Olivenbäume aus, welche im Garten gepflanzt wurden und dank deren die Vorfahren weiterleben. Wie beginnt man mit dem «Baum-Projekt» – kauft man einen Setzling oder einen Samen? Bäume werden gepflanzt und nicht gesät.

Grundsätzlich ist der Standort entscheidend. Dabei spielen die Sonneneinstrahlung sowie auch der absehbare Schattenwurf und die gesamte Umgebung eine Rolle. Einfach gesagt muss der ausgewählte Baum in die Landschaft, in den Garten oder in die Region passen, wobei auch die Lichtverhältnisse dem Baum behagen müssen. Nach diesen Kriterien sollte man in einer Baumschule den Baum aussuchen. Denn einen Baum bestellt man nicht einfach in einem Katalog.

begutachten kann und dies noch Jahrzehnte lang geniessen darf, weiss man, dass sich die Arbeit gelohnt hat. Muss man einen neuen Baum jeden Tag wässern? In den ersten Tagen und Wochen sollte man den Baum auf alle Fälle gut wässern. Im Normalfall sollte jeder zweite oder dritte Tag jedoch ausreichen. Ist ein Baum eventuell auch eine Kapitalanlage – kann ich ihn

eines Tages gewinnbringend verkaufen oder vererben? Natürlich ist er eine Kapitalanlage. Ein schönes Haus mit einem schönen und gepflegten Garten aus edlen Bäumen und Pflanzen ergibt natürlich einen Mehrwert für die gesamte Liegenschaft. Ein eingewachsener und konzeptionell angelegter Garten verleiht einem Haus das gewisse Etwas. Allerdings sollte nach meinem Empfinden der emotionale Wert eines Gartens wichtiger sein als der finanzielle.

Was braucht man sonst? Zur Grundausrüstung gehören ein Spaten, der Pickel und die Schaufel. Weiter benötigt man eine Baumschere, eine Giesskanne zur Wässerung und einen Hammer, um einen Pfahl einschlagen zu können. Bei der Baumgrube sollte man speziell darauf achten, dass das Pflanzloch mindestens eineinhalb mal so gross ist wie der Wurzelballen der Pflanze. Nur so kann man ihm ein gesundes Wurzelwachstum ermöglichen. Welche Bäume eignen sich gut? Bei uns ist man relativ frei in der Auswahl. Falls der Baum Schatten spenden soll, sind vor allem formierbare Bäume zu wählen. Spezielle Schnittformen können auch schöne Gartenräume bilden wie zum Beispiel Platanen, Maulbeeren, Kastanien und Hainbuchen. Steht aber zum Beispiel eine schöne Blüte im Mittelpunkt, sind Magnolien, Felsenbirnen, Paulownien und Hartriegel die Favoriten. Schöne und edle Bäume sind auch japanische Ahornbäume. Unter den Nadelhölzern werden vor allem Waldföhren und Schwarzkiefern gepflanzt. Und woran wird man sich eher die Zähne ausbeissen? Das Pflanzen eines Baumes ist natürlich mit Handarbeit verbunden. Zwar kann man teilweise Hilfsmittel wie Lastwagen, Kräne und Bagger benutzen, welche einem das Pflanzen eines Baumes erleichtern können. Wenn man schliesslich das Resultat

Als Blickfang im Garten empfiehlt Gartenspezialist Enzo Enea durchaus auch exotische Gewächse wie etwa einen roten japanischen Ahorn oder den Pinien-Bonsai (Bild oben).

m ei s t er d e s GRÜNS Enzo Enea, 48, ist Industriedesigner und Landschaftsarchitekt. Er übernahm in den neunziger Jahren das Unternehmen seines Vaters und gründete 1993 die Enea GmbH. Heute ist Enzo Enea einer der bekanntesten und gefragtesten Landschaftsarchitekten der Schweiz. www.enea.ch

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www.gentlemensreport.com/howto


hello Mr Smith Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Kai Jünemann

Er ist seit 42 Jahren im Geschäft, mit 66 Jahren noch immer erstaunlich vital und einer der profundesten Kenner – und Kritiker! – der Mode. Der britische Modemacher Paul Smith, von der Königin zum Sir geschlagen und EBEN mit der Ehrenmedaille der Stadt Paris dekoriert, über eine gesunde WorkLife-Balance, die Mutlosigkeit der Luxusindustrie und den besten Weg, den eigenen Stil zu finden. INTERVIEW 22



Gentlemen’s Report: Sir Paul Smith, von einem erfolgreichen Geschäftsmann wie Ihnen möchte man gerne lernen, sein tägliches Leben besser zu gestalten – wann sind Sie heute aufgestanden? Paul Smith: Zu früh für meine Verhältnisse: Um viertel nach vier, denn ich musste den frühen Zug um halb sechs nach Paris erwischen. Sonst stehe ich etwa um fünf Uhr auf und gehe als erstes schwimmen – wenn ich in London bin. Der Pool, in dem ich jeden Tag schwimme, gehört zu einem alten Londoner Club, bei dem ich seit 1990 Mitglied bin, aber mehr des Pools als der gesellschaftlichen Momente wegen. Schwimmen Sie, um fit zu bleiben? Es geht mir weniger ums Workout als um die Bewegung. Ich komme beim Schwimmen in Schwung. Ausserdem muss man morgens ja sowieso duschen und die Haare waschen, das ist also ein praktischer und angenehmer Weg, den Tag zu beginnen. Ich schwimme etwa vierzig Minuten, doch manchmal reicht die Zeit auch nur für ein Dutzend Längen. Und wenn ich ein paar Tage nicht geschwommen habe, vermisse ich die Bewegung und spüre meinen Rücken. Stehen Sie ohne Schwierigkeiten früh auf? Ich war immer ein früher Vogel und komme zwischen sechs und halb sieben in mein Studio – das ist die beste Zeit des Tages. Niemand ist da, nur die Reinigungsleute, die mich glücklicherweise kennen und reinlassen, denn ich habe keinen Schlüssel, ich verliere ihn immer. Trinken Sie morgens Kaffee oder Tee? Immer Kaffee. Ich brauche etwas, das mich in Gang setzt. Lesen Sie Zeitung, oder surfen Sie durch die Nachrichten auf dem iPad? Weder noch. Ich höre morgens in aller Früh auf dem Weg ins Büro im Auto Radio, den BBC World Service. Da erfahre ich alles, was ich wissen muss. Limousine oder Microcar? Ich fahre einen Mini. Der reicht mir völlig. Den alten Bristol mit Jahrgang 1956, den ich vor Jahren für zweitausend Pfund gekauft habe und der in meiner Garage steht, fahre ich kaum. Dafür benutze ich meine vielen Fahrräder regelmässig und intensiv. Was ist Ihre erste Tätigkeit im Büro? Oft telefoniere ich mit Japan oder Korea, der Zeitverschiebung wegen. Dann bereite ich mich auf den Tag vor. Mein Kalender ist sehr strukturiert. Die ersten Termine habe ich üblicherweise ab neun Uhr, aber in jüngster Zeit haben meine Leute mir immer öfter auch Termine um acht Uhr

reingedrückt. Man könnte diese Termine Meetings nennen, aber ich nenne es einfach Arbeit. Ich habe erst vor ungefähr zwölf Jahren angefangen, auch Sitzungen zu machen, denn jedes Mal, wenn ich jemanden zu erreichen versuchte, war derjenige in einem Meeting. Also dachte ich, dass ich vielleicht auch ein paar Meetings haben sollte.

Wann checken Sie Ihre Mails das erste Mal? Ich habe keine E-Mail-Adresse. Ich habe nie eine gehabt, genausowenig wie einen Computer zu Hause oder einen Telefonbeantworter. Zwar habe ich ein Mobiltelefon, aber die Nummer kennen nur etwa acht Leute; meine Frau und meine persönlichen Assistenten, das reicht. Es funktioniert alles bestens so, ich habe ein sehr gutes Team und bin immer auf der Höhe. Unsere Firma ist sehr gut organisiert, meine Assistenten kümmern sich um die Kommunikation mit der Aussenwelt. Wenn ich das selber tun müsste, würde es nicht funktionieren.

Ich bin jetzt 66 und glücklicherweise voller Ideen und kerngesund. Ich würde gerne so lange weiter arbeiten, wie’s meine Gesundheit und mein Kopf zulassen, weil es mir Spass macht. Zur Zeit habe ich in dieser Firma noch immer eine zentrale Rolle inne – ich kümmere mich um die Kollektionen, die Läden und fotografiere die Kampagnen. Ausserdem bin ich als Gründer dieser Marke ja noch immer die Identifikationsfigur, der zentrale Charakter. Die Firma ist allerdings sehr gut organisiert und würde auch weiter funktionieren, wenn ich morgen tot umfiele. Eines Tages wird es wohl so sein wie bei Chanel oder Dior – wenngleich ich mich nicht leichtfertig mit diesen beiden historischen Figuren vergleichen möchte – es wird Paul Smith auch ohne mich geben.

Sie wollen also kein Blackberry? Ich glaube, dass diese ständige Erreichbarkeit über Mobiltelefon oder E-mail auch ein Problem werden kann. Gerade die junge Generation ist ja fast süchtig nach dauerndem Austausch. Man sollte öfter mal überprüfen, welche täglichen Nachrichten wirklich unentbehrlich sind. Von den dreihundert Mails, die uns täglich erreichen, beantworte ich die dreissig, die meine Assistenten herausfiltern, persönlich. Ich tippe den Text zwar nicht, aber ich formuliere die Antwort.

Im Jahre 1970 haben Sie in London Ihren ersten Shop eröffnet. Was war das für eine Zeit? Aus heutiger Perspektive scheinen die frühen siebziger Jahre eine freie, unbeschwerte Zeit gewesen zu sein. Das waren die späten sechziger Jahre, sie waren kreativ und gaben den jungen Leuten, nach dem Horror des Zweiten Weltkrieges, ganz neue Möglichkeiten. Man konnte erstmals frei atmen. Es gab tolle Musik, Grafik und Architektur. Aber die siebziger Jahre waren bald einmal geprägt vom kalten Krieg und in England von sozialer Unruhe: Es gab den Coalminer Streik oder die Dreitagewoche. Es war zwischen 1970 und 1976 erst einmal eine Zeit der Zurückhaltung. Und es war alles andere als leicht, den englischen Mann in ein Modegeschäft zu locken.

Sie schreiben auch einen Blog … Den mache ich gemeinsam mit meiner Assistentin Kirsty. Ich fotografiere jeden Tag Dinge, die mir interessant erscheinen, und sie postet die Sachen dann im Internet. Aber es sind meine Worte, ich diktiere ihr den Text. Einmal hat ein anderer Assistent einen kleinen Text geschrieben, und prompt haben es die Leute bemerkt und sich beschwert.

Trotzdem haben Sie offenbar einige Herren von Ihren Ideen überzeugt. Es waren aber anfangs nicht viele! Was ich damals tat, war ja keine Revolution, sondern eher ein sanfter Schubser, der die Männer dazu anstiften sollte, etwas auszuprobieren, das ein wenig anders war. Das hat vielen gefallen, obwohl es damals gesellschaftlich noch nicht ganz akzeptabel

Wie greifbar sind Sie für Ihr Team? Wir haben 180 Leute im Hauptsitz in London und rund 1000 Angestellte weltweit. Ich wage zu behaupten, dass ich die meisten persönlich kenne. Das ist mir extrem wichtig. Wir gehen zwar nicht oft aus dem Büro fürs Mittagessen, sondern holen irgend etwas, Sandwiches und Ähnliches, aber wir essen gemeinsam an einem Tisch im Studio. Nicht nebenbei. Fragt sich in solchen Situationen vielleicht nicht der eine oder andere, was eines Tages sein wird, wenn Sie nicht mehr dieselbe Energie aufbringen oder gar aus Altersgründen aufgeben müssen? INTERVIEW 24



mr

paul smith Gentleman & Designer

Für Paul Smith lag als siebzehnjähriger Jüngling die ganze Magie des Lebens im Radrennsport. Ein Unfall mit dem Velo bereitet diesem Zauber ein jähes Ende. Doch als der junge Paul nach sechs Monaten die Spitaltür hinter sich schliesst, öffnen sich ihm in London dank neuer Freunde aus dem Spital die Türen einer für ihn bisher unbekannten Welt. Kunst und Mode entfachen in ihm eine neue Leidenschaft. Diesmal ist ihm der Erfolg vergönnt: Der heute 66-jährige Smith ist Gründer, Inhaber und kreativer Kopf eines Modeimperiums mit internationaler Ausstrahlung.

INTERVIEW 26


Jahr finanzieren, wie es viele so genannte Luxusmarken tun.

war, dass sich auch Männer mit etwas Mode beschäftigen. Man hatte, gerade in England, sehr schnell das Gefühl, dass etwas zu feminin oder bemüht aussehen könnte. Die Italiener und Franzosen haben meine Ideen viel schneller aufgegriffen und verstanden.

Heute wird Ihr Stil als «britisch» angeschaut, obwohl er das anfangs gar nicht so sehr war … Das ist interessant, nicht? Aber es freut mich natürlich, obwohl ich mich selbst nie als ausgesprochen britisch angeschaut habe. Mir geht es mehr um eine moderne Interpretation der Klassik: Respekt vor Tradition und Handwerk, aber auch immer ein unerwarteter Dreh, ein Quäntchen Humor. Ich beschreibe meinen Stil oft als «Savile Row meets Mr. Bean» – also Sachen, die sorgfältig gemacht sind, aber auch Spass machen. Heritage, Vintage, Handwerk und Tradition sind in der Mode heute viel zitierte Schlagworte geworden … Da haben Sie leider Recht. Aber es sind oft nur Slogans, fast ohne Inhalt – wie das Wort Luxus, der meist missbrauchte Begriff unserer Zeit. Es hat sich fast in sein Gegenteil verkehrt. Es gibt eine ganze Reihe solcher Begriffe, die vor lauter unbedachtem Einsatz bastardisiert sind. «Luxusmarke» ist eine künstlich hergestellte Phrase, um eine Marke einem Segment zuzuweisen. Ich hoffe, dass unser Ansatz mehr Charakter hat. Ist Ihnen wichtig, dass Ihre Sachen relativ bezahlbar sind? Absolut. Weil ich möchte, dass sich möglichst viele Leute diese Sachen kaufen können. Ich möchte nicht nur an Menschen mit viel Geld verkaufen, sondern auch an 16-jährige Schuljungen. Deswegen haben wir verschiedene Linien in verschiedenen Preiskategorien. Im Vergleich zu den so genannten Luxusmarken sind unsere Preise sehr vernünftig. Wir müssen ja auch kein Werbebudget von 100 Millionen Euro pro

Haben die grossen Luxusgruppen bei Ihnen auch schon angeklopft? O ja, die sind in den neunziger Jahren alle bei uns vorstellig geworden, aber damit will ich nichts zu tun haben. Stellen Sie sich vor, wie sich mein Leben verändern würde. Jetzt habe ich genug Geld, um komfortabel und relativ sorgenfrei zu leben, ich habe mein Haus und meine Frau, die ich noch immer sehr liebe, und das Business funktioniert. Was will man mehr? Wenn ich morgen Teil einer Luxusgruppe wäre, hätte ich vielleicht mehr Geld, aber viel mehr falschen Druck, an den ich nicht gewohnt wäre. Jetzt habe ich Verantwortung, aber keinen Druck. Das Grossartige an unserer Unabhängigkeit ist auch, dass wir spontan sein können. Denken Sie, dass diese grossen Corporate Companies die Kreativität einschränken? Es gibt heute tatsächlich keine grossen Veränderungen mehr in der Mode, weil alles und alle so vom Business getrieben sind. Es geht um Kosten und Personal und Investoren, und da muss man sehr aufpassen, was man tut. Sehr viele Marken sind heute Teil von grossen Gruppen oder an der Börse kotiert, die haben einen enormen Druck von Shareholders, die jedes Jahr mehr Umsatz und Profit wollen. Das ist das Ende aller Kreativität und Spontaneität. Fette Gewinne sind also nicht Ihr Antrieb? Ich denke, dass die Firma ohne mich vielleicht sogar einen grösseren kommerzielleren Erfolg hätte, weil ich gerade in dieser Sache, der kommerziellen Abschöpfung der Möglichkeiten, immer etwas auf der Bremse stehe. Sie haben soeben einen winzig kleinen DamenAccessoires-Shop in Paris eröffnet, der aussieht, als sei es ein Quartierladen – ist die Zeit der Flagship-Stores vielleicht vorbei? Ist der Laden nicht liebenswert? Das Lokal war früher ein kleines Quartiercafé, in dem auch Edith Piaf oder Serge Gainsbourg zu Gast waren. Dann stand es über dreissig Jahre lang leer. Jetzt ist es mir gelungen, den Besitzer davon zu überzeugen, den Laden an uns zu vermieten. Ich habe grossen Spass an diesem Miniladen, und natürlich ist er ein Wink mit dem Zaunpfahl: Man kann auch heute noch kleine, schöne Sachen machen, die vom Herzen kommen. Alles ist heute gross, weltweit und Respekt heischend, nichts ist mehr klein und lokal. Dagegen wollte ich ein Zeichen setzen. Ist es vielleicht ein neues Modell zur Wiederbelebung der alten Innenstädte? INTERVIEW 27

Wir haben auch in London ein paar ganz kleine, komische Geschäfte aufgemacht, und diese Cornershops verändern den Blick auf die Marke zum Guten. Ausserdem kosten uns diese kleinen Läden kaum etwas. Doch es ist nicht wirklich ein Konzept. Wir haben einfach etwas ausprobieren wollen – eine Formel, die anders funktioniert, wie es alle tun. Der kleine Laden läuft allen Standards unseres Gewerbes entgegen.

Die grossen Einkaufsstrassen sehen heute weltweit fast gleich aus ... Das ist doch grauenvoll! Sogar in kleinen Städten sieht man nur noch diese weltweit standardisierten Formate. Ich bin gerne auf Capri, und früher fand ich dort kleine, interessante Handwerker-Geschäfte, Cafés und lokale Spezialisten, aber jetzt hat irgendeine grosse Gruppe ganze Strassenzüge übernommen und gleichgeschaltet. Das ist enorm enttäuschend. Die Macht der Modemultis wirft bei immer mehr Konsumenten die Frage auf: Brauchen wir alle sechs Monate ein neues Jackett? Das muss jeder selber entscheiden. Brauchen tun wir es wahrscheinlich nicht, aber manche wollen es. Und inzwischen hängen bei uns doch einige Jobs daran. Darf ich die Frage also zurückgeben – brauchen wir denn ein weiteres Männermagazin? Jasper Morrison hat einmal gesagt: Ich entwerfe Kaffeemaschinen, obwohl es bereits solche gibt, die wirklich gut funktionieren. Es braucht nicht wirklich neue Entwürfe, aber manchmal gelingt es, durch Design die Dinge noch einmal zu verbessern. Verändern Designer die Welt zum Guten? Wenn sie an die lahmende europäische Konjunktur denken, dann ist Design vielleicht gar kein schlechter Ansatz. Denn Design ist ein Treiber für Innovation, und das schafft Arbeitsplätze. Neue Ideen schaffen Begehrlichkeiten, und das befeuert die Wirtschaft. Denken Sie nur an das iPad. Sie haben es angesprochen: Europa leidet gerade sehr … Wie geht es Ihnen? Wir haben eine recht komfortable Situation, weil wir keinerlei Schulden haben. Ich habe noch nie Geld geliehen, sondern immer alles selber verdient. Wann immer wir etwas Geld verdient haben, steckte ich es wieder in die Firma, statt in einen Bentley oder eine Yacht. Und in Fahrräder, die Sie auch fünfzig Jahre nach Ihrem Sturz, der Ihren Plan, Veloprofi zu werden, zunichte machte, noch begeistern? Aber wie! Velos sind eine tolle Erfindung. Ich fahre oft Fahrrad – in Paris fast


täglich vom Showroom ins Hotel und zurück, ausserdem habe ich Fahrräder in Tokio, London oder Mailand. Und als Sport ist Velofahren auch ein gutes Sinnbild für erfolgreiches Geschäften: Man ist nur im Team wirklich gut.

Und was verbindet Sie mit Radrennfahrern? Ich bin mit vielen Radrennfahrern persönlich gut befreundet, und sie bereichern mein Leben sehr. Ich glaube, was die aktiven Sportler an mir mögen, ist die Tatsache, dass ich das Fahrradfahren immer propagiert habe und damit, ganz ohne Sponsoring, mit Enthusiasmus viel für den Sport getan habe. Ich habe von Fabian Cancellara ein signiertes T-Shirt – er hat es auf den letzten Metern der Schlussetappe der letzten Tour de France David Miller gegeben, den ich kenne. Drauf steht «Für Paul, von Fabian». Es ist ein Highlight in meiner Sammlung von Radrennshirts. Fahren Sie am Londoner Tweed Run mit? Ich kenne die Veranstaltung, aber war bisher nicht mit dabei. Es war dieses Jahr von Ralph Lauren gesponsert. Ausserdem ist es mir ein bisschen zu «retro» – in der Mode geht es nicht um das, was früher war, sondern um das Heute und Morgen.

MR SMITHS Tipps für eine ideale Garderobe

N° 1

Bevor man irgendwelche Ratschläge zur Garderobe einholt, sollte man sich selbst gut kennen. Das ist das Wichtigste: sein Alter, seinen Körper, seinen Lebensstil und Charakter zu kennen. All das muss man zuerst in Erwägung ziehen.

N° 2

Wenn man eine verspielte, kreative Person ist, kann man mit Farben und Mustern experimentieren, aber wenn man ein Businessman ist, ist der dunkelgraue oder marineblaue Anzug mit einem weissen Hemd die sichere Wahl.

Sie bleiben bei öffentlichen Dingen generell lieber ein bisschen abseits? Es hat viel mit meiner Frau zu tun – wir beide fühlen uns recht wohl, wenn wir ein relativ normales Leben leben können und auch Zeit füreinander haben. Wir gehen darum kaum je an Partys oder Vernissagen, obwohl jeden Tag Einladungen für zehn Veranstaltungen eintreffen. Roberto Cavalli sagte unlängst, dass er der einzige heterosexuelle Mann in der Mode sei. Haben Sie ihn denn nie getroffen? Das ist wirklich lustig, dass er das sagt. Wir haben uns tatsächlich nur einmal getroffen, vielleicht erinnert er sich aber nicht mehr an die Begegnung.

N° 3

Dann sollte man seine Körpergrösse und seine Figur im Auge behalten: Wenn man klein und rund ist, sind Doppelreiher oder weite Hosen keine gute Idee. Wir haben etwa eine besondere Linie, die relativ gerade geschnitten ist, und darin gibt es den Westbourne-Schnitt, der ist für einen Mann, der etwas mehr auf den Rippen hat.

N° 4 Es geht nicht darum, der Mode, sondern seinem eigenen Gefühl zu folgen. Es wird nicht funktionieren, wenn man einen Modetrend befolgt, der nicht zu einem passt. Darüber soll man nachdenken und ehrlich gegenüber sich selber sein. Das ist ein relativ komplexer Prozess der Selbstanalyse.

INTERVIEW 28

Spielt es denn eine Rolle, ob man als Modedesigner hetero oder schwul ist? Ich denke, dass dieses Thema überbewertet wird. Der einzige Punkt, der zutreffen könnte: Ich habe als Hetero keine sehr ausgeprägt weibliche Seite, und das könnte ein Nachteil sein, wenn es darum geht, Damenmode zu entwerfen. Vielleicht können Schwule das besser, sie scheinen sich mehr in diese Frauenwelt einfühlen zu können. Andererseits weiss ich als Heteromann vielleicht besser, wie eine Frau aussehen könnte, damit sie mir attraktiv erscheint? www.gentlemensreport.com/mode


Lob der pfeife Text: Jürg Zbinden

Was ist eigentlich aus dem traditionsreichen Ritual des Pfeifenrauchens geworden? Immerhin war es einmal Teil der Lebensart einiger der wichtigsten Männer der Weltgeschichte. Eine kleine Würdigung der gestopften Tabakkultur.

Evelyn Waugh, © Bettmann/Corbis

«Und voll Dankbarkeit sodann, zündet er sein Pfeifchen an. ‹Ach!› – spricht er – Die grösste Freud / Ist doch die Zufriedenheit!» Wilhelm Buschs (1832 – 1908) braver Lehrer Lämpel war vom Tobak ein Verehrer, und auch der Dichter und Zeichner selber frönte dem Hobby mit Gemach. Ein anderer berühmter Pfeifenraucher ist der Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Dessen Autor Arthur Conan Doyle (1859 – 1930) mochte seiner legendären Kriminalfigur den lieben Zeitvertreib ebenfalls nicht vorenthalten. Und was dem Engländer recht war, war dem Franzmann billig: Kommissar Maigret, ess- und trinkfreudige Hauptfigur in 75 Romanen und 28 Erzählungen Georges Simenons (1903 – 1989), schmauchte wie dieser eine Tabakpfeife. Das Tabakforum, ein die Interessen der Pfeifentabakindustrie, der Pfeifenindustrie und -importeure vertretender Verein, ernennt seit 1969, als der charismatische SPD-Politiker Herbert Wehner obenaus schwang, alljährlich einen aktiven Pfeifenraucher zum «Pfeifenraucher des Jahres». Die Liste des Forums hält die eine oder andere Überraschung bereit: So wurde beispielsweise 1985 der TV-Blondschopf Thomas Gottschalk zum damals juvenilen Pfeifenonkel gekürt, bevor er 1991 als Testimonial eines deutschen Gummibärchenproduzenten eine unbedenklichere und lukrativere Nebenbeschäftigung fand. Ehrwürdige «Pfeifenraucher des Jahres» waren ausserdem Vicco von Bülow alias Loriot (1970), Hans-Joachim Kulenkampff (1971), Helmut Kohl (1975), Golo Mann (1979), GENUSS 29

Joachim Fuchsberger (1983), Claude Chabrol (1989), Franz Xaver Kroetz (1999) sowie der schnauzbärtige Literaturnobelpreisträger Günter Grass (2000). Seit der Jahrtausendwende verloren die Namen zusehends an Glanz, oder kennt jemand Udo Nagel, Klaus Rauscher und Joachim Poss? Vergangenes Jahr unternahm das Tabakforum mit der Auszeichnung Horst Lichters («Lafer! Lichter! Lecker») den fast schon verzweifelt anmutenden Versuch, der nikotinfeindlichen Öffentlichkeit wenigstens einen Fernsehkoch schmackhaft zu machen. Der kurioseste Pfeifenraucher der Welt ist indes ohne jeglichen Zweifel eine Cartoonfigur, der Seemann Popeye. Zwar kommt dessen Bärenkraft nicht vom Tabak, sondern aus der Spinatdose, aber die Pfeife ist felsenfest mit seinem Mundwinkel verwachsen. Dem Schlag bei den Frauen, das heisst einer Frau, tat dies nicht den geringsten Abbruch. Die Bohnenstange Olive Oyl geriet allein schon beim blossen Anblick des Muskelmatrosen aus dem Häuschen. Die weiblichen Pfeifenraucher sind nebenbei bemerkt – weit mehr als die Zigarren-Aficionadas – Exotinnen unter Exoten. Überhaupt geniesst die Tabakpfeife ein minderes Ansehen als die Zigarre, ihr Image als Statussymbol einer neu erstandenen Genusskultur bedarf dringend der Aufpolierung. Dabei investieren passionierte Raucher viel bis sehr viel in hochwertige Pfeifen, etwa in jene der so genannten «Grossen Dänen»: Sixten und Lars Ivarsson, Jess Chonowitsch und Bo Nordh. Oder in Meisterstücke der deutschen Pfeifenbauer Wolfgang Becker, Karl Heinz Joura und Rainer Barbi. Wer die Tabakpfeife wertschätzt, der kommt um die Wissenschaft sachkundigen Reinigens und Stopfens nicht herum. Beherrscht er sie endlich, wird sie zum liebgewordenen Ritual. Und das Anti-StressModewort Entschleunigung löst sich beim Pfeifenrauchen in silberblaue Tabakkringel auf. Ist doch die Feindin der Pfeife die Hast, ihre Freundin die Gemächlichkeit.


FÜR DIESE UHREN SCHLAGEN SCHWEIZER HERZEN Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Mathias Zuppiger

Eine Befragung der Leser des zweiten «Gentlemen’s Report» vom Herbst 2011 zeigt: Die International Watch Company, besser bekannt als IWC, ist die mit Abstand beliebteste Uhrenmarke der Schweizer Männer. Eine Spurensuche.

Als wir im zweiten «Gentlemen’s Report» im Herbst 2011 die Leser mit einem Wettbewerb zu ihren liebsten Wohnformen, Mobilitätsmodellen oder Uhrenmarken befragten, stellten wir fest, dass unser Publikum meistens Peter, Thomas, Marcel oder Daniel heisst, bevorzugt einen guten Anzug trägt (wogegen sich nur zwei Prozent gerne in einer Badehosen blicken lassen würden) und die allermeisten der Befragten gerne Wein trinken. Einigermassen erstaunt waren wir jedoch, als die Auswertung der von Hand ausgefüllten Wettbewerbskarten ergab, dass die Schaffhauser IWC bei Schweizer Männern die mit Abstand begehrteste Uhrenmarke ist. Überwältigende 32 Prozent der befragten Leser gab an, sich eine Uhr aus Schaff hausen zu wünschen bzw. bereits eine solche zu tragen.

BEGEHRT Links: die am SIHH im Januar 2012 lancierte neue Generation der grossen Fliegeruhr Top Gun Miramar (12 500 Franken). Mitte: Die Portofino Handwound (19 000 Franken). Rechts und grosses Bild: eine klassische Portugieser Automatic (13 000 Franken.)

Für Linus Fuchs, bei der IWC als Geschäftsführer für den Schweizer Markt verantwortlich, ist das Resultat dieser Befragung erfreulich, aber nicht ganz überraschend: «IWC geht seit Jahren unbeirrt ihren Weg», so Fuchs. «Den Slogan ‹Engineered for men› verstehen wir nicht nur als hohles Versprechen, sondern als Ausdruck unseres Schaffens. Entsprechend stellen wir in erster Linie Uhren her, die Männer mit hoher Affinität zu Design, Technik und Perfektion ansprechen. Des Weiteren tragen sicherlich die Bekanntheit und der hohe Wiedererkennungswert unserer Werbekampagnen zu unserer Beliebtheit bei.» Allerdings sei das Verdikt der GR-Leser natürlich auch ein Stück weit Ausdruck eines «Heimvorteils». ADVERTORIAL 30


IWC

«Wir haben eine über 140-jährige Geschichte am Standort Schaffhausen und eine lange Tradition», so Linus Fuchs. «Somit hatten wir auch Zeit, die Basis für diesen Erfolg zu legen. Auf der anderen Seite dürfen wir mit Freude feststellen, dass die Marke IWC seit Jahren auch weltweit eine überaus erfolgreiche Entwicklung vollzieht.» Und die nächsten Milestones sind gesetzt: Das Jahr 2012 steht bei der International Watch Company im Zeichen der Fliegeruhren, insbesondere der Top-Gun-Linie, die im April auf den Markt kommt. IWC besitzt eine lange Tradition im Bau von Präzisionsuhren, auf die man sich im Cockpit verlassen kann: Die

erste Fliegeruhr der Schaff hauser Manufaktur stammt aus dem Jahr 1936, und seither bestimmt diese Uhrenfamilie massgeblich die DNA der Marke. Die neue Kollektion nimmt Reminiszenzen dieser Tradition auf und spannt den Bogen in die Gegenwart. Mit der nun eigenständigen Top-Gun-Linie gibt es nun neben den klassischen Fliegeruhren und den Spitfire-Modellen eine dritte, sportliche Produktelinie innerhalb der Fliegerfamilie, welche sich noch stärker den Werten Präzision, Perfektion und Technik verschreibt – genau wie die legendäre Fliegerschule der US-Navy, die dieser Familie als Namenspatronin dient. «Wir freuen uns auf den Take-off dieser Kollektion», so Linus Fuchs von der IWC.

ADVERTORIAL 31

www.gentlemensreport.com/partner/uhren


Die stille Revolution Text: Peter Ruch  Fotografie: Valentin Jeck

Wer immer noch glaubt, die Elektro-Mobilität habe keine Zukunft oder sei nur etwas für Esoteriker, der liegt: daneben.


BMW i8 Der BMW i8 Concept bietet die Fahrleistungen eines Sportwagens und den Verbrauch eines Kleinwagens. Das Auto kombiniert einen 224 PS starken Elektroantrieb an der Vorderachse mit einem 300 Nm starken DreizylinderVerbrennungsmotor hinten.


DIE ZUKUNFT WIRD SEXY – MEHR DENN JE

Als Toyota ab 1997 mit dem Prius das erste GrossserienHybrid-Automobil der Neuzeit auf den Markt brachte, war das kein erfreulicher Anblick. Das Design war, freundlich ausgedrückt: gewöhnungsbedürftig. Und es hagelte Kritik von allen Seiten, vor allem die deutschen Hersteller zeigten mit dem Finger auf die Japaner und lachten sie aus. Und manch ein Auto-Boss wird heute sauer, wenn man ihm seine damaligen Einschätzungen zur HybridTechnik unter die Nase hält. Doch Hybrid, die Verbindung eines Verbrennungmotor mit einem elektrischen Antrieb oder zumindest Speichermedium, hat sich durchgesetzt. Es war eine stille Revolution, eine ruhige, langsame – und sie darf als Wegbereiter für die zwei nächsten Schritte, das Elektro-Auto sowie den WasserstoffAntrieb, gesehen werden. Die Erfahrungen, die die Auto-Hersteller mit der Batterien-Technologie bei den Hybrid-Fahrzeugen gesammelt haben, waren unabdingbar für die Welle von reinen Elektro-Fahrzeugen (wie etwa dem Volvo C30, der rein elektrisch rund 100 Kilometer weit fährt) sowie Automobilen mit einem so genannten «Range Extender» (wie dem Opel Ampera oder dem Fisker Karma), die seit vergangenem Jahr immer mehr Fahrt aufnimmt. Der Nissan Leaf, ein reines Elektro-Fahrzeug, wurde zum «Auto des Jahres 2011» gewählt. Und es gibt derzeit kaum mehr einen namhaften Hersteller, der nicht in den nächsten zwei Jahren mit deutlich nachhaltigeren Fahrzeugen als bislang auf dem Markt kommen will. Niemand behauptet allerdings, dass ein Elektro-Auto schon der Weisheit letzter Schluss ist. Das Problem der fehlenden Reichweite wird sich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren nicht lösen lassen, da wird es noch komplett neue Ansätze brauchen; LuftLuft-Batterien, an denen intensiv geforscht wird, sind nur einer davon. Und auch wenn in den nächsten Jahren Hunderttausende von Electric Vehicles verkauft werden, die sehr hohen Kosten für die Batterien werden trotzdem ein Faktor bleiben, der diese Fahrzeuge im Vergleich zu benzin- oder dieselgetriebenen Wagen stark verteuert. Auch die Diskussion um die sinnvolle «Herstellung» von Strom lässt sich nicht einfach vom Tisch fegen, da muss (vor allem auf politischer Ebene) noch viel geschehen, bis die sauberen Elektro-Autos wirklich annähernd CO2-frei unterwegs sein können. Doch es gibt kein Zurück. Der Mensch will und wird sich auch in Zukunft individuell fortbewegen, doch wie er das genau machen will, darüber kann er sich selber Gedanken machen. Der Verbrennungsmotor wird in den nächsten zwei, vielleicht sogar drei Jahrzehnten immer noch die Hauptrolle spielen, da sind noch Verbrauchsverbesserungen von bis zu dreissig Prozent möglich. Doch parallel wird der Kunde ganz viele Möglichkeiten haben, Erdgas, Biogas, Ethanol, reine Elektroautos, ab etwa 2015 auch die ersten wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge – plus sämtliche nur denkbaren Kombinationen zwischen all diesen Energieträgern. Es sei hier die Prognose gewagt, dass irgendwann kurze Strecken elektrisch gefahren werden, und der Mensch für längere Fahrten sowie das ganze Transportwesen auf Wasserstoff zurückgreift.

Der BMW i8 verbindet Emotionalität und Nachhaltigkeit.

Und auch wenn manch einer jetzt schon Trauer trägt, vorsorglich um den Klang von zwölf Zylindern im Ferrari weint und schon begonnen hat, das wunderbare Drehmoment eines amerikanischen V8 zu vermissen – alles wird gut. Die Zukunft wird sexy, vielleicht mehr denn je. Der Opel Ampera, zum Beispiel, ist nicht nur technisch sehr interessant, sondern auch ein adrettes Gefährt. Und Fisker Karma, bei dem wie im Opel ein Verbrennungsmotor für mehr Reichweite sorgt, ist sicher eines der aufregendsten Fahrzeuge, das derzeit auf der Strasse zu sehen ist. Das wundert nicht MOBILITÄT 34


OPEL AMPERA Das erste Elektro-Auto ohne batteriebedingte Reichweitenbeschränkung hat einen Lithium-Ionen-Akku mit 16 kWh Kapazität, der den 150 PS starken Elektro-Motor mit Energie versorgt. Ist der Strom alle, springt der Benzinmotor ein und treibt den Generator an.

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FISKER KARMA Das Solardach des Fisker-Sportwagens speist die Batterie und einen Teil der Bordelektronik und KĂźhlsysteme. Auch bei diesem Auto springt ein Range Extender in die Bresche, wenn der Strom aufgebraucht ist.

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Der Fisker Karma ist ein Sportwagen mit vier Sitzplätzen und Türen.

weiter, denn Henrik Fisker, Gründer und Mitbesitzer der Marke, ist unter den Auto-Designern das, was Marc Jacobs für die Mode ist. Immer ganz oben. Immer waren seine Entwürfe etwas eleganter, aussergewöhnlicher; für BMW mit dem Z8 das schönste Cabrio seit Jahrzehnten, für Aston Martin den ewigen DB9.

EINE VÖLLIG NEUE FORM DER ÄSTHETIK KREIEREN

Denn die neuen Ansprüche, die neuen Technologien bieten auch grossartige Chancen, wie Benoit Jacob, der Chefdesigner der BMW-i-Untermarke, ausführt: «Fortschrittliches und konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Denken ist nicht nur ein Prozess, der sich im Inneren, bei der Technik abspielt. Dieses neue Denken wirkt sich auch auf die gesamte Gestaltung der Automobile aus und führt letztlich zu einer eigenständigen Formensprache.» Es ist ja nicht nur so, dass «nachhaltige» Automobile auch so aussehen sollen, die neuen Technologien eröffnen den Designern auch ganz neue Möglichkeiten. Jacob: «Im Grunde genommen ist ein Automobil heute ein ausgereiftes, hochkomplexes und nahezu perfektes Produkt. Solange also die Gegebenheiten unverändert bleiben, wird auch das Design diesem über hundert Jahre alten Entwicklungsstrang folgen. Mit BMW i haben wir jedoch Bestehendes in Frage gestellt und durch Neuerungen wie den elektrischen Antrieb oder die Leichtbauweise eine völlig neue Formensprache entwickelt.» Da spielen auch die neuen Materialien eine Rolle, denn Leichtbau wird zu einem Thema, das absolut zentral ist für die zukünftigen Automobile. Das sieht auch Jacob so: «Materialien wie CFK oder Naturfaser-Kunststoffe geben uns die Chance, eine völlig neue Form der Ästhetik und des Designs zu kreieren. Karbon verfügt, über seine Eigenschaften als leichter und sicherer Werkstoff hinaus, über eine hochstabile Struktur, die uns neue Möglichkeiten der Gestaltung gibt.» Jacob weiter: «Wir beleuchten aber auch das Thema Aerodynamik von einer neuen Seite: Ergänzend zum eigentlichen Zweck der Effizienzsteigerung laden wir Aerodynamik emotional auf und machen sie zu einer fühlbaren Erfahrung. Ich

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VOLVO C30 electric Den Kleinsten der Volvo-Familie gibt es ab sofort auch als rein elektrisches Auto. Mit einer Batterieladung fährt das kompakte, aber höchst dynamische Wägelchen bis zu hundert Kilometer weit.

gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wir machen Aerodynamik anziehend. Nehmen wir das BMW i8 Concept. Es ist ein perfektes Beispiel für aerodynamische Linienführung mit verschiedensten Layern, die nicht nur funktional sind, sondern auch emotional begeistern.» BMW geht mit der Submarke «i», deren erste Produkte ab 2013 zu kaufen sein werden, den entscheidenden

Schritt weiter: Hier wird alles konsequent auf Zukunft getrimmt, die Materialien, die Technik und die Optik. Das wird dann auch seinen Preis haben – doch entscheidend ist, dass die Kundschaft die Wahl hat. Ein BMW i3 oder i8 wird vorerst sicher kein «Volkswagen», müssen sie aber auch gar nicht. Und: Über den Prius wurde zuerst auch gelacht. www.gentlemensreport.com/mobil

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The Gentlemen’s Guide

Wear shoes Text: Jeroen van Rooijen

Gentlemen’s Report: Signore Santoni, Frauen sammeln bekanntlich gerne und wider alle Vernunft Schuhe – wie viele Schuhe sollte ein geistig gesunder Mann haben? Giuseppe Santoni: Ich würde sagen: Fünf Paar Schuhe sind das Minimum, um gut gekleidet durchs Leben zu gehen. Welche Typen wären das? Aus meiner Sicht wären das folgende Modelle: 1.   Ein schlichter Schnürer; 2.   ein robusterer Brogue; 3.   ein eleganter Mokassin; 4.   ein Monk mit Schnallen und 5.   eine Stiefelette. Oder einen leichten Sommerschuh für draussen. Das wären dann allerdings schon sechs Paar. Wann und wie trägt man sie? Ein Mann mit Stil trägt nie zweimal hintereinander dieselben Schuhe. Am besten wäre es, die Schuhe nur einmal pro Woche zu tragen, dann halten sie am längsten. Denn die Feuchtigkeit, welche die Füsse ins Leder abgeben, muss wieder verdampfen. Wenn man das befolgt, dann garantiere ich dafür, dass unsere Schuhe zehn Jahre halten. Ihre Schuhe kosten aber auch eine rechte Stange Geld …

Schuhe herzustellen ist ein traditionelles Handwerk, das auch heute noch von Menschen mit Erfahrung gemacht werden muss. Man braucht Zeit, und das kostet in Europa heute viel Geld. Das Material ist auch wichtig: Gutes Leder ist nicht billig! Auf einen schnellen Blick kann ein billiger Schuh vielleicht gleich gut aussehen wie ein teurer, aber beim Tragen merkt man den Unterschied. Das heisst: Gute Schuhe sind unter 500 Franken nicht zu haben? Man kann wenig Geld ausgeben und dafür nichts Rechtes bekommen oder etwas mehr und sehr lange glücklich sein mit seinen Schuhen. Vielleicht ist es besser, alle zehn Jahre einen sehr guten Schuh zu kaufen als alle zwei Monate einen billigen?

blaue Schuhe, das ist typisch für unsere Marke. Sogar mein Smoking ist dunkelblau. Schwarz trage ich nie, denn ich mag persönlich keine schwarzen Schuhe, obwohl wir sie herstellen. Müssen Schuhe und Gürtel immer zueinander passen? Wenn möglich, ist das schon schön, doch es ist kein absolutes Must. Es kann auch elegant aussehen, wenn man die Regeln bricht. Unsere Kunden folgen ihrem eigenen

Sind Slippers bzw. Mokassins zum Anzug in Ordnung? Ich persönlich trage lieber Schnürer oder Schnallenschuhe zum Anzug und Krawatte, aber ich würde nicht ausschliessen, dass auch ein Mokassin gut aussieht – vielleicht ein schicker Tassle-Loafer?

Geschmack. Sie sind Trendsetter, nicht Followers. Sollten die Socken diskret oder ein Farbtupfer im Outfit sein? Ich mag keine verrückten Farben und stimme die Sockenfarbe immer auf die Schuhe ab. Tragen Sie ihre Hosen so kurz, damit man die Schuhe gut sieht? Nicht wirklich. Das ist halt tpyisch für den italienischen Stil, den ich gerne trage.

Typisch Santoni: dunkelblauer Lederschnürer mit Antik-Finish. Giuseppe Santoni trägt selbst oft solche «exotischen» Farben.

Sind Gummisohlen eine Option? Heute ist die Mode zunehmend von Casualwear geprägt, man trägt immer weniger Krawatte, und zu diesem Look passen Schuhe mit Gummisohlen auch recht gut. Es ist halt wichtig, dass es nicht zu dicke Sohlen sind. In Italien tragen die Männer am Wochenende fast nur Schuhe mit Gummisohlen, oder gar Turnschuhe. Was denken Sie von Männern, die Turnschuhe zum Anzug tragen? Manchmal sieht das gut aus, etwa wenn es ein freizeitlicher Anzug ist. Man muss ein junger Typ sein, und dünn. Dann funktioniert der Look. No browns after six? Das gilt heute nicht mehr. Ausserdem kann man statt schwarzer Schuhe auch dunkelgraue oder -blaue nehmen. Wie bitte? Dunkelblau? Ich trage fast immer

M EISTER DER S c h u h e Giuseppe Santoni, 44, ist Sohn des Firmengründers Andrea Santoni und führt zusammen mit seiner Schwester Ilenia die Geschäfte des LuxusSchuhherstellers aus Corridonia/ Marche. Die 1972 gegründete Firma verkauft ihre handgefertigten Produkte heute in 70 Ländern – in der Schweiz etwa bei Grieder am Zürcher Paradeplatz. www.santonishoes.com

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www.gentlemensreport.com/howto


Chefsessel «Villain» Der Chefsessel «Villain» (Bösewicht) ist das ultimative Werkzeug für das ambitionierte Alphatier. Er vereint die Vorzüge eines komfortablen Lounge-Möbels mit dem Flair einer James-Bond-Kommandozentrale.

So mancher Mann dürfte schon davon geträumt haben – aber Realität wurde es erst für wenige: James Bond zu sein. Sechs Männer hatten bisher das Vergnügen – vom fahlen George Lazenby oder weichgespülten Pierce Brosnan über den charmanten Roger Moore bis hin zum unvergesslichen Sean Connery. Letzterer kämpfte 1967 in «You Only Live Twice» gegen Ernst Stavro Blofeld, dem wohl legendärsten Bond-Bösewicht aller Zeiten. Und wie jeder kapitale Bösewicht sass dieser meist –

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mit einer langhaarigen weissen Katze auf dem Schoss – in einem grossen Chefsessel in seiner Kommandozentrale. Auf genau diese Figur bezieht sich der «Villain»-Chair der britischen Firma Suck, der trotz seines kinematographischen Looks kein Bond-«Original» aus den Sixties oder Seventies ist, sondern eine zeitgenössische Parodie auf das Genre der Agentenfilme. Denn am Ende sind es dort doch immer die grössten Schurken, welche


die coolsten Möbel haben (von den schöns- Miller) wie ein Schulhocker und Arne ten Frauen und schnellsten Autos ganz zu Jacobsen wie der Praxisstuhl eines Esoterikschweigen). Doktors. Der Preis des Stuhls ist allerdings so gewählt, dass die Hälfte der potenziellen Der «Villain»-Chair misst stolze Interessenten von vornherein ausscheidet: 90 × 90 × 120 Zentimeter, ist aus pulverbe- Er kostet 6500 Franken (ohne Transportkosschichteten Stahlplatten gefertigt und mit ten). Die weisse Katze, das Haifischbecken zwanzig dick gepolsterten Lederkissen aus- und atomare Lenkwaffen müssen separat geschlagen – eine perfekte Basis, um die dazu gekauft werden. Übernahme der Weltherrschaft anzupacken. Dagegen wirkt der wesentlich bekanntere Ein günstiger Ausweg: Man kauft Lounge Chair (von Vitra bzw. Herman sich beim Schreiner gemäss dem auf dieser

Seite im Massstab 1:15 abgebildeten Bauplan ein paar präzis zugeschnittene Holzplatten, sucht ein passendes Drehgestell und lässt einen Polsterer zwanzig Schaumstoff-Kissen auf Mass fertigen. Fertig ist der «Homemade-Villain». Jetzt muss nur noch die Weltherrschaft angepackt werden. Für ambitionierte Freizeit-Bösewichte steht auf der Homepage des «Gentlemen’s Report» eine Bauanleitung als PDF-File zum Download bereit. www.gentlemensreport.com/doityourself

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The Gentlemen’s Guide

Bin ich mit 42 Jahren schon zu alt, um mich an das Abenteuer eines Marathons zu wagen? Es gibt viele, die spät anfangen, weil sie sich erst in der zweiten Lebenshälfte bewusst werden, wie wichtig die Gesundheit ist. So gesehen ist es normal, wenn man erst dann zum Sport kommt, wenn man die ersten körperlichen Probleme spürt. Allerdings ist es dann auch oft so, dass der Wille zum Marathon grösser ist als die vorhandene Fitness.

Run a Marathon Text: Jeroen van Rooijen

Wie lange muss ich mich auf einen Marathon vorbereiten? Wenn Sie bereits regelmässig joggen, können Sie es in einem Jahr schaffen. Bei unsportlichen Männern sollte man rund drei Jahre planen. Wie trainiere ich am besten – möglichst viel und lange laufen? Das wäre zu einseitig. Man sollte nicht nur sein «Fahrgestell», sondern auch den «Motor» trainieren, also den Bewegungsapparat und das Herz. Dazu gehört viel mehr, etwa Fussgymnastik oder allgemeine körperliche Kräftigung. Sie müssen dazu nicht unbedingt ins Fitnessstudio, aber vielleicht zu einem Lauftreff, wo es nicht nur ums reine Laufen geht.

Viktor Röthlin, mit 37 Jahren schon einer der Senioren in seinem Sport, lief Ende Februar in Tokio seinen 23. Marathon in der Glanzzeit von 2h 08min 32 sec.

Gentlemen’s Report: Herr Röthlin, Warum wollen so viele Männer unbedingt einmal im Leben einen Marathon laufen? Viktor Röthlin: Männer um die fünfzig wollen entweder einen Marathon laufen, kaufen sich eine Harley oder gehen fremd – so stand es einmal in der NZZ. Da die Harley

– aus meiner Sicht! – nicht so sinnvoll und fremdgehen auch keine echte Option ist, bleibt der Marathon. Es muss damit zu tun haben, dass der Marathon etwas ist, das man sich nicht einfach kaufen kann. Man muss sich den langen Lauf mit Konsequenz und Durchhaltewillen erarbeiten.

Ohne Fitness also kein Marathon? So ist es. Der Wille alleine reicht nicht, weil die Beine nicht mitmachen. Ich bin ja nicht nur Profisportler, sondern beschäftige mich auch gerne mit Hobbyläufern, und da bin ich auch oft sehr nahe daran an solchen, die scheitern. Die Hobbyläufer sind im Hinblick auf einen Lauf manchmal viel verbissener als die Profis.

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Aber wenn es nur ein Leiden und keine Freude ist, dann soll man es lassen. Für die Gesundheit am besten wäre es, sich ein Jahr lang auf den Marathon vorzubereiten und dann den Lauf selber ausfallen zu lassen. Wie baue ich mein Training für einen Marathon denn auf? Es ist wichtig, dass man die Grundsätze von Trainingshäufigkeit, -dauer und -intensität beachtet. Zuerst sollten Sie statt zweimal dreibis viermal pro Woche laufen gehen. Wenn man das problemlos schafft, dann verlängert man die Dauer der Läufe. Wenn das auch gelingt, dann kann man die Intensität steigern. Ich empfehle aber, nicht über drei Stunden am Stück zu laufen. Um trotzdem seinen Körper auf einen bevorstehenden Marathonlauf vorzubereiten, empfehle ich so genannte Crosstrainings-Tage dazwischen zu schalten, also eine Laufeinheit mit Velofahren oder Nordic Walken kombinieren, um auf fünf Stunden Bewegung am Stück zu kommen. Welche Zeit darf man für seinen ersten Marathon erwarten? Eine realistische Zeit liegt zwischen 4,5 bis 5 Stunden. Aber: Der Weg ist das Ziel. Motivationen beim ersten Marathon sollte nicht die gelaufene Zeit sein, sondern das Ziel zu erreichen. Geniessen Sie es, machen Sie Fotos, statt nur die Zeit im Kopf zu haben. Der erste Marathon wird auf jeden Fall eine Grenzerfahrung sein. Was ist der schwierigste Moment an so einem langen Lauf? Ich bin jetzt fast zwei Dutzend Marathons gelaufen,


Streifzüge durch das Weltgeschehen und jedes Mal kam der «Hammermann» an einem anderen Punkt. Bei meinem zweiten Marathon war es schon nach 16 Kilometern, sonst meist etwa nach 32 Kilometern. Da wird es mental schwierig, die letzten zehn Kilometer mit der gleichen Power anzugehen. Dann muss man essen … … Nicht unbedingt. Flüssigkeit ist das Wichtigste. Dann die Energie, und am Ende das Essen. Man kann einen Marathon auch ohne Essen schaffen. Man stirbt nicht am Hungertod beim Marathon, sondern hat andere Hürden zu überwinden. Wie wichtig ist das Material, mit dem man läuft?

Man kann einen Marathon nackt rennen, aber mit guten Laufschuhen kommt man besser voran. Also bitte keine Hallenschuhe, sondern richtige Laufschuhe, aus dem Sportfachhandel mit solider Beratung. Man geht ja auch nicht in Hausschuhen auf eine Bergwanderung. Und Blasen gibt’s meistens wegen ungeeigneter Socken.

Gütesiegel NZZ –

die besten Reportagen

Last but not least: Welchen Marathon sollte man anpeilen? Ich staune immer wieder über die Leute, die sich für ihr «Début» einen Provinzmarathon aussuchen. Wenn man schon so ein Projekt anpackt, dann sollte es doch etwas Besonderes sein. Deshalb würde ich New York empfehlen.

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Die «Neue Zürcher Zeitung» hat die klassische Zeitungsreportage jahrelang gepflegt. Legendär waren die «Zeitbilder», die bis zur Einstellung im Jahre 2009 regelmässig publiziert und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden sind; es handelt sich um die Aufarbeitung von Weltgeschichte oder aber um subtile Alltagsbetrachtungen aus dem In- und Ausland. Im März 2012 präsentiert NZZ Libro dreissig Reportagen aus drei Jahrzehnten – als Hommage an ein anspruchsvolles journalistisches Genre.

M EISTER DER LANGSTRECKE Viktor Röthlin, 1974 geboren, ist Marathonläufer und diplomierter Physiotherapeut. 2010 war er Marathon-Europameister und hält seit 2008 den Schweizer Rekord in dieser Disziplin (2:07:23 h). Zu Röthlins Idolen zählen Markus Ryffel und George Foreman. Gemeinsam mit dem Sportlehrer Thomas Mullis betreibt Röthlin ausserdem die Firma Vikmotion, die für Privatpersonen und Organisationen in Sachen Bewegungs- und Gesundheitsförderung tätig ist. www.gentlemensreport.com/howto

Denkpausen Dreissig Reportagen aus drei Jahrzehnten Herausgegeben von C. Güntlisberger und B. Hürlimann Prolog von Klaus Merz, Epilog von Hugo Bütler. 2012. 536 Seiten, über 30 farbige und s/w Abbildungen Format 17,5 × 23,5 cm, gebunden mit Lesebändchen ISBN 978-3-03823-751-8 Fr. 58.– / € 50.– Mehr Informationen unter: www.nzz-libro.ch


Weiche Stoffe Für Harte Zeiten Text & Bild: Jeroen van Rooijen & Reto Caprez

An der Pitti Uomo in Florenz wird das Ideal männlicher Eleganz halbjährlich neu verhandelt. Designerlabels haben hier nichts verloren, denn diese MännermodeMesse ist das Territorium der Handwerkskünstler. MODE 44


In Italien ist nichts wirklich so, wie es scheint – während der Pitti Uomo in Florenz schon gar nicht. Auf der Via Roma flanieren die Papagallos entspannt wie eh und je, doch jeder weiss: In Italien muss vieles anders werden. In den Schaufenstern ist bereits die neue Frühlingsmode ausgebreitet – superleichtes Cashmere und buttrigweiches Leinen, doch wer die Rituale der für Florenz so wichtigen Männermodemesse kennt, der weiss: Am Tag nach der Pitti Uomo werden die Auslagen wieder auf Ausverkauf und Winterware umdekoriert. Und wenn bei Brunello Cucinelli, dem lokalen Superstar, auf dem Messestand im Fortezza da Basso mehrere Dutzend sehr gut aussehende und elegant angezogene Herren herumstehen, so wissen die Eingeweihten: Das sind fast alles Angestellte, Freunde und Zugewandte, die es so aussehen lassen, als liefe das Geschäft wie verrückt. Das sei immer Cucinellis Masche gewesen, sagen Eingeweihte. Obwohl Cucinelli mit seinem weichgespülten Cashmere-Chic gewiss einer derjenigen ist, der auch jetzt noch sehr gut Geld verdient. In den Korridoren der Messe fragt jeder jeden: Wie gehen die Geschäfte? Gut, sehr gut, doch gewiss – zumindest was den Export betrifft. In Italien selber sieht’s weniger gut aus. «Ich würde es keine Katastrophe nennen», sagt ein Cravatier aus Como, «aber es ist eine ziemliche Herausforderung.» Doch zum Glück gibt’s die ausländischen Gäste: Gerade die Japaner lieben die Florentiner Männermodemesse, der einzigartigen Kombination aus handwerklicher Tradition und modischer Innovation wegen. Sie suchen nach dem, was es auch heute in Italien noch in grosser Zahl gibt: kleine, familiengeführte Manufakturen, die textile Spezialitäten produzieren. Diese teilweise nur eingefleischten Kennern der Materie bekannten Marken finden sich im Herzstück der Pitti Uomo, der zentralen Messehalle. Die Messeleitung bemüht sich, diesen Kern durch das gezielte Hinzufügen innovativer Newcomer spannend zu halten. Darum herum gruppieren sich die Hallen und Pavillons mit den besseren ausländischen Klassikern, noch etwas weiter davon entfernt haben sich die modischen Marken installiert, mit ihrem zuweilen bemüht jungen Habitus. Modisch gibt viel Strick den Ton an: am sichtbarsten in Form von feinen Cardigans oder grossen, gegürteten Strickjacken mit Schalkragen, die teilweise als Mantelersatz getragen werden. Sogar Vestons und Cabans werden aus gestrickten Waren geschneidert. Und natürlich die gestrickte Krawatte – der Schlips der Saison. Man bekommt ihn auch in herrlichen Variationen bei AD 56, jener Marke, die auch für Lapo Elkann die Krawatten liefert. Die Outfits wirken weich und mitunter recht kreativ übereinander geschichtet. Es dominiert eine zurückgenommene, warme Farbigkeit, mit auffallend vielen stimmungsvollen Rottönen. Nur vereinzelt springen noch Primärfarben ins Auge, etwa bei Brooks Brothers. Die Stoffe, oft von wolligem Charakter, haben strukturierte Oberflächen und durch Waschungen und Bürstungen manchmal sehr voluminöse Warenbilder, die aber nicht schwer sein müssen, im Gegenteil: Auch Männer haben es heute gerne bequem. Die Verarbeitungen zitieren historische Vorbilder und suggerieren «artisanale» Handwerkskunst. Viele Marken lancieren kleine Spezialkollektionen in diesem Stil, so wie es Mabro mit «M57» tut. Bei den Sakkos und Anzügen ist der kurze, taillierte Zweireiher der neue Star: Man trägt ihn mit aufgesetzten Taschen und einem breiten Revers. www.gentlemensreport.com/mode MODE 45


GR+shop:

DIE ESSENZ

EINKAUFEN ist kompliziert. Es sei denn, jemand hat die besten Dinge SCHON bereit Gelegt. ENTDECKEN SIE DEN NEUEN GR+SHOP IM INTERNET.

Weitere Informationen zu den Produkten finden Sie direkt auf www.gentlemensreport.com, oder schauen Sie im NZZ Shop an der Falkenstrasse 11 in Zürich vorbei. Text: Jeroen van Rooijen

das Jackett Mit dem Veston, Sakko oder Jackett ist, ganz ungeachtet seines Namens, in den letzten Jahren etwas bemerkenswertes passiert: Es ist vom lästigen Pflichtteil einer «seriösen» Garderobe zum absoluten Star des Kleiderschranks geworden. Ein gutes Jackett gehört heute einfach dazu: Im Büro, beim Apéro und zum Weekend. Denn die neuen Jacken sind leicht, unkonstruiert und so bequem zu tragen wie ein Pullover. Sie sind schmal geschnitten, aber dennoch schmeichelhaft». Die beiden Casual-Jacketts, die «Gentlemen’s Report» für seine Leser ausgesucht hat, sind beide von der italienischen Manufaktur Mabro aus Grosseto in der Toskana. Das 1957 gegründete Unternehmen ist spezialisiert auf Anzüge und die neuen, körpernahen SoftJacketts. Sie sind gewaschen und überzeugen durch eine angenehmes, natürliches Material und bis ins Detail sorgfältige Verarbeitung. Einreihiges Jackett mit Spitzrevers und zwei Schliessknöpfen, fein gestreifte Baumwolle/Leinen-Mischung, aufgesetzte Taschen, in drei Grössen (S, M, L), 749 Franken. Zweireihiges Jackett mit kurzer Passform und Messingknöpfen, gewaschene Baumwolle, erhältlich in drei Grössen (S, M, L), 698 Franken.

SHOP 46


das Hemd

Aufmerksame Leser des «Gentlemen’s Report» erinnern sich an die Reportage über die Tessiner Hemdenmanufaktur der Familie Brülisauer – der Bericht ist auf gentlemensreport.com noch immer nachzulesen. Die Firma Bruli in Stabio stellt schweizweit die besten Hemden her – für exklusive Boutiquen in aller Welt, über deren Namen Marco Brülisauer diskret den Mantel des Schweigens legt, sowie für die vornehmsten Masskonfektionäre Europas. Für diese Saison haben wir mit Bruli ein «perfektes Hemd» geschneidert: Schmal geschnitten, aber entspannt.

Eine Reihe bemerkenswerter Details sorgen für echten Mehrwert: Der Haifischkragen ist extrem weich verarbeitet und hat herausnehmbare Stäbchen, die Innenseiten der Manschetten und Ärmelschlitze sind mit einer kontrastierenden Baumwolle abgesetzt, und die praktische Variomanschette kann mit oder ohne Manschettenknöpfe getragen werden. DAS PERFEKTE HEMD, 100 % Pinpoint-Baumwolle, hellblau oder weiss, mit Variomanschette, slim fit, in drei Grössen (S, M, L), 189 Franken.

das etui Was, ausser dem Smartphone, das immer mehr zur Zentrale des Lebens wird, trägt ein Mann noch mit sich? Möglichst wenig natürlich. Ein paar Kredit- und Visitenkarten, etwas Papiergeld, ein paar schöne Schreibwerkzeuge – das muss reichen. Für diese Zwecke hat der in Köln ansässige Leder-Spezialist Christoph Hack, der seine in Handarbeit produzierten Erzeugnisse u.a. auch an Manufactum verkauft, eine neue, kompakte Stiftrolle für die Leser des «Gentlemen’s Report» entworfen. Das kernige Lederetui bietet Platz für vier Stifte und hat vier gesonderte Fächer für Karten, Geld oder Quittungen. Geschlossen wird es mit einem soliden Lederband. Ordnung zu haben war nie eleganter. KREDITKARTEN- UND STIFTROLLE von Christoph Hack, natürlich gegerbtes Rindsleder, made in Germany, one size, 79 Franken.

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das whitebook

Das Whitebook, 2011 vom Zürcher Peter Zeller entwickelt, ist Notizbuch, Nachrichtenzentrale, Organizer und Abenda in einem – online und offline. Der Clou an dem in einer Behindertenwerkstatt in wertvolles Leder gebundenen Buch ist seine Variablität: Es ist je nach persönlichem Bedarf mit bis zu vier verschiedenen Notizheften bestückbar und bietet eine einfache, aber sichere Halterung fürs iPad von Apple. So lässt sich das Leben übersichtlich strukturieren: Je Projekt oder Kunde ein Notizheft – liniert, kariert oder blanko –, die online nachbestellbar sind, dazu eine Agenda sowie der elektronische Begleiter. So hat jeder Geistesblitz und jede Aktennotiz seinen Platz. Die einzelnen Seiten der Notizhefte sind dank einer feinen Mikroperforation einzeln austrennbar. Im vorderen Deckel ist ausserdem eine kleine Tasche für lose Zettel und Karten vorhanden. Die «Gentlemen’s Report»-Edition des kongenialen Begleiters ist mit vier Heften zu je 60 leeren Seiten bestückt, hat ein Vorblatt im speziellen GR-Design und ist in wertvolles Boxcalf-Echtleder gebunden. Es ist wahlweise als schlichte, neutral schwarze Variante mit geschnittenen Kanten oder als etwas kernigeres Whitebook aus dunkelbraunem Rindsleder mit abgesteppter Kante erhältlich. WHITEBOOK (20 × 25 cm), passt fürs iPad, aus echtem Rindsleder, flexibles Cover, ausgestattet mit zwei Satin-Lesezeichen und einem langlebigen Elastikband-Verschluss, gr+-Prägung, 200 bzw. 240 Franken. SHOP 48


die socken Socken einzukaufen gehört bekanntlich nicht zu den Lieblingshobbys des Mannes – nicht wenige tragen ihre Socken deshalb, bis sie in Einzelteile zerfallen. Dabei schmückt nichts ein mit Umsicht komponiertes Outfit mehr als ein gekonnt assortierter Strumpf! Er bringt einen individuellen Farbtupfer ins Outfit und schont das Schuhwerk. Wenn es um qualitativ hochwertige, in Europa produzierte und langlebige Socken mit Stil geht, kommt man um die Firma Falke aus dem deutschen Schmallenberg nicht herum. Falke ist nicht nur einer der ganz Grossen im Geschäft mit Strumpfwaren, sondern bis heute ein familiengeführtes Unternehmen. Die «Gentlemen’s Report»-Frühlings-Edition von Falke-Socken besteht aus: a) einem Trio kniehoher Business-Socken des Typs SHADOW, die eine zweite Farbe im Schatten der Rippe haben, 100 % mercerisierte Baumwolle, vier Grössen, 75 Franken/Paket. b) aus einer Sechserpackung modischer Farben des Typs TIAGO, feinster Baumwollzwirn mit 2 % Elastan, in vier Grössen, 150 Franken.

die krawatten

Krawatten trägt der zeitgenössische Gentleman schon lange nicht mehr, weil er es muss oder sein Umfeld es von ihm erwartet, sondern weil er Lust auf diesen indivuellsten Schmuck des Mannes hat. Der Schlips ist für ihn ein Mittel, seine Persönlichkeit zu akzentuieren und auf diskrete Weise modische Kompetenz zu zeigen. Und deswegen trägt er keine langweiligen, breiten Seidenkrawatten alter Schule mehr, sondern die deutlich schmaleren und aus überraschenden Stoffen geschnittenen Langbinder, wie sie italienische Spezialistin AD56 aus Mailand herstellt.

Die von zwei Brüdern geführte Manufaktur mit eigener Produktion in der Nähe von Verona zählt unter anderen den Mailänder VorzeigeDandy und Fiat-Erben Lapo Elkann zu seinen Kunden und entwickelt mit dem Enkel des grossen Gianni Agnelli auch eigene Kollektionen. Die sechs «Gentlemen’s Report»-Krawatten von AD56 sind wahlweise gestreift und aus Jersey (links), gestrickt (Mitte) oder aus feiner Baumwolle gefertigt (rechts). Sie kosten je 98 Franken.

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BALLKUNST AUF PARKETT Text: Laurens van Rooijen窶ェotografie: Gian Paul Lozza


ZWEIRAD-FREAKS Star Bicycle in Winterthur stattet Radballer und Zweirad-Akrobaten aus. An den Open Days von Ende März ist jedermann willkommen. www.starbicycle.com

Landstrassen, Bergpässe, Wind und Wetter: Damit setzen sich die meisten Radsportler auseinander. Aber nicht alle: Eine kleine, verschworene Gemeinde misst sich im Radball. Und die Schweiz mischt an der internationalen Spitze mit.

Elf auf vierzehn Meter: In diesem mit Parkettboden und zwei Toren möblierten Mikrokosmos wird Radball gespielt, und zwar in Zweierteams in der Halle. Wenn man den Anekdoten zur Entstehung des Radballs glauben darf, hat ein nach Amerika ausgewanderter Luzerner den Sport erfunden: Nik Kaufmann verdiente sein Geld in Übersee zuerst als Stallknecht, dann als Hochrad-Akrobat. Als ihm 1890 in einem Park in New York ein kleiner Mops vors Rad lief, beförderte er diesen mittels eines gekonnten Schlenkers mit dem Vorderrad zur Seite, um ihn nicht zu überrollen. Mit dieser aus der Not geborenen Lenkbewegung war die Schusstechnik erfunden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das Hochrad

durch die Art von Velo abgelöst, die man noch heute kennt. Und Radball begann, sich vom Elsass und von Deutschland aus im Herzen Europas zu verbreiten. Als Wettkampfstätten dienten damals Gasthof-Säle und Keller, was das bescheidene Format des Spielfeldes erklärt. Bei den kurzen Distanzen reichte ein einziger, kleiner Gang am Velo. Dank Starrlauf kann man mit heutigen Radball-Velos übrigens nicht nur sehr gut vor Ort balancieren, auch Rückwärtsfahren liegt für Könner drin. Der Sattel ist weit nach unten und

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hinten gerückt, dazu kam ein hoher Lenker, mit dem man nie im Gegenwind fahren möchte. Felgen aus Holz wichen solchen aus Stahl und später aus Aluminium. Vor wenigen Jahren erst sorgte die Winterthurer Firma Star Bicycle für Aufsehen, da sie als erste bei Rahmen und Gabel auf Aluminium setzte. Das brachte frischen Wind in die kleine Welt des Radballs, wo die Anzahl der Aktiven und der Vereine sehr überschaubar ist: «Tschechien, Österreich, Deutschland und die Schweiz sind die Zentren, daneben gibt es auch in Frankreich und Teilen Belgiens eine Radball-Tradition», erklärt Peter Jiricek, Kopf der Firma Star Bicycle und erfolgreichster aktiver Radballer der Schweiz. Diese Exotenstellung ist ein Problem für den Radball. Ob bei Swiss Cycling oder beim Weltradsportverband: Der Sport bildet mit dem Kunstradfahren die Sparte Hallenradsport. «In Winterthur steht noch genau eine Turnhalle mit Parkettboden. Und das nur, weil bei dem Neubau vor dreissig Jahren an uns Hallenradsportler gedacht wurde. In dieser Halle trainieren wir jetzt.» Zur Not reichen auch Bodenelemente aus Holz, die auf den weichen Turnhallen-Boden gelegt werden. «Radballer können auch auf modernen, weichen Böden spielen, aber die Dynamik des Spiels leidet darunter. Richtig mühsam ist das aber für Kunstradfahrer, wenn sie Pirouetten drehen oder auf dem Lenker stehend Kreise fahren wollen.» Jiricek muss es wissen, denn er ist mit einer ehemaligen Kunstradfahrerin verheiratet. «Auch hier zeigt sich, dass wir Hallenradsportler eine verschworene Gemeinschaft bilden», meint er lachend. Er selbst, inzwischen 33 Jahre alt und Familienvater, ist ein Musterfall: Durch seinen Vater Petr, der 1979 aus der Tschechoslowakei in die Schweiz flüchtete, fand Peter sehr früh Zugang zum Radball. Zuerst als Zuschauer, mit sieben Jahren begann er zu trainieren, und seither hat ihn dieser Sport nicht mehr losgelassen.

Jiricek sammelte nationale Titel in Serie und wurde mit drei verschiedenen Partnern dreimal Weltmeister. Auch beruflich ist Jiricek dem Radball verbunden: Seine Firma Star Bicycle ist einer der wenigen Fahrrad-Hersteller, der spezielle Velos für den Hallenradsport fertigt. Die sportlichen Erfolge sind für Jiricek kein Zufall: «Radball stellt koordinativ enorm hohe Ansprüche. Darum ist im Vorteil, wer jung beginnt. In Japan ist Radball seit längerem Teil des Turnlehrplans an der Oberstufe. Aber wer erst mit 16 Jahren beginnt, hat keine Chance. In dem Alter muss man schon fast mit der Weltspitze mithalten können. Und das geht nur, wenn man jung beginnt.» Idealerweise, indem man sich schon als Knirps an Turnieren mit diesem Sport anfreundet und so von klein auf in ihn hinein wächst. Das erklärt, warum immer wieder Familiendynastien und einzelne Vereine im Radball sportlich dominieren. Von Krise ist bei diesen Vereinen wenig zu merken: So entsteht durch die Fusion zweier bestehender Vereine in Winterthur bald eine Organisation mit über hundert Mitgliedern und gegen zwanzig Teams. Mit dem VC Adler und An der Sihl aus Zürich und dem RV Winterthur waren die Frühzeiten des Radballs in der Schweiz noch eine zürcherische Angelegenheit. Bald sorgte St.Gallen-St.Georgen für willkommene Konkurrenz, und die Jahre unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zur goldenen Ära nicht nur des Schweizer Radballs. 1951 verfolgten in Mailand etwa 20 000 begeisterte Zuschauer das Finale der Radball-Weltspiele. Inzwischen hat sich der Hallenradsport auf einem tieferen Niveau konsolidiert, und den Vereinen aus dem Nordosten des Landes ist mit Altdorf und Oftringen neue Konkurrenz erwachsen. «Dabei ergänzen sich Kunstradfahren und Radball sehr gut: Die eine Disziplin setzt auf Ästhetik, die andere auf Dynamik, Action und Athletik. Damit sprechen wir beim Publikum wie bei den Aktiven sehr verschiedene Leute an.» Selbst wenn Top-Radballer wie Peter Jiricek und sein Partner Marcel Waldispühl mehrmals in der Woche trainieren, gehen sie einem normalen Broterwerb nach und sind Amateure. Wenn auch auf einem hohen Niveau: «Je besser die Grundlagen sitzen, desto stärker kann man sich im Training auf Automatismen des Zusammenspiels und das Einüben raffinierter Varianten für Eckbälle konzentrieren», erklärt Jiricek. «Schliesslich ist Radball ein Teamsport, und ein gutes Zusammenspiel kann Nachteile bei der Technik oder Physis kompensieren.» Ein Blick auf Bilder aus den frühen achtziger Jahren und der jüngsten Vergangenheit zeigt Unterschiede. Nicht nur bei den Spieltenues, die sich zuerst noch am Radsport, ab Mitte der achtziger Jahre aber immer mehr am Fussball orientierten. Auch bei den Sportlern vollzog sich ein Wandel: Bullige Spieler wichen polysportiven Typen, die auf Tempo und Technik setzten. Diese Dynamik sorgt bei den Turnieren für Stimmung wie im Fussball-Stadion, und auch die Anzahl Tore pro Spiel ist gestiegen. Wenn heute die stärksten Teams der Schweiz in Winterthur, Mosnang, Altdorf oder Oftringen aufeinander treffen, wird es in der Halle schon einmal laut. Und nochmals lauter, wenn es ums Weltmeistertrikot geht. Das wird dieses Jahr in Aschaffenburg und 2013 dann in der Basler St. Jakobshalle der Fall sein. Nach einer relativ erfolglosen Saison 2011 will Peter Jiricek noch einmal mit Marcel Waldispühl nach dem Titel greifen. Frei von selbst auferlegtem Leistungsdruck. Und danach? Da will er den Radball als Sport weiter bringen und den Jungen vermitteln, so wie es schon sein Vater tat. Die elf auf vierzehn Meter Parkett lassen auch den Sohn nicht los. www.gentlemensreport.com/sport

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Zwischen den Welten Text: Timm Delfs Fotografie: Patrik Fuchs

VENTURA Die Sparc MGS kombiniert einen mechanischen Antrieb und eine digitale Anzeige. Sie kostet 4120 Franken. JÖRG HYSEK Die HD3 Slyde tut nur so, als sei sie ein mechanisches Konstrukt. Die Uhr mit Touchscreen kostet 5950 Franken. UHREN 54


der wiederum einen Kondensator mit hoher Speicherkapazität auflädt. Dieser garantiert, dass die Uhr auch dann weiterläuft, wenn der Träger sie nicht am Arm hat. In der Hamilton Pulsomatic, deren Design an die erste digitale Quarzuhr erinnert, die «Pulsar», wendet die Swatch Group die ursprünglich für Ventura entwickelte Technologie erstmals für ein eigenes Produkt an.

Autos fahren mit Benzin oder Diesel, Flugzeuge haben entweder Düsen oder Propeller, Uhren sind entweder zum Aufziehen oder mit Batterie. Wäre doch etwas zu bequem, wenn die Welt so einfach gestrickt wäre! Denn es gibt auch im Universum der Uhren alternative, hybride Technik.

Seiko Springdrive – die nicht gerade billige Uhrenlinie des japanischen Herstellers präsentiert sich ganz wie eine edle mechanische Armbanduhr. Sie ist nicht nur auf der Vorderseite mit Saphirglas ausgestattet, sondern gewährt damit auch auf der Rückseite Einblick in ein gepflegtes Innenleben. Wie bei Uhren dieser Preisklasse gewohnt, präsentieren sich glänzende, mit Rhodium überzogene Werksteile, Zahnräder, Rubinlager und eine bewegliche Aufzugsmasse, welche die kinetische Energie des Trägers zum Spannen der Aufzugsfeder nutzt. Eine Automatik-Uhr also? Ja, aber mit einem entscheidenden Unterschied: Das Herz der «Spring Drive» ist elektronisch. Anstelle einer herkömmlichen Tick-TackHemmung enthält diese japanische Entwicklung eine durch einen Schwingquarz gesteuerte elektromagnetische Bremse, die dafür sorgt, dass das Werk mit absolut konstanter Geschwindigkeit abläuft. Ein schöner ästhetischer Nebeneffekt ist der ohne Ruckeln gleitende Sekundenzeiger. Etwas radikaler tritt die Ventura Sparc MGS auf. Sie vereint nämlich zwei Welten, die so gar nicht zusammen gehören wollen: digitale Zeitanzeige und mechanische Energieversorgung. Das Konzept, das von Ventura bereits vor etwa einer Dekade entwickelt worden war, profitiert vom niedrigen Stromverbrauch der digitalen LCDDisplays. Die erstmals von oben sichtbare Schwungmasse treibt einen Generator an, UHREN 55

Ebenso ökologisch, dafür mit weit weniger mechanischem Aufwand gestaltet sich die Stromversorgung der professionellen Taucheruhr Citizen ProMaster Aqualand JV0050-03E. Der robuste, bis zu einem Druck von 20 bar wasserdichte Zeitmesser ernährt sich nämlich von Licht. Mit den einstigen Solaruhren aus dem WWF-Laden hat diese Uhr nicht mehr viel gemeinsam. Verschwunden sind die das Zifferblatt ausfüllenden Solarzellen. Sie sind zwar schon noch da, aber dank lichtdurchlässigen Pigmenten und Kunststoffen nicht mehr sichtbar, da durch das Zifferblatt verdeckt. Beschränkten sich frühe Solaruhren auf die Anzeige der Zeit, bietet dieses Instrument im asymmetrischen Titangehäuse einen ganzen Strauss an Funktionen, die einem beim Tauchen das Leben retten können. Wer die Uhr im Trockenen nicht tragen mag, kann sie getrost in eine Schublade stecken; sie kann während zweieinhalb Jahren im Dunklen sein, ohne Zeit und Datum zu vergessen. Holt man sie dann wieder hervor, erwacht sie aus ihrem Dämmerzustand und zeigt die Zeit an, als wäre nichts geschehen. Inspiriert durch die Touchscreens von iPhone und Co., hat sich der Designer Jörg Hysek eine etwas andere Uhrenkreation einfallen lassen, die man auch als ironisches Augenzwinkern in die Richtung mancher mechanischer Uhren interpretieren kann, die eher an die Anzeigen alter Registrierkassen erinnern denn an Zeitmesser. Seine HD3 Slyde enthält keine Spur von Mechanik, erweckt aber über den interaktiven Touchscreen den Eindruck, als enthalte sie ein mikromechanisches Wunderwerk mit Kurbeln, Ketten und Pleueln, das die Zeit über schrittweise rotierende Walzen mit aufgeprägten Ziffern anzeigt. Durch Streichen über den Bildschirm gelangt man, ähnlich wie bei tragbaren Apple-Produkten, zu weiteren Funktionen wie etwa Stoppuhr, Eiertimer oder Vollkalendarium. Der Softwarecharakter der Uhr macht eine Fülle unterschiedlicher Anzeigen denkbar, für die HD3 sicher im Laufe der Zeit sorgen wird. Sie können


über ein Computer-Interface heruntergeladen und auf die Uhr übertragen werden. Da jedoch das Apple-Iris-Display unübertroffen ist, liegt die Idee, den MP3-Player iPod Nano als Armbanduhr zu tragen, auf der Hand. Umgesetzt hat sie TikTok, eine Marke, die für den Winzling ein Armband mit Alugehäuse geschaffen hat, welches die Kombination wirklich wie aus einem Guss erscheinen lässt. Passenderweise hat der Nano auch tatsächlich eine Analoguhr eingebaut. Man kann sich nur wundern, weshalb Apple nicht selbst auf die Idee gekommen ist. Nachdem Swatch einige Trends, wie zum Beispiel Multifunktionsuhren für Sportler, schlicht verschlafen hat, kommt mit Swatch Touch mal wieder ein pfiffiges und überraschendes Modell von der Marke, die einst die Uhr revolutionierte. Das Handschmeichler-Gehäuse mit dem weichen, integrierten Silikon-Armband versucht gar nicht erst, an die Ur-Version von 1983 zu erinnern. Die Funktionen auf ihrem digitalen Display mit den etwas verspielt gestalteten Ziffern lassen sich über Fingergesten bedienen. Mehr interaktive Spielerei liegt aber mit dem monochromen Display nicht drin. Dafür sieht die Uhr ziemlich gut aus.

HAMILTON Die Pulsomatic hat ein Auomatikwerk mit Rotor, aber eine Digitalanzeige. Die Gangreserve beträgt dadurch bis zu 120 Tagen. 1575 Franken.

Die Nike+ Armbanduhr wiederum ist Teil eines ganzen Systems. Sie ist vergleichbar mit einem Computer, der ohne Internet-Zugang ziemlich unbeholfen dasteht. Die Zeit anzeigen kann dieses Instrument zwar auch, doch damit allein würde sich das Gerät wohl unterfordert fühlen. Um sein Potential voll auszunutzen, benötigt der Besitzer einen Nike+ Sensor sowie damit kompatible Laufschuhe. Beim Joggen zeichnet die Uhr nämlich sämtliche wichtigen Daten wie Laufzeit, Strecke und Kalorienverbrauch auf. Mittels USB-Stick lassen sich diese Daten anschliessend via Computer auf die Nike+ Website hochladen.

SEIKO Die Spring Drive hat zwar ein mechanisches Werk mit Zugfeder, aber eine völlig neue, quarzgesteuerte Hemmung. Der Hybrid kostet 4800 Franken.

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SWATCH Die neue Touch-Gene­ ration von Digitaluhren hat ein Touchscreen. 130 Franken. TIK-TOK ist keine eigentliche Uhr, sondern eine Aluhalterung für Apples iPod. 80 Dollar. NIKE+ Die Sportuhr misst via GPS Strecke, Laufzeit und Leistung des Joggers. 249 Franken. CITIZEN Die Pro Master Aqualand «ernährt» sich von Sonnenlicht und kostet 795 Franken.

www.gentlemensreport.com/uhren UHREN 57


Christoph schmid, 32 Interaction Designer bei interactiv things

Lebensmittelpunkt: Habe ich noch nicht gefunden

«Mein Vater ist Schweizer, meine Mutter stammt aus Osaka, Japan – ein wunderbares Land, welches ich – wie die Schweiz auch – sehr schätze. Hier gefällt mir die Möglichkeit, sich frei zu entfalten. Meine kulturelle Identität hat mich als Wesen stark geprägt: Das Privileg, Dinge aus zwei verschiedenen Perspektiven zu betrachten habe ich stets als Geschenk empfunden. Auch hat mich mein Aussehen früh von meinen Freunden differenziert, wurde aber nicht gross thematisiert.» OUTFIT Gemusterter Pullover mit V-Ausschnitt von Bottega Veneta.

Zwischen Schwarz und weiss Fotografie: Pasquale Abbattista  Styling: Philipp Junker

Man braucht nicht unbedingt Fussball zu schauen, um zu erkennen: Die spannendsten und kreativsten Schweizer sind oft nicht die, welche auf den ersten Blick wie typische Eidgenossen aussehen. Ein Plädoyer für mehr Vielfarbigkeit.

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Armin A zadpour, 26 Creative Director bei vvselected.com

Lebensmittelpunkt: Zürich und Frankfurt

«Meine beiden Elternteile sind aus Iran, ich selbst bin in Deutschland geboren. Bei Schulbeginn wurde mir irgendwie bewusst, dass mich das unterscheidet, heute ist es kaum noch ein Thema. An der Schweiz gefällt mir diese Offenheit, der man immer wieder auf dem Weg von A nach B begegnet, ausserdem die Berge, die Natur, das Essen und die Sauberkeit. Mein grösstes Talent: um die Welt fliegen und Dinge verkaufen.» OUTFIT Veston, Hemd und Hose von Hermès, Schuhe von Navyboot.

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remo nodari, 29 Student und Model

Lebensmittelpunkt: Den versuche ich immer wieder zu verlagern, sodass mein Leben möglichst vielseitig bleibt.

«Meine Mutter ist Jüdin, mein Vater italienischer Herkunft. Ich hatte und habe das Glück, in einem Umfeld zu leben, in dem die Herkunft aber keine Rolle spielt – jedenfalls nicht im negativen Sinn. An der Schweiz gefällt mir das urbane Zürich, das Multikulturelle und die Tatsache, dass ich hier ein freier Mensch bin.» OUTFIT Lederweste und Hose von Neil Barrett, T-Shirt von Globus, Schuhe von Marni. MODE 61


Marko Strihic, 39 Film Editor

Lebensmittelpunkt: Tochter Maxime

«Ich bin 100% Kroate bzw. Dalmatiner, aber ich liebe Zürich, meine Heimat. Mir war aber erst klar, dass ich damit etwas anders als die anderen war, als meine Eltern sagten: Du bist anders als die andern. Heute ist diese gemischte kulturelle Identität für mich im positiven Sinn ein Thema. Und – woran auch immer es liegt – ich tanze besser als alle anderen.» Kurzarmhemd und Hose von Dolce & Gabbana, Krawatte von Windsor, Gürtel von Gucci, Schuhe von Trussardi.

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Olivier Swedor, 35 Ingenieur

Lebensmittelpunkt: Friends and family

«Mein genetischer Code setzt sich aus Westschweiz und Nigeria zusammen. Für mich ist das aber kaum ein Thema – schliesslich ist doch jeder irgendwie anders. An der Schweiz gefällt mir, dass sie für ein so kleines Land so erfolgreich ist, dass vier Sprachen gesprochen werden und dass hier meistens Probleme besser angegangen und gelöst werden als in vielen anderen Ländern.» OUTFIT Blouson von Giorgio Armani, Hose von Bally, Sandalen von Bottega Veneta.

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Ali Abdullahi, 23 Dachdecker

Lebensmittelpunkt: Meine Eltern und meine neun Geschwister

«Meine Wurzeln liegen in Somalia, meine Grossmutter war Halbitalienerin. Ich bin ein guter Läufer, früher war ich immer der Schnellste. Mit sieben Jahren kam ich in die Schweiz. Am Anfang waren wir sicher sehr fremd. Ich realisierte, dass ich mich hochkämpfen muss. Das gelingt dir nur, wenn du die Sprache gut lernst und dich integrierst. Mein Vorbild ist mein Vater – er hat viel durchgemacht. Es war für ihn nicht leicht, alle zehn Kinder grosszuziehen. Heute finde ich die Schweiz richtig cool. Ich kann mir nicht vorstellen, woanders zu leben. Man kann hier wirklich zufrieden sein.» OUTFIT Hemdblouson von Z-Zegna, Bermudas von Hennes & Mauritz, Socken und Schuhe von Marni.

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Christian Neuenschwander, 31 Grafiker und Musiker www.zigitros.com

Lebensmittelpunkt: Zürich, stehe aber wegen meiner Greencard mit einem Fuss in Amerika

«Mein Stil ist eher schwarz als weiss, mein genetischer Code 50 % Schweiz, 50 % Philippinen. Ich bin stolz auf beide Seiten der Familie, bin hier aufgewachsen und liebe die Schweiz, verlasse sie aber auch immer wieder gerne. Mir wurde erst bewusst, dass ich ein wenig anders als die anderen bin, als mich eine Schweizerin auf Hochdeutsch ansprach. Mein persönlicher Held ist mein Vater, der seit seiner Studentenzeit gegen den Strom schwimmt, Dinge umformt, sich gegen den Computer wehrt und dafür kämpft, dass das Individuum im Städtebau nicht von grossen Institutionen, Firmen und Banken verdrängt wird. Mein grösstes Talent ist es, Grössenwahn und Bescheidenheit unter einen Hut bringen.»

Hair & Make-up: Nicola Fischer Hair & Make-up Assistenz: Rachel Bredy Styling Assistenz: Eva Buehler

OUTFIT Anzug von Strellson, T-Shirt von Closed, Schuhe von Dolce & Gabbana.

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ZÜRICH DATUM

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Eine Schweizerin? Nö. Vom eidgenössischen Ausnahmegestalter Hannes Wettstein entworfen, wurde Modell Zürich jedoch in Glashütte gebaut. Das Mekka der Uhrmacherkunst im Osterzgebirge gilt als eine Art Superschweiz im Kleinformat: Die Berge niedriger, die Ansprüche an feine Uhren dafür ganz besonders hoch. Weitere Uhren, weitere Infos, NOMOS-Fachhändler auch in anderen Ecken der Erde finden Sie unter www.nomos-glashuette.ch. Für 4400 Franken. NOMOS Glashütte gibt es in der Schweiz bei: Aarau: Widmer Goldschmied; Basel: Elia Gilli Schauraum; Bern: Helen Kirchhofer, Uhrsachen; Chur: Unix Goldschmiede; Davos Platz: André Hirschi; Lausanne: Viceversa; Locarno: Zoltan Gioielli; Luzern: Langenbacher Goldschmied; Olten: Jürg Brunner, Maegli; Samnaun Dorf: Hangl; Solothurn: Maegli; St. Gallen: Labhart Chronometrie; Winterthur: Wehrli; Zug: Maya Sulger; Zürich: Daniel Feist, Zeithalle – und im Zürcher NOMOS-Flagshipstore sowie unter www.nomos-store.com


Alfonso Smith, 38 Fotograf www.alfonsosmith.com

Lebensmittelpunkt: Family

«I’m Swedish and Afro-American. It became clear to me that I’m different than most here when most of the people that I met here for the first time asked me ‹Und, wie gefällt’s dir in die Schweiz?› It started feeling like there is some deep dark secret about Switzerland that I don’t know about. But now I know the secret! Today my genetic code is no issue anymore, at least I don’t think so. I respect my mom a lot, because she left the lovely social structure of Sweden to make her way in the US where there is no safety net. To make matters harder she decided to marry a black man at a time where racemixing was still taboo. Her life was harder than it needed to be. But she has no regrets about it and everytime she looks at me and my brother she is so happy that she did it. My special talents are: I can identify songs from the 1960s to 2000 – song title and artist from a few seconds of a melody are enough. I am also very good at one-handed wheelies on my bicycle, and I’m extremely talented in dropping Nespresso capsules into the machine from 30 cm above the hole.» OUTFIT Pullunder und Hose von Salvatore Ferragamo, Sandalen von Hermès.

www.gentlemensreport.com/mode MODE 67


Die Rückkehr des Setzkastens Text: Dorothea Sundergeld Fotografie: Severin Koller

In Zeiten von E-Reader und Tablet-PC braucht das Bücherregal eine neue Daseinsberechtigung. Der deutsche Möbelhersteller Interlübke hat einen mutigen Vorschlag: Statt Stauraum könnte es in Zukunft ein Schaukasten sein.

ADVERTORIAL 68


Zingg-L amprecht

Sie sind keine neun Millimeter dick, wiegen nur einige hundert Gramm und beeinflussen gerade die Art, wie wir Medien nutzen, miteinander kommunizieren und arbeiten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis E-Reader, iPad und Tablet-PCs auch verändern werden, wie wir wohnen. Schon heute braucht niemand mehr eine Schrankwand, um eine Bibliothek zu besitzen. Eine ordentliche Musiksammlung, die komplett durchzuhören zwei Wochen in Anspruch nehmen würde, benötigt nicht mehr Regalbretter voller Vinyl oder CDs, sondern nur ein paar Gigabyte Speicherplatz. Möglicherweise verschwindet sogar der Fernsehbildschirm, er ist ja ohnehin schon so dünn geworden, dass er sich kaum noch von der Wand abhebt. Vorläufig haben die meisten von uns aber noch Bücher, DVDs und Tonträger und wollen auch gar nicht auf sie verzichten. In Europa machten E-Books im Jahr 2011 gerade mal 0,7 % Marktanteil am Buchhandel aus. Doch in den USA ist das digitale Buch schon jetzt ein Hit. Beim Internethändler Amazon überholten die Verkaufszahlen von E-Books die von Hardcover-Büchern schon vor Jahresfrist. Die Konsequenz: Früher oder später wird das Bücherregal aus unseren Wohnzimmern verschwinden, denn wir werden es einfach nicht mehr brauchen. Werden wir dann in klosterhaft kahlen Räumen leben? «Das wäre ja schrecklich», sagt Leo Lübke, geschäftsführender Gesellschafter des Möbelunternehmens Interlübke, «der Mensch ist schließlich ein Sammler». Er will sich mit schönen Dingen umgeben, freut sich, wenn er Raritäten aufstöbert – und will die nicht nur als immaterielles Gut besitzen, sondern auch ansehen und anderen zeigen. Deshalb hat Interlübke auf der letzten Möbelmesse in Köln ein Regal vorgestellt für eine Zeit, in der die Bücherwand anders gebraucht wird. «Bookless ist ein Schaukasten für unsere Liebblingsstücke», sagt Leo Lübke. Der Entwurf der Designer Gino Carollo und René Chyba ist filigrane zwölf Zentimeter tief, hat eine Rückwand aus satiniertem Glas, die von LED-Leisten indirekt beleuchtet wird, und lässt sich wahlweise als Raumteiler oder Wandmodul anbringen. Hinter einer kleinen Schranktür werden die Ladegeräte von iPad, Smartphone etc. mit Strom versorgt. Man kann auch Bücher hineinstellen, allerdings werden sie mit dem Buchcover nach vorn auf Acrylglashaltern placiert und so wie Artefakte neben Urlaubssouvenirs und Blumenvasen, Vinylplattencovern und Technikspielzeug präsentiert. «Einen Setzkasten für das 21. Jahrhundert» nennt Lübke sein Produkt.

leo lübke ist geschäftsführender Gesellschafter des westfälischen Möbelunternehmens Interlübke. Sein neues «Bookless»-Regal ist in Zürich bei Zingg-Lamprecht erhältlich. www.zingg-lamprecht.ch

Für das Unternehmen aus dem ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück ist «Bookless» ein mutiges Produkt. Eines, das nicht für heute entworfen wurde, sondern für übermorgen. Aber was kann ein Regalhersteller schon tun, wenn dem Regal sein Daseinszweck abhanden kommt? «Wir orientieren unsere Produkte am gesellschaftlichen Wandel», sagt Leo Lübke. Das passiert nicht zum ersten Mal. Als Leo Lübkes Großvater 1937 die Firma gründete, startete er mit Schleiflack-Schlafzimmern. Lübke war einer der ersten, die hochwertige Möbel industriell in Serie fertigten. In den sechziger Jahren wurde die Gesellschaft freier und individueller – Interlübke entwickelte die moderne Schrankwand, die aus Modulen zusammengesetzt werden konnte. Regaletagen für Literatur und die 23-bändige Enzyklopädie, Vitrinen für die Weingläser und in der Mitte ein tieferes Schrankelement für den TV-Altar. Mit der Zeit änderten sich Mediennutzung und Familienkonstellationen. Fernseher wurden nicht mehr versteckt, sondern gezeigt. Audio- und TV-Anlagen brauchten immer weniger Platz, die Regaltiefen wurden kleiner. Noch ist die Schrankwand der Bestseller im Interlübke-Programm, und Bookless ist möglicherweise ein Produkt, das seiner Zeit noch voraus ist. «Wir nehmen das in Kauf», sagt Leo Lübke. «Eine innovative Firma sollte keine Angst davor haben, die erste zu sein. Apple war mit dem iPad schliesslich auch die erste, und sie ist damit erfolgreicher als alle, die nun auf den Trend aufspringen.» ADVERTORIAL 69

www.gentlemensreport.com/partner/wohnen


NAture‘s Art WOrK

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Landscape Architecture www.enea.ch

Head Office & Showroom: Enea GmbH | Buechstrasse 12 | 8645 Rapperswil - Jona | Switzerland | T +41 (0)55 225 55 55 | info@enea.ch Garden Concept Store: Enea Outside In, Zurich | T +41 (0)43 299 99 66 | Branch Office: Enea Garden Design, Miami, Florida | T +1 305 576 6702


The Gentlemen’s Guide

Ride a bike Text: Christof Gertsch

weil ich mich zwischen den Saisons so oft wie möglich an die Wärme verdrücke, um zu trainieren.

Fahren Sie im Winter mit dickeren Reifen als im Sommer? Manchmal, ja. Weil die Strassen dreckiger sind.

Was halten Sie von Menschen, die ihr Velo ins Wohnzimmer mitnehmen? Ich finde das cool. Ich kenne Menschen, die haben ihre Ducati in der Wohnung oder ein Formel-1-Auto im Büro. Frauen haben Blumen und Vasen, andere hängen ein schönes Bild auf, mein früherer Teamkollege Stuart O’Grady hat bei sich Gitarren von Rockstars und eine Hose von Mike Tyson herumliegen – warum also nicht das Velo in der Wohnung aufbewahren?

Wie macht man sich nach einem langen Winter selber fit fürs Velofahren? Der Hobbyfahrer muss nicht dem Velo Kilogramme abnehmen, er muss selber Gewicht verlieren. Der Alkohol ist ein Problem, die versteckten Fette. Man sollte viel Wasser trinken, sich generell gut ernähren.

Haben Sie Ihr Velo im Wohnzimmer? Ich habe es mir beim Umbau überlegt, den wir kürzlich vorgenommen haben. Aber eigentlich will ich Leben und Beruf lieber trennen, ich muss auch mal Ruhe haben vor meinem Velo.

Sie essen gerne gut – wie halten Sie es mit der Ernährung im Winter? Diesmal habe ich mir Mühe gegeben. Zum Beispiel trinke ich schon seit dem Dezember kaum noch Alkohol, nur hie und da einen Schluck an den Familienfesten über die Feiertage.

Was machen Sie, um das Velo für den Frühling fit zu kriegen? Selber mache ich gar nichts, ich bringe es zum Mechaniker. Das aktuelle Team-Rad von Fabian Cancellaras Team RadioShack-Nissan ist von Trek und trägt den Namen Madone 6.9 SSL. Replikas davon sind bei Trek erhältlich.

Gentlemen’s Report: Fabian Cancellara, wie viele Fahrräder besitzen Sie? Fabian Cancellara: Ach, unzählige. Daheim befinden sich bestimmt 15 Velos, ich bewahre jene auf, die mir etwas bedeuten. Vom Olympiasieg in Peking, von den Weltmeistertiteln im Zeitfahren, von Paris – Roubaix und der Flandern-Rundfahrt. Mein Vater verwaltet sie, manchmal werden sie ausgestellt. Im

Schaufenster einer Buchhandlung oder am Flughafen Zürich, alles schon geschehen. Wie viele davon sind auch in Gebrauch? Nur drei. Das Rennvelo, das Zeitfahrvelo und ein Mountainbike. Fahren Sie im Winter genauso oft Rad wie im Sommer? Den Schweizer Winter kenne ich kaum als Velofahrer,

Aber Sie wissen, was zu tun wäre? Naja, halt mal die Kette anschauen, ein bisschen fetten, ein bisschen ölen. Solche Sachen. Wie putzen Sie Ihr Velo? Manchmal gebe ich es dem Vater, und manchmal gehe ich mit ihm in die Autowaschanlage in Ittigen und spritze es mit dem Hochdruckreiniger ab. Aber das kann ich nur, weil ich weiss, dass es von meinem Team-Mechaniker regelmässig gut behandelt wird. Normalerweise sollte man sein Velo nicht mit dem Hochdruckreiniger putzen. Wie erkennt man, ob die Kette nach der Winterpause noch etwas taugt? Es gibt Mess-Schablonen, die man auf die Kette legen kann, jedenfalls sehe ich das jeweils bei den Mechanikern.

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Meis ter des R a d fa h r e n s Fabian Cancellara, 31, ist der derzeit wohl bekannteste Schweizer Radrennfahrer. Sein Vater wanderte in jungen Jahren aus Basilicata/ Süditalien nach Wohlen bei Bern aus. 2008 war Fabian Cancellara Olympiasieger im Zeitfahren, seiner Paradedisziplin. www.gentlemensreport.com/howto


Was man als gestandener Mann wirklich nicht brauchen kann, ist ein Accessoire, das als solches erkennbar ist und sich unnötig in den Vordergrund drängt. Dennoch hat so manches Accessoire durchaus seine Daseinsberechtigung. Und eine vernünftige Ledertasche gehört sicher zu den Mitgliedern der Accessoiresfamilie, die man brauchen kann. Bally hat für den Sommer eine so genannte «Tote Bag» in quadratisch-praktisch-gutem Sinne kreiert. Die Konstruktion aus robustem Kalbsleder macht das Modell formstabil. Eine sportliche Nahtführung akzentuiert den quadratischen Charakter und verleiht dem Modell «Hiten» mehr Dynamik, ohne seine

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Praktikabilität einzuschränken. Ein versteckter Druckknopf sowie ein Innenfach mit Reissverschluss bieten ein Mindestmass an Sicherheit. Ca. 1200 Franken. www.bally.com

Text: Jeroen van Rooijen und Anna Kaminsky

David Chipperfield (sitzend), der als Architekt etwa das Jahrhundertprojekt des «Neuen Museums» in Berlin verantwortete, schafft es sogar, gänzlich unmöglichen Marken und Dingen eine neue Relevanz zu geben. So wurde sein 2011 für

Alberto Alessi (links) entworfener und von Lamm produzierter Klappstuhl «Piana» in die Sammlung des Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Der minimalistische Stuhl ist in zahlreichen Farben erhältlich. www.alessi.com

DER Designer

ALLES MUSS UND KANN MAN NICHT KENNEN. EIN PAAR TIPPS KÖNNEN ABER NICHT SCHADEN, WENN MAN EINKAUFEN GEHT.

15 FÜR JETZT

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Die Tasche


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Der Helm

Auch bei Gucci hat man gemerkt, dass die Statussymbole von heute nicht mehr nur von Ferrari, Maserati oder Lamborghini sind und vier, sondern zwei Räder und Pedale haben. Und darum hat GucciChefdesignerin Frida Giannini mit dem traditionsreichen italienischen Fahrradhersteller Bianchi nicht nur ein neues «Bianchi by Gucci»-Velo entwickelt, sondern gleich auch

Der Brite Jefferson Hack ist eine Art moderner Renaissance-Mann; Der Zeitschriftenmacher und Gründer von Zeitgeist-Magazinen wie «Dazed & Confused» oder «Another Magazine» scheut sich nicht, auch als Designer von Nichtgedrucktem aktiv zu werden. So hat er für die italienische Luxusmarke Tod’s und dessen Eigner Diego Della Valle gerade eine kleine Schuh-Kollektion kuratiert, die den Namen «No_Code» bekommen hat. Es ist der Tod’s-Schuh für eine neue Generation von Musikern, Künstlern und Selbstdarstellern, die gutes Handwerk und Qualität schätzen, denen das bisherige Tod’s-Repertoire aber zu «bourgeois» wäre. Die Kollektion ist ab sofort im Handel und überrascht durch frische Farben. www.tods.com

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DER Schuh

Der Duft

so wie Jean-Claude Ellena seine zehnte Hermessence beschreibt, könnte man meinen, der Duftkompositeur habe gerade eine Erscheinung dritter Art mit einer schönen Unbekannten erlebt. Tatsächlich liegt dem Duft etwas Unbekanntes zugrunde: Santal Massoia ist schliesslich das Ergebnis einer Spielerei mit Massoia, einem Tropenholz, das er als rund, weich und samtig beschreibt. Diese Charakteristika wohnen dem Duft inne, der sich, wie alle Hermessence-Kreationen, als Unisex-Parfum anbietet. Zwar stellt er durch seine holzigen Noten einen klar maskulinen Standpunkt dar, wird aber auch mit Sicherheit der einen oder anderen Frau gefallen. Für etwa 170 Euro ist der 100-ml-Flakon exklusiv in den Hermès-Stores erhältlich. Für weitere 410 Euro bekommt man ein muskatfarbenes Stierveloursleder-Etui dazu. www.hermes.com

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eine Kollektion von passenden Accessoires dazu. Von geradezu brachialer Präsenz ist der Velohelm, der mit seiner festen, matt lackierten Schale und dem verspiegelten Visier fast so aussieht, als könnte man ihn auch auf einem Motorrad tragen. Aber vielleicht ist das für italienische Städte, in denen das Automobil das dominierende Element ist, noch nicht einmal so schlecht? www.gucci.com

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Es ist «ein Duft, der einen anlockt und doch unnahbar bleibt und in dessen herbe, fremdartige Noten von Harz und getrockneten Früchten sich vertraute Anklänge von Marmelade, Milchkonfitüre und Blüten mischen» –


Very BRITISH

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Die Zukunft ist elektrisch – nicht nur für die Autos (siehe Seite 30 dieser Ausgabe), sondern auch für die Zweiräder. Der amerikanische Elektromotorrad-Spezialist Brammo aus Ashland/Oregon will sich dabei an die Spitze der kreativen Avantgarde auf zwei Rädern setzen und lanciert dieses Frühjahr sein zweites Elektro-Bike namens «Empulse». Das im Stil eines «bösen» Muscle-Bikes gehaltene Zweirad hat einige

Der schuh

6 Leistungsmerkmale, die bisher mit Batterien undenkbar waren: Das Bike leistet mehr als 50 kw, hat ein Drehmoment von maixmal 8o Nm und schafft eine Spitze von bis zu 180 km/h. Geschaltetet wird das wassergekühlte Elektromonster über ein manuelles SechsgangGetriebe. Wer nicht allzu wild am Gashahn reisst, kommt mit dem rund 18 000 Franken teuren Spielzeug etwa 160 Kilometer weit. www.brammo.com

Im Laufsport geht der Trend seit einiger Zeit in Richtung «Naked»-Technologie, also Schuhen, die dem Läufer das Gefühl und dem Fuss die Bewegung geben, als ob man barfuss rennt. Der Sportschuhhersteller Nike, der mit seiner «Free»-Reihe stilprägend für diese Entwicklung war, dop-

pelt nun mit dem «Flyknit» nach. Mit Spitzenathleten wurde ein neues, quasi maschinell gestricktes Obermaterial entwickelt, das so leicht und atmungsaktiv wie bisher kein anderes für Sportschuhe verwendetes Textil. Der Korpus des gestrickten Sportschuhs wiegt nur 34 Gramm, der ganze Schuh bringt bei einer mittleren Grösse nur 160 Gramm auf die Waage. In den Genuss dieses Fliegengewichts kommen aber nur Profiläufer – alle anderen müssen mit dem 60 Gramm schwereren Serienmodell «Flyknit Trainer+» vorlieb nehmen. www.nike.com

London 1948 war, als das olympische Feuer durch die englische Hauptstadt getragen wurde und «im wahren Geist der Sportlichkeit, für den Ruhm des Sports», wie es im feierlichen Schwur bei der Eröffnungsfeier heisst, die Olympischen Spiele an der Themse ausgetragen wurden. «London 1948» ist aber auch

2012, da sich der im feinen Zwirn von Hackett gekleidete Herr an den Geist von damals erinnert und in zeitgenössischem Auftritt dem Stil von damals huldigt. Die kleine, wohldurchdachte Sonderkollektion verkörpert den legeren und geradlinigen Sportlergeist. Die farbliche Anlehnung an den Union Jack, der sich als Gestaltungselement im Innenfutter der Jacketts wiederfindet, gibt auch eine sanft maritime Anmutung. Schliesslich soll die Kollektion auch ein wenig die ohnehin grosse Verbundenheit der Briten mit ihrem Land stärken. Wappen auf Poloshirts und Taschen runden den sportiven Look ab. www.hackett.com


DIE robuste

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Anfangs haben alle hämisch gelacht, als der Jeanshersteller Diesel ins Interieur-Fach drängte. Inzwischen müssen die Skeptiker einsehen: Renzo Rossos Leute wissen auch in dieser Branche Bescheid und schaffen neue Formen, die eine eigene Handschrift zeigen. Jüngstes Beispiel ist die zusammen mit der Leuchten-Spezialistin Foscarini entwickelte «Drumbox», die gleichzeitig Boden-, Hänge und Wandleuchte sein kann. Die Umhüllung der Lampe, die ein wenig einem Studioblitz ähnelt, ist aus beschichtetem Leinen und Nylon-Ripstop. Der Durchmesser beträgt 37 Zentimeter. http://diesel.foscarini.com

Die Leuchte

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aber dennoch klassisch anmutende Zeitmesser mit einem Gehäusedurchmesser von 40 mm wird von einem einfachen Quarzuhrwerk befeuert. Ungewöhnlich ist die Lünette mit einem Mittelteil aus Nylonfaser mit dem grafisch gestalteten Zifferblatt, eingebettet in eine Aluminium-Lünette mit Kreiselschliff und farblich abgestimmtem Armband in Nato-Grün. 425 Franken. www.victorinoxswissarmy.com

Das BIKE

Im Prinzip sind wir für den Grundsatz «Schuster, bleib bei deinen Leisten» – im Fall von Victorinox aus Ibach/ SZ wäre der Leisten dann ein Taschenmesser. Nun hat die Firma, die wie keine andere für die beliebte Allzweckwaffe des Schweizer Soldaten steht, in der Vergangenheit aber schon mit anderen Dingen wie Kleidung oder Reisegepäck gezeigt, dass sie neues Terrain erschliessen und den Markenwerten treu bleiben kann. Und deshalb finden wir auch die neue «Original Chronograph» sehr okay, welche die in Biel ansässige Uhrensparte von Victorinox herstellt. Der markig,

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Die uhr

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Mit dieser Brille wird ein Dresscode, der sonst nur besonderen Momenten vorbehalten ist, zum Lebensgefühl. Denn selbst wenn das gestärkte Plastronhemd und der Smoking ihren Gastauftritt im Kleiderschrank zelebrieren und die Schleife, Manschettenknöpfe und frisch gewienerten Lackschuhe nur dem stummen Diener Gesellschaft leisten, wird die neue DiorBrille «Black Tie» ihrem Na-

Die Brille

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Das vom 2008 verstorbenen Zürcher Gestalter Hannes Wettstein entworfene Modell «Zürich» der ostdeutschen Uhrenmarke Nomos gibt es seit diesem Frühjahr auch mit einem blaugolden galvanisierten Zifferblatt mit Glashütter Strahlenschliff. Der aufgefrischte Klassiker kostet mit Edelstahlgehäuse und Lederarmband 4040 Franken. www.nomos-glashuette.com NEWS 76

Die Marke Osloh geht auf ein Kollektiv von Velokurieren in Brooklyn/NY zurück, die es satt hatten, unterwegs immer für ihre glänzenden Spandexhosen verlacht zu werden. Also entwickelten sie eine Jeans, die man auch auf dem Fahrrad bequem tragen könnte. Das Ergebnis ist eine funktional aufgepeppte, strapazierfähige und erstaunlich modische Jeans, die dem zweiradfahrer eine Reihe von praktischen Extras bietet, etwa einen erhöhren Taillenbund im Rücken, eine verstärkte Gesässpartie mit eingenähtem Sitzvilies, verschliessbare Taschen für Schlüssel oder Riegel un-

terhalb des Knies, mit dem die Beinweite am rechten Hosenbein reduziert werden kann. Zwei verschiedene Modelle sind verfügbar – die Basisversion kostet 199, die ausgefeiltere Velojeans 239 Franken. www.cbe-sports.com.

men gerecht und ihren Träger aufs Beste herausputzen. Die «Black Tie» begleitet den Gentleman in Meetings, auf Reisen oder beim Date mit einer Dame, und stets gibt sie ihrem Träger die akkurate Eleganz eines Hollywoodschauspielers aus den fünfziger Jahren. Und selbstverständlich macht diese Brille dann etwas her, wenn einmal wirklich der Smoking gefragt ist. 335 Franken. www.dior.com

12 DIE BIKERHOSE


F A L K E • P.O.BOX 11 09 - D-57376 SCHMALLENBERG / GERMANY

Acqua di Parma muss man Zeitgeist-Feinschmeckern nicht vorstellen: Der Duft ist längst ein Klassiker, der Männer aller Altergruppen begleitet. Wer dennoch Lust auf Abwechslung hat: «Essenza» riecht verwandt, ist aber für den grossen Auftritt am Abend etwas stärker dosiert. 50 ml ab ca. 100 Franken. www.acquadiparma.it Wer jetzt schon brav jeden Monat etwas zur Seite legt, der kann sich im September 2012 freuen, wenn der neue Volvo V40 auf den Markt kommt. Das im März am Genfer Automobilsalon erstmals enthüllte, komplett neue Schrägheckmodell aus Schweden kombiniert die legendäre Sicherheits-Besessenheit von Volvo mit einem wirklich ansprechenden, dynamischen Design. Der neue V40 soll sich, so die Volvo-Strategen, «im Seg-

14 ment der kompakten Premium-Fahrzeuge» eine Position erkämpfen, sprich: es dem Golf und Konsorten schwer machen. Man kann das neue Auto der wegweisenden Fahrerassistenzund Sicherheitsysteme wegen ins Herz schliessen. Oder es einfach auch nur schön finden. Die Preise des v40 standen bei Redaktionsschluss noch nicht fest. www.volvocars.ch

DER duft

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15 DAS AUTO


VORSCHAU

Gentlemen’s Report N° 4 — 19. Mai 2012

IMPRESSUM Der «Gentlemen’s Report» ist das Magazin der NZZ für Männer. Die Publikation wird an ausgewählten Samstagen der «Neuen Zürcher Zeitung» beigelegt. www.gentlemensreport.com HERAUSGEBERIN Verlag Neue Zürcher Zeitung AG, Marius Hagger (Leitung) Redaktionsleitung Jeroen van Rooijen (jvr.) jvr@gentlemensreport.com Projektleitung Reto Caprez (rcz.) rcz@gentlemensreport.com REDAKTIONSASSISTENZ Anna Kaminsky (aky.) KORREKTORAT Jürg Zbinden (jzb.), www.herrkorrektor.ch

au lac Der zweite «Gentlemen’s Report» des Jahres 2012 erscheint am 19. Mai 2012 als Beilage zur «Neuen Zürcher Zeitung» und widmet sich dem Leben am See.

kreation / Produktion dd com AG, Seefeldstrasse 301 8008 Zürich, contact@ddcom.ch Creative Director Daniel Müri Art Director Cornelia Hess, Marc Hahn Produktion Melanie Hanimann Product Management Verl ag Andreas Häuptli (aha.) Redaktion und Verlag NZZ AG, «Gentlemen’s Report» Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich info@gentlemensreport.com

Bezugsquellen

Verbreitete Auflage 135 000 Exemplare

Acqua Di Parma www.acquadiparma.it – Alessi www.alessi.com – Bally www.bally.com – BMW www.bmw.ch – Bottega Veneta www.bottegaveneta.com – Citizen www.citizenwatch.ch – Closed www.closed.com – Dacuda www. dacuda.com – Dior www.dior.com – Dolce & Gabbana www.dolcegabbana.com – Enea Gardens www.enea.ch – Fisker www.fiskerautomotive.com – Fjäll Räven www.fjallraven.se – Giorgio Armani www.armani.com – Globus www.globus.ch – Green Wheel mobile.mit.edu/greenwheel – gr+ Shop www.gentlemensreport.com/shop – Gucci www.gucci.com – Hamilton www.hamiltonwatch.com – Hennes & Mauritz www.hm.com – Hermès www.hermes.com – Interlübke www.interluebke.de – IWC www.iwc.com – Jörg Hysek www.hysek.com – LimbIC Chair www.innomotion.com – Marni www.marni.com – Navyboot www.navyboot.ch – Neil Barrett www.neilbarrett.com – Nike www.nike.com – Nomos www.nomos-glashuette.com – On Running www.on-running.com – Opel www.opel.ch – Osloh www.osloh.com – Paul Smith www.paulsmith.co.uk – Salvatore Ferragamo www.ferragamo.com – Santoni www.santonishoes.com – Seiko www.seikowatches.com – Star Bicycle www.starbicycle.com – Strellson www.strellson.com – Swatch www.swatch.com – Thom Browne www.thombrowne.com – TikTok lunatik.com – Tod’s www.tods.com – Trek www.trekbikes.com – Trussardi www.trussardi.com – Urban Farmers www.urbanfarmers.ch – Ventura www.ventura.ch – Vikmotion www.viktor-roethlin.ch – Volvo www.volvocars.ch – WD40 www.wd40.ch – Windsor www.windsor.ch – Z-Zegna www.zegna.com – Zingg-Lamprecht www.zingg-lamprecht.ch service 78

Druck Multicolor, Baar NZZ Print, Schlieren Anzeigenverkauf NZZ Media – eine Filiale der Publicitas AG, Seehofstrasse 16, Postfach, 8021 Zürich, Telefon 044 258 16 98, Fax 044 258 13 70, anzeigen@nzzmedia.ch Copyright alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung der redaktionellen Texte einschliesslich Speicherung und Nutzung auf optischen und elektronischen Datenträgern nur mit Zustimmung der Redaktion. Die ganze oder teilweise Verwertung von Inseraten (inkl. Einspeisung in Online-Dienste) durch unberechtigte Dritte ist untersagt. ISSN 2235-5332. © 2012 Neue Zürcher Zeitung AG


DAS TRÄGT MANn JETZT SO! Eine Kolumne von Hannes Hug

– aus dem 3. Stock. Unten überrollt ihn Lady Gaga mit ihrem Trax. Für Narko nur ein paar Schürfwunden, für die Chanteuse der Mann ihres Lebens.

Den grauen Anzug interessant zu machen, das ist Designer Thom Brownes Credo. Mit seiner «Black Fleece»-Collection, für den amerikanischen Herrenausstatter «Brooks Brothers», hat er die Kreuzung von Marzipan mit Essiggurken längst massentauglich gemacht. Doch waren seine Teile bis anhin bloss kurz geschnitten, sind sie jetzt kurz vor dem Ende. Mit der neuesten, im Januar in Paris gezeigten Kollektion begibt sich Tailleur Brown in die Post-Apokalypse. Und lässt das Gewitter in den Anzug. Vermutlich wird er sich gedacht haben, dass wir Männer nicht bloss für einen Grossteil der irdischen Katastrophen belangt werden können, sondern auch aussehen sollten, als wären wir mittendrin.

Beim Tanken, auf dem Weg zur Blitzhochzeit nach Las Vegas, übersieht Narko das Rauchverbot. Bumm – die beiden fliegen direkt zur Savile Row und lassen sich mit Nadelstreifen und Flanell reloaden. Simon Le Bon von Duran Duran, ebenda auf der Suche nach feinem Tuch, provoziert eine Schlägerei – und gewinnt. Aufgeschreckt vom Lärm des heiteren Trios, zündet der beheimatete Schläfer einer Terrorzelle versehentlich seinen Semtexgürtel. Abermals Bumm. Zu viert landen sie in Las Vegas. Endlich wird geheiratet. Die Blitzhochzeit setzt Roland Emmerich, der Grossmeister des Katastrophenfilms, in Szene. Er gestaltet auch das Bühnenbild für die Neuauflage des «Zauberers von Oz», den die vier künftig als «Wizard of Booze» im Cesars Palace geben werden.

Stellen Sie sich vor, Jack White und Alice Cooper würden einen unehelichen Sohn zeugen. Nennen wir ihn Narko. Verstossen von seinen Celebrity-Vätern, die ihre Scheinehen zu wahren haben, versucht sich der Bub als Apotheker und wird selbst sein bester Kunde. Narko schwört auf die Fliesenreinigungsrezeptur von Kräuterpfarrer Künzle. Zu gleichen Teilen mischt er die vegetabile Flüssigseife mit Vodka. Knapp ge-ext, stürzt Narko durchs Fliegengitter

Und wenn sie nicht gestorben sind, wovon wir mit dieser Vorgeschichte ausgehen können, besingen sie bis zum heutigen Tag das Land hinter dem Regenbogen.

* Hannes Hug, 44, war in jungen Jahren Sprücheklopfer vom Dienst beim Schweizer Fernsehen («Zebra»). Heute arbeitet er als freier Mitarbeiter für verschiedene Medien. Unter anderem moderiert Hug die Talksendung «Focus» auf Radio DRS 3. Als eine Hälfte von «Andreas & Conrad» berät er Prominente, wie man beim Pirouettendrehen auf dem sozialen Parkett nicht der Länge nach hinfällt. Privat hört Hannes Hug gerne Musik, die knallt. Als Kind trug er mit Vorliebe Velourspullover und Halstücher.

www.gentlemensreport.com/kolumne Kolumne 79


männerfreundschaften

Jasper & Theodor Fotografie: Patrik Fuchs

In der ersten Ausgabe des «Gentlemen’s Report» (Frühling 2011) hatten wir Jasper (*2008, Lagotto Romagnolo) rasieren lassen, denn die Haare brauchte er in der warmen Jahreszeit nicht mehr. Im Herbst letzten Jahres zeigten wir unseren Redaktionshund dann wieder in voller Wolle und Pracht. Und jetzt, zum Erscheinen des dritten Heftes, hat unser bester Freund einen Weggefährten bekommen: Theodor (*2006, links im Bild) ist ebenso ein italienischer Trüffelhund und begleitet Jasper auf seinen Touren – nicht nur beim Trüffelsuchen. Mehr über Jasper und seine Welt: www.gentlemensreport.com/jasper

ZULETZT 80


Official Timekeeper

einladung zum 2. gentlemen’s run am samstag, 2.6.2012

ZU GEWINNEN Dem elegantesten und originellsten Teilnehmer gehört diese «Fliegeruhr Chronograph» im Wert von 5900 Franken.

Das Fahrrad ist heute mehr als nur ein Fortbewegungsmittel zur stressfreien Bewältigung kurzer Wege, es ist zum Ausdruck eines modernen, urbanen Lebensstils geworden. Diesen Umstand zelebriert der GENTLEMEN’S RUN, der Ende Oktober das erste Mal stattfand (Bilder

oben) und am Samstagmittag, am 2. Juni 2012 wiederum durch die Zürcher Innenstadt zum Seebecken führt. Er steht als unpolitische «Demonstration» der entspannten Lebensart allen offen, die das erhabene Gefühl lautloser Freiheit auf dem Velo mit Gleichgesinnten teilen möchten. Aller-

dings lohnt es sich, sein bestes Outfit und Velo für den 2. Gentlemen’s Run hervorzuholen, denn dem originellsten, stilvollsten und galantesten Teilnehmer dieser Plauschfahrt winkt eine wertvolle Fliegeruhr der IWC Schaffhausen, dem «official timepkeeper» des 2. Zurich Gentlemen’s Run.

EVENT 81

Datum: Samstag, 2. Juni 2012, 14.00 bis 16.30 Uhr. Tenue: As stylish as possible, retro bis modern. Mehr Infos zu Besammlung und Route unter: www.gentlemensreport.com


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