125 Jahre DAS WASSER MIT STERN

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DAS WASSER MIT STERN



DAS WASSER MIT STERn



voM glück, einen schatz der natur Pflegen zu dürfen 1888 wird bei der Suche nach natürlicher Kohlensäure eine artesische Quelle entdeckt. Ein Ereignis, das über 125 Jahre vielen Familien in der Eifel und ihrer Umgebung Arbeit, Einkommen und Halt schenken sollte. Ein Quellfund, der nicht nur Ausgangspunkt der Entwicklung eines der wichtigsten Mineralbrunnenbetriebe Deutschlands und weltweit werden sollte, sondern auch Einfluss hatte auf die Region und ihre Menschen. Bis heute sind wir – Geschäftsführung und

zum Jubiläum ist allen Menschen gewid-

Sie soll uns zum anderen Mut machen,

Mitarbeiter des Gerolsteiner Brunnen –

met, die sich in den letzten 125 Jahren

unsere Zukunft in der guten Tradition

uns dieser besonderen Verantwortung,

um die Marke Gerolsteiner verdient ge-

unserer Vorgänger fleißig und auf der Basis

aber auch dieses besonderen Glücks

macht haben. Auch wenn natürlich nur

unserer gemeinsamen Werte mit glück-

bewusst. Wir sind dankbar dafür, diesen

einige wenige persönlich genannt wer-

licher Hand zu gestalten.

einzigartigen Schatz der natur mit seinem

den können und jede historische Be-

so gut mineralisierten und so erfrischend

trachtung selbst bei größtem Bemühen

Wir hoffen, dass diejenigen, die in

schmeckenden Wasser hüten und pflegen

immer unvollständig bleiben muss, soll

125 Jahren beim 250. Jubiläum der Marke

zu dürfen. Aber wir wissen auch, wie

der Rückblick auf die Zeit seit 1888 doch

Gerolsteiner auf unsere Anstrengungen

zerbrechlich eine intakte natur in den

vor allem zwei Zwecke erfüllen: Er soll

und die unserer nachfolger zurückschauen

letzten Jahrzehnten – selbst in einer so

zum einen die Leistungen aller Men-

werden, so zufrieden mit uns sein kön-

wunderschönen

ursprünglichen

schen würdigen, die zur großartigen

nen, wie wir es mit unseren Vorgängern

Landschaft wie der Eifel – geworden ist.

Entwicklung der Marke und des Unter-

sind. Packen wir es an!

Das macht die Herausforderung, diesen

nehmens beigetragen haben, und unsere

Schatz für die nächsten 125 Jahre zu

Hochachtung für diese Leistungen zum

bewahren, umso größer. Dieses Buch

Ausdruck bringen.

und

Axel Dahm



inhalt GRÜnDUnG DES GEROLSTEInER BRUnnEn

VERPACKUnG UnD InnOVATIOn

Seite 5

Seite 77

TRInKGEWOHnHEITEn IM WAnDEL

HERKUnFT UnD QUALITÄT

Seite 25

Seite 99

AUS DER REGIOn In DIE WELT

KOMMUnIKATIOn

Seite 49

Seite 119

REGISTER Seite 139



GRÜnDUnG DES GEROLSTEInER BRUnnEn


Die Eifelstadt, in der alles seinen Anfang nahm: Gerolstein um 1900.

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GRĂœnDUnG


die ursPrünge in der vulkaneifel Fast so alt wie die Geschichte der Region Eifel ist auch die der Mineralwasser- und Kohlensäurequellen in Gerolstein. Der Fund eines Steinbeils 1778 im Sidinger Drees – der ältesten bekannten Quelle in Gerolstein – lässt darauf schließen, dass diese schon in der Steinzeit als Trinkquelle genutzt wurde. Auch bei den in der Vulkaneifel siedeln-

residierte, ließ zwischen 1724 und 1726

den Römern genossen die zahlreichen

durch den kurtrierischen Ingenieur Kirn

Gerolsteiner Quellen – und besonders der

den Sidinger Drees neu erschließen. Um

Sidinger Drees – ein hohes Ansehen. Sie

ihn rein zu halten, verhinderte er den

sagten dem Wasser gar eine wundertätige

Zulauf des Flusses Kyll und auch den

Wirkung nach. Diese antiken Siedler fass-

Zustrom von Regenwasser. Die damaligen

ten den Sidinger Drees mit kunstvollen

Mediziner überzeugten ihn, diesen Schritt

Eine der rund 150 antiken

Votivtafeln ein und verliehen so ihrer

zu gehen. Sie waren der Meinung, dass

römischen Münzen aus

Dankbarkeit und Ehrerbietung Ausdruck.

das Gerolsteiner Wasser ein Heilmittel

dem Sidinger Drees.

Rund 150 römische Münzen, zumeist aus

gegen Gallen- und Blasenleiden sowie

der Zeit des Kaisers Maximinus, der Anfang

gegen Impotenz sei. Besonders Letzteres

des 3. Jahrhunderts n. Chr. regierte, fanden

stieß auf offene Ohren bei Graf Mander-

sich im Drees. Auch sie waren wahrschein-

scheid, dessen Ehe bis zu diesem Zeit-

lich zur Huldigung des Gewässers ge-

punkt kinderlos geblieben war. nach der

dacht. Durch den Kulturzusammenbruch

erfolgreichen neuerschließung des Dree-

zu Zeiten der Völkerwanderung, dem

ses ließ er Tonkrüge mit hoheitlichem

Abrutschen ins „finstere Mittelalter“, gerie-

Familienwappen anfertigen und mit dem

ten diese Quellen jedoch zunehmend in

Gerolsteiner Wasser füllen. Gleichzeitig

Vergessenheit.

errichtete er in seinem Haus in Köln eine Verkaufsniederlassung, die das Wasser

Als frühester Begründer der Eifeler und

nicht nur ins Rheinland, sondern sogar bis

insbesondere der Gerolsteiner Mineral-

nach Holland verkaufte.

brunnenindustrie ist Graf Franz Georg von Manderscheid-Blankenheim anzusehen. Der Graf, der auf Schloss Gerolstein

GRÜnDUnG

7


Eine Region wird erschlossen: Bau der Eisenbahn in Richtung Kรถln bei Pelm um 1870.

8

GRร nDUnG


In den folgenden Jahrzehnten fiel napoleon in deutsche Lande ein. Auch die Stadt Gerolstein wurde nahezu völlig zerstört. Dies hatte natürlich auch verheerende Auswirkungen auf das noch junge Geschäft mit dem Mineralwasser: Es brach ein und wurde zunächst nicht wieder aufgebaut. Erst 100 Jahre später erfuhr die Mineralbrun-

Verkehrsanbindung wurden die Absatz-

setzungen wies das mit Kohlensäure durch-

nenindustrie erneut einen Aufschwung.

märkte erschlossen, die für eine gewinn-

strömte Tiefenwasser damals wie heute

In den 1870er und 1880er Jahren – in der

bringende Ansiedlung von Industriezwei-

eine extrem hohe Reinheit auf. Diese Tat-

Geschichtsschreibung als Gründerzeit be-

gen notwendig waren. Es entstanden

sache machte das Gebiet rund um

zeichnet – ließen reichlich vorhandenes

gewerbliche Betriebe, die sich die Beson-

Gerolstein für die Trinkwassergewinnung

Kapital und aufblühender Unternehmer-

derheiten der Eifelregion zu nutze mach-

besonders wertvoll. Erst jedoch durch die

geist industrielle und gewerbliche Unter-

ten – speziell die der Mineralbrunnen- und

Eisenbahn konnte dies gewinnbringend

nehmen entstehen. Die Gründung eines

Kohlensäureindustrie.

industriell genutzt werden.

gesamtdeutschen Reiches unterstützte

Speziell für die Region waren die Eröffnung der Strecke Gerolstein – Kall 1870 und die Anbindung an die schon bestehende Bahnstrecke Köln – Trier von großer Bedeutung.

dabei den wirtschaftlichen Aufschwung. Der eigentliche Motor der voranschreitenden Industrialisierung und Erschließung abgelegener Landschaftsteile war jedoch der Bau der Eisenbahn. Auch die infrastruk-

Ihre Fortsetzung fand die Entwicklung der Mineralbrunnenindustrie in Gerolstein im Jahr 1878 mit der Gründung des Schlossbrunnen Gerolstein in Pelm. Wenig später, im Jahre 1883, entstand mit dem Gerolsteiner Flora-Brunnen ein zweites Mineral-

turell noch unerschlossene Eifel, die bislang

So war es ein Zusammenspiel zwischen der

brunnenunternehmen und weitere fünf

ein rein land- und forstwirtschaftlich ge-

Erschließung abgelegener Landschafts-

Jahre später wurde ein dritter Brunnen-

nutztes Gebiet war, profitierte von dieser

teile durch den Eisenbahnbau und den

betrieb gegründet, der die Eifel endgültig

Entwicklung. Speziell für die Region waren

Kenntnissen der Geologen über die Beson-

national sowie international bekannt machte:

die Eröffnung der Strecke Gerolstein–Kall

derheiten der Region Eifel, die ein altes

der Gerolsteiner Sprudel.

1870 und die Anbindung an die schon be-

Gewerbe neu entstehen ließen. Durch die

stehende Bahnstrecke Köln–Trier von gro-

besonderen Eigenschaften der Vulkaneifel

ßer Bedeutung. Mit der verbesserten

und die optimalen natürlichen Voraus-

GRÜnDUnG

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die gründung des gerolsteiner sPrudel w. castendYck Das Jahr 1888 markierte sowohl für das Unternehmen als auch für die Marke Gerolsteiner den Beginn. Es folgten 125 Jahre Wachstum, unterbrochen von Existenzkrisen. Die Entwicklung von Gerolsteiner ist eine

Gerolstein“. Was bewegte den Direktor der

vermuten, dass das Gebiet um Gerolstein

bewegende und zugleich eine erfolg-

Mathildenhütte, Geologe und Haupt-

über eine große Menge an Kohlensäure

reiche Geschichte, die von ganz unter-

mann a. D. dazu, ein derartiges Unterneh-

verfügen musste. Und darauf lag sein ei-

schiedlichen Charakteren und Einflüssen

men zu gründen?

gentliches Hauptaugenmerk. Mit der vor-

geprägt wurde. Das Unternehmen selbst

anschreitenden Industrialisierung war seit

musste sich in fünf verschiedenen Staats-

den 1860er Jahren auch der Bedarf an

formen behaupten und dem ständig

Kohlensäure permanent gestiegen. Vor

wandelnden Markt anpassen. Dies gelang

allem die Chemie- und Farbenindustrie

in einer Art und Weise, die bis heute

benötigte für ihre Produktion große Men-

innerhalb der Geschichte der deutschen

gen. Der Kohlensäuremarkt versprach eine

Mineralbrunnen einmalig ist. Dabei er-

ertragreiche Zukunft. Deshalb veranlasste

oberte die Marke nicht nur den nationa-

Wilhelm Castendyck 1887 erste Probe-

len, sondern auch den internationalen

bohrungen. nachdem er circa 100 Meter

Markt, und das bereits Ende des 19. Jahr-

tief vorgedrungen war, brach plötzlich

hunderts. Eine solche Geschichte der

ein die ganze Rohrweite fassender

Erfolge und Misserfolge hängt jedoch

Strahl empor, der eine Höhe von 30 bis

nicht nur von wirtschaftlichen Faktoren, sondern auch von starken Persönlich-

Wilhelm Castendyck, Gründer des „Gerolsteiner Sprudel W. Castendyck Gerolstein”.

keiten ab, die das Unternehmen und seine Marke nachhaltig beeinflussten.

10

GRÜnDUnG

40 Metern maß. Dieser durch die Kohlensäure getriebene Wasserstrahl beförderte Unmengen an Sand und faustgroße

Diese Frage ist aus heutiger Sicht schwer

Steinbrocken aus dem Erdinneren an

zu beantworten. Gesichert ist, dass er aus-

die Oberfläche.

Hierbei spielt eine Person eine maßgeben-

gezeichnete geologische Kenntnisse besaß,

de Rolle: Wilhelm Castendyck, Gründer

insbesondere die Eifel betreffend. Eigene

des „Gerolsteiner Sprudel W. Castendyck

geologische Studien ließen Castendyck


„Der anscheinend bedeutendste neuere Aufschluss ist der Gerolsteiner Sprudel, der, in größerer Tiefe erbohrt, anfangs geysirartige Ausbrüche mit nicht zu messenden Wasser- und Gasmassen und dazwischen faustgroße Steine und Sand unter mächtigem Brausen bis 50 Fuß hoch emporschleuderte und erst nach mühsamer Fassung zum geregelten Abfluss gebracht werden konnte.” Aus der undatierten Denkschrift von Wilhelm Castendyck

Ein Stück Geschichte: die Gründungsurkunde des „Gerolsteiner Sprudel W. Castendyck“ vom 1. Januar 1888.

GRÜnDUnG

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„Also ich denke, das Markenbild ‚Stern mit schwarzem Löwen’ hat eine ganz überragende Bedeutung. Der Stern ist ein starkes Zeichen, er ist ein absoluter Blickfang, und der Löwe ist natürlich etwas Kraftvolles und sehr einprägsam. Dieses Markenzeichen ist auch für mich heute nach wie vor unverzichtbar.“ Rolf Hermes, ehemaliger Leiter Vertrieb, Gerolsteiner Brunnen

Das Logo „Achteckiger, roter Stern mit schwarzem Löwen“ – seit 1888 Markenzeichen und Symbol für Qualität.

12

GRÜnDUnG


Quellausbruch des Gerolsteiner

Castendyck, der den ersten Quellausbruch eher zufällig ausgelöst hatte, beschloss, neben Kohlensäure auch Mineralwasser zu vermarkten.

Sprudel – abgebildet auf einer Speisekarte aus den 1890er Jahren.

Überzeugt von seiner Geschäftsidee,

kannt machen. Damit grenzte sich der

schloss er am 7. Dezember 1887 mit der

Gerolsteiner Sprudel auch von den übri-

Stadt einen notariell beurkundeten Ver-

gen Mineralbrunnen ab. Das besondere

trag, der ihm ein Wegerecht einräumte.

Markenzeichen verwurzelte ihn in der

noch im Dezember 1887 konkretisierte

Eifelregion und hob ihn zugleich in der

er in einem zweiten Schritt seine Pläne

großen Mineralbrunnenlandschaft hervor.

und stellte einen Antrag zur kommerziellen nutzung der erbohrten Quelle.

Am 21. März 1889 schließlich wurde

Zum 1. Januar 1888 gründete der Berg-

die Firma Gerolsteiner Sprudel W.

werksdirektor eine GmbH, deren Ge-

Castendyck mit dem Warenzeichen

schäftszweck es war, Sprudel zu ver-

„Achteckiger, roter Stern mit schwar-

treiben. Und im selben Jahr, genau am

zem Löwen“ in das Zeichenregister

22. november 1888, ließ sich der tüch-

eingetragen.

tige Geschäftsmann vom damaligen

Ausbruch der Quelle, dem Ursprung

Bürgermeister der Stadt Gerolstein ge-

der

nehmigen, den im Stadtwappen von

später

Gerolstein enthaltenen schwarzen Löwen

Gerolsteiner Sprudel.

Eine

Zeichnung

Unternehmensgründung, sogar

das

Briefpapier

vom zierte des

für seine Marke verwenden zu dürfen. Dies war die Geburt des Löwen als Markenzeichen für die Marke Gerolsteiner. Dass Castendyck sein Produkt mit dem Stadtwappentier prägte, sollte nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die Stadt Gerolstein überregional be-

GRÜnDUnG

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etablierung der Marke gerolsteiner sPrudel Die ersten lukrativen Absatzmärkte boten das nahe gelegene, dicht besiedelte Rheinland und das industriell geprägte Ruhrgebiet. Doch Castendyck musste sich von den

bekannt ist, bescheinigte dem Gerolsteiner

bereits vorhandenen lokalen Mineralwas-

Sprudel einen „ungewöhnlich hohen Ge-

serbetrieben wie dem Schlossbrunnen

halt an freier natürlicher Kohlensäure“.

Gerolstein und dem Flora-Brunnen ab-

Zudem verwies Fresenius auf die be-

grenzen. Schon früh arbeitete er deshalb

sondere Eigenschaft des Wassers, bei Ma-

an der „Markenidentität“. Bereits elf Tage nach Eintrag ins Handelsregister war das Gerolsteiner Wappen Teil einer Annonce für Gerolsteiner Sprudel im Anzeigenblatt „Beiblatt der Fliegenden Blätter“ in München. Die Werbung des Fir-

Prof. Dr. Carl Remigius Fresenius, dessen Name durch den gleichnamigen Konzern noch heute bekannt ist, bescheinigte dem Gerolsteiner Sprudel einen „ungewöhnlich hohen Gehalt an freier natürlicher Kohlensäure“.

zu wirken. Bis heute bestätigt Fresenius als neutrale Instanz die

Qualität

des

Gerolsteiner Mineralwassers. Zugleich wurden Abfüll- und Werkshallen sowie Büro- und Versandgebäude

errichtet

und die nötigen Maschinen zur Auf-

breitung des Sterns mit Löwen. Dabei

nahme der Produktion angeschaff t. Der

verwies er insbesondere auf die Qualität

Versand des Sprudels, abgefüllt in Tonkrü-

des Wassers, die er sich von einem aner-

gen mit dem Gerolsteiner Markenwappen,

kannten Arzt attestieren ließ: Prof. Dr. Carl

konnte beginnen.

den gleichnamigen Konzern noch heute

GRÜnDUnG

„hilfreich lindernd“

mengründers setzte bewusst auf die Ver-

Remigius Fresenius, dessen name durch

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genbeschwerden


Innen Sprudel, außen Stern: 1888 kommt Gerolsteiner Sprudel in Tonkrügen auf den Markt.

GRÜnDUnG

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verkauf des Jungen unternehMens Durch Wilhelm Castendycks Engagement in Export und Marketing verliefen die ersten Jahre nach Gründung des Unternehmens sehr erfolgreich. Die nationale und internationale Ver-

weiterer wichtiger Bestandteil der Denk-

bei diesen Übernahmen engagierten:

marktung trug Früchte. Schon 1889

schrift ist Castendycks Beschreibung sei-

Ärzte und Adlige. Ärzte investierten aus

präsentierte Castendyck seinen Sprudel

ner Quellbohrung 1887. Er erläuterte nicht

beruflichen Gründen in Quellen, denen

auf einer internationalen Messe in Ant-

nur die Beschaffenheit des erbohrten

eine besondere heilende Wirkung attes-

werpen und gewann Gold. Dadurch

Mineralwassers, sondern hob hervor, dass

tiert wurde. Adlige sahen in der Über-

machte sich die Marke auch früh inter-

es aus medizinischer Sicht eine große

nahme von Brunnenbetrieben eine inte-

national einen namen.

Zukunft habe und bereits im In- und

ressante Kapitalanlage. Brunnen wurden

Ausland vertrieben werde. Castendycks

als Teil der Gutswirtschaft angesehen.

Doch bereits 1889/90 entschied sich

geologische Expertise verlieh seinen Aus-

Adlige waren es auch, die die Gerolsteiner

Wilhelm Castendyck, sein Unternehmen

sagen eine wissenschaftliche Basis.

Sprudel W. Castendyck GmbH kauften:

zu veräußern. Die Gründe dafür sind nicht

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GRÜnDUnG

Die Familien Freiherr von Barnekow in

endgültig zu rekonstruieren. Es existiert

Gerade für Kapitalgesellschaften waren

Altmarrin, Graf Sholto Douglas in Ralswiek

eine undatierte Denkschrift von Casten-

der steigende Mineralwasserkonsum und

auf Rügen und von Grumme-Douglas in

dyck über die Geologie der Region Gerol-

die viel versprechenden langfristigen

Berlin übernahmen 1890 den jungen,

stein. Er hatte sie persönlich verfasst, um

Gewinnaussichten der Mineralwasserin-

aufstrebenden Betrieb.

die Eifelregion und sein junges Unterneh-

dustrie sehr attraktiv. Sie waren in der

men potenziellen Käufern vorzustellen.

Lage, die erforderlichen Mittel für die

Darin erklärte der Geologe die Besonder-

immer aufwändigere Fülltechnik und die

heiten der Vulkaneifel und insbesondere

komplexen Vertriebssysteme aufzubrin-

die der Gegend um Gerolstein. Er führte

gen. Und sie hatten das Kapital, um in die

die lange geologische Geschichte der

für den Unternehmens- und Markenerfolg

Region und ihren vulkanischen Ursprung

zunehmend an Bedeutung gewinnende

an und erklärte dessen Auswirkungen auf

Werbung zu investieren. Auffällig ist, dass

das so entstandene Mineralwasser. Ein

sich insbesondere zwei Personengruppen


Was macht die Region um Gerolstein so besonders? Wilhelm Castendyck erläutert den geologischen Ursprung des Mineralwassers in seiner Denkschrift, etwa 1889/90.

GRĂœnDUnG

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Neue Inhaber – neue Ideen? Mit dem Verkauf verlor der Gerolsteiner Sprudel auch seine Leitung. Auf Empfehlung von Graf Douglas stellte das Unternehmen 1891 mit Ernst Körber einen neuen Direktor ein. Er führte die Marke schon nach wenigen Jahren in die vorderste Reihe der deutschen Mineralbrunnen. In seiner langen Amtszeit, die erst 1927 mit

dern reiste selbst zu mehreren Flaschen-

Sprudel mit 2.730.000 Füllungen auf Platz

seinem Tod endete, gelang es Ernst Kör-

fabrikanten und begutachtete die Qualität

zwei aller ortsansässigen Mineralbrunnen.

ber, sowohl das Unternehmen als auch die

der Flaschen. Erst danach schloss er jähr-

Mit einer Stammbelegschaft von 75 Mitar-

Marke weiterzuentwickeln und als feste

liche Exklusivverträge mit ausgewählten

beitern erwirtschaftete das Unternehmen

Größe in der deutschen Mineralbrunnen-

Flaschenproduzenten ab und sicherte so

einen Umsatz von 409.560 Mark. Übertrof-

landschaft zu etablieren. Dazu musste die

eine gleich bleibende Qualität. Der Erfolg

fen wurde er lediglich vom Gerolsteiner

Qualität des vertriebenen Mineralwassers

ließ nicht lange auf sich warten: Bereits

Schlossbrunnen. Die Füllzahlen der kleine-

aber nicht nur beworben, sondern auch

nach zwei Jahren, 1893, überschritt die

ren Mineralbrunnen in und um Gerolstein

dauerhaft sichergestellt werden. Ernst

Produktion von Gerolsteiner Sprudel die

blieben deutlich unter 100.000 Füllungen.

Körber führte nicht nur die Verträge mit

Grenze von einer Million Füllungen pro

dem Kontrollinstitut Fresenius fort, son-

Jahr. 1899 behauptete sich der Gerolsteiner

Produktion der Mineralbrunnen von 1899

18

gründung


„Das Geheimnis von Gerolsteiner ist, dass das Unternehmen in jeder Phase in der Lage war, die richtigen Entscheidungen zu treffen, die unabhängig von der sofortigen Wirkung die Marke langfristig gestärkt haben.“ Joachim Schwarz, Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Ein neuer starker Mann im Unternehmen: Ernst Körber, ab 1891 Direktor und erster bürgerlicher Gesellschafter.

GRÜnDUnG

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Eine der ersten Gerolsteiner Anzeigen um die Jahrhundertwende.

Ausgewählte Partner vertrieben Gerolsteiner in den Regionen.

20

GRĂœnDUnG


Obwohl Gerolsteiner bereits 1899 regional betrachtet Platz zwei belegte, sah sich der Mineralbrunnen in den 1890er Jahren – wie die gesamte Branche – einer neuen Herausforderung gegenüber. Künstliches Mineralwasser, mit Kohlendioxid aufbereitetes Tafelwasser, überschwemmte den Markt. Allein mit Preissenkungen konnten die

zent erhöht. Der Export übertraf allein für

war sowohl national als auch international

Mineralbrunnenbetriebe dieser Konkur-

das Jahr 1898 den Inlandsabsatz um das

durch ausgewählte Vertreter in den jewei-

renz nicht entgegentreten. Die Brunnen-

Dreifache. nach Ende des Ersten Weltkriegs

ligen Regionen organisiert. In den 1890er

betriebe versuchten sich von der billigen

1918 brachen die Exportmärkte weg.

Jahren lag die Verantwortung für den

Massenproduktion durch gezielte Wer-

Im nationalen Markt entwickelte sich die Marke Gerolsteiner derart gut, dass man 1895 entschied, den Vertrieb nach Köln zu verlegen.

Generalvertrieb im süddeutschen Raum

che mussten fast alle Brunnenbetriebe auf

Das blühende globale Handelssystem

der Marke war dieser Schritt von großer

dem inländischen Markt Ertragseinbußen

entstand in dieser Form nicht wieder.

Bedeutung, denn so konnte besser auf

hinnehmen. Ausnahmen gab es nur weni-

Handelsbarrieren, Devisenmangel und

kundenspezifische Wünsche eingegan-

ge. Zu ihnen zählte auch der Gerolsteiner

politische Grenzen zwangen die Unter-

gen werden. Auch unterschiedliche Ge-

Sprudel. Er gehörte zu den Unternehmen,

nehmen, sich nationaler zu orientieren.

bindewünsche der Kunden ließen sich

bung und Aufklärung über ihre natürlichen Produkte abzugrenzen. Es entbrannte ein Verdrängungswettbewerb, dem sehr viele Betriebe zum Opfer fielen. Trotz insgesamt wachsender Umsätze innerhalb der gesamten Mineralwasserbran-

die einen Teil ihres Absatzes im Ausland

bei dem Unternehmen Menzel & Glaser aus Stuttgart. So ließ sich die Marke deutlich besser auf dem Markt positionieren, da Gerolsteiner direkt mit seinen Vertretern und Zwischenhändlern in Kontakt treten konnte. Für die weitere Entwicklung

schneller und effektiver bedienen. Der

tätigten und es geschaff t hatten, ihre

Im heimischen Markt entwickelte sich die

Kontakt zwischen Produzent, Vertreter

Marke auf dem inländischen Markt zu

Marke Gerolsteiner derart gut, dass man

und

etablieren. Laut einem Bericht der Bal-

1895 entschied, den Vertrieb nach Köln

enger. Die Marke schaff te es, ihre Markt-

neologischen Zeitung vom 10. Februar

zu verlegen. Die Unternehmensleitung

durchdringung erheblich zu steigern.

1898 hatte sich der Auslandsabsatz der

suchte eine engere Bindung an das Ver-

deutschen Mineralwasserindustrie inner-

triebsstammgebiet und die dort ansässi-

halb der letzten zehn Jahre um 800 Pro-

gen Vertreter im Rheinland. Der Vertrieb

Endverbraucher

wurde

spürbar

GRÜnDUnG

21


Das Unternehmen weitet sich aus Mit der Verlegung des Vertriebs weg vom Produktionsstandort ging die Umbenennung der Gerolsteiner Sprudel W. Castendyck Gerolstein in die Gerolsteiner Sprudel GmbH Köln mit Zweigniederlassung in Gerolstein einher. Gesellschaftskapital waren 1.500.000 Reichs-

verlieh der Marke innerhalb der Brunnen-

Zeit entfielen in Preußen etwa 87 Prozent

mark. Laut Gesellschaftervertrag vom

landschaft ein eigenständiges Gesicht. Am

der Gesamtproduktion natürlicher Mine-

10. Februar 1896 waren die Gesellschafter

4. März 1904 änderte sich die Zusammen-

ralwässer auf nur zehn Unternehmen.

Dr. Morton Graf Douglas und Angus Graf

setzung der Gesellschafter erneut: An-

Die Gerolsteiner Sprudel GmbH rangierte

gus Graf Douglas

mit 9 Millionen Litern Absatz unter den

entschied sich, Di-

ersten fünf. Der Absatz wuchs derart

rektor Ernst Körber

rasant, dass weitere Quellbohrungen not-

einen Teil seines An-

wendig wurden. 20 Jahre nach der Grün-

teils in Höhe von

dung, am 5. Juni 1908, erfolgte im Zuge

45.000

zu

einer Bohrung erneut ein starker Quell-

übertragen. Mit ihm

ausbruch, ähnlich dem des Jahres 1887.

gleich: Das Grundkapital eines anderen

tauchte der erste bürgerliche Name in

Die entfesselte Quelle sprang fünf Meter

Mineralbrunnens aus dieser Zeit, der

der Gesellschafterliste der Gerolsteiner

über den Bohrturm empor und erreichte

Aachener Kaiserquelle AG, belief sich 1892

Sprudel GmbH Köln auf. Es ist anzu-

somit insgesamt eine Höhe von über

lediglich auf 240.000 Reichsmark.

nehmen, dass sich Douglas zu diesem

20 Metern. Erst nach vier Tagen konnte

Schritt entschlossen hatte, da Körber sich

dieses Spektakel gebändigt und die

Mit der Umbenennung zur Gerolsteiner

um das Unternehmen und die Marke

Quelle langsam der Produktion zugeführt

Sprudel GmbH Köln erlosch auch der

besonders verdient gemacht hatte und

werden. Durch die nun mögliche De-

Bezug zum Gründer Wilhelm Castendyck.

sein Vertrauen genoss. Für Körber selbst

ckung der erhöhten Nachfrage rückte

Jedoch hielten die neuen Verantwort-

war dies eine bedeutende Veränderung.

der Schutz des Markennamens in den

lichen bewusst am von Castendyck ge-

Nun war er nicht mehr nur derjenige,

folgenden Jahren stärker in den Vorder-

wählten Markenbild fest. Es hatte sich

der Entscheidungen ausführte, sondern

grund. 1913 beauftragten die Gesellschaf-

mittlerweile auf dem Markt etabliert und

aktiv an diesen mitwirken konnte. In dieser

ter den Geschäftsführer, gegen den

Douglas mit einem Stammanteil von je 750.000 Reichsmark beteiligt. Damit investierten sie eine ungewöhnlich hohe Summe. Zum Ver-

22

gründung

20 Jahre nach der Gründung, am 5. Juni 1908, erfolgte im Zuge einer Bohrung erneut ein starker Quellausbruch, ähnlich dem des Jahres 1887.

Mark


Ein beeindruckendes Schauspiel: Im Juli 1908 schoss eine weitere Quelle 20 Meter empor.

Konkurrenten aus Pelm, den Schlossbrun-

Einschnitt. Der persönlich haftende Ge-

Füllmengenzahlen stiegen deshalb stetig

nen Gerolstein, Klage zu erheben. Das

sellschafter und Geschäftsführer Ernst

an. Die Marke Gerolsteiner Sprudel war

Konkurrenzunternehmen sollte es unter-

Körber verstarb. Eine Ära ging damit zu

eine nationale Größe geworden und zu-

lassen, den Ortsamen Gerolstein zu füh-

Ende. 36 Jahre hatte er die Geschicke

dem auf dem besten Weg, den internatio-

ren, da es aus Pelm kam. Zwar blieb die

des Unternehmens gelenkt. Kurz nach der

nalen Markt weiter zu erschließen. Nun

Klage erfolglos, jedoch verdeutlicht diese

Gründung eingetreten, war er es, der die

galt es, auf dem von Körber gelegten

Initiative, dass sich die Geschäftsführung

damals noch junge Marke entscheidend

Grundstein aufzubauen.

der hohen Bedeutung des Markennamens

prägte. Körbers Erfolgsrezept lag in der

bewusst war. Nach der anhaltenden

konstruktiven und stimmigen Bewerbung

Hochphase erfuhr das Unternehmen am

des Produktes und der daraus resultieren-

24. Oktober 1927 einen ersten deutlichen

den Erschließung neuer Absatzmärkte. Die

gründung

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TRInKGEWOHnHEITEn IM WAnDEL


Mineralwasser als Quell der gesundheit Wer heute im Supermarkt einkauft, findet eine Vielzahl von Mineralwässern vor, die deutlich macht, was der Deutschen liebstes Getränk ist. Im Laufe seiner langen Kulturgeschich-

nen, die sich Reisen oder die Kosten für

lichen Körpers.“ Der Bonner Mediziner

te war Mineralwasser jedoch nicht im-

eine Anlieferung des Wassers durch Boten

Christian Friedrich Harless erklärte 1826,

mer für alle Menschen zugänglich und

leisten konnten, also Adel und Klerus sowie

das Gerolsteiner Wasser des Sidinger

wurde aus den unterschiedlichsten Mo-

das aufkommende Wirtschaftsbürgertum.

Drees gehöre zu den „angenehmen und in dortiger Gegend sehr beliebten“ natur-

alter beschrieben Reisende und Ärzte im-

Der Bonner Mediziner Christian Friedrich Harless erklärte 1826, das Gerolsteiner Wasser des Sidinger Drees gehöre zu den „angenehmen und in dortiger Gegend sehr beliebten“ Naturwässern.

mer wieder die wohltuende Wirkung von

Auch auf dem Gebiet der heutigen Stadt

verpflichtete sich auch das Unternehmen

Bade- und Trinkkuren, wobei das Mineral-

Gerolstein befand sich eine sprudelnde

Gerolsteiner Sprudel 1888. Die nutzung

wasser damals warm getrunken wurde.

Quelle, der Sidinger Drees. Der Medici

der Mineralquellen beschränkte sich

Insbesondere dem Kohlendioxid wurde

Everhard von Malmondy verfasste 1723

damit auf den kleinen Kreis der di-

eine Heilwirkung zugesprochen, und Kur-

das wohl erste überlieferte medizinische

rekten Anwohner.

ärzte des 16. und 17. Jahrhunderts wiesen

Gutachten über diese Quelle:

Patienten an, Unmengen Sprudelwasser

„Infolge der in ihnen enthaltenen Stoffe

Für alle anderen blieb Mineralwasser bis

zu trinken. So hatte sich gegen Ende des

sind diese Wasser sehr dazu geeignet,

weit ins 19. Jahrhundert ein Luxusgut.

17. Jahrhunderts Mineralwasser als Han-

Steine in nieren und Blasen aufzulösen.

Doch was war das Alltagsgetränk der ge-

delsware in Europa etabliert. Von Heil-

Sie beheben die Verstopfung der Leber,

samten Bevölkerung? Trinkwasser war

bädern und Trinkkuren profitierten bis ins

der Galle und der Gedärme, stärken den

keine Alternative. Für die Städte wurde

19. Jahrhundert hinein jedoch nur Perso-

Magen und alle Eingeweide des mensch-

es zur Zeit der Industrialisierung zuneh-

tiven getrunken. Schon die Kelten nutzten Mineralquellen und Thermen. Ausgebaut und gepflegt wurden diese Quellen vor allem im Römischen Reich, wo man sie zur Heilung einsetzte. Auch im ausgehenden Mittel-

26

TRInKGEWOHnHEITEn

wässern. Die Einwohner Gerolsteins verwendeten das Wasser unter anderem für die Zubereitung von Heedelichkoochen, einem für diese Region typischen Pfannkuchen. Um die Quelle wirtschaftlich nutzen zu dürfen, musste den Bürgern freier Zugang gewährt werden. Hierzu


Heilbad im 17. Jahrhundert.

mend zum Problem, über Brunnen und

Wasserleitungs- und Abwasserkanalsyste-

die nutzung als Handelsware stark ein-

Flüsse ausreichend gutes Trinkwasser zur

men vermochte nicht, eine zufriedenstel-

schränkten. Die nicht begüterten Schich-

Verfügung zu stellen. Der rasante Ausbau

lende Trinkwasserqualität zu garantieren.

ten deckten ihren Flüssigkeitsbedarf da-

der Industrie und der starke Bevölkerungs-

Leitungswasser konnte sich bis weit ins

mals häufig durch Bier.

zuwachs ließen sowohl den Trinkwasser-

20. Jahrhundert hinein nicht zu einem All-

bedarf als auch die Verschmutzung des

tagsgetränk entwickeln. Fruchtsäfte wur-

Grund- und Flusswassers kontinuierlich

den zumeist lediglich auf dem Land aus

steigen. Selbst der in der zweiten Hälfte

eigener Herstellung konsumiert, da feh-

des 19. Jahrhunderts einsetzende Bau von

lende Techniken zur Haltbarmachung

TRInKGEWOHnHEITEn

27


Gerolsteiner wird als „natürliches Mineralwasser“ bestätigt: Bescheinigung eines unabhängigen Labors, 1928.

28

TRInKGEWOHnHEITEn


neue konkurrenz: Künstliches Mineralwasser Im 19. Jahrhundert war Mineralwasser Mangelware. So war es kein Wunder, dass sich insbesondere Apotheker bemühten, Mineral- und Heilwasser zu kopieren und selbst herzustellen. Das „künstliche Mineralwasser“ konnte

den Markt. Um 1905 kamen in Berlin auf

ten sich von Chemikern Frucht- und Ge-

ortsunabhängig abgefüllt und damit kos-

eine verkaufte Flasche natürliches Mineral-

schmacksstoffe herstellen ließen, sie ihrem

tengünstiger verbreitet werden. Chemiker

wasser knapp 120 Flaschen künstliches

Wasser beimengten und es als Limo-

waren mittlerweile in der Lage, die Inhalts-

Mineralwasser. Den Mineralbrunnenbetrie-

nade verkauften. Allerdings bedeutete die

stoffe des natürlichen Mineralwassers recht

ben entstanden erhebliche Umsatzeinbu-

Popularität des künstlichen Mineralwas-

genau zu analysieren, und sie konnten

ßen. Ein Zitat aus dem Berliner Jahrbuch für

sers nicht, dass die Brunnenindustrie über

Wasser mit Kohlensäure versetzen.

Handel und Industrie 1909 besagt: „Denn

mangelnde Nachfrage klagen konnte: Der

die Bereitung eines einfachen kohlensau-

Absatz nahm gerade im letzten Drittel des

Die Berliner Mineralwasserfabrik Wolff &

ren Trinkwassers ist heutzutage so einfach

19. Jahrhunderts deutlich zu. Der Versand

Calmberg vereinfachte und vergünstigte

und erfordert so wenig Vorkenntnisse, dass

natürlichen Mineralwassers stieg in Preu-

dieses Produktionsverfahren: Sie stellte

jeder Laie mit geringen Mitteln imstande

ßen von 1870 bis 1900 um etwa das

1883 erstmals künstliches Mineralwasser

ist, die Fabrikation aufzunehmen.“

15-Fache. Die Gerolsteiner Mineralbrun-

mit Hilfe flüssiger Kohlensäure her. Im Jahre

nen, damals noch getrennt in Gerolsteiner

1898 reichten ca. 500 Mark für die erfor-

Die veränderten Bedingungen führten zu

Sprudel, Schlossbrunnen und Flora-Brun-

derlichen technischen Geräte, um aus

einem enormen Wachstum der neuen

nen, rangierten im vorderen Drittel. Das

einem für „einwandfrei“ befundenen Lei-

Branche: Während man 1875 knapp 1.000

Branchenwachstum machte sich auch in

tungswasser künstliches Mineralwasser

Betriebe im Deutschen Reich zählte, die

der Gründung von Branchenverbänden

herzustellen, es abzufüllen und zu vertrei-

künstliches Mineralwasser herstellten, wa-

bemerkbar. 1898 entstand der Allgemeine

ben. Es kam zu einem ruinösen Wett-

ren es 20 Jahre später bereits über 2.500. Es

Verband deutscher Mineralwasser-Fabri-

bewerb, da die Mineralbrunnenindustrie

ist davon auszugehen, dass um die Jahr-

kanten und 1904, unter Beteiligung von

nicht mit den Preisen des künstlich herge-

hundertwende bedeutend mehr künst-

Vertretern des Gerolsteiner Sprudel, der

stellten Wassers konkurrieren konnte.

liches als natürliches Mineralwasser umge-

Deutsche Mineralbrunnen-Verband – der

Selbst in mineralquellenreichen Gebieten

setzt wurde. Der Marktanteil wurde noch

heutige Verband Deutscher Mineralbrun-

eroberte das künstliche Mineralwasser

erweitert, als die Mineralwasserfabrikan-

nen (VDM).

trinkgewohnheiten

29


Natürliches Mineralwasser setzt sich durch Anfang des 20. Jahrhunderts nahm der Verdrängungswettbewerb merklich zu. Den Herstellern von künstlichem Mineralwasser gelang es, neue Käuferschichten zu erschließen, die Wässer nicht mehr nur als Heilwasser, sondern auch als Erfrischungsgetränk begriffen. Bei der Werbung für natürliches Mineral-

solcher Nierensteine“. Und bereits im ers-

operierenden Konkurrenz. Zuletzt machte

wasser

Gesundheitsaspekt

ten Geschäftsjahr beschrieb der junge Un-

sich die wachsende Anzahl von Wasser-

zunächst im Vordergrund. Bis dato waren

ternehmer Castendyck seinen Gerolsteiner

abfüllern und -produzenten auch in der

die Begriffe „Heilwasser“ und „natürliches

Sprudel wie folgt:

zunehmenden Verwendung von Super-

Mineralwasser“ deckungsgleich. Da es

„Ein natürliches diätetisches und er-

lativen in der Werbung bemerkbar. So

unmöglich war, natürliches Mineralwasser

frischendes Getränk, mit einem von

hieß es in Werbeanzeigen des Gerolsteiner

so günstig abzufüllen und zu vertreiben

Herrn Geh. Hofrath Prof. Dr. R. Fresenius

Sprudel vom Ende des 19. Jahrhunderts,

wie das künstlich hergestellte Mineral-

in Wiesbaden als besonders empfeh-

der Sprudel sei „von Aerzten u. Autoritäten

wasser, unterstrichen Brunnenbetriebe

lend hervorgehobenen ungewöhnlich

empfohlen. Unübertroffen. Bestes Erfri-

blieb

der

sogar mehr denn je Gesundheit und Qualität. Dies galt

freier

schungsgetränk der Welt“.

natürlicher Dass sich in der Werbung und Deklaration

directer,

der verschiedenen Wässer gegen Ende

ohne Abstehen vor-

des 19. Jahrhunderts solche Tendenzen

genommener

Fül-

einbürgerten, hing ganz wesentlich damit

Was-

zusammen, dass es keinerlei Regelungen

ser erhalten bleibt.

über Wassersorten und Bezeichnungen

ärztliche Gutachten angeführt, bei wel-

Aerztlicherseits auch bei Magensäure und

gab. Für Brunnenbetriebe war insbeson-

chen „Krankheitszuständen“ das Wasser

anderen Magenleiden, zur Anregung der

dere ärgerlich, dass auch Fabrikanten

„einen wirklichen therapeutischen Werth“

Verdauung und der Unterleibsthätigkeit

ihr Wasser gern als „rein“ und „natürlich“

erwiesen habe: bei „chronischen Kathar-

bei Nieren- und Blasenleiden bestens

präsentierten. Ein Durchbruch geschah

ren der Magenschleimhaut“, „fast hoff-

empfohlen.“ Das Inserat liest sich durch

diesbezüglich im Jahr 1911, als der „Verein

nungslosen

„Diabetes“,

seine Beschreibung des Abfüllvorgangs

der Kurorte und Mineralquellen-Interes-

„Nierengicht“ und „Neigung zur Bildung

wie ein Ausstechen der mit Zusatzstoffen

senten Deutschlands, Oesterreich-Ungarns

steiner Sprudel. So wurden

in

einer

Werbung um die Jahrhundertwende

trinkgewohnheiten

hohen Gehalt an wel-

auch für den Gerol-

30

So hieß es in Werbeanzeigen des Gerolsteiner Sprudel vom Ende des 19. Jahrhunderts, der Sprudel sei „von Aerzten u. Autoritäten empfohlen. Unübertroffen. Bestes Erfrischungsgetränk der Welt“.

Magenleiden“,

Kohlensäure, che

lung

bei

beim


Die Werbung des Gerolsteiner

und der Schweiz“ – der Vorläufer des heutigen Allgemeinen Deutschen Bäderver-

Sprudel setzte früh auf „Gesundheit und Qualität“.

bandes – die Nauheimer Beschlüsse fällte. Nun sollte künstliches Mineralwasser als solches deklariert werden. Eine Abgrenzung zum Heilwasser dagegen stand immer noch aus. Der Absatz künstlicher Mineralwässer brach infolge der Nauheimer Beschlüsse merklich ein. Viele Produzenten verstärkten daher ihre Produktion von Brausen und Limonaden oder stellten ganz darauf um.

Verlässliche Vertriebspartner: Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gerolsteiner Sprudel ab Hamburg vertrieben.

trinkgewohnheiten

31


Eine neue Trinkbewegung Die um 1900 aufkommende Lebensreformbewegung förderte das Trinken von Mineralwasser gemäß ihrer Auffassung von einer naturbelassenen Ernährung. Unterstützung erhielt die Mineralwasser-

Programm geschrieben hatte, unterstütz-

schen Getränkeabsatzes lieferten. Zum

branche auch durch die Mäßigkeitsbewe-

te die Bewegungen. Sie stellte schnell fest,

Haupterwerbszweig der Mineralwasser-

gung. Sie hatte es sich zur Aufgabe

dass Alkoholverbote eher zu Protesten

fabrikanten hatten sich mittlerweile Limo-

gemacht, den insbesondere in der Arbei-

und Streiks führten, ein bezahlbares An-

naden entwickelt: Hiervon trank der

terschaft vorherrschenden Alkoholkon-

gebot alkoholfreier Alternativen dage-

Durchschnittsdeutsche 6,13 Liter je Jahr.

sum zurückzudrängen. Überall in den Städten entstanden „Trinkhallen“ – in Frankfurt am Main bis heute noch als „Wasserhäuschen“,

32

trinkgewohnheiten

Zwar war Mineralwasser um 1900 herum für Arbeiter immer noch unerschwinglich, der Konsumentenkreis nahm jedoch langsam, aber stetig zu.

gen den Bierkonsum effektiv reduzierte. Zwar war Mineralwasser um 1900 herum

für

Arbeiter

immer noch unerschwinglich, der Kon-

im Rheinland als „Büdchen“ bekannt –,

sumentenkreis nahm jedoch langsam,

die kostengünstige Wässer und Limona-

aber stetig zu. Dazu trug auch bei,

den anboten. Teile der Lebensreform-

dass viele Industriebetriebe begannen,

bewegung hingen auch der Wasserheil-

Mineralwasser zu vergünstigten Konditio-

kunde an und empfahlen Bäder, Güsse,

nen an ihre Belegschaft abzugeben. Die

nasse Wickel und eben auch Trinkkuren.

Anzahl der Mineralwasserproduzenten

Aus der Bewegung heraus gründeten

und -brunnen erreichte 1919 einen histori-

sich Reformhäuser, die bald die Apothe-

schen Höchststand: Es wurden 12.257 Be-

ken als bisherige Hauptverkaufsstellen

triebe gezählt, die allerdings bei einem

für Mineralwasser ablösten. Die Reichs-

Pro-Kopf-Verbrauch von 0,95 Liter natür-

regierung, die sich den Kampf gegen

lichem und künstlichem Mineralwasser

den Alkohol in ihr gesundheitspolitisches

lediglich 1,7 Prozent des gesamten deut-


Eine der ersten „Trinkhallen“ in Frankfurt am Main um 1900.

trinkgewohnheiten

33


Während der 1920er Jahre vollzog sich in der Mineralwasserbranche ein starker Konzentrationsprozess. Die Besetzung des Rheinlands schnitt

Dabei bemühten sich die Brunnen um

viele Brunnen und Wasserfabrikanten von

eine qualitative Verbesserung des Ge-

ihren Abnehmern oder ihren Flaschen-

tränketyps.

lieferanten ab. Hinzu kamen die 1919 ein-

Gerolsteiner folgte 1934 diesem Trend

geführte Mineralwassersteuer und die

und bot seither das Erfrischungsgetränk

erste Wirtschaftskrise um 1923, sodass

„Gerri“ an. Zu dieser Zeit hatte der Mineral-

vor allem die kleineren und neu gegrün-

wasserkonsum aufgeholt und war mit

deten Betriebe der Branche in Konkurs

dem der Limonade fast gleichgezogen.

gingen. nach der Krise Ende der 1920er

noch ahnte man nicht, welche rasante

Jahre stabilisierte sich die Brunnenindus-

Entwicklung Mineralwasser in den folgen-

trie wieder und wuchs bis ins Jahr 1942:

den Jahrzehnten nehmen sollte.

Auch

das

Unternehmen

1925 zählte man 150 Betriebe, die natürliches Mineralwasser abfüllten, 1933 waren es 206 und 1941 schon 269. Limonaden hatten für die Verbraucher mittlerweile einen festen Platz bei der Getränkewahl. Die Mineralbrunnen ließen sich jedoch nur zögerlich auf die Herstellung von Limonaden ein, da die Qualität des künstlichen Mischgetränks bislang verhältnismäßig schlecht war. Zur Auslastung ihrer Maschinen und des Personals erwies es sich jedoch als sinnvoll, antisaisonale Produkte in das Sortiment aufzunehmen.

34

TRInKGEWOHnHEITEn

entwicklung der brunnenindustrie

1925 1933 1941

150

Betriebe

206

Betriebe

269

Betriebe


Der Trend geht zum Fruchtigen: 1934 führte Gerolsteiner die Limonade „Gerri“ ein.

TRInKGEWOHnHEITEn

35


Der Sprung zum Massengetränk Überschaut man die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg bis etwa 1990 hinsichtlich der Absatzveränderungen, so lassen sich diese grob in zwei Phasen gliedern. Bis Ende der 1960er Jahre verzeichneten

stilles Wasser und Mineralwasser mit

fast alle alkoholfreien Erfrischungsgeträn-

wenig Kohlensäure beliebt waren, etab-

ke ein starkes Wachstum. Die Brunnen-

lierten sich derartige Angebote in den

industrie profitierte davon vor allem durch

1970er Jahren auch in Deutschland.

ihre Limonaden. Der Mineralwasserabsatz stieg zwar absolut an, hatte jedoch

Keine nennenswerten Auswirkungen hat-

innerhalb der alkoholfreien Erfrischungs-

te die Ausweitung des Getränkeabsatzes

getränke den geringsten Zuwachs. Ent-

dagegen auf den Trinkwasserkonsum. Die

scheidend für die Ausweitung des Mine-

mittlerweile gute Qualität des Leitungs-

ralwasserkonsums nach 1970 war, dass

wassers wurde zwar auch von den Bür-

neue Käuferschichten gewonnen werden

gern anerkannt, der Weg durch die Rohre

konnten. Die Branche trat dazu auch

bis hin zum Wasserhahn jedoch stieß häu-

an Großeinrichtungen wie Krankenhäuser

fig auf eine gewisse Skepsis. Und tatsäch-

oder Kantinen heran.

lich können die kommunalen Trinkwasseraufbereiter auch nur bis zur häuslichen

36

trinkgewohnheiten

Ab den 1970er Jahren begann dann eine

Wasseruhr für Qualität bürgen. Letzten En-

Phase, in der vor allem der Pro-Kopf-Ver-

des erlangte Trinkwasser wohl deshalb,

brauch des Mineralwassers stark anstieg:

selbst durch die in den 1980er und 1990er

von 12,5 Liter im Jahr 1970 auf gut 80 Liter

Jahren Mode gewordenen Filtergeräte

im Jahr 1990. Diese wachsende Nachfrage

und Soda-Streamer, als Getränk keine

bewirkte auch eine Diversifizierung des

große Bedeutung – am ehesten noch für

Sortiments. Mit Blick auf Frankreich, wo

die Zubereitung von Tee und Kaffee.


Werbeanzeige aus den 1970er Jahren: Gerolsteiner inszeniert seinen Sprudel in der typischen „Perlenflasche“ der Genossenschaft Deutscher Brunnen.

trinkgewohnheiten

37


Bereicherte die heimische Speisetafel: Gerolsteiner Tafelwasser, das sp채tere Gerolsteiner Medium.

38

TRInKGEWOHnHEITEn


voM „tafelwasser“ zuM heutigen MediuM Das Mineralwasser mit wenig Kohlensäure ist eines der erfolgreichsten Produkte. Die Anfänge von Gerolsteiner Medium lie-

Gerolsteiner Stern Quell eingeführt. Im

ten Wechsel beim Sortennamen, als die

gen schon in den 1960er Jahren, als erst-

Jahr 1987 kam es abermals zu einer

Bezeichnung in Gerolsteiner Medium ge-

mals ein kohlensäurereduziertes Mineral-

Umbenennung des Wassers mit wenig

ändert wurde. Ähnlich wie bei der

wasser eingeführt und zweckdienlich

Kohlensäure: Unter anderem aus gesetz-

30 Jahre zuvor erfolgten ersten namens-

Gerolsteiner „Tafelwasser“ genannt wurde –

geberischen Gründen erhielt es den na-

änderung hatte sich die Begriffswahr-

die Verbraucher sollten das kohlensäure-

men Gerolsteiner Stille Quelle. Sie sollte

nehmung im Laufe der Zeit verändert:

arme natürliche Mineralwasser zum Essen

sich als eigene Marke etablieren. Dazu

Die Verbraucher erwarteten nun bei

reichen, für die Eiswürfelproduktion oder

wurde weiterhin die grüne 0,75-Liter-

einem stillen Wasser ein vollkommen

als Mischgetränk einsetzen. Bei der Markt-

Brunneneinheitsflasche eingesetzt.

kohlensäurefreies Produkt – was sich vor

einführung wurde darauf geachtet, dass sich Gerolsteiner „Tafelwasser“ durch seine Flaschenausstattung vom Sprudel unterschied: Es wurde in einer grünen Flasche mit Kronkorkenverschluss abgefüllt.

„Was ich am Mineralwasser spannend finde, ist, dass es so ein riesiges Spektrum aufmacht, von ganz profan bis hin zu besonders kultiviert.“ Jens Lönneker, Psychologe und Marktforscher, rheingold, Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen Ein markantes Brunnensymbol und das

40 Jahren mit „Gerolsteiner Still” noch

nach Erfolgen zu Beginn der 1970er Jahre

aufwändig gestaltete Etikett sorgten je-

nicht durchsetzen konnte, während sich

fiel das „Tafelwasser“ später hinter die Er-

doch für die gewünschte Individualität.

der Begriff Medium als standardisierte

wartungen zurück. Die Bezeichnung

Auch der hellgrüne Flaschenkasten unter-

Bezeichnung für kohlensäurereduziertes

„Tafelwasser“ hatte sich schlichtweg über-

strich die eigene Markenpersönlichkeit

Mineralwasser etablierte. Die Produkt-

lebt, weil der Konsument diesen Ausdruck

von Gerolsteiner Stille Quelle, die neben

qualität hat sich im Laufe der Zeit

mittlerweile als Oberbegriff für künstlich

dem Gerolsteiner Sprudel und dem

nicht verändert.

aufbereitetes Wasser verstand. Um dieser

Heilwasser St. Gero als dritte nationale

Entwicklung gerecht zu werden, wur-

Marke ausgebaut werden sollte. Im Jahr

de Ende 1978 die neue Bezeichnung

2008 kam es schließlich zum bisher letz-

TRInKGEWOHnHEITEn

39


Gerolsteiner hatte Mineralwasser mit wenig Kohlensäure bereits in den 1960er Jahren ins Sortiment aufgenommen und war auf eine wachsende Verbrauchernachfrage gestoßen. „Immerhin vermittelten kohlensäureredu-

schritten diese Grenze jedoch. Diese

zierte Wässer statt der Dynamik des

fiel weg, als man sich 1980 in der Euro-

zischenden Sprudels eher „Bilder von

päischen Gemeinschaft auf eine gemein-

Sanftheit und Ruhe“, so der Psychologe

same Regelung einigte, die dann 1984

und Marktforscher Jens Lönneker, „und

durch die Mineral- und Tafelwasserver-

es ist leichter, hiervon viel zu trinken, als

ordnung in deutsches Recht umgesetzt

von stark kohlensäurehaltigen Getränken.“

wurde. Die Folge war eine größere Präsenz

Gerolsteiner Medium ist heute in Deutschland das beliebteste Mineralwasser mit wenig Kohlensäure; das im Jahr 2003 eingeführte Gerolsteiner Naturell ist das meistverkaufte stille Mineralwasser aus Deutschland.

Gerolsteiner konnte sich mit seinem kohlensäurereduzierten Mineralwasser „Stille Quelle“ – dem heutigen Gerolsteiner Medium – und später mit dem stillen Mineralwasser Gerolsteiner Naturell erfolgreich gegen die Wettbewerber behaupten. Gerolsteiner Medium ist heute in Deutschland das beliebteste Mineralwasser mit

deutschen Markt allerdings mit recht-

wenig Kohlensäure, das im Jahr 2003 ein-

lichen Problemen zu kämpfen: Laut

geführte Gerolsteiner Naturell ist das

deutscher Tafelwasserverordnung von

meistverkaufte stille Mineralwasser aus

1934 musste Mineralwasser mindestens

Deutschland.

die meisten französischen Wässer unter-

trinkgewohnheiten

deutschen Markt.

Französische Anbieter hatten auf dem

1.000 mg gelöste Mineralien enthalten –

40

französischer Mineralbrunnen auf dem


Vermittelt „Sanftheit und Ruhe“: Anzeigenmotiv für das kohlensäurefreie Mineralwasser Gerolsteiner Naturell 2003.

trinkgewohnheiten

41


Auf zu neuen Ufern: Mineralwasser zwischen Ästhetik und Alltag Seit 1990 hat sich Mineralwasser als neues Alltagsgetränk etabliert. Aber auch das Auge trank zunehmend mit. Die Branche experimentierte mit neuen

wässer gibt, deren Mineraliengehalt unter-

Verpackungen für „Ästhetik-Trinker“. Der

halb der üblichen Leitungswasserwerte

für eine solche Käuferklientel etwas bie-

liegt, scheint nicht bekannt zu sein.

der gewordenen Brunnen-Einheits-Pfand-

Andere dagegen konsumieren sehr be-

flasche wurden verschiedene moderne

wusst qualitativ hochwertige Mineralwäs-

Alternativen zur Seite gestellt. Viele Un-

ser. Sie nehmen einen höheren Preis

ternehmen führten individuelle Gourmet-

in Kauf, die Marke wird zu einem Teil

gebinde ein, die sich gestalterisch teils an

des Genusserlebnisses.

Parfumflacons orientierten. Restaurants legten immer häufiger Wert auf Wasserkarten und in Toprestaurants berieten zum Teil sogar Wassersommeliers und tun dies bis heute. Dass mittlerweile rund 50 Prozent des Mineralwassers in Discountern zum Billigpreis angeboten wird, steht im Widerspruch zu diesem Trend. Hier zeigt sich ein gespaltenes Konsumverhalten: Für die einen ist Mineralwasser zum kaum noch beachteten Alltagsgetränk geworden. Es ist überall verfügbar und bereits für wenige Cent erhältlich. Von welcher Qualität diese Wässer sind und dass es Mineral-

42

trinkgewohnheiten


„Bier, Mineralwasser und Zeitungen haben eines gemeinsam: Über sie kann man sich regional identifizieren. Sie können daher zum Teil an der Wahl des Mineralwassers ersehen, welcher Region sich jemand zugehörig fühlt. Wenn beispielsweise ein Bonner nach Hamburg umzieht und dort weiterhin Gerolsteiner trinkt, dann fühlt er sich eher immer noch im Rheinland zu Hause.“ Jens Lönneker, Psychologe und Marktforscher, rheingold, Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen

Ästhetisch und formschön: die Gerolsteiner Gourmetflasche für Gastronomie und Hotellerie.

TRInKGEWOHnHEITEn

43


„Wir gehen davon aus, dass in Zeiten, in denen die Lebenszusammenhänge eher als wirtschaftlich eingeengt erlebt werden, die Menschen dazu neigen, in Getränken eine Kompensation zu suchen. Wenn also das reale Leben so ein bisschen trister ist, versüßt man es sich über Limonaden oder Bier. Sobald dagegen die Welt offensteht, scheint beim Trinken eher eine Gegenbewegung einzusetzen, die auf eine gewisse Ernüchterung setzt. Hier spielt dann wieder das Mineralwasser eine große Rolle im Alltag.“ Jens Lönneker, Psychologe und Marktforscher, rheingold, Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen

Sorgen für geschmackliche Abwechslung: Gerolsteiner Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis.

44

TRInKGEWOHnHEITEn


Die 1990er Jahre waren geprägt von einem zunehmend gesättigten Mineralwassermarkt.

Die Gerolsteiner Limonaden bieten einen hohen Fruchtgehalt, Gerolsteiner Moment punktet mit Tee-Essenzen.

neue internationale Marken wie nestlé, Danone und Coca-Cola positionierten sich mit Mineral- oder Tafelwässern am bis dato fast ausschließlich regional geprägten Markt. Durch den Fall der Mauer vergrößerte sich zudem die Wettbewerberzahl. Zum neuen Trend des beginnenden 21. Jahrhunderts wurden Wasser basierte Getränke mit leichtem Fruchtzusatz. Sie kamen vor allem den Verbrauchern entgegen, die des vielen Wassertrinkens mittlerweile überdrüssig geworden waren und dennoch nicht hinter den erreichten Stand gesunder Trinkmenge zurückfallen wollten. Vor diesem Hintergrund erweiterte sich das Gerolsteiner Sortiment 2005 um Gerolsteiner Fit, 2006 um das Wellnessgetränk Gerolsteiner Moment sowie Gerolsteiner naturell plus Frucht und 2007 um das Vitalgetränk Gerolsteiner Linée. Seit Februar 2012 bietet Gerolsteiner mit einer Limonade mit hohem Fruchtanteil ein Getränk an, das den Spagat zwischen wasserbasiertem Dauergetränk und klassischem Süßgetränk ermöglicht.

TRInKGEWOHnHEITEn

45


„Man muss schon im Vorfeld erkennen können, welche Fragen der Verbraucher in Zukunft stellen wird, und wenn er sie stellt, hat man die Antworten am besten schon parat. Dann nämlich läuft man dem Trend voraus, und das ist nach wie vor die größte Herausforderung.“ Joachim Schwarz, Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Pro-koPf-verbrauch von Mineralwasser iM inland

46

TRInKGEWOHnHEITEn


Seit 125 Jahren bewährt Mineralwasser hat den Wandel vom Luxusheilwasser Gutsituierter zum Alltagsgetränk der breiten Masse der Bevölkerung vollzogen – auf knapp 135 Liter ist der Pro-Kopf-Verbrauch von Mineral- und Heilwasser im Jahr 2011 mittlerweile geklettert. 125 Jahre schon hat sich die Marke

Während andere gesunde Produkte oft mit

Gerolsteiner im Wandel der Trinkgewohn-

Geschmackseinbußen assoziiert werden,

heiten bewährt. Seit 1888 steht sie für

verbinden sich die Qualitätsmerkmale Ge-

Qualität, Mineralienreichtum und Gesund-

sundheit und Geschmack bei Mineralwas-

heit. Doch was unter Gesundheit verstan-

ser zu einem stimmigen Produktimage:

den wird, hat sich stark verändert. Noch

Wasser als erfrischendes Lebenselixier.

bis ins 19. Jahrhundert war der Konsument

Um das Trinken auf diese Weise erleben

eher Patient – ein Bild, das noch bis in die

und genießen zu können, benötigen die

1930er Jahre z. B. in dem Mineralwasser-

Käufer die absolute Sicherheit, dauerhaft,

Werbeslogan „Kranksein? Nein“ reaktiviert

also verlässlich, ein qualitativ hochwer-

wurde. Zwar wurden noch bis in die 1970er

tiges, natürliches Mineralwasser zu sich

Jahre medizinische Untersuchungen von

zu nehmen.

Gerolsteiner Quellen durchgeführt, aber

sumenten zählte als Kaufargument zuneh-

„Bei Gerolsteiner stand die Beschäftigung mit dem Verbraucher schon immer im Mittelpunkt und die Orientierung an dessen Wünschen hat absolute Priorität.“

mend der erfrischende Genuss als Basis für

Joachim Schwarz, Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

ihre Ergebnisse wurden immer weniger zur Werbung genutzt. Denn für die Kon-

ein gesundes, das heißt möglichst unbeschwertes, geistig und körperlich aktives Leben. Zentrales Motiv ist der WellnessGedanke, nämlich seinem Körper das, was er braucht, in Form von H2O und Mineralien zuzuführen. Genau hierin liegt auch die besondere Stärke des Mineralwassers.

trinkgewohnheiten

47



AUS DER REGIOn In DIE WELT


Gerolsteiner - Von jeher weltweit geschätzt Vor Beginn der Industrialisierung war Mineralwasser ein Luxusgut. Die Zahl der Konsumenten war äußerst begrenzt, da der Kauf von Mineralwasser nur dem wohlhabenden Bürgertum möglich war. Der Absatzmarkt der meisten Brunnen-

weitere regionale Brunnenbetriebe in

betriebe beschränkte sich auf die nähere

Gerolstein und der unmittelbaren Um-

Umgebung. Erst ein flächendeckendes

gebung, beispielsweise in Birresborn und

Eisenbahnnetz ab den 1870er Jahren

Daun. Auch national zeigte sich eine

änderte dies. Jetzt konnten die Unterneh-

hohe Dynamik innerhalb der Mineralwas-

men ihr Wasser auch in weit entfernten

serindustrie. Angesichts der verschärften

Städten und Regionen kostengünstig

Konkurrenz auf dem nationalen Mineral-

anbieten und gewinnbringend vertreiben.

wassermarkt mussten neue Absatzmärkte

Durch die Verwendung sicher verschlosse-

gefunden werden.

ner Tonkrüge gelang es, die Qualität des wertvollen Produktes auch beim Transport zu schützen. Dadurch wurde der Mineralwasserversand über lange Strecken interessant für die Mineralbrunnen in der wenig besiedelten Vulkaneifel. Regional entstand so in wenigen Jahren für die Brunnenbetriebe in und um Gerolstein eine harte Wettbewerbssituation. Als Wilhelm Castendyck 1888 den Gerolsteiner Sprudel gründete, gab es bereits seit 1878 den Schlossbrunnen Gerolstein in Pelm und seit 1883 den Gerolsteiner FloraBrunnen. In den nächsten Jahren folgten

50

in die welt


Die Eisenbahn veränderte alles: Ab 1878 konnten Mineralbrunnen ihre Wässer auch in weiter entfernte Städte liefern.

Abfüllungs- und Vertriebsgelände des Gerolsteiner Sprudel um 1900.

in die welt

51


Konfektionierung der abgef端llten Gerolsteiner Flaschen um 1930.

52

In DIE WELT


eXPort als PersPektive Immer mehr Unternehmen konzentrierten sich jetzt darauf, einen Großteil des von ihnen abgefüllten Mineralwassers zu exportieren. So auch der Gerolsteiner Sprudel. Lukrative Märkte waren die überseeischen Länder und das europäische Ausland. Besonders die Benelux-Staaten und Groß-

Unternehmen, die im Ausland tätig wa-

und der Öffentlichkeit gegenüber in Wort

britannien waren auf Mineralwasserim-

ren, wurden mit zahlreichen Herausfor-

und Schrift zu wahren“. Im Bereich Export

porte angewiesen. Zum einen gab es hier

derungen konfrontiert: Sehr häufig gab

setzte sich der Verband dafür ein, die

nur sehr wenige Mineralquellen, zum an-

es Komplikationen mit Zolltarifen und

Zolltarife in den Ausfuhrländern zu senken

deren war die nachfrage nach Mineralwas-

unzähligen

und neue Regionen zu erschließen.

ser besonders stark. Vor allem in Groß-

Export erschwerten und bürokratisierten.

britannien war es als Mischgetränk für Whisky geradezu unentbehrlich. Ein weiterer Vorteil bot sich den in Westdeutschland liegenden Mineralbrunnen: Sie konnten ihr Mineralwasser kostengünstig per Schiff nach Großbritannien und in die niederlan-

Bestimmungen,

die

den

„Das wird nun anders werden, und der junge Verband wird hoffentlich bald ein mächtiger Baum sein, der seine Äste schützend über Mineralwasser-Fabrikanten in ganz Deutschland breiten wird.“ Aus dem Gründungsdokument des „Allgemeinen Verbandes der Deutschen Mineralwasser-Fabrikanten“ von 1898, einem Vorläufer des „Deutschen Mineralbrunnen-Verbandes”

de transportieren. Auch die europäischen Kolonien boten für die deutschen Brunnen

Um diesen und noch weiteren Markt-

mögliche Absatzmärkte. Viele dort leben-

problemen gemeinsam entgegentreten

de Europäer wollten nicht auf ihr Wasser

zu können, wurde am 24. Oktober 1904

aus der Heimat verzichten. Zumal das

in Koblenz der Deutsche Mineralbrunnen-

Wasser vor Ort oftmals erhebliche Quali-

Verband gegründet. Zu den Gründungs-

tätsmängel aufwies. 1898 hatte sich der

mitgliedern zählte neben knapp 20 weit-

Auslandsabsatz der deutschen Brunnen-

eren Brunnen auch der Gerolsteiner

betriebe um 800 Prozent gesteigert und

Sprudel. Zielsetzung dieser noch sehr

übertraf inzwischen den nationalen Absatz

losen Vereinigung war es, „die gemein-

um das Dreifache. In den darauffolgenden

samen Interessen der Deutschen Mineral-

Jahren hielt der Aufwärtstrend an.

brunnen-Industrie Behörden, Verbänden

In DIE WELT

53


erste internationale erfolge Der Gerolsteiner Sprudel war von Beginn an international tätig. Unternehmensgründer Wilhelm Castendyck erkannte, welche Chancen der Export bot. Castendyck steigerte nicht nur den Be-

Bei diesem frühen Erfolg in den USA

exportierte Castendyck in die Benelux-

kanntheitsgrad seiner 1888 geschaffenen

dürften mehrere Faktoren mitgewirkt

Staaten. So konnte er in seiner zwischen

Marke in Deutschland, sondern präsen-

haben. In den 1890er Jahren stieg der

1888 und 1890 entstandenen Denkschrift

tierte sie auch bereits kurz nach der

deutsche Export stark an, zudem zog

mit Recht behaupten, dass seine Marke

Gründung auf internationalen Messen.

es sehr viele deutsche Auswanderer in

„eine große Zukunft vor sich hat“ und

1889 gewann der Gerolsteiner Sprudel

die USA – und hier besonders in die

„bereits national und international erfolg-

in Antwerpen die Goldmedaille. Diese

Region Chicago. Offensichtlich wollten

reich vertrieben wurde“.

Auszeichnung trug den ausgezeichneten

viele Deutsche in Übersee nicht auf

Ruf der Qualität des Wassers über die

deutsches

Grenzen des Deutschen Reiches hinaus. Doch durch diese Bekanntheit allein verkaufte Gerolsteiner international noch keine Flaschen. Wie gelang es Wilhelm Castendyck also, sein Produkt zu exportieren, zumal noch nicht einmal der inländische Markt als überregional bezeichnet werden konnte? Die Unterlagen zur Geschichte

54

In DIE WELT

des

Unternehmens

und

Mineralwasser

verzichten.

1889 gewann der Gerolsteiner Sprudel in Antwerpen die Goldmedaille. Diese Auszeichnung trug den ausgezeichneten Ruf der Qualität des Wassers über die Grenzen des Deutschen Reiches hinaus.

der Marke bieten darauf keine zuver-

So war es möglich, die ersten internatio-

lässigen Antworten. Sicher ist, dass

nalen Absatzmärkte zu erschließen. Aber

Gerolsteiner Sprudel bereits 1890 große

nicht nur Amerika, auch das europäische

Erfolge in den USA – insbesondere in

Ausland eröffnete dem Unternehmen viel

Chicago – verzeichnete.

versprechende Perspektiven. Schon früh


„The finest drinking Mineral Water I ever tasted.“ („Das beste Mineralwasser, das ich je probiert habe.“) Ein Manager eines der größten Hotels in den USA, 1890

Medaillen zierten das Gerolsteiner Etikett bis in die 1970er Jahre.

In DIE WELT

55


Post aus Down Under: Durch die erfolgreiche Pr채senz auf zahlreichen Messen machte sich Gerolsteiner schnell auch international einen namen.

Export ans andere Ende der Welt: Die Firma B체sch & Heiliger aus Sydney, new South Wales, in Australien orderte den Sprudel gleich kistenweise.

56

In DIE WELT


1890 entschied sich Castendyck, sein Unternehmen zu veräußern. Mit den Familien Freiherr von Barnekow, Graf Douglas und Grumme-Douglas fand er Käufer, die seinen Weg fortsetzten. Ernst Körber, ab 1891 neuer Geschäfts-

Auftrag eine längerfristige Kooperation

Gerolsteiner Sprudel in einer Anzeige der

führer, gelang es, die Geschicke des Unter-

wurde, ist nicht überliefert. Mit der Firma

Zeitung „Der Ostasiatische Lloyd“ mit dem

nehmens auch weiterhin im Sinne der

C. F. Schutz & Co. aus Chicago wurde, wie

Slogan „Tropensicher verkorkt“ – einer Ver-

Marke zu lenken. In Anknüpfung an Cas-

Quellen belegen, ein verlässlicher Partner

schlussmöglichkeit, die neue Perspektiven

tendycks Erfolge präsentierte das Unter-

gefunden, der sehr rasch zum „Sole im-

eröffnete. Auch die Verbindungen in die

nehmen Gerolsteiner Sprudel auch in den

porters for the United States and Canada“

teilweise weit entfernten Regionen waren

Jahren nach 1890 sein Produkt auf zahl-

für den Gerolsteiner Sprudel wurde.

gut erschlossen, sodass die Reisedauer des

reichen internationalen Messen. Medaillen konnten auf der internationalen Weinund nahrungsmittelausstellung in Berlin und auf der Weltausstellung in Chicago 1892 errungen werden. Es folgten weitere Auszeichnungen bei Messen in nizza und

1895 erreichte eine Postkarte aus Australien das Werk in Gerolstein. Sie erwies sich als erster Großauftrag aus Down Under.

London, die den Ruf der ausgezeichneten

Diese Kooperation hielt bis zum Ausbruch

Qualität festigten. In diesen ersten Jahren

des Ersten Weltkriegs an. C. F. Schutz & Co.

wurde der Grundstein für die internatio-

war sowohl für den Vertrieb als auch für

nale Markengeschichte gelegt.

die Vermarktung des Gerolsteiner Sprudel

Produktes nicht zu lang war.

Das internationale Geschäft wird weiter ausgebaut: Anzeige aus der Zeitung „Der Ostasiatische Lloyd“, 1899.

in dieser Region und offensichtlich auch 1895 erreichte eine Postkarte aus Austra-

für die Ausbreitung des Vertriebs in Kana-

lien das Werk in Gerolstein. Sie erwies sich

da verantwortlich. Die ersten internatio-

als erster Großauftrag aus Down Under. Die

nalen Erfolge in Europa und Übersee

Firma Büsch & Heiliger aus Sydney, new

scheinen die Unternehmensführung be-

South Wales, in Australien orderte den

flügelt zu haben, dieses Geschäft aus-

Sprudel gleich kistenweise. Ob aus diesem

zubauen. Am 13. Mai 1899 warb der

In DIE WELT

57


Eines war für das Unternehmen von jeher Standard: Die Qualität stand über allem. Von unvorteilhaften Gebinden oder zu langen Wegen wurde abgesehen. Bis 1914 wurden das nahe gelegene europäische Ausland sowie die USA, Kanada, Australien und einige europäische Kolonien beliefert. In Deutschland war man in nahezu jeder

Gesellschafter zahlte sich aus. Die Branche

Großstadt durch einen eigenen Vertreter

wuchs und mit ihr der Gerolsteiner Spru-

auf dem Markt. Dabei blieb das Unterneh-

del. 1911 erreichte die Brunnenindustrie

men stets der Eifel verbunden. Einen ent-

mit 120 Millionen Gefäßen ihr absolutes

scheidenden Anteil an der erfolgreichen Weiterentwicklung hatten nicht nur der damalige Geschäftsführer, sondern auch die weniger in der Öffentlichkeit stehenden Gesell-

Das Vertrauen der Gesellschafter zahlte sich aus. Die Branche wuchs und mit ihr der Gerolsteiner Sprudel.

gingen mehr als 46 Millionen Liter ins Ausland, was ungefähr 80 Millionen Gefäßen oder zwei Dritteln des Gesamtumsatzes entspricht. Dieses

Niveau konnte bis zum Ausbruch des

Verfügung gestellte Kapital wäre es dem

Ersten Weltkriegs 1914 gehalten werden.

derart zu expandieren. Die Anschaffung neuer Maschinen, der Ausbau eines nationalen und internationalen Vertriebsnetzes und aufwändige Werbekampagnen erforderten eine Menge Kapital. Dieses stellten die Gesellschafter dem jungen, aufstrebenden Mineralbrunnen bereitwillig zur Verfügung. Sie gingen dabei ein nicht geringes Risiko ein, da sie mit ihrem persönlichen Kapital hafteten. Das Vertrauen der

in die welt

Davon

schafter. Ohne das von ihnen zur Unternehmen nicht möglich gewesen,

58

Spitzenergebnis.


Ăœber den groĂ&#x;en Teich: Gerolsteiner Sprudel geht per Schiffsdampfer in die USA.

in die welt

59


Protokolle einer schwierigen Zeit: Die niederschriften der Gesellschafterversammlung (1892–1942) lassen erahnen, welche Auswirkungen der Erste Weltkrieg auf das Unternehmen hatte.

60

In DIE WELT


der zusaMMenbruch des internationalen Marktes Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war für die Mineralbrunnen der Anfang einer langen, schwierigen Phase. Auch der Versailler Frieden brachte keine Belebung des ausländischen Geschäfts. Hatte das deutsche Mineralwasser-Ex-

tet und stark geschrumpft. Eine Aufsto-

portgeschäft 1913 noch insgesamt bei

ckung war sehr kostenintensiv und die

462.432 hl gelegen, so fiel es bis zum Jahr

Glashütten hatten enorme Lieferprobleme.

1920 auf unbedeutende 58.908 hl. Den

Mineralwasser eXPortgeschäft

machte allen schwer zu schaffen. Durch die Versorgungs- und Energieengpässe konnte die Produktion stellenweise gar nicht oder nur sehr schwer aufrechterhalten werden. Einige wenige Protokolle

500 400 300 200 100 1923

tische Instabilität in den Jahren nach 1918

tsd / hl

1920

flationsjahr 1923 mit 12.545 hl. Die poli-

1913

absoluten Tiefstand erreichte es im In-

der Gesellschafterversammlung lassen erahnen,

welche

Auswirkungen

der

Die Besetzung des Rheinlands und des

Erste Weltkrieg auf das Geschäft des

Ruhrgebiets verhinderte zeitweise den

Gerolsteiner Sprudel hatte. Es mussten

Absatz von Sprudel im Stammgebiet

erhebliche Rückgänge auf dem nationa-

des Unternehmens, was den Umsatz

len Markt verkraftet und der nahezu

schmerzlich senkte. Hinzu kam die begin-

vollständige Verlust des zuvor mühsam

nende Inflation. Dank des besonnenen

etablierten

Geschäfts

Handelns der Gesellschafter der GmbH

kompensiert werden. Es fehlte an allem.

und durch das Engagement des langjäh-

Viele Mitarbeiter fielen an der Front.

rigen Geschäftsführers Ernst Körber über-

Außerdem gab es nicht genügend Ma-

wanden das Unternehmen und die Marke

terial: Der Glasflaschenpool war veral-

diese schwere Zeit.

internationalen

In DIE WELT

61


Allmähliche Erholung durch Aufträge aus dem Rheinland Erst das Jahr 1924 brachte vor allem wegen amerikanischer Kredite, im Zuge des Dawes-Plans, einen Aufschwung, der die Goldenen Zwanziger Jahre einleiten sollte. Nach der Konsolidierung der Währung im

Mineralbrunnenbranche mit 117 Millio-

triebe, da sie viele Aufträge aus dem

Dezember 1923 und der Stabilisierung der

nen Füllungen nahezu den Vorkriegs-

Ruhrgebiet erhielten. Auch mit dem Un-

wirtschaftlichen und politischen Verhält-

zustand. Zu diesem Aufschwung trugen

ternehmen Gerolsteiner Sprudel ging es

nisse wuchs auch der Mineralwasser-

vor allem die zahlreichen Bestellungen

wieder bergauf. 1929 vertrieb es insge-

absatz der Branche sofort wieder an.

schwerindustrieller

samt knapp 12 Millionen Füllungen und

Großbetriebe

bei.

erzielte damit ein Ergebnis, das erst wieder im Jahre 1938 erreicht werden sollte. Obwohl der Fokus nun deutlich auf dem inländischen Geschäft lag, unternahm Gerolsteiner 1927 erste zaghafte Versuche, auch im Ausland wieder Fuß zu fassen – zunächst in Belgien. Aber man blieb deutlich hinter den Erfolgen der Vorkriegsjahre zurück. Das Geschäft nach Übersee wurde zunächst nicht wieder belebt. Erst der Geschäftsbericht von 1928 weist mit 158.000 Füllungen auf ein erfolgreiches

62

in die welt

Anders als vor 1914 war diesmal aber

Viele Betriebe gingen dazu über, den bis

erstes Jahr mit einem neuen Kunden in

nicht der Export das Zugpferd; vielmehr

dato geduldeten Bierkonsum am Arbeits-

den USA hin. Währenddessen kam es in

stieg die Inlandsnachfrage deutlich. Von

platz zu verbieten und stattdessen der

Deutschland zwischen 1924 und 1925 zu

1920 bis 1929 vervierfachte sich der

Belegschaft Mineralwasser zu vergünstig-

einer zweiten Gründungswelle von Brun-

Absatz von insgesamt 72 auf 206 Millio-

ten Preisen anzubieten. Davon profitierten

nenbetrieben, ähnlich der in den 1880er

nen Füllungen. Bereits 1925 erreichte die

besonders die rheinischen Brunnenbe-

Jahren. Diesmal beschränkte sich diese


aber nicht nur auf West- und Süddeutsch-

brunnenindustrie einen neuen Höhe-

land, sondern erfasste ganz Deutschland.

punkt. Mit über 200 Millionen Füllungen

Gegen diese neuen potenziellen Konkur-

stieß sie in bislang unerreichte Dimensio-

renten halfen dem Gerolsteiner Sprudel

nen vor. Erstaunlich ist, dass 60 Prozent

die langjährige Erfahrung und die über-

dieser Füllungen von nur acht Unterneh-

regionale Bedeutung der Marke. Die kon-

men produziert wurden: darunter auf Platz

sequente nationale Vermarktung trug in

vier mit insgesamt 12 Millionen Füllungen

den folgenden Jahren Früchte. 1929 er-

die Gerolsteiner Sprudel KG mit ihren

reichte der Aufwärtstrend der Mineral-

insgesamt 142 Angestellten.

Mineralwasser statt Bier: Viele Betriebe boten ihrer Belegschaft in den 1920er Jahren vergünstigtes Mineralwasser an.

in die welt

63


die welt in der krise, auch das wasser sPrudelt weniger Die gegen Ende 1929 einsetzende Weltwirtschaftskrise ändert die Situation erneut schlagartig. Der Zusammenbruch der new Yorker Börse am 25. Oktober traf die deutsche Wirtschaft hart. Die amerikanischen Geldgeber zogen ihre

zu bleiben, da es andernfalls in naher

verlief erfreulich für das Unternehmen.

kurzfristigen Kredite aus Deutschland ab.

Zukunft die ausstehenden Zahlungen

1933 soll es kaum ein Hotel in Chicago

Die Folge waren Investitionsrückgang,

nicht mehr hätte begleichen können.

gegeben haben, in dem der Gerolsteiner

Produktionsstilllegungen und Massen-

Sprudel nicht vertreten war. Für den

arbeitslosigkeit. Die Kaufkraft der Bevöl-

Viele neu gegründete Betriebe überlebten

US-amerikanischen Markt wurde sogar

kerung ging dramatisch zurück. Auch

diese Rezession nicht. Die Mineralbrunnen

eine eigene Buchführung angelegt, um

der Mineralwasserkonsum brach ein. Hin-

reagierten auf die Krise mit drastischen

den Versand zu optimieren. Auch in

zu kam, dass die Schwerindustrie auf-

Sparmaßnahmen. Das Personal wurde

den Benelux-Staaten gewann das Unter-

reduziert, die Produk-

nehmen Marktanteile zurück. Mit der

tion heruntergefahren

Firma „Gustav Stähr“ aus Hamburg hatte

und die Preise wur-

der Gerolsteiner Sprudel einen zuverläs-

den

sigen Partner für den Export gefunden.

grund der Produktionseinschränkung

eben-

falls weniger Mineralwasser für ihre Belegschaft benötigte. Kombiniert schlechten

mit

zwei

Sommern

der Jahre 1930 und 1931 stürzte dies die Brunnenindustrie

er-

Das Unternehmen musste sich verschulden, um konkurrenzfähig zu bleiben, da es andernfalls in naher Zukunft die ausstehenden Zahlungen nicht mehr hätte begleichen können.

gesenkt.

Auch

der Gerolsteiner Sprudel

musste

sparen.

Doch die Gesellschafter standen zum Unternehmen und nahmen die benötigten Geld-

neut in eine schwere Existenzkrise. Die

mittel auf in der Überzeugung, dass die

Produktion des Gerolsteiner Sprudel ging

Marke mit dem roten Stern auch diese Kri-

zwischen 1929 und 1933 von 12 Millionen

se meistern würde.

Füllungen auf nur noch 3.928.406 Fül-

64

In DIE WELT

lungen zurück. Das Unternehmen musste

Erst 1933 war wieder ein leichter Aufwärts-

sich verschulden, um konkurrenzfähig

trend zu erkennen. Der Export in die USA


Die Exportmengen blieben jedoch deut-

nach der Weltwirtschaftskrise

lich unter denen des Inlands und er-

1929 ging es für Gerolsteiner

reichten maximal 2 Prozent der Gesamt-

langsam wieder bergauf –

füllmengen.

national wie international.

Auf den politischen Umschwung des Jahres 1933 folgte die Gleichschaltung der gesamten deutschen Mineralbrunnenindustrie. Innerhalb der Reichsgruppe Industrie wurden die Mineralbrunnen 1934 als Fachgruppe 17 zur Wirtschaftsgruppe Lebensmittelindustrie gezählt. Hier gab es die drei Fachuntergruppen „Mineralwasserfabrikanten“, „Heilbrunnen“ und „Mineralbrunnen“. Der Gerolsteiner Sprudel befand sich in der Fachuntergruppe „Mineralbrunnen“. Insgesamt zählte diese Gruppe am 1. november 1934 infolge der Zwangsmitgliedschaft 272 Mitglieder.

Die Werbung in den USA trägt Früchte: 1933 soll es in Chicago kaum ein Hotel ohne Gerolsteiner gegeben haben.

In DIE WELT

65


Ab 1934 ging das USA-Geschäft stark zurück und wurde schließlich völlig eingestellt. Es ist davon auszugehen, dass dies eine Reaktion des zuständigen Vertreters in den USA auf die politischen Veränderungen in Deutschland war. Auf dem inländischen Markt konnte der

historischen

Gerolsteiner

Verschlüssen und Ersatzteilen für die Füll-

Gerolsteiner Sprudel seine Füllzahlen bis

Brunnen vorliegenden Quellen lassen kei-

maschinen. Wer wirtschaftlich überleben

1939 auf 15.611.730 Füllungen verfünf-

nen Rückschluss darauf zu, dass der

wollte, musste kreativ und erfinderisch

fachen. Dem Unternehmen gelang es

Gerolsteiner Sprudel die Wehrmacht

sein. Dies gelang den Sprudel-Mitarbei-

damit, seinen Platz unter den ersten zehn

oder Rüstungsbetriebe belieferte. Der

tern offensichtlich – trotz der prekären

Unternehmen der deutschen Brunnen-

1895 nach Köln verlegte Vertrieb des

Situation. Erst 1944, nachdem das Werk

industrie zu festigen.

Gerolsteiner Sprudel wurde 1943 durch

in Gerolstein zweimal verheerende Bom-

alliierte Luftangriffe völlig zerstört und

bentreffer erlitt, stand die Produktion

1939 führte der Ausbruch des Zweiten

wieder zurück nach Gerolstein geholt.

von einem Tag auf den anderen still.

Weltkriegs zwangsläufig zu einem Rück-

Am 21. September 1944 wurde die Fabrik

Produktion aufrechtzuerhalten. Die Brun-

Wer wirtschaftlich überleben wollte, musste kreativ und erfinderisch sein. Dies gelang den Sprudel-Mitarbeitern offensichtlich – trotz der prekären Situation.

nenbranche produzierte während der

Hinzu kam, dass die nationalsozialistische

Kriegsjahre trotzdem auf einem sehr

Regierung jetzt alle verbliebenen Ressour-

hohen Niveau weiter. Ursachen dafür

cen in die Rüstungsindustrie steckte.

waren die umfangreichen Lieferungen

Betrieben wie dem Gerolsteiner Sprudel,

einiger Mineralbrunnen an die Wehr-

deren Produktion nicht kriegswichtig war,

macht und die zahlreichen Rüstungs-

wurden kaum noch Rohstoffe zugeteilt. Es

betriebe im gesamten Reich. Die dem

mangelte vor allem an neuen Flaschen,

gang der Füllzahlen, jedoch nicht derart dramatisch wie 1914. Im Schnitt gelang es dem Gerolsteiner Sprudel, jedes Kriegsjahr ca. 13 Millionen Flaschen zu füllen. Dies ist in der Tat beeindruckend, da es ab 1943 immer schwieriger wurde, die

66

in die welt

Archiv

des

teilgeschädigt und in der Zeit vom 24. Dezember 1944 bis 2. Januar 1945 durch mehrere Volltreffer und zahlreiche Brände zu mehr als 95 Prozent zerstört.


Verheerende Rückschläge im Zweiten Weltkrieg: 1944 wurde das Werk in Gerolstein fast vollständig zerstört.

in die welt

67


Unter größten Anstrengungen bauten Verantwortliche und Angestellte das Unternehmen wieder auf: das Gerolsteiner Werk in den 1950er Jahren.

Die Füllmengen steigen kontinuierlich: nur 15 Jahre nach seiner vollständigen Zerstörung erreichte Gerolsteiner erstmals Platz eins unter allen deutschen Mineralbrunnen.

68

In DIE WELT


neubeginn nach deM 2. weltkrieg: der weg zuM Marktführer Wie sollte es nun weitergehen? Für die wenigen verbliebenen Angestellten war klar, dass sie „ihren Sprudel“ wieder aufbauen wollten. Die Verbundenheit der Belegschaft mit dem Unternehmen wird deutlich, wenn man sich vor Augen hält, welche Strapazen der damalige leitende Angestellte Gottfried Schäfer auf sich nahm. Er lief drei Tage lang zu Fuß von Köln nach

Der Gerolsteiner Sprudel hatte einen

tung die damaligen Verantwortlichen und

Gerolstein, um am Wiederaufbau des

Balanceakt vor sich. Einerseits sollte das

Angestellten erbrachten. Bis 1959 konnte

Unternehmens mitzuwirken. Gemeinsam

Werk wieder aufgebaut werden, um die

die Zahl der Füllungen mit insgesamt

mit dem damaligen Werksmeister Imken

Produktion weiter zu steigern.

43.243.248 sogar mehr als versiebenfacht

und einigen Arbeitern begann er im Juni

werden. Damit erreichte der Gerolsteiner

1945 mit den Aufräumarbeiten. Die Pro-

Sprudel erstmals Platz eins unter allen

bleme, die die Belegschaft dabei hatte,

deutschen Mineralbrunnen, und das nur

sind kaum vorstellbar. Weder Unterkünfte

15 Jahre nach seiner vollständigen Zer-

noch genügend Baumaterial oder Ersatz-

störung. Unternehmen und Marke vertei-

teile für Maschinen waren vorhanden.

digen diese Führungsposition bis heute.

Dennoch gelang es, eine der drei Füll-

Lediglich Ende der 1970er bis Mitte der

maschinen zu reparieren und die Werks-

1980er Jahre musste Gerolsteiner sich zeit-

gebäude herzurichten. Bis Ende 1946

weise mit Platz zwei zufriedengeben.

konnten 900.000 Flaschen gefüllt und vertrieben werden. Das Unternehmen erlebte seinen neuanfang. Zu Beginn

Valentin van Horn

des Jahres 1947 beschäftigte Gerolsteiner

Anderseits mussten die nationalen Märkte

schon wieder 47 Angestellte und 1948

beworben und neu erschlossen werden,

trat mit Valentin van Horn ein neuer

um trotz Mangelwirtschaft genügend

Geschäftsführer sein Amt an. Van Horn

Kunden zu akquirieren. Dies gelang van

verstand es, das Unternehmen und

Horn. Die Füllmengen wuchsen konti-

die Marke innerhalb der deutschen

nuierlich. 1950 erreichte man schon wie-

Brunnenlandschaft wieder ganz nach

der knapp 6 Millionen Füllungen. Diese

vorne zu bringen.

enorme Steigerung zeigt, welche Leis-

In DIE WELT

69


Vom Garagenverkauf bis zum Getränkeabholmarkt – Mineralwasservertrieb im Wandel In den 1960er und 1970er Jahren reisten Vertriebsmitarbeiter noch vorzugsweise mit der Bahn. So konnten sie das Hauptvertriebsgebiet Saarland und den südlichen Teil von Nordrhein-Westfalen mit dem Schwerpunkt Köln abdecken und bis ins Ruhrgebiet reisen. Das damalige Vertriebsgebiet war in fünf

Anfang der 1970er stellte Gerolsteiner für

Anders als heute spielten Großabnehmer

Bezirke eingeteilt. Man arbeitete regional,

den Raum Ostwestfalen seinen ersten

eine wichtige Rolle für den Mineralwasser-

nicht branchen- oder vertriebsspezifisch.

fest angestellten Verkaufsmitarbeiter ein.

absatz. Absatzpartner waren die großen

Der Lebensmitteleinzelhandel, die Geträn-

Später wurden dann die Gebiete über

Industrien an Rhein und Ruhr und im Saar-

keabholmärkte und die Gastronomie wur-

Verkaufsleiter mit einer eigenen Ver-

land wie die Kohle- und Stahlwerke sowie

den über regionale Außendienstler betreut.

triebsmannschaft organisiert.

die Bundesbahn-Sozialwerke und die

Der Stern auf Tour: ein

Elektro- und Kraftwerksbetrei-

Gerolsteiner Lieferwagen

ber. Neben diesen Werksliefe-

in den 1970er Jahren.

rungen hatten Hausverkaufsstellen einen bedeutenden Anteil am Mineralwasserabsatz. Das waren Privatleute, die von ihren Eigenheimen aus die Nachbarschaft mit Bier und alkoholfreien Getränken vesorgten. Allein die Brauerei Beck & Co. verfügte im Ruhrgebiet über 3.000 Hausverkaufsstellen. Aus diesen sogenannten Garagenverkäufen

entwickelte

sich

wahrscheinlich auch der heutige Getränkeabholmarkt. Auch Trinkhallen und Kioske bildeten eine eigene Schiene für die

70

in die welt


Vermarktung. Die Gastronomie war als Ver-

verkauf vorherrschte, wurden jedoch nur

Key-Accounts im Gerolsteiner Vertrieb.

triebsweg für Mineralwasser längst nicht so

bescheidene Mengen Mineralwasser pro

„Heute präsentiert sich Gerolsteiner über-

bedeutsam wie heute. Das Produkt musste

Einkaufsstätte abgesetzt.

all dort, wo der markenbewusste Kunde

erst an Stellenwert gewinnen und ein fester Bestandteil der Trinkkultur werden. Für die Marke Gerolsteiner erwies sich die Gastronomie seit den 1980er Jahren als Türöffner in Richtung Handel und damit als Chance, sich über die Kernabsatzgebiete hin-

Aus diesen sogenannten Garagenverkäufen entwickelte sich wahrscheinlich auch der heutige Getränkeabholmarkt. Auch Trinkhallen und Kioske bildeten eine eigene Schiene für die Vermarktung.

einkauft“, erklärt Geschäftsführer Axel Dahm. 2011 wurden über den traditionellen Lebensmittelhandel 36 Prozent

der

Gerolsteiner

Absatz-

menge vertrieben, über Getränkeabholmärkte 26 Prozent und über SB-Warenhäuser 20 Prozent. Wichti-

aus zu etablieren. Über die Präsenz in

Erst als sich im Lebensmittelhandel Groß-

ger Logistikpartner des Unternehmens ist

Restaurants und Bars steigerte sich der

flächen durchsetzten, die Zahl der Pkw in

der Getränkefachgroßhandel. Wie im Han-

Bekanntheitsgrad der Marke und wurde

Deutschland stieg und man Lebensmittel

del ist es Gerolsteiner auch im Außer-

für neue Handelspartner attraktiv. Zur

zunehmend per Auto einkaufte, verbrei-

Haus-Markt gelungen, die Position des

selben Zeit gewann auch die Hotellerie als

tete sich der kistenweise Absatz von

Marktführers zu erringen. Im Bereich

Imageträger an Bedeutung. Um 1990 wur-

Mineralwasser. Im Verbund mit der wach-

Restaurants liegt das Mineralwasser aus

de bei Gerolsteiner daher eine eigene Ab-

senden Bedeutung von Mineralwasser als

der Vulkaneifel auf Platz drei der Gastro-

teilung ins Leben gerufen, die gezielt den

Alltagsgetränk führte das zu einer tief

nomie-Wassermarken.

Bereich der Topgastronomie und -hotel-

greifenden Veränderung des gesamten

lerie bearbeitete. Die Breitengastronomie

Mineralwassergeschäfts.

betreuten regionale Außendienstler. Natürlich trug auch bereits in den 1960er und

Mit den Veränderungen in der Handels-

1970er Jahren der Lebensmittelhandel zum

landschaft etablierte sich Anfang der

Absatz bei. Da zunächst Einzelflaschen-

1990er Jahre auch die Zentralisierung über

in die welt

71


der internationale durchbruch Das Exportgeschäft rückte nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst deutlich in den Hintergrund. Dennoch begann schon Anfang der 1950er Jahre der Versand des Gerolsteiner Sprudel nach Luxemburg, Belgien, Frankreich, nordafrika und in die USA. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte kamen

Regionen weltweit verfügbar zu sein. Am

ketten als neukunden gewonnen. Das

einige Länder und Regionen hinzu, so

Verhältnis Export zu deutschem Markt

Geschäft in den Benelux-Staaten entwi-

exportierte das Unternehmen zeitweise

änderte das jedoch nichts: Die Marke

ckelte sich derart positiv, dass 1991 ein

sogar nach Belgisch-Kongo und auf

wuchs vor allem im heimischen Markt.

Gebietsverkaufsleiter für diese Region ein-

die Philippinen.

gestellt wurde. Seither werden Belgien, Erst Ende der 1980er Jahre, mit Eintritt

Luxemburg und die niederlande von einer

des neuen Geschäftsführers Dr. Peter

eigenen Vertriebsmannschaft betreut.

Traumann, änderte sich der Stellenwert des internationalen Geschäfts im Unter-

Auch abseits der großen Tourismus-

nehmen. Gerolsteiner war eine starke

regionen sollten Kunden gewonnen wer-

nationale Marke geworden und wollte

den. Dazu präsentierte man das Unterneh-

dies auch zukünftig bleiben. Peter Trau-

men und die Marke auf zahlreichen

mann war jedoch bewusst, dass die

internationalen Messen in Paris, Barcelona

Wachstumsraten auf dem inländischen

und den USA.

Markt nicht dauerhaft steigen konnten wie in den Jahrzehnten zuvor. Um das Unternehmen zukunftsfähig zu halten, bedurfte es neuer Absatzmärkte. Und diese lagen im Ausland. Dr. Peter Traumann

72

In DIE WELT

1989 schuf er eine eigene Abteilung für

Wie schon zu Beginn des 20. Jahrhun-

das Exportgeschäft, die mit ihren Aktivi-

derts diente das Auslandsgeschäft dem

täten auch dem deutschen Touristen-

Image der Marke. Der Mineralbrunnen

strom folgte: In beliebten Reisezielen wie

war stolz darauf, in vielen Ländern und

den Mittelmeerländern wurden Hotel-


„Der internationale Bereich bedurfte einer strukturellen Veränderung, um eine gewichtigere Rolle innerhalb der Unternehmensstrategie zu spielen.“ Dr. Peter Traumann, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb, Gerolsteiner Brunnen

Gerolsteiner zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Die Marke wuchs im heimischen Markt und verschiff te mit zunehmendem Erfolg ins Ausland.

In DIE WELT

73


„Internationales Geschäft, so wie ich es verstehe, bedeutet, dass ich in einem Land unverzichtbar werde, zumindest in meinem Segment, ob es groß oder klein ist, und zwar idealerweise unter den Top 3.“ Axel Dahm, Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb und International, Gerolsteiner Brunnen

Auch im Land der aufgehenden Sonne geschätzt: Gerolsteiner Werbeanzeige in Japan.

74

In DIE WELT


2008 übernahm Axel Dahm den Vorsitz der Geschäftsführung. Mit ihm erfuhr der internationale Bereich erneut neue Impulse. Für Axel Dahm hatte und hat der natio-

bisher auf Kerngebiete konzentriert. Mit

nale Wassermarkt zwar oberste Priorität,

individuellen Kampagnen soll die Marke

jedoch sieht auch er – vor dem Hinter-

auf den verschiedenen Märkten positio-

grund eines gesättigten Inlandsmarktes –

niert werden. Regional Manager betreuen

die Chancen im internationalen Geschäft.

die Gebiete Asien, nord- und Südamerika sowie Europa, Mittlerer Osten und Afrika.

„Angesichts der demografischen Entwicklung wird es für uns kaum möglich sein, hier in Deutschland mittelfristig noch dynamisch wachsen zu können. Deshalb glaube ich, dass es eine ganze Menge Sinn macht, Schritt für Schritt im Ausland auch neue Märkte zu erschließen.“ Axel Dahm, Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb und International, Gerolsteiner Brunnen In Japan beispielsweise ist Gerolsteiner – erst 2005 mit dem japanischen Partner Sapporo eingeführt – inzwischen das meistgetrunkene

importierte

kohlen-

säurehaltige Mineralwasser und kann mittlerweile, Axel Dahm

nicht

zuletzt

aufgrund

der Marktführerschaft im Heimatmarkt

Um das Wachstumspotenzial in bestehen-

Deutschland, von sich behaupten, „The

den Exportländern wie auch in neuen

world´s no. 1 sparkling natural mineral

aufstrebenden Regionen auszuschöpfen,

water“ zu sein.

ist das internationale Geschäft stärker als

In DIE WELT

75



VERPACKUnG UnD InnOVATIOn


„Die Verpackung spielt eine große Rolle. Doch was den Verbrauchern wirklich wichtig ist, ist der Inhalt und dass sich dieser in ihren Lebensalltag optimal integriert.“ Axel Dahm, Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb und International, Gerolsteiner Brunnen

Vom Stempel zum Etikett: Schon immer schmückte der Stern die Gerolsteiner Gebinde.

78

verpackung


Vom Tonkrug bis zur PET-Flasche – 125 Jahre innovative Verpackungen der Marke Gerolsteiner Verpackungen spielen bei Getränken von jeher eine elementare Rolle, denn sie schützen das Produkt vor biologischen, klimatischen und mechanischen Einflüssen. Außerdem erlauben sie einen wirtschaft-

Liter

wurden

braunen Färbung, einen Blick auf den

lichen Arbeitsablauf – angefangen bei der

bereits vor ihrer Brennung durch einen

Inhalt. Der Wechsel zu den industriell

maschinellen Verpackung über den Trans-

Stempel mit dem Gerolsteiner Markenzei-

gefertigten Glasflaschen hatte auch für

port und die Lagerung bis zur marken-

chen versehen. Per Tauchverfahren befüllt

den Gerolsteiner Sprudel Vorteile: Sie

gerechten Präsentation im Handel.

und mit einem Siegelverschluss abgedich-

waren nicht nur günstiger, sondern auch

tet, boten sie die erste sichere Verpackung

leichter und weniger bruchanfällig als die

für natürliches Mineralwasser.

bis dahin eingesetzten Tonkrüge. Dies

Als Wilhelm Castendyck vor 125 Jahren den Gerolsteiner Sprudel ins Leben rief, wird er sich über viele Dinge den Kopf zerbrochen haben. Etwa wie das Produkt genau heißen sollte, welches Markenzeichen es tragen würde oder wie er den Sprudel bekannter machen könnte. Nach einer geeigneten Verpackung musste er jedenfalls nicht lange suchen, denn Tonkrüge waren 1888 noch immer die Standardver-

Mineralwasser

fassten,

Der Wechsel zu den industriell gefertigten Glasflaschen hatte auch für den Gerolsteiner Sprudel Vorteile: Sie waren nicht nur günstiger, sondern auch leichter und weniger bruchanfällig als die bis dahin eingesetzten Tonkrüge.

packung für Mineralwasser. Gerolsteiner

Ab der Jahrhundertwende begann sich

bezog seine Tonkrüge aus dem Kan-

mit der Glasflasche eine neue Getränke-

nenbäckerland,

Kulturlandschaft

verpackung durchzusetzen. Für den Ver-

zwischen Westerwald und Mittelrhein-

braucher bot die Flasche viele Verbes-

tal, die seit dem 15. Jahrhundert über-

serungen gegenüber dem Tonkrug: Sie

regional für ihre Töpferware bekannt

war handlicher, wiederverschließbar und

war. Die Tonkrüge, die bis zu einem

ermöglichte, trotz ihrer grünen oder

einer

verringerte die Transportkosten erheblich und erlaubte den kostendeckenden Verkauf in weiter entfernte Gebiete. Mit den Glasflaschen änderten sich auch die Verschluss-Systeme: Konnten TonkrügeSiegel nach dem Öffnen nicht wieder verwendet werden, bot der sogenannte Innenverschraubverschluss die Möglichkeit, die Glasflasche mit Hilfe eines Dichtgummis wieder zu verschließen.

verpackung

79


„Auch sonst werden wir ständig bemüht sein, in jeder Hinsicht ,vorn’ zu bleiben. So können unsere Kunden in Zukunft im Interesse einer schnellen und bequemen Abfertigung auf Wunsch mit Paletten beliefert werden. Die leichten, handlichen Kunststoffkisten werden in immer weiteren Bezirken eingesetzt werden.“ Valentin van Horn, ehemaliger Geschäftsführer, Gerolsteiner Sprudel

400.000 Füllungen pro Schicht: die Gerolsteiner Hebelverschlussflasche.

80

VERPACKUnG


Bei der Anfang der 1950er Jahre eingeführten Bügelflasche war der Hebelverschluss direkt an der Glasflasche befestigt, benötigte aber nach wie vor einen austauschbaren Gummiring. Erst der Drehverschluss der Brunnenein-

Die neuen Kisten waren auch bei den

dukt sämtliche dieser Stufen erfolgreich

heitsflasche der Genossenschaft Deut-

Kunden beliebt – mussten sie sich doch

durchlaufen hatte, wurde anhand der

scher Brunnen (GDB) bot 1970 eine prak-

nun nicht mehr mit den schweren und

prognostizierten Absatzchancen über die

tische Alternative. Auch die technischen

sperrigen Holzkisten abmühen.

tatsächliche Markteinführung entschie-

Möglichkeiten hatten Einfluss auf die Wahl

den – ein System, dessen Aufbau noch

des Verschluss-Systems: Bis in die 1960er

Die

Jahre mussten Hebelflaschen mangels

Deutschland für einen Wandel von einem

maschineller Möglichkeiten von Hand

Verkäufer- zu einem Käufermarkt, in dem

geschlossen werden. Eine Mammutauf-

sich die Ansprüche und Bedürfnisse der

gabe – denn innerhalb einer Acht-Stun-

Verbraucher ständig änderten. Die Ge-

den-Schicht wurden bis zu 400.000

tränkeindustrie und vor allem ein Mar-

Flaschen abgefüllt.

kenanbieter wie der Gerolsteiner Sprudel

Wirtschaftswunderzeit

sorgte

in

heute Bestand hat.

musste vermehrt in die Entwicklung neuer Für den Transport der ersten Glasflaschen

Produkte und Verpackungen investieren,

wurden noch sperrige Holzkisten genutzt,

um sich von anderen Marken abzugren-

die nicht nur schwer waren, sondern auch

zen und am Markt zu bestehen. 1965 legte

häufig defekt oder demoliert an ihrem

das Unternehmen erstmals Richtlinien

Zielort ankamen. Erst ab den 1960er

für die Produktentwicklung fest: neue

Jahren setzte Gerolsteiner testweise die

Produkte und Geschmacksrichtungen

ersten Transportpaletten und Kunststoff-

wurden zunächst getestet, mit moder-

kisten ein. Mit den aufkommenden Kunst-

nen Marktforschungsmethoden auf ge-

stoff kisten ließen sich die vormals perso-

schmackliche Eignung geprüft und zum

nal- und zeitintensiven Verladeprozesse

Probeverkauf in ausgewählten Testmärk-

nun schneller und bequemer abwickeln.

ten angeboten. Erst wenn ein Pro-

VERPACKUnG

81


Bei der Entwicklung neuer Produkte standen die Wünsche des Verbrauchers im Vordergrund, die wiederum gesellschaftlichen Trends folgten. So sorgte die „Reisewelle“ für eine erhöh-

Mit den geplanten Einwegverpackungen

ter in einer Kartonumhüllung ein Vorläufer

te nachfrage nach Zitrusfrüchten, was

sollten die Konsumenten ihren Durst auch

der heutigen Tetraverpackung war, konnte

1966 zur Einführung von Gerolsteiner

unterwegs löschen können. Geeignete Ab-

sich im Praxistest durchsetzen. Zu groß war

Grapefruit führte. Der „Gesundheitstrend“

nehmer wären vor allem mobile Verkaufs-

die Geschmacksbeeinträchtigung der ers-

brachte das kohlensäurereduzierte Gerol-

stellen, Tankstellen oder Campingplätze

ten Eisendosen, zu hoch die Bruchquote

steiner „Tafelwasser“ hervor, den Vorläufer

gewesen, aber auch Supermärkte, Waren-

bei den Einwegglasflaschen und zu groß

des heutigen Gerolsteiner Medium.

häuser

der nachteil, das Mineralwasser durch

und

Lebensmittelgroßhändler.

Die vorgeschlagene Dosenverpackung Die Broschüre „Gerolsteiner Informatio-

stieß beispielsweise bei den großen

nen“ berichtet 1968 davon, dass innerhalb

Luftfahrtgesellschaften auf Interesse.

der Getränkeindustrie ein rasanter Sortimentswechsel einsetzte und bestehende Produkte immer weiter verbessert wurden. Die Innovationen waren für den Gerolsteiner Sprudel eine Chance, die Marke mit dem roten Stern zu profilieren.

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VERPACKUnG

die Verpackung nicht sehen zu können.

„Wir haben gelernt, Verpackung bei Mineralwasser möglichst klar und transparent zu machen. Denn Wasser ist absolut klar und weil es ein Naturprodukt ist, will der Verbraucher es auch sehen können.“ Bernd Engelhaupt, ehemaliger Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

Dazu gehörte auch die Gestaltung des

Im Vergleich zu Glasflaschen war sie

Etiketts, das einen möglichst hohen Wie-

leichter, konnte nicht zerbrechen und ließ

dererkennungswert haben sollte. In den

sich aufgrund ihres geringen Umfangs

1960er Jahren versuchte Gerolsteiner erst-

besser transportieren. Praxistaugliche Lö-

mals, neue Verpackungsmaterialien aus

sungen konnten aber in den 1960er Jah-

Einwegglas, Blech, Kunststoff oder Papier

ren noch nicht gefunden werden: Weder

einzusetzen. Ausschlaggebend dafür war

die Dose noch die Einwegglasflasche

die gestiegene Mobilität der Verbraucher.

noch der „Cubitainer“, der als Plastikbehäl-


„Als erster Brunnen führten wir ein natürliches Mineralwasser mit wenig Kohlensäure in einer grünen Flasche ein. Wir nannten es Tafelwasser, wohl wissend, dass dies eigentlich eine Bezeichnung für künstliches Mineralwasser war. Mit dem Begriff Tafelwasser wiesen wir auf einen besonderen, damals noch nicht üblichen Verwendungszweck hin: dem Konsum von Mineralwasser zum Essen. Aus dem Tafelwasser wurde die über Jahrzehnte sehr erfolgreiche Gerolsteiner Stille Quelle und das heutige Gerolsteiner Medium.“ Rolf Hermes, ehemaliger Verkaufsdirektor, Gerolsteiner Brunnen

Begleiter zum Essen: Gerolsteiner Tafelwasser, Vorläufer des Gerolsteiner Medium.

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Als bedeutende branchenweite Mineralwasserverpackung kann sicher die Brunneneinheitsflasche der Genossenschaft Deutscher Brunnen gesehen werden. „Wir glauben mit einiger Sicherheit an-

die neu entwickelte Perlenflasche mit nur

Die uniforme Verpackung ließ jedoch nur

nehmen zu können, daß diese Flasche

26 Pfennig zu Buche schlug. Auch die

wenig Spielraum für individuelle Vertriebs-

sich im Markt durchsetzen und die bis-

Transporteure und Getränkegroßhändler

und Marketingmaßnahmen. Als Marke war

herige 0,7-Liter-Hebelflasche verdrängen

profitierten von der standardisierten Ver-

es schwierig, zwischen den identisch

wird“, lautete auch die Einschätzung des

packung, bestehend aus Glasflasche,

präsentierten Wässern hunderter anderer

Gerolsteiner Sprudel, der bereits während

Kunststoff kasten und Holzpalette.

Mineralbrunnen hervorzustechen. Abge-

der Entwicklungsphase an der Gestaltung mitwirkte. Bereits im Januar 1970 begann das Unternehmen mit der Auslieferung der 0,7-Liter-Einheitsflasche mit Drehverschluss und setzte damit als einer der ersten deutschen Mineralbrunnen auf das neue Gebinde. Schon nach kurzer Zeit war die „Perlenflasche“ mit ihrem unverwechselbaren Perlendekor am Flaschenhals bei den Verbrauchern beliebt – auch weil der

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sehen von dem eigentlichen Produkt konnte man sich nur durch die Etiketten und individuell bedruckbare Verschlüsse abheben. Für den Gerolsteiner Sprudel war es deshalb umso wichtiger, an einer verbesserten Flaschenausstattung zu arbeiten und die Aufmerksamkeit erregende Wirkung des Markenzeichens „Roter Stern“ zu erforschen. Im Sommer 1974 brachte der Gerolsteiner

neue Drehverschluss im Vergleich zur

Weil nahezu die gesamte Branche auf das

Sprudel mit der „Plasti-Shield-Flasche“

alten Hebelflasche einfacher zu bedienen

einheitliche System setzte, konnten ein-

eine neue Getränkeverpackung auf den

und bedeutend hygienischer war. Für die

heitliche Förderfahrzeuge für alle Paletten

deutschen Markt. Die Besonderheit dieser

deutschen Brunnenbetriebe bedeutete

genutzt werden. Ein weiterer Vorteil für

in den USA entwickelten Einwegflasche

die Einheitsflasche ein enormes Einspar-

die Händler war die verkaufsfördernde

lag in der Verbindung einer herkömm-

potenzial:

Wirkung der Qualität versprechenden

lichen Glasflasche mit einem Styropor-

Brunneneinheitsflasche.

Schutzmantel, der bei besserer Stabilität

Eine

Hebelverschlussflasche

kostete 50 Pfennig im Einkauf, während

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Schon nach kurzer Zeit war die „Perlenflasche“ mit ihrem unverwechselbaren Perlendekor am Flaschenhals bei den Verbrauchern beliebt – auch weil der neue Drehverschluss im Vergleich zur alten Hebelflasche einfacher zu bedienen und bedeutend hygienischer war.


„Wir waren alle identisch: 100 andere Brunnen in Deutschland mit einheitlichen Flaschen, Kisten und Verschlüssen. Das hatte natürlich riesige Handlings- und Kostenvorteile, aber innovativ war das sicher nicht.“ Bernd Engelhaupt, ehemaliger Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

den Glasanteil deutlich verringerte. neben dem verminderten Transportgewicht bot die Styropor-Ummantelung einen um mehr als 30 Prozent höheren Isolationseffekt. Die neuen Flaschen waren deshalb nicht nur leichter, sondern hielten die Getränke auch länger kühl als es Glasflaschen konnten. Dennoch musste die „Plasti-Shield-Flasche“ schon im folgenden Jahr wieder aus dem Sortiment genommen werden, weil die herstellende Glashütte die Produktion einstellte und ein Import dieser Flaschen aus Amerika zu kostspielig gewesen wäre. Heute setzt Gerolsteiner im internationalen Geschäft auf verschiedene Leichtglasflaschen, die nach dem Prinzip der damaligen „PlastiShield-Flaschen“ funktionieren.

Der Klassiker: Die „Perlenflasche“ der Genossenschaft Deutscher Brunnen kam 1970 auf den Markt.

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gourMet erobert die gastronoMie Als einer der ersten deutschen Mineralbrunnen führte Gerolsteiner 1992 eine exklusive Flasche für die Gastronomie und Hotellerie ein: die Gourmetflasche. Das hochwertige und durchsichtige

tritts nur wenig attraktiv erschien. nach

das neue Gourmetsortiment 1992 auf-

Flaschengebinde unterstrich dabei den

über 20 Jahren im Einsatz wurde 1977 mit

bauen. Der von Gerolsteiner geprägte

Anspruch, gerade auch in der Gastrono-

dem Austausch der markanten Einbrand-

Begriff „Gourmet“ ist bis heute zum

mie die führende Marke auf dem deut-

flasche begonnen. Die neuen Gastro-

unbestrittenen Synonym für spezielle

schen Markt zu werden. Die edle Ver-

nomieflaschen behielten die gewohnte

Gastronomiegebinde geworden.

packung sollte den Qualitätsanspruch

Vichy-Form bei, waren aber mit Papier-

unterstreichen. Ihren Vorgänger hatte die

etiketten versehen.

heutige Gourmetflasche in der 0,25-LiterEinbrandflasche, die in den 1950er Jahren

Es war Willi Schmittem, der als Verkaufs-

auf den Markt kam. Ihren namen ver-

leiter für Gastronomie und Großverbrau-

dankte die Flasche ihrem Etikett und der

cher 1983 den Bedarf der gehobenen

angedeuteten weißen Spitzenmanschette

Gastronomie an kohlensäurereduzierten

im Halsbereich, die fest in die Flasche

Mineralwasser

eingebrannt war. Damit war die Ein-

die Einführung von Gerolsteiner Stille

brandflasche einzigartig und sorgte für

Quelle in der 0,125-Liter-Gourmetflasche

einen hohen Wiedererkennungswert des

und schuf damit ein neues Marktseg-

Gerolsteiner Sprudel in der Gastronomie.

ment. Er war es auch, der bereits 1984

erkannte.

Er

forcierte

eine spezielle Tischkühlbox für den

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VERPACKUnG

Die verschiedenen Etikettenversionen

Gerolsteiner Sprudel entwickelte und

hatten sich wortwörtlich in die Flaschen

die Marke innerhalb kürzester Zeit in

eingebrannt. So konnte es vorkommen,

der

dass sich in einem Kasten unterschiedlich

etablierte. Seine Kühlbox verkaufte sich

etikettierte Gebinde wiederfanden, was

allein in den ersten fünf Jahren über

aus Sicht eines einheitlichen Markenauf-

10.000 Mal. Auf diesem Erfolg konnte

Konferenz-

und

Tageshotellerie


„Ein großer Schritt war für mich die Einführung der Gastro-Individualflasche, die wir als erstes deutsches Mineralbrunnenunternehmen eingeführt haben. Diese schöne Formflasche hat großen Erfolg in der Gastronomie, weil es eben ein wirklich schönes Gebinde ist.“ Hans-Jürgen Mertes, ehemaliger Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Von der Einbrandflasche bis zum Gourmetgebinde: Gerolsteiner auf dem Weg zu einer der führenden Gastronomiemarken.

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die MineralwasserverPackung wird neu erfunden Es gibt nur wenige Innovationen in der Mineralbrunnenindustrie, über deren revolutionären Charakter sich alle einig sind. Bei der im Jahr 1998 eingeführten 1-Liter-

damaligen

überhaupt

mitgebracht, wo sich ähnliche Flaschen

Mehrwegflasche aus Polyethylentereph-

Kunststoff verpackungen akzeptiert hät-

bei den Verbrauchern sehr gut verkauf-

thalat (PET) ist dies jedoch der Fall:

ten, war im Übrigen auch nicht abzu-

ten. nachdem er seine beiden Geschäfts-

Zu groß waren die Auswirkungen auf die

sehen. Eine 1979 durchgeführte Studie

führerkollegen von der Idee überzeugte

gesamte Mineralwasserbranche, nach-

des Bundesministeriums für Forschung

hatte, gab es kein Zurück mehr.

dem Gerolsteiner als erster Brunnen-

und Technologie über die bevorzugten

betrieb eine PET-Flasche für kohlensäure-

Getränkeverpackungen kam zu dem

haltiges Mineralwasser auf den Markt ge-

Ergebnis, dass die deutschen Verbraucher

bracht hatte.

Pfandflaschen bevorzugten. An zweiter

Konsumenten

Stelle wurden Einwegflaschen genannt, Doch wie so oft in der 125-jährigen

erst danach folgten Dosen-, Papier- und

Markengeschichte liegen die Anfänge

schließlich Kunststoff verpackungen.

viel weiter zurück – im Fall der Kunstder 1960er Jahre war das Unternehmen

„Die Entscheidung war gefallen: vorwärts und durch – Kapitulieren stand nicht im Plan.“

der Frage nachgegangen, ob Kunststoff-

Dr. Peter Traumann, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb, Gerolsteiner Brunnen

stoff flasche sogar 30 Jahre: Bereits Ende

flaschen sich als Verpackung für kohlen-

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VERPACKUnG

säurehaltige Getränke eignen könnten.

Anfang der 1990er Jahre beschäftigte

Die Ergebnisse waren jedoch ernüch-

sich

ternd, weil die damals eingesetzten

Dr. Peter Traumann ganz neu mit der

Kunststoffe den Geschmack verfälschten

Entwicklung einer Mehrweg-Getränke-

und

hochwertige

verpackung aus PET für Mineralwasser.

Mineralwasser der Marke Gerolsteiner

Die Idee dazu hatte er von einer

nicht in Frage kamen. Inwiefern die

Geschäftsreise in die Vereinigten Staaten

deshalb

für

das

der

damalige

Geschäftsführer


„Zu viele Neuheiten können ein Unternehmen ganz schön alt aussehen lassen und zu wenig Neuheiten lassen ein Unternehmen auf jeden Fall alt aussehen. Ohne Innovationen und ohne Weiterentwicklung lässt sich keine Marke erhalten.“ Dr. Peter Traumann, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb, Gerolsteiner Brunnen

Revolutionierte die Mineralwasserbranche: die erste PET-Mehrwegflasche für Mineralwasser.

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„Es gab aber Dr. Traumann, der sagte, das machen wir, das Ding ziehen wir durch. Du stellst mir die Flasche auf den Tisch, und ich verkaufe die. Und dann gab es Herrn Mertes, der sagte, Engelhaupt, wenn das Ding in die Hose geht, haben wir ein Problem. Ich trage das alles mit, aber Sie müssen mir garantieren, dass das qualitativ stimmt. Ich sagte, Herr Mertes, vorher kommt die Flasche nicht auf den Markt.” Bernd Engelhaupt, ehemaliger Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

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VERPACKUnG


Damit begann 1993 ein langwieriges und schwieriges Unterfangen, denn die handelsüblichen PET-Flaschen waren damals weder geschmacks- noch geruchsneutral. Die anfängliche Schwierigkeit bestand

Folienetikett über die PET-Flasche zu

angesehen werden. Die PET-Mehrweg-

zunächst darin, die Rohstoff hersteller

bringen, das war schon abenteuerlich; es

flasche legte den Grundstein für eine

für die notwendige Entwicklung eines

wieder runterzubekommen, das war

deutschlandweite

geschmacksneutralen PET-Granulats zu

noch abenteuerlicher“, beschreibt Bernd

brachte Gerolsteiner dem Ziel, eine

gewinnen. Die größte Herausforderung

Engelhaupt den Prozess. Trotz aller Hin-

nationale Marke zu werden, einen

war es jedoch, gegen die Widerstände

dernisse und einer fünfjährigen Entwick-

großen Schritt näher.

der deutschen Brunnenindustrie, der

lungszeit war die 1998 eingeführte

Umweltverbände und der Lebensmittel-

1-Liter-PET-Mehrwegflasche nichts Ge-

einzelhändler eine individuelle Lösung

ringeres als einer der wichtigsten Meilen-

für die Marke Gerolsteiner zu entwickeln.

steine in der 125-jährigen Geschichte der

Die spezifische Gestaltung betraf nicht

Marke Gerolsteiner.

nur die PET-Flasche selbst, sondern auch

„Im Grunde genommen waren wir immer Vorreiter – und das war eine spannende Geschichte. Denn wir hatten ein Ziel, bei dem wir sicher waren, es zu erreichen, auch wenn auf allen Ebenen eigentlich nur dagegen geschossen wurde.”

die Flaschenausstattung, bestehend aus Etikett und Verschluss. Gerade im Bereich der Etikettierung wurde eine neue Lösung benötigt, weil sich die bisher genutzten Klebstoffe nicht für Kunststoff eigneten. Es wurden deshalb Folieneti-

Distribution

und

Bernd Engelhaupt, ehemaliger Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

ketten und eine spezielle Maschine ent-

Die neue PET-Flasche war nicht nur leich-

wickelt, die mittels eines Wasserstrahls

ter als ihre Glaskonkurrenz, sondern

die Etiketten auch wieder rückstandslos

gleichzeitig unzerbrechlich – zwei Eigen-

entfernen konnte, ohne die Flasche dabei

schaften, die von den Verbrauchern seit-

zu beschädigen. „Das neu entwickelte

dem als geradezu selbstverständlich

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glas erlebt eine renaissance Trotz des durchschlagenden Erfolgs der PET-Verpackung hatte Glas nach wie vor seinen treuen Kundenstamm. Im Jahr 2010 komplettierte Gerolsteiner sein Verpackungssortiment um eine 1-Liter-Glas-Mehrwegflasche in einem handlichen 6er-Kasten. Das neue Glasgebinde war die erste bundesweite neueinführung einer Glasflasche im Jahr 1970. Es spricht vor allem

„Das Unternehmen muss die Verpackungen bringen, die der Verbraucher wünscht, dann ist es erfolgreich.“

diejenigen Verbraucher an, die Mineral-

Hans-Jürgen Mertes, ehemaliger Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

verpackung seit der Brunneneinheits-

wasser aus Glasflaschen bevorzugen. Mit der Gerolsteiner Klassikflasche haben sie eine zeitlose Alternative zum Einheitsgebinde erhalten. Damit werden die Gerolsteiner Mineralwässer und Erfrischungsgetränke auf Mineralwasserbasis in den drei heute gängigen Gebinden Glas-Mehrweg, PETMehrweg und PET-Einweg angeboten. Doch während sich die Verpackungen im Laufe der Zeit immer wieder den Kundenwünschen anpassten, hat sich am Gerolsteiner Mineralwasser und seiner ursprünglichen Qualität nichts geändert.

92

VERPACKUnG


„Gerade die marken- und qualitätsbewussten Verbraucher empfinden Glasflaschen als höherwertige Gebinde für Mineralwasser und entscheiden sich gezielt dafür.“ Axel Dahm, Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb und International, Gerolsteiner Brunnen

Zeitlose Alternative für Ästhetiker: die Gerolsteiner Glas-Mehrwegflasche.

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1888

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1900

1936

1958


1970

1998

2008

2010

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„Die Investitionen in innovative Abfülltechnologie, modernste Lagerkapazität und optimierte Abläufe, die der Gerolsteiner Brunnen alle aus eigener Kraft getätigt hat, sind Teil unserer Qualitätsstrategie und sichern auch für die Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens am Standort Gerolstein.” Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

Grundstein des Gerolsteiner Erfolgs: motivierte Mitarbeiter und modernste Maschinen.

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investitionen für die zukunft Entscheidende Voraussetzung für den Erfolg des Unternehmens und der Marke Gerolsteiner war neben der Produkt- und Verpackungsentwicklung immer auch eine hohe Innovationsbereitschaft im Bereich Technik. Den Konsumentenbedürfnissen folgend,

eine hohe Flexibilität beim Bedienen der

entwickelt sich Gerolsteiner seit 2007 vom

nachfrage. Die neue Technik und Logistik

klassischen Mineralbrunnen zum moder-

gewährleisten, dass der Standort euro-

nen Abfüller von Mineralwasser und Er-

paweit einzigartig für die Zukunft ge-

frischungsgetränken. Doch um die kom-

wappnet ist. Profitieren werden davon

plexe Verpackungsvielfalt bedienen zu

Kunden und Konsumenten, Mitarbeiter

können, mussten die erforderlichen Strukturen erst geschaffen werden. Im Jubiläumsjahr 2013 wird dieses wohl bedeutendste Investitionsprogramm in der 125jährigen Geschich-

Die neue Technik und Logistik gewährleisten, dass der Standort europaweit einzigartig für die Zukunft gewappnet ist. Profitieren werden davon Kunden und Konsumenten, Mitarbeiter und das Unternehmen.

und

das

Unter-

nehmen. Möglich wurde dieses umfangreiche Projekt durch ein durchdachtes Konzept, hoch

motivierte

Mitarbeiter in der Umsetzung

und

durch Gesellschaf-

te abgeschlossen und damit ein neues

ter, die an die Zukunft der Marke

Kapitel für Gerolsteiner aufgeschlagen.

glauben und – wie in den vergangenen

Produktion, Verladung und Versand von

125 Jahren – bereit sind, das Unternehmen

Einweg- und Mehrwegprodukten wur-

zu unterstützen.

den gänzlich neu strukturiert und für beide Verpackungsformen eigene Bereiche geschaffen. Das ermöglicht nicht nur kurze Wege, effiziente Abläufe und

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HERKUnFT UnD QUALITÄT


der regen Macht den anfang Wasser, Luft und Sonne sind die drei wichtigsten Elemente, die Leben auf der Erde überhaupt erst ermöglichen. Der Mensch, dessen Körper je nach Alter zu 50 bis 80 Prozent aus Wasser besteht, benötigt es für seine eigene Funktionsweise ebenso wie zur Kultivierung seiner nahrung. Wasser kommt als niederschlag auf die Erde, versickert oder fließt ins Meer, verdunstet und kommt erneut als Regen oder Schnee zurück. Teil dieses Wasserkreislaufes ist auch das Gerolsteiner Mineralwasser.

Was so einfach klingt, beruht auf geologischen Besonderheiten der Region Gerolstein und ist mit vielen gezielten Qualitätsmaßnahmen verbunden. Sein Weg führt es durch den Boden der Westeifel bis tief in die Gerolsteiner Mulde und wieder hinauf, wo es in Flaschen abgefüllt wird und seine Konsumenten findet. Beides macht das Gerolsteiner Mineralwasser zu einem „Wasser mit Stern“.

100

HERKUnFT


Zeugen bis heute vom Vulkanismus in der Eifel: die Maare.

HERKUnFT

101


Der Schatz aus der Vulkaneifel Deutschland zählt in Europa zu den Ländern, die über viele Mineralwasservorkommen verfügen. Innerhalb Deutschlands gehören das

wie entsteht Mineralwasser eigentlich?

noch nicht in verschiedene Kontinente

Rheinland mit Eifel, Taunus und Ruhr-

Und was unterscheidet Gerolsteiner Mine-

geteilt war. Die Erdoberfläche war über-

gebiet, der Schwarzwald, Westfalen und

ralwasser von anderen Mineralwässern?

wiegend im Meer versunken, und die Eifel

der Harz zu den mineralwasserreichen

glich eher einer Insel, die aus diesem

sche Wässer sind vorwiegend calcium-

Das bekannteste davon ist Gerolsteiner aus der Vulkaneifel. Es ist sowohl durch Dolomit als auch Vulkanismus geprägt, was es zu einem ganz besonderen Wasser macht.

und sulfatreich. In Norddeutschland herr-

Mineralwasser entsteht aus Oberflächen-

Jahrtausenden Erdplatten übereinander-

schen salzhaltige und gering minerali-

wasser, insbesondere Regenwasser. Rund

schoben, wurden diese versteinerten Riffe

sierte Mineralwässer vor, während die

20 Prozent des Niederschlags finden ihren

herauf- und herabgedrückt. So entstan-

Schiefergebirgswässer durch den Vul-

Weg in tiefere Erdschichten und versickern

den die bis heute weithin sichtbaren

kanismus viel Kohlensäure, Magnesium

durch Klüfte, Risse und Spalten im Gestein

Gerolsteiner Dolomitfelsen und das unter-

und Hydrogencarbonat enthalten. Da-

langsam in der Tiefe. Die Besonderheit

irdische, mineralhaltige Devongestein. Milli-

neben gibt es noch einige wenige

des Gerolsteiner Mineralwassers besteht

onen von Jahren später folgte die Zeit des

Wässer, die durch Dolomitgestein sehr

in dem Aufeinandertreffen calcium- und

Vulkanismus. Das Hauptvulkanfeld liegt

calciumhaltig sind. Das bekannteste da-

magnesiumreicher devonischer Gesteins-

zwischen Hillesheim, Dockweiler, Daun

von ist Gerolsteiner aus der Vulkaneifel.

schichten mit Kohlensäure vulkanischen

und Gerolstein, wo sich die zwei Vulkan-

Es ist sowohl durch Dolomit als auch

Ursprungs. Das mineralhaltige Gestein

gebiete Westeifel und Hocheifel kreuzen.

Vulkanismus geprägt, was es zu einem

stammt aus einer Zeit vor etwa 350 Millio-

ganz besonderen Wasser macht. Aber

nen Jahren, als die Landschaft geologisch

Gebieten. Die mineralische Zusammensetzung, und damit der Geschmack der Wässer, hängen von den vorherrschenden Erd- und Gesteinsschichten im jeweiligen Quellgebiet ab und sind daher regional sehr unterschiedlich. Süddeut-

102

herkunft

Meer herausragte. Vor allem lag die Eifel zu dieser Zeit noch südlich des Äquators. In dem karibischen Klima bildeten Muscheln und Korallen Kalkriffe, die in der Folgezeit gemeinsam mit Überbleibseln von Panzerfischen und weiteren Tieren versteinerten. Dadurch dass sich in den folgenden


Vor 350 Millionen Jahren lag die Eifel südlich des Äquators.

HERKUnFT

103


„Wir befinden uns in einer von der Geologie bevorteilten Region, und das allein sehe ich als Marketingkonzept, was uns nach vorne gebracht hat. Die Strategien, die dahinterstanden, ob die Werbung, die Flasche oder der Vertrieb, sind mit Sicherheit wichtig, aber das Produkt selbst ist der Ursprung des Erfolgs.“ Paul Surges, langjähriger Mitarbeiter des Gerolsteiner Brunnen im Bereich Technik

Vulkanische Kohlensäure löst Calcium und Magnesium aus dem Dolomitgestein.

104

HERKUnFT


In Gerolstein sickert der Niederschlag zuerst durch den Mutterboden, die oberste Erdschicht, dann durch Dolomitgestein und zuletzt durch eine Schicht dolomitischen Kalks. Die darunter liegende Schicht roten

hohen Grad der Mineralisierung, denn erst

Nordosten bei Hohenfels. Auf ihr befin-

Sandsteins stoppt die Versickerung, da

durch die Kohlensäure können die Mine-

det sich heute auch das Werksgelände

das Material wasserundurchlässig ist. So

ralien aus dem sonst wasserunlöslichen

des Gerolsteiner Brunnen. Das Gerolsteiner

entsteht auf dieser Gesteinsschicht etwa

Dolomitgestein herausgelöst werden.

Mineralwasser ist also Ergebnis natürlicher,

200 Meter unter der Erdoberfläche das Tiefenwasservorkommen, das als Mineralwasser gewonnen wird. Die darin enthaltene Kohlensäure ist ebenfalls Folge des Vulkanismus: Tief im Erdinneren befindet sich noch heißes Magma, das nur langsam

Das Gerolsteiner Mineralwasser ist also Ergebnis natürlicher, klimatisch-geologischer Prozesse der letzten Millionen Jahre.

abkühlt. In seinem Erkaltungsprozess kann

Aus diesem Grund ist ein Wasser mit

es Kohlenstoff nicht aufnehmen. Der freie

viel natürlicher Kohlensäure, wie der

Kohlenstoff verbindet sich dann mit Sau-

Gerolsteiner Sprudel, üblicherweise stär-

erstoff und steigt als Gas (Kohlendioxid)

ker mineralisiert als andere Mineralwässer.

klimatisch-geologischer Prozesse der letzten Millionen Jahre. „Wir müssen dem lieben Gott danken, dass er diese Region geschaffen hat – mit diesem unglaublich guten Rohstoff“, so Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik des Gerolsteiner Brunnen.

durch dieselben Gesteinsklüfte auf, durch die das Regenwasser herabsinkt. Das Was-

In Gerolstein beendet das ursprüngliche

ser verändert sich während des Herab-

Oberflächenwasser nach 50 bis 100 oder

sinkens also in dreierlei Weise: Es wird

mehr Jahren seinen Weg in die Tiefe und

gereinigt und gefiltert, nimmt das Gas in

sammelt sich in der etwa 12 mal 5 Kilo-

sich auf und löst Mineralien. So wandelt

meter großen Gerolsteiner Mulde – eine

es sich von einstigem Oberflächenwasser

geologische Gesteinsformation, die in

in wertvolles Mineralwasser. Mit der Koh-

der Tiefe wie eine Art Kessel geformt ist.

lensäure hat es dabei eine besondere Be-

Sie erstreckt sich vom Südwesten etwas

wandtnis: Sie ist verantwortlich für den

westlich von Lissingen aus bis nach

herkunft

105


die feinen unterschiede beiM geschMack Gerolsteiner Sprudel und Gerolsteiner Medium gehören mit über 2.500 mg gelösten Mineralstoffen je Liter zu den hoch mineralisierten Wässern, Gerolsteiner naturell ist mit 885 mg im Vergleich zu seinen kohlensäurefreien Pendants ebenfalls einer der Spitzenreiter. Menge und Art der Mineralien in Mineral-

Dosis täglicher Mineralstoff zufuhr zugrun-

Geschmack der Mineralwässer. Einige In-

wässern hängen von der Schichtung der

de, so deckt ein Liter Gerolsteiner Sprudel

haltsstoffe sind dabei besonders heraus-

verschiedenen Gesteine und dem Vorhan-

bereits ein Drittel des Calciumbedarfs

stechend:

densein von Kohlensäure ab. Das Wasser

sowie ein Viertel des Magnesiumbedarfs.

Sulfatwerte als bittere note nieder, die

der Gerolsteiner Mulde ist calcium- und

Dabei kann der Körper die im Mineralwas-

Kombination von natrium und Chlorid

magnesiumhaltig. Legt man die von der

ser gelösten Stoffe sehr gut aufnehmen.

dagegen, die den Kochsalzgehalt des

Deutschen Gesellschaft für Ernährung für

Die unterschiedliche mineralische Zusam-

Wassers ausmacht, schmeckt salzig. Das

Jugendliche und Erwachsene empfohlene

mensetzung ist verantwortlich für den

Gerolsteiner Mineralwasser enthält von

süß

106

HERKUnFT

sauer

salzig

So

schlagen

sich

bitter

hohe


solchen Inhaltsstoffen lediglich sehr gerin-

Inhaltsstoffe aufzuspüren. Carl Remigius

Castendyck wandte sich daher nicht

ge Mengen. Stattdessen verbinden sich

Fresenius hatte 1848 ein Anwendung-

zufällig direkt nach Gründung des

Calcium, Magnesium, Hydrogencarbonat

orientiertes chemisches Laboratorium

Gerolsteiner Sprudel an Fresenius und

und natürliche Quellkohlensäure zu einem

gegründet, das für Behörden, Privatper-

legte damit den Grundstein für eine bis

leichten, ausgewogenen Geschmack.

sonen, Handel und Industrie chemische

heute andauernde Zusammenarbeit.

Analysen durchführte. 1849 tätigte er Eine hohe Mineralisierung steht in

seine erste Mineralwasseranalyse für

Deutschland in gutem Ruf und wird

einen Brunnen im Taunus und konnte

von vielen Konsumenten als entschei-

bereits Werte bis zu vier Stellen hinter

dender Vorteil gegenüber Leitungswas-

dem Komma messen.

ser geschätzt. Dies war jedoch nicht immer so, denn Mineralstoffe und ihre Herkunft mussten erst einmal entdeckt und verstanden werden. Schmecken, Riechen, Schauen und Verdunsten waren lange Zeit die hauptsächlichen „Analysemethoden“ zur inhaltlichen Bestimmung

Schmecken, Riechen, Schauen und Verdunsten waren lange Zeit die hauptsächlichen „Analysemethoden“ zur inhaltlichen Bestimmung des Wassers.

des Wassers. Als Erster vermutete Johann

Auch hygienisch-bakteriologische Unter-

Günther von Andernach Mitte des

suchungen gehörten zur Angebotspalet-

16. Jahrhunderts, dass Mineralwasser

te des Instituts. Das Chemische Labora-

seinen Inhalt aus dem Gestein bezieht.

torium Fresenius in Taunusstein erlangte

Der Chemie, die sich im 19. Jahrhundert

schnell auch international großes Anse-

als eine der neuen Wissenschaftsdiszipli-

hen durch Analysemethoden mit hohem

nen etablierte, gelang es schließlich, die

wissenschaftlichem Anspruch. Wilhelm

HERKUnFT

107


kleine wasserkunde Die Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO)– das „Grundgesetz“ der Mineralbrunnen. Mineralwasser unterliegt strengen recht-

beschlossenen Eckdaten wurden 1934

lichen Bestimmungen. Traditionell wurde

durch die Tafelwasserverordnung gesetz-

dabei in Deutschland viel Wert auf die

lich fixiert und galten bis zu ihrer teil-

Menge der Mineralstoffe gelegt. Das 1907

weisen Revision durch die Europäische

erschienene Bäderbuch, ein Standard-

Gemeinschaft 1980. Die Änderungen

werk für Mineralbrunnen mit einem

wurden nötig, da es durch unterschied-

„Verzeichnis

aller

Mineralquellen, Seebäder und Luftkurorte“,

listete

die

Menge der gelösten

Eine erste grundsätzliche Regelung zu Mineralwasser waren die Nauheimer Beschlüsse von 1911.

Mineralwasser

über zu

Problemen im internationalen Handel

gekommen war. 1984 wurde die EU-Richt-

Eine erste grundsätzliche Regelung zu

linie über die MTVO in deutsches Recht

Mineralwasser waren die nauheimer

umgesetzt. Zuletzt 2006 ergänzt und

Beschlüsse von 1911. Hier hatte sich die

aktualisiert, bestimmt die MTVO, welche

Mineralwasserbranche auf grundlegende

Wässer sich wie nennen dürfen, welche

Begriffe und Verfahrensweisen zu ver-

Grenzwerte einzuhalten sind und welche

schiedenen Wassersorten und Deklara-

Verfahren in der Produktion erlaubt sind.

tionen geeinigt. Die nauheimer Beschlüs-

Sie sorgt daher dafür, dass Wasser, das

se bauten auf dem Bäderbuch auf und

als „natürliches Mineralwasser“ in den

legten für Mineralwasser fest, dass es

Handel gelangt, grundsätzlich eine hohe

über mindestens 1.000 mg gelöste Mine-

Qualität hat.

als freiwillige Übereinkunft der Branche

HERKUnFT

stimmungen

Mineralien in den einzelnen Wässern auf.

ralien verfügen musste. Die in nauheim

108

liche nationale Be-


Qualit채t steht von jeher an erster Stelle: Gerolsteiner Labor in den 1970er Jahren.

HERKUnFT

109


Dass Mineralwasser in seiner korrekten Bezeichnung „natürliches Mineralwasser“ heißt, hat seinen Grund in der Geschichte. „natürliches Mineralwasser” musste vom

werden. nur sehr wenige genau fest-

jedes Heilwasser eine gesundheitsprophy-

„künstlichen Mineralwasser“ abgegrenzt wer-

gelegte Bestandteile wie Eisen und Schwefel

laktische oder heilende Wirkung z. B. durch

den, das bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts

dürfen, da sie den Geschmack oder das

eine außergewöhnliche Konzentration eines

noch eine Rolle spielte. Heutzutage ist Mine-

Aussehen beeinträchtigen, durch festge-

bestimmten Wirkstoffs nachgewiesen wer-

ralwasser bestimmt als ein Wasser, das aus

legte Verfahren entfernt werden. Bereits ge-

den muss. Hierfür müssen umfangreiche

einem unterirdischen, vor Verunreinigungen

ringe Mengen an Eisen flocken aus, sodass

Tests durchlaufen werden. Tafelwasser war

geschützten Wasservorkommen stammt,

die im Wasser schwimmenden Eisenpartikel

noch in der Tafelwasserverordnung von

zu einer bräunlichen

1934 der Oberbegriff für Mineralwasser,

Trübung des Wassers

mineralarmes

führen. Die Behandlung

Mineralwasser. Seit der MTVO von 1984 ist

muss auf dem Etikett

es der moderne Begriff für künstliches Mine-

als

oder

ralwasser und grenzt sich daher von natür-

„entschwefelt“ vermerkt

lichem Mineralwasser klar ab. Tafelwasser ist

frei sein und bis in die Verpackung auch

werden. Außerdem darf dem Mineral-

quellenungebundenes Wasser. Es kann

bleiben, was Behörden durch wiederholte

wasser Kohlensäure entzogen und zuge-

aus Mineralwasser, Meerwasser, Trinkwasser

Tests sichern. Es darf im Gegensatz zu Trink-

setzt werden.

oder Wassermischungen hergestellt werden

aus natürlichen oder künstlich erschlossenen Quellen gewonnen und direkt am Quellort abgefüllt wird. Es muss mikrobiologisch einwand-

Neben Mineralwasser gibt es weitere Wassertypen, die für Konsumenten nicht immer leicht zu unterscheiden sind.

„enteisent“

wasser nicht desinfiziert werden, allerdings

110

HERKUnFT

Wasser

und

künstliches

und es dürfen ihm Stoffe, insbesondere Sal-

wirkt die Kohlensäure auf natürliche Weise

neben Mineralwasser gibt es weitere Was-

ze und Kohlensäure, zugesetzt werden.

konservierend. Der natürliche Mineralien-

sertypen, die für Konsumenten nicht immer

Quellwasser wiederum unterliegt ähnlichen

gehalt des Wassers darf nur leichten

leicht zu unterscheiden sind. Heilwasser ent-

Bestimmungen wie Mineralwasser, muss

Schwankungen unterliegen, und für die-

spricht hinsichtlich der Vorgaben zur Quelle

jedoch nicht amtlich genehmigt werden

jenigen Wässer, die weniger als 1.000 mg

und zur Gewinnung den Bestimmungen für

und weniger strengen Auflagen hinsicht-

gelöste Mineralien enthalten, muss eine

Mineralwasser. Es unterliegt aber dem Arz-

lich einer konstanten Mineralienzusammen-

ernährungsphysiologische Wirkung belegt

neimittelrecht und dieses besagt, dass für

setzung genügen.


Gut geschützt: Vom Ursprung bis in die Flasche Die Qualität des Tiefenwassers in der Gerolsteiner Mulde ist weitgehend das Ergebnis eines Naturprozesses. Dennoch kann und muss man einiges zu seinem dauerhaften Schutz tun. Die Reinheit einer Quelle garantiert noch nicht,

In der Gerolsteiner Mulde,

dass das Wasser auch in dieser Form in

einem 12 mal 5 Kilometer

der Flasche und beim Verbraucher an-

großen Gebiet zwischen

kommt. Dabei bilden verschiedene Ge-

den Orten Lissingen im

setze wie die Mineral- und Tafelwasserver-

Südwesten und Hohenfels

ordnung die Basis des Wirtschaftens und

im Nordosten, liegen die

beziehen viele Akteure, von Ämtern bis

Gerolsteiner Quellen.

hin zu geprüften Instituten, in den Produktionsprozess ein. Die Mineralwasserabfüllung unterliegt damit einer ständigen Prüfung durch das Unternehmen und externe Institutionen. Der Gerolsteiner Brunnen hat sich zu einem Nachhaltigkeitsprogramm verpflichtet, das in vielen Aspekten über das gesetzlich geforderte Maß hinausgeht. Es besteht aus vier Säulen: Quell- und Produktschutz, Umweltschutz, Gesundheit und Wohlbefinden sowie soziale Verantwortung. Für den Bohr- und Füllprozess sind insbesondere der Quell- und Produktschutz sowie der Umweltschutz relevant.

herkunft

111


Quellschutz bei der Förderung Die Qualitätssicherung beginnt bereits vor der wirtschaftlichen Nutzung der Quelle, im Verlauf des dafür notwendigen Genehmigungsverfahrens. Daran beteiligt sind die Geologischen

Der

sich

zu den Erdvorräten Stellung beziehen und

Landesämter, die das Einzugsgebiet mit

schon früh aktiv darum gekümmert,

die „dauernd maximal gewinnbare Menge

seinen Fließrichtungen zu den Quellen

ein Versiegen des Wasserbestandes der

an Mineralwasser und Kohlensäure“ ermit-

prüfen und messen. Sie legen unter

Gerolsteiner Mulde zu vermeiden. Das

teln, „ohne dass Raubbau betrieben und

Berücksichtigung des durchschnittlichen

älteste überlieferte hydrologische Gut-

ohne dass der Quellenmechanismus ge-

Niederschlags, der in Gerolstein bei etwa

achten stammt von Geologierat Dr. Dieter

stört wird“. Die nachhaltige Förderung des

700 Liter je Quadratmeter jährlich liegt,

Pfeiffer vom Niedersächsischen Landes-

Mineralwassers ist bis heute Thema des

fest, welche Wassermenge maximal ent-

amt für Bodenforschung in Hannover.

Unternehmens. Professor Dr. Frank Sirocko,

nommen werden darf: nämlich lediglich so viel, wie durch Versickern wieder nachkommt. Am Genehmigungsverfahren beteiligt ist auch die Wasserschutzbehörde, die das Wassernutzungsrecht erteilt. Auch sie prüft die maximale Fördermenge, indem bei den Pump-

112

herkunft

Gerolsteiner

Brunnen

hat

Der Gerolsteiner Brunnen hat sich schon früh aktiv darum gekümmert, ein Versiegen des Wasserbestandes der Gerolsteiner Mulde zu vermeiden.

Geologe an der Universität Mainz und Fachkenner der Eifeler Hydrogeologie, betont, dass Brunnenbetriebe eine besondere Verantwortung für die Region haben: „Ihre Mineralwasserförderung kann, selbst bei Erfüllung aller Auflagen und Einhaltung aller Regelungen, Konsequenzen

proben Pegelmessungen des Wasser-

Das Unternehmen beauftragte ihn 1968

für die Trinkwasserversorgung der Region

spiegels durchgeführt werden. Diese

damit zu prüfen, inwiefern eine Erhöhung

haben. Gerolsteiner gehört dabei zu

Messungen dienen der Limitierung der

der Füllzahlen möglich sei. Demnach

denjenigen Betrieben, die dieser Ver-

geförderten Menge, sodass ein zu star-

war Gerolsteiner der Ansicht, dass die

antwortung durch vorausschauendes und

kes Absinken des Wasserspiegels verhin-

Abfüllung einer „haushälterischen Bewirt-

nachhaltiges Verhalten gerecht werden.“

dert wird. Pegelmessungen begleiten

schaftung“ bedürfe und sie sich nicht

auch die nach der Genehmigung erfol-

„schädigend auf die gesamten Mineral-

Eine

gende Wasserförderung und sichern die

wasservorkommen“

Gerolsteiner

stets mit einer Probebohrung, um die

Einhaltung der maximalen Fördermenge.

Mulde auswirken dürfe. Pfeiffer sollte

Qualität des Wassers und seine Verfüg-

der

Mineralwasserförderung

beginnt


„Ich glaube, es gibt kaum einen in der Branche, der sich seine Quellen so intensiv anschaut, wie wir das tun, und die entsprechenden Konsequenzen aus den Ergebnissen zieht: von der Quellreinigung bis zur Quellpflege usw. Das ist natürlich mit einem sehr hohen personellen und auch finanziellen Aufwand verbunden – aber das ist es auf jeden Fall wert.“ Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

barkeit zu erfahren. Erst wenn der Test erfolgreich war, das Wasser also dem gewünschten Grad an Mineralisierung entspricht, beginnt der eigentliche Brunnenbau. Dazu werden Edelstahlrohre in den Boden eingelassen, die mit Schlitzen versehen sind. Durch diese dringt in den unteren Gesteinsschichten das Wasser in den Bohrhals. Um die Schlitze herum wird ein Kiesbett angelegt und das Rohr nach oben gegen Oberflächenwasser abgedichtet. Je nach geologischer Formation sind die Quellen unterschiedlich tief. In der Bundesrepublik Deutschland sind 80 Prozent der Quellen weniger als 80 Meter tief, in Gerolstein kommt das Wasser aus einer Tiefe von etwa 120 bis 180 Metern.

Erst wenn die Probebohrung (hier 2003) erfolgreich ist, das Wasser also der gewünschten Mineralisierung entspricht, erfolgt der Brunnenausbau.

HERKUnFT

113


Produktschutz in der Abfüllung Die Produktsicherung ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Alle an der Abfüllung beteiligten Maschinen, Materialien und Verpackungsteile müssen genauestens daraufhin geprüft sein, dass sie keine Schadstoffe oder Geschmacksstoffe an die Produkte abgeben. Sie müssen ständig penibel gereinigt

nische Entwicklung und Ressourcen bei

werden und anschließend muss sicher-

Gerolsteiner, ähnlich: „Über die Häufigkeit

gestellt sein, dass auch das Reinigungs-

von Tests ist in der Mineral- und Tafelwas-

mittel komplett ausgewaschen ist. Eine

serverordnung in den meisten Fällen

von der Umwelt weitgehend abgeschot-

nichts Konkretes festgelegt. Wir versu-

tete Umgebung beim eigentlichen Füll-

chen, die Analysen in unserem Hause so

prozess sorgt für eine hygienische Abfül-

durchzuführen, dass wir immer einen

lung. Zudem kommt modernste Tech-

Schritt voraus sind. Nicht nur was die

nologie zum Einsatz: Ein sogenannter

Häufigkeit, sondern auch was die Tiefe

Sniffer prüft bei 25.000 Flaschen pro

und die Anzahl der Analysen angeht.“

Stunde jede einzelne Flasche auf Fremdgerüche. Gerolsteiner scheut sich aber

Gerolsteiner lässt sein Wasser nicht

auch nicht, ganz neue Wege zu gehen:

nur durch das Institut Fresenius in

Ein Vollflaschen-Inspektor kann Fremd-

Taunusstein prüfen, sondern führt täglich

körper sogar in den bereits befüllten Fla-

auch eigene bakteriologische Untersu-

schen erkennen. So haben die Ver-

chungen durch, und zwar als Stufen-

packungen bis zum Verkauf eine Vielzahl

kontrolle: An jeder Stelle des Produktions-

von Qualitätsprüfungen durchlaufen.

prozesses werden Proben vom Produkt selbst wie auch vom Trinkwasser entnom-

Mikrobiologische Tests begleiten den

men, das bei der Reinigung der Flaschen

gesamten Füllprozess. Die Vorgaben aus

eingesetzt wird.

Gesetzen und Verordnungen stellen dabei das „Minimumlevel“ dar, so Ulrich Rust. Dies sieht Dr. Thomas Hens, Leiter Tech-

114

herkunft


„Wir wollen eine Abweichung nicht erst feststellen, wenn sie im Produkt auftritt, sondern prüfen im Vorfeld sehr genau, sodass das fertige Produkt unseren Qualitätsansprüchen entspricht.“ Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik, Gerolsteiner Brunnen

Modernste Technik: In der Gerolsteiner Produktion werden in der Stunde je nach Anlage bis zu 60.000 Flaschen befüllt.

HERKUnFT

115


„Die Region macht uns aus, der Name ist Programm bei uns. 80 Prozent unserer Mitarbeiter kommen aus einem Umkreis von 20 Kilometern. Insofern ist unser Unternehmen nicht nur größter Arbeitgeber, sondern hat auch eine Verantwortung für die Region.“ Joachim Schwarz, Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Zeugen der Erdgeschichte und Wahrzeichen der Stadt: die Gerolsteiner Dolomitfelsen.

116

HERKUnFT


uMweltschutz in der region Auch in 100 und mehr Jahren soll aus der Gerolsteiner Mulde noch bestes Wasser gewonnen werden können. Gerolsteiner hat erkannt, dass die Maß-

Abbau, ein Vetorecht; ebenso beim An-

begrenzt. Man muss sie sich vorstellen wie

nahmen hierzu bereits jetzt ergriffen wer-

bringen von Erdwärmesonden, denn sie

eine Badewanne mit Zuflüssen, die kon-

den müssen, denn es ist das Regenwasser

machen die Erdschichten durchlässig, so-

tinuierlich geprüft werden müssen.“

von heute, das die Generationen nach uns

dass Oberflächenwasser schneller in Tie-

als Mineralwasser trinken. Hierzu gehört

fenwasserreservoirs übergehen kann.

der aktive Umweltschutz des Unterneh-

Ulrich Rust hat sich deshalb Vorsorge auf die Fahne geschrieben: „Die Kunst be-

Das Hand-in-Hand-Arbeiten mit der Verbandsgemeinde, den Landwirten und der Landesregierung soll die Gerolsteiner Umwelt nachhaltig für das natürliche Mineralwasser erhalten.

steht darin, künftige Risiken frühzeitig zu

Gebiet Gerolstein ist die Existenzgrund-

Gerolsteiner hat außerdem erfolgreich

400 hauseigenen Analysen der Produkte

lage der Marke. Das Hauptaugenmerk gilt

angeregt, dass die Wasserversorger in

und des Produktionsweges – sowohl

hierbei dem Gebiet der Gerolsteiner

der Region sämtliche Kanalisationssys-

mikrobiologischer als auch chemisch-

Mulde. Durch hydrogeologische Unter-

teme überprüfen und, wo erforderlich,

technischer Art – gehört das Unterneh-

suchungen weiß Gerolsteiner genau, wo-

erneuert haben. Dr. Thomas Hens ist

men in der Branche zu den Spitzenreitern

her das Wasser in die Mulde sickert, und

durchaus optimistisch, dass ein wirksamer

in Sachen Produktsicherheit.

diesen Einzugsbereich schützt das Unter-

Schutz des Gerolsteiner Mineralwassers

nehmen. So hat Gerolsteiner für dieses

wie in den letzten 125 Jahren gesichert

Gebiet mittlerweile bei Projekten zur

werden kann. Immerhin, so erläutert er,

Rohstoffgewinnung, wie z. B. dem Lava-

sei „die Gerolsteiner Mulde räumlich

mens mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen: Das Hand-in-Hand-Arbeiten mit der Verbandsgemeinde, den Landwirten und der Landesregierung soll die Gerolsteiner Umwelt nachhaltig für das natürliche Mineralwasser erhalten. Umweltschutz betreibt Gerolsteiner schon allein in eigenem Interesse, denn die natur im

erkennen, um diese dann zu beseitigen. Da müssen wir ständig dranbleiben und uns weiterentwickeln – getreu dem Motto: Was muss ich heute tun, um morgen noch dabei zu sein? Unsere Konsumenten erwarten sichere Produkte von uns, das ist unsere Mission.“ Mit täglich über

HERKUnFT

117



KOMMUnIKATIOn


„Nur Echt mit dem roten Stern“ – Markenbildung bis in die 1930er Jahre In seiner 125-jährigen Geschichte hat sich Gerolsteiner als die führende Mineralwassermarke in Deutschland etabliert.

120

kommunikation

Werbung und Kommunikation waren hier-

tendyck dieser besonderen Ausgangs-

In den folgenden Jahrzehnten blieb

bei stets von größter Bedeutung, denn

situation bewusst war, belegen die weni-

Gerolsteiner seiner Werbestrategie treu,

damals wie heute gilt: „Auch das beste

gen erhalten gebliebenen Unterlagen aus

auch wenn sich die Schreibweise der Wer-

Produkt verschwindet aus dem Bewusst-

dieser Zeit. Er schaltete bereits kurz nach

beslogans im Laufe der Zeit veränderte.

sein der Verbraucher, wenn es nicht stän-

der Gründung Zeitungsannoncen zur Qua-

So konnte man z. B. in den schwarz-wei-

dig präsent ist, kommuniziert und be-

lität des Gerolsteiner Sprudel. In Werbe-

ßen Werbeanzeigen des ausgehenden

worben wird“, so Bernd Engelhaupt,

anzeigen dienten medizinische Gutachten

19. Jahrhunderts lesen: „nur ächt mit dem

ehemaliger Geschäftsführer Technik des

als Gütesiegel. Mit einem selbst kreierten

rothen Stern“. Die stark textorientierten

Gerolsteiner Brunnen.

Markenzeichen individualisierte Casten-

Anzeigen aus der Gründerzeit wurden

Mit einem selbst kreierten Markenzeichen individualisierte Castendyck seinen Gerolsteiner Sprudel: Der achteckige, rote Stern mit Löwen wurde zum unverwechselbaren Markenzeichen.

dyck seinen Gerolsteiner Sprudel: Der acht-

um die Jahrhundertwende mit grafischen

eckige, rote Stern mit Löwen wurde zum

Abbildungen aufgelockert.

Die Eifel selbst bot in den Anfangsjahren

zeugen konnten. Eine lohnende Investi-

nur geringe Absatzmöglichkeiten, und die

tion: Am 27. September 1892 bedankten

erhöhten Transportkosten ins Saarland

sich die Schwestern des Marien-Kranken-

oder ins Ruhrgebiet, mit ihren Industrien

hauses in Hamburg-Hohenfelde in einem

und den Großstädten, ließen sich nur

Brief für die wohltätige Lieferung; sie be-

durch höhere Preise finanzieren. Dass sich

stellten weitere Sprudelflaschen und baten

der Unternehmensgründer Wilhelm Cas-

„gütigst den Preis dabei zu bemerken“.

unverwechselbaren Markenzeichen. Wenig später stellte das junge Unternehmen Krankenhäusern kostenlose Probeflaschen zur Verfügung, damit sie sich von der Qualität der Marke Gerolsteiner über-


„Die Kommunikationsinstrumente verändern sich über die Jahre – am Anfang Printmedien, später Fernsehen und heute Social Media. Aber eines verändert sich nicht: Die Marke – sie muss unterstützt und lebendig gehalten werden.“ Dr. Peter Traumann, ehemaliger Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing und Vertrieb, Gerolsteiner Brunnen

Werbeanzeige aus den 1890er Jahren.

KOMMUnIKATIOn

121


Später gewannen illustrierte Zeitschriften immer mehr an Popularität und ermöglichten dank neuer Druckverfahren detailreiche, großflächige und teilweise auch farbige Werbung.

122

KOMMUnIKATIOn

Wie die Beispiele aus dem Druckbereich

der traditionellen Printwerbung setzte

Entstehung der vulkanischen Umgebung

zeigen, setzte Gerolsteiner stets auf aktu-

Gerolsteiner auf innovative Kommunika-

Gerolsteins und stellte anschließend die

elle Trends und die jeweils modernsten

tionsmaßnahmen: nachdem sich Werbe-

technischen Förderverfahren und den

technischen Möglichkeiten. Es waren die

filme in Deutschland etabliert hatten, kam

Abfüllvorgang vor. Auch wenn die damali-

farbigen Annoncen, Etiketten und Plakate,

der „rote Stern“ auf die große Kinolein-

gen Werbefilme teilweise im Kino gezeigt

die dem Gerolsteiner Markenzeichen im

wand. Der erste Werbefilm wurde 1926 in

wurden, richteten sie sich in der Regel

Laufe der Zeit zu einem besonders

Auftrag gegeben. Wie zur damaligen Zeit

eher an ein Fachpublikum und wurden

hohen Wiedererkennungswert verhalfen

üblich, handelte es sich dabei eher um ei-

häufig auf Ausstellungen, Messen und

und es dadurch zu einem Synonym für

nen kurzen Dokumentarfilm als um einen

Tagungen vorgeführt.

die hohe Qualität des Mineralwassers

klassischen Werbespot. So erklärte der

werden ließen. Doch auch außerhalb

Werbefilm eingangs die erdgeschichtliche


Werbeplakat um 1910.

KOMMUnIKATIOn

123


„trinken sie täglich ein glas“ – Markenaufbau zwischen wirtschaftswunder und wiedervereinigung nachdem das Werksgelände im Dezember 1944 durch Bombenangriffe nahezu vollständig zerstört worden war, stand in der unmittelbaren nachkriegszeit zunächst der Wiederaufbau des Mineralbrunnens im Vordergrund. An groß angelegte Werbekampagnen war

Weibgen, der 1954 als Leiter der Werbe- und

falen, Rheinland-Pfalz und Saarland auszu-

in der Anfangszeit nicht zu denken. Sie

Vertriebsorganisation eingestellt wurde. In-

bauen sowie neue Märkte zu erschließen.

wären auch gar nicht notwendig gewesen,

nerhalb weniger Jahre etablierte er professi-

Die Abteilung selbst bestand zu dieser Zeit

denn die allgemeine nachfrage nach

onelle Strukturen im Marketingbereich.

aus ihrem Leiter Hans Weibgen, seinem

Mineralwasser überstieg zu jener Zeit das

Assistenten Rolf Hermes, ab 1975 selbst

Angebot bei Weitem. Dies änderte sich erst

Vertriebsleiter, und fünf Außendienstmit-

mit der nach und nach erfolgten Instand-

arbeitern. Ihnen gelang in den folgenden

setzung der Abfüllanlagen, der Einführung

Jahren, die auf Qualität setzende Kom-

der Deutschen Mark 1948 und dem darauf-

munikation wieder zu etablieren und die

hin beginnenden Wirtschaftswunder. In

Bekanntheit der Marke zu vergrößern.

dieser Zeit konzentrierte sich der Sprudel-

Zu den sichtbaren Ergebnissen dieser Pro-

absatz hauptsächlich auf den regionalen

fessionalisierung gehörte der Markenre-

Umkreis und die Werkslieferungen an die

launch von 1961, der den Gerolsteiner

großen Industriestandorte an Rhein, Ruhr

Sprudel mit Stern kurz und knapp auf GS

und Saar. Doch mit steigenden Einkom-

reduzierte. Dieser neue, dem Zeitgeist ent-

men verlangten die Kunden nach einem

sprechende Schriftzug wurde auf den

größeren Warenangebot – der König Kunde

Dr. Hans Weibgen

großen Werbekampagne bekannt ge-

wollte sich wieder etwas leisten und aus vie-

124

KOMMUnIKATIOn

Flaschenetiketten platziert und mit einer

len Produkten wählen können.

Dazu gehörten jährlich aufgestellte Marke-

macht. Eine Besonderheit dieser Kampagne

Für die Marke Gerolsteiner bedeutete dieser

tingpläne, grundlegende Marktforschung

war ihre deutschlandweite Verbreitung, ob-

Wandel von einem Verkäufer- zu einem Käu-

und die Zusammenarbeit mit profes-

wohl Gerolsteiner Sprudel zu dieser Zeit nur

fermarkt, dass sie dem Handel und den Kon-

sionellen Werbeagenturen. Ziel war es,

im regionalen Umkreis und den größeren

sumenten gegenüber besser vermarktet

Gerolsteiner als Marke zu positionieren,

Städten des südwestlichen Ruhrgebiets

werden musste. Diese Aufgabe erhielt Hans

die Hauptabsatzmärkte nordrhein-West-

erhältlich war.


„Ja, was hat der Marke die Entwicklung beschert? Was hat sie bisher so gut funktionieren lassen? Es ist in erster Linie der Konsument, der darüber entscheidet.“ Rolf Hermes, ehemaliger Verkaufsdirektor, Gerolsteiner Brunnen

Spiegelt den Zeitgeist wider: Anzeige in den Jahren 1961–62.

KOMMUnIKATIOn

125


„Wir haben sehr früh auf Marketing und Vertrieb gesetzt und sind auch mit Rundfunkwerbung sehr früh gestartet. Ich kann mich erinnern, dass ich schon in den 50er Jahren Werbung von Gerolsteiner Sprudel im Rundfunk gehört habe – als einzigem Mineralwasser überhaupt.“ Hans-Jürgen Mertes, ehemaliger Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Individuelle Art zu werben: Tragetaschen mit Stern-Logo.

126

kommunikation


Ab 1966 ging das Unternehmen mit der Kampagne „Trinken Sie täglich ein Glas Gerolsteiner“ neue Wege. Diese Aufforderung wurde in den kari-

sendern Westdeutscher Rundfunk und

geblieben sein. Der damals schon legen-

kierenden Werbeanzeigen humorvoll be-

Saarländisches Fernsehen konnte der

däre Moderator Frank Elstner rief viermal

gründet, wie zum Beispiel mit dem Kom-

Gerolsteiner Sprudel die wichtigsten Ver-

täglich dazu auf, in den Geschäften nach

mentar: „Oder besitzen Sie selbst eine

kaufsgebiete kostengünstig abdecken.

Getränken mit dem Gerolsteiner Stern zu

klare Bergquelle in der Eifel? Herzlichen

Um den Wiedererkennungseffekt der

suchen. Die Gewinner wurden täglich

Glückwunsch! Dann können Sie das Geld

Fernseh- und Radiospots zu gewährleis-

gezogen und erhielten 100 DM, ebenso

natürlich für was anderes ausgeben!“ Zur

ten, wurden das typische Geräusch des

der

gleichen Zeit gewannen Werbemaßnah-

Wassereinschenkens und erstmals eine ei-

Produkte gefunden wurden. Mehr als

men in Funk und Fernsehen an Bedeu-

gens für Gerolsteiner komponierte Melo-

25.000 Geschäfte und über eine halbe

tung, nicht nur weil sich dank dem

die eingesetzt. Natürlich durfte auch der

Million Menschen nahmen an diesem

„Wirtschaftswunder“ immer mehr Men-

Slogan „Gerolsteiner mit dem Stern“ in

Gewinnspiel teil.

schen ein Radio oder einen Fernseher

keinem Spot fehlen.

Getränkehändler,

bei

dem

die

leisten konnten, sondern auch weil mit relativ geringem Kostenaufwand eine

Vielen Zeitgenossen wird das „Gerolsteiner

Mit Humor auf den Punkt

große Werbereichweite erzielt wurde.

Suchspiel“ in Zusammenarbeit mit Radio

gebracht: Werbekarikatur 1966.

Mit Radio Luxemburg und den Fernseh-

Luxemburg in besonderer Erinnerung

kommunikation

127


Die 1970er Jahre standen im Zeichen außergewöhnlicher Werbemaßnahmen mit Heißluftballon und dem Werbebus „Rollender Gerolsteiner“. Zu den bekanntesten Maßnahmen zählte

Im Dezember 1976 hatte der „Rollende

begannen bereits in den 1950er Jahren

die 1970 gestartete Werbekampagne „Die

Gerolsteiner“ seine Premiere: ein um-

mit dem Kauf des Gerolsteiner Brunnen

sommerfrischen Gerolsteiner kommen“,

gebauter Lkw, der für eine Bar, einen

Flamm & Co. Nach langen internen Ver-

bei der erstmals ein Gerolsteiner Heißluft-

Kühlraum und sogar ein Mini-Kino Platz

handlungen übernahm der Gerolsteiner

ballon als Werbemedium eingesetzt wur-

bot. Dieser Promotion-Bus konnte von

Sprudel am 1. Januar 1969 auch den Gerol-

de. Fast 35.000 Einzelhändler beteiligten

Getränkemärkten angefordert werden,

steiner Schlossbrunnen.

sich an dieser Verkaufsförderungsmaß-

um vor Ort mit kostenlosem Ausschank,

nahme, indem sie in ihren Läden Luftbal-

Gewinnspielen und vielen Überraschun-

Als Mehrheitseigner des Schlossbrunnen

lons mit Gerolsteinerflaschen aufhängten.

gen für Unterhaltung und höhere Ab-

wurde nun auch die Bitburger Brauerei in

satzzahlen zu sorgen. Die Kommunika-

den Gesellschafterkreis aufgenommen.

tions- und Werbemaßnahmen der 1960er

Über die Jahre hinweg entwickelte sich

und 1970er Jahre haben dazu beige-

hieraus eine erfolgreiche Partnerschaft,

tragen, dass das Unternehmen fast jedes

was sich beispielsweise im gemeinsamen

Jahr überdurchschnittliche Wachstums-

Gastronomieauftritt seit 1979 ausdrückte.

raten erzielen konnte.

Auf diesem Wege konnte Gerolsteiner in

Die Kommunikations- und Werbemaßnahmen der 1960er und 1970er Jahre haben dazu beigetragen, dass Gerolsteiner Sprudel fast jedes Jahr überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen konnte.

128

kommunikation

nur drei Jahren 800 neue GastronomiekunDer Gerolsteiner Sprudel war zwar nicht

den gewinnen und seinen Umsatz um fast

das einzige Mineralwasser aus der Stadt

15 Prozent steigern. Im Jahr 1984 kam es

Mit Schaufensterdekorationen und Ver-

Gerolstein oder gar der Vulkaneifel, aber

schließlich zur sogenannten Gerolsteiner

kaufsdisplays machten die Kaufleute

sicherlich das bekannteste. Um diese

Elefantenhochzeit, der Fusion der beiden

sprichwörtlich „die Landebahn frei“. In den

Position zu stärken, galt es, die örtlichen

verbliebenen Gerolsteiner Mineralwasser-

folgenden Jahren kam bei den Händlern

Wettbewerber hinter sich zu lassen. Erste

brunnen Gerolsteiner Flora und Gerolsteiner

vor Ort und auf vielen Volksfesten sogar

Bemühungen des Unternehmens, die

Sprudel. Erstmals waren damit alle

ein echter Heißluftballon zum Einsatz.

lokalen Konkurrenten zu übernehmen,

Gerolsteiner Brunnenbetriebe in einem


Diemerfrischen r som e n i e t s l it dem Stern o r e G m ...

einzigen Unternehmen vereint. Für die Markenführung bedeutete dies einen Meilenstein. Statt sich gegen die namentlich nahezu gleich lautenden Wettbewerber abzugrenzen, konnten die erfolgreiche qualitätsorientierte Kommunikation und die innovativen Werbemaßnahmen dafür eingesetzt werden, den regional verankerten Namen Gerolsteiner zu einer nationalen Marke auszubauen.

Gerolsteiner geht in die Luft: Werbeballon 1970.

Hier geht’s zu einem Gerolsteiner Klassiker: Scannen Sie den Code mit Ihrem Smartphone und sehen Sie den TV-Spot „Oscar Wilde“ aus dem Jahr 1983!

kommunikation

129


Dein Durst kann was erleben – die Marke wird zum emotionalen Durstlöscher Die 1990er Jahre stellten eine der größten Herausforderungen für die Marke Gerolsteiner dar, denn Gerolsteiner sollte jetzt deutschlandweit vermarktet und mit einem differenzierten Markenprofil ausgestattet werden, das seinen einzigartigen Geschmack in den Mittelpunkt stellt. Marktforschungsergebnisse

aus

dem

Dank der 1998 gestarteten Kampagne

Gerolsteiner Markenbildes. Seit 2008 haben

Jahr 1992 zeigten, dass die Verbraucher

„Dein Durst kann was erleben“ und der

die marken- und werbetechnische Rück-

Gerolsteiner einerseits als sympathisch,

Einführung der PET-Flasche konnte sich die

besinnung auf die traditionelle qualitätsbe-

Vertrauen erweckend und preiswürdig em-

Marke Gerolsteiner bis zur Jahrtausend-

tonende Kommunikation und die informie-

pfanden, andererseits als „Gralshüter des Rein-

wende als erfrischender Durstlöscher

rende Aufklärungskampagne dazu geführt,

heitsgebotes“ erlebten, dessen Geschmack

weiterentwickeln.

dass die bisherigen Umfragewerte noch

und natürliche Qualität zwar außer Zweifel

einmal deutlich gesteigert werden konnten.

ständig und ehrlich zu bewerben. Die

Seit über 20 Jahren lässt Gerolsteiner die Wirkung seiner Werbemaßnahmen und das Markenimage mittels Umfragen und interviewbasierter Analysemethoden untersuchen.

hierfür 1993 entwickelte Werbekampagne

Ab dem Jahr 2000 behielt die Marke

Seit über 20 Jahren lässt Gerolsteiner die

„Gerolsteiner einfach vollkommen“ konnte

ihren Kern als heimatverbundenes deut-

Wirkung seiner Werbemaßnahmen und das

die Sympathie- und Vertrauenswerte und das

sches Urgestein, erfrischendes, vitalisieren-

Markenimage mittels Umfragen und inter-

von den Verbrauchern empfundene Preis-

des und sprudelndes Mineralwasser. Die

viewbasierter Analysemethoden untersu-

Leistungs-Verhältnis bis 1997 um jeweils

Verbraucher verstanden Gerolsteiner mitt-

chen: Die Werbemonitore des Marktfor-

mehr als 20 Prozent steigern. Dennoch führte

lerweile als innovativen Marktführer. 2001

schungsinstituts TNS und die tiefenpsycho-

die Kampagne auch dazu, dass Gerolsteiner

erreichte die Marke bei den wichtigen Attri-

logischen Verbraucherinterviews des Insti-

vermehrt als Marke wahrgenommen wur-

buten Sympathie, Vertrauen und Preis erst-

tuts rheingold zeigen die Entwicklung der

de, die weniger alltagstauglich war als

mals über 50 Prozent. Heute bildet die

Markenwerte und erlauben, daraus strate-

mehr besonderen Anlässe vorbehalten war.

sprudelnde Frische das Herzstück des

gische Konsequenzen abzuleiten.

standen, aber als Marke etwas angestaubt und wenig dynamisch wahrgenommen wurde. Darauf aufbauend, versuchte Gerolsteiner in den folgenden Jahren, die natürliche Qualität des Mineralwassers noch stärker zu betonen und die Marke dabei doch boden-

130

kommunikation

Die Marke Gerolsteiner wird in aktuellen Befragungen von mehr als der Hälfte der Befragten als erfrischend und sympathisch beschrieben, deren Produkte ihren Preis wert sind und auf deren Qualität vertraut werden kann.


„Ich glaube, dass die Marke wirklich den Unterschied ausmacht. Das ist nicht nur Qualität, sondern auch ein Lebensgefühl, was Marken vermitteln. Man kauft da eben auch eine Welt mit, mit der man sich identifiziert.“ Joachim Schwarz, Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Film ab für den TVSpot „Jogger“ (1998): Einfach den Code mit Ihrem Smartphone abscannen, zurücklehnen und genießen!

Durstlöscher und Erlebnisgetränk: Gerolsteiner Printanzeige 1998.

KOMMUnIKATIOn

131


Bereits im Jahr 1996 stellte Gerolsteiner, als erster deutscher Mineralbrunnen überhaupt, eine eigene Internetseite ins Netz.

Gerolsteiner Bandenwerbung „auf dem Betzenberg“.

132

kommunikation

Ziel war es, für die damals noch neu-

Sommerspiele von Atlanta. Als Haupt-

öffentlichen – natürlich mit Gerolsteiner

modisch „Surfer“ genannten Besucher

sponsor des Deutschen Leichathletik-

Sprudel gemixt.

eine virtuelle „Gerolsteiner Erlebniswelt“

Verbands berichtete Gerolsteiner in einer

zu schaffen, die neben grundlegenden

eigenen Kolumne tagesaktuell über die

Im Jahr 1998 startete Gerolsteiner als ers-

Informationen rund um die Marke, die

Höhepunkte der Spiele von Atlanta.

ter Getränkehersteller in Deutschland ei-

Produkte und das Unternehmen auch in-

Darüber hinaus gab es verschiedene

nen Onlineshop, über den Mineralwasser

teraktive Inhalte bieten sollte. Die Inter-

Gewinnspiele rund um die Sommer-

und Erfrischungsgetränke direkt im Inter-

netseite ging am 19. Juli 1996 online,

olympiade und die Möglichkeit, selbst

net bestellt werden konnten. Um die

pünktlich zur Eröffnung der Olympischen

erstellte

eigene Internetseite unter den Verbrau-

„Surfer-Cocktails“

zu

ver-


chern bekannt zu machen, wurde die Inter-

lich der Radrennen waren es vor allem die

netadresse ab 1996 fester Bestandteil der

zahlreichen Auftritte des Team Gerolsteiner

Flaschenetiketten. Heute ist Gerolsteiner auf

bei verschiedensten Veranstaltungen, die

vielfältige Weise im Internet aktiv und

der Marke ein Gesicht gaben – sie erlebbar

bietet seinen Kunden viele Möglichkei-

machten. Während der Tour de France

ten, sich zu informieren und den interak-

2008 ging Gerolsteiner auch medial neue

tiven Kontakt zu dem „Wasser mit Stern“

Wege: Vor jeder Tagesschau wurde ein

zu suchen.

20-sekündiger Spot ausgestrahlt, der

Steht für die Gerolsteiner

tagesaktuell kuriose und interessante

Markenwerte: Tennisprofi

Zu dem modernen Bild der Marke und

Erlebnisse des Team Gerolsteiner nahezu

Andrea Petkovic.

einer erheblichen Steigerung der Bekannt-

in Echtzeit präsentierte. In den zehn

heit haben auch die Erfolge im Sportspon-

Jahren zwischen 1998 und 2008 feierte

soring beigetragen. Schon früh nutzte

das Team Gerolsteiner insgesamt 250 Sie-

Gerolsteiner sportliche Ereignisse zu Wer-

ge und verhalf der Marke Gerolsteiner zu

bezwecken: Bereits in den 1960er Jahren

einem modernen Image und einer großen

waren Gerolsteiner Werbebanner im

Popularität. Auch heute spielt Sportmarke-

Kaiserslauterner Betzenberg-Stadion zu

ting weiter eine Rolle in der Markenkom-

sehen. Das Sportmarketing gewann An-

munikation: Andrea Petkovic passt als

fang der 1980er Jahre an Bedeutung, als

Weltklasse-Tennisspielerin und als Mensch

sich Gerolsteiner im Sponsorenpool der

zu den Gerolsteiner Markenwerten wie

deutschen Ski-Nationalmannschaft enga-

Entschlossenheit, Modernität und Aufrich-

gierte. Erfolgreich war auch das Engage-

tigkeit. Gleichzeitig steht sie auch für die

ment im Profiradsport ab 1998. Neben den

einzigartige Qualität des Mineralwassers.

täglichen Fernsehübertragungen anläss-

kommunikation

133


„Wir wollen Teil des Alltags der Menschen sein, und Social Media, auch alles, was unter dem Stichwort neue Medien kursiert, ist für viele, gerade für junge Menschen, heute ein ganz wesentliches Element ihres Alltags.“ Axel Dahm, Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb und International, Gerolsteiner Brunnen

Qualität mit

Das beliebteste Mineralwasser Deutschlands.

Ursprünglich rein und reich an wertvollem Calcium, Magnesium und Hydrogencarbonat.

Was Gerolsteiner besonders macht: Die Kampagne „Wasser mit Stern“ informiert

Täglich sorgfältig geprüft von der Quelle bis zur Flasche.

Wie ist Ihr Wasser mineralisiert? Finden Sie es heraus!

über Herkunft, Mineralisierung und Geschmack des Mineralwassers.

Im direkten Dialog mit den Konsumenten:

Jetzt QR-Code scannen und unseren mobilen Mineralienrechner auf Ihrem Smartphone entdecken!*

Social-Media-Massnahmen erweitern die Verbraucher* Verbindungskosten gemäß Mobilfunkvertrag.

Kommunikation.

134

KOMMUnIKATIOn

Das Wasser mit Stern. Vergleichen Sie Gerolsteiner mit über 1.000 anderen Wässern in Deutschland: www.mineralienrechner.de


zurück zuM koMMunikativen fokus auf Qualität Die 2009 gestarteten Kampagne „Das Wasser mit Stern“, bei der wieder die hohe Mineralisierung und der gute Geschmack des Mineralwassers im Mittelpunkt stehen, bildet den Kern der strategischen Rückbesinnung auf die einzigartige Qualität des Gerolsteiner Mineralwassers. Die Informationskampagne, die sich vom

Social-Media-Maßnahmen. Dazu gehören

sumenten die für sie empfohlene tägliche

Werbespot bis zum Flaschenetikett auf

neben Facebook und anderen sozialen

Trinkmenge anhand individueller Fakto-

allen kommunikativen Medien wieder-

netzwerken, bei denen Gerolsteiner in

ren wie körperliche Aktivität, Wasser-

findet, setzt auf die Bedeutung der Mine-

den direkten Dialog mit den Konsumen-

gehalt der nahrung oder Wetterbe-

ralisierung, den Herkunftsfaktor Vulkanei-

ten tritt, auch die Smartphone-App „Was-

dingungen mit der Smartphone-App

fel und den Geschmack des Mineral-

sertest“ und die Internetseite „mineralien-

„Trinkcheck“ berechnen und ein persön-

wassers. Ihr Ziel ist es, die überlegene Pro-

rechner.de“, die es den Verbrauchern er-

liches Trinktagebuch führen.

duktqualität des Gerolsteiner Mineralwas-

möglichen, die mineralische Zusammen-

sers neu zu verdeutlichen. Eine immer

setzung von über 1.000 Wässern zu ver-

bedeutendere Rolle spielen dabei die

gleichen. Darüber hinaus können die Kon-

TV-Spot mit Stern: Scannen Sie den Code mit Ihrem Smartphone und schauen Sie sich den aktuellen Film aus 2012 von Gerolsteiner an!

KOMMUnIKATIOn

135


„Ich finde es erstaunlich. Es gibt sicherlich nicht viele Unternehmen, die eine so lange Lebensgeschichte haben. Ich bin überzeugt, das Unternehmen ist unverändert sehr gut aufgestellt und Mineralwasser ein Produkt, was immer noch eine große Zukunft hat. Insofern bin ich ganz optimistisch für das Unternehmen.“ Hans-Jürgen Mertes, ehemaliger Geschäftsführer kaufmännischer Bereich, Gerolsteiner Brunnen

Mit der 2010 gegründeten Initiative „Team mit Stern” unterstützte Gerolsteiner bereits über 90 Kinder- und Jugendprojekte in der Region.

Team mit Förderung von Kinder- und Jugendprojekten in der Region.

Bewerben Sie sich jetzt bis zum 15. Juni 2010 unter www.team-mit-stern.de

Gesucht: Team mit Stern. • Worum geht’s? Gerolsteiner fördert ab sofort Kinder- und Jugendprojekte in den Verbandsgemeinden Gerolstein und Hillesheim. • Zweimal im Jahr verleiht Gerolsteiner die Auszeichnung „Team mit Stern“ an die besten Projekte – verbunden mit einer einmaligen attraktiven Förderung. • Vorschläge? Dann bewerben Sie sich noch bis zum 15. Juni auf unserer Aktionsseite unter www.team-mit-stern.de und lassen Sie Ihr Projekt fördern! In Kooperation mit

136

KOMMUnIKATIOn


Seit mehreren Jahren engagieren sich sowohl die Mitarbeiter als auch das Unternehmen Gerolsteiner bei verschiedenen sozialen Aktionen. Seit 2005 unterstützt Gerolsteiner die

regionalen Mineralbrunnen zum Markt-

Bedingungen und Möglichkeiten ange-

Villa Kunterbunt in Trier, die eine ganzheit-

führer in Deutschland und sogar zur

passt, aber dennoch grundlegend beibe-

liche medizinische Betreuung für schwer

weltweiten nummer eins bei natürlichem,

halten. Vielleicht war der Schlüssel zum

und chronisch kranke Kinder und deren

kohlensäurehaltigem Mineralwasser ent-

Erfolg die Treue zu diesen Werten – das

Familien anbietet. Außerdem arbeitet

wickelt.

Gerolsteiner Mineralwasser hat sich in all

Gerolsteiner mit den Westeifel Werken zusammen und fördert die Integration gehandicapter Menschen in der Region. Der Erlös der jährlichen Unternehmensweihnachtsfeier geht an die Kindergärten und Schulen in und um Gerolstein. Zahl-

Zahlreiche Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützt Gerolsteiner auch im Rahmen der Initiative Team mit Stern.

reiche Projekte für Kinder und Jugendliche

Die Grundlagen hierfür legte bereits der

unterstützt Gerolsteiner auch im Rahmen

Gründer Wilhelm Castendyck, indem er

der Initiative Team mit Stern. neben den

das besonders mineralisierte Mineralwas-

ausgelobten Fördergeldern übernehmen

ser zu einem Markenprodukt entwickelte.

Mitarbeiter Patenschaften für die kultu-

Der Erfolg lag vor allem in dem Bewusst-

rellen und sozialen Aktionen. Auch im Ju-

sein, dass Gerolsteiner nur als Markenpro-

biläumsjahr wird sich Gerolsteiner weiter

dukt bestehen würde. Die sich daraus

engagieren und ruft zur Bewerbung mit

ergebende Marken- und Kommunika-

kreativen Projektideen für das Team mit

tionsstrategie, ein klares Qualitätsverspre-

Stern auf.

chen mit innovativen Werbemaßnahmen

den Jahren jedenfalls nicht verändert.

zu verbinden, wurde seitdem von jeder In seiner 125-jährigen Markengeschichte

Geschäftsführergeneration neu interpre-

hat sich Gerolsteiner von einem kleinen

tiert, an die jeweiligen zeithistorischen

KOMMUnIKATIOn

137



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Archive Historisches Archiv Gerolsteiner Brunnen, Gerolstein Landeshauptarchiv, Koblenz

Bildnachweise

146

Register

Bild S. 8

Regnery, Heinz, Jünkerath.

Bild S. 15

Klever, Thomas und Foto Nieder, Gerolstein (Stempel Gerolsteiner Sprudel).

Bild S. 27

Ulrich Eisenbach, Mineralwasser. Vom Ursprung rein bis heute.

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Bild S. 33

ebenda, S. 186.

Bild S. 46

Verband Deutscher Mineralbrunnen, http://www.vdm-bonn.de/

(abgerufen am 10. Oktober 2012).

Bild S. 101

TW Gerolsteiner Land Tourismus und Wirtschaftsförderung GmbH, Gerolstein.

Bild S. 103

Blakey, Ron, Colorado Plateau Geosystems Inc., Flagstaff/USA.

Bild S. 111

Stadt Gerolstein (Hrsg.): Gerolstein, Trier 1986, S. 28.

Bild S. 116

TW Gerolsteiner Land Tourismus und Wirtschaftsförderung GmbH, Gerolstein.

Übrige

Historisches Archiv Gerolsteiner Brunnen, Gerolstein.


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Wer führt denn eigentlich die Marke?, in: Werben & Verkaufen (Hrsg.): Ganz kreativ,

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Register

147



dank Günter Birnbaum

GfK SE, nürnberg

norbert Dube

TnS infratest, München

Bernd Engelhaupt

Geschäftsführer Technik Gerolsteiner Brunnen (bis 2007)

Dr. Thomas Hens

Leiter Technische Entwicklung und Ressourcen Gerolsteiner Brunnen

Rolf Hermes

Vertriebsdirektor Gerolsteiner Brunnen (bis 2005)

Thomas Klever

Gerolstein

Jens Lönneker

rheingold, Institut für Markt- und Medienanalysen, Köln

Hans-Jürgen Mertes

Geschäftsführer Finanzen Gerolsteiner Brunnen (bis 2004)

Irene Rohles

Sekretärin der Geschäftsführung Gerolsteiner Brunnen (bis 2003)

Prof. Dr. Frank Sirocko

Institut für Geowissenschaften, Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz

Paul Surges

Leiter Bautechnik/Service Gerolsteiner Brunnen (bis 2011)

Dr. Peter Traumann

Vorsitzender der Geschäftsführung, Marketing, Vertrieb Gerolsteiner Brunnen (bis 2002 und 2007/08)


IMPRESSUM Herausgeber

Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, Gerolstein, 2012

Text Norman Lippert, Johannes Schuck, Dr. Petra Spona,

Gesellschaft für Unternehmensgeschichte, Frankfurt am Main

Redaktion

Heike Görres, Gerolsteiner Brunnen, Anke Gebhardt-Pielen, PR-Beratung Bonn,

Johannes Schuck, Gesellschaft für Unternehmensgeschichte

Konzeption/Gestaltung

deepblue networks AG, Hamburg

Litho/Satz/Produktion

K&S Repro GmbH, Bad Kreuznach

Druck

Offsetdruck Ockel GmbH, Kriftel/Taunus




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