Billeder Heimatblatt 2007

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Herausgegeben von der HOG Billed

Billeder Heimatblatt 2007

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20 Jahre Billeder Denkmal

Billeder Heimatblatt 2007

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Billeder Heimatblatt 2007 20. Ausgabe

Dezember 2007

20 Jahre Billeder Heimatblatt


Inhalt Aktuell

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Rückblick

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Bildergalerie Dichtung und Mundart

49 73

Begegnungen

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Leistung und Würdigung

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Statistik

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In eigener Sache

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Inhaltsverzeichnis

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Redaktion: Elisabeth Martini Layout, Grafik und Satz: Hans Rothgerber Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed www.billed.de Herstellung: Präzis-Druck Karlsruhe


Liebe Landsleute, liebe Freunde! Wieder geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende. So schnell, werden die einen ein wenig betrübt sagen, die anderen freuen sich auf die kommenden Feiertage, die Aussicht auf ein wenig Ruhe und Besinnlichkeit. Wir Billeder warten in dieser Zeit aber auch auf unser Heimatblatt. Dieses feiert ein kleines Jubiläum: Sie halten die 20. Ausgabe in Ihrer Hand. Auch in dieser Ausgabe finden Sie traditionell einen Rückblick auf die Aktivitäten und das Geschehene im letzten Jahr, aber auch Beiträge über unsere gemeinsame Vergangenheit. Wir Billeder können voll Stolz auf ein erfülltes Jahr zurückblicken, auf unser Billeder Heimattreffen, auf die Aktivitäten der Trachtengruppe und der Blasmusik, auf die Arbeit des Deutschen Forums in Billed. Nicht unerwähnt soll der Einsatz unserer Gemeinschaft bleiben, was den Erhalt unserer Kulturgüter angeht (Kalvarienberg, Kirche, Friedhöfe). Wir sind aber auch stolz auf unseren Billeder Gedenkstein, der nun schon seit zwanzig Jahren auf dem Karlsruher Hauptfriedhof steht und wo jedes Jahr zu Allerheiligen und alle zwei Jahre beim Billeder Heimattreffen eine Gedenkfeier für unsere Verstorbenen stattfindet. Von Hans Bohn stammen die Worte: „Gesprochene Worte sind wie Blätter im Wind, in Lettern Verewigtes bleibt dir, mein Kind.“ Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit all jener hoch zu schätzen, die, von soviel Idealismus getragen, ungeheuer viel Kraft und Zeit investieren, um für unsere Gemeinschaft das alljährlich erscheinende Heimatblatt mitzugestalten. Unser Heimatblatt hat seit der ersten Ausgabe die Aufgabe, unsere große Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Billeder, auf ihrem Weg durch die Zeiten zu begleiten und die Verbundenheit der über Länder und Kontinente lebenden Billeder aufrecht zu erhalten und zu fördern. Bis heute haben all unsere Heimatblätter diese Aufgabe erfüllt. Auch diese Ausgabe bringt Nachrichten aus der Gegenwart und Informationen über unsere gemeinsame Vergangenheit; sie berichtet über Menschen, die wir kennen und unterrichtet uns über wichtige Ereignisse, bringt mit Bildern und Texten auch Wärme in unsere Herzen. Unser Heimatblatt wird so lange erscheinen, solange Landsleute dafür schreiben und dieses Büchlein mitgestalten. Doch wir alle müssen bereit sein, die Herausgabe zu unterstützen, sei es durch Spenden oder durch selbstgeschriebene Beiträge. Bei allen, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben, möchte ich mich bedanken. Ich wünsche Ihnen also besinnliche Stunden zum Lesen des Heimatblattes und freue mich auf weitere Zusammenarbeit. Seitens des Vorstandes der Heimatgemeinschaft Billed wünsche ich Ihnen ein schönes Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Werner Gilde, Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed


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20 Jahre Billeder Heimatblatt

ege, die nicht begangen werden, verkommen, werden überwuchert und verschwinden. Erinnerungen, die nicht gepflegt werden, verschwinden aus dem Gedächtnis, Freundschaften und Verbindungen, die nicht gepflegt werden, kühlen ab, verblassen, enden. Um Bestand zu haben, braucht eine Gemeinschaft wie die unsere, die verstreut über Länder und Kontinente lebt, etwas, was ihre Verbundenheit immer wieder hervorruft, erneuert und verfestigt, braucht eine feste Klammer. Diese Klammer ist seit zwei Jahrzehnten ein kleines Büchlein von gut hundert Seiten, unser Heimatblatt. Bei den allermeisten Billedern findet man in der Wohnung zwei besondere Merkmale: Ein Bild der Billeder Kirche und die 19 bisher erschienenen Bücher in der Reihe „Billeder Heimatblatt“. Dieses Jahr liegt Ihnen nun die 20., eine Jubiläumsausgabe unseres Heimatblattes vor. Begonnen wurde die Ausgabenreihe eigentlich mit der Festschrift zur Weihe des Billeder Denkmals in Karlsruhe am 7. Juni 1987. Die Redaktion der Festschrift hatte Margarethe Pierre übernommen, sie wurde unterstützt von Wilhelm Weber, der auch inhaltlich den größten Teil des Buches geschrieben hat. Die Festschrift mit einem Teil zur Geschichte Billeds und Berichten über die Feierlichkeiten zur Denkmalweihe fand bei den Landsleuten großen Zuspruch, es war damit klar geworden, dass die meisten Landsleute ein Billeder Mitteilungsbuch wünschten. Daher war es eine logische Folge, dass wir im darauffolgenden Jahr ein Buch in Druck gaben. Zu Weihnachten 1988 hatten die Landsleute die erste Ausgabe des Billeder Heimatblattes auf ihrem Gabentisch. Die redaktionelle Arbeit dieser Ausgabe hatte erneut Margarethe Pierre übernommen, während Wilhelm Weber den grafisch-gestalterischen Teil bewältigt hatte. Gedruckt wurde das 60 Seiten umfassende Buch in der Drucke-

Aktuell Peter Krier

rei Rosenbaum in Düsseldorf. Auch bei der folgenden Ausgabe 1989 hat Grete Pierre noch in der Redaktion mitgewirkt, auch Johann Gehl war dem Redaktionsteam beigetreten, die grafi­ sche Gestaltung lag weiterhin in den Händen von Wilhelm Weber. Neu in der Ausgabe 1989 waren Farbbildreproduktionen von Billeder Ma­lern und die Jahresstatistik der Billeder von Sepp Herbst. Mittlerweile hatte sich das Heimatblatt von einem Buch, aus dem alle lesen, zu einem Buch, in dem viele schreiben, entwickelt. Immer mehr Landsleute begannen Beiträge für das Heimatblatt zu schreiben und Bilder einzusenden, so dass die Ausgabe 1990 auf 112 Seiten erweitert werden musste. Gedruckt wurden die Bücher nun beim Böckle-Verlag in Karlsruhe, zur Gestaltung des Heimatblattes hatte sich ein Kollektiv zusammengefunden. Ab 1991 zeichnete Brigitte Hehn als Hauptre­ dak­teurin, auch Hermine Schnur wirkte bei der Gestaltung des Buches mit. Mit Hans Roth­gerber war ein fotografischer Fachmann zum Redaktionsteam gestoßen, der ab nun das Heimatblatt bildlich mitgestaltete, während Hans Herbst ab 1992 die grafische Gestaltung übernommen hatte. Auch die Ausgaben 1993 und 1994 wurden redaktionell und gestalterisch vom gleichen Team bearbeitet, wobei ab 1994 Elisabeth Martini die Redaktion zusammen mit Brigitte Hehn übernommen hatte. In den folgenden Jahren 1995 und 1996 blieb es beim gleichen Redaktionsteam, gedruckt wurde bis dahin beim Böckle-Verlag in Karlsruhe. 1997 wurde die bisherige Umschlaggestaltung geändert, statt des Fotos mit der Kirche erhielt ab nun jede Jahresausgabe eine eigene Umschlaggestaltung. Für die Redaktion zeichnete ab 1997 Elisabeth Martini alleine, für die Grafik war Hans Herbst und für das Layout Hans Rothgerber zuständig. Ab 1998 wurde die Druckerei gewechselt, die Druckerei Präzis-Druck


Aktuell „So darf ich in dieser Jubiläumsausgabe mit dem Wunsch schließen, dass unser Heimatblatt noch viele Jahre erscheinen möge, dass es weiter fähige und fleißige Schreiber und Gestalter wie auch dankbare Leser haben möge und als gedrucktes Denkmal Billeds noch lange fortbestehen möge.“

12 Länder Haushalte in icht-Billeder, er d le il B 0 ch 20 N h an 130 nden sich au er ird alljährlic Das Buch w r den Empfängern befi sind; ferner erhalten üb te n rt U ie . ss et re d te en tt in vers ch. m Heimatbla ser Jahresbu die an unsere und Kulturhäuser un en 20 Bibliothek


aus Karlsruhe stellte ab dann bis heute unser Heimatbuch her. Die Redaktion des Buches liegt nun seit 10 Jahren bei Elisabeth Martini, während Hans Rothgerber ebenfalls seit 10 Jahren Grafik und Satz des Heimatblattes gestaltet. Unter Beibehaltung des gleichen Formats und Umfangs geben die Umschlagbilder jeweils einen prägnanten Hinweis auf das Jahreshauptthema des Heimatblattes. Inhaltlich ist unser Heimatblatt sehr mannig­ faltig und bringt, wie Elisabeth Martini sagt, jedem etwas und doch etwas für alle. Zunächst widerspiegelt die Bücherserie den Weg unserer Gemeinschaft über zwei Jahrzehnte. Im Jahresrückblick wird an besondere Ereignisse, die unsere Gemeinschaft sowohl in Deutschland als auch in Billed betreffen, erinnert, an Heimattreffen, Kirchweihfeste in Billed und in Karlsruhe, Gedenkveranstaltungen, Musi­ kan­­tentreffen, Sportveranstaltungen, Un­ter­­­ hal­­­­­­­tungen, Jahrgangs- und Klassentreffen. Auch ein historischer Rückblick erinnert in der Regel an geschichtliche Ereignisse, die billedspezifisch oder allgemein auf unsere Gemeinschaft gewirkt haben, wie die Ansiedlung, die Entwicklung unseres Dorfes, die Kriege, De­por­tation, Flucht, Enteignung und Aussiedlung. Es wird über Persönlichkeiten aus Billed berichtet, über das Leben im Dorf, Brauchtum, Sitten, Vereine, über das Arbeitsleben und die Schule. Geschrieben wird gelegentlich auch „billedrisch“ und über unseren Dialekt berichtet; es werden Gedichte und Erzählungen vorgestellt. Es wäre sicher eine lohnende Arbeit, mal den sortierten Inhalt unserer Heimatblätter zu erfassen. Durch die jährliche Statistik werden uns Familienereignisse vermittel, die unsere Erinnerung an die Menschen unseres Dorfes auffrischen und uns Gelegenheit geben, in Gedanken Abschied zu nehmen von denen, die von uns gehen. Von besonderer Bedeutung sind die Bilder in unserem Heimatblatt. Sie sind ebenfalls eine Dokumentation unseres Weges durch die Geschichte. Sowohl Fotos von aktuellen Ereignis-

Aktuell sen als auch Erinnerungsfotos runden das Bild einer lebendigen in ihrer Tradition verwurzelten Gemeinschaft ab. Welch ein großer Schatz stellen all die Bilder dar, die in den 20 Jahren veröffentlicht wurden? Welch hohen Wert haben Fotos von unwiederbringlichen Ereignissen unserer Gemeinschaft? Unser Heimatblatt wird nicht deswegen gedruckt, um es mit anderen Heimatblättern zu vergleichen. Es ist dennoch angenehm zu erfahren, dass unser Heimatblatt von Fachleuten inhaltlich und die grafische Gestaltung betreffend als zu den besten gehörend eingestuft wird. Das Buch wird alljährlich an 1300 Billeder Haushalte versendet, die über vier Kontinente und 12 Länder verstreut leben. An die Landsleute in Billed und an die in Rumänien verstreuten wird das Heimatblatt kostenlos verschickt. Unter den Empfängern befinden sich auch 20 Nicht-Billeder, die an unserem Heimatblatt interessiert sind; ferner erhalten über 20 Bibliotheken und Kulturhäuser unser Jahresbuch. 20 Jahre Billeder Heimatblatt sind Anlass für uns, all denen zu danken, die in den zwei Jahrzehnten mitgearbeitete haben, die Beiträge geschrieben und Fotos eingesendet haben. Sie sind auch Anlass für uns, denen unsere Anerkennung und unseren Dank auszusprechen, die diese Dokumentation unseres Weges gestaltet haben, die häufig, viele regelmäßig, geschrieben haben. Dank muss aber auch den Lesern ausgesprochen werden, denn Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen brauchen Leser, für die sie geschrieben sind und sie brauchen Leser, von denen sie erhalten werden. Beides haben wir Billeder: Interessierte Leser und viele Spender, die den Erhalt unseres Heimatblattes ermöglichen. So darf ich in dieser Jubiläumsausgabe mit dem Wunsch schließen, dass unser Heimatblatt noch viele Jahre erscheinen möge, dass es weiter fähige und fleißige Schreiber und Gestalter wie auch dankbare Leser haben möge und als gedrucktes Denkmal Billeds noch lange fortbestehen möge.


Aktuell

Der Kirchweihzug durch die Straßen Neureuts

Billeder Heimattreffen – Pfingsten 2007

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as Billeder anfassen, das hat – Gilde, Herbst, Martini, Müller, Muttar und...nicht überraschend Hand und Fuß. Unser Heimattreffen hat aber noch viele sich selbstlos einsetzende Köpfe und Hände, stellvertretend soll just die über Jahre Kirchweihstrauß-bindende Familie Just und -spendende Familie Heinrich genannt werden. Blickfang war dieser Strauß immer, auch heuer! Und so lebt unsere Gemeinschaft durch sie, die Unermüdlichen, durch dich und mich, die Teilhabenden. Jedes zweite Jahr am Pfingstwochenende bewegt sich was: die Autos auf der Autobahn Richtung Karlsruhe, der Kirchweihzug durch die Straßen Neureuts, unsere Augen auf die groß herauskommenden kleinen Trachtenträger. Überschaubar war der Festzug, doch zu übersehen nicht! Nicht die stolz schreitenden reifen Trachtenträger, nicht die Ehrengäste, auch unsere Offiziellen nicht und nicht Apfel und Rosmarinsträußchen. Dafür sorgte schon die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle un­­­ter der Leitung von Jakob Groß jun. Mit ihren Märschen lockte sie die Neureuter auf die

Peter Neumann

Straße und an die Fenster. Wahrscheinlich war sie auch bis in die Linkenheimer Landstraße zu hören, denn schon am Dienstag schenkten die „Badische Neueste Nachrichten“ dem „Bil­leder Pfingsttreffen“ Aufmerksamkeit mit fundiertem Artikel und über vier Spalten reichendem aussagekräftigem Bild. Eine schöne Geste unseres Vorstandes, Vertreter der Feuerwehren aus dem Landkreis Karls­ruhe, die 2006 einen Hilfstransport mit Fahrzeugen, Gerätschaften und Ausrüstung nach Billed gebracht hatten, zu unserem Treffen einzuladen. Diese marschierten freudig mit und feierten auch gerne mit. Die Türen der Neureuter St-Judas-Thad­ däus-Kirche standen um 15 Uhr weit offen, vor dem Altar die Abbildung unserer Heimatkirche, der Kirchturm ein Fingerzeig ´gen oben! Billed lebt auch ohne uns weiter, aber anders. Aus der Fremde wird es uns fremd und fremder. Den Gottesdienst jedoch gestaltete Pfarrer Peter Zillich heimatlich, er, der Heimatpfarrer, der Pfarrer mit Akkordeon, der als einer der Auserwählten mit Papst Benedikt dem XVI


Aktuell

Überschaubar war der Festzug, doch zu übersehen nicht! ins Gespräch kam, ohne nach Rom zu pilgern, beim Papstbesuch in Bayern. In Klein-Betschkerek geboren und getauft, fühlt dieser Pfarrer sich als „Nachbarkind“ den Billedern verbunden. Mit ihm konnten wir dem Herrn danken, dass er uns das Banat und Billed geschenkt hat: „Da jauchzt mein Herz dem großen Schöpfer zu, wie groß bist Du, wie groß bist Du!“ Für Andacht und bewegte Herzen sorgten die Billeder „Singmädcher“ und „Buwe“, dirigiert von Hannelore Slavik, an der Orgel Magdi Roos. Trotz lichter gewordener Reihen gelang es ihnen, den Kirchenraum und die aufnahmebereiten Herzen zu füllen, die vertrauten Lieder taten das Ihre. Höhepunkte waren die Vorträge der beiden Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel, um die uns andere Gemeinden schon beneiden und das mit Grund. Manch badische Gemeinde würde sich zum Festtag gerne diese Stimmen leisten können. Krönender Abschluss des Gottesdienstes: „Großer Gott, wir loben Dich“, auch für die Möglichkeit, heute hier zu leben.

In der Badnerlandhalle begrüßte Werner Gilde als „Hausherr“ die Gäste und Ehrengäste: Viel‘ Gäst‘, viel‘ Ehr‘ – viele Ehrengäste, noch mehr! Schirmherr der Veranstaltung war unser Karlsruher Bürgermeister Ullrich Eidenmüller; Ehrengäste außerdem: Neureuts (für uns neuer) Ortsvorsteher Jürgen Stober mit Gattin, sein nun schon altgedienter Stellvertreter Prof. Hans Müller, die schon erwähnten Feuerwehrmänner mit ihren Ehefrauen, Billeds Forumsvorsitzender Adam Csonti mit Gattin und in Begleitung ihrer Frauen die HG-Vorsitzenden unserer Nachbargemeinden Kleinjetscha Dietmar Giel aus Karlsruhe, Großjetscha Norbert Neidenbach (Rastatt), Lenauheim Werner Grie­ bel (Mannheim), Alexanderhausen Herwig Ste­ fan (Gärtringen). Als Erste durfte die Kindertanzgruppe unter der Leitung von Elvine Muth und Dagmar Österreicher ihr Können auf der Bühne zeigen, begeisterter Beifall war verdient. Um sich ihre kulturellen Zelte in Karlsruhe aufschlagen zu können, mussten sich die Bil-


Aktuell

Den Gottesdienst gestaltete Pfarrer Peter Zillich heimatlich. leder 1987 an den amtierenden Bürgermeister Ullrich Eidenmüller wenden. Nur so konnte ein passender Ort für das Billeder Denkmal auf dem Hauptfriedhof bereitgestellt werden, das nun seit 20 Jahren steht; auch Herr Eidenmüller ist immer noch im Amt und seit 20 Jahren ununterbrochen Schirmherr unserer Pfingsttreffen, er ist unser Freund, der Billed schon höchstpersönlich besucht hat. Jubiläum, Freundschaft, gute Zusammenarbeit waren des­ halb auch die Leitgedanken seiner Ansprache. Eine während der Feier überreichte Ehrenurkunde soll unseren Dank bekunden. Die Trachten-Tanzgruppe unter Leitung von Heidi Müller und Werner Gilde betrat die Bühne, die Musik spielte, die Röcke flogen und der Beifall war gesichert. Jürgen Stober legte seinem Grußwort die Parallele zu Grunde: Pfingsten als Anfang der christlichen Kirche und der Neuanfang nach dem Krieg, vor allem durch die Vertriebenen, die auch in Neureut Heimat gefunden haben. Adam Csonti, angereist als EU-Bürger, ohne

Grenz- und Passkontrolle, was vor 20 Jahren kein Mensch zu träumen gewagt hätte, unterstrich in seinem Grußwort die Verbundenheit mit der alten Heimat und die sich neu auftuenden Möglichkeiten. Endlose Wartezeiten an der Grenze, Schikanen Schmiergeld, Erpressung, Bestechung sind heute Geschichte, worüber wir uns alle nur freuen können. Und wieder spielten die Musikanten für die 10 Tanzpaare, die nun mehr Platz benötigend die Bühne verließen und so die prächtigen Trachten, den Figurenreichtum, das Geschick und die Grazie der Tänzer(innen) besser zur Geltung brachten, wofür der Saal mit reichem Beifall dankte. Nach dem Tanz für die Ehrengäste und die Trachtenträger folgte das gemütliche Beisammensein, das große „Verzähle“, das jedoch schon längst im Gange war. Die Klänge der Kapelle lockte auf die reichlich vorhandene Tanzfläche und man folgte gern den Rhythmen, tobte sich aus, auch als die Blechmusik von Geri Kegler abgelöst wurde, der die nimmermüden Tanzlustigen bis in den


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Aktuell

Die Trachten-Tanzgruppe unter Leitung von Heidi Müller und Werner Gilde: die Musik spielte, die Röcke flogen und der Beifall war gesichert. nächsten Tag hinein bespielt hat. Attraktiv war auch die im Foyer eingerichtete Ausstellung, die anschließend für viel Gesprächsstoff im Saal sorgte, hoffentlich wird daraus eine Tradition. Die viel zu oft gestellte Frage nach der Zukunft unserer Treffen, nach der Bereitschaft der Jugend, diese Tradition weiter zu führen, ist dahingehend zu beantworten, dass sie ihre Wurzeln im Allgemeinen nicht verneinen, denn für jeden Einzelnen ist die Herkunft und Familiengeschichte früher oder später wichtig. Die Interessensschwerpunkte der Jugend bewegen sich jedoch weg von uns, was bei allen Generationen so war und Fortschritt bedeutet. Das ist dann gelungene Eingliederung, geradezu Belohnung und Auszeichnung für landsmannschaftliche Arbeit. (Mir gehn jo aa net in die Disco oder mit Bluejeans un Tennisschuh in die Kerch.) An Pfingstsonntag auf dem Karlsruher Haupt-Friedhof sieht man dem Billeder Stein die 20 Jahre Existenz nicht an und doch ist er

es, der uns um sich scharrt wie die Glucke ihre Küken. Nach der Eröffnung der Gedenkfeier durch die verstärkte Bläsergruppe wirkte der Gedichtvortrag „Heimat“ durch Sarah Russ – Debütantin mit Herzklopfen und dem Charme des Kindlich-Reinen – erfrischend, zeigte, wie Heimat von Eltern und Großeltern an die Kinder weitergegeben wird. Der Chor traf durch „Die Glocken der Heimat“ dieselbe Saite unserer Seele. Ausgehend vom „Panta rhei“ des griechi­ schen Philosophen Heraklit ließ Peter Krier die „Bewegung“ in seine Festansprache „fließen“, er verdeutlichte die unweigerlichen Veränderungen, denen weder wir noch unsere Gemeinschaft entgehen konnten, die wir erleben und erleben werden. Jedoch Hoffnung versprach der Chor mit „Rast am Kreuze“. Geehrt wurden unsere Vorfahren mit einem Kranz, den Johann Gehl und Joseph Thöresz niederlegten; durch die Bläsergruppe mit „Ich hatt‘ einen Kameraden“ und „Zum ewigen Schlaf“, durch den Gedichtvortrag von Heidi Müller und unser Gebet mit Elisabeth Luckhaub.


Aktuell

Herr Eidenmüller seit 20 Jahren ununterbrochen Schirmherr unserer Pfingsttreffen 99 Verstorbene hatte Josef Herbst auf seiner Liste, die für die zwei vergangenen Jahre endlos erschien. „Näher mein Gott zu Dir“ ließ der Kirchenchor unter der Leitung von Hannelore Slavik erklingen und der Wind trug sein Lied über die Weiten des Friedhofs, in unsere Seelen und hoffentlich bis zum Herrn! Den Abschluss der Feier am Denkmal kündete das Bläserquartett unter Adam Tobias mit der „güldenen Sonne“ an. Anschließend fanden auf der Hauptversammlung in der Gaststätte der Rintheimer Sporthalle Neuwahlen statt, durch die der vorherige Vorstand mit einer Ausnahme wiedergewählt wurde. Diesem Vorstand kann man nur Erfolg in seiner Arbeit wünschen, Bewegung, nicht Stillstand! An Pfingsten 2009 kann es dann in Neureut wieder heißen: „Buwe, was hammer heit?“ Man kann sich nur darauf freuen und auf die Billeder Blechmusik! Wenn jeder noch einen mitbringt, dann sind wir doppelt so viele!!

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Ausgehend vom „Panta rhei“ des griechi­schen Philosophen Heraklit ließ Peter Krier die „Bewegung“ in seine Festansprache „fließen“. Den Abschluss der Feier am Denkmal kündete das Bläserquartett unter Adam Tobias mit der „güldenen Sonne“ an.


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Rückblick


Rückblick Aktuell

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Volkskunstausstellung

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s ist erfreulich, dass durch die Auswanderung aus der alten Heimat die Billeder Volkskunst nicht zum Stillstand gekommen ist, was auch die Aussteller Barbara Gilde, Katharina Heinrich, Nikolaus Gilde, Joseph Schmidt, Peter Mann und Joseph Schackmann beim diesjärigen Heimattreffen bewiesen haben. Die hier gezeigten Exponate reichten von aufwendig gestalteten Schultertüchern über detailgetreue Trachtenpuppen, minutiösen Schnitzereien, Nachbildungen von Pferdewagen bis hin zu liebevoll gestalteten Banater Bauwerken. Barbara Gilde: Das Besondere an ihren Trachtentüchern ist, dass die Blüten nicht - wie üblich – gemalt, sondern gestickt sind, was auf die jahrelange Tätigkeit als Stickerin zurückgeht. Hergestellt wurden die beiden Tücher (mit zarten Veilchen bzw. rosenähnlichen Blüten) Anfang der 80er Jahre und warten darauf, von Tochter oder Enkelin bei Banater Trachtenfesten getragen zu werden. Joseph Schmidt: Seine Arbeiten entstanden in den letzten Jahren, jeweils im Winter, wo-

Brigitte Hehn (Röhrich)

bei es mit einer Krippe begann und dann weiterging mit 7 Pferdewagen und 6 Häusern. Ein Ausstellungsstück war sein Elternhaus, wie es 1911 erbaut wurde, ein fränkischer Streckhof, die übliche Bauart im Banat mit Stube, Kammer, „Speis“, Keller, Pferdestall, Kuhstall, Schuppen, Schweineställe usw. Beeindruckend ist die 2006 entstandene Billeder Kirche, die detailgetreu nachgebildet ist, mit Uhren, Sakristei... Der für die Arbeiten notwendige Zeitaufwand macht diese unbezahlbar. Peter Mann stellte einen typischen Billeder Wagen aus, rot, mit schmalen Rädern – vorn etwas kleiner – mit Leitern, „Schragl“, „Leichs“... Seit 1985 etwa beschäftigt er sich mit dem Bau von Wagen in Kleinformat und hat insgesamt 6 hergestellt, einer steht im Karlsruher Haus der Heimat. Durch ihre Hobbys tragen die angeführten fleißigen Billeder dazu bei, dass Tradition und Brauchtum weiterleben und Erinnerungen an die alte Heimat bei den Betrachtern hochkommen. Dafür verdienen sie unseren besonderen Dank!


Aktuell

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Innenstaatssekretär Dr. Christof Bergner - erster von rechts - beim Heimattreffen in Temeschburg.

Hoher Besuch in Billed

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n Anerkennung ihres besonderen Kriegsfolgeschicksals stehen die deutschen Minderheiten in den ehemaligen Ostblockstaaten unter dem Schutz der Bundesrepublik Deutschland. Während vor dem Fall des Eisernen Vorhangs Deutschland bestrebt war, durch Verhandlun­ gen mit den kommunistischen Regierungen Ver­besserungen für die Deutschen in den Ostblockstaaten zu erzielen, sich jedoch auch mit unterschiedlichem Erfolg beharrlich für die Ausreise der ausreisewilligen Deutschen aus den ehemaligen Ostblockstaaten eingesetzt hat, ist die Bundesrepublik seit dem Fall des Eisernen Vorhangs bemüht, den in ihrer Heimat verbliebenen Deutschen in Ost- und Südosteuropa verschiedene Hilfen zu gewähren, um ihnen den Verbleib in der angestammten Heimat zu erleichtern. Zuwendungen aus Bundesmitteln erhalten die Deutschen im sozialen, kultu­-

Peter Krier

rel­len wie auch wirtschaftlichen Bereich. So werden deutsche Sozialeinrichtungen, Schulen, Kin­­­­­dergärten, Pressewesen, Kulturhäuser wie auch Existenzgründungen gefördert. Seitens der Bundesregierung ist das Bundesinnenministerium für diese Hilfen wie auch für den allgemeinen Schutz der deutschen Min­derheiten zuständig. Mittlerorganisation für Hilfen in das Banat ist das Hilfswerk der Banater Schwaben. Nach der Wende lag die Verantwortung für die Hilfen an die deutschen Minderheiten und deren Schutz in der besonderen Verantwortung des Innenstaatssekretärs, damals Horst Waffenschmidt. Während die vorherige Bundesregierung einen Beauftragten ohne Verwaltungsmandat für diesen Bereich eingesetzt hatte, wurde von der jetzigen Regierung wieder ein Staatssekretär mit dieser Aufgabe betraut.


Aktuell Der neue Staatssekretär, Dr. Christof Bergner, wollte die Situation der Deutschen in Rumänien unmittelbar vor Ort kennenlernen. Sehr gelegen kam ihm dabei die Einladung zum Heimatfest der Deutschen im Banat vom 17. bis 20. Mai in Temeswar. Teilnehmer seiner Delegation bei dieser Reise waren neben hohen Ministerialbeamten auch der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Vorsitzende des Hilfswerkes der Banater Schwaben. Nachdem der Staatssekretär in Temeswar wichtige Gespräche mit Regierungsvertretern und der regionalen Führung geführt hatte, nahm er sich viel Zeit für Gespräche mit den Vertretern der deutschen Minderheit im Banat und in Rumänien, wobei er einige Stunden im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus verbrachte. Banater Heide, Gemälde von Franz Ferch

15 Neben Reschitz und Perjamosch besuchte Staatssekretär Bergner am 18. Mai mit seiner Delegation auch Billed. Dabei besichtigte er den Landwirtschaftsbetrieb von Erwin Csonti und die Sozialstation mit dem Forumssitz. Im Forumssitz wurde Dr. Bergner von dem Vorsitzenden Adam Csonti, von Bürgermeister Duta, von Pfarrer Dumea und den anwesenden Landsleuten begrüßt. Dr. Bergner zeigte dabei großes Interesse für die dort verbliebenen Deutschen und ließ sich einige Lebensgeschichten schildern. Interesse zeigte der Staatssekretär auch für die Geschichte der Gemeinde, wobei ihn die großen Bauernhäuser beeindruckt haben. Bei allen Gesprächen betonte der hohe Gast, dass Deutschland auch weiterhin seiner Verpflichtung für die dort verbliebenen Landsleute nachkommen wird.


Aktuell

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Unter den Klängen der Rekascher Blaskapelle marschierten 16 Paare in schöner schwäbischer Tracht – 9 Paare aus Billed und 7 aus Temeswar.

Aktuelles aus Billed

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as diesjährige Kirchweihfest fand am 30. September, einen Tag nach Micheli, statt. Es war ein wunderschöner Herbsttag, an welchem unter den Klängen der Rekascher Blaskapelle16 Paare in schöner schwäbischer Tracht – 9 Paare aus Billed und 7 aus Temeswar – stolz durch den Ort marschierten. Ehrengäste wurden eingeladen, dann zogen die Trachtenpaare zur Kirche, wo Pfarrer Bonaventura Dumea den Festgottesdienst zellebrierte. Es war die 230. Jahrfeier seit der Weihung unserer Kirche. Am Nachmittag fand im Kulturheim die Straußversteigerung statt, wobei dieser von Cosmin Legindi für sein Kirchweihmädchen Nicoleta Oprea ersteigert wurde; das Tuch gewann Laura Kleitsch und den Hut Rudi Werle. Anschließend fand ein Kulturprogramm statt,

Adam Csonti

an welchem die Volkstanzgruppe der Allgemeinschule Billed, die der ukrainischen Minderheit aus Lugosch, die Banater Rosmareiner aus Temeswar und die Billeder Heiderose ihr Können zeigten. Der Abend klang mit Tanzmusik aus.

Handball

Am 26. August 2007 fand das alljährliche Handballturnier statt, an dem auch in diesem Jahr 8 Mannschaften um den vom Billeder Gemeinderat gestifteten Pokal kämpften. Platz I belegten in diesem Jahr die Handballer aus Lugosch, die im Finale Billed besiegten; den III Platz belegte die Mannschaft aus Lovrin. Anschließend fand ein Sportlerball statt, dem ein wunderbares Feuerwerk ein gelungenes Ende setzte.


Aktuell

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Anlässlich der Billeder Kirchweih fand auch ein Kulturprogramm statt, an welchem die Volkstanzgruppe der Allgemeinschule Billed, die der ukrainischen Minderheit aus Lugosch, die Banater Rosmareiner aus Temeswar und die Billeder Heiderose ihr Können zeigten.

Ein Dankeschön aus Billed an Familie Schortje-Sommer

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rau Maria Schortje-Sommer aus Plüderhausen ist die Tochter von Johann und Katharina Schortje, geb.Weber, aus Billed Nr. 432. Ihre 88-jährige Tante Maria Schortje lebt noch in Billed und diese hat die Nichte schon einige Male mit ihrem Vater und auch später noch besucht. Sie stellte dem Billeder Forum für alte und gehbehinderte Menschen 2 Gehwagen, 1 Rollstuhl, 1 Nachtstuhl, 1 Pedalstepper und viele andere brauchbare Gegenstände, die diesen Menschen das Dasein erleichtern, zur Verfügung. Dafür herzlichen Dank von den Billedern und die besten Wünsche für die Zukunft; Dank auch an Mircea Heinrich aus Karlsruhe, der die Geschenklieferung mit seinem Auto nach Billed gebracht hat. Maria Schortje-Sommer ist von Beruf Wirtschaftsinformatikerin und gründete 1995 ein berufliches Bildungs-Zentrum in Kirchheim/ Teck. Schon nach 4 Monaten wurden die dort angemieteten Räume zu eng, so dass 1996 der Umzug nach Wendlingen erfolgte, wo in 5

Josef Herbst

Lehrsälen ca 100 Personen geschult werden können. Am Anfang wurden hier arbeitslose Jugendliche in den Bereichen Metall- und Holzbear­ beitung, Lagerwesen, EDV-Grundlagen, Bau­ kunst usw. qualifiziert. Im Laufe der Jahre hat sich der Schulungsbetrieb auf Außenstellen in Mössingen und Reutlingen erweitert und – aufgrund geänderter Anforderungen – immer mehr hin zu EDV-Anwendungen entwickelt. Zur Zeit werden hauptsächlich Erwachsene im Bereich Microsoft Office sowie in Buchführung und Wirtschafts-Englisch qualifiziert. Unsere Landsmännin ist seit dem 10. 07. 1987 mit Peter Sommer (Dipl.Betriebswirt) verheiratet und selbst als Geschäftsführerin in ihren 3 Schulungsstätten tätig. Ihr Bruder Hans-Walter Schortje, geb. am 04. 01.1949, aus Teningen-Nimburg, ist Gymnasiallehrer für Mathematik und Physik; der Bruder Peter Schortje, geb. am 30. 04.1955, aus BernkastelKues, ist selbständiger Kaufmann.


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Michael Tobias 1907, geb.1877

Aktuell


Aktuell

Vertriebene als Brückenbauer in Europa „Tag der Heimat“ des BdV in Berlin

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nter dem Motto „Heimat ist Menschenrecht“ wurde am 18. August 2007 in Berlin der diesjährige „Tag der Heimat“ des Bundes der Vertriebenen (BdV) in festlichem Rahmen begangen. Es war dies der 57. „Tag der Heimat“ und, wie jedes Jahr, wurde der Opfer mit einer Kranzniederlegung am Zentralen Mahnmal der deutschen Vertriebenen am Theodor-Heuss-Platz, einer Festveranstaltung im Internationalen Congress Centrum Berlin (ICC) und einem ökumenischen Gottesdienst gedacht. Auf der Festveranstaltung im ICC ergriffen Erika Steinbach (CDU), Vorsitzende des BdV, Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering (CDU), Präsident des Europäischen Parlaments, und Roland Koch (CDU), Ministerpräsident des Landes Hessen, das Wort. Bereits im Vorfeld schickte Papst Benedikt XVI. seine Grußbotschaft an den BdV. In diesem Schreiben hieß es: „Heimat ist mitbegründend für die Identität der Person und bedarf daher des Schutzes. Wahre Heimat ist jedoch ungleich mehr als die Sicherung von Grund und Boden, Sprache und Kultur. Sie steht in enger Beziehung zu einem grundmenschlichen Verhalten der gegenseitigen Annahme und Solidarität. Dadurch können besonders auch jene ein Zuhause finden, die ihre ursprüngliche Heimat auf tragische Weise verloren haben.“ Die Festredner verdeutlichten die Bedeutung der Brückenfunktion der Vertriebenen zu ihren Herkunftsländern in einem vereinten Europa. Die Rolle der Heimatvertriebenen als Brückenbauer, als Vermittler der Verständigung und des Miteinanders in Europa wurde von den Rednern ganz besonders gewürdigt. So sagte Erika Steinbach in ihrer Rede: „Ich

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Elisabeth Packi (Hehn)

glaube an ein versöhntes Europa, in dem die Völker ohne Zwang und Furcht voreinander leben können. Und unser Verband mit seinen Millionen Heimatvertriebenen trägt dazu bei. Tagtäglich. Vieltausende Kontakte in die alte Heimat haben Vertrauen, Partnerschaften, sogar Freundschaften wachsen lassen.“ Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering bekräftigte mit Blick auf die Charta der Vertriebenen: „Die deutschen Heimatvertriebenen haben mit ihrem bewegenden Bekenntnis zu den europäischen Werten von Anfang an der großen Vision von der Einheit und Freiheit Europas schon vor zwei Generationen den Weg geebnet.“ Weiter sagte er: „Es gibt inzwischen viele Kontakte, sogar Freundschaften zwischen den Vertriebenen und den Menschen unserer Nachbarländer, aus denen sie vertrieben wurden. Wir wollen auf europäischer Ebene alles tun, um diesen Dialog zu unterstützen.“ Auch Roland Koch unterstrich die wertvollen Beziehungen der Vertriebenen zu ihrem Herkunftsland, die sowohl auf regionaler als auch auf Regierungsebene Türen öffnen und den Dialog fördern, und unterstrich die gute Zusammenarbeit der Regierung Hessens mit den Landsmannschaften und den Vertriebenenverbänden und die Bedeutung der Pflege der Kontakte der Vertriebenen zu ihrer angestammten Heimat. Des Weiteren verdeutlichten die Festredner die Bedeutung einer zentralen Gedenkstätte gegen Vertreibung in Berlin. Erika Steinbach betonte die Notwendigkeit der Errichtung des Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin mit europäischem Ansatz. Sie erinnerte daran, dass das öffentliche Bewusstsein dafür sensibilisiert werden muss: „Allzu oft wurde die Tatsache der nationalsozialistischen Schrec­ kensherrschaft über Europa als Stoppschild


20 missbraucht, um einer gesamthistorischen Debatte aus dem Wege zu gehen oder gar die Massenvertreibungen zu rechtfertigen und Mitgefühl zu unterbinden. […] Dabei ist es eine längst überfällige Aufgabe Deutschlands, endlich eine Dokumentationsstätte in Berlin zu errichten, in der das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler und ihre Siedlungs-, Kultur- und Sozialgeschichte deutlich werden. Von diesem Schicksal ist nahezu jede vierte Familie in Deutschland betroffen.“ Hans-Gert Pöttering erinnerte daran, dass er sich in seiner Antrittsrede im Februar im Europäischen Parlament für das Einrichten eines Hauses der Europäischen Geschichte eingesetzt hat und betonte, dass wir gegen Unrecht, Unterdrückung, Flucht und Vertreibung Stellung nehmen müssen, egal wo auf der Welt sie stattfindet. „ Deswegen protestieren wir“, sagte Pöttering „gegen das Vergessen in Europa wie gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid in der Welt. Deswegen wollen wir die Erinnerung stärken, um die Menschenwürde besser zu schützen, jederzeit und überall. Deswegen müssen wir uns aufmachen zu einem gemeinsamen europäischen Erinnerungswerk. Dabei darf nichts gegeneinander aufgerechnet werden, aber es darf auch niemand vergessen werden, der an Flucht und Vertreibung gelitten hat. Nur so können wir ehrlich und widerspruchsfrei für eine neue europäische Kultur der Erinnerung eintreten.“ Hessens Ministerpräsident Roland Koch hat die Forderung des Bundes der Vertriebenen nach einem Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin ebenfalls unterstützt. Auf dem zentralen Festakt zum Tag der Heimat in Berlin sagte der CDU-Politiker, dass der Vertreibung von Millionen Deutschen ebenso gedacht werden müsse wie der Verbrechen der Nationalsozialisten. „Es gehören beide Dinge auf den Tisch.“ Schuld und Leid dürften nicht gegeneinander aufgerechnet werden. Desgleichen hob Roland Koch die Rolle der Vertrie-

Aktuell benen beim Wiederaufbau Hessens nach dem Zweiten Weltkrieg, ein Land in dem jeder dritte Einwohner einen Vertriebenenhintergrund hat, hervor. Diesen außerordentlichen Verdienst der Vertriebenen würdigte auch Hans-Gert Pöttering: „Ohne die Leistungen der Flüchtlinge und ihre solidarische Integrationsbereitschaft hätte es Demokratie und Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland so nicht gegeben. […] Die Vertriebenen und Flüchtlinge haben die Bundesrepublik Deutschland mit aufgebaut. Dafür gilt ihnen großer Respekt und Dank und bleibende Anerkennung.“ Erika Steinbach wies zudem ausdrücklich auf das Kulturerbe der Vertriebenen aus den ost- und südostdeutschen Gebieten hin. „Historische deutsche Kulturlandschaften“, betonte sie, „wurden nahezu völlig ausgelöscht. Vieles an kulturellen Traditionen ist verschwunden oder überlebt nur museal. Anderes bleibt Kernbestand unserer Kultur, ist aber seinem historischen Entstehungsort entrissen. Die Orte haben sich dramatisch verändert, sind in ihrer gewachsenen Kultur erloschen. Die Werke und ihre Schöpfer aber bleiben unverzichtbar für uns Deutsche.“ Die Vertreibung der Deutschen gehe uns alle an, sie sei Bestandteil der deutschen Geschichte, so Steinbach. In den letzten Jahren habe sich das Verständnis für dieses deutsche Schicksalsthema deutlich geöffnet. Es sei erleichternd für viele Betroffene, dass das Thema Vertreibung der Deutschen eine nie da gewesene Intensität im öffentlichen Bewusstsein erlangt habe. Wer aber glaube, die Vertreibung der Deutschen sei allein Sache der Betroffenen, der irre gewaltig. Dieser Teil der deutschen Geschichte sei Teil unserer gesamtdeutschen Identität und unseres kulturellen Erbes. „Ein Volk ohne Erinnerung ist wie eine Pflanze ohne Wurzeln“, verdeutlichte Erika Steinbach.


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Zur Renovierung unserer Kirche

O

bwohl unsere Kirche aus der Ferne noch relativ gut aussieht, hat sie sehr beachtliche Schäden. Wir mussten feststellen, dass der Zahn der Zeit mächtig nagt an unserem schönen Gotteshaus. Es sind nicht nur Schönheitsmängel, wie der herabbröckelnde Putz oder abblätternde Farbe an den Innen- und Außenmauern . Bei der Schadensfeststellung vor Ort, zusammen mit den Architekten der Diözese und Ing. Hans Martini, konnten wir feststellen, dass etwa ein Viertel der Dachziegel schadhaft war. An den Schadstellen drang Regenwasser ein, welches das hölzerne Tonnengewölbe und den Stuck der Kirchendecke beschädigte. An den Blechabdeckungen der Seitenschiffe, der Sakristei und des Turmes gab es Schäden, die ausgebessert werden mussten. Die Blechabdeckung musste durch einen neuen Anstrich geschützt werden, die durchgerosteten Dachrinnen mussten erneuert werden und das ständige Hochziehen des Grundwassers sollte durch

Peter Krier

eine Horizontalsperre unterbunden werden. Obwohl das Mauerwerk - trotz der hochgezogenen Feuchtigkeit - stabil ist, war der Putz stark beschädigt. Mit Genugtuung konnten wir feststellen, dass die letzte, 1975-1976, durchgeführte Re­­no­­vierung unter Dechant Dittrich mit viel Sorgfalt und fachlicher Kompetenz unter den damals doch recht schwierigen Bedingungen bewältigt wurde. Damals wurde das schlechte Holz im Dachtragwerk erneuert und es wurden gut dimensionierte Stahlbetonoberzüge im Tragwerk eingezogen. Leider mangelte es an guten Dachziegeln des alten Fabrikates, so dass die schlechten Dachziegel nicht erneuert werden konnten. Wir wissen, dass unsere Kirche zunächst aus Lehmziegeln erbaut werden sollte. Es war gut, dass damals der für 1768 geplante Baubeginn bis 1775 verzögert wurde, wonach, nicht zuletzt wegen des allmählich beginnenden


22 wirtschaftlichen Aufschwungs, die Kirche aus gebrannten Ziegeln gebaut wurde. Eingedeckt wurde die Kirche damals mit Schindeln. Unsere Vorfahren haben solide gebaut. Das Mauerwerk der Kirche ist 90 cm dick, wobei die Pfeiler eine Stärke von 140 cm haben. Während wir über die Bauplanung, Ausführung, Kosten und Materialmengen des 1777 geweihten Erst­ baues recht viel wissen, ist über die Erweiterung der Kirche im Jahre 1833 weniger bekannt. Damals wurden die beiden Seitenschiffe angebaut, der Turm wurde erhöht und bekam die Haube mit der geschwungenen Form. Äußerlich wurde unsere Kirche, die zunächst in dem im Banat üblichen Barockstil erbaut war, dem Baustil der Zeit angepasst und bekam jene im Banat sehr seltene dem Klassizismus angelehnte Form, mit je einem Dreieckfries in den drei Giebelseiten, mit Bogenfenstern und griechischen Pilastern. Leider sind im Kirchenarchiv keine Unterlagen über weitere Kirchenrenovierungen vorhanden. Ob im 19. Jahrhundert nochmals eine Renovierung stattgefunden hat, ist nicht bekannt. Auf einem Foto aus dem Jahre 1908 ist

Aktuell zu erkennen, dass die Vorhalle der Kirche damals noch mit Schindeln gedeckt war. Über die Renovierungen im 20. Jahrhundert sind auch keine Dokumente zu finden. Wir wissen aber, dass unsere Kirche in den Jahren 1927-1928 innen und außen gründlich überholt wurde. Sie wurde damals mit Dachziegeln der Firma Concordia aus Gertjanosch neu eingedeckt. Dokumentiert und überliefert ist die Verblechung des Turmes, das Turmkreuz wurde am 6. Juni 1927 durch Josef Deininger erneuert. Die durch Johann Sieber neu ausgemalte Kirche wurde am 9. April 1928 neu geweiht. Bei der letzten, schon erwähnten Renovierung 1975-1976 wurde die Verblechung der Seitenschiffe erneuert, die Dachrinnen, ebenso der Außenputz; die Kirche wurde innen nochmals gemalt und außen gestrichen. Nach dreißig Jahren war nun eine neue Renovierung notwendig geworden, vor allem mussten die Dachziegel erneuert werden, wenn keine größeren Schäden eintreten sollten. Wie schon bekannt, hat der Vorstand unserer Heimatgemeinschaft zu Pfingsten beschlossen, einen Spendeaufruf zu starten und die Kirche


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Horizontalisolierung mit einer Paraffinschicht: Bei diesem Verfahren wurden die Wände angebohrt und in die erhitzten Bohrungen wurde erhitztes Paraffin eingespritzt. zu renovieren. Erfreulicherweise haben sehr viele Landsleute unser Vorhaben unterstützt und gespendet. So konnten wir im Juli die Arbeiten ausschreiben und vergeben. Im August wurde dann das Dach durch die Billeder Firma Ulmeanu mit neuen Ziegeln eingedeckt. Dazu wurden 4.500 Betondachziegel verwendet. Wir haben uns für Betonziegel entschieden, weil die in Rumänien erhältlichen Tondachziegel immer noch keine besonders gute Qualität haben. Die Dachziegel sind an keiner Stelle eingemörtelt, die Anbindungen an den Turm und die Übergänge zu den Winkelrinnen liegen in Blechschienen, die Firstziegel sind mit Schrauben befestigt. Wegen der etwas schwereren Ziegel wurden stärkere Dachlatten aufgenagelt. Die Arbeiten wurden gut ausgeführt. Sämt-

liche Blechabdeckungen wurden untersucht, an einigen Stellen ausgebessert, mit Qualitätsfarbe vorgestrichen und mit einem Decklack gestrichen. Alle Dachrinnen wurden erneuert, bei den Fallrohren wurden nur die fehlerhaften ersetzt. Von einer Alpinistengruppe wurde der Turm vom Kreuz bis zum Kirchendach neu gestrichen, dabei wurde vorher die alte Farbe abgetragen, Schadstellen am Putz wurden ausgebessert. Vor Ort wurden die Arbeiten von Adam Csonti überwacht, mitgewirkt haben auch Pfarrer Dumea und die Architekten Ehrenberger vom Baubüro der Diözese. An allen Außenwänden wurde der schadhafte Putz bis zu einer Höhe von 180 cm abgeschlagen. Nachdem mehrere Verfahren zur horizontalen Feuchtigkeitsisolierung bewertet


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wurden, haben wir uns für die Horizontalisolierung mit einer Paraffinschicht entschlossen. Die Firma Isotec-Kraus aus Nürnberg führte diese Arbeiten aus. Für den Starkstromanschluss sorgten Jakob Donawell wie auch Erwin und Cosmina Rieder. Bei diesem Verfahren wurden die Wände angebohrt und in die erhitzten Bohrungen wurde erhitztes Paraffin eingespritzt. Dadurch hat sich eine Isolierschicht gebildet, die das Hochziehen der Grundfeuchtigkeit stoppt, die Wände trocknen aus, die Salzbildung ist nicht mehr möglich, Putz und Farbe der Wände bleiben schadfrei. Auch diese Arbeiten konnten noch Anfang November abgeschlossen werden. Die Wände sollen nun über Winter austrocknen. Die Arbeiten sollen im folgenden Frühjahr fortgeführt werden, wenn noch weitere Spenden einkommen. Leider sind mit den durchgeführten Arbeiten die vorhandenen Mittel erschöpft. Folgende Arbeiten sind noch auszuführen: Erneuerung des abgeschlagenen Außenputzes, Streichen der Außenwände (1.500 qm), eventuell das Gießen einer Betonumrandung und die

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Renovierung bzw. Neustreichung des Kreuzes vor der Kirche. Wenn uns dies noch gelingt, wird unsere Kirche noch viele Jahrzehnte in ihrem alten Glanz erstrahlen. Die Solidität ihrer Bausubstanz kann uns garantieren, dass unsere Kirche noch nach Jahrhunderten stehen wird, wenn kleinere Schäden immer behoben werden. Noch immer überragt sie das ganze Dorf. Strahlend ist sie von weither sichtbar. Sie kündet von denen, die einst kamen, um das Dorf zu gründen, von denen, die sie einst erbaut haben; sie erinnert an eine stolze Dorfgemeinschaft, in deren Mittelpunkt sie stand, an fleißige, tüchtige und gottesfürchtige Menschen. Wir bitten Sie daher, wenn es Ihnen möglich ist, um weitere Spenden. Auch die Landsleute in Billed haben nach Möglichkeit gespendet. Zusammen werden wir am Ende stolz auf das gelungene Werk sein, auf unsere Billeder Kirche. Bitte spenden Sie auf unser Konto: HOG Billed Nr. 111791 bei der Volksbank Karlsruhe BLZ 66190000. Allen, die schon gespendet haben und noch spenden werden, danken wir herzlich.


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Liste der Spender für die Renovierung der Billeder Kirche (Reihenfolge nach Bankeingang / Angaben der Spendesumme ab 50 €)

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59.

Martini Jakob und Anna Martini Katharina, geb. Reitler Russ Roland und Hannelore Ortinau Charlotte, geb. Buding Steuer Heinrich und Maria Mutter Karl und Brigitte Breitenbach Theodor Heinrich Nikolaus und Katharina Anton Elisabeth, geb. Klein Welsch Norbert und Gabriele Gilde Nikolaus Gilde Werner und Gerlinde Schmidt Herbert und Anni Jakobi Margareta, geb. Gimpel Poling Anton Leidecker Jakob und Anna Buding Nikolaus und Irene Cojocaru Barbara, geb. Reiser Botscheller Josef und Magdalena Danileicu Katharina, geb. Maurer Schillinger Mathias Lenhardt Horst und Ilse Müller Magdalena, geb. Hügel Reiter Maria, geb. Welter Herbst Josef und Elisabeth Keller Katharina, geb. Dipre Jurca Elisabeth, geb. Würtz Luckhaub Elisabeth Krauser Alfred und Renate Mumper Philip und Elisabeth Knöbel Emil und Marliese Hellmann Josef und Elisabeth Alexius Elisabeth, geb. Reichel Heinrich Mircea Krier Peter und Barbara Metzger ? (nicht zu zuordnen) Müller Jakob und Elisabeth Roos Emerich und Magdi Nagy Ludwig und Maria Mellinger Katharina, geb. Bier Thöresz Eva, geb. Maurer Kinder Nikolaus und Elena Selpal Erwin und Anneliese Hoffmann Peter und Anni Kiss Anna, geb. Betsch Blickling Agnes, geb. Kiss Holzinger Richard und Marliese Kinder Nikolaus und Elena Chrivnyak Helene, geb. Schneider Neumayer Karl und Helene Mann Johann und Maria Lichtfuss Johann und Elisabeth Klein Adam und Helga Reiser Hans und Maria Grün Helene, geb. Görlich Deininger Peter und Anna Selpal Alfred und Ramona Keller Josef und Eva Frecot Christoph und Cecilie

375 375 375 111 318 93 423 554 169 258 309 118 211 211 367 804 111 629 107 301 701 438 110 516 117 99 638 209 154 49 81 455 700 554 50

Karlsruhe Karlsruhe Karlsruhe Weingarten Karlsruhe Gaggenau Karlsruhe Karlsruhe Bad Griesbach Karlsruhe Karlsruhe Karlsruhe Berlin Berlin Surberg Eggenstein Karlsruhe Waldkraiburg Bischweier Nieder-Olm Ubstadt-Weiher Karlsruhe Hagenbach Heidelberg Gaggenau Sulzbach-Rosenberg Memmelsdorf Karlsruhe Haigerloch Tuttlingen Ansbach Leimen Schweinfurt Karlsruhe Schweinfurt

103 221 792 232 166 608 192 292 235 235 335 608 300 303 206 345 337 496 353 597 192 270 781

Singen Karlsruhe Karlsruhe Badeckenstedt Karlsruhe Ingolstadt Manching Nürnberg Taufkirchen Taufkirchen Rheinstetten Ingolstadt Karlsruhe Freiburg Karlsruhe Feuchtwangen Homburg/Saar Waldkraiburg Hamm/Westf. Blaubeuren Manching Geisenfeld Waldkraiburg

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50 150 200 250 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50 50


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26 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122.

Dr. Pasule Georg und Livia Hansjörg und Christine Gerhold Pierre Johann Jost Bernhard und Johanna Schwartz Peter und Mathilde Roman Franz und Maria Timofti Katharina, geb. Pinel Romann Hans und Waltraut Lammert Roland und Elisabeth Mettler Katharina, geb. Rugel Weber Susanna, geb. Glasz Seiler Barbara, geb. Balbierer Keller Werner und Stefanie Slavik Elisabeth, geb. Debacher Fackelmann Wilhelm und Elisabeth Krogloth Franz und Susanna Slavik Jakob und Barbara Henning Marco und Martina Biebel Maria, geb. Wilhelm Schwarz Maria, geb. Slavik Schwarz Johann und Elisabeth Prinz Siegfried und Anna Wilhelm Josef und Katharina Schummer Johann und Margarete Kneip Barbara, geb. Reichel Hager Helene, geb. Palmert Hehn Peter und Magdi Roth Katharina, geb. Schwendner Kräuter Peter und Anna Hahn Susanna, geb. Filippi Steiner Walter und Herdi Dr. Lang Waldemar und Maria Metzger Erika, geb. Gaina Herbst Alfred und Marlene Bittenbinder Sorin und Carmen Mann Anna, geb. Vastag Ritter Peter und Margarete Muttar Jakob und Magdalena Höflinger Walter und Katharina Bandmann Hans und Barbara Szlavik Johann und Elisabeth Lahni Josef und Margareta Slavik Nikolaus Schütz Hermann und Anna Pilli Magdalena, geb. Reiter Eisele-Avram Margarete, geb. Eisele Weis Emma, geb. Noldi Mosch Peter und Anna Allar Josef und Katharina Topor-Schneider Severin und Angelika Fürbacher Elfriede, geb. Frick Nachbar Anna, geb. Teiber Helfrich Florian und Maria Deininger Barbara Barth Christa, geb. Sehi Klein Johann Follmer Peter und Anna Mann Jakob und Mathilde Braun Elisabeth Hell Anton und Arlene Mann Elisabeth, geb. Schwartz Schnur Helmuth und Hermine Gebel Franz und Katharina

333 103 227 124 463 346 641 346 462 466 426 398 270 251 824 413 251 438 731 124 707 791 707 618 692 238 804 178 793 695 450 111 549 117 346 129 656 327 283 135 452 646 173 342 439 243 95 527 705 484 205 827 348 350 586 697 528 564 467 564 462 126 511

Lauchheim Singen Langenfeld Mühlheim/R. Stuttgart München Spiesen-Elversberg München Karlsruhe Carlsberg Haar Karlsruhe Geisenfeld Dingolfing Nürnberg St. Georgen Dingolfing Karlsruhe Backnang Oberhausen Reutlingen Sindelfingen Reutlingen Stuttgart Nürnberg Wilhermsdorf Rohr Schorndorf Crailsheim Stuttgart Leer München Leimersheim Karlsruhe Karlshuld Karlsruhe Ulm Karlsruhe Augsburg Pulheim Crailsheim Frickenhausen Jöhlingen Gaggenau Königsbach-Stein Freiburg Karlsruhe Ehingen Nürnberg Karlsrsruhe Solingen Filderstadt Stuttgart Eppelheim Langerwehe Flachslanden Haßfurt Karlsruhe Rastatt Karlsruhe Karlsruhe Tuttlingen Solingen

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123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142. 143. 144. 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158.

Hell Mathias und Anna Donawell Franz und Anna Stobberg-Schank Ernst Leidecker Klaus und Annelies Schortje Nikolaus und Wilhelmine Petö Stefan und Klara Zimmermann Werner und Rosemarie Mincu Johann und Marianne Klopfstein Elisabeth, geb. Mesz Lauth Josef und Margareta Mann Katharina, geb. Ebinger Schiller Adam und Mathilde Leidecker Michael und Elke Schicht Werner und Renate Frick Elisabeth, geb. Thöress Thöresz Josef und Elisabeth Klein Peter Gergen Jakob und Elena Neumann Hans und Margarethe Metzger Johann und Susanne Ring Stephan und Adelheid Hehn Erwin und Christine Klein Jakob und Eva Barth Nikolaus und Barbara Hell Stefan und Katharina Wagner Elisabeth, geb. Schmidt Martin Hans Mann Johann Waldner Helmuth und Marlene Schortje Maria, geb. Eberwein Rademacher Jakob und Elisabeth Filipov Peter und Monika Schummer Vinzenz und Susanna Braun Katharina Trendler Elisabeth, geb. Hahn Klein Maria, geb. Hubert

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273 746 728 111 639 300 148 236 301 58 216 88 111 312 512 252 697 833 202 499 337 354 473 226 119 774 90 129 825 539 389 111 695 469 415 89

Forchheim Schnaitach Windhagen Bad Iburg Karlsruhe Freiburg Roßdorf Frankenthal München Nürnberg Grosshabersdorf Ampermoching Buchen/od.w. Stegen Solingen Karlsruhe Flachslanden Hanau Bielefeld Huchenfeld Rettenberg Ergolding Bad Griesbach Rastatt Kirchen Ingolstadt Mannheim Karlsruhe Burgkirchen Karlsruhe Karlsruhe Stuttgart Stuttgart Sulz Frankenthal Frankenthal

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Aktuell

28 159. 160. 161. 162. 163. 164. 165. 166. 167. 168. 169. 170. 171. 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 180. 181. 182. 183. 184. 185. 186. 187. 188. 189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213. 214. 215. 216. 217. 218. 219. 220. 221.

Weber Wilhelm und Margarethe Welsch Karl und Barbara Anton Maria, geb. Matesch Bogdan Katharina, geb. Lisching Quinkert Günther und Elke Frantescu Zeno und Elisabeth Gilde Dumitru Lauer Elisabeth, geb. Wilhelm Dolghi Maria, geb. Slavik Slavik Johann und Maria Schaljo Maria, geb. Jobba Kremling Maria, geb. Dipre Ballmann Harald und Erika Tröster Adam Prutean Ferdinand und Hilde Tonea Anna, geb. Csik Schmidt Hans und Stana Knill Eva Filippi Hans und Katharina Jung Peter und Anna Seiler Elisabeth Becker Hans und Jutta Selpal Katharina, geb. Gergen Mutter Michael Mutter Michael und Barbara Zenser Anton und Anna Jung Michael und Elisabeth Martini Hans und Elisabeth Schwarz Hans und Elisabeth Otto Michael und Elisabeth Forro Casimir und Maria Leppich Magdalena, geb. Lauth Gilde Maria, geb. Fuss Lorenz Adolf und Floare Jakobi Nikolaus und Herta Gilde Friedrich und Barbara Mumper Hans und Birgit Mumper Johann Braun Michael und Maria Klein Josef und Margarete Wehrmann Johann und Heidi Thöres Dr. Eduard und Hilde Hehn Richard und Arntrud Franzia Stefan und Elisabeth

202 258 125 641 705 251 412 755 15 683 521 28 520 146 2 227 410 807 807 402 310 431 192 93 226 341 137 575 707 127 656 736 400 610 211 118 86 86 135 226 22 312 458 107

Bielefeld Karlsruhe Bogen Nürnberg Nürnberg Dingolfing Metzingen Metzingen Stuttgart Augsburg Solingen Frankenthal Frankenthal Schweinfurt Waldkraiburg Bamberg Herzogenaurach Heilbronn Heilbronn Crailsheim Weingarten Werbach Ingolstadt Ostfildern Ostfildern Metzingen Karlsruhe Karlsruhe Reutlingen Neuburg/Donau Mölln Coswik Karlsruhe Aschaffenburg Flörsheim Karlsruhe Calw Calw Kerben Ostfildern Balingen Bad Aibling Dörrebach Neutraubling

Weith Sigfried und Erika Rugel Peter und Barbara Miculit Nica und Maria Franz Hans und Barbara Kilburg Maria Leidecker Antonia, geb. Georg Andre Nikolaus und Helga Berg Jakob und Ilse Breitenbach Josef und Maria Breitenbach Jakob und Hermine Wienhusen Anna, geb. Schweininger Stoi Johann und Rodica Dippong Georg und Maria Reiser Florica, geb. Simion Weber Günter und Christa Metzger Fredi Herrenreich Franz und Emma Jochum Josef und Elisabeth

803 603 820 85 331 804 472 364 491 491 265 125 172 5 269 58 742 424

Fürth Oberasbach Bochum Tuttlingen Ingolstadt Oberasbach Wesseling Diepholz Stuttgart Stuttgart Kerpen Straubing Freilassing Waldkraiburg Karlsruhe Nürnberg Ainring Wilhermsdorf

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Aktuell

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Billeder Kirchenrat beim Empfang des Bischofs zur Firmung 1974. Foto: Archiv 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228. 229. 230. 231. 232. 233. 234. 235. 236. 237. 238. 239. 240. 241. 242. 243. 244. 245. 246. 247. 248. 249. 250. 251. 252. 253. 254. 255. 256.

Pfersch Nikolaus und Heidrun Engrich Barbara, geb. Lahni Eichert Nikolaus und Margarete Popescu Johann und Katharina Pinel Nikolaus und Anna Lenhardt Jakob und Elisabeth Fligel Romulus und Katharina Baranya Elisabeth, geb. Pfeifer Pilles Franz und Anna Klein Franz und Ingeborg Jans Gerold und Dr. Monika Braun Hans und Hildegard Schortje Jakob und Wilhelmine Aigner Rainer und Inge Hubert Peter und Erna Basma Cäcilie, geb. Balbierer Hahn Hans und Katharina Thöresz Katharina, geb. Wilhelm Mager-Lencses Hans und Elisabeth Thöress Wilhelm und Dorina Hehn Johann und Didina Pritz Maria, geb. Breitenbach Pitzer Andreas und Cornelia Gimpel Michael und Maria Donauer Volker und Elisabeth Bojar Jakob und Charlote Grapini Heini und Hedi Pintilie Johann und Rodica Binder Michael und Rosalia Vasiu Georg und Elisabeth Blanita Anatolie und Katharina Rilling Herta, geb. Slavik Thomas Johann und Theresia Mayer Nikolaus Wagner Adam und Barbara

201 427 224 413 641 438 135 132 668 566 50 469 613 312 305 428 537 352 617 166 819 640 73 637 132 16 550 226 4 453 616 195 370 502 692

Freilassing Buchen/Odenwald Karlsruhe Oberaudorf Neuhaus/Inn Karlsruhe Ingolstadt Nalbach Traunreut Karlsruhe Waldburg Sulz Wesseling München München Karlsruhe Solingen Karlsruhe Karlsruhe Karlsruhe Schwabach Frankenthal Kiel Trendelburg Nalbach Windsbach Nürnberg Bamberg Augsburg Herzogenaurach Karlsruhe Speyer Frankenthal Nürnberg Nürnberg

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Aktuell

30 257. 258. 259. 260. 261. 262. 263. 264. 265. 266. 267. 268. 269. 270. 271. 272. 273. 274. 275. 276. 277. 278. 279. 280. 281. 282. 283. 284. 285. 286. 287. 288. 289. 290. 291. 292. 293. 294. 295. 296. 297. 298. 299. 300. 301. 302. 303. 304. 305. 306. 307. 308. 309. 310. 311. 312. 313. 314. 315. 316. 317. 318. 319.

Alexius Jakob Herbst Hans Hermann Tasch Nikolaus und Maria Wehrmann Hans und Cäcilie Hehn Nikolaus und Maria Neumann Margarete, geb. Welter Wagner Margarete, geb. Neumann Weber Nikolaus und Emma Georg Anna, geb. Lahni Gayer Johann und Elisabeth Rieder Adam und Anna Quinkert Josef und Gisela Welter Werner und Rodica Piklor Norbert und Ingeborg Jost Michael und Barbara Maurer Katharina, geb. Reck Kenders Eva, geb. Lahm Schneider Arnold und Brigitte Hahn Nikolaus und Margarete Welter Barbara, geb. Rosani Engrich Johann und Gerlinde Ungh Josef und Rosalia Schwartz Anna, geb. Weber Neumayer Karl und Helene Braun Hans und Regine Gross Emma, geb. Reinholz Gehl Johann und Elisabeth Pierre Maria, geb. Maurer Braun Elisabeth, geb. Eichert Hans und Eva Braun Eichert Hans und Magdalena Klein Jakob und Renate Ballmann Josef und Susanne Ispas Alexander und Margarete Leidecker Peter und Helen Lichtfusz Johann und Monika Mayer Magdalena, geb. Steiner Lay Johann und Barbara Schnur Erwin und Katharina Speichert Hans und Sieglinde Chet Maria, geb. Fronius Hipp Franz und Elisabeth Russ Elisabeth, geb. Keitel Neumann Hans und Barbara Lahni Robert und Susanna Popovici Nikolaus und Katharina Franck Nikolaus und Elisabeth Draskovits Elisabeth, geb. Buding Ballmann Katharina, geb. Gehl Schweininger Peter und Maria Bastius Marc und Elisabeth Rieder Johann und Elisaberth Tobias Werner und Jutta Frank Johann und Maria Göde Gerlinde, geb. Gillich Mann Nikolaus und Veronika Noheimer Katharina, geb. Bunda Holz Walter und Elisabeth Rieder Peter Mumper Johann und Käthe Thöresz Edith Boritsch Andreas und Brigitte Zippel Karl und Anna

167 117 80 22 699 72 72 431 732 213 361 705 587 146 472 145 724 715 322 587 179 805 435 303 478 573 79 112 306 306 460 697 71 677 686 345 338 284 173 792 119 487 768 658 709 73 398 111 224 265 365 365 122 520 50 83 596 509 471 572 352 532 338

Metzingen Gaggenau Waldkraiburg Balingen Fellbach Ingolstadt Ingolstadt Singen Nürnberg Neuburg Weier Rastatt Nürnberg Schweinfurt Schweinfurt Wesseling Gaimersheim Waldkraiburg Flein Solingen Schweinfurt Roxheim Altmannstein Straubing Freiburg Karlsruhe Freilassing Karlsruhe Schwäbisch-Gmünd Ingolstadt München Karlsruhe Solingen Traunreut Ingolstadt Schnaitach Feuchtwangen Karlsruhe Karlsruhe Landshut Malsch Tagmersheim Karlsruhe Creglingen Regensburg Frankenthal Göpingen Karlsruhe München Karlsruhe Wesseling Pfinztal Pfinztal Mommenheim Solingen Schweinfurt Frankenthal Nürnberg Stuttgart Rastatt Burghausen Karlsruhe Eching Karlsruhe

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Billeder Kirchenrat nach einer Besprechung der Kirchenrenovierung 1977. Foto: Archiv 320. 321. 322. 323. 324. 325. 326. 327. 328. 329. 330. 331. 332. 333. 334. 335. 336. 337. 338. 339.

Andre Hans und Anna Gehl Herbert und Monika Krauser Hans und Eva Clej Johann und Elisabeth Thöres Jakob und Katharina Zimmer Anna, geb. Gergen Ritter Karl-Heinz und Helga Vogel Erich und Elisabeth Neiss Katharina, geb. Lauth Slavik Elvira Thöress Fredy und Astrid Mager Jakob und Helga Szlavik Maria Glasz Grimhilde, geb. Mayer Müller Norbert und Heidi Done Peter und Heidrun Pritz Horst und Maria Hirth Peter und Maria Mager Burghardt und Helga Mihailovici-Müller Georg und Rita

185 79 154 393 719 292 290 473 214 413 555 617 459 296 487 85 640 475 307 106

Wesseling Karlsruhe Balingen Müsch Karlsruhe Nürnberg Hamburg Veitshöchheim Nürnberg Augsburg Karlsruhe Pfinztal Karlsruhe Dachau

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Tuttlingen Frankenthal Maxdorf Gerlingen Forchheim

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Spender aus Australien, Italien, Frankreich, Kanada, Österreich, US Amerika 340. 341. 342. 343. 344. 345. 346. 347. 348. 349. 350. 351. 352.

Martini Hans und Roswitha Blum Hans und Tamara Bali Andreas Flesch Nikolaus und Antoinette Wirthl Hans und Alice Ochsenfeld Nikolaus und Maria Hahn Johann und Yoko Bec Adriane Tobias Franz und Grete Fendt Hans und Verene Filippi Peter und Rosemarie Burian Barbara, geb. Stefan Karl Agnes, geb. Schastal

375 275 350 547 20 800 537 708 61 600 695 600 35

Castle Hill/Austral. Perth/Australien Sydney/Australien Kingersheim/Frank. Buhl/Frankreich Avesnes./Frankreich Bologna/Italien Brampton/Kanada Salzburg Österr. Wien/Österr. Gunzkirchen/Österr. Fischamend/Österr. Waitmansfeld/Österr

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Maurer Peter und Kristine Essletsbichler Johann und Katharina Braun Hans und Luise Reiter Nikolaus und Maria Bernauer Margarete, geb. Deschu Novak Johann und Katharina Steuer Maria, geb. Wilhelm Fries Katharina, geb. Hahn Steidel Eva, geb. Steuer Berger Elisabeth, geb. Deschu Filippi Karl und Maria Meller Barbara, geb. Kuhn Mc Donald Paul Reiter John Fresenburg Gertrude, geb. Gier-Molitor Lund-Johnson Eilen Geisz Margarete, geb. Noll Reiser John JR. Und Alexandra Mc Kim Jody Kaplan Erich und Ursula Trapp Henry JR. Hehn Jakob und Josephine Seidler Mary Steier Robert Furtaw Charles E. Rugel Matthew und Rita York Jack und Nanette Kraus Maria, geb. Hubert Gangler James und Anna

382. 383. 384. 385. 386. 387. 388. 389. 390. 391. 392. 393. 394. 395. 396. 397. 398. 399. 400. 401. 402. 403. 404. 405. 406. 407.

Sandor Mihai und Mariana Gilde Katharina und Maria Herbst Johann und Katharina Tomesc Daniel und Juliana Mitrica Silvestru und Tereza Szabo Jozsef Varyu Elena Biru Maria Dobos Dumitru und Viorica Ciobanu Vasile und Alexandrina Dobos Elisabetha Ciobanu Gertrude, geb. Podgorski Klein Michael und Brunhilde Rieder Katharina, geb. Krier Prodan Elisabeth, geb. Klein Buscha Elisabeth, geb. Schneider Ruppert Rodica, geb. Prodan Nachram Elmar und Adeline Nachram Helmut und Ingrid Weber Theresia, geb. Keller Firuleasa George Csonti Adam und Roswitha Neamt Olga Done Katharina, geb. Schank Hubert Josef und Elisabeth Klein Jakob und Elisabeth

384 267 304 376 401 621 633 6 119 401 570 287 226 37 226 654 447 174 240 630 10 89 -

Wien/Österr Ruprechtshofen/Öst. Reute/Österr. Ried/Österr. Salzburg/Österr. Bürmoos/Österr. Straßhofen/Österr. Wien/Österr. Saalfelden/Österreich Lohnsburg/Österr. ArlingtonUSA Warren/USA Cincinati/USA St. Louis/USA St. Loius/USA Saint Paul/USA Shelby/USA New Brunswik/USA Acworth/USA Lakeland/USA New Hope/USA Fort Collins/USA Schaumburg/USA Madeira Malvern/USA Buttler/USA Smithfield/USA Flemington/USA Potomag/USA

100 € 50 € 50 € 100 € 250 50 40 100 10 20 50 100 50 100 20 50 20 100 50 100 100 20 30

$ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA $ USA

Spenden unserer Landsleute in der alten Heimat, Angaben der Spendesumme über 50 € 294 483 170 83 365 402 637 649 510 370 81 476 762 484 16 376 78 533 189 79 728 Hunedoara 243 78

100 € 60 € 60 €

50 €

100 €

50 € 100 € 100 €

100 €

Einige der oben genannten Personen und Familien haben größere Summen gespendet, wollen aber nicht mit dem Betrag genannt werden. Ein Dankeschön allen Spendern, auch denen, die anonym bleiben wollen. Der Durchschnitt der Spenden liegt bei 45 € pro Spender.


Aktuell

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Kalvarienberg: Hauben für die Stationen

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achdem sich seit der letzten Renovierung des Kalvarienbergs wieder Schäden bemerkbar gemacht hatten, hat der Vorstand beschlossen, dieses kirchliche und kulturelle Erbe, welches unsere Vorfahren errichtet hatten, zu sanieren. Auf einen Brief an die Gemeinde haben wir eine sehr positive Antwort bekommen. Die Gemeinde Biled hat sich bereit erklärt, die Maurer- und Malerarbeiten zu übernehmen. Wir von der Heimatgemeinschaft Billed haben Hauben und Kreuze für die Stationen anfertigen lassen. Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen aller bei denen, die dieses Projekt unterstützt haben, bedanken, ganz besonders bei Herrn Adam Tobias sen., Roland Klein, Walter Muhl, Erwin Heinrich, Alfred Herbst, Adam Tobias jun. und allen anderen für ihre ehrenamtliche Arbeit und Hilfe. Unser Landsmann Adam Tobias hat – ehrenamtlich - die Hauben aus eloxiertem Aluminium gefertigt. Walter Muhl hat die Kreuze gemacht. Roland Klein hat einen Weg gefunden, die Hauben nach Billed zu transportieren. Erwin Heinrich hat uns geholfen, die Hauben nach Nagold zu bringen. Die Reparatur der beschädigten Stationen hat die Gemeinde durchgeführt und auch das nötige Material besorgt.

Werner Gilde Die Hauben haben Michael Klein und Adam Csonti aufgesetzt und angebracht. Nun erstrahlt dieser Ort in neuem Glanz und wird von vielen Vorbeifahrenden bewundert.

Unser Landsmann Adam Tobias hat die Hauben aus eloxiertem Aluminium gefertigt.


Aktuell

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Obelisk auf dem Sauerländer Friedhof

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Werner Gilde

achdem der Zahn der Zeit an dem Friedhofskreuz auf dem Sauerländer Friedhof seine Spuren immer stärker hinterlassen hatte, war eine Renovierung notwendig. Der Vorstand der Heimatgemeinschaft und das Deutsche Demokratische Forum in Billed mit seinem Vorsitzenden Adam Csonti haben sich für eine Neugestaltung entschieden. Es wurde ein Obelisk auf dem Sauerländer Friedhof als guter Ersatz gefunden, der von den Familien Katharina Keller (geb. Lichtfusz), Elisabeth Pestel (geb. Russ) und Adam Russ für diesen Zweck gespendet wurde. Nun steht ein neues „Friedhofskreuz“ auf dem Sauerländer Friedhof. Bei den AbtrageArbeiten des alten Kreuzes wurde eine eingemauerte Flasche gefunden. Da diese aber nicht versiegelt war, ist das Schreiben, welches sich im Inneren befand, in einem sehr schlechten Zustand. Es war uns trotzdem möglich, folgenden Text zu entziffern: Gewidmet von Herrn Pfarrer Wild erbaut von Maurer-Meister Johann Kasper Friedhofshüter Christof Marx im Jahre 1960, am 22. Oktober

Foto: Hans Martini


Rückblick

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Auszüge aus dem Buch „Hungary and Transylvania“

von John Paget (London 1850) Übersetzt aus dem Englischen von Nikolaus Tullius, Ottawa, Kanada

(...) Aber eines der eigentümlichsten Merkmale des Banats ist das kunterbunte Aussehen seiner Einwohner, da die verschiedenen Menschenschläge gewöhnlich in getrennten Dörfern wohnen und ihre nationalen Merkmale ziemlich unverändert beibehalten haben. In einem Dorf, welches durch die Qualität seiner Gebäude und durch das große und hübsche Schulhaus sofort als ein deutsches Dorf erkennbar ist, kann man immer noch die altmodische Tracht der bayerischen Mägde sehen, zusammen mit den hellblauen Augen und dem rotblonden Haar ihres kälteren Vaterlandes... In manchen Orten sind Angehörige zweier oder dreier Nationen zusammengemischt und es kommt nicht selten vor, dass ein Nachbar den anderen nicht verstehen kann. Die verschiedenen Nationen heiraten selten untereinander, die Magyaren mit den Walachen niemals... Es ist kaum möglich, durch manche deutsche Dörfer des Banats zu reisen, wie z.B. Hatzfeld, ohne auszurufen wie mein schottischer Freund: „Wollte Gott es geben, dass sich unsere Leute des Wohlstandes erfreuen könnten wie diese Bauern hier!“ Es ist tatsächlich unvorstellbar, dass solche (Menschen), die von der Arbeit

ihrer Hände leben, sich mehr der materiellen Güter dieser Welt erfreuen könnten als diese Bauern. Außer dem besten Boden im Lande hat der Banater Bauer noch viele Vorteile, welche ihm übertragen wurden, als es galt, Siedler aus anderen Gegenden anzulocken. Und diese Vorteile genießt er noch immer. Unter anderen ist er frei von „langen Fuhren“, von der „Jagdbeihielfeen“, vom „Spinnen“, vom „Holzhacken und Einbringen“ sowie vom Zehnten an Früchten und Gemüse. Darüber hinaus hat er das freie Recht zum Fischen, zum Schneiden von Schilf, zum Füttern seiner Schweine mit Eicheln und zum Sammeln von Reisig im Walde seines Herrn. Diese Dinge sind im Einzelnen unbedeutend, aber sie geben dem nüchternen und fleißigen Bauern eine Chance, seine Lage zu verbessern. Aber, mehr als dies, er hat die Freiheit, die Hälfte seiner Robot-Tage zurückzukaufen, zum Preis von 10 Kreuzer (fünf englische pence) pro Tag, ein Vorteil, von welchem er nie versäumte, Gebrauch zu machen. Von der letzten Raststätte vor Temesvar an war ein deutscher Bauer unser Kutscher. Auf meine Frage, wem das Dorf Billiet gehörte, schüttelte er den Kopf und sagte: „Dem Bischof von Agram.“ Ich war mir sicher, dass


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sein unheilvolles Kopfschütteln etwas Kummervolles bedeutete; und weil ich noch nie einen Mann in Sorgen gesehen hatte, der nicht von seinen Leiden sprechen wollte, wusste ich, dass ich ihn nur ermuntern musste, um alles aus ihm herauszubekommen. Mein fragender Blick ermutigte ihn; er ließ seine Rosse im Schritt gehen, machte eine halbe Wendung auf dem Sitz und begann: „Mein Herr, Billiet und viele andere Dörfer in der Umgebung gehören dem Bischof von Agram*, welcher weit weg von hier lebt und seine Präfekte hier hat. Nun, dieses Jahr, als die Weizenernte sehr schwer war, kommt der Präfekt mit dem neuen Urbarium und sagt: „Ich habe das Recht, euch Bauern zu befehlen, dass jedes Haus zwei Männer vier Tage in jeder Erntewoche zu stellen hat, so dass das Getreide eher eingebracht wird, und dementsprechend erwarte ich, dass ihr gehorchen werdet.“ Aber in unserem Dorf, wie in all den anderen auch, haben wir dieses Urbarium und viele haben es sorgfältig gelesen und haben nichts dergleichen darin gefunden. Im Gegenteil, es steht dort, dass ein Bauer mit einer ganzen Session nur einen Mann vier Tage in zwei Erntewochen zu entsenden hat; nachher kann zwei Wochen lang nichts mehr von ihm gefordert werden.Und so dachte auch unser Richter. Also ging er zum Präfekten und sagte ihm, dass seine Befehle ungerecht seien und dass er sie nicht in Kraft setzen könne. Da

Rückblick

geriet der Präfekt in Wut, sagte dem Richter, dass es seine Aufgabe sei, zu gehorchen und sich nicht den Kopf zu zerbrechen über Dinge, die er nicht verstehe. Er nannte ihn einen Halunken und andere Namen, die er nicht verdiente, denn er ist ein anständiger Mann und wird vom ganzen Dorf respektiert. Entschlossen, diese Beleidigung nicht hinzunehmen, antwortete der Richter, dass er nicht gegen das Gesetz und sein Gewissen handeln wollte oder konnte. Wenn er ein Halunke sei, dann war er keine geeignete Person, um die Amtsgeschäfte eines Richters auszuüben und er lege deshalb sein Amt nieder. Am nächsten Tag sandte der Präfekt einen Befehl aus, dass die Bauern einen neuen Richter zu wählen hatten, aber die Bauern wählten denselben Mann und erklärten, dass sie keinem anderen folgen würden. Und das ist die Lage heute und niemand weiß, wie es enden wird.“ Der arme Mann schien zu glauben, dass all diese Missgeschicke vom Leben unter einem Bischof kamen, und er klagte bitterlich, dass der Kaiser ihnen einen anderen gegeben hatte, gleich nach dem Tode seines Vorgängers. „Wir konnten uns kaum über das Ableben unseres alten Bischofs freuen, als ein neuer seine Stelle einnahm“, fuhr er fort. Es ist ein Privileg der ungarischen Krone, die Einnahmen einer Diözese 3 Jahre lang zwischen dem Tode eines Amtsinhabers und dem


Rückblick

Amtsantritt eines anderen zurück zu behalten, und es ist selten, dass von diesem Recht nicht voller Gebrauch gemacht wird. In dem gegebenen Falle blieb die Diözese nur 6 Monate vakant. Man sollte nicht annehmen, dass die Pächter des verstorbenen Bischofs ihm böse gesinnt waren; allerdings, da er in Kroatien lebte und sie im Banat, konnten sie nicht viel von ihm wissen, aber Abwesenheit erzeugt nirgends guten Willen. Die Hoffnung, 3 Jahre lang unter den Beamten der Kammer oder des Finanzministeriums, anstatt unter dem Verwalter des Bischofs zu leben, hätte sie über mehr als den Tod von einem Dutzend solcher Prälaten hinweggetröstet. Ich glaube, dass ich den Leser ein wenig in die Geheimnisse dieser Kameral-Administration einführen muss, bevor er die Freude des Bauern am Tode seines Bischofs oder seine Enttäuschung über die schnelle Ernennung seines Nachfolgers ganz verstehen kann. Der König von Ungarn ist der Erbe aller Lehen, wenn die männlichen Nachkommen fehlen, welche in Ungarn das meiste Land in Besitz erhalten, mit der Bedingung, dass er die Lehen nach seinem Gutdünken an andere vergibt, als Belohnung für öffentliche Dienste. Neuerobertes Land gehört in ähnlicher Weise dem König, so dass zu einem Zeitpunkt das ganze Banat ihm gehörte. Der größte Teil gehört ihm auch heute noch, zusammen mit

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vielen Gütern in anderen Teilen des Landes. Zur Verwaltung solch weit verbreiteter Besitzungen wird notwendigerweise eine große Anzahl von Personen angestellt. Nach den Regeln der österreichischen Regierung werden alle sehr schlecht bezahlt, insbesondere die niedrigeren Beamten. Wie man es von einem solchen System nicht anders erwarten kann, sind alle – außer den höchsten Beamten – dem Reiz der Bestechungen gegenüber nicht unempfänglich. Wenn ein Gut gekauft wird, muss der Abschätzer bestochen werden, damit er es nicht zu hoch abschätzt; der ansässige Verwalter muss bestochen werden, damit er keinen anderen Schaden anrichtet, und die Büroangestellten müssen bestochen werden, um sie zu veranlassen, ihre Bücher zu öffnen und die notwendigen Informationen preiszugeben. Wenn ein Kameralbauer einen Tag Robot vermeiden will, wird ein fetter Kapaun oder ein Dutzend frischer Eier den Aufseher vergessen lassen, ihn aufzurufen.Wenn sein Feld schlecht oder nass ist und ein Teil des angrenzenden Kameralfeldes besser ist, ein paar Gulden geschickt unter Aufseher, Verwalter, Abschätzer, Büroangestellten und Kommissar verteilt, veranlasst sie alle zu denken, dass es zum Vorteil der Kammer wäre, das gute Feld für das schlechte zu tauschen.(...) *Der Bischof von Agram war nur Grundherr, Temeswar hatte einen eigenen Bischof


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Bei den Pfälzern im Banat

Rückblick

Hermann Hofmann-Ludwigshafen Rezensiert von Elisabeth Martini (Frick)

M

anch einer von uns sieht es als Geschenk des Himmels, wenn man zufällig oder gewollt auf Aufzeichnungen aus weit zurückliegenden Tagen über unser Banat stößt und sich dann zurückträumt in die Kindheit und Jugend in dieser unvergessenen Heimat. Umso mehr beeindrucken jedoch Reiseerlebnisse eines Nicht-Banaters, der unvoreingenommen beobachtet, vergleicht, wertet wie z. B. Hermann Hofmann-Ludwigshafen, Oberlehrer und Reichstagsabgeordneter, der 1928 sozusagen als Berichterstatter einer durch den deutschen Generalkonsul Haas von Temesvar (Schreibweise des Autors) im Deutschen Reichstag angeregten Studienkommission deutscher Landwirte durch das Banat angehörte. Die Arbeit widerspiegelt ein Stück Auslandsdeutschtum, gesehen durch ein starkes, frisches und frohes Temperament, ist aber auch eine Art Kulturbrücke, zumal der Autor - wie auch die meisten Auswanderer ins Banat - aus der Pfalz stammte, somit den Siedlungsgebieten des deutschen Südostens durch Mundart und Wesensgemeinschaft verbunden ist. Erst während des I. Weltkrieges staunten deutsche Soldaten aus der Pfalz, aus Baden und Hessen auf dem Durchmarsch durchs Banat nicht schlecht, als sie hier den Dialekt ihrer Heimat hörten und sich der Gastfreundschaft ihrer früheren „Landsleute“ erfreuten. Nach diesem Krieg halfen die sogenannten Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen durch die zeitweilige Aufnahme vieler unterernährter reichsdeutscher Kriegskinder. Gegenseitige Besuche vertieften den „Familienbund“ mit den lange vergessenen Nachkommen der Auswanderer von einst. Der Berichterstatter Hermann HofmannLudwigshafen gehörte einer hochkarätigen zehnköpfigen Studiengruppe an, die alters-, berufs- und herkommensmäßig bunt gemischt,

jedoch hochqualifiziert und offen für alle Bereiche des Lebens war. In humorvoll-heiterem Ton präsentiert der Autor die gemeinsame Donaureise der Zehn im September 1928 ins Banat, wobei alles so bildhaft-anschaulich und zugleich informativ gehalten ist, uns vor allem aber das anspricht, wie das Banat vor fast 80 Jahren von einem „Ausländer“ gesehen wurde, um auch Vergleiche zu heute herzustellen. Schon bei der Vorbeifahrt „an der fruchtbaren Bacska, der ersten deutschen Siedlung , muss auch ein mitreisender Kroate den Fleiß, die Strebsamkeit und Ordnungsliebe der deutschen Siedler loben. Auch die Natur kann die Reichsdeutschen begeistern: „Wenige Ströme der Welt werden sich in wilder Romantik mit der Katarakten-Strecke des Kazanpasses messen können.“ An Land ging‘s dann über Orschowa, durch das Tscherna-Tal gegen Temesvar: „Solche durchlöcherten steinigen Straßen hatten wir mit Autos noch nie befahren.“ Von Caransebes hält der Autor fest, dass hier deutsche Sprache heimisch ist, dass hier das Banater Land beginnt, zumal gerade Bischof Dr. Augustin Pacha hier als Oberhirte des Banats die Firmung vornahm und alle in Hochstimmung waren. Beim Halt in Lugosch wird es dem Berichterstatter heimisch zumute, als er Kinder und Frauen in seinem pfälzischen Dialekt sprechen hört. In Temesvar, der Hauptstadt des Banats, erwähnt er zuerst „den prachtvollen Monumentalbau der Banatia, dann das bischöfliche Palais, das Deutsche Haus“ (1922), wo er unter anderem auch lesen konnte: „Von der Mutter schon als Kind lernten deutsch wir beten; wollen einst noch deutsch gesinnt vor den Herrgott treten.“


Rückblick

Die beste Brücke der Angereisten zu den Banatern war – und ist auch heute – der Dialekt, woran sie den Gleichgesinnten erkennen und ihm Herz und Haus öffnen: “Die Banater Pfälzer konnten es beinahe noch reinrassiger als ich.“ Die lebhaften und zahlreichen Zwischenrufe bei Zusammenkünften bewiesen, „dass die Banater auch von ihrem pfälzischen Temperament nichts eingebüßt hatten...Wir fühlten uns als Könige unter diesem urwüchsigen heimatbegeisterten Volke und schmetterten mit ihm das heimatliche Lied...“ Am 16. September 1928 ging‘s per Auto über Bruckenau, Blumenthal und Fiebisch zur Guttenbrunner Kirchweih, „immer durch weite Ebene oder welliges Land mit ungemein fruchtbarem schwarzen Humusboden...“ „Da lag nun Guttenbrunn, die schmucke schwäbische Bauerngemeinde mit ihren 3.000 deutschen Bewohnern. Schnurgerade Straßen von über 60m Breite mit prächtigen Baumalleen, von zierlich bemalten sauberen Häusern flankiert, deren beide Wohnflügel und das

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große protzige Tor gediegene Wohlhabenheit verraten, bilden das Charakteristikum al­ler schwäbischen Gemeinden.“ „Das ist die Tracht meines Urgroßvaters!“, äußert Hofmann beim Anblick der Männer in Festtracht vor der Kirche. Auch hier hat sein Pfälzisch bahnbrechende Wirkung, so dass man ihn fragt, ob er aus Groß-Jetscha oder Gertianosch sei. Zu den Besuchen bei den führenden Bauernpersönlichkeiten: „Es war eine Wonne, die schmucken Bauernhäuser mit ihrer prächtigen modernen Inneneinrichtung und ihrer blitzblanken Reinlichkeit zu betreten, im linken Wohnflügel das junge Paar, rechts der Altenteil, dabei innen und außen geschmackvolle Dekorationsmalerei und überreichen Blumenschmuck. Der geräumige Hof wird von großen Ökonomiegebäuden umsäumt, wobei die Pferdeställe reinlicher und schmucker sind als bei uns manche Bauernwohnstube. Die großen Stroh- und Heuvorräte sind im Freien aufgetürmt und paradiesische Gärten schenken südländisches Obst und Gemüse im Überfluss.


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Rückblick

Die „Banatia“, 1926 eingeweiht und größtes deutsches Schulzentrum in Südosteuropa. Nur eines habe ich vermisst, den traditionellen Hausrat aus Urgroßvaters Zeit.“ Bei Tisch erfuhren die Studienreisenden, dass im Banat die Mädchen durchschnittlich im 16. Lebensjahr und die Jünglinge im 20. heiraten: „Südländische Reife“ kommentiert der Reichsdeutsche. Die Hochzeit – erklärt man – sei ein Ehrentag, zu dem bis zu 500 Personen eingeladen werden, die jedoch etwa 1/3 des Verzehrs selber mitbringen, wobei die nähere Verwandtschaft und Nachbarn bei den Vorbereitungen helfen. Ein Satz kennzeichnet die allgemeine Atmosphäre: „Krakeel und Rauferei kennen unsere Banater Landsleute bei solch rauschenden Festen nicht; wehe dem Burschen, der solches wagt; er wäre der öffentlichen Verachtung preisgegeben und keine Braut würde ihm lächeln.“ Groß-Jetscha überrascht die Reisenden mit einem neugegründeten Heimatmuseum für Volkskunde und einem „von Mäusen zerfressenen Buch“ über den Josephinischen Schwabenzug 1783-87, mit Ursachen der Ansiedlung, dem kaiserlichen Ansiedlungspatent mit allen Vergünstigungen für Ackersleute, Professio-

nisten und Tagwerker, Anwerbung usw. „...so brachen so viele , mitunter auch recht wohlhabende, Familien zur Auswanderung auf, dass die Straßen völlig bedeckt waren und es das Ansehen bekam, als wollten alle Menschen die Gegend verlassen.“ Weniger human erfolgte die Besiedlung Saderlachs unter Maria Theresia durch die Hauensteiner oder Hotzen aus dem Schwarzwald, die um ihre Freiheit kämpfend sich gegen die Habsburger erhoben und deshalb 1755 ins Banat und nach Siebenbürgen verbannt wurden. „Eine furchtbare Strafe, da kein Bevölkerungsteil des Schwarzwaldes so mit allen Fasern des Herzens im Heimatboden verwachsen ist wie die Hotzen! Erst 150 Jahre später (1909) wurden sie wieder durch den Lörracher Reallehrer Krumm auf seiner Reise durchs Banat reinrassig entdeckt, denn sie hatten alemannische Mundart, Gebräuche und Sitten ihrer alten Heimat unversehrt bewahrt...Das übrige Banat hat fast ausschließlich fränkischen Charakter.“ Auch Schwaben waren an der Besiedlung beteiligt, doch „Keine einzige Ortschaft spricht schwäbisch“, totzdem spricht man allgemein


Rückblick

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Banatia Übungsschule 1. Klasse 1932/33 mit Lehrer Hans Wolf (später der bekannte Prof. Dr. Hans Wolf) von den Banater Schwaben. „Das Gemeinschaftsgefühl mit dem Schicksal Deutschlands... hat sich beim Auslanddeutschen erst nach dem I. Weltkrieg entwickelt“. Am 17. September erfuhr die Reisegruppe im „Deutschen Haus“ in Temesvar, „dass in der Vorkriegszeit die wenigsten Schwaben einer deutschen Schule im Banat teilhaftig wurden. Die Ungarn suchten rücksichtslos alles zu magyarisieren und zogen die zur Führung geeignete Intelligenz an sich durch Verleihung höherer Stellen im ungarischen Staatsdienst. Der Klerus stand vollständig im Dienste der Magyarisierung. Besonders bitter wurde im Weltkrieg empfunden, dass die Schwabensöhne mit ihren Eltern kaum brieflich Verkehr pflegen konnten, da sie der deutschen Schriftsprache nicht mehr mächtig waren. Unter der rumänischen Herrschaft seit 1919 haben sich die Verhältnisse wesentlich gebessert, weil die Rumänen das Recht der Minderheiten duldsam anerkennen. So hat die Schwäbische Volksgemeinschaft in ihrem Monumentalbau Banatia ein deutsches Lehrerseminar, Gymnasium und eine höhere Mädchenbildungsanstalt mit

Haushaltungsschule..., die meist aus freiwilligen Unterstützungen der Banater Bauern aufrecht erhalten werden... Weiter vermerkt der Autor noch: In den gemischten Dörfern des Banats wohnen Deu­ tsche, Rumänen und Ungarn in besonderen Vierteln, während in Siebenbürgen alles gemischtrassig nebeneinander oder durcheinander wohnt...In religiöser Hinsicht sind die schwäbischen Bauern leider ziemlich gleichgültig. In manchen Dörfern erheben sich ne­ben der römisch-katholischen Kirche der Deutschen noch die griechisch-uniierte und griechisch-orientalische Kirche der Rumänen, wobei letzterer der Vorrang der Staatskirche zukommt. Der schlimmste Feind des Deutschtums im Banat ist der seit einem Menschenalter geradezu verheerend wirkende ‚Weiße Tod‘, der Geburtenrückgang.“ Hauptzweck der Studienreise der Zehn war die Erforschung der landwirtschaftlichen Verhältnisse des Banats, demzufolge kommt Diplom-Landwirt Dr. Drees in seinem Referat zum Schluss: „Das Banat ist ein ausgespro-


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Rückblick

Banatia, Gruppenbild der 5. Klasse Schuljahr 1939-1940. Wilhelm Weber oben rechts, 2. Reihe. chenes Bauernland, eine kleine deutsche Bau- Hälfte‘, d.h. die Hälfte des gesamten Roherernprovinz... Wenn man von dem schon etwas trages hat der Verpächter zu bekommen.“ gebirgigen Arader Gebiet absieht, so haben wir Über die einheitlich angelegten Dörfer veres im Banat mit einem Boden zu tun, den man merkt der Autor: „Schnurgerade wie in einer sich nicht besser und fruchtbarer denken kann. modernen Großstadt durchziehen die StraEin schwarzer, stark humoser Lehm mit einer ßen in einer Breite von 50-60m das Dorf. Die Tiefe bis zu 10m übertrifft die besten deutschen Querstraßen verlaufen ebenfalls schnurgerade Börde- und Marschböden bei weitem. Der und im rechten Winkel zu den Längsstraßen. Wert des Bodens wird allerdings wesentlich Die Straßenfronten sind fast lückenlos bebaut. beschränkt durch das Klima des Landes, das Zu jeder Besitzung gehören mindestens zwei unter einem ausgesprochenen Regenmangel Wohnhäuser, die in den meisten Fällen mit im Sommer leidet, was jedoch durch die Tiefe ihrer Giebelseite, zuweilen jedoch auch mit und die wasserhaltende Kraft des Bodens ge- der Breitseite an die Straße stoßen. Zwischen mildert wird.“ den Häusern befindet sich die gemauerte Tor„Die Besitzverteilung ist als eine äußerst einfahrt zum Hof und zu den Wirtschaftsgeglückliche zu bezeichnen“, da es sich meist um bäuden. Es ist also der Wirtschaftshof von der Familienbetriebe von durchschnittlich 80 Mor- Straße vollkommen abgeschlossen. Die Dörfer gen handle, wobei die Familienangehörigen, machen dadurch einen äußerst sauberen und bedingt durch das Ein- und Zweikindersystem, schmucken Eindruck. Man findet selbst in großzu äußerst anstrengenden Arbeiten gezwungen en Dörfern kaum ein Haus, welches nicht sausind und nur zur Erntezeit rumänische Hilfsar- ber mit Wasserfarbe und Kalkmilch gestrichen beiter herangezogen werden. „Fast sämtliche ist. Jedoch auch in den Wohnhäusern sowie im Betriebe sind im Eigenbesitz... Hof und in den Wirtschaftsgebäuden herrscht Man kennt allerdings weniger den Begriff eine geradezu peinliche Sauberkeit, wie man ,Pacht‘, sondern mehr ‚Abtretung gegen die sie in einem reichsdeutschen Dorf schwerlich


Rückblick

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Stickkurs für junge Mädchen 1927 bei Fam. Slavik (Billed 223). Foto: Archiv so gut finden wird.“ Die Stallungen findet der genau Beobachtende nicht sehr umfangreich, da die Nutztierhaltung mit einigen Ausnahmen eine sehr geringe ist, die Betriebe sind Ackerbetriebe, haben daher kein Grünland außer der Gemeinde-Hutweide, wo die Tiere von einem Gemeindehirten gehütet werden. Als Hauptfruchtarten führt der Reichsdeutsche Mais und Weizen an, in geringerem Umfang werden Roggen, Hafer, Klee, Luzerne angebaut, in einzelnen Gemeinden auch Kartoffeln, Tabak, Wein...“ Für das zeitaufwendige Maislieschen gab es schon die von einem Variascher Landwirt erfundene Maiskolben-Entlieschungsmaschine. Abschließend heißt es, „dass die Erträge im Vergleich zu dem überaus guten Boden nicht übermäßig hoch sind“, was durch das Klima, aber auch durch die wegen geringer Viehhaltung mangelhafte Düngung zu erklären ist, wie auch durch den geringen Einsatz von Kunstdünger. Dabei kann die Viehzucht ihrerseits nicht forciert werden, weil der Absatz durch die Agrargesetze nicht gesichert ist. Bis zum Krieg konnte „bei harter und zäher

Arbeit allgemein in der Landwirtschaft ein ziemlicher Wohlstand gesichert werden“, danach war auch hier die allgemeine Agrarkrise spürbar, die man vermittels des 1891 gegründeten Schwäbischen Landwirtschafts-Vereins, dem sämtliche Landwirte im Banat angeschlossen waren, zu überwinden versuchte. Zur besseren Fachausbildung der Dorfjugend wurde eine großzügig angelegte Landwirtschaftliche Schule in Verbindung mit einem Versuchsgut in Vojteg ins Leben gerufen, eine 4-semestrige Ackerbauschule nach deutschem Muster, mit deutschem Lehrkörper. Hier wurden alle Landwirtschafts-Maschinen erprobt, gewartet, repariert; Saatmenge, Drillweite usw. experimentiert; Vermehrung und Verbesserung der Viehhaltung, Züchtung und Sortenauswahl vorgenommen, um die Junglandwirte für den schweren Existenzkampf auszubilden. Im Austausch zwischen Rumäniens Überschuss an Agrarprodukten und Deutschlands landwirtschaftlichen Maschinen war die Donau die beste Verbindungsstraße, wobei jedoch auf die Interessen beider Länder Rücksicht zu nehmen war.


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Deutsche Ackerbauschule-Voiteg, wo auch Billeder Jugendliche wie Peter Rieder, Hans Hehn, Hans Slawik, Nikolaus Schmidt u.a. ausgebildet wurden. Eins.: E. Martini (Frick) In der Banatia präsentierte Direktor Joseph Nischbach das Heim der 250 Schwabenschüler: „Alles modernen pädagogischen und sa­ni­tären Anforderungen entsprechend wie bei uns daheim. Im großen Turnsaal fesselte uns ein herrliches Wandgemälde: Abendrast der Einwanderer mit dem erläuternden Text: Noch läuten uns die Heimatglocken!“ Beim Abschied die Bitte: „Schickt uns doch junge reichsdeutsche katholische Geistliche, Lehrer, Studienräte und Ärzte zur Erhaltung und Förderung urwüchsigen Deutschtums auf dieser fernen Insel im weiten Völkermeer.“ Als weitere Hauptstützpunkte des Deutschtums in der Heide bezeichnet der Autor GroßJetscha, Hatzfeld, Grabatz und Lovrin; in Groß­ jetscha, „wo der Wohlstand aus allen Fenstern lacht“, konnten die Besucher die Anlage eines Heimatmuseums für Volkskunde besichtigen, das in einem einfachen Bauernhaus eine altschwäbische Bauernstube mit Sammlungen von Waffen, Trachten, Bildern und MedizinalEinrichtungen zeigte, auch Münzsammlungen, Bücher, Schriften und Dokumente, Ortspläne, An­siedlungsurkunden, Exemplare von Ein­

wan­derungspässen, auch Militärscheine von 1766... Nach Gertianosch, „ein sauberes wohlhabendes Schwabendorf“ beeindruckte Hatzfeld durch „zwei hervorragende Unternehmen, eine hochmoderne Walzenmühle und die größte Dampfziegelei (Bohn-Embolia) der unteren Donau (1.500 Arbeiter).“ In Grabatz gab es einen sehr festlichen Empfang: „Freude leuchtete aus aller Augen“, beeindruckt hat jedoch „das schönste Kriegerdenkmal des Banats (der sterbende Krieger empfiehlt seine Seele dem Erlöser), ein erstklassiges Kunstwerk in weißem Marmor, beredtes Zeugnis von der Heldenehrung der Gemeinde Grabatz“. „Lenauheim und Lovrin liegen im fruchtbarsten gesegnetsten Landstrich des Banats ‚uf dr Heed‘, weshalb der Berichterstatter auch Szimits‘ Gedicht „Vun dr Heed“ anführt, weil es in Bildhaftigkeit und Dialekt so aussagekräftig ist sowohl für die Banater als auch für alle, die Heimat und Dialekt lieben. Groß-Komlosch, eine gemischte Gemeinde mit drei Kirchen, ermöglichte einen Ver-


Rückblick Hans Hehn - Absolvent der Deutschen AckerbauschuleVoiteg, 1939-1940 Eins.: E. Martini (Frick)

gleich zwischen deutschen und rumänischen Bauernhöfen, denn auch bei gut situierten ru­mä­nischen Landwirten „lugte der primitive rumänische Betrieb noch aus allen Winkeln, in denen balkanischer Fatalismus deutscher Reinlichkeit nicht weichen wollte“. „Das freundliche Städtchen Lovrin mit seinen breiten Straßen und schmucken Geschäftshäusern ist dokumentarisch schon seit 1466 bekannt und hat unter der Türkenherrschaft viel Unbill ertragen müssen...Von allen Ansiedlern haben sich ab 1780 durch ihre vorlaute Art die Pfälzer ‚Krischer‘ am meisten durchgesetzt und ihren Dialekt zur Ortssprache erhoben.“ Deshalb kam auch der Pfälzer Hofmann so gut mit seinem „Phälzisch“ bei den Lovrinern an, die ihrem stattlichen Jugendheim die Aufschrift „Ehre Vater und Mutter“ gegeben hatten. Turnhalle und Sportzeitschriften aus Deutschland zeugten von der Aufgeschlossenheit und Modernität der Lovriner. „Ihre Gastfreundschaft duftete aus der Küche“, Volksversammlung mit Männergesangverein und Musik setzten der Bruderschaftsfeier die Krone auf. „Die Lichter von Alexanderhausen huschten wie Glühwürmchen an uns vorüber. Da plötzlich ein Halt! In der Gemeinde Billed warteten die Bauern schon stundenlang auf den nächtlichen Besuch, und wiewohl keinem von uns jetzt noch der Sinn auf gesellschaftliche Unterhaltung stand, fügten wir uns doch der Bitte des Prälaten Blaskovics, die Erwartung seiner Billeder Getreuen zu erfüllen. So tappten wir

45 Wilhelm Weber 1941 mit der roten BanatiaSchülerkappe, deretwegen man die Träger auch als Paradeisköpfe verspottete. Trotzdem wurde sie mit Stolz getragen! Eins.: W. Weber im Dunkeln zum Bauernheim, um uns wenigstens dort sehen zu lassen...Gleich guten Nachbarn nach Feierabend saßen wir da beisammen in gedanklichem Austausch über das Einst und Jetzt im großen deutschen Vaterlande wie im treudeutschen Banat. Die wirtschaftliche Verbindung mit der Industrie der alten deutschen Heimat haben die Banater Schwaben niemals aufgegeben und in der Nachkriegszeit nur noch fester geknüpft“, was auch die Plakate reichsdeutscher Firmen an den Wänden des Bauernvereins veranschaulichten. Offensichtlich ist bei dieser Gelegenheit Billed etwas zu kurz ge­kommen! Und zum Schluss heißt es in der Berichterstattung: „Herrliche Tage mit so wertvoll Erlebtem an unverfälschtem Volkstum, an beglückender Freundschaft und liebenswürdiger gastlicher Auf­nahme, aber auch an Bereicherung unseres volkswirtschaftlichen, politischen und kulturellen Wissens fanden damit ihren Abschluss. Die vor 200 Jahren von uns geschieden waren aus der engeren Heimat am Rhein, hatten wir hier im fernen Osten entdeckt, und wir haben uns als Brüder wiedererkannt und umarmt, in reiner Freude und begeistert an dem, was Stammeseigenart und Heimaterde die Herzen als köstlichstes Verbundensein empfinden lassen.“ Der hier zitierte Bericht entstand daheim in Deutschland und enthält alles, was gesehen und erlebt wurde, damit „es in großer Notzeit, in Kümmernis und Trübsal ein froher Lichtblick sei, ein freudiger Hoffnungsschimmer...“


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Memoria

Rückblick

Eine Zeitschrift, in welcher nicht nur die jüngste Geschichte Rumäniens, sondern auch der Leidensweg der Banater Schwaben aufgearbeitet und der rumänischen Öffentlichkeit bekanntgemacht wird

Wilhelm Weber

E

s ist schon erstaunlich, wenn sich eine in Bukarest in Buchform erscheinende Zeitschrift auch mit dem leidvollen Schicksal der ehemaligen deutschen Bevölkerung Rumäniens befasst. Und genau dies tut schon seit einigen Jahren die mit „MEMORIA – Revista gandirii arestate“ (Zeitschrift des verhafteten Denkens) betitelte, 1990 unter der Schirmherrschaft des Rumänischen Schriftstellerverbandes gegründete und vom Kultur- und Kultusministerium geförderte Vierteljahreszeitschrift. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die jüngste Geschichte Rumäniens aufzuarbeiten und den zahlreichen Opfern der kommunistischen Diktatur und Unterdrückung ein Sprachrohr zu sein. Kenntnis über diese rumänische Zeitschrift vermittelte mir die Notiz „Zum fünfzigsten Mal MEMORIA“ in der „Banater Post“ vom 10. Juli 2005 sowie ein Brief vom 25. Juli 2005 des verdienstvollen Jour- Das Titelblatt der Zeitschrift mit der Liste der Billeder Opfer. nalisten und ehemaligen Chefredakteurs der Heimatzeitung „Der DonauschwaFranz Schuttacks Anliegen bestand schon be“ Franz Schuttack. 1922 in Lovrin geboren von jeher darin, kommunistische Schandtaten und seit Kriegsende in Deutschland, war Lm. und Verbrechen aufzudecken. So ist es also Schuttack über drei Jahrzehnte Schriftleiter nicht verwunderlich, dass er mit der Bukarester dieser weltweit verbreiteten Publikation, au- Redaktion der „MEMORIA“ übereinkam, in ßerdem Herausgeber und Koordinator des dieser bedeutenden Zeitschrift die Namen, Gelanglebigsten donauschwäbischen Kalenders burtsdaten, Hausnummern und gegebenenfalls in Deutschland. Unter seiner Schriftleitung auch Sterbedaten der in die Sowjetunion sowie sind 35 Kalender-Jahrgänge erschienen, von in die Baragan-Steppe deportierten Banater welchen auch ich einige bis zu deren Einstel- Schwaben der rumänischen Öffentlichkeit belung bezogen habe. kanntzugeben.


Rückblick

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Es dürfte sicher der Wunsch vieler Landsleute sein, eine originalgetreue Seite der „MEMORIA“ Nr. 4, Jahrg. 2005, in unserem Heimatblatt publiziert zu sehen. Deshalb bringen wir hier die erste der 12 entsprechenden Seiten der nach Russland deportierten Billeder Landsleute. Es ist lobenswert, wie tadellos und gründlich die Veröffentlichung in der rumänischen Zeitschrift erfolgte.


48 Bislang hat Lm. Franz Schuttack die OpferListen von 7 Banater Ortschaften veröffentlicht und damit großes Aufsehen in Rumänien erregt. In der Nr. 3/4 der „MEMORIA“ vom Jahre 2002 erschien erstmalig und zwar unter dem Titel „Lovrin dupa 1944 – O cuvenita reparatie“ (Lovrin nach 1944 – Eine angebrachte Wiedergutmachung); in der Nr. 2, Jahrg. 2003, folgte „Germanii din comuna Stamora-Germana victime nevinovate ale comunistilor“ (Die Deutschen aus Deutsch-Stamora – unschuldige Opfer der Kommunisten); in der Nr. 1, Jahrg. 2004 „Lista lui Franz Schuttack“ (Die Liste des Franz Schuttack), 1. Teil, die Heimatgemeinde Neupetsch betreffend; in der Nr. 2/3, Jahrg. 2004, „Listele lui Franz Schuttack“ (Die Listen des Franz Schuttack), 2. Teil, Neupetsch betreffend; in der Nr. 1, Jahrg. 2005, „Drama svabilor din comuna Liebling“ (Das Drama der Schwaben aus der Ortschaft Liebling); in der Nr. 2/3, Jahrg. 2005, „Cazuti in mainile barbarilor comunisti – Lista victimelor svabesti din comuna Santana“ (Sie fielen in die Hände der kommunistischen Barbaren – Die Liste der schwäbischen Opfer aus Sanktanna); in der Nr. 4, Jahrg. 2005, „Deplorabila soarta a svabilor din comuna Biled“ (Das beklagenswerte Schicksal der Schwaben aus der Ortschaft Billed), 1. Teil; in der Nr. 2/3, Jahrg. 2006, „Deplorabila soarta a svabilor din comuna Biled“, 2. Teil; in der Nr.4, Jahrg. 2006, „Soarta nemiloasa a svabilor din comuna Jahrmarkt (Giarmata)“ (Das erbarmungslose Schicksal der Schwaben aus der Ortschaft Jahrmarkt) mit dem Untertitel „Cine cauta sa scape de deportare era impuscat“ (Wer der Deportation zu entkommen versuchte, wurde erschossen.) All diese Veröffentlichungen sind der freiwilligen Leistung des Lm. Franz Schuttack sowie der großen Bereitschaft der Redaktion der Zeitschrift „MEMORIA“ zu verdanken. Lm. Schuttack hat allen Listen eine wahrheitsgemäße Einleitung vorangestellt. Die Billeder Namensliste der nach Russland Verschleppten

Rückblick umfasst 12 Seiten und die der Baragan-Deportierten 10 Seiten. Gebeten wurde ich, Folgendes mitzuteilen: Sollte jemand an dieser wertvollen Zeitschrift interessiert sein, so kann er sie bei Lm. Franz Schuttack, Möwenweg 22, 73434 Aalen-Hofherrnweiler/Württ., bestellen. Die Nr.4, Jahrg. 2005, in welcher die Billeder Russland-Deportierten gebracht wurden, kostet einschl.Porto 12 EURO. Die Nr.2/3, Jahrg. 2006, mit der Liste der Baragan-Verschleppten kostet – weil eine Doppelnummer – einschl. Porto 25 EURO. Die Redaktion der Zeitschrift „MEMORIA“ ist auf jede freiwillige finanzielle Unterstützung angewiesen. Wer als Zeichen der Anerkennung sowie als Dank für die Veröffentlichung der umfangreichen Namenslisten unserer Opfer, aber auch dafür, dass diese Zeitschrift wahrheitsgetreu über die von unseren Menschen erlittenen Verluste und die leidvollen Begebenheiten, die ihnen unter kommunistischer Regie widerfuhren, die rumänische Öffentlichkeit informiert, der kann einen Geldbetrag an folgende Adresse überweisen: Fundatia Culturala Memoria Calea Victoriei 133 R 010071 Bucuresti Rumänien Hinzuzufügen sei noch, dass die Billeder Namenslisten der Opfer von unserem stets hilfsbereiten, für die Führung der Evidenz innerhalb der HOG Verantwortlichen Sepp Herbst an Lm. Schuttack übermittelt wurden, dem an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön für seine uneigennützige Arbeit im Dienste der Banater Schwaben ausgesprochen werden soll. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Opfer-Listen der Banater Schwaben in dieser exemplarischen Form von der Zeitschrift „MEMORIA“ der rumänischen Öffentlichkeit präsentiert werden und diese so vom Leidensweg der Banater Deutschen in Rumänien erfährt.


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Das Kirchweihfest in Billed fand am 30. September, einen Tag nach Micheli, statt. Nach der StrauĂ&#x;versteigerung fand ein Kulturprogramm statt, an welchem die Volkstanzgruppen der Allgemeinschule Billed, die der ukrainischen Minderheit aus Lugosch, die Banater Rosmareiner aus Temeswar und die Billeder Heiderose ihr KĂśnnen zeigten.


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Billeder Heimattreffen 2007 in Karlsruhe. Eine schöne Geste unseres Vorstandes, Vertreter der Feuerwehren aus dem Landkreis Karlsruhe, die 2006 einen Hilfstransport mit Fahrzeugen, Gerätschaften und Ausrüstung nach Billed gebracht hatten, zu unserem Treffen einzuladen. Diese marschierten freudig mit und feierten auch gerne mit.


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Überschaubar war der Festzug, doch zu übersehen nicht! Nicht die stolz schreitenden reifen Trachtenträger, nicht die Ehrengäste, auch unsere Offiziellen nicht und nicht Apfel und Rosmarinsträußchen.


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Billeder Heimattreffen 2007. Neureuts Ortsvorsteher Jürgen Stober mit Gattin, Werner Gilde und Prof. Hans Müller. Gruppenbild der Trachtenpaare und Ehrengäste.


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Die Blaskapelle un­­­ter der Leitung von Jakob Groß jun lockte die Neureuter auf die Straße und an die Fenster. Wahrscheinlich war sie auch bis in die Linkenheimer Landstraße zu hören, denn schon am Dienstag schenkten die „Badische Neueste Nachrichten“ dem „Bil­leder Pfingsttreffen“ Aufmerksamkeit mit fundiertem Artikel und über vier Spalten reichendem aussagekräftigem Bild.


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Billeder Heimattreffen 2007. Was Billeder anfassen, das hat – Gilde, Herbst, Martini, Müller, Muttar und... - nicht überraschend Hand und Fuß. Unser Heimattreffen hat aber noch viele sich selbstlos einsetzende Köpfe und Hände, stellvertretend soll just die über Jahre Kirchweihstraußbindende Familie Just und -spendende Familie Heinrich genannt werden.


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Blickfang war dieser Strauß immer, auch heuer! Und so lebt unsere Gemeinschaft durch sie, die Unermüdlichen, durch dich und mich, die Teilhabenden. Vor dem Eingang zur St-Judas-Thaddäus-Kirche in Karlsruhe-Neureut.


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Billeder Heimattreffen 2007. Die T체ren der Neureuter St-Judas-Thadd채us-Kirche standen um 15 Uhr weit offen. Den Gottesdienst gestaltete Pfarrer Peter Zillich heimatlich, er, der Heimatpfarrer, der Pfarrer mit Akkordeon, der als einer der Auserw채hlten mit Papst Benedikt dem XVI ins Gespr채ch kam, ohne nach Rom zu pilgern, beim Papstbesuch in Bayern.


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Für Andacht und bewegte Herzen sorgten die Billeder „Singmädcher“ und „Buwe“, dirigiert von Hannelore Slavik, an der Orgel Magdi Roos. Höhepunkte waren die Vorträge der beiden Solistinnen Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel, um die uns andere Gemeinden schon beneiden und das mit Grund.


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Billeder Heimattreffen 2007. In der Badnerlandhalle begrüßte Werner Gilde die Gäste und Ehrengäste: Schirmherr Bürgermeister Ullrich Eidenmüller, Neureuts Ortsvorsteher Jürgen Stober mit Gattin, sein Stellvertreter Prof. Hans Müller, die Feuerwehrmänner mit ihren Ehefrauen, Adam Csonti mit Gattin und in Begleitung ihrer Frauen die HG-Vorsitzenden unserer


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Nachbargemeinden Dietmar Giel, Norbert Neidenbach, Werner Grie­bel, Herwig Ste­fan. Als Erste durfte die Kindertanzgruppe unter der Leitung von Elvine Muth und Dagmar Österreicher ihr Können zeigen. Nach dem Tanz für die Ehrengäste und die Trachtenträger folgte das große „Verzähle“, das jedoch schon längst im Gange war.


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Schlachtfest in Frankenthal 27.10.07 Bei herrlichstem Herbstwetter gab es im Donauschwabenhaus das Mittagessen. Gegen 16 Uhr Kaffee und Kuchen, wie bei einer Hochzeit. Alles vom Feinsten.

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Überraschungsgeschenke aus Nürnberg für die Musikanten: eine 1 m lange Dobosch, auf der die Noten vom Walzer „Schwarze Augen“ zu lesen waren, eine nicht unerhebliche Geldspende und ein Wimpel „Erster Fanclub der Trachtenkapelle Billed-Alexanderhausen“.

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Gruppenbild der Billed-Alexanderhausener Blasmusik beim Schlachtfest in Frankenthal Billed-Alexanderhausener Blasmusik spielt im Banater Seniorenzentrum in Ingolstadt.


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Klassentreffen Jahrgang 1955. v.l.n.r. hinten: Nikolaus Maurer, Hans Slavik, Jakob Rademacher, Werner Steiner, Hans Schiller, Nikolaus Hellberg,Peter Done, mitte: Jakob Bojar, Josef Freer, Hans Hehn, Elisabeth Mager-Lencses, Elisabeth Schwendner, Werner Wilhelm, Erwin Frank, Katharina Essletzbichler(Braun), Werner Billinger, Hans Pfeiffer, vorne: Elisabeth Jung(Neumann), Gertrud Stefi(Trรถster), Anna Rugel(Bauer), Frau Elvira Slavik, Elisabeth Kapler(Jojart), Marianne Jobba(Blanita), Helmut Slavik, Andreas Boritsch. Mehr als 70 Personen kamen am 23. Juni 2007 in die Rintheimer Stuben zum ersten Treffen der nach Frumusita Verschleppten, 56 Jahre danach.


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Seniorentreffen „Billeder unr sich“ - 2007

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ie beiden diesjährigen Begegnungen unserer Landsleute im Haus der Heimat Karlsruhe am Mittwoch, dem 25. April und dem 19. September, waren wieder ein Beweis der heimatlichen Zusammengehörigkeit von Nachbarn, Freunden und Bekannten. Leider gibt es aber immer wieder Ausfälle von Stammteilnehmern wegen Alters, Krankheit oder Ablebens. So waren es eben nur mehr 36 bzw. 32 Personen, die sich hier trafen. Trotzdem war es – wie immer – in gewohnter und vertrauter Umgebung recht gemütlich, wobei viel geplaudert und erinnert wurde. Jedesmal gehörten zur Bewirtung die frischen Bäckkipfeln, die zu Bier und Wein gut schmeckten, aber auch die hausgemachten Kuchen zu einer guten Tasse Kaffee. Beim Frühjahrstreffen wurden mehrere Passagen aus der Lehrhandreichung des Landes Baden-Württemberg über das Volksdeutschtum vorgetragen, darunter auch der Plan einer Lehrstunde, in dem sehr ausführlich unser Hei-

J. Gehl matdorf Billed hervorgehoben wird. Auf diese Art ist unser Patenland bemüht, in allen Schulstufen Kenntnisse über das Leben und Los der Rücksiedler und ihrer Ahnen, der einstigen Auswanderer aus dem Reich, zu vermitteln. Beim Septembertreffen wurden die Gedichte „Wegkreuz“ von Karl-Hans Gross (+) und von Otto Aczel „Die Kaul“ „schwowisch“ vorgetragen. Die Thematik beider Gedichte erinnerte an Bilder unseres eigenen Heimatortes und deshalb gab es auch reichliche Zustimmung. Jedesmal berichtete auch Sepp Herbst von Aktionen der HOG Billed, besonders bezüglich der Kirchenrenovierung in Billed und der Spendenaktion dazu. Für das Jahr 2008 wurden folgende Termine festgelegt: Mittwoch, den 23. April 2008, 14 Uhr Mittwoch, den 17. September 2008, 14 Uhr Dazu sind alle Rentnerinnen und Rentner herzlichst eingeladen, sich in heimatlicher Stim­ mung ein paar Stunden zu begegnen.


Rückblick

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Erlebnisse einer Zwangsarbeiterin Teil 1

A

m 24. August 1944, als Rumänien aus dem Bündnis mit Deutschland austrat, war ich gerade in Steierdorf, Südbanat, zur Erholung im Gebirge. Ich packte schnell meine Sachen zusammen und mit noch einigen Frauen und Männern wollte ich so schnell wie möglich zurück nach Hause. An den Bahnhöfen waren überall aufgeregte Menschen. In der Umgegend wohnten viele Rumänen. Beim Umsteigen in einen anderen Zug wurde uns - weil wir deutsch sprachen - mit Fäusten gedroht und wir wurden angespuckt. Wieder daheim, war alles viel friedlicher. Doch von Tag zu Tag wurde es auch bei uns unruhiger. Was kommt nun, was wird aus uns Volksdeutschen? Kommen die Russen auch hierher? Flüchten, aber wohin? Hier bleiben, abwarten? In einigen Gebieten des Landes waren noch deutsche Soldaten, die Wehrmacht hielt ja noch strategisch wichtige Stellungen besetzt. Bald mussten sie aber abziehen. Auf einmal waren ungarische Soldaten im Gemeindehaus, ernannten meinen Vater zum Notär. Sie wollten bleiben und erwarteten Verstärkung. Ungarn hatten diese erste Gelegenheit der Unsicherheit benutzt, um das Banat zurückzufordern. Der ungarische Offizier war bei uns, gegenüber der Kirche, einquartiert. Er schickte einige Soldaten als Aussichtsposten auf den Kirchturm und einige in die äußeren Straßen des Ortes. Das Ganze dauerte nur ein paar Tage. Dann hieß es, an der Straße gegen Knees und gegen Kleinbetschkerek seien einzelne russische Soldaten gesehen worden. An der Straße gegen Alexanderhausen hatte man neun ungarische Soldaten erschossen aufgefunden; man begrub sie an Ort und Stelle. In unserem lang gestreckten Garten - mit dem Garten des Gemeindehauses schräg verbunden - hatten wir schon im Frühsommer,

als Temeschburg bombardiert wurde, einen Unterstand ausgehoben und mit verschiedenen Materialien abgedeckt. Als wir nun hörten, die Ungarn ziehen ab und die Russen kommen, trugen wir die Matrikelbücher aus dem Gemeindehaus durch den Garten in unseren angeblich sicheren, gewölbten Keller, der einen Beschuss aushalten sollte. Es war schon unheimlich, als wir durch den Garten liefen und aus dem Unterstand russisch sprechen hörten. Wir schlossen alle Läden, dichteten Fenster und Türen ab, schlossen das große Tor und legten Vorräte im Keller an. Das war so etwa Mitte September 1944. Wir beobachteten, wie russische Soldaten durch die Straßen und auch durch unseren Hof ritten. Dann belegten sie einige Räume im Ort wie zum Beispiel den unserem Haus gegenüber liegenden kleinen Anbau des katholischen Frauenvereins im Kirchengarten, der auf der Straßenseite eine Türe und Fenster hatte. Dort richteten die Russen eine Dienststelle ein, doch nach einigen Tagen waren die Soldaten wieder weggezogen. Nun rüsteten sich viele zur Flucht. So auch unsere Nachbarsfamilie Braun. Sie bot uns einen Wagen an, den wir mit unseren Sachen beladen konnten, und sagten zu, den Wagen an ihren Traktor anzuhängen. Die Matrikelbücher trugen wir wieder ins Gemeindehaus zurück. Die Meinungen waren geteilt, bleiben oder weggehen? Alle meinten, hier würde Kriegsgebiet werden. Von auswärts bekam man keine Post mehr, die Grenzen waren gesperrt. Verbindung mit unseren Soldaten bestand nicht mehr. Da entschloss sich mein Vater, einen Fluchtweg zu suchen. Zuerst wollten wir nach Großjetscha - wo unsere Verwandten waren etwa 8 km entfernt. Großjetscha war entlegen, weil es dort keine Bahnstation gab. Doch man sagte meinem Vater, dort seien schon Russen


Rückblick

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Billeder im Manöver beim rumänischen Militär 1937.Foto: Archiv (dabei waren sie nur durch- und weitergezogen und hatten überhaupt nichts zerstört). Über die Theiß wäre aber noch eine Brücke frei, d.h. noch in deutscher Hand und es bestünde die Möglichkeit, durch Ungarn zu ziehen. Das war Mitte September. Nun packten wir unsere besten Sachen zusammen: Kleidung, Teppiche, Wertsachen usw., luden den Wagen voll und fuhren mit Brauns vorerst (16.09.1944) nach Perjamosch, kamen dann aber wieder zurück. Dann fuhren wir am 23. September nach Hatzfeld. Dort war schon eine große Menschenmenge, doch niemand wusste Rat. Auf einer Dienststelle sagte man uns, wir sollten bleiben, die Prinz-Eugen-Division, bei der auch mein künftiger Mann war, würde kommen und uns herausholen. Die Griechenland-Division, die hier bei Hatzfeld auf dem Rückzug war, konnte uns nicht helfen. Tage- und nächtelang zogen hier Soldaten und der Tross mit Wagen und Gepäck durch. Um uns konnten sie sich nicht kümmern und konnten uns keinen Rat geben. Unser örtlicher Apotheker und seine Frau, mit denen wir bis hierher zusammen waren, trennten sich von uns, nahmen ihre Koffer und wollten durch Ungarn fliehen. Sie verteilten

noch Aspirin und verabschiedeten sich von uns. Wir bildeten nun einen großen Flüchtlingstreck und zogen weiter - über Deutsch- und Ungarisch-Cerne bis Tschesterek. Doch die wenigen Deutschen, die noch dort wohnten, schickten uns gleich weiter; wir durften nicht bleiben, die Partisanen hätten ihnen schon gedroht. Der ganze Flüchtlingstreck, dem sich noch einige versprengte deutsche Soldaten angeschlossen hatten, zog nun weiter. Gegen Abend griffen uns Partisanen an; wir mussten vom Wagen herunter, verkrochen uns in leeren Häusern und warteten das Gefecht ab. Nicht weit von uns wurde ein Soldat getroffen und rührte sich nicht mehr. Nur kurze Zeit danach sah ich, wie eine kleine Dunstwolke über ihm schwebte und höher stieg. Es war eigenartig, es sah aus, als ob sein Leben, seine Seele entschwebte. Wir bestiegen wieder unsere Wagen und fuhren langsam und vorsichtig gegen Elemer. Es war im Morgengrauen, da kam uns vor dem Ort eine Gruppe Partisanen entgegen, schwenkten ihre Gewehre und befahlen uns, uns zu ergeben. Es war der 03.10.1944. Mein Vater sagte nur: Jetzt sind wir verloren. Es konnte sich ja niemand wehren. Die Partisanen umzingelten uns


Rückblick

Flüchten oder bleiben? - die Schicksalsfrage im Herbst 1944 und wir fuhren in die Ortschaft. Mitten im Ort mussten wir von unseren Wagen absteigen; ein jeder durfte nur ein Gepäckstück mitnehmen. Wir wurden in die Schule geführt und übernachteten dort auf dem Fußboden. Alles war schmutzig, kalt, es gab nichts zu essen, kaum eine Möglichkeit, sich zu waschen, wir waren voller Angst und Grauen. Wir wurden bewacht, die Partisanen waren mit Gewehren und Maschinengewehren ausgerüstet. Unsere Wagen wurden in einer großen Halle entladen. Am kommenden Tag wurden wir durch die Halle geführt. Es wurde uns nun gesagt: Dies alles gehört uns, dem Volk; aber ihr bekommt auch etwas. In der großen Halle waren aus den vielen Wagen unsere Sachen aufgetürmt: Auf der einen Seite Teppiche übereinander, daneben Kissen, Decken, Bettwäsche, Tischtücher, Handarbeiten, Schuhe, Mäntel, Kleider, Anzüge, Silber- und andere Bestecke, alles gesondert aufgeschichtet. Sie führten uns im Gänsemarsch durch den Saal und drückten jedem etwas in die Hand: entweder ein Kleid oder einen Mantel oder Schuhe; irgend etwas, ganz gleich, ob es uns gehörte oder ob es uns passte

67 oder nicht. Überall und immer der Ruf: Jivio Tito, jivio Partisani! Es lebe Tito, es leben die Partisanen, und wir mussten es wiederholen. In Elemer wurden wir auch zur Arbeit geholt. Einmal kam ein Kommandant herein und suchte einige Frauen aus. Auch ich war dabei. Wir mussten uns in einem kleinen Nebenraum auf den Boden setzen. Es war gut, dass ich meinen dunklen Trainingsanzug anhatte. Dann ging er durch unseren Kreis, blickte uns lange und durchdringend an und holte uns dann einzeln heraus. Mit Bewachung wurden wir durch den Ort geführt, mitten durch Serben, die schimpfend und drohend uns anspuckten. Ich wurde dann in ein hohes Haus geführt, das aussah, als wäre es einmal eine Kirche gewesen. Hier sollte ich nun putzen. Und so löste sich der Druck in mir - nur putzen, nur arbeiten. Wir bekamen trockenes Brot zu essen und tranken Wasser dazu. Am 07.10.44 wurden wir weitertransportiert. Pferdewagen fuhren in der Mitte eines großen Platzes auf, dort mussten wir die Wagen besteigen. Ich setzte mich vorn zum Kutscher, der ein Volksdeutscher aus Jugoslawien war, aber nicht mit uns sprechen durfte, meine Eltern auf den Rücksitz. Rechts vor uns stand der Kommandant mit einigen Partisanen. Wenn nun ein Wagen an ihm vorbeifuhr, schlug er mit einer großen Peitsche auf die Leute ein. Als meine Eltern dies bemerkten, wollten sie unbedingt, dass ich mich nach hinten zu ihnen setzen sollte. Ich blieb sitzen, und so hätte mich die Peitsche auch voll getroffen, wenn ... ja, wenn. Doch wie ein Wunder! Bei dem Wagen vor uns verhedderte sich die Peitsche, riss ab und bis der Kommandant sie wieder gerichtet hatte, war unser Wagen schon weitergerollt. So hieb er auf den nächsten ein. Das große Lager in Groß-Betschkerek soll einmal eine Zuckerfabrik gewesen sein; jetzt waren dort volksdeutsche Männer aus Jugoslawien „untergebracht“. Es war ein großer zweistöckiger Bau. Wir wurden durch einen Vorraum geführt - welch ein Geruch! Auf der


68 rechten Seite waren mehrere Türen, durch die drang Rufen und Stöhnen. Wir wurden links in einen großen Saal geführt und lagerten uns entfernt von der Tür auf dem Boden mit unserem wenigen Gepäck. An der Tür, rechts und links davon, standen zwei große Gefäße. Eines war für unsere Notdurft bestimmt und ein anderes enthielt Wasser zum Waschen. Auf dem Hof war eine Brunnen-Waschanlage; dorthin durften wir von Zeit zu Zeit. Wir tranken dort auch das kalte Wasser. Zu essen bekamen wir nichts. Die Männer hatte man gleich bei der Ankunft von uns getrennt und weggeführt. Erst später konnten wir verstohlen zu ihnen gehen. Die Türen im Vorraum waren Eingänge zu Einzelzellen. Wenn die Türen geöffnet wurden, fielen die Leute heraus, so dicht gedrängt waren sie drin. Sie bekamen fast keine Luft. Es waren bleiche, blutverschmierte Gestalten in zerfetzten Uniformen. Diesen Geruch von Blut und Schweiß vergesse ich mein Leben lang nicht. Nachts kamen öfter Partisanen herein, leuchteten uns mit Taschenlampen an und wollten einige von uns mitnehmen. Wir wehrten uns und so entstand Lärm und zum Glück kam dann der Kommandant herein und vertrieb sie alle. Hier im Lager waren zwei Kommandanten und eine Kommandantin, eine große, starke Frau; sie soll die Grausamste gewesen sein. Schlafen konnten wir nicht, denn nachts wurde es im Vorraum lebendig. Die Türen zu den Einzelzellen wurden geöffnet (das alles hörten wir), die Leute wurden gestoßen und geschlagen. Man hörte das Aufklatschen, das Schreien und Stöhnen. Einer soll wahnsinnig geworden sein, er rief immer sehnsüchtig den Namen seiner Frau. Umso mehr schlugen sie zu. Dann stopften sie die Leute wieder in die Zellen. Über unserem Saal waren die volksdeutschen Männer aus Jugoslawien untergebracht. Tagsüber mussten sie arbeiten. Spätabends hörte man sie hinaufstampfen und es war eine Weile Ruhe. Dann ging das Getrampel los. Rauf, runter, Schreien. Das ging die ganze Nacht so;

Rückblick die Bewacher haben sich abgelöst. In der Frühe mussten sie wieder zur Arbeit, so lange, bis sie nicht mehr aufstehen konnten. Angeblich bekamen sie die erste Zeit auch nichts zu essen. Von Zeit zu Zeit wurden auch von uns einige zur freiwilligen Arbeit geholt. Es meldeten sich einige ältere Frauen, damit man nicht uns junge Mädchen holte. Nachher berichteten sie uns von ihrer Arbeit. Sie mussten den Kommandanten und noch einigen Partisanen die blutverschmierte Wäsche waschen und Anzüge, die mit Blut bespritzt waren, reinigen. Das Esszimmer, in dem die Partisanen nachts ihre Orgien „feierten“, musste aufgewaschen werden: Überall Blutlachen und wo sie die Volksdeutschen gequält hatten, war alles mit Blut bespritzt. Nach einigen Tagen wurden einige Vertreter des dortigen Roten Kreuzes zu uns gelassen, wir durften mit ihnen sprechen und wir sagten ihnen über alles Bescheid. Wir bekamen nun täglich einmal eine warme Mahlzeit mit Brot. Der Leiter war sehr freundlich, sagte aber, er könne weiter nichts tun, und die abgemagerten Männer dürften kein Essen bekommen. Er ermöglichte aber Susi W. und mir, zu den Männern mitzukommen. So sahen wir unsere Väter doch noch einige Male und konnten ihnen von unserem Essen etwas zustecken. Dieses Wiedersehen war erschütternd. Wir durften nur in Begleitung der Leute des Roten Kreuzes zu ihnen. Auf dem Weg dorthin und zurück sahen wir gefangene Volksdeutsche, mit denen wir hie und da einige Worte wechseln konnten: Bleiche, ausgemergelte Gestalten in zerrissener Kleidung, die keine Möglichkeit hatten, sich zu waschen. Sie wurden dauernd geschlagen, die Ohrläppchen abgerissen, Fingernägel herausgerissen und so fort. Sie wussten, für sie bestand keine Hoffnung mehr. Susi sagte einmal, als wir nachts zitternd das alles mitanhören mussten: Ich glaube, so kann man wirklich verrückt werden. Uns, die Frauen, Mädchen und Kinder, ließ man soweit in Ruhe. Schäfer Wetti hatte ihr


Rückblick

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Aus dem Banat flüchtete etwa ein Zehntel der deutschen Bevölkerung Baby dabei. Durch die vielen Aufregungen blieb ihr die Milch zum Stillen des Babys aus. An einer Kerze erwärmte sie Zuckerwasser in einem Esslöffel und flößte es ihrem Baby ein. Es überlebte. Immer wieder mussten wir auch hier rufen: Jivio Tito, jivio Partisani! Sie liefen alle mit Maschinengewehren herum. Nach etwa 8 Tagen ein großer Schock: Es hieß, die Russen kommen ins Lager. Wir wurden alle - Frauen, Mädchen und Kinder - hinausgeführt und mussten uns im Hof zu einem offenen Viereck aufstellen. Viele russische Soldaten liefen im Hof herum, stellten sich dann vor uns auf und beruhigten uns. Wir sollten keine Angst haben, die Russen seien gut und tun uns nichts Böses. Im Gegenteil, sie befreien uns alle. Und so war es tatsächlich. Die Partisanen mussten vor uns die Gefangenen aus den Einzelzellen herausholen, welch ein Anblick! Nicht alle konnten mehr gehen, sie taumelten heraus. In die Mitte des Platzes stellte man einen Stuhl. Ein deutscher Soldat musste sich darauf setzen und bekam ein Stück Brot in die Hand. Dieser wusste nicht, was er tun sollte. Der russische Offizier sagte ihm, er solle das Brot essen, chleba! Er hielt es aber in der Hand und wartete. Dann brachte man einen Zellengenossen zu ihm. Nun zeigte er ihm das Brot, sie teilten es und fingen an, zaghaft zu knabbern. Auch die anderen kamen allmählich alle heraus und bekamen etwas zu essen.

Angeblich wurde es tatsächlich besser, solange die Russen hier waren; wenigstens die Einzelzellen wurden nicht mehr belegt. Nach kurzer Zeit sagte man uns, die Frauen und Kinder dürften durch eine einmalige Aktion des Roten Kreuzes nach Hause und werden in Kürze zurückgeführt. Susi und ich trachteten noch einmal, zu unseren Vätern zu kommen, um uns zu verabschieden. Zwei der Männer gelang es, zu fliehen. Ein Mann wurde offiziell entlassen, weil er aussagte, kein Deutscher zu sein, sondern Ungar. Am 28.10.1944 wurden die restlichen Männer zusammengebunden weggeführt. Sie mussten sich selbst Gruben schaufeln und wurden dann von den Partisanen erschossen. Dies sagten zwei Männer aus, die es von italienischen Kriegsgefangenen erfuhren. Am 18.10.1944 wurden wir zum Bahnhof geführt und bekamen ein paar Kekse zur Verpflegung mit. Es war so trostlos, als wir dort am Bahnhof herumsaßen. Auf einmal kam ein kurzer, kleiner Zug, wir mussten einsteigen und wurden nach Hatzfeld gebracht. Unter anderem fuhren wir durch die Ortschaft Kathreinfeld, es war ein trauriger Anblick. Ehemals ein blühender deutscher Ort, war er jetzt leer und verlassen. Nur ein paar Hühner liefen herum, Katzen und Hunde, sonst Totenstille. Die deutschen Bewohner, die nicht geflüchtet waren, sind verschleppt oder in Lager gebracht worden. An der rumänischen Grenze wurden


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Rückblick

5 Freundinnen 1927: Elisabeth Holz ( Slavik), Maria Hubert (Schütz), Elisabeth Braun (Thöress), Barbara Mumper (Krier) und Elisabeth Fuss (Mumper). Foto: Archiv wir dem rumänischen Militär übergeben und dieses brachte uns nach Hatzfeld in eine Schule. Dort bekamen wir etwas Stroh zum Liegen. Die deutsche Bevölkerung brachte uns jeden Tag warmes Essen. Wir wurden einzeln von einer rumänischen Kommission verhört. Wir sagten alle aus, dass wir vor der drohenden Kriegsgefahr geflüchtet seien. Dann wurden wir am 15.12.1944 entlassen. Wir konnten unsere Verwandten in Großjetscha verständigen, sie sollten uns abholen. Schon am 16.12.1944 machten sich meine Mutter und ich zu Fuß auf den Weg. Vor lauter Aufregung bekam sie Durchfall und war sehr geschwächt. Endlich kam uns ein Fuhrwerk entgegen, es war unser Verwandter. Wir blieben aber nur einen Tag (17.12.44) in Großjetscha und wollten nach Hause, nach Billed.

Nach Hause - ohne Mann und Vater. Aus unserer Wohnung in der Kirchengasse war das meiste schon weggeschafft worden. Nach und nach konnten wir einen Teil unserer Möbel wieder zusammensammeln. Am 22.12.1944 fuhren wir wieder nach Großjetscha und blieben bis zum 28.12, dann zu Manns nach Billed. Verwandte von uns, die alte „Henge“ Wes Marian und Maria Mann, nahmen uns auf und verpflegten uns. Sie sagten, wir sollten so lange bleiben, wie es nötig sei. Wir waren sehr dankbar dafür; der Herrgott möge es ihnen vergelten. Wir aber wollten uns möglichst bald eine Wohnung suchen und die Möbel zusammentragen. Ich wollte mir schnell eine Arbeit suchen. Doch während wir noch bei Manns waren, munkelte man schon von einer Verschleppung nach Russland.


Rückblick

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Gruppenbild mit Heimaturlauber Hans Dippong (Mitte)1944. Eins. Georg Dippong Knapp 2 Wochen später wurde ich in die Sowjetunion deportiert. Meine Mutter blieb allein zurück, sie bekam von der Gemeindeverwaltung eine 2-Zimmer-Wohnung mit Küche zugewiesen in der Kirchgasse schräg gegenüber unserer alten Wohnung. Sie brachte ihre Möbel dorthin und hatte ein warmes Zimmer. Später nahm sie zwei Mädchen, die in Billed zur Schule gingen, als Kostkinder auf. Dann kamen noch zwei Beamte dazu, für die sie ebenfalls kochte. So hatte sie ein kleines Einkommen, von dem sie leben konnte, bis sich ihre Pensionsangelegenheit regeln würde. In unserem alten Haus war der rumänisch-orthodoxe Pope eingezogen und hielt die Gottesdienste in dem großen Raum ab, der in unserem Hof lag (ehemaliger Schulraum).

Als wir später in Karlsruhe ansässig wurden, haben wir im Rahmen der Familienzusammenführung meine Mutter bei uns aufgenommen. Die Volksdeutschen aus Jugoslawien hatte man entweder erschossen, zu Tode gequält oder in sogenannte Hunger- bzw. Arbeitslager gesteckt. Ein großer Teil von ihnen wurde noch vor Weihnachten in die Sowjetunion verschleppt. Nach ihnen kamen dann wir Volksdeutsche aus Rumänien an die Reihe. Ein Teil der Kinder, deren Eltern getötet oder verschleppt worden waren, wurden von Großeltern, Verwandten oder Bekannten auch noch in den Hungerlagern betreut und aufgezogen. Kinder, die allein waren oder später in den Lagern „übrig“ blieben, wurden in Schulen von Serben aufgezogen. (Fortsetzung folgt)


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Rückblick

Folienhäuser waren in den 70er-80er Jahren eine rentable Investition, obwohl die Folie nur auf dem Schwarzmarkt ergattert werden konnte. Dafür aber konnten schon früh im Jahr gute Einkommen gesichert werden. Solche Folienhäuser hatten in Billed: Hans Michels, Adam Rothgerber, Hans Ortinau, Josef Schmidt, Michael Mutter, Peter Gilde, Hans Undi, Jakob Martini, Georg Neumann, Hans Mann, Hans Hehn, Karl Welsch, Hans Herbst, Mischi Bec, Fillip Mumper, Nikolaus Eichert; die größten Folienhäuser hatten Georg Neumann und Jakob Martini – mit Platz für bis zu 4.000 Pflänzchen! Im Bild: A. Martini, W. Pestel, J. Martini; Eins.: E. Pestel (Russ) Bindelball 1972 Eins.: A. u. J. Martini


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Billeder Jugendliche am Billeder „Strand“ (an der Schließ) im Sommer 1937. Foto: Archiv

Heimat Das Haus, wo ich geboren bin, erscheint mir seltsam fremd. Die Winde durch die Zimmer zieh‘n von keiner Tür gehemmt. Das Haus, wo ich geboren bin, steht einsam und verwaist. Sein alter Glanz ist längst dahin, verwittert und vergreist. Das Haus, wo ich geboren bin, erkennt mich auch nicht mehr.

(Autor unbekannt) Wo sind nur all die Jahre hin? Mein Schritt ist müd‘ und schwer. Das Haus, wo ich geboren bin, vermodert und verfällt. Es siecht verlassen vor sich hin und war doch meine Welt. Das Haus, wo ich geboren bin, hat dies mit mir gemeinsam: Wir altern beide still dahin und beide sind wir einsam. Einsender: Helene Hager, Wilhermsdorf


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BANATERLAND – mein HEIMATLAND

Nikolaus Thöresz (30.01.1929 Billed – 31.03.2006 Karlsruhe)

Es lebt‘ ein fleiß‘ger Menschenschlag im herrlichen Banat, den man vor vielen Jahren dort angesiedelt hat. Sie kamen aus deutschen Landen, vom Schwarzwald und vom Rhein; sie zogen zur Donau hinunter und schifften in Ulm sich ein. Sie suchten ein besseres Leben, geführt von der Kaiserin Hand, doch fanden sie Not nur und Elend, Malaria und ein sumpfiges Land. Die Ersten bald fanden den Tod, die Zweiten nur bittere Not, erst später nach mühsel‘ger Arbeit dann fanden die Dritten das Brot. Als endlich der Boden war fruchtbar, erblühte das herrliche Land durch reichen Kindersegen und fleißige schwäbische Hand. Noch mussten sie vieles erdulden durch Frondienst und Robot, bis endlich kam die Freiheit, die Erlösung aus bitterer Not. Doch kam dann wieder Krankheit, wie Cholera, Ruhr und die Pest und in vielen schwäbischen Häusern hielt der Tod sein Erntefest. Als all das war überstanden, da griff man von neuem ein, auf dem Felde wogten gold‘ne Ähren, auf den Hängen da blühte der Wein. Man glaubte, die schlechtesten Zeiten für immer sind nun vorbei und fröhliche Kinderscharen die sangen Lieder vom schönen Mai. Der fruchtbarste Boden der Erde,

er schenkte das weißeste Brot, die Menschen waren glücklich, zufrieden, vergessen schien all ihre Not. Doch währte auch dies nicht gar lange: zwei Kriege erschüttern die Welt; die Frauen versorgen die Heimat, die Männer steh‘n draußen im Feld. Gar manches Weib und Kind alleine stand auf dieser Welt. Und als das Feuer war erloschen, die Welt in Trümmer lag, war das ein trauriger Friede so voller Weh und voller Klag‘. Gar manch junge Mutter riss weg man von ihrem Kind; man brachte sie nach Russland, wo viele heut‘ noch sind. Geschwächt von schwerster Arbeit und kargem russischen Brot, so waren unsere Schwaben vom Hungertod bedroht. Gar manches junge Schwabenherz fand dort die letzte Ruh; so manchen Vater, manche Mutter deckt Russlands Erde zu. Und viele sind der Heimat entfloh‘n in Angst vor dem grimmigen Feind; gar manche Familie ward zerrissen und niemals im Leben vereint. Nun sollte die Zeit endlich kommen, wo jeder in Frieden lebt und in manch junger Brust das Herz wieder höher schlägt. Doch jetzt kommt das schmähliche Ende der Schwaben im Banater Land, es wird von Fremden belagert wie Muscheln am Meeresstrand.


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Haus Nr. 438 von Christian und Maria (geb. Krier) Lenhardt in der „Zwetgass“. In der Mitte des Barockgiebels befindet sich eine Nische mit Marienfigur. Eins.: Jakob Lenhardt, Karlsruhe Ob arm, ob reich, es wird enteignet, vertrieben von Hof und Feld, beschimpfet und verachtet, wer als Deutscher sich bekennt. Gepfercht in verschlossenen Zügen man ganze Familien verschleppt. Auch diese fünf schweren Jahre nicht jeder hat überlebt. Zerstreut auf endlosem Felde, als Dach nur das Himmelszelt, und das nach sechs Jahren Frieden, so zeigt man den Schwaben die Welt. Und zehntausende treue Schwaben so ohne Wasser und Brot im eigenen Vaterlande sind wiedermal bedroht. Ein Blick in die Speicher und Ställe, ein Blick auf‘s verwahrloste Feld...

Das Werk unsrer Väter und Ahnen wohl niemand mehr wiedererkennt. Die Schwaben, sie fühlen das Ende für sich im Banater Land und sehnen sich wieder zurück, zurück in ihr Mutterland. Wohl finden sie Friede und Freiheit im neuen Heimatland, doch manchmal noch schlaflose Nächte in Erinnerung an das Banater Land. O Heimatland, Banaterland, wie sehr wir dich geliebt! Wer weiß, ob irgendwann ein Volk dir diese Liebe gibt?! O Gott, hilf deinen Kindern und reich ihnen deine Hand und gib ihnen deinen Segen im neuen deutschen Heimatland.


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Das SCHÖNSTE auf der Welt

Dialekt - Dichtung

Mutter Theresa von Kalkutta Der schönste Tag? - Heute. Das größte Hindernis? - Die Angst. Das Leichteste? - Sich irren. Die Wurzel aller Übel? - Der Egoismus. Die schönste Zerstreuung? - Die Arbeit. Die schlimmste Niederlage? - Die Mutlosigkeit. Die besten Lehrer? - Die Kinder. Die erste Notwendigkeit? - Sich mitteilen. Was mich am glücklichsten macht? - Nützlich für andere sein. Der schlimmste Fehler? - Die schlechte Laune. Das gemeinste Gefühl? - Rache und Groll. Das schönste Geschenk? - Das Verständnis. Das Unentbehrlichste? - Das Daheim. Das wohltuendste Empfinden? - Der innere Frieden. Die beste Lösung? - Der Optimismus. Die größte Genugtuung? - Die erfüllte Pflicht. Die stärkste Kraft der Welt? - Der Glaube. Die notwendigsten Menschen? - Die Eltern. Das Schönste auf der Welt? - Die Liebe.

Das Alter

Einsender: Andreas Bali, Sydney/Australien Das große Glück, noch klein zu sein, sieht mancher Mensch als Kind nicht ein und möchte, dass er ungefähr so 16 oder 17 wär‘. Doch schon mit 18 denkt er: Halt! Wer über 20 ist, ist alt! Kaum ist die 20 dann geschafft, erscheint die 30 greisenhaft. Und erst die 40, welche Wende! Die 50 gilt dann schon als Ende. Doch auch mit 50, peu a` peu, schraubt man das Ende in die Höh‘; die 60 scheint noch ganz passabel und erst die 70 miserabel. Mit 70 aber hofft man still, man wird 80, so Gott will. Und wer die 80 überlebt, zielsicher auf die 90 strebt. Dort angelangt, zählt er geschwind die Leute, die noch älter sind.


Dialekt - Dichtung

Heimatkirche

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Heimatkirche, von Kindheit an vertraut, die uns den Glauben an Gott hat aufgebaut, die mich erquickte mit Orgelspiel, Gesang, nun kommt der Abschied, macht das Herz so bang. Priester, Leute, liebe Kinder hier, nehmt Grüße und Wünsche zum Abschied von mir. Und bin ich ferne, im anderen Land, denkt manchmal meiner, man hat sich doch gekannt! Nie will ich vergessen euch alle hier beisamm‘, auch will ich euch besuchen, sobald ich es kann. Behüt‘ euch Gott, geleite mich der Herr! Es stärke uns der Glaube, dann wird es halb so schwer. (Vorgetragen am 01.12. 82 im letzten Gottesdienst vor der Ausreise in die BRD)

Ziehende Landschaft

Hilde Domin

Man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum: Als bliebe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest. Man muss den Atem anhalten, bis der Wind nachlässt und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt, bis das Spiel von Licht und Schatten, von Grün und Blau, die alten Muster zeigt und wir zuhause sind, wo es auch sei, und niedersitzen können und uns anlehnen, als sei es an das Grab unserer Mutter. Betrachte immer die helle Seite der Dinge! Und wenn sie keine haben, dann reibe die dunkle, bis sie glänzt! Quellen der Freude


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Gedanken über das Älterwerden

Du willst am Morgen frisch und munter zum Einkauf in die Stadt hinunter, nimmst Hut und Mantel, bist in Eile, hast keine Zeit für Langeweile. Jetzt fehlt der Autoschlüssel noch zur Fahrt, ich hatt‘ ihn gestern noch so gut verwahrt! Jetzt ist er nirgends zu entdecken, da hilft kein Fluchen, bleibt der Schrecken. Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“ Vom zweiten Stock steigst du hinunter, trittst auf die Straße frisch und munter, doch plötzlich fragst du dich verdrossen: „Hab‘ ich auch wirklich abgeschlossen?“ Du könntest schwören viele Eide, steigst dennoch rauf, dir selbst zum Leide. Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“ Gehst du des Wegs so für dich hin, grüßt dich ein Mensch, erkennst du ihn? Wenn ja, wie war doch gleich sein Name? Erinnerungen tausend kommen hervor aus der Vergangenheit, sie liegen alle griffbereit... Du hast sie alle aufgezählt, nur dieser Name hier, der fehlt! Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“ Brauchst du mal etwas aus dem Schrank, der gut gefüllt ist – Gott sei Dank! hast kaum geöffnet du die Tür, da fragst du dich: „Was wollt‘ ich hier?“ Verstört bist du, dass in Sekunden das, was du vorhast, ist entschwunden. Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“

Dialekt - Dichtung

Benutzt du mal dein Bügeleisen und gehst anschließend gleich auf Reisen, drei Wochen bangst du ungelogen! Hab‘ ich den Stecker rausgezogen? Sitzt der noch etwa in der Wand? Bin ich inzwischen abgebrannt? Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt? Und reist du mal woanders hin, bewegst du vorher deinen Sinn, wo Schlüssel oder Geld verstecken? Damit kein Dieb sie kann entdecken. Zurück im Haus hast du indessen das heimliche Versteck vergessen. Bei Gott, stöhnst du ganz starr vor Schreck. Was soll ich tun? Mein Geld ist weg! Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“ Zum Frühstück nimmst du drei Tabletten, die sollen dein Gedächtnis retten. Dann fragst dich plötzlich ganz beklommen: „Hab‘ ich sie wirklich eingenommen?“ Ja, ist mein Denken denn noch dicht? Denn zweimal nehmen darf man nicht!“ Da fragt es aus dem Hinterhalt: „Mensch, wirst du etwa alt?“ Maschinen kann man reparieren und ihr Getriebe ölig schmieren; bei Radio und Mikrowelle ein neuer Chip hilft auf der Stelle, doch wenn der Kalk im Hirn sich dichtet, hilft nichts, was dann das Dunkel lichtet! Da fällt die düstre Stimme ein: „Mensch, so find‘ dich endlich drein!“


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Billeds freiwillige Feuerwehr im September 1937 vor ihrem neu erworbenen Vereinsheim

Blitzbloohdunnergrien mit Eselsferz gethuppt

I

m Herbst 2004 wurde vom Deutschen Sprachrat das schönste deutsche Wort gesucht. 23.000 Menschen aus 111 Ländern haben an diesem Wettbewerb teilgenommen. Gewonnen hat das Wort Habseligkeiten. Nun ja, das Wort ist ganz in Ordnung, aber soll das wirklich das schönste deutsche Wort sein? Was ist mit Sehnsucht, Sonnenschein, Schmetterling, Rhabarbermarmelade, Liebe, Geborgenheit, Freiheit oder Sommerfrische? Und sollen denn nur hochdeutsche Wörter gelten? In den Mundarten gibt es doch auch viele tolle Wörter. Das hat mich auf die Idee gebracht, nach dem schönsten billedrischen Wort oder Spruch zu suchen. Würde ich für mich das schönste Wort finden? Deshalb begann ich, Wörter und auch Sprichwörter oder Sprüche zu sammeln. Ich habe sie aufgeschrieben und laut gelesen. Und ich habe sie anderen vorgetragen, um ihrem Klang nachzuspüren. Schnell war klar, das wird schwierig. Denn das wunderbare Billedrisch hat so viele Möglichkeiten des Ausdrucks und der Wortbildung, dass ich mich nicht entscheiden konnte.

Erika Weith, geb. Leidecker

In meine engere Wahl kamen auf jeden Fall: Herrgottspipelcher = Marienkäfer, Märzkrigelcher = Hyazinthen, Fitschefeil = Pfeil, Gschwisterthorephoschte = weit entfernt verwandter Cousin, Orwusse = Speisereste auf dem Teller, Bloodre = Blasen, Broikes mache = angeben, Strome = Streifen. Dann kamen mir all die tollen Verben in den Sinn, die den Mund beim Sprechen so voll machen: vermegaie, steipe, schuddre, verstawre, bollre, schlurpe, gergse, gapse, lunze, gauze, bamble, dummle, kurgle, riwle, schockle und viele andere mehr. Weiter gingen meine Gedanken zu den Adjektiven. Auch diese billedrischen Wörter haben Klang und Ausdruck: dämbich, glihdich, immrich, kruppich, ooschärich, plackich, paddrich, pessich, rupplich, schiwatzich, schrumblich, wackrich, stromich, studrich, tuddrich, taloorich, dickphanzich, glattich, phinazich und das wunderbare leiksbäänig. Sind denn nicht auch folgende Wörter fabelhaft: Photche, Phuntche, Unthetche, Schlumpe, Philche, Gallrei, Stollemunges, Schleicherte, Plunze, Bumrandsche, Schalemadi,


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Kindergarten 1926 in Billed mit Kindergärtnerin Barbara Rieder, Foto: Archiv. Pletschinge, Hingelche, Stellasch, Blejasch und Phanz. Doch nicht nur einzelne Wörter sind klasse, auch Sprüche oder Sprichwörter haben eine große Ausdruckskraft. Wenn ich einen schlechten Tausch mache, verhandel ich de Scheele for de Blinne. Bin ich stark verwundert, fall ich in die Frääs. Schielt jemand, schaut ne in de Krautgarte. Am dicke Mittwuch wann de Knowl blieht; das ist eine Vertröstung auf etwas, das wohl nie passieren wird. Geht jemand planlos vor, schlaat ne im Newl rum. Wenn jemand gern und viel trinkt, sauft ne wie e Kretscheloch. Soll man dr Krott e Hoor ausroppe, heißt das, etwas ist unmöglich. Ist jemand gern in Gesellschaft, is ne gere bei dr Halt. Unglaublich ausdrucksstark ist auch: Ich sen dorch de Paddr getuddert, ich bin durch den Schlamm gerannt. Doch mein absoluter Favorit bei den Sprüchen ist: Do hucke se un han Hitcher uff. Mit diesem Ausspruch werden Erwartungen oder Hoffnungen eines Gesprächpartners zunichte gemacht. Und meine Lieblingsfarbe im Billedrischen

ist eindeutig: Blitzbloohdunnergrien und wenn sie besonders schön ist, dann noch mit Eselsferz gethuppt. Nun habe ich viele Wörter durchgeforstet, sie hin- und hergedreht, ausgesprochen und geschrieben. Doch welches ist mein schönstes Wort? Die Entscheidung fällt einem bei dieser Fülle von schönen und auch ungewöhnlichen Wörtern nicht leicht. Ich denke, jeder Billeder hat sein eigenes schönstes Wort. Mein schönstes Wort ist übrigens Buckseranze; trage ich jemanden Huckepack, traan ich ne Buckseranze. Das Lieblingswort meines Mannes, im Übrigen ein waschechter Franke aus Kulmbach, ist Batschkukuruz. Dieses Wort ist so lautmalerisch, weil es für ihn genau das Geräusch beim Aufspringen der Kukuruzkörner ausdrückt. Wie einfallslos und nichtssagend ist dagegen Popcorn. Vielleicht sind meine Ausführungen für den einen oder anderen eine Anregung, sich auch mit dem schönsten billedrischen Wort zu beschäftigen. Je mehr Leute man fragt, desto mehr schönste Wörter erfährt man. Und das ist doch wunderbar. Viel Spaß beim Sammeln und Aussuchen von vielen schönen Wörtern wünscht Euch Eure Wortschatzsucherin.


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Geburtstag bei Hans Holz (188) am 14. Juli 1927. Foto: Archiv

Kerweih in de Strohballe

D

e Sepp waar un is äne, wo gäre derbei is, wo et luschtich zugeht: Kerweih, Fasching un derlei un wo et aa was zu trinke geft. Die Strohballegschicht is passiert, do waar de Sepp for Kerweihbu schon zu alt. Derbei waar ne awer irgendwie doch, well die Blechmusich em aa gut gfall hat – un hemgang is ne fascht nie vor Schluss, manchmol sogaar späder. So aa damols an der Kerweih. Solang die Blechmusich spillt, muss de Sepp derbei sin – un de Wein hat nateerlich aa wieder zu gut gschmeckt. Irgendwann, irgendwo bei jemand – vielleicht kenne sich manche Leit noch erinnre – waar de Wein zu viel un em Sepp sin die Aue zugfall. „Do hinne im Stall sin Strohballe, leh dich do hin, mach e Kumper! Wann mer gehn, mach mer dich wackrich“, saan die Buwe. Un weg waar ne un die Buwe späder aa – die sin weider gezoo, ohne de Sepp! Wackrich is ne dann doch mol gen: spoot am Owet! De Hausherr waar zufällig im Hof, wie Foto: Kerweihauswirkunge in de 70er Johre - Sepp Freer (mitm Schirm), Albert Braun (links), Jakob und Hans Rademacher, Hans Klein (vore)

Josef Freer de Sepp aus dene Strohballe raus is un in seim Thusel froot: „Sin die anre schon fort?“ P.S. In die Strohballe is ne irgendwann mittachs – odr schon morjets? Alles Gude winscht eich all de Strohballeschläfer.


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Saascht du das aa manchmol?

Ofgschrieb vom Hans Steiner

Weger nechs un wedder nechs Wie et Wedder sen Sich de Lääde aanesse Net um die Purch! Noo met dr Latt! Wann de Wahn leit, gsitt mr de Wech. De geht hinner de Raafang, wanne lacht. Bei denne gehdet zu wie im ewich Lewe. De sucht de Schimml un reit drof. Beim Proweere is et‘m mol gelung. Helf dr de Stecke, bis de Knippl kommt. Me beese Hund wärft mr e Stick Brot hin. Aue han wie e Stoßvogl Geff Owacht, dei Vogl flieht fort! Brätspurich drherkomme Der ment, er hat de Herrgott an dr groß Zeep. Jed Bohn geft e Ton.

Fett wie e Taaichpatze Sich draanhalle wie de Narr am Käs Wie von dr Khett losgeloss Das fresst kä Brot. In die bucklich Welt gehn Von zwelf bis Mittach halle For redde is alles gut. De hat de Randl. Wie die Sau mitm Bedlsack umgehn E gut Ausred is e Läb Brot wert.. Die Phäär schiech mache Jemand am Lappe han Nor langsam, mer gehn net in de Schnitt! De was mit de Hänn red, de liet! Faul wie Mischt sin Du bescht mr e Galjestrick! Sich wie de Teiwl vorm Weihwasser färchte

Gruppenbild der jugendlichen Laienspielgruppe in der Zwischenkriegszeit im Hof vom „Groß‘ Wertshaus“. Eins.: Georg Dippong


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Schweineschlacht v.l.n.r.: Balzer Bauer, Nikolaus Würtz, Mathias Steuer, Anna Würtz, Margareta Würtz, Barbara Bauer, Susi Würtz. Eins.: Elisabeth Steuer Marx.

„Bitang“ odr „Bittdank“?

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r macht sich halt so sei Gedanke, wo dann die verschiedene Wärter so herkomme. Vom Himml falle se jo net, awer wo dann her? Die minschte Leit behaupte bestimmt, dass „Bitang“, me jede Billeder recht bekannt, doch sicher ausm Ungarische kommt, wo et doch so e nixnutziche Kerl bedeit. Mer perseenlich awer gfallt meim gwesne Nochber, em Grafs Vedr Lambert sei Deitung vill besser. Un de Mann hat e phänomenales Gedächtnis ghat. De hat mr vom erschte Zug, wo 1895 dorch Billed gfahr is, verzählt un vom e Mord 1900, wo ne bei der Leichensezierung drbei waar. Dr Vedr Lambert hat mer als 10-Jähriche also verzählt, dass italienische Bauaarweiter in Esterreich gholf han e Kärch baue, wo se aa unergebrung waare un bekeschticht sin gen. Am Owet sin se aa int Wärtshaus gang, han awer

Jakob Martini nor das Allernotwendichschte deitsch saan kenne: Bitte und Danke! Is no ne gfroot gen, hadet nor ghäsch: Das sin von dene Bittdanke! Mei Schwor, de Gilde Pedr, hat awer behaupt, dass das Stroßebauer waare – Kopfsteinplaschtrer, was awer jo net vill an dr Sach ännert. Änich is mr sich aa net iwer die Herkunft von dem Wort „Fisematente“, wo bei uns als „Mach kä Fisimatente!“ gebraichlich waar. Meischtens is mr dr Mänung, dass et ausm Franzesische kommt, weil doch die franzesische Zaldaade die rheinische Mädcher mit: „Visite ma tente!“ in ehre Zelte han locke welle un die Eltre gewarnt han: „Kä Fisematente!“ Sprachforscher behaupte awer, dass das uf das friehneihochdeitsch Wort aus dem 16. Johrhunert „visepatente“ zuruckgeht un „dummes Zeich“ bedeit hat. Wer wohl recht hat?


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Dialekt - Dichtung

Theateraufführung 1943: „Wenn eine Mutter betet für ihr Kind“ v.l.n.r.: Martin Pop, Toni Esch, Katharina Pop, Johann Kasper, Kathi Rademacher, Jakob Hillarius (?), Sepp Tottermann, ?, Balzer Bauer, Elisabeth Steuer, Jakob Schwendner, ? Amman, Sebastian Hammer, Franz Gebel. Eins.: Elisabeth Steuer Marx Kindergartenfest 1987: Heike Billinger und Mariela Rieder (Archiv)


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Aktivitäten der Trachtenblasmusikkapelle Billed- Alexanderhausen 2007 Trachtenball in Neureut 20. 01.07 Das erste Mal haben wir diesen Ball der Donauschwaben in Neureut gespielt. Es hat allen so gut gefallen, dass wir diese Veranstaltung noch einmal spielen dürfen und zwar am 19.01.2008. wieder in der Badner-Landhalle in Karlsruhe-Neureut. Wir freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen. Alexanderhauser Treffen in GertringenRohrau 12.05.07 Klein, aber fein war das Treffen der Alexanderhauser. Wenn man es prozentuell sieht, ist aber das um einiges kleinere Dorf beim Treffen besser besucht als unseres. Ganz stolz sind sie aber auf ihren Teil der Kapelle, ca.1/3 der Musikanten. Das nächste Mal sind wir wieder gerne dabei, wenn wir eingeladen werden. Billeder Treffen in Karlsruhe 26/27.05.07 Grillfest in Frankenthal / Donauschwabenhaus 23.06.07 Jeden Sommer ist Grillfest im Donauschwabenhaus in Frankenthal. Wir haben schon zweimal dort zum Tanz aufgespielt, aber diesmal war es anders, ungezwungener, freundlicher.

Adam Tobias Dies hat uns sehr gefallen. Wir hoffen, dass es so weiter geht, dann sind wir auch wieder gerne dabei und machen Musik für Jung und Alt. Herbstfest in Nürnberg 01.09.07 Termin für das nächste Jahr ist 13.09.08. am gleichen Ort, um die gleiche Uhrzeit.

Heimattage in Eppingen 09.09.07 Bei herrlich schönem Wetter und bester Laune sind wir in Eppingen bei Heilbronn aufmarschiert. Es waren viele Tanzgruppen, Blasmusikkapellen, Handwerkergruppen aus der Umgebung, geschichtliche Darstellungen, alle, die mal ihre Heimat in der Region hatten (z.B. Urmenschen, Römer, Ritter, Bürgerwehren, usw.) und alle, die eine neue Heimat hier gefunden haben: Donauschwaben, Egerländer und auch Nicht-Deutsche, die hier eine neue Heimat gefunden haben. Mit so einem in Egerländer Tracht gekleideten älteren Herrn sind wir, vor dem Aufmarsch, ins Gespräch gekommen und es stellte sich heraus, es war ein ehemaliger Schulkollege von dem wohl bekanntesten und erfolgreichsten Blasmusikkapellmeister der Welt: Ernst Mosch. Der Herr nannte ihn Musikantendompteur. Er wollte halt


86 nun mal das beste Blasorchester der Welt, dafür hat er alles getan. Wir sind durch die Altstadt in einer großen Schlaufe marschiert, sonst wäre es viel zu kurz gewesen. Auf der Ehrentribüne saßen Repräsentanten von Stadt und Land, auch der wohl Bekannteste, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Herr Günther Oettinger. Der ganze Umzug wurde vom SWR-Fernsehen (unser Drittes) aufgezeichnet und am Abend dann stark gekürzt ausgestrahlt. Da hat man wieder gesehen, was interessant war: Die vielen Unterröcke und die mit Blümchen und Spiegelchen verzierten Hüte der Männer, was im Schwarzwald die Frauen tragen. Nach dem Umzug gab es dann noch eine Tanzvorführung unserer Tanzgruppe auf der Hauptbühne, geleitet von Werner Gilde und Heidi Müller und dazu haben wir die Musik gespielt. Ohne CD, LIVE und so etwas weiß das Publikum zu schätzen. Volkstanzfestival in Reutlingen 06.10.07 Es hat sich auch diesmal herausgestellt: Nur gemeinsam sind wir stark! Die Trachtentanzgruppe und die Trachtenblasmusikkapelle, gemeinsam haben wir den größten Erfolg und können Jung und Alt begeistern. Natürlich sind wir dazu auch nur gekommen, weil sich Termine überschnitten haben und die angestammte Kapelle einen anderen Auftritt hatte. Aber ich kann sagen, wir haben uns gut behauptet. Schlachtfest in Frankenthal 27.10.07 Immer, wenn es Herbst wird, ist Schlachtfest bei der Trachtenblasmusikkapelle. Es ist unser größtes Fest, von uns organisiert und durchgeführt von unseren Helfern, die wir ganz ins Herz geschlossen haben. Wir bedankten uns – unter dem Nussbaum, im Hof bei Dinjers - bei unseren Metzgern: Josef Dinjer, Hans Muhl, Franz Klein und den Helfern für die getane Arbeit. Bei herrlichstem Herbstwetter gab es dann im Donauschwabenhaus das Mittagessen. Ge-

Begegnungen gen 16 Uhr Kaffee und Kuchen, wie bei einer Hochzeit. Alles vom Feinsten. Besten Dank für diese herrlichen Leckereien, die gespendet wurden. Wir Musikanten waren doch sehr überrascht, als wir einen Kuchen bekommen haben und zwar von den Organisatoren des Nürnberger Herbstfestes: Eine 1 m lange Dobosch, auf der die Noten vom Walzer „Schwarze Augen“ zu lesen waren. Die Überraschung war aber noch größer, als wir eine nicht unerhebliche Spende überreicht bekamen. Dies sollte aber noch nicht alles sein. Als Elisabeth Vollmer dann noch einen Wimpel enthüllte, auf dem zu lesen war: „Erster Fanclub der Trachtenkapelle Billed-Alexanderhausen“, hat es uns fast umgehauen. Also, die Blechmusik hat einen Fanclub. Das gab es in den 160 Jahren bisher noch nicht. Was ich noch sehr bemerkenswert fand in der Rede von Elisabeth Vollmer, sie hat sich bedankt und zwar auch bei den Frauen der Musikanten für deren Geduld. Sie weiß es ganz genau, war sie doch selbst betroffen. Danken wollen wir auch der HOG Billed für die Spende und die Zusage, uns bei unserem Vorhaben, eine CD einzuspielen, finanziell zu unterstützen. Natürlich tut das unser Fanclub auch. Auch Nicht-Billeder können Fördermitglieder werden. Tombola-Gewinne gab es wieder reichlich. Zehn Preise und einen Trostpreis: ein Kürbisgesicht mit Wurstlocken. Manfred Haupt stimmte die Leute mit seinem Gedicht „vom Worscht“ auf das Abendessen ein. So um 23 Uhr machte Gerry Kegler für die Jugend und Junggebliebenen mit seiner Musikanlage Ramba- Zamba bis in die frühen Morgenstunden. Eine Änderung möchte ich noch bekannt geben: Maria Muhl, für deren Arbeit wir uns alle sehr bedanken, nimmt keine Platzreservierungen mehr entgegen. Diese Arbeit übernimmt dankenswerterweise Elisabeth Stadtfeld Tel.: 06233/41705, ihrerseits auch schon langjähriges Mitglied unseres Helferstabes.


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Die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle beim Billeder Treffen 2007

Herbstfest der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle in Nürnberg ...also ich war dabei. Die Teilnahme war für mich schon deswegen lohnend, weil das Tortenbüffet sagenhaft war: Dobostorte, Baumstamm und viele andere Köstlichkeiten. Die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle spielt auf und sie hat ihren Anhängern auch diesmal einen hervorragenden Hörgenuss geboten. Ich bin zwar schlecht im Schätzen, aber es waren viele Leute dagewesen, mehr als 2006. Vielleicht auch deswegen, weil diese Musikkapelle ihren guten Ruf weiter verteidigt hat. Es ist schon wirklich großartig, was diese Männer vollbracht haben, wenn man bedenkt, dass das Musizieren nicht zu ihrem hauptberuflichen Broterwerb gehört und sie sich nur „alle heilige Zeit“ einmal zum Proben treffen, da sie weit auseinander verstreut wohnen. Unabhängig davon, ob man „Blechmusik“ mag oder nicht, muss man vor dem Können und auch dem Idealismus dieser Musikanten den Hut ziehen - denn abgesehen von der Verpflegung, die die Organisatoren zur Verfügung stellten, haben sie ohne Honorar den Tanzwütigen und den Zuhörern durch ihr Spiel Freu-

Vedder Niklos de bereitet. Daher: Billed-Alexanderhausener Blaskapelle finde ich auch als Nicht-Blechmusik-Fanatiker klasse! Auch die Organisation von Elisabeth Follmer war perfekt. Der Nachmittag und der Abend verlief harmonisch und ungezwungen, ohne große Reden, landsmannschaftliche Honorationen und das ganze Trara um die „alte Heimat“. So würde ich mir auch manch andere Treffen wünschen. Die Stimmung unter den Tänzern war super. Es waren auch ein paar Junge, die sich ta­p­fer bei Walzer und Zepperl-Polka geschla­ gen haben. Auch Sechzig-Siebzigjährige ha­­­ben ihre Weiber noch ordentlich auf dem Tanz­boden drehen können und haben gejuchzt wie ungezähmte Achtzehnjährige. Die Musik war super; habe ich ja auch schon geschrieben. Lauter frohe Gesichter haben sich mir auf dem Tanzboden eingeprägt. Und nächstes Jahr 2008 werde ich mit Weib und Kind, Großmutter und Eltern, sofern alles gut sein wird, erneut hingehen, wenn es soweit ist und die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle in Nürnberg wieder aufspielt.


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Rückblick der Trachtengruppen 2007

ie jedes Jahr können unsere Karlsruher Kulturgruppen auf ein aktives und erfolgreiches Jahr zurückblicken. Es ist noch immer so, dass viele Billeder in diesen Gruppen mitwirken, und wir als Billeder stolz auf diese Gruppen sind. Darum möchte ich über die Tätigkeiten und die Ereignisse dieser Gruppen kurz berichten. Mit dem bereits zur Tradition gewordenen Trachtenball der Banater- und Donauschwaben, in der Badnerland Halle in Karlsruhe – Neureut, eröffneten wir das Jahr 2007 bereits am 20. Januar. Dieser Ball war für uns alle etwas Besonderes, da unsere Blaskapelle zum Tanz aufspielte und die „Große Tanzgruppe“ bei ihrem Auftritt begleitete. Am 3. Februar veranstaltete der Kreisverband Karlsruhe seinen Faschingsball im Kühlen Krug. Hier konnten die Gäste abermals die Darbietungen und die bunt gestalteten Tänze unserer Gruppen bewundern. Ebenfalls in der Faschingszeit hatten unsere Gruppen drei weitere Auftritte bei unserem befreundeten Faschingsverein „Karnevalsgesellschaft Karlsruhe – Oststadt“. Im März folgten wir der Einladung des Landesverbandes Baden – Württemberg nach Göppingen zum Schwabenball. Bei der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes Karlsruhe tanzten unsere „Kleinen“. Am 6. Mai feierte die St.-Thomas-MorusKirche in Oberreut ihr Kirchweihfest. Auch hier trugen unsere Tanzgruppen zum Gelingen des Nachmittagsprogramms bei. Am 12. Mai feierten die Alexanderhausener ihr Heimattreffen und am 26. Mai die Billeder. Bei beiden Veranstaltungen durften unsere Grup­pen nicht fehlen, sowohl die Blaskapelle als auch die Tanzgruppen. Beide Veranstaltun­ gen waren gut organisiert und gelungene Feste. Ungefähr einen Monat später fuhren wir nach Ingolstadt. Bei dem Umzug durch die In-

Begegnungen Heidi Müller

nenstadt waren unsere Trachten wieder einmal ein Blickfang für die Zuschauer am Straßenrand und die Klänge der Blaskapelle ein wahrer „Hörgenuss“. Ein weiteres Ereignis und ein Erfolg für unsere Gruppen war das Oststadtbürgerfest und Kirchweihfest der St.-Bernhardt-Kirche in Karls­ruhe am 15. Juli. Bei herrlichem Sommerwetter tanzten unsere Gruppen vor vielen begeisterten Zuschauern. Auf das Wochenende vom 19. bis 21. Juli freuten wir uns alle. Da erwarteten wir nämlich Besuch aus Chicago. Wochen vorher schon planten wir dieses Wochenende und warteten dann gespannt auf unsere donauschwäbisch/ amerikanischen Gäste. Mit einem Empfang im Karlsruher Rathaus, einer Stadtrundfahrt, mit einem Grillfest, einer Schwarzwaldtour wollten wir unseren Gästen soviel wie möglich von unserer neuen Heimat zeigen. Der Höhepunkt dieses Wochenendes waren wohl die kulturellen Darbietungen sowohl unserer Gäste als auch die unserer Gruppen. Unsere jüngste Tanzgruppe hatte Premiere. Nach einem kurzen, aber erholsamen Sommer fuhren wir am 9. September nach Eppingen zu den Heimattagen Baden – Württemberg. Begleitet von den Klängen unserer Blaskapelle marschierten wir den großen Umzug mit, welcher später am Abend beim SWR ausgestrahlt wurde. Auch diesmal war unsere Gruppe eine wahre Augenweide für die Zuschauer, konnten diese unsere schöne Banater Tracht bewundern und dazu die unverwechselbaren Klänge unserer Blaskapelle genießen. Bei den anschließend dargebotenen Tänzen auf der Festbühne ernteten wir alle viel Beifall, denn da begleitete uns die Blaskapelle live. Eine Woche später, beim Großjetschaer Heimattreffen in Plittersdorf, präsentierten unsere Kinder ein bunt gemischtes Programm mit Volkstänzen und „schwowischen“ Gedichten.


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Die Trachtentanzgruppe beim Billeder Treffen 2007 Es geht im Wochentakt weiter: Schager Heimattreffen in Karlsruhe, Volkstanzfestival der Banater Trachengruppen aus Baden – Württemberg in Reutlingen. Bei dieser Veranstaltung war unsere Blaskapelle wieder dabei und begleitete die Trachtenpaare beim Umzug durch die Innenstadt und unsere Tanzgruppe abends beim Kulturprogramm. Mit dem Traubenball, organisiert von unseren Trachtengruppen, konnte am 20. Oktober ein weiterer Erfolg verzeichnet werden. Mit prall gefüllten Traubenkörbchen marschierten unsere Tänzer zu den Klängen des Primtal Express auf. Vor vielen Gästen zeigten die Mitwirkenden, vom Jüngsten bis zum Ältesten,

ihre Volkstänze. Für die Kindergruppen ist das Jahr noch nicht zu Ende. Am Kathreinball, welcher im Gemeindezentrum St. Peter und Paul stattfindet, werden sie noch einmal auftreten. Und auf der Weihnachtfeier am 22. Dezember werden unsere Kinder wieder ein Weihnachtsspiel aufführen, welches noch viel Arbeit sowohl von den Kindern als auch von den Leitern erfordert. An alle Aktiven, seien es die Musikanten, die Tänzer oder die Gruppenleiter, ein herzliches Dankeschön für die geleistete Arbeit. Ich wünsche uns allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2008.


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Kirchweih in der Verbannung 1953 in Frumusita Noua

Treffen der nach Frumusita (Baragan) Verschleppten

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ehr als 70 Personen kamen am 23. Juni 2007 in die Rintheimer Stuben zum ersten Treffen der nach Frumusita Verschleppten, 56 Jahre nach dem unmenschlichen Geschehen. Die meisten der Anwesenden waren damals Kinder oder Jugendliche, in voller Blüte ihres Lebens, viele haben sich als solche zum letzten Mal gesehen und trafen sich jetzt als Großeltern wieder. Und immer wieder hörte man die Frage: „Wer ist denn das mit den grauen Haaren?“ Viele Erinnerungen wurden geweckt und alle haben sich über das Wiedersehen gefreut. Es kamen Landsleute aus Sackelhausen, AltBeba, Keglewitschhausen, Giulwes, Groß-Jetscha, Gertianosch, Billed. Um 15 Uhr wurden die Gäste von Josef T. Stelzner herzlichst begrüßt, zuerst die Ehrengäste Nikolaus Engels mit Gattin, Josef Jakob, HOG Gertianosch, Josef Herbst samt Gattin, HOG Billed. Ein rührender Moment war die Totenehrung mit der Melodie: „Ich hatt‘ einen Kameraden...“ Josef Herbst hat als Selbstbetroffener allen aus dem Herzen gesprochen, treffende Worte gefunden.

Anna Mann (Vastag)

Anna Mann begrüßte alle persönlich, die Frauen mit ihrem Mädchennamen, so konnte man sich besser erinnern und niemand blieb unerkannt. Katharina Keller (Lichtfusz) erntete viel Beifall für die humorvollen Texte übers Älterwerden und das Schwarzwaldmädchen. Ein Höhepunkt war die Fotoausstellung mit mehr als 60 Bildern, worauf sich so mancher wiederfand und sich an das Geschehen erinnerte. Dabei waren auch zwei in Frumusita geborene Kinder: Elfriede Undi (Mann) aus Billed und Anni Kuhn (Szöcke) aus Gertianosch; die ältesten Teilnehmer am Treffen waren Magdalena Mayer (Steiner), 85, aus Billed und Nikolaus Helfrich, 77, aus Gertianosch. Alle wurden mit Blumen und Wein willkommen geheißen, es wurde erzählt und getanzt bis Mitternacht, wobei Gerhard Kegler mit Musik für Jung und Alt für gute Stimmung sorgte. Einen herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen dieses Treffens beigetragen haben, vor allem an Maria und Nikolaus Engels (Gertianosch), Katharina Keller (Lichtfusz), Josef Herbst, J. T. Stelzner und Anna Mann. (Gruppenbild Seite 63)


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Billeder Kirchweih am 20. Okt. 1957. Eins.: Hans Klein (710), Langenfeld

Klassentreffen Jahrgang 1955

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s war ein goldener Septembertag, als sich die ehemaligen Schüler der Allgemeinschule Billed, Jahrgang 1955, zum Klassentreffen in Tuttlingen einfanden. Von den 46 Schulkameraden sind vierundzwanzig der Einladung gefolgt, die Peter Done schon im März an alle geschickt hatte, denn: ,,Gut Ding will Weile haben “ und so war auch alles bis ins Detail geplant, organisiert und vorbereitet. Neugierig und voller freudiger Erwartung, wie es wohl sein wird, kamen wir an. Bei einem Gläschen Sekt und „Käsefüsschen“ stieg die mitgebrachte gute Laune noch mal an. Die Jahre sind auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen, trotzdem erkannten wir sofort selbst die Kollegen, welche wir seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatten. Peter Done begrüßte alle Kollegen und hielt eine kurze Ansprache. Wir gedachten mit einer Schweigeminute unserer viel zu früh verstorbenen Kollegen Heinrich Marx, Nikolaus Gehl, Anna Mayer, Willi Wagner und Maria Heinrich.

Elisabeth Jung (Neumann)

Bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen verging der Nachmittag wie im Fluge, schließlich hatten wir uns ja sehr viel zu erzählen, zu fragen und selbstverständlich gemeinsame Erinnerungen auszutauschen. „Zur freundlichen Erinnerung“ wurden viele Fotos gemacht, abends gab es kaltes und warmes Buffet. Besonders freute es uns, dass unsere ehemalige Klassenlehrerin Frau Elvira Slavik uns die Ehre erwies, bei unserem Treffen dabei zu sein. Sie war und ist uns auch heute noch Vorbild, wofür wir ihr dankbar sind. Zu vorgerückter Stunde wurde das Tanzbein geschwungen und es ging lustig zu. Zur guten Stimmung trug auch der seit Nachmittag anwesende Alleinunterhalter bei. Bis drei Uhr durfte gefeiert werden, die Letzten verließen kurz vor drei den Saal, alle der Meinung: Es war ein klasse Klassentreffen! Viele haben in Tuttlingen im Hotel übernachtet und trafen sich am nächsten Morgen noch mal beim Frühstück. Wir trennten uns schließlich mit dem Versprechen, uns in drei Jahren, beim nächsten Treffen, wieder zu sehen. (Gruppenbild Seite 63)


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Gedanken zum Gedenken

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Allerheiligen 2007 am „Billeder Kreuz“

Hans-Dieter Hartmann

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s war ein sonniger Tag. Man konnte den strahlend blauen Himmel und die lieblich wärmende Sonne geradezu als symbolisch betrachten an diesem 1. November 2007. Ein „Geschenk des Himmels“ für all jene, die sich an diesem Tag auf dem Karlsruher Hauptfriedhof vor dem „Billeder Kreuz“ versammelt haben. Ein „Geschenk des Himmels“ für den 20. Jahrestag dieses Gedenksteins, der - wie der Vorsitzende der HOG Billed, Werner Gilde, in seiner Ansprache deutlich machte - nicht nur an das Schicksal der Gemeinde Billed, sondern „auch an das Schicksal eines ganzen Volksstammes, die Banater Schwaben“, erinnern soll. Es waren über 100 Personen jeden Alters, die an diesem Allerheiligen des Jahres 2007 andächtig vor dem Denkmal standen, dem Geläut der Billeder Kirchenglocken lauschten, die Ansprache des HOG-Vorsitzenden aufmerksam verfolgten, still vor sich hin oder gemeinsam mit den anderen beteten. Es war an ihren Gesichtern zu erkennen, dass ihre Anwesenheit keine Formsache ist. Dass sie nicht gekommen sind, um gesehen zu werden oder weil es von ihnen erwartet wird. Sie kamen um zu gedenken! Sie gedachten der Verstorbenen in der alten und in der neuen Heimat, der Gefallenen des 2. Weltkriegs, der verstorbenen Zwangsarbeiter im fernen Russland oder der im Baragan Verstorbenen. Sie lauschten dem „Chor der Banater Schwaben“, dessen Darbietungen (trotz der Abwesenheit einiger Sänger) wie immer die Herzen der Zuhörer erreichten. Unter der bewährten Leitung von Hannelore Slavik wurden „Heilig

ist der Herr“, „So nimm denn meine Hände“ und „Glocken der Heimat“ gesungen - und so manche Zuhörer summten oder sangen mit. Auch die von Gerlinde und Werner Gilde vorgetragenen Gedichte (der Autoren Josef Albert Stöckl, Margarethe Pierre und Franz Wolz) verfehlten ihre Wirkung nicht. Es war deutlich zu erkennen, dass sich so mancher mit dem tieferen Sinn dieser Werke identifizieren konnte. Josef Herbst hatte die traurige Aufgabe, 49 Namen zu nennen. Die Namen der 49 Billeder und Billederinnen, die zwischen Allerheiligen 2006 und Allerheiligen 2007 verstorben sind. Es waren so manche dabei, die viel zu jung gestorben sind, solche, die man gut kannte oder solche, die man kaum oder gar nicht kannte. Aber es war mit Sicherheit jedem der Anwesenden bewusst, dass hinter jedem einzelnen Namen ein Mensch steht, mit dem man mindestens eine Gemeinsamkeit hatte: die alte Heimat! Beim gemeinsamen Gebet ließ Elisabeth Luckhaub die Herzen schneller schlagen, sie ließ Tränen aufsteigen, sie rüttelte Gefühle wach! Sie regte an zum Nachdenken und zum Gedenken. Sie bat darum, auch jener zu gedenken, die - wissentlich oder unwissentlich - dem Tode nahe sind. Und sprach deren Angehörigen Mut und Trost zu. Ja, es war ein sonniger Tag. Gott schenkte uns den strahlend blauen Himmel und die lieblich wärmende Sonne! Aber vielleicht war es nicht nur ein Geschenk Gottes, sondern auch der Dank Gottes an die Lebenden, die ihrer Verstorbenen gedenken.


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Elbflorenz ist eine Reise wert!

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ndlich war es wieder so weit! Die Heimatgemeinschaft Billed und der Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe haben – wie in den letzten Jahren üblich – auch in diesem Jahr eine Reise organisiert und zwar nach Dresden, der Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen, auch Elbflorenz genannt. Nordwestlich des Elbsandsteingebirges gelegen, ist Dres­­den flächenmäßig die viertgrößte Stadt Deutschlands, der Einwohnzahl nach aber an vierzehnter Stelle. Am 29.09. losgefahren, brachte uns der Bus zum Waldhotel in Waldböhla, 15 km von Dresden entfernt, wo wir unsere Zimmer bezogen und bald ein leckeres Abendessen genießen konnten. Die Dresden-Stadtrundfahrt brachte uns zur 1678 erbauten Semperoper, einer der ersten festen Theaterbauten nördlich der Alpen und zur Frauenkirche, erbaut im frühen 18. Jahrhundert, baufällig und zu eng geworden für die anwachsende Zahl der protestantischen Bürger, wurde sie 1726 neu errichtet, zum Teil aus dem Sandstein der Vorgänger-Kirche und 1734 eingeweiht. Im Februar 1945, am Ende des II. Weltkrieges, völlig zerstört, wurde sie zwischen 1994 und 2005 historisch getreu wieder aufgebaut, mit Spenden aus aller Welt. Mit der Weihe und einem Festakt am 30. Oktober 2005 erfuhr der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche, das Wunder an der Elbe, seine Vollendung. Wir besichtigten auch das Schloss Albrechtsberg, eins der drei Elbschlösser, um die schöne Aussicht über das Elbtal zu genießen; nach

Alexandra Gilde und Kerstin Klein

dem Abendessen erlebten wir eine Lichterfahrt bei Nacht. Unser Weg führte auch ins Elbsandsteingebirge, wo wir die Festung Königstein besichtigten, die seit dem 15. Jahrhundert den Wettinern gehörte und, weil immer technisch auf dem neuesten Stand gehalten, wagte es kein Feind, sie je anzugreifen.Wir fuhren auch zur Bastei-Brücke, von welcher man einen wunderschönen Ausblick hat. In Pirna, Kreisstadt und Verwaltungssitz des Landkreises Sächsische Schweiz und der Verwaltungsgemeinschaft Pirna im Freistaat Sachsen, Regierungsbezirk Dresden, besichtigten wir die schöne Altstadt und die nicht minder schöne St. Marien-Kirche. Am letzten Tag unserer Reise ging‘s nach Meißen, wo enge Gassen hinauf zur geschichts­ trächtigen Burg führen, in deren Räumen August der Starke 1710 unter der Leitung des Erfinders Böttger und unter strengster Geheimhaltung die erste europäische Porzellanmanufaktur einrichten ließ. Wir sahen auch stolze Bürgerhäuser, die vom Wohlstand der Stadt in den vergangenen Jahrhunderten zeugen, als Meißen neben Hamburg und Magdeburg zu den bedeutendsten Handelsplätzen an der Elbe zählte. In der heutigen Manufaktur erhielten wir einen Einblick in die derzeitige Herstellung des wunderschönen Porzellans. Zwischendurch hatten wir auch immer wieder Zeit zur freien Verfügung und schon auf der Rückreise, auf der alle glücklich und zufrieden waren, wurden Pläne für die nächste Fahrt geschmiedet.


Leistung und Würdigung

Diakonenweihe in Dingolfing

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reudig dürfen wir mitteilen, dass unser Billeder Landsmann Marius Frantescu sich entschieden hat, seinen Lebensweg als Hirte des Herrn zu gehen. Der Priesterkandidat wurde am 24.03.1972 in Billed, im Haus Nr. 251, geboren. Seine Eltern sind Zeno und Elisabeth Frantescu, geborene Slavik. Marius verbrachte seine Kindheit in Billed, bis die Familie 1979 nach Temeswar in den Stadtteil Neukischoda umzog. Dort besuchte er die Grundschule und anschließend das Lyzeum Nr.2, welches er mit der Abiturprüfung abschloss. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wanderte die Familie 1991 nach Deutschland aus, wo sie sich in der BMW-Stadt Dingolfing niederließ. Hier durchlief Marius eine Ausbildung zum kaufmännischen Angestellten und war anschließend in der Wirtschaft tätig. Beim Bayerischen Roten Kreuz leistete er Zivildienst, bevor er nochmals in München als kaufmännischer Angestellter tätig war. Hier erreichte ihn der Ruf des Herrn. Marius entschloss sich, in der Nachfolge Jesu den Menschen zu dienen. 2001 begann er das Theologiestudium in Heilig Kreuz bei Wien, wo er in der katholischen Ordensschule das Priesterseminar der

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Diözese Regensburg besuchte, welches er mit der Diplomprüfung – Magister – abschloss. Zurzeit hat er einen Pastoralkurs in Regensburg begonnen und macht ein Praktikum in der Pfarrei Vohenstrauß bei Weiden. Marius Frantescu wird am 8. Dezember 2007 zum Diakon geweiht. Die Weihe durch Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller von Regensburg findet um 10 Uhr in der Kirche St. Josef in Dingolfing statt. Auch der weitere Weg zum Diener des Herrn ist schon fest geplant . Marius Frantescu will seine Berufung als Ganzhingabe an Gott leben. Am 28. Juni 2008 wird er im Dom von Regensburg zum Priester geweiht und am 13. Juli 2008 findet die Primizfeier in St. Josef in Dingolfing statt. Wir Billeder freuen uns, dass nach vielen Jahrzehnten wieder einer von uns zum Diakon und zum Priester geweiht wird. Wir wünschen unserem Landsmann Kraft und Standfestigkeit zum segensreichen Wirken im Weinberg des Herrn. Schön wäre es, wenn recht viele Landsleute an den Feierlichkeiten der Diakon- und Priesterweihe wie auch an der Primiz teilnehmen würden.

Gottesdienst in der Neureuter St-Judas-Thaddäus-Kirche mit Heimatpfarrer Peter Zillich anlässlich des Billeder Treffens 2007


Leistung und Würdigung

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Gesangsduo Irmgard Holzinger-Fröhr & Melitta Giel

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ie beiden Sängerinnen sind seit fast 20 Jahren Mitglieder des Banater Chores Karlsruhe und zugleich dessen Solistinnen. Sie nehmen klassischen Musikunterricht und singen sowohl Solo als auch im Duett klassische und volkstümliche Lieder. Ihr musikalisches Können beweisen sie mit Erfolg bei verschiedenen Gelegenheiten: Tag der Heimat, Festival der Banater Chöre, Treffen der Banater Landsmannschaften, Weihnachtsfeste, Liederabende, Konzerte, Hochzeiten usw. Am Klavier bzw. an der Orgel begleitet sie Doris Slavik und Bruno Scarambone. Zu den Sängerinnen einzeln: Irmgard Holzinger-Fröhr, geboren am 29.07.65 in Temeschburg/Banat, wohnhaft zur Zeit in Rheinstetten bei Karlsruhe. Die Liebe zur Musik wurde ihr mütterlicherseits in die Wiege gelegt: Der Großvater war Kapellmeister, die Mutter Musiklehrerin. In Lovrin aufgewachsen, wurde sie schon in jungen Jahren Sängerin im örtlichen „NikolausBarzer-Orchester“ und hatte Auftritte im Rumänischen Fernsehen - Deutsche Stunde. Nach der Aussiedlung nach Deutschland (1985) trat sie als Sängerin und Solistin dem Chor der Banater Schwaben Karlsruhe bei und gründete gleichzeitig mit Isolde Reitz das „Duo Ro-

mantika“, was beiden bei verschiedenen Auftritten zwischen 1986 und 1994 große Erfolge einbrachte. Ihre schönsten Lieder sind auf der Kassette „Komm zurück in die Heimat“ und der CD „Heute ist für mich ein schöner Tag“ verewigt. Nach der Auflösung des Duos trat Irmgard als Solistin „Sara“ weiter auf. Melitta Giel, geb. Bors, am 20.07.62 in Temeschburg, wohnhaft zur Zeit in Karlsruhe. Ihre musikalischen Fähigkeiten wurden von ihrem Taufpaten Josef Blum gefördert, der ab 1962 die Leitung der Musikschule in ihrem Heimatort Kleinjetscha inne hatte. Mit 6 Jahren nahm sie den ersten Geigenunterricht und begann schon während der ersten Schuljahre mit ihrer Cousine Isolde Blum Duette zu singen. Ihre ersten öffentlichen Darbietungen fan­den anlässlich verschiedener schulischer Veranstaltungen statt, später sang sie mit ihrer Cousine im Jugendorchester ihres Heimatortes sowie in der Großjetschaer Musik-Kapelle, die Anfang der 80-er Jahre in vielen Banater Ortschaften zu verschiedenen Anlässen aufspielte. Nach der Ausreise trat sie 1990 in ihrer neuen Heimatstadt Karlsruhe dem hier tätigen Chor der Banater Schwaben bei, wobei ihre Vorliebe zur Zeit der klassischen Musik gilt.


Leistung und Würdigung

II. Preis an Christian Gilde

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Zum vierten Mal Wettbewerbs-Auszeichnungen

aus Konradsblatt

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um vierten Mal haben die evangelische und die katholische Kirche in BadenWürttemberg die Gewinner aus ihrem Schulwettbewerb „Christentum und Kultur“ gekürt. Die Preisverleihung nahm der württembergische Landesbischof Frank Otfried July im Evangelischen Oberkirchenrat in Stuttgart vor. An dem Wettbewerb hatten sich 57 Schülerinnen und Schüler mit insgesamt 41 Arbeiten beteiligt. Die beiden ersten Preise gingen an Julia Schaupp aus Kappelrodeck für ihre Arbeit mit dem Titel „Gerechtigkeit und Frieden - eine Herausforderung für die katholische Kirche in Guatemala“ sowie an Sebastian Zundler aus Ellwangen für seinen Beitrag „Vom Spital zum Hospiz - Die Geschichte der Sterbebegleitung am Beispiel der Stadt Ellwangen“. Auch der zweite und der dritte Preis ging in die Erzdiözese Freiburg: Christian Gilde aus Karlsruhe erhielt für seinen Film mit dem Titel „Zucker und Salz oder einfach weiß“, der das Verhältnis der Naturwissenschaften zum Glauben problematisiert, den zweiten Preis und Sarah Serr aus Achern-Önsbach wurde für ihre Arbeit über den „Exorzismus im Widerstreit der Meinungen“ mit einem dritten Preis ausgezeichnet. Insgesamt wurden in diesem Jahr zwei erste Preise (je 500 Euro), ein zweiter Preis (300 Euro), drei dritte Preise (je 200 Euro) sowie sechs Buchpreise vergeben. Mit dem Schulwettbewerb wollen die Kirchen dazu motivieren, den Zusammenhang von Christentum und Kultur in der Gesellschaft zu erarbeiten. Ohne Stundenplan, in eigener Verantwortung und in unterschiedlichen Formen und Medien können sich die Jugendlichen mit der Bedeutung des Christentums für Europa, dem Verhältnis von christlichem Glauben und Kunst oder christlichen Initiativen für eine

christlichere Gesellschaft beschäftigen. Auch Themen wie christliches Handeln in Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und sozialem Leben oder die künftige Rolle des Christentums in einer religiös pluralen Kultur dürfen die Pennäler nach eigener Wahl „beackern“. Ziel dieser Initiative ist es, so die Kirchen, die christliche Prägung unserer Kultur aufzeigen und die Wirkung christlicher Wertvorstellungen im gesellschaftlichen Zusammenleben innerhalb einer pluralistischen Kultur zu bestimmen. Darüber hinaus will man das selbständige wissenschaftliche Arbeiten der Schülerinnen und Schüler unterstützen. Und nicht zuletzt möchte man mit dem Wettbewerb das Interesse an religiösen Fragestellungen wecken und die ökumenische Zusammenarbeit intensivieren.


Leistung und Würdigung

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Zum Achtzigsten von Frau Elvira Slavik

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eder, der nach dem Krieg in Billed die Schulbank gedrückt hat, bekam in irgendeiner Form mit Frau Elvira Slavik zu tun. Die rüstige Jubilarin hat ihr Leben in den Dienst der Billeder deutschen Schule gestellt. Elvira Slavik erblickte das Licht der Welt am 10. Juli 1927 in der banatdeutschen Gemeinde Johannisfeld, als Tochter des aus Billed stammenden Apothekers Johann Slavik und der Postmeisterin Elvira Katharina Slavik, geb. Schmidt aus Lovrin. Sie besuchte die Grundschule in ihrem Geburtsort zusammen mit ihrem Bruder Johann, sowie in Giulweß, danach bis 1941 das römisch-katholische Lyzeum der Klosterschule Notre-Dame in Temeschburg/ Josefstadt. Durch den frühen Tod des Vaters 1940 war die Mutter gezwungen, allein für die Kinder zu sorgen und fand eine Beamtenstelle in Temeschburg. Dies ermöglichte den Minderjährigen den weiteren Besuch der höheren Schulen. Mit 14 startete Elvira die pädagogische Ausbildung in der Lehrerbildungsanstalt der Klosterschule. Nach zwei weiteren Jahren in der Pädagogischen Schule der deutschen Volksgruppe und einer zweijährigen Unterbrechung wegen der Kriegswirren durch die Nähe der Front führte sie ihre Schullaufbahn an der Notre-Dame fort und schloss diese mit dem Lehrerdiplom 1947 ab. Nach 1944 verlegte die Familie ihren Wohnsitz nach Billed. Hier fand Frau Slavik auch ihre erste Anstellung an der Grundschule und unterrichtete Schüler des ersten Zyklus. Ab 1950 war sie Fachlehrerin am zweiten Zyklus für die Fächer Erdkunde und Geschichte und wurde gleichzeitig als erste Frau zur Direktorin dieser Schule mit einer fast 200-jährigen deutschen Tradition ernannt. Sie bekleidete dieses Amt bis zum Zusammenschluss der deutschen und rumänischen Abteilung im Jahre 1959. Danach war sie Fachlehrerin für Naturwissen-

Werner Tobias

schaften. In den Jahren 1960 bis 1964 bildete sich Frau Slavik über ein Fernstudium an der Universität Klausenburg weiter, um stets auf der Höhe der Zeit zu sein. Von 1974 bis 1978 war sie stellvertretende Direktorin der Billeder Gesamtschule und wurde mehrfach ausgezeichnet, 1965 mit dem Titel „Vorbildliche Lehrerin“ und Auszeichnung II. Grades sowie mit einer Verdienst-Auszeichnung 1974. Die komplette Dienstzeit von Elvira Slavik fiel in die kommunistische Ära. In der neuen, erdrückenden Lage dieser Ära waren Lehrer gefordert, die unter den schwierigen Voraussetzungen für den Erhalt der Muttersprache, der Sitten und Bräuche eintraten. Sie wirkte auch in dem Bewusstsein, der Sprach- und Kulturgemeinschaft der Deutschen anzugehören. Während dieser Zeit ist sie zu einer Institution geworden. Es war zum Großteil ihr Verdienst, dass in Billed über die ganze Zeit eine deutsche Abteilung für die gesamten acht Grundschuljahre erhalten blieb. Die Schulleiterin Elvira Slavik kämpfte unermüdlich dafür und vertrat immer eine starke Position, wenn es um ihre Lehrerschaft ging, zu der sie ein kollegiales Verhältnis pflegte. Noch heute spricht sie voller Bescheidenheit über ihre Leistungen der damaligen Jahre. Sie stellt stets das Kollegium in den Vordergrund und lobt den Eifer und die Hingabe, wodurch das gemeinsam Erreichte überhaupt erst möglich wurde. Nicht zuletzt wurden im Team auch die Schulfeste ausgerichtet, ebenso Chor-, Tanzund Sportwettbewerbe auf regionaler und


Leistung und Würdigung

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Arbeiten im Glashaus in der Schule hinter der Kirche. Das Glashaus befand sich hinter dem Handball-Umkleide-Gebäude.Im Vordergrund des Fotos ist Adam Tobias zu sehen. überregionaler Ebene. Unvergessen blieben in ihrer Erinnerung die Radfahrten ins Umland, ins Heimatmuseum nach Lenauheim sowie Ausflüge ins Banater Bergland und zur Donauklamm mit Besichtigung der Insel Ada Kaleh. In ihre Anfangs-Zeit fiel auch die Umgestaltung des ehemaligen Braun-Anwesens in eine Schule. Auch dies wurde mit vereinten Anstrengungen gemeistert, unter Einbindung der Elternschaft, der Schüler und Lehrer, die ohnehin schon für zahlreiche Aufgaben in der Gemeindeverwaltung herhalten mussten. Es waren nicht nur theoretische und praktische Kenntnisse, die Frau Slavik ihren Schülern auf den Weg mitgeben wollte, vielmehr sah sie sich in der Pflicht, diese Schüler zu ehrlichen, rechtschaffenen Menschen zu erziehen. Sie hat natürlich die selbst erfahrenen deutschen Tugenden wie Fleiß, Pünktlichkeit und Ordnungssinn weitervermittelt, aber auch Respekt und Hilfsbereitschaft. Meine Klasse hatte Frau Slavik als Klassenlehrerin - sie unterrichtete uns in den Fächern Biologie, Anatomie, Chemie und Landwirtschaft. Gerade letzteres Fach fand ich besonders interessant. Da Elvira Slavik neben dem theoreMädchen des Jahrgangs 1958 im Glashaus beim Pikieren der Pflanzen im Jahre 1972

tischen Unterricht auch die Verantwortung für das schuleigene Gewächshaus samt Gemüsegarten hatte, mussten diese mitbetreut werden. Ich erinnere mich mit Freude an die Stunden im Frühjahr, wenn man mit ein paar Schülern


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Leistung und Würdigung

In der neuen Schule neben der Apotheke die Klasse 7D im Schuljahr 1968/69 hältnis zwischen Lehrerin und Schülern nicht immer ungetrübt. Natürlich mussten auch Regeln beachtet werden und das Thema Disziplin war für sie schon immer ein besonderes. Auch, und zuallererst, mit sich selber war sie sehr diszipliniert und forderte dasselbe von allen Beteiligten an der Erziehung ihrer Schüler - niemals war sie für halbe Sachen zu haben. Hielt man die Lehrerin Elvira Slavik zu seiner Schulzeit für streng und unnahbar, so erkannte man im Erwachsenenalter eine ganz andere Seite der Person Elvira Slavik. Einfühlsam und besonnen, ist sie immer sehr freundlich, aufgeschlossen und humorvoll. Sie lässt Professoren auf der Treppe zur „Kanz­lei“ kein Treffen aus und fühlt sich ihren Billedern im Hof der Braunschule 1965: Peter Thoma stets verbunden. Sooft wir uns begegnen, ist (Mathematik), Elena Angheluta (Geschich- sie immer sehr aufmerksam und erkundigt te/Erdkunde), Lucia Popa (Zeichnen), Maria sich interessiert und teilnahmsvoll nach ihren Schaljo (Mathematik), Nicoleta Kottler (Rus- früheren „Schäfchen“ und deren Familien. sisch), Carmen Zamfirescu (Biologie), Elvira Seit ihrer Übersiedlung in die BundesrepuSlavik (Biologie/Erdkunde), Franz Trendler blik lebt Frau Slavik in Augsburg in der Nähe (Deutsch), Hans Schmidt (Musik) ihrer Familie. In ihrem Wesen junggeblieben, vom Unterricht befreit wurde, um für die Auf- unternimmt die agile Jubilarin immer wieder zucht junger Pflänzchen Pikiertöpfe zu pres- Studienreisen quer durch Europa. Zwischen sen. Die Begeisterung war weit geringer, wenn Sizilien und Sardinien bis Moskau und Sankt wir dazu bestimmt wurden, das Gemüse auf Petersburg genießt sie gerne auch mal mit ihren dem Markt und im Dorfzentrum an den Mann Nichten die neue Freiheit. Ein herzliches „Vergelt‘s Gott!“ im Namen zu bringen. War das peinlich! Schließlich war aller Billeder Landsleute für das aufopferungsman schon 13 ... In all den Jahren, bis zu ihrer Pensionierung volle Lebenswerk verbunden mit den besten 1982, hat Frau Slavik viele Generationen Bil- Wünschen für viele weitere gesunde und zuleder Kinder unterrichtet. Dabei war das Ver- friedene Jahre.


Leistung und Würdigung

Helga Scholz

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– unerwartet und viel zu früh aus unserer Mitte gerissen!

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elga Scholz (geb. Haupt) wurde am 16.12.1949 als einziges Kind der Familie Dr. vet. Franz und Elisabeth Haupt (geb. Steiner) in Billed geboren. Da ihr Vater 1950 als Kreistierarzt nach Bibeşti (Rayon Filiaşi, Kreis Gorj) versetzt wurde, verbrachte sie ihre ersten Lebensjahre fern von Billed. Als wir 1956 eingeschult wurden, war sie wieder zurück. Helga Haupt war eine sehr gewissenhafte und ehrgeizige Schülerin. Nach der Volksschule besuchte sie das Lyzeum Nr. 2 (heute Lenau-Schule) in Temeschburg. Auch dort war sie mir eine liebe Freundin und Schulkameradin, immer freundlich und hilfsbereit. Nach dem Abitur studierte sie an der Uni-Temeschburg Philologie (Deutsch-Rumänisch). Nach dem Staatsexamen kam sie an die Volksschule Alexanderhausen als Deutschleh­ rerin und war auch Klassenlehrerin. Von ehemaligen Kollegen konnte ich erfahren, dass sie bei den Schülern sehr beliebt war. Später wechselte sie an die Schule ihres Heimatdorfes Billed. Ihre gewesenen Schüler erinnern sich an sie als eine strenge, aber auch sehr kompetente Lehrerin. Durch den hervorragenden DeutschUnterricht, den sie ihren Schülern erteilte, waren diese für die weiterführenden Schulen bestens gerüstet. Am 12.12.1977 heiratete sie Karl-Heinz Scholz aus Krefeld (Deutschland) und konnte danach am 15.02.1978 nach Deutschland aus­ wandern. Da sie als zweites Studienfach Rumänisch hatte, begann sie hier in Deutschland noch Biologie zu studieren und machte ihr erstes und zweites Staatsexamen. 1983 wurde ihr Sohn Gunnar geboren. Ab dann war sie nur noch für ihre Familie da. Helga Scholz war ihrem Heimatort Billed sehr verbunden. Sie erkundete die Billeder Mundart und schrieb darüber in der Chronik

Katharina Senn (Jobba)

unserer Heimatgemeinde. Auch sonst war sie immer sehr interessiert an allem, was Billed betraf. Mit ihrem Mann wollte sie noch mal nach Billed reisen und ihrem Sohn Gunnar ihre alte Heimat zeigen. Aber dazu kam es leider nicht mehr. Nachdem ihr Mann am 17. Oktober gestorben war, folgte sie ihm nun am 29. Oktober, innerhalb von 2 Wochen. Ich werde sie in dankbarer Erinnerung behalten. Josef Herbst an Allerheiligen mit der Liste der 2007 Verstorbenen vor dem Billeder Denkmal .


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Leistung und Würdigung

Nachruf für Dr. Peter Wersching

Hans-Dieter Hartmann

„Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot. Der ist nur fern. Tot ist nur, wer vergessen wird.“ Diese Aussage eines unbekannten Autors spricht jedem, der Dr. Peter Wersching kannte, aus der Seele. Sein plötzlicher Tod, der durch eine entsetzliche Verkettung unglücklicher Umstände eintrat, ist grausam und unfassbar. Geboren am 12. Juli 1935, verbrachte Peter Wersching seine Kindheit in Giseladorf, bevor er das Lyzeum in Lugosch besuchte. Sein Medizin-Studium beendete er 1959 in Temeswar. Arzt zu sein, war nicht nur sein Beruf, es war vor allem seine Berufung. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Zeit seiner Tätigkeit in Billed, wo Dr. Peter Wersching das Bild des fürsorglichen Arztes von 1969 bis 1978 prägte. Kein Aufwand war ihm zu hoch, wenn es um das Wohl seiner Patienten ging. Er war - im wahrsten Sinne des Wortes - Tag und Nacht für seine Patienten da.

Als er 1978 in die USA auswanderte, freuten wir uns für ihn und seine Familie. Aber er fehlte uns allen sehr! Sein Traumland USA verließ er nach nur einem Jahr (besuchte es aber später immer wieder) und übersiedelte in die Bundesrepublik Deutschland. Sein neuer Wohnort hieß nun Gernsbach, wo er bis zu seinem viel zu frühen Tod wohnte. Hier arbeitete er vorerst als Arzt im örtlichen Krankenhaus, bis er 1981 seine Praxis in Malsch eröffnete. Und diese Praxis wurde schnell größer, die Patienten wurden immer mehr. Sein profundes ärztliches Wissen und seine beschützende, vertrauensvolle Art machten ihn zur „Institution“ in Malsch und Umgebung. Dr. Peter Wersching war eben der ideale Hausarzt - immer und überall! Er litt sehr darunter, als er diese Praxis nach 22 Jahren altersbedingt aufgeben musste. Dr. Peter Wersching verstarb am 5. Februar 2007. „Ich glaube an Wiedergeburt, ich komme sicher wieder“, sagte der große Dirigent Herbert von Karajan. Möge auch Dr. Peter Wersching irgendwann wieder kommen, aber in jenem anderen Leben der Gleiche sein!

Allerheiligen 2007 am Billeder Denkmal: beim gemeinsamen Gebet mit Elisabeth Luckhaub.


Leistung und Würdigung

ERINNERUNGEN, die ich nie vergessen kann!

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Kathi Keller, geb. Lichtfusz

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m 31. Januar 2007 waren es 60 Jahre, dass mein Vater in Russland verstorben ist. Er war damals 33 Jahre alt. Mein ganzes Leben lang hat er mir gefehlt und ich werde seinen Todestag nie vergessen, im Stillen habe ich immer gebetet und geweint. Bevor er gestorben ist, sagte er: „Kameraden, wenn einer in die Heimat zurückkehrt, grüßt meine Familie! Ich hab‘ meinen Vater nicht gekannt, weil er im I. Weltkrieg starb und mein Kind wird sich an mich auch nicht erinnern.“ Als wir die Todesnachricht erhielten, hat meine Oma eine Totenmesse und ein hölzernes Kreuz bestellt und wir sind alle nach dem Requiem auf den Sauerländer Friedhof an Urgroßmutters Grab gegangen, haben gebetet und geweint, in Gedanken waren wir in Russland! Mein Vater kam in ein Massengrab, wo man das Gedicht: „So fern vom Heimatland“ vorgetragen hat. Oma sagte: „Kathi, lern das Gedicht auswendig als Erinnerung an deinen Vater.“ Ich bin froh, dass ich es getan habe und kann es heute noch, obwohl ich es nirgends aufgeschrieben fand: „So fern vom Heimatland, da liegt ein toter Held, ein ungezählt vergessener ist längst begraben schon. Es gehen viele Menschen an seinem Grab vorbei. Denkt keiner, dass auch dieser wert eines Kreuzes sei? Doch fern, wo er zuhause, da sitzt im Abendrot:

Die gute Mutter betet für ihren lieben Sohn. Die junge Witwe weinet und auch das liebe Kind: Der Vater ist gestorben, im Herzen stirbt er nie. Der Himmel nimmt die Tränen in einem Wölkchen auf und trägt sie dann hinüber in seinem raschen Lauf. Und gießet aus der Wolke die Tränen auf sein Grab, dass er unbeweint nicht liege so fern vom Heimatland!“ Dann kam auch meine liebe Mama aus Russland zurück, unterernährt und krank. Man sagte mir damals: „Du musst stark sein für deine Mutter.“ Wir haben sie daheim schön gepflegt bis zuletzt, sie ist 81 Jahre alt geworden. Inzwischen bin ich auch 70 Jahre alt und am 12. März waren es 30 Jahre, dass wir in Deutschland sind und eine neue Heimat gefunden haben. Ich habe immer auf Gott vertraut und hatte großes Glück, dass mein zweiter Mann auch meine Mutter und meine Tochter aufgenommen hat. Wir waren glücklich miteinander und ich bin Gott dankbar für die Zeit mit ihm. Wir haben Silberne Hochzeit gefeiert und seinen 70. Geburtstag, dann ist er gestorben. Oft sagte er: „Du hast Erika gut erzogen, ich liebe sie wie mein eigenes Kind.“ Auch ich bin froh, dass mein Kind glücklich ist, einen guten Mann und einen lieben Sohn hat. Deshalb wünsche ich mir nie wieder Krieg, denn zwei Kriege haben unsere Familie hart getroffen!


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Leistung und Würdigung

Ehemaliger Billeder Kaplan, Mitbegründer des Bundes Banater Deutscher Chöre

Über Leben und Verdienste des Pfarrers Otto Dittrich und über die Billeder Chortätigkeit im Rahmen dieses Sängerbundes

Wilhelm Weber

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m 2. Mai 2007 waren es 80 Jahre, dass der verdienstvolle ehemalige Billeder Kaplan und nachherige Gertianoscher Pfarrer Otto Dittrich, ältester Bruder unseres Pfarrers Ladislaus Dittrich, verstorben ist. Am 13. Februar 1884 in Großkikinda, Komitat Torontal im Banat geboren, besuchte er die Volksschule in seinem Geburtsort. Danach war er Schüler der Gymnasien in Lugosch, Temeswar und des Piaristengymnasiums in Szegedin. In den Jahren 1903 bis 1908 studierte er Theologie am Temeswarer Priesterseminar und wurde am 28. Juni 1908 von Diözesanbischof Johann Csernoch zum Priester geweiht. Seine seelsorgerische Laufbahn begann er im September 1908 als Kaplan in Billed, wo er zweieinhalb Jahre lang bis März 1911 an der Seite des Dechant Peter Uitz wirkte. In den darauffolgenden zwei Jahren, bis 1913, war er Coadjutor in Bogarosch. Eine kurze Zeit war er auch Kaplan und Religionslehrer an der Mädchenbürgerschule in Tschakowa. Vom Militärkommando wurde er zum Militärgeistlichen des k.und k. Infanterieregiments Nr. 46 mit der Garnison in Szegedin ernannt. Als Feldkurat (wie das damals hieß) musste er nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges mit seinem Regiment zuerst an die Front gegen Serbien ziehen. Später kam er an die russische Front und danach an die italienische, wo er anlässlich der Kämpfe an der Isonzo-Front und am Doberdo seinen seelsorgerischen Pflichten nachkam. Auf dem Foto ist er in seiner Feldkuraten-Uniform als Regiments-Feldkurat im Range eines Hauptmanns zu sehen. Auf seiner Uniform trägt er zwei Auszeichnungen und zwar erkennt man neben dem sogenannten

Jubiläumskreuz 1908 das Silberne Geistliche Verdienstkreuz PIIS MERITIS (Für fromme Verdienste) am mehrmals weiß-rot gestreiften Kriegsband. Diese nur 1934mal während der vier Kriegsjahre an Militärpfarrer verliehene Auszeichnung war eine der seltensten verliehenen Auszeichnungen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Nach der Beendigung des Weltkrieges kehr­ te er ins Banat zurück und wurde seitens der Diözese am 15. Februar 1919 als Pfarrer nach Gertianosch ernannt. Noch als Kaplan in Billed hatte Otto Dittrich 1910 den Plan zur Gründung eines Sängerbundes Torontaler Landwirte ausgearbeitet. Da er schon damals mit Sängern und deren Vereine zu tun hatte, ist es nicht verwunderlich, dass er gemeinsam mit dem damaligen Gertianoscher Direktorlehrer Johann Ruß am 22. August 1922 den „Bund Banater Deutscher Sänger“, allgemein „Banater Deutscher Sängerbund“ genannt, mitbegründete. Direktorlehrer Johann Ruß wurde zum Obmannstellvertreter und Pfarrer Otto Dittrich zum ersten Schriftführer gewählt. Im Laufe der nächsten Jahre schlossen sich die deutschen Chöre, bzw. Männergesangsvereine, im Banat diesem Sängerbunde, der als Dachverband galt, an. Innerhalb des Sängerbundes wurden Sängerfeste, Liedertafeln genannt, und Chorwettbewerbe veranstaltet. Beide Mitbegründer waren auch an der Ausarbeitung der Satzungen des Sängerbundes beteiligt. Die Bundesleitung erließ an alle Banater Dichter den Aufruf, einen entsprechenden Bundeswahlspruch zu dichten. 40 Wahlsprüche wurden abgeliefert und die Bundesleitung entschied sich für den von Pfarrer Otto Dittrich:


Leistung und Würdigung

Ein Silbernes Geistliches Verdienstkreuz am Kriegsband. Fotoarchiv: Richard Weber Wie Donnerschlag und Sturmgebraus verkünde deutsches Lied, dass Treue fest zu Volk und Stamm im Sängerbunde glüht. Ein weiterer Aufruf erging an alle deutschen Musiker des Banats und später auch an die in Österreich und Deutschland, eine entsprechende Melodie für diesen Wahlspruch zu komponieren. Angenommen wurde die vom Musikdirektor Rudolf Hoffmann aus Bochum im westfälischen Ruhrgebiet komponierte Melodie. Mein Bruder Richard Weber konnte nach vielen Recherchen die Noten dieser Komposition ausfindig machen. Mit seiner Einwilligung soll sie hier wiedergegeben werden: (Komposition) - Archiv Richard Weber

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Otto Dittrich als Feldkurat mit seinen zwei Auszeichnungen


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Leistung und Würdigung

Gruppenfoto des 1902 gegründeten Billeder Männergesangvereins mit der Vereinsfahne im Jahre 1904. Fotoarchiv: Wilhelm Weber. Pfarrer Otto Dittrich entfaltete neben seinen seelsorgerischen Aufgaben eine rege und erfolgreiche kulturelle Tätigkeit in Gertianosch, hielt Vorträge in den zu dieser Zeit seht zahlreichen Vereinen und organisierte Theateraufführungen mit der Dorfjugend. Im Rahmen des Männergesangvereins, der gleich 1922 dem Banater Deutschen Sängerbund beigetreten war, war er besonders aktiv, weil er eine sehr gute Baritonstimme hatte. Deshalb sang er oft auch im Domchor der Temeswarer Domkirche, der unter der Leitung des bekannten Dirigenten Desiderius Jarosy stand. Besonders das hünenhafte Äußere des Pfarrers Otto Dittrich war beeindruckend. Sein Vorschlag, das Kriegerdenkmal in einem dazu hergerichteten, mit Bäumen umpflanzten Kriegerhain aufzustellen, lehnten seine Gläubigen ab, was ihn sehr enttäuschte. Das sehr schöne Denkmal, das ich oft sah und auch heute noch bewundere, wurde auf

Wunsch und Beschluss eines KriegerdenkmalAusschusses auf einer künstlich hergerichteten Erderhöhung im Friedhof aufgestellt und von Pfarrer Otto Dittrich am Tag der Hl. Rosalia, am 4. September 1925 eingeweiht. Auch ein anderes Anliegen konnte er nicht mehr verwirklichen, nämlich die Ortsgeschichte von Gertianosch zu verfassen. Das tat 10 Jahre später – 1935 – der Arzt Dr. Matz Hoffmann. Eine Blutvergiftung beendete Pfarrer Otto Dittrichs nur 43 Jahre währendes Leben am 2. Mai 1927 in einem Temeswarer Krankenhaus. Zwei Tage später fand sein Begräbnis in Temeswar statt. Viele Priester aus Temeswar und anderen Pfarreien aus dem Banat, eine große Sängerschar, Gläubige aus Gertianosch und eine große Trauergemeinde gaben ihm das letzte Geleit auf dem Temeswarer Elisabethstädter Friedhof, wo er seine letzte Ruhestätte fand.


Leistung und Würdigung Wie in den meisten deutschen Orten des Banats hat sich auch in Billed schon vor der Gründung des Banater Deutschen Sängerbundes ein Männergesangsverein gebildet. Eine uns vom längstgedienten Chorleiter Jakob Breitenbach erhalten gebliebene Beschreibung der Billeder Chortätigkeit besagt, dass der erste Billeder Männerchor 1902 gegründet wurde. Vermutlich gab es in Billed auch schon früher Gesangsformationen, eventuell Kirchenchöre, denn außer dem Schützenverein ist für das Jahr 1835 auch ein „Mussig-Chor“ belegt. Unter alten Schriften fand ich einen Kontrakt, der zwischen der „Ehrsamen Gemeinde an Einem – dann deren bürgerlichen Schützen- und Mussig-Chor geschlossen worden...“ ist. Mehr über dieses Musik-Korps, um ein solches handelt es sich vermutlich, ist leider nichts mehr zu erfahren. So ist es auch nicht mehr feststellbar, ob diese Musikformation dem Schützenkorps angegliedert oder unabhängig von diesem war. Jedenfalls ist es ein Beweis, dass man auch schon im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in Billed Wert auf eine Musiktradition legte, was auch die frühe Gründung der Knabenkapellen erklärt, die mit ihren Kapellmeistern Lambert Steiner, Michael Nußbaum und Nikolaus Schilsony, um nur einige zu nennen, Berühmtheit erlangten und sogar in Nordamerika und Südafrika Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts konzertierten und viel Lob und Anerkennung ernteten. Die Gründung des Männerchors 1902 geht auf eine Anregung des damaligen Pfarrers Josef Uitz zurück, der auch als erster Präses wirkte. Leider starb er schon 1913. Überlebt wurde er von dem ersten Chorleiter, dem Lehrer Josef Zimmer, der von 1902 bis 1915 diesen Chor dirigierte. Die in der Kirche aufbewahrte Vereinsfahne führte an einer ihrer Schleifen folgende in Ungarisch (weil Billed damals zu Ungarn gehörte) abgefasste Losung: „Vetelkedjünk a hazaszeretetben“, zu Deutsch: „Wetteifern wir aus Liebe zur Heimat“. Auf dem aus dem Jahre 1904 stammenden Grup-

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Otto Dittrich als Pfarrer in Gertianosch. Fotoarchiv: Richard Weber. penfoto dieses Chores sind alle Sänger mit der Vereinsfahne zu sehen. Inmitten der Sänger sitzt der Pfarrer Josef Uitz mit dem damaligen Kaplan Friedrich Brenner und dem Chorleiter Lehrer Josef Zimmer, der den Dirigentenstab in der Hand hält. Neben Pfarrer Uitz sitzt der Ehegatte der Fahnenmutter, der königliche Notär am Billeder Bezirksgericht Dr. Joannes de Apscha. Dieses Foto stammt aus dem Nachlass meines Schwiegervaters Peter Divo, weil auf dem Foto der Großvater meiner Frau ist, Franz Mumper, der in der zweiten Reihe von oben mit der linken Schulter an der rechts befindlichen Säule angelehnt steht. Dieser Billeder Chor war auch in anderen Dörfern mit viel Erfolg aufgetreten. Im Ersten Weltkrieg mussten die jüngeren Sänger in den Krieg, trotzdem blieb der Chor bestehen und wurde in den Jahren 1916 bis 1924 von Lehrer Josef Goschy und von 1925 bis 1928 von Lehrer Johann Henz dirigiert.


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Leistung und Würdigung

Fotokopie: Einladung und Programmankündigung zu kulturell-künstlerischen Tätigkeiten, veranstaltet von den Billeder Chören. Während dieser Zeit trat der Chor dem Bund Banater Deutscher Sänger bei und beteiligte sich an mehreren Bundessängerfesten, wie an dem am 25. und 26. August 1928 in Detta veranstalteten. Seit dem Beitritt zum Sängerbund, der als Dachverband aller deutscher Chöre im Banat galt, nannte sich der Billeder Chor „Billeder Sängerbund“. Ein Foto anlässlich einer Schleifenweihe vor dem Haus von Johann Braun, dessen Frau Anna die Schleife gestiftet hatte, zeigt eine Ansammlung von Mitgliedern verschiedener Gesangsvereine, erkenntlich an den Kappen, mit ihren mitgebrachten Vereinsfahnen.Die der Billeder sieht man ausgerollt, gehalten von dem Fahnenträger und angefasst von einer weiß gekleideten Frau, vermutlich der Fahnenmutter. In den dreißiger Jahren fungierten als Dirigenten – mit kleineren Unterbrechungen – ein

Lehrer aus Gertianosch und der Kantor Franz Lampl aus Alexanderhausen. Beide Billeder Chöre, auch der 1923 als Billeder Männergesangsverein neu gegründete, beteiligten sich an kulturellen Aufführungen. Der 1923 gegründete Chor nahm später auch Mädchen und Frauen auf und bildete so den ersten uns bekannten gemischten Chor in Billed. Seine Chorleiter waren zwischen 1923 und 1932 Mathias Thöreß und zwischen 1933 und 1945 Jakob Breitenbach. 1939 schlossen sich beide Chöre zusammen und nannten sich „Deutscher Gesangsverein Billed“ unter der Leitung von Jakob Breitenbach. Nach dem Krieg konnte erst Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre wieder eine deutsche Kulturtätigkeit ausgeübt werden. So entstand im Rahmen des Kulturheims


Leistung und Würdigung

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Schleifenweihe für die Vereinsfahne des Billeder Sängerbundes vor dem Haus von Johann Braun gegenüber der Kirche. An der unteren linken Ecke der Fahne ist die Zahl 1902 zu sehen, das Gründungsjahr des Männerchors. Der von Jakob Breitenbach dirigierte deutsche gemischte Chor mit Orchesterbegleitung beim Chorwettbewerb in Rekasch im Jahre 1957.


110 außer dem Kulturheimchor, der auch einige Lieder in deutscher und in ungarischer Sprache neben rumänischen Liedern sang, abermals ein deutscher gemischter Chor, meistens mit Orchesterbegleitung; der Chor wurde wieder von Jakob Breitenbach dirigiert. Bei diesem Chorwettbewerb in Rekasch 1957 erhielten wir den 1. Preis. (Siehe Billeder Heimatblatt 1997, Seite 32-34, „Chortätigkeit 1957“ von Hans Slavik / Augsburg) Als Mitglied dieses Chores habe auch ich in Rekasch mitgesungen und deshalb befindet sich dieses letzte Foto, das während unseres Auftritts gemacht wurde, in meiner Fotosammlung. Später löste sich dieser Chor auf und es bestand weiterhin nur noch der Kulturheimchor. Als rein deutscher Chor verblieb der in der Kirche und bei Begräbnissen singende Kirchenchor. (Alle Abbildungen, wenn nicht anders angegeben, stammen aus dem Fotoarchiv des Verfassers)

Leistung und Würdigung Quellen und Literatur: Weber, Richard: Dittrich Otto – Pfarrer, Mit­be­gründer des Banater Deutschen Sängerbundes, aus Diavortrag: Herausragende Persönlichkeiten der Gemeinde Gertianosch im rumänischen Banat, Karlsruhe 17.11. 1995 Broschüre: Bund Banater Deutscher Sänger, IV. Bundesfest, Schubert Bundessängerfest in Detta am 25. und 26. August 1928, Festordnung, Textbuch, Temesvar HOG Gertianosch: 1785 – 1985 Gertianosch. Wie es einmal war. Donauwörth 1985 Petri, Anton Peter Dr.: Biographisches Lexikon des Banater Deutschtums. Marquartstein 1992 Breitenbach, Jakob: Chortätigkeit in Billed Slavik, Hans: Chortätigkeit 1957, Billeder Heimatblatt 1997 Eigene Erkenntnisse als Zeitzeuge

Billeder Männergesangsverein und gemischter Chor in der Zwischenkriegszeit. Eins.: Georg Dippong


Leistung und WĂźrdigung

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50 Jahre Freundschaft Silvester vor 50 Jahren bei Fam. Backhaus in Billed. Foto unten: Ausflug der Freunde nach Baden-Baden 2000: v.l.n.r.: B. Wagner, B. Backhaus, E. Herrenreich, B. Krier, A. Martini, E. Frick, W. Schortje,stehend: J. Backhaus, F. Herrenreich, P. Krier, J. Martini, A. Wagner, J. Schortje. Eins.:B. Backhaus


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Leistung und Würdigung

Ansprache am Billeder Denkmal Heimattreffen an Pfingsten, 27. Mai 2007

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er griechische Philosoph Heraklit hat sei­ ne gesamte Theorie über die Wechselhaftigkeit, über die ständige Veränderung der geistigen und lebendigen Welt in zwei Wörter gefasst: Panta rhei, zu deutsch, alles fließt, alles verändert sich. Wir Christen glauben, dass es auch eine Ewigkeit gibt, die Ewigkeit und Unveränderbarkeit Gottes. So haben wir auch gestern am Schluss des Gottesdienstes gesungen: „Wie du warst in aller Zeit, so bleibst du in Ewigkeit“. Aber auf die Welt, auf die Menschen bezogen, hat Heraklit jedoch Recht, Pantha rhei, alles fließt, alles verändert sich! Was hat sich nicht alles verändert zu unserer Lebzeit, in unserem doch relativ kurzen Leben von einigen Jahrzehnten, im Fluss der Zeit. Unsere Großväter haben noch im Rock des Kaisers gedient, unsere Väter dienten in der Uniform des Königs und des Deutschen Reiches, wir trugen die Uniform der rumänischen kommunistischen Armee, unsere Söhne leisteten ihren Wehrdienst wieder in deutscher Uniform, im Dienste der Bundesrepublik Deutschland. Unser Denkmal, das Billeder Kreuz mit seinem Relief, stellt diesen steten Fluss, dieses stete Wandeln, das Panta rhei, auf die Gemeinde Billed und ihre Bewohner bezogen, sehr eindruckvoll dar. Wir haben dieses Denkmal vor zwanzig Jahren, zum Heimattreffen 1987, errichtet und geweiht und treffen uns heute hier zu einer Jubiläumsveranstaltung. Das Kreuz hier ist ein Erinnerungsstein an Billed, an unser Heimatdorf im Banat, an seine Menschen und an deren Geschichte. Es ist Mittel- und Bezugspunkt unserer Billeder Gemeinschaft geworden, spricht aber auch alle anderen Betrachter an und vermittelt ihnen das Schicksal einer Menschengruppe, einer Gemeinde, einer Volkgruppe mit ihrem Weg, mit ihrem Fluss zwischen Ländern, Völkern, politischen Systemen und Zeiten. Wir Billeder bilden eine Gemeinschaft, ob wir uns dazu bekennen oder nicht, ob jemand

Peter Krier

hier mit uns steht und damit kundtut, dass er zu uns gehört oder längst abseits steht und meint, er sei ausgestiegen, was eigentlich nicht möglich ist. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft, verbunden, verwebt durch die hier dargestellte gemeinsame Geschichte, durch das gemeinsame Schicksal. Der Strom unserer Geschichte beginnt hier in Deutschland vor einem viertel Jahrtausend, als mutige, entschlossene Menschen hier aufgebrochen sind, in ein fernes und ihnen unbekanntes Land zogen, um ihren Kindern eine gute Zukunft zu sichern, eine neue Heimat zu schaffen, in der sie in Frieden und Freiheit mit einem guten Auskommen leben wollten. Und wie entschlossen haben sie den Aufbau ihrer neuen Heimat angepackt, sich mit dem Pflug eine neue Heimat erworben. Wollte man unsere Vorfahren mit dem Bild einer einzigen Person und deren Handlung darstellen, dann als Pflüger, so wie ihn A. M. Guttenbrunn beschrieben hat und Franz Ferch in seinem bekannten Bild „Der Pflüger“ gemalt hat. Johann Wagner beschreibt in seinem Gedicht vom Ackern einen im Himmel angekommen Landsmann, der vom Herrgott gefragt wird, was er denn im Himmel tun wolle, antwortet: „Gott Vatr, ich sens gewehnt das Rackre, ich han de Pluch am libste ghat, lost mich im Himmel ackre“. Ackern - das Urbild der Kultur - hatten unsere Vorfahren mit der Pflugschar in ihr erstes Wappen aufgenommen. Kein Schwert, keine Rüstung, keine Burg oder Krone, sondern das Zeichen der Kultur, des Aufbaus und des Friedens, die Pflugschar. So steht denn auch der Pflüger im Mittelteil des Reliefs unseres Denkmals als Symbol der Arbeit, des Aufbaus, des freien, eigeninitiativen Menschen, der mit seiner Hände Arbeit Brot, Segen und Wohlstand schafft. Vollkommen zutreffend schrieben unsere Vorfahren während der Revolution von 1848 in ihrer oft zitierten Bogaroscher/Billeder Petition an ihren Kaiser: “Arbeit nur war unser Element, das Stückchen Feld, das wir bebauten, unsere Welt“.


Leistung und Würdigung Und es schien so, als das Dorf aufblühte, als nach Tod und Not der ersten Jahrzehnte die Zeit des Brotes gekommen war, dass es ab nun nur noch aufwärts geht. Billed war ein blühendes Schwabendorf geworden, mit fleißigen, rechtschaffenen Menschen, Handwerkern,Arbeitern und Bauern. Und wie stolz stand das Dorf mit seinen Menschen da! Die geraden, sauberen Straßen, wo sich Hof an Hof reihte, die Kirche mächtig das Dorf überragend, ein Zeichen, ein Symbol von Fleiß und Schaffenskraft. Doch Panta rhei, alles fließt und alles ist vergänglich. Die Weltereignisse, um die sich unsere Vorfahren laut der schon zitierten Bogaroscher Petition nicht kümmern wollten, haben sie eingeholt und die friedliche Heimat erdrückt. Es kam die Zeit der Bitternis, der Nacht und des Unheils über unsere Heimat, die in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein vernichtendes Ausmaß annahm. Zuerst zogen die Männer, nein, sie wurden getrieben, gegen Osten, Süden, Westen und Norden, in zwei Kriege. Zweihundertsechundzwanzig der Unseren kehrten nicht mehr wieder, die Gräber der Billeder sind verstreut über ganz Europa. Das Relief mit dem Text im Seitenteil erinnert an unsere gefallenen Soldaten. Dann wurden nach dem zweiten großen Krieg auch die Frauen, Jünglinge und Männer ostwärts getrieben. Am 14. Januar 1945 wurden 556 der Unseren zur Zwangsarbeit verschleppt. Wieder hatten sie nur ein kleines Bündel mit Habseligkeiten dabei und wussten nicht, warum und wohin sie verbannt wurden. Sklavenarbeit mussten sie in Russland leisten, für eine Schuld büßen, die sie nie begangen hatten. 76 von ihnen kehrten nicht mehr heim, ihre Gräber im Donbogen und am Ural sind längst eingeebnet. Doch es sollte nicht genug sein. Panta rhei, es kam nochmals Unheil, Bitternis und Gewalt über die Deutschen im Banat an jenem denkwürdigen 18. Juni 1951 mit der Baraganverschleppung. Wieder wurden Menschen ostwärts getrieben mit einem kleinen Bündel als Habe. Mit arbeitssteifen Fingern stampften sie sich wie die Ansiedlervorfahren Häuser aus dem Lehm der Steppe, aber nicht mehr für

113 die Ewigkeit, wie einst bei der Dorfgründung, denn dort in Armut und Elend wollten sie nicht bleiben. Die Zeit und mit ihr die Geschichte fließt, auch diese Not hatte einmal ein Ende. Nach Enteignung und Unterdrückung, nach all dem, was geschehen war, kamen die meisten zu der Erkenntnis, dass unsere Zeit im Banat abläuft, abgelaufen ist. Stefan Heinz hat dies in einem Gedicht so formuliert: „Die Ewichkeit is rum! Zwaa große Krieche han se abgekerzt!“ Unsere Ewigkeit, unsere Zeit im Banat, war um. Und wieder zogen die Schwaben, diesmal freiwillig, auf der Suche nach Frieden, Freiheit, auf der Suche nach einer guten Zukunft für ihre Kinder im Fluss der Zeit westwärts in ihr Mutterland. Panta rhei, alles fließt! Unscheinbar ist das Bündel in der Hand des auswandernden Mannes; sie kommen nach 8 Menschengenerationen mit weniger zurück, als die Ansiedler mitbrachten, aber nicht kriechend-gebeugt, nicht schleichend, sondern aufrecht, fast stolz. Ihre Haltung drückt unseren aufrechten Gang durch die Geschichte aus, mutig den Blick nach vorne gerichtet, entschlossen und zuversichtlich schreiten sie, wie hier dargestellt, mit ihren Kindern hoffnungsvoll in die Zukunft. Das Denkmal erinnert an unseren Weg durch die Geschichte und an unsere Opfer auf diesem Weg. Wir erinnern damit an Menschen, die zu uns gehörten, an Familienangehörige, Landsleute und Kameraden, an unsere Geschichte, die uns verbindet und uns zu einer Schicksalsgemeinschaft geformt hat. Und es ist in unserer schnelllebigen und schnell vergesslichen Zeit wichtig, dass mit solch bleibenden Denkmälern und Veranstaltungen wie diese an die Vergangenheit, an den Weg, hier an unseren Weg im Fluss der Zeit, erinnert wird. Dazu nur ein Beispiel: Es ist noch keine 20 Jahre her, da hatte ein Staat uns zu seinem Eigentum erklärt, hat uns für Geld verkauft, so wie man eine X- beliebige Ware verkauft. Dies am Ende des 20. Jahrhunderts mitten in Europa. Wahrscheinlich werden die Kinder, die hier in Freiheit aufgewachsen sind, dies nie erfassen und nachvollziehen können und doch ist es wahr.


114 Es ist aber nicht nur das Rationale, das, was wir mit dem Verstand als Geschehen erfassen, was uns zur Gemeinschaft formt. Sicher haben Sie beim Wandern durch Flur und Feld im Straßengraben oder am Rande einer Baustelle, auf ungepflegtem, kargen Boden mal ein kleines, hellrot leuchtendes Meer von Feuerblumen entdeckt: unsere Pipatsch. Und davon wird plötzlich nicht nur unser Auge entzückt, sondern auch unser Herz berührt. Nicht die schöne Orchidee oder die stolze Rose, sondern eigentlich ein Unkraut berührt unser Gemüt. Was ist dies, liebe Landsleute, was uns unter einem blühenden Akazienbaum zum Innehalten zwingt? Wieso hören wir in dem eigentlich störenden Gequake der Frösche eine liebliche, vertraute Melodie? Warum schauen wir himmelwärts, wenn wir vor einem sich im Winde wogenden Weizenfeld stehen? Josef Gabriel beschreibt dies so: „Hascht du schun mol e Banater Fruchtland gsien, wann ganze Quanne wehe her und hin, mer ment das wieht sich in de Himml nin.“ Da ist doch noch etwas in uns, liebe Landsleute, was uns berührt, wenn wir unsere Blasmusik hören und die schönen Trachten unserer Heimat sehen! Da ist etwas, was wir alle unauslöschlich in unseren Herzen tragen, da sind noch jene gemeinsamen Wurzeln, die uns in unsere Heimat, die uns nach Billed führen. Dies und nicht nur das RationalGeschichtliche ist die Basis unserer Gemeinschaft und hält uns zusammen. Auch in den vergangenen 20 Jahren seit der Errichtung dieses Denkmals ging der Fluss der Geschichte weiter. Die hier dargestellte Grenze mit dem Stacheldraht ist verschwunden. Unsere Heimat und die dort lebenden Menschen sind frei geworden. Die allermeisten haben die Heimat verlassen, sind hierher in den Westen gezogen. Im Heimatdorf sind nur wenige der Unseren geblieben, auch sie gehören zu unserer Gemeinschaft. Die Alten und Bedürftigen unter ihnen benötigen unsere Hilfe, unsere Solidarität, wir können und dürfen ihnen diese nicht versagen. Wie hier dargestellt, sind auch die Gräber unserer Eltern, Großeltern und

Leistung und Würdigung Vorfahren auf den beiden Friedhöfen im Heimatdorf geblieben, auch davon können wir uns nicht abwenden, ihre Pflege bleibt die ererbte Aufgabe des Einzelnen von uns und unserer Gemeinschaft. Im Heimatdorf ist auch unsere Kirche geblieben; die mittlerweile reparaturbedürftig geworden ist. Der Vorstand unserer Heimatgemeinschaft hat beschlossen, die dringend nötige Neueindeckung, Dachrinnen, Blecheindeckung und die Sockelreparatur in Auftrag zu geben. Dabei entstehen hohe Kosten, die nur mit unser aller Beitrag aufgebracht werden können, wir alle müssen dazu beitragen, wenn wir unsere Kirche, auf die alle stolz sind, erhalten wollen. Ich habe noch keine Billeder Familie besucht, die kein Foto unserer Kirche in der Wohnung hat. Gestern beim Gottesdienst hatten wir ein Bild von unserer Kirche vor dem Altar stehen. Wir haben in diesem Panta rhei, im wechselhaften Auf und Ab der Zeit, wieder eine höhere Position erreicht, wir leben seit 55 Jahren in Frieden, uns allen geht es relativ gut, wir haben uns weitgehend hier eingegliedert, unseren Platz gefunden, unsere Kinder sehen einer guten Zukunft entgegen. Wir wären aber nicht die, für die wir uns halten, würden wir hier in Freiheit und zum Teil in Wohlstand nicht diese Gemeinschaft aufrecht erhalten, würden wir aus diesem Kreislauf ausscheren, unsere Gemeinschaft verlassen und das Wenige, das wir ererbt haben, dazu gehört in erster Reihe unsere Kirche in der Heimat, nicht annehmen, unsere Pflicht gegenüber denen, die sie erbaut haben, nicht erfüllen. Nehmen wir uns dies heute an dieser besonderen Stelle, an diesem besonderen Tag fest vor, auch in Zukunft in Billeder Verbundenheit fest zusammen zu stehen. Wir können das Rad der Geschichte nicht wenden, wir können aber vollen Herzens unsere Pflicht erfüllen. Nehmen wir dieses Versprechen mit, wenn wir uns in einigen Stunden trennen und jeder seinen Weg geht, der aber für uns alle seinen Anfang in Billed hat.


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Das „Billeder Heimatblatt“

rundsätzlich wird das „Billeder Heimatblatt“ allen Landsleuten kostenlos zuge­ stellt. Da wir jedoch für den Druck und den Versand je Buch 7 EURO leisten mussten, bitten wir Sie, soweit es möglich ist, eine Spende auf das Konto der HOG Billed Nr. 111 791 Volksbank Karlsruhe Bankleitzahl 66190000 zu überweisen. Einen entsprechenden Überweisungsschein für dieses Büchlein ist beigelegt. Wir erwarten keine Spende von Landsleuten mit geringer Rente, von Arbeitslosen, Spätaus­ siedlern der letzten zwei Jahre und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser „Heimatblatt“ als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr senden können. Da viele Überweisungen auf unser Konto oh­ ne Absender aufgegeben wurden, konnte unser Kassierer Jakob Muttar bei vielen den Absender nicht feststellen. Unsere Bitte: Schreiben

In eigener Sache

Sie auf den Überweisungsschein Vorname (auch der E­he­frau), Familienname und Ortschaft, Zweck. Neuangekommene und Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst Freiligrathweg 14 76571 Gaggenau Telefon 07225/76041 Ihre Meinungen und Äußerungen zum „Heimatblatt“, ihre Vorschläge und Ideen richten sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini Kronenstraße 36 76133 Karlsruhe Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das „Heimatblatt“ auch im nächsten Jahr zu senden.

Der Vorstand der HOG Billed

Gewählt am 28. Mai 2007 bei der Hauptversammlung in der Rintheimer Sporthalle in Karlsruhe Ehrenvorsitzender Peter Krier Vorsitzender Werner Gilde Tel. 0721-863891 Stellvertreter Josef Herbst Tel. 07225-76041 Alfred Herbst Tel. 0721-867834 Schriftführer Adelheid Müller Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar Tel. 0721-784177 Beisitzer: Elisabeth Martini Tel. 0721-379214 Johann Rothgerber Tel. 0721-9613750 Jakob Martini Tel. 0721-563997 Hans Herbst Tel. 07225-77233 Adam Tobias Tel. 0721- 867548


In eigener Sache

Weihnachtsgedanken

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as wäre Weihnachten ohne Krippe? Zumindest in der Kirche bewundern wir alljährlich die archaischen Gestalten. Es sind immer die gleichen, und doch können wir uns einer gewissen Faszination nicht entziehen, die eventuell ungelöste Rätsel oder das Geheimnisvolle einer weit entfernten Epoche schon von jeher auf uns Menschen ausgeübt haben. Das friedliche Jesukind in der Krippe, die sanfte Maria, der bescheidene Josef, die neugierigen Hirten, Ochs und Esel sowie die etwas später hinzukommenden drei Könige. Heute wollen wir unser Augenmerk auf den eher unscheinbaren Josef lenken. Er erscheint bei den meisten Krippendarstellungen als eine eher unauffällige Randfigur, als Zuschauer, der gerade versucht zu begreifen, was um ihn herum geschieht. Einfach, gutmütig und dadurch zutiefst menschlich zeigt er sich uns, als er das Geschehen um sich herum beobachtet. Und trotzdem ist er bereit, sich einzulassen auf das Neue, Ja zu sagen zu Gott und gewillt, sich der Herausforderung zu stellen. Was können wir nach 2000 Jahren von Josef lernen? Josef hat vertraut, er hat sich auf das Abenteuer Gott eingelassen, nicht nur „alle Jahre wieKirchgang, Malerei von Stefan Jäger, Ausschnitt

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der“, sondern für den Rest seines Lebens. Denn Gott hat uns durch die scheinbar unscheinbare Geburt des Jesukindes in einem einfachen Stall zu Bethlehem ein Zeichen gegeben, dass er Mensch geworden ist. Er ist der, der uns nicht im Stich lässt. Er kommt zu den Bescheidenen und Verzagten wie etwa Josef, aber auch zu den Mutlosen, den Enttäuschten, den Verletzten und Niedergeschlagenen. Der leicht unsicher wirkende Josef hat Kraft geschöpft aus diesem Gedanken, hat begriffen, dass Gott Türen öffnet, wo wir Mauern wähnen und Licht macht, wo Finsternis herrscht. Aus Josefs Leben weiß man eigentlich nicht viel. Er hat sich nie in den Mittelpunkt gedrängt, er weckt eher den Eindruck eines Nachbarn von nebenan. Trotz allem können wir von dieser Figur etwas mitnehmen in unseren Alltag: Die Bereitschaft zu neuen Herausforderungen, ein Ja zu dem, was einem zugemutet bzw. zugetraut wird und das Offensein für Gott – nicht nur zu Weihnachten, sondern auch heute und morgen. Vielleicht fällt euch noch etwas ein, was Josef uns sagen will als seine Botschaft ins 21. Jahrhundert…


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Inhaltsverzeichnis

Aktuell 20 Jahre Billeder Heimatblatt, Peter Krier Billeder Heimattreffen – Pfingsten 2007, Peter Neumann Volkskunstausstellung, Brigitte Hehn (Röhrich) Hoher Besuch in Billed, Peter Krier Aktuelles aus Billed, Adam Csonti Ein Dankeschön aus Billed an Familie Schortje-Sommer, Josef Herbst Vertriebene als Brückenbauer in Europa, Elisabeth Packi (Hehn) Zur Renovierung unserer Kirche, Peter Krier Liste der Spender für die Renovierung der Billeder Kirche Kalvarienberg: Hauben für die Stationen, Werner Gilde Obelisk auf dem Sauerländer Friedhof, Werner Gilde Rückblick Auszüge aus „Hungary and Transylvania“, von John Paget (London 1850) Bei den Pfälzern im Banat, Hermann Hofmann-Ludwigshafen Memoria, Wilhelm Weber Bildergalerie Erlebnisse einer Zwangsarbeiterin Dichtung und Mundart Heimat, (Autor unbekannt) BANATERLAND – mein HEIMATLAND, Nikolaus Thöresz Das SCHÖNSTE auf der Welt, Mutter Theresa von Kalkutta Das Alter, Einsender: Andreas Bali, Sydney/Australien Heimatkirche, Magdi Roos Ziehende Landschaft, Hilde Domin Gedanken über das Älterwerden Blitzbloohdunnergrien mit Eselsferz gethuppt, Erika Weith, geb. Leidecker Kerweih in de Strohballe, Josef Freer Saascht du das aa manchmol? Ofgschrieb vom Hans Steiner „Bitang“ odr „Bittdank“? Jakob Martini Begegnungen Aktivitäten der Trachtenblasmusikkapelle 2007, Adam Tobias Herbstfest in Nürnberg, Vedder Niklos Rückblick der Trachtengruppen 2007, Heidi Müller Treffen der nach Frumusita (Baragan) Verschleppten, Anna Mann (Vastag) Klassentreffen Jahrgang 1955, Elisabeth Jung (Neumann) Gedanken zum Gedenken, Hans-Dieter Hartmann Elbflorenz ist eine Reise wert! Alexandra Gilde und Kerstin Klein Diakonenweihe in Dingolfing, Peter Krier Leistung und Würdigung Gesangsduo Irmgard Holzinger-Fröhr & Melitta Giel II. Preis an Christian Gild, aus Konradsblatt Zum Achtzigsten von Frau Elvira Slavik, Werner Tobias Helga Scholz, Katharina Senn (Jobba) Nachruf für Dr. Peter Wersching, Hans-Dieter Hartmann ERINNERUNGEN, die ich nie vergessen kann! Kathi Keller, geb. Lichtfusz Ehemaliger Billeder Kaplan, Mitbegründer des ... , Wilhelm Weber Ansprache am Billeder Denkmal, Peter Krier Statistik, Josef Herbst Das „Billeder Heimatblatt“, Der Vorstand der HOG Billed Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur

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Herausgegeben von der HOG Billed

Billeder Heimatblatt 2007

. 20

20 Jahre Billeder Denkmal

Billeder Heimatblatt 2007

be ga us A

www.billed.de


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