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Titelthema HernienModerne Behandlung von

Der Bruch – ein häufiges Krankheitsbild Moderne Behandlung von Brüchen (Hernien)

Ein häufiges chirurgisches Krankheitsbild ist der Bruch. Mannigfaltig und letztendlich immer noch nicht restlos geklärt ist die Ursache dieser zum Teil angeborenen, häufig aber auch erworbenen Erkrankung.

Unter einer Hernie versteht man eine Schwachstelle, zumeist in der Bauchwand, durch die Eingeweideanteile, zum Beispiel Darm, nach außerhalb bis unter die Haut gelangen können. Neben Schmerzen sind ein Einklemmen (inkarzerieren) und schlimmstenfalls Absterben des Darmes mögliche Folgen. Wird ein inkarzerierter Bruch nicht unverzüglich behandelt, beispielsweise indem ihn ein Arzt vorsichtig wieder „zurückschiebt“ (reponiert) oder operiert, droht ernsthafte Gefahr, die bis zum Platzen (perforieren) des Darmes führen kann. Ein perforierter Darm ist lebensbedrohlich.

Zu einem Bruch gehört also neben der „Schwachstelle“ (Bruchpforte) der sich vorwölbende Bruchsack (zumeist das Bauchfell) mit dem sich darin befindlichen Bruchsackinhalt (meistens Darm).

Brüche lassen sich vielfältig einteilen. Am bekanntesten sind Leisten-, Nabel- und Narbenbrüche. Daneben gibt es aber noch zahlreiche andere Einteilungen.

Laparoskopische Hernienversorgung: Blick von innen auf das eingelegte Netz vor Wiederverschluss.

Wann wird operiert?

Nicht immer ist eine Operation erforderlich. Beschwerdefreie Brüche muss man nicht zwangsläufig operieren. Eine kritische Beobachtung ist jedoch angeraten. Darüber hinaus ist aber auch zu bedenken, dass ein gewisses Risiko besteht, wenn man zum Beispiel Auslandsaufenthalte mit mangelnder medizinischer Versorgung plant und ein bis dato beschwerdefreier Bruch plötzlich Probleme macht. Kommt es zu einer Darmeinklemmung, liegt die kritische Zeit im ungünstigsten Fall bei nur etwa vier bis sechs Stunden, die der Darm gefahrlos übersteht.

Operationsverfahren

Ein Bruch, welcher Beschwerden macht, sollte operiert werden. Mannigfaltig sind die Operationsverfahren. Ob konventionell offen oder minimalinvasiv (sogenannte Schlüssellochmethode), ob durch Direktverschluss der Bruchpforte oder mit zusätzlicher Netzplastik – dies hängt neben der Expertise des Operateurs vor allem vom Bruch und vom Patienten selbst ab. Nicht jedes OPVerfahren ist für jeden Patienten beziehungsweise Bruch gleich vorteilhaft.

Hat man früher einen Großteil der Brüche direkt verschlossen, also zugenäht, und dabei versucht, die Bruchpforte (Schwachstelle) mit körpereigenem Material zu verstärken, so weiß man heute, dass durch die Einbringung von gut verträglichen Kunststoffnetzen ein stabilerer Verschluss erreicht wird. Im Idealfall erfolgt dies minimalinvasiv (endoskopisch) im Rahmen einer Bauchspiegelung.

Die gebräuchlichsten Verfahren sind zum Beispiel beim Leistenbruch folgende:

· Transperitoneale Patchplas

tik (TAPP): Hierbei wird im Rahmen einer Bauchspiegelung von innen, also der Bauchraumseite, ein Kunststoffnetz zur Verstärkung der Schwachstelle eingebracht.

· Extraperitoneale Patch

plastik (TEPP): Eine sehr elegante aber technisch schwierigere Methode, bei der das Netz innerhalb der Bauchdecke platziert wird, ohne den Bauchraum zu eröffnen.

· Klassisch offene Methoden mittels Leisten

schnitt: Mit Netzeinbringung (OP nach Lichtenstein) oder ohne (OP nach Shouldice).

Bei Nabel- oder Narbenhernien wird neben der endoskopischen Technik (IPOM), bei der im Rahmen einer Bauchspiegelung von der Bauchraumseite her ein Netz platziert und verankert wird, häufig aufgrund der Größe des Bruches offen, also mit herkömmlichem Bauchschnitt vorgegangen. Das eingebrachte Netz kann dabei an verschiedenen Stellen innerhalb der Bauchwand platziert werden.

In unserer Klinik wenden wir alle gebräuchlichen OP-Verfahren an, egal ob offen oder

minimalinvasiv. Im Gespräch mit unseren Patienten suchen wir das für sie bestgeeignetste Verfahren heraus.

Hoher Qualitätsanspruch

Die Klinik Münchberg kann hinsichtlich der Operations

ergebnisse und Operationszahlen auf das Siegel „Qualitätsgesicherte Hernienchirurgie“ der Deutschen Herniengesellschaft (DHG) verweisen. Dazu müssen eine Mindestanzahl von Hernien pro Jahr operiert und diese Operationen in der bundesweiten Qualitätssicherungsstudie „Herniamed“ statistisch erfasst und überprüft werden. Die Patienten werden im Rahmen dieser Studie in regelmäßigen Abständen nach der Operation kontrolliert beziehungsweise untersucht. Nur wenn die unmittelbaren Ergebnisse der Operation, die Ergebnisse der Nachkontrollen und die Operationszahlen, nach Prüfung durch Herniamed, den Qualitätsanforderungen der DHG gerecht werden, erfolgt eine erneute Zertifizierung.

Dr. med. Michael Ernstberger, Chefarzt Chirurgie, Klinik Münchberg Dipl.-Med. Peter Heumann, Leitender Oberarzt Chirurgie, Klinik Münchberg

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