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Rückblick auf ein Jahr als Chefarzt

Rückblick auf ein Jahr als Chefarzt Im Gespräch mit Chefarzt Dr. med. Jürgen Fisahn

Im Januar 2019 kam Dr. med. Jürgen Fisahn, MBA, als Chefarzt der Zentralen Anästhesie und Intensivmedizin an die Kliniken HochFranken. Mit PlusPunkt hat er über sein erstes Jahr als Chefarzt, seine Erwartungen, Erlebtes sowie Herausforderungen gesprochen.

Herr Chefarzt Dr. Fisahn, wie muss man sich den Alltag eines Chefarztes vorstellen?

Das Bild und die Aufgaben eines Chefarztes haben sich in den letzten Jahrzehnten gravierend gewandelt. Viele haben das Bild vom „Halbgott in Weiß“ vor Augen, der eigentlich nur Chef sein musste, üppig Personal hatte und seine Mitarbeiter

aus einem Stapel an Bewerbungen auswählen konnte. Heute prägen jedoch die bereits in die Öffentlichkeit gedrungenen Themen wie DRG-Vergütung, Ärzte- und Pflegekräftemangel, diverse Reformgesetze zu Kosteneinsparungen und viele mehr den Alltag eines Chefarztes. Hinzu kommt ein Wandel bei den Ärzten selbst, eine Generation Y, die den Arztberuf nicht mehr nur als Berufung sieht, sondern auch als einen Job, in dem die Work-LifeBalance stimmen muss. Es reicht also bei weitem nicht mehr aus, ein guter Kliniker zu sein, auch Managementfähigkeiten sind unverzichtbar, beispielsweise wenn es um Personalplanung und -entwicklung oder betriebswirtschaftliche Aspekte geht.

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Was hat Sie an den Kliniken HochFranken gereizt?

Ich habe mich bewusst an kleineren Häusern beworben mit der Erwartung, dass es etwas familiärer und „gesitteter“ zugeht, die Probleme im kleinen Kreis einfacher zu lösen sind als an einem Haus der Maximalversorgung mit nicht selten über 1.000 Betten, wo die Begehrlichkeiten von 20 oder mehr Chefärzten der unterschiedlichen Fachrichtungen aufeinandertreffen, die alle nur das Beste für „ihre“ Patienten wollen. Des Weiteren bot und bietet sich an den Kliniken HochFranken gerade jetzt die große Chance, die Zukunft im Hinblick auf die Baumaßnahmen an beiden Häusern, und damit auch im Hinblick auf eine moderne Gestaltung und Ausstattung von OP und Intensivstation, entscheidend mitzugestalten.

Sie sind inzwischen über ein Jahr an den Kliniken HochFranken. Ihr Resümee?

Natürlich habe ich mir die Klinik vor Vertragsunterschrift ausgiebig angesehen. Es gab etliche ausführliche Gespräche mit meinem Vorgänger, Herrn Dr. Steinhäußer, der in den verdienten Ruhestand ging. Die erlebte Freundlichkeit, manchmal sogar Herzlichkeit, war ein gewichtiger Punkt bei der Entscheidung, an die Kliniken HochFranken zu kommen. Bereits vor „Amtsantritt“ wurde ich mit meiner Frau zur Weihnachtsfeier ein

geladen und mit vielen Informationen versorgt, was die Belange des anstehenden Umzuges betraf.

Und auch nach dem Antritt muss ich sagen, dass die Mitarbeiter der Klinik sehr bestrebt sind, dass „der Laden läuft“. Viele Probleme werden nicht zur Lösung an den Chef herangetragen, sondern oft in Eigenregie der Mitarbeiter gelöst. Wenn es personell einmal etwas enger wird, ist ein „harter“ Kern an Mitarbeitern immer bereit einzuspringen und dafür Sorge zu tragen, dass die Patientenversorgung lückenlos und auf hohem Niveau angeboten werden kann. Hierfür sei allen Mitarbeitern gedankt, die oftmals über das normale Maß hinaus bereit waren und sind mitzuarbeiten, um die anfallenden Aufgaben der Zentralen Anästhesie und Intensivmedizin zu meistern.

Erwähnt seien auch die Pflegekräfte, die häufig mehr leisten als sie müssten. Und dies in einer hochmotivierten Art und Weise wie man sie, denke ich, in vergleichbarer Art selten finden wird. Der Patient im Mittelpunkt ist nicht nur der Leitsatz der Kliniken HochFranken, dieser wird auch gelebt. Und dies ist, neben der guten Medizin, sicher eine wesentliche Säule des guten Rufes unserer Kliniken.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen – was steht in den nächsten Jahren an?

Eine große Herausforderung in den nächsten Jahren wird die adäquate Personalakquise sein. Es gibt praktisch keine ärztlichen Bewerber mehr, die in der Klinik an sieben Tagen die Woche, manchmal 24 Stunden am Stück, tätig sein wollen. Die Besetzung ist schon heute international geprägt und wir sind froh über jede Bewerbung von ausländischen Fachkräften, die mit guten Deutschkenntnissen oftmals sehr motiviert bei uns helfen, die anfallende Arbeit zu bewältigen. Diese wird aufgrund der Demographie, des medizinischen Fortschrittes und der zunehmenden „arztfremdem“ Aufgaben in den nächsten Jahren sicher nicht weniger werden.

Technischer Fortschritt und Digitalisierung sollen natürlich auch nicht an unseren Kliniken vorbeigehen. So ist im Dezember 2019 die Intensivstation in Naila in den Neubau umgezogen, wurde von 7 auf 12 Betten erweitert und mit modernen Medizingeräten der neuesten Generation ausgestattet. Auch die elektronische Dokumentation hält gerade Einzug in den Alltag der Intensivstation, so dass die Zukunft hier weitestgehend papierlos sein wird. Der Operationstrakt wird

Chefarzt Dr. Jürgen Fisahn

zeitnah in einem weiteren Bauabschnitt folgen. Und für den Standort Münchberg sind die Planungen für den Neubau eines Funktionstraktes mit neuer Intensivstation mit insgesamt 18 Betten und einem neuen hochmodernen Operationstrakt, der im Vergleich zu heute die dreifache Fläche bieten wird, abgeschlossen.

Herr Chefarzt Dr. Fisahn, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Zur Person

Dr. med. Jürgen Fisahn, MBA, ist Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin mit den Zusatzbezeichnungen Notfall- und Palliativmedizin sowie der Zusatzweiterbildung spezielle anästhesiologische Intensivmedizin. Zudem absolvierte er den berufsbegleitenden MBAStudiengang Health Care Management an der Universität Bayreuth. Vor seinem Eintritt bei den Kliniken HochFranken war er mehrere Jahre an der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin des SRH Wald-Klinikums Gera tätig – zunächst als leitender Oberarzt und später als kommissarischer Chefarzt. Weitere Stationen seines beruflichen Werdegangs waren das Klinikum Großhadern der LMU-München, die Oregon Health Science University in Portland Oregon/USA und die Innenstadtkliniken der LMU-München.

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