Ansprache des Ortsvorstehers Jürgen Stober am Billeder Heimattag am 11.06.2011
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Ansprache des Ortsvorstehers Jürgen Stober am Billeder Heimattag am 11.06.2011 Dorfgemeinschaft, ein Fest der Herzen und vor allem der Erinnerung an Ihre alte Heimat. Und – ich denke – auch das diesjährige Heimattreffen rührt Sie sicher wieder alle an; ob jung ob alt, ob selbst hautnah erlebt oder nur vom hören/sagen. Ihre Erinnerungen gehen zurück in die Jahre des zweiten Weltkrieges, an 1944, an die Flucht von damals 70 Billeder Familien vor der Sowjetarmee. Für die damals in Rumänien zurückgebliebenen begannen schlimme Jahre der Entrechtung, der Verschleppung und Diskriminierung, die ihren Willen, in den alten Siedlungsgebieten dennoch auszuharren, entscheidend geschwächt hat, und was in den folgenden Jahrzehnten zwangsläufig in einer Massenauswanderung endete.
Der Neureuter Ortsvorsteher, Jürgen Stober, bei seiner Ansprache anläßlich des Billeder Heimattages 2011 in der Badnerlandhalle in Karlsruhe
Ansprache des Ortsvorstehers Jürgen Stober am Billeder Heimattag am 11.06.2011
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ehr geehrter Herr Vorsitzender Gilde, sehr geehrter Herr Schirmherr, Bürgermeister Obert, liebe Billeder Heimatortsgemeinschaft, werte Ehrengäste, meine sehr verehrten Damen und Herren, nach dem vorangegangenen wunderschönen Festzug der Kirchweihpaare durch Neureut, den ich bereits zum zweiten Male miterleben und genießen durfte, dem Abholen der Ehrengäste beim Feuerwehrgerätehaus und dem nachfolgenden besinnlichen Gottesdienst in der Kirche St. Judas-Thaddäus, möchte ich mich nun hier in unserer schönen Badnerlandhalle zunächst nochmals ganz herzlich für ihre freundliche
Einladung zu Ihrem Heimattreffen bedanken. Und ich darf Ihnen versichern, wir, meine Frau und ich, sind gerne gekommen. Ich überbringe ihnen die Grüße unseres Neureuter Ortschaftsrates sowie aller Neureuter Mitbürgerinnen und Mitbürger. Meine Damen und Herren, Pfingsten hat – wie Sie ja alle am besten wissen – alle zwei Jahre für die Billeder eine ganz besondere Bedeutung. Das Heimattreffen steht an! Es ist Ausdruck des Wiederfindens einer in aller Welt zersprengten
In ihrem Billeder Heimatblatt 2010 hat ihr Vorsitzender, Herr Gilde, angemerkt, dass so mancher Billeder offenbar nun meint, sie wären am Ende ihrer fast 250-jährigen Geschichte als Banater Schwaben angelangt. Aber auch ich bin froh darüber, dass er dann doch selbst den Bogen schließt und sich für die Erhaltung der deutschen Kultur und Sitten, des Brauchtums ihrer alten Heimat einsetzt. Ich unterstreiche ebenfalls die von ihm weiter vertretene Auffassung, dass solange es in ihrer alten Heimat auch heute noch eine deutsche Minderheit gibt, die sich zu den Wurzeln bekennt, man einfach nicht das Recht hat, diesen Menschen die Hoffnung auf den Erhalt ihrer Identität zu nehmen. Damit würde man auch seine eigene Vergangenheit verleugnen. Sie brauchen sich vor niemandem zu verstecken und brauchen auch ihre Herkunft nicht zu verleugnen. Nein, ich denke, sie können vielmehr sehr stolz auf das zwischenzeitlich Erreichte sein, und zwar sowohl hier, als auch in ihrem ehemaligen Zuhause: im Banat! Jede Generation von Ihnen hat zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung des Banats beigetragen. Deshalb sollten Sie sich auch fragen, ob Sie – als letzte Auswanderer – damit am Ende einer Kette angelangt sind, einfach nichts mehr mit der alten Heimat zu tun haben wollen ? Ich meine, dass sie zwar am Ende angekommen sind, aber dieses Ende setze ich gleichbedeutend mit einem Neuanfang. Wenn ich in Ihren Heimatnachrichten lese und vor allem sehen kann, wie zum Beispiel ihr wunderbares
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Heimathaus zu neuem Leben erweckt wurde, dann gibt es nur eine Aussage: Sie konnten zwar aus dem Banat nicht viel mitbringen, aber Sie haben ihr kulturelles Gut, sie haben Ihre Trachten, sie haben die alten Lieder, vor allem die Blasmusik und vieles anderes mehr mitgebracht. Leben Sie diese Zeichen zu Ihrer alten Heimat auch weiterhin in bestem Sinne aus, und geben Sie den Stab hierfür auch an die kommenden Generationen weiter. Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben hier bei uns Wurzeln geschlagen, Sie alle haben sich erneut eine Existenz geschaffen, und wie ich vernommen habe, gibt es im Raum Karlsruhe über 500 Familien aus Billed, die hier leben und sich hoffentlich auch wohl fühlen. Besonders freue ich mich natürlich auch darüber, dass auch hier in unserem schönen Ortsteil Neureut einige Familien aus ihrer Billeder Heimatortsgemeinschaft sesshaft geworden sind. Ihnen geht es so, wie vielen anderen Heimatvertriebenen, die nach dem Krieg in der Neureuter Kirchfeldsiedlung eine neue Heimat gefunden, und sich trotz vieler anfänglicher Schwierigkeiten hier eingelebt und integriert haben. Sie alle hatten nie resigniert, sondern sich mit festem Willen ein neues Leben aufgebaut. Sie alle packten damals an, sie alle bewiesen Zähigkeit und Einfallsreichtum, und dass wir heute da stehen, wo wir sind, dass der Wiederaufbau ein Erfolg wurde, daran hatten alle gleichermaßen Anteil. Ich finde es deshalb auch geradezu beispielhaft, dass Ihre Billeder Heimatortsgemeinschaft, dass Sie, meine Damen und Herren, neben dieser schweren Zeit, die es zu überstehen galt, vor allem ihre Traditionen in bleibender Erinnerung halten, dass sie hier zusammenkommen, dass Sie hier Zusammengehörigkeit und Traditionsverbundenheit pflegen und somit – als wichtiges Signal – auch weitergeben. In diesem Sinne wünsche ich Ihrer heutigen Veranstaltung einen weiterhin guten Verlauf, vergnügte Stunden, einen schönen Abend. Auch morgen Vormittag wünsche ich Ihnen zum Abschluss Ihres Heimattreffens eine schöne Gedenkfeier und eine gute Hauptversammlung. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.