kult! 06 (2/12)

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kult! 60er · 70er · 80er

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Österreich € 7,50 Luxemburg € 7,50 Schweiz CHF 12,70 Ausgabe 2/2012 (Nr. 6)

Special

Kriegsfilme

Karl May · Hildegard Knef · Plattenreinigung · Nana Mouskouri · Jahrgang 1962 · Michael Holm · Bockshorn · Waschsalon


PA U L   V I N C E N T

Ticket To Ride • Norwegian Wood • I Saw Her Standing There You’ve Got To Hide Your Love Away • Girl • Blackbird I Feel Fine • In My Life • Daytripper • I’ve Just Seen A Face MASTERED AT ABBEY ROAD STUDIOS Paul Vincent’s brand new CD now available at:

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Herausgeber und Chefredakteur: kteur: Fabian Leibfried

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Titelfotos: Alfred Hitchcock: Bildarchiv Hallhuber Bonanza: Bildarchiv Hallhuber Drei Engel für Charlie: © Interfoto, Mary Evans Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber der abgedruckten Fotos zu erreichen. Leider ist dies nicht in allen Fällen gelungen. Ggf. möchten bisher unbekannte Urheber ihre Ansprüche geltend machen. GoodTimes kult! ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! erschienenen Artikel, Interviews, Fotos, Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet.

mit

Poster

kult!

Willkommen bei Liebe Leserinnen und Leser!

Mit dem Beetle kurvt seit Jahren ein Verschnitt des legendären VW-Käfers über die Straßen, ähnlich der Nachbau des Fiat 500. Viele Autos, aber auch sonstige Gebrauchsgegenstände längst vergangener Jahrzehnte, werden in moderner Form reaktiviert – und erreichen doch nicht mehr den Kultstatus ihrer Vorbilder. Genau denen aber widmen wir uns auch in der sechsten Ausgabe von kult!. Ebenso dem bis heute höchst lebendigen Kult des Motorrads, dem des cineastischen wie Bildschirmschaffens in längst vergangenen Jahrzehnten, von Durbridge bis zu Kriegsfilmen in all ihren Varianten. Desgleichen schwelgen wir mit Nana Mouskouri, Hildegard Knef und Michael Holm in musikalischen Erinnerungen. Ermutigt haben uns Ihre Reaktionen, liebe Leserinnen und Leser. In zahlreichen Mails, Briefen und persönlichen Gesprächen haben Sie uns ermutigt, Anregungen übermittelt – das Feld von Themen für weitere Ausgaben ist immer noch schier unüberschaubar. Ebenso sind wir erfreut, dass es uns bislang offensichtlich gelungen ist, mit kult! einen angenehmen Nebeneffekt zu erzielen, der uns ursprünglich gar nicht so bewusst gewesen, aber umso willkommener ist: Kommunikationsförderung. In vielen Rückmeldungen haben Sie uns berichtet, dass die kult!-Lektüre einerseits zum Schwelgen in der eigenen Jugend animiert, aber auch viele Gespräche, Diskussionen bis hin zu hitzigen Debatten initiiert hat. Etwa unter dem Motto "Weißt du noch?" "Hast du nicht damals auch ...?" "Das war aber anders". Wir hoffen, Ihnen mit der neuen Ausgabe wieder eine erinnerungsstarke Vorlage für solche kommunikativen Runden geliefert zu haben. Deshalb auch unsere Bitte: Schicken Sie uns weitere Vorschläge mit Themen, die Sie interessieren. Bleiben Sie uns treu, wenn am 19. Oktober das nächste kult! erscheint – und empfehlen Sie uns in Ihrem Bekanntenkreis weiter.

kult! Nr. 7 erscheint

Fabian Leibfried -Herausgeber/Chefredakteur-

am 19.10.2012

Gerichtsstand: Stuttgart

GoodTimes

2/2012

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kult! 60er · 70er · 80er

Ausgabe April 2012 2/2012 (Nr. 6)

I N HALT R U B R IKE N 3 Editorial/Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 5 Top 5 Eis & Süßigkeiten Mitarbeiter & Prominente

6 News from the past Altes neu ausgepackt

31 kult! Shop 65 kult! Abo-Bestellschein 47 The Doors/Bonanza Riesenposter

Seite 78 Seite 32

Seite 14

14 Hildegard Knef Erinnerung an einen heißen Tag im Studio

16 Zum 100. Todestag von Karl May

Seite 28

Der Mann, der Old Shatterhand war

20 Die Magie von Mahn & Ohlerich Das Retrobier kehrt zurück

22 Vinylreinigung Vom stillen Antistatiktuch zur tosenden Waschmaschine e

25 Simson Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer

28 Tim und Struppi Seite 25

Mit klarer Linie zum Erfolg

32 Tierisches Blechspielzeug Wenn ein Hund Schokolade empfiehlt

34 Pan Am 60 Vier Panzersoldaten und ein Hund

Aufstieg und Niedergang einer Fluggesellschaft ft

Mit dem T-34 Rudy" wird der " Zweite Weltkrieg zum Abenteuer

36 Der Hase Cäsar und andere Helden "

Biddeschööön!"

62 Sex und Rock’n’Roll

38 Der Siegeszug des Apfel-Shampoos

Unverhüllte Haut auf Hüllen

Die Obstwiese für den Kopf

66 GoodTimes kult!-Box

40 Bockshorn

Leserwahl – Die 60 besten kult!-Hits

Reise durch (k)ein Land

68 Alfred Hitchcocks Geheimrezept

42 Der Kriegsfilm im Wandel der Zeit

Crime & Cameo

Das Spiel mit dem Feuer

72 Mr. Mendocino

57 Platoon

Guildo Horn hat Michael Holm zurückgebracht

Alptraum in der grünen Hölle

74 Das Jahr 1962

58 Der Kriegsfilm im Osten Seite 20

Von Helden und Geschlagenen genen

Mauer, Musik & Marilyn

78 Picture Discs & die Faszination des Sammelns

Special

Seite 36

Kunterbuntes unter der Nadel

80 BMW Isetta Die Knutschkugel" markierte einen Neuanfang "

Kriegsfilme

82 Drei Engel für Charlie

Mit Überblondine Farrah Fawcett wird die Serie zum Kult

Seite 42

84 Kultbücher Geschätzt, geliebt, gelobt

Seite 38

86 Spielzeugautos aus TV- und Kino-Filmen

Seite 88

Per Aston Martin durchs Kinderzimmer

88 Quartett-Kult Turbostarke Kartenspiele

Seite 98

91 Der Durbridge-Krimi Mordserien sorgten für leere Straßen

92 Nana Mouskouri Mit RENDEZ-VOUS eine Pause vom Ruhestand

94 Nostalgisches Reinigen Seite 68

Im Trommelwirbel rumpeln die Waschmaschinen

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96 Mythos Motorrad Der dröhnende Traum von Freiheit

98 Kaugummi-Automaten Die Verführung auf dem Schulweg

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GoodTimes

2/2012


schkram kult! Nasch

1. Topset (Schokoriegel) 2. Perli Pop (Eis) 3. Leckerschmecker (Schokoriegel) 4. Balla (Eis) 5. Hubba Bubba (Kaugummi)

Fabian Leibfried

1. Bitterschokolade mit ganzen Haselnüssen selnüssen 2. Apfel/Nuss-Torte bei Karstadt 3. Datteln mit Walnussfüllung 4. Niederegger Marzipan 5. Mozartkugeln (Pralinen mit Marzipan)

Hans-Jürgen Günther

1. Caramac (Milchriegel) 2. Brauner Bär (Eis) 3. Nuts (Haselnuss-Schokoriegel) 4. Haribo Colorado 5. Toffifee (Schoko/Nuss-Praline)

Ulrich Schwartz

1. Mozartkugeln (Pralinen mit Marzipan) 2. Dominosteine (Schoko/Gelee/Marzipan) 3. Ritter Sport Rum-Trauben-Nuss (Schokolade) e) 4. Kopenhagener (Dänisches Hefegebäck) 5. Hob Nobs (Britische Hafer-Vollkorn-Kekse)

Uli Twelker

1. Schaumgummi-Erdbeeren 2. Große, weiche Gummibärchen 3. Snickers 4. Ritter Sport Rum-Trauben-Nuss (Schokolade) 5. Nogger (Eis)

Lothar Brandt

1. Milky Way (Schokoriegel) 2. Prickel Pit (Brausebonbons) 3. PEZ (Fruchtbonbonbons) 4. Nuts (Haselnuss-Schokoriegel) 5. Rolo (Schokolade mit Karamell-Kern)

Eckhard Schwettmann

1. Toffifee (Schoko/Nuss-Praline) 2. Raider (Twix) 3. Dr. Oetker Bunte Schatztruhe (Eis) 4. Hubba Bubba (Kaugummi) 5. Yes Torty (kleine Torte statt vieler Worte)

Thorsten Pöttger

1. Milka ganze Haselnüsse 2. Schwedeneisbecher 3. Bambina von Zetti 4. Snickers 5. Toffifee (Schoko/Nuss-Praline) 1. Bazooka (Kaugummi) 2. Polo (Pfefferminz) 3. Brausewürfel (Frigeo) 4. Cadbury's (Traubenschokolade) 5. Salinos (Lakritz)

© Pressefoto

Andrea Leibfried

1. Mozartkugel (Pralinen mit Marzipan) 2. Ritter Sport Trauben-Nuss (Schokolade) 3. Storck Riesen (Karamellbonbons) 4. Langnese Capri-Eis 5. Mohrenkopf (wird heute gesittet Schokokuss genannt!)

Horst Berner

1. PEZ (Fruchtbonbons) 2. Amerikaner (halb mit Zucker, halb mit Schokolade) 3. Negerkuss (oder politisch korrekt: Schokoladenkuss)-Brötchen 4. Brausewürfel (Frigeo) 5. Lakritzschnecken

(Musiker und Schauspieler)

4. Dr. Hillers Pfefferminzschokolade

Alan Tepper

1. Kinderschokolade 2. Berry (Langnese-Eis) 3. Liebesperlen (Flasche) 4. Rolo (Schokolade mit Karamell-Kern) 5. Esspapier

Michael Fitz

3. Nüssli

Philipp Roser

1. Flutschfinger (Eis) 2. Brauner Bär (Eis) 3. Treets (Erdnüsse in Schokolade) 4. Kinderschokolade (alte Verpackung) 5. Liebesperlen (Flasche)

(Schlagersängerin)

2. Mohrenköpfe

Bernd Matheja

1. Ahoj Brause(pulver) 2. Bahlsen-Kekse 3. Duplo (Schokoriegel) 4. Tri-Top (Sirup) 5. Milky Way (Schokoriegel)

Mary Roos 1. Salmi Lollis

Jens-Uwe Berndt

Jürgen Wolff

1. Eis am Stil "Capri" orange ... (Wassereis zum Hinknien) 2. Schokokuss (da gab es welche mit braunem Guss und Kokosflocken ... uuhh)

hell-

3. Kaugummi zum fette Blasen machen ... DubbleBubble mit zweien konnte man richtig was anstellen ...

5. Sarotti Schokolade

4. Lakritze (auf der Rolle) nd jemals daran 5. March Mellows ... und zwar bevor jemand päter dachte, diese Dinger zu grillen ... kam später

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Foto: © Janine Guldener

TOP 5


from the past HAWAII FÜNF NULL DIE ERSTE SEASON Keine Panik! Wenn es hier innerhalb der ersten Folgen ab und zu zwischen Deutsch und Englisch (mit deutschen Untertiteln) hin- und herwechselt, ist nicht etwa der DVD-Player daran schuld, sondern der Umstand, dass für die deutsche TV-Ausstrahlung einzelne Szenen weggelassen wurden – diese aber jetzt für die DVD-Veröffentlichung wieder hinzugefügt wurden. So kommt man in den Genuss, eine der erfolgreichsten amerikanischen Krimiserien der späten 60er Jahre komplett im Originalzustand zu sehen. Klasse Fälle, mit der Insel Hawaii (dem 50. Bundesstaat der USA, daher der Serientitel) natürlich so ziemlich die herrlichste aller Kulissen und mit Jack Lord den immer noch besten Steve McGarrett aller Zeiten. Besonders lohnend dürfte diese Zeitreise auch für TV-Fans mit jüngerem Geburtsdatum sein, die bisher nur" das aktuelle CBS" Remake der Serie ( Hawaii-Five-0", sonntags " 22.15 Uhr auf Sat. 1) kennen. Auch hier keine Panik, auf DVD gibt es das um Längen bessere Original dieser Kult-Serie! (Paramount Home Entertainment, 7 DVDs, 1220 Min.)

PINK FLOYD IN EIGENEN WORTEN Bernd Gürtler (Hrsg.) 2012, Palmyra Verlag ISBN 978-3-93037-885-2 232 Seiten; 17,90 Ð

Durch die zahlreichen, opulent ausgestatteten Wi e d e r v e r ö ff e n t l i chungen der letzten Zeit geriet das Werk von Pink Floyd wieder verstärkt in den Fokus vieler Musikliebhaber. Da kommt Pink Floyd – In eigenen " Worten" gerade recht, d Meilensteinen il i um sich ein eigenes Bild von den ihrer Karriere zu verschaffen. Erstmals wurden O-Töne aller Pink-Floyd-Mitglieder in einem Buch versammelt. Neben dem 2006 verstorbenen Gründungsmitglied Syd Barrett erzählen Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und Rick Wright Episoden aus der Geschichte der epochalen Band. Aus Print-Interviews, Pressekonferenzen und Äußerungen in Talkshows speisen sich die Aussagen der Musiker, beginnend mit der Underground-Szene von Cambridge und London über die progressiv-chaotischen Anfangstage mit dem verglühenden " Genie" Syd Barrett bis zu den gigantischen

Bühnenshows der späten 70er und 80er Jahre. Einzelne Platten und Songs werden thematisiert, die Songtexte seziert, und die Spannungen innerhalb der Band, die 1983 zum Ausstieg von Roger Waters führten, bleiben nicht unerwähnt. Das facettenreiche Gesamtbild macht deutlich, warum diese Band und ihre Musik bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren haben. Oder wie es Tangerine-Dream-Musiker Edgar Froese in seinem Vorwort erklärt: Die " ersten fünf Minuten von A SAUCERFUL OF SECRETS führten zu einem Quantensprung in meinem Hirn. Man sollte Pink Floyd nicht zu verstehen versuchen, sondern sich von ihrem magischen Konzept bewegen lassen, Genialität zu konservieren."

noch nicht zu sehen. Dabei glänzt David Suchet in seiner Paraderolle als Hercule Poirot, Hugh Fraser ist als Captain Hastings zu sehen, Philip Jackson als Chief Inspector Japp, und die Zuverlässigkeit in Person, Poirots Sekretärin Miss Lemon, wird von Pauline Moran gespielt. Über sechs Stunden klassische Krimi-Unterhaltung, spannend und hochklassig umgesetzt. Erwähnenswert ist auch it EpisodenE i d das umfangreiche Booklet mit Guide und Extra-Infos zur Serie. (Polyband, 4 DVDs, 400 Min.)

MARIANNE ROSENBERG

IM WESTEN NICHTS NEUES

TRAUMEXPRESS

100TH ANNIVERSARY EDITION

Wenn eine deutsche Schlagersängerin Kult ist, dann Marianne Rosenberg. Wie keine Zweite hat sie über einen langen Zeitraum hinweg einerseits alle stilistischen Wechselbäder mitg gemacht, andererseits d diese Berg- und Talfahrt a aber schadlos überstand Und das so gut, dass den. m ihr bis heute selbst man die größten Stilsünden k klaglos verzeiht. Die L TRAUMEXPRESS LP entstand 1980, als sie sowohl noch klassischen deutschen Schlager (Paradebeispiel: "Es ist besser, wenn ich geh'") präsentierte, aber mit "Ruf an!" – der deutschen Version des BlondieHits "Call Me" – gleichzeitig der Versuch unternahm, jüngere, international orientierte Hörerschichten zu gewinnen. Mehr als Platz 54 in den deutschen Charts sprang dabei allerdings nicht heraus. Für die jetzt erschienene, digital remasterte Wiederveröffentlichung wurden mit "Sorry, You Are Not My Type" und "Cariblue, Do You Remember" noch zwei Bonus-Tracks dieser Art hinzugefügt, bei denen Marianne Rosenberg in englischer Sprache singt. KultWare pur. (Koch/Universal, 11/43:50)

Immer noch einer der wichtigsten Antikriegsfilme aller Zeiten ist Im " Westen nichts Neues". Die Lewis-MilestoneVerfilmung des Romans von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1930 mit Lew Ayres in der Rolle des jungen Paul Bäumer, der sich direkt von der Schulbank an die Westfront meldet und kurz vor Kriegsende einen sinnlosen Tod auf dem Schlachtfeld findet, ist nun auch als Bluray erhältlich. Große Gewinne an Bild und Ton darf man hier natürlich nicht erwarten, doch bei diesem Produkt zählt der Inhalt und nicht das Drumherum. Ein Film, der heute noch betroffen und nachdenklich macht. (Universal, Blu-ray, 133 Min.)

AGATHA CHRISTIE POIROT COLLECTION 8 Er ist klein und liebt seinen Schnurrbart. Er ist Belgier und hasst es, für einen Franzosen gehalten zu werden. Er verabscheut physische Gewalt und setzt bei seinen Ermittlungen vornehmlich auf seine kleinen grauen Zellen: Meisterdetektiv Hercule Poirot. Mit der kompletten siebten und achten Staffel der liebevoll umgesetzten TV-Serie aus Großbritannien gibt es nun ein weiteres 4-DVD-Set mit den Langfilmen Alibi", Dreizehn bei Tisch", Das Böse " " " unter der Sonne" und Mord in Mesopotamien". " Diese Filme waren bislang im deutschen TV Seite

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GoodTimes

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SONDERMÜLL THE VERY WORST OF NDW Von Ralf Mattern 2012, Palmyra Verlag ISBN 978-3-93037-889-0 120 Seiten; 12 Ð

Wie war es der Neuen Deutschen Welle möglich, trotz simpler und inhaltsfreier Texte eine so große Anhängerschaft zu rekrutieren? Diese Frage stellt Ralf Mattern in den Mittelpunkt seiner satirischen Abhandlung Sondermüll – The Very Worst Of " NDW". Humorvoll und sachkundig (immerhin war er selbst Sänger und Gitarrist der ostdeutschen Band Flexibel, die sich nach der Wende in Aufbruch umbenannte) zerlegt er 20 Liedtexte aus der NDW-Zeit in ihre Einzelteile und macht so deutlich, wie augenscheinlich niveaulos so manche Interpreten – darunter mit Sicherheit


auch genügend begabte Lyriker – damals zu Werke gingen. Teilweise unglaublich, dass diese Songs dann trotzdem die Charts stürmten, vor allem wenn man sich vor Augen führt, dass Stücke wie "Fred vom Jupiter", "Die Sennerin vom Königssee" oder "Ich will Spaß" auch musikalisch alles andere als Offenbarungen waren. Irgendetwas muss also dran gewesen sein an diesen Songs, irgendwo muss doch das Hitpotenzial dieser seltsamen Lieder zu entdecken sein – nur wo? Bei der kurzweiligen Suche liefert der Autor eine teilweise fast wissenschaftliche Aufarbeitung der Texte, die man aber genauso wenig todernst nehmen sollte wie die Liedtexte aus der NDW-Zeit. Sei es, wie es will, Lust auf Musik aus dieser Epoche macht die Lektüre allemal.

NANA MOUSKOURI WEISSE ROSEN AUS ATHEN 1962 wurde ihre erste deutschsprachige LP gleich mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet, digital remastert und um zwei Bonus-Tracks erweitert erscheint jetzt eine CD-Neuauflage von Nana Mouskouris WEISSE ROSEN AUS ATHEN. Mit dabei natürlich nicht nur der Titelsong (aus dem WolfgangMueller-Sehn-Film Traumland der Sehn" sucht"), sondern zahlreiche weitere Hits, die sich der Sehnsucht nach fernen Ländern sowie dem Heimweh nach Wind und Meer widmen. Wunderschön natürlich "Ta Pedia h VerV Tou Pirea", die griechische sion von "Ein Schiff wird kommen", hörenswert die so genannte Rhodos-Melodie "Einmal weht der Südwind wieder"; mit "Am Horizont irgendwo" gibt es die deutsche Version von "These Are The Times". Passend zu diesem nostalgischen Blick zurück in die frühen 60er Schlager-Jahre ist auch der Originalabdruck der LP-Rückseite im Booklet, inklusive Mouskouri-Kurzbiografie. (Koch/Universal, 16/43:53 Min.)

STORM DIE MEUTERER VON ANKER Von Romano Molenaar, Jorg De Vos 2012, Splitter Verlag ISBN 978-3-94086-478-9 64 Seiten; 15,80 Ð

Sein Name ist Storm. Ein Astronaut des 21. " Jahrhunderts. Längst hat er sich damit abgefunden, dass es für ihn keine Rückkehr in seine eigene Zeit geben kann. Zusammen mit seiner Gefährtin Rothaar wird er auf den Piratenplanet Pandarve teleportiert und muss sich in dieser fremden Welt mit ihren eigenen Gesetzen behaupten. Er gewinnt neue Freunde wie den Roten

Prinzen Nomad, muss sich aber auch immer wieder eingeschworenen Feinden entgegenstellen, w wie dem machthungrigen M Marduk oder der durchtriebbenen Boforce." Das ist in kkurzen Worten der Inhalt dder 26. Storm-Episode. D Doch die Story des neuen T Texters (und bisherigen K Koloristen) Jorg De Vos ist nur die eine Seite dieser klasse aufgemachten S i für fü einen i G ß Serie, Großteil ihrer ungebrochenen Faszination ist weiterhin Zeichner Romano Molenaar verantwortlich. Unglaublich detailverliebt gelingt es ihm, Bilder und Wesen eines Fantasy-Universums zu erschaffen, die ohne Zweifel zu den besten der Comicwelt gehören. Und wie immer gibt es im hinteren Teil des Bandes zahlreiche Erläuterungen zur Story, Vorstufen der Charaktere sowie Work-In-Progress-Seiten zu studieren, so dass man hier zusätzlich einen interessanten Blick hinter die Kulissen einer Comic-Geschichte erhält.

DER KOMMISSAR KOMPLETTBOX Nach ihrer stückchenweisen Veröffentlichung in vier getrennten Kollektionen gibt es jetzt alle Folgen der wohl kultigsten aller deutschen TVKrimserien auf sage und schreibe 28(!) DVDs in einer Box. Am Anfang steht ein Mord, am Ende die Aufklärung. So einfach sich dieses Konzept anhört, so vielfältig offenbaren sich die menschlichen Eitelkeiten, die letztendlich zu den tragischen Entwicklungen der Kriminalfälle führen. Das sind der Kern und das Reizvolle an Der Kommissar", jener Serie, die von 1969 bis " 1976 mit 97 Folgen stets am Freitag um 20.15 Uhr die Straßen leerfegte und die Nation vor dem Fernseher vereinte. Kommissar Herbert Keller (Erik Ode) und seine Mitarbeiter Walter Grabert (Günther Schramm), Robert Heines (Reinhard Gle Glemnitz), Harry Kl (Fritz Wepper) Klein so sowie später auch se Bruder Erwin sein K Klein (Elmar Wepp per) und Fräulein R Rehbein (Helma S Seitz) ermittelten in ü 90 spannenden über u vielschichtigen und K Kriminalfällen in München und Umgebung. Eine Krimireihe, die stets aktuelle Themen ihrer Zeit aufgegriffen hat und den moralisch rechten Weg zur Wahrheitsfindung nie aus den Augen verlor – und die nebenbei natürlich noch ein Stück deutsche TV-Geschichte ist. (Universum Film GmbH, 28 DVDs, 5165 Min.) GoodTimes

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DIE AUTOBIOGRAFIE UND DAS SEXLEBEN DES ANDY WARHOL Von John Wilcock 2012, Hannibal Verlag ISBN 978-0-97061-261-8 256 Seiten; 39,99 Ð

Entgegen dem Titel ist dieses großformatige Buch weder Autobiografie noch Sex-Tagebuch. Vielmehr ist es die erste, komplett auf Interviews basierende Biografie Andy Warhols. Nach einer kurzen Einführung in das Leben Warhols mit Hilfe zahlreicher Anekdoten aus den knallbunten späten 60er und frühen 70er Jahren enthält es 20 faszinierende Interviews mit seinen g engsten Vertrauten, Freunden und natürlich mit dden Superstars aus sein nem Umfeld. Sie lassen d berühmt-berüchtigte die F Factory-Szene wieder l lebendig werden und e eröffnen dem Leser Einblicke, wie sie nur selten in dieser Tiefe ö li h sind. i d D möglich Darüber hinaus erlauben sie einen intimen Blick auf die Persönlichkeit und das Privatleben des Künstlers während der Jahre seiner aufblühenden Popularität. Autor John Wilcock, akribischer Beobachter der New Yorker Kunstszene, gehörte zum inneren Kreis der Factory und somit zu den engsten Vertrauten Warhols. Die einmalige Andersartigkeit dieses Menschen inspirierte Wilcock zu den Interviews mit den schillernden Charakteren einer aufregenden Epoche, darunter Lou Reed, Nico, Leo Castelli, Marisol, Ultra Violet oder Gerard Malanga. Ursprünglich wurde dieses Buch bereits 1971 von John Wilcock veröffentlicht. Für die 2012er Neuauflage wurde es neu editiert und mit über 120 größtenteils bisher unveröffentlichten Abbildungen, Filmfotos und Warhol-Bildern erweitert. So wurde aus einer Interviewsammlung ein opulenter Bildband, der einen anregenden und informativen Einblick in das Leben eines komplexen und sicher nicht einfach zu verstehenden Künstlers bietet.

DR. MABUSE IM FILM Solveig Wrage (Hrsg.) 2011, Reinhard Weber Fachverlag ISBN 978-3-94312-700-3 158 Seiten; 21 Ð

Vor gut 90 Jahren erschuff der Luxemburger Schrift-steller Norbert Jacques die Figur eines Superverbrechers namens Dr. Mabuse. 1921 erschien der erste Roman über den Psychoanalytiker mit hypnotischen Fähigkeiten. Noch im selben


from the past Jahr verfilmte Fritz Lang diese Vorlage mit dem Titel Dr. Mabuse, der Spieler", wobei die diabo" lische Darstellung des Dr. Mabuse durch Rudolf Klein-Rogge bis heute unerreicht ist. Auch zehn Jahre später, als Lang mit Das Testament des Dr. " Mabuse" einen zweiten Roman von Norbert Jacques verfilmte, gelang eine eindrucksvolle Darstellung des Bösen, das fortan mit der Filmfigur des Dr. Mabuse verbunden wurde. Alle weiteren Filme, die im Laufe der Jahre von Regisseuren wie Harald Reinl, Werner Klingler, Paul May oder Claude Chabrol mit Schauspielern wie Gert Fröbe, Lex Barker, Klaus Kinski, Dieter Borsche, Senta Berger, Theo Lingen, Harald Juhnke, Karin Dor, Siegfried Lowitz oder Daliah Lavi entstanden sind, finden sich aufs Ausführlichste dargestellt in Dr. Mabuse im Film". Alle Pro" duktionsinfos, Darsteller und Beteiligten hinter den Kulissen sind aufgeführt, dazu wird Drehbuch, Produktion sowie Analyse und Kritik genügend Platz eingeräumt. Profund und höchst informativ taucht man so tief in die (Film-)Welt des Dr. Mabuse ein. Für Genre-Fans ohne Zweifel ein unverzichtbares Nachschlagewerk.

FURIOUS LOVE ELIZABETH TAYLOR UND RICHARD BURTON – DIE LIEBESGESCHICHTE DES JAHRHUNDERTS Von Sam Kashner, Nancy Schoenberger 2012, Heyne ISBN 978-3-45320-012-8 544 Seiten; 24,99 Ð

Wenn in den letzten Jahren Liebesgeschichten in den Medien auftauchten, wirkten diese meist unangenehm aufgebauscht, fade und irgendwie nicht lebendig genug. Da wird sich jeder gerne an das Paar des 20. Jahrhunderts erinnern, bei dem Leidenschaft, das Übertreten von Grenzen und das Zusammentreffen schillernder Charaktere den wohl besten Filmstoff außerhalb eines Films ergaben. Elizabeth Taylor und Richard Burton lernten sich 1962 bei den Dreharbeiten zu dem Monumentalepos Cleopatra" ken" nen, verliebten sich und standen von da an auf den ersten Seiten der Regenbogenpresse. Filme wie Hotel International", den sehr beeindruckenden " ... die alles begehren" oder Wer hat Angst vor " " Virginia Woolf?" wurden Klassiker und spiegeln das leidenschaftliche Verhältnis der beiden wider, die zweimal heirateten und sich wieder scheiden ließen. Die akribische Recherche, zahlreiche Originaldokumente (Taylor stellte den Autoren Briefe Burtons zur Verfügung) und der packende Schreibstil vereinen sich zu einer der schönsten Biografien, die in den letzten Jahren auf dem deutschen Buchmarkt erschienen ist.

BERLIN EDITION GESAMTAUSGABE

Aus zehn Filmen, in denen die deutsche Metropole eine Haupt- oder Nebenrolle spielt, besteht die Mitte März veröffentlichte Gesamtausgabe der Berlin Edition". Mit Berlin-Alexanderplatz" " " aus dem Jahr 1931 beginnt diese Filmschau. Maria Bard, Heinrich George, Bernhard Minetti und Margarete Schlegel zeigen unter der Regie von Piel Jutzi ein erschreckend realistisches Bild der Schwierigkeiten, mit denen Franz Biberkopf – frisch aus dem Gefängnis entlassen – bei der Rückkehr ins normale Leben zu kämpfen hat. Ebenso realistisch schilderte Roberto Rossellini 1948 mit Deutschland im Jahre Null" das Leben " des zwölfjährigen Edmund im zerstörten Berlin des Jahres 1945. Eine Paraderolle für Heinz Rühmann war die 1956er Verfilmung von Der " Hauptmann von Köpenick". Im gleichen Jahr erschuf der junge Regisseur Georg Tessler mit Karin Baal, Horst Buchholz, Christian Doermer und Jo Herbst Die Halbstarken", das deutsche Ge" genstück zu Rebel Without A Cause" (deutscher " Titel: … denn sie wissen nicht, was sie tun") " mit James Dean in der Hauptrolle. Rebellierende Jugendliche auf der Sinnsuche, kompromisslos und authentisch dargestellt. Mit Top-Besetzung (Horst Buchholz, James Cagney, Arlene Francis, Hanns Lothar, Liselotte Pulver, Howard St. John) inszenierte Billy Wilder 1961 die Agentenkomödie Eins, Zwei, Drei". Preisgekrönt auch Der " " Himmel über Berlin" aus dem Jahr 1987, in dem Wim Wenders zwei Engel auf der Suche nach irdischen Gefühlen durch die Straßen Berlins streifen lässt. Den schillernden und verrückten Seiten der Metropole widmete sich Reinhard Hauff 1987 in seinem Rockstar-Roadmovie Linie 1". Mit " Sonnenallee" und Good Bye, Lenin!" wurden " " dann auch das DDR-Berlin der 70er Jahre sowie der Mauerfall und dessen Folgen zum Filmthema. Der auf der Berlinale 2011 vorgestellte Thriller Unknown Identity" mit Liam Neeson, Diane " Kruger und January Jones in den Hauptrollen beschert dieser DVD-Box ein würdiges Ende, hochspannend und Action-geladen. (Studiocanal, 10 DVDs, 966 Min.)

KINSKI TALKS 3 Schier unerschöpflich ist das Reservoir an TVAusschnitten, in denen Klaus Kinski sein Talent (oder seine bis zur Perfektion gespielte Fähigkeit) bewies, Gesprächspartner und Zuhörer mit proSeite

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vokanten Äußerungen, ignorierender Gleichgültigkeit oder aufbrausender Aggressivität vor den Kopf zu stoßen. So erschien Mitte März bereits die dritte DVD, Kinski Talks 3", auf der man " Kinski mit seinen zahlreichen Facetten in unterschiedlichen TV-Formaten folgen kann. Zwei Ausschnitte sind Beiträge zur Sendung Apro" pos Film", einmal aus dem Jahr 1971 und einmal 1975. Mit dem so genannten Waldinterview ist eine der rarsten Perlen aus dem Kinski-Fundus auf der DVD vertreten. Erstmals wurde das sonst nur in Ausschnitten verwendete Material des Bayerischen Rundfunks aus dem Jahr 1971 wieder in seinen Ursprungszustand zurückgeschnitten ten, so dass man Kinskis A Ausführungen über seine R Rezitation Jesus Chris" tu Erlöser" (uraufgetus fü am 20. November führt 1 1971 in der Berliner D Deutschlandhalle) im O Originalkontext verfolg kann. Das vielleicht gen schönste und gleichzeitig informativste aller Kinski Inte Kinski-Interviews wurde am 26. November 1979 in der Kinowerkstatt" des SFB " ausgestrahlt. Ruhig, freundlich und konzentriert beantwortet er die Fragen von Michael Strauven, verzichtet auf die üblichen Eskapaden und gibt so viel über sich und seine Weltanschauung preis. Ähnlich entspannt erlebt man ihn 1979 beim Filmfestival im amerikanischen Telluride, als er dort zusammen mit Werner Herzog für einen lokalen Fernsehsender Rede und Antwort stand (englisch mit deutschen Untertiteln). 1982 besuchte Kinski auf PR-Tour für Fitzcarraldo" " seinen Kollegen aus Edgar-Wallace-Zeiten, Joachim Fuchsberger. Obwohl sein Auftritt fahrig und seltsam ziellos wirkt, trotzt er auch hier allen Klischees, gibt im Vergleich mit sonstigen TVDarbietungen den geduldigen und freundlichen Mimen. Mit einem viertelstündigen Beitrag des österreichischen Journalisten, Regisseurs und Drehbuchautors Peter Hajek beschließt dieser dritte Teil die Kinski-Talks-Reihe, liefert für Filmfans, die nicht (nur) an seinen Eskapaden interessiert sind, die wohl interessantesten Blicke auf Klaus Kinski. (Universal, 138 Min.)

PERRY RHODAN DIE CHRONIK BAND 2 Von Michael Nagula 2012, Hannibal Verlag ISBN 978-3-85445-330-7 576 Seiten; 24,99 Ð

Mit insgesamt über einer Milliarde (!) verkaufter Exemplare ist Perry Rhodan" die erfolgreichste " Science-Fiction-Serie der Welt. Der erste Band der Chronik schilderte die Jahre 1961 bis 1974, also die Zeit, in der Verleger Rolf Heyne mit


den Autoren Karl-Her-bert Scheer und Walterr k Ernstling (aka Clark Darlton) ein neuartigess Science-Fiction-Format zu weltweiter Bekanntheit führte. Der nun vorliegende zweite Band der Perry Rhodan"" Chronik schildert den Wandel der Reihe unter der Verantwortung des neuen Chefautors William Voltz von Mitte der 70er bis zum Beginn der 80er Jahre. Mit der aufkommenden Friedensbewegung, mit einer Leserschaft, deren Interessen vor neuen ökologischen und philosophischen Themen keinen Halt machten, war auch der wöchentliche Heftroman gezwungen, sich diesen Fragen zuzuwenden. Journalist (und als Perry Rhodan"-Autor von 2001 bis 2007 " natürlich auch Insider) Michael Nagula hat für diese Rückschau akribisch recherchiert, hat mit Hilfe von unzähligen Originaldokumenten aus dem Verlag und Gesprächen mit Autoren und Mitarbeitern eine fesselnde Chronik zusammengestellt, die sich neben den Geschehnissen rund um die Serie auch ausführlich den Schlüsselereignissen der Romanhandlung widmet. Aufgelockert wird die Chronik durch zahlreiche interessante Geschichten rund um die Serie, durch eingeschobene O-Töne, Anekdoten sowie durch zwei Bildabschnitte mit Cover-Abbildungen und Fotos der Macher im Hintergrund. Pflichtlektüre für Science-Fiction-Fans.

ALS BILDER ANFINGEN ZU LAUFEN Eine Sammlung kurzer 35-MillimeterStummfilme aus den Anfangstagen der Kinogeschichte vereint diese DVD. Von Charlie Chaplin, Snub Pollard, Izzie und Lizzie sowie Jimmy Aubrey stammen die Kurzfilme, die auch nach sehr langer Zeit noch nichts von ihrer Faszination verloren haben. Neben einer Bildergalerie sind als Bonus-Material noch drei der Filme in der Originalversion enthalten, bei der die Texttafeln also in englischer Sprache gestaltet sind. (Carol Media, DVD, 76 Min.)

UNSER SANDMÄNNCHEN UND SEINE FREUNDE KLASSIKER 1– 4 Mit liebevollen Gute-Nacht-Geschichten brachte das Sandmännchen des DDR-Fernsehens Generationen von Kindern mit einer Prise Traumsand ins Bett. Zahlreiche Geschichten

vom Sandmännchen und seinen Freunden gibt es seit Herbst letzten Jahres erstmals auch auf DVD zu sehen, dabei träumt der neugierige Kobold Pittiplatsch von großen Abenteuern. Er möchte zum Nordpol, nach Tukanesien und sogar zum Stern der rosaroten Ziegen. Sein treuer Freund, der Hund Moppi, unternimmt alles, um mitzukommen. Nur gut, dass die verlässliche Ente Schnatterinchen ein Auge auf ihre Freunde hat. In den sieben Episoden der zweiten Klassikerausgabe geht es unter anderem um Herrn Fuchs, den leidenschaftlichen Konst strukteur. Seit einer Woc ist er schon in seinem che B Bau verschwunden, so d dass Frau Elster allmähl vor Neugierde platzt. lich A Herr Fuchs endlich Als h herauskommt, ist ihm – nach eigenen Worten – die wohl größte Erfindung aller Zeiten gelungen. Frau Elster und die anderen Märchenwaldbewohner, Mautz, Hoppel, Onkel Uhu und Meister Schwarzrock, warten ungeduldig auf die erste Vorführung. Das historische Material aus den 70er und 80er Jahren wurde überarbeitet und einer aufwändigen Bildund Tonrestauration unterzogen; jedoch ist der (n)ostalgische Charme der Serie gänzlich erhalten geblieben. Alle FünfMinuten-Geschichten sind einzeln anwählbar und eignen sich so bestens für einen im Fernsehen verpassten Gute-Nacht-Gruß oder einfach zum wehmütigen Reinschauen nebenher. (Sony Music, 4 einzeln erhältliche DVDs, jeweils 57 Min.)

ROMY Von Jean-Pierre Lavoignat 2012, edel ISBN 978-3-84190-141-5 288 Seiten; 36 Ð

Ihr Vorname hat sie " für immer berühmt gemacht. Er ist einmalig und bleibt allzeit mit ihr verbunden. Man muss nur Romy' sagen, und ' schon taucht ihr Blick vor dem inneren Auge auf, der so frisch, so klar li h entziehen i h und tief ist, dem man sich unmöglich kann, dem man nicht widerstehen kann." So beginnt Jean-Pierre Lavoignat seine Einführung in das Leben von Romy Schneider. Außer bei dieser Einführung (sowie einem ausführlichen GoodTimes

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Interview mit ihrer Tochter Sarah Biasini) verzichtet Lavoignat auf Wortbeiträge, lässt dafür aber eine Unmenge an Bildern sprechen, zeigt die einzigartige Schauspielerin in all ihren Facetten. Beim Schmücken des Weihnachtsbaumes, beim Lümmeln im Strandkorb, mit ihrer Mutter Magda im Wiener Café Sacher, dazu natürlich viele Aufnahmen, die während der Dreharbeiten zu ihren zahlreichen Filmen entstanden, bei gesellschaftlichen Anlässen oder als Aktmodell. Ein opulenter Bildband, der Romy Schneider in ihrer ganzen Schönheit und Anmut zeigt – und den Leser sprachlos zurücklässt.

60x DEUTSCHLAND JUBILÄUMSBOX 60 JAHRE BRD Jetzt gibt es sechs Jahrzehnte Deutschlands in bewegten Bildern. 60 x Deutschland" ist " ein herausragender historischer Rückblick, detailliert und ausführlich dokumentiert mit Material aus den ARDArchiven und moderiert von Sandra Maischberger. In einer Geburtsstunde ohne Prunk und Pathos verabschiedete der Parlamentarische Rat am 23. Mai 1949 eine provisorische Verfassung für die drei westlichen Besatzungszonen: das Grundgesetz " für die Bundesrepublik Deutschland". Wenige Monate später ziehen die Machthaber in der sowjetischen Zone nach und rufen am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik aus. Mehr als vier Jahrzehnte lang existierten diese beiden deutschen Staaten nebeneinander. Jahrzehnte, die es in sich hatten, dramatische Ereignisse, schicksalhafte Entscheidungen und prägende Momente. Zwei Staatsgründungen, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Kalter Krieg und Mauerbau, Rüstungswettlauf und Entspannung, Mauerfall und Wiedervereinigung. Umbrüche, Krisen und Neuanfänge – und dazwischen das ganz normale Leben und der Alltag der Menschen in West und Ost. (edel, 6 DVDs, 840 Min.)

DER BULLE & DAS FLITTCHEN B-Movies sind Kult. Besonders dann, wenn sich wie in Der Bulle & das Flittchen" ein " namhafter Schauspielerr wie Telly Savalas ( Ko-" jak") und das 80er-Jahre-Pop- und GlamourSternchen Pia Zadora darin tummeln. 1982 inszenierte Matt Cimber die belanglose Story um eine Nachtclub-


from the past Sängerin in Las Vegas, die sich auf der Flucht vor einem Killer-Kommando auf die Qualitäten eines knallharten Cops verlassen muss. Dass dabei auch oft die logischen Grenzen verlassen werden oder statt gehobener Filmkunst Drehbuchschwächen im Vordergrund stehen, das liegt in der Natur der Sache. Wie gesagt: B-Movie – aber Kult! (Carol Media, DVD, 85 Min.)

Schnell spielte sich diese Serie Ende der 60er Jahre in die Herzen der deutschen Krimifans, das Team um den herzlich-rauen Hauptdarsteller ist einfach genial zusammengesetzt, die Dialoge (besonders in der englischen Originalfassung) unschlagbar gut. Auf vier DVDs enthält diese Box die ersten zwölf Episoden sowie mit Ein beinahe tödlicher Fall" den Pi" lotfilm zur Serie. (edel, 4 DVDs, 629 Min.)

CHANTAL CHANTAL COMPLETE OMPLETE

POP: EIN SCHNELLKURS

1969 wurde vonn Michael Hofmann von der Weiden das Folkensemble Chantal gegründet. Anfangs noch mitt te Gesang formte er im Laufe derr Zeit rumentaleine reine Instrumentalgruppe daraus. Mit konzertanter Musik, mit einer außergewöhnlichen Balance zwischen unterschiedlichsten Instrumenten und ohne Arrange Scheu vor stilübergreifendenn Arrangements führte er Chantal zu außergewöhnlichen Erfolgen. Mit Gitarre, Mandoline, Flöte, Harfe, Oboe, Cello, Violine und Perkussion unternahmen sie eine musikalische Zeitreise. Von Barock und Klassik über Irish Folk bis Popund Rockmusik, vom Mittelalter bis hin zu den Beatles reichte die Bandbreite. Mit CHANTAL COMPLETE legt das Zounds-Label nun die komplette Werkschau aller auf CD und DVD veröffentlichten Titel der Gruppe vor und sorgt so für eine angemessene Würdigung einer langen und vor allem bunten Karriere. (Zounds, 26 CDs, 2 DVDs)

Von Markus Caspers

DER CHEF SEASON 1 EPISODE 1–12 Durch die Kugel eines Verbrechers von der Hüfte abwärts gelähmt, muss Robert Ironside (Raymond Burr) den direkten Kampf gegen die Gangster San Franciscos aufgeben. Aber nicht ganz: Ironside überzeugt Chief-Commissioner Randall (Gene Lyons), ihn als Spezialberater w weiter zu beschäftigen. M seinem ehemaligen Mit A Assistenten Sergeant Ed B Brown (Don Galloway), d Polizistin Eve Whitder field (Barbara Anderson) s sowie seinem persönl lichen Leibwächter, d dem Ex-Häftling Mark Sanger (Don Mitchell), nimmt Ironside als Chef einer Sonderabteilung wieder den Kampf gegen das Verbrechen auf.

2011, DuMont ISBN 978-3-83219-320-1 190 Seiten; 16,99 Ð

Markus Caspers, Professor an der Hochschule N Neu-Ulm, gehört ganz offensichtlich zu den w wenigen Dozenten, die sich vom akademischen S Sprachgebrauch lösen und einen dem Thema aangemessenen und verständlichen Text verfasssen können: In dem kleinen, aber hochinformattiven Büchlein erläutert Caspers das Phänomen P Pop in allen seinen Erscheinungsformen, besschränkt sich also nicht nnur auf die Musik. Die M Medien, Mode, die bilddende Kunst, der Film und soziale Strömungen, wie die ab den 50ern aufblühenden Jugendkulturen, werden als Beispiele herangezogen, um den Begriff Pop erschöpfend und detailliert zu erläutern. Neben einem dichten und kompakten Text überzeugen zudem die mit viel Liebe ausgesuchten Fotos und Abbildungen. Vorbildlich.

DUNDERKLUMPEN Dunderklumpen ist ein dickwanstiger, liebenswerter Troll,, der sich sehr einsam fühlt – dafür aber Spielzeugfiguren zum Leben erwecken kkann. Die liebevolle und qqualitativ hochwertige U Umsetzung (halb Zeicchentrick-, halb Realfilm) der schwedischen P Produktion aus dem Jahr 11973 (kam zu Weihnachte ten 1976 in die westdeuth i iim S schen Kinos, Sommer 1977 dann auchh in die DDR) sorgte schnell dafür, dass sich Dunderklumpen" tief in die Erinnerung der " jungen Kinobesucher eingrub. Auch heute ist es noch ein bezaubernder Film mit einem ganz speziellen Charme. Liebevoll geprägtee Charaktere und wunderschön gezeichnete Fi-guren (in die man sich einfach verlieben muss)) machen diesen Film im Einklang mit einer fan-Seite

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tasievoll erzählten Geschichte zu etwas ganz Besonderem – ganz gleich, ob man ihn wieder – oder neu entdeckt. (edel, DVD, 82 Min.)

BEST OF DISCO 71– 82 Von 1971 bis 1982 produzierte und moderierte Ilja Richter 133 Folgen der ZDF-Musiksendung Disco". Von " deutschem Schlager über Pop und Glam bis zu handfestem Rock reichte das m dieser Sendung, Sendung entweder stilistische Spektrum live, playback oder als Videokonserve traten die Stars und Sternchen vor Publikum auf, immer wieder aufgelockert durch eingeschobene Sketche und Parodien von Ilja Richter und seinem Team. Zwölf hochformatige Hardcover-Bücher sind in der Best Of Disco"-Box enthalten, jedes " liefert auf einer CD 20 Originaltitel aus dem jeweiligen Disco"-Jahr mit. In jedem Buch gibt " es einen kurzen zeitgeschichtlichen Abriss, die größten Hits (mit Band, Album und Song des Jahres), die Playlisten aller Disco"-Sendungen (also " welcher Song wurde wann in welchem Jahr in welcher Sendung gespielt) sowie eine kurze Vorstellung aller Songs der CD. Klasse Service, toller Zeitvertreib – es macht tierisch Spaß, in diesen Büchern zu blättern, die alten Fotos anzusehen und dazu Musik zu lauschen, die man teilweise seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hat. Denn bei der Zusammenstellung der CDs wurden glücklicherweise nicht nur die bekanntesten Songs aus dieser Zeit berücksichtigt (wobei die großen Hits natürlich alle dabei sind), sondern auch Außenseiter wie Teach-In ("Ding A Dong"), Leif Garrett ("Surfin' USA"), Frank Farian ("Rocky") oder Peter Kent ("It's A Real Good Feeling"). Eine toll gemachte, hochwertige Box, die in keiner 70erJahre-Musiksammlung fehlen sollte. (Sony Music, 12 Bücher + CDs)

DER DOKTOR UND DAS LIEBE VIEH STAFFEL 1 England in den 30er Jahren: Der junge Tierarzt James Herriot findet eine Anstellung bei seinem älteren Kollegen Siegfried Farnon in dess Praxis in Darrowby in dessen der Grafschaft Yorkshire. Die stör störrischen Bauern sind dem jun jungen James gegenüber anfan skeptisch, doch er befangs w währt sich und darf sich um s sämtliche kollabierenden K Katzen und kalbenden Kühe kümmern. Ebenso


um den fetten Pekinesen von Mrs. Pumphrey, und dann ist da ja auch noch die hübsche Farmerstochter Helen, die er bei seinen Hausbesuchen kennen lernt. Aber das Tierarztleben lässt wenig Zeit für diese Herzenssache. Liebevoll und detailreich schildert diese BBC-Serie das britische Landleben, deren Episoden seinerzeit für die ARD-Ausstrahlung auf jeweils 45 Minuten gekürzt wurden. Das führte dazu, dass man die zusätzlichen Szenen der längeren Episoden nur" in Englisch mit deutschen Unterti" teln ansehen kann, was die Wiedersehensfreude echter Fans aber kaum beeinträchtigen dürfte. (Universum Film, 4 DVDs, 643 Min.)

DREI DAMEN VOM GRILL

ka kann, wer – und wie gut un und edel – er wirklich is Auch Gunfighter" ist. " sp spielt gekonnt mit den b bekannten Gut-BöseC Charakteren, garniert d durch die Liebesges schichte einer Frau, deren hinterhältiger und mörderischer Bruder nichts unversucht lässt, um den Helden unter die Erde zu bekommen. Beide Filme sind interessante Alternativen für all jene, die Red " River", Ringo" oder Rio Bravo" schon oft " " genug angesehen haben (KNM Home Entertainment, 55 + 55 Min.)

1. BOX, FOLGEN 1–26 Immer auf den vordersten Plätzen landen die Drei Damen vom Grill", wenn darüber ab" gestimmt wird, welche TV-Serie den größten Kult-Faktor hat. Die drei Färber-Damen ((Großmutter,, Mutter und Tochter, gespielt von B Brigitte Mira, Gabriele S Schramm und Brigitte G Grothum) wohnen eintr trächtig in einer Berliner A Altbauwohnung und b beschließen (gezwung genermaßen), eine eigen berufliche Existenz ne aufzubauen. Otto (eine Paraderolle für Günter ) agiler il Fahrer F Pfitzmann), einer Wurst- und Fleischwarenfabrik und nebenher mit einer der Damen liiert, hat die Idee, einen gebrauchten Imbisswagen auf der Nolle" – dem traditi" onsreichen Nollendorfplatz im Herzen Berlins – zu stationieren. Neben den üblichen Problemen mit Behörden, Kunden und Verwandtschaft werden die Folgen durch eine ganze Reihe Gaststars gewürzt, die auf eine Bock- oder Currywurst bei den drei Damen am Grill vorbeischauen: Ilja Richter, Rainer Hunold, Christian Wolf, Katharina Bayer und viele andere. (edel, 6 DVDs, 660 Min.)

JOHN WAYNE CLASSIC COLLECTION TEXAS TERROR + GUNFIGHTER Zwei weitere Ausgaben aus der John " Wayne Classic Collection" zeigen den amerikanischen Schauspieler auf der richtigen" " Seite des Gesetzes. In Texas Terror" dauert " es aber bis zum großen Showdown, bis sich alle Missverständnisse und falschen Verdächtigungen auflösen und John Higgins (John Wayne) beweisen

101..., DIE SIE SEHEN SOLLTEN, BEVOR DAS LEBEN VORBEI IST Von Steven Jay Schneider (Hrsg.) 2012, Edition Olms jeweils 416 Seiten; je 9,99 Ð

Der Herausgeber Steve Jay Schneider nimmt den Leser auf einen Streifzug durch die Filmgeschichte mit und listet in seinen drei Bänden zahlreiche Streifen auf, die von verges" sen" bis Blockbuster" " reichen. In 101 Actionfilme" präsentieren " Schneider und seine Mitarbeiter von Unter " P Piratenflagge" (1935) ü über klassische Katast trophenfi lme ( Die Höl" llenfahrt der Poseidon", 11972) bis hin zu Die " B Bourne Verschwörung" (2004) Reißer, die den B Blutdruck in die Höhe ttreiben und den Herzschlag beschleunigen. Wer über ein gutes Nervenkostüm verfügt, kann sich die 101 Horrorfilme" zu Gemüte " führen, die von frühen Schockern ( Dracula" " mit Bela Lugosi, 1931) über Roger-CormanKlassiker ( Satanas – " Das Schloss der blutigen Bestie", 1964) bis in die jüngere Vergangenheit reichen ( Scream – " Schrei!", 1996). Nach so viel knallharter Re" alität" stehen in 101 " Science-Fiction-Filme" Ausflüge in die Weiten des Alls an. Planet der Affen" (1968), " Krieg der Sterne" (1977) oder gelungene " Parodien ( Men In Black", 1997) stehen für " die Vielfalt eines Genres mit reichlich PoGoodTimes

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tenzial. Neben Kurzbeschreibungen der jeweiligen Filme darf sich der Leser auf Abbildungen von Plakaten und Filmfotos freuen. Auf der Suche nach Entdeckungen sehr hilfreich.

MARIUS MÜLLER-WESTERNHAGEN FILM-KLASSIKER-EDITION Diese exklusive Sammlerbox mit sieben kultverdächtigen Filmen mit Marius Müller-Westernhagen ist ein interessanter und überaus unterhaltsamerr Querschnitt durch das Frühwerk des Musikers und Schauspielers. Er beginnt 1967 mit Der " Unfall", bevor dann zwischen 1976 und 1980 mit sechs weiteren Filmen die produktivste Zeit seiner Filmkarriere folgte. Die Bandbreite seines Schaffens ist enorm, von der Komödie über das Psychodrama bis hin zur anspruchsvollen Literaturverfilmung reicht das Spektrum. Entstanden sind die Filme unter namhaften Regisseuren wie Peter Beauvais, Oswald Döpke und Tankred Dorst. Die erste Riege der deutschen Schauspieler ist zu sehen, von Jürgen Flimm über Vadim Glowna bis zu Katharina Thalbach. Mit dabei auch Aufforderung zum Tanz (Theo, der Zo" cker)" aus dem Jahr 1977. Dieser von Peter F. Bringmann inszenierte Film legte den Grundstein für den späteren Mega-Erfolg von Theo " gegen den Rest der Welt", der das (Film-) Image des sympathischen Verlierers und nie aufgebenden Kämpfers Marius Müller-Westernhagen nachhaltig prägte. Alle Filme erscheinen erstmals auf DVD und sind zum Teil seit über 20 Jahren nicht mehr im Fernsehen zu sehen gewesen. (Pidax/Alive, 7 DVDs, 720 Min.)

RAPPELKISTE FOLGE 1– 28 Ohne Zweifel gehört die Rappelkiste" zu den " Klassikern des deutschen Kinderfernsehens. Die Kultfiguren Ratz und Rübe mit ihrem Abzählreim Ene mene miste, es rappelt in der " Kiste" kennt heute noch jedes große und kleine Kind. In den 70er Jahren, jeden Sonntag zur Mittagszeit, fegte das Anarcho-Duo den Muff der althergebrachten Bewahrpädagogik aus den Kinderzimmern. Kein Thema war tabu, wenn Geschichten aus dem Alltag der Kinder erzählt wurden, wenn groteske Figuren wie Oswin und Nickel, die Bauklötze,


from the past die Ompis als Knetfiguren oder auch kurze Realfilme mit fünfjährigen Hauptdarstellern für Abwechslung sorgten. In chronologischer Reihenfolge geht es vier DVDs lang durch die ersten 28 Folgen der Rappelkiste", gibt es 14 " Stunden erstklassige Kinder-Unterhaltung. (Aviator Entertainment, 4 DVDs, 840 Min.)

Doch er kann sie nur durch einen radikalen Frieden retten. Die verschiedenen Elemente, die von Weltraumsaga über Sozialkritik bis hin zu visionären Konzepten reichen, heben diesen Roman von vielen anderen amerikanischen Veröffentlichungen ab – auch wenn die Darstellung der Charaktere passagenweise etwas dürftig wirkt.

VARIOUS ARTISTS ROCK TIMES 47/48

WINNETOU

Hinter dieser Reihe stehen mit dem Rundfunkmoderator und Musikfan Frank Laufenberg und dem Stuttgarter Spezial-Label Z Zounds zwei Partner, ddie man in Kennerkreissen nicht mehr groß v vorstellen muss. In los Abständen veröfsen f fentlichen sie die Oldie-Edition HISTORY OF ROCK TIMES, aktuell ist Volume 2 erschienen. Die CD widmet sich den Jahren 1947 und 1948. Wie gewohnt beschränkt sich diese Edition nicht nur auf den reinen Musikgenuss, im dicken Booklet gibt es neben einigen Worten zur Zeitgeschichte die ausführliche Story zu jedem Titel, werden Interpreten wie Amos Milburn ("Chicken-Shack Boogie"), Sonny Thompson ("Long Gone"), die legendären Orioles ("It's Too Soon To Know"), Count Basie ("Open The Door, Richard"), Nat King Cole ("Nature Boy") oder die Harmonicats ("Peg O' My Heart") nähergebracht. Einfach klasse! (Zounds, 27/77:24)

BAND 1

DAS SILBERNE SCHIFF Von Brenda Cooper 2012, Blanvalet ISBN 978-3-44226-800-9 586 Seiten; 8,99 Ð

Im Gegensatz zu den 60er und 70er Jahren nimmt die Science-Fiction-Literatur heutzutage ein eher schmales Marktsegment ein, was sicherlich nicht an der Qualität der Titel liegt, sondern eher an modischen Strömungen auf dem Buchmarkt. Das Silberne Schiff" ist " der zweite Teil eine Space-Opera, in deren Mittelpunkt Joseph Lee steht, der seinen Heimatplaneten verlassen hat und nach einer ausgedehnten Reise in die Tiefen des Alls zwei Jahre später wieder zurückkehrt, um seine Schwester Chelo zu holen. Doch er findet sie nicht und vermutet, dass das Mädchen von den Siedlern, einer konservativen Gruppierung, getötet wurde. Es beginnt ein Krieg, bei dem Joseph erfährt, dass Chelo noch lebt.

Von Helmut Nickel 2012, Comicplus+ ISBN 978-3-89474-220-1 224 Seiten; 49 Ð

SCHLAGER ORIGINALE

Bei Comicplus+ ist der erste Band einer Reihe mit Winnetou-Geschichten von Helmut Nickel erschienen. Nickels Arbeit gilt als die beste Umsetzung der Geschichten Karl Mays in Comic-Form. Herausgeber Eckart Sackmann hat keine Mühen gescheut, den Band entsprechend zu gestalten. Angefangen vom grünen Einband über die goldene Schrift bis hin zum aufgeklebten Titelbild erinnert die Comicplus+-Ausgabe an die historischen Buchveröffentlichungen. Zum Inhalt hat diese Neuerscheinung die Handlung der drei Winnetou"-Romane, wo" bei Helmut Nickel den Apachen-Häuptling am Ende allerdings nicht sterben ließ. Der erste Band ist auf 1000 Exemplare limitiert. Redaktionelle Beiträge runden das Lesevergnügen ab. Für den Herbst 2012 ist bereits Band 2 angekündigt, der die kleineren Winnetou-Geschichten von Helmut Nickel umfassen wird. Ob auch noch ein weiterer Band mit den Geschichten um den Schatz " im Silbersee" erscheint, steht noch nicht fest.

CÄSAR GESAMTAUSGABE Von Maurice Tillieux 2011, Ehapa ISBN 978-3-77043-493-0 338 Seiten; 39,99 Ð

Der Ehapa-Verlag bringt die Kurz-Comics des ewigen Pechvogels Cäsar in einer opulenten Gesamtauflage auf den Markt. Das Hardcoverbuch umfasst 340 Seiten und hat somit die komplette Serie zum Inhalt. i h um eine i nebenb Bei Cäsar" handelt es sich " bei erstellte Reihe des Jeff Jordan"-Schöpfers " Maurice Tillieux, der ein begnadeter Szenarist Seite

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und liebevoller Zeichner war. Seine schrulligen Geschichten des Alltagshelden Cäsar schildern dessen Erlebnisse mit der frechen Effi, Wachtmeister Knöllchen oder der resoluten Putzfrau Felicitas. Dabei zieht die Titelfigur meist den Kürzeren. In den 70ern feierte der Comic Erfolge in der Heftreihe Primo". " Dort war er aber nur in Fragmenten erschienen. Format und Ausstattung der Ehapa-Gesamtausgabe von Cäsar" entsprechen der be" reits in dem Verlag erschienenen Bündelung der Jeff Jordan"-Reihe. "

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CHRIS ROBERTS + IREEN SHEER + FREDDY + EDINA POP Auf ein paar brandneue CD-Ausgaben von Polydor-Originalalben aus den 70er Jahren dürfen sich aktuell Freunde von deutscher Schlagermusik freuen. Vor allem beim weiblichen Publikum beliebt war damals Chris Roberts, dessen selbst betitelte LP aus dem Jahr 1971 nun als CD um drei Bonus-Tracks erweitert wurde, darunter mit "Hab' ich dir g dass ich dich liebe?" eiheute schon ggesagt, nner seiner größten Hits. A Auch Ireen Sheers K KEINE LIEBT DICH S WIE ICH (1972) SO eerfährt diese Aufwert tung, auch hier war der B Bonus-Track "Goodby Mama" einer der bye erfolgreichsten Titel. 1973 erweiterte ""Seefahrer" Freddy ssein Repertoire mit L Liedern rund um den E Erdball, mit dem proggrammatischen Titel Ü ÜBERALL IST ES SCHÖN geht es von Hawaii über Moskau, Kopenhagen, Rom, Granada, Athen und San Francisco bis zurück nach Hause, bis nach Hamburg. Nur kurz währte die Schlagerkarriere der gebürtigen Ungarin Edina Pop, deren 1970er LP HALT DIE LIEBE FEST ihrer erfolgreichsten Titel enthält; 1979 engagierte Ralph Siegel sie für seine Gruppe Dschingis Khan, die Deutschland beim Eurovision Song Contest 1979 vertrat. Alle Alben wurden digital remastert und erscheinen im Original-LP-Artwork. (Polydor/Koch/Universal, 4 CDs)


RODERIC GESAMTAUSGABE Von Lucien Meys (Autor), William Vance (Autor, Illustrator), Mirko Piredda (Hrsg.) 2011, Piredda Verlag ISBN 978-3-94127-934-6 6 96 Seiten; 25 Ð

Beim Piredda-Verlag istt der bisher in Deutschlandd unveröffentlichte ComicKlassiker Roderic" er" schienen. Die Geschichte um einen Kreuzfahrer stammt aus der Feder des belgischen Comic-Zeichners William Vance. Der nunmehr 76-Jährige schuf im Laufe seines Lebens eine Vielzahl bedeutender Comic-Vorlagen ( XIII", Howard Flynn", Bruno Brazil", Bob " " " " Morane", Ramiro" und Bruce J. Hawker"). " " Roderic" umfasst zwei Folgen, in denen William " Vance gut recherchiert und grafisch ansprechend umgesetzt die Abenteuer eines jungen Ritters nach dem ersten Kreuzzug schildert. Roderic steht in Diensten der Ritter vom Heiligen Grab (Sancti Sepulcri) und hat sich dem Kampf für die Gerechtigkeit verschrieben. Im ersten Abenteuer trifft er auf die geheimnisvolle Amathea. In der zweiten Geschichte transportiert der Titelheld ein wichtiges Pergament, von dem nicht alle wollen, dass es an seinen Bestimmungsort gelangt. Das Hardcover-Buch ist mit gutem Papier ausgestattet, die Farben kommen schön zur Geltung. Auf den redaktionellen Seiten werden Darstellungen präsentiert, die den Zeichner einst zu seinen Bildern inspiriert hatten.

MARILYN ENTHÜLLUNGEN Von Susan Bernard 2012, edel ISBN 978-3-84190-140-8 208 Seiten; 29,95 Ð

Als Jugendliche stand Susan Bernard mit Stars wie Orson Welles und Henry Fonda vor der h des d berühmten b üh Kamera, heute ist die Tochter Fotografen Bruno Bernard ( Bernard Of Holly" wood") Chefin eines Verlages. Nach Bestsellern wie Hollywood's Ultimate Pin-Up Book" und " Joyous Motherhood" hat sie ihr neuestes Werk "

Marilyn Monroe gewidmet – wobei es richtiger heißen müsste: Sie hat dieses Buch der Verwandlung von einem ungewollten Mauerblümchen in den schillerndsten US-Star der 50er Jahre gewidmet. Beim Verlassen einer Zahnarztpraxis am Sunset Boulevard wurde Bruno Bernard 1946 auf ein vorüberschlenderndes junges Mädchen aufmerksam, folgte ihm und fragte es, ob es nicht Interesse an ein paar Probeaufnahmen habe. Die junge Schönheit stimmte zu, der Rest ist Geschichte. Ausführlich dokumentiert Susan Bernard mit einer Unzahl von Bildern ihres Vaters, vielen Zitaten und handschriftlichen Notizen den Werdegang der Schauspielerin und ihr exzessiven Leben, erzählt eine AschenputtelGeschichte aus einem längst nicht mehr existierenden Amerika – wie man sie bisher in dieser Tiefe und vor allem in dieser Bildgewaltigkeit noch nicht kannte.

LEICHTKRAFTRÄDER IN DEUTSCHLAND Von Frank O. Hrachowy 2012, Motorbuch Verlag ISBN 978-3-61303-406-8 128 Seiten; 9,95 Ð

Nach den Zeiten, in denen man auf einem Mofa mit 25 km/h von Puch oder Zünd(schlapp) durch die Gegend sauste (im Flie" ger" vielleicht sogar mit 30 Sachen), standen in den Achtzigern die kultigen Leichkrafträder auf der nächsten Karrierestufe, für die man damals den Führerschein Klasse 1b machen musste. Die ersten Touren führten dann mit 80 oder 90 km/h durch Deutschland oder das benachbartte Ausland, in denen Jugendliche ihre Freiheit ausleben konnten (Amsterdam!). Das exzellent rrecherchierte Büchlein von Hrachowy listet die in der Dekade üblichen Modelle auf, wobei Fottos, ein informativer Kurztext und detaillierte H Herstellerangaben die Faszination der Donnerhhobel aufleben lassen. Klar, die Yamaha RD 80 MX und die Honda MB 80 waren häufig auf den Straßen zu sehen, was sicherlich auch am Preis lag, denn für eine Zündapp KS 80 oder eine Hercules Ultra musste man deutlich mehr auf den Tresen legen. Tolles Buch, in dem jeder Leser auch so einige unbekannte Modelle entdecken wird.

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VARIOUS ARTISTS 12 POINTS – GRAND-PRIX-HITS AUF DEUTSCH Seit 1956 gibt es diesen Wettbewerb schon, zunächst firmierte er noch unter dem Namen Lieder" wettbewerb der Eurovision" (besser bekannt unter der französischen Bezeichnung Grand Prix Eu" rovision de la Chanson"), seit einiger Zeit schickt jedes Land, das Mitglied der europäischen Rundfunkunion ist, einen musikalischen Landesvertreter zum Eurovision Song Contest", kurz ESC genannt. " Die Liste der Geschicht(ch)en und Anekdoten rund um diesen legendären Wettstreit ist schier endlos, die Anzahl der kläglich gescheiterten Favoriten ist mindestens so lang wie die der unverhofften Gewinner. Arrivierte Stars fielen beim Publikum ebenso durch, wie preisgekrönte Komponisten erkennen mussten, dass ein Grand-Prix-Sieg weder planbar noch vorhersagbar ist – sieht man mal von Stefan Raabs 2010er Coup mit Lena Meyer-Landruts "Satellite" ab. Die nagelneue CD 12 POINTS – GRANDPRIX-HITS AUF DEUTSCH beleuchtet zahlreiche Siegertitel mal von einer ganz anderen Seite: Entweder haben die Original-Interpreten den Song noch einmal in deutscher Sprache aufgenommen, oder aber es wurde mit dem Sprachwechsel auch der Interpret ausgetauscht. 1974 begann mit "Waterloo" der einmalige Siegeszug von Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid, Abba ließen es sich nicht nehmen, diesen Titel auch in Deutsch einzusingen. Zwei Jahre später gewannen Brotherhood Of Man mit "Save Your Kisses For Me" (geniale Choreografie, unbedingt auf YouTube ansehen!), Rex Gildo machte daraus "Küsse von dir". Auch Johnny Logan, dessen "What's Another Year" 1980 den Sieg nach Irland holte, sorgte selbst mit "Was ist schon ein Jahr" für die deutsche Übersetzung, ebenso wie die Sieger von 1979, die Israelis Milk & Honey With Gali Atari mit "Hallelujah" oder France Gall, deren 1965er Siegersong "Poupée De Sire, Poupée De Son" zu "Das war eine schöne Party" wurde. Auch Vicky Leandros, Marie Myriam, Catherine Ferry, Teddy Scholten und Mouth & McNeal gingen diesen Weg, daneben versorgte sich aber auch eine Vielzahl deutscher Schlagerstars aus dem Grand-Prix-Fundus: Marianne Rosenberg, Heidi Brühl, Margot Eskens, Ivo Robic, Edina Pop und Manuela. Allerbeste Kult-Ware!! (Koch/Universal, 22/63:05)


Hildegard Knef Von Philipp Roser

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Erinnerung an einen heißen Tag im Studio Am 1. Februar hat sich der Todestag "der Welt größten Sängerin ohne Stimme" (Ella Fitzgerald) zum zehnten Mal gejährt: Im Alter von 76 Jahren war die Kultfigur der deutschen Showbranche in Berlin an einer Lungenentzündung gestorben. Hildegard Knef gelangte als Schauspielerin, Buchautorin (ihr autobiografischer Roman "Der geschenkte Gaul" 1970 und "Das Urteil" 1975 über b ihre Krebserkrankung) und Sängerin zu Weltruhm. und oft auch selbst betextet hatte, u sseinerzeit im Gespräch „Tendenzen se i Deutschland" kritisiert, Künstler in in SSchubladen Sc c zu stecken. Und: „Neider ttreten tre tr re vor allem dann auf den Plan, we w e wenn eine Frau sich in mehreren künstler le r lerischen Bereichen betätigt."

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n höherem Alter jenseits der 6 60 0 itt demonstrierte „die Knef" Offenheit und Flexibilität in Sachen Musik, indem diee d Sängerin mit der rauchig-schnoddrigen und doch so präzisen Stimme gleich zweimall 3 mit Rockbands zusammenarbeitete: 1993 h nahm sie ihren größten Erfolg "Für mich soll's rote Rosen regnen" mit Extrabreitt neu auf. Genauer gesagt: Die Hagener Rocker hatten den Gesang von Knefs Originalaufnahme übernommen und dazu neue Musikspuren bespielt. Einer gemeinsamen Tournee, über die seinerzeit spekuliert wurde, hatte die Sängerin im Gespräch mit dem Autor damals aber eine ei nee Absage n ag ge er erte teil te illt. t Z uers ue rsst mü üss s eine erteilt. Zuerst müssten sie ein gemeinsames Album te ten a f au aufnehmen, ehe man sich auf e n Konzertreise begeben könne. ei eine Au Auch zu gemeinsamee Auftritten zur men P Pr Präsentation der Sn Si Single, die für die Po Po PopKomm in Köln an angepeilt waren, ka es nicht. Und so kam ga nebenbei hatte ganz H Hildegard Knef, die w aff ffen en ns üb ber während ihres Schaffens über 3 300 Musiktitel aufgenommen

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nd als ob sie es all diesen Neidern noch einmal zeigen wollte, koo ko kooperierte sie 1995 nochmals mit einer Rocc Ro Rockband, diesmal mit den AvantgardeR c Ro Rockern Engel Wider Willen aus München. M Mi itt dabei war damals Artur Silber, bis Mit heut he ut als Schlagzeuger, Studiobesitzer, ut heute Prod Pr od d Produzent und Promoter aktiv. „Eine Pr Prod rod Produktionsfi rma drehte damals einen Film, der zzum 70. Geburtstag Knefs als große der de Hom Ho m Hommage an ihr Leben laufen sollte", erinne ertt sich Silber 17 Jahre später. „Ihr musinert kali ka l scc li kalisches Schaffen sollte besonders gewürdi d igt gt w digt werden, weil das ein sehr wichtiger Teil in n iihrem h hr Leben war. Die Produktionsfirma frag fr ag gte t mich, ob ich eine Band kennen würde, fragte d di e würdig sei, dass diee es H Hi ld deg g Hildegard Knef mit iih h r ar rb ihr arbeite, denn i im F i Film seien aauch au ch h Beiträge mit den Prinzen, Leningrad Cowboys und Lavinia Jones enthalten." „Für mich soll's rote Rosen regnen" h hi e der Film, in dem Knef hieß au u auch Einblicke in ihr Leben ga a über ihre Männer, die gab, F Fr Freundschaft mit Marlene Di Dietrich erzählte.

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ilber hatte ein Album der G Gruppe an die Küns Kü nstl tler erin in geschickt, „und es Künstlerin hat zwei Tage gedauert, bis

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ie zierte nicht nur Anfang August gus ustt g be ga 1948 den Titel der ersten Ausgabe ucch des „Stern", sondern arbeitete aauch 95 50 früh nach dem Krieg in den USA (1950 nd d erhielt sie die US-Staatsbürgerschaft) u und h en en avancierte zum ersten großen deutschen derr Nachkriegsstar. Und sorgte 1950 mit de illm ersten Nacktszene in einem deutschen Film mm(Willi Forsts „Die Sünderin") in der verklemmnd d ten Bundesrepublik für einen Skandal und elln Wirbel, was heute nur noch ein Schmunzeln entlocken würde.


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mich Frau Knef selbst anrief und sagte ,Absoluter Volltreffer, mit so einer Stilistik hatte ich noch nie was zu tun, die Band ist super, ich will unbedingt was machen mit denen'." Zwei Lieder nahm Hildegard Knef im Sommer 1995 in München mit der laut Silber „völlig abgedrehten" Klassik-Crossover-Gruppe auf: "Von nun an ging's bergab" und "Die Herren dieser Welt". Silber erinnert f sich: „Für sie war es ganz wichtig, Artur Silber und Hildegard Kne gerade letzteres Lied noch einmal in einer neuen Version aufzunehmen, weil es ein sehr politischer Titel ist. Sie war ja bekanntermaßen keine große Freundin des Nazi-Regimes, und dieser Text war ihre persönliche Abrechnung mit der NS-Zeit. Sie le legte großen Wert d darauf, dass wir d diesen Titel auch n noch mal mit ihr p produzieren."

und man darf nicht vergessen, dass wir ja nicht nur die Knef und die Band im Studio hatten plus die Studiomannschaftt – es war auch das kom-plette Filmteam mitt s, Beleuchtung, Kameras, Tonmann da, es waren an die 15 Leute permanent im Studio am Rumwuseln. Sie hat alle 20 Minuten einen großen Schluck aus der Mineralwasserflasche sich ch eein iin n b issgenommen, si bisschen neu abpudern lassen, und weiter ging es. Sie hat nicht einmal gemault, sondern alles wunderbar mitgemacht", schwärmt Silber heute noch.

ie Knef ie Single mit beiden war wirkSongs ist längst verDie Engel Wider Willen und Hildegard Knef l li lich eine Diva, griffen, doch anlässlich des u und wehe, du konntest nicht zehnten Todestages von Knef hat der m ihr! Aber sie hat mir als mit Münchner Musikmacher die beiden Lieder P Produzent vertraut – und sie (sowie einen neuen Remix von „Von w im Studio absolut profeswar nun an ging's bergab") via Internet zum si sionell. Die Rahmenbedingungen Download wieder zugänglich gemacht. w waren fürchterlich, denn es war Und auf noch etwas ist er stolz: Er brache einer der heißesten Tage in diete Knef dazu, im Rahmen der PopKomm s se sem Sommer überhaupt. Unsere 1995 zweimal auf die Bühne zu gehen und K Klimaanlage fiel mehrfach aus, live zu singen.

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2/2012 Seite 15 GLÜCKWUNSCH! HERZLICHEN

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Zum 100. Todestag von Karl May:

Der Mann, der Old Shatterhand war Vor 100 Jahren, am 30. März 1912, starb Karl May im Alter von 70 Jahren. Seine Geschichten halten sein Werk und seinen Mythos bis Ge esscchich hic teen und un nd Abenteuer-Romane Aben Ab en nteeue ue heute Millionen Büchern weltweit he heut eut ute am Leben. ute Lebben en.. Mit Miit über über 2200 00 M 00 i li il l on onen en vverkauft erka er kauft ufteeen n Bü Büch c er ch ern nw eltwe weit itt ggilt iillt er aals ls einer derr me meistgelesenen steller deutscher ein ei neer de d m istg is tggel eles essen enen en SSchrift c riiftst ch tel elle lerr d le eut utsc sche herr Sprache. Spra Sp rach ra che. e Nicht Nic icht ht schlecht sch hle lech c t für ch fü ür einen eine ei neen nen sächsischen dem Image eines säch sä ch hsiiscche hen Fabulierer, Fabu Fa abbu uli lier erer er err, de em da dass Im magge ei ine ness Dr. D . Jekyll Dr Jeeky Jeky kyll ll & Mr. Mr. r Hyde Hyd ydee anhaft an nha haftet et..

Von Horst Berner

Anekdoten A nekdoten ohnehin nicht armen Biografie. Popstar Pop Karl May, der von seinen treuesten Verehrern mitunter auch feierlic seinen feierlich Mayster genannt wird.

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ld d Shatterhand, Shatt tterh tt hand ha nd, d Winn W Wi Winnetou, i etttou, SSam am H Hawkins, awki kins, H Hobble-Frank, obb bble-F bl Frankk, K Kara araa Ben Nemsi, Hadschi H alef Omar … Wer kennt sie nicht, die Halef schillernden Fantasiefig Fantasiefiguren von Karl May und d t iim Wild t und d iim deren verwegene Ab Abenteuer Wilden W Westen Orient? Wie keinem anderen deutschen Autor ist es dem vor 170 Jahren, am 25. Februar 1842, im sächsischen Ernstthal geborenen May gelungen, Generationen von Lesern mit seinen Erzählungen zu fesseln. Ein Millionenpublikum ließ und lässt sich noch heute von seinem illustren Werk in den Bann ziehen. Der etwas angestaubte Begriff vom Volksschriftsteller erweist sich in seinem Fall als zutreffend. Dabei war er als Person und Autor lange umstritten. Der literarische Wert seiner Schriften wurde immer wieder kontrovers diskutiert, genauso wie die darin transportierte Tugendlehre mit der klar umrissenen Darstellung von Gut und Böse. Im Jahr 2012, das im Zeichen seines 100. Todestags steht, sind die kritischen Stimmen freilich nahezu verstummt. Mittlerweile wird fast einhellig die ideenreiche und idealistische Seite seiner Erzählkunst betont, und seine vielen notorischen Hochstapeleien, im wahren Leben wie im Werk, gelten als pikante Ingredienzien einer an Seite

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ls fünftes von 14 Kindern der Eheleute Ch Christiane Wilhelmine und Heinrich August May wuchs Karl May in ärmsten Verhältnissen auf. Mit Heimweberei verdienten die Eltern meh mehr schlecht als recht den LLebensunterhalt ebensunterhalt für ihre Familie. Eine Folge da davon war, dass neun der K inder früh starben, während bei Karl die stän Kinder ständige Unterernährung im Säuglingsalter zur Erblindung führ führte. Etwas Glanz in diese ttriste it W lt brachte b ht die di Großmutter, G ß tt Welt deren Geschichten der Junge aufmerksam lauschte, ehe er im fünften Lebensjahr dank eines ärztlichen Eingriffs sein Augenlicht zurückgewann. Nach Abschluss der Schule besuchte er ab Herbst 1856 ein Lehrerseminar. Der angesehene Rechtswissenschaftler Claus Roxin (*1931), von 1971 bis 1999 Vorsitzender derr von ihm mitbegründeten Karl-May-Gesellschaft,, h skizzierte bereits 1987, anlässlich Mays 75. Todestags, dessen wei-teren Lebenslauf so: „Er wurde Volksschullehrer, verlor als 19-Jähriger seine Stellung aber schon nach wenigen Wochen wegen einer geringfügigen Verfehlung. Aus Not und Trotz und seelischer Verstörung geriet er dann auf die schiefe Bahn, indem er seiner überreichen Fantasie und seinem gedemütigten Geltungsbedürfnis durch hochstaplerische Delikte Befriedigung verschaffte. Wegen g dieser Taten musste er Freiheitsstrafen von insgesamt büßen." Nach der Entlassung im m etwa acht Jahren verbüßen." e lerische V e su er such ch he, e, 1 87 8 75 Mai 1874 folgten erstee schriftstel schriftstellerische Versuche, 1875

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wurde w urde er al als ls R Redakteur edak d kteur iim m Dr D Dresdener resd dener Verlag H H.G. .G. G Mü Münc Münchmeyer ch angestellt. 1879 druckte die in Re R genssburg erscheinende ge Regensburg Fa F aami m lienzeitschrift „Deutscher mi „D Deu euts t ch her e Hausschatz" den Familienzeitschrift vvo on K Ka arl r May verfass sssten Text Text „Unter Würgern", in Te von Karl verfassten de em eer rst stma maals mal ls O ld SShatterhand ld haatt tter e ha er han nd aauftrat. nd u trat. Zwei Jahre uf dem erstmals Old sspäter sp pät äter äter er b rach ra hte t d as g as leichee B laatt d latt ie im Orient spiebrachte das gleiche Blatt die len le nd de Fo F rtsetzungsserie „Im lende Fortsetzungsserie Scchatten des Padischah", Schatten diie diee Leser Le mit Kara Ben die Nems m i und un dem sagenhafNemsi teen Hadschi Ha ten Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas B Ben Ib bn Hadschi Dawud al Ibn G Späte wurden daraus Gossarah bekannt machte. Später di Bücher d Bü h „Durch D h die di Wüste", Wü t " „Durchs wilde die K Kurdistan", „Von Bagdad nach Stambul", „In den Schluchten des Balkan", „Durch das Land der Skipetaren" und „Der Schut", die ersten sechs Bände der Karl-May-Werkausgabe.

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ine Besonderheit dieser „Reiseerzählungen", die ab 1892 in Buchform von Friedrich Fehsenfeld in Freiburg im Breisgau verlegt wurden, war die Schilderung der abenteuerlichen Erlebnisse in der Ich-Form. Der Leser musste den Eindruck gewinnen, Karl May habe die verwegenen Taten allesamt selbst erlebt. Seine unzähligen Bewunderer konnten gar Fotos erwerben, die den kühnen Autoren mal im Outfit des Westmanns als Old Shatterhand oder in arabischer Kluft als Kara Ben Nemsi zeigten. Und selbstbewusst brachte er die Zeilen zu Papier: „Ich bin wirklich Old Shatterhand respektive Kara Ben Nemsi und habe erlebt, was ich erzähle … Wer da behauptet, dass ich nicht aus der Erfahrung, sondern aus der Fantasie schöpfe fe, der mag, und sei eer der begabteste M Mensch, sich doch eeinmal hinsetzen und den Versuch machen, aauch nur einen einzigen ‚May-Band' einfach zzu erdichten." Derlei Behauptungen – denn n natürlich waren seinee Romane frei erfunden – lösten 1899 eine großee Zeitungskampagne gegen Karl May aus. Einige Jahre zuvor, 1893, hatte er sein bekanntestes Werk „Winnetou" geschrieben und bewohnte als erfolgreicher Autor inzwischen die Villa Shatterhand in Radebeul. Eine Welle von Prozessen brach über ihn herein, kriminelle Verfehlungen aus d der Vergangenheit wurden

Publikum gefeiert wurde, starb Karl May im Alter von 70 Jahren am 30. März 1912 in Radebeul.

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ie Basis für den dauerhaften May-Erfolg bilden die so genannten grünen Bände, die anfangs von Fehsenfeld und ab 1913 im von Euchar Albrecht Schmid ins Leben gerufenen Karl-May-Verlag publiziert wurden. Heute liegt der Verlag, mit Sitz in Bamberg und Radebeul, in dritter Generation in den Händen der Familie Schmid, und die Reihe „Gesammelte Werke" umfasst gegenwärtig 92 Bände. Dazu kommt eine stattliche Anzahl von Sonderbänden, die sich gezielt bestimmten Themen widmen. Das reicht von „Karl May und die Musik" über das „Karl-MayFilmbuch" bis hin zu einer fünfbändigen „Karl-May-Chronik", in der auf über 3000 Seiten das Leben des Autors in Form einer Tageschronik dargestellt wird. Der bedeutendste T Titel ist jedoch das großformatige Buch „Karl M May und seine Zeit", in dem die Autoren G Gerhard Klußmeier und Hainer Plaul auf eerhellende Weise das Leben und Werk des V Vielschreibers in den gesellschaftlichen Kontext sseiner Zeit stellen. 2007 erschienen, liefert es aauf 592 Seiten eine kundige, mit 557 Farbu und 986 Schwarz-Weiß-Abbildungen illustrierte Abhandlung, die dem May-Liebhaber eine unterhaltsame und spannende Lektüre garantiert.

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in durchgängiger Aspekt in Karl Mays Büchern, die bislang in Deutsch über 100 Millionen Mal gedruckt wurden und übersetzt in 42 Sprachen erschienen sind, ist die bildhafte Sprache des Autors. Wenn er rechtschaffene Helden und finstere Gauner vor exoti-

sschen Kulissen in hitzigen Fehden m mit der ihm eigenen Liebe zum D Detail beschreibt, mussten daraus ffast folgerichtig Bilder vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen. Kein Wunder, dass sich da

erst recht Illustratoren und Grafiker schon früh inspiriert fühlten, den Fantasien der May’schen Texte Ausdruck zu verleiDie Erstausgabe von Karl Mays „Winnetou“ aus dem Jahr 1893. hen. Zierten anfangs Die Titelillustration von Bruno Schwatzek (1908–1990) orientiert sich an einer Vorlage des berühmten May-Illustrators Carl Lindeberg (1876–1961). nur kunstvoll gestal1987 zierte das Motiv eine zum 75. Todestag des Schriftstellers erschienene tete Deckelbilder die Briefmarke der Deutschen Bundespost. Einbände, wurde bald darauf die Reihe der „Illustrierten ihm genauso vorgehalten wie die Gehaltlosigkeit Reiseerzählungen" ins Leben geruseiner frühen Romane, die als Schmutz- und fen. Sie präsentierte stimmungsSchundliteratur abgetan wurden. Entschieden voll gestaltete, in die Bücher setzte sich der alte Mann über Jahre hinweg zur Wehr, letztlich mit g, büßte dafür aber seine Gesundheit ein. Nach einem letzten eingestreute Textillustrationen Erfolg, ö ffentlichen Auftritt in Wien am 22 von Künstlern wie Claus Bergen öffentlichen 22. März 1912, bei dem er in einem zzw wei eisttü ün ndiig ndi geen Vortrag g sein Leben u (1885–1964), Willy Moralt (1884– zweistündigen und Werk verteidigte und dafür vom GoodTimes Goo o dT dTimes Times Ti m s me

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1947), Willy Planck (1870–1956) oder Peter Schnorr (1862–1912). Im Lauf von Jahrzehnten entstand so eine wahre Bilderflut an ähnlichen Auslegungen auf dem Papier, wozu auch Sammelbilder, Postkarten und Comics zählen. Den aufwändigen Recherchen von Stefan Schmatz und Wolfgang Hermesmeier ist es zu verdanken, dass in diese fast unüberschaubare Motivfülle Ordnung gekommen ist. „Traumwelten – Bilder zum Werk Karl Mays" ist ihre unlängst abgeschlossene, in drei Bänden aufbereitete Darstellung betitelt, in der neben einigen wenigen anonym gebliebenen Künstlern mehr als 150 Karl-May-Illustratoren auf 1232 Seiten gewürdigt sind.

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nter ihnen findet sich auch der große deutsche Comic-Künstler Helmut Nickel (*1924), der zwischen 1963 und 1964 mit „Winnetou", „Unter Geiern" und „Der Schatz im Silbersee" die vielleicht besten Mayn Interpretationen in eComicform geliel, fert hat. Nickel, n der aus beruflichen Gründen bereitss w 1960 nach New York übersiedelte, wo er bis zu seiner Pensionierung 1988 als Kurator für Waffen und Rüstungen am Metropolitan Museum Of Art tätig war, wurde im Juni 2011 auf dem Comicfestival München für sein

„Karl Mays Traumwelten – Grafik und Illustrationen zu Winnetou & Co.“ heißt eine Ausstellung, die vom 4. Februar bis 6. Mai 2012 in Gotha zu sehen ist. Zu den mehr als hundert Originalzeichnungen zählt auch dieser gemalte Indianerhäuptling, der die Titelseite des Ausstellungskatalogs ziert und 1939 von Zdenĕk Burian (1905–1981) für die tschechische „Winnetou“Ausgabe gefertigt wurde.

Lebenswerk ausgezeichnet. Sein ansehnliches Schaffen, zu dem noch „Hot Jerry", „Don Pedro", „Die 3 Musketiere", „Der Graf von Monte Christo", „Titanus" oder „Robinson" zählen,, konnte damals in der Ausstellung „Mit Robinson und Winnetou in die Welt der Abenteuercomics" bewundert werden. Der hierzu in der Edition 52 aufgelegtee Ausstellungskatalog „Winnetou – Hommagee an Karl May und Helmut Nickel" präsentiertt rund 50 Künstler, die den beiden Meistern ihree bebilderte Gunst erweisen. Ulf S. Graupner (*1964), als Zeichner lange Jahre für die „Abrafaxe" aktiv, brachte darin mit der Forderung „Das ist schon längst mal fällig: Die Winnetou-Comics von Helmut Nickel als Gesamtausgabe in Buchform!" etwas auf den Punkt, was Comicplus nun in die Tat umsetzt: Der Verlag publiziert zum 100. Todestag von Karl May im März und Oktober 2012 zwei Bücher im Look der grünen Bände, die den Neudruck von Nickels „Winnetou" bringen.

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ie Wiederbelebung des Kulturphänomens Karl May in den 1960er Jahren ging einher mit dem Auslaufen der Urheberrechtsschutzfrist an seinem Werk sowie einer Serie von höchst populären Kinofilmen, in deren Mittelpunkt vorwiegend Pierre Brice als Winnetou und Lex Barker als Old Shatterhand stan-d de n. Obwohl die Streifen w eniig enig en g den. wenig Seite Sei Se S eiitte e e

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ROCK – BEAT – POP – BLUES – FOLK – SOUL – SURF – PUNK – WAVE mit den Buchvorlagen gemein hatten, setzten sie eine Welle der Begeisterung in Gang, die bis heute nachwirkt. Filmbände, CD-Kompilationen mit der Filmmusik und DVD-Kollektionen bieten Nostalgikern den Kult in allen Varianten. Dazu kommt die regelmäßige Ausstrahlung der Streifen im Fernsehen. Dass den beiden Blutsbrüdern viel später auch bei einem jüngeren Publikum der gebührende Bekanntheitsgrad zuteil wurde, lag nichtt zuletzt an Abahachii und dem Ranger. Mit der 2001 entstandenen Parodie „Der Schuh des Manitu" gelang Michael Herbig ein sensationell erfolgreicher Film, der Ungetrübten Hörgenuss versprechen um die zwölf Millionen Besucher in die Hörspiele, die der Karl-May-Verlag die Kinos als Audio- und MP3-CDs anbietet. lockte. Bei Natürlich im Design der berühmten den teil- grünen Bände. weise überbordenden Fantastereien im Werk von Karl May fragt man sich erstaunt, warum es eigentlich nicht mehr solcher satirischer, gleichwohl amüsanter Seitenhiebe gibt. Die beiden Titel „Da lacht sogar Winnetou" und „Old Kara Ben Winnetou" aus der Feder von Peter Klier zählen jedenfalls dazu.

Wir können Musik! GoodTimes ist DAS Magazin für die Musik der 60er, 70er und 80er Jahre! Fundiert und unterhaltsam berichten wir über Künstler & Konzerte, über CDs, Bücher & DVDs, über Rares & Kurioses. Viele Stars sind weiterhin aktiv auf Bühnen und in Studios – wir informieren Sie! Und haben dabei stets auch Augen und Ohren für hörenswerte, faszinierende Neulinge. Heft 2/2012

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Heft 6/2011

Heft 5/2011

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ass Karl May auch in Zukunft ein viel und gern gelesener Autor bleibt, darum wird nicht zuletzt der Verlag bemüht sein, der seinen Namen trägt. Im Zusammenspiel mit einer Reihe von Initiativen, die sich der Förderung seines Werkes verpflichtet sehen – etwa die Karl-May-Gesellschaft, die Karl-May-Stiftung, die Fördervereine Karl-May-Museum und KarlMay-Haus, die Karl-May-Festspiele oder die Herausgeber des Magazins „Karl May & Co." – muss einem nicht bange sein um den Mann, von dem die Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843–1914) einst sagte: „Wenn ich nur eines dieser Bücher hätte gestalten können, dann hätte ich mehr erreicht …" Doch zu Karl Die 1969 gegründete Karl-May-Gesellschaft gibt nicht nur das „Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft“ heraus, sie hat sich auch stets für eine Edition stark gemacht, die Mays im Lauf der Zeit stark bearbeitete Schriften im authentischen Wortlaut veröffentlicht. Diesen Anspruch erfüllt die auf 120 Bände konzipierte Buchreihe „Karl May‘s Werke: Historisch-kritische Ausgabe“, die ab 1987 erschien und nach wiederholten Verlagswechseln seit 2008 ihr Domizil im Karl-May-Verlag gefunden hat.

May gehört bis in diese Tage auch der Widerspruch. Darum sei die Meinung von Erich Kästner (1899–1974) nicht unterschlagen, der seinerseits schrieb: „Ich habe als Junge in das eine oder andere seiner Bücher hineingeschaut und fand ganz einfach keinen Gefallen daran. Lassen Sie sich dadurch nicht in Ihrem Vergnügen an seinen Büchern beeinträchtigen."

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High von bierseligen Erinnerungen – Peter Christian Gliem und Sammler Jan Michaels.

Die Magie von Mahn & Ohlerich: Das Retrobier kehrt zurück Ausgetrunken und abgehakt? Die Rostocker Bier-Marke Mahn & Ohlerich war eigentlich nur noch Sammlern präsent. 1945 war die letzte Flasche abgefüllt worden. In der ostdeutschen Hansestadt trank man fortan andere Sorten, hergestellt im volkseigenen Betrieb. M&O geriet in Vergessenheit. Scheinbar. Seite

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ei dem 35-jährigen Jan Michaels ist der alte Name me Brauerei Rostock. „Erst beim sechsten Sud waren sie zufrieden. B en W allgegenwärtig. Der Sozialarbeiter hat in seiner kleinen Wenn man bedenkt, dass ein Sud bis zu sechs Wochen dauert, kann de de m Wohnung weitaus mehr historische M&O-Gegenstände man sich vorstellen, was das für eine Arbeit war." Das Originalrezept n ssei se e verschollen, so dass die Fachleute zuerst eine Menge Bücher vorrätig, als derzeit in der gesamten Hanseatischen w Brauerei vorhanden sind. „Ich habe mal eine Mahn & wälzten, bevor sie versuchten, die Würze des historischen Bieres s. n Ohlerich-Flasche auf dem Trödelmarkt erstanden", sagt Michaels. nachzuempfinden. „Es hat nur 16 Bittereinheiten", sagt er. „Andere m P Pi „Seitdem ist meine Sammelleidenschaft geweckt." Wenn ihm Pilsarten liegen bei 34 und mehr." In einem speziellen Verfahren w Verwandte oder Bekannte eine Freude machen wollen, schenken werde der hochwertigste Aromahopfen dem Produkt in seiner H sie ihm M&O-Relikte. Er selbst geht in Auktions-Portalen im Herstellungsphase gleich zweimal zugegeben: zu Beginn, wie bei de meisten Brauverfahren, und beim Abkühlen, wenn die Würze die de Internet auf die Jagd. Gut erhaltene Flaschen gibt es dort ab den M 40 Euro, ein altes Emailleschild im Topzustand ersteigerte er Möglichkeit hat, sich noch einmal voll entfalten zu können. für über 200 Euro. Ein Allerdings tauchte Bierdeckel wird mit 14 M&O nicht aus einer Euro gehandelt. Bierlaune heraus wie„Unglaublich, wenn ich der auf. Die Brauerei mir vorstelle, dass eine in Rostock schrieb seit Tante meines Vaters, Jahren rote Zahlen. Der die in Wismar einst Standort war bei sinMahn & Ohlerich-Bier kenden Absatzzahlen abfüllte, diese Deckel überdimensioniert. Also als Notizzettel benutzerinnerte man sich an te und sie wegschmiss, den guten Ruf jenes wenn die vollgeschrieBieres, das Georg Mahn ben waren", erzählt Jan und Friedrich Ohlerich Michaels. „Und jetzt, 1878 mit der Gründung wo der Markt für diese ihrer Brauerei in Umlauf Marke wieder eröffnet brachten. ist, steigen die alten „,Mit der Geschichte in Stücke garantiert weidie Zukunft’ habe ich ter im Preis", glaubt er. das Sanierungskonzept „Viele Sammler werden überschrieben", sagt nämlich erst jetzt auf Peter Christian Gliem, Mahn & Ohlerich aufdessen Ideen recht merksam." gewagt erschienen. Eine M&O-Aktie. Besonderer Wert: Sie ist noch nicht entwertet. Ausgetrunken wurden „Wir wollten M&O vor 67 Jahren die letzten Biere zwar tatsächlich, die Marke war damit aber erst ein halbes Jahr lang in ausgesuchten nicht abgehakt. Vor allem in Gaststätten Profil verleihen", erläutert er. den 60er und 70er Jahren, „Deshalb bekam man es anfangs nur als die Menschen immer in Szene- oder Kietz-Kneipen." Sogar mehr Zeit für Zerstreuung Speisegaststätten, die sich für den fanden, entdeckten Ausschank des Bieres interessierten,

ke Nostalgiker die Marke hon on als Sammlerobjekt. Schon damals war es nicht leicht, an die seltenen Einzelstücke Ein historisches Werbeschild – der sechszackige zu kommen, wenngleich der Stern verschwand später aus dem Logo, da er zu sehr an den Judenstern erinnert habe. plakative M&O-Bierdeckel noch nicht die Bedeutung hatte wie heute. Bei Partys landeten Pappteile dieser Art durchaus auf dem Tisch, um dort Gläser oder Flaschen aufzunehmen. Und wenn ein Gespräch über das entstand, was da auf dem runden Untersetzer zu sehen war, endete es meist in einem von den Alten aufgeschnappten Bedauern, dass dieses „tolle Bier nicht mehr gebraut" wurde und man jetzt mit dem „VEB-Gesöff" vorlieb nehmen musste. Seit November 2011 ist Mahn & Ohlerich wieder da. „Wir haben bei uns acht Braumeister, die gemeinsam den Geschmack der Sorte entwickelt haben", erzählt Peter Christian Gliem, Marketingchef der Hanseatischen GoodTimes

Das Emailleschild kostete 200 Euro, die Bierdeckel verkörpern zwei Generationen M&O.

wu urde rd de zurückgewiesen. In den Augen Gliems hätte eine wurden willkürliche Verteilung von M&O die Marke verwässert. „Sie sollte erst einmal Ecken und Kanten bekommen." Das Konzept scheint aufgegangen zu sein. Gastronomen ließen sich einiges einfallen, um der Kult-Marke den rechten Platz in ihrem Sortiment einzuräumen. Wo es M&O gab, avancierte es schnell zum beliebtesten Bier im Ausschank. Die Nachfrage trieb derart merkwürdige Blüten, dass ab und an sogar über Beziehungen besorgte Kisten mit vollen M&O-Flaschen bei Ebay versteigert wurden. Das ist übrigens seit März 2012 nicht mehr nötig. Der Szenetest ist bestanden, jetzt gibt es das Bier mit all seinen „Ecken und Kanten" auch im Handel. Jens-Uwe Berndt 2/2012

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Vinylreinigung:

Vom stillen Antistatiktuch zur tosenden Waschmaschine Mit dem steigenden Wert eines Gegenstands wächst unser Bedürfnis, ihn bewahren zu wollen. Zum einen, weil es tatsächlich um die Freude an der Schönheit und der Ästhetik des Alten geht. Auf der anderen Seite steht der finanzielle Aspekt, der beim Bemühen um eine Werterhaltung eine beträchtliche Rolle spielt. Themenfelder gibt es dafür unendlich viele. Ein Sonderfall ist die Schallplatte. Die gewinnt zwar seit ihrer Renaissance Ende der 90er Jahre mehr und mehr an Bedeutung als Wertanlage mit enormen Steigerungsraten, bleibt im gleichen Moment aber auch ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand.

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ls das Vinyl zum Massenphänomen wurde – und da setzen wir mal die späten 50er Jahre an –, galt es nicht viel mehr als ein Groschenroman. Die Single enthielt einen aktuellen Hit, der solange genudelt wurde, bis der Tonträger zerkratzt und der Song von einem neuen Bringer abgelöst waren. Eine Reinigung der kleinen schwarzen Scheiben schien unnötig, das Knacken und Knistern waren Bestandteil des Produkts. Ein Royal Superton Kofferplattenspieler (in den 60er Jahren ein vielgenutztes Abspielgerät) hatte im Vergleich zu heutigen Hochtechnologie-Anlagen die Klanggewalt eines Telefonhörers. Und doch – sowohl Fan als auch Genießer wollten sich dem Diktat der Nebengeräusche nicht ergeben und benutzten Tücher, um die Platten vom Staub zu befreien. Das geschah im Zeitalter der 45er nicht immer „artgerecht". Und so kamen die kleinen Vinylperlen, die heutzutage von entsprechenden Künstlern und im guten Zustand hunderte Euro bringen, mit allem in Berührung, das wie ein Lappen aussah. Abgesehen davon, dass Omas Staubtuch die Platten noch mehr einmistete, sorgte der ein oder andere Fummel mit seinen harten Fasern für zusätzliche Kratzer. Das Antistatiktuch galt lange Zeit als ultimatives Reinigungsutensil für Langspielplatten. Vor allem in den 70er Jahren lag solch ein Stoffteil neben so ziemlich jedem Abspielgerät. Es sollte die Staubpartikel in sich aufnehmen, wegen seiner Mikrofasern die Oberfläche des Vinyls schonen und das Entstehen von Reibungselektrizität verhindern. Die führt nämlich bei empfindlicheren Tonabnehmersystemen zu besonderen Knackgeräuschen, die manchmal eine Intensität des Knalls von Kleinkaliberwaffen erreichen. Und eigentlich genügte das Antistatiktuch auch. Denn als die Platte als Tonträger Nummer eins von nicht gerade wenigen Musikern und Seite

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Bands in Millionenauflagen über die Ladentische ging, waren das Kaufen, Auspacken, Auflegen, Entstauben und Wiedereintüten ein Ablauf wie das allmorgendliche Ritual des Toilettengangs. Die Spirale der Qualitätsanhebung der Musikanlagen bedrohte die Dominanz des Antistatiktuchs allerdings schon Mitte der 70er Jahre. Bürsten oder bürstenähnliche Reinigungsbestecke kamen auf. Jedes sollte besser sein als sein Vorgänger oder Mitbewerber. Da gab es Samtwischer, die – mit einer Antistatikflüssigkeit besprüht – den Staub noch effektiver als das Tuch aus den Rillen entfernen sollten. Die Formen variierten, einige kamen mit diversem Schnickschnack wie ein Pinsel aus Kunststoffhaaren für die Tonabnehmernadel. Antistatische Besen wurden ausprobiert, die am Gehäuse des Plattenspielerchassis' zu verdrahten waren. Zu einer nebengeräuscharmen Klangverbesserung führte das allerdings alles nicht. Und so entstand nach Tüfteleien im Physiklabor – oder durch logisches Denken vor der heimischen Plattensammlung – die Idee, das Vinyl nass zu fahren. Die winzigen Staubpartikel, durch die menschlichen Fettfinger zusätzlich in die schmale Rille betoniert, waren nicht ohne Weiteres herauszuwischen. Also galt es, den Schmutz auszutricksen. Bereits Ende der 60er Jahre kam Lenco Clean auf, ein Mix aus destilliertem Wasser und Alkohol. Der wurde vor dem Abspielen aufs Vinyl befördert und garantierte ein weitgehend knackfreies Sounderlebnis. Dumm nur, dass die schönen Platten danach für weitere Trockentouren unbrauchbar wurden. Denn die nassen Runden rührten den Mikrodreck nur um. Verflog die Flüssigkeit, blieb der Schmutz in der Rille.

GoodTimes

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Beim Betreten des Terrains der Tiefenreinigung von

lassen dürfte, belegt schon die Beschreibung des Vorgangs.

Zur Berühmtheit Berühmth gelangte die Knosti-Waschma Knosti-Waschmaschine, wobei der Begriff „„Maschine" hier ganz klar zzu hoch gegriffen ist. Di Die Platte wird in eine vertikale vert g Vorrichtung gehängt, die es ermöglicht, cht, das Vinyl Viny zur Hälfte durch urch eine schmale Wanne mit Rein Reinigungsflüssigkeitt zu dre tzeffekt drehen. Den Putzeffekt bef Behälter befördern im bei gebrachbeidseitig angebrachte Ziegenhaarbürsten. n. Um ein Erg mmen, muss Ergebnis zu bekommen, d die Scheibe bis zu 20 Mal durch die Waschanlage geleiert werden werden, w was wegen der manchmal recht scharfen Außenkanten der LPs an den Unterseiten der Finger sichtbare Rötungen hinterlässt. Auch wird einem mit der Zeit de Arm lahm. der Das Knosti-Prinzip:

Schallplatten h gelangt man in den Bereich einer Wissenschaft, bei der rmutreine CD-Konsumenten vermutylenthusiasten lich am Verstand des Vinylenthusiasten "Spin-Clean" zweifeln. Nicht nur, dass mit einigen Methoden des Plattenwaschens ein enormer Zeitaufwand verbunden ist. Auch die finanziellen Investitionen, die getätigt werden müssen, um je nach Anspruch eine professionelle Entstaubung zu bewerkstelligen, sind jenseits von Gut und Böse. Natürlich geht es preiswert. Der Disco-Film zum Beispiel. Hierbei wird die Platte mit einer Flüssigkeit bestrichen, die mehrere Stunden aushärten sollte. Und wie beim Enthaaren mit Wachs nimmt die abzureißende Kunststoffbeschichtung dann sämtliche Fremdkörper von der Schallplatte herunter. Mit einer Menge für 20 bis 30 Euro müssten an die 100 LPs behandelt werden können. Allerdings ist diese Methode nicht nur umstritten. Viele Vinylfreaks lehnen diesen Gewaltakt strikt ab. Nicht selten bliebe Disco-Film-Masse in der Rille zurück, die dann mühselig herausgepult werden müsse, besagen Erfahrungsberichte. Dies nerve und könne zu Beschädigungen am Vinyl führen.

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Die Hausfrauentechnologie des Plattenwaschens ist das Bad in einer Schüssel mit Wasser und Spülmittel. Es gibt tatsächlich immer noch Seiten im Internet, die diese Methode als probates Mittel zum Putzen anpreisen – selbst Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator Jean Pütz schwört darauf. Zwar soll beachtet werden, die LP nicht zu lange in der Flüssigkeit liegen zu lassen, weil sich sonst das Label ablöse. Auch sei die Schüssel am Boden mit einem Lappen auszustatten, um das Vinyl nicht zu beschädigen, effektiv ist das Ganze allerdings nicht. Denn um das Spülmittel zu entfernen, muss die Platte zum Duschen noch einmal unter den Wasserhahn, um dann noch mit einem weichen Schwamm mit Isopropylalkohol eingerieben zu werden. Das Trocknen besorgt die Luft. Dass tiefer sitzender Schmutz sich von dieser hausbackenen Methode kaum beeindrucken GoodTimes

Nähere Infos hierzu unter:

www.rmngoodtimes.de Wir lieben Oldies 2/2012

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Zum Trocknen kommen die Platten dann in einen Ständer, der sich des Prinzips eines Abtropfgitters für Geschirr bedient. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass je nach Zusammensetzung der verwendeten Flüssigkeit mehr oder weniger Rückstände auf den Schallplatten verbleiben. rktplatten Wer zum Beispiel schon Flohmarktplatten begutachtete, auf denen klebrige Schlieren auffielen, kann davon ausgehen, dass der Vorbesitzer der LP Nutzer einer Knosti-Apparatur gewesen ist. Eigenwillig ist die Cheap-ThrillVariante. Dabei wird die zu reinigende Scheibe auf einen ausrangierten Player gelegt, gut drei,, vier Minuten mitt nder entsprechenkeit den Flüssigkeit „eingeweicht" und ormaler danach mit normaler Küchenrolle un nter unter ganz leichm Druck tem „abgetrocknet".

VPI HW 16,5

Um seinen wertvollen Vinylbestand für die Ewigkeit zu konservieren m und trotzdem er HW 27 Typhon den einen oder tz anderen Schatz teller legen und ausgiebig geniegenie auf den Plattenteller ßen zu können, existiert mittlerweile ein Heer an Plattenwaschmaschinen. Das Prinzip dieser Geräte ist immer ähn-lich: Das zu waschende Schmuckstückk r, kommt auf eine Art Plattenteller, wird dort mit einer Schraube justiert und mittels eines Motors in Gang n gesetzt. Nach dem Aufsprühen ich einer Reinigungsflüssigkeit – die sich sser, übrigens perfekt aus destilliertem Wasser, bst herIsopropylalkohol und ein paar Tropfen Geschirrspülmittel selbst stellen lässt – wird diese mit einer Bürste auf der Platte verteilt. Je nach m Verschmutzungsgrad sollte sie eine gewisse Zeit einwirken, um hartnäckige Dreckpartikel lösen zu können. Eine mit einem chtung wischt bei Samtfilz ausgestattete offene Vorrichtung gkeit selbige gleichzeitigem Absaugen der Flüssigkeit aus der Rille. Der gesamte Vorgang ist eine Minutensache und enorm effektiv.

nd am Markt entwickeln. Während en man allerdings bereits für den nKrachmacher 800 Euro hinit legen muss, ist man hier mit 2600 Euro dabei. Die Opera RCM, arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die HW 16,5 und war bisher auch genauso teuer, ist derzeit aber scho schon ab 500 Euro zu krieg h macht, ht kriegen, was deutlich dass sich auf dem Waschmaschinensektor einiges tut. Immer mehr Hersteller drängen auf den Markt. Immer mehr leidenschaftliche Plattensammler legen sich dies erbessernde ses soundverbessernde G Großzubehör zu. M rMit allerlei Firlefanz ausgestattet (Lampen, Abschalt mec mechanismus, selbst angleic se uangleichende Absaugu ung usw gung usw.)) is ist die Micro EL. Sie hat einen Rechts- und Linkslauf und sieht wirker haben lich sehr gut aus. Hier sich die Konstrukteure über die rreine Funktionalität hinausbewegt. Opera RCM K Kostenpunkt: 1600 Euro.. Ei Ein bisschen mehr, nämlich 2000 Euro, bringt die Loricraft PRC 3 aus Großbr britannien auf die Waage. Statt einer über die gesamte Plattenbreite reibende Samtbürste iist hier ein Arm am Werk, der die Rille einmal vollständig durchläuft. Flüssigkeitszufuhr und Dru Druck sind geregelt.

Micro EL

Es gibt mehr von dieser Te c h n o l o g i e . Und das letztte Wort ist auch hi hier längst nicht gesprochen. Vin Vinyl bleibt im Au Aufwind. Das trei treibt nicht nur die Plat Plattenspieler- und Trans Transrotor-Hersteller an. Der Waschm maschinensektor ist ein Feld, auf dem sich Tüftler noch orde ordentlich austoben können.

Zum Beispiel die VPI HW 16,5. Sie ist ein Kraftpaket aus den USA. Man könnte sich auf den Drehtisch setzen, und er würdee n. weiter seine Runden machen. n Wird der Absaugemechanismus in zer Betrieb genommen, sind Ohrschützer zu empfehlen. Es klingt zwar wie ein Staubsauger, entwickelt aber die ugs. Lautstärke eines startenden Flugzeugs. yphon, ist sechs Dezibel leiser und Die modernere Version, HW 27 Typhon, tellerfirma soll laut Eigenwerbung der Herstellerfi rma die stärkste Saugkraft Seite

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Vorte Vorteile: die geringe Lauts Lautstärke, und man kann Ve V Verschmutzungen punktuel punktuell beseitigen.

Loricraft PRC 3

GoodTimes

Je Jens-Uwe Berndt 2/2012


Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer:

Von der Geburt und Wiedergeburt eines DDR-Kultkrades Der Hunger kommt beim Es Esse Essen, sen, n, die die L Liebe iebe ie be mit der Zeit. Nicht von Anfang an ang a n ga galt lt der der Schwalbe, einem Moped aus s der der DDR, DDR, die die uneingeschränkte Gegenliebe. Ähnlich wie e. Ähn hnli lich ch w ie der Trabant war sie ausuferndem ndem Spott Spot ottt ausaus au sgesetzt, jedoch erkämpfte sie sich schnell einen Platz in den Herzen ihrer hrer Fahrer und Fahrerinnen (durch den Windd- und Wetterschutz war die Schwalbe albe zunächst vor allem bei Frauen uen beliebt). Die Hersteller hatten ten schließlich nicht zu viel verrsprochen. Sie war robust, sie e ließ sich schnell und eigenhändig reparieren (also halbwegs …) und fuhr nach wenigen Metern schon 60 0 Stundenkilometer.

D

ie 40.000 Kilometer, die die Schwalbe im Laufe ihres Lebens problemlos schaffen sollte, schaffte sie nicht immer, aber immer öfter. Die Beliebtheit rührt sicher auch aus dem Mangel an Alternativen, denn der gelernte DDR-Bürger agierte mit viel Pragmatismus. Wer kein Auto hatte und dennoch flexibel von A nach B kommen musste oder wollte, kam um die Schwalbe nicht herum. Mit 1265 bis 1400 Ost-Mark sowie einer Wartezeit von bis zu fünf Jahren waren die Voraussetzungen für eine Anschaffung bj kt IIn aller ll W lt h i gegeben. Heute gilt die Schwalbe als Kultobjekt. Welt hatt sie Fans und genießt ähnliche Beliebtheit wie die Vespa, der Käfer oder der VW Bulli. Weil im Rückblick alles ein bisschen verklärt ist, hat man längst vergessen, dass die DDR-Produktionen den Innovationen des Westens immer ein ordentliches Stück hinterherhingen. Vergessen auch, dass die Schwalbe oftmals mit schlechtem Wetter Probleme hatte. Ein ordentlicher Regenguss, und so manches Fahrzeug quittierte den Dienst.

Die Vogelserie 1964 ging der Volkseigene Betrieb (VEB) Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Simson Suhl in Thüringen mit einer neuen Kleinkraftradserie an den Start, wirklich zu kaufen war die neue Generation aber erst ab Mitte 1965. Dass die Zweiräder Vogelnamen trugen, war ein gemeinsamer Beschluss „des VVB Automobilbau, dem Deutschen Innen- und Außenhandel und unserem Betrieb", wie die werkseigene Zeitung „Motor" im Oktober 1963 mitteilte. Dabei waren zunächst die Mitarbeiter angehalten worden, sich Namen auszudenken. „Biene" und „Susi", aber auch „Muli" und „Simsonette" sollen im Gespräch gewesen sein. Die ersten Fahrvögel GoodTimes

a Suhl waren der Spatz, der Star und aus eeben die Schwalbe. 1966 kamen noch der SSperber und nach seiner Einstellung 1972 d der Nachfolger Habicht dazu. Der Spatz m mit nur 50 km/h war das Krad mit der g geringsten Geschwindigkeit. Der Einsitzer w war sogar via Neckermann-Katalog in der B BRD erhältlich, übrigens mit Fahrradklingel sstatt Hupe. Der Sperber dagegen mit einer H Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h zähltte bereits zu den Leichtkrafträdern. Das b bescherte dem Modell nur eine kurze LLebensdauer, denn wer ein Motorrad wollte, llt bestimmt b ti t keines k i it dieser d wollte mit geringen Geschwindigkeit. Alle anderen, der Kleinroller Schwalbe und die Mokicks Star und Habicht, schafften 60 km/h. Der Clou der Vogelserie war, dass viele Bau- und Ersatzteile standardisiert waren. Damit gestalteten sich aber auch die Unterschiede in der Optik und im Grundaufbau nur minimal,, der Laie erkennt die Unterschiede kaum. Lediglich die Schwalbe lässt sich an der üppigen Blechkarosserie, die vor Schmutz und Nässe schützen soll, sofort erkennen. Neben den Vogelnamen erhielten die 1972 löste der Habicht den Sperber ab. Kräder eine weitere Doch auch das Nachfolgemodell wurde Typenbezeichnung. nur bis 1975 hergestellt. 2/2012

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Alle wurden der SR4-Reihe zugeordnet (nur die Schwalbe bildete wieder eine Ausnahme, doch dazu später). SR steht für Simson-Rheinmetall. Die Bezeichnung SR1 galt den SimsonMopeds von 1955 an, bis sie 1957 von den SR2-Typen abgelöst wurden. Die SR3-Reihe war nur geplant und wurde nicht umgesetzt, dennoch zählte man die Vogelserie als SR4 weiter.

Simson aus Suhl

Der Sperber sollte ein Exportschlager werden. Wurde er aber nicht. Bis in den Irak hatte es das Moped dennoch geschafft.

Foto: © Wikimedia Commons

Der Markenname Simson geht auf die Brüder Loeb und Moses Simson zurück. Ihr Vater handelte erfolgreich mit Stoffen, Kleidung und Geld. Mit der Erbschaft kauften die Brüder zunächst ein Haus am Markt und eröffneten ein Bekleidungsgeschäft. Vier Jahre später, 1854,, investier-

ten sie in einen Suhler Stahlhammer. Ein Drittel des schon seit 1741 bestehenden Erzschmelzers gehörte fortan ihnen, nach zwei weiteren Jahren besaßen die Brüder die Mehrheit des Unternehmens: die Geburtsstunde von Simson & Co. Nun wurden Holzkohlestahl sowie Material für die Stich- und Feuerwaffenproduktion hergestellt, im Suhler Handelsregister von 1862 ist das Werk als „Bajonettund Ladenstockfabrik" eingetragen. 1871 (schon nach dem Tod der Inhaber) vergab der Staat Aufträge an Simson zur Waffenproduktion, 25 Jahre später spezialisierten sich die Suhler auf luftbereifte Fahrräder nach englischem Vorbild. 1911 versuchte sich das Familienunternehmen, das mittlerweile d von Moses Simsons vier Enkeln geleitet wurde, im Automobilbau. Der Simson Supra spielte eine große Rolle bei der Rallye Monte Carlo. Die Familienunternehmertradition, die sowohl den Ersten Weltkrieg als auch die Weltwirtschaftskrise unbeschadet überstanden hatte, fand 1936 ein abruptes Ende – das gleiche Jahr, in dem auch das erste motorisierte Zweirad aus Suhl unter dem Namen BSW 100 vom Band lief. Die Nazis hatten die jüdischen Fabrikanten enteignet, im Zweiten Weltkrieg wurden die Gustloff-Werke, wie sie inzwischen hießen, ausschließlich zur Rüstungsproduktion

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genutzt. Nach dem Krieg stuften die Alliierten die Werke als Rüstungsbetrieb ein, etliche Maschinen gingen als Reparation in die Sowjetunion, einige Gebäude wurden gesprengt. Der kleine übriggebliebene Teil konzentrierte sich auf die Herstellung von Jagdwaffen, Kinderwagen und Fahrrädern. Schließlich befahlen die neuen sowjetischen Besitzer, die SAG Awtowelo, die Produktion eines Vier-Takt-Motorrades. Schon 1950 verließ die 1000. AWO (Kürzel nd. Fünf Jahre von Awtowelo) das Band. en in DDRspäter, die Fabrik war inzwischen moped, Besitz, ging das erste Nachkriegsmoped, ndel. das SR1, in den volkseigenen Handel. AWO hieß nun (wieder) Simson.

Die Schwalbe Als die erste Schwalbe fertiggestellt worden war und damit den Startschuss für die Vogelserie g gab,, war Simson schon lange w wieder etabliert. Diee M de Motorradproduktion wurde gert, 1960 komplett ausgelagert, d n SR1 doch durch den Bedarf an u 2 gab es und dem Nachfolger SR2 g genug zu tun. Dennoch kam das einer N chen Schwierigkeiten Neuorientierung mit etlichen g gleich, da der Beschluss überraschend und „von oben" erfolgt Erst mit der bereits erwähnten Vogelserie glätteten sich die te. W Wogen. Der Schwalbe kam von Anfang an eine Sonderstellung z Sie war praktisch das Nachfolgemodell des beliebten Rollers zu. K 50 (was auch erklärt, warum die Schwalbe das einzige KR Z Zweirad der Vogelserie ist, das nicht die Typenbezeichnung SR-4 b bekam, sondern KR51). Der KR51 war auch die erste SimsonM Maschine, deren Motor ebenfalls in Suhl hergestellt wurde. S Simson Schwalbe warb mit Sprüchen wie „Eine Fahrt zu zweit i immer reizvoll. Die Freude wird gesteigert durch die hohe ist L Leistung und den vollendeten Fahrkomfort" und „Erholung und E Entspannung in der Natur geben neue Kräfte. Luft und Sonne

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sind ein ech echter Gesundbrunnen für jung und alt – und der flinke Kleinrolle ist immer dabei". Doch eigentlich h war Werbung gar Kleinroller nicht nötig. Zunächst wurden jährlich 30.000 Schwalben hergest gestellt. 1970 waren es schon 45.000 Einheiten. Und in den 80 äder, 80ern waren es über 60.000 – etwa ein Drittel aller Kräder, d das Werk jährlich verließen. die D tere Dennoch deckten die Mengen nie den Bedarf. Weitere S Schwalben ließen sich jedoch nicht produzieren, Blech g en gab es in der DDR nur in staatlich zugeteilten K Kontingenten (vielleicht war ja deshalb der Trabantt au Pappe?). Die Schwalbe ist das Fahrzeug derr aus Vog Vogelserie, das am längsten hergestellt wurde. Der Habic schaffte es auf vier Jahre (1972 bis 1975), der Habicht Sperber auf sechs (1966 bis 1972) und der Spatz auf sieben (1964 bis 1 1971). Dagegen wurde der Star elf Jahre alt (1964 bis n 1975), und die Schwalbe bekam erst 1986 nach 22 Jahren mit den ung modernen Rol Rollern SR50 und SR80 eine Ablösung. Eine Bedeutung auer. fällt den Nachfolgern aber nicht zu. Zu kurz war ihre Hestellungsdauer. Das Land, aus dem sie kamen, gab es ab 1990 nicht mehr.

Nachspiel Wenngleich heute die Schwalbe das Kultobjekt unter den Zweirädern ist, bekam das Teil im wirklichen Leben schon 1975 Konkurrenz aus dem eigenen Hause. Die Simson S50, gefolgt von S51 und S70 – seit 1975 am Markt – waren die Renner unter Jugendlichen. Die so genannte dritte Generation hatte viel von dem, was auch ein Westmoped hatte. Sie galten als schnittig und sportlich. Wer diese Zweiräder fuhr, war am Puls der Zeit. Schwalbe-Fahrer galten dagegen als bieder und altmodisch. Es war eher ein Elternroller. Das muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Im Rückblick hat freilich die Schwalbe etwas ganz Eigenes. Der Kult, den sie genießt, ist ganz sicher nicht unberechtigt. Mit dem Ende der DDR kam auch das vorläufige Ende für Simson. Der komplette Export nach Osteuropa und in Entwicklungsländer GoodTimes

Das Kultobjekt Schwalbe – bald als Elektroroller wieder da.

brach weg, da die guten Simson-Kräder plötzlich Westgeld kosteten. Die Ostdeutschen hatten vorerst kein Interesse mehr an eigenen Produkten, im Westen kam Simson über

den Exotenbonus nicht hinaus. 1991 gingen die letzten der einst 7500 Simson-Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit. Weitere Rettungsversuche und Reanimierungen waren wenig erfolgreich oder blieben ohne nennenswerte Ergebnisse. Simson ist inzwischen Geschichte, ein Großhändler sicherte sich die Restbestände an Ersatzteilen und vertreibt sie bis heute. Lediglich die Schwalbe erfährt in diesem Jahr eine Neugeburt und kommt als e-Schwalbe zurück. Die Elektrofahrzeugwerke Suhl bringen den mit Strom betriebenen Roller auf den Markt. Äußerlich im amtlichen Schwalbe-Retrostyle zeigt er sich innen auf dem Technikstand von heute. Beispielsweise lässt sich der Akku klein und handlich mit in die Wohnung nehmen, dort kann er an der Steckdose problemlos aufgeladen werden. Christian Hentschel 2/2012

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Mit klarer Linie zum Erfolg: Hergé schickte einen Reporter und einen Foxterrier rund um die Welt Belgien gilt seit vielen Jahrzehnten als eine Hochburg des europäischen Comic-Schaffens. Die Basis dafür schuf der 1907 in Brüssel geborene, 1983 verstorbene Autor und Zeichner Georges Remi. Unter seinem Künstlernamen Hergé erlangte er Weltruf als der geistige Vater von Tintin " et Milou", die man im deutschen Sprachraum als Tim und Struppi" kennt. 35 Jahre nach dem letzten " Abenteuer Tintin et les Picaros" ( Tim und die Picaros") " " feierten der rasende Reporter und sein vierbeiniger Freund mit der unlängst in die Kinos gekommenen 3D-Verfilmung von Regisseur Steven Spielberg und Produzent Peter Jackson ein imposantes Comeback. Von Horst Berner

A

ls Hergé am 10. Januar 1929 in der wöchentlichen Jugendbeilage „Le Petit Vingtième" d Tageszeitung „XXième Siècle" eine erste Seite der s seiner da noch recht naiv anmutenden Figuren a auf dem Papier präsentierte, konnte niemand a ahnen, dass sich daraus im Lauf der Zeit eine der g ganz großen Kultserien der Comicgeschichte entw wickeln würde. SSeine erste M Mission führte d den gewieften R Reporter samt tr treuem Foxterrier in ins Land derr SSowjets, wo siee in den Wirren n d der politischen Umwälzungen die aabsurdesten Dinge erlebten. Etliches d davon mag vielleicht politisch stritti tig dargestellt sein, unterhaltsam liliest sich die auf 139 Seiten angele legte Story aber heute noch. Der g t P l t llebt bt von d ti i gesamte Plot der satirischen Ü Überzeichnung. Für „Tintin" bedeut tete diese Episode den Beginn eines g großen Abenteuers, für Hergé – dessen K Künstlername sich aus den umgestellt ten, französisch gesprochenen Initialen R ergibt – markierte sie den Beginn RG e einer glanzvollen Karriere. eorges Remi, am 22. Mai 1907 Brüsseler Stadtteil Etterbeek g geboren und von Kindheit an dem Zeichnen zugeneigt, hatte damit n nicht nur seine Bestimmung, sondern vor allem ein Erfolgsrezept g gefunden.

Gim

Seite Seit te

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is ins Jahrr folg-ten acht weiter tere, schwarzwe weiß gestaltete Geschichten, di in „Le Petit die Vingtième" un „Le Soir" und ih ihren Vorabdruckk fa fanden, ehe si danach als sie B Bücher aufg gelegt wurd den. Diese ersten Originalbände, deren humorvolle Abenteuer ka, im Kongo, in Nordamerika, Ägypten, China, Südamerika, Großbritannien, im fiktiven osteuropäischen Staat Syldavien und in Nordafrika

B1940

spi lt sind i d heute h tte unbeb spielten, z zahlbare Sammlerstücke. L Les Éditions Casterman, d damals wie heute der V Verlag von „Tintin" in Belgien, gaben von diesen Raritäten ab 1981 einen Nachdruck in Faksimilequalität heraus. Erfreulicherweise publizierte der Hamburger

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Carl Carlsen Verlag davon zwischen 199 und 1996 deutsche 1992 Fass Fassungen, die freilich mittlerwei ihrerseits schon wieder weile als gesuchte Kostbarkeiten gel gelten.

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bwohl Hergés kreatives W Wirken währe rend des Zweiten W Weltkriegs mit allerle Problemen behafflei te war, entstand in n tet diesem Zeitraum mit „Le Secret de la Licorne"" („Das Geheimnis der Einhorn") und der Fortsetzung „Lee trésor de Rackham Le Rouge" („Der Schatz Rackhamss des Roten") ein Bravourstück. Auf den 124 Farbseiten der 1943 und 1944 erschienenen Alben widmete sich der Künstler nicht nur dem faszinierenden Thema der Schatzsuche. Mit Kapitän Haddock, dessen Diener Nestor, Schloss Mühlenhof (im Original: Château Moulinsart), den Detektiven Schultze und Schulze (Dupont et Dupond) und speziell Professor Balduin Bienlein (Tryphon Tournesol) verlieh er seinem owohl Handlun ng gezeichneten Universum auch endgültige Gestalt. Sowohl Handlung wie Zeichnungen waren so sachlich festgelegt, dass der Künstler damit Schule machte: Kritiker bezeichneten ihn dafür später als d den bedeutendsten Vertreter d sogenannten Ligne claire der od Klaren Linie. Hergé wirkoder te aber nicht nur stilbildend. D herausragende Erfolg seiDer ne Helden führte in Belgien nes au auch dazu, dass „Tintin" – bee beziehungsweise „Kuifje", wie er im niederländischen Sp Sprachraum des Landes ge genannt wird – zum Na Namensgeber für die von R d Leblanc L bl ((19 Raymond (1915 –2008)) angeregten, ab dem 26. September 1946 im Verlag Lombard erschienenen „Comicmagazine" wurde. Gut zwei Jahre später, ab dem 28. Oktober 1948, gab es „Tintin" dann auch in Frankreich. Auf den Seiten dieses in wöchentlichem Turnus erschienenen Journals fanden die weiteren Abenteuer des Knickerbocker-Trägers mit der charakteristischen Haartolle künftig ihren exklusiven Vorabdruck. Obwohl eine Episode spektakulärer als die andere geriet, ragten doch die zwischen März 1950 und Dezember 1953 gedruckten Folgen heraus. Da ließ Hergé seine Protagonisten in einer clever ausgeklügelten Erzählung lange vor dem amerikanischen Astronauten Neil Armstrong die ersten Schritte auf dem Mond machen.

Hergé mit dem Modell seiner berühmten Rakete. GoodTimes

arallel zur Kreation neuer und unzähliger Illustrationen für die Zeitschrift „Tintin" begann Hergé auf Anraten seines Verlags Casterman mit der Umgestaltung seiner frühen Geschichten auf den Standardumfang von Alben mit 62 gezeichneten Seiten. Und da sich geze gezeigt hatte, dass ein Abenteuer in Farbe bei den Lesern besser a ankam, wurden die ummonti tierten und teilweise komplett ne gezeichneten Seiten dann neu au auch durchweg koloriert. Um die Arbeit bewältigen zu köndiese nen beschäftigte Hergé fortan nen, Per Personal und begründete 1950 Les Studios Hergé. Zu einem sein seiner engsten Vertrauten wurde Edg Edgar Pierre Jacobs (1904–1987), der durch seine fantasievolle Serie „Bla „Blake und Mortimer" bekannt wurd wurde. Zum erlesenen Kreis zählten ferne ferner die Mitarbeiter Bob de Moor (1925–1992) Jacq (1925–1992), Jacques Martin (1921–2010) und Roger Leloup (*1933), deren Namen für Serien wie „Barelli", „Alix" und „Yoko Tsuno" stehen, sowie die für die Kolorierung zuständigen Guy Dessicy (*1924) und Fanny Vlamyck (*1934). Letztgenannte wurde 1977 nicht nur Hergés zweite Frau, sie verwaltet heute auch seinen Nachlass und lenkt zusammen mit ihrem zweiten Ehemann, dem englischen Geschäftsmann Nick Rodwell, den Betrieb der 1996 ins Leben gerufenen Aktiengesellschaft Moulinsart.

PComics

is in die Jahre

B1975/76 und zum 2 Abenteuer „Tintin 23. e les Picaros" („Tim et u die Picaros") kreund ie ierte Hergé für das J Journal „Tintin" zwar w weiterhin Geschichten m mit seinen unverwechselbaren C Charakteren, jedoch w war die Herstellung n neuer Comics z zugunsten andere Aktivitäten merklich zurückgeganrer g gen. Die an Popularität kaum zu überbietenden HergéF Figuren standen mittlerweile im Ruf von gefragten W Werbeträgern, sie waren zu Stars in abendfüllende Real- und Zeichentrickfilmen geworden, füllden ten anspruchsvoll edierte Buchausgaben, während ers erste Werkausstellungen dem Künstler huldigten und dessen umfangreiches Œuvre analysierten. Vor allem hatte die Erfolgsserie nun aber auch weltweit einen begeisterten Leserkreis gefunden. Im deut deutschsprachigen Raum, für den Casterman ab 1952 erste Alben herausgab und der Schweizer Atar Verla Verlag ab 1959 mit der Zeitschrift „Tim" präsent war, setzte die Anerkennung mit der 1967 bei Ca Carlsen zunächst behutsam gestarteten, dann aaber konsequent und sorgfältig au aufbereiteten Publikation der Albumr Albumreihe „Tim und Struppi" ein. Neben den Titeln der regulären 2/2012

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S Serie (siehe Checkliste) legte der in Hamburg aansässige Verlag in den letzten Jahrzehnten u unzählige Titel auf – darunter 1983 das SStandardwerk „Hergé: Ein n LLeben für die Comics"" vvon Benoît Peeters oderr zzwischen 1999 und 2002 2 d die 19-bändige „Hergé W Werkausgabe" –, die ssich diesem m Klassiker der de europäischen ComicKultur eingehend widmeten. ls der Kunstliebhaber Hergé am 3. März

A1983 im Alter von 75 Jahren in Brüssel

g die mit „Tintin Tinttin et verstarb, arbeitete er an einer neuen Erzählung, l'Al l'Alph-Art" („Tim und die Alpha-Kunst") betitel war. Da er testamentarisch verfügt hatte, telt da seine Serie von keinem anderen Zeichner dass we weitergeführt werden dürfe, blieb diese Episode all allerdings unvollendet. Sie wurde 1986 in Be Belgien, 1989 in Deutschland erstmals als Fr Fragment veröffentlicht. Um das Interesse am W Werk von Hergé wach zu halten, entstand zw zwischen 1991 und 1993 eine aufwändig p produzierte 39-teilige Zeichentrickserie, die se seine Comics in bewegte Bilder überführte. F d d h sein Lebenswerk – zu dem noch die Serien Ferner wurde dem W Wunsch, „Quick et Flupke" („Stups und Steppke"), „Jo, Zette et Jocko" („Jo, Jette und Jocko") und „Paul und Virginia" zählen – in einem eigens dafür entworfenen und konstruierten Museum zu zeigen, mit dem am 2 Juni 2009 eröffneten Gebäude 2. in Louvain-la-Neuve unweit von B Brüssel entsprochen.

DV DVD VD D und BluBlu-ray -ray der Film mit einer Reihe von BonusFeatures. Einen Hinweis verdient aber auch der bei Carlsen erschienene Titel „Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Buch zum n viele Fakten und höchst interessante Film", der auf 200 Seiten Hintergrundinformationen rund um diese eindrucksvolle Produktion bietet.

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TINTIN ET MILOU" / TIM UND STRUPPI" "

von Hergé

Die Alben in der Reihenfolge ihrer Originalveröffentlichung (Die Jahreszahlen in Klammern nennen die Album-Erstausgabe, bei der deutschen Version die Album-Erstausgabe im Carlsen Verlag.)

1. Tintin au pays des Soviets (1930) / Im Lande der Sowjets (1988) 2. Tintin au Congo (1931) / Tim im Kongo (1976) 3. Tintin en Amérique (1932) / Tim in Amerika (1974) 4. Les Cigares du Pharaon (1934) / Die Zigarren des Pharaos (1972) 5. Le Lotus bleu (1936) / Der blaue Lotos (1975) 6. L'Oreille cassée (1937) / Der Arumbaya-Fetisch (1973)

aut aktuellen Zahlen wurden von den Alben mit „Tintin e Milou" bis heute weltweit et ü über 250 Millionen in über 50 S Sprachen und 50 Mundarten v verkauft. Die modernste Variante e einer animierten Ausgestaltung Das vom Architekt Christian de ih ihrer Abenteuer können gegenPortzamparc konstruierte Musée Hergé. w wärtig fraglos Regisseur Steven SSpielberg ((*1946) *1946) und Produz zent Pet Produzent Peter Jackson (*1961) für sich in Anspruch nehmen. Spielberg, der bereits seit 1982 die Option einer Verfilmung von Hergés Serienhelden in der Tasche hatte, präsentierte am 22. Oktober 2011 in Brüssel bei der Weltpremiere seines Streifens einmal mehr großes Kino. 107 Minuten währt das computeranimierte Feuerwerk in 3D, das in rasanter Abfolge Elemente aus „Le Crabe aux pinces d'or" („Die Krabbe mit den goldenen Scheren"), „Le Secret de la Licorne" („Das Geheimnis der Einhorn") und „Le Trésor de Rackham le Rouge" („Der Schatz Rackhams des Roten") ineinander verwebt. Belgiens Lieblingsikonen zeigen sich darin erstaunlich werkgetreu, obwohl dem mittlerweile gut 70 Jahre alten Stoff eine zeitgemäße Dramaturgie v e r p a s s t wurde. Bei den Golden Globes 2012 reichten derlei Prädikate zum Sieg in der Kategorie „Bester animierter Film". Und für die Fans von „Tim und Struppi" erschien am Jackson und Spielberg im Look von Schulze und Schultze. 22. März auf

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7. L'Île noire (1938) / Die schwarze Insel (1968) 8. Le Sceptre d'Ottokar (1939) / König Ottokars Zepter (1967) 9. Le Crabe aux pinces d'or (1941) / Die Krabbe mit den goldenen Scheren (1967) 10. L'Étoile mystérieuse (1942) / Der geheimnisvolle Stern (1972) 11. Le Secret de la Licorne (1943) / Das Geheimnis der Einhorn (1971) 12. Le Trésor de Rackham le Rouge (1944) / Der Schatz Rackhams des Roten (1971) 13. Les 7 boules de cristal (1948) / Die sieben Kristallkugeln (1970) 14. Le Temple du Soleil (1949) / Der Sonnentempel (1970) 15. Tintin au pays de l'or noir (1950) / Im Reiche des schwarzen Goldes (1967) 16. Objectif Lune (1953) / Reiseziel Mond (1967) 17. On a marché sur la Lune (1954) / Schritte auf dem Mond (1967) 18. L'Affaire Tournesol (1956) / Der Fall Bienlein (1967) 19. Coke en stock (1958) / Kohle an Bord (1970) 20. Tintin au Tibet (1960) / Tim in Tibet (1967) 21. Les Bijoux de la Castafiore (1963) / Die Juwelen der Sängerin (1970) 22. Vol 714 pour Sydney (1968) / Flug 714 nach Sydney (1969) 23. Tintin et les Picaros (1976) / Tim und die Picaros (1977) 24. Tintin et l'Alph-Art (1986) / Tim und die Alpha-Kunst (1989)

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Tie ierris iscches Bl Blechs pie iellzeug

Wenn ein Hund Schokolade empfiehlt Obwohl man bei Blechspielzeugen vor allem an Eisenbahnen, Autos, Traktoren und Flugzeuge Fllu lugz ugz ugz ggzeu zeuge euuge ge denkt, galt der erste Run in der Geschichte dieser Sammelobjekte den mechanischen Tierwelten. r wweellten ltteennn.. Durchaus naheliegend, denn mit der Erschließung auch entferntester Regionen stießen ßeen nne neu eu entdeckte, fremde Tiere auf großes Interesse in vielen Bevölkerungsschichten. Tiergärten eenn und unndd Zoos lieferten sich indirekte Wettkämpfe beim Beschaffen exotischer Exemplare. Zudem sstellte tellllltee te Charles Darwin für die damalige Zeit gewagte Thesen auf, indem er Tiere zur unmittelbaren lba barreen Verwandtschaft des Menschen erklärte. Kurz: das Beschäftigen mit und das Wissen über beerr TTiere iere ie iere re genoss ungeheure Popularität.

S

chnell hatten auch Industrie usstr t iee u und nd dH Handel andel an ande deel di d die ie Z Ze Zeichen eic icheen eettzt zteen n T ieere re der Zeit erkannt und ssetzten Tiere in der Werbung ein. Ein Frosch in der Schuhcremereklame, ein Tee trinkender Elefant sowiee nd d ein Hund, der Zigaretten und nu ur Schokolade empfiehlt. Da war ess n nur no noch och ch ein kleiner err SSprung prrun p ung bi b i in die K indeerz in inde rzim im mm meer. r. Z waar w ar bis Kinderzimmer. Zwar kko o konnte das tierische Blechspielzeug nicht wie eein ei in Schaukelpferd oder gar ein Teddy, der sich abend aben ab end kuschelweich mit ins Bett nehmen ließ, en abends beege b gei tern. Doch spätestens wenn sich das Blech begeis zu zu – zumeist per kleinem Schlüssel, bedient durch K nd Ki Kinderhand – scheppernd von A nach B bewegte, sttan an dem Siegeszug der Objekte nichts mehr stand im Wege. Hilfreich war natürlich, dass Auto, im F Fl Flugzeug & Co. auch im realen Leben erst n usst us sten st en. Un en U d noch erfunden werden m mussten. Und n Blec echs ec hsspi piel e ze el zeug ug nicht zuletzt hatte das Bl Blechspielzeug e ollllen en n A nsat ns atz at tz: z: einen pädagogisch wertvollen Ansatz: for orde dertte te de ttechnisches ech hni ni ine nen be b huthu Ess forderte Verständnis und ei einen behutsame sa men Umgang. me U gang Um gaan ng g. W en n o d r de de d err samen War der Schlüssel verloren oder der M ch Me chan anis an issmu muss überdreht, üb berrdr dre hatte der Spaß sein Ende. n e. nd Mechanismus

geelö g öte t t. t. D iee In Inno no n ovvaati tion o aauf on uff d em m gelötet. Die Innovation dem Spie Sp ielz ie lzeu lz eu eugm ugm mar a kktt b lil eeb b d am mitt tteuer eu uer Spielzeugmarkt blieb damit und nur un nu ur fü für ür eine eine ne b g und betuchte Zielgruppe erschwinglich.

Mitt Gründung Mi G ün Gr ündu dung du g des Deutschen Mit Reic Re icch hees 18 871 71 u Reiches 1871 und damit verbu und nden den nen n V erän er än n bundenen Veränderungen (u.a. t, Einführung der Gewerbefreiheit, r if ifte ten te n Aufhebung der Zunftvorschriften und d sowie Wegfall vieler Länder- und Basi siss si Kleinstaatengrenzen) war zwar diee Ba Basis für eine industrielle Fertigung geschaffen – doch den eigentlichen Startschuss erlebten die Hersteller 1890 mit der Erfindung des Lithografiedrucks. Nun konnten wesentlich größere Stückzahlen zu deutlich günstigeren Preisen angeboten werden. Nur wenige Anbieter hielten bis etwa et w 1920 192 9 0 an der deerr per Hand lackierten etwa Vaariian ante te fest. fes e t. Eine Ein i e weitere w Variante Innovation gaab es g es spätestens spä p te test s en e s 1 gab 1905. Es wurde niich n cht mehr meehr hr zeitintensiv zei eiti tintt ti nicht verlöteet, t sondern sonde on ndeern mit mit Hilfe H tet, kleiner M taallös Me lllös ösen sen n vverlascht. errla l sc s htt Das war Metallösen niich nich ht me eh hrr u nb n bed din i nicht mehr unbedingt raffiD s erste Da errst erst ste Blechspielzeug Bleec Bl ec g ssoll olll es u ol m n errt, ni t, aaber b r pr be prei eiisw weerrt Gut so, Das um niert, preiswert. 1 00 18 00 gegeben geg g en.. Der en Deer erste erst er se denn de n diese diese ieese se neuen neeu uen n Spielwaren Sp 1800 haben. denn deeut utsc schee Hersteller war war verwa veerr-waaren w reen für fü ür de d en n ma m ass ss ss deutsche waren den massenhaften mu utli tliicch die tl d Firma Ro ckk & Ab A bssaatz t bestimmt. bessti t mm mt. Wobei Wo mutlich Rock Absatz speGran Gr anerr in an in B Bi ibe bera r c deren Gründung ündu ün du un ng g ziel zi iel e l deutsche deut de utsc utsc sche h Hersteller he Herrst se Graner Biberach, ziell die iin ns Jahr Jaahrr 1 813 zu 81 zzurückgeht. u I d In en n Qual Qu aallit ität ätsf sfah ahne ah ne h occhochh- und an ins 1813 den Qualitätsfahne hochFo olgej lg gejjah hrz rzeh e nt nt ckkeellte ten n aussg au gekklü lüge gelt lten lt e Produkten en Pro r du dukk Folgejahrzehnten entwickelten ausgeklügelten festsich c der der er Raum Raum aum Nürnberg/Fürth au //F Für ürth th hiel hi e ten. tteen. n B lee sich hielten. Blechspielzeug so o wi wi Stad St ad dt Maade M ade de In In Germany Ge sowie die Stadt Made – das s an st a d oftmals o tm of tm Brandenburg stand für kleine b u tech te ch chni hn niisscc he he bei Berlin zzu technische Wunderwerke, i m Idealfall I de d al alfa faa Blechspielim eine Symbiose aau us Err fi fn hochburgen. aus Erfindungsreichtum und Jed Je ed es Han Ha and ndweerkksskk Jedoch warr es Handwerkskunst. Sammlern ist natüreii n nur n sa me sa mer lilich bekannt, bek ekan n ein langsamer lich dass es auch in den USA, in Sieg Si e eszu eg esszu ug verglichen en n Grroß G oßb brrit i an Siegeszug Großbritannien, Frankreich und Japan etablierte Hersteller mit mi it dem deem Holz, Holz Ho lz,, aus lz a dem bis gaab. g b. Speziell Japan erwies sich seit den 1950er mit gab. Ja dahin sämtliches Spielzeug Jahren als großer Konkurrent der deutschen B gefertigt war. Meist widmeten sich kleine Blechspielzeuge. Durch den Zweiten Weltkrieg e Familienunternehmen dem neuen Spielzeug. erlebte die deutsche Blechspielzeugindustrie freigestellte Abb.: Firma Bader, Vaihingen/Enz g e Es wurde noch per Hand bemalt und aufwändig einen verordneten Niedergang, denn die meisSeite

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ten Spielwarenhersteller wurden zur Kriegsproduktion herangezogen. Der sich anschließende Neuanfang der Blechspielzeugindustrie war wu wung ung ng.. nur noch ein überschaubarer Aufschwung. Mit dem japanischen Spielzeug konn-te nicht wirklich mitgehalten wer-den. Hier verstand man sich nicht nur aufs Kopieren der Klassiker, es w u r d e n mit spektakulären Formen und De und Designs sowiee Batt Ba t errie ie auch auch au ch Batterieantrieb iinnovative in nnova novvaati no t Akzentee g eset es eettzzttt.. gesetzt. Deer D e r eechte Widersacher des deutschen Der B Blec Bl lecch hsspi p Blechspielzeugs trat allerdings erst in den 1960er JJahren Ja ah in Erscheinung: Bunte Plastikteile llösten das Blech endgültig ab. Verirren sich h heute dennoch vereinzelt Blechspielzeuge in die Kinderzimmerregale, sind es Autos, in Tr rak a to tore re und Eisenbahnen. Die mechanischen Traktoren B Bl Blec lec e ht h ie i ree hingegen sind beinahe ausgestorben. Blechtiere Nurr no Nu n ch h wenige der stark bedrohten Spezies sind noch beii Sa be Samm mmll mm Sammlern zu finden oder konnten in Museen üb ü e le er lebe been n.. überleben. Zwei Zw eii lleidenschaftliche e de ei dens nsch ns ch chaf h aff tl tlic icc he Sammler aauss Be au B e rl rlin iin n, Berlin, beid be idee Ki id ind n er de er beide Kinder der 1960er, haben ihr Hobby zum Beruf gemacht. bas asti tiiaan n Die Sammlung von Sebastian Wein in nho hold ld Köpcke und Volker We Weinhold s te tell lll un ung ist zur Ausstellung Mi M it geworden. Mit rffol o g wa w ar großem E Erfolg war ihre Ausstellung bereits u.a. in Aschaffenburg, Bielefeld, Neumünster, Berlin und St. Gallen zu sehen; nächste Station der mechanischen Tierwelten: das Sächsische Industriemuseum Energiefabrik Knappenrode.

Abb.: © Mechanische Tierwelt

Der besondere Reiz dieser mobilen Ausstellung liegt jedoch nicht im bloßen Zeigen der Exponate, sondern in der Inszenierung ganz eigener Blechtierwelten. Auf riesigen Fotos sind die Spieltiere in ihrem entsprechenden Umfeld zu sehen, unter Wasser genauso wie in der Luft, im heimischen Wald wie im afrikanischen Dschungel, im australischen Outback, am Südpol. Neben ibtt ib der Fotosafari g gibt es natürlich auch über 230 Blechtiere zu bestaunen. Begleitend zur Ausstellung ist ein Buch von Köpcke und Weinhold erschienen:: „Mechanische Tierwelt". el Christian Hentschel

www.mechanische-tierwelt.de www.saechsisches-industriemuseum.de GoodTimes

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Aufstieg und Niedergang einer Fluggesellschaft Schon der Name N Pan American weckte in den 60er und 70er Jahren die Reiselust. Exotische Länder Jahre nder und Städte, von Buenos Aires bis Istanbul, Städt anbul, von S Südamerika bis zum Fernen nen Osten, Oste waren plötzlich bequem m und u komfortabel erreichbar. r. Nicht N nur Europa und diee USA, U die ganze Welt rück te immer enger zusammen. Sogar Soga der Weltraum solltee in naher na Zukunft von Pan Am m erreicht werden, wie Stanley Kubrick ck in „2001 – Odyssee im Weltraum" zeigt. eigt. Mit einem Clipper von Pan Am wurden urden Flugreisen zzu einem kultigen Erlebnis.. Ob die Beatles oder die Kennedys, ob nach Tokio, New York oder in den Weltraum: Weltraum Der Jet Set reiste mit Pan Am. n den 50er Jahren waren Flugreisen für viele noch ein unerschwinglicher Luxus. Mit Pan Am wurden plötzlich ferne Länder bequem erreichbar, zu immer g g günstigeren Preisen.

Jumbo-Jet fand am 22. Januar 1970 mit dem Pan-Am-Clipper „Victor" auf der Strecke New York-London statt. In den 80er Jahren ging es dann mit der Gesellschaft wirtschaftlich bergab, und 1988 markierte der Bombenanschlag von Lockerbie dann das Ende der unbeschwerten und vergnüglichen Flugreisen. Foto: © Pan Am Historical Association

Foto: © Pan Am Historical Association

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Pressekonferenz der Beatles in der Pan-Am-Lounge nach ihrer Ankunft mit einem Pan -Am-Clipper in New York am 7. Februar 1964. Der Service an Bord war legendär. Es gab sogar ein eigenes Besteck!

Pan American Ame World Airways, kurz Pan Am, wurde bereits 1927 von Juan T. Trippe in Key West, Florida, F gegründet. Er hatte einen Auftrag der US-Regierung US-R n für einen regelmäßigen Luftpostverkehr zwischen Miami und Havannaa (Kuba) erhalten. Der erste Passagierflug fand am m 16. Januar 1928 auf a dieser Route statt. Der erste te führt ab dem Jahr 1931 von Miami mi Langstreckenflug führte n nach Buenos Aires, später auch von S Francisco aus zu San d den Philippinen. Rei Reisezeit: fünf Tage. Kosten pro Person: 600 Dollar, also mehr als ein durchschnittliches Jahresgehalt zu A dem 20. Mai 1939 dieser Zeit. Ab A eine Linie über den richtete Pan Am ei die von New York nach Lissabon Nordatlantik ein,

Ein Flugplan aus der Anfangszeit von Pan Am in den 1930er Jahren. Die ersten PanAm-Flugrouten führten nach Mittel- und Südamerika.

Pan Am war eine der weltweit ersten Fluggesellschaften, die interkontinentale Flüge anbot. Der Komfort war damals revolutionär: Drinks und warme Mahlzeiten wurden von hübschen Stewardessen am Sitzplatz serviert. Natürlich mit eigenem Pan-AmBesteck. Überhaupt: Alles musste schön und edel sein, natürlich auch die Flugzeuge. Der weltweit erste kommerzielle Flug mit einem Seite

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Strecke von New York nach Paris. Flugzeit: 8,5 Stunden. 1976 flog eine neu-ere Boeing-Maschine,, die 747 SP (Speciall Pe r f o r m a n c e ) ei mit nur zwei Der legendäre Jumbo Jet von Pan Am, erstmals 1970 auf der m Zwischenlandungen um Strecke London -New York eingesetzt. die Welt. Später nutzte Pan Am auch den europäischen nommen wurde. Pan Airbus für die Transatlantikroute. Am hatte nun das Ab 1980 machte Pan Am vor erste weltumspannenallem durch Aktivitäten auf de Netz mit regelmädem regionalen amerikanißigen Flugrouten. Der schen Markt hohe Verluste. Firmensitz war ab 1964 Im Februar 1986 wurden die in New York das archiPazifikstrecken an United tektonisch markante Zukunftsvisionen Airlines verkauft, über Reisen im w dann der das war Weltraum, aus denen leider (bis heute) nichts Anfa vom Ende. Anfang wurde: Studie für einen Für den Pan Am Space Clipper, K Konkurs sorgten die Stanley Kubrick in seinem Film 2001" T Terroristen am 21. einsetzte." D Dezember 1988, als e eine Boeing 747, Pan-AmFlu 103, über dem schottischen Lockerbie durch eine Flug Bom zum Absturz gebracht wurde. Alle 243 Passagiere Bombe und 16 Besatzungsmitglieder sowie elf Bewohner von Auch John F. Kennedy flog Pan Am, die L k Lockerbie verloren ihr Leben. Die Fluggastzahlen gingen nun Pan -Am -Reisetaschen sind bis heute Kult. drastisch zurück. Flüge mit Pan Am galten nun nicht mehr als sicher, zumal zehn Jahre zuvor der „Clipper Victor" auf Teneriffa am 27. März Pan-Am-Building in der Park Avenue 1977 zusammen mit einer KLM-Boeing 747 in den schlimmsten Unfall in Manhattan. In dieser Zeit entder zivilen Luftfahrt verwickelt war. 583 Menschen kamen ums Leben. stand der Mythos Pan Am. Eine Pan1991 hörte die traditionsreiche Firma auf, als eigenständiges Am-Reisetasche am Handgelenk, eine Unternehmen zu existieren. Anstecknadel am Revers oder sogar Die Rechte am Namen und Logo wurden an eine Investorengruppe eine Pan-Am-Ledermappe für den verkauft. Diese neue Pan Am nahm 1997 den Flugbetrieb mit einigen Reisepass: Das kreisrunde Logo signawenigen Flugzeugen wieder auf, musste aber ihre Tätigkeit wegen lisierte Weltoffenheit und Optimismus. n finanzieller Probleme 2008 wieder einstellen. Fluggäste erhielten sogar einen eigeIm September 2011 startete eine nen Pan-Am-Worldguide, ein 1200 Fe Fernsehserie mit dem Titel „Pan Am" beim Seiten umfassendes Buch, das über die am amerikanischen Sender ABC. Sie porträtiert Besonderheiten, Sehenswürdigkeiten o Pi Piloten sowie Flugbegleiter der Fluglinie oder Delikatessen des jeweiligen Zielortes inform in den 60er Jahren, natürlich in bestem mierte. Über Berlin heißt es dort: „Local food s D Design des Jahrzehnts. Den passenden specialities are Bockwurst ... Kartoffelpuffer a S Soundtrack dazu gibt es natürlich auch. and Königsberger Klops, meetballs herring and c E Empfehlenswert ist die CD PAN AM – capers." Kosmopolitische Völkerverständigung gab e bei Pan Am inklusive. T THE SOUND OF THE 70’S von Yoshinori es A S Sunahara, die musikalisch das unbeAnfangs waren viele Wasserflugzeuge im Einsatz, s schwerte Reisen an der Cocktailbar eines da es hauptsächlich zu den Inseln der Karibik und we P Pan-Am-Clippers untermalen könnte. weiter nach Südamerika ging. 1931 stellte Pan Am das erste viermotorige Flugboot in Dienst und Ende 2011 startete in USA eine TV-Serie In Berlin gibt es die prinamens Pan Am", die in der goldenen A vat betriebene PanAm nannte dieses „American Clipper". Der Ausdruck „Clipper" steht Zeit der "1960er Jahre spielt. Lounge im zehnten eigentlich für Segelschiffe, die hohe Geschwindigkeiten Stock des Haus Eden, erreichen. Bei Pan Am wurden dann alle mehrmotorigen das 1966 direkt am Maschinen so getauft. 1977 wurde eine Boeing 747SP Zoologischen Garten „Clipper Constitution" vorübergehend in „Clipper Kiss gegenüber dem Special" umbenannt, als die Rockband Kiss diese für ihre Aquarium gebaut Japan-Tour charterte. Schon 1955 überraschte Pan Am wurde. Es handelt sich mit dem so genannten Jet-Coup, als 20 Boeing 707 und um ein Mietshaus, 25 Douglas DC8 bestellt wurden. Und am 26. Oktober in dem Piloten und 1958 nutzte Pan Am als erste Airline Stewardessen von Pan die neue Düsentechnik auf der Cool und immer adrett: die Crew eines Pan -AmAm wohnten. Das Clippers in der Pan -Am -TV - Serie. Penthouse im zehnten Stock war ihr Treffpunkt in Berlin. Original-Mobiliar aus den 60er Jahren sorgt für das entsprechende Flair. www.panam-lounge.org Eckhard Schwettmann Foto: © Pan Am Historical Association

Foto: © Alastair T. Gardiner/ Pan Am Historical Association

und weiter nach Marseille führte. Nach dem Krieg war Pan Am eine von drei Fluggesellschaften, die über den Atlantik flogen. Neben ihr boten dies nur die Transworld Airways (TWA) und die American Overseas Airlines, die 1950 von Pan Am über-

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den Nachwuchs N

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Biddeschööön!"

Der Hase Cäsar und andere Helden Von Oliver Schuh

Ei ffrecher Ein h H Hase mit it Kl Klappmaull macht ht Schlager S hl für Schlappohren" " – dieses Konzept war ein Renner im Kinderprogramm der er ARD in den Jahren 1967 bis 1971. Der Hase Cäsar – eine mit einfachsten achsten Mitteln hergestellte Handpuppe – präsentierte dem jungen Publikum ikum gemeinsam mit Aaaarno", dem Schauspieler Arno Görke als Toningenieur, ngenieur, aktuelle " Hits. Dabei zog er über so manche Veröffentlichung herr – ein Umstand, der der Sendung bei den Plattenfirmen nichtt nur Freunde machte. Verzapft hat das Ganze Produzentt und Puppenspieler Wolfgang Buresch. Und der feierte mit weiteren Kindersendungen Riesenerfolge. ge.

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Heute würde man das ein „Pilotprojekt" nennen, und es kam sehr gut an. Buresch erinnert sich: „,Stoffel und Wolfgang’ war insofern Seite

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Stoffel mit seinem Wolfgang (1965)

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„Was ich gemacht habe, hatte auch immer etwas mit meiner Entwicklung zu tun", sagt Buresch heute. „‚Stoffel und Wolfgang’ war Kleinkinderprogramm, und ‚Hase Cäsar’ im Grunde ein Programm für Pubertierende: frech, vor-

© Pressefotos

etwas twas Be Besonderes, sonderes, weil ich den Vater der Stoffpuppe Stoffel gesp gespielt habe. Und Väter agierten damals nicht so wie ich Ferns im Fernsehen. Ich habe einfach einen Vater gespielt, so, wie ich ihn mir gewünscht hätte, also einen, der auf die Kinder ei eingeht, der sich um sie kümmert. Das war zu einer Z Zeit, als ich in Quickborn, wo ich damals wohnte, an angemacht worden bin, weil ich einen Kinderwagen gescho geschoben habe. Und wenn ich Babywäsche aufgehängt wu habe, wurde meine Frau gefragt: ‚Hat Ihr Mann das nötig?’ Das war eben eine ganz andere Zeit." Es soll Menschen gegeben haben, die sich ihre Partner seinerzeit danach ausgesucht haben, ob es ein ähnliches Verständnis von Erziehung gab.

ie erste Fernseharbeit von Wolfgang Buresch (heutee el übrigens 71 Jahre alt) für Kinder war 1965 „Stoffel und Wolfgang", sozusagen die erste Serie für das Vorschulalter. „Wir durften offiziell keine Sendung für diesee Zielgruppe machen, weil es damals noch die so genanntee Filmbeschränkung gab, die besagte, dass Kinder unter sieben Jahren nicht ins Kino gehen durften", erzählt Buresch. „Und wenn man die nicht ins Kino lässt, darf man auch kein Programm für sie machen, was natürlich schwachsinnig ist, weil die sich dann Sachen angesehen haben, die eben nicht für sie gemacht waren. Und da hab ich mir gedacht: Jetzt machen wir mal was für diese Altersstufe. In der ,Hörzu' haben wir das dann ‚Das Programm für unsere Kleinsten’ genannt, und das war okay."


© Archiv Wolfgang Buresch

laut – also all das, was Kinder damals nich sein durfnicht ten Cäsar hatte ten. kein keine Angst vor Au Autoritäten, hat sic sich vielmehr da darüber lustig ge gemacht. Deshalb w er damals ja war au auch so populä Heute fragen lär. manchma Erwachsene: manchmal Hase Cäsar lernt Text mit Wolfgang (1968) ma wieder?’, und ‚Warum wiederholt ihr das nicht mal ich sage dann immer: ‚Die Kinder würden doch überworü haupt nicht verstehen, worüber wir damals gelacht haben.’ D Denn dieses Verhalten ist heute se selbstverständlich für sie."

die ist ganz lustig g entstanden", erzählt Buresch. „Ich habe 1971 gerade ‚Maxifant und Minifant’ gemacht, und der Kollege vom WDR ‚Die Sendung mit der Maus’. Meine Sendung ger Einschaltquote hatte viel weniger Einschaltquote, aber dafür alle Kleinkinder. Ich hab ihm gesagt, dass seine Sendung eben für größere Kinder gedacht ist und daher viele andere Kinder zusehen. Er meinte: ‚Nee, das ist ja nur eine Schutzbehauptung.' So habe ich mit ihm gewettet, dass ich innerhalb eines Jahres die populärste deutsche Cäsar mit seinem Freund Arno Görke Kindersendung mache. Und das Cäsar, Maxifant war dann 1972 ‚Plumpaquatsch’. Die Sendung und Minifant, war auch so konzipiert gewesen: eine schicke Plumpaquatsch blonde Frau (Susanne Beck, Anm. d. Autors.), und Stoffel hinter der alle Opas und Rentner standen, dann wohnen heute dieses kleine freche grüne Wesen dazu. Und es in der Puppentheatersammlung wirkte immer so, als ob die Beiden so ein kleines im Stadtmuseum bisschen ineinander verliebt wären."

© Archiv W. Buresch

© Archiv Wolfgang Buresch

W der Hase Cäsar an Neugier Was ge geweckt hatte, wurde mit Bu Bureschs neuem Sendeformat „Maxifant un und Minifan konsefant" qu quent weiter terentwickelt. Plötzlich wu wurde der T d thematisiert, th ti i t indem i d di Kinder Ki Tod die einen München Film über ein sterbendes Kaninchen sahen. Sog eine menschli„Plumpaquatsch" wurde mit einem erstaunSogar ch Geburt (Thema lich niedrigen Etat hergestellt, insofern hanche „L delte es sich um eine Art „Best Of ARD„Leben") wurde im Vo Kinderprogramm". „Stoffel und Wolfgang" Vormittagsprogramm tauchten wieder auf, „Die kleinen Gespenster", ausgestrahlt. W „Onkel Jdlicka" und viele andere. Und Meister Wolfgang Buresch: Eder und sein „Pumuckl" erblickten hier das „Die Reaktionen Licht der Welt. w a r e n sehr spanEin Lieblingskind unter seinen vielen Projekten nend. Die (auch „Emm wie Meikel" mit Kinder fanPlumpaquatsch Hanni Vanheiden gehört dazu, den es aus dem gleichen mit Partnerin es lief von 1975 bis 1978) mag Grund interessant, weshalb Susanne Beck Wolfgang Buresch nicht einfallen. die Eltern es ablehnten: (1972) „Gibt es nicht!", sagt er bestimmt. Sie hatten noch nie eine „Jede Sendung hat einen Teil von Geburt gesehen. Verrückt! mir widergespiegelt." Und was Die Kinder haben das völsieht er heutzutage noch gerne lig normal aufgenommen, Maxifant und Minifant (1971) im Fernsehen? „Kontinuierlich von einigen acht-, neunKinderprogramme, damit ich da auf jährigen Mädchen in der Vorpubertät vielleicht mal abgesedem Laufenden bleibe." hen. Dann, ein halbes Jahr später, wurde dieselbe Sendung im Sonntagnachmittagsprogramm wiederholt, Wolfgang Buresch lebt jetzt und was da passierte, war unglaublich. Mein in Hamburg, ist zweifacher Vater und sechsKopf war das Mindeste, was gefordert wurde, facher Großvater. Also dürfte er wissen, ob vornehmlich von Rentnern." „Sesamstraße" morgens um 6 Uhr in der ARD Sinn macht. „Das Schlimme ist: ja!", weiß der Und dann kam bt Kinder, die sitExperte. „Es gibt der unvergessene zen schon um diese Zeit vor Plumpaquatsch, ein Figur aus der dem Fernseher.. Und das ist eine Han grauselig." Hand des Prager Puppenbauers Cäsar besucht Wolfgang Fra Franta Tvredeck – Buresch zu Hause (2011) ein seltsam anmuWolfgang ten tender grüner Frosch mit Kussmund. Buresch Fa irgendwem auf die Sprünge geholFalls heute fe werden muss: „Hokuspokus, glucks fen (2012) u und trübes Wasser!" „Die Sendung war ei eine reine Unterhaltungsnummer, und GoodTimes

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Der Siegeszug des Apfel-Shampoos Von LLothar V th h B Brandt dt

Es kommt eben wirklich darauf an, dass man das rich" tige Shampoo nimmt." Diesen Satz hämmerte uns das einst auf zwei Kanäle und den Vorabend beschränkte Werbefernsehen ein. Und zwei bis drei grenzdebil lächelnde Mitglieder eines deutschen Familienideals seiften einander tüchtig ein und versicherten sich gegenseitig, dass sich dein Haar schon viel kräf" tiger" anfühlt, und grinsten unerbittlich in den Abspann: Schauma-Shampoo reinigt nicht nur mild " und gründlich. Es pflegt das Haar bis in die Spitzen."

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Fotos: © Henkel AG & Co. KG

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ür damalige Verhältnisse saßen wir schon zie ziemlich ieml ie mlic ml ich vi ic viel iel Freunde handlicher hand dlilicc elektronischer Musikspielzeuge: Es gab wirkne Zeit,, da dachte man beim Apfel noch nicht an den iPod vor der Glotze. Nicht nur wegen der mehr oder weniger lich ein eine lit itis i ch od derr d en erf rffol og spannenden oder lustigen Serien. Nein, der pol politisch oder den erfolgreichsten Konzern für Unterhaltungselektronik wachsend de – un Co Comput uter ut und gesellschaftlich interessierte Heranwachsende und Computertechnik weltweit. Und auch die Erinnerung an hez e u jede d r das Musiklabel M siklabe der Beatles mit dem angebissenen „Apple" Mu und als diesen wähnte sich in den späten 70ern nah nahezu jeder das ndl dlich auch dli dl w r hinter wa h nt hi n er de ab Four einigermaßen wache Kopf – zog sich selbstverständlich war dem Ruhm der 1970 abgetretenen Fab ke und d Co C die Nachrichten rein. Speziell 1977 hatten Köpcke Co.. weitgehend verblasst. arl-Heinz N ein, 1977 1 su und nde auch reichlich zu berichten (Zur Erinnerung: Karl-Heinz Nein, stand der Apfel quasi für gesunde nym für N tur. Und Na Un was so roch wie grüner Apfel, w ar Köpcke war als „Mr. Tagesschau" quasi das Synonym Natur. war V). Vor peer Duft er Nachrichtensprecher im öffentlich-rechtlichen TV). per Duftnote natürlich, frisch, gesund, lecker h un nd einfach en ei allem der Terror der RAF hielt uns in Atem. Aber auch und nur zum Anbeißen. Als tüftelten die Chemiker auff Spaniens Abkehr vom Faschismus, der Abgang des King Also Arom in den Rock’n’Roll-Himmel oder der Abschied von Aromastoff komm raus. Sie mixten irgen „Kaiser" Franz Beckenbauer in die USA sorgten für irgendwann unter wenig sexy klingenng ng dramatische Fernsehmomente. Und da die Werbung de IIngredienzien wie Sodium Laureth ir Su ul auch immer vor den Nachrichten lief, wurden wir Sulfate, Glycol Distearate, Glycerin od Panthenol auch den Stoff, aus quasi zwangsläufig Zeugen der schaumschlagen-oder de die Obstwiesenträume sind. Da stand and den Kampagne der Firma Schwarzkopf. dem zw w n Der Gründervater Hans Schwarzkopf hatte zwar immer noch kryptisch etwas von „A ein anno 1903 tatsächlich als erster ein Pülverchen „Apfel Extrakt" auf dem Etikett, doch kein n n auf den Schönheitsmarkt gebracht, das in noch so konzentrierter Saft von Golden D Wasser gelöst die Menschen mit Haut und Delicious, Granny Smith, Boskoop oderr C Haar blubbernd säuberte und es „Shampoon" Cox hätte diesen Geruch verströmen k genannt. Das erste Flüssigshampoon folgte können, erst recht nicht, wenn er e 1927. Nach dem Krieg stieg die Schwarzkopfeinem als für Haut und Haar angebl Marke „Schauma" ab 1949 den wirtschaftswunlich unschädlicher Hygiene-Artikel u dernden Westdeutschen dermaßen erfolgreich untergejubelt worden wäre. Das mit „ zu Kopf, dass sie quasi zum Synonym für „naturidentischen Aromastoffen" vollg Haarwaschmittel wurde, so wie „Tempo" für das gepumpte Apfelshampoo wolkte den W Papiertaschentuch. Wäscher förmlich ein, sobald der dii typisch milchigweiße Flasche mit Und eben im Jahr 1977 kamen die Schwarzköpfe die dee schwarzen Kopf geöffnet hatte. auf die Idee, die je nach Inhaltsstoffen entfettendem den, nachfettenden oder gar unentwegt säubern-Die Familien zwischen Sylt un Garmisch konnten sich nicht den Mittel olfaktorisch aufzumotzen. Natur warr Feuchter Dreier: Die Schauma-Familie und dama maa auch schon vor der offiziellen damals satt schnuppern. Die Geruchsspur verapfelschaumte anno 1982. Gr Gründung der Grünen irgendwie in. zog sich bald durch nahezu alle U Und so ein richtig schöner, mopsig runder grüner Apfel Badezimmer, Duschen und Nasszellen der Republik. rroch ro o doch wirklich lecker, oder? Tja, liebe nachgeborenen So musste man jedenfalls meinen, wenn man mon-


tagmorgens Ăśffentliche Verkehrsmittel bestieg. Deutlich ch smischte sich unter den Mief einer nicht wirklich desn odorierten Menschenmasse der Duft der groĂ&#x;en weiten Apfelwelt. Eine gerochene Zweidrittelmehrheit der kĂśrper-pflegenden Gesellschaft zog die Duftspur von Schwarzkopfss Erfolgselixier mit sich. Denn im Gegensatz zu vielen Moden kannte der Schauma-Schaum keine Alters-, Klassen- oder Geschlechtergrenzen. Männlein und Weiblein, Proll und Professor, Omi und Kind lieĂ&#x;en die sämige, hellgrĂźne FlĂźssigkeit erst mal tief einatmend in die konkav gerundete Handinnenfläche rinnen, um dann mit beherztem Schwung dem Haupthaar an Wurzel, Schaft und Spitze zu gehen. Die meisten männlichen kult!-Leser mittleren Alters dĂźrften sich an die 70er auch deshalb mit besonderer Wehmut erinnern, weil es da noch was zu waschen gab jenseits der Kopfhaut-Epidermis. Dass die duftwogende Prachtt m sich bei den meisten Männern von Stirn und Schädeldach im Laufe der Jahre verabschiedete, dĂźrfte wohl kaum dem harm-en n losen Apfelduft anzulasten sein. Wir testosterondurchfluteten gen ge n Männchen mĂźssen wohl in den sauren Apfel beiĂ&#x;en, dass gegen keein den erblichen Haarausfall eben (noch) kein Kraut und auch kein Obst gewachsen ist. Mit einem seufzenden „Ach ja" dĂźrften sich aber viele daran erinnern, wie dereinst Umkleidekabinen, Tanzstundensäle und Partykeller fĂźr eine gewisse Zeit in Apfelaromen erblĂźhten, bis bakterielle Abbauprodukte, AngstschweiĂ&#x; oder Alkoholika geruchstechnisch wieder die Oberhand gewannen. Klar, dass auch konkurrierende Kosmetikfirmen Witterung aufnahmen und ihrerseits ein StĂźck vom Apfelkuchen zu ergattern suchten. BĂźbchen beispielsweise brachte BabykĂśpfe zum Duften, und selbst das vornehme Gard Haarstudio schritt zum Obstanbau. Der allgegenwärtige Kopfduft fand sogar seinen Niederschlag in einem Songtext. Das neudeutsch gewellte Trio aus Ostfriesland etwa besang in „Nur ein Traum" das grĂźnapfelig duftende Haar einer Angebeteten.

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D occh ir och rg Doch irgendwann verlor sich die Duftspur im Wa Wand n el der Zeit. Die ach so coolen 80er brachen Wandel an, jetztt ssuchte jeder und jede die eigene Note. an Irge Ir gend end ndwa w wa n Irgendwann verschwand der grĂźne Apfel aus den Rega g len von Drogerie- und Verbrauchermärkten. n.. Regalen D ie moderne Kommunikationstechnologiee Die brac br ach h so manches Produkt aus vergangebrachte Z jedoch wieder aufs Nostalgiegleis. nerr Zeit Un U n nd d so war es nur eine Frage der Zeit, Und wan wa n zwischen Sitzsäcken, Speiseeissorten wann un n Cola-Geschmacksrichtungen eben auch ch und daa Apfelshampoo oder ApfelblĂźtenshampoo poo das w n wieder die Nasen der gereiften Generation h heimsuchen wĂźrde. AuslĂśser war eine FacebookU Umfrage. Angeblich Ăźber 10.000 g groĂ&#x;hirnbewehrte Homines sapient te mit tes stimmten ab, ob Schwarzkopf mit Ap p ApfelblĂźte oder mit dem seinerzeit eher hoffnungsarm konkurrierenden „Ei-Lecithin" wieder hinter die Du Duschvorhänge durfte. Ăœber 70 Prozent votierten (oder, wiie der d Facebook-Follower formuliert: „voteten") vegan wie korrekt fĂźr Obst statt Tierprodukt. Und so riefen die seit 1995 zum Henkel-Konzern gehĂśrenden SchwarzkĂśpfe bereits im Mai 2011 das „Comeback des Jahres" aus. Wie einst standen plĂśtzlich wieder die annähernd gleich gestylten Plastikflakons mit den drei weiĂ&#x; umhĂźllten KĂśpfen auf dem Cover beim einschlägigen Handel. Es soll sogar zu Hamsterkäufen gekommen sein. Doch fleiĂ&#x;ige Internetrecherche dĂźrfte alle ApfelsĂźchtigen beruhigen. Von diversen Anbietern und zu erstaunlich unterschiedlichen Preisen gibt es Waschmittel mit dem Aroma der seligen Spätsiebziger. Und bevor ihnen der Gaul durchgeht: Sogar fĂźr das „glänzende Pferdefell" gibt es – fĂźnf Euronen der halbe Liter – Shampoo plus Haarlotion in einem. Zum Wiehern.

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„ $)')4!, 2%-!34%24 „ !,3 #$ 5.$ $/7.,/!$ IREEN SHEER Keine liebt dich so wie ich (1972)

CHRIS ROBERTS Chris Roberts (1971)

EDINA POP Halt die Liebe fest (1970)

FREDDY QUINN Ăœberall ist es schĂśn (1973)

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MARIANNE ROSENBERG Traumexpress (1980)

NANA MOUSKOURI Weisse Rosen aus Athen (1963)

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Bockshorn" – " Reise durch " (k)ein Land" © DEFA-Stiftung

Ein Film, ein Buch: kult!-Autor Jens-Uwe Berndt, der auch den Roman schrieb (als Uwe Bernd), über zwei Projekte zwischen Neubrandenburg und Amerika, zwischen Freiheit und Obrigkeit, zwischen zw z wis wisscch hen e Trampen Tra amp mpen pen en und und Träumen. Träu TTr rä äu um me en. e n. n.

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ls der Defa-Streifen „Bockshorn" im Frühjahr 1984 über die Leinwände ausgesuchter DDR-Lichtspieltheater flimmerte, nahmen ihn nur wenige Kinogänger zur Kenntnis. Ostfilme gingen nicht mehr so gut. Und ussko komm m en we wenn nn n d i sstaatliche ie taat ta atlililich at ch he was sollte schon groß dabei herauskommen, die Filmgesellschaft an Drehorten auf Kuba und in Bulgarien die Geschichte zweier Jungen auf einem Trip durch die USA strickte. Dass die Buchvorlage von dem West-Berliner Autor Christoph Meckel stammte und die renommierte westdeutsche Manfred Durniok Filmproduktion („Mephisto") an der Herstellung maßgeblich beteiligt gewesen war, wusste kaum jemand. Und doch erwies sich „Bockshorn" als nachhaltig. Und das nicht etwa nur wegen des Soundtracks von Jazzmusiker und Filmkomponist Günther Fischer („Solo Sunny", „Schöner Gigolo, Armer Gigolo"). auly und Mick sind unterwegs. Außer ein paar Klamotten haben sie nichts dabei. Essen wird ergaunert oder geklaut; gepennt dort, wo beide müde umfallen oder ihnen kostenlos Logis angeboten wird. Das Duo scheint ruhelos, der Leitspruch „Bei Langeweile vorsichtshalber Lokalwechsel" treibt sie weiter und weiter. Nach Botnango wollen sie ans Meer. 1000 Kilometer sind das. Aber was soll’s – sie haben Zeit. Als Sauly in einer Kneipe dem ominösen Geschäftsmann Landolfi begegnet, erfährt die Tramptour einen Knacks. Der schmierige

Foto: © DEFA-Stiftung/Klaus Goldmann

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Ke K erl r b ehau eh au upt ptet et er h ab be de em Halbwüchsigen seinen Kerl behauptet, habe dem SSchutzengel weggenommen und an einen Herrn Miller in Prince verkkauft. Blödsinn, sagen sich die Jungs. Schutzengel gibt es nicht. Und d doch. Sauly – 13 Jahre alt vielleicht, bestenfalls 14 – wird mehr und m mehr von einer Angst ergriffen, die ihm jegliches Tun verleidet. Der U Umweg über Prince bringt nichts, der passende Miller ist nicht aufzzutreiben. Und selbst im erträumten Botnango kann sich Sauly nicht vvon der Lähmung befreien, jetzt womöglich ohne die schützende Hand einer unsichtbaren Kraft durchs Leben gehen zu müssen. Als Mick und Sauly schließlich Landolfi wiederbegegnen, kommt es zur Katastrophe.

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ockshorn" hat einen düsteren Look. Die Straßen sind holprig, „ die Orte schmutzig, die den beiden Protagonisten über den Weg laufenden Figuren sind entweder heruntergekommen oder ohnehin verrückt. Na klar schwingt Kapitalismuskritik mit, vordergründig ist die aber zu keiner Zeit. Denn wer auch immer die Bahn des Tramper-Duos kreuzt – im real existierenden Sozialismus gab es solche bizarren Typen auch. SSei es der tyrannische Bauer, bei d dem Mick wie ein Ochse schufte tet, weil er für seinen erkrankte ten Freund Sauly Unterkunft u und Verpflegung rauswirtschafte ten muss; sei es der schwerre reiche Dandy am Strand, der aaus einer Laune heraus den b beiden Jungen Sekt spendiert. D Dann sind da der vertrocknete LLandstreicher, der die zwei nach SStrich und Faden ausnutzt, oder d die abgehobene Gesellschaft aus A Außenseitern, die des Nachts d durch die über die Woche leerst stehenden Wochenendvillen der G Gutbetuchten zieht und wilde Mick und Sauly (rechts) wollen per P Partys feiert. . ango lter nach Botn Anha

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tung/Klaus Go Foto: © DEFA-Stif

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um K Kult wurde der n Dresden dringen Sid, Deddy Film aber weniu und Elle in den Kosmos DDR ein, wiee sie ihn in dieser Unendlichkeit in wi ger wegen der erzählten ih hre r Alltag mit seinem beschränkten Geschichte oder seiner ihrem Errle le Protagonisten. Es ist vielErlebnisradius nie wahrgenommen h t hä mehr die Botschaft, dass hätten. Mit Punks und Blues-Fans ziieh e das Losgelöstsein von ziehen sie durch die Stadt, geraten n mit der Polizei aneinander, werden Besitz und Verpflichtungen mit Ze eine Freiheit ermöglicht,, Zeugen der brutalen Demütigung ein ei n wie sie vollkommener nichtt eines Homosexuellen und erfahr n wie junge Tramperinnen sich re sein kann. Wie erstrebens-ren, i, m ihrem Körper eine trügerische wert dieser Zustand sei, mit n F Fr diskutierte man in Cliquen Freiheit erkaufen. Die Leute, die en i jenen Tagen in Dresden zusamund auf Feten im Osten in um damals häufig. Und es daumenkommen und für einen kurzen en am Ziel en A erte nicht lange, da kannten Augenblick ihr Leben teilen, sind Die Entbehrungen der Reise werd hr, alllees andere an nde d re r als Gleichgesinnte, nicht einmal „Bockshorn" weitaus mehr, alles mit zügellosen Strandpartys belohnt. en hatten. hatten Für Für drei drei glei gl eich ch chal haalltrrig g Dennoch D als ihn im Kino gesehen gleichaltrig. zieht es sie zueinander, 19-Jährige wurde der Defa-Streifen gar zum Auslöser, im Juli 1984 sie wollen sich austauschen, miteinander streiten, lieben und lachen. selbst eine ungewöhnliche Tramp-Tour zu unternehmen. Die führber auch ein Rausch ist nicht von Dauer, und so zieht es die te zwar nicht durch die USA (wie auch?!), sondern lediglich durch Tramper weiter, hinaus aus der hektischen Elbmetropole ins die kleine DDR, die Vorgehensweise lehnte sich aber stark an das beschauliche Erzgebirge, wo sie auf BRD-Touristen treffen, ihnen filmische Vorbild an. Das Trio ging ohne Ziel, ohne Zeitlimit und potenzielle Republikflüchtlinge über den Weg laufen. Nach einer ohne Zelt auf Reisen. Auch die finanzielle Ausstattung war dürftig, Schlüsselbegebenheit, die vor allem Sids eigenwilligen Blickwinkel auf denn was zum Wohlbefinden nötig war, sollte unterwegs besorgt die christliche Religion erschüttert, und dem lang ersehnten amouwerden. Einzig die Suche nach einer Freiheit, wie sie bisher nur auf rösen Abenteuer kommt es in Gera bei einem Anarchisten zu jener Leinwänden oder in Büchern möglich zu sein schien, stand im Fokus Katastrophe, die die Tour abrupt enden lässt. der drei jungen Männer.

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m Roma Roman an „Reise durch (k)ein Land" sind die Abenteuer von Sid, Deddy u un und Elle nachzulesen. Ihre Tour führt sie von Neubrandenburg überr Schw üb ed und Frankfurt (Oder) nach Cottbus und in die Lausitz, über Schwedt komme nach Dresden, ziehen durchs Erzgebirge und landen sie kommen schließlich in Gera. Und was als nicht endende Party geplant war, wird zu einer Schule des Lebens, die nicht nur ihre Sicht auf den Staat, in dem sie leben, auf den Kopf zu stellen droht. Auch ihre Freundschaft erfährt Herausforderungen, denen sie sich fast täglich zu stellen haben.

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m „Reise durch (k)ein Land" aufnehmen und verstehen zu können, muss man „Bockshorn" nicht gesehen haben. Leider fehlt bisher jegliche DVD-Veröffentlichung des Defa-Films. Allerdings ist es möglich, sich bei der Progress Film Verleih GmbH gegen Entgelt eine Kopie zi ziehen zu lassen.

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en Soundtrack zu „Bockshorn" schrieb Günther Fischer. Der JJazzmusiker und Filmkomponist w war vor allem in den 70er und 8 80er Jahren ein vielbeschäftigter M Mann. Neben Musik für DefaSStreifen und TV-Serien gehen auch iinternationale in n Filmproduktionen ie Geschichte beginnt in aauf sein Konto. Am bekannteste e dürfte „Schöner Gigolo, armer einer Plattenbausiedlung ten G in N e u b ra n d e n b u rg Gigolo" mit David Bowie und M – damals mit einem Marlene Dietrich von 1978 sein. In „Bockshorn" sind es vor allem Einwohnerdurchschnittsalter " Saw You Yesterday" und "Lila "I von knapp über 30 Jahren die u jüngste Stadt im Osten – und und rot", die sich festsetzen. Die Ja wegen der geradezu exploJazzsängerin Angelika Weiz leiht Elle, Auf Tramptour: Die Romanhelden d dierenden Geburtenrate mit den Liedern ihre Stimme. Fischer ist. Deddy und Sid pennen, wo Platz G ß t dt t t (h t h vveröffentlichte ve e 95.000 Bewohnern kurz vor dem Großstadtstatus (heute hatt eine Vielzahl von g JJa azzz un u d So SSoul-LPs. oul u LPs P Er arbeitete mit und komposie keine 70.000 mehr). Sid und Deddy suchen Abwechslung Jazzund und erinnern sich an „Bockshorn". Aus dem dort proklamierten nierte unter anderem für Manfred Krug und Uschi Brüning. „Lokalwechsel" bei Langeweile wird bei den beiden Mecklenburgern eise durch (k)ein Land" hat ebenfalls einen Soundtrack, wennein „Stellungswechsel", ansonsten wollen sie vor allem ungebunden gleich er nur visuell präsent ist. Die drei Tramper werden von der ins Ungewisse ziehen. Elle, ein guter Kumpel, wird von heute auf Musik ihrer Zeit begleitet. Punk von den Sex Pistols oder den Buzzcocks morgen ebenfalls rekrutiert, und voller Enthusiasmus geht es los. Man mögen sie immer noch, allmählich finden sie aber Bands wie Metallica steigt in jedes Auto ein, das hält, und fährt mit – wohin auch immer. oder Motörhead geiler. Pink Floyd sind stets ein Grund zum diskutieSoviel wie möglich soll dem Zufall – oder besser – dem Schicksal ren, Led Zeppelin oder CCR spielt jeder Blueser an der Straßenecke. überlassen werden. Und so treffen die Drei auf New Romantics in der Und doch sind es vor allem die Töne aus den DDR-Rundfunk- und nach dem Krieg künstlich aus dem Boden gestampften Industriestadt Plattenstudios, die sie bewegen. Pankow markieren das Neue, Electra Schwedt, entgehen am Helene See bei Frankfurt nur knapp einem stehen für die Dinosaurier der verklungenen 70er. Und es gibt soviel, Unfall, der tödlich hätte ausgehen können, versumpfen in Forst zwiworüber man sich die Köpfe heiß reden kann: Bettina Wegner, Veronika schen Pornos und Bier und okkupieren in Cottbus ein Gästehaus des Fischer, Wolf Biermann oder Gerhard Schöne. staatlichen Bildungswesens. „Reise durch (k)ein Land" liest sich wie das Drehbuch zu einem Roadmovie. Ständig wechseln die Orte, perUwe Bernd: "Reise durch (kein) Land"; Linus Wittich KG; manent tauchen plötzlich neue Figuren auf, die meist ebenso schnell ISBN 978-3-00028-678-0; 14,80 Ð wieder aus der Geschichte verschwinden. Foto: © Jens-Uwe Berndt

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Der Kriegsfilm im Wandel der Zeit

Der Kriegsfilm ist unverwüstlich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Genres erlebt er eine ständige Renaissance. Mal sind es Stoffe aus der Antike, dann wieder Ereignisse aus den letzten 100 Jahren, die auf die Leinwände der Kinos projiziert werden und ein großes Publikum beeindrucken. Doch woher kommt das Interesse an der Aufarbeitung kriegerischer Auseinandersetzungen? Von Alan Tepper

Die Behauptung, der Kriegsfilm wäre nur ein Ventil des Menschen, um die ihm innewohnenden Aggressionen abzubauen und martialische Gelüste imaginär auszuleben, ist sicherlich zu kurz gegriffen. Bedenkt man, dass die Produktion solcher Werke von einem enormen Aufwand begleitet wird, findet sich schnell ein Grund für die Popularität, denn die aufwändigen Inszenierungen beeindrucken schon an sich. Die dem Genre immanente Detailliebe, die sich in authentischen Uniformen, altem Kriegsgerät und besonderen Herausforderungen an die Schauspieler widerspiegelt, bietet im Gegensatz zu Streifen, die in der Gegenwart spielen, ein Maximum an visuellen Reizen. Sei es nun die Geschichte von der Schlacht um Troja, zuletzt 2004 erfolgreich mit „Troja" verfilmt (mit Brad Pitt als Achilles und der deutschen Schauspielerin Diane Kruger in der Rolle der Helena) oder die beiden Clint-Eastwood-Kriegsfilme „Letters From Iwo Jima" und „Flags Of Our Fathers" (beide 2006 erschienen) – all diese Werke setzten intensive Recherchen und eine mehr als aufwändige Produktion voraus, denn sonst wäre das Schicksal eines Flops unausweichlich gewesen. Ein weiterer Grund für den Erfolg des Genres ist das historische Interesse vieler Kinogänger, denn die besseren Streifen beinhalten einen enormen Fundus an geschichtlichen Informationen. Nicht vergessen werden sollte die Fun unkkt ktion kti ion Schon Sch chon hon sso o aufklärerische Funktion. mancher Film stellte die aktuelle Geschichtsschrei bung in Frage (zum Beispiel „Salvador") oder verwies auf menschliche Tragödien, die zum Zeitpunkt des Geschehens ignoriert wurden Seite

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(zum Beispiel „Hotel Ruanda"). Hier nimmt der Antikriegsfilm eine besondere Rolle ein. Streifen, die bereits vergangene kriegerische A Auseinandersetzungen zum Thema haben, k klagen die Grausamkeiten dieser Konflikte an. F Filme, die parallel zum Zeitgeschehen gedreht w wurden, vermitteln nicht selten Perspektiven, d sich den aktuellen politischen Strömungen die w widersetzen, Fragen provozieren und die S Suche nach Alternativen initiieren. A Aber auch in der Möglichkeit, mit den darg gestellten Charakteren mitzufühlen, liegt ein M Merkmal der Faszination, die der Kriegsfilm a ausübt. Hier erlebt der Zuschauer Menschen, d täglich – den Tod vor Augen – bis an ihr die L Limit gehen. D folgende Auswahl beschränkt sich vorDie n nehmlich auf Werke, die als Klassiker des K Kriegsfi lms/Antikriegsfi lms gelten, zählt a aber auch einige Verfilmungen auf, die sich a ambivalent kategorisieren lassen. Natürlich w wird das unvergängliche Meisterwerk „ „Casablanca" (1942) mit Humphrey Bogart u und Ingrid Bergmann eher als tragischer L Liebesfi lm bezeichnet (manchmal sogar als P Propagandastreifen). Doch „Casablanca" liegt si sicherlich auch am R Rand des Genres, da h hier die bedrohliche K Kriegsatmosphäre d u rc h das B Beziehungs geflecht d der Protagonisten u die sich steigernund d de Spannung brillant u umgesetzt w wird. E i n e k u rzee kurz A n me rk Anme rku k ung u ng kurze Anmerk zu den angegebenen Jahreszahlen: In den meisten Fällen wird das Jahr des Kinostarts genannt, in Ausnahmen jedoch das Produktionsjahr.

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

Nach diversen Verfi lmungen, die en n, kr krei e er erte te SSergei erge er geii das Leben Napoleons dokumentierten, kreierte Bondartschuk 1970 „Waterloo", der die entscheidende Schlacht zeigt, die zum Untergang des despotischen Feldherrn führte. Der dreigeteilte Film – nur der letzte Abschnitt thematisiert das eigentliche Kampfgeschehen – gehört wegen des historisch möglichst genauen Ansatzes und der ausgezeichneten Requisite zu einem der interessantesten Werke, die diese Periode beleuchten – trotz einiger frappanter Fehlbesetzungen. Obwohl es sich bei „Krieg und Frieden" (1956 von King Vidor, mit Audrey Hepburn und Henryy Fonda) um eine Literaturverfilmung von Leo Tolstois Epos handelt,, sollte der Film nicht unerwähnt bleiben, da hier die Schlachten von Austerlitz und Borodino dargestellt werden.

Foto: Bildarchiv Hallhuber

Der amerikanische Bürgerkrieg

„D i „Die „Di rote Tapferkeitsmed d medaille" (1951) ichtigs gste ten Streifen en di d den war einer der wichtigsten Streifen, diee de am amerikanischen Bürgerkrieg thematisierten. B Ba Basierend auf dem gleichnamigen Roman Stee St Stephen Cranes wird hier die Geschichte des jun ju jungen Soldaten Henry Fleming erzählt, der sicc als Feigling erweist und seine Angst si sich vo den Vorgesetzten vertuscht, indem er vor ih ihnen von seinen angeblichen Heldentaten b be berichtet, sich dann aber doch wandelt und d dem Schicksal stellt. Je nachdem, welche F Fassung zu sehen ist (der Film wurde häufig gekürzt), wird die Panik oder der Sieg über die Angst hervorgehoben. „Glory" (1989) fällt zweifellos in die Kategorie Meisterwerk, denn Regisseur Edward Zwick (unter anderem auch „Last Samurai", 2003) zeigt ein Regiment der Nordstaatler, das GoodTimes

nu aus Afro-Amerikanern n nur b g besteht und einen Krieg a zwei Fronten führt – an g ge d gegen die Südstaaten und d den immer noch herr-sc schenden Rassismus unterr d den Kameraden andererr E Ei Einheiten. Der junge Denzell W Washington hatte hier diee M Möglichkeit, seine schau-sp n spielerischen Leistungen u unter Beweis zu stellen.. N n Nicht unerwähnt bleiben so m sollte die Schnulze „Vom Winde verweht" (1939) mitt n Clark Gable und Vivien g Leigh. Sie ist eindeutig n kein Kriegsfilm, aber ein h Jahrhundertwerk, das sich vor dem Hintergrund dess b i lt amerikanischen Bürgerkriegs abspielt. Der wohl am aufwändigsten inszenierte Film ist Ronald F. Maxwells „Gettysburg" (1993) mit einer Länge von vier Stunden, der die bekannteste und grausamste Schlacht des amerikanischen Bürgerkriegs mit einem enormen Aufwand und historischer Akribie umsetzt.

Die arabische ar r abische R Revolte evolte „Lawrence „Law „L awre r ncce von Ar A Arabien" abiien" ((1962) 196 962)) zzählt äh hlt zu zu den den Meisterwerken Meis Me iste terw rwe der Filmgeschichte. Der auf dem Buch „Die sieben Säulen der Weisheit" von Thomas Edward Lawrence basierende Streifen erzählt die Geschichte eines britischen Offiziers, der sich mit den Arabern verbündete und sie zum Sieg über die Türken führte. Neben Peter O’Toole und Sir Alec Guiness brillierte Omar Sharif als Schauspieler, was mit der Hauptrolle in der BorisPasternak-Verfilmung „Doktor Schiwago" (1965) belohnt wurde – ein Melodram, das während der russischen Revolution 1917 und des anschließenden Bürgerkriegs spielt und zu den letzten, großen Hollywood-Verfilmungen zählt. Der Film räumte sechs Oscars ab. Der britische Meisterregisseur David Lean (unter anderem „Die Brücke am Kwai") führte bei beiden Streifen Regie.

DEr Erste Weltkrieg Im Gegensatz zu vorhergehenden militärischen Auseinandersetzungen hatten kriegführende Parteien mit der Geburt des Films ein nicht zu unterschätzendes Medium an der Hand, um die Stimmung an der „Heimatfront" zu heben und die jungen Männer zu motivieren, gegen den Feind ins Feld zu ziehen. Der Dokumentarstreifen „The Battle Of The Somme" (1916) wurde von Geoffrey H. Malins und Charles 2/2012

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Foto Fo otos: Bilda ot Bilda ild da archi rchivv H Hallhu llh ber

Foto: Bildarchiv Hallhuber

Waterloo Wa a terloo


di d i E f h i die Erfahrungen ein wichtiger Schritt zur Erlangung der wahren Männlichkeit. Doch schon in den ersten Tagen an der Front erlebt Bäumer das ganze Ausmaß des Infernos. Eine Schlüsselszene spielt in einem Granattrichter, in dem er einem französischen Soldaten mit einem Messer so schwere Stichverletzungen zufügt, dass dieser in der Nacht qualvoll stirbt. Hier erkennt Bäumer, dass sein angeblicher Feind ein Mensch wie auch er selbst ist – und eben kein schreckenerregendes Ungetüm. Nach einem Fronturlaub, bei dem es ihm nicht gelingt, sich in seine alte Welt einzugliedern, kehrt er an die Front zurück und stirbt an einem der unbedeutendsten Tage, den die Kommandantur lapidar mit „Im Westen nichts Neues" kommentiert. Das Werk, das einen Oscar in der Kategorie „Bester Film" gewann, stieß in Deutschland auf heftigen Widerstand. Die Kino-Aufführungen wurden vor allem in Berlin durch von Joseph Goebbels inszenierte Krawalle immer wieder gestört. Seite

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

Alss die Al die Nationalsozialisten Nati Na tion onaa 1933 die Macht ergriffen, fiel elen en B uch uc h un Buch und Film sofort unter die Zensur. „Wege zum Ruhm" (1957), eine frühe Arbeit Stanley Kubricks mit einem fantastischen Kirk Douglas in der H Hauptrolle, klagt nicht nur den Krieg an n, sondern s nd so derrn den d an, Wahnsinn und die unmenschlillichen ch hen n sowie so ow wie absurab d de n Entscheidungen Ents En t ch heiidu un den der Generäle, Gene neräälee, für für die einfache h Soldaten Sol olda d te da ten nur N Nu mm Nummern in einem gigantischen Spiel sind. Der auf sein Ansehen und seine Karriere bedachte General Mireau treibt die Soldaten immer wieder ins offene Maschinengewehrfeuer der Deutschen, bis seine Männer sich weigern, weiter sinnlos in den Tod u zu rennen. Daraufhin statuiert Mireau ein Exem-d pel und stellt dreii egs gsge geri rich chtt D er fran Rekruten vors Krie Kriegsgericht. Der französische Kommandant Colonel Dax (Douglas) versucht, seine Soldaten zu verteidigen, kann die exemplarische Exekution der Männer aber nicht verhindern. Die besondere Brisanz des Films, der letztlich die Kriegstreiber anklagt und verurteilt, führte dazu, dass er bis in die 70er Jahre in zahlreichen Ländern verboten war. Ähnlich erging es „Johnny zieht in den Krieg" (1971), in dem der Leidensweg eines verstümmelten Menschen mit schonungsloser Kameraführung nachgezeichnet wird.

DEr Zweite Weltkrieg In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland zahlreiche Filme gedreht, die der Propaganda und der Glorifizierung des Krieges dienten, wie zum Beispiel „Morgenrot" (1933), ein Werk über den U-BootKrieg, bei dessen Uraufführung Adolf Hitler anwesend war, oder „Hitlerjunge Quex" aus demselben Jahr. Viele davon sind verschollen oder werden immer noch in „Giftarchiven" unter g Verschluss gehalten. Foto: Bildarchiv Hallhuber

Urban tats tatsächlich t ächlich während äh d d der britischen b ch hen err Sommer-Offensive mitgeschnitten, bei d der fast 60.000 Briten ums Leben kamen oderr verwundet wurden. Trotz der patriotischen Ausrichtung sind hier der brutale Stellungskrieg, die Materialschlacht und die Anonymität des Individuums – dessen Bedeutung sich auf die Funktion von „Kanonenfutter" reduziert hatte – nach25)) empfindbar. Nach „Die große Parade" (1925) ieb ebes esge gesc schi hich chte te von King Vidor, der das Schicksal und die Li Liebesgeschichte irku ir kung ng d urch ur ch d en eines einzelnen Soldaten erzählt und seine W Wirkung durch den wisc wi sche hen n de den n he heit iteeKontrast zzwischen heiteen iin n de ren Szenen der ersten Hälfte und dem brutalen Realismus der zweiten entfaltet, stand „Wings" (1927) für ein neues Subgenre, nämlich das des Fliegerfilms. Regisseur William Wellman konnte in dem für damalige Verhältnisse extrem teuren Streifen auf seine eigenen Erfahrungen als Pilot im Ersten Weltkrieg zurückgreifen und sorgte für hohe Authentizität, indem die Kameramänner in den Maschinen mitflogen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs hatte die Entwicklung der Militärtechnik gigantische Ausmaße angenommen. Das Waffenarsenal der großen Armeen reichte von großkalibrigen Kanonen, die mit der Bahn transportiert werden mussten, über Flugzeuge und U-Boote bis hin zum berüchtigten britischen Tank. Die Konfrontation des einzelnen Soldaten mit diesen Vernichtungswaffen führte zu einer intensiven Auseinandersetzung der Überlebenden mit den überstandenen Horrorszenarien, die sich in Romanen, Gedichten und einem au uf aufblühenden Pazifismus verdeutlichten. „I Im Westen nichts Neues" (1930), basie„Im ren re n auf dem gleichnamigen Roman von rend Eri Er i Maria Remarque, wurde neben dem Erich Ufa Uf a Ufa-Klassiker „Westfront 1918" (1930) zu u einem der ersten Antikriegsfilme. Das vvon vo o Lewis Milestone meisterhaft in Szene ge gesetzte Werk schildert die Geschichte des Ab Abiturienten Paul Bäumer, der – wie auch d anderen Klassenkameraden – von di die de Lehrer Kantorek „scharf gemacht" dem w wird. Er bläut ihnen ein, dass Krieg etwas H Heroisches sei, der Tod ehrenvoll und

Nur wenige Filmwissenschaftler setzen sich heute mit diesem Thema auseinander. Im Gegensatz zur deutschen Produktion begann die Propaganda in den USA zuerst heiter. Der Humor und die Karikatur sind oft geeignete Mittel, um eine dargestellte Person zu demaskieren. Charles Chaplins „Der große Diktator" (1940) belegt die Menschenkenntnis des Jahrhundertschauspielers und die hohe Sensibilität, mit der er das Zeitgeschehen verfolgte. Allerdings scheute sich Chaplin zuerst, den Film eitten Hollywoods Holllyw ywoods d unverhohlen zu drehen, da viele mächtige Persönlichkeiten mit den Nationalsozialisten sympathisierten. Doch mit Unterstützung

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m mit Wayne, der auch die Pr Propaganda unterstützen so sollte, aber erst Ende des Ja Jahres in die Kinos kam und so somit seinen Zweck verfehlte, da sich niemand mehr an de den Krieg erinnern wollte.

rollenden Wellen umspült werden, ist in die Kinogeschichte eingegangen. Der leidenschaftliche Kuss der beiden taucht immer noch auf den vordersten Plätzen in allen „Kuss-Rankings" auf. Die Vernichtung der amerikanischen Marine auf Pearl Harbor, die von vielen Verschwörungstheoretikern als von den USA provozierter Anlass interpretiert wird, um in den Krieg zu ziehen, ist auch das Thema von „Tora! Tora! Tora!" (1969), bei dem m die diie Schlacht S aus japanisc che herr un und d amerikanischer Sicht scher geze ge z ig gt w gezeigt wird. Der üppig budgeti ge tier er Streifen wurde in getierte de den 70ern zu einem Ka Kassenschlager, nicht zu zuletzt wegen der dram matischen und atemb beraubend geschnittene n e Szenen. nen M Mi c Michael Bays „Pearl Har Ha r Harbor" (2001) wurde auch au h mit einem hohen K Ko st Kostenaufwand hergestel st ellt lt und kam bei einem stellt Gro Gr oß Großteil des Publikums

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M Mi i zeitlichem Abstand stieg Mit di d ie Zahl Z hl der Za der Produktionen Pro odu duktione nen n vo von n F Fi ilm men en die vor dem Hintergrund des die Filmen, Zweiten Weltkriegs spielten, wieder deutlich an. Die nachfolgenden Werke sind historisch eingeordnet worden und nicht nach dem Produktionsjahr. Zu den am aufwändigsten inszenierten Streifen zählt „Luftschlacht um England" aus dem Jahr

1 9 1969. Neben hochkarät rä t rätigen Schauspielern w wi wie Michael Caine, C Cu u Curd Jürgens und Tr Trevor Howard beeindr druckt der möglichst ko korrekte geschichtliche An g Ansatz, die Darstellung de eii des Luftkampfes, bei d en dem Originalmaschinen a au nd d ausgemottet wurden u und zu Einsatz kamen, u n nd zum und die Sc Schi hild lder erun ung g de der b ents d err d euts eu tsch ts cheen ch en die Schilderung brutalen Bombardements der deutschen keit"" ((Originaltitel Orig igin inal alti tite tell Luftwaffe. Der Klassiker „Verdammt in alle Ewigkeit" GoodTimes

an. Dennoch verriss die Kritik das Leinwand-Epos, da die melodramatische LLiebesgeschichte, ieb ebes esg gesc s hi hich ch hte te, die die Ac Act t Actiongela ge ela lade ade deneen Szenen dene S een Sz nen en und un viele ele historische his isto tori to rissche ri he Fehler Fehl eh hler den den geladenen SStreifen St reif re ifen if en iin n di d ie Ec Ecke k „„Reißer" ke R die stellten. SSchauplatzwechsel Sc cha h up plaatz t we wechsel in den Pazifik: Zu einem der episschen sc hen he n Kr Krie iegs ie gsfi film Kriegsfi lme zählt ganz klar „Die Schlacht um Midway" (1976), bei dem der Über Üb Überraschungssieg der Amerikaner über d di ie japanische j die Flotte 1942 behandelt wird, die in kürzester Zeit ihre wichtigsten Flugzeugträger verlor. Dass hier mit viel Pathos und He Heroismus gearbeitet wird, liegt auf der Hand, mindert die Gesamtqualität ab ber n ur rrudimentär. ur udiim ud imen entt aber nur 2/2012

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„F „Fr r „From Here To Eternity", 1953), mit unter anderem M Montgomery Clift, Frank Sinatra und Donna Reed, th thematisiert den Angriff der Japaner auf Pearl H Ha Harbor nur in den Schlussszenen. Der besondere Ve V e Verdienst des Regisseurs Fred Zinnemann liegt in de d e komplexen Darstellung der zwischenmenschder lilichen ic Beziehungen vor dem Hintergrund des sich z usa m m e n brauenden Unhe Un heilils. s. JJa, a, und die Liebesszene Unheils. von Burt Lancaster und Deborah Kerr, die eng umschlungen am Strand liegen und von den heran-

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von Präsident Präsid i ent Franklin Frankl k in Roosevelt Rooseeve velt lt setzte set etzt zte err seine sei eine ne Ideen Id um. Aus Hitler wird Hynkel, der als Größenwahnsinniger mit einem Luftballon spielt, der die Erde darstellt, wirre Hassreden hält und sich vor lauter Erregung ein Glas Wasser in die Hose sc schütten muss. Doch auch Göring ( (H (Herring) und Mussolini (Napaloni) b bleiben nicht verschont. Neben d humorvollen Anspielungen finden d den sich aber auch pazifistische E Elemente und eine unverhohlenee K Kritik am Dritten Reich. Das Werk erntete i dem Jahr seiner Aufführung besonders in in G Großbritannien hohe Anerkennung, da das L Land Angriffen der deutschen Luftwaffe a ausgesetzt war. N Neben als Comedy getarnten Propag gandafi lmen wie „Buck Privates" (1941), in dem auch die Andrew Sisters auftreten, u und dem unverhohlen nationalistischen „ „Sergeant York" (mit Gary Cooper) aus d dem gleichen Jahr erschien aus angloamerikanisch herr P r du ro dukt ktio ion n „49th Paralell" (auch 1941), der die Angst amerikanischer Produktion vor den Nazis schüren sollte. Natürlich konnte sich John Wayne seinen vaterländischen Pflichten nicht entziehen und drehte 1942 „The Flying Tigers" und zwei Jahre später „The Fighting Seabees". Ein von Kritikern gelobter, aber vom Publikum abgelehnter Streifen war „Schnellboote vor Bataan" (1945)


Stra St r nssky b ra esti es timm m t wird ah nu utz t Stransky bestimmt wird. Peckinpa Peckinpah nutzte Dokumentaraufnahmen, die er geschickt einbaute, und zeigt im Abspann die Verbrechen der Nazis. Bei „Steiner – Das Eiserne Kreuz 2. Teil" spielt zwar Richard Burton die Hauptrolle, doch Regisseur Andrew McLaglen bietet hier nur einen langatmigen Abklatsch seines Vorgängers. Die Rückeroberung der durch die Deutschen besetzten Länder wurde häufig von den Filmemachern aufgegriffen. „Und dennoch lieben sie" (1960) behandelt die Flucht der jungen Italienerin Cesira (Sophia ter vvor orr d en n B o bena om naangriffen derr A llllii liier iiiier erte t n Loren) und ihrer Tochter den Bombenangriffen Alliierten dorf do rf angekommen, ang ngeek ekom mmeen, fühlen füh ühle l n sie sich siich h zuerst zueers rstt 1943. In ihrem Heimatdorf von kurzer kur urzze zer er sicher, doch das ist nur von m flie ehe h n Dauer. Als sie nach Rom iehen olldaate ten n wollen, werden sie von SSoldaten rcche he vvererer rin einer zerstörten Kirche u gewaltigt. Wegen der zzu jeder Sekunde überzeu-genden Darstellung des unermesslichen Leids erhielt Loren neben diversen Auszeichnungen n mit nur 26 Jahren che einen Oscar. Deutsche Seite

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genden Staraufgebots (unter anderem Sean Connery, Robert Mitchum, Henry Fonda, Curd Jürgens, Richard Burton und Rod Steiger), sondern auch wegen des gigantischen Aufwands, mit dem der Streifen produziert wurde. Tausende von Statisten, authentische Panzer, Flugzeuge und Landungsboote stehen für einen historischen Anspruch, dem die Darsteller allerdings nicht immer gerecht werden. Ähnlichen Aufwand trieb Richard Attenborough bei „Die B Brücke von A Ar nhei nh em ei m"" (1977), ein W We erk, rkk Arnheim" Werk, da as hä h äufi fig im Fernsehen wi w e edas häufi wiederh de rh hol oltt w derholt wird, was natürlich an der er rst stkk der erstklassigen Besetzung (u unter ntter anderem Michael (unter Caii Ca Caine, Sean Connery, Hardy Krüger, Liv Ullmann) aber auch an der historischen Detailverliebtheit liegt. Nicht vergessen werden sollte a dieser Stelle Steven Spielbergs „Der Soldat James Ryan" an (199 mit Tom Hanks in der Hauptrolle. Der Film handelt von (1998)

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tenee n te 0 8/ 8/15 15""-Se Seri riee tenen „08/15"-Serie (1954 bis 1955) mit Joachim Fuchsberger in der Hauptrolle als Gefreiter Asch, spielt an der Ostfront und zeigt – deutlich abgeschwächt – das Grauen des Russlandfeldzuges, steht aber weit hinter der brutalen Eindringlichkeit von „Stalingrad" (1993), einem Film, der durch die Schilderung der Sinnlosigkeit, der Trostlosigkeit und des nicht enden wollenden Leids an Gewicht g gewinnt. Der Niedergang der 6. Armee wird auch i „Duell – Enemy At The Gates" in (20 (2 0 (2001) mit Jude Law und Ed Harris d da a dargestellt, hier aber exemplarisch als Du Duell zwischen zwei Scharfschützen. Au der „Meister der Gewalt", Sam Auch Pee Peckinpah, produzierte mit „Steiner – Das Eiserne Kreuz" (1977) einen Be Beitrag zum Genre, der durch den Ko o ikt zwischen dem noch nicht Konfl v vö völlig verrohten Feldwebel Steiner u und dem gnadenlosen Hauptmann

F Filmproduktionen haben es im Ausland b bekanntlich schwer, doch mit Wolfgang P „„Das Boot" ((1981,, nach einem Petersens B c Bu Buch von LotharGünther Bu u Buchheim) k o n n te sich ein Werk ein international etabliere ren. Eine so sorgfältig au aufeinander abgestimmte Besetzung (u (unter anderem Jürgen Prochnow, Uwe Ochs Oc hsen enkn knec echt ht und und Martin Ma Ochsenknecht Semmelrogge), die melancholische Filmmusik Klaus Doldingers und die geschickten Aufnahmen garantierten den Erfolg. Petersen gelang es, die klaustrophobische Stimmung in den Stahlröhren einzufangen, die Langeweile und den vermeintlichen Erfolg, der sich in Grauen verwandelt, wenn die Soldaten sehen, dass sie nicht einfach „ein Schiff" versenkt, sondern Menschen zum Ertrinken verdammt haben. Als das Boot U 96 gerade in seinen Heimathafen einläuft, wird es bei einem Bombenangriff zerstört, bei dem auch ein Großteil der Mannschaft ums Leben kommt. Zu den sehr erfolgreichen Filmen gehört der den D-Day (6. Juni 1944) porträtierende „Der längste Tag" (1962), und das nicht nur auf Grund des überwältiFoto: Bildarchiv Hallhuber

Fü di Für die A Amerikaner ik stellte Pearl Harbor or n ein Trauma dar, die deutschen Soldaten erlebten die totale Brutalität und ver-nichtende Gewalt des Krieges beson-h ders an der Ostfront. So ist es auch m nicht verwunderlich, dass diesem Kriegsabschnitt viele Filme gewidmet wurden. Der zweite Teil der dreiteiligen, heute äußerst umstrit-


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Bonanza kult!


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The Doors kult!


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Neben den Filmen, in denen Kampfhandlungen im Vordergrund stehen, bildeten sich auch zahlreiche Subgenres heraus. Zum Spionagethriller zä zä zählen zum Beispiel „Spion zwischen zwei

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einem Stoßtrupp, derr n nach ach ac h date da ten n der Invasion einen Soldaten ause au se sucht, um ihn nach Hause der zu bringen, da er der von n einzige Überlebende vo ern insgesamt vier Brüdern scche ist. Das amerikanische Gesetz sieht es nämlich vor, in solchen dramatischen Fällen den Militärdienst auszusetzen. Die möglichst realistische Kameraführung und die dunkle Farbgebung wurden später bei Arbeiten wie der Serie „Band Of Brothers" (2001) oder „Windtalkers" (2002) fortgesetzt. 2006 drehte Clint Eastwood zusammen mit Steven Spielberg und Robert Lorenz das bewegende Drama „Letters From Iwo Jima", das die Schlacht um die Insel aus japanischer Sicht darstellt, während der im gleichen Jahr erschienene „Flags Of Our Fathers" (auch Eastwood/Spielberg) die amer am er amerikanische Perspektive zeigt. Das Ende des Nationalsozialismus wird besonDas ders durch den Antikriegsfilm „Die Brücke" verdeutlicht, der in den 60ern und 70ern häufig in Schulen gezeigt wurde. In dem Streifen verteidigt eine Gruppe von sieben Gymnasiasten (darunter Fritz W Wepper als Albert Mutz) eine strategisch vvo ollllkko komm mmeen en ssinnlose innlosse Brü in ü vollkommen Brücke und erlebt die Schrecken des Kampfes hautnah. Der Kadavergehorsam verwandelt sich schnell in Panik. Erst im Augenblick des Todes wird den Jungen scheinbar die ganze Sinnlosigkeit ihres Tuns klar. Die letzten zehn Tage des Krieges werden in der deutschen Produktion „Der Untergang" (2004) nachgezeichnet, die im Führerbunker spielt und den wahnsinnigen Adolf Hitler zeigt. Trotz aller Kritik kann der Film in den Passagen überzeugen, in denen die klaustrophobische Stimmung und der sich steigernde Wahnsinn Hitlers verdeutlich werden.

Fro Fr o Fronten" (1966) mit Christopher Plummer, R Ro Romy Schneider und Yul Brunner, „Agenten stee st sterben einsam" (1968) mit Clint Eastwood un Richard Burton und im weitesten und Sn Si Sinn „Enigma – D Da s" Das Geheimnis" (2 2 (2001). Ein wei-te teres Subgenree thematisiert d da m das Leben im G Gefangenenlager. D Der bekanntestrei tr eife fen – un nd da dass ni nich ch nur wegen te SStreifen und nicht der Ohrwurmmelodie – ist „Die Brücke am Kwai Kw ai" (195 9 Kwai" (1957) mit Alec Guiness, gefolgt von „Gesprengte „G von Ketten" (1963) und dem weniger bekannten Spielbergdem Film „Das Reich der Sonne" (1987), Film nten bri nt r tiscche h n Scie i ncein dem er die Kindheit des bekannten britischen ScienceF Fiction-Autors James Graham Ballard in einem japanischen G Gefangenenlager darstellt. Satirische Aufarbeitungen gehören zu einem weiteren Subgenre. Neben dem besonders durch ren John Lennon popularisierten „Wie ich den Krieg gewann" (1967) stechen der bitterböse „Oh! What A Lovely War" (1969) mit unter anderem Vanessa Redgrave und „Catch 22 – Der böse Trick" (1970) hervor. Letztgenannter Film basiert auf einem Roman von Joseph Heller und thematisiert die Absurdität des Krieges. Der Begriff „Catch 22" fand sich nach Erscheinen der Romanvorlage schnell als Synonym für eine Zwickmühle in der Alltagssprache der 60er und 70er wieder. Der Holocaust wurde 1993 von Spielberg in „Schindlers Liste" mit all seiner Grausamkeit filmisch in Szene gesetzt. Zwar gab es einige Kritiken, die dem Streifen eine unangemessene Sentimentalität unterstellten, doch insgesamt gehört er zu den Werken, die sicherlich nicht leicht zu konsumieren sind. Allerdings erschuf Roman Polanski, der als Kind selbst das Krakauer und Warschauer Ghetto erlebt hatte, mit „Der Pianist" (2002) einen noch eindringlicheren Film, der tagelang nachwirkt und jeden Zuschauer fassungslos und zutiefst erschüttert zurücklässt.

DEr Vietnam-Krieg Deerr Vietnam-Krieg hat eine Der D tief ti ef Wunde im amerikatiefe niisc n nischen Bewusstsein hintee rll terlassen. Mittlerweile eexxi existieren weit über 200 Ve lmungen, die Ve Verfi sic dem Thema sic si sich au den unterau aus scc schiedlichsten P rsp e k t i ve n Pe nä nähern. Viele d davon dienten d Propaganda der w „The Green wie Bere Be rets ts" ((1968, 196 968 8 „Die Die gr Die grün ünen Teufel") mit Berets" grünen John Wayne, der glücklicherweise floppte, da er schamlos den Heldenmythos bediente und den weniger gelungenen „Cowboy gegen böse 2/2012

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I di Indianer"-Streifen " St if d des SSchauspielers h i l ähnelte. Andere wiederum mutierten zu Action-Reißern wie „Missing In Action" (1984) mit Chuck Norris oder „Rambo 2 – Der Auftrag", die das Thema der Befreiung von vergessenen Kriegsgefangenen behandeln. ten und beide Kassenschlager wurden. Mi ic o Michael Cimino hn hi hingegen schuff mit „Die durch h die die i mit Hö gehen" (1978, (197 978 8 mit mitt unter unt nter er Hölle an anderem Robert De Niro und Meryl Streep) ein ei n einen Antikriegsfilm, der nur im Mittelteil in Vietnam spielt (bekannt wurde die Szene, in der die Gefangenen von ihren Aufsehern zu Russisch-Roulette gezwungen werden). zum D Darstellung der Heimkehrer, die sich, Die w wenn überhaupt, nur mit Schwierigkeiten in bürgerliche Leben einordnen können, ins vee deutllic verd icht ht die die Tragweite Tra ragw gwee des Konflikts. verdeutlicht 1979 kam „Apocalypse Now" in die Kinos, der auf dem Roman „Herz der Finsternis" von Joseph Conrad basiert und auch durch den Song „The End" von The Doors symbolisiert wird. Das Meisterwerk zeigt einerseits den Wahnsinn des Krieges auf, stellt aber andererseits die Frage nach dem ewigen Bösen, dem Krieg innerhalb eines Menschen, der nie vergehen wird, was in der Person von Marlon Brando in der Rolle des Colonel Kurtz exemplifiziert wurde. Die halluzinatorisch anmuieereend n e Ge G s hw sc hwin indi digk gkei eitt de ei dess Pr Prot otag ot a on ag o is iste ten n tenden Bilder, die sich retardierende Geschwindigkeit Protagonisten Captain Willard (Martin Sheen) beim Eindringen in das Reich von Kurtz und die philosophischen Dimensionen stehen für die Zeitlosigkeit des Films. Die um fast eine Stunde erweiterte Langfassung erschien 2001 unter dem Titel „Apocalypse Now Redux" und überzeugt durch den stärkeren politischen Aspekt. Vietnam-Veteran und Regisseur Oliver Stone hingegen sorgte 1986 mit „Platoon" für Furore, der die Erbarmungslosigkeit des Vietnam-Kriegs schildert, die zur Verrohung innerhalb der Truppe führte. Es war der Auftakt einer eher unbeabsichtigten Trilogie, die 1989 mit „Geboren am 4. Juli" und 1993 mit „Zwischen Himmel und Hölle" weitererzählt wurde. Stanley Kubrick hatte schon mit dem bereits erwähnten „Wege zum Ruhm" und dem satirischen Streifen „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben" (1964) seinen pazifistischen Standpunkt klar verdeutlicht. Mit „Full Metal Jacket" lieferte er wiederum ein bedeutendes Werk ab, das seine Wirkung durch die zweigeteilte Handlung entfaltet. Zuerst beschreibt Kubrick die Entmenschlichung während der Ausbildung, die junge Männer in emotionslose Kampfmaschinen verwandeln soll, und dann dokumentiert er die Kampfhandlungen, wobei die Kulisse, eine Stadt in

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Trrüm ümme mern rn,, di rn diee In Inne ne Trümmern, Innenwelt der Soldaten widerspiegelt. Eine bitterböse Saati tire ree auf auf u den den n amerikanischen am Satire Imperialismus stellte „M*A*S*H*" (19 970 7 ) dar, da der zwar in der Zeit des Korea-Kriegs ange(1970) si siedelt ist, si aber einsich deutig auf Vietnam bezieht. D Der Film – un auch die und d darauf basier n re rende Serie – spielt in einem Feldlazarett (Mobile Army Surgery Hospital), hinterfragt den alltäglichen Wahnsinn und überzeugt durch Wortwitz und die permanenten Angriffe auf Themen wie Homophobie, Ehre und Vaterlandsliebe.

Kambodscha und danach Einer der bewegendsten Antikriegsfilme und zugleich der Versuch einer Annäherung an die Gräueltaten der Roten Khmer in Kambodscha wurde von Roland Joffé mit „The Killing Fields – Schreiendes Land" (1984) in Szene gesetzt. Er schildert die Story des Journalisten Syd Schanberg und seines Freundes, des Dolmetschers Pran, der in ein Arbeitslager verschleppt wird. Schanberg, wieder zurück in den USA, versucht, Pran zu helfen, der aber schon geflohen ist. Eine Szene hat sich in das Gedächtnis zahlreicher Kinogänger eingebrannt. Pran steht auf einem weiten Feld und blickt über die verdorrte Vegetation – erst nach einige Momenten wird ihm klar, dass es die Gebeine von tausenden Menschen sind, die sich fast bis zum Horizont erstrecken. Eindringlicher kann ein Massenmord kaum dargestellt werden. Oliver Stone p produzierte mit nee dem 1986 veröffentlichten Film „Salvador" eine orr or. Anklage gegen den Bürgerkrieg in El Salvador. es Der Regisseur dokumentiert die Erlebnisse des h Fotojournalisten Richard Boyle, der eigentlich n nur einige Schnappschüsse machen wollte, dann n aber in das Chaos der Auseinandersetzungen hineingezogen wird. „Salvador" steht nicht nurr für einen Krieg, sondern exemplarisch für alle Umbrüche, die in Südamerika stattfanden und bei denen die CIA zeitweise Diktatoren stützte und Killerkommandos mit Waffen belieferte, ja sogar ausbildete. Somit ist es Stones Verdienst, die Geheim- und Intrigenpolitik seines eigenen Landes aufgedeckt, hinterfragt und letztendlich angeprangert zu haben. urückl kllie iege gend n e Ko Konfl nfl fliiikte ke kt Doch auch historisch noch nicht so lange zzurückliegende wurden von Regisseuren aufgegriffen. So erzählt „Hotel Ruanda" (2004) vom Genozid im besagten Land, bei dem Schätzungen zufolge 500.000 bis eine Million Menschen niedergemetzelt wurden und den der Westen weitestgehend ignorierte. „No Man’s Land" (2001) thematisiert den Krieg im ehemaligen Jugoslawien und der von Ridley Scott in Szene gesetzte „Back Hawk Down" (2001) den ersten Irak-Krieg. Trotz der Vielzahl von Kriegsfilmen sind noch längst nicht alle kämpferischen h ist st davon dav avon on Auseinandersetzungen dokumentiert worden. Auch bele be leuchtet auszugehen, dass bestimmte Kriegsabschnitte neu beleuchtet er zu und fürs Kino aufbereitet werden. Es bleibt aber n hoffen, dass die Menschheit den Regisseuren in der Zukunft zumindest nicht allzu viele neue Vorlagen liefert. Es gibt schon genug.

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PLATOON

Von Alan Tepperr

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1986 war ein ereignisreiches Jahr für den Regisseur und Drehbuchautor Oliver Stone. 1 Nachdem er mit Salvador" eine bewegende Anklage des Bürgerkriegs in El Salvador N " geschaffen hatte, arbeitete er mit Platoon" seine eigenen Erlebnisse als Soldat im Vietnamg " Krieg auf. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten – in den USA fand sich kein Geldgeber – konnK tte Stone den lange geplanten Film mit Hilfe einer britischen Produktionsfirma umsetzen. Ursprünglich wollU tte Oliver Stone den SStreifen in Vietnam d drehen. Wegen des sschlechten politisschen Klimas zwisschen dem asiatisschen Land und den U USA stellte sich das jjedoch als unmöglich h heraus. Der Regisseur wiich h auf auff die die Philippinen Phi hilililippiinen aus. aus Hier Hii waren Witterung, Wit itterung Vegetation und die itt wich grundsätzliche Atmosphäre dem ursprünglich anvisierten Drehort ähnlich. Neben Charlie Sheen, für den „Platoon" zum Karrieresprungbrett wurde, konnte Johnny Depp in einer Nebenrolle seine schauspielerischen Qualitäten unter Beweis stellen. Die Wirkung von „Platoon" resultiert aus dem hohen Realitätsbezug, denn Stone sprach Probleme wie Alkohol, Drogen, Rassismus an, thematisierte die permanente Todesangst der Soldaten, zeigte das Chaos und die Vor dem Gefecht Orientierungslosigkeit innerhalb der US-Army und stellte in drastischen Bildern die Misshandlung der einheimischen Bevölkerung dar – Stone drehte sogar Szenen, in denen er das Ritual des Ohrenabschneidens von getöteten Vietnamesen zeigte. Das rief in den Staaten natürlich konservative Politiker auf den Plan, da solche Bilder die USA angeblich in ein falsches Licht rückten. Der permanente Kampf zwischen Amerikanern und Vietcong war allgegenwärtig. Allerdings hatten die Soldaten nicht nur Feuergefechte zu bestehen, sie mussten sich auch untereinander behaupten, ja sich sogar der Schikane der Vorgesetzten erwehren – also einen Krieg an mehreren Fronten führen. „Platoon" beginnt mit der Ankunft von Private Chris Taylor (Charlie Sheen) in Vietnam. Schon beim Aussteigen aus dem Flugzeug erlebt er seinen ersten Schock, denn Soldaten tragen die so genannten Leichensäcke zum Rücktransport an Bord der Maschine. Taylor ist Angehöriger der 25. Infanteriedivision, die an der Grenze zu Kambodscha stationiert ist. Bereits auf der ersten Patrouille erfährt er seine Feuertaufe. Taylors zwei Vorgesetzte sind die personifizierten Gegensätze: Während Sergeant Bob Barnes (Tom Berenger) ein Sadist, Intrigant und Psychopath ist, verhält sich Sergeant Elias Grodin (Willem Dafoe) human und kameradschaftlich. Das zeigt sich besonders in jener Szene, als Barnes bei der Suche nach Vietcongs in einem Dorf eine Frau erschießt und deren kleinen Tochter die Pistole an die Schläfe hält. Elias ist entsetzt und meldet den Vorfall seinem Vorgesetzten. Der will die Umstände des Ereignisses allerdings nicht näher untersuchen. Bei einem Einsatz schießt Barnes aus Rache auf Elias und verwundet diesen schwer. Als sich das Kommando mit Hubschraubern aus dem Kampfgebiet absetzt, kriecht Elias aus dem Dschungel, wird aber noch von Vietcongs erschossen. Auf dem Plakat ist exakt diese Szene zu sehen: Grodin streckt seine blutverschmierten Arme zum Himmel und scheint in einer flehentlichen Haltung seine Kameraden um Hilfe anzurufen und in einem verzweifelten Aufschrei den Krieg zu GoodTimes

verdammen. Zurück im Lager spitzt sich die Lage dramatisch zu, denn die Amerikaner sind vom Feind umzingelt, der in der Nacht angreift. Der Kommandant gibt den Befehl, Napalm und Bomben über die Position der Einheit abwerfen zu lassen. Nur wenige überleben. Als Taylor aufwacht und durch den Dschungel irrt, trifft er auf Barnes und erschießt diesen. Er wird wegen seiner Verwundung ausgeflogen und blickt auf das Schlachtfeld zurück, wo Bagger die Leichen in Massengräber schaufeln. Die Kritik zu „Platoon" fiel insgesamt positiv aus. Lediglich einige deutsche Stimmen empfanden den Film als zu klischeehaft und pathetisch. Paul Attanasio von der „Washington Post" schrieb kurz nach der Premiere am 16. Januar 1987: „[Platoon] ist ein Film über Vietnam, so, wie es damals war, lebendig durch die Authentizität und durch die Augen eines meisterhaften Regisseurs gesehen, der dort seine Unschuld verlor." 1987 gewann „Platoon" den Oscar in den Kategorien „Bester Film", „Beste Regie", „Bester Schnitt" und „Bester Ton". Im gleichen Jahr wurde ihm der „Independent Spirit Award" verliehen, da Stone bislang wenig dokumentierte Abschnitte der amerikanischen Geschichte und deren Schattenseiten zeigte. Der Film wurde zur Messlatte für spätere Produktionen, denn eine Rechtfertigung der Invasion in Vietnam, eine mögliche Geschichtsbeschönigung oder eindimensionale Charaktere waren von nun an tabu. Nach „Platoon" drehte Stone noch zwei Filme, in denen er sich mit dem Vietnam-Krieg auseinandersetzte. In „Geboren am 4. Juli" (1989, mit Tom Cruise in der Hauptrolle) beschreibt er das Schicksal eines kriegsversehrten Heimkehrers, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Diesem gelingt es nicht, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Nach mehreren Schicksalsschlägen engagiert sich der einstige Vietnamkämpfer bei der Vereinigung der „Vietnam Veterans Against War", leistet Aufklärungsarbeit und wird zum Sprecher für den Pazifismus. „Zwischen Himmel und Hölle" (1993) basiert auf zwei Büchern und schildert den Krieg aus der Perspektive von Le Ly, einer jungen Vietnamesin, die zuerst von den Truppen der südvietnamesischen Armee gefoltert und dann vom Vietcong vergewaltigt wird. In Saigon begegnet sie dem Marine Steve Butler (Tommy Lee Jones), mit dem sie in die USA zurückkehrt. Doch der kulturelle Unterschied und das Vietnamtrauma sind zu groß. Butler misshandelt seine Frau und begeht schließlich Selbstmord. Einige Jahre später bereist Le Ly das ihr fremd gewordene Heimatland mit ihren Kindern. Besonders im Kontext mit den beiden Nachfolgern entfaltet „Platoon" eine noch stärkere Wirkung, denn er stellt die erste Station auf einer Reise in ein dunkles Kapitel der Geschichte der USA dar. Oliver Stone hat ein herausragendes Werk geschaffen, das weit über allen anderen Verfilmungen zu diesem Thema hinausragt. 2/2012

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Der Kriegsfilm im Osten VON HELDEN UND GESCHLAGENEN Von Jens-Uwe Berndt

e an NVAFah nen app ell, We hrl age r, Bes uch – der Alltag Standorten, Manöv erspiele, Paraden in sich. Für in der sozialistischen DDR hatte es es bereits als Jungs war das was. Und so gehörte hen Kriegsfilm Halbwüchsiger zum guten Ton, in Sac terial gab es ein altklug er Fachmann zu sein. Ma hen sich die reichlich. Und auf den Schulhöfen stac n des jüngsDreikäsehochs darin aus, Schlüsselsz ene te Detail in ten Mattscheibengemetzels bis ins letz großen Gesten nachzuerzählen.

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ie Sowjetunion überschwemmte den Ostblock geraait dezu mit Streifen, die Geschichten aus der Zeit h des Zweiten Weltkriegs erzählten. Verwunderlich m war diese Produktivität nicht, denn auch wer aus einem Völkerabschlachten als Sieger hervorgeht, hat eine Mengee aufzuarbeiten. In der Lesart der Stalinisten ging ess dab dabei vor allem um diee Sch Schaffung von Heldenmythen. Hö Höhepunkt der großen Ep Epen, die den so genannten Gr Großen Vaterländischen Krieg zu zum Inhalt hatten, war der Fü Fünfteiler „Befreiung". Die Ha Handlung der Koproduktion – in der neben dem sowjeti tischen Kino-Giganten M Mosfilm noch die DDR, Polen und It b i der d Italien mitmischten – beginnt bei K Kriegswende 1943 und endet mit der E Eroberung Berlins. Historische Schlachten si sind das Gerüst, um eine Reihe von Einzelschicksalen zu beleuchten. Es geht in „Befreiung" nur zweitrangig darum, die Schrecken des Krieges darzustellen. Vielmehr galt es, den „Helden der Sowjetarmee ein Denkmal zu setzen", wie es damals hieß. Dennoch war das Epos zu jener Zeit in Aufwand und Dramatik nur schwer zu überbieten. Es wurde gezogen, was moderne Filmregister hergaben. Massenszenen waren keine Seltenheit. Wenn die Kamera in der Totale die unendliche Weite des Kampfgetümmels auslotete und sogar am fernen Horizont noch Detonationswolken gen Himmel stoben, war der Zuschauer mittendrin. Die sowjetischen Filmemacher wussten früh, dass eine opulente und authentische Ausstattung für den Erfolg die halbe Miete ist. Und kommt dann noch ein Schuss russisches Pathos hinzu, drückte es die Kinogänger immer Seite

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sc schon in die Stühle. Nicht umsonst zählt Sergej E Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin" (1925) zu de wichtigsten Inspirationen vieler Regisseure, den di nach ihm kamen. Der Stummfilm – in seidie ne Anlage ganz und gar Tragödie – erzählt die ner Ge Geschichte einer Meuterei von 1905, als geschunde Matrosen der zaristischen Marine gegen ihre dene en entmenschten Offiziere aufbegehren. Zum großen Fin Finale kommt es in Odessa auf der Hafentreppe, wo sich die Bevölkerung mit den Aufständischen des Panzerkreuzers solidarisiert, von den Truppen des Zaren allerdin dings gnaden denlos zusammen mengeschossen wird wird. Die Bilder wirk wirken in ihrer i ffast d k Intensität dokumentarisch. Unvergesslich der Moment, als eine junge Mutter im Kugelhagel neben ihrem Kinderwagen zusammenbricht und dieser dann die Hafentreppe hinabrollt (in „Die Unbestechlichen" mit Kevin Costner erfährt diese Szene übrigens abgewandelt ein Remake). Der junge sowjetische Film fand in der russischen Historie ein Überangebot an kriegerischen Er Ereignissen. Sergej Eisenstein nahm sic sich zum Beispiel des Nationalhelden Al Alexander Newski an und drehte 1938 ein einen Spielfilm gleichen Namens. Der im 13. Jahrhundert lebende Großfürst be bestritt Schlachten über Schlachten un und führte russische Truppen in der b berühmten Begegnung auf dem P Peipussee gegen den deutschen R Ritterorden zum Sieg. In „Alexander

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N Newski" sind die Stationen des großen M Militärstrategen nachgezeichnet. Was sp später in den Kriegsfilmen der UdSSR U Usus wurde – nämlich der immense A Aufwand an Menschen und Requisiten – –, trieb Eisenstein bereits hier auf die SSpitze. Doch zurück zum Großen V Vaterländischen Krieg. Einige der maßg geblichsten Werke mit Nachhaltigkeit, d die zum Teil auf internationalen F Festivals Preise abräumen konnten, sind Wenn die Kraniche ziehen" (1 „Wenn (1957), „Ein Menschenschicksal" (1959), „Die Lebenden und die Toten" (1963), „Man wird nicht als Soldat geboren" (1967) und „Im Morgengrauen ist es noch still" (1972). Letzteres erzählt die tragische Geschichte einer Gruppe junger, kampf-

un unerfahrener Frauen, die im unerwarteten A Aufeinandertreffen mit 16 Fallschirmjägern a aufgerieben wird. Bevor eine Soldatin nach der anderen fällt, wird dem Zuschauer in Rückblenden das Schicksal jeder Figur nahegebracht. Von den kickboxenden Superheldinnen, die am Wegesrand wimmernde Männer zurücklassen, sind diese Frauen in der Uniform der Roten Armee weit entfernt. Sie sind ganz Mädchen: schnattern, kichern, heulen, haben Angst – jede wächst am Ende jedoch über sich hinaus und besticht durch Tapferkeit und Opferbereitschaft. Wenn in „Im Morgengrauen ist es noch still" im Vergleich zu den Schlachtengemälden der vorangegangenen Jahrzehnte bereits wie eine Art Kammerspiel daherkam, standen Pathos und Heldentum immer noch im Mittelpunkt. Anders „Geh und sieh" (DDRTitel) von 1985. Hier fließt Blut in Strömen. Held ist keiner, jeder ein Opfer. Während die SS die Bewohner eines Dorfes aus Rache für Partisanen-Übergriffe in einer Scheune bei lebendigem Leibe verbrennt, üben die Partisanen ihrerseits Vergeltung, indem sie die Soldaten der deutschen Einheit abschlachten. Zwischendurch wird gefoltert, vergewaltigt und getötet. Es ist streckenweise eine Qual zuzusehen. Hauptfigur Fljora – 15 Jahre vielleicht – wird während des Films von einem unbeschwerten Jungen zu einem seelischen Greis. Mit den politischen Umwälzungen in der Sowjetunion ging die Anzahl der Kriegsfilme seit den 80er Jahren beträchtlich zurück. Die Deutsche Film AG – später Defa – startete 1946 gleich mit einem Klassiker: „Die Mörder sind unter uns". Der Streifen mit der jungen Hildegard Knef in einer der Hauptrollen ist als Versuch zu werten, die Ereignisse der Kriegsjahre aufzuarbeiten. Kam Kampfszenen sind spärlich und zurückhaltend inszeniert. Hier geht es nicht um große Bild „Die Mörder sind unter uns" ist eine Bilder. Mo Momentaufnahme aus jenem Alltag, wie ihn das deutsche Kinopublikum damals un unmittelbar wahrnahm. Die Defa beschritt den Weg der schweren Stoffe vorerst nicht weiter. Heitere Un Unterhaltung bestimmte die Filme de Nachkriegsjahre. Einer der ersten der GoodTimes

Kriegsfilme aus der Schmiede Babelsberg war ar ). „Betrogen bis zum jüngsten Tag" (1957). n Dabei handelte es sich obendrein um einen Militärkrimi vor dem Hintergrund des Beginnss h des Feldzugs gegen die Sowjetunion. Auch „Wo du hingehst" aus dem gleichen Jahr warr kein typischer Kriegsfilm. Trotz Spanischen Bürgerkriegs steht hier eine Lovestory im Mittelpunkt. Die beiden Liebenden treibt es aus dem Widerstand gegen die Nazis durch halb Europa. Schauplätze sind neben Spanien auch Frankreich und Italien. „Das Lied der Matrosen" (1958) war das r". Hier steht DDR-Pendant zu Eisensteins „Panzerkreuzer". ebenfalls eine Meuterei im Mittelpunkt, historisch unterlegt mit dem Kie Matrosenaufstand von 1917. Kieler Im Gegensatz zu sowjetischen und am amerikanischen Produktionen, durften Deutsche in Defa-Filmen durchaus He Helden sein. Sie mussten zwar wie M Manfred Krug in „Meine Stunde Null" (19 (1969) die Fronten wechseln, vollbrachte mit viel Humor und Cleverness ten ab wahre Großtaten. Krug gehörte aber al aufstrebender Kinostar bereits 1959 als zu Schauspielerriege des eindringlizur ch chen Werks „Fünf Patronenhülsen". R Regisseur Frank Beyer nutzte den Sp Spanischen Bürgerkrieg, um ein Völkerverständigu Hohelied auf Völkerverständigung und Kameradschaft zu singen. Gesprochen wird nicht viel, das meiste läuft über Mimik und Symbolhaftigkeit. Bezeichnend: Der Kommandeur der Gruppe ist ein Deutscher (Erwin Geschonneck). Regisseur Konrad Wolf – Bruder des StasiGenerals Markus Wolf – lieferte mit „Ich war Neunzehn" (1968) und „Mama, ich lebe" (1976) zwei Kriegsfilme ab, die stark autobiografisch geprägt waren. Beide Streifen thematisieren die Zerrissenheit jener Deutschen, die sich entschieden, auf sowjetischer Seite gegen die Wehrmacht zu kämpfen. Von Propaganda sind beide Arbeiten weit entfernt. Nicht unerwähnt bleiben sollte „Erziehung V-Dreiteiller vor Verdun: Der große Krieg der weißen Männer" (1973) (1973). Der T TV-Dreiteiler – das DDR-Fernsehen produzierte das Werk gemeinsam mit der Defa – ist eine schonungslose Darstellung der Vorgänge im Ersten Weltkrieg. Die „FAZ" schrieb über das Epos: „Ein Film gegen den Krieg und über

d Versagen des deutschen Bürgertums." Als das V Vorlage diente das 1935 erschienene Buch Erziehung vor Verdun" von Arnold Zweig. „Erziehung Die sozialistischen Filmstudios brachten eine schier unüberschaubare Menge an Kriegsfilmen aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte hervor. Polen, Rumänien, Jugoslawien und Bulgarien taten sich dabei vor allem mit Historienspektakeln hervor (unter anderem „Die Kreuzritter" 1960, „Khan Asparuch" 1981, „Römer, Daker, fremde Götter" 1966). 2/2012

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vier panzersoldaten und ein hund

Von JJens-Uwe V U Berndt B dt

Mit einem Liied d auf den Li L pp ppe pen dur urch chs Kampfgetümme e ll.. U nd n w enn wenn e nn rri ringsh rin n gs gshe gsh heru h erru e rum um d dii e Granaten G Granate rana ana natte n det de d eton e eto et onie o oni on n iier iere e re re n n,, istt im ist immer i merr no imme noch och c Zei eit fü eit fü für ürr einen Sc cherz rz.. Fü Für di de die " viierr P vier Pa Pan anzer zers zers ze ersol rs so oldate olda daten" da ate ten" ten en" n w war arr a der er Krieg Kri Krieg eg ei ein A Aben Ab be enteu en nte tteu eu ue e er. r r. Die ie Mannscha Mannsch M Mannsc nns s haft haft aft des de TT-3 34 4 Rud Ru Rudy" udy" dy" y" " sc sch schien chiien en kuge uge ug elsills si" cher, c cher er, r, de der er Hund er u war a so so clever, clever eve e err, da dass dass ss er ei eig eige eig gentlich entli ntlich nt ntl ch hä hätt ätttte ätte e spre s rrec sp ech ch chen hen en en müsse mü en müss n,, und d di die die eM Me ens nschen nschen che hen war wa ware w ren en hübe ben n gu gut g utt un und d dr drüüben bö böse se e.

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ie vie vier i r Panzersoldaten Panzersoldaten und ihr kläffender Freund ziehen ziehe von einem Sieg zum nächsten. Jede Hürde wird genommen, jede Finte des Feindes durchschaut. Wird es brenzlig, findet irgendeiner von ihnen immer einen Ausweg. Selbst wenn es Scharik ist, der in Folge 4 („Hundepfoten") seine erste One-Dog-Show hat und jeden gut ausgebildeten Soldat brüskiert.

Die Kampfszenen sind mitreißend und spannend.

Schäferhund Scharik hätte Langhaar-Colli Lassie im direkten Vergleich locker abgehängt.

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eben den ausnehmend sympathischen Titelhelden ist es klare Gut-und-Böse-Schema, in dem das Geheimnis für Begeisterung vornehmlich sehr junger TV-Konsumenten für Geschichte zu finden ist. Die polnischen Soldaten und die

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das die die der

F os: © 2011 Pa Foto Pandas ndastorm torm rm Pic Picture t s ture

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ls die ersten Teile der polnischen TV-Serie „Vier er stPanzersoldaten und ein Hund" 1968 erstmals über ostn der deutsche Bildschirme flimmerten, nahmen die Helden Handlung die Herzen der Halbwüchsigen im Sturm. Fast jeder Junge pätere zwischen 6 und 16 hatte seinen Liebling. Der Funker und spätere Kommandant Janek Kos (Janusz Gajos) war der Unfehlbare und Großherzige. Blond und gut aussehend zog er Frauen an. Ladeschütze Gustlik Jelén (Franciszek Pieczka) gab den Herkules und war für die Gags zuständig. Im Georgier Grigorij Saakaszwilli (Wlodzimierz Press) – Maschinist und mit einer leidenschaftlichen Liebe zu seinem Panzer ausgestattet – vereinte sich mannhaftes Draufgängertum mit jungenhaftem Übermut. Dann Olgierd Jarosz (Roman Wilhelmi) – weise, besonnen, gerecht, mutig. Der Kommandant war das Idealbild eines Kriegshelden. Und schließlich Vierbeiner Scharik. Langhaar-Collie Lassie dürfte für die dem Schäferhund zugeschriebenen Fähigkeiten zwar Pate gestanden haben, hätte im unmittelbaren Wettstreit mit dem kriegstauglichen Tier jedoch total alt ausgesehen.


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er Feind – die deutschen Soldaten – ist alles, nur nicht menschlich. Mal dumm und brutal, dann ehrlos und verlogen. Offiziere sind arrogante Feiglinge, Landser hirnloses Kanonenfutter.

Janek (Janusz Gajos) und Grigorij (Włodzimierz Press) im T-34-Panzer.

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eim Nachwuchs Kult, hielt sich die Begeisterung ng n bei der Kriegsgeneration für „Vier Panzersoldaten und ein Hund" in Grenzen. Das war trotz des ideologischen Dauerfeuers seit 1949, das in der DDR Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg umdeutete, verwässerte oder gleich mal falsch darstellte, einfach zu dick aufgetragen.

in die Länge zogen, sondern das Bild der Helden hätten schmälern können. So will Gustlik zum Beispiel in Teil 3 („Feuertaufe/Wo wir sind ist die Grenze") ergriffene Wehrmachtssoldaten erschießen. Lässt man die Untertitelung gar parallel zur deutschen Fassung laufen, fallen weitere ideologische Bereinigungen auf. Keimen in Dialogen die Nationalitätskonflikte zwischen Russen und Polen auf, sagen die Protagonisten in der DDR-Variante einfach etwas anderes. Janek ist auch nicht aus Danzig wie im Original, sondern aus Gdynia. Religiöse Bezüge sind meist m ebenso umgedichtet wie Hinweise auf Querelen zwischen Polen und so genannten Volksdeutschen. Diese Dinge z ent zu entdecken, ist ungemein spannend und verschafft der T TV -S TV-Serie eine zusätzliche Reputation. Foto: © 2011 Studio Filmowe OKO" / Pandastorm Pictures "

Die vier Panzersoldaten taufen ihren T-34 nach Marusjas rotem Haar "Rudy".

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n den geschichtlichen Fakten gemessen, scheint die TV-Serie tatsächlich ein reines Desaster zu d sein. Weder der Kuschelkurs zwischen Sowjets und zu polnischen Soldaten noch der manchmal geradezu Marusja wird im ten rührende Umgang mit gefangenen Wehrmachtssoldaten Finale Janeks Frau. ealität und deutschen Zivilisten haben etwas mit der Realität zu tun. Und doch wäre es ungerecht, die Serie als stumpfes Heldenepos ohne historischen Wert abzutun. Foto: © 2011 Telewizja Polska / Pandastorm Pictures

Foto: © 2011 Studio Filmowe "OKO" / Pandastorm Pictures

Roten Armee sind allesamt ein Ausbund an Herzensgüte, Mut und Redlichkeit. Und schlägt mal einer über die Stränge wie jener Fähnrich aus Folge 13 („Schneller als der Tod"), der Janek der Spionage bezichtigt, sieht er schon bald seinen Fehler ein, um in Folge 15 („Leuchtsignale") bei der Eroberung der deutschen Stadt Ritzen selbst zum Helden zu werden.

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andavision hat übrigens Folge 11 bis 14 nachsynchronisiert, da die DDR-Fassungen in den Archiven ve verlorengegangen waren, so dass eine Ausstrahlung im DDR-TV 1987 bereits ohne diese Teile auskommen im m musste. Die Neuvertonung ist anerkennenswert, aber n nur bedingt gelungen, da einige Charaktere einen ne neuen Stil verpasst bekamen. Janek wirkt zum Beispiel u n unzeitgemäß lässig.

Vor dem Brandenburger Tor wird Janek (rechts) zum Leutnant befördert.

Janek zwischen zwei Frauen: Litka (rechts) ist seine erste zarte Liebe, sein Herz gewinnt am Ende die Russin Marusja.

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ie jetzt vorliegende 7-DVD-Box von „Vier Panzersoldaten und ein Hund" gibt die Möglichkeit, die Filme auf neue Art zu entdecken. Wer in Nostalgie schwelgen möchte, kann weiterhin ausschließlich die synchronisierte DDR-Fassung schauen, in der die einzelnen Folgen im Vergleich zum Original allerdings manchmal bis zu 30 (!) Minuten kürzer sind. Zu empfehlen ist unbedingt jene Einstellung, die die synchronisierten Filme mit den fehlenden, deutsch untertitelten Szenen anbietet. Manch ein Fan der ersten Stunde wird überrascht sein, dass der Ton zwischen Vorgesetzten und Untergebenen häufig um einiges rüder ist, als es die Synchronisation weißmachen will. Auch sind dem Schnittmeister nicht nur Szenen zum Opfer gefallen, die eine Folge GoodTimes

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er Vollständigkeit halber seien noch zwei wichtige Personen erwähnt: Für den am Ende der ersten Staffel gefallenen Olgierd (Folge 7 und 8) kommt der einfältige, aber äußerst warmherzige Tomasz ins Team. Und die bildhübsche Marusja (Pola Raksa) sorgt als russische Sanitäterin und Janeks Dauerfreundin für einen Schuss zurückhaltender Erotik. Nach ihren roten Haaren wird der T-34 t. „Rudy" getauft.

Die Panzer anzer " Serie Edition" der in der Metallbox llbox enthält zahlreiche eiche Extras. Mit dabei ein Bausatz für ür ein Rudy"-Modell. ell. "

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Sexx un Se undd Rock’n’Roll:

Unverhüllte Haut auf Hüllen: eine Sittengeschichte des Cover-Designs Sex sells: Die alte Marketingregel penetrierte auch die Popmusik, sik k, als a s diese al dies ese e sich zur Musikindustrie wandelte. Nackte Fakten sollten Verkaufszahlen rkau rk aufsza ahl hlen n hochbringen – von musikalischen Tieffliegern oder auch Hochkarätern. chk hkar arät äte ern. er e Doch was noch in den Sixties Heerscharen von Zensoren erregte, egtte, e lässt läs sst das Massenpublikum heute meist kalt. Und zarte Erotik machte hte ha hartem arte em Sexismus Platz auf den Covern.

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ad" war darin einfach unschlagbar. Wenn die satirische Pflichtlektüre der 70er-Teens ihre Comic-Helden für „ die Leser unsichtbar dem Anblick nackter Frauenhaut aussetzte, machten ein geschickt platziertes „Lechz" oder zwei aus den Ohren gestoßene Qualmwölkchen unmissverständlich klar: In Alfred E. Neumann, Fabian Feinbein oder Willi Weizenkeim wallten gerade mächtig die Hormone. Wir Jungs – und auch manche Mädels – konnten uns schon denken, was da reizte und heizte. Denken. Vorstellen. Richtig gezeigt bekamen wir es ja nie. Es sei denn, der Nachbar, Onkel oder große Unbekannte hatte einen „Playboy" irgendwo liegengelassen. Doch das war die absolute Ausnahme, denn wir reden hier von den seligen 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Und da waren Damen in voller oder halbverdeckter Schönheit nahezu nie zu sehen. Fast unvorstellbar in unserer heutigen, durch und durch sexualisierten Medien- und Werbewelt, in der schon die „Apotheken-Umschau" oder das Reklamefilmchen für irgendein After Shave mehr nackte Haut zeigt als damals ein ganzes Biologiebuch. Das muss hier als Hintergrund und zum Verständnis reichen, warum dereinst Plattenhüllen mit Unverhülltem überhaupt Skandal oder (meistens und) Umsatz machten. In n Innerhalb weniger Jahre seit Einführung von Vi Vinylsingle und Langspielplatte hatte sich di Verpackung vom Mittel zum Zweck zum die M Mittel zum Verkauf entwickelt. Die alte W Werbeweisheit „ „Sex sells" h hatte sich z zwar auch in d Büros der den Plattenfirmen herumgesprochen, jedoch gab es diesund jenseits des Atlantiks mächtige Zensurbehörden, die zum Schutze der ihnen ungefragt anvertrauten Jugend den d war eben b im i Falle F ll des d Verkauf schlichtweg verboten. Und diese Jugend potenziellen Plattenkäufers meist männlich, meist nicht volljährig und meist voller Männerfantasien. Die in uns zu entzünden, reichte ein Schlüsselreiz. Oswald Kolles Aufklärungsfilme und die Schulmädchenreporte spielten sich in einer anderen Welt ab. Das war die der „Großen". In die Plattenläden durften wir aber schon rein. Und nahmen dort mancherlei Objekt in die leicht verschwitzten Hände, das unsere Begierde eindeutig nicht mit akustischen Reizen geweckt hatte. Was sollten wir schon mit Jazzscheiben wie PLAYBOYS von Chet Baker & Art Pepper oder DOUBLE PLAY von André Previn & Russ Freeman anfangen? Außer natürlich angucken. Seite

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D standen n da Dann in irgendwelchen irgeendwelcchen K Kisten in a i s solche e Angebo ote auch immer Angebote w KEEP K M WARM, W deeren wie ME deren C lu ustvolll anzusehen anzuseehen Cover zwar lustvoll w , die ab ber m mit weich hgewaren, aber weichgeült Sä l k von iirgendd spülter Säuselmucke welchen Hintergrundberieselern nur schlimmste Runterzieher befürchten ließen. „R „Richtige" Musik in richtig heißen Covern w selbst Ende der 60er, so mitten in der war se sexuellen Revolution, eher die Ausnahme. E Einen (gewollt) peinlichen Exhibitionismus w TWO VIRGINS von John Lennon und wie s seiner Yoko Ono lassen wir mal außen v – oder innen drin: In britischen Läden vor s steckte man die unsäglichen Töne der z zwei Nackedeis anno 1968 in braunes P Packpapier. Genau betrachtet, bleibt n nicht viel. Zuvörderst das von David King designte, von David Montgomery fotografierte Cover von ELECTRIC LADYLAND, auf dem Jimi Hendrix’ musikalischer Senkrechtstart von etlichen Damen aus dem horizontalen Gewerbe hüllenlos auf der Hülle begleitet wurde. Oha. Zu viel des Guten, und so wurde das Jahrhundertalbum über dem Ladentisch später auch gerne mit einem hastig produzierten 08/15-Hüterli verkauft. Dass Jimi, wahrlich kein Kostverächter, das „nude"-Cover angeblich sowieso nicht mochte, kam den Tugendwächtern da zugute. In den 70ern schwoll die Fülle ero-p tischer Packungen für Groß-Pop h merklich an. Es ging 1970 gleich n richtig ab mit einem der schönsten Cover aller Zeiten: Santanas zweites Album ABRAXAS wurde sicher auch wegen der grandiosen Musik zum Millionenseller. Doch das vom gebürtigen Hamburger Mati Klarwein gestaltete Cover dürfte das Seine dazu beigetragen haben. gt la sziv d die schw warze Im Mittelpunkt des Ölgemäldes liegt lasziv schwarze Jungfrau Maria, dargestellt von Klarweins damaliger Muse Jill. Deren perfekte Brüste dürften noch heute jede Silikon-Wally vor Neid erblassen lassen – vor der Scham hat eine weiße Taube entspannt Platz genommen. Und dass dem geflügelten Engel links eine Conga zwischen den top geformten Beinen klemmt, dürfte Don Carlos zusätzlich imponiert haben.

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Die 70er nahmen ihren Lauf und boten uns Pubertierenden immer öfter Gelegenheit zum erotisierten Rauchwölkchenausstoß. Wie gesagt, nicht bei flachen Soundtracks viertklassiger Pornostreifen, sondern bei Rock und Pop der ersten Liga. Da mussten nicht immer so direkt wie Juicy Lucy mit dem gleichnamigen Debüt die Sinne attackieren, das konnte sich auch kunstvoll verbrämen wie Leonard Cohens NEW SKIN FOR THE OLD CEREMONY. Das konnten frohgemute Kommunarden wie die Doobie Brothers im Innenbereich der TOULOUSE STREET belachen oder so männ nerwitzig frivol daherkommen wie d Single "Angie" der Rolling die S Stones. Erstaunlich übrigens, dass g gerade die größten Sex-Protze derr e entstehenden Rockgalaxie wie die S Stones und Led Zeppelin zwarr t textlich gerne um „the real thing" kreisten, i ihre Cover aber vergleichsweise zurückhalt tend stylen ließen. A Z ü kh k lt Di Apropos Zurückhaltung: Die großen Rockladies der 60er ließen, wenn überhaupt, freizügige Fotos nur für Poster oder Backcover-Zwecke zu. Janis Joplins berühmtes Perlenketten-Bild oder Marsha Hunts unfassbar schönes Nacktfoto tauchten nie vorne auf Plattenhüllen auf. Grace Slick, Tina Turner, Aretha Franklin und viele mehr konnten einen zwar mit ihrem Gesang um den Verstand bringen, gaben sich aber freiwillig s selten Blößen.

In den prüden USA wichen die zwei äußerstt spärlich und dazu noch transparent beklei-deten Mädels der Hintergrundvegetation.. Eric Borman hatte das aufreizende B Bild der Schwestern C Constance und E Evaline Lanterman im Garten hinter einem m SSwimming Pool an der p portugiesischen Algarve g geschossen. Dort hatten d die Töchter aus gutem H Hause den berüchtigten W Womanizer Bryan Ferry kkennen gelernt, der alss g Sänger und Art Director in jeder Beziehung d Aushänge-das s schild derr G Glam-Rocker w COUNTRY war. L LIFE gingen d nur minidie m mal minder a aufreizenden C Cover von R ROXY MUSIC i M it d lK Y mit Model Karii A Ann, FOR YO YOUR PLEASURE

I den 70ern wandelte sich auch das. In Z Zwar war es noch e großer Schritt bis ein z Selbstdarstellung zur e einer Madonna und i ihrer drittklassigen E Epigoninnen, aber B Betty Davis (NASTY GA AL) Y i (TH HE BITC CH IS BLACK) ließen tief GAL), Yvonne F Fair (THE BITCH blicken, und selbst vermeintliche Mauerblümchen w wie Linda Ronstadt (HASTEN DOWN THE W WIND) oder Carly Simon (PLAYING POSSUM) z zeigten zarte Knospen u unterm Hemdchen oder h heiße Kurven im kleinen S Schwarzen. D Doch die schärfsten Cover d ffrühen üh h 70 ht ohne h Zweifel Roxy Music in die der 70er b brachten Läden. Oder, wie im Falle der 74er Scheibe COUNTRY LIFE, auch nicht. GoodTimes

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und das schon sehr antörnende STRANDED mit einer äußerst aparten Marilyn Cole voraus. Doch reif für die Zensoren war erst COUNTRY LIFE. Auch UFO mussten das unter der Dusche knutschende (und in jedem Männerkopf demnächst kopulierende) Paar verhüllen, Great White eine Blondine bis zum züchtigen Teil im Meer versenken. O Ohio Players (C (CONTRADIC TION, RATTLESNAKE, F FIRE, CLIMAX), Nutz (N (NUTZ), Montrose (J (JUMP ON IT) Boxer ( (BELOW THE BELT) P Pioneers (FEEL THE R RHYTHM), Be Bop D Deluxe (SUNBURST F FINISH), Wet Willie (THE WETTER T THE BETTER), J Jack McDuff (SOPHISTICATED F FUNK) oder Chakachas (CHAKACHAS) spielt ten in den 70ern m mehr oder weniger u unverblümt die SexK Karte aus. Sogar Udo L Lindenberg sorgte m der Cello-Nackten mit a der Rückseite von auf V VOTAN WAHNWITZ d dafür, dass Mama die P Platten möglichst nur vo vorne zu sehen von b bekam. Übrigens: Schlagersän nge Michael Holm – sänger we hätte das gedacht wer – schrieb nicht nur den Soundtrack zum Sadisten-Film „Hexen bis aufs Blut

ält" sondern d bild b t mit Discogequält", bildete König Giorgio Moroder auch das Duo Spinach, dessen Single "Action Man" eine Nackerte ziert. Doch irgendwie blieb das alles noch im Rahmen, von totalen Geschmacklosigkeiten wie Seite

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VIRGIN KILLER der Scorpions mal abgesehen. Den absoluten Höhepunkt der erotischen Hüllenkunst in den 70ern markierten Queen. Die legten ihrem 1978er Album JAZZ ein Poster bei, auf dem etliche Ladies sich auf Fahrrädern tum-melten, so, wiee n Gott sie geschaffen k H lf d hatte. Die Bikes kamen von Halfords. Die 80er und seitdem jedes Jahrzehnt legten an Sexismus und Direktheit immer mehr zu. Die Genres Heavy Metal und HipHop ließen die Sache auswuchern. Sex pur statt Erotik sanft war jetzt angesagt. In der pornografischen Übertragung fast schon wieder ironisierende Kunst bieten da die gemischtgeschlechtlichen Nashville Pussy etwa mit "The Cunts". Für Mädels – oder Jungs, die sich gerne an schönen Männerkörpern sattsehen möchten – ist das Angebot eannee Mas M (SHA AKESPEAR RE), RE) eher beschränkt. Jeanne (SHAKESPEARE), Kevin Rowland (MY BEAUTY), The Winkies (THE WINKIES), Manowar (ANTHOLOGY) – viel mehr hat der Autor, auch mangelss Interesse, da nicht zu bieten. Sorry. D Doch mitt w ientie erung auch auch iimmer oft welcher Orien tierung immer, SSofto oder Hardcore-Cover regen auch die Z Zensoren immer weniger auf. Von zurzeit e etwa 400 überwiegend wegen Gewaltverh lichung zensierten Covern stehen herr g gerade mal d wegen drei p pornografischen I h lt auff dem d I d A h in dieser Inhalts Index. Auch Hinsicht ging es in den 60ern und 70ern irgendwie anders zur Sache. Lothar Brandt media.gunaxin.com/100-sex-drivenalbum-covers

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&

präsentieren:

Freuen Sie sich auf unsere kult!3-CD-Box Für Oktober 2012 planen wir gemeinsam mit unserem Partner Sony Music die erste ultimative kult!-Box "Wir freuen uns, gemeinsam mit der GoodTimes kult!-Redaktion, an dieser ultimativen CD-Box zu arbeiten. Unser Anspruch ist es, die 60 besten kult!-Hits in einer Box zu vereinen", so Christian Stronczek (Sony Music Catalog & Concept).

IIn die diese dieser Box d ox we werden erde en s sich sic h im Herbs Herbst rbs st d die von v IIhnen n gew gewählten wäh hlte en nK Ku Kult-Hits its t wied w wiederfi derfi find nden nden.

Meine kult! Top 10

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Meine kult! Top 10

Ilja Richter

Christian Stronczek

(Schauspieler, Kult-TV-Moderator)

(Sony Music)

Titel Far Far Away American Pie Downtown Video Killed The Radio Star Stop The Cavalry Des Pudels Kern Schwarzfahrn Ich trag' den Staub von deinen Straßen Nathalie Meinn Klavier

Interpret Slade Don McLean Petula Clark Buggles Jona Lewie Ulrich Roski Hugo Egon Balder Reinhard Mey Gilbert Bécaud Udo Jürgens

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Titel Die Maurer Georgie Porgy Hypnotic Tango (Ein Jahr) Es geht voran Kiss You All Over Marleen Kung Fu Fighting 1980-F Last Train To London Wenn der Mond die Sonne berührt

Meine kult! Top 10 Fabian Leibfried (Herausgeber kult!)

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Titel Wig-Wam Bam Es fährt ein Zug nach nirgendwo Can The Can Hey Jude Er ist wieder da Paint It Black Child In Time Der goldene Reiter Paranoid Mighty Quinn Seite

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Interpret Sweet Christian Anders Suzi Quatro Beatles Marion Maerz Rolling Stones Deep Purple Joachim Witt Black Sabbath arth Band Manfred Mann's Earth

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Interprett Spliff Toto My Mine n Fehlfarben Exile Marianne Rosenberg Carl Douglas After The Fire Electric Light Orchestra Hubert Kah


... dazu brauchen wir Ihre Hilfe ... Schicken Sie uns Ihre persönliche kult!-Top10-Hits und wer möchte, kann uns zusätzlich ein "Jugendfoto"* beilegen! Ob Rock, Pop oder Schlager – alles ist erlaubt! Hauptsache Kult und natürlich aus den 60er, 70er und 80er Jahren. Aus allen eingesendeten Titeln stellen wir Ihre kult!-Box zusammen. Fünf gewählte Teilnehmer werden wir mit ihrer persönlichen Top 10 samt Foto in der nächsten kult!-Ausgabe im Oktober 2012 abdrucken.

Unter allen Einsendern verlosen wir 5 kult!-Boxen.

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An NikMa Verlag GoodTimes kult! Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz

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1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Teilnahme per Brief, email (goodtimes@nikma.de) oder Fax: 07042-37660-188 Einsendeschluss ist der 31. Juli 2012. * Bitte haben Sie Verständnis, dass wir eingesendete Fotos nicht zurück schicken können. GoodTimes

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Alfred Hitchcocks Geheimrezept:

Crime & Cameo Sein Name ist eine Marke: Wer einen Film von Alfred Hitchcock sieht, weiß, was ihn erwartet. Spannung ist in jedem Fall garantiert. Mit seiner unverkennbaren Handschrift wurde Hitchcock einer der ganz wenigen Regisseure, die trotz der Zusammenarbeit mit Weltstars berühmter als die Schauspieler in den Filmen wurden.

Von Thorsten Pöttger

W

ann haben Sie zuletzt ein Werk von Hitchcock angeschaut, ohne darin einen Kurzauftritt von ihm persönlich zu erwarten? Obwohl er sich mit Hilfe solcher Aktionen und seines stets loyalen Umgangs mit der Presse selbst in Szene zu setzen vermochte, umgab Sir Alfred Hitchcock eine geheimnisvolle Aura. Die Rätselhaftigkeit setzt bereits bei seinem Geburtsdatum ein. Fiel dies in London wie offiziell verkündet auf den 13. August 1899 oder erst auf das gleiche Datum ein Jahr später, wie in einem Schulaufnahmeregister dokumentiert? Apropos Schule: Inwiefern wurde der junge Hitchcock als Sprössling eines katholischen Elternhauses durch Sekundärtugenden wie Ordnung und Disziplin geprägt, die beispielsweise am von Jesuiten gegründeten Sankt Ignatius College in Stamford Hill, London, auf äußerst strenge Art und Weise vorgelebt wurden? Alfred brach den Besuch dieses Internats mit 15 Jahren nach dem Tod seines Vaters ab, weil er sich in finanzieller Not eine Festanstellung suchen musste. Um den Filmemacher rankt sich eine der größten, von ihm selbst befeuerten Legenden im Zusammenspiel mit seinem Familienoberhaupt: William Hitchcock soll seinen Sohn im Alter von ungefähr fünf Jahren mit einem Brief zum Polizeirevier geschickt haben, als dieser etwas ausgefressen hatte. Nachdem der Beamte vom Dienst den Zettel gelesen hatte, sperrte er Alfred für etwa fünf Minuten ins Gefängnis. Danach entließ er ihn mit den Worten, auf diese Weise werde mit allen ungezogenen kleinen Jungen verfahren. Falls diese Geschichte nicht wahr sein sollte, dann hätte sie erfunden werden müssen. So treffend spiegelt sie die Phobie des Regisseurs vor Polizisten, ja Behörden im Allgemeinen wider, wie sie in vielen seiner Filme ausgelebt wurde. Oder sind Hitchcocks Sinn für Ironie und Humor, seine Faszination für Verbrechen sowie für Kriminalliteratur, seine Zurückhaltung und sein bodenständiges Familienleben letztlich lediglich seiner britischen Herkunft geschuldet? Wenn Sie die endgültigen Antworten auf all diese Fragen wissen, dann gehen Sie zur Polizei – Sie werden gebraucht. Seite

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

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Die englischen Jahre

Foto: © Kinowelt

Foto: © Kinowelt

Dass an dieser Stelle nicht sämtliche 53 Filme des Regisseurs erwähnt, geschweige denn vorgestellt werden können, dürfte verständlich sein, gar nicht zu reden von seinen TV-Produktionen oder den „3 Fragezeichen". Festhalten lässt außerhalb des Kamerafeldes von einer englischen Kollegin gesprochen sich grundsätzlich (nicht nur in diesem Fall), dass es nicht schadet, wurde. Die Möglichkeit zur Nachsynchronisation gab es noch nicht, sein Handwerk von der Pike auf zu lernen: Hitchcocks erster Beruf aber der Meister wusste mit seiner Problemlösung auch Produzenten nach kurzer Lehrzeit war der eines technischen Angestellten in einer zu beeindrucken. g Kabelfirma, für die er später auch Werbeanzeigen entwarf. 1918 ver1930 verfilmte Hitchcock in Kooperation mit mehreren Kollegen öffentlichte er in der ersten Ausgabe der Firmenzeitung eine stark die Revue „Elstree Calling", die nur von Edgar Allan Poe beeinflusste Kurzgeschichte von einer Frau auf insofern erwähnenswert ist, als dass der Flucht vor einem unbekannten Verfolger. Im Jahr darauf reichte es sich bei ihr um die erste britische er zunächst noch ohne Erfolg eine Bewerbungsmappe bei der ameriMusikkomödie handelt. Wieder in seikanischen Filmproduktionsgesellschaft Famous Players-Lasky ein, als nem Element war der Filmemacher im diese ein Studio in London eröffnete. Er ließ jedoch nicht locker, bis er selben Jahr mit „Mord!", von dem, wie sich über eine Beschäftigung in Teilzeit hin zu einer Vollzeitstelle dort damals nicht unüblich, zeitgleich eine unentbehrlich gemacht hatte. Seine Tätigkeiten bestanden nicht nur aus dem Je gelungener der Schurke ist, desto gelungener ist der Film." deutsche Version gedreht " Entwerfen und Zeichnen von Zwischentiteln. wurde. In dem Film tauNur zur Verdeutlichung: Wir befinden uns in der Ära des Stummfilms. chen erstmals lange, ununterbrochene Kameraeinstellungen auf, Insbesondere als Assistent des Regisseurs Graham Cutts erhielt er die der junge Alfred in Werken deutscher Regisseure wie Fritz Lang Einblick in sämtliche Bereiche des Filmemachens (beispielsweise das bewundert hatte. Inszenieren von Verfolgungsjagden) und fand schnell Gefallen daran, Ein eher untypisches, Kontrolleur und Zuschauer zugleich sein zu können. Außerdem lernte nichtsdestotrotz amüsaner dort mit der Cutterin Alma Reville seine spätere Frau kennen, die tes Werk war die schwarselbst dann bei seinen Filmen einen starken kreativen Einfluss auf ihn ze Komödie „Endlich sind ausübte, wenn sie namentlich nicht erwähnt wurde. wir reich". Der Humor Bei Hitchcocks im Jahr 1925 erstem vollendeten Film handelte es sich und die autobiografium eine englisch-deutsche (!) Koproduktion mit dem Titel „Irrgarten der schen Elemente aus der Leidenschaft", für den der Produzent Michael Balcon das Paar Alfred Ehe der Hitchcocks kamen und Alma nach Italien und in die Emelka-Studioss bei den Zuschauern nach München schickte. Dort drehte Hitchcockk jedoch nicht an. Zudem auch seinen zweiten Film, das Melodram „Derr war der Regisseur zu dem Bergadler". Als sein eigentliches Debüt bezeich-Zeitpunkt vertraglich gezwungen zu drehen, was ihm vom Studio vornete der Regisseur allerdings seinen ersten eng-gesetzt wurde. Nur so ist zu erklären, dass 1933 unter seiner Leitung lischen Film: mit „Wiener Walzer" ein im wahrsten Sinne des Wortes billiges Musical Nicht nur über die Familie Strauss entstand. dank seiRettung bot im Jahr darauf erneut der Produzent Michael Balcon mit nes ersten „Der Mann, der zu viel wusste", für C a m e o das er dem Regisseur sein volles war er Vertrauen schenkte. Das Werk bilng der Meinung, dete den Ausgangspunkt für fünf 1926 bei „Der Mieter" zu seinem erfolgreiche englische Hitchcockeigenen Stil gefunden zu haben. Filme in Folge. Womöglich drehUrsprünglich entstand die Tradition seiner Kurzauftritte aus einer te Sir Alfred deswegen 1955 ein Bequemlichkeit. Statt auf Komparsen zu warten, wenn für bestimmte nicht nur in technischer Hinsicht Szenen mehr Leute benötigt wurden, begab er reichhaltigeres Hollywood-Remake. sich flugs selbst ins Bild. In „Der Mieter" wandte Während er dieses als „Arbeit eines arrivierten Profis" beschrieb, bezeicher unter anderem mit Hilfe der Beleuchtung nete er die erste Version als „Arbeit erstmalig Tricks zur Übermittlung von Spannung eines talentierten Regisseurs". an, und das, wie gesagt, noch ohne Ton. Einen noch größeren Karrieresprung Der von den Morden Jack The Rippers inspibedeutete 1935 „Die 39 Stufen" rierte Thriller behandelte bereits sein Lieblingsthema, bei dem ein nach dem berühmten Roman Unschuldiger eines Verbrechens von John Buchanan. Wenn das verdächtigt wird. Der zweite Prädikat „Meisterwerk" einem der „echte" Hitchcock wurde 1929 Hitchcock-Werke in chronologimit „Erpressung" (so der deutsche scher Reihenfolge zum ersten Mal verliehen werden soll, dann dieFernsehtitel) außerdem Englands sem. Der Filmemacher bezeichnete den Streifen als eines erster Tonfilm, nachdem die seiner persönlichen Lieblingswerke. Indem er darin Töne Arbeiten an ihm als ursprünglich von einer Szene in die nächste überblendete und sie mit geplanten Stummfilm eigentlich dieser mischte, verstieß er gegen ein bis dato gültiges bereits beendet worden waren. ungeschriebenes Gesetz des Tonfilms, dass der Zuschauer Dennoch ließ Hitchcock sich nur das hören durfte, was er auch sehen nicht die Chance nehmen, einige Sequenzen mit Ton nachzudrehen. konnte. Auf diese Weise wurden neue Dabei ergab sich die Kuriosität, dass eine osteuropäische Schauspielerin akustische Spannungsmomente erschaffen. mit starkem Akzent stumm ihre Lippen bewegte, während ihr Text Anschließend verlegte Hitchcock die Handlung von GoodTimes

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Die amerikanischen Anfänge

Foto: © Kinowelt

Der Umzug nach Hollywood bedeutete für Hitchcock auch insofern einen Neubeginn, als dass er sich wie zuvor in Großbritannien seine künstlerische Freiheit erst erarbeiten musste. Als erstes Projekt hatte Selznick ihn für einen Film über die Titanic vorgesehen. Diese Überlegung wurde aber verworfen, nachdem der Produzent die Exklusivrechte an Daphne du Mauriers „Rebecca" erworben hatte, was Hitchcock selbst noch zu Londoner Zeiten aus Geldmangel nicht gelungen war. Welch Ironie des Schicksals, dass die erste amerikanische Produktion des englischen Regisseurs ausgesprochen britisch geprägt war. „Rebecca" kam besonders gut beim weiblichen Publikum an und gewann einen Oscar für den besten Film. Dieser ging allerdings an Selznick und nicht an Hitchcock, der persönlich in diesem Werk humorvolle Elemente vermisste. In den Auseinandersetzungen mit seinem Starproduzenten während der Dreharbeiten lernte Alfred bereits mit seinem ersten Auftrag für Hollywood alles, was er darüber wissen musste. Umso „amerikanischer" fiel danach „Der Auslandskorrespondent" aus, mit dem der Regisseur 1940 Kriegspropaganda gegen Hitlers Nationalsozialisten betrieb. Deswegen lief der Film in den deutschen Kinos erst in den 60er Jahren stark gekürzt unter dem Titel „Mord". Selten wurde ein Filmbösewicht so differenziert beschrieben, und der Flugzeugabsturz gegen Filmende beeindruckt im Vergleich zu den heutigen technischen Möglichkeiten nur umso mehr. Nach Hitchcocks einziger amerikanischen Komödie „Mr. und Mrs. Smith" hätte 1941 ein leitender Angestellter der Produktionsgesellschaft beinahe „Verdacht" mit Cary Grant verpfuscht: Er hielt jegliche Seite

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Andeutungen im Film gegenüber dem Schauspieler, dass dieser ein Mörder sein könnte, für unangebracht und wollte eine stark gekürzte, nur noch knapp einstündige Version in Umlauf bringen. Glücklicherweise erkannte der Firmenchef die Absurdität dieses Vorhabens und erlaubte Hitchcock, den

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Großteil der geschnittenen Szenen wieder einzufügen. Am liebsten hätte der Regisseur sogar ein anderes Ende gedreht, das Johnnie alias Grant als tatsächlichen Mörder entlarvt hätte. Dies wurde jedoch gar nicht gestattet. 1942 lieferte das allgemein unterschätzte Werk „Saboteure" mit einer kuriosen Jagd quer durchs Land, inklusive eines brillanten Showdowns auf der Fackel der Freiheitsstatue, einen Vorgeschmack auf „Der unsichtbare Dritte". Noch einen drauf setzte im Anschluss der sehr realistisch wirkende und mit einem Orson-WellesFlair behaftete Thriller „Im Schatten des Zweifels", der als Hitchcocks erstes amerikanisches Meisterwerk gilt. Darin untermauerte der Meister seine These, alle schlechten menschlichen Angewohnheiten von Mord bis Rauchen entwickelten sich im Schoße der Familie. Für „Ich kämpfe um dich" bediente sich der Regisseur 1945 der Freudschen Traumtheorie sowie in den Traumsequenzen des Surrealismus von Salvador Dalí und gestaltete weder zum ersten noch zum letzten Mal einen Thriller zu einem Liebesfilm um. Genauso ist Liebe das Stichwort für das kontrastreiche, berühmte „Berüchtigt" mit den Stars Cary Grant und Ingmar Bergman, getreu dem Hitchcockschen Motto, dass im Krieg – und in der Liebe – alles erlaubt ist.

Master Of Suspense 1948 verfügte Hitchcock nach dem Auslaufen seines Vertrags mit Selznick, der ihn auch an andere Studios ausgeliehen hatte, über ausreichend Ansehen und Kapital, um eine eigene Gesellschaft zu gründen. Sein erster selbst produzierter Film war ein adaptiertes Bühnenstück, gleichzeitig sein erstes Werk in Farbe. Interessant ist „Cocktail für eine Leiche" in der Betrachtungsweise eines nicht ganz gelungenen technischen Experiments, bei dem ein Film ohne übliche Schnitte aus jeweils zehn Minuten dauernden Einstellungen in der damals maximal möglichen Länge einer Filmkassette entstand. Foto: © Kinowelt

Joseph Conrads Roman „Der Geheimagent" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Film) in „Sabotage" in die Gegenwart. Dabei sollten nicht zum letzten Mal Vögel als Symbol für Chaos eingesetzt werden. p g Weniger moralischen Anspruch erhob der Regisseur 1938 mit dem unbeschwerten „Jung und unschuldig". Im selben Jahr ließ er in einem seiner populärsten Abenteuerfilme voller ironischer Anspielungen eine alte Frau aus einem fahrenden Zug verschwinden. Außerdem geriet er mit „Eine Dame verschwindet" ins Visier des Produzenten David Selznick („Vom Winde verweht"), der ihn 1940 nach Amerika holte, nachdem Hitchcock mit „Riff-Piraten" letztlich seine „englische" Pflicht erfüllt hatte. Offensichtlich Schwierigkeiten bereitete ihm während des Drehs dieses für ihn untypischen Kostümfilms der exaltierte Haupt- und Selbstdarsteller Charles Laughton. Über diesen Schauspieler urteilte er, bei einem Film mit dessen Beteiligung könne der Regisseur bestenfalls ein Schiedsrichter sein.

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Der Erfolg hielt sich genau wie bei den nachfolgenden Werken „Sklavin des Herzens" (ein Film des historischen Genres mit Ingmar Bergman) und „Die rote Lola" (eine Krimikomödie mit Marlene Dietrich) in Grenzen. Wieder aufwärts ging es 1951 mit „Der Fremde im Zug" (auch unter dem Titel „Verschwörung im Nordexpress" bekannt), dessen Romanvorlage von Patricia Highsmith Hitchcock selbst ausgesucht hatte und stark umarbeitete. Der Erfolg der Geschichte eines doppel"Bei der üblichen Form von Suspense ist es unerlässlich, dass das Publikum über die Einzelheiten, die eine Rolle spielen, vollständig informiert ist. Sonst gibt es keinen Suspense." Alfred Hitchcock

ten Mordkomplotts zweier sich in einem Zug begegnenden Männer, der von dem einen geplant und zum eigenen Teil umgesetzt, aber vom anderen abgelehnt wird, gab ihm Recht. Am Ende des metaphernreichen Films sind die Gemeinsamkeiten der beiden Hauptrollen trotz scheinbarer Gegensätze aufgedeckt. g „Bei Anruf Mord" könnte geradezu als eine direkte Fortsetzung bezeichnet werden: Grace Kelly bewies 1954 in einem dramatischen Todeskampf gegen den von ihrem Ehemann beauftragten Killer, dass „es am besten mit einer Schere" geht, wie vom Meister persönlich während eines Empfangs zur Ehrung seiner Person empfohlen. „Das Fenster zum Hof" bot vordergründig ein voyeuristisches Feuerwerk aus der Sichtweise des auf Grund eines Beinbruchs vorübergehend an den Rollstuhl gefesselten Pressefotografen Jeff (James Stewart), der seine Zeit mit dem Ausspionieren der Nachbarwohnungen vertreibt. Dabei geht es in dem Film eigentlich um die Beziehung zwischen ihm und seiner Freundin Lisa (Grace Kelly). „Über den Dächern von Nizza" jagte mal wieder ein unschuldiger Held den wahren Täter, dessen Verbrechen er begangen haben soll. Sicher gibt es bewegendere Bilder mit mehr Tiefgang, aber Charme besitzt noch heute insbesondere der für Mitte der 1950er Jahre gewagte Wortwitz in den Dialogen, gekrönt von einem ganz besonderen Feuerwerk. Zum Bedauern nicht nur Hitchcocks trieb der Abstecher nach Frankreich letzten Endes Grace Kelly aus den Hollywoodstudios in die offenen Arme des Fürsten von Monaco. Dass die schwarze Komödie „Immer Ärger mit Harry" trotz geringer Publikumsresonanz zu den Lieblingswerken des Regisseurs zählte, kann man sich gut vorstellen angesichts des makabren Spiels, in dem mehrere Personen nacheinander auf die Leiche eines Mannes treffen. Jede fühlt sich für sein Ableben verantwortlich, und niemandem gelingt es bis zur endgültigen Aufklärung, den toten Körper verschwinden zu lassen. 1957 agierte Henry Fonda als „Der falsche Mann" auf Basis einer wahren Begebenheit. Die schauspielerische Leistung von Kim Novak in ihrer Doppelrolle in dem Kunstwerk „Vertigo – Im Reich der Toten" kann nicht hoch genug gelobt GoodTimes

werden in Anbetracht der Tatsache, dass sie eigentlich zweite Wahl war und bei Hitchcock einen schweren Stand gehabt haben muss. Selten sind menschliche Gefühle und Neurosen wie Höhenangst oder Liebe zu einem toten Menschen so im wahrsten Sinne des Wortes schwindelerregend (siehe das Spiralmotiv) offengelegt worden. Hohe Absturzgefahr bestand auch 1959 in „Der unsichtbare Dritte", der laut Hitchcocks eigener Aussage die Essenz seiner amerikanischen Filme bildet. Die berühmte Verfolgungsjagd mit einem Insektenvernichtungsmittel versprühenden Flugzeug auf Cary Grant in einem Maisfeld ist nur ein Beleg dafür, dass es sich lohnen kann, einen Thriller mehrere Male anzuschauen.

Reife Leistungen Auf all die Höhenflüge folgten mit „Psycho", „Die Vögel" und „Marnie" drei gruselige „Abstürze" in die Niederungen menschlicher Ängste. Die 45 Sekunden lange Mordszene in „Psycho" benötigte eine Woche bis zu ihrer Fertigstellung. Welch eine diebische Freude muss es für Hitchcock gewesen sein, dass so mancher Filmzuschauer sich noch Wochen danach nicht mehr unter eine Dusche wagte. Ob ihm auch gefiel, dass sein größter Erfolg zahllose schlechte Imitate nach sich zog, darf bezweifelt werden. Leiden musste neben den Kinogängern auch Hauptdarstellerin Tippi Hedren, als sie während der Dreharbeiten für „Die Vögel" mit lebendigem Federvieh beworfen wurde und dabei beinahe ernsthaft verletzt worden wäre. Dennoch drehte sie an der Seite eines ungewohnt agierenden Sean Connery ein weiteres Mal mit Hitchcock für das albtraumartige „Marnie", bis sie letztlich „traumatisiert" gegen den Regisseur rebellierte. „Der zerrissene Vorhang" hatte 1966 eine äußerst realistisch erscheinende Mordszene in einem Bauernhaus zu bieten, aber die Weltstars Paul Newman und Julie Andrews wirkten nicht gerade wie eine optimale Besetzung. Auch nach der Verfilmung des Buchbestsellers „Topaz", die als ein Tiefpunkt in Hitchcocks Schaffen gilt, wurde nicht mit Kritik gespart. Als der Altmeister jedoch 1972 für „Frenzy" nach London zu seinen Wurzeln zurückkehrte, gelang ihm ein würdiges Spätwerk, in dem einige Sequenzen an seine frühen Filme erinnern. Wie der seine weiblichen Opfer mit einer Krawatte erwürgende Filmmörder war Alfreds Vater Gemüsehändler gewesen. Der Erfolg des Films kam nicht zuletzt deshalb zustande, weil der Regisseur, der wegen der besseren Kontrollierbarkeit stets bevorzugt mit einem eingespielten Team gearbeitet hatte, nun – allerdings teilweise gezwungenermaßen – auf Schauspieler setzte, die zumindest in Amerika noch unbekannt waren. Sein letztes Werk war 1976 „Familiengrab", das trotz der bei ihm eintretenden Gesundheitsprobleme sehr frisch und strukturiert wirkte. Hitchcock starb am 29. Juni 1980. Sein – auch dank einer nach heutigen Maßstäben unglaublichen Produktivität – immenser Einfluss auf das Medium Kino, das zu Beginn seiner Karriere kaum älter war als er selbst, ist sicherlich unbestritten. 2/2012

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Von Philipp Roser

Sie stammen aus einer musikalischen Familie und haben mit Querflöte angefangen? Ja, erst einmal Blockflöte, dann Querflöte. Mit 14 oder 15 Jahren kam ich erstmalig durch einen Schulkameraden, der AFN hörte, mit Rock- und Popmusik in Berührung. Ich war begeistert – bis dato war die Musik für mich immer etwas für die Seele und fürs Ohr, und auf einmal kam da etwas, das den ganzen Körper durcheinanderwirbelte (lacht). Deswegen hat mich das sehr fasziniert. Die Begeisterung für die klassische Musik ist bis heute geblieben, aber zusätzlich liebe ich eben die Unterhaltungsmusik, vom Schlager bis es im zum Rock, von Country bis zu Jazz – alles Unterhaltungsbereich, was nicht zu extrem ist. Sie haben sich die erste Gitarre mit Ferienarbeit auf einem Bauernhof verdient? Ja, richtig. Mitte der 50er Jahre habe ich mich bei einem Bauern in Möhrendorf verdingt, vier Wochen dort gearbeitet, was mir im Übrigen sehr viel Spaß gemacht hat. Ich hatte immer eine Affinität zur Landwirtschaft, zu Tieren. Ich habe dann eine Framus-Gitarre erworben aus Bubenreuth, einem Örtchen in der Nähe von Erlangen. Der Vater eines Mitschülers arbeitete bei Eine stets elegante Erscheinung: Michael Holm Seite

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Framus, und dadurch kriegte man den Verwandten-Bezugspreis von 50 Mark. Framus hat sehr gute Instrumente gebaut, die heute sehr gesucht sind – für eine alte Framus-Gitarre werden inzwischen Traumpreise b bezahlt. Sie haben dann relativ schnell angefangen, S L Lieder zu schreiben, zu texten – und dann a auch schon früh aufgenommen? 1961. Da hatte ich noch nicht selbst geschrieben. Ich 19 wa war bei Teldec unter Vertrag, und die hatten einen Pr Produzenten, einen gewissen Mel Sandock, der uns pro produzierte. Uns heißt, ich wurde mit einem anderen Burschen zusammengespannt als Gruppe, pp und der Produzent na nannte uns die Missouris – ein vollkommener Schwachsinn. Das lief über drei Jahre und war überhaupt nicht meine Welt. Wir beiden haben uns auch nicht verstanden, er mochte mich nicht, ich mochte ihn nicht. Ideale Voraussetzungen sozusagen (lacht). Die Lieder waren auch nicht gerade kompatibel für den Markt, so dass es erfolglos blieb. Boy Berger hieß mein Partner, das war sein Künstlername. Eigentlich hieß er Bert Berger, hat aber nichtss mit Cindy & Bert zu tun. Er war aus Österreich, ein sehr musikalischer Bursche, der als Boy Berger Ende der 50er einen oder zwei Hits bei Electrola hatte. "Zu jung" hieß unsere erste Nummer. Wir kamen aus verschiedenen Weltund Ansichtsgegenden des Lebens, haben es halt gemacht, weil wir einen Vertrag hatten und mussten. Wie waren Sie bei der Teldec gelandet? Ich war so etwas wie der Lokalmatador von Erlangen, mit Gitarre und ein paar Liedern, deutschen und englischen, war auf sämtlichen Parties

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Fo oto: © Zill/Bildarchiv Hallhuber

In Michael Holms Elternhaus in Erlangen war klassische Musik angesagt, doch schon in sehr jungen Jahren lockte den am 29. Juli 1943 in Stettin Geborenen (bürgerlicher Name: Lothar Bernhard Walter) die neue" Musik, der er sich früh als Entertainer in heimischen " Regionen verschrieb. Und während er sich aufs Abitur vorbereitete, nahm der spätere Hitsänger ("Mendocino", "Tränen lügen nicht"), Songlieferant und Erfolgsproduzent seine ersten Singles auf. Weniger bekannt ist hingegen, dass Cusco, das Instrumentalprojekt mit New-Age-Affinität, das 1979 startete und für Millionenverkäufe in den USA (dreifache Grammy-Nominierung), Japan und Südkorea sorgte, Holms Baby war. Er führte es mit dem kürzlich verstorbenen Keyboarder Kristian Schultze (Passport) und rund 20 Alben zum Erfolg. Für kult! blickt Holm auf eine beispiellose Erfolgskarriere zurück, in deren Verlauf er auch vielen (Schlager-)Kollegen einige Dutzend Hits auf die Stimmbänder schrieb.


Foto: © Manfred Esser

eingeladen, kam gut bei den Mädchen an. Ein Mitschüler schickte ein Band, alle waren richtig gut drauf, und Sir Douglas sah aus wie eine Band an drei Firmen, die sich auch alle interessiert zeigten. Art schlanker Guildo Horn – Platte oben, links und rechts ganz lange Haare. Das war damals noch ein sehr origineller Look (lacht). Er war ein Ihre erste Chart-Single war 1962 "Lauter schöne Worte". Genau. Sie stammte von Werner unheimlich sympathischer und Scharfenberger, der sehr, sehr viele netter Mensch und Kollege. Wir große Hits geschrieben hat, er war haben radebrechend versucht, einer der Schlagerkönige und hat uns einigermaßen zu verständiunter anderem "Seemann" geschriegen – seine Deutschkenntnisse ben, den Welterfolg, der in Amerika waren gleich null, ich konnte Nummer 5 belegte. Ich war in der Zeit ein bisschen Pidgin-Englisch. Das mit mehreren Titeln in den Charts, hat sich dann in den 80er und empfand diese Zeit aber immer als 90er Jahren natürlich sehr gebesnicht so erfolgreich, weil ich mehr sert, als ich viel in Amerika war, oder weniger keinen Einfluss hatte. da auch einen Country-Verlag Die Lieder wurden mir vorgesetzt. und vor allem Erfolg mit meiner Instrumentalgruppe Cusco hatte. Sie verlegten sich in der Folge Was war der Ansatz von aufs Schreiben und Produzieren, Cusco? wollten sich 1969 nur noch darVielleicht ein Lebensgefühl. Ich auf konzentrieren? 1968 schon. Da hatte ich diesen bin 1978 sieben Monate durch Dauergast in der ZDF-Hitparade": Michael Holm (l.). " Beschluss gefasst und auch nichts mehr Südamerika gereist, eine aufreaufgenommen. Ich habe produziert und für andere geschrieben, was gende, herrliche Zeit ohne irgendwelche Trübungen, wir hatten nicht g auch ziemlich erfolgreich lief. Es war dann Giorgio Moroder, der mich mal Magenverstimmung oder Durchfall. Wir gingen ganz unschuldig in die Favelas rein, natürlich nicht mit Rolex-Uhr, sonbedrängt hat, diesen Titel "Mendocino" unbedingt von mir d hören wollte. Die Nummer gefiel mir sehr gut, und ich dachte, dern als ganz normale Wanderer, und wurden von der LLatino-Bevölkerung aufs Allerfreundlichste behandelt. vielleicht verkauft man noch mal 100.000 Platten, das wäre D doch toll sozusagen als Abschied vom aktiven Sängerdienst. Diese wunderbare Reise, das Lebensgefühl, was man in ei Aber dann wurden das weit mehr, 1,2 Millionen Singles. einer großartigen Zeit so aufsaugt, habe ich dann eben um umgesetzt. Als Schriftsteller schreibt man dann einen Künstler werden meist mit einem, im Glücksfall mit Re Reisebericht, als Maler malt man irgendwelche tollen mehreren Songs ... Bi … identifiziert? Ja, und Michael Holm ist der Mr. Mendocino Bilder, als Musiker hat man Klänge und Melodien und Rh (lacht). Obwohl "Tränen lügen nicht" mit 1,8 Millionen Rhythmen im Kopf, und die setzt man dann um – als ter großer Lebensgefühl Singles der größere Hit war. Aber "Mendocino" war mein erster Lebensgefühl. Hit und ist im kollektiven Gedächtnis der deutschen Bevölkerung verSie haben als Sänger immer wieder längere Pausen eingelegt, ankert. Gott sei Dank! veröffentlichten zwischen 1982 und 2004 kein neues Album ... Richtig, ich war mehr oder weniger weg vom Fenster. Zur Singerei zurückgekommen bin ich eigentlich durch ein Treffen mit Guildo Horn. Wir haben uns bei einer Fernsehgeschichte kennen gelernt, haben uns sehr gut verstanden. Er wollte, dass ich ihn und seine Band Die Orthopädischen Strümpfe produziere – die waren Rock-Rowdies, in den 90er Jahren die heißeste Liveband in Deutschland. Wir haben zusammen ein sehr schönes Album gemacht, in dem Zusammenhang habe ich immer wieder ihre Konzerte besucht,, um ihn zu studieren und zu sehen, wie man die Produktion anlegen kann. Da hat Guildo mich mit der Ansage „Liebe Freunde, die Legende lebt, ist hier, er ist heute da – Professor Mendocino, Doktor Tränen lügen nicht – Michael Holm!" auf die Bühne gezerrt. Es machte Spaß, danach kamen mehr und mehr Anfragen, zumal in den 90ern ja auch dieses Schlager-Revival Sammelobjekte oder nur Motive für den Fotografen? passierte, mit Dieter Thomas Kuhn, Guildo Das weiß wohl nur Michael Holm ... Horn – so habe ich wieder angefangen. Wie gesagt, von 1983 bis 1996 war ich der Mann, der im Hintergrund gearWie lebt es sich damit? Ich bin froh, dass ich diesen Besitz habe. Manche Kollegen jammern: beitet hat, und das sehr gerne. Es lief eigentlich auch nicht schlecht, „Ich muss immer nur meine Hits singen." Das ist doch der Grund, aber dann kam eben das Singen wieder durch. warum dein Publikum zu dir kommt, sollte man denen zurufen, Ihr jüngstes Album haben Sie 2011 veröffentlicht. Richtig, 2011, ja, HOLM die darüber klagen, dass sie von Titeln verfolgt werden. Ich 2011. werde auch verfolgt von "Barfuß im Regen", "Nur ein Kuss Maddalena", "Tränen lügen nicht", "Lucille" und "El Lute" – Was steht in der nächsaber man kann doch froh sein, wenn man von solchen Erfolgen ten Zeit an? Ich trete bei einigen verfolgt wird. Es ist sehr viel schlimmer, wenn man keine Titel Kreuzfahrten auf, schreihat, die einen verfolgen. be für Kollegen – und Hatten Sie je Kontakt mit Doug Sahm, von dem "Mendocino" stammte? an einem Musical. Das Ja (lacht), das war ganz witzig. 1972 „Starparade", da kam der wird eine Komödie werAuftritt: Michael Holm singt "Mendocino" auf Deutsch, und den, „Die D-Mark kehrt das Sir Douglas Quintet singt es englisch. Da wollte ich ihn zurück" wird das Thema natürlich unbedingt kennen lernen. Ein Roadie holte mich ab, sein (lacht). Und ansonsbrachte mich in den großen Umzieh- und Aufenthaltsraum der Schlank, rank und fit wie eh und je: Michael Holm 2010 ten reichlich Auftritte. GoodTimes

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DAS JAHR 1962

M AU E R , M USIK & M ARILYN

Die W Welt am Rand eines neuen n Krieg Krieges, ges Natur Naturgewalten rgewalten fordern vie viele ele Opfer in Ha Hamburg, Horrorszenen an der Berliner Mauer: keine guten Nachrichten zu Beginn eines neuen Jahrzehnts. Gut, dass es zumindest Ablenkung durch Veränderungen in der Kultur, im Sport und dem weiter aufstrebenden Medium Fernsehen gibt. In einer weiteren kult!-Folge aus der Reihe Das Jahr ..." lassen wir wichtige und populäre Ereignisse aus der Zeit von " vor 50 Jahren in Wort und Revue passieren. Von Bernd Matheja

Zeitgeschichte

Die Kuba-Krise (14.–28.10.) sorgt für die Gefahr eines neuen Weltkrieges: Durch russische Raketenbasen auf der Zuckerinsel fühlen sich die Amerikaner „vor ihrer Haustür" bedroht. Ein der Menschheit unbekannt gebliebener Mann rettet die Erde vor einem möglichen Desaster: Als konventionelle US-Zerstörer ein sowjetisches U-Boot beschießen, weigert sich der Marineoffizier Kuba-Krise Wassili Archipow, Nukleartorpedos abzufeuern, und verhindert so einen drohenden Atomkrieg. *** Fünf Länder werden von ihren Kolonialherren in die Unabhängigkeit entlassen: Samoa (Neuseeland), Trinidad & Tobago, Uganda und Jamaika (Großbritannien); in Algerien (Frankreich) hatten kriegerische Auseinandersetzungen seit 1954 die Menschen zermürbt. *** Am 20.2. startet in Cape Canaveral, Florida, eine Atlas-Rakete John Glenn zur Weltraummission „Friendship 7". An Bord: Astronaut John Glenn (41) – er ist der erste Amerikaner, der knapp fünf Stunden lang die Erde umrundet. *** Vier Tage zuvor wird Hamburg von einer Flutkatastrophe heimgesucht, ein Fünftel der Stadt säuft ab, über 330 Menschen sterben in den gewaltigen Wassermassen. Tausende können gerettet werden, weil der damalige „Senator der Polizeibehörde", Helmut Schmidt, Verfassungsvorschriften einfach ignoriert und u.a. Flutkatastrophe Hamburg sofort die Bundeswehr und sogar Nato-Hilfe anfordert. Schmidt: „Der Ausdruck ,Held' ist abwegig." *** Am 24.1. führt die DDR die allgemeine Wehrpflicht ein. *** In der Helmut Schmidt Bundesrepublik wird ein Jahresurlaub von minSeite

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destens 15 Tagen für Arbeitnehmer festgeschrieben. *** Israel richtet am 31.5. Adolf Eichmann hin: Der ehemalige SS-Obersturmbannführer hat die Verschleppung und Ermordung von rund sechs Millionen Menschen organisiert. *** Die Weltausstellung findet vom 21.4. bis 21.10. im amerikanischen Seattle statt: „Century 21 Exhibition", Schwerpunkt Raumfahrt. *** An der Mauer in Berlin schießen am 17.8. NVA-Grenzsoldaten den Flüchtling Peter Fechter (18) in der Zimmerstraße nieder und lassen den Maurergesellen zwischen Stacheldrahtsperren verbluten. Er stirbt etwa eine Stunde später. Die beiden ermittelten Schützen werden 1997 zu 20 bzw. 21 Monaten Haft auf Bewährung wegen Totschlags verurteilt. *** Die Baugenehmigung für das erste Peter Fechter deutsche Kernkraftwerk zur Stromerzeugung wird am 14.12. erteilt, es steht in Gundremmingen (Bayern). Betriebsaufnahme: 12.4.1967. *** Mächtige Kohlenstaubexplosion am 7.2. im Bergwerk von Luisenthal (Saarland): 299 Kumpel verlieren ihr Leben. *** Devisen müssen her: Die klamme DDR eröffnet am 14.12. Intershop-Läden in Hotels, an Grenzübergängen, auf Rastplätzen an den Transitstrecken, in Bahnhöfen und auf Flughäfen. Verkauf hochwertiger, für DDR-Bürger kaum erschwinglicher Waren nur an Ausländer. *** Neuer Premierminister in Frankreich: Am 16.4. tritt Georges Pompidou (1911–1974) sein Amt in Paris an. *** Wegen Georges Pompidou angeblichen Landesverrats (in einem Artikel) kommt es zur "Spiegel"-Affäre. Redaktionsräume des Magazins werden durchsucht (26.10.), Akten konfisziert, Journalisten verhaftet. Mitten im dubiosen Geschehen: Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, der vier Wochen später sein Amt aufgibt. ***

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Sport

Am 28.7. beschließt der DFB-Bundestag in Dortmund die Gründung der Fußball-Bundesliga ab der Saison 1963/64. *** Bei der Weltmeisterschaft in Chile sorgen am 3.6. zwei Treter- und SchlägerTeams sowie der komplett versagende Schiedrichter Ken Aston (England) für das übelste Spiel der bisherigen WM-Geschichte: Brüche, ständige Tumulte, Fausthiebe, Spucken, Haarereißen, Ohrfeigen, Augenstechen etc. prägen das Chile – Italien durchgehend und beiderseitig hinterhältig-abstoßende Spektakel zwischen Chile und Italien (2:0). Der des Feldes verwiesene Italiener Ferrini muss von der Polizei eingefangen und vom Platz gezerrt werden. *** 13. Formel-1-Weltmeister wird am 29.12. auf dem Kurs von East London in Südafrika der Brite Graham Hill auf BRM vor Jim Clark (Lotus) und Bruce Graham Hill McLaren (Cooper). Es ist kein deutscher Fahrer am Start. *** Der Franzose Jacques Anquetil gewinnt am 15.7. die Tour de France. Punktbester und damit Träger des Grünen Trikots ist Rudi Altig (Deutschland). *** Fußballer des Jahres werden der Weltklasseverteidiger Karl-Heinz Schnellinger vom 1. FC Köln und Manfred Kaiser vom SC Wismut KarlMarx-Stadt (hier: Ehrung 1963). In Europa geht der begehrte Titel an den tschechoslowakiJacques Anquetil schen Mittelfeldspieler Josef Masopust von Dukla Prag. *** Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Belgrad (12.–16.9.) gelingen Salvatore Morale (Italien, 400 m Hürden), Marija Itkina (UdSSR, 400 m) und deren Landsfrau Tamara Press K.-H. Schnellinger (Kugelstoßen) neue Weltrekorde. *** Der Australier Rod Laver gewinnt als zweiter Spieler (nach Donald Budge 1938) die vier großen Tennisturniere von Paris, Melbourne, Flushing Meadows und Wimbledon und damit den Grand Slam. 1969 konnte er diesen Coup wiederholen. *** Den alpinen Ski-Winter dominieren bei den Herren die Österreicher Karl Schranz und Egon Zimmermann, bei den Damen sind es ihre Landsfrau Christl Haas, Rod Laver Marielle Goitschel (Frankreich) und die Deutsche Barbi Henneberger (22), die zwei Jahre später bei den Dreharbeiten zum Film „Ski-Faszination" durch eine abgehende Lawine ums Leben kommt. *** Deutsche Fußballmeister werden der 1. FC Köln (4:0 gegen den 1. FC Nürnberg in Berlin) und der SC Motor Jena, die Pokalsieger heißen 1. FC Nürnberg (2:1 gegen Fortuna Düsseldorf in Hannover) und BSG Motor Zwickau. *** Zur Eishockey-WM im März in Colorado Springs Karl Schranz (USA) wird der DDR aus politischen Gründen die Einreise verweigert. Alle Ostblock-Teams ziehen daraufhin solidarisch ihre Teilnahme zurück. Weltmeister wird in Abwesenheit u.a. der UdSSR und der CSSR diesmal Schweden vor Kanada und dem Veranstalter. Deutschland belegt Platz 6. *** Zu Sportlern des Jahres werden in der BRD und DDR Helmut Recknagel gekürt: Gerhard Hetz (Schwimmen) und Helmut Recknagel (Skispringen), Jutta Heine (Leichtathletik) und Ingrid Krämer (Turmspringen) sowie der Ratzeburger Achter (Rudern) und die 4x100m-Lagenstaffel der Frauen (Schwimmen). *** Bei der Eiskunstlauf-WM siegen Donald Jackson (Kanada), Sjoukje Dijkstra (Holland) und das kanadische Geschwisterpaar Maria und Otto Jelinek. *** Das Licht der Welt erblicken in diesem Jahr u.a. die späGoodTimes

teren Fußball-Asse Ruud Gullit (1.9.), Andreas Köpke (12.3.), Michael Zorc (25.8.) und Stefan Kuntz (30.10.) sowie der Weltschiedsrichter der Jahre 2004, 2005 und 2007, Markus Merk aus Kaiserslautern (15.3.).

Funk & Fernsehen

Ruud Gullit

Das Erste Deutsche Fernsehen feiert zehnten Geburtstag: Am 25.12.1952 war der Sendebetrieb aus einem ehemaligen Wehrmachtsbunker in Hamburg-St. Pauli aufgenommen worden. *** Das Zweite Deutsche Fernsehen bereitet sich auf den Sendestart 1963 in Mainz vor: Professor Karl Holzamer (1906– 2007) wird zum Gründungsintendanten gewählt. *** Am 1.1. geht der Deutschlandfunk (DLF) in Köln-Marienburg auf Sendung, Programmschwerpunkte: Information und Kultur. *** Aktueller Verkaufsschlager des Jahres sind erste Musiktruhen, die für Stereo-Empfang ausgelegt sind. *** Ein ultimativer TV-Zuschauer-Hit mit Einschaltquoten um 90 Prozent ist der Krimi-Mehrteiler Das Halstuch" nach " Francis Durbridge. Sechs Folgen lang fegt der Mehrteiler mit Dieter Borsche, Ruth Leuwerik, Horst Tappert, Eva Pflug und Margot Trooger die Straßen leer. Zum Eklat kommt es am 15.1., als der Kaberettist Wolfgang Neuss in einer H. Drache (l.) & D. Borsche Zeitungsanzeige für seinen eigenen Kinofilm „Genosse Münchhausen" vor der letzten Episode den Täter verrät. Die Folge: Morddrohungen, und die „Bild"-Zeitung erkennt gar einen „Vaterlandsverräter" ...*** Ein gewaltiger Schritt mittels Technik: Der Nachrichtensatellit Telstar, am 10.7. von Cape Canaveral in den USA gestartet, ermöglicht den ersten direkten transatlantischen Programmaustausch. Am 23.7. sind rund 200 Millionen Zuschauer in Nordamerika und Europa fasziniert dabei, als US-Präsident John F. Kennedy eine Pressekonferenz gibt. *** Zu einem Langlauf-Knüller entwickelt sich die Western-Serie Bonanza", die seit 1959 " in den USA ein Publikumshit ist und es insgesamt auf 430 Episoden bringt. Ab 13.10. laufen die Abenteuer von der Ponderosa-Ranch rund um die Cartwright-Herren mit Lorne Greene (1915–1987; „Pa"), Pernell Roberts (1928–2010; "Bonanza" „Adam"), Dan Blocker (1928–1972; „Hoss") und Michael Landon (1936–1991; „Little Joe") auch in deutschen TV-Haushalten. Die Titelmusik, gespielt von Al Caiola, kam schon 1961 bis auf Platz 19 der US-Charts. In Deutschland schafft es eine betextete Fassung von Ralf Paulsen 1963 bis auf Rang 7. *** Auch eine hiesige Serienproduktion (Buch: Heinz-Oskar "Alle meine Tiere" Wuttig) begeistert die Zuschauer: Alle " meine Tiere". Neun Folgen rund um eine Tierarztpraxis sorgen für Top-Einschaltquoten der Familiengeschichten; mit dabei sind u.a. Gustav Knuth, Sabine Sinjen und Volker Lechtenbrink. *** Ein Tabu-Thema (Abtreibung und Geburtenkontrolle) schickt der Bayerische Rundfunk am 4.5. ins Rennen, „Das ungewollte Leben". *** Zum Wiehern: Mr. Ed" kommt aus den USA auf deutsche Bildschirme: humori" ge Serienepisoden um ein sprechendes Pferd. *** Nach „Clemens Wilmenrod bittet zu Tisch" (NWDR/WDR, 1953–1964) und „Der Fernsehkoch empfiehlt" (mit Kurt Drummer, 1958–1983, DFF/Ost) findet ab 5.5. auch der „Koch-Klub" mit Horst Scharfenberg vom Südwestfunk Mr. Ed sein Publikum – sämtlich Vorläufer der aktuellen Koch-Show-Flut. *** 13. Juli: Begrenzung durch die Ministerpräsidenten der Bundesländer: Die tägliche Werbezeit im Fernsehen darf 20 Minuten nicht übersteigen. *** Ab 4.11. verschlingen es fünf Folgen lang nicht nur die Kinder: Marionettentheater mit der Augsburger Puppenkiste. Auf dem Programm steht „Jim Knopf und die Wilde 13". *** Ein Treffer, zunächst noch im Rundfunk des 2/2012

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BR, ist ab 21.2. die Hörspielreihe für Kinder Meister " Eder und sein Pumuckl" (88 Folgen). *** Im texanischen Dallas ist beim dortigen Lokalsender WRR erstmals ein Musikmoderator als Aushilfe tätig, der wenig später in seinem Geburtsland England zur kenntnisreichen und wegweisenden Legende wird: John Ravenscroft, besser bekannt als John Peel (1939–2004). *** 1962 Pumuckl beginnt das Deutsche Rundfunkarchiv in Frankfurt – zehn Jahre nach seiner Gründung – auch mit der Archivierung und Dokumentation von John Peel Fernsehbeiträgen. *** Bekannte Fernsehgesichter werden geboren: Moderatorin Gabi Bauer (21.7.), TV-Köchin Sarah Wiener (27.8.), Musikmoderatorin Stefanie Tücking (1.4.), „Tatort"Kommissar Martin Wuttke („Keppler", Leipzig; 8.2.) sowie die hauptsächlich auf der Mattscheibe zu sehenden Schauspielerinnen Marion Kracht (5.12.) und Christine Neubauer (24.6.).

Film

Hollywood, die internationale Filmszene und unzählige Cineasten in aller Welt trauern um eine der schillerndsten Leinwandpersönlichkeiten: Marilyn Monroe (1.6.1926–5.8.1962 in Los Angeles) stirbt an einer Überdosis des Barbiturats Nembutal, viele Verschwörungstheorien begleiten ihren Tod. Die geborene Norma Jeane Mortenson/Baker hinterlässt über 30 Filme, darunter Klassiker wie „Blondinen bevorzugt" (1953), „Manche mögen's heiß" (1959) und „Misfits – nicht gesellschaftsfähig" (1961). Elton John komponiert 1973 für sie "Candle In The Wind". *** Der erste von knapp 20 Spielfilmen nach Büchern/ Motiven von Karl May kommt am 12.12. in die Kinos, Der Schatz im Silbersee" (Premiere " im Stuttgarter Universum-Kino). Unter der Regie von Harald Reinl und zur Musik von Martin Böttcher spielen u.a. Lex Barker, Pierre Brice und Karin Dor. *** Zu den beliebtesten deutschen Filmen des Jahres gehören „Er kann's nicht lassen" (aus der „Pater-Brown"-Reihe) mit Heinz Rühmann und der Edgar-Wallace-Krimi „Das Gasthaus an der Themse" mit Elisabeth Flickenschildt und Joachim Fuchsberger. Von der DEFA kommen die anspruchsvollen Arbeiten „Das zweite Gleis" (Regie: Hans-Joachim Kunert) und Frank Beyers „Königskinder". *** International herausragende Filme des Jahres sind u.a.: „Was geschah wirklich mit Baby Jane?", „Der Mann, der Liberty Valance erschoss", „Meuterei auf der Bounty", „Das war der Wilde Westen", „Der längste Tag", „Lawrence Elisabeth Flickenschildt von Arabien" und „Lolita". Und das Publikum liebt James Bond – 007 jagt Dr. No" mit Sean Connery und Ursula " Andress. Regisseur Val Guest liefert eines der ewigen Science-fictionHighlights ab, „Der Tag, an dem die Erde Feuer fing". *** Der Deutsche Filmpreis geht an die Darsteller Richard Münch („Das Wunder des Malachias") und Vera Tschechowa in „Das Brot der frühen Jahre" (nach einer Erzählung S. Connery & von Heinrich Böll), der auch die Auszeichnung U. Andress als bester Film erhält (Regie: Herbert Vesely). Den Preis in der Sparte „Nebendarsteller" gewinnt Walter Giller („Zwei unter Millionen"). *** Am 9.4. moderiert Komiker Bob Hope in Santa Monica die Oscar-Verleihung. Er überreicht die begehrten Statuen an Maximilian Schell („Das Urteil von Nürnberg"), Sophia Loren („Und dennoch leben sie"). Bester Film wird „West Side Story" (Regie: Robert Wise). Für einen unvergesslichen Filmsong wird Komponist Henri Mancini ausgezeichnet: "Moon River", aus „Frühstück bei Tiffany"). Maximilian Schell Charles Laughton *** Im Alter von 62 Jahren Seite

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verstirbt am 15.12. der große Charakterdarsteller Charles Laughton, bekannt vor allem aus „Meuterei auf der Bounty", „Der Glöckner von Notre Dame" und „Zeugin der Anklage". *** Neu auf dieser Welt sind u.a. Tom Cruise (3.7.), Kelly Preston (13.10.), Demi Moore (11.11.) Demi Moore und Jodie Foster (19.11.) sowie ihre deutschen Kollegen Peter Lohmeyer (21.1.), Uwe Bohm (23.1.), Sebastian Koch (31.5.) und Thomas Kretschmann (8.9.). ***

Musik

Aufbruchstimmung in Hamburg-St.Pauli: In der Großen Freiheit 39 eröffnet am 13.4. der Star-Club. Postermotto: „Die Not hat ein Ende! Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!" Es gastieren US-Legenden, britische che Kapellen dürdür Newcomer machen Gehversuche, und auch deutsche fen vorspielen. Die Acts des ersten Tages sind der Südafrikaner Tex Roberg (& The Graduates), das Londoner Duo The Bachelors (Rikki Gabin, Steve Keen; nicht das gleichnamige irische Trio) und aus Liverpool The Beatles (mit Roy Young). Das Hauss avanciert zum Beat-Mekka und einem der bis heutee berühmtesten Clubs der Musikgeschichte. Letzterr Vorhang: 31.12.1969 (Hardin & York). Weitblick-es zu. zu *** Der englienglii gestörte Politiker ließen 1987 den Abriss des Gebäudes sche Produzent Joe Meek ist schlau: Er lässt die Band The Tornados ein tolles Instrumental einspielen, nennt es "Telstar" (nach dem gestarteten US-Satelliten) und freut sich über einen Nr.-1-Hit in Amerika, wo auf diese Weise im November erstmals ein UK-Act die Chartspitze erreicht. *** Beim Grand Prix Eurovision am 18.3. in Luxemburg gewinnt die Frra Französin Isabelle Aubret mit "Un premier amour" v Francois Deguelt ("Dis rien"). Über 30 Prozent vo vor a al aller hiesigen TV-Haushalte verfolgen die LiveÜ Üb Übertragung. Die deutsche Teilnehmerin Conny F Froboess kommt mit "Zwei kleine Italiener" auf R Rang 6 und landet mit dem Lied einen Treffer u in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in u.a. B Belgien und den Niederlanden. Sie hatte sich im d u.a. gegen Siw Malmkvist, Margot Eskens, Ralf nationalen Vorentscheid Bendix und Bill Ramsey durchgesetzt. *** Am 12.7. stellt sich im Londoner Marquee-Club eine Band live vor, die The Rollin' Stones heißt. Mick Jagger (voc), Keith Richard (g; noch ohne ,s'), Brian Jones (g), Dick Taylor (b) und Tony Chapman (dr) setzen an zu einer kapitalen Weltkarriere; wenige Monate später The Rollin' Stones ist mit der Rhythmusgruppe Bill Wyman/ Charlie Watts das Stammteam komplett. *** Die erfolgreichsten Singles des Jahres (LPs sind noch kein großes Thema): In Deutschland stehen Bob Moore ("Mexico"), Pat Boone ("Speedy Gonzalez") und Mina ("Heißer Sand") jeweils für neun Wochen an der Spitze der Hitlisten. Die Briten favorisieren Instrumentales: The Tornados (s.o.) schaffen Platz 1 und bleiben damit 25 Wochen in den Charts. Die Shadows bringen zwei Songs an die Spitze ("Wonderful Land" und "Dance On"; zusammen 34 Wochen) und landen mit Cliff Richard einen weiteren Einser ("Summer Chubby Checker Holiday", mit Gesang). In den USA schöpfen Ray Charles ("I Can't Stop Lovin' You"), Joey Dee ("Peppermint Twist") und Chubby Checker ("The Twist") den Rahm ab. *** Für die Beatles beginnt das Jahr ungut und tragisch: Eingereichte Bänder werden im Januar abgelehnt, weil Musikgruppen „keine Zukunft haben", und am 10.4. stirbt in Hamburg ihr Mitspieler Stuart Sutcliffe im Alter von nur 21 ter, Jahren an einer Gehirnblutung. Doch die Show geht weiter, sie erhalten einen Plattenvertrag. Am 5.10. erscheintt in England ihre erste Single mit der Katalognummer R 4949: "Love Me Do"/"P.S. I Love You" klettert in den Charts bis auf Platz 4 – danach ist nichts mehr, wie es einmal war.

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Vermischtes aus aller Welt

Im westfälischen Mettingen ist die regierende CDU um Zucht, Anstand und Ordnung bemüht – sie erlässt darum für alle Badeplätze ein Bikiniverbot. *** Am 4.6. endet ein von Vorverurteilungen, medialer Hetze und massiven Ermittlungsschlampereien begleiteter Sensationsprozess: Vera Brühne und Johann Ferbach müssen wegen Doppelmordes am Gynäkologen Dr. Otto Praun und seiner Haushälterin Elfriede Kloo lebenslänglich ins Gefängnis. Nach 18 Jahren wird Brühne begnadigt und stirbt 91-jährig 2001 in München. *** Schrankwände und Monstersofas sind Möbel-Hits, andere angeVera Brühne sagte Materialien Leder und Chrom. Im Garten darf es jetzt mehr denn je eine Hollywoodschaukel sein. *** TV-"Ekel Alfred" wird ihren Geschmack Jahre später als „wie vollgepisste Wolldecke" bez bezeichnen – jetzt aber feiert sie erst mal zehnten G Geburtstag: Pizza in Deutschland. *** Verleihung d der „Bravo-Ottos": Die Trophäen gehen an die F Filmschauspieler O.W. Fischer und Ruth Leuwerik, an die Sänger Freddy Quinn und Connie Francis sow sowie an die Fernsehlieblinge Inge M Meysel und Heinz Drache. *** Der weltberühmte deutschstämmige US-Dirigent Bruno Walter stirbt im Alter von 85 Jahren am 17.2. im kalifornischen Beverly Hills. *** Am 21.6. kommt es in München vier Tage lang zu den Schwabinger Krawallen, ausgelöst durch nach 22.30 Uhr angeblich die Ruhe störende Straßenmusikanten: 40.000 Demonstranten, Connie Francis massiver Polizeieinsatz, rund 200 Festnahmen. *** Am 14.8. erschießt bei einem Zwischenfall auf Streife der BGS-Beamte Hans Plüschke (23) den NVA-Grenzsoldaten Rudi Arnstadt (25). 36 Jahre später wird der Schütze – nur zehn Kilometer vom ersten Tatort entfernt – erschossen aufgefunden. Der Mord ist bis heute unaufgeklärt. *** In Roger, Arkansas, öffnet am 2.7. der erste Wal-Mart-Discounter seine Pforten. *** Zwei Ärzte aus Houston, Texas, entwickeln Silikonimplantate, die bald eine tragende Rolle vor allem in der Schönheitschirurgie spielen. *** In der BRD wird wegen drohenden Bildungsnotstands die erste große Schulreform beschlossen. *** In Montagnola (Schweiz) stirbt am 9.8. der Schriftsteller und Nobelpreisträger (1946) Hermann Hesse (u.a. „Der Steppenwolf", Hermann Hesse „Narziss & Goldmund", „Das Glasperlenspiel"). Er wird 85 Jahre alt. *** Am 8.8. melden Johann Sulzberger und Gebhard Weigele die erste automatische Autowaschanlage zum Patent an. *** Der Nobelpreis für Literatur geht an den Amerikaner John Steinbeck („Von Mäusen und Menschen", „Früchte des Zorns", „Die Straße der Ölsardinen"). *** Großalarm für die Yellow Press: In Athen heiraten am 14.5. Prinzessin Sophia von Griechenland und der spanische Thronanwärter Juan Carlos (beide Jahrgang 1938). *** Am 6.9. stirbt in Ost-Berlin Hanns Eisler, der sich mit Arbeiterliedern, Brecht-Vertonungen, Filmmusiken und der DDRNationalhymne ("Auferstanden aus Ruinen", Text: Johannes R. Becher) einen Namen gemacht hat. *** Das große deutCampino sche Satire-Magazin pardon" liegt am 27.8. erstmals an den " Kiosken aus. Das Blatt hält durch bis 1984. *** Campino (bürgerlich: Andreas Frege), Sänger der Band Die Toten Hosen, wird am 22.6. in Düsseldorf geboren. *** Ab 1962 erleben Skateboards einen Aufschwung bei den Jugendlichen, zunächst in den USA als Asphaltvariante der Surfbretter. ***

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Kunterbuntes unter der Nadel

Von Teddy Hoersch

Picture Discs & die Faszination des Sammelns JJa, Ja a, ich bekenne mich schuldig: Ich war mal ei eingefleischter Vinyl-Freier. Diagnose: ein S Sammelleidenschaft. Das kam zum einen v m von meiner Liebe zur Musik und dem U m Umstand, dass ich diese später zu meinem B nderen von einem m Beruf machte, zum anderen S Sy ym er haben: h Symptom, das Sammler IIh s. Ihnen fehlt immer was.

A

ls Student wanderte mein gesamtes samttes Bafög d dass in die Kasse von Saturn, und iich nicht verhungerte, verdanke ich nur d ines der schmunzelnden Mildtätigkeit mei meines Fr Freundes Carlo, der mich Monat für Mo M n Monat durchfütterte und an seinen Kü ühl n Kühlschrank-Einlagerungen teilhaben lie ß. Später, als Musikjournalist, wurde ß ließ. ic ch bemustert und erhielt – jeder Tag wie ich W Weihnachten – zirka 20 Plattenpaketee tä c ch täglich. Und darin – womit wir endlich b w wann beim Thema wären – fand ich irgendwann in den 70er Jahren auch so buntee Dinger. Co llee, in allen Coloured Vinyl, Picture Discs – grelle, Reg motiven (ebe en Regenbogenfarben schillernde, mit Bildmotiven (eben Pi Pic ctu t Pictures) versehene Vinylplatten. HiFi-Puristen zogen – mi it b mit berechtigtem Ekel – die Augenbrauen hoch, denn au uf dem Altar der Optik hatte man die Klangqualität auf ge geopfert, aber als Wandschmuck oder Hingucker in m Sperrmüllfunden eingerichteten WG-Küchen mit m machten sich die Dinger gut.

leuchtendem Rot, in zerknittertem Batik-Muster und leuchtend mit LS SD-Trip-artigem Farbverlauf. Der Fantasie der PictureLSD-Trip-artigem Disc Disc-Macher waren keine Grenzen gesetzt. Als Werbemittel, im Sprech der Plattenindustrie „promotion tool" genannt, ta tat die Picture Disc gute Dienste.

W

as in den 70ern nach einer Sensation, einer Weltneuheit, aussah, hatte bereits eine längere Ge Geschichte. Anfang des 20. Jahrhunderts nutzte man in d den USA Farben zur Genre-Unterscheidung: Populäres erschi erschien auf schwarzem Vinyl, Klassisches drehte sich in Rot auf dem Plattenteller. Das aufwändige und zeitraubende Herst tellungsve Herstellungsverfahren für Picture Discs (mit Details will ich hier nich nicht langweilen) hatte ursprünglich der Amerikaner Tom Saffady erf erfunden. Dessen Vogue Records kosteten se rden, seinerzeit 50 bis 75 Cent und wurden, ge it, gefertigt in der Autostadt Detroit, fü m für Werbezwecke genutzt. Nachdem de der Farb-Look für normalerweise sch schwarze Polyvinylchlorid-Platten wied wieder aufgekommen war, veröffentlich fentliche die britische Art-Rock-Combo

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nd es kam, wie es kommen musste – in der Flut Flu ut mend der Plattenpakete fand sich zunehmend sol llch ch buntes Treibgut: eine Shape Disc (dazu azu solch sp äte mehr) in Form der herausgestreckten n später Stones-Zun Stones-Zunge, die sofort zu eine einer Wanduhr umfunktionie niert wurde; Sc Schallplatten in monoch schromem YvesKl Klein-Blau oder Seite

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Curved Air ihr Debütalbum m AIRCONDITIONING 1970 als Picture Disc. Die Erstauflage, nur in kleiner Stückzahl erschienen, zeigt unter m anderem die „album credits" und gilt alss e. erste moderne Bildplatte. Sie ist heute, ebenso wie uflage, die veränderte Zweitaufl maal eine Rarität. Manchmal wurden Bildmotive auch für optische Taschenspieler tricks genutzt. So auf THE 9 WORKER, einer 1979 re aufgelegten Picture ort Disc von Fischer Z. Dort er drehte ein abgebildeter er Zug mit 33 rpm (rotation per en minute) seine Runden auf dem Gleis – den äußeren Rillen. Ob Dartscheibe (The Fall, HIT THE terfei NORTH) oder Elvis-Konterfei (Variou Artists, TO ELVIS: LVIS: (Various NG), LOVE STILL BURNING), B ob Blonde (vorne) oder Brün Brünette im Arm (hinten; NDES HAVE Rod Stewart, BLONDES M ngbeinige fotorea MORE FUN), langbeinige, fotoreali listisch gemalte Ladies (Sniff’n’the Te Tears, DRIVER’S SEAT) ode oder einfach das Cov chCovermotiv nochmal auf Vinyl yl mals Ja (Michael Jackson, OFF THE WALL), ob Kiss, die verständlicherweise eine ausgesprochene Vorliebe für Bildplatten hatten, Kanye West oder Lady Gaga – Picture Discs sind aufgrund der herstellungsbedingten Knappheit und der klanglichen Dürftigkeit niee richtig groß geworden, aber auch nie ganz aus-g gestorben. Sie dienen besonders der Befriedigung des eingefleischten Fans und sind Ausdruckk für den Spieltrieb des homo ludens. „Glow in V the dark dark"-Vinyl, Flexi-Discs, die Ein dlichevor Einführung der handlicheC gerne Magazinen nen beigeren CD legt wurden, Laser behandelte Platten, Ho Hologramme – die Spielereien mit dem Tr Trägermedium Schallplatte hörten nie auf. E Eine besondere Spielart waren so genannte Sh Shape Discs, die das Bildhafte mit speziellen, di Rillen nicht beeinträchtigenden Formen die kom rine Dream ließen ihren kombinierten. Tangerine Song "Warsaw In The Sun" im Umriss von P a zform, Kokosnuss, Polen ausschneiden. Herzform, Pisttole, Spinnennetz, Astronautenkopf, stronautenkopf, Pistole, Koff Hamburger K H h die Shape Koffer, – auch D Disc blieb Spielerei und war nur w für Hardcore-Sammler. er. Aber was d ist eine andere Geschichte. chte. das


Die " Knutschkugel" markierte einen Neuanfang

Ohne die Knutschkugel" gäbe es " BMW wohl längst nicht mehr. Denn es war ausgerechnet die Isetta, die in den 50er Jahren den weißblauen Autobauer vor der schon sicheren Pleite rettete.

Fotos: © Jürgen Wolff

N

ach 1945 kam das Geschäft bei BMW nur langsam wieder in Gang. Die Produktionsstätten in München, wo während des Krieges vor allem Flugzeugmotoren gebaut worden waren, wurden von den Siegermächten demontiert. Das Autowerk in g Eisenach hatten die Sowjets gleich ganz einkassiert. Erst ab 1948 fing er. BMW ganz allmählich wieder an zu produzieren – zunächst Motorräder. nig 1952 lief das erste Auto vom Band – und wurde dank einer wenig eis marktgerechten Typenpolitik ein veritabler Flop. Mit einem Kaufpreis em von 15.000 Mark war es für nur ganz wenige erschwinglich. Bei einem och Durchschnittsverdiener waren das mehr als drei Jahresgehälter. Doch g BMW 501/502 / 02 selbst dieser Einstandspreis deckte beim Barockengel nicht die Produktionskosten. Ein finanzielles Fiasko stand bevor. Dabei setzte zu Beginn der 50er Jahre ein Boom für motorisierte Kleinfahrzeuge aller Art ein. Es ging den Menschen wieder besser. Und damit stiegen auch die Ansprüche. War man vor kurzem noch stolz Motorrad – eventuell mit Beiwagen – gefahren, so wollte man jetzt nicht mehr schwere, wetterfeste Kleidung tragen, sondern trocken und sauber von A nach B kommen. Außer dem hohen Preis für herkömmliche Autos hatte die Sache noch einen weiteren Haken: Die Vorkriegsführerscheine galten nur für Fahrzeuge mit bis zu 250 Kubikzentimeter (ccm) Isetta-Produktion in den 1950ern. i d h itt K bi ll Hubraum. Damit waren Wägelchen wie der M Messerschmitt Kabinenroller oder das Goggomobil unterwegs. Für VW Käfer, Barockengel & Co. dagegen musste man erst mal einen passenden Führerschein machen – auch das eine teure Sache. Der BMW-Vorstand beschloss deshalb, ein gut verkäufliches KleinstAutomobil in das Produktionsprogramm aufzunehmen. Allerdings Seite

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f hl fe hlte ttee d ie Z eeiitt,, ssolch ollch o ch eein in n fehlte die Zeit, G Ge Gefä efä fähr h t selbst hr sseelb bstt zu zu entwickeln enttw en wicke icke ic kelln n Gefährt un u nd zu nd zu p laanen nen SSo ne o sc sschwärmten chw hwär ärmt ärmt mten en und planen. d die BMW-Ingenieure aus und m machten sich auf den Weg zu d diversen Automobilausstellungen. IImmer auf der Suche nach einem K Kleinstwagen, der sich für eine LLizenzfertigung in München eign nen würde. In Turin endlich stieß ßen sie 1954 auf die avantgardisstische Isetta der Motorrad- und K Kühlschrankfirma Iso Rivolta aus M Mailand. Man wurde handelseinig, u und BMW erwarb die NachbauLLizenz samt Presswerkzeugen. SSchon auf den ersten Blick ist die IIsetta sehr ungewöhnlich – mit zzwei Rädern vorne und einem hintten, einer Fronttür wie bei einem Kühl h k und d einem i itli h angeordneten Zweitakt-Mittelmotor. Kühlschrank seitlich Die Passagiere sitzen in dem winzigen Gefährt zumindest nebeneinander wie in einem „richtigen" Auto. Oder wie Verliebte auf einer Bank, geschützt von einer Kabine und mobil. Besonders originell ist die Fronttür, die sich zusammen mit dem Lenkrad und dem „Armaturenbrett" (Zündschloss und Tacho) nach vorne und seitlich

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g q öffnet,, so dass die Passagiere bequem in das Fahrzeug einsteigen können. In München erka hnell das Potenzial, erkannte man schnell dies en das in diesem eiförmigen Mobil steckte. s Als die ta erste BMW Isetta sch m schließlich im Fr 55 Frühjahr 1955 aam Tegernseee d der Pressee vorgestellt w wurde, warr da n das Erstaunen üb über dass „Motocoupé" groß. O Optisch und t h i hw technisch war das italieb nische Original bei BMW in vielen Details verbessert worden. Der lärmende und schwache Zweitakter des Vorbilds war durch einen laufruhigeren und bullernden eigenen Einzylinder-Viertaktmotor aus der Motorradproduktion ersetzt worden, den man nur noch mit Gebläsekühlung und Starterlichtmaschine modifizieren musste. Ein zweites Hinterrad sollte etwas mehr g bringen. Andere Stabilität ins Fahrzeug

und dem Faltdach. Und das italienische Flair trug während der ersten Reisewelle iin den Süden auch nicht g gerade wenig zum Erfolg b bei. Selbst Weltstars ließen ssich gerne mit der kleinen K Kugel ablichten: Cary Grant eetwa wurde ebenso werbew wirksam damit fotografiert w wie Elvis Presley. Sc Schon 1955 verließen rund 13 13.000 Isettas die Fabrik in München. Während sich die Iso Isetta in Italien nur sch schleppend vermarkten ließ, stie stiegen die Verkaufszahlen in Selbst Elvis trat in der Isetta auf. Deu p Deutschland im Spitzenjahr 1957 bis auf fast 40.000 Stück. Seit 1956 g gab es auch eine „stärkere" Variante mit 3 300 ccm und 13 PS, eine modernisierte K Karosserie und Sondermodelle als Cabrio m mit Faltverdeck statt Plexiglasscheibe, aals Tropenversion mit regulierbarem LLufteinlass in der Fronttür und sogar K Kleinstlieferwagen. Ab 1957 bot BMW eeine viersitzige Version an, die neben d der Fronttür rechts eine Seitentür hatte, d durch die man auf die Rückbank kam. A Angetrieben wurde der BMW 600 von eeinem 19,5-PS-Boxermotor, der auf 585 cccm Hubraum in zwei Zylindern kam – eebenfalls ein modifizierter Kradmotor. N Neben dem GlasG Goggomobil wurde d die „Knutschkugel" zzum erfolgreichsten F Fahrzeug dieser Art in D Deutschland. Zwischen 1955 und 1962, als die P Produktion im Mai eing gestellt wurde, waren b bei BMW insgesamt 136.367 Motocoupés vvom Band gelaufen, für G Großbritannien übrigens m mit nur einem Rad im Scheinwerfer und ein neuer Motordeckel veränderten H Heck. Denn auf der Insel die 2,35 Meter lange Karosserie. Die geringe Spurweite it d dem Motorradführer Z ölf PS durfte man Dreiräder mit Motorradführerschein fahren. Auch auf lag hinten bei 52 Zentimetern. Dazu versprach der Zwölf-PSanderen Exportmärkten wurde die Isetta ein Erfolg. So gab es beispielsViertaktmotor mit 250 ccm Hubraum (vom Motorrad R25) jetzt eine weise eine US-Version mit größeren Scheinwerfern Höchstgeschwindigkeit von etwas mehr als 80 und Rückleuchten. Stundenkilometern. Die Isetta hatte vier VorwärtsDie Isetta saniertee BMW zwar und einen – damals in Kleinwagen durchaus lf aber den letztlich nicht, half nicht üblichen – Rückwärtsgang. In den Tank orbeigean der Pleite vorbeigepassten 13 Liter Benzin. Das reichte für Strecken n über schrammten Bayern von bis zu 400 Kilometern. Mit einem offiziellen die Runden, bis sie 1962 Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern auf 100 gen mit dem damaligen Kilometer war die Isetta das erste serienmäßige BMW 1500 wieder in Drei-Liter-Auto der Welt. die Gewinnzone Von der Öffentlichkeit wurde der skurrile Gugelhupf, kamen. Und die der nur 2580 D-Mark und damit 1200 Mark m Isetta wurde zum weniger als der einfachste VW kostete, begeisSympathieträger der tert aufgenommen. Die Zeiten waren günstig für Marke. Bis heute. unkonventionelle Fahrzeuge wie die Isetta mit Werbewirksam: Cary Grant in der Isetta. Jürgen Wolff ihrer hinteren Panoramascheibe, den Klappfenstern GoodTimes

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Foto: © Interfoto/Friedrich

Drei Engel für Charlie

Markenzeichen: blitzweißes Zahnpasta-Lachen und immer gut drauf

Mit it Überblondine Über ondine Farrah Fawcett wird d die Serie zum um Kult anchmal zahlt es sich aus, wenn man Eine quäkende Computerstimme, mit den richtigen Leuten den richtigen die Aufträge erteilt, drei Grazien, Sport betreibt. Anfang der 70er Jahre die Detektiv spielen, ein trottespielten Farrah Fawcett und ihr damaliger Ehemann liger vierter Mann als Sidekick, und Zweitnamensgeber Lee Majors dann und wann pittoreske Schauplätze, reihenmit dem TV-Giganten Aaron Spelling Tennis. Diese weise Gaststars, neueste Mode, Bekanntschaft sollte sich für Farrah auszahlen. Spelling, schicke Frisuren und – ach ja – berühmt-berüchtigter TV-Tycoon („Love Boat", Kriminalfälle, die sich nach einem „Vegas" und vieles andere) ließ Fawcett, die bis dahin verworrenen Schema F entwickeln durch kleine Gastauftritte und als Werbegesicht kaum und stets gelöst werden: Das auf sich aufmerksam gemacht, aber durch ein Poster, waren die Zutaten für eine der von dem noch die Rede sein wird, Spindberühmtheit erfolgreichsten TV-Serien der erlangt hatte, für die Rolle der Jill Munroe casten. späten 70er Jahre. Fünf Staffeln Als der Pilot zur Serie „Charlie’s Angels" am 1. März von 1976 bis 1981, 115 Episoden. 1976 ausgestrahlt wurde, standen die Zeichen für Farrah Fawcett wurde durch die eine Weltkarriere auf Grün. Die Serie wurde, wie viele Serie „Drei Engel für Charlie" zur andere Produkte aus dem Hause Spelling, ein glo- Popikone, ihre Löwenmähne milliobusumspannender Bestseller und Fawcett – obwohl nenfach kopiert, ihr Zahnpastanur eine, nämlich die erste Staffel dabei – zum Lachen ging um die Welt. Sinnbild des „All American Girl": blonde Lockenpracht, ganz besonderer Art. schlanke Silhouette, strahlendes Zahnpasta-Lachen. Farrah hatte nichts Als eine Agentur ihr die Anrüchiges. Ihr Versprechen hieß Fitness, das sportliche, kumpelhafte, Idee antrug, ein Poster immer gut gelaunte „Girl next door". Ihr Geheimnis war, kein Geheimnis zu machen, willigte sie Spindschönheit mit Köpfchen – zu haben. Klar, sie war selbstbewusst und sexy, chronisch gut drauf, ein, stylte eigenhändig Farrahs Postercoup brachte gutes Geld gesegnet mit einem staubtrockenen Humor, aber nicht zickig wie Marilyn, ihr Haar, verstärkte das Blond der Strähnchen durch einige Spritzer nicht verrucht wie Mae West, nicht kühl wie Grace Kelly. Einfach nur zum Zitronensaft und schminkte sich, wie ein Freund später mitteilte, ohne Niederknien schön, aber mit einem Stich ins Langweilige, eine teflonglatte Spiegel. Der Fotograf Bruce McBroom verschoss 40 Filme, aus denen Projektionsfläche für Haarshampoo, Zahnpasta oder Gesichtswasser, wie die Protagonistin selbst sechs Fotos aussuchte und schließlich das eine, sie es vor ihrem Coming Out als TV-Star ja auch gewesen war. Aber das das Geschichte machte: Farrah in einem einteiligen roten Badeanzug, Jahrzehnt der Blondinnen hatte in ihr seine Hauptfigur gefunden. das linke Bein angewinkelt, den Arm locker aufgestützt, eine Hand in der Löwenmähne kraulend, das hübsche Lockenköpfchen leicht nach Überhaupt war 1976 das Jahr der Farrah Fawcett-Majors. Noch vor dem hinten geneigt und mit dem strahlendsten aller strahlenden Lächeln eine TV-Durchbruch landete das Girl aus Corpus Christi in Texas einen Coup

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Foto: © Interfoto/Mary Evans

Doch erst als Über-Babe des Ermittlungstrios „Charlie’s Angels", komplettiert durch Kate Jackson als Sabrina Duncan und Jaclyn Smith als Kelly Garrett, wurde aus dem Texas Gal ein „household name", ein Begriff, heute würde man sagen: eine Marke. Ursprünglich war die Serie auf Kate Jackson zugeschnitten worden, doch dann kam, sah und siegte Farrah. Die Internationale der Friseure hätte ihr Prozente abtreten müssen für die „Farrah Hair"-Mode, die sie losgetreten hatte. Auch rote, einteilige Badeleibchen hatten dank FF Konjunktur. Im Verbund – TV-Serie plus Posterschönheit – war „Charlie’s Angels" nicht mehr zu schlagen. Farrah avancierte schnell zum Publikumsliebling, die Quoten waren rekordverdächtig, und Spelling hatte mit der am 22. September 1976 startenden Serie wieder das heißeste TV-Eisen im Entertainment-Feuer. Innerhalb eines Jahres kletterte die Krimikomödie stetig in der Gunst der TV-Zuschauer. Und Fawcetts Kommentar dazu zeugt von ihrem treffsicheren, selbstkritischen und um keine Pointe verlegenen Humor: „Als unsere Show auf Platz drei stand, dachte ich, es wär’ wegen unseres Spiels, als wir auf Nummer eins waren, wusste ich, es hatte damit zu tun, dass keine von uns einen BH trägt." Aus heutiger Sicht kaum mehr verständlich, aber Konstruktion John Bosley mit seinen Engeln, neu im Bunde: und Skripts der Serie Cheryl Ladd (r.) als Farrahs "Schwester" galten seinerzeit als vorbildlich. Der Ausgangsplot dürfte bekannt sein: Der zurückgezogen lebende Multimillionär Charles Townsend befehligt als unsichtbarer Stimm-Anonymous übers „Speakerphone" sein weibliches Ermittlungstrio. Im Pilot noch unterstützt von zwei Kerlen, lebte die dann aufgelegte Serie über die Detektivagentur Townsend Associates nur noch von einem männlichen Counterpart – John Bosley (David Doyle), der den Sidekick der Mädels gab und mit seiner gemütlichen Trotteligkeit die Hochspannung der Zicken-Detektivinnen in Gelächter überführte. „Ach, Bosley ... mein Gott, Bosley … gut gemacht, Bosley." Plot- und Figurenentwicklung, das holzschnittartige Gut-Böse-Schema der Charaktere, Blenden, Musik, die Ton-in-Ton-Mode, das stets perfekte Make-up – alles wirkt beim Wiedersehen gestrig, überholt, unzeitgemäß. Aber dennoch ist es, als begegne man alten Bekannten, wenn die Mädels ihre Haare werfen, böse Buben überführen, herumballern und doch nie wirklich Theaterblut vergießen. So etwas nennen Soziologen parasoziale Kontakte; die Angels gehörten definitiv zu dieser erweiterten Familie. Fünf Staffeln lang, von 1976 bis 1981, ermittelten die TownsendDamen, unterstützt von zahlreichen Gaststars wie Kim Basinger, Jamie Lee Curtis, Kim Cattrall, Dean Martin, Tom Selleck, Tommy Lee Jones GoodTimes

und Horst Buchholz. Apropos „Hotte". Er tritt zusammen mit Farrah, die nach der ersten Staffel ausstieg und sich nach langen Rechtsstreitereien zu sechs „guest appearances" in Staffel drei und vier verpflichten musste, in der Folge „Engel auf heißen Rädern" auf. Jill Munroe stößt – im Schlepptau einen neuen, Rennen fahrenden Lover – zu ihrer Mädels-Clique, posiert neben Jackie Stewart und überführt (alle Fälle werden natürlich immer gelöst) den intriganten Formel-Eins-Rennstallleiter Paul Ferrino (Horst Buchholz). Die Schauspielkunst der Serienhelden und auch der Gäste war mehr als überschaubar, weit aufgerissene Augen für Angst, verdrehte Augen für Misstrauen, hochgezogene Augenbrauen für Erstaunen, übertriebene Gestik, sinnfreie Dialoge, dramaturgisches Hauruck. Die Regie-Einfälle folgten dem Prinzip „Kai aus der Kiste" oder „deus ex machina". Heißt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Aber wenn sich vom Kaugummi über Schulbedarfsartikel bis hin zu Postern, Büchern, Brettspielen eine veritable Industrie um eine TV-Serie entwickelt hat, wird das Kernprodukt nolens volens zur Nebensache. Der Versuch, das Serienkonzept 1988 wieder aufleben zu lassen, blieb Versuch. Da half auch das großangelegte, landesweite „Angels ’88"-Casting nichts. Auch ein zweiter Re-Start 2011 misslang. Erfolgreicher war da schon die Kinofassung der TV-Serie, die 2000 unter dem Titel „3 Engel für Charlie" mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Lui in den Hauptrollen für satte Leinwand-Action und volle Kassen sorgte und drei Kino-Engel, auch erfolgreich auf der Jahre später ein Sequel („3 großen Leinwand ... Engel für Charlie – Volle Power") nach sich zog. Foto: © Interfoto/NG Collection

Reihe blitzweißer Zähne entblößend. Das Foto roch nach einem sonnenfunkelnden Tag am Strand, verhieß neckische Flirts mit muskulösen Surf Boys – Sommer, Sorglosigkeit, Softeis. Das Poster verkaufte sich rekordverdächtige zwölf Millionen Mal und machte Fawcett, bekannt als clevere Geschäftsfrau, reich. Sie hatte die Rechte an dem Bild zurückgekauft, als sich der Erfolg abzuzeichnen begann, und verdiente damit zeitweise mehr als durch ihre Jill-Munroe-Gagen.

Nach der ersten Staffel ersetzte Cheryl Ladd Farrah Fawcett. Sie spielte Kris Munroe, die kleine Schwester von Jill. Aber die Strahlkraft der blonden Texanerin wirkte noch lange nach. Farrah war und blieb das Zugpferd, die Galionsfigur, das Gesicht der Serie. Dass die ambitionierte Schauspielerin versuchte, ins Charakterfach zu wechseln, und dies nach einigen Anläufen auch schaffte, konnte nicht über wenig schmeichelhafte Tatsachen hinwegtäuschen: Der Sprung auf die große Leinwand gelang nie wirklich. Zigmal für Emmys und Golden Globes nominiert, ging sie bei den Preisverleihungen immer leer aus. Und ihr Privatleben? Auch eher durchwachsen. Die Ehe mit Lee Majors wurde 1982 geschieden. Die Beziehung zu Hollywoodstar Ryan O’Neal endete nach 18 Jahren, die mit dem Nachfolger, dem kanadischen Produzenten James Orr, vor Gericht. Er prügelte sie krankenhausreif, nachdem Farrah seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte. Dann, 2006, die Horrordiagnose: Darmkrebs. Die Fitness-Ikone unternahm alles, um die letale Krankheit zu bekämpfen. Und sie dokumentierte mit „Farrah’s Story" eben diesen Kampf schonungslos. Bei der Erstausstrahlung der Doku am 15. Mai 2009 erreichte sie neun Millionen Zuschauer. Noch am 22. Juni äußerte sich Ryan O’Neal, seit 2001 wieder an Farrahs Seite, gegenüber der Presse: Er habe um ihre Hand angehalten, und ja, sie würden heiraten, sobald Farrah wieder etwas besser drauf sei. Drei Tage später, am 25. Juni 2009, erlag die Schauspielerin mit nur 62 Jahren ihrem Krebsleiden. Am 16. Juli wurde sie für „Farrah’s Story" posthum noch einmal für einen Emmy nominiert. Sie erhielt ihn nicht. Aber den Ruhm als TV-Engel kann ihr niemand nehmen. Farrah wird Millionen in Erinnerung bleiben als blonder Leitengel, die Lockenmähne in den Nacken werfend und mit einem wahrhaft umwerfenden Lachen. Teddy Hoersch 2/2012

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kult!

Bücher

Von Alan Tepper

Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt

Angeblich sollen ja Kindle und ähnliche Lesege-

räte auf dem Vormarsch sein und – so würden es sich viele Buchverlage auf Grund der Kostenreduzierung (und gleichzeitigen Arbeitsplatzvernichtung) wünschen – das normale" Buch ersetzen. " Doch wird es soweit kommen? In einem Zeitalter des Sterilen, Austauschbaren und Gesichtslosen

ist das nicht zu befürchten, denn es gibt noch genügend Leser, die sich der Magie eines echten" " Buches nicht entziehen können. Behaltet doch euer Digital-Zeugs – wir wollen das Papier fühlen, riechen und uns das Medium zur leichteren Lektüre im Bett zurechtbiegen und nicht mit einem Plastikbrett einkuscheln.

Simone de Beauvoir – "Memoiren einer Tochter aus gutem Hause"

Francis Scott Fitzgerald – "Der große Gatsby" er Zeit seines Lebens nicht übermäßig erfolgreiche Autor Francis

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ie französische Schriftstellerin Simone de Beauvoir (9. Januar 1908 – 14. April 1986) hat mit ihren Werken „Sie kam und blieb blieb" und „Eine gebrochene Frau" zentrale Texte verfasst, die vvom europäischen Feminismus aab den Siebzigern aufgenomm men und als Grundlage zur T Theoriebildung genutzt wurden. M Mit diesem Band erlaubt sie dem LLeser einen tiefen und sehr intim men Einblick in ihre Kindheit, die JJugend und frühen Erwachsenenjahre. Besonders d die Schwierigkeiten einer nach Erkenntnis streb benden Frau im Patriarchat Frankreichs sind ein Th k l d Themenkomplex, den de Beauvoir sprachlich versiert und mit viel Leidenschaft vermittelt. „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause" ist auf gar keinen Fall ein feministisches Pamphlet, sondern die feinfühlige Schilderung einer Umbruchszeit, in der nicht nur zwei Weltkriege Europa von Grund auf veränderten, sondern auch die Sinnsuche der Intellektuellen. Simone de Beauvoir war eine große Denkerin und gleichzeitig – hier unterscheidet sie sich von vielen Philosophen – eine brillante Autorin, die sich immer klar verständlich und emotional ergreifend ausdrückte.

Scott Fitzgerald (24. September 1896 – 21. Dezember 1940) verstarb vergessen und verarm verarmt. Erst in den folgenden Jahrzehnten erkannten d Kritiker und das Publikum die erzählerische die B Brillanz seines Werkes und besonders die meisterh hafte Qualität von „Der große Gatsby". In diesem R Roman schildert Fitzgerald die Beziehung zwischen N Carraway, der sich in der Finanzwelt etablieren Nick w und dem sagenumwobenen Jay Gatsby, der will, a seinem Anwesen auf Long Island rauschenauf d Feste gibt, mit denen er de – wie viele seiner Generation – die Schrecken des Krieges verd drängt. In dem Spannungsfeld d b id Mä der beiden Männer wird der Unterschied zwischen der vergnügungssüchtigen Welt der Reichen und Schönen und der eines bodenständigen Menschen exemplifiziert, der gegenüber den Verlockungen des Lifestyles der „Roaring Twenties" zwar nicht immun ist, sie aber aus einer kritischen Distanz wahrnimmt. Das tragische Ende enthüllt die Welt des Scheins, in der das Individuum sich letztendlich selbst überlassen bleibt.

Preston & Child – "Revenge: Eiskalte Täuschung"

Arthur C. Clarke – "Die Stadt und die Sterne" rthur C. Clarke (16. Dezember 1917 – 19. März 2008) kann ohne

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uch mit ihrem neuen Roman um den Spezialagenten Pendergast hat das Autorenteam Douglas Preston und Lincoln Child einen Thriller vorgelegt, der an Spannung kaum zu überbieten ist und sofort in die Kategorie Kultklassiker durchstartet. Nach dem etwas schwäche„ , mit dem die beiden den leider etwas blassen Gideon Crew ren „Mission", eeingeführt haben, steht der aktuelle Schmöker, eeine Fortsetzung von „Fever", wieder auf hohem N Niveau. Pendergast hat in seiner persönlicchen Vergangenheit ermittelt und dabei viele U Ungereimtheiten bei dem angeblichen Unfalltod sseiner Frau Helen entdeckt. Er wird darauf vvon seinem Schwager Judson Esterhazy, der in d die Geschehnisse vverstrickt zu sein sscheint, ins schotttische Hochmoor l kt und d angeschossen. h gelockt Schwer verletzt kann er sich in Sicherheit bringen und nimmt die Fährte auf, die ihn zu unfassbaren Erkenntnissen führt. Er entdeckt Intrigen und eine internationale Verschwörung, die bis ins Dritte Reich zurückführen. Packend, spannend, ideenreich – wer die Lektüre beginnt, sollte sich die nächsten zwei Tage frei halten! Seite

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jegliche Übertreibung als Großmeister der Science-Fiction-Literatur bezeichnet werden. Sein „2001 – Odyssee im Weltall" gehört zu den bekanntesten Werken des Genres, aber auch „Die letzte Generation" und das die Vorstellungskraft beflügelnde „Rendezvous mit Rama" gelten als Meilensteine, die zahlreiche andere Autoren inspirierten. Obwohl Clarke oft die technologischen Aspekte in seinen Werken hervorhob, war es doch auch das Innenleben seiner Protagonisten, das ihm am Herzen lag. In aktueller Neubearbeitung erschienen ist nun „Die Stadt und die Sterne" (1956). In dem Roman beschreibt er Alvin, einen jungen Mann, der in der Stadt Diaspar aufwächst, in lli h LLeben b füh der alles reguliert wird und die Menschen ein id idyllisches führen. Doch er entdeckt, dass die Stadt von einer gigantischen Kuppel umgeben ist. Von dem Moment an begibt er sich auf die Suche – und entdeckt eine andere Realität, die er sich nie hätte vorstellen können. Ein warmer Schreibstil, Innovation und der Aspekt des Visionären stehen für eine Aktualität, die die Zeit überdauert.

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Oscar Wilde – "Das Bildnis des Dorian Gray" scar Wilde (16. Oktober 1854 – 30. November 1900) zählt zu

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den faszinierendsten Persönlichkeiten der Weltliteratur. Der in Dublin geborene Autor provozierte die Prüderie des Viktorianismus wie kein anderer. Er gilt als das Synonym für den Dandy, der einen neuen Ästhetizismus vor de der Jahrhundertwende propagiert, als Exzentriker in V Verruf gerät, aber auch liebenswerte Stücke wie „ „Das Gespenst von Canterville" (1887) schuf. „Das B Bildnis des Dorian Gray" ist das bedeutendste Werk W Wildes. Nach einer Einleitung des Autors, in der er d Kunst thematisiert, beginnt sein einziger Roman die m der Schilderung eines Gesprächs zwischen Lord mit H Henry Wotton und dem Maler Basil Hallward, d sich über die Schönheit und Vergänglichkeit die u unterhalten. Hallward hat ein Gemälde des jungen, f feinsinnigen und zerbrechlichen Dorian Gray angef ti t das d beide b id in i den Bann zieht. Auch Gray selbst ist von seiner fertigt, Schönheit fasziniert und schließt einen Faustischen Pakt – nicht er, sondern das Gemälde soll altern. Im Laufe der Erzählung ergibt er sich einem hemmungslosen Hedonismus, wird zu einem Menschen, für den Genuss alles ist – Düfte, Musik, Theater, Kleidung, Blumen und die narzisstische Liebe. Seine Verlobte Sibyl Vane verstößt er herzlos, als sie nicht mehr seinem Ideal entspricht. Je mehr sich Gray in seinen Exzess steigert, desto stärker verändert sich das Gemälde und nimmt zuerst verbitterte, dann boshafte Züge an. Als er den Maler Hallward tötet, der sein Werk begutachten will, wird dieses zu einer furchterregenden Fratze. Am Ende der Erzählung greift Gray zum Messer und zerstört das verhasste Zerrbild. Als die Diener ihn finden, sehen sie ein Bild, das einen jugendlichen Mann in der Blüte seiner Schönheit zeigt und vor dem der regungslose Körper eines Menschen liegt, dessen Gesichtszüge an die eines Greises erinnern. Elemente der Gothic Novel, der Geist einer vergangenen Epoche und die Thematisierung des Wunsches nach der Unvergänglichkeit zeichnen dieses besondere Werk aus.

Fritjof Capra – Das Tao der Physik" " ie Naturwissenschaftler kennen die Zweige des Baumes des Wissens,

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„ aber nicht seine Wurzeln. Die Mystiker kennen die Wurzeln des Baumes des Wissens, aber nicht die Zweige. Die Naturwissenschaft ist nicht auf die Mystik angewiesen und die Mystik nicht auf die Naturwissenschaft – doch a keine der beiden verzichten." Mit diesem Zitat hat die Menschheit kann auf d österreichische Physiker, Ökologe und Philosoph der d Inhalt seines bahnbrechenden Werkes „Das Tao den d Physik" aus dem Jahr 1975 zusammengefasst. der D 1983 überarbeitete Ausgabe ist nun wieder bei Die O W. Barth erschienen und verblüfft auf Grund der O. A Aktualität. Capra holt weit aus und beschreibt im e ersten Kapitel Geschichte und Theorien der Physik, d immer noch das westliche Denken und demzufoldie g materialistische Weltbild prägt. Im zweiten Kapitel ge b betrachtet er den Hinduismus, den Buddhismus, das hi i h Denken, D k d Taoismus und Zen, wobei er Themenkomplexe chinesische den wie Yin und Yang und das I Ging anschaulich vermittelt. So weit, so gut. Der revolutionäre Ansatz – und ein Grund, dass dieser Band eindeutig zu den Kultklassikern gehört - findet sich im dritten Kapitel. Hier beschreibt er die Analogien zwischen der westlichen Physik und der östlichen Mystik, veranschaulicht ganz nebenbei die Relativitätstheorie, vergleicht den Tanz des Shiva mit der subatomaren Forschung des 20. Jahrhunderts und zeigt die gegenseitige Durchdringung auf. Abgehoben, esoterisch verschwommen und „hirngespinstig"? Nein, denn Capra baut seine Theorien auf einem ordentlichen Fundament an Sekundärliteratur auf und präsentiert dem Leser seine Erkenntnisse in einer möglichst einfachen Sprache! Harter Stoff? Auf jeden Fall. Aber genau hier liegt der Reiz des Buches, das den Leser herausfordert und dazu provoziert, alte Denkmuster abzulegen und sich neuen Einsichten zu öffnen. Es bleibt zu hoffen, dass bald „Wendezeit" aus dem Jahr 1983 wieder aufgelegt wird, denn mit diesem Werk propagiert Capra ein radikales Umdenken der Menschen, das leider noch nicht eingesetzt hat.

DIE SCHÖNSTEN CHANSONS VON

NANA MOUSKOURI ALS DUETTVERSIONEN

ALAIN DELON JULIO IGLESIAS JOAN BAEZ GAROU ALAIN SOUCHON

CHARLES AZNAVOUR

LENOU

ROCH VOISINE

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50 Jahre Weiße Rosen Jubiläumstournee im April 2012

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Dieses Album ist mehr als ein musikalisches Juwel, es ist eine Herzensangelegenheit... Seite

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Spielzeugautos aus TV- und Kino-Filmen Von Jörg Trüdinger

Bob, dder Baumeister. Thomas, die Lokomotive. Die F hr Fa Fahrzeuge aus Cars" oder die Grüne Hornisse. " IInn dden Spielzeugkisten und Regalen vieler deutsscher ch Kinderzimmer tummeln sich Figuren aaus Kinofilmen, TV- oder Comicserien. Auch ffür ü erwachsene Sammler gibt es unzählige An Angebote. Allein die Serie der Autos nach Vorbilde aus James Bond"-Filmen umfasst mittVorbildern " üb 100 Modelle. lerweile über Häufig bringt Merchandising mehr ein aals der dazugehörige Kinofilm oder das Comic.

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chon h in i den d 20er 20 und d 30er 30 Jahren J h en n des 20. Jahrhunderts wurden erstee Lizenzen für Spielzeuge nach Film-oder Comicvorlagen vergeben. Diese waren her, das ebenfalls se se damals noch sehr günstig, und die meissehr erfolgreich wurde und heute bei den S ten Spielzeugartikel hatten nur kleine Sammlern fast beliebter ist als das erste. Der N Auflagen. Aus dieser Zeit tauchen auf dem Nachfolger wurde etwas größer, war silbern u un Sammlermarkt immer mal wieder verschieund mit jeder Menge weiteren Zubehörs ausge dene „Micky Maus"-Artikel auf. Die Palette gestattet. Es gab jetzt sogar – wie beim Vorbild –R reicht von der Aufziehfigur bis hin zu Bildern Reifenschlitzer und Wendekennzeichen. n aus der Laterna Magica, einem primitiven Auch andere Hersteller feierten mit dem James Bond Ast As t Projektionsgerät. Aston Martin große Verkaufserfolge, und so liließe ieß eßee sich allein von diesem Auto eine umfangVor 80 Jahren versprachen sich die Aston Martin DB 5 von Gama pieels lsac sac ache hen n hö höhe heeree reic re iche ic hee SSammlung h a Lizenzgeber durch die Herstellung der Spielsachen höhere reiche zusammenstellen. Ganz selten ist nd d da mit mi it die di ie 1 :1 16 Aufmerksamkeit für das eigene Produkt un und damit 1:16-Version von Gama aus Deutschland. Auch m Ki ios osk. k k. japa ja pan pa n höhere Einnahmen an der Kinokasse oder am Kiosk. japanische Fahrzeuge aus Blech bringen auf dem m Sam Sa m So gelang dem Filmauto in Miniaturform Sammlermarkt durchaus mal einige hundert Euro pr Mitte der 60er Jahre der große Durchbruch. pro Stück. Kurz bevor das „James Bond"-Auto eerschien, hatte Corgi das erste Filmauto der Anlass war der „James Bond"-Film F Fi „Goldfinger" mit Gert Fröbe als Bösewicht Firmengeschichte auf den Markt gebracht. D Auric Goldfinger. In diesem Streifen fuhr Dabei handelte es sich um den Volvo P 1800, de James Bond erstmals seinen legendäden Simon Templar alias Roger Moore fuhr. ren Aston Martin DB 5 mit Schleudersitz, In der Folge setzte ein Boom in der d He Reifenschlitzer, Wechselkennzeichen und Herstellung von Film- und Comicautos ein. D Di iee heute weltweit von Sammlern gesuchtesten anderen tollen Gimmicks. Dieses Auto warr James Bond Die Mo einfach prädestiniert, um als Spielzeug gro-- Aston Martin DB 5 von Corgi Modelle stammen von den beiden englischen a s vi al viel elee Li Lize zenz ze nzen n vvergeerge er ge-ge Hers He rs ßen Erfolg zu haben, und so wurden damals viele Lizenzen Herstellern Corgi Toys und Dinky Toys, aber auch ben. Das 1965 erschienene Modell der englischen Firma Corgi im in Italien, Deutschland, den USA und Japan liefen Spielzeugautos Maßstab 1:43 war bis Ende der 60er Jahre das erfolgreichste und dieser Art vom Fließband. Ein Fahrzeug, das bis heute immer wiederr Neuauflagen erlebt, ist das Batmobil. de bestverkaufte Spielzeugauto. Als 1969 diee B Ba Form zur Herstellung des Wagens wegen Batmans Auto, mit dem er durch Gotham C Ci Überbeanspruchung kaputtging, City braust und für Recht und Ordnung ssorgt, ist durch seine geniale und zeitso hatte man schon rund zwei Millionen lo o Formgebung, die an amerikanische Exemplare verkauft, obwohl das Modell lose St nicht einmal wie das Original silber-, Straßenkreuzer der 50er Jahre erinnert, imm im m ein Blickfang und hat eine große sondern goldfarben aussah. Diese Farbe immer Fan Fa n war vermutlich in Anlehnung an den Fangemeinde. Hier zählt das Corgi-Modell im Maßstab 1:43 ebenfalls zu den absoluFilmtitel gewählt worden. ten te n Highlights und ist eine Krönung jeder Nach dem Ausfall der alten Form stelltee del elll Batmobile und Batboat-Geschenkset von Corgi 60er Jahre Sam Sa m Corgi gleich ein neues, verbessertes Modell Sammlung. Seite

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Die Spielzeugindustrie nahm sich aber ni nich nicht chtt ch Heute Heu He u präsentiert sich der Markt ganz anders als rry vvorr 30 oder 40 Jahren. Die Spielzeughersteller vo nur der bekannten Fahrzeuge an. Zu Gerry pr Andersons TV-Serien „UFO" und „S.H.A.D.O.", produzieren einerseits Spielzeugautos für K die Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre Kinder wie zum Beispiel die fantasievollen V liefen, gab es eine ganze Anzahl sehr Vehikel aus „Bob, der Baumeister" oder „Cars". Ande An dere de rerr re gut gestalteter Modelle: unter anderem Ed Andererseits gibt es einen großen Sammlermarkt, der derr de fasstt nur n aus Erwachsenen besteht. Dieser wird mit Strakers Car, ein Maximum Security Vehicle o oder fast amml am m er ml Groß Gr oß ßs Lady Penelopes FAB 1 – nach Meinung vieler SSammler Großserienmodellen aus China bedient, die meist ges este telllltt sehr detailliert sind und trotzdem nie ganz den eines der schönsten Modellautos, das je hergestellt sehr wurd rdee C arrme Ch me der alten Kreationen erreichen. Beschränkte wurde. Ebenfalls von Gerry Anderson gestaltett wu wurde Charme Herbie, man uf d en man sich sii früher auf die wirklich markanten Autos das Armoured Command Car, das Dinky Toys aauf den der Käfer, von einer dass ei einz nzig igee eine ei nerr Serie ne S Markt brachte. Dieses Fahrzeug ist vielleicht da einzige oder eines Films, gibt es heute fast Bauer (klein) & Politoys wur urde d , das de das nie nie jede je dess Auto de A Modell, das nach einem Vorbild gestaltet wurde, jedes aus jedem Film oftmals in verschiedenen dama mals ls eeine in ne ne neue ue Maß Ma ß im Fernsehen zu sehen war. Anderson hatte da damals Maßstäben. Allein die aktuelle Serie der „James zeu euge ge eentwickelt. ntwi nt wiicke ckel ck elt. t. Bon Bo n Trickfilmserie geplant und bereits erste Fahrzeuge Bond"-Fahrzeuge umfasst schon über 100 verschiech aals ls d de Dinky Toys setzte diesen Prototypen gleich dene Modelle im Maßstab 1:43. Für hochwerti Autos sind dabei Neupreise weit über der Modell um. Als die Serie jedoch gar nicht tige 1 produziert wurde, war es bereits zu spät: 100-Euro-Marke nicht selten. Beim Sammeln von Film- oder Comicautos könDie Autos waren in Produktion und wurden Beim Monkeemobile nen nen verschiedene veer ohne Hinweis auf die ursprünglich geplanInteressen wie Spielzeug und Musik von Corgi ness un ne nd oder e Comics Co te Serie verkauft. Ein heute äußerst seltenes und oder und Film vereint werden. Neben dem us d er 1 967 96 7 bi biss 19 1968 968 8 Scha SSc halllllpl ha h plattte tenr nrreg e a macht sich ein Modell des Yellow gesuchtes Modell ist das Mini Moke aus der 1967 Schallplattenregal Pris ison oner er"" (l (lie ieff in D euts eu tsch chla land nd Subm Su bmar arin ar riin ne, aus aus u dessen des esse seen Luken L k John, Paul, George und Ringo herLu ausgestrahlten Agenten-Serie „The Pr Prisoner" (lief Deutschland Submarine, d au auch ch ffür ür d ie G r ne H rü orni or niss ssee auss au ssch chau ch au uen en, immer im mmeer gut. Und auch John Steeds Vintage als „Nummer 6 – The Prisoner"), und die Grüne Hornisse ausschauen, it B ruce ru ce LLee e w ee ird ir d gute g u ute tess Bent Be n le leyy und und Emma E ma Em m Peels Lotus Elan S 2 aus der Serie „Mit aus der gleichnamigen Fernsehserie m mit Bruce wird gutes Bentley Schi Sc h rm rm,, Charme Ch har arme me und un Melone" sind vor oder neben der Geld bezahlt. Schirm, DV VDD-Sa Saamm mmlu mlu ein Blickfang. Wer einfach nur gut Wer intensiv sucht, kann den DVD-Sammlung g maach ge chte chte te Modelle M Volvo P 1800 von „The Saint" fingemachte haben möchte, ist mit den heutig ti g Neuerscheinungen gut bedient und den. Die beiden Polizisten Starsky tigen b und Hutch kamen zu der Ehre, dass bekommt für wenig Geld manchmal recht rgu Qualität. Den wirklichen Sammelreiz ein Modell auch ihres Fahrzeugs hergute dürf dü rrf m gestellt wurde. Etwas gewöhnungsbedürfmachen aber die alten Stücke aus. Diese sch hit itty t ty sind heute h tig ist das fliegende Auto aus „Tschitty sind natürlich schwer zu bekommen, olu lute t R te arit ar ittät d ürfür fw nn we nng g Tschitty Bäng Bäng", und eine absolute Rarität dürfwenngleich es nicht unmöglich ist, eine kleiYellow hen he n 1 975 97 5 un und d 1 97 77 Submarine von Corgi Sam m te das Megagefährt aus der zwischen 1975 1977 nee Sammlung aufzubauen. Viele der Autos dels de lsch chwi wiing ngeer er sein. sein se in. ersc er s hiien sc enen en in in hoher Auflagenzahl und sind selbst auf veröffentlichten Comicserie „Schindelschwinger" erschienen ch he na nach ch Floh Fl oh ohmä hmää Musikfans können sich auf die Suche Flohmärkten immer wieder recht günstig zu find r de de dem m d Wer allerdings Neuwertiges bevorzugt, de dem Yellow Submarine der Beatles ode oder den. lute lu te te m Monkeemobile machen. Eine absolute möglichst im Originalkarton, der muss mit P Pr me rechnen. Toprarität ist der Kaputt Buggy der Preisen von 200 Euro und mehr anz nz wichtig wic icht htig ig g ist istt es, es, s, Blaumiesen, der ebenfalls aus dem Ganz n bei bei einem eine ei nem m vertrauvert ve rtra rt raura uFilm „Yellow Submarine" stammt. nur Solo für bie, bi e, d er ü ür dige di gen n H Hä n nd le e r Einen Sonderstatus nimmt Herbie, der Händler U.N.C.L.E" und enswürdigen " Tschitty, Tschitty, zu kaufen, er SStar tarr ta au ufe f n,, da da ess viele vie iele lee Käfer, ein. Der VW Herbie selbst warr d der " Bäng, Bäng" von en n äu uße ßers rstt er rs eerfolgreich rfo fo olg lgre r ic re reic ich ch üb ü er d über ie ie h un n ge g n u nd un d jener Kinofilme, die in den 70er Jahren äußerst die Fälschungen und Husky eller d er H erbi er bieeb bi e St e-St Stre tre reiifen feen kkennt en nnt nt räg äglilich ch veränderver erän ände derrLeinwände flimmerten. Die Schauspieler der Herbie-Streifen nachträglich en me meis issteen del elle le gibt. gib ibt. t Auch t. Auch ucch heute kaum mehr jemand, aber Herbie ist de den meisten tee bzw. reparierte Modelle w giina nalkkarrto tons ns und und nd zwischen 40 und 60 Jahren ein Begriff. werden fast alle Originalkartons llll-Z plilike ken n angeboa geebo an boDiese Auflistung ist bei weitem nicht vollZubehörteile als Repliken t te cheen vor vo o allem alleem al ständig und ließe sich fast nach Belieben ten. Regelmäßig tauchen im Internet Autos auf, uf, die diee nachnachachac erweitern. Nur eines scheint auffällig: Die im weis we isslilicc nie von einem der er bekannten bek ekan an nnt nten en große Mehrzahl der Fahrzeuge war Ende der weislich DeLorean Film Fi lm-lm H He rs rste s t tel te ll l l er e p Of t we e rden rd en n 60er bis Anfang der 70er Jahre aktuell. Die FilmHersteller produziert wurden. Oft werden DMC-12 aus kklar iihren h dii d orse or seri rien en-und Comicautos hatten zu dieser Zeit ganz kl dann als Handmuster,, V VorserienZurück in die Zukunft" diese " Anza zaahl od deerr E ange an geebo gebo bote ten. te n. Popularitätshöhepunkt erreicht. Nicht nur die An Anzahl oder Einzelstücke angeboten. ualilitä ua t t tä Einz E inz nzel es el eist ei st schon, sch chon on n, der Modelle war damals überwältigend, auch diee Q Qualität Einzelstücke sind es meist aber e solche, die von o eeinem on i em in m der Gestaltung wurde später nie wieder erreicht. aber ge herg he rges este telllltt te Ab Mitte der 70er Jahre konzentrierten geübten Bastler hergestellt w M de Mo d lll e sich die Hersteller auf die wirklich bekannten wurden. Derartigee Modelle ha i kl ir k iicche hen n fahrbaren Untersätze der Helden, und so haben keinen wirklichen S m Sa h wenn wenn wurde das Angebot deutlich geringer. „James Sammlerwert, auch Pink-Floyd-Käfer Bond Bo n " nd siee manchmal sehr schön si s hö sc hön n Bond"-Autos waren PIGS von Vitesse sie n na ch h wie vor im Angebot ebo ot g m ge nach gemacht sind. un nd erzielten teilweise sehr hohe und Stüc St ü kz üc k Stückzahlen. Wer erinnert sich nicht an diee Sz di Szene aus dem Film „Der Spion, der m mi ich lliebte", i mich als James Bond mit seinem LLotus Lo Lotu otu tuss E Esprit über ein Pier ins Meer fährt und un d si ic sein Auto in ein Unterseeboot sich verw ve rwaa rw verwandelt? Kaputt Buggy der Firma Politoys aus dem Film Yellow Submarine" "

Aktuelle Produktion: zwei Batmobile, Back to the Future, Ghostbusters Auto von Mattel Hot Wheels


Quartett-Kult

TURBOSTARKE KARTENSPIELE Von Hugo Kastner

er und 1970er Wurde in den 1960 artett gesprochen, Jahren von einem Qu ssische Musik oder dachte niemand an kla ein etwas andeLiteratur, sondern an on 1952 hatte die res Kartenspiel: Sch Autoquartett auf Firma ASS das erste In den folgenden den Markt gebracht. i den Spielkarten Jahrzehnten war be Stichquartett mit das Technik-orientierte s Maß aller Dinge. Supertrumpf-Regeln da , mehr Hubraum – Mehr Power, mehr PS rhalf dem Quartett das war gefragt und ve hrzehnten zum Ja in den folgenden bjekt zu beliebten Kultstatus. Als Sammelo en Filmen wurden TV-Serien und populär äfte zusätzlich mit die Spielwarengesch Winnetou", "Perry Bildquartetten" von " " an" und Daktari" eingedeckt. Rhod "

D

ie Spielregeln sind denkbar einfach: Ziel ist es, mögmö ögglichst viele Quartette zu sammeln – Sätze von jeweils vier zusammengehörigen Karten. Das können vier schnittige italienische Sportwagen sein oder vier verschiedene Porsche der Typen Carrera, Targa, 911 oder Turbo. Die 32 Karten werden gemischt und verteilt, durch geschicktes Fragen nach Spitzengeschwindigkeit, PS oder Hubraum wird der Gegenspieler übertrumpft und seine Karte ergattert. Schiffe, Motorräder, sogar Militärfahrzeuge aus aller Welt sind Themen dieser beliebten Spielkarten.

Die Geschichte der Kartenquartette 1851 gilt als Geburtsjahr dieser Form des Kartenspiels. py Die britische Firma John Jaques hatte das Spiel „Happy Family" in Produktion gebracht, illustriert mit Arbeiten des Cartoonisten Sir John Tenniel. Es ist bis heute im Faksimile-Nachdruck erhältlich. In einer Zeit ohne Internet, Radio und Fernsehen waren die Karten ein Spiegelbild des Wissensstandes ihrer Epoche: Botanik, Zoologie, Wappenkunde, Bibelwissen, Technik, Dichter oder Komponisten waren Themen, um das Informationsund Bildungsbedürfnis der Menschen zu bedienen. Solchee Spielkarten, für Kinder vor allem Quartette, waren in nahezu jedem Haushalt zu finden. Das Lehrmedium Spielkarte hatte in der folgenden Zeit eine geradezu bildungspolitische Funktion.

Stichquartett & Supertrumpf In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren erlebte das Quartett eine unerwartete Weiterentwicklung zum reinen „Stichspiel". Daneben kann sich jedoch, vor allem bei Kindern, das klassische Quartett behaupten. Leidenschaftlich, mit endlos variierenden Regeln, wird mit Technik-Quartetten der Wunsch nach „Power" bedacht, vor allem bei Jugendlichen. Zwei bis vier Spieler teilen die S i Seite

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32 Karten Karrte t n aau uf un u d nehm n ne ehm h en n d a eigene Päckchen en n 32 auf und nehmen das in die Hand. Nur die oberste Karte ist sichtbar.. Der Ausspieler wählt einen der vier Technik-Wertee – einen vermutlich starken – und legt die betref-fend fen dee K d Ka arte reo rt ffeen in n die Tischmitte. Reihum folgen n fende Karte offen d Mitspieler mit ihren ober-die s st n sten Handkarten, die auf den T Tischstapel kommen. Der höch-st Wert gewinnt, der erfolggste re re ell reiche Bieter nimmt den Stapel u un n-n ungemischt auf und fügt ihn hintteen zu seinen Handkarten hinzu. zu u. ten Bei Gleichstand bleibt der Tischstapel liegen, Be Bei un n die Höchstbietenden machen eine erneuund te Ansage. Wer letztlich den Stapel gewinnt, bee bestimmt die nächste Ansage. Hat ein Spieler nu noch drei Karten auf der Hand, darf er nur w wählen, welche davon er spielen möchte. W Wird mit Supertrumpf gespielt, dann sticht d diese Karte alles mit Ausnahme der a-Karten. S Sollten mehrere a-Karten im Tischstapel llii liegen, gibt es zwis schen diesen wied der ein Stechen. S Sobald ein Spieler k ke keine Karte mehr hat, sscc scheidet er aus. Es gee gewinnt, wer schlussen en endlich den ganzen Staa St Stapel in Händen hält. Dee Ausspielende hat Der naat n natürlich immer einen Vorr Vo V Vorteil und kann oft

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M Mehr als 50 Quartette e ls erschienen damals p ra ra raim deutschsprac p ro chigen Raum pr pro J hJahr, also durchs schnittlich ein n neues Quartett p pro Woche. N Neben den groß ßen Firmen ASS (Altenburger), B li Bi i l f ld F X Schmid, Forkel/ l/ Berliner, Bielefelder, F.X. ich ich ic Pößneck (DDR) sowie Piatnik in Österreich ag ge überschwemmten unzählige Kleinverlage

mit Quartetten den Markt. Hinzu kamen ett , die ffür die so genannten Werbequartette, verschiedene Produkte Kunden anlocken sollten. Der große Genre-Dreiklang Kultur-Natur-Technik wurde immer mehr durch populäre Themenbereiche für ein neues Publikum geöffnet. Waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts klassische Dichterund Komponisten-Quartette als typische Lehrkarten für das Bildungsbürgertum charakteristisch, so drängten in den 60er Jahren die Technik- sowie Film--

& Fernseh-Quartette vvon „Daktari" bis vo „„F „Flipper" auf den Ma M Markt. Auch ausgeffal fallene Ideen konnten ssich ic behaupten, wie etw eet etwa die anspruchsvvol voll gestalteten „„P Pa „Panoramaquartette", etw eet w „Tiere in Haus und etwa Fl F urr von F.X. Schmid. Flur"

FFahrzeuge a & Fernsehen IIn n den 1950er Jahren hatttee ten viele Erstausgaben no och gez ezei ez eich ei c ch noch gezeichnete Bilder, die später durch Fotografien ersetzt wurden. Parallel m uti mu tier ti eerr te t mutierte das Regelwerk zu um zum Stichquartett. A Au t Autos, Flugzeuge, Eisenbahnen, SSchiffe, Sc Panzer, M Militärfahrzeuge, j je jedes nur denkb ba bare technische T Th h Thema wurde als Qu Q ua Quartett auf den M Mark Ma a rk r k t gebracht. Die Markt Fi irm rmaa Pelikan experiFirma me en mentierte kurze Zeit ssogar so o mit runden Quartettkarten ((„Heiße Schlitten", („ 1 1976). B Bereits Anfang der 19 6 0 e r JJahre Ja hrr startete das h Ma Man a na na Management von Bi iellef e el elde dee Spielkarten mit Bielefelder „F „Fury und die Mustangs" ( (1962) sowie „Lassie" ( (1962) und „Wir tauc chen mit Hans Hass" ( (1960) einige neuartig ge Versuchsballons in R Richtung TV-Quartett. D Der Erfolg bestätigte d diese Entscheidung, und s beschritt das Münchner so V Verlagshaus F.X. Schmid m den modernen Filmmit Q Quartetten Ende der 1960er Jahre zu den überaus populären Karl-May-Werken um Winnetou und O Shatterhand (Pierre Old B Brice und Lex Barker) e ei einen ähnlichen Weg. F Fast wie von selbst vve verkaufte sich diese M e rc h a n d is i n g - I d e e , u un und noch heute werd en in Sammlerkreisen den Q Qu Quar u ar arte t e tt tett te t e Quartette

2CD: 1014742EDG

über längere Zeit im Stich bleiben, vor ü aal l allem, wenn er die Karten gut kennt. Der SSupertrumpf u solol hat vor allem die Funktion,, so cche h Serien zu durchbrechen. Außerdem m kkann a der Supertrumpf Karten stechen,, d i besonders stark und sonst kaum zu u die ssc c schlagen sind. Spielentscheidend ist,, w i gut man die Karten kennt und wiee wie gu g u man sich die Reihenfolge der Karten n gut d de e Mitspieler merken kann. Jeder nam-der h a n hafte Verlag brachte eigene Spiele in d de e e , be el e ii spielhaft n den Handel, beiseien hi h e „Rolls-Royce"" er hier (mit (m it Top Ass/ASS), ), ), „„S Sp s"" „Speed Oldies" (mii Top Trumpf/ (m f// (mit Bielefelder), „ „A peerp „Airlines" (mit SuperTr Tr mid id) d) Trumpf/F.X. Schmid) od e" e" oder „Schiffe" (SS (Spitzentrumpf/ B e r l i n e r ) g genannt.

TOURDATEN: 02.05.2012 München, Olympiahalle 03.05.2012 Oberhausen, König Pilsener Arena 09.05.2012 Berlin, O2 World 11.05.2012 Stuttgart, Schleyerhalle „Live Blood” wurde im März 2011 im Londoner Hammersmith Apollo aufgezeichnet und präsentiert Peter Gabriel bei einem Auftritt mit seinem 46köpfigen New Blood Orchestra. Das Repertoire verbindet Coverversionen seines Albums „Scratch My Back” mit den Klassikern seiner Solokarriere wie „Biko”, „Red Rain”, „Solsbury Hill”, „Don’t Give Up”, „Blood Of Eden”, „Mercy Street” oder „Intruder” in brandneuen Orchesterarrangements. AB SOFORT ÜBERALL IM HANDEL erhältlich oder bei www.amazon.de/rockschuppen follow us on facebook: www.facebook.com/Edel.Distribution

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w wie „Winnettou" (F. X. to Sc Schmid Nr. 58 582) oder „U U „Unter Geiern" ((F.. X. Schmid (F Nr. 584) gern gehandelt. A n Auf diesen SSpuren folg-tten im sel-te b g ben Verlag „„Kriemhilds Rache" und „Siegfried „K Sii f i d – die Nibelungen" sowie in den F Folgejahren „Elefantenboy" und „P „Pippi Langstrumpf". Der österreichische Verlag Piatnik reagierte und warf Anfang der 1970er Jahre eine Reihe von Fernseh-Quartetten auf den Markt: „Daktari", a leey" al y , „B „„Bonanza". Bon on onan nan an nza zzaa". „Flipper", „Lieber Onkel Bill", „Big V Valley", ter erDer Verlag Berliner Spielkarten konterte mit Lehrthemen wie „Grzimeks Tierbilder".

L e h rc h a ra k t e r, d de u der durch bis zzu 32 3 2 Seiten starke ke B Be ch h Begleitheftchen noch vverstärkt ve r wird. H He u Heute sind Sammel-ka a rt g karten („Trading C Ca rd d Cards"), denen aller-d di ding ings ng g eine ganz ande-dings ree SSpielidee p zugrunde liliegt, ieg gt, t mit Fantasy- und SSciencei F Fi ti Fiction-Themen bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Das Kultspiel „Quartett" erlebte in den 1960/1970ern seine Blütezeit.

Zeitgeist & Kulturgut Trotz dieser modernen Entwicklungen war die Idee derr er „Lehrkarten" auch in den 1960er r-und 1970er Jahren nicht ganz veren gessen. Vor allem gilt dies für den ttttel e ostdeutschen Verlag für Lehrmittel nter nt err Pößneck, den ungekrönten König unter che hen n den Lehrkartenherstellern. Zwischen die di 1972, als der Verlag begann, die frü üschön gestalteten Ausgaben des frü((„20 20 heren Verlagshauses Rudolf Forkel („ nd d Jahre DDR", 1969) fortzusetzen,, u und er 250 250 dem Fall der Mauer 1989 sind über vo on n1 10 0 Familienkartenspiele erschienen, davon 110 en we w iQuartette. Die Themen spannen einen weiten Bogen – vom „Wetterbericht" bis zu „Bedeutende Erfindungen", von „Geschützte Tiere" E Erfi biis zur „Honigbiene", von der „Mode" b bis bis zur „Feuerwehrtechnik". Praktisch bi h bis allle le Quartette der damaligen DDR haben n alle

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Von Oliver Schuh

Mordserien sorgten für leere Straßen Das Halstuch! Die Kette! Das Messer! Was eigentlich nach modischen Accessoires und notwendigen Küchenhilfen klingt, stand in den seligen Fernsehzeiten der 60er und frühen 70er Jahre als Inbegriff des Fürchtens und lockte massenhaft Krimifreunde vor die Flimmerkisten.

F

rancis Durbridge, Sohn eines Managers der Kaufhauskette Woolworth und vorübergehend Börsenmakler in London, war stolze 30 Jahre Hörspielautor bei der englischen BBC („Paul Temple"), schrieb – zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Autoren – 35 Romane und war maßgeblich daran beteiligt, dass in Deutschland bei der Ausstrahlung der so genannten DurbridgeKrimis in der ARD bis auf ein paar Hunde kaum jemand auf der Straße umherlief. Bis zu 93 Prozent Sehbeteiligung sind sicher dargab (später ( pä (s p te t r auch nur auf zurückzuführen, dass es kaum Konkurrenz gab das ZDF). Dennoch ist heute in Zeiten unzähligerr Das Halstuch" Casting-Shows für Spätgeborene nicht ansatz-" d weise zu erahnen, wie sich diese Drei- und Mehrteiler zu Tagesgesprächen entwickelten. 1960 wurde unter der Regie von Hanss Quest (später auf der Mattscheibe mehr-fach ermordet oder verdächtigt) mit „Es istt soweit" (im Original „A Time Of Days") derr Grundstein für die Durbridge-Mania gelegt. Alss Inspektor Kenton fungierte Siegfried Lowitz, alss Rechtsanwalt Hudson der große Peter Pasetti,, als Halblichtgestalt Pelfont Karl Lieffen – alless n Leute, die neben vielen anderen Schauspielern in späteren Jahren in den Herbert-Reinecker-Krimiss n mal auf der guten Seite, mal auf der bösen standen. Reinecker war es auch, der 1968 mitt seinem ZDF-Reißer „Babeck" – mit Curd Jürgenss h im Rollstuhl und Cordula Trantow und Helmuth Lohner auf jeweils zwei Beinen – das Durbridge-4 Konzept erfolgreich kopierte: acht Tote, 74 Prozent Einschaltquote. Die Schlüssel" n Der Schwarm unserer Mütter, Albert Lieven " (real gestorben 1971), trat als Internatslehrer („Derr Andere"), Zeitschriftenverleger („Das Halstuch"),, wohlhabender Immobilienmaklerr („Wie ein Blitz") oder Inspektorr („Die Schlüssel") auf. Christinee Uhde war entweder drogensüch-h tig („Melissa") oder wurde gleich umgebracht, und Harald Leipnitz,, Marianne Koch, Gisela Trowe,, g Hanne Wieder, Eva Pflug oder Ruth Maria Kubitschekk n gehörten zum festen Schauspieler-Inventarr ß – ob gemäß Drehbuch früherr oder später dahin-scheidend oderr einfach nur unterr Es ist soweit" Verdacht. " n Häufig wurden selbst die Schauspieler überr Wie ein Blitz": " Ingmar Zeisberg als verschlagene Diane Stewart

Das Halstuch" – sechs Zuschauer und ein Todesfall "

Es ist soweit"

"

Melissa"

"

d die wahre Identität des Mörders im Ungewissen g gelassen. Man schrieb das Drehbuch einfach um, u und manchmal wurden mehrere Schlussszenen eeingespielt, um allzu auskunftsfreudige A Akteure zu verwirren. Ursächlich verantwortllilich dafür war Kabarettist Wolfgang Neuss, der 1 1962 Promotion für seinen aktuellen Kinofilm „„Genosse Münchhausen" betrieb,, indem er per p Z Zeitungsanzeige Das Halstuch" – der Wagen ist vverlauten ließ: "da, aber wo ist Harry? „„R „Ratschlag für m morgen: Nicht zu H Hause bleiben, d denn was soll’s: D Der HalstuchM Mörder ist Dieter B Borsche. Also: Mittwochabend in ns Kino. Unterzeichnet: eein Kinofan." JJahrelang hat eer beteuert, das eeinfach aus den Z Zusammenhängen w während der D Dreharbeiten erratte ten zu haben – g geglaubt hat es iih ihm keiner. Und sse seine Karriere hat es ihn auch gekostet. Francis Durbridge hingegen blieb den deutssc schen Fernsehzuschauern in Erinnerung als statti tistisch gesehen erfolgreichster TV-Krimi-Autor aaller Zeiten. Er starb 1998 iim Alter von 85 Jahren in LLondon. Aktuell im Handel: Francis Durbridge-DVD-Box (Studio Hamburg/Alive, 24 DVDs)


Von Philipp Roser

Mit RENDEZ-VOUS eine Pause vom Ruhestand

Sie haben 2008 eine Abschiedstournee gemacht – jetzt melden Sie sich mit einem neuen Album und einer Konzertreise durch Deutschland wieder zu Gehör. Wie kam das? Es stimmt, ich habe 2008 Abschied genommen, aber jetzt ergab sich plötzlich diese Möglichkeit, eine CD zu machen. Es war eine Idee meiner französischen Plattenfirma, deswegen sind auch so viele französische Lieder auf dem Album. Als sie über bekannte Lieder sprachen und davon, sie als Duette aufzunehmen, hörte sich das sehr interessant für mich an.. n Es hat mich gereizt, mit anderen Künstlerinnen u und Künstlern, mit sehr guten Freunden zu g u un n d hat haa t gr h g groß ro oß ß en en singen. Es war für mich eine neue Erfahrung und großen Spaß gemacht. Letztes Jahr war es außerdem 50 Jahre her, dass meine erste Single "Weiße Rosen aus Athen" herauskam. Ich fragte meine Managerin, Elke Balzer, und meinen Tourneeveranstalter, Hermjo Klein, ob es möglich wäre, ein Konzert in Berlin zu organisieren. Zuerst hat er gesagt, ,Nein, es ist sehr kompliziert, nur ein Konzert auf die Beine zu Seite

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Fotos: © KOCH Universal Music GmbH

Kaum zu glauben, aber wahr: Nana Mouskouri, die Sängerin mit der großen schwarzen Brille, ist schon 77 Jahre alt. 2011 war es genau 50 Jahre her, dass die griechische Sängerin und zeitweilige Politikerin (Europa-Abgeordnete 1994 bis 1999, UnicefSonderbeauftragte) mit "Weiße Rosen aus Athen" den Durchbruch in Deutschland schaffte. Nachdem sie 2008 mit einer Abschiedstournee eigentlich von der Konzertbühne abgetreten war, meldet sie sich jetzt wieder zurück: Ihr neues Album RENDEZ-VOUS stellt sie mit einer Deutschland-Tournee in der zweiten Aprilhälfte live vor. stellen – aber ich mache das gern, wenn du eine kleine Tournee dazu machst'. Also: Ich bin nicht zurück, um zu bleiben, es ist eher eine kleine Pause von meinem Ruhestand. We Wer

hat

die

Lieder

ausgewählt,

die

Sie

für

RENDEZ-VOUS R E aufgenommen haben? Wer traf die

En Entscheidung über die Gesangspartner? Die D e Idee für RENDEZ-VOUS kam, wie gesagt, von meiner Di Pa Pl Plattenfi rma in Paris. Ich habe dann viele Künstler eingeladen. Es hat nicht bei allen geklappt, weil sie zum Teil selbst mit eigen Alben beschäftigt waren, zum Beispiel Peter Maffay oder ne nen L Le Leonard Cohen. Aber Joan Baez hat mitgemacht, Alain Delon, J Ju Julio Iglesias, Freunde aus Kanada wie Roch Voisin und Garou. O Oder Marthinho da Vila aus Brasilien, der die Musik zu "Guten Morrg Mor Mo gen en Sonnenschein" geschrieben hatte. Und meine Tochter. Morgen Waren Sie mit allen im Studio? Ja, sie waren alle mit mir im Studio, außer Joan Baez, die ihren Gesang in Los Angeles aufgenommen und dann geschickt hat. Bei Julio Iglesias war es auch so: Er nahm seine Stimme in Miami auf, aber wir hatten vorher lange darüber gesprochen. Alle anderen kamen ins Studio nach Paris. Nur die "Weißen Rosen" mit Paul Kuhn haben wir in Köln aufgenommen. Für mich war es sehr wichtig, mit ihnen allen zu singen, weil wir voneinander lernen und Ideen austauschen. Die Platte spiegelt Ihre gesamte Karriere wider – die unterschiedlichen Stile, die verschiedenen Sprachen ... Ja, das ist wahr. Sie zeigt, was in all diesen Jahren meines Lebens als Sängerin passiert ist, die Mischung von Stilen.

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© Pressefoto

2011 waren es 50 Jahre, dass Sie mit den n " Weißen Rosen aus Athen" Ihren ersten Erfolg außerhalb Griechenlands gefeiert haben. Stimmt. Bis 1960 war ich nur in Griechenland aktiv. Es war mein erster Erfolg, ein griechisches Lied auf Deutsch übersetzt. Diese Schallplatte hat meine Karriere gestartet, es war unglaublich. Quincy Jones war in Paris bei Michel Legrand, und sie hörten diese Platte. Sie wollten wissen, wer dieses Mädchen war, das dieses Lied sang. Ich lernte sie beide in Paris kennen, und Quincy fragte mich, ob ich Lust hätte, auf Englisch zu singen. Ich sagte ja, ich machte einige Demos für Quincy, und dasselbe für Michel Legrand. 1962 war ich zuerst in New York, um eine Platte mit Quincy zu machen, 3 und 1963 war ich mitt Michel Legrand zum ersten Mal im Studio. "Les Parapluies de Cherbourg" war mein erster Erfolg in Frankreich. Es war wie eine Kettenreaktion. Harry Belafonte lud mich dann auch noch ein. Dieses Lied war für mich und meine Karriere sehr wichtig, und ich bin heute noch sehr dankbar dafür. Schwarze Brille, buntes Kleid ... typisch Nana Mouskouri in den 70er Jahren ... GoodTimes

Die Geschichte hinter den " Weißen Rosen" war aber durchaus zwiespältig. Sie sollen frustriert gewesen sein, dass die Single ohne Ihr Foto erschien, stattd dessen ein Mikrofon und Rosen auf dem C Cover hatte. (Lacht) Ja, ich weiß. In dieser Zeit war ich kein so attrak(L (L ti ti tives Mädchen, war recht kompliziert. Als Künstlerin m musst du auch ein bisschen schön sein, ich war aber e eher ein bisschen pummelig. Sie glaubten, ein Bild von m wäre nicht so gut – sie nahmen ein sehr schönes mir M Mädchen mit einer Rose, in Frankreich machten sie das C Cover mit vielen Mikrofonen. Das war schon frustrierree rend, aber ich habe dazugelernt, habe ein bisschen a abgenommen und gelernt, mich selbst ein wenig h herzurichten. Ich habe allmählich gelernt, was man wi w i wissen und tun muss in diesem Business. Sie S ie waren stets ein politisch interessierter, a u auch politisch aktiver Mensch, haben in d e USA mit Harry Belafonte vieles erlebt, den w a waren Mitglied des Europaparlaments. Im M om Moment ist Griechenland das große Thema. W f Wie empfinden Sie das? Ich IIc c bin natürlich sehr traurig über das, was in meinem Land p passiert. Ich habe niemals wirklich geglaubt, dass das passsi i sieren könnte. Aber d diese Krise ist ja nicht p plötzlich gekommen. IIc c weiß, dass unseIch ree Politiker viele Fehler ge g em gemacht haben. Sie ha h at at hatten auch die Ko K on Kontrolle verloren um das Land re ren, vo Spekulationen vo vor zu schützen. Wir zu brr b brauchen in diessee Moment eine sem llee letzte Hoffnung un u nd Chance, und und ic hoffe, dass die ic ich R Regierung wirklich ei ei ein bisschen Luft b bekommt, um auch et et etwas für die jungen M Menschen zu tun. D Denn in den letzten Nachdenklich – auch diese Facette drr Jahren hat sich d drei gehört zu Nana Mouskouri. al so verschlimmert, al alles dass viele Menschen leiden. Ich hoffe, dass wir diese Situation überleben und von Neuem beginnen können, aber wir müssen gut planen. Griechenland ist jedoch ein Land, das zu kämpfen und zu arbeiten versteht. Aber wie gesagt, ich hoffe noch, dass Europa den Griechen diese Chance gibt, denn wir brauchen uns alle gegenseitig. 2/2012

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Foto: Bildarchiv Hallhuber

Sie haben Ihre Tochter Lenou erwähnt, die mitgesungen hat und auch mit auf Tournee geht – als wir uns vor 20 Jahren unterhalten haben, haben Sie erzählt, dass Ihre Tochter damals in London Gesang, Tanz und Theater studiert hat, aber nicht als Sängerin aktiv werden wollte. Ja, sie wollte das nicht in dieser Zeit, denn sie wollte nie machen, was ihre Mutter machte. Sie hat kleine Rollen in verschiedenen Filmen und im Fernsehen gespielt. Als sie aber keinen besonderen Erfolg damit hatte, hat sie begonnen zu singen. Sie hat bei mir im Chor gesungen, inzwischen auch zwei eigene Platten gemacht, und ihre dritte kommt demnächst heraus. Diesmal habe ich sie gefragt, ob sie mit mir singen wolle. Am Anfang war sie ein bisschen zurückhaltend, aber sie hat dann doch zwei Mutter und Tochter: Duette mit Nana Mouskouri und Lenou mir aufgenommen, eines auf Französisch, das andere ist "Sieben it schwarze Rosen" – und inzwischen freut sie sich darauf, m mit h mir auf Tournee zu gehen. Und für mich ist es gut, weil ich meinem Publikum etwas Neues bringen kann.


Nostalgisches Reinigen

Von Philipp Roser

Im Trommelwirbel rumpeln die Waschmaschinen

T

rommelwir„ bel" nennt sich der direkt an einer der großen Ausfallstraßen in der Nürnberger Nordstadt gelegene Laden, den man glatt übersehen würde, wüsste man nicht von seiöckigen ner Existenz. In einem halbrunden einstöckigen Gebäude – angelehnt an ein deutlich höheres Wohnhaus – bietet seit gut zwei Jahren der Waschsalon nicht nur seine praktischen Dienste an, sondern ist schnell auch zu einer Begegnungsstätte des Viertels am Rande der Nürnberger Altstadt avanciert.

© Trommelwirb

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Es ist, t als betrete man eine längst vergangene Welt. Kunterbunt ist der Laden, die heute weitgehend außer Mode geratenen Farben Orange und Braun dominieren. Direkt neben dem Eingang baumelt ein ebenfalls lange nicht mehr gesehener Bubble Chair von der Decke. Setzt man sich in die von einer starken Feder gehaltene Kugel des Sitzgeräts, kann n man während d des Baumelns entspannen und der 70er-Jahre-Musik Jahre-Musik lauschen, die nonstop p aus den stilechten Seventies-Boxen schallt.

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Foto: © Helga Mazilescu

u einem Waschsalon sind wir einfach durch das Themaa „ Kult gekommen. Wenn man mal in die Verlegenheit kommt, in einen Waschsalon zu gehen, ist das Erste, wa was einem da in den Sinn ko kommt: Kult. Da gab es in den 80er Jahren dieses Video mit Nick Kamen, alss de der die erste Stone-Washed-Je Jeans gewaschen hat, sich quasi im Waschsalon auszog, oder di diese ganzen Kultfilme, auch M Musicals sind im Waschsalon äschewaschen wird hier zum nostalge gedreht worden – zumindest sin wir damit groß gewor„ gischen Erlebnis", konstatierte eine sind d al örtliche Zeitung bald nach der Eröffnung den, dass der Waschsalon mal K im Januar 2010. Damals verwirklichten war", erzählt Petra Nele Gilch (l.) und Petra Schinz Kult e. n S hinter der Trommelwirbel-Thek Nele Gilch (43) und Petra Schinz (49) einen Schinz. Und da beide in d 70er Jahren aufwuchlang gehegten Traum. Die beiden über-den sen entschieden sie sich aus kommunikativen Frauen kamen auss der Wirtschaft Wirtschaft, waren bei sen, sich, ihren LLaden dieser Dekade zu wid-on Unternehmungsberatungen in Führungspositionen tätig gewesen. „Wir men. Wobei der konkrete Anlass, sich mit einem Waschsalon gnis beide waren in einem Metier, wo die Welt von Leistungsdruck geprägt selbstständig zu machen, auf ein eher unerfreuliches Ereignis z u war, immer schneller, immer höher, immer weiter, zurückging: „Uns kam der Zufall zu H immer besser. Im Prinzip hatten wir das Gefühl, dass Hilfe, indem bei Petra ein Unglückk p du jenseits der 50 einpacken musst, weil du nicht passiert ist. Des Nachbars Ackerr w mehr mithalten kannst. Das ist uns nur noch auf die wurde bei einem Unwetter in ihren Ke Nerven gegangen, wir sagten uns: Das kann so nicht Keller geschwemmt. Wir mussten di Waschsalons der Gegend mit weitergehen, das Leben ist mehr – und jetzt sind die wir in einem ih ihren Klamotten aufsuchen – und Alt Alter, was da kam der letzte Schubs, dass wi gesagt haben, die Welt braucht cht Eig Eigenes auf wir die Beine ein bunten Waschsalon", erzählt Nele Gilch. einen „D zu stellen", „Denn", so setzt ihre Geschäftspartnerin die bl Ge hsalons blickt Nele Geschichte fort, „als wir in die Waschsalons Gi zurück. kamen war da gar nicht Gilch kamen, nichts von Kult."

Foto: © Trommelwirbel

Foto: © Trommelwirbel

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Mus Museum, wenn sie unsere alten Kassettenrecorder seh sehen und wir erzählen, wie wir damals noch mit dem Kassettenrecorder vor dem Radio gesessen und die ,Schlager der Woche' aufgenommen hab und wehe dem, der gehüstelt oder sonstige haben, Tö von sich gegeben hat. Das kann sich die Töne iPo iPod-Generation gar nicht mehr vorstellen – das ha auch für Junge echte Anziehungskraft. Die hat erl erleben die 70er hier so authentisch, wie es fast ni nirgends mehr möglich ist." Am wichtigsten aber se „Wir wollen, dass die Leute sich wohlfühlen. sei: D kommen hier rein und fühlen sich gleich wie Die b Freunden – das war unser Ansinnen. Dass wir bei d geschafft haben, darauf sind wir stolz." das

Foto: © Roland

Fengler

m Internet, vor allem bei eBay, eersteigerte das Duo die ersten Einrichtungsgegenstände für sein Geschäft. Bis aus England kamen die Teile. Die Tapetenmuster erinnern an eine längst vergangene Zeit, ebenso die Afri-Cola oder Capri-Sonne, die in einem mannshohen alten, aber immerr noch voll funktionsfähigen Kühlschrankk u darauf warten, genussvoll geschlürft zu n werden. Inzwischen bringen Kunden ke die wechselnden Ausstellungsstücke n in den Laden, in dem die großen Waschmaschinen kaum auffallen. Einee uralte Schreibmaschine steht da in einem 70er-Jahre-Regal, auf der die Kunden Texte verfassen und bei den regelmäßigen Veranstaltungen im Trommelwirbel vortragen können. Auf dem Schreibtisch der beiden Chefinnen steht eine 40 Jahre alte Lampe mit einem knallroten Schirm um die Birne. „Die hat uns eine Frau gebracht, nachdem ihr Mann gestorben war und sie dieses Erinnerungsstück nicht mehr in der Wohnung haben wollte – aber sie kommt jede Woche vorbei, ne schaut nach der Lampe und trinkt eine Tasse Kaffee", beschreibt Petra Schinz, wie manches Stück seinen Weg in den Trommelwirbel fand. Wobei die etwa zwei Dutzend fein säuberlich aufgereihten Originalsingles (unter anderem Sweets "Ballroom Blitz") aus den Jugendsammlungen der beiden Unternehmerinnen stammen.

Foto: © Berny Meyer

Foto: © Trommelwirbel

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in Stückchen selbst gebackener Kuchen, n eine Tasse Kaffee oder ein Gläschen Tu Tutti-Frutti-Bowle verkürzen den Kunden je jeglicher Generation die Wartezeit, währe rend sich die Wäsche in den großen Tr Trommeln dreht. „Wir haben aber auch den Di Dienstleistungsgedanken der 70er Jahre wiede derbelebt, bieten den vollen Service inklusive Bü Bügeln oder Mangeln, zweimal in der Woche ist unser Wäschetaxi unterwegs, holt Wäsche od oder bringt sie zurück", umreißt Gilch das Tro Trommelwirbel-Angebot, das mit Hilfe von dre drei festangestellten Mitarbeiterinnen realisi lisiert wird. Im dritten Jahr betreiben die bei beiden Frauen „ihr teures Hobby, das nicht möglich wä wäre, wenn uns unsere Männer nicht immer den Rü Rücken gestärkt hätten – und wir hoffen, dass wir es in diesem Jahr schaffen, erstmals schwarze Za Zahlen zu schreiben", klingt bei Nele Gilch zwisch schendurch auch mal die Geschäftsfrau durch.

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ult-Charakter haben inzwischen auch die Veranstaltungen, die die beiden in erster Linie fü für ihre Kunden, aber auch Neugierige ausrichten: Le Lesungen, kleinere Konzerte, dazu SeventiesP Parties – beispielsweise am Eurovisions-Abend m mit TV-Übertragung und 70er-JahreB Büffet. „Dann sitzen die Leute auf den W Waschmaschinen, trommeln mit, es h herrscht eine wunderbare Stimmung", b beschreibt Nele Gilch diese ebenfalls SSeventies-getränkten Events mit einem aaltersmäßig und sozial bunt gemischte ten Publikum. „Das ist breit gestreut, SSingles, Familien, Alleinerziehende, A Auszubildende, Studenten – wir haben so sogar einen 90-jährigen Kunden", nd diskutiert, geplaudert und in Erinnerungen sc schwärmt sie. Und Petra Schinz Im Keller wird gebügelt für die Kunden. er geschwelgt wird im Trommelwirbel eifrig. „Als ergänzt mit Blick auf die Bedeutung keln haben wir uns von Kommunikation im Trommelw wir die Idee hatten und anfingen, das zu entwickeln, Trommelwirbel: „Wir kriegen auch zunehmend natürlich vorgestellt, dass es cool wäre, wenn sich Jung und Alt treffen Publikum rein, das eigentlich selbst eine Waschmaschine zu Hause hat." würden und das kultig fänden. Und genau so wird es angenommen: Es obei am Ende die Frage nach dem Namen des ist ein Nachbarschaftstreff geworden, es hat sich ein richtiges Tages-Café Waschsalons bleibt: Der entstand Gilch zufolge daraus entwickelt. Die Leute kommen natürlich auch zum Waschen, so „aus einer Blödelei heraus. Wir haben ewig gesucht, ganz nebenbei – es ist ein kunterbuntes Völkchen, und man ist eine bis eine Freundin sagte: Trommelwirbel wäre nicht große Familie", beschreibt Nele Gilch mit einem unüberhörbaren Lachen, schlecht. Wir fanden ihn sofort ansprechend, dass ein Ziel bald erreicht war, das sich die beiden „Trommlerinnen" denn die Action ist drin, die Drehung ist drin, die vorgenommen hatten. Petra Schinz formuliert es so: „Der Laden wir Waschtrommel ist verklausuliert drin, Musik ist drin, wird so angenommen, wie wir uns das gew das Positive ist drin, Erfolg ist drin – Trommelwirbel gewünscht haben. Die Leute kommen hie hat einfach gepasst." Und die nächste Idee steckt schon hier rein und sagen: Mensch, ich fühle mi in den Köpfen der beiden, wird aber wohl ein Traum bleimich hier total zurückversetzt in meine Ki ben: „Wir meinen, man könnte hier ein Pendant zur ,Lindenstraße' Kindheit. Oder die Leute, die die 70er ni drehen, denn die Geschichten, die hier zusammengetragen wernicht selbst erlebt haben, sind ganz e den, könnten ein Buch und einen Film füllen." erstaunt – es ist ja wie ein lebendiges

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Foto: © Roland Fengler

n den Wänden hängen alte n Plastikboards, wie sie in den Der Bubble Chair lädt Seventies in Mode gekommen waren.. förmlich dazu ein, die . Seele baumeln zu lassen d Und darin stecken Zeitungen und d Magazine aus jenem Jahrzehnt. „Und t d beim Durchblättern stellt man schnell fest, dass di die großen Themen, die in den politischen Diskussionen in den 70er Jahren dominierten, im Grunde die gleichen waren wie heute: Arbeitslosigkeit, Atomkraft, Renten- und Krankenversicherung, Terror, damals die RAF, heute Islamisten", hat Petra Gilch beobachtet und demonstriert dies anhand eines vor knapp drei Dekaden erschienenen „Spiegel"-Exemplars.

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© Trommelwirbel

Foto: © Roland Fengler

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MYTHOS MOTORRAD Von Alan Tepper

Der dröhnende Traum von Freiheit Heute ähneln BikerTreffs oft Seniorenveranstaltungen, denn die große Ära der Zweiräder ist längst vergangen. Viele erinnern sich wehmütig an die Zeit, in der das satte Tuckern der Maschine riumph, ph, Norton, MV Agusta Agusta, Moto den Lebenstakt vorgab und das Motorrad Guzzi, BMW, Ducati – nicht zu nicht bloß ein Fortbewegungsmittel war, sonvergessen die Harley Davidson: dern ein Kultobjekt, mit dem man sich idenDas sind nur einige Marken, die wie tifizierte und das neue Horizonte erschloss. Musik in den Ohren der Biker klinAb den 50ern bis weit in die 80er kratzten Marlon Brando - The Wild One gen. Einen wichtigen Anstoß für den die jungen Wilden das Geld zusammen, Motorrad-Hype gab Marlon Brando einst um sich einen Asphalthobel zuzuleoch was wäre der ganze „Easy Rider"in dem Film „The Wild One" aus dem gen, mit dem sie die Kilometer Mythos ohne einen Film, in dem das Jahr 1953. Besonders ein Foto, auf dem er abrissen – ohne Rücksicht Lebensgefühl einer ganzen Generation eingeals Halbstarker lässig auf dem Lenker seiner auf Verluste. fangen wurde? Wenn Peter Fonda und Dennis schweren Maschine lehnt, wurde zum Symbol Hopper auf ihren coolen Harleys durch die von Generationen Jugendlicher, die nicht einen Der King Prärie cruisen und dazu noch "Born To Be gemütlichen Sonntagsausflug mit der Familie unternehmen ohne Krone Wild" von Steppenwolf aus den Lautsprechern wollten, sondern auf der Piste „abdonnerten". Abgrenzung vom oder knallt, wird dem Zuschauer nur allzu deutEstablishment, ein selbst bestimmtes Leben, eine sich endlos hinzieHelm lich, dass die „Vierräder" nur einen halbgahende Straße und die scharfen Bräute, die auf dem Sozius saßen ren Ersatz darstellen. und sich mit den zarten Händchen fest an ihre heißen Jungs klammerten – das bedeutete Freiheit und Aufbruch. atürlich gab es und gibt es auch aszinierend wirkte der Nervenkitzel. Denn ohne immer noch Schattenseiten. Die Knautschzone mit rasender Geschwindigkeit brutalen Rockergangs – allen voran die über einen Highway zu brettern, war sicherlich Hells Angels, gefolgt von den Bandidos nichts für Warmduscher. Die Anziehungskraft der und den Pagans – haben das Bikerleben heißen Öfen beeindruckte nicht nur Teenager, sondern in die Zone der Illegalität und des auch Stars aus der Welt des Films und der Musik. Während organisierten Verbrechens hineingeAudrey Hepburn sich noch mädchenhaft-kokett auf einer zogen und sorgen für einen bitteren Vespa zeigte, ließ sich James Dean auf einer Triumph Beigeschmack. ablichten, und Clark Gable protzte mit seiner Ariel 1100. n den 70ern stand ein Name für Klar, denn Zweiräder haben einen unverkennbaren die Popularität der Zweiräder – Sex-Appeal, weshalb sich auch der Kiss-Gitarrist Paul Evel Knievel. Der verwegene Haudegen Stanley später auf einer Ironhead-Custom zeigte. (und die zugleich gern gesehene n den 60ern gewann das Motorrad immer mehr an Einnahmequelle von Unfallchirurgen und Bedeutung. Unvergessen sind die Schlachten zwischen Orthopäden) sprang mit seinem Bike durch Mods (Vespa, was sonst?) und Rockern (dicke Karren, brennende Reifen und über riesige Schanzen klaro!), die das britische Seebad Brighton ab Mitte der 60er und oft über mehr als 50 Pkw. 1975 brach sich Jahre regelmäßig an Wochenenden in Aufruhr versetzten der Mann, dem mehrere Action-Figuren gewidmet und die in dem Streifen „Quadrophenia" porträtiert werden. waren, die Hüfte, weshalb er seine Karriere beenUnd Elvis? Der brauste in „König der heißen Rhythmen" auf seiner dete. Knievels Stunts wurden im Fernsehen übertragen Honda durch die Gegend und sorgte auch für einen Stunt, wähund von Millionen mit Begeisterung verfolgt. Sein Wunsch, eine rend Marianne Faithfull in „Nackt unter Leder" ihre Ideale von der lange Schlucht im Snake River Canyon zu überspringen, blieb ihm weiblichen Emanzipation verwirklichte. versagt und wurde von seinem Sohn erfüllt.

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Fotos: © Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag

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Brigitte Bardot Rassiges Doppelpack

James Dean und seine Triumph

Audrey Hepburn - kokett auf einem Stadflitzer

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Das Buch zur Story

ür eine Prise Philosophie sorgte der Autor Robert M. Pirsig 1974 mit der Veröffentlichung des spirituellen Reiseführers „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten", der nach all den Jahren immer noch aufgelegt wird. Zu Beginn der 80er ebbte die Begeisterung ab, denn in der Dekade der Neonleuchtstoffröhren und SchickimickiBussi-Bussi-Softis wirkten ölverschmierte Motorradfreaks nicht mehr zeitgemäß. In Deutschland hielt sich der Trend ein wenig länger, denn im Alter von 16 Jahren wurde das Mofa gegen ein Leichtkraftrad (die 80er!!!) eingetauscht und zwei Jahre später gegen einen echten Bock. Aber das ganz große Fieber war abgeklungen. Schade, denn wer noch nie den Fahrtwind bei Tempo 180 im Gesicht spürte, hat nicht richtig gelebt – wird zumindest behauptet.

SPRECHBLASE SPRECHBLASE 224 224

STARS & BIKES Prominente und ihre Motorräder Mariarosaria Tagliaferri (Hrsg.) 2011, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag ISBN 978-3-86265-067-5 200 Seiten, 132 S/W- und farbige Abbildungen, Premium-Hardcover 39,95 €

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Comics Comics auf auf dem dem Prüfstand Prüfstand Mai 2012 € 9,90 37. Jahrg. Nr. 224

Neustart der DC-Serien • Taniguchi FALK-Comic & Ewald-Interview • John Wayne • SANDOKAN

Interview Interview mit mit Gibrat Gibrat In In Memoriam Memoriam Jean Jean Giraud Giraud Der Der Mythos Mythos PECOS PECOS BILL BILL Neustart Neustart der der DC-Serien DC-Serien KAI KAI FALKE-Comic FALKE-Comic •• SANDOKAN SANDOKAN FALK-Comic FALK-Comic && Autoreninterview Autoreninterview Taniguchi Taniguchi

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In Memoriam Jean Giraud Im Gespräch: Ausnahmekünstler Gibrat Endlich: Der Mythos PECOS BILL

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Kaugummi -Automaten

Die Verführung auf dem Schulweg Von Oliver Schuh h

Mittlerweile M haben wir uns ha daran gewöhnt. Auf Bahnhöfen, in Kranken häusern, auf Parkplätzen – egenschirme, rmee, String-Tangas, String-Tangaas, Hau uswa geschraubte Freund überall stehen sie herum: geld - an die Hauswand es so manchen m Fahrradschläuche – alles hat uns so Schulweg vergierige und großmäulige Typen, kürzt. Man Man darf d Mögliche wird heute überr nicht vergessen: In einen Automaten an den Mann (im die nicht „Hassuma 50 Cent ?" Zeiten, als der Begriff von Freiheit Abente Falle der String-Tangas an die Frau) und Ab Abenteuer einfach in eine Kippe fragen, sondern einfach auf- gepre esst w gebracht. In der Bibliothek kann man gepresst wurde, war das Kauen des grund ihres schicken Designs Gum mmis unser Vehikel, um zu zeigen, sich Ohrstöpsel für einen Euro ziehen. Gummis dass auc da Und am Flughafen Hamburg gibt es auch wir den Dreh raushatten. Und zum Kauf anregen wollen. w enn d zum gleichen Preis sogar eine kaubawenn das Geldstück irgendwo verklemmt Automaten sind schwer war, ttraten wir genau wie die Erwachsenen re (!) Minizahnbürste. Und wo hat das a an ihrem Zigarettenautomaten einmal gegen alles seinen im Kommen.

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U Ursprung? Klar: Z Zigaretten. Und? E Eben: Kaugummis.

d das Gehäuse, und schon lag die Kugel in der Auswurfschale. Hygiene? Kein Gedanke.

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eit wann es Kaugummi-Automaten in Deutschland gibt, ist strittig. Sicher ist, dass ein gewisser Ernst Ho Horn 1946 der Erste war, der die Kaugummiherstellung in Deutschland aufgenommen hat, es aber erst der ha harten Münzwährung bedurfte, um den zumeist roten „E „Einstiegsautomaten", wie er vom Verband Automaten Fa Fachaufsteller e.V. genannt wird, zu füttern.

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esonders gerne lauerten diese fiese Taschengeldräuber sen u auf dem Schulweg uns a auf. Und nicht selte waren wir froh, ten a anstelle einer harten K Kugel, die sich erst n nach ausdauernder K Kieferbearbeitung zu einer halbwegs erträglichen K Kaumasse entwickelte, auch mal ein Miniaturtaschenmesser oder einen rosa Schmuckring zu ergattern, den wir dann am nächsten Tag in der großen Pause Julia oder Carmen überreichen konnten, um unserem Interesse an der Klassenschönsten etwas Nachdruck zu verleihen. Selten hat es uns genützt, aber immer den Betreibern der Verkaufsmaschine.

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nzunehmen, dass dieses über 60 Jahre alte Fossil längst ausgedient hat, wäre ein fataler Irr Irrtum. Noch heute gibt es Schätzungen zufolge kn knapp 6000 Automatenaufsteller, die mit dem klebrig rigen Schuhsohlenfeind dealen. Auch die Provision, di Hausbesitzern zuteil wird, wenn sie sich einen die Ka Kaugummi-Automaten an die Außenwand schrauben la lassen, ist höher, als wenn sie sich für ein Gerät von derr Lu Lungenkarzinom-Industrie entscheiden.

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as Glück liegt auf der Straße, wie der Volksmund d sagt. Leider liegen dort auch die ausgespuckten Ge Gesellen, denen der Kommunikations-Designer Marcus So Sonntag im Jahr 2008 eine 380-seitige Diplomarbeit wi widmete. Immerhin bedurfte es dieser Fülle von Text, um für eine fachgerechte Entsorgung zu plädieren.

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er Kaugummi-Automat war der scheinbar einzige Segen in Zeiten, als es noch Groschen gab und man nicht mit starrem Blick auf das iphone von der genervten Mama in die Schule gefahren wurde, sondern triefnass mit Gummistiefeln in die Pfützen trat. Und auch wenn der Regen schnell den Farbstoff von den zentimeterdicken Kugeln gelöst hatte – der Seite

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nser Plädoyer braucht nur eine Seite: Der Kaugummi-Automat lebe hoch!


BESTER KLANG UND DICKE INFO-BOOKLETS

HERZ UND SEELE

PUNK’S NOT DEAD

Whiskey-weiches Timbre, Rocksongs, die Herz und Seele berühren und charismatische Ausstrahlung – das ist Brendan Keeley. Der Mann aus Tullamore zählt auf der grünen Insel zu den erfolgreichsten Singer-Songwriter. Durch seine Alben, begeisternde Live-, Radio- und TV-Auftritte sowie seinem Engagement für die Hinterbliebenen des Amoklaufes in Winnenden, denen er mit seiner Ballade Heart And Soul (»Wir geben niemals auf«) musikalisch Mut machte, genießt der Ire auch bei uns inzwischen Kultstatus.

Die Berliner Ärzte oder Die Toten Hosen aus Düsseldorf mögen die kommerziell erfolgreicheren Vertreter des Deutsch-Punk sein. Doch es war eine schwäbische Band, die mit rauem, aggressivem Rock und provozierenden, witzigen Texten dem Punk deutscher Sprache erst die Bahn ebnete: Normahl, 1978 gegründet, gebührt die Ehre, Deutschlands dienstälteste Punkband zu sein. Und so mancher hält sie heute auch für die einflussreichste! Damals waren sie wohl die einzigen Punks, die auch tatsächlich Musik machten.

Belfast Child · Heart And Soul · You Sleep With Angels · David's Song · Lady In The Painting · Always Be Lonely · Take The Chains Away · Does He Really Love You · I Can’t Believe It · Still In Love With You · What About Peace · The Great Song · Of Indifference (live) · Smoite ar on uisc · (Smoke On The Water) · Wir geben niemals auf („Wir für Winnenden“ feat. Brendan Keeley) You Sleep With Angels (Demoversion) · Gloria (Tullamore Gospel Choir) Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 20170 D 22,49

NORMAHL BEST »Punk ist keine Religion« Nach all den Jahren · Mann aus Eis · Punk ist keine Religion · Drecksau · Hans im Glück · Geh wie ein Tiger · Fraggles · Der Biervampir · Trümmertango · Deutsche Waffen · L.A.R.S.: Schneestürme · Blumen im Müll · Ca plane pour moi · Whiskey Pur · Diplomatenjagd · Durst · Exhibitionist · Wein Weiber und Gesang · Komm erzähl mir über Punk · Gradestehn · Freiheit und Recht · Sacco und Vanzetti · Get Insane · Niemals Vergessen (feat. WIR FÜR ALLE). Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 20169 D 22,49

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Brandan Keeley BEST »Heart & Soul« Song For ? · Wishing ·

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