kult! 05 (1/12)

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kult! 60er · 70er · 80er

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D: € 6,50

Österreich € 7,50 Luxemburg € 7,50 Schweiz CHF 12,70 Ausgabe 1/2012 (Nr. 5)

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Led Zeppelin pp 55 Jahre

Lass jucken Kumpel · M Mary R Roos · Zi Zigaretten tt von gestern stern · TV TV-Melodien Melodien · Fußba Fußballsammelbilder ßb ll lbild · Pl Plateauschuhe l t h h ·R Retro-TV t TV


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IMPRESS UM Anschrift: NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 email: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-magazin.de

Herausgeber und Chefredakteur: Fabian Leibfried

Mitarbeiter: Jens-Uwe Berndt, Horst Berner, Lothar Brandt, Michael Fuchs-Gamböck, HansJürgen Günther, Christian Hentschel, Teddy Hoersch, Frank Küster, Bernd Matheja, Helmut Ölschlegel, Thorsten Pöttger, Philipp Roser, Oliver Schuh, Ulrich Schwartz, Eckhard Schwettmann, Alan Tepper, Uli Twelker, Peter Verhoff, Jürgen Wolff

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Andrea Leibfried

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Grafische Gestaltung:

Liebe Leserinnen und Leser!

Kaufmännische Leitung:

Andrea Zagmester, kult@nikma.de Kathleen Müller, grafik@nikma.de

Anzeigenverkauf: Petra Czerny, anzeigen@nikma.de

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 1211 53334 Meckenheim Tel: 0 22 25/88 01-0

Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Str. 168 34121 Kassel

Erscheinungsweise: 2x jährlich

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Einzelheft: 6,50 € (Preis inkl. 7% MwSt.)

Abonnement: siehe Seite 97

kult!

Die Auflage der "Bild"-Zeitung ist in den letzten Jahren stetig gesunken, aber immer noch gehen tagtäglich Millionen Exemplare über den Ladentisch. Ähnliches gilt für die "Bravo". Und doch: Weder wollen Teenager die allwöchentliche Jugendpostille gekauft haben – vorgeblich tun dies Prä-Teenis –, noch greift angeblich kaum jemand zur "Bild". Ein ähnliches Phänomen war und ist in Sachen Musikkonsum zu beobachten. Über die vielen Volksmusiksendungen im Fernsehen empören sich viele Zeitgenossen. Doch es muss ein Publikum für volkstümelnde Töne geben, sonst würden sie mangels Quote kaum gesendet. Dann wäre da die so genannte Musiker-Polizei: praktizierende Musiker, die bei Konzerten von Kollegen im Publikum nur so auf Verspieler, verpasste Einsätze oder falsche Intonation geiern. Und dann wäre da noch die "Geschmackspolizei": Pop, gar Schlager hören – in den Augen vieler Rockfans seit Jahrzehnten ein Unding. Nach außen hin jedenfalls.

Anzeigen: Für gewerbliche Anzeigen bitte Preisliste Nr. 01 (inkl. Mediadaten) anfordern.

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Titelfotos: Humphrey Bogart: Bildarchiv Hallhuber Mecki: © Esslinger Verlag J.F. Schreiber GmbH Micky Maus: © Disney

Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber der abgedruckten Fotos zu erreichen. Leider ist dies nicht in allen Fällen gelungen. Ggf. möchten bisher unbekannte Urheber ihre Ansprüche geltend machen. GoodTimes kult! ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! erschienenen Artikel, Interviews, Fotos, Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet.

Vielleicht braucht es ja erst ein gewisses Alter (und Reife), um nicht nur sich selbst einzugestehen, dass man einst in der Jugend eben nicht nur Glam, Heavy oder Prog Rock lauschte. Dass einem Michael Holms "Mendocino"-Fassung, Tony Christies "Is This The Way To Amarillo", Lieder von Wencke Myhre, Mary Roos oder Gitte nicht mehr aus den Gehörgängen gingen. Und dann stellt sich bei vielen dieser Künstler heraus, dass sie nicht nur über interessante Biografien verfügen, sondern auch noch nachdenkliche Zeitgenossen sind, die substanziell reflektieren und etwas zu sagen haben. Deshalb räumen wir Gesprächen mit vermeintlichen "Schlager-Fuzzies" auch in dieser kult!-Ausgabe gerne Platz ein – auch weil wir überzeugt sind, dass nicht nur mancher kult!-Macher heute zu vermeintlichen Jugendsünden steht, sondern dass es vielen Lesern ähnlich geht ...

kult! Nr. 6 erscheint

Fabian Leibfried

am 20.04.2012

Gerichtsstand: Stuttgart

GoodTimes

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Seite

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kult! 60er · 70er · 80er

Ausgabe Oktober 2011 1/2012 (Nr. 5)

I N HALT R U B R IKE N

Seite 14

3 Editorial/Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 5 Top 5 Comics Mitarbeiter & Prominenz

6 News from the past Altes neu ausgepackt

31 kult! Shop 97 kult! Abo-Bestellschein 47 Led Zeppelin /40 Jahre "Disco" mitt Ilja Richter

Autogrammkarten Autogrammkart k t – SSeite it 16

Riesenposter

14 50 Jahre Renault 4

Seite 26

Kleiner Revoluzzer

16 Autogrammsammler Der Traum von Stan & Ollie

20 Formel Heep: Zwischen Tasten & Gaspedal Ken Hensley

Seite 84

22 Retro-TV Rückblicke, Einblicke ... & ganz viel über Kult-Serien

Timpo-Toys – Seite 62

24 Dalli Dalli Das war spitze!

26 Herrenmode: Plateauschuhe Aufgebockt

28 Timpo-Toys Ausgezeichnet – von der Queen

32 Das Krimihotel Hillesheim Grusel mit Derricks Tränensäcken n

34 Sammelleidenschaft Fußballbilderr

"Dalli Dalli" – Seite 24

Mythen aus Tüten

Seite 36

36 Bärenmarke Meister Petz bringt die Milch

Drehorte Karl May – Seite 24

38 Die Drehorte der Karl-May-Filme Klein-Hollywood in Kroatien

58 French Connection In der Gosse von New York

42 Der Kriminalfilm

55 Jahre

60 55 Jahre "Bravo"

Nicht zu killen

Ein Teenie-Magazin kommt in die Jahre

66 Unvergessene TV-Melodien Stahlnetz, Dallas & Te Deum um

70 Mecki Der Jahrhundert-Igel

72 Das Jahr 1971 Big Mac kommt – Big Jim m geht

76 Flamingo Club in Soho R&B-Nachtschicht

8 Seiten

78 150 Kult-Alben

Seite 42

Teil 3: 80er Jahre

80 Lass jucken Kumpel

Krimi !

Als der Sex zum Potte kam m

82 Kultbücher Geschätzt, geliebt, gelobtt

84 Wiking-Autos Meister-Modelle aus Berlin n

86 Kultige Zigaretten von gestern tern Ausgeraucht

Seite 36

88 Mary Roos Ich lebe im Heute

90 Micky Maus – 60 Jahre Spaß Micky, Donald & Co. feiern Geburtstag

94 Musikkassetten Seite 90

Magnetband – abgewickelt

98 Tony Christie Cowboyhut vom Bürgermeister

Seite 70 S

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TOP 5 1. Mad 2. Asterix 3. Bessy 4. Silberpfeil 5. Zack 1. Donald Duck 2. Asterix 3. Tim & Struppi 4. Jimmy das Gummipferd 5. Nick Knatterton 1. Asterix 2. Mad (Sergio Aragonés!) 3. Michel Vaillant 4. Hägar der Schreckliche 5. Charlie Brown 1. Detective Comics (Batman) 2. Tim & Struppi 3. Ivanhoe 4. Asterix 5. Lucky Luke 1. Donald Duck 2. Asterix 3. Mad 4. Tarzan 5. Robert Crumb 1. Asterix 2. Marsipulami 3. Gaston 4. Zack 5. Dan Cooper 1. Clever & Smart 2. Lustiges Taschenbuch 3. Rattelschneck 4. Nichtlustig 5. Touché

kult!

1. Mosaik 2. Schwermetall 3. Walhalla 4. Prinz Eisenherz 5. Silberpfeil

Fabian Leibfried

Jens-Uwe Berndt

1. Peanuts 2. Mad 3. Micky Maus 4. Sigurd 5. Gunga

Hans-Jürgen Günther

Bernd Matheja

1. Asterix 2. Mad 3. Lucky Luke 4. Micky Maus 5. Zack

Ulrich Schwartz

Philipp Roser

1. Zack 2. Dr. Strange 3. Die Spinne 4. Batman 5. Gespenster Geschichten

Uli Twelker

1. Conny 2. Lucky Luke 3. Asterix 4. Micky Maus 5. Bessy

Lothar Brandt

1. Michel Vaillant 2. Nick, der Weltraumfahrer 3. Fix & Foxi 4. Peanuts 5. Barbarella

Thorsten Pöttger

Alan Tepper

Andrea Leibfried

1. Asterix 2. Schwarze Gedanken 3. Lucky Luke 4. Blueberry 5. Maus – Die Geschichte eines Überlebenden

Eckhard Schwettmann

Michael Holm

Comics

Horst Berner

Jürgen Wolff

(Schlagersänger)

2. Micky Maus 3. Donald Duck 4. Asterix 5. Fix & Foxi

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Foto: © Stefan Pick, KOCH Universal

Fotos: © Zill/Bildarchiv Hallhuber, 1975

1. Prinz Eisenherz

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from the past MATLOCK DIE ERSTE SEASON Auf zwei US-Sendern wurden von 1986 bis 1995 fast 200 Folgen (verteilt auf neun Staffeln) von "Matlock" ausgestrahlt. Andy Griffith sp spielt darin den Strafverte teidiger Benjamin "Ben" M Matlock aus Atlanta, der zzusammen mit seinem T Team (Tochter Charlene ssowie der smarte Privatddetektiv Tyler Hudson) L Licht in Kriminalfälle bbringt, in denen seine Mandanten unschuldig des Mordes angeklagt sind. Ohne spektakuläre Verfolgungsjagden und gezeigte Gewalt war diese Serie sozusagen der Gegenentwurf zur sonstigen US-Kost und richtete sich an Freunde von feinerer Krimi-Ware à la "Columbo" oder "Mord ist ihr Hobby". Mit der kompletten Veröffentlichung der ersten Staffel auf sieben DVDs erfüllt Paramount den lange währenden Wunsch der deutschen Fans, der nach Aussage der Verantwortlichen auch zügig die anderen Staffeln folgen sollen. Zusätzlich zu den 24 Folgen enthält die Box noch den zweistündigen TV-Film "Tagebuch eines perfekten Mordes", mit dem Matlock sein Fernsehdebüt feierte. (Paramount Home Entertainment, 7 DVDs, 1153 Min.)

BUD SPENCER MEIN LEBEN, MEINE FILME – DIE AUTOBIOGRAFIE 2011, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag ISBN 978-3-86265-041-5 223 Seiten; 19,95 Ð

"Vier Fäuste für ein Halleluja", "Sie nannten ihn Plattfuß" oder "Das Krokodil und sein Nilpferd", dies sind nur drei der zahlreichen Kultfilme, die Bud Spencer in seiner langen Karriere gedreht hat. 1929 wurde der bärbeißige Schauspieler als Carlo Pedersoli in Neapel geboren und wuchs in einer begüterten Industriellenfamilie auf. Nach einer glänzenden Sportkarriere (u.a. nahm er als Schwimmer an zwei Olympischen Spielen teil) geriet er eher zufällig zum Film. Mit seiner imposanten Figur war er der ideale Darsteller für zahlreiche Spaghetti-Western sowie für die später so erfolgreichen HaudraufKomödien. Gutmütige, dickköpfige Typen, die statt Worten lieber die Fäuste sprechen lassen, am besten noch an der Seite von Dauer-Filmpartner Mario Ginotti (alias Terence Hill), das

war die Seite von Bud Spencer, die die meisten Zuschauer wahrnahmen. Wie die persönliche Sicht auf diese einseitige Festlegung ist, wie Bud Spencer selbst die Entwicklung vom Schwimm- zum Filmstar erlebt hat, schildert er nun in "Mein Leben, meine Filme – Die Autobiografie". Humorvoll, gespickt mit zahlreichen kleinen Anekdoten, erzählt er aus seinem Leben, von seiner Familie, seinen Reisen nach Südamerika, seiner Freundschaft mit Terence Hill und seinen zahlreichen Leidenschaften neben der Schauspielerei – von gutem Essen über Musik bis zur Fliegerei.

CHILLY WE ARE THE POPKINGS ... AND OTHER HITS Disco-Musik war in" " in den 70er Jahren, zahlreiche deutsche Produzenten, Musiker und Tänzer versuchten dabei ihr Glück. Neben den Songs von Boney M oder Silver Convention werden sich viele noch an die Disco-Cover-Version des Yardbirds-Songs "For Your Love" erinnern, mit dem die Gesangsformation Chilly des Frankfurter Produzenten Bernt Möhle 1978 in die Charts einzog. Oder an Songs wie "We Are The Popkings", bei denen Top-Musiker wie Brad Howell, Michael Cretu oder Kurt Hauenstein (Supermax) ihr Können im Studio bewiesen. Vier reguläre Alben sowie eine "Best Of" sind damals bei Polydor erschienen, Alben, die (von ein paar ausländischen Bootlegs abgesehen) nie auf CD veröffentlicht wurden. Umso schöner, dass viele dieser Songs jetzt, nach fast 35 Jahren doch noch den Weg auf eine CD gefunden haben – digital remastert von den Original-Studiobändern. Definitiv ein Muss für alle, die auf 70er-Jahre-Disco-Musik stehen. (Polydor/Universal, 20/77:33)

EHAPA COMIC COLLECTION COMIC-GESAMTAUSGABEN Schon seit einigen Monaten ist in der Bundesrepublik ein regelrechter Boom an Comicgesamtausgaben entstanden. Viele Serien, mit den die Comicfans der nen 7 70er Jahre aufgewachs sind, werden derzeit sen a schöne Ausgaben als i Hardcover und mit im v vielen redaktionellen H Hintergründen über die E Entststehungsgeschicht der Comics, die te Z Zeichner und die Aut toren vertrieben. Insbesondere der Ehapa Verlag bietet seinen Kunden eine ganze Palette an Gesamtausgaben an. Hier Seite

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orientiert sich der Verlag an den früheren Erfolgsserien der Verlage Bastei, Kauka und Springer. Bereits abgeschlossen ist die vierbändige Krimiserie um den Privatdetektiv Jeff Jordan, die im Look der 60er Jahre veröffentlicht wurde. Hier findet d die di Farben F b man schönes dickes Papier, auff dem gut zur Geltung kommen. Auf bisher drei Bände hat es die Westernserie "Jerry Spring" von Jjie gebracht. Sie erscheint in einer ähnlichen Aufmachung wie Jeff Jordan, ist allerdings auf Wunsch der Erben Jjies in Schwarz-Weiß gedruckt, um das Artwork optimal zum Ausdruck zu bringen. Daneben erscheint mit "Luc Orient" ein weiterer Klassiker aus den legendären "Zack"-Heften der 70er Jahre in Farbe. Hier bekommt der Leser direkt die knalligen Farben der 70er Jahre geliefert, die zu diesem Zeitpunkt angesagt waren. Das Tolle an diesen Gesamtausgaben ist oftmals das vielseitige Bonus-Material in Form von Kurzgeschichten, Titelbildern und Illustrationen, die wohl die Wenigsten bisher in Deutschland zur Kenntnis genommen haben.

TITANIC DAS TOTALE PROMI-MASSAKER Von Oliver Maria Schmitt, Mark-Stefan Tietze und Hans Zippert (Hrsg.) 2011, Rowohlt Berlin ISBN 978-3-87134-724-5 352 Seiten; 25 Ð

Herrlich – Humor unter der Gürtellinie, unvergleichliche Respektlosigkeiten und blasphemische Anspielungen, die den Herausgebern noch vor zwei Jahrhunderten eine Bratstunde auf dem Inquisitionsgrill eingebracht hätten. Das ist der Humor der "Titanic", der weder vor Politikern, Prominenten noch vor dem Papst haltmacht. Die Sammlung von Artikeln, Cartoons und Collagen reizt den Humorfaktor, so dass dieser in ungeahnte Höhen schnellt. Englands faulster Arbeitsloser " – 60 Jahre ohne Job" (Prinz Charles), Wir ha" ben abgerieben" ( Prominente äußern sich zur " Pornodebatte" – herrliche Anspielung auf Alice Schwarzers Kampagne Wir haben abgetrie" ben"), Das Aus für den gelben Sack" (Guido " Westerwelle) und sogar Anspielungen auf den


Papst ( Hier hilft dir Kondompapst Benedikt") " und die Bundeskanzlerin ( das Merkel") sorgen " nach wie vor für Aufreger der besonderen Art. Toller Band, der dem Vorurteil widerspricht, die Deutschen seien humorlos.

LEDERSTRUMPF DER WILDTÖTER Lex Barker ist Nathaniel Nat" Bumpoo, der " wegen seiner markanten Kleidung auch "Lederstrumpf" genannt wird. Der Trapper, der an der Grenze zwischen weißer Zivilisation und den riesigen Wäldern Nordamerikas lebt, hilft in diesem Film (der im November 1957 in die deutschen Lichtspielhäuser kam) zusammen mit seinem indianischen Blutsbruder Chingachgook dem Fallensteller Harry March gegen einen Angriff der Huronen. Dabei erfahren sie von der Gefahr, die ihrem alten Freund, dem Pelzjäger Tom Hutter, droht, dass der Indianerstamm auf dem Kriegspfad die Wasserinsel, auf der Hutter mit seinen beiden Töchtern lebt, angreifen will. Die besonders beim deutschen Publikum beliebten Kinoversionen der Romane von James Fenimore Cooper waren dabei das Sprungbrett für den Hünen Lex Barker, der sich so eindringlich für Hauptrollen in den später folgenden Karl-May-Verfilmungen empfehlen konnte. Nach aufwändiger Restauration wird "Lederstrumpf" (amerikanischer Originaltitel: "The Deerslayer") nun erstmals in Kino-BreitbildAuflösung auf DVD veröffentlicht und dem einen oder anderen wehmütige Erinnerungen an frühe Kinobesuche wiederbringen. (Kinowelt/Alive, 72 Min.)

ALLMÄCHTIGER! Von Andreas C. Knigge 2011, Edition Comics ISBN 978-3-94169-411-8 496 Seiten; 49,90 Ð

Andreas C. Knigge, bekannt als Comicexperte seit den 70er Jahren und Mitbegründer des legendären Comicmagazins "Comixene", setzt sich auf 496 Seiten mit der deutschen Comiclegende schlechthin, Hansrudi Wäscher auseinander. Um es vorweg zu sagen, es ist ein großartiger Band über die Frühzeit des deutschen Comic geworden. Knigge ging auf Spurensuche, recherchierte eifrig die vorhandene Literatur und veranschaulicht neben dem Leben von Hansrudi Wäscher, der 1928 in St. Gallen in der Schweiz geboren wurde, gleich die Schwierigkeiten der Heftchenliteratur" in Form von " Piccolos und Großbänden in den 50er Jahren mit. Vieles erfährt man von den Produktions-

b bedingungen unter denen H Hansrudi Wäscher beim W Walter Lehning Verlag s stand, für den er diese S Serien schuf, die heute n noch sehr beliebt sind. H Helden wie Sigurd, Nick – der Weltraumfahrer, Tibor und Falk. Aber man erfährt auch von den Schwierigkeiten, die Hansrudi Wäscher beim Konkurs des Verlages hatte. Letztendlich landete er beim Bastei Verlag und arbeitete hier bei den Serien Buffalo Bill und den Gespenstergeschichten mit. Zu großen Ehren führte ihn dann ein weiterer Verleger, Norbert Hethke, der ihn in der Fanszene bekannt machte, und zahlreiche neue Projekt mit ihm auf den Weg brachte. Es ist aber mehr als die Geschichte eines Autors, die in dem Buch gewürdigt wird. Knigge hat innerhalb kürzester Zeit alle Wäscher-Comics gelesen und die Geschichten in ausführlichen Serienporträts und mit einer umfangreichen Bibliografie gewürdigt.

SENNA GENIE, DRAUFGÄNGER, LEGENDE Schon zu Lebzeiten genoss Ayrton Senna legendäres Ansehen – ein Zustand, der sich mit seinem frühen Tod 1994 noch auf tragische Weise verstärkt hat. Wasser auf die Mühlen dieser Verehrung gießt jetzt der Dokumentarfilm "Senna". Ausschließlich mit Originalaufnahmen aus den Formel-1-Archiven, mit Privataufnahmen der Familie Senna sowie mit zahlreichen Interviews (u.a. mit Alain Prost, Ross Brawn und Ron Dennis) gelingt es den Machern dieses Filmes, die Faszination, die von diesem Rennfahrer ausging, auf den Bildschirm zu bringen. Chronologisch folgt man seiner Karriere, sieht ihn bei Kartrennen, als jungen Draufgänger im unterlegenen Toleman-Team, bewundert seine ersten Formel1-Siege im Lotus. Dann die erfolgreiche Zeit bei McLaren, in der er dreimal den Titel des W Weltmeisters erringt, bis zu seinem letzten Rennen im Mai 1994 im WilliamsRenault sowie der hochemotionalen Beerdigung, bei der ihm mehr als drei Millionen Menschen in Sao Paulo die letzte Ehre erwiesen. Besonders die Art der Präsentation macht diese Dokumentation zu einer außergewöhnlichen Geschichte: Rennausschnitte, O-Töne und Familienvideos ergänzen sich genial, selbst wer bisher noch nicht vom Senna-Virus befallen war, wird sich der Faszination dieses einzigartigen Menschen kaum entziehen können. (Universal, 2 DVDs) GoodTimes

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DAS SCIENCE-FICTION JAHRBUCH 2011 Von Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke 2011, Heyne ISBN 978-3-45353-379-0 1312 Seiten; 29,99 Ð

Im Bibel-Format ist kürzlich das wohl bedeutendste Werk zur Science-Fiction-Literatur im weitesten Sinne erschienen. Neben Rezensionen von Filmen, Büchern, Hörspielen und Comics liegt der Schwerpunkt erneut auf brillanten Artikeln, die die unterschiedlichsten Themengebiete beackern, wobei auch die fantastische Literatur berücksichtigt wird. Der unterbewertete Olaf Stapledon wird vorgestellt, der Terminus Future History" erläutert, und auch das " Weltuntergangsmotiv in all seinen Spielarten kommt zur Geltung. Neben erstklassigen Interviews mit zeitgenössischen Autoren des Genres (Peter Watts, Adam Roberts) kann sich der Leser über die Soundmagier informieren, die bei den Soundtracks von SF-Streifen für das Zischen, Blubbern und andersweltige" Melo" dien sorgten. Ach ja, der Beitrag zum Kultfilm "T "The Prisoner" ist auch nnicht zu unterschätzen. N Nach der Lektüre, auch w wenn das Buch nur in A Auszügen gelesen wird, k kann der Leser seine m möglicherweise eing geschränkte Sichtweis revidieren, Science se Fiction wäre mit "Stars W Wars" gleichzusetzen, d Z i undd Raum R denn Zeit bieten so viele faszinierende Entwicklungsmöglichkeiten, dass sich doch niemand beschränken will, oder?

BERND CLÜVER SEINE GROSSEN ERFOLGE Im Juli dieses Jahres starb mit Bernd Clüver einer der größten Stars des deutschen Schlagers der 70er Jahre. Auf der Berliner Funkausstellung, im "Talentschuppen" begann 1971 seine Karriere, danach war Clüver regelmäßiger Gast in Sendungen wie der "ZDFHitparade". Dort stellte er im Januar 1973 mit "Der Junge mit der Mundharmonika" auch seinen ersten Nummer-1-Hit vor, zahlreiche weitere Erfolge, wie "Der kleine Prinz", "Bevor du einschläfst (Tausend kleine Sterne)" oder "Das Tor zum Garten der Träume" folgten. 1976 erregte seine Rubettes-Cover-Version "Mike und sein Freund" (Original: "Under One Roof") mit dem Thema Homosexualität Auf-


from the past sehen, Bernd Clüver durfte dieses Lied weder in der Hitparade noch in Ilja Richters "Disco" vorstellen. Knapp 20 Studio-Alben – insgesamt rund zehn Millionen Tonträger – zeugen von seiner Beliebtheit beim Publikum, auch als Südwestfunk-Radiomoderator konnte er überzeugen. SEINE GROSSEN ERFOLGE bietet einen kleinen, aber dennoch umfassenden Blick auf Bernd Clüvers Musik zu seiner erfolgreichsten Zeit und somit auch auf einen prägenden Teil der deutschen Schlagergeschichte. (Bellaphon, 10/36:06, 10/34:18)

HUGH! WINNETOU HOMMAGE AN KARL MAY UND HELMUT NICKEL Von Gerhard Schlegel, Uwe Garske und Thomas Schützinger 2011, Verlag Edition 52, Wuppertal ISBN 9-783-9-93522-968-5 96 Seiten; 20 Ð

Mit zahlreichen Ar-beiten, von den "Dreii Musketieren" über diee "Robinson"-Serie des Gerstmayer Verlages und die Science-Fiction-Reihe "Titanus" (unter dem Pseudonym H. Humbert) bis zu "Winnetou", prägte der Zeichner und Autor Helmut Nickel den deutschen Comic der 50er Jahre. "Hugh! Winnetou" ist aber nicht nur eine Hommage an einen außergewöhnlichen Comiczeichner, sondern auch an Karl May. Eine Unmenge zeichnerischer Nuancen, insbesondere die akkurate Wiedergabe von Kleidung und Waffen, zeugt von der Detailverliebtheit Nickels, seine Charaktere zeigen ein hohes Maß an Menschlichkeit – alles Pluspunkte, die man bei so manch anderer Karl-May-Adaption schmerzlich vermisst. Dabei benötigte Helmut Nickel keine Neuerfindungen von Comic-Figuren, seine Inspiration erhielt er aus Literatur, Geschichte und Film. Damit war er seinen Kollegen in den 50ern weit voraus, es dauerte über 20 Jahre, bis die Zeit für qualitativ ähnliche Arbeiten bereit war. Neben den Nickel-Comics liest man aber auch zahlreiche Essays über Karl May im deutschen Comic, über Literatur und Geschichte auf Comic-Art oder über die Zeiten-relevante Bedeutung dieser Bilderge" schichten". Dazu haben noch zahlreiche aktuelle Zeichner und Autoren – von Jan Reiser über Heiko Krischner bis zu Sascha Wüstefeld – mit kurzen Comic-Strips den beiden Protagonisten dieses Buches die Ehre erwiesen: bunt, interessant und höchst abwechslungsreich!

FRANCOIS TRUFFAUT EDITION Im Mittelpunkt dieser DVD-Box steht der Antoine-DoinelZyklus, in dem der französische Regisseur Francois Truffaut in vier Filmen (und einem Kurzfilm) das Schicksal seines Alter Egos, dem ewigen Fantasten Antoine Doinel, verarbeitet. Neben zwei Hommagen an den amerikanischen Kriminalfilm ("Schießen Sie auf den Pianisten", "Auf Liebe und Tod") geht es in den anderen Filmen natürlich genauso um die typischen Truffaut-Themen: Liebe, Lust und Beziehungen – sowie alle Arten der daraus entstehenden Freuden und Leiden. Neben den Schauspielern Jean-Pierre Léaud und Claude Jade (die den Antoine-Doinel-Zyklus prägten) arbeitete Truffaut für diese Filme mit zahlreichen Top-Mimen zusammen. Gerard Depardieu und Fanny Ardant ("Die Frau nebenan"), Catherine Deneuve und Heinz Bennent ("Die letzte Metro"), Jean Desailly und Francoise Dorleac ("Die süße Haut"), Jeanne Moreau, Oskar Werner und Henri Serre ("Jules und Jim") sowie Kika Markham und Stacey Tendeter ("Zwei Mädchen aus Wales und die Liebe zum Kontinent"). Klasse Box, die feinste französische Kino-Unterhaltung bietet. (Arthaus, 12 DVDs, 1211 Min.)

DAS SILMARILLION Von J.R.R. Tolkien 2011, Klett-Cotta, Stuttgart ISBN 978-3-60893-829-6 590 Seiten; 26,95 Ð

Nach dem Tod von J.R.R. Tolkien wurde seinem Sohn Christopher die Aufgabe übertagen, das bis dahin unveröffentlichte Werk de Lesern angemessen den zu präsentieren. „Das Si Silmarillion“ ist quasi al Vorläufer des Ringals Z Zyklus’ des Autors zu ve verstehen. Es behand delt die Schöpfungsg geschichte und die M Mythologie des Univ versums, in dem seine w weltbekannte Trilogie spielt. Die detaillierte Ko Kosmogonie und der insgesamt rauere Grundton machen das Buch auch für Leser attraktiv, für die die HobbitSage ein wenig zu leichtgewichtig erscheinen mag. Im Anhang findet sich eine ausgiebige Erläuterung der Sprache und Begrifflichkeit, ohne die das Werk in seiner Gesamtheit schwer Seite

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verständlich wäre – hier kann man sich beruhigt informieren. Diese Edition ist sicherlich die empfehlenswerteste Ausgabe, denn neben dem Text an sich begeistern die Illustrationen von Ted Nasmith, der sich stilistisch zwischen den Symbolisten und einem Maxfield Parrish bewegt.

HAROLD LLOYD SAFETY LAST + THE CAT'S PAW + GIRL SHY + THE FRESHMAN + FEET FIRST Fünf neue DVDs mit Harold-Lloyd-Filmen (alle original mit Untertiteln), die den Komiker auf dem Höhepunkt seiner Karriere zeigen. Besonders gut natürlich "Safety First", mit der wohl berühmtesten Lloyd-Szene, als er am Zeiger einer Uhr hängt – zwölf Stockwerke über dem Erdboden! Auf solch waghalsige Stunts (die Lloyd größtenteils selbst ausführte) verzichtete er in "The Cat's Paw" komplett, fällt einem politischen Strippenzieher in die Hände, der ihn als politischen Strohmann einsetzt. Doch wider Erwarten entpuppt sich der trottelige Naivling nach seiner Wahl als ernsthafter Kämpfer gegen Korruption und Gesetzlosigkeit. "Girl Shy" ist eine zeittypische Liebeskomödie, bei der Lloyd nach vielen Verwicklungen, Missverständnissen und waghalsigen Aktionen seine Liebe vor der Heirat mit dem falschen Mann bewahren muss. In "The Freshman" muss der sportlich unbegabte Student sein Können im Uni-Footballteam beweisen. "Feet First" zeigt Lloyd dann wieder in seiner Paraderolle, in der er sich der Liebe wegen als erfolgreicher Geschäftsmann ausgibt – und es immer doller treiben muss, um dieser Rolle gerecht zu werden. (Universal, 5 DVDs)

MARGARET RUTHERFORD DIE SCHAUSPIELERIN HINTER "MISS MARPLE" Von Andy Merriman 2011, Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur, Landshut ISBN 978-3-98093-908-9 256 Seiten; 24 Ð Es gab nur wenige Charakterdarstellerinnen, die so mit ihrer Rolle verschmolzen wie Margaret Rutherford, deren Darstellung der schrulligen Amateurdetektivin "Miss Marple" immer


ROCK – BEAT – POP – BLUES – FOLK – SOUL – SURF – PUNK – WAVE

Wir können Musik! GoodTimes ist DAS Magazin für die Musik der 60er, 70er und 80er Jahre! Fundiert und unterhaltsam berichten wir über Künstler & Konzerte, über CDs, Bücher & DVDs, über Rares & Kurioses. Viele Stars sind weiterhin aktiv auf Bühnen und in Studios – wir informieren Sie! Und haben dabei stets auch Augen und Ohren für hörenswerte, faszinierende Neulinge. Heft 5/2011

Heft 4/2011

Heft 3/2011

Heft 6/2010

Heft 5/2010

Heft 4/2010

Heft 2/2010

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Heft 3/2008

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Alle zwei Monate NEU im Handel.


from the past noch zu den Highlights der britischen KrimiGeschichte gehört. Wenig Erbauliches schrieb die Fachpresse über ihr Aussehen zu Beginn der "Miss-Marple"-Filme, doch die 1892 in London geborene Schauspielerin sah die Sache pragmatisch: Wenn " man ein Gesicht wie das meinige hat, dann muss man lernen damit zu leben und zurande zu kommen. Das, denke ich, ist mir gelungen, und es war letztlich gut zu mir. Die Amerikaner nannten mein Gesicht einen englischen Muffin'. ' Es stimmt, die Nase ist ziemlich nichtssagend, eine Hälfte des Mundes scheint nicht zu funktionieren, und eine kleine Straffung würde ihm auch nicht schaden, die Lippen haben zu wenig Körper." 1964 nannte sie in einem Hörfunkinterview ihr Gesicht mit " seinem Fünffachkinn und all den Falten" ihr größtes Kapital. Dennoch sollte man trotz aller Äußerlichkeiten nicht vergessen, wie brillant, wie überragend Margaret Rutherford Agatha Christies Spürnase "Miss Marple" darzustellen wusste. Dem Londoner Rutherford-Fachmann Andy Merriman gelingt es, ein vielschichtiges und interessantes Bild einer außergewöhnlichen Person zu zeichnen; er schildert ausführlich und mit imposantem Hintergrundwissen, wer die Schauspielerin hinter "Miss Marple" war.

ABENTEUER IM WILDEN WESTEN Insgesamt 146 Episoden von "Abenteuer im Wilden Westen" (Originaltitel: "Dick Powell's Zane Grey Theatre") wurden von 1 1956 bis 1961 gedreht, d 26 besten davon (alle die d deutsch synchronisiert) g gibt es jetzt zusammeng gefasst auf vier DVDs. D Die Verfilmungen der W Western-Geschichten v von Zane Grey punkt vor allem mit ihrem ten breiten Themenspektrum gesetzestreue Sheriffs, trum, wagemutige Siedler und Farmer, oder auch rücksichtslose Revolverhelden bevölkern die vielfältigen Western-Abenteuer. Weiterer Pluspunkt sind die immer wieder wechselnden Besetzungen der unterschiedlichen Rollen, namhafte Hollywood-Mimen wie Ernest Borgnine, Sammy Davis jr., David Janssen, Denver Pyle, Walter Brennan oder Anne Bancroft geben den Charakteren und Geschichten ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Sympathie. Das waren noch echte Western! (Pidax Film Media/Alive, 4 DVDs, 630 Min.)

MAUERJAHRE LEBEN IM GETEILTEN BERLIN Keines der Mauerjahre gleicht dem anderen, 1961 der Schock der Teilung, 1968 die Revolte der Studenten, 1973 die Weltfestspiele und im November 1989 der Fall der Mauer. In 30 Doku-Folgen blickt diese umfangreiche Reihe des RBB-Fernsehens auf das Leben im geteilten Berlin zurück. Massig Filmmaterial von hü" ben" und drüben", be" kannte und unbekannte Zeitzeugen, dazu immer wieder der Kontext zu kulturhistorischen Aspekten aus der jeweiligen Zeit. "Mauerjahre – Leben im geteilten Berlin" ist auf drei DVDs weit mehr als die bloße Aneinanderreihung von Bildern, Aussagen und offiziellen Verlautbarungen: Es ist ein Stück miterlebte Zeitgeschichte, die neben der bestens aufbereiteten Unterhaltung (besonders die Spätgeborenen) an Zeiten erinnert, die noch gar nicht so lange vorbei sind – und vielen von uns dennoch schon fremd geworden sind. (edel, 3 DVDs, 450 Min.)

BERND DAS BROT IN HELL DIE LEGENDÄREN NACHTSCHLEIFEN Natürlich kann man sich nach Sendeschluss knackende Kaminfeuer-Videos ansehen. Oder die unendlichen Weiten des Weltalls oder des Eisenbahn-Schienenne netzes. Einige werden vi vielleicht noch das leg gendäre Testbild vor Aug haben, viele werden gen s sich aber auch an eine d kultigsten TV-Endder l losschleifen aller Zeiten e erinnern: die Nacht" schleifen" von KI.KAStar "Bernd das Brot". Aberwitzige Nonstop-Comedy, die auf Grund des Sendezeitpunktes schon lange nicht mehr auf das normale" KI-KA-Publikum gemünzt " waren, sorgten für Begeisterung und haben auch bei älteren Semestern für KastenbrotKult gesorgt. Nun gibt es die drei zwischen 2004 und 2009 exklusiv für den Nachteinsatz produzierten Schleifen "Casting", "Call In" und "KI.KA Lounge" erstmals auf einer DVD – natürlich im anwählbaren Nonstop-Modus! (Universal, 40 Min.)

DAS SYNDIKAT "Das Syndikat", oder im italienischen Original "La Polizia Ringrazia", so heißt ein ganz besonderer Italo-Krimi der frühen 70er Jahre. Neben Mario Adorf und Enrico Maria SalerSeite

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no spielt ein junger Deutscher in diesem Kultfilm die Hauptrolle: Jürgen Drews! In einer kruden Story um eine mysteriöse Gruppe, die nachts auf den Straßen Roms bestialische Jagd auf nicht vom Gesetz belangte Verbrecher macht, zeigt Drews, dass er auch als (ernsthafter) Schauspieler seine Qualitäten hatte. Neben der ungekürzten Originalfassung des Films (Sprachen: deutsch, italienisch, englisch; Untertitel: deutsch) liefert eine zweite DVD neben Interviews mit Jürgen Drews, dem Produzenten Dieter Geissler und dem Bestseller-Autor Peter Berling eine ausführliche Bildergalerie sowie den Original-Kinotrailer. (Colosseo Film/Alive, 2 DVDs, 218 Min.)

DER MANN MIT DEM FAGOTT Eine bewegende Filmsaga über den Traum, Musiker zu werden, oder wie das 20. Jahrhundert das Leben eines Musikers geprägt hat, das erzählte Udo Jürgens (zusammen mit seiner Co-Autorin Michaela Moritz) in seinem Roman "Der Mann mit dem Fagott". Verfilmt wurde der Bestseller nun von Miguel Alexandre ("Die Frau vom Checkpoint Charlie"), David Rott spielt den jungen Udo Jürgens, Christian Berkel, Ulrich Noethen, Valerie Niehaus und Herbert Knaup sind in weiteren Rollen zu sehen. Die TV-Erstausstrahlung des Zweiteilers erfolgte am 29. und 30. September diesen Jahres in ARD und ORF, zeitgleich kam der Zweiteiler als DVD bzw. Blu-ray in den Handel. Zusätzlich zum Originalfilm liefern diese Ausgaben noch Bonus-Material, darunter ein Making-Of mit ausführlichem Udo-JürgensdInterview. Der Soundtrack, der als Doppel-CD veröffentlicht wird,, enthält neben der neuu produzierten Filmmusik zu "Der Mann mit dem Fagott" eine dazu passende Auswahl aus Udo Jürgens' Liedern, die er selbst dafür zusammengestellt hat. (Universum Film GmbH, 2 DVDs, 205 Min.)

SCARFACE Der unvergleichliche Al Pacino als Narben" gesicht", die Story ein einziger Kampf um Aufstieg, Macht und Leidenschaft: Das ist "Scarface". Brutal und gerissen erkämpft sich Tony Montana Anfang der 80er die Herrschaft über ein Kokain-Kartell, sticht nach und nach alle Konkurrenten aus. Doch mit fortschreitender eigener Abhängigkeit vom weißen Pulver


k kommen die zahlreichen F Feinde zurück und erk kämpfen sich wieder die M Macht – bis das Nar" b bengesicht" in seinem z Festung ausgebauten zur Haus gegen jeden und alles kämpfen muss. Die neu aufgelegte Blu-ray enthält neben dem Film (in der Original-FSK-18-Fassung) noch zahlreiche Special Features über Darsteller, Produktion, entfallene Szenen und über die TV-Version des Filmes. (Universal, 168 Min.)

FAITH VAN HELSING Mit den Folgen 25 bis 31 geht die zweite Staffel der Faith-Van-Helsing-Hörspiele in ein furioses Finale. Mit den deutschen Synchronstimmen bekannter Hollywoodstars, e exklusiver Musik und atemberaubenden S Soundeffekten ist es d diese Serie in kurzer Z Zeit gelungen, zu e einem Highlight der Dark-Fantasy-Szene zu werden. Die sieb sieben CDs führen die mystische Geschichte einer wahrlich außer-

gewöhnlichen Heldin fort, präsentieren eine Frau, die durch ihre innere Zerrissenheit, ihre Ängste und ihre Zweifel zeigt, wie schwer es ist, den scheinbar aussichtslosen Kampf gegen das Böse aufzunehmen. (R&B Company/Alive, 7 CDs)

ÄFFLE & PFERDLE DAS ISCH, WAS MAN HABEN MUUSS! Von Heiko Volz und Roman Lang 2011, Esslinger Verlag J.F. Schreiber ISBN 978-3-48022-927-7 64 Seiten; 12,90 Ð

Seit 1960 bis heute wurden für den SWR (bzw. den SDR) fast 2000 "Äffle & Pferdle"Spots produziert, mit denen es die beiden Comicfiguren – mit ihrem ganz besonderen Humor und der Vermittlung zahlreicher schwäbischer Lebensweisheiten – zwischenzeitlich von (Werbe-) Pausenclowns zu t H f d YouTube-Stars (Suchwort: Haferund Bananenblues) gebracht haben. Autor Heiko

Volz und Zeichner Roman Lang haben in den Cartoons dieses großformatigen Bandes besonderen Wert auf regionale Bezüge gelegt, thematisieren Spätzle, Kehrwoch' und den VfB, illustrieren ihre Szenen mit der Wilhelma oder dem Stuttgarter Bahnhof. Kultvergnügen für Jung und Alt!

GRENZFÄLLE ES GESCHAH ÜBERMORGEN In den 70er Jahren, also lange vor "Akte X", gab es schon eine Mystery-Serie, in der es die Agenten mit außerirdisch-außergewöhnlichen Phänomenen zu tun bekamen. Lange waren die 13 Episoden, die 1972 als deutschfranzösische Ko-Produktion entstanden sind, tief in den Archiven verschwunden. Nun gelangen sie in einer 4-DVD-Box wieder ans Tageslicht, lassen alten Fans wieder Gruselschauer über den Rücken laufen oder liefern spannenden TV-Geschichtsunterricht für alle, die sich zur Zeit der Originalausstrahlung nicht getraut haben, die Flimmerkiste einzuschalten ... (Pidax Film Media/Alive, 4 DVDs, 667 Min.)

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Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist der 31. März 2012 NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de

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from the past SCHLAGER ORIGINALE MARY ROOS + HEIDI BRÜHL + RAMONA + PETER ALEXANDER Mit diesen vier Wiederveröffentlichungen von Originalalben aus den Hochzeiten des deutschen Schlagers können nun Sammlungslücken geschlossen werden, waren sie doch teilweise schon seit mehreren Jahren nicht mehr erhältlich – oder wenn, dann nur als Second-Hand-LPs. MARY ROOS wurde 1976 veröffentlicht, lieferte die Single-Auskopplungen "Die Einsamkeit in meinem Zimmer" und "Nimm dir nie ein Teufelsweib". Als Bonus wurden die beiden 1977er Singles "Santo Domingo" und "Ich bin Mary und nicht Jane" dazugepackt. ICH BIN SO ODER SO liefert mit Liedern von 1959 bis 1991 einen breitgefächerten Streifzug durch ddie Musik von Heidi B Brühl. Eine echte Rarität aauch ALLES WAS WIR W WOLL'N AUF ERDEN, ddas 1971er Debüt von R Ramona. Mit der gleichnamigen Single gelang ihr im gleichen Jahr ihr größter Erfolg – Platz 8 in den deutschen Charts. Mit Evergreens wie "High Noon", "Das ist die Liebe der Matrosen" oder "True Love" präsentiert SPAZIERGANG DURCH DAS LAND DES FILMS einen Peter Alexander in Top-Form, zeigt eindrucksvoll, wie sich der Entertainer, Schauspieler und Musiker nahezu jeden Song zueigen machen konnte. (Polydor/Koch/Universal)

HARALD REINL DER REGISSEUR, DER WINNETOU, EDGAR WALLACE UND DIE NIBELUNGEN INS KINO BRACHTE Von Kristina Pöschl, Miriam Trescher, Reinhard Weber 2011, Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur Landshut ISBN 978-3-98093-909-6 190 Seiten; 26 Ð Dickes, dickes Lob an die Herausgeber dieses Buches: So umfassend, detailreich und dennoch nie langatmig hat man das Leben des österreichischen Regisseurs und Drehbuchautors Harald Reinl bisher noch nicht nachlesen dürfen. Unterteilt in einen Biografie- und einen Filmografie-Teil, bekommt man zunächst eine ausführliche Schilderung des Werdegangs Reinls, von "Kindheit, Jugend und Skisport"

über "Die filmerischen Anfänge" – bei denen Reinl u.a. Assistent bei Leni Riefenstahl war – bis zu "Harald Reinl und Karin Dor – eine außergewöhnliche Liebesgeschichte". Natürlich war ab einem bestimmten Zeitpunkt der (Kino-)Film das bestimmende Thema in Reinls Leben. Nach Heimatfilmen ("Der Herrgottschnitzer von Ammergau", "Die Fischerin vom Bodensee") prägte er ab Mitte der 50er Jahre den deutschen Krimi ("Der Frosch mit der Maske", "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse", "Der Würger von Schloss Blackmore"), Anfang der 60er kamen die Verfilmungen der Karl-May-Romane hinzu. "Der Schatz im Silbersee" machte 1962 den Anfang, gefolgt von "Winnetou I" (1963) und "Winnetou II" (1964). Der immense Erfolg der Karl-May-Verfilmungen führte Reinl auch zu Genre-verwandten Arbeiten wie "Der letzte Mohikaner" (mit Joachim Fuchsberger) der "Nibelungen"-Reihe (mit Karin Dor und Maria Marlow) sowie Horrorfilmen wie "Die Schlangengrube und das Pendel" (mit Lex Barker und Christopher Lee). Ende der 60er war Reinl dann in weiteren Bereichen erfolgreich, so mit den Verfilmungen der "Jerry Cotton"-Romane, mit Pennäler-Komödien wie "Pepe, der Paukerschreck – Die Lümmel von der ersten Bank" bis hin zu Dokumentationen wie "Erinnerungen an die Zukunft" (über die Thesen des Schweizer Schriftstellers Erich von Däniken). All seine Filme sind in der Filmografie chronologisch aufgeführt, mit den wichtigsten Mitwirkenden vor und hinter der Kamera, ausführlich und mit Bildern auf Geschichte, Hintergründe sowie Kritiker- und Publikumsreaktionen eingehend. Für Novizen tonnenweise höchst interessantes Neuland, für gestandene Filmfans ein unverzichtbares Nachschlagewerk.

RETROLOOK KUCHENBACKEN IM M FIFTIES-STYLE Mit wilden FantasieeNamen (Sunset Strip, Marshmellow Lucy oder Mudcake arben peppt Shake) und feschen Farben Bosch seine Handrührer in der "Rock'n'RollEdition" auf. 450 Watt Leistung, fünf Geschwindigkeitsstufen (plus Turbo), je zwei Knethaken und Schneebesen – da sollte dem beschwingten Kuchenbacken nichts mehr im Wege stehen! (Bosch Hausgeräte) Seite

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RUF DER WILDNIS Von Kultfilmen zu sprechen und "Ruf der Wildnis" dabei nicht zu erwähnen – das geht ja schon mal gar nicht! Der 1903 entstandene Roman von Jack London wurde oft verfilmt, Anfang der 70er gelang mit Charlton Heston und Raimund Harmstorf in den Hauptrollen eine der wohl besten Versionen, in der vor einer eindrucksvollen Naturkulisse eine und große Geschichte über Freundschaft, Abenteuer und Freiheit erzählt wird – die aber auch unverblümt zeigt, wie eng Neid, Hass und Verrat mit diesen Tugenden verknüpft sind. Erstmals in Deutschland auf DVD und erstmals weltweit als Blu-ray. (Universum Film, 99 Min.)

KOTTAN ERMITTELT RIEN NE VA PLUS Die ORF-Serie um den Wiener Polizeimajor Adolf Kottan war alles andere als normale Krimikost. Mit satirischem Witz, SlapstickEinlagen, gnadenlos überzeichneten Figuren und irrsinnigen Kriminalfällen wurde "Kottan ermittelt" zwischen 1976 und 1983 zur KultSerie, der man entweder hemmungslos verfiel oder bei der man sich gezwungen sah, nach de den ersten zehn Minuten eentnervt den Fernseher auszzuschalten. Zusammen mit K Kollegen Paul Schremser ((der es später zum Dezernnatsleiter brachte) sowie ddem ständig gegen Stubenfliegen kämpfenden Polizzeipräsidenten Alfred Pilch (genial gespielt von Kurt Wein ierl) ermittelte Kottan in aberWeinzierl) witziger Manier. Seiner Faulheit wurde nur von seinem groben Auftreten (besonders gegenüber seinem übereifrigen Assistenten Schrammel, der sich seine Fachkenntnis durch andauernde Krimi-Lektüre holte) übertroffen. 2010 drehte Re Regisseur Peter Patzak mit Lukas Resetarits – dem d Kottan-Darsteller der Originalfolgen 6 bis 19 – in der Hauptrolle den Kinofilm "Kottan Ermittelt – Rien Ne Va Plus", der im Juni die Jahres in die deutschen Kinos kam. Ein dieses m makabres Mörderspiel im Schneeballsystem ffordert die Wiener Polizei heraus – klar, das ein einzig Kottan dabei den Durchblick behält. Das Drehbuch wurde von Jan Zenker, dem Sohn des Kottan-Erfinders Helmut Zenker, geschrieben, zahlreiche bekannte Schauspieler wie Johannes Krisch, Johanna Wokalek, Bibiana Zeller oder Robert Stadlober übernahmen die weiteren Rollen in diesem Kult-Revival der Spitzenklasse. (Thimfilm GmbH, 110 Min.)


PA U L   V I N C E N T

Ticket To Ride • Norwegian Wood • I Saw Her Standing There You’ve Got To Hide Your Love Away • Girl • Blackbird I Feel Fine • In My Life • Daytripper • I’ve Just Seen A Face MASTERED AT ABBEY ROAD STUDIOS Paul Vincent’s brand new CD now available at:

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50 Jah ahrre RENAULT 4

Kleiner Revoluzzer Von Jürgen Wolff, Susanne Kilimann

Er war lange vor dem Fiat Panda schon eine "tolle Kiste": Vor 50 Jahren brachte Renault seinen R4 an den Start. In 31 Jahren rollten über acht Millionen Einheiten des kleinen Raumwunders vom Band. Es wurde zu einem der Kultautos der 68er Generation.

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ls die coolen Jungs ihren PS-starken Golf GTIs die Sporen gaben und die Lifestyle-Mädchen im Mini mobil machten, startete der R4 bereits in sein drittes Produktionsjahrzehnt. In dem kleinen Franzosen konnte man damals durchaus Mitleid erregen. Mit ihm juckelten gern Lehrer mittleren Alters durch die Lande. Berufsjugendliche, die auch in den 1980ern nicht von Cordsamt-Sakkos und langen Haaren lassen wollten – was zumindest aus Sicht ihrer Schüler reichlich daneben war. In den 1960er und 1970er Jahren dagegen hatte Renaults schlichter Kleinwagen den Nerv der Zeit getroffen. Er begeisterte junge Protestler, die mit Latzhosen und Batikhemden, Jesuslatschen und bewusstseinserweiternden Sub Substanzen gegen die Wir Wirtschaftswunderwelt der Eltern mit ihren versa st staubten Werten und M Mo Moralvorstellungen r eb rebellierten. Der sc schlichte Wagen m mit dem steil le len Schrägheck st stand ebenso wie Ci Citroëns 2CV für n neue Freiheiten und A Abenteuer jenseits d Konventionen. der

Citroëns „Ente", der 2CV, war ästheefälliger. tisch gefälliger. Ging es aber um n Mehrwert, so war ihm Renaults praktischen 61 Millimeter kurzer Kleinwagen exakt 3661 aushoch überlegen. Er war der jedoch haushoch Kumpel, mit dem sich jeder WG-Wechsel samt Bücherkisten, Flokati, Rattansessel und Yuccapalme lässig bewerkstelligen ließ – notfalls mit offener Heckklappe und überlanger Ladung. 255 bis maximal 950 Liter passten in den quaderförmigen Kofferraum: Der R4 war das erste Serienauto, bei dem sich die Rückbank komplett zusammenfalten und nach vorne klappen ließ. Sogar in eine mobile Liebeslaube konnte er dank dieser variablen Rückbank leichter verwandelt werden als jeder Konkurrent seiner Epoche. Abenteurer bauten ihn aus, gingen mit ihm sogar auf Weltreise – und kamen mit ihm wohlbehalten wieder zu Hause an. Der französische Komiker Jaques Tati enthüllte im Film "Traffic" einen praktischen Zusatznutzen des R4: Auf dem heruntergeklappten Kühlergrill ließ sich im Stau eine warme Mahlzeit brutzeln. Die Idee für das Auto, das die Kleinwagenlandschaft ein Stück weit revolutionierte, wurde bei Renault schon Mitte der 50er diskutiert. Pierre Dreyfus, damals Seite

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frisch angetreten als Generaldirektor des französischen Staatskonzerns, schlug seinen Vorstandskollegen ein Projekt vor, das im Kern ebenso avantgardistisch wie pragmatisch war. Eine kleine, vielseitige Kombi-Limousine mit vier Türen, großer Hecktür und ladefreundlichem Gepäckabteil schwebte dem RenaultChef vor. Gut gefedert sollte das Wägelchen


sein – dazu handlich, preiswert und mit Platz für fünf Personen. Seine Ingenieure sollten mit freiem Kopf und einem leeren Blatt Papier das Auto praktisch neu erfinden. Nach diversen Vorstudien fiel 1958 die Entscheidung zum Bau des R4. Das Projekt trug die Nummer „112" – doch Renaults Entwicklungsingenieure gaben ihm schon bald einen Namen, der sie mehr inspirierte: „Marie-Chantal". Schließlich war man in Frankreich. Im Frühsommer 1961 wurde die Fachpresse zu Testfahrten mit R4-Vorserienmodellen eingeladen. Zuvor hatten die Renault-Versuchsfahrer schon 2,9 Millionen Testkilometer zwischen Schweden und Afrika abgespult. Anfang August startete die Serienproduktion. Im September des Jahres feierte der Wagen auf der IAA in Frankfurt offizielle Weltpremiere. Kurz zuvor war die Produktion auf der Seine-Insel Séguin in Paris-Billancourt angelaufen. Mit seinem variablen Innenraum sorgte der kleine Franzose am Main für mächtig Aufsehen. Auch die technischen Details – Renaults erster Frontantrieb, günstiger Schwerpunkt, Einzelradaufhängung und die Revolverschaltung, bei der die Gangwechsel mittels einer Stange auf den Antriebsstrang übertragen werden – stießen bei der Fachwelt auf großes Interesse. Die Revolverschaltung sorgte auch dafür, dass zwischen den Vordersitzen weder ein Schalthebel noch eine Handbremse störte. Und der Frontantrieb bescherte dem R4 ein lange narrensicheres Kurvenverhalten – ganz anders als bei den „Heckschleudern" wie VW Käfer & Co. In seiner französischen Heimat fuhr das Nachfolgemodell des heckgetriebenen Renault 4 CV von Beginn an auf der Erfolgsspur. In Deutschland, wo man Kompaktklasse mit „Käfer" übersetzte, wo der Bundeskanzler Konrad Adenauer hieß und sich nicht nur unter den Talaren noch der Muff von 1000 Jahren über alles legte, wurde der Konkurrent zunächst verhalten aufgenommen. Das änderte sich Ende der Sechziger, als ein frischer Wind durch die Bonner Republik wehte und auch mit Blick aufs Auto einen gesellschaftlichen Wertewandel mit sich brachte. 1970 wurde zum deutschen Rekordjahr für den Renault 4, wie das Modell seit 1965 offiziell hieß. Bundesweit wurden rund 86.000 Exemplare neu zugelassen. Damit sicherte sich

der kleine Franzose einen Marktanteil von vier Prozent. Insgesamt verkauften die Franzosen den schlichten Volumenbringer hier zu Lande in 27 Jahren über 900.000 Mal – jeder zehnte gebaute R4 ging nach Deutschland. Anfangs brachte Renault die Versionen R4, R4 L und R4 L Super Comfort mit einem wassergekühlten Reihen-Vierzylinder auf den Markt, der 23 PS aus 0,75-Liter-Hubraum schöpfte. Das Basismodell kostete in Deutschland zunächst 3830 Mark. Eine minimal ausgestattete Version Renault 3 mit 0,6-Liter-Motor wurde in Frankreich angeboten, aber nach kurzer Zeit wieder aus dem Programm genommen. Dafür legte man am anderen Ende der Palette nach – ab 1962 gab es ein Aggregat

mit 845 Kubikzentimetern Hub und 26 PS. 1973 folgte ein Triebwerk mit 34 PS, das die Höchstgeschwindigkeit der Schaukelkiste von 110 auf atemberaubende 120 km/h steigerte. Der kleine Revoluzzer mit der großen Klappe hat nicht nur mit seinem variablen Innenraumkonzept neue Standards gesetzt. Er gehörte zu den ersten Volumenmodellen, die auf Plattformstrategie und Baukastenprinzip basieren, und war für die Franzosen ein erster wesentlicher Schritt zur Globalisierung. Die Karosserie wurde mit dem Rahmen verschraubt – so ließen sich schnell und kostengünstig verschiedene Versionen realisieren. In drei Produktionsjahrzehnten hat Renault folglich diverse R4-Varianten vom Band gelassen – neben der „Limousine" empfahlen sich Transporter und Kombi. Mit dem Sinpar 4x4 kam sogar ein Ableger mit Allradantrieb. Als Plein-Air warb der R4 als luftiges und türloses Spaß- und Strandmobil mit Faltverdeck um junge Kundschaft. Mit dem Rodeo folgte schließlich eine zweite Open-Air-Variante mit stärkerem Antrieb. An der Karosserieform haben die Franzosen über den gesamten Produktionszeitraum hinweg keine wesentlichen Veränderungen vorGoodTimes

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genommen – von Kleinigkeiten wie dem neuen Kunststoff-Kühlergrill mal abgesehen, der Mitte der Siebziger kam. Dafür wurde der Wagen in immer neuen Farben und

mit fantasievollen Sonderausstattungen ins Rennen geschickt. Der R4 Safari zum Beispiel brachte in den 1970ern Polsterbezüge in Hängemattenoptik mit. Als Rallye-Auto hat der unkonventionelle Allrounder ebenfalls von sich reden gemacht. Sein Debüt feierte er 1962 bei der Rallye Monte Carlo. Die Allradversionen schlugen sich zudem wacker bei der berüchtigten und materialmordenden Rallye Paris-Dakar: 1979 wurden die Brüder Marreau Zweite im Gesamtklassement. Auch im Alltag erwiesen sich die Antriebe als relativ robust. Noch heute ist der R4 auf den Straßen rund ums Mittelmeer kein seltener Anblick, in Deutschland sind noch 2300 Exemplare zugelassen. Über 100.000 Kilometer konnten R4-Fahrer in der Regel auf zuverlässige Dienste bauen. Der Feind lauerte an anderer Stelle. In 31 Produktionsjahren bekam Renault das Rostproblem nicht wirklich in den Griff. Das erklärt auch, warum die meisten der über acht Millionen Exemplare längst Opfer der Schrottpresse geworden sind. Mit dem limitierten Sondermodell Salü verabschiedete sich der R4 von den Kunden in Deutschland. Verschärfte Abgasbestimmungen, die den Einsatz eines Drei-Wege-Katalysators erfordert hätten, brachten das Aus. Der letzte in Deutschland verkaufte R4 GTL ging an Günther Jauch, damals noch ein aufstrebendes Nachwuchstalent im deutschen Fernsehen. 1992 wurde die Produktion dann auch weltweit eingestellt – insgesamt waren unter dem Label von Renault in 28 Ländern (von „A" wie Argentinien über „M" wie Marokko bis „Z" wie Zaire) exakt 8.135.424 Stück gebaut und in mehr als 100 Staaten verkauft worden. An eine Neuauflage des genialen Allrounders hat sich Renault nie gewagt. Der Geist des R4 immerhin lebe in dem praktischen Lastenträger Renault Kangoo weiter, verkünden die Marketingprofis. Aber so einfach, wie es sich Vertriebsstrategen wünschen, lässt sich automobiler Kult eben doch nicht verpflanzen.


Autogrammsammler

Der Traum von Stan & Ollie Sport, Musik und Film. Fernsehen, Kunst und Politik. Das Feld ist endlos, die Kollektion riesig, und doch ssiic gibt es noch immer unerfüllte Wünsche. Norbert Arndt aus Düsseldorf, gelernter Versicherungskaufmann, e Börse, Bö örsse, ist seit 33 Jahren dabei: Er sammelt, veranstaltet inzwischen eine eigene eric er ic cht htet holt dabei auch noch Geld für karitative Zwecke rein. Der 59-Jährige berichtet ak kt und und un hier von (s)einem vielschichtigen Hobby, das ihm schon Kurioses, Kontakt Begegnungen mit Prominenten unterschiedlichster Couleur bescherte.

eine Sammelleidendenschaft wurdee im August 1978 bei der Fi Mes usgelöst. „HiFi Messe" in Düsseldorf ausgelöst. Dort trate stler auf traten prominente Künstler ramme. So und gaben anschließend Autogramme. aterial auch besaß ich abends neben Infomaterial Karten von Katja Ebstein, Rudi Carrell, Felicia Weathers und Max Schautzer. Das bewog mich dazu, meine damaligen Hobbys, Briefmarken und Münzen, ad acta zu legen.

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ch besuchte von da an Autogrammstunden in Düsseldorf und Umgebung. Teilweise schrieb ich monatlich auch bis zu 40 Prominente an. Bald erweiterte ich das aufs Ausland. Durch Heirat, Vaterfreuden und eine berufliche Umorientierung lag die Sammlung etliche Jahre brach. Wenn jedoch ein Gast zu einer

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Sign Signierstunde vor Ort war, stellt ich mich mit in die stellte Schla Schlange. b etwa 1990 intensivierte ich das Sammeln wieder wieder, konzentrierte mich aaber ber auf wenige Bereiche Bereiche: Schauspieler, deutsche F Fußballnationalspieler (ab 1951) und olympische W Wintersport-Medaillengewinner. Und als BeatF Fan hielt ich Ausschau nach Autogrammen aus d der Star-Club- und "Beat-Club"-Ära.

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urch Anzeigen in Printmedien und durch Kontakte auf Trödelmärkten lernte ich G Gleichgesinnte kennen, die ich in unregelmäßi-

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Sammler trifft Filmstar: Norbert Arndt mit Christine Kaufmann


gen ge en Abständen be Tauschterminen traf. bei urch erfahrenere Sammler erfuhr ich bald, dass gerade im Ausland Stars" nicht mehr persönlich zzum Kuli griffen, son„Stars" dern für sie autorisierte Personen in Agenturen dies übernahmen. Außerdem kamen Auto-Penschreiber immer mehr zum Einsatz – das sind Unterschriftenautomaten: Die Signatur wird im Original einmal geleistet und kann tausendfach aufgebracht werden.

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n den USA wurden auch immer häufiger Fotos mit einfotografierten Signaturen angefertigt und an Fans verschickt.

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D Dieses Verfahren wurde in Deutschland hauptsächlich von Musikstars übernommen, bei Schauspielern konnte sich das nicht durchsetzen. ch bekam dennoch auch viele echte Autogramme, z.B. von Hollywood-Größen wie James Stewart, Gregory Peck und Karl Malden. Einige ließen sich sehr viel Zeit.

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en Rekord hält Sir Lawrence Olivier, sein Autogramm erhielt ich nach neun Jahren! Der deutsche Schauspieler Karl-Michael Vogler brauchte für seine Antwort nur vier. Er entschuldigte sich: „Ihre Anfrage fanden wir hinter einem Schrank, als wir renovieren wollten."

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er Post P kamen k auch h etliche Highlights, wie z.B. ein signiertes Foto von George Harrison oder ein unterzeichnetes CD-Cover von Ringo Starr, das ich ihm geschickt hatte.

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uch Charlie Watts ließ es sich nicht nehmen, mein verschicktes Foto mit Gruß und Unterschrift zu versehen.

er Rücklauf der Autogrammpost belief sich noch Mitte der 90er Jahre auf circa 60 Prozent. Die heutige Quote liegt bei nur noch 15 bis 20 Prozent. eit dem Jahr 2000 sammle ich sehr viel persönlich. Es gab mittlerweile Film-Börsen, zu denen ältere Schauspieler für Autogrammstunden eingeladen wurden. Diese Börsen fanden oder finden vereinzelt auch noch in Bochum, Münster, Hamburg oder Bottrop statt. Man konnte sich die Unterschriften u.a. auf tollen DIN-A4Fotos holen.

e i t 2004 richtee ich selbst eine Autogrammbörse in Düsseldorf aus. 2009 kamen Leo Lietz (Lords) und Doug Grassell (O ess) zu einer (Ohio Express) SSignierstunde. de. In den letzte ten zwei Jahren habe ich E Ex-Fußballer wie Bernard D Dietz und Wolfgang Kleff eeingeladen. Außerdem g gebe ich Comic-Künstlern eeine Plattform. Durch einee T n Tombola kamen zu Gunsten d des hiesigen Kinderhospizess „R n „Regenbogenland" in den le 0 letzten zwei Jahren über 1000 E Euro zusammen.

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uf diese Weise habe ich z.B. Walter König ("Star Trek"), David Carradine, Dirk Benedict ("A-Team"), Michael Beck ("Warriors"), Vernon Wells ("Mad Max 2") oder die Bond-Girls Caroline Munro, Britt Ekland und Maud Adams getroffen.

u meiner ersten Börse se ie kamen elf Anbieter, die ih präsentierten Die ihre Sammlungen auf 33 Tischen präsentierten. N Nachfrage wuchs in den letzten Jahren, so dass der Saal m bis zu 68 Tischen ausgelastet ist. Die Zahl der Anbieter mit h sich auf rund 35 pro Börse erhöht. hat

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in Glücksfall waren für mich die Beatles-Festivals, die von 2002 bis 2010 in Berlin im Estrel Hotel oder in Hamburg stattfanden. Dort lernte ich viele Leute kennen, die mit den Beatles im SStar-Club aufgetreten waren oder so sonstige Berührungspunkte mit den „F „Fab Four" hatten – wie etwa Tony Sh Sheridan, Klaus Voormann, Astrid Ki Kirchherr, Horst Fascher, Lee Curtis, Ki King Size Taylor, Spencer Davis, Kuno Dr Dreysse (Rivets) und die Rattles Herbert Hi Hildebrandt und Dicky Tarrach. Mit Br Brian Parrish (u.a. The Londoners) ha halte ich freundschaftlichen Kontakt.

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Je ausgefallener, desto besser ...

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as Angebot umfasst Signaturen aus Sport, Film, Musik, Politik, Kunst usw. Es werden auch Sammelalben, alte Zeitschriften und Filmprogramme angeboten.

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ie Altersstruktur der Besucher reicht von 10 bis 75 Jahren. Die ganz jungen Sammler suchen Stars aus "DSDS", Comedians oder aktuelle Bands. Den größten Anteil stellen die Fußballsammler. Hier sind Nationalspieler sehr gefragt. Viele suchen auch Spieler ihres Lieblingsvereins. Da stehen Borussia Mönchengladbach, Bayern München, Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf ganz oben. nteressenten aus den Bereichen Film und Rockmusik sammeln gezielter, bewusster und geben auch etwas mehr Geld aus. Sie sind in der Mehrzahl über 50 Jahre alt.

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ie Besucherzahl im ersten Jahr lag bei etwa 60 bis 80 Personen, sie ist inzwischen auf rund 450 gestiegen. Die Börse gehört damit zu den beiden größten Autogrammbörsen Deutschlands.

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s fällt mir schwer, Lieblingsstücke meiner Sammlung zu nennen. Als Schauspielerinnen verehre ich Audrey Hepburn, Grace Kelly und Romy Schneider. Über Danny Kaye, Jerry Lewis und Fernandel konnte ich immer sehr lachen, auch John Wayne, James Stewart, Gary Cooper oder Glenn Ford finde ich sehr gut.

m Musikbereich gehören die Beatles, Rolling Stones, Kinks und Small Faces zu meid nen Helden. Die wertigsten meiner Stücke sind für mich John Lennon, ein unterzeichneter Scheck von George Harrison und ein Autogramm von Elvis Presley. Sehr am Herzen liegt mir ein ganz besonderes Stück. Ein befreundeter Zeichner, Andree Schneider, hat mir die Star-Club-Bühne nach einerr Postkarte auf einem DIN-A-3 Blatt gezeichnet. Diesess Schmuckstück haben mir seit-dem persönlich 26 Künstler, diee d im Star-Club aufgetreten sind n oder mit ihm unmittelbar zu tun ch hatten, signiert. Klar habe ich m auch noch Sammlerträume! Zum uf Beispiel die Beatles komplett auf ch einem Beleg, und im Filmbereich i Si wäre das ein Foto mit den gemeinsamen Signaturen von Stan & Olli.

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reiskataloge wie etwa bei Briefmarken oder Münzen gibt es im Autogrammbereich nicht, den Sammlermarkt regeln Angebot und Nachfrage. Man orientiert sich zum Teil an Auktionshäusern wie Axel Schmolt in Krefeld, am Agon Sportverlag in Kassel oder Stargardt in Berlin.

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ber das Internet und seine zahlreichen Verkaufplattformen kamen zwar seltene Stücke auf den Markt, aber auch Fälscher machten sich auf diesen Portalen leider sehr schnell breit. Nach Schätzungen liegt der Anteil der angebotenen gefälschten Autogramme im Musik- und Filmbereich aktuell bei etwa 85 bis 90 Prozent!

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eine Sammlung umfasst momentan ungefähr 4000 Autogramme. Ohne fi nanzielle Not würde ich wohl kein einziges Stück davon verkaufen. Aber vielleicht trenne ich mal von einem Teilbereich, der Bereich Musik wäree e. der letzte, den ich veräußern würde. er Die Sammlung könnte meine Tochter on mal weiterführen, da sie auch schon gen einige Künstler nach Veranstaltungen um ein Autogramm gebeten hat. Außerdem habe ich meine Tochterr zu Signierstunden von Natural, B3 und chtes Westlife begleitet – für mich ein echtes Erlebnis, zwischen etwa 800 bis 1000 kreischenden Teenies zu stehen!

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Foto: © Archiv Ke n Hensley

© Pressefoto

Der stolze Rolls-R oyceund Rennstallbes itzer

Formel Heep: Zwischen Tasten & Gaspedal Von Philipp Roser

K e n eine ei nee LLeidenschaft eiidens denssch de c afft fürr de d den en Mo M Motorsport otto tors tors r po ort o rtt rreicht eich ht kurz bevor ich überrundet wurde – es sah so aus, als Hensley? Den weit zurück, erzählt der Musiker: „Mein würde ich in Führung liegen." Mit der Wahrheit kennt man doch in erster Dad nahm mich zu Rennen mit, als ich nahm ees nicht nur die britische Klatschpresse Linie als singenden Keyboarder und te noch ein kleiner Junge war. Ich verfolgte schon damals nicht immer ganz genau ... Hitschreiber von Uriah Heep ("Lady In das Geschehen auf der Strecke von mei-„In meinem ersten Rennen bin ich Letzter Black"), vielleicht auch noch als kurzzeitigew nem Sitzplatz auf Dads Schultern. Eines geworden", räumt der Musiker mit einigen ges Mitglied bei den Southern Rockern von My Tages, bei einem Formel-2-Rennen in Mythen auf. Und verrät gleich auch noch, Blackfoot. Oder man hat ihn durch sein Comeback da er sich einst bei einem Regenrennen Thruxton, sagte ich zu ihm: Einmal dass als Solokünstler in der jüngeren Vergangenheit werde ich auch so ein Geschoss fahren! in Brands Hatch auch mal verbremste un mitten auf der Strecke voll um die Er tätschelte mir den Kopf und lächelund wahrgenommen, zuletzt vor einigen Monaten mit eig te nachsichtig – aber ich habe ihm es eigene Achse drehte – „das war ausdem neuen Album FASTER. Doch der 66-Jährige gan der Druids-Haarnadel-Kurve". Bilder gezeigt und es gemacht!" gangs hat neben der Musik (und seiner spanidies Mit Uriah Heep feierte Hensley in den dieses Missgeschicks Hensleys mit der schen Ehefrau) eine weitere große Liebe: Start 70er Jahren weltweit Erfolge, verkauftee Startnummer 22 am Fahrzeug findet man Autorennen. Mein Manager bezeichnet " el Millionen Platten und verdiente sehr viel heute noch im Internet. mich als Formel-1-Junkie, und er hat Geld. „Als ich jung, reich und dumm war, ging Geld hatte Hensley in jenen Jahren dank Recht", sagt Hensley im kult!mel-1Son ich nach Brands Hatch und fuhr einen Formel-1seiner Songautoren-Tantiemen im Überfluss, mehr Interview. Boliden. Ich kaufte mir ein Rennauto und fuhr einials Fahrtalent jedenfalls. Und so baute er einen eigegen Profis an, ge Rennen. Ich trat zwar als Amateur gegen nen Rennstall auf: Ken Hensley Racing, der in der damals g! Da spielte es auch aber für mich ging ein Traum in Erfüllung! gerade neu gegründeten, aber längst wieder verblichenen Formula keine Rolle, dass ich meist hinterherfuhr. Ich war ein Fan, und heute bin Ford 2000 drei Fahrzeuge an den Starte brachte. ich ffanatisch", muss er heute beim Orange-schwarz waren die Farben des damals größBlickk zurück in die Vergangenheit ten privaten Rennstalls im Vereinigten Königreich selb bs schmunzeln. selbst und seiner insgesamt drei vierrädrigen Geschosse D Doch mit diesem Erlebnis war (gebaut von Dulon, Modell MP18 und MP20); dass Thema Autos und Rennen es fuhren Ian Taylor, Frank Sytner und David fürr Hensley keineswegs erleMacPherson – zeitweise saß Hensley sogar selbst dig gt Vielmehr belegte der junge digt. am Steuer, nachdem MacPhersons Sponsoren Eng Engländer einen Anfängerkurs sich überraschend zurückzogen, was den in der Rennfahrschule, die sich Rennfahrer den Job kostete – manan der legendären Strecke von ches von damals erinnert an heutige Brra Brands Hatch niedergelassen Gepflogenheiten in der Formel 1, haat Und: Er brachte es bis auf hatte. doch dazu später mehr. Apropos die Titelseite der renommierdie Kosten: Hensleys Versicherung teen britischen Motorsportbibel ten sah seine Rennaktivitäten weniger "A A "Autosport", was seinem Ego begeistert – er musste jedes Mal, wenn du u durchaus schmeichelte: „Sie er sich hinters Lenkrad quetschte, safna nahmen ein Foto von mir auf, tige Zusatzprämien abdrücken! Uriah Heep Ken Hensley (r.) mit -Phase on wt -La hn in der Jo

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Hensley 1977

Foto: © Helge Øverås

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Foto: © Archiv Ke n Hensley

Foto: © Archiv Ken Hensley

© Pressefoto

seinen Besuch beim Grand Prix in Silverstone 1973 wird er nie vergessen: „Da beobachtete ich das Geschehen vom Boxendach aus und erlebte hautnah mit, wie Jody Scheckter als Neuling in der Formel 1 einen Unfall am Start verursachte – bei der Karambolage flogen die meisten Fahrzeuge von der Strecke!" Seine Favoriten unter den aktuellen Fahrern? „Ich lebe in Spanien, und darum begeistere Freute sich einst auch über einen ich mich natürlich für Fernando Ferrari Alonso. Seine Fähigkeit, ein Auto Taylor gelangen weiterzuentwickeln, ist immer 1976 vier Siege für das unterschätzt worden. Auch Lewis Hamilton, Jenson Button, Nico Hensley-Team, so dass Rosberg und Michael Schumacher schätze ich. Sebastian Vettel ist ein er vor dem letzten Saisonrennen auf der Strecke toller Fahrer, Mark Webber ebenfalls – und den Deutschen Adrian Sutil des Mallory Park sogar eine Chance auf den Gewinn des Gesamttitels mag ich, weil er auch ein passabler Klavierspieler ist." hatte. Und überraschend lag der am 7. Juni 1992 in Spa tödlich verunGefreut hat Hensley speziell das Comeback von Michael Schumacher: glückte Taylor (Bruder des Folkmusikers Jeremy Taylor) am Ende wirk„Er macht es sicher nicht des Geldes wegen, er meint es ernst. Ich könnlich vorn – und sicherte sich den Titel mit einem Punkt Vorsprung vor te die Musik ja auch nie aufgeben, und so kann ich ihn gut verstehen. Konkurrent Tiff Needel. Für Ken Hensley ein stolzes Ereignis, allerdings Für die Formel 1 ist es großartig, ihn gegen die Jungspunde fahren zu auch mit schmerzhaften Folgen: Seine wider Erwarten erfolgreichen sehen." Eines bedauert der rennverrückte Musiker allerdings aus tiefstem Fahrer folgten den lukrativeren Lockrufen anderer Rennställe, so dass er Herzen: „Eine der größten Tragödien der Formel 1 ist es, dass man nie für die nächste Saison neue Fahrer auftreiben musste. ein Rennen Schumacher gegen Ayrton Senna sehen konnte!" Der Formel 1 gilt Ken Hensleys ganze Liebe, „aber gelegentlich sschaue ich mir auch die DTM (Deutsche Tourenwagen-Masters) an – ich habe es damals sehr bedauert, als Mika Häkkinen sich zurückgezzogen hat. Bisher hat es leider terminlich nicht hingehauen, mal nach N Nürnberg zum Speedweekend am Norisring zu kommen, wo meines E Erachtens das spannendste und reizvollste DTM-Rennen stattfindet." Ken Hensley verfasst regelmäßig Kolumnen für das Motorsportmagazin "Pitwalk". Exklusiv für kult! hat er fünf Rennen vor dem Ende der Formel-1-Saison seine Gedanken in den Computer geklopft:

Hensleys legendärer Dreher in Brando Hatch

D vom P blik b t f FF 2000" W ttb b Der Publikum bestens aufgenommene „FF 2000"-Wettbewerb wurde 1977 auf 36 (!) Rennen aufgestockt, darum übertrug Hensley aus Zeitgründen die Alltagsarbeit des Team-Managements Roger „Mac" McKinstry. Schließlich forderte ihn der Fulltime-Job bei Uriah Heep ebenfalls über die Maßen, bis er dort 1980 ausstieg. 1978 ging das Ken Hensley Racing Team nicht mehr an den Start – exakt 30 Jahre später ließ Hensley seinen letzten Rennhelm und seinen maßgeschneiderten Rennanzug für die Kinderhilfsorganisation Esperanza Street Foundation versteigern. Heute sieht der Musiker bei Motorrennen nur noch zu, zeigt sich aber bestens informiert über das aktuelle Geschehen in der Formel 1: „Ich schaue mir alle Rennen im Fernsehen an, auf dem spanischen Channel 6 und bei RTL. Ich kann die Werbepausen umgehen, indem ich hin- und herschalte, da sie ihre Commercials nicht gleichzeitig bringen." Die Rennbegeisterung hat natürlich Auswirkungen auf seinen Terminkalender: „Klar, die Veranstaltungen beeinflussen meinen Tagesablauf, wenn ich auf Tournee bin. Ich muss das Qualifikationstraining und das Rennen selbst sehen, und so haben sich die Veranstalter manchmal ganz schön anzustrengen, um das zu ermöglichen!" Manchmal ist Hensley auch vor Ort – noch heute schwärmt er von seinem Besuch beim Formel-1-Rennen in Monzaa 2008. „Ich war als Gast von 'Auto Bild' und 'Motorr Sport Aktuell' dort, für die ich Niki Lauda interviewt habe. Und ich konnte das Rennen aus nächster Nähe verfolgen, weil ich einen Platz im Inneren der ersten Schikane bekommen hatte." Aber auch

Sebastian Vettel ist momentan der beste Fahrer in der Formel 1, und er wird mit dem nächsten Rennen in Japan wohl der jüngste DoppelWeltmeister der Geschichte sein – wenn Lewis Hamilton ihn nicht von der Strecke rammt. Und sollte das passieren, wird er es eben im nächsten Rennen ... Die Regeländerungen haben die Formel 1 wieder ein bisschen spannender und aufregender gemacht. Die Änderungen, die sie vor einigen wenigen Rennen erfanden, um Vettel zu bremsen, haben das Feld zwar enger zusammenrücken lassen, doch er ist immer noch der Beste und verdient den Titel. Die Verlierer sind wieder dichter an den Führenden herangerückt – dichter als in jenen Zeiten, als Michael Schumacher die Formel 1 so dominierte. Aus Sicht der Fans war damals zwar langweilig, weil wir die Rennen immer nur aus der Perspektive des Zweiten verfolgen konnten. Doch seine Verdienste sind ein wichtiger Bestandteil der Formel 1 geworden! Ich sehe übrigens in Sebastian viel von Michael. Cool, fokussiert, fähig, sein Auto immer einen Tick besser einzustellen als die anderen, und wild entschlossen zu gewinnen – er ist eben Deutscher. Das erkennt man am besten, wenn man ihn mit seinem Teamkollegen Mark Webber vergleicht. Der ist ein exzelMar l lenter Fahrer und durchaus imstande, Rennen z zu gewinnen. Aber im Vergleich zu Vettel ist e er eher ein Schlamper – genau deswegen liegt e in 90 Prozent aller Fälle hinter Vettel. er Ken Hensley


Rückblicke, Einblicke ... & ganz viel über Kult-Serien Henning (l.) und Paddy beim Durchstöbern der "Hörzu" Von Ulrich Schwartz

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Legendäre TV-Serien aus

erien wie "Die Vorstadtkrokodile", "Wie Na Namen und Handlungen verstecken, die seit den letzten 50 Jahren, ProgrammJa würden Sie entscheiden", "Alf", "Daktari", Jahrzehnten vergessen schienen. zeitschriften, die ihrem Namen noch "Bonanza", "Percy Stuart", "Robbi Tobbi und Neben den unterschiedlich langen gerecht wurden, und eine FernsehT das Fliewatüüt", "Spiel ohne Grenzen", "Die Themensendungen bietet retro-tv aber Kultur, die schon lange aus unserem n Waltons", "Arpad, der Zigeuner", "Neues noch mehr. Neben Wunschlisten und Leben verschwunden ist: Wer mehr ei aus Uhlenbusch", "Flugboot 121 SP", "Ein einem voluminösen Fernsehserien-Archiv als verschwommene Erinnerungen (f Colt für alle Fälle", "Drei Damen vom Grill", (fernsehserien.de inkl. Episodenführer und E"Monaco Franze", "Diese Drombuschs", E-mail-Benachrichtigung über aktuelle an diese Zeiten haben möchte, ist bei Se "Trio mit vier Fäusten" und viele andere Sendetermine) können sich Interessenten retro-tv genau richtig. sind längst vom Bildschirm verschwunden.. in Foren über Serien, Filme, Werbung, Zeich Dabei prägte so manche dieser Sendungen das Zeichentrick oder Technik austauschen. Teenager-Leben, bestimmte Tagesplanungen, legte Brandneu ist die KULT BOX (ZDF Enterprises/Sony (lange vor Festplatten-, Video- und DVD-Recorder) Music), die auf zwei DVDs mit einer Gesamtlaufzeit Zeiten fest, zu denen sich die Familie vor dem von fast sechs Stunden jeweils eine Ausgabe einer Fernseher versammelte. Oder lösten bei den anderen TV-Serie oder -Reihe aus der Vergangenheit vorstellt Familienmitgliedern nur mitleidiges Kopfschütteln – von Margret Dünsers "V.I.P.-Schaukel" (21.10.1977) aus, wenn man keine Folge der "Schwarzwaldklinik" über die "Drehscheibe" (07.05.1983) und "Bäng verpassen wollte ... Bäng" (26.01.1971) bis zu "Im Hobbykeller – Wir Den Machern von retro-tv, TV-Serien-Freak bauen einen Wackeldackel" (03.08.1974) reicht das Henning Harperath und Super-RTL-Moderator Paddy Spektrum. Kroetz, ist keine Sendung zu skurril, keine Serie zu Die Macher der Retro-Zeitreisen kommen dabei Tr o miitt vie Tr Tri vier Fä äus äu us u sten te en kultig, als dass sie diese nicht in einer ihrer Themenohne störende Werbeclips aus, sie können unabhängig Sendungen auf retro-tv.de (im Internet) ausgiebig und eigenbestimmt ihre Themen auswählen – übriund fachkundig behandeln würden. Da wird die gens genauso eigenbestimmt, wie die Zuschauer den Original-Marionette des "Spatz vom Wallraffplatz" Zeitpunkt ihres Besuches auf retro-tv auswählen besucht ,und man können: Eine Sendung zu verpassen, ist da schlicht erfährt, dass nieunmöglich! mand mehr Interview mit Henning Harperath genau weiß, retro-tv als Online-Magazin, wie kam es wer die sieben dazu? Spatzen-Puppen Wir haben seit langem ein n überhaupt herAlff Al komplettes Archiv alterr gestellt hat. "Hörzu"s – von den 50er Macher vor und Jahren bis heute, das uns als hinter der Kamera Die Die ie Vo Vors rs rst stta ad adt dt d kro krro k okod kodil kodile ile le le Recherche-Quelle für unsewerden interre Online-Fernsehserienviewt, man blättert Datenbank von fernsehsein alten Fernsehzeitungen. Unglaublich, welche rien.de dient. Immer wenn Erinnerungen geweckt werden, wie sich in den mich mein alter Freund hintersten Gehirnwindungen immer noch Bilder,


Paddy besuchte, stöberte er in den alten Fernsehzeitschriften, und wir redeten über die Serien von früher. Daraus hat sich dann die Idee entwickelt, dies als regelmäßiges VideoBlog im Internet anzubieten. Für mich war das ein großes Wagnis, denn mich drängte es Die Wa Die Walto lto t n tons ns s gar nicht in die Öffentlichkeit. Vorher hatte ich immer sehr darauf geachtet, dass keine Fotos von mir im Internet stehen – und plötzlich gibt es Videos mit mir! Ich hatte jja g gar keine Ahnung, wie das bei den Zuschauern ankommt. Es hätte ja auch sein können, dass ich als Witzfigur oder totame – und auch wenn ler Spinner rüberkomme das vielleicht einzelne Leute so sehen, war die Resonanz auf unsere ersten Ausgaben geradezu Robbi, To Tobbi b und das as s umwerfend positiv. Das hat uns animiert, bis heute Fliewatüüt ununterbrochen weiterzumachen. Worauf gab es die größten ZuschauerReaktionen? Ist ein Trend erkennbar? Die meisten Reaktionen gab es auf Folge 37 – Trio mit vier Fäusten "Hörzu" 30/1985 –, was aber nicht an den Themen der Sendung lag, sondern daran, dass gerade die Grimme-Online-Awards verliehen wurden, für die wir nominiert waren. Darüber haben wir uns sehr gefreut und auch über die damit verbundene Aufmerksamkeit in der Presse. Einen Trend zu bestimmten Themen kann man nicht ausDe Der err gr e große große ße eP Prreis eis ei s machen. Je nachdem, wann jemand geboren ist, hat er bestimmte Sendungen gesehen oder auch nicht. Deshalb springen wir ganz bewusst durch die Jahrzehnte und zeigen Sendungen aus den 50er Jahren, aber auch aus den frühen 90ern, was ja auch schon wieder 20 Jahre her ist. Unser Die Drrom omb omb busc us us schs Schwerpunkt liegt aber ganz klar auf den 70ern und 80ern –, Ein n Colt für ür a ür allle Fällle nicht zuletzt, weil ich selbst in dieser Zeit aufgewachsen bin. Trotzdem berichten wir natürlich auch über Sendungen, die ich persönlich vielleicht gar nicht gesehen habe. Was steht auf der persönlichen Rangliste der retro-tv-Macher ganz oben? "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt", "Catweazle" und "Herr Rossi sucht das Glück". Diese Serien haben Dak D ak kta tar ari a auf mich als Kind besonderen Eindruck gemacht. Aber es gibt so viele andere Sendungen, die den genannten kaum nachstehen, deren Aufzählung aber hier zu weit führen würde. Wie lange dauert die Vorbereitung auf eine Sendung? Wo sammelt ihr die Infos ein, wer versorgt euch mit Ideen, gibt es Wunschlisten? Es werden häufig Wünsche an uns herangetragen. Einige sind sehr speziell, aber viele würden sich durchaus als Thema für retro-tv eignen. Allerdings Dre D re ei Dam ame a men vom vo om m Gri Grrill Gr Grill ll können wir keine beliebigen Sendungen nehmen. GoodTimes G dTi

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Zum Konzept gehört, dass wir uns um eine bestimmte Anzahl von Jahren in die Vergangenheit bewegen – wir stellen vor, was heute vor z.B. 33 Jahren lief. Das schränkt uns bei der Themenwahl natürlich etwas ein, denn wir können so nur Beiträge wählen, die in der entsprechenden Bon Bon Bo nanz an a nz nza Fernsehwoche wirklich gelaufen sind. Und je mehr Sendungen wir schon vorgestellt haben (bislang sind es etwa 180), desto schwieriger wird es, in den jeweiligen "Hörzu"-Ausgaben noch unverbrauchte Themen zu finden. Es muss uns ja auch Material zur Sendung vorliegen, ansonsten bräuchten wir nicht darüber berichten. Notfalls wechseln wir in der Planungsphase noch das Jahr, so dass sich immer interessante Themen finden lassen. Aber da wir vo von Sendung zu Sendung re relativ wild durch die Ja Jahrzehnte springen, ist vi vielleicht nicht immer, ab aber doch immer wieder m mal was Interessantes für je jeden dabei. Als Reche Recherchequelle dienen uns verschiedene Bücher, Booklets von DVDs, aber auch die üblichen Online-Quellen, allen voran natürlich unsere eigenen Seiten fernsehserien.de und wunschliste.de, aber auch Wikipedia oder Fanseiten. Die Vorbereitung dauert etwa zwei Tage. Mit Dreh, Schnitt und Nachbearbeitung sind wir fast eine ganze Woche beschäftigt. Es ist wirklich viel aufwändiger, als man auf den ersten Blick vielleicht meinen könnte – vor allem, wenn man beständig und regelmäßig produzieren möchte. Viele Projekte fangen sehr ambitioniert an, verlaufen dann aber irgendwann im Sande. retro-tv gibt es jetzt seit rund zweieinhalb Jahren, und wir haben noch viele Ideen, die Themen werden uns sicherlich nicht so schnell ausgehen. Gab oder gibt es Protagonisten, die gar nicht sooo gern an ihre Auftritte aus früheren Zeiten erinnert werden wollen? Interviews mit Protagonisten sind bis jetzt bei retro-tv ja eher die Ausnahme. Aber bisher waren eigentlich noch alle der Idee gegenüber sehr aufgeschlossen, wenn wir sie gefragt haben. Ich kann mir auch gut vorstellen, den Interview-Bereich auszubauen. Worauf dürfen sich die Zuschauer in nächster Zeit freuen? Es wird auf jeden Fall technische Verbesserungen geben, also eine überarbeitete Internetseite mit einfacherem Zugriff auf die Videos. Auch eine PodcastVersion zum Runterladen ist geplant. Erst kürzlich sind wir vom 14-Tage-Rhythmus auf wöchentlich gewechselt. Jetzt gibt es jeden Freitag eine neue Ausgabe von retro-tv und in jeder neuen Folge zeigen wir zusätzlich einen Werbeklassiker, also einen alten Werbespot, der in der jeweiligen Zeit lief. Da die Themenauswahl immer recht kurzfristig festgelegt wird, kann ich über künftige Themen jetzt leider noch gar nichts verraten.

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tellen Sie sich vor, es gibt schon Radio und Fernsehen, und Sie „ haben die Chance, Napoleon zu interviewen. Wir geben Ihnen 20 Sekunden. Was werden Sie ihn fragen? Sie beginnen! Dalli, dalli!" „Was er in der Hand hat, wenn er die in die Jacke steckt." „Haben Sie keine Handschuhe?" „Wie er seine Locke so schön hinbekommt." „Essen Sie gern Äpfel?" „Warum er seinen Hut immer so trägt und nicht so." „Essen Sie gern Birnen?" „Wie es auf Elba war." „Fliegen Sie gern?" „Wie viele Frauen er gekannt hat in seinem Leben." „Fahren Sie gern mit Schiffen?" „Was er getrunken hat." „Was für ein Auto fahren Sie?" „Ob er gern ins Kino geht." „Essen Sie gern Karotten?" 14 Antworten in 20 Sekunden – Thomas Gottschalk und Mike Krüger als Kandidaten brachten im November 1983 das Studiopublikum zum Kochen und die Alarmanlage zum Zwitschern. Hans Rosenthal setzte zu seinem obligatorischen „Sie sind der Meinung: Das war spitze!"-Sprung an, und die ohnehin nicht eben gemächliche Sendung hatte einen weiteren ihrer vielen flotten Höhepunkte.

Kaum eine Spielschau ( Gameshows" gab es noch nicht) hat solch " einen Kult-Status entwickelt wie die Erfindung von Hans Rosenthal, der das Format ansatzweise schon von 1968 bis 1970 im WDR-Hörfunk unter dem Titel "Die dreifache Chance" getestet und für gut befunden hatte. Jeweils acht prominente Kandidaten durften monatlich in Zweierteams gegeneinander antreten, die mit Namen wie „Theater gegen Tatkraft", „Singen gegen Springen" oder „Komödie gegen Krimi" versehen waren und einfache Wort- und manche mehr oder weniger fiesen Aktionsspiele mitzumachen hatten. Da mussten meterlange Fleischstränge zu Würsten geformt, Luftballons in Schubkarren transportiert, Koffer in Windeseile gepackt oder Frauen von Männern geschminkt werden – alles in charmanter Atmosphäre und weit, weit entfernt vom Bloßstellungs-TV unserer Tage.

Hans Rosenthal in der ersten "Dalli Dalli"-Sendung am 13.05.1971. Seite S it

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Jeder hat seine Erinnerungen an "Dalli Dalli", und sei es auch nur die, dass man sich selbst – fremdschämend bis angewidert – abgewendet hat, wenn die Eltern am Donnerstagabend um 19.30 Uhr die

Fotos: © ZDF ZDF / Arth A Arthur thu ur G Grimm rimm

Vor 25 Jahren ging die letzte Folge von "Dalli Dalli" auf Sendung, und in diesem Jahr erlebt die Unterhaltungsshow ihre Wiedergeburt – mit Kai Pflaume als Statthalter für den 1987 verstorbenen Hans Rosenthal. Oliver Schuh blickt zurück.


Kiste eingeschaltet hatten. Kai Pflaume war Fan von „Hänschen" Rosenthal und erinnert sich noch an seine Donnerstagabende: „Meine Eltern, mein Bruder und ich haben die Show jede Woche zusammen angesehen, dabei belegte Brote gegessen und mitgeraten." Und wer hat da nicht alles mitgemacht! Wer kann sich heute noch erinnern, dass Rainer Werner Fassbinder 1974 mit Bernd Clüver in derselben Sendung war? Wer mag sich vorstellen, wie Insterburg und Co. 1976 hinter den Kulissen auf Marianne & Michael trafen? Wie Günther Jauch sich mit Vera Russwurm 1983 durch die 121. Sendung blödelte? Uwe Barschel war auch da (mein Ehrenwort, es war im Februar 1985) – über 1200 Prominente waren zu Gast, und die letzten Gewinner hießen Christian Bruhn und Frank Duval. Das Bühnenbild war zeitgemäß schlicht gehalten, prägnant die aus Hunderten von Waben bestehende umspannende Gitterwand, vor der sowohl die Kandidaten als auch die dreiköpfige Jury (viele Jahre bestehend aus Mady Riehl, Brigitte Zander und dem launigen Ekkehard Fritsch, später unter anderem auch mit Christian Neureuther und dessen Frau Rosi Mittermaier) und Rosenthals Assistentin, besser: Saal-Frollein Monika Sundermann, saßen. Publikums-Spiele wie das

Schnellzeichner Oskar (Hans Bierbrauer) und Hans Rosenthal

Am 11. September 1986 sagte Hans Rosenthal zum letzten Mal „Guten Abend, liebe 'Dalli Dalli'-Freunde", und man sah ihm nicht an, dass ihm eine Magenkrebs-Operation direkt bevorstand. „Bleiben Sie gesund" waren seine letzten Worte, ins Publikum gerichtet. Im Januar 1987 wollte er wieder moderieren, doch die Ärzte rieten ihm ab. Am 10. Februar starb der sympathische Gastgeber und hinterließ speziell im ZDF eine Lücke, die dort nicht leicht zu schließen war. Schon gar nicht von Andreas Türck, der sich von Oktober 1995 bis Juni 1996 im Nachmittagsprogramm des Senders an "Dalli Dalli" versuchte. Statt des Moderators sprang beim übernommenen „Das war spitze"-Spruch jetzt das Publikum, aber leider der Funke nicht über ...

Urban Priol, Hans Rosenthal und Lisa Fitz

„Fragen-Lotto", das „Spiel für zwei" oder die „Dalli-Tonleiter", die Auftritte von Schnellzeichner Oskar (alias Hans Bierbrauer, ehemaliger Phantombild-Zeichner für die Polizei – insofern ein echter Aufstieg), die musikalischen Einlagen der Götz-Wendlandt-Combo und ab 1980 des Jochen-Brauer-Sextetts sowie das „Dalli-Klick"-Spiel waren stetige Fixpunkte in der Sendung – genau wie Hans Rosenthals berühmter Luftsprung, der als Standbild sozusagen eingefroren wurde, was technisch zu jener Zeit gar nicht so ohne war.

Bemerkenswert sind in der Rückschau eher die Hape-KerkelingPersiflage „Kiffen gegen Kegeln" sowie das 2003er-Video der Ärzte zum Song "Dinge von denen", das in der nachgebauten WabenKulisse aufgenommen wurde.

Einen guten Zweck erfüllte die Sendung auch: Das Kandidatenpaar mit den meisten Punkten durfte die durch mehrmaliges Multiplizieren errechnete Gewinnsumme einem guten Zweck spenden, und das waren in der Regel unverschuldet in Not geratene Familien. Da die Sendung eine Kooperation von ZDF und ORF war, ist in beiden Ländern wohl nie ein Wechselkurs so geläufig gewesen wie der von D-Mark zu Schilling.

"Sie sind der Meinung: Das war spitze!"

h Rosenthal-Stiftung fort, für die u.a. auch g Jürgen von der Lippe ehrenamtlich tätig ist. In den vergangenen Jahren hatt n der Verein in Not geratene Familien aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit etwa 3,5 Millionen Euro unterstützt. Danke, Hänschen, das IST spitze! DVD aktuell im Handel

v.l.: Monika Sundermann, Ekkehard Fritsch, Hans Rosenthal, Mady Riehl und Regisseur Hartmut Schottler GoodTimes G dTi

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Gert Rosenthal setzt die karitative Arbeit seines Vaters in der Hans-


Herrenmode: Plateauschuhe

AUFFGEB B OCK KT

Wenn wir in den 70ern über uns hinauswuchsen,

dann hatten wir uns das zum Teil selbst in die Schuhe zu schieben. ool war der Gang nur selten. In den n n Dingern als Knabe oder Männchen unfallfrei herumzulaufen, erfor-t t, derte schon motorische Stabilität, Wachsamkeit und eine gewissee Routine. Sonst drohte bei der geringsten Unebenheitt des Geläufs jenes schmerzhafte und äußerst uncoolee Umknicken des Fußes, verbunden mit einem ebenso uncoon len Taumeln zeitweiwe und dem zei st des es aufrech auf aufrechten hten n ligen Verlust um nurr er erhöhten öhte ten w wi ir Gangs. Warum wir früh- oder spätpubertierenden Buben die Hacken,, statt das hem P he h Plateau Pl eau Stöckeln auf hohem u überlasden Mädels zu iies sahe sahen hen n sen? Die Ladies hinreißend nreiß nd d damit einfach hin ein-aus, während es uns ein Bänder ände n fach nur öfter diee Bä de riss. Während die ser er Schönen dieser ehormongefluteten Welt die optische Länge ihrer ohnehin schon atem-beraubend textilbefreiten Beine noch streckten und dass elektrisierende Wackeln des sich darüber anschließenden Körperteils noch weiter mit anziehender Energie aufluden, wackelten bei uns höchstens die Knie. Entweder wenn „er" Augenzeuge einer solch erregenden Aufrüstung der tertiären Geschlechtsmerkmale der Angebeteten wurde. Oder wenn er seinem von unproportionalem Extremitätenwuchs und Pickelbefall arg gebeuteltem Selbstbewusstsein selbst auf die Füßee helfen wollte.

Von Lothar Brandt

Slade, Foto: © Zill/Bildarchiv Hallhuber

Queen, Foto: © Zill/Bildarchiv Hallhuber

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lateauschuhe schie-g nen ein g geeignetes Mittel.. nich nur wir, r, Doch nicht arm n die armseligen M i t t e l w ü c hs i g e n , er n deren lichtee Kö örpe perhöhe erhö sich ums ms Körperhöhe V Ve en n e er Verrecken nicht über 1 rdie 1, 1,75-MeterM a r k e reck reckt tten en un ns mit Hilfe lfe de er au ausstoßintensi tensii reckte, bockten uns der ausstoßintensien Schuhindustrie um fünf bis zwölf Zentimeter ven au auf uf. Nein, auch die von der Natur mit mehr Länge auf. Bes es Beschenkten griffen schamlos zum schuhischen Pe Per Persönlichkeitsverstärker. So folgte dem kurzfristigen Erklimmen der Anerkennungsleiter innerhalb der gen Cliq nur allzu oft der erneute Absturz in die erniedClique rigee rigende Drittklassigkeit in punkto Mittelscheitelhöhe. llso blieb nur die Nachrüstung unterhalb des F Fußbetts: je höher die Absätze, desto niedriger die Hemms H Hem ms Hemmschwelle, sich lächerlich zu machen. Insbesondere dann, d dan nn,, we w wenn die obenrum hauteng sitzende Jeans als Folge in intensiver Eindampfhilfe oder doch einsetzenden Längenw Lä änge Längenwuchses schon weit oberhalb des Knöchels den g weitete. Hochwasser-Schlaghose und Hochschuh Schlag – eine zeittypische Katastrophenkombi, die nur allzu oft d m mü das mühsam aufgebaute Selbstwertgefühl stante pede einsacke ins nsac einsacken konnte. Sollte man meinen. Doch konsequent mi sach missach missachteten wir den Bibelvers „Wer sich selbst erhöht, d rw wir ir erniedrigt werden" – und lifteten die Sohlen, was der wird d Händler Hän H än der an kunstledernen Komplexminderern so herg . Die gab Di Sehnsucht nach lichter Höhe Louis XIV. gab. s heint sch ein zu den ewigen Schwächen scheint ebe b eben auch des starken Geschlechts geh zu gehören. ie Suche nach historischen Hochhacken führt denn auch zu vielen Zielen. Zu den prom minentesten Aufbockern der G Geschichte zählt zweifellos der fr fr französische Sonnenkönig Louis XIV. Der strebte

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im 17. und frühen 18. Jahrhundert nicht nur in Sachen Architektur, Reichsgröße und Perückenmode nach Höherem, sondern seine Hoheit fand sich auch nicht ab mit geschätzten 1,68 Metern Wuchs. Im Kreis aten von Ministern, Mätressen und Magnaten hm hm wollte er überragen, und so schneiderten ihm n die Höflinge entsprechendes Schuhwerk, in uff dem seine tanzlüsterne Majestät auch auf dem Parkett eine große Figur machte. un mag Ludwig XIV. vielleicht in Sachen n d perückter Haarpracht ein Vorbild d gewesen sein, seinen Strumpfhöschen und Pseudo-Pömps konnten wir harten Jungs indes nichts abgewinnen. Aber wozu s, s, gab es schließlich Rock- und Popstars, hen Medien ien n auch uch ch in modi die dank Dauerpräsenz in allen möglichen modischen Angelegenheiten die optische Führungsrolle übernahmen? Und was die Jugendmode betraf, hatte England den hochnäsigen Franzosen ohnehin längst den Rang abgelaufen. Es geht die Sage, die Londoner Boutiquenbesitzerin Barbara Hulanicki hätte als erste einen geschlechtsneutralen Hochschuh designt, den sich dann auch schnell die lokale und nationale Muckerprominenz anschnallte. Auf der anderen Seite des Atlantiks glauben einige, sogar den Geburtstag des neuzeitlichen Männer-Hochrüstens auszumachen: Am 30. Januar 1973 stakten die vier zur Unkenntlichkeit geschminkte Herren von Kiss auf die Bühne des Popcorn Club in New York. Ihre Bühnenschritte hielten sich in engen Grenzen, ganz im Gegensatz zur Ursache dafür: Plateaustiefel mit zur Unbeweglichkeit verdonnernden Mega-Absätzen. un zwang uns Kids der schnöde Alltag lästigerweise noch immer zu einigen Kurzmärschen. Dennoch wuchs in diesen Hochzeiten des GlamRock bis weit ins Disco-Zeitalter der Absatz auch unter miefenden Männerfüßen. An Vorbildern herrschte ja kein Mangel. Die kult!-Leser werden sich kollektiv erinnern an Plattencover und Promotionbilder, die Pubertierende und ProtoE Erwachsene praktisch in die Arme des SSchuhhandels pushten. Elton John, ohneh hin bekleidungstechnischer Exzentriker vom A Auge bis zur Sohle, stolzierte so auf dem C Cover seiner – musikalisch trotzdem exzelllenten – GOODBYE YELLOW BRICK ROAD. U Und brillierte dann in der Verfilmung des R Rock-Musicals "Tommy". Kurzer Exkurs: Er b besingt als hochgestiefelter „Champ" bezieh i „Local L l LLad" d d" d hungsweise den „Pinball Wizard", zu dem er die eigentliche Hauptfigur kürt, den noch blinden, tauben und stummen Tommy. Der Song wurde in Johns Interpretation ein internationaler Hit, und so machten viele aus Elton eben den flippernden Zauberer. In einer früheren AllstarVersion der ursprünglich von The Who allein gestemmten Rockoper verkörperte Rod Stewart den local lad. Und damit kriegen wir die Kurve zurück zum Thema: Denn auf dem Cover seines Hitalbums ATLANTIC CROSSING stiefelt Rod The Mod auf nurr n gemäßigt hohen Sohlen und mit fast schon alee W Wasser er Bei Beinahe he sschon cho on dezentem Hosenschlag übers interkontinentale Wasser. untypisch für 1975. nsonsten schlugen auch die Hard Rocker Schaum in die Länge. Klar, da fallen einem überwiegend die unter 1,70 gelisteten Größen ein. Der selige Rainbow-Sänger Ronnie James Dio posierte entsprechend

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Heep Heep He eep-Gi Git Gi itaarrriistt M icckk ick besohlt ON STAGE, der ewige Uriah-Heep-Gitarrist Mick Und U d fü für MADE M IN N Box auf dem LIVE-Album seiner Band.. Un Jungs Ju ung gss auch au schick schicke ch ckee EUROPE zogen sich die Deep-Purple-Jungs A ntikomplexis ntikomple ti exis an. n. Dumm nur für die Kurzgekommenen: urz ekom mmen n: Antikomplexis Diee la D langen angeen Kerl K Kerls in ihren Bands mutierten tierten tie erten zu zweib zzweibeibeinigen en Tü Türmen. ürm men Nur wer damals selbst men. bst b stt in einer eineer Band B Ban spielte, spiel e, wird wird wiss tarristen, ta arriste , Bassisten, B ssisten, wissen, dass wohl die Gitarristen, diee Ke d Key eybo yboarder und natürlich die Sänger änger ään nger ger mit miit solchem sso olch ol hem Keyboarder Sch Schu hu nnten nn nten en n – ees musste sste te Schuhwerk aufspielen konnten jaa nicht Kiss-Format er erreichen. eic en. Ab Aber ber d utor uto ut tor dieser die Drummer? Der Autor Z chte zu Zeilen jedenfalls brachte P mer Probe und Auftritt iimmer flache Turnschuhe mitt ... iie etwas so softer o besaiteten Jungs ngs gs re fanden selbstverständlich auch ihre Rollenvorbilder von hoher Warte. Die Stars von Fernsehserien wie "Starsky & Hutch" oder auch Schlagerfuzzis zogen kräftige Korkabsätze blank. Und selbst die beiden Buben in der größten Pop-Truppe der 70er blinkit ten und glitzerten auch untenrum mit baa den beiden Mädels um die Wette. Abba h i b aber b wenigstens i SSongs schrieben auf gleicher Höhe. och irgendwie war irgendwann dann doch Schluss mit Musikern auf hohem Niveau. Punk in Plateaus? Undenkbar. Und die New-Wave-Juvenilen wuchsen allenfalls dann über sich hinaus, wenn die Absatzhöhe mit den aufgetürmten Frisuren mithalten konnte. Zu Friedensbewegungen und Anti-AKW-Aktionen wollten die Herren-Lifter sowieso nicht mehr passen. Politisch, aber nicht unbedingt modisch korrekt trat der „Freakschuh" aus der Nische heraus, in der er seit den frühen 7 ern 70 rn iin knö knöchel öch hohem, hoh ohem, m 70ern knöchelhohem, lappigem, cherr Gu Gumm Gummisohle m sohle misohl braunem Wildleder und auf flaacher oc das war och sein Dasein gefristet hatte. Doch eeherrschenden he rsch hend den nichts im Vergleich zum allbeherrschenden err und d ffr frürüFußtextil der ausgehenden 70er cchhhen 80er: Der Turnschuh brachte es unter Joschka Fischer sogar zum Minister. nd heute? Seit seinem Beinahe-Ableben unterm männlichen Senkfuss erlebte der Plateauschuh immer mall wieder eine Mini-Renaissance; verglichen mit denen der weibmmerr b m mm bel belächeläch che lichen Konkurrenz waren das aber immer Buffalo uffalo in indes es te Randerscheinungen. Firmen wie Bu u-Fahne u Fahn F hne ne h hoch hoch. ch hielten über Jahrzehnte die Plateau-Fahne ntimeter im m er über ü Die „Towers" ragten bis zu 30 Zentimeter hion h on Week, Weeek,, Bodenniveau. Auf der diesjährigen Fashion ordenker rdenker d ker jenem Gruselkabinett der modischen Vordenker a alls in Berlin, sahen Unerschrockene jedenfalls gh h auch wieder männliche Models in High g Heels. Die mögen auf dem Laufsteg vielleicht den coolen Gang hinkriegen.. Wir vom niederen Kleidungs-Horizontt sollten froh sein, uns das nicht mehr n gruppen- und komplexgezwungen in die Schuhe schieben zu müssen.

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TIMPO-TOYS

Ausgezeichnet – von der Queen Es war hauptsächlich was für Buben – für solche, die inzw wischen die grob geschätzte Altersklasse zwischen 30 und 60 6 Jahren erreicht haben und sich noch immer für diese Fig gurren interessieren. Die 54 Millimeter kleinen Helden bereiten, au uch h 31 Jahre nach Einstellung der Produktion, jung gebliebenen Männer errn vi viel el Freude. Damals spielten Millionen Kinder damit, heute sind es e schä schättzungsweise 5000 Sammler. Von n Alf Alfred lfred Plath

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er Nam Name Timpo leitet sich von Toy Importer relativ weit voneinander entferntt ab. Di n waren. Die Miete für diese Gebäudee Die Firma Timpo Toys wurde 1938 in L nten London von dem deutschen Emigranten und die Lohnkosten S w Salomon Gawrylowicz gegründet. Er kam waren schon damals in aus F flüchL Frankfurt und war vor den Nazis gefl London sehr hoch, folg-tet. Weil ab cht li aber die Engländer seinen Namen nicht lich sah man sich nach neuen aussprechen konnten, nannte er sich Ally Gee. Pr Produktionsstätten um. Ab 1959 Zu dieser Z wurd Zeit wurden Holzspielzeuge, Puppen, wurden Timpo-Figuren auch in Wikinger Metallfahrz Deutsch Metallfahrzeuge, Flugzeuge, Puzzles und diverDeutschland von der Firma Busch 1974 se Figuren hergestellt. Es war damals üblich, verkauf verkauft, dieser Name dürftee vor dass Hers Hersteller ihre Figuren anmalten – das allem auch vielen bede Eisenbahnfans gutt Ritter der letzten bedeutete immensen Aufwand, war Captain Scarlet – Generation Überfl uss blätteuer, und zu allem vertraut sein. 1963 Zweiernach der TV-Serie Indianerkanu terte die Farbe schnelll wieder ab. stieß Timpo dann iin London an seine 1970 konnt nicht mehr expanViele dieser Erzeugnisse waren aus Blei. Erst 1966 Grenzen und konnte swurde in Europa per Gesetz beschlosdieren. sen, dass Spielzeugfiguren nicht mehr ie schottisch schottische Regierung bot aus diesem Material hergestellt werden Timpo ein ne neues Firmengebäude dürfen. in Shotts an, einer ach den Zweiten Weltkrieg war kle kleinen Stadt zwisc es mit Timpo stetig aufwärtsgeschen Glasgow und E gangen, der Export lief auf Hochtouren.. In Edinburgh. Mit S den 50ern gab es vier kleine Fabriken, die jedoch Steuervergüns tigun-

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Erste Generation Cowboys 1962

gen wurden die Firmenbetreiber in die wirtschaftlich noch schwache Region gelockt. Ab 1964 produzierte man dort dann 16 Jahre lang rund um die Uhr, um die steigende Nachfrage nach Spielzeug bef zu befriedigen. Timpo belieferte fast ganz Europa, Nordund Südamerika, Teile Asiens sowie Australien und Ne Neuseeland. Die einzigen Konkurrenten waren die en englische Firma Britains und Elastolin/Hausser aus De Deutschland. Von der gesamten Produktion gingen teilw teilweise bis zu 50 Prozent der Timpo-Spielzeuge hierher. In jedem Vedes-Spielzeuggeschäft und fast jedem noch so kleinen Schreibwarenladen erhielt man die Fig Figuren. Die Produktionsverfahren wurden ständig verbessert und waren somit auch weniger kkostenintensiv, da durch die Automation imm immer weniger Mitarbeiter nötig waren. Derr Erfo von Timpo lag darin, dass man die einzelnen eln nen Erfolg K sKomponenten einer Figur untereinander austa tauschen konnte – quasi wie Lego. Denn im Umbauen und Umstecken lag für viele Kinder der eigentlichee Spaßfaktor.

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ie 70er Jahre waren dann der Höhepunkt. Man investiertierti nd in n te immer mehr in modernere Formenherstellung und ntrum um Spritzgussmaschinen. Diese kamen aus Nürnberg, dem Zentrum der deutschen Spielzeugindustrie, und die Maschinen aus dem Schwarzwald. Die Palette wurde immer größer.

ren Am beliebtesten waren Wildwest-Artikel, weil zu en dieser Zeit im Fernsehen en viele Western-Serien wie "Bonanza", "High Chaparral", "Die Leute von der Shilo Ranch" und andere zu sehen ch gab ess waren. Selbstverständlich mer Arabe er aber auch Ritter, Römer, Araber, Eskimos, die Englische Garde, Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg und dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, eine Farmserie und eitett eiteten Science-Fiction-Figuren. Über 1000 Beschäftigte arbeiteten iguren in der Fabrik und fertigten jeden Tag Tausende von Figuren und Zubehör. Mr. Gee verkaufte die Waren schneller, als en sie produziert werden konnten. Die Maschinen liefen Tag und Nacht, und das sieben Tage in der Woche.. Immer mehr Overmoulding Spritzgussmaschinen ka amen auss De D utsc ut schl sc hlan hl and nd un nd w kamen Deutschland und wurden sofort in Betr Be trie tr ieeb geno omm mmen n. Di D U säätz t explodierten. Betrieb genommen. Diee Um Umsätze

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impo erhielt erh rhieltt von d rh der e eenglischen er n ng Königin 1972 den Que eens enss Awa w rd – einen e eis Queens Award Industriepreis fü r au auße ßerg ße rgeeewö rg öhnl nlic nl i he E xp p uf für außergewöhnliche Exportleistungen. Auf deer größten größ gr ßten en SSp Spie ielz ie lzeu lz eug eu gmesss der Welt in Nürnberg ber be erg g der Spielzeugmesse staandeen die st diiee Kunden Schlange Sch ch zur standen und wurden zur Mess ssep ss par arty ar ty iins ns C arlt ar rlton lto Hotel eingeladen. Man lt an Messeparty Carlton schw waamm mm au auff einer g le schwamm gewaltigen Erfolgswelle und dach chte, d dass es immer so weitergehen n dachte, w wü rde. d Dann tauch würde. tauchte 1974 für Timpo Konkurr Ko rrenzz aauf: Playmobil kam auf Konkurrenz d de nM Markt kt un und leitete mit massiven den W We erbekamp r Werbekampagnen seinen beiEiner von sp spiellosen Siegeszug ein.

sechs Dinos

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2. Weltkrieg, Deutsche Krankenträger

Mit dem Internet entstand dann in den Neunzigern eine neue Plattform für Sammler. Die Preise Spielzeugmesse in Brighton/London Produktion der Metallfahrzeuge in London explodierten. In England brachte Michael Maughan ein TimpoIn den folgenden Jahren kam es zum aBuch heraus. 2005 folgte dann das erste deutschspraZw Zweikampf zwischen den beiden Firmen chige Buch vom Autor dieses Artikels. Es ist bis um M Marktanteile. Timpo brachte zur heute das umfangreichste Werk zu diesem Thema. Nürn Nürnberger Messe 1975 WildwestZugIn eigener Sache Zug-Sets auf den Markt und kurIch selbst sammle seit 1964 und versuche, mit viebelte damit den sinkenden Umsatz wied an. Ab 1978 spürte man len Aktionen das Interesse an diesen Figuren aufwieder abe ber er auch in Schottland, dass sich ten rechtzuerhalten. 2007 habe ich eine DVD mit alten aber der Geschmack der Kinder verännen Firmenaufnahmen veröffentlicht. Im vergangenen der dert de rtee und stellte neue Produkte Jahr organisierte ich eine Wiedersehens-Party" mit derte, " herr. Elektronisches Spielzeug war he liSammlern und ehemaligen Mitarbeitern am damaliher. an te gen Timpo-Firmensitz in Schottland. Leider erlebte angesagt.

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ür Timpo kam diese Umstellung zu spät. Der großen Rezession Anfang der 80er fiel die Firma dann zum Opfer, auch weil inzwischen immer mehr billig gemachte Timpo-Kopien aus Hongkong auf den Markt kamen. Ein paar Jahre später traf es auch ElastolinHausser (1983) und andere bekannte Marken der Spielzeugb Spielzeugbranche (Match-Box, Corgi, Hornby, Ai Airfix und andere). Zu Beginn der 90er 90e organisierten sich die ersten T Timpo-Sammler. Auf FigurenBörsen waren noch reichlich TimpoFigur Figuren zu finden – paradiesische Zus Zustände für Sammler. Auß Außendem wurden Funde in alten Warenlagern gemacht – ungebr brauchte Figuren, original verpackt u und absolut neuwertig. Die Preise waren noch m moderat und nicht in astronomischen Höhen, wie es später der Fall war. Peter Bergner aus Köln etablierte die erste Kunststofffigurenbörse in Herne (NRW).

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i Z it Mr. Gee das nicht mehr – er starb 2000 in der Schweiz. Zurzeit läuft in Schottland eine Timpo-Ausstellung im Kulturzentrum von Shotts. Weitere Projekte sind die Eröffnung eines Museums in Nordrhein-Westfalen und die Produktion eines zweiten (und damit letzten) Buches. Wer aus seiner Jugendzeit noch Timpo-Produkte im Keller oder auf dem Dachboden hat, kann sie mir gern anbieten. Ich brauche ständig Ersatz, da die Figuren nach all den Jahren brüchig werden und zerbröseln. Für all diejenigen, die wieder auf den Geschmack gekommen sind und sammeln wollen, hier einige nützliche Adressen: www.timpo-artist.de, www.oldtoys.de (Timpo anklicken), www.ebay.de (Timpo als Suchbegriff eingeben).

or allem in England und Deutschland entstand eine TimpoSzene. Es gab Fans, die bis zu 100.000 Figuren gesammelt hatten.

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Das Timpo-Buch (35,– €) & die DVD (15,– €) plus Porto, können bezogen werden bei: Alfred Plath Burgstraße 39 9 46519 Alpen n

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DAS KRIMIHOTEL HILLESHEIM

GRUSEL MIT DERRICKS TRÄNENSÄCKEN Von Von Vo n Je Jens Jens ns-U -Uw Uw wee Berrnd w n t ndt

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abei geht es in der Herberge in der Augustinerstraße erst mal so zu wie in anderen Hotels auch. Eine freundliche Dame heißt den Gast willkommen, nimmt die Anmeldung entgegen, fingert den Zimmerschlüssel vom Brett und begleitet den Ankömmling in seine Räumlichkeit. Der Aufgang ist allerdingss düster, die alte hölzer-ne Treppe knarrt thea-tralisch, als gehöre derr Ton zu einem Schauspiel.. Ansonsten ist es still.l. Lediglich die wie aus einerr Gruft dumpf heraufmur-melnden Kneipengeräuschee it täuschen Lebendigkeit n vor. Plötzlich springt ein m Etagenkellner aus dem Der Psycho-Duschvorhang ns Schwarz des Korridors ins st ein Schreckensruf die Kehle – was einem in Licht. Unweigerlich verlässt der nächsten Sekunde ein bisschen peinlich ist. Denn da steht lediglich eine Schaufensterpuppe im Anzug, mit Tablett und Spielzeugpistole auf dem Flur. Mit dem Einschalten der Deckenleuchte war sie aufgetaucht – und hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Bei der Wahl der mit Namen bedachten Zimmer ist im Hillesheimer Krimihotel Fingerspitzengefühl gefragt. Bei "Miss Marple" kann man nicht viel falsch machen. Die Einrichtung ist gemütlich, mit den Plastikrosen auf dem Schreibtisch und den blumengemusterten Vorhängen fast ein wenig kitschig. Das Ambiente passt aber zu der Seite

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alt lten Dame, die einst dem literarischen Erfindergeist Agatha alten Chri Christies entsprang. Bei "Hitchcock" sieht das schon anders aus. Das überdimensionale Bild des genialen, von bizarren Idee Ideen getriebenen Regisseurs über dem Doppelbett ist schon mal nicht jedermanns Sache. Drückt der Gast dann den „verbot botenen" Soundknopf an der Tür, kommt er in den zweifelhaf haften Genuss, akustisch die Duschkabinenszene aus "Psycho" mit miterleben zu dürfen – als Norman Bates die in seiner Pen Pension abgestiegene Marion Crane ermordete. Eindringlich boh bohren sich die Stakkatoviolinen ins Hirn, treiben einem die Geräusche der in den Körper dringenden Messerstiche ein einen kalten Schauer über den Rücken. Wer da nicht zu zumindest einen dezenten Horror verspürt, wenn im Bad de der Duschvorhang de den Schattenriss ein eines sich an die Ve Verhüllung klamm mernden Menschen ze zeigt, der ist verm mutlich nicht mehr nü nüchtern oder ga ganz einfach im fa falschen Hotel. „Es sind die D Details, die das B Besondere ausmachen" erläut chen", erläutert Hoteldirektor Christoph Böhnke das Konzept des ersten Krimihotels Deutschlands, das jetzt seit genau einem Jahr Gäste empfängt. „Und dann haben wir mit den Möbeln versucht, die jeweilige Epoche zu dokumenDirektor Christoph Böhnke im Clubraum tieren." Im Raum "Derrick" ist unter den Porträts von Arthur Conan das mit am besten gelungen.

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Doyle und Agatha Christie.

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Fotos: © Jens-Uwe Berndt

in unbedingt nachts t ch ni , er ss be im Vielleicht ist es men. Denn wer m ko zu an ) el if fahlen Hillesheim (E dem könnte im , ill w en ck he nc Krimihotel ei h ell einen Fantasie schn ne ge ei e di ht ten Later nenlic dort oben im drit ch si at H n. le ie Streich sp nee diin hinter der Garrd d an m je de ra ge t ei Stock nich s nicht ein Schr da ar w nd U n? verborge eich e Dunkelheit sogl di n de s, en tz se nt des E b ? Wer hier Urlau te ck lu ch rs ve r de wie ke Ner ven ... macht, braucht star


Z öh hn nkee. Zimmer mit dem Titel 'Chicago'", sagt Christoph Böhnke. „A Toto Toto To „Außerdem haben wir 'Columbo', 'Pater Brown' sowie 'T 'Toto u Harry'." Bei der Ausstattung der neuen Räume legtee m aan n und man w olll en n wieder sehr viel Wert auf Feinheiten, die entdeckt werden wo wollen u für einen Aha-Effekt nach dem anderen sorgen. Besonders ond deerrs und a d aufregend könnte dieses Stöbern in den Räumen "Arsen und S Spitzenhäubchen" sowie "Der Name der Rose" sein. „Ein 'T 'Tatort'-Zimmer ist in Vorbereitung", macht Böhnke Appetit. Die Gasträume im Erdgeschoss sind rustikaler Art. „Die E Einrichtung war schon vorher so", erzählt der Direktor. „Als H Hotel der Familie Fasen hatte e über Jahrzehnte eine echte es Tr Tradition im Ort. Bis in di 80er Jahre gab es zum die Be Beispiel monatlich einen Vi Viehmarkt in Hillesheim. A Abends kamen dann die Das Derrick-Zimmer Z Züchter und vertrank „Erst bin ich mit diesem Zimmer gar nicht warm ken hier ihr Geld." Das d geworden, mittlerweile ist es aber mein Favorit, Fasen-Hotel, das eine gutbürgerliche so schön trashig." Und wirklich: Wer "Derrick" bucht, erlebt eine Atmosphäre ausgestrahlt habe, sei Zeitreise in die 70er Jahre. Der kalte Schick der Moderne dominiert. Anlaufpunkt für die Leute gewesen. Bis Graue Drehsessel stehen neben einem schlichten Hotelbett. Die es vor ein paar Jahren nicht mehr wirtDas James-Bond-Zimmer sc Schrankwandvitrine passt hervorragend zum oranschaftlich betrieben w h llang gefarbenen Plastiktelefon und Kofferfernseher mit werden konnte. Dann h hat es zweii JJahre le der schrecklich kleinen Bildröhre. Eigentümlich leergestanden, bis Böhnke und Buchautor Ralf K und doch angenehm wohnlich. Und wenn einen Kramp das Krimihotel-Konzept entwickelten. Eine fa zwangsläufige Idee, denn die Gegend ist beim Beziehen von "Hitchcock" der Grusel packt, fast d dann darf bei "Derrick" geschmunzelt werden: In durch die Eifel-Krimis des Schriftstellers Jaques B einem kleinen Kasten an der Wand hängen tatBerndorf bei Fans des Genres berühmt-berüchtigt. K sächlich die „Original"-Tränensäcke von Darsteller Kramp betreibt außerdem seit vier Jahren in u Horst Tappert! „Der Schauspieler hat sich diese unmittelbarer Nachbarschaft das „Krimihaus" mit V Dinger ins Gesicht schminken lassen", erzählt Verlagsräumen und der wohl größten deutschsp Hoteldirektor Böhnke verschmitzt. „Als die Serie sprachigen Kriminalbuchsammlung Europas mit 2 eingestellt wurde, hat er sie uns zur Verfügung 27.000 Bänden. gestellt." Der Autoschlüssel darunter sei von Fritz Die Betreiber eröffneten 2009 zunächst das F Wepper angehängt worden, der die Requisite als Fasen-Hotel neu, weihten dann Mitte September 2 Harry Klein durch sämtliche Krimifolgen trug. 2010 das Themenhotel ein. Natürlich darf "Edgar W Natürlich ist diese Anekdote kompletter Nonsens. Wallace" nicht fehlen. Auch James Bond hat ein e „Aber es ist witzig zu sehen, wie die Leute sie im eigenes Zimmer bekommen, das sich der Gast mit e ersten Moment glauben und die Dinge bestaueiner Nachbildung der mit Gold überzogenen Jill M nen", schmunzelt Böhnke. Masterson aus "Goldfinger" teilen darf. Schließlich si mit "Mord im Orient-Express" und "Tod auf Überhaupt nehmen die Krimihotel-Betreiber sind d das gesamte Thema mit viel Humor. Natürlich dem Nil" in Einrichtung und Ambiente weitere F darf sich der Gast ein bisschen fürchten, häufig Film-Klassiker visuell aufbereitet. Das Sherlock-Holmes-Zimmer zaubern ihm die vielen Einfälle der Macher aber Nicht zu vergessen sind die Krimi-Wochenenden ein Lächeln ins Gesicht. So ist der Schreck, den man (159 Euro pro Person) mit Eifelwanderung, Krimierlebt, durchaus echt, wenn einem der eingangs erwähnte Etagenkellner Dinner und 5 O’clock-Tea im Chesterfield-Möbel-Clubraum sowie die oder ein Stockwerk höher ein zerzaustes Hausmädchen gegenübersteAutoren-Tage mit Kriminalschriftstellern zum Anfassen. Der besonhen. Und kurioserweise nutzt sich der Überraschungseffekt, den die dere Clou sind die Ermittler-Wochenenden, an denen Kriminalfans beiden Puppen haben, nur sehr langsam ab. Selbst nach einem mehrselbst zu Holmes, Maigret & Co. werden können. Für 425 Euro je tägigen Aufenthalt entfleucht Gästen ein überraschtes „Huch", wenn Teilnehmer erleben die Gäste einen Mord und sind angehalten – unter sie den Korridor betreten. Einbeziehung des Ortes und der Gegend – den Täter aufzuspüren. Für Krimifans ist d das Hotel der reinste A Abenteuerspielplatz. Wer sich im "Sherlock Holmes" niederg gelassen hat, nach zwei, drei T Tagen das biedere Flair der v victorianischen Einrichtung a ausgiebig genossen und sich Die Pfeifensammlung des Sherlock Holmes an a der Pfeifensammlung auf dem kleinen Beistelltisch endlich sattgesehen hat, der will auf Wanderschaft gehen. Die Neugierde treibt an. Wie mag zum Beispiel das Zimmer "Maigret" aussehen? Da ist es das Beste, mit den anderen Gästen Kontakte zu knüpfen, um sich gegenseitig die Stuben präsentieren zu können. Im Frühjahr dieses Jahres wurde das Haus, das mit zehn Themenzimmern startete, auf 24 aufgestockt. Neue Kriminalgeschichten Miss-Marple-Zimmer aus Literatur und Film kamen hinzu. „Dazu gehört ein GangsterGoodTimes

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Sammelleidenschaft Fußballbilder

Mythen aus Tüten Sammeln kennt keine Grenzen. Kluge Köpfe werten dieses Treiben zuweilen als ein Überbleibsel aus der Zeit, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren. Liebhaber des beharrlichen Tuns verweisen dagegen auf die vergnügliche Seite dieser Freizeitbeschäftigung. Wie auch immer, ein bisschen Begeisterung dafür steckt wohl in uns allen. Auch bei Horst Berner, dem es Mitte der 1960er Jahre die Fußballbilder von Bergmann und Aral angetan hatten.

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u diesem Album sind insgesamt 312 Sammelbilder erschienen, die in FußballWundertüten des Bergmann-Verlages Dortmund vom Schreibwarenhandel vertrieben werden, heißt es auf der Seite 3 im Sammelalbum „Bundesliga 1965/66". Diesen Band, den es für eine Mark im Tante-Emma-Laden meines Vertrauens zu kaufen gab, sehe ich mich noch heute als Jugendlicher in Händen halten. Auf dem zitronengelben Umschlag sind hinten Werder Bremen (Deutscher Meister 1965) und Borussia Dortmund (Deutscher Pokalsieger 1965) zu sehen – vorn prangt attraktiv Petar Radenkovic. Der stand beim TSV 1860 München unter Vertrag und hielt sich in jenen Tagen ganz bescheiden für „bestes Torwart von Welt". „Radi", 1934 in Belgrad g , war nicht nur einer der ersten ausgeboren, lländischen Spieler i der Bundesliga, in eer war ebenso berühmt-berüchtigt üh t b ü hti t fü für sseine spektakulären Aktionen außerhalb d des Strafraums. „Ausflüge aufs Feld" n nannte man dieses in der damaligen F Fußballphilosophie noch völlig unbekkannte Gebaren. Zum gefeierten Star m machten ihn nicht nur die Erfolge der „„Löwen", die 1964 DFB-Pokalsieger, 1965 Fi li t im i Europapokal E k l der d Pokalsieger P g und 1966 Deutscher Meister Finalist waren, sondern auch sein Schlager-Singsang. "Bin i Radi, bin i König" hieß sein größter Hit, der sich im Sommer 1965 für mehrere Wochen in den Hitparaden hielt. er das RadenkovicSammelbild hatte, durfte sich zwar freuen, zum großen Glück fehlten aber immer noch schlappe 311 weitere Porträts. Die Redaktionsstube des Bergmann-Verlags in Dortmund hatte dafür jedoch eine Lösung parat: „Um die Sammlung möglichst schnell komplett zu

b bekommen, empfehllen wir, untereinand der die Dubletten zu ttauschen." Und wie w wir getauscht haben! IIn der Schule, auf der St ß auff Straße, d dem Bolzplatz, im trauten Heim,, eeigentlich überall. Einen Uwe Seelerr ((HSV) gegen Wolfgang Overath h ((1. FC Köln), einen Max Lorenz ((Werder Bremen) gegen Günter SSawitzki (VfB Stuttgart), einen F Franz Beckenbauer (Bayern M München) gegen Günter Netzer ((Borussia Mönchengladbach). och vor dem Tausch h mussten natürlich z zunächst die Wundertüten mitt d n den gesuchten Kostbarkeiten iim F 5 x 9,5 9 5 cm gekauft werden – soweitt Formatt 6 6,5 h das Taschengeld dies zuließ. Ich erinnere mich noch k genau an das kribbelnde Gefühl beim Aufreißen d der P Packungen. Kommen da die so dringend gesuchten Kicker raus oder doch wieder nur jene, die bereits im Sammelalbum kleben? Beim Kauf wie beim Tausch erfassten einen deshalb stets große Gefühlswallungen zwischen Hoffen und Bangen, um „die einzige vom Deutschen Fußball-Bund und den beteiligten Fußballspielern genehmigte Bildersammlung" alsp bald komplett zu besitzen. Sollte alles Zusammentragen nicht helfen, g g immer noch eine Bestelladresse,, gab’s als letzte Rettung

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wo „bis w bis zu 20 0 B Bilder für je 5 Pfennig in Briefmarken" zu eerhalten waren. Lag das Album d dann endlich vor – verseh hen mit den sammelwürdigen SStücken -, blickte der stolze

B Besitzer auf insgesamt 40 prall gefüllte Seiten, die 18 Bundesliga-Klubs mit jeweils einem Mannschaftsund 15 Spielerfotos sowie 24 Ersatzspielern im Anhang präsentierten. Erst Jahrzehnte später habe ich in Erfahrung gebracht, dass diese Kollektion die erste in einer ganzen Serie von Sammelalben war, die der Bergmann-Verlag bis zur Bundesliga-Saison 1984/85 veröffentlicht hat. Ziemlich zerfleddert, aber komplett, hat „Bundesliga 1965/66" bis heute einen Ehrenplatz in meiner

Bibliothek und bleibt ein origineller Beleg für die Fußball-Idole meiner Jugendjahre. eraume Zeit später, im Vorfeld der vom 12. bis 30. Juli 1966 in England stattfindenden Weltmeisterschaft, blitzte diese Begeisterung noch einmal auf. Das Objekt der Begierde hieß nun „Aral Fußball-Album". „In dem Bestreben, der großen Familie der Fußballfreunde im Weltmeisterschaftsjahrr 1966 einen aktuellen Dienst zu erweisen", fühltee sich der Mineralölkonzern zur Herausgabe diesess kartonierten Albums angeregt. Eine prima Idee, diee xt Trainerlegende Sepp Herberger im knappen Begleittext n entsprechend würdigte: „Ich wünsche dieser guten Sache einen vollen Erfolg!" Auf 56 Seiten gab es 30 einige Artikelbeiträge zu den Fußball-WMs seit 1930 tin Uruguay – und vor allem freie Felder, in die postßb ll i l eini kartengroße Fotos berühmter in- und ausländischer F Fußballspieler

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g geklebt werden k konnten. Unter ih ihnen Stars wie H Hans Tilkowski, Karl-Heinz S c h n e l l i n g e r, Wi Willi Schulz, Horst-Dieter Hö Höttges, Helmut Haller, Lothar Emmerich, Pele, Gianni Rivera, Eusebio und Bobby Charlton. Der Clou an der Sache: Die attraktiven Farbbilder wurden beim Spritkauf kostenlos an den Aral-Tankstellen ausgegeben! B Bei insgesamt 3 36 Motiven, zzu denen kurz n nach dem E Endspiel noch d das großform matige Bild derr F Finalteilnehmerr E d England und Deutschland h hinzukam, hieltt ssich der Aufwand d iin überschau-b n. baren Grenzen. G en Gefragt waren aallerdings einm mal mehr die LLeidenschaft ffürs Sammeln u und eventtuell eine Suchliste. Um eein rares Fehlexemplar zu eergattern, musste bisweilen

m it N hd k gehanh mit Nachdruck d delt werden. Etwa nach d dem Motto: Biete Max LLorenz, Siegfried Held u und Lothar Emmerich im T Tausch gegen Wolfgang W Weber! Letztlich führte d diese Beharrlichkeit mich aauch hier zum Ziel. Und sso steht das ansehnlicche Bilderbuch natürlich eebenfalls in besagtem B Bücherregal neben dem B Bergmann-Schmuckstück. ann aber war es vorbei mit dem Sammeln von Fußballbildern, andere Interessen rückten in mein Bli Blickfeld. Dafür begeisterten sich auch nachwachsende Ge Generationen für diese Leidenschaft, gerieten Jahre später an angesichts kultverdächtiger Panini-Sticker in Verzückung. Da Dass sich dieses Phänomen ungebrochener Beliebtheit er erfreut, bewies ge gerade erst die W Weltmeisterschaft im Frauenfußball. 4 4,5 Millionen aufgelegte B Bilder mit den Spielerinnen w waren sofort v vergriffen – es h musste nachgedruckt werden.

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Von Eckhard Schwettmann

Das Bild hat sich tief in die Erinnerung gegraben: Ein Teddybär kommt gemütlich auf zwei Beinen eine Alm herunter, mit seinen Tatzen schleppt er eine Milchkanne. Dazu erklingt ein Lied: "Nichts geht über Bärenmarke, Bärenmarke zum Kaffee." Vor diesem Bären haben weder Mütter noch ihre Kinder Angst, denn der herzensgute Teddy hat seit 100 Jahren nur eines im Sinn: Er bringt die Milch!

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ür Erwachsene, die in den 1970er und 1980er Jahren großgeworden sind und den Bären seitdem be aus zahlreichen Auftritten bereits viel frühe Schon am im Fernsehen kennen, hat er her: Gezuckerte Kondensm inzwischen Kultcharakter. Der 2. April 1892 ilch aus den 30er Jahren h d H li Cé Ri Bärenmarke-Bär wurde 2006 bei hatte der Hotelier César Ritz in Bern die Etikett von 1912 h einer Abstimmung des Deutschen Berner Alpen Milchgesellschaft gegründet. rstmals tauchte der Pelzige 1957 in Werbemuseums zur beliebtesten Ritz war auch der Gründer der gleichnamigen der Kinowerbung auf, seit 1962 ist der Werbefigur Deutschlands gewählt. Frage: Hotels und galt als innovativer und erfolgreiAlpenbewohner mit seiner Milchkanne auch Wer kommt auf so eine Idee?! Ein Bär, cher Hotelier der Luxusklasse. Er wurde als regelmäßig im Fernsehen zu sehen. 1967 der die Milch von der Alm herunterbringt? „König der Hoteliers und Hotelier der Könige" hatte er den großen Durchbruch Woher hat er sie? Was sagen die Kühe dazu? betitelt. Sein Schweizer Betrieb stellte „conmit seinem ersten in Farbe Warum trinkt er sie nicht selbst? Und warum servierte Milch und andere Milchprodukte" ausgestrahlten TV-Spot. Bis tapst er auf zwei Beinen? Da lohnt sich ein im Werk Stalden im Emmental her. So kam heute ist der Bär in fast 100 Blick in die Geschichte dieses Teddybären es, dass ein Braunbär, das Wappentier des Werbefilmchen aufgetremit der Milchkanne. Kantons Bern, als Erkennungszeichen der ten und ein gefragter Milchvermarktung eingesetzt wurde. Fe r ns e hs t a r. Sei nd so ging es weiter: 1905 Seine Geschichte be wurde ein deutsches Zweigwerk begann aber in Biessenhofen im Ostallgäu errichtet, das seit 1906 gezuckerte Kondensmilch sowie Milchpulver für Großabnehmer produzierte. Kondensmilch in Dosen war schon damals ein erprobtes Mittel, um Etikett von 1949 Milch länger haltbar zu machen,

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Der Bär 1977

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um umstrukturierte Alpursa AG in All Allgäuer Alpenmilch AG um umbenannt.

und der klassischen Kondensmilch auch Sahne und Butter her. Dem Zeitgeist as bis heute entsprechend, bekannte Logo sind außerdem en entstand 1951, in den letzna neue Etikett von nachempfunden ten Jahren 1975 de dem bekann- Das erste Logo von 1912. Milchmischgetränke Noch schaut die Bärin te ten Plüschvon Bärenmarke eingeführt etwas grimmig drein. In T e d d y b ä r e n . abgewandelter Form ist worden: die Alpenfrischen D Diese neue Schüttel-Shakes mit den diese Darstellung G Gestaltung wurde heute noch Teil des Logos. Geschmacksrichtungen Schokom mit Plakaten, Nougat, Vanille und verschiedeSpielkarten ne Fruchtsorten. Die Bärenmarke twa zur gleichen Eine Werbung von 1961. Das und Sammelbildern gibt es also längst nicht mehr nur ist schon der Bär, wie man ihn Zeit, 1902, entintensiv verbreizur Verfeinerung des Kaffees, sondern heute kennt, gestaltet vom wickelte Richard Steiff, Münchener Grafiker Fritz Wilm. tet. Man unterhielt gleich als fertig gemixte Erfrischung. eein Neffe der deutschen sogar eine eigene SSpielzeugherstellerin nd wie steht es um die echAbteilung für die bundesweiM ten Bären in den Alpen? Seit Margarete Steiff, te Schaufensterdekoration d Problembär Bruno das Vorland den ersten Teddybär der Milchgeschäfte. Ende m mit beweglichen der 1950er Jahre wurde eine Zwei Bären, eine Milch: unsicher machte, haben Bären Werbung von 1914 Ar A ein Imageproblem. Die seltenen Armen und Beinen, ganze Bärenfamilie geschafde Tiere werden im eng besiedelten den legendären „55 fen: Papa und Mama Bär, dazu PB Europa nur mit gemischten Gefühlen PB". 1903 bestelldrei Kinder. 1960 vergab man an te auf der Leipziger akzeptiert. Ein klarer Fall für den Bär mit die Firma Steiff den Auftrag zur Etikett von 1961 lchkkaan nne ne: e: Frü F der Milchk Milchkanne: Frühjahrsmesse ein Herstellung hunderter BärenmarkeB amerikanischer Vertreter Bären als Gewinn für e bei der Firma Steiff gleich ein Preisausschreiben. 3000 Exemplare des Im selben Jahr erfolgte e kuscheligen Spielzeugs. eine Neugestaltung d Das war der Durchbruch des Markenz für eine Idee, an die nur zeichens durch Der Bär 1936 d wenige geglaubt hatden Münchener G ker Fritz Wilm. ten. Teddybären lagen Grafi Etikett von 1983 zu Beginn des 20. ach 1970 Seit 2006 unterstützt Bärenmarke Jahrhunderts voll im g e h ö r t e das vom World Wide Fund for Trend. d die Alpenmilch Nature (WWF) initiierte Projekt zum nter dem Namen z zum Schweizer Schutz der Braunbären in den Alpen. "Bärenmarke AlpenNestlé-Konzern. Eine passende Aktion zum 100. D Milch" wurde ab 1912 Die Gestaltung Geburtstag der Bärenmarke im Anzeige von 1975 d die erste ungezuckerte, des Bären in Jahr 2012. Der Bär 1954. d zehn Prozent Fett entder heutigen Sehr reduziert: Nach dem ier gibt es kultige T-Shirts haltende Kondensmilch in B ä r e n m a r k e - Krieg nimmt der Bär, wie und natürlich auch den Deutschland hergestellt. W e r b u n g wir ihn heute kennen, w netten Bären als Plüschfi gur: Das war das Geburtsjahr wurde von der langsam Form an. w www.baerenmarke.de der B ä re n m a r k e . Werbeagentur B Markenlogo: eine BBDO weiterentwic Braunbär-Mami, die zwar ckelt. Seit dem Jahr 2 leicht aggressiv aussieht, 2003 gehört die M aber liebevoll ihr Jungtier Marke der Allgäuer A per Milchflasche füttert. Alpenmilch GmbH m Sitz in Thalfang Der Bär wurde schrittweise mit verändert und erhielt dann im Hunsrück. In ein weicheres Äußeres. Inzwischen stellt 1923 eröffnete die Alpursa Bärenmarke n in Biessenhofen die erste neben Vollmilch Der Original-Teddy der Firma Steiff war Vorbild Etikett von 2002 Dosenfabrik, und am 23. Anzeige von 1980 Februar 1931 wurde die vor allem als Zusatz für Kaffee und Tee. Unter dem Namen "Alpursa" wurden anfangs auch Schokolade und Schokoladenprodukte hergestellt. Alpursa? Wohl dem, der in der Schule Latein gelernt hat. In dem Namen steckt neben den Alpen noch „urs", der Bär bzw. „ursa", die Bärin. Die Bärin auss den Alpen!

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Abbildungen: © Allgäuer Alpenmilch GmbH

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Etikett von 1975 GoodTimes GoodTime

Der neue" Bär in der " Werbung der 1990er Jahre

Kinowerbung aus dem Jahr 1957 1/2012

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Von Thorsten Pöttger

Nun sehen wir sie endlich von Angesicht zu Angesicht – die schon fast legendären Blutsbrüder utsbrüder "Old Shatterhand und Winnetou ..." Mit diesen einleitenden Worten lief zur Adventszeit szeit 1962 1962 arismati"Der Schatz im Silbersee" in den deutschen Kinos an. Neben den zwei charismatitrachter schen Hauptfiguren zu Pferde war es die malerische Kulisse, die dem Betrachter eil noch noch sofort ins Auge sprang. kult! berichtet, wo sie sich befand und zum großen Teil heute zu finden ist und wie weitere erfolgrei-che deutsch-jugoslawi-sche Filmproduktionen in den 60er Jahren dortt entstanden.

VORGESCHICHTE Es gab schon immer eine gesunde Skepsis der KarlMay-Leser bezüglich der Verfilmungen der Bücher ihres Lieblingsautors. Bei aller Euphorie der Filmfans für Pierre Brice & Co. darf nicht vergessen werden, dass die Karl-May-Werke lange Zeit Markanter Bergrücken und der Beginn der Geröllwüste vonn als nicht verfilmbar galten, Vrlika, die in gleich mehreren Filmen als Drehort diente. vergleichbar Tolkiens "Der Herr der Ringe" rss t vor der Peter-Jackson-Trilogie zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Bereits Dies wusste Horst m,, 1920 war ein erster, auf einem Kapitel aus Mays Erzählung "Von Wendlandt von Rialto-Film, ie Bagdad nach Stambul" basierender Stummfilm mit dem Titel "Auf als er sich 1962 auf die e-den Trümmern des Paradieses" über die Leinwände geflimmert. Nur Suche nach einem geeignevier bzw. drei Jahre vor "Der Schatz im Silbersee" hatte ein deutschten Drehort für "Der Schatzz spanisches Produktionsteam die zwei im Orient spielenden Filme "Die im Silbersee" machte. Derr Sklavenkarawane" und "Der Löwe von Babylon" in die Kinos gebracht, Produzent aus Berlin war derr unter anderem mit Georg Thomalla als Hadschi Halef Omar und Theo Meinung: Wenn überhauptt g Lingen (!) als Lord Lindsay. Ein Kassenschlager wurde keiner. eine Karl-May-Verfilmung Seite

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Erfolg haben konnte, dann nur eine des auflagenstärksten und bekanntesten Buches des Autors, mit herausragenden Helden und Identifikationsfiguren. Der Erfolg gab ihm Recht.

w wurde. Bei der Wahl der titelb bedingt erforderlichen Kulisse m Gewässer musste unbedingt mit d Romantik in Karl Mays Werk die g gewahrt werden. Dies gelang mit d dem 1949 ersten gegründeten N Nationalpark Jugoslawiens vorzügli lich: Die Plitvicer Seen im Norden Viele Fragen ergaben K Kroatiens, ungefähr 60 Kilometer v sich für Wendlandt, nachvon der Adria-Küste entfernt, k dem Constantin Film unter können ohne Übertreibung als N Einbindung des Karl-MayNaturwunder bezeichnet werden. 1 in Stufenform übereinander lieVerlags 1961 die Optionsrechte 16 g für eine Verfilmung von "Der gende Seen sind mit Wasserfällen, K Schatz im Silbersee" sowie der Kaskaden und Höhlen miteinand "Winnetou"-Trilogie erworben der verbunden. Im Hintergrund d hatte. Wir klammern die Suche des filmischen Schlusskampfes m den Tramps ist der Wasserfall nach geeigneten Schauspielern mit aus und beschränken uns auf das Slap Plitvice zu sehen. Die Blick auf die Schatzhöhle" aus P Problem mit den Schauplätzen. „Schatzhöhle" in einer Felswand " dem Film "Der Schatz im Silbersee" am Rande des konkreten W Wo sollte ein deutscher Western g gedreht werden, dessen Haupthandlungsstränge „Silbersees" namens Kaluderovac wurde allerdings u unter freiem Himmel spielen mussten? Orte in nur in Außenansicht gedreht und der Innenraum W d im Studio Stu tudio nachgebaut. naach chge geb Wirtschaftswunderdeutschland Selbst ein Kroatienkkamen als Kulisse nicht in n T Tourist, der kein Karl-MayB Fa Betracht, US-Originalkulissen auss Fan ist, kommt um einen K B Kostengründen ebenso wenig. Besuch dieses Nationalparks n i Fündig wurde Wendlandtt nicht herum. iim damaligen Jugoslawien.. Nach Abschluss der IIm Frühjahr 1962 einigte Dr Dreharbeiten in Plitvice eer sich mit dem kroatischen zo o das Filmteam weiter zog F zu Filmunternehmen Jadran-Film zur Küste nach Rijeka. Eine aaus Zagreb. Neben erträglichen Vi Viertelstunde Fahrt mit dem K Au Kosten bot das Balkanland auch Auto Richtung Karlovac entm fer moderne Anlagen und gut ausfernt, liegt im Gorski-Kotarg Ge gebildetes Personal. Gebirge die „Prärie" nicht nu Schon Ende der 50er-Jahre nur des Silbersees, sondern eentstanden südlich der Alpen au auch weiterer Westernfilme: iitalienische Schwerter-unddie Hochebene von Grobnik SSandalen-Filme mit muskelbePol Polje, das „Tal von Polje". p Hie packten antiken Heroen. Diese Hier wurde u.a. die prägenp de Eingangssequenz vom prügelten sich im Schweiße iihrer kantigen Angesichte „Sil „Silbersee" gedreht. Wer die aallerdings bevorzugt vor jugoskl la klassische Prärielandschaft Einer der zentralen Drehorte an llawischer statt Italo-Kulisse, ohne hnee da hn dasss die ies den oberen Seen von Plitvice: Hier d de dies derr frühen Karl-May-Filme p publik gemacht wurde. Für die Karl-May- fand nicht nur der Schlusskampf sucht, wird dort zwar fündig, doch wegen F Filme konnte es andererseits vor allem im im Film statt, auf den markanten Umweltzerstörung kann dort kein weiterer H W We stern m Hinblick auf Massenszenen mit Komparsen Western mehr gedreht werden. Felsen im Wasser entstand auch u In de und Pferden kein geeigneteres Genre als den Bergen oberhalb von Grobnik das Foto für das Kinoplakat. V Polje lie Vorläufer geben. Als das Kinopublikum der liegt die noch nahezu unberührte G Hügellan Hü Gottheiten und Armeen müde wurde, spranHügellandschaft von Platak. Sie sorgte g in meh gen die Indianer in die Bresche – Häuptling mehreren Karl-May-Filmen für den sstatt Hannibal. Zudem hatten die von finanromanti romantischen Hintergrund für Reitszenen zziellem Aufschwung heimgesuchten deutschen und In Indianerdörfer, etwa das Dorf der Z n Assinib Zuschauer Italien nicht nur als Reiseland, sondern Assiniboins aus "Winnetou II". Ebenso aauch als Handlungsort von Filmen entdeckt. Um m befreit befreite Old Shatterhand in "Winnetou I" d dort unerkannt den Häuptling der die Wahrheit zu erkennen, dafür reichten ihree O eApach vom Marterpfahl der Kiowas. Ortskenntnisse noch nicht aus. Erst unter dieApachen ssen Bedingungen konnte jedoch der Startschuss ss Di Dreharbeiten für "Der Schatz Die ffür die erfolgreichste Phase der jugoslawischen en im Silbersee" wurden fortgesetzt F P Filmgeschichte erfolgen. in Paklenica, einem weiteren kroatisch tischen Nationalpark, gelegen im Vele Velebit-Gebirge. Sein bekanntester IIm August 1962 fiel unter der Leitung des heieiTeil sind traditionell zwei beeinm ste du dr matfilmerprobten Regisseurs Harald Reinl die erste druckende Schluchten, von denen K d de Klappe für "Der Schatz im Silbersee". Es wurde die größere (Velika Paklenica) einer d te de bedeutendsten Schauplätze der bis dahin teuerste, aber auch erfolgreichste der F nd vo Abenteuerfilmen ist, die in Film der deutschen Nachkriegsgeschichte – und von d Ju der einzige Karl-May-Westernfilm, der inklusive der Jugoslawien gedreht wurden. In IInnenaufnahmen komplett in Jugoslawien gedreht reht d Nähe des Hotels Alan wurde der

WARUM JUGOSLAWIEN?

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die Westernstadt Tulsa errichtet, die erstee h ihrer Art in Jugoslawien überhaupt. Nach den Dreharbeiten wurde sie abgerissen. Ein letzter kurzer Abstecher führtee das „Silbersee"-Team 15 Kilometer wei-ter in die Nähe von Obrovac nach Zadarr zum Canyon am Fluss Zrmanja, um dortt n in einer wildromantisch-wasserrreichen Szene einen Ritt der Tramps und diee Schlusssequenz zu filmen.

Sh Shatterhands. Wer auf diesem „WinnetouG Gipfel" die Augen offenhält, kann womöglilicc noch geringe Überreste der Steingräber lich vo Nscho-tschi und Intschu-tschuna entvon de decken. Trost spendet dem Besucher die Ge Gewissheit, dass an dem großen Krater un unterhalb des Tulove grede der Bösewicht Sa Santer in die Speere der Apachen stürzte … Eine Reise zu den Karl-May-Drehorten ist undenkbar, ohne die Stelle gesehen zu h ha haben, an der Winnetou im letzten Teil d er Trilogie starb – zumindest vorüberder Rialto und Constantin hatten sich geh gehend bis zu seiner nächsten Mission … A Al eine Option auf die Verfilmung der Alss wären sich die Verantwortlichen der Ges Ge "Winnetou"-Trilogie gesichert, die die Geschichtsträchtigkeit dieses Ereignisses bew be beiden Firmen nach ihrem Riesenerfolg bewusst gewesen, wurde der Drehort für die mit "Der Schatz im Silbersee" gern diese bedeutende Szene nur ein einziges M a in den Karl-May-Filmen verwendet, wahrnahmen. Im Juli 1963 begab sich Mal o bw w das Team in nahezu unveränderter obwohl er sich angesichts seiner Schönheit fürr weitere Einsätze angeboten hätte: der fü Besetzung erneut nach Zadar, um Mal Ma "Winnetou I" zu drehen. Im Hinterland Mali-Alan-Pass. Er befindet sich auf der Seite des Tulove grede, die dem Meer zugewandt der kleinen Küstenstadt, am bereits ist, is t, und wird unter Fans als „Grüne Wiese" erwähnten Zrmanja-Canyon, standen Totale auf die Plitvicer Seen, im Hintergrund ist be eze das Pueblo der Apachen und die für bezeichnet. Unbedingt zu beachten ist: Er ist im Berg die Schatzhöhle aus dem Film vor roh h ne Old Shatterhand und seine Freunde vo vorohnehin schwer zu erreichen, doch seit einem "Der Schatz im Silbersee" zu sehen. gesehenen Marterpfähle. Weil Winnetou kroatischen Feldzug 1996 besteht dort auch M und Shatterhand dort letztlich Minengefahr. Blutsbrüderschaft schlossen, ist Mit dem Tod des A dieser Ort das berühmteste und Apachenhäuptlings wurden zw wahrscheinlich auch beeindruzwar nicht die Karl-MayF ckendste Landschaftsmotiv der Filme zu Grabe getragen, aaber eine Beerdigungsszene Karl-May-Filme. Im Zrmanjaaals Fluss fand der entscheidende Schlussbild von "W W Kampf zwischen Old Shatterhand "Winnetou III" musste n und Winnetous Vater Intschunatürlich sein. Sie wurde b tschuna statt. Unverwechselbar bei Rovanjska zwischen SStarigrad-Paklenica und ist der Drehort wegen eines aus M dem Wasser ragenden spitzen Maslenica oberhalb der K Felsens. Wenn ein Karl-May-Fan Küstenstraße gedreht. F noch zweifelt, ob es sich für Für Rialto schloss sich d ihn lohnt, nach Zadar zu fahdamit der Kreis, denn b ren, dann sei außerdem Mali bereits die Schlussszene vvon Alan erwähnt, einer der höchs"Winnetou I" w ten Berge des Velebit. Einst war war dort entstanden, in Die Ebene von Grobnik Polje diente in vielen Karl-Mayd seine kurvenreiche Passstraße der die beiden frischgebaFilmen als Prärie – heute sind einige der Wege asphaltiert ckkenen Blutsbrüder in den Bestandteil der Grenze der K.u.K.und am Bergrücken Teile abgetragen. SSonnenuntergang reiten. Monarchie. Am Gipfel des Berges, dem Tulove grede, befand sich das Dieses Ende ließ den Zu Goldversteck der Apachen („Nugget tsil"). Hier wurde zu Zuschauer bereits ahnen, da Beginn der Dreharbeiten für "Winnetou I" auch gleich dass dem Apachenhäuptling un das Filmende gedreht: Winnetous Schwester Nschound seinem weißen Bruder no tschi stirbt nach einem Raubüberfall in den Armen Old noch einige Abenteuer be bevorstehen würden. So In einem Seitental von Grobnik Polje, das seit langem von ka kam es dann auch, und der Armee als Schießplatz genutzt wird, stand die aufwänzw zwar unter weiterer Leitung dig gebaute Butlers Farm aus dem "Schatz im Silbersee". n neben Rialto: Schon bald m mischte der Produzent A Artur Brauner mit, weil aauch er Karl-May-Filme d h ll i Rechte h drehen wollte. Die an Mays Wildwest-Romanen besaß jedoch Horst Wendlandt. Also nutzte Brauner aus, dass Figuren wie Winnetou und Old Shatterhand als „deutsches Kulturgut" rechtlich n nicht zu schützen waren. Da Jugoslawien d damals zwar nicht politisch, aber bezogen auf se seine Filmproduktion föderalistisch gegliedert w war, konnte er problemlos mit der serbischen A Avala-Film aus Belgrad kooperieren. Wer weiß, o ob es jemals Verfilmungen von Büchern m mit Kara Ben Nemsi gegeben hätte, wenn W Wendlandt nach dem ersten Western von

Fotos: © Privatarchiv

WINNETOU LEBT WEITER


Der Berg Kamenjak bei Rijeka, in unmittelbarer Nähe zu den Drehorten Grobnik Polje und Platak gelegen, wurde insbesondere bei den Filmen "Winnetou 1" und "2" häufig genutzt.

Umkr Um krei eiss einige ge w irku ir kung ngssvol olle le Aufnahmen entstanden i l Umkreis wirkungsvolle entstanden, zum Beispie Beispiel da Indianerdorf der Utahs aus "Der Ölprinz" und das Blockhaus von das M Haller in "Winnetou und das Halbblut Apanatschi". Mac "D Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes" sind "Der w weder die besten noch die erfolgreichsten Karl-May-Verfilmungen. Sie wurden w Sie zwar in einem Abwasch produziert, doch ohne sie wäre die R die Reihe nicht komplett. Gedreht wurde nicht in Mexiko, sondern größtenteils in Dubrovnik und im 30 km entfernten Trebinje. In unmittelbarer Nähe entstand 1963 im Zupci-Tal die imposante Westernstadt Golden Hill, die drei Jahre lang nicht nur für May-Filme genutzt wurde. Nördlich von Dubrovnik verläuft parallel zur Küste das 60 km lange Tal Popovo polje – hier wimmelte es 1968 beim (vorerst) letzten Auftritt d des Häuptlings der Apachen von Schlangen, d die auf "Winnetou und Shatterhand im Tal d der Toten" warteten. Das Top-Touristenziel in Slowenien is ist die Tropfsteinhöhle von Postojna. Die b bei "Winnetou II" als Zufluchtsort für die A Assiniboins verwendete Höhle Otoska jama is s allerdings für Besucher nicht zugänglich. ist A Auf dem benachbarten Gebirgszug Javornik kkämpfte Winnetou mit einem Bären. In d der Hauptstadt Ljubljana befand sich eine K Kulissenstadt, die im Hinblick auf KarlM May-Filme vor allem für "Old Surehand" g genutzt wurde. Naturfreunde werden in d den zahlreichen Karsthöhlen fündig. Die O Orte in Slowenien haben den Vorteil, dass si sie vom jugoslawischen Bürgerkrieg nahezu vverschont geblieben sind.

Brauner Pierre Brice nicht unter Exklusivvertrag genommen hätte … So blieb Brauner im Anschluss gar keine andere Wahl, als auf KarlMay-Werke ohne Winnetou (und folglich Old Shatterhand) zurückzugreifen, wenn er auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollte. So kam es später zur Verfilmung von u.a. "Der Schut", der immerhin teilweise an Originalschauplätzen gedreht wurde. Nächster Schauplatz: die Krka-Wasserfälle, eine weitere Touristenattraktion. Hier starteten im September 1963 Brauners CCC Film und Avala die Dreharbeiten für "Old Shatterhand", dessen Titel und Handlung auf keinem MayRoman basierten. Die Wasserfälle liegen in der Nähe der Kleinstadt Skradin. Wer dort weiterfährt, gelangt an eine Bahnstrecke, die Zadar und Knin miteinander verbindet. Dort hatte Rialto exklusiv für "Winnetou I" die Westernstadt Roswell gebaut, in deren Saloon in einer der spektakulärsten Szenen der Karl-May-Filmgeschichte eine Lokomotive raste – selbstverständlich mit anschließender Explosion. An besagten Krka-Wasserfällen hatte zuvor der mit einer Indianerin turtelnde Sam Hawkens nach Anweisung von Harald Reinl seine Perücke verloren. Nun fiel dort die erste Eine kleine, aber feine Region außerE Klappe unter der Regie von Hugo Fregonese h halb des klassischen Karl-May-Filmlands für CCC. "Old Shatterhand" wurde der teuerste is ist die Gegend um Almería in Andalusien und vermutlich „amerikanischste" Karl-MayDer große Wasserfall in Plitvice wurde gleich in im Südosten Spaniens. Nachdem dort Film der 60er Jahre – und er lief als erster der mehreren Karl-May-Filmen als Motiv verwendet 1 1962 Teile von "Lawrence von Arabien" Reihe 1970 im deutschen Fernsehen. Dass das – an den Felsen im Vordergrund kämpfte Pierre gedreht worden waren, entstanden auch zahlTV – neben Videos und DVDs – noch heute Brice in "Winnetou 3" gegen Banditen. reiche „Euro-Western" insbesondere in der das Interesse an Karl May und seinen Werken W Wüstenzone um Tabernas. Für "Durchs wilde bewahrt, ist unumstritten. Kurdi Kurdistan" und "Im Reiche des Silbernen Löwen" organ organisierte Artur Brauner erstmals eine deutsch-spaEs würde den Rahmen sprengen, für jeden einnisch Karl-May-Film-Co-Produktion. Ebenso wurde nische zelnen der 17 Karl-May-Filme der 60er-Jahree 1975 fürs Fernsehen die zweite Staffel von "Kara h die Drehorte zu beschreiben. Wichtig jedoch Ben Nemsi Effendi" in Almería produziert. Dass auch Pier Brice 1997 mit „Winnetous Rückkehr" in diese sind diese: etwa das 60 km von Split entferntt Pierre Wüs geschickt wurde, ist eine andere Geschichte. gelegene Vrlika, das die vermutlich beeindru-Wüste t. Diee ähnlich umstrittene TV-Serie "Mein Freund ckendste Prärielandschaft der Filme zu bieten hat. Die e" Win Was Grobnik Polje für "Der Schatz im Silbersee" Winnetou" wurde 1979 in Mexiko gedreht, obwohl sowie die ersten beiden "Winnetou"-Teile ist, ist sie im Süden der USA spielt. Und die Kinoreihe der me. 60 0 Jahre fand mit "Winnetou und Shatterhand diese Freifläche für fünf spätere May-Westernfilme. 60er am m Südlich von Split, wo das Rialto/-Jadran-Team im Tal der Toten" nicht nur inhaltlich einen würderr di häufig Quartier bezog, liegt an der Mündung de digen Abschluss, dem Flop an den Kinokassen cke zu Trotz: Das erste und einzige Mal hatte für Cetina das Städtchen Omiš. Von der Cetina-Brücke zum Ka mitten im Ort führt die rechts gelegene Straße in Karl-May-Dreharbeiten ein Filmteam die Heimat erren en W das Tal Radmanove mlinice zu einer Mühle, in deren Winnetous in Nordamerika aufgesucht.

DDREHORTE AUSSERHALB JUGOSLAWIENS

WEITERE DREHORTE IN JUGOSLAWIEN

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Nicht zu killen – der Kriminalfilm Von Alan Tepper

Clevere Spione in dunklen Gassen, eiskalte Gangster, die in Hinterhöfen ein Komplott schmieden, ein Mafiaboss ohne Skrupel, ein Gesetzesvertreter, für den Angst ein Fremdwort ist – das Spektrum der Krimis hat im Vergleich zu anderen Filmgenres die größte Bandbreite. Wer hat sich noch nie dabei ertappt, wie gebannt vor dem Fernseher oder der Kinoleinwand zu sitzen und das Geschehen um sich herum zu vergessen? Und am Ende – da ist die Welt wieder natürlich in Ordnung! Oder etwa nicht?

Stopf die Pfeife, Sherlock!

Die Frühzeit Einen der frühesten Krimis bestritt – wie könnte es anders sein – der Prototyp des Detektivs, der Pfeife rauchende und mit einer Lupe bewaffnete Sherlock Holmes. Nach dem literarischen Vorbild des Briten Sir Arthur Conan Doyle (der sich stofflich kräftig bei Edgar Allan Poe bedient hatte) machten sich der in der Londoner Baker Street lebende Meister und sein Gehilfe Dr. Watson auf, um 1903 einen Fall in "Sherlock Holmes Baffled" zu lösen. Seitdem wurden über 200 Streifen Seite

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

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mit mehr als 70 Darstellern abgekurbelt, wobei der britische Schauspieler Basil Rathbone in den Dreißigern und Vierzigern die Figur am überzeugendsten verkörperte. Unvergessen "Der Hund von Baskerville" der 20th Century Fox von 1939. Einer der populärsten Gangsterfilme der Frühzeit war "Im dunklen Viertel von New York" (1912), bei dem sogar authentische Berufsganoven mitspielten und der in den Armenquartieren der Stadt gedreht wurde. Die etwas dürftige Handlung – ld vom Di b zurück ü k – wird id Mann wird beraubt und holt sich sein G Geld Dieb von den eindrucksstarken Bildern wettgemacht, die einer Milieustudie gleichkommen.

Vorsicht – Dr. Mabuse geht um

Die Zwanziger Nach dem Schock des Ersten Weltkriegs wurde erst mal gefeiert. Man tanzte Charleston, Frauen rauchten mutig in der Öffentlichkeit, und alle sangen ein Hohelied auf das lockere Leben. Fritz Lang, der mit "Metropolis" für den wohl bedeutendsten Klassiker des Jahrzehnts sorgte, kreierte (inspiriert vom Grauen des Krieges) mit "Dr. Mabuse, der Spieler" (1922) den bedeutendsten Erzschurken des Kinos; nach dessen Vorbild wurden später die Gegenspieler von James Bond sowie zahlreiche andere Ekelpakete entworfen. Das ursprünglich zweiteilige Werk mit einer Gesamtspielzeit von beinahe fünf Stunden (!) ab buse, schildert die Machenschaften des genialen Verbrechers Dr. M Mabuse, eines angesehenen Psychoanalytikers, der in verschiedenen Verkleidungen sein Unwesen treibt. Am Ende wird der dem Wahnsinn verfallene "Psycho" von seinem Gegenspieler, Staatsanwalt Wenk, gestellt. Doch wahre Schurken kehren immer zurück – und so ließ sich das Verbrechergenie erneut in "Das Testament des Dr. Mabuse" (1933) blicken. Dieser Film, den viele Zuschauer erst in den Fünfzigern sahen, wurde kurz vor der Premiere vom Nazi-Propagandaminister

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aum ein Genre hat so viele „Unterabteilungen" wie der Kriminalfilm. Stand anfangs noch der Detektiv im Mittelpunkt – egal ob Profi oder Hobby-Ermittler –, etablierten sich schnell der Polizeifilm, bei dem das Tun der Gesetzeshüter dargestellt wurde, und der Gangsterstreifen, bei dem der Zuschauer den Ganoven bei der Arbeit über die Schulter blicken konnte. Polizei und Ganoven? Das endete schnell vor Gericht, folglich etablierten sich Filme mit dem Schwerpunkt Justiz. Nach gesprochenen Urteilen ging’s für einige Unholde in den Knast, die Kamera immer im Nacken – wie zum Beispiel "Der Gefangene von Alcatraz" (1962) mit Burt Lancaster zeigt. Außerdem standen Spionagereißer stets hoch im Kurs, gefolgt von herrlichen Parodien. Mit dem Thriller verschwamm dann der eindeutige Begriff des Krimis, denn psychologische Momente, Serienmörder, die ihr Unwesen trieben, und sogar Elemente des Horrorfilms ließen klare Grenzlinien aufweichen. Aber genau das zog die Zuschauer an, denn der ewige Kampf zwischen Gut und Böse wurde mit zunehmend perfiden Mitteln ausgetragen. Aktuell kann sich der Krimifan von allen nur erdenklichen Spielarten des Genres fesseln lassen; zwar verlangt der zeitgenössische Geschmack nach Action, schnellen und grellen Bildern und Superlativen, doch es gibt immer noch Regisseure, die Wert auf handwerklich einwandfreie Schauspielkunst legen und ihre Charaktere liebevoll gestalten, ausarbeiten und für den nötigen Feinschliff sorgen. Bei der scheinbar endlosen Fülle der Krimis ist es nur möglich, einen kleinen, aber treffenden Auszug zu präsentieren – eine Auslese, bei der aus Platzgründen kultverdächtige Protagonisten wie Jerry Cotton, Kommissar Maigret, Mr. Wong und der in Deutschland beliebte Kommissar X fehlen. Doch auch diese ehrenwerten Herren werden sich in den nächsten kult!-Ausgaben sehen lassen. (Anmerkung zu den Jahreszahlen: Meist wird das Jahr genannt, in dem der jeweilige Film in die Kinos kam, in Ausnahmen das Produktionsjahr).

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Joseph Goebbels verboten, der Anspielungen auf Adolf Hitler erkannt g drehte 1960 noch "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse", hatte. Lang w wonach andere Regisseure sich des SStoffs bedienten, allerdings mit wenig ger Erfolg. In den Zwanzigern betrat eein weiterer Kandidat der Kategorie „Ich bin böse und will die ganze W Welt" die Bühne der Lichtspielhäuser. E Ein nach der Romanvorlage von Sax R Rohmer erschaffener Mandarin debüttierte 1929 in "Der geheimnisvolle D Dr. Fu Man Chu", erlebte aber erst in d den Sechzigern einen Boom: Da legte C Christopher Lee seine Dracula-Beißer kkurz in die Kukident-Dose,, um sich sstattdessen i B kl b d iin schrägen einen Bartt anzukleben und Werken wie "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" (1966) und "Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu" (1969) sein Unwesen zu treiben. Für einen Hauch Exotik sorgte auch der amerikanisch-hawaiianische Detektiv Charlie Chan, der 1926 in "The House Without A Key" debütierte, meist von Warner Oland umgesetzt wurde und in mehr als 40 abendfüllenden Streifen zu Warner Oland sehen war.

Abenteuer im Asphaltdschungel

Die Dreißiger

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Den kriminalistischen Auftakt des Jahrzehnts machte Meisterregisseur Fritz Lang. Mit "M – Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931) schuf er ein Werk, das auch heute noch mit einer klaustrophobischen, paranoiden Grundstimmung fesselt. Der unschuldig und naiv wirkende Peter Lorre in der Rolle des Hans Beckert spielt einen Triebtäter und Kindermörder, der eine Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Speziell die düstere Bildgestaltung, das Wiederholen der Melodie von "Peer Gynt" (Edvard Grieg), die immer zu hören ist, wenn Beckert sich in einen Mordrausch hineinsteigert, und die sich zuspitzende Spannung vereinen sich zu einem unbestrittenen Krimi-Klassiker. Nach der ersten Weltwirtschaftskrise wurde das Klima besonders in den USA rauer. Die Prohibition führte zu einer Hoch-Zeit für die Schwarzbrenner, die mit ihrem Fusel ganze Regionen versorgten, meist unte erstützt von der Mafiaa. Das organisierte Verbrechen zahlte sich tatunterstützt s sächlich aus – eine Rechnung, die nicht nur e Al Capone aufmachte. achte. Die amerikanischen ein G Großstädte verwand delten sich in einen A Asphaltdschungel, in d dem die Bleispritzen d das Lied vom Tod s spielten. Die brutale R Realität versorgte diee Edward G. Robinson R Regisseure mit alp-t h ft St ff M 1 traumhaftem Stoff. Mervyn LeRoy drehte 1931 "Der kleine Cäsar", einen klassischen, knüppel-G harten Gangsterfilm. Hauptrolle: Edward G. Robinson, der in den folgenden Jahren Synonym für einen Erzganoven war. Ein deutliche Anspielung auf Al Capone und das Mafiamilieu produzierte der mysteriöse Multimillionär Howard Hughes mit "Scarface, das Narbengesicht" (1932), der durch die Authentizität beeindruckte – und natürlich durch die schauspielerische Leistung des Horrorfilm-Darstellers Boris Karloff, der ein Jahr zuvor einen frühen "Frankenstein" abgeliefert hatte. 1935 James Cagney zeigte sich James Cagney, der bis dahin GoodTimes

häufig als Ganove unterwegs gewesen war, als Gutmensch in "Der FBIAgent" und bewies auch in diesem Subgenre sein Können. Im selben Jahr nahm sich fred Hitchcockk Meisterregisseur Alfred "Die 39 Stufen" (nach dem gleichnamigen Roman von John Buchan) vor – allerdings sehr frei, was ihm eini-gen Ärger seitens dess Urhebers einbrachte.. Der Spionagethrillerr h d schildert die Abenteuer von Ri Richard Hannay, der unfreiwillig in eine internationale Affäre verwickelt wird. Eine atemberaubende Verfolgungsjagd im schottischen d E d äh d einer i Hochland und die unglaublich spannende Endszene während Aufführung im Londoner Palladium, bei der der Drahtzieher der gegnerischen Seite erschossen wird, zeichnen den Film aus. A Abteilung Exotik: Während C Charlie Chan in den Zwanzigern ffür Spannung sorgte, betrat 1937 Mr. Moto die Bühne – ein jjapanischer Geheimagent (literrarische Vorlage: John Phillips M Marquand), der auch schon m mal asiatische Kampfeskünste eeinsetzte ("Mr. Moto und der SSchmugglerring"). h l i ") N h dem d A iff der Japaner auf Pearl Harbour Nach Angriff 1941 wurde die Reihe abrupt abgesetzt.

Der Film Noir

Die Vierziger Als John Huston 1941 "Die Spur des Falken" (Romanvorlage: "Der Malteser Falke" von Dashiell Hammett) in Szene setzte, schuf er eines der bedeutendsten Beispiele für das Subgenre Film Noir – dieser Begriff wurde erst von französischen Kritikern, allen voran Nino Frank 1946, nach dem Zweiten Weltkrieg ins Leben gerufen. Man verstand darunter Krimis, bei denen die klare Trennlinie zwischen Gut und Böse verschwamm, die durch eine dunkle Bildgebung mit vielen Schatten wirkten und eine eher pessimistische Sicht vermittelten. Und die Frauen? Das waren nicht mehr holde Grazien, die beim kleinsten Geräusch ohnmächtig in die Arme des Helden fielen, sondern Femme hältig und grausam. Fatales: verschlagen, verrucht, hinterhältig "Der Malteser Falke" mit Humphrey Bogart als kaltschnäuziger Privatschnüffler Sam Spade handelt von der Jagd nach der sagenumwobenen Skulptur eines Falken, die ein Vermögen wert ist. Doch Spade wird nicht nur von seiner Auftraggeberin belogen (die attraktive Brigid O’Shaughnessey begeht sogar einen Mord), sondern auch von anderen finsteren Gestalten gelinkt. Am Ende erweist sich die Skulptur als Fälschung, was die wegen ihr verübten Verbrechen noch sinnloser erscheinen lässt. Bogart hatte schon in den Dreißigern in zahlreichen Filmen gespielt, doch hier erschuf er die Steilvorlage für folgende Detektivstreifen. Die Hutkrempe tief ins Gesicht gezogen, eine filterlose Kippe, die locker im Mundwinkel hängt, d k machten ht ih und ein möglichst versteinerter Gesichtsausdruck ihn zum Paradebeispiel für Coolness. 1/2012

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Rififi – und reale Folgen

Die Fünfziger Nach dem rührseligen, in Großbritannien produzierten "Einmal Millionär sein" (1951) mit Alec Guinness (großer Coup eines kleinen Bankangestellten, der erst nach Südamerika flüchten kann, aber dann doch geschnappt wird) sorgte "Die seltsamen Wege des Pater Brown" (1954; ebenfalls mit Guinness)) für Furore. Die nach dem R G K Chesterton Ch t t Romanen von G.K. geschaffene F Figur tauch-t n te noch in z a h l re i c h e n weiteren U n Umsetzungen it H i Rüh auff ((u.a. mit Heinz Rühmann)) und löste diee Verbrechen mit biblischen Gleichnissen p g und einer Portion Spitzfi ndigkeit. Während Alfred H Hitchcock " Anruf "Bei M b d h Mord", "Über den Dä Dächern von N Nizza" und das Meisterwerk " "Das Fenster zum Hof" dreht (alle mit Grace Kelly), bliete b ben auch die Franzosen nicht u untätig. Im bejubelten "Rififi" ( (1955), umgesetzt von Jules D Dassin, rauben die Einbrecher T i Jo J und d Mario M i einen i J li l Toni, Juwelierladen aus – ein Streifen in der Tradition des Film Noir. Das deutsche Publikum reagiert mit Begeisterung, aller rding gs te allerdings

St dt auseinandersetzen. i d t Stadt Der Grund hierfür: Die Geldschrankknackerei wird in einer Länge von rund 30 Minuten gezeigt – ohne Dialoge und Musik – und wurde vom halbseidenen Milieu als Inspiration verstanden!

ih konträren k tä P iti D ihre Positionen. Der Film endet nach einer langen Jagd – teilweise durch die Wiener i d von seinem i h li F d Kanalisation – mit Limes Tod: Er wird ehemaligen Freund erschossen. Viele Nachtszenen, das Grauen einer Trümmerstadt und die Darstellung des Nachkriegschaos werden durch die optimistischen Zithermusik relativiert, die einen unvergesslichen Gegenpol zum Geschehen setzt. Auch nach über 60 Jahren hat der Kultstreifen keine Spur von seiner unverwechselbaren Spannung verloren. Seite

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ni ht die di Obrigkeit, Ob i k it musste t sie i nicht s sich doch mit einer massiven E in beinahe jeder Einbruchswelle

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Dashiell Hammett galt als einer der wichtigsten Krimiautoren in den USA; doch Raymond Chandler, der die Figur des Detektivs Philip Marlowe erschuf, konnte ihn in Bezug auf die Popularität streckenweise noch übertrumpfen. 1946 stand Bogart in der ChandlerAdaption "Tote schlafen fest" (Originaltitel: "The Big Sleep") vor der Kamera, einem der bedeutendsten Kriminalfilme aller Zeiten. Hier wird der Detektiv Marlowe (Bogart) von einem Millionär engagiert, u m einem Erpresser auf die Schli um Schliche zu kommen. Die beiden Töchter d des Geldsacks verkomplizieren das G Geschehen, das darin gipfelt, dass M Marlowe den Gangster mit einem T Trick in den Kugelhagel der eigenen K Kumpane lenkt. Eine sehr vielschicht tige Handlung, Rätsel, die nicht aufg gelöst werden und den Zuschauer w weiter grübeln lassen, und besonders d Verhältnis V hält i zwischen i h Bogart B t und Lauren Bacall (eine der Töchter) das machen "Tote schlafen fest" zu einem Klassiker. Nach dem von Martin Scorsese hochgelobten Gangsterknüller "Vierzehn Jahre Sing-Sing" (1948, mit Burt Lancaster und Kirk Douglas) und dem fast durchgehend in einem Raum spielenden "Gangster in Key Largo" (1948, erneut mit Bogart und Bacall) sorgte ein weiterer Klassiker für i ht anhaltende Begeisterung – und das nicht nur wegen der genialen Zithermelodie von Anton Karas! "Der dritte Mann" (1949; nach Graham Greenes Roman) spielt im zerstörten Nachkriegs-Wien. Der Amerikaner Holly Martins will seinen alten Freund Harry Limee u (Orson Welles) besuchen, doch er kommt zu spät und kann nur noch dessen Begräbniss beiwohnen. Martins erfährt, dass sein alterr Kumpel mit verdünntem Penicillin gehandeltt hat und damit Tausende vo n hat von Kindern in de Tod schickte. e. den Da h h h Dann stellt sich heraus, d dass Li Lime noch leb und im sowjetischen Sektor der Stadt lebt un untergetaucht ist, den Martins nicht probl blemlos betreten kann. Schließlich treffen sich die beiden im Riesenrad und erkennen sich

M "Fahrstuhl "F h t hl zum SSchafott" h f tt" Mit ( (produziert 1957) schuf der franz zösische Regisseur Louis Malle e einen weiteren Kassenfüller und g gleichzeitig einen Vorläufer der N Nouvelle Vague – einer von franz zösischen Filmemachern gefordert ästhetischen Neuorientierung, ten bei der die Regisseure ihren Arbeiten einen klaren Fingerabdruck verpassten. Der mit der Musik von Miles Davis unterlegte Nervenkitzler schildert einen Mord aus Liebe, der durch eine Verkettung von Zufällen

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ein Todesurteil beschließen oder es verweigern. Zu Beginn scheint der Angeklagte schuldig, doch nach und nach di besonders b d der d Geschworene G h N 8 (Henry (H ergeben sich Zweifel, auff die Nr. Fonda) vehement hinweist. Die Spannung der Handlung wird ins g g g bis schließlich alle Geschworenen auf Freispruch Unerträgliche gesteigert, e entscheiden. Regisseur Sidney L Lumet fing Mimik und Gestik d der Schauspieler brillant ein – oftmals durch unerwartete N Nahaufnahmen, eine Technik, d er 1974 im Klassiker "Mord die i Orientexpress" wiederholte, im i dem die Figur des Hercule in P Poirot (Romanvorlage: Agatha Ch i ti ) di fklä b it lleistet. i t t Der Belgier g Christie) die A Aufklärungsarbeit Poirot war auch in den Kassenhits "Die Morde des Herrn ABC" (1965) und "Tod auf dem Nil" (1977, mit Peter Ustinov) zu sehen. Neben dem von Billy Wilder gedrehten "Zeugin der Anklage" (1957), in dem Marlene Dietrich ihr Können beweist, zählt Hitchcocks schwindelerregendes "Vertigo" (1958) zu den l J h h t kultigen Werken des Rock’n’Roll-Jahrzehnts.

Psychos & Spione, eine Omi & harte Jungs

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Neben Nebe en n "Psycho" Psycho kam 1960 ein weiterer Thriller in die Kinos, der ffür Gänsehaut sorgte. "Augen der A Angst" ("Peeping Tom", UK) hätte ffür den Protagonisten Karlheinz B Böhm einen Karriereschub bedeutten können. Doch ihm schadete die R Rolle des Mark Lewis mehr, als sie iihm nützte: Böhm (nicht zuletzt d durch die "Sissi"-Tränendrüsenfilme sschubladisiert) wurde lange Zeit mit d der Ausgeburt des Psychopathen iidentifiziert. Lewis arbeitet in einem LLondoner Studio und geht in sein ner Freizeit einem nicht alltäglichen GoodTimes

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aufgelöst f lö t wird. i d SSpeziell i ll di die SSzene mit it d dem im Fahrstuhl steckengebliebenen stecken Täter Ju Julien Tavernier ist an Dramatik nicht zu überbiete ten. 1957 erschien mit "Die zwölf Geschworenen" au auch ein bedeutender Beitrag zum Gerichtsfilm. In einem überhitzten Raum müssen zwölf Männer

Hobby nach: Er dreht einen Film über Angst; dafür bringt er mehrere Frauen um und fängt bei ihren Todesqualen die Augen per Naheinstellung ein. Der von seinem Psychiater-Vater als Forschungsobjekt missbrauchte Mann knüpft eine Freundschaft mit seiner Mieterin und beginnt sich zu öffnen, doch da hat ihn die Polizei schon im Visier. In der Schlussszene stürzt sich Mark in das messerscharfe Stativ, wobei die Kamera seinen Tod dokumentiert. Erst in den Siebzigern erkannte die Kritik den Wert von "Augen der Angst", der seitdem als Meilenstein des Psychothrillers gilt. Neben zahlreichen Streifen aus Frankreich – hervorzuheben ist "Der Teufel mit der weißen Weste" (1962) mit Jean-Paul Belmondo – starteten auch die Edgar-Wallace-Verfilmungen (siehe kult! 1). Hochspannungswerke wie zum Beispiel "Der grüne Bogenschütze" (1960/61), "Der schwarze Abt" (1963), "Der Hexer" (1964) lehrten die Zuschauer das Fürchten. g Schocker aber mehr als handAus heutiger Sicht wirken die damaligen zahm. Bis heute kaum etwas an Attraktivität eingebüßt hat die endlose 007Reihe, die mit "James Bond jagt Dr. No" (1962) begann;

bi i iins neue JJahrtausend ht d kkettet tt t sie i mit it h i bis heiß ßen Miezen, rasanter Action, super-bösen B Bösewichten und britischem Humor Fans an d die Leinwand. Allerdings wurden die beiden b bislang letzten Bonds ("Casino Royale", 2 2006, und "Ein Quantum Trost", 2008) m Daniel Craig so lieblos zusammengemit s schustert, dass die Queen sicherlich "not a a.G üc c e we se kann a ssiee de amused" war. Glücklicherweise den B tl iimmer noch h iins A hi schicken, Butler Archiv um die vier herrlichen Abenteuer p (größtenteils g mit Miss Marple nach e einer Vorlage v von Agatha C Christie) zu entstaub ben. Mit der g il kknuddelig-verschrumpelten dd li h lt grandios-skurrilen, M Margaret Rutherford als Hobby-Detektivin und d Ohrwurmmelodie von Ron Goodwin sind der "16 Uhr 50 ab Paddington" (1961), "Der W Wachsblumenstrauß" (1963), "Vier Frauen und e ein Mord" (produziert 1963) und "Mörder Ah i" (1964) längst lä t britisches b it Ahoi" Kulturgut geworden. y Hier wurde 1962 der Begriff g Kurzes Intermezzo in Germany: „Straßenfeger" geboren, denn die FrancisDurbridge-Verfilmung "Das Halstuch" sorgte für eine TV-Einschaltquote von fast 90 Prozent. Millionen Fans reagierten stinksauer, als der Kabarettist Wolfgang Neuss kurz vor letzten Folge den Namen des Mörders ät " gehörte hö t noch h zu d ild ausposaunte: "Vaterlandsverräter" den milderen 1/2012

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u d ih b i reichlich i hli h alt lt ausund ihn d dabei ssehen lässt. Die Hinweise auf d den immer noch herrschend den Rassenwahn im Süden der U USA heben "In der Hitze der N Nacht" aus der Masse hervvor. Als "Bonnie und Clyde" hi iim "S b " eine i G g , die auf taterschien "Sommer d der Li Liebe" Gangsterromanze, sächlichen Begebenheiten beruhte: Ein schießwütiges Pärchen raubte in den Dreißigern einige Banken aus und verteilte oftmals die Beute in Robin-Hood-Manier unter den Armen. Der rasante Streifen fasziniert mit eindrucksstarken Bildern, wurde aber anfänglich von der Kritik wegen zu vieler brutaler Szenen b t d li it angegriffen. "Bonnie und Clyde" ebnete den W Weg fü für di die expliziten G ewaltdarstellungen des Regisseurs Sam Peckinpah, der mit dem kultiGewaltdarstellungen g gen "Getaway" 1972 (mit Steve McQueen und A nstlerischen Höhepunkt Ali MacGraw) seinen künstlerischen eerreichte. N Neben "Die Brautt ttrug schwarz" (1967)) d n des französischen Meisterregisseurs F François Truffaut zählt aauch "Bullitt" (1968) zzu den beliebtesten K Krimis der Sechziger. SSteve McQueen aals knallharter P Po l i z e i l e u t n a n t F Frank Bullitt soll i K h der jedoch von einen Kronzeugen b bewachen, Gangstern erschossen wird: Auftakt für eine der spektakulärsten Auto-Verfolgungsjagden im amerikanischen Film, bei dem die Karren in San Fancisco den Asphalt umpflügen – und das alles zur Musik von Lalo Schifrin, der kurz zuvor die fantastische Titelmelodie zur Serie "Kobra, übernehmen Sie" komponiert hatte. Am Ende stellt sich heraus, dass Bullitt in eine riesige Intrige verwickelt war. Seite

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Durchgeknallte Cops und verführerische Frauen

Die Siebziger

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Viele Filme, die in den Sechzigern produziert worden waren, gingen in die Geschichte des Genres ein, doch im darauffolgenden Jahrzehnt hagelte es geradezu Klassiker. "Dirty Harry" (1971) machte den Auftakt zu einer Reihe mit vier Nachfolgern, die den schießwütigen Harry Callahan (Clint Eastwood) bei eher unkonventionellen Ermittlungen zeigen: Statt zu diskutieren, zieht der harte Bursche schnell seine 44er Magnum (damals die stärkste Handfeuerwaffe der Welt), presst ein „Make my day" durch die Zähne und ballert los. Er ist ein Outlaw, arbeitet für das Gesetz, hat dabei seine eigenen Vorstellungen von Gerechtigkeit. "Dirty t d bli h „faschistisch" f hi ti h" Harry" wurde von der Kritik angefeindet, da er angeblich iistt und „die is „die Selbstjustiz förd dert . Ei in schwe fördert". Ein schwerer Vorwurf, der auch zahlrreiche Filme mit Charles B Bronson (zum Beispiel "Ein M Mann sieht rot" von 1974) ttraf. Allerdings fanden sich iin den Folge-Verfilmungen "Callahan" (1973), "Der U Unerbittliche" (1976) u und "Dirty Harry kommt zzurück" (1983) gesellsschafskritische Momente d iin "D d i l" (19 988) sarkastisch-ironische k ti h und "Das T Todesspiel" (1988) Sequenzen. 1971 kam mit "Das Mädchen und der Kommissar" ein Krimi mit starken erotischen Untertönen in die Kinos. Der ehemalige Richter Max (Michel Piccoli) versucht, über die attraktive deutsche Prostituierte Lili (Romy Schneider) an eine Bande von Gelegenheitsdieben heranzukommen. Er stellt ihnen eine Falle und bringt sie zur Strecke. Als auch Lili, die den i lt h t verhaftet h ft t werden d soll, ll b i tM Ganoven Informationen zugespielt hat, bringt Max den leitenden Ermittler um. Regisseur Claude Sautet gelang ein großer Coup, da er die herkömmliche Schwarzweiß-Zeichnung negierte, indem er die sich entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Lili und Max stark betonte und damit die menschliche Fehlbarkeit porträtierte. Im selben Jahr erschienen n mi it "French French Con mit Connection" und "Klute" ((ein Psychothriller im P Prostituiertenmilieu mit JJane Fonda und Donald SSutherland) zwei von d den Kritikern hochgellobte Meisterleistungen. U Und als Kultfilm, wie eer kultiger nicht sein kkönnte, hat sich "Shaft" ((1971) etabliert: Der orig ginelle Streifen mit der SSpitzenmusik von Isaac H t bli t Richard Ri h d R dtt l ersten t schwarzen Actionhelden. Hayes etablierte Roundtree als Besonders die Dokumentation der Rassenproblematik (nicht nur die der Schwarzen, sondern auch anderer Minoritäten) wird dargestellt. Ganz großes Kino garantierte 1972 "Der Pate" (nach dem gleichnamigen Roman von Mario Puzo), bei dem Francis Ford Coppola Regie führte und Marlon Brando sowie der junge Al Pacino brillierFoto: Bildarchiv Hallhuber

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Beschimpfungen. 1966 wurde das deutsche Fernsehpublikum erneut mit Nervenkitzel belohnt – in dem Dreiteiler "Die Gentlemen bitten z zur Kasse" (Hauptrolle: der spätere " "Derrick", Horst Tappert), der auf einem r realen Überfall auf einen Postzug von 1963 basiert, bei dem die Räuber u umgerechnet rund 15 Millionen Euro e erbeuteten. Z Zum Kult par excellence avancierte ""Blow "B l U h l l A g unwisUp"" von Mi Michelangelo Antonioni,, bei dem ein Fotograf sentlich einen Mord mit seiner Kamera dokumentiert. Unvergessen ist Vanessa Redgrave als Jane, die dem Knipser die Bilder abnehmen will, weil sie selbst in den Mord verstrickt ist. Ein Live-Auftritt der Yardbirds begeisterte Musikfans zusätzlich. In den USA sorgte "In der Hitze der Nacht" (1967) für reichlich Zündstoff: Das mit mehreren Oscars ausgezeichnete Werk zeigt den schwarzen Cop Virgil Tibbs (Sidney Poitier), der in Mississippi seinem weißen Kollegen Bill Gillespie bei der Au ä u g eeines es Mordes o des helfen e e muss uss Aufklärung

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Led Zeppelin

kult!

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kult!

Ilja Richter

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Die Achtziger

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Regisseure setzten jetzt unter anderem auf humorvolle Unterhaltung und epische Arbeiten. Der über zweistündige "Gorky Park" (1983) von Michael Apted war im modernen Russland angesiedelt und erzählt die Geschichte des aufrechten KGB-Ermittlers Arkady Renko. Er muss den Mord an drei bis zur Unkenntlichkeit entstellten Männern aufklären. Bei seinen Untersuchungen erkennt er die ganze Brisanz, denn es h i di t und d ein i amerikanischer ik i h sind korrupte Beamte d des G Geheimdienstes Pelzhändler (Jack Osborne) in den Fall verwickelt. Letztendlich kann er Osborne zur Strecke bringen, doch ihm wird klar, dass er nur den Kopf einer Hydra abgeschlagen hat. g Leone hätte 1984 am liebsten die fast vier Stunden von Sergio "Es war einmal in Amerika" in den U USA freigegeben, musste aber auf vverbraucherfreundliche zweieinhalb SStunden kürzen, während in Europa d die ungeschnittene Version lief. Das E Epos schildert die Geschichte eines G Gangsterquartetts in der Zeit der Z Zwanziger/Dreißiger und in den sspäten Sechzigern. Robert De Niro l David D id „Noodles" N dl " Aaronson, A J als James Woods als Maximilian „Max" Bercowicz und Kollegen verdienen ihren Lebensunterhalt mit der organisierten Kriminalität, haben ihre Finger im Alkoholschmuggel, in der Prostitution, in Überfällen und Arbeiterkämpfen. Das Monumentalwerk entfaltet seine Wirkung durch geschickte Zeitsprünge, wobei im Jahr 1968 ein Komplott aus den Dreißigern aufgelöst wird. Leone als erfahrener Filmemacher, die hochkarätigen Darsteller und eine geschickt ineinander verwobene Story sowie die Musik von Ennio Morricone machen den „Vierstünder" zu einem Pflichtfilm! Für Humor hatte schon der vertrottelte Inspektor Clouseau in den Sechzigern und Siebzigern mit der Reihe um den rosaroten Panther GoodTimes

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Vulvablitzer, Kannibalen und Pulp p

Die Neunziger und danach Mit dem Psychothriller "Das Schweigen der Lämmer" (1991) begann das Jahrzehnt vielversprechend, denn Jodie Foster als FBI-Agentin Clarice Starling und Anthony Hopkins als Hannibal Lecter (ein Gourmet mit Vorliebe für menschliche Zutaten) überzeugen mit geschickter Interaktion. Starling nähert sich mit Lecters Hilfe einem Serienmörder und kann ihn schließlich über1/2012

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Quasselstrippen, Amsterdamer Grachten und Unbestechliche

gesorgt, doch Eddie Murphy als durchgeknallte Quasselstrippe Axel Foley machte "Beverly Hills Cop – Ich lös’ den Fall auf jeden Fall" (1984) zum Klassenschlager; er spülte schon am eersten ste Woc e e de sa Wochenende satte 15 Millionen D Dollar in die Kinokassen. D Dem in Jeans u und Sweatshirt gekleideten Dauerredner w wurden seitens der Produzenten viele Freiheiten z zugestanden, folglich lief er zur Höchstform auf u und avancierte zum Superstar des Jahrzehnts ( (unvermeidlich: die Nachfolger "Beverly Hills Cop II" ( p III" von 1994). (1987 und "Beverlyy Hills Cop N h d t i k Nach dem Hi Historienkrimi "Der Name der Rose" (1986) mit Sean Connery, der den Boom des Historienromans und -films anstieß, der sich bis heute unerschütterlich hält, sorgte "Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis" ( ) für einen Mix aus Action,, Humor (1987) u n d Spann I Mittelpunkt: Mitt l kt die di ungleichen l ih nung. Im C Cops Martin Riggs (Mel Gibson) und Roger M Murtaugh (Danny Glover), für die es drei F Fortsetzungen gab – auch hier wurde iin Höchstgeschwindigkeit gebrabbelt. Die K Kritiker empfanden die Reihe für zu platt, di Zuschauer Z h h dies di anders. ders. die sahen Zu den wenigen Niederlande-Importen, die sich internationale Anerkennung verdienten, zählt "Verfluchtes Amsterdam" (1988): Spannung ist garantiert, wenn der Mörder als Taucher lautlos seine Kreise durch die Grachten thi h D t ll (d t H b St der Hauptstadt zieht. Sympathische Darsteller (darunter Huub Stapell als Inspektor Visser), ein Liebes-Happy-End, der psychopathische Serienkiller und eine fesselnde Verfolgungsjagd per Boot lassen über die einfache Handlung hinwegsehe hinwegsehen. 1987 wurde in den USA der K Kassenschlager "The Untouchables – Die Unbestechlichen" veröffentllicht. Der Film, erneut mit der M Musik von Ennio Morricone, erzählt d die Geschichte der Jagd auf den M Mafiaboss Al Capone und besticht d durch das schnelle Tempo und die St b t t anderem d i Kevin Costner, Robert DeNiro und Starbesetzung – unter sind Sean Connery (in einer Nebenrolle!) dabei. Foto: Bildarchiv Hallhuber

t ten. Der in der Werbung eing gesetzte Untertitel "Die Saga eeiner amerikanischen Familie" kkönnte nicht passender gewählt ssein, denn vor dem Hintergrund d der Erzählung einer MafiaG Geschichte werden speziell die B Beziehungen der Protagonisten t i d ausgeleuchtet l ht t – und dd untereinander das mit einer Kameraführung, bei der düstere Szenen und viele Schatten dominieren. 1974 kam "Der Pate – Teil II" in die Kinos, nach Coppolas Aussagen angeblich das erste Werk der Filmgeschichte, bei dem das "Teil II" auf eine Fortsetzung hinwies. Publikum und Kritiker zeigten sich gleichermaßen begeistert, denn die ineinander verwobenen zwei Handlungsstränge fordern und unterhalten zugleich. rz, denn mit "Eine Eine Leiche zum Doch auch der Spaß kam nicht zu kurz, Dessert" (produziert 1975) wurde eine chaotische, spannende und sarkastische Komödie veröffentlicht, die durch die Anspielungen auf die Detektive der Weltgeschichte gefällt. So wird zum Beispiel aus Miss Marple eine Miss Marbles. Im Vergleich zu anderen Genres schwächelte der Kriminalfilm in l zunehmend h d seichten i ht K den späten Siebzigern, was an der damals Kostt und zugleich an vielen Krimiserien lag; er nahm in den Achtzigern aber wieder Fahrt auf.


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TV-Serienfieber Die Sechziger Stahlnetz: Die 1958 gestartete Serie brachte es

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auf 22 Folgen. Obwohl recht bieder angelegt, begeisterte "Stahlnetz" das Publikum durch seinen Realitätsbezug, da die Reihe auf wahren Begebenheiten beruhte.

Der Chef: Der Polizist Robert Ironside ist an einen Rollstuhl gefesselt, was ihn nicht daran hindert, mit seinem Team schwere Jungs zu jagen. Ungewöhnlich, da hier Klischees aufgebrochen werden – auch (und gerade) darum sehenswert.

Polizeiruf 110: 1971 in der DDR ins Leben gerufen, überstand das Konzept die Wende und erfreut sich noch immer großer Beliebtheit; regionale Schauplätze spielen eine wichtige Rolle.

Kobra, übernehmen Sie: Die Serie war in den USA ungemein erfolgreich, doch leider wurde in Deutschland nur rund ein Drittel der Folgen mit der kultigen Titelmelodie Lalo Schifrins gezeigt. Mit Schirm, Charme und Melone: Wer erinnert

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Simon Templar: Basierend auf einer Romanserie, besteht der britische Tausendsassa und Schwerenöter haarsträubende Abenteuer. Darsteller Roger Moore qualifizierte sich mit dieser Figur für die späteren James-Bond-Filme.

Auf der Flucht: Dr. Richard Kimble, der seine Frau getötet haben soll, muss in über 100 Folgen vor dem Cop Philip Gerard flüchten. Trotz der stets ähnlich angelegten Episoden können die Macher die Spannung konservieren. Der Stoff wurde 1993 als Kinofilm mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones meisterlich aufbereitet.

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sich nicht gern an die attraktive Diana Rigg in der Rolle der Emma Peel?! (Näheres siehe kult! 3)

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wältigen. Das vom Kannibalen häufig zitierte „quid pro quo" („dieses für das") wurde schnell zum geflügelten Wort. Die Hannibal-LecterReihe von Thomas Harris bestand aus drei Folgen (der vierte, sehr schwache Teil stammte nicht mehr von ihm), bis auf Hopkins wurden jedoch stets andere Darsteller engagiert. Im Jahr 2000 kam der von Ridley Scott in Szene gesetzte "Hannibal" in die Kinos, 2002 erschien Roter Drache "Roter Drache" als Remake, brilla brillant umgesetzt durch Anspielungen auf d das künstlerische Vermächtnis des brittischen Allround-Genies William Blake. M Mit "Basic Instinct" kreierte Regisseur P Paul Verhoeven 1992 einen ErotikT Thriller, über den jeder redete, denn d die Mischung aus Sex und Gewalt u und einer unvorhersehbaren Handlung ssorgte für Aufregung bei gleichzeittiger Faszination. Sharon Stone als V Verdächtige und Michael Douglas aals ermittelnder Detective, der den R Reizen der Lady erlegen ist, avanccierten zu einem Traumpaar der früh hen Neunziger. Der Nachfolger "Basic IInstinct ti t – N i l fü th Neues SSpiel für C Catherine Tramell" (2006), nach dem gleichen Muster gestrickt und wieder mit Stone in der Hauptrolle, war so schlecht, dass er alle nur erdenklichen Negativpreise abräumte. Quentin Tarantino hingegen gelang 1994 der große Durchbruch mit "Pulp Fiction", denn mit hochkarätigen Schauspielen wie Uma Thurman und Disco-König John Travolta gelang ihm ein intelligent konstruiertes, gleichzeitig unterhaltsames und visuell überzeugendes Werk. Der aus drei Handlungssträngen aufgebaute Reißer erzielt seine Wirkung durch zahlreiche Zitate und ironische Anspielungen ki B d d ß t auf die Popkultur. Mit "J "Jackie Brown"" (1997) und den ääußerst fragwürdigen, aber erfolgreichen "Kill Bill"-Langweilern aus den „Null-Jahren" untermauerte Tarantino seinen Kultstatus. Außerdem qualifiziert als Kult: "Sieben" (1995) von David Fincher (Hauptrollen: Morgan Freeman und Brad Pitt, mit der Jagd auf einen Serienkiller, der nach dem Vorbild der Sieben Todsünden mordet; "L.A. Confidental" (1997); "Minority Report", eigentlich ein Science-Fiction-Kunstwerk mit Krimi-Elementen nach einer Vorlage von Philip K. Dick; der MafiaReißer "Road To Perdition" (2002) und "Gangs Of New York" (2002) p mit Leonardo DiCaprio und Cameron Diaz. Nicht zu vergessen die h herrlichen Persiflagen auf die J James-Bond-Knüller von Mike M Myers, der gleichzeitig mehrer Rollen übernimmt. Austin re P Powers, der einst eingefrorene S Sixties-Agent, kämpft gegen D Evil, wobei er natürlich von Dr. a attraktiven Damen unterstützt w wird, darunter eine Felicity SSchickfi hi kfickk von d der CIA CIA. Di Die d dreii St Streifen "Austin Powers – Das Schärfste, was ihre Majestät zu bieten hat" (1997), "Spion in geheind "Goldständer" Goldständer reihen Kalauer an mer Missionarsstellung" (1999) und Kalauer. Sie wirken durch ihren unverkrampften Humor, der oft voll unter die Gürtellinie geht – und das ist auch gut so. Ob all diese Filme tatsächlich einen Platz auf der Ehrentribüne neben Bogart & Co. einnehmen werden, wird erst die Zukunft zeigen. ü f sich i h di h i i Eines aber ist sicher: Bis dahin dürfen die Z Zuschauer auff K Krimis ohne Ende freuen, denn das Interesse daran ist auch nach über 100 Jahren ungebrochen.

Graf Yoster gibt sich die Ehre: Der blaublütige Gentleman Graf Yoster (Lukas Ammann) und sein Diener Johann (Wolfgang Völz) ermitteln in der High Society. Humorvoll, witzig, aber leider in Vergessenheit geraten. Der Kommissar: (Näheres siehe kult! 2). Erik Ode wurde zum Kommissar der Nation, nahm gern im Dienst einen Cognac und qualmte wie ein Schlot. Lief bis 1976.

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Hawaii Fünf-Null: Begann in den Sechzigern und brachte es bis in die Achtziger auf fast 300 Folgen. Die Serie besticht durch wunderschöne Landschaftsaufnahmen, ausgeklügelte Drehbücher und natürlich die Titelmelodie. 1/2012


Die D ie S Siebziger iebziger

Stone und der smarte Michael Douglas als Inspektor Steve Keller knacken harte Fälle im Milieu der Metropole. Besonderes Highlight: die fetzige Titelmelodie.

Quincy: Jack Klugman hatte sich schon mit der Serie "Männerwirtschaft" (Partner: Tony Randall) einen Namen gemacht. Als hartnäckiger und seine Vorgesetzten n e r ve n d e r Gerichtsmediziner verdiente er sich Zusatzpunkte.

Die Profis:

Columbo:

TTatort: Ta to ort: Einen unvergleichlichen unvergleich Erfolg feiert die Reihe (siehe kult! 3), die am 29.11.1970 mit "Taxi nach Leipzig" begann, noch heute.

Peter Falk begann in den Siebzigern, den scheinbar trotteligen Ermittler zu spielen, blieb bis in die Achtziger und Neunziger populär. Markenzeichen: KnitterTrenchcoat, ein RostlaubenAuto, Stink-Stumpen – und eine Ehefrau, die nie in Erscheinung tritt.

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Kojak – Einsatz in Manhattan: Telly Savalas als Lt. Theo Kojak machte sich vor allem durch seine LolliLutscherei einen Namen. Grund dafür: Die Zigarillos, die er noch in den ersten Folgen paffte, fielen den rigiden Antirauchergesetzen in den USA zum Opfer.

Drei Engel für Charlie: Megakult des Jahrzehnts. Die drei Engelchen in wechselnder Besetzung (unvergessen die löwenmähnige Farrah Fawcett) lassen bei der Verbrecherjagd nicht nur ihren Charme, sondern auch die Fäuste spielen. Die beiden Kinofilme (2000/2003) sorgten für volle Kassen, reichten aber nicht annähernd an das TV-Original heran. Petrocelli: Beliebte Anwaltserie, die einen stinknormalen Gesetzesmalocher bei der Arbeit zeigt. Auffällig der Hausbau in der Wüste, denn Petrocelli macht als Heimwerker während der gesamten Laufzeit keine nennenswerten Fortschritte ...

Die D ie A Achtziger chtziger u und nd d danach anach Magnum: M agnum: Kultprädikat: äußerst wertvoll! Thomas Magnum als stets klammer Privatschnüffler, der Hawaii-Hemden populär machte, seine beiden Kumpel T.C und Rick sowie der strenge Brite Jonathan Quayle Higgins III, der nur selten den Ferrari rausrückt, sorgten für spannende Familienunterhaltung. Immer noch sehenswert, speziell wegen der sympathischen Darsteller.

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Die Ermittler Doyle & Bodie müssen sich auf den Straßen Londons mit fiesen Burschen herumschlagen. George Cowley (bekannt aus "Das Haus am Eaton Place") als harter Chef (siehe kult! 4) verpasst den Grünschnäbeln regelmäßig eine verbale Abreibung.

Miami Vice: An der Serie hat der Zahn der Zeit heftig genagt. Die Titelmelodie von Jan Hammer und die beiden Charaktere Sonny und Rico stehen für vieles, was Erinnerungen an die Achtziger so unangenehm macht. Was für eine grässliche Mode!

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Die Straßen von San Francisco: Knollennase Karl Malden als Lt. Mike

Ein Fall für zwei: Claus Theo Gärtner als Die Zwei: Danny Wilde (Tony Curtis) und Lord

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Brett Sinclair (Roger Moore) nehmen sich komplizierte Kriminalfälle zur Brust, lassen sich gern von Damen betören und leben zwischen High Society und Gangstermilieu. Die international nicht sonderlich erfolgreiche Serie konnte in Deutschland abräumen. Grund: Die geniale Synchronisation durch Rainer Brandt, die sich nicht ans langweilige Original hielt, sondern Danny und Brett permanent Kalauer und originelle Sprüche kloppen ließ.

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Detektiv Rockford – Anruf genügt: Rockford lebt am Strand von Malibu in einem Wohnwagen und wartet auf Anrufe für Jobs, die er meist ohne Waffe erledigen kann. Nette Familienserie.

Starsky und Hutch:

Megakult der Siebziger! Viel Action, zwei Typen, immer für einen lockeren Dialog zu haben, und der schräge Vogel Huggy Bear als Informant, der sich durch gekonnte Verbalattacken in Szene setzt. Es kommen auch sozialkritische Momente vor. GoodTimes

Privatdetektiv Josef Matula (lateinisch: Nachttopf) hilft inzwischen schon dem vierten Rechtsanwalt. Ort der Handlung: Frankfurt am Main. Mit bislang fast 300 Folgen ein ZDF-Knüller.

Twin Peaks: 30 Folgen zogen die Zuschauer 1991/1992 vor den Bildschirm. Die Filmemacher David Lynch und Mark Frost verstanden es, das Publikum durch einen Mix aus Krimi, Mystery und leichten Horrorelementen auf der SpannungsFolterbank zu strecken. In den letzten Jahren hat sich das Serienfieber epidemisch ausgebreitet. Nachdem Ally Walker ab Mitte der Neunziger bis ins neue Jahrtausend in "Profiler" brilliert hatte, stehen vor allem Pathologen-Serien hoch im Kurs – wie zum Beispiel "Crossing Jordan" oder "Bones". Dazu noch "CSI: Den Tätern auf der Spur" und die zahlreichen Ableger wie zum Beispiel "CSI: Miami" oder "Navy CIS" – und schon ist der Kult von übermorgen programmiert. 1/2012

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Von Alan Tepper

Harte Hunde vom Rauschgiftdezernat, Junkies auf der verzweifelten Suche nach einem Schuss, verdreckte Städte voller Unrat und Drogenhändler, die nur der Profit interessiert – beide Teile des Kultstreifens "French Connection" zeigen ein ungeschminktes Bild der Realität, das – mit viel Spannung verpackt – die Kinobesucher in den frühen Siebzigern anlockte. Auch heute noch hat der rasante Krimi nichts an Reiz eingebüßt, nicht zuletzt ein Verdienst von Gene Hackman als Cop Popeye.

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ie Idee zum Film beruht auf dem als Buch veröffentlichten Tatsachenbericht "The French Connection: A True Account of Cops, Narcotics and International Conspiracy" (dt. Titel: "Heroin CIF New York") von Robin Moore (1969). Nachdem ihn Ernest Tidyman als Drehbuch skizziert hatte (auch für den Kultknüller "Shaft" verantwortlich), war Regisseur William Friedkin (er setzte später "Der Exorzist" in Szene) klar, dass er eine exzellente Vorlage in Händen hielt. Die Suche nach einem geeigneten Darsteller gestaltete sich jedoch schwierig, da der Filmemacher von Hackman nicht sonderlich begeistert war. Steve McQueen wollte nicht, Paul Newman war zu teuer, und Newcomer Jimmy Breslin hatte Angst vor der legendären Verfolgungsjagd. Schließlich entschied sich der Regisseur für Peter Boyle, der aber kurz nach Beginn der Dreharbeiten im November 1970 absprang, h it d i i machte, ht d ht d i weil er gerade schlechte Erfahrungen mit dem G Genre K Krimi da di die Kritiker sein brandheißes Werk "Joe" verrissen. Als Ersatz wurde widerwillig Gene Hackman engagiert, der die Figur des cholerischen, aggressiven, frustrierten und besessenen Cops jedoch ideal verkörperte. Für ihn wurde die Rolle zum Karrieresprungbrett. Hackman brillierte später in Filmen wie "Mississippi Burning" (1988) oder "Das Urteil" (2003). Seite

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e s s o G r e d In k r o Y w e N vo n

Die Aufnahmen in New York intensivieren die Atmosphäre des Werks. Es ist dreckig und kalt, zwischen den Menschen besteht kaum eine Beziehung bis auf anonymen Gelegenheitssex, und die Kriminalität scheint normales Leben zu ersticken. Zwischen den Wolkenkratzern ist der amerikanische Traum schon längst ausgeträumt, was durch die Szenen in den heruntergekommenen Vierteln in Brooklyn symbolisiert wird, in denen die Gossen vor Müll überquellen. Neben längeren und ruhigen Abschnitten, in denen Doyle und Kollege Russo bei der Observierung zu sehen sind, schreibt eine lange Sequenz Filmgeschichte – die Verfolgungsjagd eines Killers, der per Hochbahn flüchtet und von Popeye im Auto verfolgt h itt b i d kt er liließ ß d b i als l wird. Friedkins meisterhafter Schnitt beeindruckt, dabei R Rhythmusgeber die Santana-Fassung des Songs "Black Magic W Woman" laufen. Anekdote am Rand: Zwar waren alle SSeitenstraßen abgesperrt worden, jedoch wurde vergessen, aauch die Grundstücksauffahrten zu sichern – ein Auto wurde aauf diese Weise geschrottet. B Bei der Oscar-Verleihung 1972 räumte "French Connection“ g gewaltig ab – fünf Oscars in den Kategorien Bester Film, Beste R Regie, Bester Hauptdarsteller (!), Bestes adaptiertes Drehbuch u und Bester Schnitt. Dazu kamen noch drei Golden Globes und vvier Nennungen des American Film Institute. D Die Erwartungen waren hoch, als "French Connection II" 1975 iin die Kinos kam – ein neuer Regisseur (John Frankenheimer), fiktionales Drehbuch, neuer Drehort (Marseille) und eine H dl d Handlung, die weniger auf Action beruhte. Das Publikum zeigte sich trotzdem begeistert, denn der Schwerpunkt lag jetzt auf den kulturellen Unterschieden zwischen Europa und den USA sowie der Figur Doyles, die Hackman erneut bravourös spielte. Die wohl erschütterndste Passage ist die Darstellung seines eigenen Heroinentzugs, die das Leiden eines Junkies nachfühlbar macht. Viele Filmkritiker bevorzugen sogar den zweiten Teil.

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French Connection/in Deutschland auch "Brennpunkt Brooklyn" (1971, circa 99 Minuten) New York in der Weihnachtszeit. Die beiden Cops Jimmy "Popeye" Doyle (Gene Hackman) und Buddy Russo (Roy Scheider) vom Rauschgiftdezernat sind auf der Jagd nach Dealern und DrogensĂźchtigen. Als sie einen unbedeutenden Kriminellen erwischen, prĂźgelt ihn Popeye halb zu Tode. Bei einer Razzia in einer kleinen Spelunke erfahren sie, dass kaum mehr Stoff auf den StraĂ&#x;en zu finden ist, aber eine chh eerwartet rwar rw artte ar tet wi tet irdd Hi nter nt ter ddem em grĂśĂ&#x;ere Heroinlieferung aus Frankreich wird. Hinter Deal steckt Alain Charnier, der von Doyle wie von einem Besessenen verfolgt wird. Charnier reagiert und setzt einen Killer auf ihn an. D Attentat misslingt, Doyle bringt Das d den HeckenschĂźtzen nach einer a atemberaubenden Verfolgungsjagd z Strecke und knallt ihn erbarzur m mungslos ab. Mittlerweile h haben die Fahnder Wind von der D DrogenĂźbergabe bekommen, die a dem Gelände einer verfallenen auf F Fabrik stattfindet. Bei einer spekt takulären SchieĂ&#x;erei gelingt es den B Beamten, das Drogenkartell zu Ăźberw wältigen, jedoch erschieĂ&#x;t Popeye e einen Kollegen vom FBI. Charnier hingegen flĂźchtet und kann seinen Kopf aus der Schlinge ziehen.

French Connection II (1974, circa 114 Minuten) Doyle wird nach Marseille beordert,t,t um – wie er glaubt – den franzĂśsi-schen BehĂśrden bei den Ermittlungenn gegen Charnier zu helfen. Allerdingss m soll er nur den KĂśder abgeben, um Charnier aus dem Versteck zu locken, was nicht schwer fallen dĂźrfte, wirkt er doch in der Hafenstadt mit seinem Hawaiihemd und dem komischen Hut wie ein bunter Hund. Nach einer Zechtour wird er entfĂźhrt und drei Wochen lang mit Heroin gefĂźb di b nicht i h hhat. gig gemacht, um Informationen preiszugeben, die er aber Charniers Handlanger setzen ihm eine Ăœberdosis und werfen ihn vor das PPolizeipräsidium. D Doyle wird in lletzter Sekunde ggerettet und m muss einen kaltten Entzug durchm machen, bei dem iihn Kommissar B Barthelemy untersstĂźtzt. Die Polizei kkann ddann ddochh einen i kl i Fi t ll Ăźberwältigen und kleinen Fischh ddes K Kartells zur Rede stellen. Nach einer Beschattungsaktion kommen sie dem Verbrecherring auf die Schliche und stĂźrmen ein Drogenlabor. Charnier kann erneut entkommen, doch als er sich auf seiner Yacht, mit der er den Hafen der Stadt verlässt, sicher wähnt, sieht er Doyle, der ihn ohne zu zĂśgern erschieĂ&#x;t.

/ 2 ) 5 .'3 % 2)% ..% 5 ( !% ) 4 %,. % NANA MOUSKOURI Weisse Rosen aus Athen (1963) Plus zwei Bonustracks!

MARIANNE ROSENBERG Traumexpress (1980) Plus zwei Bonustracks in Englisch!

PETER ALEXANDER Spaziergang durch das Land des Films (1965) - Plus zwei Bonustracks!

RAMONA Alles was wir woll'n auf Erden (1971) Plus vier Bonustracks!

MARY ROOS Mary Roos (1976) Plus zwei Bonustracks!

V.A. NARRENFREIHEIT/ DREI TOLLE TAGE (1958) Mit Trude Herr & Kurt Adolf Thelen

THE KELLY FAMILY Festliche Stunden bei der Kelly Family (1980)

ROY BLACK Weihnachten bin ich zu Haus (1968) Plus unverĂśffentlichte deutsche Version von „My Lords Prayer“!

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Von Teddy Hoersch

Ein TeenieMagazin kommt in die Jahre

DER TAG, AN DEM ELVIS NACH DEUTSCHLAND KAM ... Beii de Be derr so o g genannten een na amerikanischen E Ei nste ns telllllun te u g zeigt z ig ze g eine Kamera einen Einstellung To ors rso o nu n vom Gürtel aufwärts, die Torso nurr vom Hüft Hü ftee wi ft ird d aabgeschnitten. bges bg es Hüfte wird Angeblich, so heiß he ißtt es iß e zumindest, zum minde in nde d heißt verdanken wir dieseen Ausschnitt Auss Au s ch ss c ni nitt t Elvis tt E sen Presley, dem King Roc ock’ kk’’n’ n’Ro Rollllll.l. D Ro of Rock’n’Roll. Denn sein Hüftschwung gaaltt den den e Fernsehmachern Ferns erns er ns galt im prüden Amer Am erik er ikaa als ik als erotische e Amerika Aufforderung zum Geschlechter-Tanz. zu Gesc Ge Gesc schl hlee hl zum Sexuell viell zzu u ei eeindeutig! ind nd de viel Auch "Bravo", v m Chefredakteur vo C ef Ch efre reda re d da vom und späteren Regi Re gier gi errun u gs g sp prec reec Regierungssprecher Peter Boenisch als "Zei "Z eits ei tsch ts ch hri rift ft für ft fü ürr Film und Fernsehen" "Zeitschrift gest ge sttar a te tett, t, hält häl ältt anfangs noch Distanz gestartet, zum neuen neue ne ueen St Sta a aus Übersee. Erst in zum Star d r 15. de 15. Ausgabe A sg Au sgaa erscheint das erste, der zwei zw e se ei seit itig it igee Porträt ig Po zweiseitige über ihn. Und m 30. 30. 0 Dezember Dezzem am 1956 strahlt der Seite

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m „Hüftwackler" dann vom en Titelblatt der noch dünnen Postille – eine Premiere, denn bis dahin zierten nurr n Schauspieler das Cover. Dennoch bleibt Elvis Aaron n Presley, Fahnenträger einer Jugendrevolution, den Redakteuren ein wenig unheimlich. „Hüftwackler" nennen sie ihn abschätzig, „Bürgerschreck", „Lärmschläger", seine Mischung aus Hillbilly-Sentiment und Blues-Groove ist „Negermusik". Rock’n'Roll war der Soundtrack eines neuen, von den Reglements der Altvorderen befreiten Lebensgefühls: Sinnlichkeit und Sex statt Zucht und Ordnung. Mobilität statt „Still gestanden", Reiselust anstelle von „hier geblieben", Twist tanzen statt „Liegestütze nach Turnvater Jahn". Die Zeiten, da Geschmack per Propaganda und Dekret verordnet wurden, sind vorüber. Nur zu gern lassen sich Presley-Fans von des Meisters Sexy-Hüftschwung („Elvis The Pelvis") elektrifizieren, nur zu gern genießen sie den kitschig-bunten Cinemascope-Film, derr u ge gern rn n ttanzen anze an zen ze n si siee zu das Grau der Nachkriegszeit verscheucht. Nur zzu den aufrüttelnden Klängen des frühen Elvis in eine viel versprechen-

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Fotos und Abb.: © Bravo

2006 wurde "Bravo", Mutter Mut aller Jugendmagazine, 50 Jahre alt. Zum Jubiläu Jubiläum erschien ein schwergewichtiger Bildband, der die d Geschichte der Teeniewichtiger Hausschrift auf gut 700 Seiten präsentierte. Kein Zweifel: Wer in dieser R Republik groß wurde, der hat hatte irgendwann eine "B "Bravo" in der Hand, einen S Starschnitt an der Wand oder einen roten Kopf ob der offenherzigen Dr. Sommer-Aufklärung. ob Da "Bravo" mit 55 Jahren eine alte Dame ist Dass g – geschenkt. Sie ist nämlich selbst im InternetZeita Zeitalter immer noch gut dabei, ein Fixpunkt im Koord Koordinatensystem Heranwachsender. kult! -Autorr Ho o Teddy Hoersch, Herausgeber des Bildbandes "Bravo 1 56–2006", mit einem Rückblick auf den Rückblick. 19 1956–2006",


de Zukunft oder lauschen seinen Songs unter der Bettdecke, die ersten Transistorradios direkt am Ohr. Egal, was die Moral- und Sittenwächter an Abscheulichkeiten über Elvis („Botschafter des schlechten Geschmacks", „musikalischer Abschaum" …) absondern, die Lawine, die der Mann aus Tupelo,, Mississippi, losgetreten hat, ist nichtt mehr aufzuhalten. Dank Elvis, derr ei seine amerikanischen Fans zur Raserei o" treibt, wandelt sich auch "Bravo" t. mehr und mehr zur Musikzeitschrift.

ROLLENDE STEINE & DIE "BRAVO-BEATLESR BLITZTOURNEE" B

V Ve Vernachlässigen wir mal die Einführung des "Bravo"-Otto, der als kleiner Ind In d Indianer zu großen Ehren kam; vergessen wir Caterina Valente, Peter Kr Kraus und Conny Froboess, die als Traumpaar des deutschen Rock’n’Roll gaa galten; vergessen wir mal den Mythos Winnetou … und kommen z zu zum wirklich großen Thema der frühen Sechziger, den vier Jungs aus Liiv Liverpool, die als The Beatles zu Weltruhm gelangten und das Jahrzehnt pr prägten wie keine andere Band dieser tumultösen Ära. Noch bevor die von "Bravo" organisierte Tournee der Fab Four für F Fu Furore sorgt, kündigen sich die Rolling Stones an. Im Herbst 1965 steht ü über einer quer gebauten Doppelseite „Das ist die Sensation – 'Bravo' b bringt die Rolling Stones". Dabei stand man den Herren Jagger, Richards & Co. anfangs eher abwartend gegenüber. Oder besser gesagt: ablehn nend. Immer wieder fallen im Zusammenhang mit den Stones Begriffe Titel der ersten Bravo, 1/1956 i „Bürgerschreck", „Wirbel", „Radau". Noch 1964 äußert sich die wie U es ist einer ihrer Reporter, "Bravo"-Redaktion wie folgt: „Hässlichkeit verkauft sich doch gut. Man Und G Thomas Beyl, der nicht nur kann sie kaum als gut aussehende Burschen bezeichnen. Mit ihren schulG. J terlangen Mähnen, seltsamen Anzügen und dem sonstigen ungepflegten James Dean, sondern auch dem K Äußeren sind sie nicht das, was sich ein normales Mädchen zum Freund King nahesteht und exklusiv für "B B wünschen würde. Trotzdem toben die Girls bei ihnen vor Begeisterung". "Bravo" berichtet. Als Elvis am 1. O Egal, wie man in der "Bravo"-Spitze über die rüden Jungs denkt, die Oktober 1958 nach Deutschland k Entscheider begreifen die Zeichen der Zeit und lassen ihren besten Mann, kommt, um seinen Militärdienst n einer Kaserne im hessischen Chefreporter G. Thomas Beyl, direkt aus London berichten: „Sechs heiße in F Nächte mit den Stones", „Hilfe, wir ertrinken!" oder „Meine Freunde, Friedberg zu absolvieren, löst d die Rolling Stones". Beyl schreibt ein Tour-Tagebuch in der „Zeitschrift das eine wahre Hysterie aus u gießt Öl ins Feuer der allfür junge Leute". Und die sind in jenen Jahren in Aufbruchstimmung und m und rebellieren gegen alles, was nach Bevormundung, Autorität und mählich auch hier zu Lande a Anpassung riecht. Und da kommen die Stones gerade richtig. Bei aufkommenden Rock’n’RollL den sechs Auftritten (einer in Wien, einer in Zürich) kommt es, wie Leidenschaft. "Bravo" und T erwartet, zu Ausschreitungen. Beyl berichtet über das Stones-Konzert Thomas Beyl berichten während Thomas Beyl mit Elvis d in der Berliner Waldbühne: „Nach der Veranstaltung kommt es in der des Deutschland-Aufenthalts über jeden Schritt des King, der 1959 auch als Starschnitt zusammengesetzt werden kann. Inzwischen haben PresleyFanclubs und -Autoren minutiös recherchiert, wie und wo sich Elvis-Superstar aufgehalten und was er getrieben hat. Manöver, Halsentzündung und Mandeloperation, Paris-Trip, Schlüsselübergabe beim Kauf eines BMW, Techtelmechtel mit der jungen Schauspielerin Vera Tschechowa, NachtclubBesuche, Treffen mit den Kessler-Zwillingen, Blutspende, Beförderung zum Sergeant … – Presley ist das erste Objekt bzw. Opfer einer umfassenden Boulevard-Berichterstattung, und "Bravo"-Leser sind ganz exklusiv und jede Woche Zeuge dieser Elvismania. Die lässt dank eines ausgewiesenen ElvisAficionados in der "Bravo"-Redaktion, Alex Gernandt (siehe Interview), auch nie nach. Zum 17. Todestag des King, am 16. August 1994, schrieb Gernandt eine Hommage an die Rock’n’Roll-Ikone. Der damalige Chefredakteur zeigte jedoch mit dem Daumen nach unten und ließ die fertige Doppelseite in der Schublade verschwinden. Elvis, so das Diktum des Heftelenkers, sei für die Zielgruppe nicht mehr relevant. Zwölf Jahre später erschien "Elvis Pres P esle leyy – Da le as wa w ssein ein n LLeben" eben eb en"" im ""Bravo"-Bildband. en Brav Br Brav avo" o -B o" Bilildb d an db nd. d. Presley Das warr se

Pressekonferenz mit Beyl


Waldbühne Wald Wa ld und in der Stadt zu wüsten w zu Ausschreitungen. Eiini Ein nig Zeitungen versuchen, nig Einige d e Rolling Stones dafür di die v ra ve ra verantwortlich zu machen. S e hätten nur drei Si Sie Num Nu m Nummern geboten ssttatt der versprostatt c e ch chenen acht, heißt e . ( … ) Richtig es es. isst, dass die Stones ist, in der Waldbühne in NE NE NEUN Nummern spielten un n ihre Fans also nicht und b be betrogen. Es ist unfair, die S St Stones für die Untaten der Raa Randalierer verantwortlich zu machen." Welch ein g gr grandiose Verkennung der Si Si Situation, muss man aus h heutiger Sicht sagen: Dass die Stones S on St ones es d en n SSoundtrack ound ou ndtr nd trac tr acck fü fürr da as gr g oß ße Un U nbe b die den das große Unbehagen an der autoritären Gesellschaft lieferten, dass sie die Wortführer jener Rebellion gegen Eltern, Staat und geistiger Enge waren, hat Augenzeuge Beyl übersehen. Eines jedoch ist klar: "Bravo" kommt an der Pop-politischen Revolution Made in Great Britain nicht mehr vorbei. Und nach Un nach d er SStones-Präsentation ton to n Und der handelt die damalige C Chefredakteurin Liselotte Krakauer mit B Beatles-Manager Brian Epstein den g ga ganzen großen Coup aus. "Bravo" holt di Fab Four nach Deutschland! Dass die niee ni niemandem bei dem Begriff „Blitz"To Tournee (einer direkten Ableitung vom ein ei n eindeutig besetzten Begriff „Blitzkrieg") deer Atem stockte, gehört zu den der Kurr Ku Kuriositäten der jüngeren Geschichte. Höcc Hö Höchstwahrscheinlich ging es nur um d n Stabreim, der mit drei „B" wucherte: de den „'B 'B Br „'Bravo' Beatles Blitztournee". Am 17. Mai 196 66 begannen, gut ei ine nen n Mo M ona natt vo na vor or 1966 einen Monat dem de m ersten Konzert in in Münchens C Ci irc rccu Krone, Hype Circus und Hy un und Hyst stter erie Po P lilizeic zeeic iche hefs he f ttrafen fs raafe fen n sich, um die Hysterie. Polizeichefs Großeinsätze der verängstigten Exekutive zu koordinieren. Falsche Tickets wurden in Schwabing besc be s hlag sc agn beschlagnahmt. Fans nächtigten vor den Kass Ka ssen ss en n Kassenhäuschen. In München erörtert te ert rtee man sogar eine frühe Form des terte „Pu Pu ub „Public Hearing" und wollte den B at Be Beatles-Sound auf den Marsplatzz über üb ertt er übertragen – für alle jene, die keinee derr rund de r n 6200 begehrten Karten er rga g tte ttte ergattern konnten und folglich alss Ge efa f hrr yl Gefahrenpotenzial galten. Thomas Beyl befe be feu fe u befeuerte die Vorfreude der "Bravo"-Les Le s Leser mit Artikeln wie „Meinee Ta G d i Tage mit den Beatles". Und der Grandseigneur u un unter den "Bravo"-Reportern war es auch, der die ffabelhaften Vier vom Tag ihrer Ankunft am 23. Juni fa 1 1966 bis zu ihrem Abflug nach Tokio am 27. Juni b begleitete und aus erster Hand berichtete. "Bravo" d druckte – heute ein begehrtes Sammlerstück – ein P Programmheft zur BBB. Perfektes Marketing. Nahezu perfekt auch die Camouflage des damals n noch jungen Münchner Reporters Michael Graeter, der sic si c im Bayerischen Hof als Personal ausgab und Paul sich M McCartney nach einer Runde im Hotelpool zu einer Massage überredete, um am nächsten Tag mit Wencke Myhre Schlagzeilen wie „Ich massierte Beatle Paul!" als Mobile

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beim Publikum zu punkten. Das Ansinnen einiger geschäftiger Schlaumeier, das Wasser des Pools in Flaschen abzufüllen und meistbietend zu verhökern, wurde vom Hotelmanagement abgelehnt und blieb der Nachwelt erspart. Nicht erspart bleibt aber auch den Beatles – damals eigentlich noch die genialen Saubermänner –, was die Polizei so fürchtet: Krawall und Randale. In Hamburg muss die Polizei ausrücken, nachdem Fans einen Tabakladen und eine Peek John Lennon mit der Bravo & Cloppenburg-Filiale demolieren. Das Übliche: kurzfristige Festnahmen, verletzte Polizisten etc. Ansonsten gehört diese Kurztournee mit je zwei Shows pro Abend zu den wohl am besten dokumentierten Kapiteln der Popgeschichte – man kennt dank "Bravo" die Weckzeiten, die Namen der Sonderzüge („Schneller George", „Rollender Ringo" … ), den Speiseplan im Zug und weiß, dass Lennon seine Stimmprobleme mit Zitronentee zu bekämpfen versucht hat.

ROY BLACK & CO. – SCHLAGER IN DER "BRAVO" Jahrelang führte "Bravo" eine Art Doppelleben: Einerseits stand man an vorderster Pop-Front, andererseits bediente man die deutsche Sehnsucht nach heiler Welt und Herz-Schmerz-Themen. Spätestens Anfang der Sechziger, mit dem Erscheinen der Beatles auf der Bildfläche, hätten radikalere Redaktionsleiter die Schlagerbarden komplett aus dem Themenangebot gestrichen. Nicht so die "Bravo"Verantwortlichen. Sie entschieden sich für den Zickzackkurs zwischen hippem Pop aus Swinging London und biederem „Ich hab dich so lieb"-Liedgut aus Castrop-Rauxel & Co. So war die bizarre Mixtur aus kleiner Plattenkritik über das neueste Album des großen Bob Dylan, einem Porträt von Udo Jürgens und einem Interview mit einer britischen Popband in "Bravo"-Heften redaktioneller Alltag. Dass die Leserschaft diesen aus heutiger Sicht merkwürdig p g wohl daran, dass sich gen Cocktail akzeptierte, lag "Bravo" stet st et an jenen stets Ent En Entscheidungen o r iee or orientierte, die d s da das Publikum a n der Kasse an trra traf. Solange C t Ca Caterina Valente, Frre Freddy Quinn, Ro Black, Rex Roy Gi Gi Gildo, Wencke M My Myhre und viele an andere in den Ch C h Charts vertreten w waren und die K Konzerthallen fü füllten, hatten sii einen festen sie Plat Pl a z im "Bravo"-Kosmos. at "Br Brav avo av o" o" Platz An d OttoOt Ot d Cover-Bilanz, C Bill Bi b i "Bravo" " "B " immer i i untrügliches der und bei ein Indiz für „in" oder „out", lässt sich gut ablesen, dass der Schlager und seine Stars als deutsches Phänomen bis weit in die Siebziger hinein eine große Rolle spielten. Denn lange bevor die Internationale der Pop-Bilderstürmer aus dem angloamerikanischen Raum tonangebend wurde, waren es in Deutschland die Valentes und Blacks, die jungen Erwachsenen eine Traumwelt, einen Fluchtpunkt und eine Identifikationsplattform boten. Deren Themen reichten von Italien-Sehnsucht, Heim- und Fernweh, über Boy meets Girl bis hin zu Verlassenwerden und Liebesschmerz ... Und da "Bravo" nach der Regel „Gebt den Leuten, was sie wollen" verfuhr (und immer noch erfolgreich verfährt), ist sie eben auch ein umfassendes Kompendium der deutschen Schlagerwelt und ihrer wichtigsten Vertreter geworden.

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GLITTER WHEN YOU WALK – ABBA & DIE GLAMMSTARS DER 70ER Ende der Sechziger waren Sturm- und Drang-Phase, Kindheit und Jugend d d der Popmusik vorüber. Die Beatles trennten sich 1970; in Deutschland h demonstrierten Studenten, machte die RAF mobil. Rockmusik gab sich n zunehmend konzertant, staatstragend und einige der so genannten Art-Rock-Bands pflegten einen Stil des virtuosen Leerlaufs – und derr gepflegten Langeweile. Und exakt in dieses Klima platzte eine Truppee namens Abba, benannt nach den Initialen ihrer Mitglieder Agnetha,, Benny, Björn und Annafrid. Am 6. April 1974 gewann das schrille Schweden-Quartett den "Grand Prix D’Eurovision de la Chanson" im englischen Brighton und trat nicht nur musikalisch, sondern auch optisch eine Lawine los. Endlich wurde es wieder bunt, endlich hatte man wieder Mut zum Entertainment, endlich gab es wieder Popsongs, die diese Bezeichnung auch verdienten. "Wolfgang „Bubi" Heilemann, Fotograf, Buchautor, "Bravo"– Fotoreporter (1966–1981) und stellvertretender Chefredakteur (1980– 1983), schilderte sein Erstaunen über den Grand-Prix-Auftritt des Schweden-Vierers: „Was war das für ein Wahnsinnssound? Direkt vor mir wirbelte eine aufregende Blondine mit langen Haaren, eine sexy Brünette und zwei gut aussehende Buben in bunten Fantasiekostümen und silbernen Plateaustiefeln über die Bühne und brachten mit ihrer energiegeladenen Show und dem mitreißenden Pop-Sound den ehemaligen königlichen eo org rgee zu zum mB Be ebe ben. n. He eililem em man a n wa warr in nm eh hrffac a he h r Pferdestall von King George Beben." Heilemann mehrfacher Hinsicht mit Abba verbandelt. Ganz zu Anfang der steilen Karriere empfahl er sich als Prophet. Er sagte Abbas Sieg voraus und gewann damit eine Flasche Champagner. Dies war der Beginn einer langen Freundschaft. Heilemann berichtete exklusiv aus Schweden („'Bravo' bei Abba") und wurde versehentlich sogar zum Schöpferr ihres Band-Logos: „Einee n der denkwürdigsten Fotosessions mit Abbaa fand am 28. Februarr 1976 statt. Ich hatte fürr o g emie em ieete tett un und d wi witz t ig tz i e R Re equ q is isit iten it en b en esor es orrgt g u nd meine Fotos ein Studio gemietet witzige Requisiten besorgt und vier übermannshohe Buchstaben anfertigen lassen – die Initialen von Abba. Die vier schnappten sich ,ihren' Buchstaben, und wir legten los. In der allgemeinen Eile bemerkte niemand, dass Bennys B verkehrt herum stand. Erst als ich nach der Session routinemäßig die Test-Fotos (Polaroids) kontrollierte, fiel mir der Fehler plötzlich auf. Zerknirscht zeigte ich Abba die Polaroids und sagte, dass wir die ganze Session noch mal wiederholen müssten. Unter den Vieren entbrannte eine heftige Diskussion auf Schwedisch, bei der ich natürlich n r ,Smörebröd' nu nur vers ve rs verstand. Aber dann n klopfte Björn dann mir auf die Schulter und d sagte t grini mir sen se n ,Bubi – that’s great. We love it'." send: Un U nd das war kein Lippenbekenntnis, Und son so n sondern die Wahrheit – fortan nutzte Abb Ab b den „Fehler" als Markenzeichen. Abba 1977 folgte dann der ultimative Geniestreich von Heilemann und "B "Bravo". In einem Interview erzählte A An Annafrid, dass sie einen deutschen Va Vater hat, aber nur dessen Namen

kenn ke nne. nn e D e. arau ar rau aufh fhin fh in m elde el d te ssich de icch kenne. Daraufhin meldete eein ei in 1 4-jä 4jäähr hrig iges ig e M es äd dch c en en, de en, d ssen ss en O nkkel nkel e A lffre red d Ha H asse 14-jähriges Mädchen, dessen Onkel Alfred Haase heißt und als Konditormeister in Karlsruhe lebte. Ja – er war im Krieg im norwegischen Narvik stationiert, und ja, er hatte dort eine junge Frau namens Synni Lyngstad (Annafrids Mutter) kennen- und lieben gelernt. Als das Kind geboren wurde, war der Vater auf dem Rückmarsch nach Deutschland – und angeblich mit einem Truppentransporter untergegangen. Annafrid kam nach dem frühen Tod der Mutter in die Obhut ih hree Großmutter. Dass der tot ihrer g ge g geglaubte Vater nun putzmuntte er seine Torten backte, sorgte ter anf an f anfangs für Verwirrung. Aber d di diee Faktenlage war eindeuttig, ti ig g und "Bravo" startete in gew ge w gewohnt generalsstabsmäßig ge er Manier das Unternehmen ger Fa F a Familienzusammenführung. Do Doch die weltexklusive e ven Superfotos, auf die He Heilemann spekulierte, entsa st standen leider nie. Als er in Be Be Begleitung von Alfred Haase am Stockholmer Flugplatz A Ar Arlanda eintraf, wurde Haase vo hünenhaften Securityvon Le Le Leuten zum ersten und priv va vaten Treffen mit Annafrid ab abgeholt. Heilemann musst vor Wut kochend, im ste, Ho oteel warten. wart wa wart r en en.. Di D pätte Tochter-Vater-Beziehung Hotel Diee ssp späte näc ä hssteen T Ta ag do doku k me ku ment ntie nt i rtte de ie er Fo F to og die Zusammenführung – am nächsten Tag dokumentierte der Fotograf exklusiv – blieb kühl. Aber das Teenie-Magazin aus München konnte mit vo vollem Recht die Schlagzeile „'Bravo' fand den V Vater von Annafrid" in Druck geben. Weniger dramatisch, aber zumindest optisch eebenso schrill wie Abba, stellte sich in den eb SSiebzigern die Fraktion der Glam-Rocker dar. U Und sie erhielten in "Bravo" ein entsprechendes F Fo Forum. Sweet, Slade, T.Rex, Mott The Hoople, D David Bowie, Gary Glitter, Alice Cooper, Roxy M Music, New York Dolls – die Schocker lieferten g ge genau den Stoff, nach dem "Bravo"-Redakteure sü süchtig sind. Sie waren laut, poppig, Gift für Bi Biedermanns Augen und Aufreger für die stets h SSittenwächter. Si tt ä ht Nicht genug, dass sie sich in großkarierte, wachsamen alle Moderegeln ad absurdum führende Fantasiegewänder kleideten – nein, diese jungen Männer spielten auch mit dem überkommenen Rollenverständnis der Geschlechter. Sie schwärzten sich die Augen mit Kajal, schminkten die Lippen, legten Rouge auf ... und gingen, so will es der Mythos im Fall von Mick Jagger und David Bowie, auch mal zusammen ins Bett. Abgesehen von der Lust am androgynen Spiel, der Hinwendung zum lauten Knalleffekt des Pop – eins ist klar: Hier geht’s um Party, um Rausch, um alle Tugenden des Rock’n’Roll.


GLÜCKSFÄLLE: EIN KÖNIG, EINE SINGENDE ALTKLEIDERSAMMLUNG & TAKE THAT Die "Bravo"-Verantwortlichen waren immer Trüffelschweine, wenn es darum ging, Talent und Potenzial eines Künstlers früh zu erkennen. Dazu kam das notwendige Glück, dass in gewissen Intervallen stets große Künstler auch zu großen "Bravo"-Themen wurden und die Auflagenhöhe garantierten. Dies gilt auch und besonders für Michael Jackson, den King Of Pop. Dass er zu einer Jahrhundertfigur werden würde, zum ersten wirklichen Crossover-Künstler der Moderne, das war nicht immer so klar und deutlich, wie es sich im Rückblick darstellt. Als 1979 das erste Solo-Album von Michael Joseph Jackson erschien, war die Bilanz vorzüglich: zwei Nr.-1-Hits, zwei Top-10-Platzierungen in den USA. Musikalisch famos, spürte man allerdings bei diesem Meisterwerk noch etwas zu deutlich die Handschrift des Produzenten Quincy Jones. Es dauerte noch drei Jahre, bis der Popstar mit dem untrüglichen Entertainment-Gen und der geniale Jazz-Produzent mit MainstreamGespür ein Jahrhundertwerk wie THRILLER (1982) zustande brachten. Mit diesem Album legten sie die Latte dann wirklich fast unerreichbar hoch: 60 Millionen verkaufte Einheiten, drei Nr.-1-Hits, vier Top-10-Notierungen, superopulente Videoproduktionen … Jacko war und ist weltweit der Größte. Nicht nur in künstlerischer Hinsicht, auch in punkto BoulevardBerichterstattung gelten andere Maßstäbe. Jacksons Ehe mit der Elvis-Tochter Lisa-Marie, seine Verbindung mit Krankenschwester und Leihmutter Debbie Rowe, seine Kinder, die Missbrauch-Anklagen, der „Fenster"-Skandal in Berlin, seine verträumte Philosophie der Liebe – all g dazu bei, ihn der Welt zu entrücken und einen fast außerirdas trug d sc di sch h an aanmutenden m te mu tend nd den e M ytho yt hoss zu ho disch Mythos

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b be fö örd rder ern. er n. IIn n di d eses es e B es ili d pa pass sste d ss an nn au auch ch d err befördern. dieses Bild passte dann der tragische Tod des Protagonisten mit all seinen zum Teil unappetitlichen Begleitumständen. Und wieder war es ein "Bravo"-Reporter, diesmal Alex („Mr. Music") Gernandt, der das Vergnügen hatte, aus nächster Nähe zu berichten. Zwölfmal traf er aus verschiedensten Anlässen Michael Jackson. Mal bei der Videoproduktion von "They Don’t Care About Us" in Rio de Janeiro, mal in Bukarest, als "Michael marschiert" für sein Album HISTORY, mal in Chicago, wo Michael mit R. Kelly die Ballade "You Are Not Alone" produzierte. Und Gernandts maßgebliches Urteil über den so oft (und so oft auch zu Unrecht) Gescholtenen lautete: "Neben Elvis, den Beatles u und Jimi Hendrix ist er für mich d wichtigste und spannendste die F Figur der Pop-Geschichte." So etwas gibt es auch nur bei " "B "Bravo": Wilma Schönhoff, dem M Magazin seit 1971 verbunden, w wurde Mitte der Neunziger vom d damaligen Chefredakteur Gerald B Büchelmaier zur „Redakteurin mit b besonderen Aufgaben" ernannt. E Eine ihrer besonderen Aufgaben llautete: Kelly Family. Über diela ssen "menschlichen Flohzirkus" se zzu berichten, den übellaunige K Kritiker auch gern als „singende A Altkleidersammlung" verhöhnten, w wa ben enso so n errveena nauf uffreeib ufre i end en nd wi ie lo ohn hn warr eeb ebenso nervenaufreibend wie lohnend. Wilma Schönhoff wurde der Brückenkopf zu "Bravo" und begleitete die vielköpfige Familienbande von den Anfängen bis zu ihrem Ende. Für "Bravo" war die Kelly Family in den Neunzigern, was Justin Bieber für die Gegenwart ist – ein Thema mit Breitenwirkung in der Zielgruppe; ein Act, der punktgenau den Nerv des Publikums trifft, dessen Sehnsüchte befriedigt und in seiner Niedlichkeit unter Welpenschutz steht. In einer Welt der sozialen V Ve Vere ere rein in Vereinsamung, der „Ein-Kind-ein-Hund-Familien", wird die irische Grroß oß Großsippe zum Sehnsuchtsmodell der Kids. Strenger Patriarch, keine Muttt Mu tt viele Geschwister – das ist, bei allen Problemen, der Platz an Mutter, der SSonne, ein Ort universeller Gemeinsamkeit, ein Idyll. Und genau der daas beschreibt "Bravo" in immer wieder abgewandelter Form. Egal, das b „„Angelo ist im Stimmbruch!", „Traumjahr der Kellys" oder „Maite ob als N als Nixe" – von 1995 bis 1997 waren die Kellys ein Dauerthema, das z ve zu v zuverlässig und beständig für Auflage sorgte. Rekordverdächtige 3 Mal schafften sie es aufs Cover, sie erhielten zwei Goldene und 23 v err Silberne Otto-Trophäen. Und manchmal klingelt heute noch vi vier b i Wilma das Telefon, und einer der Kellys erkundigt sich, ob’s ihr be bei auc gut geht. auc au auch Die "Bravo"-Bilanz ist immer ein treffliches Indiz für die Be Bedeutung eines Interpreten oder einer Band. Und Take That – 20 wieder vereint mit „Bad Boy" Robbie Williams und erneut 2011 Re Rekorde brechend – machen da mit 29 Cover-Abbildungen und dr Ottos eine ziemlich gute Figur. Als Europas Antwort auf das drei ei eigentlich eher amerikanische Boy-Band-Phänomen räumten sie g großfl ächig ab. Und "Bravo" hatte die Lunte schon früh gerochen. E Ende 1992, noch bevor Take That auch nur einen Hit hatten lan-

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Quellenangabe: BRAVO 1956 –2006: 50 Jahre Jugendkultur, Collection Rolf Heyne, 2006

um alle Tugenden des Rock’n’Roll. Besonders Sweet und Slade, die Hitliferanten des Glam-Rock, profitierten von der großflächigen Berichterstattung in "Bravo". Unzählige Doppelseiten, Steckbriefe und Porträts zeugen von der Begeisterung, die man in München „für die süßen Boys" hatte. London-Korrespondentin Margit Rieti wurde gar Patentante von Brian Connollys Tochter Michele. Über all den reißerischen Schlagzeilen und tendenziellen Artikeln vergisst man leicht, dass die seinerzeit viel geschmähten Sweet wunderbare PopOperetten hinterließen, dass Slade mit 16 reinrassigen Top-20-Titeln ("Coz I Luv You", "Cum On Fell The Noize", "Mama Weer All Crazy Now") an die Serie der Beatles anknüpften und dass Acts wie David Bowie oder Roxy Music musikalische Maßstäbe setzten. Und, wie immer, "Bravo" war ganz vorn mit dabei.


den können, fragte "Bravo" seine Leser „Wer ist besser – New K Kids id ds Schm Sc hm Schmusekurs, und zusammen sind sie heute – "Bravo" hat’s schon zen e t vor 19 Jahren kapiert – ein musikalisches Ereignis. oder Take That?". Zwar entschieden sich damals nur 35 Prozent vor szu zug g D Musikredakteure des "Spiegel" haben jahrelang das Szeneder Leserschaft für die Boys aus Manchester, aber der Siegeszug Die erie er ie mag ma g von Barlow, Williams & Co. war nicht zu stoppen. Mit einer Serie magazin "Spex" gelesen und kannibalisiert. Wer wissen will, was es wiir wir glasklarer Hits, mit einer passenden Identifikationsfigur für jedes wirklich abgeht und in die Breite wirkt, sollte besser jede Woche m einen Blick in "Bravo" werfen, das Leitmedium der Jugend ... Mädchen und mit Robbie als veritablem Troublemaker konnte dass mal Quintett nur gewinnen. Und "Bravo" deutete die Zeichen der Zeitt d d. richtig, holte die Truppe 1993 für eine Tournee nach Deutschland. ÜBER DEN AUTOR 5 Das Magazin war wie immer hautnah dabei, als im Sommer 1995 Te Te Robbie Williams seine Kollegen als eine „eine Gruppe steppenTeddy Hoersch, Jahrgang 1955, begann seine Laufbahn Anfang d Siebziger als Press Officer der Kölner Plattenfirma EMI der Mönche" verhöhnte und seine Demission bekanntgegeben der E wurde. Inzwischen ist Take That zum Feuilleton-Thema gereift, Electrola, arbeitete zehn Jahre lang als freier Journalist für diverse M es wird darüber berichtet, wie die älter gewordenen Jungs Magazine, war Chefredakteur von Viva, Couch Potatoes (Bärbel SScc achtmal das Wembley Stadium ausverkaufen und perfekt auf Schäfer) und Tango Film (Vox Tours). Teddy Hoersch arbeitet h he der Klaviatur ihrer eigenen wechselhaften Geschichte spielen. heute als Journalist, Autor und Lektor, entwickelt TV-Formate, hat Der goldene Robbie gibt den bösen Zyniker, die anderen fahren den zwei Töchter und lebt in München. Bravo-Otto

Millionen TV-Zuschauern, jung und alt, Gesprächsthema. Die genannten neuen Schlagerstars kommen in der Lebenswelt unserer Leser nicht vor, eher noch in der ihrer Eltern. Der ideale "Bravo"-Star von heute ist "Bravo" – ein Teenie-Magazin feiert dieser Tage seinen 55. 17, 18 Jahre alt – siehe Miley Cyrus, Victoria Justice oder Selena Gomez. Optisch hat sich "Bravo" seit vielen Jahren kaum verändert und Geburtstag. Welche Bedeutung hat das Heft im Internet-Zeitalter? "Bravo" erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit und ist weiterhin nur wenige Eingeständnisse an den Zeitgeist gemacht. Warum? Das stimmt so nicht. Wer sich näher mit dem Heft beschäftigt, erkennt Europas größtes Jugendmagazin. Über die Themen, die "Bravo" bringt, eine sich stets erneuernde grafische Gestaltung, eine neue Bildsprache, wird auf Deutschlands Schulhöfen gesprochen und diskutiert. Nachgefragt – Facebook, Twitter, Google. oogle. mo modernere Typografie. "Bravo" ist stets im Brauchen die Kids noch "Bravo", um Wandel, gerade im immer schneller weretwas über ihre Stars zu erfahren? denden elektronischen Zeitalter ist das eine Ja, definitiv. Das Internet ist gut und wichgroße Herausforderung, der wir uns stellen tig, wenn man schnelle Informationen müssen. Die "Bravo"-Welt ist für unsere LLeser ein in sich geschlossener Kosmos, braucht. "Bravo" geht mehr in die Tiefe. Wir sprechen direkt mit den Stars und der sich Erwachsenen bestenfalls gar nicht bieten die Story hinter den News. Das erschließt. Jugendliche zwischen 12 und 16 JJahren wollen sich von den Erwachsenen ist gleichzeitig die Herausforderung an uns. "Bravo" muss Pflicht sein und keine abgrenzen, wollen ihre eigenen Stars. Es gibt n Möglichkeit! nichts Schlimmeres, als wenn die Mutter Werden neue Medien und deren sagt: Dieser Justin Biber hat ja eine tolle SStimme … Technologien genutzt? Gibt’s etwa ""Bravo" präsentierte die "Beatles Blitz einen "Bravo"-App, mit dem man TTournee", sprach mit James Dean und z.B. die riesige Datenbank anzapfen E Elvis, entdeckte den deutschen Vater von könnte? Es gibt mit www.bravo.de eine große A Abbas Annafrid, bekam Audienzen bei Alex Gernandt & Michael Jackson 1994 Internet-Präsenz, mit 70 Millionen pageMichael Jackson, erfand den Starschnitt impressions pro Monat. Die neueste Errungenschaft ist "Bravo" mobile. und brachte zur Papstwahl ein 'Bravo'-Bene"-Poster – gibt es " Hier gibt es News und vieles mehr direkt aufs Handy. heute noch solche Geniestreiche? Elvis Presley, die Beatles, Pierre Brice, Nena, Take That, Miley Die wird es sicher immer geben, solange man Ideen hat. Aber sie lassen Cyrus – die Reihe der Stars aus dem Heft ist endlos. Macht sich meist nicht planen. Es kommen Situationen oder Ereignisse – und "Bravo" Stars oder begleitet sie nur, was das Publikum ausgedann muss man schnell reagieren … Was war dein schönster, berührendster, stärkster "Bravo"sucht hat? Das Magazin kann bei neuen Acts – z.B. Tokio Hotel – eine gute Moment? Ganz klar, die langjährige exklusive Zusammenarbeit mit Michael Starthilfe sein. Schließlich erreichten wir pro Woche um die zwei Jackson. Ihn aus nächster Nähe zu erleben, etwa hinter der Bühne bei Millionen Leser, damit kann man einiges bewegen. Trotzdem entscheiKonzerten, im Studio oder bei Videodrehs wie "Scream” in Hollywood den letztlich die Fans, wen sie cool finden oder nicht. Man kann ihnen oder "They Don’t Care About Us” in Rio, ihn als Menschen kennen nichts aufzwingen. Da wir in engem Kontakt mit unserer Zielgruppe zu lernen und ganz normal mit ihm zu sprechen, war etwas ganz stehen (über Facebook, Twitter, Online-Votings, persönliche Gespräche Besonderes. Und das zu einer Zeit, als wirklich noch niemand an ihn und Gruppendiskussionen), wissen wir sehr schnell, welche neuen Stars k. rankam. Das war echtes Reporterglück. von den Lesern gewollt werden … Ein zentrales und sehr umstrittenes Thema war vor vielen Jahren Wird es "Bravo" im Jahr 2056 noch h n die Aufklärung. Ist das heute noch so? geben, wird sie dann stolz den Das Dr.-Sommer-Team hat kürzlich bei der Stiftung Warentest den 100. Geburtstag feiern? Was istt ersten Platz in punkto Leserberatung gewonnen und ist nach wie vor das Geheimnis? Na, logo! "Bravo" ist wie ein Popstar, r, eine sehr wichtige Säule. Die Leserschaft erneuert sich ungefähr alle drei der es schafft, sich immer wiederr Jahre. Die Fragen rund um das Thema Aufklärung bleiben und werden neu zu erfinden und seine „Fans" ständig aktualisiert. Jahrelang waren Schlagerstars eine Konstante im Magazin. – sprich Leser – stets mit Neuem Heute sucht man Michelle, Michael Wendler, Jürgen Drews oder zu überraschen. Aber natürlich sind ähnliche Figuren vergeblich. Warum? wir auch davon abhängig, dass es Die Hoch-Zeit des Schlagers waren die 70er und frühen 80er Jahre. immer wieder coole neue Stars gibt, Damals gab es im Fernsehen nur zwei bzw. drei Programme. In der "ZDFaber da können wir ja auch ein Hitparade" wurden die Schlagerstars gemacht. Sie waren anderntags bei bisschen nachhelfen ...

10 FRAGEN AN ALEX GERNANDT

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Unvergessene TV-Melodien

Von Bernd Math Matheja heja

St a h ln etz, D a ll a s & Te De u m

Das D Da as of offi ffizielle ziiel ell lle le D Deutsche euttsche h F Fernsehen ernseh hen ging i am 25.12.1952 auf Sendung. Vieles wurde damals zwangsläufig live im Studio produziert, "Übertragungen" gab es mangels technischer Entwicklung kaum – und sogar dann und wann erforderliche Musikanten arbeiteten auf engstem Raum unverfälscht direkt neben Kameras und Schauspielern. Erst ganz allmählich – etwa bei Übernahmen von Serien aus anderen Ländern –

Die Fünfziger EUROVISIONSHYMNE. Bereits ab dem 6.6.1954 ( (Übertragung des Narzissenfests a Montreux) wurden europaaus w weit ausgestrahlte Sendungen m einem speziellen akustimit s schen Intro angekündigt. Es handelte sich um d Einleitung zum "Te Deum" des französischen die K Komponisten Marc-Antoine Charpentier (1643– 1704) Die Di Schmetter-Fanfaren, S h tt 1704). mehrere Jahrzehnte in Nutzung, sind auf einer Erato-LP (LDE 3009) gespeichert. STAHLNETZ (D). „Baa-baa-BAM-bam ... baa-baa-BAM-bam ... baa-baa-BAM-bam-BAAAA ...!": einmal im Ohr, nie wieder löschbar. Jürgen Roland (auch Regie) und Wolfgang Menge bastelten die deutsche TV-Krimiserie, die zwischen 1958 und r: 1968 mit 22 Episoden lief (blasse Nachzieher: Fälle 1999–2003). Die authentischen Schwarzweiß-Fälle zwischen Mord und Kleinstkriminalität wurden untermalt mit der Originalmusik des US-Vorbilds "Dragnet" ("Schleppnetz"; seit 1951). Das Orchester Ray Anthony hatte einen mächtigen, böllernden Klassiker eingespielt, die Single erschien u.a. als Capitol F 2562; in den USA kam sie schon 1953 auf Platz 3. vo 1958–1964 auf Sendung, 77 SUNSET STRIP (USA). In Amerikaa von ntitel bl un die ARD stieg 1960 ein, der Serientitel blieb unverändert. Star der Seite

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konnten sich bestimmte, ständig wiederkehrende Melodien in den Ohren der Zuschauer einnisten. Schon gegen Ende des Jahrzehnts brachte das Seh-Volk erste Kompositionen fast automatisch mit Bildern in Verbindung die, bestenfalls, die Gehörgänge nicht mehr verließen. Eine – natürlich nicht vollständige – Auswahl von Klassikern aus vier FernsehJahrzehnten. Privatermittler neben Efrem Zimbalist Jr.: der im Hals gestörte Kookie (für die Germanen kiekstee Hans Clarin), gespielt von Edward Byrnes. Die swingende Musik – Revolverknallen inklusive – stammte von (The Big Sound Of) Don Ralke († 2000). Die Katalognummer Warner Bros. 5025 er (UK: WB 2) kam immerhin bis auf Platz 69 der Billboard-Charts. RAUCHENDE COLTS (USA). Das Western-Original hieß "Gunsmoke", n der zwischen 1955 und 1975 liefen 635 TV-Folgen es ehemaligen Radiosendung in den USA – mit James Arness als Marshal Matt Dillon und dem kauzigen Festus Haggen (Ken Curtis). In Deutschland kam die Serie erst 1967 mit 228 Teilen ins Programm (ARD/ZDF/Sat.1/Kabel Eins). Die betuliche Musik mit nachempfundenem Hufgeklacker, "Old Trails"" ury (Alternativtitel: "Boothill"), wurde von Rex Koury hl Version mit Text komponiert, eine nie mit den Bildern ausgestrahlte kam schon 1955 vom Country-Star Tex Ritter (Capitol CL 14581). AM FUSS DER BLAUEN BERGE (USA). Von 1959 bis 1963 war "Laramie" ( (Originaltitel; 124 Episoden) ein Western-Renner i Amerika – mit den Hauptdarstellern John in S Smith als Slim Sherman und Robert Fuller als J Jess Harper. Ende Dezember 1959 war auch d ARD dabei. Der schwarzhaarige Fuller hatte die i Deutschland eine große Fangemeinde, von in i ihm gab es sogar einen "Bravo"-Starschnitt. Der

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Schauspieler nahm hier sogar eine LP L mit erweitertem Sprechgesang 9 192), zu hören hö auf (Polydor 249 ist darauf auch die Erkennungsmelodie "Riding – Fighting". COWBOYS / TAUSEND MEILEN STAUB (USA). Trotz 217 Folgen ( blieb "Rawhide" (Originaltitel) weniger populär als vergleichbare Weste Western-Serien, daran konnte auch ein durchgängig mitwirkender Clint Eastwood (Rowdy Yates) n nichts ändern. In Deutschland liefen zeitnah llediglich 13 Teile, erst von 1991–1994 zeigte P Pro7 das Gesamtwerk. Deutlich bekannter ist die T Titelmelodie, komponiert von Dimitri Tiomkin un und Ned Washington. Der Interpret, Frankie Laine Laine, blieb in den USA damit zwar unplatziert, in England brachte ihn diese Single aber bis auf Rang 6 der Hitlisten (Philips PB 965). a" BONANZA (USA). Das auf der „Ponderosa" g (Goldgrube) in Nevada ansässige Bubentrio (Adam,, H Hoss, Little Joe) nebst weissem „Pa" und Koch HopSSing kam nahezu damenfrei aaus. 431 Folgen gingen in den n U ber USA von 1959 bis 1973 über d den Sender, DeutschlandSStart war im Oktober 1962 ikth 1962. D Das M Musikthema von Jay Livingston/ Ray Evans wuchs sich zum Klassiker aus. Die beiden ersten Versuche von Marty Gold und Buddy Morrow (beide 1960) blieben noch ohne Resonanz, mehr Erfolg hatte Al Caiola (HMV POP 884): Er landete auf Platz 19 der US-Charts. Seitdem hat es diverse Cover-Versionen der unverwechselbaren Gitarrenmelodie gegeben, die deutsche Fassung (Electrola 22308) von Ralf "Ein-guter-Colt-ist-gut-wie-Gold ... Bonanzaaaa" Paulsen erreichte im März 1963 Chart-Position 7.

Die Sechziger ZIEHUNG DER LOTTOZAHLEN ZAHLEN (D). Daumendrücken, bis Blut kommt, S Schwitzfl eck von der Achsel bi bis zum Knöchel: O mit oder e ohne „Fee" – seit der ersten Ob T TV-Ziehung am 4.9.1965 mit Karin Dinslage ( (zehn Jahre nach Lotteriebeginn) hoffen Millionen z Musikbegleitung und klöternden Kugeln auf zur d großen Reibach. Bereits ein Jahr nach dem den S Start im Fernsehen gab es das klingende Motiv, d die di Spannung S das untermalte, auf Single-Schallplatte zu kaufen. Interpret: Peter Moesser's Music, Titel der Komposition: "Happy Time – Die Lotto-Glücksmelodie", Label und Nummer: Hansa 19162. BEAT-CLUB (D). Auch Musik brauchte eine Musik. Wie ihre anglo-amerikanischen TV-Show-Vorbilder hatte Radio Bremens Kultsendung in spe eine eigene Erkennungsmelodie. Zum Start am 25.9.1965 erklang zunächst "Rinky Dink" von der exzellenten englischen Instrumentalband Sounds Incorporated (Columbia DB 7321; 1964; eine Single-B-Seite). t t spielten i lt Deutlich bekannter wurde die zweite klangliche Kennung: JJetzt The Mood-Mosaic, feat. The Ladybirds. Dahinter steckte der Komponist Mark Wirtz (*1943) aus dem Elsass, der 1967 mit seiner "Teenage Opera" (Keith West) gewaltig abgeräumt hatte. Titel: "A Touch Of Velvet – A Sting Of Brass" (EMI 1C 006-90662). HAWAII FÜNF-NULL (USA). Originaltitel: "Hawaii Five-0". Malerische Kulisse und fiese fermitt Verbrecher auf der Inselkette. Chefermittler Steve Garrett (Jack Lord) wurde im 50. 5 GoodTimes

U US-Bundesstaat (daher "Five0 in 284 Fällen aktiv, die in 0") A Amerika von 1968 bis 1980 g gezeigt wurden. Schmalkost i Deutschland, die ARD in b beließ es 1971/72 bei nur 2 eingekauften Folgen, 256 26 it liliefen f erstt iin d 7 und im Ex-Kabelkanal. Morton weitere den 90 90ern b beii P Pro7 Stevens war Komponist der begleitenden Musik, aus der das markante Titelthema zu Hitehren kam. Die US-Instrumentalspezialisten The Ventures aus Seattle kamen mit der Single (Liberty 56068) 1969 bis auf einen starken Rang 4 der Billboard-Charts. DAS AKTUELLE SPORTSTUDIO (D). Dunkle Mattscheibe, dann B Bahnhofsuhr, Zeiger springt um, sich drehend Litfaßsäule, Musiiiiiik! Am Samstagabend, in de g grauer Vorzeit noch mit festem Sendebeginn, w es soweit: Harry Valérien, Wim Thoelke und war R Rainer Günzler präsentierten abwechselnd d TV S t i zum Wochenende. den TV-Sportmix Am 24.8.1963, passend zum Start der Fußball-Bundesliga, ging es los – und so klingt es noch heute. Max Greger und seine Bigband setzten einen wunderbar swingenden Quickstep des Komponisten Thomas Reich um, Titel: "Up To Date", nachzuhören unter anderem auf der Greger-LP TANZEN '88 (Polydor 833 280-1). MIT SCHIRM, CHARME UND MELONE (UK). Mehrere Partnerinnen ((Honor Blackman, Diana Rigg, Linda Thorson) ffür John Steed (Patrick Macnee) – zwei Musiken ffür eine Serie. Von 1961 bis 1969 zeigte ABC/ IITV 161 Teile von "The Avengers" (englischer T Titel) in Großbritannien, Serienstart im ZDF war d der 18.10.1966. Gern mal vergessen wird die O Originalmusik, die vom jazzenden Saxofonisten dB dl d JJohn(ny) h und Bandleader Dankworth (1923–2010) komponiert und von 1961 bis 1964 für die pfiffige Krimiserie verwendet wurde. 1965 kam es zum Wechsel, das neue musikalische Thema stammte vom ScoreSpezialisten Laurie Johnson (*1927). Eine empfehlenswerte Einspielung besorgten The Marketts (Warner Bros. A 5814). RAUMPATROUILLE ORION (D). Nur sieben Folgen ab dem 17.9.1966 – und dennoch nahezu unangreifbar. Die erste deutsche Science-Fiction-Serie (u.a. mit Dietmar Schönherr, Eva Pflug) war eine Pioniertat noch vor dem Start des Farbfernsehens. FilmmusikKoryphäe Peter Thomas fertigte kongeniale Töne für alles, was sich rund um Major McLane, Leutnant Jagellovsk und seine Multikulti-Besatzung in ferill "/"Sh b A D " nen Sphären abspielte. Die Single "Raumpatrouille"/"Shub-A-Dooe" (Philips 346 018) ist längst zu einem gesuchten Sammelobjekt avanciert. Die LP (Philips 843 796) präsentiert das ganze Ausmaß der fernen Ereignisse. Charmant-naiv, galaktisch! MELISSA (D). Fürs Fernsehen umgesetzte Krimis des Engländers F Francis Durbridge (1912–1998) waren vor allem iin den Sechzigern kapitale Straßenfeger. Nach P Publikums-Hits wie u.a. "Das Halstuch", "Tim F Frazer" und "Die Schlüssel" galt das auch 1966 ffür seinen siebenten Film, den Dreiteiler "Melissa" vvom WDR Köln mit Ruth-Maria Kubitschek, G Günther Stoll und Siegfried Wischnewski. Und erstl schaffte h fft es auch h eine Single in die deutschen Hitlisten: "Melissa" mals (Chart-Position 4) wurde einmal m mehr von Peter Thomas (*1925) lige Kino- und TV-Produktionen die komponiert. Er lieferte für unzählige Töne, u.v.a. für Edgar-Wallace- und Jerry-Cotton-Umsetzungen. Die d Orchestra erschien mit der N m Single vom Peter Thomas Sound Nummer 2135 bei CBS. 1/2012

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BATMAN (USA). Hier blieben die deuts schen TV-Veranstalter z zögerlich, erst mit ü über 20 Jahren V Verspätung hatte S Sat.1 ab Oktober 1989 ein Einsehen. In A Amerika hatte ABC zwischen 1966 und 1968 die 120 Originalfolgen ausgestrahlt. Mit Partner Robin w der fliegende Allesretter (Hauptrolle: Adam war W West, Assi: Burt Ward) aktiv, leicht parodistische Z Züge inklusive. Der große Orchesterchef Nelson R Riddle lieferte den Soundtrack zum augenzwink kernden Geschehen, das auf der LP des Labels 2 20th Century Fox, Nr. TFM 3180, festgehalten ist. D t Th Das "B "Batman Theme" stammte von Neal Hefti, diverse Cover-Version sind erschienen, u.a. von Link Wray, den Standells, von den Marketts, Kinks, Who und The Jam. DER KOMMISSAR (D). Erik Ode und sein saufendes, qualmendes u und Würstchen verdrückendes Team jagten 97 F Folgen lang (1969–1976) Ganoven im schwarzw weißen Münchener Villen- und SchmodderM Milieu. Top-Komponisten wie Peter Thomas, Hans H Hammerschmid und Hans-Martin Majewski lief ferten die Musik. Die noch heute (mit superb Schlagzeugparts) überzeugende Titelmelodie ben h tt sich i h Herbert H b t Jarczyk J hatte ausgedacht – er starb wenige Wochen vor Ausstrahlung der ersten Folge "Toter Herr im Regen". Auf der Metronome-Single M 25407 ist das Feuerwerk erschienen. Interpret: das Orchester Joe Jerkins. Einen JJ gab es allerdings nicht, es waren Jarczyk und seine Musiker unter Pseudonym. Zählbarer war der Erfolg für den Titelsong der Folge 39, "Als die Blumen Trauer trugen". Peter Thomas hatte "Du lebst in deiner Welt" geschrieben und der eher unbekannten Daisy Door 1971 zu einem Nr.-1-Hit verholfen. KOBRA, ÜBERNEHMEN SIE! (USA). „Dieses Band wird sich in fünf S Sekunden vernichten." Zisch, Qualm, Mini-Tape f futsch. Eingebrannte Erinnerung an den Vorspann z "Mission Impossible" (Originaltitel) mit Peter zu G Graves und Barbara Bain als Agenten mit techn nischem Spielzeug. 171 Folgen (1966-1973), hier l liefen ab 1967 zunächst nur 20, dann 28 weitere a "Unmöglicher Auftrag" (1976/77). Der Rest als ffolgte l t b i t iin den 90ern. Vom vorzüglichen Argentinier Lalo beii P Privaten Schifrin (Musik für "Bullitt", "Dirty Harry", "Brubaker") kamen die ne – aauf LP zu haben (Dot DLP 25831), und das Hauptthema ging Töne als Single (Dot 17059) bis auf Platz 41 der US-Charts.

Die Siebziger TATORT (D). Folge g 800 ist überschritten, die 40-Jahres-Marke ebenffalls, ein ganzes Heer von Kommissar(inn)en hat in aallen Winkeln der Republik ermittelt – und noch iimmer, Tendenz: bestens, sind die Einschaltquoten h hoch. Neben dem Logo und der Intro-Grafik ssteht auch die Musik wie eine Eins im Ersten, ttrotz Veränderungen (ab 1978), seit Jazzer Klaus D Doldinger sich die Serienmelodie ausgedacht hat: W kt ll nur noch künstlich zirpt, rollte im eher schwer zu finWo es aktuell denden Original ein rhythmisch und hölzern reibendes, verfremdetes Hohner Clavinet. Eine ausgespielte 1970er Fassung könnte auf youtube zu greifen sein, die CD THE MAD, MAD WORLD OF SOUNDTRACKS, VOL. 2 enthielt sie ebenfalls. Und an den knochentrocken geknatterten Drums saß damals, inzwischen bekannt, Udo Lindenberg. DIE ZWEI (UK). Wer schon mal (langweilige) englische Originalfolgen gesehen hat, weiß die schräge deutsche Synchronisation von Rainer Seite

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Brandt mit Kalauern ohne Ende ("Das ist Mandy, Vorname Erich!") noch mehr zu schätzen als ohnehin schon. "The Persuaders" (Originaltitel) lief in Großbritannien mit 24 Folgen ab 1971, in Deutschland ab Juli 1972 nur 17 Mal. Für die Gesamtmusik der Reihe mit Roger Moore und Tony Curtis war Ken Thorne verantwortlich, für h B das Titelthema der Oscar- und Grammy-Preisträger JJohn Barry. E Er kkam mit "Theme From 'The Persuaders'" (CBS 7469) 1971 auf Rang 13 der UK-Charts. DIE STRASSEN VON SAN FRANCISCO (USA): Funk,, Soul,, Jazz – so musik wird die exzellente, hochrhythmische Themenmusik ht bezeichnet; völlig korrekt, „mehr Siebziger" geht n eigentlich nicht. Die 120 Mordermittlungen von Karl Malden (Mike Stone) und Michael Douglass V (Steve Keller) in Kalifornien begannen im US-TV (ABC) 1972 und endeten 1977. Ab Mai 1974 warr er auch das ZDF dabei. Den Sound(track) schuf der etzte Komponist Patrick Williams, das Hauptthema setzte das Pat Williams Orchestra um. Es ist 1975 auf einer amerikanischen Capitol-Single mit der Katalognummer P-4036 erschienen und nicht mehr so leicht aufzuspüren. EIN HERZ UND EINE SEELE (UK). Alfred Tetzlaff, der laufende (und d dauerpöbelnde) Meter, sorgte dafür, dass als SSerientitel oft "Ekel Alfred" genannt wird. 21 E Episoden lang (1973/74; vier Nachzieher mit n neuer Besetzung blieben 1976 blass) durfte sich D Darsteller Heinz Schubert als Wattenscheider H Haushaltsvorstand austoben. Autor Wolfgang M Menge hatte die Idee des englischen Originals "Till D th U P t" übernommen. üb Death Us D Do Part" Die herrlich einfache Titelmusik (wie von einem Kinderkarussell) stammt vom Tonmeister, Komponisten und Bandleader Gerd von Wysocki; die Single "Alfreds Thema" (Columbia 1C 006-41092) erschien unter seinem Künstlernamen (Musette Sound) Harald Banter. DER ROSAROTE PANTHER (ZU GAST BEI PAULCHENS TRICKVERWANDTEN) (USA). Original: "The Pink Panther Show", in Amerika von 1969 bis 1980 im Programm, das ZDF stieg 1973 ein. Die Zeichentrick-Schnipsel um den rosa Chaoten Paule, Ameisenbär Elise, die HispanoFrösche & Co. wurden zu Serienfolgen gekopd St itt tt eine i pelt. Dafür komponierten Quirin Amper und Fred Strittmatter leichte Vor- und Abspannmusik, aus der besonders der Rausschmeißer "Wer hat an der Uhr gedreht?" haften blieb. Chor und Orchester Eric Frantzen brachten das rundum sympathische Lied 1974 auf eine VinylSingle: Polydor 2041 518. DERRICK (D). Der Oberinspektor (wo gab es diesen Kripo-Dienstrang ....?!) war Horst Tappert, ihm hinterher tapperte F Fritz Wepper alias Harry Klein – und das in 281 E Episoden von 1974 bis 1998, die in über 100 LLänder verkauft wurden. Die Bücher (Herbert R Reinecker) gerieten meist edelschrullig, aber die T Titelmelodie hatte es in sich. Einer, der mit sein nem Chor eigentlich genug zu tun hatte, war t tli h Das D Les L Humphries Orchestra brachte "Derrick, Part 1" verantwortlich: – mit verblüffenden Tempowechseln vom Voll-Blech ins GlöckchenPlim-Plim – aufs Band und damit auch auf eine Vinylsingle (Teldec 6.11543), die allerdings die Hitlisten nicht erreichte. Gleichförmig gehauchte Einzelsongs von Frank Duval ("Todesengel", "Angel Of Mine") waren erfolgreicher, sie kamen 1979 und 1980 auf die Chartplätze 20 bzw. 1. RAUMSCHIFF ENTERPRISE (USA). Erst die Mondlandung brachte der nach 79 Folgen (Originaltitel: "Star Trek", von 1966–1969) von NBC abgesetzten und an andere Sender verkauften Serie einen Schub, der

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s sich zum Kult entwickelte und spätere Kinofilme zzu Kassenschlagern machte. Ab Mai 1972 strahltte das ZDF die Episoden um Captain Kirk, C Commander Spock, Lieutenant Uhura etc. aus. F Für die Musik war der Komponist und Arrangeur A Alexander Courage (1919–2008) verantwortlich. A Aus einem wahren Wust an Veröffentlichungen iistt eine i LP mit it d TV der TV-Musikversion (GNP Crescendo GNPD-8006) zu empfehlen. DALLAS (USA). Die texanische Öl-Sippe mit J.R., Bobby, Pam, Sue E Ellen, Lucy, Cliff Barnes, Miss Ellie & Co. ging u unter diesem Originaltitel in Amerika schon 1978 b bei CBS-TV auf Sendung und blieb bis 1991 (357 F Folgen). Die ARD griff erst später zu, begann aam 30.6.1981 mit der Ausstrahlung. Einziger N Nachteil des peppigen Musikthemas, das sofort iim Gehör verblieb – es gab offenbar keine längere, i lt " V i „ausgespielte" Version; hätte es für eine Single gereicht, ein ChartTreffer wäre – nicht nur in den USA – wohl unausweichlich geblieben. Der Komponist Jerrold Immel (*1936) hatte seine Finger auch in "Voyagers!", "Walker, Texas Ranger" und einzelnen Episoden anderer Serien. Wer auch mit den nur 1:14 Minuten des TV-Originals zufrieden ist, findet sie auf der CD GENERATION FERNSEH-KULT 4.

Die Achtziger DAS TRAUMSCHIFF (D). Säusel, säusel, flirr: Selbst wer nur mal „zufällig" (logo ...!) in eine Folge der ZDFSeifenoper zu Wasser und zu Land geraten ist, wird das Musikthema so schnell nicht vergessen – Erinnerungen an die gegeigten Kaskaden eines Mantovani aus den 50ern/60ern steigen hoch ... Die Urlaubsmärchen – stets mit Starbesetzungen – des Spürnasen-Produzenten Wolfgang Rademann tt plätlät brauchten Untermalung, die mit den Silberwellen um di die W Wette schern konnten. Unterschiedliche Komponisten waren bislang in 64 Langfilmen seit November 1981 tätig: Heinz Kiessling, Francis Lai ("Love Story", "Bilitis"), Udo Jürgens. Die Intro-Musik (im Filmverlauf immer wieder aufgenommen) seit Beginn der Neunziger stammt von James Last. Hier gibt es den vollen Schwall: TRAUMSCHIFF-MELODIEN (Polydor 831 129). MIAMI VICE (USA). 111 Folgen liefen in Amerika zwischen 1984 u 1989, die ARD machund t ab Dezember 1986 te m Don Johnson (Sonny mit. C Crockett) und Philip M Michael Thomas (Rico T Tubbs) gaben ermittelnde C Cops und Kleiderständer ht i J h Fl –A Achtziger-Jahre-Florida-Plastik in Reinkultur. Der Prager Spitzen-Keyboarder Jan Hammer traf mit seinem Abräumer-Soundtrack die exakt richtigen Töne und international den Nerv des Publikums. LP und g ("Miami Vice Theme", MCA 52666) in den USA auf Platz 1, Single d die 45er bei uns auf Rang 5 5. Mit "Crockett's Theme" ((D #4; MCA MC 258 360) und ""Tubbs And Valerie" (D #34; M 200) kamen hier zwei MCA 1200) w weitere Ausk Auskopplungen in die H n. Hitlisten. DIE SCHWARZWALDKLINIK (D).. Produzent Rademanns zweiter ch dem "Traumschiff": Traumsch hiff": K anke w werden Geniestreich für das ZDF nach Kranke were Schicksale cksale u rhaltu in guter Luft geheilt, schwere und leichte Unterhaltung. ein der ultimativen mative Straßenfeger ßen Ergebnis: zwischen 1985 und 1989 einer GoodTimes

i der Geschichte des deutschen Fernsehens in m mit Zuschauerzahlen über 20 Millionen pro E Episode. 70 Folgen plus zwei Langfilme steh hen zu Buche, Klausjürgen Wussow und sein P Professor Brinkmann waren am Ende nahezu vverschmolzen. Für den guten Ton sollte eigentlich F Filmmusik-Star Martin Böttcher (unter anderem "Wi t " Fil "Winnetou"-Filme, unzählige Serienfolgen) sorgen, nach Differenzen übernahm der Wiener Komponist Hans Hammerschmid (*1930). Ein klingendes „Best Of" zur Ambulanz im Grünen gibt es auf der LP DIE SCHWARZWALDKLINIK (Ariola 207 062) von 1985. MAGNUM (USA). Schnauzer, Brustpelz, Blümchenhemd: Tom Selleck g gab den perfekten HawaiiSSchnüffler als "Magnum P.I." ((Originaltitel); in den USA m mit 162 Episoden von 1980 b bis 1988, in der ARD ab Juni 1984. Für die Töne wurde d der kalifornische TV-MusikK i Mik A LLaw", " "NYPD Kaiser Mike P Postt (*1 (*1944; "Rockford", "A-Team", "L "L.A. Blue", "Polizeirevier Hill Street" u.v.a.) verpflichtet. Fast selbstverständlich, dass sein "Theme From Magnum P.I." 1982 in die Billboard-Charts kam, Rang 25. Deutsches Cover mit Auto (Elektra 969 688), Ami-Tüte mit Shorts (Elektra E-47400). LINDENSTRASSE (D). Die Beimers, Zenkers, Stadlers & Co. marschieren stramm auf Folge 1400 seit dem Start am 8.12.1985 zu. Mit der Gewöhnung an die Stammnasen in der Mutter aller deutschen Seifenopern hat sich für Dauerseher auch die Erkennungsmelodie längst eingeprägt. Komponist Jürgen Knieper (*1941), u.a. bekannt als Pianist aus dem "Scheibenwischer" früherer Jahre, ist l d zwar ein Intro mit hohem Wiedererkennungsfaktor gelungen, das nie auf Single erschienen (zu kurz), aber dennoch auf Tonträger zu haben ist: GENERATION FERNSEH-KULT (CD) präsentiert den GeigenHarmonika-Mix. KNIGHT RIDER (USA). Vor dem "Baywatch"-Bademeister gab's den R Retter auf Rädern: David H Hasselhoff prägte die Serie aals Fahrer eines – was ssonst?! – sprechenden A Autos namens K.I.T.T., das 9 90 Folgen lang die US-Fans ((1982–1986) und dann h di t h auch die d deutschen (ab August 1985 beim damaligen RTLplus) faszinierte. Komponist Stu Philips, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Country-Star aus Kanada, lieferte – wie auch für "Kampfstern Galactica", "Quincy", "Ein Colt für alle Fälle" u.a. – die Musik zu den Abenteuern. FSM Silver Classics haben 2005 die KNIGHT RIDER – STU PHILIPS SCORES auf CD gebündelt.

Programmschluss W bitte, Programmschluss? Die Älteren werden Wie ssich erinnern: Mit Verstörten-Talks, Gerichtsshows u und textilfreien Bojenschwenkerinnen quer d durch die Nacht – nix da! Wenn Heia-Zeit war, w wurde abgeknipst, Testbild, zeitweise sogar noch ""Deutschland, Deutschland ...", aus us die M Maus. U Un a eine n feste f Und vorübergehend gab es sogar TV TV-M M l di mit it d zen eentlassen assen wurden. urd TV-Melodie, derr d die Zuschauer auf die Matratzen Das Orchester Friedel Wen te "Sternenserenade" t serena – Wende intonierte die aparte für den Gebrauch tagsüber ber als Single auf Metronome M 338 kkäufl flich zu erwerben. 1/2012

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Der Jahrhundert-Igel M ki Ursprünge Meckis U ü gehen h zurück ü k bi bis iins 19 19. JJahrhundert. hh d 18 1843 843 8 43 wurde d ddas Tiermärchen vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel el in die fünfte Auflage der "Hausmärchen der Gebrüder Grimm" aufgenommen. en. Im Märchen geht es um eine Begegnung zweier Personen. Hier er der "kleinen Mann", verkörpert durch den Igel, dort der Hase, se, der für das weltmännische, hochnäsige Bürgertum steht. Bei einer ner Begegnung dieser ungleichen Figuren lästert das Langohr über die schiefen Beine des Stacheltiers. Der Igel ist clever, er fordertt den Hasen zu einem Wettlauf heraus. Dabei läuft der Igel jedoch nur ein paar Schritte, denn er hat am anderen Ende der Acker-Rennbahn bahn seine Igel-Frau postiert. Als der siegesgewisse Hase sich dem Ziel nähert, ruft ihm die Frau des Igels zu: "Ick bün al dor!" ("Ich bin schon hier!"). Mümmelmann kann seine Niederlage nicht fassen und verlangt Revanche. Dies wiederholt sich etliche Male. Beim 74. Rennen bricht der Hase erschöpft zusammen und stirbt.

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enerationen von Kindern wuchsen mit dieser Geschichte auf und zu Beginn auf, des 20. Jahrhunderts wa es nur noch eine war Fr Frage der Zeit, wann es zu einer filmisc schen Umsetzung ko kommen würde. 1 1938/39 war es im Auftrag der Reichsstelle für den Unte Unterrichtsfilm (RfdU) dann soweit. Verantwortlich waren die Gebrüder Diehl. Sie gelten zu Recht als die „Väter der Igelfigur". Insgesamt wurden 1600 Kopien des Films gezogen und in Schulen eingesetzt, wo er sich großer Beliebtheit erfreute. Dies bemerkten auch die Brüder Diehl und ließen von dem noch namenlosen Igel außerdem Postkarten produzieren.

kottchen eine Igelfigur. mögliches Heft-Maskottchen Rhein war von der Idee angetan und wollte den Namenlosen mit allen Rechten kaufen. Die juristische Klärung war jedoch durch die Nachkriegswirren und die zerstörte

diese Veröffentlichung erfuhr Ferdinand Diehl, dass das Urheberrecht an seiner Figur verletzt worden war. Er meldete sich, und in einem Vergleich einigten sich die Parteien, dass die "Hörzu" Mecki ausschließlich für

Infrastruktur nicht einfach. Rhein behauptete später, dass er trotz intensiver Suche die Rechtenhaber nicht gefunden habe.

Comics und Bilderbücher verwenden dürfe. Diehl, der weiterhin Igel-Postkarten druckte, vergab nach der Einigung unterschiedliche Verwertungsrechte. Die Lizenz zur Herstellung einer Puppenfigur z.B. ging an die renommierte Firma Steiff. Sie produzierte 1951 ihre erste Figur, der schnell Meckis Frau Micki und die Kinder Macki und Mucki folgten.

Mit Heft 43/1949 erschien Mecki zum ersten Mal auf der Titelseite der "Hörzu". Durch

F Ferdinand Diehl st startete 1948 seine T Trickfilmproduktion u und entdeckte eines T Tages, dass sein Igel d das Maskottchen d der neu gegründ deten "Hörzu" w war, gegen die eer darum einen Rechtsstreit aanstrengte. Die Programmzeitschrift kam am 11.12.1946 mit einer Startauflage von 250.000 Exemplaren auf den Markt, Eduard Rhein war der erste Chefredakteur des Blattes. Sein Bildredakteur Thomas präsentierte ihm als

Zeichnerisch umgesetzt wurde Mecki seit 1949 von Reinhold Escher (12.4.1905–9.5.1994). Der gebürtige Hamburger besuchte nach seiner Schulzeit zunächst die Landeskunstschule in Hamburg und startete seine berufliche Laufbahn als Pressezeichner bei der "Funkwacht" und dem "Hamburger Anzeiger". Von 1948 bis1976 war Escher freier Mitarbeiter bei der "Hörzu" und entwickelte in Eduard Rheins Auftrag die Mecki-Figur. Nach und nach ergänzte Escher das Mecki-Universum. Die bekanntesten Beispiele sind Charly Pinguin, der Schrat oder die sieben Goldhamster. Aber auch Bösewichte wie der Urwaldzauberer Kokolastro Seite

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und der Fliegenpeter bereicherten die Welt von Mecki und seinen Freunden. 1952 zeichnete Escher mit dem Bilderbuch "Mecki im Schlaraffenland" sein n wohl bestes Werk.

Abbildungen: © Esslinger Verlag J.F. Schreiber GmbH

Bis 1958 gestalte-te der Künstle er di diee Me M ckiKünstler MeckiAbenteue uerr im Alleingang. Alleing gan a g. Abenteuer Kran Kr ankh kheeitsbedingt musste kh te Krankheitsbedingt dann ein weiterer Zeichner i i P f einspringen, Professor Wilhelm Petersen (10.8.1900 –22.5.1987). 1916 absolvierte er seine Lehre beim Ausstattungsmaler Gustav tig besuchte b err Dorren in Hamburg. Gleichzeitig hrend er in die lokale Kunstgewerbeschule. Während uftraggeb ber den 20er Jahren für verschiedene Auftraggeber nd er in den en Bilder restaurierte und kopierte, fand h bei den 30ern außerdem großen Zuspruch politischen Machthabern, da seine Kunstwerke verbrechern dem im Dritten Reich von den Naziverbrechern propagierten Kunststil entsprachen..

Petersen wurde 1950 von "Hörzu" angestellt. Ab 1953 gestaltete er die von Eduard Rhein im Jahr zuvor gestartete Mecki-Bilderbuchreihe, wobei auch Escher an den Honoraren beteiligt werden wollte. Als dieser wieder gesund war, einigte sich die "Hörzu" mit den Zeichnern, dass Petersen von nun an ein Drittel der Comic-Geschichten zeichnen sollte 1963 erkranktee m auch Petersen. Darum n bot Chefredakteur Rhein dem Zeichner Heinzz Ludwig (28.7.1906 – ce 30.5.1970) die Chance

d g. der Mitwirkung. E Er hatte einee Le Lehre alss Bü r Bühnenbildner am Friedrich-Th n Theater in D Dessau absol-v m viert. Im Anschluss d aran s daran studierte er an den n Vereinigten er Sttaatschulen für freie Staatschulen un nd angewandte ange an gewa ge w ndte Kunst und n Berlin-Charlottenburg. Berlin-Charrlottenburg. in 1 952 üb b er e siedelte 1952 übersiedelte R in die err aus der DDR BRD, wo er schließlich scchließlich BRD, als Pressezeichner Pressezeicchner für als diie "Hörzu"" aktiv die w r. Sein Stil kam jedoch wa war jeedoch bei be den war. Verantwortlichen nicht ht besonders besonde deers gut Verantwortlichen an, so dass er nach 1966 1966 keine weiteren weit iter it eren er en an, Geschi hich hi chten mehr h gestalten durfte. Geschichten Gege gen Ende der 60er Jahre begann ge Gegen Meckiss Stern zu sinken. Ab der "Hörzu"1/69 war der Igel keine selbst Nummerr 4 41/69 agierendee Comicfigur mehr, sondern err erzählte lediglich noch die Aben nte teuer von Charly Pinguin und Abenteuer deem Schrat. Die Redaktion entschloss dem sicch 1969 zudem zu einer grafischen sich Verä ränd rä nder nd erung. Die starre Bildaufteilung Veränderung. Geschi hich hi chten entfiel zu Gunsten ch der Geschichten ilild anmutenden en V erte er teililun ung g einer eher wil wild Verteilung über die ganze ganze Seite. Noch stansta tanta n der Optik über die ie Texte Tex exte te unter den Bildern, aber den zwar die ab 1970 setzte Escher auch Sprechblasen ein. 1972 verschwanden die Mecki-Figuren endgültig aus der "Hörzu" und machten anderen Comicgestalten Platz. Aufgrund massiver Leserproteste erlebte Mecki 1975 ein Comeback, und Reinhold Escher war weiterhin an Bord. Alle Allerdings konnte er weg wegen seiner angegriffen fenen Gesundheit nicht me mehr für alle MeckiSei Seiten verantwortlich sein. Da Darum holte der inzwisch für Mecki zustänschen dig Redakteur Rainer dige Sc Schwarz den Zeichner Jü Jürgen Alexander H Heß ins Boot. Mit de der "Hörzu"-Ausgabe 2 2/1978 erschien die letzt letzte Mecki-Seite für üb sechs ü h Jahre. Alle späteren über W Wiederbelegungsversuche durch so r renommierte Zeichner wie Volker R Reiche konnten nicht an den Erfolg d klassischen Mecki-Geschichten der a anschließen. Dies gelang erst 2006 J Johann Kiefersauer. Er steuerte d Mecki-Geschichten zurück zu die i ihren Anfängen. Plötzlich waren e einige der altbekannten Figuren GoodTimes

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wie Kapitän Kapitän n Petersen oder d er Flie egenpeter wieder p der Fliegenpeter präsent, die seit Jahrzehn h ten te keine Rolle mehr gespielt hatten. Jahrzehnten Seit 2006 legt der Esslinger Ve Verlag die MeckiBücher erneut auf, 2009 ersc erschien ebendort der erste Band einer Gesam Gesamtausgabe der klassischen Mecki-Geschichten Mecki-Geschichten.

Mecki bei Frau Holle

Se eitt 1981 gibt es den Meckifan Seit Meckifanclub Stachel" kopf". In unregelmässigen Abst ko Abständen erscheinen hier schöne Fanzines in der sich alles um die Welt von Mecki und seinen Freunden dreht. email: uschi.herchenbach@gmx.de Werner Fleischer


Big Mac kommt – Big Jim geht Der Übergang in ein neues Jahrzehnt war geschafft: Der Aufbau in den Fünfzigern hatte in Deutschland viel Kraft gekostet, aber auch für ein solides Fundament in Richtung Zukunft gesorgt. Den Umwälzungen aus den Sechzigern standen viele Ältere dann skeptisch und oft auch verständnislos gegenüber, doch das war der neue Rhythmus, bei dem jeder mit muss(te). In den frühen Siebzigern stellte sich eine verhältnismäßige Beruhigung ein, ohne dass aber – wen wundert's – das Leben ringsum etwa in einen Tiefschlaf verfiel. Von Bernd Matheja

ZEITGESCHICHTE Ein Tyrann im Anmarsch: In Uganda übernimmt am 25.1. der Chef der Armee die Regierungsgewalt – Idi Amin Dada (†2003) putscht gegen den gerade außer Landes befindlichen Präsidenten Obote. Amins Rufname: „Der Schlächter von Afrika". *** Am 10.12. erhält Idi Amin Dada Bundeskanzler Willy Brandt (1913–1992) in Oslo den Friedensnobelpreis für seine auf Entspannung ausgerichtete Politik gegenüber dem Ostblock. *** Ein Hauch von Mittelalter, aber besser spät als nie: Die Schweiz führt am 7.2. das Wahlrecht für Frauen ein. *** Wachablösung in der DDR: Der Hardliner und Ewiggestrige Walter Ulbricht (1893–1973) gibt auf und tritt zurück, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Sein Nachfolger wird Erich Honecker (1912–1994) aus dem Saarland. *** Gute Nachricht für weniger Betuchte und ihren Nachwuchs: Am 1.9. greift in der BRD das Bundesausbildungsförderungsgesetz. Willy Brandt Das Bafög" hilft vielen Familien. *** Raumfahrt. " Zwei amerikanische Missionen enden erfolgreich: Apollo 14 mit den Astronauten Alan Shepard, Edgar Mitchell und Stuart Roosa holt im Januar 44 Kilogramm Steine vom Mond; Apollo 15 mit David Scott, James Irwin und Alfred Worden schafft im Juli ein Fahrzeug dorthin, den „Lunar Rover". Tragisch endet der sowjetische Flug von Sojus 11: Bei der missglückten Landung in Erich Honecker Kasachstan kommen Georgi Dobrowolski, Wiktor Pazajew und Wladislaw Wolkow am 29.6. ums Leben. Alle drei waren Ersatz-Kosmonauten, weil bei der ursprünglichen vorgesehenen Crew – obendrein ein Irrtum – Tuberkuloseverdacht bestand. *** Der US-Forscher Raymond Tomlinson (damals 67) wird weltweit belächelt, als er für Computer ein Nachrichtensystem Seite

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einführt, das er E-mail nennt (und das Adresskennungszeichen @ dafür gleich mitliefert)... *** In Frankreich wird am 20.12. die internationale Hilfsorganisation "Medecins Sans Frontiers" (deutsche Sektion: "Ärzte ohne Grenzen") gegründet. *** Weil er ständig wachsende Ausgaben anderer Ministerien nicht länger akzeptieren will, tritt Bundesfinanzminister Alex(ander) Möller am 12.5. von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger wird Wirtschaftsminister Prof. Karl Schiller, der von da an beide Posten bekleidet („Superminister"). *** Die dritte DDR-Volkszählung ergibt eine Einwohnerzahl von 17.053.699. In der Bundesrepublik leben zu diesem Zeitpunkt 61.502. 503 Menschen. *** Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt setzt am 8.2. den Haarnetz" Erlass" für die Bundeswehr durch: Junge Uniformträger müssen nicht mehr zum Friseur, bevor sie in die Kasernen einrücken. *** Künstler Haarnetz bei der BW Joseph Beuys, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, fordert die Abschaffung des Numerus clausus bei der Hochschulzulassung. Er wird 1972 fristlos entlassen, was erst im April 1978 für rechtwidrig erklärt wird. *** Der Assuan-Staudamm in Ägypten kann am 15.1. nach elfjähriger Bauzeit offiziell eingeweiht werden. Das Monstrum ist 111 Meter hoch und 3,83 Kilometer lang. *** In Joseph Beuys diesem Jahr erhält Mercedes Benz das Patent mit der Nummer DE 2152902 C2 – für den Airbag (!). *** Das von Indien umschlossene, südasiatische Bangladesh („Land der Bengalen") feiert am 26.3. seine Unabhängigkeit. Am 3.9. folgt das Emirat Katar am Persischen Golf. *** Aus der 1969/70 im kanadischen Vancouver gegründeten AntiAtom-Organisation "Don'tt Make A Wave Committee" wird am 14.10. in Kanada Assuan-Staudamm Greenpeace. ***

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

DAS JAHR 1971


SPORT

FUNK & FERNSEHEN

Ein Jahr ohne Fußball-EM/WM und ohne Olympische Spiele, dennoch mit vielen Höhepunkten. Boxen: Am 8.3. schlägt Joe Frazier im New Yorker Madison Square Garden Muhammad Ali nach Punkten und fügt ihm seine erste Profi-Niederlage zu. *** In der Schweiz wird die UdSSR am 3.4. zum neunten Mal in Folge (!) EishockeyWeltmeister. Auf den Plätzen: die Tschechoslowakei und Schweden. *** Deutscher Fußballmeister (BRD) wird am 5.6. Borussia Mönchengladbach mit Lenker Günter Netzer. 14 Tage später Muhammad Ali + Joe Frazier holt sich Bayern München den Pokalsiegertitel mit einem 2:1 n.V. gegen den 1. FC Köln. Meister der DDR: Dynamo Dresden, das zudem im Finale des FDGB-Pokals Dynamo Berlin mit 2:1 n.V. besiegt. Fußballer des Jahres werden Berti Vogts (Bor. Mönchengladbach) und Peter Ducke (FC Carl Zeiss Jena). In Europa geht die Auszeichnung an Johan Cruyff von Ajax Amsterdam. *** Am 15.8. gewinnt der Schotte Jackie Stewart auf Tyrell-Ford den Titel des Formel-1-Weltmeisters. Hinter ihm landen der Schwede Ronnie Peterson (†1978 in Monza) und der Franzose Francois Cevert Günter Netzer (†1973 in Watkins Glen). *** Zum dritten Mal nach 1969 und 1970 fährt der Belgier Eddy Merckx am 6.7. als Erster bei der Tour de France ins Ziel. *** Australische Triumphe bei den 85. Tennis-Championships im englischen Wimbledon: John Newcombe setzt sich in fünf Sätzen gegen den Amerikaner Stan Smith durch, bei den Damen macht in nur zwei Sätzen Evonne Goolagong Cawley kurzen Prozess gegen ihre Landsfrau Margaret Court. Im HerrenDoppel siegen Roy Emerson/Rod Laver gegen die Amerikaner Arthur Ashe/Dennis Ralston. *** Jackie Stewart Den Hallenhandball-Europokal holt sich der VfL Gummersbach nach einem dramatischen Finale gegen die Rumänen von Steaua Bukarest. Das Endergebnis von 17:16 wäre 40 Jahre später bestenfalls ein Halbzeitstand ... *** Erfolgreiche Leichtathleten sind Karin Balzer (DDR) und die Sowjetrussin Faina Melnik: Beide verbessern je dreimal den Weltrekord über 100 Meter Hürden bzw. im Diskuswerfen. *** Am 4.9. gewinnt die britische Prinzessin Anne (21) in Burghley die Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter (Military) und wird im Königreich Sportlerin des Jahres. *** Diese Auszeichnung geht in der BRD an Hans Fassnacht (Schwimmen), Ingrid Mickler-Becker (Leichtathletik) und an die Fußballer von Borussia Mönchengladbach. Evonne Goolagon Cawley In der DDR sind die Ausgezeichneten Roland Matthes (Schwimmen), Karin Balzer (Leichtathletik) und die 4x400-MeterStaffel der Frauen (Leichtathletik). *** Die „Fohlen" sorgen auch am 20.10. für Schlagzeilen: Im Europapokal der Landesmeister fegen sie Inter Mailand mit 7:1 aus dem Stadion am Bökelberg. Weil der Italiener Roberto Boninsegna nach einem Büchsenwurf aus dem eigenen Fanblock sein offenbar kurz bevorstehendes Ableben simuliert, wird das Spiel annulliert. In der Wiederholungspartie schaffen die Gladbacher gegen die Betrüger nur ein 0:0 und scheiden aus. *** Noch ein Fußballskandal, der erste in der Bundesliga: Horst-Gregorio Canellas, Vereinspräsident der Offenbacher Kickers, enthüllt am 6.6. mehrere Spielmanipulationen – es flossen Bestechungsgelder. *** Bekannte Sportler in spe erblicken das Licht der Welt, u.a. die Berufsboxer Markus Beyer (28.4.), Luan Krasniqi (10.5.) und Vitali Klitschko (19.7.), US-Tennis-Star Pete Sampras (12.8.) und die Fußballspieler Roy Keane Vitali Klitschko (Irland, 10.8.) und Fredi Bobic (30.10.). ***

Viele Bildschirm-Dauerbrenner gehen in diesem Jahr an den Start: So beginnt die ARD am 3.1. seine "Ratgeber"-Reihe, am 6.1. läuft erstmals ein "Brennpunkt" zu einem tagesaktuellen Thema. *** Auch "Die Sendung mit der Maus" nimmt am 7.3. den Betrieb auf, allerdings noch unter dem klinisch toten Titel "Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger". 1972 wird dies korrigiert, und die lehrreich-unterhaltsamen Beiträge avancieren bald zum TV-Kult. *** Ebenso einzuordnen ist ein Sportklassiker, der bis heute im Programm ist: Seit März wird alle vier Wochen das "Tor des Monats" von interessierten Fußball-Zuschauern gewählt. Erster Gewinner ist Gerhard Faltermeier (†2009) vom SSV Jahn Regensburg. Ihm folgten als erste Spielerin Bärbel Wohlleben (TuS Wörrstadt) im September 1974 und als erster DDR-Spieler Jörg Burow (FC Carl Zeiss Jena) im September 1986. Am häufigsten gewählt wurde – Stand 2011 – Lukas Podolski, er siegte seit 2004 zehnmal. *** Weitere Neuerungen in den Programmen: Margret Gerhard Faltermeier Dünser (1926–1980) bringt am 9.5. im ZDF ihre "V.I.P.-Schaukel" ins Schwingen, die Journalistin berichtet über Promis und solche, die es gern sein würden. *** Als erste Frau verliest am 12.5. im Mainzer Kanal Wibke Bruhns die Nachrichten. *** Der ehemalige Unterhaltungschef des RIAS Berlin, Hans „Hänschen" Rosenthal (1925– 1987), macht Karriere im Zweiten: Sein schlichtes Spielquiz "Dalli Dalli" Wibke Bruhns – inklusive Standard-Luftsprung des Gastgebers – wird zum Publikumsrenner. Die Zuschauer finden, das ist „SPITZE!" *** Das Fernsehen der DDR registriert die Beliebtheit der West-Krimireihe "Tatort" und schickt einen Konkurrenzversuch erfolgreich ins Rennen: Am 27.6. läuft erstmals "Polizeiruf 110" ("Der Fall Lisa Murnau") mit Peter Borgelt (Oberleutnant Fuchs) und Sigrid Göhler (Leutnant Arndt) als Ermittler. Statt auf Mord und Totschlag, die es Hans Rosenthal „im Osten" bekanntlich nicht gab, setzt die Serie eher auf Wodkamissbrauch und Zementdiebstahl. *** Ein neues Politmagazin beginnt am 9.9. mit der Berichterstattung: Hanns Werner Schwarze (1924 – 1991) ist erster Moderator von "Kennzeichen D", das bis 2001 im Programm des ZDF bleibt. *** Als beliebte Kaufserie erweisen sich ab 30.4. die Episoden der amerikanischen Krimi-Produktion "Hawaii 5-0". Die ARD zeigt allerdings nur Polizeiruf 110 26 von insgesamt 284 produzierten Folgen. Der Zusatz „5-0" bezieht sich auf Hawaii, das 1959 der 50. Bundesstaat der USA geworden war. *** Nach u.a. "Das Halstuch", "Tim Frazer", "Die Schlüssel" und "Melissa" präsentiert die ARD einen weiteren Krimi-Mehrteiler von Francis Durbridge: Am 30.11., 2. und 4.12. sorgt "Das Messer" (mit Hardy Krüger, Sonja Ziemann und anderen) für hervorragende Einschaltquoten. Erstmals wird „modernere" Musik eingesetzt: Das hypnotische "Spoon" von der Kölner Band Can kommt bis auf Platz 8 der deutschen Hitparade. *** Der WDR produziert für die ARD den erfolgreichen Dreiteiler "Die Frau in Weiß" nach einem Roman von Wilkie Collins. In der Hauptrolle überzeugt Heidelinde Weis. *** Einmal mehr versucht Hans-Joachim Kulenkampff lockere Familienunterhaltung, er geht mit "Guten Abend, Nachbarn" ins Quotenrennen, bleibt jedoch hinter

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den Erwartungen zurück. *** Ein Volltreffer gelingt dem ZDF mit dem Weihnachtsmehrteiler "Der Seewolf". Die Hauptrolle als Kartoffeln zerquetschender Kraftprotz-Kapitän Larsen bringt nach vier Folgen den Durchbruch für Raimund Harmstorf (1939–1998/Selbstmord). *** Zum ZDF-Hit für das junge Publikum gerät ab dem 13.2. "Disco" mit dem legendären Eröffnungsausruf „Licht aus – Womm! Spot an – Jaaaa ...!". Ilja Richter (damals 18 Jahre) präsentiert Popmusik, Stars, Filmchen und alberne Sketche, die dennoch sein großes Talent schon in jungen Jahren offenbaren. Bis November 1982 gehen 133 Ausgaben über den Sender. *** Nach sieben Jahren endet die hervorragende Familiensaga "Die Unverbesserlichen" mit Inge Meysel und Joseph Offenbach Inge Meysel: Der männliche Hauptdarsteller Joseph Offenbach (geb. 1904) stirbt am 15.10. nach einem Herzanfall. *** Die Internationale Funkausstellung findet vom 27.8. bis zum 5.9. erstmals in Berlin statt. Besucher: 598.710. Vorgestellt werden u.a. Philips- und Grundig-Videorecorder nach VCR-Standard. Philips präsentiert außerdem den ersten VollstereoRadiorecorder. Gewicht: 12,7 Kilogramm. *** Aus einer Erdumlaufbahn sendet der Satellit Intelsat IV, er ist ausgelegt für rund 4000 Telefonund Datenleitungen sowie für zwei Fernsehkanäle. *** Hörfunkfusion im Osten: Der bisherige Deutschlandsender und die Berliner Welle werden zur "Stimme der DDR". ***

FILM Am 18.4. gründen mehrere Regisseure (darunter Wim Wenders, Hans W. Geißendörfer und Hans Noever) den Filmverlag der Autoren. Ziel u.a.: Bündelung künstlerisch engagierter Kräfte zwecks Steigerung des allgemeinen Niveaus im deutschen Film. *** Zwar entstehen zwischen Flensburg und Passau auch anspruchsvolle Arbeiten wie "Die Deutschstunde" (nach Siegfried Lenz) oder Volker Schlöndorffs "Der plö plötzliche Reichtum der armen Leute von Kombach" – dennoch wird die hiesige Szene weiter von sch schlichter Ware wie "Tante Trude aus Buxtehude", "H "Hausfrauen-Report" und "Hochwürden drückt ein Auge zu" dominiert. Als populär und erfolgrei reich entpuppt sich "Und Jimmy ging zum R Regenbogen" nach einem Roman von Johannes M Mario Simmel. *** Zu den Top-Importen aus Fr Frankreich gehören "Herzflimmern" von Louis M Malle und "Die Katze" mit Jean Gabin. *** Filme m bleibendem Wert, vielen Auszeichnungen mit und hohen Einspielergebnissen kommen einmal mehr aus den USA. Zu den nachhaltigsten gehören "The French Connection" (Gene Hackman), "Klute" mit Jane Fonda und Donald Sutherland, die umstrittenen "Wer Gewalt sät" (Dustin Hoffman) und "Dirty Harry" (Clint Eastwood) sowie die Musicalverfilmung "Fiddler On The Roof" ", (Topol). *** Außerdem gefragt: "Harold & Maude", "Willard", "Sacco & Vanzetti", "Tod in Venedig"" (nach einer Novelle von Thomas Mann; Regie:: Lucino Visconti). *** Ein britisches Produkt mitt Langzeitwirkung ist "A Clockwork Orange" (nach dem lesenswerten Zukunftsroman von Anthony Burgess; Regie: Stanley Kubrick) mit einem großartigen Malcolm McDowell in der Hauptrolle; einen Soundtrack für die Ewigkeit liefert Isaac Hayes mit der Musik zu "Shaft" ab. *** Geboren werden in diesem Jahr u.a. die Schauspieler(innen) Winona Ryder (29.10.), Mark h i ti A l t Wahlberg (5.6.) und Christina Applegate (25.11.), die als "Dumpfbacke Kelly Bundy" zwischen 1987 und 1997 in 259 Folgen der TV-Kultserie "Eine schrecklich nette Familie" zu sehen sein wird. *** Von der Leinwand treten für immer ab: Fernandel (*1903; 26.2.), Stummfilmstar Harold Lloyd (*1893; 8.3.), Hubert von Meyerinck (*1896; 13.5.), Helene Christina Applegate Weigel (*1900; 6.5.) und Paul Klinger (*1907; Seite

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Charlie Chaplin

14.11.). *** Die Oscars für das Filmjahr 1971 werden am 10.4.1972 in Los Angeles verliehen. Großer Gewinner: "The French Connection" (u.a. Film, Regie/William Friedkin, Hauptdarsteller/ Gene Hackman). Jane Fonda wird für "Klute" gewählt, die Statue für sein Lebenswerk erhält Charles Charlie" Chaplin, der fünf Jahre " später in der Schweiz stirbt. *** Den "BravoOtto" erhalten die Schauspieler Pierre Brice und Uschi Glas. ***

MUSIK Katja Ebstein singt im nationalen Vorentscheid für den Grand Prix Eurovision sechs Titel, von denen "Diese Welt" das Rennen macht. Beim Finale am 3.4. im irischen Dublin schafft die Berlinerin damit Platz 3 (100 Punkte). Vor ihr landen nur die Siegerin Severine ("Un banc, un arbre, une rue"; 128 P. für Monaco) und ien) Jede Jury hatte Karina ("En un mundo nuevo"; 116 P. für Spanien). lediglich zwei Mitglieder – beide vor Ort –, eins über und eins unter 25 Jahre. *** Am 1.8. findet im New Yorker Madison Square Garden das von Ravi Shankar und George Harrison initiierte "Concert For Bangla Desh" statt. Nachmittags und am Abend sind u.a. dabei: Bob Dylan, Badfinger, Billy Preston, Derek & The Dominos mit Eric Clapton, Leon Russell. *** Hits des Jahres in der DDR sind "Wie ein Stern" (Frank Frank Schöbel u. Chris Doerk Schöbel), "Jedes junge Mädchen" (Chris Doerk) und "Wer die Rose ehrt" (Klaus-Renft-Combo). *** Erfolgreichste Nr.-1-Titel in der BRD: "Butterfly" von Daniel Gerrard (15 Wochen), die Pop Tops mit "Mamy Blue" (10), George Harrisons "My Sweet Lord" (10), "Co-Co" von Sweet (7) und Lynn Andersons "Rose Garden" (4). *** In aller Ohren sind fernerr die nationalen Nummern "Schöne Maid" (Tony Marshall), "Schön ist es, auf der Welt zu sein" (Roy Black & Anita), "Hier ist ein Mensch" (Peter Alexander) und Chris Roberts' "Ich bin verliebt in die Liebe". Internationale Titel: "Hot Love" (T. Rex), "Hey Tonight" (CCR), "I Am ... I Said" von Neil Diamond und "Cuz I Love You" (Slade). *** Von der Bühne verabschiedet sich für immer Jim Morrison, charismatischer Frontmann der Doors – er stirbt am 3.7. in Paris. Weitere Todesfälle: Jazz-Legende Louis Armstrong (6.7.), der englische 50s-Crooner Dickie Valentine alias Richard Bryce (6.5.), Rock'n'RollKoryphäe Gene Vincent (12.10.), die Blues/R&B-Könner Junior Parker (18.11.) und King Curtis (Curtis Ousley; 13.8.), und GitarrenFans trauern um Duane Allman (29.10.) von den amerikanischen Allman Brothers. *** Geboren werden die US-Sängerin und Fiddlespielerin Alison Krauss (23.7.), der Organist Joey DeFrancesco (10.4.) und der Mannheimer Sänger Xavier Naidoo (2.10.). Duane Allman *** UK-Hits des Jahres sind "My Sweet Lord", "H Love", "Knock Three Times" (Dawn) und Rod Stewarts "Maggie "Hot M May". In den USA räumen "Me And Bobbie McGee" (Janis Joplin), Ik & Tina Turners "Proud Mary"-Version und die international ewig Ike unterschätzten Three Dog Night mit "Joy To The World" ab. *** Viele starke Alben erscheinen weltweit, u.a. STICKY FINGERS (Rolling Stones), III (Led Zeppelin), ABRAXAS (Santana), L.A. WOMAN (Doors), BLUE (Joni Mitchell), AQUALUNG (Jethro Tull) und NATURALLY, das Debüt von J.J. Cale. Erste LP-Duftmarken versprühen außerdem Thin Lizzy und Rory Gallagher mit gleichnamigen Produkten. In den USA

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Single- & EP-Cover-Archiv auf 2 DVDs! Diese Doppel-DVD beinhaltet mehr als 55.000 Single- und EP-Coverabbildungen der 50er, 60er, 70er und 80er Jahre

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VERMISCHTES AUS ALLER WELT Die amerikanische Fastfood-Kette McDonalds eröffnet am 4.12. in der Martin-Luther-Straße in München-Obergiesing ihr erstes „Schnellrestaurant" auf deutschem Boden. *** Am 4.1. kommt es im Glasgower Ibrox Park beim FußballLokalderby zwischen Celtic und den Rangers zur Katastrophe. Als Celtic in der 89. Minute die 1:0-Führung erzielt, wandern Tausende Massenpanik im Ibrox Park ab. Sekunden später fällt der Ausgleich, die Massen kehren um, und es kommt zur Panik. 66 Fans sterben. *** Der Literatur-Nobelpreis geht an den chilenischen Dichter Pablo Neruda, der zwei Jahre später einem Krebsleiden erliegt. *** Am 4.2. meldet der englische Triebwerk- und Luxusautobauer Rolls-Royce Konkurs an. *** Im Magazin "Stern" (Ausgabe vom 6.6.) gestehen 374 Frauen (darunPablo Neruda ter die Schauspielerinnen Romy Schneider, Senta Berger und Sabine Sinjen): Wir haben abgetrieben!" – ein weg" weisender, von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer initiierter Protest gegen den existierenden §218 des Strafgesetzbuches. Das entsprechende Titelbild gehört zu den bekanntesten der Hamburger Wochenzeitschrift. *** Ab dem 26.9. setzt die damalige Deutsche Bundesbahn erstmals Intercity-Züge auf Fernverbindungen ein. Werbeslogan: „Intelligenter reisen". *** Theo Albrecht (1922–2010), Mitbegründer der Aldi-Kette, wird am 29.11. in Herten entführt und nach 17 Tagen gegen eine Lösegeldzahlung von sieben Millionen Mark (Überbringer: der geEssener Bischof Franz Hengsbach) freigerg lassen. Die Täter Hans Joachim Ollenburg 3 und Paul Kron werden gefasst und 1973 zu je achteinhalb Jahren Gefängnis ver-urteilt. *** Texas Instruments bauen den ersten, ein Kilogramm schweren Taschenrechner TI-2500 mit vier Grundrechenarten. *** Im englischen Chiswick wird das erste westeuropäische Frauenhaus eröffnet. In Deutschland folgen Berlin und Köln TI-2500 1976. *** Am 1./2.1. verbieten die USA Zigarettenwerbung in Funk und Fernsehen. *** Um den Zahlungsverkehr anzupassen, führen Banken und Sparkassen in der BRD und den Benelux-Staaten am 7.5. einheitliche Eurocheques ein. *** Am 19.10. nimmt, nach rund sechsjähriger Bauzeit, die Münchner U-Bahn mit der Linie U 6 den Betrieb auf und verbessert damit die Infrastruktur für die Olympischen Spiele, die im folgenden Jahr Anna Netrebko stattfinden. *** Geboren werden Fernsehkoch Tim Mälzer (22.1.), die russische Opernsängerin Anna Netrebko (18.9.) und der ehemalige Bundesverteidigungsminister KarlTheodor zu Guttenberg (5.12.). Zu den prominenten Toten des Jahres gehören die Modedesignerin Coco Chanel (*1883; 10.1.), der Komponist Igor Strawinski (*1882; 6.4.), Philosoph Ludwig Marcuse (*1894; 2.8.) und der sowjetische Politiker Igor Strawinski Nikita Chruschtschow (*1894; 11.9.). ***

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set sich Carole King 15 Wochen auf Platz 1 setzt mi ihrem Klassiker TAPESTRY fest. Ausdauernd mit üb übertroffen wird sie in Deutschland: James La Lasts NON STOP DANCING 11 steht 20 Wochen au auf dem Spitzenplatz, nur eine von neun (!) LLPs des Bremer Orchesterchefs, die 1971 in die A Album-Charts kommen ... ***

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R&B-NACHTSCHICHT Musikhistoriker kommen in London noch immer auf ihre Kosten: Sie können die berühmten Abbey Road Studios besichtigen, unter dem Fluchen der Taxifahrer über den Zebrastreifen der Beatles laufen oder in einem Keller der Oxford Street Nummer 100 im 100 Club die Pretty Things sehen. Aber irgendwann erreicht sie der Fluch der späten Geburt. In Soho, wo der berühmte Flamingo Club für Furore sorgte, gibt's heute nur noch einen irischen Ketten-Pub: O'Neill s! O'Neill's!

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Von Uli Twelker

er Impresario Jeffrey Kruger hatte 1952 (Earl Bostics Flamingo tönte aus dem Radio) die Idee zu einem Jazzclub. Im Souterrain des Madison Hotels in der Coventry Street nahe Piccadilly ließ er Berühmtheiten wie den Briten Johnny Dankworth und sogar Billie Holiday auftreten. Nach einigen Umzügen Georgie Fame & The Blue Flames im Flamingo 1964 – und den siedelte Kruger seinen Flamingo ab 1957 in Congas von Speedy Acquaye Chinatown im Rotlicht-Bezirk Soho an: 33–37 Wardour Street, 1957 zwischen einem Schuhladen wenig mit Trad Jazz und Vaudeville-Balladen anfangen und, was sonst, einem China-Restaurant. Es war die Straße des ebenwie viele in der Nähe von London stationierte schwarze GIs. Zu ihrem so berühmten Marquee Clubs. Während jener jedoch seinerzeit dem Glück gab es bald einen spektakulären Rausschmiss: Brit-Crooner Billy Trad Jazz eine Bühne bot, setzte Kruger auf Modern Jazz. Die Fury feuerte seine Begleiter, die Blue Flames. Diese, so Pianist Georgie beiden Saxofon-Koryphäen Tubby Hayes Fame, spielten „zu viel Rock'n'Roll"! Nicht nur und Ronnie Scott spielten dort mit das: Fame war durch den Jazz Couriers, das Johnny Birch seinen Tourkumpel Quartet präsentierte Dick HeckstallEddie Cochran von Smith, Ginger Baker und Jack Bruce. dem Jazz-Virus Ray Scott eröffnete 1959 seinen eigenen Charles' angefixt Ronnie Scott's Jazz Club ein paar worden – mit solStraßen weiter. chen Sounds übernahmen Fame und ie Zeiten schienen brav. Zu trindie Flames 1962 die ken gab es in dem 400 Personen Rolle der Hausband fassenden, oft mit bis zu 600 Fans im Flamingo: Sie überfüllten Keller nur teure Cola. Für präsentierten viel Rum mussten Gäste den Barkeeper Fats-Domino-R&B, (manchmal bediente der StonesPrince-Buster-Ska, Stalker Andrew Loog Oldham!) schon Mose-Allison-Jazz – gut kennen, und für Ganja bekam verewigt auf der Liveman bald eine Nase. Es ging um LP RHYTHM & BLUES Musik. So wurde der Flamingo Club AT THE FLAMINGO bald zur Heimat für westindische von 1964. Flamingo: Statt Chinese Food" nun beidseitig "Pull on your Migranten. Sie konnten ebenso dancing shoes". "

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chon bald hatten Amis wie Jamaikaner nämlich begriffen – brachte man Georgie Singles mit, die der mochte, fanden diese den Weg ins Wochenend-Repertoire: Booker T's "Green Onions" motivierte Fame gar dazu, sich sofort eine Hammondorgel zu ordern. Überhaupt das Wochenende: Krugers Jazz- und R&B-Shows liefen bis elf, ab Mitternacht überließ er den Manager-Brüdern Rik und John Die sagenumwobene D Gunnell den Flamingo-Braut Christine Keeler F Keller. So entst stand der legendäre Flamingo All-Niter Club. D Die Nächte dauerten bis sechs Uhr morgens u und wurden von Fame, der meist nach diversen A Auswärts-Gigs von eins bis halb vier hier spielte, aals „Dämmerungs-Gähnen" vertont, dem "Dawn Y Yawn": „The Club has closed, you're so tired, all n night long you've really been blowing. No cabs, th they're all hired, wonder where people are going … …" Kein Wunder, dass keine Taxis da waren – man fu fuhr damals zur Victoria Station zum Duschen John Mayall & The Bluesbreakers u und in die All-Night-Cafés der Fleet Street zum F Frühstücken – um dann eine neue Clubrunde aanzutreten!

Blue Flames im Flamingo-All-NighterGanja-Modus

te und sie genauso originell rüberbrachte – dabei „offen für neue Show-Ideen", nicht zuletzt, indem er bei "Barefootin'" von der Bühne sprang und von den Zuschauern geklaute Schuhe durch die Gegend warf!

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inigen GIs genügte es nicht, nur Singles auf die Bühne zu reichen – sie sprangen selbst d drauf: Ronnie Jones & The Night Timers ebenso wie der heute noch aktive Geno Washington mit seiner Ram Jam Band. Regelmäßig heizten im Flamingo Club ein: John Mayall's Bluesbreakers, Alexis Korner's Blues Incorporated, The Spencer Davis Group, Them. Etlichen Besuchern reichte es auch nicht, sich nur die Musik anzuhören. Im Oktober 1962 gab es eine Schießerei zwischen dem Dealer/Sänger Lucky Gordon sowie Johnny Edgecombe – beide waren Ex-Lover des VIP-Models/Callgirls Christine Keeler, deren Liebschaften den Verteidigungsminister John Profumo und 1964 auch die britische Regierung zu Fall brachten; Gordon wurde nach seinen Knastjahren Tour-Koch für Bob Marley! Wegen weiterer Messerstechereien wurde der Flamingo für die US Air Force gesperrt – ohnehin kamen mehr und mehr Mods auf ihren schicken Vespas und in schmusewolligen Mohair-Pullis oder – „die Mädels" – in Minis, um den Flamingo Club zu übernehmen. R&B blieb dabei ebenso hip wie die werten Gäste: Neben den Mod-Jüngern The Who hingen auch diverse Beatles und Stones gern im Etablissement ab.

Geno Washington & The Ram Jam Band

oney: „Man konnte Georgie und uns als sehr freundliche Konkurrenz betrachten. Es war eine äußerst kreative Rivalität: Wenn er was adaptierte, wollte ich die Quelle wissen und umgekehrt. Mose Allison habe ich durch ihn nicht entdeckt, aber durch seine Interpretation im Flamingo wurde ich echt neugierig." Die Vorbilder kamen zunehmend auch selbst: Die US-Stars Wilson Pickett und Otis Redding konnten persönlich zeigen, was eine Soul-Harke ist, wobei Redding Unerhörtes mit Sänger Chris Farlowe verabredete: „Das vergesse ich nie. Ich sehe Otis noch vor mir, wie er da plötzlich auftauchte. In meiner Garderobe meinte er, ob ich eine TV-Show mit ihm machen würde, und die zogen wir in London durch! Ohne Zweifel – hätte Otis überlebt, würde es heute gemeinsame Platten von uns geben."

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ald wuchs der natürliche Feind des Live-Clubs, die Disco. So versuchte man es ab 1967 mit dem progressiveren Pink Flamingo, in dem unter anderem Cream spielten, und ab 1969 folgte Flamingo At The Temple, wo Atomic Rooster, Van Der Graaf Generator und Barclay James Harvest auftraten. Im ersten Stock lief der WAG (Whisky-AGo-Go) Club von 1981 bis 2001 – endgültiges Ende einer Ära. Sie wurde 2002 vom Hauptdarsteller Georgie Fame im Song "Flamingo Allnighter" verewigt, darin ist sogar die Affäre um Christine Keeler und Lucky Gordon erwähnt.

Zoot Money's Big Roll Band vor dem Flamingo

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ald gab es große Veränderungen: Die Blue Flames spielten 1964 immer häufiger ßerhalb des Clubs, im Schnitt Engagements außerhalb bra brachten sie es auf zehn (!) Gigs pro Woche. Ers kam mittels Alexis E Ersatz Ko K Korners Kumpan Zoot M Money, der mit seiner Bi Roll Band ebenfalls Big jjen jenen schwarzen R&B & Soul-Idolen huldig-

ur ein Überlebender kann vielleicht seinen Frieden mit dem heutigen ThemePub O'Neill's machen. Der Chef der als Römer verkleideten Flamingo -Club-Band Nero & The Gladiators: Mike O'Neill! Dealer und Sänger Lucky Gordon mit Bobby

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150 1 5 0 KULTALBEN aus den 60er bis 80er Jahren Teil 3 Wer bloß hat das unausrottbare Gerücht in die Welt gesetzt, die achtziger Jahre seien rock- und popmusikalisch ein verlorenes Jahrzehnt" gewesen, dominiert " von geistlos-modischem Synthie-Pop mit infantilen Sprechblasentexten? Dies ist ein Unsinn, der durch ewiges Wiederkäuen auch nicht wahr wird. Gewiss, es gab grässliche Fehltritte, doofe Hits, die mit scheußlich einfallslosen SynthetikStreicherwänden und polternden Syn-Drums gnadenlos zer-produziert" wurden. " Die Eighties waren aber auch die Dekade von Wunderwerken verschiedenster Stilrichtungen. Gerade weil es beim Publikum keinen monolithischen Einheitsgeschmack gab, kam es sogar in einem gewissen Rahmen zur Wiederbelebung des legendären Anything Goes"-Gefühls der endsechziger Jahre. Richtig ist al" lerdings auch, dass in den achtziger Jahren die gebratenen Tauben nicht im bequemen Formationsflug auftauchten. Um das Beste dieses Jahrzehnts zu finden, muss man etwas Spürsinn und Geduld aufwenden.

3. Teil Eighties THE CLASH: SANDINISTA! (1980)

Die beste Rockplatte aller Zeiten für Intellektuelle, die zynisch vorgeben, sich für Rock nicht zu interessieren. Fagen fängt sie ein.

RICHARD & LINDA THOMPSON: SHOOT OUT THE LIGHTS

BOB MARLEY: LEGEND (1984)

Folk-Rock der besten Sorte: lyrisch wie musikalisch, gesanglich wie instrumental absolute Spitze.

THE FEELIES: CRAZY RHYTHMS (1980)

Selbstverständlichste. Durchweg tolle Songs.

SIOUXSIE & THE BANSHEES: ONCE UPON THE TIME/THE SINGLES (1981) Vom "Hong Kong Garden" nach "Israel". Die grandiosen frühen, visionären Singles der besten UK-Sängerin der 80er.

JAH WOBBLE: THE LEGEND LIVES ON – JAH WOBBLE IN BETRAYAL (1980)

DONALD FAGEN: THE NIGHTFLY (1982)

Rüder Rock + Reggae + andere Aufmüpfigkeiten ergeben den besten Punk-Rock voller denkwürdiger Songs.

Die Essenz all des Essenziellen, das Marley schuf. Reggae voller Inbrunst, Raffinesse, Spiritualität – und offensivem Pop-Touch.

Von Hans-Jürgen Günther

Völlig verkanntes Meisterwerk. Raue Basstöne, noch rauerer, verschrobener, magischer Gesang.

THE GUN CLUB: FIRE OF LOVE (1981)

(1982)

THE WATERBOYS: THE WATERBOYS (1982) Strammer schottischer Folk-Rock mit gehörigem Punk-Touch. Mike Scotts kühler und zugleich leidenschaftlicher Gesang setzte Maßstäbe.

Geniale Mixtur aus knarzigen Post-Punk-Tönen und Delta-Blues, melodisch hoch entwickelt und würgend zupackend.

GREEN ON RED: GAS FOOD LODGING (1985) Bester Paisley-Underground-Rock. Die Mischung aus druckvoller Gitarrenarbeit, Orgelmagie und zeitresistenten Songs zündet.

THE DREAM SYNDICATE: MEDICINE SHOW

THE TALKING HEADS: REMAIN IN LIGHT

(1984)

Himmlischer Schrammel-Rock, gespeist aus Velvet Underground und Television, zarte Rohkost und Minimalismus mit Verstand.

(1980)

Strammer Paisley-Rock als Quersumme aus Byrds und Velvet Underground. Mit dem ÜberSong "John Coltrane Stereo Blues".

JOHN CALE: HONI SOIT … (1981)

THE TALKING HEADS: LITTLE CREATURES

Elektrisierende Mixtur für Kopf und Bauch mit tödlich bissigen Songs.

PUBLIC IMAGE LTD.: FLOWERS OF ROMANCE (1981) Rock an den Grenzen des Rock. Ultra-intensiv, schneidend, fieberhaft, gewollt chaotisch, dennoch tanzbar.

RIP RIG & PANIC: I AM COLD (1982) Coole Abenteuer-Musik zwischen Tanzboden und freejazzigem Elfenbeinturm sprengt alle Grenzen.

VAN MORRISON: BEAUTIFUL VISION (1982) Perfekte Songs voller intensivster zeitloser Gefühle. Nie lag die Seele des keltischen Querkopfes offener.

Intellektuelle New Yorker verbinden funkigen Rock mit Polyrhythmik und Elektronik und kreieren eine einmalig kreative Atmosphäre.

GIANT SAND: VALLEY OF RAIN (1985) Howie Gelbs frühe Sternstunde. Bester Wüsten-Rock, teils heiß wie der Tag, teils kühl wie die Nacht.

(1985)

Die „Pop-Platte" der Band; relativ eingängige Meistersongs wie "Road To Nowhere" und "And She Was".

THE JAYHAWKS: THE JAYHAWKS (THE BUNKHOUSE ALBUM) (1986)

LLOYD COLE AND THE COMMOTIONS: RATTLESNAKES (1984) In emotionale Tiefen gehender Neo-FolkRock mit intelligenten Texten, kühl und elegant aufbereitet.

THE ROLLING STONES: UNDERCOVER (1983) Die endgültige Rückkehr der Stones in den erlauchten Kreis der weltbesten Bands, den sie seither nicht verlassen haben.

Ein Start auf dem Gipfel. Bodenständiger Rock plus Blues & Ländliches = Americana.

DIRE STRAITS: BROTHERS IN ARMS (1985) Knopflers Schwanengesang mit seiner noblen Gruppe. Perfekt klingende Perfekt-Songs zwischen lässiger Ironie und purer elegischer Schönheit.

PAUL SIMON: GRACELAND (1986)

PREFAB SPROUT: STEVE McQUEEN (1985)

Simons Beitrag zur Weltmusik. US-Folk-Rock und afrikanische Stile verbinden sich aufs

Herrliche Sammlung von Liedern über unerwiderte Liebe, hochgradig intelligenter,

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aber nicht sinnlos verkopfter Pop-Rock.

THE VIOLENT FEMMES: VIOLENT FEMMES

THE GRAPHIC: PEOPLE IN GLASS (1984) Vielleicht die verkannteste aller verkannten US-Mid-Eighties-Bands. Ganz späte New Wave trifft klassisches Songwriting und schraubt sich in lichte Höhen der Melodiefindungen, von Don Dixon grandios produziert.

(1982)

Ein Trio der etwas anderen Art: Rock mit Straßenmusiker-Touch, beklemmende Texte, scharf und humorvoll zugleich.

THE PRETENDERS: PRETENDERS (1980) Genauestens konstruierte Songs zwischen offensivem Hard-Rock und süffigen Balladen, von Chrissie Hynde selbstbewusst gesungen.

ORANGE JUICE: RIP IT UP (1982) Edwyn Collins' schottische Riesenband spielt eine hypnotisierende Mischung aus vielfarbigem Rock, Velvets-, Funk- und Afrika-Einflüssen.

SCARS: AUTHOR! AUTHOR! (1981) Schottischer PunkRock einer vielversprechenden Gruppe, die geschickt OhrwurmMelodien mit Tiefgang und leicht afrikanischen Elementen verquickte – und zwischen allen Stühlen landete.

Schmackes und Raffinesse vorgetragen.

MINK DE VILLE: COUPE DE GRACE (1981) Willy DeVille und seine Gang spielten in einer eigenen Liga. Mit den Supersongs "Teardrop Must Fall" und "Love & Emotion".

TOM PETTY: FULL MOON FEVER (1989) Schlicht und einfach Pettys bestes Solo-Album, ohne jeden Makel. Und "Free Fallin'" ist eines der besten Lieder der letzten 30 Jahre!

BLUE ZOO: TWO BY TWO (1983) Ein britisches Popdebüt, wie es nur alle Jubeljahre vorkommt, mit enthusiastisch vorgetragenen Klasseliedern. Ging rätselhafterweise völlig unter.

POI DOG PONDERING: POI DOG PONDERING (1989)

Unter Führung des Hawaiianers Frank Orrall mischt die US-Gruppe höchst intelligent diverse Formen akustischen Folks mit Elektronik.

BLUE ORCHARD: JACK (1984) R.E.M.:

MURMUR

(1983)

Irgendwie nörgelige Melodien, scheppernde Gitarren, gemurmelter Gesang = kryptische Musik, bei der alles zusammenpasst.

Musik einer Batcave-Band mit Stammesgetrommel, Bassattacken, schräger RockabillyGitarre plus Saxofon, Violine und Cello und dem hinreißenden Gesang von Chrissy McGee.

STEVE MIRO: RUDE INTRUSIONS (1980) Neugewellte Klänge aus Manchester. Miro hielt mühelos die Balance zwischen Spät-Punk und unangepassten Weiterentwicklungen. Pop mit kräftigstem Zubiss.

COWBOY JUNKIES: THE TRINITY SESSION (1988)

Die zerbrechlichsten, ruhig fließenden Melodien zwischen Minimalismus und subtiler Intimität fesseln zeitlos.

NEIL YOUNG: RE-AC-TOR (1981) Völlig verkanntes Meisterwerk. Der furchtlose Young bietet dem Industrial-Rock die Stirn – und siegt. Magische Momente zuhauf.

SPHERICAL OBJECTS: NO MAN'S LAND (1981) Nirgends richtig einzuordnende Mischung aus schrullige Post-NewWave und mutiertem Folk.

JOHN LEE HOOKER: THE HEALER (1989) Der Uralt-Bluesmeister rief diverse Stars, die alle über sich hinauswachsen und besten modernen, stiloffenen Blues zelebrieren.

THE GO-BETWEENS:. 16 LOVERS LANE (1988) Bester Indie-Pop-Rock aus Australien, voller wunderbarer Liebeslieder und kultivierter Wehmut.

DEAD KENNEDYS: FRESH FRUIT FOR ROTTING VEGETABLES (1980) Bester kalifornischer Punk-Rock mit wütenden Politsongs. Radikal, giftig, sarkastisch – einfach eigenständig.

THE BONGOS: DRUMS ALONG THE HUDSON (1982)

Bevor Richard Barone als Solist durchstartete, spielte er mit dieser Band aus Hoboken völlig unneurotischen New-Wave-Rock mit unverbrauchten Melodien und niederwalzender Spielfreude.

GREG BROWN: THE IOWA WALTZ (1981) Der auffällig unauffällige „geheime" Superstar unter Amerikas ländlich geprägten Liedermachern mit seinem frühen Meisterwerk zwischen Folk und Country.

SIOUXSIE & THE BANSHEES: THROUGH THE LOOKING GLASS (1987) Siouxsies Cover-Versionen-Album. Genauso magisch wie ihre eigenen Songs, denn sie macht sich jede Vorlage untertan.

(1986)

Alejandro Escovedo und Jon Dee Graham betrieben diese Texas-Band und definierten ein für allemal, wie wahnwitzig guter Power-PopRock zu klingen hat.

THE SMITHS: THE SMITHS (1984) Britanniens Maßstäbe setzende Indie-Rockband mit dem großen Johnny Marr an der Gitarre und dem noch größeren Morrissey am Mikro. Zeitlose Songs von großer Strahlkraft.

THE BANGLES: DIFFERENT LIGHT (1986)

SCOTT WALKER: CLIMATE OF HUNTER (1984)

Noch einmal erhebt sich Scott Walker in den ihm eigenen Gigantenstatus. Pop-Rock in lichten Höhen, die niemand sonst erreichen kann.

SCRITTI POLITTI: SONGS TO REMEMBER (1982)

Superintelligente, in besten Momenten unberechenbare britische New-Wave-Songs mit GoodTimes

THE TRUE BELIEVERS: THE TRUE BELIEVERS

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Die beste Frauenband aller Zeiten auf dem Zenit ihrer kommerziellen Möglichkeiten – mit Songs wie "Walk Like An Egyptian" und "Manic Monday", die auch musikalisch auf dem Gipfel sind.


FILM-KULT:

LASS JUCKEN KUMPEL

Als der Sex zum Potte kam Maloche, Ma M loche Sex und Alkohol trieben die Deutschen Anf A Anfang fang bis Mitt Mitte e der 70er Jahre J h in die Lichtspielhäuser. Inwiefern diese drei in einer Ruhrgebietsszenerie ans Tageslicht geslicht und auf Zelluloid gebrachten Schlagwörter bis heute geltende Klischees über er den Pott verstärkt haben, sei dahingestellt. Immerhin konnten die Filmemacher es insgesamt sechs mal neunzig Minuten „jucken lassen" – was im Ruhrdeutsch bedeutet: deutet: mach hin, lass knacken!

S

chlagwort Strukturwandel: Aktuell kommt ein „Steiger" bevorzugt in einem der modernen Fußballtempel vom Band. Vor 40 Jahren ging er unter höchstem körperlichen Einsatz seiner Aufsichtspflicht im Bergbau nach. Welche fachlichen Qualifikationen der Obersteiger in „Lass jucken Kumpel" angesichts seines Namens Adolf Eichel vorzuweisen hat, dazu kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, dass nahezu jeder Film der Reihe mit in die Höhe ragenden, qualmenden Schornsteinen beginnt. Doch es wäre zu kurz gegriffen, die Handlung nur darauf zu reduzieren – schließlich wurde das Werk als „sozialkritischer Dokumentarfilm" angekündigt. Da mag was dran sein. Blicken wir – zunächst – auf Szenen und Zitate abseits der komödiantischen Softerotik, um herauszufinden, wie es zu Beginn der 70er Jahre im Ruhrgebiet ausgesehen hat. Und was sehen wir? Kinder mussten sich auf spartanisch ausgestatteten Hinterhofspielplätzen ohne Abenteuercharakter beschäftigen. Wenn Vater und Sohn zum Fußballplatz gingen, mussten sie dort auf harten Holzbänken Platz nehmen und sich ohne Ablenkung, etwa durch ntrieren. Trikotwerbung, ganz aufs Spiel konzentrieren. istierte, Obwohl Flatratesaufen noch nicht existierte, pen bei gab es in den noch zahlreichen Kneipen h einen der Bestellung eines Bieres automatisch till und Wacholder dazu. Pornos kamen damals still er Post leise als Heftchen in Briefumschlägen per eiter aus Dänemark. So genannte Gastarbeiter liwurden noch als Ausländer ohne politisch korrekten Migrationshintergrund angeworben und mussten sich von ihren deutschen Kollegen politisch unkorrekt als „Kümmeltürken" und „perverse Perser" beschimpfen lassen. Noch keine fünf Minuten sind im ersten Teil des Films vergangen, als Hauptperson und Bergarbeiter Heiner Lenz seinem Sohn Thomas am Frühstückstisch den Gedanken ausreolllen det, in die Kumpelfußstapfen seines „ollen eßl ßllic ß ich h Papi" treten zu wollen: Er soll schließlich mal was Besseres werden.

hun unge g n mit Subventionsstreichungen siicch gedroht, sollten sie sich mpel" für "Lass jucken Kumpel" n, da zur Verfügung stellen, in dem Film „Hass auf chürtt den Bergbau" geschürt würde. Also wurden diee em m Bergwerkszenen in einem Grubenrettungsstollen in der Nähee n von Penzberg in t, Oberbayern gedreht, ntobwohl der eigentrtt liche Handlungsort Bergkamen ist,, einst die größte Bergbaustadt Europas. Als „Dank"" terfolgte 1974 im drithee h ten Teil der Filmreihe sion si on eine Kumpelexkursion onnte auf die Alm. So konnte schka Regisseur Franz Marischka zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn er war auch für die ähnlich gestrickten Lederhosenfilme jenes Jahrzehnts verantwortlich. Heiner Lenz alias Michel Jacot war da bereits ausgestiegen bzw. den Filmtod in Form eines tödlichen Arbeitsunfalls gestorben.

ändiDiese Aussage reichte den zuständistfalen gen Behörden in Nordrhein-Westfalen m, um offenbar bereits in Drehbuchform, ten unter Originalschauplätze für die Filmarbeiten iet wurde Tage abzulehnen. Zechen im Ruhrgebiet Seite

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Dem Erfolg von „Lass jucken Kumpel" schadete das kaum De Dem au auffällige Drehortmanko nicht: Für vier Millionen Zuschauer wu wurde der Film 1972 mit der "Goldenen Leinwand" ausge gezeichnet. Er lief sechs M Monate am Berliner Ku’ Ku Ku’damm und ein vollees Jahr J les in Lübeck. Aktuell b findet er sich noch be befi imm in der Top-50-Liste im immer de erfolgreichsten deutder scch schen Filme seit 1968. Auc im Ausland sorgte Auch er für Furore, er lief 57 Wo Wochen in Tokio und ein h halbes Jahr in New York u unter dem Titel "The Miner’s Wife". In Amerika wurde sc schon per Titel die Bedeutung der Frau von Heiner Lenz be betont, die sich – wie ihr überarbeiteter Ehemann – frustrier in sexuelle Abenteuer stürzt. Die dabei unvermeidlichen, triert ch charmanten Pannen sorgten (wie die Attraktivität der leicht be bekleideten bis barbusigen Darstellerinnen) für Unterhaltung abse der vermeintlichen Sozialkritik: Mal rutscht ein Mann abseits E in Erwartung körperlicher Liebe auf einem Stück Seife aus, mal träufelt die Dame versehentlich Nagellackentferner statt Parf Parfüm auf das beste Stück ihres Partners ... Die – aus heutiger Sich – sensationellste Stelle in "Lass jucken Kumpel" ist die Sicht Szen in der Sohnemann freiwillig vom Sofa aufspringt und Szene, 1/2012


Fan-Reaktionen

seinen Eltern zuruft: „So, ich geh jetzt schlafen!" Dazu ein triebhafter junger IItaliener, der es nicht wegen der PüttM Maloche im Kreuz hat – fertig war das K Konzept, das für noch fünf weitere F Filme reichte. Teil 2, "Das Bullenkloster" ((Name eines Junggesellenheims in einer Z Zechensiedlung), wurde immerhin noch d der zweiterfolgreichste deutsche Film des JJahres 1973.

„„Der Dreckspatz aus dem Kohlenpott

(zitiert aus Claers Autobiografie "Bulle, Schläger, Nuttenjäger")

Du alter Dreckskerl! " Wenn ich schon deine schweinischen Augen sehe, von deiner abgetakelten alten Nutte ganz zu schweigen, die gehört in einen Puff. Rache hat man dir geschworen. Du bist nicht das letzte Mal kranhl kenhausreif geschlagen worden. Nicht nur ein Mensch hat dir Rache geschworen. Ich schieße dich bei nächster Gelegenheit über den Haufen. Am widerlichsten ist noch deine Nutte. Dieses verkommene Gesicht genügt schon. Anscheinend bist du auch noch stolz auf deine dreckigen Schweinereien ..."

Nicht jeder "Lass jucken Kumpel"-Zuschauer dürfte wissen, dass dafür N eeine Romanvorlage existiert bzw. dass deren Autor in den Filmen mitw wirkte: Hans Henning Claer. Am 30. Dezember 1931 in Berlin geboren, b begann er als Schüler mit dem Boxen, wurde nach dem Krieg eine llokale Sportgröße und gewann mit seinem Verein PSV regionale und ü überregionale Meistertitel. Er war zunächst Polizist und arbeitete nach d dem Umzug nach Bergkamen über 25 Jahre unter Tage. Dass sein D Debütroman 1971 überhaupt veröffentlicht wurde, lag am Verleger Jörg Schröder (späterer Gründer des März Verlags), der die Kulturelite bewusst provozieren wollte. Dies gelang mit "Lass jucken Kumpel" und 1972 mit "Das Bullenkloster". Einige Gegner der Bücher und Filme, in denen Claer den Boxer „Moppel" spielte, wehrten sich nicht nur mit Worten. Wenn nur ansatzweise stimmt, was Claer in seiner Autobiografie "Bulle, Schläger, Nuttenjäger" schreibt, muss er mehr als einmal von gekränkten Bergarbeitern krankenhausreif geprügelt worden sein. Die Medien steuerten mit Reportagen à la "Der Dreckspatz aus dem Kohlenpott" und Formulierungen wie „Rufmord an 150.000 Menschen an Rhein und Ruhr" ihren Teil bei. Wer Interesse an Claers Büchern hat, dürfte in Antiquariaten fündig werden. Nach langer schwerer Krankheit starb Claer im Dezember 2002 in Bergkamen.

10 Sprüche aus "Lass jucken Kumpel"

Saure Schnauze – dumpfer Schädel, die größte Kraft im Säbel. Trink Ritterbier, dann steht er dir. Kennste die kleinste Brauerei in Dortmund? Nee? BV 09 Borussia … elf Flaschen. Manchmal hat auch ’n Mann ’ne Periode. Du hast muffigen Samen. Du hast ja’nen Triller unterm Pony. Ich tuck dir gleich eine, oller Eierkopp. Entweder habt ihr zwei linke Hände oder malocht wie die Bekloppten. Haste keinen langen Bleistift mehr? Dem is wohl der Samen in die Hose gestiegen. GoodTimes

An den Schauspieler Claer! " Meine Freude ist sehr groß, daß ich Ihnen danken kann für das herausgebrachte Buch 'Laß jucken Kumpel' und für die großartige Darstellung Ihrerseits in dem gleichnamigen Film. Aber dieser Dank soll nicht nur Ihnen, werter Herr Claer, alleine dienen, sondern vor allen Dingen Ihrer reizenden Gattin Biggi, die es in Eintracht mit Ihnen geschafft hat, das Leben, das wirkliche Leben in der heutigen Zeit, ein heißes Eisen, anzufassen. Wenn mir das Buch auch besser wie der Film gefallen hat, gilt dieser Dank beiden Werken. Bevor ich aber nun diesen Dankesbrief beende, möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, zumal ich mir extra einen Doppelrahmen auf meinen Schreibtisch gestellt habe, Sie, werter Herr Claer, und Ihre reizende Gattin, die auch großen Anteil an dem Geschehen hatte, um ein Autogramm zu bitten. Ich verbleibe mit den freundlichsten Grüßen und dreimal toi, toi, toi für beruflich und privat, Ihre Sie allzeit verehrende G. A."

sechs Teile – eine Reihe Laß jucken Kumpel (1972) Das Bullenkloster (1973) Maloche, Bett und Bier (1974) Zwei Kumpel auf der Alm – Liebesgrüße aus der Lederhose II (1974) Der Kumpel lässt das Jucken nicht (1974) Laß laufen, Kumpel (1981) Thorsten Pöttger 1/2012

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kult!

Bücher

Von Alan Tepper

Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt

In den letzten Jahren hat sich der Literaturmarkt zu-

nehmend verengt, denn viele Einkäufer und Lektoren setzen auf Marktprognosen, unterwerfen sich angeblichen Trends und schielen auf Verkaufszahlen. Dadurch wird es zunehmend schwieriger, dem Leser originelle Werke zugänglich zu machen und vielleicht sogar mal wieder Neuauflagen zu riskieren. Neben der Ver-

öffentlichung von Klassikern wie den "Alice"-Romanen oder Kurt Vonneguts "Schlachthof 5", die bei etablierten Verlagen erschienen sind, hat sich der Kuebler-Verlag ein Herz gefasst und bietet die ersten zwei legendären "Flashman"-Romane in sorgfältig aufbereiteten Neuausgaben an, die keinem kult!-Fan vorenthalten werden dürfen!

Kurt Vonnegut, Jr. – "Schlachthof 5 oder Der Kinderkreuzzug"

Lewis Carroll – "Die Alice-Romane"

D

n den USA ist Kurt Vonnegut, Jr. (11. November 1922 – 11. April 2007) einer der beliebtesten Kultautoren, in Deutschland hingegen haben sich nu nur wenige Romane des sarkastischen Schriftstellers d durchgesetzt. In "Schlachthof 5 5" verarbeitet Vonnegut seine E Erlebnisse als Kriegsgefangener b bei der Bombardierung Dresdens iim Februar 1945, allerdings ohne jjeglichen realistischen Anspruch. D Der amerikanische Soldat Billy P Pilgrim muss die Zerstörung der Stadt erleben und b begibt sich dabei auf abstruse Zeitsprünge. Mal w wird er zum Zeugen seines eigene Todes Jahre spätter, d findet d t er sich wieder in den USA, und zu allem Überfluss dann b befi wird er auch noch von den Bewohnern des Planeten Tralfamadore in einer fliegenden Untertassen entführt, um zusammen mit einem Erdenweibchen im tralfamadorischen Zoo ausgestellt zu werden. Durch diese literarische Technik erlebt der Leser die verschiedenen Zustände des menschlichen Seins und die Schicksalsschläge, die Vonnegut ironisierend und fatalistisch mit einem immer wiederkehrenden „So geht das" kommentiert. Ein Meisterwerk der amerikanischen Postmoderne.

I

ie 1865 und 1871 erschienenen Kindererzählungen des Oxforder Mathematikers Lewis Carroll (27. Januar 1832 – 14. Januar 1898) nehmen seit Generationen einen festen Platz in den Bücherregalen in Beschlag. "Alice im Wunderland" und "Durch den Spiegel" (beide zusammen in der ReclamAusgabe erhältlich, ISBN 978-3-15020-196-1 – enthält die Illustrationen von John Tenniel) haben nicht nur Kinder verzaubert, sondern auch Musiker, Schauspieler, Schriftsteller und Maler. Die Figuren sind legendär – das riesige, auf einer Mauer sitzende Ei Humpti Dumpti, die auf einem Pilz hockende und eine Wasserpfeife rauchende h di b di Raupe, der verrückte Hutmacher, die llebendigen Schachfiguren oder die beiden Zwillinge Dideldum und Dideldei faszinieren auch das erwachsene Publikum, nicht zuletzt durch die Verfilmung von Tim Burton (2010), der sich zahlreicher Motive aus den Romanen bediente. Lewis Carroll hat mit seinen "Alice"-Romanen ein Manifest der Fantasie kreiert, das seinen festen Platz im Literaturkanon gefunden hat und immer wieder die Imagination anregen wird.

Hunter S. Thompson – "Angst und Schrecken in Las Vegas"

Robert A. Heinlein – "Fremder in einer fremden Welt"

H

O

unter S. Thompson (19. Juli 1937 – 20. Februar 2005) steht für den „New Journalism", einer Berichterstattung, die im Gegensatz zur üblichen Herangehensweise stark subjektiv gefärbt ist. Besonders g sein Buch "Hell’s Angels", basierend auf eigenen Erfahrungen aus der Z Zeit, die er mit den Rockern verbrachte, zählt zu d bedeutendsten Veröffentlichungen des Stils. den S Sein populärstes Werk ist jedoch "Angst und S Schrecken in Las Vegas", ein Abgesang auf den a amerikanischen Lebensstil. Der Sportjournalist R Raoul Duke und der schräge Anwalt Dr. Gonzo f fahren nach Las Vegas, u über ein Autorennen um z berichten und einen zu A Anwaltskongress zu besuc chen. Da die beiden sich ih Karre K bi oben b hi mit hautsächlich psyihre bis hin chedelischen Drogen vollgestopft haben, vergeht kaum eine Sekunde, in der sie nüchtern sind. Das 1971 verfasste Buch kann als Drogenerfahrungsbericht gelesen werden, wichtiger ist jedoch der Aspekt der zunehmenden Desillusionierung, da die Vielfalt der Sechziger der harten Realität der Siebziger gewichen war, was bei vielen einen Rückzug und eine Flucht auslöste. Ein überaus wichtiges Zeitdokument. Seite

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bwohl Robert A. Heinlein (11. November 1922 – 11. April 2007) schon seit den Dreißigern regelmäßig Science-Fiction-Texte veröffentlicht hatte, darunter der später verfilmte "Starship Troopers", gelang ihm Fremder in einer der große Durchbruch erst mit "Fremder fremden Welt". Das Werk entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einer „Campus-Novel“, wurde von Studenten regelrecht verschlungen und stellte einen der Grundpfeiler der sich gerade entwickelnden Gegenkultur da. Die aktuelle Heyne-Ausgabe enthält den ungekürzten Text, der gegenüber dem Original stellenweise etwas langatmig wirkt, für viele aber besonders auf Grund der langsameren ählt di hi ht Geschwindigkeit interessant sein dürfte. Heinlein erzählt die G Geschichte des auf dem Mars aufgewachsenen Valentine Michael Smith, der zur Erde zurückkehrt, diese natürlich aus einer anderen Perspektive wahrnimmt und die geltenden Normen in Frage stellt. Dr. Jubal Harshaw, ein Schriftsteller, der ihm bei der Integration hilft, dient als Fokus, um die auftauchenden Missstände zu kommentieren und somit die Kultur- und Sozialkritik zu intensivieren. Schöne, „alte" Science Fiction!

GoodTimes

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George MacDonald Fraser – "Flashman"

Jules Verne – "20.000 Meilen unter den Meeren"

A

N

ls der berühmte britische Romancier Kingsley Amis im Sterben lag, hatte er noch eine Bitte, die ihm sein nicht minder populärer Sohn Martin nur zu gerne erfüllte: „Bitte lies mir noch ein paar Seiten aus einem 'Flashman' vor!" George MacDonald Fraser (2. April 1925 – 2. Januar 2008) hat zahlreiche Bücher verfasst und mit den Drehbüchern für den James-Bond-Reißer ""Octopussy" und den Fantasy-Streifen "Die Rache der SSchwertkämpferin" (Red Sonja) für Furore gesorgt, d doch seine zwölfteilige "Flashman"-Serie machte ihn ü über die Grenzen des Vereinigten Königreichs bekannt. IIn den Siebzigern waren die Romane unter Kennern ein M Muss. Wer heute versucht, ein Exemplar antiquarisch zzu ergattern, muss sich auf Preise um die 25 Euro aaufwärts einstellen. Umso erfreulicher ist es, dass sich m mit dem Kuebler Verlag ein Herausgeber gefunden hat, d der die Serie wieder auflegt und parallel als Hörbuch ve veröffentlicht. Die behutsam überarbeiteten Werke (nur 9, 9,95 Euro pro Band) haben ihren Reiz nicht verloren. In ihnen werden die Erlebnisse des fiktiven Harry F Flashman – ein Feigling auf dem Schlachtfeld und ein H Held in den Betten aller Frauen – vor einem akribisch rrecherchierten Hintergrund geschildert. Die im Anhang zzu findenden Kommentare erleichtern dem Leser den Z Zugang zum Historienklamauk und bereichern seinen Wissensschatz Wissensschatz. "Flas "Flashman in Afghanistan" (ISBN 978-3-94227-091-5) spielt in den Jahren 1839–1848 in Großbritannien, Indien und hauptsächlich in Afghanistan. Flashy, wie sich der Protagonist gerne selbst nennt, erlebt während seines Militärdienstes haarsträubende Abenteuer, ist ein Betrüger, Lügner und Drückeberger, wie er im Buche steht, doch er kann seinen Kopf immer wieder aus der Schlinge ziehen. Als Belohnung für seine Heldentaten (für die er nicht verantwortlich ist) wird er von Queen Victoria mit einem Orden geehrt. Bei "Royal Flash: Flashman In Deutschland" (ISBN 978-3-94227-092-5) treten unter anderem Otto von Bismarck, Richard Wagner und Karl Marx in den Nebenrollen auf. Gegenüber dem Debüt wirkt der Humor noch prägnanter, greller und umwerfender. Es gibt wenige Bücher, die in nur zwei Tagen gelesen werden – die "Flashmans" gehören mit Sicherheit dazu.

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ach der Karl-May-Phase – oder auch parallel dazu – standen die Werke des französischen Autors Jules Verne (8. Februar 1828 – 24. März 1905) bei Jugendlichen in den Sechzigern und Siebzigern hoch im Kurs. Es sei dahingestellt, ob Verne, wie einige Kritiker postulieren, der Vater der modernen Sciene-Fiction-Literatur ist, seine Bücher zählen auf ns, nicht zuletzt durch die jeden Fall zu den Klassikern des Abenteuerromans, zahlreichen Verfilmungen, die das Interesse an den Romanen immer wieder aufs Neue entfachten. In Deutschland faszinierten vor allem die Umsetzungen von "In 80 Tagen um die Welt" (1956), "Reise zum Mittelpunkt der Erde" (1959) "Die geheimnisvolle Insel" (1960) und die beiden Weihnachtsvierteiler "Zwei Jahre Ferien" (1974) und "Michael Strogoff" (1976) (im Original "Der Kurier des Zaren"), wobei letztgenannter Streifen speziell durch "Kartoffelquetsche" Raimund Harmstorf für Furore sorgte. Auch "20.000 Meilen unter den Meeren" wurde mehrfach für die Leinwand abgekurbelt, wobei die t Di F zwar nicht originalgetreue, aber dafür umso buntere Disney-Fassung aus dem Jahr 1954 immer noch begeistert. Verne erzählt in seinem Roman die Geschichte des Meeresforschers Pierre Aronnax, seines Dieners Conseil und des hitzköpfigen Harpuniers Ned Land, die auf der Jagd nach einem vermeintlichen Ungeheuer von Kapitän Nemo gefangengenommen und mit seinem Unterseeboot, der Nautilus, entführt werden. Dort erleben sie zahlreiche Abenteuer, umrunden die Welt, besuchen Atlantis und durchbrechen sogar die Eisbarriere. "20.000 Meilen unter den Meeren" gehört zu den wenigen Büchern, die auch „im reiferen" Alter noch einmal gelesen werden können, denn Verne kann durch seine Ideenvielfalt immer noch faszinieren. Die aktuelle Edition von dtv (ISBN 978-3-42313-795-9) ist an Qualität nicht zu überbieten. Der Text wurde vom Verne-Experten Volker Dehs meisterhaft übersetzt, und zudem sind endlich alle Originalillustrationen zu sehen, die dem Leser bei billigen Ausgaben vorenthalten bleiben. Im Anhang finden sich Erläuterungen zu einzelnen Passagen, die die Lektüre noch interessanter machen, gefolgt von einem ausgiebigen Lebenslauf des Autors und kürzeren Essays.

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Von Jörg Trudinger

o hatte Deutschlands größter Autohersteller der 60er Sportwagen natürlich das Objekt meiner Begierde. Leider war das Auto und 70er Jahre seinen Sitz? In Wolfsburg, in Stuttgart, trotz des niedrigen Preises von 1,20 DM für einen Dreijährigen ohne in München oder in Rüsselsheim? Falsch – in ... Berlin! Taschengeld natürlich unerschwinglich. Da machte mir mein ältester 20.0 .0 000 0 Br rud uder er ein A ng geb In den besten Zeiten verließen täglich über 20 20.000 Bruder Angebot, das ich nicht aausschlagen konnte. Modelle die Werkstätten der Firma Wiking Modellbau in Berlin-SSollte es mir gelinLichterfelde. Die Gründerzeitvilla mit der Adresse Unter den ge en Eichen 101, wo früher die Fürstenberg Brauerei residierte, gen, mit unseren Eltern ü El b rs Wochenende fortbe nwar über Jahrzehnte legendärer Stammsitz des stetig expanübers ht zufa zu fahren, wü w rd ich als Belohnung dierenden Unternehmens. Kaum eine Modellbahn, auf der nicht zufahren, würde W Wi king ki ng gau autt auf den Straßen unterwegs gs von n ihm m d en neuen C 111 von Wikingautos den W iking ng b eko o waare amerikanische Limousine, ne, waren: Wiking bekommen. Der Ausflug S fand d sta tatt. Mein Bruder hatte Sport Cabrio, Mercedess statt. F dami mitt st stu urm Feuerwehr und Fahrradfahrerr damit sturmfreie Bude für eine w gs. Part Pa rty mitt se sein inen en Fre waren der Traum aller Jungs. Party seinen Freunden und ich am W ngautos Mont Mo ntag der folntag fol ol-Wer damals keine Wikingautos Montag besa galt fast als Außenseiter. Die be besaß, genden Woche endlich meinen C 111.. m von Friedrich Peltzer in den 30er Jahren gegründete Firma war vor Das Modell steht bis heute auf einem allem von den 50ern bis in die 70er Jahre enorm erfolgreich und besaß Ehrenplatz in meiner Vitrine, und ich p auf hochwertige g Kunststoffautos im gewissermaßen ein Monopol würde es, obwohl beschädigt, nie gegen Ers rstt ab d en sspäten en päte pä ten n Si SSiebzigern ebzi eb zig zi gern ge eein ei n an ande ere res, s, n e Maßstab H0 1:87. Erst den anderes, neuwertiges Auto hmend mend me ndee Ko K nkur nk urreen ntten aust au kamen ernstzunehmende Konkurrenten austauschen. rek ekin inaa mit in mit wie Herpa und Brekina e en V d viele i l d i SSammler l Vermutlich verbinden der h heutigen ihren Modellen auff d den gäähnliche Erlebnisse mit dem Beginn ihrer Markt und bedrängLLeidenschaft. Sie sind aber meist aber nur der ten Wiking. Heute Ausl Au sö sl Auslöser, der eigentliche Grund für die Entstehung gibt es unzählige h des de s „ „Sammlermythos Wiking" muss tiefer liegen. Hersteller, aber nach 1 11 C z n en e -B ess--B de d ed erce Me Na N ach m Nach meinen vielen Erfahrungen und Begegnungen mitt an m and d anderen Sammlern scheint der Hauptgrund für die gr groß roß Sammlerszene mit der Person des Firmengründers große F Fr ied ie d Friedrich Peltzer zu tun zu haben. Bis zu seine em Tod 1981 im Alter von 78 JJahren ahre ah ren n nem leb le b d lebte er seine Firma und se ei Modelle. Jeder einzelnee seine i vor ist i t Wiking Wiki Wi M kttfü füh h err Kun Ku n war ihm wichtig, jedes wie Marktführer Kunde Kind Ki n , da nd dass an W i g einen Brief schickte, – und hat eine große Zahl treu-Kind, Wiking erhi er hiel hi e t au el auch h eeine nee An Antw tw worrt. t er, inzwischen meist erwachseerhielt Antwort. Üb Ü berr JJahrzehnte a rzzeh ah ehn ntee st tan a d err ner Sammler, denen oft allein Über stand n eengem ngem ng em K ontakt taak die Erwähnung des Namens in Kontakt n mitt mi v i e en vi e Freudentränen in die Augen vielen m-SSa amm mmle l rn u le nd treibt. Wie ist es dazu gekomSammlern und nahm na hm m immer imm mmee men? w wied ieder er ger ern er n ih hre r wieder gern ihre Um sich der Antwort zu nähern, ist es wohl am besten, ich versuche, Anregungen mit einer kleinen, ganz persönlichen Geschichte zu zeigen, was mich auf. Mit seiseit frühester Kindheit so sehr mit den Wikingmodellen verbindet: nem genialen 1971, ich habe gerade meinen dritten Geburtstag, da kommt als Formenbauer Alfred Kedzierski schuf er Wikingneuheit ein Modell des Mercedes-Benz C 111 Versuchswagens unverwechselbare Miniaturen von höchster Qualität in die Spielwarengeschäfte. Von meinen älteren Brüdern schon und Zeitlosigkeit. Dabei stand für ihn nicht die sehr früh mit dem Wikingvirus infiziert, war dieser supermoderne penibel-exakte Nachbildung des Originals an erster Stelle, viel wichtiger Seite

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war ihm, die Formensprache aufzunehmen und die Charakteristik eines jeden Modells zu betonen. Diese Konzentration auf das Essenzielle ist es, die Wikingmodelle der 50er bis 70er Jahre auszeichnete und die Sammler noch immer begeistert. Abgerundet durch Straßenpläne, Verkehrspolizisten, Tankstellen und weiteres Zubehör waren die Wikingmodelle von Beginn an ein abgeschlossenes Spielsystem, das sich sehr schnell von der Modelleisenbahn unabhängig machte. Ganz am Anfang der Fertigung stand sogar der Einsatz der Modelle in der Verkehrserziehung im Vordergrund. In Zusammenarbeit mit der Polizei und der Verkehrswacht wurden tausende Kinder mit

Zeittafel 5.2.1903 Friedrich Karl Peltzer wird in Berlin als Sohn eines kaiserlichen Marineoffiziers geboren. Er wächst in Kiel auf und kehrt 1927 nach Berlin zurück. 1932 Peltzer stellt erste Schiffsmodelle aus Metall im Maßstab 1:1250 her. 1.10.1936 Die Firmengründung Peltzer & Peltzer (Ehepaar) wird ins Handelsregister eingetragen. Für die damalige Zeit noch ungewöhnlich, sind beide Partner gleichberechtigte Eigentümer und damit auch zusammen für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens verantwortlich. 1939 Am 3.12.1939 erfolgt folgender Eintrag ins Handelsregister: „Wiking – Modellbau Peltzer & Peltzer". Das Sortiment wird um Flugzeuge und erste Automodelle, noch im Maßstab 1:200, erweitert. Da die Produktion als kriegswichtig eingestuft wird, kann Wiking bis 1944 weiterarbeiten, die Modelle werden zur Schulung von Soldaten und für Planspiele eingesetzt.

Hilfe von Wikingmodellen auf die Gefahren des Straßenverkehrs vorbereitet. Bei den damals immens hohen Opferzahlen – trotz zugleich noch recht geringen Verkehrsaufkommens – ganz sicher ein wichtiges Anliegen. Verkehrserziehungspläne mit Originalmodellen sind heute extrem selten und fastt unerschwinglich. Nach dem Tod von Friedrich Peltzerr wurde Wiking von derr u Lüdenscheider Firma Siku übernommen, einem ande-n ren bekannten deutschen h Spielzeughersteller. Nach einigen Jahren einer gewis-sen Orientierungslosigkeit hatt eerr Wiking heute wieder zu einer d klaren Linie gefunden und n stellt neben interessanten

1946 Als Peltzer aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, konzentriert man sich zunächst auf die Herstellung praktischer Utensilien wie Kämme oder Knöpfe. 1947/48 Zwar erscheint erst 1948 der erste Katalog mit Modellautos, aber bereits 1947 wurde die Produktion aufgenommen. Die heutigen Top-Raritäten dieser Zeit sind u.a. ein Jeep, ein Bus und der Mercedes Diesel Lkw. 1953 Die Fertigung der legendären Drahtachsermodelle läuft aus, und Wiking stellt auf Rollachsen um. Endlich können die Kinder ihre Autos über den Boden rollen lassen. In diesem Jahr wird auch erstmals über eine Million Mark umgesetzt. Erstes maßstabsgerechtes Modell (1:90) war der Büssing Trambus schon 1951. 1957 Die ersten Modelle mit Verglasung erscheinen, sie sind heute begehrte Sammlerstücke. Bereits drei Jahre später ist die Produktion überwiegend auf verglaste Modelle umgestellt. Noch haben die meisten Autos aber keine Inneneinrichtung, sondern lediglich getönte Scheiben. 1958 Als erste Lastwagen erhalten der Büssing LU 7 und der Mercedes Frontlenker eine Inneneinrichtung. 1959 An jedem Arbeitstag werden rund 1000 Gmeinder-Kaelble Planierraupen hergestellt, pro Jahr knapp 300.000 Stück. 1960 Als letzte unverglaste Neuheit erscheint der VW Käfer in Postausführung. Acht Jahre später ist dieses Modell das letzte dieser frühen Ära, das aus dem Programm verschwindet.

ut Neuheiten auch erneut zeitgemäß überarbeitetee g Neuauflagen der klassischen Mo M ode dell ellee he er. r Modelle her.

1969 Das Angebot der H0-Modelle wird durch erste Neuerscheinungen von Fahrzeugen in Spur N, 1:160, ergänzt. 1970 Die Tagesproduktion bei Wiking erreicht 25.000 Fahrzeuge, zehn Prozent gehen in den Export. 1973 Friedrich Peltzer setzt auf die Nostalgiewelle und produziert Oldtimer, u.a. einen Mercedes 540K, den legendären Opel Blitz und einen Lanz Bulldog. 20.11.1981 Friedrich Peltzer stirbt. 1984 Die Lüdenscheider Firma Siku übernimmt Wiking, das dort bis heute eine Kernmarke ist. www.wiking.de www.mo97.de www.wiking-auto.de www.wiking-datenbank.de www.suchundfind-stuttgart.de GoodTimes

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Kultige Zigar etten von gester n Von Eckhard Schwettmann und Peter Verhoff

Ess war warr die diee Blütezeit Blü lüteezeit lüte zeitt der ze deerr Raucher: Rau ucher ch her er:: Qualmwolken Qu Q ualm lm mw wo ollke ken in i Ta T alk lksh show how o s, s, K riimi mis is un u d ssogar ogar ga ar iin d e "S er " Sp S por orts tsch chau ch hau u" Talkshows, Krimis und der "Sportschau" w wa ar sog ogar a in ar in waren im Fernsehen alltäglich. In Büros, sogar Bu uss s ü beerralll Bussen, Bahnen und Flugzeugen wabertee üb überall d en 1960er en 196 960e 0 r 0e der Duft der großen weiten Welt". In den " u ü erral üb a l und u d immer un im mme merr und 1970er Jahren wurde praktisch überall g n Wohlstands. Woh o ls lsta ta tand and nds. s. Erst Ers rstt geraucht, Bestandteil des neu erreichten im Folgejahrzehnt formierte sich mit der aufkommenden auf ufko k mm ko mmen ende en nden deen ÖkoÖk koun u n Gesundheitswelle Widerstand, der heute utee in in umfassenden u fa um f ssssen nde den n und Ra R en n einen einen in nen n Höhepunkt Höh öhep e un unkt nkt Rauchverboten in allen öffentlichen Räumen eer rr er Zi Z ga areett t en nma ark rkt. t. t. erreicht hat. Entsprechend änderte sich der Zigarettenmarkt. Ei E ini historische Marken wie Chesterfield oder er NI N IL L we w rd den en h euttee eu Einige NIL werden heute a au uf nostalgische Art und mit viel Marketing ne eu belebt. beeleebt. btt An A nde deree, auf neu Andere, die früher die di f sen en nheit heit geraten. he ger erat aten at en.. Das en Da as alltäglich waren, sind in Vergessenheit al ltteeh bis isla lang ng alle all l e überlebt. üb berrle lebt bt.. bt altehrwürdige HB-Männchen Bruno aber hat bislang chaut man heute an einer Tankstelle oder einem Kiosk aufs Zigarettenregal, bietet sich ein recht überschaubares Sortiment aus „West", „Marlboro", „Camel", „Gauloise", „HB" oder „Lucky Strike" an. Das war in den 1960er und 1970er Jahren anders, mit vielen Marken wie „Collie", „Eckstein", „Fox", „Salem" oder „Senoussi". 1963 konnten 17 Millionen Raucher unter rund 210 (!) Zigarettenmarken wählen. N Neue Namen kamen ständig hinzu, alte Marken ve verschwanden. Einige Zigarettensorten waren nur in bestimmten Regionen bekannt. Im Bayerischen W Wald die „Mokri", die in Norddeutschland völlig u unbekannt war. Im Ruhrgebiet wurden monatum in Nord lich 100 Millionen „Orienta" geraucht, die wiederum Nord- und n Süddeutschland kaum jemand kannte. Vor allem in m Baden-Württemberg rauchten viele „Kurmark". Im Norden wurde vorzugsweise „Ova" aus dem Haus dess Marktführers Reemtsma inhaliert. m Den Grundstein für das Zigaretten-Imperium hatte Bernhard Reemtsma 1910 gelegt, als er eine Erfurter Zigarettenmanufaktur kaufte, die mit sieben Arbeiterinnen die Marke „Thüringer Gold" herstellte. Ab 1924 kaufte Reemtsma eine Firma nach der anderen auf, und nur wenige Jahre später war ein Konzern mit 16.000 Angestellten entstanden.

Prozent. Die erfolgreichsten rfolgreichsten ReemtsmaZigaretten waren Anfang der 1960er Jahre inem Monatsabsatz von 1,25 „Ernte 23" mit einem Milliarden Stück und „Peter Stuyvesant" mit 850 Millionen.

Astor, Atika, Collie, Eckstein, Ernte 23, Stuyvesant & Co. Reemtsma brachte 1948 die „Collie" auf den Markt. Der Name klang amerikanisch, und dem damaligen Zeitgeist entsprechend hatte „Collie" als erste „American Blend-Zigarette“ eine relativ gute Tabakqualität. „Vom ersten bis zum letzten Zug ist Collie gut" hieß es ganz simpel in der Werbung. Später erlebte „Collie" als „Collie 62“ unter dem Motto „Sehen Sie, fühlen Sie, schmecken Sie" ein Comeback. Bereits nach einem Jahr kristallisierte sich das Ruhrgebiet als stärkstes Absatzgebiet heraus. „Collie" wurde so sehr schnell zu einer regionalen Marke, bereits 1967 wurde die Werbung eingestellt. Weitere Marken wie „Fox" und „Salem" kamen hinzu, und schon 1952 erreichte das Unternehmen wieder einen (Vorkriegs-)Marktanteil von 35

Die „Ernte 23" verdankt ihren D N Namen einer ungewöhnlich g guten Ernte im Jahr 1923. D Der Tabakexperte David SSchnur kaufte in Saloniki die komplette Produktion eeines Großbauern auf. Die nüchterne Aufmachung der V Verpackung stand damals in starkem Kontrast zu den iin den 1920er Jahren üblichen verschnörkelten und orieentalisch-verspielten Motiven der Konkurrenz. Im März 1 1956 neu gestartet, war „Ernte 23" die erfolgreichste F Filterzigarette bei Reemtsma bis zur Einführung der „„Peter Stuyvesant" 1959. P Peter Stuyvesant, der Gründer der Weltmetropole New York. E Eine Zigarette mit diesem imposanten Namen erwies sich aals ausgesprochen gute Idee des Zigarettenfabrikanten A Anton Rupert, der diese 1954 auf dem südafrikaniSeite

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s schen Markt eingeführt h hatte. Der Schweizer W Werbefachmann Fritz B Bühler erdachte hierzu d den eingängigen Slogan „„Der Duft der groß ßen weiten Welt“. Und o obwohl kaum jemand d den Namen „Peter SStuyvesant" korrekt ausssprechen konnte, war die N Nachfrage größer als das A Angebot. Schon im Jahr iihrer Einführung hatte d die „Stuyvesant" den vvierten Platz unter den d damals 235 erhältlichen Z Zigaretten-Marken in der B Bundesrepublik erreicht.

deutschen Markt. 1955 startet hier eine neue Blend-Filterzigarette, die einfach nur „HB" hieß, kurz für „Haus Bergmann". Blend, eine Mischung aus Orient- und US-Tabaken, wurde schon mit „Supra“, „Gloria“ und „F58“ den Rauchern nahegebracht, aber bis dahin ohne Erfolg. Die Agentur WerbeGramm (später Gramm & Grey) erhielt den Auftrag, eine Werbekampagne für „HB" zu konzipieren. Werber Theo Breidenbach („BMW – aus Freude am Fahren"), Zeichner Roland

1 t d sie i iim Z it mit it d ht 1967 stand Zenit dem hö höchsten M Marktanteil von 15,8 Prozent. A 1955 die erste „Astor"-Filterzigarette Als e erhältlich war, fühlten sich vor allem W Wohlhabende angesprochen. Der M Marktanteil stieg 1956 von 3,3 auf 4,2 P Prozent 1958, was 211 Millionen verkauft Zigaretten im Monat entsprach. Wer ten

Tö f ((„Meister M it P " „Hustinetten H ti tt Töpfer Proper", Bär") und Kruse Film schufen 1957/58 die Werbefigur Bruno. Die Zeichentrickfilme für Kino und TV zeigten Bruno in ständigem Kampf mit den Tücken des Alltags. Am Ende hieß es dann immer: „Wer wird denn g gleich in die Luft g gehen?“ Bruno,,

„ „Astor" raucht gehörte zur te, O Oberschicht und z zeigte das auch. D Das Gegenstück w die schlichte war A Arbeiterzigarette „ „Eckstein". Die e erschwingliche „3-PfennigC Cigarette", die P Packung mit z zwölf Stück für 4 40 Pfennige, war 1936 vor allem im Ruhrgebiet ein Renner: Sie eerreichte in ihrer w P Preisklasse mit 19,2 Prozent Marktanteil (rund 6 611 Millionen verkaufte Glimmstengel im Monat) d die Spitzenposition. Die Werbeplakate von Willy P Petzold, die er 1936 entworfen hatte, schufen eine LLegende. Die nikotinarme Filterzigarette „Atika", d die Anfang Mai 1966 eingeführt wurde, wandte sich h hingegen an ein solventes, gebildetes Publikum, d das sich vom einfachen „Eckstein"-Raucher aus d dem Ruhrgebiet absetzen wollte. Die Werbung zzeigte ein elegantes Paar in einer Boutique: „Atika n naturmild – Es war schon immer etwas teurer, eeinen besonderen Geschmack zu haben." Das zeigtte sich auch im Preis: In den Schachteln zu einer Mark waren 1966 bei „Eckstein" zwölf Zigaretten, bei „Atika" elf und bei „Astor" nur zehn enthalten. Zum Vergleich: Heute kosten im Durchschnitt 22 Zigaretten fünf Euro! Bruno, das HB-Männchen Die British-American Tobacco (B.A.T.) kam 1926 nach Hamburg. Das neue Unternehmen hatte es schwer, denn fast 300 Zigarettenfabriken versorgten damals die Raucher mit den beliebten Orient-Zigaretten-Marken. 1932 kaufte B.A.T. die Haus Bergmann Cigarettenfabrik in Dresden und schaffte so den Durchbruch auf dem GoodTimes

ozuvor nach geradezu chom lerischen Ausbrüchen dem te Wahnsinn nahe, beruhigte te sich wieder und rauchte e. entspannt eine Zigarette. Diese Kampagne kata-9 pultierte bereits 1959 p die „HB" in den Olymp d der Filterzigaretten. Und die Marke „HB" fürr ein Vierteljahrhundertt auf den Spitzenplatz des deutschen Zigarettenmarktes. Bruno gilt als eine Ikone

d HB" des Wirtschaftwunders Wirtschaftwunders. Schon 1959 errang „HB" eeinen Marktanteil von 16,7 Prozent. Zeitweilig w wurden monatlich 1,7 Milliarden „HB"-Zigaretten vverkauft und damit Reemtsmas „Ernte 23" überh holt. Auch die schlichte „HB"-Packung mit dem K Kronenmantel war Teil des Erfolgs. Kernsatz der W Werbung: „Frohen Herzens genießen ... dann geht aalles wie von selbst.“ 1962 war der Marktanteil aauf weit über 20 Prozent geklettert. Zu Beginn d der 1970er Jahre wurde der Slogan leicht modifiziert: „Gut gelaunt genießen, HB ist mild und sschmeckt.“ Seit den 1980er Jahren pausiert Bruno, u und auch das 1985 entwickelte Motto „Erleben u und Genießen. HB – Geschmack, der überzeugt“ kkonnte einen allgemeinen Abwärtstrend nicht sstoppen. 1995 startete „HB" eine Offensive, die P u Packung wurde neu g gestaltet. Ebenso 2005, zum 50. Geburtstag der „HB". In der Werbung feierte Bruno zu diesem Anlass nach 25 Jahren Pause sein Comeback. Es war sein bislang letzter großer Auftritt. 1/2012

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Ich lebe im Heute

Mary Roos war seit Beginn ihrer Karriere in den 60er Jahren eine der vielseitigsten deutschen Sängerinnen. Und noch heute gilt die mittlerweile 62-Jährige als eine der aktivsten Vertreterinnen ihrer Generation. Dies belegen zahlreiche Live- und TV-Auftritte ebenso wie die Studio-Aktivitäten der als Rosemarie Schwab in Bingen geborenen Künstlerin: Mit BIS HIERHIN – UND WEITER hat sie 53 Jahre (!) nach der Veröffentlichung ihrer ersten Single "Ja, die Dicken sind ja so gemütlich" ein neues, absolut zeitgemäß klingendes Album veröffentlicht. Bereits vor zwei Jahren freute sie sich über das Erscheinen der CD TOUJOURS, auf der ihre französischsprachigen Lieder zusammengefasst sind. Kult-Status genießt die Entertainerin, die seit ihrer (1989 wieder geschiedenen) Ehe mit dem Pianisten Werner Böhm den bürgerlichen Namen Böhm führt, doch sie hält wenig von Nostalgie und ausdauernden Blicken zurück in die Vergangenheit. Dies brachte sie im Interview mit kult!-Mitarbeiter Philipp Roser mehrfach zum Ausdruck.

Ein Blick auf den Terminkalender auf Ihrer Homepage zeigt: Sie haben gut zu tun.

Was ja eher ungewöhnlich ist! Ja, mag sein. Ich kann mir ein Leben ohne Musik nicht vorstellen, aber ich muss nicht über den roten Teppich.

Wie halten Sie sich fit?

Obwohl oder weil bei Ihnen alles so früh losgegangen ist?

Weil ich sehr viel unterwegs bin, mache ich gar nicht so wahnsinnig viel. Ich habe mich zwar mal in einem Fitness-Club angemeldet, war aber seit Monaten nicht mehr dort. Ich fahre ein bisschen Rad, das ist es eigentlich schon. Ich esse gern, bin gern mit Leuten zusammen, auch mit Leuten, die nichts mit dieser Branche zu tun haben. Ich finde es schön, auch über andere Themen zu reden.

Vielleicht habe ich mehr gesehen als die, die mal kurz reinschnuppern und es ganz toll finden ... © Pressefoto

Ja, ich bin wirklich sehr, sehr viel unterwegs.

War das schon immer so? Für mich stand der Beruf nie an erster Stelle. Privatleben und Beruf halten sich auf diese Weise die Waage, weil ich glaube, dass das eine ohne das andere nicht geht. Wenn man ganz vorn in der Riege steht, dann ist das sicher etwas anderes. Aber das war nie mein Denken, weil ich immer auch das private Leben sehr wichtig fand – ganz normale Sachen, auch mal eine Fahrradtour mit Freunden machen, etwas anbauen oder im Haus basteln. Ich bin eine heftige Tüftlerin, Bastlerin, ich verlege auch schon mal meinen Teppichboden selbst. Das sind Dinge, die einen dann auch auf dem Boden halten.

S absolvieren immer noch erstaunSie llich i viele Fernsehauftritte ... J aber nicht nur das. Ich habe auch Ja, se sehr viele Konzerte. Ich habe keinen M Manager, nur eine Sekretärin, die sich u um die Termine kümmert. Ansonsten w werde ich nicht von irgendjemandem h hin- und hergeschoben.

W war's, als Sie jetzt die Wie Neuauflage Ihres Album MARY N ROOS von 1970 hörten? R

D erkennt man schon, dass das sehr Da la lange her ist. Man hört's am Sound, aan der Stimme, an vielen Dingen. A Aber das ist mir auch nicht peinlich – es war einfach eine andere, eine se sehr schöne Zeit, die ich nicht missen m möchte. Ich habe damals viel mit Kurt E Edelhagen gemacht, in Frankreich m mit Michel Le Grand. Ich durfte w wirklich mit tollen Leuten arbeiten. D Damals hat Die Frau singt nicht nur gut, sondern hat auch Charisma. man sehr viel Sie haben mal gesagt: Ich lebe im Heute, schaue nicht zurück ... mit Bigband gemacht, auch für die Für mich ist es wirklich so: Was vorbei ist, ist meist tatsächlich auch Rundfunksender – da hat einen schon mal vorbei. Meist behält man sowieso nur das, was privat war, etwa wann Paul Kuhn begleitet. Aber ich bin niemand, das Kind geboren wurde – weil ich diesen Beruf nicht als Nabel der der sich dann in dieser Zeit verliert. Ich finde Welt sehe (lacht). es immer sehr schwierig, wenn Leute immer Seite

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nur von gestern erzählen. Da denke ich immer, die haben nicht genug im Heute zu tun.

Wie kam es, dass Sie damals so viel in Frankreich gearbeitet g haben?

Wie sieht heute Ihr Liveprogramm aus? Natürlich singe ich ein Medley aus den 70er Jahren, "Arizona Man", "Nur die Liebe lässt uns leben", "Leb' dein Leben", "Rücksicht", " "Aufrecht gehen". Und ich habe v viele neue Sachen dabei. Man h sich ja hoffentlich veränhat d dert, ist weitergegangen, aber d Lieder von damals gehören die t trotzdem zur Vita!

Das lief über meine damalige Plattenfirma CBS. Jemand von CBS Frankreich rief an und sagte, „Wir haben hier tolle Playbacks und brauchen dringend eine SSie haben sehr früh angefanSängerin!" Ich weiß nicht, warum ggen, die erste Single ist von sie drüben keine gefunden hat11958 – wie kam das? ten, jedenfalls sagten unsere Es war wie vieles in meinem E Leute, „Wir haben eine, die ist LLeben sehr spielerisch. Meine mit einem Franzosen verheiraE Eltern hatten ein Hotel, in dem tet, kann aber kein Französisch" eeine Liveband zum Fünf-Uhr(lacht). Ich fuhr nach Paris und T Tee spielte. Da habe ich ein schrieb mir alles phonetisch b bisschen mitgesungen, und auf. Später hat eine Zeitung eeines Tages saß ein Komponist geschrieben, das wäre ja nun ein u unter den Gästen, dem es wohl ganz blöder Werbegag zu sagen, g gefiel und der eine Aufnahme dass ich Deutsche wäre, denn Mary Roos mit ihrer Schwester Tina York mit mir machte. das hat man wohl nicht gehört. Dann D a ging alles relativ schnell, auch mit Kino Ich hatte mit Sprachen immer viel Glück. Ich schrieb mir die uund n Fernsehen. Texte phonetisch auf und sang dann Schwedisch, Japanisch, Mein erster Film lief 1958, "Die Straße". Mir ging Me Italienisch, Spanisch, sogar Portugiesisch. Aber was mich heute es damals nicht schnell genug, aber ich glaube selbst überrascht, war, dass ich immer ja gesagt habe. Da hieß sch schon, dass es bei mir trotzdem länger dauerte als es: Sammy Molcho sucht eine Hauptdarstellerin für "Showboat" be anderen, bis der Erfolg richtig kam. Es gab bald bei – und ich habe ja gesagt und gar nicht überlegt, ob ich das se viele skandinavische Mädchen, und bis auf sehr kann. Ich packte Dinge an, von denen ich gar wusste, ob ich siee W Wencke Myhre waren die alle blond. Aber ich war schaffe. Dadurch habe ich vieles g gemacht,, auf der g ganzen Welt – h weniger der nordische Typ (lacht) – da dachte halt ich habe mich immer nur ich ,na gut, dann eben nicht' und ging nach Paris. Dort gefreut, wenn man mich mu i h Fotos F musste ich machen, was ich immer hasste. Doch das war ein eingeladen hat. Andererseits haben Sie Sch te, Schlüsselerlebnis, als der Fotograf sagte, „Go sei dank, endlich mal ein Gesicht!" t!" sich Trends meist ver„Gott

weigert ...

In Inwieweit treibt Ihr Beruf Sie noch ch ins Hamsterrad?

Nicht verweigert, aber als etwa die Neue Deutsche Welle aufkam, dachte ich mir: Warum soll ich da draufspringen? Das sind junge Leute, und das istt auch gut so. Man musss nicht jede Mode mitma-chen.

Bei der Disco-Welle le ht mischten Sie auch nicht mit, obwohl Sie früh mit it ten ... Giorgio Moroder arbeiteten

Ich versuche, nicht dort hineinzugeraten, n, au indem ich ganz unterschiedliche he auch Sa h Sachen mache. Ich interessiere mich fü vieles, versuche immer mal Neues. s. für De Demnächst wird etwas passieren, wass fü mich auch wieder neu ist ... für

IInwiefern? n Das will ich noch nicht erzählen. D im TV: Mary Roos Damals wie heute oft

(Lacht) Ja. Ich habe sehr viel mit Michael Holm gemacht, zu dem ich heute noch sehr engen Kontakt habe. Wir waren letztes Jahr sogar zusammen auf Tour. Giorgio Moroder schrieb mir 1970 "Arizona Man", und das war dann der eigentliche Anfang von allem.

Fotos: © Zill/Bildarchiv Hallhuber

Gibt es zu Kollegen von einst heute noch Kontakte über das Berufliche hinaus? Es gibt ja nicht so viele, die sich aus jener Zeit herübergerettet haben – Gitte, Katja Ebstein, die jetzt mehr Liederabende gibt, Lesungen. Übriggeblieben sind vor allem die, schon damals nicht unbedingt im Strom mitgeschwommen sind, vielleicht auch, weil sie alles von der Pike auf gelernt hatten. Wir haben mit Max Greger Tourneen über drei Monate bestritten, da musste man zweimal am Tag auftreten, und der zweite Auftritt war 300 Kilometer entfernt in irgendeinem Kinosaal! Wir hatten einfach gelernt, auf der Bühne zu stehen. Heute ist es ja oft so, dass junge Menschen eine tolle Stimme haben und gleich auf den Markt geworfen werden. Ich glaube schon, dass man sich erst mal auf kleinen Bühnen ausprobieren muss. Heute wird man gecastet – ich finde das für die jungen Leute schwierig, denn sie sind nur für ein Jahr „Superstar", und dann kommt schon der nächste. Es ist ein ganz schnelllebiges Geschäft geworden, aber das ist ja vielleicht heute sowieso unsere Zeit – die Wegwerfgesellschaft.

EEine neue Platte? JJa, und eine ... – was anderes eben! Ich b bin ein sehr neugieriger Mensch, wenig jemand, der etwas auswendig weniger lernt und das dann wie ein Papagei 100 Jahre nachplappert. Für mich bedeutet jeder Auftritt, auch Spontanes zu machen, was mich manchmal selbst erstaunt. PS: Im November veröffentlicht Bear Family Mary Roos' JUGENDSÜNDEN.


Micky, Donald & Co. feiern Geburtstag

Von nH Hors Horst orst st Berner Berne

Am 29. August 1951 veröffentlichte der Ehapa Verlag die Erstausgabe der "Micky Maus". Das Heft mit den unter dem Signum von Walt Disney gefertigten Comics erschien anfangs monatlich, ab Januar 1956 zweiwöchentlich und ab dem 7. Dezember 1957 wöchentlich. Damit ist das "Micky Maus-Magazin" in Deutschland das mit Abstand erfolgreichste und langlebigste Comic-Heft. Mit der Nummer 35 vom 26. August 2011 (Ausgabe 2 907 innerhalb der Reihe) feierte es sein 60-jähriges Jubiläum.

N

un habt Ihr endlich Euer erstes, eigenes Micky Maus-Heft, und weil ich darin die Hauptperson bin, möchte ich Euch alle herzlich willkommen heißen! Jeden Monat erscheinen diese schönen, bunten Hefte. Sie werden Euch bestimmt riesigen Spaß machen …"" Mit diesen blumigen Worten offerierte der Titelheld mitt n den runden schwarzen m Ohren in der Nummer 1 vom September 1951 die „erstee und einzige deutschsprachigee n Zeitschrift, die auf allen Seiten kt ganz und gar farbig gedruckt er ist." 75 Pfennig kostete der en 32-Seiten-Schmöker, der den Lesern etwas ganz Besonderes verhieß: „Diese neuartigen farbigen Geschichten in Bildern betrachtet man wie einen Film. Große u und kleine Kinder kkönnen stundenlang

Die Titelfiguren wechselten, der Erfolg blieb – "Micky Maus"-Hefte aus den 50er Jahren

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herz herzhaft darüber lachen." Welche A bsi Absicht der Ehapa Verlag mit dieser Wer We Werbung bezweckte, liegt auf der Haan Walt Disney (1901–1966) Hand: galt als der Inbegriff anspruchsvol Zeichentrickfilmkunst. Seine voller bis dahin realisierten Kinostreifen wie "Schneewittchen und die sie sieben Zwerge", "Pinocchio", "B "Bambi" und "Cinderella" waren fa fantasievoll und zogen das Pu Publikum weltweit magisch an. Ni Nicht zuletzt in der noch jungen Bu Bundesrepublik Deutschland, w die Lust auf unkomplizierwo te Unterhaltung nach entbehru rungsvollen Nachkriegsjahren b besonders groß war.

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este Erfahrungen mit Disney-Com Disney-Comics hatte damals bereits die Kopenhagener Verlagsgruppe Gutenberghus gemacht, die 1878 vom Drucker Egmont Harald Petersen (1860–1914) ins Leben gerufen und 1920 in eine Stiftung umgewandelt worden war. Sie veröffentlichte in Skandinavien seit Ende der 1940er Jahre in K Kooperation mit Disney die Geschichten von Micky Maus und Donald D Duck. Den großen deutschsprachig gen Markt vor Augen, gründete D Dan Folke, Geschäftsführer der E Egmont Harald Petersen Stiftung ( (heute Egmont Foundation), 1 1951 in Stuttgart den Ehapa V Verlag GmbH (heute Egmont E Ehapa Verlag GmbH in Berlin) alss T Tochtergesellschaft. Ganze vier M Mitarbeiter zählte die Belegschaft d der ersten Stunde. Die Panzerknacker Z ihnen gehörten die Zu

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für die Übersetzung der Comics verantwortlich zeichnende Chefredakteurin Erika Fuchs (1906–2005) sowie der kaufmännische Leiter und spätere Herausgeber Adolf Kabatek (1931– 1997). Dass hier zu Lande Micky zum Namensgeber für „das bunte Monatsheft" wurde, erklärte sich mit dessen großer Popularität. Bereits zwei Jahre nach seiner Leinwandpremiere am 18. November 1928 im Trickfilm "Steamboat Willie" zierte der Mäuserich die Titelseite der "Kölnischen Illustrierten Zeitung" vom 27. Dezember 1930. In guter Erinnerung geblieben waren auch die großformatigen Ausgaben der "Micky Maus-Zeitung", die der Züricher Bollmann Verlag zwischen Mitte Januar und Ende September 1937 veröffentlicht hatte.

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ie ansprechend gestaltete Nummer 1 der "Micky Maus" b brachte der damals in der Stuttgarter IInnenstadt ansässige Ehapa Verlag mit einer Erstauflage von 300.000 Exemplaren an die Kioske. Davon er endeten über ls die Hälfte als unverkaufte Remittenden, er die entweder als kostenlosee Werbeexemplaree an Schulen ver-m teilt oder im Reißwolf zerk kleinert wurden. "Micky Maus" Erstausgabe von Dennoch fanden 1951 die ausgesuchten Erzählungen von Donald Duck, Micky Maus, Pluto, Goofy und Der kleine böse Wolf rasch ihren Leserkreis. Schon nach vier Ausgaben, die zwischen September und Dezember 1951 in den Verkauf gelangten und den legendären 1. Jahrgang bildeten, wagte der Ehapa Verlag die Herausgabe der Parallelreihe "Micky Maus-Sonderheft". Mit Erfolg: Im Wechsel mit dem Monatsheft wurden insgesamt 33 Titel bis Dezember 1955 veröffentlicht. Ab Januar 1956 gab es diese vierzehntägige Erscheinungsweise dann auch bei "Micky Maus", die ab 7. Dezember 1957 in wöchentlichem Turnus ihre Leser erfreute. Und das bis zum h e u t i g e n Tag.

mit den berühmtesten Enten der Welt. Sein Universum Duckburg, m in der deutschen Fuchs-Fassung Entenhausen wurde, wird aus dem belebtt von so eigenartigen Charakteren wie den pfiffigen Neffen Tick, Trick und Track, dem steinreichen Geizhals Onkel Dagobert, den schurkischen Panzerknackern, Glückspilz Gustav Gans, dem genialen Erfi nder Daniel Düsentrieb oder der Hexe Gundel Gaukeley. Ziemlich schräge Figuren, deren famose Abenteuer ganze L e s e rg e n e ra t i o n e n begeisterten und die damit wesentlichen Anteil am Langzeiterfolg der "Micky Maus" haben. Ihre Beliebtheit spiegelt sich auch auf den Titelbildern und im Heftinneren wider, wo die Enten eindeutig ei eine Vorherrschaft genießen.

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usätzlich zur kurzweiligen Zusammenusammenhienen ab stellung von Disney-Comics erschienen de Nummer 1/1956 auch die ersten Artikel in der de "Micky Maus". Dazu zählte die „Micky Micky der W reibt Wochenschau", die Rubrik „Wer schreibt mi m mir?" und die Nachrichten aus dem „M te „Micky Maus-Klub". Auf der MMK-Seite gab es die begehrten Gutscheine, die bei eise, beim Ehapa Verlag gegen MMK-Ausweise, -Ab -A im mpel -Abzeichen oder auch -Fahrradwimpel ein n lch che eingetauscht werden konnten. Solche red den n redaktionellen Beiträge verstanden sich wohl auch als ein Argument gegen egen Daniel die erhobenen Vorwürfe, wonach Comics Düsentrieb „Schundhefte" se seien, die ihre Leser angeblich zzu Analphabeten zu erziehen d drohten. Eine entsprechend de Erwiderung darauf fand si sich zum Jahresende 1956 auf d der Rückseite der Nummer 24. D Dort hieß es: „Wie soll eine JJugendzeitschrift beschaffen se sein? Lustig, bunt und spann nend muss sie sein, meinen die K Kinder. Und d ern die Eltern u rer? und Lehrer? G xte Gute Texte u nund einw a n d f re i e Bild B d Bilder ffordern sie. Diee 'M 'Micky Maus' erfüllt diesee

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roßen Anteil m regen Zuspruch, Z h den d am diee "Micky Maus" von Anf Anfang an genoss, hatte frag Donald Duck. Und fraglos we über den prahleriwer sch schen Enterich spricht, de denkt dabei unweigerlic an die prägende lich Da Darstellung, die er durch Ca Barks (1901–2000) Carl er erfahren hat. „Der gu gute Zeichner" fertigte zwischen 1943 und 1 1966, dem Jahr seiner Mit schuld" am Erfolg: Pensionierung, P über " Donald Duck 500 Comic-Geschichten GoodTimes G dTi

Der bunte Mix macht's – Hefte aus den 60er Jahren

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Voraussetzungen. Fü ü r moralisch sauuFür re n bere Geschichten n mit erstklassigen Zei Zeichnungen bürgtt ein Künstler, der in der ganzen Welt An Anerkennung finde Walt Disney." det: W zum Beweis Wie d zee igdafür zeigt te das übernächste H S Heft den Schöpfer d der berühmten Fi Figur, wie er aus de Hand des deut-der sc n schen Botschafters in W n Washington im Namen vo nt von Bundespräsident Th as Theodor Heuss das Ver sse Verdienstkreuz 1. Klasse en nt entgegennahm …

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i ine besondere Attraktion ffür die Leser waren von jehe jeher die Beilagen zur "Micky Mau Maus", die ihren Ursprung in ei einer gelben Sonnenblende (klei (kleiner Papp-Sonnenschirm mit G ummiband) in He eft 29 vo Gummiband) Heft von 1958 hatten. Zum echten Hit in den Jahren 1959 bis 1963 wurden die den Heften in Bogenform beigelegten Seiten, die – richtig gefaltet und zusammengelegt – Comic-Heftchen im Miniformat ergaben. Die 42 Geschichten, ob lose oder gebu gebunden, sind heute gesuchte und teue teuer zu bezahlende Raritäten. Unter den unz unzähligen weiteren Beilagen gab es in den folgenden Jahren Sammelbilder der mit Auto- oder Flugzeugmotiven, n, Stu e, Stundenpläne, Aufkleber, Plakate, Adv r. Adventskalender und ähnliches mehr. Zw Zwischen 1976 und 1984 befrie-dig digten die beigehefteten kartoni nierten Spiel- und Bastelbögen di Sammelleidenschaft, ehe sie die d du durch die „Extras" ersetzt wurden. B heute sind diese attraktiven Bis Gim mm Gimmicks ein fester Bestandteil d des Heftes, das sich seit d Nummer 18/1993 "Micky der M Maus-Magazin" nennt. Dass „d Suche nach dem richtigen „die Ex ß Extra immer einen Heidenspaß ma n macht", wie Manfred Bäumchen g vom Egmont Ehapa Verlag sag ist den Produkten anzuusagt, seh s s: sehen. Da gibt es einfach alles: Brie Dss, Briefmarken, Schallplatten, DVDs, 3-D ger 3-D-Brillen samt dazugehöriger Bild lBilder, Detektiv- und SurvivalSets, Radios, Spielekoffer … Und d mitu mitunter auch höchst Bizarres: Furzk Furzkissen, Lachsäcke, Scherzfinger, UV-Stiftla ampen Seifenblasen-Ventilatoren, Seifenblasen UV-Stiftlampen, Disc-Shooter, Agentenpistolen, Halloweenmasken, Weltraum-Schleim, Käfer-Schleudern … Das wirklich Besondere am "Micky MausMagazin" werden aber für alle Zeiten die Comics bleiben, die von den besten Disney-Kräften aus verschiedensten Ländern erdacht und realisiert werden.

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er außerordentter liche Erfolg der "M "Micky Maus" sorgtee im Verlauf der Ehapa-Verlagsgeschichte für unzählige ande-ree Comic-Reihen mitt unterschiedliche cher Laufdauer, in dere deren Mittelpunkt die Disn Disney-Figuren standen. Pararadebeispiele sind die ewigen Bestseller "Die tollsten Geschichten von Donald Duck" sowie das ""Lustige Lu eit Juli 1965 bzw Taschenbuch", die seit bzw. Oktober 196 9 1967 erscheinen. Während von den "TGDD" um die 25 5 25.000 Exemplare abgesetzt werden, bringt es das "LTB" mi seiner Mischung aus Maus- und mit En Enten-Geschichten auf 230.000 verka kaufte Exemplare. Und das Monat für M n der Monat. So viel Zuspruch von Seiten L ss sich Leser führte schon früh dazu, dass E inderEgmont Ehapa in Sachen Kinderu und Jugendzeitschriften in D Deutschland als unangefochte tener Marktführer etablierte. Pluto G Glanzstück bleibt dabei aber dass "M e ner ei "Micky Maus-Magazin". Mit einer v h f verkauften Gesamtauflage von sagenhafte rund 1,2 Milliarden Exemplaren seit 1951 ist die ten C Comic-Heftreihe hier zu Lande nicht nur die langleb bigste, sondern auch die mit Abstand erfolgreichste Zum Zeitpunkt der größten Verbreitung te. g ahre betrug gegen Ende der 1990er Jahre die gigantisch g flage die hohe Aufl u eine Million, wähhum re rend aktuell die w wöchentlich abgese setzte Stückzahl des Ma Magazins bei durchsch 85.0 000 0 schnittlich knapp 185.000 Exe Lau ut Exemplaren liegt. Laut jüng ucherjüngster Kids-VerbraucherAnal zin i Analyse erreicht das Magaz Magazin Gundel Gaukeley dam damit 630.000 Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren. Ehapas DisneyChefr Che Chefredakteur Peter Höpfner erklärt entsprechend selb stb selbstbewusst: „Seit 1951 ist der Egmont Ehapa Verla Verlag das Zuhause der Micky Maus im deutschsprachige chigen Raum. An die Auflage der wöchentlich erscheinend nenden 'Micky Maus' reicht bislang kein anderer Tite Titel heran. Und mit unserem ständig neuen Output an Geschichten ist die Egmont-Gruppe der größte Com Comic-Produzent weltweit." Zu einem Zeitpunkt, da andere an den Vorruhestand oder sogar ans Re Rentnerdasein denken, zeigt sich die Micky Maus un ungebrochen aktiv und geschäftig. Die weiteren A Aussichten – bestens ...!


Dat en u Daten und nd FFakten akten rrund und ums ums "Micky "Mic ky M Maus-Magazin" aus-Mag azin" • Magazine mit Micky Maus und Donald Duck gelten mit Abstand als die beliebtesten Kinderzeitschriften der Welt. Es gibt sie in über 60 Ländern, wobei 2010 insgesamt rund 109 Millionen Exemplare verkauft wurden. Z 1985 und 1988 lagen der "Micky • Zwischen Ma Maus" in loser Folge Reprints der ersten siebe Ausgaben von "Micky Maus - Das bunte ben Mo Monatsheft" bei. Während die Originalhefte teu teuer gehandelte Raritäten sind, könn ne nen diese in hoher Auflage erschienenen Na Nachdrucke, auf denen der „75 Pfennig"Au Aufdruck fehlt, für wenig Geld nachgekauft w werden.

Kurios: In den USA, dem Herkunftsland vvon Maus und Ente, gibt es kein Magazin m mi mitt ihren Aben Abenteuern. Die Comic-Kultur rund um Micky und Donald ist mittlerweile ein fast rein europäisches Phänomen.

Auch die Kreation der Comics findet fast ausschließlich außerhalb der USA statt. Die Fäden laufen bei Disney in Italien und beim Disney-Partner Egmont in Kopenhagen zusammen. Von dort aus wird die Comic-Entwicklung der vielen international tätigen Autoren und Zeichner gesteuert.

• 2010 startete die attraktiv aufbereitete Albenreihe "Donald", in der die von Erika Fuchs übersetzten Geschichten von Carl Barks eine chronologische Neuauflage erfahren. •

„Jetzt im neuen Look!" hieß es auf der Titelseite der Nummer 13/2011. Neu erfunden wurde das "Micky Maus-Magazin" darum ab ber e nicht, es passte aber h einmal mehr ledigsich Mit coolen l E Extra as lich dem Zeitgeist an. Mi Extras, Spa und Spiel, Infos zu Filmhighlights im Spaß Kin und auf DVD, Games und Sport, mit Kino auf aufschlussreichen Hinweisen über Tiere und Tec Technik, den Rubriken „Witze, Tipps & Tri Tricks", „Rätselcomic", „Maus Mix", „Deine W Woche", „Maus Box" und den Leserbriefen so sowie seitenweise lustigen Comics aus E Entenhausen.

Interessante Informationen zu Disney-Künstlern Interes • In d sich h im Internet auff der Website mit der Adresse www.ehapa. finden de/comicnews/zeichner/kuenstler.html.

• Ehre, wem Ehre gebührt: Wer wie D Donald Duck zum großen Erfolg des "M "Micky Maus-Magazins" beiträgt, d der hat ein eigenes Blatt verdient. In der am 11. August 2011 erschien nenen Sonderausgabe "Donald – D Das Lifestylemagazin" zeigt die SSchauspielerin Bettina Zimmermann B Bein und Bürzel, und die Band Die Ä f D i d ganz neue Ärzte reißt mächtig den Schnabel auf. Das sind T Töne aus Entenhausen!

Ein Highlight in der Reihe der Extras: "Das schlaue Buch". Während des Jahres 1994 waren jeder Ausgabe des "Micky Maus-Magazins" Infokarten zu verschiedenen Themen beigeheftet, deren Komplettsammlung zum sagenumwobenen Nachschlagewerk führte, das Tick, Trick und Track in heiklen Situationen stets zu Rate ziehen.

• Die aktuelle Ausgabe des Referenzwerks "Deutscher C Comic-Preiskatalog 2011" beziffert den Wert der "Micky M Maus"-Erstausgabe vom September 1951 in tadellosem Z Zustand mit unglaublichen 13.500 Euro.

"Nur keine Sentimentalitäten" (Blessing Verlag, 2010) lautet der Titel eines Buches von Ernst Horst, in dem der Autor auf amüsante Weise untersucht, „wie Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte".

"Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe" heißt eine zehn Alben umfassende Comic-Reihe, für die Adolf Kabatek alle Storys g geschrieben hat.

i JJubiläum ohne Jubiläumstitel. Neben den beiden neuen • KKein Heftreihen "Micky Maus Comics" und "Donalds Rätselspaß" bringt Egmont Ehapa drei 144 Seiten starke Alben heraus, in denen das beste Comicmaterial mit Maus, Ente & Co. von 1951 bis heute nachg gedruckt wird.

Abbildungen: © Disney

Der Erfolg der "Lustigen Taschenbücher" h hat zu einer Reihee von Nebenserien ge geführt, wie etwa zu zum "LTB Spezial" od oder zur "Maus"un und "EntenEd Edition". Jüngstes Pro Produkt ist die "LTB En English Edition", in der die "Stories from m Duckburg" in ihrer urspr g ursprünglichen Fassung und mit einem umfangreichen Vokabelteill präsentiert werden.

Zwischen 1996 und 2000 produzierte die Ehapa Comic Collection elf Reprint-Kassetten in limitierter Auflage. Sie enthielten die hochwertigen Nachdrucke der "Micky Maus"-Jahrgänge 1951 bis 1957 sowie die komplette Serie der "Micky Maus Sonderhefte". GoodTimes G dTi

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Kassetten

Magnetband – abgewickelt Von Jens-Uwe Berndt

Die Zeit ist erbarmungslos. Sie schert D ssich i nicht um das Liebgewonnene oder Gewohnte. G Ge ewoh wo ohntte. Das, Das, was wa nicht mehr in ihren Lauf passt, frisst sie s auf. Oder sie macht es vergessen. Zum Beispiel: Wo sind unsere einst e so gehüteten Kassettensammlungen hin? Entsorgt. Überspielt. Verschenkt. V Wohl dem, der seine Schätze aus vergangenen Tagen in Abstellkammern A oder Kellerräumen verstauben lässt. Dort bleiben sie zumindest einer unbestimmten Zukunft erhalten. Und dieser Fundus kann davon zeugen, dass es uns nicht genügte, Musik einfach nur zu hören ...

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n der DDR war der Mangel an Plattenveröffentlichungen internach Bedarf ein, zwei Kisten Bier und den Hartbrand nach Wunsch des nationaler Rock- und Popgrößen eklatant. Begierig hingen die Vinylbesitzers. Leere MCs mussten her. Eine „Musikbandkassette K 60" Fans allabendlich vor den Radios, hörten Westsender, zogen sich von Orwo kostete 20 Mark, weshalb der finanzielle Spielraum schon die neuesten Produktionen ihrer Favoriten rein und starteten mal von vornherein festlegte, wie viele Platten am Abend überspielt werd we r rd die Bandmaschinen. Fetzen der An- und werden konnten. Auch die körperliche Leistungsfähigkeit l gt le g Beschränkungen auf. Sollte es gegen 19 Uhr losgeAbmoderation inklusive. legte hen konnte bestenfalls auf sechs bis sieben Stunden reine he hen Der klassische Songmix beherrschte auch spähen, Auff Au ter, nachdem 1972 der berühmt-berüchtigte Aufnahmezeit gehofft werden – das Stehvermögen der neu ne u Kontaktperson als unbekannte Größe mal außen Stern-Recorder R 160 in die Verkaufsstellen neuen vo or gelassen. gekommen war, die privaten Tonträgerbestände. vor Der Plattenmeister wartete meist schon unter heftigster Wer allerdings etwas auf sich hielt und mit seiDer Vin Vi n nen Musikkassetten mehr reißen wollte, als zurr Vinylbeschallung und hatte ein paar Kumpels dazugeh ho Aufnahmewillige rückten wahlweise mit Stern-, Beschallung des Treffs im Buswartehäuschen nach holt. e. An der Schule beizutragen, der ging auf die Suche. Anettoder Sonett-Recorder bestenfalls im Duett an, we die Ausbeute für jeden Einzelnen sonst zu gering we Alben mussten her. Zuallererst war da die Begierdee weil s. au u des Fans nach jedem Ton seiner Lieblingsbands. ausgefallen wäre. Im Schlepptau auch hier manchnm zwei, drei weitere Typen aus der Clique. Mädels Es konnte aber auch nicht schaden, der staunenmal ry w den Clique Songs von The Sweet, Slade oder Gary waren bei solchen Runden tabu. Sie galten in Sachen ie R Glitter zu präsentieren, die die anderen noch nie Rockszene als unbewandert und wurden deshalb auch er se schnell ungeduldig. zuvor gehört hatten, da die einschlägigen Sender sehr g ge R mit ihrem Hang zu Singles weniger eingängige Ritual Nummer eins: Die Plattensammlung ar d LP-Nummern nicht spielten. Und wie groß wa war des Gastgebers wurde bewundert. Und das ohne om S das Erstaunen manchmal, wenn sich "Ballroom Schmeicheleien. Nebenbei bahnte sich zum Beispiel ar N RESERVATIONS von Blackfoot ihren Weg auf eine Blitz" als Highspeed-Kracher entpuppte und g gar NO 90-Minuten-Kassetten machen es möglich: n Kaa K nicht wie die bereits 30 Mal kopierte basslastige, aan Kassette. Ritual Nummer zwei: Der Umtrunk begann. Black Sabbath erinnernde Rumpelversion klang, die seit Zwei Black-Sabbath-Alben auf einer Kassette. Immer wieder wurde sich zugeprostet. Zigaretten kreisWochen im Bekanntenkreis die Runde machte. Und überspielte Kissten, war die eine ausgedrückt, brannte auch schon die nächste. Ritual Alben sorgten für soziale Kontakte im Übermaß – denn an Stücke der Nummer drei: In sich überschlagenden Redeschwallen texteten sich alle höllisch gefährlichen Monster, über die wildeste Gerüchte kursierten, Anwesenden mit ihrem Wissen über die gerade auf dem Plattenteller war gar kein Rankommen. zu hörende Band, die Songs oder die Beschaffung von Westplatten zu. Leute mit West-Vinyl lauerten jedoch nicht an jeder Ecke. Gab es Diese Debatten nahmen mit dem Alkoholkonsum an Heftigkeit zu, einen Kontakt im eigenen Umfeld, wurde der gehütet. Fehlte solch wobei es an den Gästen lag, sich ab und an zurückzunehmen, um ein Beschaffer, galt es, Augen und Ohren offenzuhalten. Nicht selten den Musikspender nicht zu vergrätzen. Am Ende zählte das Ergebnis: trugen Kneipengänge dazu bei, neue Bekannschaften zu schließen PARANOID von Black Sabbath, GOLD & PLATINUM von Lynyrd Skynyrd, p Purple p und und dabei auch immer wieder mal Plattenbesitzer aufzutreiben. Über TRES HOMBRES von ZZ Top, STORMBRINGER von Deep ar das Philosophieren über Musik am das bereits erwähnte Blackfoot-Teil. Mehr war Biertisch fanden Gleichgesinnte nicht drin gewesen, da der Vinyl-Freak ein zueinander. Und warum dem, paar eigene Favoriten vorspielte, die die Gästee s n der da offensichtlich LP-Material schon wegen d n von Jethro Tull, Wishbone Ash der begrenzten K hl oder Aerosmith im Schrank hatte, Kassettenanzahl i en. n nicht einfach mal zwei, drei halbe ignorieren mussten. Liter ausgeben, um schon für den Der letzte Schrei der vermissermissm n zu mi u verabreden erab abre bre rede den de n ...?! ?! De D n nn nächsten Abend einen Überspieltermin Denn ten Nachbarn – Jello Biafras das Verleihen von Westschallplatten galt als Todsünde. Scheibe ist mit einem Foto aus einem Horrorfilm fix in Die Vorbereitung oblag den Gästen. Sie besorgten den Alkohol; je Szene gesetzt

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RETRO

ALLES AU†ER

Das St Das Da SStandard-Sleeve Stan tan anda dard d-SSle leevve ei eine einer ine ner M MC Cm mit it d it den en N en Namen amen am men nd der er er auf dem Band enthaltenen Songs zu bekritzeln, k t jjeder. d Ei E i echte Kassettensammlung, die womĂśglich tatsächlich konnte Eine vor allem aus Aufnahmen ganzer Alben bestand, benĂśtigte jedoch eine dem Inhalt entsprechende AuĂ&#x;enerscheinung. Also wurden die Cover gestaltet. Schnipsel von Abbildungen der OriginalhĂźllen aus Zeitschriften existierten meist nicht. Und wenn jemand "Bravo"-Ausgaben besaĂ&#x;, tat er sich schwer damit, daran herumzuschneiden. Da waren abfotop g grafierte Bilder, die ob ihres passend gewählten Formats schon mal nur „Kassettenfotos" genannt wurden, schon besser geeignet, wenngleich fĂźr diese Grau-in-GrauRepliken auch schon 10 bis 15 Mark hingelegt werden mussten. Solch ein verwaschenes SchwarzweiĂ&#x;foto Sellbs bstb tbeettät ätig igun ung un gsei sei e ns nsta tand ta nd d vvon on D e leef Wo et W lfff aus lf au us war zum Beispiel der Selbstbetätigungseinstand Detlef Wolff der Nähe von Potsdam. „Ich hatte mehrere abfotografierte Motive aus dem Beiheft der Doppel-LP QUADROPHENIA von The Who", erinnert ssich ich ic h de er he h utee 46 ut 4 6 Jäh ähri r ge ri ge.. „E „„Ein in B a db an dbilld fehlte mir, also schnitt nert der heute 46-Jährige. Bandbild iicch eines der fĂźr London ich ty typischen Vorstadthäuser au und klebte es auf die aus P PapphĂźlle." Ein simpler A Akt und vergleichsweise unkreativ. Später, in d 80er Jahren, als sich den d Deep-Purple-Fan die der P Platten seiner Lieblinge a auf MC zusammensamm melte, verwendete er mehr Z eiit auf auf di au d iee Ge Gest sttal altu t ng tu g Ei Ein Hi Ein Hit: t: d as M as A mehr Zeit die Gestaltung. das MACHINE HEAD-Cover aus „Silberpapier", in das er Band- und Plattennamen so eindrĂźckte,, dass sie als erhabener Schriftzug hervortraten. Alufolie war ein seltener genutztes Bastelmaterial. Dann schon eher Bunt- und Filzstifte, bunte p p Papierschnipsel aalllle leer Art Art und un nd aller vvo or allem allle alle lem m Bilder, Bild Bi ld derr, die d e irgendwie di irrgeend ndwi wie mi mitt de d jewe weilililig we i en ig n B and an d zu zusa saamm m en vor derr je jeweiligen Band zusammenhing hi ngen ng en.. Mochte en Mo hingen. es noch so winzig oder undeutlich sein. Das C Cover zu Queens NEWS OF THE WORLD zum Beispiel. D Das Godzilla-ähnliche Wesen schlägt den Bogen zu u MonstrĂśsität der Darstellung auf der Originalzur hĂź hĂźl Ăźl Die bunten Band-Schnipsel entstammen einem hĂźlle. „„Kassettenfoto", K s Ka das nebeneinandergelegte Poster enthiel hi eltt JAZZ nimmt mit den Aktmodellen direkten Bezug el hielt. zzum zu m damals dem Album beigelegten Poster mit den ssplitternackten sp plitt liitt tte te Radlerinnen. Oder Jello Biafra & D.O.A.:

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J Jahrzehnte konstant – machte solch ein Fundus eine Investition v von mehreren 1000 Mark aus. Vielleicht kam es auch deshalb i Mode, seinen „Wohlstand" nach außen hin entsprechend in z präsentieren: Wollte man Kassetten von A nach B transporzu t tieren, wurden sie in schwarze, kunstlederne Aktenkoffer vers Ges esch chäf ch äfts äf tsle ts leut le utte typisch typi ty pisc pi scch staut, wie sie damals eher fürr Geschäftsleute w nd waren. Das hatte was: Während i Krimis solche Behältnisse in m meist das Drogengeld enth hielten, förderte der Rockfan nach dem Aufschnappen der Metallverschlüsse und dem sich anschließenden Aufklappen des Deckels dicht an dicht gereihte Musikkassetten zutage. Auch über die Wende hinaus hielt sich vor allem in Szenekreisen das Ritual der Aufnahmewochenenden. Zum einen konnte niemand sofort all die LPs nachkaufen, die ihm am Herzen lagen, zum anderen waren die MCs im Vergleich zu den DDR-Zeiten plötzlich ziemlich preiswert geworden. Das Überspielen erfolgte nach 1990 immer häufiger im Austausch. Das, was der eine nicht auf Platte hatte,, bannte der andere auf

LAST LLA AST S SSCREAM CREA CR EA AM OF T THE HE M MISSING ISSI IS SIING NEIGHBORS ist durch das Foto Das FLASH GORDON Booklet zum Blättern. aus einer Filmzeitschrift, das vermutlich aus einem Horror-Movie stammt, bestens illustriert, wenngleich sich die gestalterische Kreativität in Grenzen hält. Über das akribische Entwerfen neuer Front-Artworks h hinaus gehen A Arbeiten wie d die Hülle zum B Blättern – ein v vorweggenommen Booklet – von nes Q Queens FLASH G GORDON. Neben d Titelliste gibt der IN ROCK als Kassette mit einem ees noch ein Foto beigefügten Mini-Poster. aus dem Film, den „„The Hero"-Text und Produktionsangaben zu ssehen. DEEP PURPLE IN ROCK wurde ein A-5F Foto der Band beigelegt, das einer Musikzeitschrift eentstammte. Es so zu falten,, dass es in die Hülle So gestalteten Leute passte, erwies sich ganz offensichtihre Hüllen, die von Beruf Grafiker sind. lich als Herausforderung, musste M doch dabei beachtet werden, dass es Magnetband. Die Covergestaltung l kein Schaden nahm. litt darunter, dass man jetzt am K Thomas Radoy (35) aus Kiosk alle Musikzeitschriften mit Neubrandenburg blieb bis heute ein großer MC-Fan. Er kam in den 80ern als Jungspund zum Heavy Metal und nahm auf, was zu bekommen war. In visueller Hinsicht hatten es ihm besonders die fantasievollen, manchmal geradezu abenteuerlichen Schriftzüge der Bands angetan, die er in stundenlanger Kleinarbeit auf den Rücken der Kassetten-Pappe malte. „Für mich waren all die neuen Die nackten Mädchen auf der JAZZ-Eigenkreation erinnern an das dem Originalalbum beigefügten Poster mit den splitternackten Radlerinnen. Formate nichts", sagt Radoy. „Selbst die CD beäugte ich anfangs skeptisch." Schier zur Verzweiflung trieb entsprechendem Bildmateriall n ihn der rigorose Schnitt eines Kumpels, der nach dem Aufkommen der erstehen konnte. Zu sehen an Mini-Disk all seine Tonträger (inklusive Platten) auf das neue Format den Hüllen eines Metal-Fans auss übertrug, die Originale verkaufte und sich up to date wähnte. Bis dieses Guben, der seine Kassetten mitt Miniatur-CD-Format kommerziell baden ging ... den Miniaturvarianten der Cover-ben be n ve verz rzie rz ieert rtee Aber nicht nur deshalb hält Thomas Radoy an Vinyl und Kassette fest. Illustrationen von Celtic-Frost-Alben verzierte. „Sie sind einfach am schönsten und klingen gut." In den späten 70ern Anders als Vinyl, das während der CD-Hoch-Zeit in Lauerstellung auf und frühen 80ern konnten MC-Sammlungen bei beinharten Rockfans seine Renaissance wartete und dann auf den Markt zurückdrängdurchaus einige hundert Teile zählen. Bei den erwähnten Beträgen te, wird das Magnettonband definitiv nicht wiederkehren. Dabei p p g g von 20 Mark – in der DDR blieben „Einzelverkaufspreise" über spielen die klanglichen Unzulänglichkeiten wie das Bandrauschen n nicht einmal eine Rolle. Es i einfach der Weg der ist D Datenspeicherung, durch d den mp3 die MC gnad denlos abhängt. Mit dem F Format der Kassette ist a aber auch das selbst entw worfene Cover gestorben. D gebrannte CD-R übte Die n solch einen Reiz aus, nie d das Bedürfnis erzeugt der h hätte, den gebrannten S Silberling mit einer kreat tiven, eigenen Hülle aufKein durchgehender Stil erkennbar, aber Mühe aufgewandt – Doro, Spliff, Pogues und Deep-Purple-Sammlung BURN, STORMBRINGER, WHO DO WE ..., SHADES ein Mix aus alten Filmhits. zuwerten. Seite

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Tony Christie

Es scheint eine spezielle Verbindung zwischen Ihnen und Deutschland zu geben?!

Ja, seit 1971 – Deutschland ist mein erfolgreichstes Territorium. Ich bin in all den Jahren zu Galas, Konzerten und TV-Shows gekommen, habe Platten aufgenommen, auch wenn es anderswo gerade mal nicht so toll lief. "Las Vegas” war mein erster Charterfolg hier, und ich kam erstmals für einen Auftritt in der TV-Sendung "Schaubude” h her. Es ist verblüffend, wenn mich heute noch Leute ansprechen, die mich damals zum ersten Mal erlebt haben!

Sie hatten Höhen und Tiefen …

Ja, als der Punk aufkam, war meine Karriere so gut wie am Ende, zumindest im UK. In Deutschland hatte ich Glück, mir gelang 1979 mit "Sweet September” ein Hit, und zehn Jahre später schrieb Jarvis Cocker von The Pulp, der ein Fan von mir war, "Walk Like A Panther” für mich. Dazwischen hatte ich drei sehr erfolgreiche Jahre mit Jack White – unser erstes gemeinsames Album schaffte Dreifach-Platin. Es war nicht gerade die Art von Musik, die mir vorschwebte, aber ich wollte weiter aufnehmen, um meinen Namen im Gespräch zu halten.

2008 haben Sie das Album MADE IN SHEFFIELD aufgenommen.

2005 war ich nach England zurückgekehrt, nachdem ich 15 Jahre in Spanien gelebt hatte. Ich nahm damals in Peter Gabriels Studio auf, und eines Nachts hörte ich auf der Heimfahrt "Coles Corner” von Richard Hawley im Radio. Ich sagte meinem Sohn, er solle herausfinden, wer die Nummer produziert hatte. Darauf antwortete er, dass Richard Hawley mir diese Nummer schon drei Jahre zuvor angeboten hatte, ich sie mir aber nicht einmal angehört habe. Jedenfalls traf ich mich mit Hawley, stellte mein damaliges Projektt effield zurück, und wir spielten in seinem Studio in Sheffi tten. Songs ein, die Leute aus der Stadt geschrieben hatten.

Ich wollte zum 50-Jährigen ein retrospektives Album m ich zu machen – neue Songs, aber in dem Stil, in dem Beginn gesungen hatte. Also reichlich Northern Soul, in einem ersten der Art von "Give Me Your Love Again” auf meinem Alb b alle Songs, Album. Mike Ward schrieb un herauskam eine bunte Mischung mitt und No a, Philadelphiaa Northern Soul, Bossa Nova, R& leicht bluesig – und sogar ogar mit einem m R&B, Sc Schuss Country. Seite Seit Sei te

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© Pressefoto

Wie lief es mit NOW'S THE TIME?

IIhre h erste Single produzierte 1966 der Shel Talmy, der zu der Zeit llegendäre egg auch a u für die Kinks und The Who arbeitete. Ja, "Life's Too Good To Waste". Damals war ich noch b i B d namens The Trackers. Wir spielten Titel in der Art von beii einer Band Roy Orbison, der Everly Brothers und Frankie Laine. Doch diese Nummer ging leicht in Richtung Rolling Stones. Über einen Bekannten unseres Bassisten kamen wir zu Talmy, der damals gerade The Who produzierte. Er meinte, unser Gitarrist und Keyboarder seien nicht gut genug. Darum haben Jimmy Page und Nicky Hopkins mitgespielt.

Wie ging es dann mit Ihrer Solokarriere los?

Ich hatte in verschiedenen Bands gesungen. Eines Tages, als ich mit den Trackers in einem Club in Wales gastierte, kam der Manager der Hollies auf mich zu und lotste mich nach London. Ich veröffentlichte die Single "My Prayer”, doch die floppte. Da ich frisch verheiratet und gerade Vater geworden war, musste ich Geld verdienen und ging wieder auf Tournee. Nach einem Konzert in Blackpool sprach mich Harvey Lisberg an, der Manager von Herman's Hermits und 10 cc, und meinte, ich solle doch eine Solokarriere versuchen (lacht). Er brachte mich mit den Songwritern und Produzenten Mitch Murray und Peter Callander zusammen, die mir das Stück "Las Vegas” gaben – meinen ersten Hit. Erst Jahre später fand ich heraus, dass sie die Nummer ursprünglich für Tom Jones geschrieben hatten, dessen Manager sie allerdings ablehnte – zum Glück, muss ich im Nachhine Nachhinein sagen! Und dann kam Harvey Lisberg aus New York zurück und hatte ein Lied von Neil Sedaka dabei, "Is This The Way To T Amarillo”. Murray und Callander waren so begeistert, dass wi wir umgehend ins Studio hetzten, damit uns niemand zuvorkam – und der Rest ist Geschichte.

Waren Sie jemals in Amarillo?

Ja, aber erst 2005! Dort kannten sie den Song gar nicht – in Amarillo hört man nur Country. Als ich dor dort war, spielten die Radiosender nichts anderes. Sie kannt kannten nur "Amarillo In The Morning” von einem obskuren Countrysänger [Terry Stafford, später coverten Auch mit 68 ist Tony es George Strait und Asleep At The Wheel, Anm. Christie d. Autors]. Aber als dann 2005 plötzlich alle mögstimmlich lichen Anfragen im Tourismuszentrum eingingen, und körpermachten sie sich kundig und luden mich ein. Der lich noch voll Bürgermeister hat mir extra einen Cowboyhut und auf der Cowboystiefel gekauft! Höhe. GoodTimes

1/2012

Foto: © Zill/Bil Bilildarc darchiv darc archiv H Hall al hub all huber

Unglaublich, wie die Zeitt vergeht! ht! 50 JJahre h iistt Sh Sheffi ffields ld A Antwort t t auff TTom JJones", " TTony Ch Christie, i ti mittlerweile im Showbusiness aktiv. Doch statt "mit einer "Best Of"-Scheibe feiert der 68-jährige englische Crooner dieses Jubiläum mit einem Album voller neuer Songs, die traditionsbewusst und modern klingen – ganz dem Titel NOW'S THE TIME verpflichtet. Der Name Tony Christie ist in erster Linie mit einem Song verbunden, auch wenn der Sänger zahlreiche andere Hits ("Las Vegas", "I Did What I Did For Maria") landete: "Is This The Way To Amarillo". 1971 ging die Nummer um den Globus, bescherte dem Sänger 2002 und 2005 in Neuauflagen wiederum Chart-Erfolge. Philipp Roser befragte den Star.


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