TV-WESTERN- SERIEN Ein Sonderheft von
kult!
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NikMa Verlag • Eberdinger Straße 37 • 71665 Vaihingen E-Mail: goodtimes@nikma.de • Telefon: 0 70 42/37660-160 Fax: 070 42/37660-188
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NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel.: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 E-Mail: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-kult.de www.facebook.com/goodtimeskult
Herausgeber:
Fabian Leibfried
EDITION
KSerriimeni
Editorial
Autor/Chefredakteur: Andreas Kötter
Mitarbeiter:
Matthias Auer, Sven Rachner, Philipp Roser, Thomas Wachter
Shop/Abonnements:
Andrea Leibfried, goodtimes@nikma.de
Grafische Gestaltung:
Andrea Zagmester, kult@nikma.de Kathleen Müller, grafik@nikma.de
Anzeigenverkauf:
Petra Czerny, anzeigen@nikma.de
Vertrieb:
IPS Pressevertrieb GmbH Postfach 1211 53334 Meckenheim Tel: 0 22 25/88 01-0
Druckerei:
Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel
Erscheinungsdatum:
Fast zwei Jahrzehnte lang hatten vor allem Western-Serien das neue Medium Fernsehen bestimmt. Als die Cowboys, Sheriffs und ehrbaren Revolverhelden Ende der 60er Jahre aber allmählich ihrem letzten Sonnenuntergang entgegenritten, war die Zeit für neue Helden gekommen. Die waren Agenten, Detectives, Undercover-Cops oder Privatermittler und folgten der gleichen Maxime, die auch das Handeln der Westmänner bestimmt hatte. Einer Maxime, die besagte, dass man das Böse schlagen muss, wo immer man auf es trifft! Dass der eine oder andere an sich rechtschaffene Gesetzeshüter dabei bisweilen zu Mitteln griff, die alles andere als gesetzeskonform waren, gehörte längst zum Geschäft: Spätestens seit Mitte der 50er Jahre waren Leinwand- und Bildschirmhelden, ob im Wilden Westen oder in den Metropolen der Neuzeit, nicht mehr nur strahlende Saubermänner, sondern nicht selten auch gebrochene Charaktere. Mit der kult!-Edition Krimi-Serien" möchten wir diesen Männern (und in Ausnah" mefällen auch Frauen – die Emanzipation steckte damals noch in den Kinderschuhen) ein kleines, aber feines Denkmal setzen. Dass nicht jeder vertreten ist, der es möglicherweise verdient gehabt hätte, genannt zu werden, liegt in der Natur der Sache und auch dieses Magazins, das keine Enzyklopädie zum Thema sein kann. Wir bitten also um Verständnis, sollte ausgerechnet Ihr ganz besonderes Guilty Pleasure" keinen " Platz gefunden haben.
Oktober 2017, 1. Auflage
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Einzelheft: 6,50 € (Preis inkl. 7% MwSt.)
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Andreas Kötter Autor/Chefredakteur
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Bildarchiv Hallhuber © Kinowelt GmbH © Studiocanal © NikMa Verlag © Pressefotos Wir drucken auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier. Weiterverwendung aller in GoodTimes kult! Edition Western-Serien erschienenen Artikel, Interviews und Fotos etc. nur mit der Zustimmung des Herausgebers gestattet. Gerichtsstand: Stuttgart
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Seite 3
Inhalt
Seite 10
Auf der Flucht
Seite 34
Magnum
26 Percy Stuart Schürzenjäger auf Weltreise
3 Editorial / Impressum 37 kult!-Shop
28 Perry Mason Dauerbrenner im Gerichtssaal
41 kult!-Abonnement 50 kult!-Poster
30 Petrocelli Kein Perry Mason, aber ein feiner Kerl
6 Die Straßen von San Francisco (The Streets Of San Francisco) Die Knollennase, der Heißsporn und die Traumstadt 10 Auf der Flucht (The Fugitive) Reiseführer in größter Not
32 Quincy (Quincy M.E.) Doktor Tod 34 Magnum (Magnum, P.I.) Schnauzbart, Hot Pants und Ferrari
12 Cannon Der war dick, der Mann, aber alles andere als doof!
38 Polizeirevier Hill Street (Hill Street Blues) Polizisten sind auch nur Menschen …
14 Detektiv Rockford: Anruf genügt (The Rockford Files) Ein Schlitzohr auf Gangsterjagd
42 Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) Traumpaar mit Durchschlagskraft
16 Hawaii Fünf-Null (Hawaii Five-0) Der Mann mit der Betonfrisur
44 Cagney & Lacey Frauen-Power und Plattfüße
18 Jason King / Department S Mit Schnauzer und Minipli die Welt retten
46 Shaft Sex-Maschine mit Ladehemmung
20 Toma / Baretta / Serpico Die Hippie-Cops
48 Mannix Ein Haudrauf mit Stil
24 Die 2 (The Persuaders!) Ziemlich unterhaltsamer Schund
52 Solo für O.N.C.E.L. (The Man From U.N.C.L.E.) ONKEL? – O.N.C.E.L.! Seite 4
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EDITION
Seite 66
Ihr Auftritt, Al Mundy!
Seite 78
54 Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des Maxwell Smart (Get Smart) Was passierte, als sich Mel Brooks mit 007 beschäftigte? 56 Miami Vice Die Glamour-Cops 60 Kobra, übernehmen Sie (Mission Impossible) Ohne Netz, aber mit doppeltem Boden 62 Einsatz in Manhattan (Kojak) Entzückend, dieser Glatzkopf!
Kreirmiein
Derrick
82 Die Profis (The Professionals) Zwei Staatsdiener lassen es krachen 84 Columbo Katz- und Mauskammerspiele 86 Kein Fall für FBI (The Detectives) Robert Taylor, aber nicht so viel mehr 88 Die Unbestechlichen (The Untouchables) Als man Feuer mit Feuer bekämpfte 90 Simon Templar (The Saint) James Bond für Anfänger
65 Dezernat M (M Squad) Ein Top-Cop mit leicht soziopathischen Zügen 66 Ihr Auftritt, Al Mundy (It Takes A Thief) Federleichtes Guilty Pleasure 68 Drei Engel für Charlie (Charlie's Angels) Feminismus? Sexismus? Guilty Pleasure!
92 Starsky & Hutch Best Buddys auch im richtigen Leben 94 Immer wenn er Pillen nahm (Mr. Terrific) Rezeptfreier Agentenspaß 96 Der Chef (Ironside) Frühe Inklusion Marke Hollywood
70 77 Sunset Street Eine 1A-Adresse 74 Der Kommissar Deutscher Krimi-Kult in Schwarzweiß 78 Derrick Oberinspektor Derrick: Blasiert, aber enorm erfolgreich 80 Der Alte Ein Krimi, so solide wie ein VW Käfer
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S
Die Straßen von San Francisco (The Streets Of San Francisco)
Nehmen wir einmal an, "Die Straßen von San Francisco" wären nicht beschützt worden von zwei TopCops wie Detective Lt. Mike Stone (Karl Malden) und seinem Youngster, Inspector Steve Heller (Michael Douglas). Wären sie dann ein weniger einladendes Pflaster gewesen? Mag sein, bezog die Serie einen Großteil ihres Reizes doch gerade aus dem Zusammenspiel des meist knurrigen, aber auch stets hochprofessionellen Stone mit seinem smarten, aber auch heißblütigen und bisweilen übers Ziel hinausschießenden Partner Heller (im US-Original Keller). Seite 6
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
27. April 1974 bis 18. März 1977 im ZDF nd doch hätte dieses 70er-Jahre-Highlight wohl selbst ohne die beiden unvergessenen Exemplare des klassischen Phänotyps amerikanischer TV-Cops einen festen Platz im Fernsehmuseum beanspruchen können. Gehört die flirrende Titelsequenz bis heute doch zu den unbestrittenen Höhepunkten dieser Kunst. Der stakkatohafte, splitterartige Rausch der Bilder aus der kalifornischen Sehnsuchtsmetropole in Verbindung mit typisch symphonischem Soul Funk der frühen 70er Jahre, wie man ihn auch aus Blaxploitation-Movies à la „Superfly” oder „Foxy Brown” kennt, hatte und hat etwas süchtig Machendes, das auch nach dem x-ten Mal seine Wirkung nicht verliert. So wurde das
Stück Ende der 1990er Jahre, nun „San Francisco 99” betitelt, vom DJ-Duo Stone & Heller ohne allzu große Eingriffe auf die Höhe des damaligen Zeitgeistes gehievt. Keine andere Titelmusik, einmal abgesehen von Isaac Hayes’ "Shaft”, brachte das pulsierende Leben einer amerikanischen Mega-City so auf den Punkt wie dieser Track, der zudem – so viel Privates sei erlaubt – neben "Shaft” die einzige Titelmelodie ist, die es in meine ewige Song-Top-50 schaffen würde.
brachte einen zum Staunen. Noch nahezu in jeder Episode gab es eine Verfolgungsjagd, in der Regel per Pedes. Und dieser Stone war extrem gut zu Fuß. Vielleicht nicht besser als Heller, aber für einen Cop in seinen sehr späten Fünfzigern, wenn nicht frühen Sechzigern, doch allemal bewundernswert gut. Noch kurioser: Stones Hut saß ihm dabei wie festgeklebt auf dem Schädel und wurde so zum einen seiner beiden Markenzeichen. Das andere war seine monumentale Knollennase, die einen Eindruck davon vermittelte, was man unter einem Charakterkopf zu verstehen hat. Natürlich, Heller war der, der auch schon mal ein Mädchen abbekam. Stone (der „nur” seine Tochter Jeannie hatte) aber war der Mann mit enormer Erfahrung, dem man sein Leben ohne Weiteres anvertraut hätte. Und Maldens Performance war „outstanding”, wie die Amerikaner sagen, also schlicht und ergreifend herausragend. Auch wenn er bisweilen ein wenig schroff wirkte, so hätte man sich damals doch keinen besseren Reiseführer durch eine der wohl schönsten Städte dieses Planeten wünschen können.
Wie auch immer. „Die Straßen von San Francisco” war allemal eine harte, halbwegs realistisch anmutende Cop-Serie mit zwei ungleichen Partner, die man nichtsdestotrotz oder gerade deshalb alsbald ins Herz geschlossen hatte. Vor allem Karl Malden als Mike Stone
Darsteller Serienrolle Det. Lt. Mike Stone Inspector Steve Heller Inspector Dan Robbins Jeannie Stone Inspector Bill Tanner
Darsteller/in Karl Malden Michael Douglas Richard Hatch Darleen Carr Reuben Collins
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Gefilmt „on location” war die Serie so nicht nur Cop-Drama, sondern auch eine wunderbare Liebeserklärung an San Francisco. Wie sagte Malden selbst einmal: „Diese Serie hat drei Stars, Mike Douglas, mich und San Francisco!” Recht hatte die Knollennase, die in den 50er Jahren und bereits damals in fortgeschrittenem Alter an der Seite der ganz großen Stars und häufig in Klassikern wie in „Endstation Sehnsucht”, „Der Besessene” oder „Die Faust im Nacken” neben seinem Freund Marlon Brando, in „Der Scharfschütze” mit Gregory Peck oder in Alfreds Hitchcocks „Ich beichte” neben Montgomery Clift geglänzt hatte. Als er 2009 im beinahe biblischen Alter von 97 Jahren schließlich starb, wurde er zu Recht als einer der brillantesten Supporting Actors in der langen Geschichte Hollywoods gewürdigt. Nichtsdestoweniger dürfte er den meisten aber als Det. Lt. Mike Stone in Erinnerung bleiben.
Für Michael Douglas, als Sohn der Hollywood-Legende Kirk Douglas schon qua Abstammung mit Star-Genen gesegnet, war „Die Straßen von San Francisco” dagegen nicht Höhe-, sondern Ausgangspunkt
seiner Popularitätskurve. Schon wenige Jahre nach dem TV-Klassiker erlangte Douglas Starruhm mit respektablen Produktionen wie „Das China-Syndrom”, vor allem aber mit den beiden an die „Indiana Jones”-Storys angelehnten Abenteuer-Streifen „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten” und „Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil”. Und mit „Wall Street”, „Eine verhängnisvolle Affäre” und vor allem dem berühmt-berüchtigten Kamerablick direkt zwischen die – man munkelt baren – Schenkel von Sharon Stone in „Basic Instinct” wurde er schließlich zu einem der begehrtesten Leading Men der Traumfabrik. Gleichzeitig profilierte Douglas sich bereits früh als Produzent von Kassenknüllern wie „Einer flog über das Kuckucksnest” oder „Flatliners”. Mit unzähligen Seite 8
Preisen ausgezeichnet (u.a. je ein Oscar für „Wall Street” und „Einer flog über das Kuckucksnest”), gehört er heute zu den einflussreichsten Akteuren in Hollywood. Und spätestens seit seiner Ehe/ Trennung/Versöhnung mit Ca-
therine Zeta-Jones hat Douglas es „geschafft”, immer wieder mal auch auf den Titelseiten der Klatschgazetten aufzutauchen. Wie Karl Malden aber wird er Fifty-Somethings wohl vor allem für „Die Straßen von San Francisco” und als smarter, blendend aussehender Det. Steve Heller in Erinnerung bleiben. Apropos „in Erinnerung bleiben”: Die Tatsache, dass das Traumpaar Malden/ Douglas durch Douglas’ Abschied zu Beginn der fünften und letzten Staffel auseinandergerissen wurde und Richard Hatch als Inspector Dan Robbins an seine Stelle trat, ist aus dem kollektiven Seriengedächtnis wohl weitgehend gelöscht. Ein „Er war stets bemüht” war noch das Beste, das man über Hatchs Performance sagen konnte. Anfang des Jahres ist Hatch 71-jährig in Los Angeles verstorben.
DVD – Deutsche Fassung Die Straßen von San Francisco Staffel 1 und 2 Paramount (8 DVDs)
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(6 DVDs)
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Auf der Flucht
(The Fugitive)
In den frühen Jahren einer Kindheit in den 60ern wusste man über Amerika nicht viel mehr, als dass dort die Heimat der Indianer und Cowboys war. Das aber reichte allemal, um dieses so unermesslich große Land schon früh zu einem Ort der Verheißung zu machen. Ein Paradies, in dem (TV-)Helden alles erreichen konnten, wenn sie nur den Mut dazu aufbrachten! Und zum besten Reiseführer, den man sich damals nur hätte wünschen können, wurde ein Mann, der selbst in größten Nöten und der Flucht" war: "Auf Dr. Richard Kimble.
Reiseführer in größter Not S
o ziemlich alles, was einen Jungen von echtem Schrot und Korn Mitte der 60er Jahre brennend interessierte – etwa „Bonanza" und „Bessy", „Rauchende Colts" und „Rauhfell Kid" oder „Westlich von Santa Fé" und „Winnetou" –, war im wilden amerikanischen Westen zu Hause. Dass Amerika (respektive die USA) auch einen Norden, Süden und gar einen Osten hatte, darüber dachten die meisten von uns wohl kaum nach. Nur so viel ahnten wir - Amerika musste unvorstellbar groß und geradezu ein Schlaraffenland der (vermeintlich) unbegrenzten Möglichkeiten sein! Umso bereitwilliger und mit großen Augen folgten wir Dr. Richard Kimble (David Janssen), der uns zwar nicht gleich die Welt, zumindest aber die mannigfaltigen Befindlichkeiten in „God’s Own Country" nahebrachte. Seite 10
Wirklich freiwillig machte Kimble, der zu Unrecht des Mordes an seiner Frau angeklagt und schließlich zum Tode verurteilt worden war, das natürlich nicht. Der einarmige Mann, den er am Tatort überrascht haben wollte, war für die Behörden nicht mehr als ein Phantom und ein billiger Versuch, die Schuld auf den klassischen Phänotyp des geheimnisvollen Unbekannten abzuwälzen. Schnell aber ahnte selbst noch der naivste TVZuschauer: Der scheue, zurückhaltende Kimble, per se zunächst nicht mehr als ein Jedermann und der typische John Doe, wie die Amerikaner sagen, war nicht besser und nicht schlechter als der gemeine Durchschnittsbürger, ganz gewiss aber kein Mörder. Der Doktor vertraute zunächst auf den American Way Of Life, auf Recht und Gesetz. Umso mehr erschütterte das Todesurteil sein EDITION KRIMI 1/2018
Weltbild. Und doch schien sich Kimble in sein Schicksal zu fügen.
On the road und auf der Flucht Ein Schicksal, das dann aber anderes mit ihm vorhatte. Bei der Überstellung ins Gefängnis verunglückte der Zug, so dass dem Doktor die Gelegenheit zur Flucht geradezu aufgedrängt wurde. Zwar kamen die Häscher, insbesondere der hartnäckige Kommissar Philip Gerard (Barry Morse), der es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu haben schien, den vermeintlichen Mörder der vermeintlich gerechten Strafe zuzuführen, immer wieder einmal bedrohlich nahe. Stets im letzten Moment aber war Kimble buchstäblich wieder „on the road": zurück auf der Straße. Ganz auf sich selbst zurückgeworfen, war er dann erneut „Auf der Flucht", die mit jeder neuen Episode von einer nur kurzen Rast unterbrochen wurde. Vier Jahre lang bot die Serie so nicht nur dramaturgisch erstklassig inszenierte Hochspannung, sondern vor allem
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
9. Juli 1965 bis 9. Dezember 1966 in der ARD
Darsteller Serienrolle Dr. Richard Kimble Kommissar Philip Gerard Donna Taft Fred Johnson, der Einarmige" " auch Americana pur. Denn auf der Suche nach dem Einarmigen, dem einzigen, der seine Unschuld hätte bezeugen können, streifte Kimble als moderner Odysseus und wie in einem imaginären Road Movie nach Jack Kerouac kreuz und quer durchs Land. Von den großen Städten im Osten über die Prärien des Mittelwestens hinauf in die Wälder und Berge von Montana und Wyoming führte ihn die Angst, erwischt zu werden, und dann doch wieder mitten hinein ins pralle Leben der Metropolen an der Westküste.
Darsteller/in David Janssen Barry Morse Jacqueline Scott Bill Raisch
Ein Hilfesuchender wird zum rettenden Engel
So wurde Richard Kimble für viele von uns ein ganz persönlicher Reiseführer. Und so, wie er selbst sein Heimatland erlebte, stellten wir uns Ende der 60er Jahre Amerika und die USA vor. Dabei zeigte „The Fugitive", so Barry Morse als der Originaltitel, ein Land, glänKommissar Philip Gerard zend und unermesslich reich auf der einen, aber auch schäbig und klein(-geistig) auf der anderen Seite. Oft wurde Kimble, selbst doch ein Hilfesuchender, zum rettenden Engel in letzter Sekunde für diejenigen, mit denen er auf seiner rastlosen William Windom Flucht in Kontakt kam. Oft waren das Gestrandete, Menschen am Rand der Gesellschaft, für die der amerikanische Traum aus dem einen oder anderen Grund längst zum Alptraum verkommen war. Und auch Kimbles eigener Alptraum schien nie enden zu wollen. Denn wirklich zum Greifen nahe war er dem Mörder seiner Frau während 118 langen Folgen kaum einmal. Dann aber, in einem dramatischen Showdown, brachten die beiden Bill letzten Episoden ihm doch noch Raisch als Fred die ersehnte Erlösung und dem Johnson Sender ABC am 29. August 1967 einen sensationellen Marktanteil von 72 Prozent. Damit war „Auf der Flucht" zu diesem Zeitpunkt die erfolgreichste Serie des USFernsehens und sollte das bis zur „Dallas"-Folge „Who Done It" („Wer hat auf J.R. geschossen?") im November 1980 auch bleiben. Weil „Auf der Flucht" zudem in den USA, Japan, Australien, Großbritannien und Kanada am selben Tag endete, ist die Serie in die Historie eingegangen als erstes TVL a g e r f e u e r, das damals die halbe Welt vor dem Bildschirm Jacqueline Scott fesselte. (Schwester von Kimble)
DVD – Deutsche Fassung Auf der Flucht Komplette Serie Paramount (32 DVDs)
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Cannon
Der war dick, der Mann, aber alles andere als doof!
Die frühen 70er Jahre waren die Zeit der Cop- und Privat-Eye-Serien. Im Rahmen dieses Berufsspektrums gab es harte, smarte Jungs wie Mannix, obercoole schwarze Tough Guys wie Shaft, Lollys lutschende, glatzköpfige Humanisten wie Kojak und unkonventionelle Trickbetrüger wie Rockford. Und es gab den kugelrunden Leckerschmecker Cannon. Seite 12
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
15. Juni 1973 bis 19. September 1974 in der ARD
F
rank Cannon war ein Ex-Cop, der Frau und Sohn durch einen Autounfall verloren und daraufhin den Dienst quittiert hatte. Fortan arbeitete der mit korpulent noch schmeichelhaft beschriebene Cannon als Privatdetektiv. „Dick ist gemütlich", heißt es ja bekanntlich, und von gemütlicher Natur war dieser Frank Cannon allemal. Vielleicht war es gerade der (scheinbare) körperliche Nachteil gegenüber drahtig-fitten Kollegen wie Mannix, geschuldet einer Vorliebe für exquisites, gerne auch selbst gekochtes Essen, einen feinen Tropfen und für sein Schlachtschiff, einen riesigen Lincoln Continental Luxury, der Frank Cannon und damit auch „Cannon", der gleichnamigen Serie, mehr als nur einen Hauch von besonders entspanntem Laissezfaire gab. Der Detektiv war ein wahrer Bonvivant, der das gute Leben liebte, sich aber dennoch nicht scheute, die Dinge (und auch schon mal einen Gangster) hart anzupacken. So war ihm weder ein Laufbursche à la Kookie („77 Sunset Strip") und schon gar keine hübsche Sekretärin vergönnt. Nein, dieser Fünf-Zentner-Koloss war alles andere als ein Frauenheld. Was ihm aber an vordergründiger Attraktivität abging, das machte er mit seinem Charme und seinem messerscharfen Verstand allemal wett – was er sich gerne fürstlich bezahlen ließ. Eine Rolle, wie dem Schauspieler William Conrad auf den fetten Leib geschrieben. Conrad hatte Erfahrung mit der Verkörperung integrer, dem Gesetz und mehr noch der Wahrheit verpflichteter Männer. Zunächst hatte der Schauspieler mit
der sonoren Stimme als US-Marshall Matt Dillon in der Radiofassung von „Gunsmoke" von sich reden gemacht. Als die Serie später auf den Bildschirm wechselte, war aber klar, dass Conrad wegen seiner Figur für die Rolle des toughen Gesetzeshüters nicht in Frage kommen würde. Stattdessen entschied man sich für James Arness, dem die Rolle Weltruhm einbringen sollte. Conrad wiederum arbeitete zunächst als Regisseur und Produzent für Serien wie eben „77 Sunset Strip" und nicht zuletzt auch für „ G u nsm o k e " (hier zu Lande: „Rauchende Colts"). Als ihm später die Rolle des Frank Cannon angeboten wurde, ahnte er wohl intuitiv, dass ihm diese Figur buchstäblich auf den voluminösen Wanst geschneidert war. Und auch in späteren Krimiserien wie „Nero Wolfe" und „Jake und McCabe – Durch dick und dünn" (im Original weniger respektvoll „Jake And The Fatman" betitelt) machte er aus der Not seiner Leibesfülle eine gut bezahlte Tugend. Wie sagte Conrad doch einmal selbst(-ironisch): „Ich habe zwischen den Mahlzeiten ein wenig gemimt." Warum „Cannon" ausgerechnet bei uns so beliebt war und auch in der x-ten Wiederholung noch mehr als nur ordentliche Quoten erzielte, darüber darf spekuliert werden. Jedenfalls war William Conrad beim deutschen Publikum äußerst gern gesehen. Und als er gemeinsam mit Telly „Kojak" Savalas und Erik „Der Kommissar" Ode bei Rudi Carrells „Am laufenden Band" einen Gastauftritt hatte, war er es, der den größten Applaus bekommen haben soll ...
DVD – US-Fassung Cannon, Staffel 1–5
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
Cannon Season 1–5 (31 DVDs)
(6 DVDs)
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Detektiv Rockford: Anruf genügt (The Rockford Files)
EIN SCHLITZOHR AUF GANGSTERJAGD S
"Hier ist Jim Rockford. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen, Ihre Nummer, ich rufe zurück." Mit dieser Ansage auf Jim Rockfords Anrufbeantworter begann jede Episode von "Detektiv Rockford: Anruf genügt".
tatt eines lukrativen Auftrags gab es in aller Regel erst mal eine Hiobsbotschaft zu verdauen. „Sie schulden uns noch fünf Raten für den Pontiac, bis zur Bezahlung haben wir uns erlaubt, den Wagen in Kaution zu nehmen", war da zur Titelmelodie zu vernehmen. Eine Sekretärin hätte sich Jim Rockford (James Garner), der unschuldig fünf Jahre in St. Quentin eingesessen hatte, im Übrigen ebenso wenig leisten können wie ein Büro. Gerade für einen Wohnwagen am Strand von Malibu, in dem er hauste, und für den besagten Wagen, ein Pontiac Firebird, reichten seine Honorare. Die veranschlagte er zwar immer mit „200 Dollar pro Tag plus Spesen", aber immer wieder mal waren seine Auftraggeber am Ende nicht liquide. Jim Rockford war also kein Superdetektiv wie manch einer seiner TVKollegen. Seinen Revolver bewahrte er in der Keksdose auf, weil er eiSeite 14
nerseits Waffen ebenso konsequent ablehnte, wie er andererseits für buchstäblich alle Fälle ebenso konsequent ein ganzes Sammelsurium gefälschter Visitenkarten mit sich herumtrug.
Jim Rockford: Charmeur, Hasenfuß und Schlitzohr
Je nachdem, was verlangt war, trat er mal als Finanzbeamter auf, dann wieder als Angestellter der örtlichen Wasserwerke. Ein wahrer Charmebolzen war Rockford, aber bisweilen auch ein Hasenfuß, der schon mal Dresche bezog, wenn er sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte (das konterkarierte wunderbar Garners tatsächliche Rolle im Korea-Krieg, wo er zweimal mit dem „Purple Heart", einem der wichtigsten Tapferkeitsorden des US-Militärs, ausgezeichnet worden war).
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
11. März 1976 bis 17. Februar 1977 in der ARD Ein Dummkopf war er allerdings nicht. Eher schon ein ausgemachtes Schlitzohr, eine humoristisch gefärbte Ausgabe von Raymond Chandlers existenzphilosophischem Privatschnüffler Philip Marlowe. Mal fand er Unterstützung bei seinem ehemaligen Mitgefangenen Angel, der allerdings im Zweifelsfall vor allem am eigenen Wohlergehen und dem eigenen Portemonnaie interessiert war. Mal musste er darauf vertrauen, dass ihm sein anderer Freund, Detective Dennis Becker von der Polizei Los Angeles, aus der Patsche helfen würde. Da musste Becker dann auch schon mal beide Augen zudrücken, wenn Rockford wieder einmal nach seinen ganz eigenen Regeln ermittelte, die Amtsanmaßung durchaus mit einschlossen. Immer und jederzeit verlassen konnte sich Rockford auch auf Rocky, seinen Vater, der sogar auf sein geliebtes Angeln verzichtete, wenn der Filius Probleme hatte. So vermochte der Privatdetektiv am Ende seine Fälle fast immer ebenso smart zu lösen, wie er zuvor vor allem seine weiblichen Kli-
Westernserie von Stadt zu Stadt, immer auf der Suche nach einem lukrativen Spiel. Und auch auf der großen Leinwand war James Garner längst eine große Nummer, als er Jim Rockford wurde. So war er zwischen 1955 und 1974, dem Start von „Detektiv Rockford: Anruf genügt", in den USA in einer ganzen Reihe von Filmen zu sehen, die heute längst als Klassiker gelten. So in John Sturges’ herausragendem (Anti-)Kriegsfilm „Gesprengte Ketten", ebenfalls unter John Sturges im Rache-Western „Die fünf Geächteten", in William Wylers bitterem Verleumdungsdrama „Infam" oder als Philip Marlowe in „Der Dritte im Hinterhalt" nach dem oben schon erwähnten Raymond Chandler. Und im Herbst seiner insgesamt mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Karriere kehrte Garner – durchaus erfolgreich – mit acht TV-Movies sogar noch einmal als Jim Rockford auf den Fernsehschirm zurück ...
DVD – Deutsche Fassung Detektiv Rockford, komplette Serie, Universal Pictures (34 DVDs)
Detektiv Rockford Die Filme – Komplettbox Alive (8 DVDs)
Darsteller Serienrolle Detektiv Jim Rockford Joseph Rocky" Rockford (nur Pilotfilm) " Joseph Rocky" Rockford " Det. Dennis Becker Evelyn Angel" Martin " Lance White
Darsteller/in James Garner Robert Donlevy Noah Berry Jr. Joe Santos Stuart Margolin Tom Selleck
enten betreut hatte. Trotzdem war nach sechs Jahren in den USA Schluss. Nicht wegen einer enttäuschenden Quote, sondern weil Garner, der viele Stunts selbst ausführte, sich schwer an den Beinen verletzt hatte.
Detektiv Rockford TV Serie + Spielfilme Universal Pictures (34 DVDs) Detektiv Rockford, Staffel 1–6, Universal Pictures Staffel 1 – Teil 1 (4 DVDs)
Staffel 1 – Teil 2 (3 DVDs)
Staffel 2 – Teil 1 (3 DVDs)
Staffel 2 – Teil 2 (3 DVDs)
Staffel 3 – Teil 1 (3 DVDs)
Staffel 3 – Teil 2 (3 DVDs)
Staffel 4 – Teil 1 (3 DVDs)
Staffel 4 – Teil 2 (3 DVDs)
Staffel 5 – Teil 1 (3 DVDs)
Staffel 5 – Teil 2 (3 DVDs)
Staffel 6 (3 DVDs)
James Garner – erst Bret Maverick, dann Jim Rockford
„Detektiv Rockford" verabschiedete sich, allerdings nicht, ohne wenigstens noch einen ähnlich gestrickten Nachfolger zu präsentieren. So wurde in der letzten Staffel sein Kollege Lance White eingeführt. Und der wurde von niemand anderem gespielt als von Tom Selleck, der bald darauf als „Magnum" gecastet wurde und so die Ehre der sympathischen Privatdetektive hochhielt. Für James Garner bedeutete „Detektiv Rockford: Anruf genügt" bereits die zweite große TV-Serienrolle seiner Karriere. Schon zwischen 1957 und 1962 hatte Garner einen augenzwinkernden, auch schon mal auf Taschenspielertricks setzenden Helden gegeben. Als immer wie aus dem Ei gepellter Berufsspieler Bret Maverick zog er in der gleichnamigen
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Hawaii Fünf-Null
(Hawaii Five-0)
H
Eine rauschende Brandung, die an einen awaii Five-0" bzw. „Hawaii Fünf-Null", die Story um eine Po„ lizei-Elite-Einheit auf der Trauminsel („5-0" ist deren Kennexotischen Palmenstrand spült, romantische ziffer, zugleich aber auch eine Anspielung darauf, dass Hawaii der Sonnenuntergänge, bezaubernde Bikini- 50. Bundesstaat der USA ist), glänzte mit einer rasant-eleganten Girls und spektakuläre Wasserfälle – lange Titelsequenz (deren Melodie aus der Feder von Morton Stevens es bis auf Platz 4 der US-Charts brachte) und bevor "Magnum" Anfang der mit vielen Außenaufnahmen am Original80er Jahre Hawaii auch für schauplatz. So wurde komplett vor Ort und den Pauschal- und Neckerteilweise mit echten Cops gedreht, was schon einmal große Authentizität verlieh. mann-Touristen interesAuch das mag ein Grund dafür sein, dass sant machte, hatte längst die Serie mit 271 Folgen für Jahrzehnte eine andere Krimiserie dem die am längsten laufende Polizeiserie im US-Fernsehen bleiben sollte. Von 1968 bis geneigten TV-Zuschauer die 1980 waren die Detectives Steve McGarrett Schönheiten dieses para(Jack Lord) und Danny Williams (James diesischen Eilandes naheMacArthur) sowie deren Laufburschen im Einsatz gegen durchgeknallte Vietnamgebracht. Seite 16
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Veteranen, perfide Mafiakiller, kommunistische Saboteure und vor allem auch gegen McGarretts Lieblingsfeind, den chinesischen Gangsterboss Wo Fat (Khigh Dhiegh). Dabei ging es längst nicht immer zimperlich zu, so dass es verblüfft, dass über die gesamten zwölf Jahre Lord mit exakt derselben, an einen Helm erinnernden Frisur und einem einzigen Gesichtsausdruck spielen konnte. Emotionen waren die Sache dieses Schauspielers nicht, der bisweilen gar wie ein Opfer früher, verfehlter Gesichtschirurgie wirkte. Überhaupt war Lord wohl jemand, der sehr darauf achtete, dass das eigene Image den Gegebenheiten in Hollywood (Stichwort Jugendwahn etc.) stets genügte. So soll er bezüglich seines
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Modern Art zu sehen waren, hatte sich finanziell an „Hawaii Five0" beteiligen lassen und brachte es so zum Millionär. Als er am 21. Januar 1998 im Alter von 77 Jahren in seinem Haus in Honolulu starb, hinterließ er ein Vermögen von 40 Millionen US-Dollar. Ein Vermögen, das der sich selbst als Philanthrop bezeichnende Schauspieler und seine Frau Marie in Gänze wohltätigen Einrichtungen der Insel vermachten. Dabei war Lord am Set häufig alles andere als ein Menschenfreund und soll mit seinen Allüren die Crew, vom Regisseur über die Kameraleute bis hin sogar zu seinem Co-Star James MacArthur, nicht selten in den Wahnsinn getrieben haben. Vermeintliche Überlegungen, den uneingeschränkten Star gar zum Gouverneur der Insel zu machen, dürften wohl auch deshalb nur ein – wenngleich sich hartnäckig haltendes – Gerücht sein. Zum allgemeinen Sprachgebrauch aber hat Lord auf jeden Fall etwas beigetragen. Denn McGarretts Aufforderung „Book ’em, Danno" („Buchte sie ein, Danny") wurde schließlich zum geflügelten Wort. Wo hier zu Lande „Derrick" seinen Harry meist zum Holen des Wagens losschickte, da schloss McGarrett seine Fälle und die jeweilige Episode stets mit dieser Formel ab.
Vom 30. Juni 1971 bis 26. Mai 1972 in der ARD
DVD – Deutsche Fassung
Darsteller Serienrolle Steve McGarrett Det. Danny Dan-O" Williams " Det. Chin Ho Kelly Det. Kono Kalakaua Wo Fat
Darsteller/in
Hawaii Fünf-Null, Staffel 1–12, Paramount
Jack Lord James MacArthur Kam Fong Zulu Khigh Dhiegh
Alters zumindest in der Biografie des ausführenden Senders CBS geflunkert haben. Wäre das dort genannte Geburtsdatum korrekt, hätte der smarte Jack die weiterführende Schule bereits mit sieben abgeschlossen gehabt!
(7 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(5 DVDs)
Heute feiert man auf Hawaii einen "Jack Lord Day"
An der großen Popularität von „Hawaii Five-0" und Jack Lord änderten solche Lappalien aber nichts. So löste die Serie nicht nur einen Tourismusboom aus, sondern man feiert auf der Insel bis heute jährlich auch einen „Jack Lord Day". Lord, nicht nur ein begehrter Schauspieler, sondern auch ein erfolgreicher Maler, dessen Gemälde u.a. sogar im Museum Of
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Jason King / Department S
Mit Schnauzer und Minipli die Welt retten Über Stil und Geschmack spricht man nicht, beides hat man – oder eben auch nicht! Diese goldene Regel setzte "Jason King" – legt man heutige Stilmaßstäbe an – wohl doch tendenziell ein wenig außer Kraft. Denn mit Ausnahme der beiden Früchtchen von "Die Zwei", Lord Brett Sinclair (Roger Moore) und Playboy Danny Wilde (Tony Curtis), hat wohl kaum ein anderer TV-Star so viel selbstreferenziellen, aber auch köstlichspinnerten Mumpitz erzählt wie Mr. Jason King (Peter Wyngarde), seines Zeichens KrimiAutor mit typisch britischem Spleen und Titelheld der gleichnamigen Serie.
B
escheidenheit war jedenfalls gewiss nicht Kings erste Zier. Wie bei „Die Zwei" sorgte auch hier die deutsche Synchronisation für pure Freude und dafür, dass Kings Wortwitz stets mit seiner extra-ordinären Erscheinung mithalten konnte. Auf den ersten Blick und aus heutiger Sicht mag der Mann ja ein eitler Fatzke gewesen sein. So, wie er damals herumlief, mit Schnauzer und Minipli, mit Kettchen hier und Ringen dort und obendrein oft genug bunt gewandet wie ein Pfau, würde man heute wahrscheinlich nicht einmal zum Karneval gehen. Damals aber, in den frühen 70er Jahren, waren „Jason King", die Serie
sowie Jason King, die Kunstfigur, tatsächlich so etwas wie Stilikonen. Nicht zuletzt lässt sich der Einfluss der Serie zum Beispiel durchaus wiederfinden in komisch-schrägem Unfug wie der „Austin Powers"-Reihe.
Peter Wyngarde – Stilikone der 70er Harald Keller erzählt in seinem lesenswerten Buch „Kultserien und ihre Stars" davon, dass King-Darsteller Peter Wyngarde 1970 von Radio Luxemburg gar zum bestgekleideten Mann Europas gewählt worden sein soll. Wyngardes Jason King war ein BilderbuchDandy, der alle anderen TV-Dandys wie Seite 18
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TV-Erstausstrahlung
DVD – Deutsche Fassung
in Deutschland
Jason King Komplette Serie Netwerk (8 DVDs)
Jason King, Teil 1+2 Koch Media (8 DVDs)
"Jason King": 30. Januar 1973 bis 17. Juli 1973 im ZDF "Department S": 29. Dezember 1970 bis 19. Oktober 1971 im ZDF die oben genannten „Die Zwei" noch übertraf. Und selbstverständlich gehörte eine stets attraktive weibliche Staffage ebenso zu ihm wie besonders exotische Örtlichkeiten, an denen er sich plötzlich in irgendwelche Fälle verwickelt sah. Apropos weibliche Staffage und exotische Örtlichkeiten: Tatsächlich wurde Wyngarde irgendwann Mitte der 70er Jahre mit dem Lkw-Fahrer Richard Jack Whalley in eindeutiger Position auf einer Londoner Herrentoilette gesichtet, so dass sein Image als Frauenheld zunächst einmal perdu war. Bei genauerer Betrachtung aber leistete der gute Mann selbst mit diesem Fauxpas Schrittmacherdienste. Schließlich erlaubte sich mehrere Jahrzehnte später auch der mittlerweile verstorbene Pop-Superstar George Michael eine ähnlich öffentlichkeitswirksame Romanze. Wyngarde war in den 50er Jahren übrigens kurz mit der Schauspielerin Dorinda Stevens verheiratet, so dass seine sexuelle Orientierung durchaus ähnlich rätselhaft scheint wie seine Herkunft. Während manche Quellen Marseille als Geburtsort nennen und seinen Vater als britischen Diplomaten ausweisen, wollen andere, verlässlichere, wissen, dass Wyngarde vermutlich wie sein Vater, der bei der britischen Handelsmarine war, in Singapur geboren wurde. Wie auch immer, ein besonderer TV-Erfolg war „Jason King" trotz Wyngardes Paradiesvogel-Image nicht.
Department S" – früher "Vorgänger von Akte X" " Dem Spin-Off des wesentlich erfolgreicheren britischen Agentenklassikers „Department S" fehlte eben schlichtweg dessen dramaturgische Güte. Kings Mätzchen allein trugen hier nur bedingt, während das „Department S"-Trio (Department S war so eine Art schnelle Einsatztruppe von Interpol), bestehend aus der Computerexpertin Annabelle Hurst (Rosemary Nichols), dem amerikanischen Haudrauf Stewart Sullivan (Joel Fabiani) und eben King, ein ums andere
Jason King, Teil 1+2 Koch Media (4 DVDs)
(4 DVDs)
Department S, Vol. 1– 4, Crest Movies
(1 DVD)
(1 DVD)
(1 DVD)
(1 DVD)
Mal mindestens England, wenn nicht gar die Welt retten musste. Mal waren die Bewohner eines ganzen Dorfes verschwunden, wie in der programmatisch betitelten Folge „Die Rat t e n f ä n g e r von Hambledown", dann wieder landete ein Flugzeug in LondonHeathrow – allerdings ohne Crew und Passagiere! –, so dass man über dem „Boeing-Rätsel" zu brüten hatte. Alles in allem wehte hier durchaus ein vorweggenommener Hauch von „X-Factor" oder „Akte X". Nach nur einer Staffel entschieden sich die Macher dennoch, die Serie abzusetzen. Man glaubte erkannt zu haben, dass die Figur des Jason King in einem Spin-Off noch größeres Zuschauerpotenzial haben würde. Per se kein dummer Gedanke, aber letztlich doch ein grandioser Irrtum. Kings Solo-Abenteuer konnten an Einfallsreichtum nun mal längst nicht mit „Department S" mithalten. Zudem fehlten dem Titelhelden seine Ex-Partner, mit denen er sich bei „Department S" wunderbar (un-)sinnige Wortgefechte geliefert hatte. Dem geneigten DVD-Käufer ist deshalb zu raten, im Falle eines Haushaltssparbeschlusses zunächst die Dienste von „Department S" in Anspruch zu nehmen.
Darsteller Serienrolle Jason King Rosemary Nichols Stewart Sullivan Sir Curtis Seretse EDITION KRIMI 1/2018
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Darsteller/in Peter Wyngarde Annabelle Hurst Joel Fabiani Dennis Alaba Peters
Toma / Baretta / Serpico
Die Hippie-Cops "Toma", "Baretta" und "Serpico" – diese drei US-Krimiserien der Mittsiebziger Jahre verband mehr als nur die Tatsache, dass der Nachname des Hauptcharakters auch den Titel gab. Frank Serpico, David Toma und Tony Baretta waren Cops in einer Zeit, in der Autoritäten auf breiter Basis hinterfragt, kritisiert oder gar abgelehnt wurden. So waren die drei Protagonisten allesamt Einzelgänger und unkonventionelle Typen, die nur selten geschniegelt und gestriegelt auftraten, sondern eher daherkamen wie die Drogendealer und Gangmitglieder, denen sie auf der Spur waren. So eine Art Hippie mit Blechmarke waren diese Gesetzeshüter, die ohne Sidney Lumets Kinomeisterstück "Serpico" mit Al Pacino in der Hauptrolle kaum denkbar gewesen wären. Seite 20
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D
ie wahre Geschichte des New Yorker Cops Frank Serpico (vom jungen Al Pacino hinreißend interpretiert), der seinen Job zunächst voller Stolz antritt, schnell aber erkennen muss, dass innerhalb der New Yorker Polizei die Korruption wie ein Krebsgeschwür um sich greift, gehört mit seinem grimmigen, gesellschaftskritischen Realismus zu den großen Meisterwerken des NewHollywood-Kinos der 70er Jahre und ist neben „Prince Of The City", ebenfalls von Lumet, einer der besten Cop-Filme überhaupt.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Serpico – zunächst ein Erfolg im Kino
Da lag es für Hollywood durchaus auf der Hand, den Erfolg von der großen Leinwand auch auf den kleinen Bildschirm zu bringen. Ein anderer RealLife-Cop aber war Serpico diesbezüglich voraus. „Toma", ebenfalls authentisch und basierend auf dem Leben des Newark-Polizisten David Toma, startete Anfang 1973 und damit einige Monate, bevor „Serpico" ins Kino kam (was allerdings nicht ausschließt, dass „Toma" dennoch vom dem Film zugrunde liegenden gleichnamigen Buch beeinflusst wurde). Der echte Toma hatte sich durch viele Verhaftungen, die ihm häufig dank cleverer Verkleidungen gelungen waren, einen Namen gemacht und war so zum Thema in Hollywood geworden. Mit Tony Musante, einem am 30. Juni 1936 in Bridgeport, Connecticut, geborenen Italo-Amerikaner, der bereits seit Anfang der 60er Jahre sowohl Kino- als auch TV-Erfahrung gesammelt und 1967 im grandiosen Jugendgewaltdrama „Incident ... und sie kannten kein Erbarmen" brilliert hatte, war der passende „Toma"-Darsteller alsbald geTony Musante funden (der echte Toma hatte mehrere kleine Auftritte in der Serie). Musante gab die Rolle mit großem Realismus, wie die Serie überhaupt an Authentizität nicht sparte. Das brachte ihr schnell den Vorwurf übertriebener Gewaltdarstellung ein – was aus heutiger Sicht allerdings übertrieben wirkt. Grundsätzlich waren Simon Oakland und Tony Musante die Kritiken der ersten Staffel aber durchaus positiv, so dass einer zweiten eigentlich nichts im Wege gestanden hätte. Eigentlich – denn Tony Musante hatte andere Vorstellungen. Schon vor Drehbeginn hatte er den Machern mitgeteilt, dass er nur für eine Staffel bereitstehen würde, um nicht über einen längeren Zeitraum an eine einzige Rolle gebunden zu sein.
1. Oktober 1983 bis 17. März 1984 im ZDF
Weil Tony Musante ausstieg, wurde aus " Toma" dann " Baretta"
Das aber hatte man bei ABC, dem ausstrahlenden Sender, nicht ernstgenommen, so dass man gezwungen war, einen „neuen" Toma zu suchen – oder die Serie einzustellen. Tatsächlich aber lief die Entscheidung auf eine Lösung in der Mitte zwischen diesen beiden Optionen hinaus. Da man den etwaigen neuen Hauptdarsteller nicht von Beginn an einem gewissen Erwartungsdruck aussetzen wollte, entschieden sich die Produzenten dazu, nur das nackte Konzept der Serie – unkonventioneller Einzelgänger-Cop geht in Zivil auf Gangsterjagd – zu übernehmen, ansonsten aber keine inhaltlichen Überschneidungen zuzulassen. So wurde aus David Toma 1975 Tony Baretta, ein weiterer Cop mit dem Hang zu cleveren Verkleidungen, der vier Staffeln lang die New Yorker Gangster aufmischte. Baretta
Robert Blake: Vom kleinen Strolch zum großen Bösewicht? lebte in einem heruntergekommenen Hotel, und sein bester Freund war Fred, ein weißer Kakadu. Im Gegensatz zu Toma, dem die Macher entsprechend seinem Vorbild eine Ehefrau und Kinder spendiert hatten, setzte Baretta auf wechselnde Frauenbekanntschaften. Gespielt wurde er von Robert Blake, dessen Hollywood-Karriere bereits als Kind mit einer regelmäßigen Rolle in der Kurzfilmserie „Die kleinen Strolche" und mit kleineren Rollen, so im Abenteuer-Klassiker „Der Schatz der Sierra Madre", begonnen hatte. 1967 glänzte Blake in der Verfilmung des Truman-Capote-Tatsachenromans
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Darsteller Serienrolle Frank Serpico Tom Sullivan Guzman Stinger
Serpico
Detective David Toma Patty Toma Jimmy Toma Donna Toma Inspector Spooner
in Deutschland
David Birney Tom Atkins Nick Corello David Moody
Toma
Tony Musante Susan Strasberg Sean Manning Michelle Livingston Simon Oakland
Baretta
Detective Tony Baretta Lt. Hal Brubaker Lt. Shiller Rooster Foley
TV-Erstausstrahlung
Darsteller/in
15. Februar 1989 bis 13. Februar 1990 bei RTLplus
Robert Blake Edward Grover Dana Elcar Michael D. Roberts John Ward
Robert Blake – ein Star mit Eintrübungen
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
10. März 1977 bis 13. Oktober 1977 in der ARD „Kaltblütig" als einer der beiden Killer einer vierköpfigen Farmersfamilie, 1969 war er an der Seite von Robert Redford als Indianer im Post-Western „Blutige Spur" zu sehen. Blake war damals auf dem Weg zu einer durchaus beachtlichen Karriere. Und das umso mehr, als er für „Baretta" schon im ersten Jahr einen Emmy erhalten sollte. Ab den späten 1990er Jahren aber machte er Schlagzeilen nur noch im Boulevard. Seine zweite Ehe, mit Bonnie Lee Bakely, endete tragisch. Von Beginn stand die Beziehung unter einem schlechten Stern, da Bakely dafür bekannt war, Prominente auszunehmen. Während eines Restaurantbesuchs am 4. Mai 2001 wurde sie unter nie ganz aufgeklärten Umständen durch einen Kopfschuss ermordet. Blake wurde verhaftet und 2002 schließlich des Mordes angeklagt, 2005 aber wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. In einem Zivilprozess, den die drei Kinder Bakelys angestrengt hatten, wurde er Ende 2005 schließlich zur Zahlung einer Entschädigung von 30 Millionen US-Dollar verurteilt. Anfang 2006 reichte Blake, der seit David Lynchs „Lost Highway" von 1997 keine Rolle mehr bekommen hatte, deshalb einen Insolvenzantrag ein. Die Schadenssumme wurde später zwar auf 15 Millionen US-Dollar reduziert, Blake aber war zahlungsunfähig. Seite 22
Im Frühjahr 2016 bekannte er in einem Interview, dass er auf eine private Krankenschwester angewiesen sei und an Inkontinenz leide, wirkte allerdings im Gespräch auf offener Straße doch recht rüstig. Besser getroffen als Blake hat es auf jeden Fall David Birney. Der am 23. April 1939 geborene Schauspieler kann heute zwar nicht auf eine der ganz großen Karrieren in Hollywood zurückblicken, aber doch auf eine, die ihm Rollen vor allem in TV-Serien bzw. -Movies einbrachte und die über 50 Jahre währte. So stehen für den Sohn eines FBI-Agenten größere Serienrollen wie David Birney in „Die Chronik der Adams", „Chefarzt Dr. Westphall" oder „Glitter" zu Buche. Und, 1976, in „Serpico". Im Gegensatz zum Kinofilm drei Jahre zuvor aber war der Serie kein großer Erfolg beschieden. Zwar machte es durchaus etwas her, wenn Birney als Serpico auf seinem ScramblerMotorrad – unterlegt vom bläsergetränkten Jazz-Funk-Titelthema von Elmer Bernstein – ohne Rücksicht auf gängige Verkehrsregeln über die Straßen New Yorks fegte. Das aber war’s dann auch fast schon mit den Attraktionen. Ob die relative Erfolglosigkeit der Serie, die es im deutschen TV gerade einmal auf 14, in den USA inklusive Pilot auch nur auf 16 Folgen brachte, an Birneys Performance lag, sei dahingestellt. Fakt ist, dass er unter den drei hier abgehandelten Stars sicherlich der mit dem geringsten Star-Appeal war. Blake, vor allem aber Musante übertrafen ihn in dieser, wenngleich nur schwerlich messbaren, Kategorie doch deutlich.
DVD – US-Fassung
Baretta Best Of Baretta
Baretta Season 1
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Die 2
(The Persuaders!)
"Schlock" – "Schund", so charakterisiert die lesenswerte britische TV-Serien-Anthologie "Cult TV – The Essential Critical Guide" "Die 2", dieses bei deutschen Fans doch so hochgeschätzte Serienunikum. Natürlich hat das etwas zu tun mit typisch britischem Humor. Und schon im nächsten Satz relativiert man diese drastische Einschätzung dann auch deutlich: "But enjoyable schlock" – "unterhaltsamer Schund", heißt es da, und dieses differenziertere Urteil wird dem Guilty Pleasure typisch englischer Prägung schon eher gerecht.
atsächlich hat bereits der feine Vorspann mehr Stil als eine komplette Folge so manch anderer Krimiserie. Und Stil – das ist es, worum es vornehmlich ging und geht bei „Die 2”. So begleitet eine smarte, mit einem Hauch von Melancholie unterlegte Melodie den Bilderreigen, der im Zeitraffer die beiden so unterschiedlichen Leben und Karrieren von Lord Brett Sinclair (Roger Moore) und Danny Wilde (Tony Curtis) vor den Augen des Zuschauers ablaufen lässt: hier der englische Adlige, der in Seite 24
Oxford seine Bildung mit goldenen Löffeln gefressen hatte. Dort der Junge aus der Bronx, dessen harte Schule das (Über-)Leben selbst und dessen Klassenzimmer die Straße war, bevor er durch einen Ölfund zum Millionär wurde. Aus dem stets aufs Neue mal eher fein, mal eher derb akzentuierten Kontrast zwischen diesen unterschiedlichen Charakteren bezog die Serie einen Großteil ihres Charmes. Was die beiden Männer vereinte, war zum einen ihr hingebungsvoller Kampf gegen das internationale Verbrecher-
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tum, zum anderen vor allem aber ihre noch entschiedenere Hingabe für das weibliche Geschlecht. Und so dienten die Kriminalfälle, die der Lord und der Selfmademan ab 1972 im ZDF zu lösen hatten, in erster Linie als Vehikel, um dem deutschen Bildungsbürger zu zeigen, eindrucksvoller noch, als etwa Margret Dünsers „V.I.P.-Schaukel” das konnte, was der internationale Jetset Anfang der 70er Jahre so alles drauf hatte. Mit einem Aston Martin an der Rivera entlang zu cruisen oder mit dem Speedboot förmlich über die Wellen der Adria zu fliegen und
Darsteller Serienrolle Lord Brett Sinclair Danny Wilde
Darsteller/in Roger Moore Tony Curtis
2” auf dem amerikanischen Markt durch (für den die Briten „The Persuaders!” nach dem Erfolg von „The Saint”/„Simon Templar” eigentlich konzipiert hatten). Nichtsdestotrotz wurde „The Persuaders!” in 23 Sprachen übersetzt und vor allem in Europa zu einem großen, wenn auch nur kurz währenden Hit. Wegen des Misserfolgs auf dem so wichtigen US-Markt und den damit umso schwerer wiegenden Produktionskosten von damals
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
27. April 1974 bis 18. März 1977 im ZDF dabei, wenn irgendwie möglich, einen Scotch (der Lord) oder einen Bourbon (der Straßenjunge) in der einen und ein Bikini-Girl an der anderen Hand zu halten – das waren dabei noch die gewöhnlichsten Ausdrucksformen von üppige Müßiggängertums. Einen Blick oder zwei war die Serie allemal wert, nicht zuletzt wegen der hübschen Staffage, zu der zum Beispiel auch das spätere „Denver-Clan”-Biest Joan Collins zählte. Dennoch hält sich bei uns hartnäckig die Behauptung, die Serie sei erst durch die mit Zweideutigkeiten und Blödeleien („... sleep well in your Bettgestell ...”) gespickte Synchronisation von Rainer Brandt (Tony Curtis) und Lothar Blumhagen (Roger Moore) zu einem Kult-Erfolg ausschließlich in Deutschland geworden. Eine Behauptung, die aber schlichtweg falsch ist. Zwar fiel „Die
fantastischen 100.000 britischen Pfund pro Episode hatten der Lord und der Playboy bereits nach 24 Abenteuern ausgedient. Für die beiden Protagonisten aber war das kein Problem. Tony Curtis war zu diesem Zeitpunkt längst ein Superstar und Herzensbrecher in Hollywood, der sich in den 50er und 60er Jahren in nahezu jedem Genre vom Western („Winchester 73”) über den Kostümfilm („Die purpurrote Maske”) bis zum Drama („Dein Schicksal in meiner Hand”) oder zur Komödie („Manche mögen’s heiß”) bewiesen hatte. Und Roger Moore, der ebenfalls bereits seit Mitte der 50er Jahre in Hollywood aktiv war und bereits mit der langlebigen Detektivserie „Simon Templar” (siehe eigene Story) echtes Starpotenzial gezeigt hatte, brachte „Die 2” immerhin den Status als bestbezahlter TV-Schauspieler der Welt ein. Das Beste aber sollte für ihn erst noch folgen: „James Bond”, UNSonderbotschafter-Status und schließlich der Ritterschlag durch die Queen wurden zu den wohl unbestrittenen Highlights in der Karriere von Sir Roger.
DVD – Deutsche Fassung Die 2 Limited Edition, komplette Serie Koch Media (8 DVDs)
Die 2 Komplette Serie, Koch Media (8 DVDs)
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Percy Stuart
So wie Percy Stuart (Claus Wilcke), so wollte ich Ende der 60er Jahre irgendwann auch einmal werden – wenn ich nicht gerade damit beschäftigt war, dem Rifleman aus "Westlich von Santa Fé" oder – seltener – dem Urwaldoktor aus "Daktari" nachzueifern. In der Rückschau und in Anbetracht dessen, dass der mühseligen Erfahrungen und Fährnisse vieler Jahre würde ich heute aber längst ein Leben, das dem des Jetsetters, Globetrotters und Tausendsassas Percy Stuart ähnelt, einem in der Wüste New Mexicos oder im schwülen afrikanischen Dschungel vorziehen. n einer Zeit, als unsereins mit den Eltern die Sommerferien im Allgäu verbrachte und eine Reise über die Alpen an einen der oberitalienischen Seen das Höchste der Gefühle in Sachen Internationalität war, verströmte „Percy Stuart" eine Weltläufigkeit, die man damals so noch nicht kannte. Globalisierung war noch nicht einmal als Wort erfunden, und Orte wie Vera Cruz oder Mauritius tauchten im Erdkunde-Unterricht, der damals noch Heimatkunde genannt wurde, nicht auf. Titelgebende Begriffe wie Sombrero, Scheich, Hazienda oder Piratengold kamen einer ungeheuren Verlockung wie aus „Tausendundeine Nacht" gleich. Es war dieses Unbekannte, das Fremde und Exotische, das „Percy Stuart" Ende der 60er Jahre 52 Mal, zunächst in Schwarzweiß, später in Farbe, in deutsche Wohnzimmer brachte. Bereits der Titelsong, gesungen von Claus Wilcke selbst, Seite 26
machte jedem abenteuerlustigen Jungen den Mund wässrig. Percy Stuart war nicht nur „der Mann, der alles kann" und „ein Mann mit tausend Träumen", sondern vor allem derjenige, der sich diese Träume auch erfüllen konnte. Dass an all diesen mysteriösen Orten selbstverständlich „im schönsten Moment die größte Gefahr" lauerte, machte das Ganze erst richtig rund. Schließlich wollte man ja keine Pfeife, sondern ein ganzer Mann sein. Und im Übrigen versprach der Song „in neunundneunzig Prozent auch ein Happy End" ...
Da konnte man wirklich neidisch werden auf Percy Stuart, mit dem es das Schicksal auch sonst gut gemeint hatte. Percy war der Erbe eines amerikanischen Multimillionärs und verbrachte schon
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ihm mehrere „Bravo"-Ottos einbrachten. Dass seine Karriere danach nicht förmlich durch die Decke ging, mag am veränderten Zeitgeist gelegen haben. Tatsache ist aber, dass der Mann bis heute als Schauspieler bei Film und Theater und als Synchronund Hörspielsprecher gut im Geschäft ist. Und nicht nur dort.
deshalb ein angenehmes Jetset-Leben. Dass der Vater in seinem Testament den Filius dazu verdonnert hatte, um die Aufnahme in den exklusiven Londoner Excentric Club (oder auch Club der 13) zu ersuchen, die an das Bestehen von 13 großen Abenteuern rund um den Globus gebunden war, war kein Problem, sondern ein Glücksfall für Percy. Ein Geschenk, für einen ohnehin Beschenkten, was einem schon damals schlagartig klarmachte, dass die dümmsten Bauern eben doch die dicksten Kartoffeln ernten. „Abenteuer rund um den Globus", und das ganz für lau, wie es neudeutsch heißt – als ob das eine Bestrafung gewesen wäre für den Luftikus, der die Dinge ohnehin gerne mit Humor nahm.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
12. März 1969 bis 19. Januar 1972 im ZDF Weniger lustig dagegen fand Anwalt Reginald Prewster (Horst Keitel) die Exkursionen an der Seite des Sunnyboys. Prewster hatte dafür zu sorgen, dass Percy bei der Lösung seiner Fälle nicht trickste und immer im Rahmen der von den Club-Mitgliedern vorgegebenen Regeln agierte. Dabei harmonierte das ungleiche Paar von Beginn an so gut, dass selbst das ZDF überrascht wurde vom Erfolg der Serie, die sich schon bald zum Straßenfeger entwickelte und schließlich bis zu – in der heutigen TV-Landschaft unvorstellbaren – 54 Prozent Zuschauerbeteiligung erzielte. Waren zunächst nur 13 Folgen geplant, ließen die Macher Percy kurzerhand an der 13. Aufgabe scheitern, so dass er erneut 13 Aufgaben zu lösen hatte, und so weiter. Insgesamt brachte man es so auf vier Staffeln, die Wilcke damals zu einem der populärsten deutschen Schauspieler machten und
Denn wie seinerzeit Percy Stuart scheint Wilcke bis heute bei den Frauen großen Schlag zu haben. Damals mag mich das kaum beeindruckt haben, Mädchen waren in jenen frühen Jahren des Knabentums ja bekanntlich in erster Linie doof. Mittlerweile aber sehe ich das – wenigstens von Fall zu Fall – anders. Dass der 77-jährige Wilcke zum vierten Mal verheiratet ist, mag für sich noch keine große Meldung sein. Dass seine aktuelle Frau, wie bereits auch die dritte, aber mehr als 30 Jahre jünger ist als er selbst, schon eher. Zumindest zeigt es, dass Wilcke, der immer noch gut aussieht, sich etwas bewahrt haben muss vom jugendlichen Charme, der seinen Percy Stuart ausmachte. Und wahrscheinlich lässt es sich so tatsächlich auch im Alter ganz gut leben. Harter Schnitt: Nicht mehr leben mit dem Alter und den entsprechenden Begleiterscheinungen wollten dagegen Horst Keitel und seine Ehefrau, die Schauspielerin Herta Kravina. Kravina war an Parkinson erkrankt und musste zwischenzeitlich in einem Pflegeheim leben. Keitel, der sich dort ein Bett in ihr Zimmer gestellt hatte, muss unter dieser Situation schrecklich gelitten haben. Denn im November 2015 wurde das Ehepaar, das 51 Jahre verheiratet war, tot aufgefunden. In einem Abschiedsbrief hieß es, dass man ein erfülltes Leben gehabt und nicht ohne einander leben wolle. Keitel soll den Freitod bereits länger ins Auge gefasst haben, wie Claus Wilcke in einem Interview einmal erzählte.
DVD – Deutsche Fassung
Darsteller Serienrolle
Darsteller/in
Percy Stuart Sir Reginald Prewster General Mc Lean Lordrichter Parkinson Mr. Winterbottom Mr. Joshua Brown Lord Hamilton Mr. Pommeroy Mr. Beverly Mr. Fitzgerald Sir Richard Cavendish Mr. Grover Sir John Cleveland
Claus Wilcke Horst Keitel Albert Lippert Georg Eilert Otto Preiss Friedrich Hartau Helmuth von Scheven Gerhard Frickhöffer Alf Marholm Kurt Beeken Otto Stern Kurt Klopsch Robert Meyn
Percy Stuart Komplette Serie Studio Hamburg (8 DVDs)
Staffel 1–4, Studio Hamburg
(2 DVDs)
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(2 DVDs)
(3 DVDs)
(4 DVDs)
Perry Mason
Mason, So sind sie, die Amis! 1993 wählten sie den fiktiven Perry mmsten schli ht der den TV-Anwalt der – selbstverständlich – stets zu Unrec er der USA. Und zwar Verbrechen Verdächtigten, zum zweitbeliebtesten Rechtspfleg erfolgreichstem unmittelbar hinter F. Lee Bailey, Amerikas tatsächlich den Richtern und vor Strafverteidiger (u.a. im O.J.-Simpson-Fall), und weit Supreme Courts. Staatsanwälten des höchsten Gerichtshofes der USA, des undern muss man sich nicht über diese typisch amerikanische, naiv anmutende Begeisterung für Helden des (Fernseh-)Alltags: Eine Erfolgsquote von sage und schreibe 270 Fällen – bei insgesamt „nur" 271, die Mason zu bearbeiten hatte – machte den Mann zur unbestrittenen Legende des Gerichtsthrillers. Da können Realität und Fiktion durchaus schon mal durcheinandergeraten im Land der unbegrenzten TV-Möglichkeiten. „Perry Mason", die Serie um den mit einem messerscharfen Verstand gesegneten Anwalt, hat (aber nicht nur) die Amerikaner mehr als ein halbes Jahrhundert lang begeistert.
Dies vielleicht auch, weil die Figur des Perry Mason so stimmig wirkte, stammte sie doch aus der Feder des amerikanischen Autors und früheren Rechtsanwalts Erle Stanley Gardner (Gardner gab in der letzten Folge einen Richter, während die späteren Superstars Dustin Hoffman und Robert Redford Auftritte als Zeugen hatten). Erle Stanley Gardner war zunächst mit „Perry Mason"-Romanen erfolgreich, bevor die Reihe von 1943 bis 1955 als eine der klassischen US-Radioshows lief. 1957 (in den USA; hier zu Lande 1959) wechselte „Perry Mason" schließlich noch einmal das Medium und war Seite 28
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
20. November 1959 bis 18. Januar 1963 in der ARD fortan im Fernsehen im Einsatz. Dort trieb er seinen ständigen Widerpart, Staatsanwalt Hamilton Burger (William Talman), zunächst bis 1966 ein ums andere Mal in die Verzweiflung. Während später eine erfolglose Wiederbelebung mit neuem Personal und Monte Markham als Perry Mason scheiterte („The New Perry Mason"), kehrte der klassische Mason in den 80er und frühen 90ern schließlich noch einmal für eine Reihe von TV-Movies zurück. Und wer weiß, vielleicht würde der Mann mit dem durchdringenden Blick auch heute noch die wahren Schuldigen im letzten Moment auf der Zeugenbank zum Zusammenbruch zwingen, wäre Mason-Darsteller Raymond Burr nicht bereits 1993 verstorben. Den hatte die moralische Strahlkraft seiner Rolle von einem unverbesserlichen (Film-)Saulus auf wundersame Weise doch noch zum Paulus gemacht. Der s c h w e rg e w i c h tige, baumlange Schauspieler war in Hollywood zunächst vor allem als ziemlich fieser Bösewicht aufgefallen. So hatte er u.a. überzeugt in der Rolle des Ehe- und Knochenbrechers, den ein an den Rollstuhl gefesselter James Stewart in Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Fenster zum Hof" per Fernglas bei seinem mörderischen Treiben beobachtete. Kurios: Burr war eigentlich für die Rolle des Staatsanwaltes vorgesehen, bat aber darum, auch für die Rolle des Perry Mason vorspielen zu dürfen. Der Rest ist Fernsehgeschichte und machte Burr von einem Tag zum anderen zur Respektsperson und schließlich auch zu einem der ersten Superstars des US-Fernsehens. In der wunderbaren, leider verblichenen Filmzeitschrift „Steadycam" stand einmal zu lesen, dass Burr schon Anfang der 60er Jahre das damals nahezu unglaubliche Honorar von einer Million Dollar jährlich für seine Dienste im TV-Gerichtssaal erhalten haben soll ...
Plädoyers im Vorfeld der Dreharbeiten gerne mit ausgewiesenen Juristen. Dieser Einsatz wurde schließlich nicht nur mit viel Geld, sondern auch mit der Ehrendoktorwürde in Jura belohnt, die Burr von einem College in Sacramento verliehen wurde. „Perry Mason" diente im Übrigen auch als Vorbild für deutsche Rechtsverdreherserien wie „Ein Fall für Zwei" mit u.a. Günter Strack. Der konnte mit Burr aber allenfalls in Sachen Leibesumfang mithalten. Wie sein unerreichtes Vorbild hatte allerdings auch der deutsche Anwalt einen Detektiv an seiner Seite. Was für Mason der smarte Paul Drake (William Hopper;
Darsteller Darsteller/in
Serienrolle Perry Mason Della Street Paul Drake Hamilton Burger
Raymond Burr Barbara Hale William Hopper William Talman
Sohn der berühmt-berüchtigten Klatschkolumnistin Hedda Hopper) war, sollte für Strack und seine Nachfolger Jahre später der Westentaschendetektiv Matula (Claus Theo Gärtner) werden. Zum „Perry Mason"-Mikrokosmos gehörte schließlich auch noch die Sekretärin Della Street (Barbara Hale), der gute Geist des Hauses. Entgegen den in der Realität weitverbreiteten intimen Gepflogenheiten zwischen Chef und „Tippse" nannte Mason seine Della zwar auch beim Vornamen – das aber war schon die höchste Form der Intimität, die Autor Gardner dem tugendhaften Anwalt gönnen mochte.
DVD – Deutsche Fassung Perry Mason, Die kompletten Staffeln 1+2 Paramount (10 DVDs)
(8 DVDs)
Perry Mason, Staffel 1+2, Paramount Dafür leistete er allerdings auch einiges. So verbrachte der gewissenhafte Schauspieler nahezu sechs Monate in Gerichtssälen, um das Treiben echter Rechtsanwälte zu studieren. Zudem besprach er seine
Season 1.1 (5 DVDs) Season 1.2 (5 DVDs) Season 2.2 (4 DVDs) Season 2.2 (4 DVDs)
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Petrocelli
Kein Perry Mason, aber ein feiner Kerl
Newman) war der Anthony J. Petrocelli (Barry nterhaltung. Und das Sisyphos der 70er-Jahre-TV-U afverteidiger, der aus zweierlei Gründen. Der Str san Howard) in einem mit seiner Frau Maggie (Su tiven Stadt San Remo Wohnmobil am Rande der fik lebte, baute sich im sonnigen Südwesten der USA erdings ohne dabei 45 Folgen lang ein Haus. All l mehr als das Fundawirklich voranzukommen. Vie ühungen auch gegen ment hatte er trotz aller Bem chafft. Ende der Serie noch nicht ges Seite 30
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
13. Februar 1976 bis 30. Dezember 1977 im ZDF
W
as ein Stück weit verständlich war, denn Tony Petrocelli hatte gut zu tun. Irgendjemand wurde hier, in einer der landschaftlich spektakulärsten, aber – was die Einwohner betrifft – auch hemdsärmligsten Gegenden der USA immer zu Unrecht eines Mordes verdächtigt. Dann wusste sich derjenige keine andere Hilfe mehr als Tony Petrocelli. Denn der Anwalt hatte selbst schon einmal im Knast gesessen. Mit dem zügigen Hausbau war es bei soviel Arbeit also Essig für Petrocelli, den Anwalt.
Aber auch „Petrocelli", das Serienformat, plagte ein nicht zu lösendes Problem. Und dieses Problem hörte auf den Namen „Perry Mason" (siehe Extra-Story). „Perry Mason" war ebenfalls eine Serie um einen titelgebenden Strafverteidiger, der von Raymond Burr gespielt wurde. Bis heute gilt „Perry Mason" als eine der erfolgreichsten TVSerien überhaupt und als Blaupause für Anwaltsserien jeglicher Couleur. An Perry Mason mussten sich alle traditionellen TV-Anwälte messen lassen, ob nun „Owen Marshall", „Hawkins" (mit Kinolegende James Stewart) oder später auch Dr. Franck (Rainer Hunold) im deutschen „Ein Fall für zwei". Folgerichtig verlor Petrocelli dann nach nur zwei Staffeln und 44 Episoden sein TV-Mandat. Sei’s drum. Trotzdem musste man den verhinderten Häuslebauer mögen. Barry Newman hatte der Figur einen unverwechselbaren Anstrich gegeben: Petrocelli hatte in Harvard studiert, so dass ihm in den Metropolen im Osten alle Türen offen gestanden wären.
Darsteller Darsteller/in
Serienrolle Anthony J. Petrocelli Maggie Petrocelli Pete Ritter Lt. John Ponce
Barry Newman Susan Howard Albert Salmi David Huddleston
– Lieber kleine Dramen als das große Geld –
Aber der Mann war Idealist, der die kleinen Dramen und die Schicksale der zu Unrecht Beschuldigten dem großen Geld vorzog. Dieser Strafverteidiger war einer, der Autoritäten und Instanzen manches Mal gehörig in Frage stellte und sich bei seinen Ermittlungen weder von großen Namen noch von übereifrigen Cops aus der Ruhe bringen ließ. Das gefiel damals manch einem, der sich Mitte der 70er Jahre vorübergehend vom Cowboy-Dasein abnabelte und zum Mann heranreifte. Und auch heute lässt sich die Serie durchaus noch mit Freude schauen. Nicht zuletzt, weil mit Ehefrau Maggie (Susan Howard, die später auch in „Dallas" aufschlug) und mit Tonys Mann fürs Grobe, dem Ex-Cop Pete Ritter (Albert Salmi), die Nebenfiguren stimmten, und „Petrocelli" auch formal durchaus gelungen war. In Rückblenden, erzählt in verschiedenen Versionen aus der unterschiedlichen Sicht der jeweils Beteiligten, konnte sich der Zuschauer ein Bild machen, wer nun glaubwürdiger respektive verdächtiger erschien. Diese Idee kannte man so ähnlich schon aus Akira Kurosawas frühem Meisterwerk „Yojimbo – Der Leibwächter". Und wer sich vom japanischen Starregisseur inspirieren ließ, wie in diesem Fall der ausführende Sender NBC, der hatte seine Lektion offensichtlich gelernt.
DVD – Deutsche Fassung Petrocelli, Staffel 1+2, Alive
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(7 DVDs)
(7 DVDs)
Quincy (Quincy M.E.)
DOKTOR TOD Wahrscheinlich war er einer der hier zu Lande am meisten unterschätzten US-Schauspieler. Durchaus erfolgreich zwar, aber eben doch nicht entsprechend gewürdigt. Jack Klugman, dem in der Rolle des Sportreporters Oscar Madison in "Männerwirtschaft" an der Seite von Tony Randall bereits einer der schönsten Klassiker der gehobenen TVUnterhaltung gelungen war, hat es später als Gerichtsmediziner Dr. Quincy doch noch zum Stammgast im deutschen Fernsehen gebracht.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
10. März 1981 bis 24. Oktober 1984 in der ARD
K
aum einmal vergehen ein paar Wochen, in denen „Quincy" nicht auf irgendeinem Sender zu sehen wäre. Dr. Quincy ist Dauergast im deutschen Fernsehen, die Quote muss den Senderchefs offensichtlich selbst noch in der x-ten Wiederholung Freude bereiten. Dabei dürften es Mitte der 70er Jahre wohl nur kühne Optimisten für möglich gehalten haben, dass es ausgerechnet ein Gerichtsmediziner – eine Spezies, die damals allenfalls als nebenrollentauglich galt – zum Star einer TV-Serie bringen könnte. Tatsächlich war „Quincy" dann auch zunächst nur vorgesehen als Teil einer Anthologie-Serie, in der sich unter dem Sammeltitel „The NBC Sunday Mystery Movie" im wöchentlichen Rhythmus „Columbo", „McCloud" („Ein Sheriff in New York") und „McMillan" abwechseln sollten. Schon nach nur einer Spielzeit aber stand fest, dass dieser Quincy das Zeug dazu hatte, eine eigene wöchentliche Serie zu bestreiten. Vielleicht ja, weil der bisweilen ein wenig schroff wirkende Mediziner, der seine Vorgesetzten ein ums andere Mal an den Rand der Verzweiflung trieb, wenn er wieder einmal ein erstes Untersuchungsergebnis anzweifelte, damals in dieselbe Kategorie passte wie Detective Lieutenant Mike Stone (Karl Malden), der „Die Straßen von San Francisco" überwachte.
Knurrig, manchmal gar mürrisch, ausgestattet mit der Neigung zur veritablen Nervensäge, aber doch mit dem Schalk im Nacken und vor allem absolut integer – so einer war Quincy. Ein Charakterkopf eben. Unsereins begann damals allmählich, sich nicht nur für die Rolle, sondern auch für den Schauspieler hinter dieser Rolle zu interessieren. Und Jack Klugman war ein Musterbeispiel seiner Profession. Einer, dem man wunderbar dabei zuschauen konnte, wie er – scheinbar ohne jegliche Anstrengung – einen fiktiven Charakter bis in die letzte Faser mit prallem Leben füllen konnte. Bis auf den heutigen Tag gehört Klugman zu den Schauspielern, die einem beim Zappen zufällig, aber immer wie sehr gute, liebe Bekannte ins Wohnzimmer schneien und niemals ungelegen kommen. Übrigens: Quincys Vorname wurde nie genannt, auch wenn er natürlich einen hatte. In einer Episode riskierte die Kamera einmal einen kurzen Blick auf seine Visitenkarte. Und da stand es schwarz auf Weiß: Dr. R. Quincy!
Darsteller
DVD – Deutsche Fassung
Serienrolle Quincy Lieutenant Frank Monahan Sam Fujiyama Lee Potter Danny Tovo Dr. Robert Astin
Jack Klugman – bis heute ein gerngesehener TV-Gast
Darsteller/in Jack Klugman Garry Walberg Robert Ito Lynette Mettey Val Bisoglio John S. Ragin
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Quincy Staffel 1–2, Limited Edition Universal Pictures (5 DVDs) Quincy Staffel 1–2 Universal Pictures
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Magnum
(Magnum, P.I.)
Ganz ehrlich: Als Thomas Magnum (Tom Selleck) im Juni 1984 erstmals auch im deutschen TV herumschnüffelte, da hatte unsereins für diesen vermeintlichen Westentaschen-Detektiv zunächst nicht mehr als ein herablassendes Lächeln übrig. Ein Mann mit Schnauzbart und wucherndem Brusthaar, der hin und wieder auch noch in Hot Pants unterwegs war, mit dem konnte ja etwas nicht stimmen. Und man mochte sich auch gar nicht vorstellen, was dieses "Etwas" hätte sein können ... Seite 34
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E
s sollte eine Weile dauern, bis einem wirklich klar war, wie raffiniert und subtil die Serie das Image eines harten Privatermittlers im Raymond Chandler’schen Sinne (u.a. die Stimme aus dem Off als Erkennungszeichen) mit einer gehörigen Portion Selbstironie und mit viel Witz und Esprit kreuzte. Vielleicht war bei der anfänglichen Abneigung auch ein wenig Eifersucht im Spiel. Denn Magnum, gesegnet mit dem Körper eines modernen Top-Athleten (irgendwie erinnerte Tom Selleck damals optisch immer ein wenig an den deutschen
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
18. Juni 1984 bis 17. September 1985 in der ARD Zehnkämpfer Jürgen Hingsen), hatte dank seines Sexappeals ungeheuren Schlag bei den Frauen und taugte im Gegensatz zu seinen Konkurrenten wie Detektiv Rockford oder Frank Cannon auch als Coverboy für Zeitgeist- und Lifestyle-Magazine. Wie der frühere Serienerfolg „Hawaii 5-0" spielte auch „Magnum" auf diesem paradiesischen Pazifikeiland, das bekanntlich der 50. Bundesstaat der USA ist. Ansonsten aber war der durchaus zu feiner Selbstironie fähige Magnum das genaue Gegenstück zum harten Hund Steve McGarrett (Jack Lord) aus „Hawai 5-0".
Thomas Magnum verfügte über eine gehörige Portion Charme, war meist sanft und konnte vor allem über sich selbst lachen. Besonderen Reiz bezog die Serie gerade auch aus Magnums Verhältnis zu seinem Boss. Jonathan Quayle Higgins III (John Hillerman) war ein
formvollendeter, wenn auch bisweilen ein wenig spleeniger Brite, wie er im Buche steht. Für den Schriftsteller Robin Masters verwaltete er dessen luxuriöses Anwesen mit Villa, Pool, Ferrari und Gästehaus, das Magnum als Heim diente. Masters selbst tauchte nie auf, war aber bisweilen dank der Stimme von (im Original) Filmgenius Orson Welles wenigstens zu hören. Alles in allem kamen die beiden doch recht unterschiedlichen Charaktere Magnum und Higgins ganz gut miteinander zurecht. Lediglich, wenn es um Ordnungsliebe und um Magnums selbstverständliche Nutzung des Ferraris als Dienstwagen ging, konnten die beiden schon mal aneinandergeraten. So schien der smarte Detektiv ein Leben wie aus dem Bilderbuch zu führen, wenn sich nicht hinter der Fassade des Lebemanns doch ein dunkler Abgrund aufgetan hätte. Magnum war – wie seine beiden besten Kumpel, der Hubschrauberpilot Theodore „T.C." Calvin (Roger E. Mosley) und der Nachtclub-Besitzer Orville „Rick" Wright (Larry Minetti), – hochdekorierter Vietnam-Veteran. Nach dem Abschied von der Truppe hatte sich das Trio auf Hawaii niedergelassen, um die Schrecken des Krieges zu vergessen, der als erster Krieg, der auch im TV stattgefunden hat, in die Geschichte eingegangen ist. Ganz so einfach aber gelang das nicht, und immer wieder mal wurden Magnum und damit auch der Zuschauer mit dem Erlebten konfrontiert. So gab es bei aller heiteren Grundstimmung bisweilen doch schmerzliche Verluste zu akzeptieren. Und es ist diese Ambiguität, die „Magnum" auch rund 30 Jahre nach der ersten Ausstrahlung jung gehalten hat und die Serie noch immer sehenswert macht. Man könnte auch sagen: „Magnum" ist so zeitlos wie die HawaiiHemden des Protagonisten (was nicht bedeutet, dass man die Dinger mögen muss). Aber hier stimmt handwerklich eben einfach alles, die Charaktere, die Geschichten und sogar, wie ich heute zugeben muss, der Schnauzbart. Thomas Magnum ist wohl einer der ganz wenigen mir bekannten Männer, der mit einer solchen Rotzbremse besser aussieht als ohne.
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Für Tom Selleck bedeutete „Magnum" den großen Durchbruch. Dabei dürfte bei Selleck zunächst sogar ein wenig Wehmut dabei gewesen sein. Denn Top-Regisseur Steven Spielberg hatte ihn als Indiana Jones für seinen – aus heutiger Sicht – legendären Abenteuerklassiker „Der Jäger des verlorenen Schatzes" auserwählt. Weil sich die Dreharbeiten beider Produktionen aber se Stone", einer bisher neun Episoden umfassenden TV-Movie-Reihe um den gleichnamigen alkoholkranken Cop, der von Los Angeles in ein kleines Kaff an der Ostküste versetzt wird, kann er noch einmal einen interessanten Charakter von Folge zu Folge und in aller erzählerischen Ruhe weiterentwickeln. Ein Ende ist nicht abzusehen: So wird es für „Jesse Stone" 2017 weitere Arbeit geben.
Darsteller Serienrolle Thomas Sullivan Magnum Jonathan Quayle Higgins III Theodore "T.C." Calvin Orville Rick" Wright " Lieutenant Tanaka Agatha Chumley Stimme von Robin Masters
Darsteller/in Tom Selleck John Hillerman Roger E. Mosley Larry Minetti Kwan Hi Lim Gillian Dobb Orson Welles überschnitten, musste Selleck passen, und die Rolle ging an Harrison Ford. Abbruch aber tat das Sellecks Karriere nicht, wie wir heute wissen. Nach acht Jahren „Magnum" war er zunächst in einigen Kinoproduktionen, vor allem aber in vielen TV-Movies zu sehen. Und seit der Jahrtausendwende hat der 1,93 Meter große Beau noch einmal richtig aufgedreht und ist wieder so angesagt wie zu „Magnum"Zeiten. In den Serien „Boston Legal", „Las Vegas" und „Blue Bloods" bekleidet(e) er größere Ensemblerollen. Und mit „Jes-
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Polizeirevier Hill Street
(Hill Street Blues)
Polizisten sind auch nur Menschen … Seite 38
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
29. Mai 1985 bis 19. August 1986 im ZDF
Polizisten sind auch nur Menschen. Eigentlich keine besonders verblüffende oder geistreiche Erkenntnis. Aber doch eine, für die es ein wenig länger brauchte im USFernsehen. Genaugenommen bis zum Beginn der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Waren Fernseh-Cops bis dahin entweder stramme, aber auch etwas langweilige Staatsdiener oder Superbullen mit wenig Selbstreflexion, Privatleben oder Problemen, so sollte im "Polizeirevier Hill Street" alles anders werden.
zugehen würde wie im Leben selbst. Mal traurig, mal fröhlich, dann wieder ungerecht und vielleicht sogar niederschmetternd. Und doch konnte man sich angesichts Jahrtausende alter empirischer Erfahrung einigermaßen darauf verlassen, dass das Leben auch nach einer Tragödie irgendwie weitergehen würde. Jedenfalls hatten die Cops im „Polizeirevier Hill Street" häufig mehr mit sich selbst zu tun als mit ihrem Job.
Diese Cops hatten ein Privatleben So musste Captain Frank Furillo (Daniel J. Travanti) nicht nur den Laden zusammenhalten, sondern sich gleich mit zwei Frauen herumschlagen. Während seine Ex-Ehefrau Fay (Barbara Bosson) in fast jeder Folge mehr Alimente anmahnte, machte ihm seine anfangs
C
ops wie „Starsky & Hutch" ballerten, prügelten und kalauerten sich stets erfolgreich, aber ohne große Gefühlsschwankungen durch ihre Fälle. Und wenn Det. Lt. Mike Stone (Karl Malden) sich auf den „Straßen von San Francisco" doch mal Sorgen um sein Töchterchen machen musste, hatte das in aller Regel mit einem ohnehin aktuellen Fall zu tun und war das Maximum, was man Stone an privaten Gefühlen gönnte. Diesen ermüdenden Stereotypen aber widersetzte sich ab 1981 eine am realen Leben orientierte Polizeiserie, die den Kummer schon im Originaltitel führte: Schon der „Blues" in „Hill Street Blues" verwies darauf, dass es in dieser Serie
Darsteller Serienrolle Captain Frank Furillo Sgt. Phil Esterhaus Officer Bobby Hill Officer Andy Renko Joyce Davenport Det. Mick Belker Lt. Ray Calletano Det. Johnny LaRue Det. Neal Washington Lt. Howard Hunter Fay Furillo Sgt./Lt. Henry Goldblume Chief Fletcher P. Daniels Officer Robin Tataglia Lt. Norman Buntz
Darsteller/in Daniel J. Travanti Michael Conrad Michael Warren Charles Haid Veronica Hamel Bruce Weitz Rene Enriquez Kiel Martin Taurean Blacque James Sikking Barbara Bosson Joe Spano Jon Cypher Lisa Sutton Dennis Franz
noch heimliche Freundin Joyce Davenport (Veronica Hamel) die Hölle gerne mal in anderer Hinsicht heiß. Joyce arbeitete als engagierte Strafverteidigerin, und mehr als einmal kam es so zwangsläufig zu Interessenskonflikten zwischen ihr und dem Captain. Aber das war nur eine von vielen Geschichten, die „Polizeirevier Hill Street" erzählte. Wirklich jedes Mitglied dieser großen Belegschaft hatte seine Macken und Probleme. Undercover-Cop Mick Belker (Bruce Weitz) etwa hatte etwas Manisches an sich, und es konnte passieren, dass er einen Verdächtigen schon mal biss – richtig gelesen, nicht der vielleicht im Alkohol- oder Drogenrausch delirierende Verdächtige biss den Cop, sondern der Cop den Verdächtigen. Howard Hunter (James B. Sikking) wiederum, seines Zeichens Chef eines SWAT-Einsatzteams (eine Art Gegenstück zum SEK der deutschen Polizei), war ein schießwütiger Waffennarr, und Officer Andy Renko (Charles Haid) outete sich schnell als Rassist. Aufgrund früherer Sehgewohnheiten mag es bei manch einem eine Weile gedauert haben, bis er sich mit die-
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sen neurotischen Cops angefreundet hatte. Schließlich verlangte die Serie dem an gängige Polizeikost gewöhnten Zuschauer doch eine ganze Menge ab!
Ein Polizeirevier als Sinnbild der US-Gesellschaft Und das hatte man nicht nur im übertragenen, sondern durchaus auch im Wortsinne zu verstehen. Denn statt sich wie bisher üblich nur mit einem, höchstens zwei Helden auseinandersetzen zu müssen, umfasste das Ensemble bei „Polizeirevier Hill Street" phasenweise bis zu 17 mehr oder weniger gleichberechtigte Protagonisten. Da dauerte es schon etwas länger, bis man sich einigermaßen einen Überblick verschafft hatte (was einem vom ZDF kaum leichter gemacht wurde, das bei der Erstausstrahlung gerne mal die eine oder andere Originalfolge ausließ). Auf einer übergeordneten, gleichsam metaphysischen Ebene jedenfalls konnte man die hier versammelten Charaktere durchaus als Blaupause für ein repräsentatives Abbild der US-Gesellschaft quer durch alle Rassen und Klassen verstehen. Ein Melting Pot, ein Schmelztiegel also, wie er im (Dreh-)Buche stand, war dieses irgendwo in einer Millionenmetropole im Osten verortete
DVD – UK-Fassung Hill Street Blues Complete Series
Polizeirevier, das damit auch als Appell für Toleranz und Miteinander verstanden werden konnte. Jedenfalls konnte man von diesen Cops mehr über die USA und die Menschen dort erfahren als im Verlauf eines Amerikanistikstudiums an einer deutschen Hochschule. Doch nicht nur inhaltlich, sondern auch formal gingen die Macher um Steven Bochco und Michael Kozoll neue Wege. So wurde zum Teil mit einer Handkamera gedreht, um den wenig glamourösen Polizei-Alltag möglichst authentisch einzufangen. Eine Technik, die erst viel später wieder von einer anderen Polizeiserie, von „The Shield", aufgegriffen werden sollte. Überhaupt war „Polizeirevier Hill Street", ausgezeichnet mit sage und schreibe 18 Emmys, ein Katalysator für moderne Cop-Serien. Spätere Erfolge wie „NYPD Blue" (ebenfalls aus der Feder Steven Bochcos), wie „Homicide" oder „Law & Order" wären ohne die Cops von der Hill Street Station kaum denkbar gewesen. Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass die Serie in dem Maße, wie der ausführende Sender NBC ab der zweiten Staffel ins Storytelling hineinpfuschte, an Prügeleien und Schießereien zulegte, an Kreativität deutlich einbüßte. Seite 40
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Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers)
Traumpaar mit Durchschlagskraft John Steed und Emma Peel das Traumduo der Serie
John Steed und Catherine Gale Seite 42
EDITION KRIMI 1/2018
Tara King (Mitte) war Steeds letzte Partnerin
DVD – Deutsche Fassung
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Mit Schirm, Charme und Melone, 50th Anniversary, Studiocanal
(53 DVDs)
Mit Schirm, Charme und Melone, Gesamtedition, Studiocanal
(37 DVDs)
Mit Schirm, Charme und Melone, Edition 1–4, Kinowelt
Vom 18. Oktober 1966 bis 25. September 1973 im ZDF Der Fluch der späten Geburt! Aber der Reihe nach. Bis auf den heutigen Tag, mehr als ein halbes Jahrhundert, nachdem The Avengers" in England gestartet war, gilt " diese Serie nicht nur ihren unzähligen Fans als Prototyp eines TV-Serien-Klassikers, der Zeitgeschichte geschrieben hat. Und zudem heute noch reizvolle Unterhaltung bietet. Als sich John Steed (Patrick MacNee) und Emma Peel (Diana Rigg) in den späten Sechzigern Mit " Schirm, Charme und Melone" im ZDF aufmachten, nicht weniger als die Welt zu retten, waren typisch britische Lebensart und skurriler britischer Humor in der noch jungen deutschen Republik weitgehend Fremdworte.
(8 DVDs)
(9 DVDs)
Edition 3 – Teil 1 Edition 3 – Teil 2 (6 DVDs) (6 DVDs)
Mit Schirm, Charme und Melone Wie alles begann 1+2 Studiocanal (8 DVDs)
(7 DVDs)
(9 DVDs)
mal als eine frühe Ikone der Frauenrechtsbewegung getaugt hätte und wohl auch hat, steht außer Frage.
Emma Peel – sexy und selbst bestimmt
Darsteller
Tatsächlich war die Peel alles andere war als eine dogmatisch agitierende Emanze. Im Gegenteil: So selbstverständlich sexy und fiDarsteller/in Serienrolle gurbetont, in Catsuit und gestiefelt wie das buchstäbliche Kätzchen, John Steed Patrick MacNee war zuvor kaum ein weiblicher Serienstar Emma Peel Diana Rigg dahergekommen. Ein Verdienst des engCathy Gale Honor Blackman lischen Designers John Bates, der die „Avengers Collection" mit allem Zipp und Zapp Tara King Linda Thorson und mit diversen Accessoires wie Strumpfbändern entworfen und gleich noch eiür Besuche in England hatte man zunächst nen riesigen Verkaufsschlager geschafüberhaupt keine Zeit und für die hintersinfen hatte. Zunächst in Schwarzweiß, nige Mischung aus Eleganz, Stil, Sexappeal und später in Farbe, ging John Steed mit buchstäblicher weiblicher Schlagfertigkeit noch wechselnder weiblicher Besetzung keinen rechten Sinn. Ein erst sehr viel später sechs Staffeln lang auf Gangsterkorrigierter Irrtum. Schließlich gehört jagd. Die schönste, wenngleich „Mit Schirm, Charme und Melone" ohne nahezu aseptisch anmutende, jeden Zweifel zu den besonders geistrein(e) platonische Beziehung reichen Vergnügungen, die das hatte der Agent mit Schirm Fernsehen zu bieten hat. Ob die zweiund Melone aber eindeutig Honor felhafte Alice Schwarzer einige Jahre Blackman mit Emma Peel. Die beiden später ihre Zeitschrift nach Frau Peel gaben einfach ein Traumpaar auf „Emma" getauft hat, ist nicht bePatrick MacNee von seltener Harmonie ab. Weder Steeds erste kannt. Dass die Karate-Künstlerin (geals John Steed Partnerin Cathy Gale (Honor Blackman), meint ist selbstverständlich Emma Peel die hier zu Lande allerdings nie auftrat, noch und nicht Alice Emmas Nachfolgerin Tara King (LinSchwarzer) aber da Thorson) konnten da mithalten. die erste weibUnd die ansonsten hochverehrte liche SerienhelUma Thurman, die gegen Ende din war, die der 90er Jahre im Kino an noch jedem der Seite von Ralph Fiennes Mann Paroli die Emma gab, war eine bieten konnnervende Zicke – wenn te und Diana Rigg auch eine höchst atdamit als Emma Peel Feinstrumpfhose aus der traktive. alle-
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Avengers Collection" "
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Cagney & Lacey
FRAUEN-POWER & PLATTFÜSSE Cop-Geschichten im Fernsehen oder im Kino sind nicht selten Buddy-Geschichten. "Starsky & Hutch", Stone und Heller ("Die Straßen von San Francisco") oder Crockett und Tubbs ("Miami Vice") waren bei ihrer Jagd auf üble Ganoven nicht nur Kollegen, sondern vor allem eben gute Kumpel. Eine Frauenquote aber erfüllten diese Serien höchstens dann, wenn das weibliche Geschlecht als nett anzuschauendes Dekor ins Konzept der Macher passte.
Seite 44
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Erfolgsstory mit Anlaufschwierigkeiten
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
1981 gestartet als TV-Movie (mit Loretta Swit als Christine Cagney) und wegen der positiven Zuschauerresonanz zur Miniserie ausgebaut (nun mit der bereits erwähnten Meg Foster), war man beim ausstrahlenden Sender CBS unzufrieden mit der Darstellung der Cagney-Figur und entschied sich nach nur sechs Folgen zur zweiten Staffel für eine erneute Umbesetzung. Trotz der bezaubernden Sharon Gless aber änderte sich zunächst wenig, zumindest nicht an der Einschaltquote, so dass man die Serie nach Staffel zwei absetzte. Offensichtlich aber hatte(n) „Cagney und Lacey” ihr – wenn auch noch nicht so zahlreiches – Publikum
27. August 1987 bis 28. Dezember 1989 in SAT.1
W
o es langging in den Straßenschluchten des „Big Apple” oder der „Windy City”, das bestimmten zunächst ausschließlich hartgesottene Jungs. So lange wenigstens, bis Anfang der 80er Jahre „Cagney & Lacey” kamen. Zwar waren die beiden New Yorker Detectives Mary Beth Lacey (Tyne Daly) und Christine Cagney (Meg Foster, ab der 2. Staffel Sharon Gless) nicht die ersten weiblichen Polizei-Serienheldinnen der TVGeschichte – dieser Rekord dürfte Angie Dickinson mit „Make-Up und Pistolen” („Police Woman”) zustehen. Zum ersten Mal aber bildeten hier zwei weibliche Cops ein BuddyTeam, wenn auch – wie im wirklichen Leben – in einem männlich dominierten Umfeld. Dabei waren die brünette Mary Beth und die blonde Christine Cops wie die vom Revier an der nächsten Straßenecke. Keine Superheldinnen also, sondern Menschen aus echtem Fleisch und Blut. Mit allen Problemen, die das nun mal mit sich bringen kann. Wie die Kollegen vom „Polizeirevier Hill Street” waren auch Cagney und Lacey Menschen mit Stärken, aber eben auch mit Schwächen. Frauen, die bei ihren Einsätzen – im Gegensatz etwa zu den Pin-ups von „Drei Engel für Charlie” – ohne High Heels und tonnenweise Haarspray auskamen und
Darsteller Serienrolle Det. Mary Beth Lacey Det. Christine Cagney (Pilot-TV-Movie) Det. Christine Cagney (1. Staffel) Det. Christine Cagney (2.–7. Staffel) Harvey Lacey Lt. Samuels Det. Petrie
Darsteller/in Tyne Daly Loretta Swit Meg Foster Sharon Gless John Karlen Al Waxman Carl Lumbly
sich stattdessen eher Plattfüße laufen mussten. Und zunehmend auch mit privaten Problemen zu kämpfen hatten. Probleme, die die Freundschaft der beiden toughen Frauen bisweilen auf eine harte Probe stellten. Etwa wenn Lacey zu Hause mit Mann und Kindern ohnehin alle Hände voll zu tun hatte, während die als Single lebende Cagney aus Liebeskummer zur Flasche griff und so nicht nur ihren Job und sich selbst, sondern auch ihre Partnerin in Gefahr brachte. Selbst vor – für diese Zeit – brennend heißen Eisen machten die Autoren der Serie nicht halt. So wurde Cagney gar Opfer eines sexuellen Übergriffs, was einmal mehr und auf bittere Weise deutlich machte, dass das Schicksal dieser beiden Polizistinnen aus dem Leben gegriffen war. Nein, leicht hatten es Cagney und Lacey wahrlich nicht, weder die beiden titelgebenden Charaktere noch die Serie per se.
gefunden. Eindrucksvolle Fanproteste und eine steigende Quote bei den Wiederholungen überzeugten CBS nun, der Serie doch eine neuerliche Chance zu geben. Und siehe da, je mehr sich die beiden Frauencharaktere nun im Verlauf der Serie weiterentwickeln konnten, desto größer wurde die Anteilnahme an ihrem Schicksal. So brachte es „Cagney & Lacey” schließlich doch noch zu einem weltweiten Erfolg und wurde ganz zu Recht ein Dutzend Mal in verschiedenen Kategorien mit dem Emmy ausgezeichnet. Und in den 90er Jahren folgte schließlich sogar noch einmal eine Handvoll TV-Movies. Für die beiden Hauptdarstellerinnen, Tyne Daly und Sharon Gless, die beide bereits zuvor durchaus gut beschäftigt waren, bedeutete „Cagney & Lacey” verdienten Starruhm und eine bis heute währende Karriere in Hollywood. Gless etwa brillierte vor kurzem noch als resolute Mutter des smarten Westentaschen-James-Bond Michael Westen in „Burn Notice”, während Tyne Daly in der Justiz-Serie „Für alle Fälle Amy” erfolgreich die Mutter der titelgebenden Jugendrichterin Amy Gray gab.
DVD – Deutsche Fassung Cagney & Lacey, Volume 1–3, Koch Media
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(5 DVDs)
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Shaft
SexMaschine mit Ladehemmung "Shaft", der Kinoknüller um einen schwarzen Privatdetektiv, bedeutete Anfang der 70er Jahre einen Befreiungsschlag für das "Black Cinema" und damit für das Selbstbewusstsein der Black Community, der afro-amerikanischen US-Bevölkerung. Plötzlich durfte ein schwarzer Detektiv (Richard Roundtree) mindestens ebenso cool auftreten wie seine weißen Kollegen und zudem noch mehr Frauen flachlegen als der in dieser Hinsicht nun auch nicht gerade zimperliche James Bond.
Z
war mag es sich bei Gordon Parks’ Original von 1971 (2000 folgte ein Remake mit Samuel L. Jackson) nun bei weitem nicht um ein cineastisches Juwel per se handeln. Stil- und Selbstbewusstsein des Streifens aber haben allemal ihren Reiz und finden höchsten Ausdruck im Titelsong von Isaac Hayes. Wenn der schwarze Soulsänger, der ebenfalls einen feinen John Shaft abgegeben hätte und in Streifen wie „Chicago Poker”, „Truck Turner” oder „Three Tough Guys” selbst als respektabler Haudrauf reüssierte, im Oscar-gekrönten Jahrhundertsong die Frage intoniert „Who’s the black private dick that’s Seite 46
a sexmachine to all the chicks?” (etwa: „Wer ist die schwarze Sexmaschine, die jede Frau beglückt?”) und im Chor eben jene „Chicks” mit „Shaft!” antworten, kann man sich der schwül-beglückenden Erotik dieses Call and Response kaum entziehen. Nach den Rassenunruhen der 60er Jahre, als etwa in Los Angeles ganze Stadtteile in Flammen aufgegangen waren, bedeuteten „Shaft” und eine ganze Reihe von weiteren – auch mit weiblichen Protagonisten versehenen – simplen Action-Abenteuern beinahe so etwas wie eine Erlösung. Dieses sogenannte Blaxploitation-Kino (Blaxploitation steht für „black exploitaEDITION KRIMI 1/2018
tion” und bedeutet in etwa „Ausbeutung schwarzer Kultur” – was von den großen Hollywood-Studios bisweilen auch so gehandhabt wurde) sowie plakative Slogans wie „Black is beautiful” („Schwarz ist schön”) oder „Proud to be black” („Stolz, schwarz zu sein”) waren große Publikumserfolge, stärkten sie doch das schwarze Selbstbewusstsein in ähnlichem Maße wie es ein halbes Jahrzehnt zuvor die Auftritte von Martin Luther King getan hatten.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
21. September 1988 bis 14. Dezember 1988 in der ARD Und weil Geld nun einmal eine Währung ist, bei der die Hautfarbe keine Rolle spielt, entschied man sich bei CBS alsbald dafür, „Shaft” auch auf den kleinen Bildschirm zu bringen. Über die se Grundsatzentscheidung hinaus aber ging der Mut der Macher in Hollywood nicht. So befürchtete man wohl, dass ein prügelnder, Frauen vernaschender „Shaft” in den heimischen Wohnzimmern schwarze Aktivisten dazu ermutigen könnte, demnächst völlig losgelöst und Waffen schwingend God’s Own Country zu überrennen. Dementsprechend hielt sich die Begeisterung sehr in Grenzen, als bei CBS einige aufgeklärte Geister beschlossen, „Shaft” auf dem TV-Bildschirm ermitteln zu lassen. Also servierte man den Zuschauern einen weitaus zahmeren Shaft, der nun nicht mehr neben der oder gar gegen die Polizei arbeitete (wie sein Kinopendant), sondern sogar mit den Cops und so – zumindest gefühlt – gemeinsame Sache mit dem (weißen) Establishment machte. Diese
Darsteller Serienrolle John Shaft Lt. Al Rossi
Darsteller/in Richard Roundtree Eddie Barth
weichgespülte Variante ihres Idols aber wollten die Fans nicht sehen, so dass die Serie schon nach nur sieben Episoden eingestellt wurde. Auch die Tatsache, dass man mit Richard Roundtree demselben Hauptdarsteller wie im Kino vertraute und damit auf das schwarze männliche Sexsymbol der frühen 70er Jahre setzte, konnte daran nichts mehr ändern. Eine verschenkte Chance also. Dabei hätte man doch ahnen können, dass all die Sorgen unnötig gewesen wären. Schließlich wusste der schwarze Protestsänger Gil Scott-Heron bereits einige Jahre zuvor: „The Revolution will not be televised” – „Die Revolution findet im Fernsehen nicht statt.”
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Mannix
Ein Haudrauf mit Stil Mit Joe Mannix hatte unsereins damals, Ende der 60er Jahre, so seine Probleme. Oder besser, die Eltern waren es, die ihre Probleme hatten mit dem toughen Privatdetektiv. Denn Joe (Mike Connors) war ein knochenharter Hund, löste seine Fälle mit Body- und PS-Power und war zumindest auf den ersten Blick alles andere als ein existenzialistisch angehauchter Privatermittler à la Chandlers Philip Marlowe und auch kein Spaßvogel und Taschenspieler wie Jim Rockford.
nd doch war dieser blendend aussehende Mann alles andere als ein debiler Kretin. Mannix hatte durchaus Köpfchen und vor allem auch eine gehörige Portion Stil, besonders dann, wenn seine Klienten weiblich waren. Mit der Beschäftigung (s)einer farbigen Sekretärin Peggy Fair (Gail Fisher), der Witwe eines im Polizeidienst erschossenen Freundes, zeigte er zudem früh einen Hauch von Political Correctness. Trotzdem war Mannix vor allem ein Mann für Handfestes. Wo er im Einsatz war, wuchs meist kein Gras mehr.
Mindestens einmal pro Folge prügelte er einen Bösewicht nach allen Regeln der Kunst durch, und auch von seiner Schusswaffe machte er in „Mannix" gerne Gebrauch, so dass der Bodycount durchaus höSeite 48
her ausfallen konnte. Wilde Autoverfolgungsjagden rundeten das Bild vom „Zero tolerance"-Detektiv schließlich ab. Alles in allem verdiente sich „Mannix" so den Ruf der mit Abstand gewalttätigsten Krimiserie der späten 60er und frühen 70er Jahre. Ob der große, langanhaltende Erfolg in den USA (1967–1975) damit zusammenhing, kann man nur vermuten. Für viele Jungs jedenfalls bedeutete die Tatsache, dass „Mannix" weder Kinderstunde noch Kinderkram war, dass die Erziehungsberechtigten zunächst einmal beschlossen, dass dieser Raufbold kein gutes Vorbild für ihre Sprössling abgeben würde. Also hatte man in aller Regel bereits im Bett zu liegen, wenn Joe Mannix es buchstäblich krachen ließ. Ein paarmal gelang es uns aber doch, von den verbotenen Früchten zu naschen und durch die nur angelehnte Wohnzimmertür einen
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
„Ein Colt für alle Fälle" um den ebenfalls recht schlagkräftigen Stuntman Colt Seavers (Lee Majors) ein bunt-launiges Aufeinandertreffen einiger der besten Spürnasen der 70er Jahre: Joe Mannix, Frank Cannon und Anthony J. Petrocelli griffen in der Episode „Ein Fall für vier" Seavers hilf- und erfolgreich unter die Arme. Für Mannix-Darsteller Mike Connors war die Titelrolle fraglos das Highlight seiner Karriere. Zwar konnte der 1925 geborene US-Schauspieler schon seit Anfang
Vom 12. Dezember 1969 bis 17. Juli 1970 in der ARD und manchmal noch ein paar weitere Blicke auf diesen so männlichen, enorm potenten Haudrauf zu werfen. So lehrte „Mannix" einen schon früh, dass bisweilen in der Tat leider weder Geld noch gute Worte helfen, sondern wohl nur das blanke Faustrecht. Zudem war Mannix am liebsten auf sich allein gestellt, anstatt sich auf andere verlassen zu müssen (während er in der ersten Staffel noch bei einer großen Detektivagentur angestellt war, arbeitete er ab der zweiten in Eigenregie und für seinen eigenen Laden). Damit stand der Privatschnüffler in direkter Linie mit den geliebten Westernhelden der Kindheit und war ein ähnlich konsequenter Verfechter von Law & Order wie etwa der Rifleman, der knappe 100 Jahre zuvor „Westlich von Santa Fé" ebenso ordentlich aufgeräumt hatte, wie es Joe Mannix in Los Angeles und Umgebung tat. Allmählich aber wuchs man heran, und schon bald hieß es nicht mehr: „Du musst draußen bleiben", wenn Mannix über den Bildschirm tobte und seine Fälle in aller Regel auch löste.
der 50er Jahre immer wieder mit Kino- und TV-Rollen verschiedener Größe im Western-, Krimi- oder Abenteuergenre glänzen, erst „Mannix" aber machte ihn zum Superstar. Später folgten weitere Serienhauptrollen, etwa in „Today’s F.B.I.". Und 2003 war Connors in der Komödie „Nobody Knows Anything" schließlich sogar noch einmal als Mannix im Einsatz. Heute lebt er mit seiner Frau Mary Lou, mit der er seit 1949 verheiratet ist, im kalifornischen Encino.
Darsteller Serienrolle
Darsteller/in
Joe Mannix Lou Wickersham Peggy Fair Lt. Adams Tobias Lt. Art Malcolm
Mike Connors Joseph Companella Gail Fisher Robert Reed Ward Wood
Nur einmal, in der Episode „Das Mädchen ohne Erinnerung" von 1973, hatte er größere Schwierigkeiten. Die endgültige Lösung dieses Falles gab es tatsächlich erst 24 Jahre später, 1997, als „Mannix" längst Geschichte war. Unter dem Titel „Superdetektiv Mannix" widmete die Serie „Diagnose: Mord" der Figur des Joe Mannix noch einmal eine ganze Folge. Nicht das erste Mal, dass der smart-toughe Detektiv ein Gastspiel gab. So organisierte man Mitte der 80er Jahre in der Serie EDITION KRIMI 1/2018
DVD – Deutsche Fassung Mannix LaserParadise (4 DVDs)
Nur noch gebraucht erhältlich. US-Fassungen Mannix Season 1–8
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EDITION
UND MELONE
CHARME
MITSCHIRM,
Solo für O.N.C.E.L.
(The Man From U.N.C.L.E.)
Unsere
Gesellschaft
war
Ende der 60er Jahre längst noch nicht in dem Maße anglifiziert, wie das heute der Fall ist. Nur allzu gerne entschied man sich damals bei der Wahl des deutschen Titels der einen oder anderen US-Serie für hanebüchene Übersetzungen,
Eindeutschungen
oder gar Interpretationen. So wurde aus "The Man From U.N.C.L.E." etwa kurzerhand "Solo für O.N.C.E.L.", und manch junger, des Englischen
nicht
Zuschauer
mächtige
fragte
sich,
was es denn mit diesem Onkel wohl auf sich haben könnte ...
ONKEL? – O.N.C.E.L.! T
atsächlich hatte „Solo für O.N.C.E.L." (das O.N.C.E.L. stand für „Organisation Network Command For Enforcement And Law", das U.N.C.L.E. für „United Network Command For Law Enforcement") alles, was einen veritablen Hit, ja Klassiker ausmacht. In erster Linie einmal zwei Stars, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Hier David McCallum als sowjetischer Agent Illya Kuryakin, der im ultracoolen Look mit Pilzkopf und Rollkragenpulli gar als TV-Role-Model mit einer Stilikone wie Steve McQueen konkurrieren konnte. Dort sein US-Pendant und Partner Napoleon Solo (Robert Vaughn, u.a. „Die glorreichen Sieben"), eine gelungene Seite 52
TV-Ausgabe von Lady-Crusher James „007" Bond. Der Vergleich mit dem berühmtesten Agenten der Kinogeschichte ist tatsächlich alles andere als weit hergeholt. Denn der Erfolg der ersten Bond-Streifen wie „James Bond – 007 jagt Dr. No" rief schnell die TV-Macher in Hollywood auf den Plan. Schon bald trafen sich Ian Fleming, seines Zeichens geistiger Vater von „James Bond", und der TV-Produzent Norman Felton in London zu einem gemeinsamen Mittagessen, um über eine ähnlich gelagerte TV-Serie um einen smarten Geheimagenten zu sprechen. Fleming soll sodann den Namen Solo (eine Figur aus seinem Bond-Roman „Goldfinger") für den Prota-
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
2. Mai 1967 bis 28. Mai 1968 im ZDF
wohl auch einem James Bond viel Freude gemacht hätten. Gadgets, die ebenso zum zunächst großen Erfolg der Serie beitrugen wie das gewitzte Zusammenspiel der beiden Protagonisten. Ein Fanclub soll es damals gar auf mehr als 500.000 Mitglieder gebracht haben, so dass man nach heutigem Sprachgebrauch durchaus von einem „The
gonisten der Serie in den Ring geworfen haben – was dann allerdings bereits sein ganzer Beitrag bleiben sollte. Denn Lizenzstreitigkeiten mit den „James Bond"-Machern verhinderten eine weitere Mitarbeit Flemings an der neuen Serie. Mit Sam Rolfe übernahm ein erfahrener TV-Schreiber und -Produzent, der u.a. auch für die erfolgreiche Western-Serie „Have Gun Will Travel" mit Richard Boone verantwortlich gezeichnet hatte.
Darsteller Serienrolle Illya Kuryakin Napoleon Solo Alexander Weaverly Lisa Rogers
Darsteller/in David McCallum Robert Vaughn Leo G. Carroll Barbara Moore
Man From U.N.C.L.E."-Kult sprechen könnte. Dennoch war 1968 nach vier Staffeln Schluss. Wohl auch, weil man es mit dem Klamauk ein wenig übertrieben hatte. Bereits 1966 hatte man mit „The Girl from U.N.C.L.E." zudem ein Spin-Off mit der späteren „Hart aber herzlich"-Heldin Stefanie Powers gewagt, das aber nach nur einer Staffel scheiterte und hier zu Lande erst 1995 unter dem Titel „Dancer für U.N.C.L.E" zu sehen war.
Schöne Utopie und politischer Quantensprung Die Idee, inmitten der sinnbildlichen Eiseskälte des Kalten Krieges – die Kubakrise lag gerade einmal zwei Jahre zurück – einen Sowjet(McCallum) und einen US-Agenten (Vaughn) für eine gemeinsame Organisation („O.N.C.E.L.") und gegen ein internationales Gangstersyndikat („Thrush"/„Drossel") einzusetzen, mutete geradezu revolutionär an. Von manch einem wohl sehnlichst herbeigewünscht, von anderen eher gefürchtet, wie der Teufel das Weihwasser scheut, bedeutete diese Utopie einen kulturellen wie politischen Quantensprung. Schließlich konnte niemand ahnen, dass eine Annäherung später unter und dank Michail Gorbatschow – wenn auch nur für einen Wimpernschlag der Geschichte – wahr werden sollte. Und auch sonst hatte „Solo für O.N.C.E.L." eine Menge zu bieten. Zum Beispiel haufenweise skurrile Gadgets, die EDITION KRIMI 1/2018
DVD – Deutsche Fassung Solo für O.N.C.E.L. Staffel 1 Warner (7 DVDs)
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Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des Maxwell Smart (Get Smart)
WAS PASSIERTE, ALS SICH MEL BROOKS.. MIT 007 BESCHAFTIGTE?
Den Feuilletons der großen Tageszeitungen war es nur eine kleine Meldung wert. Als der US-Schauspieler Don Adams am 25. September 2005 im Alter von 82 Jahren starb, dürfte das selbst bei manchem Kenner des zeitgenössischen US-Fernsehens nur ein Schulterzucken ausgelöst haben. In den 60er Jahren aber gehörten Adams als Agent Maxwell Smart und die im Original "Get Smart" betitelte Serie zu den großen Erfolgsgeschichten im US-TV.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
September 1967 bis Januar 1968 in der ARD
U
nd auch hier zu Lande galt „Mini-Max", so der deutsche Titel, als Paradestück einer vom Erfolg der „James Bond"-Filme inspirierten, bis ins Detail ausgeklügelten Agentenparodie. Verantwortlich dafür zeichnete Mel Brooks, der später mit dem Konzept, erfolgreiche Stoffe zu adaptieren und diese dann zu parodieren, auch im Kino große Erfolge feiern konnte (u.a. „Höhenkoller" und „Sein oder Nichtsein"). Maxwell Smart alias Agent 86 war trotz seiner hohen Dienstnummer der vermeintlich beste Mann des USGeheimdienstes C.O.N.T.R.O.L. und musste sich im Kampf um das Heil der Welt ein ums andere Mal mit den feindlichen Agenten von K.A.O.S. herumschlagen. Das größte Chaos aber richtete dieser geborene Anti-James-Bond stets selbst an. Dank glücklicher Umstände und der Hilfe der von ihm verehrten Agentin 99 (Barbara Feldon) jedoch gelang ihm schließlich stets noch die Lösung des jeweiligen Falles und damit nicht weniger als die Rettung der Welt.
.. Legendar: Das Schuhtelefon
Selbstverständlich war Maxwell Smart mit allerlei mehr oder weniger nützlichem Firlefanz ausgerüstet. Utensilien, die allemal mit denen eines 007 konkurrieren konnten, wie etwa das legendäre Schuhtelefon, das auch heute noch eine feine Idee wäre. Dass die Serie, die zur heißen Phase des Kalten Krieges lief, durchaus auch einen ernsten Hintergrund hatte, war mir damals, Ende der 60er Jahre, natürlich längst noch nicht klar. Zunächst noch unbemerkt schulte aber auch „Mini-Max", wie zuvor schon viele Western-Serien von „Rauchende Colts" bis „Bonanza", das Verständnis von den Vereinigten Staaten als unbedingtem Hort der hehren Freiheit und der moralischen Überlegenheit. Dass dieses Urvertrauen in späteren Jah-
ren immer häufiger durch die Machenschaften der CowboyPräsidenten Ronald Reagan und George W. Bush erschüttert werden sollte, konnte damals niemand ahnen, und man hätte es wohl auch nicht für möglich gehalten. Denn es galt: Cowboys tun so etwas nicht! Wie auch immer, „Mini-Max" war ein riesiger Spaß für Groß und Klein, ganz im Gegensatz zum Kino-Remake von 2008 mit Steve Carell als Maxwell Smart und Anne Hathaway als Agentin 99. Zwar bemühte man sich auch hier durchaus um gelungene Gags und allerlei actionreichen Mumpitz. Aber der albern-harmlose und damit wunderbar leichte Charme des Originals ging dem 80 Millionen Dollar teuren Streifen völlig ab.
Don Adams blieb immer Maxwell Smart „Mini-Max" war ein typisches Kind seiner Zeit, was man auch daran erkennt, dass damals, Mitte der 60er Jahre, eine Reihe von weiteren TV-Produktionen wie „Renn, Buddy, renn!" oder „Immer, wenn er Pillen nahm" (siehe eigene Story) ebenso geschickt auf der Klaviatur von Spannung, Spaß und Mystery spielten. Los wurde Don Adams seinen Maxwell Smart nie. Lange vor der Hightech-Variante mit Steve Carell brachte er den Tölpelagenten schon einmal auf die große Leinwand, 1980 mit „Die nackte Bombe". 1989 folgte „Die nackte Bombe 2", jetzt als TV-Movie. Und 1995 kehrte er sogar noch einmal im Serienformat als Maxwell Smart zurück. Immer an seiner Seite: Barbara Feldon als Agentin 99 bzw. mittlerweile als erfolgreiche Politikerin. Smart selbst war ebenfalls aufgestiegen, von seiner angestammten Nummer 86 auf 68 und damit zum Chief Of C.O.N.T.R.O.L. Er und 99 hatten bereits in der vierten Staffel der Mutterserie geheiratet und zwei kleine Nachwuchsagenten in die bedrohte Welt gesetzt. 1995 war Sohn Zach (Andy Dick) schließlich so weit, in jeder Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Soll heißen, dass auch Zach stets jemanden brauchte, der auf ihn aufpasste. Und wie beim Vater war es mit Agentin 66 (Elaine Hendrix) ebenfalls eine Frau, die Zach regelmäßig den Hintern retten musste.
Darsteller Serienrolle Maxwell Smart, Agent 86 Susan Hilton, Agent 99 Thaddeus, The Chief Agent 13 Conrad Siegfried, K.A.O.S. Chief Hymie, C.O.N.T.R.O.L. Robot
Darsteller/in Don Adams Barbara Feldon Edward Platt Dave Ketchum Bernie Kopell Dick Gautier
DVD – Deutsche Fassung Mini-Max, Staffel 1–4, Kinowelt
(5 DVDs)
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(6 DVDs)
(5 DVDs)
(5 DVDs)
Miami Vice
Die GlamourCops
Miami, die geschmackvoll-geschmäcklerische Art-déco-Fassade für US-Pensionäre, hat sich längst auch den zweifelhaften Ruf als Mallorca für betuchtere Bundes" bürger" eingehandelt. Schuld daran trägt nicht zuletzt das Fernsehen. Denn als am 6. Dezember 1986 in der ARD Miami Vice" anlief, bedeutete das für die TV-Serien" unterhaltung einen Quantensprung.
M
iami Vice" war mehr als nur eine weitere der klassischen Krimiserien nach dem üblichen Gut-und-Böse-Schema. Erstmals konnte man hier von einem Gesamtkunstwerk „ sprechen, bei dem auf Stil und Ambiente mindestens ebenso viel Wert gelegt wurde wie auf die Inhalte und die Geschichten, die erzählt wurden. Geradezu revolutionär war, dass man die Serie im damals angesagten Stil der Musikvideoclips konzipiert hatte, die die Kids auf dem Musikkanal MTV begeisterten. Schnelle Schnitte und rasante Kamerafahrten bestimmten den Rhythmus der Bilder, immer untermalt durch top-aktuelle Songs aus oder auch für die Charts wie etwa das instrumentale "Crockett’s Theme" aus der Feder des Filmund TV-Musikkomponisten Jan Hammer.
Vice" wiederum waren Paul Michael Glaser und David Soul, die etwa zehn Jahre zuvor ebenfalls in einer BestBuddy-CopSerie erfolgreich waren: Im komödiantisch angehauchten „Starsky und Hutch" gaben Glaser den Detective Dave Starsky und Soul seinen Partner, Detective Ken „Hutch" Hutchinson. Und eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Serien sollte es viel später noch geben: Sowohl „Miami Vice" als auch „Starsky und Hutch" erfuhren Mitte der 00er Jahre ein Remake im Kino. Unter der Regie von Michael Mann waren es Colin Farrell und Jamie Foxx, die hier die Parts von Don Johnson als Detective James „Sonny" Crockett und Philip Michael Thomas als Detective Ricardo Tubbs verkörperten.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Darsteller Vom 6. Dezember 1986 bis 20. September 1992 in der ARD
Der spätere Regie-Star gibt der Serie ihren unverwechselbaren Look Michael Mann, der später als Regisseur solcher Kinokleinode wie „Heat" oder „Der letzte Mohikaner" Weltruhm erlangte, zeichnete als Executive Producer, als ausführender Produzent, für den neuen Look verantwortlich. Zwei der unzähligen Regisseure von „Miami
Serienrolle
Darsteller/in
Det. James Sonny" Crockett " Det. Ricardo Tubbs Lt. Martin Castillo Det. Gina Navarro
Don Johnson Philip Michael Thomas Edward James Olmos Calabrese Saundra Santiago Olivia Brown Michael Talbott John Diehl
Det. Trudy Joplin Det. Stan Switek Det. Larry Zito
Crockett und Tubbs waren alles andere als die üblichen Durchschnitts-Cops. So hielt sich Sonny Crockett, der auf einer exklusiven Yacht, der St. Vitus Dance, logierte, keinen Hund oder Papagei, sondern einen ausgewachsenen Alligator. Und mit ihrem lässigen Auftritt wirkten diese Glamourcops sowohl im heimischen Ronald-Reagan-Amerika wie auch im Helmut-KohlDeutschland geradezu stilbildend. Plötzlich war es hier zu Lande hip, zum weißen Designeranzug kein Hemd, sondern lediglich ein pastellfarbenes T-Shirt zu tragen. Die Ärmel des Sakkos wurden lässig (es gab allerdings auch konservativere Stimmen, die eher von „stillos" sprachen) aufgekrempelt, und Socken zu den Slippers
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Edward James Olmos
waren im feuchtschwülen Miami nach Meinung der Macher wohl ohnehin überflüssig (an wenig stilvoll riechende Schweißfüße hatte man offensichtlich keinen Gedanken verschwendet).
Kritik am ReaganAmerika und am Turbo-Kapitalismus Selbstverständlich gehörten zum coolen Outfit auch Rolex-Uhren und sündhaft teure Autos, wenn Crockett und Tubbs auf der Jagd nach Drogenhändlern und Waffenschmugglern waren. Wobei das exklusive Equipment vor allem als Tarnung diente, wenn die beiden Cops im Undercovereinsatz waren. Im Übrigen ließen sie es nicht nur, was ihren Look betraf, sondern auch im Hinblick auf Anweisungen ihrer Vorgesetzten gerne mal etwas lockerer und damit längst nicht immer politisch korrekt angehen. Denn das besonders ausgeprägte Stilbewusstsein war erfreulicherweise bei weitem nicht alles, was „Miami Vice" dem Zuschauer zu bieten hatte. Die Serie besaß durchaus auch inhaltlich eine gewisse Strahlkraft, die nicht nur der deutsche TV-Experte und Drehbuchautor Martin Compart als Kritik des damaligen Turbo-Kapitalismus verstanden wissen wollte. „Als direkte Opposition zur ReaganÄra ging die Serie von der Prämisse aus, dass die Grenzen zwischen legalem und illegalem Kapital, zwischen Wall Street und MedellinKartell fließend sind", so
Compart damals. Das bedeutete allerdings gleichzeitig, dass es sich bei Crockett und Tubbs um die ersten Ermittler des TV-Krimigenres handelte, die zwar hin und wieder erfolgreich eine Schlacht schlugen, den Krieg gegen ein Gesellschaftssystem, das sich der maßlosen Gier verschrieben hatte, aber nie gewinnen konnten.
Miami Vice" machte " Don Johnson zu einem der Sexsymbole der 80er Jahre Ein Gewinner war dagegen Sonny-Crockett-Darsteller Don Johnson, der dank „Miami Vice" nicht nur eines der Gesichter, sondern zudem eines der unbestrittenen
männlichen Sexsymbole der 80er Jahre war. Schon seit Anfang der 70er war Johnson immer wieder einmal in kleineren TV-Rollen oder unbedeutenderen Kinoproduktionen zu sehen gewesen. Erst „Miami Vice" aber sollte ihm zumindest vorübergehend, für die Dauer der Serie, den Status eines Superstars einbringen, der zudem nicht nur auf dem Bildschirm,
sondern auch als Musiker erfolgreich war. So veröffentlichte Johnson 1986 mit dem Album HEARTBEAT, das ihm mit der gleichnamigen Single-Auskopplung internationale Top-TenPlatzierungen bescherte, ein klassisches Beispiel für uramerikanischen Mainstream-RadioRock. Mit dem Ende von „Miami Vice" aber ging es zunächst mit seiner Karriere bergab. In der ersten Hälfte der 90er Jahre machte Johnson Schlagzeilen vor allem durch Drogenprobleme (welche Ironie, der ehemalige Drogenfahnder war nun selbst süchtig) und verschiedene Ehekrisen (u.a. war er gleich zweimal mit der Schauspielerin Melanie Griffith verheiratet). Erst 1996 konnte er mit einer weiteren Krimiserie, als San-Francisco-Cop Nash Bridges, zumindest ein Stück weit an den Erfolg von „Miami Vice" anknüpfen. Immerhin sechs Jahre und damit sogar eine Saison länger als „Miami Vice" lief „Nash Bridges". Diese Serie sollte dann aber vorerst der letzte Erfolg für Johnson sein. Seit einigen Jahren ist er wieder in der einen oder anderen Produktion zu sehen, so in Quentin Tarantinos „Django Unchained" oder in der Gewaltgroteske „Machete". Auch sein Drogenproblem soll er im Griff haben – was durchaus glaubhaft erscheint, sieht Johnson doch gesünder aus als vor etwa zehn Jahren – und auch mit den Frauen hat es noch geklappt. Seit mittlerweile 17 Jahren ist der heute 66-Jährige mit der ehemaligen Lehrerin Kelley Phleger verheiratet, mit der er – neben zwei Kindern (u.a.
Schauspielerin Dakota Johnson aus der Ehe mit Melanie Griffith) drei gemeinsame weitere Kinder hat. Und auch für Johnsons „Miami Vice"-Partner Philip Michael Thomas, der seine Karriere als Bühnenschauspieler begonnen hatte, war die Serie mit Abstand der größte Erfolg. Thomas war neben der Schauspielerei ebenfalls als Musiker tätig und konnte wie Johnson einige seiner Songs in der Serie unterbringen. Heute ist der 67-Jährige, der elffacher Vater ist, hingegen kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen. Was auch immer beide später aus ihrer Karriere gemacht haben, mit „Miami Vice" konnten sie TV-Geschichte schreiben.
Blaupause für spätere Krimihighlights Denn ohne diesen hintersinnigen Klassiker, der Mode und Stilbewusstsein als Ausdrucksmittel der Moderne ins Fernsehen brachte, hätte es viel später, in den 00er Jahren des neuen Jahrhunderts, eine weitere Erfolgsgeschichte wie die um die „CSI"-Serienfamilie vielleicht nie gegeben. Folgerichtig war es vor allem „CSI: Miami", das den Hochglanzlook von „Miami Vice" auf die Spitze trieb – ohne aber je die atmosphärische Dichte des Klassikers zu erreichen. Angesichts dieser großen, wenngleich damals noch nicht abzuschätzenden Bedeutung von „Miami Vice" erschien die Vorgehensweise der ARD umso trauriger: Kürzungen und eine nicht chronologische Ausstrahlung der Episoden – Tote wurden so plötzlich wieder zum Leben erweckt – zeugten von einem respektlosen und natürlich zuschauerunfreundlichen Umgang mit der künftigen TV-Legende. Heute aber gilt „Miami Vice" längst als Sinnbild der 80er Jahre!
DVD – Deutsche Fassung Miami Vice Komplette Serie Universal Pictures (30 DVDs)
Miami Vice Limited Edition, komplette Staffel
(30 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
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Miami Vice Season 1–5, Universal Pictures
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
Kobra, übernehmen Sie
(Mission Impossible)
"Dieses Tonband wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören. Viel Glück, Jim. Kobra, übernehmen Sie!" Wenn man Ende der 1960er Jahre diese heute längst in die Fernsehgeschichte eingegangene Tonbandnachricht vernahm, schlug das Herz schneller. Man wusste, dass in den kommenden 45 Minuten eine Inszenierung ablaufen würde, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die Grenze zwischen Wirklichkeit und Imagination neu zu vermessen. stion gegen den Kommunismus. So agierten Phelps und seine Agenten immer wieder auf dem Boden irgendwelcher Fantasiestaaten, die aber – selbst ohne besonders großes Verständnis politischer Realitäten – als Mitglieder des damaligen Ostblocks deutlich zu identifizieren waren. Schaut man heute gerade noch einmal die frühen Folgen der Serie, die in den USA von 1966 bis 1973 lief, so darf man vermuten, dass „Mission Impossible” damals nicht nur den TV-Zuschauern, sondern auch den Verantwortlichen bei der CIA große Freude bereitet haben muss. Erst im weiteren Verlauf richteten sich die Aktivitäten des Teams gemäß der sich allmählich verändernden geopolitischen Lage dann gerade auch gegen das organisierte Verbrechen. Bei aller Agitation gegen das „Reich des Bösen”, wie der spätere US-Präsident Ronald Reagan die Sowjetunion einmal genannt hat, gab man sich, lange bevor findige Politstrategen diesen Begriff überhaupt erfunden
ange bevor Toyota seine heute wohl auch nicht mehr ganz so unkaputtbaren Autos mit dem cleveren Slogan „Nichts ist unmöglich” bewarb, zeigte bereits das „Kobra”-Team um Mr. Phelps (Peter Graves), dass selbst ein als „Misson: Impossible” (so der Originaltitel, der heute längst als geflügeltes Wort gelten darf), also als „unmöglich” deklarierter Auftrag zur vollsten Zufriedenheit der TV-Zuschauer erledigt werden konnte. „Geht nicht, gibt’s nicht” lautete die Devise der „Kobra”-Agenten (im Original „IMF”, „Impossible Missions Force”), die buchstäblich mit doppeltem Boden agierten, dabei aber auf ein Netz im bildlichen Sinne stets verzichten mussten. „Kobra”, das war die Geheimwaffe der USRegierung, wenn alle anderen Mittel versagten. Natürlich taugte die Serie den Machern in Hollywood in einer Zeit, da der Aggregatzustand des Kalten Krieges mindestens als schockgefrostet gelten durfte, nicht zuletzt als ideologische BaSeite 60
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
29. Dezember 1967 bis 3. Mai 1968 in der ARD hatten, aber doch ein Stück weit politisch korrekt. Die Tatsache, dass mit Greg Morris als Elektronikexperte Barney Collier ein Schwarzer einen gleichberechtigten Part in einer TV-Serie übernehmen konnte, war Ende der 60er Jahre alles andere als eine Selbstverständlichkeit.
len, die Schifrins Melodie dem Zeitgeist so anpassten, dass der furiose Track nun jede Tanzfläche zum Brodeln brachte. Der Clou: Die beiden U2-Musiker hatten „Mission: Impossible” keine Gewalt angetan, sondern dem Meisterwerk gehuldigt, indem sie den Geist des Originals trotz der Modernisierung bewahrt hatten. Und bis heute darf „Mission: Impossible”, dieses großartige Stück Musikhistorie, in keiner halbwegs ernstzunehmenden „Best Of”-Liste der größten TV- und KinomeloPeter Graves dien aller Zeiten fehlen. Erwähnt werden soll übrigens auch noch, dass „Misson: Impossible”Ende der 80er noch einmal einen Neustart im TV wagte und als „In geheimer Mission” auch im deutschen TV zu sehen war. Obwohl ein in die Jahre gekommener Peter Graves noch einmal als Jim Phelps mit von der Partie war, wurde die Serie aber wegen schwacher Quote nach nur zwei Staffeln eingestellt.
Darsteller Darsteller/in
Serienrolle
Morris war im Übrigen der einzige des Teams, der über alle 171 Episoden im Einsatz war, während die weitere Besetzung durchaus wechselte. Die beste „Kobra”-Crew war fraglos die mit Graves und Morris, vor allem aber mit dem erst kürzlich verstorbenen Hollywood-Urgestein Martin Landau (einer der ganz bösen Bösewichte in Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Der unsichtbare Dritte”), der als Rollin Hand, eine Kreuzung aus David Copperfield, Trickbetrüger und Mann mit tausend Gesichtern, den Despoten der Welt das Leben schwermachte. Als Landau 1969 ging, kam für ihn der heute dank „Raumschiff Enterprise” noch prominentere Leonard „Mr. Spock” Nimoy. Bei aller Raffinesse und Doppelbödigkeit in der Inszenierung von Wirklichkeit im Fernsehen, der sich „Kobra, übernehmen Sie” verschrieben hatte – endgültig unsterblich geworden ist „Mission: Impossible” nicht zuletzt dank der gleichnamigen Titelmelodie aus der Feder von Lalo Schifrin. Die wurde zum Welthit und hat bis heute nichts von ihrer Attraktivität verloren. Und als Mitte der 90er Jahre die erste von bis dato fünf Adaptionen der Serie in die Kinos kam, waren es Adam Clayton und Larry MulAuch Top-Agenten altern: Jim Phelps (Mitte)
Jim Phelps Rollin Hand Barney Collier Willy Armitage Paris Cinnamon Carter
Peter Graves Martin Landau Greg Morris Peter Lupus Leonard Nimoy Barbara Bain
DVD – Deutsche Fassung Kobra, übernehmen Sie Komplette Serie Paramount (46 DVDs)
Kobra, übernehmen Sie, Season 1–87, Paramount
(7 DVDs)
(7 DVDs)
(7 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(6 DVDs)
(7 DVDs)
Einsatz in Manhattan (Kojak)
ENTZÜCKEND, DIESER GLATZKOPF! Ganz ehrlich: Ein wenig komisch konnte er einem zunächst schon vorkommen, dieser Theo Kojak. Der Mann mit der blitzblanken Glatze und der Vorliebe für Lollis war nicht gerade der Held, den ein Acht- oder Neunjähriger damals, Anfang der 70er Jahre, als besonders attraktiven Vertreter der Gattung TV-Cop wahrgenommen hätte. Seite 62
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
22. September 1974 bis 29. August 1978 in der ARD
D
ass Lt. Theo Kojak (Telly Savalas) tatsächlich über einen ungeheuren Sex-Appeal verfügte, dafür hatte unsereins – angesichts des damaligen Alters wohl verständlich – noch kein Auge. Sehr wohl schnell klar wurde allerdings, dass dieser Kojak ein Mann war, dem seine Integrität und sein Sinn für Gerechtigkeit über alles gingen. Notfalls auch schon mal über die eine oder andere unsinnige An-
ein Plädoyer gegen Vorverurteilung und Rassismus und stand damit ganz im Geiste der Civil Rights Movement in den USA. Diese Bewegung hatte vor allem in den 50er und 60er Jahren für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung gekämpft.
Darsteller Serienrolle Lt. Theo Kojak Chief Of Det. Frank McNeil Lt. Bobby Crocker Det. Stavros Demosthenes Det. Saperstein
Darsteller/in Telly Savalas Dan Frazer Kevin Dobson George Savalas Mark Russell
AUTHENTISCH UND REALITÄTSNAH
weisung seiner Vorgesetzten. Schon sein erster Fall gehörte zu den großen TV-Ereignissen jener Zeit. „Der Mordfall Marcus Nelson”, der Pilotfilm zur Serie und auf einem wahren Fall basierend, war ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass sich Lt. Kojack (damals noch
mit einem „c”) nur der Gerechtigkeit und sonst nichts und niemandem verpflichtet sah. Manche Kritiker glaubten gar, dass dieser Fall, wäre er nicht im TV, sondern im Kino gelaufen, das Zeug für einen Oscar gehabt hätte, zumindest aber zu den besten Filmen des Jahres 1973 gehörte. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil TVProduktionen damals – im Gegensatz zu heute – noch nicht als das bessere, weil intensivere und atmosphärisch dichtere Filmerlebnis im Vergleich zum Kino galten. „Der Mordfall Marcus Nelson” war
Und sozio-politische Kompetenz sollte Kojaks (jetzt ohne „c”) Wirken auch in den kommenden fünf Jahren und 118 Folgen stets auszeichnen. So bereitete die Serie mit ihrer realitätsnahen Schilderung des New Yorker Polizei-Alltages und mit detaillierten Milieuschilderungen US-amerikanischer Großstadtbefindlichkeit den Boden für spätere, hochgelobte TV-Highlights wie „Hillstreet Blues” und „NYPD Blue”. Erstklassige Drehbücher, u.a. von Donald P. Bellisario („Magnum”), die deutlich mehr Gewicht auf ausgeklügelte Dialoge denn auf plumpe Action legten, verliehen dem eigenwilligen Gerechtigkeitsfanatiker Kojak und seinen Kollegen (u.a. auch Savalas’ Bruder George als Detective Stavros Demosthenes) eine solche Authentizität, dass selbst die New Yorker Polizei Lob spendete. Dass sich der Mann angesichts des vielen Elends, das er tagtäglich auf den Straßen New Yorks miterleben musste, hin und wieder einen Zigarillo, vor allem aber auch den einen oder anderen Lolli gönnte, war eine kleine, aber doch sympathische Marotte, die damals den Absatz dieser leckeren Schlecker um 500 Prozent gesteigert haben soll. Und auch sonst war Kojak ein Mann, der bei Süßem nicht nein sagen konnte, lag ihm doch das weibliche Geschlecht häufig zu Füßen. Selbst die Damen, die er irgendwann dingfest machen musste, konnten sich der betont männlichen Ausstrahlung des stets wie
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aus dem Ei gepellten Lieutenants kaum entziehen. Kojak genoss das sichtlich. Nie aber ging dieser Genuss so weit, dass er seine Pflichten vergessen hätte. Im Gegenteil: Wenn es darauf ankam, war er ganz rechtschaffener, notfalls auch knochenharter Cop. So meine ich mich an eine Schlussszene erinnern zu können, in der er seinem weiblichen Gegenüber, das er zu diesem Zeitpunkt aber nicht überführen konnte, eine besonders prägnante Warnung mit auf den Weg gab: „Und wenn
es das Letzte ist, was ich tue”, so Kojak, „ich sorge dafür, dass du auf der Müllkippe landest, Baby!” Mit „Baby” hatte er es ohnehin: Sein Ausruf „Entzückend, Baby!” wurde ebenso zu seinem Markenzeichen wie die besagten Lollis und die – wohlgemerkt im Verständnis der Zeit – stilsichere Wahl seiner Anzüge.
TELLY SAVALAS, ERFOLGREICH AUCH ALS SÄNGER" "
So wurde unsereinem dieser Theo Kojak im Laufe der fünf Staffeln (viel später sollte es noch einige weitere TV-Movies geben) doch noch zu einem guten Freund. Und wie es guten Freunden aus fremden Landen nun einmal eigen ist, war uns Kojak nicht nur ein aufrechter Cop und feiner Kerl, sondern auch ein guter Reiseführer durch New York. Denn „Einsatz in Manhattan” wurde zumindest teilweise an Originalschauplätzen gedreht, so dass Kojak – ähnlich wie seine Kollegen von der Westküste, Lt. Mike Stone (Karl Malden) und Inspector Steve Heller (Michael Douglas), die zur selben Zeit „Die Straßen von San Francisco” sicherer machten – mit großer Expertise durch die berühmte Stadt führen konnte, die bekanntlich niemals schläft.
v.l.: Theo, Frank, Stavros und Bobby im Sonntagsstaat hat er einmal in einem Interview gesagt. Ein schöner Vergleich des charmanten Machos, der dank seiner männlich-tiefen Stimme auch als Interpret erfolgreich war. Mit seiner Version des Bread-Songs "If” landete Savalas einen Nummer-1-Hit, und auch vom Klassiker der Righteous Brothers, "You’ve Lost That Lovin’ Feeling”, konnte er, mehr sprechend als singend, nicht lassen. Nicht verschwiegen werden soll, dass Savalas eng befreundet war ausgerechnet mit dem deutschen Schlagerbarden Freddy Breck. Noch schräger: Das völlig misslungene „Kojak”-Remake mit einem schwarzen Theo Kojak (Ving Rhames), das 2005 ganz zu Recht nicht über neun Episoden hinausreichte.
DVD – Deutsche Fassung Kojak – Einsatz in Manhattan, Staffel 1–5, Universal Film
(7 DVDs)
Telly Savalas selbst, zuvor in über 70 Streifen vom Western („Mit eisernen Fäusten”) über den Kriegsfilm („Stoßtrupp Gold”) bis zum Drama („Cosa Nostra – Erzfeind des FBI”) häufig als Bösewicht in Erscheinung getreten, identifizierte sich schließlich mehr und mehr mit seiner Filmfigur. „Nennen Sie mir den Unterschied zwischen Telly und Kojak, und ich nenne Ihnen den zwischen Äpfeln und Apfelkuchen” Seite 64
(5 DVDs)
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(5 DVDs)
(5 DVDs)
(5 DVDs)
Dezernat M
(M Squad)
Man hätte "Dezernat M" als Fortführung von "Kein Fall für FBI" mit anderem Mittel verstehen können – dieses andere Mittel wäre dann die brutalere Ausrichtung der Serie gewesen, der man vielleicht sogar einen gewissen Hang zur Soziopathie unterstellen könnte. Kleiner Schönheitsfehler an dieser Theorie: Die Serie, mit der Lee Marvin sich nach kleineren, nichtsdestotrotz großartigen Auftritten im Kino endgültig ins Bewusstsein der amerikanischen Öffentlichkeit spielte, lief ein paar Jahre, bevor das Starvehikel mit Robert Taylor auf Sendung ging.
Ein Top-Cop mit leicht soziopathischen Zügen
T
atsächlich war „Dezernat M” thematisch ähnlich gelagert wie Jahre später „Kein Fall für FBI”. Auch die Cops aus dem „Dezernat M” bildeten eine Spezialeinheit, die sich in diesem Fall dem organisierten Verbrechen in Chicago entgegenstellte. Lt. Ballinger (Lee Marvin) war der beste Mann des Teams und arbeitete gerne als Einzelgänger. Vielleicht auch deshalb, weil Ballinger ein richtig harter Knochen war. Ähnlich wie die „Tough Guys” um Eliot Ness, „die Unbestechlichen”, ein paar Jahrzehnte zuvor, war auch er ein Mann, der sich nicht immer an die Buchstaben des Gesetzbuchs hielt. Es gab gar Momente, da weichten angesichts der Methoden, die Ballinger anwandte, die Grenzen zwischen Cops und Gangstern auf. Lee Marvin war die Idealbesetzung für einen solchen Mann. In Fritz Langs Film Noir „Heißes Eisen” hatte Marvin in einer der ikonischsten Szenen des Genres einen soziopathischen Killer gegeben, der das Gesicht seiner Freundin mit heißem Kaffee verbrühte. Auch in John Sturges’ „Stadt in Angst” zeigte er soziopathische Züge, als er Spencer Tracy mit allen Mitteln an der Aufklärung eines länger zurückliegenden Verbrechens hindern wollte. Mit „Dezernat M” und seinen Kommentaren aus dem Off wurde er nun endgültig zum Star. In der Folge glänzte er zunächst als – man kann es nur wiederholen – soziopathischer Gunslinger Liberty Valance in John Fords Meisterwerk „Der Mann, der Liberty Valance erschoss”. Dann lieferte er in den darauffolgenden Jahren großartige Leistungen in meisterhaften Gangsterfilmen ab, wie in Don Siegels „Tod eines Killers” oder John Boormans „Point Blank”. „Dezernat M” hatte ihm den Weg geebnet. Oder sollte man besser sagen, mit „Dezernat M” hatte Marvin sich selbst den Weg geebnet?
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
20. April 1966 bis 12. Oktober 1966 im ZDF
DVD – Deutsche Fassung Dezernat M Staffel 1–3 Pidax Film
(2 DVDs)
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(2 DVDs)
(2 DVDs)
Ihr Auftritt, Al Mundy
(It Takes A Thief)
Federleichtes Guilty Pleasure Ein typisches Guilty Pleasure war "Ihr Auftritt, Al Mundy", eine Serie, die wohl ganz bewusst die besten Zutaten aus den frühen James-Bond-Streifen, aus Hitchcocks "Über den Dächern von Nizza" und aus "Kobra, übernehmen Sie" zu einem wohlschmeckenden Cocktail mixte. Vor allem die offensichtliche Verwandtschaft in Sachen der für einen Filmtitel eher ungewöhnlichen Grammatik zwischen dem Hitchcock-Original, "To Catch A Thief" und "It Takes A Thief" dürfte kaum von ungefähr kommen. Seite 66
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der Sekt kalt sind, könnte der Spaß für Al Mundy kaum größer sein.
Eine Karriere mit Eintrübungen
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
So federleicht, wie der Meisterdieb zwischen 1967 und 1970 seine Aufgaben im US-TV erledigte, so locker-flockig war die Tonalität der Serie, die den Zuschauer nur sehr selten mit harten Realitäten konfrontierte. Und wie geschaffen für die Rolle des Al Mundy war der smarte Hollywood-Star Robert Wagner, der sich in Western und in Kostümfilmen wie „Die weiße Feder” und „Prinz Eisenherz” in den 50er Jahren in die Herzen der weiblichen Kinozuschauer gespielt hatte. Als Mitte der 60er Jahre diese Rollen aber weniger wurden, schien Wagner das Fernsehen die passende KarriereEntscheidung. Eine richtige Entscheidung: Denn wie wir wissen, haben – neben der einen oder anderen Kinorolle – gerade das Fernsehen und Serien wie Wagners größter Erfolg, „Hart, aber herzlich”, wie „Two And A Half Men” und wie „Navy CIS” bis auf den heutigen Tag seine Rechnungen bezahlt.
Darsteller 18. November 1969 bis 28. Juli 1970 im ZDF
Z
um Inhalt: Al Mundy (Robert Wagner) ist ein Meisterdieb. So wie John Robie (Cary Grant), auch „die Katze” genannt, in „Über den Dächern von Nizza”. Keine Fassade ist ihm zu glatt, keine Tür zu stark, keine Tresorkombination zu knifflig. Gelernt hat er sein „Handwerk” beim Besten seines Fachs, seinem Vater (ab der dritten und letzten Staffel in fünf Folgen wunderbar interpretiert durch Hollywoodund Stepptanz-Legende Fred Astaire) – aber selbst diese Schule konnte ihn nicht davor feien, im San-Jobel-Knast zu landen. Glück im Unglück: Dem streng geheimen Geheimdienst S.I.A. (hört sich irgendwie bekannt an, oder?!) bleibt nicht verborgen, dass ein Mann mit den Fähigkeiten eines Al Mundy durchaus auch der Regierung nützlich sein könnte. Für Al ist das ein Angebot, das allemal verlockender scheint als der triste Gefängnisalltag. Also stellt man dem Gentlemanverbrecher mit Noah Bain kurzerhand eine Art Anstandsdame zur Seite, die darauf zu achten hat, dass der smarte Al a) seine Aufträge zu aller Zufriedenheit erledigt und dass er b) nach getaner Arbeit stets zurückkehrt in den Hausarrest. Die diversen Aufträge führen ihn nun an die schönsten Plätze dieses Planeten, mal nach Rio, dann nach London oder auch mal nach Ost-Berlin. Mal muss er Mikrofilme besorgen, um den Russen eins auszuwischen, mal geht es „nur” darum, wertvolle Juwelen zu klauen. Und weil die Frauen schön, die Autos schnell und
Darsteller/in
Serienrolle Alexander Mundy Noah Bain Alistair Mundy
Robert Wagner Malachi Throne Fred Astaire
Dass Wagners Biografie aber auch düstere Seiten aufweist, soll nicht verschwiegen werden. Der Star war gleich zweimal (von 1957 bis 1962 und von 1972 bis 1981) mit der Schauspielerin Natalie Wood verheiratet, und zumindest beim ersten Mal galten die beiden noch als Hollywood-Traumpaar. Das vermeintliche Glück aber endete tragisch, als Wood am 29. November 1981 während einer Bootsfahrt mit Wagner und einem gemeinsamen Freund, dem Schauspieler Christopher Walken, unter bis heute nicht ganz geklärten Umständen ertrank. Nachdem 2013 ein neuer Autopsiebericht vorgelegt wurde, mehrten sich Zweifel daran, ob Woods Tod wirklich ein Unfall war, wie man die ganzen Jahre über hinweg zunächst angenommen hatte.
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DVD – Deutsche Fassung Ihr Auftritt, Al Mundy Komplettbox Fernsehjuwelen (Alive) (21 DVDs)
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Drei Engel für Charlie
(Charlie's Angels)
FEMINISMUS? SEXISMUS? GUILTY PLEASURE! Ich behaupte: Jeder, der sagt, er habe 3 Engel für Charlie" seinerzeit der " raffinierten Drehbücher, der sauber ausgearbeiteten Charaktere oder der intelligenten Dialoge wegen geliebt, der hält es nicht ganz so genau mit der Wahrheit. Denn diese Serie hatte eigentlich nur einen Mehrwert zu bieten. Der aber hatte es in sich. Einen so sensationellen Schauwert, wie ihn Charlies Engel boten, musste man ansonsten lange suchen in der TV-Landschaft der späten 70er Jahre.
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K
eine Frage, Jill, Kelly und Sabrina, später auch Kris, Tiffany und Julie waren eine Augenweide. Geballte Sexyness boten die netten Geschichtchen um die drei weiblichen Privatdetektive, die der Millionär Charlie Townsend (John Forsythe) für besonders knifflige Fälle angeheuert hatte. Die Meinungen zu dieser Ausgangslage waren geteilt. So wollten manche Kritiker durchaus ein feministisches Statement darin erkennen, dass das in den 70er Jahren ansonsten ausschließlich männlich definierte Role Model des Tough Guy, des knallharten Privatdetektivs, wie ihn „Mannix" oder „Shaft" gaben, hier durch blendend aussehende, aber auch sehr smarte Frauen besetzt war. Für andere dagegen war die Serie nicht mehr als ein, wenn auch besonders attraktives, Schaulaufen einer Reihe von Beach Babes und Pin-ups – und damit von deutlichem Sexismus geprägt. Tatsächlich spricht einiges für These zwei. Wobei „Sexismus" ein Urteil ist, das gerade aus heutiger Sicht wohl zu hart ausfällt.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
DREI ENGEL FÜR CHARLIE
Vom 15. April 1979 zum 14. Mai 1980 im ZDF
währte. Denn nach nur einer Staffel verließ Farrah Fawcett die Serie, was besonders schmerzte. Fawcett galt damals als eine der schönsten Frauen überhaupt und wusste diesen Status zu nutzen. Die Fotoserie, die sie in lasziv-neckischen Posen im roten Badeanzug zeigte, ging damals um die Welt, so dass sich das zugehörige Poster 20 Millionen Mal verkauft haben soll. Der Badeanzug für das ikonische Motiv brachte es damit zu derartiger Berühmtheit, dass das Stück Stoff 2011 schließlich dem Smithsonian National Museum Of American History in Washington übergeben wurde. Ersetzt wurde Fawcett durch Cheryl Ladd, die Jills Schwester Kris gab. Später folgten mit Shelley Hack und Tanya Roberts zwar weitere durchaus sehenswerte Engelvariationen, doch hatte die Serie da ihren Reiz bereits verloren.
Diese Traumfrauen waren nicht nur sauber, sondern rein!
Farrah Fawcett konnte mehr als nur schön sein ...
Zwar kratzte unsereins die Tatsache, dass der ominöse Charlie selbst nie persönlich in Erscheinung trat, sondern bestenfalls am anderen Ende der Telefonleitung zugegen war, ebenso wenig wie der einzelne Fall per se, den es für die drei Girls aufzuklären galt. Vielmehr konnte man sich kaum sattsehen an der blonden, löwenmähnigen Jill Munroe (Farrah Fawcett, damals verheiratet mit dem „Sechs Millionen Dollar Mann"- und späteren „Ein Colt für alle Fälle"-Star Lee Majors), der dunkelhaarigen, feurigen Kelly Garrett (Jaclyn Smith) und der ebenfalls dunklen, aber ein wenig distinguierten Sabrina Duncan (Kate Jackson). Für handfeste feuchte Träume aber waren diese drei Traumfrauen dann doch nicht nur zu sauber, sondern in jeder Hinsicht zu rein. Viel mehr als einen zarten Hauch von Erotik, die eher an einen harmlosen 70er-Jahre-Haarspray-Werbeclip erinnerte als an Russ Meyers legendäre Filmchen, gestanden die Macher diesen Engeln nicht zu. So taugte die Serie dank ihres Screwball-Charmes zum Erlebnis für die ganze Familie und lässt sich wohl am besten als typisches „Guilty Pleasure" kategorisieren, als Vergnügen, an das man nicht allzu hohe Ansprüche stellen sollte. Ein Vergnügen, das allerdings nicht allzu lange
Erst viel später, in den 00er Jahren, erinnerte man sich noch einmal an die „Drei Engel für Charlie". Zum einen, weil damals zwei Remakes der Serie in die Kinos kamen, die dank einer Besetzung mit Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu durchaus erträglich waren. Der zweite Anlass zur Erinnerung dagegen war schlimm: Am 25. Juni 2009, gerade einmal 62 Jahre alt, verstarb Farrah Fawcett im kalifornischen Santa Monica nach langer, schwerer Krankheit. In den Jahren nach „Drei Engel für Charlie" hatte die Schauspielerin unter anderem mit dem inhaltlich zwar fragwürdigen, handwerklich aber soliden Vergewaltigungs- und Selbstjustizdrama „Extremities" und später mit „Apostel!" an der Seite von Robert Duvall bewiesen, dass sie vor der Kamera mehr zu bieten hatte als „nur" ihr tolles Aussehen. Was nicht heißen soll, dass sie nicht auch in fortgeschrittenem Alter aus dieser Gabe – ihrem Aussehen – ausreichend Profit geschlagen hätte: Als Fawcett sich 1995, damals bereits knapp 50-jährig, nach 1978 ein weiteres Mal für den „Playboy" nackig machte, erzielte das Blatt mit dieser Ausgabe seine höchste Auflage überhaupt in den 90er Jahren.
Darsteller
DVD – Deutsche Fassung
Serienrolle Kris Munroe Jill Munroe Kelly Garrett Sabrina Duncan Julie Rogers Charles Townsend John Bosley Tiffany Welles
Darsteller/in Cheryl Ladd Farrah Fawcett Jaclyn Smith Kate Jackson Tanya Roberts John Forsythe (Stimme) David Doyle Shelley Hack
Drei Engel für Charlie, Staffel 1–3, Sony Pictures
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(6 DVDs)
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(6 DVDs)
(6 DVDs)
77 Sunset Strip
EINE 1A-ADRESSE Was fßr eine Adresse! "77 Sunset Strip", das war eben nicht nur der Titel dieser famosen Detektivserie, sondern auch die Anschrift der Detektei, die von den beiden Ex-USAgenten Stuart Bailey (Efrem Zimbalist Jr.) und Jeff Spencer (Roger Smith) in bester Lage betrieben wurde. Eine Adresse auch, die schwer zum Träumen anregte, als der deutsche TV-Zuschauer im Januar 1960 erstmals bei "Bailey & Spencer" vorbeischaute.
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Vom 11. Januar 1960 bis 18. Mai 1960 in der ARD
D
er Sunset Strip, die Lebensader Hollywoods, versprach Glamour und Magie, eine (Schein-)Welt voller Stars und Sternchen. Man konnte sich gar nicht sattsehen an „77 Sunset Strip". Und so erging es auch mir. Zwei Jahre später, 1989, wurde dann ein langgehegter Traum wahr. Exakt 14 Tage, nachdem ich mich mit einem Freund in New York ins Auto gesetzt und wir den nordamerikanischen Kontinent buchstäblich „erfahren" hatten, erreichten wir die Stadt der Engel: Los Angeles. Glück-
selig cruisten wir nun über den legendären Boulevard, auch wenn der damals nicht Glitzer und Glamour verströmte, sondern vielmehr Rock und Rotz: Es waren die Jahre der Sleaze-Rocker, und in Clubs wie dem Whisky-A-Go-Go oder dem Cathouse traten Bands wie
Darsteller Serienrolle
Darsteller/in
Stuart Bailey Jeff Spencer Kookie Roscoe Suzanne Fabray Rex Randolph
Efrem Zimbalist Jr. Roger Smith Edd Byrnes Louis Quinn Jacqueline Beer Richard Long
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NikMa Verlag Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz
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Guns N’ Roses, Faster Pussycat oder Bang Tango dem Hair Metal alter Schule gehörig in den Hintern.
Blaupause für spätere TV-Privatschnüffler
Aber das nur am Rande – und zurück zur Hausnummer 77 auf dem Sunset Boulevard. „77 Sunset Strip", in den USA 1958 gestartet, wurde rasch zur Blaupause für alle späteren TV-Privatschnüffler, wie Cannon (Cannon-Darsteller Frank Conrad war einer der Produzenten und Regisseure von „77 Sunset Strip"), „Mannix", „Rockford" und wie sie noch alle heißen würden im Verlauf der 60er und 70er Jahre. Und auch das musikalische Titelthema aus der Feder von Jerry Livingston und Mack David war ein Volltreffer, der heute auf keiner auch nur halbwegs ernst gemeinten TV-Melodien-Compilation fehlen darf. Ein wahrer Boom an Krimiserien wurde so ausgelöst, die ab den 60er Jahren den Western als beliebtestes TV-Genre verdrängen sollten. Diesen Erfolg verdankte die Serie aber weniger ihren beiden Hauptfiguren und deren Darstellern als einem jungen Mann, der zunächst nur eine Nebenrolle bekleidete. Edd Byrnes, Mitte der 50er Jahre u.a. im wunderschönen Trapper- und Indianer-Western „Man nannte ihn Kelly" („Yellowstone Kelly") mit einer soliden Performance aufgefallen, gab zunächst einen Parkplatzwächter für Bailey & Spencer, wurde aber schnell zum Aushängeschild der Serie und somit zum „Detektiv" befördert. Als „ersten Popstar der Seriengeschichte" hat die famose, leider längst verblichene Kinozeitschrift „Steadycam" Byrnes und seine Figur Gerald Lloyd Kookson III, kurz „Kookie", einmal bezeichnet und damit voll ins Schwarze getroffen. Byrnes, rein optisch eine Mischung aus Westentaschen-James-Dean und Elvis Presley für Anfänger, gab Kookie als ultracooles Faktotum, das immer in irgendeinem hippen Slang parlierte und der amerikanischen Jugendkultur gleich auch noch ein neues Vokabular bescherte (in der deutschen Fassung, in der Kookie von Hans Clarin synchronisiert wurde, blieb allerdings vom Esprit des Originals nicht viel mehr als ein heiseres Krächzen übrig). Wie auch immer: Kookies Stil und seine Schnodderschnauze machten Byrnes in Windeseile zu einem Teen-Idol.
Kookie" wurde zum Role Model
" Zehntausende von Briefen weiblicher Fans soll er damals wöchentlich bekommen haben, was zwangsläu zwangsläufig wiederum dazu führte, dass jeder Rabauke sein wollte wie dieser „Kookie". Byrnes war zum Popstar geworden, bevor Pop überhaupt erfunden war. Er war purer Rock'n'Roll, und folgerichtig landete das Bürsch Bürsch-
chen, das in der Serie ständig mit einem K a m m herumfummelte, um seine damals schwer a n g e sagte ElvisHaartolle zu bändigen – ursprünglich eine Geste, mit der Byrnes seine übergroße Nervosität überspielen wollte –, mit dem programmatischen "Kookie, Kookie, Lend Me Your Comb" im Duett mit „Hawaiian Eye"-Star Connie Stevens auch noch einen veritablen Hit. „Hawaiian Eye" war übrigens eine weitere Detektivserie nach „77 Sunset Strip"-Vorbild, in der in früher Crossover-Manier auch schon Efrem Zimbalist Juniors Stuart Bailey auftauchte. Apropos Zimbalist: Bei aller damaligen Kookie-Mania auch in Deutschland sollte nicht vergessen werden, dass ursprünglich Efrem Zimbalist Jr. als Top-Star der Serie gedacht war. Zimbalist Jr., Sohn des russischstämmigen US-Komponisten, Musikpädagogen und Dirigenten Efrem Zimbalist und der amerikanischen Sopranistin Alma Gluck, war durch die künstlerische Ader seiner Eltern vorbelastet und hatte vor „77 Sunset Strip" bereits mit einigen der großen Regisseure und besten Regiehandwerker Hollywoods zusammengearbeitet, wie Raoul Walsh, Joseph L. Mankiewicz, Gordon Douglas oder Mervyn LeRoy. Die Serienrolle als Privatdetektiv Stuart „Stu" Bailey" machte ihn schließlich zum Star, so dass er in der Folge weitere Top-Rollen ergattern konnte. So in der Erfolgsserie „F.B.I." („The F.B.I."), in der er als Inspector Lewis Erskine ebenfalls an Nummer 1 gesetzt war. „F.B.I.", auch bei uns gern gesehen, wurde ein noch größerer Erfolg als „77 Sunset Strip" (1958–1964; von den 201 Folgen wurde nur rund ein Drittel in Deutschland gezeigt) und sollte es auf insgesamt neun Staffeln (1965–1974) bringen. Später war der strenggläubige Christ Zimbalist u.a. als Vater von „Zorro" zu sehen oder als König Arthur in der Animationsversion von „Prinz Eisenherz" bzw. als Dr. Octopus in „New Spiderman" zu hören. Und auch seine Tochter aus zweiter Ehe, Stephanie Zimbalist, sorgte an der Seite des späteren „James Bond" Pierce Brosnan mit „Remington Steele" dank einer Detektivserie für TopEinschaltquoten.
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Das größte Science-Fiction-Abenteuer aller Zeiten
Der Kommissar
Deutscher Krimi-Kult in Schwarzweiß
"Der Kommissar" war die Blaupause für so ziemlich jede deutsche Krimiserie. Ohne Erik Ode alias Kommissar Herbert Keller und dessen Laufburschen Robert Heines, Walter Grabert und Harry Klein hätte es "Derrick” und "Der Alte" vielleicht nie gegeben.
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Gehobenes TVHandwerk dank Staudte und Co.
rik Ode war „Der Kommissar”, und das ist wortwörtlich gemeint. Denn es fällt schwer, den Schauspieler Verblüffend aus heutiger mit einer anderen Rolle Sicht – dem damaligen in Verbindung zu brinZeitgeist nach aber wohl gen – was zugegeben nicht ungewöhnlich – nicht ganz fair ist, da mutet an, wie sehr die Ode in einer ganzen ReiHerren von der Kripo he von Ufa-Produktionen nicht nur dem Tabak, zu sehen und nach dem sondern gerne auch mal Zweiten Weltkrieg zudem einen oder anderen nächst als Oberspielleiter hochprozentigeren Tropdes Berliner Rundfunkfen zusprachen. Rauchen senders Rias tätig war. und Saufen – das geNichtsdestotrotz ist „Der hörte wohl damals noch Kommissar” die Rolle, zum guten Ton. mit der die Nachkriegsund damit die erste FernAlles in allem aber lässt sehgeneration Ode wohl sich festhalten, dass „Der immer in Verbindung Kommissar” auch heute bringen wird. Wie später durchaus noch Charme Die Vier vom Schreibtisch (v.l.): Robert, der Chef, Harry und Walter „Derrick” war auch „Der hat, da die Serie sich Kommissar” ein Produkt aus der Feder des Vielschreibers Herbert stets bemühte, die Reinecker, so dass man sich über gewisse Parallelen nicht zu wunMotive der Täter zu verstehen und zudem das Milieu, in dem die jeweilige spielte, halbin Deutschland Folge wegs glaubwürdig zu beleuchten. Gehobenes Handwerk also, nicht zuletzt dank der zeitweiligen Regie solcher Könner wie Wolfgang Staudte (u.a. „Rosen für den Staatsanwalt”, vor allem aber die Heinrich-Mann-Verfilmung „Der Untertan”). Da mag man den besonders treuen Fans nicht widersprechen, die die Serie längst mit dem Attribut „Kult” adeln. Harry Klein hatte trotzdem irgendwann die Nase voll und entschied sich für einen deutlichen Karrieresprung. Bei „Derrick” gab es nicht nur Farbe, sondern Klein wurde vom Kriminalhauptmeister gleich auch noch zum Inspektor befördert.
TV-Erstausstrahlung
3. Januar 1969 bis 30. Januar 1976 im ZDF
dern braucht. Doch dazu an anderer Stelle mehr. „Der Kommissar”, trotz der längst bestehenden Möglichkeit, in Farbe zu produzieren, noch in Schwarzweiß gedreht, passte hervorragend ins noch immer piefige bundesrepublikanische Klima der späten Eric 60er und frühen 70er Jahre. Ode als Ode Kommissar Herbert Keller hatte etwas Altväterliches, seine drei Assistenten Robert Heines (Reinhard Glemnitz), Walter Grabert (Günther Schramm) und das Nesthäkchen Harry Klein (Fritz Wepper) wurden von ihm mit Vornamen angesprochen, während er für die Laufburschen stets nur der „Chef” war. Vervollständigt wurde das Personal von Sekretärin Käthe Rehbein (Helma Seitz), deren Aufgabe es war, Kaffee zu kochen und hin und wieder das eine oder andere Stichwort zu geben.
Harry wird fahnenflüchtig, Robert und Walter bleiben loyal So verabschiedete sich Fritz Wepper alias Harry Klein nach sechs Jahren an der Seite von Erik Ode, und beim „Kommissar” übernahm für Fritz Bruder Elmar Wepper, der sinnigerweise wiederum Harrys Bruder Erwin Klein gab. Für Klein fand der erhoffte Aufstieg allerdings vor allem auf dem Papier statt, denn viel mehr als ein Erfüllungsgehilfe war er bei „Derrick” auch nicht. Fritz Wepper aber konnte sich in 24 Jahren „Derrick” endgültig in der deutschen TV-Landschaft etablieren. Und treibt bis heute sein Unwesen in Erfolgsformaten wie „Um Himmels Willen” – vorausgesetzt, der Schwerenöter muss sich nicht wegen irgendwelcher privaten Geschichten und Geschichtchen mit
Darsteller Serienrolle Kommissar Herbert Keller Robert Heines Walter Grabert Harry Klein Erwin Klein Käthe Rehbein
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Darsteller/in Erik Ode Reinhard Glemnitz Günther Schramm Fritz Wepper Elmar Wepper Helma Seitz
der Klatschpresse herumschlagen. Während Harry Klein also fahnenflüchtig wurde, waren die beiden anderen Erfüllungsgehilfen von Kommissar Kel-
Bildschirmen. Seine letzte große Rolle war zwischen 2007 und 2013 die des Josef Neureuther in „Forsthaus Falkenau”. In diesem Jahr war er in einer Episodenrolle in „Soko München” zu sehen.
ler loyaler und blieben bis zum Schluss der Serie an dessen Seite. Für Reinhard Glemnitz aber war „Der Kommissar”, der ihm 1970 bis 1972 und 1975 zwar die Ehrung mit dem Fernsehpreis Bambi einbrachte, dennoch nicht der wohl erhoffte Schritt zu einer dauerhaften, größeren TV-Karriere. Als erfolgreicher Synchronsprecher dagegen ist der mittlerweile 86-Jährige bis heute hin und wieder im Einsatz.
Rehbein mit Cognac
Der eine Bruder geht, der andere kommt: Elmar Wepper löst seinen Bruder Fritz als Laufbursche ab
Günther Schramm, das Allroundtalent Günther Schramm wiederum konnte die Popularität eindrucksvoll nutzen, die er durch sein Engagement als Walter Grabert gewonnen hatte. In den folgenden Jahrzehnten wurde er als Schauspieler, Moderator, Synchronsprecher, Kabarettist und sogar als Sänger zu einem der bekanntesten Gesichter im deutschen Show-Biz. Besonders populär war er in den 70er und 80er Jahren, als er zunächst die Rateshow „Alles oder nichts” in der ARD und darauf folgend das Musikquiz „Erkennen Sie die Melodie?” im ZDF moderierte. Wie Glemnitz, wurde er 1970 bis 1972 und 1975 für „Der Kommissar” mit dem Bambi geehrt. Schramm, der mit seiner Familie zwischen 1982 und 2001 auf Vancouver Island in Kanada lebte, war in den vergangenen Jahren nur noch ein eher seltener Gast auf deutschen
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Derrick
Oberinspektor Derrick: Blasiert, aber enorm erfolgreich Man muss "Derrick" nicht mögen. Dass diese Serie aber eine der größten Erfolgsstorys, wenn nicht gar die größte in der Geschichte des deutschen Fernsehens war, das kann niemand verneinen. Denn die Zahlen, die sprechen eindeutig für Herrn Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert).
A
ber der Reihe nach. Sechs Jahre an der Seite von Erik Ode bzw. als Stichwortgeber in „Der Kommissar” hatten Fritz Wepper alias Harry Klein gereicht. Mit den Worten „Ab morgen bin ich bei Oberinspektor Derrick” hatte er sich von „Der Kommissar” verabschiedet, um kurz darauf seine neue Stelle bei „Derrick” anzutreten. Der Mann wollte eben mehr, und er bekam das auch, zumindest, was seinen Rang betraf. Der gute Harry durfte sich nun immerhin Inspektor nennen. Kaum ahnen konnte der arme Tropf, dass er bei „Derrick” doch nur vom Regen in die Seite 78
Traufe kommen würde. Der Satz, den man mit Harry Klein, dem klassischen Role Model eines Stichwortgebers (böse Zungen sprechen auch schon einmal von „Büttel”) gerne in Verbindung bringt – „Harry, hol’ schon mal den Wagen” – ist so bei „Derrick” zwar wohl nie gefallen. Ein „Harry, wir brauchen den Wagen, sofort!”, wie Derrick seinem Harry aber einige Male auftrug, das machte die Sache kaum besser. Der Fakt, dass „Derrick”, die Serie bzw. Derrick, der Oberinspektor, den ehemaligen Assistenten von Kommissar Keller übernahm, lässt es aber fernsehgeschichtlich EDITION KRIMI 1/2018
zumindest zu, „Derrick” als eine Art Spin-off von „Der Kommissar” zu verstehen. Ein Spin-off, das den Vorgänger in Sachen Erfolg und Laufzeit bei Weitem übertreffen sollte. 24 Jahre lang ermittelte Oberinspektor Derrick fürs ZDF, das den Krimi in über 100 Länder verkaufen konnte, so dass „Derrick” zur meistverkauften Serie aus deutscher Produktion überhaupt wurde. Dabei war dieser Derrick eigentlich ein ziemlich blasierter Typ. Nicht nur, dass er sich nicht mit dem Dienstrang eines Kommissars zufriedengab, wie jeder anständige deutsche TV-Ermittler. Nein, sein Vorname Stephan wurde selbstverständlich mit einem „ph” und nicht nur mit einem schnöden „f” geschrieben. Und im Gegensatz zu Kommissar Keller, der ein gutbürgerliches Leben mit Ehefrau lebte, machte der Junggeselle und Rolex-Träger Derrick eher auf Bonvivant und
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
kriegs Mitglied von Hitlers Waffen-SS gewesen war, nahmen nicht nur die TV-Sender in Belgien, Frankreich und den Niederlanden etwaige Wiederholungen der Serie aus dem Programm, sondern auch das ZDF selbst schickte „Derrick” endgültig dorthin, wo er nach Meinung einer ganzen Reihe von Experten schon immer hingehörte – aufs Abstellgleis. Den Verantwortlichen mag das damals auch deshalb nicht allzu schwergefallen sein, weil man mit „Der Alte” längst eine weitere Krimi-Erfolgsgeschichte schrieb und bis heute schreibt.
DVD – Deutsche Fassung Derrick, Collector's Box 1–19, Universal Pictures
(5 DVDs)
(5 DVDs)
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(4 DVDs)
20. Oktober 1974 bis 16. Oktober 1977 im ZDF Oberklasse. Apropos Oberklasse: Selbst ein BMW der 5er-Reihe war nicht schick genug für den Herrn Oberinspektor, der bald schon auf einen 7er und damit in die automobile Luxusklasse umstieg. Dabei war nie so ganz klar, worauf sich dieser Pinsel mit den über die Jahre immer tiefer hängenden Tränensäcken, die zu einer Art Markenzeichen wurden, etwas einbildete. Denn wie zum Beispiel bei „Columbo” kannte auch der „Derrick”Zuschauer den Täter häufig von Beginn an, was der Spannung nicht zwingend zuträglich war. Autor Herbert Reinecker hatte offensichtlich über den Tellerrand geschaut, wollte diesen Ansatz den Kritikern allerdings als neu und auf seinem Mist gewachsen verkaufen. Vielleicht waren es ja die Milieuschilderungen – nicht selten siedelte man die Fälle in der Münchner Schickeria an –, die nicht nur dem deutschen Zuschauer ein Gefühl von Zuhause, sondern gerade auch denen in Frankreich, in Kanada oder auf den Philippinen eines von deutscher Lebensart vermitteln konnten. Anfang 2013 und damit etwa vier Jahre nach dem Tod von Horst Tappert war es allerdings vorbei mit dem Goutieren jeglicher Folklore. Als bekannt wurde, dass Tappert während des Zweiten Welt-
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Der Alte
Ein Krimi, so solide wie ein VW Käfer "Der Alte" ist wie ein VW Käfer: Er läuft und läuft und läuft. Seit mehr als vier Jahrzehnten lässt das ZDF nun schon unter dem Namen dieser Erfolgsmarke ermitteln, und ein Ende ist nicht abzusehen.
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411 Episoden sind es bisher, und es ist wohl keine allzu große Überraschung, dass „Der Alte” angesichts dieser enormen Laufzeit eine ganze Reihe von Reinkarnationen über sich ergehen lassen musste. So ist nach Siegfried Lowitz als Kriminalhauptkommissar Erwin Köster, Leiter der Mordkommission München II, nach Rolf Schimpf als Hauptkommissar Leo Kress und nach Walter Kreye als Hauptkommissar Rolf Herzog mit Jan-Gregor Kremp als Kriminalhauptkommissar Richard Voss nun mittlerweile bereits der vierte Ermittler im Einsatz. Für die Leserschaft der kult!-Editionen aber ist wohl – ein Stück weit mag das naturgemäß sein – der Älteste auch der einzig Wahre. Oder, in Anlehnung an einen weiteren Großen der Filmgeschichte, etwas plakativer formuliert: Es kann nur
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
11. April 1977 bis 27. November 1977 im ZDF einen geben. Und der heißt Siegfried Lowitz! Lowitz, ohne Frage das, was man einen Charakterkopf nennt, hatte sich längst viele Verdienste ums deutsche Kino und Fernsehen erworben, als er 1977 zum „Alten” wurde. So war der 1914 in Berlin geborene und 1999 in München verstorbene Schauspieler Mitte der 60er Jahre unter anderem zu sehen im TV-Klassiker „Die Gentlemen bitten zur Kasse”. Dort machte Lowitz als Inspektor Macleod seinem Gegenspieler, dem GentlemanGangster und Posträuber Michael Donegan, das Leben schwer. Anekdote am Rande: Dieser Donegan wurde gespielt von Horst Tappert, der ein Jahrzehnt später als „Derrick” ebenfalls eine deutsche TV-Erfolgsgeschichte schreiben sollte. Lowitz aber spielte sich mit „Der Alte” gerade in seinen späteren Jahren noch einmal ins kollektive Gedächtnis der TV-Nation. Und diese Leistung wurde belohnt. Als er 1985 nach 100 Folgen schließlich ausstieg, war sein Kriminalhauptkommissar Erwin Köster einer der wenigen Hauptcharaktere einer TV-Serie, die eben nicht einfach nur in Rente geschickt werden oder wohin auch immer verschwinden.
Kommissar” und „Derrick”), der allerdings Gerd Heymann (Michael Ande) heißt, als Kriminalassistent bei „Der Alte” begann und über die Jahre erst zum Kriminaloberkommissar und schließlich sogar zum Kriminalhauptkommissar aufstieg. Kein Wunder, denn Heymann, der mehr war als nur der klassische Stichwortgeber à la Harry Klein, blieb auch allen Nachfolgern Kösters erhalten und brachte es in den besagten vier Jahrzehnten auf 401 Einsätze (von bisher 411), bevor er 2016 in Rente ging. Das Ende dieser langen Dienstfahrt soll, so wurde Anfang 2016 jedenfalls bekanntgegeben, keinem Zwangsruhestand geschuldet gewesen, sondern, so das ZDF, tatsächlich „auf eigenen Wunsch” erfolgt sein. Ein wenig Melancholie brachte dieser Abschied dennoch mit sich, wenigstens beim TV-Zuschauer der ersten Stunde. Denn den hatte Ande tatsächlich über viele Jahrzehnte hinweg begleitet. Und viele werden sich vielleicht sogar noch an den jungen Jim Hawkins erinnern. Den verkörperte ein ebenso junger Ande Mitte der 60er Jahre in „Die Schatzinsel”, einem der damals klassisch-schönen Weihnachtsvierteiler des ZDF. Das aber ist nun wirklich eine andere Der Alte", Nummer zwei: Rolf Schimpf (3. v.l.) Geschichte. "
Darsteller KHK Erwin Köster KHK Leo Kress KHK Rolf Herzog KHK Richard Voss Kriminalassistent Gerd Heymann Kriminalrat Franz Millinger
Siegfried Lowitz Rolf Schimpf Walter Kreye Jan-Gregor Kremp Michael Ande Henning Schlüter
DVD – Deutsche Fassung Der Alte, Volume 1–5, Universal Pictures
(11 DVDs)
(10 DVDs)
(6 DVDs)
(7 DVDs)
Der Alte Komplettbox Universal Pictures
Der erste "Alte" – Geehrt durch den TV-Tod
Nein, für seine treuen Dienste gestand man Köster/Lowitz das Privileg eines erinnerungswürdigen Fernsehtods durch Bauchschuss zu. Wie gesagt, eine Ehre, die längst nicht jedem TV-Ermittler zuteil wird. Eine schöne Erinnerung wert ist aber auch Kösters Harry Klein (siehe „Der
Darsteller/in
Serienrolle
(39 DVDs) (5 DVDs)
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Die Profis
(The Professionals)
Zwei Staatsdiener lassen es krachen Dass die Engländer es drauf haben in Sachen gute bis sehr gute TV-Krimi-Unterhaltung, weiß heute jeder. "Luther", "Der Messias", "Broadchurch" oder "Happy Valley" sind moderne Klassiker, die den besten US-Serien in nichts nachstehen. Vor 40 Jahren allerdings war das Qualitätsangebot, das man von der Insel in die weite Welt hinausschickte, noch deutlich geringer. "Die Profis" allerdings gingen schon damals keine Kompromisse ein. Denn wo William Bodie (Lewis Collins) und Raymond Doyle (Martin Shaw) hinschlugen, da wuchs kein Gras mehr. Seite 82
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Die heimlichen Stars der Serie: Escort und Capri
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Vom 7. Oktober 1981 bis 7. Juli 1982 im ZDF
Darsteller Serienrolle George Cowley William Bodie Raymond Doyle
U
Darsteller/in Gordon Jackson Lewis Collins Martin Shaw
m ganz ehrlich zu sein – genau genommen sahen die beiden Agenten des britischen Geheimdienstes CI5 (eine dem englischen Premierminister unterstellte Sondereinheit) eher aus wie ein paar üble Schlägertypen aus einem Vorort von Leeds oder Sheffield denn wie gesittete Polizisten urbritischer Provenienz. Selbstverständlich hatte das aber gerade auch seinen Reiz. Denn Bodie und Doyle brauchten keine Zurückhaltung zu üben im Umgang mit dem schon damals ebenfalls nicht besonders zimperlichen Gesindel – und sie versuchten das auch gar nicht erst. Manchmal allerdings übertrieben es die beiden dann wohl doch ein bisschen. Weniger nach Meinung ihres Chefs, George Cowley (Gordon Jackson), der selbst kein Kind von Traurigkeit war, als vielmehr nach Meinung des ZDF. So sendeten die Mainzer bei der Erstausstrahlung Anfang der 80er Jahre 16 der insgesamt 57 Fälle nicht, weil man diese Episoden als „zu brutal" für das deutsche TV-Publikum eingestuft hatte. Nach heutigen Maßstäben und mit der Kenntnis von TV-Gewalt der fragwürdigen Güteklasse „The Walking Dead" mag das lächerlich wirken. Für damalige Verhältnisse aber sind diese 16 Episoden, die erst viel später in Deutschland zu sehen waren, mit „handfest" noch sehr schmeichelhaft umschrieben. Und in Sachen Realpolitik tat sich das ZDF damals ebenfalls schwer bei der Synchronisation. Bezüge zur deutschen NaziVergangenheit oder zur DDR, aber auch zu Israel oder zur irischen IRA wurden „entschärft", das heißt unkenntlich gemacht, indem man auf Namen verzichtete oder die Handlung an andere Orte verlegte.
Dem Erfolg der Serie gerade auch beim deutschen Publikum tat das aber keinen Abbruch. Bis zu 18 Millionen schalteten damals ein. Vielleicht auch, weil man neben den drei Hauptcharakteren weitere „heimliche" Stars entdeckt hatte. Und die hörten nicht selten auf den Namen Ford. Ford Escort, Ford Capri oder Ford Granada waren ab der zweiten Gordon Jackson Staffel die Dienstwagen der Profis, die das Unternehmen Ford der Serie nur allzu gerne zur Verfügung stellte. Die beiden Ford Capri 3.0 S, die Bodie wie auch Doyle in der letzten von insgesamt fünf Staffeln fuhren, waren Autos, die Herzen damals schneller schlagen ließen und auch schon mal dem einen oder anderen Porsche-911-Fahrer die Petersilie verhageln konnten. Wie auch immer – für Lewis Collins, der einen schwarzen Martin Shaw Gürtel in Jiu-Jitsu, einen Pilotenschein und Spaß an Handfeuerwaffen hatte, und für Martin Shaw, der ein durchaus kompetenter Bühnenschauspieler war, bedeuteten „Die Profis" den wohl mit Abstand größten Erfolg ihrer Karriere, der ihre Popularität schlagartig erhöhte. Etwas anders verhielt es sich bei Gordon Jackson. Der konnte Ende der 70er Jahre längst auf eine veritable Karriere zuLewis Collins rückblicken, nicht zuletzt in Hollywood. Dort hatte der gebürtige Schotte zum Bespiel an der Seite von Marlon Brando in „Meuterei auf der Bounty" und neben Steve McQueen und James Garner in „Gesprengte Ketten" überzeugt. Später war er zudem in der britischen Erfolgsserie „Das Haus am Eaton Place" in der Rolle des Butlers Hudson zu sehen. Dass „Die Profis" mit neuem Personal 1997 schließlich eine nur wenig erfolgreiche Neuauflage erfuhren, das musste Jackson zum Glück nicht mehr miterleben. Im Alter von 66 Jahren war der Schauspieler sieben Jahre zuvor, am 15. Januar 1990, nach schwerer Krankheit verstorben.
DVD – Deutsche Fassung Die Profis Komplett-Box Koch Media (21 DVDs)
Die Profis, Box 1–4, Koch Media
(4 DVDs)
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(4 DVDs)
(4 DVDs)
(5 DVDs)
Columbo
KATZ- UND MAUSKAMMERSPIELE Ein Dienstfahrzeug der etwas anderen Art: Columbos Peugeot Cabrio
Johnny Cash war bei Columbo" " ebenso ein bรถser Finger ... Seite 84
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Columbo vs. die Schwergewichtsriege aus Hollywood
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
Am 11. Oktober 1969 wurde in der ARD das TV-Movie "Mord nach Rezept" gezeigt. Der eigentliche Pilotfilm "Lösegeld für einen Toten" folgte erst am 17. Mai 1973, wieder in der ARD. Vom 27. Februar 1975 bis zum 18. September 1975 lief die Serie dann erstmals dauerhaft, auch diesmal in der ARD.
Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. Es hat etwas länger gedauert, bis ich "Columbo" verstanden habe. Damals, Mitte der 70er Jahre, als die Natur mich zum ungestümen Jüngling heranwachsen ließ, war einer wie dieser müde und gebeutelt wirkende Ermittler (Peter Falk) für mich nicht das, was ich mir unter einem echten Mannsbild vorstellte. Columbo, der Inspektor, der selbst nicht weniger zerknautscht aussah als sein Trenchcoat, seine obligatorischen Zigarrenstummel und sein Auto, ein zerbeultes Peugeot 403-Cabriolet, schienen mir ein rechter Langweiler.
U
nd selbstverständlich könnte man noch aus heutiger und damit aus Kritikersicht sagen, dass die allermeisten (Mord-)Fälle, die der Inspektor zu lösen hatte, mit „formelhaft" mehr als treffend beschrieben sind. Andererseits: Welche Krimiserie, deren einzelne Episoden jeweils abgeschlossene Geschichten erzählen, wäre das nicht?! Und es ging ja bei „Columbo" nie um das klassische Whodunit, das „Wer hat es getan?". Schließlich kannte der Zuschauer den Täter von Beginn an – und wusste damit längst (fast) all das, was Columbo erst ans Tageslicht bringen musste. Genau dies aber, dem Inspektor dabei zuzuschauen, wie er mit seinem Gegenüber spielte, wie er, einer Spinne gleich, ein Netz spann, in dem der Täter sich irgendwann verfangen würde, das ist es, was auch heute noch den großen Reiz dieser Serie ausmacht. Dabei waren Columbos Gegenspieler selbstverständlich allesamt Schwergewichte, die es dem Inspektor nicht leicht machten – was seine Leistung am Ende nur umso bewundernswerter erscheinen lässt. Vom selbstverliebten Stararchitekten über einen genialischen Dirigenten bis zum herrischen, ranghohen Offizier der US Army war so ziemlich jede denkbare Koryphäe vertreten, die die oberen Zehntausend der USGesellschaft damals zu bieten hatten. Es versteht sich von selbst, dass man diese Rollen entsprechend mit wahren Schwergewichten der Schauspielkunst besetzte. Columbo bekam es also ein ums andere Mal mit den ganz Großen Hollywoods zu tun.
Don Ameche, „Ein himmlischer Sünder" von Lubitschs Gnaden, und Country-Papst Johnny Cash, Peter-Falk-Freund und Independent-Filmgenie John Cassavetes sowie dessen Gattin, die wunderbare Gena Rowlands, die nicht verwandten Hollywood-Größen José und Mel Ferrer, „Psycho"-Star Janet Leigh und Ida Lupino, eine der wenigen Frauen in Hollywood, die vor und hinter der Kamera Karriere machte, „The Prisoner" Patrick MacGoohan und „Mr. Spock" Leonard Nimoy, Alfred-Hitchcock-, Fritz-Lang- und Billy-WilderC h a ra k t e rd a r steller Ray Milland und der in vielen EdgarAllan-Poe-Verfilmungen glänzende Vincent Price, KrimiAutor Mickey Spillane und der exzentrische „Jules und Jim"-Star Oskar Werner – sie alle und noch viele mehr versuchten, Columbo das Leben schwer zu machen. Und mussten am Ende doch erkennen, dass sie den nicht nur nachlässig gekleideten, sondern bisweilen, nicht zuletzt seiner devoten Art wegen arg einge-, wenn nicht gar beschränkt erscheinenden Cop fatal unterschätzt hatten. Columbo hatte stets alles im Griff, bloß, und das war sein Trick, er musste das nicht jedem ständig auf die Nase binden. Und nicht nur die Hauptfigur, für die man wohl kein passenderes Knautschgesicht hätte finden können als das von Peter Falk, auch die Serie selbst konnte sich jegliche Genügsamkeit erlauben. Ein US-Kritiker drückte das so aus: „No guns. No ... wie Mr. Spock sex. No co-stars". Soll heißen, „Columbo" benötigte weder Action und Gewalt noch Sex und schon gar keine Stichwortgeber für die Hauptfigur. Jede „Columbo"-Folge war vielmehr ein neues, raffiniertes Kammerspiel in Spielfilmlänge, das zeigte, wie viel wenig sein kann. Insgesamt brachte es „Columbo" zwischen 1968 und 2003 – wenn auch mit Unterbrechungen – auf 69 Episoden und gehört damit zu den ganz großen Dauerbrennern des fiktionalen Fernsehens.
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DVD – Deutsche Fassung Columbo Die komplette Serie, Staffel 1–10 Universal Pictures (35 DVDs)
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Kein Fall für FBI
(The Detectives)
v.l.: Tige Andrews, Robert Taylor, Mark Goddard
Es ist nicht unbekannt, dass deutsche TV-Verantwortliche bei der Synchronisierung beziehungsweise Übersetzung der Titel von US-Serien vor allem in der Anfangszeit des Mediums, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer ein glückliches Händchen hatten. Eine Serie aber, die im Original den Titel "The Detectives" trug, was eins zu eins übersetzt so viel wie "Die Kriminalbeamten" bedeuten würde, mit "Kein Fall für FBI" zu betiteln, das erschien dann doch besonders schräg. Seite 86
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
ist ein Star von der Güte, wie sie Taylor damals verkörperte, im Fernsehen längst nichts Ungewöhnliches mehr. Im Gegenteil: Top-Leute wie Kevin Spacey („House Of Cards”), Glenn Close („The Shield” und „Damages”), Matthew McConaughey („True Detective”) oder Claire Danes („Homeland”) sind längst eher die Regel als die Ausnahme in TV-Produktionen.
4. April 1967 bis 22. August 1967 im ZDF
Damals aber war das sehr ungewöhnlich, da das neue Medium bei den Stars noch verpönt war und als Abstieg betrachtet wurde. Dass Taylor sich dennoch überreden ließ, mag vielleicht auch damit zu tun gehabt haben, dass er mit knapp 50 bereits im Herbst seiner Karriere angekommen war. Nichtsdestotrotz aber zog sein Name das Publikum an. Und offensichtlich bemühten sich die Macher sehr darum, ihm „The Detectives” schmackhaft zu machen. So stimmte man unter anderem zu, der deutschen Schauspielerin Ursula Thiess, die bis dahin in Hollywood alles andere als Bäume ausgerissen hatte, aber seit 1954 Frau Taylor war, eine kleine Rolle als Gerichtsreporterin Lisa Bonay in die Serie hineinzuschreiben. Bonay ist es, die dem nach dem Tod seiner Frau ziemlich ernsten Holbrook wieder etwas mehr Lebensfreude schenkt. Immerhin: Negative Auswirkungen hatte die gemeinsame Arbeit auf die Ehe der Taylors anscheinend nicht. Denn die hielt bis zu Taylors frühem Tod mit nur 57 Jahren am 8. Juni 1969.
O
ffensichtlich wollten die in diesem Fall verantwortlichen ZDF-Leute vom Mainzer Lerchenberg dem deutschen Zuschauer vermitteln, dass es in den USA nicht nur eine übergeordnete Behörde gibt, die sich um Recht und Gesetz kümmert. Demnach hätte man die Serie allerdings genauso auch „Kein Fall für CIA”, „Kein Fall für Secret Service”, „Kein Fall für US Marshals” oder „Kein Fall für Rauchende Colts” nennen können.
Familie Taylor
Darsteller Serienrolle Detective Capt. Matt Holbrook Detective Lt. John Russo Detective Lt. Otto Lindstrom Detective Sgt. Chris Ballard Detective Lt. Jim Conway Detective St. Steve Nelson Lisa Bonay
Darsteller/in Robert Taylor Tige Andrews Russell Thorson Mark Goddard Lee Farr Adam West Ursula Thiess
Aber wie auch immer, zunächst zur Ausgangslage der Story. In einer amerikanischen Großstadt der späten 1950er Jahre leitet der verwitwete Polizei-Captain Matt Holbrook eine Spezialeinheit, der Detectives verschiedener Dezernate angehören. So ist der erfahrene Lieutenant Otto Lindstrom für Betrugsfälle zuständig, während sein Kollege John Russo Experte für Einbruchs- und Diebstahlsdelikte ist. Lieutenant Jim Conway wiederum befasst sich mit Mord und Totschlag – und gerne auch mal mit dem weiblichen Geschlecht (später sollte mit Adam West noch der spätere TV-„Batman” zum Team stoßen). Diese Cops waren recht humorlos und machten in der Regel mit Gangstern wenig Federlesens. Besonderen Reiz hatten die 25-minütigen, in Schwarzweiß produzierten Folgen in erster Linie, weil mit Robert Taylor einer der ganz großen Leading Men Hollywoods für die Rolle des Captain Matt Halbrook gewonnen werden konnte. Heute EDITION KRIMI 1/2018
DVD – Deutsche Fassung Kein Fall für FBI Komplettbox Fernsehjuwelen (Alive) (8 DVDs)
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Die Unbestechlichen
(The Untouchables)
Es müssen raue Zeiten gewesen sein, damals in den 1920er Jahren. Einerseits bedeuteten die fortschreitende Technologisierung und die damit verbundene zunehmende Zuverlässigkeit von Auto und Flugzeug einen enormen Fortschritt in Sachen individueller Mobilität. Andererseits aber erweckte die Dekade der Prohibition (1920 bis 1933) den Eindruck, als hätte man die Zustände des Wilden Westens nicht nur noch längst nicht überwunden, sondern diese Zustände hätten sich vielmehr gen Osten ausgebreitet und Metropolen wie Chicago und New York mit Mord und Totschlag infiziert. Seite 88
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TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
30. Juli 1964 bis August 1966 im ZDF ie organisierte Kriminalität und Gangsterbosse wie Lucky Luciano, Bugsy Segal und vor allem Al Capone bestimmten damals weite Teile des öffentlichen Lebens – nicht zuletzt, weil sie den Durchschnitts-Amerikaner, der in dieser Zeit des Alkoholverbots auf dem Trockenen gesessen hätte, mit ausreichend Stoff versorgten. Bisweilen wurde gerade Al Capone von den Medien verklärt und zu einer Art Robin Hood stilisiert. Die Fahnder in Chicago, wo Capone seine schmutzigen Geschäfte machte, hatten dem nur wenig entgegenzusetzen oder standen zum Teil sogar auf der Lohnliste des Gangsterbosses. Als die Verhältnisse schließlich immer unerträglicher wurden, nicht zuletzt durch die Bandenkriege der Gangster untereinander, setzte die USRegierung den Prohibitionsagenten Eliot Ness auf Capone an. Ness und seine Truppe erwarben sich rasch den Ruf als „Die Unbestechlichen”, weil sie trotz mehrerer Bestechungsversuche und wiederholter Mordanschläge standhaft blieben. Klar, dass sich Hollywood einen so aufrechten Charakter wie Ness wiederholt zu eigen machte. Der erste Eliot Ness aus der Traumfabrik wurde in „Die Unbestechlichen” (Alternativtitel: „Chicago 1930”) gespielt von Robert Stack. Stack hatte sich in den 40er und 50er Jahren einen Namen zunächst in Western und in Kriegsfilmen gemacht, dann aber sein schauspielerisches Potenzial auch in Meisterwerken wie Douglas Sirks Melodram „In den Wind geschrieben” oder in Samuel Fullers Film Noir „Tokio-Story” gezeigt. Im Gegensatz zu Ness führte der Schauspieler ansonsten und nicht nur für Hollywood’sche Verhältnisse ein geradezu ruhiges, unauffälliges Leben und war von 1956 bis zu seinem Tod am 14. März 2003 mit der Schauspielerin Rosemarie Bowe verheiratet.
Ob in „Die Unbestechlichen” (1959 Robert bis 1963), ob im gleichnamigen Stack Kino-Erfolg von Suspense-Meister Brian de Palma, in dem Kevin Costner die Hauptrolle übernahm, oder im TV-Remake von 1993 – ruhig und unauffällig ging es bei diesen Männern, die den Gangstern, die sie jagten, in Sachen Rücksichtslosigkeit nur wenig nachstanden, nie zu. Feuer mit Feuer zu bekämpfen, das war die Devise der Agenten um Eliot Ness, und das Fernsehen ließ sich diesbezüglich nicht lumpen. Kein Wunder, dass sich „Die Unbestech-
lichen” wiederholt dem Vorwurf ausgesetzt sah, eine der gewalttätigsten Serien im US-Fernsehen zu sein. Und tatsächlich darf man nicht nur für die damalige Zeit von einer „drastischen Gewaltdarstellung” sprechen. Die Presse mokierte sich nur allzu gerne über das „wöchentliche Blutbad”. Zudem machte sich in den USA vor allem im ersten Jahr großer Unmut unter der italienisch-stämmigen Bevölkerung breit. Kein Geringerer als Frank „Ol’ Blue Eyes” Sinatra war es, der die stereotype Darstellung der Italo-Amerikaner als potenzielle Kriminelle harsch kritisierte. Ein Schelm, der dabei angesichts der heute bekannten Beziehungen Sinatras zur Mafia Böses denkt. Als die Kritik zu groß wurde, entschied man sich schließlich für einen Kompromiss. Der sah unter anderem vor, dass es künftig keine weiteren fiktiven Gangster mit italienischen Namen mehr geben sollte. Beim US-Publikum dagegen kam die Serie ebenso gut an wie beim deutschen. Der große Aufwand, der in Sachen Ausstattung und Dekors betrieben wurde, und der semi-dokumentarische Anstrich durch den Kommentar aus dem Off machen „Die Unbestechlichen” auch heute noch sehenswert. Zudem hieß die Devise auch in Sachen Gaststars „klotzen, nicht kleckern”. Barbara Stanwyck, Telly Savalas, Brian Keith, George Kennedy, Joan Blondell, Scott Brady oder Jan Sterling – sie alle und noch viele mehr konnten damals bereits auf Diese Männer eine längere Hollywood-Verwaren unberührbar! gangenheit zurückblicken.
Darsteller Darsteller/in
Serienrolle Agent Eliot Ness Agent Martin Flaherty Agent William Youngfellow Agent Cam Allison Agent Enrico Rico" Rossi " Al Capone
Robert Stack Jerry Paris Abel Fernández Anthony George Nicholas Georgiade Neville Brand
DVD – Deutsche Fassung Die Unbestechlichen Staffel 1 + 2 Paramount (6 DVDs)
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(6 DVDs)
Simon Templar
(The Saint)
Schon zu diesem frühen Zeitpunkt, als Simon Templar alias "The Saint" 1962 seinen ersten Auftritt im englischen Fernsehen absolvierte, hätte man vielleicht ahnen können, dass dieser smarte Typ einige Jahre später auch das Zeug zu einem echten James Bond haben würde. imon Templar (Roger Moore) war eine Art Privatdetektiv, Abenteurer, Gentleman, Don Juan und ein bisschen Robin Hood in einer Person. Seine Fälle löste Templar häufig dort, wo es besonders glamourös zuging. Ob in London oder Paris, ob in Rom oder Zürich oder aber auch mal in Afrika oder Südamerika – er bewegte sich überall mit einer lässigen Selbstverständlichkeit, wie sie wohl nur einem Briten zu eigen ist. Dabei liefen ihm immer wieder die schönsten Frauen über den Weg, und nicht selten lagen sie ihm alsbald zu Füßen. Der Mann verstand es, das AngeSeite 90
nehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Besonders beeindruckt waren die Ladys, wenn Templar ihnen seine Visitenkarte mit Heiligenschein zukommen ließ. Der war sein Markenzeichen und bezog sich auf seinen Spitznamen, „The Saint", der abgekürzt („ST") seine Initialen ergab. Roger Moore, der sich später als Unicef-Sonderbotschafter für das Wohl von Kindern engagierte und sogar zum Ritter geschlagen wurde, war eine in jeder Hinsicht formvollendete Erscheinung und die Personifizierung von Stil. Moore WAR Simon Templar, so wie er ein Jahrzehnt später James
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Bond sein würde. Kein Wunder, dass der blendend aussehende junge Mann in den späten 40er Jahren neben seinem Schauspielstudium an der Royal Academy Of Dramatic Art nicht nur mit kleineren Rollen auf der Theaterbühne oder vor der Kamera erstes Geld verdiente, sondern bald auch als Model reüssierte. Sein erster größerer Erfolg aber war die Rolle des Ritters Ivanhoe in der gleichnamigen TV-Serie (1958/59), bei der Moore vollen Einsatz zeigte und seine Stunts selbst erledigte. Ein Rädchen griff nun ins
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
16. September 1966 bis 29. September 1967 in der ARD
ben Connery der erfolgreichste James Bond überhaupt. Gemein hatten Simon Templar und James Bond die Liebe zu exklusiven Fahrzeugen. Dass Templar in einem Volvo P-1800 (Kennzeichen ST1) und damit in einem schwedischen Automobil auf Gangsterjagd ging, hatte allerdings nichts zu tun mit der kosmopolitisch angelegten Ausrichtung der Serie. Vielmehr war Jaguar dafür verantwortlich, weil der englische Hersteller sich geweigert hatte, einen E-Type zur Verfügung zu stellen. Der gilt bis heute zwar als das schönste Auto aller Zeiten, war damals aber in England so populär, dass es beinahe ein wenig langweilig war. Geschadet hat der Volvo „Simon Templar" also nicht. Im Gegenteil: Wenn man heute einen der seltenen P-1800 sieht, denkt man unversehens an den smarten Tausendsassa. Ähnlich exklusiv waren auch die Gaststars beziehungsweise die Gäste, die noch Stars werden sollten. Unter anderem waren das Peter Wyngarde, als „Jason King" später selbst eine Ikone des britischen Fernsehens, Donald Sutherland, unvergessen in „Klute" und „Wenn die Gondeln Trauer tragen", und, jetzt wird’s komisch, Geoffrey Bayldon, der den meisten wohl besser bekannt sein dürfte als der komischste Kauz der TV-Geschichte, als „Catweazle". Für Roger Moore war „Simon Templar", damals eine der teuersten Serien überhaupt, eine wahre Goldgrube. Denn Moore, der zudem in einigen Episoden Regie führte, hatte sich die Rechte an den 47 Farbfolgen gesichert. 1989 tauchte „Simon Templar" (in der Titelrolle Simon Dutton) als sechsteilige Serie, deren Folgen Spielfilmlänge hatten, erneut im TV auf. Ein großer Erfolg aber war diese Miniserie ebenso wenig wie „The Saint", die Kinoversion von1997 mit Val Kilmer in der Rolle des Simon Templar. Wirklich miserabel aber ist ein weiteres TV-Movie mit Adam Rayner als „The Saint". Interessant an diesem Machwerk ist lediglich, dass Roger Der Volvo P-1800 – fast exklusiver als ein E-Type
andere, und auf „Ivanhoe" folgte 1959 die Western-Serie „The Alaskans", in der Moore erneut eine Hauptrolle übernahm. „The Alaskans" wiederum brachte ihm das nächste Engagement in einem Western ein. Für die Erfolgsserie „Maverick", in der James Garner ursprünglich die Titelrolle gegeben hatte, wurde nach dessen Ausstieg ein Ersatz gesucht – und mit Moore schnell gefunden. Der Brite hatte zuvor schon einmal in einer „Maverick"Episode als Gaststar eine gute Figur gemacht und wurde nun in der vierten Staffel als Bret Mavericks Cousin Beau eingeführt. Nach nur 14 Folgen aber verließ Moore die Serie bereits wieder, da er unzufrieden mit der Qualität der Drehbücher war. Er konnte sich das leisten, denn ab 1962 begann mit „The Saint" endgültig sein Aufstieg zum internationalen Top-Star.
„The Saint", anfangs in Schwarzweiß, ab der fünften Staffel in Farbe gedreht, brachte es auf insgesamt sechs Staffeln und 118 Episoden. Die Serie war ein großer Erfolg nicht nur in England, sondern auch auf dem amerikanischen Markt und nicht zuletzt in Deutschland. Hier lernte Moore seine ersten Lektionen in Sachen „James Bond", ohne das bereits ahnen zu können. Nach einem weiteren Kult-Hit aber, „The Persuaders"/„Die Zwei" (siehe eigene Story), war es 1973 nur folgerichtig, dass Moore Sean Connery als 007 ablöste. Siebenmal verkörperte er Ian Flemings legendären Top-Agenten und ist damit bis heute ne-
Moore hier als Gaststar einen seiner letzten Auftritte hatte. Moore starb 89-jährig am 23. Mai 2017 an den Folgen einer Krebserkrankung im schweizerischen Crans Montana.
DVD – Deutsche Fassung Simon Templar, Collector's Box 1–3, Koch Media
Darsteller Serienrolle Simon Templar Inspector Claude Teal Galaxy Rose
Darsteller/in Roger Moore Ivor Dean Justine Lord EDITION KRIMI 1/2018
(8 DVDs) Seite 91
(7 DVDs)
(6 DVDs)
Starsky & Hutch
Wenn eine Serie die Welle der Buddy-Movies vorwegnahm, die in den 80er und 90er Jahren mit der "Lethal Weapon"- und der "Bad Boys"-Reihe oder mit einem Solitär wie "Diese Zwei sind nicht zu fassen" geradezu inflationär die Kinos flutete, dann war das "Starsky & Hutch". Wilde Verfolgungsjagden, flapsige Sprüche, ein hoher Coolness-Faktor und zwei dicke Kumpel, die füreinander einstanden – so die Zutaten für eine Cop-Serie, die Mitte der 70er Jahre Neuland betrat.
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EDITION KRIMI 1/2018
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
11. Januar 1978 bis 28. März 1979 im ZDF avid Starsky (Paul Michael Glaser) und Kenneth „Hutch” Hutchinson (David Soul) waren zwei Undercover-Cops, und sie sahen auch so aus. Um zwischen all dem Gesindel, mit dem sich die beiden herumzuschlagen hatten, nicht aufzufallen, mussten sie sich auch kleiden wie dieses Gesindel. Mit diesem Look war „Starsky & Hutch” voll auf der Höhe der Zeit beziehungsweise bestimmte sogar ein Stück weit den Zeitgeist, wie Harald Keller in seinem wunderbaren Buch „Kultserien und ihre Stars” erzählt. So soll Starskys schwere Strickjacke im Norwegerstil, die ihm durchaus auch als Wintermantel getaugt hätte, vor Starsky allem beim englischen Publikum großen Anklang gefunden haben. Aber auch Hutch, mit speckiger Lederjacke, Rollkragenpulli und enormen Schlagjeans, gab sich allemal modisch. Ansonsten aber waren die beiden besten Freunde, die auch nach Dienstschluss häufig gemeinsam Zeit verbrachten, von eher unterschiedlicher Natur. Starsky war der ehemalige Junge von der Straße, und hätte er sich nicht für den Job als Cop entschieden, wäre er wohl irgendwann wieder dort gelandet. Hutch dagegen verkörperte eher eine Art Feingeist, der sich mit Literatur und Musik beschäftigte, auf Geist und Körper achtete und deshalb Yoga praktizierte und nicht, wie Starsky, unablässig Fastfood in sich hineinstopfte. Eine wichtige Bezugsperson für die Cops war der Bar-Besitzer Huggy Bear (Antonio Fargas), dessen äußeres Erscheinungsbild und Auftreten mit „schillernd” nur unzureichend beschrieben wäre. Huggy Bear war ihr Informant, vor allem aber eine Art Faktotum der Serie, das mit seinem Hipster-und Slanggebrabbel häufig für herzhafte Lacher sorgte. Mit „herzhaft” nur unzureichend beschrieben waren allerdings die Methoden der Freunde, die nicht nur bei ihrem Chef, Captain Harold Dobey (Bernie Hamilton), zumindest öffentlich kaum Anklang fanden. Vor allem aber liefen die Sittenwächter der TVSender Sturm gegen die ihrer Meinung nach übertrieben plakative Gewaltdarstellung. Tatsächlich lässt sich konstatieren, dass Starsky und Hutch für ihre Zeit durchaus überproportional heftig zulangen konnten, dass die Serie bei aller Härte und Action aber dennoch einen ironischen, bisweilen vielleicht auch etwas albernen Unterton bevorzugte und Hutch sich nicht ständig bierernst nahm. Indiz dafür war nicht zuletzt, dass die Macher das Geschehen in der fiktiven kalifornischen Metropole mit dem schönen Namen Bay City angesiedelt hatten, was dem Ganzen einen leicht Comic-haften Anstrich gab. Bei aller Leichtigkeit des Cop-Seins jedoch bedeutete das weder, dass „Starsky & Hutch” eher Comedy als Drama gewesen wäre noch dass Soul und Glaser, die auch im wahren Leben zu guten Freunden wurden, ihre Arbeit auf die leichte Schulter genommen hätten.
Darsteller Darsteller/in
Serienrolle David Starsky Kenneth Hutch" Hutchinson " Captain Harold Dobey Huggy Bear
Paul Michael Glaser David Soul Bernie Hamilton Antonio Fargas
Im Gegenteil: Wenn es um die allemal kinotauglichen Actionszenen ging, ließen sich die beiden nicht lumpen, verzichteten auf ein Double und erledigten die meisten Stunts selbst. Zudem bereiteten sie sich stets akribisch vor und recherchierten für bestimmte Episoden unter echten Polizisten. Auch führten sie bisweilen Regie. Eine Tätigkeit, die sie später bei einigen „Miami Vice”-Episoden fortsetzen sollten. Apropos „Miami Vice”: Dass „Starsky & Hutch”, die Serie, und Starsky und Hutch, die TV-Charaktere, für „Miami Vice” und die ebenfalls undercover ermittelnden James „Sonny” Crockett und Ricardo „Rico” Tubbs Pate gestanden haben, ist schon deshalb mehr als eine nur herbeigeschriebene Parallele, da „Miami Vice”-Produzent- und -Regisseur Michael Mann (unter anderem auch für Antonio das grandiose Gangsterdrama „Heat” verFargas antwortlich) zuvor bei „Starsky & Hutch” als Huggy seine ersten Schritte im Business gemacht Bear hatte, damals noch als Drehbuchautor. Neben Starsky und Hutch hatte die Serie übrigens noch einen weiteren Hauptdarsteller: Starskys Ford Gran Torino, dem viele Jahre später auch Clint Eastwood mit dem gleichnamigen Rassismus-Drama huldigen sollte. Rot und mit weißen Rallyestreifen, war dieses typisch amerikanische Muscle-Car damals das Traumauto aller Jungen. Aus naheliegenden Gründen, wie der erst noch in weiter Ferne zu erwerbenden Fahrerlaubnis, musste man aber mit einer Variante im Maßstab 1:43 vorliebnehmen. Mit der dürfte der SpielzeugautoHersteller Corgi Toys damals dennoch ein ordentliches Geschäft gemacht haben. Das machten auch Warner Bros. mit der Kinoversion von „Starsky & Hutch” von 2004. In der als Prequel zur Serie angelegten, liebevoll ausgestatteten Verfilmung spielten Ben Stiller und Owen Wilson die beiden Cops, während Paul Michael Glaser und David Soul am Ende einen CameoAuftritt ablieferten.
EDITION KRIMI 1/2018
DVD – Deutsche Fassung Starsky & Hutch Komplette Serie Sony Pictures (20 DVDs)
Seite 93
Immer wenn er Pillen nahm
(Mr. Terrific)
Stanley Beamish bzw. sein Alter ego Mr. Fabelhaft (im Original "Mr. Terrific") gehĂśrten Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in dieselbe Leichtgewichtsklasse wie Maxwell Smart ("Mini-Max") oder Buddy Overstreet ("Renn, Buddy, Renn"). Wobei "Leichtgewicht" alles andere als eine HerabwĂźrdigung bedeuten soll. Seite 94
EDITION KRIMI 1/2018
m Gegenteil. Alle drei Serien waren harmlos-alberne, nichtsdestotrotz oder gerade deshalb wunderbare Parodien, die auch heute noch einen Heidenspaß bereiten. Während Maxwell Smart „James Bond” persiflierte und Buddy Overstreet eine durchgeknallte Version von Dr. Kimble in „Auf der Flucht” gab, machten die im Titel genannten Pillen aus Stanley Beamish (Stephen Strimpell) nicht weniger als Mr. Fabelhaft, die selbstironische, schräge Spielart eines Superhelden à la Superman oder Batman. Superhelden standen schon damals hoch im Kurs. So gab es, inspiriert durch die klassischen „Batman”-Comic-Abenteuer, zum Beispiel eine durchaus ernstgemeinte „Batman”-TV-Serie (mit dem kürzlich verstorbenen Adam West), die aber aus heutiger Sicht kaum weniger komisch ist als die als Parodie angelegten, haarsträubenden Erlebnisse von Stanley Beamish in „Immer wenn er Pillen nahm”.
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
20. Januar 1970 bis 14. April 1970 im ZDF
Darsteller Serienrolle
Darsteller/in
Stanley Beamish Hal Walters Barton J. Reed Harley Trent
Stephen Strimpell Dick Gautier John McGiver Paul Smith
Der besondere Reiz dieser wunderbaren Serie lag und liegt wiederum darin, dass Mr. Fabelhaft, wenn er nicht gerade damit zu tun hatte, die Welt zu retten, als Tankwart Stanley Beamish eigentlich ein ziemlicher Vollschussel war. Ein rechter Tropf, dem nun rein gar nichts Superheldenmäßiges zu eigen war. Die zeitwilligen Superkräfte verdankte Beamish einer Wunderpille, die vom streng geheimen BSP (dem Bureau Of Secret Projects) entwickelt worden war, um eine wirksame Waffe gegen all das Gesindel der fürchterlichsten Sorte in petto zu haben. Allerdings hatte sich nach komplizierten Untersuchungen herausgestellt, dass nur ein Mann diese Pille ohne größere Nebenwirkungen vertrug v.l.: Dick Gautier, John McGiver, Stephen Strimpell, Paul Smith – eben Stanley Bea-
mish! So weit, so unterhaltsam. Aber natürlich hatte die Sache noch einen weiteren Haken: Die Wirkung der Superpille hielt nur eine Stunde an, und selbstverständlich waren diese 60 Minuten immer genau dann abgelaufen, wenn es für die Welt (und Mr. Fabelhaft) am brenzligsten wurde. Zwar konnte dieser Superheld der anderen Art im Notfall noch zwei „Booster Pillen” nachwerfen, die seine Superkräfte um jeweils zehn Minuten verlängerten. Aber selbstredend reichte auch diese Nachspielzeit meist nicht aus, da Beamish regelmäßig vergaß, auf die Uhr zu schauen.
Wem dieses Szenario bekannt vorkommt, der hat Recht und muss schon einmal zu Gast in Entenhausen gewesen sein. Denn in Walt Disneys „Micky Maus”-Kosmos hatte sich kurz zuvor ein anderer Superheld der besonders schusselig-sympathischen Art etabliert: Aus dem ansonsten tollpatschigen Goofy wurde immer dann, wenn er eine besondere Art von Erdnüssen zu sich nahm, der berühmte „Supergoof”. Ein Superheld im roten Spielhöschen und blauen Wettermäntelchen, der als SupermanKlon durch die Lüfte segelte, nebenbei mal eben die Entenhausener Welt rettete und hin und wieder, genau wie Beamish, im falschen Moment die Zeit um sich herum vergaß. Einer der besten „Micky Maus”-Zeichner überhaupt, der große Paul Murry, war der geistige Vater von „Supergoof” und hatte ihn 1965 erstmals in die Lüfte gehen lassen. Das legt nahe, dass der Superheld im Strampelanzug und seine Erdnüsse durchaus eine Inspiration für die Macher in Hollywood und damit für Stanley Beamish und seine Wunderpillen gewesen sein könnten. Wie gesagt, Superhelden waren damals en vogue. Ich erinnere mich jedenfalls noch gut daran, dass ich meiner Mutter tagelang in den Ohren lag, mir auch ein Super-Cape zu nähen ...
EDITION KRIMI 1/2018
DVD – Deutsche Fassung Immer wenn er Pillen nahm 17 Folgen Universum (2 DVDs)
Seite 95
Der Chef
(Ironside)
FrĂźhe Inklusion Marke Hollywood Seite 96
EDITION KRIMI 1/2018
v.l.: Don Galloway, Raymond Burr, Barbara Anderson, Don Mitchell
Ein TV-Held mit Handicap – das war zwar nicht völlig neu, aber doch allemal ungewöhnlich. Zwei HollywoodWesternserien waren es, die den Weg bereiteten für ein frühes Verständnis von Inklusion, als dieser Begriff noch nicht einmal erfunden war. In der kurzlebigen Serie "Tate", die in Deutschland nie gezeigt wurde, hatte der Titelheld seinen linken Arm im amerikanischen Bürgerkrieg verloren, in "Der Mann ohne Namen" suchte dieser Namenlose nach seiner Vergangenheit. Und diese beiden Protagonisten waren es, die "Der Chef” überhaupt erst möglich machten ...
TV-Erstausstrahlung
in Deutschland
dienst zugezogen hatte, an einen Rollstuhl gefesselt war. Schon der Name Ironside machte klar, dass dieser Typ anders war als andere, die ein solches Schicksal tragen mussten. Denn als „Ironsides”, „die Eisenharten”, wurde die leichte Kavallerietruppe bezeichnet, die Oliver Cromwell, der selbst den Spitznamen „Old Ironside” trug, im englischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 aufgestellt hatte.
Dieser "Chef" war hart wie Kruppstahl
25. Juli 1969 bis 15. Mai 1970 in der ARD
W
eit mehr noch als heute galt ein körperlich versehrter Mann in den 50er und 60er Jahren als nur wenig leistungsfähig und damit als Bürde für seine Umwelt. Mitleid wurde ihm vielleicht entgegengebracht, eine echte Chance aber bekam ein so vom Schicksal gezeichneter Mensch kaum. Umso aufsehenerregender war die Idee des USSenders NBC, mit Robert T. Ironside (Raymond Burr) einen Titelhelden ins Rennen um die Quote zu schicken, der nach einer S c h us s ve r l e t zung, die er sich im Polizei-
Und eisenhart wie Kruppstahl, gegen sich selbst, vor allem aber gegenüber den Gangstern, die er auf den Straßen von San Francisco jagte, das war auch Robert T. Ironside. Vom San Francisco Police Department ausgestattet mit einer Art Beratervertrag und mit einem Van, der als rollendes Büro mit hydraulischem Lift für den Rollstuhl, mit Telefon und Tonbandmaschine diente, leitete Ironside eine kleine, aber schlagkräftige Spezialtruppe. Der gehörten Detective Sergeant Ed Brown (Don Galloway), Officer Eve Whitfield (Barbara Anderson), später ersetzt durch Officer Fran Belding (Elizabeth Baur), und vor allem auch Mark Sanger (Don Mitchell) an. Sanger war nicht nur schwarz, was die gesellschaftspolitisch progressive Ausrichtung der Serie bereits betonte, sondern zudem ein ehemaliger Knacki, den Ironside einst eingebuchtet hatte. Aber „der Chef” hatte auch die Fähigkeiten und den wertvollen Charakter des jungen Delinquenten erkannt. So wurde Sanger zu einer Art Lieblingsschüler von Ironside und kümmerte sich aufopfernd um seinen Boss.
Darsteller Serienrolle Robert T. Ironside Detective Sergeant Ed Brown Officer Eve Whitfield Officer Fran Belding Mark Sanger Diana Sanger
EDITION KRIMI 1/2018
Seite 97
Darsteller/in Raymond Burr Don Galloway Barbara Anderson Elizabeth Baur Don Mitchell Joan Pringle
Der „Ironside”-Hauptdarsteller, der kanadisch-amerikanische Schauspieler Raymond Burr, gab seinen Charakter als eine Art moderner Sherlock Holmes. Soll heißen: Cleverness und Köpfchen waren mindestens ebenso wichtig wie Muskeln und Feuerkraft. Für Burr bedeutete die Rolle nach neun Jahren als „Perry Mason” (von 1957–1966; siehe eigene Story) einen nahtlosen Übergang und eine erneute Erfolgsgeschichte. Acht Jahre lang gab er den Ermittler im Rollstuhl und konnte in dieser Zeit stets einen Stammplatz in der Top 25 der quotenstärksten Serien erzielen. Wohl auch, weil man das Niveau der Erzählungen über die gesamte Spieldauer halten konnte. Eine Qualität, die nicht zuletzt darauf basierte, dass Superstar Burr seinen CoDarstellern Raum gab, ihre eigenen Charaktere weiterzuentwickeln. Ed, Fran, Eve und vor allem Ironsides besonderer Spezi, Mark, waren mehr als nur Stichwortgeber und besaßen eine eigene Biografie. So „durfte” Mark Jura studieren und in der letzten Staffel seinen Abschluss machen und heiraten.
Viele Zuschauer waren überzeugt, dass Burr tatsächlich gelähmt sei
Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. „Es gibt viele Menschen mit den verschiedensten Behinderungen – das muss gar keine Querschnittslähmung sein –, die von der Gesellschaft ausgeschlossen werden”, so Burr. „Wir stoßen diese Menschen in die Dunkelheit, wenn wir ihnen keine Chance geben, sich zu beweisen.” Dass sich der Schauspieler, der als Menschenfreund galt und enorme Summen für wohltätige Zwecke spendete, so gegen Diskriminierung einsetzte, mag seiner eigenen Geschichte geschuldet sein. In Burrs Historie gab und gibt es eine Reihe von Brüchen, die bis heute nicht ganz geklärt sind. Dazu gehört seine vermutete Homosexualität, die ihn im Hollywood der 1950er und 1960er Jahre die Karriere hätte kosten können, wäre sie damals öffentlich geworden. Am 12. September 1993 starb der Schauspieler an Nierenkrebs. Wenige Monate vor seinem Tod war Burr, den das TV-Magazin „TV Guide” zu den 50 größten TV-Stars aller Zeiten zählte, mit „Der Chef kehrt zurück” aber noch einmal als Ironside ins Fernsehen zurückgekehrt. Anekdote am Rande 1: Ähnlich wie bei „Kobra, über-
Burr wiederum gab den von der Hüfte an gelähmten Ermittler so überzeugend, dass nicht wenige Zuschauer glaubten, er sei selbst gelähmt. Der knapp 1,90 Meter große 100-KiloMann nutzte seine Rolle offensiv, um die Probleme und Sorgen gehandicapter Menschen ins nehmen Sie” mit dem „Mission: Impossible”-Thema aus der Feder von Lalo Schifrin, hatte auch „Der Chef” eine Titelmelodie aus Meisterhand zu bieten. Kein Geringerer als Musiker- und Produzentenlegende Quincy Jones, der später auch Michael Jacksons Jahrhundertalbum THRILLER produzieren sollte, zeichnete für das „Ironside”-Titelthema verantwortlich. Anekdote am Rande 2: Ähnlich wie unter anderem „Starsky und Hutch”, „Mit Schirm, Charme und Melone” oder „Einsatz in Manhattan” war „Der Chef” ein gutes Geschäft auch für Corgi Toys. Denn wie Kojaks Buick Regal, wie den Ford Gran Torino der Undercover Cops aus Bay City und wie Emma Peels Lotus Elan gab es auch Ironsides rollendes Büro als Spielzeugmodell.
DVD – Deutsche Fassung Der Chef Staffel 1 + 2 edel (4 DVDs)
Seite 98
EDITION KRIMI 1/2018
(2 DVDs)
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