Gentlemen's Report No.7

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VERLAGSBEILAGE

n˚ 7

November 2012

GentlEmen’s Report

das magazin für männer

www.gentlemensreport.com


cartier.com - 044 580 90 90

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ballon bleu de cartier FLIEGENDES TOURBILLON KALIBER 9452 MC

DAS KALIBER 9452 MC VON CARTIER BIETET EINE GENIALE KOMPLIKATION BESONDERS SELTENER UND SPEKTAKULÄRER ART: DAS FLIEGENDE TOURBILLON. ALS ZEUGNIS EINES AUSSERGEWÖHNLICHEN UHRMACHERISCHEN SAVOIRE-FAIRE KOMMT DAS FLIEGENDE TOURBILLON OHNE BRÜCKE AUF DER ZIFFERBLATTSEITE AUS. DER VISUELLE EFFEKT IST EINZIGARTIG: DAS DREHGESTELL MIT DER SCHWINGENDEN UNRUH SCHEINT IM HERZEN DER UHR ZU SCHWEBEN. DIE GENFER PUNZE BÜRGT FÜR DIE QUALITÄT DIESES UHRWERKS, DAS SICH HARMONISCH MIT DER ÄSTHETIK DER UHR BALLON BLEU VON CARTIER VERBINDET. GEHÄUSE AUS ROTGOLD, KRONE GEPERLT UND MIT EINEM SAPHIRCABOCHON BESETZT, HANDAUFZUGWERK MIT FLIEGENDEM TOURBILLON KALIBER 9452 MC (19 RUBINE, 21`600 HALBSCHWINGUNGEN/STD., ZWEI FEDERHÄUSER FÜR EINE GANGRESERVE VON UNGEFÄHR 50 STUNDEN), FLIEGENDES TOURBILLON MIT ANZEIGE DER SEKUNDE AUF DEM DREHGESTELL IN FORM EINES C.

ERHÄLTLICH IN DEN CARTIER BOUTIQUEN IN GENF, ZÜRICH, LUZERN, ST.MORITZ UND BEI DEN FOLGENDEN AUSGEWÄHLTEN KONZESSIONÄREN: GENF : B & B - LES AMBASSADEURS – INTERLAKEN : KIRCHHOFER CASINO – LUZERN : EMBASSY – ZÜRICH : BEYER – LES AMBASSADEURS


EINZIG IST DIE ART Stereotypen, was und wie ein Mann zu sein hat. Und die Männermode lebt von Traditionen und Konventionen. Traditionen und Konventionen sollten aber nicht mehr als das Gerüst sein, an dem man sich festhalten kann. Sie sollten kein Gefängnis sein, sondern Raum für eigene Ideen lassen. «Individualität ist heute überhaupt das wichtigste Stichwort», sagt etwa Christophe Goineau, der für ein alteingesessenes Luxuslabel Krawatten ent­ wirft (Seite 30 dieser Ausgabe). Das will gewiss etwas heissen, wenn die Maxime der Einzigartigkeit schon bei der Krawatte angekommen ist, welche viele (fälschlicherweise) noch immer für ein Symbol der Uniformität halten.

J er o en van

r o o ijen

NZZ-Stilfachmann, Kolumnist der «NZZ am Sonntag», Stilkritiker bei Radio DRS 3 und Autor mehrerer Bücher zum Thema Mode und Stil.

R e t o c a p re z

Fotografie: Nathan Beck

Spiritus rector hinter dem «Gentlemen’s Report». Geschäftsführer und Inhaber von ALFERANO, dem Schweizer Marktführer für Masskonfektion.

«One of a kind» zu sein, ist – gerade im Zeitalter der Massenkultur und Massenartikel – das höchste der Gefühle. Denn wir sind alle verschieden, die Natur hat es so eingerichtet. Dem sollten wir auch mit unseren Stilentscheidungen bezüglich Outfit und Lebensart Rechnung tragen: nicht wie die anderen sein, sondern sich mit subtilem Stilgefühl über die Konventionen erheben. Das gibt nicht nur dem Individualisten ein gutes Gefühl und eine «raison d’être», es macht das Leben auch für die Zuschauenden facettenreicher. Der freien Entfaltung des Individuums steht eine kollektive Erwartungshaltung gegenüber. Die Gesellschaft formuliert editorial 1

Individualität bedeutet nicht unbedingt, sich wie ein Paradiesvogel zu kleiden und auszustaffieren. Das Gegenteil kann der Fall sein: wenn alles besonders, sensationell und speziell ist, wird auch das ganz alltägliche wieder attraktiv. Diesem Phänomen ist Designer Jasper Morrison auf der Spur (ab Seite 16 dieser Ausgabe). Der Brite ist einer der weltweit angesehensten Produktgestalter und ist überzeugt, «dass es nicht die Aufgabe eines Designers sein kann, die Dinge speziell oder aussergewöhnlich zu gestalten». Das Gegenteil hingegen schon: «Produkte müssen so selbstverständlich wie möglich sein», erklärt Morrison seine Maximen, die er «supernormal» nennt. Supernormal und dennoch radikal individuell: Die Quadratur des Kreises ist möglich. Lesen Sie das Stilbekenntnis von Reeto von Gunten (Seite 22), einem der originellsten Köpfe weit und breit. Solche Männer braucht das Land. Reto Caprez und Jeroen van Rooijen, Macher des «Gentlemen’s Report»


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INSPIRIERT DURCH HIMMEL UND ERDE

Terredhermes.com


inhalt dieser ausgabe

SCHNEEFLOCKEN

SEITE 26

CRESTA RUN

SEITE 34

OBSTLER

SEITE 48

ERBSTÜCKE

SEITE 44

BRETTLIBUEBE

SEITE 6

MORRISON

SEITE 16

Editorial MEIN STIL

1

2 2

MITARBEITER

4

ARCHITEKTUR

HÄRTEtest

1 4

INTERVIEW

BASTELBOGEN

2 6

3 2

MODE

1 6

3

4

gr+shop 4 2 UHREN 4 4 K AMER AS 5 4 NEWS 5 8 HOT DRINKS 6 1

KOLUMNE

6 3

Jasper

6 5

GENTLEMen’s Guide Inhalt 3

3 0 , 6 2


mitarbeiter dieser ausgabe

jere m y

ivan

c la u d ia

aleli

gl o o r

t eres t c h en k o

l u p er t o

leal

Jeremy Gloor ist als freier Journalist tätig und schreibt u.a. für die NZZ und das Stilmagazin der NZZ am Sonntag. Der 31-Jährige lebt in Zürich.

Der 1958 in London geborene und in der Schweiz und in Frankreich aus­ gebildete Fotograf arbeitet für Titel wie «Vogue» oder «Architectural Digest».

Claudia Luperto, Winterthurerin mit italienischen Wurzeln, hat sich die Fotografie auf dem 2. Bildungsweg angeeignet und arbeitet seit 2007 frei.

Interieur-Stylistin u. a. für Vitra, «NZZ am Sonntag» oder Navyboot, Mitinhaberin von Edition Populaire in Gerolds Garten Zürich.

l o ren z

v é r o ni q u e

J ü rg

D A V I D

ri c h ar d

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Zbin d en

TOrC A S S O

28 Jahre alt, lebt in Zürich und arbeitet als Fotograf im Bereich Action, Portrait und People. Ist begeistert von Wellenreiten und Motorrädern.

1976 in Lausanne geboren, schloss ihr Fotografiestudium an der Zürcher Hochschule der Künste 2001 ab. Sie lebt und arbeitet in Zürich.

Korrektor und freier Journalist für Popkultur-, Stil- und Vintage-Themen. Die Patina schätzt er eher als den Glanz des Neuen.

schreibt u.a. für «Brand Eins», «Das Magazin» oder «Die Zeit» über Gesellschaftsthemen. Er lebt in Berlin und Zürich.

lea

a m an d a

S t e f an

f l o rian

m eienberg

c a m enis c h

J er m ann

Kal o t a y

Lea Meienberg, 30, lebt in Zürich. Seit 2008 arbeitet sie als freischaffende Fotografin und ist stets auf der Suche nach überraschenden Bildern.

25 Jahre jung, Modefotografin und arbeitet für Modemagazine im In- und Ausland. 2012 gewann sie den EWZ-Award in der Kategorie Mode.

Der Zürcher Stefan Jermann ist freischaffender Fotograf im Bereich People, Portraits und hat sich neuerdings auch auf Edelkarossen spezialisiert.

Selbständiger Fotograf seit 2005, arbeitet nach eigenem Bekunden «wahnsinnig gerne mit Menschen und ungewöhnlichen Geschichten».

l u c as

B ern d

m an u el

A N N A

p e t ers

G r u n d m ann

ri c k enba c h er

K A M I N S KY

Der in Zürich lebende Fotograf Lucas Peters hat sich ganz der Still-Life- und der Architekturfotografie verschrieben.

Lebt zwischen Hamburg und dem Unterengadin, bevorzugt vor allem kulinarische Themen mit einem Bezug zur Region.

Lebt in Zürich, 27 Jahre alt, tätig als selbständiger Fotograf, hauptsächlich in Bereichen wie Portrait, Lifestyle, Musik und Kultur.

Contributors 4

Die in Köln geborene Modejournalistin lebt seit acht Monaten in Zürich und schreibt für die Seiten «Soll & Haben» der NZZ.


TO BREAK THE RULES, YOU MUST FIRST MASTER THEM. UM REGELN BRECHEN ZU KÖNNEN, MUSS MAN SIE ZUERST MEISTERN. DIE UHR, DIE ALLE REGELN BRACH, NEU GEBOREN 2012. 1972 SCHOCKIERTE DAS URMODELL DER ROYAL OAK DIE U H R E N W E LT: A L S E R S T E S P O R T U H R D E R H A U T E HORLOGERIE ADELTE SIE STAHL ZUM EDELMETALL. DIE NEUE

R O YA L

OAK

KOLLEKTION

BLEIBT

DEM

GRUNDGEDANKEN TREU, DER VOR 40 JAHREN IN LE BRASSUS FORMULIERT WURDE: “EIN STÄHLERNER KÖRPER MIT EINEM HERZ AUS GOLD.” ÜBER 130 JAHRE UHRMACHERKUNST, KOMPETENZ UND SORGFALT IM DETAIL STECKEN IN DIESER IKONE MODERNEN UHRENDESIGNS. DIE UNVERKENNBARE ARCHITEKTUR DER ROYAL OAK, PRÄSENTIERT IM NEUEN 41 MM GEHÄUSE. DIE ROYAL OAK VON AUDEMARS PIGUET: 40 JAHRE JUNG.

ROYAL OAK AUS EDELSTAHL. MANUFAKTUR-UHRWERK MIT AUTOMATIKAUFZUG.

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PIONIERE DES BRETTSPORTS Text: David Torcasso窶ェotografie: Lorenz Richard

Sie durften mit ihren Brettern auf keinen Skilift, verkauften die ersten BoarderKlamotten in Europa und haben alle Berge der Welt gestテシrmt: Fテシnf Mテ、nner, heute Veteranen ihres Sports, haben ihr Leben dem Snowboard gewidmet. snowboarder 6


Benny Sacks, 45 ist im Herzen Surfer und eröffnete 1993 den Snowboardshop «Playground in Paradise» im Herzen von St.Moritz.

DIE LEUTE SPUCKTEN VOM SESSELLIFT AUF UNS HINUNTER. Benny Sacks, Ladenbesitzer aus St. Moritz

«Surfen ist eigentlich mein Ding – aber das kann ich dank dem Snowboard auch im Schnee», sagt Benny Sacks. Mit elf Jahren bekam er sein erstes Skateboard geschenkt, mit dem er rumkurvte. Dann verreiste er mit seinen Eltern nach Lanzarote und stand plötzlich auf einem Surfbrett. Der junge Sacks war so angefressen vom Wellenreiten, dass er in Zürich mit Freunden aus Surfbrettschaum einen Prototyp von einem Schneebrett bastelte, mit dem er versuchte, den Berg runterzufahren. Das war 1980. In diesem Sommer verkaufte

er in Kilchberg Surfboards. Schliesslich kam der später bekannte Schweizer Boarder Jose Fernandez in den Laden und zeigte ihm ein Snowboard mit den Worten: «Das wird der nächste Shit.» Sacks stellte das Snowboard neben seine Surfbretter ins Sortiment. Ein Brett mit zwei Gummischlaufen, das man mit den Wanderschuhen bestieg. So verkaufte Sacks der Wintersport-Avantgarde im Raum Zürich die ersten Snowboards. Ende der achtziger Jahre heuerte Sacks als snowboarder 7

Snowboardlehrer an. Sie seien verhasst gewesen, weil sie die Piste demolierten. «Die Leute spuckten vom Sessellift auf mich hinunter», erinnert sich Sacks. Vergebens schaute er sich dabei immer wieder nach der passenden Ausrüstung um. Bis er genug hatte: «Playground in Paradise», benannt nach dem bekannten Surferfilm, nannte Sacks seinen eigenen Laden, gleich neben dem Sessellift zum Corvatsch. Inzwischen sind zwanzig Jahre vergangen, und Sacks ist immer noch da. Verleidet ist ihm der Laden nie. Er wohnt seit 25 Jahren in St.Moritz und hat eine Familie und zwei Kinder. Kurz hält er inne, schaut nach draussen und beobachtet die ersten Russen der Saison, die im Mercedes ins Dorf einfahren. In solchen Momenten plagt den 45-Jährigen die Sehnsucht nach dem Wellenreiten. Dann winkt er ab und meint fröhlich: «Ich kann hier ja auch jeden Tag surfen, wenn es Schnee hat.» Mit 45 Jahren fühlt er sich auf dem Brett noch gleich wie mit 20 Jahren – bis er absteigt und die Knochen spürt. Erklären kann Sacks seine Leidenschaft wie alle anderen «Brettfreaks» nicht in Worten: «Es hat mich einfach gepackt! Und ich will noch mit 80 Jahren auf dem Longboard stehen – Das ist mein Traum.»


«Snowboarden kommt nicht vom Skifahren, sondern vom Surfen und Skaten, also vom Strand und von der Strasse», sagt Andy Tanner. So kam auch der AlprauschGründer auf den Geschmack: Als Teenager entdeckte er in einem Magazin ein Holzbrett mit einer Leine, mit dem man im Schnee skaten konnte. 1981 stand der damals junge Skateboarder zum ersten Mal auf so einem Teil im Schnee. (Randnotiz: Der Norweger Wolle Nyvelt baut heute wieder Snowboards, die gänzlich ohne Bindung funktionieren sollen.)

540-Drehungen, sondern es muss mindestens eine 1280-Drehung sein!» Vor elf Jahren hat Tanner seinen Laden verkauft und das Label Alprausch gegründet. Der Name spricht für sich: «Der Rausch, wenn du einen Hang runterfährst.» Seine Angestellten wählt der Mann, der noch immer den rebellischen Geist des Boarders lebt, nicht nach Jobtiteln aus. Lieber stellt er die Frage: «Warst du schon mal in der Nacht Plakate kleben?»

Andy Tanner, 50 Chef von Alprausch und ehemaliger Besitzer des ersten Snowboard-Shops in Europa, Beach Mountain in Zürich.

Tanner sitzt in der Sonne vor dem Hauptsitz von Alprausch in Zürich-Binz. Mit seinen Vans-Schuhen und dem bunten T-Shirt wirkt Tanner alterslos. Man sieht noch immer den Skater. Nur seine Rolex-Uhr scheint nicht so recht zu passen. «Erwachsen werden will ich noch immer nicht», grinst der 50-Jährige. Und doch ist er es geworden. Schliesslich hat er ein paar Dutzend Mitarbeiter und ist für ein Unternehmen verantwortlich. Nennt man heute seinen Namen in der Snowboardszene, nicken alle anerkennend. Tanner und Jose Fernandez waren die ersten Europäer, die in Nordamerika Rennen gefahren sind. Tanner wurde in den frühen achtziger Jahren Vize-Europameister. Mit 21 Jahren nahm der damaliger Bankangestellte ein halbes Jahr unbezahlten Urlaub und fuhr nur noch Snowboardrennen. Danach war für ihn klar: «Ich möchte nie mehr in mein altes Leben zurück.» 1985 eröffnete Tanner den Beach Mountain in Zürich, den ersten Snowboard-Shop in Europa. Zur richtigen Zeit: Die Welle mit den Schneebrettern schwappte nach Europa. Jeder wollte die passenden Klamotten und die besten Boards besitzen. Durch die Wettkämpfe in den USA hatte er gute Kontakte und kam an die coolsten Teile ran. Tanner gestikuliert: «Das Snowboard war etwas, auf das sich alle stürzten.» Die Leute rannten ihm die Bude ein. «Ich habe für das Snowboarden gelebt. Sobald die erste Schneeflocke auf einen Gletscher fiel, zogen wir los», erinnert sich Andy Tanner. Tanner und seine Clique gingen jeden zweiten Abend die Rigi-Bahn hoch und fuhren bis ein Uhr nachts, erwischten knapp den letzten Zug. Heute blickt der Routinier etwas wehmütig auf die Anfänge zurück. «Wir mussten viel geben, um diesen Spass zu leben. Wir konnten es nicht einfach kaufen. Heute wird nur noch konsumiert.» Trotz allem zollt Tanner der heutigen Weltspitze Respekt: «Was die Profis heute machen, ist Akrobatik, Kunsturnen im Schnee. Es sind nicht mehr

WIR MUSSTEN VIEL GEBEN, UM DIESEN SPASS ZU LEBEN. Andy Tanner, Modeunternehmer aus Zürich

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MAN MUSS DEN BERG LESEN KÖNNEN, UM NICHT ZU TODE ZU STÜRZEN. Michi Albin, Ex-Pro und Marketingfachmann in Zürich

Olympischen Spielen. Innert fünf Jahren explodierte es richtig, erinnert sich Albin. Andere Pro-Rider wie Iker Fernandez attestieren Albin einen «sehr spontanen und mutigen» Fahrstil. Und er sei seiner Zeit voraus gewesen: Bereits Mitte der neunziger Jahre bot Albin spektakuläre 900-Drehungen in seinen Filmen. Sein Geheimnis: «Beim Snowboarden muss man den Berg lesen können», sagt Albin. «Es ist nicht so, dass du einfach spontan den Hang runterfährst. Ich machte Polaroid-Fotos vom Hang, um zu wissen, wo ich durchfahren muss, um nicht zu Tode

Michi Albin, 36 zehn Jahre lang Pro-Rider bei Burton, arbeitet heute im Marketing eines Ärztezentrums.

Michi Albin war als einer der ersten Schweizer Pro-Rider bei Burton und ist auf fast allen Bergen der Welt gefahren. Mit zwölf Jahren begann der in Pontresina geborene Michi Albin mit Snowboarden. In seinem Dorf hatte es schon zwei Profis. Albin wusste gleich, «So möchte ich auch werden.» Die Eltern staunten nicht schlecht, als er zwei Wochen nach Weihnachten die neuen Skis stehen liess und ein Snowboard wollte. «Es hat mich einfach gepackt. Snowboarden war anders als andere Sportarten, und alle Fahrer verschmolzen zu einer Familie.» Dann wuchs die Industrie. Snowboarden wurde Mittelpunkt bei den snowboarder 9

zu stürzen.» Heute sagt Albin: «Freeriden ist immer noch die Königsklasse, auch wenn ein hoher Kicker cool zum Springen ist.» Zwei Jahre nach seinem Début wurde Albin bereits von Burton gesponsert. 1994 gewann er in Laax. Das brachte ihn zum internationalen Burton-Team. Von da an war er nur noch am Reisen und Snowboardfahren. Michi Albin erlebte die Blütezeit des Snowboardens: «Ich verdiente gut, durfte selber wählen, wohin ich reisen wollte, und meine Freunde waren immer dabei. Ich führte tatsächlich ein Rockstar-Leben.» Albin lebte fast zwei Dekaden vom Snowboarden. Sechs Jahre führte Albin auch sein eigenes Label – Albin Snowboards. Bis 2001 hatte er noch ein Pro Model bei Burton. Das letzte leuchtete fluoreszierend in der Nacht. Im Winter fuhr Albin als Pro viele Wettkämpfe und Big Airs – und drehte Filme für seine Sponsoren. Jetzt sitzt Albin in einem Restaurant am Hauptbahnhof Zürich. Er sieht noch immer jung aus. Nach seiner Pro-Karriere sei er zuerst ratlos gewesen: «Ich führte lange ein Leben abseits der Realität und hatte grosse Angst vor einem 08/15-Job», räumt er ein. Jetzt macht Albin Marketing für ein Ärztezentrum, das bald eröffnet. Der Job gefalle ihm, aber die ersten zwei Wochen sei er nur am Schwitzen gewesen: «Mein Körper rebellierte, weil ich den ganzen Tag lang am Bürotisch hockte.»


Früher war der Ski der Mittelpunkt von Marco Nussbaums Leben. Der gebürtige Tessiner hat in den siebziger Jahren Skiakrobatik betrieben und im Swisscup gewonnen. 1975 fuhr er als Grafikstudent in Lugano bereits mit einem Skateboard zur Vorlesung. Vielleicht als erster Tessiner überhaupt. Der Schritt zum Snowboard war für Nussbaum also nur logisch. Anfang der achtziger Jahre arbeitete Marco Nussbaum in St.Moritz als Skilehrer. Zu dieser Zeit kam auch Snowboard-Legende Tom Sims für einen Film um das Modelabel Willy Bogner in die Alpenmetropole. Am nächsten Tag ging Nussbaum in ein Sportgeschäft und sah ein Wellenbrett für den Schnee. Die Amerikaner hatten eins dagelassen. Der Verkäufer meinte nur: «Dieses Berg-Surfbrett funktioniert nicht. Niemand kann es fahren.» Nussbaum schnappte sich das Holzteil und fuhr den Corvatsch hinunter. Sein Kumpel machte Fotos. «Ich habe dreissig Diafotos von dieser Tour. Das war einer der schönsten Tage in meinem Leben», erzählt er im Garten seines Hauses am Lago Maggiore.

Warum er damals mit Snowboarden angefangen habe? Nussbaum lacht: «Wenn sich die Leute aufregen, und das war am Anfang bei den Snowboardern so, heisst das für mich, dass es etwas Gutes ist.» Weil er den Skiliftwart in St. Moritz kannte, durfte Nussbaum damals mit dem Board auf den Lift. Die anderen Wintersportler beschimpften ihn als «Freak». Für hundert Franken hat er das Board schliesslich gekauft und ist zwei Saisons lang damit gefahren. «Ich war der King in St. Moritz»,

Marco Nussbaum, 56 stand vielleicht als erster Tessiner auf einem Skateboard und ist heute Trainer, Skibauer und Hausmann.

Das Haus, in dem Nussbaum mit seiner Frau und den Kindern wohnt, fällt auf mit den riesigen Fenstern, die auf den See hinaus ragen. Seine Frau ist Architektin. Sein Reich ist die kleine Hütte, wo Nussbaum sein erstes Snowboard aufgehängt hat. Mit den heutigen Modellen hat es nichts gemeinsam. Es heisst «Burton Backhill».

WENN SICH DIE LEUTE AUFREGEN, IST ES ETWAS GUTES. Marco Nussbaum, Skateboard-Pionier aus dem Tessin

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lacht Nussbaum. Dann brachte ihm ein Freund ein richtiges Brett aus den USA mit. «Man konnte damit nur Tiefschnee fahren. Die wahre Philosophie», erzählt Nussbaum. Die Snowboard-Szene der Face­ book-Generation beurteilt Nussbaum heute kritisch: «Anstatt dem leisen Rieseln der Kristalle bei der Landung zu lauschen, brettern die heutigen Kids Metallgeländer hinunter.» Ins Italienische wechselnd sagt er: «Die magische Ruhe der Natur hören sie nicht mehr, weil sie sich so pushen und nur noch auf Tricks konzentrieren.»


Marco Bruni stand mit 16 Jahren zum ersten Mal auf einem «Snowboard». Das war 1985. «Zu dieser Zeit war es uns verboten, den Skilift zu benutzen», erzählt der ehemalige Trainer der Schweizer Snowboard-Nationalmannschaft. Das hielt Bruni nicht davon ab, bereits am dritten Tag einen Backflip, also einen Rückwartssalto, zu stehen. Die meiste Zeit sei er jedoch mit dem Brett unter dem Arm den Hang hochgekraxelt. Bruni stand zwar wie viele Schweizer zuerst auf Skis, ist aber als Jugendlicher Skateboard gefahren und hat in seinem Heimatdorf am Zürichsee Windsurfing be­trieben. «Ich habe damals eine KV-Lehre absolviert. An jedem Wochenende stand ich auf dem Brett und brach aus dem Alltag aus.

ICH KANN IOURI keine Tricks zeigen, die kann er eh besser. Marco Bruni, Trainer des grössten Schweizer Snowboard-Talents

Snowboarden war und ist für mich Freiheit pur», sagt der 43-Jährige. Kaum volljährig, verbrachte Bruni ein Jahr auf Hawaii zum Surfen. Bis er die Berge vermisste. Obwohl er ein Vorreiter war hat es Bruni nicht zu einer Profikarriere gereicht. Bereut hat er dies nie. «Ein Freund stellt mich immer als ‹almost Pro› vor», lacht Bruni. Er sei nie der Wettkampftyp gewesen. Mit 21 Jahren wohnte er in den Bergen lernte seine jetzige Frau kennen und schwebte auf Wolke Sieben. Seine Erfahrungen gibt er nun weiter. Bruni trainiert den bekanntesten Snowboarder der Schweiz: Iouri Podladtchikov. Sein Schützling gehört zu den besten Fahrern der Welt. «Iouri hat neben seinem Riesentalent die Konsequenz und den Ehrgeiz, ein Profi zu sein», erklärt Bruni. Er habe sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. «Ich kann Iouri keine Tricks zeigen, die kann er eh besser. Aber ich kann ihm helfen, seine Ziele zu verfolgen.» Die Energie des 24-Jährigen strahle auch auf ihn selbst ab, sagt Bruni. «Ich arbeite gerne mit Jungen zusammen und versuche, ihnen meine Erfahrung von den ersten Tagen dieses Sports weiterzugeben.» Bis im Frühling war Bruni zehn Jahre lang Nationaltrainer der Schweizer Snowboardmannschaft. Sein Fazit: «Das Niveau ist im Vergleich zu 1986 enorm gestiegen. Was auf der Playstation ein Spiel war, ist heute Realität geworden.» Inzwischen ist er von Zürich ins Tessin gezogen, wo er ein eigenes Haus hat und als Manager von jungen Athleten nach neuen Talenten Ausschau hält. Auf der Rückreise von Neuseeland im vergangenen Oktober stoppt er nach zwanzig Jahren auch wieder auf Hawaii und bringt das, was ein Brett in ihm erzeugen kann, auf den Punkt: «Das Gefühl bei einem Backflip oder in der perfekten Welle kann man nicht beschreiben. Man will es einfach immer wiederhaben.»

Marco Bruni, 43 ehemaliger SnowboardNationaltrainer und Trainer von Iouri Podladtchikov.

www.gentlemensreport.com/snowboarder snowboarder 11


MEHR MANN. <wm>10CEXKMQ6AIBBE0ROxmQEW0C0RK2KhxhMYa-9fGW0sfvV-76aCr9qWva1GMEYXoEzeyAGiaoWQjJJfTR70IzVELSzB_t3VyW3ADByg3Of1AOSBtLteAAAA</wm>


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– JÜRG WIRTH –

Fotografie: Bernd Grundmann

W o h l f ü h l fa k to r R a d i o

Das Radio im Bauernstall ist schon beinahe sprichwörtlich. Auch ich komme nicht ohne diese Wohlfühlquelle aus. Melken tu ich nur mit Radiounterstützung. Bei welcher Musik jetzt die Kühe am meisten Milch geben, kann ich nicht sagen. Jemand hat aber mal gemeint, dass die Kühe dann viel Milch geben, wenn der Melker zufrieden ist. Und zufrieden bin ich, wenn ich DRS 1 hören kann, schliesslich bin ich Bauer. Nur am Sonntagmorgen höre ich DRS 3. Das Stallradio unterliegt diversen Anforderungen, die wichtigste ist: guter Empfang. Nichts nervt mich mehr als Störgerausche, die den Radioklang beeinflussen. Und bin ich genervt, sind auch die Kühe genervt, dann geben sie kaum mehr Milch und koten dafür. Das Radio sollte spritz­ wasserfest sein, denn nach jedem Melken wasche ich den Melkstand. Gelegentliche Mist­ spritzer sollten dem Teil nichts anhaben können. Was die letzten beiden An­forderungen angeht, so bin ich mir beim «Evoke Pure» nicht ganz sicher, ob es den harten Bedingungen auf Dauer standhält. Die Farbe ist nicht gerade männlich, dafür äusserst dekorativ und freiwillig gewählt. Und das «Evoke» verfügt über diverse Features, die

sich im Stall sehr gut machen. Dank dem digitalen Empfang gehört Rauschen definitiv der Ver­gan­genheit an. Anfangs war ich noch etwas verwirrt, wenn um 6.30 Uhr und um 17.30 Uhr belanglose Warenhausmusik aus dem Kästchen drang. Inzwischen hab ich bemerkt, dass die Regionaljournale nicht digital zu empfangen sind, und wechsle dann einfach auf UKWEmpfang.

zumindest anwesend. Dafür leistet mir der Küchentimer wertvolle Dienste. Nicht dass ich jetzt im Stall kochen würde, doch meine biodynamischen Prä­parate muss ich jeweils eine Stunde rühren, gut also, wenn ich weiss, wann eine Stunde um ist. Zum Rühren kopple ich gerne auch mein i-Phone mit dem Evoke-Radio und höre Bob Marley, denn bei dieser Arbeit sind Positive Vibrations wichtig.

Auch über einen Wecker verfügt das Radio, diesen brauch ich zwar nicht, denn im Stall bin ich schon wach – oder

Das «Evoke Pure Mio » kostet rund 200 Franken und wurde von Digitec zur Verfügung gestellt: www.digitec.ch

jürg wirth Er ist Wirtschaftsingenieur, war als Journalist tätig und ist seit bald zehn Jahren praktizierender Landwirt in Lavin/Graubünden. Für die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt Jürg Wirth den Blog «Berglandwirth».

www.gentlemensreport.com/haertetest KOLUMNE 14


Masai Mara, Kenia

ich schenke dir:

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EIN SUPERNORMALER TYP Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Ivan Terestchenko

Jasper Morrison ist einer der diskretesten und dabei konsequentesten Produktgestalter unserer Zeit. Ein Gespräch in seinem Londoner Studio über Qualität, Schönheit und seine Passion für «supernomale» Dinge. interview 16



Das Londoner Studio von Jasper Morrison liegt unmittelbar im Epizentrum jenes Londoner Stadtteils, der derzeit vor Kreativität und Coolness überkocht: An der Schnittstelle zwischen Shoreditch und Hoxton, im Osten der Stadt. In Sichtweite des alten Backstein-Häuserblocks schiesst die City mit scherben- und gurkenförmigen Hochhaus-Solitären in die Höhe, um die Ecke arbeiten junge Künstler, Grafiker und Designer in Hinterhöfen an der Zukunft. Mittendrin, hinter einer dicken, diskret beschrifteten Türe, arbeitet Jasper Morrison mit seinem Team.

Gentlemen’s Report: Jasper Morrison, London verändert sich in hohem Tempo, die City bekommt eine ganz andere Gestalt. Wie beobachten Sie diese Entwicklungen? Jasper Morrison: Ich kann darin nichts Schlechtes erkennen. Die Verdichtung der Innenstadt durch Hochhäuser ist sicher weniger schädlich als die schleichende Ausbreitung der Vororte mit ihren Einfamilienhäuschen. Wir schauen da nicht so richtig hin, weil es in Gegenden passiert, wo man freiwillig nicht hingeht, aber die Tatsache, dass viel Natur mit schlechter Planung und miserabler Architektur verschwendet wird, ist besorgniserregend. Stadtplanung ist nicht die Paradedisziplin der Briten. In diesen Shoppingcentern findet man dann allerhand Boutiquen mit modisch hochverderblichen Dingen, die man nach ein paar Monaten wieder wegwirft. Warum kaufen die Menschen solche Sachen, die nicht dauerhaft sind? Das wüsste ich auch gerne. Wir stellen ja alle fest, dass der ganz normale Hardware-Shop, in dem man die nützlichen Dinge des täglichen Bedarfs in guter Qualität findet, aus den Quartieren verschwunden ist. An seiner Stelle befinden sich jetzt Boutiquen. Warum? Das ist eine der grossen Fragen der Menschheit, und sie beschäftigt mich besonders. Aber ich habe keine Antwort darauf. Es muss daran liegen, dass das Besondere und Modische – anders als das Alltägliche – ein Versprechen abgibt, das Leben spannender zu machen. Diese Dinge versagen aber meistens, wenn es um die Nützlichkeit und Funktionalität geht. Die Dinge speziell oder aussergewöhnlich zu gestalten, ist nicht die Lösung, das Gegenteil wäre richtig: Sie müssen so selbstverständlich wie möglich sein. Wer hat die Leute denn auf die falsche Fährte geschickt? Das waren die Menschen, die im Marketing tätig sind. Sie glauben, dass Design dazu da ist, die Aufmerksamkeit auf ein

Produkt oder eine Firma zu lenken. Vielleicht wollen sie die Leute auch nur dazu bringen, Dinge zu kaufen, die sie verschenken können.

Vielleicht begann alles mit der Memphis-Bewegung Anfang der achtziger Jahre. Damals proklamierte man ja die Abschaffung aller bisherigen Designregeln. Als ich jung war, machte mir Memphis enorm Eindruck. Gleichzeitig war ich abgestossen davon. Im Prinzip war es richtig, all die alten Regeln über Bord zu werfen. Mich hat das sehr motiviert. Auf der anderen Seite wurden seither aber viele Dinge entworfen, die bar jeder Notwendigkeit sind. Memphis war eine Provokation – so wie eine Ihrer ersten international beachteten Arbeiten, «some new items for the home». Das war 1988 in dieser radikalen Normalität auch eine Provokation … Das ist so. Nicht jeder verstand es. Ich habe das Thema damals eher unbewusst gewählt, aber darin lag bereits der Kern meines heutigen Schaffens. Mir ging – und geht – es darum, wie Objekte mit dem Raum interagieren, was Dinge in einem Umfeld verändern können. Waren Sie Ihrer Zeit vielleicht zwanzig Jahre voraus? Vielleicht auch zwanzig Jahre zu spät. Schwer zu sagen. Die Zeiten haben sich geändert, aber in gewisser Weise tue ich noch immer genau das Gleiche wie damals, als ich begann. Es geht um Struktur und die Reduktion einer Form auf ihre Notwendigkeit. Hat sich die Rolle des Designers in dem Vierteljahrhundert, das Sie aktiv überblicken, stark verändert? Zu Beginn meiner Karriere litt ich manchmal unter der Bezeichnung «Designer». Denn Designer machten verrückte Sachen, zeigten diese in Mailand, und ihre Ideen wurden an ein paar Wenige verkauft. Sonst hat unser Tun niemanden betroffen. Das war aber nicht das, was ich tun wollte. Da kam ich auf die Idee mit «Supernormal»: Ich wollte den Dingen eine Bühne geben, die Menschen jeden Tag brauchen und die nützlich sind. Denn Design sollte kein Extra für besondere Momente sein, sondern eine Alltäglichkeit. Sind Ihre Gefühle gegenüber der Berufsbezeichnung eines Designers heute immer noch ambivalent? Sollen wir Sie anders nennen? Der Begriff «Designer» stimmt zwar schon, aber ich fühle noch heute manchmal nicht recht wohl mit der Bezeichnung – zumindest nicht mit der Art und Weise, wie dieser Job oft interpretiert wird. In der deutschen interview 18

Sprache gibt es schönere Begriffe dafür wie «Formgeber» oder «Gestalter».

Sie haben Ihr Konzept von «Supernormal» angesprochen, das Sie 2007 zusammen mit dem Japaner Naoto Fukasawa formuliert und als Manifest bei Lars Müller publiziert haben. Was genau ist der Unterschied zwischen normal und supernormal? Auf den ersten Blick mag es dasselbe sein. Aber Dinge, die supernormal sind, sind nicht einfach nur alltäglich und gut, sondern bleiben über eine lange Zeit funktional und richtig. Es sind Dinge, die geschätzt werden für ihre funktionalen Qualitäten und dafür wie man mit ihnen leben kann, und nicht so sehr dafür, wie sie aussehen. Es sind oft unauffällige Dinge, die das Leben um ein kleines Extra bereichern. Die Details können unscheinbar sein, aber nicht funktionslos? Genau. Umgekehrt wäre es nicht gut. Ich finde es aber auch okay, wenn Dinge nicht ein funktionales, sondern atmosphärisches Extra haben. Das hat auch seine Berechtigung. Dann ist es auch okay, wenn Dinge also einfach nur schön sind? Vielleicht ist es Schönheit, ja. Aber es ist mehr. Schönheit alleine kann zu präsent sein. Atmosphäre entsteht ja aus der Harmonie der Objekte. Dinge, die das Talent haben, sich harmonisch einzufügen sind supernormal. Ist denn nach diesen Massstäben nicht schon alles Wichtige erfunden und formuliert? Überhaupt nicht. Es gibt noch eine unglaubliche Menge zu tun, zumal bestim­ mte gute und nützliche Dinge, über die wir einst verfügten, nicht mehr hergestellt werden. Werden die Objekte, die Sie heute entwerfen, in vierzig Jahren noch richtig sein? Das wäre das Ziel, ja.


DESIGN SOLLTE KEIN EXTRA SEIN


Sollten Designer sich also von Moden fern­­halten? Davon bin ich überzeugt. Wie kaufen Sie ein? Mir sind supernormale Läden am liebsten, die supernormale Sachen verkaufen. Muji macht das ganz gut. Die Philosophie spricht mich an: einfach und gut. Und wir haben hier unseren eigenen Shop in East London, in dem wir Sachen verkaufen, die uns richtig erscheinen. Was kaufen Sie ein? Die besten Objekte sind nicht immer die, die am besten aussehen. Man sollte sich deswegen immer fragen: Will ich mit diesem Objekt den Rest meines Lebens verbringen, oder besteht Gefahr, dass ich diese Form in fünf Jahren verachte? Vielleicht sollte man solche Themen an der Schule unterrichten? Supernormal-Schulstunden wären sicher nicht schlecht. Es könnte nicht schaden, wenn man den jungen Leuten die Bedeutung von Qualität wieder einmal erklärt. Sie pendeln zwischen Tokio, Paris und London. Wie sind Sie in den Städten unterwegs? Ich mag Fahrräder sehr gerne. Sie sind in London ja auch gerade sehr trendy. Übers Ganze gesehen ist diese Entwicklung sicher gut für die Stadt. Die Fixies sind aber eine Irrlehre, weil viel zu gefährlich. Haben Sie schon ein Velo entworfen? Bis jetzt nicht, aber das würde mir gefallen. Das Velo wird über die nächsten Jahre noch einmal wichtiger werden.

Jasper Morrison, 1959 geboren in London, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Produktdesigner. Er studierte an der Kingston Polytechnic Design School und absolvierte seinen Master 1985 am Royal College of Arts in London. Morrison hat im Laufe seiner Karriere für Firmen wie Olivetti, Alessi, Alias, Cappellini, Flos, FSB, Magis, Rosenthal, Rowenta, SCP, Vitra oder Rado gearbeitet. Er lebt und pendelt zwischen seinen drei Studios in London, Paris und Tokio. www.jaspermorrison.com

Mögen Sie Autos? Nicht wirklich. Mir ist kein Auto bekannt, das Charakter hat. Das letzte war der alte Mini. Aber es wäre mir ein Vergnügen, ein supernormales Auto zu entwerfen. Eine Uhr haben Sie mit Rado ja schon ent-­ worfen. Ich mag Uhren zwar gerne, aber sie sind sehr schwer zu entwerfen. Man macht viele Fehler, wenn man das Thema das erste Mal angeht. Aber ich glaube, wir haben eine gute Idee gehabt. Daraus ist ja inzwischen eine kleine Uhrenfamilie geworden. Passen Vitra und Sie gut zusammen? Ja, wir funktionieren schon eine ganze Weile sehr gut zusammen. Seit Vitra die Home Collection macht, passt es sogar noch besser. Meine Welt ist nicht so sehr die der Schreibtischoberflächen und Bürostühle. www.gentlemensreport.com/interview

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Was ist Ihr Stil? Ich weiss es noch immer nicht, aber es spielt auch keine Rolle mehr. Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie einkaufen? Qualität. Mir ist von zu Hause aus mitgegeben worden, dass es wichtig ist, wie etwas gemacht ist. Wenn ein Objekt lange gebraucht werden kann, ohne kaputt zu gehen, gefällt es mir. Wenn etwas gut gemacht ist, hat sich meistens auch jemand überlegt, wie es aussehen soll. Das ergibt fast logischerweise ein gutes Design. Ich will darum, dass die Sachen gut gemacht sind, die ich kaufe. Bei Keramik und Holz bin ich sehr unvernünftig. Diesbezüglich kann man mir fast jeden Mist andrehen. Konsum ist Ihnen also nicht zuwider? Konsumieren ist gut und recht, aber man sollte sich gut überlegen, was man kauft. Die Leute sollten weniger Sachen anhäufen. Ich bin sehr diszipliniert im Wegwerfen und Entsorgen. CDs und Bücher setze ich auch öffentlich aus, das erfreut dann andere.

Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Manuel Rickenbacher

Sonntagsmorgen-Radiostimme, KlebstreifenGraffitikünstler und Powerpoint-Poet: MultimediaKünstler Reeto von Gunten (49) hat viele Talente, doch keinen bestimmten Stil. Behauptet er zumindest. Gut ist dieser trotzdem.

Reeto von Gunten, 1963 in Steffisburg BE geboren, war ursprünglich Lehrer, wurde dann ModeEinkäufer, später Maler, Schauspieler und Radiomoderator – bis heute prägt er mit seiner Stimme den Sonntagmorgen auf DRS 3. Zudem lebt von Gunten als multimedialer Künstler, der Street Art, Diavorträge, Lesungen und Bücher feilhält. Er lebt in Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Gentlemen’s Report: Reeto von Gunten, wer hat Ihnen Ihr Stilgefühl vermittelt? Reeto von Gunten: Mein Vater war Grafiker, Fotograf, Schriftsetzer und Schriftenmaler und hat mich gelehrt, was Ästhetik ist. Als ich klein war, übte ich Schönschrift, während die anderen draussen Fussball spielten. Später war ich auch eine Zeit lang Mode-Einkäufer und -Verkäufer bei Löw, als die noch drei Läden an der Zürcher Bahnhofstrasse hatten. Damals trug ich von Gaultier bis Kiton alles. Erinnern Sie sich, wann Sie begannen, sich für Mode zu interessieren? Als ich mir den Kopf darüber zerbrach, wie man an die Frauen rankommt. Wenn man sich Gedanken zu machen beginnt, wie man andere beeindrucken kann, überlegt man sich doch auch, wie man das optisch lösen kann. Heute interessiert mich die Mode noch immer, doch ich bin kein Insider. Sind Sie heute befreit von der Eitelkeit? Nicht von der Eitelkeit selbst, aber vom Zwang, mir zu überlegen, was mein Stil sein soll. Das hat mich als Teenager sehr beschäftigt. Mein stil 22

Shoppen Sie manchmal auch ganz ohne Ziel? Meine Frau würde sagen ja. Ich gehe zum Entdecken raus. Wenn ich dann aber etwas Gutes finde, bin ich wie ein alter Mann und will es immer wieder kaufen. Sind Sie der Modegeck in der Familie? Wahrscheinlich. Ich kaufe auch für meine Frau ein, denn sie findet shoppen ganz entsetzlich. Ich gehe in den Laden und sondiere vor, bevor ich sie reinhole und sie die Sachen anprobiert, die ich ausgesucht habe. Dann kauft sie das eine oder andere davon. Als Radiomacher leben Sie unerkannt, solange Sie den Mund nicht aufmachen. Trotzdem mögen Sie es auch, aufzufallen. Es ist eine schwierige Balance. Wenn man Leute unterhält und davon leben will, muss man von sich auch ein gewisses Bild in der Öffentlichkeit schaffen. Mögen Sie Retro-Design? Ich finde eine getragene Jacke grundsätzlich schöner als neue Ware. Aber Retro ist Betrug, ein falscher Trick. Wenn etwas gut gemacht ist, kann es würdevoll alt werden. Aber daran muss man arbeiten. Schuhe, die man lange trägt, übernehmen irgendwann die Haltung ihres Besitzers. Das ist ganz individuell. Sie fahren eine alte Vespa statt ein zeitgenössisches Modell … … weil man die alte Vespa noch selbst reparieren kann und die neue aussieht wie eine Seifenschale. Die Neue sieht aus, wie wenn sie im Windkanal war, und das ist für ein Fahrzeug, das maximal 80 km/h fährt, doch ein ziemlicher Schabernack. Sie tragen auch auf dem Motorrad eine exklusive Kamera von Leica ohne Schutzhülle auf dem Rücken – ein Statement? Sollen andere diese Geräte originalverpackt in den Tresor legen. Ich trage sie jeden Tag mit mir herum und brauche sie intensiv. Die Kamera hält das aus.


A R T S   &  C R A F T S Der Radiomann und Künstler sagt, dass er Handwerkern gerne stundenlang zuschaut.

EN T D EC K ER Von Gunten shoppt gerne, auch ganz ohne Ziel – ganz im Gegensatz zu seiner Ehefrau.

NÜT ZLICH Reeto von Gunten kauft Dinge nicht ihres Prestigewerts wegen, sondern um sie zu gebrauchen.

www.gentlemensreport.com/meinstil Mein stil 23


FEIERN STATT VERZICHTEN

NIVEA FOR MEN SKIN ENERGY Q10 Die Skin Energy Q10 Produkte beleben müde Haut und verleihen ihr neue Energie dank dem hauteigenen Coenzym Q10, Creatin und Guarana. Frisch aussehen – egal wie lang der Abend war! www.niveaformen.ch

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Fotografie: Florian Kalotay  Styling: Stefanie Hille

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Nivea for men

Ausgehen, Sport treiben, feiern und Freunde treffen – nicht Verzicht und Disziplin lässt Männer gut aussehen, sondern das Gegenteil, so eine Studie. Hört, hört – jahrelang glaubte man, dass diejenigen Männer am besten aussehen, die früh zu Bett gehen, massvoll essen, nicht trinken oder ausgehen und überhaupt am besten auf alles verzichten, was auch im Vatikan nicht erlaubt ist. Doch das kann man getrost vergessen. Denn das Gegenteil ist der Fall, so eine neue Studie von Beiersdorf, Herstellerin der weltberühmten Nivea-Pflegeprodukte. Die von Nivea for Men Skin Energy im Januar 2012 in 20 Ländern und von einem britischen Marktforschungsinstitut durchgeführte Studie befragte über 15 000 Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Die Studie zeigt, dass Männer, die ausgehen, glücklicher und erfolgreicher sind. Konkret: 82 % der Männer, die mindestens einmal während der Woche ausgehen, verdienen mehr Geld und sind ausgeglichener und zufriedener. Warum? «Freunde zu treffen hat einen positiven Effekt auf das Männerleben, weil es ihnen das Gefühl gibt, im Leben mehr zu erreichen», so Lukas Schulthess, Brand Manager für Nivea for Men bei Beiersdorf in Reinach. Auch Teamsport habe einen nachweislich positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl und damit auf die Haut erwachsener Männer. Deswegen ruft Nivea for Men die Männer auf, wieder vermehrt auszugehen und den positiven Einfluss von Freunden und Freizeit auszunutzen. Um Spuren der fröhlichen Auszeit am Morgen danach zu minimieren, gibt’s dann ja die Q10-Skin Energy-Linie – speziell entwickelt für Männer, «die hart arbeiten und auch mal Gas geben wollen», wie Beiersdorf sagt. ADVERTORIAL 25


SCHNEE ALS VERSPRECHEN Text: Jeroen van Rooijen Fotografie: Claudia Luperto

Seit zwanzig Jahren baut der Winterthurer Architekt Peter Kunz Einfamilienhäuser, Villen und terrassierte Überbauungen im gehobenen Bereich. Für eine Werkschau, die dieser Tage erscheint, hat er sein Oeuvre noch einmal im Schnee fotografieren lassen. Der weisse Flaum lenkt den Blick gezielt auf die Qualitäten seiner Bauten.

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Peter Kunz ist der Baumeister der Hautevolee im Nordosten unseres Landes – wer das nötige Kleingeld und ein passendes Stück Land bereit hat, dem schneidert der 48-jährige Winterthurer ein Haus auf den Leib, das in der Regel keine Wünsche offen lässt. Das kann man hinterfragen – wie es die helvetische Architekturkritik gerne tut, welche sich (oft sehr zu Recht) auf die Zersiedelung des Landes durch Einfamilienhäuser eingeschossen hat – oder man kann es geniessen und einfach nur schön finden. Wer die letztere Rezeption bevorzugt, dem dürfte das neue Buch «Bauten» gefallen, in dem Peter Kunz auf seine persönliche Art eine «Halbzeitbilanz» zieht. Das Besondere an dem Buch ist, dass es, anders als die meisten ästhetischen Blätterbände über Architektur, die dargestellten Bauten aber nicht vor strahlend blauem Himmel abbildet, sondern dem kalten, grauen Licht der Wintermonate mitsamt Schnee und Nebel den Vorzug gibt. Während zweier Monate hat Peter Kunz mit der Winterthurer Fotografin Claudia Luperto sein bisheriges Œuvre noch einmal bereist. «Es war eine spannende Reise, weil ich erleben konnte, wie die Häuser sich mit den Bewohnern weiterentwickelt haben, wie sie altern – und wie Haus und Bewohner im Verlauf der Zeit zusammengefunden haben», berichtet Peter Kunz von seiner Tour durch Schnee, Matsch und Eis. Für die winterliche Optik haben sich Kunz und Luperto entschieden, «weil der Winter eine Zeit des intensiven Wohnens und zugleich die einer sinnlichen Reduktion ist.» Der Schnee dämpfe nicht nur die Geräusche und lasse die Farben verblassen, sondern sorge dafür, «dass die Welt wie verzaubert wirkt, so als stünde ein Neuanfang bevor». Dargestellt werden etwa Peter Kunz’ erstes eigenes Appartmenthaus, welches der Architekt 1997 in einer Kurve am Winterthurer Goldenberg errichtete oder eine spektakuläre Auto­ garage am Sonnenhang im thurgauischen Herdern, wo ab 1999 ein vermögender Unternehmer seine Aston Martins abstellte. Leicht neidisch machen Einblicke in grosszügige Wohnüberbauungen wie die Stadtterrasse, das Obere Alpgut oder am Landenberg, allesamt an privilegierten Winterthurer Hanglagen. Zu den Perlen im über 200-seitigen Bildband, der neben Fotos auch Pläne der Bauten zeigt, gehören überdies ein in seiner Grundform fast archaisches Wohnhaus mit Atelier in Wolfikon TG sowie die auf dieser Seite abgebildete Privatvilla im Appenzellerland, die 2010 fertiggestellt wurde und von einem magisch schillernden Band aus Stahlbändern umtänzelt wird. Natürlich haben Claudia Luperto und Peter Kunz diese Gebäude ins bestmögliche Licht gerückt. Was aber angenehm auffällt: Es wurde nicht krampfhaft aufgeräumt. Es darf in den kantigen, typischerweise von Sichtbeton und grossen Glasflächen geprägten Häusern durchaus auch gelebt werden. In einer Garage stehen Seifenkisten und Gerümpel herum, man sieht hier ein Paar grässlicher Crocs-Hausschuhe und dort eine vernachlässigte Topfpflanze, an einem Baum neben einem eleganten Ferienhaus am Bodensee lehnt ein kleines, im Winter nicht benutztes Plastikboot, das in seiner Schlichtheit kaum recht zur Noblesse des Ortes gehören mag. Und an älteren Bauten nagt sichtbar der Zahn der Zeit, in Gestalt von Flechten und Wasserspuren, die sich in den Beton eingeprägt haben. Alles mit Absicht, so Peter Kunz, denn: «Ich empfinde das Altern und die Patina als Qualität. Am Ende lerne ich selbst vom Gebauten und finde neue Inspirationen, welche Themen ich in Zukunft angehen möchte.» – Zu Kunz’ kommenden Projekten gehört eine grössere Überbauung mit 160 Einheiten, so design 27


verrät das im Buch abgedruckte Gespräch zwischen Peter Kunz und dem Architekten Daniele Marques und dem Architekturkritiker Hubertus Adam. «Ich glaube, dass sich bestimmte Qualitäten, die wir im Kleinen erprobt und optimiert haben – etwa die Zonierung, die Wohnabläufe, die Qualität eines Hofs –, durchaus auch auf grössere Volumen übertragen können», sagt Peter Kunz. Und angesprochen auf gewisse gestalterische Parallelen zu architektonischen Ikonen der kalifornischen Moderne, etwa von Richard Neutra, gibt der Winterthurer entwaffnend ehrlich zurück: «Wir arbeiten in unserem Büro sehr offen mit Referenzen und haben wenig Berührungsängste. Ich denke dabei an eine Aussage von Luigi Snozzi: Es gibt nichts zu erfinden, es gibt nur wiederzufinden.» Klar wird durch das Buch also auch: Hier hat einer nicht nur geschickt Kapital aus dem Zeitgeist geschlagen, der nach «Schaufenstern für Egos», also grosszügigen, coolen Bauten zur Inszenierung der Individualität und des erreichten Sozialprestiges verlangt, sondern sich selbst über die Jahre gefunden. Kunz’ Stil ist der der gezielten Reduktion – in der Materialwahl, bei der Gestaltung und in der Architektur; aber auch in der Fotografie, in der Bildsprache, bei der Buchgestaltung, beim Layout und bei der Papierwahl. «Ein Buch erfordert die gleiche Sorgfalt wie ein Bauwerk – und den gleichen Elan», sagt der Architekt. Ausserdem proklamiert Peter Kunz, und das mag angesichts der oft Eindruck heischenden Natur seines Werks überraschen: «Nicht der Stil zählt, sondern die Haltung.»

Peter KUNZ, 48 Mit seinem soeben erschienenen Buch «Bauten» zieht der Wintherthurer Architekt Peter Kunz, bekannt für seine kühnen Beton-Wohnbauten, eine persönliche Bilanz über 20 Jahre seines Schaffens. www.kunz-architektur.ch www.gentlemensreport.com/design design 28


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The Gentlemen’s Guide

Ist die Krawatte noch ein uneingeschränktes Symbol von Autorität? Davon bin ich nicht mehr absolut überzeugt. Da verändert sich etwas. Die Topmanager in China tragen etwa keine Krawatte mehr, nur die Angestellten des mittleren Kaders. Bei uns ist das noch anders. Viele Männer tragen heute lieber Schals statt Krawatten, weil ihnen dies individueller scheint – macht Ihnen das nicht Angst? Ich beobachte das auch – die Krawatte wird weniger häufig getragen, dafür sieht man mehr und mehr Schals. Jedoch Angst macht es mir nicht, denn die Männerschals haben den Einbruch bei den Krawatten kompensiert. Wenn Sie mich vor fünf Jahren gefragt hätten, hätte ich es nicht so bestimmt gesagt, aber heute weiss ich: Die Krawatte wird nicht verschwinden, im Gegenteil, bei einer neuen Zielgruppe hat die Krawatte wieder Kredit.

Wear a tie Text: Jeroen van Rooijen

Sind es jüngere Kunden, welche die Krawatte wieder anziehen? Das ist so. Jetzt, wo sich die Herren mittleren Alters von der Krawatte befreit haben, entdecken ihre Söhne sie wieder. Die, die heute Krawatten tragen, tragen sie oft aus Überzeugung und Passion, nicht weil sie es müssen. Sie suchen ihre Krawatten sehr bewusst aus.

Die neuen Krawatten, die Christophe Goineau für Hermès entwirft, sind schmaler, haben grafische Mikromuster und sind matt statt wie früher seidenglänzend.

Gentlemen’s Report: Monsieur Goineau, wozu soll man heute noch eine Krawatte tragen? Christophe Goineau: Die Krawatte erfüllt im Grunde noch immer ihre ursprünglichste Aufgabe: dem Outfit einen Farbtupfer und eine persönliche Note zu geben.

Individualität ist überhaupt das wichtigste Stichwort zu diesem Thema. Es gibt aber heute keine Regeln mehr, was das Mischen der Muster von Hemden und Krawatten betrifft. Man kann etwa auch Schrägstreifen mit Karos kombinieren, wenn man etwas Übung hat.

Kaufen diese Kunden andere Krawatten als vor zehn Jahren? Sie möchten nicht dieselben Krawatten tragen wie ihre Väter. Für uns bedeutet das, dass wir mehr Varianten und Muster denn je zuvor anbieten. Wir haben Krawatten aus Seide, Baumwolle, Cashmere, schmale, breite, feste und feine. Und wir machen sogar Krawatten auf Mass und mit personalisierten Details. Sie können aus 1000 Farben auswählen.

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Wie sieht die zeitgemässe Krawatte denn nun konkret aus? Die Form ist etwas schmaler als früher. Wir setzen auf acht Zentimeter. Verglichen mit den neun Zentimeter breiten Krawatten ist das ein kleiner Unterschied, aber man sieht es sofort. Die ganz schmalen Krawatten sind nicht ihr Ding? Das ist nicht unser Stil. Hermès geht nie ganz scharf mit der Mode, sondern bevorzugt es, «l’air du temps» zu sein, also mit der Zeit zu gehen. Schliesslich behält man unsere Produkte gerne etwas länger. Verwenden Sie andere Materia­ lien als früher? Die Materialien sind tendenziell etwas schwerer und fester. Die wichtigste Neuerung überhaupt ist, dass die verwendeten Stoffe heute fast alle matt sind. Vielleicht entspricht dies besser dem Image des aktiven, sportiven Mannes von heute als der seidene Glanz von früher. Hermès ist ja bekannt für die Prints mit Tiermotiven – ziehen die noch? Diese Krawatten hatten lange Zeit Kultstatus – für manche bis heute. Doch die neuen Konsumenten wollen das Thema neu interpretiert sehen. Wir zeigen also neue Kollektionen mit digitalen, computergenerierten Mustern und kleinen Webmotiven, aber auch miniaturisierten Versionen der Tierchen, die für uns so typisch sind. Das Figurative ist dem Abstrakten und Rhythmischen gewichen. Welche Farben werden heute verlangt? Die Farben sind delikater, wir versuchen nicht die offensichtlichen Töne – Rot, Hellblau, Bordeaux – zu zeigen, sondern besondere Mischfarben. Ein Blau hat etwa einen Schuss Violett oder Türkis.


Das sind aber keine Revolutionen. Es geht bei der Krawatte um Details, nicht um augenfällige Neuerungen. Wenn man diese vier Dinge leicht ändert: Schnitt, Material, Muster und Farben, so haben Sie am Ende eine ziemlich neue Krawatte. Brauchen wir heute andere Knoten als früher? Es wird ein bisschen zu viel über Knoten phantasiert, denn tatsächlich kennen die meisten Männer genau zwei Arten, ihre Krawatte zu knoten: einen einfachen und einen doppelten Knoten. Es gibt nur wenige Gentlemen, die mehr beherrschen. Den Knoten soll

man auf den Kragen abstimmen: den einfachen Knoten tragt man zum spitzwinkligen Kentkragen, den doppelten in den etwas gespreizteren Haifischkragen. Ist es okay, eine Krawatte halb geöffnet zum offenen Hemdkragen zu tragen, wie Sie es tun? Das ist die neue, spielerische Art, mit diesem Accessoire umzugehen – man kann es auch lässiger tragen und die Krawatte mit einer Strickjacke kombinieren. Ich weiss aber sehr wohl, dass ich den Knoten anständig festziehen sollte, wenn ich die Krawatte zu einem Anzug trage und in ein formelles Meeting gehe.

MEIS TER DER K R AWATT E Der Franzose Christophe Goineau ist seit 20 Jahren bei Hermès in Paris tätig und entwirft dort als «directeur du soie masculin», in Abstimmung mit Creative Director Véronique Nichanian, Krawatten und Foulards für Herren. Er trägt seine Krawatte gerne unordentlich.

www.gentlemensreport.com/howto

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Für jene, die wissen, wonach sie suchen.

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Das einzigartige Schweizer Amberbier


Die Bezwingung des Matterhorns Text und Schnitt: Jeroen van Roojien

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Man kann das Matterhorn erklimmen – oder sich dem Popstar der Schweizer Alpengipfel erst einmal im Geiste nähern. Unser Bastelbogen stimmt Sie darauf ein.

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Mindestens einmal im Leben muss sich ein Mann überlebensgrossen Herausforderungen stellen. Einem Berg etwa. Warum also nicht gleich dem Berg der Berge, dem Matterhorn? Es gibt im Alpenbogen zwar höhere und schwierigere, aber keinen ikonenhafteren Berg als den im Italienischen etwas geringschätzend Monte Cervino genannten Gipfel an der Schweizer Landesgrenze ob Zermatt. Das Matterhorn ist das überragende Symbol der aus Fels gewachsenen Schönheit – kein Berg ist bekannter, keiner öfter fotografiert. Seit ihn Edward Whymper 1865 zum ersten Mal bestieg, ist der pyramidenförmige Walliser der Popstar unter den Alpengipfeln.

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Es muss also das Matterhorn sein, wenn ein Mann sich einer ernsthaften Prüfung stellen will. Doch wer sagt denn, dass man den 4478 Meter hohen Gipfel gleich mit seinen eigenen Beinen erklimmen muss? Man kann auch versuchen, das Matterhorn erst einmal mit Händen zu bezwingen, seiner unverkennbaren Gestalt und Pracht mit dem Intellekt gerecht zu werden. Dazu bietet sich unser in jeder Ausgabe dieses Magazins erscheinender Bastelbogen an. Denn Männer, die nicht handwerken können, sollten auch nicht bergsteigen. Zum fel

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Lachen Sie jetzt nicht. Denn vermutlich wären Sie, in Stunden und Tagen gerechnet, schneller von der Hörnlihütte über den nordöstlich verlaufenden Hörnligrat zur Solvay-Hütte und zum Scheitel des Matterhorns hoch gestürmt, als dass Sie es schaffen würden, dieses Gesteinsmassiv als dreidimensionale Abwicklung mit Papier und Schere herzustellen – wenn wir Ihnen hierzu nicht die Anleitung lieferten. Südw est

Probieren Sie es aus. Sie brauchen statt Steigeisen, Seil und Pickel nur Schere, Papier und Kleber. Am besten beginnen Sie mit der so oft fotografierten Ostflanke, die man von Zermatt aus sieht. Dann arbeiten Sie sich gleichzeitig über die Nord- und Südseite zum weniger bekannten Rücken des Matterhorns vor. Beissen Sie sich am kleinen Spitz an der nordwestlichen Schulter ob Zmutt ruhig die Zähne aus. Und behaften Sie uns bitte nicht auf die topografische Korrektheit, denn was zählt, ist die Gestalt. Insbesondere im Südwesten haben wir ein bisschen geschummelt – dort, wo der Löwengrat bzw. Italienerweg hochgeht. Aber jene Seite des Bergs ist sowieso nur der Monte Cervino. Zu

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WILD UND GEISTREICH Text: Jürg Wirth Fotografie: Amanda Camenisch Mode: Stephan Meyer

Die tollkühnen Männer, die sich in St. Moritz den Cresta Run hinabstürzen, haben schon Generationen inspiriert. Sie bleiben allerdings ein verschworener, gut abgeschotteter Zirkel, aus dem kaum etwas nach aussen dringt.

Mut und Esprit müsse ein Cresta Runner haben, sagt Peter Märky. Der St. Moritzer und Direktor des Hotels Steffani scheint über beide Eigenschaften zu verfügen. Denn er ist seit 42 Jahren Mitglied im genauso legendären wie altehrwürdigen St. Moritz Tobogganing Club. Diese Vereinigung umfasst die wilden Kerle – auch einige Frauen gehören dazu –, die sich auf ihrem Schlitten den Cresta Run in St. Moritz hinunterstürzen. Märky hat sich bereits im zarten Alter von sechzehn Jahren um die Aufnahme beworben. Bei ihm war das auch Familientradition, bereits sein Vater gehörte dem Club an. Erfunden haben diese Sportart und den zugehörigen Club die verrückten Briten. 1880 begannen sie mit Curling in St. Moritz, und wahrscheinlich als Ausgleich respektive weil beim Curling das Adrenalin nicht gerade in Strömen fliesst, bauten einige Sportsfreunde eine Eispiste, um sich mit ihren selbstgebauten Schlitten dort hinunterzustürzen: Der Cresta Run war geboren. 1884 formierte sich der St.  Moritz Tobogganing Club. Seither ranken sich Legenden um die Mitglieder, die immer noch in grosser Zahl britischer Herkunft sind, es kursieren Gerüchte über deren Partys, es wird gerätselt, wie man in den erlauchten Kreis kommt, und natürlich strahlt der Mut der Burschen über alles. Und Mut braucht es, um sich auf Schlitten in den Eiskanal zu stürzen.

Auf der Zielgeraden erreichen die Fahrer Spitzengeschwindigkeiten um 130 Kilometer pro Stunde. Zu überlegen gibt’s auf der Fahrt also nichts mehr, weiss Peter Märky. Deshalb sei eine gute Vorbereitung wichtig, und die erhält, wer sich in den Eiskanal wagt. Wer Glück hat, bekommt die Cresta-Legende Nino Bibbia als Trainer, allerdings macht der rüstige alte Herr nicht mehr viele Fahrten. Doch auch die anderen Trainer verstehen ihr Fach. Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die Novizen von der Wichtigkeit des Bremsens zu überzeugen. Meist fahre man die ersten paar Mal bis zum Shuttlecock mit angezogener Bremse, sagt Märky, und lasse erst danach laufen. Denn der Shuttlecock ist die Pièce de résistance des Cresta Runs das Ventil für die mittelmässigen Fahrer, wie Märky es nennt. Immer wieder fliegen die Fahrer dort aus der Bahn. Das kann mit Schmerzen und Brüchen verbunden sein, selbstverständlich hat auch Märky schon einiges davongetragen. Darüber zu jammern, das würde ihm aber nicht entsprechen. Der Vorteil eines Sturzes in der Shuttlecock-Kurve ist allerdings der, dass das Opfer Aufnahme im gleichnamigen illustren Club findet. Zu den Aktivitäten dieser Vereinigung gehört ein jährliches Nachtessen, an dessen Ende mitten in St. Moritz einige Strohballen verbrannt mode 34

werden und die Novizen übers Feuer springen müssen. Überhaupt ist der gesellschaftliche Teil beim Cresta Run genauso wichtig wie der sportliche. Deshalb braucht es die zweite Eigenschaft, den Esprit. Diesen brauche man, wenn man in den Club aufgenommen werden möchte, wiederholt Märky. Vorher allerdings braucht man noch einige Göttis und Fürsprecher – erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann man sich um die Aufnahme bewerben, ungeachtet des Standes oder finanziellen Hintergrundes. Trotzdem liest sich die Mitglieder­ liste wie ein «Who’s Who» der interna­ tio­n alen Prominenz und des Geldadels. Hotelunternehmer Urs E. Schwarzenbach fehlt genausowenig wie Künstler Rolf Sachs, und selbst Brigitte Bardot ist noch im Mitgliederverzeichnis aufgeführt. Denn die Cresta Runners nehmen auch Frauen auf. Auch bei Auswahlverfahren für Neumitglieder spielen Frauen eine wichtige Rolle. Sie müssen überprüfen, ob die Bewerber über eine gute Portion Charme und solides Benehmen verfügen. Weiter sollten die Kandidaten partytauglich und geübt im Reden sein. Denn zur Bewerbung gehört auch ein spontaner Vortrag. Und sie sollten nicht wie die Gegner der Briten im 2. Weltkrieg aussehen, meint Märky schmunzelnd. Verpönt sind Handys und andere Aufnahmegeräte auf Partys, denn keinesfalls dürfen Bilder nach draussen gelangen.


Hair & Make-up: Helve Leal  Hair & Make-up Assistentin: Nadine Weiss  Fotoassistent: Micha Freutel  Modeassistentin: Anna Kaminsky  Mit einem herzlichen Dank an: Stephen Bartley Hon. Archivist St. Moritz Tobogganing Club für das zur Verfügungstellen der Archivbilder.  Auch mit einem herzlichen Dank an: St. Moritz Tourismus für das zur Verfügungstellen der Requisiten.

Oben: Tweedjacke von WOOLRICH Unten: Jacke mit Lammfell­k ragen von BURBERRY LONDON Coverbild: Cricketsweater, Hemd und Krawatte von GANT

mode 35


Links: Doppelreiher aus Tweed, Hemd und Krawatte, alles von GANT BY MICHAEL BASTIAN Mitte: Cricketsweater, Hemd und Krawatte von GANT Rechts: Cordsakko, Hemd und Krawatte von POLO RALPH LAUREN


Oben und Mitte: Melangepullover aus Cashmere und Hose von BELSTAFF Unten: Pullover und Hose von ERMENEGILDO ZEGNA mode 37


Vorne: Gerippter Melange足p ullover von POLO RALPH LAUREN Hinten: cremefarbener Cardigan und Cordhose von HACKETT

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Marineblauer Dufflecoat von TOMMY HILFIGER

Cresta Runners Sie sind ein verschwiegener Zirkel festfreudiger Herren, oft aus besserem Hause. Sie fahren auf einer Art Skeleton-Schlitten auf der St. Moritzer Natureisbahn und werden im Shuttlecock-Club aufgenommen, wenn sie in selbiger Kurve aus der Bahn fliegen und sich nicht das Genick brechen. Einer der berßhmtesten ihrer Art ist der Italiener Nino Bibbia (*1922). mode 39


Weste mit Fair-IsleMuster, Hemd, Hose und Schuhe von POLO RALPH LAUREN

www.gentlemensreport.com/mode mode 40


Cardigan aus Kamelhaar von POLO RALPH LAUREN


GR+shop:

HEIZKOSTEN

KAnn man am effizientesten senken, indem man in der kalten jahreszeit etwas WARMES anzieht. das gilt im besonderen, aber natürlich nicht nur, für die füsse. Weitere Informationen zu den abgebildeten, exklusiv für den «Gentlemen’s Report» hergestellten Produkten finden Sie direkt auf www.gentlemensreport.com/shop Text: Jeroen van Rooijen  Fotografie: Erwin auf der Maur

der pantoffel Zu Hause auf Socken herumzulaufen ist eine Möglichkeit – aber nicht gerade schick. Ausserdem belastet es die Strümpfe. Ein Gentleman, der an alles denkt, hat deshalb überall ein Paar butterweicher Hausschuhe dabei. Das von den Zürcher Benci Brothers für «Gentlemen’s Report» gefertigte Modell ist federleicht, aus einem Stück hochwertigen Ziegen-Nappaleder geschnitten und von Hand mit Kreuzstichen vernäht. Diese dekorative Kappennaht oder «Tomaia» ist das Herzstück des klassischen Mokassin-Typs. Sie sorgt für die richtige Passform und Geschmeidigkeit des Schuhs. Die Innensohle ist herausnehmbar. Damit man seine Hausschuhe auch auf Reisen immer mitnehmen kann, gibt es umsonst ein aus demselben dunkelbraunen Leder gefertigtes Futteral dazu. Die Benci Brothers sind Flaviano und Bruno Bencivenga – letzterer gründete vor Jahren das Label Navyboot und erlebt seit kurzem zusammen mit seinem Bruder einen zweiten Frühling als Mode-Unternehmer. GR+HAUSSCHUHE, dunkelbraunes ZiegenNappaleder, von Hand genäht, erhältlich in den Grössen 40 bis 45. Der Preis beträgt 179 Franken pro Paar (inkl. Beutel). SHOP 42


der schal Die Mailänder Krawattenmanufaktur AD56 fertigt nicht nur besondere Schlipse (siehe unten), sondern auch aussergewöhn­­ liche Schals wie diese zweiseitig bedruckten Double-Face-Halstücher aus 70 % Wolle und 30 % Cashmere. Die eine Seite des Schals zeigte ein «ordentliches» Karo, die andere ein maskulines Camouflage-Muster. Zwei Farbstellungen, one size, 279 Franken.

die krawatten

das hemd

Für eine neue Generation von stilbewussten Männern ist der Schlips heute keine lästige Pflicht mehr, sondern ein Mittel, um ihre Persönlichkeit zu akzentuieren und auf diskrete Weise modische Kompetenz an den Tag zu legen. Die neuen, sehr voluminösen Tweedkrawatten aus Originalstoffen der fünfziger Jahre kommen aus der Mailänder Krawattenmanufaktur AD56, die eine eigene Produktion in der Nähe von Verona hat. Die Krawatten sind in vier Varianten und Webmustern erhältlich und kosten je 98 Franken.

Die Tessiner Hemdenmanufaktur Bruli der Familie Brülisauer stellt die besten Hemden der Schweiz her – der hoch spezialisierte Betrieb in Stabio näht für Weltmarken und anspruchsvolle Masshersteller. Marco Brülisauer ist überzeugt, «dass sich die Eleganz eines Mannes in seinem Hemd konzentriert», weswegen der passionierte Fachmann täglich eines trägt – auch an freien Tagen. Nach unserem gemeinsam mit Bruli erdachten «perfekten Hemd» und dem

Sommer-Shirt aus Leinen kommt nun das saisongerechte Flanellhemd. Es ist aus leicht gerauhtem, sehr angenehm zu tragendem Stoff geschnitten, hat einen schmalen Rumpf und charakteristische Kontrastelemente in Hemdkragen und Manschette. Echte Perlmuttknöpfe runden den stimmigen Eindruck des Qualitätsproduktes ab. FLANELLHEMD, 100 % Baumwolle, slim fit, in drei Grössen (Tabelle online), 198 Franken.

die strickjacke Dieses bequem wie eine Strickjacke zu tragende Wolle/Cashmere-Sakko aus einem himmlisch weichen Gestrick entstand in Zusammenarbeit mit dem Bündner Modeprofi und Neo-Gentleman Nico Pesko vom gleichnamigen Sportgeschäft in Lenzerheide. Gefertigt wird die ungezwungene Jacke in einer der besten Strick-Manufakturen Asiens, die ausschliesslich Kleinserien fertigt. 398 Franken, in drei Grössen (S, M, L) erhältlich. SHOP 43


GOLDENE ZEITEN Text: Anna Kaminsky Fotografie: Véronique Hoegger, Aleli Leal

Ein Mann sollte eine gute Uhr haben – oder auch mehrere. Noch besser ist es, wenn diese auch das Potenzial zum Erbstück haben. Diese zeitgenössischen Klassiker erfüllen diese Erwartung.

Während sich die Ladys zum Jahresende gerne grosses Geschmeide um Hals und Handgelenk legen, Brillanten an Ohren und Fingern aufblitzen, ist der Gentleman in der Auswahl seines Schmucks doch eher beschränkt. Für viele Gentlemen ist die Armbanduhr überhaupt das einzige Accessoire. Seine Faszination liegt im Wissen darum, welch mechanisches Wunderwerk in dem Gehäuse des kleinen Zeitmessers arbeitet. Einige fein­ mechanische Leidenschaft und viel kunsthandwerkliches Geschick wurden dem Bau und der Weiterentwicklung der Uhr zuteil. Das will zuweilen etwas kosten. Doch wie ein schönes Schmuckstück wird auch die Armbanduhr manchmal von Generation zu Generation weitergereicht. Und kein Typus eignet sich dafür so zuverlässig wie die klassische Uhr aus Gold, mit rundem Gehäuse, schlichtem Ziffernblatt und Lederarmband. Sie ist eine der traditionellsten Variationen des Zeitmessers. Wer sich also für eine Uhr mit dem Potenzial zum Weitervererben entscheidet, trifft mit diesen Klassikern eine sichere und stilvolle Wahl. Denn Trends kommen und gehen, doch zeitlose Eleganz bleibt wertvoll. Uhren 44


PIA A ls G E T A u f lach t si c o m at s te j e h unt die A ikuhr geba u S i e er j e d lt i p la s chm te i unt bleib e M a no pe egt n t Wa e r d e d i e R s c h e r f e k t tt tch n f e ine eferen e. es. 1 4  n D z 40 0 F r e s sran ke n

F.   P D i e . J O U L u n O c ta R N E G r e h ä l A u to o t und ssda sich mati q t bei klein um, M trot z ue 10, einer er S e ondp 6 m H ö k u n has d h m. 41 9 e v o n e f l a c e h 00 Fr a n ke n.

Uhren 45


ZENITH Fein proportioniert ist das Design der El Primero Port Royal. Die Formensprache orientiert sich an grossen Genfer Klassikern. 9900 Franken.

UHREN MIT DEM ZEUG ZUM ERBSTÜCK Uhren 46

JUNGHANS Ein Tribut an den Stil der fünfziger Jahre: Das Zifferblatt der Meister-Handaufzug liegt unter einer rund geschliffenen Glasdecke. 1475 Franken.


SÖ H N E A . L A N G E & e hr en la nc ie rt Ja 18 r vo ie D n ei its re be e ist r G ro ss e La ng rf te au ch de dü d un er Kl as sik n Fr eu de io at er en G nä ch st en n.  0 0 0 Fr an ke be re ite n. 36

Po r H A u tugi era f zu ese us Ta l ä u g . r i s r a g ge f t Is t d en lan da t es er d a I W g . s U a u Pe n d C 24 h r f g l o t e r  0 w e e zo o n 00 rk g Fr s i e b e n , an en ke n.

Mit einem herzlichen Dank an: Embassy in Luzern für die Auswahl und fachliche Beratung.

– ie ht s d nic che . l a E T k ht is gt U si e ss ei G las e» g kla anz E K u r r B R ehr ssiq h de ige n. M l a u c -Z e n k e « C a s a u e t Fr a w reg 0 B  3 0 18

Uhren 47

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Reportage 48


MEISTER DER BRENNKUNST Text: Jeremy Gloor Fotografie: Lea Meienberg

Christoph K eller k a m a ls Quereinsteiger z u r E de lobst br e n n e r e i – h eu t e ge hört Stä hlemühle zu den besten der W elt. Mit v ielfä ltigen Destillaten w ill er v ergessen e Gesch m äck er der Nat u r w i eder i ns Bew usstsein der Menschen bringen. Reportage 49


Die Brände und Geiste von Christoph Keller lagern unter Tage in einem feuchten Raum der Stählemühle, des Hofs des Brenners unweit von Singen in Deutschlands Süden. In kühles Licht getaucht, stehen hier grosse Glasballons aufgereiht, handbeschriebene Etiketten kennzeichnen sie als «Böhmischen Waldhimbeergeist», «Hegauer Palmischbirne» oder eines von rund 180 weiteren Destillaten, die in reiner Handarbeit hergestellt werden. Die Spirituosen reifen in der abgeschotteten Kammer in den Glasbehältern sowie Fässern aus, bevor sie säuberlich in Flaschen abgefüllt werden und der 42-Jährige jede Etikette wiederum von Hand beschriftet, nummeriert und signiert. Je nachdem wie ergiebig die Ernte der jeweiligen Früchte ausgefallen ist, die zur Herstellung der Destillate verwendet werden, entstehen Spirituosen in Auflagen von 10 bis 200 Flaschen. «Uns geht es nicht um die Menge der Destillate, die wir herstellen, uns geht es um deren Qualität und Vielfalt», sagt Christoph Keller, der seit 2004 die Stählemühle zusammen mit seiner Frau Christiane und den zwei gemeinsamen Kindern bewohnt. Nachdem die Familie dem hektischen Stadtleben den Rücken zugekehrt und sich für den idyllischen, sieben Hektar grossen Hof als neue Heimat entschieden hat, erfuhr der ehemalige Kunstverleger erst davon, dass ein Brennrecht auf dem Anwesen liegt. Damit dieses nicht verfällt, musste der Betrieb aufrechterhalten werden, und so begann Christoph Keller aus Neugier neben dem Pflegen der Landwirtschaft auch Destillate herzustellen, erst aus Korn, später aus Obst und seit 2006 in Edelbrand-Qualität. Als seine Produkte bei Kunden wie auch Gastronomiebetrieben und Gourmetgeschäften schnell grossen Anklang fanden, wurde das Bedürfnis Kellers geweckt, eine breite Sammlung von Aromen zu schaffen. «Kornelkirschen, Traubenkirschen, Mispeln: Die Leute wissen gar nicht mehr, was bei uns alles wächst und wie es schmeckt.» Seine Spirituosen sollen deshalb die Vielfalt aus der Natur wieder näher bringen. «Dabei sind wir gar nicht so sehr an der Herstellung von Alkohol interessiert, wir brauchen ihn aber als Träger der natürlichen Geschmacksstoffe.» Seine akademische Ausbildung habe ihm geholfen, die Brennerei methodisch anzugehen, erzählt Christoph Keller. «Bevor ich nur einen praktischen Handgriff im Brennhäuschen machte, habe ich etwa zehn Bücher gelesen.» Durch seinen künstlerischen Hintergrund sei ihm zudem ein empirisches Bedürfnis eigen, die Lust darauf, Neues auszuprobieren. Dies tut der Quereinsteiger mit beachtlichem Erfolg: Von Destillata und Gault Millau wurde die Stählemühle in den letzten beiden Jahren in den Kreis der zehn besten Obstbrennereien der Welt aufgenommen. Ein Zeitungsartikel über den erfolgreichen Brenner machte Alexander Stein, Geschäftsführer der Black Forest Distillers, auf Keller aufmerksam. Er trat auf ihn mit dem Vorschlag zu, in der Stählemühle in seinem Auftrag einen Gin nach altem Rezept zu entwickeln, den «Monkey 47». «Damals wurden in der Stählemühle Kräuter- und Obstgeiste hergestellt, und Gin ist im Prinzip genau eine Mischung», sagt Alexander Stein. «Christoph und ich haben uns aber auch gefunden, weil das Geschäftsmodell von ‹Monkey 47› nicht so sehr ein kommerzielles ist, ähnlich also wie bei seinen Bränden.» Vielmehr sollte der Gin, destilliert durch den Meisterbrenner, ebenfalls als handwerklich hochwertiges Naturprodukt überzeugen. «Die wachsende Popularität unseres Gins ist für uns Beweis dafür, dass Leute vermehrt Wert legen auf Qualität sowie sich dafür interessieren, wie und wo ein Produkt hergestellt wird und wer es macht.»

Christoph Keller, 42 Ehe er sich der Brennerei zugewandt hat, verlegte Christoph Keller erfolgreich Kunstbücher. Heute stellt der Deutsche mehrfach ausgezeichnete Edelobstbrände her sowie den Gin «Monkey 47» – in reiner Handarbeit und mit viel Leidenschaft.

So fliesst also auch Gin-Destillat durch das Geistrohr der durch Christoph Keller konzipierten Destille in seinem Brenn­ häuschen. «Monkey 47» für 150 000 Flaschen wurde hier in diesem Jahr schätzungsweise hergestellt, gebrannt zum Grossteil von Januar bis Mai, abgefüllt allerdings nicht in der Stählemühle, sondern im Betrieb von Alexander Stein im Schwarzwald. Industrielle Ausmasse wird die Herstellung des Gins trotz wachsender Popularität nicht so schnell erreichen, denn wie die Brände, von denen laut Brennrecht höchstens 5000 Flaschen pro Jahr hergestellt werden dürfen, wird der Gin von Christoph Keller selbst produziert. Zur Obsternte von Juli bis Oktober wird er von ein bis zwei Mann unterstützt, und an Tagen der Gin-Herstellung kommen morgens um sieben Uhr Damen aus dem Dorf und schälen die dafür benötigten Zitrusfrüchte. Die ganze Familie packt zudem bei den zahlreichen Arbeiten an, die zum Leben auf einem Hof gehören. Enten, Gänse, Hühner, Ziegen und Lamas bedürfen der Pflege, ihre Felle müssen geschoren und ihre Hufen geschnitten werden. Auch zur Heuernte stehen jeweils alle Familienmitglieder bereit. Sie pflegen gemeinsam den üppigen Kräutergarten, die Tomaten im Gewächshaus sowie die Bäume und Sträucher, die unterschiedlichste Sorten von Wildpflaumen tragen. «Es geht bei unserem Betrieb ein Stück weit auch um den Erhalt einer Kulturlandschaft», sagt Christoph Keller. «Wir Brenner sind noch die einzigen, die Wildfrüchte und Streuobstsorten nutzen und verarbeiten.» Seine Brände und Geiste, die in Zürich etwa bei Edition Populaire, Jelmoli und Globus erhältlich sind, haben ihren Preis, kosten sie durch die aufwendige Herstellungsweise und wegen hoher Zollgebühren gerne auch mal ein paar hundert Franken. «Sie sollen ohnehin Liebhaberprodukt sein. Wir sagen sogar: Lieber weniger kaufen, dafür aber besser trinken.» Abgesehen von einigen Obstbränden kann so eine Flasche aus der Stählemühle nämlich durchaus Begleiter für ein paar Jahre werden.

Reportage 50


Reportage 51

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GUTE GENE Fotografie: Stefan Jermann

Der neue Range Rover, Resultat einer 42-jährigen Entwicklung, ist gleichzeitig ein voll geländetaugliches Arbeitswerkzeug wie ein nobler Salon auf Rädern.

Aristokraten wissen: Ein guter Stammbaum ist Gold wert. Und auf einen solchen kann der Range Rover zählen. Als er im Juni 1970 als erster seiner Art vorgestellt wurde, war der Range Rover schon Klassenbester. Keiner hatte es je zuvor gewagt, einen Traktor mit einem Salonzimmer zu kreuzen – salopp gesagt. Der Range Rover war von Anfang an, was er heute noch ist: ein voll geländegängiges Arbeitstier, das in einem massgeschneiderten Zwirn auftritt. Ein Gentleman, der auch schuften kann. Man kann mit dem Range Rover genauso Pferdeanhänger ziehen, Yachten schleppen, durch Morast pflügen wie vor der Oper vorfahren, zum Shopping aufkreuzen oder in ein gepflegtes Weekend verduften.

die erste Rallye von Paris nach Dakar. 1982 sorgte der Schweizer Monteverdi mit seinen fünftürigen Umbauten für den entscheidenden Evolutionsschritt: Als sogar das englische Königshaus den Fünftürer bestellte, entschied sich die damalige Eigentümerin British Leyland, ein solches Modell zum Standard zu machen.

Aus dem dreitürigen, mit einem Leiterrahmen und zwei Starrachsen versehenen Urtier von 1970, das über ein Vierteljahrhundert lang in der ursprünglichen Form hergestellt wurde, ist im Laufe der Jahre ein Grand Salon feinster Machart geworden. 1979 gewann ein Range Rover

Seit diesem Herbst ist nun die vierte Generation des Oberklasse-Geländewagens bestellbar. Sie wird im neuen Jahr ausgelie­­ fert und schreibt die Familiengeschichte be­hutsam weiter. «Don’t change it – just make it better», lautete der Auftrag an die Entwickler. Trotzdem ist ein ganz neues

Im Herbst 1994 kam die zweite Generation mit drei Motorvarianten und der elektronisch gesteuerten Luftfederung, welche den «Range» zur Sänfte machte. 2002 lancierte Range Rover die dritte Generation mit selbsttragender Karosserie und Einzelradauf hängung, schon bald wurde der V8 durch eine SuperchargedMaschine von Jaguar ersetzt.

Advertorial 52

Auto entstanden, der «All New Range Rover» – erstmals mit einer Alu-Monocoque-Karrosserie, welche den Wagen, zusammen mit anderen Gewichtsoptimie­ run­gen, 420 Kilo leichter macht. Dadurch kann erstmals seit 2006 auch wieder ein spar­samer Sechszylinder-Diesel mit 258 PS und 600 Nm Drehmoment eingesetzt werden, ohne dass die Fahrleistungen leiden. Der komfortable Allradler, einst ein schlimmer Schluckspecht, konsumiert damit noch 7,5 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer. Der neue Range Rover ist zwei Zentimeter länger und zwei Fingerbreit flacher als sein Vorgänger. Das «schwebende» Dach, ein Markenzeichen der Baureihe, macht ihn unverkennbar. Die Front ist runder gezeichnet und erinnert so an den extrem erfolgreichen Evoque. Die seitlichen «Kiemen», charakteristisches Merkmal der dritten Generation, sind nunmehr dekorative Blechfalze. Natürlich hat auch der Neue die beliebte, zweigeteilte Heckklappe – sie ist neuerdings sogar elektronisch gesteuert. www.rangerover.ch


Anzug: Alferano  Hemd und Krawatte: Windsor bei Herren Globus  Schuhe: Prime Shoes.

Range rover

www.gentlemensreport.com/partner/auto

Advertorial 53


old school, new cool Text: Anna Kaminsky窶ェotografie: Lucas Peters

OLYMPUS Die Pen EP-3 hat ein Touchscreen und kostet 1199 Franken.

kamera 54


FUJIFILM Die FinePix X-100 schiesst Bilder mit 12,3 Mio. Pixeln und kostet 1298 Franken.

nutzen zu können. Moderne Fotokameras haben mehr Funktionen, als die meisten Benutzer jemals verstehen werden. So mancher drückt deshalb einfach nur im Automatikprogramm ab und freut sich über eine gelungene Momentaufnahme.

Die neuen, digitalen Kompaktkameras erinnern mit ihren eleganten Formen an längst vergangene Zeiten der analogen Fotografie. Und sie sind tolle Accessoires.

Machen wir uns nichts vor: Kaum ist die neueste Kamera auf dem Markt, wird die nächste bereits angekündigt. So kann man sein Leben entweder damit zubringen, stets auf das neueste Modell zu warten, oder sich einfach ein aktuelles Modell zulegen und geniessen. Es kommt bei einem Gerät ja nicht nur darauf an, seine Technik zu beherrschen, sondern sie auch adäquat kamera 55

Die auf diesen Seiten gezeigten Kameras sind die in ihrem Stil («old school») jeweils neuesten auf dem Markt. Ihr Innenleben ist so State-of-the-art, wie es eben gerade geht. Doch ihr Gehäuse erinnert an eine Zeit, in der digital noch ein futuristischer Ausdruck war. Die Ästhetik dieser Kameras ist zurückhaltend und nicht darauf ausgelegt, nur für den Moment zu gefallen. Sie bieten, über das Technische hinaus, auch visuelles Vergnügen. Sie sind im besten Sinne auch elegante Accessoires, praktisch über der Schulter zu tragen oder in der Manteltasche zu verstauen. Selbst wenn in ein paar Monaten ein neues Modell mit einer noch feineren Bildauflösung auf den Markt kommt, sollte dies kaum ein Grund sein, das liebgewonnene Spielzeug gleich fallen zu lassen.


Von oben nach unten: OLYMPUS Die PEN E-P3 kostet 1199 Franken. NIKON Die schlichte V1 ist ab 948 Franken zu haben. SONY Die NEX-7K mit 18-55 mm Objektiv kostet 1498 Franken. SIGMA Die puristische DP2 Merill kostet 1395 Franken. LEICA Die klassische X2 schiesst mit 16,2 Mio. Pixeln und kostet 2320 Franken.

www.gentlemensreport.com/kamera kamera 56


pa n e r a i . c o m

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Mediterranean Sea, 1940s. “Gamma” men in training. The diver emerging from the water is wearing a Panerai compass on his wrist.

history a n d heroes.

luminor 1950 3 days - 47mm


Text: Jeroen van Rooijen und Anna Kaminsky

der schuh

Der 37-jährige Floris van Bommel hat ein Herz in Form eines Schuhs. Es hat sich im Laufe von neun Generationen so geformt, denn seit 1734 macht die Familie schon Schuhe. Vor sechzig Jahren ernannte Königin Juliana die Firma gar zum köngilichen Hof lieferanten. Darum kennt in den Niederlanden wirklich jeder die Schuhe von van Bommel. Seit 1996 fertigt die Firma aber nicht NEWS 58

Wer für den nächsten Zürich «Gentlemen’s Run» im Frühsommer 2013 nach einem Velo sucht, welches dann wirklich nicht auch ein anderer Teilnehmer hat, der sollte sich rechtzeitig bei der UBC (Ulf Bräutigam Composites) im süddeutschen Murr melden, denn dort fertigt man seit kurzem das «Coren», ein hochexklusives Fahrrad aus zugfester T1000-Kohlefaser. Die UBC baut sonst vor allem Bauteile

für die Formel 1, die DTM oder Le Mans, zu ihren Kunden gehören Bugatti, Porsche oder Audi. Und zwischendurch auch der eine oder andere solvente Dandy, denn das «Coren» wird ausschliesslich auf Bestellung und demnach auf Mass gefertigt. Das wahlweise als Fixie, SinglespeedVelo oder Pedelec erhältliche Captain-Future-Bike wiegt 7.7 Kilo und kostet 25 000 Euro. www.ubc-coren.com

Gentlemen’s Report selected – ACHT empfehlungen, FÜR DIE SICH DAS AUFTAKELN DER TANNE LOHNT.

WEIHNACHTEN!

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nur klassische Treter, sondern mitunter auch recht bunte und wilde neue Modelle, für deren eigensinnige Optik Floris van Bommel verantwortlich zeichnet. Charakteristisch sind die hybriden Schuhtypen zwischen Sport- und Freizeitschuhen oder zwischen Brogues und Stiefeln, wie sie hier abgebildet sind. Die Kollektion ist in der Schweiz etwa bei Globus in Zürich und in Glattzentrum erhältlich. www.florisvanbommel.com

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DAS messer Publireportage

Weleda Men Intensivcreme Neu:

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www.weled

DAS buch

Hier bleibt keine Stilfrage unbeantwortet: Vom Massanzug bis zur Boxershorts erzählt Josh Sims in «Männer mit Stil» über männliches Auftreten. Die sieben Kapitel nennt er nüchtern Oberbekleidung, Hosen, Schuhe, Unterwäsche, Schneiderware, Hemden und Pullover, Accessoires. Wie Kurzgeschichten lesen sich die Ausführungen zu den ausgewählten Stilelementen. Faktische Anekdoten zu Personen (im Bild Gregory Peck) und geschichtliche Ereignisse, die sich prägend für dieses und jenes Stilelement erwiesen haben, fügen sich zu unterhaltsamen Texten. www.midas.ch

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Die fünf Düfte der neuen Essenze-by-Ermenegildo-Zegna-Kollektion erheben den gleichen qualitativen Anspruch, den auch die massgeschneiderte Konfektion des Hauses erfüllen will: Aus feinsten Ingredienzien werden von den renommierten Parfümeuren Pierre Negrin, Frank Voelkl, Harry Fremont und Jacques Cavallier fünf individuelle Düfte komponiert, durch die sich als roter Faden die Note von italienischer Bergamotte zieht. Diese wird von einem Feld gewonnen, das eigens für die Herstellung von Duftessenzen bepflanzt wird. Die Exquisität hat ihren Preis. 125 ml der Elixiere kosten je 260 Franken. www.zegna.com

vorher bereits festgelegte Muster entstehen. Ergebnis dieses Vorgangs ist nicht nur eine aparte Maserung, sondern eine enorm hohe Belastbarkeit des Damaststahls. Für ein sichereres Arbeiten mit dem Messer hat Victorinox eine Einklappsperre eingebaut. Die ergonomisch geformte Walnussholzhülle liegt angenehm in der Hand. Die Victorinox Damascus Limited Edition 2012 erscheint in einer Auflage von 5000 Stück, das Messer kostet 290 Franken. www.victorinox.ch

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Herzstück dieses etwas exklusiveren Taschenmessers ist die Schneideklinge aus gemustertem, pulvermetallurgisch hergestelltem Damaststahl. Mit Hilfe eines Computers werden dabei rostträge Stahlsorten in Pulverform so übereinander geschichtet, dass

der duft

Die Weleda-Rasur- und -Pflegeserie für den Mann wurde speziell für die schonende Rasur und stabilisierende, tägliche Gesichtspflege entwickelt. Jetzt erhält die erfolgreiche Pflegelinie Zuwachs: Die fein komponierte Zusammensetzung der neuen Men Intensivcreme stärkt die hauteigenen Kräfte auf natürliche Weise und schützt trockene Haut optimal. Die Gesichtshaut des Mannes ist von Natur aus widerstandsfähiger und straffer strukturiert als die der Frau. Durch die Rasur ist die Männerhaut aber einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt, die sie reizt. Ideal als Pflege ist die neue natürliche Weleda Men Intensivcreme, die der Haut Feuchtigkeit spendet und sie beruhigt.


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das bild

Die «Kiss», welche die Westschweizer Firma Gotec für die Kaffeemarke Amici entwickelt hat, nimmt für sich in Anspruch, der kleinste Espresso-Automat zu sein – und gleichzeitig eine der leisesten seiner Art. Statt laut zu schnurren und zu vibrieren, verwendet das 16 × 21,5 Zentimeter kleine Kraftwerk einen neuen Kolbenmotor, welcher nur gerade die für eine Tasse Kaffee nötige Menge Heisswasser mit 20 bar Druck durch die Kunststoff kapseln von Amici presst. Diese schonende und überdies saubere Art der Kaffeezubereitung erzeugt nur ein leises Knurren – und einen delikaten Espresso mit perfekter Crema. Die ZweiPhasen-Kapseln (System MIE) sind rezyklierbar, kosten allerdings, wie das aus Aluminium

das kraftwerk

gut erhaltene Leiche von Mallory – die von Irvine wird bis heute gesucht. Der englische Fotograf Matt Hind hat dem Drama um Mallory und Irvine eine packende Fotostrecke mit Models in originalgetreuer Kleidung und Ausrüstung von 1924 gewidmet, die ursprünglich im Magazin «Men’s File» erschien. Eine begrenzte Anzahl gerahmter Abzüge der Inszenierung, welche in den Alpen mit professionellen Bergsteigern fotografiert wurde, sind in der Galerie des Bündner Stil-Orignals Nico Pesko in der Lenzerheide zu kaufen. www.pesko.ch

gefertigte Edel-Maschinchen mit dem berührungsempfindlichen Display, ein ordentliches Entgelt. Die Maschine schlägt einmalig mit 1800 Franken zu Buche, 21 Portionen Kaffee, die im Webshop zu bestellen sind und in einer luftdichten Aromadose geliefert werden, kosten dann jeweils 14.50 Franken. Dafür muss man sich morgens nie wieder über eine lärmende Kaffeemaschine ärgern. www.amici.ch

NEWS 60

Zum 130. Jubiläum hat das Möbelhaus Pfister zwei Grössen des Schweizer Kunsthandwerks zusammengebracht: Modeillustrator François Berthoud und den Keramiker Peter Fink. Entstanden ist eine ovale Schale, aus deren Oberf läche die Konturen eines Frauenportraits hervortreten. Mittels Dripping-Technik hat Berthoud die eleganten Gesichtszüge mit einem reliefartig austrocknenden Lack auf eine Folie aufgetragen. Diese wird in eine Gipsform eingearbeitet, die auf Basis einer 3D-Zeichnung der Schale hergestellt wurde. Die Schale wird schliesslich unter dem Druck von 25 Tonnen für dreissig Sekunden gepresst. 790 Franken. www.atelierpfister.ch

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Das Schicksal von George Herbert Leigh Mallory (1886 bis 1924) fasziniert und bewegt die Menschen bis heute: Der furchtlose englische Alpinist war möglicherweise der erste Mensch auf dem Mount Everest – doch er kehrte nie vom höchsten Gipfel der Welt zurück. Zuletzt wurde er wenige hundert Meter unter dem Gipfel gesichtet – was dann geschah, war seither Gegenstand von sehr viel Spekulation. Die Körper von Mallory und seinem Kletterpartner Andrew Irvine blieben 75 Jahre lang verschollen. Erst 1999 fand man die relativ

die schale


Top 10: Hot drinks bei Tannengrun

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Ausgewählt von: Jürg Zbinden Illustration: Lea Geiger

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6   N° 1

N° 6

Glühwein 15 cl Rotwein, 1 cl Zitronensaft, 2 TL Zucker, 1 Gewürznelke, 1 Prise Zimt. Zutaten in kleinem Topf erhitzen, aber nicht kochen lassen. Gewürznelke herausnehmen und Glühwein in Teeglas servieren.

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N° 7

7

Rum Toddy 4 cl brauner Rum, 2 cl Zitronensaft, 2 TL Honig, 8 cl heisses Wasser. Alle Zutaten ausser dem Wasser in vorgewärmtem Teeglas verrühren. Mit heissem Wasser auffüllen und umrühren.

N° 2

Bull $hot Würziger Pick-me-up für den Morgen, kalt oder heiss. U. a. mit Vodka, Consommé (Kraftbrühe) und Worcestersauce. Nichts für Anfänger und Weicheier.

N° 8

8

N° 3

Irish Coffee 4 cl Irish Whiskey, 2 TL braunen Zucker und 1 Tasse heissen Kaffee in gewärmtes Kaffeeglas geben und gut verrühren. Den leicht geschlagenen Rahm vorsichtig über einen Löffel auf den Kaffee laufen lassen.

Scotch Toddy Der Schotte nimmt Scotch anstelle von Rum. Und das nicht etwa, weil der billiger wäre ...

N° 9

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Apple Jack Toddy Statt Rum nehme man Calvados.

N° 10

Winter Punch (Création Peter Roth, 2004) 1,5 cl brauner Rum, 1 cl roter Portwein, 2 cl Zimtsirup, 2 cl Wasser, 10 cl Rotwein. Alle Zutaten in Topf erhitzen, nicht kochen lassen. Den Punsch in ein gewärmtes Teeglas giessen und sofort heiss servieren.

N° 4

French Coffee Der Franzmann füllt seinen Café mit halb Cognac, halb Grand Marnier anstelle von Whiskey.

N° 5

Swiss Coffee Warum Whiskey, wo wir doch feinen Schweizer Kirsch haben? Wer den Hals nicht voll genug kriegt, futtert dazu Zuger Kirschtorte.

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Italian Coffee Giovanni, Mario und Luigi ersetzen den Whiskey halb mit Brandy, halb mit Amaretto – perfetto!

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Alle Rezepte aus «Kronenhalle Bar» (Vlg. Orell Füssli; Fr. 49.–). Mit persönlicher Widmung des Ko-Autors und Cocktail-Grossmeisters Peter Roth auch in der High-End-Bar am Zürcher Bellevue erhältlich. www.gentlemensreport.com/top10

DIE LISTE 61


The Gentlemen’s Guide

Männer sind also mutiger geworden, was den Kauf von Taschen angeht? Ja, sie überlassen ihn nicht mehr Frau oder Freundin. Taschen dürfen für Männer sogar etwas augenfälliger sein als bisher und einen Stilakzent setzen. Warum kaufen Männer plötzlich en masse Handtaschen? Männer tragen im Alltag nicht weniger Dinge mit sich herum als Frauen, alleine Smartphone, Laptop oder Tablet müssen irgendwo verstaut werden. Wir wissen: Männern ist es sehr wichtig, ihre Sachen in dafür vorgesehene Abteile zu stecken und so für Ordnung sorgen zu können. Zur Innenausstattung der Taschen werden uns bei Qwstion erstaunlich viele Fragen gestellt.

Carry a bag Text: Jeremy Gloor

Männer schleppen Zeug mit sich herum – bei den immer enger werdenden Schnitten der Kleidung eine logistische Herausforderung. Das junge Taschenlabel Qwstion kreiert stilvolle Taschen, die Antworten auf diese Fragen liefern.

Gentlemen’s Report: Sebastian Kruit, mit welcher Art von Tasche haben Sie heute das Haus verlassen? Sebastian Kruit: Mit einem Rucksack. In Zürich bin ich nämlich meist mit dem Velo unterwegs. Rucksäcke haben in letzter Zeit ja an Popularität gewonnen. Das stimmt. Rucksackträger bestimmen das Strassenbild wieder wesentlich stärker als in vergangenen Jahren. Obwohl Rucksäcke natürlich nie ganz verschwunden sind.

Schliesslich bieten sie eine praktische Tragemöglichkeit und vermitteln zudem eine gewisse Jugendlichkeit und Sportlichkeit – mit dem richtigen Modell im besten Sinne. Schaut man sich Laufstegpräsentationen grosser Modehäuser an, wird eine bisher ungesehene Bandbreite an Taschen für Männer gezeigt … … weil für immer mehr Männer eine Tasche zu einem kompletten Outfit dazugehört. Sie machen sich genaue Ge-

Wie wählt man sie nun aber aus, die richtige Tasche? Man sollte sich als Erstes überlegen, ob man der Typ ist für eine Messenger Bag, eine Kuriertasche, die seitlich getragen wird. Seit Jahren sehr populär, hat sie zwar den Vorteil, dass beide Hände frei bleiben, aber manche Leute mögen das Tragegefühl einfach nicht. Zweitens stellt man sich die Frage, ob man eine Tasche für den täglichen Gebrauch anschafft oder ob sie für eine etwas längere Zeit, eine mehrtägige Reise zum Beispiel, benötigt wird. Und drittens geht es um die Menge der Dinge, die herumgetragen werden soll. Welche Innenausstattung ist sinnvoll? Heutzutage braucht es einen separaten Teil für elektronische Geräte wie Computer und Telefon. Für alles andere nehme ich persönlich jeweils ein Travel Kit oder Necessaire zur Hand, in das ich lose Dinge versorge, zum Beispiel die ganzen Adapter, Kabel und Kopfhörer der Geräte. Wenn ich für

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einige Tage verreise und eine grössere Tasche mitnehme, dann rolle ich Hosen, Hemden und T-Shirts, das sorgt ebenfalls für Ordnung, und die Stücke zerknittern nicht. Was empfehlen Sie für ein Modell zum Verreisen? Es stellt sich die Frage, ob man Räder unter seinem Gepäckstück braucht oder es doch lieber über die Schulter trägt. Je nachdem lautet die Antwort Koffer oder Weekender. Wichtig scheint mir auch, ein Reisegepäckstück auszusuchen, das zu bereits vorhandenen Taschen kompatibel ist. Damit das Hand­ gepäckstück etwa auf dem Kof­ fer durch die Bahnhofshalle befördert werden kann. Was macht ein Mann abends, wenn eine Frau zur Handtasche greift? Dann heisst es quasi abspecken: Nur das Nötigste mitnehmen und in die Taschen stecken, vorzugsweise die der Jacke. Die grosse, dicke Brieftasche kann getrost zu Hause bleiben, mehr als das Tram-Abo und genug Geld fürs Abend­­ essen oder ein paar Biere braucht es nicht.

Fotografie: Nico Schaerer

danken darüber, wofür sie eine Tasche verwenden und welche Anforderungen diese zu erfüllen hat.

Meis t er d er Tas c h en Sebastian Kruit wurde 1967 in den Niederlanden geboren und lebt heute auch in Zürich. In der Limmatstadt gründete er 2006 das Taschenlabel Qwstion und entwickelt seither als dessen CEO gemeinsam mit seinem Team unaufgeregte Modelle (für Männer und Frauen), welche das moderne Unterwegssein erleichtern sollen. www.gentlemensreport.com/howto


DAS TRÄGT MANn JETZT SO! Eine Kolumne von Hannes Hug

Ich weiss schon, was Giorgio meint. Schliesslich war ich in den achtziger Jahren bereits mit einem Urteilsvermögen ausgestattet, jedoch nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Heute verfüge ich über beides. Bei Armani bin ich mir da nicht mehr so sicher. Zwar ist es tröstlich, dass auch er von der irdischen Pflicht, zu altern, nicht entbunden ist. Gleichzeitig müsste er das jedoch in Würde tun. Aber nein, des Mannes neue Kleider reden der schlechten Form das Wort. Sie sind Verschnitt. Das zeugt nicht nur von schlechtem Geschmack. Das zeugt von schlechtem Stil. Wie sonst erklärt sich der MC-Hammer-Karotten-Pluderhosen-Schnitt? Weshalb klingt Matt Bianco an, wenn die Jungs mit Sonnenbrille und Zwetschgenhut so tun, als ob sie rasch um die Ecke ein Baguette kaufen gehen? Das erinnert arg an die Ästhetik von Terence Trent D’Arby. Die war damals grauenhaft und wird auch durchs Zitieren nicht geadelt. Vermutlich ist diese Kollektion eher als Wutanfall eines in die Jahre gekommenen Polterers zu verstehen.

Nun denn, Giorgio. Zieh dir den Mantel des Kontrollfreaks aus. Lass den Adler landen. Entspann dich und vergiss den verquasten Ausdruck deines Jugendwahns. Tu, was du deinem guten Ruf als Synonym der Herrenmode aus dem Bel Paese schuldest: Mach uns den zeitlosen Klassiker! Ausziehen, umziehen, wiederkommen. Danke, Giorgio.

Illustration: Alina Günter

Giorgio Armani will uns damit bedeuten, dass er das alles bereits gemacht hat, bevor ein Heer von minderbegabten Textilzwergen die Retrospektive als das Alleinseligmachende im EndlosLoop ausverkauft hat. Zur Untermauerung seiner Unsterblichkeit behauptet sich Giorgio als Erfinder eines Looks, der besser keiner wäre. So wird der Begriff des «Alter Ego» um eine interessante Nuance erweitert.

Hannes Hug, 44, war in jungen Jahren Sprücheklopfer vom Dienst beim Schweizer Fernsehen («Zebra»). Heute ist er als freier Mitarbeiter für verschiedene Medien tätig. Unter anderem moderiert Hug die Talksendung «Focus» auf Radio DRS 3. Als eine Hälfte von «Andreas & Conrad» berät er Prominente, wie man beim Pirouettendrehen auf dem sozialen Parkett nicht der Länge nach hinfällt. Hannes Hug zählt sich nicht zur V-Klasse und konnte darum nie so richtig mit Armani.

www.gentlemensreport.com/kolumne kolumne 63


leserbriefe

«Gentlemen’s Report» N° 6 vom 27. Oktober 2012

Die nächste Ausgabe erscheint am

23. märz Der «Gentlemen’s Report» N° 6 erschien passend zum Wetterumschwung mit der Titelzeile «Es wird Regen geben» – was für ein Timing! Und was für ein wunderschönes Heft. Herzlichen Dank für das stilvollste Schweizer Magazin, auf das ich mich jedes Mal freue wie ein kleiner Mann. Christian J. Jost

Danke für die N° 6 – ein super Timing mit diesem Thema! Der Wintereinbruch verschaffte uns Zeit und Musse, die neuste Ausgabe zu studieren. Eine tolle Nummer: professionell wie immer, spannend und interessant die Interviews, knapp und informativ die «15 fürs Glück». Eigentlich hat uns alles gefallen, bis hin zu Hund Jasper auf der letzten Seite. Bleibt anzufügen: der «Gentlemen’s Report» ist durchaus auch für Ladys geeignet. Madeleine Haas Zeltner & Bruno Zeltner

Der neue GR ist wunderschön geworden – für mich das bisher schönste Heft! Und das mit dem Wetter ist schon fast Fügung! Beat Weinmann

Ihr Editorial beginnt mit der Absichtserklärung, anders sein zu wollen als andere Männermagazine. Keine «aufgeplusterten Pin-up-Mädchen in Lingerie, keine breitspurigen Sportswagen mit absurd vielen Pferdestärken…». Auf der gegenüberliegenden Seite dann Werbung für ein neues Mercedes-Modell samt effektsteigernder junger Dame. Schneller lässt sich die Glaubwürdigkeit einer Absichtserklärung wohl kaum zerstören, als es hier der Fall ist. Lassen Sie nächstes Mal das Pathos im Editorial besser weg. Rolf Tanner

Ich mag stilbewusste Männer, also interessiert es mich auch, wie diese sich geben sollten, was sie tragen sollten und weshalb sie euer Magazin gerne lesen. Auch wenn ich zugebe, das eine oder andere Thema überblättert zu haben, kann ich die Bilder regelrecht aufsaugen – die sind immer ein Genuss. Ich staunte nicht schlecht, als gar mein geliebter Onkel beseelt in die Ferne schaute. Vom Interview war ich aber enttäuscht: Wie kommt es, dass ihr mit Dieter Moor, der wirklich viel Interessantes zu erzählen hätte, zwei Seiten lang ernsthaft nur über das Wetter sprecht? Isabel Moor

Bezugsquellen A. Lange & Söhne www.alange-soehne.com – Al Ferano www.alferano.ch – Amici www.amici.ch – Armani www. armani.com – Atelier Pfister www.atelierpfister.ch – Belstaff www.belstaff.com – Boss Selection www.hugoboss.com – Breguet www.breguet.com – Digitech www.digitech.ch – Embassy www.embassy.ch – F. P. Journe www.fpjourne.com – Floris van Bommel www.florisvanbommel.com – Fujifilm www.fujifilm.ch – Gant www.gant.com – Hackett www. hackett.com – Hermès www.hermes.com – IWC www.iwc.com – Jasper Morrison www.jaspermorrison.com – Junghans www.junghans.de – Leica www.leica.ch – Midas www.midas.ch – Nikon www.nikon.ch – Nivea www.nivea.ch – Panasonic www.panasonic.ch – Pesko www.pesko.ch – Peter Kunz www.kunz-architektur.ch – Piaget www.piaget.ch – Prime Shoes www.prime-shoes.com – Qwestion www.qwstion.com – Ralph Lauren www.ralphlauren.com – Range Rover www.rangerover.ch – Sigma www.sigma-foto.de – Sony www.sony.ch – Stählemühle www.staehlemuehle.de – Tommy Hilfiger ch.tommy.com – UBC Coren www.ubc-coren.com – Victorinox www.victorinox.com – Woolrich www.woolrich.com – Zegna www.zegna.com – Zenith Watches www.zenith-watches.com service 64

IMPRESSUM Der «Gentlemen’s Report» ist das Magazin der NZZ für Männer. Die Publikation wird an ausgewählten Samstagen der «Neuen Zürcher Zeitung» beigelegt. www.gentlemensreport.com HERAUSGEBERIN Verlag Neue Zürcher Zeitung AG, Albert P. Stäheli (CEO) PRODUCTMANAGEMENT VERLAG Markus Will Redaktionsleitung Jeroen van Rooijen (jvr.) jvr@gentlemensreport.com Projektleitung Reto Caprez (rcz.) rcz@gentlemensreport.com St ylE consultant Stephan Meyer (sme.) REDAKTIONSASSISTENZ Anna Kaminsky (aky.) KORREKTORAT Jürg Zbinden (jzb.), www.herrkorrektor.ch kreation / Produktion dd com AG, Seefeldstrasse 301 8008 Zürich, contact@ddcom.ch Creative Director Daniel Müri Art Director Cornelia Hess, Marc Hahn GRAFIK Martina Keusch Produktion Melanie Hanimann Redaktion und Verlag NZZ AG, «Gentlemen’s Report» Falkenstrasse 11, Postfach, 8021 Zürich info@gentlemensreport.com ADVERTORIALS Die als «Advertorials» ausgewiesenen Seiten 24 –25 und 52 –53 dieser Ausgabe sind gemeinsam mit Marken und Dienstleistern erarbeiteter redaktioneller Inhalt mit kommerziellem Charakter. Verbreitete Auflage 135 000 Exemplare Druck Multicolor, Baar NZZ Print, Schlieren Anzeigenverkauf NZZ Media – eine Filiale der Publicitas AG, Seehofstrasse 16, Postfach, 8021 Zürich, Telefon 044 258 16 98, Fax 044 258 13 70, anzeigen@nzzmedia.ch Copyright alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung der redaktionellen Texte einschliesslich Speicherung und Nutzung auf optischen und elektronischen Datenträgern nur mit Zustimmung der Redaktion. Die ganze oder teilweise Verwertung von Inseraten (inkl. Einspeisung in Online-Dienste) durch unberechtigte Dritte ist untersagt. ISSN 2235-5332. © 2012 Neue Zürcher Zeitung AG


jas p er I M

TO B T

S CH N E E

Das Besondere an unserem Redaktionshund Jasper (*2008, Lagotto Romagnolo, italienischer Trüffelhund), dem im «Gentlemen’s Report» die letzte Seite gehört, sind seine an einen Teddybär erinnernden Locken. Sie sind im täglichen Kampf um Streicheleinheiten seine wichtigste Waffe, doch lassen sie ihn in der kalten Jahreszeit auch des öfteren recht albern aussehen, wenn sich der Schnee darin verklumpt. JASPER’S WORLD 65


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