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L A N I G I R O S DA ! W O H S O R T I N L T R R U Z
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3 DVDs TV TIPP
Formel Eins - 30 Ja hr mit Peter Illmann e ab 19.10. immer Sam st auf RTL NITRO ag
IMPRESSUM Anschrift: NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 email: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-magazin.de
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Herausgeber und Chefredakteur: Fabian Leibfried
Mitarbeiter: Jens-Uwe Berndt, Horst Berner, Kirsten Borchardt, Lothar Brandt, Michael FuchsGamböck, Hans-Jürgen Günther, Peter Henning, Christian Hentschel, Teddy Hoersch, Hugo Kastner, Andreas Kötter, Frank Küster, Bernd Matheja, Helmut Ölschlegel, Thorsten Pöttger, Alexander Querengässer, Philipp Roser, Roland Schäfli, Oliver Schuh, Ulrich Schwartz, Eckhard Schwettmann, Christian Simon, Alan Tepper, Jörg Trüdinger, Claudia Tupeit, Uli Twelker, Peter Verhoff, Thomas Wachter, Jürgen Wolff
Abonnements, Shop: Andrea Leibfried
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Titelfoto: Terence Hill: © Interfoto/Friedrich Poster Elvis Presley: © Davids/Bildarchiv Hallhuber Der Verlag hat sich bemüht, alle Rechteinhaber der abgedruckten Fotos zu erreichen. Leider ist dies nicht in allen Fällen gelungen. Ggf. möchten bisher unbekannte Urheber ihre Ansprüche geltend machen. GoodTimes kult! ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! erschienenen Artikel, Interviews, Fotos, Rezensionen etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart
kult!
Willkommen bei
Von den beiden griechischen Worten nostos" (Rück- oder Heim" kehr) und algos" (Schmerz) leitet sich der Begriff Nostalgie ab. " Der ist heute leider oft mit einem allzu negativen Beigeschmack belegt, den er gar nicht verdient – denn warum ist eine Rückkehr, eine Besinnung auf Vergangenes unbedingt etwas Schlechtes?? G Gerade d iin dderartt schnelllebigen Zeiten wie heute tut es manchmal gut, ein wenig innezuhalten, zurückzublicken, sich zu erinnern. Zumal der Mensch meist mehr und intensiver an schöne Erlebnisse zurückdenkt. Einfach um den Augenblick der Erinnerung zu genießen – oder aber auch, um daraus Kraft und Motivation für die Gegenwart und vor einem Liegendes zu schöpfen. Positive Nostalgie wollen wir Ihnen mit unseren kult!-Heften liefern: Ältere wollen wir an längst vergangene Zeiten und die Dinge erinnern, die diese zurückliegenden Ären ausgemacht haben. Jüngere können so erfahren, was ihre Eltern und Großeltern mit geprägt hat, womit diese ihre Jugend verbrachten, als es nur drei Fernsehkanäle, aber noch keine Computer, Handys und sonstige moderne Kommunikationsmittel gab. Unterstützung leistet hier auch die jüngste Tochter unserer Zeitschriften-Familie: Zu GoodTimes und kult! ist nun auch unsere neue Fernsehzeitschrift TVkult! getreten. Noch ein TV-Magazin auf einem ohnehin überfluteten Markt? Ja, denn wir meinen, dass die spezielle Ausrichtung der Neugründung dies rechtfertigt und angebracht erscheinen lässt. Denn TVkult! legt den Schwerpunkt auf Kultfilme und Kultsendungen der 30er bis 80err Jahre. Allzu oft gehen diese Klassiker in der Unübersichtlichkeitt der gängigen Programmzeitschriften unter. Wir wollen Sie damitt auf besondere Filme, Serien und Sendungen wie Bonanza", High h " " Chaparral", die Hitparade", Disco", Winnetou", Dick & Doof"" " " " " gezielt hinweisen – also Werke und ihre Protagonisten, die wir in kult! l ! vorstellen, ll weil il sie i längst Kultstatus genießen. Und auf noch etwas wollen wir Ihr Augenmerk richten: auf die DVD-Beilage. Auf ihr finden Sie satte 13.500 Titelbild-Abbildungen alter Science-Fiction- und Fantasy-Romane! Viel Spaß beim nostalgischen wie schmerzfreien Schmökern wünscht Ihnen
kult!
Fabian Leibfried -Herausgeber/Chefredakteur-
GoodTimes
1/2014
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Seite
Nr. 10 erscheint am 17.4.2014 3
kult! 60er · 70er · 80er
Ausgabe Oktober 2013 1/2014 (Nr. 9)
INHALT RUB R IKE N 3 4 5 6
Editorial/Impressum Inhaltsverzeichnis Top 5: 80er Serien News from the past
Seite 18
Altes neu ausgepackt
21 kult! Shop 25 kult! Verlosung 71 kult! Abo-Bestellschein 47 Elvis Presley/The Who
Seite 14
Riesenposter
31 DVD-Beilage Seiite 26 Seite
13.500 Titelseiten-Abbildungen gen alter Science-Fiction- & Fantasy-Romane e
14 Porsche 911 Der Rennwagen für die Straße
18 Bilitis Softsex unterm Weichzeichner
20 Formel Eins
Seite 55
Rückkehr auf den Bildschirm – zum 30-jährigen Jubiläum
22 Literatur als Comic Von Homers Odyssee" bis " Millennium" Stieg Larssons "
Seite 34
26 Mein Name ist Nobody
Niemand zog schneller" – Leones Versuch, ch, "komisch zu sein
56 TV-Serien der 80er (Teil 3) Fernsehen mit Suchtgefahr
28 Matchbox Superfast
60 Die Gladbach-Story
Die Antwort auf die Hot Wheels
Wie der Fohlen"- Mythos zustande kam "
32 Der Himmel ist leer
62 Hanni und Nanni
Ufologen stecken in einer Krise
Sardinenpicknick im Mondschein
34 Pan Tau
65 Asterix
Der Held aller Kinder
Neue Mentoren für die Gallier
36 Kultbücher
66 Fischertechnik
Geschätzt, geliebt, gelobt
Spielerisch zu technischer Präzision
38 Tipp-Kick
68 James Bond
Bei Knopfdruck Tor
40 Johannes Mario Simmel
Seite 62
Der Weltverbesserer" oder eine Empfehlung, "Johannes Mario Simmel wieder zu u lesen
Made in Switzerland – Ein Wegweiser zu 18 Bond-Locations in der Schweiz
72 Grundig Kugellautsprecher Rundum-Schlag
42 Captain Future
74 Das Jahr 1973
1980 noch ein Fall für die Zensur
Kein Öl, ein Klo, viel Klimbim
44 Blueberry
Seite 66
Ein Westmann wird 50
78 Catherine Deneuve zum 70. Sexsymbol mit Understatement
46 Catweazle
82 Mode-Serie – 60er Jahre (Teil 2)
Salmei, Dalmei, Adomei
Zauberwort Vintage: Im 60s-Look durch das Heute
55 Sunkist Von der Sonne g geküsst
86 Ben Sherman – 50 Jahre Der Stil der Subkulturen für den Mann
88 Die Olsenbande Mächtig gewaltig! Die Bande gaunert sich durch Europa
Seite 65 Seit
90 Abi Ofarim An die Kinder von gestern" das Herz verloren "
92 Michael Landon
Little Joe wird zum großen Star
96 Zuckersüße Träume Kindheitserinnerungen aus Schoko und Karamell
Seite 82 S
98 Joachim Fuchsberger Mit dem Frosch hat alles angefangen
Seite
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GoodTimes
1/2014
TOP 5
kult! 80 e r TV-Serien
1. Formel Eins 2. Dallas 3. Magnum 4. Alf 5. Miami Vice
1. Magnum 2. Eine schrecklich nette Familie 3. Alf 4. Bill Cosby Show 5. Die fliegenden Ärzte Fabian Leibfried
1. Remington Steele 2. Fackeln im Sturm 3. Mein Freund Winnetou 4. Sledge Hammer 5. Knight Rider
Oliver Schuh
1. Irgendwie und sowieso 2. Der Fahnder 3. Monaco Franze 4. Alf 5. Bill Cosby Show Jens-Uwe Berndt
1. Tatort 2. Kir Royal 3. Monaco Franze 4. Sketchup 5. Bill Cosby Show
Ulrich Schwartz
1. Bill Cosby Show 2. Ein Fall für Zwei 3. Miami Vice 4. Inspector Gadget 5. Matlock Horst Berner
1. Tatort mit Schimanski 2. Denver Clan 3. Eine schecklich nette Familie 4. Alf 5. Miami Vice
Eckhard Schwettmann
1. Dallas 2. Magnum 3. Tatort 4. Ein Fall für Zwei 5. Denver Clan Lothar Brandt
1. Mit Schirm, Charme und Melone 2. Solo für U.N.C.L.E. 3. Immer wenn er Pillen nahm 4. Cobra übernehmen Sie 5. Department S
Christian Simon
1. Formel Eins 2. Magnum 3. Dallas 4. Aktenzeichen XY ... ungelöst 5. Ein Colt für alle Fälle Peter Henning
1. Monaco Franze 2. Kir Royal 3. Der Fahnder 4. Tatort mit Schimanski 5. Liebling Kreuzberg
Christian Stronczek
1. Magnum 2. Drei Engel für Charlie 3. Quincy 4. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert 5. Die Profis Teddy Hoersch
1. Miami Vice 2. Hart aber herzlich 3. Ein Colt für alle Fälle 4. Denver Clan 5. Die Wicherts von nebenan
Alan Tepper
1. Captain Future 2. Knight Rider 3. Alf 4. Magnum 5. Miami Vice Andrea Leibfried
1. Alf 2. Der kleine Vampir 3. Die Fraggles 4. Simon & Simon 5. Remington Steel
Jörg Trüdinger
1. Hart aber herzlich 2. Dallas 3. Golden Girls 4. Bill Cosby Show 5. Alf Thorsten Pöttger
1. Miami Vice 2. Monaco Franze 3. Ein Colt für alle Fälle 4. Lindenstraße 5. Meister Eder und sein Pumuckl
Claudia Tupeit
1. Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert 2. Muppet Show 3. Lou Grand 4. MacGyver 5. Magnum Philipp Roser
1. Magnum 2. Rudis Tagesshow 3. Ein Colt für alle Fälle 4. Miami Vice 5. Eine schrecklich nette Familie
Jürgen Wolff
1. Formel Eins 2. Das Model und der Schnüffler 3. Magnum 4. Bill Cosby Show 5. Muppet Show Roland Schäfli
Blank & Jones
(DJ- und Produzenten-Team) GoodTimes
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EDITH PIAF Von Charles Dumont 2013, edel Books ISBN 978-3-84190-230-6 256 Seiten; 300 Abbildungen; 36,00 Ð
Sie brauchte die Liebe. Sie sang nur gut, " wenn sie entweder überschwänglich oder gebrochen war", so charakterisierte der ggroße französische Chansonnier und Schauspieler Yves Montand Edith Piaf. Ihr schicksalhaftes Leben, ihre ungewöhnliche Karriere begeistern bis heute die Massen, mit unbändigem Durchsetzungswillen gelang dem Spatz von Paris" der schwierige h i i Weg von " der Straßensängerin zum gefeierten Weltstar. Diesen Weg zeichnet dieser großformatige Bildband anhand von zahlreichen, teilweise sehr seltenen Archivbildern, handschriftlichen Dokumenten sowie Noten und Chansontexten nach. Die kommentierten Fotografien zeigen sie privat, auf der Bühne sowie mit prominenten Zeitgenossen wie Marlene Dietrich, Alain Delon, Yves Montand oder Georges Moustaki, mit den beiden Letztgenannten verband Edith Piaf auch eine private Beziehung. Am 10. Oktober diesen Jahres hat sich ihr Todestag zum 50. Mal gejährt, der passende Anlass für den französischen Autor und Komponisten Charles Dumont (von dem u.a. die Melodie von Piafs wohl berühmtesten Chanson, "Non, Je Ne Regrette Rien", stammt), mit diesem Bildband an eine einmalige Künstlerin zu erinnern.
BONANZA DIE KOMPLETTE 10. STAFFEL Auch in der zehnten Staffel der erfolgreichen amerikanischen Westernserie Bonanza" lebt " Ben Cartwright (Lorne Greene) immer noch mit seinen Söhnen auf der Ranch Ponderosa. Pernell Roberts, der bis Folge 195 Sohn Adam spielte, war da schon aus der Serie ausgestiegen (in der Serie verließ er die Ponderosa, um in St. Louis Medizin zu studieren) und wurde durch David Canary in der Rolle des Candy ersetzt. In den 30 Episoden dieser Stafel (Folgen 304 bis 333) erweitert di die Serie ihr Spektrum, zeigt teilweise auch ungewohnte te Seiten und wechselt die S Kulisse – mal in eine K Schneelandschaft, mal in S ddie Wüste. Inhaltlich geht ees neben den gewohnten Bonanza-Themen wie B Viehdiebstahl, Selbstjusttiz, Falschspieler, Betrug und Grenzstreitigkeiten auch mal um Dinge wie Naturschutz oder das Selbstbestimmungs-
from the past
recht eigenwilliger Frauen. Wie gewohnt gibt es neben der deutschen Synchronisation auch eine Spur mit dem Originalton, eine Option, die dem Ganzen dann noch einen Schuss mehr Authentizität verleiht, mit der man noch tiefer in diese Kultserie eintauchen kann. (Studiocanal, 1973, 8 DVDs, 1456 Min.)
LOUIS DE FUNÈS Von Marc Halupczok 2013, U Books ISBN 978-393923-948-2 237 Seiten; 14,95 Ð
Tief verbeugt sich dieses Buch vor einer unsterblichen Legende! Der wohl liebenswürdigste Choleriker der Filmgeschichte, einer der größten französischen Komiker und – nicht zu vergessen – ein großartiger Schauspieler: Louis de Funès hat sich in rund 150 Filmen seinen Kultstatus redlich verdient. Autor Marc Halupczok lebt und arbeitet als Journalist, Autor und Übersetzer in Braunschweig, ist gleichzeitig absoluter Kenner und Liebhaber von Funès' Filmen, deren denkwürdigste Momente er in diesem Buch noch einmal Revue passieren lässt. Mit zahlreichen O-Tönen von Kollegen, Fans und Weggefährten wird so ein Stück Kinogeschichte wieder lebendig.
DAS GROSSE DINGS BEI BRINKS Boston im Jahr 1950. Der kleine Ganove Tony (Traumrolle für Peter Columbo" Falk) " überfällt mit seiner Bande einen Geldtransporter. Doch seltsamerweise wird dieser Raub in den Medien gar nicht aufgegriffen. Als Tony der Sache auf den Grund geht, stellt sich schnell heraus, dass die Geldtransportfirma Brinks etwas zu verbergen hat. Denn die Sicherheitsmaßnahmen dieser renommierten Firma sind alles andere als gründlich, woraufhin Tony und seine Bande beschließen bei Brinks das ganz große " Ding" zu drehen. Kurz darauf erleichtern sie den Brinks-Hauptsitz um sagenhafte 2,7 Millionen Dollar! Doch wiederum bleibt die erhoffte Presse aus, und selbst das FBI tappt im Dunkeln, hält die Kommunisten für die Täter. Dieser Film entstand 1978 frei nach einer wahren Begebenheit, für Authentizität sorgte dabei einer der echten Räuber, der als Berater für Regisseur William Friedkin ( Der Exorzist") " fungierte. (Breu Media/edel, 103 Min.) Seite
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GoodTimes
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BUSTER KEATON XXL
Zusammen mit Charlie Chaplin und Harold Lloyd gehört Buster Keaton n zu den erfolgg reichsten Stars der Stummfilmzeit. Wegen seines bewusst ernsten, stoischen Gesichtsausdrucks wurde er in den USA The Great Stone" face" (in Deutschland Der " Mann, der niemals lachte") genannt. Aus den Jahren 1920 bis 1928 stammen die Filme dieser zwei DVDs, auf denen man den amerikanischen Komiker in zahlreichen seiner Paraderollen erleben kann. Als Extra gibt es noch eine Bildergalerie, Trailershow sowie die Biografie Keatons. (Starmovie/edel, 2 DVDs, 372 Min.)
MARKS OF EXCELLENCE Von Per Mollerup 2013, Phaidon Press Limited ISBN 978-0-71486-474-7 296 Seiten, Englisch; 45,95 Ð
Neu aufgelegt und behutsam modernisiert bleibt dieser dicke Wälzer das Maß der Dinge, wenn es um Markenzeichen geht. Beginnend mit der Heraldik des Mittelalters zeigt Marks " Of Excellence", wie sich Wappen und Monogramme zu den ersten Markenzeichen entwickelten, beleuchtet ausführlich deren Funktion, Aussage und Design, liefert dazu eine schier unerschöpfliche Palette an Beispielen. Kurze Erläuterungen zu jedem Thema, zu jedem Markenzeichen, liefern den theoretischen Hintergrund, doch seine Faszination bezieht dieses Buch vor allem von seiner Optik. Es zeigt, wie sich Marken im Laufe der Jahre entwickelten, wie sich ihre Corperate " Identity", ihr Außenauftritt veränderte, ohne die eigentliche Botschaft, den Kern der Marke zu verlieren. Nach diesen einführenden Grundlagen werden dann alle unterschiedlichen Arten von Markenzeichen ausführlich und mit zahlreichen Beispielen vorgestellt. Von allen möglichen Grafiken, Bildern, Figuren und Metaphern über Akronyme wie Nasa, IBM oder Ikea bis zu einem breiten Spektrum an Motiven wie Tieren (... der Lufthansa-Kranich, der Firefox-Fuchs), Kreuzen (Bayer, Swissair, Malteser), geometrischen Figuren (Deutsche Bank, Mitsubishi). Dazu Motive aus Natur (Adidas, Air Canada), Musik (das Horn der Deutschen Post, die Harfe der Brauerei Guinness) und Mythologie (Nike, Goodyear). Ein großartiges Nachschlagewerk, bei dem man darüber hinaus noch richtig viel dazulernen kann!
ENNIO MORRICONE 2013, edel earBooks ISBN 978-3-943573-02-2 120 Seiten, 4 CDs; 39,95 Ð
Jeder kennt seine Melodien, ohne die Klassiker wie Spiel mir das Lied vom Tod" oder The " " Mission" nicht das wären, was sie heute sind, sein Gesamtwerk ist so umfangreich wie kaum ein anderes – und trotz seiner fast 85 Jahre wird Ennio Morricone nicht E müde, selbst neuen Hollym wood-Streifen (aktuell wiew dder dem Tarantino-Film Django Unchained") sei" nnen speziellen Sound mit ins Kino zu geben. Das Earbook Ennio Morri" cone" zollt ihm und seinem beeindruckendem Werk nun auf besondere Art und Weise Tribut: Filmfotografien und -Plakate, unterschiedliche Portraits von Morricone, Texte über seine wichtigsten Werke und vor allem vier CDs voller (Film-)Musik ergeben ein interessantes, vielschichtiges und kurzweiliges Bild dieses großartigen Komponisten, der mit seiner Musik eine fast unglaubliche Liste an Filmen veredelte, von Zwei glorreiche Halunken" über Es war einmal " " in Amerika" bis zu Cinema Paradiso". "
DIE 3 MUSKETIERE EINER FÜR ALLE, ALLE FÜR EINEN Eine ungewöhnliche Adaption von Alexandre Dumas' Romanvorlage, die Hollywood 1933 in die arabische Wüste verlegte. e. Ein junger John Wayne verdient sich hier an der Seite der späteren Leinwand-Helden Lon Chaney und Noah Beery erste Sporen, spielt einen treuen Soldaten der Fremdenlegion, der zusammen mit seinen beiden Waffenkameraden Kopf und Kragen riskieren muss, um den Schurken El Shaitan ausfindig zu machen, damit dieser keinen weiteren Schaden anrichten kann. Eine ebenso gewagte wie interessante Weiterentwicklung des bekannten Mantel- und Degenstoffes mit vergnüglichen Ausblicken auf spätere Schauspiellegenden. (Starmovie/edel, 168 Min.)
PARODI EIN LITERARISCHES KARTENSPIEL VON EUGEN OKER 2012, Georg Olms Verlag ISBN 978-3-48708-515-9 19,95 Ð
Mit geflügelten Worten, die von Moses, den Gebrüdern Grimm, Shakespeare oder Brecht stammen, spielt man Parodi". Dabei sind den " kreativen Ideen, wie man die Zitatkärtchen einsetzt – also welche Variante man spielen möchte
– schier unerschöpflich. Beim so s genannten Primitiv-Parodi muss jeder Mitspieler versum chen, seine zehn Kärtchen zu c neuen kurzen oder langen Gen dichten zusammenzubauen" d " – ob dieses neue Gedicht dann aallerdings anerkannt wird, entscheidet das Auditorium auf klassisch-römische Art: Daumen hoch oder Daumen runter! Beim Sonder-Parodi gibt es – natürlich auf Antrag und durch Votum – Sonderpunkte für echte Reime und für besonders gelungene, verblüffende oder sinnreiche Sprüche, beim Mixed-Parodi müssen Zitate in gerader und kursiver Schrift streng aufeinanderfolgen, und auch alleine lässt sich Solo-Parodi spielen; geübten und langjährigen Spielern wird es nicht schwer fallen, schnell eigene Versionen dieses Spieles zu entwickeln. Wer gerne mit (fremden) Worten spielt, wer aus lauter Lust Schiller mit Bibelzitaten und Kinderreimen kombinieren möchte, für den dürfte Paroli ohne Frage ein lohnender Zeitvertreib sein ...
PERRY RHODAN DIE CHRONIK BAND 3, 1981–1995
DIE SCHÖNSTEN FRAUEN IN HOLLYWOOD Marilyn Monroe, Ava Gardner, Judy Garland, Ingrid Bergmann, Senta Berger, Hildegard Knef und Rosalina Russell: Sie sind laut DVD-Titel Die schönsten Frauen in " Hollywood". In rund zehn Stunden Spielzeit präsentieren zwei DVDs jeweils einen Film dieser Diven, Ernest Hemmingways Schnee " am Kilimandscharo" mit Ava Gardner und Gregory Peck, der auch in Ingrid Bergmanns Ich " kämpfe um dich" die männliche Hauptrolle innehatte. Senta Berger und Giuliano Gemma sieht man im kultigen Als die Frauen noch " Schwänze hatten", Judy Garland und Frank Sinatra im klassischen Hollywood-Streifen Till The Clouds Roll By", " Marylin Monroe und Jeffrey Lynn in Head" line Story" sowie Rosalina Russell und Cary Grant, die in der 1940er Screwball-Komödie Sein Mädchen für besondere Fälle" ihr ko" misches Talent zeigen dürfen. (Starmovie/edel 2 DVDs, 600 Min.)
Von Hermann Urbanek 2013, Hannibal Verlag ISBN 978-3-85445-342-0 656 Seiten; 29,99 Ð
JOHN WAYNE COLLECTION VOL. 4 + DIE GRÖSSTEN WESTERNHELDEN
Mit einer Gesamtauflage von über einer Milliarde sind die Perry-Rhodan-Romane ohne Zweifel die erfolgreichste Science-Fiction-Serie (vielleicht sogar) unseres Universums, über 50 ausnahmslos deutschsprachige Autoren erzählen seit Anfang der 60er Jahre die Abenteuer von Major Perry Rhodan. Der dritte Chronikband, dessen Inhalt die Jahre 1981 bis 1995 abdeckt, liefert die gewohnt ausführliche Betrachtung des Gesamtkunstwerkes Perry " Rhodan", zeigt mit Hintergrundinformationen und Briefwechseln auch die bislang größte Krise der Serie, als Chefautor William Voltz Anfang der 80er an Krebs erkrankte und 1984 starb. Sehr interessant ist auch zu lesen, welche Anstrengungen sein Nachfolger Ernst Vlcek aus Wien unternahm, um die erfolgreiche Romanserie auf Kurs zu halten. Entscheidend dabei auch, dass man erkannt hatte, dass es dem modernen" Publikum schon lange nicht mehr " genügt, jede Woche einen neuen Roman zu lesen; Bücher, Hörbücher, Computerspiele und der dazu passende Internetauftritt, das musste genauso gestemmt werden, wie man darauf zu achten hatte, dass die Roman-Geschichten ihr gewohntes Niveau hielten. Aufgelockert wird der voluminöse Wälzer durch Interviews, Cover-Abbildungen, Fotos und zahlreiche Kurzportraits der Perry-Rhodan-Autoren.
In der vierten Ausgabe der JOHN WAYNE COLLECTION gibt es weitere fünf Filme des bärig-kauzigen Westernstars aus den 30er Jahren zu sehen. Eine klassische Geschichte über hinterlistige Morde, in der Wayne als unbestechlicher Rächer in seiner Paraderolle agieren darf, erzählt Flussabwärts" aus dem Jahr 1934. Ein " Jahr später entstand Desert Trail" (dt. Titel: " Der Rodeo-Raub), in dem John Wayne einen Rodeoreiter spielt, der sich mit allen Mitteln gegen falsche Anschuldigungen wehren muss. Im selben Zeitraum entstand mit Das Gold von " Texas" ein Film mit ähnlicher er Geschichte, Gesc , dieses Mal muss der Held aber seine Unschuld im Goldgräbermilieu beweisen. In Un" ter dem Himmel von Arizona" verhilft John Wayne der kleinen Nina, die nach dem Verschwinden ihres Vaters Anrecht auf ein wertvolles Ölfeld hat, zu ihrem Recht. Auch die Story von Film Nummer F Fünf, f Im I " Tal des Regenbogens", ist ein gutes Stück entfernt vom klassischen Western. Hier muss sich Wayne, der als verdeckter Ermittler in einer Kleinstadt einen Überfall auf den Postboten vereitelt, als Straßenbauer bewähren. Hart bedrängt wird er dabei von seinem früheren Kumpel Butch (gespielt von Buffalo Bill Jr.), der den Bau der Straße mit allen Mitteln verhindern möch-
GoodTimes
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te. Mit zwei Filmen von Roy Rogers ( The Days " Of Jesse James" und Bil" ly The Kid kehrt zurück"), sowie je einem Streifen von John Wayne ( US Marshal " John") und von Clayton Moore ( Buffalo Bill") " liefert die Doppel-DVD Die Größten We" sternhelden" klassisches Western-Material zu kleinem Preis, und als Clou gibt es noch die oben bereits vorgestellten fünf Filme der John " Wayne Collection Vol. 4" als Bonus dazu – da kann man nun wirklich nicht meckern ... (Starmovie/edel, 263 Min. + 500 Min.)
HALLO TANKWART WO DAS WIRTSCHAFTSWUNDER FAHRT AUFNAHM Von Alexander F. Storz 2013, Motorbuchverlag ISBN 978-3-61303-535-5 176 Seiten; 19,95 Ð
Nach dem überaus gelungenen Band So rollten " die Fünfziger" widmet sich Alexander F. Storz nun den Tankstellen, die die durstigen Karossen mit Öl und Sprit versorgten und wo der nette Tankwart dem Kunden auch mal schnell die Windschutzscheibe reinigte. Neben den Texten, mit denen der Autor die Zeit von den 50er bis Ende der 70er Jahre dokumentiert, sind es die lliebevoll ausgewählten Fotos, Postkarten und Reklameschilder, die R einen starken Eindruck e der d Entwicklung in den Jahren vermittelten. J Nicht nur Aufnahmen N vvon Tankstellen und Reisenden regen zum nostalse gischen Schmunzeln an, nein, auch die Automodelle (und die Pop-Farben) entführen den Betrachter in eine längst vergessene Zeit. Der Fiat 500, der klassische Käfer, uralte Mercedes oder ein Porsche 911 L 2.0 Targa – ja, das waren noch Autos, die liefen und liefen, ohne dass ständig irgendwelche elektronischen Bauteile versagten. Exzellenter Gesamteindruck.
CAVEMAN DER AUS DER HÖHLE KAM Endlich gibt es diesen Kultstreifen auch als Blu-ray. Anarchischer Humor im Stile von Monty Python und Mel Brooks ist garantiert in dieser Geschichte, in der sich 200.000 Jahre vor Christus der Höhlenmensch Atouk (gespielt (g p elt vom Ex-Beatle Ringo Starr) unsterblich in die schöne Lana (Barbara Bach) – Frau seines Sippenhäutlings Tonda – verliebt. Daraufhin aus der Sippe verbannt, trifft er
from the past
in der Wildnis die hübsche Tala (Shelley Long) mit ihrem einfältigen Begleiter Lar (Dennis Quaid). Zusammen bestehen sie jede Menge Abenteuer und kämpfen gegen allerlei prähistorische Dinos. Entdecken dazu noch hilfreiche Dinge wie den aufrechten Gang, das Feuer, das Rad, die Musik und vieles mehr. Und wie das Leben eben so spielt, verliebten sich Ringo Starr und Barbara Bach während der Dreharbeiten 1980 wirklich ineinander, so dass sie ein Jahr darauf heirateten ... (Breu Media/edel, 88 Min.)
DER MÜDE THEODOR Erstmals auf DVD ist nun diese Filmkomödie aus dem Jahr 1957 mit Heinz Erhardt in der Hauptrolle erschienen. Als Marmeladenfabrikant hat Theodor Hagemann leider keinerlei Sinn fürs Geschäft, verschleudert sein Geld lieber als Sponsor verkannter Künstler. Was seine Tochter Jenny (Karin Baal), die in einen glückB losen Komponisten verl liebt ist, zwar freut, aber l seine strenge Gattin und s Geschäftsführerin Rosa G (Loni Heuser) dafür umso mehr zur Verzweiflung treibt. Als Hagemann dann wirklich pleite geht und einen Job als nächtlicher Zimmerkellner in einem Nobelhotel annehmen muss, zeigt er eindrucksvoll, dass er auch dort alles andere als eine Idealbesetzung ist. Dafür sieht man aber, dass so eine Geschichte natürlich nichts anderes als eine Paraderolle für Heinz Erhardt darstellt. Mit Schauspielern wie Ralf Wolters, Wolfgang Neuss, Peter Weck und Renate Ewert sind auch die Nebenrollen hervorragend besetzt. Als Bonus kommt diese DVD mit einer zusätzlichen Audio-CD mit 20 HeinzErhardt-Liedern ("Ach wenn ich doch im Lotto ...", "Skat Polka", "Baby es regnet doch", "Herr Meier wird verlangt" ...). (Hoppe Entertainment, 90 Min. plus CD)
DAS GROSSE MÄRCHENBUCH
es zu entdecken, denn zusätzlich zu den Klassikern von Jakob und Wilhelm Grimm (unter anderem Rotkäppchen", Rum" " pelstilzchen" oder Frau Hol" le"), darf man sich von Hans Christian Andersen verzaubern lassen ( Die wilden Schwäne", " Die Schneekönigin" bzw. " Die Nachtigall") oder Lud" wig Bechstein und vor allem Wilhelm Hauff, dessen Märchen Der Zwerg Nase", Die " " Geschichte von dem kleinen Muck" k" oder d Die Di " Geschichte vom Kalif Storch" auch heute noch wirken. Hervorragend!
GULLIVERS REISEN Am 5. November 1699 erlitt der Seemann Gulliver in einem schweren Orkan Schiffbruch und wachte erst am Strand von Liliput wieder auf. Dort hatten ihn die Liliputaner – ein Volk von winzigen Menschen – gefunden. Panik brach aus, ein Riese am Strand. Die Tochter von König Little, Prinzessin Gloria, sollte den Sohn von König Bombo von Blefusko – dem NachbarKönigreich – heiraten. König Little bestand auf dem seit Jahrhunderten bei Hochzeiten gespielten Lied "Treue", doch König Bombo wollte unbedingt, dass "Forever" gespielt werden g p sollte. So platzte die Hochzeit, und es wurde der Krieg zwischen den Völkern ausgerufen. Dank Gulliver kam es letztlich aber doch zum Frieden und zu einer schönen Hochzeit ... Dieser Oscarnominierter Zeichentrickfilm von Star-Produzent Max Fleischer war 1939 einer der weltweit ersten Zeichentrick-Hauptfilme und die erste NichtWalt-Disney-Produktion überhaupt. Er entstand wie spätere Klassiker des Genres in den renommierten Fleischer Studios (u.a. Betty Boo", " Superman", Popeye") und punktet heute im" " mer noch mit seinem ganz eigenen Charme. Extras: Zwei Kurzfilme plus Dokumentation. (Interpathe/edel, 76 Min.)
Von Ruth und Martin Koser-Michaëls
ÄFFLE & PFERDLE
2013, Knaur ISBN 978-3-42665-344-9 480 Seiten; 19,99 Ð
ZUSAMMA ISCH'S OIFACH SCHEENER!
Nach einer vorzüglichen Ausgabe von Grimms Märchen", bei der besonders die " wunderschönen Aquarellbilder gefielen, erscheint mit Das große Märchenbuch" eine " empfehlenswerte Anthologie, die in die Tage der Kindheit zurückführt. Neben den Texten an sich begeistern erneut die Bilder von Ruth und Martin Koser-Michaëls, nicht nur wegen der geschmackvollen Farbigkeit, sondern auch aufgrund des Ausdrucks. Und auch Neues gibt
2013, Esslinger Verlag ISBN 978-3-48023-103-4 64 Seiten; 12,95 Ð
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GoodTimes
Von Heiko Volz und Roman Lang
1/2014
Zusamma isch's oifach scheener!" ist bereits " der dritte Band, der mit neuen Geschichten (und altbewährter Herzlichkeit) die Lebensweisheiten der beiden schwäbischen Kultfiguren des (ehemals) Süddeutschen Rundfunks präsentiert. Ob in den Schweizer Bergen, auf dem Volksfest (natürlich auf dem Cannstatter
W Wasen ...), beim Campen, bbeim Konzert in der Stuttgarter Liederhalle oder bei g Trips nach Tübingen, FreiT burg und Heidelberg – zu b zweit macht alles gleich z doppelt so viel Spaß! Und U d natürlich li h llassen einen die beiden wieder teilhaben an ihren sinnvoll sinnlosen Gesprächen, stellen (in stilechtem Schwäbisch); klar, dass man warme Stiefel nicht für kalte Tage, sondern für warme Füße braucht, und dass es halt oft wie im wirklichen Leben ist: Die einen schwätzet", die anderen schaffet". So isch's! " "
Star tätig ist. Sie will mit ihrem Adoptivsohn Jimmy verreisen, wird kurzfristig durch einen Alarm am Metalldetektor des Flughafens aufgehalten und muss zusehen, wie ihr Sohn von einem Fremden entführt wird. In dem darauffolgenden Verhör mit einer FBI-Agentin erzählt sie ihre Geschichte und bietet somit auch einen Einblick in die vermeintliche Glitzerwelt ihrer Klientin. Die anschließende Suche nach Jimmy konfrontiert die beiden mit einer unerwarteten Wendung. Es mag sein, dass der aktuelle Roman nicht ganz so spannend ist wie einige der erstklassigen Vorgänger, dafür präsentiert Val McDermid hier eine bissige Gesellschaftskritik und hinterfragt den penetranten Promikult. Empfehlung.
A TRIBUTE TO ROBERT CRUMB
DIE HECKPARADE
2013, Edition 52 ISBN 978-3-93522-984-5 100 Seiten; 20,00 Ð
MEINE LIEBLINGSHITS – UNSERE NR.1-HITS – MEINE HITPARADENJAHRE
Robert Crumb, dieser geniale Maler, Musiker und Illustrator aus dem amerikanischen Philadelphia, hat vor allem in der Comicszene einen legendären Ruf. Dabei scheute der Underground-Künstler selbst iim prüden d Amerika der 60er Jahre nie vor politisch und sexuell anzüglichen Cartoons zurück, war in seiner Direktheit, ja in seiner Deutlichkeit Vorreiter und Wegbereiter für zahlreiche junge Kollegen. Mit A Tribute To Robert Crumb" zahlen ihm einige " dieser Künstler nun eine Kleinigkeit zurück, mal mehr oder weniger werkgetreu, mal stilistisch anbandelnd oder völlig frei, mal mit und ohne Text zeigen Comiczeichner wie Fil (von dem auch das Vorwort stammt), Tom Bunk, Ralf König, Eckart Breitschuh, Robert Platzgumer, Lars Fiske, Ivo Kircheis, Denis Kitchen, Gilbert Shelton oder Martin Perscheid, mit welchen Augen sie Robert Crumb (und sein Werk) sehen, liefern so eine kurzweilige Hommage an einen wahrlich außergewöhnlichen Kollegen ab.
In Anlehnung an seine erfolgreichste TVSendung, die ZDF-Hitparade", überschreibt " Dieter Thomas Heck seine drei CD-Boxen mit Musik aus dieser Zeit mit DIE HECKPARDE. Thematisch unterteilt er sie in drei Kategorien, präsentiert auf MEINE HITPARADENJAHRE das Beste aus den ZDF-Hitparade"-Jahren " 1969 bis 1984. Somit liefert dieser Streifzug eine breite Palette an deutschem Schlager, ergänzt um die ersten NDW-Hits von Falco, Nena oder Geier Sturzflug, die ab Anfang der 80er in diese Sendung einzogen. Auf UNSERE NR.1HITS liefert Heck dann eeinen Querschnitt durch ddie Top-Platzierten der ddeutschen Single-Charts vvon Ende der 60er bis hheute, reicht die Auswahl von Mireille Mathieu ("La Paloma ade") über Modern Talking ("You're My Heart, You're My Soul") bis zu Tim Bendzko ("Nur noch kurz die Welt retten"). Eine ganz persönliche Auslese traf der Moderator dann für MEINE LIEBLINGSHITS, sie reicht von TopHits wie Howard Carpendales "Deine Spuren im Sand" und "Über sieben Brücken musst du gehen" von Karat über Kultmaterial wie "Im Wagen vor mir" von Henry Valentino mit Uschi und Binos "Mama Leone" bis zu Volksmusik wie "Herzilein" von den Wildecker Herzbuben und "Patrona Bavariae" vom Original Naabtal Duo. Tolle Boxen, die sich ihre Klasse vor allem durch eine breite Stilpalette verdienen. (Ariola/Sony Music, jeweils 3 CDs)
DER VERRAT Von Val McDermid 2013, Droemer ISBN 978-3-42619-969-5 512 Seiten; 19,99 Ð
Val McDermid zählt zu den beliebtesten Krimi- und Thriller-Autorinnen Großbritanniens und wurde bereits mit zahlreichen Preisen geehrt, wie zum Beispiel dem Diamond i d Dag" ger". Mit ihrem aktuellen Roman betritt sie Neuland und schickt das beliebte Ermittlerteam Tony Hill und Carol Jordan kurzfristig in den Urlaub. Der Roman handelt von Stephanie Harker, einer Ghostwriterin, die momentan für eine Celebrity-
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FASHION: BOX MODEKLASSIKER UND IHRE STARS – VON DER JEANS BIS ZUM KLEINEN SCHWARZEN Von Isabella Dothel 2013, DuMont ISBN 978-3-83219-347-8 480 Seiten; 19,99 Ð
In dem vorzüglichen Fotoband mit mehr als 400 Fotografien und Filmstills dokumentiert Isabella Dothel 60 Jahre Modegeschichte. Vom Kleinen Schwarzen und dem Bleistiftrock über die Hotpants und dem Bikini bis hin zur Caprihose und dem Minirock werden die maßgeblichen Stile anhand exemplarischer Fotos dargestellt. Dabei wurden nicht nur die obligatorischen Starfotos ausgewählt, sondern auch die sogenannten Stills aus bekannten Filmen. Marlene Dietrich (Trenchcoat), Raquel Welch und Sharon Stone (Minirock), Marilyn Monroe und Jane Russell (Korsage – aus Blondinen bevorzugt"), Jessi" ca Alba und natürlich Ursula Andress (Bikini) oder Claudia Cardinale (Das Kleine Schwarze) stehen stellvertretend für Mode-Epochen. Zwar stehen die Accessoires im Vordergrund, doch das überwältigende Staraufgebot beeindruckt gleichermaßen und entführt in einer Zeit, in der Schauspieler und Musiker noch einen Vorbild- und Vorläufercharakter hatten.
BLOOD ON THE SUN James Cagney spielt in diesem Film aus dem Jahr 1945 einen amerikanischen Journalisten, der in den 20er Jahren Wind vom Plan Japans bekommt, die Weltherrschaft zu übernehmen. In einem Artikel schreibt er über diesen Plan und bringt damit ungewollt eine Lawine ins Rollen, erste Todesopfer sind seine Frau und ein Journalistenkollege. Zusammen mit der von Sylvia Sidney gespielten Iris Hilliard versucht er, die Dokumente, die den größenwahnsinnigen Plan Japans beweisen können, außer Landes zu schmuggeln. Ein Film, der g mit seiner moralischen Schwarz-Weiß-Zeichnung der Charaktere sicherlich stark von der US-Kriegspropaganda nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbour beeinflusst ist, aber mit einem stark agierenden Hauptdarsteller sowie mit klasse Hintergrundbildern (Oscar für Beste " Ausstattung") vor allen Freunden von hochklassigen Hollywood-Actionfilmen der Vorkriegszeit zusagen dürfte. (Starmovie/edel, 94 Min.)
VINTAGE & CLASSIC STYLE GUIDE Von Jos Bendinelli Negrone und Michael Köckritz (Hrsg.) 2013, edel earBooks ISBN 978-3-94357-305-3 240 Seiten; 49,95 Ð
Dieser in einem Pappschuber erhältliche großformatige Prachtband entführt in eine Zeit, in der das Design g eines ines Produkts unverfälscht und höchst originell u war. Von Schreibmaw sschinen (Olivetti) über Autoklassiker (LamA bborghini Miura) und Kameras (Leica, RoK lex) bis hin zu Spielsacchen (Matchbox-Autos, Flipper) und Gegenständen des täglichen Gebrauchs (Plattenspieler, Braun-Rasierapparat) sind vergessene oder noch nie gekannte Kultobjekte zu bestaunen. Neben den erstklassigen Fotos erhält der Leser in dem kurzen Text (dt./engl.) wissenswerte Informationen. Eine stilecht beigelegte 10"-Vinylplatte enthält Stücke von unter anderem Miles Davis, dem Dave Brubeck Quartet und Louis Armstrong And His Hot Five. Herrlich! Warum allerdings die die Kapitel einleitenden Zitate nur in Englisch verfasst wurden und von den jeweiligen Produkten auch nur die englischen Markennamen verzeichnet sind, bleibt ein Rätsel (ein deutscher Verlag hat diesen Titel veröffentlicht). Bei dem Preis sollte man so etwas erwarten dürfen.
NIGHT OF THE LIVING DEAD Barbara – sie kommen und holen dich!", " einer Schwester Schweste im dieser Satz, den Johnny seiner Scherz auf dem Friedhof zuruft, ist schon wenige Augenblicke später grausame Wirklichkeit. Ein mysteriöser Fremder greift sie an, und Barbara kann in letzter Sekunde fliehen. Zusammen mit einigen wenigen Überlebenden verschanzt sie sich in einem einsamen Haus, das schon kurz darauf von aus den Gräbern gekrochenen Untoten belagert ist, verrückt danach, ihren unbändigen Hunger nach Menschenfleisch zu stillen. Scheinbar gibt es für die Eingeschlossenen keine Hoffnung auf Rettung, unaufhörlich kratzen die Totenhände an Fenster und Türen, nichts kann sie aufhalten ... 1968 erschuf Regisseur George A. Romero mit Night Of The Living Dead" einen der ers" ten Zombie-Filme, inzwischen ein absoluter Klassiker der Horrorszene, der noch Jahrzehnte später weniger durch blutrünstige Bilder als durch subtile Gruseleffekte, Gänsehaut-Film-
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musik und verstörende Bilder zum Alptraum schlechthin wird. Zusätzlich zum Originalfilm (wahlweise deutsch oder englisch) gibt es noch massenhaft Bonus-Material wie Audiokommentar, Bildergalerie, Hintergrund-Doku zum Film sowie Interviews mit Regisseur George A. Romero und Schauspieler Duane Jones. (Starmovie/edel, 91 Min. & 100 Min. Bonus-Material)
DAS SCIENCE-FICTION JAHRBUCH 2013 Von Sascha Mamczak / Wolfgang Jeschke (Hrsg.) 2013, Heyne ISBN 978-3-453-53445-5 992 Seiten; 36,99 Ð
Der Heyne-Verlag hat in diesem Jahr die anspruchsvollen Science-Fiction-Fans mit der Publikation des bahnbrechenden Werks 2312" " von Kim Stanley Robinson beglückt. Nun folgt das obligatorische Jahrbuch, in dem wirklich alles Wissenswerte zum Genre zu erfahren ist. Neben den wichtigen theoretischen Artikeln (zum Beispiel ein Aufsatz zum Tode von Jack Vance, eine Abhandlung über Herberts Wüstenplaneten und dessen Folgen oder einem Interview mit Daniel Suarez) sind es erneut die Reviews, die einen großen Teil des Schinkens ausmachen. Buch, Hörspiele, Filme oder Spiele – hier werden alle Neuheiten kompetent und zudem auch kritisch vorgestellt. Nach dem obligatorischen Marktbericht, der für die Fantastik allgemein positiv ausfällt, werden noch die aktuellen Preisträger der verschiedensten internationalen Preise genannt. Kompetent, sachkundig und überaus informationsreich – was will man mehr?
RUHE SANFT GMBH Mit Vincent Price, Peter Lorre und Boris Karloff hatte Regisseur Jacques Tourneur 1963 drei gestandene Horrormimen zur Verfügung, mit denen er eine schwarzhumorige Horror-Persiflage erschuf. Dabei dreht sich alles um das ehemals florierende Bestattungsunternehmen g hmen Hichley, deren Leiter Waldo Turnbull nicht einmal mehr die anstehende Jahresmiete bezahlen kann. In dieser Not entsteht die geniale Idee, sich durch Morde (zahlungskräftige) Kundschaft zu verschaffen, doch einerseits zeigt es sich weitaus komplizierter als gedacht, jemanden die Lebenslichter auszublasen, andererseits sorgen zusätzliche familiäre Verwicklung für jede Menge Chaos ... (Breu Media/edel, 83 Min.) Seite
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DANIEL BOONE TRAIL BLAZER
Den Originalklassiker aus dem Jahr 1956 über den berühmten Jäger Daniel Boone oone gibt es nun erstmals in deutscher Sprache als DVD. Bruce Bennett ( Tarzan", Der Schatz der " " Sierra Madre") spielt dabei den legendären Fallensteller und Jäger, der die ersten Siedler nach Kentucky führt, um dort neues Land zu gewinnen. Doch bald werden sie in Kämpfe mit den dort lebenden Indianern verwickelt, die von einem Franzosen aufgestachelt wurden, den friedlichen Siedlertreck unter Boones Führung zu überfallen. Neben dem Ex-Leichtathleten Bennett (1928 Silber im Kugelstoßen) ermöglicht Daniel Boone" auch ein " Wiedersehen mit Lon Chaney Jr. ( Dracula vs. " Frankenstein") als Häuptling Blackfish sowie mit Countrysänger Faron Young. (Starmovie/edel, 75 Min.)
CORNELIA FROBOESS + VICKY LEANDROS + JOHANNA VON KOCZIAN
DIE NEUEN LIEDER + ICH LIEBE DAS LEBEN + DAS BISSCHEN HAUSHALT ... SAGT MEIN MANN Conny Froboess kennt man vor allen durch die Badehose", die sie 1951 einpackte", sowie " " durch zahlreiche Schlagerduette, die sie in den frühen 60ern mit Rex Gildo, Peter Alexander oder Peter Kraus aufnahm. Fast vergessen wurden darüber DIE NEUEN LIEDER (14/40:33), ihr musikalisch anspruchsvolles Schlageralbum aus dem Jahr 1967, auf dem sie mit Kompositionen von Francis Lai und Alyn Ainsworth sowie einem vertonten Gedicht von Francois Villon eine ganz andere, ungemein facettenreiche Seite ihrer Persönlichkeit zeigen durfte. Von außen sieht die CD genauso aus wie die damalige LP, der Inhalt wurde remastert und um zwei Bonus-Tracks erweitert. Die gleiche hochwertige Behandlung – allerdings mit vier Zusatztracks, darunter zwei englisch gesungene Titel – erhielt ICH LIEBE DAS LEBEN (15/56:46), der Longplayer von Vicky Leandros aus dem Jahr 1975, der neben dem erfolgreichen Titeltrack mit "Ja, ja der Peter der ist schlau", "Drehorgelmann" und "Weißt du woraus die Träume sind" noch drei weitere Singles in den Charts platzieren konnte. Definitiv Kult ist zwischenzeitlich Johanna von Koczians HausfrauenHymne "Das bisschen
Haushalt macht sich von aallein ... sagt mein Mann". Wer mehr von der wandW llungsfähigen Schauspiellerin und Sängerin hören möchte, kann sich jetzt m als remasterte CD-Erstveröffentlichung DAS BISSCHEN HAUSHALT ... SAGT MEIN MANN (14/44:49) aus dem Jahr 1977 zulegen. Mit dem kleinen Haushalt-Nachfolge-Hit "Aufsteh'n ist schön" sowie "Der Kater lässt das mausen nicht" gibt es auch hier zwei BonusTracks dazu. (Polydor/Universal, 3 CDs)
DIE LIEBHABER MEINER TÖCHTER Von Kati Naumann 2013, Knaur Taschenbuch ISBN 978-3-426-51258-6 270 Seiten; 9,99 Ð
Stellen Sie sich vor, Sie sind Mutter von drei wohlgeratenen Töchtern, die so langsam flügge werden. Doch halt: Eigentlich haben Sie nun sechs Kinder, denn die jeweiligen Freunde richten sich allmählich auch bei Ihnen ein, i es ist i ja j so nett – und so bequem: Das Essen steht auf dem Tisch, die Wäsche wird gewaschen, und eine Schulter zum Ausweinen ist auch immer da. Und dann passiert eines Tages das Unglaubliche: Eine nach der anderen machen die Töchter mit ihren Liebhabern Schluss! Das haben diese armen Kerle doch nicht verdient, oder? Wie können die Mädels nur so herzlos sein? Rund um diesen Plot erzählt die in Leipzig und London lebende Autorin Kati Naumann mit dem auch als Hörbuch erhältlichen Roman Die " Liebhaber meiner Töchter" eine ebenso witzige wie intelligente Geschichte vom ganz normalen (?) Alltag einer modernen Frau zwischen Job, Haushalt, Mann, Töchtern und gebrochenen Herzen, lässt den Leser mitfühlen, mitlachen und mitweinen – und präsentiert dazu noch ein Ende, mit dem niemand gerechnet hätte ...
SHERLOCK HOLMES Mit einem Detektiv, der seine Fälle mit detailgenauer Beobachtungsgabe und messerscharfen Schlussfolgerungen löst, begründete Arthur Conan Doyle 1886 mit seiner ersten SherlockHolmes-Geschichte ein neues H Genre. Schnell faszinierte der eiG genwillige Charakter mit Pfeife g und u Tweedmütze Generationen von v Krimifans, wurde zusammen mit seinem Assistenten m Dr. D Watson zu einem der populärsten Duos der Krimiliteratur. l Mitte der 50er Jahre verkörM
perte der britische Schauspieler Howard Jones den Meisterdetektiv in einer amerikanischen TV-Serie. 15 dieser Schwarz-Weiß-Folgen (sowie zwei neuere in Farbe) gibt es nun auf einer Dreifach-DVD zu sehen, insgesamt über zwölf Stunden klassisches Krimimaterial, also genau das Richtige für die nun kommenden, langen Herbst- und Winterabende. (Best Entertainment, 3 DVDs, 730 Min.)
MEINE HITPARADEN-JAHRE Schier unerschöpflich scheint das Reservoir, aus dem Dieter Thomas Heck für die Zusammenstellung seiner" Hitparadenerinnerungen " schöpfen kann. Auf jeweils zwei DVDs (inkl. 60-seitigem Begleitbuch) geht es mittels dreier Boxen chronologisch durch die Jahre 1969 bis 1974, 1975 bis 1979 und 1980 bis 1984. Kult neben den zahlreichen Schlagerstars (... wo hatten die damals nur diese Klamotten her?!?) vor allem Hecks kurz prägnante – man war ja in dieser Sendung immer in Zeitnot – Anmoderationen: Gitte, bitte!". Klasse bei diesen drei " Zusammenstellungen auch die breitgefächerte Auswahl der Titel, bei weitem unterscheidet sich diese von so vielen anderen ähnlich daherkommenden DVDs, selbst ausgemachte Schlagerkenner werden hier noch so manches Unbekanntes (oder wohl eher Vergessenes?) entdecken können. Beispiele? e Frank Farians "Gold in AcaF pulco", die "Liechtensteiner p Polka 29" von Tina York, P Gaby Baginskys "Diebe kkommen am Abend", "Silvver Bird" von Tina Rainford, "Die Dinosaurier" von Lonzo oder Phil & John mit "... denn seit mehr als 1000 Jahren" – bis auf die letzten Jahre auch noch alles live gesungen! Natürlich gibt es auch die großen Hits aus diesen Zeiten zu sehen, von Jürgen Marcus' "Schmetterlinge können nicht weinen" über "Komm in meinen Wigwam" von Heino bis zu "Moskau" von Dschinghis Khan. Stark auch die 60-seitigen Begleitbücher, die jeweils einen kurzen zeitgeschichtlichen Abriss aus Sport, Politik, TV, Kino und Mode liefern, dazu die Songlisten aller Hitparaden-Folgen (inkl. Gewinner und Neuvorstellungen), zahlreiche Cover-Abbildungen sowie klasse Fotos aus der Sendung. Tolle Boxen, klasse Musik – und immer noch zeitlos gut! (Sony Music, 3 x 2 DVDs, 241 Min., 265 Min, 287 Min.) GoodTimes
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Unsere Gewinner der Verlosung aus kult! Heft 8 – 2/2013: 5x DVD Heinz Erhardt " Der müde Theodor": – Willy Mayerl, Iffeldorf – Klaus Feldmann, Haßloch – Siegfried Patzer, Lemförde – Mario Eduard, Grünstadt – Claus Pless, Hamburg 3x Buch " Die Ducks in Deutschland": – Andreas Krisch, Fulda – Ullrich Löser, Lüdingshausen – Matthias Kirchheim, Neumünster 5x DVD " Kitty und die große Welt": – Elena Hagemann, Viernheim – Marion Meister, Hemhofen – Angelika Ronneberger, Gummersbach – Reiner Tschernowsky, Niedernhall – Christian Fleischer, Berlin 3x DVD-Box " Formel Eins": – Markus Thum, Wemding – Monika Hofscheier, Griesheim – Otger Wagner, Wenden 3x Buch " Krieg der Knöpfe": – Rolf Svensson, Hamburg – Dieter Flack, Berlin – Horst Müller, Murrhardt 3x Hörbuch " Krieg der Knöpfe": – Sandra Weil, Herborn – Renate Just, Röhrmoos – Sharon-Sara Heße, Hamburg 3x DVD " New York Express": – Sascha Richter, Mudersbach – Peter Helmes, Hilchenbach-Müsen – Hans-Rolf Haybach, Büttelborn 3x Heft " Yps": – Manfred Birkenbeul, Solingen – Uwe Oster, Gelsenkirchen – Daniela May-Van Brackel, Köln 2x DVD " Detektiv Rockford": – Herbert Raubbach, Wiesbaden – Thorsten Hauffe, Halle 3x DVD-Box " Meine Hitparaden-Jahre": – Andreas Wischer, Potsdam – Josy Goergen, Rosport (Luxembourg) – Corinna Sawall, Halberstadt
Herzlichen ückwunsch! Glü
KRACH MIT DER KOMPANIE Als Varieté-Künstler bringen Vic Puccinelli (Dean Martin) und Alvin Korwin (Jerry Lewis) jeden Abend das Publikum zum Lachen. Auch privat verstehen sich die beiden ausgezeichnet. Das ändert sich allerdings, als sie zum Militärdienst einm Militärdiens gezogen werden: Puccinelli nämlich bringt es schnell zum Feldwebel, während Korwin als ein einfacher Schütze im Schlamm robben darf oder Küchendienst schieben muss. Als ob das nicht Grund genug für Scherereien wäre, taucht eines Tages auch noch Puccinellis Ex-Freundin auf. Und da dieser sich inzwischen weit mehr für die charmante Helen interessiert, ist in dieser Militärkomödie aus dem Jahr 1950 der Ärger programmiert ... (Starmovie/edel, 89 Min.)
ROBERT TAYLOR EINE BIO- UND FILMOGRAFIE Von Sofia Tchernomordik, Reinhard Weber, Birte Wrage und Solveig Wrage 2013, Reinhard Weber Fachverlag für Filmliteratur ISBN 978-3-94312-704-1 196 Seiten; 34,00 Ð
Schon fester Bestandteil dieser Rubrik sind die Bücher des Reinhard Weber Fachverlages für Filmliteratur aus Landshut. Wer sich ausführlich mit dem Gesamtwerk eines Schauspielers oder eines Regisseurs befassen möchte, der kommt an den zahlreichen Themenbüchern dieses Verlages einfach nicht vorbei. Die neueste Ausgabe widmet sich mit Robert Taylor einem der wohl perfektesten Schauspieler, den die Traumwelt Hollywood je hervorgebracht hat. Wie gewohnt liefern die ersten Seiten des Buches die Biografie Taylors, der sich vom einfachen Landjungen – geboren in Nebraska – zum begehrten Filmstar entwickelte, wie gewohnt wird sie mittels zahlreicher Fotos und Filmplakate sowie durch Zitate von Kollegen, Freunden und Weggefährten aufgelockert. Akkurat und detailliert auch die darauf folgende Filmografie, in der jeder Film, in dem Taylor auftrat, mit Regisseur, Drehbuchautor(en), Produktionsinfos, Schauspielern und seiner Handlung genügend Platz findet. Auch Kritikerstimmen, Publikumsreaktionen sowie wichtige Rand- und Nebenerscheinungen werden erwähnt. In der Rückschau bleibt ein eindrucksvolles (Film-)Werk, bleiben zeitlose Kinohits wie Die Kameliendame" (1936) " mit Greta Garbo, Broadway Melodie" (1938) mit " Judy Garland, Der unbekannte Geliebte" (1946) " mit Katharine Hepburn und Robert Mitchum, Quo Vadis" (1950) mit dem unvergessenen Peter "
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Ustinov als Nero, Ivanhoe – Der schwarze Ritter" " (1951) mit Elizabeth Taylor oder Der Schatz des " Gehenkten" (1957) mit Richard Widmark.
HANNI & NANNI 3 Mit zwischenzeitlich schon zwei Fortsetzungen ist die Verfilmung der Hanni & Nanni-Jugendbücher von Enid Blyton ohne Frage zum Erfolgsmodell geworden. Mit Jana und Sophia Münster in den Titelrollen sowie Katharina Thalbach, Heino Ferch, Suzanna von Borsody und Hannelore Elsner standen für die drei Kinofilme ofilme Top-SchauTop Sc spieler zur Verfügung, die die Abenteuer der Zwillinge im Mädcheninternat Lindenhof zur besten Unterhaltung für Jung und Alt werden lassen. Schon länger waren die ersten beiden Teile als DVD erhältlich, jetzt, Anfang Oktober, ist endlich auch der dritte Teil erhältlich. Vor allem die Wandlung, die Hanni und Nanni im Laufe der Zeit durchleben, ist klasse dargestellt. Zuerst sind die beiden noch kindlich verspielt, doch dann wachsen sie im dritten Teil zu richtigen" Teenies heran, erste Lie" ben, Zickenkriege und die üblichen pubertären Themen inklusive. Neu dabei im dritten Teil auch Liedermacher Konstantin Wecker, der mit seiner Gastrolle als Professor Kästner wieder einmal seine schauspielerische Klasse beweisen darf. (Universal, 83 Min.)
DER GENERAL Während des amerikanischen Bürgerkriegs fühlt sich der Lokomotivführer Johnnie Gray (Buster Keaton) gleichermaßen zu seiner Braut Annabelle (Marion Mack) und zu seiner Lokomotive The " General" hingezogen. Sein Dilemma löst sich erst auf, als beide von Truppen der Union gefangen bzw. beschlagnahmt werden. Johnny setzt nun alles daran, sowoh sowohl Annabelle als auch seine Lok zzurückzubekommen, doch eerst nach einer turbulenten Eisenbahn-Verfolgungsjagd E mit zahlreichen, spektakum llären Zwischenfällen gelingt ees ihm, seine geliebte Braut zzurückzuholen. Dieser Film aus dem Jahr 1926 gehört zu Buster Keatons bekanntesten B und erfolgreichsten Werken, sein hohes Tempo sowie das Timing der Gags sorgen auch heute noch für kurzweiliges Sehvergnügen! (Starmovie/edel, 76 Min.)
MIRACLE MAN Längst überfällige DVD-Veröffentlichung des Danny-Kaye-Films Wonder Man" aus dem " Jahr 1945, ursprünglich in Deutschland als Der Wundermann" bekannt – allerdings gab es " nach unseren Recherchen wohl nie eine (deutSeite
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sche) Kinoversion. Als Kronzeuge gegen einen Gangsterboss hat der Komiker Buzzy Bellows nur eine äußerst geringe Lebenserwartung und wird dementsprechend schnell und skrupellos uzzy kehrt wieder aus dem Weg geräumt. Doch Buzzy zurück, erscheint seinem Zwillingsbruder Edwin Dingle als Geist. Er überredet den schüchternen und unscheinbaren Bücherwurm, in die Rolle seines glamourösen Bruders zu schlüpfen, um die Gangster zu Rechenschaft zu ziehen. Das ist natürlich genau die Story, die ein Komiker wie Danny Kaye braucht, um all seine Stärken auszuspielen ... (Starmovie/edel, 94 Min.)
SIEBEN FÄLLE FÜR PATER BROWN Von Gilbert Keith Chesterton ISBN 978-3-89964-485-2
Zwischen 1910 und 1935 veröffentlichte der britische Autor Gilbert Keith Chesterton zahlreiche kurze Geschichten über Pater Brown, einen katholischen Geistlichen, dessen Hobby ungelöste Kriminalfälle sind. Vor allen durch die 60erJahre-Verfilmungen, bei denen Heinz Rühmann dem Geistlichen in seiner unnachahmlichen Art ein e charakteristisch verschmitztes Gesicht gab, s wurden die Pater-Brownw Kriminalfälle Kult. Auf K sieben CDs hat nun das s mdr-Kulturradio Figaro m sieben Kriminalhörspiele in Box zusammengefasst, die von Horst i einer i Bollmann (Pater Brown), Jürgen Holtz (Erzähler) sowie Hilmar Eichborn, Herbert Fritsch und Peter Groeger in weiteren Rollen in Szene gesetzt wurden. (mdr Figaro/Audiobuch Verlag, 7 CDs, 354 Min.)
CHARLIE CHAPLIN KLAMOTTENKISTE XL Er zählt zu den einflussreichsten Komikern des 20. Jahrhunderts, mit seiner Darstellung eines Landstreichers in The Tramp" kreierte er schon " früh einen Charakter, der sich in vielen seiner Filme wiederfand, ja, die Figur mit dem Zweifingerschnauzer (auch Chaplin-Bart genannt), übergroßer Hose und Schuhen, viel zu enger Jacke, Bambusstock in der Hand und Melone auf dem Kopf wurde zur Filmikone. In zahlreichen Episoden ermöglicht die Klamottenkiste XL" " einen nostalgischen Blick zurück auf viele Höheele Höhe punkte aus der Stummfilmzeit, zeigt noch einmal eindrucksvoll, warum Charlie Chaplin auf seine unnachahmliche Art zum Weltstar wurde. (Starmovie/edel, 231 Min.)
Das etwas andere TV-Magazin! NEU!
19.10. bis 01.11. 2013
3,80 € A: 4,40 €, L: 4,40 €, CH: 7,40 sfr
Ausgabe
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Das TV-Magazin für den Klassiker-Fan!
66 T V-TI P P S
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TAG E FREE- UND PAYTV-PROGRAMM
Dan Blocker alias Hoss
Nur das Beste sehen!
Super Extra 4 Bonanza-Lesezeichen
Formel 1 Peter Illmann ist zurück: 10 neue Folgen!
Hier kommen Hoss & Co.! Viele Serien-Klassiker endlich wieder im TV
Fuchsberger y k c la B : n e d n e g e -L SERIE! Film- & TV „Edgar Wallace war meine Rettung!“
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Der Rennwagen für die Straße Wer Sportwagen meint, meint der hat den Porsche 91 911 11 im im Sinn: Traumauto Traum mau auto aller Männer und nicht weniger Frauen. Dieses Jahr feiert der "911er" seinen 50. Geburtstag.
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er Porsche 911 sieht erbarmungswürdig aus. Der – nun ja – rote Lack ist von einer stumpfen Mattigkeit und von üppigem Rostfraß gezeichnet. Schon mit bloßem Auge lassen sich ein gutes Dutzend Stellen ausmachen, die von der braunen Pest befallen sind. Gar nicht auszudenken, was auf der Hebebühne noch alles herauskäme. „Garagenfund" nennen das die Oldtimerfans. Gleich neben dem armen 911er liegen in einem Holzverschlag diverse zum Auto gehörende Einzelteile, wild gestapelt und in Pappkartons verpackt. Das „Bitte nicht berühren"-Schild an der Seitenscheibe erscheint angesichts des jämmerlichen Zustandes eher wie Ironie – oder wie eine Warnung: Das Teil könnte bei der leisesten Berührung in sich zusammenfallen. Doch Mitleid ist nicht angebracht: Der Schrott-Porsche, „mostly complete", ging bei einer britischen Versteigerung edler Oldtimer dieses Jahres für ti iim Sommer S di J h fü über 30.000 Pfund weg. Doch wie meistens bei einem Autoklassiker macht die Geschichte hinter dem Wagen einen großen Teil seines Wertes aus: Das marode Porsche 911S SWB Coupé aus dem Jahre 1966, ursprünglich einmal weiß, ist der erste Porsche, der als Rechtslenker auf die britische Insel geliefert wurde. Kennzeichen: LYY 911D. Seite
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Von Jürgen Wolff
Alte Porsche sind derzeit gefragt auf dem Markt und erzielen Traumpreise. Denn das Zuffenhausener „Sportgerät" hat einen runden Jahrestag: Die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt ist 1963 die Geburtsstunde des Porsche 911. Zunächst heißt er 901. Bei der Namensgebung g g orientiert sich Porsche an den ErsatzteilNummernkreisen von Volkswagen. N Wegen einer möglichen künftigen W Kooperation mit dem VW-Werk soll K der neue Porsche bereits kompatibel d zzu den dortigen Nummernkreisen ssein. Da in Wolfsburg die 900er Zahlen noch nicht belegt sind, entZ sscheidet man sich in Zuffenhausen ffür die Projektbezeichnung 901 bei der Sechszylinder-Variante und 902 d ffür einen späteren Vierzylinder. Doch dagegen haben die Franzosen etwas: Peugeot hat sich die F dreistelligen Zahlenkombinationen d Garagenfund 911er: mit m der Ziffer 0 in der Mitte schon heruntergekommen, aber wertvoll 1929 markenrechtlich gesichert. So wird i d der d Porsche P h 901 eilig ili in i 911 umbenannt. Immerhin wurden noch 13 Prototypen als Porsche 901 gebaut. Der Grund für die legendäre Ziffernfolge 9-1-1 ist ein ganz pragmatischer: Prospekte, Preislisten und Betriebsanleitungen sowie die Typ-Bezeichnung auf dem Heck und Handschuhkasten waren bereits in der Endphase der Vorbereitung, so dass die doppelte Verwendung der bereits existierenden Schrifttype
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1 schlicht die einfachste Lösung ist. Um einen neuen Zifferntyp oder gar einen Namensschriftzug zu produzieren, ist keine eine Zeit vorhanden. Nach dem großen Erfolg auf der IAA kommtt die erste Generation des Porsche 911 auf den Markt. Anders als der in die Jahre gekommene Porsche 356, der in Karosserie sserie und Fahrwerk noch auf dem VW Käfer basierte, te, hat der 911 eine selbst tragende Karosserie und d Radaufhängungen mit Dreiecksquerlenkern und d Dämpferbeinen vorn und Schräglenkern hinten. n. Dazu kommt eine Zahnstangenlenkung mit zweimal abgewinkelter Sicherheitslenksäule. Die Produktion startet im September 1964. 4. Zunächst nicht ohne Tücken: Verarbeitungsprobleme leme und Ventilschäden verärgern die Kundschaft. ft. Die Ventilprobleme werden ab 1965 durch einen Drehzahlbegrenzer ahlbegrenzer verhindert. Ab 1966 sorgen neue Dreifachvergaser er von Solex für mehr Zuverlässigkeit. Immerhin ist das Geräusch des luftgekühlten Motors l f k hl mit Trockensumpfschmierung bereits der unverwechselbare Klang des 911. Im ersten Modelljahr 1965 werden insgesamt 230 Wagen des 911er produziert. p odu e t.
In wird zur Legende I den d 60er 60 Jahren J h i d die di Grundlage G dl L d des d Porsche P h 911 gelegt. Seit dieser Zeit gilt er als Auto der Schönen und Reichen. Für das Design zeichnet Ferdinand Alexander Porsche verantwortlich. Angeblich hatte er für den Entwurf der Karosserie unter anderem die Maßgabe, mindestens ein Set Golfschläger im Kofferraum unterbringen zu können. Denn das hatte die typische Porsche-Kundschaft beim 356er vermisst. Auch der Heckmotor hinter der Hinterachse ist ein festes Kriterium im Pflichtenheft. Das erste Modell im Maßstab 1:1 wird Ende 1958 fertiggestellt. Es zeigt bereits die typische 911er-Kontur, die bis heute unverwechselbar geblieben ist. Charakteristisch sind die fließenden Linien, die markanten Kotflügel und der Motor im Heck. Damit imitiert der 911 das Grundkonzept seines berühmten Vorgängers 356, aber auf ungleich modernere Weise. Der erste 911er bietet Platz für zweimal zwei Personen. Das Armaturenbrett bekommt die typische „Uhrensammlung" mit fünf Rundinstrumenten, der Pilot dreht an einem schmucken Holzlenkrad. Der Preis liegt anfangs bei 21.900 D-Mark. Das entspricht – inflationsbereinigt – in heutiger Währung 42.500 Euro.
Das Porsche 911 S Coupé aus dem Jahr 1970
Der Ur-911 wird Sechszylinder-Boxermotor d von einem luftgekühlten l f k hl h l d mit zwei Litern Hubraum und oben liegenden Nockenwellen angetrieben. Ein Fünfganggetriebe übernimmt die Kraftübertragung. Der Motor ist eng mit den Achtzylinder-Porsche-Rennaggregaten verwandt. In Zeiten, als 60 PS schon für einen kraftvollen Auftritt sorgten, geht der erste 911 mit 96 KW/130 PS an den Start. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h, den imageträchtigen Spurt von 0 auf 100 km/h schafft das Auto in 9,1 Sekunden. Heute schafft das locker jedes mittelprächtige Auto aus Korea. Damals reichte das zur Rennmaschine. Seine Motorsportgene sind dem 911 jedoch nicht nur durch Motor und Antriebskonzept in die Wiege gelegt. Um bei einem Autorennen mit klassischem Le-Mans-Start – beim Startschuss müssen die Piloten erst zu ihren Autos rennen – wertvolle Sekunden zu sparen, wird das Zündschloss auf die linke Seite vom Lenkrad platziert. Dort sitzt es noch heute. Technisch betritt der Porsche 911 ebenfalls Neuland. Die pendelnden Halbachsen des Porsche 356 werden von einer McPherson-Vorderachse abgelöst. Zudem gibt es Schräglenker und Doppelgelenk-Antriebswellen. Für die exzellenten Fahreigenschaften sorgen neben Fahrwerk und Heckmotor die Sicherheitszahnstangenlenkung und der kurze Radstand. Mit 62 Litern Tankinhalt sind keine großen Sprünge drin, denn der erste 911 genehmigt sich im Schnitt satte 15 Liter Treibstoff auf 100 Kilometern. Ab August 1967 steht auf Wunsch eine Halbautomatik zur Verfügung – doch besonders beliebt wird die „Sportomatic" nicht, zumal sie bei der Beschleunigung von 0 auf 100 eine Sekunde frisst. In diesen Kreisen zählt zumindest auf dem Papier jede Zehntelsekunde. Im August 1966 legen die Zuffenhausener eine Schippe drauf: Der 911 S holt aus dem gleichen Hubraum 160 PS und verbessert die Beschleunigung um eine Sekunde. Erst bei 220 Sachen stoppt die Tachonadel – das können in den 60er Jahren nicht viele Autos von sich behaupten. Zusätzlich zu den Extra-Pferdestärken bringt das S-Modell
Das macht einen Teil des 911er-Mythos aus: Er ändert sich – aber er sieht nie wirklich anders aus. Peter Falk war über 30 Jahre in der Entwicklung des Porsche 911 tätig: „Wir haben früher alles gemacht. Bremsen, Fahrwerk oder Motor – eben alles, was getestet werden musste. Wir hatten anfangs für alle Tests gerade mal zehn Autos. Heute sind es ein paar Hundert." 800.000 Porsche 911 wurden im Laufe der vergangenen 50 Jahre verkauft. Rund drei Viertel aller Modelle fahren heute noch – ein einmaliger Wert in der Automobilgeschichte, den allenfalls noch Land Rover mit dem unkaputtbaren Defender toppen kann. „Der Rennsport war schon immer die beste Erprobung", erinnert sich Peter Falk. „Was bei den Rennen gut funktionierte, das hat es oft auch bei uns in die Serie geschafft." GoodTimes
innenbelüftete Scheibenbremsen, geschmiedete Magnesiumfelgen von Fuchs (die „Fuchsfelgen") und goldene Schriftleisten mit. Den vorläufigen Höhepunkt der PS-Protzerei setzt 1972 kurz vor dem Modellwechsel der Porsche Carrera. Er wird Deutschlands schnellstes Serienauto, hat einen 2,7 Liter großen Boxer im Heck, einen seitlichen Carrera-Schriftzug als Kriegsbemalung und natürlich den Entenbürzel-Spoiler auf dem Heckdeckel. Ein weniger bekanntes Kapitel der 911-Historie ist der 912. Der Wagen kommt 1965 als günstige Alternative zum 911 auf den Markt. Der Vierzylinder-Boxer des 912 stammt vom Porsche 356 C, hat 1582 Kubikzentimeter Hubraum und 90 PS. Das sind 40 Pferdestärken weni1/2014
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ger als beim damaligen 911er mit zwei Litern Hubraum. Im Vergleich zum 911 S mit 160 PS sieht der 912 geradezu schwachbrüstig aus. Immerhin ist der 912 etwas leichter als sein potenter Bruder, statt 1095 bringt er nur 995 Kilogramm auf die Waage. Doch die Fahrleistungen sprechen für sich: 13,5 Sekunden braucht der 912 für den Spurt von 0 auf 100 km/h, der 911er knackt die 100er Marke je nach Modell und Getriebe schon nach acht bis elf Sekunden. Während die Sechszylinder-Porsche spielend die 200 km/h-Latte überspringen, endet der Vorwärtsdrang des 912 bei 183 Sachen. Doch Leistung ist selbst in den 60er Jahren nicht alles, als sich Playboys am Porsche-Volant noch keine Gedanken über Spritverbrauch und Tempolimit machen müssen. Der 912 macht den Traum vom schicken Sportwagen etwas erschwinglicher, denn er kostet bei seiner Markteinführung im April 1965 „nur" 16.250 D-Mark. Bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 1969 laufen mehr als 30.000 Porsche 912 vom Band, davon 2544 TargaVersionen. Zeitweilig überflügelt die 912-Produktion die des 911er um das Doppelte. Der amerikanische Rennfahrer Mark Donohue vergleicht für die Zeitschrift „Car & Driver" den 912 mit seinem großen Bruder 911 und ist nicht nur vom Handling des Wagens begeistert: „Man muss Porsche dafür bewundern, dass sie so viel aus so einem relativ kleinen Motor herausholen." Das Ende des 912 läutet Porsche mit dem 911 T ein, der 1967 erscheint und eine auf 110 PS abgespeckte Version des 911er darstellt t llt – aber b iimmerhin hi mit it SSechszylinderh li d Boxer samt entsprechender Soundkulisse. Mit 19.000 D-Mark ist der Neuling 1967 nicht viel teurer als ein 912, dessen Preis mittlerweile auf 17.000 gestiegen ist. Es ist also keine Überraschung, dass das Interesse am Vierzylinder-Porsche schnell abebbt und man das Modell in Zuffenhausen schließlich ganz aus dem Programm kippt. Bevor in den 70er Jahren die G-Serie einen weiteren Meilenstein der 911er-Geschichte setzt und Porsche das 911 Cabrio einführt, schneiden die Zuffenhausener ihrem Kultauto das Dach ab – jedenfalls teilweise. Natürlich gibt es einen ernsten Grund für den Targa (italienisch „Schild"). Seit der amerikanische Verbraucherschützer Ralph Nader mit seinem Buch „Unsafe At Any Speed" die schlechte Sicherheitsausstattung amerikanischer Autos zum Thema gemacht hat, steht in den 60ern für viele Hersteller die Zukunft ihrer Cabrios ernsthaft auf der Kippe. Der Targa mit seinem Überrollbügel kommt da genau richtig. Als „erstes serienmäßiges Sicherheitscabrio der Welt" bewirbt Porsche denn auch den Wagen auf der Frankfurter IAA. Das herausnehmbare Faltdach kann man im Kofferraum verstauen und die Heckscheibe („Softwindow" genannt) herunterklappen. Der Name leitet sich von der Targa Florio ab, dem Langstreckenrennen auf Sizilien, das Porsche von 1956 bis 1965 fünfmal gewann. Der Aufpreis für einen Targa beträgt zu Beginn 1400 D-Mark. Der Ur-911 wird bis zum Jahr 1973 gebaut. Für die sportliche Ablösung sorgt im gleichen Jahr die G-Serie, die 16 Jahre lang der Legende Porsche 911 neues Leben einhaucht. Das Markenzeichen dieser 911er-Generation sind die dicken Stoßfänger mit Faltbälgen auf beiden Seiten und das durchgehende Leuchtenband mit Porsche-Schriftzug am Heck. Alle Modelle bekommen zunächst den 2,7-Liter-Motor. Der Sechszylinder leistet im Basismodell 150 PS und beschleunigt den Wagen in neun Sekunden von 0 auf 100. Das S-Modell steigert die Leistung auf 175 PS, der Carrera prahlt mit 210 PS – und rennt in damals geradezu Formel-1-verdächtigen 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Auch die Preise für Porsches Sportwagen legen einen Sprint hin. Im August 1973 kostet ein 911 noch 27.000 D-Mark, bis zum Februar 1977 steigt der Preis um satte 10.000 Mark. Der Werbeslogan der 70er Jahre hat sich bis heute gehalten: „Keiner braucht ihn – jeder will ihn." Seite
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Highlight der erfolgreichen G-Serie ist der 1974 vorgestellte 911 Turbo. Er ist der erste Seriensportwagen mit Abgasaufladung. Durch die Turboaufladung, die bis dahin fast ausschließlich bei Rennfahrzeugen eingesetzt wurde, quetschen die Zuffenhausener aus drei Litern Hubraum eine Leistung von satten 260 PS heraus. Von 0 auf 100 km/h donnert der zwangsbeatmete 911er in beeindruckenden 5,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits der 250 km/h-Marke. So ist der 1,2 Tonnen schwere Porsche 911 Turbo mit seinem charakteristischen Heckflügel eines der schnellsten Serienfahrzeuge der Welt. Wie schon beim sportlichen 911 Carrera RS sind die vorderen und hinteren Räder unterschiedlich breit – vorne sieben Zoll, hinten acht Zoll. Bei seiner Markteinführung kostet der Turbo 65.800 D-Mark – dieser Preis wird sich bis zum letzten Produktionsjahr 1989 mehr als verdoppeln. Den 912 E gibt es nur in den USA und von 1975 bis 1976. Sein g Boxer leistet magere 87 PS. Es braucht schon den amerikanischen W Of Drive mit gemütliWay c chem Cruisen bei 55 Meilen p Stunde (89 km/h) – so pro s schnell darf man damals i Sonnenstaat Kalifornien im noch fahren –, damit nicht n auffällt, was für eine lahme a Ente das E-Modell ist. Den E Motor leiht sich der Wagen M vom Porsche 914, in dem v die d Zuffenhausener ebenfalls Sportlichkeit mit vier Töpfen S verbinden. v Neben dem Targa wagt Porsche in den 80ern erstmals P auch die völlige Offenheit: a Das D Cabriolet wird 1982 auf dem Genfer Salon vorgestellt d und u 1983 ausgeliefert. 1986 bekommt für Aufpreis ein elektrisches b k t der d Freiluft-Flitzer F il ft Flit fü 4000 Mark M Verdeck. Der ungewöhnlichste Vertreter der G-Serie ist jedoch der Speedster. Er wird 1989 nur ein halbes Jahr lang gebaut und bleibt einer der seltensten Vertreter seiner Art – genau wie sein legendärer Vorgänger Porsche 356 Speedster. Das Fahrzeugkonzept folgt einer Devise von Ferry Porsche: „Fahrspaß wird nicht durch Komfort erzeugt", glaubte der Sportwagen-Konstrukteur. So war der erste Speedster von 1954 ein Porsche in Reinform: 760 Kilo „Lebendgewicht", leichte Schalensitze, Kunststoff-Seitenscheiben. Eine superkurze Windschutzscheibe und ein flatterndes Notverdeck konzentrieren die Aufmerksamkeit des Piloten allein auf die Straße. Danach sollte es mehr als 30 Jahre dauern, bis Porsche wieder einen Speedster auf die Räder stellte. 1989 bauen die Zuffenhausener die Speedster-Variante des 911 Carrera. Eine geduckte Silhouette durch die flachere Windschutzscheibe, Sportsitze und der 231 PS starke Boxermotor machen den Wagen zu einer recht komfortablen Fahrmaschine. Das ungefütterte Verdeck muss man in einer genau festgelegten Prozedur unter einer Abdeckung aus leichtem Kunststoff verstauen, sonst drohen Kratzer. Der Verdeckdeckel präsentiert sich mit einer dicken Doppelhutze, die dem Speedster seine charakteristische Optik verleiht. Den Speedster der G-Serie gibt es in zwei unterschiedlich breiten Karosserieformen. Die schmale Form basiert auf dem Cabrio, die breite Variante auf der Karosserie des 911 Turbo. Optisch unterscheidet sich die G-Serie des 911er kaum von der Nachfolge-Generation 964, die Ende 1988 vorgestellt wird. Etwas rundlicher, etwas moderner, dickere Stoßfänger mit breiten Blinkern – das war es schon. Doch auch der neue Porsche 911 ist ein typischer 911er. Allein die Elektronik hat mittlerweile Einzug gehalten. Der 964 ist der erste Serien-Porsche, der mit einem permanenten Allradantrieb zu bekommen ist. Der 250 PS starke Porsche 911 Carrera 4 setzt ein Zeichen und ist bis heute bei Kennern besonders beliebt. Neben dem optionalen Allradantrieb bekommt die dritte Generation des 911er ein neu entwickeltes Fahrwerk, eine verbesserte Innenausstattung und einen automatisch ausfahrbaren Heckspoiler. Besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Porsche 964 hat der Technologieträger 959. Diese streng limitierte Serie setzt Mitte der 80er
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Jahre Maßstäbe in Sachen Aerodynamik, Antrieb und Fahrwerk. Neben einem variablen Allradsystem ist der 959 mit 450 Turbo-PS und einem variablen Fahrwerk unterwegs. Unter anderem gewinnt er im Jahr 1986 die Rallye Paris-Dakar. 283 Modelle werden gebaut, Stückpreis 420.000 D-Mark. Die meisten verschwinden auf Nimmerwiedersehen in privaten Sammlungen. Heute ist Allradantrieb nicht mehr aus der 911-Modellpalette wegzudenken – die 4 am Heck steht dafür. In den 80ern betritt Porsche damit Neuland – wenn man einmal von Exoten wie dem 1953 vorgestellten „Jagdwagen" absieht. Unter der werksinternen Bezeichnung Typ 953 entstehen im Winter 1983 drei Allrad-Rallyeboliden mit dem Namen 911 Carrera 4x4. Im Heck der Fahrzeuge tobt sich der altbekannte Sechszylinder-Boxermotor mit 3,2 Litern Hubraum aus. Erstmals kommt eine digitale Motorelektronik torelektronik zum Einsatz. Die Verdichtung des Boxers müssen die Ingenieure allerdings reduzieren, damitt der Motor die schlech-te Benzinqualität in vie-len Ländern verträgt. Diee Leistungsausbeute dess Boxers ist deshalb mit 225 5 PS ziemlich mager. Die Rallye-Siege brinngen den Zuffenhausenern rn schließlich ihren erhofften en PR- und Erkenntnisgewinn. nn. „Als das Ziel erreicht war, hörte Porsche auf, wie sie es immer tun", erinnert sich Jacky Ickx, der in den 80er Jahren Rallye-Pilot bei Porsche sche war. „Bei denen hat Rennsport port letzten Endes immer nur einen technischen Hintergrund." i h i h Hi d" Doch der Allradantrieb bekommt auch Gegenwind. Vielee Porsche-Fans wollen Ende der 80er einen dynamischen 911er nur mit Heckantrieb akzeptieren. Unbestritten ist, dass der Carrera 4 im Grenzbereich leichter zu beherrschen ist und seine Kraft souveräner auf die Straße bringt. Wer Heckantrieb will, kann den n beim 964 in Form des Carrera 2 jedoch ebenfalls bekommen. Sowohl S hl Carrera 2 als auch Carrera 4 sind als Coupé, Targa und Cabrioversion zu haben. Die Preise reichen kurz nach der Markteinführung von 103.500 D-Mark (Carrera 2) bis 131.000 Mark (Carrera 4). Der Turbo kommt im März 1990 und bringt für 178.500 Mark 320 PS auf die Straße. Bereits drei Jahre später kommt die schnelle Ablösung. Optisch hat sich 1993 besonders an Front und Heck einiges getan. Die Front ist flacher, die Scheinwerfer sind nicht mehr derart erhaben wie bei den Vorgängerserien. Das Hinterteil zeigt sich bulliger als bisher. Der Innenraum ist dagegen nahezu unverändert. Selbstverständlich gibt es wieder Sportversionen wie den Carrera 4, den Carrera 4S oder den Turbo. Die Targaversion hat kein herausnehmbares Dach mehr, vielmehr lässt sich das übergroße Schiebedach elektrisch hinter die Rücksitze fahren. Der Sechszylinder leistet zunächst 300 und danach 320 PS bei 6800 U/min und ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmeter (Nm) bei 4250 U/min. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 285 km/h. Neben den deutlich verbesserten Fahrleistungen präsentiert sich der 996 auch sparsamer als seine potenten Ahnen. Für die entsprechende Kühlung des Motors sorgt erstmals Wasser. Die langjährige Luftkühlung ist verschwunden, die Lüftungsgitter am Heck nicht. Die einstige Heckschleuder zeichnet sich bereits seit dem 993 durch ein Fahrwerkspotenzial und Sicherheitsreserven aus, von denen man bis zu den späten 80er Jahren nur träumen konnte. Wer sich mit den Standard-911ern nicht zufriedengeben mag, der wird von der Porsche-Rennsportabteilung glücklich gemacht. Auf den Le-Mans-erprobten Porsche 911 GT 1 folgt die Straßenversion des 911 GT 2. Dank Doppelturbolader bringt er nicht nur die Konkurrenz auf den Rennstrecken dieser Welt zum Staunen. Aus 3,6 Litern Hubraum holt das Sportgeschoss 462 PS. Ein maximales Drehmoment von 620 Nm und eine Höchstgeschwindigkeit von 316 km/h sprechen GoodTimes
eine deutliche Sprache. Von 0 bis Tempo 100 vergehen rund vier Sekunden. Ebenfalls auf die Rennstrecke abgestimmt: Keramikbremsen, Sportfahrwerk und Rennsportschaltung. Ähnlich sportlich ist der etwas zahmere Porsche 911 GT 3. Er leistet immerhin 381 PS. Die Höchstgeschwindigkeit sprengt ebenfalls die 300er-Grenze. Als erstes Serienfahrzeug der Welt knackt der GT 3 die Acht-Minuten-Marke auf der Nordschleife des Nürburgrings. Der 996 ist eine langlebige 911er-Generation. Erst 2004 schreibt der 997 die Geschichte der Sportwagenlegende weiter und ist dennoch eine konsequente Weiterentwicklung des 996. Eine modifizierte Optik unterscheidet ihn stärker von den PS-schwächeren Boxster-Modellen. Er vereint Elemente der Generationen 964, 993 und 996. Bei Markteinführung ist der 997 als Carrera und Carrera S mit Leistungen von 325 und 355 PS zu bekommen. Neu ist die aktive Dämpfereinstellung, die für ein Höchstmaß b an Agilität sorgt. Der 911 Targa kommt etwas später und verfügt nach wie vor über ein ei sich weit öffnendes Schiebedach, das Luft und/oder Licht in den In Innenraum des Zweisitzers bringt. Serienmäßig ist das Targamodell nur m Allradantrieb zu bekommen. Imm mit Immer mehr Kunden entscheiden sich d denn auch für einen vierradgetrieb benen 911er. Zur Modellpflege 2008 g gibt es neue Motoren mit D Direkteinspritzung. Der Normv verbrauch des nun auf 345 PS erstarkten 3,8-Liter-Triebwerks e sinkt erstmals unter die Zehnsi Liter-Marke. Die immer wieLi der de als zu unsportlich kritisierte Getriebeautomatik Tiptronic hat ausgedient. Sie wird ha von einem neu entwickelten vo Doppelkupplungsgetriebe mit dem Do Kürzel PDK ersetzt. Der Erfolg ist Kü riesig. Mittlerweile entscheiden rie sich in vielen Ländern mehr als 80 Prozent für die Kombination aus Fahrspaß, automatischem und manuellem Schalten sowie niedrigem ma Verbrauch. Verb Anders aus. Modelle wie GT3, GT3 A d sieht i ht es bei b i den d Sportversionen S t i R oder GT2 RS setzen nach wie vor auf kompromisslosen Fahrspaß auf Rundkursen und Landstraßen. Die Sportmodelle von Porsche werden wie gehabt per Handschaltung auf Touren gebracht. Nach vielen Jahren legt Porsche erstmals auch wieder einen Speedster auf, eine Version mit manuellem Dach und flacher Windschutzscheibe. Ebenso wie die Sondereditionen des Carrera GTS und Carrera GTS 4 wird auch er von einem auf 408 PS erstarkten Sauftriebwerk befeuert. Topmodell bleibt jedoch auch beim überarbeiteten Porsche 997 das Führungsdoppel aus 997 Turbo und 997 Turbo S, 500 beziehungsweise 530 PS stark. Highlight beim Turbo-Doppel sind nicht die pure Leistung und Höchstgeschwindigkeiten von rund 320 km/h, sondern ein Torque Vectoring und ein besonders fahraktiver Allradantrieb. Das weiterentwickelte Porsche Traction Management (PTM) besteht aus einem aktiven Allradantrieb mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung unter Einbeziehung des automatischen Bremsendifferenzials und der Antriebsschlupfregelung. Für Baureihenleiter August Achleitner ist der 991 der „Übervater des 911er und das Rückgrat unseres Unternehmens". 150 Millionen Euro hat Porsche in neue Designstudios, einen Windkanal und das Integrationszentrum in Weissach investiert. „Wir hatten bei der Entwicklung des 991 deutlich mehr Freiheiten als bisher, wir haben wirklich auf einem weißen Blatt Papier angefangen", sagt Achleitner. Neue Plattform, größere Abmessungen, effizientere Motoren, konsequenter Leichtbau, ein komplett neues Cockpit – die jüngste 911erGeneration gleicht nur auf den allerersten Blick ihrem Vorgänger wie ein Ei dem anderen. Mittlerweile hat das Ausrollen der neuen 991erBaureihe begonnen. Die Versionen Carrera und Carrera S erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie die Allradversionen. Als nächstes können sich die Porsche-911-Fans auf die 475 PS starke GT3-Sportversion freuen. Auf der IAA stand zum 50. Ehrentag dann die Turboversion. 1/2014
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Bilitis Von Thorsten Pöttger
Mann und Frau haben es nicht leicht, wenn es sich während der intensiven Phase ihrer Pubertät ums Erwachsenwerden dreht. Das gilt für die heutige Zeit voller verliebter Vampire unverändert wie für die vor über 30 Jahren, als die sexuelle Revolution der 68er schon vorüber war. Dennoch grübelten nach Orientierung suchende Teenager Mitte bis Ende der 70er offensichtlich nach wie vor über sinnstiftende Dinge wie natürliche" Romantik. Fündig wur" den sie in Fotos, aber auch Puzzles und Bettwäsche mit Motiven des frankophilen britiDavid schen Fotografen Hamilton David Hamilton. Der im April 1933 in London geborene Künstler hatte nämlich neben der Côte d’Azur eine weitere Vorliebe, wie 1977 auch sein Filmdebüt Bilitis" " zeigte. Seite
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ie Feinheit ihrer Beine, die Zartheit ihres Körpers und vor allem ihr Katzengesicht, ihre katzenhaften Augen, auf die leicht ihre oberen Augenlider fielen. Wie ich sie so ansah, wusste ich „ schon, was für eine Schönheit sie werden würde." Mit diesen Worten schildert Hamilton in seinen Erinnerungen ein Schlüsselerlebnis 1966 an einem Strand in Bournemouth, als er ein Mädchen beim Spiel mit der jüngeren Schwester beobachtete. Zwei Jahre später nahm er von dem „Objekt der Begierde" Schnappschüsse auf, nachdem er bei der Mutter artig angefragt hatte. Ein Bild aus dieser Session erschien prompt 1970 in Hamiltons erstem Fotoband mit dem bezeichnenden Titel „Träume junger Mädchen". Die Gestaltung des Albums war von Leonard Cohens Song "Suzanne" inspiriert, indem der dazugehörige Text als Bildunterschriften fungierte. Hamilton persönlich machte nie einen Hehl daraus, dass junge Mädchen sein allseits beherrschendes Markenzeichen gewesen sind. Angesprochen auf seine Lieblingsmotive, äußert er sich über „Fragestellungen ihres Alters", die durch seine Fotografie zum Ausdruck gebracht werden könnten; vielleicht sogar mit der Möglichkeit, darin einige „Antworten" zu finden. Warum die Modelle außer jung bevorzugt blond oder rothaarig waren, erklärt er mit der „Durchsichtigkeit ihrer Haut", mit Hilfe derer sie sich besser ins Gesamtbild einfügen ließen. 1969 befand sich der Fotograf zu Arbeiten für Yves Saint Laurent auf den Kanarischen Inseln und hatte dort eine weitere schicksalhaf-
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te Begegnung, nämlich die mit seiner künftigen ersten Ehegattin. Von Mona Kristensen, der in Worten des Künstlers „schönsten Frau, der ich je begegnet bin", machte Hamilton mehr Fotos als von jedem anderen Modell. Sie käme „der körperlichen Vollkommenheit so nahe, wie es selten zu sehen ist". Dass sie auch deswegen in seinem erstem Film mitspielen würde, galt seit Beginn ihrer Partnerschaft als ungeschriebenes Gesetz. Und so kam es dann auch. Eines unbekannten Tages mitten in den 70ern trat der Drehbuchautor Jacques Nahum an Hamilton heran, zum ersten mit der 1894 in Paris von Pierre Louys veröffentlichten erotischen Gedichtsammlung „Les Chansons de Bilitis", und zum zweiten mit dem Vorschlag, daraus einen Film zu machen. Das in der Vorlage beschriebene „sexuelle Erwachen" der weiblichen Protagonistin ist aber auch schon alles, was sie mit ihrem Äquivalent im Kino gemeinsam hat. Aus der griechischen Schäferin zu Beginn des sechsten Jahrhunderts vor Christus im Buch wurde im Film eine zeitgenössische französische Internatsschülerin, zu dessen Beginn auf den antiken Ursprung (aber auch auf die Unschuld der Titelfigur) angespielt wird: Bilitis probt samt weißer Tunika und Lorbeerkranz ein für ein Schulfest geplantes Theaterspiel, vergisst aber ihren Text. In die Rolle der Bilitis war die amerikanische Schauspielerin Patti d’Arbanville geschlüpft. Exakt, jene „Lady D’Arbanville", an die wenige Jahre zuvor Cat Stevens eine Ode in Form seines gleichnamigen Evergreens verfasst hatte. Dass sie zum Zeitpunkt der Dreharbeiten mit Mitte 20 bereits deutlich älter als die von ihr gespielte 17-jährige Schülerin war, fiel nicht weiter auf. Spötter würden sagen, dass der Grund dafür Hamiltons auch aus seinen Fotos bekannte Weichzeichner-Optik war, die eh keinen Platz für Falten ließ. Doch zeitgenössische Kritiker der schreibenden Zunft fanden für die Hauptdarstellerin angesichts ihrer gefühlvollen Spielweise durchaus auch lobende Worte. Bilitis kommt über die Sommerferien an den Strand von Saint Tropez, das Hamilton als junger Mann wie ein „vollkommen neues Universum" kennen gelernt hatte. Auch ohne vorher zu wissen, dass die Handlung in Südfrankreich stattfindet, wird dies dem Betrachter anhand der idyllischen Bilder sehr schnell klar. Hamilton wäre nach eigenen Aussagen nie auf die Idee gekommen, den Film woanders als in der Provence zu produzieren – allein schon aus Gründen der Bequemlichkeit, um nicht zu weit entfernt von seinen eigenen vier Wänden arbeiten zu müssen. Gedreht wurde in dem verlassenen Schloss SaintAmé, das zu einem Studio umgebaut wurde. Mit dem Bühnenbildner Eric Simon fand Hamilton einen kongenialen Partner, der seine Vorstellungen von Möbeln, Formen und Farben genauestens umsetzte – und die entsprachen mehr oder weniger einer Kopie seines Hauses. Für ihn war „Bilitis" ein „sehr hübscher Film", in dem das Publikum die Schönheit seiner Fotos wiederentdecken konnte. Kritiker warfen ihm vor, er habe ein künstliches Pastellfarben-Paradies erschaffen. Dabei betonte der Fotograf stets, kein einziges seiner veröffentlichten Bilder sei jemals mit Hilfe künstlicher Beleuchtung entstanden. Doch zurück zu der zugegebenermaßen überschaubaren Handlung des Films: Bilitis wohnt während der Ferien bei Melissa (Mona Kristensen), der Tochter einer Freundin ihres Vaters. Einerseits schwärmt sie für einen – wer hätte das gedacht – jungen Fotografen (Bernard Giraudeau), ohne dies sich (und ihm) eingestehen zu wollen. Andererseits ist sie schnell von ihrer eleganten älteren Freundin fasziniert und schämt sich vor ihr. Die wiederum lässt sich auch davon nicht aus der Ruhe bringen, dass ihr Ehemann Pierre sie mit Gewalt zum Geschlechtsverkehr zwingt, wie Bilitis eines Nachts von draußen durch die Fensterscheibe beobachtet. Dabei wollte sie ihr neues Idol doch nur beim Auskleiden beobachten … Sie findet ebenfalls heraus, dass Pierre offensichtlich ein Verhältnis mit einer seiner Reitschülerinnen hat. Als er mit dieser zu einem Rennen nach Monte Carlo fährt, kommt es zwischen den GoodTimes
beiden jungen Frauen zu einer kurzen, aber innigen Liebesaffäre, die von Melissa freundlich, aber bestimmt beendet wird. Daraufhin begibt Bilitis sich mit ihrem Fotografenfreund auf die Suche nach einem geeigneten Mann für Melissa. Diese Frühform des Castings geht folgendermaßen vonstatten, dass auf offener Straße spontan von Bilitis für geeignet gehaltene Kandidaten geradewegs abgelichtet und Melissa zur Musterung vorgelegt werden. Vielleicht gab es vor dem Fotohandy-Zeitalter noch kein Recht am eigenen Bild. Es kommt zu einem Fest, bei dem auch Bilitis’ favorisierter Anwärter für den Posten an Melissas Seite aufkreuzt, dargestellt vom jungen Matthieu Carrière. Obwohl (oder weil?) diesem die Rolle des nonchalanten Freigeistes hervorragend zu Gesicht steht (Zitat über ihn: „Ich glaube, dass er nie zu jemandem gehören wird"), funkt es zwischen ihm und Melissa nicht. Schließlich erkennt Bilitis, wer am Ende warum zusammengehört, und legt wortwörtlich die Schicksale ihrer älteren Freundin und des ebenfalls anwesenden Fotografen in beider gegenseitige Hände. Die beiden finden
letztlich zueinander, während Bilitis tränenüberströmt das Weite sucht. Somit ist die Handlung am Ende zwar insgesamt nach wie vor weichgezeichnet, aber keinesfalls weichgespült. Um einige Erfahrungen reicher – um nicht zu sagen „erwachsener" – wird Bilitis nach den Sommerferien in das Internat zurückkehren. Der Backfisch hat zwei geliebte Menschen zueinandergeführt, salopp und unsensibel gesprochen: sich letztlich irgendwie selbst in die Pfanne gehauen. David Hamilton blieb nach seinem erfolgreichen Filmdebüt bis Mitte der 80er dem von ihm selbst mit zum Leben erweckten Genre des romantischen Softsexfilms treu, bis er sich erneut schwerpunktmäßig der Fotografie zuwandte. „Zärtliche Cousinen" (u.a. mit Anja Schüte) wurde 1981 ein ähnlich großer Erfolg. Bezogen auf „Bilitis" ist außerdem ein auch im Internet kursierendes Gerücht um einen angeblich zu Beginn der 90er geplanten zweiten Teil namens „Bilitis 2 – My Love" erwähnenswert. Ob der deutschamerikanisch-schweizerische Film 1991 überhaupt fertiggestellt oder während der Dreharbeiten im Streit zwischen den Produzenten abgebrochen wurde, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden. Co-Regisseur – neben Hamilton selbstredend – war der tschechische Drehbuchautor Karel Kachi^na, angebliche Hauptdarstellerin eine mysteriöse Dame namens Patricia Van Haaren. Angesichts allgemein leidiger Erfahrungen mit zweiten Teilen wird es seine Gründe haben, dass die Fortsetzung bislang nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat. Bis dies entgegen aller Erwartungen einmal der Fall sein könnte, besteht freilich weiterhin die Gelegenheit, sich von Bild und Ton des Originals samt samtweichen Soundtracks von Francis Lai (weltweit über fünf Millionen verkaufter Exemplare!) betören zu lassen. 1/2014
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Blank & Jones –
Kult-Produzenten im Dienste der Kult-Sendung
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Natürlich gehört zu einer so spektakulären „Wiederauferstehung“ wie der der Kultsendung „Formel Eins“ die passende „Begleitmusik“. Für die sorgen Piet Blank und Jaspa Jones, besser bekannt als das DJ- und Produzentenduo Blank & Jones, die für die „so80s“-Ausgabe für die „Formel Eins“ tief in die Archive tauchten, ihre Verbindungen zu Musikerkollegen spielen ließen und den Sound vieler Songs für diese spezielle CD kräftig aufpolierten – und zugleich für ein „Formel Eins“-Novum sorgten. Man lese nur, was die beiden nach getaner Arbeit im Tonstudio eigens für die Leser von kult! zu Papier gebracht haben.
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enau 30 Jahre nach dem Start der TV Show „Formel Eins" freuen wir uns, dieses ehrwürdige Jubiläum mitgestalten zu dürfen. Als die Musikshow mit Video-Clips und Bandauftritten 1983 auf Sendung ging, war es für uns Teenager eine wahre Offenbahrung. MTV gab es in Deutschland noch nicht, und immer nur bei „Bio's Bahnhof" oder „Bananas" auf die Musik zu warten, die wir gut fanden, war sehr mühsam. Mit „Formel Eins" bekam eine ganze Generation quasi ihre eigene, neue Sendung, die auch ihre eigenen neuen Popstars hervorbrachte. Plötzlich gab es neben der „Bravo" und dem Radio eine weitere wöchentliche Quelle, in der man neue Musik entdecken konnte. Die Sendung hat uns komplett durch unsere Jugend begleitet, und die gespielten Clips bzw. Studiogäste waren auch immer Thema auf den Schulhöfen. Als wir nun Anfang 2013 mit dem Mastering und der Archivsuche für die vier Jubiläumseditionen anfingen, kam uns bald der Gedanke, doch ganze eeine so8os [so s eighties] Ausgabe dieA ser Kultshow se zu widmen. z Schnell war S klar, was auf k jeden Fall je nicht fehlen n durfte: Alle d „Formel Eins „F Themes", die T im Laufe der Fahren gemeinsam Formel Eins": Jahre erstellt " Christian Stronczek (Sony Music) und Peter Illmann wurden. Angefangen bei den Go Go's über Jaap Egermont, Jonzun Crew, Harold Faltermeyer bis hin zu Yello. Komischerweise gab es alle Titelmelodien im Laufe der Jahre noch nie gemeinsam auf einem Album. Einige sind sogar noch nie auf CD erschienen. Um die Tracks in bestmöglicher Qualität zu bekommen, kontaktierten wir teilweise die Künstler selber, und siehe da, Boris Blank von Yello fand in seinem inem Archiv gleich zwei Versionen von "The Race", die damals exklusiv klusiv für „Formel Eins" angefertigt wurden. Zum einen die legendäre endäre TV-Version, mit der die Show eröffnet wurde, zum anderen nderen noch eine extra Edit, mit der Yello damals nur bei „Formel Eins" auftraten. Auch Harold Faltermeyer ließ uns netterweise seine Original-Mastertapes zukom-men, wodurch wir neben der Single-Version auch uch erstmalig die komplette 12"-Version seines „Formula One"Tracks auf dieser so8os Ausgabe präsentieren können. n.
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Ein weiterer Traum von uns war es, den legendären Soundtrack zum „Formel Eins"-Kinofilm von 1985 endlich auf CD zu veröffentlichen. Denn über die Jahre gab es den Film zwar mal auf DVD, der Soundtrack erschien jedoch nur auf Vinyl. Dank des hervorragenden EMI-Archivs g g es uns tatsächlich, das Mastertape gelang de des kompletten Soundtracks zu So orten und ebenfalls or in Spitzenqualität zu überspielen. Dass aber auch in den ab 80er Jahren leider 8 auch au schon mal hier und merkten wir d da d scheinbar h i b alles ll s „schnell, schnell schnell" gehen musste, m dann, als wir uns ans Remastering des Soundtracks setzten. Die Titel von Falco und Jimmy Nail waren tatsächlich Vinylüberspielungen auf dem „Formel Eins"-Master. Natürlich haben wir diese auf der nun vorliegenden Version durch die echten Master ersetzt. Auf der ersten CD findet ihr einen nonstop so8os DJ-Mix, der gleich mit einer kleinen Sensation startet: Als Michael Jacksons "Billie Jean" erstmalig bei „Formel Eins" vorgestellt wurde, war der weltweite Hype um ihn und sein THRILLER-Album zwar schon in vollem Gange, aber es machte seinen Moonwalk über Nacht auch in Deutschland berühmt. Dass wir Michael Jackson nun auf einer so8os-Veröffentlichung haben, macht uns sehr stolz, denn sein Management bzw. Erben erteilen nur sehr selten Freigaben für Compilations. Aber auch Modern Talking dürfen hier nicht fehlen, denn rückblickend saßen Thomas Anders und Dieter Bohlen gefühlt jede zweite Woche am Ende der Sendung mit Peter, Ingolf, Stefanie oder Kai auf dem Sofa und erhielten wieder irgendein Autoteil als Belohnung für den nächsten Nr.-1-Hit. Auch die Hit Factory von Stock/Aitken/Waterman ist gebührend vertreten. Ihre hier versammelten 12"-Versionen für Mel & Kim, Kylie Minogue, Princess, Rick Astley oder Bananarama sind alle samt extrem rar und gar nicht oder nur in schlechten Vinylüberspielungen auf CD erhältlich. Wir hoffen, mit dieser Box sowohl allen Komplettisten als auch Fans dieser prägenden TV-Show eine ebenso große Freude zu machen wie prä uns selbst, selb und wünschen Euch jetzt viel Spaß beii der Zeitreise in die bunten und kreativen 80er!!
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Von Homers Odyssee" bis " Stieg Larssons Millennium": "
Literatur als Comic
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och vor einigen Jahrzehnten, speziell jedoch in den 50er und 60er Jahren, standen die Comics hier zu Lande im Ruf von Schundliteratur. Besorgte Kritiker befürchteten in den „Heftchen" mit der gestrichelten Bilderware die Bankrotterklärung für den Bildungsstand und nannten sie schon mal „Opium fürs Kinderzimmer". Demgegenüber wurde die hehre Literatur gelobt, die sich den jugendlichen Lesern im „guten Buch" erschloss. Vieles, um nicht zu sagen alles, hat sich seit jenen Tagen geändert. Längst sind die Comics mit ihrer inhaltlichen Vielfalt als eigene Literaturform anerkannt, und ein beständig wachsender Leserkreis in allen Altersklassen erfreut sich an der aufregenden Mischung aus ausgefallener Textgestaltung und persönlich gefärbtem Artwork als kurzweilige Lektüre. „Donald Duck", „Peanuts", „Asterix", „Lucky Luke", „Tim und Struppi", „Spirou und Fantasio", „Die Schlümpfe", „John Difool", „Prinz Eisenherz", „Batman", „Spider-Man", „Watchmen", „Akira" und viele andere faszinierende Charaktere haben die verschlackten Vorurteile nach und nach weggefegt.
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ls im Jahr 1992 der im New Yorker Stadtteil Manhattan beheimatete Art Spiegelman für sein Werk „Maus" als erster Comic-Autor mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, markierte das abermals eine veränderte Sicht auf die Comics. Spiegelman und seinem Werk Seite
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Verne, Defoe, Cervantes, Homer, Dickens, Kipling, Cooper, Hugo, Flaubert – jeder einzelne Autor ist ein Schwergewicht der Literaturgeschichte. Doch die Wenigsten werden behaupten können, dass sie deren bekannteste Werke gelesen haben. Der Griff zum Comic kann da Abhilfe schaffen. Die Brockhaus Literaturcomics" etwa sind " eine dieserr Serien, e mit denen derlei m Klassiker in K n bebilderter Form d m auf den Punkt d kt gebracht werden. Und im besten U en Fall machen sie Appetit m auf die Lektüre a türe des Originals. O
wurde weltweit, auch in Deutschland, eine gewaltige Resonanz zuteil. Der 1948 in Stockholm geborene Künstler hatte die Lebensgeschichte seiner Familie, die Grauen des Konzentrationslagers, g , in eine grafische g Erzählung gefasst und wählte dafür Tiere als Metaphern: Nazis als Katzen, Juden als Mäuse. Spätestens mit dieser auf 300 Seiten abgehandelten „Geschichte eines Überlebenden" zeigte das Medium, dass es auch zur Darstellung ganz anderer D Inhalte taugte. Komisch I im i Sinn des Wortes Comic war w daran nun wirklich gar g nichts mehr. Mit M „Maus" – dessen deutschen Erstdruck d 1989 der Rowohlt Verlag besorgte – gelangte nicht b nur n ein gehobener Inhalt zur Publikation, die schwarz-weißen Bildfolgen präz h iß Bildf l ä sentierten sich auch zwischen zwei Buchdeckeln und s nicht wie bis dahin meist üblich in der Form eines n großformatigen Comic-Albums. Im Grunde folgte diese g Vorgehensweise mit dem Anspruch, „eine Erzählweise zu V finden für intime Themen", einer Überlegung des amef
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Literatur als Comic r rikanischen Altmeisters Will Eisner (1917–2005). Der veröffentlichte seine „Mietshaus-Stories aus D New York" im Oktober 1978 unter dem Titel „A N Contract With God" und bezeichnete das Ergebnis C aals „Graphic Novel". Wie schon bei „Maus" war es zzunächst keiner der typischen Comic-Verlage, der die erste deutsche Ausgabe publizierte: „Ein Vertrag d mit Gott" erschien 1980 bei Zweitausendeins. m
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i inen frühen f üh Versuch, V den Comics zu einem besseren Image zu verhelfen, startete der US-Verleger Albert Lewis Kanter (1897–1973). Im Oktober 1941 gab er mit „The Three Musketeers" eteers („Die drei Musketiere") Musketiere ) nach dem Roman von Alexandre Dumas die erste Ausgabe einer Serie heraus, in der bekannte Werke der Weltliteratur zu Bildergeschichten umgestaltet wurden. Ursprünglich als „Classic Comics" begonnen, erwuchs daraus unter dem bedeutsameren Titel „Classics Illustrated" eine internationale Erfolgsstory. Selbst zu Zeiten, als die amerikanische Comic-Industrie sich heftiger Kritik ausgesetzt sah, angefacht durch das 1954 erschienene Buch „Seduction Of The Innocent", in dem der deutschstämmige Psychiater und Autor Fredric Wertham (1895–1981) die schädlichen Einflüsse der Comics das jjugendliche C i auff d dli h Gemüt beschwor, blieben die „Classics Illustrated" davon nahezu ausgenommen. Manche Pädagogen nutzten sogar bereits damals die Hefte in der Schule als Hilfsmittel für den Unterricht. Im Zeitraum 1941 bis 1962 wurden allein in den USA 167 Titel kreiert, die ihren Weg auch nach Deutschland fanden. fanden en n. Mit großem Erfolg gab der Bildschriftenverlag von Januar 1956 bis v Juli 1972 die Reihe J heraus, die hier zu h Lande als „Illustrierte L Klassiker" bekannt K wurde. Als literarische w Vorlagen dienten in V erster Linie populäe re r Abenteuerromane, etwa von Jules Verne e („20.000 Meilen unter ( dem Meer"), Wells d M ") Herbert H b t George G W ll („Der ( D Krieg K i der d Welten"), Alexandre Dumas („Der Graf von Monte Christo") oder Walter Scott („Ivanhoe"). Selbstverständlich durften auch klassische Jugendbücher wie Stevensons „Schatzinsel", Defoes „Robinson Crusoe", Coopers „Der Letzte Mohikaner" und Twains „Tom Sawyer" in dieser Sammlung von „farbenprächtigen Nacherzählungen" nicht fehlen. Die „großen Werke der Weltliteratur" waren dagegen am ehesten mit den Bearbeitungen von Schillers „Wilhelm Tell", Goethes „Faust", Shakespeares „Hamlet" oder Hugos „Die Elenden" vertreten. Zu einer festen Größe in „Illustrierte Klassiker" wurde der stets am Ende einer Ausgabe vermerkte Ratschlag: „Jetzt hast du die Illustrierte Klassiker Ausgabe gelesen. Versäume auf keinen Fall, dir die Original-Ausgabe dieses Buches zu besorgen. Es wird sicher in jeder guten Buchhandlung, Leihbücherei oder städtischen Bücherei vorrätig sein." Die anhaltende Beliebtheit dieser Kultreihe veranlasste den Norbert Hethke Verlag zwischen 1991 und 2002 zu einem kompletten Nachdruck von insgesamt 206 Nummern. Damit nicht genug, legt nun der neue Bildschriftenverlag in Hannover seit dem Jahreswechsel 2012/13 auch noch jene Titel auf, die einst zwar angefertigt wurden, in Deutschland aber nie erschienen sind. Aktuell liegen zehn Ausgaben vor.
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llemal wegweisend waren die „Illustriertee Klassiker" mit ihrem Versuch, Literatur in gezeichneter Form zu adaptieren. Unzähligee Beispiele lassen sich bis zum heutigen Tag g nennen, die direkt oder indirekt von dieserr GoodTimes
Erfolgsreihe inspiriert sind. In Anlehnung an E das d große Vorbild bewegte sich die zu Beginn der d 1970er Jahre von Bastei verlegte Serie „Berühmte Geschichten", in der „Meisterwerke „ aller Zeiten in vielen bunten Bildern nachera zählt" wurden. Das Experiment blieb allerdings z genauso bescheiden wie die 13 Alben der Reihe g „Classicomics", die der Verlag Schwager & „C Steinlein bis 1978 aufl egte. St flegte. Nicht besser erging Ni es den kurz darauf erschienenen Titeln beiden Reihen hi Tit l in i den d „Illustrierte Bestseller von Pelikan" und „Illustrierte Klassiker", wobei letztgenannte Serie nichts mit dem Original zu tun hatte, sondern neukreiertes Material aus Spanien zeigte. In Serie eher ein Flop, blieben ComicBearbeitungen von Literaturvorlagen aturvorlagen als Einzeltitel in den VerlagsProgrammen aber stets ein schmuckes, weil interessant zu vertretendes Beiwerk. Aus der fast unüberschaubaren Menge früher Beispiele seien „Nora" von Cinzia Ghigliano nach Henrik Ibsen, „Fliegenpapier" von Hans Hillmann nach Dashiell Hammett, „120, Rue de la Gare" von Jacques Tardi nach Léo Malet, „Kaputt in der City" von Matthias Schultheiss nach Charles Bukowski oder der erste „Peter Pan"Band von Régis Loisel nach James Matthew Barrie in Erinnerung gerufen, die zwischen 1981 und 1991 in den Handel kamen, heute t zum Teil aber nur noch antiquarisch erhältlich sind. Besonders originell muten die beiden Bücherr „Comic-Zeichner präsentie-ren Werke der Weltliteratur"" und „100 Meisterwerkee der Weltliteratur" aus den n Jahren 1993 und 2009 an. n. Darin abgedruckt finden n sich 1 38 höchst eigenwillige Interpretationen I t t ti von „Alice im Wunderland" nach Lewis Carroll bis hin zu „Wir sind alle Kinder der Götter" nach h Erich E i h von Däniken, Dä ik die di auf eine Seite komprimiert und in Schwarz-Weiß-Illustrationen dargestellt sind.
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rmutigt von Spiegelmans „Maus" brachten viele andere Autoren biografisch gefärbte Werke zu Papier. Am bekanntesten ist sicher Marjane Satrapi – 1969 im Iran geboren, in Teheran aufgewachsen und seit 1994 in Frankreich heimisch –, die ab Riesenerfolg b 2000 einen i Ri f l mit it „Persepolis" P li " landete. Die deutsche Fassung erschien 2004/05 in der Edition Moderne. Ihre darin geschilderte Kindheit und die Jugendjahre im Iran zu Zeiten 1/2014
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Literatur als Comic
„Graphic Novel" heute steht, gibt die gleichnamige Kollektion, die von der „Süddeutschen Zeitung" herausgegeben wird. Die mittlerweile 28 von der Feuilletonredaktion ausgewählten v Titel liefern faszinierende Belege für diese T neue Variante der Vermengung aus Text und n Zeichnung zu stilvoller Literatur. Ständig Z aktualisierte Informationen zum Phänomen a Graphic Novels gibt es im Übrigen auch auf G dem verlagsüberd greifenden Internetg Portal www.graphicP novel.info n
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m Zeichen der Graphic Novels ffinden natürlich auch fin literarische Vorlagen lit ihre Bearbeitung. ih „Der Boxer" von „D Reinhard Kleist nach R Hertzko Haft, „Stadt Glas"" von P Paull H dt aus Gl Karasik und David Mazzucchelli nach Paul K Auster oder „Pinocchio" von Winshluss nach A Carlo Collodi sind Paradebeispiele für gelunC Seite
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gene Adaptionen. Da diese Titel in erster Linie ein erwachsenes Publikum ansprechen, bedienen sich deren Macher darin schon mal einer eher etwas unkonventionellen Bildsprache. Auf die Spitze treiben das Flix in „Don Quijote" nach Miguell d de C Cervantes Nicolas Mahler h Mi t und d Ni l M hl iin „Alice in Sussex" nach Lewis Carroll und H.C. Artmann, wo nicht nur dem grafischen Experiment gefrönt wird, sondern auch die literarische Vorlage eine ideenreiche, sehr moderne Interpretation erfährt.
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em das alles zu mutig erscheint, dem bietet eine konventioneller gestrickte Bilderware aber noch genügend anderen Stoff. Das reine Lesevergnügen garantieren „Die Odyssee" in der Fassung von Pérez Navarro und Martin Sauri und „Der Glöckner von Notre-Dame" von Robin Recht und Jean Bastide. Gleiches lässt sich von „Verblendung" behaupten, dem Einstiegsband in die sensationelle „Millennium-Trilogie" des schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson, der kurioserweise in einer Version von Denise Mina, Leonardo Manco und Andrea Mutti Anfang des Jahress bei Panini herauskam und im Mai 2013 in einer weiteren Interpretation von Sylvain n Runberg und José Homs bei Splitter erschie-nen ist. Mit ihren realistischen Bildfolgen n und einer nah am Original ausgerichteten n Textfassung wissen auch die bislang 15 Titel el der Reihe „Brockkhaus Literaturr-comics" zu gefallen. Wenngleich die Bearbeitungen klassischer Vorlagen der Weltliteratur nicht von den ganz großen Namen in der Branche ausgeführt wurden, liefern die beteiligten Zeichner dieser in Frankreich entwickelten Serie doch grundsolides Handwerk ab. In Ergänzung mit den Nachworten, die Informationen zum Autor, zum Werk und zur Entstehungszeit liefern, hat sich die Reihe schon nach kurzer Zeit als förderliche Arbeitsunterlage in der Sekundarstufe I und II erwiesen. Eigentlich an Jugendliche ab zehn Jahren gerichtet, werden sich wohl auch etliche Comic-Fans nicht zurückhalten und wie „In 80 Tagen besonders gelungene Titel w um die Welt" von Chrys Millien nach Ch Jules Verne, „Das Ju Dschungelbuch" D von Djian und vo TieKo nach T Rudyard Kipling, „Quo vadis?" Patrice R Q di ?" von P ti Buendia und Cafu nach Henryk Sienkiewicz B oder „Eine Weihnachtsgeschichte" von o Patrice Buendia und Jean-Marc Stalner nach P Charles Dickens ihrer Sammlung zuführen. C Horst Berner
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© Die Rechte für die Abbildungen liegen bei den Verlagen und den jeweiligen Autoren.
d islamischen Revolution von 1979 und der des Krieges mit dem Irak wurden 2007 als d Zeichentrickfilm umgesetzt, der im Jahr Z darauf als bester nicht-englischsprachiger d Film bei der Oscar-Verleihung nominiert F war. Nicht zuletzt „Maus" und „Persepolis" w bewirkten in der hiesigen Comic-Szene b ambitioniereein Umdenken. en. Verlage mit ambitionier Protten grammen wie Reprow dukt und d Avant in A t in i Berlin, B li Carlsen C l i Hamburg, Edition 52 in Wuppertal und die bereits erwähnte Edition Moderne in Zürich regten an, derlei grafische Erzählungen Graphic Novel fortan mit dem Siegel der G zu versehen. Damit wollte Da man m sich einerseits bewusst se von Comics vo den herkömmlichen ö li h C i absetzen b t und u andererseits dem Buchhandel und den Lesern, die dem Medium bisher womögL lich li eher distanziert gegenüberstanden, die neuen Qualitäten veranschaulichen. Alles n spricht derzeit dafür, dass dieses Konzept s aufgeht. Eine Fülle von spannenden Titeln, a sehr oft auch von deutschsprachigen s Künstlern geschaffen, fand in der jüngeren K Vergangenheit V h it den d Weg W zum Publikum. Ob „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens” von Ulli Lust, „Baby’s In Black – The Story Of Astrid Kirchherr & Stuart Sutcliffe” von Arne Bellstorf oder „Die Sache mit Sorge – Stalins Spion in Tokio” von Isabel Kreitz – die Ergebnisse können sich sehen lassen, und sie kommen gut an. Auch bei Kritikern in der Zeitung, im Radio, Fernsehen und Internet. Einen guten Überblick dessen, für was eine
Literatur als Comic
Große Literatur im Comic-Format: 30 Titel, deren Lektüre sich lohnt 16. Joe Sacco: Palästina" " (Süddeutsche Zeitung Bibliothek) 17. Robert Crumb: Robert Crumbs Genesis" " ((Süddeutsche Zeitung Bibliothek) 18. Keiji Nakazawa: Barfuß durch " Hiroshima" (Süddeutsche Zeitung Bibliothek) 19. Jon J. Muth: M – Eine Stadt " sucht einen Mörder" (Süddeutsche Zeitung Bibliothek) 20. Reinhard Kleist: Der Boxer" " (Carlsen Verlag) 21. Paul Karasik, David Mazzucchelli: Stadt aus Glas" (Reprodukt) " 22. Winshluss: Pinocchio" " (Avant Verlag) 23. Flix: Don Quijote" " (Carlsen Verlag) 24. Ni Nicolas Mahler: Alice in Sussex" 24 l M hl Al " (Suhrkamp Verlag) 25. Pérez Navarro, Martin Sauri: Die Odyssee" " (Ehapa Comic Collection) 26. Robin Recht, Jean Bastide: Der Glöckner von " Notre-Dame" (Splitter) 27. Denise Mina, Leonardo Manco, Andrea Mutti: Verblendung" (Panini Verlag) " 28. Sylvain Runberg, José Homs: Verblendung" " (Splitter) 29. Djian, TieKo: Das Dschungelbuch" (Brockhaus) " 30. Patrice Buendia, Cafu: Quo vadis?" (Brockhaus) "
1. Art Spiegelman: Die vollständige Maus" " (Fischer Verlag) 2. Will Eisner: Ein Vertrag mit Gott" (Carlsen Verlag) " 3. Alfred Sundel, Norman Nodel: Faust" " (Norbert Hethke Verlag) 4. Cinzia Ghigliano: Nora" " (Schreiber & Leser) 5. Hans Hillmann: Fliegenpapier" " (Zweitausendeins) 6. Jacques Tardi: 120, Rue de " la Gare" (Edition Moderne) 7. Matthias Schultheiss: Kaputt " in der City" (Heyne Verlag) 8. Régis Loisel: Peter Pan" " (Ehapa Comic Collection) 9. Comic-Zeichner präsentieren Werke der Weltliteratur: Alice im Comicland" " (Edition Moderne) 10. Moga Mobo präsentiert: 100 Meisterwerke" " der Weltliteratur (Ehapa Comic Collection) 11. Marjane Satrapi: Persepolis" (Edition Moderne) " 12. Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest " deines Lebens" (Avant Verlag) 13. Arne Bellstorf: Baby’s In Black – The Story Of " Astrid Kirchherr & Stuart Sutcliffe" (Reprodukt) 14. Isabel Kreitz: Die Sache mit Sorge – Stalins " Spion in Tokio" (Carlsen Verlag) 15. Peer Meter, Barbara Yelin: Gift" " (Süddeutsche Zeitung Bibliothek)
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Von Vo on Alex A Al Alexander lexan exxand ande der Querengässer Q Qu Quer uer eren e gä gäss sser sse er
schwemmte der 60er Jahre über Mitte d tern den europäeine Flut von Italowes elöst worden wa„r ischen Kinomarkt. Ausg folg der „Dollar die Modewelle vom Er die ihn und gie von Sergio Leone, Trilogi r Clint Eastwood seinen Hauptdarstelle n. Obwohl das zu Stars gemacht hatte Abklatsch gesamte Genre oft als g verspottet der Originale Leones Reihe andewurde, brachte eine arismatischen rer Regisseure mit ch r hr unterhaltuptdarstellern noch se Hau ale Filme auf die same, coole und brut Leinwand.
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966 wurde Franco Nero mit Sergio Corbuccis „Django" zu dem Western-Antihelden schlechthin, während Giuliano Gemma in Duccio Tessaris „Eine Pistole für Ringo" oder in Michele Lupos „Arizona Colt" bereits als strahlender Sonnyboy glänzen durfte. Sergio Sollimas „Der Gehetzte der Sierra Madre" lenkte das Augenmerk auf den proletarischen Helden, den armen mexikanischen Peone Cuchillo, gespielt von Tomas Milian. Ein eher klassisches Westernthema, die Meister-Schüler-Beziehung, inszenierte Tonino Valerii, ein Protegé Leones, in „Der Tod ritt dienstags" mit Gemma und Lee Van Cleef in den Hauptrollen. Die guten Regisseure explodierten geradezu vor Kreativität, die in Dutzenden guter Filme bis 1968 mündete. Danach wendeten sich viele vom Western ab, so dass weniger talentierte Klone nachrutscheinfach ten. Andere erreichten schlicht und einf den alten Zenit nicht mehr. Der flachte künstleri künstlerisch Italowestern flachte Western ab, und amerikanische West Bunch" George wie Sam Peckinpahs „Wild B ch h" un und d Ge Georg ge und Sundance Kid", Roy Hills „Butch Cassidy un Actionfilme wie Arthur Penns oder od er A ctio ct ionf nfililme me w Clyde" eroberten „Bonnyy und C den Markt zurück. d Seite
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„Niemand zog „ schneller – Leones Versuch, komisch zu sein Der Italowestern schien eines natürlichen Todes zu sterben, bis 1970 Enzo Barbonis „Die rechte und die linke Hand des Teufels" zum Überraschungshit in Europa g p avancierte. Die beiden Protagonisten Terence Hill und Bud Spencer H waren bereits populäw rre Stars in Italien, dank eeiner Western-Trilogie vvon Giuseppe Colizzi, welche im Erfolg nur w den Filmen Leones nachd sstand. Barbonis Film verhalf ihnen zum europah weiten Durchbruch, den w ssie mit der noch erfolgrreicheren Fortsetzung „Vier Fäuste Halleluja" nachhaltig untermauerten. Die neuen Vier Fä Fäus uste te ffür ür eein in H alle al lelu luja ja"" 19 1971 71 n acchh hhal alti tig g un Western Barbonis verzichteten auf blutige Pistolenduelle und setzten auf slapstickhafte Prügeleien. Das gab es zwar schon vorher, aber Barboni hatte ein besonderes Talent für Komödien. Dies und die Popularität seines Duos verhalfen seinen Filmen zum großen Erfolg, dem eine Welle von
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Westernparodien folgte. Doch auch der harte Italowestern erhielt noch mal Auftrieb, wenn auch überwiegend nur noch drittklassige Regisseure solche Filme machten. Für Sergio Leone, dessen Name bisher untrennbar mit dem Genre verbunden war, stellte der Erfolg der „Trinity"-Filme einen Schlag ins Gesicht dar, besonders da „Vier Fäuste für ein Halleluja" seinen eigenen „Für ein paar Dollar mehr" als bis dato kommerziell erfolgreichsten Film Italiens verdrängt hatte. Obwohl Leone dem Western bereits den Rücken gekehrt hatte, um an seinem Traumprojekt eines Gangsterfilms zu arbeiten, beschloss er, sich noch einmal seinen Thron zurückzuerobern. Schließlich entschied er sich aber dafür, nicht selbst bei dem Film Regie zu führen, sondern als Produzent im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Eine Geschichte hatte er auch schon. Immer wieder hatte der dickliche Römer darauf verwiesen, dass die griechischen hisc hi sccheen Epen Epen n die die besten bes esteen Drehbücher für Italowestern lieferten. Eine bekannte b kkaann be nte Szene Sze zene nee aus der Odyssee schwebte ihm vor, als Odysseus y seeuss den ys den Zyklopen Polyphem austrickste, indem er behauptete, aupte tete ete, sein Name sei „Niemand". Als er ihm das Augee ausstach und der Riese seine Brüder um Hilfe fragte, gte, wollten diese wissen, wer ihn verletzt habe. be. „Niemand" antwortete Polyphem. Ein listiges ess Wortspiel, dachte auch Leone und versuchtee ursprünglich, eine Art Remake von „Im Windee verweht" darum zu konstruieren, ehe nach etlichen Anläufen ein ganz anderes Drehbuch entstand, eine Schwanengesangs-Geschichtee auf den Western: „Mein Name ist Nobody." Siee handelte von dem alternden Revolverhelden Jack ck Beauregard, der heimlich den Westen verlassen ssen will, da die Leute nur noch darauf aus sind, sich h mit seiner Ermordung einen großen Namen zu machen. Doch dann taucht ein jugendlicher Fremder auf, f, der nichts unversucht lässt, um seinem Kindheitsidol einen nen glänzenden Abgang zu verschaffen: Er soll die wilde Horde, 150 Mann, erledigen und dann gegen ihn selbst antreten. Beauregard schafft das Unmögliche und wird dann von Nobody im finalen Duell überlistet. Sein Tod ist nur fingiert, so dass er nach Europa auswandern und von sich behaupten konnte „Nobody (Niemand) zog schneller"... Leones Film ist voller Zitate und Querverweise auf alte Western: Beauregard, der von anderen Killern gejagt wird, die sich mit seinem Tod einen großen Namen machen wollen, erinnert an Gregory Peck in „Der Scharfschütze", die wilde Horde ist eine Anlehnung an Peckinpahs „W Wild d Bunch g aber auch an Sam Fu Fuller rs „Wild Bunch",, erinnert in der Inszenierung Fullers
Duell zwischen ihm und Nobody, als beide auf die Hüte schießen, aus „Für ein paar Dollar mehr" übernommen wurde. Wie Clint Eastwood in „Für eine Handvoll Dollar" ist Nobody der mysteriöse Fremde, der ständig zwischen Jack und einer Bande steht. Das Zitatespiel kann fast endlos weiterbetrieben werden. Aus hunderten Versatzstücken setzten Leone und Drehbuchautor Ernesto Gastaldi den Film zusammen. Auch der Hauskomponist des Maestros, Maes e ttrros, Ennio Ennio Enni o Morricone, Morrric Mo icon one lieferte f rt fe rtee mit mit seinem s in se inem em Score einen eine ei n n Querschnitt ne Quersc Qu Quer sc seines seein i es bisheribi gen ab, g n Westernschaffens ge W h ff b zitiert itii t aber it b auch h andere d musikalische Vorbilder. So erinnert das Thema der m sii mu wilden w ld Horde an Wagners „Ritt der Walküren". wi Leone besetzte die Hauptrolle des Beauregard Le mit m Henry Fonda und den Youngster Nobody mit m Terence Hill. Der eine verkörpert den aalten Westernstar Leones, der andere ist das Gesicht der Komödien Barbonis. Ursprünglich G wollte Leone Beauregard zum alleinigen Helden w o machen und Nobody eher negativ inszenieren. ma Als wurde schließlich Tonino Valerii einA ls Regisseur Re gesetzt, der mit „Der Tod ritt dienstags" ja bereits ein g esetzt, d Thema aufgegriffen hatte. Gedreht wurde im äähnliches hnliches Th Almeria (siehe auch Story in kult Nr. 8), aber auch spanischen Almer in New Mexiko und New Orleans. Und da geschah es: Valerii begann, einen sehr guten Film zu drehen, und Leone fürchtete plötzlich, dass sein Name gar nicht mehr damit in Verbindung gebracht werden würde. Also begann er den Drehplan seines Schützlings auseinanderzupflücken und nun selbst etliche Szenen zu drehen: die Eingangssequenz, den Kampf mit der wilden Horde und etliche Szenen mit Hill, die zwar witzig sind, aber die Story nicht vorantreiben. Die Stimmung am Set war sehr angespannt, und die Freundschaft zwischen Leone und Valerii zerbrach schließlich über der Fertigstellung des Films. Es zieht sich eine sehr melancholische Stimmung durch „Mein Name ist Nobody", die vom Ende des Westens und des Westerns kündet und die mehrheitlich auf Valeriis Szenen zurückgeht. Leones Momente mit Hill sind zwar sehr komisch, reißen diesen Faden aber immer wieder auseinander. Bis heute streiten Filmhistoriker darüber, wie viele Szenen des Films tatsächlich von Leone stammen. Valerii sieht ihn immer noch als sein Produkt. In Italien war „Mein Name ist Nobody" mit 3,5 Millionen Zuschauern zwar ein Hit, reichte aber nicht an „Vier Fäuste für ein Halleluja" heran. In ganz Europa erreichte der Film trotz seiner fehlenden inhaltlichen Stringenz schnell Kultstatus. Leone und Hill versuchten 1975, eine weitere Western-Komödie im Stil des George-Roy-Hill-Hits „Der Clou" zu produzieren. Der Film wurde in Deutschland als Fortsetzung mit „Nobody ist der Größte" betitelt, war auch kommerziell erfolgreich, blieb aber hinter den Erwartungen aller zurück. Es war Leones letzter Western.
Vierzzig G eweh ehre hre"" Wie Wie Joel Joe oell McCreas McCr Mc Crea eass Figur Figu Fi gurr in Peckinpahs Pec eckkinp kinpah ahs hs „Sacramento" Sac acra rame mento" „Vierzig Gewehre". trägt Beauregard eine Brille. Mit der Eingangssequenz, in der Beauregard drei Killer tötet, zitiert Leone seinen eigenen Film „Spiel mir das Lied vom Tod". Dass er dabei beim Barbier sitzt, erinnert stark an Edward Dmytrycks „Warlock" (einen von Leones Lieblingswestern), während das GoodTimes
Terence Hill redet heute in geradezu schwärmerischer Verehrung über Leone und bezeichnet „Nobody" als seinen besten Film. Das Kostüm, der weiße Hut und der lange helle Staubmantel blieben Teil all seiner künftigen Westernfiguren. Obwohl Leone seinen Erfolgsdurst nicht befriedigen konnte, eines gelang ihm: Als komischer Westernheld ist sein Nobody noch mehr im Gedächtnis geblieben als Barbonis Trinity. 1/2014
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Matchbox Superfast -
Die Antwort auf die Hot Wheels Von Jörg Trüdinger
Bist Bist Bi st dduu M Ma atc tchb tch hhbboox-S Super upper erfa fast st-F -Fan Fan oder o er stehst od steehst hs ddu eherr aau auff di die H Heißen iß R ä er' äd err' von v n vo Matchbox-Superfast-Fan, Räder' " ' Mattel?" Anfang der 70er Jahre war das unter Jungs eine Frage, die häufig gestellt wurde. Sie war damals enorm wichtig, und die Antwort konnte durchaus mitentscheiden, ob man eine Freundschaft weiter vertiefte oder nicht. Heutzutage, nachdem Matchbox längst von Mattel aufgekauft wurde, ist diese Frage irrelevant, zumal Spielzeugautos für die Kinder nicht mehr das Statussymbol sind, das sie einst waren.
BMC 1800 Pininfarina
Dodge Charger MK III
Opel Diplomat
Dodge Dragster
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Porsche 910
Saab Sonett III
Datsun 126X
Maserati Bora
Fotos: © Jörg Trüdinger
Display, wie es in vielen Tabak- und Spielwarengeschäften in den 70er Jahren an der Wand hing.
Vauxhall Guildsman
Beach Buggy
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Baja Buggy
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Der Himmel ist leer
Ufologen stecken in einer Krise Der Weltraum – unendliche Weiten." So heißt es seit fast fünf Jahrzehnten, wenn die Enterprise – die Mutter aller TV-Raumschiffe – mal wieder ihre Bahn über die Mattscheibe zieht. Der Blick über den Tellerrand unseres Planeten beschäftigte und faszinierte die Menschen aber schon viel länger. Filme zum Thema gibt es nach wie vor in rauen Mengen. Und dennoch ist das Interesse der Grenzwissenschaftler an möglichem Leben außerhalb unseres Vorstellungskreises offenbar etwas erlahmt. Woran kann das liegen? "
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anft gleitet das monströse Mutterschiff über die Bergkuppe und landet behutsam auf dem Boden der Forschungsstation. Die Kontaktaufnahme beginnt. Aus dem Raumschiff wird eine Rampe abgesenkt, über die dutzende Menschen aus verschiedenen Epochen – kaum gealtert – das Ufo verlassen. Darauf erscheinen zahlreiche Außerirdische auf dem hell erleuchteten Abstieg, und der Größte von ihnen breitet seine Arme in einer freundschaftlichen Geste aus. Roy Neary schließlich wird ausgewählt, das Raumschiff zu betreten, das daraufhin mit ihm in eine ferne (oder nahe?) Zukunft abhebt. Tränen der Zurückgebliebenen. Filmende.
Jahrelang hatte die so genannte Ufologie eine stetig wachsende Schar von Interessierten und Grenzwissenschaftlern in ihren Bann gezogen. Die Nachkriegsjahre mit der Entwicklung von Raketen, Hubschraubern und des Düsenantriebs sowie dem Durchbrechen der Schallmauer ließ viele Menschen glauben, dass alles am Himmel möglich sei. Warum sollte es also keine interstellaren Reisen geben? Zu dieser sich verbreitenden Frage trug in nicht geringem Maße auch die Heimlichtuerei der Großmächte bei. Die Verteidigungsministerien der USA sowie Großbritanniens richteten Kommissionen und Arbeitsgruppen ein (Project Blue Book sowie Flying Saucer Working Party), und auch die CIA errichtete Planstellen für die Erfassung der Ufo-Phänomene.
Steven Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art" ist einer der wenigen Science-Fiction-Filme, in denen Ufos keine Bedrohung für die Menschheit darstellen. Zuvor und danach mussten unzählige Menschen durch Angriffe von Außerirdischen auf der Leinwand ihr Leben lassen. Ufos haben die Menschheit immer fasziniert. Der Gedanke, nicht alleine auf einer blauen Kugel im All zu leben, lieferte mannigfaltig Stoff für Geschichten, die wohl der Fantasie entsprungen sind. Oder sind die doch wahr? Die vermehrte Sichtung der so genannten unbekannten Flugobjekte oder auch unidentifizierbaren fliegenden Objekte (englisch: Unidentified Flying Objects) insbesondere in den 50er, 60er und 70er Jahren ist zurückzuführen auf die in eben jenen Jahrzehnten grassierende Angst vor den möglichen Folgen des Kalten Krieges, ähnlich wie in Japan Figuren wie Godzilla den Atomkrieg verarbeiten helfen sollten. So gesehen macht es Sinn, dass „Unheimliche Begegnung der dritten Art" 1977 erschien – zu einer Zeit, da US-Präsident Jimmy Carter begonnen hatte, ein erstes Tauwetter zwischen den Großmächten einzuleiten. Spielberg versteht seinen Film noch heute als Botschaft, miteinander zu kommunizieren und sich auf das Unbekannte einzulassen. Seite
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An Geschichten mangelte es nicht. Die werden nach wie vor zum Teil von Wichtigtuern und Träumern verbreitet, sind aber in manchen Fällen noch bis heute unerklärlich. Die Legende vom Roswell-Zwischenfall 1947 ist eine, die sich am hartnäckigsten hält. Demnach sollen nahe der gleichnamigen Stadt in New Mexico Flugobjekte am Himmel gesichtet worden sein, die der amerikanische Pilot Kenneth Arnold mit folgenden Worten beschrieb: „Die Dinger flogen wie Untertassen, die man flach über das Wasser springen lässt." Diese Aussage gilt als Ursprung für den Begriff der Fliegenden Untertasse.
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Anderen Quellen zufolge sollen eines dieser Ufos damals abgestürzt und die Insassen von Angestellten einer nahegelegenen Luftwaffenbasis abgeholt worden sein. Es gibt da dieses ominöse Foto von einem Außerirdischen auf einer Bahre, und die Aussage eines Militärs „Was immer es war, es kam nicht von dieser Welt" wird auch heute noch kolportiert. Beweise wurden jedoch nie erbracht. Seit den 80er Jahren ist die Anzahl der UfoSichtungen sowie der Berichte über Unerklärliches deutlich zurückgegangen. In der Zeit von 1988 bis heute ist sie um erstaunliche 96 Prozent gesunken. Dadurch ist die gesamte Ufologie-Bewegung in eine schwere Krise geraten. 1990 berichteten einige Zeitungen von mehreren Ufos am belgischen Himmel, die angeblich von tausenden Menschen gesehen wurden. Piloten bestätigten, dass die Objekte in der Luft stillgestanden und plötzlich auf circa 1800 Stundenkilometer beschleunigt hätten. Dies soll in der Nacht auf den 31. März geschehen sein, was einen Aprilscherz nahelegt. Tatsächlich outete sich im Jahr 2011 ein Fotograf, der die entsprechende Montage in Umlauf gebracht haben will.
Sie würden vielleicht seriöser wirken, wenn sie nicht mit esoterischer oder bombastischer Musik untermalt wären. Tatsache ist, dass die ersten Beobachtungen aus dem Ägypten der Zeit von circa 1400 v. Chr. überliefert sind. Hier wird von „Kreisen aus Feuer" berichtet, die sich tagelang am Himmel zeigten. Aus dem römischen Buch der Vorzeichen (prodigorium liber) stammen Schilderungen von Schiffen am Himmel, runden Schilden und einem goldenen Globus aus Feuer, der vom Himmel gefallen, wieder aufgestiegen und weggeflogen sei. Auch die frühe Neuzeit hat etwas zu bieten: In Nürnberg wurden 1561 von mehreren Menschen Röhren, Kreuze, Scheiben und Kugeln am Firmament gesichtet, die miteinander zu kämpfen begonnen haben sollen, bevor sie sich nach einer Stunde in Rauch auflösten. Nur fünf Jahre später das Gleiche in Ba Basel: Hier waren es schwarze Kugeln, die extrem flink un und in schnellem Kurvenflug miteinander gestritten ha haben sollen, bis sie rot erglühten und verloschen. D Die Tabu-Schwelle ist hoch. Laut der amerikanischen gaben damals nur 13 Prozent der Menschen LLee-Studie e mit Sichtungserfahrungen an, diese an eine offizielle m SStelle gemeldet zu haben. 40 Prozent hielten sie für unbedeutend, und 19 Prozent hatten Angst, verspottet u zzu werden. Der Rest wusste nicht, an wen man sich wenden sollte, oder ging davon aus, auf Desinteresse w zzu stoßen. Was würden Sie tun? W Oliver Schuh
Selbst einer der Sprecher der Ufologen, Dave Wood, hegtt mittlerweile Zweifel an der Existenz von Ufos: „Es istt möglich, dass das ganze Thema in zehn Jahren tot ist. Dass Fehlen einschlägiger Ereignisse lässt die Vermutung zu,, dass es da draußen nichts gibt." Ob dem wirklich so ist, kann jeder für sich selbst entscheiiden. Websites mit Bildern von Himmelsphänomenen gibt es ohne Ende.
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Der Held aller Kinder
Wenn ich einem Kind begegne, glimmt in unse" ren Augen das gemeinsame Erkennen", sagte Ota Simánek einmal in einem Interview. Und tatsächlich hatte der tschechoslowakische Schauspieler eine unvergleichliche Art, sich in seiner Rolle als Pan Tau in die Kinderseelen hineinzuspielen. Und nicht nur in die. Generationsübergreifend ist der Mann eine Legende.
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an Tau ist eine der ungewöhnlichsten Serienfiguren: ein eleganter Herr im Frack mit weißer Nelke im Knopfloch und einem Regenschirm in der Hand. Seine Anziehungskraft auf Kinder ist enorm. Er kommt in einem Raumschiff angeflogen, kann zaubern und vermag so wahre Wunder zu bewirken. Kinderträume werden wahr, und sei es nur einer wie der, dass der Großvater endlich einmal Zeit Pan Tau hat für jeden ein offenes Ohr für seine Enkelin Claudia hat, seine Firma sausen lässt und mit dem Mädchen (und Pan Tau) einfach mal als Landstreicher durch die Gegend zieht.
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nsonsten können in dieser Serie Karpfen plötzlich sprechen, einem Kaktus wachsen Haare, Opas Bierglas wird geleert, ohne dass er etwas trinkt, eine Ziege steht im Treppenflur und und und … Seite
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an Tau (zu Deutsch Herr Hut) kommuniziert ohne Sprache, ein Blick genügt. Ein schönes Pendant zu den unablässig plappernden und quatschenden Erwachsenen, die den KinEr muss stets aufmerksam sein dern das Leben manchmal schwermachen und über ihren eigenen Tellerrand nicht hinaussehen können. Und ebenso ein hervorragender Gegenentwurf zu den ganzen amerikanischen Kinderserien, die schon damals – noch vor der bösen Brut des Privatfernsehens – die Bildschirme zukleisterten. Pan Tau steht bis heute für Geborgenheit und Zuverlässigkeit.
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r passt in eine Aktentasche, denn wenn er ganz sanft auf seinen Zauberbowler klopft und elegant mit den Fingern an der Hutkrempe entlangstreicht, wird aus ihm plötzlich eine kleine Handpuppe, die sich leicht verstecken lässt. Auf diese Weise kommt er kaum einem Erwachsenen unter die Augen. Die haben
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sowieso für alles eine wissenschaftliche Erklärung, streiten oft und haben keine Fantasie. Genau dort holt Pan Tau die Kinder und die Junggebliebenen ab – weil er das Kind in sich bewahrt hat.
des Herrn Tau". Das Autorenteam Ota Hofman (Drehbuch) und Jindrich Polák (Regie) zauberte im Laufe der folgenden Jahre weitere Highlights des Kinderfernsehens aus dem Hut. Wir erinnern uns an „Die Märchenbraut", „Luzie, der Schrecken der Straße", „Der fliegende Ferdinand", „Die Rückkehr der Märchenbraut" und vieles andere. In vielen dieser Filme dabei: Ota Simánek.
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r war ein Glücksfall für die Rolle des Pan Tau. Mühelos überwand er Zeit und Raum, und seine Art, die sich ihm bietende Szenerie mal mit mildem Lächeln, mal mit ungläubigem Staunen zu betrachten, war schwer zu überbieten.
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ie weiß man, wo er herkommt, wie lange er bleiben wird, und wann er wieder geht. Meist ist Letzteres natürlich der Fall, wenn die Wogen geglättet, die Familie intakt und die Kinderseelen im Lot sind. Manchmal bleibt er auch länger, wie bei der chaotischliebenswerten Familie Urban in Prag (mit dem wunderbaren Schauspieler Vladimir Mensik als Oberhaupt). In deren Haushalt bringt er einiges durcheinander, weil man ihn dort für den verschollenen Onkel Alfons hält. Der sollte eigentlich in der Milchfabrik mitarbeiten, hat vorübergehend aber das Leben auf Achse und schließlich einer einsamen Insel vorgezogen, weil er seinem Bruder früher mal drei Murmeln geklaut und die 20 Mark für die Klavierlehrerin anderweitig ausgegeben hat.
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988 schlüpfte Simánek noch einmal in die Rolle des Kinderverzauberers. In „Pan Tau – Der Film" rettet er – natürlich wieder in einer Doppelrolle – den Film sowie den abgehalfterten und leicht versoffenen Ex-Star Karasek (der laut Drehbuch damals Pan Tau gespielt haben soll), indem er als Lumpensammler Novak mit seinem eigentümlicherweise auf den Namen „Mensch" getauften Hund den ehemaligen Star wieder in die Spur bringt.
... und um den Zusammenhalt der Familie bemüht Immer korrekt gekleidet ...
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chwierig wird es erst, als Pan Tau seinen Doppelgänger im Fesselballon zur Familie zurückholt, und dieser Ballon landet natürlich mitten im Garten. Die Slapstick-Szenen haben absolutes „Laurel & Hardy"-Niveau. Ota Simánek spielte natürlich auch den Alfons und durfte endlich auch einmal sprechen. Und das nicht zu knapp.
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n der Rolle des Pan Tau hingegen kommuniziert er auf eine tänzerische und pantomimische Weise. Erst in den späteren Folgen beginnt der bislang so stille Held ansatzweise zu reden, wird sozusagen zu einem realistischeren Pan Tau, was der so vertrauten Figur nicht unbedingt gut bekommt.
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ie Serie war mit 33 Folgen eine der langlebigsten, die je im tschechoslowakischen Fernsehen produziert wurde, und gleichzeitig der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit dem WDR. Der Bambi in Silber 1974 sowie der Adolf-Grimme-Preis 1976 waren wohlverdiente Auszeichnungen für die Pionierarbeit des westdeutschen Fernsehens. In der DDR lief die Serie unter dem Titel „Die Abenteuer GoodTimes
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ta Simánek war erkennbar ausgebildeter Pantomime und unterrichtete am Prager Konservatorium in eben diesem Bereich. Zudem war er Mitglied des Prager Stadttheaters, an dem er auch in klassischen Rollen („König Lear", „Pygmalion" etc.) brillieren konnte. Auch in den bereits erwähnten Hofman/ Polák-Produktionen war er Dauergast.
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ta Simánek starb am 8. Mai 1992 im Alter von 67 Jahren. Auch über 20 Jahre später ist seine märchenhafte Erscheinung unvergessen. Kinder glauben, was sie sehen – leider auch an den ganzen Dreck, den es heute im Fernsehen gibt. Umso mehr: An Pan Tau glauben sie noch heute, und es ist gut, dass die Serie immer mal wiederholt wird. Sie ist jederzeit aufs Neue einzigartig. Oliver Schuh
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kult!
Bücher
Von Alan Tepper
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Kultbücher – Geschätzt, geliebt, gelobt
n den USA spielen sich momentan ungeheuerliche Marktkämpfe ab. Nachdem führende InternetVersandhäuser aufgrund der fehlenden Buchpreisbindung jahrelang mit Dumping-Angeboten Mitbewerber vom Markt gefegt hatten, ziehen jetzt die Preise kräftig an, besonders im Segment Fachliteratur, die für viele unumgänglich ist. Und Neuerscheinungen in der Bel-
letristik? Oft nur noch als Lesegerät-Ausgabe und nicht mehr physisch" erhältlich. Maximaler Profit bei minima" len Kosten. Buchhändler, Autoren, Lektoren, Übersetzer und Literaturagenten müssen nun für Hungerlöhne arbeiten. Gelobt sei da die deutsche Buchpreisbindung, die einen angemessenen Standard ermöglicht, der Kulturschöpfern zumindest ein Existenzminimum sichert.
Preston & Child – Grab des Schreckens" "Fear: as Autorenteam Douglas Preston und Lincoln Child hat sich durch
Henry James – Durchdrehen der Schraube" "Das enry James (15. April 1843 – 28. Februar 1916) zählt zu den ameri-
einen unerschöpflichen Ideenvorrat einen Beständigkeit und u Namen gemacht. Neben den Wissenschaftsthrillern N und u der aktuellen, leider nicht sehr starken GideonCrew-Reihe, sind es die Romane um den FBIC Spezialagenten Pendergast, die für Furore sorgen. S Nach dem überaus gelungenen „Formula" (2003) N und der spannenden Trilogie „Burncase" (2005), u „Dark Secret" (2006) und „Maniac" (2007) ist der „ aktuelle Kultroman der letzte Teil der so genannten a Helen-Trilogie. Pendergast erfährt, dass seine Frau H noch am Leben n ist, dunkle i t aber b iin d kl Machenschaften verstrickt war, die bis in die Zeit des Nationalsozialismus zurückführen. Nach einem kurzen Wiedersehen wird Helen entführt, woraufhin sich der FBI-Mann auf eine spektakuläre Jagd begibt, die ihn schließlich bis nach Südamerika führt. Dort kommt er dem unfassbaren Geheimnis auf die Spur. Zwar wirkt der Roman an einigen Stellen recht konstruiert, doch insgesamt kann er wegen der Spannung überzeugen.
kanischen/britischen Autoren, die sowohl von den Kritikern als kanischen/britis auch vom Publikum geschätzt werden. Neben a realistischen Werken wie „Bildnis einer Dame" und r sozialkritischen Arbeiten („Daisy Miller") hat er s sich gelegentlich dem Schauerroman zugewandt. s Allerdings setzte James hier nicht auf vordergrünA dige Effekte, sondern kreierte eine durchgehend d subtil-unheimliche Atmosphäre, die die Frage nach s der d Natur des Bösen anregt. In dem 1898 publizierten Roman d beschreibt er das Erlebnis einer b Gouvernante, G t die di auf einem englischen Gut zwei Waisenkinder (Flora und Giles) betreuen soll. Kurz nach ihrer Ankunft bemerkt sie die Wiedergänger ihrer Vorgänger Miss Jessel und Peter Quint, die kurz vor ihrem Tod im häufigen Kontakt zu den Kindern standen. Nun scheint ihre schemenhafte Anwesenheit das Leben der Kleinen zu bedrohen. Obwohl der Roman schon über 100 Jahre alt ist, erzeugt er eine unvergleichliche Atmosphäre, die nichts an Wirkung eingebüßt hat.
Alexandre Dumas – Kameliendame" "Die ein, Bücher wie „Die drei
Tad Williams – dunklen Gassen des Himmels" "Die ad Williams (geb. 14. März 1957) wird schon seit einigen Jahren zu
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Musketiere" oder „Der Graf von Monte Cristo" stammen nicht von dem „Kameliendame-Dumas", sondern von seinem gleichnamigen Vater. s Alexandre Dumas d. J. (27. Juli 1824 – 27. A November 1895) hat mit seinem zentralen N Roman ein Werk mit einem ähnlich hohen R Stellenwert verfasst, das mehrfach verfilmt S (unter anderem mit Greta Garbo und Robert ( Taylor) und von Giuseppe Verdi vertont T wurde. In dem auch noch heute aufwühw lenden Roman beschreibt er die Liebe des l aus a gutem Elternhaus stammenden Armand s Duval zur Kurtisane D Marguerite Gautier, M die d sich von mehreren Männern aushalten Mä h lt lässt. lä t Die beiden verlieben sich ineinander und beginnen ein neues Leben. Duvals Vater empört sich über die Entscheidung seines Sohnes und drängt Marguerite – obwohl sie den Mann von ihrer ehrlichen Liebe überzeugt –, seinen Sohn zu verlassen, den diese Entscheidung tief verletzt. Erst auf dem Sterbebett enthüllt sie ihm den wahren Grund für die Trennung. Intensiv, vielschichtig und immer noch aktuell. Seite
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den g ganz Großen der modernen Fantasy-Literatur gezählt. Zyklen wie w „Otherland" oder „Shadowmarch" haben zahlreiche Leser gefunden, die sich von den z eher konservativen Ausprägungen des Genres e entfernen und neue Themen bevorzugen. In e seinem aktuellen Buch widmet er sich der s so s genannten Urban Fantasy, integriert aber auch Elemente des Krimis und der vor einiger a Zeit Z einen kurzen Boom erlebenden „Engel"Romane. Williams beschreibt die Geschichte R von Bobby v Dollar, einem D Anwalt der A Engel,l d der mit der „Gegenseite", also E it d G der Hölle, um jede Seele kämpft. Er unternimmt Dienstreisen zur Erde und führt ein meist angenehmes Leben in den himmlischen Bars. Das ändert sich, als ihm eines Tages eine Seele abhandenkommt. Wer steckt hinter dieser vermeintlichen Entführung? Ist es eine Intrige? Williams hat mit dem Roman einen unterhaltsamen und spannenden Text verfasst, der niemals blasphemisch wirkt, sondern die exakt passende Portion Humor vermittelt.
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Ernest Hemingway – Fiesta" " rnest Hemingway (21. Juli 1899–2. Juli
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Die Sprechblase
1961) zählt zu den ganz Autoren des 20. Jahrhunderts. Seine zahlgroßen amerikanischen amerikan reichen Bücher wurden häufig verfilmt, wie zum r Beispiel „Schnee am Kilimandscharo" (mit Gregory B Peck und Hildegard Knef), „Wem die Stunde schlägt" P ((mit Gary Cooper und Ingrid Bergman) und natürllich „Der alte Mann und das Meer" (mit Spencer Tracy). Auch „Fiesta" kam mit Starbesetzung unter T dem Titel „Zwischen Madrid und Paris" 1957 in die d Kinos. Der Pulitzer- und Nobelpreisträger führte K eein unstetes Leben, reiste viel, war Großwildjäger, Hochseefischer und Kriegsberichterstatter, wobei H zuletzt Tätigkeit einen großen Einfluss auf sein Schaffen hatte. l t t genannte t Tä Im Gegensatz zu Zeitgenossen, wie zum Beispiel William Faulkner, zeichnete sich Hemingways Erzählstil durch knappe, unprätentiöse Sätze aus, die dem Leser einen leichten Zugang zu seinen Schriften ermöglichen, die thematisch wichtige Aspekte und Extremsituationen des letzten Jahrhunderts widerspiegeln. Der Autor gehört zur so genannten verlorenen Generation, ein von der Schriftstellerin Gertrude Stein geprägter Begriff, der die durch den Ersten Weltkrieg entwurzelten und ihrer Ideale beraubten Menschen beschreibt. Der in den 20er Jahren in Paris entstandene Roman, zu der Zeit eine für angloamerikanische Schriftsteller wie zum Beispiel Henry Miller bedeutende Stadt, ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Buch schildert Hemingway das Leben der Emigranten, das von Sinnsuche, Liebschaften und Unbeständigkeit bestimmt wird. Der zweite und längste Teil beschreibt eine Reise nach Pamplona, wo eine siebentägige Fiesta gefeiert wird, bei der der explizit dargestellte Stierkampf und der Alkohol eine große Rolle spielen. Im letzten Abschnitt offenbart sich die Tragik des Protagonisten, dem das Schicksal eine erfüllende Liebesbeziehung versagt und der ein „Treibender" und „Gebrochener" im Strom der verlorenen Generation bleiben wird. Ein unnachahmliches Gesellschaftsporträt der 20er Jahre.
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PENG!-Preis-Gewinner 2013 für BESTE COMIC-BERICHTERSTATTUNG!
Richard Matheson – Ich bin Legende" " ls Richard Matheson (20. Februar 1926–23. Juni 2013) vor wenigen
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verstarb, erinnerte sich in Deutschland kaum jemand an Monaten verstarb sseine Arbeiten. Das lag vermutlich an der geringen Popularität hier zu Lande, denn die Bedeutung P seines Lebenswerks wurde bislang wenig beleuchs tet. Matheson hat nicht nur bedeutende Beiträge t zur z Science Fiction geliefert, unter anderem das Buch „The Shrinking Man", das 1957 unter dem B Titel „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C" verT ffilmt wurde, sondern auch den Horrorklassiker „Hell House" und den faszinierenden Zeitreise-Liebesroman H „„Somewhere In Time" (verfilmt mit Jane Seymour). Darüber war er als Drehbuchautor einer der wichtigsten Schreiber D üb hinaus hi von vielen Kultfilmen. Die von Roger Corman umgesetzten „Der Untergang des Hauses Usher" (1960) und „Das Pendel des Todes" (1961), eine Hammer-Produktion („Die Braut des Teufels", 1968) sind nur einige Titel einer langen Filmografie. Auch „Ich bin Legende" kam in die Kinos – sogar dreimal! 1964 spielte der unvergessene Vincent Price die Hauptrolle in „The Last Man On Earth", 1971 gefolgt von Charlton Heston in „Der Omega-Mann", wohingegen Will Smith 2008 in „I Am Legend" auftrat. Der Roman spielt im Los Angeles des Jahres 1976. Die Menschen wurden durch das Virus zu Vampiren, die das Haus von Robert Neville, dem letzten Überlebenden, jede Nacht belagern. Dieser ist einer ständigen Gefahr ausgeliefert. Tagsüber tötet er seine Kontrahenten und beschafft sich Vorräte, nachts ist er in seinem Haus eingesperrt. Eine Frau scheint nicht an dem Virus zu leiden, doch wie sich herausstellt, gehört sie zu einer mutierten Spezies, die die Weltherrschaft übernimmt und ihn – den Anormalen - exekutieren will. Die Fusion von Science-FictionElementen, Horror und dem klassischen Vampirroman, nicht zu vergessen die schriftstellerische Raffinesse, heben „Ich bin Legende" auf ein hohes Niveau, das erst in den letzten Jahren erkannt wurde. Die aktuelle HeyneAusgabe erscheint mit zusätzlichen zehn Kurzgeschichten.
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der unglaubliche türkische Kultcomic Gratisbeilage: Ein ganz spezieller Märchencomic
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BEI KNOPFDRUCK TOR
Seit es Tipp-Kick-Spieler gibt, hält sich die Faszination, mit ihnen zu spielen. Fußballfeld, Tor, Torwart und Figuren sind schnell aufgebaut, ein spannender Zweikampf auf dem Fußboden oder Tisch kann beginnen. So klein das Spiel, so groß die Namen der Fans: Die bekanntesten sind Franz Beckenbauer und Campino von den Toten Hosen. Tipp-Kick spielt man aber nicht nur am heimischen Herd. Es gibt organisierte Spieler, eine Bundesliga und zahlreiche Turniere. Von Eckhard Schwettmann wie heute gespielt: Mit einer Blechfigur, deren Fuß sich auf K(n)opfdruck bewegen ließ, galt es, einen zweifarbigen Korkwürfel in ein Tor zu schießen. Wegen der geringen Masse des Blechspielers war das nicht einfach, deshalb ließ Edwin Mieg die Figuren aus Blei gießen. Auf dem Treppenabsatz vor dem Eingang zu den Leipziger Messehallen baute Mieg 1926 sein Leip Spiel erstmals auf, ließ die interessierten Sp Be Besucher Tipp-Kick spielen und fand viele Kä Käufer. Der Erfolg nahm seinen Lauf: Zink-Spielfigur aus 1 1938 baute Edwin Mieg ein Werk in dem Jahr 1956.
1923, als der Exportkaufmann Edwin Mieg die indische Verkaufsniederlassung der Firma Junghans-Uhren Auslieferung in den Die 2. Generation: Peter Mieg prä1950er Jahren. sentiert seine Tipp-Kick-Kollektion. übernehmen sollte, wurde die Grundlage für Tipp-Kick gelegt. Junghans vergab die Stelle an einen anderen seiner Heimatstadt Schwenningen am Neckar. Die neuen Kicker aus Bewerber, und Edwin Mieg wechselte von der UhrenZink konnten nun in der eigenen Fabrik gegossen werden. zur Spielwarenindustrie. Er machte die ebenAls Firmengründer Edwin Mieg 1948 verstarb, führten seine Söhne Peter Bis 1938 wurden die und Hansjörg Mieg die Erfolgsgeschichte e Tipp-Kick-Figuren aus so einfache wie geniale Blei gefertigt. Dadurch Spielidee des Stuttgarterr weiter. Im Weltmeisterschaftsjahr 1954 wei hatten sie mehr Masse Möbelfabrikanten kam es zu einer Innovation und zum als die Blechfiguren, die Karl Mayer zu einem großen Durchbruch: 180.000 Spiele gr in den Anfangsjahren hergestellt wurden. marktreifen Produkt und wurden in diesem Jahr in Deutschland w machte sich mit Tipp-Kick bereits ein Jahr später verkauft – und Peter Mieg entwikv selbstständig. Schon mit dem Prototyp wurde kelte den fallenden Torwart namens ke Tipp-Kick-Schachtel der Jahre 1964–1968. Seite
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Fotos: © Edwin Mieg OHG
ereits 14 Jahre nach der Firmengründung 1924 wurde mit der TFG Hildesheim 1938 der erste Verein gegründet. Aktuell sind im Deutschen Tipp-Kick-Verband (DTKV) knapp 100 Klubs registriert. Daneben gibt es welche im Schweizer Tipp-Kick-Verband (STKV) und auch einige in Österreich. Tipp-Kick ist ein Spiel für zwei Personen. Das Spielfeld besteht dabei aus einer Spielplatte, zwei Toren, zwei Torhütern und zwei beliebig positionierbaren n Feldspielern sowie einem m zweifarbigen, zwölfeckigen Ball. Die Spielfiguren werden auf dem Spielfeld bewegt. Durch das Drücken des Kopfes der Spielfigur, Tipp-Kick-Schachtel der Jahre 1923 –1948. bewegt sich der Fuß und kickt den Ball. Das Schießen ist eine Wissenschaft für sich. Die Stärke des Drückens in Verbindung mit dem Abstand und der Winkelstellung des Fußes zum Ball sind die wichtigsten technischen Elemente. Der Schussfuß wird von den Profis mit einer Feile manchmal so bearbeitet, dass er den Ball bei geschickter Handhabung in Drehung versetzt. Den Torwart überlisten und trickreich Tore erzielen, darum geht es im Tipp-Kick – ganz wie beim echten Fußballspiel.
durch Betätigung der Knöpfe zu bedienen, besteht dann aber nicht mehr. 2011 kamen die ersten weiblichen Tipp-Kick-Spielfiguren auf den Markt.
Mit solchen Korkbällen wurde bis 1954 gespielt.
Rund um die klassische Ausstattung gibt es noch viel Tipp-Kick-Bälle Zubehör: Zur korrekten Zeitmessung (ein Tipp-Kick1954–1970 Mit solchen Torhütern aus Blei Torwart in den 60er Jahren. Spiel dauert in der Regel zweimal fünf Minuten) gibt wurde bis 1938 gespielt. es daher auch eine Uhr, mit der gleich der Spielstand „Toni". Bis heute kaum verändert, kann dieser auf Knopfdruck nach festgehalten werden kann. Mit einer Flutlichtanlage rechts oder links fallen. Sonst ist seitherr kann abends gespielt werden, kan kaum etwas anders geworden. Masten mit jeweils sechs LED- Typischer Ball Ma Mit dem Beginn der Fußball-Bundesliga Lichtern beleuchten dabei Lic ab 1970 1963 wurden die Mannschaften auch das Spielfeld. Es da Zweifarbige Bälle als Tipp-Kick-Spieler produziert. Schon gibt natürlich auch gi aus Plastik in ihrer 1967 wurde ein bis dahin unbepassende T-Shirts, p heutigen Form. Verpackung 1970–1980 mit Gerd Müller in Aktion kannter junger Fußballspieler Tassen, Pins, Kappen Fußballsp lspieler auf Ta und Taschen, sogar Tipp-Kick-Turnier in einer Sporthalle heute ein Tipp-Kick-Bärchen als Maskottchen von Steiff. „Wir spielen TippKick" ist der Titel einer Audio-CD, die von der Zeitschrift „11 Freunde" empfohlen wird. Darauf sind 18 Turnier in den 70er Jahren Musikstücke versamTurnier in den 60er Jahren melt, von den Toten Hosen über Blackmail bis zu den Mimmis. d Verpackung k b b ld d der abgebildet: Für Die heutigen Inhaber des FamilienBlick in die heiligen Hallen Natürlich drehen sich alle Musikstücke um 1000 Mark Honorar erhielt die unternehmens, Mathias (l.) & Jochen der Tipp-Kick-Fabrikation. Mieg (r.) das Thema Tipp-Kick oder Fußball. Firma Mieg die Rechte am Namen und an Auch passende Lektüre zum Thema ist der Abbildung des erschienen: Die Autoren Katrin Höfer und Stürmers Gerd Müller. Peter Hesse von „Das große Tipp-Kick 1978 wurden textile Buch" haben viele Informationen zur Netztore eingeführt und Geschichte, Herstellung, zu Spielmaterial, vier Jahre später der Regeln und Klubs zusammengetragen. Star-Keeper – ein „Aus der Tiefe des Raumes" ist ein skurTorwart, der sich riler Kinofilm aus dem Jahr 2004, der zusätzlich nach auch auf DVD erhältlich ist. Der Inhalt vorne hechten kann – Tipp-Kick-Figur v o r g e Franz Beckenbauer gewann schon heute einmal 2:0 gegen Bobby Charlton. stellt. Eine Besonderheit zeichnet Tipp-Kick aus: Die „Bälle" sind nicht rund, sondern zwölfeckig und zur einen Hälfte schwarz und zur Campino von den Toten Hosen ist anderen Hälfte weiß bekennender Tipp-Kick-Fan. gekennzeichnet. Sie wurden ursprünglich aus Kork hergestellt, sind heute aber aus Plastik. Die Spielfiguren sind aus Metall, handbemalt in den aktuellen Trikotfarben der beliebtesten Vereine und mit einem zusätzlichen Gewicht in der Standplatte versehen. Dazu gibt es einen spitzen Fuß für gefühlvolle Heber. Die echten „TippKick-Profis" haben neben dem Spielerfuß auch ihren Torwart umgearbeitet, so dass aus dem Bedienungskasten nur noch eine starre Stange herausragt, an der der Torwartkörper befestigt ist. Die Möglichkeit, den Torwart Seit dem Jahr 2011 gibt es auch weibliche Spielfiguren.
WM 2006: Angela Merkel prüft die Mechanik einer übergroßen Spielfigur.
in Kurzform: Hauptfigur ist ein Kfz-Lackierer, der das Tipp-KickSpiel perfekt beherrscht. Bei einem Turnier lernt er eine hübsche Zeitungsfotografin kennen. Die beiden verlieben sich, aber bei einem Rendezvous verwandelt sich seine Tipp-Kick-Figur durch ein Bad in Fotochemikalien in einen richtigen Menschen, der nach und nach Gestalt und die Rolle des Fußballspielers Günter Netzer annimmt. Das ist typisch für Tipp-Kick: Der Hauch der 70er Jahre umweht dieses kultige Spiel!
Die Aktuelle Tipp-Kick-Edition zur WM in Brasilien 2014.
Der Weltverbesserer" "oder eine Von Peter Henning
Empfehlung,
Johannes Mario Simmel wieder zu lesen Als er im Jahr 2009 85-jährig in seinem Schweizer Domizil Zug verstarb, trat er als Auflagenmillionär ab: Johannes Mario Simmel, der Mann, der weltweit 75 Millionen Bücher verkaufte – und sich bis zuletzt mit grimmiger Entschlossenheit in der Rolle des Weltverbesserers sah; einer, der seinen Lesern Romane mit Titeln wie Liebe " ist nur ein Wort", Hurra, wir leben noch" oder Der " " Stoff, aus dem die Träume sind" schenkte, die ganze Lesergenerationen prägten. Und der nicht müde wurde, darin immer neu drohende Apokalypsen wie den Atomtod und die Umweltzerstörung wortreich zu beschwören.
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immels Bücher repräsentieren – als Gesamtwerk betrachtet – das weit gespannte Unheilspanorama eines passionierten Aufklärers und Schwarzsehers in der Maske des Schriftstellers, der die drohenden Gefahren der Gentechnik und des Computerwahns ebenso visionär thematisierte wie die gefahrvolle Korruption des Einzelnen durch Macht, Geld und politische Verirrung. Gleichzeitig aber waren seine Schnurren immer auch große Liebesromane, in welchen die Liebenden stets über dünnes Eis wandelten. Kurzum: Es waren Stoffe, die geradezu prädestiniert für die Kinoleinwand schienen. Zwischen 1958 und 1974 allen voran von Alfred Vohrer filmisch adaptiert, tummelte sich in den Verfilmungen das einstige Who is who der deutschen Schauspielkunst. Angefangen bei Doris Kunstmann, Senta Berger, Margot Werner und Hans Christian Blech bis hin zu Karin Dor, Herbert Fleischmann oder Horst Frank. Simmel-Verfilmungen waren Kassenschlager, gekonnt aufs große Publikum zugeschnittene Adaptionen seiner Romane. 22 Verfilmungen mehrten nicht nur Simmels Ruhm als Erzähler, sondern zementierten zugleich auch h seinen Ruf des engagierten Moralisten, der sich in seinen Büchern bis is zuletzt als zivilisationskritischer Skeptiker gerierte.
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eschlich ihn auch am Ende seines Lebens dass ungute, ja selbstzweiflerische Gefühl, womöglich h „in Wasser geschrieben und in den Wind gesprochen"" zu haben, weil ihm die Weihen des bürgerlichen Feuilletons trotz aller Anstrengungen bis zuletztt versagt blieben, so ist ihm sein Platz im Olymp der gehobenen deutschen Unterhaltungsliteratur trotz allem nicht zu nehmen. Seite
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enn Simmel, der lange als Journalist, Filmkritiker für die Wiener Tageszeitung „Welt am Abend" und Drehbuchschreiber unterwegs war, ehe nach einer Novellensammlung 1949 sein erster Roman oman „Mich wundert, dass ich so fröhlich bin" im Wiener Zsolnay Verlag erschien, traf mit all seinen Arbeiten jeweils den Nerv seiner Zeit. Und als 1960 in dem Magazin „Quick" sein wahrhaft furioser Schelmenroman „Es muss nicht immer Kaviar sein" als Fortsetzungsroman erschien, ging der hi i d Stern St des 1924 in Wien als Sohn eines jüdischen Chemikers und einer Schneiderin geborenen Autors hellstrahlend über Literatur-Deutschland nd auf. Kurz darauf erschien im Schweizer DruckDruck und Verlagshaus die Buchausgabe des Romans – und Simmels einzigartige Erfolgsgeschichte begann. Denn der Mann, der nach d dem Krieg d zunächst als z Dolmetscher und Überu setzer für die s US-Regierung arbeitete, für di die „Quick" Reportagen aus U b it t ehe h er fü Q i k" R t Übersee schrieb, vollbrachte in seinem ebenso episodenmächtigen Ü wie rasant vorangetriebenen Roman das Kunststück, filmisches w Erzählen mit burleskem, wild wucherndem Anekdotenreichtum zu Er verschmelzen. ve
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Simmel „einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, S Motive" attestierte, führte am Ende nicht dazu, ihn vom M Makel des bloßen „Unterhalters" zu befreien. Simmel M selbst trug's mit Fassung – und schraubte weiter ungese rührt an seinen literarischen, stets im wahren Leben rü wurzelnden Apokalypsen. Unverändert getrieben vom w Ehrgeiz, Eh hrgeiz, die „Welt zu verbessern". In einem Interview im i Jahr 2000 bemerkte er dazu: „Ich bin maßlos in meiner Empörung, und ich werde m nicht aufhören, Unrecht anzuprangern. n Und U wenn ich könnte, würde ich sämtliche Ideologen abschaffen. Denn erst in den I Händen von Ideologen wurden die großen H Ideen zu mörderischen Werkzeugen." Sich Id selbst beschrieb Simmel als einen Menschen, se der de „ein paar gute Eigenschaften hat, allem voran ein Gefühl für Unrecht. Und wenn es vo einen ein Stärkeren gibt, bin ich auf der Seite des Schwächeren." Sc
m Zentrum des ruhelos zwischen den Schauplätzen hin- und herpendelnden Geschehens steht Thomas Lieven, ein ebenso ausgekochter wie abenteuerlustiger Filou, der, auf schöne Frauen und d gutes Essen abonniert, schon mal auff engstem Raum und kleinster Flammee ein schmackhaftes Fünf-Gänge-Menü auss dem Hut zaubert, ehe er lustvoll ebenso o glücksengelhaft wie James-Bond-gleich h ganze Heerscharen von Geheimdiensten n gegeneinander ausspielt und an der er Nase herumführt. Das Buch wurde ein riesiger Verkaufserfolg, und Simmel legte fleißig Buch um Buch nach.
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och was war das Geheimnis von Simmels Bestsellern? Was hatten seine Bücher, das andere nicht hatten? Eine besondere literarische Qualität, eine spannende Geschichte, ein gutes Thema – oder einfach nur ein üppiges Marketingbudget? Auf den ersten Blick von allem etwas. Doch was Simmels Bücher seinerzeit aus der Masse erscheinender Romane heraushob, war ihr unanfechtbarer moralischer Anspruch. Simmel, Malte Thorsten, Judy Winter lange vom Hochfeuilleton als 1971 in "Liebe ist nur ein Wort" „Bestseller-Mechaniker" und „Trivialautor" T i i l t " geschmäht, h äht verpackte kt seine i nicht selten massive Gesellschaftskritik flotte, massen massenritik geschickt in flotte, kompatible Plots, deren Grundlage jeweils ernsthafte journalistische Recherche war. Er agitierte, ohne aufdringlich zu sein, mahnte, ohne den platten Besserwisser zu geben. Dabei erwies sich der gebürtige Wiener nicht selten als ein literarischer Visionär, der gesellschaftliche Brennpunkte und Umbrüche früh erzählerisch vorwegnahm. So stieß der fröhliche Apokalyptiker mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks seine ziegelsteindicken Bücher hervor – mitreißende Schnurren mithin, die immer neue Kritiker auf den Plan riefen, die sich anschickten, das früh gefällte Urteil über Simmel als nicht Harald Leipnitz und Doris ernstzunehmenden Trivialautor neu Kunstmann 1973 in "Alle Menschen werden Brüder" zu überdenken.
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och selbst eine späte Verneigung des obersten Richters in literarischen Geschmacks- und Qualitätsfragen, Marcel Reich-Ranicki, der GoodTimes
iese Haltung gab er bis zu seinem Tod im Jahr 2009 nicht auf. Warum auch? Man hatte ihn jahrzehnttelang geschmäht und ihm die zweifellos vorhandenen lliterarischen Qualitäten abgesprochen. Am Ende aber, alt geworden und von milder Resignation erfasst, nachdem g sseine Frau Lulu, die große Liebe seines Lebens, gestorben war, konnte er derlei Anwürfe lässig mit den Worten, „ich w war früher arm und musste alles schreiben, jetzt aber kann w iich sagen: Leckt mich am Arsch" kontern. Und wer heute nach einem Roman wie „Es muss nicht immer Kaviar sein" n greift und sich ernsthaft darauf einlässt, der wird sein g hellblaues literarisches Wunder erleben, denn dieser h Roman ist nicht nur ziemlich gut recherchiert und R noch besser geschrieben, sondern darüber hinaus n ein e schlagender Beweis dafür, dass sich erkennbare literarische Qualität und der Furor eines geborenen l Unterhalters keinesU wegs gegenseitig w ausschließen müsa s sen. Denn das ist d das wahre SimmelW Wunder: in seinen B Büchern Figuren zu begegnen, die trotz b drohender und am d Ende vielleicht alles E vernichtender Katastrophen nicht i ht d K ihren einmal begongewillt sind, ihre nenen Kampf für n eeine bessere Welt eeinzustellen. Dieses ffurchtlose, heldenhafte „Dennoch", das seine Bücher auch heute, h JJahrzehnte nach ihrem Erscheinen, lesenswert macht: Romane, die oszillieren zwischen Stern und Spinoza, R zzwischen Boulevard und Bloch. Denn wie sagte er doch noch kurz vor Ende seines Lebens mit Blick d aauf sein Lebenswerk: „Ich habe nie Stil-Experimente gemacht, und ich kann einfach keine Bücher lesen, g die auf Stil aufgebaut sind. Meine Romane sind das, d was Norman Mailer einmal Faction nannte." w Foto: © DAVIDS/Bildarchiv Hallhuber
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s folgten nicht minder erfolgreiche Romane wie „Bis zur bitteren Neige" (1962), „Liebe ist nur ein Wort" (1963), „Lieb Vaterland magst ruhig sein" (1965) und „Alle Menschen werden Brüder" (1967). Und spätestens mit Erscheinen des Romans „Und Jimmy ging zum Regenbogen" im Jahr 1970 fand sich Simmel auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Die klug gewählten Titel seiner Bücher avancierten zu geflügelten Worten – und wer seinerzeit mitreden wollte, wenn die Gespräche sich um Genmanipulation, den Kalten Krieg, atomare Bedrohung oder ums Waldsterben drehten, der kam an der Lektüre der Simmel-Romane nicht vorbei.
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o schrieb er bis zuletzt an gegen Hoffnungslosigkeit, die er für „das Unhaltbarste, das ganz und gar den menschlichen Bedürfnissen d Zuwiderlaufende" hielt; der Mann mit den viel zu Z großen Brillen, durch die er schon damals mehr sah g und d wahrnahm, h h als l die meisten seiner Zunft es heute tun. Wir bräuchten einen wie ihn. Einen solchen Unbeirrbaren. Gerade jetzt. Deshalb werden seine Bücher weiter gelesen werden. Stil hin oder her. 1/2014
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Captain Future 1980 noch ein Fall für die Zensur Wenn enn auf den einschlägig bekannten Internetplattformen fürr ein eine Box mit vier DVDs regelmäßig Sammlerpreise von über ber 1 100 00 Euro bezahlt werden, dann ist es in einer Zeit der ständig tändig g we weiter w verfallenden DVD-Preise durchaus erstaunlich. Die e beiden beiden Boxen mit allen Ausgaben der Science-FictionZeichentrickserie Zeichentri ichentr „Captain Future“ sind allerdings nicht billiger iger ger zu z h haben. Was ist an dieser Serie so besonders, dass viele i l Sam iele Sammler Sam beim Kauf kaum aufs Geld schauen?
Captain Future
Von Jörg Trüdinger ls am 27. September 1980 im ZDF die erste Folge von „Captain Future" im deutschen che chen Fernsehen ausgestrahlt wurde, hatte man die ursprüngüngglich für jugendliche Fernsehzuschauer konzipierte Serie ins ns deuttsche Kinderprogramm verbannt und die japanische Originalfassung fassung stark zerstückelt. Die vorliegende Bearbeitung war nach Ansicht der Programmgestalter des ZDF passend für Kinder, auch wenn man damit bewusst Brüche in den Geschichten chichten hinnahm. hinnahm. Vor allem Szenen, die dem ZDF entweder zu gewalttätig ode oder er zu langatmig erschienen, hatte man einfach herausgeschnitten. Trotz der umfangreichen Bearbeitungen blieb die Serie vor 32 Jahren umstritten, und es gab nicht wenige Sittenwächter, die sie gernee aus dem Kinderprogramm verbannt hätten. Wenn man die Serie heute anschaut und mit dem aktuellen Kinderprogramm vergleicht, erscheint einem die damalige ge Diskussion geradezu als lächerlich.
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Für die meisten Leser bildet sich bei dem m Begriff „Captain Future" im Kopf sicher gleich h das Bild eines braunhaarigen, athletischen chen Zeichentrickhelden der Fernsehserie der späten päten 70er Jahre. Dass „Captain Future" ursprünglich
eine amerikanische am Romanheftserie war, die der Autor Edmond Hamilton 1940 erschuf, ist sicher nur wenigen er bekannt. Als Edmond Hamilton bekan 1940 seine Romane schrieb, tobte in Europa längst der Zweite Weltkrieg, und in Amerika gab g es große Diskussionen, ob man in den Krieg eintreten sollte, um die alliierten K Streitkräfte im Kampf gegen Deutschland S und u seine Verbündeten zu unterstützen. Das war genau die Zeit, in der er die Leser er nach Superhelden verlangten, n, nach Menschen, die sich vorbehaltloss dem M gegen das Verbrechen widmeten und Kampf geg moralisch einwandfrei handelten. die stets m en. dem Mond geborene Curtis Der auf d Newton, Newton der später zu Captain Future wurde, war ein solcher Prototyp wurde des nahezu perfekten Menschen. n Als Waisenkind aufgewachsen – seine ne
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Eltern wurden vom Kriminellen Victor Corvo ermordet –, widmete er sich als junger Erwachsenerr dem Kampf gegen das Verbrechen. Bei diesem m Kampf halfen ihm der Wissenschaftler Professor Simon Wright, dessen Gehirn in einem durchsichtigen Glasbehälter aufbewahrt wurde, der von seinen Eltern erschaffene Roboter Grag und Comet (Japan) der ebenfalls von seinen Eltern entwickelte Androide Otho. Weitere wichtige ge Personen sind Joan Randall und Ezra Gurney, urney, beide Mitarbeiter der Planetaren Polizei, zei, und d Ul Quorn, in der deutschen Fassung Vul Kuolun Kuolun, der d Sohn Victor Corvos und Gegenspieler von Captain Future. ure. Nach Veröffentlichung der Romane dauerte es über 40 Jahre, bis sich das japanische Trickfilmstudio dio Toei Doga der Serie annahm und auf Grundlage ge von 13 Geschichten der 40er Jahre eine aus 52 Teilen bestehende Trickfilmserie produzierte. Die Erstausstrahlung in Japan startete am 7. November ber 1978 und endete im Dezember 1979. In Japan an lief die Sendung im Vorabendprogramm und d nicht wie in Deutschland im nachmittäglichen Kinderprogramm. Bis zur Ausstrahlung im Fernsehen war die Serie „Captain Future" hier zu Lande nur absolut eingefleischten Science-Fiction-Fans bekannt, was sich aber sehr schnell änderte. All diese Rahmendaten können allerdings nicht erklären, warum „Captain Future" zu solch h einer Kultserie wurde. Vor allem stellt sich diee Frage, warum die Serie geradee in Frage Deutschland so erfolgreich warr und Deuts nach wie vor unzählige Fanss hat? nac Wie immer gibt es sicher verschierschiedene Antworten, ein Grund nd für Grag den großen Erfolg ist ganz nz und sicher die von Christian si Yiek Bruhn speziell für die B deutsche Fassung komd ponierte Musik. Dieser Soundtrack p und dtrack ist absolut zeitlos, und man kann ihn bis abs biis heute heu anhören. Ein weiterer Grund und ist, istt, dass das mit „Captain Future" erstmals stmals im Nachmittagsprogramm eine Serie für Jugendliche lief, sie unterschied chied sich doch stark von den anderen en Serien zu dieser Sendezeit wie Ser ie „Sindbad", „Wickie" oder „Biene „Sin ne Maja". Maja Kein Wunder, dass sie vor or allem bei den meist männlichen n Zuschauern einen absolut bleiZusch ibenden Eindruck hinterließ. Da die Zuscha nnten Zuschauer weder das Original kannten no gekürzt noch wussten, was herausgekürzt melung g war, spielte die Verstümmelung Otto keine Rolle. Auch die verschiedenen edenen n weiteren Charaktere der Serie waren gut gewählt Charakt ewähltt und boten für jeden Zuschauer etwas. Das reichte eichte vom lustigen Androiden bis zur hinreißend ßend aussehenden Polizistin. Abweichend a end von der Romanserie wurden für die Zeichentrickfilme verschiedene weitere ere Figuren eingeführt oder ihre Funktion F on verändert. Auf Seiten von Captain ve n Future Futur stehen dabei wie im Original Ken Simon Simo Wright und Roboter Grag, mit neuem sowie neue Namen versehen wurden Android id Otto O i die di GoodTimes
Polizistin Joan Landor und ihr alter und Po lang lan gedienter Kollege Eszella Garnie. Viele Leser erinnern sich auch sicher noch an den Mondhund Yiek und das Weltraum-Chamäleon Oak. Diese beiden wurWe den für die Fernsehserie ganz neu Fe eingeführt. Das Phänomen „Captain Future" fand in den frühen 80er Jahren allerdings nicht a nur im Nachmittagsprogramm des Fernsehens statt, es e war vielmehr ein geradezu allumfassender medialer Rundumschlag, der den se n Kindern und jungen Erwachsenen geboten Kin wurde. Für die etwas älteren Fans war die wu Taschenbuch-Reihe gedacht, die zwischen Ta 1981 198 und 1984 im Bastei-Verlag erschien, leider wurden damals nur 15 der ursprünglich 17 Originalromane veröffentlicht, ein Versäumnis, Orig das der Golkonda-Verlag zwischenzeitlich behoben hat. beh Wesentlich erfolgreicher als die Taschenbücher W er waren allerdings die Comics. Ebenfalls w der d Bastei-Verlag veröffentlichte zwischen 1980 und 1983 insgesamt 80 Hefte der Eigenproduktion „Captain Future". Heute, rund 30 Jahre nach derr Fu Erstveröffentlichung, sind vor allem die frühen Erstve n Nummern in sehr guter Erhaltung hochgehan-Numm delte Sammlerstücke. Weniger bekannt ist, dasss bei Bastei auch 18 „Captain Future"-Comic-B Taschenbücher erschienen. Leider legte man Tasc n bei Bastei damals wenig Wert auf Qualität und B d produzierte nur möglichst schnell und billig, prod g, was zur Folge hatte, dass die Comics in keiner Weise an die d Qualität der Fernsehserie heranreichten und sich schon sch bald nach Auslaufen der Serie im Fernsehen A Absatzschwierigkeiten einstellten. Darum ist es umso e erstaunlicher, dass 80 Hefte produziert wurden. Es g aber noch eine ganze Anzahl weiterer, die Serie gab begle enen begleitender Merchandising-Artikel. Bei ASS erschienen tt. Der ein „Captain Future"-Brettspiel und ein Quartett. für seine Sammelbilder bekannte Panini-Verlag hatte ern ein Klebebilderalbum im Angebot. Von Sammlern gan besonders gesucht sind die Hörspiele, welche che ganz Polydor Polyd 1980 und 1981 veröffentlichte. Es gibt sie als ls Hörspielkassette und als Langspielplatte. Hörsp Am begehrtesten auf dem Sammlermarkt dürften heute jedoch die verschiedenen Spielsachen sein, sei die begleitend zur Serie produziert wurden. Die Hauptakteure gab es einerseits als Hartgummifiguren Hau en mit mi eingeschränkter Beweglichkeit. Und da es kein ke passendes Raumschiff gab, kann auch der er Spielwert nur als sehr begrenzt bezeichnet werden. Sp n. Ganz anders sieht es dagegen bei den bewegGa eglichen Spielfiguren von Popy aus, die zwar sparlich parsam bemalt waren, aber zusammen mit dem äußerst ßerst gelungenen Modell des Raumschiffs Cosmoliner er für stundenlangen Spielspaß elspaß sorgten. Aus HongkongongProduktion gab es noch weitere „Captain Future"ure"Figuren, die deutlich besser esser als die Spielzeuge von Popy gestaltet waren. 1/2014
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Joan Randall
Ein Westmann wird 50
Das erste Mal, dass die Leser einen Blick auf ihn werfen konnten, war am 31. Oktober 1963, im untersten Panel der Seite eins: Frech und siegesgewiss grinste er aus dem Bild. Das war Blueberrys erste Nahaufnahme", übersetzt man die Filmsprache " in die Bildsprache der Comics. Unser neuer Held hat seinen ersten Auftritt am Spieltisch (wie übrigens im Kino kurz davor auch James Bond). Augenblick, Gentlemen", spricht er " via Sprechblase, ich muss euch leider " enttäuschen." Und hält triumphierend seine Pokerhand hoch: einen Flush.
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nnötig zu erwähnen, dass das bisher friedliche Pokerspiel dadurch in die typische Saloon-Schlägereii ausartet. Und schon auf Seite zwei übersteht dieser Blueberry seine erste Schießerei, seiner Schnelligkeit mit dem Sechsschüsser sei gedankt. Gedruckt war dieses erste Abenteuer „Fort Navajo" als Fortsetzungscomic im französischen Magazin „Pilote", das schon n Geburtshelfer für Figuren wie „Asterix"" und „Gaston" war. Nun feiert „Leutnantt Blueberry" seinen 50. Geburtstag. Beii seinem gefährlichen Lebensstil hätte man n ihm das nicht zugetraut. Seine Eltern,, Zeichner Jean Giraud (1938–2012) und d Texter Jean-Michel Charlier (1924–1989) hat er bereits überlebt. Doch das Raubein reitet immer noch.
Vor Jerryy Spring p g hatte es im europäischen Comic keine halbwegs realistische Annäherung an das Genre gegeben. Doch s der d chronisch überbeschäftigte Jijé lehnte ab. Allerdings kam es nur dank seiner Vermittlung A überhaupt zum Dreamteam der Blueberryü Kreatoren. Jijé verwies Charlier nämlich an K seinen Assistenten: Jean Giraud, der seine s Zeichnungen mit „Gir" signierte. Nun war dieZ ser se Gir noch ein im wahrsten Sinne unbeschriebenes Blatt. Doch „Blueberry" zu zeichnen, war b für fü ihn das Ticket zum Weltruhm. Auch unter dem de Pseudonym „Moebius" sollte Gir zum stilbildenden französischen Comic-Zeichner per st see werden.
Eine Familie von Comic-Göttern René Goscinny, Texter von „Lucky Luke" und „Asterix", und Jean-Michel Charlier, bereits durch die Piloten-Serie „Buck Danny" (siehe auch Story in kult Nr. 8) zu Ruhm gekommen, hatten „Pilote" 1959 gegründet und waren sich einig: Ihr Magazin könnte einen harten Western vertragen. Sie wandten sich an einen alten Weggefährten, den großen Comic-Maestro Joseph Gillain, Jijé genannt (1914– 1980). Der galt mit seinem Westernhelden „Jerry Spring" als der franko-belgischen Westerntradition. a s Wegbereiter Wegb We g e gb Seite
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Blueberry: ein Antikonformist B Früh stand fest, dieser Blueberry sollte ein raubeiniger, F grobschlächtiger Charakter sein, ein Anti-Held eigentg llich, der sich jeder Autorität verweigert, der es auch im Gegensatz zum stereotypen Helden nie darauf anlegt, G Gerechtigkeit herzustellen, sondern der sich vor allem um G sseine eigenen Angelegenheiten kümmert. Ungekämmt, unrasiert, ständig pleite, mit breitgeschlagener Nase, u und u zum Ärger aller im Fort schlecht Trompete blasend. Ein E Antikonformist und Zyniker, wie ihn die ComicSzene zumindest im Western noch nicht erlebt hatte. S Als A Blueberry die deutschen Kioske erreichte, ritten da noch immer die herausgeputzten Westernhelden des n 1/2014
Bild B der rechten Seite die Spannung auf die Höhe treibt, bevor umgeblättert wird. Tatsächlich wirkten Blueberrys b Taten stets so filmisch, dass man sich wundern kann, T warum erst 2004 eine Filmadaption in Angriff genomw p g g men m wurde, ein französischer Western, gedreht s in i Spanien und glücklicherweise schnell in l Vergessenheit geraten. V Vincent Cassel mimte V den Blueberry. Man d hätte sich den frühen h Belmondo gewünscht. Belm B lmo o
Bastei-Verlags. Wäre man je auf die Idee gekommen, den braven Andy Cayoon mit der blonden Haartolle aus „Bessy" gegen Blueberry antreten zu lassen, es wäre bestimmt unschön für den netten Andy ausgegangen.
Wanderer zwischen den Zeiten Seine Väter einigten sich auf den Namen Blueberry und nahmen sich das Aussehen Belmondos zum Vorbild, „der „d d damals für die Jungs in n meinem Alter eine Art A Symbol war", erinnerte sich Giraud, und n Blueberry sollte dieselbe B Leck-mich-Haltung an L den d Tag legen. Die zweidimennsionale Comic-Figur spiegelte s te den Zeitgeist. Tobte in der d er realen Welt der Vietnamkrieg, ree g, sah s Blueberry sich im Westen n von v den vorgesetzten Militärss verraten. Als Leutnant warr v er e für seine Vorgesetzten im m Fort F t Navajo N j ohnehin h h hii nur tragbar, t b weil er als einziger mitt den Rothäuten konnte. Oft genug hat man seine Nähe zu den Ureinwohnern ausgenutzt, einen Friedensvertrag einzufädeln, den die Säbelrassler dann prompt brachen. Charlier schlug sich verhältnismäßig früh auf die diee Seite di Seeitte des Spätwestern, als historische Figuren wie General Custer oder Wyatt Earp schon nicht mehr zu Legenden verklärt, sondern als fehlerhafte Menschen enttarnt wurden.
Blueberry hat B nicht nur diese n unglückliche Veru ffilmung überlebt, sondern auch die Untiefen des Verlagswesens. so Mehrmals war „Leutnant Blueberry" Gegenstand M vvon vo o Gerichtsverhandlungen. Auch in Deutschland wurde die Serie durch verschiedene Verlage gereicht. w Sein deutsches Debüt feierte der Leutnant mit Se der schlechten Moral 1968 im „MV-Comix". Dann d de fführte „Zack" die Serie ab 1972 fort. Erstmals brachfü te dann der Koralle-Verlag die Albenreihe heraus, te beginnend 1978 mit „Der Einsame Adler". Wobei die b be Leser Les Le s jedoch nicht beim ersten Abenteuer einsteigen sondern mitten in einem Zyklus, der sich über mehkkonnten, ko o rere Bände hinzog. Um das Chaos perfekt zu machen, führte re der Delta Verlag ein Jahr darauf die Serie fort, indem er eine d neue Reihe unter dem Namen „Edelwestern" lancierte. All diese n Nummerierungen wirkten eher, als ob Blueberry seine Spuren N v verwischen wollte. Erst seit 1989 bringt der Ehapa-Verlag O Ordnung ins Universum, indem er die Reihe in der Werkedition „ „Die Blueberry Chroniken" herausgibt.
Die Evolution eines Stils Gir gelangte mit Blueberry zur zeichnerischen n Reife. Präzise Strichführung, die dennoch locker,, nie verkrampft wirkt, zeichnete Giraud aus. Mit derr Zeit wurden seine Pinsel sensibler, die Panoramen n kraftvoller, die Prügeleien härter. Der experimen-tierfreudige Giraud gestattete eine zunehmend d expressionistischere Kolorierung, immer öfter fand d Blueberry sich in einem wahren Farbenrausch h wieder.
Als Charlier 1989 überraschend in die ewigen Jagdgründe A aabberufen wurde, war der nächste Band „Arizona Love" erst bis bis Seite b See 22 gediehen. Zeichner Gir musste selbst in die Tasten greifen, um es zu Ende zu bringen, allerdings nicht ohne g sich s mit den Erben Charliers einen juristischen Showdown zu z liefern. Nun ist 2012 auch der große Giraud von der d Bühne abgetreten. Andere erstklassige Zeichner wie Colin Wilson, William C Vance und Michel Blanc V Dumont führen die Serie D weiter, haben dazu teilw weise sogar ihre eigew nen Comic-Figuren n aufgegeben, um an a Blueberrys Legende weiB terzustricken. Es wart tet t Band 50 auf seine Veröffentlichung. Doch V noch etwas hebt Charlier/ n Giraud von anderen ComicG Eltern ab: Wo Tim und E Struppi alterslos bleiben und Gaston nie einen Tag älter wird, S da d weist Blueberry, schließlich im Jahre 1888 am historischen O.K. O Corral angekommen, nicht nur graue Schläfen auf, sondern auch mannigfaltige Verschleißerscheinungen. Doch auch d als a gealterter Mann ist er kein Deut weniger zynisch. Noch immer versucht er vergeblich, sich jeglichem Ärger fernzuhali ten, t keinesfalls freiwillig einzuschreiten. Bis er schließlich dem Genre-Gesetz folgend und aufs Neue losziehen muss, einmal G mehr das Böse zu besiegen. Seine Anhänger, selbst in die m Jahre gekommen, danken es ihm. J Roland and d Schäfl Sch chäfli
Der frühere Lehrling von Jijé überflügelte bald den Meister. Jijé war sich nicht zu schade, das einzugestehen: „Einmal musste ich für Giraud einspringen, während er verreist war. Ich lieferte 20 Blueberry-Seiten und muss gestehen, dass ich dabei eine Menge gelernt habe." Gleichzeitig dachte sich Szenarist Charlier immer verschachteltere Plots aus, nicht mehr in einem Album abgeschlossen, sondern ganze Zyklen über mehrere Nummern einnehmend. Literarischer Anspruch wurde erhoben, Charlier zog seine Sprechtexte über ganze Panels. Blueberrys Welt wurde zunehmend komplexer. Ihm stellten sie Aufgaben, die selbst er nicht mehr einfach mit einem Schuss aus der Hüfte lösen konnte. Charlier: „Der Comic ist von seinen Stilmitteln und dem Seriencharter her ein Unterhaltungsroman."
Wie im Western-Kintopp Blueberry stand dem Kino stets nahe. Die ersten Abenteuer des Kavalleristen lehnten sich stark an die Kavallerie-Trilogie von John Ford an, der Band „Der Sheriff" leiht sich die Handlung von „Rio Bravo". Charlier/Giraud sprachen eine filmische Sprache, etwa mit „Regietricks" wie der Stimme aus dem „Nichts", aus dem „Off", die jemanden erschreckt, bis erst im nächsten Bild (also nach einem „Filmschnitt") aufgeklärt wird, um wen es sich da handelt. Auch dem klassischen Cliffhanger blieben sie verpflichtet, indem das i d d letzte l t t GoodTimes
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Abb.: © Dargaud by Charlier, Giraud A
Waisenkind mit neuen Eltern W
Salmei, Dalmei, Adomei Glühbirnen sind kleine Flaschen, die das Sonnenlicht mit dem „Elektriktrick" einfangen, und bei einem Telefon handelt es sich um einen „sprechenden Zauberknochen". Diese und viele andere Erklärungen verwirrender Dinge sind es, die die „Catweazle"Serie Anfang der 70er Jahre Kultstatus erlangen ließen. Von Oliver Schuh
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urch den Zauberspruch „Salmei, Dalmei, Adomei" wird ein schrulliger, verwahrloster und zerzauster angelsächsischer Zauberer auf der Flucht vor den ins Land einfallenden Normannen aus dem Jahr 1066 in F das England des Jahres 1970 katapultiert. Hier lernt er den Farmersohn d Harold Bennet kennen, der ihm hilft, die Tücken der Technik in der H modernen Welt zu ver- und zu überstehen. „Heule nicht auf, du magim sscher Kriegswagen", ist das erste, was der Zauberer zu einem Traktor sagt. Und als Harold das Licht im Schuppen anmacht, sinkt Catweazle vor ihm U aauf die Knie und spricht in den Staub: „Meister der magischen Kräfte, llass la a mich dir dienen." 13 Folgen lang begeisterte die erste Staffel Zuschauer in diversen LLändern und verlangte umgehend nach einer Fortsetzung. Die London Weekend Television ließ sich nicht lange bitten und Catweazle einen W weiteren Zeitsprung machen, dieses Mal auf den Landsitz der kurz vor der w Pleite stehenden Adelsfamilie Collingford und ihres Sohnes Lord Cedric, P der gerade seine Internatsferien in dieser langweiligen Umgebung antritt. d Zusammen mit dem zwölfjährigen „Eulengesicht" (Cedric sieht aus wie Z eein vorweggenommener Harry Potter) findet Catweazle einen verborge-
Bayldon entwickelte mit Hilfe seines rauen Yorkshire-Dialektes eine ganz eigene Interpretation der alten englischen Sprache. Die Reaktion darauf in England war formidabel. Etwas unglücklich an der deutschen Synchronisation ist sicher die leichte, vermutlich gedankenlose Anlehnung an einen schnauzbärtigen Teufel der deutschen Geschichte. Das Beispiel eines Catweazle-Zitates: „Morrgen frrüh, da will ich neue Hexenkunst errlerrnen." Auch im wahren Leben war der Schauspieler ein absoluter Technikfeind. Später einmal auf CDs, Computer und Mobiltelefone angesprochen, entgegnete er, dass er deren Funktionsweise überhaupt nicht verstehe und es wie Catweazle vorziehe, in das 11. Jahrhundert zurückzukehren und sich den Normannen zu stellen. Diesen Gegner hätte er nach eigener Aussage leichter bezwingen können. Geoffrey Bayldon, 1928 geboren und bei Entstehung dieser Zeilen immer noch gut zu Fuß, ist und war ein Bühnenschauspieler par excellence. Doch wer genau hinsieht, erkennt ihn zudem in diversen TV- und Kino-Produktionen. Er wirkte mit bei „Mit Schirm, Charme und Melone", „Geheimauftrag für John Drake" („Danger Man") sowie „Simon
nen ne n n Sc SSchatz, h tzz der ha der den de den de n Fortbestand Fo F ort rtbe best be sttan nd des dees Schlosses Schl Sch Sc hlos hlo osses sichert. sich si sich her ert Dabei Dab abei macht abei macht achtt er ac er unangenehme Erfahrungen mit Wasserhähnen, Fernsehern, Zahnpasta u eetc. Das Chaos ist programmiert. Der sich ständig wiederholende Kulturschock, dem der stets neugierige und staunende Catweazle – begleitet von seiner Kröte Kylwalda g – immer wieder ausgesetzt ist, machte den unerwarteten Erfolg dieser SSerie aus. Drehbuchautor Richard Carpenter schrieb dem an sich klassisschen Theaterschauspieler Geoffrey Bayldon diese begnadete Rolle auf den Leib. Beide kannten sich von der Bristol Old Vic Theatre School, d 1947 gegründet von Sir Laurence Olivier, der Bayldon frühzeitig mit 1 dem Shakespeare-Virus angesteckt hatte. Aber als dieser das Angebot d vvon Carpenter erhielt, ließ er in 26 Folgen regelrecht die Sau raus.
Templar", Temp Te mpllaar" r und u d in un in der der grandiosen gra r nd ndio diose seen 1967er 196 9 7eer „James Jam mes e Bond"-Parodie Bon nd d"" Par arod odie „Casino Caasino C Royale" spielte er den Waffenmeister. Bei Interesse sollte man auch noch mal bei „Born To Boogie" reinschauen: Regisseur Ringo Starr hat Bayldon hier als Kellner besetzt. Marc Bolan und die Beatles waren nämlich Catweazle-Fans. Bayldon erinnert sich gerne an einen gemeinsamen Auftritt mit dem „äußerst sympathischen und zuvorkommenden Mr. Bolan. Wir saßen in dieser Limousine auf weißen Ledersitzen, und als wir ausstiegen, kreischten alle möglichen Fans, und Bolan rief: ‚Ja, ja, Leute, ich bin es, Marc Bolan, aber das hier ist Geooffr Ge off ffr freyy Ba Bayyld ldo don do onn Catweazle!’" C
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Von Andreas Kötter
Es war zu einer Zeit, als Wellness noch nicht erfunden war. Sogenannte Wohlfühl-Getränke, bei denen Geschmacksrichtungen wie Weißtee und Birne längst zur Normalität gehören und die in immer wilderen Mixturen wie Black Tea, Ginseng, Peach, Acai in den Regalen der Supermärkte auftauchen, existierten damals noch nicht einmal in der Fantasie der MarketingStrategen. Kurzum: Es war die Zeit, als Sunkist Sunkist" " er der ganz (nicht nur) für alle kleinen Indianer große Durstlöscher war.
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unkist" war ein eigenartiger Name. Gedanken, n, was was es damit dami mit it „ wohl auf sich haben könnte, machte ich mir gegen geg egen eg e Endee der 60er Jahre aber nicht. Erst viele Jahre später äter sollte ich erfahren, dass „Sunkist" eine Verkürzung von on „Sun„SunnKissed" darstellte, was soviel heißt wie „von der SSonne onnee geküsst". Und von einer höheren Macht auserwählt wählt schienen mir die Orangen damals wirklich, diee schnöden Apfelsinensaft wie von Zauberhand in das köstliche „Sunkist" verwandelten. Tatsächlich aber war die Sache weit weniger geheimnisvoll. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich in Kalifornien und Arizona Zitrus-Farmer zu einer Erzeugergemeinschaft zusammengeschlossen, um bessere Preise erzielen zu können. Später begann man, selbst Säfte zu produzieren, und schließlich gelangte die „Sunkist"-Lizenz auch nach Deutschland, wo die Hamburger Rickertsen Getränke Vertrieb Gmbh & Co. KG alsbald ihr eigenes Fruchtsüppchen kochte. Das alles aber konnte ich damals natürlich noch nicht wissen. Und wahrscheinlich hätte es mich auch gar nicht interessiert. Denn das, was ich zu wissen glaubte, reichte mir völlig aus. War mir dieses fruchtig-süße Orangen-Saftgetränk in der eigenwilligen, pyramidenförmigen Verpackung doch weit mehr als nur ein köstlicher Durstlöscher. „Sunkist" war für mich beinahe schon ein Versprechen. Ein Versprechen darauf, dass im Leben alles möglich sein müsste, wenn doch schon in einer solch kleinen Papppackung so viel pralle Exotik stecken konnte. e. Und im Gegensatz zu den zuckerwässrigen Limonaden der Zeit war ar „Sunkist" auch den Müttern der ideale Nektar für ihren Nachwuchs. s. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass kein Kurzausflug in e n den de Zoo oder ins Phantasialand und schon gar keine längere re Bahnreise ohne zwei, drei „Sunkist" im Gepäck angetreten B n wurde. w
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Als l mit itt Zitrone Zitt Zi Z und d Ki Kirsch h schon h bald b ld zwei weitere folgten und z re Geschmacksrichtungen Ges so auch für frisch-fruchtige Abwechslung gesorgt war, a schien mir und meinen Freunden „Sunkist" endgülsch sc tig ti unersetzlich. Kein Wunder also, dass Rickertsen mit diesem Pfund wucherte: „Überall auf der Welt löschen Kinder den Durst am liebsten mit ,Sunkist'", lautete der Text zu einer Werbeanzeige in „Die tollsten Geschichten von Donald Duck". Gezeigt wurden drei Jungen, deren Physiognomie deutlich verriet, dass sie ganz offensichtlich aus den verschiedensten Teilen der Welt stammten, die sich aber schon deshalb zu verstehen schienen, weil „Sunkist" ihnen ein köstliches Gemeinschaftserlebnis bescherte. Gelebte Völkerverständigung hier, frühe Markenbindung dort: Mit einem Malwettbewerb forderte man alle „ABC-Schützen und Puppenmütter, Cowboys und Sheriffs, Häuptlinge und Astronauten – alle Kinder bis 15 Jahre!" auf, „mit Buntstiften, mit Tusche, mit Bleistiften" ein „Sunkist"-Bild zu malen, das zeigen sollte, wo Häuptlinge, Puppenmütter und Co. „Sunkist" in der Dreieckstüte am liebsten tranken. Vielleicht in der Schulpause? Oder am Strand? Oder ... oder ... oder? Der Erfolg von „Sunkist" schien für kurze Zeit unaufhaltsam. „Su Und doch erkaltete irgendwann auch diese Liebe. Vielleicht schon, scho als man sich 1977 entschied, mit einem quaderförmigen sc sch Pack eine zweite Verpackungsform einzuführen. Spätestens aber, als dieser Quaderpack das Dreieck in den frühen 80ern aber endgültig ablöste. „Sunkist" hatte sein Alleinstellungsmerkmal en verloren. Ein Alleinstellungsmerkmal, das „Sunkist" in meiner ve kkleinen Welt nicht nur zu (m)einer Marke, sondern zu einem Gattungsbegriff für Fruchtsaft per se gemacht hatte. Ähnlich G wie es „Tempo" für Papiertaschentücher oder „Nivea" für w Handcreme bis heute sind. Ohne das Dreieck war „Sunkist" nur Ha noch no o ein Fruchtgetränk unter vielen. Und ich hatte ohnehin llängst lä n andere reizvolle „Säfte" entdeckt. Die Zeit von „Sunkist" war endgültig vorbei. wa 1/2014 1 /2 01 1/ 1/2 14
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Foto: © Kir Royal, Davids/Bildarchiv Hallhuber
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Fernsehen mit Suchtgefahr Popper, Punks, Yuppies, Reagan und Kohl, Atari und der Apple-Würfel, Tschernobyl-Katastrophe und Challenger-Explosion, die Ermordung von John Lennon und der Fall der Berliner Mauer. Abgesehen von den Ereignissen in Politik, Wirtschaft und Kultur gelten die 80er Jahre allgemein als das Jahrzehnt des schlechten Geschmacks. Kein Wunder: schlimme Frisuren wie der Vokuhila-Schnitt, grelle Farben, Mode und Accessoires, die Augenkrebs verursachen, ziemlich viel schrecklich belanglose Musik. Aber wo Licht ist, da ist halt auch Schatten, und die 80er sind vor allem in puncto Fernsehen viel besser als ihr Ruf.
Intelligenter fernsehen dank Helmut Dietl
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984 gehen die ersten privaten Fernsehsender an den Start: Am 1. Januar Sat.1, damals noch als Programmgesellschaft für Kabelund Satellitenrundfunk, und einen Tag später RTL plus. Die Vorherrschaft der öffentlich-rechtlichen h rechtlichen Anstalten ist Vergangenheit. Das Geschmacksdiktat von gebührengestütztem Fernsehen gerät in Gefahr. Hugo Egon Balder verteilt Länderpunkte für nackte Titten. Alle Sündenfälle angloamerikanischen Bezahlfernsehens werden lizenziert und in Hugo Egon Balder verteilt bei Tutti Frutti" " Deutschland als absolute Länderpunkte – wofür eigentlich? Neuheit verkauft. Tägliche Gameshows wie das „Glücksrad" k d" (ursprünglich: ( ü li h „Wheel Wh l Of Fortune") F t ") schaffen den Rahmen für Werbe-Inseln. Aufgeschreckte Moralwächter sehen den Niedergang des Abendlandes kommen, aber Dr. Thoma, damals uneingeschränkter Alleinherrscher bei RTL, macht Kritiker mit typisch österreichischem Schmäh mundtot. „Der Köder muss dem Fisch schmecken", lässt er verlauten, „nicht dem Angler." Oder: „In seichtem Wasser kann man nicht ertrinken." Wohl wahr. Dass es noch viel schlimmer kommen kann, als selbst übellaunigste Bedenkenträger sich Seite
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damals vorstellen konnten, ist heute Gewissheit. „Dschungelcamp", „Bauer sucht Frau", „Promi Big Brother" – damals in den 80ern wurde der Grundstein für das Prekariatsfernsehen heutiger Prägung gelegt. Aber, klar, mit dem Abstand von fast 30 Jahren kann man gut klugscheißen. Seinerzeit sah es nach Öffnung, nach Demokratisierung des Mediums aus, die Claims wurden neu abgesteckt, das Bärenfell neu verteilt. Aber wer w ein Hirn hatte, begriff schon damals: Das wird s nicht besser! Im Gegenteil. n Fernsehen wurde eine F ssaulangweilige, saublöde SSache, vor allem dann, als d die Öffentlich-Rechtlichen aaufgrund von Quotendruck aanfingen, den Blödsinn der Privaten zu imitieren. d Gameshows, Flirtshows, G Datingshows, Kuppelshows, Talkshows ... es war zum Fremdschämen D ti h K lh T lk h schlimm. Seifenoper anders gab’s ab dem 8. Dezember 1985 dann vom öffentlich-rechtlichen WDR: Hans Wilhelm Geißendörfer, Regisseur, Autor und Produzent, lancierte nach dem Vorbild der britischen Dauerbrenner-Sendung „Coronation Street" eine Seifenoper namens „Lindenstraße", die wöchentlich läuft und größer wurde als das Leben selbst. Die Figur der dauerbesorgten „Mutter Beimer Beimer" zum Beispiel machte aus Marie-Luise Marjan einen Star. Der Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Themen – homosexuelles Coming Out, Drogenkonsum und Cannabis-Freigabe, Stalking, k d C bi F i b St lki Tierrechte, Vegetarismus, Arbeitslosigkeit, Integrationsproblematik – war gesetzt, und die Einarbeitung zeitgenössischer Ereignisse gelang ein ums andere Mal. Für die einen ist der sonntägliche Blick in die Lindenstraße um 18:50 Uhr Kult, ich zappe – mit allem Respekt vor dieser Soap – weiter, sobald ich die Erkennungsmelodie höre. Ein Fernsehereignis der ganz besonderen Art kam 1986 auf den Bildschirm – die sechsteilige, vom Kölner WDR produzierte, in München spielende Miniserie „Kir Royal (Aus dem Leben eines Klatschreporters)". Mit dieser hochkarätig besetzten, höchst amüsanten Persiflage auf die
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Foto Senta Berger: © Kir Royal, Davids/Bildarchiv Hallhuber
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Bussi-Gesellschaft der Isar-Metropole etablierte sich Regisseur und Unruh (Ruth-Maria Kubitschek). Als Dame von Welt hält sie eigentlich Autor Helmut Dietl endgültig als einer der intelligentesten Chronisten wenig bis nichts von Babys Klatschgeschichten, aber wenn’s Auflage bundesdeutscher Wirklichkeit. Die Figuren, seiguren, die Dietl zusammen mit sei macht, dann sei sei’ss h halt drum, und außerdem, dem virilen Charme des nen Autoren Patrick Süskind („Das Schimmerlos kann auch sie sich nur schwer entS Wo Baby ist, ist Party und was nettes Blondes Parfum") und Kurt Raab (Folge 4) ziehen. In einer denkwürdigen Szene zeigt sie, auf z entwickelte, waren komödiantisch dem Tisch stehend, den Rock sehr hoch ziehend d zwar krass überzeichnet, aber dann und u ihre Beine entblößend, wie ein Phlebologe ihre wieder so lebensnah inszeniert, dass Krampfadern veröden wird. Die Rache der versamK man aus dem Lachen nicht mehr melten Baby-Frauen kommt – seine vernachlässigte m herauskam. Fans von „Kir Royal" Mutter stirbt bei dem Versuch, einen TV-Auftritt M können ganze Textpassagen des ihres Sohnes mit dem VHS-Rekorder aufzuzeichnen i großkotzigen Industriellen Heinrich (zum Heulen traurig!), Mona verlässt den Hallodri ( Haffenloher – wunderbar prollig und wird, gegen seinen Willen, Schlagersängerin; u gespielt von Mario Adorf – Wort für die d Verlegerin kündigt ihm in Abwesenheit. Wort nachsprechen. Berühmtester Aber der Reihe nach. „Kir Royal" ist, was Architektur, A One-Liner des geltungs- und promiInhalt und Inszenierung angeht, genau jene I süchtigen Generaldirektors: „Ich scheiß' Mischung, eiß' dich sowas so as von on zu u mit meinem Mischung die großes groß Kino ausmacht und große Gefühle auslöst. Die Geld." setzt den Ton Geschichten sind bekloppt genug, um nicht vorhersagbar, und lebensGeld. Gleich die erste Folge vom 22. September 1986 1 für wirklich genug, um wahr zu sein. Heißt: Die Spannung bleibt erhalten. f das großartige, Preiswürdig: später mit dem Die Storys haben Gewicht. Sie haben etwas mit unserem Leben, mit s Billie Zöckler als Grimme-Preis in deutscher Wirklichkeit, mit dem Geist der Zeit zu tun. Der KlebstoffG Babys großäugige Gold ausgezeichMillionär mit Faible für die Münchner Schickeria; die aufopfernde Mutter, G Sekretärin Edda nete Dietl-Oeuvre. die einem auf die Nerven geht, aber dann unter so tragisch-traurigen n Dietl Oeuvre. Pfaff Umständen stirbt, U Dreamteam: Senta Berger als Mona, dass es einen d Franz-Xaver Kroetz als Baby und Dieter rührt; die wütenr Hildebrandt als Fotograf Herbie de, mit einem d Messer bewaffM nete Geliebte, n die mit dem d Vorsatz, ihren V untreuen Lover u zu z lynchen, einen Filmempfang besucht und es b dann doch nicht d fertigbringt, den f heulenden Sohn, Allein der ist All i die di Konstellation K t ll ti d Hauptfiguren H tfi f i t ein i h der gerade die Geniestreich. Da ist der rastlose, großspurige, immer d Nachricht vom auch etwas einsam wirkende Baby Schimmerlos, N Tod Klatschreporter der „Münchner Allgemeinen T seiner Mutter erhalten Satire, die Tageszeitung" (Matz), ein Mann aus kleinen Verhältnissen, den hält i d die di h lt hat, h t zu erstechen t h – das d alles ll ist i t hochverdichtete h h d leicht daherkommt und doch die richtig schweren Themen im Gepäck Großkopferten jetzt hofieren, weil sie in seiner Kolumne auftauf Ko Th hat. Dietl, wohl chen möchten. c h Arme Mona – auch ein tiefer, Franz-Xaver a sie hatte unter ihrem Baby zu leiden trauriger Mann, Kroetz gibt dieK t ist ein Meister ser, dem eins i dieses Genres. Er zigen wahren z d serviert locker mit Michael Graeter M s links, was man nachempfunl kaum mit beidenen Figur d k den Händen zu den grantelid d packen bekommt gen Ton, das g p Striezi-hafte, – das Bittere, die aber auch das a P Peinlichkeit, das Bodenständige. B U Ungerechte des Baby Mangelware, und so richtig B b fährt fäh t Porsche, P h Geld G ld ist i t immer i M l L Lebens. All das, nett zu seiner herzkranken, überfürsorglichen Mutter ist er nicht. w was man nicht so Auch seine schöne österreichische Freundin Mona fasst er nicht mit rrichtig zu sagen Glacéhandschuhen an. Er ist nicht treu (wie auch?), mault ständig w wagt, aber was rum, und Mona muss ein ums andere Mal als Babys Schmuckstück d doch unser Dasein herhalten. Senta Berger spielt diese Frau mit so viel hintergründigem, b bestimmt. Satire verletztem, herzzerreißendem Charme, dass man dem Beziehungsrüpel i ist der Ausweg: am liebsten manchmal eine klatschen möcht’. Im Umfeld des rasenden M Man kann cool Reporters: sein ständig quatschender Fotograf Herbie Fried (grandios: bleiben, unpeinb Dieter Hildebrandt), heimlich in Mona verknallt und darum oft wütend lich, und doch l auf seinen Chef; dann die kuhäugige Sekretärin Edda Pfaff (sensatioalles einbringen, a nell: Billie Zöckler), ganz offensichtlich in Baby verschossen und stets die Camus’schen d Zweifel, die sisyphoshafte Verzweifl den ganzen Scheiß, der Z if l di i h h ft V iflung, d bemüht, dessen Chaos, so gut es geht, zu organisieren. Im Hintergrund, einem das Lachen so oft im Halse erstickt. Der Klatschreporter und als ständig präsente Übermutter, die üppige Verlegerin Friederike von GoodTimes
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seine Jagd nach der aktuellen, brisanten, der heißen Story werden Sinnbild für unser aller Getriebensein, die Not, die uns alle umtreibt, die Verwerfungen des Medienzeitalters, in dem wir inzwischen mit NSA-Abhörskandal, sozialen Netzwerken wie Facebook und „Promi Big Brother" bis Oberkante Unterlippe stecken. Dietl, seit „Monaco Franze" als Regisseur und Autor gesetzt, wurde mit „Kir Royal" zum Star. Sein Co-Autor Patrick Süskind, jener weltenscheue Schriftsteller, der keine Interviews gibt und ungern fotografiert wird, wird durch den 1985 aufgelegten Roman „Das Parfum" zum Millionenseller. Nach „Kir Royal" – ein Thema, das der Regisseur Jahre später, mit Benjamin von StuckradBarre als Co-Autor, in dem zu Unrecht verrissenen Film „Zettl" wieder aufgreift – wandert Dietl ins Kino ab; er braucht für seine Ideen und die Riege der Stars, die er schon für „Kir Royal" engagiert hat, mehr Geld. Die „Kir Royal"-Serie, deren Einschaltquoten bei der Erstausstrahlung zu wünschen übrigließen, hatte mehr gekostet als normale TV-Ware. Erst die späte DVD-Auswertung bringt Nachhaltigkeit in den Kult um Baby Schimmerlos, und diejenigen, die manchmal nicht wissen, was anfangen mit einem langen Wochenende, sei an dieser Stelle das 2004 erschienene Boxset empfohlen. Es garantiert ein unterhaltsames Weekend mit „Baby" und all den Stars des deutschen Films, die unter Dietls Regie brillierten.
Der Fahnder", das "A-Team" und ein Dauerbrenner namens "Ein Fall für zwei"
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Wennemanns nervöse Umtriebigkeit als Fahnder Faber brachte der ARD an diesem Sendeplatz enorme Zuwächse. Nach 91 Folgen wanderte Faber mit Freundin nach Irland aus; Dieter Pfaff, bis dahin uniformierter Polizist, rückte als Otto Schatzschneider auf Platz zwei, neuer Kommissar wurde Jörg Schüttauf als Thomas Becker. „Der Fahnder" trug wie Schimanski dazu bei, dass Kriminaler nicht in einer fiktiven Parallelwelt ermittelten, sondern in einer quasi-dokumentarischen und dank Dominik Graf auch modern inszenierten TV-Welt. Viele damals noch junge Talente, von Uwe Ochsenknecht bis Edgar Selge, hatten beim Fahnder ein Forum. Nachhaltig Kult ist das, was oft und gern wiederholt wird oder nach TV-Auswertung Kinoleinwand und einen Langfilm erfolgreicher TV Auswertung für die Kinoleinwan genutzt wird. Das g gilt unter anderem g ffür die ab Ende 1986 iin Deutschland ausgestrahlte US-Serie g „„Miami Vice". Deren vverdeckte Ermittler, Don Johnson alias D „Sonny" JJames Crockett und Philip C Michael Thomas alias Ricardo Tubbs, Mi h l Th li Ri d „Rico" Ri " T bb waren modische Role Models und wandelnde Product Placements, das kritische Stichwort dazu: „style over substance". Sonnys Ray Ban Wayfarer wurde ebenso Stil-Accessoire T-Shirt-Anzug-Look ein Must Have der Saison. Stil Accessoire wie sein T Shirt Anz Die Serie beeindruckte auch durch D sschnelle Bildmontagen, rasante Kamerafahrten, Super Slomo, fetK z zige Videoclip-Ästhetik und große G Gaststars, von James Brown bis P Phil Collins, von Frank Zappa bis M Miles Davis, von Liam Neeson bis B Bruce Willis. Trotzdem oder gerade w wegen des trendigen Looks und der u ungewöhnlichen Gäste – mit dem A Abstand von jetzt 27 Jahren wirkt „ „Miami Vice" ziemlich verstaubt und u pomadig.
Was tat sich in den 80ern in der Abteilung „Crime"? Eigentlich bot die Realität die krasseren Fälle als die Drehbuchautoren, aber aus dem Fundus des Angebots stechen zwei Serien hervor. Na, sagen zwei",, seit 198 1981 am Start und 2013 wir drei. „Ein Fall für zwei nach der Emission von n Claus Theo Gärtner C ((alias Josef Matula) vvorübergehend eingestellt, zählt zu den g Formaten, die allein F durch ihre Dauer – 300 d Folgen, 31 Staffeln – F Ehrfurcht einflößen. E Das Gegensatz-Paar D „„Privatdetektiv und Rechtsanwalt im Kampf R um Gerechtigkeit" u E Etwas affig und nicht ganz ernstwollen wir aber hier zunehmen war für europäische w z nur streifen. weilil spannender inszeniert und Augen auch „Das A-Team”, Anfang t if IInteressanter, t t A gespielt: „Der Fahnder" mit Klaus Wennemann. Berühmt der d 80er Jahre in den USA eine der geworden als Leitender Ingenieur, kurz LI, in Wolfgang erfolgreichsten Serien überhaupt, e Miami Vice"-Vice-Ermittler Crockett und " Petersens Buchheim-Verfilmung „Das Boot", gab der Theatermit m Spitzenquoten von 20 Millionen Tubbs waren auch modisch Role Models erprobte Wennemann der Figur des Hannes Faber, Fahnder in Zuschauern. Der Ausgangsplot hatte Z einer nicht näher bezeichneten deutschen Stadt, ein unverwechselbares ziemlich Eine Task-Force-Truppe um h lb i li h Comic-hafte C i h ft Züge: Zü Ei söldnerartige ö Colonel John „Hannibal” Smith (gespielt von George Peppard) hilft Profil. Nicht der immer gerechte Übervater, der die durch Verbrecher Menschen, die in Not geraten sind, von Gangstern bedroht werden oder gestörte gesellschaftliche Ordnung wieder herstellt, sondern auch als von der Polizei keinen Schutz erwarten können. Alle vier Hauptfiguren Ermittler durch und durch Mensch, der es mit den Vorschriften nicht (zeitweise waren es auch fünf), darauf wurde im ursprünglichen Intro immer so genau nahm. Seine Freundin Susanne (Barbara Freier) hat eine immer hingewiesen, gehörten einst einer militärischen Spezialeinheit Kneipe namens „Treff", Faber fährt einen grünen Ford und läuft meist an. Die vier Männer wurden wegen eines Verbrechens verurteilt, das in Zivil rum. Zitat zum Erfolg der Vorabend-Krimiserie: „Als ,eigensie nicht begangen hatten. „Seitdem werden sie von der Militärpolizei williger und unverwechselbarer Polizist völlig neuen Typs' erreichte gejagt, aber sie helfen anderen, die in Not sind ..." Sie sind angesichts er dabei im Vorabendprogramm im Ersten Rekordeinschaltquoten." ihrer teils kriegsbedingten Gegensätzlichkeit pures Amerika, loyal, treu, Die 50-Minuten-Folgen, nach einer Idee von Dominik Graf, setzten – teambewusst, dem Guten zugeneigt. Bei Licht besehen aber haben die ähnlich wie die Figur des „Schimanski", der ab 1981 seinen Dienst als vier Kriegsveteranen alle einen mächtigen Dachschaden. „Tatort"-Kommissar aufnahm und natürlich der Kult-Kommissar per p se ist – neue Maßstäbe Smith trägt seinen Spitznamen in Anlehnung an den karthagischen und beförderten einen Feldherrn. Stratege, Verkleidungskünstler, Troupier – Hannibal hat Realitätszuwachs in immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, zwischen denen meist deutschen Krimis. eine Zigarre steckt. Diese ist, neben seinen schwarzen Handschuhen, Die Herren Ermittler das Markenzeichen des waghalsigen Colonels. Er besucht – verkleidet sprachen wie norma– neue Klienten, reizt die Bösewichter mit markigen Sprüchen, dirigiert le Menschen (siehe mit schrägem Humor seine merkwürdige Truppe und führt sie aus noch Schimanski) und Der Fahnder" machte menschliche so hoffnungslosen Situationen immer zum Erfolg. Ihm zur Seite First agierten wie normale " Bullen salonfähig Lieutenant Templeton Peck, von allen wegen seiner hübschen Fratze Menschen. Seite
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piges Fastfood servieren, so echt wie Disneyland ... Das Vaterland hat die Soldaten zwar verstoßen und krankgemacht, aber die Patrioten bleiben Patrioten, bleiben gut, helfen Menschen in Bedrängnis und tun stets das Richtige. Aber „Das A-Team" ist auch in puncto Gewalt und Sex meist nur Scharade. Gewalt ist keine richtige Gewalt, die niedergestreckten Gegner erheben sich nach wenigen Minuten ohne sichtbare Verletzung. Kugeln schwirren bei dem Geballere zwar dauer dauernd durch die Gegend, aber wenn ees mal ernst wird, wird abgeb blendet. Blut, Mord, Totschlag werden à la Hollywood angedeuw ttet, aber selten gezeigt. Nur eine SSache – die seinerzeit erhobenen SSexismusvorwürfe – konnten die Hannibal-Kumpane nicht recht H eentkräften. Die TV-Macker stehen iin einem permanenten „Meiner iist länger!"-Konkurrenzkampf. Beide Frauenfiguren, die in die B SSerie reingeschrieben wurden, wurden ebenso schnell wieder w rrausgeschrieben. Peppard, der in „„Frühstück bei Tiffany" y als sanf-
nur „Face" genannt. Der Schönling hat eine starke Ausstrahlung auf das weibliche Geschlecht, bezirzt aber auch männliche Zeitgenossen durch sein freundlich-naives, manipulatives Wesen. Face ist der Charmeur und Hochstapler der Vierer-Bande und möchte, obwohl aus armen seine gewählVerhältnissen, gerne als mehr gelten. Ausdruck davon: dav tte Ausdruckweise, sseine Abneigung gegen körperliche g Gewalt (obwohl G aauch er zulangen kkann), seine weiße Corvette. Das C ganze Gegenteil g vvon ihm ist Captain H.M. Murdock, H genannt „Howling g Mad". BaseballM Cap, Chucks, C Fliegerjacke, iimmer leicht etwas sschmuddelig und eeigentlich Insasse eeiner Nervenklinik ffür Veteranen. Der Vietnam-erfahrene V Pilot hat einen an P der Klatsche oder d gibt das zumindest Er grimassiert, dreht ibt d i d t vor. E i i t d ht schnell h l durch, spricht mit toten Gegenständen oder nicht vorhandenen Aliens, aber er kann so ziemlich alles fliegen – Hubschrauber, Flugzeuge, was immer abheben kann. Das macht ihn nicht gerade zum Freund von Master Sergeant Bosco Albert Baracus, genannt B.A., was einmal für seine Initialen steht, aber auch für „Bad Attitude", denn genau diese legt der dauergereizte Muskelberg, der mit seinem Iro und den Goldketten aussieht wie ein im Reagenzglas gezüchteter Rapper, an den Tag. Im Privatleben ist der Milchtrinker und Gesundheitsfanatiker Streetworker und hilft Kindern. Er ist der Elektronik- und Reparatur-Crack der Truppe und hat eine Achillesferse: panische Flugangst. Bei Aufträgen, die das Fliegen erforderlich machen, wird er trotz wüster Drohungen betäubt und ins Fluggerät verfrachtet. Er liegt, prima vista, im Dauerclinch mit Murdock, aber in wirklich brenzligen Situationen wird klar: Was sich liebt, das neckt sich. „Das A-Team" – seit 1987 auf deutschen Mattscheiben zu bewundern, zuerst bei der ARD, später bei RTL – ist pures, kunterbuntes Amerika. So sättigend wie Kaugummi, so verlockend wie die grellen Neonreklamen, die ständig „home made cooking" ankündigen und dann doch nur pap-
Gigolo tter, schriftstellernder h ift t ll d Gi l Hollywood-Ruhm erlangte, soll der Schauspielerin Marla Heasley, die kurz als Tawnia Baker eingeführt wurde, am Set gesagt haben, sie sei in der Männergesellschaft des A-Team eigentlich nicht erwünscht. Wie denn auch? Frauen würden sich nicht für ein Land aufreiben, das sie ohne Grund verfolgt, in die Nervenheilanstalt bringt, abschiebt hi bt ... FFrauen ttaugen nicht i ht als l „soldiers ldi of fortune". Darum hatten sie in dieser Kinderserie mit viel Stunts, Pyro und Tamtam auch nichts verloren. Peppard, der 1994 an einer Lungenentzündung verstarb, hat die Würdigung der TV-Serie als Film im Jahre 2010 nicht mehr erlebt.
Im Teil 4 der Kult-TV-Serien der 80er Jahre: Liebling Kreuzberg, Die Schwarzwaldklinik, Dallas, Denver Clan, Fackeln im Sturm, MacGyver, Schrecklich nette Familie, Baywatch … Teddy Hoersch
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Die Gladbach-Story
Wie der "Fohlen"Mythos zustande kam
Von Andreas Kötter
Keine Frage, die 50. Bundesliga-Saison stand ganz im Zeichen des FC Bayern. Nicht nur, dass die Münchner in der Liga alle Rekorde brachen und die Dortmunder Borussia mit 25 Punkten Vorsprung geradezu deklassierten. Der Gewinn des ersehnten Triples setzte dieser Jubiläumssaison nicht nur aus Münchner Sicht die Krone auf. Und wenn in der Vergangenheit überhaupt einmal ein Team den Bayern Paroli bieten konnte – mal war es der HSV, mal Werder, mal wie zuletzt der BVB –, so war diese Vorherrschaft ft doch nie wirklich gefährdet. Nie? Doch! Einmal, in den 70er Jahren, da gab es ein kleines Dorf" " am Niederrhein, das den damals gar nicht übermächtigen Bayern auf lange Sicht mindestens ebenbürtig schien.
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ie Mönchengladbacher Borussia ist es damals, die den Krösus Jupp Heynckes aus München in der Liga gar übertrifft. Während die „Roten" im Laufe der Dekade „nur" vier Meistertitel sammeln, kommen die Borussen gar auf fünf. Fast noch wichtiger: Während sich längst nicht jeder Fußballenthusiast für die Erfolge der Bayern erwärmen kann, genießen die Gladbacher für ihren attraktiven Offensivfußball europaweit größte Sympathie und Bewunderung. Vater des Systems ist der legendäre Trainer Hennes Weisweiler, der Gladbach schon seit Mitte der 60er Jahre eine Ausrichtung gibt, die ein spektakuläres 4:3 allemal einem m schnöden 1:0 1: 0 vorzieht. Die heute vielviiel beschworene Null muss bei den „Fohlen", wie die Borussen ob der unbekümmerten Spielweise genannt werden, nicht stehen. „Erfunden" wird der „Fohlen"Begriff – heute würde man wohl von Corporate Identity sprechen – übrigens bereits im Laufe von Borussias letzter Regionalliga-Saison, 1964/65, von einem Sportredakteur der „Rheinischen Post".
dass Clemence durchaus Grund zum Unmut hatte. „Erst war da dieses Freistoßtor im Europapokal gegen Liverpool, als sich der Ball kurz vor seiner Schulter noch mal wegdrehte", so Bonhof. „Und nur eine Woche später habe ich ihm im Länderspiel gegen England einen Freistoß um die Mauer gedreht." „Bonhof schießt schneller als Wyatt Earp", jammert Clemence hinterher. „Ich glaube, das hat ihm damals wirklich zu schaffen gemacht", vermutet Gladbachs Vize, der sich auch heute noch ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Gut lachen haben Bonhof und die Borussen damals beinahe am laufenden Band. Ob nun in der Saison 1969/70, als die Elf um Günter Netzer, Herbert Wimmer, Berti Vogts und Wolfgang Kleff ausgerechnet im 70. Vereinsjahr Vereinssjahr den ersten Meistertitel holt (noch ohne Bonhof). Ob ein Jahr später, als man als erster Bundesligist den Titel verteididigen kann. Oder ob in der Saison on 1974/75, als 1974 ls mit dem mi m
Borussia Mönchengladbach – Teamfoto 1969/70
Auch Rainer Bonhof, heute A Vizepräsident des Klubs, gehört damals d l zur „Fohlen"-Herde. F hl " H d Der D junge j Bonhof, 1974 mit Deutschland auch Weltmeister, wird nicht nur wegen seines unbändigen Kampfgeistes, sondern auch ob seiner knallharten Freistöße gefürchtet. So besagt die Legende, dass Ray Clemence, Keeper des FC Liverpool, aus Wut über Bonhofs wahre Freistoßgeschosse einmal gar Tränen der Wut vergossen haben soll. Bonhof selbst mag sich im Gespräch mit kult! zwar nicht an Tränen erinnern, erzählt aber, Seite
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Gewinn des G i d Uefa-Pokals U f P k ls auch h der d erste internationale Titell gelingt. g Im ersten Spiel vom damals ls noch n in zwei Partien ausgetragenen gen nen Wettbewerb erreicht man n gegen Twente Enschede im Düsseldorfer Rheinstadion on
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Fotos: © Horstmueller
Einzug in ein Uefa-Cup-Finale endet mit (dorthin zieht es die „Fohlen" wegen der einer Enttäuschung. Im Hinspiell schießt beschränkten Kapazität des heimischen sc der FC Liverpool ein 3:0 heraus, das Bökelbergs bei internationalen Spielen) den Engländern trotz zweier Heynckesnur ein 0:0. Damit steht man vor dem Treffer im Rückspiel reicht. Noch aber Rückspiel gehörig unter Druck. Und spielt bleibt der Borussia das DFB-Pokalfinale umso größer auf. 5:1 heißt es nach einer gegen den rheinischen Erzrivalen aus Lehrstunde in Sachen Konterfußball für Köln. Es soll ein Spiel werden, das bis die Weisweiler-Elf, für die ihr Goalgetter, heute untrennbar mit einem Namen der spätere Bayern-Trainer und Tripleverbunden ist. Mittelfeldregisseur Günter Gewinner Jupp Heynckes, gleich dreimal Netzer ist damals mit seiner blonden trifft. Deutscher Meister 1970: Borussia Mähne, den schnellen Autos und seiner Twente, das war Kontertaktik in Perfektion Mönchengladbach beim Autocorso Discothek Lovers Lane längst der erste und ein Triumph des Offensivfußballs. durch die Gladbacher Innenstadt. Popstar des deutschen Fußballs. Nicht Ausgerechnet das wohl beste Spiel der unbedingt zum Wohlgefallen Vereinsgeschichte überhaupt aber gerät schon h JJahre h zuvor zu einem i b di W hl f ll seines Trainers. Hennes Weisweiler findet, dass Netzer im Training durchaus etwas mehr Eifer an den Tag legen Drama. Am 20. Oktober 1971 empfängt man im Achtelfinalhinspiel des und so ein paar Pfunde weniger auf den Rippen mit sich herumschlepEuropapokals der Landesmeister, noch auf dem Bökelberg, g mit Inter p pen könnte. Als zehn Tage vor dem Finale auch noch Mailand einen der damaligen Titanen des europäbekannt wird, dass der Superstar nach Saisonende ischen Fußballs. Borussia spielt sich in einen wahren zu Real Madrid wechselt, ist Weisweiler endgültig Rausch und deklassiert Inter mit sage und schreibe bedient. Er stellt Netzer fürs Finale einen Bankplatz 7:1. Als „Mutter aller Borussen-Spiele" ist diese in Aussicht. Der wiederum sieht darin einen Affront Offensivdemonstration in die Fußballgeschichte und kokettiert mit dem Gedanken, sich das Spiel eingegangen. Ein Triumph, aus dem eine leere Colalieber Dose (die heute in einer Glasvitrine im Borussia Park lieb gleich von der Tribüne aus anzuschauen. Die Teamkollegen können ihm diese Torheit zum Glück bestaunt werden kann) eine fußballerische Tragödie Tea ausreden, und der „Lange" (wie Weisweiler Netzer macht. Irgendein Dummkopf hatte die leere Dose aus gen Spielfeld geworfen und damit – vermeintlich Netzer in wenigen zarten Momenten nennt) nimmt erst Platz auf der harten Ersatzbank. 1:1 steht es – Roberto Boninsengna schwer am Kopf getroffen. ein wechselt einmal sich ein nach Das zumindest muss der Schiedsrichter annehnac 90 Minuten. Verlängerung! Und dann wird es men,, als Inters Stürmerstar wie vom Blitz getrofdem „Blonden" doch fen in eine tiefe zu viel. Kurzerhand Ohnmacht zu fallen scheint. wechselt sich Netzer Die Partie wird annulliert, und für Christian Kulik nach dem 2:4 in Mailand reicht selbst ein. Gerade das 0:0 im neu angesetzten einmal drei Minuten Wiederholungsspiel in Berlin später ist eine der nicht fürs Weiterkommen. wundersamen Borussias hellste Stunde ist Geschichten perfekt, damit gleichzeitig auch die dundie nur der Fußball kelste. schreibt. Einen einzigen gelungenen Nicht ganz so dramatisch, für Doppelpass mit die Seele der Borussen aber Bonhof braucht Schlussjubel Borussia v. l.: Herbert Wimmer, kaum weniger schmerzlich, ist es, um Netzer in Berti Vogts und Günter Netzer viereinhalb Jahre später das der 93. Minute in Trainer erneute Scheitern im LandesmeisterSchussposition zu bringen. Mit seinem legendären linken Fuß jagt er Hennes das Leder in den Winkel des FC-Tores. Ein unglaublicher Triumph, mit Weisweiler Wettbewerb. Mit der schweren Hypothek eines 2:2 aus dem Hinspiel dem sich der zuvor Gedemütigte als glänzender Sieger nach Spanien reist die Borussia verabschiedet. i di i iim März 1976 zum Viertelfinalrückspiel nach Madrid. 1:1 heißt es bei Real nach 90 bitteren Minuten, die nach der bekannten Europapokal-Arithmetik um auf dem gegnerischen Platz erzielte Tore Wer denkt, mit der Borussia würde es nun bergab gehen, der sieht sich das Aus bedeuten. Die Art und Weise, wie dieses 1:1 aber zustande alsbald getäuscht. Drei Meisterschaften (1975, 1976, 1977) und zwei kommt, ist ein handfester Skandal. Der holländische Unparteiische Uefa-Cup-Siege (neben dem schon erwähnten von 1975 klappt es 1979 gegen Roter Stern Belgrad ein zweites Mal) sollen folgen. Lediglich der Leonardus van der Kroft wird seiner Berufsbezeichnung in keiner Weise Triumph bei den Landesmeistern bleibt versagt. 1977 scheitert man im gerecht, bevorzugt klar die Heimmannschaft und verweigert den besseFinale erneut am Angstgegner aus Liverpool. Erst in den 80er Jahren, als ren Gladbachern die Anerkennung gleich zweier regulär erzielter Treffer! der zu kleine Bökelberg die Borussia immer weiter ins finanzielle Abseits Der Autor dieser Zeilen, damals zwölf Jahre alt und glühender Borussenzwingt, verliert man zusehends den Rhythmus. Zweimal wird man später Fan, heult vor Wut, und nicht wenige Borussen hätten es ihm an diesem gar den bitteren Weg antreten müssen, bevor der Abend wohl am liebsten gleichgetan. Van der Kroft g g in die Zweitklassigkeit g Eberl und Trainer Lucien Favre wird zwar nie wieder eine internationale le heutige Sportdirektor Max Eber 2011/12 erstmals wieder ein Partie pfeifen, was aber selbst in der späten n in der Saison 2 Team aufs Feld schicken könRückschau kein Trost sein kann. Tea nen, Aber es gibt in diesen Jahren auch h n e das den Namen „FohlenElf" Fußballdramen, die ein gutes Ende für E l verdient. Oder wie Rainer Bonhof es ausdrückt: „Wir die Borussia nehmen. Zunächst noch B sind gesund, weil wir seriös sind die „Fohlen" nach den Erfolgen si arbeiten. Wenn ich das und der Vorjahre im Juni 1973 zwischenar unser Leistungszentrum sehe, zeitlich aber zurück auf dem Boden der u dann kann man sagen, dass Tatsachen. Denn in der Liga reicht es d wir heute „nur" zu Platz fünf, und auch der erste heut ein Vorzeigeverein sind." GoodTimes s
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Von Kirsten Borchardt
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indenhof, das war eine fremde Welt, in der es aber genau um die Dinge ging, mit denen man sich als Zehnjährige tagtäglich herumschlagen musste: um Cliquenbildung in der Schule, Zickenkrieg, Anerkennung, Ausgrenzung, und, vor allem, um Freundschaft und Zusammenhalt. Aufregend war dabei, dass Hanni und Nanni weit weg von zu Hause lebten, in einer faszinierenden weiblichen Solidargemeinschaft, in der es außer einem sehr sporadisch auftretenden Hausmeister und vielleicht noch dem einen oder anderen am Rande erwähnten Vater oder Bruder keine Männer gab. Lindenhof war eine reine Mädchenschule, und schon allein das war für mich, wenn ich auf dem m Schulhof von den blöden Jungs aus meiner eigenen n Klasse gerade Juckpulver in den Nacken gestecktt bekommen hatte, eine paradiesische Vorstellung.. Es unterrichteten dort auch nur Lehrerinnen, und d die Direktorin, Fräulein Theobald, war unglaub-lich klug und immer gerecht. Sie erkannte stets, s, was ihren Schülerinnen Kummer bereitete und d was wirklich in ihnen steckte, und davon hättee sich das pädagogische Personal meiner damaligen n Grundschule gerne eine Scheibe abschneiden können.
Mit zehn Jahren wollte ich unbedingt auf ein Internat. Die Vorstellung, die Nächte in einem Schlafsaal mit acht anderen Mädchen zu verbringen und den ganzen Tag über mit Gleichaltrig en zusammen zu sein, mitten in der Nacht heimliche Partys zu veranstalten und Streiche auszuhecken, erschien enorm verlockend, auch wenn ich im wahren Leben anderen Kindern eher aus dem Weg ging. Zu gern wäre ich in Lindenhof zur Schule gegangen. Die Lehrerinnen waren zwar oft furchtbar streng, und man musste dauernd Handball spielen – aber ich hätte Freundinnen haben können wie Hanni und Nanni.
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ass Lindenhof im Vergleich zum deutschen Schulalltag der Mitt70er etwas Exotisches anhaftete, lag daran, dass die Bücher um Hanni und Nanni aus der Feder der britischen Kinderbuchautorin Enid Blyton stammten und in Großbritannien bereits in den frühen 40ern erschienen waren. Dann hatte sie der Franz Schneider Verlag, der 1965 die deutschen Rechte an der Reihe erwarb, stark überarbeitet, modernisiert und auch die Namen weitgehend eingedeutscht. Aus Patricia und Isabel O’Sullivan wurden Hanni und Nanni Sullivan, was nicht zu fremd, Seite
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aber aber ab er auch nicht zu normal klang. Und Lindenhof war ein aufregendes, beinahe Lind märchenhaftes Flair geblieben – zum mär Beispiel hatten die älteren Schülerinnen Bei in n ihren Zimmern Kamine, in denen siee Brot rösten konnten. Einmal ganz ssi davon d av abgesehen, dass ich einen Kamin viel vvi iel e spannender fand als die klobige Rippenheizung unter dem Fenster meiRip Ri R p nes nees Jugendzimmers: Es gehörte auf n Lindenhof zu den Aufgaben der jüngeren Lin LLi n Mädchen, für die Sechstklässlerinnen die Mä M Zimmer einzuheizen. Mädchen, die nur Ziim Z ein eein kleines bisschen älter waren als ich, durften Feuer machen, während bei uns du d zu z Hause unweigerlich der alte Spruch „Messer, Gabel, Schere, Licht sind für „M kleine Kinder nicht" erschallte, wenn kkl ich iicch auch nur eine Streichholzschachtel in die Hand nahm. as war typisch für das Leben von Hanni und Nanni in ihrem Internat: Man M traute dort den Mädchen allerlei zu und ließ sie viele Dinge selbststänzu dig erledigen. Lindenhof war nicht nur di eine ein ei n männerfreie Gesellschaft, sondern auch eine weitgehend erwachsenenfreie: au Konflikte klärten die Schülerinnen selbst, Ko siee organisierten ihre geheimen Partys si ebenso allein wie die Sportveranstaltungen ebe eb e oder od e bunten Abende an der Schule, sie er wählten ihre Anführerinnen und halfen wäh wä h ssich si ch h gegenseitig, wenn es Probleme gab.
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tten te n Mitschülerinnen in schwierige Situationen, können sich si ch aber darauf verlassen, dass Hanni und Nanni zur Stelle Stel SSt e sind, um ihnen aus der Klemme zu helfen. Im el aktuellen Band versteckt sogar ein Verbrecher, der mit akt ak t einem der Hausmädchen unter einer Decke steckt, die ein ei n Beute aus einem Raub im Internat. Aber trotzdem haben Be diee Mädchen auch viel Spaß: Bei geheimen Picknicks di verzehren sie unglaubliche Sachen wie Sardinen mit ver vve r Dosenmilch, sie kleben den älteren Semestern die Do D Wanderschuhe mit Kaugummi auf dem Linoleum fest, W verschaukeln immer wieder ihre Französischlehrerin ve oder gründen einen Klub. Zugegeben, verglichen o mit Harry Potter, wo Trolle und Geister in den m Schultoiletten lauern, geht es in Lindenhof weitaus S beschaulicher zu. Aber genau wie in Hogwarts lernen b die d Schülerinnen, Verantwortung zu übernehmen, für eigene Fehler einzustehen, aufrecht, ehrlich, mutig e und u loyal zu sein. Denn nichts zählt auf Lindenhof mehr als die Gemeinschaft. m
Nur im größten Notfall wandten Hanni und Nanni sich an die Direktorin. Natürlich spielten die Lehrerinnen eine Rolle, wie Fräulein Roberts, die alle Streiche sofort durchschaute, die aufbrausende, aber humorvolle Französischlehrerin Mamsell, das oberflächliche Fräulein Quentin oder die unfähige Geschichtslehrerin Fräulein Kennedy. Sie gaben Unterricht, waren manchmal streng, manchmal ungerecht,, manchmal auch überraschend humorvoll und gütig, aber siee mischten sich nicht in die Belange der Mädchen ein, son-dern erwarteten von ihnen, Probleme allein zu lösen. Dasss Hanni und Nanni das konnten, trug ihnen meine aufrichtigee Bewunderung ein. abei wussten es die Sullivan-Zwillinge zunächst gar nicht chtt ch zu schätzen, wie gut sie es in Lindenhof hatten. Im ersten Band, „Hanni und Nanni sind immer dagegen", sträuben sie sich noch mit Händen und Füßen gegen ihre neue Schule, weil es dort viel weniger schick zugeht als auf ihrem alten Internat. Sie finden zunächst einmal alles blöd, was ihnen bei ihren Mitschülerinnen ruckzuck den Spottnamen „die hochnäsigen Zwillinge" einträgt. Dazu kommt, dass sie in einigen Fächern im Stoff hinterherhinken und nicht mehr wie gewohnt zu den Besten in der Klasse gehören. Sie lehnen sich gegen die strengen Regeln auf, die in Lindenhof zu befolgen sind, drücken sich vor kleinen Arbeiten und verlassen unerlaubt das
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n den späteren Büchern waren es dann andere Mädchen, die neu nach Lindenhof kamen und zunächst durch ihre Art, ihre Herkunft oder besondere Umstände auffielen: Elli, die Cousine von Hanni und Nanni, die sich in ihrer Oberflächlichkeit immer wieder an die falschen Freundinnen hängt. Margot, die verschlossen und immer schlecht gelaunt jeden Kontakt ablehnt, bis ihr die Klasse alles Schlechte zutraut, und die ihren Mut beweist, als sie bei einem Brand eine andere Schülerin rettet. Carlotta, die als Kind in einem Zirkus aufwuchs und als Kunstreiterin auftrat. Oder die Italienerin Gina, die überstürzt ins Internat kommt, weil ihr Vater in Afrika verunglückt ist, und die lange braucht, um aufzutauen. Sie alle können sich dem und n fügen füg ügen en guten Geist, der in Lindenhof herrscht, nicht verschließen und sich schließlich in die Gemeinschaft ein, finden Freundinnen und erleben viele Abenteuer im Internat.
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n Lindenhof geschieht nämlich neben den kleinen Streichen mit Stinkbomben und un zugenähten Pulloverärmeln auch allerlei Dramatisches: Sadie, eine reiche all al l Amerikanerin, wird von Erpressern entAm führt füh fü h und von Carlotta und ihren Freunden vom vo m Zirkus wieder befreit; Mädchen verunglücken auf Ausflügen oder stürzen ung un g von vo n Dächern, ängstigen sich um kranke Eltern E El teer oder werden aus den verschiedensten Gründen zu Diebinnen. Immer wieder geraGrün Gr ün
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rrotzdem – bis heute erfreut sich die „Hanni und Nanni"-Reihe bei Mädchen enormer Beliebtheit, N und un nd es erscheinen bei Schneider Buch, wie der Franz Schneider Verlag heute heißt, noch immer neue Bände. Sc chn 2 ssind 27 i es inzwischen, als Einzelbände erhältlich oder in verschiedenen Sammelbänden; seit 1972 erschienen die vers ve r ch rs h Geschichten auch als Hörspiele bei Europa. Damit ist die Gesc Ge G sch sc h eigentliche Reihe abgeschlossen, wie Susanne George, ei eeige ige g nt diee zuständige Redakteurin bei Schneider Buch erklärt: di Ab jetzt sollen nur noch Sonderbände folgen, die sich A nicht nic ni c mehr an der Chronologie der Schullaufbahn orientieren, sondern einfach Episoden aus dem Internatsalltag tie ti e erzählen. Die Illustrationen auf dem Einband stammen er dabei immer noch vom Zeichner Nikolaus Moras, der den da Zwillingen schon bei ihrem Deutschland-Debüt 1965 ihre Zw spitzbübischen Gesichter und lustigen Pferdeschwänze sp verpasste; er zeichnete die „Deckelbilder", wie man vve damals noch sagte, für zahlreiche weitere Schneiderd da Bücher und prägte mit seinem Stil das gesamte ErscheiB nungsbild des Verlags. Der V iinzwischen in zwis zw isch is c en 77-Jährige ch 77 hat bereits für die Zukunft vorgesorgt, wie George berichtet: „Er hat auf seine eigene Anregung hin schon eine Reihe Bilder auf Halde gemalt, für die Zeit, wenn er einmal nicht mehr ist." Die Zeichnungen haben Kultcharakter: Echte Hanni-und-Nanni-Fans, sagt George, stricken sich sogar die Pullis von den Deckelbildern nach.
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Schulgelände. Doch nach und nach bröckelt ihr Widerstand – sie holen einen Sieg für die Handballmannschaft und erweisen sich auch sonst als verlässliche, lustige Kameradinnen, die schließlich in ihrer Klasse und der ganzen Schule anerkannt sind.
abei war das Internat bei aller Freundschaft auch immer ein Haifischbecken: Wer sich nicht anpassen konnte oder wollte, bekam die ganze Palette s se sozialer Ächtung zu spüren und musste am Ende s so vielleicht sogar die Schule verlassen. Wenn auf einer vi Klassenversammlung beschlossen wurde, dass ein K Mädchen geschnitten werden sollte, dann durfte bis auf Mäd Mä M äd weiteres eben niemand mit ihr reden – heute nennt w man m das Mobbing. Wenigstens war die körperliche Züchtigung mit Haarbürsten, die in Enid Blytons Z Zü älteren „Dolly"-Büchern noch als probates Mittel zur ät äl Eingliederung renitenter Klassenkameradinnen galt, Ein Ei n beii Hanni und Nanni schon tabu. be
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ie Autorin Enid Blyton starb bereits 1968 und hatte lediglich die ersten sechs Bände selbst verfasst, die bei Schneider erschienen: Sie erzählten die Abenteuer der Zwillinge in den ersten beiden Klassen und berichteten dann noch einmal aus der fünften. Doch in Deutschland war die Serie so erfolgreich, dass man sich bei Schneider schon in den 70er Jahren entschloss, bei heimischen Autorinnen Fortsetzungen in Auftrag zu geben, um die Lücke zwischen den Klassen zwei und fünf zu füllen. „Man hat sehr lange ein Geheimnis darum gemacht, von wem diese Bücher wirklich stammten", räumt George ein; im Impressum mogelte man sich damals mit „Deutsche Bearbeitung: Franz Schneider Verlag" durch. Das ist heute anders: „Es steht immer noch Enid Blyton vorn drauf, das ist wie ein Markenzeichen, aber inzwischen wird im Impressum auch die wahre Autorin genannt."
– die Filme
2010 kamen Hanni und Nanni nach ihrer Karriere in Büchern und auf Schallplatten auch auf die große Leinwand. Die Titelrollen übernahmen die Zwillingsschwestern Jana und Sophie Münster, unterstützt von renommierten deutschen Schauspielern wie Katharina Thalbach, Heino Ferch oder Hannelore Elstner. Die Handlung war nun fest in Deutschland verortet und gründlich modernisiert, aber die Grundidee blieb erhalten: Zwei widerspenstige Mädchen gewöhnen sich langsam am auf einem Internat ein, das sie erst ganz schrecklich finden. Nach dem großen Erfolg des erstens Teils folgte 2012 "Hanni und Nanni 2", bei dem tatsächlich auch ein Junge mitspielte: Der gut aussehende Neffe der Französischlehrerin Mademoiselle Bertoux mischt das Internat gründlich auf. Im dritten Teil geht es noch mehr um die Liebe: Als statt einer Mädchenklasse englischer Austauschschülerinnen eine Busladung Jungen eintrifft, verlieben sich Hanni Hanni & Nanni Teil 1–3 und Nanni – ausgerechnet in sind auf DVD & Blu-ray denselben Jungen. erhältlich
Klub" ein Essen für ihre Lehrerinnen hre reri riinn nnen en veranstalten ver eran an nst stal alte al lte t n und und die Italienerin Gina etwas g ganz Exotisches kocht,, das kaum jjemand von den Mädchen richtig auf die Gabel rich ri ch bekommt: Spaghetti bek be k standen anno 1971, sta st a alss die Originalausgabe al erschien, eben noch adurch wurden die Bücher über die Jahre immer „deuters er s längst nicht so häuscher" und moderner: Die Kamine verschwanden, die län lä n fig auf deutschen Lehrerinnen wurden vom Fräulein zur Frau, und der Alltag Speisezetteln wie der 70er und 80er Jahre hielt Einzug in Lindenhof, auch Sp heute. Aber wahrwenn es eine Welt ohne Fernsehen und Telefon blieb. Und h he scheinlich wird so genießen Hanni und Nanni auch nach fast 50 Jahren sc auch sie insgeheim hier zu Lande immer noch ungebrochene Beliebtheit: au davon träumen, in Meine neunjährige Nichte hat sich über die Schulbibliothek d Lindenhof zur Schule bereits mit dem Lindenhof-Virus infiziert und freut sich Li zu darauf, den Stapel 70er-Jahre-Originale vererbt zu bekomz gehen, Brot am Hanni & Nanni Teil 3 Kamin zu rösten, um men, die ich für diesen Artikel vom Dachboden geborgen K Mitternacht habe. Vielleicht wird es ihr ein bisschen komisch vorkommen, mme men n wenn wen enn n M ttterrna Mi nach chtt bei ch bei Mondschein M nd Mo ndsc scche hein in Sardinen Sarrdi dine nen ne n mit m t Dosenmilch mi Dose Do senm se nmii zu essen und vor nm allem: Hanni und Nanni als Freundinnen zu haben. die Schülerinnen am Schluss von „Hanni und Nanni gründen einen Foto: © 2012 UFA Cinema GmbH
Foto: © 2012 UFA Cinema GmbH
Hanni & Nanni, Teil 1
HANNI UND NANNI
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DOLLY – Hanni und Nannis große Schwester
Mädchenbücher aus Kaisers Zeiten
Dolly ging schon vor Hanni und Nanni auf ein Internat: auf Burg Möwenfels, eine Schule direkt am Meer. Die Bände um die jähzornige, aber großherzige und mutige Dolly schrieb Enid Blyton noch vor der Reihe um die Zwillinge. Es gibt viele Parallelen: die Atmosphäre an der Schule, der Zusammenhalt der Mädchen und die Eingliederung von Außenseiterinnen, die gütige Direktorin und natürlich die vielen Streiche, die gerade den Französischlehrerinnen immer wieder gespielt werden. Dolly ist jedoch von Anfang an begeistert von ihrer Schule und lebt sich schnell dort ein: Das störrische Problemkind ist ihre spätere beste Freundin Susanne, die sich von den Eltern abgeschoben fühlt, seit ihre kleine Schwester auf der Welt ist. Ähnlich wie bei „Harry Potter" gab ess bei Dolly einen Band pro Jahrgangsstufe, biss Dolly ihren Abschluss macht und Abschiedd von Möwenfels nehmen muss. Für die deut-schen Leserinnen ließ der Schneider Verlagg sie jedoch zurückkehren: In zwölf weiteren Bänden, die zum großen Teil von Rosemarie Eitzert geschrieben wurden (sie verfasste unter anderem als Tina Caspari auch die Reihe „Tina und Tini") wurde Dolly erst Erzieherin, dann Hausmutter und schließlich Direktorin.
Hanni und Nanni lösten eine andere Generation von Mädchenbüchern ab, die in den 70ern immer noch gern von Omas und Opas verschenkt und weiterhin gern gelesen wurden: „Nesthäkchen" von Else lsee Ur ls Ury, y, „Der Trotzkopf" von Emmy von Rhoden oder die Reihe um „Pucki" von Magda Trott, die aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammten. Sie erzählten über verschieden viele Bände alle eine mehr oder weniger ähnliche Geschichte von dem ungebärdigen kleinen Wildfang, der stets zu Streichen aufgelegt ist, dann aber in einem m Institut für höhere Töchter zur verantwor-tungsvollen jungen Frau geschliffen wird, d, um schließlich brav zu heiraten, Kinder zuu bekommen und liebevoll und ergeben ihrenn Gatten zu umsorgen. Hanni und Nanni, die ie immerhin auch aus den 40er Jahren stammten, hatte n hha hatt ttee ih ihre re SSchöpferin chöp ch öpfe feri rinn vermutlich ein ähnliches Schicksal zugedacht, aber in ihrer ausschließlich weiblichen Internatswelt wirkten sie emanzipiert genug, um von den Mädchen akzeptiert zu werden, die schon mit Pippi Langstrumpf aufgewachsen waren und es mit deren berühmtem Motto hielten: Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt.
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Asterix und Obelix
Von Horst Berner
Neue Mentoren für die Gallier Asterix-Fans haben sich den 24. Oktober 2013 13 im Kalender rot angekreuzt, denn an diesem Tag bringt der Egmont Ehapa Verlag mit Band 35, Asterix " ntiken bei den P ikten", das neue Abenteuer der antiken llischen Widerständler aus dem wohlbekannten gallischen Dorf in den Buch- und Zeitschriftenhandel.l. Das m ist, Besondere daran ist, dass es das erste Album R das nicht von den bisherigen Asterix-Autoren René Goscinny und Albert Uderzo gestal tet wurde.
Wenngleich W e die Geheimniskrämerei um den en neuen Asterix-Band riesig ist – der Titel ne ist seit geraumer Zeit bekannt. Klar ist auch, dass der Comic (im französischen au n Original: „Astérix chez les Pictes") am Or Erscheinungstag in nicht weniger als 23 Er Sprachen gleichzeitig in den Verkauf geht. Sp
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Die beiden Neuen, denen man diese Großtat zutrauute, sind Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad, deren Geburt ins gleiche Jahr fällt wie die von Asterix: 1959. Diese Tatsache allein ist freilich nicht mehr als ein nettes Beiwerk. Die eigentliche che Empfehlung erwarb sich das Duo durch seine bisherigen gen Leistungen als Urheber von beachtenswerten Comics. cs. In In Frankreich heimste beispielsweise Ferri für seinen „De Gaulle à la plage" viel Anerkennung ein. In diesem Album wirkt kt er als Texter und Zeichner und bietet subtilen Humor, der m mitunter itu it unter an den großen Filmkomiker Jacques Tati und eben an René nR ené en Goscinny erinnert. Uderzo, von dem Ergebnis angetan, n, sagte dazu schlicht: „Der Junge hat Talent." Publiziert in deutscher utscher Sprache gibt es derzeit von Ferri allerdings nur „Le Retou Retour ourr à la terre" als „Die Rückkehr aufs Land". Weitaus vertrauter uter sind dem hiesigen Publikum die Serien von Conrad: „Helden elden ohne Skrupel", „Bob Marone", „Donito", „Lucky Ki Kid", Kid" d, Weiße Tigerin", „RAJ" oder „Marsu Kids". Das „Cotton Kid", „D „Die ie W eiße Tig mit sind nd m it unverkennbarer Linienführung gefertigte Comics volElan ler Witz und dE lan in der Tradition der klassischen frankola belgischen b elgischen SSchule. Erste freigegebene Bildbeispiele „Asterix aus „Ast ter erix ix bei den Pikten" lassen erahnen, dass Marseille geborene Künstler – seit 1996 derr in Mar de beheimatet et in der Nähe von Los Angeles, wohin Arbeit für DreamWorks führte – auch ihn die A ih in SSachen ach ac h gallische Spaß-Antike den richtigen Pinselstrich getroffen hat und als g Uderzo-Nachfolger eine ausgezeichU n nete Wahl ist. GoodTimes
Das D Abenteuer führt unsere gallischen Freunde nach Kaledonien, sprich ins antike Schottland, n ottland, zu z einem Volk, das seinen Namen n den Römern verdankt. „Pikte" steht wörtlich R verd tlich für Mensch". Des Weiteren ließ Ferri für „bemalter bem Mensc durchblicken, durchblicken, dass er sich für die von ihm erdachte achte „Art „Art Liebesgeschichte zwischen einem Pikten und einem Mädchen, denen Asterix und Obelix zu Hilfe eilen", von der de Debatte über die schottische Unabhängigkeitsbewegung anregen ließ. sch Dabei würden sie „auf „a Krieger und alte Clans stoßen, Whiskey entdekken, Dudelsäcke und das Monster von Loch Ness …" Sechs Monate hat Ferri an seinem Drehbuch für „Asterix bei den Pikten" geschuftet, um Dre den hohen hohe hen n Ansprüchen gerecht zu werden, mit denen man sich des genialen René Goscinny konfrontiert sich als Nachfolger Na sieht. Conrad Conr seinerseits hat bei der sich über neun Monate hinziehenden hinziehende komplexen Zeichenarbeit im einmaligen Stil von Albert Uderzo nicht weniger als 18 Kilo verloren. Warum U er diese Tortur Tort auf sich genommen hat, erklärt seine Aussage: „Asterix ist is ein Mythos. Dass ich Asterix zeichne, ist für mich ein ein außergewöhnliches Abenteuer. Damit geht ein Kindheitstraum in Erfüllung." Kindhe Das klingt recht vielversprechend und nährt die Da alles a Hoffnung, dass der „Pikten"-Band anders als die Ho letzten Alben in der Reihe den Lesern wieder ein l Mehr an Intelligenz und Pfiffigkeit bietet. Gerade M diese Qualitäten haben Asterix in der Vergangenheit d charakterisiert und hievten die gallische Saga in den cha Status einer Kultserie. Oder anders ausgedrückt: zum mit 350 Millionen Exemplaren – davon allein 130 in den französisch- und 120 in den deutschsprachigen Ländern – meistverkauften Comic auf der Welt, der in 110 Sprachen und Dialekte übersetzt ist.
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© Egmont Ehapa Verlag / 2013 Les Éditions Albert René
rsprünglich hätte es einen derartigen AsterixBand gar nicht geben sollen. Die Absicht derr geistigen Väter von Asterix – Texter Renéé Goscinny (bereits 1977 verstorben) und Zeichnerr Albert Uderzo (nach Goscinnys Tod auch als Texterr aktiv, mittlerweile 86 Jahre alt und im Ruhestand) d) – war nämlich, dass es nach ihnen keine neuen n Comics mit dem gallischen Helden mehr geben wird. d. Dass es dann doch anders kam, ging einher mit der er Veräußerung der Asterix-Rechte. Ab 2008 verkauften en n nach und nach sowohl Albert Uderzo als auch Anne ne Goscinny (Tochter von René Goscinny) und Sylvie Uderzo derzo (Tochter von Albert Uderzo) ihre Anteile am Verlag ag Albert René an den französischen Branchenriesen Hachette, dem damit auch die Genehmigung eingeräumt wurde, die Bestseller-Reihe fortzuführen.
Spielerisch zu technischer Präzision Selbst gebastelte Weihnachtsgeschenke eschenke sollen besser ankommen als fertig gekaufte. Das muss sich der Fabrikant Artur Fischer (Jahrgang 1919) Mitte der 60er Jahre gedacht haben, als er die üblichen Verdächtigen in Sachen Firmenpräsente à la Kugelschreiber und Feuerzeuge leid war. Dass er dabei zunächst konkret an fantasieförderndes Spielzeug für die Kinder von Mitarbeitern und Geschäftsfreunden dachte, sagt auch etwas über seine Mentalität als Unternehmer aus.
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egonnen hatte alles nach dem Zweiten Weltkrieg: W ltk i Nachdem N hd Fischer 1949 den Synchronblitz für Fotoapparate erfunden hatte, den er Jahrzehnte lang für Agfa produzierte, machte ab 1958 der so genannte der in Tumlingen im genannte S-Dübel S Dübel den endgültigen endg gültige g n Aufstieg Aufs SSchwarzwald beheimatetten Fischerwerke zu einem Konzern von Weltformat K mit Millionenumsätzen m iim wahrsten Sinne des Wortes fest. Das graue W Nylonröhrchen wurde so N eerfolgreich, dass es oft einffach nur „Fischer-Dübel" genannt wird. Und damit g sind ll nur zweii d h ttausend an di dieser St Stelle der mehreren Patente angesprochen, die Artur Fischer hält. Mit der Zahl könnte er Thomas Edison, dem wahrscheinlich namhaftesten Erfinder überhaupt (unter aanderem Glühbirne, Schreibmaschine), Konkurrenz machen. Konkur Der Spreizdübel verschaffte dem Firmenchef „spielerische" De Freiheit zur Gestaltung seiner Vorstellung eines Baukastens, Fr basierend auf dem von Märklin, mit dem er selbst als Kind ba gespielt hatte. Über die Weihnachtsfeiertage 1963 sägte er ge aus Polyamid einen Grundbaustein zurecht, auf den ebenso au das Prinzip eines Dübels angewendet wurde: Bis heute ist da der charakteristische schwarze Zapfen mit dem – ursprünglich – grauen Baustein durch einen Stahlstift verbunden. Die Seite
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Idee hinter den Grundbauteilen lautet, sie ohne Schrauben oder Ähnliches ineinanderschieben zu können, so dass an all ihren sechs Seiten stufenlos angebaut werden kann. Auf diese Weise erschuf der Fachmann im Befestigungsbereich schlechthin ein kindgerechtes Abbild von seinem Befestigungselement. Zu besagtem Baustein gesellten sich Räder, Achsen, Naben und Zahnräder. Weihnachten 1965 war der FischertechnikKonstruktionsbaukasten fertig. Die erste Serie wurde der Aktion Sorgenkind des Zweiten Deutschen Fernsehens zur Verfügung gestellt. V Dass Artur Fischer, D der d selbst nie studiert hat, mit Hilfe seines h Kinderspielzeugs eine K ganze Generation von g Ingenieuren zu ihrem I Beruf inspirieren würde, B ahnte zu dem damaa ligen Zeitpunkt noch l niemand. Ein rasanter n Erfolg über E die Grenzen hinaus zeichnete di deutschen d t h G hi i h t sich i h allerdings schnell ab. 1970 wurde Fischertechnik hertechnik in Frankreich mit dem „Oscar du Jouet" für den wissenschaftlich und pädagogisch wertvollsten Konstruktionsbaukasten ruktionsbaukasten ausgezeichnet. Bereits Ende der 60er Jahre war das Interesse so groß, dass neue Bauteile wie Motoren und Getriebe sowie statische, elektromechaniomechanische und elektronische Elementee integriert wurden. 1968 analysierte an der Pädagogischen Hochschulee Heidelberg eine aus Pädagogen und Didaktikern zusammengesetzte Arbeitsgruppe Technische Bildung (ATB Heidelberg) mehre-re gängige Baukästen. Das Resultat tat ihrer Untersuchungen lautete, dasss durch Fischertechnik
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technisches Denken am stärksten gefördert werde und dass es das dazu am besten geeignete Arbeitsmittel sei. Dementsprechend kam eine Zusammenarbeit mit den Fischerwerken zustande. u-t 1 bzw. u-t 2 für Maschinentechnik (Kran, Seifenkiste, Gabelstapler und anderes) sowie u-t 3 bzw. u-t 3/1 entsprechend für Elektromechanik mit Glühlampen, Elektromagneten, Steckern usw. stellen nur zwei Beispiele für daraus entstandene Lernbaukästen dar. g Schließlich wurde das Programm von Fischertechnik in Spielprogramm f für Kinder ab sechs J Jahre, Schulprogramm für alle Schularten f und Schulstufen sowie u S Hobby-Programm H für Jugendliche fü und Erwachsene u unterteilt. Noch u heute sind die h Bauelemente B uelemente für
lassen. Obwohl seine Elemente von den Grundbauteilen abweichen, können sie problemlos in das „gewöhnliche" Fischer-System integriert werden. Anstöße zum Modellbau lieferten seit Ende der 60er regelmäßig erscheinende Clubhefte. Insgesamt sgesamt haben sich in über 40 Jahren 90 Ausgaben angesammelt. Wer diese Fundgrube durchforsten möchte, dem hilft das Internet, das für Anhänger eines technischen Spielzeugs kein Neuland darstellen dürfte. Ein Verzeichnis sämtlicher Modelle auss den Clubheften vom Flammenwächterr über Nonsens wie den singenden n Hamster bis zum Katapult ist in einerr Ausgabe von ft:pedia zu finden. Mitt dieser seit 2011 unentgeltlich erschei-nenden Quartalszeitschrift haben die iee Herausgeber Dirk Fox und Stefan Falkk sich es zum Ziel gesetzt, Kinder und nd d
Erwachsene für Technik zu begeistern – auch weil sie sich im MedienZeitalter in Anbetracht der konkurrierenden Angebote für Kinder wie Fernsehen und Computerspielen gewisse Sorgen um die künftige Innovationsfähigkeit Deutschlands machen. Auch in ft:pedia geben g p g den gesamten naturwissennatur schaftlich-technischen Unterricht bis hinauf zu den Hochschulen geeignet. Maschinen aus der Großtechnik und Funktionsabläufe in komplexen Produktionsanlagen können reproduziert werden. Der Sinn des womöglich intelligentesten technischen „Spielzeugs" erschöpft sich jedoch nicht im maßstabsgerechten Nachbau technischer Geräte zu Demonstrationszwecken. Genauso geht es um die Förderung G der d Fantasie und des logischen Denkens: Umgekehrt können an D einem Fischertechnik-Modell künfe tige tig Arbeitsabläufe geprobt werden, so dass auch Firmen die Bausteine längst längs für sich entdeckt haben – und das nicht nur zur Erprobung, sonn dern auch au zum Einsatz als Arbeitsgerät. Beispielsweise baute bereits zu Beginn der Beispielsw g de 70er Jahre Jah eine Arzneimittelfirma ein Rührwerk Rührwer für Blutuntersuchungen gen aus Fischertechnik, weil andere Fi re Geräte Gerät auf dem Markt größer und tteurer waren. Doch zurück unter den Weihnachtsbaum und von Weihn Kinderzimmer, denn dort dort in die Kinderzim wurde die Basis für eeinen bis heute anhaltenden Erfolg von Fischertechnik gelegt, der sich unter anderem in einem an vom Unternehmen selbst unterstützsel 30.000 Mitgliedern ten Fanclub mit über 30 äußert. Mitte der 70ern kam für Kleinkinder und Lernen das „3 bis 6"-System zum Spielen S zu Hause oder im Kindergarten dazu, aus dem sich d zum Beispiel eine Eisenbahn oder Flugzeuge bauen GoodTimes
Autoren Anregungen zu Modellen, beispielsweise der W Wuppertaler A utt A M d ll b i i l i von d t l Schwebebahn oder einem Planetarium. Es gibt vermutlich nichts, was Schw sich sic mit Fischertechnik grundsätzlich nicht nachbauen ließe, sei es ein Morseapparat oder ein Blitzlichtgerät in Anlehnung an die Erfindung M von v Artur Fischer, die Fischertechnik wahrscheinlich überhaupt erst ermöglichte. Die anscheinend grenzenlosen Variationsmöglichkeiten e machen mach mit Sicherheit eine Seite der Faszination aus. Auf der anderen Seite sind die Bauelemente unglaublich präzise. Angesichts dieser Erfolgsgeschichte erstaunt die A Information, dass mit Fischertechnik lange Zeit kein Geld I verdient wurde: Noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts v handelte es sich dabei um ein Zuschussgeschäft, wie h Fischer in einem Porträt verriet: „Ich habe mir die Freiheit F genommen, von dem Geld, das ich mit Dübeln verdient ge habe, hab die Fischertechnik abzuzweigen." Denken Sie ehrfürchtig daran, wenn Sie das nächste Mal eine Schraube in fü einen Dübel drehen. e Thorsten Pöttger 1/2014
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Made in Switzerland
Ein Wegweiser zu 18 Bond - Locations in der Schweiz Während die Schweiz vom Geheimdienstskandal erschüttert wird und Bankdaten von Informanten an fremde Länder verkauft werden, ist mitunter die Rede von der James Bond Manier", in " der Whistleblower geheime Daten übergeben. Kein Wunder: 007 ist ein halber Schweizer. Seine Mutter war Schweizerin. Und sein geistiger Vater, Ian Fleming, hat das Alpenland zum Reich der Supergangster erklärt. Eine Spurensuche.
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n „Die Welt ist nicht genug" betritt Bond in Spanien eine Bank – eine Schweizer Bank. Bevor das Geschäftliche geregelt wird, muss Pierce Brosnan sich filzen lassen. Sein Kommentar ist so trocken wie sein Martini: „Was wäre das für eine Welt, in der man nicht einmal einem Schweizer Bankier vertrauen kann?" Die geschäftliche Angelegenheit endet mit Betrug und Tod. Die Wahrheit ist: In James Bonds Welt sind die Schweizer Bankiers die Handlanger der Bösewichte. Wenn Bond, nun als Daniel Craig, in „Casino Royale" Geschäfte mit der Filiale der (fiktiven) Basler Bank in Venedig macht, dann lauern auch hier Betrug und plötzlicher Tod. Das ist das geistige Erbe von Ian Fleming. Der ließ sein Alter Ego, den Geheimagenten mit der Doppelnull-Nummer, immer wieder in der neutralen Schweiz gegen die Mächte des Bösen operieren. Und auch die Filmemacher nutzten die alpine Kulisse als Land, in dem nur scheinbar Frieden und Eintracht herrschen. Darum finden Fans der populärsten Filmserie aller Zeiten noch heute in dieser Drehscheibe Europas die Spuren des Kosmopoliten mit der Lizenz zum Töten.
Goldfinger Location 1: Mit „Goldfinger" begann die besondere Liaison der Filmemacher mit Helvetien. Der Aston Martin verfolgt die Luxuskarosse seines Gegenspielers und taucht zuerst in Genf auf der Rue de Lausanne auf (beim Botanischen Garten). Location 2: Durch das Wunder des Filmschnitts befindet sich Bond in der nächsten Einstellung n bereits auf dem hochb aalpinen Furkapass. Der silbergraue Aston D Martin, das wohl M berühmteste Fahrzeug b der Filmgeschichte, ist d zzu sehen, wie er das Dorf Realp im Kanton D Uri verlässt. U
Location 4: Bond, damals noch Sean Connery, stoppt auf dem Pass in der Haarnadelkurve bei der Kilometermarke 49 und entgeht um Haaresbreite dem Schuss aus einem Scharfschützengewehr. Location 5: 007 bringt das erste Gimmick seines Geheimagenten-Vehikels V hik l zum Einsatz: Ei t den d legendären l dä Pneu-Schredder. Die Einstellung, wie der Aston Martin damit ein Auto zum plötzlichen Halt zwingt, wurde auf der Furkastraße zwischen Realp und Zumdorf gedreht (auf Höhe des heutigen Campingplatzes). Location 6: Bond lässt seine Beifahrerin an der Tankstelle Aurora in Andermatt aussteigen. Der Betreiber der Tankstelle kann dem britischen Spion für den Zwischenstopp danken: Noch heute halten hier regelmäßig Touristen, um sich vor dem eher unüblichen Fotosujett einer Benzinzapfsäule zu llassen, und i B i f ä l ffotografieren t ffi d natürlich wird dann auch gleich „aufgetankt".
Location 3: Goldfingers Weg führt am Rhône-Gletscher und dem bekannten Hotel Belvédère vorbei. Erwähnenswert, dass der Gletscher zum Zeitpunkt der Aufnahmen 1962, verglichen mit heute, wesentlich weiter ins Tal herunterragte. Seite
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Location 7: Bond beobachtet, wie Gert Fröbe in seiner Fabrik ankommt. Im Roman lebt Gauner Goldfinger im Waadtländer Städtchen Coppet – wo Ian Fleming im Jahr 1931 tatsächlich wohnte. Für sein filmisches Domizil und im Flugzeugwählten die Produzenten die noch heute existenten u bau b äußerst aktiven Pilatuswerke v im luzernischen i Stans aus (Stans S liegt am Südfuß l des d Bürgenstocks, einer hochgee legenen VIPl Siedlung, die S unter anderem u lange die Heimat l von Mel und Frau Audrey Hepburn war). Connery beobM l Ferrer F d seiner i F A d H b achtet diese Werkhallen von einem Hügel aus. Der Ausblick ist bis heute unverändert. Location 8: In Andermatt, wo heute ein Supermillionär ein Alpen-Ressort aus dem Boden stampft, ampft, logierte damals die Goldfinger-Filmcrew. Goldfinger f Filmcrew. Connery nächtigte im Hotel Bergidyll, das im heutigen Zustand kaum als Adresse von Superstars in Frage käme. In Zimmer 21 allerdings, so will es die lokale Legende, soll Connery dann in seinen Drehpausen mit dem Zimmermädchen gleich noch Überstunden als Aufgeräumte Stimmung nach Drehschluss: Heini Holzhauser (rechts), seinerzeit Hotelpage im Andermatter Bergidyll, in illustrer Gesellschaft mit Bondgirl Tania Mallet (3. von rechts) und 007 himself.
Im Geheimdienst Ihrer Majestät Location 9: Die Idee zur Alpenfestung eines weiteren größenwahnsinnigen Gangsters kam Fleming während seiner Weihnachtsferien Weihnachttsferien im Engadin: Im Hotel KronenhofBellavista erdachte er „Im Geheimdienst Ihrer Majestät". Sein Einfall, den Schurken Blofeld auf einer Bergspitze logieren zu lassen, stellte die Filmemacher freilich vor ein großes logistisches Problem. Es war für den Schweizer Tourismus und für die 007-Macher ein wahrer Glücksfall,, dass jjustt 1967 ein Bergrestaurant den B Berner Al Alpen i B g t t iin d geplant war, auf g dem fast 3000 d Meter hohen M SSchilthorn – es iist der einzige bis zum heutigen b Tag real exisT ttierende BondSSet (denn was aam Ende in die LLuft fliegt, ist lediglich finanzierten l di li h ein i täuschend tä h d echtes ecchtes t Modell). Modell). d ll) Die Di Produzenten P d f den Bau mit und durften dadurch a rc h i t e k t o nisch eingreifen (so legten sie etwa einen HelikopterLandeplatz an). Die Aargauer und Firma De Sede d lillieferte ieferte f t di die Möbel M Möb l fürs fü Interieur, I t i d Bond-Freunde B dF d kkönnen sich bis heute daran erfreueen, Teile des Filmsets in Augenschein zzu nehmen. So ist die Verkleidung des Treppenaufgangs unschwer wiederzuerT kkennen, und an prominenter Stelle hängt Blofelds „Familienwappen". Die Schweizer B waren clever genug, sich das Recht einzuw rräumen, mit dem 007-Logo Werbung zu betreiben – einen solchen Deal sind die b Bond-Produzenten nie mehr eingegangen. B 10: LLocation Bond, jetzt als B George Lazenby, G wird am Bahnhof w im LLauterbrunnen Pferdeschlitten aabgeholt. Bis auf bauliche eeinige Veränderungen ist die V damals. SStation so ursprünglich h wie i d l
Verführer V füh gemacht ht haben. h b Der damalige Hotelpage Heini Holzhauser erinnert sich mit diebischem Vergnügen, wie er dem bärenstarken Ringer Harold Sakata zeigte (er schleudert im Film einen tödlichen Zylinder), wo der Bartel den Most holt: Er schlug Sakata in der urchigen Disziplin, ein Spiel Jasskarten zu zerreißen.
LLocation 11: Bond entledigt sich eines Gegners, indem er ihn die markante Mürrenflüh-Felsspalte hinabstürzt, heute eine d gefragte – und gefährliche – Location für Basejumper. g GoodTimes
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007-Produzenten ist zurückzuführen, das in Mürren heute noch Nachkommen jener lebhaften Drehtage leben: die „Bond-Babys", wie sie im Volksmund genannt werden.
Location 12: Bonds Flucht vom Schilthorn führt ihn zu einer Schlittschuh-Bahn. Der Eiskarneval und das Stockcar-Rennen wurden im bernischen Grindelwald gedreht. Location 13: 007 versucht, mit London zu telefonieren, wird aber in der Telefonkabine beschossen. Der Tatort ist noch heute einfach zu finden: gleich beim alten Schulhaus von Lauterbrunnen.
Im Angesicht des Todes Location 16: Bond, jetzt sieht er schon aus wie Roger Moore, entflieht russischen Häschern entflieht George Lazenby mit den Bond-Girls in Mürren 1969.
in auff Skiern – tatsächlich i Sibirien Sibi i Ski t t ä hli h wurde im Engadin gedreht, auf dem w Morteratsch-Gletscher M (der auch Drehort des Sean-Connery-Streifens D „Five Days One Summer" war). „
Goldeneye Location 14: In einer ruhigen Minute von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät" steigt George Lazenby aus dem Auto seiner Geliebten, um in Bern ein Anwaltsbüro aufzusuchen. Die Fahrt führt vorbei an der damals populären Touristenattraktion, dem „Bärengraben", und endet an der Berner Adresse Bollwerk 15. Bond stiehlt geheime Unterlagen und übergibt bt seine i Beute B t auff dem d Balkon des Hotels Schweizerhof (diese Sequenz fiel in der Kinofassung der Schere zum Opfer, ist aber in den digitalen Versionen wieder eingefügt worden). Location 15: Die Dreharbeiten am Schilthorn wurden durch die Wetterverhältnisse stark verzögert. Cast und Crew lebten im nur per Seilbahn erreichbaren Kurort Mürren. Lazenby war, seinem BondStatus entSt sprechend, sprec Grand-Hotel im G H t l untergebracht unt (das mittler(da weile schliewei ßen musste), Bösewicht Telly Savalas Jungfrau, im Ju während Regisseur Hunt Peter Chalet Uhu und im Ch d Bond-Girl Diana Bond Rigg im Chalet Am Rauft wohnten. In der TächiBar des EigerHotels hängt Ho bis heute ein bi Dankesschreiben D der Bond-Produzenten. Auff di die D Durch d t A hmischung i h mit der Dorfbevölkerung und vielleicht auch auf m den de en reichlichen Alkoholausschank auf Kosten der Seite
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LLocation 17: 007, nunmehr als Pierce Brosnan, riskiert den Bungy-Sprung B von v einer russischen Staumauer. Erneut doubelt die Schweiz für Sibirien: d Am A Verzasca-Staudamm im Kanton
Tessin heute, T i kann k h t wer für einmal den Adrenalin-Kick des Super-Agenten spüren will, den „JamesBond-Sprung" am Gummiseil wagen. Location 18: Auf der Flucht aus Sibirien stürzt 007 auf seinem Motorrad über eine Klippe, nur um in ein Flugzeug umzusteigen: Diese spektakuläre Sequenz wurde Sequ am wiederum im Oberland. a Tällistockk aufgenommen, f i d i Berner B Ob l d In I der letzten Szene von „Skyfall" fall" erleuchtet ein Feuer gespenstisch einen e en Grabstein mit der Inschrift „Monique G Delacroix": James Bonds Mutter. D Gestorben ausgerechnet beim SkiG Unfall in der Schweiz. Ihr reales Vorbild U war w Monique Panchaud de Bottens. Fleming traf sie als junger Diplomat in F Genf – sie blieb die große, aber unerG füllte Liebe seines Lebens. Zeit seines f Lebens kehrte der Schriftsteller immer L wieder zurück in die Schweiz, um w weltbekannte Zeitgenossen zu treffen, w dem Alpinsport zu frönen und seiner d Verfl V ossenen nachzutrauern. In seinen Romanen ließ er die Verwalter dubioser R Vermögen auftreten, die Schweiz stellV te t er als Paradies für Spione dar. Fleming pfl flegte wahrlich h li h ein i ambivalentes bi l t Verhältnis zu diesem Land. Und Bond, James Bond, hat dieses Misstrauen von ihm geerbt. Roland Schäfli
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Kugellautsprecher – Rundum-Schlag Mit den kugeligen Audiorama-Laut sprechern gelang Grundig in den 70ern ein highfideler Coup. Die runden Boxen aus Fürth sahen cool aus und klangen einzigartig.
Von Lothar Brandt
Audiorama Audi Au dior oram amaa 70 7000 00
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eutschland, Ende der 60er Jahre: So ganz langsam begann sich der spießige Mief aus Köpfen, Wohnstuben und Erziehung zu verziehen, allmählich wich der braune Untertanengeist in Westdeutschland dem Mut, mehr Demokratie zu wagen. In der verklärenden Rück-Sicht scheint „68" immer die gesamte Gesellschaft beherrscht zu haben. Pustekuchen. Bis ein freieres, aufgeklärteres, lebensfroheres Denken en e den Laden ganz durchdrungen hatte, sollten allerdings Jahree vergehen. Nichtsdestotrotz – einige begannen, sich zu trauen. Zum Beispiel Lautsprecher in Kugelform zu u bauen. Das war auch so ein bisschen revolutionär. Denn der deutsche Schallwandler hatte viereckig, möglichst versteckt hinter Gardinen oderr Möbeln seine Pflicht zu erfüllen. Nun wagte sich ausgerechnet Grundig, jenes erzbundes-deutsche Vorzeige-Unternehmen unter Patriarch Max Grundig, einen Lautsprecher anzubieten, der nicht nur kugelrund war, sondern der auch h als Blickfang im Zimmer stehen oder gar – auch h das nahezu umstürzlerisch – hängen durfte. Genauer: sogar sollte. Und llt U d Grundig war nicht die erste und nicht die einzige Firma; auch JVC aus Seite
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Audiorama 7000
Japan oder Telefunken aus Deutschland zum Beispiel gaben den Kunden die Kugel. Aber nur Grundig verschaffte seinen Lautsprechern den Ruf und kommerziellen Erfolg, so dass heute fast nur noch die Franken aufgerufen werden, wenn es darum geht, wer den Stein ins Rollen brachte. Das mag auch an dem griffigen Namen gelegen haben: Audiorama. Die lustige Verbindung von Audio (lateinisch: ich höre) und Panorama wurde zur Marke. Wer Kugellautsprecher sagte, meinte Grundig Audiorama. Es kursieren unterschiedliche Versionen, wann es mit den Audioramas losging. Der oft genannte Ursprung, der „Kugelstrahler 700" von 1969, hieß offiziell noch nicht Audiorama, strahlte mittlere und hohe Töne aber schon in mehr oder weniger in alle Richtungen ab, darf also als veritabler Urahn gelten. So richtig rund lief die Sache ab 1970/71. Da kam mit der Audiorama 7000 die erste und in den Augen vieler Fans einzig wahre Kugelbox auf den Markt. Die kostete pro Paar 1600 Mark, damals ein kleines Vermögen. Man darf nicht vergessen: Die frühen 70er waren auch hinsichtlich High Fidelity eine andere Zeit. Die heute nahezu entsorgte deutsche HiFi-Norm DIN 45500 war das Maß der Dinge. Kaum ein Verstärker leistete mehr als 100 unverzerrte Watt pro Kanal, die meisten Schallplattenspieler frästen die Vinylscheiben eher, als dass sie sie abtasteten, kaum ein Lautsprecher übertrug tiefste und höchste Frequenzen so unverzerrt und kraftvoll, wie man u das heute schon von kleinen, feinen d HighEnd-Boxen gewohnt ist. Ein H Irrtum war damals so präsent wie IIr noch oft heute: Die Prospekte verno n sahen Lautsprecher mit einer Wattssa Zahl – und der geneigte Käufer Za Z schloss darauf auf den maximassc llen Radau, den er damit machen konnte. Dabei war es de jure ledigkko lich llic eine Angabe darüber, wie viel Leistung man in den Speaker jagen LLe konnte, ohne dass er kaputtging. kko Dass schwache, stramm verzerrende D h h an der d Leistungsgrenze L Transistorverstärker eine Box viel eher zerstören können
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Audiorama 4000
als kraftvolle, mit Reserven gesegnete Exemplare oder viele RöhrenAmps, dass der Wirkungsgrad für die tatsächlich erzielbare Lautstärke um Faktoren wichtiger war als die Belastbarkeit, verschwieg man getreulich. Also auch Grundig. Die Familie der Audioramas nannte sich nach der DINadäquaten Wattzahl plus zwei Nullen Die Audiorama 7000 en hintendran. hi vertrug also 70 Watt. Es ist wundervoll, dazu im zeit-genössischen Prospekt heute fol-gende Beschreibung zu lesen: „Diese Kugel mit 12 hochwertigen Lautsprechern und einem supermodernen Styling verspricht ein völlig neues Klangerlebnis.. Naturgetreue Rundumstrahlung g aller Töne des angegebenen n Übertragungsbereiches. Deutliche, saubere Höhen, kräftige ausgegli-sse. Bestmögliche li h chene Mitten und runde, weiche Bässe. Beschallung auch in schwierigen akustischen Fällen. Universelle Verwendbarkeit für Disotheken, Hotels, Konzerträume und zu Hause. Ein elegantes Fußgestell und eine dekorative Kettenaufhängung werden mitgeliefert." Na, das ist doch was. Zu lesen im GrundigProspekt 1970, als der Lautsprecher zwar fertig war, aber der Preis noch nicht feststand. Für die dann 1971 aufgerufenen 798 D-Markk pro Stück Audiorama 7000 gab es ja auch viel: Die angelieferte Musikleistung verteilte jederr Lautsprecher wirklich auf sage und schreibe zwölf Schallwandler intern, schön symmetrisch verteilt auf beide Halbkugeln. Vierr Tieftöner und acht Hochtöner übernahmen den angegebenen Übertragungsbereich von 45 bis 20.000 Hertz, wobei die Hochtönerr so bei etwa 3500 Hertz übernahmen. Die 45 Hertz entsprechen etwa der tiefsten Saitee eines Kontrabasses, die 3500 Hertz liegen weitt oberhalb des so genannten Grundtonbereichs schon im klangentscheiklangentschei denden Obertonspektrum von Musik, die 20.000 Hertz markieren die obere Hörgrenze eines gesunden Kleinkindes. Versetzen wir uns noch einmal in die zeitgenössische Hörkultur. Den Schall auf mehrere so genannte Wege zu verteilen – eine Frequenzweiche splittete das vom Verstärker gelieferte Vollbereichssignal –, war schon gang und gäbe. Großflächige Membranen kamen leichter mit tiefen Frequenzen zurecht, kleine und leichte besser mit hohen. Okay, nichts Neues bei Grundig. Aber seinerzeit wurden fast ausschließlich Konusse verwandt, also nach innen gezogene Trichter, auch für die Hochtöner. Die hatten aber den unangenehmen Effekt, zu höheren Frequenzen immer stärker zu bündeln. Das führte eben erstens dazu, den Stereohörer im gefürchteten „Stereodreieck" an einen bestimmen Hörplatz zu fesseln, sollte der alles mitbekommen. Und zweitens vernahm der Lauscher – das menschliche Ohr leistet das Richtungshören über die Obertöne – die Musik doch sehr direkt aus den Boxen mit sehr strenger Links-Rechts-Trennung, ohne echte Mitte, was nicht sehr naturnah ist. Mit den später aufkommenden Kalotten-Hochtönern – eine nach außen gewölbte Halbkugel-Membran übernahm da die Abstrahlung – wurde das Bündelungsproblem abgemildert, aber die hatte Grundig noch nicht zur Verfügung. Und so verteilten die Fürther eben rundum. US-Konkurrent Bose hatte mit der 901 schon länger einen „Direct Reflecting"-Brüller am Markt, der acht Neuntel des Schalles nach hinten/seitwärts abstrahlte und so für verblüffend räumliche Klangbilder sorgte, freilich aus einem noch eckigen Gehäuse. Doch die Grundig Audioramas machten eine wahrhaft runde Sache draus. Der Autor erinnert sich noch gut an jene ersten Erlebnisse im Wohnzimmer eines Klassenkameraden, dessen begüterter Papa HiFi- und Musikfan war und die Grundig-Kugeln als einer der ersten im Heimatort besaß. Wow – das war doch was anderes als aus der Musiktruhe bei Vattern, als Jethro Tulls "Locomotive Breath" durchs ganze Zimmer fauchte. Und man wusste wirklich nicht genau, woher
der Wind wehte, der Tull-Schall schien völlig losgelöst von den Boxen. Und bei klassischer Musik füllte das Orchester nun wirklich eine imaginäre Bühne und einen Saal, statt verdruckst aus zwei Ecken zu plärren. Keine Frage, Grundig war ein großer Wurf gelungen. Aber zu einem satten Preis, den nur wenige Deutsche damals für Lautsprecher zu zahlen bereit waren. Ein VW Käfer 1302 kostete anno 1970 schließlich 5745 w D-Mark, gerade dreieinhalbmal ein Paar Audiorama 7000 – und D das da heilige Blech rangierte deutlich höher in der Wertschätzung als d Musikwiedergabe. Nochmals: Der Durchbruch auch der musikindusM triellen Revolution stand in Deutschland ebenso noch bevor wie die ttri japanische Invasion mit bezahlbarer Elektronik und der Sprung von jjap High Hi Fidelity auf Platz 3 im Schulhofsgesprächsranking unter Jungs H nach na den Dauerbrennern Fußball und Mädels. n Grundig sah das Problem und ersann Abhilfe mit der Audiorama Gr G 4000, ab 1973 40 4 973 verkauft verkau und nur noch 800 D-Mark pro Paar teuer. Sie S war mit einem Durchmesser von 25 Zentimetern und damit einem Volumen von Zen Z etwa eetw sieben Litern merklich kleiner als die 7000 700 mit 31 Zentimetern Durchmesser. Auch 7 leichter (6,8 gegenüber 13,5 Kilogramm), was lleic auch aau daran lag, dass intern pro Stück nur vier Chassis werkelten: zwei Tieftöner und zwei Ch C immerhin schon Kalottenhochtöner. Mit iim angegebenen 40 Watt Belastbarkeit zielte aan sie ssi auf kleinere Verstärker, kleinere Räume und u kleinere Geldbeutel – was ihr schließlich lli auch den Rang eines Klassikers einbrachte. brachte. Es E kamen noch mehrere weitere Audioramas nach na ihr, unterschiedlich groß, unterschiedlich gut, n unterschiedlich teuer und höchst unterschiedlich un u erfolgreich. Doch nur die 7000 und die 4000 gelten eer als a die „richtigen". Nur sie haben echten Kultstatus. Grundig, längst aus Familienbesitz durch viele Hände Gr G gewandert und inzwischen in türkischem Besitz ge g gelandet, versuchte 2009 davon zu profitieren. Mit ge g der de Audiorama 9000 brachte die Firma ein Remake d mit mi zeitgemäßer Technik in freilich nicht mehr kugelm runder, runder sondern leicht ellipsoider Gestalt. Auch wieder in Schwarz oder Weiß lieferbar, auch wieder mit Fuß (nur diesmal kein Trompetenfuß oder Dreibein, sondern Stab auf Platte) oder mit Deckenhalterung zu haben. Um 1200 Euro Paarpreis ohne Fuß, ein Kalottenhochtöner pro Box strahlte nach oben auf einen Diffusor-Kegel – Preis und räumliches Klangbild stimmten. Die HiFi-Journaille und natürlich die Trendhechler stürzten sich auf das Objekt; und zumindest die HiFi-Tester mit dem nostalgischen Herz auf dem rechten Fleck bewerteten gnädig. Doch viel spannender ist natürlich, eine originale Audiorama heute zu hören. Ein Zürcher Freund des Autors ist nicht nur Sprachgenie und Weinkenner, sondern auch Vintage-HiFi-Fan. Als solcher hat er vor Jahren eine exzellent erhaltene Audiorama 4000 erworben, die nun in seiner mit 70er-Jahre-Equipment prunkenden „Zweit"-Anlage, besser seiner „Gute-Zeit"Anlage läuft. Apropos: Wer sich heute eine Audiorama via Ebay oder sonstwie gebraucht kauft, sollte auf folgende Schwachstellen achten: originaler Fuß ohne (an-)gebrochene Schraube? Anschlusskabel noch original oder abgeschnitten? Beulen oder Dellen in den Halbschalen? Ist das Grundig-Wappen noch am „Nordpol"? Ist der Alu-Zierring am „Äquator" noch intakt, desgleichen die abdichtenden Gummiringe? Irgendwelche „Ranks"-Geräusche bei Musik? Wenn alles okay ist, kann man auch gerne bis zu 400 Euro für eine 7000 oder 250 Euro für eine Audiorama 4000 in Topzustand investieren. Mit der bevorzugten Musik des angesprochenen Freundes, Reggae aus den obskursten karibischen Quellen, hatten wir jedenfalls schon verdammt viel Spaß. Ein im strengen Vergleich mit heutigen HighTech-Züchtungen etwas magerer, auch unpräziser Bass – na und? Im wiegenden ReggaeRhythmus hebt das eher noch den Coolness-Faktor. Ein wenig schlappe Höhen – he, wir sind hier nicht im Präzisionslabor. Aber dieser raumfüllende, geradezu spacig-losgelöste Sound, der unaufdringlichsanfte Wellengang der Musik: Die Art Rundumschlag lässt man sich noch heute gerne gefallen.
Remake Audiorama 9000 GoodTimes
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DAS JAHR 1973
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Kein Ol, ein Klo, viel Klimbim Von B V Bernd dM Matheja h j
Sportfans darbten: keine Fußball-WM und -EM, Olympische Spiele weder im Sommerr noch Winter. Speziell in der tristeren Jahreszeitt drohte weitere Abkühlung: Öl wurde radikal ver-knappt und damit brutal teurer. Nur gut, dass es s da wenigstens für dringende Freiluftgeschäfte e neue Rückzugsflächen mit schützendem Dach h gab. Und für weitere Erwärmung sorgte eine e komplett durchgeknallte Fernseh-Familie.
ZEITGESCHICHTE
1973
Am 27.1. schließen Nordvietnam und die USA ein Waffenstillstandsabkommen. *** Mit Beginn des Jahres tritt in der Bundesrepublik die Verkürzung des Wehrdienstes auf 15 Monate (zuvor 18) in Kraft. Am 1.7. wird er außerdem juristisch dem Zivildienst gleichgestellt. *** Amerikanische Indianer wehren sich: Am 27.2. besetzen sie die Ortschaft Wounded Knee in South Dakota. *** Die Mehrheit der Nordiren (57%) entscheidet sich in einem Referendum am 8.3. Wounded Knee für die weitere Zugehörigkeit zu Großbritannien. Abgelehnte Alternative: Irland. *** Die größte Hubbrücke G ßb i i Ab l h Al der Welt wird am 21.3. in Hamburg dem Verkehr übergeben ( Kattwyk" Brücke"). *** Eröffnung des World Trade Centers in New York am 4.4.; die beiden über 400 Meter hohen Türme („Twin Towers") sind terroristisches Attentatsziel am 11.9.2001 (mehr als 3000 Tote). *** Watergate-Skandal und kein Ende: Die Nixon-Handlanger Gordon Liddy und James McCord gehen wegen Einbruchs in den Knast, die Berater John Kattwyk-Brücke Ehrlichman und Bob Haldeman treten zurück, Jurist John Dean wird Der P Präsident bleibt i d gefeuert. f D id bl ib weiter im Amt. *** Am 8.5. treten Mitglieder der RAF (Rote Armee Fraktion) aus Protest gegen die Haftbedingungen in einen unbefristeten Hungerstreik. *** Start der Weltraumstation „Skylab" am 14.5. *** Willy Brandt besucht als erster Bundeskanzler Israel (7.6.). Seite
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Helmut Kohl
*** Fünf T a g e später w i r d Helmut Kohl in B o n n mit der SStim i 86,6% d i men zum CDUVorsitzenden gewählt; er löst Rainer Barzel ab und behält das Amt 25 Jahre lang. g *** Am 1.7. wird in Chile der zustand ausgerufen ausgerufen. Das ezustand Salvatore Ausnah me Allende Militär unter der Leitung von Augusto Pinochet putscht am 11.9., der demokratische Regierungschef Salvatore Allende nimmt sich während des Angriffs auf den Präsidentensitz das Leben. *** Milliardärs-Enkel John Paul Getty III. wird am 15.7. in Rom entführt. Großvater verweigert eine SSein i G ß i i Lösegeldzahlung, bis die Täter ihm ein Ohr des Opfers schicken. Der alte Herr drückt die geforderte Summe von 17 auf 3 Millionen Dollar. *** Die X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten mit Delegierten aus 142 Nationen finden vom 28.7. bis 5. August in OstBerlin statt. Besucherzahl: rund acht Millionen. *** Heinz Alfred „Henry" Kissinger aus Fürth tritt sein Amt als Nachfolger von US-Außenminister William Rogers am 22.8. an. *** Die Bundesrepublik und die DDR werden als Mitglieder Nr. 133 und 134 in die Vereinten Nationen aufgenommen (18.9.). *** Flächendeckende Einführung der John Paul Getty III
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N Notrufnummern 110 und 112 in der BRD am 20.9. *** Der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Wal „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen" Ulbricht stirbt am 1.8.; sein Nachfolger bau Willi Stoph nimmt am 3.10. die Amtsgeschäfte auf. *** Jom-Kippur-Krieg: Am 6.10. greifen Syrien und Jo Ägypten Ägypt auf den Golanhöhen Israel an. *** Nächster Krach im Weißen Haus: Vizepräsident Spiro Agnew geht am 10.10. (Vorwürfe: Steuerhinterziehung, Bestechung). Ihm folgt Gerald Ford im Amt nach. Bestec Rufe nach einer Amtsenthebung für Präsident Nixon n mehren sich. *** Ölkrise nahezu weltweit: Die Opec-Staaten erhöhen Ö p die Preise um 70 Prozent, senken zugleich die Fördermenge um 25 Prozent, gezielte Lieferboykotte – u.a. gegen die USA – folgen. Grund für die Maßnahmen: Die Israelis sollen arabische Gebiete verlassen. Folge der Verknappung in der BRD ab 25.11.: vier Opec-Konferenz Sonntagsfahrverbote werden erlassen, um Sprit zu sparen. *** Am 17.11. wird in Athen ein Studentenaufstand gegen Giorgios Papadopoulos' Militärregime blutig niedergeschlagen. *** 23.11.: Die bundesdeutschen Fluglotsen beenden ihren halbjährigen Streik. ***
SPORT
1973
In Kingston auf Jamaika wird George Foreman am 22.1. Boxweltmeister im Schwergewicht. Er besiegt mit dem siebten Niederschlag in nur zwei Runden Joe Frazier durch technischen Knockout. *** Erste Leichtathletik-Weltmeisterin der Geschichte wird Paola Cacchi am 17.3. im belgischen Waregem. Sie gewinnt den Crosslauf. *** Kaum Neues bei der Eishockey-Weltmeisterschaft in Moskau vom 31.3. bis zum 15.4.: Die lokalen Kufenroboter beenden das Turnier mit 20:0 Punkten und 100:18 Toren. Platz 6 und damit Absteiger aus Gruppe A ist die Bundesrepublik (2:18/19:82). Das B-Turnier gewinnt die DDR und steigt auf. *** Bei den beiden Radsport-Großereignissen gibt es in diesem Jahr vier verschiedene Teilnehmer aus ebenso vielen Nationen auf den Rängen g 1 und 2. Beim Giro d'Italia setzt sich am 9.6. Eddy Merckx (Belgien) gegen den Italiener Felice Gimondi durch. Die Tour de France beendet am 22.7. der Spanier Luis Ocana als Sieger und verweist Bernard Thévenet aus Frankreich auf Rang 2. Den Titel des QuerfeldeinWeltmeisters hatte sich bereits am 24.2. Billie Klaus-Peter Thaler geholt. Dies gelingt Jean dem Siegerländer 1976 ein weiteres Mal. King *** Ebenfalls im Juli werden die All England Wimbledon entschieden: E l d Championships Ch i hi im i Tennismekka T Der Tschechoslowake Jan Kodes siegt in einem Ostblockfinale bei den Herren gegen Alex Metreweli (UdSSR), das US-amerikanische Endspiel der Damen entscheidet Billie Jean King gegen g g g Chris Evert für sich. *** Am 29.7. verunglückt der englische Formel-1-Rennfahrer Roger Williamson beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort tödlich, er verbrennt in seinem Auto. Weltmeister wird am 7.10. zum dritten und letzten Mal der Schotte Jackie Stewart. Auf den Plätzen: Jackie Stewart Emerson Fittipaldi (Brasilien) und der Schwede Ronnie Peterson, der 1978 in Monza sein *** M i Leben L b verliert. li Fußball: BRD-Meister wird Bayern München vor dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf. Die Bayern stellen mit Gerd Müller den SaisonTorschützenkönig (38 Treffer). Die Kölner unterliegen am 23.6. auch im denkwürdigen DFB-Pokalfinale im Düsseldorfer Rheinstadion (1:2 gegen Borussia Mönchengladbach), bei dem sich Günter Netzer in der Verlängerung selbst einwechselt und in der 94. Minute das GoodTimes
Siegtor erzielt. *** DDR-Meister 1972/73 wird Dynamo Dresden vor dem FC Carl Zeiss Jena und dem 1. FC Magdeburg; den FDGB-Pokal holen sich die Magdeburger durch ein 3:2 gegen Lokomotive Leipzig am 1.5. in Dessau. *** Fußballer des Jahres werden Günter Netzer (BRD) und der Dresdner Hans-Jürgen Kreische (DDR). Auf europäischer Ebene erhält Spielmacher Johan Cruyff von Ajax Günter Netzer Amsterdam die Auszeichnung. *** In den CupWettbewerben b b siegt bei b den Meistern die Cruyff-Truppe am 30.5. in Belgrad mit 1:0 gegen Juventus Turin; Pokalsieger wird der AC Mailand in Thessaloniki (16.5.) mit 1:0 gegen Leeds United; der Uefa-Cup geht nach Hin- und Rückspiel (3:0 und 0:2 gegen Mönchengladbach) am 23.5. an den FC Liverpool. *** In der Bundesliga setzt die finanziell angeschlagene Eintracht aus Braunschweig die Trikotwerbung durch. Das „Jägermeister"-Emblem des Fabrikanten und Sponsors Günter Mast wird nach anfänglichem Widerstand des DFB als Kompromiss ins Vereinswappen integriert. *** Sportler des Jahres: In der BRD holen sich Speerwerfer Klaus Wolfermann, Turnerin Uta Schorn und der Bahnradvierer die begehrten Titel. Die Schwimmer Roland Matthes und Kornelia Ender sowie Dynamo Dresden bei den Mannschaften sind die Ausgezeichneten in der DDR. *** Zwei legendäre Leichtathleten sterben: die Langstreckenläufer Paavo Nurmi, neunfacher Olympiasieger (Finnland; 2.10.), und Abebe Bikila (zweimal Olympia-Gold, Äthiopien; 25.10.). *** Geburten: Marathon-Star Haile Gebrselassie (18.4.), die Tennis-Profis Barbara Rittner (25.4.) und Monica Seles (2.12.), die Fußballer Jan Koller (30.3.), Oliver Neuville (1.5.), Frank Rost (30.6.), Bernd Schneider (17.11.) sowie Radrennfahrer Jan Ulrich (2.12.). ***
1973
FUNK & FERNSEHEN
Nach einem Reformentwurf des Lebensmittelrechts (und Selbstbeschränkungsdiskussionen der Industrie) soll bereits ab 1.1.1973 Tabakwerbung in Hörfunk und Fernsehen unterbleiben. Es dauert bis zum 18.6.1974, dann wird ein Gesetz daraus. *** Start für die Sesamstraße" am 8.1.: Ernie, Bert, " Ernie & Bert Tiffy, das Krümelmonster & Co. sind anfangs nur in überarbeiteten US-Originalfolgen zu sehen; einmal lf l h i l mehr Gift für das Bayerische Fernsehen, das lieber „Das feuerrote Spielmobil" zeigt. *** Am 15.1. klinkt sich der Bayerische Rundfunk erneut aus, als die ARD den Rosa-von-Praunheim-Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" ausstrahlt. *** Bahnbrechende Neuerung mit inzwischen extremer Nachhaltigkeit auf der Krimi-Schiene im Ersten: Acht einstündige Folgen lang ist im deutschen Fernsehen (hier: ARD) erstmals eine Ermittlerin auf Ganovenjagd. Katinka Hoffmann spielt ab 4.4. die Oberkommissarin Vetter in der Serie „Frühbesprechung". *** Preisgekrönter, über vier Millionen D-Mark teurer Mehrteiler (fünf Folgen) aus der Zeit der Weimarer Republik ab 23.4., Bauern, " Bonzen, Bomben" nach Hans Fallada und mit Ernst Jacobi in der Hauptrolle. Der NDR dreht in Neumünster, wo aus Gründen der Authentizität massenhaft Hans Rosenthal Fernsehantennen von den Dächern entfernt werden müssen. Ein Kult-Ratespiel in spe geht am 13.5. f d ü *** Ei im ZDF-Vorabendprogramm auf Sendung. 153 Mal präsentiert Showmaster Hans Rosenthal (1925–1987) bis zum 11.9.1986 die Original-TV-Version von Dalli Dalli". " Luftsprünge werden dabei zu seinem Markenzeichen. *** Auch im Sport führt jetzt eine Frau durch einen Klassiker: Ebenfalls für die Mainzer präsentiert Carmen Thomas Carmen Thomas „Das aktuelle Sportstudio". 1/2014
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In der Ausgabe vom 21.7. unterläuft ihr ein für Fußballfans vermeintlich unentschuldbarer Lapsus, den sie nie mehr los wird, als sie von Schalke 05" (statt „04") spricht. Häme ohne Ende ergießt sich, " schon 1974 zieht sich die Moderatorin aus der Sendung zurück. *** Großer Erfolg für eine zumindest im BRD-TV neue Comedy-Form ab 24.7.: Klimbim" wird zum Knaller, absurd-frivoler Klamauk, u.a. mit " Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann und Wichart von Roell als durchgeknallte Familienmitglieder. In fünf Staffeln werden bis 22.3.1979 insgesamt 30 Folgen vom WDR produziert. Die Zahl illustrer Gäste reicht von Jerry Lewis über Maria Schell und Dieter Hildebrandt bis zu Gilbert Becaud und Gustav „Bubi" Scholz. *** Beim ZDF wird der spätere ARD„Tagesthemen"-Star Hanns Joachim Friedrichs neuer Sportchef des Senders. *** Ausstrahlungsverbot, ausgesprochen per letztinstanzlichem Urteil vom 5.6. durch das Bundesverfassungsgericht: Das auf Fakten basierende, bereits 1972 Otto gedrehte Dokumentarspiel Der " Soldatenmord Lebach" darf vom ZDF nicht gezeigt werS ld t d von L b h" d den. Grund: Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Täter, die vier Wachhabende ermordet hatten. Die Sperrung besteht noch heute. *** Eine mächtige Komiker-Karriere nimmt ihren Lauf, wird durch sieben TV-Specials noch intensiviert: Die erste „Otto-Show" kommt am 27.8. ins ARD-Programm. *** Vier Tage beginnt die „Internationale g später p g Funkausstellung" in Berlin. Fast 603.000 Besucher strömen bis zum 9.9. an die Stände von 253 Ausstellern in 23 Hallen. Premieren: VCR-Recorder (Philips), TEDBildplatten (AEG/Teldec), Farbfernseh-Portables (Grundig), KunstkopfPrinzessin Anne & Mark Phillips Stereofonie, Infrarot-Kopfhörer für TV-Geräte. *** Das ZDF startet am 5.10. einen i IInfo-Dauerbrenner: f D b Das „auslandsjournal" ist noch heute Bestandteil des Angebots. *** Royales zieht das TV-Publikum in seinen Bann: Am 14.11. heiratet die britische Prinzessin Anne den Captain Mark Phillips. ARD und ZDF übertragen die Zeremonie live. Über Eurovision schauen insgesamt rund 300 Millionen Menschen zu. *** Prominenter Gastauftritt im Zweiten: In Wim Thoelkes Donnerstags-Familienshow 3 x 9" " singt Bundesaußenminister Walter Scheel am 6.12. (per Playback) das Volkslied "Hoch auf dem gelben Wagen". Mit der gleichnamigen Single erreicht das Kabinettsmitglied 1974 Platz 5 der offiziellen deutschen Hitparade. *** Bekannte deutsche TV-Gesichter in spe melden sich auf dem Planeten an: die Moderatorinnen Tine Wittler (2.4.), Sonya Kraus (22.6.) und Nova Meierhenrich (25.12.). ***
1973
FILM
Auch hier drei neue, noch eher zerknautschte Gesichter, die Schauspielerinnen Nadeshda Brennicke (geboren am 21.4.), Tori Spelling (16.5.) und Anna Thalbach (1.6.) sowie Regisseur Fatih Akin (25.8.). *** Auf bundesdeutschen Leinwänden beginnt die Hoch-Zeit so genannter Nadeshda Brennicke Reports, die alle nur eine Stoßrichtung haben – unterhalb der Gürtellinie: nach den Schulmädchen (seit S h l äd h ( i 1970) trifft es jetzt u.a. die Bademeister, Hausfrauen, Frühreifen, j Blitzmädchen, F ra u e n ä r z t e , Studentinnen und – ausnehmend geschmackvoll – sogar Witwen (!): durchW weg sinnfreier, pseudowissenschaftlicher Papillon" Softsex-Klamauk mit " Seite
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nicht weniger als 15 Uraufführungen in zwölf Monaten. Später populär gewordene Darsteller versuchen noch Jahrzehnte späp p g ter, diese „Jugendsünden" aus ihren Arbeitsnachweisen zu tilgen ...*** International starten Filme, die bis heute im Gespräch (oder zumindest im Gerede) blieben und/ oder einen hervorragenden Ruf genießen, darunter Der Clou" " „Papillon" (Steve McQueen, Dustin die tragen" (Julie Christie, D i Hoffman), H ff ) „Wenn W di Gondeln G d l Trauer T Donald Sutherland), Der Clou" (Robert Redford, Paul Newman), " „Paper Moon" (Ryan & Tatum O'Neal), „Das große Fressen" (Michel Piccoli, Marcello Mastroianni) und „Der Exorzist" (Linda Blair). *** Deutsche Produktionen mit Niveau: Wildwechsel" (nach " Franz-Xaver Kroetz, mit Eva Mattes), „Der Lord von Barmbeck" (Martin Lüttge als historisch authentischer Berufsverbrecher), „Die Legende von Paul & Paula" (DDR-Produktion; Angelica Domröse, Winfried Glatzeder) und Roland Klicks Milieu-Thriller „Supermarkt" – mit Eva Mattes und einem jungen „Marius West" als Musikinterpret (Single: "Celebration") und außerdem Synchronsprecher des Hauptdarstellers. *** Auch die Legenden Bob Dylan und Kris Kristofferson sind tätig („Pat Garrett jagt Billy The Kid"), „Jesus Christ Superstar" (komponiert von Andrew Lloyd Webber) feiert Erfolge, Musik ohne Ende prägt ferner American Graffiti" mit Richard Dreyfuss und einem " noch unbekannten Harrison Ford.*** Um Fußball-„Kaiser" Franz Beckenbauer geht es in „Libero", gepflegte Unterhaltung bieten „Die drei Musketiere" (Oliver Reed, Raquel Welch), die JohannesMario-Simmel-Verfilmung „Alle Menschen werden Brüder" (Doris Kunstmann) und „Mein Name ist Nobody" mit Terence Hill. *** Am 27.3. werden im Dorothy Chandler Pavillion von Los Angeles zum 45. Mal die begehrLex Barker ten Oscars vergeben. Als bester Vorjahresfilm wird „Der Pate" ausgezeichnet, ebenso sein männlicher Hauptdarsteller Marlon Brando. Liza Minnelli erhält die Trophäe für „Cabaret", und der Ehrenpreis geht an den großen Edward G. Robinson. *** Auch bei den bundesdeutschen Bravo"" Ottos sind Schauspieler unter den Preisträgern, Roger Moore und Uschi Glas. *** Von Bühne und Leinwand verabschieden sich für immer u.a. Viktor de Kowa (8.4.), „Old Shatterhand"-Darsteller Lex Barker (11.5.), Veronica Lake (7.7.), Robert Ryan (11.7.), Jack Hawkins (18.7.), „Kung Fu" Bruce Lee (20.7.), „Miss Marple"-Partner Stringer Davis (29.8.), Anna Magnani (26.9.) und der schwäbische Mundartkomiker Willy Reichert (8.12.). ***
1973
MUSIK
Das Jahr beginnt mit einem Großereignis: Aloha From Hawaii". Das Elvis-Presley" Konzert findet am 14.1. im Convention Center von Honolulu statt, wird als erster Auftritt eines Solisten per Satellit übertragen. Geschätzte Zuschauerzahl weltweit: rund 1,3 Milliarden. Eine TopBand, angeführt vom Gitarristen James Burton, begleitet den Sänger. *** Zu einem Mega-Rock-Spektakel avanciert auch der Summer Jam At Watkins Glen" am " 28.7. im US-Bundesstaat New York. Vor
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Bruce Springsteen
der (für ein Tagesereignis) gewaltigen Livekulisse von über 650.000 Fans spielen Grateful Dead (über fünf Stunden am Stück), The Band und die Allman Brothers. *** Zu einer wichtigen Clubgründung kommt es im Dezember in der Bowery in New York City: das CBGBs (Country, Bluegrass, Blues) öffnet die Türen bis ins Jahr 2006. Die stilistische Ausrichtung verschiebt sich schnell, neue und unangepasste Bands und Solisten wie die Ramones, Patti Smith, Mink DeVille, Talking Heads, Modern Lovers, Television, Blondie und Johnny Thunders stehen für die Wegbereitung des „American New Wave"-Sounds. *** Von bald schon etablierten Interpreten kommen DebütLPs auf den Markt, u.a. von Bruce Springsteen (GREETINGS FROM ASBURY PARK, N.J. und THE WILD, THE INNOCENT & THE E STREET SHUFFLE), Mike Oldfield (TUBULAR BELLS), Queen (QUEEN), Cockney Rebel (THE HUMAN MENAGERIE) und Aerosmith (AEROSMITH). *** Viele Karriereschritte weiter sind bereits Pink Floyd (DARK SIDE OF THE MOON), Led Zeppelin (HOUSES OF THE HOLY) und The Who (QUADROPHENIA). *** Nach ihren vielleicht fünf besten Alben beenden die Rolling Stones mit GOAT'S HEAD SOUP die seit 1968 bestehende Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Produzenten Jimmy Miller. *** Um leichPr tere Kost geht es bei der 18. Auflage des ter Grand Prix Eurovision (heute ESC). Am G 7.4. gewinnt in Luxemburg die Französin 7.4 Anne-Marie David (129 Punkte) mit "Tu An te reconnaitras" für das Gastgeberland. Platz 2 geht an Mocedades aus Spanien P ("Eres tú"; 125) vor Favorit Cliff Richard, (" dessen "Power To All Our Friends" (123) d Riesenhit wird. Für die BRD landet die Dänin Gitte ein internationaler Riesenhi (Haenning) mit "Junger Tag" und 85 Zählern auf Rang 8. Sie hatte sich im nationalen Vorentscheid mit lediglich einem Punkt Vorsprung gegen Tonia ("Sebastian") durchgesetzt. *** Euro-Pop, Kopplungen und ein Hund – Überschrift für die besten Notierungen in den BRD-Charts des Jahres. Die Erfolgssingles 1973 sind "Get Down" (Gilbert O'Sullivan), "Ich wünsch mir eine kleine Miezekatze" (Wums Gesang) und Suzi Quatros "Can The Can". 20 POWER HITS, STARS UND HITS FÜR DAS ROTE KREUZ sowie zweimal James Last (NON STOP DANCING 73/2 und SING MIT) sind die Kauffavoriten bei den LPs. *** Im UK dominieren Sweet ("Blockbuster")) und Slade ("Merry Xmas ( Everybody") mit 45ern, Dauerbrenner bei den Alben sind Elton John (DON'T SHOOT ME, I'M ONLY THE PIANO PLAYER), David Bowie (ALADDIN SANE und PIN UPS) und der Soundtrack THAT'LL BE THE DAY. *** Die Amerikaner favorisieren "Killing Me Softly With His Song" (Roberta Flack), Dawns "Tie A Yellow (R Ribbon Round The Ole Oak Tree" und R "My "M Love" von Paul McCartney & Wings bei be den Singles. LP-Kaufknüller sind GOODBYE YELLOW BRICK ROAD (Elton GO John), BROTHERS AND SISTERS (Allman Jo Brothers), George Harrisons LIVING IN Br THE TH MATERIAL WORLD und NO SECRETS von vo Carly Simon. *** Die Musik-Grammys in den USA gehen an Roberta Flack ("The First Time Ever I Saw Your Face") und ans CONCERT FOR BANGLA F DESH. Sänger: Helen Reddy und Harry Nilsson, neuer Künstler: das Trio America. *** In der BRD werden in diesem Jahr rund 37 Mio. Singles, 60 Mio. LPs und 5 Mio. MusiCassetten verkauft. *** Geburten: die Sänger Peter André (England; 27.2.), Rea Garvey (Irland; 3.5.) und Rufus Wainwright (USA; 22.7.). *** Abschied: Country-Größe Tex Ritter (2.1.), Grateful-Dead-Keyboarder Ron McKernan (8.3.), die Byrds-Mitglieder Clarence White (14.6.) und Gram Parsons (19.9.), Orgelerfinder Laurens Hammond (3.7.), Blues-Lady Lizzy Douglas GoodTimes
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alias Memphis Minnie (6.8.), Singer/Songwriter Jim Croce (20.9., Flugzeugabsturz), Jazzdrummer Gene Krupa (16.10.), ShadowsGitarrist John Rostill (26.11.) und Sänger Bobby Darin (20.12.). ***
VERMISCHTES AUS ALLER WELT
Der in Deutschland ansässige Amerikaner Fred Edwards gründet in Velbert die Firma Port San Ser. Er führt damit in Europa das aus den USA bekannte d SSystem der vermietbaren Mobil-Klos ein. Markenname: Dixi. *** Auch mobil, aber für höhergelegene Körperregionen: Mitnahme-Telefone, m iin Deutschland schon bald mit der international völlig unbekannten Bezeichnung Handy" bedacht, schleichen sich an: Der Elektro-Ingenieur B " Martin Cooper (*1928) aus Chicago reicht seine Erfindung am 17.10. zum M Patent ein, das 1975 erteilt wird. Gewicht der ersten Geräte: rund 1,6 P Kilogramm. *** Der Eisvogel erhält den Titel „Vogel des Jahres" (Wiederwahl K 2009). *** Am 9.2. stirbt der US-Farmer Max B. Yasgur, der 1969 sein Gelände für das WoodstockG Musikfestival vermietet hatte. Namentlich verewigt ist er in den Songs "Woodstock" (Joni Mitchell) und "For Yasgur's Farm" von Mountain. *** Mit Wirkung vom 1.5. nimmt in Dortmund die ZVS ihre Arbeit auf, die bundesweite Zentralstelle Z l ll für fü die di Vergabe V b von Studienplätzen. *** Alk am Steuer: Am 26.7. wird die Promillegrenze von 1,3 auf 0,8 (als Ordnungswidrigkeit) gesenkt. *** Die Franzosen Marcel Bich (1914–1994) und Edouard Buffard (1908–1996) gründen in Clichy die Firma BIC – der weltweite Siegeszug der Einwegfeuerzeuge beginnt. Beide Industrielle hatten sich ab 1945 bereits um die Weiterentwicklung erster Kugelschreibermodelle verdient gemacht. *** Zum „Auto des Jahres" wird der Audi 80 B1 gewählt. *** In Schweden stirbt König Gustav VI. Adolf. Nachfolger wird am 15.9. Carl XVI. Gustaf, der am 19.6.1976 die deutsche Olympia-Hostess Silvia Sommerlath heiratet. *** In Istanbul weiht der türkische Staatspräsident Fahri Korutürk am 30.10. die Bosporus-Brücke ein, die Asien und Europa verbindet. *** In Japan werden erste FlüssigkristallDisplays entwickelt und der Öffentlichkeit vorgestellt. *** Der amerikaFlugauto nische Ingenieur Henry Smolinski aus einem umgearbeiteten Ford S li ki baut b i b i F d Pinto sowie Flügel- und Propellerteilen einer Cessna Skymaster ein Flugauto („AVE Mizar"). Sein Testflug am 11.9. endet im Desaster: Absturz, Erfinder tot. Die Kreation wurde 1974 zum (animierten) Vorbild für das Fahrzeug im James-BondFilm „Der Mann mit dem goldenen Colt". *** Neue, technisch deutlich verbesserte Geldautomatenmodelle werden am 4.6. patentiert. *** Entführung in München am 13.11.: Opfer ist Evelyn Jahn, Tochter des „Wienerwald"Gründers Friedrich Jahn. Er zahlt drei Millionen D-Mark Lösegeld, die Tochter kommt frei, die Täter werden gefasst und verurteilt. *** Feuer an Bord: dramatische Bruchlandung einer Boeing 707-320C der brasilianischen Luftfahrtgesellschaft Varig am 11.7. unmittelbar vor Erreichen des Pariser Flughafens Orly. 122 Tote, zehn Besatzungsmitglieder und ein Passagier überleben die Rauchhölle. *** Den Friedensnobelpreis erhalten am 10.12. in Oslo zu gleichen Teilen der US-Sonderbotschafter (und inzwischen amtierende Außenminister) Henry Kissinger und der nordvietnamesische Politiker Le Duc Tho. Der Asiate lehnt die Auszeichnung ab. *** Trauer um: Ex-US-Präsident Lyndon B. Johnson (22.1.) und den ersten israelischen Premierminister David Ben Gurion Pablo Picasso (1.12.); die Schriftsteller(innen) Pearl S. Buck (6.3.), Noel Coward (26.3.), J.R.R. Tolkien lki (2.9.), ( ) Pablo P bl Neruda N d (23.9.), Ingeborg Bachmann (17.10.) und Ezra Pound (1.11.); die renommierten Filmregisseure Robert Siodmak (10.3.), Jean-Pierre Melville (2.8.) und John Ford (31.8.); ferner sterben der spanische Maler Pablo Picasso (8.4.), der südafrikanische Tänzer John Cranko (26.6.), der chilenische Sänger Victor Jara (11.9.; vom Militär ermordet) und der spanische Cellist Pablo Casals (22.10.). *** 1/2014
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Catherine Deneuve
zum 70. Von Claudia Tupeit
SEXSYMBOL
Catherine Deneuve in " Ekel"
Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
mit Understatement
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E " Das Geheimnis der falschen Braut"
GoodTimes
Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
Sie gilt als kühl und unnahbar. Sie ist so schön, dass ein Film mit ihr ohne Geschichte auskommen würde, wie Regisseur François Truffaut einst befand. Sie ist die wohl berühmteste französische Schauspielerin über die Heimatgrenze hinaus. Die Kettenraucherin, die Designer-Muse, das Chanel-Gesicht, die Hollywood-Verweigerin und Hitchcock-Verpasserin, die " Belle de Jour" – die 70-Jährige. Sie ist Stil-Ikone, Film-Ikone, überhaupt eine der größten Ikonen des Diesseits. Sie hat David Bowie und Susan Sarandon den Kopf verdreht – in einem der besten Vampirfilme aller Zeiten. Sie war die entflohene Braut, Theaterbesitzerin zur Besatzungszeit, alkoholkranke Diamantenhändlerin, Lesbe, Plantagenbesitzerin in Indochina, Tristana, das Schmuckstück, die affektierte Gaby unter acht Frauen. Im realen Leben hatte sie prominente Liebhaber, war Ehefrau, ist zweifache Mutter und fünffache Oma. Und Catherine Deneuve ist vor allem eins: herrlich unaufgeregt, was die eigene Person angeht. kult! nähert sich dem Phänomen Catherine Deneuve an.
s ist der Blick! Eindeutig. Ein Hauch Erotik, eine Prise Zurückhaltung, überhaupt nicht fordernd. Die braunen Augen blicken wach, aber doch geheimnisvoll, gar verträumt. Wie die junge Schauspielerin Catherine Deneuve (geboren wurde sie am 22. Oktober 1943) am Anfang ihrer Karriere vor fünf Dekaden: schüchtern und verführerisch zugleich. Blick und Augen von Madame Deneuve werden nicht 70. Letzteres biologisch vielleicht. Aber ansonsten ist beides irgendwann zwischen „Die Regenschirme von Cherbourg" („Les parapluies de Cherbourg", 1964) – ihr filmischer Durchbruch – und „Das Geheimnis der falschen Braut" Braut („La Sirène du Mississippi", Mississippi ,
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" Das Geheimnis der falschen Braut"
1969) stehengeblieben. Nach ihrer Leistung in dem Musicaldrama von Jacques Demy – als sanfte,, engelsgleiche Regenschirmverkäuferin g g g Geneviève, die durch Bettszenen" mit Catherine Deneuve " Intrigen ihrer Mutter die gibt es häufig. große Liebe gegen einen reichen Ehemann eintauscht und am Ende des Films mit ihrem einst so geliebten Guy für eine der rührendsten Finalszenen sorgt – brilliert sie knapp zwei Jahre später unter Roman Polanski in „Ekel" („Repulsion", 1965). Es ist die erste englischsprachige Produktion für die junge Deneuve, die damit auch in den USA und England bekannt wird. In dem Schwarzweiß-Streifen ist sie die Belgierin Carole Ledoux, die mit ihrer
In "Straßen der Nacht" spielt sie an der Seite von Burt Reynolds eine Prostituierte.
Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
mit 17 Jahren – lernt Catherine den damals 33-Jährigen kennen und lieben. Sie zieht zu ihm, wird schwanger. Ein Wunschkind, wie sie später sagt. Mit erst 19 Mutter zu werden, sei allerdings schwer gewesen. Zumal Vadim nur einen Monat nach der Geburt von Christian (heute erfolgreicher Komiker) im Juli 1963 wieder aus Catherines Leben verschwindet und sich Jane Fonda zuwendet.
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i R ie Rolle ll einer i jungen, j treusorgenden t d Mutter M tt wie i im i wahren h Leben bekommt Catherine nicht. Noch nicht. Stattdessen spielt sie in „Belle de Jour" – der Film, der fast überall als Erstes mit ihr in Verbindung gebracht wird. 1967 ist das. Luis Buñuel lässt sie aus ihrem Trott der gelangweilten Hausfrau ausbrechen. Ihre Fantasien von Lust, Obsession und dem speziellen Kick lebt sie nach einer Anregung durch einen Mann im Bordell bei Madame Anaïs aus, die ihr den Namen „Belle de Jour" verleiht. Wegen ihrer Schönheit und weil sie jeden Tag kommt. Zum Nachmittagsvertreib.
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enig mütterlich auch ihre darauffolgenden Rollen: eine unglückliche Affäre in „La Chamade" („Herzklopfen", 1968), Sex-lastig geht es weiter bei „Manon 70" (1968) und als das blonde Gift, eine dreiste, undurchschaubare Verführerin und Betrügerin an der Seite von Jean-Paul Belmondo in „Das Geheimnis der falschen Braut".
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Schwester Apartment Hass und S h t in i einem i A t t wohnt h t und d nur H d Ekel Ek l Männern gegenüber empfindet. Der Film beginnt und endet mit einer Nahaufnahme ihrer Augen. Die schauen schüchtern und doch verstört. Ein Blick, der unter die Haut geht, der auf bedrückende Weise fasziniert. Weil sie in ihren Halluzinationen gefangen den besorgten und in sie verliebten Colin erschlägt und starr vor Abschaum den nach ihr lechzenden Hausverwalter tötet. Weil sie wirr und völlig verängstigt auf dem Bett liegt. Ein beklemmender Film, der in Deutschland bis vor Kurzem keine Jugendfreigabe hatte.
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itte der 60er ist sie Sexsymbol mit Understatement. Ganz anders als ähnlich erfolgreiche Kolleginnen wie Sophia Loren, Gina Lollobrigida oder Brigitte Bardot, mit der sie indirekt mehr verbindet als nur das gleiche Business. Denn Bardot war die erste Ehefrau von Roger Vadim, dem ukrainischen Regisseur und Frauenheld. 1961 – GoodTimes
ls Mutter tritt sie 1971 in Erscheinung. Depressiv und völlig verzweifelt nach dem Tod des Babys ist ihre Rolle in „Das passiert immer nur den anderen" („Ça n’arrive qu’aux autres") an der Seite von Marcello Mastroianni. Auch privat ist sie mit dem italienischen Schauspieler liiert. Ihre 1965 geschlossene Ehe mit dem britischen Modefotografen g David Bailey (Trauzeuge Die letzte Métro" " war Mick Jagger) ist gescheitert, ebenso die kurze Affäre mit Clint Eastwood. In den Armen von Mastroianni findet sie Halt, Romantik, Liebe. Mit ihm bekommt sie ihr zweites Kind, eine Tochter, Chiara, im Mai 1972 geboren, heute selbst Schauspielerin. Sie drehen weitere drei Filme zusammen. Er sei großzügig gewesen, voller Humor, er habe sie sehr gut behandelt, aber ein so ausschweifendes Leben 1975. L b geführt, füh t sagtt sie. i Trennung T 1975 Doch D h ihre Zuneigung zueinander reicht bis zu Mastroiannis Tod 1996, den Catherine an seinem Bett in Paris erlebt. Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
" Belle de Jour"
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ach der seichten Komödie mit Jack Lemmon, „Ein Frosch in Manhattan" bzw. auch als „Darling, lass dich scheiden" bekannt („April Fools", 1969), spielt Catherine einmal mehr in Hollywood. In „Straßen der Nacht" („Hustle", 1975) mit Burt Reynolds ist sie die Prostituierte Nicole Britton, deren Kunde ausgerechnet ein Tatverdächtiger in einem mysteriösen Todesfall ist. Erschwerend
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Catherine Deneuve 1983 in " Begierde", einem der besten Vampirfilme aller Zeiten.
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hre erste und bisher einzige Nominierung als beste Schauspielerin bei den Oscars erhält sie allerdings für eine ganz andere Rolle. In „Indochina" („Indochine", 1992) ist sie die reiche Plantagenbesitzerin Éliane, die ein vietnamesisches Mädchen, Camille, adopiert hat und es vor einem ihr angehängten Mord beschützen will. Später zieht sie mit dem Kind ihrer Adoptivtochter nach Frankreich, da Camille zeitweilig im Gefängnis sitzt.
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ie Art, ihre Gefühle in dem Epos auszudrücken, mit Blicken, mit flammenden Reden, mit ihrer bloßen Präsenz, hat die Oscar-Jury beeindruckt. Ihre Gefühlsregungen zeigt Deneuve zurückhaltend, nicht dauerschreiend, nicht dauerheulend. Vielleicht wird sie heute scheinbar stärker denn je als die Unnahbare empfunden, weil in einer Gesellschaft – in der manch' Reality-TV-Show à la „The Kardashians" oder „Die Geissens" höhere Einschaltquoten einfahren als wundervolle Filme – die völlige Offenbarung der Persönlichkeit erwartet wird, um nicht als abgehoben wahrgenommen zu werden. Zwei Monate ohne Klatsch? Für viele Stars und Sternchen unvorstellbar, für Catherine Deneuve aber Alltag. Interviews? Ja, gern, aber über den aktuellen Film, nicht den aktuellen Liebhaber. Homestories? Sie ist leidenschaftliche Gärtnerin, läuft zu Hause unglamourös in Shirt und Jeans oder in langem Blumenkleid herum. Sie geht gern ins Kino, besucht Ausstellungen und würde gern öfter Zeit haben, ihre Enkel zur Schule zu bringen. Das war's. Keine Exzesse, keine unvorteilhaften Paparazzi-Bilder. Höchstens beim Anstecken einer Fluppe. Und da die seit Jahrzehnten überall kettenrauchende Catherine Deneuve solche Aufnahmen wenig charmant findet, raucht sie ab sofort auf Pressekonferenzen nicht mehr. Ihren Blick einfangen zu können ohne die slim cigarettes ist ja auch viel schöner. Seite
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Foto: © Georges Biard, 1995
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icht die erste Szene, in der Deneuve sich – wenn auch kurz – zu einer Frau hingezogen fühlt. Im großartigen Vampirfilm „Begierde" („The Hunger", g 1983) hat sie eine Beziehung mit Susan Sarandon, was wiederum David Bowie ganz verrückt macht. In „Diebe der i d Nacht" („Les Voleurs", 1997) spielt sie eine Professorin, die eine Liaison mit einer Studentin eingeht. Schon häufig wurde sie deshalb gefragt, ob sie auch privat eine lesbische Neigung habe, was sie stets verneint, da es alles Rollen seien und nichts mit ihr persönlich zu tun hätten.
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benso gern wird bei Interviews und Pressekonferenzen danach gefragt, ob sie eine Diva sei. Und es gibt Journalisten, die diesen Status an ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit festmachen. Tatort Berlinale 2002. Zur Pressekonferenz für „8 Frauen" erscheint sie eine halbe Stunde zu spät p und bringt die wartenden Reporter in Rage. Diva-Verhalten, unken alle. R Und U außerdem habe ihre Kleiderwahl gezeigt, wie viel Diva in la Deneuve g stecke: Schließlich habe sie zu einem s orangeroten Blazer eine royalblaue o Satinbluse kombiniert und smaragdS grüne Ohrringe. Heute nennt die g Fashionwelt diesen Style „colourF blocking" und kann gar nicht genug b vom Trend bekommen. Die Deneuve v – eine Vorreiterin. Sicher eigenwillig. Aber wen wundert's: Über w Jahrzehnte die immer gleichen J Fragen beantworten zu müssen, die F teils jegliche t il ohne h j li h Vorrecherche V h h hervorgebracht werden. So wollte eine Journalistin bei der Präsentation ihres aktuellen Films „Elle s'en va" (es soll der 115. in ihrer Karriere sein) während der Berlinale 2013 wissen, ob Madame Deneuve denn rauche. Eine wirkliche Diva hätte diese Journalistin angeschrien, mit Vorwürfen der Unkenntnis bombardiert, ignoriert, des Saales verwiesen oder gleich alles zusammen. Die Deneuve guckt einfach verdutzt und antwortet völlig selbstverständlich: „Ja, natürlich, jede Menge."
GoodTimes
Foto: © Georges Biard, 2011
k kommt t hi hinzu, d dass d der P Polizeiermittler li i ittl ih ihr LLebenspartner b t iist. t D Der Film spielte über zehn Millionen Dollar ein, mehr als das Dreifache seines Budgets. Dennoch fasst Catherine Deneuve auch nach diesem Streifen nicht Fuß in der Traumfabrik. „Zu wenig interessante Rollen." Dafür würde sie sich liebend gern in den Kreis der Blondinen einein reihen, mit denen der legendäre Alfred Hitchcock so gern arbeitet. Das Drehbuch habe sie bereits gehabt, aber bevor das Ganze ins Rollen kommen konnte, ist „Hitch" gestorben. Statt im Horrorfilm des Briten glänzt sie 1980 im Drama eines Franzosen. „Die letzte Métro" („Le dernier métro") nennt François Truffaut eines seiner letzten Meisterwerke (er starb 1984). Als Marion Steiner versucht sie im besetzten Frankreich in den 40er Jahren das Theater zu retten, in dem das ganze Herzblut ihres Mannes steckt, des Juden Lucas (exzellent gespielt von Heinz Bennent). Er hält sich im Keller versteckt und entwirft von dort aus die Stücke für das Ensemble, zu dem seine Frau gehört – und der aufstrebende, wilde Bernard Granger (herrlich: Gérard Depardieu). Einer von unzähligen Filmen, in denen Catherine Deneuve neben Depardieu spielt. Oft sind es Geschichten über eine i gemeinsai me Liebe. Besonders rührend interpretiert in „Changing Times" („Les temps qui changent", 2004), besonders augenzwinkernd in „Das Schmuckstück" („Potiche", 2010).
nd an diesem Blick schraubt sie sehr gern. Als grandiose Schauspielerin beherrscht sie das aus dem Effeff. Herausfordernd und giftig guckt sie zum Beispiel in „8 H Frauen" („8 femmes", 2002). In flaschengrünem Kleid, F Leopardenmantel und mit fast schon gelb gefärbtem Haar L spielt sie Gaby: Ehefrau, Luxusweib, natürlich mit vielen s Geheimnissen. In dem Musicalfilm von François Ozon, der in G den d 50ern spielt, treffen acht Frauen in einem eingeschneiten Haus aufeinander. Sie alle verbindet etwas mit dem t Hausherren Marcel, Gabys Ehemann. Als er leblos in seinem H Bett gefunden wird, entbrennt ein Streit um Gunst und B Erbe. Es geht um Verflechtungen unter den acht Frauen, E die d sich im Laufe des Films auflösen und die tatsächliche c Todesursache des einzigen Manns im Hause hervorbrinM gen. Catherine Deneuve spielt darin C t auf eine wunderbar amüsante Weise eine herzlose Sprücheklopferin, die es zu genießen scheint, ihre Schwester Augustine (brillant (brilla gespielt von Isabelle Huppert) zu demüH tigen und sowohl t ihre Haushälterin i (Emmanuelle Béart) ( als auch die ältea re Tochter (Virginie r Ledoyen) zu bevormunden. Was L d W aber b für fü die di größte ößt Aufmerksamkeit sorgt, ist eine Szene mit Fanny A Ardant, die die Schwägerin von Gaby mimt. Nach A einer Kappelei rollen sich die Grazien auf dem Boden e – und küssen sich.
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MODE-SERIE
ZWEITER TEIL Von Claudia Tupeit
instyles
kult!
DIE
Zauberwort Vintage -
Audrey reyy Hepburn urnn ist mitt ihrer hrerr knabenbenhaftenn Figurr undd dem m Look ok dass 60s-Vorbild Vorbildd schlechthin. echthinn.
Stilvorbilder Eieruhrfiguren à la Marilyn Monroe, Sophia Loren und Elizabeth Taylor hatten, geht langsam vorüber.
tuikleider, schmale Anzüge und Krawatten, Ballerinas, kniehohe Stiefel, Op-Art-Muster: Willkommen in den Swingin' Sixties. Enge Taillen, Petticoats und Peeptoes aus den 50ern werden bei den Damen abgelöst von klaren Linien, flacheren Schuhen und – vor allem – sehr kurzen Röcken. Auch die Herrenmode verwandelt sich: von Männern in weiten, hochsitzenden Stoffhosen, Slippern und mit Pomadehaar in ein Meer von Pilzkopffrisuren, Skinhead- und Mod-Klamotten, später Schlaghosen und langen Haaren. Der modisch gesehen oft niedliche Charme der 50er Jahre, in denen die weiblichen
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bieten Sexyness mit geradlinigen, aber Schnitten. Ballerinas erobern die DFüßeieauch60sderweiten Frauen, Kittenheels sind „in", also vorn fo se es Pr
meist spitze Schuhe mit dünnem, aber kurzem Absatz. Grafische Drucke lösen die verspielten Blümchenmuster ab, Mini-Pünktchen von einst sind nun große Kuller. Streifen sind angesagt und wilde Muster von Paisley bis Op-Art. Statt Pastelltönen hängen in den Schaufenstern Klamotten in gedeckto
Früher Kult-Model, heute erfolgreiche Sängerin: Twiggy. Seite
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Bildarch © Davids/
Vintage" und Retro" sind V " Modeworte der "Stunde. Die die M Klamottentrends von heute haben Bubikragen der 50s, Miniröcke im 60er-Stil, Schlaghosen und Plateauschuhe kommen aus dem Jahrzehnt von Abba, und breite Schultern, Neonfarben und Chinohosen sind ein Relikt der verrückten 80s. Wer heute in" sein will, hat " nicht nur im die vergangenen Dekaden Kleiderschrank, sondern auch auf dem Plattenteller und im DVD-Player. kult! widmet sich den Trends von damals, die heute schon wieder für viele zum Lebensgefühl gehören. Weiter geht's in der Serie mit den Swingin' Sixties". "
er iv Hallhub
Im 60s- Lo ok du rch das Heute
60er-Jahre-Kram, arrangiere die Songs zunächst so, dass sie für mich funktionieren, also Text, Akkorde. Davon mache ich Demos und spiele es den ieser Teil der 60s-Epoche sorgt vor allem seit zwei, drei anderen vor", Jahren wieder für Furore: im Klamotten-Sortiment großer erklärt Rod die Ketten wie H&M, Topshop, Esprit, Zara, Mango und Forever Vorgehensweise 21, auf den Laufstegen internationaler Designer – und in V und einen seiner der Musik. Mit den deutschen iMás Shake! zum Beispiel. Die Hauptparts in der Scheiben der Vierercombo sollte jeder Fan von Beat-Mucke und Band. 60s-Flair im Plattenschrank haben – oder sie schleunigst dort Sämtliche Orireinstellen. iMás Shake! versetzen einen sofort in die Ära der Die Beatles waren auch optisch mit Anzügen, schmalen ginale werden Beatles, von dunklen Clubs mit wahnsinnig heißen Rhythmen. Krawatten und Pilzkopffrisur in den 60s Vorbilder. bearbeitet. Zum Sie bringen einem das Flair des Jahrzehnts ins Ohr. Nicht als Beispiel müssen die Songs so umgestaltet werden, dass sie für die Cover-Band der „Fab Four", sondern mit einem einzigartigen Projekt: Stimmen von Rod, Michell und Katy passen. Auch die Arrangements Das Quartett rockt mit 60s-Beatstücken aus Südamerika. Ja, ganz recht. vereinfacht die Band. Doch eine Hürde bleibt: „Es gibt ja keine LiveOriginalmusik aus den 60ern von Bands aus Peru, Argentinien, Aufnahmen der Originalbands, nur die EPs. Deshalb können Kolumbien und Uruguay. Das kommt nicht von ungefähr, wir nur abstrahieren, wie das damals live geklungen haben denn einer der musikalischen Köpfe der Gruppe ist ein könnte", sagt Rod. Die Vorstellungskraft der Vier ist aber gewisser Rod Gonzáles, Jahrgang '68, Musiker mit prima. Live und „on tape" klinLeib und Seele, in Chile geboren, als kleiner Junge gen sie so authentisch, als hätten nach Deutschland g gekommen, absoluter 60er-Jahresie eine Zeitmaschine erfunden oder LLiebhaber. Ein Tausendsassa, der wüssten sich zu beamen. seine Leidenschaft sonst als Bassist bei den Ärzten oder als Gitarrist bei Abwärts auslebt. Seit drei Jahren b ein Wunder, denn das echte 60s-Flair bildet er gemeinsam mit Katy Del zu verkörpern, fällt Michell, Katy, b Carmen (voc/keys), Michell Gutiérrez Tomás und Rod leicht. Von Haus sind Gómez (voc/b) und Tomás Fuentes sie seit eh und je Anhänger der Dekade. (dr) die South American Beat Katy und Michell spielten schon vor iMás Shake! gemeinsam in der Band Petting, die IInvasion From Berlin. Sie wollen mit iMás Shake! den Europäern die 60s-Pop- und Garagenmusik macht. Die Keyboarderin kannte südamerikanischen Einflüsse in wiederum Rod und wusste von seinen Ambitionen, eine südder Beatmusik näherbringen. Die amerikanische Beatcombo gründen zu wollen. Nachdem Katy lassen sich laut Rod zum Beispiel in der Melodieführung und Michell bei Petting ausgestiegen waren, taten sie sich mit finden, zum Teil in der Rhythmik, die sich zwar stark an Rod zusammen. Bassist Michell sorgte dafür, dass die Band den englischen Vorbildern orientiere, „aber die Stücke komplett wurde. Er brachte Schlagzeuger Tomás vorbei, der wiehaben auch Bossa-Nova-Einflüsse". derum in anderen 60s-Bands gespielt hatte. Was von Anfang Heute wieder so angesagt wie damals an klar feststand: Es wird kein „Soloding-von-Rod-von-denin den 60ern: Streifen- & ie erste Veröffentlichung der Gruppe heißt Musterkleider, wie hier von H & M. Ärzten" sein, sondern eine Band von vier echten 60er-JahreLiebhabern. "Break It All" und erscheint 2011. Eine EP als 7''. Stilecht eben wie früher in den 60s. Die Scheibe soll schon innereine ganze Kindheit bestand aus den halb kürzester Zeit vergriffen gewesen sein 60s", sagt Rod. „Es begann mit den (was ja auch irgendwie 60er-typisch ist). Beatles und hört bei psychedelischen Raritäten Während sie tausenden Leuten in der ganauf." Die findet er übrigens auch auf einer Samplerreihe aus Amerika, die sich „Soft Sounds zen Republik, aber auch auswärts in der For Gentle People" nennt. „Vier Volumes mit Schweiz live auf der Bühne zeigen, welch unglaublichen Sachen aus den 60ern von der musikalische Schmankerl in den Gefilden Westküste, unfassbar lustige Sachen, liebevoll Südamerikas in den 60er Jahren schlumW gemacht, aber auch psychedelischer Unsinn", merten, bringen sie 2012 wieder eine 7'' sagt Rod lachend. heraus: "What A Love", genau wie "Break Und Katy, Jahrgang 1976, habe schon als It All" eine Single der Los Shakers. Eine der Teenie gern ein Mod-Mädchen sein wollen. wenigen im Beatles-Fieber entstandenen „Was in einer westdeutschen Kleinstadt natürBands in Südamerika, die auch über die lich nicht so einfach war wie in Berlin Ende Landesgrenzen hinaus bekannt wurden. der 80er, Anfang der 90er", merkt die symDie im September 2013 erschienene 7''-EP "Demolición" (die Single ist ein Cover einer Spielt heute pathische Blondine an. Heute ist Katy mit südameri- ihrem Look ein absoluter Hingucker: auf der peruanischen Band) hat wiederum auch kanischen Bühne am Keyboard, als psychedelische und garagige Einflüsse. B 60s-Beat Background-Sängerin B und macht und natürlich bei den m Interview mit kult! berichten Rod u Fotoshootings Fotoaufnahmen mit und Katy von einer sehr aufwändigen F mit 60s-Flair: der Band. Die typiMaterialsuche, bevor eine ihrer EPs voll d die Berliner schen, leicht weiten werden kann. „Ich durchsuche meinen sc Combo iMás Shake!. Minikleider, kniehohe Riesenfundus von lateinamerikanischem M © tbc/Apple Corps Ltd
ten Farben wie Grau, Schwarz und te Weiß oder in intensivem Rot, Gelb, W Grün Grü und Orange. Getragen wird das Ganze von Mädchen mit knabenhaften Figuren und wenig k Busen, wie etwa dem ultimativen 60s-Model Twiggy, der AndyWarhol-Muse Edie Sedgwick und den Stilvorbildern Jacqueline Kennedy Onassis und Audrey Hepburn.
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Stiefel, der Schwarz-Weiß-Stil – gängige Elemente St bei Katys Style. Auch total 60s ist ihr Make-up. be „Ohne „Oh Lidstrich würde ich, glaube ich, nicht auf die gehen", sagt die Designerin. Der größte Unterschied Bühne geh Klamotten im Gegensatz zu den klassischen Outfits bei Katys Kla aus den sind d 60ern 60 i d die di Schuhe. Anfang und Mitte der 60er – vor der Plateausohlen-verliebten Hippiebewegung – sind die Absätze ziemlich flach. Das weibliche Mitglied von iMás Shake! trägt jedoch hohe Absätze. Nicht, um sich größer zu machen, denn mit ihren 1,70 könnte sie die flachen Treter locker tragen. „Aber ich stehe halt auf Stöckelschuhe." m die eigene Kleiderkollektion zu erweitern, hat Katy früher viel auf Flohmärkten gestöbert oder Originale in Second-HandU Läden abgegriffen. Die meisten „echten" Teile hätten aber einen Makel: „Sie sind oft aus weniger schönen Materialien", findet Katy. Da aber mittler-
auch die Klamotten der Darsteller absolut stilecht. Typen wie Womanizer Don und Roger tragen schmale Anzüge und Krawatten mit Blockstreifen, aber auch karierte Jacketts. Die Frauen hüllen ihre Körper in die berühmten Klassiker, wie das gerade geschnittene und doch figurbewusste Etuikleid, greifen zu Jackie Tweedkostüm und Kastenjacke. Kennedy Gemeinsam mit der Kostümdesignerin der Serie (mittlerweile steht in den USA die siebte Staffel bevor), Janie Bryant, hat Banana Republic für 2013 die Rolle der Megan Draper (Dons zweite Frau) zum Stilvorbild erkoren. Entstanden sind so Minikleider mit langen Ärmeln E Ä in leuchtenden Farben und mit geometrischen Mustern, ebenso schmale 7/8-Hosen. M
Mary Quandt
weile viele junge, aktuelle – und auch bezahlbare – Marken auf den 60s-Modetrend aufspringen, wird Katy fast überall fündig. „Hier mal ein Blüschen, da mal ein Röckchen. Die Mode der 60er ist ja heute total stark vertreten. Ob bei H&M oder Fred Perry – man kann an sehr vielen Orten solche Sachen bekommen." Und für Inspirationen oder Tipps, wie man was trägt, müsse man nur eine aktuelle „Vogue" aufschlagen. „Da sind fast immer 60s-Modestrecken drin", sagt Katy. anz groß wieder da ist seit einigen Monaten zum Beispiel der Schwarz-Weiß-Look. Die weiße Bluse mit schwarzem Stoffstreifen G an der Knopfleiste, Kleider mit weißem Oberteil und schwarzem Rockteil, schwarz-weiß gemusterte Röcke und Hosen, Pullis, ja sogar Stiefel mit schwarz-weißem Hahnentrittmuster. Wem der Zwei-Farben-Trend zu simpel ist, kombiniert zum rot-karierten Rock einen senfgelben Strickpulli. Noch auffälliger und wilder sind die Trends aus der psychedelischen Phase der 60er Jahre, die auch mit der Veröffentlichung der Beatles-LP SGT. PEPPERS LONELY HEARTS CLUB BAND 1967 eingeläutet wird. Keine stilbewusste Frau ging damals ohne Muster aus dem Haus. Paisley (eine Variante, die stets an das Muster eines orientalischen Teppichs erinnert), Op-Art, Schottenkaro, Ringelpullis, bunte-gestreifte Kleider. Heute angesagter denn je und in so ziemlich jeder Kollektion gut sortierter Modelabels zu finden.
Betty und Co. tragen Lederhandschuhe, trapezB förmige Handtaschen, Perlenkette und Brillen in fö Katzenaugen-Form. Ein weiteres Vorbild in Sachen K Accessoires aus dieser Zeit spielt auch in der Serie in A gewisser Weise eine Rolle. Kein Gesellschaftsdrama, g das sich so intensiv den 60ern hingibt, würde schließlich ohne Jacqueline Kennedy Onassis auskommen, die ebenso schlicht wie stilvoll auch kurz als Jackie O bezeichnet wird. Sie liebte große Sonnenbrillen, ChanelKostüme, Ballerinas und natürlich Hüte. Was wäre die einstige First Lady und spätere Witwe des griechischen Reeders Aristoteles Onassis nur ohne ihren Pill-Box-Hut? Zu den zeitlosen Schönheiten und Ikonen à la Jackie Kennedy (sie starb 1994) gesellt sich eine ebenfalls dunkelhaarige Frau mit Knabenfigur: Audrey Hepburn. Der Schauspielstar ist bis heute Inbegriff für den typischen Stil von Anfang bis Mitte der 60er. Breite Brauen, große Kulleraugen, Kurzhaarschnitt. Das hat ungefähr zur selben Zeit viele tausend Kilometer weiter östlich ein weiteres Mädchen geboten, das den noch prüden Rocklängen amerikanischer Frauen den Kampf angesagt hat: das dünne Model Twiggy von der Insel. Ob Kleid oder Rock, Twiggy zeigt ihre schlanken Beine ausschließlich im Mini. Viele Ketten dazu, lange Wimpern, kecker Kurzhaarschnitt, flache Schuhe und Stiefel. Ein Look ist geboren. Den größten Anteil daran hat jedoch eine andere: Die Britin Mary Quandt hat schließlich die neue Kürze erfunden. Ein Meilenstein in der Modegeschichte. 1962 zeigt sie die ersten Modelle in der Londoner Kings Road. Doch erst als Designer André Courrèges 1965 den Mini bei den Haute-Couture-Schauen in Paris zeigt, wird er salonfähig. Angeblich habe es dann sogar im britischen Königshaus die Erlaubnis gegeben, am Hofe „Mini" zu tragen. diesem Zeitpunkt haben zwei weltberühmte Französinnen den längst für sich entdeckt: die 60s-Stilikonen Brigitte Bardot ZunduTrend Catherine Deneuve (ein Porträt zu ihrem 70. Geburtstag
och ein Mode-Unternehmen hat sich 2013 ganz und gar den Swingin' Sixties verschrien – zumindest in D einer Sonderkollektion: Die Rede ist von der amerikanischen Marke Banana Republic. Die 1978 in Kalifornien gegründete Firma hat sich bei den Entwürfen von keinen Geringeren als den Figuren der US-Erfolgsserie „Mad Men" (die ersten Staffeln liefen hier bisher Brigitte auf ZDFneo) inspirieren lassen. In der dreht sich Bardot alles um Charaktere (übrigens nicht nur – wie der Name vermuten ließe – Männer), die im New York der 60er Jahre Liebe, Leid, Skandale und Krisen bewältigen. Privat – und beruflich in der fiktiven Werbeagentur Sterling Cooper. Neben dem Lebensstil, dem Hang zu Zigaretten und ©D Davids Davids ids dss/ Bi arch Bild Bil rc ivv Alkohol und der Sicht auf die Geschlechter sind H hube Ha Hall hub uberr ube Seite
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finden Sie in dieser Ausgabe). La Deneuve hat daneben noch ein anderes Faible: für Trenchcoats bzw. Regenmäntel. Der klassisch-geschnittene aus dem englischen Traditionshaus Burberry wird zum Hype, zudem freuen sich nun etliche Damen über das berüchtigte Regenwetter in London. Schließlich können sie glänzende Regenmäntel in den knalligsten Farben ausführen – und liegen damit absolut im Trend. Indes macht eine gewisse Edie Sedgwick – quasi die „Twiggy in Übersee" – in den USA auf sich aufmerksam. Bekannt wird sie als Andy-Warhol-Muse und „Factory Girl", besungen (angeblich) in Songs von Bob Dylan und The Velvet Underground. Das New Yorker High-Society-Mädchen trägt zu seinem Pixie lange Ohrringe, 1 1/2014 /2
© Claudia Tupeit
ie „Mad-Men"-Darstellerinnen rufen auch in Erinnerung, welche Accessoires damals (und D teils heute wieder) trendy waren: Joan, Peggy, te
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ft vergessen viele Leute, O dass auch dieses
in solches Standard-Fortbewegungsmittel der 60s besitzen auch die Mitglieder von iMás E Shake!. Shak So fährt Rod eine blaue Vespa, nach eige-
Foto: © Jens-Uwe Berndt
© Claudia Tu
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Lebensgefühl und die Modetrends schon ab 1967 zu den „Swingin' Sixties" dazugehören. Im ausgeprägtesten Sinne ist das Hippie-Fieber jedoch erst in den j letzen zweii Jahren der Bis l J h d Dekade D k d ausgebrochen. b h Bi zu dieser HippiePeriode mit bunten Blumen und Schlagjeans haben in der Männermode Mods, Skinheads und Rocker den Ton angegeben. Und in diesen Subkulturen gibt es radikale Unterschiede: auf der einen Seite die Pilzköpfe à la Beatles, feiner Zwirn, Pullunder überm Hemd. Daneben die „Bürstenkopf-Frisierten" mit Doc Martens, Bomberjacke, Hosenträgern zu engen, umgeschlagenen Jeans. Die Rocker liebten ihre Maschinen genau wie die coolen Lederjacken. Dann die Mods, die Rebellischen, die Unangepassten, die M Kinks-, Small-Faces- und The-Who-Fans. Mit Kin ihren taillierten Sakkos, den schmalen, schon ih röhrenmäßigen Hosen und dem Army-Parka. rö Ideal Ide geeignet für die Fahrt auf dem Roller.
nen Angaben eine „alltagstauglichere PX 200". Sein Modell Mod von '68 habe er an Bassist Michell Gutiérrez Gómez Góm verkauft. Sich einen Roller leisten, abfeiern, coole Musik hören – un und Keith Moon, das gehört für Rod definitiv zu den schönen Seiten der Mod-Kultur. Wie sehr er den 1978 verstorbenen Who-Schlagzeuger verehrt, wird auf seiner Single "Quadrophenia" klar, die auf einer der jüngsten Ärzte-EPs erschienen ist. Eine Huldigung nicht nur an den Briten, sondern eben auch an die tollen Seiten des Mod-Seins. ür das komplette Mod-Lebensgefühl ist Rod zu alt, findet er. Gott sei Dank sieht er das nicht so in puncto Mod-Style. In uniform-ähnlichen F Jacketts, schmal geschnittenen Anzügen oder mit engen Hosen zum
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schlichten Shirt tritt Rod nämlich gern auf die Bühne und passt damit bestens zum 60s-Look der anderen Bandmitglieder. Doch während Katy als Frau das Glück hat, einzelne 60s-Look-Teile in gängigen Kaufhäusern zu finden, ist das für den 60s-Style des Mannes schon schwieriger. Das kennt auch Rod und erzählt von aufwändigen Suchen nach Klamotten. Meist stöbere er sehr lange, vor allem in englischen Onlineshops. Wo genau, will er nicht verraten. „Sonst kaufen das ja alle", sagt er und lacht. ine gute Adresse zum Eindecken mit Button-down-Hemden, engen Jeans, Hosenträgern, Boots und sonstigen 60s-Teilen ist E für den Mann in jedem Fall die britische sche Marke „Ben Sherman" (siehe auch eigener Artikel auf nachfolgender Seite), die bisher auch zwei Geschäfte in Deutschland hat,, in Berlin und Köln. In London gibt es sogar immer noch einen Laden in n der in den 60s berühmt-berüchtigten Carnaby Street. Wer doch lieber ein VintageStück abgreifen möchte, dürfte definfitiv online fündig werden. Ein Wahnsinns-Repertoire bietet zum m Beispiel „Atom Retro", stilecht im United ed Kingdom angesiedelt. Auf der Suche nach ach Jefferson dem klassischen Beatles-Chelsea-Stiefel, einem nem Airplain Parka, Etuikleidern, Paisley-Hemden oder auch em breiten Accessoires kann man übersichtlich aus einem Angebot auswählen. Es gibt Marken, die auf Retro-Mode der 60er (und 70er) spezialisiert sind, und es gibt die echten Unikate von damals. Wer Glück hat, erwischt ein Original von Yves Saint Laurent (vielleicht eines seiner berühmten Safari-Look-Kleider?) oder das Nonplusultra: einen Mini von der Erfinderin, Mary Quandt. ia Tupeit © Claud
kombiniert zu Minikleidern viele Ketten – ein erster ko Vorläufer typischer Hippie-Mode. Mit der geht es so richtig '67/'68 los. Der Stil der Mamas and the Papas ist angesagt, ebenso der vom End-Sechziger-Stilvorbild Grace Slick, legendäre Sängerin von Jefferson Airplane und den diversen späteren Ablegern. Mädchen tragen Wallekleider, tiefe Ausschnitte, große Flower-Power-Muster, Schlaghosen, bauchfreie Spaghettiträgertops mit Rüschen. Es ist die Zeit psychedelischer Mucke, von Hasch und sonstigen, härteren Drogen. Es ist die Zeit, in der runde Sonnenbrillen auf der Mitte des Nasenhügels sitzend getragen werden. Es ist die Zeit von Festivals wie Monterey und – natürlich – Woodstock '69. Männer laufen mit langen Haaren, in Schlaghosen und mit Plateauschuhen durch die Straßen und halten Peace-Zeichen in die Luft. Der gleiche Stil gilt für Mädchen: Auch sie haben ihre Mähnen offen – so, als ob sie sie nach dem Aufstehen nicht gekämmt hätten –, auch sie stolzieren in Plateaustiefeln durch die Gegend und haben Hosen an, deren Saum so weit und lang ist, dass sie den Gehweg rundherum damit putzen könnten. Aber hey, was soll's. Das Motto lautet „Make love, not war", und daran halten sich zumindest die Hippies. pp
odCloth - der Name sagt's schon – ist auf Vintage-und RetroKleidung spezialisiert. Gegründet von zwei Amerikanern am M College als eine Art privates Outlet, ist der Onlineshop mittlerweile extrem erweitert worden. Die Eigentümer arbeiten mit jungen, bisher noch unbekannten Designern zusammen und haben so eine vielfältige Auswahl vom Partykleid über Winterpullis bis zu Schuhen und Accessoires zusammengestellt. Die „ModStylists" beraten Kunden beim Auswählen oder auch beim Kombinieren ihrer neuen Lieblingsteile. Nicht ganz so weit entfernt ist eine wahre Fundgrube für Männer und Frauen, die den 60s-Stil suchen und tragen wollen: die „SchwarzeTruhe" in Berlin. Sowohl im Laden selbst als auch online kann wunderschöne Vintage-Mode erstanden werden, zu Geldbeutel-freundlichen Preisen. Und da der Begriff „Vintage" ernstgenommen wird in seiner Bedeutung, dass es sich dabei um Kleidung handelt, die deutlich älter ist als 20 Jahre (also Originale), lassen sich echte Raritäten abstauben. Schnell auffindbar für Damen und Herren, da alles in Rubriken wie Brautkleid, Oberteile, Röcke, etc. eingeteilt ist. Und: Was Die Autorin nicht im eigentlichen Sinne unter im 60er-Look: „Vintage" läuft, wird auch so gekennMinikleid in zeichnet. Ganz besonderer Service: Für Trapezform Mottopartys oder ähnliches darf man mit Kragen, kniehohe Stiefel, sich etwas ausleihen. Außerdem können Kurzmantel. Teile, die man online entdeckt hat, im Laden anprobiert werden. Einfach die Artikelnummer notieren, den Rest erledigen die Glam-Glitter, Mitarbeiter im Geschäft. Plateaus und der
Schmuddelstil der Punks: kult! instyles 70s" in der " kommenden Frühjahrsausgabe.
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Was sie in den 60s trug, ist heute wieder angesagt: Audrey Hepburn im karierten Mantel im Trenchcoat-Stil.
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Der Stil der Subkulturen für den Mann Foto: © Claudia Tupeit
nickschnack, Ordnung und Groß, hell, viel Holz, wenig Sch Betreten eines Ben-Shermanabsolut stylishe Verkäufer: Das ab is bei Männern. Und das ist Geschäfts sorgt für ein Aha-Erlebn G weiblich dominierter Auslagen beim starken Geschlecht inmitten b selten. Beim britischen Herrengroßer Bekleidungsanbieter eher g neller, vor allem bei Ersttätern. Label klopft das Männerherz sch L Schuhe, Taschen – alles wird Shir ts, Hemden, Jacken, Hosen, S (männlichen) Verkäufer zeigen übersichtlich präsentiert. Und die ü Stück angezogen tatsächlich gleich mal, wie das ein oder andere g , San Francisco, Berlin, Sydney, aussehen könnte. Ob in New York a : Der Brit-Chic ist Trend. Singapur, Kapstadt oder Moskau S
Von Claudia Tupeit
Typisch Ben Sherman: helle Verkaufsräume mit viel Holz und geordnetem Sortiment.
Foto: © Ben Sherman
n an rma erm Foto: © Ben She
Anfang macht er mit Hemden. Er entwirft sie und bringt schließlich 1963 das erste auf den Markt. Seine Inspiration? Die Oberteile der Jungs an amerikanischen Elite-Unis. Und die Jazzstars, die Anfang der 60er Jahre zu Auftritten nach England kommen und diese „button-down-shirts" tragen, die es in Geschäften wie Brooks Brothers gibt. Solche Hemden mit Extraknöpfen am Kragen will Sherman fertigen. Natürlich in anderen Versionen, mit
ße
© Claudia Tupeit
ls seine Mutter in England erkrankt, kehrt Sherman zurück nach Brighton. Im Gepäck hat er jede Menge Ideen aus Übersee. Zudem viel Eifer und Energie für etwas Neues. Seine Erfahrung nutzt er, um eine eigene Fabrik zu eröffnen. Den Ärmelaufschläge in anderen Farben und Mustern
anderen Farben und Mustern. Pastellfarben, also Rosa, helles Gelb, helles Blau sollen für zusätzliche Hingucker sorgen. Teilweise setzt er noch eins Unifarben, kariert, Paisleymuster: Ben Sherman hat alles, was das Männerherz begehrt. drauf und kombiniert dazu bonbonfarbene Streifen. Anfang der 60er Jahre wird seine Farbpalette jedoch skeptisch aufgenommen. Zunächst. Er bleibt am Ball, revolutioniert sogar das Verpacken der Ware, weil er jedes Hemd einzeln in Papier einwickeln lässt. Das gab's so vorher nicht. en Shermans Geist (er ist bereits 1987 mit nur 62 Jahren gestorben) lebt weiter. Zwar kann der stilbewusste Mann sich längst von Kopf bis Fuß nur von der Firma Ben Sherman einkleiden. Aber ein Blick in die Läden zeigt, dass es vor allem immer noch Hemden gibt. In den berühmten und einst verpönten Pastelltönen. Hinzukommen die karierten und die mit Muster. Und die unifarbenen. Alle sind mit feinen Details versehen. Das hebt sie ab vom Mainstreamhemd.
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ngefangen hat alles ganz bodenständig in England. Dort wird Arthur Benjamin Sugarman 1925 in Brighton geboren. Dass er einmal eine Legende für stilbewusste Männer sein wird, die authentische Qualitätsmode wollen, die nicht jeder Zweite trägt, ahnt damals niemand. Er am wenigsten. Die Jugend in den Kriegswirren verbracht, zieht es ihn im Alter von 20 Jahren in die USA. Dort, im San Fernando Valley, beginnt er, in der Bekleidungsfabrik seines Schwiegervaters zu arbeiten. Er ändert seinen Namen in Ben Sherman. Ben nennen ihn sowieso alle in der Familie, und Sherman klänge solide und amerikanisch, meint er. Solide, das ist überhaupt eine durchaus zutreffende Bezeichnung für alles, was den Briten betrifft. „Haltbar, qualitätsvoll, lebendig und robust" – mit solchen Attributen erklärt der Duden das Adjektiv. Also nicht nur die passende Umschreibung für den neuen Namen, sondern auch für die Mode und natürlich für den Geschäftssinn von Ben Sherman.
© Claudia Tupeit
erliner Rosenthaler Stra
Niederlassung in der B
© Joseph McKeown/Picture Post/Getty Images
ist sowieso unbezahlbar – und es gibt einfach jedes Teil aus den diversen Kollektionen: „Plectrum", deren aktuelle „Spirit Of Union"-Serie inspiriert ist vom Geist des industriellen Nordens von England, umgesetzt mit modernerr Farbpalette und moderneren Schnitten. Zur „British Wardrobe Staples" und „The Duke Street Foundry" gehören Klassikerr wie die Harrington-Jacke und Button-down-Hemden mit typischen Mod-Karos. „Tailoring" bietet schick geschnittene Anzüge. Coole ChinoHosen in so ziemlich jeder denkbaren Farbe sind unter „EC1" zusammengefasst. Jetzt neu: Cordhosen in trendigen Farben von Weinrot bis Senfgelb.
Teddy Boy in London 1954
Foto: Condé Nast Archive / Corbis
Foto: © Derek Ridgers
Foto: © Claudia Tupeit
Foto: © Mark Charnnock/PYMCA
eit 2004 gehört das Unternehmen Ben Sherman der amerikanischen Oxford ie Marke Ben Sherman hat seit 1963 viele Leute stilistisch beeinIndustries. Am Stil ändert das (bisher) flusst und angezogen. Im Jubiläumsbuch „50 Years Of British wenig. Die Marke ist weiter beliebt, weil Style Culture" von Josh Sims zum Geburtstag des Labels werden acht sie den Mann (und mittlerweile mit ein Subkulturen von der Insel näher betrachtet. Für Mark Maidment, paar Stücken auch die Frau) stylish und seit über zehn Jahren kreativer Chef bei Ben Sherman, sind es die modern kleidet, Traditionen besten Subkulturen überhaupt. Ins Buch passten sie als Auszug diverund Hall y Terr – Tone Two ser Strömungen deshalb so gut, weil sie alle unglaublich „maskulin Lynval Golding von The Specials aber erhält. Erkennbar auch am besonderen und legendär" waren. Viele der Szene-Anhänger waren die „working 1981 in Montreux. Kundenwunsch von class heroes", also hart arbeitende junge Paul Weller (The Jam, Style Männer, die ihren Platz in der Gesellschaft Council), den er 2007 an das behaupten wollten. Heute erinnere man Label heranträgt. Der Sänger sich vor allem an den Style, der die vermöchte unbedingt ein für schiedenen Bewegungen ausmachte, und ihn legendäres Hemd von Ben auch an den Gedanken der Rebellion, Sherman nachgemacht bekommen, die vielen Mythen, die sich um die das er trug, bis es förmlich auseinanGruppierungen ranken. Aber noch bedeudergefallen war. Wellers Bitte verführt die Firma tender als all das ist laut Mark Maidment Jungs im Casual-Stil 1982 bei einer dazu, dem Briten eine Kollektion zu widmen. Weller die echte Vorreiterrolle. Dass die jungen Londoner Party. bringt eigene Ideen ein. Dickere Knöpfe, ein Kragen Herren (und Damen) in den 60er, 70er, so breit wie vier Finger und ein extra Knopfloch am 80er Jahren Pioniere von etwas waren, Bündchen, um das Hemd enger machen zu können. was zuvor so nicht dagewesen ist. Allen Berühmt wird auch die Idee, vier der wohl berühmtesten Köpfe der Welt auf Hemden und Jacken zu drucken: Paul, John, George and Ringo – kurz: The Beatles. Ein Oberhemd mit kurzen Ärmeln ganz und gar bedruckt mit den bunten Porträts. Der gleiche Stil findet sich ebenso im Innenfutter von Übergangsjacken im Harrington-Stil. So mancher Boy wird sie vermutlich eher selten anziehen, sondern lieber mit dem Innenfutter nach außen überm Arm hängend präsentieren. Mit der Combo Madsen folgt eine weitere Zusammenarbeit Klassische Harrington-Jacke mit dem limiermit Musikgrößen. Und just im September 2013 bringt das Label ten Beatles-Köpfe-Print auf dem Innenfutter. eine Geburtstagskollektion heraus, bei der fünf große Künstler voran natürlich die Mods mit ihrem für jedes der Ben-Sherman-Jahrzehnte ein eigenes, auf je 250 Faible für Kleinkariertes, aber auch – wie Stück limitiertes Hemd designt haben. Für die 60er gibt es eins im oft von The Who getragen – für T-Shirts Union-Jack-Style von The Whos Roger Daltrey, Pop-Art-Künstler mit Target-Symbol, für Parkas, Röhren (und Lehrer von Ian Dury) Peter Blake hat sich für die 70er etwas und eng geschnittene Anzüge. Vorreiter überlegt, stellvertretend für die 80er steht das schwarze Hemd Skinheads 1979 waren die Teddy Boys, die – inspiriert von von Bernard Sumner, ehemaliger Gitarrist und Keyboarder von den Dandies der „Edwardian-Epoche" – Joy Division, später New Order. In als erste (Mode-)Subkultur nach dem Zweiten Weltkrieg in England einem Hellblau-Ton ist das Oberteil für Aufmerksamkeit sorgten. Im Ben-Sherman-Jubiläumsbuch (auch von Jarvis Cocker (gründete 1978 die auf Deutsch erhältlich) werden neben diesen Subkulturen Rocker, Brit-Popband Pulp). Vervollständigt Punks, Skinheads, Northern Soul, Two Tone und Casuals mit ausführwird die Dekaden-Runde von einem lichen Infos und tollem Fotomaterial bedacht. Smiley-Hemd vom Künstler-Duo Jake & Dinos. Sämtliche Netto-Erlöse der berall auf der Welt betreibt die Marke mittlerweile eigene Läden „The Icons (Shirt for TCT)" gehen an den Teenage Cancer Trust, einer vom und verkauft Kollektionen in namhaften Kaufhäusern. Eigene Label unterstützten Organisation für Niederlassungen in Deutschland gibt es bisher in Berlin und Köln. an Krebs erkrankte Jugendliche und Im Heimatland England existieren sechs, allein vier davon in London. junge Erwachsene. Wer noch keins Nach wie vor ist ein Laden in der berühmten und früher berüchergattert hat – ranhalten! Vielleicht tigten Carnaby Street, ein weiterer mit riesigem Sortiment ist im ist in einem Laden noch das ein oder beliebten Covent Garden zu finden. Wer Ben Sherman trägt, sollte andere zu finden. Und wenn nicht: unbedingt einen der Läden im Mutterland der Marke ansteuern. Die nächste, ultracoole Kollaboration Die englischen Verkäufer haben diese gewisse Attitüde, die einen Designerin Vivienne Westwood (r.) ist im Hauptquartier sicher schon in beim Betreten in die 70er Jahre zurückversetzt. Die Preise sind ohne und weitere Punks an einer Londoner Telefonzelle 1977. Planung. Auslandsverkauf-Aufschlag. Das Flair an diesen beiden Standorten GoodTimes
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Foto: © Adrian Boot/Urban Image
Zum Beispiel hat das eigentlich in Rot- und Blautönen karierte Hemd seitlich am Saum einen kleinen Einsatz mit dunkelblau-weißen Karos im Miniformat. Oder das psychedelisch wirkende Oberteil mit dem braun-weißen Paisleymuster, dessen Ärmelsaum neckisch umgekrempelt das Muster mit hellblau-weißen Karos bereichert. Stets dabei: der eingestickte Labelname. Und wenn Suche und Anprobe erfolgreich gewesen sind, knistert es immer noch, wenn die Verkäufer die Hemden verpacken. Denn wie früher beim Erfinder selbst landen die neuen Oberteile eingehüllt in Papier in der Einkaufstasche.
OLSENBANDE DIE
Von Christian Hentschel
Mächtig gewaltig!
Die Olsenbande gaunert sich durch Europa
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Der Drehbuchautor Henning Bahs und der Regisseur Erik Balling trafen sich einmal jährlich für wenige Wochen in Paris. Hier gingen die zwei dänischen Filmemacher einem ganz besonderen Projekt nach – sie schrieben jeweils ein neues Drehbuch über die Olsenbande.
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ie Idee dazu hatte Bahs, der seine Filmkarriere in den 50er Jahren in der Requisite begann, dann als Szenenbildner arbeitete und seit den 60ern auch Drehbücher verfasste. Mit „Die Olsenbande" wollte er einen komödiantischen Gegenentwurf zu James Bond und Lemmy Caution, einem Bruder im Geiste von Bond und Jerry Cotton, entwickeln. Jedoch ging es nicht um platten Ulk, vielmehr sollte die Geschichte von Ganoven mit ganz normalen Alltagsproblemen erzählt werden. Balling war sofort begeistert, schrieb an den Büchern mit und führte Regie. Schon sein erster Spielfilm „Adam Og Eva" aus dem Jahr 1954 wurde mit dem Bodil, dem bis heute wichtigsten Filmpreis Dänemarks, ausgezeichnet. Nur drei Jahre später wurde Ballings fünfter Spielfilm „Qivitoq", ein Drama über die Modernisierung Grönlands Seite -V[V! 5VYKPZR -PST
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und die damit verbundenen Probleme, für den Oscar nominiert. Das war in jenem Jahr, als Erik Balling mit nur 33 Jahren den Posten des Direktors der Firma Nordisk Film übernahm. Vermutlich auch für die Olsenbande-Filme ein nützlicher Umstand, denn Nordisk bewilligte die Budgets. Kostete der erste Olsenbande-Film „nur" etwa eine Million Kronen, verschlang Film Nummer 13 bereits das Zehnfache. Wenngleich „Die Olsenbande" (1968) und „Die Olsenbande in der Klemme" (1969) nach dem Filmstart ihren Siegeszug antraten (und bis heute sehenswert sind), waren sie noch ein wenig unentschieden. Erst mit dem dritten Teil „Die Olsenbande fährt nach Jütland" (1971) gelang der endgültige Charme, der alle folgenden Filme ausmacht. Besonders faszinierend sind die liebenswerten Figuren. Da ist zunächst die Olsenbande selbst. Benannt nach ihrem Kopf Egon Olsen, wunderbar gespielt von Ove Sprogøe. Die Filme beginnen meist damit, dass Olsen
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allem im Osten Deutschlands. Im Westteil des Landes dagegen liefen die das Staatsgefängnis Vridsloseville vor den Toren Kopenhagens verlässt, Filme nicht sonderlich erfolgreich. Über die Gründe wird viel spekuliert, um am Ende dort wegen einer neuen Sache wieder einzurücken. Das vielleicht weil sie im Überangebot der Westkinos einfach untergingen war so prägend, dass der Weg vor dem Gefängnis mittlerweile tatsächoder weil die ostdeutsche Synchronisation auf ausgeklügelte Dialoge nah lich Egon-Olsen-Straße heißt. Abgeholt wird Olsen immer von seinen am Original setzte. Zwar lässt sich nicht jede Defa-Filmsynchronisation Compagnons Benny und Kjeld, dargestellt von Morten Grunwald und in den Himmel loben, doch hier wurde mit viel Poul Bundgaard. Während Liebe fürs Detail gearbeitet. Egon ein Gentleman1974 sollte übrigens nach den genannten drei Gangster alter Schule ist, Filmen sowie „Die Olsenbande und ihr groist der treue Benny der ßer Coup" (1972) und „Die Olsenbande läuft Fahrer der Bande – ganz Amok" (1973) mit „Der (voraussichtlich) letzte egal, ob Auto, Lokomotive Streich der Olsenbande" (1974) erst einmal oder gar Panzer. Seine Schluss sein, doch bis 1981 ging es Schlag Markenzeichen sind sein auf Schlag weiter. Mit großem Erfolg starteten tänzelnder Gang und „Die Olsenbande stellt die Weichen" (1975), seine ewige Zustimmung „... sieht rot" (1976), „... schlägt wieder zu" „Mächtig gewaltig". (1977), „... steigt aufs Dach" (1978), „... ergibt „Mächtig gewaltig" ist übrigens eine Erfindung des Dialogbuchautors Wolfgang Woizick, denn im dänischen Original sagt Benny stets „Skide Godt", das so viel wie „Scheiße gut" bedeutet. Kjeld, der Dritte im Bunde, ist der Schisser in der Runde und will überhaupt nicht kriminell sein. Andererseits bringt er es in „Die Olsenbande fährt nach Jütland" auf den Punkt: „Alles ist so teuer geworden, Mit dem liebenswerten Gangstertrio unsterblich mit Mehrwertsteuer und so. geworden: die dänischen Schauspieler (v.l.n.r.) Nirgendwo gibt es noch etwas Morten Grunwald, Ove Sprogøe und Poul Bundgaard. auf Pump." Zudem muss sich nie" (1979) und „... fliegt über die Planke" er den verschwenderischen So liebt man die Olsenbande: Egon (Mitte) (1980). Im vorerst letzten Teil „Die Olsenbande Lebensstil seiner Frau Yvonne erläutert Benny und Kjeld seinen Plan. fliegt über alle Berge" (1981) geht es nach Paris gewährleisten, der er es nur (dem Drehbuchentstehungsort), Yvonne trennt sich von Kjeld, und Egon selten rechtmachen kann. Gespielt wurde Yvonne von Kirsten Walther, landet schlussendlich in der Psychiatrie. In den Folgejahren wurde über und von Film zu Film wurde ihre Rolle der notorisch nörgelnden Ehefrau eine weitere Fortsetzung nachgedacht, doch mit dem frühen Tod der größer und bedeutender. 1987 verstarb sie völlig unerwartet nur 53-jähYvonne-Darstellerin Kirsten Walther schien es abwegig. Erst 1998 wurde rig an Herzversagen. Jes Holtso war zehn Jahre alt, als er erstmals als noch einmal ein weiterer, jedoch nicht so erfolgreicher Film gedreht: Filmsohn Borge von Yvonne und Kjeld bei der Olsenbande auftauchte. „Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande". Obendrein waren die Mit langem, zotteligem Haar, dicken Brillengläsern und rotem Pullover Dreharbeiten von tragischen Ereignissen überschattet. So verstarb Kjeldwar er schon von weitem zu erkennen und erwies sich als gewiefter Darsteller Poul Bundgaard im Juni 1998 und musste für die noch nicht Handlanger für seinen Vater und dessen Kollegen. Im wirklichen Leben fertiggestellten Szenen gedoubelt werden. Es blieb nicht bei diesem verfolgt der inzwischen 56-Jährige die Laufbahn eines Bluessängers, so Todesfall: Benny Hansen, der den Krankenpfleger spielte, der neu engaerreichte er 2009 das Finale von „Talent 09", dem dänischen Ambivalent gierte Regisseur Tom Hedegaard (Erik Balling konnte aus gesundheitlichen des „Supertalents". Vor wenigen Monaten Gründen weder am Drehbuch mitschreiben noch Regie führen) verstarben hatte Holtso in Greifswald sein während der Dreharbeiten, Bjorn Watt-Boolsen (seit 1974 in der Rolle erstes Deutschlandkonzert. des Schurken Hallandsen) wenige Tage nach der Premiere. Inzwischen Unvergessen ist auch Dynamitsind auch Bahs (2002), Sprogøe (2004) und Balling (2005) gestorben, Harry, der trinkfreudige doch die Olsenbande bleibt unsterblich. Es gibt eine Kinderversion, Sprengmeister, der sich nüchTheaterstücke, Comics, Bücher, einen tern nichts traut, und Bruder Animationsfilm und die von Benny – verkörpert vom guten, alten Originale in bereits 1981 verstorbenen bester HD-Qualität auf Schauspieler Preben Kaas. Oder DVD sowie nach und nach das „Dumme Schwein", ab Teil auf Blu-ray. sechs ständiger Widersacher des Gaunertrios, dargestellt von Ove Werner Hansen, der in seiner Heimat auch als Sänger und Fernsehkoch bekannt ist. Und nicht zuletzt die Kommissare Mortensen, Jensen und Holm. Schnell machte die Olsenbande auch außerhalb Dänemarks Furore. Die Filme wurden nach Jugoslawien, Polen, Ungarn, Rumänien, Österreich, in die Schweiz und die Türkei sowie die BRD und DDR lizenziert. Norwegen begann schon 1969, eigene OlsenbandeFilme zu drehen (teilweise in der dänischen Originalkulisse), und 1981 zog auch Schweden mit der „Jönssonligan"-Serie ins Rennen. Kultstatus erlangten die Filme neben Dänemark vor
Je oller, desto doller! Auf kaum einen trifft dieser Spruch mehr zu als auf Abi Ofarim: Der gebürtige Israeli mit deutschem Pass, der in den 60er Jahren mit seiner damaligen Gesangspartnerin und Ehefrau Esther weltweit 59 goldene Schallplatten und nd d zzahlreiche ahl hlreiiche h Awards abräumte und seither immer wieder mal für Schlagzeilen gut war, hat am 5. Oktober seinen 76. Geburtstag gefeiert. Doch zu bremsen ist der Mann, der sich nach eigener Aussage wie ein " Teenager" fühlt, in keinster Weise: Er tritt nicht nur beachtlich oft live auf und arbeitet an einer neuen CD, sondern er hat sich seit geraumer Zeit einem sehr ambitionierten, für einen Promi aus dem Showbusiness eher ungewöhnlichen Projekt verschrieben, und das mit Haut und Haaren, Leib und Seele: Kinder von " gegründet gestern" heißt der Verein, den er mit Seelenverwandten hat, um noch in diesem Jahr ein Jugendzentrum für Senioren" zu eröffnen. Im Gespräch mit kult!"-Mitarbeiter Philipp Roser präsentiert er sich voller Elan, als er über dieses Vorhaben berichtet – aber er blickt auch zurück in die Vergangenheit.
© Pre esse ssse efoto
Abi Ofarim
schlecht gestellt, sondern häufig auch sehr einsam. Da kam ich auf den Gedanken für das „Jugendzentrum für Senioren". Wir richten in einem früheren Schlecker-Markt ein Treffpunkt ein, wo diese Menschen hinkönnen, um ihrer Einsamkeit für ein paar Stunden zu entkommen. Dort können sie Kaffee und Tee trinken, Schach oder Karten spielen, stricken, nähen, Freunde finden. Wir haben Leute, die ihnen den Umgang mit dem Computer beibringen, haben Handys für ältere Leute. Wir machen Lesungen, eine Tanzschule hat uns angeboten, einmal in der Woche Tanztees zu veranstalten. Auch Schuldnerberatung ist geplant.
Du redest dich regelrecht in Begeisterung – da erübrigt sich fast die Frage, warum du dir all den Stress antust in einem Alter, in dem andere Leute ihren Ruhestand genießen. Wie alt sehe ich aus?
Abi, wie kam es zu deinem Projekt Kinder von gestern", und " was verbirgt sich dahinter?
Jünger!
Foto Fo oto: © Ph o Phil hi ip h ipp pp p Ro Ros Rose R o r
Ich fühle mich auch jünger, ich habe die Kraft, und ich bin ein Vorbild für die Leute. Ich wurde am 5. Oktober 76, fühle mich konditionell und Vor einem Jahr habe ich ein Poster für den Kältebus in München stimmlich fitter denn je. Warum tue ich mir das an? Das gibt mir Kraft, gemacht, bin auch mit ihm unterwegs gewesen, als er bei frostigen das gibt mir die Möglichkeit zu helfen. Natürlich hilft mein Name, aber Temperaturen bei den Obdachlosen vor Ort war. Da habe ich unglaublidie richtige Hilfe bin ich selbst. Und ich möchte den Leuten eine innerches Elend gesehen. Wir sind ein so reiches Land, und dennoch frieren Menschen auf der Straße. Viele Leute liliche Sonne bringen – und ich kann das! Ich kann das, und ich motiviere andere sind gezwungen, ihre Wohnungen zu Ic verlassen, weil sie am Ende des Monats LLeute. Im Moment bin ich fitter als vor 10 oder 20 Jahren, als es mir nicht gut ging. nicht genug Geld haben, um die Miete zu o Ich weiß, wie das ist, wenn man richtig zahlen. Ich habe zum Beispiel eine Frau Ic tief unten ist, wenn man kein richtiges getroffen, die lebt den ganzen Monat ti Zuhause hat. von Toast und Ketchup, um ihre Miete Z bezahlen zu können. Ich habe immer viele So ein Projekt kostet viel Geld ... S Wohltätigkeitssachen für Kinder und Tiere Wir haben viele tolle Sponsoren, das W gemacht – dann habe ich eine Doku geseSSozialreferat der Stadt München hilft hen, die die Situation unserer Seniorinnen uns sehr, und ich sammle bei meinen u und Senioren in Deutschland zeigte. Viele Die Gitarre ist immer griffbereit: Abi Ofarim im September 2013 A Auftritten. Da erzähle ich von dem Projekt werden abgeschoben nach Rumänien, weil und gehe mit dem Hut herum. Und ich u die Heime da billiger sind. Die Aussage eines Sohnes, der seine Mutter in gebe Benefizkonzerte – beim ersten in der Münchner Emmauskirche es Sohnes f einem solchen Heim untergebracht hat, hat mich besonders schockiert. kamen 14.000 Euro zusammen. Allerdings leidet im Moment meine Da sie an Demenz leidet, ist er der Meinung, sprachliche Barrieren seien Musik darunter, denn ich sollte eigentlich an meiner neuen CD Abi kein Hindernis, sie verstehe sowieso nichts. Einfach unglaublich! Da kam Ofarim & Friends arbeiten, der Arbeitstitel heißt FAVOURITES – meine mir die Idee zu „Kinder von gestern" – ich habe mit Gleichgesinnten favorisierten Künstler und meine Lieblingslieder, dazu auch ein paar neue den Verein gegründet, um Leuten zu helfen, die 40, 50 Jahre schwer Songs. Ich wollte sie eigentlich dieses Jahr fertigmachen, musste es aber gearbeitet und das Land in seinen heutigen Zustand gebracht haben, auf nächstes Jahr verschieben. Denn „Kinder von gestern" liegt mir so am denn Kinder sind wir doch alle. Viele werden allerdings vergessen, werHerzen, und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit habe zu helfen. Und den behandelt wie Abfall der Gesellschaft. Sie sind nicht nur finanziell jede Hilfe, mit der man uns hilft, damit wir helfen können, ist gigantisch. Seite
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Manager Brian M Epstein, der E damals starb, kurz d bevor er auch euer b Management überM nehmen konnte? n
Das Helfen zieht sich durch dein Leben, wie man deiner Autobiografie Licht & Schatten" " Ende der 60er, von 2010 entnehmen kann. Anfang der 70er Jahre hast du hier in der Münchner Musikszene einigen Leuten bei ihrer Karriere maßgeblich geholfen, als Produzent, als Songschreiber.
© Pr Pe esse ssefoto foto o
Richtig! Der hatte uns R Als die Staatsoper Margot Werner am Ende ihrer Karriere in der Musikhalle in Hamburg gesehen und als Ballerina abschieben wollte, machten sie ihr dort H lud uns nach England das Jobangebot, Karten zu verkaufen. Sie wollte auch lu schon einwilligen, doch dann habe ich ihr angeboten, eein. Wir waren bei ihm, 1968 trafen Abi & Esther Queen Elizabeth II. haben einen Vorvertrag sie aufzubauen. Ich habe viele Hits für sie geschrieben h gemacht, waren wir und produziert. Sie hatte drei Goldene Schallplatten! Ich habe mit der gemacht und zwei Wochen später starb er. er In Deutschland D schon bekannt, aber wir wollten auch England erobern. Gruppe Can gearbeitet und sie großgemacht.
Wie kam es denn zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit?
Und dann kam Robert Stigwood, der spätere Manager von Abba und Eric Clapton?
Ich war immer ein Rocker. In meiner Teenagerzeit war Elvis mein Idol. Aber mit Esther durfte ich das nicht ausleben. Als wir uns getrennt hatten, kamen Can zu mir. Niemand wollte die Band haben. Ich habe die Musik gehört und bekam Magenschmerzen. Beim zweiten und dritten Hören hat mein Körper wieder rebelliert, aber ich habe gesagt: Das ist stark, und es gibt so viele Masochisten auf der Erde. Ich fing an, das zu mögen, und dann habe ich sie vermarktet und gemanagt. Ich hatte eine philanthropische Firma, die hieß Prom, und da habe ich junge Musiker wie Peter Petrel, Suzanne Doucet und etliche Newcomer produziert und sehr viel Geld reingesteckt, von dem ich wenig wiedersah. Aber das hinderte mich nicht daran, Leute aufzubauen, Leuten zu helfen. Ich mache viel, und ich versuche zu helfen. © Davids/Bildarchiv Hallhuber
Ja. Robert managte die Bee Gees, die neu und in Deutschland noch unbekannt waren. Wir haben bei ihm unterschrieben, und er hat uns mit den Bee Gees zusammengebracht – wir sollten ihnen helfen, in Deutschland berühmt zu werden, und sie uns in England. Wir haben "Morning Of My Life" und ”Garden Of My Home" gesungen, die sie geschrieben hatten. Ich habe ihnen dann geholfen, die Songs noch so zu bearbeiten, dass sie für uns passten. Die n Mit "Morning JJournalisten hier in Deutschland waren nicht begeisOf My Life" war das Duo tert und fragten: Wie können die Ofarims Lieder einer te im TV zu Rockgruppe singen? Bis wir Nummer eins waren – R sehen. da war dann alles okay. In England passierte aber d nichts, bis ich sagte, wir wechseln vom Label Philips n zzu Polydor – dann haben wir "Cinderella Rockefella" gemacht, und danach brauchten wir Stigwood nicht g mehr. Wir waren fünf Wochen lang Nummer eins, das m LLied war der Favorit von Königin Elizabeth II., wir haben eine Royal Performance für sie gegeben, und h dann gingen wir in Amerika auf Tournee, traten in der d Carnegie Hall und in der Hollywood Bowl auf. Aber C ich empfinde meine Konzerte heute viel intensiver ic aals die damals – es ist wie ein Bumerang: Es kommt unglaubB lilich viel von den Leuten zu mir auf die Bühne zurück, m was ich ihnen dann wiederum w zzurückgeben kann. Und noch eetwas ist anders: Damals war ees ein Muss, eine Ofarim-LP zu haben, heute ist es kein Muss. h Wenn jemand Abi Ofarim kauft, W dann weiß er, was er kauft. Das d freut mich, das hält mich fit. fr
Ich war zwar weg von der Bühne, aber nicht von der Musik. Ich habe produziert, gemanagt, geschrieben. So habe ich auch meine Jungs großgemacht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich war und bin ein leidenschaftlicher Papa, habe aber auch ihre musikalischen Karrieren maßgeblich begleitet. Dann habe ich Kirsten (Schmidt) kennen gelernt, meine heutige Managerin und Lebenspartnerin. Sie kam jedes Wochenende aus Kiel, wo sie arbeitete. Ich habe ihr neue Songs vorgespielt, und sie sagte, ,Bist du noch ganz dicht? Du bist besser als alle Künstler, für die du schreibst und die du produzierst – warum gehst du nicht selbst wieder auf die Bühne?' Sie hat mich genervt, bis ich sagte: Nehmen wir an, dass ich auf die Bühne gehe – da habe ich ein Problem, ich habe keinen Manager. Da sagte sie, dass sie das machen würde. Sie hat mir ein Engagement auf der MS Europa verschafft, einem Kreuzfahrtschiff der Extraklasse, dann 2009 mein erstes Konzert im Schlachthof in München, dem die CD TOO MUCH OF SOMETHING folgte – und die Reaktionen waren immer riesig. Das Tolle ist übrigens, dass viele meiner alten Fans mirr die Treue gehalten haben, aber auch viele junge Leute zu meinen Konzerten kommen.
Stolz bist du auch auf deine Söhne Gil und Tal, die selbst bereits veritable Karrieren als Musiker vorzuweisen haben. Tal macht gerade das, was Gil auch gemacht hat: Er ist bei „The Voice Of Germany" dabei. Gil war in der Show sehr erfolgreich. Das hat ihm und seiner Band Acht einen Riesen-Push nach vorne gebracht. Tal hat schon drei Hürden genommen. Ich bin stolz auf meine Kinder, denn die machen echte Rockmusik – also das, was ich selbst früher gerne gemacht hätte. Heute mache ich eine Kombination aus Rock, Pop, Folk und Singer/Songwriter, aber mit mehr Rhythmus im Rücken.
In den Zeiten mit Esther hattet ihr Kontakt zum BeatlesGoodTimes
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Du warst musikalisch lange weg von der Bühne, 27 Jahre – wie es, dass h J h lang l i kam k d du vor einigen Jahren wieder angefangen hast, Musik zu machen?
Nervt es nicht, immer wieN der auf die Vergangenheit d aangesprochen zu werden? N Nein, auch wenn ich heute nach vorne blicke, das gehört n ja auch zu mir, ist Teil meiner Ab 1965 feierte das Geschichte. Und ich bin ja auch G Paar einen Erfolg stolz darauf. Ich war letztes st nach dem anderen JJahr in der „Charts Show", da LP-Charts ging es um „50 50 Jahre LP Charts Number Numbe One in Deutschland", da war ich als einziger mit drei LPs ganz vorne vertreten.
Abi, du bist Fußballfan? Ich bin Fußballfan, wie es nur geht – Kirsten leidet darunter, mittwochs und am Wochenende flippt sie fast aus. Ich bin schon unruhig eine Stunde, bevor es losgeht. Meine beiden Söhne hier und da (links und rechts neben ihm, Anm. d. A.), wenn die Bayern spielen – das ist ein Film für sich. Ich habe selbst Fußball gespielt, als ich sehr jung war, damals in Israel bei Maccabi Haifa. Ich habe auch geboxt, war mit 15 Jugendmeister. Aber ich war auch am Theater, ich habe Modern Ballet getanzt und dann später Musik gemacht. Das ging nicht gleichzeitig mit Modern Ballet und Fußball. Aber ich verpasse heute kaum ein Fußballspiel. 1/2014
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Michael L andon
Little Joe wird zum großen Star SSein e i n Name N stammt aus dem stammte TTelefonbuch. e l e fo Aber M ic h Michael Landon wwar ar ein Original. Der uunglückliche ng Junge, dder er eigentlich Eugene OOrowitz r hieß und ggern e träumte, erfand ssich selbst. U nd lließ eine ganze FFernsehgeneration mitträumen. Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber, Bonanza" "
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ein Leben war 54 Jahre kurz, doch in dieser Zeitspanne war er 14 Jahre der ungestüme Little Joe von der Ponderosa, zehn Jahre der tüchtige Familienvater von der „kleinen Farm" und schließlich sechs Jahre der rührige Engel, unterwegs auf dem „Highway To Heaven" – ein Fernsehvermächtnis, das seinesgleichen sucht. Als unheilbarer Krebs diagnostiziert wurde, berief Michael Landon eine Pressekonferenz ein. Nicht, um sich zu verabschieden, sondern um eine Kampfansage zu machen: „Der Krebs wird kämpfen müssen um mich zu kriegen." Kampf war er gewohnt. Erkämpfen hatte dieser Mann sich alles müssen, von früher Kindheit an. Seine Kindheit war traumatisch. Zum sechsten Geburtstag erklärte seine Mutter – die er später oft als „off the rocker", also plemplem, beschrieb –, sie möge ihn nicht mehr, weil sie kleine Jungs nicht leiSeite
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den könne. Die neurotische Mutter hasste seinen beruflich erfolglosen Vater mit einer kaum zu überbietenden Inbrunst. Selbstmordversuche waren Bestandteil dieses Milieus. „Ich war schon zehn Jahre alt", sagte Landon später, „als mir aufging, dass der Gasofen nicht dazu da ist, seinen Kopf hineinzuhalten." Hatte er ins Bett gemacht, hängte Mutter die Laken draußen für jedermann sichtbar auf. Dass er noch als Teenager Bettnässer war, machte er als Star öffentlich, um anderen Kindern mit demselben Problem zu helfen. Seine psychologischen Narben jedoch trug er sein Leben lang. Und dass er in New Jersey mit Antisemitismus aufgrund seiner jüdischen Herkunft konfrontiert wurde, machte seine Kindertage auch nicht einfacher. In der Highschool setzte er alles daran, seinen schmächtigen Körper in den eines Athleten zu verwandeln – und stellte einen
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nationalen Highschool-Rekord im Speerwerfen auf. Das brachte ihm ein Sportstipendium an der University Of Southern California in Los Angeles ein. Der Bibel-Film „Samson und Delilah" hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Eugene glaubte fest daran, dass langes Haar auch ihm Kraft verleihen könnte. Je länger sein Schopf wuchs, desto weiter flog sein Speer. Die Hairdresser der Ponderosa sollten später alle Hände voll zu tun haben, um Landons langes Haar zu bändigen, während die buschigen Koteletten ungehindert unter seinem Cowboyhut hervorwucherten. An der Universität jedoch, in den ultra-konservativen 50er Jahren, schoren ihn seine Mitschüler kahl. Worauf die Stärke ihn prompt verließ. Was ihn das Speerwerfer-Stipendium kostete – rückblickend betrachtet aber zum Film brachte. Ständige Adresse: Ponderosa-Ranch. Obwohl die Kulisse gleich an drei Orten aufgebaut war.
eine gute Beziehung aufgebaut. Landon verarbeitete seinen Schmerz als Schauspieler. „Ich kann das benutzen. Ich brauche nur an ihn zu denken, schon weine ich." Diesen tiefen Brunnen in Landons Inneren lotete auch Dortort aus, was dem Jungschauspieler letztlich die Rolle des Little Joe eintrug. „Ich spürte eine Tiefe in Mike und ein Potenzial für schauspielerisches Wachstum." Der Produzent setzte gegenüber dem Sender den unbekannten Michael Landon durch. Der 24-Jährige spielte den Little Joe anfänglich als hitzköpfigen Teenager, noch nicht trocken hinter den Ohren. Joe Cartwright und Michael Landon wurden vor den Augen eines Millionen-Publikums erwachsen. Allerdings war der Cartwright-Family nicht gleich beim ersten Ausritt der Quotenerfolg beschieden. Erst der gewagte Entscheid, die Sendung 1961 auf den Sonntagabend zu verlegen, bescherte „Bonanza" die größte Aufmerksamkeit der Fernsehgeschichte. Die Show war fast Woche für Woche in den Top Ten der quotenstärksten Sendungen zu finden. Von 1964 bis 1967 war die Serie über den Großgrundbesitzer Ben und seine drei Söhne Adam, Hoss und Joe sogar die meistgesehene in ganz Amerika. Es heißt, der damalige Präsident Lyndon Johnson habe auf Fernsehansprachen am Sonntagabend verzichtet, um nicht gegen den Cartwright-Clan antreten zu müssen. Und Queen Elizabeth II. verriet Lorne Greene, der „Pa" Cartwright verkörperte, „Bonanza" sei im Buckingham Palast das wöchentliche Must-See.
Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber, Bonanza" "
„Bonanza" war der erste der so genannten Property Western. Wie in den späteren Serien „High Chaparral" und „The Big Valley" ging es um ein amerikanisches Urthema: den Großgrundbesitz. Die Cartwrights wenden in früheren Episoden auch mal Gewalt an, um ihre Scholle zu verteidigen, und fordern ungebetene Gäste unter vorgehaltener Waffe auf, ihr Territorium zu verlassen. Damit entsprach „Bonanza" ganz der amerikanischen Politik jener Tage und nahm sogar die Reaktion der USA in der Kuba-Krise vorweg. Die Serie, die sich in einem scheinDan Blocker und Lorne Greene firmierten unter ihren bürgerlichen Namen – nur Eugene legte sich einen Künstlernamen zu. Michael Landon" entnahm er einfach "dem Telefonbuch.
Doch einmal mehr überschattete ein Schicksalsschlag Landons Freude: Zwei Tage, nachdem der künftige Weltstar den „Bonanza"Vertrag unterschrieben hatte, starb völlig unerwartet sein Vater. Er hatte sich endlich von seiner Frau scheiden lassen und zum Sohn GoodTimes
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Er hielt sich mit harten Gelegenheitsjobs über Wasser. Er entlud gerade einen Lastwagen, da forderte ein Mitarbeiter ihn auf, ihn zu einem Casting zu begleiten. Eugene machte mit – nur so zum Spaß. Sein hübsches Äußeres brachte ihm Kurzauftritte im Fernsehen ein. Und aus Eugene Orowitz wurde Michael Landon – nur das Telefonbuch stand Pate. Schon vor „Bonanza" hatte er sich die Sporen in TV-Western verdient. Im Jahr 1959 flimmerten in den USA sage und schreibe 32 Wildwest-Serien über den Bildschirm. Amerika brauchte noch einen Western so dringend wie eine Kugel zwischen die Augen. Was Michael Landon nicht wissen konnte: Er war dem Produzenten David Dortort aufgefallen, der für NBC eine neue Serie plante. Allerdings sollte nicht einfach eine weitere Pferde-Oper kostengünstig fürs Pantoffelkino heruntergekurbelt werden. Sondern die allererste Serie fürs Farbfernsehen. Der rein wirtschaftliche Hintergrund dieser ambitiösen Rechnung: Die NBC war die Tochterfirma von RCS, dem führenden Hersteller von Farbfernsehern, der die Amerikaner von der Anschaffung der Farbgeräte zu überzeugen suchte. Am 12. September 1959 schlug einer Fernsehfamilie die Geburtsstunde, die als Cartwrights in einer Farbexplosion von Technicolor erstmals durch die brennende Landkarte ritten.
bar endlosen Sommer abspielte, hob sich von Konkurrenz-Western durch hohes Produktionsniveau ab und war dennoch klar ein Produkt für die kleine Glotze. So wurde zumindest in den Anfängen nie „on location" gedreht. Das Innere der Ponderosa sowie ihr Vorhof waren Bühnenbauten im Atelier der Paramount, und Virginia City war 1/2014
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Stuhl von unserem Frühstückstisch und teilten das Geld unter drei statt unter vier auf."
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gleich g lei eich ch h auf uff d dem em m B Backlot acckl klo ot d ot des ess SStudios tu udi dios oss zzu u ffin finden. nde d n D Die iee Handlung spielte zwar am Lake Tahoe in Nevada, diee Aufnahmen fanden hingegen meist in Hollywoods wei-terer Umgebung statt. Was aussieht wie der Westen derr Pioniere, ist der immer gleiche Canyon in unmittelbarerr Nähe des Hollywood-Schriftzugs, ein stark abgenutzter err Drehort. Um die Illusion der blauen Seen und grünen n Tannen von Nevada aufrechtzuerhalten, reiste die Crew w einmal jährlich zum Lake Tahoe für Außenaufnahmen. n. Dabei wurden vor allem Motive der reitenden Cartwrights ts aufgenommen, die dann nach Belieben in die Handlung ng eingesetzt werden konnten. Da die Familienbande so gut u ut wie nie die Klamotten wechselte, konnte im Schnittraum m kein Anschlussfehler passieren. Und es fiel nur besonders errs aufmerksamen Pony-Liebhabern auf, dass die hübschen en Flecken auf Joes Schecken nicht immer dieselben waren, en, n weil er mehr als ein Pferd ritt. Ebenso in Stein gemeißelt elt war die Filmfibel, gemäß der die Ponderosa-Erben keine in ne feste Beziehung eingehen durften. Wenn Little Joe sich ich verliebte und verlobte, dann wusste der Zuschauer: Das ist ist der Todeskuss für die reizende junge Dame, und die Autoren oreen or en schrieben ihr bis zum Ende der Episode einen plötzlichen hen Tod oder die schnelle Abreise mit der Postkutsche zu. Di Diee Junggesellen der Ponderosa blieben für alle Zeiten vvon on on Weiberröcken verschont.
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Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber, Unsere kleine Farm" "
Ans große Geld zu kommen, das spielte für den kleinen Joe eine große Rolle. 500 Dollar Wochengage strich er anfänglich ein, sie sollte auf mehr als 20.000 klettern. Und er holte sich den Stuntman-Bonus ab, indem er viele Schlägereien – und davon gab's reichlich – und waghalsige Aktionen, die eigentlich den Kaskadeuren vorbehalten waren, selbst machte. Allein 1964 legte er eine Viertelmillion Flugmeilen zurück, um gutbezahlte Personal Appearences wahrzunehmen, Einweihungen von Supermärkten, Eröffnungen von Rodeos. Selbst als Sänger machte er ein paar Dollar nebenbei, obwohl Filmbruder Dan Blocker sagte, Mike könne keinen Ton halten. Candlelight Records, die Popularität nutzend, nahm eine Platte mit schmalzigen Lovesongs auf. Workoholic Landon ging sogar mit Jerry Lee Lewis auf Tour. Erst ein „Vater-Sohn-Gespräch" mit „Pa" brachte ihn zur Vernunft. In Lorne Greene sah er den echten Vater-Ersatz. Gemeinsam mit seiner Filmfamilie investierte Landon in Geschäftsideen wie eine Sicherheitsgurt-Firma. Während Joe seinen Pa um Erlaubnis bitten musste, wenn er mal kurz in die Stadt reiten wollte, war Michael Landon Teilhaber eines 400.000-Dollar-Landdeals mit Lorne Greene und Dan Blocker. Gemeinsam erwarben sie eine halbe Meile Strand in Malibu – ein heute unglaubliches Immobiliengeschäft. Als Little Joe seine Sporen nach 14 Staffeln an die Wand hängte, war Eugene Orowitz Multimillionär.
Als Pernell „Adam" Roberts die Show 1965 verließ, hatte h tt Michael Mi h l Landon keine Probleme damit. Während die Handlung vorschrieb, dass die Brüder sich immer wieder das Leben retten, empfanden sie im wirklichen Leben wenig brüderliche Liebe füreinander. Roberts hat später darüber nachgedacht: „Ich versuchte, ihm klarzumachen, dass er sein Potenzial nicht voll ausschöpfte. Ich wollte lediglich erklären, dass er sich nicht entwickle. Irgendwie hat er das als persönlichen Angriff missverstanden und nie vergessen. Es tut mir leid." Landon weinte Roberts keine Träne nach: „Nachdem er weg war, entfernten wir einen Seite
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Als „Bonanza" 1973 von der Bildfläche verschwand, war Michaels Fangemeinde in 87 Ländern auf 400 Millionen Zuschauer angewachsen. Die Filmproduzenten standen Schlange, der Sprung auf die große Leinwand wäre ein leichter gewesen. Doch Landon hatte andere Pläne. P än Pl ä e Ihm schwebte eine Familienserie mit hehren Fami Fa mi Auf der kleinen Farm" lehrte Landon die Werten Weert vor, in der er selbst Wert TV-Nation" Bescheidenheit und Integrität. nun nun die Rolle des Patriarchen nu übernehmen würde: „Unsere überr üb kleine k ei kl e n Farm". Die Reihe wurde unter seiner Regie wurd wu r von von 1974 bis 1984 zur vo Top-Show von NBC. Lange T p To vorbereitet hatte er sich vorb vo rb auf au uf die Verantwortung, nicht nich ni ch nur mitzuspielen, sondern zu inszenieren, son so son die d e Drehbücher zu schreidi ben b n und die gesamte be Produktion zu leiten. Er Prro hatte zur „Bonanza"h ha Saga 30 Scripts beigeSa tragen und in einem ta tr Dutzend Folgen Regie Du geführt. An diesen künstge lerischen Fertigkeiten lee hatte er hart gearbeih tet, te endlose Stunden im Schnittraum verbracht S und u sich von „Bonanzas" Chef-Kameramann Ted Voightlander in T die Geheimnisse der d B Beleuchtung einweihen llassen. In den letzten ffünf fü ü f Jahren J h d Ponderosa P d Mi h l zunehmend fordernder auff der war Michael geworden. „Es gab endlose Besprechungen über fast jeden Dialog, jede Szene, jede Kameraeinstellung", klagte sein Entdecker David Dortort, „es wurde zunehmend schwerer gegen Ende." Selbst „Pa" konstatierte: „Mike ist ein wirklich netter Typ. Aber extrem störrisch." Landon spürte ein brennendes Verlangen nach künstlerischer Kontrolle. Als er sie hatte, gab er sie nie mehr aus der Hand. Und er zog seine Ersatzfamilie nach: Die Crew der „kleinen Farm" setzte er aus den Kollegen vom „Bonanza"-Set zusammen.
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seine i Kritiker K it itikk oft ftt mit iitt moralisierend li i d verwechh selten. „Ich will, dass di die Zuschauer lachen ie Zu Z usc sccha h ue uerr la lach chen ch n und weinen, nicht nurr da dasitzen den d dasi siitz sitz t en nu und nd d e en Bildschirm anstarren. Vielleicht Viel Vi elleeicht ichtt bin ic bin ich altmodisch, aber ic glauiich ch g l ula u be, Zuschauer hungern errn n nach naach Shows, in denen die Figuren F gu Fi g reen etwas Bedeutungsvolles gss vo o lles lll es sagen." Fünf Saisonss w waren aren ar n das Resultat – in der er kurzku urz r lebigen TV-Welt erneut eine eut u ein i e in Sensation. Orson Welles sagte über ihn: „In einer Welt, in der das Fernsehen all diese fürchterlichen Dinge in unsere Wohnstuben bringt, brauchen wir Michaels wöchentliche Injektion von
bi illll Di t SSzenen zusammenbringen will. Die ersten waren im Kasten, als starke Magenschmerzen auftraten und im April 1991 Magenkrebs diagnostiziert wurde. Michael machte die Krankheit öffentlich und versprach seinen Fans, sie nach Kräften zu bekämpfen. Doch nur drei Monate später war er tot. Eugene Orowitz,, der als Michael Landon zum Vorbild vvo on Mi illlio one nen n gew g ge ewo wor von Millionen geworden war, starb auf seiner Ra R anc nch ch in in M aliib ali b am 1. Juli 1991. Ranch Malibu, D e Po Di opu Die Popularität von TV-Stars wird d in in den USA seit jeher wird daran dara da raan gemessen, wie oft sie auf dem Cover von „TV siie aau Guide" erscheinen, der Gu uid ide Bibel Bibe Bib Bi bel des amerikanischen Fernsehpublikums. Lucille Fern Fe rnsee Ball B lll schaffte es 29 Mal Ba aufs au ufs Titelbild. An zweiter Stelle folgt mit 22 Titelgeschichten Michael Landon. 40 Jahre ist es her, dass er das letzte Mal durch die verbrennende Landkarte Nevadas preschte. Es scheint wie gestern zu sein. Roland Schäfli Foto: © Davids/Bildarchiv Hallhuber
Foto: © Alan Light
Güte und Anstand so dringend wie ein Als 1984 auch „Little House On The Prairie" Diabetiker sein ausgelaufen war, D Insulin braucht." schlug Landon dem I Dass ausgerechnet NBC-Boss Brancon D diese Vaterfigur des Tartikoff umged Bildschirms in echhend eine neue B ten Beziehungen Serie vor, in der er t mehrmals scheieinen Engel spiem terte, tat seilen würde. „Man t nem Ansehen als wird dich Jesus von n Über-Vater keiMalibu nennen", Ü nen Abbruch. Als warnte Tartikoff. n er Doch von Kritikern e eine Affäre mit der Make-Upließ sich Landon d Artistin von „Little längst nicht mehr A House" eingestebeeinflussen, H hen musste, da sie waren stets h sollte die hässliche unfreundlich gewes Scheidung über ein sen. Oft genug S Jahr dauern. Erst hatte er erklärt, J in Fernsehkritiker i der dritten Ehe fand Landon Ruhe „schreiben sowieso f und Zeit für seine lieber über meine u große Familie. Als Frisur als über g Glaubte auch privat an eine höhere Macht: „Highway" 1989 an meine Arbeit". „ Michael Landon. sein Auch mit „Highway s Ende kam, entwickelte ein To Heaven" verfolgte die Absicht, t er di i Ab A b i ht eine i i k lt er ohne h Pause P i neues Projekt, eine Serie inspirierende was i sp in spir irrieere rend ndee Serie nd Seeri r e ins in Leben Lebe ben en zu zu rrufen ufen – w ass Seri Seri Se r e über ü er einen üb ein inen en n Vater, Vat ater err, der der die de diie Fa d F Fam amili milil e wieder wied wi eder err Familie
Zuckersüße Träume – Kindheitserinnerungen aus Schoko und Karamell Aus Raider wird Twix!" Für manch einen dürfte diese Nachricht 1991 im ersten Moment einer kulinarischen Katastrophe gleich" g Schließlich ß gekommen sein. Auch der zweite Teil des Marken-Claims ... sonst ändert sich nix" halff da zunächst wenig. hatte " das durchschnittliche bundesdeutsche Schleckermaul bereits seit 1976 den Geschmack von Raider – der Pausensnack" lieb" gewonnen. Und an solch lukullischer Liebe hält man nur allzu gern fest. Schon gar, wenn es ums Naschen geht. Tatsächlich aber war die Aufregung, ausgelöst durch einen frühen Fall von Globalisierung (der deutsche Markenname sollte an den international gebräuchlicheren angepasst werden), spätestens nach einer ersten Geschmacksprobe überflüssig. Denn die Rezeptur des Keks-Schokoriegels mit Karamellfüllung" blieb auch nach " der Namensänderung unverändert.
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eitaus tragischer für den gemeinen Leckerschmecker ist es, wenn die Süßware seines Vertrauens plötzlich überhaupt nicht mehr im Supermarktregal aufzufinden ist. Im Einzelfall kann das wohl gar zu einem Zuckermangelschock führen. Und gerade „Leckerschmecker" ist hier ein gutes Stichwort. Denn „Leckerschmecker" von Storck (heute unter anderem „Toffifee", „Merci" und „Nimm 2") war ein solcher Schokoriegel (oder besser ein geflochtener Schokozopf), der irgendwann einfach verschwunden war aus dem Sortiment der Märkte. Ein Schicksal, das Karamelldaas „Leckerschmecker" „Leccke „L kerschm chm meeckker er mit mit seinem seein nem m süß-zähklebrigen süß Klon, Kllon,, dem Klon dem vvom US-Hersteller Mars Inc. (unter anderem In „Twix", „Milky Way", „ „Bounty") vertriebenen „B „B Bou untty Konkurrenz-Produkt K kt „3 3 Musketiers" teilte. Was M den Verlust wenigstens d eeinigermaßen erträglich Ähnlich wie Leckerschmecker" und heute noch " in Großbritannien erhältlich: Curly Wurly". machte, war die Tatsache, " Seite
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dass mit der ohnehin nicht zur Haute cuisine d der Schokoriegel zählenden Kaumasse auch d die – nicht nur aus heutiger Sicht – ziemlich d eeinfältigen Werbeslogans aus dem Bewusstsein vverschwanden. Weder „,Leckerschmecker' hört nie auf – lecker, lecker, lecker" und h „„,Leckerschmecker' schmeckt so lecker, weil ,,Leckerschmecker' länger schmeckt" auf der eeinen, noch „Lang wie ein Degen, süß wie eine Prinzessin" auf der anderen Seite zählen wohl P zzu den Highlights der Marketingkunst. Und man darf vermuten, dass für die ausführenden m Agenturen Preise ähnlich dem in Deutschland A eerst später eingeführten „EFFIE", der Preis der Werbe- und Kommunikationsbranche für effiW ziente wohl nur ein Wunschtraum geblieben i t Markenkommunikation, M k k ik sein dürften.
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m Übrigen lag bei „Leckerschmecker" und „3 Musketiers" wie eigentlich bei allen karamellhaltigen Schokoprodukten die – nicht ganz
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und u „Nougat-Crème". Und was zunächst nur n als „Für kurze Zeit zurück"-Edition gedacht war, setzte sich erneut durch und g liegt in der „Erdbeer-Joghurt"-Variante l iim Schokoriegel-Beliebtheitsranking bei Versender Amazon aktuell auf einem V ordentlichen 21. Platz. o
ernstgemeinte erns er n ns – Vermutung nahe, der jeweilige Hersteller könnte einen Exklusivjewe je we we mit der Bundes-Zahnärztekammer vvertrag ve rtt geschlossen haben. Denn gegen Karamell, g ge esc scc diese durchaus gaumenschmeichelndies di e es de, d de e,, aber eben auch zähklebrige Masse, ist is st bis b heute kein Kraut, pardon, keine Zahnfüllung gewachsen. Ein ähnliZah Za ah ccher ch her err Plombenkiller war auch das heute längst vergessene „Caravelle", ein Riegel, lä äng n der de er „Weichkaramell in KnusperreisVollmilchschokolade" versprach, aber Voll Vo ll ll recht rreech h schnell wieder vom Markt verschwunden war. sscch hw w
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eitaus zahnfüllungsverträglicher gab sich aufgrund seiner leichtFüllung das klassische „Milky llockeren ockk ock Way" W Wa y (wird auch heute noch angeboten, te en, allerdings in mehrfach veränderter Rezeptur und zudem in Variationen wie R Reze Re eze ze „Milky „Mil „M il Way Crispy Rolls" oder „Milky Way Berries B Be Berr err And Cream"). Seit den späten 60er JJahren Ja Jahr ahr war „Milky Way" so etwas wie der des guten Gewissens. Dabei SSchokoriegel Sch cho ho warr „Milky Way" nichts anderes als ein w wa „Mars", allerdings ohne die zähe Karamellschicht damit beson„M „Ma Ma l hi ht – und dd itt b ders de rss leicht. So leicht, dass Hersteller Mars Inc. sich brüsten konnte: „Milky „M „Mil Mil Way ist so leicht und locker und schwimmt sogar in Milch." Ein echter ech ec h Volltreffer in Sachen Marketingstrategie, verstärkt noch durch den günstigen Preis von 20 Pfennigen. Den Machern war damit d Kreises gelungen: Süßigkeit sso etwas wie die Quadratur des Kre reis eises es g elun el un nge gen: eine Sü üßi ß gk g eitt respektive ein Schokoriegel, den Mutti re utti ut ti den den en lieben liebe ieeben been Kleinen guten Gewissens und jederK Kl l i zeit erlauben konnte. „Mutti ... ich weiß 'ne Schokolade, die man auch vor dem Essen darf!", lautete dann auch das Credo von „Milky Way". Und weiter: „,Milky Way' stillt das natür-liche Verlangen nach Süßem – aberr verdirbt nicht den gesunden Hunger!! Denn die feine Candycrèmefüllung istt leicht, leicht und locker geschlagen – mehr als 10.000 Mal – und mit feiner, r, leckerer Vollmilchschokolade überzoogen. ,Milky Way' ist Favorit – schaa-det nicht dem Appetit!" Mir jedenfalls ls konnte dieser ernährungs-phsycholoogische Taschenspielertrick, den heute te „Nutella" ähnlich nutzt, nur recht sein. n SSchließlich ch hliießl eß ßlich h war war das dass „gesunde" gesu ge su und nde" e"" „Milky Way" doch der Süßigkeitenfavorit auch meiner Mutter.
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avoritenstatus erreichte bei mir auch „Milka Lila Pause", ein Riegel mit „Milka"-Schokolade, der 1986 auf den Markt kam. Kein Wunder, mirr „M „Milka" bis heute die liebste iistt mi is m „Mil ilka kaa do doch b doch iss h eu ute d iee liebs b tee SSchokolade. Einige süße Jahre lang galt der Claim Ja Ja „Die schönsten Pausen „ sind lila" dann auch als s iin n Schokolade gegossenes Gesetz. Ob in der n Geschmacksrichtung G „„Nougat", „Erdbeere" oder „Alpenmilch", um o nur einige die „Lila Pause"" war ein i i zu nennen, di d Lill P i echtes Highlight der Schokokultur. Mein persönlicher Favorit aber war das Modell „KornCrisp", das dank „knuspriger Crispies" wirklich Biss hatte. Trotzdem muss die Begeisterung irgendwann nicht nur bei mir peu à peu nachgelassen haben. Bis es 2007 vorerst vorbei war mit der lilafarbenen Schoko-Euphorie. 2011 aber tauchte die „Lila Pause" wieder auf, in den Geschmacksrichtungen „à la Caramel", „Erdbeer-Joghurt" GoodTimes
och weit besser platziert allerdings sind dort die Schokolinsen „M&M’s". Während die „Choco"-Variante bei den W SSchokonüssen auf Platz vier liegt, rangieren die „Peanut-M&M’s", die Schokog Erdnüsse, gar auf Platz eins. Was dieE sser Jetzt-Zustand mit kult! und kultiger Vergangenheitsbewältigung zu tun hat? V Eine ganze Menge, sind „M&M’s" doch E nichts anderes als die Fortführung bunter n Kindheitsfreuden unter anderem Namen. K Von „Treets" und von „Bonitos" ist hier V die d Rede, wobei „Treets" „die einzigartigen g Schokoklicker mit dem Erdnusskern! – Kerngesund!" und „Bonitos" die Schokovariante waren. Ganz ähnlich wie S „Milky Way" als vermeintlich besonders „ gesunde Süßspeise, machte auch „Treets" g alle Mütter nicht zwingend Sachen Gesundheit, ll M ütt ffroh, h wenn aauch ucch ni nich c t zw wiin nge gen nd d iin n Sa ach hen G essun und undh dh hei eit, t t, sondern vielmehr unter eerr dem Aspekt der Sauberkeit it ihrer Sprößlinge. „Treetss schmelzen im Mund, nichtt der Hand" lautete der in d e H er and an d laute ete d err
Werbeclaim, mit dem sich W b l i it d i h JJahre h später ät aauch au u die „M&M’s"-Schokolinsen schmückten. Kein Wunder, schließlich war und te ist der Hersteller aller drei Schokolinsenis Produkte ein und derselbe, die im SchokoP Wunderland unvermeidbare Mars Inc. W
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um m Schluss sss sei sei allen, alllen n die von Schokoriegeln nicht nur als handfester, sondern auch als virtueller Nervennahrung nicht genug bekommen können, als informativ-unterhaltsamer Verbrauchertipp noch schoko-riegel.com ans Herz gelegt. Die Seite „Für alle Fans der süßen Köstlichkeit" verspricht mit Rubriken wie „Kleine Geschichte des Schokoriegels" oder „Anleitung zum Selbermachen" zwar zunächst mehr, als diese h halten können. „Von A–Z" bemerlt kö ö V A Z" aber b iistt b kenswert akribisch recherchiert, nennt Hersteller, Inhaltsstoffe und Nährwertangaben und glänzt mit Fotos von Werbe-Anzeigen vergangener Schokoträume. Andreas Kötter 1/2014
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Joachim Fuchsberger
Mit dem Frosch hat alles angefangen Von V Christian Ch i i Simon Si
Foto: © Interfoto / Moore
Er war das markanteste Gesicht des Gesetzes in den Edgar-Wallace-Filmen: Joachim " Blacky" Fuchsberger. 14 Mal tauchte der Schauspieler in die Abgründe des Verbrechens hinab und wurde dadurch zum Star des deutschen Kinos. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Edgar-Wallace-Film? Aber natürlich. Das war 1959 „Der Frosch mit der Maske". Der Film war, ehrlich gesagt, ein Experiment. Jeder von uns vor der Kamera war von dem Stoff begeistert. Wir hatten auch ein sehr gutes Drehbuch, aber die allgemeine Erwartung war nicht gerade hoch. Und dann wurde es ein riesiger Erfolg. Daraus resultierte natürlich, dass man sofort an eine Fortsetzung dachte, und wie immer haben alle gesagt, das geht nicht gut, da brechen sie sich den Hals. „Der rote Kreis" war der zweite Wallace, und er wurde ein noch größerer Erfolg. Leider ohne mich, aber beim dritten, es war „Die Bande des Schreckens", spielte ich den Chefinspektor Long. Und daraus wurden dann insgesamt 31 Edgar-Wallace-Filme, bei 14 habe ich mitgespielt.
Was machte den Erfolg dieser Filme aus? Da kamen ein paar Punkte zusammen. Eines der großen Geheimnisse, was die echten Wallace-Filme ausmachte, war schwarz-weiß. Damit erreichten wir das Unheimliche – denk mal an die düsteren Straßen, den Nebel, die Gestalten … Es war weniger Psychologie als das Gebilde eines Irrgartens – die Zuschauer wussten nie, wer jetzt wer ist.
Es gab ja auch immer ziemlich skurrile Szenen … Oh ja, ich denke da an „Die toten Augen von London" (Anm. d. Autors: 1961). Ich drehte zusammen mit meiner geliebten Karin Baal. In einer Szene sollte ich sie aus einer gigantischen, mit Wasser gefüllten Glocke retten. Dafür haben sie die Karin in eine Waschmaschine gesteckt, die dann langsam mit Wasser gefüllt wurde. Ihr stand das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals. Wir haben oben gespielt und uns geprügelt, und unten in der Glocke dachte Karin, sie müsse ertrinken. Wir sind immer an die Grenzen gegangen. Wir haben immer versucht, die britische Skurrilität in die Filme einzubringen. Das machte sie glaubwürdiger.
Apropos glaubwürdig. In England wurde doch nur sehr wenig gedreht, vielmehr entstanden die Aufnahmen auch in Dänemark und besonders in den Berliner CCC-Studios. Ja, das stimmt. Unser Produzent Horst Wendlandt hat die CCC von Arthur Brauner damals gemietet. Übrigens, der Braunerr hatte hatt t e einen eiine nen Spitznamen: „zahlt ziemlich zögernd" (lacht). Brauner hat dann später angefangen, selber Wallace-Filme zu produzieren, nur keine Edgar-Wallace-Filme, sondern Stoffe von Bryan Edgar Wallace – das war der Sohn von Edgar Wallace. Er kopierte die Wendlandt-Filme bis ins kleinste Detail, trotzdem waren es aber nie die echten.
mitmachen – Lil Dagover, Rudolf Forster, Elisabeth Flickenschildt, Fritz Rasp … Rasp war für mich einer der ganz Großen. Vor dem hatte man sogar ein bisschen Angst, wenn er ins Studio kam – der hatte so etwas Geheimnisvolles. Aber neben den Altstars waren die Filme auch ein Sprungbett für junge Kollegen, die durch Wallace teilweise erst bekannt wurden. Denke an Klausjürgen Wussow, Siegfried Rauch, Hansjörg Felmy, Barbara Rütting, Eddi Arent und natürlich auch Klaus Kinski.
Man hat ja so ein Bild von Klaus Kinski … Wie war er? Er war das Enfant Terrible, und er wusste das auch. Er hat gesagt: „Wenn die das so wollen, dann kriegen sie es auch." Klaus war hochintelligent und beim Dreh ein äußerst präziser Arbeiter. So viele Eskapaden er sich außerhalb geleistet haben mag, im Studio war er immer 100-prozentig. Er konnte seine Texte in- und auswendig und hatte mitunter blendende Ideen die Filme betreffend.
Und trotz des großen Erfolges der Filme sind Sie dann mal ausgestiegen. Das war später, die Filme waren schon in Farbe, und es wurden so genannte zeitgemäße Elemente von Sex & Crime eingearbeitet. Ich merkte, dass es in eine Richtung geht, für die ich mich nicht mehr verantwortlich machen wollte. Letztendlich sind es ja dann doch immer wir, die ihre Köpfe in die Kamera halten und hören müssen: „Der letze Film war aber nix".
Aber 1971 haben Sie dann doch noch einen Wallace gedreht … Ja, mit Karin Baal zusammen habe ich noch „Das Geheimnis der grünen Stecknadel" gemacht. Aber da ist nicht mehr viel in meinem Hirn hängengeblieben. Irgendwas klingelt da noch … Nach Wallace kam eine lange, lange Pause. Im deutschen Filmgeschäft lief so gut wie nichts mehr, bis Leute wie Rainer Werner Fassbinder kamen, die dann ihre Filme mitt ne Leuten gemacht haben. Auch gut, aber eben anders. m mi neuen,, jjungen un Fraglich, ob die in 50 Jahren auch noch so laufen wie heute die Edgar-Wallace-Filme.
Sie haben den Produzenten Horst Wendlandt erwähnt. War er der Macher? Einer davon, der andere war der Regisseur Alfred Vohrer. Er prägte die Filme, er schuf die echten Wallace-Klassiker. Er war einarmig und wollte allen beweisen, dass dies bei der Arbeit keine Rolle spielte – im Gegenteil, er wollte mehr tun als alle anderen. Klaus Kinski war ein Liebling von ihm. Die beiden konnten so grotesk sein und wahnwitzige Dinge in die Filme einbringen. Unglaublich.
Aber Horst Wendlandt engagierte die Schauspieler, die Stars … Er hatte es mitunter leicht. Die alten Ufa-Stars kamen alle händeringend zu Horst Wendlandt und baten ihn, sie in den Wallace-Filmen mitspielen zu lassen. Alle wollten Seite
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GoodTimes
Damit liefern Sie mir ein Stichwort - die WallaceFilme werden immer noch im Fernsehen wiederholt … Keiner von uns, die damals an diesen Filmen beteiligt waren, kriegt auch nur einen Cent für die andauernden Wiederholungen. Das Zweite ist, dass die Filme damals für ein ganz bestimmtes Medium gemacht wurden, nämlich fürs Kino. Und wenn man fürs Kino arbeitet, arbeitet man anders als fürs Fernsehen. Deswegen bin ich überrascht, dass d da s iim ss m Fernsehen die Attraktivität der Wallace-Filme nicht nachgelassen hat. Riesenleinwand, kleiner Bildschirm … Das ist ein Phänomen, das ich B nicht erklären kann. Das einzige, was man davon ableiten kann, ist die Tatsache, dass die Filme anscheinend doch so gut gemacht wurden, dass sie in der Zwischenzeit zu Klassikern geworden sind und man sie sich nach 50 Jahren aufgrund ihrer Machart auch heute noch immer wieder i anschauen kann. Edgar Wallace – das ist Kult! 1/2014
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