kult! Edition # 2 - Western-Serien

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EDITION

WesternSerien

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Ausgabe 1/2017 (Nr. 2)

DieBonanza Leute von der Shiloh Ranch Rauchende Cheyenne * Lancer * Rauchende Colts * Die* Leute von derColts Shiloh Ranch **Big Valley Am Fu High der blauen Berge Santa Fé * Yancy Derringer * Westlich Chapparal * Westlich von von Santa Fé * Mann ohne Colt


DER SOUNDT RACK ZUM T V-E VEN T!

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NikMa Verlag Fabian Leibfried Eberdinger Straße 37 71665 Vaihingen/Enz Tel.: 0 70 42/37660-160 Fax: 0 70 42/37660-188 E-Mail: goodtimes@nikma.de www.goodtimes-kult.de www.facebook.com/goodtimeskult

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Chefredakteur: Andreas Kötter

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Druckerei:

Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG Frankfurter Straße 168 34121 Kassel

Erscheinungsdatum:

Januar 2017, 1. Auflage

Editorial Der Western ist nicht gänzlich tot. Das zeigen Beispiele wie die TV-Serie Hell On Wheels" oder das Remake von Die glor" " reichen Sieben". Verglichen mit den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aber ist es ein Nischendasein, welches das einst größte Genre der bewegten Bilder führt. Dabei waren in den 60er Jahren und dank der zunehmenden Verbreitung von TV-Geräten Serien wie Bonanza", Rauchende Colts" oder " " Yancy Derringer" auch hier zu Lande so populär wie es heute " nur Castingshows oder Reality-Formate sind. Mein Leben jedenfalls hat der Western in Bild, Schrift und Skulptur geprägt wie keine andere Idee von Abenteuer und Freiheit. Noch Jahrzehnte später hat meine Mutter, die im Juli 2016 verstorben ist, gerne erzählt, dass ich mich damals standhaft geweigert hätte, zur Schlafenszeit den Revolvergurt oder den Tomahawk abzulegen. Sie war es, die mir den Wilden Westen schon sehr früh nahegebracht hatte, als sie mir alle Winnetou"-Erzählungen vorlas. Mit diesem Heft möchte ich mich – nicht " nur dafür – bei ihr bedanken und gleichzeitig dem TV-Western noch einmal eine späte Ehre erweisen. Selbstverständlich erhebt diese Sammlung keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Im Rahmen eines Magazins wie kult! wäre das auch kaum zu leisten. Vielmehr soll das Blättern in diesem Bilderbogen manche Erinnerung noch einmal lebendig werden lassen und – im besten Fall – den einen oder anderen vielleicht dazu animieren, selbst noch einmal auf Spurensuche zu gehen Am Fuß der blauen Berge", " im Big Valley" oder Westlich von Santa Fé". " "

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Neu bst 2017: er H b a Edition ! lt u k n im Kri Serie EDITION WESTERN 1/2017

Seite 3


Inhalt·

Seite 10

Seite 18

Bonanza

3 Editorial / Impressum

Shiloh Ranch

30 High Chaparral Italo-Western Light

37 kult!-Shop

34 Cheyenne Ein Held wie ein Baum

39 kult!-Abonnement 49 kult!-Poster

38 Tausend Meilen Staub (Rawhide) Rollin’, Rollin’, Rollin’, Rawhide ..." "

6

42 Josh / Der Kopfgeldjäger (Wanted: Dead Or Alive) Der King Of Cool des Wilden Westens

Wie der Wilde Westen ins Fernsehen kam Westlich von Santa Fé", Am Fuß der blauen Berge" "... und in Wuppertal-Barmen "

10 Bonanza Eine wie keine – die Mutter aller Western-Serien 18

Die Leute von der Shiloh Ranch (The Virginian / The Men From Shiloh) Auf der Shiloh Ranch wird der TV-Western endgültig erwachsen

44 Geächtet (Branded) Wenn schon der Vorspann eine ganze Geschichte erzählt 46 Westlich von Santa Fé (The Rifleman) Ein alleinerziehender Vater schießt scharf

22 Big Valley Das Barkley-Goldstückchen – meine erste große Liebe

53 Am Fuß der blauen Berge (Laramie) Western-Schlaraffenland für Fortgeschrittene

26 Rauchende Colts (Gunsmoke) Viele Rekorde, aber keine große Liebe

56 Lancer Wer zu spät kommt, den bestraft das Publikum

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EDITION WESTERN 1/2017


Seite 22

Seite 30

Big Valley

58 Der Marshal von Cimarron (Cimarron Strip) Der Mann mit dem Silberstern

74 Von Cowboys, Sheriffs und Banditen Viel Blei fürs Geld

60 Großer Adler – Häuptling der Cheyenne (Brave Eagle) Der rote Mann nimmt die Dinge selbst in die Hand

79 Yancy Derringer Vollendeter Gentleman in geheimer Mission

62 Der Mann ohne Namen (A Man Called Shenandoah) Auf der Suche nach sich selbst

82 Davy Crockett – Daniel Boone – Jim Bowie Davy, Jim und Daniel – Volkshelden, die zu Fernsehstars wurden

64 Nakia – der Indianersheriff Wanderer zwischen den Welten

88 Abenteuer im Wilden Westen ("Dick Powell’s Zane Grey Theatre") ... und die Moral von der Geschicht ...

66 Sergeant Preston (Sergeant Preston Of The Yukon) Die Kinderstunde – ein Wintermärchen!

90 Die besten Western-Serien, die bei uns nie zu sehen waren Sie mussten draußen bleiben

68 Der Texaner (The Texan) Leg dich nicht mit Texas an!" "

96 Union Pacific Auf dem Abstellgleis

70 Hondo Ralph Taeger gibt den John Wayne 72 Bronco Erst smarter Held, später Sexsymbol und schließlich Rassist

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Wie der Wilde Westen ins Fernsehen kam

, " ĂŠ F a t n a S n o v h Westlic "Am FuĂ&#x; der blauen Berge" "... und in Wuppertal-Barmen


Wenn ich es heute recht bedenke, hat nur wenig mein Leben so geprägt wie der Mythos vom Wilden Westen. "Cowboys und Indianer" – dieses Thema war meine Leidenschaft und ist es ein Stück weit auch heute noch. Ob "Die Leute von der Shiloh Ranch" oder "Westlich von Santa Fé", ob "Bonanza" oder "Big Valley": Der Zauber, den diese Serien Ende der 60er Jahre auf mich ausübten, ist auch nahezu fünf Jahrzehnte später nicht verflogen.

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war besaß ich damals auch anderes Spielzeug, etwa Modellautos, Ritterfiguren oder ein Gokart. Meine allerliebs­ te Freizeitbeschäftigung aber war doch das „Cowboy und Indianer”-Spielen, und zwar in allen Variationen. Ob ich nun mit einem Spielzeugreplikat der legendären Silberbüchse selbst den „Winnetou" gab oder aber die Abenteuer des großen Häuptlings der Apatschen (so verballhornte man damals den Stamm der Apachen) mit den Figürchen solcher Hersteller wie Timpo Toys oder Hausser en miniature nachstellte – meine Betätigung und mein noch unverdorbenes Selbstverständnis waren stets dem Wilden Westen zugetan, am Tag und auch in der Nacht. So erzählte meine Mutter noch viele Jahre später, dass ich mich abends, wenn nach all den aufregenden Abenteuern eines langen Tages die Zeit der Bettruhe kam, standhaft weigerte, das Indianer- (oder wahlweise das Cowboy-) Outfit abzulegen. Befeuert wurde meine Fantasie dabei durch die vielen Western-Comic-Serien, die es am Kiosk zu bewundern gab. „Bessy” war mir die liebste, schon wegen der fantastischen Titelbilder von Klaus Dill, die aller­ dings meist mehr versprachen, als die Geschichten selbst halten konnten (was mir allerdings erst viel später bewusst wurde). Der klassische Kinowestern Hollywood’scher Studioprägung dagegen, der erst Jahre später zu einer bis heute währen­ den Leidenschaft werden sollte, spielte zur Zeit meines sozi­ alen Erwachens aus rein pragmatischen Gründen noch keine Rolle. Denn einem Siebenjährigen standen damals allenfalls die Sonntagsmatineen der Kinos offen. Und die zeigten gemeinhin eher Kindgerechtes wie „Das Dschungelbuch” als einen handfesten Western.

• Kekse, Milch und Bonanza • Etwas anders dagegen verhielt es sich mit dem TV-Western. Obwohl sich meine Eltern zunächst aus – mir damals völlig unverständlichen – ethischmoralischen Gründen standhaft weiger­ ten, einen Fernsehapparat anzuschaffen, waren mir die süßen Früchte wie „Am Fuß der blauen Berge”, „Westlich von Santa Fé” oder im „Big Valley” natür­ lich nicht verborgen geblieben. Schließlich sprach auf dem Schulhof nahezu jeder Junge von diesen Serien oder von „Bonanza”, „Rauchende Colts” oder „Yancy Derringer”. Ein Lehrerehepaar aus der Nachbarschaft, mit ähnlich hohem moralischen Anspruch, wie ihn meine Eltern pflegten, dennoch aber mit einem TV-Gerät gesegnet, gestattete es mir hin und wieder, bei Keksen und einem Glas Milch, Rudimente von „Bonanza” zu erhaschen. „Rudimente” deshalb, weil es der guten Frau häufig ausgerechnet im Verlauf der 47 Minuten einfiel, in denen die Cartwrights gemeinhin für Recht und Ordnung sorgten, dass sie noch dieses oder jenes Wissenswerte in einem der beiden anderen der ins­ gesamt drei Programme sehen wollte. So blieben mir der finale Showdown und damit der Sieg der Gerechtigkeit viel zu oft vorenthalten. Und nicht selten endete der späte Nachmittag mit Tränen bitterer Enttäuschung. Nichtsdestotrotz hatte ich allemal genug gesehen, um zu spüren: So wie diese Cowboys, furchtlos und rechtschaffen, wollte ich auch sein. Daher konnte es passieren, dass ich an einem Tag den „Winnetou" gab, am nächsten aber den Adam Cartwright, mir damals der Liebste dieser Sippe. Aber auch Jess Harper („Am Fuß der blauen Berge”) oder Nick Barkley („Big Valley”), vor allem aber der Virginian („Die Leute von der Shiloh Ranch”) und John McLean („Westlich von Santa Fé”) wurden mir alsbald – meine Eltern hatten meine Quengelei mittlerwei­ le satt und einen Fernseher angeschafft – zu lieb gewonnenen Alten Egos. Und ich lernte rasch, dass dort, wo diese Helden herkamen, noch viel mehr sein mussten. Wie sich die große Popularität des TV-­ Western tat­ sächlich erklärte, dar­ über machte ich mir damals natür­ lich noch keine Gedanken. Heute aber verstehe ich, warum die Helden des Wilden Westens der amerikani­ schen Nation nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs in den 50er Jahren den Wertekompass (zurück-)geben und schließlich, mit der Verspätung einer Dekade, auch die meis­ ten jungen Abenteurer in Deutschland infizieren konnten.

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Der Wilde Weste(r)n – Amerikas Weltkulturerbe Der Western ist das ureigene amerikanische Kunstgenre, viel­ leicht Amerikas einziges ganz großes Weltkulturerbe. So war der erste Spielfilm, der diesen Namen wirklich verdiente, weil er schon sehr früh so etwas wie eine Erzählstruktur aufzuweisen hatte, ein Western. Edwin S. Porters „Der große Eisenbahnraub” von 1903 dauerte zwar nur rund zwölf Minuten, gilt aber zu Recht als Katalysator für den Western wie für den Kinofilm überhaupt. Noch bevor die Bilder laufen lernten aber waren es bereits Erzählungen über den Wilden Westen gewesen, die der Populärkultur einen zarten Anfang bescherten. So wurden in den erfolgreichen „Dime Novels”, den Groschenheften des späten 19. Jahrhunderts, Ereignisse und Figuren der Pionierzeit wie William Frederick Cody (besser bekannt als „Buffalo Bill”) dramatisiert und romantisiert. Ein Erfolg, den sich die aufstrebende Filmindustrie zunutze machte. So entwickelte sich der Westernfilm in den Jahrzehnten nach Porters epochalem Türöffner unauf­ haltsam zum populärsten Kinogenre. Dabei durchlief er einen Reifeprozess, der von den simplen Gut/Böse-Geschichten der singenden Cowboys der 30er Jahre, wie Gene Autry oder Roy Rogers, über die epischen Variationen der 40er bis zu den 50er Jahren reichte, als der Western endgültig erwachsen wurde. Jetzt waren die Helden häufig gebrochene Charaktere, wie sie etwa Hollywoods damals beliebtester Star, James Stewart, in den großartigen Werken von Regisseur Anthony Mann (u.a. „Nackte Gewalt”, „Der Mann aus Laramie”) verkörperte. Als dann mit dem Fernsehapparat eine neue faszinierende Technik die Wohnzimmer der Amerikaner eroberte, war es nur folgerichtig, dass die drei großen Networks ABC, CBS und NBC den Western von der großen Leinwand auf den kleinen Bildschirm brachten. So war die erste TV-Western-Serie 1948 eine Fortführung der aus dem Kino bereits bekann­ ten Geschichten um die Figur „Hopalong Cassidy”, für die man, ganz prag­ matisch, auf etwa 30 Minuten heruntergebro­ chene Abenteuer produ­ zierte. Die erste eigens für den „Small Screen” pro­ duzierte Western-Serie war ein Jahr später „The Lone Ranger”, der wiederum so erfolgreich war, dass es auch viel später noch große Kino-Abenteuer mit dem Rächer mit der Maske geben sollte (siehe „The Lone Ranger” von 2013 mit Johnny Depp). In den kommenden Jahren erlebte der TV-Western seine größte Blütezeit. Allein zwischen 1955 und 1960 starteten 75 neue Serien, und 1958 waren unter den Top 25 der erfolgreichsten TV-Sendungen zwölf Western. 1959 liefen schließlich sage und schreibe 32 Western-Serien in der Primetime. Zwar sollte der TV-Western auch Seite 8

noch in den 1960er Jahren Erfolge feiern – einige der besten Serien überhaupt, etwa „Die Leute von der Shiloh Ranch”, „Big Valley” oder „Bonanza”, starteten erst in diesem Jahrzehnt oder erlebten ihre Blüte in dieser Dekade. Dennoch werden es immer die 1950er Jahre sein, die man in den USA mit dem Höhenflug des TV-Western in Verbindung bringen wird.

Das Wirtschaftswunder bringt den Deutschen das Fernsehen – und den TV-Western Hier zu Lande dagegen setzte dieser Erfolg mit Verspätung, ab Mitte der 1960er Jahre, ein. Die erste Western-Serie im deutschen Fernsehen – vorausgesetzt, man lässt „Rin-TinTin” als Western gelten – startete zwar schon im Februar 1956, der erste Western nach klassi­ schem Verständnis war 1959 aber „Am Fuß der blauen Berge”. Damals selbstverständlich noch in Schwarzweiß („Laramie”, so der Originaltitel, umfasste in den USA 124 Episoden, lediglich die letzten 31 wurden in Farbe produziert). Erst als 1963 neben der ARD mit dem ZDF ein zweiter Sender stertete, nahm in Deutschland auch die Zahl der verkauften TV-Geräte sprunghaft zu. Gab es 1955 gerade einmal 100.000 Exemplare in der BRD, so explodierte diese

Zahl innerhalb eines Jahrzehnts auf sieben Millionen Geräte. Mit diesem den Wirtschaftswunderjahren geschuldeten Boom wuchs zwangsläufig auch die Nachfrage nach Inhalten. Und die bezog man nun einmal am liebsten aus der Traumfabrik Hollywood, damals wie heute eine Art Leitmedium in Sachen Populärkultur. Western-Serien waren in Hülle und Fülle verfügbar, so dass der TV-Western jetzt auch bei uns große Erfolge feierte. Neben den schon genannten Klassikern waren das u.a. Serien wie „Abenteuer im Wilden Westen”, „Bronco”, „Cowboys” („Tausend Meilen Staub”) oder „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen”, die gleich­ sam einen Hauch von Pulverdampf durch deutsche Wohnzimmer wehen lie­ ßen und für uns Nachwuchshelden noch die kleinste Wiese hinter dem Elternhaus zur weiten, endlosen Prärie mach­ ten: Der Wilde Westen war nun auch in Buxtehude, in Castrop-Rauxel und in Wuppertal-Barmen ange­ kommen.

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Bonanza

Eine wie keine – die Mutter aller Western-Serien Ich erinnere mich so deutlich, als ob es gestern gewesen wäre. Wenn am späten­ Sonntagnachmittag die weltberühmte Titel­ melodie gleichsam die ebenso bekannte Landkarte entzündete, stand auch mein kleines Cowboy-Herz in hellen Flammen. Bonanza", die Geschichte von der " Cartwright-Sippe, bestimmte damals mein Leben für eine Zeit lang mehr als jedes andere Kulturgut! Seite 10

* Prolog * Vater Ben (Lorne Greene), von seinen drei Söhnen stets mit „Pa" angesprochen, der meist schwarzgewandete Adam (Pernell Roberts), Eric, besser bekannt als Hoss (Dan Blocker), und Joseph, das von allen Little Joe (Michael Landon) gerufene Nesthäkchen, versetzten mich damals aber nicht nur am Sonntagnachmittag in Hochstimmung. Vielmehr waren mir die Cartwrights buchstäblich auch sonst die liebsten Spielkameraden. Denn die Macher von „Bonanza" wussten längst um die Bedeutung von Marketing und Merchandising, auch wenn das damals noch niemand so nannte.

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o existierte zur Serie eine kleine, aber feine Action-Figuren-Welt, die nicht nur die vier Familienmitglieder selbst umfasste, sondern

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

von Routiniers wie William F. Claxton, Jacques Tourneur und Tay Garnett oder von späteren Regiegrößen wie Robert Altman, erzählten meist intelligente, bisweilen gar bespielhafte Geschichten aus dem täglichen Leben und Sterben. Kleine „Morality Plays", Erzählungen um Schuld, Sühne und Vergebung also, die vor heiklen Themen wie Rassismus, religiösem Fanatismus oder Raubbau an der Natur nicht Halt machten (auf die – meiner Meinung nach – komischen Episoden möchte ich nicht weiter eingehen).

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icht zuletzt der geistige Vater von „Bonanza", David Dortort, zeichnete sich dafür verantwortlich. Dortort hatte in Hollywood als Drehbuchautor, u.a. für TV-Western, begonnen, wurde mit „Bonanza" aber zum Erfolgsproduzenten. „Meine Inspiration waren König Artus und der Mythos der Ritter der Tafelrunde. Bloß spielte meine Geschichte nicht im Britannien des Mittelalters, sondern in der Pionierzeit des Wilden Westens, und der gute König war jetzt der liebevolle Vater, und die ehrenhaften Ritter waren die loyalen Söhne", so Dortort später einmal.

E 13. Oktober 1962 bis April 1965 in der ARD (lediglich 13 Folgen) 28. August 1967 bis 31. August 1969 im ZDF

ine „mythische Geschichte über die Pioniere, ein amerikanisches Camelot" habe er erzählen wollen. „Wir haben diese Historie nicht. Wir haben den Unabhängigkeitskrieg, wir haben den Bürgerkrieg. Aber wo ist unsere große poetische Legende?! Es gibt keine. Also habe ich sie mit ‚Bonanza' geschaffen. Und die ganze Welt hat zugeschaut. Denn diese Geschichte ist universell." Stimmt! Und man könnte sagen, dass der Name Programm war. Eine „Bonanza" ist nämlich eine Goldader, und genau das war die Serie auch für den produzierenden Sender NBC. Nicht zuletzt, weil Dortort buchstäblich Farbe ins Bild gebracht und mit „Bonanza" die erste in Farbe produzierte Western-Serie etabliert hatte.

selbstverständlich auch ihre Pferde sowie einen riesigen Planwagen. Die Figuren waren etwa 20 Zentimeter groß, und dementsprechend fielen die Maße dieses Gefährts aus, das bereits vorwegnahm, was man im heutigen Automobilbau als Variabilität bezeichnet. Im Nu war der vierspännige Wagen umgebaut in einen offenen Pritschenwagen oder in einen der typischen Küchenwagen der Cowboys (Chuckwagon). Der war ausgestattet mit allerlei Utensilien, mit Bechern und Tellern, mit Töpfen und Pfannen, wie sie die Cowboys während des Viehtriebs für das tägliche Leben eben benötigten. Die Cartwright-Figuren selbst waren so konzipiert, dass sie ihre Gliedmaßen bewegen und Pistole, Gewehr oder die Zügel ihrer stolzen Rösser in den Händen halten konnten. Auch für sie gab es selbstverständlich das notwendige Rüstzeug wie Revolvergürtel und Sattel, Colt und Winchester, Lasso und Trinkflasche.

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m Vergleich zu späteren Actionfiguren, etwa Big Jim, dem „Action Team" oder „Madelman", waren die Plastik-Cartwrights zwar primitiver gearbeitet. Zum einen kannte ich diese anderen Figuren damals aber noch gar nicht – und zum anderen hätte mich das ohnehin nicht gestört. Kleine Anekdote am Rande: Adam, wie meist in der Serie auch ganz in Schwarz gekleidet, war ein Sonderfall. Weil Pernell Roberts mit Ende der sechsten Staffel ausgestiegen war, durfte sein Charakter nicht mehr verwendet werden. Also verpasste der Hersteller unserem Adam kurzerhand einen schwarzen Schnurrbart und erklärte ihn zum Bösewicht des Spielsets. Ein Schelm, wer daraus Rückschlüsse auf die späteren Geschicke von Roberts ziehen will (dazu später mehr). Fakt ist jedenfalls: Einen kurzen Moment lang im hektischen Getriebe der Zeitläufte war „Bonanza" für mich das Nonplusultra, ob nun auf dem Bildschirm oder als Spielzeug.

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* Bonanza * Popkultur-K lassiker

Wie kaum eine andere Western-Serie hat sich „Bonanza", damals gerade auch hier zu Lande ein wahres TV-Lagerfeuer, bis heute ein großes Maß an Popularität bewahren können. Dabei war die Reihe, genau genommen, nichts anderes als eine in den Wilden Westen verlegte Familienserie, eine frühe Soap und damit der erste der so genannten Family Formula- und Thinking Bonanza" Person's Westerns, wie es in „Cult TV – The " er st po en Ries Essential Critical Guide" heißt. Die knapp in kult! Nr. 6 60-minütigen Episoden, in Szene gesetzt Ausgabe 2/2012 zu bestellen im Seite 37

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is heute halten sich Stimmen, die behaupten, dies sei nicht zuletzt geschehen, um den stockenden Verkauf der neuen TV-Apparate mit Farbtechnologie von NBCs damaliger Konzernmutter RCA anzukurbeln. Dortort selbst hat das immer wieder bestritten. Vielmehr hätten sich die NBC-Verantwortlichen anfangs wegen der hohen Kosten vehement gegen eine Farbproduktion gewehrt. Er aber habe den Verantwortlichen gesagt: „Ich soll in die Berge der Sierra Nevada gehen, eins der schöns-

Serienrolle

Darsteller

Benjamin „Ben” Cartwright Adam Cartwright Eric „Hoss” Cartwright Joseph „Litte Joe” Cartwright Hop Sing Sheriff Roy Coffee Candy Jamie Hunter Griff King Dusty Rhoades Deputy Clem Foster

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Darsteller/in Lorne Greene Pernell Roberts Dan Blocker Michael Landon Victor Sen Young Ray Teal David Canary Mitch Vogel Tim Matheson Lou Frizzel Bing Russell


re Charaktere gleichberechtigt zu etablieren. Denkt man an „Big Valley", hat man vor allem Victoria Barkley (Barbara Stanwyck) oder den wilden Nick (Peter Breck) vor Augen. Denkt man an „Die Leute von der Shiloh Ranch", sind es der Virginian (James Drury) oder Trampas (Doug McClure), die einem zunächst in den Sinn kommen. Und bei „High Chapparal" sind es Billy Blue (Mark Slade) und Manolito (Henry Darrow), an die man sich vor allem erinnert. Eine solche Selektion kennt „Bonanza" nicht.

ten Fleckchen Erde des ganzen Landes mit schneebedeckten Gipfeln, tiefgrünen Wäldern, einem malerischen See und dem blauesten aller Himmel – und all das soll ich in SchwarzWeiß drehen?! Das ist ein Sakrileg. Das werde ich nicht tun." Und Dortort setzte sich durch – wie so oft. Denn ähnlich unnachgiebig zeigte sich der Produzent auch bei der Wahl seiner Hauptdarsteller. Während NBC bereits aus dem Kino bekannte Gesichter wollte (Serien wie „The Restless Gun", ebenfalls eine Dortort-Produktion, setzten auf B-Movie-Stars wie John Payne), war Dortort sich sicher: „Das Fernsehen macht sich seine eigenen Stars." Auch hier behielt er nach zähen Verhandlungen die Oberhand.

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S

tand „Bonanza" anfangs wegen der hohen Produktionskosten noch auf wackligen Füßen, so dass einige Male das Aus drohte, war der Erfolg spätestens ab dem dritten Jahr und mit der Verlegung des Sendetermins von Samstag- auf Sonntagabend gesichert. 14 Jahre, von 1959 bis 1973, und 430 Episoden lang sollte die Serie in den USA laufen und in dieser Zeit mehrere Jahre in Folge einen der Top-Plätze der Quotencharts belegen. Verkäufe in alle Herren Länder machten „Bonanza" schließlich zum Welterfolg. Unter objektiven Gesichtspunkten wie Storytelling, a t m o sphärische Dichte etc. mag es ebenbürtige Western-Serien gegeben haben. Manch einer würde vielleicht „Die Leute von der Shiloh Ranch" anführen, ein anderer einen hier zu Lande nie gezeigten, in den USA aber hochverehrten Klassiker wie „Wagon Train". All das aber ändert nichts an der grundsätzlichen Bedeutung, die „Bonanza" für das Genre des TV-Westerns hat. Die Reihe taugt jedem, gerade auch demjenigen als Referenz für eine Western-Serie, der sich im Wilden Westen nicht ganz so heimisch fühlt: „Bonanza" ist allgemeines Kulturgut, ein Thema, zu dem beinahe jeder etwas sagen kann (erinnert sei etwa an die wunderbare Hommage in Barry Levinsons „Tin Men", bei der die Protagonisten in einem Diner trefflich über die Cartwrights streiten).

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nd der Status als (Populär-)Kult(ur)-Klassiker ist wohlverdient. Denn bei „Bonanza" stimmt einfach alles. Vom Vorspann mit der schon erwähnten brennenden Landkarte über die unwiderstehliche Melodie von Ray Evans und Jay Livingston, die es zu Hitehren bringen sollte, bis hin zu einem Casting und damit einer Besetzung, die einem Gottesgeschenk gleicht. Übertrieben? Kaum! Zieht man andere Western-Serien mit ebenfalls mehreren Ensemblehauptrollen zum Vergleich heran, etwa „Big Valley", „Die Leute von der Shiloh Ranch" oder „High Chapparal" (ebenfalls eine Dortort-Produktion), fällt auf, dass es keiner dieser Serien so perfekt gelungen ist wie „Bonanza", mehreSeite 12

ank Dortort, der sich später erinnerte: „Ich wollte nicht nur von einem Star abhängig sein, wie es mir mit John Payne­bei ‚The Restless Gun' gegangen war." So stehen Ben, Adam, Hoss und Little Joe für den Zuschauer auf einer Stufe. Man mag einen Liebling haben, aber es ist das Kollektiv, nicht der Einzelne, das sich ins Gedächtnis gebrannt hat. Ben denkt man nicht ohne Adam, Little Joe nicht ohne Hoss usw. Für mich selbst war die Frage nach dem Lieblings-Cartwright immer auch eine Frage nach dem jeweiligen „Lebensabschnittspartner". Ich entsinne mich gut, dass mir zunächst vor allem der ernste Adam in seinem schwarzen exis­tenz-philosophisch-angehauchten Dress imponierte. Schon bald aber spürte ich, dass man mit Little Joe, dem ungestümen Womanizer wohl auf Dauer weit mehr Spaß haben würde. Und Hoss, den sanften Riesen, hatte ich ohnehin von Anfang an ins Herz geschlossen. Der prägendste Cartwright aber war und ist für mich Ben, der seinen Ehrenplatz dort hat, wo meine größten Schätze weilen.

* Ben *

Vater

aller

Väter

Im Regal mit Hunderten von Western-DVDs, -Comics und -Sekundärwerken wacht Benjamin Cartwright, hinter Glas und gülden gerahmt, über diese Schätze. Es wäre wohl etwas übertrieben, würde ich behaupten, dass ich von Ben mehr über das Leben und die Menschen gelernt hätte als von meinen Eltern. Und doch war neben diesen er es, der mein B e w us s t sein von Recht und Unrecht schärfte: Ben war mir die Richtschnur für ein moralisch halbwegs gesellschaftskonformes Dasein. Keine Kunstfigur, sondern fast ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ein Mann der festen Grundsätze und der ruhende Pol der Familie. Während etwa Little Joe die Bösen reihenweise ins Jenseits beförderte, setzte Ben in den meisten Fällen auf das Wort, nicht auf den Colt. Er machte die Ponderosa zu einem Hort für die Verfolgten und Gequälten, für die Notleidenden und Unterdrückten. Und als Vater war er so, wie wohl jeder sich den Vater wünscht.

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Liebend und verständnisvoll, wenn es sein musste, etwa weil Little Joe wieder einmal über die Stränge geschlagen hatte, durchaus aber auch mal etwas strenger.

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atürlich gab es Stimmen, die Ben Cartwright gerne etwas ans Zeug geflickt hätten; und sei es nur, dass man ihn verdächtigte, ein Blaubart zu sein – waren die drei Söhne doch von drei verschiedenen Frauen, die auf die eine oder andere tragische Weise ihr Leben verloren hatten. Dauerhafte romantische Liebe war Ben nicht vergönnt. Hin und wieder tauchte zwar eine Kandidatin auf, die die vierte Frau Cartwright hätte werden können. Letztlich aber gab es immer gute Gründe, warum für Ben auf der Ponderosa keine Hochzeitsglocken läuten sollten. Mal entpuppte sich die zunächst Auserwählte als geldgeiles Luder, dem nur an Besitz und

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Status gelegen war. Mal wurde das traute Glück durch Dramen der unterschiedlichsten Art abrupt zerstört. So blieb Ben dauerhaft allein. Aber auch das trug er mit Anstand und Würde, nicht einen Hauch von Verbitterung konnte man bei ihm ausmachen. Er war kein Gutmensch, kein Eiferer oder Pharisäer, er war – in Anlehnung an Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan" – der gute Mensch von Nevada und damit ein wahres Vorbild. Kurzum, Ben Cartwright war mein großer Held. Und letztlich ist er es bis heute geblieben.

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as nicht zuletzt der Verdienst von Lorne Greene war. Der kanadische Schauspieler (1915–1987) hatte Ben Cartwright über 14 Jahre so zum Leben erweckt und vor allem auch weiterentwickelt, dass diese Figur wie nur wenige andere Seriengestalten ein fast reales Eigenleben führen konnte. Für Greene war es fraglos die Rolle seines Lebens. Der klassisch ausgebildete Schauspieler mit der tief-warmen, autoritär gefärbten Stimme war zwar auch vor und nach „Bonanza" in Rundfunk, Kino und TV ordentlich im Geschäft (Sci-Fi-Fans werden sich etwa an „Kampfstern Galactica" erinnern). Aber es war die Rolle des Ben Cartwright, die ihm Weltruhm und Millionen einbrachte. Zahlreiche Ehrungen bezeugen die große Popularität, die Greene selbst heute noch genießt, 45 Jahre nach dem Ende von „Bonanza" und knapp 30 Jahre nach seinem Tod. So wurde ihm der klassische Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame ebenso zuteil wie 2015 die Aufnahme in Canada’s Walk Of Fame. Der befindet sich in Toronto und ehrt außergewöhnliche Kanadier mit einem Stern, der an ein Ahornblatt erinnert. Zudem war Greene bereits 2006 der erste von vier kanadischen Künstlern, die je von der kanadischen Post mit einer eigenen Briefmarke geehrt wurden. Sein Vorname soll übrigens auf einen Mann namens Lorne MacKenzie zurückgehen. Greenes Vater Daniel, ein russischer Einwanderer jüdischer Abstammung, hatte in Ottawa ein Geschäft als orthopädischer Schuhmacher eröffnet und seinen Sohn nach dem ersten Kunden, eben diesem Lorne MacKenzie, genannt. Eine nicht unerhebliche Anekdote, weil sie viel aussagt über Greenes Vater und damit auch über Lorne Greene selbst. Denn der richtete die Charakterisierung seines Ben Cartwright „zu 75 Prozent" am eigenen Vater aus, wie er später einmal erzählte.

berhaupt engagierte sich Greene sehr für die (Weiter-)Entwicklung seiner Figur. Wer sich einmal die Zeit nimmt, frühe Episoden von „Bonanza" mit späteren zu vergleichen, wird feststellen, dass Ben, aber auch seine Söhne, mit der Zeit umgänglicher erscheinen. Sitzt der Colt zu Beginn bei allen noch recht locker, so ändert sich das schon bald. Denn Greene sah vor allem Ben nicht als einen „Mann mit einem Colt in der einen und einer Bibel in der anderen Hand". Vielmehr wollte er „einen Vater zeigen, der seine Söhne in Liebe erzieht und Fremden gegenüber aufgeschlossen und hilfsbereit ist". Nur so, „durch den Kontakt mit Fremden konnten die Cartwrights erfahren, was vor sich geht in der Welt". Und viele Jahre, nachdem die letzte Klappe gefallen war, hat Greene die Serie einmal so charakterisiert: „‚Bonanza' war ein Eastern Western. Wir waren keine vagabundieren Cowboys mehr, sondern hatten unseren Platz gefunden. Es war eine Serie über die Liebe – die Liebe zum Land, die Liebe zur Familie und die Liebe zur Heimat." Dem gibt es nichts hinzuzufügen.

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* Adam * stille I ntellektuelle

Adam war buchstäblich ein Fall für sich: Ein Außenseiter in der Familie Cartwright – wie sein Darsteller Pernell Roberts (1928–2010) ein Außenseiter am Set war. Adam war der Nachdenkliche, der Grüblerische, als ältester Sohn aber auch derjenige, der es am ehesten wagte, der Meinung des Patriarchen eigene Ideen entgegenzustellen. Kurzum: Adam war der Intellektuelle, immer loyal, aber vor allem auch dem eigenen Gewissen verpflichtet.

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an muss wissen, dass damals nicht wenige Kritiker darüber diskutierten, ob nun Greene oder doch Roberts der beste Schauspieler der „Bonanza"-Riege war. Fakt ist: Roberts war ein guter Schauspieler, und er wusste das auch. Zunehmend gequält vom dem Gefühl, mit einer Western-Serie unterfordert zu sein, suchte er am Set kaum die Nähe der anderen. Wenn sich Lorne Greene, Michael Landon oder Dan Blocker in den Drehpausen untereinander oder mit der Crew aust a us c h t e n , blieb Roberts meist allein und hing seinen Gedanken nach.

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atsächlich war der in Waycross, Georgia, geborene Roberts wie Adam ein Einzelgänger. Ein Denker, ein Zweifler und vor allem ein kritischer Geist. So

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machte er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber den organisierten Religionen. 1964, kurz vor seinem Ausstieg, äußerte er sich in einem seiner seltenen Interviews so: „Die Kirche spricht von Brüderlichkeit, und doch haben in unserer weißen Kirche Schwarze keinen Zutritt. Baptisten, Methodisten und Lutheraner beten voneinander getrennt zu Gott. Was für eine Brüderlichkeit soll das sein?!" Bedenkt man die Zeit, in der Roberts solche Aussagen tätigte, wundert es nicht, dass sowohl NBC als auch Chevrolet, Sponsor der Serie, übelste Hassbriefe, gerade auch aus Roberts’ Heimat im tiefen Süden, erreichten. Er aber sollte zeitlebens ein Aktivist gegen Rassismus und für Gleichberechtigung bleiben und nahm 1965 an einem der drei legendären Selma-nach-Montgomery-Märsche teil.

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twa um diese Zeit herum war ihm aber auch endgültig bewusst geworden, dass er bei „Bonanza" nicht die Herausforderung finden würde, die er suchte. Wie weit seine Unzufriedenheit schließlich ging, zeigt diese oft zitierte Aussage: „Gibst du den Dummköpfen auch nur die Hälfte von dem, was die Szene eigentlich verlangt, denken sie schon, es wäre große Kunst." So verließ Roberts schließlich mit Ende der sechsten Staffel „Bonanza". Bitter für ihn, dass sich andere Pläne – u.a. eine langfristige Rückkehr zum Theater – zerschlugen, so dass er sich zunächst mit Episodenrollen ausgerechnet in Western-Serien über Wasser halten musste. Alles in allem soll ihm durch den Abschied von „Bonanza" rund eine Million Dollar entgangen sein, schätzt man.

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rst 1979 kehrte mit der Hauptrolle in der Arztserie „Trapper John, M.D.", einem Spin-off von „M.A.S.H.", so etwas wie berufliches Glück, wenigstens unter finanziellen Gesichtspunkten, zurück. Fast 20 lange Jahre blieb er nach dem Tod von Michael Landon 1991 schließlich der letzte lebende Cartwright. Am 24. Januar 2010 starb Roberts, 81-jährig, an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Western-Erfahrung, war aber von den bisherigen Resultaten und seinen Aussichten enttäuscht und wollte zurück in seinen vorherigen Beruf als Lehrer. Dortort aber konnte den früheren Amateurboxer und Korea-Kriegs-Teilnehmer (der seitdem eine lebenslange Abneigung gegen Schusswaffen aller Art pflegte) umstimmen.

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ür Blocker ein Glücks- und Unglücksfall zugleich. Denn mit der enormen Popularität, die ihm „Bonanza" einbringen sollte, konnte er zeitlebens nichts anfangen. „Ich kann nicht verstehen, dass Menschen sich für mich interessieren. Wenn Hoss Cartwright ihr einziges Interesse ist, welche Hoffnung gibt es dann?!", so der Demokrat, der sich ähnlich wie Roberts für die Bürgerrechtsbewegung stark machte. Aber Blocker war nun mal richtig gut in seiner Rolle. So gut, dass Regisseur Robert Altman, den Blocker von frühen „Bonanza"-Episoden kannte, den Schauspieler Anfang der 70er Jahre für seine Raymond-Chandler-Verfilmung „The Long Goodbye" und die Rolle des alkoholkranken Schriftstellers Roger Wade wollte. Blockers viel zu früher Tod am 13. Mai 1972 nach einer Lungenembolie infolge einer GallenblasenOP machte das unmöglich. Altman, damals bereits eine Ikone des New Hollywood, widmete den Film schließlich seinem verstorbenen Freund.

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en Verlust von Adam hatte „Bonanza" noch verschmerzen und später durch die Rolle des Loners Candy (David Canary) sogar einigermaßen wettmachen können. Hoss aber war unersetzlich. Daran konnten auch bereits neu Zugezogene, wie Adoptivsohn Jamie Hunter Cartwright (Mitch Vogel) oder später Griff King (Tim Matheson) nichts ändern. „Bonanza" war ohne Hoss dem Tod geweiht.

* Hoss * Der sanfte Riese Hoss war „the gentle giant", der sanfte Riese. Zumindest so lange, wie man ihn nicht reizte, indem man Wehrlose triezte oder gar die eigene Familie bedrohte. Dann konnte Hoss zum Tier im großen Manne werden. Und wo dieses Tier hinlangte, da wuchs kein Gras mehr. Das aber waren Ausnahmen. Gemeinhin war er ein Mann von ausgesuchter Freundlichkeit und großer Anteilnahme. Ein gemütlicher Menschenfreund, scheu gegenüber Frauen, in deren Umgebung er sich bisweilen weniger wohlfühlte als bei seinen geliebten Pferden. Produzent Dortort hat wiederholt beSeite 14

tont, dass er den Part des Hoss explizit für Dan Blocker (1928– 1972) geschrieben hatte, einen anderen Schauspieler habe er nie im Sinn gehabt. Auch Blocker hatte wie seine Kollegen bereits TV-

* Little Joe * Der junge Wilde

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hysische Attraktivität in Verbindung mit einer ansteckenden Fröhlichkeit und jungenhaftem Charme machten Little Joe zu einem ganz besonderen Herzchen. Es gibt wohl kaum eine Diskussion darüber, dass Little Joe die meisten – in aller Regel weiblichen – Herzen zugeflogen sein dürften. Und wer heute einmal die 14 Staffeln auf DVD Revue passieren lässt, kann fast wie

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Vater. Man hört danach nicht einfach auf, Vater und Sohn zu sein. Und ich werde ihn immer als meinen Vater betrachten."

im Zeitraffer dabei zusehen, wie aus dem hübschen Jungen ein echter und ebenso attraktiver wie vor allem selbstbewusster Mann wurde.

* Die Ponderosa * D er fünfte H auptdarsteller

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ür Michael Landon, zu Beginn von „Bonanza" gerade einmal 22 Jahre alt, sollte die Serie nicht Höhe-,­sondern Ausgangspunkt einer großartigen Karriere sein. Während seine drei Kollegen ihre größte Popularität durch „Bonanza" erreichten, diente Landon die Serie als steile Karriereleiter. Schon bei „Bonanza" war es ihm nicht genug gewesen, „nur" vor der Kamera zu stehen. So schrieb er etwa 30 Drehbücher und führte zudem Regie bei zwölf der filmisch ambitioniertesten Episoden. Als die Serie schließlich 1973 endete, boten ihm alle drei großen Networks, ABC, NBC und CBS, eine Zusammenarbeit an. Landon war mittlerweile ein Superstar und nutzte die ohnehin bestehende Zusammenarbeit mit NBC zu zwei weiteren weltweiten TV-Hits, „Little House On The Prairie" („Unsere kleine Farm") und „Highway To Heaven" („Ein Engel auf Erden"). Bei beiden Serien war Landon nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch als Regisseur bzw. Produzent in die künstlerische Ausrichtung eingebunden. „Ein Engel auf Erden" war allerdings trotz des Publikumserfolgs der wohl am wenigsten sehenswerte von Landons TV-Erfolgen, zeigte sich hier doch seine wohl einzige künstlerische Schwäche, ein Hang zu weinerlicher Sentimentalität. Gleichzeitig sollte die Serie sein letzter großer Erfolg sein.

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ls Landon im März 1991 während eines Ski-Urlaubs mit der Familie so starke Bauchschmerzen bekam, dass er zurück nach L.A. fliegen und sich ins Krankenhaus begeben musste, wurde dort am 5. April 1991 Krebs diagnostiziert. Am 9. Mai sprach Landon mit großer Offenheit und viel Humor in „The Tonight Show", der Talkshow seines Freundes Johnny Carson, über seine

Krankheit und verhalf der Show damit zur zweithöchsten Einschaltquote seit ihrem Sendestart 1962. Knapp zwei Monate später, am 1. Juli 1991, starb Landon, der dreimal verheiratet war und neun Kinder hatte, auf seiner Ranch im Malibu Canyon an den Folgen von Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er hinterließ ein geschätztes Vermögen von 100 Millionen US-Dollar. In den USA hatte seine Erkrankung größte Anteilnahme geweckt, und sein Tod mit nur 54 Jahren kam beinahe einer nationalen Tragödie gleich.

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andon hatte wie kein anderer der vier Cartwright-Darsteller die künstlerischen Geschicke von „Bonanza" mitgeprägt. Vor allem aber war er ein Teamplayer, den mit Dan Blocker ebenso eine innige Freundschaft verbunden hatte wie mit Lorne Greene. So sagte Landon über Greene kurz nach dessen Tod: „Ich kannte ihn damals ein halbes Leben. Er war bei ‚Bonanza' 14 Jahre lang mein

Die Ponderosa, benannt nach der in den Wäldern um den Lake Tahoe wachsenden Ponderosa Pine (dt. Gelb-Kiefer), war über 14 Jahre lang die Ranch und das Zuhause der Cart­ wrights und damit fast so etwas wie der fünfte Hauptdarsteller. Gelegen nahe Virginia City zwischen dem malerischen Lake Tahoe und dem kleineren Washoe Lake, erstreckte sich die Ranch über ein Gebiet fast so groß wie der Lake Tahoe selbst, der wieder­ um knapp 500 Quadratkilometer umfasst. Zwar wurde das Ausmaß des Cartwright-Besitzes in einigen Episoden als noch weit größer angegeben. Faktisch aber passte das nicht zu den Größenverhältnissen, die auf der berühmten Landkarte gezeigt werden. Nicht die einzige Ungenauigkeit übrigens. So hieß der Lake Tahoe noch bis 1862 Lake Bigler, nach dem dritten Gouverneur Kaliforniens, während das Gewässer auf der Karte bereits als Lake Tahoe bezeichnet wird.

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ie auch immer, erbaut hatte Ben, ein früherer Kapitän und im Umgang mit Bauholz durchaus geschult, die Ranch gemäß einigen Rückblenden, noch bevor die eigentliche Handlung der Serie einsetzte. Adam, der auch im Verlauf „seiner" sechs Staffeln einige Male technisch-handwerkliches Geschick unter Beweis stellen sollte, vollendete schließlich den Bau. So jedenfalls die Legende. Gedreht wurden die Innen- und Außenaufnahmen der Ponderosa auf dem Gelände der Paramount Studios/Stage 16. Ich selbst hatte Ende der 80er und noch einmal Mitte der 90er Jahre die Möglichkeit, die Ponderosa zu besuchen – oder wenigstens ein Duplikat. Denn nahe Incline Village, einem kleinen Ort am Lake Tahoe, existierte von 1967 bis 2004 eine Art „Bonanza"Disneyland, nach und nach geschaffen um einen Nachbau des klassischen Ranchhauses der Cartwrights herum. Das Rancherehepaar Bill und Joyce Anderson, das dort zunächst eine kleine Pferdezucht besaß, nutzte 1965 die Popularität von „Bonanza" und kontaktierte NBC bzw. Dortort. Schnell war die Idee zu einem Themenpark geboren, der 1967 schließ-

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Gegen Ende von Staffel 12 aber, in der Episode „Sklavenlager", war er plötzlich wieder da. Genaugenommen jedoch handelte es sich dabei um eine Täuschung. Denn diese besonders grimmige Folge war bereits knapp zwei Jahr zuvor abgedreht worden, nach der Ermordung von Martin Luther King Jr. sowie Robert Kennedy und einer darauffolgenden Kampagne gegen Gewalt im Fernsehen zunächst einmal aber im Giftschrank verstaut worden. Tatsächlich kehrte Candy erst zur Saison 1972 noch einmal zurück.

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lich eröffnet wurde. Spätere Erweiterungen umfassten u.a. die Gräber der vier Cartwrights und eine zweite Version von Virginia City. Obwohl die Ranch weiterhin ein Besuchermagnet war, entschied sich die Anderson-Familie 2004 aber, den Besitz für 50 Millionen Dollar an den Software-Milliardär David Duffield zu verkaufen. Seitdem ist der Park geschlossen. Gerüchte, dass alle Bauten mittlerweile abgerissen worden seien, wurden bisher nicht bestätigt. So zeigte Google Earth am 16. April 2015 nach wie vor alle alten Gebäude. Weitere Gerüchte über einen neuen „Bonanza"-Park an anderer Stelle sind bis dato ebenfalls genau das – nicht mehr als Gerüchte.

* Hop Sing und Co. * Die zweite und Dritte Reihe Kaum einer, der nicht auch an Hop Sing (Victor Sen Young) denkt, wenn ihm „Bonanza" in den Sinn kommt. Der chinesische Koch war das Mädchen für alles der Cartwright-Sippe, dem schon deshalb größere Bedeutung zukam, weil er für Hoss’ gute Laune zuständig war. Blieb Hop Sings Küche kalt, konnte der sonst so gemütliche Koloss durchaus schon mal die Ruhe verlieren. In immerhin 106 der insgesamt 430 Episoden war Hop Sing mit von der Partie, wenn ihm meist auch nicht viel mehr zukam als die Rolle des Stichwortgebers. Die aber spielte Victor Sen Young so perfekt, dass sein „Mistel Caltwlight, Essen ist feltig" bis heute unvergessen ist.

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llemal mehr als nur ein Stichwortgeber war dagegen Candy (eine Kurzform für Canaday; und sehr viel mehr sollte man über seine Vergangenheit auch nicht erfahren). Der tauchte in der zweiten Episode der neunten Staffel – „Der neue Mann" – gleichsam aus dem Nichts auf und sollte zunächst einmal bleiben. Candy, ein Loner, der einsam durch die Gegend streifte, hatte keine Familie wie die Cartwrights im Rücken und musste seine Probleme alleine lösen. Er war ein Mann der Tat, der es verstand zuzupacken, und zunächst zwei Staffeln lang für etwas frischen Wind auf der Ponderosa sorgte, bevor er sich dann wieder auf seinen Weg machte. Seite 16

hn letztlich nur als eine Art Second-Hand-Adam zu betrachten, würde seinem Part übrigens kaum gerecht. Tatsächlich machte CandyDarsteller David Canary, der Produzent Dortort erstmals im wuchtigen Indianer-Western „Man nannte ihn Hombre" an der Seite von Paul Newman aufgefallen war, einen so guten Job, dass etwa Dan Blocker lobte: „Der Junge ist klasse. Die Show braucht ihn!" Und auch für mich wurde der gutaussehende Candy schnell zu einem durchaus liebgewonnenen Mitglied der „Bonanza"-Familie.

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as indes ebenso für den knorrigen Sheriff Roy Coffee galt. Darsteller Ray Teal, 1960, bei seinem Eintritt in die Serie, immerhin schon 58 Jahre alt, war damals längst ein Hollywood-Veteran, der in seiner Karriere meist kleinere, nichtsdestotrotz oft auch feine Rollen wie die des Richters im Nazi-Prozessklassiker „Das Urteil von Nürnberg" übernommen hatte. Das Alter des Sheriffs wurde dann auch immer wieder mal thematisiert, ihm letztlich aber nie als Nachteil ausgelegt, sondern vielmehr als Vorteil gezeigt. Und auch das imponierte mir damals bereits: Echte Profis sind eben nicht zwingend jung, sondern glänzen vor allem durch Erfahrung. Und die bringt nun mal in erster Linie erst das Älterwerden mit sich.

* Die Gäste *

H ollywood gibt sich die K linke in die H and Gaststars gehörten bei „Bonanza" zum guten Ton und wurden im Vorspann häufig auch im Bild vorgestellt. Hier nur eine kleine Auswahl: Slim Pickens, Arthur Hunnicutt, Will Geer, John Saxon, James Coburn, Jim Davis, Jack Elam, Leif Erickson, Rod Cameron, Jo Van Fleet, Aldo Ray, Charles Bronson (rechts) Faith Domergue, John Carradine, Bruce Dern, Victor Jory, Beau Bridges, Yvonne de Carlo, Jane Greer, Ida Lupino, Jan Sterling, Julie Adams, Robert Culp, Martin Landau, Lee

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Charles Bronson

Lee Marvin

Yvonne de Carlo

Marvin, Felicia Farr, Charles Bronson, Stefanie Powers, Gena Rowlands, Dennis Hopper, Teresa Wright, Telly Savalas, Forrest Tucker, Mala Powers, Stella Stevens, Warren Oates, Lee van Cleef, Adam West, Linda Cristal …

* Epilog * Das tolle „Bonanza"-Spielzeug habe ich später, als ich herangewachsen und von der Serie vor dem Hintergrund der Wirren der Pubertät zwischenzeitlich entwöhnt war, in einem Anfall juveniler Großzügigkeit an ein Kinderheim verschenkt: eine Geste sicherlich ganz im Sinne der mildtätigen Cartwrights. Heute, mit 54 Jahren und dem Wissen, wie bittersüß der Schmerz über die unwiederbringlich verlorene Kindheit sein kann, würde ich, wenn ich könnte, aber wohl Unsummen zahlen, um auch nur eine dieser Puppen wieder in meinen Besitz zu bringen.

Telly Savalas

DVD - Deutsche Fassung Bonanza Staffel 1–14 Studiocanal

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Bonanza Staffel 1–7 (56 DVDs) Studiocanal

Bonanza Staffel 8–14 (51 DVDs) Studiocanal

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Die Leute von der Shiloh Ranch (The Virginian / The Men From Shiloh)

Aus Kindern werden Leute. Und weil das so ist, wurde ich der kleinen, feinen, aber wegen ihres 30-MinutenFormats auch immer ein wenig eindimensionalen Western-Abenteuer, die sich "Westlich von Santa Fé" ereigneten, Anfang der 70er Jahre allmählich ebenso müde wie der Verwerfungen im Hause Cartwright. um Glück aber zeigte sich im gleichen Maße, wie das Kind zum Knaben heranreifte, auch der TV-Western immer erwachsener. Schon 1962 war in den USA mit „The Virginian" die erste WesternSerie im 90-Minuten-Format (75 Minuten plus Werbung) angelaufen. Und ab 1970 ritten „Die Leute von der Shiloh Ranch" schließlich auch durch deutsche Wohnzimmer. Sehr lose basierend auf Owen Wisters mehrfach verfilmtem Roman „The Virginian" von 1902 (u.a. 1929 mit Gary Cooper und 1946 mit Joel McCrea) bedeutete „Die Leute von der Shiloh Ranch" gleichzeitig den Höhe- und vorläufigen Endpunkt eines Genres. Weil hier eine TV-Western-Serie zum ersten Mal im Überformat und damit beinahe schon in Spielfilm-Länge Seite 18

produziert wurde – bei uns blieben von den schon genannten 75 Minuten allerdings meist nur 60 übrig, so dass man sich bisweilen über arge Brüche in der Handlung ärgern musste – konnten Drehbuchautoren und Regisseure (u.a. Hollywood-Veteranen bzw. Western-Routiniers wie Sam Fuller, Burt Kennedy oder Andrew McLaglen) aus dem Vollen schöpfen. Und so beinahe ähnlich epische Geschichten inszenieren, wie man das vom Kino gewohnt war.

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Darsteller

ein Wunder also, dass die Erfolgsserie mit 275.000 Dollar pro Folge teurer war als jede andere TV-Show ihrer Zeit. Über den im Original titelgebenden „Virginian" (hier zu Lande wurde er gerne auch als „Vormann", also eine Art leitender Angestellter, Sektion Cowboys, bezeichnet) erfuhr man in den 171 (von tatsächlich 249) in Deutschland ausgestrahlten Folgen recht wenig. Genaugenommen ist „recht wenig" sogar noch untertrieben ausgedrückt. Denn nicht einmal sein tatsächlicher Name wurde dem Zuschauer verraten, so dass der Virginian, der außer einem weinroten Cordhemd meist Schwarz trug, immer ein wenig mysteriös blieb. Auch weil er alles andere als ein Schwätzer war. icht dass der Mann ein eindimensionaler Charakter gewesen wäre. Im Gegenteil: Der Vormann konnte durchaus sensibel und mitfühlend sein. Aber statt große Reden zu schwingen, ließ er lieber Taten oder – wenn es gar nicht anders ging – seinen Colt sprechen. Für den Schauspieler James Drury war der Virginian­ die Rolle seines Lebens. Bis heute tingelt Drury im Zeichen der Shiloh Ranch durch die USA, von WesternFestival zu WesternFestival. Fraglos zu Recht. Denn der Virginian war nicht nur die titelgebende, sondern auch die attraktivste Figur und damit der Fixpunkt der Serie.

Der Vormann: kein Schwätzer sondern ein Mann der Tat

Serienrolle

Darsteller/in

Der Virginian Trampas Richter Henry Garth Betsy Garth Randy Deputy Emmett Ryker Sheriff Mark Abbott Morgan Starr John Grainger Stacy Grainger Elizabeth Grainger Clay Grainger Holly Grainger Col. Alan MacKenzie Roy Tate Steve Hill Belden

James Drury Doug McClure Lee J. Cobb Roberta Shore Randy Boone Clu Gulager Ross Elliott John Dehner Charles Bickford Don Quine Sara Lane John McIntire Jeanette Nolan Stewart Granger Lee Majors Gary Clarke L.Q. Jones

war neben dem Virginian die wohl bekannteste. Während Trampas im Roman von Owen Wister und in den frühen Kinoverfilmungen ein schlimmer Finger war, gab sich der Serien-Trampas charakterlich deutlich sympathischer. Mit jungenhaftem Charme und einem Gespür für Frohsinn gesegnet, war er der ideale Gegenpart zum meist betont ernsten Virginian, dem Trampas in Sachen Einsätze aber ebenbürtig war. Und auch für den mit nur 59 Jahren 1995 viel zu früh verstorbenen McClure sollte „Die Leute von der Shiloh Ranch" das Karriere-Highlight bleiben.

ichtsdestotrotz gab es noch eine ganze Reihe weiterer Hauptfiguren. Trampas (Doug McClure)

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

8. November 1969 bis 30. September 1973 im ZDF

atürlich umfasste die Belegschaft einer so großen Ranch wie Shiloh noch eine ganze Reihe weiterer Cowboys. So etwa Steve Hill (Gary Clarke), Randy Benton (Randy Boone), Belden (L.Q. Jones) und später – als die neunte und letzte Staffel in den USA nicht mehr unter dem Titel „The Virginian", sondern unter „The Men From Shiloh" laufen sollte – Roy Tate (der spätere „Colt für alle Fälle", Lee Majors). Vor allem Randy Boone war eine interessante Wahl. enn der 1942 geborene Boone war früh, noch vor seiner Karriere als Schauspieler, bereits als Countrysänger unterwegs. Da lag es nahe, dass er später auch auf der Shiloh Ranch schon mal zur Gitarre griff und so die Tradition der singenden Cowboys à la Roy Rogers oder Gene Autry fortführte. Sie alle, der Virginian und Trampas, Randy und Steve, Belden und Roy, machten

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Randy Boone

Trampas: Womanizer und Sympathieträger


die Soap Opera endgültig im Wilden Westen heimisch. ie Erzählungen über das Leben auf der und um die Shiloh Ranch her­ um waren nichts anderes als eine große Clan-Saga, bei der Familie nicht verwandtschaftlich verbunden war, sondern schlicht und ergreifend durch die verschworene Gemeinschaft der Cowboys vorgegeben wurde. Die machten Lee Majors aber nur einen Teil des Mikrokosmos Shiloh Ranch aus. Ebenso bedeutend für den Erfolg eines florierenden Unternehmens und einer so erfolgreichen Serie waren selbstverständlich die Chefs.

und William Wyler bis zu John Huston mit fast allen großen Regisseuren dieser Zeit gearbeitet hatte. Bickford gab John Grainger, einen seinem Typ entsprechend harten, aber gerechten Mann, der allerdings ebenfalls nicht glücklich werden sollte auf Shiloh. ach nur etwa der Hälfte der fünften Staffel verstarb Bickford, so dass man mit John McIntire einen weiteren Wes­ tern-Routinier verpflichtete, der kurzerhand als Johns Bruder Clay Grainger eingeführt wurde. McIntire, aufgewachsen in Montana unter Cowboys, war zuvor in vielen

Roberta Shore als Rancherstochter Betsy Garth

nd von denen gab es eine ganze Reihe auf Shiloh, so dass man beinahe sagen kann, dass sich die Herren Gutsbesitzer Klinke und Brandeisen regelmäßig in die Hand gaben. Mit diesen Bossen und ihren Darstellern hatte von Beginn an schauspielerisches Schwergewicht das Sagen auf Shiloh. Denn es handelte sich doch um Charaktermimen des US-Kinos und des Broadways wie Lee J. Cobb, der als Erster das Brandeisen in die Hand nahm – und seine große Kunst zuvor bereits in Klassikern wie „Die Faust im Nacken", „Die zwölf Geschworenen", „Der Mann aus dem Westen" oder „Tod eines Handlungsreisenden" unter Beweis gestellt hatte. Nach knapp vier Jahren hatte Cobb aber genug. Ähnlich wie Lee J. Cobb kurz zuvor Pernell Roberts bei „Bonanza", fühlte er sich wohl ein Stück weit unterfordert mit einem FernsehWestern. uf Cobb folgte mit John Dehner als Morgan Starr so etwas wie ein Übergangsboss (für nur sieben Folgen). Dehner, der bei Walt Disney Anfang der 40er Jahre als Trickfilmzeichner begonnen hatte, konnte sich in den Jahren darauf John Dehner einen Ruf als HollywoodProfi durch und durch erarbeiten und wurde gerade wegen seiner charismatisch-aristokratisch-diabolischen Ausstrahlung in Western oft als Kopf einer Outlawgang gebucht. Rasch folgte ihm mit Charles Bickford der nächste Charakterkopf der großen Hollywood-Studio-Ära, der von Lewis Mile­stone über Henry Hathaway Seite 20

großen Hollywood-Western zu sehen gewesen, so dass er das Qualitätslevel mühelos halten konnte. In der neunten und letzten Staffel, in den USA, wie schon erwähnt, unter dem

Titel „The Men From Shiloh" ausgestrahlt, war es schließlich niemand anderes als „Winnetou"-Kumpel Old Surehand, der gebürtige LonStewart Granger doner Stewart Granger, der als Col. Alan MacKenzie mit britischer Noblesse die Geschicke der „Leute von der Shiloh Ranch" (zu Ende) führen sollte.

eben den Bossen und den Kuhjungen gab es noch zwei weitere Gruppen von Charakteren, die auf Shiloh durchaus zu ihrem Recht kamen. Wobei die eine Gruppe, die der Stadtleute aus Medicine Bow, genau genommen nur einen (bedeutenden) Mann umfasste: Deputy Sheriff Emmett Ryker, der später zum Sheriff befördert wurde, war nicht nur ein enger Freund des Virginian, sondern genoss zudem das Privileg, eine Clu Gulager ganze Reihe eigener Abenteuer bestehen zu dürfen. Dargestellt wurde Ryker von Clu Gulager. Der ehemalige US-Marine, der nach seiner Dienstzeit in Paris experimentelles Theater gespielt hatte, bevor er schließlich in Hollywood landete, hatte allemal das Zeug, um den Virginian bei den Schönen von Medicine Bow auszustechen – was beide übrigens hin und wieder gegenseitig bei der schmucken Pippa Scott versuchten, die als Molly Wood eine Handvoll Auftritte absolvierte.

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nd dann waren da noch die „anderen", die Gaststars, die den Etablierten bisweilen die Show stahlen. So tauchten im Laufe der Jahre Hollywood-Routiniers wie Joseph Cotten, Lee Marvin, Joan Crawford, Charles Bronson oder George C. Scott auf. Weitere Gastauftritte aufstrebender Stars wie Robert Redford, der damals noch am Beginn seiner Karriere stand, machten diese großartige Serie endgültig zu einer ganz besonderen Produktion. Einer Produktion, die vielleicht gerade auch unter objektiven Gesichtspunkten für Zuschauer jenseits der WesternGemeinde ein echter Gewinn war und ist.

Der Traum aller Schwiegermütter: Doug McClure als Trampas

ls „Die Leute von der Shiloh Ranch" nach der neunten Staffel schließlich in den finalen Sonnenuntergang ritten, bedeutete das für mich eine besonders schmerzhafte Tren-

nung. Nicht nur, weil ich den Virginian, Trampas, Ryker und all die anderen wirklich liebgewonnen hatte. Schlimmer noch traf es mein und wohl auch das Herz eines jeden anderen Großstadt-Cowboys, dass mit dem Abschied von Shiloh eine Epoche zu Ende ging – die der klassischen TV-Wes­tern. Einsame Nachzügler, etwa „Kung Fu", „Colorado Saga" oder die zugegebenermaßen fantastische Miniserie „Der Ruf des Adlers", waren nur noch die berühmte(n) Ausnahme(n) von der Regel. Mit „Die Leute von der Shiloh Ranch", ohnehin angesiedelt im späten Wilden Westen der 80er bzw. 90er Jahre (letzte Staffel) des 19. Jahrhunderts, war die berühmte „frontier", die Gren-

ze zwischen Zivilisation und Wildnis, endgültig geschlossen. Und bis heute löst die wunderbare Titelmelodie von Percy Faith, die schönste des Wilden Leinwand-Westens überhaupt neben denen von „Big Valley", „High Noon" und „Die glorreichen Sieben", bei mir eine unstillbare Sehnsucht nach dieser verwunschenen (Kinder-)Zeit aus.

DVD Deutsche Fassung The Virginian – Die Leute von der Shiloh Ranch Gesamtedition Staffel 1–4 Koch Media GmbH (5 DVDs)

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The Virginian – Die Leute von der Shiloh Ranch Staffel 1–4 Koch Media GmbH Joel McCrea (2. v.r. als Virginian) EDITION WESTERN 1/2017

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Big Valley

Die erste große Liebe vergisst man nicht. Sie gibt den Weg vor, sagt man. Was ich durchaus bestätigen kann. Denn als im September 1969 Linda Evans (sehr viel später die Krystle im "Denver-Clan") als Rancherstochter Audra Barkley in "Big Valley" erstmals auf dem deutschen Bildschirm erschien, war es um mich geschehen. Seite 22

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

7. September 1969 bis 1. November 1970 im ZDF

atte ich mich bis dahin kaum für das weibliche Geschlecht interessiert, so verliebte ich mich nun vom ersten Augenblick an hoffnungslos in die sanfte Schönheit mit dem gülden schimmernden Haar und der wie Porzellan wirkenden Haut. Fortan sollten blonde Frauen mein Schicksal sein. Sei’s drum.

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ig Valley” aber gehörte nicht nur dank Audra zu meinen Lieblings-TV-Western. Die Serie glänzte zudem, wenn schon nicht mit der bekanntesten TV-Western-Titelmelodie (diesen Rang dürfte wohl die klassische „Bonanza”-Melo­ die auf ewig innehaben), so – nach meiner Meinung – doch neben der von „Die Leute von der Shiloh Ranch” mit der wohl schönsten überhaupt, die das US-Fernsehen hervorgebracht hat. Geschrieben von George Duning, einem Musiker, Trompeter und Komponisten, der zunächst für den Hollywoods Rundfunk gearbeitet Glamourlady: hatte, ist die Melodie Barbara Stanwyck als Victoria Barkley die perfekte Ergänzung zu den Bildern des Vorspanns. Der erzählt vom prächtigen kalifornischen San Joaquin Valley und dem opulenten Herrenhaus der Barkley-Sippe, wundervoll untermalt eben von Dunings optimistischer, aber nie aufdringlicher Melodie. „

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ig Valley" war vom Sender ABC als Gegenstück zu NBCs überaus erfolgreicher „Bonanza”-Serie konzipiert worden. Die Verantwortlichen rechneten sich für die Barkley-Familie insgeheim wohl einen ähnlichen Erfolg aus, wie man ihn bei NBC mit den Cartwrights

feiern konnte. Unter diesem Gesichtspunkt muss „Big Valley” als gescheitert betrachtet werden. Denn während die Cartwrights über 14 Staffeln im heimischen Wohnzimmer zu Gast waren und so enge Freunde wurden – nach „Rauchende Colts” mit 20 Staffeln die zweitlängs­te Verweildauer einer Western-Serie überhaupt –, brachte es „Big Valley” gerade einmal auf vier. Dabei war die Idee, das auf der „Ponderosa” herrschende Patriarchat durch ein Matriarchat zur ersetzen, durchaus ein interessanter Schachzug. Das umso mehr, als man die Mutterrolle mit einer der großen Diven aus Hollywoods legendärer Zeit in den 30er, 40er und 50er Jahren besetzte. Barbara Stanwyck k o n n te 1965 beim Start der Serie in den USA auf glänzende Arbeiten und Klassiker fürs Kino zurückblicken wie „Hier ist John Doe”, „Frau ohne Gewissen”, „Die seltsame Liebe der Martha Ivers”, „Du lebst noch 105 Minuten” oder „Der Untergang der Titanic”, um nur eine Handvoll zu nennen. Dabei spielte sie männerfressende Femmes fatales ebenso wie einfache Frauen aus dem Volk, mondäne Luxusladys und Pionierfrauen im Wilden Westen. Noch 1999 wurde sie dank dieser herausragenden Leistungen bei einer Umfrage des American Film Institutes auf Platz 11 der größten weiblichen Filmstars gewählt. Bereits 1973 war Stanwyck für ihre Verdienste um den Kino-Western („40 Gewehre”, „Union Pacific”, „Königin der Berge”, „Raue Gesellen” und „Fluch der Gewalt”) wie um den TV-Western (neben „Big Valley” noch „Tausend Meilen Staub”/„Die Cowboys”, „Abenteuer im Wilden Westen” und das in Deutschland

Serienrolle

Darsteller

Victoria Barkley Jarrod Barkley Nick Barkley Heath Barkley Audra Barkley Eugene Barkley Silas

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Darsteller/in

Barbara Stanwyck Richard Long Peter Breck Lee Majors Linda Evans Charles Briles Napoleon Whiting


nie gesendete „Wagon Train”) in die National Cowboy Hall Of Fame aufgenommen worden.

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as heißt aber nicht, dass die Emanzipation im „Big Valley” so weit gegangen wäre, dass die Männer nicht doch immer wieder mal zur Waffe gegriffen hätten. Vor allem Nick war schnell mit dem Colt und noch schneller mit den Fäusten, handelte es sich bei ihm doch um einen geborenen Hitzkopf, der bisweilen allzu schnell aus der Haut fuhr und sich so immer wieder Ärger einhandelte. Gut, dass er dann auf einen Bruder bauen konnte, der lieber auf die Macht der Worte und auf Recht und Gesetz vertraute und den Revolver nur zur Seite 24

Lee Majors, der spätere "Colt für alle Fälle"

Geschwistern verdient. Nicht zuletzt, weil er der Familie in einem schweren Kampf gegen die drohende Landnahme durch die Eisenbahn zur Seite gestanden hatte. Für Lee Majors war „Big Valley” der Start in eine veritable und bis heute währende Fernsehkarriere. So spielte er unter anderem in der Serie „Der SechsMillionen-DollarMann” ebenso die Hauptrolle wie in „Ein Colt für alle Fälle”, seinem zumindest in Deutschland wohl größten Erfolg. Zudem konnte er in der neunten und letzten Staffel von „Die Leute von der Shiloh Ranch” (die in den USA nicht mehr unter dem Titel „The Virginian”, sondern unter „The Men From Shiloh” lief) eine wichtige Ensemblerolle übernehmen.

Foto: Bildarchiv Hallhuber

propos „Frauen im Westen – Frauen im Western”: Ein Stichwort, das durchaus zweierlei bedeutete. Während das weibliche Geschlecht während der historischen Erschließung des Westens der USA durchaus seinen Mann stand, hat der Western-Mythos in Kino und TV dieser Tatsache höchst selten Rechnung getragen. Ausnahmen wie William Well­mans wunder­ bares Pionierepos „Karawane der Frauen” bestätigen nur die Regel. Frauen taugten gemeinhin nur als Staffage, wie etwa die Bardame mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, die rothaarige Kitty in „Rauchende Colts”. Zu sagen aber hatten sie im TV-Western nur selten etwas. Bis „Big Valley” kam! Denn auf dem luxuriösen BarkleyAnwesen, dessen Haus eher an eine feudale Südstaatenvilla erinnerte, denn an ein rustikales Ranchholzhaus (so dass sich „Big Valley” in Sachen Haute Couture zu „Bonanza” verhielt wie später „Denver Clan” zu „Dallas”), führte Barbara Stanwyck als Victoria Barkley ein strenges Regiment. Tochter Audra, die Söhne Nick (Peter Breck), Jarrod (Richard Long) und Stiefsohn Heath (Lee Majors) muckten nur selten gegen ihre resolute Mutter auf.

Hand nahm, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft waren: Jarrod war Rechtsanwalt und damit so etwas wie der Intellektuelle der Familie. Irgendwo zwischen Nick und Jarrod bewegte sich Heath, der schon deshalb eine Sonderstellung einnahm, weil er nur ein Halbruder der anderen BarkleySprösslinge war. Er tauchte in der ersten Folge der Serie („Rebellion im Big Valley”; „Palms Of Glory”) wie aus dem Nichts bei den Barkleys auf und musste sich vor allem gegenüber Nick erst einmal beweisen, von dem er zu einer zünftigen Prügelei herausgefordert wurde. Am Ende aber hatte sich Heath zumindest einen ersten Ve r t ra u e ns vo rs c h us s bei Stiefmutter und

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on der holden Audra alias Linda Evans, die von allen ein wenig wie das Nesthäkchen behandelt wurde und dagegen ein ums andere Mal aufbegehrte, war schon die Rede. Die Evans sollte ihren Karrierehöhepunkt später fraglos als Mitglied des „Denver-Clan” erleben. Dass es mit ihrer Karriere danach rapide bergab ging, bis Audra, die erste sie 1997 die Schauspielerei an große Liebe den Nagel hängte, dürfte aber

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die Emanzipation bei „Big Valley” nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera stattfand: So soll Hollywood-Altstar Ida Lupino, wie Barbara Stanwyck eine der klassischen „Leading Ladys” der großen Hollywood-Ära, nach verschiedenen Datenbanken bei einigen „Big Valley”-Episoden Regie geführt haben. Auch wenn es anderslautende Quellen gibt, in denen die Lupino für „Big Valley” nicht unter Regie geführt wird, so spricht die Tatsache, dass Lupino seit den späten 40er Jahren mehr als 40 Mal als Regisseurin arbeitete, allerdings doch für ein solches Engagement. Mag sein, dass man sie „nur” als Second Unit Director, als Regisseurin des Zweiten Stabes, verpflichtet hatte. So oder so aber war ihre Regie-Arbeit gerade auch im Action-Genre eine Pionierleistung, die vielen Frauen, etwa später einer Kathryn Bigelow (u.a. „Tödliches Kommando” und „Zero Dark Thirty”), Mut gemacht haben dürfte, ebenfalls auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen.

nichts zu tun gehabt haben mit den augenscheinlich misslungenen Schönheitsoperationen, denen sie sich meines Wissens erst viel später unterzog. Fakt ist jedenfalls, dass von der natürlichen Schönheit, die vor allem Audra einst, aber später auch noch Krystle vom „Denver-Clan” ausstrahlten, rein gar nichts übrig blieb.

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em vierten Sohn, Eugene (Charles Briles), waren nicht viel mehr als ein paar Alibi-Auftritte gegönnt, so dass er bereits nach acht Episoden als gänzlich verzichtbar ausschied. Selbst der standesgemäß zu einem Herrenhaus gehörende schwarze Diener Silas (Napoleon Whiting) war da weit bedeutender und brachte es immerhin auf 36 Episoden. Richard Long, ähnlich wie die Stanwyck vor „Big Valley” bereits über viele Jahre in Kinoproduktionen wie „Gewagtes Alibi” (an der Seite von Burt Lancaster) durchaus gefragt, hätte wohl auch nach „Big Valley” sehr wohl seinen Schnitt gemacht. Leider aber verstarb Long am 21. Dezember 1974 mit gerade einmal 47 Jahren an den Folgen einer Herzerkrankung. Ausgerechnet für Peter Breck aber, der in „Big Valley” zumindest gleichberechtigt mit den anderen Stars auf einer Stufe stand, zuvor bereits in „Black Saddle” eine Hauptrolle bekleidet hatte und zudem in vielen Western-Serien wie „Sugarfoot”, „Abenteuer im Wilden Westen”, „Bronco”, „Maverick”, „Lawman” oder „Cheyenne” in Episodenrollen zu sehen gewesen war, ging es nach „Big Valley” rapide bergab. So waren seine wenigen späteren Rollen kaum von Bedeutung und dürften nicht mehr als schnödes „business as usual” gewesen sein.

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eitaus be­­ d e u­t e n d e r als Brecks späte Rollen war da, dass

DVD Deutsche Fassung Big Valley Gesamtedition Staffel 1–4 Studiocanal Big Valley Staffel 1–4 Kinowelt

(8 DVDs)

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Rauchende Colts (Gunsmoke)

Viele Rekorde, aber keine große Liebe Im Bewusstsein der meisten deutschen TV-Zuschauer mag "Bonanza" die Blaupause für eine TV-Western-Serie sein. Zumindest in den USA aber war eine Serie noch langlebiger als die Saga um die Cartwright-Familie. Während Ben, Adam, Hoss und Joe 15 Jahre lang ritten, kamen Marshal Matt Dillons "Rauchende Colts" gar satte 20 Jahre zum Einsatz. Seite 26

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enau genommen war „Gunsmoke”, so der Originaltitel, sogar die einzige Serie, die – wenn auch in verschiedenen Formaten – in fünf aufeinander folgenden Dekaden produziert wurde. Noch bevor die Serie um den Marshal von Dodge City, Matt Dillon, 1955 ins TV kam und dort zunächst bis 1975 blieb, war „Rauchende Colts” bereits eine Erfolgsgeschichte im Rundfunk. Von 1952 bis 1955 konnte man die Abenteuer Matt Dillons am Radiogerät verfolgen. Und viel später, nach Einstellung der regulären TV-Serie, kehrte der Marshal zwischen 1987 und 1994 noch einmal für fünf TV-Movies (von eher mittlmäßiger Qualität) auf den Bildschirm zurück. Den ersten Matt Dillon gab noch William Conrad, der dem Marshal fürs Radio seine Stimme lieh und erst viel später, ab Beginn der 70er Jahre, zunächst als Privatdetektiv und

Leckerschmecker Frank „Cannon” und dann als „Fatman” McCabe in der Krimiserie „Jake und McCabe” eine größere TV-Karriere machen sollte. Conrad hätte den Marshal-Part wohl nur allzu gerne auch fürs Fernsehen übernommen, kam aber wegen seines rundlichen Erscheinungsbildes nicht in Frage.

John Wayne wollte nicht nach Dodge Stattdessen war zunächst der „Duke”, also niemand Geringeres als der Westernstar überhaupt, John Wayne, für die Rolle des toughen Gesetzeshüters vorgesehen. Der aber verspürte wenig Lust auf die mitunter zermürbende TV-Routine und schlug vielmehr seinen guten Kumpel James Arness (26. Mai 1923 – 3. Juni 2011) vor, den er in der Pilotfolge sogar ankündigte. Arness war ein ähnlich zäher, wenn auch bei weitem nicht so charismatischer Knochen wie Wayne selbst. Geboren als James King Aurness war er nicht der einzige in der Familie, der es als Schauspieler zu etwas bringen Marshal von sollte. Sein Bruder war der drei Dodge City – Matt Dillon Jahre jüngere Peter Graves (Peter

Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Marshal Matt Dillon Miss Kitty Deputy Festus Haggen Doc Adams Newly O’Brien Sam Quint Asper Chester B Goode

James Arness Amanda Blake Ken Curtis Milburn Stone Buck Taylor Glenn Strange Burt Reynolds Dennis Weaver

Duesler Aurness), der später ebenfalls zu veritablem TV-Ruhm gelangte, durch „Mission: Impossible”, hier zu Lande besser bekannt als „Kobra, übernehmen Sie”. Beide Brüder waren mit einer Größe von über 1,90 Metern eindrucksvolle Gestalten, und Arness hatte so bereits seit Ende der 40er Jahre in kleineren Rollen Leinwanderfahrung mit einigen Abenteuerstreifen und B-Western sammeln können. Zu sehen war er u.a. in John Fords weithin unterschätztem Juwel „Westlich St. Louis” und in Budd Boettichers „Fluch der Verlorenen”. Hier hatte neben den Stars Robert Ryan und Rock Hudson auch ein gewisser Dennis Weaver eine kleinere Rolle, von dem später noch die Rede sein wird. Verortet war „Rauchende Colts” Mitte der 1870er Jahre in Dodge City, Kansas. Dodge, heute mit rund 25.000 Einwohnern eher eine ziemlich kleine Nummer, war damals eine aufstrebende Stadt, da sich hier einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte und Verladebahnhöfe für die Rinderherden aus Texas etabliert hatte. Dementsprechend war immer etwas los in Dodge. Mal randalierten irgendwelche sturzbetrunkenen Cowboys, die das Ende des langen Viehtriebs feierten, mal waren Gunfighter oder solche, die es werden wollten, versessen darauf, sich mit vermeintlich schnelleren Schützen wie dem legendä­ren Wyatt Earp zu messen. Der war zwischen 1876 und 1878 tatsächlich gleich zweimal Deputy Marshal von Dodge.

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„Old West Morality Plays” Eine Historie also, die genügend Stoff bot für die Macher von „Gunsmoke”, so dass die Serie (gemeinsam mit „Cheyenne”) dem TV-Western die Tür für ein e r w a c hs e n e re s

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Miss Kitty – „ein prä-feministisches Vorbild”

­P u b l i k u m weit aufstoßen konnte. CBS, der ausführende Sender, wollte weg vom allzu simplen „Gut gegen Böse”-Schema und von der Heldenglorifizierung, die bei Serien wie „Lone Ranger” die Regel war. Stattdessen setzte man – im Rahmen dessen, was in zunächst 30 Minuten möglich war – auf echte Charaktere, erzählte kleine Dramen und erwarb sich schnell den Ruf, den Zuschauer mit wahrhaftigen „Old West Morality Plays” (so ein Kritiker) zu packen. Ein Konzept, das alsbald Rendite abwarf. 1958, nur drei Jahre nach dem Start, war „Gunsmoke” in den USA die erfolgreichste Western-Serie. Von 1957 bis 1961 belegte man nach dem sogenannten Nielsen Rating gar den ersten Platz aller TV-Serien. Und auch in den übrigen Jahren war man meist in den Top Ten oder wenigstens den Top Twenty zu finden. Die stetig steigende Qualität der Serie und ihrer 635 Geschichten, für die verdiente Hollywood-Regisseure wie Charles Marquis Warren Miss (der unterschätzte Indianer-Western Kitty – „Die Bestie der Wildnis” mit Charlton Flittchen Heston), Ted Post („Hängt ihn höher” mit mit Clint Eastwood), Andrew V. McLaglen (der Herz Pionier-Western „Der Weg nach Westen” mit dem Startrio Richard Widmark, Robert Mitchum und Kirk Douglas), Tay Garnett (auch im Einsatz für „Bonanza”, „Wagon Train”, „Tausend Meilen Staub”) oder Joseph H. Lewis (der Film-Noir-Klassiker „Geheimring 99”) verantwortlich zeichneten, zeigt sich auch in ihrer formalen Entwicklungsgeschichte. So wurde ab 1966 nur noch in Farbe gedreht. Zu diesem Zeitpunkt dauerte eine Episode (inklusive Werbung) längst die damals üblichen 60 Minuten, auf die es auch „Bonanza” oder „Big Valley” brachten. Seite 28

Dass man durchaus bereit war, ein Stück weit Risiken einzugehen – bedenkt man die Entstehungszeit und das gesellschaftliche Klima im prüden Amerika –, zeigte sich gerade in der Figur der Kitty Russell (Amanda Blake), die mit 568 Episoden nach Doc Adams (Milburn Stone) mit 604 die drittmeisten Auftritte hatte. Zwar pflegte „Miss Kitty", wie sie Deputy Festus Haggen (Ken Curtis) später meist nennen sollte, ein auf den ersten Blick rein platonisches Verhältnis zu Marshal Dillon, aber dass die beiden tatsächlich wohl durchaus mehr miteinander verband als nur nette Worte, ahnte selbst ich damals schon. Was sich mir allerdings noch nicht erschloss, war die Tatsache, dass die geschäftstüchtige Besitzerin des Long Branch Saloon genaugenommen ein besseres Animiermädchen war, das Karriere gemacht hatte – um es mal halbwegs vornehm auszudrücken (noch in der Radiofassung wurde daraus kein Geheimnis gemacht). Frei nach dem Bibelspruch „Liebe den Sünder, aber hasse die Sünde” durfte Miss Kitty gerade in Fragen der Moral häufig als Autorität in Erscheinung treten. Meist legte sie mehr gesunden Menschenverstand an den Tag als viele ihrer männlichen Gäste. Damit war sie für den TV-Western so etwas wie ein „prä-feministisches Vorbild”, wie es das Fachblatt „Entertainment Weekly” einmal ausdrückte. Amanda Blake selbst soll über ihre Rolle einmal gesagt haben, dass Kitty ein „Flittchen” sei – was sie beinahe die Rolle gekostet haben soll. Man sieht also, dass die Emanzipation in Dodge und Hollywood doch noch Grenzen kannte. Auf jeden Fall aber gab die Figur der Miss Kitty der Serie Tiefe – was auch für die weiteren wichtigen Rollen galt.

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

4. Juni 1967 bis 7. Januar 1973 in der ARD

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Doc Adams, der Matt immer wieder zusammenflickte, wenn sich

im Long Branch Saloon alles Elend der Welt längst gesehen hatte. All das machte und macht „Rauchende Colts” noch immer zu einer sehenswerten WesternSerie, die nach objektiven Maßstäben zu den Highlights des Genres gehört. Und doch bedeuteten mir Matt Dillon und seine Colts nie besonders viel, ganz gewiss nicht so viel wie „Bonanza”, „Big Valley” oder „Die Leute von der Shiloh Ranch”. Zwar war Dillon ein Mann, der den von mir verehrten Marshalstern mit Würde trug und in aller Regel

der Sternträger wider Erwarten doch mal ein Stück Blei eingefangen hatte – selbstverständlich in aller Regel aus dem Hinterhalt – war zwar ein alter Grantler, aber doch ein Mann mit hohen Werten und großem Wissen. Hohe Werte ja, großes Wissen ganz bestimmt nicht – das traf auf Deputy Festus Haggen zu.

keinen Widerspruch duldete. Wer dennoch nicht spurte, der bekam alsbald ein Problem: Die Colts rauchten dann in Dodge, und wenn sich der Pulverdampf allmählich verzogen hatte, lagen wieder ein paar Halsabschneider mit dem Gesicht im Staub der Main Street. Eine Konsequenz, die man durchaus bewundern konnte.

Festus Haggen – ein Schrat als Sidekick

Matt Dillon: eine TV-WesternIkone ... und ein Langweiler

Der kauzige Hillbilly war für den schrägen Humor zuständig, lag ständig mit dem Doc im Clinch und gewann in der deutschen Übersetzung noch einmal durch seine hanebüchenen Wortschöpfungen. Ken Curtis hatte 1964 Dennis Weaver, der als Chester B Goode zuvor den Deputy gab, als Matt Dillons Sidekick abgelöst (Weaver sollte später allerdings befördert werden: Im Jetztzeit-Western-Krimi „Ein Sheriff in New York” spielte er in den 70er Jahren den titelgebenden Sternträger Sam McCloud). Ebenfalls zur Besetzung gehörten in unterschiedlicher Laufzeit der junge Burt Reynolds als Hufschmied Quint Asper, Buck Taylor als Waffenschmied und späterer Ken Curtis Deputy Newly O’Brien und Sam als Deputy (Glenn Strange), der Barkeeper, der Festus Haggen

Ins Herz geschlossen wie Ben Cartwright oder den Virginian aber habe ich Matt Dillon nie. Schon damals spürte ich wohl unterbewusst, dass der im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne hüftsteife Marshal nicht nur ein ziemlich humorloser Knochen, sondern vor allem ein tugendreicher Langweiler war. Ein eindimensionaler Charakter, über den man in all diesen Jahren kaum einmal erfuhr, was ihn wirklich umtrieb. Vielleicht aber hat James Arness, obwohl alles andere als ein Charakterdarsteller, gerade dank seiner wenig variantenreichen Mimik und Gestik für viele Zuschauer eine der Ikonen des TV-Westerns geschaffen. „Rauchende Colts” und Matt Dillon brachten Arness jedenfalls Weltruhm ein. Das ist weit mehr, als den meisten gelingt. Ein wirklich Großer aber war er abgesehen von seinen Körpermaßen – für mich – nie.

DVD - Deutsche Fassung

Rauchende Colts, Volume 1–8, Paramount

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(6 DVDs)

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High Chaparral

Italo-Western Light Eine objektiv betrachtet wertige Western-Serie, die mir – ähnlich wie "Rauchende Colts" – dennoch nie so viel bedeutete wie etwa "Bonanza", "Die Leute von der Shiloh Ranch" oder "Big Valley". Was allerdings auch daraus resultierte, dass "High Chaparral", im Gegensatz zu den anderen genannten Serien, nicht am frühen, sondern erst am späten Abend gezeigt wurde. Und damit eine verbotene Frucht war.

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

lichen Grenzgebiet von Nevada und Kalifornien wie „Bonanza” und auch nicht im fruchtbaren San Joaquin Valley wie „Big Valley”. „High Chaparral” war verortet im rauen Südwesten der USA, im Bundesstaat Ari­ zona. Und dort wurde die Serie größtenteils auch on location, also vor Ort, gedreht, in der Nähe von Tucson. Schon die Optik des fein stilisier­ ten Vorspanns wirkte modern und erinnerte ein wenig an Martin Ritts im selben Jahr er­ schienenen famosen Indianer-Western „Man nannte ihn Hombre”. Und mit David Rose arbeitete nicht nur einer der erfahrensten Komponisten und Dirigenten der Traumfabrik an beiden Projekten mit (Rose war zuvor bereits auch für „Bonanza” tätig gewesen), sondern mit Cameron Mitchell war zudem einer der

11. März 1969 bis 17. März 1970 im ZDF

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eil verbotene Früchte, wenn sie unerreichbar bleiben, Frus­ tration auslösen, redete ich mir irgendwann ein, dass es mit „High Chaparral” vielleicht gar nicht so weit her sein würde. Nur ganz selten bestand die Möglichkeit, dass meine durch diese Selbstsuggestion mühsam unterdrückte Neugier doch ein klein we­ nig befriedigt wurde. Etwa wenn meine Eltern einmal außer Haus waren und ich für einen Wimpernschlag die Hoheit über das TVGerät hatte. Dann spürte ich irgendwo tief drinnen in meinem klei­ nen Cowboy-Herzen, dass schon der bloße späte Sendetermin ein Qualitätsmerkmal sein musste. Eines, dass diese Western-Serie als „für die Erwachsenen” adelte.

- Dreckig.

.

staubig authentisch

-

Und tatsächlich lässt sich „High Chaparral” auch heute noch durch­ aus anschauen. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst des damals, Mitte der 60er Jahre, in Europa populären Italo-Westerns, von dem sich „High Chaparral” beeinflusst zeigte. Denn die Optik der 1967 in den USA gestarteten Serie, die bei uns erstmals Ende der 60er lief, war Big John und im tatsächlichen, seine Victoria – aber auch im über­ das Biest tragenen Sinn und die staubiger, ja dre­ Schöne ckiger und wirkte damit authen­ tischer als die der meisten anderen Western-Serien. Man könnte sogar sagen, dass „High Chaparral” eine Art Italo-Western light im Kanon der US-TV-Western bildete. Passen­ derweise spielte „High Chaparral” dann auch nicht am malerisch-be­ schaulichen Lake Tahoe im nörd­

bekanntesten Western-B-Schauspieler der Zeit ebenfalls in beiden Erzählungen zu sehen (zu Mitchell und seinen „High Chapparal”Kollegen später mehr).

- Die Sippe des Big John Cannon „High Chaparral”, das war nicht nur der Titel der Serie, sondern auch der Name der Ranch und des kleinen Reiches, das Patriarch Big John Cannon (Leif Erickson), ein ehema­ liger Marshall, gemeinsam mit sei­ ner Familie dem kargen Land abge­ rungen hatte. Diese Familie, das war zunächst Big Johns Sohn, Billy Blue Can­ non (Mark Slade), auch Blue Boy genannt. Das Bürschchen stammte aus der Ehe mit Big Johns erster Frau Annalee (Joan Caulfield), die aber bereits in der ersten Episode, „Eine Ranch wird getauft”, durch einen Apachenpfeil das Zeitliche segnen musste. Blue Boy war so et­ was wie das nachdenklich-intellektuell-em­ pathische Mitglied der Familie. Doch wo der Big John Cannon ähnlich ambitionierte Adam Cartwright sei­ (Leif Erickson) ner Familie damit – der Boss auf High Chaparral zwar auch schon mal lästig fallen konnte, wenn es darauf ankam aber immer seinen Mann stand, neigte Blue Boy bisweilen zur Weinerlich­ keit. Das konnte einem gehörig Blue Boy auf den Nerv gehen. So sehr, dass – sorry, dieser ich ihm schon damals, im zarten Mann war eine Heulsuse Alter von gerade einmal acht oder neun Jahren, gerne die eine oder andere Ohrfeige mit auf den Weg gegeben hätte.

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Wie auch immer, Big Johns zweite Frau und als­ bald Herrin über „High Chaparral” war Victoria (Linda Cristal), geborene Montoya, Toch­ ter des reichen mexikanischen G ro ß g r u n d ­ besitzers Don Sebas­ tian Montoya (Frank Silve­ ra). Eine Lie­ besheirat war das zunächst nicht, eher eine Zweckge­ meinschaft, um mit den Montoyas Victoria ein vernünf­ – eine echte Schönheit tiges Aus­ kommen zu finden. Victoria war etwa um die Hälf­ te jünger als Big John und neben mei­ ner großen TV-Western-Liebe Audra Manolito Barkley (Linda Evans) die mit Ab­ – der eine stand größte Erotiksensation des Halodri ... Genres – ohne dass eine der bei­ den dabei je „billig” gewirkt hätte.

Apache '' ''

naturel'' und '' on location”

Noch eine Ranchersippe also, könnte man sagen. Und zudem eine weitere aus der Ideenschmiede David Dortorts, der sich mit „Bonanza” längst selbst ein Denkmal gesetzt hatte. In Sachen Brut­ tosozialprodukt allerdings konnten sich die Cannons weder mit den Cartwrights aus „Bonanza” oder den Barkleys aus „Big Valley” noch mit den Herren von der Shiloh Ranch messen. „High Cha­ parral” stand immerzu an der Schwelle zum Bankrott. Gefährdet durch Wir­ belstürme, Trockenperioden, allerlei zwielichtiges, Gesindel oder auch durch feindliche Indianer. Apropos Indianer. Auch in deren Darstel­ lung gab sich „High Chaparral” authen­ tischer als die meiste Western-Serien-Kon­ kurrenz. So wurden die im Grenzgebiet von Mexiko und Arizona ansässigen Apachen nicht übertrieben bunt und mit klischeehaftem Federschmuck dargestellt. Vielmehr gab es

Darauf, dass Victoria auf „High Chaparral” standesge­ mäß behandelt wurde, achtete ihr Bruder Manoli­ to (Henry Darrow), der gleich mit aus Mexiko gekommen war und sich auf der Ranch mehr oder we­

niger einquartiert hatte. Und dann war da zuguterletzt noch Big Johns Bruder Buck (dargestellt vom schon er­ wähnten Cameron Mitchell), von Blue Boy gerne auch Onkel Buck gerufen. Buck und Manolito waren meist ein Herz und eine Seele. Wohl auch, weil beide Hallodris im Geiste waren, die Wein, Weib und Gesang sehr zu­ getan, aber dennoch immer zur Stelle waren, wenn es hart auf hart kam.

Serienrolle

Buck – ... der andere

Darsteller

Big John Cannon Buck Cannon Billy Blue Blue Boy" Cannon " Victoria Cannon, geb. Montoya Manolito Montoya Don Sebastian Montoya

Darsteller/in

Leif Erickson Cameron Mitchell Mark Slade Linda Cristal Henry Darrow Frank Silvera Seite 32

„Apache naturel”, mit Bandana (eine Mischung aus Kopftuch und Stirn­ band) und ohne großen Ethno-Firlefanz, so wie es dieses Kriegervolk wohl tatsächlich praktiziert haben dürfte. Und auch inhaltlich wurde keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben. Die Apachen waren in ihrer Ge­ samtheit weder blut­ rünstige Mordgesellen noch edle Wilde. Sie waren einfach nur da und gehörten für die Cannons ebenso zu den Lebensumstän­ den wie das Wetter und die Jahreszeiten. Zweimal tauchte gar der legendäre Apa­ chen-Führer Cochise auf, dargestellt von Paul Fix, seines Zeichens besser bekannt als Marshal Micah Torrance aus „Westlich von Santa Fé”. Alles in allem lässt sich über „High Chaparral” sagen, dass die Serie ins erste Fünftel der vielen TV-Western gehörte. Ähnlich wie bei „Bonan­ za”, „Big Valley”, „Die Leute von der Shiloh Ranch” oder „Rauchende Colts” lag das in erster Linie an gutem Handwerk. Drehbücher, Setting, Charaktere – alles war mit Sorgfalt ausgewählt, so dass man auch un­ ter heutigen Gesichtspunkten durchaus von einem hohen Qualitäts­ standard sprechen darf. Und nicht zuletzt überzeugt auch bei „High

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Chaparral” die Ensembleleistung. Die Darsteller der versammelten CannonMannschaft beherrschten ihr Hand­ werk ebenso aus dem Effeff, wie das bei den Darstellern der Cartwrights oder der Barkleys der Fall war.

ist in die Historie einge­ gangen als der Rockstar mit einer der wohl auf­ fälligsten Frisuren. Wie auch immer. Auf anderem Ge­ biet hatte Mark Slade durchaus Erfolg als Ma­ ler, Fotograf und Autor.

..

Die Schone & der Wikinger”

Henry Darrow wiederum, geboren in New York und aufgewachsen in Pu­ erto Rico, nutzte die Popularität, die ihm Publikumsliebling Manolito be­ schert hatte, um alle möglichen Rol­ len, die einen lateinamerikanischen Einschlag erforderten, auszufüllen. Größere Erfolge feierte er u.a. mit Dauerrollen in „California Clan” und – als Zorros Vater – in „Zorro – Der schwarze Rächer”. Und bis heute taucht Darrow als Letzter der „High Chaparral”-Sippe immer wieder ein­ mal in irgendeiner US-Produktion auf.

Big-John-Darsteller Leif Erickson etwa, getauft auf den Namen Willi­ am Anderson, hatte zwecks besserer Publicity schon früh den Namen des legendären Wikingers Leif Eriksson angenommen, der lange vor Kolum­ bus Amerika entdeckt hatte. Dank Heirat (1936) und Scheidung (1942) mit und von der skandalumwitterten Hollywood-Legende Frances Farmer („Frances”, das Bio-Pic-Drama mit Jessica Lange) erwarb sich Erickson früh große Bekanntheit, die noch da­ durch gesteigert wurde, dass er am selben Tag, als er von Farmer geschie­ den wurde, die nächste Schauspielerin, Margaret Hayes ehelichte – nur um sich vier Wochen später von dieser ebenfalls scheiden zu lassen. Immerhin reichten diese Ehen allemal für eine veritable Nebendarstel­ lerkarriere, u.a. in Klassikern wie dem Marlon-Brando-Meisterwerk „Die Faust im Nacken” oder in Kultfilmen wie „Invasion vom Mars”. Größte Bekanntheit aber gewann Erickson ohne Frage als Big John Cannon.

„High Chaparral”-Bruder Cameron Mitchell dagegen war bereits lange vor der Serie ein großer Name, zumindest im Maßstab der B-Movies oder als zweite, dritte oder vierte Hauptrolle in Western-Klassikern wie Ra­ oul Walshs „Drei Rivalen” an der Seite von Clark Gable und in Henry Hathaways „Garten des Bösen” an der Seite von Gary Cooper – oder als Titelheld Minnesota Clay in einem der bekanntesten Italo-Western von Sergio Corbucci. Auch nach „High Chaparral” war Mitchell stets sehr gut im Geschäft. Ähnliches gilt für die in Argentinien geborene hinreißende Linda Cristal, die nach frühen Arbeiten in Mexiko schnell auch in Hollywood Fuß fasste und dort bis etwa Ende der 80er Jahre arbeitete. Heute soll Cristal wieder in Argentinien leben. Für Mark Slade wiederum war die Rolle des Blue Boy ohne Frage sein größter schauspielerischer Erfolg. Einer, der ihm sogar einen der berühmt-berüchtigten Starschnitte in der Jugendzeitschrift „Bravo" einbrachte – was mir schon damals unverständlich war. Schließlich hatte einen solch grauenvollen Topfhaarschnitt wie Blue Boy sonst nur noch der Gitarrist der Glam-Rock-Band Slade, Dave Hill. Und der

DVD Deutsche Fassung High Chaparral Gesamtedition Staffel 1–4 Studiocanal

High Chaparral Staffel 1–4 Studiocanal

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Cheyenne

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Guilty Pleasures nennen die Amerikaner gerade in Bezug auf Film, Fernsehen und Musik die subjektiven Leidenschaften, die einer objektiven Betrachtung nicht unbedingt standhalten würden. Clint Walker ist mir ein solches Guilty Pleasure. Zunächst vor allem dank Gordon Douglas’ wunderbarem B-Western "Yellowstone Kelly" ("Man nannte ihn Kelly"), der die Geschichte eines unabhängigen Waldläufers erzählt, der zwischen die Fronten von Rot und Weiß gerät. Aber auch auf dem "Small Screen" hat Walker mächtig Eindruck hinterlassen: "Cheyenne" lautet sein großartiger Beitrag zur TV-Western-Historie. alker war, ähnlich wie sein nicht nur von mir ebenso als Guilty Pleasure verehrter Kollege Chuck Connors („Westlich von Santa Fé”), unvoreingenommen betrachtet wohl ein eher durchschnittlich begabter Schauspieler. Die längst verblichene Filmzeitschrift „Steadycam” bezeichnete ihn gar einmal als „einen der hölzernsten Nicht-Schauspieler aller Zeiten”. Dafür aber verfügte der ehemalige Footballstar Walker, gesegnet mit dem Brustkorb eines Grizzly-Bären, über etwas, das man auf keiner Schauspielschule und in keinem Actor’s Studio dieser Welt lernen kann: Der 1,99 Meter große Walker hatte eine natürliche Leinwandpräsenz, die bis heute ihresgleichen sucht. Er beherrschte die Leinwand oder den Bildschirm mit schlichter Selbstverständlichkeit. So, wie eine mächtige Eiche dort steht, wo sie nun mal steht, oder so wie es Sommer wird und dann wieder Winter (so soll es zumindest früher gewesen sein).

Ganz besondere Bedeutung kommt Walker in Gestalt seines TV-Western-Alter-Egos Cheyenne Bodie zu, das mehr für das Genre geleistet hat als die Cartwrights von der Ponderosa („Bonanza”) oder „Die Leute von der Shiloh Ranch”. Noch bis Mitte der 50er Jahre waren in den USA WesternSerien wie „Hopalong Cassidy” oder „The Lone Ranger” vor allem ein Programm für Kids. Walker/„Cheyenne" aber erschloss den wilden Fernsehwesten erstmals auch einem erwachseneren Publikum, so dass ­„Cheyenne” in den USA bis auf den heutigen Tag als eine der populärsten WesternSerien überhaupt gilt.

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

21 Folgen 1970/1971 in den Regionalprogrammen der ARD

Cheyenne Bodie, ein Halbblut, war nach dem Tod der Eltern von Cheyenne-Indianern aufgezogen worden und entschied sich später für ein Leben als Drifter und Loner, der mal hier als Ranchhilfe, dann wieder dort als Deputy Marshal für Ordnung und v o r allem für Gerechtigkeit sorgte. Die Abenteuer, die er dabei erlebte, wiesen deutlich mehr Tiefe, Reife, aber auch Gewalt auf, als das bis dahin im US-Fernsehen üblich war. Zudem war „Cheyenne” der erste TV-Western, bei dem man dem Helden keinen Nebenmann zur Seite stellte. Lediglich zu Beginn der ersten Staffel versuchte man es mit einem dieser typischerweise ungleichberechtigten Partner (Smitty, gespielt von L.Q. Jones). Schnell aber verstand man, dass ein Begleiter einfach nicht zum Konzept der „Cheyenne"Figur passte. Dieser Mann musste seinen Weg stets alleine gehen.

Seinen härtesten Kampf musste „Cheyenne" respektive Walker aber hinter den Kulissen ausfechten. Man darf wohl sagen, dass kaum einer anderen Serie in den USA eine solch unvereinbare Veröffentlichungsstrategie widerfahren ist wie „Cheyenne”. Beim Start lief die Serie EDITION WESTERN 1/2017

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Ausstattung zu bieten. Obwohl jede Folge in gerade einmal fünf Tagen und für die vergleichsweise läppische Summe von 75.000 Dollar abgedreht wurde, war es den Machern möglich, für bestimmte Sequenzen auf den großen Fundus der Kinowestern von Warner Bros. zurückzugreifen. So nutzte man in der ersten Folge „Mountain Fortress” (unter dem Titel „Die Bergfestung” auch im deutschen Fernsehen der Einstieg in die Serie) etwa Material leys großartigem aus William Keigh­ „Rocky Mountain” („Herr der rauen Berge”) mit Errol Flynn. Folgerichtig also, dass „Cheyenne” nicht nur inhaltlich, sondern auch formal eine Sonderstellung einnimmt und auch heute noch einen erwachseneren Eindruck beim Zuschauer hinterlässt als viele andere TV-Western dieser Zeit.

zunächst abwechselnd mit (den Kinofilm-Verlängerungen) „Casablanca”, „Conflict” und „Kings Row” unter dem Obertitel „Warner Bros. Presents”. Schon bald aber konnte „Cheyenne” erfolgreich auf eigenen Füßen stehen. Für Walker war das ein guter Grund, um bei den Studiobossen nicht zuletzt wegen einer Gehaltserhöhung vorstellig zu werden. Weil diese Bitte höflich, aber bestimmt abgelehnt wurde, entschied sich der Star 1958, den Revolvergurt – vorläufig – an den Nagel zu hängen. Warner Bros. reagierte prompt. Mit Bronco Layne (siehe Extra-Story) führte man kurzum einen neuen Helden ein, der die Serie unter altem Titel weiterführte. Schon 1959 entschlossen sich Walker und die

Studiogewaltigen aber, ihren Disput auszuräumen, so dass Bronco Layne nun seine eigene Serie „Bronco” bekommen sollte. Wiederum ein Jahr später wurde aus „Cheyenne” schließlich „The Cheyenne Show”, bei der sich Cheyenne Bodies Abenteuer (die Mehrzahl) mit denen von Bronco Layne und von „Sugarfoot” abwechselten. Schon 1961 aber war wieder Schluss für „Sugarfoot”, und ab 1962 war Cheyenne bis zum Produktionsende 1963 wieder auf sich gestellt.

Hier zu Lande musste „Cheyenne” solch Verwirrspiel nicht erdulden. Dafür liefen in den Regionalprogrammen der ARD allerdings nur 21 der insgesamt 107 45-minütigen und in SchwarzWeiß gedrehten Folgen. Eine fragwürdige Entscheidung der deutschen Programmmacher. Denn „Cheyenne” hatte neben Walkers Ausstrahlung und reifen Geschichten auch einen feinen Look und eine gehobene Seite 36

DVD US-Fassung Cheyenne Staffel 1–7 Warner Home Video (5 DVDs)

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Tausend Meilen Staub (Rawhide)

„Rollin’, Rollin’, Rollin’, Rawhide ...“ Tausend Meilen Staub" – das klingt nach gro" ßen Entbehrungen, nach großen Gefahren und vor allem nach einer großen Menge Dreck. Und genau das wurde geboten in dieser Serie über eine Gruppe von Cowboys, die sich während eines schier endlos langen Viehtriebs in immer neue Abenteuer verwickelt sah. Seite 38

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ch muss gestehen, dass ich an „Tausend Meilen Staub” als Kindheitserlebnis kaum eine Erinnerung habe, und glaube, dass ich die Serie erst viel später, in den 80er oder 90er Jahren, bewusst wahrgenommen habe. Und die Betrachtung durch die Augen eines Mittzwanzigers oder Anfangdreißigers führt naturgemäß zu einer anderen Rezeption, als das bei einem Kind der Fall gewesen wäre. Einem Kind noch dazu, das so vom Wildesten aller Westen infiziert war, dass es häufig genug zum Ärger seiner Mutter im Indianer- oder Cowboykostüm (je nach Tagesstimmung) zu Bett gehen wollte. Deshalb möchte ich zunächst anführen, was „Rawhide”, so der Originaltitel, vielen anderen Kritikern

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

an/bei …”) im Titel führten. Nichtsdestotrotz bemühte man sich um ein gewisses Maß an Authentizität, um die Entbehrungen auf dem langen Weg von San Antonio, Texas, nach Sedalia, Kansas, für den Zuschauer spürbar zu machen. Zudem spielte die Gruppenpsychologie durchaus eine Rolle. Man kann sich vorstellen, dass es damals nicht immer eine Freude war, zum Teil über Monate auf Gedeih und Verderb voneinander abhängig zu sein und dabei mit den – durchaus realistisch gezeichneten – Macken der unterschiedlichen Charaktere zurechtkommen zu müssen.

E ric Fleming starb viel zu früh , Clint Eastwood startete eine Weltkarriere 2. Mai 1965 bis 7. Mai 1967 in der ARD

von Beginn an bedeutete und manchem auch heute noch bedeutet. So schätzte man „Rawhide” nicht nur wegen der dramaturgischen Klasse der Abenteuer, sondern gerade auch dafür, dass es sich hier um die wohl realistischste aller klassischen Western-Serien handelte.

E ine

beinahe dokumentarische Western-Serie

Eine Meinung, die ich durchaus teile. Denn „Raw­ hide”, in den USA von 1959 bis 1965 in acht Staffeln zu sehen, wirkt dank des körnigen Schwarzweiß-Bildes und der tagebuchartigen Erzählweise bisweilen gar dokumentarisch. Okay, vielleicht nur semi-dokumentarisch, stand doch das Drama der jeweiligen Episode, also die Bewältigung der Gefahren durch Viehdiebe, Indianer und Naturkatastrophen, immer im Vordergrund. Und Dramen, die gab es zuhauf im Laufe der 217 Folgen, die demensprechend in den ersten drei Staffeln immer ein „Incident of/on/at ...” („Zwischenfall in/ Seite 40

Den Treckboss Gil Favor gab Eric Fleming. Ein Schauspieler, der zu diesem Zeitpunkt bereits länger im Geschäft war, ohne die Schauspielerei aber besonders verbissen und karrierebetont zu betreiben. Dennoch war Fleming Der viel zu früh nicht nur derjenige, vertorbene der im Vorspann Eric Fleming als erster genannt wurde, sondern er war es auch, der die jeweilige Folge mit einer kleinen, bisweilen semi-philosophisch anmutenden Sequenz einleitete. Dank „Rawhide” sollte seine Popularität sprunghaft ansteigen, so dass er wohl durchaus noch das Zeug zu einer respektablen Karriere gehabt hätte. Leider aber fiel Fleming am 28. September 1966 mit nur 41 Jahren während der Dreharbeiten zum Spielfilm „High Jungle” einem Unfall zum Opfer. Während einer Szene auf dem Huallaga River in Peru kenterte sein Kanu, und Fleming wurde von den Stromschnellen abgetrieben. Erst drei Jahre später wurde seine Leiche gefunden. Wie sehr Fleming die Serie geprägt hatte, zeigte sich nicht zuletzt daran, dass „Rawhide” nach Flemings Ausstieg am Ende der Spielzeit 1964/65 kein langes Leben mehr gestattet war. Nach nur 13 Folgen ohne ihn cancelte CBS die Serie. Auch die Tatsache, dass mit Clint Eastwood als Rowdy Yates der bisherige Stellvertreter des Trailbosses selbst zum Chef befördert wurde, konnte daran nichts mehr ändern. Für Eastwood bedeutete die Rolle nichtsdestotrotz den Der Beginn einer Weltkarriere: Beginn eiClint Eastwood ner Weltkarin Tausend "Meilen riere, die bis Staub" heute anhält. Dank geradezu ikonischer Rollen (etwa als einsamer und schweigsamer Loner in Sergio Leones Wes­ ternvariationen oder als tougher Cop „Dirty

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Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Gil Favor Rowdy Yates Wishbone Jim Quince Pete Nolan

Eric Fleming Clint Eastwood Paul Brinegar Steve Raines Sheb Wooley

ders erfahrenen Genreregisseuren wie Ted Post, Jesse Hibbs, Stuart Heisler oder Joseph Kane. Zudem eignete sich die Struktur der Serie dafür – man war immer unterwegs und traf dementsprechend auf immer neue Menschen –, das Interesse durch viele Gaststars noch einmal zu steigern. Stellvertretend

Harry”) und dank Oscar-gekrönter Regie-Arbeiten („Erbarmungslos”, „Million Dollar Baby”) wurde er zu einem der einflussreichsten Protagonisten in Hollywood.

Auch die weiteren kontinuierlichen Rollen waren ebenfalls mit echten Charakterköpfen besetzt. Steve Raines, bis dato in vielen Western im Kino zu sehen, gab als Jim Quince einen Cowboy zäh wie Büffelleder, und mit Paul Brinegar als Wishbone war auch das unvermeidbare Faktotum – der für einen Viehtreck unvermeidbare Koch – mit von der Partie.

E in

sehnsüchtiger Titelsong von „H igh Noon”-Qualität

Für die souveräne Umsetzung der Abenteuer sorgten – wie bei vielen anderen Western-Serien auch – einige von Hollywoods beson-

genannt werden sollen hier nur Jay Silverheels (der Tonto aus „Lone Ranger”/„Die Texas Rangers”), Mr. Spock alias Leonard Nimoy, „Rauchende Colts”-Festus Ken Curtis, Barbara Stanwyck, die vielleicht größte Diva des klassischen Hollywood, oder B-Western-Star Rory Calhoun. Kleine Anekdote zum Schluss: Wen der sehnsüchtige „Rawhide”-Titelsong übrigens an den weit berühmteren und noch schöneren aus „High Noon” erinnert, der liegt durchaus richtig. Denn die „Besetzung” war hier wie dort die gleiche. In beiden Fällen hatten Dimitri Tiomkin komponiert und Ned Washington die Lyrics beigesteuert. Lediglich der Sänger war ein anderer. Während "Rawhide” von Frankie Lane intoniert wurde, war für "High Noon” Tex Ritter im Einsatz.

DVD - Deutsche Fassung Tausend Meilen Staub Staffel 1–8 Alive

Staffel 4 – Teil 2

Staffel 1 – Teil 1

Staffel 1 – Teil 2

Staffel 2 – Teil 1

Staffel 2 – Teil 2

Staffel 3 – Teil 1

Staffel 3 – Teil 2

Staffel 4 – Teil 1

Staffel 5 – Teil 1

Staffel 5 – Teil 2

Staffel 6 – Teil 1

Staffel 6 – Teil 2

Staffel 7 – Teil 1

Staffel 7 – Teil 2

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Josh / Der Kopfgeldjäger (Wanted: Dead Or Alive)

Der King of Cool des Wilden Westens

"Josh" (auch "Der Kopfgeldjäger"; im Original "Wanted: Dead Or Alive") war in vielerlei Hinsicht eine ganz erstaunliche Western-Serie. Denn Josh Randall (Steve McQueen) verdiente seine Brötchen als Bounty Hunter, als Kopfgeldjäger also. Und damit repräsentierte er einen Archetypus des Westerns, von dem man eigentlich annehmen durfte, dass seine Popularität auf der nach unten offenen Beliebtheitsskala kaum noch messbar sein würde. Seite 42

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

20. Oktober 1979 bis 16. September 1980 im ZDF

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chließlich galten Kopfgeldjäger gemeinhin als Aasgeier und Meuchelmörder, als Schmarotzer und mehr schlecht als recht legalisierte Totschläger. „Wanted: Dead Or Alive”, also „Gesucht: tot oder lebendig”, bedeutete für einen Mann dieser zweifelhaften Profession schon aus rein pragmatischen Gründen in aller Regel „mausetot”. Schließlich

würde ein Toter auf dem Weg zum nächsten Sheriff, wo die Kopfprämie eingefordert werden konnte, kaum noch Ärger bereiten. Eine solche Figur zum Protagonisten einer Serie zu machen, dazu gehörte ebenso viel Mut wie dazu, diese Rolle zu spielen. Die Serie war ein Spin-Off von „Trackdown”, einer weiteren Western-Serie, in der Robert Culp einen Texas Ranger gab. Dort tauchte in der Episode „The Bounty Hunter” ein Kopfgeldjäger auf, gespielt vom jungen Steve McQueen. Für McQueen, der zuvor lediglich durch den unfreiwillig komischen Science-FictionThriller „Blob – Schrecken aus dem Weltall” in Erscheinung getreten war, bedeutete „Wanted: Dead Or Alive” einen Glücksfall und so etwas wie eine Prophezeiung.

Steve McQueens Weltkarriere Denn seine letzte Rolle sollte 1980 erneut ein Bounty Hunter sein. In Buzz Kuliks „Jeder Kopf hat seinen Preis” hetzte ein schon vom Krebs gezeichneter McQueen als moderner Kopfgeldjäger noch einmal entlaufenen Galgenvögeln hinterher. Für den stets wortkargen Loner des 60er- und 70er-Kinos hatte sich der Kreis geschlossen: Viel zu früh, am 7. November 1980, starb McQueen schließlich. Zwischen „Josh” und „Jeder Kopf hat seinen Preis” aber lag eine Weltkarriere mit Klassikern wie „Die glorreichen Sieben”, „Gesprengte Ketten”, „Papillon” oder „Getaway”. Alles, was später McQueens Markenzeichen sein würde und sein Leinwand­image ausmachen sollte, war schon in „Josh” angelegt: die Unerschütterlichkeit, die Coolness und die gar unverschämte Lässigkeit, die ihn zum ungekrönten „King Of Cool” der Traumfabrik Hollywood machen sollten.

E

in wortkarger Sturkopf war dieser Josh, aber beileibe kein Ignorant. Und schon gar kein Unmensch. Oft genug ließ er sich von den vermeintlichen Banditen überzeugen, dass die tatsächlich Schuldigen an ganz anderer Stelle zu suchen waren. Hart, aber herzlich – die Rolle des Josh war McQueen förmlich auf den Leib geschneidert. Denn er spielte meist nicht nur den Draufgänger, er war auch einer, wie später seine Pa­ rallelkarriere als Rennfahrer zeigen sollte. Schon als Jugendlicher hatte McQueen es nicht so mit Regeln – was ihn ein ums andere Mal in Schwierigkeiten brachte. Ob er sich nun während der Schulzeit einige kleinere Vergehen zuschulden kommen ließ oder später, während seiner Zeit bei der Marine, wegen der einen oder anderen Disziplinlosigkeit nicht recht vorwärts kam: McQueen wählte selten den leichten Weg (man vermutet, dass dort, bei der Arbeit für die Marine in den mit Asbest verseuchten Maschinenräumen der großen Schiffe, die Ursache für McQueens spätere Krebserkrankung zu finden sein könnte).

Mit Nett-Sein allein wird man im Wilden Westen nicht alt Wenig Worte machen, stattdessen die Fäuste oder besser noch „Mare’s Leg” sprechen lassen, ein abgesägtes großkalibriges Winchester-Gewehr, das Josh wie einen Revolver im Halfter trug. Das war seine Methode auf der Jagd nach steckbrieflich gesuchten Missetätern. Schnell, präzise, kein großes Federlesen machen. Eine Waffe, die wegen ihres Großkalibers nichts anderes war als die Variation der heute in manch zwielichtigen Kreisen sehr beliebten Pump Gun. Wer einmal in den zweifelhaften Ge-

nuss gekommen ist, mit so einem Ding herumballern zu können, der weiß, welch kraterähnliche Löcher man damit produzieren kann ... Aber wie charakterisierte McQueen doch einmal sein Tun im Film: „Dieser Josh ist nicht immer ein netter Kerl, denn mit Nett-Sein allein wurde man im Wilden Westen nicht alt.”

W

ährend „Wanted: Dead Or Alive” in den USA erstmals von 1958 bis 1961 mit 94 in Schwarz-Weiß ausgestrahlten (später auch nachkolorierten) Episoden zu sehen war, handelte es sich bei „Josh” ein weiteres Mal um einen Beweis für die Ignoranz und Inkompetenz deutscher Fernsehmacher. Erst sage und schreibe mehr als 20 (!) Jahre, nachdem er seinen Job in den USA angetreten hatte, galoppierte McQueen am 20.1.1979 auch über die Bildschirme in deutschen Wohnzimmern. Mit der Folge „Kreuzwege” („Crossroads”) ging „Josh” im ZDF erstmals auf Gangsterjagd. Tatsächlich war dies aber die Episode Nummer 32. Auch das passt zur Veröffentlichungspolitik der damaligen Jahre ...

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(6 DVDs) Seite 43

(6 DVDs)


Geächtet (Branded)

Manchmal verspricht die Verpackung mehr, als der Inhalt einlösen kann. Und was für Konsumgüter aller Art gilt, muss auch vor einer TV-Serie nicht haltmachen. Eine Erkenntnis, nicht ersehnt, aber unvermeidbar, die mir Geächtet" bescherte – wenn auch erst Jahre " später, nachdem ich die Serie als Kind zum ersten Mal gesehen hatte. Die glänzende Verpackung, das war im Fall von Geächtet" ein Vorspann respektive eine Titelsequenz, die an " Eindrücklichkeit ihresgleichen sucht und wohl zu den gelungensten der TV-Historie gehört. ie schönsten Titelsequenzen sind bisweilen diejenigen, die es verstehen, in wenigen Bildern und noch weniger Sekunden eine ganze Geschichte zu erzählen. „Geächtet” gelingt das in (auf die Sekunde genau bemessen) einer Minute und 13 Sekunden. In dieser – man könnte meinen verschwindend kurzen – Zeit wird alles erzählt, was man wissen muss über den unfreiwilligen Anti-Helden dieser Geschichte. Man sieht einen Soldaten, der mit versteinertem Gesicht ertragen muss, wie ihm seine Ehre und sein bisheriges Leben genommen werden. Dieser Mann ist Seite 44

Jason McCord (Chuck Connors), wie man später erfahren wird. Ein Absolvent der berühmten Militärakademie Westpoint und Captain der US-Kavallerie, dem vorgeworfen wird, während des (fiktiven) Massakers von Bitter Creek in Wyoming seine Truppe im Stich gelassen zu haben und der nur deshalb als einziger mit dem Leben davonkommen konnte. Das erzählt neben den Bildern auch der Titelsong, der diesen Bildern unterlegt ist. Mit militärischer Gründlichkeit wird McCord der Symbole seiner Offizierswürde beraubt. Zu dramatischem Trommelwirbel fegt ihm ein Soldat

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

vorzugten Westmänner den (Anti-) Helden gab. Aber irgendwie machte selbst Connors hier keine ganz so gute Figur – was vielleicht auch an dem seltsamen, topfschnittartigen Haarschnitt lag, der ihm längst nicht so gut stand wie der aus „Westlich von Santa Fé”. ine Rolle spielte zudem wohl, dass hier zu Lande von den tatsächlich 48 Folgen im 25-Minuten-Format (verteilt auf zwei Staffeln) gerade einmal ein gutes Dutzend gezeigt wurde. So löste sich die eine oder andere Ungereimtheit erst viel später auf, nachdem ich alle Folgen im

7. Januar 1969 bis 28. Dezember 1971 in der ARD zunächst den Hut vom Kopf, reißt ihm dann die Schulterklappen und jeden einzelnen Knopf seiner Uniformjacke ab, bevor er ihm auch noch die wichtigste Insignie eines Kavallerie-Offiziers nimmt, den Säbel: Der Soldat zerbricht den Säbel und wirft die beiden Teile durch das weit geöffnete Tor ins staubige Niemandsland vor dem Fort. Entehrt muss McCord anschließend das Fort verlassen, das Heimat und Lebensinhalt zugleich für ihn war. Er geht ein paar Schritte, bleibt dann aber vor dem Griffstück des Säbels stehen und hebt es auf. Ein nachdenklicher, verbitterter Blick auf dieses traurige Überbleibsel seiner einstigen Karriere und seines verlorenen Lebens beschließt die 73 Sekunden dauernde Vorgeschichte von „Geächtet”, während die Szene gleichzeitig mit dem Original-Titelschriftzug „Branded” überblendet wird.

Serienrolle

Darsteller

Captain Jason McCord General Joshua McCord

Darsteller/in

Chuck Connors John Carradine

ein Wunder also, dass die lesenswerte Anthologie „The Essential Critical Guide – Cult TV” völlig zu Recht diesen Vorspann „eine der erinnerungswertesten Titelsequenzen in der Geschichte des Fernsehens” nennt. Dass mir „Geächtet” heute immer noch so präsent ist, liegt in erster Linie an diesem Vorspann. Denn die Geschichten selbst, die von McCords Suche nach Beweisen für seine Unschuld erzählen, haben, wenigstens bei mir, kaum Spuren hinterlassen. Das mag damit zusammenhängen, dass es damals bereits weitaus bessere Abenteuer gab um Männer, die das Schicksal zu einer scheinbar endlosen Odyssee auf der Suche nach der eigenen Identität bzw. nach Erlösung verdammt hatte. Zum einen, wenn auch kein Western, wäre hier selbstverständlich „Auf der Flucht” („The Fugitive”) zu nennen, die Geschichte um den zu Unrecht des Mordes an seiner Frau beschuldigten Dr. Richard Kimble (David Janssen). Aber auch im Wilden Westen gab es mit „Der Mann ohne Namen” („Shenandoah”, siehe Extra-Story) eine beeindruckende Erzählung um eine Suche nach der eigenen Vergangenheit, und nach der eigenen Identität. „Geächtet” konnte da einfach nicht mithalten. Und das, obwohl mit „Rifleman” Chuck Connors einer meiner be-

Original gesehen und damit die Zusammenhänge erkannt hatte. Apropos Logik: Dass einer der wenigen, die von McCords Unschuld überzeugt waren, US-Präsident Ulysses Grant, dieses Wissen nicht nutzte, um den zu Unrecht Beschuldigten zu rehabilitieren, erschien mir zumindest hochgradig fragwürdig. Purer Eigennutz des Präsidenten (und der Autoren, die die Serie vorantreiben wollten), der McCord auf gefährliche UndercoverMissionen schickte, die er wohl keinem anderen zumuten wollte oder konnte. leine Anekdote am Rande: Die als Dreiteiler konzipierte Geschichte „The Mission, Part 1–3” aus der ersten Staffel wurde zu einem Kinofilm umgearbeitet, der unter dem Titel „Geächtet, gehasst, gefürchtet” („Broken Sabre”) auch in unseren Kinos zu sehen war. Wie auch immer, Jason McCord blieb und bleibt ein von mir unbehelligter Wanderer durch die Weiten des Westens. Hier auf Ablehnung, gar Hass, dort aber auch schon einmal auf Unterstützung und Freundschaft auf seiner Suche nach der Wahrheit stoßend, ließ mich sein Schicksal weitgehend unberührt zurück. Schon damals hatte ich mich längst anderen Helden zugewandt. Und die kamen zum Beispiel von der „Shiloh Ranch” oder aus dem „Big Valley” ...

DVD Deutsche Fassung

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Geächtet 2-DVD-Box (11 Folgen) Pidax Film Media

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Westlich von Santa Fé (The Rifleman)

Bereits die Titelsequenz erzählte alles, was man wissen musste. Wie dieser große, aufrechte Westerner da im Vorspann jeder Episode die staubige Hauptstraße der kleinen Westernstadt North Folk hinabschritt, dabei unablässig aus seinem Repetiergewehr feuerte und nebenbei dem Zuschauer noch einen verwegenkecken Blick zuwarf, das hatte echte Klasse und machte deutlich: "Mit diesem Mann ist im Falle eines Falles nicht gut Kirschen essen."

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Vom 1. Oktober 1969 bis 26. Januar 1972 wurden im ZDF am frühen Mittwochabend 110 Folgen ausgestrahlt.

inen Colt, wie sonst bei den Cowboys üblich, brauchte dieser harte Hund nicht, der sich schon durch den Originaltitel der Serie, „The Rifleman” (frei übersetzt „Der Mann mit dem Gewehr”) definierte. Seine modifizierte Winchester mit dem übergroßen Repetierbügel, eine Art frühes Schnellfeuergewehr, war Ende der 60er Jahre der Traum eines jeden Jungen. Nicht nur „Westlich von Santa Fé”, sondern auch in Flensburg, Garmisch-Partenkirchen oder meiner Heimatstadt Wuppertal. Überhaupt war der „Rifleman” ein eher unüblicher Western-Serien-Held. Kein Sheriff wie Matt Dillon in „Rauchende Colts”, kein tougher Einzelgänger und Loner wie Kopfgeldjäger Josh Randall in „Josh” und schon gar kein Großgrundbe­sitzer à la Ben Cartwright („Bonanza”) oder Richter à la Henry Garth („Die Leute von der Shiloh Ranch”). Nein! Der „Rifleman” war ein Kleinstfarmer und Witwer, den das Schicksal nach North Fork nahe Sante Fé in New Mexico verschlagen hatte. Nun mag „Westlich von Santa Fé” so einiges liegen, ein North Fork aber ganz sicher nicht – weder damals, zu Zeiten des „Rifleman”, noch heute. Und auch östlich, nördlich oder südlich – nichts zu finden von diesem kleinen, staubigen Kaff, das nichts anderes war als Wenn der eine Erfindung der Produzenten. Vater Letztlich aber machte ich mir mit dem damals über so etwas nun Sohne ... wirklich keine Gedanken. Schließlich wollte ich in erster Linie so sein wie der „Rifleman”, ganz gewiss jedoch keinen Geografen abgeben.

Der „Rifleman” imponierte mir ungeheuer, setzte er dem schon damals hochkarätig besetzen Gesindel in 168 jeweils etwa 30 Minuten langen Schwarzweiß-Episoden (in den USA von 1958–1963 ausgestrahlt) doch hart zu. Stars wie Sammy Davis Jr., Dennis Hopper, Lee Van Cleef oder James Drury, der spätere „Virginian”, wurden von ihm regelmäßig gehörig aufgemischt und zur Räson gerufen. Aber John McLean, so der amtliche Name dieses gutaussehenden Mannes, hatte auch eine andere, eine liebevolle Seite. Schließlich war er einer der ersten alleinerziehenden Väter im US-TV, so dass 2004 die einzige landesweite TV-Zeitschrift der USA, „TV Guide”, die Figur des Lucas McCain auf Platz 32 der 50 besten TV-Serienväter aller Zeiten wählte. Zu Recht! Brachte der „Rifleman” seinem Sohn Fred (Johnny Crawford, der Bruder von Bobby Crawford, der „Am Fuß der blauen Berge” den Andy Sherman gab) doch mit großem Einfühlungsvermögen, wenn nötig aber auch mit Strenge und allerlei moralisierendem Unfug die rich-

Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

John McLean

Chuck Connors

Fred McLean

Johnny Crawford

Marshal Micah Torrance Sweeny Hattie Milly Scott Lou Mallory

Paul Fix Bill Quinn Hope Summers Joan Taylor Patricia Blair

(im Original Lucas McCain) (im Original Mark McCain)

tigen Flötentöne bei. Was man Ende der 60er Jahre in der von Willy Brandt zwar sozialdemokratisch geführten, aber noch immer in Obrigkeitsgehorsam geschulten BRD gut nachvollziehen konnte. Solange wir die Schulaufgaben nicht erledigt hatten, war es für uns Essig damit, draußen mit den Freunden Cowboy und Indianer zu spielen. Na ja, letztlich bewunderte ich den „Rifleman” natürlich weniger für seine patriarchalischen LeistunPaul Fix gen denn für seinen Gerechtigkeitssinn, seine Unbeugsamkeit und nicht zuletzt sein Verständnis von wahrer Freundschaft.

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Eine Freundschaft, die immer wieder auch Marshal Micah Torrance (Hollywood-Veteran Paul Fix) zuteil wurde. Genaugenommen war der zunächst eine Art Sozialfall. Torrance hatte nach einer Schießerei einen verkrüppelten Arm zurückbehalten und jegliche Selbstachtung eingebüßt. Schnell hatte der Alkohol aus dem einst respektierten MarSeite 47


shal ein Wrack gemacht. Und nur dank der steten Hilfe (zur Selbsthilfe) des „Rifleman” sollte er seine Würde wiedergewinnen. Später sorgte der rehabilitierte Marshal vor allem mit einer mächtigen Schrotflinte, die er auch mit nur einem funktionstüchtigen Arm bestens bedienen konnte, wieder für Recht und Ordnung. Einer für einen Wes­ terner allerdings nicht ganz so ungewöhnlichen Waffe wie McCains Schnellfeuergewehr. Aber doch ähnlich wirkungsvoll. Als schließlich alle Bösewichte bedient worden waren und der „Rifleman” quotentechnisch in den beiden letzten der insgesamt fünf Staffeln zu schwächeln begann, versuchte man das Interesse der Zuschauer durch einen Hauch von Romantik und mit Hilfe zweier fescher Weibsbilder neu zu beleben. Aber auch die Ladenbesitzerin Milly Scott sowie Lou Mallory, die es faustdick hinter den Ohren hatte, konnten schließlich nicht verhindern, dass selbst „Westlich von Santa Fé” alsbald die Sonne endgültig untergehen sollte.

Für die Rolle des „Rifleman”, umgesetzt nach einer Idee des späteren Regiegenies Sam Peckinpah, hätte man keinen Besseren finden können als Chuck Connors (10.4.1921–10.11.1992). Als „tough as nails”, „hart wie Kruppstahl”, hat TV-Sohn Johnny Crawford den Schauspieler einmal bezeichnet. Und in der Tat wirkte der Serienstar mit seiner sehnig muskulösen Gestalt und dem messerscharf geschnittenen Gesicht immer ein wenig wie die Fernsehausgabe des Kinostars Kirk Douglas. Dank einer früheren Karriere als Baseballspieler für die Brooklyn Dodgers und die Joan Taylor Chicago Cubs war es für Connors ein Leichtes, mit einer physischen Präsenz zu glänzen, mit der er die eine oder andere schauspielerische Schwäche fein überspielen konnte. Und Connors wusste auch sehr genau, wem er seinen Erfolg zu verdanken hatte. „Ich werde immer in der Schuld des größten Sports der Welt stehen” soll er einmal gesagt haben. Ganz nebenbei hat er in Zeiten des Kalten Krieges zudem etwas für die Patricia Blair Völkerverständigung und die Entspannung zwischen den Großmächten geleiBill Quinn stet. Als Leonid Breschnew Anfang Seite 48

der 70er Jahre auf Staatsbesuch beim verhassten Klassenfeind war, hatte er einen innigen Wunsch: Er wollte den „Rifleman” Eine wie keine: persönlich kennen lernen. Denn desdie Winchester des Rifleman sen Abenteuer waren Breschnew gut bekannt, und man kann sich durchaus vorstellen, dass dem russischen Bären Breschnew die unverblümte Art des „Rifleman” sehr gefallen haben dürfHope Summers te. Chuck Connors wiederum hat sein trautes Heim später des Öfteren nicht in Richtung Santa Fé, sondern gen Osten verlassen und das vermeintliche „Reich des Bösen” (so einst Ronald Reagan über die Sowjetunion) ganz vorurteilsfrei besucht. Seine legendäre Winchester allerdings hat er auf diesen Friedensmissionen klugerweise irgendwo westlich von Santa Fé belassen. Nur kurze Zeit nach dem Ende des „Rifleman” war Connors als Porter Ricks im Kinofilm „Flipper”, Vorlage für die spätere TV-Serie, und in zwei weiteren Western-Serien zu sehen. „Geächtet” („Branded”; siehe Extra-Story) und „Wildwest In Afrika” („Cowboy In Africa”) konnten aber nicht an den früheren Erfolg a n knüpf en. Johnny Crawford seinerseits nutzte seine Popularität, um neben der Schauspielerei auch als Sänger von Teenagerschnulzen Erfolg zu haben, bisweilen gemeinsam mit seinem Bruder Bobby unter dem schlüssigen Namen The Crawford Brothers.

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EDITION

James Drury



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Am Fuß der blauen Berge (Laramie)

"Am Fuß der blauen Berge"! So poetisch lautete der deutsche Titel der US-Western-Serie "Laramie", die Mitte der 60er Jahre in der ARD zu sehen war. Dort, am Fuß der besagten blauen Berge, hausten damals schon längst nicht mehr die sieben Zwerge, sondern dort lag das magische Land, in dem nach meiner kindlichen Vorstellung Milch und Honig fließen mussten. EDITION WESTERN 1/2017

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Land durchquerenden Postkutschenlinie, für Pferdetausch und Bewirtung der Reisenden, als Zwischenstation zur Verfügung stellte. Ein cleverer Schachzug der Autoren der Serie, die damit die schöpferische

Darsteller

27. Dezember 1959 bis 13. November 1965 in der ARD

E

in geradezu sagenhaftes Eldorado vermutete ich dort. Ein WildWest-Wunderland, wo kleine Jungs wie ich längst Männer sein durften. Dort, wo meine Familie damals wohnte, lag nahe unserem Haus ein verwildertes Grundstück, das mir zu jener Zeit mindestens ebenso unerforscht und rau vorkam wie die Weiten des Wilden Westens. Exakt hier lag in meiner Fantasie dieses Land am Fuße der blauen Berge, und es hätte mich nicht verwundert, wenn jeden Augenblick

plündernde Räuberhorden vorbeigezogen wären. Und wenn schon! Denen hätte ich mit Unterstützung der Sherman-Brüder und vor allem dank der Hilfe des toughen Jess Harper (Robert Fuller) tüchtig eingeheizt. Slim Sherman (John Smith), sein jüngerer Bruder, der 14-jährige Andy (Bobby Crawford, der Bruder von Johnny Crawford, und das Faktotum Hoagy Carmichael, der wiederum in „Westlich von Santa Fé” das Objekt für die didaktischen Bemühungen des „Rifleman” Chuck Connors gab) bearbeiteten nach dem Tod des Vaters die Ranch der Familie nahe Laramie in Wyoming.

Ein ordentliches Zubrot verdiente man sich, indem man die Ranch der Great Overland Mail Stage Line, der das Seite 54

Serienrolle

Darsteller/in

Jess Harper Slim Sherman Andy Sherman Daisy Cooper Mike Jonesy

Robert Fuller John Smith Bobby Crawford Jr. Spring Byington Dennis Holmes Hoagy Carmichael

Möglichkeit hatten, immer neue Charaktere am laufenden Band herankarren zu lassen. So schauten im Laufe der Jahre Gäste wie James Coburn, Charles Bronson, Lee van Cleef oder Harry Dean Stanton vorbei – um nur einige gute alte Bekannte aus der Traumfabrik Hollywood zu nennen. Bobby Crawford Jr. Einer aber war gekommen, um zu bleiben. Der Herumtreiber Jess Harper nistete sich ganz bei den Sherman-Brüdern ein. Und in Windeseile hatte der Cowboy mit den strahlend blauen Augen alle auf – und vor allem auch vor dem Bildschirm für sich eingenommen. So rasch wuchs Fullers Popularität, dass für Andy alsbald kein Platz mehr war. Der verließ die Ranch in relativer Stille, um in St. Louis die SchuDennis Holmes le zu besuchen – was de facto nichts anderes bedeutete, als dass man Crawfords Rolle recht elegant aus der Serie geschrieben hatte. Für Ersatz war mit dem Waisenjungen Mike (Dennis Holmes) und der rüstigen Rentnerin Daisy (Spring Byington) rasch gesorgt.

Aber es war vor allem Fuller, der „Laramie” gerade auch hier zu Lande zum Erfolg machte. Fuller spielte seinen Jess schon damals so cool, wie es die Til Schweigers dieser Welt heute gerne wären. Und der gutaussehende Herzensbrecher sang gleich auch noch den Titelsong der Serie auf Deutsch ein, so dass die Herzen der Mädchen endgültig dahinschmolzen wie Langneses „Brauner Bär”-Eis in der Sonne. Fuller musste sich die Liebe der schmachtenden deutschen Teenies damals mit Kookie (Edward Byrnes) aus „77 Sunset Strip” und mit Little Joe (Michael Landon) aus „Bonanza” teilen, der Fuller übrigens die Rolle als Little Joe unmittelbar vor der Nase weggeschnappt hatte. Für uns Jungs, die wir von den Machenschaften hinter den Kulissen der Jess Traumfabrik damals aber Harper – nichts ahnten, war das Herzensein Segen. Denn so gab und Knochenes gleich zwei attraktive brecher Westernhelden mit ganz großem Vorbild­potenzial. EDITION WESTERN 1/2017


Spring Byington

Slim Sherman

Hoagy Carmichel

Aus der „Bravo" wussten wir zudem, dass Fuller, ein ehemaliger Stuntman, seine handfesten Angelegenheiten vor der Kamera ganz ohne Double regelte. Das imponierte uns ungeheuer. Kein Wunder also, dass der smarte Star gleich fünfmal den Otto der legendären Jugendzeitschrift gewann, was damals auf deutschem Boden fast schon einem Oscar-Gewinn gleichkam. Fuller war hier zu Lande ein ganz Großer, fast schon ein frühes männliches Sexsymbol, wenigstens für die Spieldauer der Western-Serie, während John Smith nie über die Rolle des Nebendarstellers hinauskam.

Amüsante Anekdote am Rande: Fuller und Smith waren bereits vor „Am Fuß der blauen Berge” enge Freunde. Ursprünglich war Smith vorge-

sehen für die Rolle des Jess Harper, während Fuller für die des Slim vorspielen sollte. Fullers Instinkt aber verdankten es alle Western-Fans, dass am Ende die „richtigen” Schauspieler auch die die typgerechten Rollen bekamen. So reifte Fuller zu einer der großen Ikonen des TV(-Wes­terns) und war auch in „Die Rückkehr der glorreichen Sieben" neben Yul Brynner zu sehen (siehe Abb. unten). Im Anschluss übernahm er eine weitere Hauptrolle, erneut in einer in den USA sehr erfolgreichen Western-Serie. Als Cooper Smith in „Wagon Train” hatte er allerdings hier zu Lande keine Chance, an die Euphorie um „Am Fuß der blauen Berge” anzuknüpfen. Denn der „Wagon Train” sollte nie über bundesdeutsche Mattscheiben rollen (was angesichts der Klasse dieser Serie durchaus zu bedauern ist – siehe Extra-Story). Als die Western-Begeisterung Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in Hollywood allmählich abflaute, musste aber auch Fuller umdenken. Mit „Notruf Califonia” („Emergency!”) rettete er seine Karriere als Dr. Kelly „Kel” Brackett noch in die Neuzeit. Als nach sechs Staffeln 1977 Schluss war, schien auch Fullers ganz große Zeit auf dem

Bildschirm vorüber zu sein. Es folgte noch eine Reihe von Gastauftritten in Serien wie „JAG” („J.A.G – Im Auftrag der Ehre”), „Diagnosis: Murder” („Diagnose: Mord”) oder „Walker, Texas Ranger”, bevor er sich um die Jahrtausendwende endgültig von der Schauspielerei zurückzog. Heute soll Fuller mit seiner zweiten Ehefrau auf der eigenen Ranch in Texas leben und dort erfolgreich Pferde züchten. Folgerichtig für den Mann, der einst „Am Fuß der blauen Berge” kein Unrecht duldete und einen Großteil seiner Karriere auf dem Rücken eines Pferdes verbrachte. In den vergangenen Jahren war Fuller immer wieder einmal neben anderen „Überlebenden” des Wilden (TV-)Weste(r)ns,­wie James Drury, dem „Virginian” aus „Die Leute von der Shiloh Ranch”, ein gern gesehener Gast auf Western- und Cowboys-Festivals, wo sein Lebenswerk in schöner Regelmäßigkeit mit den verschiedensten Auszeichnungen geehrt wurde. So ganz konnte Kumpel John Smith da nicht mithalten. Obwohl auch der bereits 1995 verstorbene Smith durchaus seinen Schnitt machen konnte im Kino- und Fernseh-Western. Ob auf der großen Leinwand

wie in „Sieben Reiter der Rache” an der Seite von Jeffrey Hunter, in „Wichita” neben Joel McCrea oder in „Lockende Versuchung” mit Gary Cooper oder im damals neuen Medium, dem „Small Screen”, in Shows wie „Cimarron City” (bei uns nicht gezeigt) neben dem frühen Dan Blocker – auch Smith hat seine Fußstapfen hinterlassen im Wilden Westen Hollywood’scher Prägung.

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DVD Deutsche Fassung Am Fuß der blauen Berge Vol. 1–5 Pidax Film Media

Seite 55


Lancer

Als "Lancer" kam, war die Party eigentlich schon zu Ende. Das Schicksal des TV-Western war 1968 längst besiegelt. Während Ende der 50er Jahre in den US-Top-Ten der erfolgreichs­ ten TV-Serien noch sieben Western vertreten waren, brachte es das Genre zehn Jahre später mit "Bonanza" und "Rauchende Colts" nur noch auf zwei. Und noch einmal fünf Jahre weiter fand sich selbst in den Top 20 kein einziger Western mehr. Seite 56

ancer” war ein Nachzügler, bei den Western-Serien per se und auch bei den wenige Jahre zuvor noch besonders erfolgreichen Ranch„ Western. Wie bei „Die Leute von der Shiloh Ranch” oder „High Chaparral”, wie bei „Bonanza” oder „Big Valley” ging es bei „Lancer” um einen Clan, der auf der hart erarbeiteten Scholle heimisch geworden war bzw. es erst werden musste. Das allerdings war schon die einzige Gemeinsamkeit, die „Lancer” mit den anderen Adelsgeschlechtern des TV-Westerns verband. Während die Shiloh Ranch, die Ponderosa oder das Barkley-Anwesen andernorts prosperieren, ist die Existenz des früher ebenfalls blühenden „Lancer”-Imperiums in höchster Gefahr (wie „Big Valley” spielte auch „Lancer” in den 1870er Jahren im kalifornischen San Joaquin Valley, so dass man sich durchaus fragen konnte, warum sich beide Sippen beizeiten nicht über den Weg ritten …). Murdoch Lancer (Andrew Duggan),

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

das angenehme Leben eines Ostküsten-Dandys, der seine Zeit lieber mit Frauen als mit Arbeit verbringt. Geldmangel scheint er dennoch nicht zu leiden. Nach einigen Diskussionen akzeptieren beide Söhne das Angebot, je ein Drittel der Ranch zu erhalten, wenn sie dem Vater im Kampf gegen die Landräuber beistehen. Zunächst bewirkt diese Übereinkunft indes nicht mehr als eine reine Zweckgemeinschaft – „Wir sind uns fremd”, sagt Murdoch einmal zu seinen Söhnen – und doch nähert man sich allmählich an ...

14. Februar 1971 bis 2. Mai 1971 in der ARD

der die Ranch über Jahrzehnte aufgebaut hat, steht nun nahezu allein da im Kampf gegen übermächtige Naturgewalten, gegen Landräuber und vor allem auch im Kampf gegen sich selbst und das eigene Dahinwelken. Als dann noch Vormann Paul O’Brien ermordet und Lancer selbst hinterrücks niedergeschossen wird, scheint es um die Ranch geschehen. Murdoch Lancer findet Unterstützung nur noch bei Teresa (Elizabeth Baur), der Tochter seines Vormanns, die er adoptiert. Die ist zwar allemal ein hübsches Früchtchen und steht durchaus ihre Frau. Aber es leuchtet ein, dass das ungleiche Duo gegen das gängige Pack, das sich zu dieser Zeit im (TV-)Westen herumtreibt, nur wenig auszurichten vermag.

All das, und wie der schottische Sturkopf Murdoch seine beiden Frauen kennen lernte und warum seine beiden Söhne nicht bei ihm blieben etc., erfährt der geneigte Zuschauer in der Pilotfolge, „Heimkehr der Söhne” („The High Riders”) und aus Erzählungen in späteren Folgen. Es ist das zunächst spannungsgeladene Verhältnis zwischen Vater und Söhnen, aber auch zwischen den beiden so unterschiedlichen Brüdern selbst, das „Lancer” durchaus reizvoll macht. Der Umgang mit diesen Themen wirkt erwachsen, vielleicht auch eine Spur reifer als in ihren oben genannten Vorläufern. Beim Publikum fiel „Lancer” dennoch durch, in den USA und auch hier zu Lande (die bisweilen absurden Kürzungen zwecks Jugendverträglichkeit nahm ich bei der Erstausstrahlung 1971 aufgrund mangelnder Erfahrung zum Glück kaum wahr), so dass nach nur zwei Staffeln mit 51 Folgen Schluss war. Mit „Lancer” hatten alle großen Ranches ihren TV-Betrieb für immer eingestellt.

„Wir sind uns fremd” Der Alte sieht nur noch einen Ausweg: Er engagiert die berühmte Pinkerton-Detektiv-Agentur, die seine beiden Söhne aus verschiedenen Ehen ausfindig machen soll. Diese haben sich nie kennen gelernt und sollen sich irgendwo im Land herumtreiben. Johnny Madrid Lancer (James Stacy) ist Halbmexikaner und ein gefährlicher Heißsporn und Gunslinger. Er hasst seinen Vater, den er für den frühen Tod der Mutter verantwortlich macht. Scott Lancer (Wayne Maunder) dagegen hat im Bürgerkrieg für die Unionsarmee gekämpft, verfügt über einen College-Abschluss und beste Manieren und lebt

Serienrolle

Darsteller

Murdoch Lancer Johnny Madrid Lancer Scott Lancer Teresa O’Brien Jelly Hoskins

Darsteller/in Andrew Duggan James Stacy Wayne Maunder Elizabeth Baur Paul Bringegar EDITION WESTERN 1/2017

Die bittere Geschichte des James Stacy Und auch ansonsten ist die Geschichte von „Lancer” eine eher bittere. Nur drei Jahre nach dem Aus der Serie hatte James Stacy einen verheerenden Motorradunfall. Ein betrunkener Lkw-Fahrer rammte den Schauspieler, der mit einer Freundin unterwegs war, von der Straße. Die junge Frau starb, Stacy verlor sein linkes Bein und seinen linken Arm. In den folgenden Jahren erhielt er Unterstützung durch viele Kollegen und war immer wieder einmal im TV oder auf der Kinoleinwand zu sehen. Erneut traurige Schlagzeilen machte er in den 90er Jahren, als gegen ihn wegen sexueller Belästigung Minderjähriger in drei Fällen ermittelt wurde. Stacy flüchtete nach Hawaii, wo er versuchte, sich das Leben zu nehmen. Er wurde verhaftet und zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Am 9. September 2016 ist der Schauspieler in Ventura, Kalifornien, im Alter von 79 Jahren gestorben. Seite 57


Der Marshal von Cimarron (Cimarron Strip)

Dieses strahlend funkelnde Abzeichen für Recht und Ordnung war das Objekt meiner Begierde. Silbern glänzend, stets Respekt und Achtung gebietend, schien mir der Sheriff- oder Marshal-Stern Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre neben einem Colt das begehrenswerteste Utensil überhaupt für einen richtigen Westmann. a konnten dann selbst Winnetous Silberbüchse oder Old Shatterhands Henrystutzen nicht mehr mithalten. Und dass nicht nur die damaligen Kids so dachten, zeigt eine kleine Anekdote aus einem Interview mit Hollywood-Star Stuart Whitman. Der bekannte in diesem späten Interview, dass er von seinen unzähligen Arbeiten lediglich eine einzige Requisite behalten habe – den Stern, den er stets als „Marshal von Cimarron” trug. „Der Marshal von Cimarron”, das war eine anderthalbstündige Western-Serie, bei der sich der Protagonist, Marshal Jim Crown, Ende des 19. Jahrhunderts im Grenzgebiet zwischen Kansas und dem Indian Territory, dem so genannten Cimarron Strip (so Seite 58

auch der Originaltitel) mit allerlei Pack herumzuschlagen hatte. Trotz der riesigen Ausmaße seines Operationsgebiets aber stellte man dem Marshal keinen Deputy zur Seite. Auf eine ganze Reihe guter Freunde konnte sich Crown dennoch verlassen. Zum einen war da der junge Francis Wilde (Randy Boone, siehe auch „Die Leute von der Shiloh Ranch”), der seine Brötchen als Fotograf verdiente. Dazu gesellten sich ein nur als MacGregor (Percy Herbert) bekannter Schotte und die blutjunge Dulcey Coopersmith (Jill Townsend), die das Wayfarer´s Inn führte, das Haus der Wahl in Cimarron City. Dort hatte sich Crown zur Freude von Dulcey einquartiert, die mindestens ein Auge auf den Marshal geworfen

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Darsteller

hatte. Der erklärte Junggeselle aber betrachtete die gerade einmal 18 Jahre alte Dulcey eher als kleine Schwester denn als passendes Love Interest.

Aber ob Liebe oder eben doch nur Hiebe – der ausführende US-Sender CBS hätte mit „Cimarron Strip” nur allzu gerne den großen Erfolg wiederholt, den Konkurrent NBC schon länger mit einer, was das Format betraf, ähnlich konzipierten Serie feiern konnte: Dort hatte man mit „The Virginian” („Die Leute von der Shiloh Ranch”) erstmals einen epischen 90-minütigen Serien-Western auf die Mattscheibe gebracht und damit über viele Jahre beste Einschaltquoten erzielen können. Als „Cimarron Strip” aber 1967 startete, befand sich der TV-Western bereits in einem, wenn auch noch sachten Niedergang. Das mag der Grund dafür gewesen sein, dass dem „Marshal von Cimarron” nur eine geringe Halbwertzeit vergönnt war. Bereits nach nur einer Staffel und 26 Abenteuern sollte Jim Cown seinen Dienst quittieren müssen. as war allemal schade und hatte mit der Qualität dieser Abenteuer rein gar nichts zu tun. Vielmehr war „Cimarron Strip” eine mit großer Sorgfalt umgesetzte Produktion. So wurde der hochkarätige Cast meist um noch hochkarätigere Gaststars wie Telly Savalas, Joseph Cotton, Andrew Dug­ gan, Warren Oates, Richard Boone oder Robert Duvall ergänzt. Und auch bei der Regie ließ man sich nicht lumpen, indem man u.a. auf Western- und/oder TV-Routiniers wie Vincent McEveety, Sam Wanamaker, Boris Sagal oder Herschel Daugherty setzte, die ihren Job aus dem Effeff beherrschten.

Serienrolle

Darsteller/in

Marshsal Jim Crown Francis Wilde MacGregor Dulcey Coopersmith

Stuart Whitman Randy Boone Percy Herbert Jill Townsend

So ist „erwachsen” durchaus das Attribut, das am besten zum „Marshal von Cimarron” passt. Und vielleicht machte gerade diese besondere Note den Reiz für deutsche Fans aus. Denn als die Serie 1978 endlich auch hier zu Lande ausgestrahlt wurde, war der Boom der TVWestern längst Geschichte – und selbst ich mittlerweile weniger an einem Marshal-Stern denn an anderen Dingen interessiert. Und dennoch: Diesem Jim Crown konnte nun mal kein noch so abgekochter Schurke ein X für ein U vormachen. Dies in Verbindung mit der maskulinen Ausstrahlung Whitmans imponierte wohl auch dem weiblichen Geschlecht. Wo Kollege Matt Dillon (der mit den „Rauchenden Colts”) häufig arg hölzern daherkam, da war Crown nicht nur West-, sondern vor allem Weltmann im Wilden Westen. ein Wunder, möchte man meinen. War Whitman doch längst nicht nur im Westerngenre zu Hause. Mindestens ebenso bekannt ist er bis heute für so unterschiedliche Werke wie den Flugpionier-Spaß „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten”, das Survival-Abenteuer „Die Verdammten der Kalahari” oder den wohl mächtigsten (Anti-) Kriegsfilm aller Zeiten, „Der längste Tag”. Nichtsdestotrotz dürfte vielen Westernfans Whitman – neben „Der Marshal von Cimarron” wohl vor allem für Klassiker wie „Die Comancheros” (an der Seite von John Wayne) oder „Rio Conchos” bekannt sein. Frühere Westernabenteuer wie „These Thousand Hills” und „Hound-Dog Man” (beide 1959) hatten einige Kritiker sogar schon dazu verleitet, in Whitman einen neuen John Wayne zu sehen. Zwar wurde es mit der Duke-Erbfolge dann doch nichts, aber dafür aber erspielte sich Whitman mit „Gebrandmarkt” und einer fantastischen Performance als ehemaliger Triebtäter, der nach einer abgebüßten Gefängnisstrafe ein neues Leben beginnen will, 1961 immerhin eine hochverdiente Oscar-Nominierung.

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

DVD - US-Fassung Cimarron Strip Gesamtedition (8 DVDs)

Januar bis September 1978 im ZDF

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Seite 59


Großer Adler – Häuptling der Cheyenne (Brave Eagle)

Der rote Mann nimmt die Dinge selbst in die Hand

Bis in die 1950er Jahre galt in Hollywood das Dogma: "Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer." Lediglich einige wenige intelligente Filmemacher wie Delmer Daves mit "Der gebrochene Pfeil", Anthony Mann mit "Fluch des Blutes" und schließlich auch (der zu Beginn seiner Karriere alles andere als indianerfreundliche) John Ford mit seinem Alterswerk "Cheyenne" (nicht verwandt mit der hier an anderer Stelle vorgestellten gleichnamigen Serie) zeichneten damals ein anderes, ein vielschichtiges Bild der amerikanischen Ureinwohner. Bis die bahnbrechende Reihe "Brave Eagle" ("Großer Adler – Seite 60

Häuptling der Cheyenne") Mitte des Jahrzehnts dann in US-amerikanischen Wohnzimmern auftauchte ...

F

ür das Westerngenre bedeutete diese Serie damals so etwas wie eine kleine Revolution. Denn um 1955 waren im Wilden Westen die Bösen in aller Regel schlecht beleumundete Weiße wie Revolverhelden, Kopfgeldjäger und andere zwielichtige Gestalten, vor allem aber auch Mexikaner und selbstverständlich Indianer. „Gute” Indianer, die gab es damals allenfalls als Ausnahme von dieser Regel, etwa der große Apachen-Führer Cochise im schon genannten „Der gebrochene Pfeil” oder Tonto, Steigbügelhalter für den berühmten „Lone Ranger”. Dass Indianer in Hollywood aber mehr waren als Verhandlungsmasse in den Schlachten der weißen Helden, ja, dass ein Indianer sogar die titelgebende Figur einer Serie stellte, das war wirklich neu. Und ein wenig nahm das bereits die Entwicklung vorweg, die in den USA politisch erst in den 60er Jahren durch die „Civil Rights Movement”, die Bürgerrechtsbewegung, in Gang kommen sollte.

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Januar bis November 1967 in der ARD

Mitte der 50er Jahre: „Der edle Wilde” erreicht Hollywood Für mich wiederum war der Indianer von Beginn an der edle Wilde nach Rousseau’scher bzw. „The Noble Savage” Thoreau’scher Prägung, obwohl ich damals verständlicherweise weder von Rousseau oder Thoreau noch von Philosophie einen blassen Schimmer hatte. Es war „Winnetou” der bei mir ganze Arbeit geleistet hatte. Denn meine Mutter hatte mir, lange bevor ich selbst lesen konnte, in liebevoller Zuwendung stundenlang die Karl-May-Bände vorgelesen, in denen der große Häuptling der Apachen im Fokus stand. So wurde meine Haltung gegenüber den roten Brüdern in eine politisch korrekte Richtung gelenkt. Kein Wunder also, dass ich eine Serie wie „Großer Adler – Häuptling der Cheyenne” (produziert von Westernlegende Roy Rogers) geradezu in mich aufsog. Lediglich 13 der insgesamt nur 26 rund 30-minütigen Folgen wurden hier zu Lande ausgestrahlt. Allemal aber genug, um meine Faszination für den roten Mann weiter zu schüren. Großer Adler, dargestellt

Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Großer Adler Morgenröte

Keith Larsen Kim Winona

Smokey

Bert Wheeler

Keena

Anthony Nomkeena

(im Original Morning Star) (im Original Smokey Joe)

von B-Movie-Schauspieler Keith Larsen, führte seinen friedlichen Cheyenne-Stamm mit viel Mut, aber auch diplomatischem Geschick durch die Wirren der neuen Zeit und musste sich immer wieder etwas einfallen lassen, wenn feindliche Rothäute, die Natur oder aber der immer penetranter gen Westen vorstoßende weiße Mann seinem Stamm Kummer bereiteten. Unterstützung fand der junge Häuptling beim cleveren Halbblut Smokey (Bert Wheeler) und seinem Stiefsohn Keena (Anthony Nomkeena), Entspannung bei Morgenröte (Kim Winona), einer hübschen jungen Stammesgenossin, die sich aber, gemäß dem Duktus der

Zeit, ein wenig zierte. Egal, das war Weiberkram. Und der sollte mich auf Jahre hinaus eher kalt lassen.

Großer Adler glänzt mit blanker Brust Großer Adler, ein stattlicher Chef seiner „Indian Nation”, hatte es mir wirklich angetan. Sicherlich auch, weil man mit Keith Larsen einen tatsächlich blendend aussehenden Akteur für die Hauptrolle ausgewählt hatte. Larsen war einer der typischen Hollywood-Mimen der 50er Jahre, deren schauspielerische Fähigkeiten für größere Aufgaben zu begrenzt sein mochten, die dank sportlicher Vergangenheit (Larsen hatte eine Zeitlang professionell Tennis gespielt) aber stets mit physischer Präsenz glänzen konnten. So musste sich Larsen gewiss nicht schämen, wenn er mit meist bloßem Oberkörper und weiser Entschlusskraft seinen vielfältigen Aufgaben als Stammesführer nachging. Zwei Jahre später sollte er dann noch einmal in einer – im weitesten Sinne – Western-Serie auftauchen. In „Northwest Passage” (nach dem gleichnamigen Kino-Erfolg mit Spencer Tracy) gab er den legendären, historisch belegten britischen Major Robert Rogers, der sich zur Zeit des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika (1756–63) mit Franzosen und feindlichen Indianern herumschlagen musste. Und auch diesmal machte Larsen eine buchstäblich gute Figur. Übrigens: Wenn in Hollywood die Aussöhnung mit dem roten Bruder dann doch nicht so weit ging, dass man die Hauptrolle mit einem waschechten Indianer besetzt hätte, so griff man wenigstens für die Rolle von Morgenröte und von Keena auf Schauspieler mit indianischer Abstammung zurück. So formte sich Ende der 60er Jahre durch den Cheyenne-Häuptling, seinen „Amtskollegen” Winnetou, den Chef der Apachen, und durch den „letzten Mohikaner”, Lederstrumpfs Kumpel Chingachgook, mein Bild vom roten Mann. Ein Bild, das historisch kaum ganz korrekt gewesen sein dürfte, das mich aber früh Achtung, Respekt und Toleranz auch vor denen lehrte, die so anders waren als man selbst. So viel zum Bildungsauftrag, dem das Fernsehen in besseren Zeiten tatsächlich nachgekommen ist.

DVD - Deutsche Fassung

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Großer Adler – Häuptling der Cheyenne (Folgen 1–13) Pidax Film Media

Seite 61


Der Mann ohne Namen (A Man Called Shenandoah)

Nichts, worüber ich mir mangels Englischkenntnisse damals Gedanken gemacht hätte, aber der deutsche Titel war eine glatte Lüge. Denn der "Mann ohne Namen" hatte im Original – "A Man Called Shenandoah” – doch genau das: einen Namen. Nicht seinen Geburtsnamen zwar, aber wenigstens einen Namen: Shenandoah. Was der Mann nicht hatte, war eine Erinnerung daran, wer er eigentlich war. Seine Vergangenheit war ausgelöscht. ie USA kurz nach der Zeit des Bürger­ kriegs: Nach einem Überfall und einer Schussverletzung am Kopf liegt der Mann, der bald schon den Namen Shenandoah tragen wird, bewusstlos im Gras. In der Annahme, er sei bereits (oder wenigstens bald) tot, hat ihn der unbekannte Schütze zum Sterben in der Prärie zurückgelassen. Als zwei Büffeljäger den Schwerverletzten schließlich finden, sehen sie in ihm zunächst nicht viel mehr als eine mögliche Einnahmequelle. In der Hoffnung, der Fremde könnte steckbrieflich gesucht werden, bringen

sie ihn zum nächsten Sheriff. Als sich dort her­ ausstellt, dass offenbar nichts gegen den Mann vorliegt, päppelt ihn die Saloonschönheit Kate (Beverly Garland) behutsam auf. Mit der Gene­ sung kommt der Schock: Der Fremde kann sich an nichts erinnern. Nicht an den Überfall, nicht an seinen Namen, nicht an seine Herkunft. Und der Doc, den er konsultiert, macht ihm wenig Hoffnung, gibt ihm aber seinen neuen Namen, Shenandoah, da sein Patient nahe des Shenan­ doah River gefunden wurde (hier spielt meine Erinnerung allerdings nicht mehr ganz mit: Seite 62

EDITION WESTERN 1/2017


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

sen, der als Dr. Richard Kimble/„The Fugitive” und jahrelang „Auf der Flucht” war, um seine Unschuld am Tod seiner Frau zu beweisen. Apro­ pos Identitätssuche: Ein wenig ging es darum auch für „A Man Called Shenandoah”-Darsteller Robert Horton selbst. Der hatte in der bei uns leider nie gezeigten Pio­ nier-Western-Serie „Wa­ gon Train” zunächst die zweite Hauptrolle hinter

„John Ford Stock Company”-Darsteller Ward Bond inne. Nach dem Tod Bonds wurde Hor­ ton dann zwar gleichberechtigt genannt neben Bond-Nachfolger John McIntire. Ähnlich wie „Bonanza”-Star Pernell Roberts aber fühlte er sich und seine Schauspielkunst nie genug wert­ geschätzt und kündigte nach der fünften Staffel mit dem Schwur, nie wieder eine Western-Serie drehen zu wollen.

28. August 1967 bis 4. März 1968 im ZDF

Während die eine Quelle den Arzt als Namensgeber nennt, ist es nach einer anderen der Fremde selbst, der sich fortan Shenandoah nennt). Allmählich arrangiert er sich mit der Situation und macht sich auf die Suche nach der eigenen Identität.

..

Das war alles, was der Zuschauer zunächst über den „Mann ohne Na­ men” erfahren sollte. Und genaugenommen änderte sich daran auch bis zum Ende der Serie nichts. Nach nur einer Staffel und 34 Folgen war be­ reits wieder Schluss. Wenigstens aber lernten die US-Zuschauer in der letzten Folge noch, dass Shenandoah vor dem Überfall Lieute­ nant in der Unions-Armee war. Wer aber warum auf ihn geschossen hatte, das sollte auf ewig ein Geheimnis bleiben. Den deutschen Fans jedoch ist selbst diese Spur einer Auf­ klärung bis heute vorent­ halten geblieben, da hier zu Lande nur 26 Folgen gezeigt wurden. Auch eine Wiederholung der Serie hat es seit über 40 Jahren nicht gegeben. Schade, denn „Der Mann ohne Namen” hatte durchaus seinen Reiz als eine Mischung aus Western und psychologischem Drama. Ein wenig erinnert die Ausgangssituation an „Geächtet” („Bran­ ded”), wo Chuck Connors als unehrenhaft entlassener Offizier Jason McCord nach Beweisen für seine Unschuld suchte. Beide, Shenandoah und McCord, waren einsame, rastlose Wanderer, dazu verdammt, auf der Suche nach der Wahrheit durch die Weiten des nordamerikanischen Kontinents zu streifen. Begonnen hatte diese Sehn­ sucht nach Wahrheit und Erlösung mit einem der größten Erfolge im US-TV überhaupt: Mit David Jans­

Beverly Garland

Die ganz großen Angebote für den gelernten Bühnenschauspieler blie­ ben allerdings aus, so dass Horton nur drei Jahre später erneut für eine Western-Serie unterzeichnete, wenn auch diesmal als alleiniger „Leading Man”. Als Mann mit vielen Talenten übernahm er auch die Interpretation des Titelsongs der Serie, "Oh Shenandoah". (Und wohl nicht nur) bei mir lösen Hortons gefühlvolle Interpretation und ein Vorspann, in dem sich Shenandoah mit seinem Pferd durch eine Winterlandschaft kämpft, bis heute stets eine ähnlich melancho­ lisch-nachdenkliche Stimmung aus wie Dimitri Tiomkins Klassiker aus „Zwölf Uhr mittags”, das von Tex Ritter gesungene wunderschöne "Do Not Forsake Me, Oh My Darlin’”. In Erinnerung an Robert Horton, der mehr als 60 Jahre mit James Drury („Die Leute von der Shiloh Ranch”) und mit Robert Fuller („Am Fuß der blauen Berge”) befreundet war und im März 2016 im Alter von 91 Jahren gestorben ist, hier der Text zu "Oh Shenandoah”:

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Oh Shenandoah, You’re doomed to wander On beyond this land so lonely Oh Shenandoah You’re doomed to wander So roam in search of home Across this land so lonely Been ridin’ hard Since dawns a breakin’ Cross this barren land so lonely Perhaps today I’ll end my roaming My name, I’ll learn my name Before the days are going The man I thought they would bury Deep within this land so lonely Oh Shenandoah you’re doomed to wander So roam in search of home Cross this land so lonely

Seite 63


Nakia – der Indianersheriff

Ob zeitgenössische Western, also Western, die in ihrer Entstehungszeit und damit jeweiligen Gegenwart spielen, überhaupt Western sind, wird immer wieder einmal diskutiert. Meine Meinung ist da eindeutig: Für mich geht es weniger darum, ob der Protagonist mit einem oder mit vielen PS daherkommt, sondern vielmehr um das Vorhandensein klassischer Westernmotive in der Stor y. Und die waren bei " Nakia, der Indianersheriff" allemal gegeben.


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

5. Juni 1975 bis 11. September 1975 in der ARD

N

akia Parker (Robert Forster) war nicht der erste (Deputy) Sheriff, der häufig mit einem Pick-up oder einem Jeep statt mit einem Mustang auf Verbrecherjagd ging – schon drei Jahre zuvor, 1971, hatte Hollywood-Star Glenn Ford als Sheriff Cade („Cade’s County”) Zügel gegen Lenkrad eingetauscht. Und auch die Tatsache, dass der gebürtige Navajo Nakia Parker ein Gesetzeshüter indianischer Abstammung war, bedeutete 1974 längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Schon 1959 hatte Michael Ansara als Deputy Marshal Sam Buckhart in „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen” die erste Rothaut mit dem begehrten Stern-Abzeichen gegeben. Man könnte also meinen, dass „Nakia” weder hier zu Lande noch in den USA wirklich Großes beigetragen hat zur TVGeschichte. Noch dazu, weil lediglich eine Handvoll Folgen produziert wurde, bis „Nakia” den Dienst mit der Waffe bereits wieder quittieren musste. Und doch hat mir gerade diese Serie um den besonders gutaussehenden indianischen Gesetzeshüter mit dem fein geschnittenen Gesicht, der damals sogar die „Bravo” auf den Plan rief, viel gegeben.

Ein Indianersheriff im Pick-up Natürlich begeisterte mich auch sein Dienstwagen, ein beiger Chevy-Pick-up (auch wenn ich damals noch nicht wusste, dass ein Pick-up Pick-up heißt), der sich nahezu überall einen Weg bahnte. Genaugenommen aber war Nakia Parker ein Wanderer zwischen den Welten, der roten auf der einen und der weißen auf der anderen Seite. So, wie er sich dort, wo selbst sein Chevy versagte, wie seine Urahnen aufs Pferd schwang, so löste er manche Fälle auch weniger mittels moderner Polizeiarbeit denn dank eines intuitiven Verständnisses für die alten Riten seines Volkes. Apropos Authentizität: „Nakia” wirkte nicht

zuletzt deshalb so echt, weil die Serie vor Ort, in Albuquerque und den grandios-bizarren Steinwüsten rund um die größte Stadt New Mexicos gedreht wurde. All diese Argumente hätten mich ohnehin bereits eingenommen für „Nakia”. Vor allem aber nahm mir die Serie obendrein schwere Entscheidungen ab. Konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich nun lieber mit Indianer- und Cowboy-Figuren oder doch mal – was eher selten der Fall war – mit Autos spielen wollte, gab mir „Nakia” die Chance, beides ganz unproblematisch miteinander zu verbinden. Dank „Nakia” konnte ich zudem Sheriff und Indianer in einer Person sein und so gleichsam zwei Archetypen des Westerns mit einer Klappe schlagen. Nach all den Jahrzehnten von Mord und Totschlag versöhnte „Nakia” den roten und den weißen Mann doch noch, und das war allemal eine gute Sache. Umso trauriger, dass die Serie wegen ihrer Kurzlebigkeit für Hauptdarsteller Robert Forster kein so großer Glücksgriff war. So musste Forster sich in den folgenden Jahren u. a. mit Sequels ohnehin schon drittklassiger Streifen wie „Maniac Cop III” über Wasser halten.

Serienrolle

Darsteller

Deputy Nakia Parker Sheriff Sam Jericho Irene James Deputy Hubbel Martin Half Cub

Darsteller/in Robert Forster Arthur Kennedy Gloria DeHaven Taylor Lacher John Tenorio jr.

Man kann das Spiel " auch in der letzten Minute gewinnen" Bis ihm ausgerechnet Quentin Tarantino, Hollywoods damaliges Wunderkind, 1997 ein kurzes, aber feines Comeback in der ersten Riege der Traumfabrik bescherte. Tarantino, der bis heute in seinen Filmen gerne längst vergessene Hollywood-Veteranen auftreten lässt, setzte bei „Jackie Brown” mit der Blaxploitation-Ikone Pam Grier und mit Forster gleich auf zwei Akteure, die ihre besten Zeiten längst hinter sich zu haben schienen. Gerade Forster muss die Rolle des alternden Kautionsagenten Max Cherry, dem sich spät, aber noch nicht zu spät die plötzliche Chance auf den einen, den ganz großen Coup eröffnet, beinahe wie ein Spiegelbild der eigenen Karriere vorgekommen sein. So sagt Max an einer Stelle, dass man das Spiel auch noch in der letzten Minute gewinnen könne. Ein schönes Bild, das – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick – Forsters Überleben im Haifischbecken Hollywood jenseits des großen Starruhms und seine späte Würdigung durch Tarantino auf den Punkt bringt. Immerhin ist der heute 75-Jährige seit „Jackie Brown” wieder regelmäßig zu sehen, in kleineren Rollen zwar, aber doch in attraktiven Produktionen wie David Lynchs „Mulholland Drive”, in Antoine Fuquas „Olympus Has Fallen” oder in Serien wie „Desperate Housewives” oder „Breaking Bad” ...

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Seite 65


Sergeant Preston (Sergeant Preston Of The Yukon)

Für diejenigen, für die es nichts Schöneres gibt, als sich einmal im Jahr an den Stränden Mallorcas das letzte bisschen Verstand aus dem Hirn brennen zu lassen, mag es vielleicht seltsam klingen. Aber mir war der Winter, wenn er denn – heute selten genug – einer ist, schon immer näher als der Sommer. Ich liebe es einfach, wenn der frische Schnee das Leben verlangsamt und die sonst so laute Kulisse verschluckt, wenn sein Weiß den Dreck der vorherigen Monate überdeckt und die Kälte den Kopf endlich wieder richtig freimacht. Großen Anteil an dieser Sicht auf die Dinge hatte einer, der es wissen musste: "Sergeant Preston" vom Yukon.


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Leidenschaft für einen eisigen Winter verdanke, sondern auch die Liebe zu den mächtigen Bergwäldern der Sierra Nevada. Wobei ich die wunderbaren Farben der Landschaft eher durch das dort angesiedelte „Bonanza” kennen lernte. Denn „Sergeant Preston” wurde zwar in Farbe gefilmt, zunächst einmal aber in Schwarzweiß ausgestrahlt, bevor das Farbfernsehen schließlich größere Verbreitung fand. Meine Erinnerung an „Sergeant Preston” jedenfalls ist ausschließlich schwarzweiß – was aber daran liegen mag, dass wir damals ohnehin nur einen Schwarzweiß-Fernseher besaßen. So lechzte ich nach jeder der 25-minütigen Folgen, und am Ende war es beinahe egal, ob der Sergeant nun im Sommer oder im Winter die Weiten seines Einsatzgebietes auf der Suche nach Hühnerdieben, Halsabschneidern oder anderem Gesindel durchstreifte. Seine einzigen Begleiter waren in aller Regel King,

7. Mai 1967 bis 18. Mai 1968 im ZDF

enn „Sergeant Preston” (Richard Simmons) war ein „Mountie”. Einer der berühmten berittenen Polizisten der Royal Northwest Mounted Police (heute: Royal Canadian Mounted Police), die Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag der britischen Krone in den unendlichen Weiten des heutigen Kanada für Recht und Ordnung sorgten. Die damaligen Nordwest-Territorien (also u. a. auch das heutige kanadische Yukon-Territorium), die von den Mounties gesichert wurden, bedeuteten für mich damals entgegen aller meteorologisch-geografischer Fakten nun mal grundsätzlich Kälte, so dass jede Kinderstunde mit „Sergeant Preston” zum Wintermärchen wurde. Was wohl nicht zuletzt daran lag, dass die weiße Pracht bei „Sergeant Pres­ ton” kein Kunstschnee oder gar aus Styropor, sondern echt war. Wenn sich der schneidige Sergeant in seiner schicken Uniform durch die weiße Wüste kämpfen musste, wirkten seine Strapazen nicht zuletzt deshalb echt, weil der Schauspieler Simmons sich tatsächlich gerade den Hintern abfror. Zwar handelte es sich nicht um Yukon-Schnee, da in den Bergregionen Kaliforniens oder Colorados gedreht wurde. Aber erstens wusste ich das damals natürlich nicht. Und zweitens dürfte jeder, der etwa schon einmal am Lake Tahoe im nördlichen Kalifornien zu Gast war, verstehen, warum ich damals an diese Gegend für immer mein Herz verloren habe. Neben dem Südwesten mit seinen schroffen Felsformationen, wie dem Grand Canyon oder dem Monument Valley, gehört die Lake-­Tahoe-Region fraglos zu den schönsten überhaupt in den USA. So pflanzte mir „Sergeant Preston” schon früh das Bewusstsein für die wahre Größe und Schönheit der nordamerikanischen (Winter-) Landschaft ins Herz, so dass ich der Serie nicht nur meine heiße

sein Alaskan Malamute Husky und – im Sommer – sein Pferd Rex (im Winter reiste er per Hundeschlitten). King und Rex waren die besten Freunde des Sergeanten, und vor allem ersterer stahl ihm bisweilen auch schon einmal die Show. Für den menschlichen Hauptdarsteller, Richard Simmons (19. August 1913 – 11. Januar 2003), war „Sergeant Preston” der Höhepunkt einer langen Karriere, die bereits Ende der 30er Jahre begann und erst Mitte der 70er Jahre zu Ende gehen sollte. Schon 1940 hatte er im Hollywood-Streifen „King Of The Royal Mounted” in einer kleinen Nebenrolle einen „Mountie" gegeben und dabei offenbar eine so gute Figur gemacht, dass man sich an ihn erinnerte, als die Verfilmung der Abenteuer von Sergeant Preston ge­ plant wurde. Abenteuer, die zunächst im Radio stattgefunden hatten. Denn von 1937 bis 1955 war die Serie ähnlich wie „Gunsmoke” eine erfolgreiche Hörfunkshow mit dem Titel „The Challenge Of The Yukon” , bevor sie 1951 in „Sergeant Preston Of The Yukon” umgetauft und 1955 schließlich von CBS auf den Bildschirm gebracht wurde.

EDITION WESTERN 1/2017

DVD - US-Fassung Sergeant Preston Of The Yukon Season 1–3, Infinity Entertainment

(33 Folgen)

Seite 67

(23 Folgen)

(22 Folgen)


Der Texaner (The Texan)

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"Der Texaner" ist damals, während der Erstausstrahlung Mitte der 60er Jahre, an mir weitgehend vorbeigegangen. Erst viele Jahre später eröffnete sich die Möglichkeit, die Serie in den USA, noch auf VHS, zu besorgen. Und doch hatte ich immer ein – wenn auch anfangs noch unscharfes – Bild im Kopf von diesem wortkargen, schlanken Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht.

*

er Texaner” – das hat Klang. Mehr jedenfalls als „Der Bayer”. Obwohl es ja Stimmen gibt, die behaupten, dass Texaner und Bayern eine Menge „ gemeinsam hätten. Sie wissen schon, frei nach dem Motto: „Da gehen die Uhren anders.” Für Texas jedenfalls mag das gelten, zumindest, wenn ich meine eigene Erfahrung zugrunde lege. Mein erster hautnaher Kontakt mit Texas muss im Sommer 1989 gewesen sein, irgendwo auf einem Interstate-Parkplatz in der Nähe von Texarkana, der Grenzstadt, gelegen unmittelbar an der Staatsgrenze zu Arkansas. Ein Freund und ich waren damals im Geiste von Jack Kerouac „On The Road” und durchquerten die USA im Auto innerhalb eines knappen Monats gleich zweimal, zunächst von Ost nach West und dann wieder zurück gen Osten. Jedenfalls suchten wir irgendwann in der Nacht besagten Parkplatz auf, um ein paar Stunden zu schlafen. Seite 68

Als ich mit der Taschenlampe nach einer Mülltonne suchte, um die Hinterlassenschaften einer etwa zehnstündigen Autofahrt zu entsorgen, funkelten mich aus der Dunkelheit heraus plötzlich grelle Buchstaben an, die offensichtlich mit Leuchtschrift auf der Mülltonne verewigt worden waren. „DON’T MESS WITH TEXAS!”, stand da in großen Lettern: „LEG DICH NICHT MIT TEXAS AN!” – was wohl nichts anderes bedeutete, als dass man seinen Müll auch ja in die Tonne und nicht EDITION WESTERN 1/2017


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

3. September 1966 bis 12. Oktober 1968

Für Calhoun bedeutete „The Texan” eher den Spätsommer oder Herbst denn den Frühling seiner langen Karriere. Der Lebenslauf des am 8. August 1922 in Los Angeles als Francis Timothy McCown geborenen Calhoun hatte beinahe selbst etwas von einer Hollywood-Geschichte. Schon früh kam Calhoun mit dem Gesetz in Konflikt und musste schließlich wegen Auto­ diebstahls eine dreijährige Jugendhaftstrafe absitzen. Später arbeitete er als Lkw-Fahrer, Holzfäller oder Boxer und war auch im Umgang mit Pferden durchaus begabt. So soll er 1943 während eines Ritts in den Hollywood Hills Sue Carol, die dritte und letzte Ehefrau des Kinostars Alan Ladd (der später mit „Shane” eine der ikonischsten Rollen des Kino­westerns spielen sollte), getroffen haben. Carol war Agentin in Hollywood und sorgte dafür, dass Calhoun alsbald erste kleinere Rollen bekam. Nach und nach wurden die Rollen größer, und Calhoun mauserte sich zu einem der gefragtesten B-Western-Darsteller überhaupt. B-Western waren kleinere Produktionen, die sich mangels Geld­weder die ganz großen Stars wie John Wayne, Robert Mitchum oder Glenn Ford noch extraordinäre Settings leisten konnten. Vielmehr wurden die Streifen in wenigen Tagen oder Wochen heruntergedreht, von Hollywood-Regiehandwerkern wie Lesley Selander, Gordon Douglas oder Jack Arnold. An diese Filme würde heute vielleicht nichts mehr erinnern, wenn nicht in den späten 50er Jahren die Protagonisten der Nouvelle Vague des französischen Kinos, wie Francois Truffaut und André Bazin, den Wert und die tatsächliche filmische Güte dieser vermeintlichen Popcorn-Western erkannt hätten. Heute werden dank der Franzosen Darsteller wie Rory Calhoun, Dale Robertson oder Robert Stack, Regisseure wie Selander, Lewis R. Foster oder Ray Nazarro und Western wie „Apache Territory”, „Die Todesschlucht von Laramie” oder „Im Tal des Verderbens” ganz anders bewertet und geschätzt, als es damals der Fall war. Ein Rory Calhoun(-Streifen) jedenfalls bedeutet mir (meist) mehr als ein John Wayne, kleine, dreckig-grimmige Western wie André de Toths „Tag der Gesetzlosen” oder Joseph M. New­mans „Die Letzten der 2. Schwadron” mehr als manche Großproduktion à la William Wylers „Weites Land”. Wie auch immer, Calhoun hat mit dieser Art von Western sein Glück gemacht. Nach „The Texan” war er weiter häufig in TVEpisodenrollen zu sehen und hat noch bis Anfang der 90er Jahre immer wieder mal vor der Kamera gestanden. Am 28. April 1999 ist Rory Calhoun im Alter von 76 Jahren im kalifornischen Burbank gestorben.

etwa daneben zu werfen hätte. Andernfalls würde es unangenehm (teuer) werden. Das beeindruckte mich. Kein „Bitte” oder „Danke”, einfach nur eine Warnung. Eine, die für meine Ohren allemal gefährlicher klang als ein „Leg dich nicht mit Bayern an!” wohl klingen würde. Heute weiß ich, dass „Don’t Mess With Texas” nicht nur ein als Markenzeichen geschützter Slogan des Texas Department Of Transportation, des Verkehrsministeriums des US-Bundesstaates Texas, ist und auch als Straßenschild am Rande der Highways gerne genutzt wird, sondern in den USA längst in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist ... Wie auch immer, damals musste ich auf diesem dunklen Rastplatz an „Der Texaner” denken und an Rory Calhoun, den Schauspieler, der diesen harten Knochen mit Namen Bill Longley so überzeugend dargestellt hatte. Die Figur des Bill Longley war lose angelehnt an einen Outlaw desselben Namens, der in den 1870er Jahren ein ziemlich schlimmer Finger gewesen sein muss. So schlimm, dass man ihn am 11. Oktober 1878 in Galveston, Texas, schließlich zum Tode verurteilte und aufhängte. Calhouns Bill Longley, ein ehemaliger Gunfighter, war zwar ebenfalls schnell mit der Waffe zur Hand, wenn es sein musste. Ein Gangster aber war er nicht. Vielmehr ein Loner, der sich in den Jahren nach dem amerikanischen Bürgerkrieg durch die texanischen Weiten treiben ließ, heute hierhin, morgen dorthin. Sicher war nur, dass egal, wo „Der Texaner” auftauchte, es mit der Ruhe alsbald vorbei war. Denn irgendein Dummkopf meinte immer, schneller ziehen zu können als Longley oder sonstwie für Trouble sorgen zu müssen. Longley aber hatte spätestens am Ende jeder Folge der Gerechtigkeit Genüge getan und zog weiter. Die ganz große Stampede hat „The Texan” weder in den USA noch hier zu Lande ausgelöst, vielleicht auch, weil das Format – 30 min / sw – in den beginnenden 60er Jahren nicht mehr das der ersten Wahl "Der Texaner": den Colt war. Shows wie „Bonanza” hatten das Farbfernseschnell hen begehrenswert gemacht und konnten mit einer zur Hand Formatdauer von 60 Minuten zudem die dichteren Geschichten erzählen.

EDITION WESTERN 1/2017

DVD - US-Fassung The Texan Timeless Media Group

(10 DVDs)

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Hondo

Verlängerungen von Kinoklassikern ins TV hinein wie aktuell bei "Fargo", "Hannibal" oder "12 Monkeys" sind keine Erfindung unserer Zeit. Schon vor einem halben Jahrhundert versuchte man in Hollywood, ein und dieselbe Idee gleich zweimal zu Geld zu machen. "Hondo", die Serie um den ehemaligen Armee-Scout Hondo Lane, war ein solcher, wenn auch nicht sonderlich erfolgreicher Versuch.

ondo” war einer der wenigen Western, die John Wayne in den 50er Jahren nicht unter der Regie von John Ford realisierte. „ Dennoch zählte die Zusammenarbeit von Regisseur John Farrow mit Wayne nach einer literarischen Vorlage des Westernautors Louis L’Amour durchaus zu den besseren Genrebeiträgen der 50er: Wayne spielte den Armee-Kurierreiter Hondo Lane, dessen bester Freund der wilde Hund Sam ist. Einst hatte Hondo bei den Apachen gelebt und war mit einer Apachin verheiratet, die von der Kavallerie massakriert wurde. Nun stößt er bei einem seiner Aufträge mitten im Apachen-

Hondos Patchworkfamilie

Seite 70

Gebiet auf die Ranch von Angie Lowe (Geraldine Page), deren Mann seine Frau und sein Kind angesichts der Nachricht von einem Indianeraufstand schutzlos zurückgelassen hat. Dennoch weigert sich Angie, ihren Besitz zu verlassen und von Hondo an einen sicheren Ort gebracht zu werden. Sie vertraut darauf, dass die kriegerischen Apachen unter Häuptling Vittorio (Michael Pate) die Ranch verschonen, „weil sie das immer getan haben”. Als sie dennoch angreifen, verteidigt Johnny die Mutter mit dem Mut eines Löwen und beeindruckt den Häuptling so sehr, dass er den Jungen zu seinem Blutsbruder erklärt.

EDITION WESTERN 1/2017


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

19. Januar 1971 bis 25. Mai 1971 im ZDF

Hondo wiederum hat mittlerweile einen Grenzposten erreicht und trifft dort auf Ed Lowe (Leo Gordon), mit dem er in Streit gerät. Lowe versucht, Hondo aus dem Hinterhalt zu töten, kommt dabei aber selbst zu Tode. Als Hondo bei ihm eine Fotografie von Johnny findet, wird ihm klar, dass er den Vater des Jungen getötet hat. Er behält das Foto, macht sich auf den Weg zurück zur Ranch, wird aber von den Apachen überfallen und gefoltert. Als Vittorio Johnnys Foto entdeckt, will er Hondo freilassen. Weil sich Unterhäuptling Silva (Rodolfo Acosta) aber weigert, muss Hondo gegen den Weißenhasser einen Zweikampf austragen. Er gewinnt, schont aber Silvas Leben. Dann macht er sich auf den Weg zu Angie und gesteht ihr, dass er ihren Mann in Notwehr habe töten müssen. Angie sagt ihm, dass sie ihn dennoch liebe, und entscheidet sich, mit Johnny auf Hondos Farm in Kalifornien zu ziehen. Zunächst aber kommt es zu weiteren Kämpfen zwischen der Kavallerie und den Apachen, bei denen Vittorio getötet wird. Silva führt die Krieger in den Kampf, wird aber alsbald von Hondo getötet. Nun endlich können der Scout und seine neue Familie ihren Weg nach Kalifornien fortsetzen.

Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Hondo Lane Angie Dow Johnny Dow Buffalo Baker Chief Vittorio Colonel Crook Captain Richards Silva

Ralph Taeger Kathie Browne Buddy Foster Noah Berry Jr. Michael Pate William Bryant Gary Clarke Rodolfo Acosta

Diese Geschichte erzählt der Film in knapp 90 Minuten. Die vom Sender ABC realisierte Serie brachte es immerhin auf 17 Episoden à 60 Minuten (nur zehn Episoden wurden hier zu Lande gezeigt; zwei wurden zudem William zu einem TV-Movie zusammengeschustert). Bryant Die einzelnen Folgen orientieren sich dabei

an der Handlung des Kinofilms, führen diese aber auch weiter. Als Hondo-Darsteller wählte man Ralph Taeger, für den der Scout die mit Abstand größte und bereits auch letzte wichtige Rolle seiner kurzen schauspielerischen Laufbahn war. Taeger, der 2015 starb, arbeitete später als Autoverkäufer, als professioneller Tennisspieler Gary Clarke und als Großhändler für Feuerholz. Auf weitaus erfolgreichere Karrieren als der Hauptdarsteller konnten einige der Co-Darsteller verweisen: Kathie Browne, die in der Serie die Angie Dow gab, spielte bereits vor „Hondo” zehn Jahre lang vor allem Episodenrollen in TVSerien und sollte auch später noch im Fern- Noah Berry Jr. sehen gut zu tun haben. Captain-Richards-Darsteller Gary Clarke wiederum kannten Westernfans bereits als Steve Hill aus „Die Leute von der Shiloh Ranch”. Bis heute taucht der mittlerweile 83-Jährige immer wieder einmal im Kino oder im TV auf.

Chief-Vittorio-Darsteller Michael Pate gab den Apachen-Chef sogar zweimal. Denn der gebürtige Australier spielte Vittorio nicht nur an der Seite von Taeger, sondern bereits 14 Jahre zuvor auch an der Seite von John Wayne.­ Überhaupt hatte es Pate mit Apachen bzw. Indianern. In einer Folge der Anthologie-Serie „Abenteuer im Wilden Westen” sowie in drei Folgen der Serie „Broken Arrow” Ralph Taeger mit Michael Pate (ebenfalls ein Sequel eines Kinoklassikers, „Der gebrochene Pfeil” mit James Stewart) spielte er den berühmt-berüchtigten Kriegshäuptling Geronimo. Und in „Geächtet” gab er an der Seite von Chuck Connors den legendären Sioux-Anführer Crazy Horse. Pate, der 2008 im Alter von 88 verstarb, wurde von vielen Zuschauern meist nur beiläufig, als Araber, als Indianer oder als ruchloser Bösewicht, wahrgenommen. Tatsächlich aber konnte das Multitalent nicht nur auf mehr als 150 Rollen, sondern ebenso auf Jobs als Produzent, Autor und Regisseur verweisen. „Hondo” war eine seiner letzten Produktionen in Hollywood. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete Pate wieder, wie schon zu Beginn seiner Karriere, in seiner Heimat Australien.

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Bronco

E rst

smarte r H e ld , späte r S e xsym bol un d sch li esslich R assist

Man täte Bronco" wohl ein Stück weit Unrecht, " würde man behaupten, das Bemerkenswerteste an dieser Serie sei ihre Sendehistorie gewesen. Tatsächlich aber wurden die Erzählungen um den Loner Bronco Layne vom ausführenden Studio Warner Bros. Television so hin und her verschoben und auch umbenannt, dass man sich wundern muss, dass die Serie bis heute auf eine kleine, aber feine Fangemeinde bauen kann. Das ist wohl nicht zuletzt das Verdienst von Hauptdarsteller Ty Hardin, der später allerdings eine wenig ruhmreiche Metamorphose durchmachen sollte. Seite 72

ber der Reihe nach. Nicht übertrieben ist es zu behaupten, dass die Serie „Bronco” ihre Existenz überhaupt nur „Cheyenne”-Star Clint Walker zu verdanken hatte (siehe „Cheyenne”-Story). Als Walker sich 1958 mit Warner Bros. überwarf, entschied man dort, die erfolgreich eingeführte Marke „Cheyenne” beizubehalten. So durfte nun „Bronco” seine Abenteuer unter dem Dach der Marke „Cheyenne” erleben – was wenigstens insofern Sinn machte, als „Bronco” eine ähnliche Figur war wie „Cheyenne”. Ein Loner, den es nach Ende des Bürgerkriegs mal hierhin, mal dorthin verschlug. Mal nahm der ehemalige SüdstaatenOffizier einen geheimen Regierungsauftrag an, mal eine Stelle als Deputy-Sheriff. Und ein anderes Mal versuchte er sich als Cowboy oder Helfer auf einer Ranch. Schon ein Jahr später aber hatten Walker und Warner Bros. ihre Differenzen dann ausgeräumt, und der echte „Cheyenne” kehrte zurück. „Bronco” lief jetzt zwar unter eigenem Namen, aber auch im regelmäßigen Wechsel mit „Sugarfoot”. Schon 1960 jedoch kam „Bronco”

EDITION WESTERN 1/2017


TV-Erstausstrahlung in Deutschland

28. Januar 1967 bis 24. August 1968 im ZDF (gemeinsam mit „Sugarfoot”) unter die Obhut von „Cheyenne" zurück, das damit längst zu einer Art Anthologie geworden war. Als „Sugarfoot” wiederum nur ein Jahr später ins Gras beißen musste, waren „Cheyenne” und „Bronco” schließlich wieder auf sich gestellt. 1962 war Schluss für „Bronco”, und 1963 gab auch „Cheyenne” die Zügel aus der Hand. Dass „Bronco” dennoch bis heute seine Fans hat, lag bzw. liegt wohl nicht zuletzt an Darsteller Ty Hardin. Der war ohne Frage ein smarter, besonders gutaussehender Typ, dem nicht nur die Herzen der Cowboys, sondern auch die der Cowgirls zuflogen. Als ehemaliger Pilot der U.S. Air Force, der am Korea-Krieg teilgenommen hatte, konnte Hardin zudem echte Toughness vorweisen. Klar, dass die Frauen auf diesen Typen flogen. Und der flog auf die Frauen. Ganze achtmal (!) war Hardin verheiratet, und überliefert sind zudem unzählige One-Night-Stands, die ihm schließlich den Spitznamen „Ty Hard-On” eingebracht haben sollen. Übersetzt heißt das „Ty Ständer” oder „Ty Latte”, was aber nichts mit einem Möbel oder einem Kaffeegetränk zu tun hat, sondern nichts anderes bedeutet, als dass der gute Ty ständig auf Beutezug war. Überhaupt galt der in Texas als Orison Whipple Hungerford Jr. geborene Schauspieler schon ganz früh als Hansdampf in allen Gassen. So steht der erste Teil seines Künstlernamens für Typhoon/Taifun, weil er bereits als Kind so viel Energie wie ein Wirbelsturm gehabt haben soll. Der Nachname Hardin geht zurück auf den berühmten Gunfighter John Wesley Hardin, der u.a. auch Bob Dylan inspirierte. Zu seiner Rolle als „Bronco” Layne soll er gar gekommen sein, weil er für ein HalloweenCowboykostüm im Property Department von Paramount Pictures zwei Colts ausleihen wollte und dabei einem Talentscout über den Weg lief. Zunächst – und obwohl er von Fachleuten immer als recht talentfrei betrachtet wurde – ließ sich Hardins Karriere mit der Rolle als „Bron-

co” Layne und mit einem kleineren Part in John Sturges’ psychologischem Western „Der letzte Zug von Gun Hill” auch gut an. 68 Mal gab er den im einstündigen Schwarzweiß-Format ausgestrahlten „Bronco” (bei uns wurden nur 26 Folgen gezeigt), bevor er 1968 anlässlich der Dreharbeiten zur auch bei uns erfolgreichen Serie „S.O.S. Charterboot” mit seiner damals vierten Ehefrau nach Australien übersiedelte – nur um kurz darauf nach Europa zu gehen, wo er in den frühen 70er Jahren in einer Reihe von Italo-Western mitspielte (Sergio Leones Angebot mit Blick auf „Für eine Handvoll Dollar” hatte er Mitte der 60er Jahre noch abgelehnt). 1973 übernahm er zudem eine wiederkehrende Nebenrolle in der deutsch-französisch-ungarischen Produktion „Arpad, der Zigeuner”. Mitte der 70er kehrte Hardin, nach eigenen Angaben mittlerweile drogensüchtig, in die USA zurück, wo er – man muss es so ausdrücken – in Arizona sein Unwesen als ordinierter evangelistischer Prediger trieb, der allerdings nicht Verständigung, sondern Hass predigte. Schauspielerkollegen, die Hardin bereits als smarten „Bronco” kennen gelernt hatten, gaben sich dennoch nur wenig erstaunt. Viele meinten sogar, dass der echte Hardin recht wenig mit dem coolen Western-Helden gemein habe und viel eher dem Nazi-Offizier gleiche, den er 1965 im rauen Weltkriegsspektakel „Die letzte Schlacht” gegeben hatte. Und diese Stimmen wurden alsbald bestätigt. Denn Hardin gründete dann zunächst die Arizona Patriots, eine militant-extremistische Gruppierung, die sich nach eigenen Angaben auf einen bewaffneten Konflikt mit der US-Regierung vorbereitete und gegen jede halbwegs gemäßigte politische Kraft in den USA gerichtet war. Auch eine Monatszeitung in diesem Geis­ Ty Hardin wusste, te, „The Arizona Patriot”, dass er sich sehen brachte er auf den Weg und lassen konnte. gründete mit dem „Common Law Institute” eine weitere Organisation, die das Steuersys­ tem der USA ablehnte und eine bedingungslose Freiheit der Bürger forderte. Mitte der 80er Jahre galten Hardin und seine Spießgesellen längst als so gefährlich, dass man ihnen Sprengstoffanschläge auf öffentliche Gebäude und Regierungsstellen zutraute. 1986 hoben die Behörden schließlich das Waffenlager der Hardin-Anhänger aus, die mittlerweile offensichtlich auch Kontakte zu einer der gefährlichsten rassistischen Gruppierungen der USA unterhielten, der Aryan Nation. Hardin setzte sich daraufhin zunächst nach Washington State ab, soll heute aber mit seiner mittlerweile achten Ehefrau wieder in Kalifornien leben und an seinen Memoiren schreiben.

DVD - US-Fassung

Bronco Staffel 1–4, Warner Brothers

(5 DVDs)

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(5 DVDs) Seite 73

(2 DVDs)

(4 DVDs)


Von Cowboys, Sheriffs und Banditen

.. Viel Blei furs Geld "Von Cowboys, Sheriffs und Banditen" war ein Sonderfall. Wollte man es populistisch ausdrücken, könnte man sagen, dass diese Serie besonders viel Kugelhagel fürs Geld bot. Denn es handelte sich um keine Serie im klassischen Sinne, sondern um eine Anthologie mit gleich vier US-Western-Serien.

T

he Westerner”, „Law Of The Plainsman”, „Black Saddle” und „Johnny Ringo” waren im US-TV vier eigenständige Serien, von denen in Deutschland insgesamt 52 Folgen („The Westerner” 6, „ „Law Of The Plainsman” 13, „Black Saddle” 15 und „Johnny Ringo” 18 Folgen) abwechselnd, aber keinem festen Rhythmus unterworfen, von 1972 bis 1973 im ZDF gezeigt wurden. Dabei gab es zwischen den Serien keine inhaltlichen Übereinstimmungen, einzige Gemeinsamkeit war das klassische 30-Minuten-Format amerikanischer SchwarzweißTV-Western. Jede Serie hatte ihre ganz eigene Geschichte. Mir hatten es damals besonders „Johnny Ringo” und, mehr noch „Law Of The Plainsman” angetan. Doch der Reihe nach: Seite 74

Serie 1

– The Westerner”

„The Westerner” erzählte 1960 die Geschichte des reisenden Cowboys Dave Blassingame (Brain Keith), eines Drifter, den es mal hierhin, mal dorthin und natürlich immer mitten hinein in den allergrößten Schlamassel verschlug. Einziger ständiger Begleiter Daves war die Promenadenmischung Brown (der tierische Star des WaltDisney-Erfolgs „Old Yeller”), der einzige Kontakt menschlicher Natur der liebenswerte Hochstapler Burgundy Smith (John Dehner), der Dave bisweilen über den Weg lief und ihm hin und wieder auch Ärger bescherte.

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Darsteller

The Westerner

Serienrolle

Darsteller/in

Dave Blassingame Burgundy Smith

Brian Keith John Dehner

Serienrolle

Darsteller/in

Marshal Sam Buckhart Marshal Andy Morrison Tess Logan Martha Commager

Michael Ansara Dayton Lummis Gina Gillespie Nora Marlowe

Law Of The Plainsman

Black Saddle

Brian Keith

Obwohl bereits nach nur 13 Folgen die Klappe für den „Westerner” fiel, gibt es doch einige durchaus herauszuhebende Aspekte. Zuallererst wäre da der Fakt, dass „The Westerner” das Baby von Kult-Regisseur Sam Peckinpah war, der sein Handwerk in den 50er Jahren am Set der verschiedensten Wes­ tern-Serien (siehe auch „Rauchende Colts” und „Westlich von Santa Fé”) von der Pike auf erlernt hatte. Peckinpah hatte die Idee entwickelt, produzierte die Serie und führte bei einigen Folgen Regie. Zudem hatte er mit Hollywood-Star John Dehner Brian Keith die ideale Besetzung für den Titelhelden ausgewählt. Keith war damals bereits seit mehr als 30 Jahren im Geschäft (seinen ersten Auftritt absolvierte der Sohn des Schauspielers Robert Keith als Dreijähriger), hatte bis zu diesem Zeitpunkt zwar noch keine allzu großen Bäume ausgerissen, galt

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

15. März 1972 bis 11. April 1973 im ZDF

Serienrolle

Darsteller/in

Clay Culhane Marshal Gib Scott Nora Travers

Peter Breck Russell Johnson Anna-Lisa

Johnny Ringo

Serienrolle

Darsteller/in

Johnny Ringo Case Thomas Laura Thomas Deputy Cully "Kid" Charlcey

Don Durant Terence DeMarney Karen Sharpe Mark Goddard

aber als gefragter Nebendarsteller. Erwähnenswert neben Auftritten in klassischen Western wie „Die Bestie der Wildnis” und Samuel Fullers „Hölle der tausend Martern” ist sicherlich Keiths Part in Gordon Douglas’ kleinem, aber feinem SchwarzweißWestern „Im Höllentempo nach Fort Dobbs”. In der Episode „Troub­ le At Tres Cruces” (1959), allerdings bei uns nie zu sehen, hatte Keith unter Peckinpah schon einmal den Cowboy Dave Blassingame gegeben. Das offensichtlich so beeindruckend, dass schon wenig später „The Westerner” starten sollte. Auch wenn die Serie trotz der genannten Qualitätsmerkmale die Erwartungen nicht erfüllen konnte, bedeutete sie für Keith den endgültigen Durchbruch. Nur ein weiteres Jahr später war er in Peckinpahs erstem Kino-Western, „Gefährten des Todes”, und 1966 in Henry Hathaways „Nevada Smith” an der Seite von Steve McQueen zu sehen. Seine größte Popularität erreichte er im selben Jahr mit der charmanten, langlebigen Familienserie „Lieber Onkel Bill”, in der er seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellte. In den 70er Jahren war Keith in der aufwändigen TV-Mini-Western-Serie „Colorado Saga” zu sehen, bevor er Mitte der 80er Jahre mit der Krimi­ serie „Hardcastle & McCormick” noch einmal einen Hit landen konnte. In den 90er Jahren wurde bei dem starken Raucher Lungenkrebs diagnostiziert. Und als sich 1997 seine Tochter Daisy

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Seite 75


das Leben nahm, erkrankte auch Keith an einer schweren Depression. Diese führte dazu, dass sich der einstige Charismatiker nur wenige Monate später, am 24. Juni 1997, mit einer Schusswaffe das Leben nahm. Zumindest lautete so das Ergebnis der offiziellen Untersuchung. Ein Fazit, das aber von einigen Freunden wie der Schauspielerin Maureen O’Hara angezweifelt wurde: Die enge Vertraute des Schauspielers gab sich überzeugt, dass Keiths Tod ein Unglücksfall war, ausgelöst durch Unachtsamkeit bei der Reinigung seiner geliebten Waffensammlung.

Serie 2

Law Of The Plainsman

Diese Serie hatte es mir im Rahmen von „Cowboys, Sheriffs und Banditen” besonders angetan. Denn „Law Of The Plainsman” schlug für mich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, vereinten sich in der Figur des Helden, United States Marshal Sam Buckhart doch zwei von mir geliebte Archetypen des Westerns: der Gesetzeshüter mit

dierte, mühte sich stets um den Spagat zwischen seiner ethnischen Abstammung sowie der Bewahrung seiner Herkunft auf der einen und der Anpassung an das neue, moderne Leben auf der anderen Seite. Immer wieder aber musste sich dieser ungewöhnliche Marshal mit Intoleranz, Vorurteilen und Rassismus auseinandersetzen. Das war bisweilen mühsam, aber wohl kaum der Grund dafür, dass es diese inter­essante Serie in den USA lediglich auf 30 Episoden brachte. Interessant sind wie bei „The Wes­ terner” auch hier Entstehungsgeschichte und Hauptdarsteller. Denn „Law Of The Plainsman” ging zurück auf zwei Episoden der Erfolgsserie „Westlich von Santa Fé” mit den Titeln „The Indian” („Ein Apache als Marshal”) und „The Raid” („Angst um Fred”). Offensichtlich hatten diese beiden Abenteuer beim Publikum so großen Eindruck gemacht, dass der Marshal kurz darauf, ab Oktober 1959, unter eigener Flagge reiten durfte. Die Attraktivität der Serie war zum größten Teil wohl der einnehmenden Art von Hauptdarsteller Michael Ansara geschuldet. Ansara, ein gebürtiger Syrer, hatte vor „Law Of The Plainsman” in der TV-Serienfassung des Kino-Erfolgs „Broken Arrow” („Der gebrochene Pfeil”) eindrucksvoll den legendären Apachen-Häuptling Cochise verkörpert. Spätestens mit dieser Rolle hatte sich der Schauspieler, der zuvor schon im Kino Indianerrollen übernommen hatte, im Bewusstsein der (TV-)Western-Fans als „gute” Rothaut etabliert und war so prädestiniert für weitere Serienaufgaben. Seine größte Bekanntheit aber erreichte Ansara erst später. In „Star Trek”, bekanntlich von Macher Gene Roddenberry als Weltraum-Western verstanden, sowie in „Star Trek: Deep Space” und „Star Trek: Voyager” gab er den Klingonen Kang – und blieb so auch im Alter seinen exotischen Rollen treu.

Serie 3

Black Saddle

„Black Saddle” hat bei mir kaum Spuren hinterlassen – ein deutlicher Beweis dafür, dass mir die Serie damals, zu Beginn der 70er Jahre, nur wenig bedeutet haben kann. Und doch muss man heute eingestehen, dass „Black Saddle” eine interessante Idee zugrundelag.

Michael Ansara

dem Stern und der Indianer. Marshal Buckhart war ein Apache-Indianer, der ursprünglich den Namen Buck Heart trug. Einige Jahre vor den Ereignissen der Serie hatte Buck Heart einem Kavallerie-Offizier das Leben gerettet. Aus Dankbarkeit bedachte der später verstorbene Soldat den Apachen in seinem Testament – unter der Voraussetzung, dass Buck Heart das Geld nutzen würde, um an der Harvard University eine Ausbildung zu absolvieren, die ihm das Überleben auch in einer zunehmend weißen Gesellschaft sichern sollte. Später kehrte der Apache als Sam Buckhart in das New Mexico Territorium zurück, wo er sich unter Anleitung von Marshal Andy Morrison (Dayton Lummis) für Recht und Gesetz, vor allem aber für die Aussöhnung zwischen Rot und Weiß einsetzte. Verantwortlich fühlte sich dieser Wanderer zwischen den Welten zudem für die achtjährige Waise Tess Logan (Gina Gillespie), der er bei einem Postkutschenüberfall das Leben gerettet hatte. Buckhart, der gemeinsam mit Tess im Gästehaus von Martha Commager (Nora Marlowe) resiSeite 76

Die Serie erzählte von Clay Culhane (Peter Breck), einem ehemaligen Revolverhelden, der Faustrecht und Gewalt abgeschworen hatte und nun als Rechtsanwalt versuchte, dem Gesetz Geltung zu verschaffen.

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Culhanes Brüder waren durch Waffengewalt zu Tode gekommen, so dass der einstige Scharfschütze Gründe genug hatte, vom Saulus zum Paulus zu werden. Jetzt war er für viele, die in der Gegend um Latigo, New Mexico, unverschuldet in Not und in Konflikt mit dem Gesetz geraten waren, der rettende Engel. Obwohl es keine handfesten Beweise dafür gab, glaubte allerdings nicht jeder, dass Culhane in seinen schwarzen Satteltaschen (daher der Titel „Black Saddle”) tatsächlich nur Gesetzesbücher und nicht doch auch den einen oder anderen Six Shooter transportieren würde. So wurde United States Marshall Gib Scott (Russell Johnson) ein ständiger Begleiter, wenn Culhane wieder einen neuen Fall übernommen hatte. Und auch Nora Travers (Anna-Lisa), die Besitzerin des Marathon Hotels, in dem Culhane sich eine Art Büro eingerichtet hatte, warf immer wieder mal ein Auge auf den guta us s e h e n d e n Rechtsanwalt. Zu tun gab es jedenfalls genug, so dass während zweier Staffeln (die erste für NBC, die zweite für ABC) immerhin 44 Fälle Russell Johnson abzuarbeiten waren. Trotzdem hatten die Verantwortlichen sich offensichtlich mehr erwartet, möglicherweise inspiriert durch den großen Erfolg, den die Konkurrenz von CBS mit der klassischen, in der Gegenwart verorteten Anwaltsserie „Perry Mason” (1957–66) erzielen konnte. Mag sein, dass man es damals für eine gute Idee hielt, den einen Erfolgsfaktor, den TV-Western, mit dem anderen, der Anwaltsserie, zu kreuzen. Schnell aber musste man einsehen, dass „Black Saddle” der ganz große Erfolg nicht vergönnt sein würde. Während man den einzelnen Episoden der ersten Staffel ein einheitliches ErAnna-Lisa scheinungsbild gab, indem man sie schlicht mit dem Namen des jeweiligen Mandaten betitelte (etwa „Client: Travers”; also „Mandant: Travers”), ließ man dieses eigentlich zu einer Anwaltsserie wunderbar passende Konzept mit Beginn der zweiten Staffel fallen. Dort waren auch die erzählten Geschichten freier konzipiert und Clay und der Marshal schon mal als Bodyguards des inkognito reisenden USPräsidenten (Episode „Mr. Simpson”) unterwegs. Die Haupt­ ursache für das abflauende Interesse der Zuschauer dürfte aber darin gelegen haben, dass Peter Breck

Peter Breck nun mal kein Raymond Burr war. „Perry Mason”-Darsteller Burr spielte schlichtweg in einer anderen Schauspielerliga und wartete mit einem Charisma auf, mit dem der gutaussehende, aber limitierte Breck nicht konkurrieren konnte. Mit ein bisschen Fantasie könnte man gar zu dem Schluss kommen, dass Breck damals selbst festgestellt haben muss, dass er eher ein Mann der handfesten Tat denn des Wortes war. Und als er fünf Jahre nach dem Ende von „Black Saddle”, 1965, wieder als Star einer Western-Serie auftauchte, war es mit der vornehmen Zurückhaltung vorbei. Als Nick Barkley, dem das Schießeisen arg locker saß, sorgte vor allem er im „Big Valley” der Barkley-Sippe dafür, dass es nie langweilig wurde. Die Gesetzesbücher hatte Breck da längst an seinen Serienbruder Jarrod (Richard Long) weitergegeben, der immer wieder alle Hände voll zu tun hatte, seinen aufbrausenden Bruder Nick vor Schlimmerem zu bewahren.

Serie 4

Johnny Ringo

Für mich war damals klar: Wenn am Mittwochabend „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen” erzählt wurde und sich die jeweilige Geschichte nicht um United States Marshal Sam Buckhart („Law Of The Plainsman”) drehte, war der Abend höchstens zu retten, wenn stattdessen „Johnny Ringo” (Don Durant) das Kommando übernahm. Denn weder „The Westerner” Dave Blassingame noch Clay Culhane,

der Mann mit dem „Black Saddle”, bedeuteten mir sonderlich viel. Hatten diese beiden „Dienst”, konnte es durchaus sein, dass ich Besseres zu tun hatte, als mich „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen” vereinnahmen zu lassen.

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Johnny Ringo aber war ein Mann ganz nach meinem Geschmack, gerade weil er mit dem historisch verbürgten Johnny Ringo, einem der bekanntberüchtigten Revolvermänner des Westens, nicht viel mehr als den Namen gemeinsam hatte. Der TV-Ringo war ein Saulus, der zum Paulus wurde. Auch er – wie Clay Culhane – ein ehemaliger Gunfighter, der sich jetzt dem Gesetz verschrieben hatte. Für solche Aussteiger hatte bekanntlich sogar die Bibel eine Menge übrig, was mir als damaligem Ministranten durchaus nicht unwichtig war. Allerdings setzte Ringo weniger auf Bücher als auf – nach wie Don Durant vor – seinen Colt. Als Sheriff von Velardi, Arizona, bekam er es natürlich mit ganzen Horden von fragwürdigen Gestalten zu tun, die, wenn sie sonst schon nichts Übles im Schilde führten, zumindest doch Ringo, den schnellsten Schützen seiner Zeit, zum Duell forderten. Über zu wenig Arbeit konnte sich der Sheriff also nicht beklagen. Tatkräftige Unterstützung wurde ihm durch seinen Deputy Cully „Kid" Charlcey (Mark Goddard) zuteil, der ebenso wie die Tochter des örtlichen Lebensmittelhändlers, Laura (Karen Sharpe), stets mindestens ein Auge auf Ringo hatte – wenn auch selbstverständlich aus anderen Motiven. Mit Lauras Vater Case Thomas (Terence ­D eMarney), der mehr Zeit im Saloon als in seinem Geschäft verbrachte, war die Belegschaft bereits vollständig. Abgesehen davon, dass Johnny Ringo mir einfach als Typ bestens gefiel, war die Serie ansonsten eher weniger spektakulär und bot nicht viel mehr als TV-Western-„Business as usual”. Mit einer kleinen, aber wirkungsvollen Ausnahme: Ringos Colt war alles andere als der typische Six Shooter. Vielmehr handelte es sich um eine Sonderanfertigung, die es ihm erlaubte, eine siebte Kugel abzufeuern – was dem einen oder anderen Gangster, der den Sheriff schon ohne Munition und wehrlos wähnte, zum Verhängnis wurde. Ringos Colt hatte einen zweiten (kürzeren) unter dem oberen (längeren) Lauf. Aus diesem kürzeren Lauf feuerte die Waffe nicht die übliche Colt-45-Munition ab, sondern das großkalibrige Geschoss einer Schrotflinte. War Ringo also gezwungen, auch die siebte, die Eine Kugel mehr: das Arbeitsgerät von Johnny Ringo „Für-alle-Fälle”-Patrone einzusetzen, dann war klar, dass dort, wo das Geschoss einschlug, kein Gras oder was auch immer mehr wachsen würde … Wie die eine oder andere Western-Serie der 50er und frühen 60er Jahre war „Johnny Ringo” ein Spin-off von „Zane Grey Theatre” („Abenteuer im Wilden Westen”). In der Folge „Man Alone” /„Ein Revolver voll Whiskey” wurde erzählt, wie Ringo nach Velardi kam und das Städtchen vom Gesindel befreite. Offensichtlich hatte Ringo-Darsteller Seite 78

Don Durant den Produzenten Aaron Spelling (später mit Serien wie „Melrose Place”, „Beverly Hills, 90210”, „Eine himmlische Familie” oder „Charmed – Zauberhafte Hexen” einer der einflussreichsten Männer des US-Fernsehens) so von sich überzeugt, dass er mit „Jonny Ringo” die ersehnte eigene Serie bekam. Durant komponierte und sang gleich noch den Titelsong. Umso verblüffender, dass die TV-Karriere dieses Multitalents nach „Johnny Ringo” außer ein paar Episodenrollen nichts mehr her­ gab. Erfolgreich war der Mann allerdings auch weiterhin – als Finanzberater und Don Durant mit Karen Sharpe Makler.

Epilog

Western von gestern

Nicht unerwähnt bleiben soll im Zusammenhang mit „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen", dass es einige Jahre später mit „Wes­ tern von gestern" eine zweite Anthologie-Reihe im deutschen Fernsehen gab, die rotierend Abenteuer verschiedener US-

Serienhelden zum Besten gab. Hier waren es z.B. „Zorro", die singenden Cowboys Gene Autry und Roy Rogers, oder der ganz junge John Wayne, deren Kino-Abenteuer der 30er und 40er Jahre vom ZDF fürs Fernsehen wild zusammengekürzt wurden.

DVD Deutsche Fassung

"Western von gestern" Die kompletten Staffeln 1–4, Alive

(3 DVDs)

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Yancy Derringer

Vollendeter Gentleman in geheimer Mission Nicht, dass mich gutes Aussehen Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre überhaupt nicht interessiert hätte. Allerdings hatte das damals für mich weniger mit Mode zu tun. Vielmehr ging es darum, ob der Revolvergurt so gut saß, dass man den Colt im Duell schnellstens zur Hand hatte oder dass sich der Federschmuck beim Klettern nicht im Astwerk der Bäume verfing. Mode oder gar Stil – darüber machte ich mir damals aber nun wirklich noch keine Gedanken. Bis plötzlich "Yancy Derringer" (Jock Mahoney) auftauchte. EDITION WESTERN 1/2017

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

3. Januar 1967 bis 28. März 1967 im ZDF

enn auch ein Sieben- oder Achtjähriger konnte bereits erkennen, dass dieser Mann, nicht nur was seine Physiognomie betrifft, blendend aussah, sondern auch sonst stets eine hervorragende Figur machte, weil er es verstand, sich jederzeit gut zu kleiden. Ein Wunder ist das bei genauerer Betrachtung allerdings nicht. Schließlich gehörten gepflegtes Erscheinungsbild und gesittetes Auftreten, heute gerne auch Stil genannt, damals zum Selbstverständnis der Gesellschaftsschicht, welcher der häufig ganz in Weiß gekleidete Beau entstammte: Yancy war durch und durch ein Südstaaten-Gentleman alter Schule, der den Bürgerkrieg als Offizier der Konföderiertenarmee er- und überlebt hatte. Als er drei Jahre nach Kriegsende nach New Orleans zurückkehrte, fand er eine Stadt vor, die in den Wirren der Nachkriegszeit zu einem Sodom und Gomorrha verkommen war. Gauner aller Art, Meuchelmörder, Spekulanten, Geldfälscher und Witwentröster treiben jetzt im einst so kultivierten Paris des Wilden (Mittel-)Westens ihr Unwesen. Und auch Derringer selbst setzt – zumindest vordergründig – auf einen eher zweifelhaften Lebensstil. Als Gambler, als Berufsspieler also, und als Besitzer eines Vergnügungsraddampfer müsste er sich vielleicht um seinen Ruf, nicht aber um sein Auskommen Sorgen machen.

Klein, aber oho: Yancys Waffe

Und obendrein war der Lebemann auch noch Besitzer der ehemaligen Familienplantage. Tatsächlich aber arbeitete Derringer inkognito für John Colton (Kevin Hagen), den Verwaltungsdirektor der Stadt, und war damit eine Art früher Geheimagent. Mag er bisweilen auch ein wenig dandyhaft dahergekommen sein, der Mann wusste sich noch immer seiner Haut zu wehren. Nicht zuletzt, weil sein Name Derringer Programm war. Denn der Deringer, der sich nach seinem Erfinder Henry Deringer tatsächlich mit nur einem „R” schrieb, ist eine besonders kleine, handliche Pis­tole, die in jede Jackentasche passt, meist allerdings nur eine, höchstens zwei Kugeln abfeuern kann (Yancys Deringer war allerdings

Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Yancy Derringer Pahoo-Ka-Ta-Wah John Colton Madame Francine

Jock Mahoney X Brands Kevin Hagen Frances Bergen

sogar vierläufig). Eine Pistole, die wie etwa der Colt oder die Winchester zu den klassischen, geradezu archetypischen Waffen des Wes­ terns gehörte, aber längst keinen so guten Ruf genoss. Denn gerade, weil man den Deringer wegen seiner Größe bzw. eben seiner mangelnden Größe in Sekundenbruchteilen aus dem Ärmel oder Hut zaubern kann, haftet der Waffe und den Männern, die sie benutzten – das warendamals gerade die Berufsspieler – häufig der Makel von Verschlagenheit und Feigheit an. Auf Yancy Derringer aber traf diese unschönen Charakterzüge selbstverständlich nicht zu. Vielmehr nutzte er sein Image gerne einmal, um in zwielichtigen Kreisen ungestört seine Recherchen betreiben zu können.


Wenn es aber trotz aller Vorsicht und Selbstverteidigungskünste für Derringer brenzlig wurde, war da immer noch Pahoo-Ka-Ta-Wah, kurz Pahoo (X Brands) genannt. Pahoo war ein Pawnee-Indianer, der Yancy meist buchstäblich stumm wie ein Schatten folgte und im Notfall stets zur Stelle war. Und auch er hatte sein ganz spezielles Verteidigungsarsenal: Bei größeren Angelegenheiten setzte er schon mal a u f d i e d u rc h schlag e n d e Wirkung seiner abgesägten Schrotflinte, die er unter einer übergeworfenen Decke eng am Körper trug. Meist aber kam er mit einem Wurfmesser aus, das etwaige Probleme zudem in aller Stille löste. Längst nicht immer aber wollten nur Bösewichte Yancy an den Kragen: Dass ein Bonvivant wie er nicht nur Gefallen an schönen Klamotten, sondern auch am weiblichen Geschlecht fand, war wohl kaum eine Überraschung. Vor allem die resolute Madame Francine (Frances Bergen), Betreiberin eines Spielclubs ausschließlich für Mitglieder, hatte es ihm angetan – was aber nicht hieß, dass nicht auch andere Southern Belles immer mal wieder seinen Weg kreuzten ...

Jock Mahoney: von Yancy Derringer” zum „Tarzan”

Warum für „Yancy Derringer” in den USA nach nur 34 Folgen bereits das Aus kam, ist für mich ähnlich unverständlich wie der Fall von Shenandoah, besser bekannt als „Der Mann ohne Namen”, der seinerseits nur eine Staffel lang über die Bildschirme galoppieren durfte. Möglicherweise passte das halbstündige Schwarzweiß-Format einfach nicht mehr in die Zeit. Potenzial jedenfalls hatten und haben beide Serien. „Der Mann ohne Namen” wegen der spannenden Ausgangslage – ein Mann sucht sich selbst – und „Yancy Derringer”, weil diese Serie für einen Western der 50er Jahre erstaunlich charmant und augenzwinkernd daherkam. Was nicht zuletzt das Verdienst von Jock Mahoney war. Der ehemalige US-Marine hatte wegen seiner hervorragenden Physis und seiner männlichen Ausstrahlung in Hollywood zunächst als Stuntman Arbeit gefunden. Schnell wurde damals Western-Ikone Gene Autry auf Mahoney aufmerksam und castete ihn für seine Erfolgsserie „The Range Rider” (1951–53). Damit standen Mahoney die Türen in Hollywood offen, so dass er

in der Folge in einer Reihe von B-Western zu sehen war. Ende der 50er Jahre Klein, war er schließlich die aber große Wirkung: Traumbesetzung für der Deringer „Yancy Derringer”. Denn schon rein äußerlich erinnerte Mahoney an eine Kreuzung aus Clark Gable und Errol Flynn, die den Typus des Südstaatengentlemans im Kino populär gemacht hatten. Und wie diese beiden Leinwandgötter war Mahoney einer der wenigen Männer, die mit einem Schnauzer nicht peinlich oder lächerlich aussahen. Ohne Schnauzer folgte in den frühen 60er Jahren noch ein weiteres, aber auch das letzte Karriere-Highlight für Mahoney, als er nicht zuletzt wegen seiner beeindruckenden Konstitution als 13. Tarzan der Filmgeschichte in zwei Abenteuern des Dschungelhelden die Hauptrolle übernahm. Große Rollen waren für X Brands, den Mann mit dem ungewöhnlichen (Vor-)Namen, dagegen kaum vorgesehen. Nichtsdestotrotz schlug für den in Kansas City, Missouri, geborenen Schauspieler mit deutschen Wurzeln, der ebenso wie Mahoney gutaussehend und zunächst als Stuntman erfolgreich war, durchaus eine kleine, aber feine Karriere zu Yancy mag die Frauen, und die Frauen Buche, deren Highlight mögen Yancy. fraglos „Yancy Derringer” war. Gerade seine häufigen Darbietungen als Indianer fanden großen Anklang – nicht zuletzt bei Indianern selbst. So würdigte Brummett Echohawk, ein Sprecher des Pawnee-Stammes Brands’ Performance in „Yancy Derringer” für ihre große Authentizität. Die reichte so weit, dass Brands sogar die Sprache der Pawnees erlernt hatte.

DVD Deutsche Fassung Yancy Derringer Alle 26 in Deutschland gezeigten Folgen Studio Hamburg Enterprises

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Davy Crockett (The Adventures Of Davy Crockett) / Daniel Boone / The Adventures Of Jim Bowie

Davy Crockett

Daniel Boone

James Bowie

Davy Crockett, Daniel Boone und Jim Bowie zählen zu den legendären Figuren der frühen amerikanischen Geschichte. Dass Hollywood ihr Leben in einer Zeit, in der Western und Pionierdramen Hochkonjunktur hatten, aufgreifen würde, war keine Überraschung. Wie groß der Erfolg von "Davy Crockett", "Daniel Boone" und den bei uns nicht gezeigten "The Adventures Of Jim Bowie" aber sein würde, dürfte damals selbst die Macher in Hollywood überrascht haben. Nicht geringen Anteil an diesem Erfolg hatte ein Mann, dessen Schauspielkarriere ohne zwei dieser drei Rollen wohl in Vergessenheit geraten wäre. Fess Parker wurde dank "Davy Crockett" und "Daniel Boone" zu einem der beliebtesten Stars des TV-Westerns. Seite 82

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n den USA gelten Davy Crockett, Jim Bowie und Daniel Boone, sie alle Abenteurer, Waldläufer, Entdecker, Soldat oder Politiker oder alles in einer Person, als Ikonen des nationalen Bewusstseins. Nicht zuletzt deshalb, weil zwei von ihnen, Crockett und Bowie, dafür gesorgt haben, dass ein solches Bewusstsein zum Beispiel in Texas überhaupt entstehen konnte. Davy Crockett und James – genannt Jim – Bowie gehörten zu den Anführern der aus Siedlern zusammengewürfelten, nur rund 300 Personen zählenden Truppe (darunter auch Frauen und Kinder), die die zur Festung ausgebaute ehemalige Missionsstation The Alamo (gelegen im heutigen San Antonio) während des texanischen Unabhängigkeitskrieges von 1835/36 gegen eine vielfache Übermacht verteidigten. Vom 23. Februar bis zum 6. März 1836 gelang es Bowie, Crockett und ihren Männern, den zeitweilig 6000 Mann starken Truppen des mexikanischen Generals und Präsidenten Santa Anna zu widerstehen. Santa Anna, ein Machtmensch par excellence, brachte es zwischen 1833 und 1855 auf insgesamt acht, diktatorisch geführte Präsidentschaften. Die kleine Schar der Tapferen wurde schließlich doch von der Übermacht der Angreifer überrannt. Fast alle, auch Crockett und Bowie, fanden den Tod.

ach unterschiedlichen Augenzeugenberichten sollen auf texanischer Seite zwischen 182 und 257, auf mexikanischer zwischen 400 und 600 Opfer zu beklagen gewesen sein. Ein Pyrrhus-Sieg der Mexikaner, den einer ihrer Offiziere mit den Worten kommentiert haben soll: „Noch ein solcher Sieg, und wir fahren alle zur Hölle.” Auf texanischer Seite sollen weniger als 50 Personen, davon bis auf zwei ausnahmslos Frauen und Kinder, überlebt haben. Die Niederlage führte aber zu einer erbitterten Trotzreaktion, und nur wenige Wochen später, am 21. April 1836, schlug eine texanische Armee unter General Sam Houston mit dem Schlachtruf „Remember The Alamo” („Erinnert Euch an Alamo”) Santa Annas Truppen in der Schlacht von San Jacinto in nur 18 Minuten vernichtend. Dieses Ereignis führte letztlich zum Anschluss der unabhängigen Republik Texas an die USA am 19. Februar 1845. Crockett und Bowie wurden da längst als Märtyrer verehrt, wenngleich beide durchaus noch mehr zu bieten hatten als „nur” ihren heldenhaften Tod. avy Crockett (17. August 1786 – 6. März 1836), geboren in Greene County im heutigen Tennessee, hatte sich schon früh einen Namen als Indianerkämpfer an der Seite des späteren US-Präsidenten Andrew Jackson und als integrer Politiker gemacht, der zunächst als Magistrat seiner Heimatgemeinde die Korruption bekämpfte und 1826 und 1828 als Abgeordneter des neunten Wahlbezirks von Tennessee in das US-Repräsentantenhaus gewählt wurde. Weil Crockett für eine friedliche Koexistenz mit den indianischen Völkern eintrat,

sollte er 1830 seinen Wahlkampf verlieren, als er sich dem von Präsidenten Jackson befürworteten „Indian Removal Act” widersetzte. Jackson war zeitlebens ein ausgewiesener Indianerhasser, der die indianischen Völker weiter nach Westen zurückdrängen oder gar auslöschen wollte. Das führte zum so genannten Pfad der Tränen, der Verdrängung der Indianer aus dem südöstlichen Waldland der USA, und löschte den Stamm der in Florida ansässigen Seminolen beinahe vollständig aus. 1832 aber wurde Crockett wiedergewählt, diesmal als Vertreter der National Republican Party. 1834 veröffentlichte er seine Memoiren, „A Narrative Of The Life Of David Crockett”. Das

"Der Fall des Alamo" – Gemälde des texanischen Malers Robert Jenkins Onderdonk, 1903. Zentral ist Davy Crockett zu sehen, der seine Long Rifle über dem Kopf schwingt.

brachte ihm allerdings eine erneute Wahlniederlage ein, da er während des Schreibens an der Ostküste kaum Zeit gehabt hatte, sich um die Belange von Tennessee zu kümmern. Schließlich entschied er sich dafür nach Texas zu gehen, um dort den Freiheitskampf der Texaner gegen Mexiko zu unterstützen. Bis heute ist nicht endgültig geklärt, ob er, Jim Bowie und weitere Anführer der Texaner am 6. März in der Schlacht starben oder ob sie einen Tag später auf Befehl Santa Annas liquidiert wurden. Am Heldenstatus dieser Männer ändert diese offene Frage nichts. Crockett war bereits zu Lebzeiten eine Legende, viele seiner Worte wie „Sei immer sicher, dass du Recht hast, dann geh voran!” wurden überliefert und gehören heute zum Kanon amerikanischer Lebensweisheiten.

hnliches gilt auch für Jim Bowie (10. April 1796 – 6. März 1836), der sich aber nicht als Politiker, sondern als Soldat und Abenteurer einen legendären Ruf erwarb. Der Legende nach soll Bowie, der einen Großteil seines Lebens in Louisiana verbrachte, Alligatoren mit dem Lasso gefangen, Wildpferde gezähmt und Bären gejagt haben. Während des britisch-amerikanischen Kriegs (1812 bis 1815) kämpfte er gemeinsam mit seinem Bruder Rezin jr. gegen die Briten. Obwohl der US-Kongress die Einfuhr von Sklaven längst verboten hatte, zogen die Brüder nach dem Krieg gemeinsam mit dem Piraten Jean Lafitte einen einträglichen Sklavenhandel auf. Erst Mitte der 1820er

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Natchez, MississipJahre verlegte man pi, ereignete und als sich auf den Anbau „Sandbar fight” bevon Zuckerrohr auf kannt wurde, tötete einer eigenen PlantaBowie einige seiner ge nahe Thibodaux. Gegner, und fortan 1830 machte sich Bogalt er als hervorwie mit einem Freund ragender Messergen Texas auf, wo er kämpfer. Schon bald sich taufen ließ, die rannten viele den mexikanische StaatsSchmieden der Umbürgerschaft annahm gebung die Türen und die Tochter des ein. Jedermann wollte Gouverneurs heiratete. nun ein Messer dieser Nach vielen Irrungen Art gefertigt haben. und Wirrungen in den So wurde schließlich folgenden zwei Jahren auch Jim Bowie zum und nach dem Tod Mythos und soll auch seiner Frau und Tocheinen gewissen David ter durch die Cholera, Robert Jones inspiriert verfiel Bowie dem AlHeute ist der Alamo ein nationales Wahrzeichen und Gedenkstätte haben. Dieser würde kohol. Als schließlich sich später David Bowie nennen und Weltruhm als einer der größten allen Texanern durch ein Dekret Santa Annas jegliche Geschäfte verPopmusiker aller Zeiten erlangen. boten wurden, entschied er sich im September 1835, den Kampf für die texanische Unabhängigkeit zu unterstützen, und schloss sich im Januar 1836 den Männern an, die wenige Wochen später den Alamo fast 14 Tage lang gegen eine vielfache mexikanische Übermacht verteidigen sollten. er Dritte im Bunde dieser außergewöhnlichen Männer, Daniel Boone­ (2. November 1734 – 26. September ie weit Bowie, der ab dem 24. Febru1820), war der – geschichtspolitisch bear durch einen Anfall fortgeschrittetrachtet – vielleicht bedeutendste aus ner Tuberkulose bettlägerig war, an den diesem Triumvirat amerikanischer NatioKampfhandlungen teilnehmen konnte, nalhelden. Boone war weniger Soldat bzw. ob er auf dem Krankenbett getötet oder Politiker als vielmehr Pionier. Ein Entdeam Tag nach Ende der Schlacht von den cker im Wortsinne, der ab 1775 u. a. die so genannte Wilderness Road erschloss. Dies war die erste Ost-West-Verbindung über den 2400 Kilometer langen Appalachen-Gebirgszug, über den amerikanische Siedler von den Küstenebenen am Atlantik in den Mittleren Westen Das berühmte Bowie-Messer vordringen konnten. Die „Wildnis-Straße” blieb über 50 Jahre lang die einzige Route von Virginia nach Kentucky. Mexikanern exekutiert wurde, bleibt umFess Parker als stritten. Überliefert ist aber, dass er sich Daniel Boone Auch Boone wusste mit der Waffe umzugehen. So nannte er seine Kentucky Long in den Tagen der Schlacht in der MitRifle gerne „Tick-Licker”. Das ist darauf tagszeit stets von seinem Krankenbett zu zurückzuführen, dass der hervorragende den Verteidigern geschleppt haben soll, Schütze stets behauptete, er könne eine um den Kameraden durch seine kurze Zecke vom Bürzel eines Rehs schießen, Anwesenheit Mut zuzusprechen. Unstritohne das Tier dabei zu verletzen. Schon tig ist sein Tod in diesen Tagen. Seine früh wurde Boone auch immer wieder Leiche wurde vom Bürgermeister von in Auseinandersetzungen mit Indianern Bexar, Francisco Ruiz, im Auftrag Santa hineingezogen. So 1759 in den so geAnnas identifiziert, weil der Gewissheit nannten Cherokee-Aufstand zwischen briwollte, dass sein Feind wirklich tot war. tischen Siedlern und Cherokee-Indianern. Neben seiner eigenen Unerschrockenheit Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und seiner Entschlossenheit im Kampf, von 1775 bis 1783 entführten Shawneedie seinen Legendenstatus geprägt haIndianer 1776 Boones Tochter Jemima. ben, hat Bowie einer furchterregenden Er folgte den Shawnees mit einigen MänWaffe seinen Namen gegeben. Das „Bonern und konnte seine Tochter und zwei wie-Messer” ist heute in den USA ebenso weitere Frauen befreien. James Fenimore legendär wie der „Colt” oder die „WinCoopers weltberühmter und vielfach verchester” und geht zurück auf ein Messer filmter Roman „Der letzte Mohikaner” bemit einer sehr großen und breiten Klinge ruht zum Teil auf dieser Begebenheit. von 23,5 cm Länge und ca. vier cm Breite, ein Geschenk seines Bruders. Dieses Messer sollte Bowie immer bei sich trawei Jahre später wurde Boone von den gen. Und als er 1827 in einen ungleichen Shawnees gefangengenommen, als Kampf gegen mehrere Männer verwickelt er versuchte, für die nach ihm benannte wurde, der sich auf einer Sandbank nahe Ortschaft Boonesborough zur Neige geSeite 84

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hendes Salz zu besorgen. Shawnee-Häuptling Black Fish war stolz auf diesen Fang, adoptierte den berühmten Waldläufer und nannte in fortan Big Turtle. Als die Shawnees dennoch planten, Boonesborough zu überfallen, floh Boone und konnte die Einwohner rechtzeitig warnen. Es gelang, die Siedlung trotz wiederholter Angriffe zu halten. Als Boone 1782 den Schullehrer John Filson kennen lernte, entstand aus dieser Verbindung 1784 die Veröffentlichung seiner Abenteuer in „The Adventures Of Colonel Daniel Boone”. Das machte ihn noch zu Lebzeiten zu einer mythischen Figur und – als Inbegriff des Grenzers und Pioniers – unsterblich in der amerikanischen Legendenkultur. Später ließ sich Boone mit seiner Familie in Linestone am Ohio River nieder, wo er einen Handelsposten aufbaute. 1799 übersiedelte die gesamte Familie auf Einladung des spanischen Vize-Gouverneurs schließlich ins MissouriGebiet (Louisiana war bis 1800 spanisch, wurde dann aber von den Spaniern an Frankreich verkauft). Rechtsstreitigkeiten mit den neuen Herren belasteten Boones Finanzen jedoch so sehr, dass er sich, bereits 80 Jahre alt, noch einmal gezwungen sah, auf die Jagd nach Pelzen zu gehen. Im Herbst 1820 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, und am 26. September starb Daniel Boone im Alter von fast 86 Jahren im Hause seines Sohns Daniel Morgan. Auch Boones Ruf war bereits zu Lebzeiten legendär, und je mehr die Amerikaner begannen, sich mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen, desto mehr wuchs dieser Ruhm. ach diesem Ausflug in die frühe Geschichte des amerikanischen Staates nun zurück zu unserem eigentlichen Thema, der Wes­ tern-Serie. Es dürfte wohl niemanden verwundern, dass drei so außergewöhnliche Männer auch Hollywood auf den Plan riefen. Und tatsächlich bekamen alle drei ihren großen TV-Auftritt

eginnen wir mit „The Adventures Of Jim Bowie” und dem Einzigen der drei, der es nicht auf deutsche Bildschirme brachte – was allerdings zu verschmerzen war. Denn die 76 je 30-minütigen

Darsteller

Schwarzweiß-Folgen, verteilt auf zwei Staffeln zwischen 1956 und 1957, waren nicht mehr als business as usual. Der gebürtige Engländer Scott Forbes war zuvor u.a. an der Seite von Errol Flynn im sehenswerten Western „Herr der rauen Berge”/„Rocky Mountain” einmal aufgefallen, hatte sich aber sonst noch keine allzu großen Verdienste um den Western erworben. Mit „The Adventures Of Jim Bowie” sollte sich das ändern. Startete die Serie doch mit einer durchaus ordentlichen Mischung aus Fiktion und Fakten. Als die Macher das berühmte Bowie-Messer in der zweiten Staffel aber immer mehr aus der Schusslinie nahmen und schließlich ganz aus der Serie schrieben, weil man angesichts dieser tödlichen Waffe schlechte Publicity befürchtete, waren viele Zuschauer enttäuscht. Die Quote brach ein, und nach dieser Staffel sollte Schluss sein. Forbes, den man im Glauben auf weitere Staffeln gelassen hatte, soll das Studio mitten in den Aufnahmen wutentbrannt verlassen haben, so dass die letzte Episode, „The Puma”, ohne den Charakter Jim Bowie auskommen musste. Später war er noch in einigen anderen Episodenrollen zu sehen. Schließlich kehrte er nach England zurück, wo er 1997 starb.

Für Scott Forbes war Daniel Boone" " der Karrierehöhepunkt

ine gänzlich andere Karriere machte der Mann, der hinter „Davy Crockett” (ab 1954) und „Daniel Boone” (ab 1964) stand. Fess Parker war der erste Western-Superstar, den ausschließlich das Fernsehen gemacht hat. Während Gene Autry („The Gene Autry Show”), William Boyd („Hopalong Cassidy”) oder Roy Rogers („The Roy Rogers Show”) längst große Nummern waren, als sie auf den Smallscreen wechselten, war Parker vor „Davy Crockett" ein Mann ohne Namen, der meist in unbedeutenden Filmen noch unbedeutendere Rollen gespielt hatte. „Davy Crockett" sollte das schlagartig ändern und ihn zum Idol der Massen machen, wenn zunächst auch weniger für ein erwachsenes Publikum als für Heerscharen von Kindern weltweit. Die Miniserie war eine DisneyProduktion im Rahmen der großen „Walt Disney”/„Disneyland”Anthologie-Reihe, die nicht zuletzt die Themenparks des genialen Filmproduzenten bewerben sollte.

The Adventures Of Jim Bowie

Serienrolle

Darsteller/in

Jim Bowie Rexin Maw Bowie

Scott Forbes Peter Hanson Minerva Urecal

unächst war allerdings der spätere „Rauchende Colts”-Star James Arness für die Rolle vorgesehen. Walt Disney höchstpersönlich begutachtete Arness, der – wie Parker – im Sci-Fi-Klassiker „Formicula” zu sehen war. Während Arness Disney jedoch kaum beeindruckte,

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Kids liebten, vom Kaugummi mit Davy-Crockett-Sammelkarten über die Lunchbox und die Buntstifte mit Davy-Crockett-Motiv bis zur unvermeidlichen Davy-Crockett-Waschbärenfellmütze wurde auf den Markt gebracht. Bis Ende 1955 sollen die Amerikaner sage und schreibe 300 Millionen US-Dollar für „Davy Crockett” ausgegeben haben (was heute etwa zwei Milliarden Dollar entspricht). Kurzum, die Serie war ein MegaGeschäft. Und doch machte, nachdem Parkers Vertrag mit Disney ausgelaufen war, keine der beiden Seiten Anstalten, ihn zu erneuern.

1. Februar 1998 bis 17. Mai 1998 in den dritten Programmen der ARD

soll der, als Parker eine kleine Szene hatte, aufgesprungen sein und gerufen haben: „Das ist Davy Crockett!” Der Rest ist Geschichte. Parker unterzeichnete einen Vertrag mit Disney, der ihn in Kürze zum Superstar und zur ersten – und neben Zorro einzigen – Wes­ tern-Ikone des Studios machte. „Davy Crockett” wurde zum größten Serienhit des Unternehmens und brachte durch Wiederverwertung im Kino bzw. durch Nachkolorierung der ursprünglich in Schwarzweiß gedrehten Folgen weiteren Gewinn ein. Zudem war der Titelsong, „The Ballad Of Davy Crockett” ein internationaler Hit. och währte die Zusammenarbeit nicht allzu lange. Als kein Geringerer als Regielegende John Ford Parker für „Der Schwarze Falke” anfragte (der John-Wayne-Western gilt heute vielen als bester Western überhaupt), verweigerte Walt Disney die Freigabe. Nach den ersten drei, an historische Ereignisse in Crocketts Leben angelehnten Folgen wählte man nun in der Folge Stoffe aus dem „Crockett Almanach”, der nach dessen Tod herausgegeben worden war. Bemerkenswert auch, wie clever man bereits damals, Mitte der 50er Jahre, Marketing und Merchandising handhabte. So ziemlich alles, was die

Darsteller Serienrolle Davy Crockett George Russell Polly Crockett Billy Crockett Johnny Crockett

arker spielte in der Folge zunächst in einigen B-Western, floppte 1963 aber mit einer Serie nach dem James-Stewart-Klassiker „Mr. Smith geht nach Washington”, so dass seine Karriere auf dem Spiel stand. Jetzt sollte das Schicksal eingreifen: Als Disney 1963 die „Davy Crockett”Abenteuer bereits zum vierten Male wiederholte, war der Erfolg riesig. Das rief den Sender NBC auf den Plan, und man verpflichtete Parker für neue „Davy Crockett”-Episoden. Erneut aber legte Walt Disney – obwohl ohne wirkliche rechtliche Handhabe – sein Veto ein. Weil man es sich aber nicht mit dem einflussreichen Disney verderben wollte, wählte man einen Kompromiss. Und der lautete: „Daniel Boone”. Bei NBC war man sicher: Solange Parker nur einen Waldläufer mit der für Davy Crockett legendären Waschbärenfellmütze spielen würde, wäre es völlig egal, wie dieser Waldläufer heißen würde. Der Start aber war eine Enttäuschung. „Daniel Boone”, gedreht entgegen dem Trend in Schwarzweiß, fehlte augenscheinlich das Geld, das Disneys „Davy Crockett” so sehenswert gemacht hatte. Fast ausschließlich wurde im Studio gedreht, was den Look arg hölzern machte.

DVD Deutsche Fassung Davy Crockett König der Trapper Walt Disney Davy Crockett und die Flusspiraten Walt Disney (1 DVD)

(1 DVD)

Davy Crockett

Darsteller/in

Fess Parker Buddy Ebsen Helen Stanley Eugene Brindle Ray Whiteside Seite 86

it der Zeit aber gewann die Serie doch an Profil. Nicht zuletzt, weil sie ab der zweiten (von sechs) Staffeln in Farbe und zum Teil on location gedreht und damit endlich der für eine Serie um einen Waldläufer entscheidenden Großartigkeit der amerikanischen EDITION WESTERN 1/2017


ess Parker, der 85-jährig am 18. März 2010 in Santa Ynez, Kalifornien, starb, zog sich bereits 1974 aus dem Filmbusiness zurück. In späteren Jahren betrieb er ein Hotel in Santa Barbara, ein Restaurant in Los Olivos sowie ein mehrfach ausgezeichnetes Weingut. Mit „Davy Crockett” und „Daniel Boone” hatte sich der Schauspieler unsterblich gemacht. Welch große Bedeutung gerade „Daniel Boone” für den TV-Western per se zukommt, hat der Autor Douglas Brode in seinem Buch „Shooting Stars Of The Small Screen” (mit einem Vorwort von Parker) so definiert: „Fess Parker hat mit ,Daniel Boone' einen mythischen amerikanischen Helden geschaffen, in dem das Beste unseres nationalen Charakters angelegt ist. Feste traditionelle Werte,

Wälder gerecht wurde. Zudem wurde mit dem Halbblut „Mingo” (Ed Ames), einem engen Freund Boones, ein Charakter eingeführt, mit dem die Macher das gesellschaftliche Interesse am Native American,

Serienrolle

Darsteller

Daniel Boone Rebecca Boone Jemima Bonne Israel Boone Mingo

Daniel Boone Darsteller/in

TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Fess Parker Patricia Blair Veronica Cartwright Darby Hinton Ed Ames

am Indianer, erfolgreich befeuerten. Die Autoren der Serie schrieben Mingo in der Folge gar ein Oxford-Studium zu und lehnten die Rolle an die historische Figur des Mohawk-Indianers Joseph Brant an, der es bis zum Offizier in der britischen Armee gebracht hatte und später als christlicher Missionar arbeitete. berhaupt war „Daniel Boone” eine Serie im Zeichen der guten Sache. So baute man, nicht zuletzt angeregt durch Parker, immer wieder auch Dunkelhäutige in die Handlung ein und unterstützte so die Bürgerrechtsbewegung. Kein Wunder, dass die Zuschauerquote im Süden der USA am höchsten war. Parker selbst, der bei einigen Episoden Regie führte, war besonders stolz auf „In Freiheit sterben”/ „Mama Cooper”. Im deutschen Fernsehen wurde diese Folge erstmals am 5. Mai 2016 auf Family TV gezeigt, wie überhaupt der größte Teil der 165 Episoden erst ab 1989 zu sehen war, zunächst auf Sat.1. Zuvor hatte „Daniel Boone” seine deutsche Heimat in der DDR, wo die Serie bereits ab 1971 auf DFF1 ausgestrahlt wurde.

9. Juli 1971 bis 15. Oktober 1971 im DDR-Fernsehen DFF1

Daniel Boone – waschecht nur mit der Waschbärenfellmütze

die sich der notwendigen Anpassung und Erneuerung aber nicht widersetzen. Zu einer Zeit, als der traditionelle Western-Held aus dem Fernsehen verschwand, war es Parker, der uns mit Daniel Boone einen alternativen WesternHelden bescherte. So stellt ,Daniel Boone' eine Serie dar, die den Übergang vom klassischen zum modernen Western charakterisiert." Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich bei aller Sympathie für „Daniel Boone” die Begeisterung der Millionen von Jungen in den 50er und 60er Jahren für die Crockett’sche respektive Boone’sche Waschbärenfellmütze nie nachvollziehen konnte. Ein totes Tier auf dem Kopf, das erschien mir, dem Stetson-Träger, einfach nur albern.


Abenteuer im Wilden Westen ("Dick Powell's Zane Grey Theatre")

. Eine Serie, die eigentlich keine war. Zumindest keine nach klassischem Verständnis. Vielmehr handelte es sich bei "Abenteuer im Wilden Westen" um eine Anthologie voneinander unabhängiger Geschichten, deren einzige Gemeinsamkeit ihr Autor war. o der wenig fantasiereiche deutsche Titel kaum etwas verrät, hilft das Original weiter. „Dick Powell’s Zane Grey Theatre” (einige Quellen bzw. Datenbanken bevorzugen amerikanisches Englisch und damit „Theater” anstelle von „Theatre”) verrät, dass es sich hier um eine Sammlung von Geschichten aus der Feder eines der großen Western-Novellisten, Zane Grey, handelt. Allerdings blieb nach einiger Zeit, als den Machern das Originalmaterial ausging, außer dem Namen im Titel nichts mehr übrig, was auf Zane Grey hingedeutet hätSeite 88

te. Stattdessen waren es jetzt Autoren wie Aaron Spelling (der spätere Schöpfer solcher Quotenhits wie „Der Denver-Clan”, „Melrose Place”, „Beverly Hills, 90210” oder „Eine himmlische Familie”), die der Serie im Verlauf der späteren der insgesamt fünf Staffeln und 148 Episoden ihren Stempel aufdrückten. ll das habe ich selbstverständlich erst sehr viel später erfahren. Nicht nur, dass ich während der Erstausstrahlung von „Abenteuer

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

5. Januar 1962 bis Juni 1962 in der ARD

im Wilden Westen” noch gar nicht geboren war. Auch die Wiederholungen in späteren Jahren sollten zunächst komplett an mir vorbeigehen. Erst als ich mich beruflich intensiver mit der Rezeption von TV-Formaten beschäftigte, wurde mir diese Serie bewusst. Tatsächlich bewusst gesehen aber habe ich sie zum ersten Mal vor etwa fünf Jahren, als eine DVD-Box mit 26 im deutschen Fernsehen gezeigten Folgen veröffentlicht wurde. Nun mag es heute schwer zu beurteilen sein, wie man diese Erzählungen damals, als Kind, wahrgenommen hätte. Erzählungen, die aufgrund des Anthologie-Formats mit immer neuen Protagonisten keine sich allmählich entwickelnde Identifikation mit einem etwaigen Helden erlaubt hätten. So muss ich „Abenteuer im Wilden Westen” weit mehr aus der Sicht des Kritikers, als aus der des Liebhabers und Nostalgikers bewerten. Und hier ist zunächst ein Fakt von Bedeutung, von dem die deutschen Zuschauer gar nichts mitbekamen.

er zweite Name im Originaltitel neben dem von Zane Grey, der von Dick Powell, weist darauf hin, dass in der US-Fassung Powell als Gastgeber fungierte und in die jeweilige Folge einführte. Hier zu Lande dagegen wurde dieser Vorspann komplett weggelassen. Dabei war Powell gerade in den ersten Jahren von enormer Bedeutung für die Serie. Weniger, weil der Schauspieler (die feine Raymond-Chandler-Verfilmung „Murder, My Seet”) immer wieder einmal selbst als Protagonist einer Episode auftauchte. Vielmehr hatte das populäre Multitalent, das in Hollywood auch als Sänger, Regisseur und Produzent erfolgreich war, die volle Kontrolle über das Casting. Dass er auch dieses Handwerk verstand, dafür stehen Namen solcher HollywoodGrößen wie Sammy Davis Jr., Anne Bancroft, Joseph Cotton, Barbara Stanwyck, Lee J. Cobb oder Walter Brennan

sowie die Western-erprobten Recken wie James Drury, Michael Ansara, Dan Dureya, Jack Elam, Denver Pyle oder Don Durant. Mit diesen Namen und mit Regisseuren wie Felix Feist, Ted Post, Budd Boetticher oder dem späteren Regievisionär und -Exzentriker Sam Peckinpah war ein gewisses Niveau allemal garantiert. nd tatsächlich sind die im 30-Minuten-Format ausgestrahlten Schwarzweiß-Episoden handwerklich solide. Aus heutiger Sicht aber mag manch einer sich vielleicht daran stören, dass viele dieser Erzählungen die „Moral von ihrer Geschicht” doch arg holzschnittartig an den Zuschauer zu bringen versuchen. Und wahrscheinlich wäre „Abenteuer im Wilden Westen” längst in Vergessenheit geraten, hätten nicht einige Episoden eine ganz besondere Bedeutung für die Historie des TV-Westerns. Genau genommen waren es vier, die die Vorlage bzw. die Pilotfolge für auch bei uns bekannte Serien-Spin-offs wie „Westlich von Santa Fé” (Episode „The Sharpshooter”) oder den drei bei uns unter dem Dachtitel „Von Cowboys, Sheriffs und Banditen” vereinten Serien „Johnny Ringo” („Einen Revolver voll Whiskey”/„Man Alone”), „The Westerner” („Trouble At Tres Cruces”) und „Black Saddle” („Ein Stiefel ohne Sporen”/„Threat Of Violence”) lieferten. Ein fünfter und letzter Ableger dagegen, „Trackdown” („Badge Of Honor”), eine Serie um einen von Robert Culp gespielten Texas Ranger, hat es nie ins deutsche TV geschafft.

DVD - Deutsche Fassung Abenteuer im Wilden Westen Pidax Film Media Ltd.

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(4 DVDs)

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Die besten Serien, die bei uns nie zu sehen waren

WAGON TRAIN

LAWMAN

Keine Frage, wer in den 60er Jahren aufwuchs, konnte dem TV-Western kaum entgehen. In den USA war der Western per se, ob im Kino und oder im Fernsehen, künstlerisch wie auch finanziell die vielleicht größte Kraft. Und meist dauerte es nicht lange, bis das, was in Amerika erfolgreich war, auch hier zu Lande auftauchte. Ein ungeschriebenes Gesetz, das uns "Bonanza" und "Big Valley", "Am Fuß der blauen Berge" und "Westlich von Santa Fé" oder auch "Rauchende Colts" und "Tausend Meilen Staub" bescherte. Und doch war das Repertoire jenseits des großen Wassers so enorm, dass einige Perlen damals an uns kleinen Revolverhelden und jungen Wilden vorbeigegangen und nie im deutschen Fernsehen gezeigt worden sind. Seite 90

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E

ine dieser Perlen war zweifel­ los „Lawman”. Diese Serie, die es in den USA zwischen 1958 und 1962 auf 156 Episoden brachte, war der – allerdings nur bedingt erfolgreiche – Versuch des Senders ABC, den Erfolg des Konkurrenten CBS mit „Gunsmoke” („Rauchende Colts”) nachzumachen. Auch „Lawman” setzte mit Dan Troop (John Russell) auf einen Marshal, der al­ les andere als ein Spaßvogel war und sei­ ne Aufgaben knochentrocken und gerne

ben Gregory Peck und Richard Widmark, in „Mann im Sattel” mit Randolph Scott und

auch mal schweigsam er­ ledigte. Mit John MacKay (Peter Brown) stand ihm ein junger Deputy zur Seite, der ehrfürchtig zu seinem Boss aufblickte und ihn selbst nach Jah­ ren noch mit „Mr. ­Troop” ansprach. Soll heißen: Kalauer, mit denen Festus Haggen in „Gun­ smoke” den anstrengenden Alltag in Dodge City, Kansas, schon mal auflockerte, waren in Laramie, Wyoming, nicht an der Tagesordnung. Weil die Macher aber wohl begriffen, dass selbst ein so genügsamer Typ wie Troop bisweilen et­ was Entspannung benötigte, führte man in der zweiten Staffel mit Lily Merrill (Peggy Castle), die alsbald den Birdcage Saloon führte, eine Art Miss Kitty von Laramie ein. Nichtsdestotrotz blieb „Lawman” eine Serie ohne jegliche Gimmicks. Einfach „nur” TV-Western pur war diese Reihe, mit streng durchstrukturierten Folgen, an deren jeweiligem Ende ein Profi, der Marshal, noch jedesmal seinen Job zur Zufriedenheit der Bürger erledigt hatte.

im grimmigen Armee-Western „Die Letz­ ten der 2. Schwadron” an der Seite von Joel McCrea zu se­ hen gewesen. Auch TV-Erfahrung als Hauptdarsteller, der eine Serie tra­ gen muss, hatte sich Russell mit „Soldiers Of For­ tune” bereits er­ worben, einer Serie um zwei Freunde, die rund um den Globus Abenteuer erlebten. Sein Meisterstück blieb aber ohne Frage „Lawman”. Und das gewiss nicht nur, weil Russell hier unter Beweis stellte, dass er neben Errol Flynn, Clark Gable und später Tom Selleck wohl einer der wenigen Männer war, der ungestraft einen Schnäuzer tragen konn­ te. Nicht unerwähnt bleiben soll zudem eine kleinere Rolle, in der er sich in nur wenigen Szenen zu einem der ein­ drucksvollsten und bestaussehends­ ten HollywoodIndianer neben Henry Brandon als „Der Schwarze Falke”

John Russell war der Lawman” „"

Wahrscheinlich hätte man keinen Besseren für diese Rolle fin­ den können als John Russell. Der blendend aussehende Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht hatte sich mit einer ganzen Reihe feiner Performances in Western längst einen Namen in Hollywood gemacht. So war er in „Herrin der toten Stadt” ne­

Darsteller Serienrolle

Lawman

Marshal Dan Troop Deputy Johnny McKay Lily Merrill

Darsteller/in John Russell Peter Brown Peggy Castle EDITION WESTERN 1/2017

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in John Fords gleichnamigem Meisterwerk und Ray Danton als Sayapi in „Yellowstone Kelly” spielte. In eben diesem wunderbaren TrapperWes­tern gab Russell den Sioux-Häuptling Gall, tatsächlich eine histo­ rische Figur. Der echte Gall war Kriegshäuptling der Sioux, kämpfte zwischen 1866 und 1868 an der Seite des noch berühmteren Red Cloud und nahm im Juni 1876 mit Red Cloud und Crazy Horse an der für die 7. US-Kavallerie verheerenden Schlacht am Little Big Horn teil. Russell spielte Gall mit einer bestechenden Präsenz, die natürliche Autorität, große Würde, aber auch eine ungeheure Härte ausstrahlte. Obwohl ich „Yellowstone Kelly” bereits ein Dutzend Mal gesehen habe, stellen sich mir noch immer die Härchen auf den Armen auf, wenn ich Gall/Russell zuschaue. Für Russell war das aber längst nicht sein letzter spektaku­ lärer Auftritt. Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte später, 1985, machte er als skrupelloser Gangboss in „Pale Rider”, dem Öko-Western seines Freundes Clint Eastwood, eine hervorragende Figur. John Russell starb 70-jährig am 19. Januar 1991 in Los Angeles.

DVD US-Fassung

von Gordon Douglas. Zudem hatte er in „Medic” als Dr. Konrad Styner Mitte der 50er Jahre bereits TVund Hauptrollenerfahrung sam­ meln können. Keine Frage, Boone gehörte zu den prominentesten Schauspielern aus der zweiten Garde Hollywoods.

Darsteller

Have Gun - Will Travel

Serienrolle

Darsteller/in

Paladin Hey Boy Hey Girl

Richard Boone Kam Tong Lisa Lu Für Western-Freunde unsterblich aber wur­ de er mit „Have Gun – Will Travel”, wobei der Titel nichts an­ deres als ein Arbeits­ angebot darstellte und so viel heißt wie „Bin ein guter Schüt­ ze und bereit zu rei­ sen”. Unter dieser Visitenkarte arbeitete sich Boone zwischen 1957 und 1963 als Gunfighter Paladin an 225 30-minü­ tigen SchwarzweißEpisoden ab. Der 1,90 Meter große Schau­ spieler, der nicht nur

Lawman Staffel 1– 4, Warner Brothers

(5 DVDs)

(5 DVDs)

(5 DVDs)

(5 DVDs)

Richard Boone .. : TV-Star und Kinobosewicht „Klassisch gutaussehend” – das ist wohl kaum das At­ tribut, das man Richard Boone zuschreiben würde. Dennoch war Boone, der be­ reits 1981 verstarb, einer der gerade im Western beson­

ders häufig beschäftigten Schau­ spieler. Oft hat er dabei eindrucks­ volle Bösewichte gegeben, wie in Martin Ritts „Hombre” als Ge­ genspieler von Paul Newman, in Budd Boettichers „Um Kopf und Kragen”, als er gegen Randolph Scott antreten musste, oder in „Der Scharfschütze”, dem Spät­ werk von John Wayne,­mit dem Boone befreundet war. Boone hatte aber auch das Zeug dazu, der Gute zu sein. So im Kavallerie-Western „Massa­ ker im Morgengrauen” oder in „Rio Conchos”, einem blutigen Spätwestern unter der Regie

ein Cousin des Sängers Pat Boone war, sondern auch ein direkter Nachfahre des legendären Waldläufers Daniel Boone, hatte sein Hand­ werk von der Pike auf gelernt. Er absolvierte an der Seite von Marlon Brando in Lee Stras­ bergs berühmtem Actors Studio eine Ausbildung im „The Method”-Stil und war in der Folge in klassischen Theaterrollen am Broadway zu sehen. „Have Gun – Will Travel” brachte ihm den Status eines TV-Superstars ein, weil sein stets ganz in Schwarz geklei­ deter Paladin ein so ungewöhnlicher Held war. Genaugenommen war er wohl sogar ein Anti-Held. Denn der ehemalige UnitedStates-Army-Offizier und jetzige Gunfighter liebte das gute Leben und das exzellente Es­ Seite 92

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DVD US -Fassung

Have Gun – Will Travel Komplettbox mit allen 5 Staffeln (35 DVDs)

Wagenladungen Stars rollen gen Westen sen im feinen Carlton Hotel in San Francisco, zog sich gerne schick an und verließ das lieb gewonnene Heim immer nur dann, wenn ein neuer Auftrag hereinschneite und meist vom Pagen Hey Boy (Kam Tong) überbracht wurde – was in nahezu jeder Folge der Fall war.

E in patent(iert)er Revolvergurt Berühmt war Paladin nicht zuletzt für seinen schwarzen Revol­ vergurt aus dem Repertoire von Arvo Ojala, einem Top-Schützen, der bei vielen Western als technischer Experte hinzugezogen wur­ de und selbst in einigen mit­ spielte. Für das Modell, das Paladin trug, hatte Ojala gar ein Patent bekommen, da man dank der tiefsitzenden Pisto­ lentasche besonders schnell ziehen konnte. Als Verzierung trug das Holster eine silberne Schachfigur, einen Springer, Paladins Markenzeichen. Nicht nur für Boone, sondern auch für den Sender CBS war „Have Gun – Will Travel” ein solcher Erfolg, dass die Western-Serie bis heute bei vielen Kritikern als eine der be­ sten gilt. Nur wenige Jahre vor sei­ nem Tod sollte Boone noch einmal zu diesem Genre zurückkehren. Mit „Hec Ramsey” spielte er von 1972 bis 1974 einen ehemaligen Revolverhelden, der als Deputy Sheriff sich nun eher auf seinen Verstand als seinen Colt verließ. Dabei setzte er vor allem auf neue Technologien und Erkenntnisse, Hey Boy ..

... und Hey Girl

wie die Fingerabdrucktechnik, die zur Zeitenwende vom 19. zum 20. Jahrhundert immer wichtiger wurden. Für Boone war „Hec Ramsey”, so eine Art Sherlock Holmes im nicht mehr ganz so wilden Westen, einer seiner letzten größeren Erfolge.

Apropos größerer Erfolg: Für die folgende Serie wäre das eine Un­ tertreibung. Denn „Wagon Train” war zwischen 1958 und 1961 die zweiterfolgreichste Serie im US-Fernsehen überhaupt, stets nur knapp hinter „Rauchende Colts”, be­ vor man für eine Saison sogar den Top-Rang übernahm. Ins­ gesamt rollten die Wagen von St. Joseph, Missouri, aus für acht lange Jahre westwärts, zunächst von 1957 bis 1962 bei NBC, dann noch bis 1965 bei ABC. Der „Wagon Train", der Wagentreck gen Westen, gehört zu den großen klassischen Motiven des Westerns und der amerikanischen Kultur überhaupt. Schließlich waren es die Pioniere,

Darsteller Serienrolle

Wagon Train

Major Seth Adams Flint McCullough Bill Hawks Charlie Wooster Christopher Hale Barnaby West Cooper Smith

Darsteller/in

Ward Bond Robert Horton Terry Wilson Frank McGrath John McIntire Michael Burns Robert Fuller

die den riesigen nordamerikanischen Kontinent von Osten aus trotz aller Gefahren durch Indianer, Gangster und Wetterunbill erschlos­ sen. So, wie der Treck Folge um Folge weiterzog, so gesellten sich immer wieder andere „Besucher” zu den Siedlern, was den Ma­ chern die Möglichkeit bot, ganze Wagenladungen von Gast- bzw. Episodenstars wie den großen Burgess Meredith, den späteren US-Präsidenten Ronald Reagan, dessen spätere Ehefrau Nancy Davis oder Hollywood-Größen wie Barbara Stanwyck, Henry Fonda oder Joseph Cotton he­ ranzukarren. Ein Konzept, das einige Jahre später von „Raw­ hide” („Tausend Meilen Staub”) Ward Bond aufgegriffen wurde. Bloß war aus

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Robert Horton

Terry Wilson

Frank McGrath

dem Wagentreck nun ein Viehtrieb geworden. „Wa­ gon Train” war in jeder Hinsicht episch. Gedreht wurde on location, an den typischen Orten des We­ sterns wie dem Monument Valley, die Erzählungen waren häufig Morality Plays zu den großen Fra­ gen des Lebens oder inte­ ressante Charakterstudien der Woche um Woche neuen Gäste. Und selbst­ verständlich waren auch die durchgehenden Rol­ len herausragend besetzt bei „Wagon Train”. An­ geführt wurde der Treck von Hollywood-Veteran und John-Wayne-Intimus Ward Bond (Major Seth Adams), der gemeinsam mit dem „Duke” in sage und schreibe 23 Filmen zu sehen gewesen war. Eine Verbindung, die zudem in Richtung Regielegende John Ford weist, unter dem beide, Wayne und Bond, knapp die Hälfte dieser 23 Filme gedreht hatten.

ler als Duke Shannon, dann „Laramie”-Schnuckelchen Robert Fuller als Cooper Smith den Scoutjob. Und auch für Ward Bond musste 1961 Ersatz ge­ funden werden. Allerdings hatte das einen traurigen Grund und lag nicht daran, dass Bond vielleicht an­ deres im Sinn gehabt hät­ te als „Wagon Train”. Der große Schauspieler war am 5. November 1960 im Alter von nur 57 Jahren in Dallas einem Herzinfarkt erlegen. Ein neuer Treckführer muss­ te also her. Mit John McIn­ tire fanden die Produzenten einen Schauspieler, der eine ähnliche Reputation genoss wie Bond und als Chris Hale den Treck 1965 schließlich ans ersehnte Ziel, nach Kalifornien brachte. Die längste Verweildauer aber hatten weder

Inspiriert von John Fords Meisterwerk „ Wagonmaster” "

Da verwundert es nicht, dass sich „Wagon Train” von Fords „Wagonmaster” („Westlich St. Louis”) inspiriert zeigte und Ford höchstselbst in einer Episode, „The Colter Craven Story” (1960), Regie führte. (Fast) hundertprozentig verlassen konn­ ten sich Seth und die Siedler auf Scout Flint Mc­ Cullough, der stets den richtigen Weg fand über Prärien und Gebirge und durch Flüsse. Gespielt wurde der Scout von Robert Horton. Der aber hatte spätestens 1962 die Nase voll von zig­ tausend Meilen Staub und vom TV-Western per se. Also verließ Horton die Serie, nicht ohne ein Statement „Nie mehr TV-Western” zu hinterlas­ sen. Aber erstens kommt es bekanntlich anders, und zweitens als Horton dachte. Denn ab 1965 sollte er als „A Man Called Shenandoah”, als „Mann ohne Namen”, auf der Suche nach seiner Identität wieder durch die Prärien des Westens irren. Für ihn übernahmen zunächst Scott Mil­ Seite 94

John McIntire

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Michael Burns

Robert Fuller

McIntire noch Bond, sondern auf die konnte Frank McGrath knapp vor Terry Wilson verweisen. Beide brachten es auf ungefähr 270 und damit auf rund 100 Folgen mehr als die Top-Stars der Serie. McGrath gab Koch

Format zurückkehrte. Der Wagentreck hatte sich am Ende der schier unendlich scheinenden Reise irgendwie fest­ gefahren. Nur ein Jahr später, 1966, schickte Hollywood einen weite­ ren Treck auf die Reise. Diesmal allerdings nicht gen Westen, sondern zu den Sternen. „Star Trek” („Raumschiff Enter­ prise”) machte sich nun auf den Weg. Das aller­ dings ist eine ganz andere Geschichte.

Charlie Wooster, der nicht nur fürs Essen, sondern auch für den Humor zuständig war, während Wilson als Bill Hawks ein eher tro­ ckener Knochen war. Zum Schluss noch eine interessante Pro­ duktionsnotiz. Während die klassischen Schwarzweiß-Folgen im 60-MinutenFormat höchst erfolgreich waren, konnte die siebte Staffel, gedreht in Farbe und als 90-Minüter, nur wenig begeistern. Und da­ ran änderte sich auch nichts mehr, als man für die achte und letzte Staffel zum alten

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Union Pacific

Der Bau der transkontinentalen Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. im Anschluss an den Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südstaaten (1861–1865) gehört zu den großen technischen Leistungen der nordamerikanischen Geschichte. Davon erzählte bereits 1939 "Union Pacific", Hollywoods schönster und erfolgreichster Eisenbahn-Western überhaupt. Rund 20 Jahre später versuchte man vergeblich, den Erfolg der Kinovorlage mit einer gleichnamigen Serie im Fernsehen zu wiederholen.

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TV-Erstausstrahlung in Deutschland

Juni 1959 bis August 1963 in der ARD

ie Eisenbahn gehört wohl zu den spannendsten ikonografischen Motiven des Westerns. Bot der Eisenbahn-Western doch die Möglichkeit, die Faszination für Technik, für die wunderbaren Stahlrösser der Pionierzeit mit anderen klassischen Western-Motiven Arbeiter legen 1868 Schienen für die Central Pacific Railroad in Nevada

wie dem Indianerüberfall, dem Landraub etc. zu verbinden. Tatsächlich war die Eisenbahn für die Erschließung des Wilden Westens Motor und Totengräber zugleich. Denn sie war es, durch die die Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis immer weiter gen Westen verschoben und schließlich – als man am Pazifik angekommen war – endgültig beseitigt wurde. Und allein die ungeheure Willensleistung der

Pioniere beim Vorantreiben der Gleise unter größten Entbehrungen hätte wohl gereicht, um das Thema Eisenbahn für die Verantwortlichen in Hollywood interessant zu machen.

Union Pacific und Central Pacific kämpften gegen die unerbittliche Natur und auch gegeneinander atsächlich aber lieferte die Geschichte des Streckenbaus Stoffe von geradezu Shakespeare'schen Dimensionen um Betrug, Gier und Totschlag. Denn zwei konkurrierende Unternehmen bewegten sich aufeinander zu, die Union Pacific Railroad von Omaha aus gen Westen und die Central Pacific Railroad von Sacramento aus ostwärts. Die USRegierung unterstützte d en Ba u d urch f i nanzielle Anreize. So wurde den Unternehmen nicht nur für jedes verlegte Streckenstück ein Zuschuss gewährt, sondern vor allem das Land entlang der Strecke übereignet. Logisch, dass beide, Union Pacific wie Central Pacific, darauf versessen waren, so viel Strecke wie eben möglich für sich in Anspruch zu nehmen. Wiederholt soll es daher Fälle von Sabotage gegeben haben, bis Präsident Ulysses S. Grant schließlich einen Treffpunkt für beide Gleisstrecken festlegte. Am 10. Mai trafen die Gleise von Union Pacific und Central Pacific in Promontory Point, Utah, aufeinander. o war die Eisenbahn von Beginn buchstäblich an für Hollywood interessant. Buchstäblich, weil der Film, der zu Recht den Ruf genießt, der erste Wes­ tern überhaupt zu sein, Edwin S. Porters „The Great Train Robbery” von 1903, für viele Filmwissenschaftler zudem gemeinsam mit Georges Méliès’ „Die Reise zum Mond” als der erste narrative Spielfilm im klassischen Sinn überhaupt gilt. Ein Denkmal in Zelluloid setzte 1939 Cecil B. DeMille, über Jahrzehnte einer der einflussreichsten Regisseure und Produzenten der Traumfabrik (u.a. „Die zehn Gebote”, „Der jüngste Tag”, „Kampf der Welten”) der amerikanischen Eisenbahn und ihren Vätern mit „Union Pacific”. „Union Pacific” ist nicht nur der mit Abstand beste Eisenbahn-Western, sondern gehört sicherlich zu den 20, 30 schönsten Western überhaupt.

" Union Pacific" – im Kino ein Welterfolg as prächtige, patriotisch gefärbte Starvehikel mit der damaligen Leading Lady Hollywoods, Barbara Stanwyck, mit WesternLegende Joel McCrea und dem zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Robert Preston, verbindet die Geschichte des unerbittlichen Kampfes von Union Pacific und Central Pacific mit einer wunder-

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Darsteller

Serienrolle

Darsteller/in

Bart McClelland Bill Kinkaid Georgia

Jeff Morrow Judson Pratt Susan Cummings

bestehen zu können. Auch die Tatsache, dass Jeff Morrow und seine Co-Stars Judson Pratt und Susan Cummings (die drei spielten Rollen, die, wenn auch sehr frei, an die der Kinovorlage angelehnt waren) alles andere als große Nummern waren, mag ein Übriges getan bzw. eben nicht getan haben. Morrow hatte zwischen 1930 und 1950 vor allem am Broadway gespielt, bevor er Anfang der 50er Jahre in einigen gröJeff Morrow als Bart McClelland ßeren HollywoodProduktionen wie „Das Gewand” oder „Wenn die Ketten brechen” zu sehen war. Judson Pratts Karriere begann ebenfalls am Broadway. Später sah man ihn in vielen Episodenrollen in Western-Serien wie

baren Dreiecksgeschichte. Für das ausführende Studio, Paramount Pictures, war „Union Pacific” von solcher Bedeutung, dass selbst kleinste Rollen mit damaligen Stars wie „Tarzan”-Darsteller Elmo Lincoln oder „Wolfsmensch” Lon Chaney Jr. besetzt wurden. Weltpremiere feierte der Film am 27. April 1939 in Omaha, Nebraska, dem einstigen Ausgangspunkt und nun Firmensitz der Union Pacific Railroad. Dass man sich schon damals auf gigantische Werbefeldzüge, hier gar im Wortsinne, verstand, zeigte sich, als Paramount Stars und Regisseur in einem Sonderzug, gezogen von einer Originallok, von Hollywood auf Reise gen Omaha schickte. Dort wurde die Uraufführung durch einen per Telegrafen übermittelten Knopfdruck von niemand Geringerem als Präsident Franklin D. Roosevelt gestartet. Die Superlative um diesen Welterfolg, dem 2002 nachträglich die Goldene Palme verliehen wurde, ließ den Machern in Hollywood keine Ruhe. 1958 schließlich versuchte man, mit der gleichnamigen Serie im Fernsehen den Kino-Erfolg zu wiederholen. Wieder einmal aber zeigte sich, dass sich künstlerische Erfolge nicht beliebig kopieren lassen. Nach gerade einmal einer Staffel mit 38 30-minütigen Schwarzweiß-Episoden (von denen man in Deutschland nur 19 zu sehen bekam) war „Union Pacific” bereits Susan Cummings und Jeff Morrow auf dem Abstellgleis gelandet. Woran das gelegen haben mag, ist schwer zu sagen.

Pacific", die Serie " Union – handwerklich solide, aber alles andere als ein Quotenrenner enn „Union Pacific” war – wie die meisten Western-Serien jener Tage – handwerklich solide und allemal gute Unterhaltung. Letztlich aber bot die Reihe wohl trotz der populären Eisenbahnthematik zu wenige große Momente, um neben der starken Konkurrenz Malerischer als im Wilden Westen war die Eisenbahn nie

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„Rauchende Colts”, „Tausend Meilen Staub”, „Bonanza” oder „Die Leute von der Shiloh Ranch”. Für Susan Cummings schließlich, geboren als Susanne Gerda Tafel in München, gilt Ähnliches, auch sie war in Kino und TV in kleineren Rollen vor allem in Western zu sehen. Die 2003 mit 86 Jahren verstorbene Schauspielerin war dreimal verheiratet und ihr erster Ehemann selbst ein Western-Star: Keith Larsen war nicht nur „Großer Adler, Häuptling der Cheyenne”, sondern auch Major Robert Rogers in „Northwest Passage”. Vor allem die erste dieser beiden Rollen machte ihn auch in Deutschland populär.

icht verschwiegen werden soll, dass sich mit „Eisenbahndetektiv Matt Clark” („Stories Of The Century”) schon vier Jahre zuvor eine weitere Serie ganz der Eisenbahn verschrieben hatte. Mit 39 ebenfalls 30-minütigen Schwarzweiß-Episoden, verteilt auf anderthalb Staffeln, war aber auch diese Produktion, in der Titelrolle mit dem späteren „Dallas”-Patriarchen Jim Davis besetzt, alles andere als ein Quotenrenner. Gerade einmal 13 Folgen wurden im ZDF gezeigt. Die allerdings liegen – im Gegensatz zu „Union Pacific” – als „PidaxSerienklassiker” auf zwei DVDs vor. Dass sich mit „Hell On Wheels” vor einigen Jahren eine um größeren Realismus bemühte, mittlerweile nach fünf Staffeln ausgelaufene Serie erneut mit dem Bau der Eisenbahn beschäftigte, zeigt einmal mehr, dass der Western, insbesondere der Eisenbahn-Western, längst noch nicht zum Altmetall gehört.

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B E A R

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KULT1975

Gültig bis 31. 3. 2017


BASTEI. Jedem seine Welt.

Der wahre Held des Westens Seine Romane erwecken eine längst vergangene Epoche zu neuem Leben

»Die Western-Botschaft ist ganz einfach: An sich glauben! Nie aufgeben! Jawohl, das ist die Botschaft aller Western auf den einfachen Nenner gebracht.« G.F. Unger


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