Gentlemen's Report No.1

Page 1

N˚ 1

MÄRZ 2011 FR. 12

GENTLEMEN'S REPORT

STIL, SUBSTANZ & KNOW-HOW

PULLT! ALLE MANN AN DIE SKULLS

WWW.GENTLEMENSREPORT.COM



Editorial 3 Wittmann 4 Rudern 12 BRULI HEMDEN 30 Carlos Leal 36 DO IT YOURSELF 40 PHAETon 42 Staatskellerei 50 WeinKOLUMNE 56 Blue StillS 59 TYPENKUNDE MANN 64 SELECTION 71 Kolumne 7 9 Impressum 7 9

InhALT 3


MITARBEITER DIESER AUSGABE / STEPHAN HILPoLD

/ DAVID ToRCASSo

/ VALENTIN JECK

redakteur für Mode und Stil beim Magazin rondo des Standard in Wien.

Freier Journalist, arbeitet u.a. für Tages-Anzeiger, brand eins, die Zeit, lebt in Zürich.

Fotograf und Kameramann, arbeitet u.a. für Vogue, IWC und Gucci, lebt bei Zürich.

TEXT

TEXT

/ SVEN BÄNZIGER BILD

BILD

/ THoMAS DE MoNACo

BILD

Mode- und Werbefotograf Spezialist für Still-Life-Fotografie aus Zürich, arbeitet u.a. für und Arrangeur von objekten und Bolero, Wallpaper oder Elle. Stimmungen, lebt in Zürich.

/ RENÉ GABRIEL

TEXT

Wein-Connaisseur, Autor für den WeinWisser oder Falstaff.

/ ELKE GIESE TEXT

designerin, Alt-ressortleiterin Mode des deutschen Mode-Instituts dMI in Köln, lebt in Berlin.

/ PETER KELLER

/ SEVERIN KoLLER

/ DoMINIC HAyDN RAWLE

Wein- und Wirtschaftsredaktor der nZZ am Sonntag in Zürich.

Freier Fotograf mit Flair für analoge Technik, Architektur und Portrait, lebt in Wien.

Studierte in Australien Kunst und Fotografie, arbeitet u.a. für die Zeit, Lacoste und hermès, lebt in Paris.

TEXT

BILD

ConTrIBUTorS 4

BILD


Zur Sache Willkommen im «Gentlemen’s Report», die Herren. Bevor Sie es sich gemütlich machen, möchten wir Sie jedoch bitten, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um sich mit den Gepflogenheiten unseres Klubs vertraut zu machen. Denn wir sind ein Gentlemen’s Club, in dem gewisse Regeln herrschen – die von Stil und Etikette, aber auch von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung. So haben wir uns vorgenommen, nicht nur einander gut zuzuhören, sondern einander im Erreichen gemeinsamer Ziele zu unterstützen. Wir, das sind in erster Linie zwei von der Lebenswelt erwachsener Männer begeisterte Macher, die hier gleichsam als Klub-Obmänner amten, sowie ein ausgesuchter Kreis von Partnern, die alle ein vitales Interesse daran haben, mit Männern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Diese sind also nicht nur unsere (einzigen) Anzeigenkunden, sondern gleichzeitig auch unsere Kompetenzpartner, wenn es darum geht, Netzwerke der Informationsbeschaffung und des Austausches zu knüpfen. Dieses Männermagazin, es ist das erste und gleichzeitig grösste, aus einem genuinen publizistischen Interesse gegründete, wird ermöglicht durch den finanziellen und inhaltlichen Support der Firmen Al Ferano Masskonfektion, AMAG Automobile, Mövenpick Wein, Vontobel Private Banking und Zingg-Lamprecht Interieurs. Diese fünf Unternehmen haben von der ersten Stunde an daran geglaubt, dass es möglich ist, den Männern ein Magazin zu widmen, das sie in ihrer ganzen Dimension erfasst und sich zum Ziel gemacht hat, ihnen zwei Mal im Jahr ein umfassendes Kompendium zum guten Leben zusammenzustellen. Mehr wollen wir nicht – aber auch nicht weniger. Umso glücklicher sind wir, auch auf den kreativen Support von Daniel Müri und seiner Agentur dd com sowie jenen der «Neuen Zürcher Zeitung» zu zählen, der dieses Magazin erstmals beiliegt. Danke dafür, wenn Sie diese Umstände beherzigen, bevor Sie auf den folgenden Seiten eintauchen in alles, was wir für diese Saison als relevant erachten. Das Leitmotiv dieser Erstausgabe des «Gentlemen’s Report» lautet «Konzentration». Weil dieses kostbare Gut uns in Zeiten des Informations-Überflusses abhanden zu kommen droht. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Ihnen nicht nur Häppchen, sondern ganze Mahlzeiten zu servieren. Jeroen van Rooijen & Reto Caprez Editorial 5


hEInZ hoFEr-WITTMAnn, 67, der 1896 als Sattlerei gegründete Polstermöbel-Spezialist Wittmann wird heute von heinz hofer-Wittmann und seiner Frau Ulrike geführt.

LIVInG 6


Eine Reise in eine andere Zeit Text: Stephan Hilpold  Fotografie: Severin Koller

Die Fir m a W ittm a nn im niederösterreichischen Etsdorf produziert Möbel nach alter Schule. Nicht wenige davon, et wa die Entwürfe von Paolo Piva oder Josef Hoffmann, si n d begeh rt e K l a ssi k e r je nse i ts a l l e r modischen Launen geworden living 7


LIVInG 8


Eine Reise zu Wittmann ist eine Reise aufs Land. Sanft steigen die Hügel hinter dem kleinen Etsdorf am Beginn des Kamptals an, über und über sind sie bewachsen mit Wein. Die Wachau ist von hier nicht weit, doch es ist nicht die träge dahin fliessende Donau, die für das kleine Nest zur Lebensader wurde, sondern Polstermöbel, die auf Namen wie Kubus, Geo oder Minima hören. Entworfen wurden sie von Designern, die mindestens einen so klingenden Ruf haben wie der Wachauer Wein. Die Möbelwerkstätte Wittmann im niederösterreichischen Etsdorf ist eines dieser Unternehmen, die es in dieser Form heute eigentlich nicht mehr geben dürfte. Fast alle bearbeiteten Materialien stammen aus Österreich, die Wertschöpfung bleibt in der Region. In den Werkshallen am Rande des Dorfes rattern keine grossen Maschinen, die Geräuschkulisse ist gedämpft. In den Hallen der Schlosserei, Kleberei und Polsterei regieren präzise arbeitende Hände, die die Festigkeit von Schaumstoffen prüfen, Leder nach Mängeln untersuchen oder die Beschaffenheit der Bezüge abwägen. Nur ein vor Jahren angeschaffter computergesteuerter Cutter stört die Kulisse konzentrierter Handarbeit. Allerdings würde er nur für besonders robuste Stoffe eingesetzt, erklärt die Werksführerin. Beinahe scheint sie sich dafür entschuldigen zu wollen. Eine Reise zu Wittmann ist auch eine Reise in der Zeit. Die Polstermöbel des mittelständischen Unternehmens werden heute noch nach demselben Verfahren produziert wie vor Jahrzehnten. Und das Design ist genauso jung wie alt. Namen wie Soda Designers oder Polka gehen Heinz Hofer-Wittmann genauso leicht über die Lippen wie Josef Hoffmann oder Friedrich Kiesler. Heinz Hofer-Wittmann ist der Herr über die Etsdorfer 135 Mitarbeiter. Im Massanzug und schicker Hornbrille schlendert er an diesem Nachmittag durch sein Reich. Seine Frau lässt sich entschuldigen, ein wichtiger Termin. Als junger BWL-Absolvent kam er seinerzeit nach Etsdorf. Kein kultivierter Weltbürger, wie er heute ist, ein Zugereister, dem nicht nur die Möbelherstellung gefiel, sondern auch die Tochter des Chefs. Vor rund dreissig Jahren zog sich der Schwiegervater aus dem operativen Geschäft zurück, seit damals leitet Hofer-Wittmann gemeinsam mit seiner Frau Ulrike den Betrieb. Sie eher den Kreativbereich, er den ökonomischen. So genau, sagt Hofer-Wittmann, sei das Ganze aber nicht getrennt. Ein Familienbetrieb. Und das bereits in vierter Generation. Wobei es das Geschäft mit den Möbeln noch gar nicht so lange gibt. Am Anfang standen bei den Wittmanns nämlich weder Sofas noch Sessel, sondern Pferde. Franz Wittmann war Sattlermeister, seit 1896 erzeugte er in Etsdorf am Kamp Ledergeschirre. Für die Zugpferde der Bauern. Ein einträgliches Geschäft, zumindest bis zu jenem Punkt, als die ersten motorisierten Vehikel durch die kerzengeraden Gassen des Dorfes fuhren. Der Sohn des Sattlermeisters beginnt, Möbel zu reparieren und kleine, einfache Möbel auch selbst herzustellen. Ein gepolstertes Stockerl, schliesslich Schaukelpferde, die er bis ins 70 Kilometer entfernte Wien verkauft. Es wird allerdings noch etwas dauern, bis aus der

Verlegenheitslösung eine richtige Fabrik wird. Das war die Leistung von Hofer-Wittmanns Schwiegervater, Franz Wittmann und von dessen Bruder Karl, einem Tierarzt, der über beste Kontakte zur Wiener Architekturszene verfügte und auch selbst gern zeichnete. In amerikanischer Kriegsgefangenschaft in Oklahoma hatte Franz gesehen, dass die Zeit der Pferde endgültig abgelaufen war. Zurück in Österreich, baut er 1957 seine erste kleine Fabrik, neben hochwertigen Möbeln werden auch Autoschonbezüge erzeugt. Die Investition von nicht viel mehr als Hunderttausend Schilling zahlt sich aus. Schon bald stehen Wittmanns Möbel nicht nur in Möbelgeschäften in Deutschland, sondern auch in Kopenhagen, damals dem unbestrittenen Mekka des Möbeldesigns. Wittmann wollte von Anfang an hoch hinaus. «Die Frage war, produzieren wir Massenware oder setzen wir auf Qualität und Design?» Die Frage ist natürlich längst beantwortet: «Mit der Zeit», sagt Franz Hofer-Wittmann heute, «wurde die Antwort sogar immer kompromissloser umgesetzt.» Während am Anfang noch Bruder Karl – sowie die Architekten Johannes Spalt und Friedrich Kurrent – viele Designs entwarfen, waren es bald auch internationale Namen. Allen voran der Italiener Paolo Piva, der über die sozialistischen Wiener Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit seine Diplomarbeit schrieb und Wien bis auf den heutigen Tag verbunden blieb (unter anderem als Design-Professor an der Hochschule für angewandte Kunst). «Zehn Jahre lang haben wir mit ihm gearbeitet, bevor der erste Entwurf auch wirklich in Produktion ging.» Ganze fünf Designs (von acht) aus dem aktuellen Katalog der Wittmann-Neuheiten stammen von Piva. Formschöne, durchaus gediegene Polstermöbel, deren klare Linie so etwas wie ein Markenzeichen der Möbelhersteller aus Etsdorf wurden. Trotzdem ist der Name Piva nicht jener, der im Hause Wittmann am hellsten strahlt. Das ist jener Josef Hoffmanns, der Architektur- und Designrevolutionär vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts und Mitbegründer der Wiener Werkstätte. Als die ersten Wittmann-Möbel in Produktion gingen, war er schon lange tot. Dass Wittmann heute seine Entwürfe umsetzt, ist laut Hofer-Wittmann «ein simpler Zufall». Als Hoffmanns Witwe Carla Ende der sechziger Jahre die Lizenzen an den Möbelentwürfen ihres Mannes vergeben wollte, verwies sie Architekt Johannes Spalt an Wittmann. Im Palais Palffy in Wien hatte dieser zuvor eine Ausstellung organisiert, in der alte auf junge Möbel trafen, unter anderem auf jene Wittmanns. Man wurde handelseinig, im Dezember 1972 wurden die ersten sechs Modelle der «Recreation Hoffmann» vorgestellt. Und das zu einer Zeit als die Wiener Secession allgemein keinen hohen Stellenwert hatte. Den bekam sie erst später, mit der Wiederentdeckung des Wiener fin de siecle und seiner Künstler. Wieder aufgelegt wurden der legendäre Kubus-Sessel genauso wie die Entwürfe für das Jugendstil-Palais Stoclet in Brüssel oder für das Sanatorium Purkersdorf bei Wien. «Seit Jahren verzeichnen wir ein gleich bleibend hohes Interesse an den Möbeln Hoffmanns», sagt Hofer-Wittmann heute. Sie machen sechs bis sieben Prozent des Wittmannschen Gesamtumsatzes (etwa 17 Millionen Euro) aus. Ihre Strahlkraft lässt sich aber nicht in Prozent beziffern. Gemeinsam mit der Re-Edition der Möbel des Architekten, Designers und Bühnenbildners Friedrich Kiesler (1890-1965), die Wittmann seit 2002 betreibt, hat die Recreation Hoffmann massgeblich das Bild Wittmanns als eines Möbelherstellers geprägt, der das Beste aus der Vergangenheit mit den Talenten der Gegenwart vereint. Und der dabei die Qualität nie aus den Augen verliert. «Wir werden oft als konservativ bezeichnet, weil wir keine Produktionsschritte auslagern.»

living 9


DIE HAND DENKT MIT

Der nach einer antiken Stadt in der Persis benannte Sessel «Ardea» (rechts) ist ein neuer Entwurf von Paolo Piva (*1950). Der italienische Grandseigneur des eleganten Understatements ist einer der beständigen Ideengeber der Wittmann Möbelwerkstätten. Mit seinem zurückgenommenen Stil fügt sich dieses Möbel bestens in moderne wie traditionelle Interieurs ein. Er wird, wie alle Wittmann-Möbel, von Hand im österreichischen Etsdorf gefertigt. «Ich schätze das Bekenntnis zum Handwerk und die fast einzigartige Produktionstiefe der Familie Hofer-Wittmann sehr», sagt Yves von Ballmoos, Inhaber des Einrichtungshauses Zingg-Lamprecht AG in Zürich und Brüttisellen, welches seit vielen Jahren eine fruchtbare Geschäftsbeziehung zu Wittmann pflegt. living 10




auF dauer, nicht Für den MOMent

Experimente macht Wittmann keine. Bevor ein neues design in Produktion geht, muss sichergestellt sein, dass es in das Portfolio des «Traditionsunternehmens Wittmann» passt. ob es sich dabei um einen Entwurf Edward B. Tuttles oder Matteo Thuns handelt, ist dabei einerlei. Von letzterem stammt zum Beispiel das vielfach prämierte Sofa Materassi, einer Art Parade-Matratze mit noppen, in die verschiedene rücken- und Armlehnen einsteckbar sind. Ein Möbel wie ein Lego-Baukasten und gleichzeitig so etwas wie die Quintessenz der Wittmannschen designphilosophie, die nicht auf den Moment, sondern auf dauer ausgerichtet ist. das wird auch auf dem Weg durch die Etsdorfer Produktionshallen deutlich. Produziert wird bei Wittmann nur auf Bestellung und nach einem streng reglementierten Ablauf. Jeder Arbeiter, der an einem Möbelstück werkt, markiert das Stück mit einer eigenen Farbe. Wenn einmal etwas schief geht, dann ist der Verantwortliche schnell gefunden. oft passiert das aber nicht, davon zeugen in den Werkshallen die vielen Betten und Sofas aus längst vergangenen Jahrzehnten, die auf Wunsch der Besitzer neu gepolstert oder überzogen werden. nicht wenige Wittmann-Möbel sind schon längst in den rang von Klassikern aufgestiegen. Und jedes neue Möbel wird mit dem Anspruch gebaut, irgendwann einer zu werden. Wahrscheinlich auch der schwarze Ledersessel mit den diagonalen Armlehnen, der in der Polsterei unter einer Plastikfolie steht. Er ist das neueste Wittmann-Produkt, entworfen hat ihn Stararchitekt Jean nouvel für ein neues Wiener nobelhotel. Erzählt heinz hofer-Wittmann von der neuen nouvel-Linie, dann schwingt einiges an Stolz in seiner Stimme mit. Unter seinem dach versammelt er einige der wichtigsten Gestalter der Gegenwart. Und das, obwohl er in keiner designmetropole, sondern mitten in den niederösterreichischen Weinbergen sitzt. www.gentlemensreport.com/living LIVInG 13


rudern ist ein Lebensstil Text: Jeroen van Rooijen  Fotografie: Sven Bänziger

Gentlemen’s Report: Rolf Nimmrichter, weshalb rudern Sie? Rolf Nimmrichter: Nach einigen Jahren der relativen Unsportlichkeit, bedingt durch Familie und berufliche Belastungen, habe ich erst vor einigen Jahren mit dem Rudern angefangen. Aber es hat mir schnell «den Ärmel reingenommen» und ich merkte, dass dies genau mein Sport ist. Rudern macht frisch, man ist wach und fit. Man trainiert den ganzen Körper, also Rücken, Bauch, Arme und Beine. Zudem arbeitet man gleichzeitig an Fitness, Koordination und Ausdauer. Rudern ist also der ideale Fitness-Sport und darüber hinaus eine wunderbare Abwechslung zum Alltag. Verlangt Rudern viel Disziplin? Man braucht eine gewisse Bereitschaft, sich in Abläufe einzufügen. Rudern erfordert eine hohe Konzentration und eine gute Abstimmung auf die anderen Teammitglieder. Man rudert nicht gut, wenn man müde ist oder den Kopf nicht bei der Sache hat.

Wie lernt man das Rudern? Wir haben hier eine Ruderschule im Klub. Man beginnt mit den breiteren, stabileren Booten, und arbeitet sich zu den schmalen Rennbooten hin. Dabei kommt es immer wieder mal vor, dass man baden geht, aber das hat meistens mit Konzentrationsmangel und technischen Fehlern zu tun.

kann man auch mit jemandem im Boot sitzen, den man nicht mag? Es hilft, wenn man sich schätzt und respektiert. Man ist ein Team und spürt es einfach, wenn zwei nicht zusammen können. Der «Chef» an Bord ist übrigens immer der Mann «am Schlag», der – in Fahrtrichtung des Bootes – zuhinterst sitzt. Er gibt die Kommandos, die Richtung und das Tempo vor.

Wie oft trainieren Sie? Wir trainieren jeden Samstagmorgen im Team, und darüber hinaus rudere ich noch etwa zwei Mal die Woche. Im Winter machen wir auch gemeinsame Trainings auf dem Ergometer.

Kann man sich beim Rudern auch entspannen? Beim Teamrudern zählen eher Konzentration und Anspannung, aber wenn man im Skiff alleine auf einer Tour ist, kann man auch herrlich abschalten. Rudern ist eigentlich nicht so sehr ein Sport wie ein Lebensstil – es prägt den ganzen Alltag. Ich arbeite ruhiger, präziser und besser, seit ich rudere.

Bestreiten Sie Wettkämpfe? Wir rudern an drei, vier Regatten pro Jahr mit, unter anderem an der Schweizer Meisterschaft, wo wir zwei Mal auf dem dritten Platz gelandet sind. Das ist für uns als ambitionierte Hobbyruderer doch schon allerhand. Müssen sich die verschiedenen Teammitglieder mögen, oder

Die Schiffe sehen teuer aus – ist Rudern ein kostspieliger Sport? Natürlich kann man als ambitionierter Ruderer viel Geld investieren, gerade wenn man den Wunsch hat, sein eigenes Boot zu besitzen. Die Topboote von Stämpfli

MODE 14

in Zürich kosten schon einiges. Aber wenn man auch mit dem Bootspark des Klubs zufrieden ist, dann hält sich der finanzielle Aufwand in überschaubaren Grenzen. Man bezahlt seine Klubmitgliedschaft und ab und zu etwas in einen Fonds zur Erneuerung der Boote. Sollten mehr Männer rudern? Das ist eine zwiespältige Frage – einerseits ist Rudern ein bisschen der «Geheimtipp» unter den Sportarten und deshalb etwas Besonderes, und vielleicht sollte das so bleiben. Andererseits kann man es wirklich jedem Mann empfehlen, um fit zu bleiben und den Kopf zu lüften. Am besten ist es, wenn man über einen Schnupperkurs mal ausprobiert, ob einem das Ganze gefällt.


roLF C. nIMMrIChTEr, 42, ist Unternehmer, Architekt und designer, Vater von zwei Kindern – und leidenschaftlicher ruderer im Seeclub Küsnacht Zh. Für den «Gentlemen’s report» stieg er mit seinen Kameraden ins Boot.

ModE 15


DAS SKIFF Der «Einer» heisst in der Fachsprache der Ruderer Skiff oder auch Single Scull, ist rund acht Meter lang und zirka 15 Kilogramm schwer. Die Weltbestzeit für die olympische 2000-Meter-Distanz beträgt derzeit 6 Minuten und 33,3 Sekunden.



mode 18


DER VIERER Im Vierer ohne Steuermann bedient jeder Ruderer nur einen Riemen. Der Schlagmann, der das Kommando und Tempo vorgibt, hat sein Ruder traditionell auf der linken Seite des Bootes (Backbord). Das Ausbrechen des Bootes zu einer Schlagseite nennt man ÂŤGierenÂť.




mode 22


RUDERN FÖRDERT DIE KONZENTRATION Rolf C. Nimmrichter

mode 23


mode 24


mode 25


mode 26


mode 27



DER ZÜRICHSEE Das bananenförmige Becken des Zürichsees misst (ohne Obersee) 28 Kilometer Länge. Seine tiefste Stelle (136 Meter) liegt zwischen Herrliberg und Oberrieden. In der kalten Jahreszeit fällt die Temperatur des Wassers, welches nahezu Trinkwasserqualität hat, auf 3 Grad.



Styling: Guya Marini  Hair/MakeUp: Helve Leal  Modell: Will Hans  Mode: Al Ferano

DER ZWEIER Zweierboote gibt es sowohl als klassisscher Zweier, bei dem jeder Ruderer nur einen Riemen bedient, wie auch als Doppelzweier (Bild), bei dem beide zwei Ruder (oder Skulls) bedienen. Das Sportgerät wiegt ca. 27 Kilo und ist in der Regel rund 10 Meter lang.

mode

31


iM ZweiFeLS FaLL nach aLter SchuLe Text: Jeroen van rooijen

Fotografie: Valentin Jeck

Bruli im Tessin fertigt eines der weltbesten Herrenhemden. Ein Manufakturbesuch bei der Familie Brülisauer offenbart einige der Geheimnisse ihrer ausserordentlichen Qualität Es gibt ein paar dinge, die man mit den Brülisauers nicht verhandeln kann. Etwa vertikale Taillierungsnähte im Vorderteil eines herrenhemdes, wie sie vor einigen Jahren in Mode kamen. Auch ganz schlimm: Bügelfrei-Ausrüstungen oder Einlagen in der Knopfleiste. Selbst über das Weglassen des Knopfes am Ärmelschlitz lassen herbert Brülisauer und seine beiden Söhne Marco und Paolo nicht mit sich reden. «den Knopf am Ärmelschlitz braucht man, sonst klaff t er auf wie eine Wunde», sagt Marco Brülisauer, der für Kollektionsentwicklung und Verkauf zuständig ist. Und das Knopfloch sollte dabei im 90-Grad-Winkel zum Ärmelschlitz stehen.

die Kragen schneidet Bruli nach wie vor recht hoch, 40 bis 45 mm sind der Standard.

ModE 32

Auch was die Krägen und die darin verarbeiteten Einlagen betriff t, geben sich die Brülisauers bisweilen orthodox: «Ein hemdkragen muss leben und darf nie zu steif aussehen», erklärt Marco Brülisauer. Bei Industrieware sei der Kragen allerdings meistens verklebt und glattgebügelt, als wäre eine Walze drüber gefahren. Zwar könne man mit solchen Einlagen schneller und rationeller arbeiten, bestätigen Vater und Sohn Brülisauer einhellig, doch auf den oberstoff des Kragens sowie die Innenseite des Kragenstegs, der den hals berührt, kommt bei ihnen kein Zentimeter von dem Zeug.


Wo was nach der reinen Lehre der Hemdenschneiderei hingehört und wo nicht, ist bei Bruli, so heisst die Marke der Brülisauers in Stabio, meist nicht verhandelbar. «Gewisse Dinge müssen wir ablehnen, weil sie gegen unsere Überzeugung wären», so Marco und Paolo Brülisauer im Gleichklang. Aber sonst sind die Herren recht flexibel. Sie können gar nicht anders, denn Bruli hat sich auf die allerhöchste Qualitätsstufe von Herrenhemden spezialisiert und fertigt immer mehr auf Mass, so auch für Al Ferano, den Schweizer Marktführer für Masskonfektion. Da muss man sich schon ein bisschen nach den Wünschen der Kundschaft richten können. Gegründet wurde die Firma Brülisauer 1961 von dem Appenzeller Herbert Brülisauer – er nähte damals bevorzugt die gerade aufkommenden, bügelfreien NylonTrikothemden, und zwar zu Zehntausenden. Trotz der mittlerweile fünfzig Jahre, die er nun schon im Tessin lebt, hat der Patron seinen charakteristischen Appenzeller Dialekt behalten. Abhanden gekommen ist ihm allerdings die Konkurrenz: Von den vielen Mitbewerbern, die damals in der Schweizer Sonnenstube Hemden fertigten, ist er einer der letzten, die noch übrig geblieben sind. Doch auch an seiner Firma ist der Strukturwandel in der Modebranche nicht spurlos vorbeigegangen. Hatte Brülisauer senior vor zwanzig Jahren noch sechsmal mehr Angestellte, und nähte Hunderttausende Hemden pro Jahr für den modischen Mittelmarkt, so ist es nunmehr ein Bruchteil der Stückzahlen von damals, dafür im obersten Preis- und Qualitätssegment. ZUSCHNITT IMMER VON HAND Um die Schnitttechnik, Logistik und die Produktionsabläufe im Betrieb, der heute eher einer grossen Manufaktur denn einem industriellen Produktionsbetrieb ähnelt, kümmert sich Paolo Brülisauer, der zweite Sohn des Patrons. Jeder Auftrag, und sei es ein einzelnes Masshemd, wird auf einem grossen Plotter ausgedruckt und einzeln und von Hand zugeschnitten. Nur so kann sichergestellt werden, dass am Schluss alle Musterverläufe am Hemd, etwa in einem Karo, millimetergenau passen, so wie es der handwerkliche Ehrenkodex der Brülisauers erfordert. Genäht wird ausnahmslos von Frauen, fast alle Grenzgängerinnen aus Italien. Einige davon arbeiten schon ihr halbes Leben bei Brülisauers und wissen genau, wie detailversessen die Familie mitunter sein kann. Immer ist einer der dreien, auch Brülisauer senior, im Betrieb zugegen und schaut zum rechten.

«Die Geschichte eines guten Hemdes beginnt», so Marco Brülisauer, «immer mit dem bestmöglichen Stoff. Wir ordern unsere Stoffe ausnahmslos bei kleinen, hochwertigen Webern, die meisten davon kommen aus Italien.» In der Schweiz gebe es leider kaum noch Weber, die hochwertige und gleichwohl Hemdenstoffe herstellen, die auch in Kleinmengen noch bezahlbar sind. Die meisten der verarbeiteten Stoffe sind aus Baumwolle, doch sind auch Mischgewebe – ausschliesslich aus Naturfasern! – am Lager, also Qualitäten mit Leinen oder Kaschmir. Wolle wird im Hemdenbereich kaum je verarbeitet, denn man kann auch Flanellhemden heute besser aus voluminösen Baumwollgeweben mit Kaschmiranteil fertigen. SLIM FIT AUCH OHNE STRETCH Kunstfasern sucht man bei Bruli vergeblich, und auch Bügelfrei-Ausrüstungen schätzen die feinen Herren nicht: «Eine chemische Behandlung zur Reduzierung des Knitterns ist tabu, denn sie ruiniert die Baumwolle und den Tragekomfort.» Und Stoffe mit Elastan-Anteil werden nur auf ausdrücklichen Kundenwunsch und gleichwohl etwas widerwillig verarbeitet. «Eigentlich braucht ein Männerhemd keinen dehnbaren Stoff», so Marco Brülisauer, «denn wenn der Schnitt gut ist, auch bei Slim-Fit-Modellen, dann sitzt es auch ohne Stretch.» Das eigentliche Geheimnis des Bruli-Hemdes ist also der Schnitt, genauer gesagt: die Schulter und die Armkugel. Rationelle Hersteller schneiden relativ flache Armkugeln, weil diese sich leichter einnähen lassen und die Nahtzugaben beim Versäubern der gegenläufigen Kurven nicht zu sehr rebellieren. Die Brulis schneiden ihre Armkugeln höher, was dem Träger eine bessere Passform verspricht, den Näherinnen aber mehr Stress an der Maschine beschert. «Eine gute Armkugel ist eine Sache der Übung», wiegelt Paolo Brülisauer dem Verdacht ab, seine Leute im Dienste der Eleganz unnötig zu schinden. Bruli-Hemden, die nicht komplett auf Mass gefertigt werden, gibt es in drei Weiten (weit, für den amerikanischen Markt; gerade und tailliert) sowie in zwei Längen: eine ist lang genug, dass sie beim Tragen nicht aus dem Hosenbund rutscht und die andere leicht verkürzt, um das Hemd auch über der Hose tragen zu können. Der Slim-Fit-Rücken hat unter der Schulterpasse (Göller) keine Falten, die anderen schon. Ein in der Rückenmitte geteiltes Göller, wie es die Amerikaner im MODE 33

Luxusbereich gerne mögen, bieten die Brülisauers nicht an, denn, so sagen die Herren durchaus streng: «Das hat keinen Zweck für die Passform.» Die Amis würden das nur machen, um die vordere horizontale Naht des Göllers fadengrad zu legen und so leichteres Spiel beim Zusammennähen der Teile zu haben. Zwei schräge Nähte verziehen bekanntlich leichter. Die Kragen sind bei Bruli nach wie vor relativ hoch, also 40 Millimeter oder mehr. «Die Mode sagt seit Jahren schon kleinere Krägen voraus», lacht Marco Brülisauer, «aber die Kragenhöhe von 42 bis 45 Millimetern geht immer noch am besten.» Der Kragen, es gibt etwa achtzehn verschiedene Standardtypen, wird beim Zuschnitt etwa acht Millimeter weiter gefertigt als tatsächlich nötig, denn oft läuft der Kragen nach den ersten Waschgängen etwas ein. A propos Waschen: Da müsse man, so Marco Brülisauer, sich einfach daran gewöhnen, vor dem Füllen der Trommel die Stäbchen aus den Kragentaschen zu entfernen. Denn die brauche man später wieder, soll der Hemdkragen nicht schlaff unter das Revers eines Jacketts abtauchen. Gerade der längerschenklige Kent-Kragen spreize sich ohne Stäbchen gar sehr vom Hals weg. Eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Bruli-Kragens ist übrigens der leicht asymmetrische Zuschnitt des Ansatzpunktes am Vorderteil, der im oben liegenden Stoff, also jener des linken Brustteils, um einige Millimeter tiefer geschnitten wird, damit der geschlossene Kragen keinerlei Falten wirft und auch im gelegten Zustand, etwa im Verkaufsregal, ohne Stecknadeln richtig liegt. BRUSTTASCHE BLEIBT GEFRAGT Bezüglich der grossen Streitfälle der Hemdenkultur, Brusttasche und Button-down, geben sich die drei Brülisauers versöhnlich, ja geradezu kulant. «Buttondown-Kragen verkaufen wir sehr gut, man trägt sie immer öfter auch mit Krawatten, und es funktioniert», sagt Stil-Oberbefehlshaber Marco Brülisauer. Man müsse sich nur mal bei den Italienern umschauen. Und was die leicht spiessige Brusttasche betrifft, habe Erkenntnis über den Stilwillen triumphiert. Neunzig Prozent der Männer in der Schweiz würden Hemden mit Brusttaschen solchen ohne dieses Extra den Vorzug geben. «Wir haben namhafte Kunden, die daran gescheitert und wieder zur Brusttasche zurückgekehrt sind», weiss Marco Brülisauer. Und dann kommt es natürlich, vom ersten bis zum letzten der vielen Tausend feinen Stiche, die bis zur


ModE 34


MArCo BrÜLISAUEr der Chef trägt immer und überall ein hemd, auch im Sommer und am Strand. Schliesslich gilt es, die Ehre seines Berufs zu verteidigen.

ModE 35


ModE 36


Vollendung eines hemdes gemacht werden, auf die details an. Etwa auf die «englische» naht in der Seite, die gegenüber der handelsüblichen, mit einem Kettstich genähten und immer etwas sportiv wirkenden Kappnaht, weicher und eleganter wirkt. Genäht wird mit acht bis zehn Stichen pro Zentimeter, für eine feine, aber gleichwohl belastbare naht. die Knopfleiste wird zweimal voll eingeschlagen, aber meist nicht abgesteppt. Wichtig ist auch die «Mosca» oder «Fliege», ein kleines Stoffdreieck, welches am Saum den Übergang vom vorderen zum rückwärtigen rumpfteil bildet. «die Mosca muss im hochwertigen Bereich unbedingt sein, doch sie kostet natürlich extra Geld in der Produktion», sagt Paolo Brülisauer.

die «MOSca» MuSS Sein Extra kosten auch die Bruli-typischen Knopflöcher, die fast wie handgestochen aussehen, aber mit einer eigens für den Betrieb angepassten Maschine genäht werden. die Maschine macht pro Knopfloch drei Arbeitsschritte – Vorfaden, Umrandung und Aufschneiden –, wobei das unterste Knopfloch auf der Verschlussleiste quer zu den übrigen stehen sollte. Auch dieser Arbeitsschritt kostet mehr Zeit und Aufmerksamkeit. die Knöpfe, welche diese Knopflöcher «füllen», sind in der Luxusausführung Knöpfe aus australischem Perlmutt mit abgerundeten Kanten, auf Wunsch auch Perlmutt naturfarben, also ungebleicht. Ein weiteres Markenzeichen des Bruli-hemdes ist der Ärmelschlitz, welcher aus einem kontrastierenden Stoff zugeschnitten ist und natürlich einen eigenen Knopf (mit quer stehendem Knopfloch) ModE 37

hat. Weitere Individualisierungs-optionen sind eine persönliche Stickerei mit Monogramm, das richtigerweise auf das linke Vorderteil gehört, etwa auf höhe der Milz. Wer will, kann auch eine hemdmanschette etwas weiter schneiden lassen, damit auch eine voluminöse Uhr drunter passt. «nur eine verstellbare Manschettenweite machen wir nicht, denn das ist nicht elegant», ergänzt Marco Brülisauer. Ein Bruli-hemd ist, einmal fertig genäht, so perfekt versäubert, dass man es auch komplett umdrehen und auf der Kehrseite tragen könnte. Bevor es in den Verkauf kommt, wo es üblicherweise für einen Preis zwischen 250 und 390 Franken über den Ladentisch geht, wird das hemd von hand gebügelt. «Seit wir umgezogen sind, werden nur noch Kragen und Manschetten maschinell gepresst», sagt Paolo Brülisauer. Zum Schluss wird das hemd mit ein paar wenigen Klammern und Seidenpapier auf das gewünschte Format zusammengelegt und verpackt. Ein kleiner Karton unter dem Kragen und ein Kunststoff schild sorgen dafür, dass das hemd schon im Verkauf appetitlich und anmutig aussieht. www.gentlemensreport.com/mode


Ein wahrer Gentleman geniesst und reist Text: David Torcasso  Fotografie: Dominic Haydn Rawle

Reisen 38


Schauspieler Carlos Leal ( Snow White, Casino Royale ) weilt oft in Los Angeles, wo er lebt und für die CBS-Serie «Chaos» vor der Kamera steht. Doch auch seine Heimat, die Schweiz, besucht der Frontmann der Hip-Hop-Band Sens Unik regelmässig, weil er in Luzern gerade einen neuen Film dreht. Bisweilen reist er – unfreiwillig – auch ohne Pass

Carlos Leal, was packen Sie in Ihren Koffer? Bereits als ich mit Sens Unik vor zwanzig Jahren auf Tour war, lernte ich, mein Gepäck auf das absolut Nötige zu reduzieren. Ich reise heute meist mit einem kleinen Samsonite-Koffer, den ich bequem als Handgepäck mitnehmen kann. Einen Anzug habe ich immer dabei – falls ich spontan zu einem Event oder einer Party eingeladen werde. Ein Shirt kann man überall kaufen, einen passenden Anzug nicht. Dazu kommen drei paar Jeans und ein Paar Lederschuhe, sowie fünf T-Shirts und ein Hemd. Socken und Boxershorts berechne ich für eine Woche. Falls ich dann doch länger bleibe, wasche ich sie meist selbst im Hotel-Lavabo (lacht). Sie gelten als gut gekleideter Mann – verpflichtet einen das nicht, auf Reisen immer eine ganze Garderobe dabei zu haben? Nein, ich bin kein Fashionsklave. Das braucht zu viel Platz und zu viel Geld. Ich versuche einen Mix zwischen Mode und meiner Persönlichkeit herzustellen. Es würde mich beleidigen, wenn mich die Leute nur anschauen, weil ich tolle Schuhe oder ein auffälliges T-Shirt trage. Ich trage simple Kleidung und versehe sie mit einem schönen Detail wie etwa einem Hut, einem Gürtel oder einem gut geschnittenen Hemd. Mode soll meinen Charakter unterstreichen und nicht überdecken. Reisen 39

Wo verstauen Sie alle Ihre Skripts, die Sie für Ihre Rollen lesen müssen? In einer Ledertasche habe ich mein iPad dabei, worauf ich alle Skripts und Bücher gespeichert habe. Früher musste ich haufenweise Papier herumschleppen, jetzt habe ich immer alles dabei und schone erst noch die Natur. Ich schätze es zwar nach wie vor, ein schönes Buch in den Händen zu halten – aber lieber zu Hause bei einem Glas gutem Wein. Reisen ist oft kein Vergnügen. Wie vermeidet man Stress? Ich muss mich unterwegs wohl fühlen. Das schaffe ich, in dem ich in möglichst bequemer Kleidung reise. Wenn ich fliege, trage ich meistens eine Jogginghose und Sneakers. Im Flugzeug muss ich niemandem gefallen. Deshalb kann ich es nicht verstehen, wenn Frauen in High-Heels im Flugzeug herumstöckeln. Ausser natürlich die Stewardessen (lacht). Was machen Sie an Bord eines Flugzeugs – gehören Sie zur Fraktion der Arbeitstiere oder schlafen Sie? Ich arbeite. Das geht im Flugzeug am besten. Ich kann mich sehr gut konzentrieren, weil ich mich nicht ums Essen kümmern muss und mich nichts ablenkt. Ich sitze alleine in meinem Stuhl und habe ja sonst nichts zu tun. Die Filme, die sie


CARLOS LEAL, 42, ist Schauspieler und war als Gründungsmitglied der Frontmann der Lausanner Hip-Hop-Gruppe Sens Unik. Für den Film Snow White gewann er an der Berlinale den Preis «Shootingstar». Derzeit dreht er zusammen mit Gregory B. Waldis in Luzern einen «romantischen Science-Ficiton». Leal ist verheiratet, hat einen dreijährigen Sohn und lebt in L.A.. Für den Reiseveranstalter Kuoni propagiert er als «Save the Beauty»-Botschafter ausserdem das klimaneutrale Reisen mit CO2-Kompensation.

Reisen 40


zeigen, habe ich sowieso schon alle gesehen. Ich kann beim Fliegen vieles aufarbeiten, für das ich sonst keine Zeit fände. Was war Ihre prägendste Reiseerfahrung? Ich musste von Basel nach Paris fliegen für ein Shooting. Als ich im verschneiten Europort angekommen bin, sah ich, dass meine Maschine Verspätung hatte. Ich dachte: Oh mein Gott, das gibt ein Problem. Da entdeckte ich eine Air FranceMaschine, die sofort starten sollte. Ich eilte zum Schalter und sagte, ich müsse unbedingt auf diesen Flug. Die Dame gab mir einen neuen Boardingpass, ich rannte zum Check-in und durch den Security-Check zur Maschine. Dort standen zwei Flugbegleiter, die mich freundlich nach meiner Boardingkarte und meinem Pass fragten. Da stellte ich mit Entsetzen fest, dass ich meinen Pass im Hotel vergessen hatte. Ich sagte ihnen: Ich habe nichts. Sie schauten mich verdutzt an und sagten, es sei unmöglich, dass ich ohne Pass bis hierher gekommen sei. Ich zeigte ihnen dann einen Scan meines Passes, den ich auf dem Computer hatte, und sie liessen mich in die Maschine. Wer viel reist, kann zum Meilen-Junkie werden. Wie steht es um Ihr Verhältnis zur grenzenlosen Mobilität? Ich liebe das Reisen. Aber jetzt wo ich Vater bin, ist es manchmal auch Schmerz. Wenn ich meine Familie mehr als zehn Tage nicht sehe, werde ich unruhig. Ich lasse meine Frau und meinen Sohn Elvis so oft wie möglich nachreisen, auch wenn ich das aus meiner eigenen Tasche bezahlen muss. Oder ich versuche meine Termine so zu schieben, dass ich zwischendurch nach Hause kann. www.gentlemensreport.com/reisen Reisen 41


DER URELFER Text: Jeroen von Roojien

Es gibt gewisse Dinge, deren Liebreiz sich kein Mann verschliessen kann, etwa wohlproportionierte Kurven und jugendlicher Sexappeal <

2

<

Kurven und Sexappeal wie sie der «Urelfer» hat, diese ewig junge Ikone des Automobilbaus. Die Grundform des Porsche 911 überzeugt auch fast fünfzig Jahre nach ihrem Debut noch rundum. Allerdings sind Urelfer in gutem Zustand heute begehrte Sammlerstücke, die kaum je noch unter 100’000 Franken zu haben sind. Und deshalb raten wir: Bevor man sich an eine solche Investition herantastet, materialisiere man den Traum vom Vintage Car erst einmal mit einfacheren Mitteln. Ein Modellauto oder ein Plastikbausatz sind etwas schnöde, ausserdem wenig individuell. Wie wär’s deshalb mit einem Do-it-yourself Urelfer aus Papier und Klebstreifen? Kostenpunkt: 15 Rappen. Und eine Stunde Konzentration. DO IT YOURSELF 42


Stabilisierungs-Balken

<

<

<

1

1

<

Das Brauchen sie – Papierbogen A3, halbfeste Qualität – Skalpell / Cutter – Magic Tape Klebstreifen

2

<

<

So wird’s gemacht – Schnittbogen aus dem Magazin auf festeres Papier kopieren und die Grösse (abgebildet 1:18) beliebig skalieren – Schnittmuster entlang den Aussenkonturen ausschneiden – A-Säule und Motorhaube mit Seitenteil und Kotflügel verbinden, indem man sie auf der Innen seite mit Klebstreifen verbindet – Dachkante ab B-Säule bis zur Heckkante auf gleiche Weise verbinden – Vordere horizontale Stossstangenkante sowie vordere vertikale Teilungsnaht schliessen – Hintere Stossstange schliessen – Gesamtvolumen des Papierautos mit zwei «Achsen» hinter den Radsilhouetten stabilisieren – Stolz in der Familie herumzeigen und auf Facebook posten Nächste Folge Herbst 2011: Wally Power 118 Motoryacht aus Pappe. www.gentlemensreport.com/doityourself DO IT YOURSELF 43


DAS STATE MENT Text: Jeroen van Rooijen  Fotografie: Thomas De Monaco

SOUVERÄN UND ZURüCK HALTEND «Eine zeitlos schöne Skulptur» nennt VW-Designchef Klaus Bischoff den Phaeton, den er und sein Team gründlich überarbeitet und 2010 erstmals an der «Auto China» präsentiert haben. Mit einer selbstbewussteren Front und einem technischen Update soll die Limousine die ambitionierten Ziele des Konzerns erfüllen. Gerade in den neuen Märkten Asiens scheint die Rechnung aufzugehen: Die Chinesen haben den in der gläsernen Manufaktur in Dresden gefertigten Luxuswagen bereits fest ins Herz geschlossen.

MOBIL 44


MoBIL 45


DAS NEUE GESICHT Der VW Phaeton kam 2002 auf den Markt und wurde seither dreimal überarbeitet. Wichtigste äusserliche Neuerungen des aktuellen Phaeton sind die geänderte Frontpartie mit aufrechterem Kühlergrill im neuen Volkswagen-Design, Standlicht und Blinker in LED-Technik, eine geänderte Heckpartie mit abgedunkelten LED- Heckleuchten in «M-Form» und neue 18 -Zoll-Räder. Auch technisch wurde nachgerüstet, etwa mit einer Verkehrszeichenerkennung durch Multifunktionskamera, dynamischer Fernlichtregulierung, Mobiltelefonanbindung via Hands-Free-Profile, vernetztem Radio - Navigationssystem und besseren Verbrauchswerten, etwa beim V6 TDI (8,5 l statt bisher 9 l /100 km nach EU-Norm). Der neue Phaeton, der grundsätzlich mit Allrad-Antrieb (4 Motion) ausgerüstet ist, wird weiterhin in einer Standardlänge (gut 5 Meter) sowie einer zwölf Zentimeter längeren Long-Wheel-Base-Version verkauft. Zur Verfügung stehen vier Motorisierungen, drei davon mit Benzin (6, 8 oder 12 Zylinder) sowie einer mit Diesel (240 PS). Zwei neue Aussenfarben sind erhältlich. Ab 96’100 Franken.

MOBIL 46


MOBIL 47


STOLZ Der neue Phaeton versteckt seinen Status und sein Selbstbewusstsein nicht länger hinter einem biederen Lächeln, das auch von einem Passat stammen könnte, sondern begegnet seinem Umfeld – und nicht zuletzt den Mitbewerbern – mit einem selbstbewussten Grinsen, das von einem in die Breite gezogenem Grill kommt, der aufrechter als bisher steht.

MOBIL 48


Der Phaeton, benannt nach dem Sohn des griechischen Gottes Helios, markiert bei Volskwagen die Speerspitze von Design und Technik. Als Oberklasse-Limousine ist er 2002 angetreten, jene lukrativen Käuferschichten anzusprechen, die sich sonst eher in Fabrikaten aus Sindelfingen, Ingolstadt oder München durchs Leben bewegen, bzw. bewegen lassen. Wurde er anfangs noch als «LuxusVolkswagen» ohne echte Chance gegen die etablierte Konkurrenz verlacht, so hat sich der Phaeton in den neun Jahren seiner Karriere doch jenen Respekt erkämpft, der ihm gebührt. Wie gut die technische Basis des Phaetons ist, lässt sich auch daran ablesen, dass seine Plattform als Basis für die Luxuskarossen der «Continental»-Reihe von Bentley verwendet wird. Allerdings reichten die verkauften Stückzahlen des in der gläsernen Manufaktur in Dresden produzierten Prestigewagens bekanntlich nie an die Ambitionen heran, die Volkswagen mit dem Topmodell einst hatte. 20’000 Stück des äusserlich unauffälligen Phaetons wollte man anlässlich seiner Lancierung jährlich verkaufen. Tatsächlich waren es seither jedes Jahr höchstens halb so viele, die einen Käufer fanden. Der Phaeton erreichte die kühl kalkulierenden Rationalisten zwar mühelos, bietet er in seinem Segment doch ein attraktives Preis/Leistungsverhältnis, doch fehlte ihm auch ein wenig vom Sexappeal und Selbstbewusstsein seiner Konkurrenten. Diskretion und Konzentration sind die gewohnten Domäne des Phaeton, doch Optik und Status spielen im Topsegment eben auch eine Rolle. Mit einer Überarbeitung des Phaetons will VW seinem Imageträger nun einen zweiten Frühling bescheren. Präsentiert wurde die dritte Generation vergangenes Jahr auf der «Auto China» in Peking – nicht von ungefähr: Gerade im Reich der Mitte kommt seine Mischung aus technischer Avanciertheit und Diskretion gut an. Zielkunden des neuen Phaeton sind nun «erfolgreiche Menschen, die aufgeschlossen gegenüber neuen Ideen sind und ein sicheres Gespür für echte Werte haben.», so Volkswagen. Will heissen: der neue Phaeton markiert nun auch sein Terrain in Sachen Stil. «Die Aktualisierung des Phaeton sollte äusserst zurückhaltend erfolgen, aber dennoch ein selbstbewusstes Statement auf die Räder stellen», erklärt VW-Designchef Klaus Bischoff (50), «Wir haben es uns gründlich überlegt, bevor wir uns an diese zeitlos schöne Skulptur wagten.» Doch man hat es getan – und das Modell subtil, aber spürbar erneuert. Bischoff spricht vom Moment der «Harmonie» und von der «Balance», die es zu halten gegolten habe. Am sichtbarsten sind die Neuerungen im «Gesicht» des Autos, das neue, aussen leicht nach oben gezogene Bi-Xenon-Scheinwerfer und einen ausgeprägteren, die Horizontale betonenden Kühlergrill bekommen hat. Die neue Front spricht die Sprache von «Stärke und Souveränität mit einer vornehmen Zurückhaltung», erklärt Designchef Bischoff. Der neue Grill steht auch aufrechter als bisher, ist in seiner Geometrie strenger und zeigt einen raffinierten Materialwechsel von poliertem und mattem Chrom. Damit legt der neue Phaeton nicht nur mehr Charakter an den Tag, sondern fügt sich auch harmonischer ins Familienfoto ein, denn der breitere Grill ist eines der entscheidenden neuen «Volkswagen Design Criteria». Den neuen, die Fahrzeugbreite betonenden Grill haben – ausser dem Beetle – alle neu überarbeiteten Volkswagen-Modelle, inklusive des Multivans T5 (siehe auch S. 72 dieser Ausgabe) oder des in diesem Frühling in Genf enthüllten neuen Tiguans. www.gentlemensreport.com/mobil MOBIL 49



telefon: 044 287 22 22 www. alferano.com


Gott fried Kel lers Erben Text: Peter Keller  Fotografie: Valentin Jeck

Die Staatskellerei Zürich in Rheinau erzeugt moderne Qualitätsweine. Ein Männer-Duo verantwortet die Produktion: Der smarte Christoph Schwegler als Geschäftsführer und der charakteristische Werner Kuster als Kellermeister

Der 39-jährige Christoph Schwegler wirkt umgänglich, ist gesprächig und kennt sich auf dem rutschigen MarketingParkett bestens aus. Er weiss, was er will und ist überzeugt von seinen Ideen. Mit einer stattlichen Statur wartet sein wichtigster Compagnon auf, der 48-jährige Werner Kuster: Er ist bodenständiger, mit der Scholle verbunden und sein Markenzeichen, der Schnauzbart, ist unübersehbar. Die beiden bilden ein Team, das sich bestens ergänzt. Zwei Männer, ein Ziel: Sie wollen die Staatskellerei Zürich in Rheinau zu einem der führenden Betriebe des Landes machen und zu einem festen Begriff in der Weinwelt werden lassen, zu einem «Label», wie es in der Sprache der Marketing-Strategen heisst.

Wein 52


Schwegler und Kuster sind sich durchaus bewusst, dass sie nicht irgendein Weingut führen, sondern eines mit einer langen Tradition und einer nicht immer einfachen Vergangenheit. In Rheinau steht mitten im Rhein ein barockes Kloster. Die dort residierenden geistlichen Koryphäen hatten schon zu früheren Zeiten ein besonderes Flair für edle Tropfen und besassen an vielen Orten die besten Rebberg-Lagen. Ende des 16. Jahrhunderts liess der Abt von Rheinau am gegenüberliegenden Ufer einen Weinkeller bauen, den die Staatskellerei noch heute benützt. Doch das Stift wurde 1862 aufgelöst. Die Klosterkellerei gelangte dann in den Besitz des Kantons Zürich – nicht zuletzt dank der Initiative des damaligen Staatsschreibers und grossen Dichters Gottfried Keller. Er schrieb nicht nur brillant, er widmete sich ebenso intensiv Reben und Weinen, die er gerne und regelmässig genoss. Die damalige Staatskellerei sah ihre bedeutendste Aufgabe darin, die Trauben der Weinbauern abzunehmen. Quantität statt Qualität lautete die Maxime, was auf Dauer nicht gut gehen konnte. Die Defizite wuchsen kontinuierlich, und mit der Zeit schwand das Interesse des Staats am Betrieb. 1997 landete das Gut, das heute noch keine eigenen Rebberge besitzt, bei Mövenpick Wein. Und der Konzern mistete den Laden konsequent aus. Zwanzig Prozent der Trauben-Produzenten sei gekündigt worden, sagt Werner Kuster, der seit 1992 als Kellermeister bei der Staatskellerei tätig ist. Unter den neuen Besitzern durfte Kuster endlich das tun, was ihm schon länger vorgeschwebt hatte: Qualitätsweine produzieren.

klasse statt masse Werner Kuster, Kellermeister

Wein 53


Wein 54


CHRISTOPH SCHWEGLER, 39 Der Marketingfachmann hat Erfahrung als Touristiker und führt seit fünf Jahren die Geschäfte der Staatskellerei Zürich.

Heute liefern knapp hundert Weinbauern aus dem ganzen Kanton Zürich die Trauben nach Rheinau. Und zwar möglichst hochwertige, so wie es Kuster wünscht. Bezahlt wird in der Regel nach den erzielten Oechslegraden, also dem Zuckergehalt in den Beeren. Doch davon will Kuster weg und ein anderes System etablieren: «Mittelfristig wollen wir einen bestimmten Betrag für den jeweiligen Rebberg entrichten.» Je nach Jahrgang wird die Kellerei oder der Weinbauer profitieren. Schliesslich zählt nur eines: Qualität. Sie kauft im Jahr zehn Prozent der gesamten Ernte des Kantons Zürich auf, der über eine Rebfläche von gut 600 Hektaren zählt. Im imposanten, denkmalgeschützten Gewölbekeller, ausgestattet mit alten Holzfässern, blitzblanken Edelstahltanks und unzähliger modischer Barriques, den 225 Liter kleinen Eichenholzfässchen, steht Kuster eine Kapazität von 600’000 Litern zur Verfügung. Doch die Weine müssen nicht nur produziert, sondern auch verkauft werden. Jetzt ist Marketing-Mann Schwegler, der sich als Touristiker ausbilden liess und als Geschäftsführer seit fünf Jahren bei der Staatskellerei arbeitet, gefragt: «Unsere Produkte sollen sofort erkennbar sein.» Ethno und Swissness liegen im Trend, doziert er. Dies würde vermehrt auch ein jüngeres Publikum ansprechen, das dem einheimischen Schaffen lange Zeit eher skeptisch gegenübergestanden sei. «Lokal statt global», heisst seine sicher nicht falsche Devise. Die Etiketten der Staatskellerei-Weine wurden angepasst, aufgefrischt, modernisiert, ohne die Vergangenheit vollständig über Bord zu werfen. Wein 55


LOKAL STATT GLOBAL Christoph Schwegler, Gesch채ftsf체hrer

Wein 56


Drei AKTUELLE Weine aus der Staatskellerei Pinot noir Tête de Cru 2006: mittleres Rubinrot, intensives Bouquet, rote Kirschen, würzige Noten, etwas Vanille, dicht, elegant, schön strukturiert, langes Finale, mit Potenzial, 18/20, 75 Franken

Der legendäre Staatschreiber-Wein wird heute noch abgefüllt, in einer roten Version aus Pinot noir und in einer weissen Version aus Riesling-Sylvaner, Gewürztraminer und Muscat. Nicht fehlen auf der Etikette darf selbstverständlich die Unterschrift Gottfried Kellers. Schwegler und Kuster mögen zwar die Tradition, wollen aber auch innovativ sein, was sich in der angebotenen, umfangreichen Palette von Weinen überaus deutlich bemerkbar macht. Auf einen breiten Geschmack getrimmt sind die Provenienzen der Serie «Compleo», was so viel wie «Vollendung» bedeutet: fruchtig und unkompliziert sind diese Weine. Anspruchsvoller zeigen sich die Pankraz-Weine, die nach einer Romanfigur Kellers benannt sind. Besonders stolz ist Kuster auf seinen neuesten Coup: Der hochwertige Pinot noir «Tête de Cru» (siehe rechts) stammt aus einer Lage in Eglisau. Die Rebstöcke sind 25 Jahre alt, die Erträge entsprechend bescheiden. Der Wein wird in offenen Holzstanden vergärt, erhält eine lange Maischenzeit und wird zuerst im Barrique und dann in einem alten Holzfass von 800 Litern zur Reife gebracht. Gerade mal gut tausend Flaschen dieser Exklusivität werden abgefüllt, die entsprechend ihren Preis hat. Aber solche Produkte helfen durchaus mit, das Renommée des Betriebes zu mehren – ganz im Sinne des Geschäftsführers. Die Staatskellerei beschreitet aber auch unkonventionelle Wege. Aus dem Rebberg «Korb», der sich praktisch vor der Haustüre des Betriebes befindet, werden sogenannte interspezifische Rebsorten verarbeitet, also Trauben, die widerstandsfähig gegen Pilzkrankheiten sind. Der Stiftung Fintan, welche die Weingärten bewirtschaftet, blieb wegen des oft feuchten Klimas keine andere Wahl. Sowohl der Weisswein Solaris als auch der Rote Lunaris (aus Cabernet Jura und Monarch) erreichen schon beachtliche Erfolge, wobei der Solaris bereits seit einigen Jahrgängen immer nach kurzer Zeit ausverkauft ist. Wein 57

Pankraz, Pinot noir Prestige Barrique 2008: rubinrot, in der Nase deutlich rotbeerig, leichte Röstnoten, im Gaumen dicht, elegant, gut eingebundene Säure, mittleres Tannin, rund, modern vinifiziert, trinkbereit, 16/20, 23 Franken

Gamaret 2008: tiefes Rubinrot mit violetten Reflexen, schwarze Kirschen, würzige Noten, schöne Frucht im Gaumen, reife Tannine, gute Struktur, gute Länge, eine Spezialität, 17/20, 28 Franken www.gentlemensreport.com/wein


BORDEAUXWEINE: PREMIERS SAMMELN – UND DEN REST GENIESSEN

Lohnt es sich, in Bordeauxweine zu investie ren? Wenn ja – wie und wo kauft man WeinE EIN – und wann kommt der Zeitpunkt, SIE wieder zu verkaufen? Text: René Gabriel

Wein 58


Die publizierten Zahlen sind verlockend: Gewisse Bordeauxweine zeigen bisweilen eine Performance, bei der selbst hoch dotierte Blue-ChipAktien ihre Farbe verlieren und verblassen. Doch wer genauer hinsieht und analysiert, weiss dass der einstige britische Premier Winston Churchill recht hatte: Er glaubte nämlich nur jenen Statistiken, die er selbst fälschte. Bordeauxweine durchlaufen, bis sie im Keller eines möglichen Investors landen, mehrere Handelsstufen. Als erstes lanciert ein Château im Frühjahr die Ernte des vorangegangenen Jahres. Dies, nachdem die interessierte Fachwelt anfangs April den noch im Fass liegenden Jungwein verkosten durfte. Ein Beispiel: Château Latour preist seinen neuen Jahrgang den Bordeauxhändlern (auch «Négociants» genannt) zu 400 Euro an. Etwa rund fünfzig verschiedene «Négociants» erhalten grössere und kleinere Erstzuteilungen. In der Regel umfasst die allererste Tranche etwa einen Drittel der gesamten Ernte. So generiert sich sofort eine grosse Nachfrage nach weiteren Mengen. Diese werden dann in weiteren, bereits höheren Tranchen wieder den gleichen oder zusätzlichen Händlern angeboten, respektive zugeteilt. Beispiel zweite Tranche = 500 Euro, weitere 30 Prozent der Ernte und 3. Tranche = 600 Euro mit weiteren 30 Prozent der Ernte. Die Angebote, die jetzt von diesen ausschliesslich in Bordeaux ansässigen Händlern in die

weite Welt gehen, sind somit bereits recht heterogen. In der Regel erhalten langjährige Stammkunden die grösseren Mengen und einen leicht besseren Preis. Dieser ist jetzt – in Folge der Marge des Négociants – bereits 15 bis 20 Prozent höher als der Preis ex-Château. Die eingekauften Mengen offerieren die Weinhändler in aller Welt als Subskriptionsangebote an ihre privaten Kunden. In der Zwischenzeit sind die Preise durch die Marge der lokalen Händler, der Transport- und Importkosten sowie der Mehrwertsteuer um weitere 25 bis 30 Prozent angestiegen. Und auch hier erhalten Stammkunden für die gesuchtesten Weine den Zuschlag. Das heisst, dass derjenige, der als grosser Investor auftritt, nun nehmen muss, was übrig bleibt und dies meist zu höheren Preisen kauft. Man kauft oft bei sehr vielen Anbietern zuweilen kleine Mengen, auch solche aus verschiedenen Ländern. Dies ist ein aufwändiges und zeitraubendes Investment. Da er nicht Händler und somit Direktanbieter ist, muss er dann warten, bis die Ware ausgeliefert wird. Dies erfolgt gut zwei Jahre nach dem Subskriptionskauf. Zu diesem Zeitpunkt bieten aber alle jene Mengen an, die sich nicht «en primeur» verkauften. Also drücken die Mehrfachangebote auf den ersten Marktpreis bei physischer Verfügbarkeit der Weine. Somit lautet die Devise nun; warten auf bessere Zeiten. Da die Preise heute bei der Lancierung ziemlich ausgereizt sind, dauert das manchmal mehrere Jahre. Will man dann verkaufen, muss der Preis extrem stark gestiegen sein, denn jenen Brokern oder Auktionen, denen man die gehortete Investitionsweinen verkaufen will, wollen auch wieder Marge und Gewinn generieren. Die teilweise extremen Preissteigerungen bei den Bordeaux sind auch auf eine Verknappung des Angebots im Topsegment zurückzuführen. Galt vor vierzig Jahren für die Winzer die Devise, möglichst viel Wein zu produzieren, um möglichst viel verkaufen zu können, so steht heute eine mörderische Selektion im Vordergrund. Nur das Beste vom Besten bekommt die Klassifikation «Grand Vin». Gegenüber früher, als selbst von Top-Weingütern wie MoutonRothschild, Lafite-Rothschild, Latour, Margaux, Haut-Brion, Cheval-Blanc, Ausone und WEIN 59

Pétrus insgesamt mehr als zwei Millionen Flaschen zur Verfügung standen, gibt es heute jährlich wenig mehr als eine Million Bouteillen dieser Luxusweine. Der Grund: Bei gleicher Fläche ist der Ertrag heute viel geringer und jedes dieser Weingüter (ausser Pétrus) bringt das Deklassement (junge Reben, leichte Böden, weniger konzentrierte Cuves) in Form von Zweitweinen auf den Markt. In den letzten zwei Jahren war Château Lafite-Rothschild der spektakulärste «Wine-BlueChip». Jeder der damals kaufte, verdient sich heute damit eine goldene Nase. Dies will aber nicht heissen, dass jene, die jetzt kaufen, wieder das grosse Geld damit machen. Bei globaler Analyse der Investitionsmöglichkeiten rund um grosse Bordeauxweine gilt daher inzwischen die Faustregel: Viel Geld in die Hand nehmen – lange warten und dann nichts oder allenfalls ein kleines bisschen verdienen. Aber immerhin – man ist so zu jeder Zeit «liquid»... www.gentlemensreport.com/wein



MAN SAGT, DIE MÄNNER HÄTTEN DEN MODISCHEN MUT ZUR FARBE SCHON FRÜHER GEHABT ALS DIE FRAUEN (Siehe Seite 79). DIE FARBE DIESES FRÜHLINGS IST BLAU, GENAU GENOMMEN KNALLBLAU Text: Jeroen van Rooijen  Fotografie: Thomas De Monaco  Styling: Kim Dang

Von links nach rechts: Wasserabweisender Seesack «Bonnier» aus der neuen «Reference»-Kollektion von Freitag, 26,3 Liter Inhalt, aus gebrauchten LastwagenPlanen, 490 Franken. Schlichter, schmaler CanvasSneaker mit weisser Sohle von Lacoste, 99 Franken. In Italien von Hand gefertigtes

Roadster-Fahrrad «Reporter» von Bella Ciao, Stahlrahmen und 8-GangNabenschaltung von Shimano, 2200 Franken, bei Stilrad in Zürich. Faltkajak «Big Kahuna» von Feathercraft, 16 Kilo leicht und 4,5 Meter lang, in Kanada gebaut, ab 4900 Franken, bei Per La Via Outdoor in Zürich.

ToolS 61


Von oben nach unten: Rahmengenähte Desertoder Chukkaboots aus blauem Wildleder von Common Projects, 379 Franken, bei Apartment Store in Zürich. Elektrische Gitarre «JS30 Dinky» von Jackson, mit Palisander-Griffbrett und Pappelholzkorpus, 428 Franken, bei Musik Hug. Schmale, karierte Seidenkrawatte von Hugo Boss, 119 Franken, bei Globus. Baumwoll-Socken mit Argyle-Karo von Burlington, 24 Franken, bei Globus. Seidene Strickkrawatte von Drakes, 160 Franken, bei Steinhauer in Zürich.

Blau, das zeigen alle Forschungen zu diesem Thema, ist in unseren Kulturkreisen die mit Abstand am häufigsten genannte Lieblingsfarbe. Rund ein Viertel der Menschen, die unlängst zu diesem Thema in Deutschland befragt wurden, nannten Blau als schönsten Farbton. Rot folgt weit abgeschlagen mit nur zwölf Prozent «Marktanteil». Man sagt, dass Blau aufgrund seiner vergleichsweise kühlen Farbtemperatur eine beruhigende Wirkung auf Menschen habe, die Konzentration fördere und wach halte. Blau steht aber auch für die Sehnsucht nach Weite, Freiheit und Freizeit – man denke an Redewendungen wie «blau machen» oder «ins Blaue fahren». In diesem Sinne haben wir die neuen «Tools» dieser Saison ausgesucht. TOOLS 62


tools

63


TOOLS 64


Von links nach rechts: Nachtblauer Tintenroller aus der «Léman»-Kollektion von Caran d’Ache, 335 Franken, bei Globus. Taschenmesser «Eloxy 11», zwei Klingen, 21 g leicht, 17 Franken, von Wenger. Taucher-Chronograph «Clipper» von Hermès, 44 mm Durchmesser, Titangehäuse und Automatikwerk, 6670 Franken. Sonnenbrillen «Rick» und «Elroy», beide aus Acetat, je 489 Franken, von Mykita. TOOLS 65


WoFür gEBEn siE iHr gEld aus? Wo und wie ein mann sein geld investiert ist natürlich erst einmal eine Frage der persönlichen lebenssituation. doch spielen Fragen von geschmack und lifestyle genauso eine rolle. Welcher anlegertyp sind sie? Wo investieren sie bevorzugt? und welche Perspektiven bietet ihnen der Finanzmarkt? Finden sie’s heraus, anhand der investor-typologie, welche «gentlemen’s report» entwickelt hat und die von der zürcher Privatbank vontobel interpretiert wurde

AUTo HAUS FAMILIENMoDELL SoMMERFERIEN TRAUMFRAU

Jaguar, Bentley Villa, Landsitz Patron einer Sippe Côte d’Azur Sophia Loren

Audi, BMW EFH, Eigentumswohnung Frau und zwei Kinder Miami, Mauritius Cameron Diaz

Porsche, Morgan Loft, Stadtapartment überzeugter Single St. Lucia Eva Mendes

Tesla, Lexus Hybrid Minergie-Haus Patchwork-Family Agriturismo in der Toskana Kate Moss

SPoRT HoBBy SAMMLUNG HANDy RASUR

Polo, oldtimerrally Zigarren Bordeaux Nokia Elektrisch

Golf, Segeln Fernsehen Krawatten Blackberry Mehrklingenrasierer

Fechten, Wakeboarding youngtimer Facebook-Freunde Android-Phone Nass

Biken, Wandern Fotografieren Fotokunst iPhone Barttrimmer

oUTFIT MoDEMARKE LEIBWÄSCHE UHR SCHUHE

Elegant und hochwertig Brioni, Hermès Zimmerli Patek Philippe, Blancpain John Lobb

Sportlich-elegant Boss, Hilfiger Calida Longines, omega Navyboot

Fashionable Tom Ford, Gucci Hom IWC, Tag-Heuer Church’s

Down to earth Brunello Cuccinelli American Apparel Suunto, Ventura Timberland

FILET GRILL FRÜHSTÜCK DRINK BIER

Medium outdoor Chef Café Complet Gin Tonic, Whisky Feldschlösschen

Medium mit Pommes Gasgrill Gipfeli und Konfitüre Screwdriver, Campari Ittinger

Seignant offenes Feuer Powerdrink Wodka on the rocks Singha

Fisch Holzkohle Vollkorn und Früchte Aperol Sprizz Appenzeller

TOTAL DER TREFFER

Typ

1

Typ

2 FInAnZ 66

Typ

3

Typ

4


WO LIEGT MEIN POTENZIAL? Wenn Sie sich gewissenhaft und ohne grosse Schummelei durch unsere kleine Stil-Typologie gearbeitet haben, dann d端rfte Ihnen jetzt klar sein, welches Lifestyle-Lebensmodell das Ihre ist bzw. welcher Art von Mensch Sie sind, was individuelle Investitionen und Anschaffungen betrifft. Was bedeutet dies jedoch f端r Ihr Anlageverhalten? FINANZ 67



1

Klassisch Sie schätzen gestandene Werte, eine gewisse Klassik und geregelte Umstände. Sie kaufen umsichtig, aber nicht kleinlich ein und investieren Ihr Geld gerne in Dinge, die lange Zeit gut bleiben. Das zeigt sich auch in Ihrem Portfolio, das sich durch einen grossen Anteil festverzinslicher Wertschriften von hoher Qualität auszeichnet. Sie berücksichtigen aus Prinzip nur Schuldner von höchster Bonität und setzen auf eine stetige, wenn auch zuweilen etwas unaufgeregte Vermögensvermehrung. Als Schweizer Investor investieren Sie in festverzinsliche Wertschriften des Bundes oder der Kantone – und zu einem kleinen Teil in Aktien. Wichtig ist dabei, dass es sich um grosskapitalisierte Unternehmen mit einem langen Leistungsausweis handelt, sogenannte Blue Chips, die eine über Jahre hinweg konstante Dividende ausschütten. Ihr Fokus liegt auf verlässlichen Werten (Value) und weniger auf Wachstumgesellschaften (Growth). Firmen wie Nestle, BASF und Sanofi-Aventis sprechen Sie an. Andere Anlagekategorien behandeln Sie subsidiär. Das Thema Immobilien decken Sie über etablierte, liquide Immobilienaktien wie Swiss Prime Site oder durch direkte Investments in Immobilien ab. Typ

Es versteht sich von selbst, dass die bewusst ironisch angelegten Sterotypen in diesem Beitrag nicht die Basis für eine seriöse Vermögensberatung sein können. Die Anlage- und Vermögensexperten der Bank Vontobel stehen Ihnen deshalb gerne für ein persönliches Beratungsgespräch zur Verfügung. Die Zürcher Privatbank unseres Vertrauens arbeitet nach modernen Methoden der Finanztheorie und ist auf die anspruchsvolle Beratung von vermögenden Privatkunden spezialisiert.

2

ÜBERLEGT Sie finden, dass allgemein zu viel Aufhebens um Lifestyle und Outfit gemacht wird und sind der Meinung, dass es mehr auf die inneren Werte und nicht aufs Äussere ankommt. Wenn es um Ihre Perspektiven in Sachen Finanzen geht, setzen Sie auf ein ausgewogenes, stark diversifiziertes Portfolio mit einem substanziellen Anteil an Aktien. Neben Qualitätsaktien investieren Sie auch einen Teil in etwas riskantere Wachstumsgesellschaften. Diese können eher klein sein, sollten aber durch ein beeindruckendes Potenzial überzeugen. Ihre Investitionen in diesem Bereich erfolgen über Direktinvestments oder Fonds. Gegenüber dem konservativen Investor berücksichtigen Sie die Wachstumsmärkte stärker: Sie investieren auch in Asien, Lateinamerika und Osteuropa, solange diese Investments breit abgestützt sind. Neben festverzinslichen Wertschriften und Aktien, die etwa ¾ Ihres Portfolios ausmachen, investieren Sie auch in Immobilien, Rohstoffe und einen kleinen Teil in Hedge Funds. Diese Investments tätigen Sie ausschliesslich über Fonds, die eine langjährige, überdurchschnittliche Performance ausweisen. Wichtig ist Ihnen ein breit diversifiziertes Portfolio, damit Sie für verschiedene Zukunftsszenarien optimal aufgestellt sind. Typ

finanz 69

3

KOMPETITIV Sie sind ein Draufgänger und lebensfroher Stylesurfer, immer auf der Suche nach dem Kick und dem neusten Gadget, fasziniert von Freiheit, Tempo und Abenteuer. Etwas zu riskieren ist Ihre Natur, auch punkto Geld. Ihr Vermögen ist zu einem grossen Teil in Aktien investiert – Obligationen sind Ihnen viel zu langweilig. Wenn es denn schon Anleihen sein müssen, dann bitte schön mit einer hohen Verzinsung. Alles andere geht gar nicht. Bei Aktien ist der Faktor Wachstum entscheidend: Sie setzen auf kleinkapitalisierte Firmen, die sich durch innovative Produkte auszeichnen. Als Trendsetter setzen Sie auch in Finanzfragen auf neue Themen und investieren mit Vorliebe in die Technologien der Zukunft. Die Wachstumsmärkte sind in Ihrem Portfolio stark übergewichtet. Sie glauben an die Zukunft der Schwellenländer und setzen voll auf dieses Potenzial. Ihre Anlagethemen sind Future Resources, Rohstoffe und alternative Anlageklassen. Da Ihr liquides Vermögen aber bereits überwiegend in Aktien investiert ist, holen Sie über Lombardkredite ein Maximum an Investitionspower aus Ihrem Portfolio. «The sky is the limit» ist Ihr Anlage-Motto und «Nur nie vom Gas gehen» Ihre Devise. Typ

4

NACHHALTIG Sie konsumieren überlegt und kritisch, gerade was Ihre Ernährung betrifft, aber zunehmend auch bezüglich Fragen von Mobilität, Mode und Lifestyle. Statt Marken fasziniert Sie gutes, ehrliches Handwerk. Als langfristig ausgerichteter Investor sind Sie verschiedenen Anlageklassen gegenüber aufgeschlossen. Einziger Vorbehalt: Die durch die Investitionen generierten Erträge und Gewinne müssen zwingend nachhaltig erreicht werden. Deshalb streben Sie grundsätzlich ein ausgewogenes Portfolio an. Wachstum um jeden Preis suchen Sie nicht. Schnelle Gewinne sind nicht Ihr Ziel. Sie investieren konsequent nur in Aktien und Obligationen von Unternehmen, die sich durch ein nachhaltiges Geschäftsgebaren auszeichnen – eigentliche Vorzeigeunternehmen also. Sie investieren in umweltfreundliche Technologien, sei dies über Einzelanlagen in Firmen wie Geberit und Meyer Burger oder über entsprechende Clean Tech Fonds. Ihr langfristiger Anlagehorizont macht Sie zu einem strategischen Investor mit entsprechendem Erfolgspotenzial. Typ

www.gentlemensreport.com/finanz





1

die Zeichen der Mode stehen noch immer auf Vintage und heritage – zu deutsch: Authentizität und herkunft . deswegen sollten Schuhe, die von modischer Ambition zeugen, auch nicht zu fabrikneu aussehen. die italienische Marke Moma hat es einst vorgemacht, und jetzt schmirgelt und bürstet und wäscht die Branche ihre Leder also, bis der letzte Verdacht von neuware verpuff t ist. Auch Church’s, ein bewährter hersteller von Qualitätsschuhen britischer Prägung, ist auf den Geschmack gekommen und präsentiert eine kleine, ausgefeilte Kollektion, die einem original-Modell von 1929 aus Schanghai nach-

Text: Jeroen van rooijen

empfunden ist, welches man in den hauseigenen Archiven in northampton fand. die Schanghai-Linie ahmt den patinierten Luxus des originals gekonnt nach, ohne dabei bloss ein Imitat zu sein. Etwa 1100 Franken, erhältlich bei Church’s in Genf.

der Schuh nEWS 73

die richtige Tasche zu fi nden ist für die meisten Männer wie die Suche nach dem heiligen Gral: man sucht ein Leben lang, und immer, wenn man glaubt, die Lösung gefunden zu haben, verändern sich die Bedürfnisse oder die Mode, und man beginnt wieder von vorne. Auf diesem langen, steinigen Weg haben die Männer in den letzten 25 Jahren auch schwere Stilsünden wie das Aktenköff erli oder den Business-rucksack kennengelernt. Im Wissen um die Vergänglichkeit dieses rats, aber dennoch mit heiliger Inbrunst empfehlen wir dieses Frühjahr: eine robuste, baumwollene Canvas-Field-Bag von Filson aus Seattle. da passen

auch kleine Laptops und iPads rein, ohne dass man deswegen gleich wie ein Bürosklave aussieht. Für ganz Verwegene gibt’s übrigens auch in Material und Farbe dazu passende Gewehrtaschen. Modell «Field Bag Medium», erhältlich etwa bei Pesko in Lenzerheide, ca. 529 Franken.

die taSche

GENTLEMEN’S REPORT SELECTED – FÜR DIESE 15 INVESTITIONEN SOLLTE SICH EIN MANN DIESEN FRÜHLING NICHT ZU SCHADE SEIN

15 Für JetZt

2


3

Unstrukturiert, ungepolstert, maximal halbgefüttert, leicht und bequem wie ein hemd oder ein Pullover: So müssen Jacketts (auch Vestons oder Sakkos genannt) heute aussehen. Brunello Cuccinelli, der zu den Pionieren dieses Weichspüler-Stils gehört, weiss noch einen weiteren Grund, warum

die JacKe die Shirt-Jackets derzeit so boomen: ein 25-jähriger sieht darin genauso lässig aus wie ein 65-jähriger. die leichten Jacken sind also ein generationenübergreifendes Erfolgsmodell. dank des Verzichts auf sperrige Einlagen und Polster können diese Jackentypen ausserdem sehr körpernah gearbeitet werden, was jenen Männern gefällt, die ihren Body regelmässig im Fitnessstudio quälen. Kurzum: es spricht derzeit fast alles fürs hemdsakko – vorausgesetzt, man hat die natürlichen «Assets» dazu. Modell von AF Collection by Al Ferano, ca. 898 Franken.

4

daS autO die Mode huldigt derzeit dem outdoorgeist und erzählt über textile oberflächen manche Geschichte von Abenteurern und Entdeckern. Wäre es also nicht auch an der Zeit, seinen Fuhrpark durch ein Automobil zu ergänzen, das diesem Spirit gerecht wird? Ein Auto, in dem das holzfällerhemd genauso authentisch aussieht wie der knittrige Leinenanzug? Volkswagen hat den passenden Wagen für den modernen Freigeist – es ist der brandneue California auf

der genetischen Basis des T5, den es wahlweise als spartanischen Basic-Camper namens «Beach» (ab 52’000 Franken) oder als Luxus-reisemobil mit der Modellbezeichnung «Comfortline» gibt. der mit Küche und allen weiteren Annehmlichkeiten wie Standheizung oder drehsitze ausgestattete Bus passt auf jeden handelsüblichen Parkplatz und bietet, mit elektrisch hochgefahrenem hubdach, einer maximal vierköpfigen reisegesellschaft ein komfortables nachtlager. 180 Pferdestärken und dSG-Getriebe sorgen für zügiges Weltenbummeln. Ab 67’370 Franken, bei Volkswagen.


Pocket-digicams sind für den Familienabend. Und mit schweren Spiegelreflexkameras schmückt sich heute schon jedes Bloggermädchen. Ein Gentleman wählt also den Mittelweg und entscheidet sich für die eleganten, an die sechziger Jahre erinnernden Midiformat-Kameras mit Wechselobjektiven der Pen-Baureihe von olympus. Topmodell ist die E-PL2, die sich gegenüber der ursprünglichen Version noch

wertiger anfühlt. der Bildsensor liefert eine Auflösung von zwölf Megapixeln, das digitaldisplay auf der rückwand misst drei Zoll diagonale. der hit sind die Wechselobjektive, mit denen die ganze Bandbreite der Kreativität ohne digitalzoomen ausgekostet werden kann, sowie der «Penpal»-Communication Unit zum drahtlosen hochladen von Bildern auf rechner oder Scoial networks. Ca. 660 Franken.

die KaMera

6

die uhr

nEWS 75

das vor einem Jahr auch bei uns lancierte iPad von Apple ist – zumindest für den Moment – noch immer die Standardausrüstung erster Wahl für mobile Zeitgenossen. Wen wundert’s, dass sich inzwischen ganze heerscharen von Berufstätigen mit dem praktischen digitalen Begleiter schmücken. Ein Problem sind aber vorderhand noch die erhältlichen Covers zu dem Gerät: Sie sehen billig, ordinär und irgendwie zu sehr nach Büroarbeit aus. Eine Ausnahme macht das in schwarzes Leder eingeschlagene und innen mit sandfarbenem Alcantara gepolsterte «iPad-Folio» von Moleskine, dem bewährten hersteller der notizbücher mit dem Gummiband.

Inbegriffen ist ein 96-seitiger notizblock mit unlinierten Seiten. Sieht ein bisschen mehr nach hemingway oder Chatwin als nach Steve Jobs oder – quelle horreur! – nach Bill Gates aus. Erhältlich für ca. 121 Franken.

5 Eine feine Jaeger, eine schöne Patek, eine edle rolex, eine respekt heischende IWC oder eine dicke hublot – Gentlemen, das kennen wir alles schon längst. Mit diesen Insignien des Erfolgs schmückt sich doch heute fast jeder. Und wer schon einmal zwei Businessmen beim wortlosen Kräftemessen mit hochgeschobener hemdmanschette beobachtet hat, der weiss: es gibt immer noch einen, dessen Uhr grösser, teurer, rarer und extremer ist. der einzige Weg kann deshalb nur heissen: downsize! Wir müssen wieder runter von den XXL-Formaten und den Killergewichten, hin zu einer zeitlosen Eleganz. Und vielleicht muss man sich auch von dieser festen Vorstellung lösen, dass eine feine Uhr nur aus der Schweiz kommen kann. Sie kann auch aus Sachsen kommen, oder aus Schramberg im Schwarzwald, wo Junghans seine wunderbar reduzierte MaxBill-Chronoscope mit Automatikwerk zusammenschraubt ca. 2200 Franken.

7 der beGLeiter


die MuSiK Vom englischen Qualitäts-Parfumhaus Penhaligon’s stammte schon das unverwechselbare «Blenheim Bouquet», welches schon Sir Winston Churchill gut gefiel und zur Standardausrüstung jedes ambitionierten Badezimmerschränkchens gehören sollte. doch nun übertriff t sich Penhaligon’s mit einem von Bertrand duchaufour komponierten Gentleman-Parfum ersten Grades selbst: Es heisst «Sartorial» und soll an die grossen Schneidermeister der Savile row in London erinnern. der duft ist eine moderne Interpretation des be-

währten Fougère-Konzepts und riecht nach Mooseiche, Lavendel, Tonkabohnen, Leder und metallischem Schimmern. Und wer ganz tief inhaliert, der kann sogar die Schere des Schneidermeisters riechen, sagt der hersteller. Glauben wir nicht, aber riecht trotzdem hervorragend. 50 ml ab ca. 100 Franken.

der wein

8 umsichtigen Prinzipien der nachhaltigkeit gekeltert und besteht je zur hälfte aus den Sorten Grenache und Carignan. Erstere sorgt für Wärme und Intensität, zweitere für frühlingshafte Frische. Und mit einem Preis von 17.80 Franken pro Flasche liegt auch eine zweite oder dritte runde drin. Bis 2018 lagerfähig.

9

der Frühling kommt, oder besser noch: der Sommer ist in Griff weite. Zeit für ein gutes Glas Wein unter freiem himmel, doch welcher Snob würde in einer solch entspannten Situation zum sündhaft teuren Prestige-dampfhammer aus Bordeaux greifen? der bleibt bis zum herbst im Keller und macht einem leichteren, aber dennoch kraft vollen und subtilen Südfranzosen Platz, wie es der «Etoile du Sud» ist, dessen 2009er-Jahrgang bei Mövenpick den Titel eines «Wein des Jahres» errungen hat. der Wein wächst auf den Schieferböden von Maury, wird dort nach

direkt aus dem Internet beziehen und variabel im haus verteilen. Gesteuert wird das Gerät mit einer iPhone- oder iPad-App, und wer ganz smart ist, der löst einen Account bei einem Web-radiodienst wie etwa last.fm, welcher die Musik ganz nach dem persönlichen Geschmack aus dem Internet «zusammenscrobbelt» und überdies lernfähig ist. Titel, die man nicht mag, klickt man einfach weg, und sie kommen nie wieder. Was man dagegen gut fi ndet, markiert man, und daraus wächst mit der Zeit die ganz persönliche Bibliothek, die mittels Tags auch je nach Tageszeit variiert werden kann.

10 der duFt

Schallplatten kaufen? Für nostalgiker! Cds sammeln? It’s sooo 90s! Und dann diese schrecklichen Cd-regale... Also Musik downloaden? Auch nicht mehr nötig. radio hören? Vielleicht im Auto. denn wer smart ist, vernetzt sein Zuhause (oder Büro) mit den ultrakompakten, wohlgestalteten und dennoch fast unsichtbaren Soundwürfeln von Sonos, welche die Musik


12

Der Entwurf «Nara» des in London arbeitenden Japaners Shin Azumi ist nicht weniger – aber auch nicht viel mehr! – als die Essenz eines Stuhls: Vier Beine, eine Sitzfläche, eine angedeutete Rückenlehne, fertig. Mehr als ums blosse Weglassen von Gewicht und Material ging es Azumi aber um die Ergonomie: Durch den Verzicht auf eine konventionelle, also geschlossene Rückenlehne unterstützt dieser minimalistische Stuhl die Mus-

Die Fixie-Welle, die uns eine Vielzahl radikal abgespeckter Velos ohne Licht, Bremsen, Schaltung oder Schutzbleche bescherte, hat ihren Zenit überschritten – immer mehr Stylesurfer merken, dass es vielleicht doch nicht so falsch ist, wenn ein Fahrrad nicht nur ästhetische, sondern auch funktionelle Ansprüche erfüllt. In diesem Kontext muss deshalb das schlichte, moderne und schlaue Vanmoof-Bike «No. 5» aus Holland genannt werden, welches über ein im Alurahmen verbautes Abus-Sicherheitsschloss verfügt. Vorne im schlichten, unlackierten Rahmen ist ein LED-Licht eingebaut, man sitzt auf einem eleganten Brooks-Sattel und das Ding verfügt auch über Bremsen und Schutzbleche. Dass es trotz all dieser Features toll aussieht und nur gut tausend Franken kostet, macht es zur Pflichtanschaffung für dieses Frühjahr.

13

kelarbeit des Sitzenden, weil er dem oberen Rücken zwar Halt gibt, die Wirbelsäule aber ungestützt lässt. Dies erlaubt ein natürliches, druckfreies und somit entspanntes Sitzen. Seinen Namen hat das Sitzmöbel mit den charakteristischen «Hörnchen», an denen sich übrigens auch vorzüglich Taschen oder Jacken aufhängen lassen, von den heiligen Rentieren, die im Wald der einstigen japanischen Hauptstadt Nara leben. Umgesetzt wurde der Entwurf vom dänischen Label Fredericia, welche «Nara», ungeachtet seiner japanischen DNA, als reduzierten Klassiker in der nordischen Tradition von Jacobsen, Wegner oder Mogensen sieht. Zum Stuhl gibt es einen passenden Tisch, Barhocker sowie eine Garderobe. 615 Franken (mit Sitzpolster), bei Zingg-Lamprecht in Zürich.

NEWS 77

fels herstellt. Jede seiner Brillen ist ein Einzelstück, das komplett in seinem Zürcher Atelier gefertigt wird. Natürlich sind auch individuelle Anpassungen sowie Massanfertigungen Teil seines Repertoires. Modell «128b», ca. 1800 Franken.

11

Menschen mit Stil suchen gerne das Besondere und Rare – etwas, das man nicht einfach so an jeder Strassenecke findet, und bevorzugt etwas, auf dem nicht riesengross das Logo einer bestimmten Marke klebt. Dies gilt auch für Brillen: Gestelle mit weitherum sichtbaren Logos sind pfui. Und zum Glück gibt’s auch in der Schweiz Spezialisten, die in exquisiten Nischen hervorragende Alternativen anbieten, etwa den Zürcher Alain Benoit, ausgebildeter Augenoptiker, der seit 2002 in Eigenregie Brillen aus dem zertifizierten Horn des indischen Wasserbüf-

Das möbel

DiE BRILLE



NEWS 79

DAS GADGET

14

Der Franzose Jean Pigozzi (*1952) ist nicht nur der bedeutendste Sammler zeitgenössischer afrikanischer Kunst, sondern durch und durch ein Lebemann, der kaum eine Party auslässt. Dass er an diesen Orgien der Schönen und Reichen immer seine Kamera dabei hat, um äusserst humorvolle Bilder von exstatischen und leicht kompromittierenden Situationen zu schiessen, macht die Sache umso interessanter. Der vor kurzem bei Steidl erschienene «Catalogue Déraisonné» fasst die witzigsten Fotos dieses prallen Lebens zusammen. So hat man die Glamour-Elite dieses Planeten noch nicht oft gesehen. 56 Euro.

Ja, die Energiesparlampen-Diskussion ist etwas zäh, und manchmal auch etwas fundamentalistisch. Denn es gibt ja durchaus Gründe für diese zählebigen Dinger mit der Lichttemperatur eines Tiefkühlers. Aber es gibt eben auch Gründe, diese Dinger nicht zu kaufen – auch ästhetische. Diese Leuchten sehen einfach nicht gut aus, gerade in gewissen Klassikern, in denen das Leuchtmittel essentieller Teil des Looks ist. Umso erfreulicher ist es zu wissen, dass Righi in der Innerschweiz immer noch klassische Glühlampen mit Wolframfäden herstellt, etwa das abgebildete Modell mit Spiegelkopf (12 Franken). Man bekommt die Lampen im schönen Laden «Edition Populaire» von Aleli Leal und Kaspar Fenkart an der Lagerstrasse 93 in Zürich.

15

DAS BUCH



Männer sind die besseren Frauen Text: Elke Giese

IMPRESSUM Der «Gentlemen�s Report» ist eine zweimal jährlich erscheinende Publikation für Männer. Sie erscheint erstmals im Frühjahr 2011. Ein Teil der Auflage liegt der «Neuen Zürcher Zeitung» (Ausgabe Zürich und Region) vom 2. April 2011 bei. Partner Mode Al Ferano / alferano.com Mobilität AMAG / amag.ch Genuss Mövenpick Wein / moevenpick-wein.com Finanz Vontobel Private Banking / vontobel.ch Living Zingg-Lamprecht / zingg-lamprecht.ch Die Partner ermöglichen mit ihrem Engagement und Know-how die Redaktion und Recherche des «Gentlemen�s Report». Sie sind gleichzeitig die ausschliesslichen Anzeigeberechtigten dieses Magazins und distributieren das Magazin über ihre Kanäle. Editor Jeroen van Rooijen / jvr@gentlemensreport.com general manager Reto Caprez / rcz@gentlemensreport.com Kreation / Produktion CreativE Director Daniel Müri Art Director Cornelia Hess Produktion Melanie Hanimann ddcom.ch Anschrift Tailor Made Editions Gmbh Weinbergstrasse 52 CH- 8006 Zürich gentlemensreport.com Preise Einzelverkauf 12 Franken 2 Ausgaben/Jahr 20 Franken abo@gentlemensreport.com Druck NZZ Print Schlieren Auflage 90�000 Ex. (davon 63�000 als Beilage der NZZ) Copyright Alle Texte sowie ein Grossteil der Bilder wurden exklusiv für den «Gentlemen�s Report» erstellt. Jede weitere Verwendung, insbesondere Vervielfältigung, Speicherung und Bearbeitung, ob gedruckt oder auf digitalen Kanälen, bedarf der schriftlichen Zustimmung der Redaktion bzw. der Autoren und Fotografen. © Tailor Made Editions GmbH, Zürich

Wenn die Rede auf die «neuen Männer» kommt, glänzen überall die Augen und der Ton wird schwärmerisch. «Neue Männer» sind die, die im letzten Jahr die Kassen des Modehandels und der Kosmetikindustrie laut klingen liessen. Das Umsatzwachstum der Menswear lag vergangenes Jahr bei 6,8% (Quelle: HML-Modemarkting, Frankfurt a.M.) und damit weit über dem der Womenswear (4,1%). Und auch die Absatzkurven für Crèmes, Lotions, Männerparfüms und andere Schönheitsmittel zeigen kontinuierlich nach oben. Die Männer haben angefangen, Aufwand mit sich und ihrem Körper zu betreiben. Sie beanspruchen jetzt Zeit im Badezimmer und entsprechende Regalflächen für ihre Tiegel, Töpfchen und Wässerchen, die mit denen der Frauen und Freundinnen konkurrieren. Das Deutsche Mode-Institut ( DMI ) entdeckte in einer breit angelegten Fotostudie von 2008/09, bei der 5000 Strassenfotos von 20 bis 34-jährigen Männern und Frauen analysiert wurden, die Männer als grosse Überraschung. Ihre Kompetenz, Schals zu binden und subtile Farbkombinationen zwischen Polos, Accessoires und Schuhen zu inszenieren, lässt noch einiges erwarten. «Männer sind die neuen Fashion-Victims» war die Schlussfolgerung des DMI, die von der aktuellen Entwicklung mehr als bestätigt wird. Während die Männer mit ihrem Streben nach Attraktivität auf die Feuilletonseiten wandern, fordern die Frauen auf den Titelseiten per Quote ihren Platz in Chef- und Vorstandsetagen. Unbemerkt, im Schatten von öffentlichen Emanzipationsdiskussionen und Schuldzuweisungen, lassen sich die Männer seelenruhig in Spas und auf Kosmetikliegen verwöhnen und an ihrer Schönheit arbeiten. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass sie die Macht preisgeben werden, um noch mehr Zeit für ihren Körper zu haben. Sie werden die kommenden Verteidigungsgefechte einfach in trendigen Looks und mit makelloser Haut führen. Wenn man die Mode als das nimmt, was sie ist, nämlich ein Indikator für gesellschaftliche Entwicklungen, dann müssen die Frauen auf der Hut sein. Auf den Modemessen in Florenz und Berlin brillierten die Männerkollektionen für den nächsten Herbst mit reichen, strahlenden Farben und subtilen Materialien, ohne dabei schwul zu wirken. Noch nie war so viel Pelzbesatz an kernigen Luxusparkas zu sehen. Aber auch der Sommer lässt Spektakuläres erwarten: Chinos in Pink, Sonnengelb und Smaragdgrün müssen Frauen lange suchen, während sie in den Menswearkollektionen überall präsent sind. Im Vergleich zur Männermode bleiben die Frauenkollektionen merkwürdig blass. Zurückhaltung in Beige/Grau und Distinktion in Camel sind die ablesbaren Botschaften, denen es an Leidenschaft und Esprit fehlt. Nur die erfahrene und kampferprobte Miuccia Prada scheint die Gefahr, die in zu grosser Zurückhaltung liegt, zu erkennen. Ihre Kollektion für den kommenden Frühling/Sommer stellt mit expressiven Farben und Mustern alles andere in den Schatten. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie mutig (oder feige) die Frauen wirklich sind. In Sachen Mode und Schönheit begegnen sich Männer und Frauen nun auf Augenhöhe. Designer, Industrie und Dienstleistungsgewerbe freuen sich über beide. KOLUMNE 81


DER FRÜHLING IST DA! Tun Sie’s unserem Redaktionshund Jasper (*2008, Lagotto Romagnolo, italienischer Trüffelhund) gleich, und befreien Sie sich und Ihren Körper zur neuen Jahreszeit von unnötigem Ballast. Dazu gehört nicht nur der Winterspeck, sondern auch die Winterwolle. Greifen Sie zum Bartschneider und rasieren Sie Bein-, Leib- und Achselhaare kurz – es fühlt sich unglaublich frisch an.

Bezugsquellen Al Ferano www.alferano.com – Alain Benoit www.alainbenoit.com – AMAG www.amag.ch – Apartment Store www.apart-ment.ch – Bella Ciao www.bellaciao.de – Bruli www.bruli.com Burlington www.burlington.com – Caran d’Ache www.carandache.ch – Church�s Footwear www.church-footwear.com – Common Projects www.commonprojects.com – Edition Populaire www.editionpopulaire.ch – Feathercraft www.feathercraft.ch – Filson www.filson.com – Fredericia www.fredericia.com – Freitag www.freitag.ch – Globus www.globus.ch Hermès www.hermes.com – Hugo Boss www.boss.com – Jackson www.jacksonguitars.com – Junghans www.junghans.de – Lacoste www.lacoste.com – Moleskine www.moleskine.ch Mövenpick Weine /Staatskellerei www.moevenpick-wein.com – Musik Hug www.musikhug.ch – Mykita www.mykita.com – Olympus www.olympus.ch – Penhaligon�s www.penhaligons.com Per La Via www.perlavia.ch – Sonos www.sonos.com – Steidl www.steidlville.com – Steinhauer www.steinhauer-zurich.ch – Stilrad www.stilrad.com– Vanmoof www.vanmoof.ch Volkswagen www.volkswagen.ch – Vontobel Private Banking www.vontobel.ch – Wenger www.wenger.ch – Wittmann www.wittmann.at – Zingg-Lamprecht www.zingg-lamprecht.ch zuletzt 82


WIN! WIN! stilvolles Wohnen, guter Wein, Mode auf Mass, gepf legte Mobilität und überlegtes investieren – all das und mehr sind themen im ersten «Gentlemen’s Report» dieses Frühlings. sagen sie uns bitte, wie sie all dies finden, worüber sie gerne mehr lesen – und wir belohnen sie vielleicht schon bald mit einem der folgenden neun attraktiven Preise.

1.

3.

Design- sessel schwan mit stoffbezug von Arne Jacobsen für Fritz Hansen im Wert von 3500 Franken, offeriert von Zingg- lamprecht.

Weekend mit Audi A5 Cabriolet im Hotel Kronenhof in Pontresina im Wert von 3000 Franken.

4.

2.

GC- Heimspiel in der Vontobel-ViP-lounge für 6 Personen im Züricher letzigrund im Wert von 3500 Franken.

sartoriale-Massanzug mit massgefertigtem Hemd von Al Ferano im Wert von 3000 Franken.

5. 9.

bis Je einen von 5 Einkaufsgutscheinen im Wert von 500 Franken bei Mövenpick Wein.

Einfach den angefügten talon ausfüllen, ausschneiden, frankieren und ab die Post. Wir bedanken uns herzlich für ihr interesse – ihr Gentlemen’s Report. www.gentlemensreport.com

MODE / STIL

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

MOBILITÄT

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

FINANZEN/VORSORGE

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

WOHNEN/EINRICHTEN

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

GESUNDHEIT

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

REISEN

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

SPORT

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

TECHNIK

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

KUNST/KULTUR

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

ESSEN /TRINKEN

interessiert mich:

sehr

etwas

nicht

Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Rechtsweg und Barauszahlung sind ausgeschlossen. Mit der Teilnahme geben Sie Tailor Made Editions GmbH das Recht, E-Mail- und Postadresse für Werbezwecke zu verwenden. Mitarbeitende der Partnerunternehmen des «Gentlemen’s Report» sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Teilnahmeschluss: 31.5.2011

stamp here please

NAME / VORNAME

ADRESSE

ALTER

Männlich

Weiblich

tailor Made Editions Weinbergstrasse 52 CH- 8006 Zürich



eine Arbeit der jungen Z체rcherin lulu limbrecht. Die K체nstlerin thematisiert in ihren Collagen, die sie mit Fotos aus Vintage-Herrenmagazinen und Dingen des Alltags fertigt, Fragen von sexueller identit채t und weiblicher stereotypen. www.lululimbrecht.ch

lost in buttons,


STIL, SUBTANZ & KNOW HOW


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.