Billeder Heimatblatt 2016
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Herausgegeben von der HOG Billed
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Billeder Heimatblatt 2016
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Billeder Heimatblatt 2016 Dezember 2016 | 29. Ausgabe
Inhalt
2 In eigener Sache 3 Vorwort, Werner Gilde 4 Billed-Reise zum 80. Geburtstag, Hans Rothgerber 6 Ahnensuche Argentinien-Billed, Enrique Jose Schaljo 13 Karlsruhe feiert den Sommer 2016, Irmgard Triess 20 Full House beim Herbstfest 2016, Hans Rothgerber 26 Schlachtfest 2016 in Frankenthal, Heidi Müller 34 Die Schweinschlacht - billedrische Nachdichtung 38 Treffen des Jahrgangs 1958, Heidrun Done 40 Seniorentreffen 2016, Jakob Muttar 42 Allerheiligen 2016, Stefan Herwig 45 Allerheiligen in Karlsruhe, Irmgard Triess 46 Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed, Marliese Knöbl 50 Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen Feldlager bei den Sümpfen von Billiet, Wilhelm Weber 54 Vivat Eugenius, Peter Krier 58 Zur Geschichte eines Briefes aus Billed, Karl-Peter Krauss 70 Familiengeschichte Sladek, Helene Neumayer 75 Ein bewegtes Leben zwischen Wien, Billed und Karlsruhe, Helene Neumayer 78 Dr. Hans Weber - Staatstierarzt in Billed, Josef Herbst 82 Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, Helene Neumayer 86 Erinnerungen eines Banater Schwaben, Peter Klein 102 Zwangsarbeit in Uniform 1950-1961, Peter Krier 104 Meine Kindheit in der Verbannung, Elisabeth Packi 115 Jägerlatein aus Billed, Robert Frank 116 Was saan dann doo die Leit, E. Martini/Johann Steiner
1 20 Un de Zwetter han ich net gebraucht, Erika Weith 126 Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns, Hedwig Gantner 130 Sodawasserherstellung in Billed, Erika Weith 132 Betonbunker bei Billed, Werner Gilde 134 Ein Billeder beim Studentenaufruhr 1956 in Temeswar, Hans Martini 136 Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin, Brigitte Hehn 140 Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn, Elisabeth Martini 142 Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln, Hans Rothgerber 146 Die Hehns und das Rezept für eine lange Ehe, Fellbacher Stadtanzeiger 147 50 Jahre Seelsorge von Priester Bonaventura Dumea, Peter Krier 148 90 Lebensjahre von Jani Gehl in Fotos, Elisabeth Martini 150 Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten, Gerda Reb 152 30-jähriges Dirigentenjubiläum, Dietmar Giel 154 Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin, Hannelore Slavik 156 Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber, Peter Krier 160 Brief an den Ota Johann Mayer, Brigitte Hodis-Mayer 162 Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal 164 Statistik unserer Landsleute, Josef Herbst 190 Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur
Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Layout, Grafik und Satz: Hans Rothgerber Umschlag: U1 - Am Kalvarienberg; U2 - Die Kirche am frühen Morgen; U3 - Dorfrand im Osten; U4 - Am Baggersee der Ziegelei
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In eigener Sache
Unser Heimatblatt
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rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zugestellt. Da wir für Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-Überweisungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der Ehefrau), Familienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleuten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für
ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com
Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden.
Vorwort
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Liebe Landsleute und Freunde!
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it 2016 neigt sich ein weiteres turbulentes Jahr dem Ende zu. Schon bald werden auch wir Billeder, egal an welchem Flecken dieser Erde, mit unseren Familien für ein paar Tage die Hast des Alltags vergessen und in Besinnung die Kerzen am Weihnachtsbaum entzünden. Es wird Bilanz gezogen und abgewogen, was gelungen ist und was nicht. Ich hoffe, dass die meisten von uns auf eine gute und erfüllte Zeit zurückblicken können. Unsere Heimatgemeinschaft kann auf ein weiteres positives Jahr zurückblicken. In dieser 29. Ausgabe unseres Heimatblatts und auf unserer Homepage gibt es darüber vieles zu lesen und zu erfahren. Blicken wir zurück auf das, was unsere Vorfahren geschaffen haben, so ist es vor allem die Kultur, die wir geerbt haben. In diesem Sinne wird auch alles das, was wir geschaffen haben und noch schaffen werden, größtenteils als kulturelles Erbe an unsere Nachkommen übergehen. Es ist nicht möglich, Kultur, Tradition, Bräuchen und Sitten einen monetären Wert zuzuweisen. Gerade deshalb ist es unsere Pflicht, diese zu pflegen und zu erhalten, damit diese gerade in einer Zeit des Umbruchs und der schnellen Veränderungen nicht in Vergessenheit geraten. Einen nennenswerten Schritt zum Erhalt dieser Werte ist uns mit der Heimatstube im Billeder Forum und der dortigen Bilder-Dauerausstellung gelungen. Ein weiterer Pfeiler zum kulturellen Erhalt und zur Weitergabe unserer Tradition ist unser jährliches Billeder Heimatblatt. Ist man nicht immer wieder neugierig und gespannt und liest alles mit größter Genauigkeit durch, voller Freude über all die Geschichten, Erinnerungen, Nachrichten, Neuigkeiten, Bilder und Berichte von und über unsere Gemeinschaft. Wir können uns wirklich
glücklich schätzen, dass sich so viele Engagierte diese Arbeit und Mühen auf sich nehmen. Denn es ist keinesfalls selbstverständlich, Freizeit und Herzblut in so eine zeitaufwendige Arbeit zu investieren. Dass wir sogar auf eine eigene Homepage zugreifen können, wann immer es uns danach ist, bedarf des großen Lobes an alle, die sich hierfür aktiv einbringen. Von Hans Bohn stammen die Worte: „Gesprochene Worte sind wie Blätter im Wind, in Lettern Verewigtes bleibt dir, mein Kind.“ Unser Heimatblatt hat seit der ersten Ausgabe die Aufgabe, unsere große Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Billeder, auf ihrem Weg durch die Zeiten zu begleiten und die Verbundenheit der über Länder und Kontinente lebenden Billeder aufrecht zu erhalten und zu stärken. Auch diese Ausgabe ist gefüllt mit Nachrichten aus der Gegenwart und Informationen aus unserer gemeinsamen Vergangenheit. Es wird berichtet über Menschen, die wir kennen und wichtige Ereignisse. Mit den zahlreichen Bildern und Texten bringt unser Heimatblatt auch Wärme in unsere Herzen. Ich lade alle Billeder ganz herzlich ein, nächstes Jahr zum großen Billeder Heimattag am 3. Juni nach Karlsruhe zu kommen. Der Heimattag steht unter dem Motto: „Neunzig Jahre Billeder Feuerwehr, dreißig Jahre Billeder Gedenkstein in Karlsruhe“ Ich wünsche Ihnen nun besinnliche Stunden zum Lesen des Heimatblattes. Ein fröhliches Weihnachtsfest im Kreise der Nächsten, voll von Liebe und gegenseitigem Verständnis. Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed e. V.
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Besucher im Heimathaus
Billed-Reise zum 80. Geburtstag
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um 80. Geburtstag bekam Nikolaus Pritz von seinen Enkelkindern Nina und Manuel ein Geschenk, das er sich nicht schöner hätte wünschen können: eine Reise in die rund 1.000 km entfernte alte Heimat zusammen mit Enkelkindern und Tochter Hedwig. Denn zuletzt bleiben nur die Erinnerungen, die am schönsten sind, wenn man sie teilen kann. Das Heimathaus mit seinen Gästezimmern, dem Forum und der Sozialstation ist eingentlich dazu geschaffen. „Veddr Kloos“ hat sich mit seiner Familie in der neuen Heimat in Fürth voll eingelebt. Dazu gehörte bis zuletzt auch ein praller Terminkalender der Blaskapelle BilledAlexanderhausen, wo er als Ältester Baritonhorn spielt und deren CDs mit Liedern aus der donauschwäbischen Siedlung auch im Bayerischen und Südwestdeutschen Rundfunk gesendet wurden. Es gibt in Billed sicherlich keine Gasse und keinen Weg, den er mit der Blaskapelle bei den zeremonierten Dorfereignissen von früher, wie Hochzeiten oder Beerdigungen, nicht im Taktschritt gegangen wäre. Und auch keine wichtige Dorfbegebenheit dieser Zeit, an die er sich
Hans Rothgerber
nicht erinnern könnte: denn er hat noch alle 7 „Zwedschgä“ beisammen, wie man auch in Fürth sagt. Im heutigen Dorf ist es mit den Erinnerungen allerdings nicht so einfach. Wer das Dorfbild vor dem Exodus der Deutschen erwartet, findet dies eher in der Heimatausstellung. Und manche Spuren der Vergangenheit dürften Melancholie auslösen, wie im Zerfall befindliche, einst modernste Wirtschaftsgebäude und Bauernhäuser, die heute kaum Nutzung finden. Kontrastreich stehen daneben häufig nagelneue Villen wie aus einer Hochglanzbroschüre. Wie auch immer, wer die letzten Jahrzehnte im Wes ten gelebt hat und heute sein altes Heimatdorf besucht, kann es als lebendiges Museum wahrnehmen. Dabei gibt es neben Nikolaus Pritz nur noch wenige Landsleute, die die Übergänge aus der Vergangenheit in die Gegenwart überschauen können. Hält man sich länger in der Gemeinde und Umgebung auf, hat man sich schnell wieder an die Gegend gewöhnt. Denn so groß sind die Unterschiede nicht mehr, schon gar nicht bei den Preisen.
Besucher im Heimathaus
Nikolaus Pritz mit Tochter Hedwig und den Enkelkindern Manuel und Nina nach ihrer Ankunft im Heimathaus. Im Hintergrund der Baggersee der Ziegelei, dem fr端heren Arbeitsplatz von Nikolaus Pritz.
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Die Besucher beim Fr端hst端ck im Speisesaal. Der war fr端her einmal Pferde- und Rinderstall und wurde 1935 gebaut, die Zahl steht im Hintergrund auf der Krippe. In demselben Jahr wurde Nikolaus Pritz geboren.
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Besucher im Heimathaus
Ahnensuche von Argentinien bis Billed
Enrique Jose Schaljo sinngemäße Übersetzung aus dem Spanischen mit Google-Translate von Hans Rothgerber
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einrich Schaljo wurde 1897 in Billed geboren. Mit 21 Jahren heiratetet er Anna Gagstädter, sie ist 17. Sie bekommen zwei Kinder: Adam und Margarethe. Auf der Suche nach einer neuen Existenz beschloss mein Großvater mit seiner Familie nach Argentinien auszuwandern, wo bereits einige bekannte Familien Fuß gefasst hatten. Am 13. Oktober 1923 verlassen sie Bremen mit dem Schiff „Köln“ und am 8. November 1923 kommen sie in Buenos Aires in Argentinien an. Anmerkung der Redaktion In den landwirtschaftlich geprägten banatschwäbischen Dörfern waren die Möglichkeiten für Existenzgründer begrenzt. Aber bevor sie sich als Knecht oder Magd oder als Tagelöhner bei den Bauern „verdingten“, bevorzugten es die Billeder, über dem Atlantik in Amerika nach neuen Jobs zu suchen. Infolge von Einwanderungsrestriktionen in den USA 1922-1924 bietet sich Argentinien als Ausweichmöglichkeit an. Viele, die ursprünglich nur etwas Geld verdienen wollten, sind geblieben. Für Billed wird die Anzahl der Amerika-Auswanderer auf 1.000 Personen geschätzt. Meine Großeltern trennten sich, 1925 kehrt Heinrich nach Billed zurück. Meine Großmutter Anna mit ihren zwei Kindern blieb in Argentinien, in einer neuen Ehe wurden noch 3 Kinder geboren. Sie lebte bis zu ihrem Tod 1977 in dem Dorf Huanguelen, wo ich sie während meiner Urlaubszeit häufig besuchte. Sie ist mir mit Kopftuch und Arbeitsschürze beim unermüdlichen häuslichen Wirtschaften in unvergesslicher Erinnerung geblieben. Mein Großvater Heinrich Schaljo hatte nach seiner Rückkehr nach Billed auch eine neue Familie gegründet,
sie hatten 2 Töchter. Bei dem schweren Bombenangriff der Alliierten auf Temeswar, am 3. Juli 1944, war auch mein Großvater eines der zahlreichen Opfer. Seine Frau mit ihren beiden Töchtern sind danach im Herbst 1944 vor der Roten Armee in den Westen geflüchtet. Mein Vater wollte schon immer seine alte Heimat besuchen, doch die damaligen Auflagen für Reisende aus dem Westen entmutigten ihn, er starb 1999. 2015 nahm ich die Idee meines Vater wieder auf, um gleichzeitig die Geschichte unserer Familie zurückzuverfolgen. Es begann mit der Lektüre des Artikels „Flucht im Herbst 1944“ im Internet, wo ich bei den Listen der Opfer auf den Namen Heinrich Schaljo (224) gestoßen bin. Als eines unserer Kinder in den Passagierlisten der „Köln“ die Namen unserer Großeltern ausfindig machten, war es für uns ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Über die Website heimathaus-biled.de wurden Kontakte mit Peter Krier und der Familie Csonti geknüpft und wir konnten im Online-Ortssippenbuch von Hans Wikete unseren Stammbaum betreffend Billed leicht vervollständigen sowie aus der Billed-Chronik von Franz Klein weitere Details aus der Vergangenheit in Erfahrung bringen. Nun waren wir bereit für die „echte“ Spurensuche, wir machten uns auf den Weg nach Billed. Angekommen am 10. Juni in Temeswar, ging es zusammen mit einer Dolmetscherin, wir sprechen weder deutsch noch rumänischen, nach Billed. Von der Familie Csonti herzlich empfangen, besuchten wir das Heimathaus, die Heimatausstellung, die Kirche, die Friedhöfe. Wir besuchten die
Besucher im Heimathaus
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Orte, wo meine Vorfahren lebten: Hausnr. 57, 388, 224, 480, 481,68, 521, 292, u.a. Insgesamt verbrachten wir in Temeswar und Billed eine knappe Woche. Wir sind stark beeindruckt von den Leistungen der Billeder Deutschen betreffend die Pflege, den Erhalt und die Veröffentlichung der Traditionen und Geschichte ihrer Vorfahren. Und auch von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, für die wir uns hier noch einmal herzlich bedanken möchten. Zu den faszinierenden und dramatischen Spuren unserer Billeder Vorfahren möchten wir mit unseren Kindern und Enkelkindern irgendwann wieder zurückkommen.
Foto oben: Enrique Schaljo mit Ehefrau, rechts, und die Csontis. Im Vordergrund eine von ihnen mitgebrachte Gedenktafel für die Heimatausstellung mit den Nachkommen von Heinrich Schaljo, die heute in Argentinien leben. 1. Die Großeltern von Enrique Schaljo: Anna Gagstädter (1901-1977) im fortgeschrittenen Alter und Heinrich Schaljo als 20-Jähriger (1897-1944) 2. Die noch in Billed geborenen Kinder der Familie Schaljo: Adam Schaljo (1919-1999) und Margarethe Schaljo (1921-1987) 3. Heinrich Schaljo auf einer Aufnahme im Alter von ca. 40 Jahren. Sein Name ist auf der Opfer-Gedenktafel vor der Billeder Kirche eingemeißelt. 1
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Besucher im Heimathaus
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Billed-Besuch der Eheleute Müller 1. Jakob Müller in der Heimatausstellung vor der Bilderwand über die Zwangsarbeit der Deutschen Rumäniens in der Sow jetunion. Er hat die Deportation nur knapp überlebt und war nach 5 Jahren, Ende 1949, einer der letzten Heimkehrer. 2. Elisabeth und Jakob Müller auf dem frisch sanierten Domplatz in Temeswar, dem historischen Zentrum des Banats, überwältigt von der alten Heimat in neuem Gewand. 3. Beim Stadtrundgang in Temeswar ergreift Jakob Müller spontan die Gelegenheit, mit dem Oberbürgermeister von Temeswar, Nicolae Robu, der hier anlässlich der Kommunalwahlen einen Termin wahrnimmt, zu posieren. 4. Die Eheleute Müller, zusammen mit den Csontis, am 89. Geburtstag von Jakob im Heimathaus.
Besucher im Heimathaus
Fastnacht-Feeling beim Abschied der Martinis 1984. Im Bild befreundete Billeder Frauen der Generation 40 Plus, ihre Männer feiern im Nebenraum. In den letzten Jahren der Ceaușescu-Diktatur, als der Alltag auch wörtlich so dunkel und kalt ist, dass im Vergleich die damalige DDR schon als Westen gelten konnte, möchten unzählige Staatsbürger davonlaufen. Aber die Landesgrenzen sind dicht und scharf bewacht. Um der geschlossenen Anstalt zu entkommen gibt es eine verrückte Option. Strohmänner der Securitate können für einen Ausreisepass mit 8.000 DM Kopfgeld, das die Ausreisewilligen sich erst von Angehörigen aus der BRD ausleihen müssen,
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geschmiert werden. Der Besitz von Devisen ist streng verboten, das Geld muß lange im Voraus bezahlt werden und bei der großen Nachfrage gibt es echte und falsche Strohmänner. Die BRD selbst zahlt dem national-kommunistischen Regi me, durch ein Handschlag-Abkommen, zusätzlich dieselbe Summe pro Kopf noch einmal, von rund 200.000 dürfen jährlich 11.000 Personen deutscher Nationalität raus. Anna Martini, im Bild mit einer Blume, darf in den nächs ten Tagen mit ihrer Familie das Land verlassen, die anderen werden folgen. Es herrscht Torschlusspanik, bis zuletzt werden die Kassen der Ceaușescus und ihrer Strohmänner ordentlich klingeln. Einsender: Anna Martini;Text: Hans Rothgerber
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Bei der Kolonisation wurden Siedler aus Bologna angeworben, um im Banat die Seidenraupenzucht einzuführen. Die gibt es schon lange nicht mehr. Im Gegenzug aber unseren Billeder Landsmann Hans Hahn, der ins Management eines weltweiten Konzerns nach Bologna (Italien) angeworben wurde. Im Bild Hans mit Familie beim Shopping durch die italienische Renaissance-Stadt. Hierher haben sie auch ein Stück Banat mitgebracht, ein Stefan Jäger Aquarell „Heimkehr vom Felde“: Abb. rechts.
Besucher im Heimathaus
Besucher im Heimathaus
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Foto oben: Heimathausbesucher im September 2016 - die Unternehmerfamilie Frank aus Solingen mit Mitarbeitern bei einer Radtour durch Billed
Foto links: Besucher in der Heimatausstellung mit den Puppen in der letzten Billeder Dorftracht. Von links: Hans Hahn (Altgasse) aus Bologna, Roswitha Csonti und Fredy Onulov aus Temeswar (Enkel von Heinz Kaufmann) im Mai 2016
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Karlsruhe feiert den Sommer 2016
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Irmgard Triess
m 09. Juli 2016 fand wie geplant das Sommerfest des Kreisverbandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe statt. Das Vereinsgelände des FC Südstern lud in strahlender sommerlicher Atmosphäre die Gäste zum Verweilen ein. Den Organisatoren muss man ein Lob aussprechen, denn es war für alles gesorgt. Schattige Sitzgruppen, Musik vom Feinsten ertönte schon von Ferne von der Billed- Alexanderhausener Blaskapelle, in der Luft lag der Duft von Mititei und Gegrilltem, kalte Getränke standen bereit, all das trug dazu bei, dass jeder sich wohlfühlte- wie zu Hause. Werner Gilde, der Vorsitzende des Kreisverbandes eröffnete die Veranstaltung, indem er alle begrüßte, die Obrigkeiten persönlich und teilte mit, dass in diesem Jahr ein Novum beim Sommerfest hervorzuheben ist, das ist der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, der zum ersten Mal hier teilnimmt. Der Chor, der seinen Platz schon eingenommen hatte, eröffnete das Sommerfest mit einem Rosenmedley. Alle Frauen hatten eine Rose angesteckt und die Dirigentin Hannelore Slavik trug ein Rosenkleid. Diese Kleinigkeiten hoben die Stimmung des Publikums und es war schön anzusehen, dass die Menschen wie die Rosen aufblühten.
Von den Klängen der Blasmusik getragen, fieberte man dem Höhepunkt der Veranstaltung entgegen; dem Auftritt der Tanzgruppen. Beim Einmarsch der großen Gruppe der Tänzerinnen und Tänzer auf dem grünen Rasen des Fußballplatzes kam mir der Vergleich mit der Gruppenbildung des Monarchfalters in den Sinn, der die Farben altrosa- orange, schwarz und weiß hat, das sind nun auch die neuen Farben unserer Tänzerinnen. Die drei Gruppen: Erdbeer- Jugend-, und Erwachsene Tanzgruppe waren alle gleich gekleidet und tanzten zusammen und getrennt ihre neuen Tänze, die für Kenner eine Augenweide waren, denn die vielen neuen Figuren und Kombinationen waren bisher noch nie dagewesen. Lobenswert ist die Kuchentheke zu erwähnen, denn so viele schöne Torten und Kuchen in einer Reihe angeordnet sind schon etwas Besonderes, da ja alle Kuchen von den Mitwirkenden und einigen Gästen selbst gebacken wurden.
Foto links: Veilchenblaue Augen - auch die Schatten tanzen mit. Einen Höhepunkt des Festes bilden die Tanzvorführungen der 3 Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe in ihrem neuen Outfit in Orange ,Weiß und Schwarz.
Der Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe bedankt sich beim Vorstand des FC Südstern und bei dessen Ehrenvorsitzenden Günter Weber für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit.
Es war ein gelungenes Fest und man kann allen Mitwirkenden mit gutem Gewissen sagen: Macht weiter so, denn das Leben ist schön, auch das Positive und Schöne möge der jungen Generation weitergegeben werden.
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1. Links im Bild Jakob Groß, Kapellmeister der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen. Die Musikanten sind aus ganz Deutschland angereist. 2. Der Chor eröffnet das Fest mit einem Rosenmedley, die Frauen hatten eine Rose angesteckt. Passend zum Repertoire trägt Dirigentin Hannelore Slavik ein Rosenkleid 3. Das Kochteam am speziellen Mititei-Grill. Mititei sind ein Nationalgericht in Rumänien. Es handelt sich um gegrillte Hackfleischröllchen, die auch bei den Banater Schwaben beliebt sind. 4. Kipfeln sind wie ein Markenzeichen bei den Veranstaltungen der Banater Schwaben Karlsruhe. Wie Babys sind sie in weiße Leintücher sorgfältig eingebettet. Fotos: Cornel Gruber
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1. Rund 40 verschiedene Torten wurden für das Tortenbuffet gespendet. Alle selbstgebacken, versteht sich. 2. Auch in der gesunden Ernährung muss es manchmal eine süße Sünde geben. 3. Die süßeste Versuchung der Welt!
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1. Tanzvorführung der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe 2. Vor dem Abschied am späten Nachmittag noch ein Erinnerungsfoto mit den Besuchern aus Stuttgart und Nürnberg 3. Viel Spaß beim Stelldichein von Billederinnen 4. Tanz für alle am frühen Abend 5. Nikolaus Pritz und Hans Lind sind die Senioren der Blaskapelle. Sie müssen noch auf die Autobahn, um nach Hause zu kommen. Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, es war „scheen“ gewesen.
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Full House beim Herbstfest 2016
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er beim diesjährigen Herbstfest sich nicht „getummelt“ hat, musste zunächst mit einem Stehplatz vorliebnehmen. Oder sofort auf der Tanzfläche loslegen, bis sich etwas ergab. Denn die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel spielten am laufenden Band die gefühlvollen, melodienreichen Tanzstücke, deren Stil schon in der k.u.k. Zeit vor über 150 Jahren ein Bestandteil des Brauchtums der Deutschen im mittleren Donauraum geworden ist und sich tief bis in das Gemüt ihrer Nachkommen im heutigen Deutschland festgesetzt hat. Noch vor der Veranstaltung ab 14:00 Uhr im Restaurant Genossenschaftssaalbau in Nürnberg sind beim Organisationsteam unter Josef Hipp rund 140 Platzreservierungen eingegangen. Und das ohne großen Aufwand, denn die Zielgruppe der Banater Schwaben und deren Freunde sind heute insbesondere über Facebook sozusagen sozial vernetzt. Noch nicht vernetzt sind allerdings die gespendeten Torten. Von den 22 Stück waren nach 17 Uhr im Buffet allenfalls noch die blanken Unterlagen vorhanden. Die Neuauflage des Herbstfestes, das letzte fand 2013 statt, brachte auch eine Verjüngungskur mit sich. Denn mit dem Auftritt einer Jugendgruppe der Banater Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris, mit den Billedern Günther Quinkert im Vorstand und Siegfried Frombach als Beisitzer, liegt das Durchschnittsalter nun mit Abstand unter dem Seniorenbereich. Auch der Auftritt der Trach-
Hans Rothgerber
tengruppe der Banater Schwaben Nürnberg ist hier noch anzuführen. Rund 40 Billeder konnte man zählen, sie saßen wie selbstverständlich nach Alter und Geschlecht geschichtet an 3-4 Stellen der Tischreihen im Saal. Die Mehrheit der Besucher hatten jedoch Banater und Nürnberger Migrationshintergrund. Insbesondere die 3 großen jährlichen Feste unserer Blaskapelle in den Hochburgen der Billeder, d.h. das Sommerfest in Karlsruhe, das Schlachtfest in Frankenthal sowie das Herbstfest in Nürnberg, entwickeln inzwischen durch ihre Beliebtheit auch bei Nichtbilledern eine Eigendynamik, dessen Potential 27 Jahre nach dem Exodus immer wieder überrascht. Daher sind auch per Drohne eingeflogene Hilfstorten, bei einem vernetzten Tortenbuffet, in der Zukunft nicht ausgeschlossen.
Foto rechts: Tanzmusik der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel im Restaurant Genossenschaftssaalbau in Nürnberg
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1. Tanzvorf端hrung der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben N端rnberg 2. Tango-Tanz der Erwachsenentanzgruppe der Banater Schwaben N端rnberg Abbildung Hintergrund Das Herbstfest im Restaurant Genossenschaftssaalbau in N端rnberg
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1. Nur während der Tanzpausen sind die traditionellen Blasmusikliebhaber an den Tischen anzutreffen 2. Tischreihe mit Billeder Senioren, die bei allen bisherigen Herbstfesten mit dabei waren. 3. Josef Hipp moderiert die Veranstaltung. Er war frßher selbst in der Billeder Blaskapelle aktiv und ist als erfolgreicher Unternehmer auch ein erprobter Organisator.
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Schlachtfest 2016 in Frankenthal
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ie Blaskapelle Billed - Alexanderhausen lud am 29.10.2016 zum traditionellen Schlachtfest in Frankenthal ein. Wie jedes Jahr, kamen die Fans der Kapelle aus allen Teilen des Landes angefahren, um bei bester Blasmusik die guten und bekannten Wurstspezialitäten zu genießen. Bereits in den frühen Morgenstunden kamen die Musikanten im Donauschwabenhaus zusammen. Die Instrumente wurden ausgepackt, gestimmt, einige Stücke gespielt, bevor mit Marschmusik und einem Ständchen bei Familie Dinjer/Klein die Wurst abgeholt wurde. Wie immer gab es hier bereits die ersten Weinkostungen, den traditionellen „Griewekuche“ und zahlreiche Kleingebäckvariationen von Elisabeth zu probieren. Zur Mittagszeit füllte sich die Halle mit den Gästen des Festes. So wurde auch bald das Mittagessen serviert. „Szekely-Gulasch“ stand auf der Speisekarte, es wurde von den Helfern serviert und schmeckte wieder hervorragend. Eine Augenweide und ein Gaumenschmaus waren die zahlreichen gespendeten Torten, welche am späten Nachmittag aufgetragen wurden. Die Blaskapelle versuchte sich diesmal mit ein paar modernen Klängen, so dass im Laufe des Nachmittags Lieder wie „We will rock you“ und „Smoke on the water“ erklangen. Die Geschwister Hell gaben ihr Bestes am Akkordeon und ernteten für ihre Darbietungen reichlichen Applaus. Die vielen Helfer um die Metzgerprofis Sepp und Franz arbeiteten unermüdlich in der Küche, um auch das Abendessen pünktlich zu servieren. Wie jedes Jahr zauberten sie
Heidi Müller
eine wunderbare Schlachtplatte mit den verschiedensten Wurstarten auf die Teller. Zwei spezielle Lieder widmete die Kapelle den beiden Metzgern und ihren Helfern. Mit seinen gelungenen Texten, die das Fest umschrieben, sang Edi Thöresz dazu. Später am Abend wurden wie immer zehn Tombola-Preise verlost. Auch diesmal hatten sich die Helfer fantasievolle Preise rund um die Wurst und den Wein ausgedacht. Bis spät in die Abendstunden konnten die Gäste das Tanzbein zu den Klängen der Blaskapelle schwingen. Ab Mitternacht legten diesmal Edi und Franz die Musik auf und sorgten für gute Stimmung bis in die frühen Morgenstunden. Es war wie immer ein gelungenes Fest, bei dem der Genuss der wohlklingenden Blasmusik und das traditionelle Essen im Vordergrund standen. Ein herzliches Dankeschön und „Vergelts Gott“ an alle Helfer, vor und während dem Schlachtfest, an alle Kuchenspender und an alle Gäste, die die Blaskapelle an diesem Tag beehrten. 1. Die Bratwurst, für die Banater die Wurst der Würste, wie sie für das Schlachtfest hergestellt wurde 2. Die Helfer bei Organisator Josef Dinjer. Sie haben sich extra Urlaub genommen, denn die Vorbereitungen in dem eingeschworenem Team sind für sie wie ein Fest noch vor dem Fest. 3. „Grieben“ oder „Grammeln“ (bairisch, österreichisch) werden aus dem Speck von Schweinen hergestellt und enthalten die Reste der ausgebratenen Speckteile. Gemahlen wird damit auch der im Banat beliebte Griebenkuchen gebacken.
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1. Die Helfer bei Organisator Josef Dinjer. Sie haben sich extra Urlaub genommen, denn die Vorbereitungen in dem eingeschworenem Team sind für sie wie ein Fest noch vor dem Fest. 2. Traditionelles Ständchen, Bewirtung und Gruppenbild im Garten der Dinjers. Es ist nur das Vorgeplänkel, denn von hier aus geht es ins Donauschwabenhaus in Frankenthal zum eigentlichen Fest. 3. Zum Mittagessen gibt es Szekely-Gulasch, auch Szegediner Gulasch genannt, ein Banater Gericht mit ungarischem Einschlag. Das sind Fleischstücke zusammen mit Sauerkraut geschmort. 4. Kellnern der Musikanten mit der kalten Platte für die Helfer. 5. Es sind die beliebten Wurstsorten, die bis vor dem Exodus von den Banater Schwaben als Selbstversorger fast in jedem Haus hergestellt wurden. Und das zu 100% Bio - allein schon aus Mangel an Alternativen.
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Hintergrundbild: Die Blaskapelle ist in einer starken Aufstellung zum beliebtesten Fest im jährlichen Terminkalender der Kapelle zusammengekommen. 1. Tanzmusik mit den Solisten der Blaskapelle Melitta und Dietmar Giel 2. Edimann ist sein Künstlername, er ist der SchlachtfestOberentertainer und bringt die Stimmung zum Überschäumen. 3. Fabio und Maxima, der Musikanten-Nachwuchs der Familie Hell (Mann), gehören mit ihren Stücken inzwischen zum musikalischen Rahmenprogramm. Fotos Bianca Göpfrich
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1. Einmarsch am frühen Nachmittag mit dem Tortenbuffet, einer der Höhepunkte der Veranstaltung 2. Die Torten sind alle selbstgebacken. Ihre Anzahl und Vielfalt waren in der alten Heimat auch ein Maßstab für Feste und Feiern. 3. Fotoshooting mit den rund 35 gespendeten Torten Hintergrundbild Schubkarre mit Würsten - der große Schlachtfestpreis 4. Tombolazeit am späten Abend. Das Glück kommt aus den Händchen der Kleinsten. 5. Traditionelles Gruppenbild mit den Gewinnern
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Rückblick
Die Schweinschlacht
billedrische Nachdichtung
Im Winter waar das bei de Schwowe e groß Fescht, drof gfreit hat sich schon Jung un Alt, ganz gleich, ob ohne odr mit vill Gäscht. Meischt waaret do aa bitter kalt.
Mit Schaawe un mit Kratze geger Dreck un paarmol wenne mit dr Kett han alle Schweine-Borschte misse weg, wann se gephickt aa han wie Klett.
Schon Wuche vorher hat mr sich gericht, die Weiwer mit dr Mehlspeis-Backerei, die Männer han gemach die Bitte, Moldre dicht, die Kinner waare do bei allem mit derbei.
Noh is das Schwein noch offghong gen am Streck im Schopp meischt un do han all helfe misse, dass dann de Owerschlachter konnt‘ balweere un wegmache so de letschte Dreck.
Am Schlachttaach schon ganz morjets frieh de Hausherr gwehnlich hat de Kessel gscheert. Et ganze Haus waar dann schon of de Fieß, die Schlachter han die Gurgl gschmeert.
Im Kessl is drweil schon fleißig gen gerehrt das Kesslfleisch, wo doch so gäre jede esst. Drvor hat mr mit Kolwe odr Reiser gscheert, das Feier onrem Kessel so net ganz vergess.
Um sechs Uhr, wie die Glocke han gelaut, die Mannschaft aangereckt is dann on hin zum Schweinstall is se gang, wo noh dem Opfer hat se gschaut.
Verschniet, transcheert, vertält es gen et Schwein: et Fleisch, et Fett, et Blut on aa die Gallrei for Worscht un Griewe, Broode, Sulz on Krempitte, dass mr vom Schwein recht lang hat sei Profite.
De Overschlachter is dann komm mem Messer, die Helfer han fescht ghall die Fieß. De Meister hat genau gewesst de Stich, net vill han treffe kenne besser.
Die Schlachter, Helfer un die Gaffer mit han zwischedorch net große Dorscht gelitt, de Enschenker do immer voll beschäfticht waar, er hat die Stimmung ghoob un sein jo aa.
Et Blut is offgfang gen for Worscht von äner Fraa, wo haat in dem Erfahrung, well do mr kouraschiert sen muss, on net so jung, die erschte Helfer krien do schon mol Dorscht.
Die Schunke sen zugutzt no gschniet gen un aa ksalzt, et Wortschtfleisch gmaahl, gegwärzt un gut vermischt. Die Weiwer han dann meischt die Därm gewäsch, wo dann de gute Worscht die Maschin han ningepresst.
Et gschtochne Schwein is komm dann in die Molder un is mit kochig Wasser abgebriet noh gen vom Schwänzche bis zu dene Ohre scheen on käne hat gedenkt drbei – wie heit - an Folter.
Die Griewe waare ball so wie gewinscht, die Wärscht gekocht, de Brotworscht off dr Stang, do hat mr Hunger gritt, gewaart net lang: die Lewer waar schon fertig, die Krombiere gedinscht.
Rückblick
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Schweineschlacht 2015 der Familie Uţu Gorea für ihre Gäste zur 250. Jahrfeier der Gemeinde mit Metzger Erwin Csonti und weiteren Freunden als Helfer.
Das Entfernen der Borsten nach dem Abbrühen ist ein alter, erprobter Arbeitsgang, bei dem Timing und Geschicklichkeit eine Rolle spielen.
Mit Saurem odr Sießem hat mr die dann gess, off alles Wegraame awer aa net vergess, hat fleißig aa zum Glaas gegriff drbei, et Greppschtet waar gemach, die Schlacht vorbei.
ob alles drenn: Gewärz un Knowl, bissi Wasser aa, dass net zu trocke, net versalzt ne leit im Maa. De Wein hat gholf, das Ganze bei de Männer abzuronde, de Weiwer hat dann meischtens die Mehlspeis gmundet.
Am Owet waar dann noch was los beim Sautanz, noh dr Aarweit un dr Ploch. Gess es gen – de Brotworscht hat mr aa verkoscht,
Heit es die Schweinschlacht nimmi so: de Worscht soll net no Knowl schmecke, alles es zu fett, mr tut kaum noch dran lecke, well kaafe kann mr alles besser sowie so.?
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Schweineschlacht bei der Familie Wilhelm in den 60er Jahren. Insbesondere während der kommunistischen Mangelzeiten hatte sich die seit Generationen erprobte Selbstversorgung der Banater deutschen Landbevölkerung bewährt. Vorhandene Ressourcen und zusätzliche Arbeit machen es möglich, 2-3 Schweine zu mästen, nach deren Schlachtung durch effiziente Verarbeitung und Konservierung zu verschiedenen Fleischprodukten abwechslungsreiche Proteine für das gan-
Rückblick
ze Jahr hindurch auch ohne Gefriertechnik zur Verfügung zu haben. Die Schweineschlacht ist ein Ritual: Jung und Alt packen an, innerhalb der Sippschaften unterstützt man sich gegenseitig, am Tagesende muss die Produktion abgeschlossen sein. Die nicht sehr appetitliche Angelegenheit wird zwischendurch durch üppige Mahlzeiten kompensiert. Für gute Stimmung an den trüben und kalten November- und Dezembertagen wird auch mit Feuerwasser nachgeholfen.
Rückblick
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Schweineschlacht bei den Kellers im Keller in Chicago 1964. Johann Keller, im Bild 2ter von rechts, gehört zu den Billedern, denen es gelang, 1944 vor der Roten Armee zu flüchten und der danach mit Familie in den USA sich eine neue Existenz aufbauen konnte. 20 Jahre danach, als der kommunistische Ostblock sich für Besucher aus dem Westen etwas öffnete, war er einer der Ersten, der seine Verwandten und Landsleute besuchte.
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Begegnungen
Treffen des Jahrgangs 1958
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nter dem Motto „Der Jahrgang 1958 wird 58“ stand das von Hans Muhl organisierte Klassentreffen des Jahrgangs 1958, das am 15.10.16 in Elztal-Dallau /Neckar-Odenwald-Kreis stattfand. Der Einladung waren etliche „Billeder Kinder“ gefolgt, wenn es zahlenmäßig auch weniger waren als 2006 bei unserem letzten Treffen in Frankenthal. An einem herrlich goldenen Oktobertag wurden wir vor dem Gasthaus „Zur Pfalz“, das als Treffpunkt festgelegt war, von den Gastgebern empfangen. Nachdem alle angemeldeten Teilnehmer eingetroffen waren, wurde gemeinsam in das nahe gelegene Städtchen Mosbach gefahren, das zu einem der schönsten Ausflugsziele im Odenwald zählt. Bei einem Spaziergang durch die historische Altstadt mit ihren liebevoll hergerichteten eindrucks- und kunstvollen Fachwerkhäusern hat sich so manches Gesprächsthema ergeben, es wurde geplaudert und „verzählt“. Zu einem ersten gemütlichen Beisammensein kam es dann im Café Rino. Die Zeit verging wie im Flug und, nachdem ein Gruppenfoto der Jahrgänger im Kasten war, ging es wieder zurück in die Gaststätte, wo sozusagen der zweite Teil der Veranstaltung folgte. Hier im Lokal war nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt, sondern Hans hatte auch eine Dia-Show vorbereitet mit Fotos aus unserer Billeder Kindergarten- und Schulzeit, auf denen sich so mancher von uns wiedererkennen konnte. Dadurch wurden auch wieder Kindheits- und Schulzeiterinnerungen geweckt. So manch einem ist dabei die eine oder andere lustige Bege-
Heidrun Done
benheit eingefallen, die dann im Rahmen eines kleineren oder größeren Zuhörerkreises zum Besten gegeben wurde. Doch nicht nur gemeinsame Erinnerungen wurden wachgerufen, sondern es wurden auch aktuelle Erlebnisse geschildert, Gedanken und Eindrücke wurden ausgetauscht oder Fotos aus Familienalben gezeigt. Auch das von Dietmar Welter zur Verfügung gestellte Filmmaterial von unserem letzten Treffen aus dem Jahr 2006 wurde präsentiert. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte Willi Groß und es wurde auch das Tanzbein geschwungen. Der „harte Kern“ hat bis nach Mitternacht durchgehalten und, da die meisten Kollegen eine Übernachtung gebucht hatten, gab es noch teilweise ein gemeinsames Frühstück am folgenden Morgen. Ich denke, dass mir alle bei dem Treffen Anwesenden recht geben werden, wenn ich schlussfolgernd sage: Es war ein schönes Treffen; wir hatten das Gefühl, dass sich jeder über jeden gefreut hat. Man hat sich einfach darüber gefreut, mal wieder jemanden zu sehen, mit dem man acht Jahre lang den Schulalltag teilte und vielleicht auch schöne gemeinsame Ferientage erlebte. Und gemeinsam Erlebtes verbindet. Eine ganz besondere Verbindung - wenn uns diese auch nicht immer so richtig bewusst ist - wird immer bestehen bleiben und uns das ganze Leben hindurch begleiten. Es wäre schön, wenn wir nochmals in den Genuss des schönen Gefühls der Verbundenheit kommen würden, vielleicht in 7 Jahren, wenn es für uns alle – hoffentlich – einen halbrunden Geburtstag gibt. Denk dran, Hans, und vielen Dank für all Deine Bemühungen.
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Foto oben: Spaziergang durch die historische Altstadt von Mosbach Foto unten: Die Eisenbahn mit luftigen Stehplätzen und Dieseltriebwagen, „Motorzug“ genannt, mit der auch viele Billeder täglich nach Temeswar zu ihren Arbeitsplätzen in der Zeit des Kommunismus in Rumänien unterwegs waren.
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Seniorentreffen 2016
Jakob Muttar
as traditionelle Frühjahrstreffen im Haus der Heimat Karlsruhe vereinte mal wieder im angeregten Gespräch 13 Frauen und 12 Männer (zahlenmäßig immer unterlegen). Es war ein schöner, gelungener Nachmittag bei Kipfeln, Kuchen, Getränken und regem Austausch über Familie, Garten, Fußball, Politik... Vielen Dank den Organisatoren! Das Herbsttreffen im September verzeichnete eine besorgniserregende Teilnehmerabnahme, weshalb Jakob
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Muttar die Bitte äußerte, mehr jüngere Senioren dafür zu animieren mitzumachen. Gegen die altersbedingte Schrumpfung der interessierten Rentnergemeinschaft – zuletzt 12 Frauen und 9 Männer - müsste mehr unternommen werden, damit die schöne Sache nicht im Sande verläuft. Den Organisatoren und Mitgestalter Dank und Zuversicht ! Termine 2017: 17. April und 20. September jeweils ab 14 Uhr im Haus der Heimat
Foto unten: Rentnertreffen im September 2016 im Haus der Heimat Karlsruhe
Fotos rechts: Rentnertreffen im Haus der Heimat Karlsruhe im April 2016
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Der Campo Santo mit der Innenseite des Triumphbogens und der Gruftenhalle auf dem Karlsruher Hauptfriedhof
Allerheiligen 2016 auf dem Karlsruher Hauptfriedhof
Stefan Herwig
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andsleute, liebe Gäste, heuer darf ich im Namen der HOG Alexanderhausen, als Nachbargemeinde von Billed, einige Gedenkworte an Euch, die Ihr hier seid, richten. Dafür möchte ich der HOG Billed danke sagen. Es ist Allerheilingen! Ein Gedenktag an unsere Verstorbenen, der jedem von uns seit frühester Kindheit, in tiefer Erinnerung ist. Ebenso die Friedhöfe und das Lichtermeer an diesem Tag, in der alten Heimat. Am 1. November wird in vielen Regionen der Welt der Toten gedacht. Bereits 835 ist dieser Tag als Allerheiligen erwähnt. Nach unserer Aussiedlung oder Umsiedlung konnten plötzlich die vertrauten Gräber der verstorbenen Angehörigen, in der alten Heimat, nicht mehr besucht werden. So ähnlich muss es auch unseren Ahnen ergangen sein – die Familien getrennt, kein Dach überm Kopf und keine Gewissheit über die weitere Zukunft. Um ihrer und unserer Vergangenheit zu gedenken, hat die HOG Billed die Überlegung wahrgemacht, einen Gedenkstein zu errichten, als Treffpunkt zu Allerheiligen in der neuen Heimat, um der Vergangenheit, der erlebten Veränderungen so-
wie derer, die nicht mehr unter uns weilen, zu gedenken. Dieser Gedenkstein, eingeweiht zum Pfingstfest 1987, ist seitdem ein Treffpunkt zu Allerheiligen in der neuen Heimat, im Sinne unserer Gemeinschaft, da nicht jeder am Grabe seiner Angehörigen Blumen niederlegen und Kerzen anzünden kann. Unsere Gedanken gehen an diesem Tag, ja in diesen Minuten und Sekunden, weit über diesen Ort, über diesen Friedhof hinaus. Ich zitiere Immanuel Kant: „Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird“. Wir gedenken heut aller: der Siedler, die mit viel Fleiß eine neue Heimat im Banat geschaffen haben, der vielen gefallenen Soldaten und Zivilisten der beiden Weltkriege, der Russland- und Baragandeportierten und derjenigen, die den schweren Weg der Flucht aus dem kommunistischen Regime nicht überlebt haben. Fremde Erde deckt sie zu. Ich schließe nun mit folgendem nachdenklichen Friedhofsspruch: „Was Ihr seid, das waren wir, was wir sind, das werdet Ihr“ Herr, gib Ihnen die ewige Ruhe.
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Stefan Herwig während seiner Ansprache vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof. Fotos Cornel Gruber
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1. Josef Herbst verliest die Statistik der Billeder Verstorbenen 2016 vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof 2. Gemeinsames Gebet mit Elisabeth Luckhaub
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Das Vertriebenendenkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof mit den in Stein eingemeißelten Wappen der Vertriebenen Landsmannschaften
Allerheiligen in Karlsruhe: Wir gedenken unserer Toten!
Irmgard Triess
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ie jedes Jahr fand auch in diesem Jahr die Totengedenkfeier am Billeder Gedenkstein im Hauptfriedhof Karlsruhe statt. Emotionale Momente hielten die Anwesenden für kurze Zeit im Bann. Die Glocken der Billeder Kirche ertönten und der Chor der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe sang: „Glocken der Heimat“. Man betete, man las die Toten des vergangenen Jahres vor, man hörte wunderbare Gedichte, schöne Worte all das drang tief in die Herzen der Menschen ein. Mit den Klängen des Totenmarsches endete die Feier. Nach einer Stunde traf man sich mit vielen anderen Men-
schen am Vertriebenen Kreuz, wo eine Gedenkfeier für alle Zugezogenen abgehalten wurde. Der BdV organisiert diese Feier jedes Jahr, um an die persönlichen Schicksale aller Vertriebenen zu erinnern. An dieser Feier nahmen evangelische und katholische Priester teil, ein Bläserquintett spielte das bekannte Lied: „Ich hatte einen Kammeraden“ und andere Trauerlieder. Der vereinigte Chor der Russlanddeutschen und der Banater Chor sangen drei Lieder, was für die Organisatoren eine erfreuliche Geste war. Danach besuchte man noch die eigenen Gräber, so nahm auch dieser Feiertag ein tiefgehendes Ende.
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Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed
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ch gestehe, nur noch ganz selten in die alte Heimat gefahren zu sein: langer Weg, wenig Zeit. Aber diesmal schloss ich mich meinem Bruder und meiner Schwägerin freudig an. Mit Fa. Pletl bis Temeswar, wo uns Silke Csonti wartete und freundlicherweise „Taxi- Service“ leistete. Wir wurden herzlichst von Roswita und Adam Csonti aufgenommen, welche, trotz ihrer arg begrenzten Zeit, es uns an nichts fehlen ließen. Es war ein „Zuhause-Sein“ mit Hühnern, Hund und Garten, welche meine Verwöhnaktionen genossen. Nun denn, wie war es außerhalb dieses Hauses – dem vertrauten Milieu von einst? Auf den Straßen begegneten wir vielen Menschen, mit denen man sich, wie schon in früheren Zeiten üblich, freundlich grüßte und, dank Bewi und Adi, auch öfters stehen blieb, weil sie im Gegensatz zu mir fast alle kannten! Überall wurde gereinigt, gestrichen, gefegt – einfach Vorfesttagsstimmung! Der Hauptweg von Friedhof zu Friedhof frisch geteert. Die „alte Schule“ sah wie neu aus. Das Braunshaus, unsere einstige Schule, umso schlimmer. Als wir auf den Sauerländer Friedhof zu unseren Gräbern gingen, erlebten wir eine nette Begegnung: An der Ecke vom gewesenen Krierhaus war der jetzige Hausbewohner auf der Straße mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Bewi und Adi kannten ihn natürlich. Eine echt warmherzige Begrüßung beiderseits. Wir lobten, wie schön alles hergerichtet sei, alles in schönen warmen Pastellfarben gestrichen, und da kam unter anderem der für mich schönste Satz: „A venit fiica acasă şi a spus că trebuie să facem totul frumos şi curat, că vin nemții!“ Zu Deutsch:
Marliese Knöbl
„Die Tochter kam nachhause und sagte, sie müssten alles schön sauber machen, die Deutschen kommen!“ Leider ist dieser nette Mensch erst kürzlich verstorben. Was einst sehr weh tat, als die „Kolonisten“ kamen und erzwungenerweise in unsere Wohnungen einzogen, alle anderen negativen, teils dramatischen Erlebnisse eingeschlossen, waren, obwohl nicht vergessen, heute und hier plötzlich leichter zu ertragen. Ich würde sagen, der Stachel, der recht tief saß, ist anscheinend eingekapselt worden. Ich denke, es ist gut so. Bei den verschiedenen, netten Gesprächen wurde mir klar: Sie haben mit und von uns vieles angenommen, gelernt, wie man wirtschaftet, gelernt, dass man sich mit Fleiß und Sauberkeit wohl fühlen kann. Dass ein Haus, um für seinen Besitzer schön zu bleiben, viel Einsatz erfordert. Wir gingen, aber unsere Art und Weise wurde teils anerkennend übernommen, auch, wie eine Frau erzählte, das samstägliche Straßenkehren gehört dazu. Unsere Vergangenheit ist ihre Gegenwart, aber vieles von uns ist nun durch sie und mit ihnen in der schönen Mustergemeinde erhalten geblieben. Alles in der Welt verändert sich…Unser Billed lebt als ihr Biled weiter! Was diese Menschen ganz natürlich als besondere Eigenschaft besitzen, ist unweigerlich die Herzlichkeit bzw. die Gastfreundschaft, welche wir hautnah erleben durften. Bei Fam. Gorea in der Hauptgasse. Die Familie hatte eine Schweineschlacht organisiert. Im „trockenen Toreingang“ gab es eine lange Reihe von Tischen mit allem, was uns noch so in der Erinnerung von der Schlacht erhalten blieb: das recht gute Essen und Trinken! Wir wa-
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Foto oben: Festprogramm der Kultur- und Trachtengruppen auf dem Handballplatz in der Schule bei der 250. Jahrfeier 2015 Foto links: Durch die vielen Veranstaltungen sind mehreren Gästen die Füße buchstäblich heiß gelaufen. Im Heimathaus gibt es Wasserkühlung.
48 ren kunterbunte Gäste, die am weitesten Gekommenen aus Australien. Da sind das Umarmen und Küssen beim Kommen und Gehen selbstverständlich und ungekünstelt echt. Ehrlich, in unserer jetzigen Heimat ist das oftmals schwieriger hinzukriegen. Auf dem Friedhof, wo ein Teil unserer Ahnen liegen, befiel mich ein besonderes Gefühl von Wehmut, das Gefühl, sie hier in der Einsamkeit im Stich gelassen zu haben. Aber an diesem Tag war es gar nicht so einsam! Es waren Menschen da, welche die Gräber in Ordnung brachten! Man wollte, dass nicht nur die Wohnungen der Lebenden, sondern auch die der Toten in festlicher Sauberkeit erstrahlen. Die Gräber unserer Lieben werden schon die ganzen Jahre über von Ilonka Madalina vorbildlich gepflegt, das ist tausend Dank wert! Nach dem Sauerländer Friedhofsbesuch machte ich einen Alleingang, um das Haus des Lind Vetter Adam bzw. meiner gewesenen Schulfreundin Kati wieder zu sehen. Die Gasse bis dorthin hat sowohl gut erhaltene, also gepflegte Häuser, als auch verfallene bzw. Ruinen. Das LindHaus mit Werkstatt nicht mehr existent, alles abgerissen und Baustelle. Der Weg bis zum Wasser war genau so niederschmetternd… Stacheldrahtzaun, ruppiges Gebüsch, Unkraut, aber kein offenes Wasser, auf welchem Enten schwammen! Ich tauchte in die Vergangenheit ein, als wir noch am Ufer spielten oder im Winter auf‘s Eis gingen, so lange mit den Füßen stampften, bis es - oh Schreck - Risse bekam! Ja, manchmal ist es besser, Vergangenes als solches in Erinnerung zu behalten! Bewusst vermied ich es daher, in die Vorstadt zu dem Haus meiner Maurer-Großeltern zu spazieren, es sollte für mich so bleiben, wie es einst war – nicht schlechter und nicht besser als zu meiner dort viel verbrachten Kindheit mit dem Wertvollsten, was man besitzen kann: den Erinnerungen!
Begegnungen Mein Elternhaus, bewohnt von den Kleins, ist zwar auch verändert, sozusagen zum Vorteil, aber das ist für mich schön und gut so, gerade wie sinnvoll die einstige Schmiede nun als Konditorei weiterleben kann! Das war ein Teil meiner Erlebnisse, aber vielleicht mit viel schwerer Stimmung beladen, wo es doch auch so viel Schönes gab, voller Nostalgie und Glücksgefühlen! Die Einladungen zur Kirchweih seitens der kombinierten Jugend von da und dort waren zusammen mit der „Blechmusik“ einerseits ein Stück Herzschmerz, andererseits war es erfreulich zu sehen, wie gut diese rumänischen jungen Menschen, teils noch Kinder, Walzer und Zeppelpolka tanzten! Die Einladungen zum Fest bei den „Obrigkeiten“ oder wichtigen Sponsoren waren wie in unseren Zeiten, auch die Art und Weise der Bewirtungen perfekt – der alten Zeiten würdig! Es gab „Mehlspeis“ und belegte Brote, Getränke jeglicher Art aufs Freundlichste angeboten! Die verschiedenen Tanzgruppen in verschiedenen Banater Trachten im alten Schulhof waren sehr gut vorbereitet und schön anzusehen. Im Heimathaus, eine echte Oase der Erholung, konnte man sich entspannt auf die Bänke setzen und schön mit anderen plaudern. Wir trafen auch den „Storchenvater“ Trendler, ein Urgestein Billeds. Es machte Freude, mit ihm zu plaudern, unter anderem über meinen Peter Onkel, seinem Klassenkameraden von einst. Mögen ihn hiermit liebe Grüße erreichen! Unsere Besuche auf den beiden Friedhöfen wurden ja auch schon im Heimatblatt gebracht bzw. gezeigt, dazu will ich noch ein Lob an Werner Gilde richten, weil er es sehr einfühlsam verstand, den Jüngsten in unserer Gruppe mit den richtigen Worten und kleinen Blumensträußen den Gräbern der noch blutjungen gefallenen deut-
Begegnungen schen Soldaten Ehre zu erweisen, welche trotz allem, auch noch heutzutage in weiter Ferne von ihrem eigentlichen Zuhause, den Pflegern sei Dank, eine würdige Ruhestätte haben. Ach ja, es war alles gut durchdacht und organisiert. Jeder Einzelne unserer „Obermacher“ war mit all seinen Mithelfern 100%! Ich sage: „einfach Spitze“ und mit
49 Nostalgie: „Was vergangen, kehrt nie wieder Aber ging es leuchtend nieder, Leuchtet`s lange noch zurück…“ nach K. A. Förster, denn so eine Feier, mit so einer imposanten Jahreszahl, wird es für uns so nicht mehr geben! Eigentlich sehr schade !
Kaltes Buffet nach der Festveranstaltung im Kulturheim für die Gäste im Heimathaus und Forum der Billeder Deutschen
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Geschichte
Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen Feldlager bei den Sümpfen von Billiet
Wilhelm Weber
Unter diesem Titel brachte unser Heimatforscher Wilhelm Weber gut recherchierte Informationen zur Vor - Eugen von Savoyen- Zeit und zwar, dass es mehrerer Anläufe gegen die Türken bedurfte, um das Banat zu befreien und anschließend zu besiedeln. Hoffnung dazu gaben die Kriegserfolge des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, auch deshalb Türkenluis genannt, dessen reiche Türkenbeute im Karlsruher Museum zu bestaunen ist. In Wien war man deshalb überzeugt, dass mit der Rückgewinnung Temeswars das ganze Banat von den Türken befreit werden kann. (gekürzt aus dem Billeder Heimatblatt 1991)
K
aiser Leopold I. betraute 1695 den Kurfürsten Friedrich August von Sachsen mit dem Oberbefehl über das für den Feldzug gegen Temeswar ausgerüstete Heer, der aber keine nennenswerte Erfolge gegen die Türken erzielen konnte, außer die Festungen Lippa, Lugosch, Karansebesch und Titel zurückzuerobern. Ebenso erfolglos verlief auch der 1696 von Friedrich August unternommene Feldzug, der für uns insofern interessant ist, dass seine kaiserlichen Truppen mehrmals das Gebiet des heutigen Billed berührten und zum Teil darauf lagerten. Der Venetianer Franz Griselini beschreibt als erster Historiograf des Banats ausführlich diesen Feldzug in seinem „Versuch einer politischen und natürlichen Geschichte des Temeswarer Banats in Briefen an Standespersonen und Gelehrte“, deutsch 1780 in Wien erschienen. Nachdem die Truppen des Oberbefehlshabers Kurfürst
Friedrich Augusts am 1. Juni 1696 die Theiß übergesetzt hatten, erreichten sie am 20. Juni nach mühevollen Märschen durch Sumpfgebiete und Gestrüpp die Umgebung von Mako. Von hier aus unternahm der Kurfürst am 29. Juni mit 4200 schweren Reitern und 800 Husaren einen Aufklärungsritt Richtung Temeswar. Er setzte bei Tschanad über die Marosch und bezog am 30. Juni Lager bei dem „Billef marast“, womit das versumpfte Gebiet um Billiet gemeint war. Laut „Journal“ soll der Kurfürst von einem Hügel aus die Festung Temeswar gesehen haben, jedoch „ohne sonderlicher Distinction“. Es könnte sich um den heutigen „Kalvarienberg“ gehandelt haben als höchste Erhebung in der ganzen Umgebung (höher wahrscheinlich als heute). Doch selbst bei günstigsten Wetterbedingungen und mit dem besten Fernglas konnte er nichts Genaues erkennen. Hier wurde dann übernachtet und am 1.Juli vor Sonnenaufgang gegen Temeswar aufgebrochen, wobei man unterwegs mehrmals auf türkische Reiterei getroffen war. Eigentlich wollte sich der Kurfürst nur mit der Lage der Festung und ihrer Umgebung vertraut machen und kehrte danach ins Hauptquartier bei Mako zurück. Am 7. Juli setzte die Armee über die Marosch und bezog bei Tschanad Lager. Am 30. Juli erreichte das Gros der Armee Felieth (bei Pesak) und zog am nächsten Tag bis zu den Sümpfen von Billiet, wo ein Tag gerastet wurde. Bei Temeswar bezog man das Feldlager am 2. August, wobei ein Teil der Truppen unter General Graf Johann Palffy bei den Billieter Sümpfen zurückblieb.
Geschichte Bild rechts: Friedrich August im Harnisch und Hermelin mantel sowie mit der Schärpe des Ordens vom Weißen Adler und dem Orden vom Goldenen Vlies.
Bild unten: Die Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) ist mit einer intensiven baulichen Entwicklung der Stadt Dresden verbunden. Der hölzerne Vorgängerbau des Dresdener Zwingers, 1709.
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Geschichte
Banater Sumpflandschaft in einer Malerei von Stefan Jäger Doch auch dieser Feldzug endete erfolglos, weil sich der Kurfürst der anrückenden türkischen Armee stellen musste und nicht – wie geplant – die Festung Temeswar belagern und erstürmen konnte. Die entscheidende und für die Kaiserlichen verlorene Schlacht fand am 26. August 1696 bei Olasch (Cenei), in der Nähe der Bega statt, wonach Kurfürst Friedrich August den Oberbefehl an General Caprara abgab. Er selbst wurde 1697 zum König von Polen gekrönt und ging als Kurfürst August der Starke von Sachsen und König von Polen in die Geschichte ein. Kaiser Leopold I. ernannte dann den damals 35-jährigen Prinzen Eugen von Savoyen zum Oberbefehlshaber der in Ungarn verbliebenen Armee, der 1716 die Festung Temeswar und danach die von Belgrad von den Türken befreite. Durch seine Siege wurde er eine volkstümliche
Gestalt, verewigt in Liedern und Gemälden als „Prinz Eugen, der edle Ritter“, der so den Grundstein der christlich-abendländischen Entwicklung gelegt hat. Deshalb auch die verschiedenartigsten Veranstaltungen anlässlich des 300. Jubiläums seit der Eroberung der Festung Temeswar in Temeswar. Organisatoren sind die Stadt Temeswar, das römisch-katholische, das rumänische und serbisch-orthodoxe Bistum, das Banater Museum, das Kunstmuseum und Fachleute aus dem kulturellen Bereich. Auf den Artikel von Wilhelm Weber wurde zurückgegriffen, um nochmals auf die sumpfige, gesundheitsschädigende Gegend hinzuweisen, in die unsere Vorfahren als Erstansiedler kamen, Leib und Leben riskierten, massenweise starben und doch nicht aufgaben, wenigstens die Meisten. An Rückwanderung dachten die Wenigsten...
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Dorfplan von Billed vor rund 150 Jahren
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Geschichte
Vivat Eugenius
A
m 18. Oktober, um 11 Uhr, läuteten alle Glocken der katholischen Kirchen Temeswars. Bischof Martin Roos hatte dies angeordnet, zur Erinnerung an den Tag und die Stunde, in der die türkische Besatzung Temeswars vor 300 Jahren die weiße Fahne hisste, als Zeichen ihrer Kapitulation, der anerkannten Niederlage und der Bereitschaft, die Festung aufzugeben. Nach zweiundvierzigtägiger Belagerung waren die Osmanen besiegt und boten ihre Kapitulation an. Schon am Tag darauf, am 13. Oktober 1716, begannen die Kapitulationsverhandlungen im kaiserlichen Feldlager, an denen Prinz Eugen persönlich teilgenommen hat. Zehn Punkte hat diese Kapitulationsurkunde, in der den Türken freier Abzug mit allen militärischen Ehren gewährt wurde, unter Mitnahme ihrer Habe, jedoch ihr Kriegsmaterial mussten sie den Siegern überlassen. Den Bewohnern der Stadt: Raizen, Griechen, Juden, Armeniern und Zigeunern wurde freigestellt zu gehen oder zu bleiben, die meisten blieben. Am 17. Oktober verließen die Türken Temeswar. Dabei soll sich Folgendes zugetragen haben: Der Sohn des türkischen Stadtkommandanten, Pascha Mustafa, wurde im Kampf verwundet. Pascha Mustafa bat Prinz Eugen um einen Arzt, was dieser auch gewährte und einen Arzt in die Festung schickte. Als dann Prinz Eugen die abziehenden Türken von einem kleinen Hügel beobachtete, kam der Pascha mit zwei Dienern, die einen schönen Araber-Hengst führten, zu Eugen und schenkte diesen dem Feldherrn. Prinz Eugen soll davon sehr gerührt gewesen sein und hat dem Pascha seine goldene Uhr geschenkt. Ein humaner Akt am Ende eines bitteren Kampfes.
Peter Krier
Das Gegenteil davon hat sich 164 Jahre vorher bei der Einnahme Temeswars durch die Türken zugetragen: Nach der großen verlorenen Schlacht eines vereinten christlichen Heeres am 29. August 1526 bei Mohacs haben die Türken Ungarn überrannt, sind bis Mitteleuropa vorgedrungen und haben mehrfach Wien belagert. Allein Temeswar blieb wie eine Insel im Meer in christlicher Hand. Heldenhaft hat Burggraf Losonczy mit einer kleinen Schar die Festung verteidigt. Erst nach 26 Jahren waren die Kräfte der Garnison erschöpft, die Festung musste am 30. Juli 1552 übergeben werden. Der türkische Kommandant hatte per Ehrenwort den Besiegten freien Abzug zugesichert. Als die Verteidiger jedoch außerhalb der Festung waren, wurden sie alle niedergemetzelt. Prinz Eugen hatte seinen Truppen jede Provokation und jeden Übergriff beim Abzug der Türken verboten. Am 18. Oktober, an seinem 53. Geburtstag, zog Prinz Eugen an der Spitze seines Heeres durch das Forforoser Tor in die Stadt, dabei wurde er mit einhundert Kanonenschüssen, Trompetenschall und Vivat-Rufen begrüßt. Temeswar und das Banat waren nach 164 Jahren türkischer Herrschaft wieder in christlicher Hand. Der Feldzug des kaiserlichen Heeres begann 1716 mit der Schlacht am 5. August bei Peterwardein, wo Prinz Eugen mit seinen Truppen gegen ein zahlenmäßig überlegenes osmanisches Heer einen glänzenden Sieg erfochten hat. Die Armee brach anschließend auf gegen Temeswar, das die Vorhut Ende August erreichte. Ab dem ersten September begannen die Schanzarbeiten, die Stadt wurde umzingelt und ein heftiger Kanonenbeschuss begann. Am 17. September war das Artilleriefeuer in vol-
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1716, die Osmanen übergeben Prinz Eugen von Savoyen symbolisch den Schlüssel der Festung Temeswar. Gemälde von Desiderius Sinkovich, Temeswarer Kunstmaler und Zeichenlehrer, Großonkel von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber.
Das geschichtliche Gemälde aus dem Jahr 1912 steht für den Beginn des neuzeitlichen Temeswars, für die Stunde Null vor 300 Jahren. Es befindet sich im Banater Museum.
ler Kraft. Ein aus Belgrad kommendes Entsatzheer wurde zurückgeschlagen, ebenso wurden zwei Ausfallversuche der Garnison zurückgedrängt. Am 30. September begann der Sturmangriff auf die Stadt. Mehrere Wälle wurden erstürmt, es kam zum Nahkampf. Nachdem die Vorstadt Große Palanka erobert war, wurde der Kampf um die Festung fortgesetzt. Geballtes Kanonenfeuer schlug Breschen in die Wälle und Bastionen, am 11. Oktober räumten die Türken den nördlichen Wall, am 12. gaben sie ihre
Sache verloren und hissten die weiße Fahne. Die Verluste dieses Kampfes waren groß auf beiden Seiten. Die Nachricht vom Sieg der Kaiserlichen unter Prinz Eugen verbreitete sich schnell über Europa und trug zum weiteren Ruhm des genialen Feldherrn bei. Der Sieg von Temeswar schuf gute Voraussetzungen für den nächsten Feldzug, bei dem im August 1717 Belgrad erobert wurde. Damit endete der Zweite Venezianisch-Österreichische Türkenkrieg (1714-1718), der mit dem Frieden von Pas-
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Geschichte
Temesvar Stadtplan- und Fortifikationsplan 1745. Abbildung oben rechts: Prinz Eugen, der „edle Ritter“ und „Türkenschreck“, war der erfolgreichste Feldherr seiner Zeit.
Geschichte sarowitz (21. Juli 1718) abgeschlossen wurde. Dabei wurden die Eroberungen Österreichs bestätigt: Das Haus Österreich erhielt das Banat, die westliche Wallachei, das nördliche Serbien mit Belgrad und Teile Nordbosniens. Das Vordringen der Osmanen nach Mitteleuropa war endgültig (für die nächsten250 Jahre) gestoppt. Österreich hatte seine größte territoriale Ausdehnung erreicht und war zur europäischen Großmacht aufgestiegen. Die Stadt Temeswar hatte während der Belagerung große Schäden erlitten, zumal nur die sieben Moscheen, einige Bäder und öffentliche Gebäude aus Stein errichtet waren, die Häuser der Bewohner waren größtenteils Holzbauwerke, die dem Brand zum Opfer gefallen waren. Die Vorstellung, wie die Trümmerstadt damals ausgesehen hat, fällt uns nicht schwer. In der Stadt waren 645 Einwohner verblieben, unter ihnen waren die Raizen mit 466 „Seelen“ die größte Gruppe, aber auch 144 Juden blieben in der Stadt. In den 663 Dörfern des Banats gab es 21.289 Haushalte, die Einwohnerzahl wird auf 80.000 bis 120.000 Personen geschätzt. Infrastruktur gab es so gut wie keine. Prinz Eugen ernannte, mit Zustimmung des Kaisers, den kaiserlichen Feldmarschall Graf Claudius Florimund Mercy zum ersten Gouverneur der neuen kaiserlichen Provinz und General Franz Paul Graf Wallis zum Kommandanten der Festung Temeswar. Mercy entwickelte ein umfangreiches „Einrichtungsprojekt“ , nach dem die neue Provinz zu einer der fortschrittlichsten Regionen des Reiches werden sollte. Prinz Eugen hatte, in Abstimmung mit dem Kaiser, entschieden, dass die als neuer Territorialstaat einzurichtende Provinz nicht dem Königreich Ungarn angegliedert wurde, sondern als österreichischer Landesteil über die Wiener Hofkammer regiert wurde.
57 Die zunächst eingerichtete Militärverwaltung sollte durch eine zivile Landesverwaltung abgelöst werden. Das Einrichtungsprojekt sah den Ausbau von Straßen und Brücken, die gesteuerte Zuwanderung von deutschen und katholischen Handwerkern und Kaufleuten, den Ausbau von Bergwerken, die Zuwanderung von zunächst orthodoxen Bauern und Viehzüchtern vor. Durch Steuererleichterungen sollte der Zuwachs von Gewerbetreibenden und Kaufleuten unterstützt werden. Schon nach drei Jahren entschied man sich, für das bessere Fortkommen deutsche Bauern aus dem Reich anzuwerben. Damit begann die gesteuerte Ansiedlung Deutscher im Banat, die eine neue deutsche Volksgruppe – die Banater Schwaben – bilden sollten. Die Siege Prinz Eugens haben mitentschieden, dass das südöstliche Europa nicht unter den Halbmond kam, sondern Anschluss an Europas Mitte fand. Es hat lange gedauert, bis sich die nach dem Sieg bei Temeswar verfassten Entwicklungspläne Mercys alle erfüllten. Vor dem Ausbruch des II. Weltkrieges waren sie jedoch wahr geworden. Temeswar war längst eine fortschrittliche Stadt europäischen Ranges. Auf dem Lande war zwischen Rumänen, Ungarn und anderen Ethnien eine deutsche Volksgruppe entstanden, die vor dem Ausbruch des letzten Krieges ihren höchsten Entwicklungsstand an Selbstverwaltung, Wirtschaftskraft und kultureller Entfaltung erreicht hatte. Aus den ehemals versumpften Wiesen waren Weizen- und Maisfelder entstanden, das Banat war ein Land des Segens geworden. Prinz Eugen, den edlen Ritter und genialen Feldherrn, den viele in eine Reihe mit Alexander, Cäsar oder Napoleon stellen, verehren die Donauschwaben als eine Lichtgestalt ihrer Geschichte.
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Geschichte
Zur Geschichte eines Briefes aus Billed Im Jahre 1784 wollte Johannes Bless nach Galizien auswandern. Doch er landete schließlich in Bruckenau im Banat. Dort war die Familie am 14. September 1784 mit fünf Personen bei David Ziegler bis zum 8. Juni 1785 einquartiert worden und kam danach nach Orzydorf. Johannes Bless stammte aus Kleintänchen (heute: PetitTenquin, Arrondissement Forbach, Département Moselle) in Lothringen. Seine Eltern waren Oster Bless und Katharina Reib. Bei Charles Amann (L`émigration des lorrains vers le Banat et la Batschka au 18ème siècle 1750/1803. Bousbach 2011) wird Johannes Bless als Jean Blaise benannt. Im Oktober 1768 hatte sich der arme Tagelöhner mit Barbara Abel in Hunkirch (heute: Honskirch) verheiratet. Doch schon kurz nach seiner Ankunft im Banat machte sich Bless im Oktober erneut auf und reiste zurück nach Lothringen. Wie so viele andere Ansiedler wollte er dort seine finanziellen Angelegenheiten regeln und an Ostern 1785 wieder in das Banat zurückkehren. Doch Johannes Bless hatte in seinem Reisegepäck nicht nur die Papiere, die ihn betrafen. Vielmehr trug er zahlreiche weitere Dokumente bei sich: Briefe und Vollmachten von anderen Auswanderern aus seiner Heimat Lothringen. Diese hatten sich in Neudorf, Gottlob oder Billed niedergelassen oder warteten auf eine Zuweisung in das für sie bestimmte Dorf. Denn einige in das Banat ausgewanderte Familien, darunter zwei Schwestern seiner Frau, hatten ihm den Auftrag mitgegeben, ihr Erbe in Lothringen zu erheben und dann ins Banat zu bringen. Bless setzte seinen Auftrag zügig um, denn schon Anfang No-
Karl-Peter Krauss
vember 1784 hatte er die meisten Briefe und Vollmachten an die betreffenden Familien übergeben. Doch seine Pläne wurden durchkreuzt; schließlich endete die Reise in einer Katastrophe: Kurz nach dem Martinstag am 11. November 1784 wurde er verhaftet und in Untersuchungshaft gebracht. Zwei weitere Auswanderer schmachteten mit ihm im Gefängnis: Es war der am 25. Dezember in Rimlingen (Rimling) in Lothringen geborene Heinrich Rihl, der sich in dem Kameraldorf Kernei in der Batschka niedergelassen hatte und Nikolaus Schmidt. Alle drei zusammen hatten dutzende Briefe und Vollmachten bei sich, in einigen Fällen bereits die Antworten der angeschriebenen Verwandten aus Lothringen. Durch die Verhaftung der Männer und die Beschlagnahmung der Briefe und Dokumente blieben diese „Beweisstücke“ vor der Vernichtung bewahrt und befinden sich dadurch bis heute in den Akten des Archivs des Département Moselle (Archives départementales de la Moselle, Metz, Cours et juridictions antérieures à 1790, Maréchaussée de Sarreguemines, B 10561). Allerdings haben die beschlagnahmten Briefe die Empfänger nie erreicht: Die Angeschriebenen wussten damit zunächst nichts über das Schicksal ihrer ausgewanderten Familienangehörigen. Weshalb hatte man die drei Männer verhaftet und angeklagt? Am 6. Mai 1785 hatte der königliche Ankläger die Höchststrafe für Bless und die anderen Angeklagten gefordert: Er forderte eine lebenslange Galeerenstrafe sowie die Beschlagnahmung seines gesamten Besitzes zugunsten des Königs. Als Grund für diese drakonische Strafe
Geschichte wurde die Werbung und Anstiftung zur Auswanderung nach Ungarn angegeben. Offensichtlich wollte man hier ein Exempel statuieren. Das Herzogtum Lothringen, das bis 1766 zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte und danach an das Königreich Frankreich fiel, verfolgte wie das Herzogtum Luxemburg eine restriktive und repressive Emigrationspolitik. Dennoch wanderten vor allem zwischen 1748 und 1754, 1763 und 1771 sowie von 1783 bis 1787 tausende Lothringer aus. Allein im Jahre 1770 waren es über 6.000 Menschen. Dies kann u. a. den Angaben von Charles Hiegel entnommen werden (Hiegel, Charles: Répression de l`émigration lorraine en Hongrie au XVIIIe siècle dans les baillages de Bitsch et de Sarrguemines. In: Annuaire de la société d`histoire et dàrchélogie de la Lorraine 70 (1970). Metz 1970, S. 101-168). Obwohl die französische Administration die Grenzen scharf überwachte, gelang doch vielen die Auswanderung. Dabei gehörten die lothringischen Auswanderer eher zu den ärmeren Emigranten. Viele Notariatsakten (minutes notariales) dokumentieren, dass diese Menschen vor ihrem Weggang Haus, Hof und Land verkauften. Offensichtlich wurden sie von den Behörden trotz des Auswanderungsverbots nicht gehindert. Doch von Zeit zu Zeit glaubten die Behörden, ein Exempel statuieren zu müssen. In eine solche Phase verstärkter Restriktion gerieten die drei Beauftragten, so auch Johannes Bless. Obwohl das Urteil vom 24. Mai 1785 wesentlich milder ausfiel, als es die Anklage gefordert hatte, so war es doch hart genug: „Urtheil des Bluts Gerichts. Durch welches der sogenannte Johannes Bläß verurtheilet, drey Stund an
59 den Pranger auf dem Gerichts-Platz zu Saargemünd [Sarreguemines] gestellet zu werden, mit der auf der Brust tragenden Schrift des Innhalts: „Verführer zur Verlaßung des Lands“. In die Helfte der Kösten des Proceß und auf fünfzehen Jahr auß dem Land verwiesen worden und durch welches desselben Güter confiscirten erkläret worden sind, dieweilen derselbe aus des Königs Landen ohne Erlaubniß entwichen, etliche Zeit hernach in dieselbe zurückgekommen, beladen mit Vollmachten anderer, desgleichen außerlande gezogen und in Ungarn seßhaften, zu Verkaufung deren von denenselben in Lothringen zurückgelassenen Güthern und desgleichen mit hinterlistigen und dahin zielenden Sendschreiben angereitzet hat.“ Weiter stand im Urteil die Erklärung: „Erklären gemelten Johannes Bläß behörigen Maßen überwiesen zu seyn, daß derselbe, nach deme er seine Güther in Lothringen in seinem Vatterland verkaufet, aus demselben mit Weib und Kindern gezogen seye, um sich zu Brockenau [Bruckenau] in Ungarn häußlich zu setzen, daß derselbe eine kurze Zeit hernach allein zurück gekommen seye, mit vieler vorhin aus dem Land gezogener und in Ungarn niedergelaßener Vollmachten, in der Meinung [Absicht] derselben Güther in Lothringen zu verkaufen, die Gelder davon aufzuheben und mit sich in Ungarn zu nehmen; daß derselbe sich mit viellen offnen oder ohnversiegelten, vermeintlich in Ungarn geschriebenen zur Anreitzung der Unterthanen des Königs zur Verlaßung ihres Landes durch Berichte und Versprechungen zielenden Briefen beladen und derselben etliche Denenjenigen, welchen sie zugeschrieben gewesen, eingehändiget habe. Nach deme er dieselbe andern zur Einsehung gegeben und sowohl besonder [allein] als offentlich lesen lassen, daß er die Unterthanen des Königs zur Verlaßung des Landes gereitzet habe […]“.
60 Einer der Briefe, die Bless bei sich trug, wurde am 20. September 1784 in Billed verfasst. Dorthin war Katharina Stoß gelangt. In dem Brief, der an ihren Vater in Durchtal (Dourd’hal, heute Ortsteil von Saint-Avold, Département Moselle) Johann Georg Stoß adressiert ist, berichtet sie über ihre Reise und die Zeit nach ihrer Ankunft in Billed. Auf der Reise hatte sie einen Mann aus dem Würzburgischen kennen gelernt und war gleich nach der Ankunft mit ihm auf Veranlassung ihres Vetters am 7. September 1784 verheiratet worden. Das ergibt sich aus ihrer Angabe, dass sie am Tag vor Maria Geburt Hochzeit hatte. Charakteristisch ist auch die Schilderung der Krankheiten, denen viele Ansiedler zunächst ausgesetzt waren. Sie selbst hatte ein hartes Schicksal: Auf der Reise musste sie betteln und sie beklagte sich, dass sie von ihrer Mutter „über die Natur“ hart behandelt worden war. Dennoch dankte sie ihren Eltern für ihre Erziehung, denn sie werde sie „nimmermehr“ sehen. Hier folgt nun der Brief von Katharina Stooß: Gelobt sei Jesus Christus! In sonterß vielgelibster Vatter und Mutter. Ich kann nicht unterlaßen, Euch zu schreiben wie daß ich glücklich in Ungerland an komen. Untter wegs mit einen Menschen aus Däuschland, gebürtig nemlich in Würzburchischen gebürtig, ein welcher seiner Brofesion [Profession] mich versbrochen und nach langer Reiß seint wir zum Fetter Johaneß gekomen und der Vetter hatte alle Anstalten gemaget, daß wir kobuliret sünt worden unt hat auch alles bezalt was es gekostet hatte, den Tag vor Maria Geburt war die Hochzeid. Daß der Vetter zu Pilled [Billed] un auch der andre in Dreysbitz [Dreispitz] krang seint, den Fetter Johanes ich kein langes Leben mer versbreche und ich bin auch schonn kranck gewesen und das an meinen Thrau Dag [Trautag], welges mir unt meinen Bräutigam nicht wenig bekümert hatte. Nun aber Got
Geschichte Lob und Danck seint wir witterum gesunt, aber ihr werte wisen mögen, wie ich mit so wenigen Zehrgeld herrein kom[en]? Das sei es Gott geglaget, dan ich habe bettlen müsen gleich wie antre merr [mehr, auch], bis daß ich in Wien mein weniges Zehrgeld bekomen habe, aber anietzo wirt der Vatter mir die kintliche Sorgfalt und vätterliche Lieb erwiesen und mir das Versprochene in Gelt schicken, dan er weiß, daß ich es ser nötig sei, dan ich und mein Man haben unser Aufenthalt in Billet wo der Vetter wohnhaft ist und wir bekomen unser Haus und Gütter in Klein Besgeres [Klein-Betschkerek] anterthalb Stunt von Billet; das aber hat der Vetter In Dreysbitz gesaget, daß der Vatter sig solte eine Qu[i]dung von de bezalten Gelt an seinen Haus und Gütter geben, sonst müste er es nochmal bezahlen, wie ich verhofe und ihr es besorgen. Und zum Beschluß lasse ich mich bey den Heren Bfahr [Pfarrer] schönstens betanchen vor sein Sorvalt [Sorgfalt], die ehr zu mir getragen unt mir getröstet hat und ich due mich betancken bey Vatter unt Mutter vor die gutte Erziehung. Wan die Mutter mir schonn über die Nattur hart war, so ist sie doch meine Mutter unt hat mich unter ihren Hertzen getragen und wirt mir auch verzein was ich ihr zu witter [zuwider] getan habe. Ich wertte ihn mein Leben Euch nümer mer sehen; ich verhofe mein Brodt lebenßlenglig zu haben. Wan ungefer mein Groß Vatter aus Luchßenburger Land zu Euch auf Kürchwey solte komen, so dut ihm zu wißen, daß seine Dochter noch bey Leben ist unt last ihm schönstens grüßen. Solt er nicht komen, so last ihm zu wißen magen [machen]. Ich bleybe euer getreytes [getreues] Künt bis in Tod. Catrina Stoßin, den 20. Sebtember 1784. Tatsächlich findet sich Katharina Stoß im Ortssippenbuch Billed. Dort ist auch der Ehemann unter dem Namen „Franke Georg Pauli“ verzeichnet. Auch stimmt das Hochzeitsdatum mit den Angaben im Brief von Katharina Stoß überein.
Geschichte
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1. Siedlerhaus im Banat, Aquarell von Stefan Jäger 2. Erste Seite des Briefes von Katharina Stoß an ihren Vater Johann Georg Stoß und ihre Mutter, Billed, 20. September 1784. Archives départementales de la Moselle, Metz, Cours et juridictions antérieures à 1790, Maréchaussée de Sarreguemines, B 10561.
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Hinweis: Der Brief von Katharina Stoß sowie weitere Dokumente der drei verurteilten Auswanderer wurden veröffentlicht in: Krauss, Karl-Peter: Quellen zu den Lebenswelten deutscher Migranten im Königreich Ungarn im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Stuttgart 2015.
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Rückblick
Rückblick Foto links: Die Geschwister Magdalena und Johann Martini mit ihrer Mutter. Aufnahme am 17. Februar 1914
Foto rechts: Buntstickerei mit hoffnungsvollem Engelaufkleber von Magdalena Martini, wie das für jugendliche Mädchen vor 100 Jahren schick war. Die modischen Sprüche von damals wurden gern mit Goldfäden umrandet
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Rückblick
Die Eheleute Johann und Katharina Lahni (459) in Billeder Dorftracht vor über 100 Jahren.
Rückblick
Großer Fototermin bei der Familie Slavik in der Altgasse (459) In der Bildmitte Franz Slavik mit Ehefrau Maria, geb. Lahni, daneben die Eltern Johann und Katharina Lahni (siehe Foto linke Seite), vor ihnen mit Schaukelpferd ihr Sohn Franz. Links und rechts gestaffelt Verwandte und Nahestehende.
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Die Familie Slavik gehörte über den Feldbesitz zu den sogenannten Großbauern im Dorf, die es sich aber nicht leisteten, weniger zu arbeiten als die anderen Bauern. In Sachen Repräsentation und Fortschritt hatten sie jedoch die Nase vorn. Ihr neues Zuhause ist im Stil einer damals modernen Villa gebaut.
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Rückblick
Gruppenbild anlässlich einer Reifenpanne bei einem Ausflug des katholischen Jugendvereins und des Mädchenvereins in den 1930er Jahren. In der Mitte Kaplan Josef Wild, rechts Vertreter des Frauenvereins und der Schofför. Einsender: Fredy Onulov
Rückblick
Gruppenbild vor 85 Jahren anlässlich der Firmung mit dem Schwabenbischof Augustin Pacha, Bildmitte, dem katholischen Billeder Jugendverein sowie den Billeder kirchlichen Amts- und Funktionsträgern vor dem Festessen im „Großen Wirtshaus“. Die Aufnahme ist zusätzlich inte-
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ressant, weil die älteren Generationen auf dem Balkon im Hintergrund sich recht unbefangen darstellen. Sie gehen wohl davon aus, nicht aufgenommen zu werden. Genauso wie die Jugendlichen am linken und rechten Bildrand. Einsender: Fredy Onulov
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RĂźckblick
Die Familie Russ 1944. Sitzend die GroĂ&#x;eltern Katharina und Adam, dahinter Onkel Adam und Mutter Katharina, links Elisabeth und rechts Adam.
RĂźckblick
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Josef und Barbara Hubert, geb. Mager (Haus Nr. 89, um sich eine Exitenz aufzubauen waren sie 1901-1909 in den USA auf Arbeit) mit ihren Enkelkindern Maria und Josef Herbst im Jahr 1938.
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Familiengeschichte Sladek in Billed und Lugosch
Helene Neumayer
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er Ursprung der Familie Sladek im Banat liegt nicht in Billed, sondern in einem Nachbardorf. Der Urgroßvater von Josef Sladek, Wenzel Sladek (geb. 1841 in Libany, im Böhmerwald) siedelte zuerst mit seinem Vater in Großjetscha, wo dieser sich als Schuster mit seiner Familie niederließ. Hier wurde der Großvater Josef Sladek 1869 geboren, wo er den Metzgerberuf erlernte. Nach Abschluss seiner Ausbildung zog es ihn nach Billed, wo er in seinem Beruf arbeitete. Mit anderen Berufskollegen trieb es ihn auf der Walz nach Amerika, wo er im Fach etwa 4 Jahre arbeitete und schönes Geld verdiente. Nach seiner Rückkehr gründete er in Billed eine eigene „Fleischbank“, die gut lief. Anlässlich eines Rinderkaufs in Neusanktpeter lernte er Susanne Kleitsch, geb. 1869, kennen, die er bald ehelichte. Gemeinsam arbeiteten sie in der neugegründeten Metzgerei, die schnell einen Aufschwung nahm. Doch Frau Susanne litt furchtbar unter Heimweh. Oftmals suchte man sie im Hof und fand sie im Kuhstall, wo sie die Kuh, die sie als Mitgift erhalten hatte, umarmte und weinend schluchzte: „Susi, du un ich, mir zwoi, kenne nimmi hoim!“ Das Leben verlief friedlich und, auf die Ersparnisse aus Amerika und auf die gewissenhafte Arbeit im Betrieb aufbauend, erfolgreich, sodass sich das Familien-Vermögen zu mehren begann. Der Großvater erwarb Feld, danach zwei Häuser und später am Dorfrand eine Schrotmühle mit großer Schweinemästerei und zwei Rampen für den Abtransport des Mastviehs. Die inzwischen durch Billed führende Eisenbahnlinie förderte den wirtschaftlichen Aufschwung des Betriebs.
Gleichzeitig bedeutete es auch Wohlstand und die Blütezeit Billeds durch den Fleiß der Bevölkerung. Schon morgens um halb vier ratterten die Bauernwagen hinaus auf die Felder, die erst abends, bei Einbruch der Dunkelheit, wieder heimkehrten. Es wurde viel gearbeitet, geschuftet und die Genossenschaften halfen beim Vertrieb der landwirtschaftlichen Produkte. Das Banat wurde mit Recht die Kornkammer des Landes genannt. Auch mein Großvater lieferte zusehends Mastvieh ins Ausland. Seine Geschäftstüchtigkeit und sein Erwerb nahmen ständig zu wie auch der Wohlstand der Gemeinde. Inzwischen waren in der Familie Sladek auch 3 Kinder geboren worden: der Älteste Adalbert (Bela), meine Mutter Helene (Ilusch) und die Jüngste, Elisabeth (Erzsi), nach den Erwartungen der Zeit alle ungarisch benannt. Nach Jahren des friedlichen Gedeihens wurde die Familie von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht. Erzsi, die Jüngste, erkrankte im Kloster nach einer Fastnachtsveranstaltung, weil die Mädchen sich nach dem Tanz verschwitzt in die eiskalten Betten legten. Einige erkrankten gleich danach, Erzsi erwischte es am schlimmsten, es könnte eine Lungenentzündung gewesen sein. Die Eltern nahmen sie nach Hause, wo sie monatelang bettlägerig war. Doch ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Als die Eltern sie noch zur Luftveränderung in die Hohe Tatra schicken wollten, war es schon zu spät. Die „Galoppierende“, wie volkstümlich diese gefährliche Form der Tuberkulose genannt wurde, war schon eingetreten. So starb sie mit 18 Jahren, was für die Eltern niederschmetternd war. Ein großes Begräbnis wurde ihr zuteil, denn Freunde, Bekannte, Kunden und viele andere
Rückblick
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Die ehemalige Immobilie der Familie Sladek, das Fenster neben dem Toreingang war die Treppe zur „Fleischbank“. Später erwarb die Familie Russ das Anwesen, heute bewohnt es die Familie Negriu. Billeder reihten sich in den unendlich langen Leichenzug. Am schwersten traf es scheinbar die Mutter, die zusammenbrach und sechs Wochen danach mit 52 Jahren an Herzversagen starb. Stark betroffen war auch mein Großvater, der vor dem Trümmerhaufen seines Glücks stand, depressiv wurde, keine Freude mehr hatte. Auch sein Geschäftsdrang ebbte ab, es ergab sich Stillstand, weil Depressionen noch nicht behandelt werden konnten. Die „Nantschineni“, Großvaters Kusine, eine aufgeweckte, hilfsbereite Frau sprang ein und rettete den La-
den. Sie munterte den gebrochenen Mann wieder auf und zeigte auch uns Kindern gegenüber viel Liebe. Sie war die Mutter von Anton Sehi, allbekannt in Billed auch als Mitglied des Gemeinderats, Vater des in Langenwehe bei Köln verstorbenen Hans Sehi. Dazu kam bald noch ein Rückschlag: die Trennung meiner Eltern, der Tochter Ilusch und Dr. Feiler. Diese Ehe lief von Anfang an nicht gut und so kam es zur Scheidung. Zum Glück haben beide Eltern uns Kinder, Gabi und mich Helene, bis zur Reife umsorgt.
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Rückblick
Von rechts: mein Großvater, daneben sein Sohn Bela, die restliche Familie Sohn Bela Sladek hatte inzwischen, während der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, sein Architekten-Stu dium in Budapest und Wien abgesclossen und begann erstmal in Billed und Temeswar mit kleineren Arbeiten zu wirken. Er entwarf als erste Arbeit den in Billed an das „Große Wertshaus“ angebaute Fest- und Tanzsaal. Erhalten sind noch die Verzierungen an den Fenstern wie auch verdeckt die langgestreckten Säulenimitationen an der Frontwand. Vorhanden sind auch noch die halbhohen Emporen der Fensterwand gegenüber. Über dem Eingang befindet sich noch der Musikraum für die Musikanten.
Eine weitere Arbeit von Onkel Bela war das Familienhaus in der Bahngasse 418, später „Ambulatorium“. Weitere Arbeiten von Architekt Bela Sladek sind in Temeschburg: eine Beteiligung mit seinen Plänen an der „Schwäbischen Handelskammer“ wie auch am Wettbewerb um die Pläne für die „Banatia“. Man entnahm seinen Plänen die klassizistischen Säulen in der Fassade (heute noch sichtbar). Mein Großvater fasste mit der Zeit wieder Mut und vertraute seinen Wirtschaftskräften, zumal die Wirtschaft in Billed und im Banat boomte. Er lieferte Mastvieh nach
Rückblick
Die Villa von Dr. Feiler in zweiter Ehe in der Kirchengasse Prag, wurde leider vom großen Crash ereilt. Die Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre traf ihn, wie viele Billeder, hart. Der Wert der Lieferung fiel drastisch und er musste bei diesem Konkurs fast mit seinem ganzen Vermögen bürgen. Es traf ihn unheimlich hart, so dass er nur noch 1-2 Jahre durchhielt und 69-jährig in Billed starb, wo er in der Großfamiliengruft beigesetzt wurde. Er hatte jedoch vorher noch das Glück, den Werdegang seines Sohnes Bela zu erleben. Dieser lernte auf einem Schwabenball seine zukünftige Frau Margarete Muschong kennen und ehelichte sie, die Tochter des Ziegelfabrikanten in Lugosch. Durch diese Heirat wurde er Mitinhaber des großen Besitztums. Dazu gehörten: das noch im Bau befindliche große Palais in Lugosch, die zwei Ziegelfabriken in Lugosch (ihr Erbauer war der Banater Schwabe Jakob Muschong aus Hatzfeld), das Thermalbad in Busiasch wie auch die Abfüllstation für Mineralwasser Busiasch, das Restaurant mit kleiner, kunstvoller Parkanlage davor und die kleine Bahn Etelka, die den Ort mit dem entfernten Bahnhof verband. In
73 Lugosch besaß man noch ein Familienhaus in der Kirchengasse und ein Altenheim für 15-20 Personen, auch ein Etagenhaus in Budapest. Mit viel Fachwissen, Kompetenz und Beliebtheit leitete der Billeder Bela Sladek die Geschicke der einzelnen Betriebe weiter, so dass die Firma Muschong Bauund Dachziegel boomte, durch Qualität und prompte Lieferung im ganzen Land bekannt war. Die einzelnen Betriebe verbesserten und erweiterten sich zunehmend, der schwäbische Bauernkalender machte jahrelang Werbung für sie. In guter Erinnerung blieb mir das Rangiergelände vor der einen Ziegelei, das die Russen dann zur Einwaggonierung der Verschleppten nutzen, womit auch mein 5-jähriges Elend begann. Die beiden Lugoscher Ziegelfabriken beschäftigten etwa 300 Arbeiter, wobei es zwischen ihnen und den Eigentümern ein gutes, ausgewogenes soziales Verhältnis gab. Alle wohnten mietfrei, hatten Zimmer, Küche, Speis, einen kleinen Geflügelhof und einen Schweinestall. Zu Weihnachten wurden aus dem Reinerlös der Firma alle Kinder mit Schuhen, Kleidungsstücken usw beschenkt. Bela Sladek war in Lugosch auch der Präses der Kirchengemeinde, der zur Auferstehung und zu Fronleichnam hochgewachsen und schwarz gekleidet der Kirchengemeinde zu den einzelnen, geschmückten Kapellen voranschritt. Etwa 20 Jahre konnten die Eigentümer im Palais wohnen, danach, bedingt durch die Stürme der 40er Jahre, mussten sie zuerst die Haupträume abtreten, dann in das kleinere Familienhaus in der Kirchengasse umziehen. Dort erlebten sie 1948 die totale Enteignung: Die Firma „Muschong“ wurde in „Mondial“ umbenannt und das Palais in ein Hotel umfunktioniert. Die Eigentümer wur-
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Rückblick
Familienhaus Sladek, Bahngasse 418. Typisch daran waren die Fensterverzierungen, das Relief über dem Eingang - eine Steinmetzarbeit, die zwei kindliche Gestalten darstellt, die sich gegenüber stehen und ein ovales Schild mit dem Baujahr 1920 halten.
In diesem Haus wurden wir zwei Kinder, meine Schwester und ich, geboren. Alle Verzierungen sind mit der Zeit verschwunden. Das Haus wurde in der kommunistischen Zeit enteignet und zu Ambulatorium und Entbindungsstation umfunktioniert.
den aus ihrer letzten Wohnung gnadenlos auf die Straße gesetzt. Um dem Zwangsaufenthalt der meisten Großbesitzer zu entgehen, flüchteten sie nur mit einigen Koffern nach Baia Mare zur dort verheirateten Tochter. Nach einiger Zeit konnte Bela Sladek dort bei einem Bauunternehmen arbeiten, erhielt später eine kleine Rente. In den 60er Jahren verstarben beide mit 60 bzw. 61 Jahren und wurden in der Lugoscher Gruft beigesetzt. Dieser Bericht dient zwar dem Eigenbedarf, bezeugt aber
auch den Fortschritt und den Wohlstand der Arbeitswilligen und Begabten. Es gab nur wenige Arme, sodass man nicht alle Besitztümer aufzählen kann, die damals im Banat geschaffen wurden: kultivierte Felder, Gebäude, Mühlen, Fabriken, Schulen, Krankenhäuser, u.v.m. Mögen all diese Schätze, die wir preisgegeben haben, zum Gedeih und Frieden erhalten bleiben! „Wir zogen ab und hinterließen Dome“ - Prof. Nikolaus Huber
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Ein bewegtes Leben zwischen Wien, Billed und Karlsruhe
Helene Neumayer
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r. Weber war zwar nicht der erste Tierarzt in Billed, jedoch der erste Tierarzt mit Doktortitel. Kleinwüchsig, Invalide, da, wie mir im Internat eine Gertia noscherin das Dorfgerücht vermittelte, seine Mutter ihn als Kleinkind vom Wickeltisch fallen ließ und so sein Wachstum beeinträchtigte. Er war aber ein kluger Kopf, wurde Doktor der Tiermedizin in Wien, liebte seinen Beruf und war Tierarzt mit Leib und Seele. Selbst nachts, wenn die Geburt eines Kalbs oder eines Fohlens bevorstand und man seine Hilfe brauchte, war er bereit, sofort zu kommen. Als Gründer des Reitervereins in Billed organisierte er mit den jungen Bauernsöhnen eine Reitschule. So fanden mehrmals im Jahr sonntags Schaureiten mit vielen Schaulustigen statt. Dabei konnte man die schön gestriegelten und geputzten Pferde bewundern, wenn sie mit ihren Reitern über die Hürden sprangen. Manchmal gab es auch prachtvolle Pferderennen, wobei die Zuschauer klatschten und die Tiere anfeuerten. Als Dr. Weber mit seiner Wiener Frau Maria nach Billed kam, nannten wir sie gleich Tante Mizzi. Sie war sehr gebildet und klug, hatte ein großes Herz für Kinder. Mit ihren beiden Kindern: Susi, der Älteren, und Hansi (Johanna), der Kleinen, wie auch mit uns beiden, meiner Schwester und mir, organisierte sie bald kleine Ausflüge in die Umgebung: mal in den „Wald“, ein andermal zur „Schließ“ und auch mal zum Kalvarienberg. Am Ziel angekommen, suchte sie einen schönen, schattigen Platz und breitete ihre Decke aus, die sie in Hansis Wägelchen mitführte. Wir setzten uns dann nieder und aßen unseren mitgebrachten Proviant. Danach
sang sie mit uns Lieder oder wir spielten Ball, Kreisspiele usw. Ein andermal pflückten wir Wiesenblumen und Gräser. Oftmals saßen wir auf der Decke und sie erzählte Märchen, aber auch viel über ihre Heimatstadt Wien. So lernten wir vieles kennen: den wunderschönen Prater mit dem Riesenrad, den Stefansturm, die Hofburg u.v.m. Einmal erzählte sie sogar – was ich mir gut merkte – die Geschichte, wie die Türken Wien belagerten und sie einnehmen wollten, was ihnen aber nicht gelang. Als die Türken in Panik flüchteten und ihre Zelte zurücklassen mussten, räumten die Wiener diese, fanden viel Unrat darin, aber auch viele Gefäße mit einer schwarzen Brühe und Säckchen mit grünen und gebrannten Bohnen. Sie staunten, kosteten die schwarze Brühe und siehe: Sie schmeckte gut! So fand der später so beliebte „schwarze Kaffee“ Einzug in Wien. Mit den Jahren kam es dann zu keinen Ausflügen mehr. Wir waren größer geworden, besuchten höhere Schulen in der Stadt. Die Billeder schufteten, denn es waren noch gute Jahre im Dorf und im ganzen Banat. Man baute neue Häuser, so auch Familie Weber, die das Anwesen von Nr. 295 in der Kirchengasse (gegenüber dem Tennergeschäft) zur schönen Villa umbauen ließ. Hier verbrachte die Familie schöne Tage, doch bald wurde sie von einem schweren Schicksalsschlag heimgesucht. Plötzlich erkrankte die kleine Hansi sehr schwer. Tante Mizzi dachte an eine schwere Erkältung. Als diese mit hohem Fieber immer schlimmer wurde, rief sie den Arzt, meinen Vater. Er war ein Freund der Familie und guter Diagnostiker. Und dann der Schreck: Es war eine fortgeschrittene Lungenent-
76 zündung. Dagegen gab es nur das Hausmittel Umschläge. Leider war es schon zu spät. Die arme Hansi musste 6-jährig sterben! Die Jahre vergingen und Familie Weber musste sich mit dem großen Schmerz abfinden. Zum Glück brachte Tochter Susi viel Freude ins Haus. Sie entwickelte sich zu einem prächtigen Mädchen, nahm erstmal Klavierstunden bei Gabi Linzer. Am Gymnasium konnte sie darauf aufbauen, wobei ihr musikalisches Talent schnelle Fortschritte brachte. Sie konnte sich so zu ihrem schönen Gesang selbst auf dem Klavier begleiten. Größtenteils sang sie – wie sollte es auch anders sein – die von ihrer Mutter erlernten Wiener Lieder: „Wien, Wien, nur du allein...“, „Dort unten in der Wachau...“, „Wieder in Grinzig sein...“ u.a.m. Oftmals stimmte auch ihr Vater mit seinem guten Tenor ein und ihre Mutter sang auch mit. Wenn ich dann mit meiner Mandoline hinzukam, war das Quartett perfekt. Doch diese Zeit ging schnell zu Ende. Es kamen die dunkelsten Tage, die ganz Billed erschütterten, auch Fam. Weber war grausam in Mitleidenschaft gezogen. Die Russenfront kam immer näher. Die letzten deutschen Frontsoldaten verunsicherten die Bevölkerung immer mehr und riefen auf zur Flucht. Auch Familie Weber zog mit, viele blieben. Für die, die dabei den serbischen Partisanen in Jugoslawien in die Hände fielen, begann das Martyrium: Die meisten Männer wurden umgebracht oder fielen vor ihrem Tod grausamen Qualen zum Opfer, Überlebende waren lebenslänglich traumatisiert. Frau Gabi Steinmetz hat die Toten in ihrem Fluchtbericht ehrend festgehalten, auch Dr. Hans Weber. Nachdem die Front weitergerückt war, konnten sich die Überlebenden befreien und in ihre Heimat zurückkehren, auch Tante Mizzi und Susi. Mit den inzwischen
Rückblick eingezogenen rumänischen „Kolonisten“ mehrten sich die Missstände im Dorf. Unter den Kommunisten fand die Deportation in die Sowjetunion statt, die damals 18jährige Susi Weber gehörte auch zu den 556 Billeder Deportierten. Frau Weber, Tanti Mizzi, blieb ganz allein, ohne Vorräte, ohne Einkommen: Ihr Schmerz war unvorstellbar. Ein kleiner Trost war es, dass Susi im Sowjetlager mit vielen Billedern zusammen war, doch, wie alle anderen, wurde sie zu ungewohnt schweren Arbeiten gezwungen. Kein Wunder, dass sie im dritten Verbannungsjahr an Typhus erkrankte und mit dem folgenden Krankentransport in die deutsche Ostzone (spätere DDR) entlassen wurde. Nachbehandlung und finanzielle Unterstützung ermöglichten ihr, zu ihren Verwandten nach Wien zu reisen. Ihre Mutter in Rumänien besuchen, durfte sie vorerst nicht, erst nach Jahren war das möglich. Oftmals kam sie dann, um ihrer leidenden Mutter zu helfen und sie nach Wien mitzunehmen. Doch die Behörden blieben hart, Mensch sein, Erbarmen aufbringen, das gab‘s nicht. Manche Billeder, die es noch konnten, standen Tante Mizzi hilfreich bei. Eine staatliche Unterhalts-Unterstützung gab es nicht. So trat die zierliche, gebrechliche, alternde Frau der Billeder Kollektivwirtschaft bei, wo sie bei schweren Feldarbeiten auf die Hilfe ihrer Landsleute angewiesen war. Die Würde des Menschen wurde mit Füßen getreten. Das Leben nahm seinen Lauf: Susi hatte inzwischen einen Wiener geheiratet. Nach Jahren und vielen Schikanen gelang es Susi doch, die Mutter mit dem Auto nach Wien mitzunehmen, wo sie einige Zeit mit den Kindern verbrachte. Da jedoch Österreich keine Entschädigung für Nichtösterreicher zahlte, halfen ihr wieder Billeder Familien
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Aufnahme 1993. Auf dem ehemaligen Anwesen der Familie Weber, umgebaut in den 1930er Jahren im Stil einer Villa mit Turm, war zuletzt eine Gaststätte untergebracht. (Schrottmann, Linzer u.a.), nach Karlsruhe zu kommen. Hier wurde sie entschädigt und bezog Witwenrente. Bei den Billedern fühlte sie sich wieder wohl und Susi konnte sie noch mehrmals besuchen. Krank nahm Susi sie dann wieder nach Wien, wo sie 84-jährig, in den Armen ihrer Tochter verstarb und in Wien beigesetzt wurde. So endete der Freudens- und Leidensweg der Familie Weber, denn auch Susi ist 2006 in Wien verstorben.
Die Billeder gedenken in Ehrfurcht mit einem Gedenkstein auf dem Karlsruher Hauptfriedhof all ihrer Opfer, ebenso in Billed wie auch in Temeswar vor dem AdamMüller-Guttenbrunn-Haus. Dort ist im Sockel eingemeißelt zur Erinnerung und Mahnung auch für die Nachkommen: „Freiheit, Rechte und Würde des Menschen sind unantastbare Werte, die immer und überall geschützt werden müssen.“
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Dr. Hans Weber - Staatstierarzt in Billed
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ch möchte nun über ein Ereignis schreiben, wo wir als 10-Jährige, heute wahrscheinlich die Letzten noch Lebenden dieser Generation, auf einem Bauernhof dabei waren. Es war das Beschneiden oder Kastrieren eines Hengstes überm Liegen durch den Tierarzt, wahrscheinlich in dieser Form das letzte in Billed. Unsere Nachbarn, Fam. Friedrich Gilde, hatten als mittelständische Bauern immer 4-5 Pferde. Bei Beginn des 2. Weltkrieges hat die Rumänische Armee 3 ihrer Pferde enteignet. Sie haben 2 Pferde nachgekauft, beide waren Hengste. Der eine hieß Hermann und war grau, der andere Fuchsi, wie seine fuchsrote Farbe. Beide Hengste sollten beschnitten werden. Fuchsi in diesem und Hermann im nächsten Jahr. Dies wurde schon Wochen zuvor vorbereitet. Der Misthaufen, auf dem das Pferd im Liegen operiert werden sollte, wurde eben geschichtet, der Mist von den Kühen und Schweinen wurde getrennt gelagert und nur der Pferde-Mist wurde auf den Misthaufen verteilt, weil da viel Stroh war, auf dem das Pferd stehen konnte, bis es zum Liegen gebracht wurde. Vorgesehen war die Operation am Frühjahrsanfang. Denn dann waren die Männer zum Werfen des Pferdes noch nicht in ihren Wirtschaften beschäftigt, das Pferd musste bis zur Frühjahrsarbeit wieder gesund werden und, was am wichtigsten war, es gab nach dem Winter noch keine Schmeißfliegen, die ihre Eier in die Wunde des Pferdes legen konnten. Am Tag des Eingriffs kamen zum Helfen über 20 Nachbarn auf der Tenne von Gildes zusammen. Auf dem vorgesehenen Platz auf dem Misthaufen wurde eine dicke Schicht Weizenstroh ausgebreitet bevor
Josef Herbst
Tierarzt Dr. Hans Weber und sein Gehilfe Hans Rieder (189) eingetroffen waren. Es war an einem Samstag - es war keine Schule - und wir Buben aus der „Vertgass“ waren alle anwesend, keiner wollte sich das Beschneiden entgehen lassen. Im Voraus noch einiges über Dr. Hans Weber. Er war der Sohn des Bauern Nikolaus Weber *1877 und der Susanna Potye *1882 aus Gertianosch, geboren 1900, hatte noch 3 jüngere Schwestern und, da er körperlich behindert war, meinte sein Vater, er solle Tiermedizin studieren, denn als Bauer sei für ihn die Arbeit zu schwer. Er machte 5 Volkschulklassen in Gertianosch, 3 Schuljahre im Piaristengymnasium in Szegedin und seine Matura am Deutschen Realgymnasium in Temeschburg. Tiermedizin studierte er in Wien und war jede freie Minute im Wiener Zoo, wo er bei den Fütterungen der Tiere mithalf, aber auch mit dem Tierarzt des Zoos gut befreundet war und so praktische Erfahrungen sammelte. Insbesonders hielt er sich viel bei den wilden Tieren auf, auf die er einredete, er kannte sie alle beim Namen. Nach Abschluss des Studiums beabsichtigte er, noch seinen Doktor zu machen. Seine spätere Frau, Maria Hochhauser, geboren 1904 in Brünn, war in Wien aufgewachsen. Ihr Vater, Ferdinand Hochhauser, war Beamter und ihre Mutter Amalie, geb. Zwoboda, war Lehrerin. Nach dem Umsturz 1945 arbeitete Frau Maria Weber, da sie sonst keine Existenzgrundlage hatte, in Billed in der Kollektivwirtschaft. Hier hat sie mir auch die Geschichte ihres Lebens erzählt. Eines Tages war Hans Weber wieder im Zoo und es gab es eine große Aufregung. Der Zoo-Tierarzt war ver-
Rückblick reist und eine Löwin konnte ihr Junges nicht zur Welt bringen. Tierarzt Hans Weber erklärte sich bereit, in das Löwengehege einzusteigen und der Löwin bei ihrer Geburt zu helfen. Es wurden alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, um dem Menschen bei Gefahr zu helfen. Die Löwin wurde von den übrigen Artgenossen getrennt und Hans ist in das Gehege eingestiegen. Er rief sie immer wieder beim Namen und sprach beruhigend auf sie ein. Nach etwa einer halben Stunde hatte er sie von ihrem Jungen „entbunden“. Am nächsten Tag schrieben die Zeitungen von einer Sensation und Heldentat. Der Löwin ging es gut. Hans machte seinen Doktor und kehrte nach Gertianosch zurück. Maria war schwanger und gebar 1926 in Wien ihre Tochter. Sie wurde auf den Namen Johanna, Amalie, Susanna getauft. Der junge Tierarzt bewarb sich und übernahm im Januar 1927 die tierärztliche Betreuung eines GhidranPferdegestüts in Ruşeţu bei Brăila. Das Gestüt war Privatbesitz des damaligen rumänischen Königs Ferdinand. Da Dr. Hans Weber sein Doktorat in rumänischer Sprache nostrifizieren und die rumänische Sprache erlernen musste, verhalf diese Stelle ihm später, die Funktion eines Staatstierarztes auszuüben. Maria fuhr mit ihrer Tochter im Frühjahr 1927 nach Gertianosch zum Vater ihres Kindes. Mit dem Zug angekommen - ihre Koffer hatte sie bei einer Familie abgestellt - ging sie ins Gemeindehaus, um nach dem Haus der Familie Weber zu fragen. Dort traf sie ihren zukünftigen Schwiegervater, der sie mit nach Hause nahm, ihr aber auch klar machte, nicht mit ihr gerechnet zu haben. Die familiäre Zukunft seines Sohnes war schon mit einer anderen geplant. Hans wurde verständigt, der ist nach Gertianosch nachhause gekommen und hat seine Braut und
79 Tochter nach Ruşeţu mitgenommen. Im März 1927 haben sie dort standesamtlich geheiratet. Im Herbst gelang es, durch die Vermittlung seines Vaters, die Stelle in Billed zu bekommen. Im Februar 1928 wurde ihre zweite Tochter in Billed geboren, auf den Namen Johanna, Anna, Maria Weber getauft und „Hansi“ gerufen. Sie wohnten zunächst in Miete bei Jakob Lichtfuß, Haus Nr. 237, kauften später das Anwesen Nr. 295 von der Familie Paul Fernbach, das umgebaut wurde. Im Dezember 1930 fand in Billed ihre kirchliche Trauung statt. Ihre zweite Tochter ist mit 6 Jahren an Lungenentzündung gestorben, sie wurde 1934 in Gertianosch im Familiengrab beerdigt. Dr. Hans Weber war nicht nur angesehener Tierarzt im Ort, er war auch Gründer des Billeder Reitervereines in den 1930er Jahren. 1944, als die russische Front sich näherte, beschlossen 7 Familien über Jugoslawien in den Westen zu flüchten, darunter auch die Familie Weber. Bei Großbetschkerek wurde die Kolonne von serbischen Partisanen überfallen: Frauen und Kinder kamen in ein Vernichtungslager, wurden jedoch nach tagelangen Misshandlungen nach Rumänien abgeschoben. 250 deutsche Zivilisten, mehrheitlich aus dem Jugoslawischen Banat, wurden aber am 28. Oktober 1944 von den Partisanen in Großbetschkerek hingerichtet. 28 Opfer aus dem Rumänischen Banat waren aus Gertianosch, 7 aus Billed, darunter auch Dr. Hans Weber. Keine 3 Monate danach, am 14. Januar 1945, begann die Deportation der Deutschen aus Rumänien zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion. Es betraf Männer im Alter von 17 bis 45 sowie Frauen von 18 bis 30 Jahren. Von Billed waren 556 Personen davon betroffen, verstor-
80 ben sind 76. Bei dieser Verschleppung war Susanna Weber auch dabei. Nach 3 Jahren Russland wurde sie krank und arbeitsunfähig in die damalige Ostzone abgeschoben. Sie schlug sich bis zu ihren Großeltern nach Wien durch, heiratete und arbeitete als Dipl. Sozialarbeiter. Sie verstarb 2006 in Wien. Frau Maria Weber erlitt 1971 in Billed einen Schlaganfall. Ihre Tochter Susanna wurde verständigt, die ihre Mutter in den Westen mitnehmen konnte. Nachdem Frau Weber gesundheitlich wieder hergestellt war, übersiedelte sie nach Deutschland, wo sie einen Lastenausgleich beantragen konnte und lebte bis Mai 1991 in Karlsruhe.Danach zog sie wieder zu ihrer Tochter nach Wien und verstarb dort im September 1991. Noch eine Notiz zum Gehilfen von Dr. Weber, Johann Rieder (189) geboren 1905. Er arbeitete bis zur Ankunft von Dr. Weber mit dem Dorftierarzt Franz Bayer aus Großjetscha zusammen und ist mit 44 Jahren 1949 in Billed verstorben. Zurück zur Hengst-Kastrierung bei Gildes in Billed: Dr. Weber und Herr Rieder waren angekommen und wurden von den Anwesenden begrüßt. „Fuchsi“ war im Stall schon vorbereitet worden. Man hatte ihm die Augen verdeckt und an den Fesseln Tücher umwickelt, damit die Seile, die da festgemacht werden sollten, das Tier nicht verletzen konnten. Als das Pferd auf dem Misthaufen stand, wurde ihm an jedem Fuß ein Seil befestigt. An jedem Seil standen 4-5 Männer bereit. Fuchsis Hoden wurden mit Hypermanganat desinfiziert und das Besteck zur Operation zurechtgelegt. Danach wurde die weitere Vorgehensweise mit der Nachbarschaftshilfe abgesprochen. Auch wir Buben wurden eingebunden, 3-4 an jedes Seil
Rückblick ende, damit, falls die Männer es nicht schafften, „Fuchsi“ zu werfen, wir das Unterfangen noch retten mögen. Dann war es soweit. Auf „Jetzt“ zogen alle an ihren Seilen und das Tier fiel auf den weichen Misthaufen. Je 2 Männer sprangen vor und hielten die Beine fest. Assis tent Rieder legte unter das Hinterteil, wo operiert wurde, ein Leinentuch auf das Stroh und Dr. Weber begann den Eingriff. Als alles vorbei war, wurden die Seile gelöst und Fuchsi konnte aufstehen. Er zitterte am ganzen Leibe und musste sich nun bewegen. Die Spannung war gewichen, die Frauen brachten wie zufällig frisch gebackene „Fettkrappe“ (Berliner) und Vetter Friedl Schnaps und Wein und es endete wie üblich in einem gelösten Nachbarschaftstalk mit viel Fachsimpelei, Spaß und Geschichtenerzählen. Der Hengst Hermann wurde ein Jahr später, 1944, von Dr. Franz Haupt, ein Billeder, der in Leipzig, Berlin und Hannover studiert hatte, nach einer neuen Methode im Stehen kastriert. Dr. Haupt hatte als erster Tierarzt in Rumänien dieses Verfahren angewandt. Siehe Billeder Heimatblatt 2003, Seite 102. Für uns Jungs aus der Vertgass war das Ereignis noch wochenlang das Gesprächsthema. Gildes Pferde, so wie alle übrigen gesunden Pferde im Ort, wurden jedoch von der Roten Armee in den Krieg mitgenommen.
1. 1937, Reit- und Springturnier in Billed 2. Reit- und Springturnier, Dr. Hans Weber hat den Billeder Reiterverein gegründet (1934-1944), durch sein Schicksal sind jedoch sämtliche Unterlagen verlorengegangen. 3. 1938, das Reitpferd von Tierarzt Dr. Hans Weber hat so manche Trophäe in Gold und Silber nach Billed gebracht.
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Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts
Helene Neumayer
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edizinische Wunder? Nein, so was gibt es nicht! Diese Wunder sind die Ergebnisse harter Arbeit der Mediziner, Chemiker, Denker und Forscher. Heute nimmt man mit Selbstverständlichkeit die Medikamente ein, die der Arzt verschreibt, und man weiß, dass sie helfen. Ich selbst bin in einem medizinischen Umfeld aufgewachsen. Vater, Onkel, Großonkel waren Ärzte, sodass ich als Kind einiges am Rande mitbekommen habe. Wir wissen mittlerweile auch von unserem Nobelpreisträger, Dr. Stefan Hell, Chemiker, Sanktannaer Landsmann, wie viel Arbeit, unzählige Versuche, Forschungen, manchmal auch Fehlergebnisse und unermüdlich wiederholte Neuanfänge erforderlich sind. Mein Vater, Arzt, noch in der österreichisch-ungarischen Monarchie ausgebildet und guter Diagnostiker, saß abends oftmals über Büchern gebeugt, offensichtlich um den Verlauf der Krankheit seiner Patienten zu verfolgen. Oftmals auch bedrückt über die Krankheit des einen oder anderen Patienten, der die Genesung trotz seiner jungen Jahre nicht schafft und sterben muss. Diagnose TBC! Eine Krankheit, die es laut meines Arztes in Deutschland fast nicht mehr gibt. Diese war im vorigen Jahrhundert noch ziemlich verbreitet. Sie trat auf mit dauerndem Husten, oftmals sogar mit Blut beim Aushusten von Schleim, mit starkem Gewichtsverlust, Unterernährung, im Volksmund nannte man sie sogar „Armeleutekrankheit“. In unserem Billed gab es nicht viele arme Leute, aber ab und zu trat diese Krankheit doch auf. Anfangs gab es keine Mittel, die der Arzt empfehlen konnte, lediglich Bettruhe, viel frische Luft, hochwertige Nahrung, später eventuell schon Sulfamide.
Der diesbezügliche Erretter der Menschheit war der 1843 in Deutschland geborene und 1910 verstorbene Dr. Robert Koch. Er suchte fieberhaft nach dem Tuberkel-Bazillus. Wir im Banat mussten aber noch lange auf diese Erlösung warten. Noch in meiner Schulzeit konnte ich, wie viele meiner Generation und auch noch Jüngere, den großartigen deutschen Film „Dr. Robert Koch“ in den Temeswarer Kinos, auch in Billed!, mit Begeisterung verfolgen. Ein unvergessliches Zitat von diesem berühmten Arzt und Entdecker: „Licht, Luft und Sonnenschein lasst zum offnen Fenster rein“ bleibt uns allen lebenslänglich in Erinnerung. Da ich den Film mehrmals sehen konnte, blieb mir noch ein Ausspruch erhalten: „In meinem 185sten Versuch entdeckte ich endlich mit Methylenblau den langgesuchten Tuberkel-Bazillus.“ Ich selbst trug diese einschleichende Krankheit schon in mir, als ich nach 5 Jahren Russlandverschleppung heimkehrte. Ich fühlte immer Müdigkeit, verlor ständig an Gewicht, wollte aber eine Krankheit nicht wahrhaben. Als ich an der Pädagogischen Schule in Temeswar schon Russisch unterrichtete, wurde ich bei einer med. Reihenuntersuchung mit einem Infiltrat an der Lunge entdeckt. Sofort wurde ich von der Schule entlassen und in ein TBCKrankenhaus eingewiesen, fuhr aber nach Lippa, wo un1. Billed Nr. 303, die ehemalige Villa der Familie Dr. Johann Feiler 2. Helene Neumayer freut sich heute an ihrem Garten und erinnert sich dabei an die Banater Heimat 3. Helene Feiler während ihrer Deportation in der Sowjetunion als Helferin im Krankenrevier.
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84 ser Schwager als Lungenarzt wirkte. Die Behandlung begann sofort mit einheimischen Mitteln, Bettruhe, Vitaminen usw. Aber unser rumänischer Schwager „machte es möglich“, dass ich Streptomycin bekam, welches selbst in Deutschland erst seit Kurzem im Handel war. Nach 6 Wochen war ich genesen und konnte wieder meine Arbeit als Lehrerin fortführen. Dass man in Deutschland Dr. Robert Koch so viel Anerkennung zuteil werden lässt, ihn zum Namensträger so vieler Kliniken, Krankenhäuser, Straßen macht, berührt mich immer von neuem. Auch ich bewahre in meinem Inneren sein Denkmal mit großem Respekt. Ein weiteres vermeintliches „medizinisches Wunder“, könnte man glauben, ist die Behandlung und Heilung der Depression.Sie ist aber eine Krankheit sowohl der Vergangenheit wie auch der Gegenwart, gegen die die Ärzte und Wissenschaftler immer noch kämpfen, wohl nicht mehr unter der früheren Bezeichnung, aber trotzdem allerorts vorhanden. Sie hat oft auch Billeder, vor allem Frauen, heimgesucht. Mehrmals, wenn selbst Vater stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und wir Kinder damals fragten, warum dieser Patient mit 32 Jahren so jung sterben muss, hörten wir die betrübten Worte: „Weil er tiefsinnig geworden ist.“ Obwohl Sigmund Freud (1856 – 1939), ein Wiener Arzt, in den 30er Jahren schon diese Krankheit erforscht hatte, steckten seine Theorien noch lange in den Kinderschuhen. Zwar hatte man schon einige Beruhigungsmittel wie Opium, Valium, Sedativum usw. zur Verfügung, aber leider noch kein Medikament, das diese Krankheit direkt ansprach. Das beste Gegenmittel meines Vaters war immer die Empfehlung: Viel Beschäftigung! Die Wege waren geebnet. Aber die eigentlichen Erforscher der Depression hatten noch eine immense Arbeit
Rückblick zu leisten, bis die Behandlung und Heilung dieser Krankheit den heutigen Stand erreichte und noch weitere Ergebnisse erbringen wird. Selbst ich war schon einmal von dieser Krankheit stark heimgesucht. Es geschah, als wir 1972 von Rumänien aussiedelten. Wahrscheinlich ist es so manchen Billedern auch so ergangen. Die vielen Schikanen und die Angstzustände vor der Abreise machten mich bei der Ankunft müde, zermürbt, abgekämpft. Diese Schwierigkeiten türmten sich innerlich vor mir auf. Ich sah alles Neue wie eine Lawine auf mich zukommen. Mein Mann erkannte sofort meinen Zustand, nahm mich bei der Hand und brachte mich zu einem Psychiater. Ich bekam vorerst eine Spritze und die Behandlung setzte ein. Nach 3 Wochen war es besser und als ich wieder zu arbeiten begann – Vollbeschäftigung! - war alles vorbei. Ich merkte, diese Krankheit lässt sich wie jedwelche andere organische Krankheit behandeln. Heute ist diesbezüglich ein großer Fortschritt erreicht. Gegen Depressionen sind vielerlei Medikamente auf dem Markt. Gott sei Dank, gibt es heutzutage Ärzte und Chemiker, die es wagen, mit ihren Medikamenten ins Seelenleben und sogar in die Gedankenwelt des Menschen einzudringen. Freilich sind diese Mittel, bis wir sie bekommen, mehrfach erprobt. Dass wir in einem Land leben dürfen, letztlich auch dazu gehören, wo die Medizin wie auch die Technik einen so enormen Aufschwung genommen hat, betrachten wir als Geschenk, das wir alle zu schätzen wissen. Es ist Antwort auf einen Ausspruch unseres vormaligen Ministerpräsidenten, heute im Europarat, G. Oettinger: „Die Banater Schwaben, ein kräftiges und lebendiges Element in unserem Land.“
RĂźckblick
Ansicht aus dem Kirchenfenster am Chor in Richtung Kirchengasse. Links im Vordergrund befindet sich das Kastell Aufnahme aus den 1960er Jahren von Jakob ThĂśress.
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Erinnerungen eines Banater Schwaben
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wei Jahre Kindergarten (Owoda), weil ich 1934 zu Beginn der Schule im September noch keine 7 Jahre alt war. Von diesen 2 Jahren im Kindergarten ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben. An unsere Tante Rieder und ihre Helferin Kathi kann ich mich aber noch gut erinnern. An was ich mich noch erinnern kann, sind die Märchen, die sie uns erzählte, die Bastelarbeiten, die sie uns beigebracht und gelehrt hat. 1934 kam ich dann in die erste Klasse der Grundschule. Mein erster Lehrer war Johann Henz. Nach dem ersten Trimester ging er aber in den Ruhestand und wir bekamen Lehrer Hager. Bis zur vierten Klasse lief der Unterricht völlig normal. Dann kam der Krieg und unser Lehrer wurde zur Waffenübung einberufen. Die Folge war: Unsere Klasse bekam einen anderen Lehrer. So ging das immer weiter und auf einmal hatten wir einen rumänischen Lehrer, der mir überhaupt nicht sympathisch war. Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt keine Schwierigkeiten beim Lernen und auch sonst keine Probleme in der Schule hatte, kam es für mich bei diesem Mann ganz anders. In dieser Zeit gab es in der Schule die „Straja Țării“ (Landeswache), davon hatten wir zwei Wochenstunden im Lehrplan. Es war im Winter und meine Eltern waren bei meinem Großvater auf der Schweineschlacht. Zu Mittag ging ich auch dorthin. Beim Essen fragte mich mein Vater, was wir am Nachmittag auf dem Lehrplan haben, ich sagte „Strajerie“. Er meinte: „Na, wenn nur das, da kannst du hier auf der Schlacht bleiben.“ Meine Freude war groß. Am nächsten Tag fragte mich mein Lehrer in der Schu-
Peter Klein
le, wo ich gestern Nachmittag war. Ich sagte: „Ich war bei meinem Großvater auf der Schweineschlacht.“ Ob ich nicht gewusst hätte, dass wir „Strajerie“ haben und da keiner fehlen darf? Meine Strafe waren Stockhiebe auf den Hintern. Wie viele es waren, weiß ich nicht mehr, aber eines weiß ich noch: Ich konnte mich kaum noch hinsetzen auf meinem Platz in der Bank. Ich habe die Schule sofort verlassen und bin nach Hause. Mein Vater ging dann auch gleich in die Schule. Was er dem Mann gesagt hat, weiß ich nicht mehr, nur Eines weiß ich noch, dass ich keine gute Stunde bei diesem Lehrer mehr hatte. Wie schon erwähnt, hatte ich vorher bei keinem meiner Vorgesetzten Schwierigkeiten, weder im Lernen, erst recht nicht im Betragen. Die beste Note war 10 und ich bekam in Betragen eine 9 von ihm. Doch auch er wurde einberufen, er war ja Offizier in der Königlichen Armee und wir Schüler bekamen wieder einen anderen Lehrer und so war meine ganze Schulzeit beeinflusst und gestört von dem ständigen Wechsel der Lehrer und Lehrerinnen. In den letzten Jahren musste ich auch zu Hause meiner Mutter helfen, wenn mein Vater wieder mal für 2-3 Monate auf „Contschentrare“ war. So kam es auch, dass ich die Abschlussprüfung 1942 nicht machen konnte. Ich konnte im letzten Trimester nicht zur Schule gehen, weil ich im Frühjahr 1942 schon so etwas wie ein kleiner Knecht war, bis dann mein Vater durch die Enthebung als Tabaksbauer nach Hause kam. Es blieben mir keine 3 Jahre, bis ich nach Russland (in
Rückblick
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Der Jahrgang 1927 in der 2. Klasse die Sowjetunion) musste: Es waren 1942-45 keine guten Jahre für mich, dabei zähle ich sie zu meinen frühen Jugendjahren. Die Jahre 1941-43 waren Hochwasserjahre, da war meine Familie stark betroffen. Wir mussten unser Haus umbauen, weil es durch das Hochwasser stark beschädigt war. Zudem kam noch, dass mein Cousin Hans seit Dezember 1942 vermisst war. Er war der Sohn des Bruders meiner Mutter und war zu mir wie ein Bruder. Er diente in der rumänischen Armee und war bei Stalingrad eingesetzt. 1943 haben wir unser Haus wieder aufgebaut und fühlten uns erleichtert, dass wir wieder etwas zum Wohnen hatten. Ich dachte, nun wird es ja doch wieder für uns etwas besser kommen... Dieses Jahr möchte ich schon zu meinen Jugendjahren zählen.
Im Sommer 1943 gab es ein großes Ereignis: Es kam eine Kommission und alle Männer von 17 bis 35 Jahren mussten sich „freiwillig“ zur Musterung für die Deutsche Armee melden. Es gab eine große Begeisterung bei der Jugend. Ich war aber nicht so begeistert, ich hatte Angst, dass ich auch nicht mehr lange zuhause bin. Bei den älteren Jahrgängen gab es einige, die nicht freiwillig zur Musterung gingen, man hat sie dann mit Musik von zuhause zur Musterung gebracht. Kurze Zeit danach wurden sie in die Deutsche Armee eingezogen. Nach einigen Monaten kamen auch schon die ersten Nachrichten, die für die Hinterbliebenen sehr schwer waren. Im Brief hieß es: „Gefallen für Führer, Volk und Vaterland.“ Ich gehörte nun mit 16 Jahren zu den ältesten Jugendlichen. 1944 gab es viel Arbeit für mich bei meinen Eltern. Wir hatten einige Joch eigenes Feld und ha-
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Überschwemmung in der Neugasse in den 1940er Jahren ben noch um die Hälfte angebaut. Es ging ja alles gut voran, wenn da nicht der Krieg gewesen wäre. Es gab keine guten Nachrichten von der Front, es hieß, die Front wäre schon nahe der rumänischen Grenze. Mein Vater – da kann ich mich noch gut erinnern – sprach öfters mit unserem Nachbarn, Vetter Adam, über die Gefahr, die auf uns zukommt, wenn der Krieg bis zu uns käme. Vetter Adam war im 1. Weltkrieg an der italienischen Front. Wenn er und mein Vater vom Krieg sprachen, sagte er immer: „Hier bei uns kann man nicht Krieg führen, weil bei uns auf der Ebene so etwas unmöglich ist.“ Ich war auch öfters dabei, wenn mein Vater mit seinem Bruder über den Krieg sprach. Mein Vater war nicht derselben Meinung wie sein Bruder. Ich erinnere mich
noch, wie er seinem Bruder sagte: „Klos, wir verlieren den Krieg.“ Die Antwort war: „So etwas gibt es nicht, so etwas darf man gar nicht sagen, ja nicht einmal denken.“ Den ersten zivilen Toten von Billed gab es bei einem Luftangriff auf den Temeswarer Bahnhof im Sommer 1944. Auch Flüchtlinge aus der Moldau waren schon im Dorf. Dann, am 23. August 1944, kam der Umsturz. Von da an gab es nur noch Chaos im Dorf. Mein Onkel wurde verhaftet und kam nach Targu-Jiu ins KZ. Es blieb aber nicht dabei, es kam die Front und der Krieg auch zu uns. Anfang September zogen ungarische Truppen durch unser Dorf, es blieben aber nur 15-20 Mann als Sicherheit im Dorf. Um die Mitte des Monats September waren auf einmal – man sagte – versprengte Partisanen im Dorf,
Rückblick die von Serbien herüber gekommen sind. Als sie bei uns durch die Straße galoppierten, den Ungarn folgend, die kurz zuvor durch unsere Straße das Dorf verlassen hatten, sagte mein Vater: „Die Reiter sehen aber nicht nach Partisanen aus.“ Im Dorf kam es dann auch zu einer Schießerei, denn es war die Vorhut einer russischen Patrouille. Die war dann im Dorf, bis am 17. September, von Westen kommend, eine deutsche Einheit unser Dorf besetzt hat. Sie hatte sich am Dorfrand gegen Norden, Osten und Süden ihre Stellungen aufgebaut. Am selben Tag begann auch schon ein Angriff der Russen von Norden her auf unser Dorf. Wir hatten 1944 einen sehr trockenen Sommer, es gab viel, viel Staub in den Gassen. Wenn ein Fahrzeug durchfuhr, konnte man überhaupt nichts mehr sehen. Nach einigen Tagen fing es dann an zu regnen und die Gassen wurden zu einer Schlammwüste. Die Angriffe der Russen wiederholten sich täglich, wurden aber immer abgewehrt. Am 4. Oktober abends, auch schon am späten Nachmittag, kam Bewegung in die Reihen der Deutschen, sie zogen sich mit ihren Fahrzeugen, die noch nicht abgezogen waren, auf die Straße nach Kleinjetscha. Mein Vater sprach mit einem Soldaten und fragte ihn, was denn los sei. Der antwortete mit leiser Stimme: „Heute Nacht kommt der Iwan. Kamerad, du brauchst keine Angst zu haben, der tut dir auch nichts. Es wird nicht viel Schießerei geben, weil wir abhauen.“ Er drückte meinem Vater die Hand und ging. An dem Abend war es sehr still, es war die Stille vor dem Sturm. Wir entschlossen uns, in dieser Nacht zuhause im Bett zu schlafen. Oft waren wir, wenn eine Schießerei war, beim Nachbarn im Keller, an unserem Haus hatten wir keinen Keller, wegen dem hohen Grundwasser.
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Abschied auf dem Bahnhof in Hatzfeld - Billeder, die 1943 zum deutschen Militär eingezogen wurden Als wir ins Bett wollten, fing eine fürchterliche Schießerei an, sodass meine Eltern und ich nur mit Müh‘ und Not über die Gasse in den Keller kamen. Durch die Leuchtkugeln war es hell wie am Tag und die Kugeln und Granaten pfiffen uns nur so um die Ohren. Im Keller waren wir an die 12-14 Personen, wir fühlten uns dort sicher. Die ganze Nacht traute sich keiner, die Kellertür zu öffnen, um frische Luft rein zu lassen. Wir hörten den Lärm von draußen, das Knattern der Maschinengewehre und die Einschläge der Granatwerfer. Auf einmal hörten wir
90 ein Kettenfahrzeug und einer schrie: „Aufsitzen!“, dann kehrte allmählich Ruhe ein, es war der 5. Oktober 1944, genau 13 Uhr. Nach einer Weile sagte jemand, dass er draußen Schritte gehört hätte, dann wurde die Kellertür ganz wenig geöffnet und man sah die Stiefel von einem Soldaten. Daran haben wir erkannt, dass es ein russischer Soldat war. Er muss uns im Keller gehört haben, kurz darauf hat er die Tür geöffnet und wir mussten alle nach oben kommen. Er fragte, wer der Hausherr sei, der musste mit ihm durch den ganzen Hof und sogar auf den Aufboden vor ihm gehen um zu sehen, ob nicht noch irgendwo versteckte deutsche Soldaten sind. Grob war er zu niemandem, er sagte, wir alle sollen jetzt hier draußen bleiben, er sagt uns, wann wir wieder in den Keller müssen. Es dauerte auch nicht lange, dann hat er uns wieder in den Keller geschickt und die Schießerei fing wieder an. Das ging so bis Mitternacht, dann trat plötzlich Stille ein. Wir blieben aber bis zum nächsten Morgen im Keller, dem 6. Oktober. Als wir aus dem Keller kamen, sahen wir als Erstes, wie die Soldaten die Pferde aus den Ställen der Leute holten, ohne zu fragen und ohne Rücksicht, ob drei, zwei oder nur eins im Stall war. Mein Vater und ich gingen nach Hause. Es war furchtbar, wie es bei uns ausgesehen hat: wie auf einem Schlachtfeld. Keine Fensterscheibe war ganz geblieben, nur noch Trümmer in allen Räumlichkeiten, nur der Stall blieb unversehrt. Unser Pferd hatte die ganze Zeit kein Wasser und auch nichts zu fressen gehabt. In den Zimmern fanden wir alles, was ein Soldat besitzt, wenn er in den Kampf geht: zerrissene Kleidungsstücke und eine Menge Waffen und Munition, russische, aber auch deutsche, vor allem russische, auch noch scharfe, aber größtenteils verbrauchte.
Rückblick Ein toter Russe lag vor der Haustür und einer hinter dem Haus auf der Gasse, unser Haus stand an der Ecke. Wir wussten nicht, was wir mit den Toten machen sollten. Plötzlich stand ein russischer Offizier vor uns und hielt meinem Vater die Pistole auf die Brust und fragte, ob wir diese beiden erschossen hätten. Wir konnten aber doch kein Russisch und von meinem Vater waren nur einige Worte Rumänisch zu hören. „Nu, nu“, sagte er, mich hat man gar nichts gefragt. Sogleich fuhr ein Fuhrwerk auf der Gasse vor und man brachte die Toten auf den Wagen, wo schon einige lagen. Mein Vater musste sich eine Grabschaufel besorgen und mitgehen bis vor unser Dorf und mit noch einigen Dorfbewohnern ein Grab für die Toten graben. Als er zurückkam, sagte er, dass er geglaubt hat, dass dies sein eigenes Grab wird. Warum ich von ihnen gar nicht beachtet wurde, weiß ich nicht. Wir hatten viel in unserem Haus zu reparieren, wir hatten kein Bett zum Schlafen, alle unsere Möbel im Haus waren kaputt, keine einzige Fensterscheibe war ganz. Die erste Zeit wohnten wir bei meinen Großeltern, bis wir das Nötigste – vor allem Fensterglas – besorgt hatten. Wir mussten uns immer wieder fragen, was passiert wäre, wenn wir nicht im letzten Augenblick den Keller erreicht hätten. Wahrscheinlich dasselbe wie unserem Nachbarn, dem Vetter Adam. Der ist nach dem Ersten Weltkrieg heil aus Italien nach Hause gekommen und jetzt zuhause von einer Kugel getroffen worden. Er und seine Frau waren an diesem Abend zuhause geblieben. Als sie den starken Rauch im Zimmer nicht mehr aushalten konnten, wollten sie raus und zum Nachbarn in den Keller. Als sie in den Hof kamen, wurde er von einer Kugel tödlich getroffen. Die Frau konnte noch bis in den Keller laufen und sich retten. Wir hatten unser Pferd noch einige Tage im Stall, es kam
Rückblick niemand zu uns, weil es bei uns nichts zu holen gab, wenn man die Trümmer sah. Unser Pferd wurde aber immer unruhiger, wenn es auf der Gasse Fuhrwerke hörte und durch sein Wiehern hat es sich verraten und wurde dann von den Russen mitgenommen. Auf dem Felde hatten wir gerade die Hanfernte beendet, nachher sollten die Kartoffeln und der Mais geerntet werden, es kam aber nicht mehr so weit, es blieb alles über Winter draußen auf dem Feld. Seit 1944 war ich bei den „Premilitari“ (vormilitärische Ausbildung). Mein ganzer Jahrgang musste sich jeden Sonntag um 7 Uhr bei der Gendarmerie melden. Es gab da einen ehemaligen Offizier, der uns das Schießen und Marschieren beibrachte. Nachdem wir von den Russen besetzt waren, mussten zwei von uns täglich bei der Gendarmerie Dienst tun. Jeden Tag waren Briefe nach Perjamosch zu der Gendarmerie zu bringen. Es war eine Art Kurierdienst. Selbstverständlich mussten wir zu Fuß gehen, oft konnten wir am selben Tag nicht mehr zurückkommen, weil wir zu spät von zuhause weggingen. So mussten wir bei guten Menschen in Pesak oder Alexanderhausen übernachten. Wir gingen immer übers Feld, damit wir nicht mit Russen zusammenkamen, denn die Landstraße war ja voll mit russischem Militär. Wenn wir keinen Dienst hatten, mussten wir auf der Landstraße die Löcher auffüllen, die von den Panzern und Autos entstanden sind. Wir wurden damals schon dirigiert und kommandiert. Am 14. Januar 1945, als ich zur Gendarmerie ging, begegneten mir auf halbem Weg einige Kameraden, die schon von dort zurückkamen und zu mir sagten: „Es ist Befehl, jeder muss sich mit zwei Paar Unterwäsche, warmer Kleidung und Verpflegung für acht Tage in kürzester Zeit in der Schule melden.“ Was wir schon lan-
91 ge befürchtet hatten, war jetzt eingetroffen. Als ich dann nach Hause kam, waren meine Eltern mehr schockiert als ich. An diesem Tag ging ich aber nicht in die Schule, erst am zweiten oder dritten Tag, als das Militär die Menschen mit Gewalt von zuhause abführte. Es wurde verlautbart, dass sich alle Männer der Jahrgänge 1900-1928 und alle Frauen der Jahrgänge 19141927, sofort in der Sammelstelle in der Schule zu melden haben. Ausgenommen Frauen mit Kindern unter einem Jahr. Da sich niemand freiwillig meldete, ging das Militär in die Häuser und die Menschen wurden mit Gewalt in die Schule gebracht. Wo die Gelisteten fehlten, wurden deren Angehörige, auch Großväter, als Geisel mitgenommen. Daher machte ich mich auch auf den Weg zur Sammelstelle. Ich war dann schon zwei Tage und Nächte mit vielen meiner Landsleuten in der Schule. Meine Eltern kamen täglich und brachten mir Essen und Kleidung. Dann, am vorletzten Tag, hat man noch den Jahrgang 1899 gesucht. Es war aber keine Liste von diesen vorhanden, so hat man sie von denen in der Schule Versammelten ausfindig gemacht. Ich erinnere mich, es waren gute Freunde von meinem Vater, die ihn auf die Liste schrieben, und so kam mein Vater einen Tag, bevor man uns aus der Schule wegbrachte, auch zu mir in die Schule. Freitag am 19. Januar 1945 war es dann soweit, es hieß, wir sollten all unser Gepäck in den Hof tragen, auf einen Haufen legen. Man sagte, das werde mit Autos nachgebracht, wohin wussten wir aber nicht. Dann mussten wir uns im Hof aufstellen, keiner durfte mehr zurück ins Gebäude. Plötzlich waren Rumänen und Russen um uns herum, die uns dann auf die Straße führten. Da waren unsere Angehörigen, die uns mit lautem Weinen und Klagen empfingen, sie durften sich aber uns nicht nähern.
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Rückblick
Die „Aushebung“ der Zwangsarbeiter verlief vielerorts nach demselben Muster. Die Gelisteten wurden von russischen und rumänischen Militärangehörigen mit Waffengewalt von ihren Angehörigen, darunter viele Kleinkinder, getrennt und zum Abtransport in Eisenbahnwaggons eingeschlossen. Malerei von Juliana Rausch aus der Nachbargemeinde Sanktandres. Mit Maschinengewehrfeuer und einzelnen Gewehrschüssen hat man unsere Angehörigen von uns ferngehalten. Es war an einem Freitag um 11 Uhr. Freitags war es üblich, dass um 11 Uhr die Kirchenglocken läuteten, für viele von uns zum letzten Mal. In Perjamosch, einer weiteren Sammelstelle, hat man uns wieder in einer Schule untergebracht. Es war am 19. Januar und ziemlich kalt, aber sonnig. Über Nacht kam viel Schnee, so dass meine Mutter tags darauf uns Essen mit dem Schlitten brachte. Am 22. Januar wurden wir zum Bahnhof getrieben und zu je 40 Personen in Güterwaggons eingeschlossen.
Als meine Mutter mit Essen für uns in Perjamosch ankam wir waren schon weg. Das erfuhr ich, als ich dann ohne meinen Vater 1947 nach Hause kam. Der Transport ging nach Temeswar, wo noch weitere Waggons mit Leidensgenossen angeschlossen wurden, danach weiter in Richtung Osten. An der russischen Grenze wurden wir dann in russische Waggons umgeladen und es wurden auch Frauen in unseren Waggon gesteckt. In der Waggonmitte stand ein kleiner Blechofen, allerdings gab es kein Brennmaterial und draußen war es bitter kalt. Mittig vor der Schiebetür war ein Loch im Waggon-Boden, das war die Toilette. Die Frauen haben zum
Rückblick Sichtschutz davor einen Vorhang angebracht. Wir waren 40 Personen im Waggon, da war ständig einer drauf, weil es schon viele gab, die Durchfall hatten. Es war schon eine unangenehme Sache, wenn man aufs Klo musste, insbesondere für die Frauen. Nicht alle hatten auf den Pritschen Platz zum Schlafen, abwechselnd mussten sich einige um den Ofen kauern. Die schürten dann auch das Feuer, wenn es mal etwas Brennbares gab. Während der dreiwöchigen Fahrt bekamen wir mehrmals Nahrung zugeteilt: Trockenbrot und trockener Fisch. Auf den Fisch musste man viel Wasser trinken, weil er stark gesalzen war. Viele bekamen Durchfall und die Ruhr, für sie gab es keine Rettung mehr. Wir ernährten uns jedoch größtenteils von den Lebensmitteln, die wir von zuhause mitgebracht hatten. Daher warfen wir die uns zugeteilten Rationen zum Klo hinunter und waren beeindruckt, dass Zivilpersonen diese auflasen. Wir wussten nie, wohin man uns zu bringen beabsichtigte. Nach drei Wochen Fahrt kamen wir am 12. Februar in Jenakiewa im Donbass an. Zuvor noch gab es Gerüchte, dass wir in ein Kohleabbaugebiet kommen, aber nicht zu Arbeiten in der Grube. Für mich war es eine Erleichterung, denn ich hatte Angst vor Gruben. Am Bahnhof wurden wir auf mehrere Lager aufgeteilt, einige Waggons für jedes Lager. So kam es, dass keine Billeder Frauen bei uns im Lager waren, bis auf eine, die sich zu ihrem Vater „gestohlen“ hatte und die dann acht Jahre später meine Frau wurde. Wir wurden vorübergehend in der ehemaligen Kanzlei der Fabrik untergebracht, weil im Lager noch nicht alles soweit fertig war, um uns aufzunehmen. Am zweiten Tag hat man uns dann im Lager untergebracht, aber die Pritschen waren noch nicht alle fertig.
93 Zwei Tage später wurden wir mit Wachposten zur Arbeit getrieben. Ungefähr 1-2 km war unser Lager von der Fabrik entfernt. Eines Morgens nach dem Frühstück mussten wir uns alle in Vierer-Reihen aufstellen, man führte uns in die Fabrik, 20 Mann wurden für eine Brigade gezählt. Die Frauen hatte man separiert. Zwischen mir und meinem Vater hat man die Reihe geteilt, so kam ich nicht mit meinem Vater in eine Brigade. Der Wachposten meiner Brigade war eine Frau mit der Waffe auf dem Rücken. Sie führte uns durch den hohen Schnee in die vom Krieg stark beschädigte Fabrik, wir erfuhren mit der Zeit, es war die Kokschemische Fabrik Nr. 23. Man gab uns Schaufeln, Brechstangen und Spitzhacken, um den Schutt wegzuräumen. Ständig wurden wir von unseren Bewachern angetrieben, wir arbeiteten nicht schnell genug. Nach einiger Zeit hat man uns zur Nachtschicht eingeteilt und wir mussten den Schutt, der am Tag in die Waggons geladen wurde, nachts ausladen, von 6 Uhr abends bis 7-8 Uhr morgens. Bevor die Waggons nicht alle leer waren, gab es nichts zu essen. Solange wir noch etwas von zuhause hatten, ging es irgendwie, aber später, als das nicht mehr war, da verließ uns die Kraft und wir waren sehr herabgekommen, als wir nur noch von der Küche leben mussten. Nach 6 Wochen hat man uns zu Gleisarbeiten eingeteilt, dort ging es dann etwas mäßiger in der Arbeit, aber das Essen war dasselbe: täglich Krautsuppe und 700g Brot. Mein Vater war in einer anderen Brigade, sie mussten ein Gebäude abtragen. Er erkrankte gleich in den ersten Wochen, ging zur Visite, wurde aber immer als gesund zur Arbeit geschickt. Er hatte Lungenentzündung, aber niemals Fieber. Und wenn kein Fieber war, war man nicht krank.
94 An dem Tag, als mein Vater starb, sollte er offiziell noch zur Arbeit gehen, es war der 26. März 1945. Von da an war es schwer für mich, mich ohne meinen Vater zurechtzufinden. Ich war im 18. Lebensjahr und nun auf mich allein gestellt, unter Männern, die schon beim Militär waren, die schon mehr Lebenserfahrung hatten als ich. Meine Brigade wurde Anfang Sommer zur Zeche „Transbort“ eingeteilt. Wir arbeiteten in Schichten und ich gehörte nun zu den Schwerarbeitern, da gab es täglich 1kg Brot. Ein Teil vom Koksofen wurde angeheizt, die Kohle kam mit dem Zug und wir mussten die Waggons entladen, auch bei -30°. Jedes Wochenende war Schichtwechsel, danach war ein freier Tag. Obwohl die Arbeit schwer war, hätte man es schaffen können, wenn das Essen besser gewesen wäre. Aber bei einer leeren Krautsuppe und einem Esslöffel Hirsebrei ging das nicht. Das Brot war ja auch nur aus Gerste und sogar Sägemehl war beigemischt, es klebte am Messer, wenn man es durchgeschnitten hat. Außerdem plagten uns am Tag die Läuse und nachts die Wanzen, sodass wir keine Ruhe hatten, weder bei Tag noch bei Nacht. Wenn wir unseren freien Tag hatten und im Lager waren, fanden die Offiziere immer etwas, um uns zu schikanieren. 1946 wurde meine Gruppe auf eine Baustelle außerhalb der Stadt verlegt. Im Wald floss ein kleiner Fluss, der sollte zu einem Schwimmbad für die Kinder der Fabriksarbeiter gestaut werden. Für uns war es eine Abwechslung, wir fühlten uns ein wenig freier und nicht hinter Stacheldraht. Wir schliefen den ganzen Sommer im Wald unter freiem Himmel. Man gab uns Strohsäcke, die füllten wir mit trockenen Blättern von den Bäumen und deckten uns mit unseren Kleidungsstücken zu. Ich
Rückblick hatte kurz zuvor ein wenig Geld bekommen und konnte mir so öfter Milch kaufen bei einer Frau im nahe gelegenen Dorf. Wir hatten Glück, weil es den ganzen Sommer nicht geregnet hat, ansonsten wüsste ich nicht, wo man uns untergebracht hätte. Dann kam der Herbst, die Nächte wurden kalt und morgens war unser Schlafplatz schon weiß gefroren. Die Arbeit wurde eingestellt und wir kamen zurück ins Lager. Länger als ein Jahr haben wir im Lager auf den Pritschen-Brettern geschlafen, wir hatten weder Strohsack noch Decke zum Zudecken, nur die Kleidung oder eine Decke von zuhause. Im zweiten Jahr bekamen wir dann Strohsäcke und auch Decken. Auch die Pritschen wurden durch Betten ersetzt. Es waren alte Stockbetten, aber sie waren doch besser als die Pritschen, man konnte sich besser vor den Läusen schützen, aber gegen die Wanzen war man machtlos. Es ging uns immer schlechter, täglich gab es Tote, auch ich wurde immer schwächer, ohne dass ich es gemerkt habe. Ich ging wieder zur Arbeit. Es war kurz vor Weihnachten 1946, ich hatte Nachtschicht und am Abend davor hieß es, alle, die zur Arbeit gehen, müssen vorher zur ärztlichen Visite. Die gab es öfter: Vor einer Gruppe von Ärzten und Offizieren musste man sich nackt drehen und bewegen, wie sie es verlangten. Man wurde wie ein Stück Vieh abgetastet, wenn man es auf dem Markt kauft oder verkauft. Mich fragte der Arzt, wo ich arbeite. Als ich sagte wo, sagte er zum Schreiber neben ihm: „Perwoia“. Heute Nacht soll ich noch zur Arbeit gehen und am Morgen nach der Arbeit ins Bad und mich nachher im Lager im Isolator melden. Ich brauche in nächster Zeit nicht mehr zur Arbeit gehen. So kam ich am 20. Dezember 1946 ins Krankenzimmer, wo der Fußboden aus Beton war. Meine Kleider oder eine Decke durfte ich ins Krankenzim-
Rückblick mer nicht mitnehmen. Draußen waren -30° und im Zimmer war die Temperatur auch niedrig und zum Zudecken hatte ich eine ganz leichte Decke bekommen. Es war auch ein Ofen da, aber der konnte das Zimmer nicht erwärmen. Es war zu dieser Zeit ein ständiges Kommen und Gehen im Isolator: die Kranken rein und die Toten raus. Die meisten sind bei der Arbeit durch die Kälte zusammengebrochen und wären auch dort erfroren, hätte man sie nicht in den Isolator gebracht. Nach einem Monat musste ich aus dem Krankenzimmer raus, musste aber noch nicht zur Arbeit gehen, bekam von der Lagerärztin immer einige Tage frei. Mein Glück war, dass ich noch immer mein Kilo Brot bekam und so hatte ich mich ein wenig erholt in der Zeit, wo ich nicht zur Arbeit musste. Ich sollte mal wieder zur Visite, hatte aber Angst, dass man mich wieder zur Arbeit schickt, und so wartete ich bis zum Abend. Als ich dann auch hingehen wollte, kamen welche von dort schon zurück und sagten: „Es braucht keiner mehr hingehen, wir fahren nach Hause.“ Das war für mich eine Erleichterung, das kann man nicht beschreiben, wie ich mich fühlte, als ich das hörte. Es dauerte nicht lange, da kam schon unser Vetter Stefan, unser Dolmetscher, mit einer Liste und las alle vor, die nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit mussten und ich war auch dabei. „Morgen früh muss jeder seine Sachen, die er vom Lager bekommen hat: Strohsack, Leintuch, Decke abgeben. Wenn etwas fehlt, muss er es ersetzen oder er bleibt hier.“ Am nächsten Morgen ging es dann los. Viele hatten einiges verkauft oder es wurde ihnen gestohlen. Die Menschen waren nicht nur körperlich schwach, sondern auch geistig geschwächt, sodass man von ihnen nicht viel verlangen konnte.
95 Ich erinnere mich noch ganz gut daran, wie unser Dolmetscher einen Mann zu Tode geprügelt hat, weil seine Sachen nicht komplet waren. Der Mann war aus Ostpreußen und hieß Bernhard, ich kann mich noch gut an ihn erinnern. Wenn wir von den Offizieren auch keine Prügel bekamen, gab es doch einige von unseren eigenen Dolmetschern, von denen man schnell einige Watschen bekommen konnte. Am nächsten Morgen mussten wir unsere Brotkarte in der Küche lassen, so bekamen wir nur noch die Suppe ohne Brot für die nächsten zwei Tage zu essen. In der dritten Nacht ging es dann endlich los. Unsere Klamotten mussten wir selbst zum Bahnhof schleppen und das war ziemlich weit. Es war der 26. März 1947, genau 3 Jahre nach dem Tod meinesVaters. Am Tag war Tauwetter, aber als wir nach Mitternacht zum Bahnhof gingen, war es glatt gefroren und man musste aufpassen, dass man nicht hinfällt, alleine konnte man nicht wieder aufstehen. Wenn einer gefallen ist, mussten andere ihn aufheben. Diesen Marsch vergesse ich nicht. Am Bahnhof angekommen, war wieder einmal Appell und eine Person wurde vermisst. Sie war nicht im Lager geblieben, war aber auch nicht bei uns am Bahnhof. Man hat den Mann unterwegs verloren und bis heute nicht gefunden. In dieser Nacht wurden wir nicht zu unserem Zug gebracht und fanden Unterschlupf in alten, beschädigten Waggons am Bahnhof. Am Morgen wurden wir dann einwaggoniert in den Zug, der schon bereitstand, als wir zum Bahnhof kamen. Einige von uns waren von den Strapazen und dem Marsch zum Bahnhof zusammengebrochen. Sie wurden zurück ins Lager gebracht und sind dort auch gestorben.
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Rückblick
Deportierte aus dem Banat nach ihrer Ankunft im Heimkehrerlager Frankfurt/Oder. Die durch Krankheiten und Unterernährung Arbeitsunfähigen wurden von den Sowjets bis 1948 in die Ostzone (spätere DDR) entsorgt. Kurz darauf fuhr der Zug Richtung Heimat ab. Wir waren wieder 40 Personen in einem Waggon und haben wieder auf Pritschen geschlafen und die Kost war dieselbe wie 1945. Etwas war für uns doch besser, es war nicht mehr so kalt. Der Zug fuhr mit uns nach Nord-Westen und auf einmal waren wir in Brest-Litovsk, wo wir wieder in Waggons mit Normalspurweite umgeladen wurden. Es gab keine Pritschen, wir lagen auf dem Boden auf unseren Klamotten. Es gab Gerüchte, dass wir nach Deutschland gebracht werden. Schon 1946 Entlassene hatten dies in Briefen an ihre Angehörige ins Lager geschrieben. An Karfreitag 1947 stand der Zug einige Stunden an einem Bahnhof in Polen. Wenn der Zug stand, durften
wir raus, um unsere Notdurft zu verrichten oder um Wasser zu holen, die Türen waren offen. Weil der Zug so lange hielt, gingen viele bis in die Stadt, obwohl es ein Wagnis war. Einen Mann hatten wir schon in Brest-Litovsk verloren, er blieb bis heute verschollen. Auch ich wagte mich bis in die Stadt, die ersten Häuser waren dicht am Bahnhof und gleich in einer Straße Lebensmittelgeschäfte. Als Erstes gab mir eine alte Frau ein Stück Speck, ohne dass ich ihr etwas verlangt hätte. Ich dankte ihr und ging in einen Brotladen, wo ich um ein Stück Brot bettelte und auch bekam. Plötzlich dachte ich, dass es höchste Zeit ist zurückzugehen. Ich war vielleicht noch 100 m von meinem Waggon entfernt, als der Zug
Rückblick losfuhr. Ich wollte ja laufen, aber ich konnte nicht, bin hingefallen. Ein Glück, dass der Zug nicht weit gefahren ist und zurück an seinen vorherigen Platz kam. Die verantwortlichen Offiziere haben den Zug nicht eher wegfahren lassen, bevor nicht alle wieder zurück waren. Als wir dann weiterfuhren, fehlten aber doch noch einige aus unserem Waggon. Sie hatten aber Glück, sie kamen mit einem Güterzug bis an der deutschen Grenze. Am Ostersonntag, dem 6. April 1947, kamen wir in Frankfurt/Oder an. Man brachte uns in eine Kaserne, wo wir entlaust wurden und etwas zu essen bekamen. Wieder mussten wir zur ärztlichen Untersuchung: Die Kranken und Schwachen wurden ins Krankenhaus gebracht, die Übrigen am nächsten Tag den deutschen Behörden übergeben. Mit einem Zug ohne Fenster und ohne Sitzbänke landeten wir im Quarantänelager in Torgau am Brückenkopf. Es war mal eine Haftanstalt und sah auch danach aus. Nach 3 Wochen Quarantäne ging es dann nach Sachsen-Anhalt. Ich kam am 30. April mit noch einigen Landsleuten aus Billed nach Zörbig bei Bitterfeld und wir wurden in einem Gasthaus untergebracht. Am 1. Mai wurden wir zu Leuten zum Essen eingeladen. Es waren Flüchtlinge aus Polen, die eingentlich Bessarabiendeutsche waren und nach Polen umgesiedelt wurden. Man hat uns wieder untersucht und zu den Bauern eingeteilt. Ich war zur Arbeit beim Bauern untauglich und musste zusammen mit einem Landsmann ins Krankenhaus, weil wir zu schwach waren. Ich war aber nicht krank, ich wollte mit den anderen zu den Bauern, weil es dort vielleicht auch mehr zu essen gab. Nach einigen Tagen hat man mich dann doch auch entlassen, aber nicht zum Bauern, ich kam zur Gärtnerei am Schlosse 11. Für
97 einen völlig ausgehungerten jungen Menschen war auch dort die Verpflegung viel zu wenig, weil ich von der Lebensmittelkarte lebte. Nach einigen Wochen haben wir uns entschlossen, den Weg nach Hause anzutreten. Wir waren 4-5 Personen, die es wagten, den Weg illegal zu gehen. Papiere hatten wir keine, nur unsere russischen Entlassungsscheine. Wir fuhren mit dem Zug bis Plauen, dort ging es zu Fuß über die Zonengrenze nach Hof, dann weiter zu Fuß Richtung Passau. Unser Ziel war Schalding an der Donau, wo Landsleute von uns im Lager waren, die vorher hier in der deutschen Armee waren. Es war schon ziemlich weit von Hof bis nach Schalding, manchmal sind wir auch von einem Auto mitgenommen worden und kamen glücklich in Schalding an. Bei Wegscheid ging es dann über die österreichische Grenze. Kurz darauf hat uns die Polizei entdeckt und den Amerikanern übergeben. Als illegale Grenzüberschreiter wollte man uns einsperren. Wir sagten ihnen, dass wir, wenn wir wieder rauskommen, doch bald wieder hier sind. Zum Schluss hat man uns dann laufen lassen. Um mit dem Autobus weiter zu kommen, mussten wir uns das nötige Geld erbetteln und wir hatten Glück, es reichte für die Fahrt nach Linz. In dem damaligen Urfahrt vor Linz gab es eine Sammelstelle für Heimkehrer. Von dort ging es dann per Lastwagen nach Wien. Wir waren informiert, dass von Wien aus russische Militärzüge über Ungarn bis nach Rumänien fahren, und mit so einem Zug wollten wir bis nach Hause kommen. Es kam aber anders. Als wir am Westbahnhof ankamen, stand gerade so ein Zug abfahrtbereit, die hätten uns auch mitgenommen. Zeitgleich trafen wir aber Landsleute aus unserem Dorf auf dem Bahnhof, die schon eine Woche in
98 Wien waren. Sie sagten uns, dass sie am nächsten Tag auf legalem Weg nach Hause fahren. Wir sollen nur zur rumänischen Kommission und nach acht Tagen bekommen wir unsere Papiere und können legal nach Rumänien. So blieben wir dann eine Woche in Wien, bis unsere Papiere fertig waren. Essen bekamen wir einmal pro Tag vom Roten Kreuz in der Porzellanstraße und geschlafen haben wir am Westbahnhof auf den Bänken im Park. Inzwischen waren wir eine größere Gruppe geworden und mit einem Transportführer ging es dann Richtung Heimat. Sonntag, den 6. Juli 1947, waren wir in Arad. Für mich unvergesslich, wie uns die Neu-Arader empfangen haben. Weil Sonntag, waren die Ämter geschlossen. Es wurde nicht gearbeitet und so wurden wir Heimkehrer von den Neu-Arader verpflegt. Am Montag wurden unsere Papiere überprüft und jeder konnte frei fahren, wohin er wollte. Es war für jeden von uns ein komisches Gefühl, sich endlich frei bewegen zu können. An den ersten Tagen musste ich mich immer wieder umschauen, ob mich keiner beobachtet oder verfolgt, denn die Furcht saß einem immer im Nacken. Am 7. Juli abends kam ich in Temeswar an, es fuhr kein Zug mehr Richtung Billed, und ich entschied mich, bei meiner Tante in Temeswar zu bleiben. Als ich vor ihrer Tür stand, war sie sprachlos, konnte kaum etwas sagen. Am nächsten Morgen fuhr ich dann mit dem ersten Zug nach Billed. Meine Mutter und mein Großvater erwarteten mich am Bahnhof und konnten vor lauter Weinen nicht sprechen, als wir uns in den Armen lagen. Mein Großvater stand daneben und konnte vor Weinen kein Wort sagen. Auf dem Nachhauseweg sagte mir meine Mutter, dass wir auch Kolonisten (Rumänen) im Haus haben. Ich wusste, dass unser Haus nicht groß und vom Krieg alles
Rückblick kaputt war. Meine Mutter sagte, sie haben jetzt die Küche für mich geräumt, sie hatten bis jetzt nur ein Zimmer für sich gehabt, alles andere gehörte dem Kolonisten. Ich hatte ja keine Ahnung von den Enteignungen und Schikanen, die die Menschen, die zu Hause geblieben waren, erlitten hatten. Für mich war alles fremd, vor allem die vielen fremden Menschen im Dorf, die es vorher nicht gab und die sich aufführten, als hätten sie immer hier gelebt. Als ich am 8. Juli zuhause war, hatte ich 58 Kilo, nach einem Monat hatte ich 73, das war ein halbes Kilo pro Tag, das ich zugenommen hatte. Nach einigen Tagen kam mein ehemaliger Rumänischlehrer in unseren Hof zum Rumänen, der auch in der Kommission war, die von uns die Knüppel-Kommission genannt wurde. Er rief mich zu sich und sagte mir, dass ich nicht mehr der Hausherr dieses Hauses sei, sondern der „Kolonist“, ich darf nur noch hier wohnen. In mir stieg plötzlich der Zorn hoch, als ich das von einem Mann hörte, der mich verprügelt hatte, weil ich am Nachmittag bei „Strajerie“ gefehlt hatte. Mit Mühe konnte ich mich noch beherrschen und ließ ihn stehen, weil ich dachte, dass es das Beste ist. Ausgerechnet der Mann, der mich damals verprügelt hatte und in der Königlichen Armee war, ist jetzt ein Kommunist und sagt mir, dass ich nicht mehr Herr in meinem Haus bin. In diesem Jahr konnte ich noch bis Saisonende in der Ölpresse arbeiten. 1948 fand ich Arbeit bei der Bahn, bis im Herbst auch dort die Arbeit eingestellt wurde. 1949 wollte ich unbedingt an die Dreschmaschine und habe länger als 6 Wochen dort gearbeitet. Die Arbeit begann hier um vier und dauerte bis abends zehn, aber ich habe das Brot für uns alle für ein Jahr verdient. 1950 ging ich wieder zur Bahn, bis ich dann die Einberufung zum Militär bekam. Am 20. Juni musste ich
Rückblick mich in Temeswar beim Kommissariat melden. Es war noch nicht genug, was man von uns jungen Menschen schon verlangt hatte und was von uns unter unmenschlichen Bedingungen geleistet wurde. Jetzt rief uns das Vaterland, unter dem Vorwand, wir wären Soldaten, zur Pflicht. Ich kam mit noch acht Landsleuten nach Kronstadt in die Traktorenfabrik, wo es eine große Baustelle gab. In meiner Gruppe waren wir vier Landsleute und arbeiteten bei der Wasserleitung. Wir mussten Kanäle graben, bis zu 5-6 m tief, was sehr gefährlich war, weil die Erde nicht fest war. Nach einigen Monaten wurden wir in einen Kurs für Wasserleitungs-Installateure aufgenommen. 1952 hat man uns vier zu Zivilfachleuten eingeteilt und waren dann ihre Lehrlinge. Wir arbeiteten mit ihnen und machten, was sie sagten. Wir waren auch beim Bau eines Dampfkessels beschäftigt und es war für uns jetzt besser, weil wir keine Probleme mehr mit der Arbeitsnorm hatten. Da wir unsere Norm überschritten, bekamen wir am Monatsende auch ein wenig Geld. Im Winter waren wir nicht mehr im Freien, sondern im Warmen. Wir verstanden uns sehr gut mit unseren Meistern. Ich sparte ein wenig Geld, kaufte Zucker und Marmelade und schickte es meiner Mutter nach Hause. Der Frau von meinem Meister gab ich Geld, die mir dann Hemden und einen Pullover kaufte, dass ich, wenn ich entlassen werde, etwas zum Anziehen habe. Zwei Monate vor meiner Entlassung kam Befehl, dass alle, die nur noch 2-3 Monate bis zur Entlassung haben, versetzt werden. Das war wieder eine Enttäuschung für uns alle, die betroffen waren. Eineinhalb Jahre davor hatten wir eine noch größere Enttäuschung erlebt, als der Befehl kam, dass wir drei Jahre bleiben müssen. Ich kam nun zu Steagul Rosu
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Deutsche Zwangsarbeiter in Uniform 1952. v.l.n.r. Arnold Rohtenbächer und die Billeder des Jahrganges 1927 Peter Jung, Peter Klein, Peter Gilde und Adam Rothgerber. Als 17-Jährige waren sie 1945 auch in die Sowjetunion zur Zwangsarbeit deportiert worden. zu den Elektrikern. Obwohl ich keine Ahnung hatte und nicht nur ich. Wir waren die Elektriker, wenn wir auch keine Ahnung davon hatten. Zwei in unserer Gruppe waren gelernte Elektriker, sie sagten uns: „Wenn du etwas nicht weißt, so frag nur uns, das wird schon gehen.“ Und es ging auch und gar nicht schlecht. Meistens hatten wir kein Material oder es fehlte das Werkzeug. Und so ging das, bis wir dann endlich frei wurden. Nach 37 Monaten wurde ich entlassen, einen Monat länger als 3 Jahre. Unsere ehemaligen Meister wollten, dass
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Katharina und Peter Klein: „Wir konnten unser Haus in Ordnung halten und manches umbauen: neue Fenster und Türen am Haus. Als alles fertig war, kam die Auswanderung.“ wir als Zivilisten zu ihnen kommen und weiter bei ihnen arbeiten. Für die Meisten von uns war es nach 8 Jahren – 5 Jahre Russland und mehr als 3 Jahre Soldat – genug. Jeder sehnte sich nach Hause. Es gab auch welche, die nicht wussten, wohin man ihre Familie in den Baragan verschleppt hatte und so blieben auch einige in Kronstadt. Meine Mutter war zuhause, somit war es bei mir klar, dass ich zu ihr gehe. Am 26. Juli traf ich mit noch einigen von meinen Landsleuten in Billed ein. In diesem Herbst habe ich dann auch geheiratet und wir wohnten im Haus meines Großvaters zusammen mit meiner Mutter. Mein Großvater war einige Wochen nach meiner Heimkehr gestorben, so konnten wir in seinem Haus wohnen. Es ergab sich,
Rückblick dass der „Kolonist“ bereit war, in Mutters Wohnung zu ziehen und so kamen wir später dann auch in den Besitz von Großvaters Haus, es war das Elternhaus meiner Mutter. Es gab später Probleme mit dem Eigentumsrecht für das Haus. Meine Mutter war ja als Erbin vorgesehen, aber weil sie ja schon ein Haus hatte, konnte sie kein zweites erben, man durfte keine zwei Häuser besitzen. Nach dem Tode meines Großvaters wurde es ein Staatshaus. Nach vielen Anträgen und Gesuchen beim Staatsnotariat bekam ich das Eigentumsrecht und war dann als Eigentümer vom Haus meines Großvater anerkannt. In den ersten Jahren nach unserer Heirat haben wir mit den Schwiegereltern Paprika gebaut. Wir mussten uns das Feld von den „Kolonisten“ pachten, zu ziemlich hohen Preisen. Am Jahresende blieb nicht viel übrig: Bis wir Futter für das Vieh gekauft hatten und die Pacht bezahlt war, blieb zum Leben nicht mehr viel. 1960 gingen wir ohne die Schwiegereltern in die LPG, meine Mutter wurde auch aufgenommen, hat aber nicht in der LPG gearbeitet. Es waren dann schon die Kinder da, mit denen hatte sie zu tun, wenn wir in der Arbeit waren. 1962 wurde ich krank und konnte ein Jahr nichts arbeiten, der Arzt sagte, ich soll mir eine leichte Arbeit suchen. 1963 kam ich dann zu der Schweinezüchterei, wo ich mit meiner Frau Kati 14 Jahre verbrachte. Wir haben immer mehr verdient als die, welche auf dem Feld gearbeitet haben. Von 1978 bis 1990 habe ich bei der Rampe (Erdölförderung und Abtransport) gearbeitet. Wir konnten unser Haus in Ordnung halten und manches umbauen: neue Fenster und Türen am Haus. Als alles fertig war, kam die Auswanderung. Wir waren beide schon in Rente, als wir 1990 weg sind. Das Haus haben wir verkauft, auch das von unseren Schwiegereltern.
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Hier in Deutschland war ich zu jung, um Rente zu kriegen, erst mit 65 bekam ich meine Altersrente zu 60% angerechnet. Seit Kati gestorben ist, bin ich schon länger als ein Jahr bei meinen Kindern und da kam mir auch der Gedanke, dies alles aufzuschreiben, weil ich dachte, vielleicht würde es einen von Ihnen interessieren: Wie ich mein Leben gelebt habe, unter welchen Umständen und Schwierigkeiten wir gelebt haben, als wir jung waren. In meiner Jugend gab es nur Probleme: Überschwemmungen, Krieg, Zwangsarbeit, Enteignung, Armut und Elend. Das waren alles Folgen eines Krieges, der für uns den Verlust unserer schönen Heimat gebracht hat. Doch nicht nur die Heimat ging verloren, sondern wahrscheinlich alle
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unsere schwäbischen Sitten und Gebräuche, eine ganze Kultur! Es gibt keine Banater Schwaben mehr, hier sind wir keine Deutschen, sondern nur noch Deutschstämmige. 1
1. Peter Klein 2. Überschwemmung 1942, Ansicht Richtung Bahngasse 3. Überschwemmung 1942, im Bild Haus Nr. 613 3
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Rückblick
Zwangsarbeit in Uniform 1950-1961
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och unter der bürgerlichen Regierung, aber schon unter dem Zwang Moskaus, begann in Rumänien gleich nach der Wende vom 23. August 1944 eine über Jahre anhaltende Internierungswelle. Betroffen von der ersten Welle waren alle sogenannten Reichsdeutsche, Funktionsträger der Deutschen Volksgruppe in Rumänien, Intellektuelle, Schriftsteller, Kaufleute, Industrielle, Lehrer u. a. Die Inhaftierten wurden in Internierungslagern in Târgu Jiu, Turnu Măgurele, Slobozia oder Rădăuţi gefangen gehalten und mussten Zwangsarbeit leisten. Die größte Internierungswelle erfolgte im Januar 1945 mit der Deportation von 75.000 Deutschen aus Rumänien in die Sowjetunion, wo sie fünf Jahre Zwangsarbeit leisten mussten. Von ihnen sind etwa 10.000 dort zu Tode gekommen, die letzten Überlebenden wurden im November 1949 entlassen. Mit der Machtübernahme der Kommunisten ab November 1946 führten diese mit bolschewistischer Brutalität ihr Terrorregime ein. Es folgten Verfolgungen und tausendfache Internierungen von tatsächlichen oder vermuteten Regimegegnern. Eine weitere große Internierungswelle erfolgte im Juni 1951 mit der Deportation von 40.000 Menschen aus dem Banat, unter ihnen 10.000 Deutsche, in die Baragansteppe, die ebenfalls fünf Jahre andauerte. Während diese beiden großen Deportationen weitgehend bekannt sind, spricht man weniger über eine dritte große Gruppe von Zwangsarbeitern im kommunistischen Rumänien, vom Arbeitsdienst in den Arbeitseinheiten (detaşamentele de muncă). Diese Arbeitseinheiten wurden 1950 gegründet und 1961 aufgelöst.
Peter Krier
Am 13. Januar 1950 hat der Rumänische Ministerrat unter dem Vorsitz von Gh. Gheorghiu Dej mit dem Ministerratsbeschluss Nr. 2 die Einrichtung von Arbeitseinheiten (detaşamentele de muncă) beschlossen. Schon einen Tag später, am 14. Januar 1950, wurde dieser Beschluss dem Präsidium der Großen Nationalversammlung vorgetragen. Unter dem Vorsitz von I.C. Parhon, erließ diese das Dekretgesetz Nr. 6 zur Einrichtung von Arbeitseinheiten, die unter der Generaldirektion für Dienstleistungen (Direcţia Generală a Serviciului Muncii) zusammengefasst regional untergliedert waren. Sie waren nicht dem Ministerium der Streitkräfte (MFA) unterstellt. Laut dem Dekret sollten Regimegegner, Gegner des Sozialismus und der Volksrepublik Rumänien zur Arbeit eingezogen werden. Dazu rechnete man die deutsche Minderheit. Mit wenigen Ausnahmen wurden alle deutschen Männer der Geburtsjahrgänge 1927-1935 in diese Arbeitseinheiten eingezogen. In dem Dekret ist eine Einzugsdauer von sechs Monaten bis zwei Jahre vorgesehen, die aber verlängert werden konnte. Die Eingezogenen mussten fast durchwegs drei Jahre Arbeitsdienst leisten. Die DGSM Leute waren nicht militärisch ausgebildet, sie waren nicht bewaffnet und trugen graue Uniformen. Sie wurden eingesetzt zum Straßenbau, Eisenbahnbau, in Kohlengruben und Asbestminen. Romulus Rusan hat in seiner Dokumentation der kommunistischen Unterdrückung „Chronologie und Geografie der kommunistischen Unterdrückung in Rumänien“, erschienen 2008, diese „Soldaten der Zwangsarbeit“ beschrieben. Dazu ist auch die Dokumentation von Wilhelm Ernst Roth sehr aussagekräftig. Roth hat
Rückblick in seinem Buch „Zwangsarbeit in Rumänien“, erschienen 2009, eine ganze Reihe aussagekräftiger Erlebnisberichte gesammelt. Rumänien hat mit dem Gesetz Nr. 309/2002 die in der DGSM Arbeitsdienstleistenden den Kriegsveteranen, Kriegswitwen, politisch oder ethnisch Verfolgten und den Helden der Revolution gleichgestellt. Der rumänische Staat leistet ihnen eine Entschädigung von 5 Lei (Stand 05.04.2016) je Monat Arbeitsdienst, bei drei Jahren Arbeitsdienst demnach 180 Lei monatlich, dies lebenslang. Diese Leistung wird bei Rentenerhöhungen angepasst und ist steuerfrei. Die Begünstigten erhalten darüber hinaus kostenlos Medikamente und ärztliche Behandlungen, sie sind befreit von Radio- und Fernsehgebühren. Diese Entschädigungen und Begünstigungen werden zu 50% auf Witwen übertragen. Erlebnisbericht1959 Bei Neu-Arad mussten wir eine Reisplantage und eine Bewässerungsanlage mit Spaten und Schaufeln anlegen. Die Norm betrug zwischen 6 und 8 Kubikmeter Erde, die jeder täglich ausschachten musste. Die Arbeit wurde auf je 10 Personen aufgeteilt. Bei Nichterfüllung des Tagessolls wurde die ganze Gruppe bestraft. Einige hundert Meter weiter von uns entfernt wurde die gleiche Arbeit von Sträflingen ausgeführt. Uns unterschied von ihnen, dass diese Menschen keinen Sonntagsausgang und keinen Urlaub hatten. Foto: Rudolf Fischer Quelle: http://www.wilhelm-roth.de/ Versc/33-DRD.htm
103 Der Arbeitsdienst in den rumänischen Arbeitseinheiten in den Jahren 1950 bis 1961 entspricht nach §2 der Richtlinien zur Anerkennungsleistung zweifelsfrei der „Zwangsarbeit“. Noch hat man im Bundesministerium des Inneren nicht entschieden, ob man unserem Vortrag folgen wird. Das verwaltungsmäßig für den Vollzug der Anerkennungsleistung zuständige Bundesverwaltungsamt rät den Betroffenen, Anträge zur Anerkennungsleistung zu stellen, dabei sollte jedoch beachtet werden, dass Leistungen für den normalen Militärdienst ausgeschlossen sind. Begünstigt können nur die sein, die Arbeitsdienst geleistet haben. Der im Arbeitsbuch oder Soldbuch eingetragene Einzug und die Entlassung genügen nicht als Beweis der Zwangsarbeit, vielmehr soll der Arbeitsdienst nachgewiesen werden. Dazu kann auch eine Bestätigung des Kreiskommissariates dienen.
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Meine Kindheit in der Verbannung Unzuverlässige Elemente s war gegen vier Uhr Montag früh, als ein Zivilist und zwei bewaffnete Soldaten vor der Tür standen“, erinnert sich Großmutter und legt die Stirn in Falten. „Mit Gewehrkolben klopften sie an. Von einer Liste verlasen sie die Namen: Mann Jakob, Mann Elisabeth, Hehn Hans, Hehn Elisabeth und dann noch einmal Hehn Elisabeth“. Gemeint waren meine Großeltern, meine Eltern und ich. Ich war genau einen Monat alt und die jüngste Deportierte aus dem einstigen Musterdorf Billed. Getauft war ich noch nicht. Pfarrer Wild hatte den Termin bereits festgelegt und Elisabeth Frick war als Taufpatin vorgesehen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Vorerst nicht.
„E
„Buletinele!“ („Die Ausweise!“), befahl ein Uniformierter mit aufgepflanztem Bajonett. Nachdem sie unsere Identität überprüft und sich von unserer Vollzähligkeit überzeugt hatten, beschlagnahmten sie die Personalausweise. Spätestens in zwei Stunden sollten wir uns mit unseren Habseligkeiten auf dem Bahnhof einfinden. Es war Montag, der 18. Juni 1951. Schon seit Tagen rangierten Güterwaggons auf dem Bahnhof. Am Sonntagabend war eine Hundertschaft Soldaten mit dem verspäteten Abendzug eingetroffen und hatte Quartier in der Schule bezogen. Meine Mutter war vor 18 Monaten aus dem sowjetischen Arbeitslager Jenakievo, im ukrainischen Donezbecken, zurückgekehrt. Dieses Schicksal hatte sie mit vielen Deutschen aus Rumänien in arbeitsfähigem Alter ge-
Elisabeth Packi
teilt. Sie wurden zur Schwerstarbeit im Steinkohlenbergbau, im Eisenhüttenwerk und auf Baustellen eingesetzt. Jeder Zehnte überlebte die Zwangsarbeit nicht. Mein Vater, als ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS an der Ostfront im Einsatz, kam Ende 1945, nach einem Krankenhausaufenthalt in Vilshofen an der Donau, aus amerikanischer Gefangenschaft frei. Zwei Monate hatte er wegen schweren Erfrierungen in dem dreigeschossigen Gebäude in der kleinen Dreiflüssestadt zwischen Donau, Vils und Wolfach im Bayerischen Wald verbracht, von wo er sich nach seiner Entlassung über Österreich und Ungarn bis ins Banat durchschlug. Und meinem Großvater Jakob Mann hatten die neuen Machthaber die Existenzgrundlage geraubt. Er wurde vollständig und entschädigungslos enteignet. Mit seinen knapp 70 Joch Feld zählte er zu den Großbauern im Dorf. Nicht nur der Feldbesitz, auch Haus und Hof wurden beschlagnahmt. Rumänische Kolonisten kamen in sein Haus. Andrei Braica, einst Knecht im Dorf, war jetzt Herr im Haus. Großvater hatte einen prosperierenden Bauernhof geführt. Der Schwäbische Landwirtschaftsverein sicherte die Ausfuhr der Agrarprodukte. Das hatte den Aufschwung der Bauernhöfe zur Folge. Eine rege Bautätigkeit setzte im Dorf ein. Auch Großvater hatte vor zu bauen. Das Baumaterial war bereits geliefert. Doch dann kamen die Kommunisten. Lastwagen brachten alles weg. Mit Großvaters Ziegelsteinen wurde der Marktplatz im Dorfzentrum gepflastert. Mähmaschine und landwirtschaftliche Geräte waren längst weg. Von den sechs statt-
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Anwesen von Jakob und Elisabeth Mann 1938, das Elternhaus von Elisabeth Packi lichen Pferden, die Großvater sein Eigen nannte, ließen sie ihm eines. „Wenn es nichts mehr zu nehmen gibt“, tröstete er Großmutter, „werden sie uns in Ruhe lassen“. Doch er sollte sich irren. Als alles weg war, kam die Deportation in den Bărăgan. Parteichef Gheorghe Gheorghiu-Dej hatte bereits 1949 die Liquidierung aller „kapitalistischen Elemente“ in der Landwirtschaft angekündigt. Nach Auffasung der Kommunisten war Großvater nun „Chiabur“ und als „unzuverlässiges Element“ der Willkür der neuen Machthaber ausgeliefert.
Wie ihm, erging es vielen. Knapp tausend Personen aus Billed waren von der Deportation betroffen, 58 sollten die Heimat nicht wieder sehen. Anders als bei der Russlandverschleppung im Januar 1945, sollte es diesmal ganze Familien, vom Baby bis zum Greis, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, treffen. Neben Großbauern wurden auch Industrielle und Schankwirte, Flüchtlinge aus Bessarabien und Mazedonien, Ausländer und ehemalige Soldaten der WaffenSS sowie Spitzenfunktionäre der Deutschen Volksgruppe deportiert.
106 Etwa 40.000 Menschen auf einem 30-40 Kilometer breiten Streifen entlang der jugoslawischen Grenze waren betroffen. Sie alle waren für die Urbarmachung der dünn besiedelten, wirtschaftlich weitgehend ungenutzten Bărăgansteppe im Südosten Rumäniens vorgesehen. Unter freiem Himmel ausgesetzt Hektik brach aus. Möbel wurden herbeigeschleppt, Koffer gepackt, Bündel geschnürt, Kisten gezimmert, Schweine und Geflügel eingefangen, der Wagen beladen, das Pferd gezäumt. In Begleitung eines bewaffneten Soldaten ging’s zum Bahnhof. Einmal, zweimal, dreimal. Niemand hat gezählt wie oft. Am Bahnhof wurde Großvater ein Waggon zugeteilt, die gesamte Habe verstaut. Drei Familien, die Großeltern mit der Familie ihrer Tochter und der ihres Sohnes, teilten sich einen Waggon mit den Hühnern, Schweinen und einer Ziege. Das Pferd wurde mit dem Großvieh untergebracht. Um halb neun abends fuhr der Transport ins Ungewisse ab. Es war der erste Transport aus Billed. Ziel unbekannt. Langsam wurde es hell. Die Lokomotive fuhr keuchend durch die glühende Sommerhitze in Richtung Osten. Die Luft im Waggon war rußgeschwängert. „Wir legten dir ein feuchtes Taschentuch aufs Gesicht“, sagt Großmutter, „damit du den Ruß nicht einatmest.“ Ab und zu hielt der Zug. Rotkreuzschwestern reichten Wasser und Tee. Hinter Bukarest wurde die Gegend immer trostloser. Kein Grün war mehr zu sehen. Nur vertrocknetes Gras und Disteln. Der Bărăgan! Eine dünn besiedelte Steppe mit lang anhaltenden Dürreperioden im Sommer und heftigen Schneestürmen im Winter. Nach 700 Kilometern hatten wir unser Ziel erreicht. Am 21. Juni trafen wir am Bahnhof von Fetești ein. Es war Großmutters 50. Geburtstag. „Coborâţi!“ („Ausstei-
Rückblick gen!“), befahl eine Stimme. Wägen wurden zusammengebaut, Pferde eingespannt, Ochsenkarren zugewiesen, Habseligkeiten aufgeladen. In einer Kolonne ging’s zum Bestimmungsort. Ein Stoppelfeld! Hier wurden wir unter freiem Himmel ausgesetzt. Ausgemessene und abgesteckte Hausplätze wurden uns zugewiesen. Das Grundstück, auf dem wir uns ein Haus bauen sollten, trug die Hausnummer 11. Auf den rückerstatteten Personalausweisen stand über dem Lichtbild der Vermerk „DO“ für „Domiciliu obligatoriu“, Zwangsaufenthalt. Fünfzehn Kilometer durften wir uns von unserem Bestimmungsort entfernen. Wer diese Grenze überschritt, wurde verhaftet. Ein heilloses Durcheinander entstand. Hektische Rufe. Knappe Anweisungen. Schnaubende Pferde. Gackerndes Federvieh. Aufgeschreckte Schweine. Und nichts als Staub in der sengenden Sommerhitze. „Man konnte keine drei Meter weit sehen. Es verschlug einem den Atem“, sagt Großmutter. „Um dich vor dem Staub zu schützen, legten wir dich in einen Schrank.“ Mit Spaten und Schaufeln huben die Männer ein Erdloch aus. Für das Dach schnitten sie Äste von den nahe gelegenen Akazienbäumen. Das Erdloch sollte uns für die nächsten Monate als Unterkunft dienen. Hier fanden wir Schutz vor der glühenden Sonne und dem Staub der Steppe. Nach etwa drei Wochen begann der Häuserbau. Die Größe des Hauses war vorgegeben. Zusammen mit den Großeltern durften wir uns ein „großes Haus“ bauen, zwei Zimmer und eine Küche mit einer Wohnfläche von 55 Quadratmetern. Das „kleine Haus“ hatte ein Zimmer und eine Küche mit einer Gesamtfläche von 35 Quadratmetern. Insgesamt waren in dem neu anzulegenden Dorf, das vorerst den Namen Feteştii-Noi trug,
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Rund 40.000 Menschen wurden 1951 in die Bărăgansteppe deportiert.
Die Deportierten wurden mit ihren Habseligkeiten unter freiem Himmel ausgesetzt.
später aber in Valea Viilor umbenannt wurde, 700 Hausplätze ausgewiesen. Hinzu kamen in der Dorfmitte Hausplätze für Schule, Kulturhaus, Rathaus, Krankenstation und Konsumladen. Diese wurden in Gemeinschaftsarbeit errichtet. Eine Kirche gab es nicht. Pfarrer Buding aus Billed kam gelegentlich ins Dorf, um in Privathäusern Messen abzuhalten und Sakramente zu spenden.
Der Winter war mit dem aus nordöstlicher Richtung wehenden Crivăţ und den lang anhaltenden Schneestürmen die schlimmste Jahreszeit. Das Schneegestöber von Anfang Februar 1954 hat sich für immer in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Ein eiskalter Wind pfiff und peitschte durch Felder und Fluren. Heulend kroch er durch den Schornstein ins Haus. Das Haus ächzte und krächzte an allen Ecken. Tag und Nacht immer das Gleiche. Drei lange Tage und drei lange Nächte. Haus, Dorf und Land, alles hatte der Crivăţ im Würgegriff. Ganze Häuser lagen unter Schneewehen vergraben. Bis zur Dachspitze war das Haus von Jakob Lenhardt mit Triebschnee bedeckt. Meterhoch hatte sich der Schnee aufgetürmt. Weder Fenster noch Tür konnten von innen geöffnet werden. Durch eine Luke im Dachboden gelang es Lenhardt, Hilfe herbeizurufen. Mit Wolljacke und Tschapka bekleidet, die Schneeschaufel unter den Arm geklemmt, sah ich durch eine angetaute Eisblume in der Fensterscheibe Vater davongehen. Zusammen mit den Nachbarn schaufelte er einen Tunnel durch den fest gefrorenen Schnee bis zu Lenhardts Eingangstür. Schnee-
Aus Erde, Stroh und Wasser wurden Lehmziegel hergestellt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Das nötige Wasser brachte man mit Zisternen herbei. Das Holz für Dachstuhl, Fenster und Türen wurde vom Staat gestellt. Vater beteiligte sich mit Pferd und Wagen beim Transport des Bauholzes. Gedeckt wurden die Häuser mit Schilfrohr. Der Fußboden war aus Lehm. Am 1. Oktober zogen wir in das unfertige Haus ein. Es bot uns Schutz vor Regen und Wind. Um der Kälte zu trotzen, behingen wir Fenster und Tür mit Pferdedecken. Einige Wochen später trafen diese ein. Endlich konnte das Haus fertiggestellt werden. Zum Heizen dienten die Stoppeln vom Feld und die Disteln.
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Rückblick
Elisabeth Packi, geborene Hehn, 1951 im Bărăgan in dem neu angelegten Dorf Feteştii-Noi
Original-Distel aus dem Bărăgan im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar.
kristalle prasselten ihm ins Gesicht und klebten sich an Brauen, Nase und Oberlippe fest. Als Vater gegen Abend nach Hause kam, ähnelte er einem Schneemann. Nicht minder unerträglich waren die heißen, langanhaltenden Sommer. Ausgetrocknete Landschaften und verdorrte Vegetation kennzeichneten diese Jahreszeit. Es regnete kaum. Es wuchs kaum etwas. Gelbbraune Flächen soweit das Auge reichte. Das Grundwasser lag so tief, dass das Bohren nach Trinkwasser vergebens war. Einen Brunnen gab es in Valea Viilor nicht. Mehrere Bohrversuche blieben erfolglos. Das mit Zisternen herbeigebrachte Wasser kostete 50 Bani der Liter. Die Eltern kauften sich Fässer. Mit Pferd und Wagen brachte Vater das Wasser von dem acht Kilometer entfernten Brunnen herbei. Damit musste sparsam umgegangen werden. Es diente zum Waschen, als Trinkwasser für Mensch und Tier und zum Bewässern der Pflanzen im Garten. Kontakt in die alte Heimat war anfangs verboten. Die Eltern ließen ihre Post zu Constantin Costache, Pferde-
schmied in Feteşti, schicken. Nach und nach lockerte sich das Verbot. Als dann Besuch aus der Heimat erlaubt war, kam zuerst Großmutter Katharina Hehn und später auch Vaters Halbschwester Elisabeth Frick zu Besuch. Vater machte mit der damals Zwölfjährigen einen Ausflug an die Donau und führte sie in der Stadt aus. „Er fuhr mit mir an die Borcea und in Feteşti aßen wir ein Eis. Das war ein besonderes Erlebnis für mich“, erinnert sie sich. Als Großvater Peter Hehn mit 40 Jahren an Herzversagen starb, heiratete Großmutter erneut. Aus der Ehe mit Johann Frick ging Elisabeth Frick, Vaters kleine Schwester, hervor, auf die er mächtig stolz war. Der Kampf ums Überleben Die mitgebrachten Vorräte waren bald verbraucht. Den Winter über schlugen sich die Eltern mit dem Herstellen von Schilfrohrmatten durch. „Im März, als der Boden auftaute, gingen wir zum Staudamm an die Borcea“, erinnert sich Mutter, „das war Schwerstarbeit.“ Mit neun Monaten musste sie mich bei den Großeltern zurücklassen
Rückblick und zusammen mit Vater für den Unterhalt von fünf Personen sorgen. Die Entlohnung am Staudamm war mehr als dürftig. Das Hauptnahrungsmittel war Mămăligă, ein aus Maismehl gekochter Brei. Die Großeltern führten den Haushalt und bearbeiteten den Garten. Und sie kümmerten sich um mich. Dank ihrer liebevollen Fürsorge hatte ich trotz allem eine behütete und unbeschwerte Kindheit. Eines Tages geschah ein dramatisches Ereignis. Wir hatten einen rebellischen Hahn, der die Rolle des Haus- und Hofhundes übernommen hatte. Jedem Fremden, der auf unser Grundstück kam, lief er hinterher und griff ihn an. Diesmal aber griff er mich an, sprang mir auf den Kopf und hackte mir ins Gesicht. Das gab eine kräftige Hühnersuppe. Im Sommer 1952 konnte man die Pferde an die Staatsfarm verkaufen. Viele nahmen das Angebot wahr. Das Futter war teuer, die Lebensmittel waren knapp. Kurze Zeit später kam die Währungsreform. Da war alles weg. Pferd und Geld. „Uns traf der Umtausch des Geldes kaum. Wir hatten kein Geld. Zum Glück hatten wir noch das Pferd“, sagt Mutter. „Mit Pferd und Wagen war die Arbeitssuche aussichtsreicher und das eigene Fuhrwerk wurde zusätzlich entlohnt.“ „Im August 1952 fanden wir Arbeit im Schweinemastbetrieb in Cernavodă“, erinnert sich Mutter, „da war die Arbeit nicht mehr so schwer und wir haben besser verdient. 200 Lei erhielten wir im Monat pro Person. Wegen der Entfernung konnten wir jedoch nur sonntags nach Hause fahren.“ Da die Eltern auf dem Firmengelände wohnten, durften sie sich Nutztiere für den Eigenbedarf halten. Geflügel und Schweine. Auf der Farm arbeitete auch Svetlana, eine junge Bulgarin. Ihr Mann war vor kurzem verstorben und sie mus-
109 ste ihre drei Kinder alleine über die Runden bringen. Da sie das Futter für die Kuh nicht aufbringen konnte, nahmen die Eltern auch Svetlanas Kuh in Betreuung. Im Gegenzug erhielten sie Milch für den Eigenbedarf. Im Mai 1953 wurde der Schweinemastbetrieb geschlossen. Svetlana sah sich gezwungen, die Kuh zu verkaufen. Nach einigen Überlegungen kauften meine Eltern die Kuh. „Der Kauf hat sich gelohnt“, sagt Mutter, und mir scheint es, für den Bruchteil einer Sekunde ein Leuchten in ihren Augen wahrgenommen zu haben. „Dank dieser Kuh waren die beiden letzten Jahre leichter zu ertragen.“ Der Liter Milch wurde für vier Lei verkauft. Ein Kilo Brot kostete zwei Lei. Und die Kuh gab bis zu 26 Liter. Nach der Schließung des Schweinemastbetriebs arbeiteten die Eltern bei Ludwig Schwarz. Der spätere Schriftsteller und Mundartautor war Baustellenleiter. Er sollte seine Deportationserlebnisse in dem mehrteiligen Roman „De Kaule-Baschtl“ thematisieren. Der Gebrauch der Mundart gab ihm die Möglichkeit, an der Zensur vorbeizuschreiben. Gegen Ende der Deportation wurden politische Häftlinge vom Donau-Schwarzmeer-Kanal im Dorf einquartiert. Der Kanal sollte den Industriestandort Cernavodă und das Hinterland von Bukarest mit dem Hafen von Constanţa verbinden. Als Arbeitskräfte kamen politische Häftlinge zum Einsatz. Nach Stalins Tod wurden die Bauarbeiten am Kanal jedoch eingestellt und die Häftlinge in die Dörfer der Banater Deportierten verbracht, um ihre Resthaftzeit abzusitzen. So wurde der IG-Farben-Vertreter Knopp zu Mutters Bruder Jakob Mann und dessen Frau Barbara einquartiert. Knopp war mit einer Siebenbürger Sächsin aus Kronstadt verheiratet, die ihren Mann nun endlich besuchen konnte.
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Rückblick Frau Knopp brachte mir Kinderlieder bei. „Hänschen klein“ war mein Lieblingsstück. Auch „Alle meine Entlein“ gehörte in mein Repertoire. An Weihnachten spielte Frau Knopp „Stille Nacht, heilige Nacht“. Mutter, Großmutter und Tante Barbara, einst Sängerinnen im Billeder Kirchenchor, begleiteten sie mit ihren kristallklaren Stimmen. Mein sechs Wochen alter Bruder schlummerte friedlich in seiner Wiege. Es war die letzte Weihnacht in Unfreiheit.
Elisabeth Packi, geb. Hehn, mit ihrem ersten richtigen Spielzeug, einem Klavier, im Bărăgan 1955. Spielzeug war in meiner Kindheit recht knapp. Aus Maiskolben machte Großvater mir eine Puppe. In ganz dünne Streifen trennte er die Lieschen und flocht sie dann zu Zöpfen. Mit einem Stift erhielt die Puppe ein Gesicht. Umso größer war die Freude, als ich mein erstes richtiges Spielzeug bekam. Ich war vier Jahre alt. Da schenkten mir die Eltern ein Klavier. Mutter hatte es in einem Spielzeugladen in Feteşti gekauft. Es erinnerte sie an die Zeit in der Notre-DameKlosterschule in Temeswar, die schönste Zeit ihres Lebens, wie sie immer wieder beteuerte. Ab da war das Klavier mein Lieblingsspielzeug.
Heimat in Sicht Nachdem wir die Nachricht von unserer bevorstehenden Freilassung erhalten hatten, fuhr Vater nach Billed, um nachzusehen, ob wir in unser Haus einziehen können. Die 1946 enteigneten Häuser der Deutschen waren zwar 1954 rückerstattet worden, doch immer noch von den Kolonisten besetzt. Vater fand in unserem Haus in der Altgasse drei Familien vor. Die von der Gemeinde über unsere bevorstehende Heimkehr informierten Kolonisten waren bereit, uns die Mittelstube, den Getreidespeicher und einen Stall zur Nutzung zu überlassen. Kurz zuvor war Vaters Bruder Peter Hehn aus Österreich heimgekehrt. Peter war so alt wie Mutter und genau wie sie 1945 zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert worden. Doch ging sein Transport bei der Entlassung nicht ins Banat, sondern nach Deutschland. Von hier aus schlug er sich nach Österreich durch, wo er bis 1955 blieb, als er anlässlich eines Sterbefalls in der Familie wieder in die Heimat zurückkehrte. Vater hatte für die Heimfahrt zwei Waggons gemietet. Da die Getreidepreise im Bărăgan bedeutend günstiger waren als im Banat und ihm die Nutzung des Getreidespeichers zugesagt worden war, kaufte er Getreide auf Vorrat
Rückblick für die Anfangszeit. Peter half ihm beim Verladen und beim Transport. Mutter fuhr mit beiden Kindern und den Großeltern im Personenzug nach Hause. Wie auf der Hinfahrt hatte sie einen Säugling im Arm, doch diesmal ging der Weg in die Freiheit. Ein Ereignis hat sich mir tief ins Gedächtnis eingeprägt. Es war der 6. Februar 1956. Das Haus war leer geräumt, die Koffer waren gepackt, Vater war mit den Waggons unterwegs und wir waren alle abfahrtbereit. In Mantel, Stiefeln, Mütze und Schal eingehüllt, stand ich in der klirrenden Kälte. Es schneite und der Crivăţ pfiff sein trauriges Lied. Doch das war nun Schnee von gestern. Bevor wir diesen Ort für immer verlassen sollten, drehte Großvater noch eine Runde. Im Hühnerstall fand er ein Ei. Ehe ich’s mir versah, schlug Großvater das Ei auf und trank es leer. Verdutzt schaute ich drein. Doch Großvater sagte nur: „Nichts soll hier an uns erinnern. Los, auf geht’s nach Hause!“ Mit diesen Worten nahm er mich an der Hand und wir traten die Heimreise an. Ihn hatte die Verbannung am stärksten getroffen. Er freute sich am meisten auf sein Haus und seinen Hof in Billed. Genau drei Jahre in Freiheit waren ihm noch gegönnt, bis ihn am 16. Februar 1959 eine schwere Krankheit innerhalb von drei Wochen für immer von uns nahm. Auf dem Neugässer Friedhof wurde er in der Familiengruft beigesetzt. Nicht jeder hatte das Glück in Heimaterde bestattet zu werden. Großmutter Katharina Hehn erwartete uns schon ungeduldig. Bei ihr wohnten wir bis zum Eintreffen der Möbel. Unser Haus fanden wir in einem trostlosen Zustand vor. Ungeziefer hatte sich breit gemacht. Der Mörtel bröckelte an allen Ecken. Die Fußböden hatten den
111 Kolonisten als Brennholz gedient. Alles war heruntergekommen und verdreckt. Als der Schnee im Frühjahr zu schmelzen begann, entpuppte sich der Hof als Müllhalde. Andrei Braica war bereits ausgezogen. Er hatte sich den Großteil unserer zurückgelassenen Sachwerte angeeignet und war mit dem Beutegut auf und davon. Nach und nach zogen alle Kolonisten aus. Gherman Aronică war der erste. Zuletzt auch die Familien Marinescu und Manole. Beeindruckt von dem Getreidevorrat, den wir mitgebracht hatten, zogen sie in den … Bărăgan! Mutter meldete mich im Kindergarten an. Margarethe Weber, die bereits im September 1955 aus Dâlga entlassen worden war, nahm mich in Empfang. Anfangs beobachtete ich mit Skepsis die mir fremden Kinder, doch bald hatte ich neue Freunde gefunden. Endlich wurde ich getauft. Ich war fünf Jahre alt. Elisabeth Frick ging mit mir Hand in Hand zum Taufbecken. Pfarrer Wild erteilte mir seinen Segen. Am selben Tag erhielt auch mein sechs Monate alter Bruder das Sakrament der Taufe. Pferd und Kuh wurden gehegt und gepflegt wie liebe Familienangehörige. Mămăligă wurde gänzlich von der Speisekarte gestrichen. Das Klavier kam noch einige Male zum Einsatz, bis es in einer verstaubten Ecke auf dem Dachboden für immer verschwand. Den Betroffenen jedoch wird der Bărăgan für immer in Erinnerung bleiben. Auch den nachfolgenden Generationen. Nach der Generalamnestie von 1964 wurden die Häuser der Verbannten eingeebnet, Dörfer und Friedhöfe umgeackert. Gras sollte über die Sache wachsen. Kein Geschichtsbuch hat die Deportation je erwähnt. Valea Viilor, wie auch die anderen Deportationsdörfer, existieren nur noch in unserer Erinnerung.
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Rückblick Frau Elisabeth Pierre mit Anna Fost, geb. Slavik, beim Basteln mit Papier in Brateș. Foto: Ing. Johann Pierre
Die Geschwister Marianne und Katharina Gilde, nach überlebten 5 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion, nun mit ihrer Mutter, rechts sitzend, und ihren pflegebedürftigen Großeltern für weitere 5 Jahre in der Baragan-Deportation. Wie auch die anderen überlebenden Deportierten bekommen sie heute eine angemessene Entschädigung vom rumänischen Staat.
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1. Insbesondere Intellektuelle waren den physischen Belastungen weniger gewachsen. In dieser aus Möbeln, Teppichen und Schilfrohr errichteten Hütte lebte das Ehepaar Ing. J. Pierre mehrere Monate lang, bis es in ein Lehmhäuschen in Brates einziehen konnte. Beide sind im Baragan verstorben. 2. Bis 1956 wurden 76 Billeder in der Baragansteppe begraben. 7 Jahre später machte sich Nikolaus Seibert noch einmal auf den Weg zurück und brachte die sterblichen Überreste seiner Ehefrau und die seiner Mutter zur Beerdigung in ihre Heimat. Im Bild rechts, mit Tochter und Schwiegersohn. 2
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Die Familie Frank vor Ăźber 100 Jahren v.l.n.r. Frank Susanna, geb. GroĂ&#x; 1872-1934 Frank Lambert 1904-1977 Frank Elisabetha 1896-1915 Frank Barbara, verh. Jung 1900-1939 Frank Johann 1892-1961 Frank Michael 1902-1926 Frank Susanna 1894-1909 Frank Michael 1867-1915
Mundart
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Jägerlatein aus Billed
erzählt von Lambert Frank, aufgezeichnet von Robert Frank
Blässhingle fange De Vetter Kunrad - der Liej-Kunrad - is mol ans große Hanfwasser gang for Blässhingle fange. Schun vun weitm hat‘r e ganzi Halt gsiehn und hätt aarich gere e recht fettes verwischt. Was hat‘r gemach? Er is eenfach uners Wasser gschluppt, un is noh so 200-300 Meter weit unerm Wasser gschwomm, bis‘r uner de Hingle war. Noh hat‘r se dr Reih noh mit eener Hand an de Fieß angepackt un mit der aner Hand ihre Bruscht abgegriff, for schaue, wie fett se sin. Die magre hat‘r eenfach losgeloss, bis‘r ufmol e fettes Hingl verwischt hat. Das hat‘r noh feschtghal un is ufgetaucht. Die anre sin verschrock, un tschrrr - dervun gfloo.
Die Taub im Kessel De Vetter Kunrad war aa e prima Jäger geween. Eemol war‘r grad mit seiner Flint im Garte gstan, wie e große Tauweschwarm iwer sei Haus gfloo is. Er, net faul, hat‘s Gwehr angeleet, gezielt und abgedrickt. Een Taub is grad zum Raachfang ningfall un vun dort, was ment‘r, direkt in de Kessel mit kochichem Wasser, wu grad ufm uffne Herd gstan hat. Sei Weib hat gheert, dass was in de Kessel gfall is, hat ningschaut un gsaat: „Ei Jesses, e Taub! Na die kummt jo grad gut, ‘s is sowieso bal Mittach.“ Wie de Vetter Kunrad hemkumm is, war ‘s Paprikasch fix un fertich ufm Tisch gstan.
Robert Frank an seinem 86. Geburtstag im Jahr 2015
De Has dorchgschoss Anersmol war de Vetter Kunrad uf dr Hasejachd geween. Ee Has is em bal vor die Flint kumm; de Vetter Kunrad hat losgedrickt - und de Has grad in dr Mitt dorchgschoss. Die vorderi Hälft is awer dervungelaaf, nor die hinri Hälft is leije geblieb. Un so is halt es Hasebratl an dem Tach ziemlich schwach ausgfall.
So große Krumbire Awer aa als Bauer hat de Vetter Kunrad was produziert. In seim Garte hat‘r so große Krumbire ghat, daß sechs Sticker drvun e Virtlschaffl angfillt han. An eener enzich Krumbir han sei sechs Leit sich kenne sattesse, un‘s is noch Esse iwrich geblieb vor sechs Leit! Kukruz hat de Vetter Kunrad aach ghat, wie keener! Wann der zeitich war, hat‘r misse mit dr Leeter am Stengl nufkrawle, un die Kolwe mitm Beil abhacke.
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Was saan dann doo die Leit...
Elisbeth Martini/Johann Steiner
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Dorf – wie z.B. Billed – is aangeblich „eine grundlegende Siedlungsform der Agrarkultur“, awer aa „eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft“. On jed Gemeinschaft muss Werte, Norme on Regle han, dass das Mitnanner aa funktioneert. Jed Kind leert schon, was et soll odr net soll, was die anre in der Familie, in der Schul odr sonschtwo sich winsche, erwaarte. Aa die Erwachsne – die Große on Alde – richte sich meischtns drno, weil et ne wichtig is, was die Leit iwer se saan, weil se liewer gelobt wie ausgelacht, bekrittelt odr verspott genn. Das alles werd dorch gschriebne on ungschriebne Gsetze on Norme geregelt, awer aa dorch traditionelle Sprichwerter, Redewendunge on Vergleiche, wo sich iwer Johrhunerte als Wohrwerter on Volksweisheide erhall hann. Wo se herkomm sen, is net ganz klor, wichtich is, dass se sich erhall han on „erzieherisch“ gewirkt hann. Sie sen Werturteile, wo doch jede Schwob dorch sich, sei Familie on sei Wertschaft etwas wert hat sin wille. Do waar die Mänung von de Leit meischtns gschätzt: „Die Leit saan doch,..“ war e Leitlinie on hat vill im Dorf geregelt, nateerlich net alles. E gut organiseert Wertschaft waar em Bauer wichtich on hat sich aa in der Dorfgemeinschaft bemerkbaar gemach, so noh dr Aansicht: „E gude Schaffer (Organisator) is meh wert wie zehn Aarweider“. On Ausrede bringe do nix: „De Hätt on de Hat han noch nie was ghatt“. Aa positiv, awer meischtns negativ, waar et Urteil: „ Wie de Herr, so et Gscherr“, mit dem net nor et Phärdsgscherr gemennt waar, aa die ganz Wertschaft. Mr waar iwerzeit, dass jede sei „Image“ im Dorf selwer schafft: „Jede traat sei Haut selwer of de Maark“. Manche
Baure han alles „ruck-zuck“ gemach on hann alles, was ehre Aue gsien han, mit de Hänn mache kenne. Anre hanet etwas lockerer gsin, so noh dr Devise: „Die Aarweit is kä Krott, die hoppst net drvon“, „Was ich heit net mach, muss ich villeicht morje nimmi mache...“ Wann et net so eilich waar, hadet ghäsch: „Mer gehn doch net in de Schnitt“ on wann etwas net onbedingt ganz genau on scheen hat sen misse, is gsaat genn: „Das is doch net for in die Kärch“, was awer aa de hohe Stellewärt von dr Kärch on was drzu gheert hat, deitlich macht. On spaarsam waare die Baure frieher, was jo aa notwennich waar, wann mr an die Bedingunge denkt, unner denne se aus me Sumpfland die Kornkammer Banat gemach hann. Ältre Leit wisse immer noch: „Et Spaare fangt bei de Reibhelzer aan“, wann die Reibhelzer heitzutaach aa langsam ausm Gebrauch komme. Wegwerfe oder onnedich vertoon waar em Bauer zuwider: „For wenn brennt dann do et Licht, for die aarme Seele / Sinder?“ On alles is ofghob genn, hat bestimmt ämol noch verwendt kenne genn, mr hat net alles nei kaafe misse on kaafe kenne, vill is repareert genn. Manche waare do ganz große Meistre: „De macht noch aus Scheißdreck e Schmick“ (zum Knallen an der Peitsche), „Was dem sei Aue gsiehn, kenne sei Hänn mache“. Wer awer zu spaarsam, eigentlich geizich, gnausrich waar, von dem hadet ghäsch, „De tät jo am liebschte sei eigene Dreck fresse on sei eigene Großi verkaafe.“ For die meischte waar et awer e Warnung: „Noh em Spaare kommt et Zehre“. Gewarnt vorm Verschenke sen aa ältre Leit genn: „Mr soll sich net vorm Schlofegehn ausziehe“, dass se net alles hergenn, bevor et wirklich zu Enn geht.
Mundart Wann reiche Leit iwer Schwierichkeide geklaat hann, hat mr das net so ernscht gholl: „Nor die gelaadne Ween gärkse“. Manch äne waar aa iwerzeit: „Vom Holle is noch käne aarm genn“. Die minschte Leit han awer geglaabt: „Ungerecht glickt net“, „Dem sei Baam wachst aa net in de Himml“, „Hochmut on Stolz wachse of em Holz“. Die Bauerschleit han schwer aarweide misse, han dementsprechend aa gut gess, so noh dem Motto: „Esse on Trinke halle Leib on Seel zamm“, „Gfillte Kraut fillt em Bauer die Haut“, „Speck drickt weg“, „Wie äne esst, so aarweit ne aa“, „De esst wie e Halder“, „De is kä schlechte Esser, awer e gude Trinker“, „Mit dr Gawl is die Ehr, mitm Leffel kritt mr meh“. Iwerheblichkeit on „Wegwerfmentalität“ waar frieher schon net normaal: „Mer han et jo, hat de Märzluft gsaat, on hat die Gallrei in die Marascht geworf“. Kritisch-neidisch waar et aa gemennt, wann iwer anre Leit gsaat is genn: “Hätt mrs net, noh tät mrs net“. Aarich vill Sprichwerter on Vergleiche – also Werturteile der Gemeinde – beziehe sich of Eigenschafte on Verhaltensweise von Familien odr Einzelpersone: „Die senn wie Hunn on Katz“, wann immer gstriet is genn odr meh. „De ääne rafft die Stään, de anre werft se“- Teamaarweit im Negativen, „Äne Keile treibt de anre“, „E Weib kann meh mitm Scherz ausm Hof naustraan, wie de Mann mitm Waan rinfehre tut“. Hat etwas net gereicht, for das Ganze änre, hadet ghäsch: „Das macht et Kraut aa nimmi fett“, was aa heitzutach oft gsaat geft. Waar jemand schnell ausm Haische, waar ne „wiedich wie e Kretsch“. Waar ne verschloss, „hat ne sich net in die Kaarte schaue geloss“ odr „ is for Lache hinner de Raahfang gang“. Waar jemand net flink on fleißich, hadet vonm ghäsch: „De is aa noch net iwerm Laafe gfall“ on „De hat aa noch kä Strick verriss“, „Komm ich heit
117 net, komm ich morje“. „Wer nix macht, verderbt aa nix“ waar e praktisch Ausred on sicher im Sinn von: „Et geht doch nix iwer die Gemitlichkeit“, „De losst unser Herrgott e gude Mann senn“. Hat jemand zu vill gered, “is sei Maul wie e Enteaarsch gang“ odr „er is drinrom gfall wie de Michl im Mond“ odr „De red nor von de anre, dass ne selwer net an die Reih kommt“. Beim Kaartespille hadet ghäsch: „Kibitz, halt‘s Maul“, weil kä Rommsteher sich ninmische hat solle. Waar jemand noch zu jung for etwas, „waar ne noch net trocke hinner de Ohre“. Hat jemand net das Zeich ghat for e bestimmt Position, hat mer gsaat: „Wer for e Ulaker gebor is, werd nie e Knappmesser.“ Gewehnlich waar et jo so: “De Appl fallt net weit vom Baam“. Fantaseere, Luftschlesser baue hat mr aa frieher kenne: „De trämt wie die Gänz vom Kukruz“. Odr er hat gement: “Äns halt das anret, bis die Kuh im Keller gelee hat“. Hat mr jemand net for so witzich ghall, „waar ne so witzich wie em Schofhalder sei Knippl am dick Enn spitzich“. Vor rachsichtiche Mensche hat mr so gewarnt: „Mit dem is net gut Kärsche esse, de werft mit de Kääre“, awer mr hat aa gewisst: „Die Hunne, wo bille, beiße net“. Jemand beschwichtiche waar aa oft notwendich: „Me beese Hund werft mr e Stick Brot hin“; weil aa net immer jedc christlich ingstellt waar on verzeihe hat kenne, waar die Devise: „Wie du mir, so ich dir“, „Wer mich net will, de will ich schon dreimol net“. Waar mer aarich bees iwer jemand, is mr manchmol grob genn: „Geh im Hund sei Aarsch Bohne roppe“ odr „Geh im Hund sei Aarsch noh kommscht aa of kä Dorf!“ Hat jemand for anre erkennbaar was Unrechtes gemach, hat ne „in die Kleie gforzt“ on mr hat wenich Mit-
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Typisches Billeder und Banater Bauernhaus der 3. Generation mit erhöhtem Eingang, gemauerten Gangpfeilern, Gangmalerei sowie Barockgiebel in der Hauptgasse (366) in der Zwischenkriegszeit leid mitm ghat: „Wer net heert, muss fiele“, weil mr aa net „geger de Wind pronze soll“. Ausrede han die minschte aa immer gfonn: „E gud Ausred is meh wärt wie e Lääb Brot“, awer aa die Antwort drof waar dann: „Wann de Hund net gschiss hät, hätn de Haas gritt“, was bedeit hat, dass mr die Ausred net ernscht holt. Aa frieher is et bei de Weiwer oms Scheensenn gang on do waar dann oft das Fazit: „Das es so scheen wie Schellbachs Len on so nett wie Schellbachs Kätt“, awr aa „Das kann aa mit dr Halt laafe“, is also nix Bsonders. Geger‘t Iwertreiwe hadet ghäsch: „Wer immer scheen is, is nie scheen“. Waar e Mädche odr e Fraa zu empfindlich, hat mr gsaat: „Du bischt jo e Kreizche-rehr -mich- net- aan“. Hat mr ironisch de Kinner saan wille, dass se was gut gemach han, hadet ghäsch: „Du bischt meh wärt, wie e Hund, wo
Aaier fresst“, „mei Knecht“ odr „mei Maad“, was for die Kinner eigentlich ganz lieb gemennt waar. Wenicher moralisch-erziehend, awer noh mir aarich plastisch-bildhaft sin Wendunge on Vergleiche wie: „De odr das is mr graad in de Leffel gelaaf“, also wie gewinscht komm; „Die streide omem Kaiser sei Baart“, wannet om Onwichtichet gang is. Als wichtich hat mr awer äns schon gsien: „Geld regeert die Welt“ on „Die schenscht / bescht Krankheit is nix wärt“. Vom Winsche hat mr net vill ghall: „Winsche on forze kann mr im Leie“, awer mr is aa zum Schluss komm: „Die Gutheit is e Stick von dr Dummheit“, e Warnung geger Naivität on zu vill Mitlääd, was aa heit net sei Giltichkeit verlor hat. „Alles hat e Enn, nor de Worscht hat zwaa; manche behaupte er hät sogaar drei“.
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1. Billeder Mädels beim Volleyball-Spiel 1943 2. Mädchenkameradschaft 1943 Untere Reihe v.l.n.r.: Susanna Decker, verh. Ballmann Margarethe Merk, verh. Lauth; Barbara Rosani, verh. Welter Obere Reihe v.l.n.r.: Elisabeth Horbert, verh. Rothgerber Barbar Büchler, verh. Tasch; Elisabeth Klein 3. Billeder Mädels 1943 Stehend v.l.n.r.: Barbara Rosani, verh. Welter Elisabeth Slavik Elisabeth Thöresz, verh. Dugonitsch Margarethe Merk, verh. Lauth Susanna Decker, verh. Ballmann; Maria Kasper Elisabeth Horbert, verh. Rothgerber; Katharina Scheer Kniend v.l.n.r.: Katharina Adametz, Susanna Rammacher, verh. Krogloth Einsender: Barbara Welter
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Un de Zwetter han ich net gebraucht
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amstag, 9. Juli, 4.30 Uhr, Augsburg. Wir stehen auf dem Parkplatz und warten auf den Reisebus, der uns mitnehmen soll in das große Abenteuer Eisenbahn und Weltkulturerbe in Nordrumänien. Mein Bruder Manfred, mein Mann Sigi und ich wollen mit Sigis Kusine und deren Mann, der die Reise auch organisiert hat, in die Maramuresch, in die Bukowina und nach Siebenbürgen. Während ich noch überlege, ob ich auch wirklich alles Wichtige dabei habe, also auch einen „Zwetter“ für eventuell kühlere Temperaturen, kommt der Bus und wir steigen voller Vorfreude ein. Wir fahren über Linz und Wien nach Ungarn bis nach Eger, das ehemalige Erlau, unsere erste Station. Am nächsten Morgen machen wir bei schönstem Sonnenschein einen Stadtrundgang. Erlau ist ein schönes, kleines k.u.k.Städtchen. Es wurde wieder schön hergerichtet und erinnert in seiner Struktur und im Baustil an die anderen Städte der österreichisch-ungarischen Monarchie, die wir auf den Spuren der Habsburger bereits besichtigt haben: Temeschwar, Preßburg, Novi Sad, Pecs und viele andere mehr. Am Nachmittag fahren wir nach Lillafüred ins Bükkgebirge. Wer an Ungarn denkt, denkt an die Tiefebene und an die Puszta und eigentlich denke ich dabei immer auch an Billed. Doch, dass es auch ein Gebirge in Ungarn gibt, ist uns nicht so bewusst. Nachdem wir Palatschinken gegessen haben, fahren wir mit der Schmalspurbahn eine idyllische Strecke durch den Wald und wieder zurück. Auf dieser Reise werden wir mit drei Eisenbahnen fahren, eine in Ungarn und zwei in Rumänien. Am Bahnhof in Lillafüred haben wir noch Zeit für einen
Erika Weith
Langosch, der wirklich gut war und fast so wie daheim geschmeckt hat. Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Rumänien und bei Satu Mare über die Grenze. Dort erwartet uns unser Reiseleiter Terry, der perfekt Deutsch spricht. Er ist in Bukarest in die deutsche Schule gegangen und hat dort das deutsche Abitur abgelegt. Wir fahren nun weiter nach Sapanţa zum fröhlichen Friedhof. Er ist inzwischen Weltkulturerbe, weil er wirklich einzigartig auf der Welt ist. Auf den einheitlich hellblauen Kreuzen sind die Menschen, die hier begraben sind, aufgemalt und dazu noch die Art, wie sie ums Leben gekommen sind, z.B. ist ein Traktor abgebildet, wenn die Person einen tödlichen Unfall damit hatte. Der Mann mit einer Flasche am Mund hat wohl zu viel getrunken. Unter den Bildern ist dann noch in rumänischen Versen das Leben der Verstorbenen kurz skizziert. Ein wirklich beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Danach geht es weiter über Sighetu Marmației nach Vişeu des Sus. Nun befinden wir uns bereits in der Maramuresch. Wir übernachten im schönen Hotel Gabriela und bekommen vor dem Abendessen gleich einen 40Prozentigen serviert. Amerikanische Biochemiker haben übrigens herausgefunden, dass 10 bis 15 Minuten vor dem Essen angewendet, dies die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung fördert. Am nächsten Tag, es ist bereits Dienstag, folgt ein weiterer Höhepunkt der Reise, nämlich eine Fahrt mit der Wassertalbahn, einer Schmalspur-Dampfeisenbahn in das wildromantische Wassertal. Es ist eine kurvige Strecke am Fluss Vaser entlang.
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1. Erika, Manfred und Sigi am Bahnhof in Lillafüred 2. Fröhlicher Friedhof in Săpânța 3. Die Wassertalbahn bei Vișeu de Sus
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Das Wetter ist wunderbar, die Waggons sind an den Seiten offen, so haben alle einen tollen Blick auf die unberührte Natur. Nach einer Stunde hält der Zug an einer Wasserstation und wir haben die Gelegenheit, auf ein Plumpsklo zu gehen. Da haben Manfred und ich uns wie bei der Oma in Billed gefühlt, als wir als Kinder dort zu Besuch waren. Danach geht es weiter bis zur Endhaltestelle Paltin, wo uns Grillteller mit viel Fleisch, Mici und richtige „Ranke“ Brot erwarten. Das waren keine fein geschnittenen Scheiben, sondern richtig große Stücke Weißbrot. So haben wir sie früher bei der Oma in Billed auch gegessen. Zum Essen gibt es dann noch getanzte rumänische Folklore von zwei jungen Paaren in Tracht. Auch die Rückfahrt genießen wir sehr und haben dann
noch Gelegenheit, uns in Vişeu de Sus umzusehen. Es ist ein kleines verschlafenes Nest, in dem einst auch Deutsche gesiedelt haben, die sogenannten Zipser Deutschen. Sie waren aus der Zips in der Slowakei nach Rumänien ausgewandert. Am Mittwoch fahren wir nach Sighetu Marmației und besuchen den Markt. Das ist der Zeitpunkt,wo ich endgültig im Billed der 70er Jahre angekommen bin. Die alten Mütterchen an den Marktständen haben weite Röcke an und Kopftücher auf. Das Angebot war natürlich wesentlich reichhaltiger als früher in Rumänien. Wir können uns nicht satt sehen an Paprika, Pardeis, Kukruz, Krumbiere, Melone auf riesigen Stapeln, Vinete, Omorte, Brinze, Salami, Brot un weiße Bohne. Beim Bohnen-
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1. Die Nonne Tatjana erklärt die Bemalung des Moldovita-Klosters 2. Kloster Bârsana 3. Heu machen in der Bukowina 4. Schafskäse auf dem Markt in Sighetu Marmației 4
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kauf bei der Marktfrau kann ich nun meine vorher mühsam erworbenen Rumänischkenntnisse anwenden. Jetzt geht es weiter ins Izatal, das für seine jahrhundertealten Holzkirchen berühmt ist. Als erstes besichtigen wir das Kloster Barsana, eine große, sehr schön gepflegte neugebaute Anlage, die durch Spenden finanziert wurde. Allgemein haben wir sehr viele neue oder noch im Bau befindliche orthodoxe Kirchen gesehen. Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist wohl sehr groß, denn eine Kirchensteuer gibt es in Rumänien nicht. Danach fahren wir nach Bogdan Voda und besuchen die Holzkirche Sankt Nikolaus aus dem Jahr 1718. Sie ist innen komplett mit biblischen Motiven bemalt. Auch sie ist Weltkulturerbe, weil sie noch so original erhalten ist wie zu
ihrer Bauzeit. Noch immer leuchten die Farben auf dem Holz wie am Anfang. Auf der Weiterfahrt durch das Izatal fühle ich mich wieder zurückversetzt in eine schon lang vergangene Zeit. Die Menschen sensen mit der Hand, Pferdefuhrwerke kommen uns entgegen und die Leute fahren auf ihren schwarzen „Bizikle“ wie ich früher auch in Billed damit gefahren bin. Nur fahren diese Leute nicht aus sportlichen oder Freizeitgründen, sondern weil sie keine andere Alternative haben. Sie haben die Sensen oder Gabeln auf dem Rücken oder in der Hand, so wie einst in Billed. Nun brauchen wir eine Kaffeepause, für die wir an diesem heißen Tag ein schattiges Plätzchen suchen. Deshalb halten wir an einer alten Bahnhaltestelle, bauen un-
124 sere Ausrüstung auf, da kommt ein alter Mann mit einer Sense auf uns zu und fängt an zu erzählen. Er war früher der Bahnwärter, heißt Ioan und ist 72 Jahre alt. Wir bieten ihm einen Kaffee an, den er aber nur annehmen will, wenn wir seinen Selbstgebrannten probieren. Er geht rasch nach Hause und bringt seinen Schnaps mit. Er schenkt sich selbst zuerst ein, damit wir sehen, dass er in Ordnung ist. Dann bekommt jeder ein „Stampl“ voll eingeschenkt. Nun trinkt er auch von unserem Kaffee und erzählt weiter aus seinem Leben. Eine wirklich sehr anrührende und interessante Begegnung. An diesem Abend gibt es dann zum Abendessen Mamaliga und Sarmale natürlich nicht zu vergessen. Am Donnerstag geht es nun über den 1410 Meter hohen Prislop-Pass durch die beeindruckende Karpatenlandschaft hinein in die Bukowina. Dort wollen wir das Moldovița-Kloster besichtigen. Dieses Kloster ist eines von fünf Moldau-Klöstern, die allesamt zum Weltkulturerbe gehören. Die Kirche ist von einer Mauer umschlossen und innen und außen komplett bemalt. Gebaut wurde das Kloster 1532 und fünf Jahre später bemalt und das Verblüffende ist, dass die Farben wie eh und je leuchten. Nur auf der Nordseite sind die Malereien durch die Witterungseinflüsse beschädigt. Die Nonne Tatjana führt uns über eine Stunde durch die Kirche und erklärt uns alle, aber auch wirklich alle Bilder auf Deutsch. Sie ist unterhaltsam, witzig und man merkt ihr ihr ungeheures Wissen und ihre Hingabe zu Gott an. Sie kann die Führung übrigens in sechs verschiedenen Sprachen abhalten und duldet keine Verzögerungen. Wenn jemand trödelt ruft sie „Wir sind hier bei einer Besichtigung und nicht auf einer Beerdigung“. Dann kaufen wir noch ein Bukowina-Ei, denn die Bukowina ist auch für ihre Ostereier und deren kunstvolle Verzierung bekannt.
Reisen Nun wartet noch die Moldovița-Schmalspureisenbahn auf uns. Es geht durch ein schönes Tal, meistens direkt an der Straße entlang und so nah an den Gärten, dass man die Äpfel vom Baum pflücken könnte. Nach dieser netten Zugfahrt geht es weiter auf den Tihuța-Pass ins Dracula-Hotel in Piața Fantanele. An den Ständen davor gibt es alles zu kaufen, was man sich zu Dracula nur vorstellen kann: Dracula-Skelette, Dracula-Tassen, Dracula-Mützen, aber auch hochwertige rumänische Keramik und Folklore-Blusen. Nach dem Abendessen versammeln wir uns in einem kleinen schwach erleuchteten Raum im Keller. Dort erwartet uns eine als Dracula verkleidete Frau, erzählt ein bisschen was über Dracula und verkündet, dass als Höhepunkt im in der Mitte stehenden Sarg Draculas Überreste zu sehen sein sollen. Dazu wird es dunkel, es knallt, der Sarg geht auf und zu, und als das Licht wieder angeht, ist der Sarg verschlossen. Eine witzige, kleine Dracula-Show. Da der Dracularoman des irischen Schriftstellers Bram Stoker auch am Tihuța-Pass spielt, haben Touristen hier immer wieder nach den Spuren des Blutsaugers gesucht. Deshalb wurde dieses Hotel in den 80er Jahren hier gebaut. Der Roman selbst wurde schon 1897 veröffentlicht. Sein Autor aber hat den Erfolg des Romans leider nicht mehr erlebt. Am Freitag geht es schon wieder Richtung Heimat. Wir fahren über Nordsiebenbürgen an Bistritz vorbei und machen noch eine Stadtrundfahrt durch Klausenburg. Eine lebendige im Zentrum schön hergerichtete Stadt mit vielen Restaurants und Kaffeehäusern. Man sieht viele junge Leute, denn Klausenburg hat eine große Universität. Leider haben wir keine Zeit für einen Rundgang, aber einen Eindruck von dieser Stadt haben wir trotzdem bekommen.
Reisen Es geht weiter durch Siebenbürgen, wo wir noch viele, mal ehemals deutsche, mal ungarische Dörfer passieren. Und in Oradea verlässt uns unser Führer Terry, der uns sehr kompetent und kenntnisreich durch seine Heimat begleitet hat. Er hat auch all die Missstände angesprochen, unter denen Rumänien immer noch leidet, aber uns auch die Schönheiten seiner Heimat näherbringen können. Nach einer Übernachtung in Budapest geht es am Samstag über ÖsterreiVor einem typischen Holztor in der Maramuresch
125 ch wieder zurück nach Augsburg, dem Ende unserer Reise. Für mich und meinen Bruder war es eine Reise in die Vergangenheit und für Sigi war es sehr interessant, weil er durch mich und meine Herkunft auch ein besonderes Interesse an Rumänien hat. Es war ein Abenteuer mit so vielen Eindrücken in nur einer Woche bei fantastischem Sommerwetter mit nur blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen. Un de Zwetter han ich aa net gebraucht. Das Dracula-Hotel am Tihuta-Pass
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Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns
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ereits seit vielen Jahren ist es Tradition, dass der Karlsruher Kreisverband im Herbst für die Banater Landsleute eine mehrtägige Reise organisiert. In diesem Jahr waren wir vom 31. August – 4. September in Budapest. Teilgenommen haben 82 Reiselustige aus Karlsruhe und Umgebung, die mit zwei Bussen Richtung Osten fuhren. Der Weg führte uns über München, Salzburg, Wien nach Budaörs, ein Stadtteil von Budapest, wo wir in einem Vier-Sterne-Hotel Unterkunft fanden. Ziel der Reise waren die Besichtigung Budapests sowie eine Tagesfahrt in die Puszta.
Hedwig Gantner
Am Morgen des ersten Tages begrüßte uns der Reiseleiter aus Ungarn, ein pensionierter Lehrer, der sich als „Onkel Stefan“ vorstellte und uns die folgenden drei Tage sehr kompetent viel Wissen über Geschichte, Geographie und Ökonomie des Landes vermittelte. So erfuhren wir unter anderem, dass in Budapest etwa 2 Millionen Menschen leben, das sind 20% der Gesamtbevölkerung. Im Mittelalter war Székesfehérvár die Hauptstadt Ungarns. Durch den Zusammenschluss der drei Städte Buda, Óbuda (Alt-Buda) und Pest im Jahre 1873 wurde Budapest zur Hauptstadt.
Reisen Am ersten Tag stand die Besichtigung der flachen Pester Seite auf dem Programm. Den ersten Halt machten wir aber ausnahmsweise auf der Budaer Seite, auf dem Gellért-Berg mit seiner Zitadelle, die an das Revolutionsjahr 1848 erinnert und heute ein Kulturzentrum beherbergt. Ebenso befindet sich hier das Befreiungsdenkmal aus kommunistischer Zeit, welches heute als Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges steht. Von der Anhöhe hatte man einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Donau mit ihren zahlreichen Brücken, darunter die berühmte Kettenbrücke. Anschließend ging es über die Elisabethbrücke nach Pest. Unsere Stadtrundfahrt führte uns über die Rákóczi utca an Universität, Ostbahnhof, Fußballstadion, Technischem Museum, dem Zoo und dem Stadtwäldchen vorbei zum Heldenplatz. Mit seinen Denkmälern und Museen (Museum der Bildenden Künste und Kunsthalle) ist dieser Platz eine Art nationales Gesamtkunstwerk. Danach ging es über die Andrássy-Allee – der Prachtboulevard Budapests, der Baukunst, Kultur und den Lifestyle vereint – an der Oper vorbei zur St.-Stephans-Basilika. Diese größte Kirche Budapests ist ein neoklassizistischer Bau, benannt nach dem ersten König Ungarns, und beherbergt viele bedeutende Glasmalereien, Gemälde und Skulpturen. Den Rest des Nachmittags hatten wir zur freien Verfügung, eine gute Gelegenheit, das Parlament (kostenloser Eintritt) zu besichtigen. Die Ausmaße dieses imposanten Baus (Bauzeit: 1839 – 1902) sind gewaltig: Es ist an der Donauseite 268 m lang, hat eine 96 m hohe Kuppel und fast 700 Räume. Der bedeutendste Schatz, der sich hier befindet, ist die hochverehrte Stephanskrone – die Heilige Krone. Ein Highlight dieser Reise war die Abendfahrt auf einem Restaurantschiff auf der Donau. Eine magische
127 Idylle, die wir bei der beeindruckenden Beleuchtung vor allem von Parlament und Kettenbrücke erleben durften. Am Vormittag des zweiten Tages stand der Stadtteil Buda mit dem Burgviertel, der Fischerbastei und der Matthiaskirche auf unserem Reiseprogramm. Mit jedem Meter, den unser Bus den Burgberg hinauf fuhr, wurde das Panorama prächtiger. Der schönste Ausblick auf die Stadt eröffnete sich uns. Die Fischerbastei, eine neoromanische Anlage aus dem 19. Jahrhundert, und die Matthiaskirche, die Krönungskirche des österreichischen Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth (Sissi) zum ungarischen Königspaar, konnten wir hier besichtigen. Um die Mittagszeit erreichten wir die Zentrale Markthalle. Ihre Architektur, das bunte Treiben und das große Warenangebot – nicht zu vergessen die Langos – machen sie zu einem beliebten Hauptstadttreffpunkt. Den Nachmittag verbrachten wir in Gödöllő, um das berühmte Schloss zu besichtigen. Es ist die größte barocke Anlage in Ungarn und nach Versailles die zweitgrößte überhaupt. Hier wohnte die österreichische Kaiserin und ungarische Königin Elisabeth für einige Zeit mit ihrem Gemahl Franz Joseph. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier sowjetische Soldaten einquartiert, später war es ein Altenheim. Nun ist es restauriert und steht in vollem Glanze da. Heute finden in den Räumen des Öfteren Veranstaltungen und Konzerte statt. Am letzten Tag fuhren wir ca. 80 km von Budapest in die Puszta, den Landstrich zwischen Donau und Theiß. Hier besichtigten wir eine typisch ungarische Csárda namens „Biczó Csárda“, die sich auf Pferde bzw. Pferdedressur spezialisiert hat. Die Pferdehirten, die sogenannten Csikóse, führten uns eine wunderbare Pferdeshow vor.
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Empfangen wurden wir mit Barackpálinka (Aprikosenschnaps) und warmem Flammkuchen direkt aus dem Backofen. Der Flammkuchen sah aus und schmeckte, als hätte ihn die Oma früher im Banat gemacht. Nach der Begrüßung fuhren wir gemeinsam mit 5 – 6 Kutschen zur ca. einstündigen Pferdeshow. Ein weiteres wichtiges Element außer den Pferden war natürlich die Peitsche, mit der die Show noch interessanter wirkte. Bis zu zehn Pferde wurden von einem einzigen Czikós gelenkt, was wahrlich beeindruckend war. Anschließend gab es ein schmackhaftes, reichhaltiges Mittagessen mit Wein sowie Kaffee und Kuchen. Dazu
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genossen wir angenehme Tischmusik von einer kleinen Live-Band. Unser letzter Tag wurde somit gelungen abgerundet. Gegen Abend fuhren wir wieder zurück zum Hotel, wo wir leider bereits Koffer packen mussten, denn am nächsten Morgen ging es zurück nach Karlsruhe. Dass wir unseren Horizont nun ein kleines Stückchen erweitern konnten, verdanken wir nicht zuletzt dem Ehepaar Gerlinde und Werner Gilde, die uns immer wieder solche Reisen ermöglichen. Ihnen – und ich glaube im Namen aller Mitreisenden zu sprechen – gilt ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön.
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1. Reit- und Geschicklichkeits-Vorführung der ungarischen Pferdehirten, den Tschikoschen 2. Das Einzelhofmuseum in der Biczó Tscharda 3. Die Häuser sind typisch für die ungarische Tiefebene und uns auf Anhieb vertraut 4. Zur Besichtigung des aus 60 Pferden, vor allem Lipizzaner, bestehenden Gestüts 5. Kutschfahrt in der Naturlandschaft des ungarischen Nationalparks Kiskunsági
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Rückblick
Sodawasserherstellung in Billed
Erika Weith nach Schilderungen von Margarethe Weber und Franz Krogloth jun.
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ie das Trinkwasser so gehört auch das Sodawasser zur Billeder Geschichte. Es gab mehrere Hersteller, so wie Ignaz Tenner, Peter und Katharina Divo, Lorenz Koch, Franz Krogloth, Josef Mann, Johann Pitzer, Nikolaus Hellberg und Franz Gebel. Sie alle hatten eine Sodawassermaschine zuhause. Margarethe Weber erinnert sich daran, dass ihre Eltern Peter und Katharina Divo ihren Kaufmannsladen aufgaben, der sich neben dem Hof des großen „Wertshaus“ befand und im Hof ihrer Großeltern einen zweiräumigen Bau für die von Familie Betsch gekaufte Sodawassermaschine gebaut haben. In der Mitte des ersten Raumes standen ein Zylinder, ein Manometer und ein Druckbehälter mit Kohlensäure. Im zweiten Raum befand sich ein Benzinmotor, der mit der Hand angekurbelt wurde. Mit diesem vermischte man das Wasser und das Gas im Druckbehälter. Das Wasser kam über eine unterirdische Leitung aus dem eigenen Pumpbrunnen im Hof. Das Sodawassergemisch wurde dann in die mit einem Hebel versehenen Sodawasserflaschen gedrückt. Franz Krogloth, der auch eine Sodawasserabfüllanlage betrieb, hat dafür extra einen Tiefbrunnen bis auf 120 Meter Tiefe bohren müssen. An seiner Maschine befand sich ein Korb aus Metallgeflecht für den Fall, dass beim Einfüllen des Sodawassers die Flasche zerspringt. In diesen Korb steckte man die Flasche in einem 45-Grad-Winkel mit dem Boden nach oben. Mit einem Hebel öffnete man das Flaschenventil und mit dem Fuß aktivierte man das Volllaufen. Wenn die Flasche nicht voll wurde, konnte man Druck ablassen und nachfüllen. Die befüllten Fla-
schen wurden in Holzkisten auf einen Plattwagen geladen. Mit diesem lieferte man sie in Billed an Gasthäuser und Geschäfte zum Weiterverkauf an die Kunden. Werner Gilde erinnert sich noch daran, dass er mit dem Dreirad eine Sodawasserflasche mit dem „Lischezecker“ geholt hat. Die leeren Flaschen wurden mit dem Wagen auch wieder zum Neubefüllen abgeholt. Zu meinen schönsten Erinnerungen an unsere Besuche in Billed gehören die Fahrten mit meinem Opa mit dem Pferdewagen. Einmal hatten wir auch Sodawasser ausgeliefert. Ich weiß nicht mehr warum und an wen. Noch heute sehe ich die schönen bauchigen, grünen und weißen Flaschen vor mir. Als Kinder haben wir natürlich gerne Wasser aus den Sodawasserflaschen in die Gläser gespritzt. Immer nur ein wenig, damit man möglichst oft nachspritzen konnte. Als wir zu Besuch bei den Großeltern waren, gab es immer Sodawasser zu trinken. Noch früher war Sodawasser nicht jeden Tag im Haus. Es wurde zu besonderen Anlässen gekauft: zur Schlacht, an Feiertagen oder wenn die Kinder krank waren. Auch die Reparatur gehörte nach den Erinnerungen von Franz Krogloth zu den Aufgaben der Betreiber. Hebel, Dichtungen, Federn, Ventile und Gewindestücke mussten regelmäßig gewartet werden. Ebenso mussten die Flaschen immer wieder zerlegt werden, um Ablagerungen wie Kalk und Rost zu beseitigen, denn dadurch wurden sie unansehnlich. Die Familie Divo und die Familie Krogloth stellten auch Limonade her. Franz Krogloth nennt die Limonade Citro und berichtet, dass damit viel Arbeit verbunden
Rückblick war. Die Flaschen mussten einzeln mit einer Flaschenbürste gereinigt werden und mit einem Trichter und Messbehälter die richtige Menge Konzentrat eingefüllt werden. Dann kam das Sodawasser dazu und die Flaschen wurden mit Kronkorken verschlossen. Auch dafür gab es eine Vorrichtung. Mit einem Magnet wurde der Kronkorkenrohling gehalten und von unten musste die Flasche über einen Hebel gegen den Kronkorken gedrückt werden, der sich dann über die Flaschenöffnung legte und dicht verschloss. Bei Familie Divo hieß die Limonade Kracherl und wurde einige Jahre lang produziert. Sie wurde in Flaschen hergestellt, die man mit einer Glaskugel verschloss. Um an das Getränk aus Sodawasser und Himbeer- oder Kirschsirup zu kommen, war es nötig, die Glaskugel mit dem Finger in die Flasche zu drücken. Diese Art der Sodawasserproduktion setzte sich auch in der kommunistischen Zeit fort, als die Cooperativa, also die Genossenschaft, die Sodawasserfabrik der Familie Divo übernahm und der Vater von Margarete Divo als Angestellter in seiner ehemaligen Fabrik arbeitete. Als 1951 die Familie in den Baragan verschleppt wurde, übernahm Josef Mann diese Stelle. Nach 1955 führte Peter Divo nur noch kurze Zeit die Produktion. Leider kann man nicht mehr feststellen, wieviel das Sodawasser und die Limonade gekostet haben. Heute kann man bedenkenlos Mineralwasser, ob still, sanft oder spritzig, in Plastik- oder Glasflaschen und Limonade in unvorstellbarer Auswahl an jeder Ecke kaufen. Wie aufwändig und mühsam jedoch war die Sodawasserherstellung in früherer Zeit. Aber vielleicht hat man es deshalb auch mehr geschätzt. Die letzte Sodawasserflasche in unserer Heimatausstellung
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Rückblick
Betonbunker bei Billed
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enn man, von Temeschwar kommend, Richtung Hatzfeld bzw. jugoslawische Grenze fährt, kann man auf den Feldern rechts und links der Landstraße Erdhügel mit Gestrüpp, meist Schlehdornhecken, erkennen, die so nicht in die flache Landschaft passen. Unter diesen Hügeln befinden sich massive Betonbunker, die Anfang der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit großem Aufwand gebaut wurden. Nachdem Tito, der damalige jugoslawische Staatschef, von Stalin als nicht mehr linientreu eingestuft wurde, haben die sowjettreuen Vasallenstaaten, darunter auch Rumänien mit seinem Partei- und Staatsführer Gheorghe GheorghiuDej, angefangen, die Grenzen zu Jugoslawien mit militärischen Verteidigungslinien zu festigen. So kam es zu diesen Bauten unter der Erde und bis leicht über der Erde. Es entstanden neue Kasernen unweit der Gemeinden Kleinbetschkerek und in der anderen Grenzrichtung StamoraMorawitz bei Jebel. Auf dieser Route waren später deutlich sichtbare Artillerie-Bunker hinter Mauern von absichtlich unfertig belassenen Ziegelmauern zu sehen. Die Befestigungen verliefen kontinuierlich von Curtici bis nach Orşova. Sie trafen auf die Befestigungen, die die Bulgaren Richtung Süden bauen mussten. Entlang einer Demarkationslinie sprach man von akuter Kriegsgefahr. Nicht nur Rumänien und das benachbarte Ungarn mussten ihre Grenzgebiete zu Jugoslawien weiträumig befestigen, sondern auch die anderen kommunistischen Staaten, die eine gemeinsame Grenze mit Jugoslawien hatten. Die Bauarbeiten wurden von Soldaten durchgeführt, aber die Bewohner aus den angrenzenden Dörfern mussten mit ihren Pferdefuhrwerken,
Werner Gilde
wenn sie noch welche hatten, das Baumaterial bis in die Nähe der Baustellen fahren. Als ich in diesem Sommer in Billed war und Peter Trendler erzählte, dass ich zu den Bunkern fahre, um Bilder zu machen, erklärte er mir, dass es damals möglich war, sich von diesem Frondienst zu drücken, indem man zur Feuerwehr ging. Kommandant der damaligen freiwilligen Feuerwehr war Stefan Guiu. Ich fuhr dann, ausgestattet mit meinem Fotoapparat und dem Fahrrad vom Deutschen Demokratischen Forum, über die Sauerländer Brücke Richtung Knes und Hodoni. Hier kommt die Bunkerlinie von Kleinbetschkerek. Im Zentrum von Kleinbetschkerek gab es auch einen Bunker, der mittlerweile abgetragen wurde. Ich machte dann einige Fotos von den hier vorfindlichen drei Typen von Bunkern. Bei den Erntearbeiten, die wir ab der fünften Klasse jedes Jahr zum Schulbeginn unterstützen mussten, fielen uns Jungen diese Bunker auf, als wir in der Nähe Mais lieschen mussten. Unsere Neugier war geweckt und so beschlossen wir, am Nachmittag zu den Bunkern zu fahren. Damals war es noch möglich, in einige dieser Bauten hineinzugehen. In den meisten hatte sich über die Jahre Wasser angesammelt. In einem der Bunker hatte sich ein wandernder Schafhirte eingerichtet. Dort hingen ein halbes Schaf und einige Wollsäcke mit Brot an der Decke. Aus Angst vor unliebsamen Begegnungen verschwanden wir schnell aus dem Bunker. Einen anderen Bunker gibt es auch an der Bahnlinie in Billed. Dieser wurde aber schon 1940 von den reichsdeutschen „Lehrtruppen“ gebaut und im Rahmen die-
Rückblick
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Verschiedene Bunkertypen für Flack und Maschinengewehr: Hier wurde seit über 60 Jahren nicht mehr geerntet. ser Anti-Tito-Bauaktion noch verstärkt. Es wurden tausende von Tonnen Stahleisen und Beton verbraucht. Es war für den Staatshaushalt Rumäniens damals eine riesige Belastung. Zurück zu den Bunkern zu den Zeiten von Tito. Zum Glück kam es nicht zu einem Krieg, wo doch an der Grenze einzelne Schusswechsel stattfanden. Eine bestimmte rote Linie wurde niemals überschritten. Keiner hatte Interesse daran, dass die Lage sich verschärft. Der Konflikt zwi-
schen der Sowjetunion und Jugoslawien wurde mit dem Tod von Stalin beigelegt. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Rumänien und Jugoslawien wurden 1955 wieder aufgenommen, als man über den Bau des Wasserkraftwerkes am Eisernen Tor an der Donau sprach. Die Befestigungen wurden nutzlos und erinnern heute noch an die Zerbrechlichkeit des Friedens, den wir heute viel zu oft als selbstverständlich annehmen. Auch zwischen Nachbarstaaten.
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Rückblick
Ein Billeder beim Studentenaufruhr 1956 in Temeswar
Hans Martini
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Jahre sind seit den Studentenereignissen von 1956 in Temeswar vergangen, die ich als Student der Hydrotechnischen Fakultät als „Zufallsopfer“ erlebt habe. Infolge der kritischen Äußerungen von Nikita Chruschtschow nach dem Tode Stalins 1953 an der stalinistischen Politik regten sich auch in den Satelitten-Staaten Moskaus antikommunistische Bewegungen in der Tschechoslowakei, der DDR, 1956 in Polen und Ungarn. Für Rumänien war der Ausbruch der ungarischen Revolution im Oktober 1956 wie ein politisches Erdbeben, was dann auch zur antikommunistischen Studentenbewegung in Temeswar führte. Mit allen Mitteln versuchte die rumänische kommunistische Regierung daher, die ungarischen Ereignisse in falschem Licht zu präsentieren. Doch der Aufruhr war so nicht zu stoppen, die Studentenbewegung legte ihre Hauptziele fest: Solidarität mit den ungarischen Studenten als Vorkämpfer der ungarischen Revolution, Verurteilung des kommunistischen Systems in Rumänien als Hauptschuldigen und Komplizen bei der Unterjochung des Landes durch die Sowjets, als Regierung des Terrors und der Verbrechen, als Hauptschuldigen am wirtschaftlichen und sozialen Desaster, am Missstand des Unterrichtswesens und der Missachtung der Menschenrechte... Am 27. Oktober boykottierten die Studenten die von der Fakultäts-Leitung organisierten Gruppensitzungen, die das Übergreifen der Bewegung verhindern sollten. Zwischen dem 28. und 29. Oktober wurde die Initiativgruppe für den Kampf und das Anwerben auch anderer Bevölkerungsgruppen gegründet. Das waren vor allem Mechanik-Studenten, die für den 30. Oktober um 14
Uhr eine große Studentenversammlung organisierten, zu der auch die Rektoren des Hochschul-Instituts und die in Temeswar anwesenden Vertreter der Staatsmacht eingeladen waren. Die versuchten noch das Meeting als illegal zu verbieten, zumal öffentliche Zusammenkünfte zu der Zeit untersagt waren. Der Hörsaal der Mechanik-Fakultät war jedoch so überfüllt, dass man in die StudentenKantine ausweichen musste. Es erschienen auch die Vertreter des Zentralkomitees der Rumänischen Arbeiterpartei Petre Lupu und Ilie Verdet. Unter dem Druck der explosiven Stimmung versprachen diese, die Forderungen dem Zentralkomitee vorzulegen und in 3 Tagen darauf zu antworten und versicherten die Anwesenden, dass niemand wegen der diskutierten Probleme zu leiden haben wird. Teodor Stanca, einer der Organisatoren erinnert sich an ihre Forderungen: Abzug der Sowjettruppen aus Rumänien; Verzicht auf Personenkult, Wirtschaftskontakte zu kapitalistischen Ländern; Pressefreiheit; Abschaffung der landwirtschaftlichen Quoten (Abgaben); Streichung der russischen Sprache aus den Lehrplänen; Zugang zur Weiterbildung auch der Kinder vormaliger „Ausbeuter“... Nachdem die Partei-Bonzen den Raum verlassen hatten, wurde die Forderungs-Liste, die an die nationale und internationale Presse gehen sollte, noch ergänzt. Ein Komitee aus Vertretern der verschiedenen Fakultäten wurde gegründet und beschlossen, im Falle von Verhaftungen Streiks und Kundgebungen zur Befreiung zu organisieren. Unter Rufen nach Demokratie und Freiheit wurde um 20 Uhr das Meeting geschlossen und auf die nächste Zusammenkunft am 2. November 1956 verwiesen. Doch
Rückblick schon während der Debatten wurde das Gebiet von der Securitate, der Miliz und den Soldaten umzingelt. Um 21 Uhr schritt man zu Vergeltungsmaßnahmen: Die Mechanik-Studenten wurden gewaltsam aus ihrem Heim wieder in die Kantine gebracht, wo die ersten 8 Redner der Kundgebung verhaftet und der Rest in Lastkraftwagen gepfercht unter Bewachung zur Kleinbetschkereker Kaserne gebracht wurden (18 km von Temeswar entfernt). Am 31. Oktober fand zur Unterstützung der Studenten eine Straßendemonstration statt, meist Agronomie-Studenten, die am Meeting der Mechanik-Studenten nicht teilgenommen hatten. Sie zogen über die Bega-Brücke gegen die Kathedrale. Auch sie wurden umzingelt und per Lastwagen zur Kaserne in Kleinbetschkerek gebracht. Dabei bewarfen die Studentinnen aus den Fenstern des Wohnheims von vis-a-vis der Kathedrale die Soldaten mit verschiedensten Gegenständen, während sie antikommunistische Parolen riefen und die Freilassung der Verhafteten forderten. Sie wurden anschließend in die Kaserne in der Lippaer Straße gebracht. Die Medizin-Studenten verweigerten den Dialog mit der Obrigkeit, traten in den Hungerstreik, barrikadierten sich im Heim, wurden am 1. November gewaltsam entfernt, dabei wurde sogar geschossen und letztendlich wurden auch diese Studenten nach Kleinbetschkerek gebracht. Die ganze Stadt wurde von patroullierenden Soldaten mit Panzern kontrolliert, Fakultäten und Studentenheime waren geschlossen, auf Straßen und an Bahnhöfen wurden Studenten verhaftet. So auch H.M., der am Mittwoch heim nach Billed gefahren war und Donnerstag mit dem Frühzug nach Temeswar kam. Voller Miliz war der Bahnhof, da alle Ausweise der Ankommenden kontrolliert wurden. Pendler hatten einen Firmenstem-
135 pel im Ausweis, Studenten keinen. So kam es, dass Hans Martini auch festgenommen wurde. In dem Bahnhofsgewimmel riefen ihm Billeder zu: „Lauf weg, wir stellen ihm Fuß, dass er hinfällt.“ Zu der erwähnten Kaserne gebracht, gab es Eisenbetten, aber kein Bettzeug, man schlief angezogen auf dem Eisengitter. Aus der Wasserleitung lief nur rostbraunes untrinkbares Wasser. Zu essen gab es am ersten Tag nichts, am Freitag ein armseliges Frühstück und zu Mittag Graupen mit ranzigem Speck. Und der Zaun wurde durch Stacheldraht gesichert, gerade als sie fliehen wollten. Am Samstag wurden alle wieder nach Temeswar gebracht, verhört und nach Verdächtigung gesichtet. Wer sich von den Forderungen der Bewegung lossagte, wurde freigelassen. Um weiter studieren zu können, mussten die Studenten auch eine diesbezügliche Erklärung unterzeichnen. 6 Mechanik-Studenten, ein Universitäts-Assistent und ein Student der Bau-Fakultät wurden am 15.-16. November 1956, die größere Gruppe von 23 Studenten am 20.21. Dezember verurteilt. Bis zu 8 Jahren Gefängnis und Arbeitsdienst im Donaudelta wurden die Studenten für Verbrechen gegen die Staatsordnung verdonnert. Nach Strafverbüßung ließen sie sich auch nicht von der Securitate anwerben. Ihr Wortführer wurde nach 1989 Vorsitzender des Vereins der vormaligen politischen Häftlinge. Bis 1958 dauerte das Ausschließen und Wiederaufnehmen der Unschuldigen zum Studium. Ein strenges Regime wurde an den Hochschulen eingeführt, auch viele Lehrkräfte mussten als sogenannte „Volksfeinde“ Strafen hinnehmen. Hans Martini wurde wegen einer Verwechslung festgenommen. Während er heimgefahren war, schlief einer der Organisatoren in seinem Bett im Studentenheim.
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Malerei
Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin
Brigitte Hehn
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atharina, verheiratete Fronius, geboren am 13. Mai 1935 in Kleinjetscha als einziges Kind der Familie Naumann, entdeckte schon früh ihre besondere Neigung zur bildenden Kunst. „Zum Thema Malen...“, weiß sie zu berichten, „bereits mein Vater konnte schön malen.“ Leider war es ihm nicht vergönnt, seine Tochter lange zu unterstützen, denn als Kathi drei Jahre alt war, musste der Vater zunächst zum Militär und danach in den Krieg. Mit der Mutter allein zu Hause, gehörte es unter anderem zu ihren Pflichten, im Haushalt mitzuhelfen und den einen oder anderen Einkauf zu erledigen. Doch als ihre Mutter sie einmal losschickte um Hefe zu kaufen, machte sich Kathi zwar auf den Weg, kam aber mit Malstiften nach Hause zurück, anstatt mit der begehrten Backzutat... Der Wunsch nach der Förderung ihres Talentes ging nach dem Abschluss ihrer Schuljahre in Kleinjetscha und Großjetscha in Erfüllung, als sie ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin in der Pädagogischen Lehranstalt in Temeswar begann. Dort gehörte es zur Aufgabe der Schülerinnen, die im Unterricht benötigten Anschauungsmaterialien selbst zu entwickeln und zu gestalten. Bald schon erkannten die Mitschülerinnen Kathis besondere künstlerische Begabung und so kam es, dass sich jede einzelne bei ihr einfand und sie um Unterstützung bat, sobald neue Lehrmittel für Unterrichtszwecke benötigt wurden: „Kathi, kannst du mir die Bilder für den Unterricht malen?“, wurde sie gefragt und natürlich machte sie sich eifrig an die Arbeit, die für sie eine besonders freudige Tätigkeit darstellte, in die sie sich allzu gern vertiefte, wo ihre Fantasie
sich frei entfalten konnte. An ihren eigenen Unterricht zum Thema „Sonnenkäfer“ erinnert sie sich noch lebhaft, denn jene Stunde war ein voller Erfolg - nicht zuletzt der besonderen Bilder wegen, die sie dabei eingebracht hatte: Ein buntes, selbst gemaltes Landschaftsbild mit einer Gartenbank führte ins Geschehen, auf welcher, unter Hinzuziehen von etwas Klebstoff, nacheinander Käfer in unterschiedlicher Größe Platz nahmen, die Kathi aus Nußschalen gebastelt, rot bemalt und mit schwarzen Punkten verziert hatte. Sogar den dazu passenden Kinderreim, der in den Unterricht einfloss, kann sie noch heute auswendig aufsagen, so sehr ist ihr jenes Erfolgserlebnis im Gedächtnis geblieben. In der Pädagogischen Lehranstalt vergingen drei Lehrjahre wie im Flug, doch dann war Schluss: Katharina war plötzlich nicht mehr erwünscht, nicht mehr zugelassen, man schloss sie vom Unterricht aus! Ihr Vater war der Grund, oder vielmehr die Tatsache, dass dieser nach dem Krieg in Deutschland geblieben und nicht nach Hause zurückgekehrt war. Wie sehr der abrupte Abbruch der Ausbildung Katharina damals zu schaffen gemacht hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Der nächste Schicksalsschlag ließ nicht lange auf sich warten, denn bald schon wurde ihre Mutter zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Der Traum von Selbstverwirklichung rückte für Kathi in weite Ferne. Doch dann hatte sie Glück, sie fand eine Anstellung in einem Büro. Als Ausgleich zu diesem eher unkreativen Beruf begann sie wieder mit Freude zu malen. Später, nach ihrer Heirat in Billed, wagte sich Katharina an großformatige Arbeiten und gestaltete ganze Hausgänge mit fanta-
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Verschiedene Stoffmalereien 1. Wandschützer mit Landschaften 2. Mit zarten Blüten verzierte seidene Trachtentücher 3. Verzierte seidene Tücher mit zarten Blättern und Blüten
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Milchkannen mit Blumenmotiven sievollen Landschaftsmalereien in Ölfarbe, die den Hausbesitzern und Auftraggebern sicherlich das Gefühl gaben, sich einen Hauch von Luxus leisten und beim Betrachten in eine ferne, fremde Welt eintauchen zu können. Allein bei den Landschaftsbildern blieb es nicht, denn Katharina widmete sich auch der Stoffmalerei und entwarf bald ganze Küchengarnituren. Sie malte Oster- und Weihnachtskarten, gestaltete Ostereier und Geburtstagskarten, die bei den Billeder Bewohnern, bei Rumänen wie Deutschen, gleichermaßen begehrt waren. Sie bemalte Milchkannen mit Blumenmotiven, Wandschützer mit Landschaften und verzierte seidene Trachtentücher mit zarten Blüten. Es folgten unzählige Bilder mit Obst- und Blumenmotiven. Viele ihrer mit Tiermotiven bemalten Kissen fanden als Geschenkartikel den Weg in andere Länder. Doch Katharina führte auch einfache, handwerkliche Arbeiten aus. So malte sie Innenräume mit der Rolle aus
Malerei und ergänzte die verschiedenen Motive oft mit handgemalten Blumen, die sie mit dem Pinsel auftrug. Sie beschriftete Straßenschilder, bemalte Küchen - oft auch flächenweise mit Ölfarbe über dem Herd. Sie gestaltete Bäder und Decken. Durch ihre Kreativität hat Katharina vielen Menschen über lange Zeit hinweg in der alten Heimat eine bleibende Freude bereitet und so manchem Ausgewanderten ein liebes Andenken an - oder Mitbringsel aus - Billed beschert. Als sie im Dezember 1980 mit ihrer Familie nach Deutschland zog, setzte sie ihre gestalterische Tätigkeit ohne Unterbrechung fort. So kommt es, dass heute unzählige bayerische Bocksbeutel Katharinas künstlerische Handschrift tragen und ihre aufgemalten blauen Kornblumen, der rote Klatschmohn und die wilden Margeriten auf den flachen, breiten Flaschen dem Auge nicht weniger Genuss bieten, als der Inhalt dem Kennergaumen. Katharina gestaltete und gestaltet Wandteller mit Landschafts- und Tiermotiven, für Trachtenliebhaber und -vereine knüpft und bemalt sie Schultertücher, wobei ihr bevorzugtes Motiv - blaue Rosen - ein wahrer Blickfang und besonders beliebt sind. Ja, auch der eine oder andere fesche „Kerweihbub“ dürfte an Katharinas schwungvollen Motiven, die bei Festen die Bänder seines Kirchweihhutes schmücken, immer wieder seine helle Freude haben! Durch ihren Fleiß und ihre ungebrochene Leidenschaft zum Kreativen ging Katharinas Lebenstraum letztendlich doch noch in Erfüllung, allen Hindernissen und Steinen zum Trotz, die ihr das Leben anfangs in den Weg gelegt hat. Möge ihr die Schaffensfreude noch viele Jahre erhalten bleiben - dies wünschen ihr die Billeder Landsleute.
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Eines der letzten Billeder Bauernhäuser mit Wandmalereien am Gang, wie sie früher üblich waren. (Krogloth, Hauptgasse; heute Andrasch I.)
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Malerei
Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn
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chmächtig habe ich, seine vormalige Deutsch- und Klassenlehrerin, ihn in Erinnerung und gestehe heute offen, dass ich recht wenig über meinen sonst unauffälligen Schüler gewusst habe. Was ich jetzt nachzuholen versuche. 1960 in Billed geboren, besuchte Kari – von allen so genannt – da die 8-Klassen-Schule, nahm aber schon hier Privatunterricht in Zeichnen und Malen bei Zeichenlehrerin Lucia Popa, die früh sein künstlerisches Talent erkannt und gefördert hat und mit der er bis zu seiner Umsiedlung nach Deutschland Kontakt hatte. Auch während der Schulzeit am Industrielyzeum Nr. 8 besuchte er im Abendunterricht am Kunstlyzeum Ion Vidu Temeschburg die Klasse von Leon Vreme und dessen Ehefrau Xenia, anerkannte Maler und Grafiker Temeschburgs. Schon damals wurde eines seiner Bilder für die Malerei-Ausstellung in der Bastei ausgewählt. Außerdem war Karl Balogh auch freier Mitarbeiter der Banater Zeitung, die einige seiner Gedichte und Artikel in banatschwäbischer Mundart veröffentlichte. Zudem war er auch im Billeder Gemeinderat tätig. Nachdem jedoch seine Mutter über Jugoslawien nach Deutschland geflohen war, wurde auch Karl wegen Fluchtversuchs verhaftet, zu zwei Jahren im Rahova-Gefängnis verurteilt, nach vier Monaten entlassen. Sein Antrag auf legale Auswanderung nach Deutschland ließ seine Malerei-Ausstellung im Billeder Gemeindehaus ziemlich unbeachtet vorübergehen, zumal die Billeder andere Sorgen hatten als Karis Kunst. Im Februar 1986 kam er nach Deutschland, wo er bald Arbeit fand, Daniela Peia aus Lugosch heiratete, die –
Elisabeth Martini
wie auch ihr Vater – Star der rumänischen Volksmusik in Lugosch war. In Stuttgart wurde ihr Sohn Christopher Sebastian geboren. Hier hat Karl Balogh in der AGERO-Stuttgart (Agentia Germana-Romana / Deutsch-Rumänische Agentur) rumänische Prominente wie Corina Chiriac, Mirabela Dauer, Dem Radulescu, Jean Constantin, Angela Similea, Viorel Ganea u.a.m. getroffen. Zur Zeit leben Karl und Daniela (mit Sohn) getrennt, haben jedoch ein gutes Verhältnis zueinander, helfen sich gegenseitig, zumal Karl arbeitslos ist und noch die Mitverantwortung trägt für seine im Heim untergebrachte Mutter. Trotz Schicksalsschläge versucht er doch, künstlerisch tätig zu sein, zeichnet, malt und schreibt, wobei seine Gedanken stets um die Heimatgemeinschaft, die Banater Heide und unser schönes Billed kreisen. Gern würde er mal wieder seinen Billeder Landsleuten im feierlichen Rahmen präsentieren, was er in der Zwischenzeit künstlerisch geschaffen hat, auch wenn es etwas ganz Anderes als sonst ist, jedoch seine gequälte Seele offenbart. Wir wünschen ihm Mut zum Leben und zum künstlerischen Schaffen. Seite 141 rechts oben Zeichnung aus dem Zyklus „Dämonen“
Malerei
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Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln
Hans Rothgerber
Marlene, Magdalena und Mara Slavik
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arlene Slavik, Billeder Baujahr 1959, lebt heute in Walzbachtal. Seit 10 Jahren ist sie mit Bildern in Ausstellungen und es ist unwahrscheinlich, dass ihr Gestaltungsdrang ihr abhanden kommen wird. Um den Maler-Clan zu entwirren zunächst ein Rückblick. Wenn man an Banater Bilder denkt, fällt einem zunächst Stefan Jäger ein. Er hat dem kleinen Völkchen der Banater Schwaben, das sich nicht zuletzt dank multikultureller Erlebnisse selbst aufgelöst hat, mit seiner Genremalerei sozusagen das Passbild für die Völkerkunde gemalt. Der berühmte Maler hatte auch Billeder Wurzeln, seine Mutter hieß auch Magdalena und ihr Elternhaus stand in der Neugasse, heute Nr. 667. Im Billed der 1930er Jahre, immerhin ein Bauerndorf mit Fabriken und Tennisclub, werden Malerei und Musik als Liebhaberei meistens von Intellektuellen und Unternehmern, „Herrische“ genannt, gepflegt. Modisch sind auch auf die langen Hausgänge der Bauernhäuser gemalte XXL-Monumentallandschaften. Beliebte Vorlagen sind Gebirgs-, Meer- und Seenlandschaften, also all das, was in der Banater Schachbrettebene nicht vorhanden ist. Praktischerweise konnte man sich so an Hundstagen im Hausgang mit Blick auf Tiroler Winterlandschaften zumindest geistig erfrischen. In der schwarz-weißen kommunistischen Nachkriegszeit, mit abgeschafften Weihnachten und Ostern, werden diese Landschaften noch beliebter und auch von Magdalena
Slavik, Marlenes Mutter, als Auftragsarbeiten gemalt. Mit den fernen Alpen- und Bayerischen Seenlandschaften verbinden die hinter dem Eisernen Vorhang Eingesperrten auch, was man anderswo nicht so wahrnehmen würde: eine freie, heile Heimat. Dabei ist es alles andere als trivial, derartige Kopien als Autodidakt zu erstellen, der dafür nötige Akademismus ist selbst bei studierten Künstlern von heute nicht mehr die Regel. Nun mag Marlene die Leidenschaft für Malerei von ihrer Mutter mitbekommen haben, inzwischen hat die jedoch eine andere Bedeutung bekommen. Es geht um Techniken, Experimente, Freiheiten und Feinheiten in der Gestaltung, Emotionen und das Innenleben der Künstler und anderes. Und ihr geht es auch um Erinnerungen an die Banater Landschaft mit den unverkennbaren Giebelhäusern der Siedler, für die Arbeit und Dorfgemeinschaft Lebensinhalt waren. Aber auch Landschaften, Stillleben sowie „Pipatsche“ (Roter Mohn), die in der fruchtbaren Banater Heide besonders schön fett werden, gehören zu ihren Themen. Den Künstlerinnen-Clan-Kreis schließt Mara, die Tochter von Marlene, die den Überblick und die FamilienBegabungen huckepack hat. Als Schülerin zeichnet sie neben ihren Ballettschuhen ihre Leni-Oma, die sie nur von Fotos kennt und den „Blick in deine Seele“. Sie hat die Möglichkeit, die Hobby-Ebene verlassen und ein Stu dium im künstlerischen Bereich aufnehmen.
Malerei
Abbildung oben: Banater Flusslandschaft, Pastellkreide von Magdalena Slavik Abbildung rechts: Beliebtes Pferdekopfmotiv auf einem Ă–lbild von Magdalena Slavik
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Abbildungen links und oben: Motive und Landschaften aus dem Banat und Walzbachtal ausgeführt in verschiedenen Maltechniken von Marlene Slavik Abbildungen rechts: „Meine Leni-Oma, die ich nicht gekannt habe“ und „Blick in deine Seele“, Bleistiftzeichnungen von Mara Slavik
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Leistung und Würdigung
Die Hehns und das Rezept für eine lange Ehe
Fellbacher Stadtanzeiger
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ie haben als Kinder in derselben Straße gelebt und häufig miteinander gespielt – heute können Nikolaus und Maria Hehn auf 60 Jahre Eheleben zurückblicken. Baubürgermeisterin Beatrice Soltys stattete dem Jubelpaar einen Besuch ab und überbrachte die herzlichen Glückwünsche der Stadt Fellbach und des Ministerpräsidenten. Die Banater Schwaben aus dem rumänischen Ort Billed haben ihre Hochzeit1956 groß gefeiert. „Das war damals bei uns so üblich“, erzählt Nikolaus Hehn. Ein paar hundert Gäste waren mit von der Partie, als ausgiebig gefeiert und getanzt wurde. Beide sind in der Landwirtschaft groß geworden und haben später selbst als Landwirte gearbeitet, Felder bewirtschaftet und zahlreiche Tiere gehalten. Nach der Revolution von 1989 und dem Sturz des rumänischen Diktators Ceausescu verkauften sie ihr Haus und wanderten 1990 nach Fellbach aus, wo einer der beiden Söhne bereits seit sechs Jahren lebte. „Wir haben dort auch gut gelebt, auch wenn es nicht immer leicht war“, sagt Maria Hehn über die Zeit in der alten Heimat, der sie in der Vergangenheit noch einige Besuche abgestattet haben. Dauerhaft würden sie allerdings nicht zurückgehen wollen – schon alleine, weil sie sich in der Kappelbergstadt so wohlfühlen. In den ersten Jahren in Fellbach arbeiteten beide einige Zeit im Weingut ihres damaligen Vermieters Gerhard Aldinger. Heute leben die rüstigen Rentner in ihrer eigenen Wohnung in der Esslinger Straße und sind immer noch unternehmungslustig. Das Rezept für eine lange Ehe hat das Paar allemal, aber auch andere Rezepte
Die Hehns mit Baubürgermeisterin Beatrice Soltys spielen in ihrem Alltag eine Rolle. Eine Leidenschaft, die beide verbindet, ist nämlich gutes Essen. Besonders traditionelle Gerichte aus dem Banat bringt Maria Hehn gerne auf den Tisch. „Als wir nach Fellbach kamen, mussten wir uns erst umgewöhnen“, erzählt die 84-Jährige, die aus Rumänien deftigere Küche gewohnt war. Ihrem Mann haben es vor allem leckere Gemüsesuppen angetan, was Gemüseliebhaberin Beatrice Soltys gleich dazu veranlasste, sich bei der passionierten Köchin nach der Zubereitung zu erkundigen. Zur Feier der Diamantenen Hochzeit wurden am Samstag beim Essen mit den beiden Söhnen und deren Familien bestimmt ebenfalls einige kulinarische Köstlichkeiten aufgetischt. Der Vorstand der Billeder Ortsgemeinschaft wünscht dem Jubelpaar noch schöne gemeinsame Jahre in der familiären und gesellschaftlichen Geborgenheit.
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50 Jahre Seelsorge von Priester Bonaventura Dumea 50 Jahre Priester - 50 Jahre im Dienste des Herrn 50 Jahre im Dienste der Menschen! Sehr geehrter Herr Pfarrer, zu Ihrem hohen Jubiläumsfest gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Für die stets gute Zusammenarbeit danke ich Ihnen innig. Ohne stolz zu werden, kann man sagen, dass uns Jubiläumsflyer von Priester Bonaventura Dumea
Peter Krier
doch einiges gelungen ist in diesen 25 Jahren der Zusammenarbeit. Von Herzen wünsche ich Ihnen Gesundheit und Kraft für Ihr weiteres Wirken im Dienste des Herrn und der Menschen. Möge unser Allmächtiger Gott Sie dazu segnen. Gott zum Gruß, Ihr Peter Krier
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Leistung und Würdigung
90 Lebensjahre von Jani Gehl in Fotos
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an glaubt es nicht, dass auch er nun schon 90 geworden ist, denn er hat sich sein Strahlen im Gesicht bewahrt immer dann, wenn er mit Landsleuten spricht, Gegenwärtiges und Vergangenes verknüpft, erläutert. In allen Lebenslagen hat er sich als guter Billeder und Banater erwiesen. Altersbedingt hat er inzwischen die Arbeit für die Gemeinschaft an Jüngere abgetreten, jedoch die Begeg-
Elisabeth Martini
nungen mit seinen Landsleuten sind ihm immer noch sehr wichtig. Auch fährt er noch Rad, ist physisch und geistig fit, sorgt sich liebevoll um seine gesundheitlich angeschlagene Frau. 90 Jahre sind es also her, dass Johann Gehl (genannt Jani) am 26. Oktober 1926 in Billed das Licht der Welt erblickt hat, wo er auch die ersten Volksschulklassen absolvierte, bevor er zur Banatia kam, um Lehrer zu werden.
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Bild-Ausschnitte aus dem Leben von Johann Gehl 1. Porträt von Johann Gehl im Schülerausweis der Banatia, der größten deutschen Bildungs- und Erziehungsstätte im Südosten Europas 2. Unter Banatia-Schülern bei einem Ausflug 3. Mit Schwester Katharina in den 1940er Jahren 4. Als Zwangsarbeiter am Grab eines Kameraden in Stalino in der Sowjetunion 1946 5. Mit Sohn, Ehefrau und Tochter in den 1960er Jahren 6. Als Klassenlehrer an der Achterschule Temeswar 1973 7. Gedenkansprache am Billeder Denkmal in Karlsruhe
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Leistung und Würdigung
Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten
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usanne Ballmann feierte ihren 85. Geburtstag am 23. Juli, genau an dem Tag, an dem der Kreisverband Traunreut zu seinem Grillfest eingeladen hatte. So konnten der Vorstand und alle Anwesenden der Jubilarin gratulieren und ihr weiterhin alles Gute, viel Kraft und Gesundheit für die kommenden Jahre im Kreise ihrer Familie und der Chorgemeinschaft wünschen. Susanne Ballmann, gebürtige Billederin, blickt auf ein langes, ereignisreiches Leben zurück, in dem Musik und Gesang schon immer einen wichtigen Platz eingenommen haben. Bereits mit acht Jahren wurde sie, dank ihrer schönen Stimme, von ihrem Lehrer in den Kirchenchor geholt. Musikalisch wie sie war, lernte sie Akkordeon spielen, später erlernte sie auch noch das Orgelspiel in Temeswar. Mit kaum 18 Jahren übernahm sie in ihrer Heimatgemeinde die Stelle der Kantorin bzw. Kirchenchorleiterin. Durch die Erziehungszeit der Kinder im Jahre 1954 unterbrochen, nahm sie diese Tätigkeit 1974 wieder auf, bis sie 1980 mit ihrer Familie nach Deutschland übersiedelte. Als leidenschaftliche Musikerin bekannt, wurde Susanne Ballmann in Traunreut, ihrem neuen Zuhause, alsbald von Nikolaus Bitto, dem damaligen Vorstand der Landsmannschaft, darauf angesprochen, einen Chor zu gründen. Und so entstand unter ihrer Leitung im Jahr 1981 der Banater Chor Traunreut. Mit viel Energie und Beharrlichkeit nahm sie sich beherzt der Sache an, wobei sie immer nach dem Motto handelte: „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Der ursprünglich aus 15 Mitgliedern bestehende Chor brachte es innerhalb kurzer Zeit auf 32 Sängerinnen
Gerda Reb
und Sänger, die aus 19 verschiedenen Ortschaften der Banater Heide, der Hecke und dem Bergland stammten. Für einige Zeit hatte Josef Maurer aus Hellburg die Chorleitung inne. 1992 nahm Susanne Ballmann die Arbeit mit dem Chor wieder auf und es ging von Jahr zu Jahr bergauf mit den Auftritten und Veranstaltungen. Sein vielseitiges Repertoire an Volks-, Kunst- und Kirchenliedern wurde alljährlich beim Frühlingsfest und beim Herbstfest in Traunreut dargeboten, ab 1998 nimmt die Singgemeinschaft ununterbrochen am Bundestreffen der Banater Chöre in Gersthofen teil. Viele Jahre gestaltete der von Susanne Ballmann geleitete Chor auch die Messe am zweiten Weihnachtsfeiertag und am Ostermontag sowie die Maiandacht in der Traunreuter Kirche mit und erfreute die Bewohner des Altenheims mit seinen Gesangsdarbietungen. Anlässlich des 30-jährigen Chorjubiläums im Jahr 2011 zog Susanne Ballmann folgendes Resümee: „Im Laufe der Zeit sind wir nicht nur Chormitglieder, sondern auch Freunde geworden, wir sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die sich freut, wenn sie sich zu Proben, bei Geburtstagsfeiern oder zum jährlichen Ausflug trifft.“ Einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung hatte selbstverständlich die Jubilarin. Ihrem ungebrochenen Engagement und Elan ist es zu verdanken, dass die Freude an der Musik und die Begeisterung für den Chorgesang über all die Jahre erhalten blieb. Der Vorstand des Kreisverbandes Traunreut wünscht Susanne Ballmann alles erdenklich Gute, vor allem die notwendige Gesundheit und Kraft, um den Chor noch ein paar weitere Jahre leiten zu können.
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Abbildung oben: Der Banater Chor Traunreut mit Dirigentin Susanne Ballmann in der Stadthalle Gersthofen beim 19. Bundestreffen der Banater Chöre. Durchs Programm führte Dr. Hella Gerber, Vorsitzende HOG Nitzkydorf. Foto: Cornel Gruber
Abbildung links: Der Vorstand des Kreisverbandes Traunreut gratulierte Susanne Ballmann am 23. Juli im Rahmen seines Grillfestes zum 85. Geburtstag und überreichte der Jubilarin ein Präsent.
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30-jähriges Dirigentenjubiläum
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Jahre ist Hannelore Slavik nun schon Dirigentin des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe. Das war Anlass genug, sie nun beim Bundestreffen der Banater Chöre am 2. Oktober in Gersthofen zu ehren. Seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben wurde ihr eine Ehrenurkunde und ein Blumenstrauß überreicht. Die stellvertretende Vorsitzende, Frau Christine Neu, und der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Billed, Herr Werner Gilde, sprachen höchste Anerkennung und Dank für ihre langjährige und vorbildliche Leitung des Chores und für die Pflege und Vermittlung des kulturellen Erbes der Banater Schwaben sowie für den umfassenden Beitrag zum Fortbestand unserer Gemeinschaft aus. Voller Energie und Elan, wie wir sie kennen, übernahm sie im Jahre 1986 die Leitung des im Jahre 1983 ins Leben gerufenen Chores der Banater Schwaben Karlsruhe. Mit viel Enthusiasmus, Kraft und Freude dirigiert sie nun schon seit 30 Jahren den Chor bei den Chorproben als auch bei den verschiedensten Anlässen. Wir wissen alle, dass diese Arbeit keine leichte ist. Doch zusammen mit den Sängerinnen und Sängern hat sie sich immer für den Fortbestand und die Pflege des mehrstimmigen Chorgesangs eingesetzt und somit auch das Ansehen des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe in der Öffentlichkeit gesteigert. Für die unzähligen Chorauftritte hat sie es immer geschafft, die passende Liederauswahl zu treffen, die dem jeweiligen Anlass entspricht, den Sängern Freude bereitet und beim Publikum Anklang findet. Durch ihre ehrgeizige und strenge Chorleitung hat sie zusammen mit dem Chor schon viele Erfolge erzielt. Die Vielseitigkeit des Chores ermöglicht es,
Dietmar Giel
dass dieser bei den verschiedensten Anlässen wie Hochzeiten, Andachten, Heimat- und Bundestreffen der Banater Chöre, Tag der Heimat, Allerheilgen und nicht zuletzt beim 300-jährigen Karlsruher Stadtgeburtstag und bei den Auftritten am Badischen Staatstheater Karlsruhe sein Bestes geben kann. Seit 2005 leitet sie auch die Chorgemeinschaft aus Oberöwisheim und seit einigen Jahren erteilt sie nun als selbstständige Lehrerin der Musikschule Hardt Musikunterricht für Violine. Anlässlich ihres 30-jährigen Dirigentenjubiläums wünschen die Sängerinnen und Sänger des Chores der Jubilarin Gesundheit, Glück und noch viele runde Dirigentenjubiläen und bedanken sich für die schönen Stunden und die gemeinsam gesungenen Lieder, für all das, was sie für den Banater Chorgesang und den Chorgesang allgemein getan hat. Abbildung rechts oben Gruppenbild des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Hannelore Slavik mit den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr, mit den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Christine Neu und Werner Gilde sowie mit weiteren Mitwirkenden und Ehrengästen. Abbildung rechts unten Hannelore Slavik, Dirigentin vom Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, erhielt zu ihrem 30-jährigen Dirigentenjubiläum vom Bundesvorstand der LM der Banater Schwaben eine Urkunde und einen Blumenstrauß, überreicht durch Christine Neu und Werner Gilde. Fotos: Cornel Gruber
Leistung und WĂźrdigung
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Leistung und Würdigung
Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin
Beitrag von Hannelore Slavik in Josef Brandeisz und das Temeswarer Musikleben von Franz Metz
P
rofessor Josef Brandeisz war und bleibt für mich, als seine ehemalige Schülerin, ein hervorragender Lehrer, der auch meinen persönlichen musikalischen Weg geprägt hat. Er war ein seltenes Talent in allen möglichen Bereichen: ein beispielhafter und zugleich strenger Pädagoge, ein Spitzenmusiker, ein sehr guter Zeichner, Historiker und Autor (bewundernswert, wie er alle Zeitungen chronologisch im Eingang seiner Wohnung gestapelt hatte), seine Allgemeinbildung war eine Seltenheit. Er war von starker Ordnungsliebe und Selbstdisziplin geprägt, die er jedoch auch seinen Schülerinnen und Schülern immer wieder abverlangte. Er war davon überzeugt, dass der Erfolg sich nur dann einstellen würde, wenn die Arbeit mit dem Instrument mit entsprechender Genauigkeit, Fleiß und Überzeugung ausgeübt wird. Schlamperei konnte er kaum ertragen, jeder Finger auf der Geige musste sauber sitzen, jeder Notenwert genauestens eingehalten werden. Immer noch frisch ist die Erinnerung an den Musikunterricht mit ihm. Man konnte es sich nicht erlauben, unvorbereitet bei ihm anzutreten. Jede kleinste Übung musste mindestens 20 Mal, doch wenn es erforderlich war, auch noch viel öfter durchgespielt werden. Ausreden irgendwelcher Art waren nicht geduldet. Wenn man ihn so im Unterricht erlebte, war der andere Mensch in ihm kaum wahrzunehmen. Dieser kam dann außerhalb seiner Wirkungsstätte, bei seinen alljährlichen Besuchen zum Kirchweihfest zum Vorschein, wenn er zusammen mit seiner Frau bei
Violinvirtuose und Musikpädagoge Josef Brandeisz 1951 uns war. Beide haben unsere Banater Küche genossen. Da war er plötzlich ein ganz anderer, unterhaltsam, witzig, locker. In dieser Umgebung ließ er sich sogar zu Possen und Schwarzkünsten hinreißen, Eigenschaften, die man im Beruf und Alltag so in ihm gar nicht vermuten konnte und durchaus ein Kontrast zur Strenge im Unterricht darstellten. Heute noch spiele ich die Fingerübungen und Tonleiter, die er mir in ein Musikheft aufgeschrieben hat (circa 50 Jahre alt). Trotz der vielen Musiknoten, die ich habe, nutze ich immer wieder dieses Heft. Ich versuche, all das, was er mir vermittelt hat, sein musikalisches Vermächtnis, an meine Schüler weiter zu geben. Er hat mein berufliches Leben geprägt, für mich ist und bleibt er eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit.
Leistung und Würdigung
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Josef Brandeisz, Bildmitte, zu Gast bei der Familie Ortinau anlässlich der Billeder Kirchweih 1972
Josef Brandeisz und Schüler zu Gast bei der Familie Ortinau anlässlich der Billeder Kirchweih 1974
324 Seiten, ISBN 978-3-939041-24-5. Preis: 19,50 Euro zuzüglich Versand. Zu bestellen über den Verlag Edition Musik Südost, Hugo-Weiss-Straße 5, 81827 München, Tel./ Fax 089/45011762, E-Mail: FranzMetz@aol.com
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Leistung und Würdigung
Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber
Peter Krier
S
eit 65 Jahren hat sich Wilhelm Weber mit der Erforschung der Geschichte Billeds, Temeswars und des gesamten Banates befasst. Er hat in dieser Zeit viel Wissenswertes gefunden, bearbeitet und veröffentlicht. Seine veröffentlichten Arbeiten zur Heimatkunde, seine Vorträge und vor allem sein herausragendes Dokumentationsbuch zur Baragandeportation haben ihn banatweit bekannt gemacht. Webers Lebensweg war typisch für seine Altersgruppe. Seine Biographie, die er „Ein langes Leben in vielen mehr oder weniger erfreulichen Geschichten“ überschrieben hat, ist abwechslungsreich spannend, seine Haltung jedoch, sein Gang durchs Leben, war immer aufrecht und gradlinig. Wilhelm Weber wurde in einer Temeswarer Kaufmannsfamilie, die seit Generationen in der Josefstadt ansässig war, am 29. August 1924 geboren. Wie bei den meisten Städter, führte eine Spur aufs Land, nach Johannisfeld. In seiner Vaterstadt besuchte er die Missions-Volksschule und anschließend das Deutsche römisch-katholische Lyzeum und später die Prinz-Eugen-Oberschule in der Banatia, die er 1943 mit dem Abitur abschloss. Damals war schon Krieg, viele Lehrer waren zum Militär eingezogen, an ihrer Stelle wurden Abiturienten, die ein Jahr völkischen Dienst zu leisten hatten, zum Schuldienst eingesetzt. Auch Wilhelm Weber machte im Sommer 1943 in der Banatia einen Lehrgang und wurde nach bestandener Abschlussprüfung als Volksschullehrer zunächst in Alexan derhausen und später in Rekasch eingesetzt.
Gleich nach dem Abschluss des Schuljahres, im Mai 1944, wurde Weber zur deutschen Armee eingezogen. Als Angehöriger der Flieger DJ kam er mit einigen seiner Kollegen auf eine Schule der deutschen Luftwaffe bei Wien. Nach dem Abschluss aller drei Stufen der Segelfliegerausbildung folgte seine Ausbildung zum Piloten an der Flugzeugführerschule Danzig. Doch zum Kampfeinsatz als Pilot kam er, Kriegssituation bedingt, nicht mehr. Auch als ausgebildeter Fallschirmjäger wurde er nicht mehr eingesetzt. Von der Luftwaffe abgestellt, wurde Weber, mittlerweile zum Gefreiter und Reserveoffizier befördert, Infanterist. Nun kam er zum Einsatz bei schweren Rückzugsgefechten von der Neiße bis kurz vor Berlin, wo seine dezimierte Einheit neun Tage vor Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Über Frankfurt/Oder folgte der Transport nach Russland. Als Kriegsgefangener hat er dort in sechs Lagern beim Eisenbahnausbau, beim Straßenbau, auf Baustellen und in Kohlenbergwerken gearbeitet. Nachdem er einmal durch ein Missgeschick den Heimreisezug verpasst hatte, kam er im Sommer 1949 frei, über Sighet wurde er entlassen und war nach fünf Jahren wieder zu Hause in Temeswar. Obwohl sich dort die Welt radikal verändert hatte, ahnte der entlassene Kriegsgefangene nicht, dass er bald wieder auf eine fünfjährige Reise gehen wird. Zunächst galt es, Fuß zu fassen, Arbeit zu finden. Diese fand Wilhelm Weber, nach einer Eignungsprüfung, als Mathematiklehrer an der Billeder Schule.
Leistung und Würdigung
157 Abbildung links Wilhelm Weber als Schüler in der Banatia, wo er 1943 mit dem Abitur abschloss. Abbildung rechts Als Mathematiklehrer an der Billeder Schule lernte Wilhelm Weber Margarethe Divo kennen. Die beiden heirateten 1950 und Wilhelm Weber wurde Billeder.
Dort lernte er Grete Divo kennen, die im Dezember 1949 aus der Russlanddeportation heimgekehrt war. Die beiden heirateten und Wilhelm Weber wurde Billeder. Zunächst jedoch nur für ein Jahr, denn im Juni 1951 wurde die Familie in den Baragan deportiert, wo ihr Zwangsaufenthalt in Dîlga bestimmt war. Dort wurde die älteste Tochter Grete geboren. Das Leben und die Zeit in der Baragansteppe beschreibt er in seinem Buch „Und über uns der blaue endlose Himmel“, dem Standardbuch über die Baraganverschleppung. Im Spätherbst 1955 wurde die Familie aus der Verbannung entlassen und kam wieder in die Heimat, die eigentlich keine mehr war. Man musste sich eingliedern, aber abfinden mit dem damaligen Regime konnte man sich nicht, gedanklich waren die Koffer schon für eine weitere große Reise gepackt. Wieder in Billed, wurde die zweite Tochter Erna geboren. Wilhelm Weber und auch seine Frau wurden wieder Lehrer an der Billeder Schule, später wurde Margarethe Weber Kindergärtnerin und Wilhelm Weber Bibliothekar.
Ab 1972 bis 1986 war Wilhelm Weber Internatspädagoge am Temeswarer Nikolaus-Lenau-Lyzeum. Die Eheleute Weber gehören jener großen Gruppe banatdeutscher Lehrer an, die ihren Schülern nicht nur Sachkunde vermittelt haben, sondern ihnen auch zu einem weiten Horizont verholfen haben und ihnen eine humanistische Lebensanschauung vermittelten. Gerne und dankbar erinnern sich ihre ehemaligen Schüler daran. Das Leben im Sozialismus nahm für die Webers im Januar 1986 ein Ende, als die Familie ausreisen konnte und in Bielefeld ein neues Zuhause fand. Schon als Jugendlicher war Wilhelm Weber an der Banater Heimatgeschichte interessiert. Dieses Interesse verstärkte sich im Hause Divo, wo er den Entschluss fasste, seine Freizeit der Erforschung der Geschichte Billeds zu widmen und eine Ortsmonographie zu verfassen. Neben seinem Schwiegervater Peter Divo hat ihm wahrscheinlich auch seine Bekanntschaft mit dem Heimatforscher Ing. Johann Pierre Anstöße zu diesem Entschluss gegeben. Schon 1957 hatte er ein Manuskript zur
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Leistung und Würdigung
Wilhelm Weber war naturverbunden und begeisterter Fischer. In diesem Sinne ist sein Beitrag „Anglereldorado an den Billeder Gewässern“ eine unvergessliche Dokumentation.
Urkunde der Ehrenbürgerschaft von Billed für Wilhelm Weber anlässlich der 240 Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Sommer 2005.
Geschichte Billeds fertig, das nicht veröffentlicht werden durfte. Erst 1973 konnte er seine erweiterte Ortsmonographie unter dem Titel „Kranich und Pflugschar im Siegel“ in 12 Folgen in der Neuen Banater Zeitung veröffentlichen. Als er das Manuskript der dritten Fassung seiner Monographie fertig hatte, war Franz Klein mit der Arbeit an seiner umfassenden Billeder Chronik schon weit vorangekommen und Weber stellte seine Arbeiten zur Verfügung bzw. wurde Mitautor der Monographie „Billed. Chronik einer Heidegemeinde im Banat in Quellen und Dokumenten 1765-1980“ von Franz Klein.
kunde, Wirtschaft und Kirche. Er hat auch mehrere Statistiken über Billed erarbeitet. Weber hat außerdem Beiträge zur Temeswarer Geschichte geschrieben, an Ausstellungen mitgewirkt und Vorträge zu Banater Themen gehalten. Wilhelm Weber war ein naturverbundener Mensch. Er kannte unsere Banater Tierwelt sehr gut und war ein begeisterter Fischer. Gerne organisierte er mit Schülern Fahrten in die Natur oder in die Umgebung Billeds.
Insgesamt hat Weber 42 Arbeiten zu Billed und zur Billeder Geschichte veröffentlicht. Seine Studien befassen sich, außer der Geschichte, mit Mundart, Brauchtum, Volks-
Weniger bekannt von uns sind seine Arbeiten zur Ordenskunde. Weber ist ein anerkannter Ordenskundler. Er hat 46 Arbeiten über verschiedene Orden und Ehrenzeichen verfasst und erhielt vom Bund deutscher Ordenskunde die Verdienstmedaille in Silber. Für seine Verdienste um die Heimatforschung hat ihm
Leistung und Würdigung
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Abbildung oben Verdienstmedaille in Gold der Landsmannschaft der Banater Schwaben für Wilhelm Weber, überreicht durch den Vorsitzenden Bernhard Krastl im Jahr 2002. Abbildung links „Und über uns der blaue endlose Himmel“ ist die präzise Anatomie einer Deportation mitten im Frieden von Wilhelm Weber. Das Umschlagbild nach einer Aufnahme von Jakob Thöress zeigt die erste Unterkunft einer in die BărăganSteppe deportierten Familie. Die Dokumentation mit zahlreichen Abbildungen auf rund 400 Seiten ist 1998 erschienen und war schnell vergriffen. Daher ist sie heute auf der Internetseite der Billeder digital veröffentlicht. http://www.heimathaus-billed.de/geschichte/ chronik-dokumente/331-baragandeportation unsere Landsmannschaft den Ehrenbrief verliehen wie auch die Verdienstmedaille in Gold. Außer weiteren Ehrenzeichen hat ihm die Gemeinde Billed die Ehrenbürgerschaft verliehen. Die Heimatgemeinte Billed hat noch keinen Orden gestiftet, es ist aber sicher, dass wir ihn alle wertschätzen. Der zugewanderte Temeswarer war ein Gewinn für
Billed. Er hat sich um Billed und um unsere Gemeinschaft bleibenden Verdienst erworben. Wilhelm Weber ist am 7. November 2016 verstorben. Eine Trauerfeier fand am 16. November statt, seine Beisetzung erfolgt in der Familiengruft auf dem Josefstädter Friedhof in Temeswar. Seiner Ehefrau und seinen Töchtern mit ihren Familien gilt unsere Anteilnahme.
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Leistung und Würdigung
Brief an den Ota Johann Mayer
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ie Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Nun ist schon fast ein ganzes Jahr vergangen, dass du nicht mehr bei uns bist … nach wie vor fällt es mir schwer, mit dem Gedanken klarzukommen, dass es tatsächlich so ist. Ich schreibe dir einen Brief und bin mir sicher, dort wo du jetzt bist, wirst du ihn lesen. Es ist irgendwie irreal nach Billed zu fahren und du bist nicht da. Dein Grab kann ich besuchen, aber das bist ja nicht du. Im Haus, im Garten, in der Werkstatt, im Hof, bei den Tieren, irgendwo warst du immer, jetzt leider nicht mehr. Du fehlst so unglaublich an allen Ecken und Enden. Auch wenn ich seit fast 27 Jahren nicht mehr in Billed wohne, so wusste ich doch, du bist dort und immer für mich da. So wie du es fast 40 Jahre lang warst. Du hast einen immensen Beitrag dafür geleistet, mir die schönste Kindheit der Welt zu bescheren, du hast jeden Unsinn mit mir angestellt, du hast mich zum Lachen gebracht und wenn ich mal geweint habe, hast du mit mir geweint. Du hast mich mit dem Fahrrad gefahren, da kamen meine Füße schon auf den Boden, du bist nachts um 4 Uhr aufgestanden, nur um mit mir auf den Hottar Angeln zu gehen und nichts zu fangen, du hast in unserer Schulklasse immer mehr eingeheizt, nur damit ich nicht friere, meine ersten roten „Stöckelschuhe“ hast du mir geschustert und mir die schönsten Geschichten und Märchen erzählt. Du warst der großzügigste, humorvollste, warmherzigste, hilfsbereiteste, lebenslustigste und liebevollste Mensch und der beste und großartigste Großvater, den
Brigitte Hodis-Mayer
sich ein Kind wünschen kann und ich bin unendlich dankbar, dass Emma – deine Urenkelin – dich auch kennenlernen durfte. Leider hattet ihr zusammen viel zu wenig Zeit. Du bist und bleibst für ewig in meinem Herzen, in Liebe und Dankbarkeit. Wo Worte fehlen, das Unbeschreibliche zu beschreiben, wo die Augen versagen, das Unabwendbare zu sehen, wo die Hände das Unbegreifliche nicht fassen können, bleibt einzig die Gewissheit, dass Du in unseren Herzen weiterlebst. Deine Enkelin
Leistung und Würdigung
Johann Mayer mit Urenkelin. Johann Mayer bleibt uns auch in lebendiger Erinnerung in den Videos „Denkmal für Billed“ und „Heimkehr-Odyssee eines Sklavenarbeiters“. Beide Videos befinden sich auf heimathaus-billed.de
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Johann Mayer mit seiner Enkelin Brigitte bei der 250. Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Jahr 2015. Sein Geburtstag war der 11.12.1926 sein Todestag der 11.12.2015. Sein Alter 89 Jahre, auf den Tag genau und akkurat, wie er selbst.
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Statistik
Schachmeisterschaft der Banater Schwaben
D
ie unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben gestartete Schach-Meisterschaft ist 2016 in eine neue Runde gegangen und konnte auch ihre zweite Meisterschaft erfolgreich abschließen. Mittlerweile wurden Schachgruppen in den Kreisverbänden Augsburg, Ingolstadt, Karlsruhe, Frankenthal-Ludwigshafen-Mannheim, München, Nürnberg und Ulm so wie auch eine online-Schachgruppe der Banater Schwaben, gegründet.
1. 2. 3. 4.
München 16.04. Bruno Neusatz Lippa Peter Tillger Temeswar Josef Lowas Arad Michael Rumes Rekasch
Alfred Selpal
Weitere Schachliebhaber aller Leistungsklassen werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter Tel. 08459 / 593660 oder 08459 / 332088 oder per E-Mail alfred-selpal@t-online.de zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können. 2016 wurden 240 Partien ausgetragen, es fanden eine Online-Meisterschaft sowie 7 weitere Turniere statt, bei denen die Plätze 1 – 4 wie folgt belegt wurden:
Ingolstadt Ulm Nürnberg Augsburg München Ingolstadt 30.04. 15.05. 25.06. 30.07. 10.09. 29.10. Peter Michel Tim N. Bingert Helmuth Hintyes Bruno Neusatz Michael Rumes Radu Bala Bogarosch Blumenthal Giulwess Lippa Rekasch Reschitza Alfred Selpal Bruno Neusatz R. Bala-Holiga Helmuth Hintyes Eugen Stein Helmuth Hintyes Billed Lippa Reschitza Giulwess Tolwadin Giulwess Siegfried Athes Reinhard Kaiser Peter Michel R. Bala-Holiga Peter Tillger Fra. Marksteiner Neuarad Kleinjetscha Bogarosch Reschitza Temeswar Sanktanna Jakob Lulay Andreas Schmitz Friedrich Holiga Eugen Stein Alfred Selpal Josef Lowas Guttenbrunn Arad Reschitza Tolwadin Billed Arad
Online Schachmeisterschaft Abschlusstabelle-2016
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Name Helmuth Hintyes Reinhard Kaiser Bruno Neusatz Josef Vollmer Friedrich Holiga Fabian Kowatsch Josef Lowas Franz Labling Harald Lenhardt Alfred Selpal
Heimatort Giulwess Kleinjetscha Lippa Nitzkydorf Reschitza Temeswar Arad Temeswar Billed Billed
Statistik
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Allgemeine Schachmeisterschaft der Banater Schwaben Abschlusstabelle 2016 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Name Bruno Neusatz Helmut Hintyes Radu Bala-Holiga Josef Vollmer Friedrich Holiga Eugen Stein Peter Michel Tim Niklas Bingert Reinhard Kaiser Fabian Kowatsch Michael Rumes Peter Tillger Siegfried Athes Alfred Selpal Josef Lowas Harald Lenhardt Franz Labling Walter Hackbeil Franz Griesz Josef Reingruber Andreas Schmitz Franz Marksteiner Martin Herr Jakob Lulay Werner Keller Lorenz Klug Michael Butto
Heimatort Lippa, Temeswar Giulwess Reschitza Nitzkydorf Reschitza Tolwadin Bogarosch Blumenthal, Königshof Kleinjetscha Temeswar Rekasch Temeswar Neu-Arad, Lenauheim Billed Arad Billed Temeswar Grabatz, Temeswar Jahrmarkt Glogowatz Arad Sanktanna Blumenthal, Neu-Arad Guttenbrunn, Temeswar Billed Neu-Arad Bethausen, Lugosch
Wohnort/Kreisverb. Haar/München Nürnberg Nürnberg Rastatt Fürth München Bayreuth Langen/Darmstadt Karlsruhe Bamberg München München Ingolstadt Manching/Ingolstadt Ingolstadt Karlsruhe Heilbronn Heilbronn Reutlingen Gilching/München Ludwigshafen Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt Geisenfeld/Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt
Zukünftige Spiele und Turniere
F
ür die Meisterschaft 2017 kann man sich bei folgenden Turnierorganisatoren voranmelden: Gruppe Augsburg Anmeldung bei Franz Neusatz, Tel. 0821-551850 Gruppe Frankenthal/ Ludwigshafen/Mannheim Anmeldung bei Andreas Schmitz Tel. 0621-6834202 E-Mail asarad@arcor.de Gruppe Ingolstadt Anmeldung bei Alfred Selpal Tel. 08459-593660 E-Mail alfred-selpal@t-online.de Gruppe Karlsruhe Anmeldung bei Alfred Herbst Tel. 0721-867834 Gruppe München Anmeldung bei Gerhard Birg Tel. 089-89670003 Gruppe Nürnberg Anmeldung bei Helmuth Hintyes Tel. 0911-4905680 Online-Gruppe Anmeldung bei Bruno Neusatz Tel. 089-45678883 E-Mail bruno.neusatz@t-online.de Für die Online-Schach-Gruppe können sich Teilnehmer auch weltweit anmelden. Wer selbst weitere Turniere und Treffen organisieren möchte, wende sich bitte an Alfred Selpal.
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Weihnachten
Weihnachtsgedanken
G
eht es Ihnen auch so? Beim Umblättern des Kalenders auf den letzten Monat des Jahres stehe ich wieder vor einem unerklärlichen Phänomen: Wo sind denn die anderen 11 Monate geblieben? Habe ich, wie vermutlich viele andere Menschen auf der Welt, wieder einmal das ganze Jahr so vor mich hingelebt und dabei vergessen, sorgfältig und achtsam die einzelnen schönen Momente zu genießen? Im Hamsterlaufrad der Zeit gefangen, sind die hyperaktiven Phasen des Jahres, die Feste und die Urlaubszeit, im Nu an uns vorbeigerast. Haben wir die sogenannte „ereignislose“ Zeit, alle die Abschnitte dazwischen, zu wenig geschätzt? Selbst der Duden bezeichnet den Alltag irgendwie verächtlich als „tägliches Einerlei, gleichförmiger Ablauf“. Bevor wir wie jedes Jahr in den Adventsdekorationsrausch verfallen und bevor die Städte bei uns mit blinkenden Weihnachtsmärkten besetzt werden und die großen Familienfeste nahen, sollten wir die Tage zwischen all den Ereignissen bewusster wahrnehmen. „Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an. Klage dich an, dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu erkennen.“ Dieser Erkenntnis von Rainer Maria Rilke kann ich mich nur anschließen. Ich ertappe mich immer wieder dabei, mich vom Jammervirus anstecken zu lassen. Das ist wohl der Virus mit der kürzesten Inkubationszeit in deutschen Unternehmen und im deutschen Alltag. Zu zweit, zu dritt oder zu viert jammert es sich doch gleich viel enthemmter, frei nach dem Motto, dass die Welt schlecht ist. Dabei sollte uns
Hermine Schnur
bewusst werden, dass wir fast alle auf einem hohen Niveau jammern, wenn wir mal einen Blick über den eigenen Tellerrand und in die Welt wagen. Deshalb sollten wir das ganze Jahr über achtsamer durchs Leben gehen, mit einem offenen Ohr für die Mitmenschen, mit offenen Augen für die Schönheiten der Natur, voller Freude über ein interessantes Gespräch oder ein gutes Buch. Oder genießen wir die positiven Gefühle, die der Anblick und der Wohlgeruch einer Blume bei uns auslösen, als ewiges Sinnbild für die Perfektion in der Natur. Oder die absolute Stille um uns herum, wenn wir frühmorgens oder spätabends endlich Zeit und Muße haben, die Hände in den Schoß zu legen und fünf Minuten mit absolutem Nichtstun zu verbringen. Das ist purer Luxus und eine Möglichkeit, die Zeit zwar nicht anzuhalten, jedoch sich eine Pause für die Seele zu gönnen. Es wäre wohl für die meisten wünschenswert, am Ende des Kalenderjahres zurückblicken zu können auf viele kleine, positive, unscheinbare, nur auf den ersten Blick unwichtige Momentaufnahmen, die in ihrer Gesamtheit jedoch das Salz in der Suppe des Lebens ausmachen. Freuen wir uns auf die vielen großen Augenblicke des Glücks in der Advents- und Weihnachtszeit. Aber auch auf jene schwer wahrnehmbaren, aber nicht zu verachtenden, kleinen Momente in der Zeit danach. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes und achtsames Jahr 2017, reich an kostbaren Momenten.
Weihnachten
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Abbildung oben Cover einer neuen CD von Arlene Hell mit Liedern pßnktlich zur Weihnachtszeit. Eine weitere CD sowie ein Auftritt sind ge plant. Zeitnahe Infos unter www.arlene-hell.de
Abbildungen links Fabio und Maxima, der Musikantennachwuchs der Familie Hell ist mit mehreren Musikinstrumenten vertraut.
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Inhaltsverzeichnis 1. In eigener Sache. .......................................................................................................................................................2 2. Vorwort, Werner Gilde...............................................................................................................................................3 3. Billed-Reise zum 80. Geburtstag, Hans Rothgerber.....................................................................................................4 4. Ahnensuche von Argentinien bis Billed, Enrique Jose Schaljo.....................................................................................6 5. Karlsruhe feiert den Sommer 2016, Irmgard Triess...................................................................................................13 6. Full House beim Herbstfest 2016, Hans Rothgerber.................................................................................................20 7. Schlachtfest 2016 in Frankenthal, Heidi Müller.......................................................................................................26 8. Die Schweinschlacht - billedrische Nachdichtung...................................................................................................34 9. Treffen des Jahrgangs 1958, Heidrun Done..............................................................................................................38 10. Seniorentreffen 2016, Jakob Muttar.........................................................................................................................40 11. Allerheiligen 2016 auf dem Karlsruher Hauptfriedhof, Stefan Herwig.....................................................................42 12. Allerheiligen in Karlsruhe: Wir gedenken unserer Toten!, Irmgard Triess................................................................ 45 13. Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed, Marliese Knöbl........................................46 14. Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen Feldlager bei den Sümpfen von Billiet, Wilhelm Weber.............................50 15. Vivat Eugenius, Peter Krier......................................................................................................................................54 16. Zur Geschichte eines Briefes aus Billed, Karl-Peter Krauss........................................................................................58 17. Familiengeschichte Sladek in Billed und Lugosch, Helene Neumayer.......................................................................70 18. Ein bewegtes Leben zwischen Wien, Billed und Karlsruhe, Helene Neumayer........................................................ 75 19. Dr. Hans Weber - Staatstierarzt in Billed, Josef Herbst..............................................................................................78 20. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, Helene Neumayer.................................................82 21. Erinnerungen eines Banater Schwaben, Peter Klein.................................................................................................86 22. Zwangsarbeit in Uniform 1950-1961, Peter Krier................................................................................................. 102 23. Meine Kindheit in der Verbannung, Elisabeth Packi............................................................................................. 104 24. Jägerlatein aus Billed, erzählt von Lambert Frank, aufgezeichnet von Robert Frank................................................. 115 25. Was saan dann doo die Leit..., Elisbeth Martini/Johann Steiner............................................................................. 116 26. Un de Zwetter han ich net gebraucht, Erika Weith............................................................................................... 120 27. Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns, Hedwig Gantner................................................................................ 126 28. Sodawasserherstellung in Billed, Erika Weith ....................................................................................................... 130 29. Betonbunker bei Billed, Werner Gilde................................................................................................................... 132 30. Ein Billeder beim Studentenaufruhr 1956 in Temeswar, Hans Martini................................................................ 134 31. Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin, Brigitte Hehn..................................................................... 136 32. Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn, Elisabeth Martini.................................................................................... 140 33. Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln, Hans Rothgerber........................................................................... 142 34. Die Hehns und das Rezept für eine lange Ehe, Fellbacher Stadtanzeiger................................................................ 146 35. 50 Jahre Seelsorge von Priester Bonaventura Dumea, Peter Krier.......................................................................... 147 36. 90 Lebensjahre von Jani Gehl in Fotos, Elisabeth Martini.................................................................................... 148 37. Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten, Gerda Reb.............................................................................. 150 38. 30-jähriges Dirigentenjubiläum, Dietmar Giel...................................................................................................... 152 39. Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin, Hannelore Slavik.............................................................. 154 40. Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber, Peter Krier..................................................................... 156 41. Brief an den Ota Johann Mayer, Brigitte Hodis-Mayer.......................................................................................... 160 42. Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal..................................................................................... 162 43. Statistik unserer Billeder Landsleute, Josef Herbst.................................................................................................. 164 44. Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur................................................................................................................. 190
Billeder Heimatblatt 2016
heimathaus-billed.de
Herausgegeben von der HOG Billed
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Billeder Heimatblatt 2016