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Billeder Heimatblatt 2014
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Billeder Heimatblatt 2014 Herausgegeben von der HOG Billed
Abendd채mmerung auf dem Billeder Kalvarienberg
www.billed.de | heimathaus-billed.de
Billeder Heimatblatt 2014 Dezember 2014 | 27. Ausgabe
Inhalt
3 Vorwort, Werner Gilde 11 Die älteste Billederin beim Ulmer T., E. Martini 13 Seniorentreffen, April, E. Martini 15 Herbstliches Seniorentreffen, E. Martini 18 Frühlingstrachtenball, J. Stober 21 6. Sommerfest Karlsruhe, M. Müller 26 TV-Aufzeichnungen, S. Kegler 28 Treffen der Jahrgänge 1944-1949, G. Kegler 32 Tag der Heimat 2014, W. Gilde 46 Allerheiligen 2014, J. Klein 50 In der alten Heimat, E. Martini 56 Emma auf Mamas Kindheitssp., B. Hodis-Mayer 59 Karlsruher OB im Heimathaus, R. Csonti 61 Karlsruher Stadtzeitung, R. Csonti 64 Das Heimathaus und seine Gäste, E. Martini 70 Skifreizeit 2014, Anna-Lena Herbst 80 Geschichte des „Billeder Kaschtell“, H. Martini 84 Protokolle des Kriegervereins, H. Martini 90 1914 - Weggabelung in unserer G., W. Gilde 102 Liste der Gefallenen, P. Krier 108 Vor 70 Jahren, P. Krier 112 Lebensrettende Goldzähne, P. Krier 112 Josef Huber, Opfer der Enteignung, J. Herbst 116 Deutsche gegen Devisen, E.Packi 119 Das Los im Umschlag, H. Rothgerber 120 Hilfsgüter nach Temeswar, R. Braun 129 Familie der sicherste Hafen, H. Neumayer 130 Strohbilder als Geschenkartikel, M. Muhl 132 Die Welt ist doch nicht so groß, V. Prutean 140 De klone Matz von Johrmark, N. Kilzer 146 Gedicht zum Jahresausklang, M. Knoebl 150 Goldenes Ehrenzeichen für J. Mathis, P. Krier 152 Susanna Ballmann, E. Martini 155 Nachruf auf Hans Frick, H. Fink 156 Unserem Lehrer F. Töpfer zum Gedenken, B. Hehn 158 Abschied von Jakob Schrottmann, H. Slavik 159 Nachruf Elisabeth Follmer, A. Tobias 160 Website 3.0 der Billeder, H. Rothgerber 164 Statistik unserer Landsleute, J. Herbst 189 Schach-Meisterschaft 2014 190 Weihnachtsgedanken, H. Schnur
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Pfingsttreffen 2014 in Ulm, E. Martini
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15. Schlachtfest in Frankenthal, A. Tobias
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Banater Reisegruppe in Slowenien, E. Martini
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Vor 100 Jahren: Urkatastrophe 1. Weltkrieg, P. Krier Die hundertjährige Truhe, M. Knöbl
106 124 E. Martini
Susanna Weber,
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Gewlball un Fetzepupp, E. Weith
Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | www.billed.de | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Layout, Grafik und Satz: Hans Rothgerber Druck: diedruckerei.de | Auflage: 1500 Exemplare Umschlag U1, U4: Nachts vor der Kirche; U2: Fotomontage zum Jubiläum; U3: Auf dem Kalvarienberg
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Unser Heimatblatt
Grundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zugestellt. Da wir jedoch für den Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-überweisungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der Ehefrau), Fami lienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleu ten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden.
In eigener Sache
Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vor behalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden.
Mitglieder unserer HOG, die auch nach der Weihnachtszeit das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden. Der sendet es Ihnen nachträglich zu.
Der Vorstand der HOG Billed
Gewählt am 19.05.2013 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com
Vorwort
3 Liebe Leserinnen und liebe Leser,
Sie halten die 27. Ausgabe unseres alljährlichen Billeder Heimatblattes in der Hand. Dass wir auch die Ausgabe für das Jahr 2014 all unseren Landsleuten zur Verfügung stellen können, ist keine Selbstverständlichkeit. Ich möchte gleich zu Beginn ein großes Dankeschön an unser ehrenamtliches Redaktionsteam, an alle, die mit Beiträgen das Heimatblatt mitgestaltet haben und an alle Spender, die die finanzielle Basis schaffen, aussprechen. Das Billeder Heimatblatt bietet in der diesjährigen Fassung Wissenswertes zu den vergangen 250 Jahren seit der Dorfgründung und zu aktuellen Ereignissen in der alten und neuen Heimat. Außerdem freut es mich, dass wir wieder Beiträge zur Mundart und zu verschiedenen Reiseunternehmungen mit im Buch haben. Die Bilder und Berichte dieser Ausgabe mögen unser Heimatgefühl stärken, damit die inneren Bande zu unserer Heimat nicht reißen, denn jede Zukunft kann nur aus den Wurzeln der Vergangenheit genährt werden. Dafür kann auch das diesjährige Heimatblatt eine Grundlage bieten, damit uns bewusst bleibt, woher wir kommen und wo wir gehen und wie wir unsere Gemeinschaft auch in Zukunft auf ein festes Fundament stellen können. Ich hoffe, dass wir auch in den kommenden Jahren das Heimatblatt als einen Baustein unserer Gemeinschaft erhalten und uns weiterhin an seinen Geschichten und Bildern
an langen Winterabenden erfreuen können. Wie heißt es so schön: „Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus“. Ich möchte Sie ganz herzlich zu unserem Billeder Heimattag 2015 am Pfingstsamstag nach Karlsruhe einladen. Zudem findet Ende August in Billed die 250-Jahrfeier unseres Heimatortes statt. Für die Fahrt nach Billed organisieren wir eine Busfahrt. Interessenten melden sich bitte schnellstmöglich beim Vorstand. Der Vorstand der Heimatgemeinschaft Billed e.V. lädt zu diesen Veranstaltungen ein. Das Programm zur jeweiligen Veranstaltung finden Sie in diesem Heimatblatt und auf unserer Homepage www.heimathaus-billed.de. Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen! Vielleicht lassen Sie sich inspirieren, auch einmal für das Billeder Heimatblatt zu schreiben. Jeder ist willkommen und das Redaktionsteam unterstützt Sie gerne dabei. Die Advents- und Weihnachtszeit ist bekanntlich eine Zeit der Hoffnung. Es gibt nichts Schlimmeres als keine Hoffnung zu haben. Genau dafür ist eine Gemeinschaft wie die unsere da, uns gegenseitig zu stützen, Halt und Hoffnung zu geben. In der Hoffnung auf ein gutes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2015 können wir jetzt frohe Weihnachten im Kreise unserer Nächsten verleben. Das wünsche ich allen unseren Landsleuten und Freunden, ob in unserer neuen Heimat, in Billed oder in aller Welt. Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed
Aktuell
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Einladung zum 21. Billeder Heimattag
23. -24. Mai 2015 in Karlsruhe Eintritt frei!
Für die Zuhausegebliebenen wird am Samstag, 23.05.2015, zwischen 16:30-19:00 Uhr, das Treffen weltweit über das Internet übertragen unter: www.heimathaus-billed.de
Festprogramm * Samstag, 23. Mai 2015 10:00 Treffen der Landsleute in der Badnerlandhalle in Karlsruhe-Neureut 14:00 Festzug der Trachtenpaare und Blaskapelle durch Neureut, Abholen der Ehrengäste 15:00 Gottesdienst in der St. Judas-Thaddäus-Kirche 16:30 Begrüßung, Grußworte der Ehrengäste und Kulturprogramm in der Festhalle 20:00 Unterhaltungsabend in der Festhalle mit der Billeder Blasmusik und DJ Gerry Sonntag, 24. Mai 2015 10:00 Gedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe 11:00 Hauptversammlung der HOG Billed in der Gaststätte der Rintheimer Sporthalle
Anschließend gemütliches Beisammensein, Ausklang des Treffens
*mögliche Änderungen und zeitnahe Infos finden Sie im Internet unter www.heimathaus-billed.de
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inladung zur 250. Jubiläumsfeier seit der Gründung der Gemeinde am 28. -29. August 2015 in Billed
Zeitnahe Infos über die genauen Termine sowie Programmänderungen im Internet unter www.heimathaus-billed.de
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reitag, den 28.08.2015
16:30 Prozession zu den beiden Friedhöfen Kranzniederlegung am Friedhofskreuz 19:00 Andacht in der Kirche mit einem Kirchenmusik-Konzert
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amstag, den 29.08.2015
15:00 Eröffnung der Heimat-Stube und der Dauerausstellung 250 Jahre Billed in Text und Bild 16:00 Festlicher Umzug der Vereine 17:00 Feststunde 21:00 Unterhaltung für alle
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onntag, den 30.08.2015
09:00 Einladung der Ehrengäste zum Kirchweihfest 11:00 Heilige Messe 12:30 Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal 15:30 Kirchweihfest mit Kulturprogramm 19:30 Besuch am Kalvarienberg Es ist noch eine Stadtführung in Temeschburg geplant und eventuell eine Fahrt nach Maria Radna.
Veranstaltungen
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Pfingsttreffen 2014 in Ulm
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nser Pfingsttreffen führte am 7. und 8. Juni 2014 wiedermal Tausende Banater Landsleute aus über 150 Banater Ortschaften zu einem vielfältigen, bunten Fest unter dem Motto „Heimat erfahren und bewahren“ zusammen. In diesem Motto war alles konzentriert, was den Organisatoren, Mitwirkenden und auch dem Publikum wirklich wichtig war. Billeder waren 96 mit dabei: die Älteste war Susanna Heinrich (Blum), der Jüngste der Sohn von Henrike Schimpf Holz. An beiden Tagen standen die Volkstänze der Trachtengruppen im Mittelpunkt der
Elisabeth Martini
Aufmerksamkeit, erregten Aufsehen durch die schönen, farbenfrohen Trachten, die Aufmärsche und Tanzweisen, durch die sie begleitenden Musikkapellen der verschiedenen HOGs. Ergänzt wurden diese von der Ausstellung „Das Banat - eine Reise nach Europa“, von der beeindruckenden Pfingstmesse, den Grußworten bedeutender Persönlichkeiten, der Festrede von Guido Wolf, der Dankesrede von Dr. Heinz Günther Hüsch, dem Literarischen Salon (Ilse Hehn, Horst Samson Julia Schiff), der DBJT - Zeitreise, Tanzunterhaltung u.a.m.
Veranstaltungen
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Während der Festlichkeiten in der Ulmer Messehalle. Foto: Cornel Gruber In seinem Grußwort hob Peter-Dietmar Leber hervor, dass in der jetzigen Gemeinschaft der Banater Landsleute vier Generationen neben- und miteinander wirken, deren Biografien unterschiedlicher nicht sein könnten. „Von der Region unserer Herkunft haben wir uns räumlich entfernt, von deren Inhalten jedoch nicht. (…) Das Motto richtet sich ganz bewusst auch an die junge, in Deutschland geborene Generation, deren Heimat hier ist, die jedoch auch die Heimat ihrer Eltern und Großeltern bewusst als Baustein ihrer Identität bewahrt. Reichen Sie das Stück Heimat, das Sie in sich tragen, weiter!“ Ivo Gönner, OB Ulm, begrüßte aufs Herzlichste das Treffen, das schon seit 4 Jahr-
zehnten in Ulm stattfand und die bedeutendste Veranstaltung der Banater Landsmannschaft ist, ein eindrucksvolles Bekenntnis zu den Wurzeln, zur Herkunft und alten Heimat, mit der sie bis heute verbunden ist. „Die Donau ist das Band, das unsere Stadt mit der Landsmannschaft in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet, ein Symbol für das friedliche Zusammenleben der Völker im vereinten Europa.“ Erika Steinbach MdB, Präsidentin des Bun des der Vertriebenen, konnte persönlich nicht am Treffen teilnehmen, war sich aber sicher, dass man dabei an das reiche und wertvolle kulturelle Erbe aus über 300 Jahren deutscher Geschichte im Banat erinnern wird.
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Veranstaltungen
Mitglieder der Karlsruher Trachtengruppe bei der Aufführung „Zeitreise“. Fotos: Cornel Gruber „In Ulm hat die Geschichte der Banater Schwaben ihren Anfang genommen, als sich vor 300 Jahren die ersten Siedler auf den mühsamen Weg in Richtung Osten machten. Nun finden die Banater Schwaben zum 20. Mal als Gäste ihre Heimat in der ehemaligen Reichsstadt an der Donau. (…) Jede Zusammenkunft der Vertriebenen ist ein Bekenntnis zur Heimat, die Zusammenhalt und Überlieferung bedeutet, etwas Identitäts-Stiftendes ist, das man nicht vergisst. Heimat liegt nicht nur in der Vergangenheit, in der Erinnerung, es gibt sie auch aktiv in der Gegenwart und trägt zur Verständigung bei.“ Rechtsanwalt Dr. Heinz-Günther Hüsch wur de die Prinz-Eugen-Nadel als höchste Ehrung und Auszeichnung der Landsmannschaft für außerordentliche Verdienste um die gesamte Volksgruppe und die Landsmannschaft verliehen. Die 225.000 deutsche Aussiedler aus Rumänien, die zwischen 1968 und 1989 in die Bundesrepublik gekommen sind, verdanken ihre Ausreise den Vereinbarungen, die
der Verhandlungsführer Dr. Heinz-Günther Hüsch (CDU) in dieser Zeit mit der rumänischen Seite ausgehandelt hat. Dabei verhandelte der 1929 geborene Rechtsanwalt stets mit hohen Offizieren der Securitate während mehrerer Zusammenkünften, die sechs Ausreise-Vereinbarungen ergaben. Darin verpflichtet sich Rumänien, in jeweils fünf Jahren eine festgelegte Zahl von Deutschen ausreisen zu lassen, die Bundesrepublik ihrerseits verpflichtete sich, für jeden Aussiedler einen genau festgelegten Ablösebetrag zu zahlen. Deshalb ehrte die Landsmannschaft der Banater Schwaben Dr. Heinz-Günther Hüsch und dankte für sein Wirken und seine außerordentlichen Verdienste um die gesamte Volksgruppe. Aus der Festrede des Landtagspräsidenten Guido Wolf MdL (Tuttlingen) zitieren wir einige seiner wunderbar-einfühlsamen Aussagen: „Das bunte Bild, vor allem die Trachten in dieser Menge und Unterschiedlichkeit: ein wunderschöner Anblick.
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Die Karlsruher Trachtengruppe in den Kostümen für die „Zeitreise“-Aufführung. Sie stellen die Osmanen dar, die im 18. Jahrhundert von den Habsburgern aus dem Banat verdrängt wurden. Politiker, die nicht zu Ihnen finden, haben ein fehlerhaft funktionierendes politisches Navigationsgerät. Wer eine echte Tracht anzieht, legt ein sichtbares Bekenntnis ab zu dem, was ihm heilig ist: Er / Sie legt die Seele offen. All das Schreckliche, das Sie, Ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern im 20. Jahrhundert erleiden mussten, all das Unrecht, das Ihnen angetan wurde, nichts und niemand konnte Ihnen Ihre Seele als Banater Schwaben rauben. Nicht Stalin, nicht Ceausescu, nicht Tito.
schichte der Banater Schwaben ist eine kategorische Aufforderung, konsequent ein Europa zu schaffen, in dem Völker und Volksgruppen ohne Furcht voreinander harmonisch leben können, mit Recht auf Heimat. Es ist eine Selbstverstümmelung, wenn man sich von seinen kulturellen Wurzeln löst, wenn man seine landsmannschaftliche Herkunft verleugnet. Unser Alltag internationalisiert sich, wir brauchen aber eine Herkunftskultur, denn: Nur wer sich selbst achtet, wird geachtet!
Ihr Festhalten an der eigenen Identität und das Engagement, mit dem Sie Ihren kulturellen Schatz pflegen, waren und sind eine enorme menschliche und politische Leistung, vor der ich großen Respekt habe.
Was Ihnen angetan wurde, hat Ungarn, Jugoslawien und Rumänien nicht genutzt. Im Gegenteil. Die Kommunisten haben sich selbst und ihren Ländern massiv geschadet, ökonomisch und kulturell. Die Vertreiber waren nach der Vertreibung nicht reicher, sondern ärmer.
Je älter Sie werden, desto häufiger und intensiver kommt in Ihnen wieder hoch, was Sie durchmachen mussten. (…) Die Leidensge-
Ein Verbrechen bleibt ein Verbrechen, selbst wenn ihm ein anderes vorausging.
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Tanzvorführungen der Trachtengruppen in Halle 1 . Foto: Cornel Gruber Die Macht der Wahrheit und des guten Willens sind die Motoren für eine dauerhaft friedliche und gedeihliche Zukunft Europas. Die Donau ist dafür ‚eine Achse des Guten‘; die Donauraum-Strategie führt 8 EUStaaten und 6 Donau-Anrainer zur Zusammenarbeit zusammen in Wirtschaft und Verkehr, Ökologie, Hochwasserschutz, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Wer seine Heimat wirklich liebt, ist an ihrer Zukunft interessiert. Ihre Ankunft, Ihr Einleben, Ihr Aufbau einer Existenz, Ihr maßgeblicher Beitrag zum sogenannten Wirtschaftswunder ist nicht zu vergleichen mit dem, was wir heute ‚Integration‘ nennen. Es war für Sie klar: Wer Mitbürger sein will, muss Verantwortung übernehmen für sich, die Familie, in der Gemeinschaft. Von Ihnen können viele lernen, wie man Zu-
sammenhalt schafft und ein Gemeinwesen positiv mitgestaltet. Auf Sie trifft ein Charakteristikum zu: Staatsfreundschaft, eine dem Gemeinwesen und dem Allgemeinwohl zugewandte Haltung der Rechtschaffenheit und des Optimismus. Jeder Einzelne muss dazu die Einsicht, den Mut und die Kraft haben, um ihn an junge Menschen weiterzugeben, wie Sie. Eine emotionale innere Bindung an das Gemeinwesen ist in einer demokratischen Gesellschaft nicht bloß wünschenswert, sondern notwendig für den Ernstfall und die gedeihliche Zukunft. Hierin liegt der Unterschied zur ‚Multi-Kulti‘ und dem, wodurch Sie Deutschland stärken und bereichern.“ Der 1961 geborene Rechtsanwalt pflegt seit Jahren guten Kontakt zu unseren Landsleuten im Landkreis Tuttlingen.
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Barbara Schwarzmann mit Mutter und Sohn beim Ulmer Treffen
Die älteste Billederin beim Ulmer Treffen
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on den von Sepp Herbst gezählten 96 beim Pfingstfest in Ulm anwesenden Billedern war Susanna Heinrich, bekannt als Blums Wess Suss, mit 95 Jahren die allerälteste, aber dafür noch recht fit und an allem interessiert. Zum Treffen mit den Billedern hat sie und ihre Tochter der Enkel Stefan gefahren, der seine Mutter wie die Großmutter auch zu sonstigen Veranstaltungen fährt. Am 27.05.1919 in Billed geboren, war Susi das jüngste von den 6 Kindern der Eltern Josef und Maria Blum. Als junges Mädchen hat sie beim Bauer gedient, dann geheiratet und drei Kindern das Leben geschenkt. Durch den II. Weltkrieg hat sie 25-jährig mit drei kleinen Kindern ihren Mann und ihre Stütze verloren und musste auch noch nach Russland zum Wiederaufbau. In diesen fünf Russland-Jahren hatte sie auch Malaria und ist heute noch dem Landsmann Franz Heinz dankbar, dass er damals einen Arzt gerufen hat, der ihr helfen konnte, sonst hätte sie ihre Familie und die Heimat nicht wieder gesehen. Heimgekehrt, hat sie in der Hanffabrik gearbeitet bis zu ihrer Ausreise nach Deutschland. Schon im August 1961 nach Deutschland gekommen, hat sie nacheinander in drei verschiedenen Firmen gearbeitet, zuletzt in einer Metzgerei, zu der sie auch jetzt noch
Elisabeth Martini
Kontakt hat. Da hat sie in der Küche gearbeitet, war Mädchen für alles. Da die Eltern nicht da waren, ist Tochter Barbara, genannt Wawi, mit den beiden Geschwistern bei den Großeltern groß geworden, die nach Möglichkeit für die Kinder sorgten. Da aber nicht viel da war, musste Wawi manchmal auch hausieren gehen, ging dann auch bis zur 6. Klasse zur Schule und anschließend in die Kollektivwirtschaft arbeiten. In Deutschland hat sie in verschiedenen Firmen gearbeitet, zuletzt 32 Jahre in einer Elektro-Firma, bis sie in Rente ging. Sie ist gerne bei allen Billeder Treffen dabei und besucht auch jetzt immer wieder Billed, wo sie im Forum bestens untergebracht und verköstigt ist. Wawis zwei Söhne gehen fleißig zur Arbeit: der eine ist Kaufmann, der andere Automechaniker, der, seit er den Führerschein hat (1994), Mutter und Großmutter gerne zu den Billeder oder Banater Treffen fährt. Stefan ist Susi-Omas Lieblingsenkel, der alles für seine Oma tut, die übrigens noch allein wirtschaftet, jedoch regelmäßig sehen Tochter Wawi und die Enkel nach ihr, außerdem gibt’s Telefon. Der ganzen Familie, aber besonders Wess Suss, wünschen wir Gesundheit, Zufriedenheit und persönliches Wohlergehen.
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Abschied vor der Auswanderung in die BRD 1961: v. l. Josef Gera, Magdalena Gera, Elisabetha Blum, Johann Blum, Elisabeth Prodan (Klein), Susanna Heinrich, Barbara Gezda, Anna Hylovski, Anna Weinz, Peter Laub, Sofie Faber, Elisabetha Heinrich (Lansche), Barbara Heinrich (Schwarzmann), Johann Heinrich. Einsender: Barbara Schwarzmann (Heinrich) Elisabeth Martini und Barbara Schwarzmann im Heimathaus auf den Spuren der Vergangenheit
Veranstaltungen
Seniorentreffen im Zeichen des Flieders
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m 23. April fand im Karlsruher „Haus der Heimat“ das Frühjahrstreffen der Billeder Senioren statt, das nicht nur Karlsruher zu freundschaftlich- nachbarschaftlichem Plaudern einlud. Gekommen waren zwar nur 31 Personen - wie immer etwas mehr Frauen als Männer - doch der Empfang und die Atmosphäre waren herzlich wie immer und das Ambiente einladend, vor allem durch den wunderbar duftenden Flieder auf den reich gedeckten Tischen. Da gab es für jeden etwas: Kipfeln und Kuchen im überfluss, Kaffee und Getränke nach Wunsch. Nach Geschlechtern getrennt, kamen bei den Versammelten in Grüppchen wichtige Themen zur Diskussion: Familie im weitesten Sinne des Wortes, Schrebergärten, Reisen, Krankheiten, Todesfälle u. a. Zu den seit dem letzten Treffen (Herbst) verzeichneten Geburten und Todesfällen ließ
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Elisabeth Martini
Josef Herbst Listen weiterreichen, die auch gekonnt erläutert wurden. Zumal die ganze Plauderei im Billeder Dialekt geführt wurde, war es mehr als zutreffend als Intermezzo das „Billedrisch“ ganz in den Mittelpunkt zu stellen. Elisabeth Martini (Frick) stellte den eben im Druck erschienenen „Banater Struwwelpeter“ Nr. 2 vor, eine in 4 Dialekte gewagte Übertragung der 1845 erstmals gedruckten Kindergeschichten des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann, der auf der Suche nach einem anschaulich-erzieherischen Buch für seinen 3-jährigen Sohn zur Selbsthilfe griff. Sein „Werk“ war so erfolgreich, dass es millionenfach gedruckt und in über 80 deutsche Mundarten übertragen wurde. Auch die deutschen Aussiedlungsgebiete lieferten solche Üertragungen wie: Siebenbürgen, Ostsudeten, Niederschlesien, Mähren, Ostpreußen. Es war nur folgerichtig, dass
Der Tisch mit den Senioren, sie sind stets in der Minderheit. Fotos: Hans Martini
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Veranstaltungen
Jakob und Leni Muttar gilt unser Dank f端r Organisation und Bewirtung, wof端r wir auch Frau Bauer danken. Fotos: Hans Martini
Veranstaltungen sich auch das Banat einreiht. 2013 erschien unter der Leitung und Anleitung von Lothar Blickling (Großsanktnikolaus) die von Dialektsprechern aus Großsanktnikolaus, Marienfeld, Triebswetter und Tschanad vorgenommene Übertragung. Kaum erschienen, suchte L. Blickling schon nach weiteren Dialektsprechern, die die Nr. 2 des „Banater Struwwelpeter“ schaffen wollen und können. Denn eigentlich geht es ja um die Erhaltung der Banater Dialekte in ihrer großen Vielfältigkeit anhand eines allgemein bekannten Werkes. Vertreten ist in der Nr. 2 Bakowa, Bentschek, Billed und Engelsbunn, jeweils im Gegensatz zur Originalfassung von H. Hoffmann. Vorgetragen wurden nur einige Geschich ten im Billeder Dialekt und zwar in Anpas-
15 sung an die anwesenden Landsleute, die es tatsächlich genossen. Gespeichert soll nun die Billeder Variante auf Tonträger werden, damit das Lesen leichter fällt und auch das Nachsprechen. Auch Josef Herbst hat witzig-humorvolle Dialektgedichte zum Besten gegeben und Beifall geerntet. Jakob und Leni Muttar gilt unser Dank für Organisation und Bewirtung, wofür wir auch Frau Bauer danken. Und uns auf das Treffen im Herbst freuen, wofür vorsorglich Jakob Muttar schon die Einladungen verteilt hat. Hoffentlich ist unser landsmannschaftlicher Zusammenhalt nicht so kurzlebig wie der Flieder, den ich gern mit nach Hause nahm, der aber am nächsten Tag schon welk war.
Herbstliches Seniorentreffen in Karlsruhe
Elisabeth Martini
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ein, so düster trüb und traurig war es am Mittwoch Nachmittag, dem 24. September, draußen nicht – wie der Titel vielleicht vermuten lässt - und drinnen, im Haus der Heimat erst recht nicht, denn jeder begrüßte freudig Bekannte, Nachbarn und alte Freunde. Am erfreulichsten war es, dass diesmal zahlenmäßig zugelegt wurde, wo doch schon die bange Frage im Raum stand: Geht es nun unaufhaltsam abwärts bis zum traurigen Ende? Davon sind wir zum Glück noch weit entfernt. Die 22 Frauen und 17 Männer hatten sich viel und sehr viel zu erzählen. Um Ruhemomente für kurze Mitteilungen und Gedichtvorträge musste besonders gebeten werden: Jakob Muttar begrüßte alle Anwesenden recht herzlich; Sepp Herbst lieferte Informationen über Eheschließungen, Geburten und Todesfälle seit dem letzten Treffen.
Als Wertschätzung unserer Billeder Mundart gab es unterhaltsame, leicht kritisch-ironische Töne in den von ihm und Maria Muhl vorgetragenen Gedichten. Beide ernteten reichen Beifall, als Zeichen dafür, dass es thematisch und darbietend gut angekommen ist. Die Tische boten außer Blumenschmuck eine Fülle an Kipfeln, Kleingebäck, Kaffee und allerlei Getränken. Mehr als verzehrt werden konnte... Daher geht unser Dank an alle, die gebacken, geschmückt, serviert und organisiert haben, besonders an Leni und Jakob Muttar, Frau Bauer und Freundin. Unser später dazugekommene Vorstandsvorsitzende Werner Gilde informierte über seinen Billed-Besuch und die für nächstes Jahr geplante 250-Jahr-Feier seit der Gründung unserer Heimatgemeinde. Er lieferte auch einen vorläufigen Verlauf der 3-tägigen Feier (28.- 30. August), lud zum Mitfahren
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ein, verwies auf Übernachtungsmöglichkei ten und darauf, dass es vielleicht unsere letzte große Billed-Aktion sein könnte. Zur Erinnerung und für die Landsleute, die nicht dabei sein konnten, stellten wir uns diesmal alle zu einem Gruppenfoto zusam-
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men. Mit dem Merkzettel von Jakob Muttar bezüglich des Frühlingstreffens im April 2015 in der Tasche, mit Händedruck, Umarmungen und guten Wünschen für die Zukunft verabschiedeten sich alle, zufrieden und froh, dabei gewesen zu sein.
Veranstaltungen
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Gruppenaufnahme mit den Teilnehmern am Herbsttreffen in Karlsruhe. Fotos: Hans Martini Foto links unten: Sepp Herbst informiert über Eheschließungen, Geburten und Todesfälle der Billeder seit dem letzten Treffen. Großherzoglicher Ausblick auf Karlsruhe, im Hintergrund der Schwarzwald. Obwohl nur 2 Personen aus dem Raum Karlsruhe sich 1765 in Billed angesiedelt hatten, kamen nach über 200 Jahren mehr als 400 Billeder hierher zurück und fanden in der Fächerstadt eine neue Heimat.
Aktuell
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Ortsvorsteher von Karlsruhe-Neureut, Jürgen Stober, bei seiner Ansprache
Frühlingstrachtenball in der Badnerlandhalle
Ansprache von Jürgen Stober, Ortsvorsteher von Karlsruhe-Neureut
Frühlingstrachtenball mit der Trachtenblas kapelle Billed-Alexanderhausen am 10. Mai 2014 in der Badnerlandhalle KarlsruheNeureut. Mitwirkende: Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe, Trachtengruppe der Donauschwaben Neureut, Mitglieder der Trachtengruppe München. Herr Gilde, Herr Klein, Kuratoriumsvorsitzender und Stadtrat Dr. Heilgeist, Ehrengäste, Banater- und Donauschwaben-Familien, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich über den ersten Frühlingstrachtenball, hier in unserer Badnerlandhalle und bedanke mich ganz herzlich für Ihre freundliche Einladung, der ich gemeinsam mit meiner lieben Frau natürlich gerne gefolgt bin. Wir sind zwar nicht die Tänzer, aber das Zu-
sammengehörigkeitsgefühl, das man hier verspürt, ist einfach ansteckend. Wir haben hier ja schon etliche große und prächtige Trachtenbälle mit 100en von Gästen miterleben dürfen und mir wurde seinerzeit ganz wehmütig ums Herz, als ich hörte, dass diese Veranstaltung wegen des nachlassenden Zuspruches – sicher, die Leute werden ja immer älter, es wird zunehmend schwieriger – nach jahrzehntelanger Tradition hier in unserer Badnerlandhalle nicht mehr weitergeführt werden könne. Der letzte Ball fand im Jahre 2011 statt. Umso dankbarer bin ich vor allem Herrn Gilde, der sich mit seiner Landsmannschaft, mit seinen Banater Schwaben entschlossen hat, das heimatliche Brauchtum weiter zu bewahren und dazu auch wieder die Landsmannschaft der Donauschwaben mit
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Tanzvorführungen der Trachtengruppe Karlsruhe unter der Leitung von Heidi Müller ins Boot holen konnte. Ein neues Konzept mit verschiedenen Trachtentanzgruppen, Ihrer Kinder- und Jugendgruppen des Kreises Karlsruhe, der Trachtentanzgruppe ihrer Banater Schwaben, der donauschwäbischen Trachtentanzgruppe aus Neureut und einigen Trachtentänzern aus Bayern soll die Tradition der großen Trachtenbälle fortführen. Und ich finde dies auch sehr schön, denn der Frühling, Musik und Tanz, das klingt einfach gut zusammen und die Freude beim Tanzen ist geradezu spürbar. Ja, und für die Musik zum Tanz bedanken wir uns ganz herzlich bei der Billed-Alexanderhausener Blasmusik, die uns ja schon zu Beginn von ihrem Können überzeugen konnte. Herzlichen Dank. Ja, „Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft“, so hat es mal kein geringerer als Fred Astaire auf einen Nenner gebracht. Und diese Bitte
wird heute sicherlich erhört, wenn auch die Tänzerinnen und Tänzer mit ihren Trachten elegant und leichtfüßig über das Parkett schweben, so wie wir es ja bereits miterleben durften. Besonders freue ich mich, dass neben den Erwachsenentanzgruppen auch die Kinder und die Jugend stark vertreten ist, mit voller Begeisterung mit dabei sind und damit auch ein Signal der Fortführung ihres Brauchtums und der Kultur setzen und gewillt sind, dieses auch in Zukunft lebendig zu erhalten. Die Verantwortlichen haben es verstanden, der jungen Generation den reichen Schatz des Kulturgutes ihrer alten Heimat nahe zu bringen und sie dafür zu begeistern. Dies macht Mut und dies ist ein wichtiger Schritt zum Erhalt ihrer wertvollen Aktivitäten. Meine Damen und Herren, die Art und Weise, wie sie gemeinsam das Leben anpacken,
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Veranstaltungen
Tanz für alle mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen. Fotos: Cornel Gruber sehe ich in dem von Golo Mann geprägten Satz vielfach bestätigt: „Wer nicht um seine Herkunft weiß, der hat auch keine Zukunft“. Sie wissen genau um ihre Herkunft, und sie wissen auch, wie wichtig es ist, Heimatpflege zu betreiben. Heimat bedeutet heute nicht Bindung an einen bestimmten Ort, sondern eine Einbindung in den Alltag; es bedeutet die Auseinandersetzung mit der Umgebung und damit insbesondere den Gewinn und den Ausbau neuer Heimatbezüge. Gerade die nachwachsenden Generationen sollten über die Herkunft ihrer Vorfahren Bescheid wissen, und es sollten auch sinnvolle Betätigungen für eigene Initiativen geschaffen werden, wie zum Beispiel der Tanz. Aus diesem Grunde können die kulturel len Aktivitäten sowohl der Donauschwäbischen als auch der Banater Schwaben und vor allem deren Jugendarbeit nicht hoch genug eingeschätzt werden. Aus der engen Verbundenheit mit den Trachten der Ahnen und Urahnen sind die Trachtenbälle - oder wie sie schon damals
genannt wurden - die Schwabenbälle - hervorgegangen. In dieser Zeit strömten aus nah und fern die Trachtenträger und ihre Freunde herbei, um an der bunten Trachtenschau und an den überlieferten Volkstänzen aktiv teilzunehmen oder um sich an dem farbigen Bild zu erfreuen. Und wenn man hier auf die Bühne schaut, und sieht, wie farbenfroh dies auch heute noch ist, da lacht einem richtig das Herz. Wir spüren die Freude aller für das Erbe Ihrer Vorfahren, das sich auch heute noch mit Fleiß und Sparsamkeit, mit Strebsamkeit und Unternehmensgeist, aber vor allem mit Lebensfreude umschreiben lässt. Ja, meine Damen und Herren, ich möchte nun aber nicht weiter im Wege stehen; ich räume nun das Feld und bedanke mich ganz herzlich bei den Verantwortlichen, die den Schritt in Richtung Frühlingstrachtenball unternommen haben, ich bedanke mich bei allen Tänzerinnen und Tänzern, ob jung oder auch schon etwas älter für die bevorstehenden Vorführungen und wünsche uns allen einen angenehmen, vergnüglichen Abend und ein paar frohe Stunden.
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6. Sommerfest der Banater Schwaben Karlsruhe
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Melanie Müller
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er Himmel zeigte sich bedeckt, ein Hauch von Regen lag in der Luft. Das waren nicht die perfekten Voraussetzungen für einen schönen Tag im Juli. Doch schon von weitem konnte man sehen, dass es sich viele Leute nicht nehmen lassen wollten, auch dieses Jahr beim großen Sommerfest des Kreisverbandes Karlsruhe dabei zu sein. Schon zum fünften Mal veranstalteten wir unser Fest auf dem Sportgelände des FC Südsterns. Der Tag hatte wieder einmal einige besondere Momente vor sich. Unsere Gäste konnten zu Beginn den Klängen der Gruppe Quintessence lauschen, einer Gruppe, der Adam Tobias angehört. Nachdem Heidi Müller und Günter Weber den Bürgermeister Michael Obert und alle Gäste begrüßten, konnte man den langersehnten Klängen der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle zuhören. Nebenbei wurden alle Anwesenden mit unseren Grillspezialitäten verwöhnt. Besonders beliebt sind die selbstgemachten Mici. Nachdem die meisten Besucher schon ihre erste Portion Mici gegessen hatten, folgte die erste Tanzdarbietung. Unsere Erdbeergruppe zeigte die Donauschwäbische Tanzfolge. Die Kinder waren mit Begeisterung dabei und ernteten viel Applaus. Mit dem „Allgäuer Dance Mix“ folgte kurz darauf mal etwas anderes. Die Erdbeergruppe zeigte sich von ihrer modernen Seite. Mit viel Spaß beim Tanzen haben sie das Publikum sehr begeistert. Auch unser Kuchenbuffet durfte dieses Jahr natürlich nicht fehlen. Mit vielen Torten, Kuchen, Gebäck und Kipfeln war für jeden etwas dabei. So entstand schon nach kurzer Zeit eine sehr lange Schlange, denn keiner wollte dieses Kuchenbuffet verpassen und am liebsten von allem probieren.
Nachdem auch jeder seinen Kuchen allmählich gegessen hatte, folgte der nächste Höhepunkt des Tages. Die Jugend- und Erwachsenengruppe hatten ihren großen Auftritt. Gleichzeitig hatten beide Gruppen eine Premiere, da zum ersten Mal der neu einstudierte Bändertanz parallel aufgeführt wurde. Der Bändertanz hat so seine Tücken, denn sobald eine Person mit dem Band falsch tanzt, können sich die Bänder ineinander verhaken und der Tanz ist vorbei. Doch diese kleine Hürde schafften beide Gruppen ganz locker und so konnte man viele verschiedene Muster aus den Bändern erkennen. Am Ende waren die Zuschauer begeistert und die Tanzgruppen konnten sich einen großen Applaus des Publikums sichern. Als zweiten Tanz wurde die „Schottische Polka“ aufgeführt. Die flotte Polka ist nicht nur bei den Tänzern beliebt, sie kommt auch immer wieder bei den Zuschauern gut an. Danach war noch lange nicht Schluss. Viele Besucher wollten es sich natürlich nicht nehmen lassen auch die eine oder andere Polka zu den Klängen der Blasmusik zu tanzen. Und immer wieder das bekannte „Nochmool!“, wenn eine schnelle und beliebte Polka gespielt wurde. Der Tag neigte sich so langsam dem Ende zu. Das Wetter hatte gehalten und wir konnten wieder zahlreiche Besucher vermerken. Das Sommerfest ist jedes Jahr ein Highlight und wird hoffentlich noch sehr lange bestehen. An dieser Stelle auch ein ganz großes Dankeschön an alle Helfer, Kuchenspender, Tänzer und Tänzerinnen, Musiker sowie an unsere vielen Besucher! Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr!
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Heidi Müller, Bürgermeister Michael Obert als Schirmherr und Günter Weber, Ehrenvorsitzender des FC Südstern, bei der Eröffnung des 6. Banater Sommerfestes in Karlsruhe Die Grillmannschaft mit dem speziellen, von Adam Tobias sen. gebautem Grill
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Das Tortenbuffet mit den zahlreichen gespendeten Torten und Kipfeln Tanzmusik mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und den Solisten Melitta und Dietmar Giel
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Tanzvorf체hrungen der Trachtengruppen Karlsruhe auf dem Gel채nde des FC S체dstern. Fotos : Cornel Gruber Ausblick aus dem Zelt der Blaskapelle
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Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen f端r alle F辰lle gesch端tzt unter dem Zelt Tanzvorf端hrung der Erdbeertanzgruppe
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TV-Aufzeichnungen mit den Trachtengruppen Karlsruhe
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lle Paare aufstellen, lächeln und Musik ab!“ Das waren die letzten Instruktionen des Regisseurs, bevor sich die Tanzpaare zu ihrer Fernsehpremiere auf der hell erleuchteten Showbühne formierten. Am 8. Juli 2014 waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Tanz- und Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe erstmals zu Gast bei der TV Aufzeichnung zu „Andy´s Musikparadies“ in der alten Eventfabrik Waldbronn. Nach etlichen Proben hatten die acht Paare der Kindergruppe die Gelegenheit, mit ihrer fehlerfreien Darbietung das Publikum zu begeistern. In den traditionellen Trachten waren die „Kleinen“ nicht nur ein echter Hingucker, sondern avancierten auch zum Publikumsliebling der Folge Nr. 547. Nachdem zuvor bereits ein Probelauf der gesamten Sendung stattfand, hieß es nach
Stefanie Kegler
der Pause dann auch für die gemischte Gruppe aus Jugendlichen und Erwachsenen: Bitte hinter die Kulissen, umziehen und ab in die Maske! Mit zwei flotten Polkas war es eine gelungene Darbietung und die Zuschauer schunkelten mit ins Finale der zweiten TVAufzeichnung des Abends. Dank der mitgereisten Fans durfte sich die Gruppe über extra viel Applaus freuen. Der Moderator, Sänger und Produzent Andy Hocewar, der bereits Schlagergrößen wie die TOPs, Tony Marshall und Oliver Thomas zu Gast hatte, will mit seinem Sendungsformat nach eigener Aussage auch Nachwuchskünstler und Amateurgruppen aus der Region fördern. Somit hatten die 16 Tanzpaare, Betreuer und Fans Gelegenheit, intensiv Fernsehluft zu schnuppern. Die Sendetermine bei Baden-TV waren am 23. und 30. August.
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Am 8. Juli 2014 waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Tanz- und Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe erstmals zu Gast bei der TV Aufzeichnung zu „Andy´s Musikparadies“ in der alten Eventfabrik Waldbronn. Fotos: Cornel Gruber
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Treffen der Jahrgänge 1944-1949
ie Gemeinschaft der Billeder Deutschen zählte in den Jahren 1944-1949 insgesamt 125 Geburten (Ortssippenbuch Billed von Hans Wikete). Viele Kinder dieser Jahrgänge erlebten ihre Kindheit in der Deportation. Durch die Kriegs- und Nachkriegsfolgen waren es die dunkelsten Jahre unserer Geschichte. Rund 50 Personen dieser Generationen trafen sich am 12. Juli im Landgasthof im fränkischen Stil „Grüner Baum“ Diepersdorf im Nürnberger Land. Das Zustandekommen ist Josef Hipp, Herbert Preisach und Elisabeth Follmer, die tragi-
Veranstaltungen Gerry Kegler
scherweise kurz davor verstarb, zu verdanken. Ehrengäste sind die ehemaligen Lehrerinnen Frau Jobba und Frau Slavik. Christa Roman ist als einzige aus Rumänien angereist. Standard bei solchen Anlässen ist das Tortenbuffet mit den selbstgebackenen Banater Spezialitäten. Vom frühen Nachmittag bis weit nach Mitternacht dauerte die Begegnung, Gerry sorgte für Unterhaltungsmusik. Nach Übernachtung und gemeinsamemFrühstück in der Gaststätte ist auch dieses Treffen schon wieder Erinnerung.
Rund 50 Personen der Jarhgänge 1944-1949 trafen sich am 12. Juli 2014 im Landgasthof im fränkischen Stil „Grüner Baum“ Diepersdorf im Nürnberger Land.
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Vom frühen Nachmittag bis weit nach Mitternacht dauerte die Begegnung, Gerry sorgte für Unterhaltungsmusik. Gemeinsames Frühstück in der Gaststätte
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Gruppenbild der Jahrgänge 1944-1949
Jahrgang 1944: Peter Mann, Inge Aigner (ThĂśresz), Christa Dutica (Roman), Margarete Ispas (Schubert), Nikolaus Popovici, Anna Just (Frauenhoffer), Veronika Mann (Fischer), Herbert Preisach
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Jahrgang 1947: Andreas Pitzer, Elisabeth Schönborn (Krauser-Knes), Lehrerinnen Maria Schaljo und Elvira Slavik, Käthe Geisz (Krier-Kleinbetschkerek) Jahrgang 1949: Anna Weiss (Mumper), Katharina Senn (Jobba), Katharina Mann (Schönberger), Anna Donawell (Reichel), Katharina Popovici (Pitzer), Maria Müller (Nagy), Elisabeth Landgraf (Schultz), Maria Hirt (Pritz), Zoltan Hegedüs, Rosalia Reiser (Simion), Michael Mutter, Josef Hipp, Michael Ortinau
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Tag der Heimat 2014 in Karlsruhe
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Veranstaltungen Werner Gilde
Der Tag der Heimat 2014 der Vertriebenenverbände im Raum Karlsruhe unter dem Motto: „Deutschland geht nicht ohne
uns“ fand am 11. Oktober 2014 in der Badnerlandhalle in Karlsruhe-Neureut statt. Die Festrede hielt der frühere katholische Erzbischof Robert Zollitsch. Am Festprogramm beteiligten sich unter anderen die Erdbeertanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe, die Trachtengruppe der Donauschwaben Neureut, die „Banater Schwabenkinder“ (HOG Jahrmarkt), der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe mit den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr, am Klavier Bruno Scarambone, Dirigentin Hannelore Slavik. Musikalisch wurde die Veranstaltung von der Trachtenblaskapelle der Siebenbürger Sachsen aus Heidenheim umrahmt.
Festredner Erzbischof Dr. Robert Zollitsch aus Freiburg
Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup bei seiner Ansprache
or rund 70 Jahren haben rund 14 Millionen Deutsche ihre Heimat verloren, zwei Millionen sind auf der Flucht ums Leben gekommen. Seit 1950 wird der Tag der Heimat bundesweit von den deutschen Heimatvertriebenen begangen. Nach der zentralen Auftaktveranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV) zum „Tag der Heimat“ in Berlin finden in den folgenden Wochen zahlreiche dezentrale Veranstaltungen der Regionalverbände des BdV zum Thema Vertreibung statt.
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Tag der Heimat am 11. 10.2014 in der Karlsruher Badnerlandhalle. Fotos: Diethard Dietrich Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe mit den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Frรถhr, am Klavier Bruno Scarambone, Dirigentin Hannelore Slavik
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© Schlachtfest Frankenthal 2014
15. Schlachtfest in Frankenthal
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eit 15 Jahren gibt es nun das Schlachtfest unserer Blechblaskapelle Billed-Alexanderhausen und wir haben gute Gründe zu der Annahme, dass es noch eine ganze Weile stattfinden wird. Denn für die älteren Jahrgänge, die nicht mehr unter uns weilen, sind inzwischen jüngere, die schon in Deutschland geboren wurden, nachgerückt. Das Fest bietet nicht nur einen Unterhaltungsabend, darüber hinaus ist es auch ein lebendiges Zeugnis der Lebensfreude der Banater Schwaben und für die jungen Generationen sicherlich ein kleiner Einblick in die kulinarisch-musikalische Welt der Banater Feste, die sie sonst nur vom Hörensagen kennen: „Et/Es war jo friher soo scheen!“ Der Programmablauf der rund 15-stündigen Feier ist der schon bewährte: • am Vormittag Ständchen der Blaskapelle bei Sepp Dinjer • Mittagessen, diesmal Krautwickel mit Kartoffelpüree und Schnitzel • um 16:00 Uhr Kaffee, Kipfel und Banater Tortenbuffet • Tanzvorführungen der Trachtengruppe aus Karlsruhe unter der Leitung von • Heidi Müller und Werner Gilde
Adam Tobias
• Gedichte, vorgetragen von Dietmar Giel: „Das Schlachtfest soll ewig leben“ und „Manchmol treem ich vun dehem“ • Melitta Giel: „Schwabenkind“ • Leni Müller: „Es ist Schlachtfest in Frankenthal“ • Banater kulinarische Spezialitäten vom Schwein mit 5 Wurstsorten und „Griewe“ • Wursttombola „15 Jahre - 15 Preise“ • Tanz und Unterhaltung satt mit der Blechblaskapelle und den Interpreten • Melitta und Dietmar Giel sowie Edi Thöress (alias: Edy van der Billed) • Tanzunterhaltung mit DJ Gerry Kegler bis in den frühen Morgen Die Nachfrage nach unserer Veranstaltung ist noch immer viel größer als unser leider räumlich begrenztes Platzangebot. Für die Vorbereitungen unseres 15. Schlacht festes am 25.10.2014 im Donauschwabenhaus Frankenthal, die 1 Woche dauerten und freilich ihren eigenen Reiz haben, hatten sich mehrere Helfer, wie auch letztes Jahr, Urlaub genommen. Allen Helfern, Kuchen- und Tortenspendern und Unterstützern sei hier noch einmal im Namen der Blechblaskapelle herzlich gedankt.
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Die Blaskapelle mit der Helfermannschaft des Schlachtfestes 2012 Foto links: 3D Schlachtfestlogo 2014, gebastelt von Edi Thöress Die Blaskapelle anlässlich des Ständchens bei Josef Dinjer im Oktober 2014
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Die Blaskapelle in Frankenthal kurz vor dem Anwesen der Familie Dinjer. Fotos: Heidi Müller Ständchen im Garten der Dinjers, auf den Tischen der traditionelle „Griewekuche“, „Klänmehlspeis“ und selbstverständlich Feuerwasser
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Applaus für die Trachtengruppe Karlsruhe nach einer Tanzvorführung Aufmarsch mit der „Kalten Platte“ mit Metzgerprofi Josef Dinjer an der Spitze
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Die Trachtengruppe Karlsruhe, im Hintergrund Dietmar Giel beim Vortrag der Gedichte: „Das Schlachtfest soll ewig leben“ und „Manchmol treem ich vun dehem“ Die „15 Jahre-15 Preise“ Schlachtfest-Tombola-Gewinner
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Edi Thöres, alias:„Edy van der Billed“, bei der Aufführung eines seiner Schlachtfestlieder Fotos: Gerry Kegler. Weitere Fotos und Videos auf www.heimathaus-billed.de Oberkrainer-Show zu später Stunde mit dem „Duo Infernale“ und „Edy van der Billed“
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Allerheiligen 2014 Billed Nach dem Festgottesdienst in der Billeder Kirche zelebrierte Pfarrer Bonaventura Dumea eine Totengedenkfeier auf dem Neugässer Friedhof. Das milde und windstille Wetter ermöglichte auf den Billeder Friedhöfen erneut ein leuchtendes Kerzenmeer. Neben Katholiken hatten sich auch viele Dorfbewohner orthodoxen Glaubens zum Kerzenzünden eingefunden.
Karlsruhe Totengedenkfeier am Billeder Denkmal in Karlsruhe, Ablauf: • Glockengeläut • Gesangsumrahmung durch den Chor der Banater Schwaben Karlsruhe • Ansprache von Josef Klein, HOG Lovrin • Gedichtvortrag von Heidi Müller • Statistik der Verstorbenen von Josef Herbst • Gemeinsames Beten mit Elisabeth Luckhaub.
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Auf dem Sauerl채nder Friedhof, bespielhaft gepflegt von Adam Csonti, kurz von Allerheiligen
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Billeder auf dem Neugässer Friedhof vor dem kleinen Altar, an dem eine Andacht für die Verstorbenen stattfinden wird. In der Mitte die 94-jährige, stark sehbehinderte Theresia Weber (Wes Resi), die einen für sie beschwerlichen Weg auf sich genommen hat, um im Kirchenchor mitsingen zu können. Der 88-jährige Hans Maier (rechts) und sein Sohn Nikolaus vor dem von ihm geschmückten Grab seiner Eltern und Großeltern
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Der Kirchenchor, Gemeindepfarrer Bonaventura Dumea und 2 Ministranten bei der Andacht f체r die Verstorbenen. Weitere Fotos auf www.heimathaus-billed.de
Totengedenkfeier bei milden Temperaturen und Windstille auf dem Neug채sser Friedhof in Billed
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Veranstaltungen Allerheiligen 2014 auf dem Neug채sser Friedhof in Billed
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Gedenkansprache am Denkmal in Karlsruhe
Josef Klein
Liebe Landsleute, ich begrüße Euch alle, die Ihr zu unserer gemeinsamen Gedenkfeier gekommen seid. Ich bedanke mich bei Werner Gilde und dem Kreisverband Karlsruhe der Landsmannschaft der Banater Schwaben, dass ich im Namen der HOG Lowrin die Möglichkeit habe, heute, an Allerheiligen 2014, am Billeder Gedenkstein auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe einige Gedanken mit Ihnen teilen zu können. Wieder ist ein Jahr vergangen und der erste November, der Tag, an dem die Katholiken ihrer Toten gedenken, ist wieder da. Die Banater Schwaben haben ihre Toten immer sehr verehrt und deren Grabstätten gepflegt, nicht nur zu Allerheiligen, sondern das ganze Jahr hindurch. Ich erinnere mich an meine Kindheit, als ich mit meiner Oma und meiner Mutter auf den Friedhof von Lowrin mitgehen durfte, um das Grab für Allerheiligen zu schmücken. Es wurden hunderte von Chrysanthemen, meist weiße, zum Grabschmuck verwendet. Das ganze Grab wurde mit Kerzen umsäumt. Jeder wollte das schönste Grab haben. War das Familiengrab zufriedenstellend geschmückt, wurde noch auf das eine oder andere Grab, auf das niemand mehr eine Blume niederlegte, ein Sträußchen niedergelegt und eine Kerze angezündet. Auf dem Heimweg wurde noch ein Blumenstrauß am Kriegerdenkmal neben der Kirche niedergelegt. Am Abend des ersten Novembers verwandelte sich der Friedhof in ein Blumen- und Lichtermeer. Manchmal durfte ich auch in den Glockenturm unserer Kirche steigen. War das ein Ausblick. Man sah das Licht der Kerzen aus allen
umliegenden Ortschaften. Dies fand ich damals sehr schön, wenn ich als Kind den Sinn auch nicht verstanden habe. Heute weiß ich, warum wir damals unsere Gräber so schön geschmückt haben und warum wir den Blumenstrauß am Kriegerdenkmal niedergelegt haben. Heute stehen wir hier am „Billeder Kreuz“. Es steht für alle gesetzten und auch ungesetzten Kreuze der Banater Schwaben auf der ganzen Welt. Wir gedenken heute unserer verstorbenen Eltern, Großeltern, Verwandten, Bekannten und Freunde auf den Friedhöfen der alten Heimat, der neuen Heimat, aber auch an diejenigen, die wir nicht gekannt haben und die nie ein Kreuz gehabt haben und auf deren Grab nie jemand eine Blume niedergelegt oder eine Kerze angezündet hat. Wir gedenken der Opfer der beiden Weltkriege. Wir gedenken der Menschen, die in den russischen Lagern als Zwangsarbeiter verstorben sind. Wir gedenken der Opfer der Baragandeportation. Durch unsere Erinnerung an unsere Toten bleiben sie lebendig. Verlassen tun sie uns erst dann, wenn wir nicht mehr an sie denken und darum sollten wir diese Tradition des Gedenkens an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben, damit niemand in Vergessenheit gerät. Heimatsortsgemeinschaften geben sich große Mühe, die Friedhöfe in der alten Heimat zu erhalten. Dies gelingt aber nur, wenn wir alle gewollt sind, dies zu unterstützen. An jedem von uns liegt es, dass die Zeit die Spuren unserer Ahnen, den Banater Schwaben, nicht verwischt. Vor nicht allzu langer Zeit war ich zu Allerheiligen auf zwei Friedhöfen in der alten Heimat.
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Gedenkansprache von Josef Klein (HOG Lovrin) am Denkmal der Billeder in Karlsruhe Fotos: Cornel Gruber
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Musikalisch umrahmt wurde die Feierlichkeit vom Chor der Banater Schwaben Karlsruhe Vom Blumenmeer von einst war nichts zu sehen. Auf den wenigsten Gräbern hat man einen Blumenkranz niedergelegt. Kerzen brannten noch weniger. An den Gedenkfeiern haben zehn beziehungsweise fünfzehn Menschen teilgenommen und dennoch war ein Hauch von Ehrfurcht zu spüren. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht, es wurde über die beiden Weltkriege gesprochen, über gemeinsame Bekanntschaften, über Nachbarn, Freunde und über vieles mehr. Heute stehen wir hier am „Billeder Kreuz“, stellvertretend für alle Banater Kreuze, und zünden unsere Kerzen an, als Ausdruck unserer Verbundenheit, legen Blumen nieder und verharren in stillem Gebet. Viele unserer Landsleute haben in der neuen Heimat noch kein Grab, an das sie gehen können. Darum kommen sie zum „Billeder Kreuz“ und gedenken ihrer Toten aus der alten Heimat und derer, die fern der Heimat durch Unrecht und Gewalt, bei Flucht und Vertreibung ihr Leben gelassen haben. Herr, gib ihnen die ewige Ruhe, lass sie ruhen in Frieden.
Schließen möchte ich mit ein paar Versen aus „Unser heiligstes Erbe“: Schlummert sanft, ihr Hingeschied‘nen, Gott schenk euch die ew‘ge Ruh‘! über euren Gräbern leuchte auch das ew‘ge Licht dazu. Ruhet süß, leicht sei die Erde, über eurer stillen Gruft, bis der Herr zum neuen Leben, euch, ihr Hingeschied‘nen, ruft. Schlummert sanft, ihr Väter, Mütter, schlafet süß in eurem Grab! Mancher Kinder heiße Träne fließt als Tau zu euch hinab. Ruht auch sanft ihr Brüder, Schwestern, die uns treu geliebet hier, Gott im Himmel schenke liebend seine Gnade euch dafür! Schlummert alle, alle sanfte, die geliebet unser Herz, Treue Freunde, Kameraden, ruhet aus von Leid und Schmerz! Ruhet süß, wir seh‘n uns wieder einst im bessern Vaterland! Ja, dorthin wird uns einst führen unser‘s guten Gottes Hand.
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Während der Eisheiligen-Zeit in der alten Heimat
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an ist vermutlich gut beraten, während der Eisheiligen-Zeit (bei uns Eismänner) nicht in die alte Heimat zu reisen, weil dann das Wetter Kapriolen schlägt: meist niedere Temperaturen, doch diesmal auch überreicher Regen. In Temeswar sind es an einem Tag fast 80 Liter pro Quadratmeter gewesen, sodass mal wieder alle Unterführungen unpassierbar waren. Wie in Karlsruhe sind auch in Temeswar Plätze und Straßen aufgerissen, unpassierbar, bei Regen verschlammt. Über 100 solcher Baustellen behindern den Verkehr in der Stadt, lassen jedoch auch auf künftige Verkehrsentlastung und Modernisierung hoffen. Etwa die Hälfte unseres Heimataufenthalts war verregnet, der Rest wunderschön. Auch bei der Beerdigung von Die alte Schule in neuem Glanz
Elisabeth Martini
Josef Mirsch, der zu früh diese Welt verlassen hat, wurden die Trauergäste total durchnässt. Die Friedhöfe sind gepflegt, es blüht leider nur auf bestimmten Gräbern, Beton lässt keine Blumen blühen. Am geplanten Ausstellungsgebäude beim Forum werden nach und nach bauliche Veränderungen vorgenommen, doch vieles bleibt noch zu besprechen und auszuführen. Unterkunft und Küche funktionieren im Forum unter Roswithas kompetenter Leitung - unterstützt von Adi – einwandfrei, zur Freude aller Besucher. Bei der Besichtigung der in Renovierung befindlichen „Kaschtel“, dem ehemaligen Ver-
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Die komplett sanierte Alte Schule erstrahlt wie nie zuvor, nach außen und auch innen: Fliesen auf den Gängen, Laminat-Fußboden, neue Möbel und Ausstattung in den Klassenräumen, Waschraum, Duschen, alles ist neu. Fotos: Hans Martini
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Die Hausgärten in Billed waren und sind auch heute noch größtenteils nicht eingezäunt Kein Unkräutchen ist vor ihrer Hacke sicher: Hans Rieder und seine 83-jährige Mutter Katharina Rieder in ihrem Selbstversorger-Garten in der Altgasse.
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Erwin Csonti vor seinem Maisfeld auf dem Billeder „Hottar“. Bei den Maissorten, die heute angebaut werden, kommt es nicht auf die Größe an, sie müssen vor allem maschinentauglich sein. Bei der Futteraufnahme im Betrieb von Erwin: Eine Rekordkuh gab schon mal 50 l pro Tag.
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Hans Mayer, Präses des ältesten Billeder Vereins, des Bestattungsvereins, und Ehefrau Grete Sein Großvater Franz Mayer, genannt „Millersch-Franz“, geb. 1870, im Bild mit Ehefrau Katharina, war einer der letzten Rossmüller im Dorf.
Begegnungen waltungsgebäude, erkannten wir die baulichen Fortschritte, aber auch die Tatsache, dass noch ungemein viel Arbeit und große Investitionen erforderlich sind, um die geplanten 10 Wohneinheiten schlüsselfertig übergeben zu können. Trotzdem hat uns beim Rundgang durch die Räume ein Gefühl der Dankbarkeit beseelt, dass hier noch etwas gerettet wurde, was schon fast verloren schien. Die komplett sanierte Alte Schule erstrahlt wie nie zuvor, nach außen und auch innen: Fliesen auf den Gängen, Laminat-Fußboden, neue Möbel und Ausstattung in den Klassenräumen, Waschraum, Duschen und manches mehr lässt staunen und hoffen, dass alles zweckentsprechend und nachhaltig genutzt wird. Hof und Nebengebäude warten noch auf ebenso liebevolle Behandlung. Die Störche in ihren Nestern hatten schon ihre Brut, doch leider wird der Billeder „Storchenvater“ Peter Trendler - altersbedingt – ihre Anzahl, ihr Kommen und Wegfliegen nicht mehr verzeichnen können. Wer wohl sein Erbe antreten wird? Beim Gang durch Billed sollte man vielleicht nicht nur die vergammelten, baufälligen Häuser ins Auge fassen, sondern auch
55 die vielen renovierten und neu erbauten Häuser, die gute Pflege und Bewirtschaftung erkennen lassen. Gute Organisation und Wirtschaftssinn erkennt man auch bei der Besichtigung der Rinderwirtschaft von Erwin und Ingrid Csonti, die mit ihren Töchtern Susanne und Silke und Gelegenheitshilfen 33 Tiere betreuen: 13 Milchkühe, Rinder und Kälber, Stiere, als Ergänzung Sau und Ferkel. An Arbeit fehlt es nie, zumal stets für Futter gesorgt werden muss und die Milch an die Dorfbewohner vertrieben oder zu Käse und Butter verarbeitet wird. Der Gang durch den Garten von Katharina und Hans Rieder lohnt sich auch, weil hier durch den tatkräftig-unermüdlichen Einsatz der beiden alles nur so gedeiht und ihrem Hacken kein Unkräutchen entgeht. Dabei ist Wess Kathi schon 83 Jahre alt und sollte nicht mehr den ganzen Tag gebückt im Garten arbeiten! Und Kuchen für unangemeldete Gäste hat sie auch immer. Billed ist eine Reise wert! Vor allem 2015 zu unserer 250-Jahr-Feier erwartet es alle seine Kinder!
Rossmühle am Dorfrand. Aquarell von Stefan Jäger
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Emma auf Mamas Kindheitsspuren
nde Juli sind wir das 4. Mal für 5 Tage mit Emma nach Billed gereist. Zu der Zeit war sie 2 Jahre und 10 Monate alt. Wir sind von München nach Temesvar geflogen und wurden bereits in Billed bei Oma, Ota und Opa mit dem gedeckten Tisch erwartet: Es gab leckere Tomaten aus dem Garten, Paprika und frischen Schafskäse, welchen der Opa vom Schafhalter in Billed gekauft hat. Es wurde genau Emmas Geschmack getroffen. Am nächsten Tag gab es eine große Grillfeier zu Ehren von Opas 61stem Geburtstag. Unsere Emma ist eine kleine Partymaus, wenn es heißt, es wird gefeiert, dann ist sie als erste dabei. Insbesondere wenn es eine Torte mit Kerzen gibt, die sie dann auspusten darf. Die beste Torte der Welt wurde von Letitia Cean auf unsere Bestellung hin für Opa gebacken. Am 3. Tag hatten wir überraschenden und sehr erfreulichen Besuch von Karin Schuster geb. Schneider (Mamas ehemalige Klassenkameradin von der 1. bis zur 6. Klasse) mit ihrem süßen Sohn Christoph. Am Nachmittag haben wir Temeswar besucht. Natürlich waren Stippvisiten bei den Tauben am Opernplatz, am Fischbrunnen und die Kathedrale Pflichtprogramm. Emma war von den Tauben begeistert und hat sie ganz schön über den Platz gescheucht, um sie danach mit Pommes zu füttern. Der 4. Tag war ein Highlight, wir haben eine Fahrradtour durch Billed gemacht. Der Opa hat - ganz wie früher - einen Sitz auf ein Herrenrad montiert, so dass es kein Problem war, mit Emma - wie zu Mamas Kindheit - durch Billed spazieren zu fahren. Erste Station war der Friedhof am Bahnhof, wo wir die Gräber von Emmas Ururgroßeltern besucht haben und weiter ging‘s zum Haus, in dem der Ota als Kind gewohnt hat, mit einem kleinen Pläuschchen mit den jetzigen Eigentümern. Anschließend mussten
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Brigitte Hodis-Mayer
wir eine kleine Stärkung zu uns nehmen; bei Cofetaria Astrid gab es leckere pufuleti für Emma und Ota. Nun hat sich jeder von uns in Emmas Alter versetzt und wir sind auf dem Spielplatz am Kamin „spielen“ gegangen: Rutschen, Schaukeln, Wippen, Drehen, unser inneres Kind machte Freudensprünge und Emma sowieso. Vor dem Mittagessen vom deutschen Forum mussten wir uns noch die Tiere von Familie Csonti anschauen: Schweine, Kühe, Katzen, Hühner, Hunde … alles war vertreten und Emma war beim Streicheln der süßen Kälbchen selig. Nach einem sehr guten Mittagessen und einem Nachmittagsschläfchen setzten wir unsere Fahrradtour, diesmal auch zusammen mit Opa, fort. Erst ging es zum Sauerländer Friedhof. Anschließend haben wir die Familie Klein besucht und Emma hat den Handwerkern kräftig beim Steine klopfen geholfen. Krönung des Tages war das Eisessen bei Melinda. Die Tage in Billed sind viel zu schnell vergangen und Emma freut sich jetzt schon, nächstes Jahr wieder nach Billed zum „alten Ota“ zu fahren … und wir uns mit ihr. „Muschkattel“ (Geranien) im Heimathaus
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Unterwegs auf der Torontaler Landstraße, am Horizont Lichter in Billed. Charakteristisch für die Strecke sind die sogenannten „Schießbäume“. Foto: Hans Rothgerber
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Wahlkampfplakat zur Pr채sidentschaftswahl in Rum채nien f체r den Siebenb체rger Sachsen Klaus Johannis vor dem Heimathaus - Schon beim ersten Wahldurchgang bekam Johannis in Billed 45% der Stimmen, sein Gegner Ponta 22%, bei der Stichwahl waren es 64% zu 34%
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Vizekonsul S. Geilhausen, A. Csonti, OB Dr. Frank Mentrup und Pfarrer Bonaventura Dumea
Karlsruher OB Dr. Frank Mentrup im Heimathaus
Roswitha Csonti
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elegentlich seines Antrittsbesuches in Karlsruhes rumänischer Partnertstadt Temeswar, besuchte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup mit einer Delegation am Samstag, dem 2. August 2014, unser Heimathaus. Die hohen Gäste unterhielten sich mit Billedern bei Kaffee, Kuchen und „Kipfeln“ im Speisesaal des Forums der Deutschen.
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup unterschrieb die „Charta für Temeswar“, zur Unterstützung der Bewerbung Temeswars um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2021 und lud das Stadtoberhaupt aus Temeswar, Oberbürgermeister Dr. Nicolae Robu, zur Eröffnung des Stadtgeburtstags im kommenden Jahr nach Karlsruhe ein.
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Karlsruher Stadtzeitung über Billed
StadtZeitung |NR. 33 · FREITAG, 15. AUGUST 2014 | 3 | Aus den Partnerstädten "$ /$00 402 a Ó§ dmÏ § · AÝó Ý È-mÓÝÓEæ mÉ ¡AZ PÓZ æÓÓ dmÏ 0A¡ mÏæ¡ ÓAÏPm Ým¡ ¡ ¡mæm A¡ó mÏÓÝÏA m¡½
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Aktuell
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Aktuell
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Bundesbeauftragter Koschyk in der Mitte, daneben rechts Peter-Dietmar Leber, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft der Banater Schwaben und am Tischende Konsul Rolf Maruhn
Hoher Besuch bei den Billeder Deutschen
N
achdem uns im August der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup im Heimathaus besucht hatte, durften wir im September einen weiteren hohen Gast aus der Bundesrepublik begrüßen: Hartmut Koschyk MdB, seit Anfang 2014 Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Bei seinem Besuch wurde Bundesbeauftragter Koschyk von Konsul Rolf Maruhn, Konsulat Temeswar, Peter-Dietmar Leber, Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Peter Krier, Vorsitzender des Hilfswerks der Banater Schwaben und der für die BMI-Förderung zuständigen Referatsleiterin Maria Therese Müller begleitet.
Roswitha Csonti
Die Delegation war auch in Lenauheim, Te meswar und Radna. Danach, am 24. September, traf sich Bun desbeauftragter Koschyk mit der Bundes kanzlerin Dr. Angela Merkel zu einem Gespräch über die aktuellen Anliegen der Heimatvertriebenen, Spätaussiedler und deutsche Minderheiten. Bei angenehmen Temperaturen konnten wir in der Sommerlaube zusammensitzen. Mit dabei waren auch mehrere Billeder Landsleute, darunter Brunhilde Klein und der 86-jährige Peter Trendler. Weitere Besucher im September waren die Familien Junger, Just, Martini, Wagner und Josef Thöresz.
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Veranstaltungen
Besucher im September waren die Familien Junger, Just, Martini, Wagner und Josef Thöresz Hans Rieder und seine Mutter, Katharina Rieder, beim Blätterentsorgen vor ihrem Haus in der Altgasse. Von 8 Häusern in ihrer Ecke sind 5 leerstehend, die Eigentümer sind im Ausland.
Veranstaltungen
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Sonnt채gliche Kartenpartie von 14-18 Uhr im Heimathaus, seit Jahren ohne Unterbrechung Noch bevor es dunkel wird, macht sich der 88-j채hrige Hans Mayer danach auf den Heimweg
Aktuell
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Das im Staatsbesitz unbewohnbar gewordene Haus Nr. 421 wurde 1991 dem gerade gegründeten Demokratischen Forum der Deutschen in Billed überlassen. Mit großem Arbeitseinsatz wurde das Haus renoviert und Sitz des von Adam Csonti geleiteten Deutschen Forums und Begegnungshaus der in Billed verbliebenen Deutschen. 1994 wurde die Sozialstation eingerichtet.
Das Billeder Heimathaus und seine Gäste
Elisabeth Martini
E
s ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte im Banat, dass wir Billeder über ein Forum- und Heimathaus verfügen, das als Begegnungsort und Fokuspunkt der meisten Billeder Geschehnisse dient. Hier fühlen sich die älteren Billeder kulinarisch und medizinisch-menschlich umsorgt, die Jüngeren schätzen die wohlgepflegte Anlage als Hintergrund für Klassentreffen, Familienfeste usw. Auch alle sonstigen Gäste von nah und fern sind des Lobes voll, was Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, menschliches Entgegenkommen seitens Roswitha und Adi Csonti betrifft wie auch des netten Küchenpersonals.
Dieses Forum- und Heimathaus hat seit 1999 auch ein Gästebuch, worin viele Besucher ihre Eindrücke in ihrer Sprache festgehalten haben, die meisten in Deutsch, andere in Englisch, Französisch, Ungarisch, Rumänisch, zumal es nicht nur Gäste aus Deutschland, Österreich waren, sondern auch aus Kanada, Australien, Frankreich, Holland, Ungarn, Rumänien usw. Das am 9. Juli 1999 angelegte Gästebuch ist in einer Kurzfassung ein Lob auf die oben Genannten, weil sie Wohlbefinden, Heimatgefühl, Gastfreundschaft vermitteln, aber auch Informationsquelle für die meisten Besucher sind, wenn sie zum ersten Mal nach Billed kommen oder nach 5, 10, 20, 30
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Sieglinde, die langjährige Mitarbeiterin in der Sozialstation des Forums, kümmert sich um die Geranien in der Gartenlaube. Geranien, „Muschkatel“ genannt, waren die beliebtesten Blumen im früheren Billed. Im Hintergrund auf der Bank Elisabeth Martini und Barbara Schwarzmann. Jahren und mehr wieder die alte Heimat sehen wollen. Seit es die Übernachtungsmöglichkeit in 3 Doppelzimmern gibt, die mittels Internet durch die „Zimmerresevierung“ im „Heimathaus Billed“ in der ganzen Welt einsehbar ist, haben die Besuche und damit die Einträge ins Gästebuch massiv zugenommen. Die Eintragungen ins Gästebuch sind zugleich Werbung für kürzere und längere Aufenthalte hier: Manche kommen fast jährlich und bleiben 4-5 Wochen, um die heimatliche Atmosphäre auf sich wirken zu lassen, bei den zahlreichen Besuchen dabei zu sein, den Kindern und Enkeln Orte ihrer Kindheit und Jugend zu zeigen, zurückliegende Begebenheiten aufzufrischen. Einige Zitate aus dem Gästebuch:
„Bei Euch zu Gast sein, war wunderschön.“ (2001) „Eine Augenweide, egal, ob Hof, Keller oder Haus. Hierher kommt man bestimmt immer gerne zurück.“ (2001) „Wir lebten hier wie der Herrgott in Frankreich. Für diese einzigartige Gastfreundschaft danken wir ganz herzlich.“ (2002) „Die Billeder können froh und stolz sein, dass Adam und Roswitha Csonti hier geblieben sind.“ (2004) „Wir bedanken uns für einen unvergesslichen Nachmittag mit Tanz, Störchen, Melone, Kühe-Melken und jeder Menge Spaß.“ (2004)
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Aktuell
Eines der „Essen auf Räder“-Räder der Marke „Steyr“ aus der Vorkriegszeit. Nostalgieräder sind auch in Deutschland vermehrt im Fahrradverkehr zu beobachten. „Unser Aufenthalt in Billed war der Hit, vielleicht kommen wir nächstes Jahr wieder mit unseren Eltern.“ (2005)
„Es waren wundervolle Tage mit vielen aufgefrischten Erinnerungen.“ (2005)
„Danke für alles. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und Gottes Segen dem ganzen Team.“ (2005)
„Auch wir danken Roswitha und Adi für ihren aufopferungsvollen und unermüdlichen Einsatz.“ (2005)
„Eine großartige Sache, was die Billeder heute hier wieder vollbracht haben, allen voran Roswitha und Adi mit Helfern! Es war wieder ein Beweis Billeder Zusammengehörigkeit und wir sollten das recht lange beibehalten... Für unseren Sohn war es ein bleibendes Erlebnis, den früheren Lebensraum seiner Eltern kennenzulernen.“ (2005) „Es war schön, zu den Klängen der Blechmusik die Kirchweihpaare wieder durchs Dorf marschieren zu sehen.“ (2005)
„Liebe Roswitha, lieber Adi, unglaublich, was Ihr hier für die Gemeinschaft der Billeder leistet. Wir sind dankbar, dass wir unter den Ersten die neuen Zimmer im Forum bewohnen durften... Ihr seid ein Segen für unsere Gemeinde!“ „Wir haben alle uns gefreut, dass wir hier Gäste waren heut‘! Dies deutsche Dorf ein Beispiel gibt, wie‘s ist, wenn man die Heimat liebt.“
Aktuell
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Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg Erwin Teufel, links von Adi Csonti (stehend) und weitere hochrangige Politiker im Festsaal des Billeder Forums am 24.09.1997 „Wir waren erstmals in Rumänien. Der Aufenthalt in Billed wird uns aus mehreren Gründen unvergesslich bleiben. Zum einen haben wir im Deutschen Forum sehr viel über die Geschichte des deutschen Ortes, seiner Bewohner, ihre Sitten und Bräuche gelernt. Sodann begegneten wir durch Roswitha und Adi einer Gastfreundschaft, wie wir sie nicht erwartet hatten. Wir fühlten uns vom ersten Moment an in Billed bestens aufgehoben. Mit einer nicht zu überbietenden Selbstverständlichkeit wurde uns jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Wir verlassen Billed mit den besten Erinnerungen und hoffen, dass die wichtige und wertvolle Arbeit des Forums auch in Zukunft weitergeht.“ (2010) „Es waren wundervolle Eindrücke: Radtouren mit Adi, Schneiderservice von Adi,
Extra-Portion Mici, Frühstücks-Büffet der Extraklasse.“ (2011) „Möge Gott Euch die Gesundheit und Kraft geben, das Aufgebaute zu erhalten und weiterzuführen. Es scheint, dass immer mehr Landsleute der mittleren und jungen Generation Interesse an ihren Wurzeln haben und dabei seid Ihr ein wichtiges Verbindungsglied in der Gemeinschaftskette...“ (2012) „Wir haben hier eine Reise in die Vergangenheit gemacht und uns auf die Spuren des alten Banats begeben.“ Diese Gäste-Einträge sind auch ein Zeugnis über die Faszination und Anziehungskraft einer Gemeinschaft lange über ihre Zeit hinaus.
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Billeder Dorffest 2014. Für die Organisation der Dorftage am 23.-24. August hatte der Gemeinderat 27.000 Lei, rund 6.000 Euro, bereitgestellt. Traditionell werden anlässlich des Festes überdimensionale Strohpuppen im Zentrum aufgestellt. Ein Paar symbolisiert die rumänische Dorftracht, ein anderes Paar, gegenüber, die der Billeder Deutschen, Gründer der Gemeinde. Zwar gibt es beim Festtagsrummel noch immer die „große Englischreiterei“, für die jungen Generationen von heute allerdings auch spektakulärere Möglichkeiten, Spaß zu haben.
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Seit Jahrzehnten gibt es anlässlich des Dorffestes das von Adam Csonti, links im Bild, auf dem Handballplatz der Allgemeinschule organisierte und in der Region populäre Pipatsch-Handballturnier, über das auch im lokalen Fernsehen berichtet wird. Die Billeder Handballer erreichten Platz 2. Höhepunkt des Festes ist um 18 Uhr ein Umzug in Volkstrachten zu der Festbühne in der Dorfmitte. Fotos: Roswitha Csonti
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Skifreizeit 2014
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uch dieses Jahr machten sich 35 motivierte Ski- und Snowboardfahrer wieder auf den Weg ins Ötztal, um dort die Faschingsferien gemeinsam zu verbringen. Nachdem am Freitag, dem 28.02.2014, schon die meisten Teilnehmer angereist waren, ging es schon am Samstagmorgen bei strahlender Sonne auf die Piste. Abends trafen wir uns dann alle zum gemeinsamen Fleischkäs-Essen, das wie jedes Jahr von den Münchner Teilnehmern zubereitet wurde. Nachdem sich alle satt gegessen hatten,
Anna-Lena Herbst
wurden wir dann alle offiziell von Siggi Botchen, der die diesjährige Leitung übernahm, begrüßt. Die nächsten Tage verliefen ähnlich: Die Ski- und Snowboardfahrer begaben sich, mehr oder weniger früh, in eines der drei nahegelegenen Skigebiete Hochötz, Sölden und Hochgurgl, wo überall herrliches Wetter und viel Schnee auf sie wartete. Die NichtSkifahrer, von denen es natürlich auch einige gab, gingen wandern, vergnügten sich mit Spielen und halfen in der Küche aus, in der
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Frau Gilde jeden Abend mit abwechselnder Hilfe für leckeres Essen sorgte. Nachdem die Meisten wieder heil von der Piste zurück kamen (leider gab es dieses Jahr einen Verletzten), konnte man sich nach der heißen Dusche auf das Essen, dem ein gemütlicher Spiele- oder Fernsehabend folgte, freuen. Bis auf zwei Tage, Dienstag und Mittwoch, hatten wir Glück mit dem Wetter. Am Mittwoch war es aber leider so neblig, dass die wenigsten sich auf die Piste trauten und somit bot sich ein Ausflug in die Therme Aqua Dome in Längenfeld oder ein ausgedehnter Spaziergang in das Ötzidorf an. So wurde
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auch dieser Tag zu einem schönen Erlebnis. Am Donnerstag schien die Sonne dann wieder, so dass wir unseren letzten Tag doch noch auf der Piste und im Schnee genießen konnten und unser jüngster Teilnehmer (6 Jahre) auch noch erfolgreich den zweiten Platz beim Abschlussrennen der Skischule belegen konnte. Am Freitagmorgen nach dem Frühstück mussten wir uns jedoch leider schon wieder auf die Heimreise begeben, da die Ferien sich dem Ende näherten. Obwohl wir alle ein wenig traurig waren, dass der Urlaub vorbei war, freuten wir und schon auf die nächste Skifreizeit.
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Banater Reisegruppe in Slowenien
wischen dem 30. September und dem 5. Oktober weilten 94 vormals FlachlandBanater in den wunderschönen Bergen Sloweniens, erfreuten sich nicht nur der schönen Aussichten, sondern auch der slowenischen Gastfreundschaft und der wunderbar, gesunden Bergluft. Dabei waren in den zwei Mayer-ReiseBussen die Damen mit 64 zu 30 den Herren der Schöpfung zahlenmäßig himmelhoch überlegen, übrigens auch altersmäßig: Elisabeth Schulz, gut gelaunt, witzig-humorvoll, hat alle anderen mit ihren 84 Jahren übertrumpft, Hans Muhl stand mit 82 Jahren auf dem niederen Treppchen, die Jüngste – Gerlinde Gilde - zählt zum Glück erst 50 Lenze. So buntgemischt erwarteten wir nach zügiger Hinfahrt, üppigem Abendessen und allgemein guter Übernachtung (weniger die zur Baustelle hin) die slowenischen Reisebegleiter Maria und Toni. Letzterer, klein von Statur, humorvoll, mit „selbstgemachtem“ Deutsch, gab vielseitige Informationen über Land und Leute je nach Ort und Gegend, durch die wir mit dem Bus fuhren. Wie überall sind auch hier Flüsse Lebensadern, so auch die beiden Sava-Flüsse mit ihrem klaren türkisblauen Wasser, die bei Bled zusammenfließen und mittels Donau ihr Wasser dem Schwarzen Meer zuführen. Im oberen Sava-Tal muss man sich naturgemäß mit Viehzucht beschäftigen, Heu und Holz (Ahorn) bestimmen das Leben hier, was auch die Anekdote verdeutlicht: Macht ein Mann seinen Nachbarn aufmerksam: „Du, deine Frau ist mit einem anderen Mann im Heu.“ Der schaut in die Richtung und entgegnet: „Quatsch, das ist nicht mein Heu.“ Was das Holz betrifft, ist das im Schatten langsamer wachsende Holz der Julischen Alpen von besserer Qualität als das der sonnigeren Karawanken. Es gab und gibt auch
Veranstaltungen Elisabeth Martini
heute noch Stahlwerke, zumal die Berge das Erz liefern, doch braucht es heute viel weniger Arbeitskraft als früher. Dafür gewinnt der Tourismus immer mehr an Bedeutung, da es ja eine Ski-Gegend für Männer und Radsport ist. Auf den Tiglav (Dreikopf - 2864 m hoch) sollte jeder Slowene mal rauf, da Ski ja ihr Nationalsport ist, auch wenn es dabei 40-50 Tote jährlich gibt. Das untere Sava-Tal ist flacher, gut für Landwirtschaft, sodass hier alles wächst außer Wein, dafür die besten Kartoffeln. Durch den ältesten Pass Europas - den NeubelPass – führt die alte Römerstraße schon seit dem Jahre 12 u.Z. Die Kapellen unterwegs bezeichnen die Stellen außerhalb der Ortschaften, wo im 16. Jahrhundert die Pest-Toten verscharrt wurden. Ljubliana (Laibach), schon 1.000 Jahre alt, mal römisch, mal österreichisch, dann slawisch, Hauptstadt des seit 1991 selbständigen Sloweniens, hat den Banatern gut gefallen. Mit 278.638 Einwohnern ist es die größte Stadt des Landes, politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum. Begeistert hat die Reisegruppe das Gewimmel auf dem Preseren-Platz mit dem Standbild des berühmten slowenischen Dichters erlebt und sich da fotografiert, die Drei Brücken als architektonische Besonderheit bewundert. Diese hat mittig eine Steinbrücke von 1842 und zwei seitliche Fußgängerbrücken von 1931, die über die Ljublianica führen. Bedauert haben wir, dass gerade zwischen 12 und 15 Uhr die wunderschönen Kirchen in der guterhaltenen, unter Denkmalschutz stehenden Altstadt fürs Gebet nicht geöffnet waren. Gefallen fanden viele von uns auch am vielseitig bestückten Markt, wo Schuhe, Blusen, Westen, Taschen etc. gekauft wurden wie auch gutaussehendes-wohlschme-
Veranstaltungen
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In Ljubliana (Laibach), 1.000 Jahre alt, mal römisch, mal österreichisch, dann slawisch, Hauptstadt des seit 1991 selbständigen Sloweniens. Fotos: Cornel Gruber Weinprobe am späten Nachmittag mit ausgezeichneten slowenischen Weinen
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Veranstaltungen
Im Touristenzentrum Bled (Veldes), teilten wir uns, nach unseren körperlichen Möglichkeiten, in Gruppen. Eine Gruppe umwanderte den See, es kam zu spaßigen Begegnungen. ckendes Obst. Die Stadt hat viel Grünfläche und hätte Platz für 1 Million Einwohner. Wir haben aus Zeitmangel vieles nicht sehen können, außer Kirchen, den Fischmarkt, das einmalige Eisenbahnmuseum u.v. m. Und doch haben wir erkannt, dass Ljubliana zu den schönsten Städten des nördlichen Balkans gehört, wie eine österreichische Stadt mit südländischem Flair ist: mediterranes Klima, Einfluss der Adria, viele Cafes und Musikveranstaltungen. Politisch gewitzelt heißt es jedoch: „Wie die Sava fließt das Geld nach Ljubliana, aber nicht mehr zurück.“ Wie übrigens fast allerorts. Was die slowenischen Dialekte anbelangt, so gibt es derer 6-7 offizielle, inoffiziell aber über 100, da jedes Tal früher einen eigenen Dialekt hatte. Traditionell feiert man Ende Mai - Anfang Juni drei Tage den Narzissensonntag in Anerkennung der schweren Arbeit im Bergwerk
und mit Blick auf den Berg, der ganz weiß von Narzissen ist. Am dritten Tag ging‘s teilweise durch Italien in den Nationalpark Triglav: Alte Römerstraße mit unzähligen Serpentinen, die den Fahrern Erfahrung und höchste Konzentration abverlangten, einigen von uns - trotz wunderschöner Aussicht - Übelkeit verursachten. Im italienisch-slowenischen Grenzgebiet gibt es auch Arbeit für die Slowenen in Italien - wie überall an der Grenze - auch Schmuggel. Und wieder hat während der Rast beim Ledermarkt Mercator italienische Überredungskunst über schwäbische Sparsamkeit gesiegt. Es wurde vielerlei gekauft, kaum einer konnte dem reichen Angebot widerstehen, mancher vergaß dabei einiges im weitläufigen Laden. Außer wetterverkündenden Felsen sahen wir Ski-Pisten verschiedener Kategorien, zum Teil noch im Bau, zum Teil schon be-
Veranstaltungen
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Eine andere Gruppe fährt mit einem Boot über den See zur berühmten Wallfahrts-Kirche auf der Insel. nutzt, schnupperten ein wenig Welt-Cup-Atmosphäre. Beeindruckt haben die Wildwasserschluchten, Wasserfälle, die Felsen mit Spuren des I. Weltkriegs mit seinem zermürbenden Stellungskrieg in dieser Gegend, durch das die Soca, italienisch der Isonzo, fließt. Im Museum des Nationalparks bewunderten wir die Bemühungen um die Darstellung der mannigfaltigen Pflanzen- und Tierwelt und deren Erhalt für kommende Generationen. Auch der Rückblick in das schwere, von Entsagungen geprägte Leben der Senner oben in den Bergen wurde uns ermöglicht und vieles mehr. Im Touristenzentrum Bled (Veldes) gingen unsere Wege auseinander. Ein Teil der Gruppe umwanderte den See, sah die mittig darin gelegene Insel aus verschiedenen Perspektiven, erfreute sich an der wunderbaren Waldluft, am zwanglosen Erzählen und Fotografieren.
Ein anderer Teil ging den beschwerlichen Weg den Berg rechts hoch zur Kirche, um dort zu beten und die See-Atmosphäre von oben zu bewundern. Der restliche Teil ließ sich per Kahn zur berühmten Wallfahrts-Kirche auf der Insel bringen und von dort aus das Umfeld fotografieren. Manche schafften sogar mehrere davon. Anschließendes Ruhen und Genießen rundeten den Besuch in Bled ab, bevor es die Serpentinen entlang zurück nachKranjska Gora, deutsch Kronau, ging, wohin Touristen sommers und winters gerne kommen. Am Tag zur freien Verfügung gingen die Vorlieben und körperlichen Möglichkeiten ebenfalls auseinander: Die meisteen wanderten den Fluss entlang bis zum See, mit seinem klaren, türkisblauen Wasser, seinen Enten und Fischen, aber auch mit dem Steinbock, der auch heute noch, obwohl der
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Veranstaltungen
Die Damen waren mit insgesamt 64 zu 30 den Herren der Schöpfung zahlenmäßig himmelhoch überlegen. Weitere Fotos auf www.heimathaus-billed.de Mit dem Steinbock, der auch heute noch, obwohl der Sage nach längst erlegt, seinen Schatz bewacht und die Touristen zum Fotografieren animiert
Veranstaltungen Sage nach längst erlegt, seinen Schatz bewacht und die Touristen zum Fotografieren animiert, natürlich auch uns. Andere fuhren mit der Sesselbahn den Berg hoch, verweilten eine Zeitlang dort oder fuhren – ohne auszusteigen - wieder talwärts, wobei Ohren und Hände den kälteren Luftzug zu spüren bekamen. Es gingen auch welche im Ort spazieren, ließen sich in Lokalen mit Speis‘ und Trank verwöhnen. Erwähnenswert ist sicherlich auch die sehr gelungene Weinprobe mit guten slowenischen Weinen und einer süßen, humorvollen Präsentatorin, die uns mal vorführte, wie man richtig guten Wein trinkt und sich später danach umsieht. Gefallen hat auch der Folklore-Abend mit einer jugendlichen Tanzgruppe, die in ihrer schönen Landestracht beschwingte Tänze vorführte und auch Tanzlustige von uns zum Mitmachen brachte. Nicht vergessen möchte ich die wohltuende Wirkung - nach getaner Arbeit - des Hallenbads und Whirlpools im Kompas-Hotel, vielleicht gab es auch Sauna-Gänger... Fotos: Cornel Gruber
77 Die Heimfahrt am sechsten Tag erfolgte nach Gruppenfoto und mit Beklemmung wegen des mit Gegenverkehr funktionierenden 9,8 km langen Karawanken-Tunnels, wo es Blockabfertigung und Wartezeiten bis zu einer halben Stunde gibt. Dieses beliebte Tor zwischen Kärnten und Slowenien ist einröhrig, soll bis 2019 zweiröhrig werden. Zwischen 1986 und 1991 errichtet, hat der Tunnel auch als erster in Europa ein Thermoportal, um so Brand vorzubeugen. Doch dieser Tunnel und alle anderen bis Bayern waren nicht unser größtes Problem, sondern die unzähligen Staus zwischen München und Karlsruhe. Hier kamen wir verspätet an, doch mit der Absicht, auch im nächsten Jahr wieder dabei zu sein, weil es so schön, unterhaltsam und informativ war und wir eine eingeschworene Gesellschaft sind, die denen dankbar ist, die solche Momente ermöglichen: Gerlinde und Werner Gilde als Organisatoren, Stefan und David als Fahrer von Stefan-Mayer-Reisen, den Reisebegleitern. Uns wünschen wir weitere schöne gemeinsame Reisen.
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Bild oben: Gruppenbild in Ljubliana mit einem Teil der Ausfl端gler
Veranstaltungen
Veranstaltungen
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Bild unten: Die Reisegruppe mit 94 Teilnehmern, 64 Damen und 30 Herren, vor der R端ckfahrt
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Aus der Geschichte „der Billeder Kaschtell“
Rückblick
Hans Martini
Vorgeschichte
D
as Banat existierte im Mittelalter unter dieser Bezeichnung nicht, denn vor der Türkenherrschaft waren es 3 Provinzen Ungarns: Themesch, Tschanad und Severin. Während der Türkenherrschaft waren die siebenbürgischen Wojewoden teilweise und zeitweilig Herrscher dieser Provinzen, wo sie Verwalter unter der Bezeichnung „Ban“ (Markgraf) hatten. Die Bezeichnung stammt wahrscheinlich von den Awaren und bedeutete Graf, Herr, Wojewod. Der letzte Ban war 1642 Paul Nagy mit dem Sitz in Karansebesch. Erst nach der Türkenvertreibung und dem Frieden von Passarowits (1718) nannten es die Österreicher Temescher Banat (Banatus Temesvariensis). Die Bezeichnung Billed hat im Laufe der Zeit Wandlungen erfahren: 1404 und 1462 wird sie als Bylyed geführt, 1709 und 1720 als Billiet, 1828 als Billieth, 1835 von der Kirche als Billet, 1876 ungarisch Billed, 1920 rumänisch Biled. Seit 1747 bis zur Gründung der Gemeinde Billet (1765) war das Territorium Heulieferant der kaiserlichen Armee. „Das Kastell“ billedrisch „Die Kaschtell“ Am 29. Juli 1800 unterzeichnet Kaiser Franz II. die Übergabe der Gemeinde Billed und anderer Nachbargemeinden an den Bischof zu Agram (Zagreb), der zum Verwalter Billeds Franz Petrovits ernannte, beerdigt in der katholischen Kirche der Gemeinde. 1805 wurde auf dem Areal der heutigen Hausnummer 300 ein massives Gebäude, das sogenannte Kastell, erbaut, in dem die in Billed sogenannte Herrschaft: die Verwaltung, das Finanzamt und das Gericht unter-
gebracht waren. Zeitgleich wurde noch ein einstöckiges Gebäude mit Keller als Gefängnis errichtet. Zumal auf diesem Areal jedoch schon vorher Bauernhäuser standen, wurden diese abgetragen und die Besitzer bekamen als Ersatz Häuser in der neuangelegten Neugasse. Nach 1848 wurde das Gericht in das Gebäude Nr. 253 verlegt. Auf den dem Kastell gegenüberliegenden Grundstücken (Parzellen) mit den jetzigen Nr. 233, 234, 235 und 236 wurde ein Gebäude fürs Finanzamt mit Nebengebäuden (Pferdeställe und Wagen-Schuppen) errichtet, die bis 1912 genutzt, dann aber abgetragen wurden und das Areal parzelliert verkauft wurde. So wurde an der Ecke (Nr. 233) der Kindergarten erbaut (heute fast Ruine), bei Nr. 233a war dann das Postgebäude und bei 233b die Gendarmerie, heute die Polizei. Von den alten, vom Bistum Agram (Zagreb) errichteten Gebäuden sind die wichtigsten: der Getreidespeicher (Nr. 248-252) für den Zehnt, den die Bauern nach der Ernte abgeben mussten, außer der zu leistenden Fronarbeit. Zuwider-Handelnde kamen vor Gericht, wurden eventuell verurteilt und im Folterkeller gefoltert; auch das Gebäude Nr. 353, das jetzige Kulturheim im Gemeindezentrum, wurde damals als Hotel-Restaurant „Zum Trompeter“ errichtet, ging später an die Gemeinde und war anschließend bis 1945 in Privatbesitz. Auch andere wichtige Bauten wurden in der Agramer-Zeit geschaffen. Nach der Revolution von 1848 existierte zwischen 1849 und 1860 das Serbische Wojewodat und Temescher Banat, wurde dann aufgelöst und der Besitz des Agramer Bistum, d. h. auch der Besitz in Billed und Umgebung, nach und nach verkauft. Anwärter war u. a. der jüdische, magyari-
Rückblick
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Sommer 1914 - die Familie Petö ist seit einem Jahr im Besitz des Kastells sierte Anwalt Dr. Ignaz Petö mit seiner Frau Ida. Da aber das Bistum nur an Katholiken verkaufte, trat der Anwalt mit seiner Familie durch die Taufe in der katholischen Kirche Billed am 2. November 1904 zum Katholizismus über. Am 23. Nov. 1913 wurde der Besitz - das Kastell, das Gefängnis und das dazugehörige Areal - ins Grundbuch der Familie Petö eingetragen, z. Z. sind es die Hausnummern 300A, B, C und D: die neue Schule, die gewesene Apotheke/jetziger Laden von Ungureanu, das Wohnhaus von David und das Haus (Villa) Racheru, vormals Mitroi. 1913 nahm die Familie Petö zum Kauf des Gesamtbesitzes in Temeswar einen BankKredit von 14.000 Kronen auf mit 1.400 Kr. Zinsen, wodurch das Anwesen in Privatbesitz überging. Außerdem wurden in den folgenden Jahren weitere Kredite aufgenommen und das Kastell mit Hypotheken bela-
stet. Im August 1934 werden diese Schulden getilgt. Im März 1934 wird die Freiwillige Feuerwehr-Gesellschaft durch Kauf als Besitzer von 426 Quadrat/Klafter ins Grundbuch eingetragen und im Sept. 1934 mit weiteren 274 Quadrat/Klaftern, worauf eine Feuerwehr-Remise errichtet wurde. Im März 1962 geht dieses innerörtliche Areal durch die Dekretsbestimmungen Nr. 31/1954 in Gemeinde-Besitz über, die Remise wird abgetragen und an der Stelle die neue Schule erbaut. Im Okt. 1940 geht laut Schenkungsurkunde das Kastell von Helene Petö auf Robert Schneider aus Gertjanosch über. Am 11. April 1942 wird der Grundbucheintrag als Folge des Kaufs durch die Volksgruppe verweigert, weil die Eheleute Ignaz und Ida Petö Wohnrecht hatten, somit die Immobilie nicht als Vereins-Sitz der Gruppe und für eine spätere Ackerbauschule genutzt werden konnte.
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Rückblick
Dorfansicht mit Kastell 1994 Am 7. Juli 1943 wird laut Kaufvertrag das Gebäude mit Hof und Garten, zusammen 540 Quadrat/Klafter, für 1.700.000 Lei als Besitz der Deutschen Volksgruppe eingetragen. Gemäß Gesetz 485 vom 7. Okt. 1944 geht die Immobilie am 5. März 1945 in Staatsbesitz über. Danach waren darin zeitweilig untergebracht: das rumänische Gymnasium, die Grundschule, die Traktoristen-Fachschule, weil sie der Maschinen- und Traktorenstation bis 1989 zur Nutzung überlassen war. Am 10. April 1947 wird die Immobilie per Gerichtsbeschluss als Privatbesitz der Ehefrau von Robert Schneider, Helene Petö, rückerstattet. Im Okt. 1958 enteignet der Staat die Immobilie, die nach der Wende gemäß Gesetz Nr. 10/2001 den Nachkommen der Familie Schneider rückerstattet wird. Zumal Helene Schneider, verheiratete Hrivneak, auf ihren Anteil verzichtete, erbten 2005 der Sohn
Ladislaus Schneider und der Enkel Adam Schneider „die Kaschtell“. Zumal nach so viel Hin und Her das Kastell nicht entsprechend instandgehalten wur de, war es schon sehr vernachlässigt, fast eine Ruine: Es gab keine Fenster, Türen, Öfen, Fußböden, elektrische Leitungen mehr und das Dach war eingestürzt, weil Holzteile zum Verbrennen herausgeschnitten wurden. 2013 wurde die Immobilie vom Billeder Marcel Marcus gekauft, der viel investiert, um daraus 10 moderne Wohnungen zu machen, wobei er zusätzlich eine Mansarde als Wohnraum errichten ließ. Bei allen Baumaßnahmen war dieser bemüht, den historischen Stil und Charakter des Kastells größtmöglich beizubehalten. Dafür gebührt dem Retter dieses repräsentativen Billeder historischen Gebäudes unser Dank, unsere Ehrerbietung und zugleich Bewunderung für den Mut und die Vision, aus einer Ruine ein Prachtgebäude zu machen.
R체ckblick
Das Kastell mit eingest체rztem Dachstuhl 2009 Aufnahme 2013 w채hrend der Umbauten
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Rückblick
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Der Billeder Kriegerverein (nach dem 1. Weltkrieg Schützenverein genannt), bei feierlichen Anlässen häufig dabei, hier 1908 vor der Kirche
Protokolle des Billeder Kriegervereins 01.1905 Nachdem Herr Präses Hochwürden Uitz Peter die Anwesenden herzlich begrüßend die Sitzung eröffnet hatte, wurde an die Tagesordnung geschritten: 1. Bericht des Präsidiums über das verflossene Vereinsjahr
Hans Martini
1. Bericht des Präsidiums über das verflossene Vereins-Jahr 2. Vorlegung der Bilanz, nach welcher den Herrn Funktionären des Vereins das Absolutorium erteilt wurde
2. Vorlegung der Bilanz; nach derselben wurde den Herrn Funktionären des Vereins das Absolutorium erteilt. Nachdem nichts Besonderes mehr auf der Tagesordnung war, wurde sodann die Sitzung geschlossen
3. Uniformierung mit „Plouse“ u. z. der Schneidermeister Ludwig Raab fertigt die Plouse das Stück per 15 Kronen auf 15 monatliche Ratenzahlung und jedes Mitglied verpflichtet sich, jeden ersten Sonntag im Monat eine Krone zu Herrn Schriftführer zu tragen. Derselbe übergibt die monatliche Rate dem Schneider.
13.01.1906 Nachdem Herr Präses Hochwürden Uitz Peter die Anwesenden mit einer rührenden Ansprache herzlich begrüßend die Sitzung eröffnet hatte, wurden folgende Beschlüsse gefasst:
4. Es haben sich Freiwillige gemeldet, die Gewehre zu übernehmen und verpflichten sich, bei jeder „Leicht“ (Beerdigung) eines Mitgliedes die gebührende Ehrenbezeugung zu leisten und die Gewehre stets rein zu halten: u.z. Volker Johann, Wurz Johann, Lau-
Rückblick er Johann, Roth Peter, Genger Josef, Enderle Josef. Als Ersatz-Mitglieder meldeten sich: Schwarz Franz, Folmer Peter 5. Anträge: Schriftführer Lambert Thöresz beantragte, es möge im Verein strengere Disziplin herrschen und jedes Mitglied soll bei der Ausrückung die militärische Achtung gebrauchen, was die Mitglieder mit Begeisterung aufnahmen. Sodann wurde die Sitzung geschlossen. Nachtrag der Sitzung: Die Taxe der unterstützenden Mitglieder wurde von 5 auf 3 Kronen herabgemindert. 05.01.1907 Nachdem Herr Präses Hochwürden Uitz Peter die Anwesenden herzlich begrüßend die Sitzung eröffnet hatte, wurden folgende Beschlüsse gebracht: 1. Es wurde festgesetzt, an welchen Tagen der Verein auszurücken hat u. z. bei jedem verstorbenen Mitglied und dessen Frau, an Allerheiligen, bei der Auferstehung, an Fronleichnam, an König Stefans Geburtstag und zum Requiem der Königin 2. Da sich Vereinsmitglied Johann Eichert weigerte, an jedem bestimmten Tage auszurücken, so wurde er vom ganzen Verein der Fahnenbegleiterstelle enthoben und an seiner Stelle einhellig Schwarz Franz gewählt und an dessen Stelle zum Gewehr tragen Peter Roth. Zu diesem Punkt wird noch bemerkt, dass Johann Eichert sich unserem sehr geehrten Herrn Präses gegenüber derart unanständig benommen hat, dass im Falle es noch einmal vorkommt, er aus dem Verein ausgeschlossen wird. 3. Wer dreimal nacheinander nicht ausrückt und kann sich nicht ausweisen, wird auch ausgewiesen.
85 4. Es wurde beschlossen, den Verein zu verstärken durch Heranziehung ausgedienter Militäristen; so wurden der Vereinsdiener und Roth Peter bestimmt, im Ort herumzugehen und Mitglieder zu sammeln. 5. Vize-Präses Berger Stefan spendete dem Verein 20 Kronen, wofür ihm protokollarischer Dank ausgesprochen wird. 06.01.1908 Nachdem Herr Präses Hochwürden Uitz Peter mit einer rührenden Ansprache die Sitzung eröffnet hatte, wurde zur Tagesordnung geschritten: 1. Vorlegung der Bilanz und Erteilung des Absolutoriums 2. Resignation des Schriftführers und Kassiers und Neuwahlen; dieselben wurden wieder frisch gewählt. 3. Vize-Präses und Johann Muttar haben dem Verein 16 Kronen gespendet, wofür denselben protokollarischer Dank ausgesprochen wird. 4. Wer in Zukunft nicht ausrückt und kann sich nicht der Wahrheit gemäß ausweisen, wird mit 6 Heller bestraft. 07.02.1908 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses Uitz Peter die Sitzung eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt: 1. Es wurden die Herren: Inspektor Mahner Heinrich zum Ehrenpräses und Notär Thöresz Jakob zum Obersten des Kriegervereines einstimmig gewählt. 2. Es hat Inspektor Mahner dem Verein beim Begräbnis des verstorbenen Mitgliedes Wenuta Johann 40 Kronen gespendet, wofür die
86 Generalversammlung ihm protokollarischen Dank votierte. Dann wurde die Sitzung geschlossen.
Rückblick die Ausrückung an König Stefan und an Königin-Requiem eingestellt. Dann wurde die Sitzung geschlossen.
27.02.1908 Verhandelt wurden folgende Gegenstände:
15.01.1909 Nachdem Herr Präses Seine Hochwürden Dechant Uitz Peter als Vorsitzender die Generalversammlung mit einer rührenden Ansprache eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt:
1. Es wurde beschlossen, aus der Vereinskasse noch 12 St. Gewehre samt Leibriemen und Patronentasche anzukaufen. 2. Bei der Ausrückung hat ein jeder Unterkommandant seine Abteilung einzuteilen und den jungen Oberkommandanten zu melden, wie viele Männer ausgerückt sind. Dann hat der junge Oberkommandant die Kopfwendung zu kommandieren und dem alten Oberkommandanten die Meldung abzustatten, wie viele Männer ausgerückt sind. Ist der Herr Oberst zugegen, so hat der alte Oberkommandant demselben die militärische Ehrenbezeugung zu leisten: dann treten alle in ihre Abteilung ein und der junge Oberkommandant führt die Abteilung zur Kirche und führt das Kommando. 3. Es wurde der Schriftführer zum Adjutanten gewählt und der Diener wurde aufgenommen, der bekommt für die Generalversammlung einberufen 1 Krone 60 Heller und für den Ausschuss einberufen 1 Krone. Dann wurde die Sitzung geschlossen.
1. Bericht des Präsidiums über das verflossene Vereinsjahr 2. Vorlegung der Bilanz, wofür den Herrn Funktionären das Absolutorium und protokollarischer Dank für ihre Mühewaltung votiert wurde 3. Es wurde Herr Kantor-Lehrer und Chormeister des Billeder Sängerbundes Josef Zimmer zum Vize-Präses des Kriegervereines mit Akklamation gewählt, wofür derselbe gleich dem Verein persönlich mit einer herzlichen Ansprache seinen innigsten Dank ausgesprochen hat. Dann wurden zum Schriftführer Lambert Thöresz und zum Kassier Wilhelm Maurer wieder gewählt.
08.12.1908 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses Uitz Peter die Sitzung eröffnet hatte,wurden folgende Gegenstände verhandelt:
4. Herr Ehrenpräses Inspektor Mahner spendet dem Verein 50 Kronen, wofür die Generalversammlung ihm protokollarischen Dank votierte und der Musik davon 20 Kronen zugesagt wurde und bei jedem Sterbefalle eines unterstützenden Mitgliedes die Leichenbeträge ihnen auch zugesprochen werden.
1: Regelung des Kommandos bei der Ausrückung; betreff der Kommandanten wurde beschlossen, dass der Beschluss, welcher am 17. Feber 1908 in der Direktionssitzung gefasst wurde, aufrecht erhalten wird.
5. Es wurde auf Antrag des Herrn Präses beschlossen, den zwei im verflossenen Jahre verstorbenen Mitgliedern Johann Wenuta und Wilhelm Baptis Beileid protokollarisch aufzunehmen
2. Auf Antrag mehrerer Mitglieder wurde
6. Der Diener bekommt für jedesmal Patro-
Rückblick nenfüllen 60 Heller; dann wurde zu Authenticatoren Geisz Karl und Genger Josef gewählt; sodann wurde die Generalversammlung geschlossen. 01.08.1909 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses die Generalversammlung eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt: 1. Besprechung der Temeswarer Fahnenweihe; es wurde beschlossen: Der Verein fährt korporativ zur Fahnenweihe.
87 Ahnen oder unterstützenden männlichen Mit gliedes ist eine Generaldecharge abzugeben. 5. Es wurde den 4 im Jahre 1909 verstorbenen Mitgliedern protokollarisches Beileid ausgedrückt, dann wurde die Generalversammlung geschlossen. 08.01.1911 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses Uitz Peter die Generalversammlung mit einer herzlichen Ansprache eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt:
2. Der Verein spendet 10 Kronen für einen Nagel und die Musik bekommt die Person 3 Kronen und die fährt frei. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen.
1. Bericht des Präsidiums über das verflossene Vereinsjahr
24.04.1910 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses Uitz Peter die Generalversammlung mit einer rührenden Ansprache eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt:
3. Wahl eines Vize-Präses: Roman Miklos wurde einstimmig gewählt und Gärgen Nikolaus zum Ehrenpräses
1. Bericht des Präsidiums über das verflossene Vereinsjahr 2. Vorlegung der Bilanz und Erteilung des Absolutoriums 3. Jeder, der dem Verein als Ehrenmitglied beitreten will, hat ein für allemal 30 Kronen in die Vereinskasse zu zahlen. 4. Jedes Mitglied, das den Verein zur Ausrückung bei einer „Leicht“ (Begräbnis) wünscht, hat 30 Kronen zu entrichten u. z. 15 Kronen in die Vereinskasse und 15 Kronen der Musik. Bei einer „Leicht“ (Beerdigung) von Mitgliedern in der Familie u.z. Eltern oder Kinder sind 20 Kronen zu zahlen: 10 Kronen in die Vereinskasse und 10 Kronen der Musik; dann bei jeder „Leicht“ (Beerdigung) eines
2. Vorlegung der Bilanz und Erteilung des Absolutoriums
4. Auf Antrag von Herrn Präses wurde dem verstorbenen Mitglied Bortscheller Josef protokollarisches Beileid ausgesprochen. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen. 29.10.1911 Nachdem Seine Hochwürden Herr Präses Uitz Peter die Generalversammlung herzlich begrüßend eröffnet hatte, wurde zur Tagesordnung geschritten: 1. Es wurde beschlossen, dass der Beschluss der Direktion betreffs der Musik angenommen wird u.z. wenn ein Mitglied bei der Trauung wünscht, dass der Verein ausrückt, hat der Betreffende der Musik 14 Kronen zu zahlen und bei einem Sterbefall eines unterstützenden Mitgliedes bekommt die Musik 10 Kronen. 2. Wenn ein Mitglied sich dem Verein oder seinem Vorgesetzten gegenüber unanständig
88 benimmt, so hat die Direktion das Recht nach zweimaliger Zurechtweisung beim dritten Mal den Betreffenden gänzlich aus dem Verbund des Vereines auszuschließen.
Rückblick 5. Es wurde auf Antrag des Herrn Präses den im Jahr 1911 verstorbenen Mitgliedern protokollarisches Beileid ausgedrückt. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen.
3. Es wurde beschlossen, eine Bibliothek anzuschaffen, wozu ein jedes Mitglied 1 Krone 35 Heller beizutragen hat, wofür ein Bücherschrank angeschafft werden soll. Und wenn etwas übrig bleibt, wird der Herr Präses so gütig sein,, dem Verein einige Bücher dafür zu verschaffen. Damit wurde die Generalversammlung geschlossen.
23.03.1912 Es wurde Folgendes verhandelt:
05.11.1911 Nachdem Herr Präses herzlich begrüßend die Generalversammlung eröffnet hatte, wurde Folgendes beschlossen: 1. Es wurde mit Zustimmung der unterstützenden Mitglieder beschlossen, dass von nun an ein jeder beim Sterbefalle eines Mitgliedes 20 Heller als Leichenbeitrag, er sei Mitglied oder unterstützendes Mitglied, zu leisten hat. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen. 21.01.1912 Es wurden folgende Gegenstände verhandelt: 1. Es wurde den Herrn Kassierer und Schriftführer für ihre Mühewaltung protokollarisches Absolutorium erteilt. 2. Mumper Johann wurde zum Bibliothekar gewählt. 3. Es wurde beschlossen, dass jedes Mitglied alljährlich 1 Krone als Vereinstaxe beizutragen hat. 4. Es wurde dem Herrn Oberst Thöresz Jakob für Bücher, welche er dem Verein frei zur Verfügung stellt, protokollarischer Dank votiert.
1. Auf der Tagesordnung war Beratung über das Verhalten des Herrn Oberkommandanten Zillich bei der Leicht (Beerdigung) des Unterkommandanten Dilk. 2. Nachdem Herr Oberkommandant Zillich der Direction einen Brief zugeschickt hatte, in dem er sich für immer abmeldet, wurde dieses Schreiben dem vollen Inhalte nach von der ganzen Direction zur Kenntnis genommen und die Abdankung angenommen. 26.01.1913 Es wurden folgende Gegenstände verhandelt: 1. Es wurde dem Schriftführer und Kassier für ihre Mühewaltung das Absolutorium erteilt. 2. Zum Zugskommandanten wurde Grosz Heinrich gewählt. 3. Bei einer Trauung rücken in Zukunft nur die jungen Mitglieder mit Fahne, Fahnenträger und Begleiter aus. Der Betreffende hat auch den Diener zu bezahlen. 4. Die Leicheneinzahlungen bleiben wie frü her u. zw. bei jeder Leicht (Beerdigung), männliche oder weibliche, hat ein wirkliches sowie unterstützendes Mitglied 20 Heller beizutragen. 5. Alle Ausschussmitglieder bleiben wie früher. 6. Dem Hausherrn Gergen Nikolaus wurde
Rückblick für das Lokal protokollarischer Dank ausgesprochen. 7. Der Ausschuss ist bestimmt, ein Lokal zu mieten. 8. Die Musik wird bei der Unterhaltung bezahlt. 9. Den drei 1912 verstorbenen Mitgliedern wird protokollarisches Beileid ausgedrückt. 10. Es soll ein Blatt pränumeriert werden. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen. 15.08.1913 Es wurde Folgendes verhandelt: 1. Es wurde beraten über die Abhaltung eines Dankfestes zu Ehren der Reservisten. Selbe wurde beschlossen und festgesetzt, es am Kirchweih-Sonntag d.i. am 5. Oktober abzuhalten. Nachdem nichts weiter auf der Tagesordnung war, wurde die Generalversammlung geschlossen. 09.11.1913 Nachdem in Abwesenheit des Herrn VizePräses Oberkommandant Schulz Peter herzlich begrüßend die Generalversammlung eröffnet hatte, wurden folgende Gegenstände verhandelt: 1. Zum Präses des Vereins wurde Seine Hochwürden Herr Dechant Untereiner Josef einstimmig gewählt.
89 schwarer Zeitung auf drei Monate zu bestellen; das Blatt wird verlitzitiert und der Ersteher muss das Blatt zwei Tage im Vereinslokal liegen lassen und dann kann er es der Reihenfolge nach mitnehmen. Dann wurde die Generalversammlung geschlossen. 17.01.1914 Es wurden folgende Beschlüsse gefasst: 1. Dem Kassierer und dem Schriftführer wurde für ihre Mühewaltung das Absolutorium erteilt. 2. Es wurde beschlossen, dass von nun an nur als unterstützendes Mitglied dem Verein beitreten kann bis zu 55 Jahren mit drei Kronen jährlich. Wer älter ist, muss im ersten Jahr zehn Kronen zahlen, dann jedes Jahr drei Kronen. 3. Es wurden die Statuten vorgelesen und noch einige kleine Modifikationen angenommen. 4. Zu Ausschussmitgliedern wurden gewählt: Ramacher Johann, Klein Michael, Engrich Josef, Mager Filip, Geisz Karl, Koch Andreas, Schortje Nikolaus, Mayer Peter, Zimmermann Adam, Thöresz Wilhelm, Müller Nikolaus, Frank Johann und zum Quästor wurde Schuch Christof gewählt.
2. Das Vereinslokal wird die Wintermonate hindurch jeden Abend und jeden Sonn- und Feiertag auch in der Früh geöffnet; jeden Abend sind eine halbe Stunde von 6 Uhr bis halb 7 Vorlesungen.
5. Auf Antrag des Oberkommandanten wurde einhellig beschlossen, den drei im vergangenen Jahre verstorbenen Mitgliedern u.zw. unserem gewesenen verdienstvollen Präses Uitz Peter so auch Oberkommandant Flesch Johann und Wurtz Johann protokolarisches Beileid auszusprechen. Sodann wurde die Generalversammlung geschlossen.
3. Es wurde beschlossen, die Neue Teme-
Fortsetzung im Heimatblatt 2015
Rückblick
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Das 1924 errichtete Denkmal mit den Namen der im 1. Weltkrieg Gefallenen
1914 - Weggabelung in unserer Geschichte
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as Attentat vom 28. Juni 1914 bei dem der Thronfolger Österreich-Ungarns, Erzherzog Franz Ferdinand, und seine Gemahlin Sophie, Herzogin von Hohenberg, tödlich verletzt wurden, gilt als Auslöser der Julikrise, die schließlich zum Ersten Weltkrieg führte. Am 28. Juli 2014 jährt sich der Beginn des 1. Weltkrieges zum 100. Mal. Dieser Krieg gilt als die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Von diesem Krieg ausgehend, lassen sich auch alle anderen ihm folgenden Katastro-
Werner Gilde
phen des 20. Jahrhunderts erklären. Er ist auch eine Weggabelung in der Geschichte der Deutschen in Südosteuropa. Die Deutschen in Österreich–Ungarn, zu denen auch die Banater Schwaben gehörten, befanden sich vor 1918, seit dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867, in einer schwierigen Lage. Im Königreich Ungarn betrug der Anteil der magyarischen Volkszugehörigkeit weniger als 50%. Ausgehend von einer Gesamtbevölkerungszahl von ungefähr 21 Millionen waren nur 10 Millionen Ma-
Rückblick gyaren. Die stärksten Minderheiten bildeten die Rumänen, Slowaken, Deutsche (etwa 2 Millionen), Kroaten, Serben, neben einer großen Anzahl anderer ethnischen Gruppen. Das Ziel der offiziellen ungarischen Politik war die Schaffung eines ungarischen Nationalstaates. So wurde mit aller Macht versucht, die Angehörigen der nationalen Minderheiten zu echten Ungarn zu erziehen, sie zu magyarisieren. Staatsdiener, Beamte, welche ihren Namen in einen ungarisch klingenden umänderten, wurden bevorzugt eingestellt und befördert. Das Magyarische war die alleinige Staatssprache. Der in Gebieten mit starken ethnischen Minderheiten oder andersnationalen Mehrheiten gesetzlich mögliche Gebrauch der Muttersprache vor Behörden und vor Gericht wurde zielbewusst eingeschränkt. Der Staat hat besonders die Assimilation auf dem Gebiet des Schulwesens beschleunigt. Im Jahre 1880 gab es 867 Schulen mit deutscher Unterrichtssprache und schon zwanzig Jahre später nur noch 383 dieser Schulen. Über Mittelschulen verfügten nur die Siebenbürger Sachsen. Das Gesetz, das den Gebrauch der ungarischen Ortsnamen auch in reinen Nationalitätengebieten offiziell einführte oder das Gesetz von 1907 (Apponyisches Gesetz), das vorschrieb, dass in Schulen mit anderer Unterrichtssprache das Ungarische so unterrichtet werden muss, dass jeder Schüler nach der 4. Klasse sich mündlich und schriftlich klar ungarisch ausdrücken konnte, verletzte tief die Gefühle der nationalen Minderheiten. In den Banater Ortschaften mit hauptsächlich deutscher Bevölkerung ist die Magyarisierung doch schleppend vorangekommen. Aber in den Städten kann man vom Gegenteil sprechen. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich durch diese Entwicklung die Banater Schwaben und alle nationalen Min-
91 derheiten im Königreich Ungarn auf dem besten Weg befanden, in der Einheit der magyarischen Nation aufzugehen. Nach dem ersten Weltkrieg, der am 11. November 1918 durch Waffenstillstand beendet war, kam es zur Auflösung des „Reiches der Heiligen Stephanskrone“ (Ungarn). Es entstanden neue Nationalstaaten. Das Banat wurde durch den Vertrag von Trianon, bekannt als Friedensvertrag von Trianon, dreigeteilt. Seitens dieser neuen Staaten wurden riesige Versprechen an die Minderheiten, was Sprache, Kultur usw. anbelangt, gemacht. Die Rumänen Siebenbürgens sprachen sich am 1. Dezember 1918 in den Karlsburger Beschlüssen (Alba Iulia) für die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien aus. Die Volksversammlungen der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben entschieden sich im Jahr 1919 ebenfalls für die Vereinigung ihrer Gebiete mit Rumänien. In den Karlsburger Beschlüssen sicherten die Rumänen den Magyaren und den Deutschen als Minderheiten weitgehende Gleichberechtigung zu, hielten dies aber später nicht ein. Bei den Banater Schwaben setzte zunächst eine Rückbesinnung auf die Geschichte der deutschen Siedlungsgebiete und ihre kulturellen Leistungen in der Vergangenheit ein. Man spricht vom deutschen Erwachen nach 1920 im Banat, wenn auch die ältere Generation und einige Geschulte dabei ihren „magyarischen Patriotismus“ nicht vergessen konnten. Diese Erwachungsetappe dauerte aber nicht lange. Als 1939 am 1. September der zweite Weltkrieg begann, konnte niemand der Banater Schwaben ahnen, welche katastrophalen Folgen dieser für den mit den anderen Nationalitäten in Frieden nebeneinander lebender Volksstamm bringen wird.
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Vor 100 Jahren: Urkatastrophe 1. Weltkrieg
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mmer mehr Historiker sehen im I. Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, die sich über den II. Weltkrieg fortgesetzt hat, in den Kalten Krieg gemündet ist und bis 1989 anhielt. Die Katastrophe nahm mit dem vor 100 Jahren ausgebrochenen 1. Weltkrieg ihren Anfang. Kriegsschuld Während der militärische Verlauf des Ersten Weltkrieges historisch dokumentiert und unbestreitbar ist, sind die Kriegsursachen und -schuld umstritten. Galt doch bisher allgemein unwidersprochen, dass Deutschland mit seinen Verbündeten die alleinige Kriegsschuld hat. Im Versailler Diktatsvertrag wird im Artikel 231 festgesetzt: Die alliierten und assoziierten Regierungen erklären, und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine Verbündeten als Urheber für alle Verluste und Schäden des Krieges verantwortlich sind (…). Dies war und ist weitgehend immer noch die politisch korrekte Aussage. Aber es gibt immer mehr bedeutende Historiker, die dies bezweifeln, die dem widersprechen und eine Umschreibung der Schulbücher fordern. Deutschland musste auf Grund dieser Schuldzuweisung und -anerkennung große Gebiete wie Elsass-Lothringen, fast ganz Westpreußen, Posen u.a. abtreten, verlor alle seine Kolonien und musste 132 Milliarden Goldmark (ca. 47000 Tonnen Gold) Kriegsschuld bezahlen. Außerdem musste Deutschland 26% des Wertes seiner Ausfuhr an die Alliierten abgeben und Megatonnen Kohle umsonst liefern. Nachdem zwischen 1933 und 1945 die Zahlung ausgesetzt war, zahlte Deutschland nach dem II. Weltkrieg seine auferlegte
Rückblick Peter Krier
Kriegsschuld samt Zinsen weiter. Die letzte Rate dieser Kriegsschuld von 69,9 Millionen Euro wurde am 2. Oktober 2010, 92 Jahre nach Kriegsende bezahlt! Kriegsursachen und Gründe Die Schüsse von Sarajewo am 28. Juni 1914, mit denen der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie von Hohenburg ermordet wurden, waren nicht die Ursache des I. Weltkrieges. Man kann das Attentat bestenfalls als Startschuss dazu bezeichnen. Alle europäischen Mächte waren hochgerüstet und kriegsbereit und alle, auch die kleinen Völker, hatten territoriale Erweiterungen als Kriegsziele. Englands Europapolitik war seit Jahrhunderten auf ein Gleichgewicht zwischen den europäischen Großmächten Frankreich und Russland ausgerichtet. Nun war mit dem deutschen Kaiserreich eine dritte Großmacht erschienen. Deutschland erlebte am Ende des 19. Jahrhunderts ein Wirtschaftswunder. Seine Industrie, Wirtschaft und Handel entwickelten sich rasant, überflügelten Großbritannien; Wissenschaft und Technik verzeichneten große Fortschritte und auch kulturell nahm Deutschland einen vorderen Rang in Europa ein. Nun erwarb dieses Deutschland Kolonien, war auch dabei, eine Flotte aufzubauen, die Koordinaten des alten Mächtespiels hatten sich verschoben. Für das die Weltmeere und ganze Kontinente beherrschende Britische Empire unakzeptabel. Großbritannien hatte Pakistan erobert, seine Besitzungen in Indien, Asien und Afrika (Südafrika, Sudan, Suezkanal) konsolidiert. Zwischen Gibraltar und Japan gab es keinen Hafen, der praktisch nicht in britischer Hand war.
RĂźckblick
93
Mein GroĂ&#x;vater Michael Rosani als Honved, (ungarisch: Soldat) geboren am 27.06.1878 in Billed, gefallen in Serbien am 29.09.1914, wahrscheinlich bei seinem ersten Einsatz
94 Frankreich, das Algerien und Madagaskar annektiert hatte, Indochina und Polynesien unterjocht hatte, konnte die Niederlage von 1871 nicht vergessen. Nicht nur auf ElsassLothringen, auch auf weitere linksrheinische Gebiete hatte man Anspruch, selbst von den Kelten und Galier wurden diese Ansprüche abgeleitet. Russland, das Kasachstan, Mittelasien und die Mandschurei erobert und Wladiwostok gegründet hatte, wollte sich auch nach Westen erweitern. Man beanspruchte die Dardanellen und redete von einem panslawischen Reich mit der Zusammenfassung aller slawischen Völker unter dem russischen Zaren. Italien hatte in einem sehr blutigen Krieg Abessinien unterworfen, Tripolis und Eritrea besetzt, aber auch nach Norden und nach Osten wollte sich Italien erweitern. Auch der serbische König Peter wollte seine Herrschaft nach Süden erweitern. Bulgaren, Griechen, Osmanen, auch die Rumänen hofften auf territoriale Erweiterungen durch einen Krieg. Für Deutschland war der steigende Rüstungsvorsprung der Franzosen und der Russen Grund eines Präventivkrieges, Österreich hatte um seine morsch gewordene Vielvölkermonarchie zu kämpfen. Vorbei waren die Zeiten des Reichkanzlers Bismarck, der mit jedem gegen jeden Bündnisse schmieden konnte. Den Franzosen war es gelungen, die Russen aus dem Dreikaiserbündnis zu locken und sich der Entente, einer französisch-englischen Allianz, anzuschließen. Dass die Kriegsschuld, wie bisher allein dem deutschen Kaiser Wilhelm dem II. zugeschoben wird, ist nicht mehr haltbar. Wilhelm wollte nicht nach Osten marschieren, gegen seinen Vetter Nikolaus, nicht gegen die II. Französische Republik und nicht gegen seine Familie in London. Wilhelm II. hatte den U-Boot-Einsatz und die Bom-
Rückblick bardierung verboten. Als man dies dennoch tat, war es ein Grund für das Eingreifen der Amerikaner, die den Krieg entschieden. Das Kräfteverhätnis Die Allianz der Mittelmächte bestand aus Deutschland, Österreich-Ungarn, der Türkei, auch Bulgarien war dazu gekommen, und Italien, das sich jedoch von der Entente abwerben ließ, vertragsbrüchig wurde und ab Mai 1915 an der Seite der Entente in den Krieg trat. Der Entente waren bis zum Kriegsende 32 Staaten beigetreten, die über 50 Millionen Soldaten verfügten, während die Mittelmächte zusammen 25 Millionen Männer unter Waffen hatten. Die Artillerieausstattung der Deutschen war moderner als die der Alliierten, während England über doppelt so viele Schiffstonagen verfügte wie Deutschland. Kriegsentscheidend war jedoch der Kriegs eintritt Amerikas, wonach den Achsenmächten fast unbegrenztes Nachschubpotential zur Verfügung stand, täglich kamen 1000 gut ausgerüstete US-Soldaten an die Westund Südfront. Kriegsverlauf Österreich-Ungarn erklärte am 28. Juli 1914 Serbien den Krieg. Durch die Mobilmachung Russlands fühlte sich das Deutsche Reich bedroht und erklärte Russland am 1. August 1914 den Krieg. Es folgte am 3. August die Kriegserklärung an Frankreich, danach die Kriegserklärung Englands an Deutschland. Damit war klar, dass für die Mittelmächte ein Zweifrontenkrieg ausgebrochen war. Europa war in Brand gesetzt. Auch die Banater Regimenter in Temeswar, Arad, Großbetschkerek, Lugosch und Karansebesch wurden sofort mobilisiert. Im Westen erzielten die deutschen Armeen wichtige Durchbrüche, kamen noch im Au-
Rückblick gust bis zur Marne und standen 60 km vor Paris, Belgien war fast vollständig besetzt. Doch dann kam der deutsche Angriff ins Stocken, im Westen erstarrte der Krieg zum Stellungskrieg, es war kein entscheidender Sieg möglich. Auch im Osten verlief der Krieg nicht wie geplant. Die Russen schaffen den Durchbruch in Ostpreußen, erobern Lemberg und Teile Galiziens, siegen bei Tannenberg und schließen Przemysl ein. Bei Przemysl standen 130.000 Österreicher 300.000 Russen gegenüber. Nach monatelanger Belagerung musste die Festung kapitulieren, 110.000 Soldaten kamen in russische Gefangenschaft. Doch es kam bald die Wende. Hindenburg besiegt die Russen bei Tannenberg, Ostpreußen wird befreit. Schon Anfang 1915 durchbrechen deutsche und österreichische Truppen die Karpatenfront, die Russen fliehen, Przemysl und Ostgalizien werden zurückerobert, Warschau und Brest-Litowsk werden besetzt. Am 23. Mai 1915 erklärt Italien Österreich-Ungarn den Krieg, Schwerpunkt der Kämpfe wird der Isonzoabschnitt. Österreich-Ungarn kämpft nun im Süden gegen die Serben, im Südwesten am Isonzo und in den Dolomiten gegen Italien und im Osten gegen Russland. Die Mittelmächte sind erfolgreich auf dem Balkan, wo sie Serbien, Montenegro und Albanien erobern. Im Juni 1915 beginnt die erste Isonzo schlacht an der italienischen Front, elf sollten folgen, ohne dass irgendeine Seite entscheidend siegen konnte. Erst die 12. Insonzoschlacht im Oktober 1917 bringt zunächst den Österreichern Vorteile, sie brechen durch bis zur Piave, werden aber von den mit Franzosen und Amerikanern verstärkten Italienern gestoppt. Bei diesem Vorstoß kommen 200.000 Italiener in Gefangenschaft, doch auch die österreichisch-ungarische Armee wird sehr geschwächt.
95 Im Westen bringt das Jahr 1915 keine Entscheidung. Der massive Einsatz von Artillerie und Maschinengewehren steigert die Zahl der Gefallenen in die Millionen. Im Februar 1916 beginnt die bis Oktober dauernde Schlacht bei Verdun. Die Verluste beider Seiten sind enorm, Aussicht auf Sieg besteht keine. Ende 1916 unterbreiteten die Mittelmächte ein Friedensangebot, das die Alliierten jedoch ablehnten. Auch weitere geheime Friedensangebote Österreich-Ungarns wurden abgelehnt. Auch das Jahr 1917 bringt keine Entscheidung. Rumänien hatte sich von den Russen durch Versprechungen überreden lassen und am 27. August 1916 den Mittelmächten den Krieg erklärt. Doch in einer Art Blitzkrieg wurden die Rumänen von der Mackensenarmee besiegt, Bukarest wurde am 6. Dezember 1916 besetzt. Ein rumänischer Truppenteil kämpfte jedoch an der russischen Front weiter. Mehrere Offensiven der Russen konnten zurückgeschlagen werden. Die Mittelmächte waren zur Gegenoffensive übergegangen und haben Galizien und die Bukowina zurückerobert. Die Russen kämpften nach der Februarrevolution 1917 weiter, erst als die Bolschewiki an der Macht waren, kam es am 3. März 1918 zu dem für Deutschland vorteilhaften Friedensvertrag von Brest-Litowsk. Das Jahr 1917 war von Notsituationen geprägt. Die Seeblockade Englands schneidet Deutschland von wichtigen Nahrungszufuhren ab. Die Menschen in den Großstädten hungern, die Heimatfront bricht zusammen, es gibt Unruhen. Die Hauptarbeitslast tragen die Frauen. An der Front sind die Angriffe erfolglos und die Verluste steigen. Die Engländer setzen erstmals Tanks (Panzer) ein. Am 6. April 1917 erklärt Amerika Deutschland den Krieg.
96 Um den Amerikanern zuvorzukommen, starteten die Deutschen an der Westfront mehrere Offensiven, die zunächst erfolgreich waren, aber immer wieder stecken blieben. Im Juni 1918 dringen die Deutschen mit einer letzten großen Offensive wieder bis zur Marne vor, doch die Gegenoffensive der Alliierten wirft sie zurück in ihre Stellungen. Die Deutschen stehen tief in Frankreich, doch eine erneute Offensive ist nicht mehr möglich. Die Armee hält ihre Stellungen bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11. November 1918. Auch an der Italienfront war die Entscheidung gefallen. In der letzten Schlacht an der Piave wurde bis zum 4. November 1918 gekämpft. Schon im Oktober gab es Auflösungserscheinungen und Befehlsverweigerungen in der Armee. Die Soldaten der Nationalitäten waren nicht mehr bereit, für Österreich zu kämpfen, Ungarn hatte sich aus dem Krieg zurückgezogen. Am 4. November befahl die Oberste Hee resleitung die Rückführung aller Truppen von der Front. Österreich-Ungarn schied, ohne zu kapitulieren, unbesiegt aus dem Krieg aus. Die Soldaten Pfarrer Demele aus Jahrmarkt beschreibt in seiner Chronik über den I. Weltkrieg, wie sich im Dorf Grauen und Entsetzen breit machten, als die Trommel die Mobilisierung verkündete. Dramatische Szenen spielten sich in den Familien ab, viele hatten ein Vorempfinden der zu erwartenden Entbehrungen, der kommenden Not, Trauer und Tod. Aber auch große Begeisterung hatten die Jüngeren und hofften, bald siegreich heimzukehren. Doch der Krieg sollte ein bisher nie dagewesenes Ausmaß an Intensität und Brutalität erhalten. In dem Regimentsbuch „61. Unter Waffen“ wird der Kriegseinsatz des Temeswarer
Rückblick Hausregiments, des 61. K.u.K. Infanterieregiments, in dem viele unserer Landsleute gedient haben, beschrieben. Das sofort mobilisierte Regiment war zunächst an der serbischen Grenze eingesetzt, erhielt jedoch schon am 30. August 1914 seine Feuertaufe an der Ostfront. Das Regiment war nun ständig in verschiedenen Gefechten verwickelt und hatte viele Verluste. Zum Unglück stellte sich die Cholera ein, der viele Soldaten zum Opfer fielen. Das Regiment blieb auch über den Winter ständig im Einsatz. Im Mai wurden die „61.“ an die Italienfront verlegt, wo sie an den Isonzoschlachten teilnahmen. Zuletzt kämpfte das Regiment an der Westfront. Von dort marschierten die „61.“ nach dem Waffenstillstand geschlossen quer durch Deutschland bis nach Rosenheim. Ab Rosenheim fuhren sie mit einem Eisenbahntransport zur Heimatgarnison Temeswar, wo sie abrüsteten. (nach Wilhelm Weber, Heimatblatt 2001) Im 1. Weltkrieg haben europaweit 9,56 Millionen Soldaten ihr Leben verloren. Österreich-Ungarn hatte 7,8 Millionen Soldaten im Einsatz, von diesen sind 1,5 Millionen gefallen, darunter 134 Billeder. Von diesen wurden acht Leichen nach Billed überführt und beerdigt, weitere sechs Billeder starben nach dem Krieg in Billed an Folgen von Verwundungen oder Erkrankungen in der Gefangenschaft. Eingezogen waren die Jahrgänge 1872 bis 1900, zuletzt wurden noch die 18-Jährigen eingezogen. Viele von ihnen sind an Epidemien gestorben. Hunderttausende gerieten in Gefangenschaft, wo sie unter unvorstellbaren Verhältnissen leben bzw. sterben mussten. Berüchtigt ist das Gefangenenlager Sipotei bei Iasi. Über das „Golgotha Sipotei“ liegen mehrere Bücher vor. Pfarrer Hans Krüger beschreibt das Schicksaal der Gefange-
Rückblick nen in dem Buch „Massenmord in der rumänischen Gefangenenhölle Sipotei“. Nach seinen und den Angaben anderer Autoren haben dort von 17.269 eingelieferten Gefangenen nur 4000 überlebt. Von den im Oktober 1916 eingelieferten 4000 Mann sollen nur 150 überlebt haben. Unter den in Sipotei Gestorbenen befinden sich auch die Billeder Nikolaus Frank und Johann Welter. Andere Gefangene kamen in Lager in Sibirien oder in Kasachstan. Die Billeder Adam Gilde und Jakob Mann sind in Turkestan gestorben. Mehrere Billeder wurden in den Bürgerkrieg in Russland verwickelt und kamen erst 1920 wieder nach Hause.
97 Johann Mann (231) kam sehr abenteuerlich über Wladiwostok, China, Indien und den Suezkanal 1922 wieder nach Billed. Neben dem großen Menschenverlust, dem Verlust von Wirtschafts- und Kulturgü tern, der Verschiebung großer Territorien, dem Sturz der deutschen und österreich-ungarischen Monarchie kamen in Folge des I. Weltkrieges in Russland die Kommunisten an die Macht. Das den Deutschen aufgezwungene Diktat von Versailles und Trianon hat den Nährboden für den Faschismus und Nationalsozialismus gebildet und wurde so Vorläufer für den nächsten, den 2. Weltkrieg.
Einer der 8 in Billed beerdigten Gefallenen ist der 1873 geborene Josef Billinger (75). Mit 22 Jahren heiratet er die gleichaltrige Barbara Thöresz (203). Sie gründen eine bäuerliche Exis tenz und bekommen 2 Töchter. Josef Billinger ist am 21.01.1917 in Szolnok/Ungarn gefallen. Beerdigt wurde er am 23.04.1919 in Billed, sein Grabstein befindet sich auf dem Neugässer Friedhof
98
Rückblick
Vater und Großvater des Jakob Neiss (183) im 1. Weltkrieg. Der Vater, Johann, wurde 1914 einberufen und kam zur 4. Batterie des k.u.k. 7-ten Feldhaubitzen-Regimentes in Temeschburg. 1916 war er im Einsatz bis Bukarest, 1917 wurde er nach Wien in die 147 k.u.k. Plan-und Schallmessgerätekompanie versetzt, bis zum Kriegsende war er in Albanien. Der Großvater wurde als 52-Jähriger noch eingezogen. 1917 war er an der russischen Front bei Cholm, bei der Artillerie als Feuerwerker-Kommandant, ein Dienstgrad mit 3 Sternen am Kragen. (BH 2000)
Rückblick
99
Unteroffiziere des Inf. Reg. 61 an der Front. Rechts im Bild Feldwebel Wilhelm Weber, der Vater des Billeder Heimatforschers mit dem Beitrag im HB 2008 „Wenn Grenzen sich verschieben“. Die Proviantur, Verpflegungsstelle des Inf. Reg. 61 an der Front, nach der Garnisonsstadt Temeswarer Platz, Temesvariter, benannt (Schild). Fotos Archiv Wilhelm Weber (BH 2008)
Bildtafel mit einer Auswahl der 574 Billeder Militärangehörigen des 1. Weltkrieges 100 Rückblick
R端ckblick
101
102
Rückblick
Liste der Gefallenen des 1. Weltkrieges
Aktualisiert von Peter Krier
Name
Vorname
geboren
gefallen
Ort
1 Bartelome
Nikolaus
25.08.1887 28.12.1914 Przemysl/Galizien
2 Bauer
Josef
07.06.1889 26.08.1920 Billed
3 Bier
Otto
4 Bilinger
Johann
5 Billinger
Josef
09.02.1873 21.01.1917 Szolnok/Ungarn
6 Billinger
Mathias
12.05.1897
7 Billinger
Peter
02.06.1873
8 Bojar
Peter
07.09.1872
9 Braun
Mathias
23.02.1889
10 Breitenbach
Josef
16.09.1876
11 Christ
Nikolaus
19.01.1886
12 Enderle
Josef
15.11.1896
13 Filippi
Michael
20.05.1893 01.08.1915
14 Fischer
Jakob
03.04.1895
15 Fischer
Josef
26.05.1886
16 Flesch
Jakob
19.12.1888 00.10.1916 Italien
17 Flesch
Nikolaus
01.08.1893 00.10.1916 Italien
18 Follmer
Jakob
19 Frank
Nikolaus
08.08.1882 03.02.1917 Sibotei b. Iasi
20 Frank
Nikolaus
24.09.1876 09.08.1915 San Martino/Italien
21 Frauenhofer
Lorenz
00.00.1875
22 Frey
Johann
14.03.1884
23 Frick
Adam
25.02.1887
13.11.1914 Galizien
24 Frick
Andreas
11.04.1892
30.11.1914 Galizien
25 Friedrich
Mathias
20.04.1880
26 Gilde
Adam
21.11.1890 10.09.1915 Kurgan/Turkestan
27 Gilde
Johann
28.02.1891
28 Gilde
Peter
26.09.1895 18.09.1918 Innichen/Südtirol
29 Gimpel
Johann
25.08.1897
30 Graf
Johann
13.12.1885
31 Groß
Jakob
14.07.1885 04.03.1915 Przemisl/Galizien
32 Groß
Michael
04.01.1883
30.08.1914
16.11.1916 Karpaten/Rumänien
01.11.1914 Gyzow/Galizien 26.11.1915 Sathmar/Rumänien
Rückblick Name
103 Vorname
geboren
gefallen
Ort
33 Grundhauser Josef
21.08.1896
34 Haas
Michael
09.11.1885 14.12.1914 Kelic/Galizien
35 Hahn
Wilhelm
02.01.1878 20.10.1914 Mumkama
36 Hahn
Josef
23.04.1891
37 Hahn
Nikolaus
12.07.1880 25.03.1919
38 Hehn
Wendel
30.01.1875 20.06.1917 Homedzövasarhely
39 Helfrich
Anton
30.09.1891 27.01.1916 Russland/Gefang.
40 Holz
Adam - Josef
22.03.1900 17.08.1918 Temeschburg/Verwund.
41 Jung
Peter
06.01.1880 13.06.1915 Lemberg/Galizien
42 Kasper
Peter
05.01.1876 26.12.1914 Bruneck/Südtirol
43 Klein
Peter
12.07.1897 00.02.1918 Italien
44 Kneip
Filipp
xx.xx.1886
45 Kneip
Nikolaus
15.09.1872 10.10.1919 Billed
46 Koch
Andres
16.01.1883 30.09.1918 Südtirol
47 Koch
Johann
17.02.1890
48 Köster
Adam
01.10.1877
49 Krawitsch
Nikolaus
09.01.1866
50 Krier
Johann
26.12.1890 30.08.1914 Kulikov/Galizien
51 Krier
Johann
11.01.1885 15.05.1915 Konstantinov/Galizien
52 Lahni
Josef
04.07.1879 02.12.1918 Billed
53 Laub
Konrad
30.09.1892
54 Laub
Nikolaus
17.03.1876
55 Lauer
Nikolaus
17.03.1876
56 Lauth
Johann
12.12.1884
57 Lauth
Konrad
11.02.1902
58 Lenhardt
Nikolaus
27.08.1895
59 Lichtfuß
Johann
26.07.1890 04.08.1915 Russland/Gefang.
60 Mann
Jakob
16.01.1886 02.02.1915 Turkestan/Gefang.
61 Mann
Johann
05.09.1883 19.12.1914 Potok/Galizien
62 Mann
Mathias
63 Mann
Peter
11.01.1891 13.10.1915 Ravaruska/Galizien
64 Mann
Peter
02.05.1889 21.08.1915 San Martino/Italien
65 Mann
Wilhelm
01.01.1893
66 Maurer
Konrad
15.11.1882
11.06.1917 Italien
06.11.1916 Padula/Gefang.
Rückblick
104 Name
Vorname
geboren
gefallen
Ort
67 Mirsch
Nikolaus
xx xx 1887 xx 08. 1914 Bosnien/Zerzegowina
68 Müller
Nikolaus
06.12.1872
69 Mumper
Adam
15.08.1878 20.04.1915 Kiesvölgy/Ungarn
70 Mumper
Jakob
31.05.1882
71 Mumper
Nikolaus
27.10.1880 02.10.1914 Fenyvesvölgy
72 Neisz
Nikolaus
11.12.1873 10.05.1917 Rumänien/Gefang.
73 Neumann
Heinrich
28.02.1890
74 Neumann
Johann
30.07.1884
75 Nikola
Konrad
19.02.1886
76 Nürnberger
Peter
14.03.1894 08.09.1914 Lemberg/Galizien
77 Petrovits
Franz
17.11.1882
78 Pierre (Bier)
Johann
04.10.1897 02.12.1918 Billed/Verwundung
79 Pilli
Johann
13.01.1888
80 Pischak
Josef
10.07.1896
81 Plennert
Jakob
20.08.1889 30.08.1914 Lemberg/Galizien
82 Portscheller
Michael
06.05.1890
83 Quinkert
Nikolaus
17.06.1895
84 Rademacher
Johann
02.02.1886 05.02.1916 Nikolajewsk/Gefangens.
85 Ramacher
Johann
04.11.1878 08.10.1914 Sianki
86 Reichel
Georg
09.05.1877
87 Reichel
Mathias
29.01.1886 29.01.1922 gest.Billed Erkr. Gefgs.
88 Reiter
Adam
89 Reiter
Johann
13.10.1894
90 Rieder
Peter
02.05.1883. 13.01.1916 Znaim
91 Rosani
Michael
27.06.1878 29.09.1914 Jugoslawien
92 Rugel
Josef
93 Rugel
Peter
94 Rugel
Peter
16.11.1892
95 Rugel
Wilhelm
09.02.1879
05.11.1916 Azuga/Rumänien
23.11.1915
xx.xx.1916 Dolzko Russland Gefang.
08.02.1888 31.07.1915 Bieloruvu
96 Schackmann Johann
23.03.1874 27.12.1917
97 Schiller
Johann
27.09.1893 15.12.1914 Presovce/Galizien
98 Schmidt
Michael
26.09.1896 15.09.1915 Doberdo/Italien
99 Schneider
Jakob
22.06.1872 15.06.1916 Bukowina
100 Schneider
Jakob
09.12.1878 16.12.1916 Woischitza/Italien
Rückblick Name
105 Vorname
geboren
gefallen
Ort
101 Schneider
Jakob
08.11.1894 20.05.1915 Ostrocek/Galizien
102 Schneider
Mathias
06.04.1893 08.06.1916 Galizien
103 Schneider
Peter
03.08.1891 27.01.1916 Russland/Gefangen.
104 Schneider
Wilhelm
01.04.1886
105 Schortje
Michael
07.02.1893
106 Schultz
Johann
26.03.1876
107 Schwarz
Wilhelm
03.12.1895 00.00.1917 Russland/Gefangen.
108 Sehi
Adam
13.11.1885 03.07.1918 Ostrechau
109 Seibert
Johann
16.11.1893
110 Slavik
Nikolaus
111 Slawik
Johann
28.07.1888 30.09.1915 Russland/Gefangen.
112 Stadtfeld
Mathias
21.02.1898
113 Steiner
Adam
00.00.1887 00.00.1917 Azuga/Rumänien
114 Steiner
Jakob
25.03.1887
115 Steiner
Johann
26.12.1885 01.04.1919 Billed/Verwundung
116 Steiner
Johann
06.09.1891
117 Steiner
Nikolaus
21.02.1888
118 Steiner
Wendel
22.05.1891 10.04.1915 Russland/Gefgs/Vertund.
119 Steuer
Nikolaus
16.01.1883
120 Stubrich
Josef
121 Thöreß
Adam
27.02.1885
122 Thöreß
Nikolaus
27.12.1878
123 Thöresz
Eduard
15.01.1897
124 Tipol
Nikolaus
125 Tipre
Nikolaus
29.03.1888
126 Tobias
Peter
16.11.1880
127 Welter
Jakob
02.11.1881 15.08.1915 Doberdo/Italien
128 Welter
Johann
25.09.1878 10.03.1917 Sipotei b. Jasi/Rumänien
129 Welter
Johann
10.07.1880
130 Welter
Josef
25.04.1893
131 Welter
Nikolaus
03.02.1893 28.02.1915 Szegedin/Ungarn
132 Wendel
Jakob
21.11.1879
133 Wendel
Peter
14.04.1888 25.12.1918 Italien
134 Wilhelm
Nikolaus
01.12.1880
Russland/Gefgs/Vewund.
05.11.1918 Demonte/Italien
106
Aktuell
Die hundertjährige Truhe und ihr dramatisches Schicksal
Marliese Knöbl (Wagner)
W
ir haben in unserer Scheune eine sehr alte Truhe stehen, über welche ich herzlich wenig wusste. Sie stand in Billed auf unserem Dachboden, indem sie alte Stoffreste, Knöpfe usw. beherbergte - denn alles kann man ja mal gebrauchen - war stets die Devise. Das trifft auch heutzutage auf mich zu... Davor war sie im Besitz meiner MaurerGroßeltern. Otta (Opa) sagte, mit dieser Truhe sei der Mann seiner Schwester eingerückt. Das klang damals harmlos für mich und ich dachte nicht weiter darüber nach. Bei einer unserer Urlaubsreisen mit dem Wohnmobil brachten wir sie mit, in die neue Heimat. Nun denn, das alte Stück gefiel auch meiner Elke, sie meinte, wenn wir dasselbe beim Schreiner restaurieren lassen, könnten wir es ins Vorzimmer stellen, irgendwie wä re es zu schade, in der Scheune verkommen zu lassen. Nun war ich sonntags früh in der Scheune, sah mir mal wieder die Truhe an und dachte: „Was heißt restaurieren? Neu anstreichen? Die Beschläge erneuern? Ja, macht man das überhaupt mit so einem ‚antiken‘ Stück?“ Ich nahm kurzerhand eine Imprägnierdose zur Hand und besprühte die gesamte Oberfläche. Oh Wunder, ich fand sie so richtig attraktiv - ein Grün, stellenweise verwischt, breitete sich aus ! Der Name Bartholome Miklos war schon davor gut erhalten. Ich öffnete den Deckel, um auch innen schön zu säubern und wurde zum ersten Mal so richtig aufmerksam auf die vielen gewesenen Aufkleber im Innendeckel. Ich sage „gewesene“, weil von den Meisten der etwa 20 Stück nur noch Umrandungen vorhanden sind, während ich auf drei von ihnen noch den russischen Zaren und 3 russische Buchstaben vorfand, auf einer anderen etwas französisch zu erkennen war und der dritten ungarische Restl. Während ich das so entzifferte, war mir plötz-
lich bewusst (vielleicht sensibilisiert durch die vielen Berichte der Medien über den ersten Weltkrieg): Das muss im ersten Weltkrieg gewesen sein! Diese Truhe begleitete den Bartholome Nikolaus an die Front! Wer war er? Lebt noch jemand aus dieser Familie? Ist die eine Schwester von Opa dessen Frau gewesen? Nun denn, wir haben doch das Orts-Sippenbuch von Hans Wikete. Da muss ich doch was finden! Es kostete mich viel Mühe und Zeit, aber ich wurde fündig - leider mit einem sehr traurigen, zu Herzen gehenden Resultat: Bartholome Nikolaus, geb. 25.08.1887. Darunter : verstarb 28.12.1914 heldenhaft bei Przemysl in Polen. Darunter: Maria Maurer, geb.1895 - Heirat 6.05.1912. Das war`s ! Sie ist tatsächlich die Schwester meines Opas! Einen Sohn, geboren 01.05.1913. Ein Jahr darauf wurde sie Witwe. Wer brachte ihr die Truhe als letztes greifbares Stück ihres Mannes? Sie heiratete nochmals 1919 einen Johann Schneider, Nr. 627. Es wurden zwei Söhne geboren... Auch hierzu keine Sterbedaten. Da ich von meinem Opa weiß, dass er eine Schwester in Amerika hatte, kann es sich nur um diese handeln. Darum vermute ich, dass sie mit ihrem zweiten Mann auswanderte und darum alle restlichen Daten fehlen. Es muss so sein, denn Opa erzählte auch, dass seine Schwester ihm immer wieder Geld schickte, mit welchem er Feld für sie kaufte, sie wollte ja mal wieder heimkommen. Was weiter geschah, warum sie drüben blieb, entzieht sich meiner Kenntnis. Ob die Kinder von ihr erwachsen wurden? Dann wäre der Sohn aus erster Ehe der einzig überlebende Nachfahre der Bartholome gewesen; ob irgendwo in Amerika? Zu meiner großen Bestürzung ersah ich nämlich aus dem Orts-Sippenbuch, dass die
Aktuell
Kindersterblichkeit damals furchtbar groß war, von acht Kindern der Bartholomes blieb z.B. der einzig Überlebende im Krieg! So was berührt mich immer - auch wenn es tausendfach und öfter gang und gäbe war. So hat mich eine uralte, hundertjährige „Holzkiste“ ganz in ihren Bann gezogen, in die Geschehnisse einer Zeit versetzt, welche von Leid und Schmerz geprägt war! Als ich mit meiner Freundin, stammend aus Rekasch, darüber erzählte und den Ort - bzw. das Gebiet Przemysl erwähnte - ergänzte sie, dass auch ein Verwandter ihrerseits dort fiel. Frage an mehr Bewanderte des 1. Weltkrieges: War dieses Gebiet ein sehr umkämpftes, waren dort viele Banater eingesetzt worden? Wie schon erwähnt: SIE - die UNSCHEINBARE hat mich neugierig gemacht, zum Grübeln aufgefordert! Hat sie nur
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auf den passenden Augenblick gewartet, um aus dem Vergessen gerissen zu werden? Der Sohn Emanuel sagt immer: „Nichts geschieht von ungefähr, alles ist schon vorgesehen!“ Nicht aus was und wie schön, sondern wie viele Gefühle uns mit einer Sache verbinden, macht dieselben wertvoll! Vielleicht empfindet es der eine oder andere aus unserer Gemeinschaft ebenso? Übrigens: Wir haben ein Schmuckstück im Besitz. Es ist ein Foto von einer blutjungen, hübschen Frau in einer Fassung aus Double`, überhaupt das einzige Bild von jener Maria... Auch damit spinn‘ ich jetzt den Faden der Fantasie: War es das Bild, welches sie ihrem Ehemann als Pfand und Trost mitgab? Kam es zusammen mit der Truhe, welche ein treuer überlebender Kamerad mit nachhause brachte, zurück?
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Rückblick
Vor 70 Jahren – vom Kampf um unsere Heimat
Peter Krier
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as Jahr 2014 ist ein Gedenkjahr an mehrere bedeutende Ereignisse der europäischen, der deutschen allgemein und unserer Geschichte. Es wird erinnert an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren, an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren und an den Zusammenbruch des Kommunismus mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und die Befreiung Osteuropas vor 25 Jahren. Für uns kommen noch zwei Ereignisse hinzu. Mit dem Eindringen der Roten Armee ins Banat begann vor 70 Jahren, im Herbst 1944, die Flucht aus unserer Heimat. Auch wenn davon nur ca. 30.000 Landsleute betroffen waren, war dies der Beginn der Auflösung unserer Volksgruppe im Banat. Ein weiteres damit zusammenhängendes geschichtliches Ereignis waren die Kämpfe im September und Oktober 1944 im Banat. Das Umschwenken Rumäniens, der militärische Verrat an der Moldaufront vom 21. bzw. 23. August 1944, hatte katastrophale Folgen für das deutsche Heer und entscheidende Folgen für den Kriegsverlauf. Durch das Zurückweichen der Rumänen und die Öffnung der Front - Rumänien stand mit 28 Divisionen an der Prutfront - wurden die Deutschen umzingelt, von den dort eingesetzten 21 Divisionen der Heeresgruppe Süd unter Generaloberst Hans Friesinger wurden 18 Divisionen aufgerieben. Am 20. August hatten die 2. Ukrainische Front (Heeresgruppe) unter Marschall Malinovski und die 3. Ukrainische Front unter Marschall Tolbuchin mit über 100 Divisionen den Sturm auf Rumänien begonnen. Nach dem Zusammenbruch der Front erreichten sie in wenigen Tagen Bukarest, von wo die Divisionen der Roten Armee ohne Widerstand mit der Eisenbahn westwärts fuhren, zumal Rumänien nun an der Seite der Sowjets kämpfte.
Nach dem Abfall der Türkei (2.08.1944) und dem Umschwenken Bulgariens (7.09.1944) musste die Wehrmacht überstürzt die gesamte Balkanfront zurücknehmen. Noch nie hatte die Wehrmacht durch ein einziges Ereignis in so kurzer Zeit so viele Soldaten und so große Gebiete verloren wie durch den Abfall Rumäniens. Erst im Banat versuchte die Wehrmacht, mit aus dem Balkan zurückgezogenen Kräften, eine Verteidigungslinie aufzubauen. Nun wurde unsere Heimat Kriegsschauplatz, der Krieg fand vor unserer Haustür statt. Dabei lassen sich für die Kämpfe im Banat zwei Schwerpunkte ausmachen: das südliche Banater Bergland und der westliche Teil des rumänischen Banates mit der Banater Heide. Im Süden hatte eine Vorhut der Armee Tolbuchins, die beidseitig der Donau Richtung Belgrad drängte, am 6. September Turnu Severin erreicht. Bei Orschowa kam es zu heftigen Kämpfen mit Angehörigen des „Jagdgeschwaders 4“ und einer kleinen Donauflotte, die sich von Galati bis dahin durchgekämpft hatte. In den Kampf eingebunden war auch ein Kampfverband der „1. Gebirgsdivision“ der Wehrmacht. An den Kämpfen in der Region Südbanat bis nach Temeswar hat auch die 1. Rumänische Armee mit einigen Divisionen teilgenommen. Bei Orschowa wurde beidseitig der Donau gekämpft. Hier kamen deutscherseits Kampfgruppen der Division „Brandenburg“ und „Prinz Eugen“ zum Einsatz. Schwere Kämpfe gab es bei Bosowitsch und im Almaschtal, die drei Wochen anhielten. Dabei wurde eine deutsche Kampfgruppe bei Bosowitsch eingekesselt. Mit großem Einsatz und dem Verlust von 86 Gefallenen gelang dem Bataillon am 29. September der Ausbruch und Rückzug über Steierdorf-Anina. Die Deutschen in Or-
Rückblick schowa und Steierdorf hatten die Möglichkeit zur Flucht erhalten. Bis Reschitz, das von Rumänen besetzt war, konnte die Kampfgruppe nicht vordringen. Ins Banater Flachland war die 4. SS-Panzergrenadier-Division beordert, die in Eilmärschen aus Griechenland zurückgenommen wurde. In der Division, die nur die Regimenter 4/7 und 4/8 im Banat hatte, standen viele Rumäniendeutsche, die hier um ihre Heimat kämpften. Die Division stand unter dem Kommando von Generalmajor Fritz Schmedes und hatte den Auftrag, am Ausgang der Karpaten eine Verteidigungslinie aufzubauen und der deutschen Bevölkerung die Flucht zu ermöglichen. Schon am 15. und 16. September hatte die von zwei Polizei- Bataillonen und Freiwilligen aufgestellte Kampfgruppe Behrends vergeblich versucht, Temeswar einzunehmen. Als dann die beiden deutschen Regimenter am 18. September versuchten, in die Stadt einzudringen, war diese schon von der 53. Sowjetarmee und starken rumänischen Kräften besetzt. Die Stadt konnte nicht mehr eingenommen werden. Während rumänische Einheiten sich südlich von Temeswar kleinere Gefechte mit den deutschen Truppen lieferten, haben diese an den Kämpfen in der Banater Heide nicht teilgenommen. Die deutsche Division erhielt nun den Auftrag, eine Verteidigungslinie entlang der Straße Temeswar-Großsanktnikolaus aufzubauen. Etwa ein Drittel der 4. SS-Panzergrenadierdivision war an der Nordfront geblieben. Im Banat hatte die Division zwei schon stark geschwächte Grenadierregimenter. Dazu eine Sturmgeschützabteilung, eine Artillerieabteilung, eine Panzerjäger-, eine Aufklärungsund eine Nachrichtenabteilung. Die Rote Armee hatte fünf Divisionen im Raum Temeswar-Großsanktnikolaus im Einsatz. Auf der Einsatzlinie blieb Kleinbetschkerek feindbesetzt. Billed, das am 21.09. von
109 den Russen besetzt wurde, konnte am 22. September rückerobert und bis zum 5. Oktober gehalten werden. Das Dorf verteidigten die Deutschen aus ihren Schützenlöchern mit MG-Nestern, die im Abstand von ca. 70–100 m um das Dorf gegraben waren. Umlagert war das Dorf von Russen, die mehrmals am Tag anstürmten und zurückgeschlagen wurden. Alexanderhausen, das ebenfalls schon feindbesetzt war, wurde am 24.09. deutsch besetzt. Die Kämpfe verliefen wie in Billed, bis das Dorf am 5.10. aufgegeben wurde. Ähnlich geschah es auch in Bogarosch, das zeitweilig, wie auch Lowrin, von den Sowjets besetzt war. Auch Großsanktnikolaus wurde am 24. September von den Russen besetzt und kam erst am 3. Oktober wieder in deutsche Hand. Die Szegediner Straße war eigentlich in der Hand der Russen, die Deutschen mussten Feldwege benutzen, die wegen dem anhaltenden Regen fast unbefahrbar geworden waren. Nachdem Lowrin von den eingedrungenen Russen befreit war, folgte am 25. September der Angriff der Deutschen auf Pesak und von da sofort weiter nach Perjamosch, das nach hartem Kampf genommen werden konnte und bis zum 6. 10., trotz anhaltenden Angriffen, gehalten werden konnte. Frau Inna Kasanov, deren Großvater als Oberleutnant der Roten Armee bei Billed gefallen ist und in Perjamosch beerdigt wurde, hat uns Unterlagen aus dem russischen Militärarchiv über die Kämpfe in der Region Billed - Perjamosch zur Verfügung gestellt. Daraus erfahren wir, dass bei Billed, das der 375. Infanteriedivision angehörende 1243 Infanterieregiment eingesetzt war. Die Division wurde am 18. September 1944 bei Jahrmarkt auswagoniert und hatte erste Feindbegegnung mit ungarischen Einheiten bei Vinga. Von da wurden die Infanterieregimenter 1243, 1241, 1245, 1247 und das Artillerieregiment 937 im Raum Billed und entlang der
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Kampflinie Richtung Norden eingesetzt. Die Berichte der russischen Seite über den Verlauf der Kampfhandlungen stimmen überein mit den im Bundesmilitärarchiv Freiburg eingesehenen deutschen Berichten. An den Kämpfen im Banat waren auch ungarische Einheiten beteiligt. Am 15. und 16. September sind einige leicht bewaffnete Regimenter von Szegedin aus durch die Banater Dörfer entlang der Szegediner Straße Richtung Temeswar gezogen. Nach Billed haben sie aber nach Nordosten geschwenkt und zogen Richtung Arad, wo sie die Stadt verteidigen sollten. Dies gelang ebensowenig wie das Aufhalten der Roten Armee an der Talenge bei Lippa. Arad wurde aufgegeben, am 21. September zogen die Russen ein. Die Gesamtlage hatte sich für die Wehrmacht weiterhin auch dadurch verschlechtert, dass ungarische Einheiten vor
Rückblick
dem Feind zurückgewichen oder auch übergelaufen sind. Das Banat war mit den dort stehenden Kräften nicht zu halten. In den frühen Morgenstunden des 6.Oktober 1944 verlässt die 4. SSPanzergrenadierdivision über Altbeschenova und Altbeba wie auch auf der Route DeutschSanktpeter und Großsanktnikolaus Rumänien in Richtung Szegedin, wo der Divisionsgefechtstand bei Szöreg eingerichtet wird. Die Absatzbewegung der Division und der Flüchtlingskolonnen wurden durch Panzer gesichert. Nachzügler folgten noch an den nächsten zwei Tagen. Auf dem ungarischen Banatteil wurden die Kämpfe fortgesetzt, am 15. Oktober ist jedoch das ganze Banat von der Roten Armee besetzt. Die Flucht aus dem umkämpften und erwartungsgemäß von der Roten Armee zu be-
Rückblick setzenden Banat war nur westlich der Linie Detta – Großsanktnikolaus, die noch frei war, möglich. Die schwere Entscheidung - flüchten oder bleiben – musste innerhalb weniger Stunden getroffen werden. Bauern standen vor der Entscheidung, Haus und Hof aufzugeben und in eine ungewisse Zukunft zu flüchten. In den Dorfgemeinschaften und in den Familien spielten sich dramatische Szenen ab. Während die Ungarn von der Flucht abrieten, rief die Volksgruppenführung zur Flucht auf und gab Anleitungen zur Fluchtroute. Die mit Pferdewagen Flüchtenden wurden zur Flucht durch Ungarn angewiesen. Nach einer Auflistung von Ewald Frauenhofer sind 14.952 Personen mit Pferdewagen westwärts geflüchtet. Den größten Treck bildeten dabei die Lieblinger, von wo 2.158 Personen mit 447 Fuhrwerken bis an den Rhein geflüchtet sind. Aus Kleinbetschkerek sind 900 Personen mit 137 Pferdewagen bis Forchheim in Oberfranken geflüchtet. Weitere größere Gruppen sind aus Sackelhausen nach Reutlingen, aus Uivar nach Rödental, von Hatzfeld in das Innviertel geflüchtet. Etwa noch einmal so viele sind von Hatzfeld, Kikinda und anderen Orten mit der Bahn geflüchtet. Am 6. Oktober fuhr der letzte Flüchtlings zug mit 1700 Personen von Hatzfeld ab. Während der Flucht sind einige Trecks den Titopartisanen in die Hände gefallen, die Gräueltaten verübten, andere Trecks wurden aus Flugzeugen beschossen. Als Mindestzahl der während der Flucht getöteten Zivilisten werden 280 Personen angenommen, 324 bekannte deutsche Zivilpersonen wurden während den Kämpfen im Banat getötet. Von den Geflüchteten sind etwa 30% wieder zurückgekehrt. Die Flucht im September 1944 war der Anfang unserer Aussiedlung. Bei den Kämpfen vor 70 Jahren im Banat sind viele Soldaten gefallen. Aus der rumänischen Armee ist uns bekannt, dass bei Bo-
111 sowitsch 87 gefallen sind und bei der Verteidigung Temeswars sind 352 rumänische Soldaten gefallen. Wie viele ungarische Soldaten im Banat gefallen sind, ist nicht bekannt. Die dort eingesetzten Divisionen der Roten Armee sollen die Hälfte ihres Bestandes verloren haben, die Gefallenen sind in mehreren Massengräbern beigesetzt. Im Banat sind nach bisherigen Recherchen 1267 Grablegungen deutscher Soldaten bekannt. Von diesen befinden sich 827 auf Friedhöfen, wo die meisten Gräber noch gepflegt werden und auf denen zu Allerheiligen Kerzen brennen und Blumen liegen. Auch auf dem Neugässer Friedhof in Billed sind 4 deutsche Soldaten beerdigt. Unser Billeder Landsmann Nikolaus Laub (Nr. 806) ist bei Komlosch gefallen und auf dem Friedhof in Gottlob beerdigt. In Temeswar und im Banater Bergland finden am Volkstrauertag offizielle Gedenkveranstaltungen statt, bei denen der deutsche Konsul mit örtlichen Politikern und Militärs Kränze auf die Soldatengräber legen. Der Deutsche Volksbund Kriegsgräberfürsorge unterstützt die Erhaltung der deutschen Kriegsgräber. Dies bleibt auch unsere Pflicht. Literartur: Heimatbücher: Uivar, Tschakowa, Perjamosch, Hatzfeld, Billed, u. a. Friedrich Bolaritsch: „Wege ohne Umkehr“ Otto Felix Breckner: „Der vergebliche Kampf um meine Banater Heimat“ Friedrich Husemann: „Die guten Glaubens waren“ Hans Friesner: „Verratene Schlachten“ Percy E. Schramm „Kriegstagebuch des OKW“ Bundesarchiv Archivsignaturen MSG 2/10508 -10517 Liviu Smeu: „Almajul in timpul celui de-al doilea razboi mondial“
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Lebensrettende Goldzähne
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ie in unserem Adam-Müller-Guttenbrunn-Heim in Temeswar lebende An na Krier, geb. Schannen, Witwe von Johann Krier aus Billed Nr. 197, hat mir folgende Geschichte über ihren Vater erzählt: Ihr Vater Johann Schannen, geboren 1910 in Großjetscha, wurde 1941 zum rumänischen Militär eingezogen, er war mit dem eigenen Pferd bei der Kavallerie in Lugosch. Bei Kriegsausbruch kam er zum Kampfeinsatz an die Front in die Ukraine. Dort hatte er zunächst Glück, er überlebte und blieb gesund. Doch sein Unglück erreichte ihn mit dem Volltreffer eines Pferdehufes mitten ins Gesicht, wobei ihm 18 Zähne ausgeschlagen wurden. Kriegsuntauglich rüstete er im Herbst 1943 ab. Sein Vater, ein wohlhabender Bauer, der 90 Joch Feld besaß, ließ ihm seine verlorenen Zähne durch Goldzähne ersetzen. Am 14. Januar 1945, am Schicksalstag der Deutschen in Rumänien, wurde Johann Schannen nach Russland verschleppt. Zur Zwangsarbeit kam er weit nach Osten, in die Nähe von Wladiwostok. Dort erkrankte er sehr schwer an der Ruhr, war dem Tode nahe. Ein deutschsprechender jüdischer Arzt machte ihm den Vorschlag, er könne ihn in ein Kriegsgefangenen-Lager verlegen lassen, wo die Überlebenschancen viel größer
ir schreiben das Jahr 2014. Es sind nun 65 Jahre her, seit mein Großvater mütterlicherseits, Josef Hubert, ein Opfer der Enteignung wurde. Er wurde 1878 als drittes von neun Kindern in Billed geboren. 1901 heiratete er Barbara Mager und zusammen
Peter Krier
wären, wo seine Freunde ihn heilen können und ihm zur Rückführung in die Heimat verhelfen könnten. Als Gegenleistung verlangte der Arzt für sich und seine Freunde, die 18 Goldzähne des kranken Deportierten. Johann Schannen willigte ein. Die Hälfte der Zähne wurden ihm im Arbeitslager gezogen, den Rest nahmen sich die Ärzte im Kriegsgefangenenlager. Sie hielten Wort. Schannen fuhr kurz darauf, immer noch schwer krank, mit einem Krankentransport nach Frankfurt/Oder, wo er am 29. März 1947 registriert wurde und seine „Spravka,“ seinen Entlassungsschein als russischer Kriegsgefangener erhielt. Erst im Juni 1947 hatte er sich soweit erholt, dass er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Nun begann die schon öfters beschriebene Odysee der Heimkehrer aus Deutschland: Nach Hof dirigiert, von dort zurück „schubiert“, bei Nacht durch Wälder nach Frankfurt/Main marschiert, in Österreich eingesperrt, in Ungarn arretiert, in Rumänien inhaftiert und freigekauft. Am 22.09.1947 erreichte er Großjetscha. Doch seine Odysee war noch nicht zu Ende. In seinem Heimatdorf konnte er nicht allzu lange bleiben. Am 18. Juni 1951 erreichte ihn und seine Familie das nächste Unheil mit dem Schreckensnamen „Baragan“.
Josef Huber - ein Opfer der Enteignung
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Rückblick
Josef Herbst
mit ihr übersiedelte er kurze Zeit später zu einem seiner Brüder nach New Brunswick, USA. Dort lernte er rasch Englisch und wurde nach einem Jahr Vorarbeiter in einer Maschinenfabrik. 1908 kehrte die Familie mit zwei Söhnen nach Billed zurück.
Rückblick Mit dem in den USA verdienten Geld kauften sie in Billed Ackerland und bauten ein Haus. Neben Deutsch, Englisch und Ungarisch lernte er, als das Banat nach dem ersten Weltkrieg an Rumänien fiel, auch Rumänisch. Da er als Vorarbeiter die amerikanische Staats bürgerschaft annehmen musste, blieb es ihm erspart, als Soldat am ersten Weltkrieg teilzunehmen. Er war ein guter Rhetoriker und hatte sich schon früh in der Kommunalpolitik engagiert. 1920 trat er in die „Liberale Partei Rumänien“ ein und hielt bei Wahlkampfveranstaltungen Reden. Dies tat er nicht nur in Billed, sondern reiste durch einige Teile des Landes. Für seine Verdienste wurde er nach den Forschungen unseres Billeder Heimat- und Ordenskundlers Wilhelm Weber im Jahre 1923 von König Ferdinand I., wie wenig Deutsche im damaligen Rumänien, mit dem Verdienstorden im Rang der Ritter geehrt. Diese Auszeichnung wurde ihm zum Verhängnis. Bis März 1949 konnte er durch das Vorzeigen dieser Urkunde Ackergeräte und Vieh vor der Enteignung durch die rumänischen Kolonisten bewahren. Sein Feld jedoch wurde ihm bereits durch die Agrarreform - einem Gesetz im Herbst 1945 - weggenommen. Am 4. April 1949 kam erneut eine große Anzahl rumänischer Kolonisten ins Dorf, die die Befugnis hatten, als ausführende Gewalt den Besitz der Deutschen unter sich aufzuteilen. Großvater zeigte erneut seine Urkunde, die der Anführer der „Enteignungskommis sion“ kurzerhand zerriss. Weil er seine landwirtschaftlichen Geräte und sein Vieh nicht freiwillig abgab, hat die hasserfüllte Meute ihn so verprügelt und den wehrlos am Boden Liegenden mit Fußtritten misshandelt, dass er eine Woche darauf an den Folgen starb. Großmutter hatte um Hilfe und Feuer gerufen, aber von den Nachbarn kamen nur sehr wenige und, als diese sahen, dass die Bande die letzte Kuh aus dem Stall führte, und Großvater auf der Erde lag und misshandelt wur-
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Josef Hubert, 1949 gestorben an der Folgen der Misshandlungen der Enteignungskommission, genannte „Knüppelkommission“, der vorwiegend Kolonisten angehörten de, riskierte keiner der Nachbarn, sich einzumischen und gleiches Schicksal zu erleiden. Noch am Nachmittag kam Dr. Szentirmay, Arzt in Billed, und behandelte ihn. Er stellte fest, dass Großvater auch innerliche Verletzungen davongetragen hatte, wogegen man in einem Krankenhaus auch nicht mehr viel für ihn hätte tun können. Der Arzt kam täglich zur Behandlung, Großvater wurde aber immer schwächer und so wurde am 11. April der Totenschein auf „Herzversagen“ ausgestellt. Dr. Szentirmay erklärte uns, wenn er den Tod als „Folgen einer Misshandlung“ angegeben hätte, käme es zu einer polizeilichen Untersuchung und dann wäre auch er für diese Tat strafbar zu machen gewesen, da er diesen Tatbestand aus Angst vor den Kolonisten nicht bei der Erstuntersuchung angegeben hatte. So war das eben damals mit entrechteten Deutschen. Großmutter wurde im Juni 1951 in die Baragan-Steppe deportiert und verstarb dort am 1. Februar 1953 fern ihrer Heimat.
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Rückblick
Tabakbauern in der Billeder Kollektivwirtschaft in den 60er Jahren. Bis 1945 waren die meisten unter ihnen selbständige Bauern und hätten schon lange in „Vorphalt“, einer Art Bauernrente nach der Übergabe ihres Hofes, gelebt. Durch die Enteignung mussten sie zum Lebensunterhalt noch einmal ran und schwere Feldarbeit leisten. Da die Rente danach nicht ausreichte, arbeiteten viele bis zum Lebensende als Selbstversorger. Nicht selten sah man im Dorf tief gebeugt gehende Omas. Sie hatten sich buchstäblich krumm gearbeitet. Text: H. Rothgerber; Einsender: Hans Schiller
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Vor Ăźber 50 Jahren: Transportarbeiter in der Kollektivwirtschaft 1960 Die jungen Generationen werden sich neu orientieren. Den knochenharten Job als Transport oder Feldarbeiter in der Kollektivwirtschaft werden viele aufgegeben, nachdem die MĂśglichkeit bestand, als Fabrikarbeiter seinen Lebensunterhalt mit angemessenerem Entgelt zu bestreiten. Essensausgabe zur Zeit der Weizenernte 1960. Einsender: Robert Braun
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Deutsche gegen Devisen - Ein Geschäft im Kalten Krieg
Elisabeth Packi
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ehr als 20 Jahre lang gab es zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien ein geheimes Abkommen, durch welches Nicolae Ceauşescu die Deutschen aus Rumänien gegen die Zahlung von Kopfgeld nach Deutschland ausreisen ließ. Die „Geheimsache Kanal“, wie sie in Bonn genannt wurde, kostete die Bundesrepublik schätzungsweise zwei Milliarden DM zuzüglich Sachleistungen. Dem Regime in Bukarest halfen die Devisen, seine Staatsschulden zu tilgen. Noch vor der Erstausstrahlung des Dokumentarfilms „Deutsche gegen Devisen – Ein Geschäft im Kalten Krieg“ des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) am 13. Januar 2014 in der ARD wurde der Film am 8. Januar im überfüllten Veranstaltungssaal der Bundesstiftung für Aufarbeitung in Berlin voraufgeführt. Das Preview war eine gemeinsame Veranstaltung der Bundesstiftung für Aufarbeitung, der Deutschen Gesellschaft und des MDR. Zugegen waren der Düsseldorfer Anwalt Heinz-Günther Hüsch, Verhandlungsführer im Auftrag der Bundesregierung zwischen 1968 und 1989, Răzvan Georgescu, Autor der TV-Dokumentation und Helmuth Frauendorfer, stellvertretender Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. In der Podiumsdiskussion im Anschluss wurden dem Besucher Filmdetails erläutert und neue, bisher unbekannte Fakten, geschildert. Heinz-Günther Hüsch, alleiniger Verhandlungsführer der Operation „Geheimsache Kanal“, war sukzessive unter vier Bundeskanzlern für neun Bundesregierungen in dieser Sache tätig. Anfangs lief die „Geheimsache Kanal“ über das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, das 1949 gegründet wurde, und nach
dessen Auflösung 1969 über das Innenministerium. Das dafür vorgesehene Geld war im Bundeshaushaltsplan unter dem Posten „Überführung von Deutschen aus dem Ausland“ festgeschrieben. Ziel war es, den Deutschen aus Rumänien die Ausreise in die Freiheit zu ermöglichen. Der vom Westen als Hoffnungsträger hofierte Kommunisten-Führer Ceauşescu wurde dafür als ein geeigneter Partner angesehen. Als Präzedenzfall hatte man die DDR, mit der ein ähnliches Abkommen für den Freikauf von politischen Häftlingen bestand. Heinz-Günther Hüsch reiste in all den Jahren rund 220 Mal mit Koffern voll Geld zu Treffen mit seinen Verhandlungspartnern nach Rumänien. Das Geld für den Freikauf wurde von Hüsch in einem Koffer in bar übergeben, stets ohne Quittung. „Sechs Millionen Mark passten rein, wenn man etwas quetschte“, schilderte Hüsch. Da ihm äußerste Geheimhaltung abverlangt worden war, vertraute er sich lediglich seiner Familie an. Seine Schwester tippte die Verhandlungsprotokolle und Verträge, sein Sohn und sein Schwiegersohn begleiteten ihn als Leibwächter. An das Regime von Nicolae Ceauşescu seien über die Jahre etwa zwei Milliarden DM geflossen, so Hüsch. Eine genaue Summe könne man nicht nennen, da neben Geldern, die er akribisch in seinen Büchern dokumentiert habe, auch Sachleistungen geflossen seien. Diese Leistungen seien unterschiedlicher Natur gewesen, von Medikamenten und medizinischer Ausrüstung bis hin zu Diktiergeräten oder Feuerwehrleitern. Das Geld sei in 1000-DM-Scheinen geliefert worden. Die Geldscheine seien zwar bei der Bank registriert gewesen, doch konnten diese nicht rückverfolgt werden, da die Ru-
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Helmut Schmidt während der Begegnung mit Nicolae Ceaușescu am 6.–7. Januar 1978 (Foto: Fototeca online a comunismului românesc, cota: 8/1978) Im Januar 1978 kam es zu dem sogenannten Handschlagabkommen zwischen dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Nicolae Ceaușescu. Vereinbart wurde eine Zahl von jährlich 11.000 Ausreisenden, für die im Gegenzug Hermes-Kredite über 800 Millionen DM gewährt werden und ein Kopfgeld von 4.000 DM fließen sollten. (Wikipedia: Freikauf von Rumäniendeutschen) mänen das Geld in Dollar umtauschten, bevor sie es in Umlauf brachten. Der Verbleib des Geldes sei bis heute nicht eindeutig geklärt. Es sei aber anzunehmen, dass ein Großteil der geflossenen Gelder zur Schuldentilgung Rumäniens genutzt wurden. Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass ein Teil auf Privatkonten von Nicolae Ceauşescu in die Schweiz geflossen oder von der Securitate zur Akquisition von operativer Technik zur Überwachung der Landesbevölkerung genutzt worden seien. An einen konkreten Fall erinnere er sich, so Hüsch, als einer seiner rumänischen Verhandlungspartner mit einem Koffer mit zwei
Millionen DM in die Schweiz fuhr und ohne Koffer zurückkam. Die Praxis der Schmiergeldzahlungen, die von den Ausreisewilligen zusätzlich geleistet wurden, betonte Hüsch, sei vorwiegend in Temeswar, Arad, Hermannstadt und Kronstadt angewandt worden. In Bukarest sei kein einziger Fall von Schmiergeldzahlungen bekannt. Ob diese Gelder alle sachgemäß abgeliefert worden seien, könne man nur spekulieren. Auffällig sei jedenfalls die plötzliche Bereicherung der ehemaligen Mittelsmänner gleich nach der Revolution in Rumänien. Bekannt seien allerdings auch Fälle von Aussiedlern, die in der Bundesrepublik angekommen, den Versuch unternahmen, die be-
118 zahlten Schmiergelder erstattet zu bekommen, jedoch ohne Erfolg. Am 4. Dezember 1989, drei Wochen vor seinem Ende, habe Ceauşescu das Abkommen gekündigt, so Hüsch. Für Deutschland war der Freikauf der Rumäniendeutschen letztendlich ein Gewinn, schlussfolgerte er. Der Fleiß und die Verlässlichkeit, sowie die Bereitschaft zur Eingliederung der Rumäniendeutschen haben wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg der Nachkriegsjahre der Bundesrepublik beigetragen. Deutschland hingegen habe eine große humanitäre Leistung an den Rumäniendeutschen vollbracht. Eine Win-win-Situation für beide Seiten. Und nicht zuletzt auch für Rumänien, das seine Auslandsschulden damit tilgte. Der Autor des Films, Răzvan Georgescu, besuchte die deutsche Volksschule und das deutsche Gymnasium in Temeswar und ist mit einer Banater Schwäbin verheiratet. In seiner Jugend erlebte er die Abwanderung der Deutschen hautnah. Mit Besorgnis beobachtete er, wie seine Freunde nach und nach alle auswanderten und letztendlich auch seine damalige Freundin und heutige Frau Tina. Es sei nicht einfach gewesen, Leute zu finden, die bereit waren, über die Schmiergeldzahlungen zu sprechen, so Georgescu. Unter den Betroffenen sei es bis heute ein Tabuthema, nicht zuletzt weil man sich als Opfer fühle, sich die Frage stelle, ob man richtig gehandelt habe, ob die Ausreise letztendlich nicht doch auch ohne Schmiergeldzahlung genehmigt worden wäre. Es gab auch Fälle, in denen die Securitate versuchte, Rumäniendeutsche als Agenten in die Bundesrepublik einzuschleusen. Auch für diese flossen, so bizarr es auch sei, Gelder. Der Journalist Helmuth Frauendorfer, Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Banater Schwabe aus Woiteg, bezog
Rückblick sich in seinem Statement vorwiegend auf die Ausreisemodalitäten und auf das Zahlen von Schmiergeldern, das parallel zu den Kopfgeldzahlungen der Bundesrepublik von den Ausreisewilligen geleistet wurde. Frauendorfer, der in den 70er und 80er Jahren in Fratelia wohnte, bis er 1987 nach Berlin ausreiste, konnte persönlich beobachten, wie die Ausreisewilligen bei Nicolae Capraru, besser bekannt als „Gärtner“, einund ausgingen und Schlange standen, um das abverlangte Schmiergeld abzugeben. Der Pass nach Deutschland wurde für die Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen zur Versprechung, immer verbunden mit der Angst, dass es doch noch schief gehen könnte. Er bestimmte ihre Zukunft und das Schicksal ihrer Familien. Das allgemeine Gesprächsthema könne man in drei Fragen zusammenfassen: „Hascht schon eingereicht?“, „Hascht schon die kleene Formulare?“ und „Hascht schon die grooße Formulare?“, so Frauendorfer. Auch auf die paradoxe Situation in den 1970er und 1980er Jahren, als der Besitz von „Valuta“ offiziell verboten war, das Schmiergeld jedoch in Devisen abverlangt wurde, wies Helmuth Frauendorfer hin. Rund 250.000 Rumäniendeutsche kaufte die Bundesregierung frei, weitere 100.000 verließen das Land kurz nach der rumänischen Revolution von 1989. In dem Film von Razvan Georgescu kommen neben Heinz-Günther Hüsch die deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Klaus Kinkel sowie der CDU-Politiker Horst Teltschik, die ausgereisten Rumäniendeutschen Hansi Schmidt und Johann Lippet, aber auch rumänische Unterhändler zu Wort. Der zweite Teil des Films mit dem Titel „Ein Pass für Deutschland“ hatte am 10. Oktober in Rumänien Premiere und wird 2015 auch in Deutschland ausgestrahlt werden.
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Fotomontage aus dem Jahr 1985: „Zur Reihenfolge bei den Ausreisegenehmigungen“
Das Los im Umschlag
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s handelt sich um das 2te, zusätzliche Kopfgeld von rund 8.000 DM pro Person, das bei Strohmännern der Securitate zu entrichten war, um auf die begehrte Liste der jährlichen 11.000, von der BRD gekauften Ausreisegenehmigungen, zu gelangen. Denn weg wollten über 200.000 Personen. Wer die unerschwinglichen und verbotenen Devisen, meistens ausgeliehen von Verwandten aus der BRD, die sich ihrerseits verschuldeten, besaß, konnte nicht so einfach bezahlen. Es gab jährlich nur 1 bis 2 unbestimmte, kurzfristige Zeitfenster, in denen die Strohmänner abkassierten. Die Nachfrage war daher immer größer als das Angebot, sodass in der Regel zusätzlich geschmiert wurde, um schmieren zu dürfen. War es dann soweit, wurde der Betrag in einem mit Namen versehenen Umschlag dem „Gärtner“, der nicht einmal nachzählte, ohne Beleg übergeben.
Hans Rothgerber
Die Doppelbelichtung besteht aus der Überlagerung einer aufgewühlten Dorfgasse bei Regen mit dem damals in Läden und Kneipen angebrachten Logo der einzigen staatlichen Lotterie mit dem Slogan: „Hier wird das Los im Umschlag verkauft“. Da auch im rumänischen Kommunismus direkte Aussagen über politisch unvereinbare Zustände und Zusammenhänge unerwünscht waren, entwickelte sich eine Kommunikation der Anspielungen und Mehrdeutigkeit. Die Montage wurde von mir in der damaligen Bastion-Galerie der Temeswarer Foto künstler bei einer öffentlichen Diaschau pro jiziert. Kommentar eines Bekannten: „Ich hätte nicht gedacht, dass Du so etwas zeigst“. Damals war die Anspielung zu dem vorrangigsten Thema überhaupt, leicht zu erahnen. Gesprochen wurde darüber aber nur in vertrauten Kreisen, auch in der BRD, bis heute.
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Rückblick
In Temeswar: Dr. Karl Singer, Vorsitzender des DFDB, Robert Braun und Heinz Doll, Vorsitzender des Freundeskreises Karlsruhe -Temeswar.
Hilfsgüter nach Temeswar, der Partnerstadt von Karlsruhe
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ach der Wende in Rumänien im Jahr 1989 organisierte die Stadt Karlsruhe zahlreiche Hilfsgüter-Transporte, von denen ungefähr 25 LKW-Ladungen von mir gefahren wurden. Auflistung dieser Lieferungen: • Lenaulyzeum: Schulmobiliar, Tische, Stüh le, Tafeln • Schulen, Krankenhäuser und Polizei, eigentlich für alle Behördenbüros: 1 LKW mit 240 Siemens-PCs • Für 3 Krankenhäuser und eine Kinderklinik: neuwertige chromierte Betten und Nacht tische, Matratzen und Bettwäsche, Ärzteund Krankenschwester-Bekleidung • Ausstattungen für 5 komplette ZahnarztPraxen • Clinicile Noi (Neue Kliniken): neue Siemens-Ultraschall- und Röntgengeräte • Landwirtschaftliche Versuchsstation Temeswar: neue Milchverarbeitungsma schine aus Mannheim
Robert Braun
• Kindergärten: 1 LKW-Ladung Spielzeug • Straßenkinderheim: 150 neue Fahrräder • Sporthochschule in Temeschburg: Leichtathletik-Geräte • Sozialhilfeempfänger: 80 komplette Kleinküchen mit Kühlschränken, Spülen, Elektroherden usw. • Kindergarten Neupetsch: 1 LKW-Ladung Kinderkleidung und Spielzeug • Obdachlose: 1.300 Kartons mit Kleidung • Caritas: ungefähr 5.000 Kartons Kleidung • Deutsches Demokratische Forum: Kartons mit Kleidung. • katholische, orthodoxe und jüdische Kirchengemeinde: viele Kleider-Kartons Für den ehrenamtlichen Einsatz zum Wohle der Banater von Robert Braun spricht der Vorstand der HOG Billed ihrem „Dorfkind“ herzlichen Dank aus und wünscht ihm Gesundheit und Wohlergehen.
Rückblick
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Baustelle Temeswar. Das Großprojekt zur Sanierung des historischen Stadtkerns, begonnen im Frühjahr 2012 mit Kosten von rund 15 Millionen Euro (80 % sind EU-Gelder), verwandelte die Innenstadt in eine Baustelle. Es geht langsam voran, einige Baufirmen haben Insolvenz beantragt, häufig sieht man Häftlinge als Bauarbeiter (Foto oben) und es gibt Verzögerungen durch die zahlreichen archäologischen Fundstellen (Foto unten). Es sollte in 21 Monaten fertig werden, nach 12 Monaten ist man bei ca. 40%. Fotos: Hans Rothgerber
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Rückblick
Sonnenuntergang auf der Bega, aufgenommen von der Temeswarer Bahnhofsbrücke im Oktober 2014. Der 254 Kilometer lange Fluss-Kanal wurde 1727–1733 angelegt. Durch das Austrocknen der Sümpfe entstand neues, fruchtbares Ackerland, die Banater Heide, in der auch Billed liegt.
Rückblick
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Eingangsbereich und Treppenhaus der von dem in Billed geborenen Architekten Michael Wolf 1937 gestalteten Klosterschule des Notre-Dame-Ordens in Temeswar. Die Schule wurde auch von Mädchen aus Billed besucht. Heute ist hier das Studentenkulturheim. Fotos: Hans Rothgerber
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Susanna Weber
Rückblick
mit 94 Jahren auf dem Ulmer Pfingsttreffen und zu Besuch in Billed Elisabeth Martini
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elassen lächelnd, aufrecht stehend, scheinbar ohne Rückenbeschwerden, fast wie etwas über 60 aussehend und dabei schon 94 Lenze zählend steht sie, Susanna Weber, vor dem Eingang zu den ForumsUnterkünften während ihres Billed-Besuchs im Juni diesen Jahres. Per „Heimathaus Billed“ hat die ganze Welt sie so gesehen und gestaunt, wie rüstig und positiv eingestellt hart durch das Schicksal geprüfte Menschen auch im hohen Alter sein können: Einfach schön alt! Der Besuch in Billed erfolgte kurz nach ihrer Teilnahme am Ulmer Pfingsttreffen, wo Susanna Weber nur die zweitälteste Billederin war, da Susanna Heinrich (Blum) ihr den Rang als älteste Billeder Teilnehmerin wegschnappte. Auf dem Ulmer Treffen war sie von freundlichen Landsleuten umgeben, umsorgt von ihrem netten Großneffen Christian, der sie dann auch nach Billed brachte. Wohlbehalten in der alten Heimat angekommen, hat sie das Gespräch mit den dort Verbliebenen gesucht, worüber sich diese sehr gefreut haben. Erinnerungen wurden ausgetauscht, aufgefrischt und Vergleiche angestellt. Nur selten spricht Susanna, genannt Susi, über ihr bewegtes Leben, das am 30.10.1920 in Billed begann in der Familie von Johann und Elisabeth Glasz, Hausnummer 426. Vom Elternhaus in der Hauptgasse hatte sie es nicht weit zur Rieder-Neni in den Kindergarten und anschließend in die Volksschule auch nicht. Danach kam sie für ein Jahr zu den Nonnen nach Temeschburg in die Notre-Dame-Klosterschule. Schon mit 17 heiratete sie Nikolaus Weber, wobei ihr Glück nicht lange ungetrübt blieb. Wie viele arbeitsfähige Billeder und
Susanna Weber im Heimathaus im Juni 2014. Landsleute musste sie im Januar 1945 den schweren Weg in die Deportation gehen. In der Sowjetunion - allgemein als Russland bezeichnet - war die Arbeit in einer Schamottziegel-Fabrik schwer und der Hunger übergroß, sodass sie so stark abmagerte, dass sie nur noch Haut und Knochen war. Zum Glück konnte sie im Oktober 1949 heimkehren und wurde von ihrem etwas früher heimgekehrten Mann Klos am Bahnhof erwartet. Nicht lange ließ man sie wieder wirtschaften und den Hof voller Geflügel haben, den Garten voller Gemüse. Schon 1951 wurden sie - wie alle als unzuverlässig Eingestufte - kurzfristig in den Baragan verschleppt. Hier war das Leben wieder ein
Rückblick
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Susanna Weber auf dem Leichtkraftrad „Wanderer SP1“ vor rund 70 Jahren Kampf ums Überleben, vor allem den ungewohnten klimatischen Bedingungen wegen, am Anfang ohne Dach über dem Kopf, Hitze und Durst ausgesetzt. Bei Calarasi waren sie sich selbst überlassen, haben gekämpft, gehofft und es geschafft, drei dieser typischen Baragan-Häuser zu bauen: je eins für die Eltern, die Schwiegereltern und für sich. Von zuhause hatten sie als Lebensgarantie eine Kuh mit, eine Glucke mit Küken und sonstige Habseligkeiten für den Alltag. Schrecklich waren vor allem die Winter im Baragan, die Schneeverwehungen, unter denen die kleinen Häuser einfach verschwanden, die Bewohner durch Nachbarschaftshilfe freige-
schaufelt werden mussten. Um sich wenigstens ein bescheidenes Einkommen zu sichern, haben sie Besen für die Kooperativa gebunden. Erst 1956 konnten sie endlich nach Billed zurückkehren, wo ihr Haus noch von Kolonisten bewohnt war, sodass sie sich ein Zimmer und eine Küche mit den Eltern teilen mussten. Nachdem dann die Kolonisten ausgezogen waren, mussten die Räume erst von allem Dreck und Ungeziefer gesäubert werden. Klos trat die Stelle bei CEC an, Susi hatte im Haus und Garten reichlich zu tun, zumal das Garten-Gemüse zum Großteil auf dem Temeschburger Markt verkauft werden musste.
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Nikolaus und Susanne Weber 1944 auf einem „Schollenschneider“ der an den Traktor gekoppelt ist. Nach der Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion (1945) folgte 1951 eine erneute 5-jährige Deportation in die Baragan-Steppe. Erst 1956 durften sie nach Billed zurückkehren und 1979 war es ihnen möglich, das Land zu verlassen. Susis Bruder Hans kam nach dem Krieg nicht wieder nach Billed zurück und gründete in München eine Familie, wohin 1962 auch die Eltern folgten. Der Vater starb jedoch schon 1978 und 1979 durfte auch Susi mit ihrem Mann, der nun in Rente war, dorthin auswandern. Ihre neue Heimat fanden sie in Haar bei München. Schon 1984 verstarb Klos und 1992 verstarben in nur 5 Monaten Susis Schwägerin, ihre Mutter und ihr Bruder. Das schwere Leben und die Schicksalsschläge haben Spuren hinterlassen: 2013 bekam Susi einen Herzschrittmacher, auch die Schulter schmerzt etwas, aber trotzdem fühlt die 94-
Jährige sich wohl, ist viel unterwegs. Sie ist froh und glücklich, dass Nichte Gabi, der Neffe Friedl mit Frau, Großneffe Christian und Werner Gilde sich um sie kümmern. Zum Romme-Spielen besucht sie häufig eine gehbehinderte Bekannte, hält sich so geistig und physisch fit. Nicht zu vergessen: Die Seniorin kann noch selbständig ihre kleine Wirtschaft führen. Sie geht einkaufen, kocht, wäscht, bügelt und macht alles, was so anfällt... Wir Billeder wünschen ihr noch schöne Jahre und Wohlbefinden. Unsere Bewunderung gilt diesen hartgeprüften Frauen für ihr Durchhaltevermögen, ihre Ausdauer und ihr Gottvertrauen.
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Nikolaus Seibert mit einem der ersten Traktoren in Billed, der „Oil Pull“ mit Mähbinder im Jahr 1928. Der alte „Oil Pull“ will nicht mehr - kleiner Zwischenfall in der Druschzeit am 27.07.1942. Einsender: Nikolaus Gilde
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Der Reiterverein vor rund 70 Jahren. Einsender: Susanna Weber
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Weil doch die Familie der sicherste Hafen ist
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Helene Neumayer
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elene Neumayer (geb. Feiler), 1924 in Billed geboren, Lehrerin in Ruhestand, wohnhaft in Freiburg, seit Kurzem verwitwet, schreibt und denkt für ihr hohes Alter ungemein schön, logisch -verknüpfend und immer im lieben Gedenken an die alte Heimat. Sie scheut sich auch nicht, - wie die meisten Billeder - auch anerkennende Worte für die Herausgeber des Billeder Heimatblattes niederzuschreiben. So findet sie, dass die Beiträge „zumeist in guter Erzählkunst und gleichsam in einer schönen Sprache“ gehalten sind. „Es wird immer spannend geschildert in einer farbenreichen Sprache.“ Besonders gefielen ihr die Artikel: „Baujahr 1990“ von Ralf Gilde; „Ansprache zu Allerheiligen“ von Johann Steiner; „Das 19. Kirchweihfest in Waldkraiburg“ von Vanessa Prutean; „An der blauen Donau“ von Erika Weith (Leidecker) bezeichnet sie als „phänomenal und sehr lehrreich; die schwäbische Homage an unseren lieben Landsmann Sepp Herbst ist auch einmalig, da er mit seiner Ausstrahlung eine so gelungene Widmung reichlich verdient hat. Zu all diesen guten Berichten sind - ihrer Meinung nach - die herrlichen Fotos passend gewählt durch ihre einmalige Farbenpracht.“ Frau Neumayer zitiert auch ihren Lugo scher Landsmann Heinrich Lay: „Das Billeder Heimatblatt gereicht wohl seinen Billedern zur großen Genugtuung und für NichtBilleder mit höheren Ansprüchen wird es eine willkommene Lektüre sein.“ Anschließend an diese Wertschätzung bedau ert Frau Neumayer in ihrem Brief, dass ihre „starken Jahre eigentlich zu kurz waren“, obwohl sie und ihr Mann durch die ganze Welt getingelt sind, aber das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven haben sie nicht gesehen. Dagegen hatte die Banater Reisegruppe unter der Leitung von Gerlinde und Werner Gil-
Helene Feiler, verh. Neumayer, 1947 als Krankenschwester in Russland de das Glück, dieses einmalige Museum zu sehen, die Atmosphäre von Beklommenheit und Zukunftsangst physisch zu spüren. (Billeder Heimatblatt 2011) Beiläufig wird auch erwähnt, dass viele besondere Leistungen der Amerikaner auf deutschen bzw. auf Banater Erfindergeist zurückzuführen sind, man müsste nur mehr danach suchen! Viele unserer Billeder Auswanderer kamen nach langer Schifffahrt oft krank, elend, zermürbt und ausgezehrt mit ihren Habseligkeiten „vor den Toren einer fremden Welt an und mussten sich durchbeißen oder zugrunde gehen.“ Dass ein Lied auch die Lebensrichtung eines Menschen beeinflussen kann, veranschaulicht der Lebensweg von Karl Neumayer, Vater des kürzlich verstorbenen 93jährigen Karl Neumayer. Dieser AmerikaAuswanderer wollte nach 4 Jahren Amerika nach Australien, wurde aber durch das Konzert eines norddeutschen Sängerbundes, vor allem durch das Lied „Nach meiner Heimat möcht‘ ich wieder“ umgestimmt und ist heimgekehrt, „weil doch die Familie der sicherste Hafen ist.“
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Strohbilder als Geschenkartikel
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965 war ich eines Tages zu Besuch bei einer Familie, in deren Zimmer ich ein schönes Bild an der Wand hängen sah: eine Landschaft aus einem unbekannten Land. Ein Haus mit einer Palme und eine Straßenlaterne waren zu sehen, auf dem See vor dem Haus spiegelte sich der Mond im Wasser. All das glänzte wie Gold auf schwarzem Stoff als Hintergrund. Von dem Bild war ich so fasziniert, dass ich die Leute fragte, ob ich mir das Bild aus der Nähe anschauen und anschließend davon eine Zeichnung machen dürfte. Ich wollte nämlich versuchen, auch für mich so ein Bild zu machen, obzwar ich keine Ahnung hatte, wie ich das verwirklichen könnte. Eines war mir klar: Das Bild war aus Stroh gefertigt. Aber aus welchem Stroh? Welches ist dafür geeignet? All das ging mir durch den Kopf und immer wieder stellte ich mir die Frage, ob es mir gelingen würde, so ein Bild nachzumachen. Auf jeden Fall wollte ich es versuchen. Mit dem Fahrrad fuhr ich auf die Billeder Flur und hielt Ausschau nach einem Weizen-, Haferund Kornfeld. Ich wurde fündig und habe mir von allen Sorten einige Halme abgeschnitten
Maria Muhl
und sie mit nachhause genommen. Zuhause habe ich festgestellt, die längsten und dicksten Halme waren aus Kornstroh. Ich schnitt mir die Halme zurecht, legte sie in warmes Wasser, damit sie weich wurden. Danach habe ich sie der Länge nach aufgeschlitzt und anschließend mit einem Bügeleisen auf beiden Seiten glatt gebügelt. Nun musste ich mir noch Karton, Klebemittel und schwarzen Baumwollstoff besorgen. Aus dem Karton habe ich mir die Größe des Bildes ausgeschnitten, mit dem Stoff umspannt und denselben auf der Rückseite festgeklebt. Dann überlegte ich, wie ich das Dach des Hauses so breit wie auf der Zeichnung mache, wenn ein Strohhalm nur 2-3 cm breit ist... Nach langem überlegen kam mir die Idee, die Halme nebeneinander auf ein durchsichtiges Papier zu kleben, auf das ich die Umrisse des Daches gezeichnet hatte. Danach brauchte ich nur noch die Form des Daches zurechtzuschneiden. So arbeitete ich mich Schritt für Schritt voran und, als alle Teile ausgeschnitten waren, klebte ich sie auf dem Stoff fest. Hinterher kam noch die Feinarbeit und nach viel Mühe war dann mein erstes
Rückblick Strohbild fertig, worauf ich sehr stolz war. Das Motiv mit Haus und Palme hab‘ ich in all den Jahren sehr oft gemacht, habe heute leider davon kein Bild mehr, nur noch eine Skizze. Irgendwann wollte ich auch andere Motive machen. Da man in Billed wusste, dass Kati Fronius sehr schön malen kann, habe ich sie gebeten, mir eine Vorlage zu malen, worauf eine Windmühle, ein Teich mit Seerosen, ein Segelschiff und eine Wasserträgerin zu sehen war. Das Modell gefiel mir sehr gut und kam als Strohbild bei den Leuten sehr gut an. Später habe ich mir die Vorlagen für meine Bilder selbst gemalt. Ich suchte sie in Märchenbüchern, Geburtstags- und Ansichtskarten aus. Nach und nach legte ich mir ein Heft an, woraus man sich die Motive auswählen konnte, die ich dann anfertigte. In den Sommermonaten kamen viele Leute zu Besuch, da hatte ich auch sehr viel zu tun. Heute kann ich gar nicht mehr genau sa-
131 gen, in wie viele Länder meine Strohbilder als Geschenk mitgenommen wurden. Auch aus Temeswar bekam ich Aufträge, musste monatlich eine bestimmte Anzahl von Bildern an einen Laden abliefern. So kam es, dass die Tage einfach nicht ausreichten und ich bis spät in die Nacht arbeitete, um den Bestellungen gerecht zu werden. Oft war es nicht leicht, das alles zu bewältigen, denn ich hatte ja noch meine Familie, unsere schulpflichtigen Kinder, den Garten, das Vieh zu versorgen. Mit der Zeit nahmen die Bestellungen ab und ich begann mit Heimarbeit, Kunststopfen. Zuerst war ich Näherin, nach einem Kurs übernahm ich die Qualitätskontrolle, dann wurde ich Abteilungsleiterin. 1984 erhielten wir endlich die Ausreisegenehmigung und so hörte dort alles auf . Hier in Deutschland habe ich ab und zu noch ein Bild zum Verschenken gemacht. Zum Abschluss kann ich nur sagen: „Es war einmal!“
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Rückblick
Die Welt ist doch nicht so groß, wie ich dachte The world isn´t as big as I thought Mein spannendstes Erlebnis
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ines späten, verregneten Sonntagnachmittags pustete ich den Staub vom Rand des Billeder Heimatblatts, das in unserem Wohnzimmerregal neben vielen anderen Ausgaben aus früheren Jahren seinen festen Platz hat. Beim Aufräumen in einer Schublade flog meiner Mutter ein kleiner Notizzettel entgegen. Darauf stand die Adresse von jemandem aus den USA, der, genau wie meine Mutter bevor sie meinen Vater heiratete, Reiser hieß. Wir vertrödelten dann einige Zeit damit, auf der Internetseite von www.ancestry.com einen Stammbaum dieses Mannes zu finden oder andere Informationen zu erhalten, doch er schien nur auf unserem Notizzettel zu existieren. Nachdem ich auch auf Facebook eine erfolglose Suchaktion beendet hatte, wollte ich es dann doch wissen. Also habe ich mir überlegt, einfach mal einen Brief an die Adresse zu schicken. „Vanessa, du bist dir wirklich sicher, dass du dem fremden Mann schreiben willst? Vielleicht möchte er keinen Kontakt zu uns oder es gibt diese Adresse garnicht!“ „Mama, mehr als dass er nicht antwortet, kann nicht passieren. Ich werde ihn einfach mal fragen, ob er jemanden aus unserem Stammbaum kennt. LOS!“ Und kaum hatte ich das Schreibmaterial beisammen, hielt ich auch schon einen mehrere Seiten langen Brief vor mir, den ich meinem Englischlehrer in die Hand drückte und ihn bat, peinliche Grammatikfehler auszubessern. In fast verständlichem Englisch und nach der kritischen Begutachtung meiner eigenen Schrift klebte ich den Umschlag zu und versah die Vorderseite in meiner schönsten
Vanessa Prutean
Sonntagsschrift mit Absender- und Empfängerdaten. Als ich ihn in den Sammelkasten der Post in der Stadtmitte von Waldkraiburg warf, hielt ich es schon kaum aus zu warten, endlich eine Antwort zu erhalten. Ich zählte die Tage: „Tag 1, 2, 3, 4, …hmm… hat er den Brief überhaupt schon erhalten?...12, 13, 14, 15,…ob er wohl gemerkt hat, dass ich in Englisch eine 4 habe?...19, 20, 21, 22,…ich glaubte nicht, dass er überhaupt antworten wird. Vielleicht versteht er nicht, was ich ihm da geschrieben hab. Aber so schlecht war die Grammatik doch gar nicht oder?“ Von Zeit zu Zeit fing ich an, im Internet nachzulesen, wie lange Briefe in der Regel nach Amerika brauchen. „Vielleicht haben die vom Zoll den Brief ja aussortiert?“ Samstagnachmittag, zirka 14:00 Uhr: Der Postbote düst pünktlich wie immer durch unsere Straße, drückt das Gaspedal mit einem lauten Aufheulen des Motors bis zum Anschlag durch und legt vor unserer Einfahrt eine hollywoodreife Vollbremsung hin. „Vanessa, ich geh´ die Post holen, der Postbote ist da!“ Es war einer der ersten warmen Tage des Jahres und ich war gerade damit beschäftigt, eine 10,2 kg Wassermelone auf unserem Küchentisch in ihre Einzelteile zu zerlegen. Die Tür zum Hausflur war offen, aber ich hörte nicht - wie gewohnt - das Klimpern von Mamas großem Schlüsselbund mit den wie immer quietschenden Schritten ihrer Gummihausschuhe auf den glatten Fließen des Flurs. Irgendwas stimmte nicht – das merkte ich, als ich sah, dass Mama mit unsicheren Schritten die Wohnung betrat und die Stirn runzelte.
Rückblick „Ist was für mich dabei?“ „Irgendwas Komisches, ja, komm mal schnell her!“ Der Stempel vom Amerikanischen Zoll und die Plakette der Amerikanischen Post mit kleingedrucktem Fachenglisch verunsicherten mich, als ich den ersten Blick auf den braunen Umschlag in Mamas Händen warf. Ohne das Ding überhaupt richtig anzuschauen oder gar zu öffnen, riss ich ihr den Umschlag aus der Hand und starrte sie an, wir fingen beide an, kreischend und hüpfend durchs Wohnzimmer zu tanzen, fast so schlimm wie 14-jährige Mädchen bei einem Konzert von Justin Bieber. Nachdem wir wieder anfingen, uns wie normale Menschen zu benehmen, starrten wir den Umschlag an, als seien wir Gorillas, die gerade vor dem neuesten Apple I-Phone sitzen. „Was steht denn da eigentlich?“ „Ich habe keine Ahnung, los, ich mach´ es auf!“ „Vanessa“, sagt Mama, während ich versuche, das Päckchen zu öffnen, ohne dass der Tesa das braune Umschlagpapier beschädigt, „ich glaub‘, die Adresse war falsch, warum sollte denn sonst ein einziges Blatt Papier in so einem mit Styropor ausgekleideten Riesending abgeschickt werden?“ Dann, als ich endlich eine Öffnung hatte, in die meine nervöse Hand passte, fischte ich umständlich das schlichte weiße Papier und eine CD aus dem Umschlag. Vorsichtig prüfte ich mit einem Blick in Mamas Richtung, ob sie denn überhaupt noch atmet – es war so still neben mir - doch sie starrte auf meine zittrige Hand und stand stocksteif vor Aufregung neben mir. überfordert von dem
133 perfekten Englisch und Wörtern, die ich irgendwie nicht übersetzen konnte, weil mein Gehirn nicht fähig war, den zusammenhängenden Kontext zu erschließen, fing ich schon wieder an, wie ein Flummi durch das Wohnzimmer zu hüpfen und aus meinem Mund kam nichts als Gekreische. Dann fiel ich außer Puste meiner ebenfalls schwer atmenden Mutter um den Hals und wir lachten, auch darüber, dass Mama einfach mitgehüpft ist, obwohl sie immer noch nicht wusste, was in dem Brief stand. Aufgeregt auf dem Küchenstuhl hin und herrutschend klappte ich den Laptop auf und haute eine Antwort in die Tasten. Noch am selben Tag landete der Brief im Sammelkasten. So ging das dann einige Male hin und her, bis ich Herrn Reiser angeboten hatte, per E-Mail weiterzuschreiben. Wir schickten ihm Fotos von uns, unserer Kirchweih, unserer Stadt, dem wunderschönen Christkindlmarkt, unserem rumänischen Hefezopf, den ich zu Ostern gebacken habe, unseren Katzen und Papas guten hausgemachten Mici auf glühender Kohle und fragten ihn nach seinen Kenntnissen über den Banater Dialekt. Er präsentierte uns stolz seine fünf Enkelkinder, schickte uns lustige Videos von Deutschen, die das Wort „squirrel“ (Qualle) nicht aussprechen können und erzählte mir, dass seine Mutter eine Billederin war, die ihm immer leckere traditionelle Gerichte wie den Mohnstrudel, Grießknödelsuppe, Zwetschgenknödel und Mohnnudeln gekocht hat, woran er immer gerne zurückdenkt. Außerdem sind seine Lieblingswörter Kukuruz und Krompeere. Steckbrief des absolut coolsten Amerikaners: Mr John J. Reiser Jr. • Alter: 79 Jahre • Beruf: Architekt • besitzt und verwendet ein Windowsphone (!!!)
Rückblick
134 • hat einen Pilotenschein, ist schon mal nach Havanna geflogen • Bruder: Arzt • Schwester: Computeringenieurin • Enkelkinder: 5, alle zuckersüß • besitzt ein Riesenhaus für sich und seine Frau, außerdem • mehrstöckiges Ferienhaus, wo das Bild entstand, nur wenige Kilometer vor dem Atlantischen Ozean • liebt Edelweiß • hat sich sein Strandhaus am Jersey Shore selbst gebaut • interessiert sich für Chemie • kennt sich besser mit Technik aus als ich Wie ihr dem Steckbrief entnehmen könnt, bin ich unheimlich froh, diesen Menschen kennengelernt zu haben, obwohl ich ihn noch nie gesehen habe. Mein Traum ist es seit dem Beginn unserer Brieffreundschaft, ihn nach meinem Abitur in den USA zu besuchen, davon weiß Mr. Reiser aber noch nichts. Zwar sind wir nicht - wie ursprünglich angenommen - verwandt, aber ich bereue meinen Mut, den ersten Brief geschrieben zu haben, wirklich nicht. Hätte ich das nicht getan, hättet Ihr diesen Bericht hier auch nicht lesen können. Was ich damit sagen will, ist: Leser dieses Buches, traut Euch und erweitert euren Stammbaum! Auf dem Weg dorthin werdet ihr viele nette Menschen kennenlernen, genau wie ich! Mein besonderer Dank geht an: • meine Mutter, die verrückt genug ist, all meine Schnapsideen mitzumachen! • die Deutsche Post und U.S. Mail, die den Brief in die richtige Stadt geliefert haben, obwohl ich die Empfängerdaten falsch angegeben habe! • meinen Englischlehrer, der sich die Zeit genommen hat, diese ganzen seitenlangen Briefe durchzulesen und zu korrigieren!
Mr. John J. Reiser Jr. • und natürlich an MR. John J. Reiser JR., der cool genug ist, sich auf die Brieffreundschaft mit einer 17-jährigen Teenagerin einzulassen! Dear Mr John J. Reiser Jr., how I suspect you possibly didn´t understood a lot but here I´ll summarize it for you. All in all I have to say thanks for all the letters, the e-mails and information about you and your family. It surprises me every time again, that you trust me even if you don´t know me. I´m grateful for all the time you´ve spent for writing me e-mails. My english skills become better and better and I´m very happy, that you make it possible for me to have the experience of a penpal with an American. I hope that you´ll write lots of e-mails in the future and I also hope that you have as much fun as we have here when we read your mails. Thanks for all! Please send your family members best wishes! Have a good time! Vanessa
R체ckblick
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Puppenrestauration. Im Bild die Puppen in der Billeder Minitracht, neueingekleidet f체r das Heimatmuseum in Lenauheim von der erfahrenen Schneiderin Elisabeth Braun (467) und der n채hbegabten Elisabeth Herbst (117), die in vielen Arbeitsstunden diese zeitaufwendige Leistung erbracht haben. Herzlichen Dank seitens der HOG Billed, denn eine Tracht anfertigen oder tragen ist ein Bekenntnis zur Herkunft und Tradition! Auch das Weiterreichen einer Tracht - wie Katharina Filippi das getan hat - ist lobenswert und verdient unseren Dank. Sie schenkte unserer Trachten-Tanzgruppe eine Frauen- und eine Kindertracht, die mit Dank angenommen wurden.
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Gewlball un Fetzepupp
Rückblick
Erika Weith, geb. Leidecker
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enn wir im Sommer als Kinder in Billed zu Besuch waren, haben wir von morgens bis abends gespielt. Wir waren bei meinen Großeltern auf der Hutwedd und hatten immer Spielkameraden: meine beiden Cousinen, die vielen Kinder der Cousins und Cousinen meines Vaters und die Nachbarskinder. Weil es im Sommer in Billed ja meistens heiß war, waren wir fast immer draußen. In der Früh ging es schon mit Noolaafches, Fangches und auch mit Perdches spielen los. Zur Abwechslung haben wir uns dann auch mal Buckserandse getraa. Wenn dann unsere Oma: „Et geft Fettbrot“ gerufen hat, ließen wir uns das nicht zweimal sagen. Je, nin in die Kich, Salz un Paprika uffs Brot und dann hammer et Brot mit großem Appetit gess un dazu Sodawaser aus de farwiche Flasche getrunk. Und schon waren wir gestärkt für den weiteren Tag. Danach ging es mit Gewlball weiter, aber nicht mit einem Fetzeball wie ihn unsere Eltern hatten, sondern schon mit einem modernen Gummiball. Unser Opa hat uns auch eine Gummipuschka gemacht, die häufig in Gebrauch war. Wir haben uns kleine Papierkügelchen gedreht und auf alles Mögliche geschossen. Aber Gott sei Dank ist nie etwas kaputt gegangen. Manchmal durften wir auch mit der Bollerpeitsch unseres Opas spielen. Es war zwar nur eine normale Peitsche, aber das Wort Bollerpeitsch war viel schöner. Aber so richtig zum Bollre haben wir sie eigentlich nicht gebracht. Dafür waren wir im Strickhopse, also Seilspringen, viel besser. Das konnte wirklich jeder, ob groß oder klein. Manchmal habe ich mir auch ein Bizikl genommen und bin durch das Dorf gefahren und habe mir die Häuser, die Kirche und die Schule angeschaut. Aber natürlich nur von außen, ich hatte ja schließlich Ferien. Auch
hat uns unser Opa mit dem Pferdewagen durch das Dorf gefahren. Das war für uns Kinder aus Deutschland einfach nur toll, wir waren stolz wie Oskar und haben das immer sehr genossen. Zum Mittagessen sind dann alle nach Hause gegangen und wir und meine beiden Cousinen haben bei den Großeltern gefuttert. Dort hat es einfach immer geschmeckt. Und wenn wir alle beieinander waren erst recht. Nach dem Essen wurde dann öfter Karten gespielt. Nachdem wir von meinem Gschwisterengel Seppi Whist gelernt hatten, haben wir eigentlich fast immer nur dieses Kartenspiel gespielt. Das kann man zwar nur zu viert spielen, da haben die Überzähligen halt einfach mal zugeschaut. Dieses Spiel kannte man in Deutschland nicht, aber wir haben es unseren Freunden beigebracht und die waren auch begeistert von diesem raffinierten Kartenspiel. Viele Jahre später habe ich mal in einem Film, der in Russland spielte, eine Kartenrunde gesehen, die Whist spielte. Aber leider war das nicht unser Whist, sondern etwas wie Poker. Deshalb frage ich mich bis heute, wieso unser Spiel so heißt. Oft haben wir auch Remmi gespielt. Das hat allen gefallen. Es ist so ähnlich wie Rommee, nur wird es nicht mit Karten gespielt. Offiziell heißt es Rummikub und wurde von einem rumänischen Kaufmann Anfang der 30er Jahre erfunden. Spielkarten waren zu dieser Zeit in Rumänien verboten, doch durch die Verwendung von Spielsteinen konnte der Erfinder das Verbot umgehen. Statt Bildkarten hat er dann verschiedenfarbige Zahlen genommen. In den 70er Jahren wurde das inzwischen in Israel produzierte Spiel auch im Westen bekannt und 1980 Spiel des Jahres in Deutschland. Am Nachmittag, wenn wieder alle zum Spielen eingetrudelt waren, haben wir Ver-
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1967 in Billed: v. l.n.r. Maria Leidecker, Monika Leidecker, Gerlinde Schiller, Erika Leidecker, Manfred Leidecker, Erika Schiller, Katharina Schiller stoppelches gespielt. Und Möglichkeiten sich zu verstecken hat es ja wahrlich genug gegeben: im Gaarte, im Hambar, uffm Tenn, voore im Zimmer, hinterm Recamee un in dr Kich. Mein Bruder Manfred, der die Tiere liebte, hat es mit dem Verstecken schon auch mal im Hühnerstall probiert. Ich glaube im Schweinestall hat sich keiner versteckt. Wir waren ja schließlich alles kleine Damen. Da hat es uns wohl zu arg gestunken. Unser Auto hat bei den Großeltern im Hof gestanden und wenn wir mal genug herumgehopst waren, haben wir uns ins Auto oder auf das Auto gesetzt. Oben auf dem Gepäckträger war immer Platz für mindestens zwei Kinder. Für meine Schwester Monika und für mich ist es heute immer noch ein Spaß, wenn wir versuchen, Sonnenblumenkerne im Mund
von den Schalen zu befreien und die Kerne dann zu essen. Aber die Schalen spucken wir natürlich nicht mehr einfach so auf den Boden, wie wir es in Billed getan haben. Das war für uns wirklich das Größte. Wir konnten etwas, das unsere Freunde in Deutschland nicht konnten und wahrscheinlich auch noch nie gesehen und gemacht haben. Sonnenblumenkerne mit Schalen hat man in den 70er Jahren höchstens als Vogelfutter gekannt. Etwas ganz Besonderes waren die Froschestremple, die wir bei den Großeltern meiner Cousinen gegessen haben. Wenn in der Sommerkich der Schiller Otta die Stremple im Mehl gewendet und in der nur für Froschestremple vorgesehenen Pfanne gebraten hat, haben wir gespannt zugeschaut und uns auf die kleinen Leckerbissen gefreut, die wir dann mit frischgebackenem Brot aufgeges-
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Vor 30 Jahren auf der „Hambar“-Treppe. Foto: Hans Rothgerber
Rückblick sen haben. Übrigens wurden früher in der Pfalz auch Froschschenkel gegessen, das war wohl noch dem Einfluss der französischelsässischen Küche zu verdanken. Abends nach einem aufregenden Tag saßen alle nach dem Abendessen noch zusammen und es wurde erzählt, wie es früher war. Die Erwachsenen berichteten, was sie so gespielt haben, als sie klein und die Zeiten noch ganz anders waren. Meine Mutter und meine Godie haben mit Fetzepuppe oder Kukruzpuppe gespielt. Für uns, die wir in Deutschland schon mit Barbiepuppen gespielt haben, war das einfach unvorstellbar und exotisch, dass man damit wirklich spielen konnte. Die beiden hatten auch ein Wäänche für ihre Puppen. Dazu wurde eine Melone halbiert, das Innere gegessen und die Melone gründlich ausgehöhlt. Dann hat man ein Loch reingebohrt und eine Schnur durchgezogen und fertig war der Puppenwagen, den man mit der Schnur hinter sich herziehen konnte. Auch bei der Schlacht hat man Spielzeug machen können. Die Schweinsblase wurde aufgeblasen und dann getrocknet. Da-
139 nach hat man Maiskerne eingefüllt und fertig war ein neues Spielzeug, das ganz schön gescheppert hat, wenn man es hin und hergeschoben hat. Auch eine Schnorr konnte man bei der Schlacht anfertigen. Dazu nahm man den Knochen vom Vorderteil des Schweinefußes, hat zwei Löcher reingebohrt und dadurch eine Schnur gezogen. Und durch kreisende Bewegungen hat es laut gesummt und gesurrt. Die Buben spielten früher sehr gern und viel Katschkei. Das ist ein Spiel mit einem zugespitzten Wurfholz und einem Stock. Es gab verschiedene Varianten und eine komplexe Berechnung der Punkte. Schon im 19. Jahrhundert wurde Katschkei im Banat gespielt und bevor es Bälle gab, war es das am meisten verbreitete Spiel in den Banater Dörfern. So han die „Alte“ von ihrer Kindheit verzehlt un von de Meglichkeite, die sie damols ghatt han. Ihne hatt kääne Spillzeich kaafe kenne. Sie han selwer erfinderisch sin misse un sie han et Beschte draus gmach. Noch heit verzehlt mei Mutter gere vun ihrer Kukruzpupp un dem Milonewäänche.
Gotteshausbesucher im August 2014. Foto: Werner Gilde
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E
De klone Matz von Johrmark
s muss an Letztfasching gewehn sin, wahrscheinlich 1947, weil dr klon Matz es zwatt Johr im Kinnergarte war. Im Dorf is alles drunner un driwer gang. So korz, nohdem de Kriech aus war, hat jeder alle Täch was Neies erlebt. Die erste uf Russland Verschleppte ware weder drhom. Un langsam sin in jedem Haus Koloniste ingezoh. Aa in der Schul war for die Greßere weder Unerricht. For die Feier an Letztfasching hun die Lehrer versucht, mit dem zamgstoppelte Schilermaterial etwas uf die Fieß (Bihne) zu stelle. De Chor hat e paar Lieder gsung, e paar Gedichte sin ufgsagt wore un vleicht so manches anre, des ich awer vergess hun. Dr Matz war erst sechsehalb Johr alt. Weil nor wenig Schiler ware, hun aa die Obodakinn mitmache misse. Dr klon Matz hat uf Rumänisch e Gedicht ufsohn solle. Des Gedicht war net schwer un hot aa bloß e Strof ghat. Dr klon Matz hat selmols noch net Rumänisch kenne, des Gedicht hot‘r awer flott ufsaan kenne. E klone Hoke hot des mikrich Gedicht awer doch ghat un des war des erste Wort.
Rückblick
Nikolaus Kilzer (Jahrmarkt)
Ab un zu is‘m des Wort net glei ingfall, no hot er halt gwart, bis es‘m ingfall is. Des Ganze mit dem erste Wort hot ehm awer nix ausgemach, er war jo aa so ka verschrockene Kerl. De Sunntach is kumme un dr Saal im Kamin, bei dr Seiwerts Wess Kathi, war zimlich voll. Die Vorstellung is in Gang kumm un die Kinnergärtnerin hot de klone Matz uf de Soufleur-Kaste gstellt un de Vorhang hinner ehm zugezoh. Dem Matz hot‘s e bische die Sproch verschlaa, wie er die ville Leit gsihe hot un die hun all uf ehne gschaut. Er hat sich awer brav verneigt un hot wolle‘s Gedicht ufsohn. Nor das verflixt Wort hot‘m net infalle wolle. E Weil hot er‘s prowert, awer‘s Wort is ehm net ingfall. Korz hot‘r sich im Saal umgschaut, awer es is nix kumm un aa vun hinrem Vorhang war nix zu here. Ganz pletzlich hot er sich entschloss, wenigstens wirdich abzutrete. Er macht noch e Verbeigung un ohne‘s Gsicht zu verziehe, schluppt er dorch de Spalt im Vorhang. Es Maul hot er uf dr Bihne net ufgemach, awer de längste Beifall an dem Namittach hot er kriet. Un netmol e Tränche is gfloss.
Werner, Waltraud und Sepp vor dem Haus 174 in der Viertgasse in den 60ern. Eins. Josef Freer
Rückblick
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„Kinder-Reiterei“ bei einer Veranstaltung der deutschen Kindergartengruppe der Jahrgänge 1952-1955 unter der Leitung der Kindergärtnerin Margarethe Weber (geb. Divo) im Kulturheim. Der Kindergarten befand sich im Hause Glassen Nr. 244. Einsender: Josef Freer
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R端ckblick
R端ckblick
Der deutsche Kindergarten der Kollektivwirtschaft 1971
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R端ckblick
Peter Hehn mit seinem Pferd Jani und meiner Tochter Birgit im Sommer 1964. Eins. Franz Donawell. Nicht selten hielten sich Selbstversorger ein Pferd. Zusammen mit einem kurzen Pferdewagen aus der fr端heren Bauernzeit, der der Enteigung entgangen war, konnten sie in einem kleinen, vom Kommunismus gerade noch geduldeten Rahmen ein wenig wirtschaften. Ansicht aus dem Pendlerzug kurz vor der Einfahrt in den Billeder Bahnhof im Fr端hjahr 1985.
Rückblick
Schießbäume in der Kirchengasse 1985. Foto: Hans Rothgerber
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Dichtung - Dialekt
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Sonnenuntergang mit Zierdisteln am Dorfrand
Gedicht zum Jahresausklang
Marliese Knoebl
Wir Menschen haben unsere Zeit in Tage und Jahre eingeteilt Wir Menschen sind ja so klug und so gescheit! Für uns Menschen ist der Kalender so wichtig, für uns Menschen läuft ohne ihn nichts richtig... Wir wüssten nicht: wann bin ich geboren? In welchem Jahr den ersten Zahn verloren? Wann endet meine Schulzeit? Ist es bis zum Erwachsenensein noch weit? In welchem Jahr wurde unsere Ehe geschlossen? In welchem der schönste Urlaub genossen? Wann sah ich mein erstes graues Haar? Ob ich da schon über vierzig war? In welchem Jahr ging unsere liebe Mutter für immer? In welchem die Rheuma-Schmerzen immer schlimmer? Wie lange noch kann ich mich meiner Gesundheit erfreuen? Wann das „Älterwerden“ bereuen? Welches wird mein letztes Jahr sein? Wann für mich der letzte Sonnenschein? Wie gut, dass Manches ein Geheimnis bleibt es erst erfahren am Ende unserer Zeit...
Rückblick
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Josef Freer und seine Mutter beim Füttern der Entenküken auf ihrem Anwesen im Jahr 1969. Für die Selbstversorger waren nach Hühnern und Gänsen die Enten an dritter Stelle in der Geflügelhaltung. Sie kamen an Feiertagen als „Prohtent“auf den Tisch. Einsender: Josef Freer Ohne die Hilfe der Frauen konnte man damals nicht bauen. Hermine Hahn, geborene Stadtfeld, und Leni Stadtfeld, geborene Donawell, 1965 beim Umbau des Hauses 53 in der Sauerländergasse. Einsender: Franz Donawell
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Leistung und WĂźrdigung
Die Fussballmanschaft Vointa Biled 1958 v. l. Pufi Bec, Iancu Leghendi, Dumitru Deleanu, Jakob Billinger, Iosif Unc, Misu Rohaci, Dumitru Chirtan, Hans Hehn, Costi Sava, Nic. Supuran, Gh. Petrescu. Die Fussballmanschaft Vointa Biled 1959 Costi Sava, Peter Rugl, Ion Lascu, Nic. Supuran, Ionica Popescu, Iani Supuran, Ion Surghi, Gh. Petrescu, vorn: Iosif Unc, Iancu Leghendi, Adam Russ. Einsender: Hilde ThĂśres (Billinger)
Leistung und Würdigung
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Ehrungen für Josef Herbst Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde Josef Herbst von Marliese Knöbl beim Treffen 2013 mit einem Maria Theresia-Thaler für seinen außerordentlichen Einsatz für die Billeder geehrt. Josef Herbst erhält am 8. Juni 2014 den Ehrenbrief der Landsmannschaft der Banater Schwaben für sein unermüdliches Bemühen zum Wohle des Banater Volksstammes.
Leistung und Würdigung
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Goldenes Ehrenzeichen für Johann Mathis
M
it der Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens würdigte die Stadtgemeinde Ried am 13. Mai zwei besondere Persönlichkeiten: Die Musikerin Anneliese Walchetseder, geb. Mathis, sowie den Musiker und Komponist Johann Mathis. Beide haben sich in den vergangenen Jahrzehnten besonders um das kulturelle Gemeinwohl verdient gemacht. In seiner Laudatio erinnerte der Bürgermeister Albert Ortig an die großen Erfolge von Johann Mathis als Musiker, Bandleader, Texter und vor allem jedoch als Komponist von über 1.300 Liedern. Seine Lieder kamen beim breiten Publikum an, wurden aufgenommen, der Empfängerkreis hat sich weit über den deutschsprachigen Raum verbreitet, selbst in Australien wurden seine Lieder gespielt. Einige seiner Kompositionen wurden echte Volkslieder. 30 Goldene- und zwei Platinschallplatten bezeugen seinen Erfolg. Seine Ausbildung betreffend ist Johann Mathis, eigentlich wird er Hansi gerufen, weitgehend Autodidakt, dennoch hat er eine solide musikalische Ausbildung. Mit 14 bekam er sein erstes gebrauchtes Akkordeon. Mit 16 hatte er seine erste kleine Band und spielte eigene Kompositionen. Als er 18 war, erschienen seine ersten Notendrucke, mit 20 gab’s die ersten Rundfunkaufnahmen. Der große Durchbruch kam 1964 mit dem Mutterlied (Abschied von der Mutter), seine erste Single-Schallplatte erscheint. Es kommen Angebote der großen Plattenfirmen
Peter Krier
(Ariola, Polydor), Vorstellungen in Rundfunk und Fernsehen. Das Mutterlied, von dem es auch eine holländische Version gibt, belegt vordere Plätze in den Hitparaden. Seine Kapelle spielt in großen Sälen, wird erweitert, seine Schwester Anneliese kommt als Sängerin dazu. Mittlerweile hat Hans Mathis einen Namen in der Szene, er wird gefragter Texter und Komponist. Spitzenkapellen spielen seine Lieder, darunter die „Kasermandeln“, „Linzer Buam“, „Stoakogler“, „Zillertaler Schürzenjäger“ und auch so bekannte Kapellen wie die „Klostertaler“, die „Zwidern“, oder „Oesch’s die Dritten“. Mit seinem Lied „Die Frau von einem Musikant“ gewinnen die „Kastelruther Spatzen“ 1990 den „Grand Prix der Volksmusik“, es wird Gold, 250.000 verkaufte CDs. Bis 2014 sind über 1.300 Lieder von Hans Mathis auf LP/CD erschienen. In einem Buch über österreichische Volksmusik wird das Lied „Abschied von der Mutter“ als altösterreichisches Volkslied verzeichnet. Der Autor des Buches war sehr erstaunt, als er erfuhr, dass der Komponist und Texter des Liedes noch lebt und Johann Mathis heißt. Ein anderes längst zum Volkslied mutiertes Lied von ihm, die „Bergkameraden“, wird bei entsprechender Stimmung auf den Berghütten gesungen und gilt als allbekanntes Volkslied. Ein besonders schönes Lied von ihm ist das Lied „Wer kennt die Sehnsucht“. Noch ein weiteres Fest durfte die Familie Mathis in diesem Jahr feiern: Vor 50 Jahren,
Leistung und Würdigung
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Hans Mathis und seine Schwester Anneliese Walchetseder, geb. Mathis mit dem Bügermeister der Stadtgemeinde Ried, Albert Ortig, nach der Auszeichnung. Weitere Infos, Fotos und Videos unter www.heimathhaus-billed.de am 11. April 1964, heiratete Hans seine Frau Anka, geborene Maly. Der Ehe entsprossen die Tochter Sabine und die Söhne Christian und Stephan. Zum Goldenen Hochzeitsjubiläum gab es Gratulationen und eine Ehrenurkunde vom Landeshauptmann von Oberösterreich Dr. Josef Pühringer. Auch sein 60. Bühnenjubiläum darf Hans Mathis in diesem Jahr feiern. Hans schreibt über sich: „Ich habe in meinem Leben „nie“ gearbeitet - lediglich meinem Hobby gefrönt: Musizieren, Musiklehrer, Musikgeschäft, Texten und Komponieren. Es gibt nichts Schöneres auf Erden, als wenn man mit Liedern und Musik Menschen Freude bereiten kann“. Freude hat Hans Mathis auch den Billedern bereitet. Er bekennt sich als Billeder! Dort in der Vertgass wurde er vor 76 Jahren geboren. Er war erst sechs Jahre alt, als er mit seiner Mutter im September 1944 aus Billed geflüchtet ist. Fast grenzt es an Wunder, dass beide die schlimme Bombardierung im April 1945 im
Bahnhof von Attnang in Oberösterreich überlebten. Von da konnten sie weiter flüchten nach Ried, wo sie zusammen mit Tausenden anderen Flüchtlingen, unter diesen mehrere Billeder, zunächst in einem Lager lebten. Die schlimme Zeit verging. Hansi besuch te in Ried die Volksschule, anschließend die Hauptschule und die Handelsschule, er wird Musiker, Ried und Österreich werden seine Heimat. Doch seine Mutter hat ihm so viel von Billed und der Banater Heimat übermittelt, dass er sich auch als Billeder fühlt. Dazu bekennt er sich in dem Lied „Ich denk so gerne an daheim - an Billed im Banat“. Dieses Lied, das er uns geschenkt hat, wurde unsere Billeder Hymne. Wir freuen uns über die Auszeichnungen, die Hansi verliehen wurden, gratulieren ihm dazu und zu seinem 60. Bühnenjubiläum herzlich. Wir wünschen ihm noch Muse für viele schöne Lieder. „Musik hält jung“, schrieb er, möge es ihm beschieden sein, dass er noch lange Musik macht und sich jung fühlt.
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Susanna Ballmann
Leistung und Würdigung
104 Jahre alt, lebensnah, schlagfertig, schmerzfrei
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in Telefonat mit einer 104-Jährigen ist nichts Alltägliches und deshalb hat es mich tief beeindruckt, eine in ihrem hohen Alter so starke, humorvolle, schlagfertige Frau zu erleben. Da gibt es kein Jammern oder Klagen, da heißt es immer noch: Ich hab‘ keine Schmerzen, mir tut nichts weh! Frau Ballmann für die einen, Susi oder Wess Suss für die anderen - übrigens von den drei Susannas im heurigen Heimatblatt die Älteste – führt mit ihren 104 Jahren immer noch allein ihren Haushalt, kocht für 2-3 Tage, weil man ja kühlstellen und einfrieren kann und so immer Reserven hat. Beim Einkaufen ist ihr der Rollator von Nutzen, manchmal führt er auch zum Verhängnis. Sie hatte gehört, dass man bei Drehtüren mit dem Rollator rückwärts besser reinkommt und hat es bei der Bank auch so versucht, aber übersehen, dass da noch eine Stufe war. Beim Sturz hat sie sich eine Schulter ausgerenkt, kam noch nachhause, musste dann der Schmerzen wegen doch ins Krankenhaus, wurde geröntgt. Ihr Alter glaubte man ihr dort nicht, man überzeugte sich anhand des Personalausweises, den sie deshalb oft vorzeigen muss. Ruhig im Bett bleiben konnte sie auch hier nicht, musste 1000 Schritte tun (die sie genau zählte), weil sie ja zuhause auch immer tätig ist. Sie war die Sensation des Krankenhauses, da sie in ihrem Alter geistig so fit, logisch und kohärent denken und sprechen vermag. Gegen ihren hohen Blutdruck bat sie die Schwester um ihr Medikament und wurde ungeduldig, als diese sich weigerte: „Ist es Ihnen lieber, wenn ich morgen mit Schlaganfall da liege?“ Zum Glück kam ein einfühlsamer Arzt rettend vorbei. Dabei ist auch ihr Gehirn wunderbar tätig, vor allem wenn es um das Einprägen und Merken von
Elisabeth Martini
Zahlen geht, weniger um Namen. Beim Einkauf vergleicht sie Preise und merkte sofort, dass diese bei der Lidl-Neueröffnung keineswegs – wie versprochen – gesenkt waren. Als dann ein Mann mit hochbeladenem Einkaufswagen ihr an der Kasse den Vortritt ließ, quittierte sie das humorvoll so: „Einer alten Frau gewährt man ja mal den Vortritt!“ Worauf dieser entgegnete: „Sie sind doch gar nicht alt.“ Nein, nur eben 104. Und doch weiß sie noch so vieles von Billed, über die Nachbarschaft, die Familiengeschichte...Sie bedauert nur, dass es so einsam um sie herum geworden ist, viele sind nicht mehr oder verzogen. Sie ist vollauf beschäftigt mit dem Häuslichen, wird von den Enkelkindern einer etwas jüngeren (101 Jahre alten), aber orientierungsschwächeren Bekannten zum Rummy-Spiel abgeholt und hat außerdem - recht verwunderlich - große Freude am Fußball. Deswegen musste Werner Gilde - dem sie sehr dankbar ist auch von Karlsruhe nach Frankenthal fahren, ihren Fernseher reparieren, damit sie die Weltmeisterschafts-Spiele verfolgen konnte und auch jetzt alle wichtigen Spiele von Kaiserslautern, Bayern-München, aber vor allem die Spiele der Nationalmannschaft, auch der Frauen miterleben kann. Gern erinnert sich Wess Sus an die Zeit, als ihr Mann ihr die Fußball-Regeln erklärte, sodass sie sie immer besser verstand und war dieser Tage gerührt, als sie in seinem Hobby-Raum - 20 Jahre nach seinem Tode - noch eine Tafel Schokolade fand, weil er doch so gerne Süßigkeiten aß, sie aber viele Jahre das gesundheitshalber nicht durfte. Leider kann sie auch nicht vergessen, dass nach dem Spiel Niederlande-Deutschland ihr Mann den ersten seiner drei Herz-Infarkte hatte, später durch einen Zug zu Tode kam. Ungern aß er
Leistung und Würdigung - ärztlich verordnet - Diät, sie fühlte sich aber verantwortlich für seine Gesundheit und aß auch Diät mit und tut es auch heute noch, was ihrer Fitness zugute kommt: Viel Gemüse und wenig Fleisch,ein Hähnchen ergibt 8 Portionen, zerteilt, eingefroren, nach Bedarf herauszunehmen. Obwohl sie nur eine funktionierende Niere hat und auf ärztlichen Rat nur bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit täglich trinken soll, hindert sie das nicht daran, unermüdlich zu arbeiten und viel Bewegung zu machen. Backt sie einen Kuchen, darf sich auch die Nachbarin daran erfreuen, weil sie es richtig gut macht. Von ihren Handarbeiten, die sie früher mit Liebe und Hingebung gemacht hat, verschenkt sie gerne welche an Menschen, die nett zu ihr sind. Anlässlich ihres 100. Geburtstags lehnte sie es ab, dass beim Besuch des Oberbürgermeisters Aufnahmen gemacht wurden, weil sie nicht in die Zeitung wollte, um als Alte nicht die Aufmerksamkeit der Einbrecher und Betrüger zu wecken. Böse Erfahrung hatte sie diesbezüglich schon. Da kamen zwei Personen, um angeblich ihre Bankbücher zu kontrollieren. Als der eine dann Wasser zu trinken wünschte, sie mit ihm in die Küche ging, der andere sich aber im Wohnzimmer zu schaffen machte, schien ihr das äußerst verdächtig und sie betätigte ihr Notrufgerät, das sie immer am Arm trägt. Sofort meldete sich jemand und bei ihrem Ruf „Polizei“ nahmen die beiden Reißaus. Diese Besonnenheit und das adäquate Handeln verdient Hochachtung! Natürlich hat der OB - „Ich habe so viel von Ihnen gehört, dass ich wieder kommen musste!“ - sie auch zum 103. Geburtstag gewürdigt und zum 104. einen riesigen Blumenstrauß mit überlangem Wunsch-Text überreichen lassen. Für ihre behandelnden Ärzte, vor allem für ihren Hausarzt, hat sie nur Worte des Lobes und Dankes, ihr Vertrauen zum Hausarzt
153 geht so weit, dass er sogar einen Hausschlüssel von ihr hat, damit er jederzeit – falls er sie nicht telefonisch erreichen kann – im Notfall zu ihr gelangen kann. Auch wenn sie früher mal da, mal dort Schmerzen hatte, so hat sie jetzt trotz Herzerweiterung und lädiertem Knie - keine Schmerzen: „Alles ist weg!“ Nur knien geht nicht. So soll es auch bleiben und unsere älteste Landsmännin möge noch viele schöne Stunden erleben, wünschen die Billeder Landsleute. Susanna Ballmann als 17-Jährige in Tracht
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Leistung und W체rdigung
Katharina (geb. Weiss) und Johann Rammacher in ihren Hochzeitskleidern 1927. Johann Rammacher wird 1945 als 40j채hriger Zwangsarbeiter in der Sowjetunion bei Stalino (heute Donezk) in der Ukraine ums Leben kommen. Einsender: Franz Krogloth
Leistung und Würdigung
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Nachruf auf Hans Frick (1938 - 2013)
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ie Leser des „Neuen Wegs“ können sich an ihn erinnern. Als Hans Frick nach seinem Studium an der Universität Klausenburg im Jahre 1961 in die Redaktion eingetreten ist, arbeitete er zunächst in der Abteilung „Leserbriefe“ und war für die berühmte Briefe-Seite zuständig. Die Abteilung „Leserbriefe“, in der auch ein Rechtsanwalt tätig war, leitete Anfragen und Beschwerden an die zuständigen Behörden weiter. Aus dieser Abteilung wechselte Hans Frick zur Abteilung „Außenpolitik“, deren Leitung er am 1. Juni 1980 übernahm. Insgesamt war er 26 Jahre lang als Redakteur für den „Neuen Weg“ im Einsatz. Nebenbei verwaltete er lange Zeit den Fonds für gegenseitige Hilfe (Casa de ajutor reciproc), was zumindest so viel Umsicht erforderte wie das diplomatische Parkett. Er war ein stiller, schweigsamer Kollege. Auch wenn er lachte (und er lachte gern), war es ein leises Lachen, denn er lachte in sich hinein. Damit hängt zusammen, dass er, wenn er sich zum Sprechen entschlossen hatte, wohlüberlegte Ansichten vertrat, denen man kaum etwas entgegensetzen konnte. Auf seinen Rat durftest du dich verlassen. In der Redaktion lernte Hans Frick seine spätere Frau Hedwig Schüli kennen, die zunächst in der Daktylographie arbeitete und später zur Chefsekretärin aufstieg. Der Banater Schwabe aus Billed und die Siebenbürger Sächsin aus Schäßburg waren ein ideales Paar. Familie Frick hat Rumänien ein Jahr vor der Wende verlassen. In Deutschland gelangte Hans Frick zur Bundesgeschäftsstelle des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), die ihren Sitz in Sankt Augustin bei Bonn hat. Dort fand er ein Betätigungsfeld, auf dem er seine Erfahrung und sein Können ungebremst einsetzen konnte. Der Verein versteht sich als kultureller Mittler und als Binde-
Hans Fink
glied zwischen den in aller Welt lebenden Deutschen, zu denen er vielfältige Kontakte unterhält, und dem deutschen Mutterland. Er gibt die Zeitschrift „Globus“ heraus, die vierteljährlich erscheint und über die Vereinsarbeit informiert. Beim VDA betreute Hans Frick anfangs Projekte in der ehemaligen Sowjetunion, die der Erhaltung deutschsprachiger Medien dienten. Unter seiner Federführung wurden deutschsprachige Zeitungsredaktionen in den GUS-Staaten mit moderner Elektronik ausgestattet, Nachwuchsjournalisten aus Deutschland zur sprachlichen Unterstützung entsandt und der Zeitungsvertrieb nach Deutschland gefördert. Schon ab 1990 wirkte Hans Frick in der Redaktion des „Globus“ mit, dessen Chefredakteur er am 1. April 2001 wurde. In dieser Funktion baute er ein umfangreiches Netzwerk mit Autoren aus der ganzen Welt auf, die in jeder Ausgabe über deutschsprachige Gemeinschaften, die Geschichte deutscher Ausund Einwanderer, aber auch über die Situation deutscher Sprache und Kultur rund um den Globus berichteten. Als er nach 15 Jahren in Rente ging, bescheinigte man ihm einen entscheidenden Anteil daran, dass der „Globus“ zu einem gern gelesenen und beachteten Medium geworden ist. Zusätzlich hat Hans Frick maßgeblich an der Herstellung des alljährlichen VDA-Bildkalenders mitgewirkt. Nach dem Eintritt in den Ruhestand zogen Hans und Hedwig Frick von Bonn nach München, wo ihr Sohn mit seiner Familie wohnte. Die letzten Lebensjahre von Hans Frick wurden von einer tückischen, unbarmherzigen Krankheit überschattet, gegen die er vergebens ankämpfte.
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Leistung und Würdigung
Unserem Lehrer Friedrich Töpfer zum Gedenken
Brigitte Hehn
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riedrich Töpfer, in den 60er und 70er Jahren Lehrer in Billed, ist dieses Frühjahr im Alter von 77 Jahren verstorben. Geboren wurde er am 25. Oktober 1937 in Bukarest, wo seine Eltern - beide Siebenbürger Sachsen aus Meschendorf, einem Ort ca. 30 km von Schäßburg entfernt - nach dem 1. Weltkrieg hingezogen waren. Nachdem er die Grundschule in Meschendorf und die Pädagogische Schule in Schäßburg besucht hatte, studierte Friedrich Töpfer Geschichte und Philosophie in Klausenburg, um anschließend seine Laufbahn als Lehrer anzutreten. Es sollte ihn weit weg von zu Hause verschlagen, in eine ihn ungewohnt anmutende Landschaft, und zwar nach Billed, ins Banat. In seiner Biografie, die er 2006 verfasst hat, schildert er die Eindrücke seiner ersten Zugreise von Temeschburg an seinen Bestimmungsort wie folgt: „Maulbeerbäume, Maisstängel, Rübenblätter, Teiche, Maisstängel, Sonnenblumen, Teiche auf offener, weiter Ebene so weit das Auge reicht und an den Rändern vorbeiflitzender Ortschaften zahlreiche Gänse- sowie Entenscharen, die eifrig Grashalme zählten!“ Diese Bilder zogen an den Augen des frischgebackenen Akademikers im September des Jahres 1967 vorbei, als er die ihm fremde Gegend durch das Zugfenster betrachtete, so dass er lapidar feststellen musste: „Das war also ein Teil der Banater Heide - weit zurück lagen die Siebenbürger Berge und Wälder.“ Den Reisenden plagte auch eine gewisse Skepsis gegenüber dem, was ihn in Billed erwarten würde, so schreibt er über sich: „Der Junglehrer war mit leichten Zweifeln im Herzen in die Heidegemeinde angereist (1967) und sollte in einer Zeitspanne von sechs abwechslungsreichen Schuljahren von 1967 bis 1969 und dann wieder von 1971 bis
1975 zahlreiche Eindrücke verinnerlichen und insgesamt um eine bedeutende Lebenserfah rung reicher werden. „Ist man diesen Erwartungen immer gerecht geworden?“ - fragt er sich in seinen Aufzeichnungen. Rückblickend können wir, seine ehemaligen Schüler, bestätigen: Mit Sicherheit ist er das! Seine erzieherische Fähigkeit stellte Friedrich Töpfer u.a. unter Beweis, als er beispielsweise mit leicht sächselnder Stimme immer wieder betonte, „ich möchte...“ würde höflicher klingen als „ich will...“, also sei im Sprachgebrauch stets ersteres zu verwenden. Ehrlich war er und Mut hatte er - auch den Mut, seine eigene Meinung zu ändern: So geschehen, als er einem anfänglich etwas dreisten Lausbuben nach geraumer Zeit lobend bescheinigte, sein Benehmen hätte sich um 180 Grad gebessert. Auch nahm Herr Töpfer seine Arbeit ernst und pflegte den Stoff seiner Unterrichtsfächer noch bis unmittelbar zu den Sommerferien abzufragen, wobei er den Katalog einfach aufschlug und den Zufall das Opfer bestimmen ließ, das „antworten“ sollte. Die Tatsache, dass er im Unterricht forderte, die Schüler mögen die wichtigsten Daten der Weltgeschichte, die er regelmäßig abfragte, in eine Art Vokabelheft eintragen, zeugt von seiner Motivation als Lehrer. Der Untergang des West- bzw. des Oströmischen Reiches, der Beginn der Französischen Revolution und vieles mehr, wird so manchem Schüler auch nach Jahren noch im Gedächtnis sein, dank Herrn Töpfers konsequentem Wiederholen.
Leistung und Würdigung Von Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit zeugt seine Gepflogenheit, beim Erdkundeunterricht zu fordern, die Schüler mögen zur Lokalisierung eines Landes nicht nur auf einen bestimmten Fleck auf der Landkarte tippen, sondern vielmehr dessen Lage beschreiben, wie: „es liegt im Nordwesten des Kontinentes ...“, „es grenzt im Osten an...“, wobei die Abgefragten auch die Hauptstädte benennen und die Landesgrenzen auf der Karte mit dem Zeigestab anzeigen mussten. Sicherlich könnte man noch viele Beispiele aufführen, sicherlich hat jeder seiner ehemaligen Schüler eigene Erinnerungen an die Schulzeit und an Herrn Töpfer als Lehrer... Auch er selbst behielt seine Banater Schüler in guter Erinnerung, denn er schrieb: „Als ich später in Deutschland, mehr als zwanzig Jahre lang, Nürnberger Schüler, deren Erziehung und Mentalität vom ,freiheitlichen Westen‘ geprägt waren, unterrichten durfte und bei meiner Elevenschar nicht selten Intoleranz zu beobachten war, rief ich mir die ehemals freundlichen und meist fleißigen Schüler von anno dazumal in Erinnerung. Heute gedenke ich ebenfalls der Schülereltern von gestern, die für jeden pädagogischen Hinweis, wann immer, ein offenes Ohr hatten und deren Bestreben es war, neben der schulischen auch eine musische Ausbildung ihren Kindern angedeihen zu lassen.“ Anschließend an seine Lehrtätigkeit in Billed unterrichtete Friedrich Töpfer von 1975 bis 1978 an der Allgemeinschule in der Temeschburger Josefstadt. Im Jahre 1978 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland um und ließ sich mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Nürnberg nieder. Von 1978 - nach seinem beruflichen Anerkennungsverfahren - war er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 2002 als Volksschullehrer in Nürnberg tätig. Seine Freizeit widmete er nicht nur dem Schachverein, er betrieb auch wissenschaft-
157 liche Archiv- und Quellenstudien zur siebenbürgen-sächsischen Geschichte mit Schwerpunkt Genealogie. Mehrere seiner Arbeiten mit genealogischem Inhalt wurden in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht, so auch in der „Siebenbürgischen Familienforschung“, dem „Adler“ - einer Wiener genealogischen Zeitschrift -, in der „Siebenbürger und Hermannstädter Zeitung“, im „Siebenbürger Hauskalender“. Ebenso ist Friedrich Töpfer Alleinautor der Heimatchronik „Meschendorf am Steinberg“. Für die Ausgaben 2003 und 2004 des Billeder Heimatblattes verfasste er den zweiteiligen Artikel „Billed mit den Augen eines Siebenbürgers“. In seinen Schilderungen gelingt es ihm, ein buntes, lebendiges Bild unseres Heimatortes der 60er und 70er Jahre zu zeichnen. Seine detaillierte und oft humorvolle Berichterstattung zeigt, wie verbunden er Billed war und auch, dass sich dieser Siebenbürger Sache mit ganzer Seele auf die Heideschwaben eingelassen und sich unter ihnen wohlgefühlt hat. Die Verbindung zu Billed und zu seinen ehemaligen Schülern riss auch nach Herrn Töpfers Ausreise in die Bundesrepublik nicht ab: Nach 28 Jahren Aufenthalt in Deutschland besuchte er im Jahr 2003 erneut Billed. Auch auf so manchem Klassentreffen war er anzutreffen und bereicherte mit heiterem und zuweilen nostalgischem Diskussionsstoff die Gesprächsrunden. Friedrich Töpfer erlag am 3. Mai 2014 in Nürnberg seinem Krebsleiden. Den ehemaligen Billeder Kolleginnen und Kollegen wird er unvergessen sein. Seine Schüler von anno dazumal werden noch so manches Mal an ihn denken, denn er war uns ein Vorbild, ein guter Pädagoge, ein kompetenter Lehrer. In unserer Erinnerung wird er stets verankert sein mit unseren unbeschwerten Billeder Schuljahren. In Dankbarkeit im Namen seiner Schüler
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Leistung und Würdigung
Abschied von Jakob Schrottmann
dem langjährigen Vorsitzenden des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe Hannelore und Helmut Slavik
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flichtbewusst und in treuer Verbunden heit bis zum Schluss lenkte Jakob Schrottmann die Geschicke dieser Gemeinschaft. Zwar als Chor im Jahre 1983 hier in Karlsruhe gegründet, hat sie sich im Laufe ihres Bestehens darüber hinaus zum Herzstück der Landsmannschaft entwickelt. Er war einer der Mitbegründer und ohne Unterbrechung über mehr als 30 Jahre lang ihr 1. Vorsitzender, bis er uns im Juli dieses Jahres für immer verließ. Jakob Schrottmann, gebürtiger Billeder, kam durch die Wirren des Krieges nach Deutschland. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft führte sein Lebensweg über Bayern, wo er auch seine Frau Ruth kennenlernte, 1951 nach Karlsruhe. Hier ließ sich die Familie nieder, die Kinder Dieter und Ria kamen dazu. Seine persönlichen Fähigkeiten und die seinem Arbeitgeber entgegengebrachte Loyalität führten dazu, dass er beruflich sehr geschätzt und über dreißig Jahre lang in gehobener Position für die Badische Landesbausparkasse LBS tätig war, bis er 1983 seine Rente antrat. Es ist auch das Gründungsjahr des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, dem er sich ab dann ganz und voller Hingabe widmete. Es war ein Glück für diese Gemeinschaft, dass Jakob ab jetzt die Zeit zur Verfügung hatte und ihr einen Großteil davon zugute kommen ließ. Mit viel organisatorischem Geschick legte er die Grundsteine eines Vereins, welcher alsbald auch Mitglied im Badischen und Deutschen Chorverband wurde. Für ihn sowie für die Sängerinnen und Sänger dieser Gemeinschaft bedeutete und
bedeutet er jedoch viel mehr, es ist für unsere Landsleute eine große Familie, der sie sich kameradschaftlich verbunden fühlten und fühlen. Anträge an Behörden, Statistiken jeder Art, Geburtstagslisten bearbeitete er mit viel Geschick und Akribie am Computer, für besondere Anlässe und Feiern dichtete er gekonnt seitenlange Gedichte und Verse. Unvergesslich bleiben auch seine alljährlich bestens organisierten Ausflüge an viele sehenswerte Orte. Zurückblickend könnte man sich das Chorgeschehen ohne ihn kaum vorstellen. Zwar fand er immer viel Unterstützung durch einen erweiterten Vorstand sowie die Dirigentinnen und Dirigenten, doch trug es ohne Zweifel seine Handschrift. Sein Engagement erstreckte sich jedoch über die Aktivitäten der Chorgemeinschaft hinaus. Seine Verbundenheit mit den Landsleuten kam auch dadurch zum Ausdruck, dass er ihnen gerne und immer hilfsbereit mit Rat und Tat zur Verfügung stand. Seit der Gründung des Kreisverbandes Karlsruhe war er dessen Mitglied , wo er ab 1982 das Amt eines Kassenwartes und Sachverwalters inne hatte. Nebenbei war er Kassenprüfer der HOG Billed. Die Sängerinnen und Sänger des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe sind dankbar, ihn als Wegbegleiter und Kameraden zur Seite gehabt zu haben. Seine Verdienste für unsere Gemeinschaft werden unvergesslich bleiben.
Leistung und Würdigung
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Nachruf Elisabeth Follmer
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um letztenmal hatten wir sie beim Frühlingstrachtenball in Karlsruhe getroffen. Sie sagte oft: „Solange wir noch können, kommen wir, denn, es bereitet uns immer wieder eine große Freude, euch zu hören.“ Die Blasmusik hatte sie seit ihrer Kindheit begleitet, ihr Vater und auch ihr verstorbener Ehemann spielten in der Billeder Blaskapelle, auch heute noch „Blech“ genannt. Darüber hinaus umrahmten die Lieder der Blechblaskapellen in der banatschwäbischen Gemeinschaft, von der Wiege bis zur Bahre, festlich die bedeutendsten Stationen des Lebens. Somit war für Elisabeth die Kapelle nicht nur ein großes Stück Heimat, sie war auch ein Teil ihrer Familie. Nachdem unsere Musikanten, verstärkt durch Landsleute aus den Nachbargemeinden, in unserer neuen Heimat als Trachtenblasmusikkapelle Billed-Alexanderhausen wieder zusammengefunden hatten, war sie mit ihrer Fami-
Adam Tobias
lie eine der Initiatoren unseres Fanclubs. Einen unvergesslichen Höhepunkt erreichte das vom Fanclub mit viel Herzblut jährlich organi sierte Herbstfest 2013 beim 10-jährigen Jubiläum. Die 63-jährige „Lissi“, wie wir sie nannten, hatte für ihre „Blech“ eine einen Meter lange Banater Dobosch-Torte gebacken. Durch unsere Veranstaltungen und CD-Veröffentlichungen ist es uns gelungen, die Erinnerung an unsere alte Heimat, auch eine Generation nach dem Exodus der Billeder Deutschen, lebendig zu halten. Der von Elisabeth gegründete Fanclub, überhaupt einzigartig für Banater Blaskapellen, hat massgeblich dazu beigetragen. Ein ganz großes Dankeschön von Deiner Trachtenblasmusikkapelle!
Auf dem Neugässer Friedhof an Allerheiligen 2014
In eigener Sache
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www.heimathaus-billed.de
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Website 3.0 der Billeder
987 wird nach der Einweihung des Denkmals in Karlsruhe das erste Heimatblatt der HOG veröffentlicht. Im Jahr 2000 gibt es den ersten Webauftritt, 2010 den zweiten und seit heute,11. 04.2014, den dritten. Die Besucher-Statistik 2013 belegt, dass viele Landsleute, auch 25 Jahre nach dem Exodus, die Gemeinschaft aus der alten Heimat noch nicht aus dem Blickfeld verloren haben. Obwohl das Design der neuen Webpräsenz dem vorherigen ähnelt, handelt es sich um eine komplette Überarbeitung: Alles musste raus und neu wieder rein, vergleichbar mit einer Wohnungsrenovierung. Die Erneuerung war unumgänglich, nachdem es für das bisher benutzte CMS-System keine Sicherheit mehr gab und auf unsererer Homepage schon einmal eingebrochen wurde. Die neue Version sollte sicherheitstechnisch die nächsten Jahre überstehen. Bei dieser Gelegenheit konnten Inhalte neu strukturiert werden, ein neuer Menüpunkt „Geschichte“ ist hinzugekommen.
Hans Rothgerber
Wenn man die inzwischen im Netz zugänglichen Dokumentationen unserer HOG ausdrucken würde, wären das mehrere tausend Seiten, von Fotos und Videos mal abgesehen. Und es werden weitere hinzukommen. Daher ein Hinweis: in den Dokumentansichten, sie sind mittels OCR digitalisiert, stehen Ihnen zum Recherchieren starke Suchfunktion nach Wörtern oder Namen zur Verfügung (Symbol: Lupe), wie sie in den Printmedien nicht möglich sind. Die Suche auf der Website rechts oben durchstöbert nur die Inhalte der Homepage und nicht die Bücher, Broschüren und Tabellen, die in der Cloud gespeichert sind, wie Billed-Chronik, Ortssippenbuch, Heimatblätter, Rezepte, Sprüche u.a. Die sind nur in ihrer eigenen Ansicht durchsuchbar. Der Image Slider (Bilderschau) am Seitenkopf rotiert in einer Endlosschleife wie bisher eine Auswahl Vorschaubilder, die beim Anklicken den zugeordneten Artikel aufrufen. Auf der linken Seite sind mehrere Miniaturbilder, mit Verweisen zu häufig aufgerufenen Seiten.
In eigener Sache
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Website-Statistik 2013
www.heimathaus-billed.de insgesamt 10.524 verschiedene Besucher mit 22.439 Besuchen (darunter 19.744 aus Deutschland) Besuche aus Deutschland nach Bundesl채ndern Baden-Wurttemberg 13.121 Bayern 3.873 Nordrhein-Westfalen 935 Rheinland-Pfalz 605 Hessen 488 Sachsen-Anhalt 189 Berlin 145 Hamburg 102 Sachsen 67 Saarland 61
(Passwort: 1765)
In eigener Sache
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Vergleichsgrafik der t채glichen Besuche: 224% mehr Besuche im Jahr 2013 verglichen mit 2012! 30 Ortschaften von insgesamt 1072 mit den meisten Website Besuchen 2013 01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30.
Ortschaft Karlsruhe Stuttgart Stutensee Nuremberg Munich Timisoara Freiburg Augsburg Mannheim Konstanz Traunstein Waldkraiburg Ludwigsburg (not set) Heilbronn Mainz Tubingen Passau Wiesbaden Wurzburg Cologne Dusseldorf Erlangen Berlin Ettlingen Heidelberg Baden-Baden Lahr Frankfurt Pforzheim
Besuche 5.802 2.013 1.538 902 779 770 481 381 368 325 313 291 248 231 215 210 206 203 192 180 175 163 155 146 132 130 120 111 111 103
neue B. 25,70 % 58,12 % 56,18 % 41,02 % 56,35 % 29,87 % 25,16 % 71,65 % 58,97 % 62,15 % 27,48 % 3,44 % 55,65 % 56,28 % 77,21 % 40,00 % 74,76 % 87,68 % 67,71 % 45,56 % 46,29 % 29,45 % 18,71 % 51,37 % 61,36 % 53,85 % 25,83 % 30,63 % 75,68 % 19,42 %
Absprungsrate Seiten/B. 22,41 % 8,06 21,36 % 9,07 3,97 % 3,68 30,27 % 6,73 34,15 % 5,75 28,70 % 5,81 14,35 % 6,23 19,16 % 6,43 36,68 % 6,50 5,85 % 3,81 18,85 % 4,71 5,50 % 3,31 15,32 % 5,79 36,36 % 6,29 25,58 % 5,31 21,43 % 4,08 19,42 % 6,94 19,70 % 5,67 19,27 % 3,95 22,78 % 6,66 34,29 % 6,64 22,70 % 5,50 30,32 % 6,11 71,23 % 2,62 19,70 % 5,33 30,77 % 5,82 30,00 % 6,27 22,52 % 6,00 51,35 % 3,14 29,13 % 8,81
Dauer/B. 08:41 08:30 02:18 06:09 05:32 04:40 06:21 07:01 05:27 03:11 04:17 01:37 02:36 06:13 03:23 03:47 05:10 04:45 03:20 06:46 06:47 03:35 02:49 01:40 04:48 04:07 06:35 08:43 02:56 10:30
Statistik
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Schach-Meisterschaft der Banater Schwaben 2014 Aufruf zum Schachwettbewerb
A
uf Initiative unseres Billeder Landsmanns Alfred Selpal soll es mittels Billeder Heimatblatt und Banater Post zu einem Wettstreit der Banater Schachliebhaber kommen, dessen Koordination Fredi selbst übernimmt Möglichst viele Schachspieler sollen davon in Kenntnis gesetzt werden, bei Fredi anrufen und ihre Spiele melden. Die Jahres-Gesamttabelle wird in der Banater Post veröffentlicht, die Billeder Ergebnisse im Billeder Heimatblatt. • Zukünftige Spiele, Turniere, Meisterschaf ten: Banater Schwaben • Turniere in Ingolstadt, Anmeldung bei Alfred Selpal 08459-332088 • Weitere Organisatoren von Turnieren mit Turnierorten wie z.B. Augsburg, Frankenthal, Karlsruhe, München, Nürnberg etc. werden noch gesucht. • Bitte auch einzeln ausgetragene Spiele außerhalb von Turnieren melden. Allgemeine Regeln 1. Angaben: Tel. Nr. freiwillig 2. Veröffentlichung der Tabelle ausschließlich durch die Landsmannschaft der Banater Schwaben. Die Tabelle wird jährlich veröffentlicht, Personen, von denen im laufenden Spieljahr kein Spiel gemeldet wurde, werden nicht veröffentlicht. 3. Die ab 01.01.2015 gespielten und gemeldeten Spiele werden alle gespeichert und in der Reihenfolge der Spiele in die Tabelle eingearbeitet. Werden zwischen zwei
Spielern mehrere Spiele im Jahr gespielt, werden die Ergebnisse zusammengezählt und mit dem Datum des letzten Spiels in die Tabelle eingearbeitet. 4. Pro Jahr muss jeder Spieler mit mindestens zwei anderen Spielern eine SchachPartie spielen. 5. Es werden, wenn die Spieler sich nicht anders einigen, zwischen den Spielern je zwei Spiele ausgetragen. 6. Bei Turnieren gelten die jeweiligen Turnierregeln. 7. Personen mit (e) sind als Einsteiger bis zum nächsten Spiel provisorisch eingestuft. Ausgetragene Spiele, neue Ideen, Meinungen, Fragen, Sie möchten in der Liste aufgenommen werden oder ein Turnier organisieren: Kontakt Alfred Selpal, Tel. 08459-332088 oder alfred-selpal@t-online.de Schach-Rangliste der HOG Billed (2014) 1. Hans Martini (575) Karlsruhe 2. Hans Mann (129) Karlsruhe 3. Hans Hehn (819) Schwabach 4. Günther Hirth (528) Frankenthal 5. Gerhard Hirth (528) Frankenthal 6. Horst Mann (129) Karlsruhe 7. Horst Lenhardt (438) Karlsruhe 8. Werner Muttar (327) Karlsruhe 9. Werner Keller (270) Geisenfeld 10. Norbert Selpal (192) Ingolstadt 11. Gerhard Keller (270) Geisenfeld 12. Hans Groß (216) Karlsruhe 13. Karl Balog (32) Fellbach 14. Alfred Selpal (192) Manching 08459-332088
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Weihnachtsgedanken
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icherlich kennen Sie diese Situation: Sie sind zum ersten Mal bei Freunden zu Hause zum Essen eingeladen. Und alles ist perfekt: die Lage der Wohnung oder des Hauses, die teure Einrichtung, der gepflegte Garten, die wohlerzogenen Kinder. Und jetzt kommt es: Auch das Essen ist perfekt, der Anblick eine Augenweide, jeder Bissen und jeder Tropfen ein Genuss, die Tischdekoration kreativ, mit farblich abgestimmter Tischdecke und Servietten. Schrecklich! Insgeheim sehnt man das sprichwörtliche Haar in der Suppe herbei, nur um eine kleine Abweichung von dieser Perfektion zu finden. Viele von uns sehnen sich nach dem perfekten Weihnachtsfest. Normalerweise findet es im Familien- und Verwandtenkreis statt. Das Streben nach dem perfekten Weih-
Hermine Schnur
nachtsfest fängt spätestens in der Adventszeit an. Viele verfallen in Hektik mit den entsprechenden Vorbereitungen. Die Wohnung wird weihnachtlich dekoriert, Adventskränze, Kerzen, Rentiere mit Schlitten, Silbersterne, Goldengel, Räuchermännchen und allerlei Krimskrams festlich ausgebreitet. In der Küche riecht es nach Anis und Zimt, nach Lebkuchengewürz und Zuckerguss mit Vanillegeschmack. Ganz besonders ehrgeizige Hobby-Bäckerinnen bemühen sich jedes Jahr, ihren eigenen Backrekord vom letzten Jahr zu brechen, was die Auswahl und die Ansehnlichkeit der Plätzchen betrifft. Kochbücher werden durchforstet oder auch das Internet, auf der Suche nach dem gut vorzubereitenden, hohen Ansprüchen genügenden, ganz besonderen
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Neujahr 2013 auf der Sauerländer Hutweide. Foto: Adam Csonti Festtagsmenü. Nicht zu vergessen die Jagd nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk, mit viel Zeitaufwand und hohen Investitionskosten verbunden, jedes Jahr von neuem zelebriert. Soll es denn ein Gebrauchsgegenstand sein, den man öfter benutzen kann, ein Wellness-Produkt (ganz angesagt) oder soll eher in Freizeit und Bildung investiert werden? Selbstverständlich muss auch der Weihnachtsbaum perfekt sein, möglichst eine edle Nordmanntanne mit gleichmäßig verteilten, dichten Ästen, die am besten erst nach Dreikönig ihr Nadelkleid abwerfen. Dies alles bezieht sich nur auf rein äußerliche Dinge, sie haben jedoch einen großen Einfluss auch auf unser persönliches Wohlbefinden und unser Gemüt. Auch an Weihnachten sollten wir beherzigen: Manchmal ist gut einfach besser als perfekt. Zu viel Perfektion und der Anspruch darauf sind ebenso kontra-
produktiv wie zu viel Make-up oder Parfüm. Die Kunst ist wohl, sich von etwas zu verabschieden, was man eh noch nie so gut konnte. Das Eingestehen von Schwächen, sich selbst und anderen gegenüber, kann befreiend wirken und bei anderen einen menschlich-sympathischen Eindruck hinterlassen. Ständige, doch niemals komplett erreichbare Vollkommenheit kostet viel Zeit und Nerven und bedeutet einen Verlust an Lebensqualität. 80% vom Optimum reichen völlig aus. In den restlichen 20% stecken unsere Kreativität, unser Herz und unsere Seele. Diesen Spielraum an Unvollkommenheit sollten wir uns für ein gelungenes Fest auch bewahren und möglichst ins neue Jahr hinüberretten. In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein mehr oder weniger perfektes Weihnachtsfest und ein neues Jahr mit dem Mut zu entspannter Unvollkommenheit.
192 Inhaltsverzeichnis Vorwort, Werner Gilde.....................................................................................................................3 Pfingsttreffen 2014 in Ulm, Elisabeth Martini.............................................................................6 Die älteste Billederin beim Ulmer Treffen, Elisabeth Martini................................................. 11 Seniorentreffen im Zeichen des Flieders, Elisabeth Martini....................................................13 Herbstliches Seniorentreffen in Karlsruhe, Elisabeth Martini ................................................15 Frühlingstrachtenball in der Badnerlandhalle, Jürgen Stober,..................................................18 6. Sommerfest der Banater Schwaben Karlsruhe, Melanie Müller.........................................21 TV-Aufzeichnungen mit den Trachtengruppen Karlsruhe, Stefanie Kegler...........................26 Treffen der Jahrgänge 1944-1949, Gerry Kegler.......................................................................28 Tag der Heimat 2014 in Karlsruhe, Werner Gilde.....................................................................32 15. Schlachtfest in Frankenthal, Adam Tobias...........................................................................34 Allerheiligen 2014 ; Gedenkansprache am Denkmal in Karlsruhe, Josef Klein....................46 Während der Eisheiligen-Zeit in der alten Heimat, Elisabeth Martini....................................50 Emma auf Mamas Kindheitsspuren, Brigitte Hodis-Mayer......................................................56 Karlsruher OB Dr. Frank Mentrup im Heimathaus, Roswitha Csonti.....................................59 Karlsruher Stadtzeitung über Billed, Roswitha Csonti..............................................................61 Das Billeder Heimathaus und seine Gäste, Elisabeth Martini..................................................64 Skifreizeit 2014, Anna-Lena Herbst............................................................................................70 Banater Reisegruppe in Slowenien, Elisabeth Martini..............................................................72 Aus der Geschichte „der Billeder Kaschtell“, Hans Martini....................................................80 Protokolle des Billeder Kriegervereins, Hans Martini..............................................................84 1914 - Weggabelung in unserer Geschichte,Werner Gilde.......................................................90 Vor 100 Jahren: Urkatastrophe 1. Weltkrieg, Peter Krier.........................................................92 Liste der Gefallenen des 1. Weltkrieges, Aktualisiert von Peter Krier...................................102 Die hundertjährige Truhe und ihr dramatisches Schicksal, Marliese Knöbl (Wagner)........106 Vor 70 Jahren -vom Kampf um unsere Heimat, Peter Krier..................................................108 Lebensrettende Goldzähne, Peter Krier.................................................................................... 112 Josef Huber - ein Opfer der Enteignung, Josef Herbst............................................................ 112 Deutsche gegen Devisen - Ein Geschäft im Kalten Krieg, Elisabeth Packi......................... 116 Das Los im Umschlag, Hans Rothgerber.................................................................................. 119 Hilfsgüter nach Temeswar, der Partnerstadt von Karlsruhe, Robert Braun..........................120 Susanna Weber, Elisabeth Martini.............................................................................................124 Weil doch die Familie der sicherste Hafen ist, Helene Neumayer.........................................129 Strohbilder als Geschenkartikel, Maria Muhl..........................................................................130 Die Welt ist doch nicht so groß, wie ich dachte, Vanessa Prutean........................................132 Gewlball un Fetzepupp, Erika Weith, geb. Leidecker...............................................................136 De klone Matz von Johrmark, Nikolaus Kilzer ......................................................................140 Gedicht zum Jahresausklang, Marliese Knoebl........................................................................146 Goldenes Ehrenzeichen für Johann Mathis, Peter Krier, . .....................................................150 Susanna Ballmann, Elisabeth Martini.......................................................................................152 Nachruf auf Hans Frick (1938 - 2013), Hans Fink..................................................................155 Unserem Lehrer Friedrich Töpfer zum Gedenken, Brigitte Hehn.........................................156 Abschied von Jakob Schrottmann, Hannelore und Helmut Slavik.........................................158 Nachruf Elisabeth Follmer, Adam Tobias.................................................................................159 Website 3.0 der Billeder, Hans Rothgerber..............................................................................160 Statistik unserer Landsleute, Josef Herbst................................................................................164 Schach-Meisterschaft der Banater Schwaben 2014........................................................... 189 Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur.....................................................................................190
Abendd채mmerung auf dem Billeder Kalvarienberg
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Billeder Heimatblatt 2014
be ga us A
Billeder Heimatblatt 2014 Herausgegeben von der HOG Billed