Billeder Heimatblatt 2018

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Billeder Heimatblatt 2018

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Billeder Heimatblatt 2018 heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


Einladung

Billeder Heimattag 2019

Fe s t p r o g r a m m a m S a m s t a g , 8 . Ju n i 2 0 1 9 10:00 12:30 13:30 14:30 17:00 18:30 20:00

Gedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Ausstellung „Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“ Festumzug der Trachtenpaare mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen durch Neureut, Abholen der Ehrengäste Festgottesdienst in der St. Judas-Thaddäus-Kirche mit Heimatpfarrer Marius Frantescu Ansprachen der Ehrengäste in der Festhalle, Brauchtums- und Tanzvorführungen der Trachtengruppen Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen Unterhaltungsabend in der Badnerlandhalle mit der Blaskapelle, anschließend mit DJ Gerry

Schirmherr: Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz Veranstalter: Heimatortsgemeinschaft Billed e. V.

Abbildungen Umschlag (Fotos: Hans Rothgerber) U1 - Sonnenaufgang über der Dorfmitte U2 - Die Kirchtürme im Morgennebel U3 - Maulbeerbaumwurzeln am Kalvarienberg U4 - Neben der Kirchturmspitze in der Abendsonne


Billeder Heimatblatt 2018

heimathaus-billed.de

Dezember 2018 | 31. Ausgabe

Inhalt 3 Vorwort, Werner Gilde 4 Heimathausbesucher 6 Eine Reise in vergangene Tage, Maximilian und Alexander Szlavik 10 Auf den Spuren der Ahnen, Annemarie Ebner 16 Eine Reise ins Banat Juni 2018, Peter Weber 23 Eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart, Irmgard Triess 26 Delegation der Stadt Ulm besuchte das Billeder Heimathaus, Peter-Dietmar Leber, 28 Geschichte der Banater Schwaben hautnah, Raluca Nelepcu 34 Billeder Idylle, Vom Sieber Jani aus dr Saulännergass 37 Fischerparadies auf der Sauerländer Hutweide, Hans Rothgerber 44 Drei Jubiläen in Karlsruhe, Melanie Müller 52 Sommerfest 2018, Melanie Müller 59 Rentnertreffen 2018, Jakob Muttar 60 Herbstfest 2018 in Nürnberg, Heidi Müller 65 Kirchweih in Billed am 20. Oktober 2018, Roswitha Csonti 70 Das Schlachtfest 2018 - ein stimmungsvolles Fest, Adam Tobias 78 Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg, Peter Krier 84 Das Billeder Freibad an der Schlies, Josef Herbst 90 Pfannkuchen-Wettessen, Josef Herbst

94 Als die Kolonisten die Kleegärten bebauten, Hans Steiner 102 Ende gut- alles gut! Rodeln mit Zwischenfall..., Werner Gilde 108 Rex - Eine wahre Geschichte, Johann Steiner 118 60 Jahre Rotkäppchen und der böse Wolf, Hans Rothgerber 120 Kirchenburgen, Bulibaschas, Temeschwar und ein Bulz, Erika Weith 126 Tulpen, Käse, Grachten und die Rembrandt-Mühle, Elisabeth Martini 132 Gedenkansprache am Denkmal der Billeder, Anneliese Lang 140 Vanitas, Karl Balogh 141 Liebe Landsleute bzw. Billeder, Marliese Knöbl 142 Hans Günther Lauth, Elisabeth Martini 144 Familienbuch Majlath / Manester, Alfred Selpal 145 Das beste Buch 146 Meine Gartenernte 2018, Franz Gebel 148 Regenten bis Aschermittwoch, BP 152 Zielsetzung und Vorgehensweise, Hans Rothgerber 154 Chronist des zerrissenen 20. Jahrhunderts, Norbert Schmidt 160 Schicksal, warum so unbarmherzig?, Elisabeth Martini, Karl Balogh 164 Statistik unserer Billeder Landsleute, Josef Herbst 166 Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst 172 Dem Alter die Ehre 2018, Josef Herbst

Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Bildredaktion, Grafik, Layout und Satz: Hans Rothgerber | Auflage: 1.450


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In eigener Sache

Unser Heimatblatt

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rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zuge­stellt. Da wir für Druck und Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-Ü berwei­sungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der E­he­frau), Fami­lienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleu­ten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zei­ chen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Ge­genleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren An­schrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vor­behalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die

inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden.


Vorwort

3 Liebe Landsleute, liebe Freunde!

Mit der 31. Ausgabe des Billeder Heimatblattes beschließen wir das Jahr 2018. Erreicht das Heimatblatt die heimischen Wohnzimmer, sind es in der Regel nur noch wenige Tage bis Weihnachten und zur Jahreswende. Ein jährlicher Zeitpunkt zum Innehalten und des Rückblicks auf das Vergangene und des Pläneschmiedens für das kommende Jahr. Ich freue mich sehr über die diesjährige Ausgabe des Heimatblattes, in der wir mit Stolz auf zahlreiche Aktivitäten des ablaufenden Jahres zurückblicken. Unter anderem finden wir Berichte zum großen Schwabentreffen in Ulm, der gemeinsamen Fahrt nach Amsterdam und Keukenhof, dem Herbstfest der Blasmusik in Nürnberg, dem Schlachtfest in Frankenthal oder Allerheiligen am Billeder Gedenkstein in Karlsruhe. Allen Beteiligten und Gästen der Veranstaltungen spreche ich hiermit einen ganz besonderen Dank aus, da unsere Gemeinschaft nur durch Teilnahme bestehen bleibt. Auch im kommenden Jahr stehen wieder große Ereignisse an. Ganz besonders möchte ich hier das Heimattreffen in Karlsruhe am 8. Juni 2019 hervorheben. Das alle zwei Jahre stattfindende Heimatreffen ist und bleibt eine der bedeutungsvollsten Veranstaltungen unserer Gemeinschaft, die in dieser Form unter den Heimatortsgemeinschaften nicht mehr selbstverständlich ist. Wir arbeiten gemeinschaftlich darauf hin, dass auch das nächste Billeder Treffen wieder ein Erlebnis wird. Einige der Trachtenträger, die letztes Mal dabei waren, erklärten sich begeistert dazu bereit, auch im nächsten Jahr wieder mitzumachen. Wir freuen uns darüber und sagen

„Danke“! Wir würden uns aber mindestens genau so sehr freuen, wenn sich noch mehr Landsleute finden, die unsere Gruppe verstärken möchten. Dankbar und froh wären wir natürlich auch, wenn weitere Ideen und Anregungen die Gestaltung unseres Festes bereichern. Jeder Beitrag ist herzlich willkommen. Außerdem möchte ich auch speziell die Jüngeren animieren, beim Treffen vorbeizuschauen – Eintritt ist frei. Neben diesem Heimatblatt, in dem Geschichten, Berichte und Historisches niedergeschrieben und vermittelt werden, sind eben auch Veranstaltungen, wie unser Billeder Heimattreffen, eine wunderbare Gelegenheit, mehr über Brauchtum und die eigene Abstammung zu erfahren. Für unsere Kinder - die schon in Deutschland geboren wurden - ist es bestimmt eine Bereicherung zu wissen, wo und wie ihre Eltern und Großeltern aufgewachsen sind. Sie sollen ja nicht eines Tages dastehen und kaum etwas vom Leben im Banat wissen. Deshalb von mir nochmals der Appell: Die Leistungen unserer Heimatgemeinschaft hängen auch von der Arbeit des Einzelnen ab. Nur vereint sind wir auf Dauer stark! Deshalb meine Bitte: Bringen Sie sich in die Vereinsarbeit mit ein, stehen Sie nicht abseits! Im Namen des Vorstandes der Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. wünsche ich allen Billedern fröhliche Weihnachten sowie ein gutes und glückliches Jahr 2019! Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed e. V.


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Heimathaus-Besucher

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Abbildungen 1. Peter Trendler, im Bild mit der Kartenpartie, ist im Februar 2018 90 geworden. 2. und 3. Erster Storch in der Sauerländergasse am 20. März - für das Wetter zu früh und für den Geburtstag von Peter Trendler zu spät. (Peter Trendler beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Statistik der Billeder Störche)


Heimathaus-Besucher

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Lehrerin Dietlinde Huhn (im Bild unten rechts) mit der deutschen Abteilung der Klassen 4-8 aus GroĂ&#x;sanktnikolaus bei einem Bastelnachmittag fĂźr Ostern 2018 im Heimathaus.


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Heimathaus-Besucher

Eine Reise in vergangene Tage

Maximilian und Alexander Szlavik

Anmerkung von Ewald Szlavik Dieser Bericht ist aus der Sicht meiner Söhne, die in Deutschland geboren sind und vorher noch nicht in Rumänien waren. Ich selbst war seit der Ausreise im Jahr 1977 auch nicht mehr dort.

Selfie von Ewald Szlavik mit seinen Söhnen Maximilian und Alexander Szlavik vor dem Billeder Ortsschild

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s ist Ende April, es hatte circa 30 Grad Celsius und die Sonne schien uns ins Gesicht. Wir standen in Temeswar und warteten auf unser Taxi. Die Reise ging los. Ungefähr konnten wir erahnen, was uns erwarten wird, während wir über die marode alte Straße nach Billed fuhren. Nach circa 40 Minuten Fahrt kamen wir am Forum an. Dort wurden wir schon voller Vorfreude von Adam Csonti und seiner Frau Roswitha erwartet. Etwas überrascht wirkten sie schon über unser doch junges Alter, sofort aber wurden wir mit einem Lächeln und offenen Armen hereingebeten. Nun standen wir also inmitten des großen, schönen Hofes des Forums, mit seinem schönen Rasen und dem großen Holzpavillon. Wir waren erst einmal überrascht, denn schon bei der Einfahrt nach Billed fielen uns die alten, teils unbewohnten Häuser auf. Man muss gestehen, wir hatten auch nur die Hauptstraße bis dato gesehen. Adam führte uns zu Beginn unseres Tages durch das schöne, große, moderne Forum. Spieltische von damals stehen noch immer an derselben Stelle. Doch dazu später mehr. Nach unserer kurzen Führung durch die Räumlichkeiten ging sie los, unsere Reise in vergangene Tage, unsere ganz persönliche Spurensuche. Mit den Fahrrädern fuhren wir aus dem Hof des Forums auf die Straße. Wir hörten den Klang der Hufe. Eine alte Holzkutsche passierte unseren Weg. Gemütlich ließen wir uns durch Billed führen, mussten aber immer auf die Schlaglöcher achten. Wieder passierten wir viele alte, teils verlassene Häuser. Die Straßen wie ausgestorben, aber dennoch schön auf eine ganz besondere Art und Weise. Ein


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Haus Nr. 452, das alte Zuhause unseres Vaters, unserer Tante und unserer Großeltern Ort mit einer Seelenruhe, wie man sie nur selten findet. Jeder, der den Weg kreuzt, grüßt mit einem Lächeln. Irgendwie, zufrieden. Nun standen wir vor einem ockergelben, alten Haus. In der Altgass, mit der Hausnummer 452. Das alte Zuhause unseres Vaters, unserer Tante und unserer Großeltern. Wow! Hier liegen also unsere Wurzeln. Wir dürfen rein. Und wieder werden wir mit großer Freude und von lachenden Menschen empfangen. Sofort fängt unser Vater an zu erzählen. Wir erfahren, dass die andere Hälfte des Grundstücks, getrennt von einem Zaun, früher auch unserer Familie gehört hatte. Im Haus angekommen, schauen wir uns neugierig um. Es gibt viel zu erzählen und wir erfahren, dass sich im Großen und Ganzen nicht viel verändert hat. Von der Einrichtung mal abgesehen.

Auch wurde eine Durchgangstür zugemauert, das Zimmer hat einen eigenen Eingang bekommen und dient nun als 1-Zimmer-Apartment. Auch der Keller und der Dachboden sind unverändert und dienen zum Trocknen und Lagern von Lebensmitteln und sonstigen Gebrauchsund Verbrauchsgütern. Wir erfahren, dass die Frau und ihre Söhne nun seit 38 Jahren im alten Haus unserer Familie wohnen. Das Tor wurde zwischenzeitlich einmal ausgetauscht, aber sonst ist alles beim Alten geblieben. Nach einer guten Stunde verlassen wir das alte Grundstück. Das war mit Sicherheit der emotionalste Moment auf unserer Reise. Nichtsdestotrotz fuhren wir nun weiter und machten einen Abstecher auf die Felder. Nun sahen wir die Stelle, wo die alte Hanffabrik stand. Dort arbeiteten die Leute früher, wenn sie nicht Landwirtschaft


8 betrieben haben. Belegt ist auch, dass Billed einer der ersten Orte war, der großflächig und kommerziell Landwirtschaft betrieben hat in Rumänien. Auf den Feldern kam uns ein Hirte entgegen und spielte uns ein Hirtenlied auf seiner Flöte. Auch er strahlte uns mit einem Lächeln an. Weiter ging unsere Reise auf den Friedhof. Dort haben wir noch die Gräber der Großeltern unseres Vaters besucht. Außerdem haben wir das älteste Grab des Friedhofes und somit auch das erste Grab Billeds entdeckt. Es stammt aus dem späten 18. Jahrhundert. Jetzt knurrten unsere Magen aber langsam, so eine Ortsführung macht hungrig. Roswitha hatte bereits gekocht und alles vorbereitet. Es gab traditionelle Knoblauchwurst mit Kartoffelbrei und eingelegter Paprika. Es war ein Festmahl und zudem noch sehr schmackhaft. Zum Abschluss gab es noch einen selbst gebrannten Pflaumenschnaps. Zufriedenheit. Das ist es, was hier in Billed gelebt wird. Erinnern wir uns zurück an die alten Spieltische im Forum. Denn langsam kamen nach und nach immer mehr Männer ins Forum und zu uns in den Pavillon, um zu sehen wer da zu Gast ist. Wir erfuhren, dass sich alte Schulkameraden und Freunde unserer Großeltern zu uns gesellten. Und wir hörten eine Weile den Geschichten zu. Wie das Leben vor 50 bis 70 Jahren war und was die Flucht nach Deutschland, die sozialistische Republik und die Revolution aus dem einst wunderschönen Ort gemacht hat. Bevor wir die alten Spieltische vergessen. Die Männer trafen sich zum Stammtisch und Kartenspielen. Adam führte uns in die ehemalige Scheune, die jetzt zu einem kleinen Museum für Banater und Billeder Geschichte liebevoll umfunktioniert wurde. Hier erfuhren wir nun alles

Heimathaus-Besucher über die Geschichte des Banats, von einer aufstrebenden und nährbodenreichen Region, über die Verschleppung in die Sowjetunion, den Baragan bis hin zur Enteignung der deutschen Bauern durch den Staat. Nun wissen wir, warum alles so verlassen ist. Es ist kaum einer zurückgekommen, schon gar keine Jugend. Im ersten Stock des „Museums“ finden wir alte Möbel, eingerichtet wie eine Wohnung, traditionelle Kleidung, sowie altes Werkzeug. Wir können die Geschichte hautnah erleben. Nun setzen wir gemeinsam mit Adam unsere Ortstour fort. Ein kurzer Abstecher bei Adams Bruder und dessen Frau, hier wurde die Wurst am Vortag gemacht. Nun kamen wir an einer großen Villa vorbei. Zwischen all den alten Häusern. Ein krasser Kontrast und das Ganze wirkt auch etwas komisch. Das nächste Ziel war die alte Schule unseres Vaters. Leider konnten wir nur von außen hineinblicken. Scheinbar alles beim Alten. Auch den zweiten, etwas kleineren Friedhof haben wir noch kurz besucht. Auch hier gab es Einblicke in die Vergangenheit. Weiter ging unsere Reise in Billeds katholische Kirche St. Michael. Auch hier bekamen wir eine ganz eigene Führung und durften sogar auf den Glockenturm und den Dachboden. Hier wird restauriert, wo es nur geht. Es folgt der Beginn der Nachmittagsmesse. Wir hören dem Chor beim Singen zu. Überrascht waren wir auch, als der Pfarrer begann, seinen Gottesdienst dreisprachig abzuhalten. Unser Tag neigte sich langsam dem Ende zu, als wir wieder im Forum ankamen. Es gab noch ein deftiges Abendessen und ein kühles Bier für uns, bis uns unser Fahrer abholte, als die Sonne begann unterzugehen. Auf der Rückfahrt fühlten wir es. Dieses Gefühl. Zufriedenheit.


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Abbildungen 1. Auf Rädern führt uns Adam durch die Gemeinde. Im Hof des Kulturheimes, früher das „Groß Wertshaus“ der Billeder Bauern 2. Am Wasserbrunnen für Dampflokomotiven am Bahnhof aus vergangenen Tagen 3. Es gab noch ein deftiges Abendessen und ein kühles Bier für uns. Bis uns unser Fahrer abholte, als die Sonne begann unterzugehen.


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Auf den Spuren der Ahnen Besuch aus Kalifornien

Annemarie Ebner geb. Bentz

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er waren meine Vorfahren, wie und wo haben sie gelebt, was haben sie gemacht, welche geschichtlichen Meilensteine haben sie miterlebt? Diese Fragen bewegen manche Menschen so sehr, dass sie sich sogar auf einen weiten Weg machen, um nach den eigenen Wurzeln zu suchen. So auch Janice aus Kalifornien. Sie will die Orte ihrer Ahnen im Banat aufsuchen und mehr über das Leben ihrer Großeltern erfahren. Unsere gemeinsamen Urgroßeltern Adam und Maria Braun, geb. Lauer, hatten 11 Kinder. Davon starben 4 im Kleinkindalter. Als Adam Braun 1906 starb, hatte der älteste Sohn Matthias bereits eine Familie gegründet. Die jüngsten Kinder Barbara, Philipp und Elisabeth (meine Großmutter) waren 13, 11 bzw. 8 Jahre alt. Die beiden älteren Schwestern Maria und Margaretha (Großmutter von Janice) sowie der ältere Bruder Joseph wanderten nach Amerika aus und ließen sich in Cincinnati/Ohio nieder. Margaretha heiratete Nikolaus (geboren in Heufeld, ausgewandert aus Dolatz) und sie bekamen 7 Kinder. Eines davon, die Tochter Helen, war die Mutter von Janice. Die Großmutter erzählte nicht viel über ihre alte Heimat Billed, aber doch genug, um die Neugierde ihrer Enkelin zu wecken. Janice spricht kein Deutsch, aber sie versteht ein bisschen und kann sich an einen Kinderreim erinnern, den sie von ihrer Oma öfter hörte: „Maler, Taler, Kieche, Kälbche, Schwänzche, killi, killi, Gän­ sche“. Sie kennt auch noch Gerichte, welche ihre Oma kochte: Paprikasch met Kneedle, Ziehstrudel, Schmorre, Pannekuche…

Etwa 1976/77 ist die Verbindung nach Amerika, warum auch immer, abgerissen. Doch durch das Internet fand ich vor einigen Jahren die aktuelle Adresse von Janice wieder und schrieb ihr einen Brief. Janice hat sich sehr gefreut, von uns zu hören und hatte eine Menge Fragen zu ihren Vorfahren und deren Herkunft. Dank des Billeder Familienbuches hatten wir schon vor einiger Zeit einen Stammbaum der Familie Braun erstellt, über den sich Janice sehr freute. Als Janice und ihr Mann uns dann 2014 zum ersten Mal besuchten, waren wir auch in Landshut bei meiner Tante Änny und meiner Schwester. Gemeinsam schauten wir uns alte Familienbilder an und Janice stellte überrascht fest, dass Änny immer noch gut Englisch sprechen konnte, so wie sie es als Kind in Amerika gelernt hatte. Janice war beeindruckt von dem, was wir über Billed und das Banat erzählten und in ihr reifte der Wunsch, ins Banat zu reisen. Damals war die Zeit zu kurz, aber sie versprach, wieder nach Europa zu kommen, um das Banat und die Orte, aus denen ihre Großeltern stammten, kennenzulernen. Am 7. Oktober 2018 war es dann soweit. Meine Schwester Hedi und ihr Mann Bernd, mein Mann Klaus und ich machten uns mit den Autos auf den Weg nach Billed, wo wir im Heimathaus Zimmer reserviert hatten. Bei herrlichem Wetter, das uns ab Wien begleitete, erreichten wir unser Ziel. Hier wurden wir von Roswitha und Adi schon erwartet und herzlich empfangen. Wir saßen bis spät abends im „Salettl“ im Hof des Heimathauses und „verzählte.“


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Zwei Tage später holten wir Janice und ihren Mann Keith abends am Flughafen bei Temeswar ab und fuhren mit ihnen nach Billed. Roswitha hatte eigens für uns gekocht und es hat uns allen gut geschmeckt.

Abbildungen 1. Maria Braun mit Tochter Elisabeth und Sohn Philipp sowie zwei Enkelinnen aus den USA (1914). 2. Margaretha Braun mit Bruder Josef USA 1909

Zum Heimathaus gehört auch das Forum der Deutschen und eine Sozialstation. Hier wird für etwa 40 hilfsbedürftige ältere Einwohner Billeds jeden Tag das Mittag­essen gekocht und bei Bedarf zu den Senioren nach Hause gebracht. Somit werden die so wichtigen sozialen Kontakte aufrechterhalten.

Am nächsten Morgen erkundeten wir nach einem reichhaltigen und ausgiebigen Frühstück gemeinsam den Ort. Unser erstes Ziel war die Neugasse, wo das Haus unserer Urgroßeltern und das Geburtshaus unserer Großmütter stehen sollte. Groß war die Spannung, gab‘s das Haus noch und wie würde es aussehen?


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13 Abbildungen 1. Janice und Keith in der Heimatausstellung mit den Puppen in der letzten Billeder Dorftracht vor 100 Jahren. 2. Von links: Bernd, meine Schwester Hedi, Annemarie Ebner, Janice und Keith. 3. Sieglinde und Ramona beim Kochen. Zum Heimathaus gehört auch das Forum der Deutschen und eine Sozialstation. Hier wird für Hilfsbedürftige gekocht. 4. Auf dem Domplatz in Temeswar. Janice war glücklich und dankbar, die Ortschaften, aus denen ihre Großeltern einst ausge­wandert sind, gesehen zu haben. Und mehr als einmal sagte sie: „Oh du meine Güte, ich wünschte, meine Mutter hätte das auch noch erlebt!“ 5. Janice, Keith, Roswitha und Adi. Janice fragte uns kurz nach ihrer Ankunft, wie lange wir Roswitha und Adi schon kennen würden. Wir sagten: „Einen Tag und doch ewig“.

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Würde es eine Enttäuschung geben? Dort angekommen, waren wir überrascht, es in einem sehr guten Zustand zu sehen. Es war inzwischen renoviert worden. Weiter ging es zum Neugässer Friedhof, um das Grab der Urgroßeltern zu besuchen. Wir alle waren von dem gepflegten Aussehen des Friedhofes beeindruckt und Janice war selig, die letzte Ruhestätte der Urgroßeltern gesehen zu haben. Am Nachmittag zeigte uns Adi im Heimathaus die Ausstellung über die Ansiedlung und die Geschichte der Gemeinde Billed. Alles anschaulich mit Text und Bildern dokumentiert und ergänzt um viele gesammelte Gebrauchsgegenstände von früher. Ein komplettes Schlafzimmer mit Lischestrohsack, Kleiderschrank und Wiege waren aufgebaut, aber auch die früher übliche Alltags-, Festtags- und Kerweihtracht waren zu sehen und versetzten einen zurück in vergangene Tage. Janice und ihr Mann bekamen somit einen kleinen Eindruck davon, wie die Vorfahren einmal gelebt haben. Ein großes Lob


14 an Adi und an alle, die mitgewirkt haben, diese Ausstellung zu ermöglichen und zu verwirklichen. Abends gingen wir in Begleitung von Adi zur barocken Kirche und dem davorstehenden Kriegerdenkmal. Der Besuch aus Kalifornien war erstaunt über die lange Liste der Gefallenen beider Weltkriege und der Opfer der Russlandund Baragandeportation. Der Dorfpfarrer Bonaventura Dumea zeigte uns die Kirche und las ganz spontan eine Messe für die verstorbenen Angehörigen unserer Familien. Auf dem Rückweg zum Heimathaus machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Bauernhof von Adis Bruder Erwin und dessen Frau Ingrid. Tags darauf fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein über Kleinjetscha, Gertjanosch, Johannisfeld und Tolwadin nach Dolatz, der Gemeinde, aus der der Großvater von Janice auswanderte. Über das Internet hatten wir uns den Ort schon einmal angeschaut, aber wir wussten nicht, was uns da erwarten würde, denn weder meine Schwester noch ich hatten diese Gemeinde je gesehen. Würde es dort noch Deutsche geben und würde jemand die Familie oder gar das Haus kennen - sehr unwahrscheinlich. Kaum waren wir bei der Kirche aus dem Auto gestiegen, kam ein älterer Herr auf dem „Bizickel“ angefahren und fragte uns, was wir denn suchen. Wie sich herausstellte, hatten wir großes Glück, denn wir trafen einen der letzten drei deutschen Bewohner, der sich auch noch erinnerte, wo das Haus von Janices Vorfahren war. Wir sahen leider nur noch Mauerreste sowie einen Teil der Gartenmauer und so konnten wir nur in etwa erahnen, wo das Haus einmal stand. Über Detta, Woiteg und Schag fuhren wir anschließend nach Temeswar und zurück nach Billed. Am nächsten Tag stand Temeswar auf dem Programm. Und wie jeden Morgen brauchten wir keinen Wecker. Wir wurden nämlich vom lauten Krähen

Heimathaus-Besucher eines Hahnes (oder waren es gar mehrere?) vom Nachbargrundstück geweckt und fühlten uns in unsere Kindheit versetzt. Auch Janice und Keith nahmen es ganz gelassen auf und empfanden das Krähen nicht störend, zumal Keith schon in aller Hergottsfrüh zum Laufen unterwegs war und dabei so manchen Hund aufscheuchte. In Temeswar begann unser Spaziergang an der rumänischorthodoxen Kathedrale (der scheckich Kherch), vorbei am Standbild der kapitolinischen Wölfin und dem Fischbrunnen zum Opernplatz mit dem Opernhaus und dem National­theater. Wir bummelten durch die schmale Gasse zum Freiheitsplatz mit der Statue des Heiligen Nepomuk und der Gottesmutter Maria und schlenderten weiter zum Domplatz. Dieser wird von dem eindrucksvollen barocken Dom (römisch-katholische Kirche) geprägt. In der Mitte des Platzes befindet sich die Dreifaltigkeitssäule (Pestsäule) und ein über 400 m tiefer artesischer Brunnen. Wir besichtigten den Dom, der unter Denkmalschutz steht, und bewunderten die sehr schön restaurierten Häuser, die imposanten Palais sowie die vielen netten Cafes und Gaststätten rund um den Platz. Die davor aufgestellten Tische und Stühle luden bei dem herrlich schönen Wetter zum Verweilen ein. Janice war glücklich und dankbar, die Ortschaften, aus denen ihre Großeltern einst ausge­wandert sind, gesehen zu haben. Und mehr als einmal sagte sie: „Oh my gosh, I wish my mother would have experienced that too“ (Oh du meine Güte, ich wünschte, meine Mutter hätte das auch noch erlebt!) Janice war beeindruckt vom Banat und der unendlichen Weite der Banater Ebene. Man sieht, so weit wie das Auge überhaupt zu sehen vermag bis zu dem Punkt, wo Himmel und Erde sich berühren. Selten nur wird der Blick durch ein paar entfernte Häuser oder Bäume un-


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terbrochen. Die Tage in Billed und dem Banat werden uns allen in guter Erinnerung bleiben, zumal uns auch die Sonne all die Tage, welche wir dort verbrachten, verwöhnte. Vielen herzlichen Dank an Roswitha und Adi für die liebevolle Aufnahme, die Gastfreundlichkeit und die interessanten Gespräche oft bis spät abends im „Salettl“ oder im Speisesaal. Roswitha überraschte uns auch einige Male mit kulinarischen Köstlichkeiten: Mal gab es Pfannkuchen mit selbst gemachter Aprikosen- und Zwetschgenmarmelade schon zum Frühstück, mal leckere Kleinmehlspeis oder Doboschtorte. Am letzten Abend im Heimathaus durften wir noch „Kärwusstruddel von

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Abbildungen 1. Von links: Bernd, Janice, Klaus, Keith, Roswitha, Hedi und Adi. Gespräche oft bis spät abends im „Salettl“. 2. und 3. Die beiden Gebäude des Heimathauses Kärwusse“ aus eigener Ernte genießen. Janice fragte uns kurz nach ihrer Ankunft, wie lange wir Roswitha und Adi schon kennen würden. Wir sagten: „Einen Tag und doch ewig“. Wir fühlten uns dank Roswitha und Adi im Billeder Heimathaus wie „derhem“ und wir hatten das Gefühl, als ob wir beide schon ewig kennen würden.


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Eine Reise ins Banat Juni 2018

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er Flug LH 1658 bringt mich von München nach Temeswar. Die Hitze dort ist anders als in München, die Sonne nicht so stechend. Hans Rothgerber holt mich ab, wir fahren ins Adam Müller-Guttenbrunn Haus. Ich sehe neben der Franz Ferch-Ausstellung zum ersten Mal ein Original des Ansiedlungs-Triptychons von Stefan Jäger. Ich bin beeindruckt, hätte nie gedacht, jemals vor diesem Bild zu stehen. Denke an das Heimatdorf meiner Eltern, Gertianosch, wo Adam Röser 1910 die Anregung dazu gegeben hat. Im Heimathaus Billed werde ich von Adam Csonti herzlich empfangen. Er führt mich durch das Haus und ich ahne den Aufwand, der halb verfallene Gebäude in das Demokratische Forum der Deutschen und das Gästehaus mit Museum verwandelt hat. Ein kurzer Rundgang durch den Ort zeigt die für mich in der Banater Heide unerwartet große und gut erhaltene barocke Kirche. Das Wohnhaus meines Großneffen Dr. Hans Weber ist jedoch nicht mehr vorhanden. Mein Bruder erinnert sich, dass unser Großvater öfter mit ihm den Tierarzt Dr. Weber, in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts besucht hat. Eine weitere Spur meiner Familie führt mit der Frau des Bruders meiner Großmutter nach Billed: Elisabeth Mitschang, sie war mit Mathias Schmitz, Lehrer am Institut für Taubstumme in Temeswar, verheiratet. Abends geht in der Nachbarschaft geräuschvoll eine rumänische Hochzeitsfeier zu Ende. Einige Gäste müssen der Taubheit nahe gewesen sein, weil sie sich so lautstark unterhalten haben. Die Hofhunde im Dorf machen mit und liefern sich anschließend nächtliche Bell-Duelle.

Peter Weber

Früh morgens kräht hartnäckig ein Hahn im Garten nebenan. Eine andere Welt, aber mir nicht unbekannt. Ich wuchs die ersten Jahre auf einem Bauernhof in Niederbayern auf. Roswitha Csonti verköstigt mich überreichlich mit Speisen, die mich angenehm an die Zeit vor 50 Jahren erinnern. Als meine Großeltern und meine Mutter das Essen kochten. Es gibt u.a. Hinglssupp mit Brot oder Gromberesupp, frische Paprikaschoten und große Tomaten mit Geschmack und Paprikaworscht. Wo kann man in München Enteneier essen? Dieser schier endlos sich weitende Blick, den die Banater Heide bietet, zieht mich immer wieder in seinen Bann. Am liebsten möchte ich in die riesigen Felder hineingehen und dort rundum schauend von Horizont zu Horizont, die sich in alle Himmelsrichtungen ausdehnende Ebene erfassen, über der sich Franz Ferchs blauer Himmel wölbt. Es ist faszinierend. Ich sehe, was meine Vorfahren gesehen haben. Wir wandern durch Temeswar von einer Sehenswürdigkeit zur anderen. Rumänische Kathedrale, Siegesplatz, Domplatz, Dom, Maria-Theresia-Bastion, Millenniumskirche. Spazieren in der Fabrikstadt durch eine Markthalle, die auch in München stehen könnte. Temeswar ist eine erwachende Stadt. Hans ist ein ausgesprochener Langosch-Fan. Zielsicher steuert er die kleinen Bäckereien an, mustert mit Kennerblick das Backwerk, um sich bei bestandener Prüfung ein Stück zu gönnen. In der Strada Alba Julia kaufe ich mir eine Tüte Mini-Langosch. Wir setzen uns in der Nähe bei einem Brunnen auf eine Bank im Schatten. Die Langosch schmecken mir ausgezeichnet.


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Roswitha Csonti verköstigt mich überreichlich mit Speisen, die mich angenehm an die Zeit vor 50 Jahren erinnern. Als meine Großeltern und meine Mutter das Essen kochten. Es

gibt u.a. Hinglssupp mit Brot oder Gromberesupp, frische Paprikaschoten und große Tomaten mit Geschmack und Paprikaworscht. Wo kann man in München Enteneier essen?

Die Straßenbahn kommt einer fahrenden Sauna nahe. Die Busse sind modern und klimatisiert. Alle Fortbewegungsmittel sind vollbesetzt. Im Vergleich zu den Bayern bewegen sich die Autofahrer hier disziplinierter. Es fällt mir auf, wie aufmerksam sie sich einem Zebrastreifen nähern. Ich nötige Hans, mich in die Strada Aluniş zu fahren. Dort stehe ich am Zaun eines Eckgrundstückes und schaue in den Garten auf Obstbäume und Glashäuser. Herr Nicolae Căpraru, genannt der Gärtner oder „Blumenmann“, trieb dort in einer anderen Zeit sein Unwe-

sen. Er kassierte die von meinen Verwandten erpressten Schmiergelder in den 80er Jahren ab, damit diese ihre Ausreisepapiere bekamen. Bei einem meiner Neffen hatte er nur teilweise Erfolg. Ende Dezember 1989, mitten im Umsturz, kamen der und sein Schwiegersohn unerwartet zu diesem Gärtner zurück und nahmen ihn in den Schwitzkasten, sie wollten die letzten 2.000 DM wieder haben. Der Gärtner sagte, er hätte nur die Hälfte greifbar und gab sie zurück. Er merkte wohl, dass das sozialistische Paradies seinem schnellen Ende zuging. Die NBZ bildete ihn zusammen mit seinen Kumpanen in der Aus-


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Das Wegkreuz an der Straße nach Klein-Jetscha, das sog. Rote Kreuz, hat alle Stürme der Zeit überlebt hier im jetzigen restaurierten Zustand.

Heimathaus-Besucher gabe von Anfang Februar 1990 ab, welch ein Gesicht! Zum Fürchten. Wir kamen vorher schon an der Polizeistation „Poliția Județeana Timiș“ am Bld. Take Ionescu vorbei. 200 m davon entfernt wohnte der genannte Neffe mit seiner Familie. Franz Marschang beschreibt die in diesem Gebäude herrschende bedrückende Atmosphäre für einen wie mich, der sie nicht erlebt hat, sehr eindrucksvoll in seiner Broschüre „Zwischen Welten“ (2000), als die Banater dort bei der Miliz immer wieder nach ihren Ausreisepapieren fragten und zuerst an den Büros der Securitate vorbeigehen mussten. An dem hohen Plattenbau gegenüber sind die alten Schilder mit der Bezeichnung „Bld Leonid Sălăjan“ noch vorhanden und am obersten Stockwerk sieht man deutlich die Einschusslöcher der Schießereien aus den Revolutionstagen. Möglicherweise war ich mit meinem Vater 1962, als wir in Gertianosch zum ersten Mal nach dem Krieg auf Besuch waren, in derselben Milizstation gewesen. Wir fuhren mit der Straßenbahn dorthin, um uns, wie vorgeschrieben, zu melden. Ich erinnere mich, dass wir in ein größeres, abgedunkeltes Büro geführt wurden, wo uns zwei Uniformierte mit unbeweglichen Gesichtern empfingen. Neben einem dicklichen, älteren, mit tiefliegenden, dunkel umrandeten Augen und Ordenspangen auf der Brust, der majestätisch an einem größeren Schreibtisch saß, stand ein schlanker jüngerer, der als Dolmetscher fungierte. Ich war damals 13 Jahre alt und fühlte mich beim Anblick dieser Herren, lächerlicherweise, unwillkürlich an die dänischen Komiker „Pat und Patachon“ erinnert. Die Situation erwies sich aber als alles andere als lächerlich, als der ältere begann, meinen Vater auszufragen.


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Das Grab meiner Heine Großeltern im Juni 2018, der Grabstein war schon weg, das Grab konnten wir gerade noch retten.

Das Grab nach der Sanierung und mit neuem Grabstein im Oktober 2018.

Der wurde zusehends nervöser. Schließlich sagte er deutlich, dass er kaum rumänisch verstehe, was ihm die Entgegnung einbrachte, dass er laut Pass doch in Rumänien geboren sei. Am Ende der „Audienz“ fragte mich der Dicke durch seinen Adjutanten: „Wer wird siegen, der Kapitalismus oder der Kommunismus?“. Welch eine Frage, ich kannte diese Begriffe, konnte aber weiter nichts mit ihnen anfangen. Spontan antwortete ich: „Wir werden sehen“. Ich bemerkte, dass mich mein Vater mit großen Augen ansah. Der Dolmetscher starrte mich an, übersetzte und der Dicke zuckte zusammen. Nach einem Moment der Stille wurden wir entlassen. In Gertianosch gehe ich auf den Friedhof. Ich suche und finde Gräber und Denkmäler, die schon im Heimatbuch von 1935(!) beschrieben wurden. Es wird dort gerade viel renoviert.

Ein Wegzeichen an der Straße nach Klein-Jetscha/Iecea Mică, das sog. Rote Kreuz, hat alle Stürme der Zeit überlebt. An der „Zigeuner Kaul“ treffen wir Wawi, eine Roma (?), die sich an meine Familie noch erinnern kann, sagt sie. Sie ist 84 Jahre alt. Hans fotografiert uns beide. Ich unterhalte mich mit ihr auf schwowisch und bin erstaunt über ihre leicht dahinfließende Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist. Sie nutzt sie anscheinend häufig. Ein dunkelhäutiger Mann kommt auf unsere Gruppe zu und sagt etwas, worauf Wawi noch ans Autofenster klopft: „Hascht a Lei“, sie bekommt sie. Unser Bauernhof in der VI. Gasse, der Temeswarer Gasse, befindet sich in einem traurigen Zustand; von der Sommerküche, dem „Klenhaus“, sind nur noch Wandreste vorhanden. Die Remise haben schon die rumänischen Kolonisten Ende der vierziger Jahre des letzten


20 Jahrhunderts verheizt. Der Bogen des Aufganges zur Veranda von der Gasse her ist zugemauert. Auf dem Gang lagern Strohballen. Eine quer zum Gang gespannte Schnur dient als Wäscheleine zum Trocknen von Unterwäsche. 1962, im August, als ich das erste Mal mit meinen Eltern in Gertianosch war, ließen uns die rumänischen Bewohner auf den Hof. Als meine Mutter den damaligen Zustand ihres früheren Eigentums sah, auf das sie so stolz gewesen war, pochte sie mit der Faust auf ihre Brust und sagte mit schmerzgepresster Stimme: „Asta a mea“. Unsere begleitenden Verwandten und mein Vater konnten sie nur mit Mühe davon abhalten, lauter zu werden. Die Bewohner zeigten sich sichtlich betreten von diesem Geschehen. Was würde meine Mutter wohl zu dem heutigen Zustand sagen? In Billed führt Adam ein Ehepaar aus den USA durch das Museum des Heimathauses. Sie sind aktiv im United German Hungarian Club in Oakford und suchen nach ihren Wurzeln. Sie sind Nachkommen von Banater Schwaben, sprechen noch deutsch und können auch deutsche Texte lesen. Ich unterstütze ab und zu mit Übersetzen ins Englische. Das Museum ist im Erd- und Obergeschoss eines ehemaligen Hambars eingerichtet. Unten führen informative Schautafeln mit Fotos und treffenden Beschreibungen durch die Geschichte der Banater Schwaben und der Billeder. Über eine Holztreppe nach oben betreten wir die vergangene Alltagswelt der Bauern. Aufgebaut sind eine Küche, ein Schlafzimmer und eine Stub. Kleidungsstücke, Geschirr, Werkzeuge, der Urahn einer Waschmaschine, ganz aus Holz, sind zu bestaunen. Die Bodenbretter illustrieren bei jedem Schritt knarrend die Erklärungen von

Heimathaus-Besucher Adam. Das Paar ist beeindruckt und kauft abschließend den Katalog der Franz-Ferch-Ausstellung. Geboren in Bayern, 1949, kannte ich lange Jahre das Banat nur aus den Erzählungen meiner Familie, ich fühle mich aber mit ihm und seiner Geschichte sehr verbunden. Nach fünf Tagen bringt mich ein Flugzeug in einer Stunde Flugzeit wieder zurück in mein Heimatland. Meine Urahnen Nikolaus und Gertrude Weber hatten im 18.Jahrhundert für diesen Weg im dritten Schwabenzug noch Monate benötigt und echte Strapazen zu ertragen. Ich habe noch die Taschenuhr meines Heine-Großvaters. Es war ein Geschenk seines Firmpaten und trägt das Punzzeichen des Uhrmachers Bervanger aus Hatzfeld, einen Wolfskopf. Sie ist vermutlich um 1895 hergestellt worden. Wie oft mag er die Zeit abgelesen haben? Und wann wurde ihm dabei 1944 auf der Flucht bewusst, dass die Zeit für die Welt, wie er sie kannte, abgelaufen war? Ich nehme an, dass er die treibende Kraft auf dem Planwagen gewesen ist, immer weiter nach Westen zu fahren. Er wusste, was Krieg bedeutet aus seiner Militärzeit im VII. Armeekorps der k.u.k.-Armee. Immer wieder habe ich meinen älteren Bruder, der in Gertianosch aufgewachsen ist, aufgefordert, seine Erinnerungen aufzuschreiben. Am 17. Septemder 1944 hat er mit dem ersten Treck von dort seine Heimat verlassen. Ich wollte dazu noch mehr wissen und habe mit umfangreichen Fußnoten seinen Bericht ergänzt. Das Buch trägt den Titel „Kindheit, Krieg und neue Heimat“ und kann im Banater Shop der Landsmannschaft in München bestellt werden. Im Heimatmuseum Vilsbiburg findet am 24. Januar 2019 eine Lesung des Buches statt. Die Vilsbiburger Zeitung und die Banater Post werden zu gegebener Zeit näher darauf hinweisen.


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Abb. oben: Der ehemalige Bauernhof meiner Eltern 2018. Die Remise haben schon die rumänischen Kolonisten Ende der 1940er Jahre verheizt. 1962 ließen uns die rumänischen Bewohner auf den Hof. Als meine Mutter den damaligen Zustand ihres früheren Eigentums sah, auf das sie so stolz gewesen war, pochte sie mit der Faust auf ihre Brust und sagte mit schmerzgepresster Stimme: „Asta a mea“. Unsere begleitenden Verwandten und mein Vater konnten sie nur mit Mühe davon abhalten, lauter zu werden. Was würde meine Mutter wohl zu dem heutigen Zustand sagen? Abb. rechts: Die Abbildung meiner Eltern vor rund 80 Jahren auf ihrem Bauernhof in Gertia­nosch befindet sich auf dem Umschlag des veröffentlichen Buches.

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Das Wahrzeichen von Alexanderhausen, die barocke doppeltĂźrmige Pfarrkirche, aufgenommen am 1. November um 5 Uhr morgens auf der RĂźckfahrt nach Deutschland. Foto: Hans Rothgerber


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Eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart

A

m 09.10.2018 flog ich mit meiner Tochter und den drei Enkeln nach Temeswar ins Banat. Dort mieteten wir ein Auto und begannen unsere Reise. Schon der 1. Eindruck war positiv: Die Straßen in wunderbarem Zustand, die Beschilderungen in zwei oder drei Sprachen, das herrliche Wetter und die Vorfreude der Kinder auf das, was sie erleben werden. Das 1. Ziel Arad, eine Stadt der Superlative. Das Hotel „Intercontinental“ kann sich sehen lassen. Auf der Hauptstraße das Theater, die Kirche, das Rathaus, das Pionierhaus usw., alles strahlt in neuem Anstrich. Fährt man über die große Brücke über die Marosch, erreicht man Neuarad, mein letzter Wohnsitz vor der Auswanderung nach Deutschland. Ich führte meine Kinder in den Friedhof zum Grab meines Vaters. Wie überrascht war ich da, weil auf dem Grab ein Blumenstrauß lag mit einer abgebrannten Kerze. Das bedeutet, dass wir nicht ganz vergessen sind. Der Aufenthalt in Neuarad war sehr erfreulich, da noch zwei Kolleginnen aus der Berufszeit hier wohnen. Die eine Kollegin ist noch berufstätig und erzählte, wie es in der „Adam-Müller-Guttenbrunn“-Schule so zugeht. Besonders aufregend war es für meine Enkel, das Haus der Oma und unser neues Haus zu sehen. Leider konnten wir nicht hineingehen, da niemand zu Hause war. Eine Frage meines Enkels hat mir sehr zu denken gegeben: „Warum seid ihr von da fortgegangen? Es ist doch so schön hier.“ 2. Ziel Saderlach- meine Heimatgemeinde. Wie beeindruckend ist doch der Anblick des Dorfes von Arad kommend, mit der großen, alles überragenden Kirche. Der griechisch- katholische Pfarrer öffnete uns die statt-

Irmgard Triess

liche Kirche. Ich war überwältigt von den Erinnerungen, dass ich in meinen Gedanken eine volle Kirche sah, ich hörte die Orgel spielen und dachte an meine Kindheit. Wir besuchten das Eisele Haus, das Elternhaus meines Vaters und fuhren zur Marosch. Das war das Richtige für meine Enkel. Sie liefen bis hinunter zum Ufer, sammelten handgroße Muscheln und staunten über den dicken Baum, der immer noch da steht, wie eh und je. 3. Ziel Traunau und Maria Radna: Der Weg nach Radna führte uns vorbei an der Heimatgemeinde meines Mannes. Eine Überraschung jagte die andere. Das TriessHaus ist ein Museum. Die Hausfrau – sehr freundlich führte uns durch sehenswerte Räume mit Gegenständen von früher: Spinnräder, Bügeleisen, handgeknüpfte Teppiche, rumänisch gestickte Hemden usw. An der Wand eines Zimmers hängt ein Ölbild, das ich vor Jahren gemalt habe. Sie hält es sehr in Ehren. Maria Radna gefiel den Kindern besonders gut: die Größe, die Kunstschätze in dieser Kirche und natürlich die vielen Bilder zur Danksagung gestiftet. Der Kreuzgang war in herbstlichem Gold geschmückt, was wir dem herrlichen Wetter verdanken konnten. Wir machten es so, wie die Wallfahrer es früher taten: Wir setzten uns in die Sonne, aßen aus dem Rucksack, tranken und kauften Geschenke für die Zuhausegebliebenen. 4. Ziel, Glogowatz zu erreichen auf dem Heimweg nach Arad, von Radna über die Potgoria nach Glogowatz - heute zur Stadt erklärt. Ich zeigte meinen Kindern die Schule, in der ich 22 Jahre unterrichtet habe. Es war eine schöne Zeit, da es eine deutsche Schule war mit bis zu drei Parallelklassen. Ein freudiges Erlebnis hatten wir


24 hier, da sich noch ein gewesener Schüler, Hansi Scherer, um die Belange der hiergebliebenen Deutschen kümmert und auch den Nachkommen Ordnung beibringen möchte. Er führte uns in die Schule, in die Kirche und zeigte uns den Schlossberg mit den wenigen Ruinen, die noch da sind. Er veranlasste, dass ein Zaun um diese Geschichtszeugen errichtet wurde und so der Erhalt gesichert wird. 5. Ziel Billed – eine Gemeinde, die noch lange meinen Kindern und mir in Erinnerung bleiben wird. Wir meldeten uns telefonisch an, dass wir das Forum der Banater Deutschen in Billed, auf Empfehlung von Herrn Werner Gilde und Frau Anna Martini, besichtigen möchten. Der Empfang war sehr freundlich. Von weit her sah man die wunderbar hergerichteten Gebäude, früher ein Bauernhof, zwischen den herbstlichen Bäumen hervorblitzen. Das breite Tor stand offen und man konnte die Ausmaße dieses Grundstückes schon erahnen. Der Hausherr Adam Csonti empfing uns persönlich und führte uns durch alle Räume. Aber mit dem nicht genug, er hielt meinen Enkeln, meiner Tochter und mir einen sehr präzisen, gut durchdachten Vortrag, der den Kindern die Geschichte der Deutschen im Banat vor Augen führte. Das Besondere an diesen Ausführungen war die Dokumentation durch Fotos, Farbbilder von Stephan Jäger, die von Hans Rothgerber angefertigt wurden. Die Treppe führte uns nach oben in den 1. Stock, wo Werkzeuge, Haushaltsgegenstände aus deutschen Bauernhöfen aufbewahrt werden. Der Rundgang führte uns in die gewesenen Stallungen, die heute Sitzungssaal, Aufenthaltsräume für Gäste, eine Gemeinschaftsküche und v. m. sind. Die Menschen hier sorgen dafür, dass es den Alten gut geht und 40 Personen täglich eine warme Mahlzeit erhalten.

Heimathaus-Besucher Zum 2. Mal kam die Frage der Kinder: „Warum sind die Billeder ausgewandert?“ Aber Adam Csonti erklärte es in einigen kurzen Sätzen. Seit der Ansiedlung der Deutschen im Banat wurden sie immer wieder unterdrückt. Einmal durch Unterjochung vor 250 Jahren, dann der Rückschlag durch die zwei Weltkriege, die Verschleppung nach Russland, die Deportation vieler Familien in die Baragantiefebene und andere Schikanen. Wir hielten uns noch eine kurze Zeit auf dem Gelände auf, erzählten mit Gästen aus Amerika, die z.Z. hier wohnen, ließen uns von dem schönen Anblick der vielen Blumen begeistern und traten langsam den Heimweg, diesmal Temeswar, an. 6. Ziel Temeswar, die Hauptstadt des Banates, eine reiche Stadt, mit vielen außergewöhnlichen Plätzen und Bauten. Unvergesslich der Opernplatz, die Kathedrale, die Blumenallee und die vielen schönen Hotels. Wir hielten uns bis spät am Abend im Zentrum auf, bewunderten die Springbrunnen und genossen den Abend auf dem wunderschönen Domplatz. So ging unsere Reise zu Ende, sie hat viele Erinnerungen in mir erweckt und für die Kinder war es eine Lehre und eine Bestätigung, dass alle Vorurteile gegen Rumänien und das Banat nichtig sind. Einen Dank muss ich den Menschen aussprechen, die sich für unser Erbe einsetzen. Wie gut, dass es Menschen wie Adam Csonti in Billed, Hans Scherer in Glogowatz und auch Pfarrer der griechisch – katholischen Kirche in Saderlach gibt. Dank Ihnen!

Abbildung Neues Pflaster (im Bild links) im Oktober 2018 im Heimathaus. Foto: Hans Rothgerber


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Delegation der Stadt Ulm besuchte das Billeder Heimathaus

Peter-Dietmar Leber

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as Billeder Heimathaus mit Sitz des Deutschen Forums, einer Sozialstation und einer Heimatstube stand am 15. September auf dem Besuchsprogramm einer Delegation der Stadt Ulm unter Leitung von Oberbürgermeister Gunther Czisch. Dieser hatte die Einladung zu einer Besuchsreise in das Banat, ausgesprochen von unserer Landsmannschaft beim letzten Heimattag in Ulm, sehr gerne angenommen. Mit ihm kamen der Erste Bürgermeister der Stadt Martin Bendel, die Leiterin des Pressebüros Sigrid Herter und Vertreter aller Fraktionen im Gemeinderat: Helga Malischewski (Freie Wähler), Annette Weinreich (Grüne), Dorothee Kühne (SPD), Winfried Walter (CDU) und Ralf Milde (FDP). Ebenfalls mit dabei waren der Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums Ulm Christian Glass, die Kulturreferentin für Südosteuropa Dr. Swantje Volkmann und die Mitarbeiterin des Donaubüros Veronika Wierer. Begleitet wurde die Delegation vom Deutschen Konsul in Temeswar Ralf Krautkrämer und vom Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber, der das Besuchsprogramm ausgearbeitet hatte. Es beinhaltete Gesprächstermine mit dem Demokratischen Forum der Deutschen im Banat unter der Leitung von Dr. Johann Fernbach, dem Abgeordneten des Forums im rumänischen Parlament Ovidiu Gant, dem Vizebürgermeister der Stadt Temeswar Dan Diaconu, dem Bischof der römisch-katholischen Diözese Temeswar

Josef Csaba Pal, eine Gesprächsrunde mit Vertretern deutscher Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftseinrichtungen in Temeswar sowie Besichtigungen der Kultur- und Sozialeinrichtungen des Adam-Müller-Guttenbrunn-Hauses und des Revolutionsmuseums in Temeswar. Ausfahrten nach Lenauheim und Billed standen ebenfalls auf dem Programm, das in knapp zwei Tagen absolviert werden musste. Warum Billed Station der Reise war? Nun, das einstige Musterdorf Maria Theresias hat auch 2018 mit seinen oben erwähnten Einrichtungen für die verbliebenen Deutschen und für Besucher aus Deutschland Mustergültiges vorzuweisen. In dem kleinen von Roswitha und Adi Csonti aufgebauten Museum finden sich viele interessante Exponate, die jedem Besucher einen guten Einblick in das Leben der Billeder im vergangenen Jahrhundert vermitteln. Manche Gegenstände waren auch den Ulmern vertraut, die Bilder und Statistiken erstaunten und wollten so recht nicht zum aktuellen Dorfbild passen. Bei einem Abendessen im Haus, zu dem die Adam Müller-Guttenbrunn-Stiftung mit Direktor Helmut Weinschrott und das Ehepaar Csonti eingeladen hatten, konnten die Ulmer Gäste viel über die Banater Schwaben und ihren Alltag erfahren. Und spätestens beim servierten Selbstgebrannten und dem Fachsimpeln darüber war man sich einig, dass Ulmer und Banater Schwaben mehr gemeinsam haben als nur eine Geschichte. Danke für den herzlichen Empfang und die erwiesene Gastfreundschaft in Billed!


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Abbildungen 1. Die Delegation der Stadt Ulm unter Leitung von Oberbürgermeister Gunther Czisch, Bildmitte, im Speisesaal des Heimathauses. 2. Die Gäste im Obergeschoss der Heimatausstellung mit den Gebrauchsgegenständen aus dem Alltagsleben der früheren banatschwäbischen Siedlung.


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Geschichte der Banater Schwaben hautnah Heimatstube bietet Streifzug durch das alte Billed

Raluca Nelepcu Artikel erschienen in der ADZ (Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien) am 10. November 2018 In Billed kennt ihn wohl jeder: Adam Csonti (60), Forumsvorsitzender, Kommunalrat und seit einigen Jahren geschickter Erzähler der Geschichte der Deutschen im Banat. Das Deutsche Forum in Billed beherbergt seit 2015 eine Heimatstube, die ihre Besucher in die Geschichte der Billeder Deutschen einführt. Es geht praktisch um die Geschichte aller Banater Deutschen, erklärt der Vorsitzende des Deutschen Ortsforums, Adam Csonti. Ausgewanderte Deutsche, die ihren Urlaub in der alten Heimat verbringen, deutschsprachige Schülergruppen, aber auch Politiker aus dem In- und Ausland hat Adam Csonti bisher im Forumshaus empfangen und durch die Heimatstube begleitet. Seine Führungen durch die Ausstellung wurden stets positiv bewertet, Worte wie „spannend“, „lebendig“ oder „sehr interessant“ sprachen die Teilnehmer im Nachhinein aus oder schrieben diese ins Ehrenbuch, das sich am Eingang befindet.

„A

nlässlich der 250-Jahr-Feier der Gemeinde Billed wurde die Idee geäußert, eine Heimatstube einzurichten“, erzählt Adam Csonti. Die Ausstellung kam durch die Zusammenarbeit des Deutschen Ortsforums mit der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Billed zustande. Für das Gesamtkonzept zeichnet Hans Rothgerber verantwortlich, die Übersetzung und die geschichtlichen Daten stellte Hans Martini zur Verfügung, Elisabeth Martini war für das Lektorat zuständig, wobei sich an der Aufstellung der Plakate mehrere Personen beteiligten: Adam und Roswitha Csonti, Werner Gilde, Peter Krier und Josef Herbst. Die deutsche Ansiedlungsgeschichte des Banats „Kaiser, Feldherren und Kolonisten“ titelt das erste Plakat. Die Geschichte der ehemals deutschen Gemeinde


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Abbildung Ausstellung von Gebrauchsgegenständen im Dachgeschoss in einer Panorama-Ansicht. Foto: Hans Rothgerber Billed beginnt – wie die deutsche Geschichte des Banats überhaupt - mit der Befreiung der Region von den Türken durch Prinz Eugen von Savoyen und dem Beginn der Kolonisationen deutscher Siedler in diesem Gebiet des Habsburgerreichs. „Das Land war eine verödete Sumpflandschaft. Mit Ulmer Schachteln sind die Siedler donauabwärts ins Banat gefahren“, erzählt Adam Csonti. „Das ist der erste Plan der Gemeinde Billed. 252 Hausplätze, eine Schule und eine Kirche waren für das schachbrettförmig angelegte Dorf vorgesehen“, erklärt er und zeigt auf den vom Militäringenieur Hauptmann Anton von Triebswetter gezeichneten Dorfplan, der nach der Bodenvermessung von 1769 angelegt wurde. „Die Siedler hatten es am Anfang nicht leicht. In den ersten fünf Jahren sind 838 von ihnen verstorben“, betont Adam Csonti. Er spricht Hochdeutsch, doch darin fließen auch einige Wörter aus dem Schwäbischen hinein, was seinen Diskurs umso authentischer wirken lässt.

Adam Csonti vertritt seit Jahren das Demokratische Forum der Deutschen im Gemeinderat Billed. Der gelernte Schneider arbeitet nicht nur in seiner Schneiderwerkstatt, sondern ist auch - gemeinsam mit seiner Frau Roswitha - für die Sozialstation der Adam-Müller-Guttenbrunn-Stiftung zuständig, die 35 Menschen von Montag bis Freitag Essen auf Rädern zur Verfügung stellt. Diesen Menschen fährt Adam Csonti die Mahlzeiten nach Hause – bei gutem Wetter mit dem Fahrrad, bei schlechtem Wetter mit dem Auto. Dass Adam Csonti in seiner Jugend sportlich aktiv gewesen ist, sieht man ihm sofort an. Der 1,90 Meter hohe Mann hat 35 Jahre lang Handball gespielt und sorgt auch heute noch dafür, dass in Billed jährlich ein Handballturnier veranstaltet wird. Handball war früher die traditionelle Sportart der Banater Schwaben gewesen. Bedauerlich, dass es im Dorf keine Sporthalle gibt, in der die Ortsmannschaft richtig trainieren kann.


30 In längst vergangene Zeiten eintauchen Doch zurück zur Geschichte der Banater Deutschen, die in der Billeder Heimatstube zum Greifen nah ist. Von rund 30 Plakaten können Besucher diese Geschichte ablesen. Von der Ansiedlung der Deutschen im Banat über die Entwicklung von Handwerk und Landwirtschaft bis hin zu den für die Banater Schwaben schwierigen Zeiten der Deportation in die ehemalige Sowjetunion und in den Bărăgan ist alles dabei. Bilder der banatschwäbischen Maler Franz Ferch und Stefan Jäger ergänzen die Ausstellung, die zahlreiche Daten für an Geschichte Interessierte zu bieten hat. Auch der Exodus der Schwaben in den 80er und 90er Jahren kommt darin vor. Die Ausstellung ist besonders für Deutsche, die die Geschichte ihrer Vorfahren kennenlernen möchten, interessant. Alte Schwarz-Weiß-Fotografien, Grafiken, Karten, aber auch Farbbilder aus jüngeren Zeiten sind auf den Plakaten abgebildet. Längst vergangene Epochen werden plötzlich lebendig und bringen Episoden ans Licht, an die sich manche Billeder tatsächlich noch erinnern können, auch wenn in vielen Fällen überhaupt keine sichtbaren Spuren aus diesen Zeiten mehr vorhanden sind. Die 1924 gegründete Hanffabrik, die Ziegelei von 1905, das Sägewerk aus dem Jahr 1922 boten den Billedern und nicht nur ihnen zahlreiche Arbeitsplätze. Auch die Billeder Kirchweih, Volkstrachten und Aspekte aus dem Gemeinschaftsleben können Besucher der Ausstellung entdecken. Gegenstände, die Geschichten erzählen Steigt man die Treppen ins Dachgeschoss empor, so scheint man plötzlich in die Zeiten, die mit Hilfe der Ausstellungsplakate dargestellt werden, einzutauchen. Die Informationen werden durch Objekte ergänzt, die sich in

Heimathaus-Besucher den Häusern der Billeder Deutschen und praktisch in allen deutschen Dorfhäusern wiedergefunden haben. Mit der Restauration der Objekte waren Silke Csonti, Heidi Müller, Norbert Müller, Josef Freer und Barbara Wagner betraut. Für die jüngeren Besucher mit banatschwäbischen Wurzeln fühlt sich das Betreten des Raums im Obergeschoss wie eine Rückkehr in Omas Stube an. In diesem Raum ist auch das „Schlafzimmer“ untergebracht – die Betten und der Hausaltar mit dem Kreuz und den Heiligenbildern, die in den Häusern der Banater Schwaben zu finden waren, stehen unangetastet da. Auch die Billeder deutschen Volkstrachten, die einst im Alltag und bei den Kirchweihfesten getragen wurden, kann man hier bewundern. Heute leben in der 3200-Seelen-Gemeinde nur noch an die 70 Deutsche – doch die Trachten werden trotzdem angezogen, wenn auch nicht immer von den Deutschen im Ort. Die banatschwäbischen Trachten können z.B. beim alljährlichen Traubenball bewundert werden – getragen werden sie von den Jugendlichen der Tanzgruppe „Billeder Heiderose“ unter der Koordination von Tanzlehrer Hansi Müller. „Sich regen, bringt Segen“: Der auf ein Tuch gestickte Bauernspruch könnte als eine Art Leitspruch für die Banater Schwaben gelten, die stets den Ruf sehr fleißiger Mitbürger genossen. Hat die alte Nähmaschine diesen Spruch gerade auf den Stoff genäht? Die Schneiderin scheint lediglich eine kurze Pause eingelegt und den Raum verlassen zu haben. Doch der Schein trügt, denn in Wirklichkeit hat die Schneiderin vor mehr als 30 Jahren ihr Arbeitszimmer im rumänischen Banat verlassen. Auch andere Haushaltsgegenstände, wie z.B. eine alte Holzwaschmaschine, können Besucher der Ausstellung bewundern. Adam Csonti hat diese im Laufe der Jahre selbst gesammelt, von Freunden und Bekannten erhal-


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ten und aufbewahrt. Wer sich die Ausstellung vor Ort anschauen möchte, der kann dafür einen Termin vereinbaren. Die Plakate sind digitalisiert und im Internet unter www.heimathaus-billed.de zu finden, allerdings sollte man sich eine Führung durch die Heimatstube (Hausnummer 421) nicht entgehen lassen. Interessant wird es auf jeden Fall.

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Abbildung Adam Csonti mit dem Puppenpaar in der letzten Billeder Dorftracht vor 100 Jahren, ADZ-Redakteurin Raluca Nelepcu und Elisabeth Martini. Es ist der Raum mit statistischen Schaubildern zu den Billeder Deutschen (links), Plakaten vom Heimattreffen 2017 in Karlsruhe (oben) und der Reproduktion des Trip­tychons von Helmut Scheibling mit der künstlerischen Darstellung der Leidensgeschichte der Banater Deutschen (rechts). Foto: Hans Rothgerber


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Dankschreiben des Oberbürgermeisters von Ulm Herrn Gunter Czisch

Führung – und die auch noch auf Schwäbisch ... Forumsgruppe aus Großsanktnikolaus

Liebe Frau Csonti, lieber Herr Csonti, am Samstag,15. September 2018 durften wir auf der Rückfahrt von Lenauheim nach Temeswar in Billed Ihre Gäste sein. Im Namen aller Mitglieder unserer Reisegruppe möchte ich mich bei Ihnen herzlich für die große Gastfreundschaft, mit der Sie uns bei sich aufgenommen haben, bedanken. Wir alle waren überwältigt von der Herzlichkeit und Freundlichkeit, mit der Sie uns begegnet sind. Unser Respekt gilt Ihrem Engagement für das Sozialzentrum. Sie leisten dort eine wichtige und unverzichtbare Arbeit, ohne die das soziale Leben in Billed sicher um vieles ärmer wäre. Ich wünsche Ihnen Kraft und Stärke, dass Sie dieses Werk noch lange fortführen können.

Nach einem Besuch bei Pfarrer Bonaventura Dumea wurden wir in diese Ausstellung geführt. Wir haben hier interessante Informationen über die Geschichte von Land und Leuten erhalten. Wir sind zu Besuch als Abordnung der Rumänienhilfe Köln-Longerich

Mit freundlichen Grüßen Gunter Czisch Aus dem Gästebuch der Ausstellung Danke für die tolle Führung...Hier war es sehr schön. Schüler der deutschen Abteilung Großsanktnikolaus Herzlichen Dank für die beeindruckende Führung mit Herzblut Freundeskreis Anna und Rainer Diederichs (9 Personen) aus Zürich / Schweiz Auf den Spuren der Banater Schwaben bildlich erlebt anhand der Geschichte der Billeder. Glückwunsch an alle, welche diese Ausstellung realisiert haben. Danke für die

Danke, Adi, für die wundervolle Billeder Geschichte. Meine Großmutter Margaretha Braun wäre gern hier gewesen, um dies alles zu sehen! Dan B. - California USA Es ist sehr interessant. Schön, dass es so etwas gibt! Vielen Dank! Zinnerman Vielen Dank von den Nachkommen der Familie Billinger für die interessanten Informationen über unsere Vorfahren in Billed Johann Billinger und Ehefrau Gisela, Sohn Kai und Schwester Katharina Vielen Dank dafür, dass ihr zeigt, auch hier kann man Schönes machen. Sehr interessant sind die Informationen und wir freuen uns, all diese Fotos noch öfter zu sehen. Auch die alten Sachen in der Ausstellung sind interessant und begeistern. Familie Supuran


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Abbildung Die Billeder Kartenpartie im Heimathaus im Oktober 2018

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Dichtung

Billeder Idylle

Vom Sieber Jani aus dr Saulännergass

m Enn vom Dorf, bei dr Saulänner-Breck, glei newer dem große Lacke, wo et Rohr hoch wachst, mecht ich heit noch oft sen, wann et Hemweh mich tot packe.

A

Mer keft et kä Ruh on et zieht mich dorthin, wo et Rohr on die Pinse sich pie. Am Owet han ich dort so manchmol gsien de Kranich on die Wildente fliehe.

Oft han als Kend am Wasser ich gstan un die Gelse ton mich quäle, denk ich hin on her, wie ich et anfange kennt, em Nochper sei Schinagl stehle.

Ich schau schnell mich rom, mach de Schinagl loss, e Stoß mit dr Stang on schon fahr ich... Et Wasser is tief on mei Herz en dr Bocks, vergess ware Wildent on Kranich.


Dichtung

Awer et Rohr lockt on ich sen schon ganz näkscht, verhall mich ganz ruich, do hehr ich, et rauscht was em Rohr, no bewegt et sich, plätscht, awer et krekst nor em Schlof e Entrich. Do denk ich mr, kennt ich, wie ich mecht, ään Nacht nor em Rohr verlewe! Gelse on Ängschte wäre mr aa schon recht, awer soll ich die Nachtruh do steere? So wenn ich dann ruich mei Schinagl rom on fahr aa glei zuruck ant Ufer...

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Et es aa schon spoot, de Mond macht sich rond, die Motter, die hehr ich schon rufe. Abbildungen - Aquarelle von Franz Ferch Links: Mit Kohle konturiertes und unterstrichenes, farbenreiches Aquarell mit dem Dorfrand an der Sauerländer Brücke. Wie bei Malern üblich, wurden die Häuser etwas verändert dargestellt. Oben: Dieses Aquarell zeigt den östlichen Billeder Dorfrand mit der Häuserreihe entlang der Landstraße an der Dorfeinfahrt in den 1960er Jahren. Der Teich ist inzwischen trockengelegt worden. (Wilhelm Weber, Heimatblatt 1994)


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Abbildung Aufnahme von Jakob Thöreß aus den 1960er Jahren.Links im Bild die Sauerländer Brücke, der einzige Zugang vom Dorf zur Sauerländer Hutweide.Der Teich wurde durch die Kanalisierungsarbeiten der 1970er Jahre trockengelegt.

Aktuell


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Fischerparadies auf der Sauerländer Hutweide

Hans Rothgerber

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urch die Kanalisierungsarbeiten am Jer-Bach 1973 kam es zur Trockenlegung der dort befindlichen Teiche und versumpften Stellen wie auch zu einem Absinken des sehr hohen Grundwasserspiegels. Es war eine Initiative der damaligen Kollektivwirtschaft, um weiteres Ackerland zu erschließen. Das bedeutete allerdings auch ein schlagartiges Aus für das „Anglereldorado“ an den Billeder Gewässern, über das unser Heimatforscher Wilhelm Weber, selbst leidenschaftlicher Angler, in mehreren Artikeln im Heimat-

blatt berichtet hat. Die Kanalisierung entlang des JerBaches hat der maroden Kollektiv letztlich nicht viel gebracht. Wer heute auf Google Maps recherchiert, kann auf den Satellitenbildern der Sauerländer Hutweide erkennen, dass die von Wilhelm Weber eingezeichneten Teiche am Großen Ried wieder mit Schilf bedeckt sind, beim Pflügen machen die Traktoren dort einen Bogen herum. Auch der alte Bachlauf ist als Schilfstreifen noch immer da. Man könnte sagen, dass die Natur wieder zurückgekommen ist.


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Aktuell Abbildung links: Skizze der Billeder Gewässer vor den Kanalisierungsarbeiten der 1970er Jahre von Wilhelm Weber Abbildung im Hintergrund: Links im Bild der schilfbedeckte Teich, in der Skizze unter der Schleife am GroĂ&#x;en Ried zu sehen. Rechts im Bild der neue Kanal zwischen dem aus den 1970er Jahren und dem alten Flussbett.


Aktuell

39 Der Billeder Rechtsanwalt und Unternehmer Benone Chelu hat das erkannt, für die Landwirtschaft unbrauchbare Flächen erworben bzw. gepachtet und zunächst einen Teich entlang der Jer-Bach-Schleife am Großen Ried ausgehoben. Aus landwirtschaftlicher Sicht entspricht die Teichwirtschaft einer Weidewirtschaft, gelegentlich mit Zufütterung. Aber das war nur der Anfang. Vom Potential der Billeder Gewässer sind auch passionierte Angler mit Billeder Wurzeln überzeugt. Hans Hahn, der in Bologna lebt und häufig geschäftlich in Rumänien weilt sowie sein Freund Fredy Onulov aus Temeswar, Enkel von Heinz Kaufmann, sind als stille Teilhaber in das Projekt „Fischerparadies“ eingestiegen. Sie hockten schon als Kinder auf der Sauerländer Brücke, wo zum Ärger der Angelprofis manche eifrige Dorfbuben mit rundgebogenen Stecknadeln, Gänsefedern und dicken Korkstopfen an der Schnur die Wasserlebewesen häufig verscheuchten und an Hundstagen eher einen Sonnenbrand einfingen. Inzwischen ist auf 2,5 km Länge neben dem alten Flussbett ein Kanal/Teich ausgebaggert und dadurch sind rund 2ha Wasserfläche freigemacht. 25.000 Fische wurden eingeworfen, mehrheitlich Graskarpfen, die sich von Wasserpflanzen wie Schilf und Binsen ernähren. Aber auch Schleie, Störe, Karausche und Karpfen wurden ausgesetzt und gleichzeitg Räuber, wie z.B. Hechte, rausgefischt. Die Räuber auf zwei Beinen aber, die bei Nacht und Nebel kommen, konnten noch nicht ferngehalten werden. Überlegungen zur Kommerzialisierung, wenn die Fische mal groß sind, wurden noch nicht angestellt, vorerst soll es ein Fischerparadies für Inhaber und Gäste sein.


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Abbildung im Hintergrund: Beno, Hans und Fredy an ihrem Fischerparadies im Juni 2018 Abbildungen rechts: Beno, Hans und Fredy mit ihren Fängen. Der Karpfen von Hans wird zurück in den Teich geworfen, er ist noch zu klein. Um die Reproduktion zu optimieren soll noch ein Fischzüchter dazukommen.

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Abbildungen 1. Picknick auf der Sauerländer Hutweide am Rand der Banater Heide. Von links: Hans, Fredy, Florian, Ionuț und Beno. 2. Florian und Ionuț kümmern sich um den Grill mit Mititei, Hähnchenkeulen, Kürbisscheiben und Zucchini. 3. Aufnahme im Oktober, eine Gartenlaube ist hinzugekommen. Für nächstes Jahr sind weitere Baggerarbeiten geplant.

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Drei Jubiläen in Karlsruhe

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n diesem Jahr gab es in Karlsruhe einiges zu feiern! Gleich drei Jubiläen auf einen Schlag hatte der Kreisverband Karlsruhe zu verkünden: 40 Jahre Kreisverband Karlsruhe, 35 Jahre Chor der Banater Schwaben Karlsruhe und 25 Jahre Tanz- & Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe – und diese drei Jubiläen mussten natürlich gebührend gefeiert werden. Am 28. April war es dann endlich soweit. Kreisverband, Chor und Tanzgruppen organisierten gemeinsam das Jubiläumsfest, welches ein buntes und abwechslungsreiches Programm versprach. Am späten Nachmittag, um Punkt 17.00 Uhr, marschierten alle Mitwirkenden gemeinsam in die Sängerhalle Karlsruhe-Knielingen ein. Zu dem Marsch „Mein Heimatland“, gespielt von der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen, marschierten allen voran die Tanzgruppenmitglieder in banatschwäbischer Tracht, gefolgt von den Mitgliedern des Chores. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kreisverbandes Karlsruhe Werner Gilde eröffnete unser Chor den Nachmittag mit dem Lied „Freude, schöner Götterfunken“, welches auch als Europahymne bekannt ist. Gleich darauf richtete der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup seine Grußworte an uns. Er betonte, wie wichtig unsere Brauchtumspflege sei. Er selbst hatte bereits zwei Mal die Möglichkeit, Billed zu besuchen. Es ist ihm immer wieder eine Freude, an Veranstaltungen des Kreisverbandes teilzunehmen. Direkt nach der Ansprache unseres Oberbürgermeisters trug der Chor noch das Lied „Hereinspaziert“ vor.

Melanie Müller

Die Jugend- und Erwachsenentanzgruppe stand für ihren Auftritt bereit. Mit dem Walzer „Brautnacht“ begann die Jugendgruppe die Tanzvorführungen. Die Erwachsenengruppe zeigte die Polka „Und so weiter“. Als Abschluss des ersten Teils wurde noch ein gemeinsamer Tanz der beiden Gruppen vorgeführt – der „Donauschwabenwalzer“, ein DBJT-Gemeinschaftstanz. Im Anschluss an die Tanzdarbietungen richtete der Vorsitzende der Landsmannschaft der Banater Schwaben Peter-Dietmar Leber einige Worte an uns. Auch er lobte die Arbeit innerhalb des Kreisverbandes und wollte es sich nicht nehmen lassen, an unseren Feierlichkeiten teilzunehmen. Nun war der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe an der Reihe und präsentierte sich mit vielen verschiedenen Liedern. Auch das Gesangsduo Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel zeigte einmal mehr ihre schönen Stimmen. Nach einem Frühlings-Medley mit insgesamt fünf Liedern bildete das Stück „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauß den Abschluss der Darbietungen unseres Chores. An unseren Feierlichkeiten nahm auch der Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württemberg Josef Prunkl teil. Auch er richtete positive Worte an die Mitwirkenden und Gäste. Direkt im Anschluss erwartete unsere Gäste eine Präsentation mit Bildern aus den letzten 25 Jahren der Abbildungen 1. Drei Jubiläen in der Sängerhalle Karlsruhe-Knielingen 2. Ansprache von Peter-Dietmar Leber, Vorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben


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Tanzgruppen, bzw. aus den letzten 35 Jahren des Chores. Dietmar Giel begann die Präsentation mit vielen Bildern und entsprechenden Hintergrundgeschichten aus den vergangenen Jahren des Chores. Danach präsentierten Luzie Göpfrich und Melanie Müller Bilder, Geschichten und witzige Anekdoten aus den letzten Jahren der Tanzgruppen. Es wurden sehr viele Bilder von der Gründung der Tanzgruppen bis heute gezeigt. Des Weiteren präsentierten die beiden auch unsere Billeder-Tracht „live“. Als Vertretung der DBJT beehrte uns der stellvertretende Vorsitzende der DBJT Lukas Krispin. Nach seiner Ansprache ehrte er vier Mitglieder der Tanzgruppen, die

innerhalb des Kreisverbandes und innerhalb der DBJT schon sehr viel Arbeit geleistet haben. Für 25 Jahre Gruppenleitung erhielten Heidi Müller und Werner Gilde eine Ehrenurkunde sowie die Goldene Medaille der DBJT. Melanie Müller und Elwine Muth wurden für ihr ehrenamtliches Engagement innerhalb der DBJT und der Tanzgruppen geehrt. Die Mädchen und Frauen, gekleidet in Dirndl mit grüner Schürze, den Landsmannschaftsfarben entsprechend, und die Jungs und Männer im weißen Trachtenhemd, warteten auf ihren nächsten tänzerischen Einsatz. Zu den Klängen der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen marschierten sie abermals auf die Bühne und tanzten den


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Abbildungen 1. Hautnaher Auf- und Abmarsch der Trachtengruppen durch die Sängerhalle in Karlsruhe-Knielingen 2. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen spielt den Marsch „Mein Heimatland“ Walzer „Schöne Blume“, die Polka „Böhmischer Traum“ und als gemeinsamen Abschlusstanz erklang die Polka „Lustige Leut“. Zum Abschluss kamen die Mitglieder des Chores nochmals auf die Bühne, sodass alle Aktiven dieses Nachmittags auf der Bühne standen. Mit dieser schönen Kulisse ehrte der Kreisverband Karlsruhe mit dem stellv.

Vorsitzenden Norbert Müller unsere Heidi und unseren Werner für ihre unermüdliche Arbeit mit den Tanzgruppen und innerhalb des Kreisverbandes. Auch dem Organisationsteam wurde für diese Jubiläumsveranstaltung mit Blumensträußen für die Frauen und einer Flasche Wein für die Männer gedankt. Zum Organisationsteam gehörten: Luzie Göpfrich, Melanie Müller, Elwine Muth, Dietmar Giel, Werner Gilde, Ottmar Liep, Norbert Müller und Cornel Simionescu-Gruber. Mit einem letzten gemeinsamen Ausmarsch zu den Klängen der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle wurde das festliche Programm beendet. Für das leibliche Wohl war natürlich auch gesorgt.


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Abbildungen 1. Irmgard Holzinger-Fröhr und Melitta Giel mit dem Chor der Banater Schwaben Karlsruhe 2. Grußworte des Ehrengastes Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister von Karlsruhe, der bereits 2 Mal Billed besucht hat. 3. Tortenbuffet mit selbstgebackenen Torten im Foyer 4. Präsentation mit Bildern aus den letzten 25 Jahren der Tanzgruppen, bzw. aus den letzten 35 Jahren des Chores von Dietmar Giel Im Anschluss an unser Programm wurden unsere Gäste mit Puten-Geschnetzeltem, Spätzle und Salat verköstigt. Hier geht ein herzliches Dankeschön an Norbert Müller und Jürgen Wurm für das köstliche Essen. Mit einer tänzerischen Überraschung ehrte uns die Tanzgruppe aus Leimen. Wir staunten nicht schlecht, als die Blaskapelle plötzlich einen Marsch spielte und die

Mitglieder der Leimener Tanzgruppe einmarschierten. Unsere Gruppen verbindet eine langjährige, unterstützende Freundschaft. Danke für euer kommen! Es war aber noch lange nicht Schluss, bis spät in die Nacht wurde das Tanzbein geschwungen. Die Blaskapelle sorgte für gute, unterhaltsame Stimmung. Im Laufe des Abends waren Filme und Präsentationen auf einer Leinwand zu sehen, wo die vielen Auftritte und Veranstaltungen der Gruppen zusammenfassend gezeigt wurden. Zum Schluss möchte ich allen Mitwirkenden, Helfern auf und hinter der Bühne, unserem Helferteam, für die Unterstützung durch die Karnevalsgesellschaft Ost, unserer Blaskapelle, den Kuchen- und Kipfelspendern und natürlich unseren Gästen danken – ihr alle habt diesen Tag zu etwas Besonderem gemacht! Wir freuen uns auf viele weitere Jahre.


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Die Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe beim Heimattag der Banater Schwaben in Ulm an Pfingsten 2018. Foto: Cornel Gruber Eine umfangreiche Dokumentation dieser Veranstaltung in Fotos und Videos gibt es auf www.heimathaus-billed.de

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Sommerfest 2018

Sommernachmittag mit Blasmusik, Tanz und Gesang in Karlsruhe Melanie Müller

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m 30. Juni war es wieder soweit – das schon zur Tradition gewordene Sommerfest des Kreisverbandes Karlsruhe auf dem Sportgelände des FC Südstern Karlsruhe fand wieder statt. Es wurde ein heißer Sommertag angekündigt, weswegen zahlreiche Gäste schon vor dem offiziellen Beginn erschienen, um sich ein schönes schattiges Plätzchen zu sichern. Begrüßt durch die Klänge der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle, versprach es, ein schöner und gemütlicher Sommernachmittag zu werden. Für das leibliche Wohl war dank zahlreicher Helfer natürlich auch gesorgt. Schon früh lag der bekannte Grillgeruch in der

Luft, da bereits fleißig die Grillspezialitäten wie Mici und Steaks gegrillt wurden. Die offizielle Begrüßung erfolgte durch den Vorsitzenden Werner Gilde und die Kulturreferentin Heidi Müller. Grußworte sprachen Stadtrat Thorsten Ehlgötz und der Ehrenvorsitzende des FC Südstern, Günter Weber. Gleich im Anschluss trug der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter dem Vorsitz von Dietmar Giel und der musikalischen Leitung von Ortwin Meinhardt einige Lieder aus seinem Repertoire vor, und unsere Gäste konnten den schönen Liedern lauschen. Gegen 15 Uhr wurde dann auch das langersehnte Kuchenbuffet eröffnet. Fast 40 Torten und Kuchen fanden


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Fotos Cornel Gruber schnell ihren Weg, mittels einer langen Schlange aus Helfern, aus dem Kühlwagen zum Kuchenbuffet. Neben Kuchen gab es natürlich auch die beliebten Kipfel. Vielen Dank an dieser Stelle für die zahlreichen Spenden der fleißigen Bäckerinnen und Bäcker! Nachdem die Gäste mit Kuchen und Kaffee versorgt waren, machte sich die Tanzgruppe bereit für ihren Auftritt. Mit insgesamt 17 Paaren marschierte die Jugendund Erwachsenentanzgruppe mit ihren Dirndln auf den Sportplatz. Nach dem Aufmarsch eröffnete Heidi Müller mit einer kurzen Ansprache die Tanzdarbietungen. Die Erwachsenentanzgruppe zeigte die „Liduschka“Polka. Im Anschluss präsentierte die Jugendtanzgruppe die „Resi“-Polka. Beide Tänze wurden natürlich live von der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle begleitet. Direkt im Anschluss formierten die beiden Gruppen zwei

Kreise und waren bereit für zwei neue Gemeinschaftstänze – den Walzer „Liebesgedanken“ und die Polka „Für lustige Leut‘“. Als Abschluss vermischten sich beide Gruppen mit ihren bunten Dirndlschürzen und zeigten den „Karlsruher-Gemeinschaftstanz“, nämlich die „Paul“-Polka. Die Tanzgruppen ernteten für ihre Darbietungen viel Applaus und verabschiedeten sich zu den Klängen der Blasmusik. Danach war aber noch lange nicht Schluss, denn die Billed-Alexanderhausener Blaskapelle unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias spielte noch zum Tanz auf und alle Gäste konnten das Tanzbein schwingen. Als es schon langsam dämmerte, neigte sich das gelungene Sommerfest dann dem Ende entgegen. Es wurde viel getanzt, gelacht und geredet. Das Sommerfest in Karls-


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ruhe ist für viele eine schöne Gelegenheit, zusammenzukommen und alte oder neue Bekannte zu treffen. Wir hoffen, dass wir das Sommerfest noch viele Jahre fortführen können, um somit allen Gästen immer wieder einen schönen Nachmittag zu bereiten! Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr und möchten uns an dieser Stelle bei allen Helfern herzlichst bedanken! Ohne die Organisatoren, die vielen Helfer und Unterstützer auch im Hintergrund, wäre solch eine Veranstaltung nicht möglich. Vielen Dank und bis zum nächsten Jahr! Abbildungen 1. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe 2. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen 3. Aufmarsch der Trachtengruppe Karlsruhe 4. Musikantenmahlzeit 5. Das Tortenbuffet wird eröffnet

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Abbildungen Die Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe Fotos: Cornel Gruber

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Rentnertreffen 2018

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chon seit 30 Jahren treffen sich die Billeder Rentner zweimal jährlich im Haus der Heimat Karlsruhe zu einem gemütlichen Nachmittag. So auch dieses Jahr, doch leider – wegen Krankheit und Sterbefällen – in immer geringerer Teilnehmerzahl. Am Frühjahrstreffen im April beteiligten sich 20 Personen, davon 11 Frauen und 9 Männer, hingegen am Herbsttreffen im September nur 15 Personen: 10 Frauen und 5 Männer. Zu aller Freude war im September Hedi Frick aus München angereist, um am Billeder Rentnertreffen teilzunehmen und im Rentnerinnen-Kreis für gute Stimmung zu sorgen. Sie hat es nicht bereut, so weit angereist zu sein, und will beim nächsten Mal wieder dabei sein. Das wünschen wir auch von denen, die dieses Jahr „unentschuldigt“ gefehlt haben.

Jakob Muttar

Nach der Begrüßung durch Jakob Muttar überreichte Sepp Herbst allen Anwesenden eine Liste der bis dato verstorbenen Billeder, anhand derer festzustellen war, dass sie leider immer länger wird. Zur Erheiterung trugen Maria Muhl und Sepp Herbst Gedichte vor. Bei Kaffee, Kuchen, Bäckkipfeln, Bier und alkoholfreien Getränken wurde viel erzählt und gelacht, weil doch jeder etwas Neues wusste, beisteuerte, sodass die 4 Stunden wie im Flug vergingen. Zufrieden und mit dem Wunsch und der Hoffnung, nächstes Jahr wieder dabei zu sein, machten sich alle langsam auf den Heimweg. Danke an alle, die zum Gelingen beigetragen haben. Die Termine für 2019: Frühjahrstreffen am 24. April Hersttreffen am 25. September


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Herbstfest 2018 in Nürnberg

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ünktlich um 14.00 Uhr wurde am Samstag, dem 15. September, das Herbstfest der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit der stimmungsvollen Polka „Frühlingsblume“ eröffnet. Das Organisationsteam unter der Leitung von Josef Hipp hatte sich wieder alle Mühe gegeben, um den Nachmittag so angenehm wie möglich zu gestalten. Viele Gäste fanden sich ein und konnten am Nachmittag von den süßen und salzigen Köstlichkeiten der fleißigen Tortenund Kipfelspenderinnen genießen.

Heidi Müller

Auch die Musiker gaben ihr Bestes und sorgten somit für eine gute und fröhliche Stimmung unter den Gästen. Das älteste Kapellenmitglied, Nikolaus Pritz, wurde für 60 Jahre aktives Dabeisein geehrt, was für einen Moment der Wehmut und Dankbarkeit sorgte. Bis in die späten Abendstunden wurde musiziert, getanzt, gelacht, erzählt. Die anwesenden Gäste waren sich beim Nachhausegehen einig, dass sie beim nächsten Herbstfest wieder dabei sein werden.


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Abbildungen 1. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel im Restaurant Genossenschaftssaalbau 2. Das Organisationsteam um Josef Hipp vor dem Tortenbuffet mit selbstgebackenen Torten 3. Die Dobosch-Torte, die Kรถnigin der Torten im Banat, wird trotz der aufwendigen Herstellung immer wieder beim Herbstfest gern gespendet.

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Abbildungen 1. Das älteste Kapellenmitglied, Nikolaus Pritz, wurde für 60 Jahre aktives Dabeisein geehrt, was für einen Moment der Wehmut und Dankbarkeit sorgte. 2. Gratulation von Kapellmeister Jakob Groß, ein kleines Geschenk als Dankeschön und danach ein Ehrentanz vervollständigen das Event. 3. Insgesamt waren es rund 10 Stunden Tanzmusik und Unterhaltung mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und den Solisten Melitta und Dietmar Giel in der Nürnberger Gaststätte. 4. Einige Musikanten der Blaskapelle sind hunderte Kilometer bis hierher angereist.

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Kirchweih in Billed am 20. Oktober 2018

Fotos von Roswitha Csonti

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Abbildungen 1. Die Banater Musikanten aus Temeswar, die den Umzug begleiten, beim Ständchen im Hof des Heimathauses 2. Traditionell werden die Ehrengäste wie früher eingeladen, dazu gehört auch der Vorsitzende des Forums der Billeder Deutschen. 3. Der Kirchweihzug beim festlichen Ausmarsch aus dem Heimathaus 4. Die Trachtenpaare auf dem Weg durch die Bahngasse zum Einladen der weiteren Ehrengäste


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Kirchweih 2018 in Billed Abbildungen 1. Am Festumzug beteiligen sich neben den 3 Trach­tengruppen der „Billeder Heiderose“ noch Trachtenpaare aus Warjasch, Großjetsche und Palota. 2. Festgottesdienst in der katholischen Kirche mit Pfarrer Bonaventura Dumea 3. Den Gottesdienst umrahmt musikalisch der Billeder Kirchenchor 4. Straußtanz im Kulturheim nach altem Brauch. Die Veranstaltung und die Trachtengruppe wird von der Billeder Gemeindeverwaltung gefördert und von Edith Barta und Tanzlehrer Hansi Müller geleitet.

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Die Billeder Heiderose beim Folklore Festival „Euro Folk 2018“ in Bulgarien


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Mit dabei die Billeder Heiderose in ihren Kirchweihtrachten beim Tanzen in der Fußgängerzone anlässlich des Heimattages der Banater Schwaben an Pfingsten 2018 in Ulm. Foto: Cornel Gruber


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Das Schlachtfest 2018 - ein stimmungsvolles Fest

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ätte man die Stimmung am 27.10.2018 im Donauschwabenhaus in Frankenthal mit einem Barometer messen können, dann hätte es ein gewaltiges Hoch verzeichnet. Der Saal bebte, die Stimmung stieg von Stunde zu Stunde… Die Tage vor dem Fest werden bereits als Feiertage gesehen, wenn es auch harte und lange Arbeitstage sind, die bei dem einen oder anderen Kreuzschmerzen auslösen. Es ist viel zu tun im Hause Dinjer/Klein, um Leberwurst, Pateewurst, Zungenwurst, Schwartenmagen und Blutwurst herzustellen. Und dann folgt noch die Herstellung der Bratwurst, „Griewe“ müssen ausgelassen werden.

Adam Tobias

Die muss erst mal gestemmt werden, diese harte Knochenarbeit. Doch das über viele Jahre eingespielte Helferteam kennt jeden Handgriff und meistert diese Arbeit problemlos. Das Fest begann um 10 Uhr. Wegen einiger Ausfälle in der Kapelle hatten wir Aushilfen organisiert, denen ich herzlich für ihre Unterstützung danke. Mit schönen Banat-schwäbischen, altbekannten und neuen Blasmusikstücken sorgte die Kapelle den ganzen Tag über für die musikalische Umrahmung des Festes, auch für die gute Stimmung unter den Gästen. Um 13 Uhr wurde das Mittagessen zu Marschmusik, ge-


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Abbildungen 1. Metzgermeister Sepp mit der Helfermannschaft für die Herstellung der verschiedenen Wurstsorten und Fleischprodukte im Vorfeld der Veranstaltung. Die gesellige Arbeit würde man heute auch als „Event“ bezeichnen. 2. Schlachtfest-Stillleben 3. Griebenkuchen - ein Kuchen vom Schwein, geeignet zu Raki und Wein. spielt von der Kapelle, serviert. Es gab Schweinshaxen a la Dinjer mit Kartoffelstampf und Krautsalat, sehr empfehlenswert. Im Laufe des Nachmittags gab es Auftritte verschiedener Gruppierungen, die Günther Klein moderierte. Maxima und Fabio Hell gaben ihr Bestes auf dem Ak-

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kordeon und ernteten viel Beifall. Die Gruppe „Quintessenz“, dieses Mal nur zu viert, spielte zwei klassische und ein Jazz-Stück. Dem Applaus nach, gefielen diese Darbietungen den Gästen sehr gut. Um 16 Uhr gab es Kaffee und Kuchen. Das Kuchenund Tortenbuffet war reichlich und schön anzusehen, ein Augenschmaus. Geschmeckt hat alles natürlich auch. Wie jedes Jahr hatten die Gäste die Qual der Wahl bei der Entscheidung, von welchem Kuchen sie denn nun probieren sollten. Die Musikanten bekamen eine „musikalische“ Torte geschenkt. Ein musikalisches Dankeschön geht an Fam. Jung. Um 20 Uhr gab es Abendessen, eine reichhaltige Schlachtplatte, die vom Küchenteam geschmackvoll zu-


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bereitet wurde. Josef Hipp, der Organisator des Herbstfestes in Nürnberg, überreichte der Kapelle eine beachtliche Summe aus den Einnahmen vom Herbstfest in Nürnberg. Herzlichen Dank dafür, sichert sie doch das Überleben der Kapelle, die im süddeutschen Raum verstreut lebt. Edi Thöres hat wieder einige Lieder „umgetauft“, wie er es nennt. Er hat sie um-getextet und sang allein oder im Duett mit Andrea Griffaton, sehr zur Freude aller, was die Stimmung im Saal immer wieder steigerte. Gegen 22 Uhr gab es dann die Tombola-Ziehung mit den „Glücksfeen“ Maxima und Fabio, die ihre Sache hervorragend machten und einige Gäste zu glücklichen Ge-

winnern kürten. Herzlichen Dank an die Helfer, ohne die so ein Fest nicht bewältigt werden kann. Danke an die zahlreichen Kuchenspender, ein Dankeschön an Elisabeth Stadtfeld, die den Leuten den richtigen Platz zuteilte und soviele Sonderwünsche wie möglich erfüllte, natürlich ein ganz dickes Dankeschön an Sepp Dinjer und Franz Klein, die alles im Griff und den nötigen Überblick hatten. Um 23 Uhr übernahm DJ Gerry die musikalische Unterhaltung und legte Tanzmusik auf, die die Stimmung weiterhin hochhielt, welche bis in die frühen Morgenstunden andauerte.


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Abbildungen 1. Im Laufe des Nachmittags gab es Auftritte, die Günther Klein moderierte. Maxima und Fabio Hell auf dem Akkordeon ernteten viel Beifall. 2. Die Gruppe „Quintessenz“, dieses Mal nur zu viert, spielte zwei klassische und ein Jazz-Stück. 3. Edi Thöres hat wieder einige Lieder „umgetauft“, wie er es nennt. Er hat sie um- getextet und sang allein oder im Duett mit Andrea Griffaton, sehr zur Freude aller, was die Stimmung im Saal immer wieder steigerte.

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Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen beim Schlachtfest 2018 in Frankenthal


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Beim Ausweiden Schweineschlacht bei der Familie Luckhaup in den 1970er Jahren


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Beim Wurstmachen Schweineschlacht bei der Familie Schmidt 1943

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Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg 134 Billeder kehrten nicht mehr heim

Peter Krier

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it der Kapitulation des Deutschen Reiches endete am 11. November 1918 der Erste Weltkrieg. Nach dem Kriegsausbruch am 29. Juli 1914 zwischen Österreich-Ungarn, mit Deutschland, und der von England und Frankreich angeführten Entente, der zuletzt 38 Staaten angehörten, haben in Europa: im Westen, im Osten, auf dem Balkan und in den Alpen vier Jahre lang grausame Kämpfe, mit den damals neuen Waffen, stattgefunden. Dabei fanden Millionen Soldaten und Zivilisten den Tod oder wurden Invaliden. Nachdem die Großoffensive der österreichischen Armee an der Piave und die der deutschen Armee an der Marne im Sommer 1918 keinen entscheidenden Sieg brachte, wurde die kommende Niederlage der Mittelmächte offensichtlich. Obwohl die Truppen der Mittelmächte vielerorts noch in den Ländern der Kriegsgegner standen, war der Krieg für die Mittelmächte im Herbst 1918 verloren. In vier verlustreichen Kriegsjahren, die mit den damals neuesten technischen Mitteln und einer bisher nie dagewesenen Härte und Grausamkeit geführt wurden, waren alle Reserven aufgebraucht. Millionen Soldaten waren gefallen, Abertausende verwundet, die Menschen in der Heimat hungerten und froren, es fehlte an allem. Die Not trieb die Menschen auf die Straßen, sie wollten endlich Frieden. Die innenpolitische Wende, die dann mit dem Sturz der Monarchen auch kam, hatte sich angezeigt. Der österreichische Kaiser, Karl VI. schlug am 14. September 1918 in einer Friedensnote „An alle“ eine Verständigung der Kriegsgegner vor, sie blieb unbeachtet,

wie auch ein Friedensappell Papst Benedikt VI. Am 4. November 1918 schied Österreich–Ungarn ohne Kapitulation aus dem Krieg aus. Die so genannten Nationalisten: Tschechen, Slowaken, Kroaten u.a. hatten die Front schon im Sommer 1918 verlassen und mittlerweile eigene Staaten gebildet. Österreich-Ungarn hatte sich aufgelöst. Mit dem Waffenstillstandsabkommen der Entente mit dem Deutschen Reich vom 11. November 1918 war der Erste Weltkrieg beendet. Mit der erzwungenen Abdankung von Kaiser Wilhelm II. hat sich auch das Deutsche Kaiserreich aufgelöst. Deutschland und Österreich wurden Republiken. Die Friedensverhandlungen zwischen den Kriegsteilnehmern haben lange gedauert. Eigentlich waren es keine Verhandlungen zweier Parteien, sondern Diktate der Siegermächte, bei denen Frankreich bestimmend war. Mit den Verträgen von Versailles und Saint-Germain-en-Laye mussten die Verlierer große Gebiete abtreten, ihnen wurden hohe Wiedergutmachungen der Kriegsschäden auferlegt. Dem Deutschen Reich wurde die Abrüstung aufgezwungen. Panzer, Flugzeuge, U-Boote mussten zerstört oder den Siegermächten ausgeliefert werden. Deutschland musste seine Wehrkraft auf 30.000 Mann reduzieren und laut Versailler Vertrag die alleinige Kriegsschuld auf sich nehmen. Darüber hinaus hatte Deutschland 226 Milliarden Goldmark als Reparationsleistung für Kriegsschäden zu zahlen. Mittlerweile stellen Historiker, unter ihnen auch Christopher Clark, in Frage, dass Deutschland die Hauptschuld am Ausbruch des Krieges trug und sehen in dem skrupellosen Friedensdiktat von Versailles


Rückblick schon den Kern zur Zündung des nächsten, des Zweiten Weltkrieges, der Europa nur einige Jahre später in einen noch schlimmeren Krieg führen sollte und unsere Volksgruppe zu einer unumkehrbaren Wende. Die Karte Europas sah nun anders aus. So hat sich das Territorium Rumäniens durch den Vertrag von Trianon (4. Juni 1920) verdoppelt, während Ungarn 2/3 seines Territoriums verloren hat. Die Bevölkerung Rumäniens wuchs von 7,20 Millionen auf 18,00 Millionen. Auch 2/3 des Banates, mit unserem Heimatdorf, wurden Rumänien zugeschlagen. Wir befanden uns nun in einem neuen Staat, eine neue Ära unserer relativ kurzen Geschichte begann. Im Ersten Weltkrieg sind 9,56 Millionen Soldaten gefallen, davon hat Deutschland mit 2,00 Millionen die größte Opferzahl, gefolgt von Frankreich mit 1,30 Millionen Gefallenen. In der österreichisch-ungarischen Armee sind 1,50 Millionen Soldaten gefallen. Die Zahl der Ziviltoten im 1. Weltkrieg wird mit 5,00 Millionen angenommen, darunter eine große Zahl Verhungerter. Unter diesen Opfern befinden sich auch 134 Billeder. Ihre Gräber liegen im fernen Turkestan, in Russland, in der Ukraine, in Galizien, in Italien, in Südtirol, in der Moldau, in Siebenbürgen und in Serbien. Von acht Gefallenen konnten die Gebeine nach Billed gebracht werden, von 60 gefallenen Landsleuten ist uns der Sterbeort nicht bekannt. In der Heimat war man zusammengerückt. Große Feste mit Musik, wie das Kirchweihfest, fanden während des Krieges nicht statt, erst 1920 wurde wieder Kirchweih gefeiert. An den Requien für die Gefallenen nahm die ganze Dorfgemeinschaft teil, Kameraden und Angehörige des Kriegervereins hielten Ehrenwache an einem symbolischen Sarg. Noch kurz vor Kriegsende, im August

79 1918, mussten drei Kirchenglocken für Kriegszwecke abgegeben werden. Die Kirchengemeinde konnte 1924 drei neue Glocken kaufen, die am 1. Juni geweiht und hochgezogen wurden. Sie läuteten schon am 15. Juni 1924, als das Kriegerdenkmal im Beisein der ganzen Gemeinde durch den späteren Bischof Augustin Pacha geweiht wurde. Es gibt viele Ursachen für diesen Welt-Krieg, hier wurde seine Ausdehnung bis Südafrika und Südostasien nicht in Betracht gezogen. Es gibt aber keine Entschuldigung für die, die diesen Krieg gewollt und angezettelt haben. Der australische Historiker Christopher Clark untersuchte in einer sehr umfangreichen Studie „Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“. Sein Buch heißt „Die Schlafwandler“. Clark kommt darin zu dem Schluss, dass die im Vorfeld bestimmenden Politiker keine Ahnung hatten, wie ein Krieg nach der technischen Revolution geführt werden würde, wie Europa nach diesem Krieg aussehen würde. Es war ihnen nicht bewusst, dass alle, auch die vermeintlichen Sieger, verlieren werden. So kam es. Abbildung Einweihung des Kriegerdenkmals am 15. Juni 1924


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RĂźckblick

Die multiethnische Habsburgermonarchie hat sich letztlich in Nationalstaaten aufgelĂśst


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Deutsche Siedlungen (rot) im Banat nach dem ersten Weltkrieg


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Abbildung oben Auf dem Billeder Bahnhof vor rund 100 Jahren Abbildung links „Fratschelweiber“ nannte man im Banat sowie auch in Österreich die Frauen, die Gemüse, Obst, Milch- und Fleischprodukte der Kleinerzeuger aus den Dörfern in den Städten, insbesonders auf den Marktplätzen, verkauften. Dabei war die Eisenbahn hauptsächliches Transportmittel. Obwohl Wettbewerber, haben sie sich nach guten Geschäften schon mal zusammengetan, die Kopftücher abgelegt und wie im Foto in einer Gastwirtschaft sich ein Bier gegönnt - was zuhause im Dorf nicht so gern gesehen worden wäre. Eins.: Adam Tobias


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Abbildung Die Billeder katholische Kirche vor rund 100 Jahren

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Das Billeder Freibad an der Schlies

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er Eichenwald war auf den Militär-Karten vermerkt und sollte bestehen bleiben, es waren meistens über 100 Jahre alte Eichen, aber auch weniger alte andere Bäume. Nach der Wegnahme der Felder durch den rumänischen Staat und der Gründung der Kollektivwirtschaft in Billed wurde der Wald nach und nach abgeholzt. Der Wald lag zwischen zwei Wasserläufen: Links war der Wahlengraben, so genannt, weil bei jeder Gemeindewahl die Parteien versprachen, gegen Überschwemmungen das Wasser des „Jergrabens“ (die so genannte Marascht), von Knees kommend, durch einen breiten Graben besser ableiten zu können. Es dauerte aber Jahre lang, bis der Graben fertig war, und dies auf nur 4 km Länge von der Sauerländer Brücke bis zu einem Flurteil, wo das Wasser weniger Schaden anrichten konnte, um in einem breiteren Flussbett weiter gegen Kleinbetschkerek zu fließen. Auf der rechten Seite war ein Teil der Marascht das „Hanfwasser“ mit der Wassermühle, die schon längst abgebaut war, aber das dort stehende Haus und der Weingarten der Familie Josef Eichert (162) blieben erhalten. Das Wasser umschloss ein großes Weidegebiet, die „Insel“, die zum Weiden der Jungpferde und Fohlen vorgesehen war. Das Hanfwasser, das so genannt wurde, weil dort die Hanfstengel in Bündeln nach der Hanfernte eingelegt wurden und durch das warme Wasser einen Gärungsprozess, das sogenannte Rösten, von 3-4 Wochen durchmachten, damit sich nach dem Trocknen die Hanffaser vom Holz lösten. Das Wasser kam auf der anderen Seite des Ortes von Warjasch, floss durch die Neugasse, wo es bei Hochwasser viele Anwesen und Gassen überschwemmte und hinter der Hanffabrik unter der Bahn-

Josef Herbst

linie durch in das so genannte Hanfwasser kam, sich mit der Marascht und dem Wahlengraben gegen Kleinbetschkerek vereinigte. Bei so viel fließendem Wasser um den Ort suchte die Jugend einen geeigneten Platz zum Bau eines Badestrandes. Um richtig baden und schwimmen zu können, war das Wasser überall nicht tief genug. Am Ende des Wahlengrabens war der geeignete Platz. Die Gemeinde, unter dem Richter (Bürgermeister) Jakob Berg (364), genehmigte die Ausgrabung und Gestaltung in freiwilliger Arbeit durch die Jugend und junge interessierten Männer. Ing. Johann Pierre (346) und der von Sackelhausen nach Billed eingeheiratete Mathias Höchst (433) übernahmen die Planung und die Umleitung des Wahlengrabens für die Zeit der Aushebung und Fertigstellung des Strandbades. An der schmalsten Stelle zwischen dem Wahlengraben und der Marascht, ca. 40 Meter, wurde das Wasser in die Marascht abgeleitet. Die D.J. (Deutsche Jugend) wurde von Franz Klein (234), Johann Steiner (172), den Gebrüdern Hans und Nikolaus Mann (474 ), Nikolaus und Hans Jobba (331), Mathias Noll (9), Peter Plennert (605), Hans Sauer, (546) Hans und Jakob Neiss (183) und anderen zum Mitmachen überzeugt, und so

Abbildungen 1. In der Hanffabrik wurde in den 30er Jahren als Schwimmbad für die „Herrischen“ ein Becken mit Wasser gefüllt. 2. An der Schlies Anfang der 30er Jahre. V.l.: Hans Klein, Hans Frank, Friedl Gilde, Michael Neumann und Sepp Pritz. 3. Billeder Jugendliche an der Schlies im Sommer 1937.


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konnte noch vor der Ernte (Gerste und Weizen) mit der Umleitung und dem Ausheben begonnen werden. Nach der Ernte ging es zügig weiter. Es war vorgesehen, dass das Bad an den Seiten mit 5 cm dicken Brettern ausgelegt wird. Die Bretter und das übrige Holz wurde von dem Sägewerk der Brüder Roman (346) gespendet, bei Tischler-Meister Andreas Klein (165) einseitig abgehobelt und wasser-abweisend mit einer Flüssigkeit behandelt. Die Maße des Beckens waren mit einer Länge von

20- 25 Metern und die Breite mit 8-9 Metern vorgesehen. Es gab durch das Graben kleine Abweichungen. Vorgesehen war auch eine Treppe, die am Eingang, wo das Wasser am niedrigsten war, gemauert wurde. Die Steine, „Doppel-Pressziegel“ spendete die Ziegelei Sehi und Glasz. (451). Die 8 breiten Treppen wurden von der Maurerfirma Plennert von Jakob Hillarius (825) gebaut. Das behandelte Vierkant-Holz wurde unten im Becken in die Erde


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Abbildung 1. 1940 -Nach der Arbeit das Vergnügen ... Durch den freiwilligen Arbeitseinsatz der „Deutschen Jugend“ wurden beide Ufer mit Brettern ausgelegt und der Zu- und Abfluss des Wassers durch die Schleuse (Schlies) geregelt. Von links auf einem Bein stehend: Hans Herbst, Jakob Thöreß, Johann Rieder, Jani Braun, Metzger, am Ufer sitzend: Frau Hehn und Elisabeth Wolf. Quelle: Franz Klein - Musterdorf Maria Theresias im Banat in Bildern und Dokumenten 1765- 1987 2. Billeder Jugendliche an der Schlies

87 eingegraben, oben festgemacht und daran wurden die 5 cm dicken Bretter mit der gehobelten Seite zum Becken befestigt. Die Tiefe des Beckens wurde am Eintritt des Wassers, also an der Treppe, auf 120 cm und am Ende des Beckens, wo das Sprungbrett war, auf 300 cm festgelegt. Das Sprungbrett war ein Feder-Sprungbrett, entworfen und ausgeführt vom Schmiedemeister Adam Wagner (81). Am Anfang sowie am Ende des Beckens wurde je eine Schleuse angelegt, um das Wasser im Becken zu regulieren. Daher kommt auch der Name „Schlies“ von der Schleuse. Die Betonteile zum Absperren kamen von der Beton-Fertigungs-Firma Kocsis Marco (763). Neben dem Sprungbrett sowie auf der anderen Seite der Treppe wurden Leitern aus Holz angebracht, um ein- und aussteigen zu können. Als die oben genannten Arbeiten fertig waren, haben die Bauern mit ihren Traktoren und Pferdegespannen über 3 Wagon Kies von der Marosch bei Perjamosch für den Boden angefahren. Hinter dem Ende des Beckens wurde das seichte Wasser von Rohr und Schilf gereinigt und mit einer dünnen Schicht Kies versehen, für die Kinder gedacht, was aber schon nach paar Jahren wieder verwilderte. Die Ufer beidseitig des Strandes wurden eingeebnet und rechts des Beckens mit Sand bis zu den jungen Akazienbäumen befestigt, die die Gemeinde pflanzte. Im Akazien-Wald wurden für Damen und Herren sogenannte Plumpsklos aus Brettern aufgestellt, um Ordnung und Hygiene zu gewährleisten. Ein Jahr nach der Fertigstellung


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Abbildungen 1. Lehrer Wilhelm Weber, im Hintergrund, Mitte, mit einer Gruppe von Schülern beim Baden an der Schlies 1957 . 2. Baden in der Schlies in den 1960er Jahren. Foto: Jakob Rademacher 3. 2017 - den Graben gibt es noch, die Schlies nicht mehr. des Strandbades wurde fünf Meter vor dem Eintritt des Wassers in das Becken eine Holzbrücke über den „Wahlengraben“ errichtet. Daran war die Gemeinde, der Jagdverein und einige Bauern, die Feld auf der gegenüberliegenden Seite hatten, beteiligt. Die Brücke wurde in den 50er Jahren von durchziehenden, rivalisierenden Schafhirten verbrannt. Die Feldhüter der Gemeinde sorgten für Ordnung. Der Krieg machte manches Vorhaben zunichte. Im Akazien-Wald sollten Kabinen zum Umziehen errichtet, ein Tiefbrunnen für Trinkwasser gebohrt und ein Kinderspielplatz angelegt werden.

Im April 1940 wurde die Umleitung des Wahlengrabens in sein altes Bett wieder vollzogen und am 1. Mai das Strand-Bad seiner Bestimmung übergeben. Es war ein voller Erfolg. Nicht nur die Jugend kam im Sommer sonntags zum Baden, sondern auch viele Ortsbewohner, um im glasklaren Wasser zu baden und sich zu erfrischen. Auch viele Bewohner anderer Orte, die kein fließendes Wasser hatten, kamen zum Billeder Strand. Heute hat fast jedes Haus sein eigenes Bad, was in der damaligen Zeit nicht der Fall war. In all den Jahren als Schulkinder und auch später war es Tradition, am 1. Mai zum Strand zu gehen und als Mutprobe, wie das Wetter auch immer war, ins Wasser zu springen oder zu gehen. Und wer wollte schon als Feigling angesehen werden?


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Pfannkuchen-Wettessen

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er erste Sonntag nach Pfingsten, also noch vor der Gerstenernte, gab es immer im Eichenwald (Kragewald), auf dem Anwesen von Peter Welter (486), der 4 Joch Wald im Herrschaftsgarten vor dem ersten Weltkrieg von der Grundherrschaft gekauft hatte, ein Sommerfest des Katholischen Frauenvereins und der Freiwilligen Feuerwehr. Da gab es viele Belustigungen für Alt und Jung. Im Schatten der Bäume wurden Tische und Bänke aufgestellt, die Chöre der Vereine sangen Lieder, Strickziehen der Männer wurde organisiert, Wettbewerb im Pfannkuchen-Wettessen mit Marmelade darin - für die Jugend und für die Mutigen der Jugend eine eingegrabene, mit Seife preparierte hohe Stange mit oben einer Krone mit Süßigkeiten aufgestellt. Wer es schaffte, bis nach oben zu gelangen, konnte sich eine Tüte herunterreißen. Auch zum Werfen waren Stände aufgebaut. Zwischen den Bäumen waren Tücher gespannt, auf Tischen Blechdosen aufeinander gestellt, die man mit Bällen runter werfen musste. Wer es schaffte, bekam ein Wurstbrot. Die Dosen wurden von den Spengler-Meistern Deininger und Muhl gemacht. Es spielten die Alten Musikanten bis spät in die Nacht. Es gab eine Tombola mit Gegenständen, gespendet von den Geschäften; Wein wurde von den Weinbauern und Schnaps von den Schnapsbrennern gespendet, die Bäcker und Fleischer spendeten Essen. Der Reinerlös kam bedürftigen Familien zugute. Die Erwachsenen zahlten Eintritt, für Kinder und Schüler war es frei. Einige Tage vor dem Fest hat Nikolaus Stumpf (30) bei Großvater Maulbeerschnaps gebrannt und fragte

Josef Herbst

mich, ob ich auch am Pfannkuchen-Wettessen dabei sein werde. Ich wollte. Großmutter sagte: „Du bekommst von mir 5 Lei, da kannst du dir etwas zum Essen und Trinken kaufen und nicht beim Wettessen alles unzerkaut runter schlucken und noch Magenschmerzen bekommen.“ Vetter Klos sagte: „Ich lehr dich etwas. Es wird eine Kommission feststellen, wer als Erster seinen Pfannkuchen gegessen hat und der bekommt dann noch einen oder einen Himbeerspritzer vom Unger Vetter Stefi als Sieger. Wähle dir von der Murschgot, wie wir Elisabeth Werhof (120) nannten, die die Pfannkuchen bäckt, eine frische, noch warme mit Aprikosen- Marmelade, die kennt dich ja. Lass dir den Papiersack umbinden, wie bei den anderen, und bei ‚Los!‘ beginnst auch du mit dem Essen, doch ganz langsam, denn einer muss ja der Letzte sein.“ Die Spengler hatten größere Pfannkuchen-Pfannen gemacht und wenn ein Pfannkuchen fertig war, kam er auf ein gehobeltes Holzbrett und es kam reichlich Marmelade verschiedener Sorten darauf. Er wurde gerollt und in einem Papier überreicht. Es bekam auch jeder, der mitmachte, einen Papiersack über die Schultern, damit die Marmelade nicht die Kleider beschmutzt. Nur das Gesicht und die Hände waren zum Schluss bei den Wettessern voller Marmelade. Sie konnten sich am Wasserfass reinigen, und der Sieger bekam seinen Himbeersaft. Das alles war zum größten Gaudi der Anwesenden. Ich aß meinen Pfannkuchen gemütlich bis zu Ende und, wenn einer fragte wieso, sagte ich, wie es mich Vetter Klos gelehrt hatte: „Gut gekaut, ist halb verdaut, und einer muss ja der Letzte sein.“ Slavik Vetter Wendel, der 2. Feuerwehr-Kommandant


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war, verlas die größeren gestifteten Spenden und zum Schluss auch die Einnahmen und welche Familien unterstützt werden. Nur, uns Jungs, hat der letzte Teil nicht mehr interessiert, wir gingen müde nachhause.

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Abbildung Der Eichenwald, Bildmitte, war eine Baumgruppe im soge­nan­ nten Herrschaftsgarten, der vor über 100 Jahren den Agramer Bischöfen gehörte. Die Teiche dahinter wurden in den 1990er Jahren angelegt, dort standen Akazienbäume und die Fläche zwischen Bäumen und Kanal war bis 1973 ein Teich.


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Abbildung Die deutsche Klasse des Jahrgangs 1960 mit Klassenlehrerin Elisabeth Martini in der alten Braunschule vor einem Fahrradausflug. Unsere damals noch frischgebackene Klassenlehrerin hat es sehr gut verstanden, wie man das Gemeinschaftsgefühl stärken und den Klassenzusammenhalt unterstützen kann. Sie hat auch in den Klassenstunden mit uns Themen besprochen, durch die sie

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an der Billeder Schule sicherlich Pionierarbeit geleistet hat und war eher unkonventionell und offen für neue Wege und Unternehmungen, was ich so aus der Perspektive der lebenserfahrenen Erwachsenen als sehr erfrischend und Neuland-freundlich empfinde. Es war eine schöne, unbeschwerte Zeit, in einer aus heutiger Sicht heilen Welt, unwiederbringlich verloren. Text: Hermine Schnur


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Abbildung Die Mädels der deutschen Klasse des Jahrgangs 1960 beim Picknick im Akazienwäldchen, das an den sogenannten „Aichelwald“ grenzt.


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Als die Kolonisten die Kleegärten bebauten

Vor 60 Jahren ist das letzte von x neuen Häusern am Rande Billeds fertiggestellt worden Hans Steiner

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959 konnten viele Deutsche in Billed aufatmen: Sie waren wieder Herr im eigenen Haus. Die 1945 ins Dorf eingefallenen rumänischen Kolonisten hatten zum Großteil die in Besitz genommenen Häuser geräumt. Sie hatten sich am Dorfrand eigene Häuser gebaut: in den Kleegärten im Süden oder auf der Hutweide in Richtung Kleinbetschkerek, auf der seinerzeit der Große Markt abgehalten wurde. Das letzte dieser Häuser ist nach Angaben von Ion Andras 1959 fertiggestellt geworden, Seither sind 60 Jahre vergangen. Zum Bau dieser Häuser ist es wohl aus zweierlei Gründen gekommen: Der rumänische Staat hat eingesehen, dass enteignete Häuser herabgewirtschaftet werden, andererseits sind die 1951 in den Bărăgan Deportierten nach Hause gekommen. Sie brauchten Wohnraum. Aber manchem von ihnen wurde der Einzug ins eigene Haus verwehrt. Konflikte waren die Folge. 1956 hat die Gemeinde Billed den Eindringlingen keineswegs Baugrundstücke aus Eigeninitiative zugewiesen. Das ist wohl auf Weisung aus Bukarest geschehen. Doch blenden wir zurück: 1945 waren die deutschen Landwirte per Gesetz enteignet worden: Feld und Häuser gehörten ihnen nicht mehr. Rumänische Kolonisten zogen als neue Herren mit dem Knüppel in der Hand in die von Deutschen bewohnten Dörfer des Banats. Die zurückgebliebenen Deutschen waren vogelfrei und hatten es schwer, sich gegen die in Lumpen Angekommenen zur Wehr zu setzen. Denn: Ein Teil der deutschen Bevölkerung war im Herbst 1944 vor dem Anmarsch der Sowjetarmee in den Westen geflüchtet. Die wehrfähigen Män-

ner waren noch im Krieg oder in Gefangenschaft, die Jugend aber war seit Januar 1945 in Arbeitslagern Stalins. Zu Hause geblieben waren lediglich Kinder mit Großmüttern und Großvätern. Die neuen Herren, auf deren Seite das neue, das kommunistische Recht war, haben so lange geraubt, bis es bei den Deutschen nichts mehr zu stehlen gab. 1949 hat ein Teil der neuen Herren nach Diktat aus Bukarest eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft gegründet. Zu den LPG-Gründern gehörten auch Deutsche. Die neuen Bodeneigentümer, die 1945 das Feld der Deutschen erhalten hatten, haben 1956 einen ersten Dämpfer erfahren. Vielleicht war es auch der zweite, nachdem sie Ende der 1940er Jahre unter Druck gesetzt worden waren, Kollektivmitglieder zu werden. Es war ihre Enteignung. 1956 mussten die Kolonisten erneut zähneknirschend hinnehmen, dass sie die 1945 in Besitz genommenen Häuser räumen mussten. Der Umsturz 1989 und seine Folgen haben vielleicht manchem der in Billed eingefallenen Kolonisten vor Augen geführt, dass sich Raub nicht lohnt. Doch möglicherweise gibt es Abbildungen 1. Neu bebaute Fläche Ende der 50er Jahre im Süden der Gemeinde, davor Hutweide und 3mal jährlich der „Große Markt“. 2. Neu bebaute Fläche Ende der 50er Jahre im Norden der Gemeinde, vorher befanden sich dort Kleegärten. (Aufnahmen 1994)


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Rückblick auch heute noch welche, die nicht begriffen haben, was der banat-schwäbische Schauspieler und Dichter Hans Kehrer so formuliert hat: „Sie hann noo allem gegriff, nor net no der Arweit.“ Die noch offene Frage: Was ist von dem Geraubten übrig geblieben? Auf Rumänisch ließe sich das plastisch beantworten. Doch darauf können wir großzügig verzichten. Schwäbisch könnte das so lauten: Den einen ist der Sperling auf dem Dach geblieben, den anderen der Spatz in der Hand. Als die Bărăgan-Deportierten von Januar bis April 1956 aus der Verbannung nach Billed zurückgekehrt sind, hat mancher vor verschlossener Tür gestanden, hatte kein Dach über dem Kopf. So ergangen ist es Familie Herbst. Josef Herbst erinnert sich: Seine Schwester Maria mit Mutter sind als Vorhut heimgekehrt. Ihr Haus in der Vertgass war besetzt und für sie verschlossen. Das Haus in der Sauerländergasse war von drei Kolonistenfamilien bewohnt. Schwester und Mutter wurden vorübergehend von der als Hansledersch bekannten Familie aufgenommen. Nachdem auch Josef Herbst und sein Stiefvater heimgekehrt waren, ist eine der Kolonisten-Familie nach Hunedoara gezogen, Familie Herbst konnte den Fuß in die Tür setzen. Dann ist die zweite Kolonisten-FaAbbildungen 1. und 2. Bei einem Straßenzug im Nordwesten befinden sich die Hausgiebel nicht an der Straße, sondern hinter einem Zaun. Es ist eine Art der Hausanlage aus der Gegend der Zusiedler, die man damals „Stil Regat“ nannte (gemeint ist das alte Königreich Rumänien ohne Siebenbürgen und Banat). Quelle: I. Andrasch 2. Kolonistenhäuser im Rohbau am Dorfrand Ende der 50er Jahre. Ein Merkmal der Langhäuser mit dem im Banat traditionellen Gang ist der abgeschrägte und überdachte Giebel auf der Straßenseite.

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98 gebäude der Deutschen neben der Kirche für sich in Anspruch genommen hatten. Auch in das Haus der Familie Hans Steiner senior in der Bahngasse (Hausnummer 357, neben der Huttung) ist die LPG eingezogen. Ebenfalls enteignet und besetzt waren die Häuser der Familie Reiter in der Zwetgass (376). Dort ist es so weit gekommen, dass sie einem in einer anderen Ortschaft Enteignetem übertragen wurden. Das hat die Familie Pilli/Reiter allem Anschein nach genutzt, um die Ausreise zu erzwingen. Doch mit dem Auszug der Rumänen aus den Häusern der Deutschen bis 1959 war noch keineswegs jeder Willkür Einhalt geboten. Als die Familie Steiner 1959 ihre Häuser in der Zwetgass zurückerhalten hatte, ist bei Nacht und Nebel eine rumänische Familie in das kleine Haus eingezogen: Mann mit Frau und zwei Kleinkindern. Die Kinder haben ihre Notdurft verrichtet, wo es ihnen eben angekommen ist. Das war nicht nur in dieser Gerechtigkeit üblich und nicht nur bei Kindern. Um die Eindringlinge aus dem Hof zu bekommen, mussten schwere Geschütze aufgefahren werden, Jakob Gilde in der Kirchengasse hat sein Haus erst 1966 als Ruine von der LPG zurückbekommen. Die LPG hatte dort ihre Tischlerei und Wagnerei untergebracht. Herabgewirtschaftet haben das Haus in erster Linie Deutsche, die dort beschäftigt waren. Familie Hans Wolf hat den Vorsitzenden der LPG wegen der Besetzung ihrer Wirtschaft so lange belästigt, bis sie die Ausreise nach Deutschland erhalten hat. Doch zurück in den Sommer 1956. Die Gemeindeverwaltung lässt am Billeder Dorfrand 1200 Quadratmeter große Baugrundstücke vermessen. 170 Kolonistenfamilien bekommen Baugrund geschenkt und erhalten von der Staatsbank einen Kredit von 18000 Lei, die inner-

Rückblick halb von 20 Jahren in jährlichen Raten von 1200 Lei zurückgezahlt werden mussten, so Ion Andras, Das war ein teurer Kredit. Das Material für den Häuserbau wurde hauptsächlich über die Billeder Konsumgenossenschaft beschafft, der andere Teil stammte vom Abriss von Wirtschaftsgebäuden im alten Dorf, die nach der Sozialisierung der Landwirtschaft überflüssig geworden waren. Große Schwierigkeiten hatten die Neusiedler bei der Beschaffung des Holzes für die Dachstühle, berichtet Ion Andras. Gheorghe Negriu und Ioan Baston seien nach Vatra Dornei in der Moldau gefahren, um das nötige Holz zu besorgen. Die absolute Mehrheit der Neubauten weist eine Ähnlichkeit mit den alten schwäbischen in Billed auf. Drei Bauten unterscheiden sich jedoch total: Es sind Holzhäuser aus Siebenbürgen. Ebenfalls drei Häuser sind ausschließlich mit gebrannten Ziegeln gebaut worden, lediglich eines von allen Neubauten hat einen Keller. Die neu entstandenen Gassen haben keine Namen erhalten; die Häuser wurden nummeriert. Die Häuser wurden in erster Linie von Billeder Maurern hochgezogen: Wilhelm Hirth, Michael Metzger, Matthias Lauer oder Stefan Balog. Doch auch Maurer aus anderen Banater Gemeinden hatten Aufträge erhalten. Die meisten Häuser sind 1957 bezugsfertig geworden. Doch nicht nur der Bau neuer Häuser hat zur Entspannung in Billed beigetragen. Wie Ion Andras ermittelt hat, haben weitere 50 Kolonistenfamilien freigewordene Häuser von Deutschen gekauft. Krieg, Flucht und Deportationen haben es möglich gemacht. Abbildung Vogelperspektive 1994. Neubauten der 1950er Jahre in der Bildmitte im Nordwesten der Gemeinde, beidseitig der Torontaler Landstraße in Richtung Alexanderhausen.


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101 Abbildung links Die Familie Engrich vor ihrem Wohnhaus in der Zwerchgasse in den 1930er Jahren. Das Haus hinter der BallmannmĂźhle mit der Nr. 225 hatte als Einziges im Ort einen offenen Gang und einen Vorsprung zur Gasse hin und ist noch auf dem Dorfplan von 1931 eingezeichnet. Noch in der Zwischenkriegszeit wurde es abgetragen und die Engrichs sind in ein Haus in der Vertgass umgezogen.

Abbildung oben Ausschnitt aus dem Dorfplan von 1931 mit dem Haus Nr. 225


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Ende gut- alles gut! Rodeln mit Zwischenfall...

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s war 1967 an einem kalten Wintermorgen in meinem Geburtsort Billed. Ich war schon ziemlich früh aufgestanden, weil an diesem Tag Schlittenfahren angesagt war. Durch das mit Eisblumen bedeckte Fenster kamen die ersten Sonnenstrahlen durch. Schnell habe ich mich angezogen und bin über den Hof zur Großmutter. Der mit Kolben beheizte eiserne Sparherd hatte die Küche schon wohlig gewärmt. Großmutter war schon mit der Zubereitung des Mittagessens beschäftigt. Mit großen Bissen habe ich mein Frühstücksbrot runtergewürgt, denn ich wollte so schnell wie möglich raus zur Rodelbahn. Nachdem ich noch einen Becher warmer Kuhmilch in mich hineingeschüttet hatte, bin ich raus. Gerodelt wurde hinter dem Haus der Familie Engrich. In einem flachen Gebiet ist es eben nicht so einfach, einen geeigneten Platz zum Rodeln zu finden. Meine Eile hatte sich gelohnt, denn ich war vorerst ganz allein. Es hat aber nicht lange gedauert, dann kam meine Klassenkollegin Mariechen. Da das Gefälle an der Rodelbahn nur sehr gering war, war es sehr wichtig, dass die Bahn immer sehr glatt war. Denn nur bei einer vereisten Bahn war es möglich, weit zu rutschen. Manchmal hat man es geschafft, bis in den Straßengraben der Familie Lindt zu rutschen. Da es ein sehr schöner, aber auch kalter Wintertag war, wollten wir die Rodelbahn verbessern. Wir waren uns ganz schnell einig, denn es war uns auch klar, dass ausgeleertes Wasser bei dieser beißenden Kälte binnen wenigen Minuten gefriert. Ich bin nach Hause gerannt und habe aus unserem Kuhstall einen 12 l-Eimer geholt.

Werner Gilde

Damit bin ich dann an den Trinkwasserbrunnen bei Familie Werhof/Wolz geeilt. Damals gab es in Billed noch keine Trinkwasserleitung. Am Brunnen angekommen, hat Mariechen gleich angefangen zu pumpen. Sie war nämlich sehr kräftig, sodass der Eimer binnen kurzer Zeit voll war. Nun haben wir den Eimer an die Rodelbahn getragen. Mit viel Schwung hat Mariechen den Inhalt über die Rodelbahn geleert. Wir sind dann sogleich wieder an den Brunnen, um den Eimer zu füllen, denn mit einem Eimer Wasser war es ja noch nicht getan. Durch die strenge Kälte ist das Wasser sehr schnell gefroren, sodass der obere Bereich der Rodelbahn schon sehr glatt war. Wir hatten gerade unseren dritten Eimer mit Wasser angeschleift, als wir auf die Idee kamen, auch den unteren Bereich zu vereisen. Mariechen hat den Eimer samt Inhalt genommen und ist sehr vorsichtig die nun spiegelglatte Rodelbahn runtergegangen. Ziemlich in der Hälfte angekommen, wollte sie wieder mit viel Schwung den Eimer entleeren. Es ging nun alles ganz schnell. Mit beiden Füßen rutschte Mariechen aus und der ganze EimerInhalt wurde in die Höhe geschleudert. Da Mariechen auf die Bahn gefallen war, ist ein großer Teil vom Wasser über sie geklatscht. Sie ist schnell aufgestanden und hat versucht, das Wasser von ihrem dicken Wintermantel abzuschütteln. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen und bin dann auch auf dem Po gelandet. Rutschend bin ich die Rodelbahn runter und habe dann auch noch einen Teil von dem noch nicht gefrorenen Wasser mit meinen Kleidern aufgewischt. Jetzt standen wir beide da und wussten


Rückblick erst mal nicht wie weiter. Das von den Kleidern aufgesaugte Wasser ist nun auch ziemlich schnell in seinen anderen Aggregatszustand übergegangen, also gefroren. Die Kleider sind sehr hart geworden und es war uns nun auch klar, dass wir jetzt schnell ins Warme müssen. Bloß wohin? Das war jetzt die große Frage. Wir wollten ja nicht, dass unsere Eltern uns so sehen. Es gab für uns nur eine Lösung. Schnell sind wir zu uns in den Kuhstall, von wo ich noch vor wenigen Minuten den Eimer geholt hatte. Nach einer Stunde im Kuhstall, die wir erzählend dort verbracht hatten, kam mein Großvater in den Stall. Es war jetzt schon kurz vor Mittag, er wollte das Vieh füttern. Ich weiß nicht, ob er etwas gemerkt hatte. Er fragte bloß, warum wir denn nicht auf der Rodelbahn sind, denn es wären jetzt sehr viele Kinder dort. Als wir ge-

103 merkt hatten, dass nach einer Stunde unsere Kleider zwar nicht mehr gefroren waren, aber von trockenen Kleidern auch noch keine Spur da war, haben wir beschlossen, unseren Eltern zu sagen, was passiert ist. Ich bin dann, so wie ich war, mit Mariechen nach Hause, denn sie hatte große Angst, allein zu gehen. Wir haben alles ihrem Vater erzählt. Entgegen unserer Erwartung blieb ihr Vater sehr ruhig. Er hat bloß gemeint, dass Mariechen sich erst mal umziehen und dann mit mir gehen solle. Wir sind zu mir nach Hause und haben das Erlebte auch meiner Mutter berichtet. Diese hat bloß über unsere Tat lachen müssen. Das von uns anfänglich erwartete Donnerwetter blieb bei beiden aus. Nach dem Mittagessen haben wir noch mit anderen Kindern aus unserer Straße einen schönen Rodelnachmittag verbracht, auf einer sehr glatten Rodelbahn. Wir sind auch nicht mehr nass geworden, höchstens manchmal, wenn uns durch das viele Toben der Schweiß aus allen Poren schoss.

Abbildung Werner Gilde mit seinem Schlitten zuhause in den 1960er Jahren


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Abbildung Winter in den 1960er Jahre von Jakob Thöress. Aufnahme von der Kirche aus in Richtung Dorfmitte. Rechts im Bild das Kastell, danach das Elektrizitätswerk. Dort befindet sich heute die Allgemeinschule.

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Abbildung Vor dem Gemeindehaus in den 1960er Jahren, Aufnahme von Jakob Thöress.

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Abbildung oben Rodelbahn der Nachbarskinder vor dem Wohnhaus der Familie Ortinau in der Kirchengasse Ende der 1930er Jahre. Foto: Archiv Familie Slavik

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Abbildung rechts Zwei Spuren im Schnee in der Altgasse im „Goldenen Zeitalter“. Foto: Hans Rothgerber, 1984


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Rex - Eine wahre Geschichte

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ex war ein deutscher Schäferhund, der seinen Namen zu Recht trug. Er hatte noble, vielleicht sogar königliche Eigenschaften, er war treu und verlässlich. Wer nicht zum Hof gehörte, den ließ er nicht durchs Tor treten. Er wusste nicht nur, wer zum Hof gehörte, er konnte auch nützliche Tiere von schädlichen unterscheiden. Schädlinge hat er vernichtet. In Banater Dörfern waren meist Dackel für die Bekämpfung der Ratten zuständig. Auf den Höfen, wo Rex zu Hause war, brauchte kein „Rattler“ zu Hilfe geholt werden. Rex nahm diese Aufgabe meisterhaft wahr, er machte die Nager unschädlich. Rex war, schlicht gesagt, ein guter Hund. Rex stammte aus der Zucht eines bildenden Künstlers. Im Frühjahr 1978 kam er, kaum abgespänt, von Temeswar nach Billed. Bald fühlte er sich auf dem Restbauernhof zu Hause, freute sich über jedes Familienmitglied, das sein Revier betrat. Anderthalb Jahre später wurde Rex der erste Gespiele Wolfgangs, des jüngsten Familienmitglieds. Der einjährige Wolfgang konnte mit Rex anstellen, was er wollte. Selbst wenn er ihm die Hand in den Rachen steckte, hielt Rex still. Sein Hundeinstinkt sagte ihm, der will mir nichts Böses anhaben, er gehört zum Hof. Als Rex zweieinhalb Jahre alt war, hatte er ein Erlebnis, das er wohl nie vergessen hat. Seine Herren läuteten den Ausverkauf des Hofes ein. Sie siedelten nach Deutschland um. Rex bekam das Kommen und Gehen der Kundschaft mit. Eines Tages war der Hof geräumt, und Rex bekam in den Familien Nikolaus Hahn und Michael Stadtfeld neue Herren. Auch bei ihnen hatte es Rex gut. Rex fühlte sich bei ihnen bald zu Hause, er war wieder der alte: ergeben, treu und zuverlässig.

Abbildungen 1. Ulrike mit Rex im Sommer 1978; 2. Ulrike mit Rex im März 1980 3. Rex bei der Familie Stadtfeld 1986

Johann Steiner


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Ein ganz besonderes Verhältnis hatte er zu Michael Stadtfeld, der eigentlich ein Hundenarr war, sagt seine Tochter Hermine. „Wenn Vater den Hof verlassen hatte, öffnete sich Rex das Gassentürchen und folgte ihm bis aufs Feld.“ Als seine neuen Herren 1987 die Ausreiseerlaubnis erhalten hatten und den Hof zu räumen begannen, war Rex plötzlich ein anderer. Er wollte das Haus nicht mehr verlassen, er trauerte. Ab dem Tag, als er auf den Nachbarhof zu Familie Anton Quinkert gekommen war, verkroch er sich unter einer Zisterne, ließ sich nicht mehr anfassen und rührte keinen Bissen mehr an. Rex ließ sich verhungern, obwohl er seine neuen Herren gut kannte. Der Versuch, ihn einschläfern zu lassen, scheiterte, weil er niemanden mehr an sich herangelassen hat. Rex wollte anscheinend keine neuen Herren mehr akzeptieren.

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Rückblick Erinnerungsbilder aus dem Fotoalbum der Familie Lind Abb. links Nachbarskinder der Sauerländergasse 1940 im Hausgang der Familie Lind, Haus Nr. 1. Obere Reihe v.l.: Elisabeth Horbert Barbara Kuhn Nikolaus Pritz Barbara Rosani Margaretha Lauth Untere Reihe v.l.: Susanna Schneider Hans Lind Hans Frank Margaretha Frank

Abb. rechts Hans und Adam Lind in ihrer Tischlerwerkstatt 1966. Die Werkstatt der Familie Lind gehörte zu den wenigen kleingewerbetreibenden Privatbetrieben im Ort in der Zeit des Kommunismus.


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Erinnerungsbilder aus Kindheit und Jugendzeit im Fotoalbum von Elisabeth Lenhardt geb. Vastag

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Abbildung Vor der Unterkunft der Familie Vastag in der Baragandeportation 1951. Links im Bild die mit Schilfmatten gegen den Steppenwind abgeschirmte Kochstelle. Von links: Hedi Steiner, Elisabeth Vastag, Mutter Elisabeth Vastag, Josef Vastag und Anna Vastag


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Abbildung 1954 reiste Elisabeth Vastag aus der Ortschaft Frumușița in der Baragansteppe rund 800 km zur kirchlichen Firmung nach Billed. Danach entstand das Gruppenbild der jugendlichen Gesellschaft im Haus der Familie Thöress in der Altgasse.

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Obere Reihe v.l.: Elisabeth Vastag, Peter Neumann, Hans Kasimir, Jakob Lenhard, Peter Kräuter, Katharina Schöplein. Mittlere Reihe v.l.: Willi Fronius, Isolde Glatz, Marliese Braun, Hans Lind mit Akkordeon, Elisabeth Büchler, Maria Wilhelm, Margarethe Pilli, Willi Thöress. Unten v.l.: Jakob Schneider, Franz Mayer


114 Abbildung „Große Mädcher“ 1956 Von links: Maria Wilhelm Elisabeth Büchler Margarethe Pilli Marliese Braun (mit Akkordeon) Elisabeth Vastag Katharina Schöplein Isolde Glatz

Erinnerungsbilder aus Kindheit und Jugendzeit im Fotoalbum von Elisabeth Lenhardt geb. Vastag


115 Abbildung „Kerweihmädcher“ 1957. Die Kirchweih­hüte trugen im Banat eigentlich die Kirchweihbu­ben, zum Fotografieren wur­den sie aber gerne von den Mädels aufgesetzt, zumal sie von ihnen „geputzt“ (verziert) wurden. Von links: Isolde Glatz Maria Wilhelm Katharina Schöplein Katharina Schwendner Unten v.l.: Margarethe Pilli Elisabeth Vastag


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Heimathaus-Besucher

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Heimathaus-Besucher

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Abbildungen 1. Elisabeth Vastag und Jakob Lenhard mit dem Kirchweihstrauß 1957, der 2ten Kirchweih nach dem Krieg. 2. Die Kirchweihpaare in Sonntagskleidern im Hof des Kulturheims, „Groß Wertshaus“ genannt . Trachten wurden erst Ende der 1970er Jahre wieder getragen.

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3. Martina in Billeder Kirchweihtracht mit ihrer Urgroßmutter Barbara Lenhard, die diese Tracht selbst geschneidert hat, beim Billeder Heimattreffen der 1990er Jahre 4. Die Tracht befindet sich heute in einem beleuchteten Drehkasten im Wohnzimmer der Familie Horst Lenhard, den Eltern von Martina in Karlsruhe.


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60 Jahre Rotkäppchen und der böse Wolf

A

n seinen Kindergarten erinnerte sich Adam Csonti plötzlich als im Gemeindehaus der frühere Billeder Bürgermeister Sabin Costar von einem Märchenbild in seinem Haus erzählte. Das Bild dürfte auch bei meh-

Hans Rothgerber

reren Jahrgängen von Billedern wie ein Altarbild tief im Unterbewusstsein abgespeichert sein. Als 1956 die deutsche Abteilung des Kindergartens in das Glassen-Haus Nr. 244 übersiedelte, durften die


Rückblick Eltern dieses damals freistehende Haus zum Kindergarten umgestalten. Von Michael Karl am Kopfende gemalt, dominierte das Märchenbild den Spielraum der Vorschulkinder. 1965 zog der Kindergarten wieder um, beim erneuten Umfunktionieren zum Wohnhaus fand die Familie Costar gefallen an der Ölmalerei, vor 30 Jahren wurde sie aufgefrischt.

119 Vielleicht können auch die Kinder von damals ihre Erinnerungen auffrischen - sie haben mittlerweile ein Alter erreicht, in dem sich der Blick mehr nach rückwärts sehnt und Zeiten, in denen der Wolf nicht mehr zu den Bösen zählt. Abbildungen Links: Schlussfest am 30.11.1959 (Archiv Margarethe Weber) Unten: Die Eheleute Costar, vielen Dank für die Aufnahme!


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Rumänien-Reisen

Kirchenburgen, Bulibaschas, Temeschwar und ein Bulz

Erika Weith geb. Leidecker

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nbekanntes Rumänien, eine Reise durch Siebenbürgen, Banat und die Südkarpaten“, so stand es auf dem Prospekt, den wir in der Vorweihnachtszeit 2017 im Briefkasten fanden. Der angeheiratete Cousin meines Mannes hatte also wieder eine besondere Busreise im Angebot. Es war sofort klar, da mussten wir mit, also gesagt, getan. Am Freitag, den 20. Juli begann unsere Abenteuerreise um 6 Uhr in der Früh in Augsburg. Mein Mann Siegfried, mein Bruder Manfred und ich waren startklar. Die Wettervorhersage für diese Woche war bestens, Sonne pur und Werte um 30 Grad erwarteten uns. Wie vor 2 Jahren, als wir ebenfalls mit Siegfrieds Kusine und Mann den Norden Rumäniens bereisten, waren wir bestens vorbereitet: Mein rudimentäres Rumänisch hatte ich aufgefrischt, gute Laune und für den Notfall einen Zwetter hatten wir im Gepäck. Von Augsburg fuhren wir, insgesamt 17 Personen, über München, Wien, Györ, Budapest bis Szeged, wo wir übernachteten. Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Osten auf der Autobahn, an Arad vorbei nach Deva und dann auf der Landstraße nach Schäßburg. Dort war unser Quartier für die kommenden 4 Nächte. Nach dem langen Sitzen im Bus freuten wir uns auf einen Abendspaziergang in die Stadt. Über einige steile Treppen gelangten wir in die Oberstadt zum Stundturm, an Draculas angeblichem Geburtshaus vorbei auf den Burgplatz. Spätestens da wussten wir, warum Schäßburg auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht. Ich kam mir vor wie in einer anderen Zeit. Es war märchenhaft. Ohne die dort herumstehenden Autos hätte es mich nicht gewundert, wenn noble Kutschen über das Kopfsteinpfla-

ster geholpert und hohe Herrschaften mit ihrer Dienerschaft herumspaziert wären. Eine so geschlossene, komplett von alten Mauern umgebene Stadt, die sehr schön wieder hergerichtet worden war, hätten wir nicht erwartet. Leider wurde es schon bald dunkel, aber am nächsten Tag stand noch eine Führung durch Schäßburg auf dem Programm. Unser Führer Christian, der sich als eine Mischung aus Deutsch, Ungarisch und Rumänisch bezeichnete, führte uns durch alle Stationen unserer Reise. Und das war ein großer Gewinn, denn er wusste alles, wirklich alles. Jede Jahreszahl, jedes historische Ereignis, Fragen zur Jetztzeit, egal, was wir wissen wollten, er wusste es. Obwohl er aus Bukarest kommt, kennt er auch Billed. Er hat Politik und katholische Theologie studiert, unter anderem auch in Temeschwar und hatte auch Kontakt zum Pfarrer in Billed. Wie klein die Welt doch ist. Nun erklärte er uns diese tolle Stadt mit ihrer evangelischen Kirche, in der auch wertvolle orientalische Teppiche aus dem 16. Jahrhundert hingen, die siebenbürgische Kaufleute der Kirche geschenkt hatten. Solche Teppiche gibt es nahezu in jeder Kirche in Siebenbürgen. Christian erklärte uns den Stundturm mit seinem Glockenspiel, das Haus zum Hirschen mit dem Hirschgeweih an der Hausecke, die verschiedenen Bürgerhäuser und die verschiedenen Zunfttürme, z.B. den Schusterturm, den Schneiderturm und den Kürschnerturm. Am Nachmittag fuhren wir weiter nach Birthälm, heute Biertan, um die dortige Kirchenburg, die auch auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste steht, zu besichtigen. Wir fuhren durch das Blumendorf Danes, das ausgesprochen schön mit Blumen bepflanzt war, weiter durch Bra-


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Manfred, Erika und Siegfried über den Dächern von Schäßburg teu, ein Zigeunerdorf. Hier standen die Roma am Straßenrand und boten ihre Kupfersachen an. Unser Führer erklärte uns, dass die Zigeuner in Siebenbürgen die breitkrempigen Hüte der Siebenbürger Sachsen übernommen haben. Und tatsächlich sahen wir Männer mit diesen Hüten, wahrscheinlich auch einige Bulibaschas, so heißen die Anführer der Zigeunersippen. Aus dem Bus heraus konnten wir schöne Kupferkannen und Kupferkessel erkennen, aber es empfiehlt sich nicht, dort zu halten, wenn man nicht kaufen, sondern nur schauen möchte. In Biertan steht die Kirchenburg mitten im Ort. Durch eine lange überdachte Treppe gelangten wir auf das Gelände der inneren Kirchenburg. Diese Befestigungsanlage besteht aus drei Mauerringen sowie drei Türmen, unter anderem auch dem Speckturm. Die Kirchenburgen dienten als Zufluchtsort der Siebenbürger Sachsen, wenn die Türken oder Tataren angriffen. Sie waren in der Re-

gel so groß, dass die Einwohner des Dorfes und der Proviant, um diese harten Zeiten zu überstehen, darin Platz hatten. Was dann wohl im Speckturm aufbewahrt wurde, lässt sich leicht erahnen. Im Mittelpunkt der Anlage steht die Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Auch hier befinden sich kostbare alte orientalische Teppiche. Ein Kuriosum in der Kirchenburg von Birthälm ist das Ehegefängnis, in das zerstrittene Paare so lange eingesperrt wurden, bis sie sich versöhnt hatten oder nur noch einer übrig geblieben war. Am Platz vor der Kirchenburg befindet sich das Gästehaus von Prinz Charles, der auch immer wieder mal vor Ort ist. Als wir auf diesem Platz Kaffeepause machten, kam ein 9jähriger Junge auf uns zu und erzählte in einem wirklich guten Deutsch über sich und die Schule. Er nutzte diese Gelegenheit, um Deutsch zu sprechen, das er erst seit eineinhalb Jahren lernte. Er war vollkommen unbe-


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Rumänien-Reisen fangen und wir waren erstaunt, wie gut er sprechen konnte und sich getraut hat, uns anzusprechen. Danach fuhren wir weiter nach Mediasch und besichtigten die nette Innenstadt mit dem schiefen Turm der Stadt, der sich tatsächlich beträchtlich neigt. Mediasch wird auch als Stadt der Särge bezeichnet. Denn dort gibt es überdurchschnittlich viele Bestattungsunternehmen, wohl auch wegen der Nähe zu den umweltverseuchten Dörfern. Unser Führer erklärte uns, dass es schon vorgekommen sei, dass Bestatter mit Särgen am Straßenrand standen und die Särge zu Discountpreisen anboten. Am Montag stand die Besichtigung von Hermannstadt auf dem Programm. Wir hatten schon so viel von dieser Stadt gehört, so dass wir sehr gespannt waren, ob sie wirklich so beeindruckend sein würde. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch Copșa Mică, ein Dorf in dem einst eine Rußfabrik stand, die für eine unfassbare Luftverschmutzung verantwortlich war und durch die es viele Kranke und Tote gegeben hatte. Es war die Stadt mit der größten Umweltverschmutzung Europas. Die Stadt war immer schwarz vom Ruß und durch die Buntmetallhütte auch an diesem Ort gab es noch mehr Gift. Es war nicht sichtbar, dafür aber umso schrecklicher. Noch 1993 war die Luftverschmutzung durch Schwermetalle 600 Mal höher als gesetzlich erlaubt. In Hermannstadt begann dann am Marktplatz unsere Führung durch eine tolle, super hergerichtete Innenstadt. Christian zeigte uns das Rathaus, von wo einst Klaus Johannis die Stadt regierte und für ihren Aufstieg gesorgt hat. Das schöne Brukenthal-Palais steht dort ebenso wie Abbildungen 1. Auf der Lügenbrücke in Hermannstadt 2. Blick auf die Altstadt von Kronstadt

123 die katholische Stadtpfarrkirche, die die Habsburger im 18. Jahrhundert vor die evangelische Kirche bauen ließen, obwohl es doch wesentlich mehr evangelische als katholische Einwohner gab. Sehr gefallen haben uns auch die sogenannten Augenhäuser, diese Häuser haben im Dach Luken, die wie Augen aussehen. Über die Lügenbrücke gingen wir auf die Piaţa Huet. Wenn jemand einmal gelogen hat und über die Brücke geht, so geht die Sage, stürzt die Brücke ein. Aber das ist bisher noch nie passiert, denn kein Mensch hat in seinem Leben nur einmal gelogen. Auf der Piaţa Huet befindet sich das BrukenthalGymnasium, in dem noch heute auf Deutsch unterrichtet wird, auch wenn es kaum mehr deutsche Schüler gibt. Dieses Gymnasium hat bis heute einen ausgezeichneten Ruf. Dort hat Klaus Johannis Physik unterrichtet, bevor er in die Politik gegangen ist. Neben der Schule befinden sich die evangelische Stadtpfarrkirche und das Gesellenhaus, in dem immer noch Gesellen auf der Wanderschaft Halt machen. An der Schillerbuchhandlung, die noch heute deutschsprachige Literatur anbietet, vorbei, gingen wir ins Restaurant „Crama Sibiana“ und aßen „Bulz Haiducesc“: Mămăligă mit Brinze in der Mitte, Sauerrahm und Spiegelei. Es gibt verschiedene Rezepte für Bulz, man kann z.B. auch Wurst oder Fleisch in den Mămăligă-Kloß geben. Beim Bulz Haiducesc muss ein Spiegelei dabei sein. Auf dem Markt von Hermannstadt bewunderten wir Pardeis, Omorte, weiße Bohne un Walniss in Hülle und Fülle. Als ich auf Rumänisch weiße Bohnen verlangte und fragte, ob sie aus der Gegend kommen, hat die Marktfrau mir einen langen Vortrag über ihre Bohnen gehalten, aber ich habe leider nur wenig verstanden. Auf dem Rückweg nach Schäßburg kamen wir durch viele ehemals deutsche Dörfer, die alle auf Rumänisch


124 und Deutsch auf den Straßenschildern verzeichnet sind. Manche sind schön hergerichtet, andere ziemlich heruntergekommen. In Treppold gibt es ein Aussteuertruhenmuseum, das größte seiner Art weltweit. Wir fragten uns, ob sich wohl jemand in diese Gegend und das Museum verirrt, soweit ab vom Schuss. Am Dienstag ging es dann weiter nach Kronstadt durch das Hafner Land. Im Dorf Saschiz konnten wir auf einem Hügel eine Bauernburg entdecken. Diese Burgen wurden nicht vom Adel, sondern von den Bauern gebaut, als Zufluchtsort bei Angriffen der Türken. Im Gebirgszug der Südkarpaten befindet sich die größte Bärenpopulation Europas. Einige wurden abgeschossen, andere hat man in weit entlegene Gebiete der Karpaten gebracht, denn sie waren schon bis in die Außenbezirke von Kronstadt vorgedrungen. Über den PersauPass ging die Fahrt weiter ins Burzenland und durch Marienburg. Hier hatte der Deutsche Orden seine erste Ansiedlung. Sie bestand aber nur 7 Jahre lang, da der Orden dem ungarischen König zu mächtig geworden war. Danach zog der Deutsche Orden nach Ostpreußen weiter, wo er sich sehr schnell etablierte. Als wir in Kronstadt angekommen waren, fuhren wir erst mit der Seilbahn auf den Hausberg Tampa. Von dort hat man einen atemberaubend schönen Blick auf die Altstadt von Kronstadt. Als wir wieder unten waren, begann auf der Piaţa Sfatului die Stadtführung. Hier steht das Alte Rathaus majestätisch auf dem sehr großen Platz. Danach besichtigten wir die Schwarze Kirche aus dem 15. Jahrhundert, neben der ein Denkmal von Johannes Honterus steht, der die Reformation in Siebenbürgen einführte und nach dem das sehr renommierte gleich daneben liegende deutsche Honterus-Gymnasium benannt wurde. An der Schwarzen Kirche, die seit einer gewaltigen Feuersbrunst

Rumänien-Reisen im Jahr 1689 so genannt wird, sieht man noch heute Einschusslöcher von der Revolution 1989. Diese große gotische Kirche hat allerdings einen eher nicht so hohen Kirchturm, das liegt an den doch relativ häufigen Erdbeben in dieser Region. Trotzdem ist diese Kirche die größte in Siebenbürgen. Auch in ihr hängen wieder sehr wertvolle orientalische Teppiche. Es soll angeblich die größte Sammlung außerhalb der Türkei sein. Dann spazierten wir durch die Stadt und aßen an einem Stand „Găluște cu prune“, das sind süße Pflaumenbällchen, die uns gut geschmeckt haben. Auf der Rückfahrt fuhren wir noch durch Honigberg und besichtigten die dortige strahlend weiße Kirchenburg, die eine der am besten erhaltenen Kirchenburgen Siebenbürgens ist. Am Mittwoch verließen wir Siebenbürgen in Richtung Banat. Unser nächstes Ziel war Temeschwar. Wir fuhren auch durch Großprobstdorf, wo es in den 30er Jahren eine Gasflamme an einer Erdgasquelle gab, die sieben Jahre brannte, ohne dass man sie löschen konnte. Da wir ab Deva auf der neuen Autobahn fuhren, haben wir leider nicht so viele Ortschaften im Banat gesehen. Lediglich durch Jahrmarkt sind wir durchgefahren, dem Heimatort meiner Schwendner-Oma. In Temeschwar stiegen wir an der Piaţa Ionel Brateanu aus. Hier besichtigten wir gleich die Festung im Vauban-Stil, die die Habsburger im 18. Jahrhundert anlegen ließen. Über die Strada Polona kamen wir zum Einheitsplatz. Wir waren begeistert von diesem sehr schön gestalteten Platz mit dem Dom, der Pestsäule, dem serbischen Bischofspalast und dem Kunstmuseum im Barockpalais. Die Sonne schien von einem klaren blauen Himmel auf diesen Platz und ließ ihn erstrahlen. Vorbei an der Synagoge gingen wir zum Freiheitsplatz mit dem Militärkasino, dem alten Rathaus und dem Standbild der Heiligen Ma-


Rumänien-Reisen ria und des Heiligen Nepomuk. Auch dieser großzügige Platz beeindruckte uns. Dann gelangten wir auf die Piaţa Victoriei, wo das Theater und die rumänische Kathedrale stehen, die durch einen kleinen Park mit Blumenbeeten verbunden sind. Das Theater von Temeschwar wurde von den Architekten Helmer und Fellner im 19. Jahrhundert erbaut. Und genau diese Wiener Architekten haben auch das Theater in Fürth, meiner zweiten Heimatstadt, gebaut. Das Hunyadi-Schloss in der Nähe des Theaters beherbergt das Banater Museum. Es ist aber momentan wegen Renovierung geschlossen. Wir besichtigten dann auch die orthodoxe Kathedrale, die mit 83 Metern die höchste Kirche Rumäniens ist. Christian erklärte uns die wechselvolle Geschichte Temeschwars und zeigte uns die Stelle, an der Prinz Eugen am 18.10.1716 nach dem Sieg gegen die Türken in die Stadt eingeritten war. Den Tag ließen wir im Symphony Cafe beim Theater bei einem Cocktail ausklingen und genossen den lauschigen Abend mit toller Beleuchtung des ganzen Platzes. Ich war in den 70er Jahren schon in Temeschwar gewesen und auch ganz kurz Anfang der 2000er Jahre. Aber ich hatte die Stadt nicht so schön in Erinnerung. Natürlich ist in den letzten 20 Jahren viel passiert in der Stadt. Es gibt viele Festivals und Musikveranstaltungen und junge Leute bevölkern die Stadt. Uns hat die Atmosphäre gut gefallen und ich war überrascht, in welch schöner Stadt ich geboren bin. Am Donnerstag nahmen wir Abschied von Temeschwar und fuhren auf der Autobahn Richtung Wien. Leider hatten wir keine Zeit, durch Billed zu fahren. Das war wirklich schade, aber es war von Anfang an klar, dass es nicht klappen würde. Wir machten noch einen Halt in Budapest, wo wir das

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Vor dem Dom in Temeschwar Parlament besichtigten, ein sehr beeindruckender Bau aus dem 19. Jahrhundert im Zuckerbäckerstil. Und hatten dann noch Zeit, in der sehr sehenswerten Markthalle ungarische Spezialitäten zu kaufen. Wir übernachteten noch in Györ und fuhren am Freitag zurück nach Augsburg. Es war eine anstrengende, aber unglaublich interessante Reise gewesen. Unser Führer hat uns seine Heimat näher gebracht und uns ihre Schönheiten gezeigt, ohne zu verschweigen, wo es noch gehörig hapert. Endlich hatten wir Siebenbürgen kennengelernt und ich habe meine Geburtsstadt neu entdecken können. Es war ein tolles Erlebnis.


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Tulpen, Käse, Grachten und die Rembrandt-Mühle

Elisabeth Martini

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um 15. Mal seit 2005 machten sich die Banater Reise-Fans aus Karlsruhe und Umgebung per Bus auf den Weg, um Neues, Schönes, Interessantes zu sehen, zu erfahren. Der Kurztrip – nur 4 Tage – organisiert von Gerlinde und Werner Gilde, vereinte mal wieder alte Bekannte und Neulinge in der Gruppe und die Stimmung war bombig. Zwar war die Anfahrt (am 5. April) in die Niederlande von Wetterkapriolen bestimmt, doch der wunderbare Regenbogen prophezeite uns Schönes, Unvergessliches. Unsere Stefan-Mayer–Busfahrer Norbert und Steffen brachten uns pünktlich und wohlgelaunt ins Haarlemer VierSterne-Hotel Van der Valk, wo uns Luxus und ein Schlemmer-Paradies erwartete. Irgendwie erinnerte uns die ebene Landschaft mit den Gräben und Kanälen an unser Banat, das auch zuerst entsumpft werden musste. Doch die Niederländer müssen immer wieder durch die Gräben und Kanäle das Wasser in die Nordsee pumpen, um - teilweise unter dem Meeresspiegel - nicht zu ertrinken. Jedoch wusste noch mancher von uns nicht, dass fälschlicherweise die Niederlande mit Holland gleichgesetzt wird, wo Holland doch nur ein kleiner Teil (zwei Provinzen): Nord– und Südholland, von den 12 Provinzen der Niederlande ist, aber wirtschaftlich stark! Zwei Tage Besichtigung zwangen zu einem gedrängten Vorgehen. Zuerst führte unser Weg auf den freitäglichen Käsemarkt von Alkmaar, wo wir erkennen konnten, dass der Käse und die hier praktizierten traditionellen Verkaufs- und Versteigerungsweisen tausende Neugierige aus aller Welt zusammenführen, im Sinne der besonderen Qualität vereinen. Nicht alle unsere Leute haben sich zum Käse-Kauf animieren lassen, viele aber doch und

werden vielleicht noch Wochen davon genießen. Alkmaar ist schön mit seinen unzähligen Läden, den Wasserstraßen, den netten Menschen. Da aber drängte schon die Stadtrundfahrt per Bus und anschließend die Grachtenrundfahrt am Nachmittag in Amsterdam, der größten und scheinbar schönsten niederländischen Stadt: Hauptstadt, aber nicht Regierungssitz der etwa 17 Millionen Niederländer. Amsterdam - etwa 700.000 Einwohner - beeindruckt den Besucher durch eine einheitlich konzipierte, wohlgefällige Architektur, wo Altes erhalten und Modernes harmonisch integriert wurde. Bei so enger Bebauung steuerbedingt - fielen uns während der Grachtenrundfahrt besonders die Hiev-Balken an den Giebeln der Gebäude auf, durch die per Flaschenzug alles hochgezogen wurde und wird, was per Treppenaufgang nicht möglich ist. An den alten Patrizier-Häusern wurden wir auch auf den unter dem Haupteingang separaten Dienstboteneingang aufmerksam gemacht, eine historische Besonderheit. Die vielen Wasserwege und über 1000 Brücken machen Amsterdam zum Venedig des Nordens, sehenswert. Selbst Anfang April waren schon viele Touristen da, die vor allem auf den rasanten Fahrrad-Verkehr achten müssen, wo doch die Niederlande ebenso viele Fahrräder wie Bürger hat, manche je drei, für jede Gelegenheit das Abbildungen 1. Höhepunkt unserer Reise in den Norden Europas war der Ausflug zum Keukenhof, dem berühmtesten Blumenpark der Welt. Fotos: Cornel Gruber 2. Zeitweiliges Verschnaufen war vor allem bei den älteren Besuchern ratsam, denn auch die Sonne heizte tüchtig ein.


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Fotos: Cornel Gruber


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Abbildungen 1. Die Reisegesellschaft vor der Mühle in Amsterdam 2. Grachtenrundfahrt am Nachmittag in Amsterdam Fotos: Cornel Gruber passende, die auch mancherorts zu Tausenden dann abgestellt zu sehen sind. Höhepunkt unserer Reise in den Norden Europas war der Ausflug zum Keukenhof, dem berühmtesten Blumenpark der Welt, was uns auch an den Besuchern aus aller Welt erkennbar wurde. Schon die kunstvoll angelegten Außenbeete, Spazierwege, Teiche ließen tausende Fotos entstehen, staunende Augen leuchten, die Probleme der Welt vergessen. So herrliche, verschiedenartige Krokusse, kombiniert mit anderen Frühblütern, ergeben wunderbare Farbteppiche, die jeder per Foto mit nach Hause nehmen wollte. Doch das Überwältigste waren die überdachten Ausstellungen, die jeder auf eigene Art und in selbstbestimmter Reihenfolge auf sich wirken ließ. Dass es so viele Tulpen-Arten in den verschiedensten Farbnuancen gibt, konnten wir nur staunend auf uns wirken lassen. „Wahn-

sinn!“ Man konnte farbenblind werden, die Augen wurden müde von so viel Pracht. Dabei kamen außer den Tulpen auch andere Blumen wie Amaryllis, Hortensie, Hyazinthen u.v.a.m. als Rahmengenuss zur Geltung. Unvergesslich allerdings wird jedem Besucher auch die Orchideen-Ausstellung bleiben, durch die Vielfalt der Formen und Farben, aber auch durch die Platzierung der verschiedenen Arten, um sie so bestens zur Geltung zu bringen. Auf dem Heimweg hatten wir schönstes Frühlingswetter, gute Laune und dankten Gerlinde und Werner in Reimen, durch die wir die Brücke als Symbol unserer Banater Zusammengehörigkeit wählten für jetzt und auch künftig. Annas frischgepflückte Veilchen waren das Tüpfelchen auf dem I. Die Meisten freuen sich schon jetzt auf die nächste Reise. PS. Zwar brachte Bus 1 der überraschten Rosemarie ein Geburtstags-Ständchen, doch verpassten wir die Gelegenheit, dem 1.000. Reise-Fan unserer Gruppe zu gratulieren, wo wir seit 2005 nun gut über die Tausend sind – beim 2.000. werden wir‘s nicht vergessen!


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Veranstaltungen

Gedenkansprache am Denkmal der Billeder

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iebe Anwesende, liebe Landsleute, liebe Freunde,

herzlich möchte ich alle begrüßen, die heute an Allerheiligen hier am Billeder Gedenkstein beisammen sind, um unserer Verstorbenen zu gedenken. An einem Tag wie diesem sind unsere Gedanken ebenso bei den Kriegsgefallenen, Russlandverstorbenen sowie bei den auf der Flucht oder im Baragan Verstorbenen. Ich selbst bin in der Baragansteppe geboren und habe vor einigen Jahren mit meinem Mann und Freunden die Stelle besucht, an der einst das Dorf war. Es war ein heißer Juni-Tag, genau so wie ich es vom Erzählen kenne, ich schließe meine Augen und kann sehr gut fühlen, wie es den Menschen unter dem endlos blau-

Anneliese Lang

en Himmel ergangen ist. Es war ein unbeschreibliches Gefühl an der Stelle zu stehen, an der die Menschen eine Zeit lang gelebt und einige ihre letzte Ruhe gefunden haben, an deren Gräber heute keine Kerzen brennen werden. Bis zur Ausreise mit meiner Familie aus Kleinbetschkerek erlebte ich Allerheiligen jedes Jahr mit einem mit Kerzen und Blumen geschmückten Friedhof. Als Kinder freuten wir uns immer besonders, bei Abenddämmerung die unglaublich vielen Kerzen auf den Gräbern brennen zu sehen. Der Wunsch war groß, den Friedhof so einmal wieder zu sehen. Als wir vor paar Jahren am 1. November auf dem Kleinbetschkereker Friedhof waren, trafen wir auf


Veranstaltungen

Abbildungen Links: Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Ortwin Meinhardt eröffnet die Gedenkfeier Oben: Anneliese Lang bei ihrer Ansprache vor dem Denkmal der Gemeinde Billed auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Fotos: Cornel Gruber Ausführliche Dokumentation der Veranstaltung auf http://www.heimathaus-billed.de/veranstaltungen/hogbilled/403-allerheiligen-2018 ein Meer von Betonplatten. Keine Blumen, keine Kerzen, nur Leere und Stille und der Altweibersommer, der sich bemerkbar machte. Gemeinsamm wollen wir heute gedenken, als Zeichen unserer Verbundenheit Kerzen anzünden und Blu-

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men niederlegen. Wir sind beieinander und stehen zusammen, mit unseren Toten in unseren Herzen. Denn verstorben ist nur der, an den nicht mehr erinnert wird. Mein Dank geht an Werner Gilde, den ersten Vorsitzenden des Kreisverbandes Karlsruhe der Landsmanschaft der Banater Schwaben, dass ich im Namen der HOG Kleinbetschkerek heute hier am Hauptfriedhof mit euch allen gedenken darf. Wir sollen nicht trauern, dass wir die Toten verloren haben, sondern dankbar sein, dass wir sie gehabt haben und jetzt noch besitzen: Denn wer heimkehrt zum Herrn, bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie und ist nur voraus gegangen. Alle Wege haben ein Ende, ein frühes oder spätes Ziel. Drum falt‘ im tiefsten Schmerz die Hände und sprich in Demut: Wie Gott will!


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Abbildung Totengedenkfeier vor dem Billeder Denkmal in Karlsruhe an Allerheiligen. Josef Herbst verliest die Lister der Verstorbenen im Jahr 2018. Foto: Cornel Gruber

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Abbildungen Über dem Sauerländer Friedhof in der Morgendämmerung kurz vor Allerheiligen 2018. Fotos: Hans Rothgerber


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Abbildungen Der durchgängig beleuchtete Neugässer Friedhof um 4 Uhr morgens an Allerheiligen 2018 vor der Rückfahrt nach Deutschland. Fotos: Hans Rothgerber


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Dichtung

Vanitas Anmerkung der Redaktion Karl Balogh ist nicht nur Maler und Grafiker, sondern auch tiefsinniger Denker. Das Geschenk seines Sohnes Chris veranlasst ihn, über Veränderungen in der Natur und im Leben des Menschen nachzudenken, über seine eigene Vergänglichkeit.

Er liegt auf dem Tisch, neben dem Blumenstrauß: Ein grauer Kieselstein – oval, glatt, flach, schön geformt von vier genialen Künstlern: Feuer, Wasser, Wind und Erde. Millionen Jahre haben sie gebraucht, um ihr Werk so zu gestalten. Aber was ist schon Zeit, wenn es um Schönheit geht? Einst ein Gebirge, ein Berg, ein Fels passt er gerade in meine Hand, hat keine Ecken, keine Kanten, dunkelgrau, kraftvoll. Ich lasse ihn gleiten aus einer Hand in die andere, lasse die Finger seine Oberfläche spüren. Ins Wasser getaucht, ändert er seine Farbe, in die Sonne gelegt, blitzen kleine Sterne in ihm auf. Mein Leben ist nichts mehr als ein Windhauch im Dasein des Steins: Ich bin nur ein vergängliches Wesen. Er hingegen wird weiter ziehen, weitere Millionen Jahre auf dem Planeten verbringen, seine Form verändern.

Karl Balogh


Dichtung

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Liebe Landsleute bzw. Billeder Die Zeit vergeht, das Licht verbrennt Alles verändert sich, manches man nicht wieder erkennt... Wo sind die vielen Jahre verblieben? Wo so viele unserer Lieben? Es ist in mir so eine Art Schwermut heute denk zurück an einst mir vertraute Leute Wobei es kein so richtiger Anlass dazu gibt hab ich doch eine Tochter, die mich liebt dazu viele Freunde und Verwandte Bin noch fast täglich im vertrauten Umfeld nette Kunden, bzw. das Geschäftsleben gehören nun mal zu meiner Welt... Es bedrückt mich ein Gefühl der Endlichkeit: wann ist es wohl so weit, das man sich nur noch langsam bewegt ? Vieles man zur Seite legt... Alles nicht mehr selber machen kann Ja, da ist es wieder das „Wann“! Morgen - da wird es besser sein, bin dann frohen Mutes sehe optimistisch in den Tag hinein.... Ende nun mit den Zeilen aus einem Gedicht; vergaß sie in all den vielen Jahren nicht: „Hab Sonne im Herzen, ob`s stürmt oder schneit der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit! Hab Sonne im Herzen - verlier nie den Mut Hab Sonne im Herzen und alles wird gut!“

Marliese Knöbl


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Dichtung

Hans Günther Lauth

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ans Günther Lauth hat väterlichseits seine Wurzeln in Billed (Hans Lauth, geb. 1921, Haus Nr. 319), wurde aber in Falkenstein, im Landkreis Cham, 1952 geboren und arbeitete nach beruflichen Zwischenstationen in Regensburg, München, Fürth und Aschaffenburg, zuletzt als Berufsschullehrer in Wiesau, in der nördlichen Oberpfalz. In seinen Gedichten, Geschichten, Fotografien und Lichtmalereien spiegelt er die Schönheit der oberpfälzischen Landschaft, aber auch das Selbstbewusstsein der Menschen an der Grenze zu Franken und Böhmen. „Ich wuchs im Landkreis Cham auf, meine Eltern kamen nicht aus Bayern. Die Schulzeit in Regensburg, die Studienjahre in München, die Referendarzeit in Mittelund Unterfranken und die langen Jahre in der nördlichen

Elisabeth Martini

Oberpfalz haben meinen speziellen Dialekt geprägt. Ich formuliere, „wie mir der Schnabel gewachsen ist“, was manchem vielleicht Lese-Schwierigkeiten bereitet. Veröffentlicht hat Hans Günther Lauth 2014 seinen DebutBand „Grenzlauthe“ und 2016 „Selbstlaut(h)e“, worin der Autor „selbstbewusst die eigenständige Sichtweise eines Oberpfälzers darstellt.“ Wir fokusieren uns auf das mit uns Verbindende: Heimat, Dialekt, Vergänglichkeit... Weitere Infos: https://grenzlauthe.jimdo.com

wuarzln da vadda a rumänien-deutscha de muadda ausm sudetenland und i bin in da oberpfalz afd weld kumma als a flachwuazl-bayer red hochddeitsch hod mei muadda in ihrm behmischen dialekt gsogd red hochdeitsch hams in da schul predigt keine mundartgeprägte sprache is uns in der uni glehrd worn und heid soll i meine schüler zuar liebe der bayrischen heimat erziagn


Dichtung besuch in der heimat war wieder mal in meinem heimatort um nach dem tod des vaters seine konten aufzulösen und seine letzte formale existenz abzuwickeln der bank-angestellte erzählt mir zunächst etwas von der geschichte des ortes und übersieht die tatsache dass ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin im laufe seiner formalen arbeit teilt er mir den neuesten tratsch aus dem dorf mit und übersieht die tatsache dass ich die genannten personen gar nicht mehr kenne am schluss schenkt er mir ein buch des heimatvereins über den ort meiner jugend ich bedanke mich und weiß dass ich nur mehr als fremder in der heimat war

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abschied (zum tod eines freundes) jetzt bist einfach ganga ohne dass wir pfüad god gsagt ham ich hätt dich noch bsuachen wolln aber vo deine kinder hab i ghert, dassd scho in a andre welt aufbrocha bisd und trotzdem hab i angst dassd ma vielleicht scho die tür aufhalst


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Leistung und Würdigung

Familienbuch Majlath / Manester

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as Familienbuch der römisch-katholischen Pfarrei Mailat / Manester 1851-1992 mit den Filialen Kleinsiedel / Ketfel (1851-1862), und den dazugehörenden Pusztas, ist erschienen. Als Quellen dienten die Kirchenmatrikel, deren Daten mittels eines PC-AhnenProgramms in mehrjähriger Arbeit erfasst wurden und anschließend für das Familienbuch aufbereitet wurden. Erfasst sind darin über 20.000 Personen in über 6.000 Familien, die in drei Bände mit je über 400 Seiten aufge-

Alfred Selpal

teilt sind. Das Buch wurde von András Herczeg (Mailat) dreisprachig: ungarisch, deutsch und rumänisch herausgegeben und beinhaltet auch eine kurzgefasste Geschichte der Gemeinde Mailat, die von György Andrásy (Mailat) zusammengestellt wurde. Das Buch kostet 40 Euro zuzüglich Versand und kann schriftlich oder telefonisch beim Autor bestellt werden. E-Mail: alfred-selpal@t-online.de Tel. +49(0)8459-593660


Leistung und Würdigung

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Das beste Buch

„Die Gräber schweigen“ Band II von Johann Steiner und Doina Magheți

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uszeichnung für unseren Landsmann Johann Steiner und Doina Magheți bei der Gala 2018 für zeitgenössische Geschichte, veranstaltet vom Untersuchungsinstitut für Verbrechen des Kommunismus und des Gedächtnisses des Rumänischen Exils (IICCMER), unterstützt von der Hanns Seidel Stiftung (HSS). Das Buch wurde in unseren Heimatblättern 2008 - 2010 schon vorgestellt.

Johann Steiner hat der HOG Billed mehrere Exemplare des zweiten Bandes hinterlassen. Kontaktadresse für Bestellungen: Adam.Tobias@billed.de Weitere Infos: http://www.heimathaus-billed.de/geschichte/ goldenes-zeitalter/361-die-graeber-schweigen http://www.adz.ro/artikel/artikel/tor-zur-freiheit-odernasskaltes-grab/


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Leistung und Würdigung

Meine Gartenernte 2018

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ein Kleingarten hat eine Gesamtgröße von 312 qm. Von den 312 qm sind 150 qm Ackerfläche. Nachstehend ist die Gesamternte 2018 von den 150 qm.

Name Kartoffeln Butter Nut (Kürbis) Trauben (blau) Trauben (rose) Möhren Trauben (hell) Gurken Himbeeren Pastinaken Schlangengurken Quitten -U- Baumform Quitten Spitzkohl Weiskohl Äpfel (rot-grün) Sellerie Stachelbeeren (rot) Äpfel (rot) Petersilie Zuckermais Johannisbeeren (schwarz) Johannisbeeren (rot) Knoblauch Erdbeeren Stachelbeeren (grün) Kirschen Gesamteinkaufswert:

Abbildungen rechts 1. Kopfsalat im Treibhaus (2016) 2. Kartoffelernte (2017) 3. Krauternte (2017) 4. Hokkaidoernte (2017)

Letzter Erntetag 11.08. 20.10. 12.09. 29.09. 06.11. 08.09. 05.09. 10.10 06.11. 10,10 16,10. 16.10. 18.08. 21.08. 20,10. 06.11. 03.07. 15.09. 07.11. 27.08. 03.07. 17.07. 18.06. 09.06. 03.07. 18.06.

Ernte / kg 46,750 31,425 21,930 19,783 19,494 18,423 17,874 17,592 13,714 12,368 11,790 8,523 6,254 6,066 5,686 4,441 4,162 4,031 3,682 3,114 2,103 1,820 1,616 1,100 0,455 0,428 284,624

Franz Gebel

Einkaufswert 28,05 40,53 43,64 39,36 17,34 36,66 24,84 280,06 62,26 17,06 35,25 25,48 8,06 6,00 10,74 5,29 13,18 7,61 25,40 9,93 9,25 8,00 7,90 6,49 2,00 1,66 771,96


Leistung und WĂźrdigung

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Leistung und Würdigung

Regenten bis Aschermittwoch

Noris Banatoris stellt das Nürnberger Kinderprinzenpaar 2018 BP

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ie Festtagsbraten sind gerade mal so verdaut, überall weihnachtet es noch stark, da geht es bei den Karnevalisten schon voll Karacho in die kommende Frohsinns-Saison. Diesmal wird es auch wieder ein Kinderprinzenpaar geben. Gestern wurden Lea I. und Fabian I. im Restaurant Oberkrainer am Hauptmarkt vorgestellt“, war in den „Nürnberger Nachrichten“ vom 28. Dezember 2017 zu lesen. Ausgerichtet wurde der Pressetermin vom Festausschuss Nürnberger Fastnacht, in dem 17 Nürnberger Karnevalsgesellschaften organisiert sind. Der Festausschuss organisiert gemeinsame Veranstaltungen, wie den Nürnberger Fastnachtsumzug, und stellt zusammen mit der Stadt Nürnberg jedes Jahr das Nürnberger Prinzenpaar. Dem Kinderprinzenpaar zur Seite steht das „große“ Prinzenpaar Robert I. und Elke II. aus Roth. „Die ersten Auftritte in der Öffentlichkeit sind die schwersten“, schreiben die „Nürnberger Nachrichten“ unter der Schlagzeile „Vernarrt in die fünfte Jahreszeit“ weiter. „Fotoapparate blitzen, ein Fernsehteam richtet die Kamera auf die Gesichter der beiden Zwölfjährigen und die schreibende Zunft sitzt mit dem Stift in der Hand in der Runde und wartet auf die ersten druckreifen Zitate. Da ist das mit dem Spaß so eine Sache. ‚An Fasching werden Träume wahr‘, sagt Lea I. schließlich, die eigentlich Lea Johanna Oster heißt und im wahren Leben keine Prinzessin ist, sondern, wenn nicht gerade Ferien sind, ebenso zur Schule geht wie ihr Faschings-Partner Fabian Quinkert. Beide kennen sich schon lange durch die gemeinsame Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris, in der sie aktiv sind.“

Zum ersten Mal in ihrer fast 26-jährigen Geschichte stellt die Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris das Nürnberger Kinderprinzenpaar für die Faschingssession 2017/18 – für die „erste Banater Karnevalsgesellschaft weltweit“ eine besondere Ehre. Ihre Tollitäten Prinzessin Lea I. und Prinz Fabian I. haben beide Banater Wurzeln. Lea Johanna Oster ist die Tochter von Hans-Dieter Oster, gebürtig in Sanktanna, und Stefanie Oster (geborene Mahr) aus Nürnberg. Fabian Quinkerts Vater Günter stammt aus Billed, seine Mutter Elke (geborene Tabar) aus Hatzfeld. Lea ist praktisch seit ihrer Geburt Mitglied der Noris Banatoris. Sie tanzte zunächst bei den Minis, machte dann in der Jugend-Garde mit und stieg 2017 in die Junioren-Garde auf. Zudem gehört sie dem Tanzmariechen-Duo an und ist seit 2013 Jung-Elferrätin. Fabians Mitgliedschaft im Verein begann 2008 und auch er ist – wie seine Faschings-Partnerin – seit 2013 Jung-Elferrat. Dass sie nun als Nürnberger Kinderprinzenpaar auftreten, scheint da schon fast konsequent. Mit der Inthronisation des großen und des kleinen Prinzenpaares am 7. Januar im Festsaal des Hotels Maritim begann die Amtszeit der beiden Paare offiziell. Bis zum Ende der Session am 13. Februar warten auf das Kinderprinzenpaar zu Narrenberg etwa vierzig Termine – gewiss eine große Herausforderung, aber auch eine Zeit, die Träume wahr werden lässt. Denn das Motto des Prinzenpaares für die Fastnachtssession 2017/18: „Im Fasching werden Träume wahr, der Beweis sind wir, das Prinzenpaar.“ Wie es sich für ein Prinzenpaar gehört, wird es bei


Leistung und Würdigung

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seinen vielen Auftritten einen eigenen Orden verleihen und auch Autogrammkarten verteilen. Begleitet wird das Prinzenpaar bei seinen Terminen von Thomas Müller, dem Präsidenten der Noris Banatoris, und von der Junioren-Garde der Karnevalsgesellschaft als Schutzgarde. Die aufregende, närrische fünfte Jahreszeit ist in vollem Gange. 1 2

Abbildungen 1. Die Familien Quinkert im Heimathaus im Oktober 2018. Günter Quinkert, im Bild 2. von rechts, ist im Vorstand der Banater Karnevalsgesellschaft NORIS BANATORIS in Nürnberg aktiv. Sein Sohn Fabian, 3. von links, wurde 2018 im Fastnachtsverein mit der Prinzessin Lea Kinderprinzenpaar. 2. Wappen der weltweit ersten Banater Karnevalsgesellschaft NORIS BANATORIS in Nürnberg. 3. Lea und Fabian, Kinderprinzenpaar 2018 des Banater Karnevalvereins in Nürnberg

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Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Einladung zu den Ausstellungen im Rahmen des Projektes

Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Franz Ferch in den 1950er Jahren in seinem Atelier in Temeswar. Foto: Archiv Fam. Bednar

Förderer Hilfswerk der Banater Schwaben Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V. Haus des Deutschen Ostens München Partner Kunstmuseum Temeswar / Muzeul de Artă Timișoara Banater Nationalmuseum / Muzeul Național al Banatului


Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Bilderwelt des Banater Malers

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Franz Ferch

Projektinhalt • Bilderkatalog mit 264 Reproduktionen auf 228 Seiten • Ausstellungen mit Großbildreproduktionen • Website franz-ferch.wixsite.com/malerei Initiator, Organisation: Peter Krier Konzept und Gestaltung: Hans Rothgerber

Ausstellungen Ingolstadt - Seniorenzentrum J. Nischbach, 21.04.-16.05. Ulm - Donauhalle; Heimattag der Banater Schwaben, 20.05. Temeswar - A-M-Guttenbrunn-Haus, 30.05.-16.06. Nitzkydorf - Alte Schule, 3.08-24.08. Karlsruhe - Badnerlandhalle; Billeder Heimattag, 8.06.2019


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Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Zielsetzung und Vorgehensweise

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achdem Peter Krier 2012 eine Stefan-Jäger-Ausstellung organisiert hatte und ein umfangreicher sowie erschwinglicher Bilderkatalog mit Reproduktionen des Heimatmalers durch das Hifswerk der Banater Schwaben herausgegeben werden konnte, stand für ihn ein weiteres Ziel schon fest: Die Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch noch einmal Revue passieren zu lassen. Durch Recherchen und Kontakte zu den Erlebnisgeneratio­ nen der Banater gelingt es Krier, Eigentümer von zahlreichen Ferchbildern für unser Vorhaben zu gewinnen. Rund 10.000 km waren wir kreuz und quer durch Deutschland bis nach Rumänien zu über 70 Adressen unterwegs, wo Bilder des Malers an den Wänden hängen. Es sind überwiegend die Wohnstuben von Senio­ren, die vor über einem halben Jahrhundert zur intellektuellen und bürgerlichen Elite der Banater Deu­tschen zählen. Wir trafen große Bewunderer des Malers, die selbst in den mageren 50er Jahren mit ihrem ers­ten Lehrergehalt ein Ferchbild erworben haben. Gemälde-Reproduktionen sind mit Digitalkameras schnell geschossen, inklusive unerwünschte Reflexio­nen und Spiegelungen bei Ölbildern und Bilderrahmen mit Glas. Diese können eher mit speziel­len Techniken umgangen werden, bei unserem Vorhaben mit einer selbstgebastelten Kreuzpol-Blitztechnik-Vorrichtung. Erst damit wird eine Guerilla-Methode möglich, die Malereien können, unabhängig von der vorhandenen Lichtsitua­tion und ohne sie von den Wänden abzuhängen, zügig an Ort und Stelle aufgenommen werden.

Hans Rothgerber

Die gespeicherten Aufnahmen wurden mit der Software Adobe Lightroom entwickelt und mit Photoshop für den Druck optimiert. Einige Fotos von Gemälden sind uns zudem über Email zugesendet worden. In 9 Kategorien nach Themen sind die Reproduktio­nen als Werkverzeichnis (WV.) durchnummeriert, eine Tabelle befindet sich auf den Seiten 226-228. Die Reihenfolge und Zusammenstellung der Werke im Katalog ist stellenweise chronologisch, nach Malstil und nach Thema. Die Gewichtung orien­tiert sich auch an der Anzahl ähnlicher Bilder. Bei randloser Positionierung wird Bildrand zwar abgeschnitten, es ergibt sich jedoch eine erheblich größere Darstellungsfläche. Von Anfang an war klar, dass unsere Ressourcen für eine Ausstellung mit Originalen nicht ausreichen. Doch neue, hochwertige und erschwingliche Materialien im Großformatdruck erlauben eine plakative und zeitgemäße Darstellung von Bildwerken. Unsere ehrenamtliche Tätigkeit beabsichtigt nicht zuletzt, die Erinnerungen an die vergangene kleine Banater Welt über die herausragende Begabung und das künstlerische Bewusstsein des großen Banater Malers aufrechtzuerhalten. Weitere Infos: franz-ferch.wixsite.com/malerei

Abbildungen 1. Erwin, Gerlinde, Peter und Helmuth beim Aufbau der Ausstellung in der Ulmer Donauhalle 2. Peter Krier bei der Ansprache zur Eröffnung der Ausstellung am Heimattag der Banater Schwaben in Ulm


Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

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Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Bittgang (1930), Öl auf Leinwand 117x180cm, WV. 506, Standort: Bamberg

Chronist des zerrissenen 20. Jahrhunderts

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ieder ist Peter Krier und Hans Rothgerber ein großer Wurf gelungen. Nach Stefan Jäger im Jahr 2012 ist nun Franz Ferch mit Ausstellungen in Ingolstadt, Ulm und Temeswar gedacht worden und es ist dazu ein Katalog entstanden, der höchste Ansprüche erfüllt. Es ist ein Werk zweier Idealisten, die weder Zeit- noch Wegauf-

Norbert Schmidt

wand scheuten, um 265 von den etwa 600 Bildern des Meisters aufzuspüren und sie zu dokumentieren. Viele Bilder haben eine wahre Odyssee hinter sich; nicht wenige aber haben Skylla und Charybdis leider nicht überstanden oder wurden Opfer einer untreuen oder ignoranten Penelope.


Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch Hatten wir in Stefan Jäger einen Dokumentaristen höchsten Ranges, der genau und lückenlos das Leben der Banater Schwaben, vor allem in unseren Dörfern, festgehalten hat, zu einer Zeit, als noch nicht ein jeder ein Fotograf war, so sah sich Franz Ferch als Chronist seiner Zeit, die des zerrissenen 20. Jahrhunderts. Seine Bilder lassen Stellung, Rolle und vor allem Bewusstsein, ja Selbstbewusstsein seiner Landsleute erkennen, in einer Zeitspanne mit zwei Weltkriegen, Zwischenkriegs- und Nachkriegszeit, als Minderheit in zwei Ländern, danach auch in zwei Gesellschaftsordnungen. Der nach Themen gegliederte Katalog, wobei verschiedene Malstile und -techniken gegenübergestellt werden, zeigt uns, dass der Meister auch ein Chronist der Kunstgeschichte dieser spannungsreichen Zeit war, indem er fast alle Strömungen der Malerei mit bemerkenswerten Bildern bedienen konnte. Das ist zuerst seiner vielseitigen Ausbildung in zwei Kunsthochburgen zu verdanken: Dresden, an der Kunstgewerbeschule, und dann München, an der Akademie für Bildende Künste. Dort schloss er sich nicht gegen das Nachwirken der deutschen und französischen Expressionisten, entzog sich auch nicht dem Dunstkreis einer Käthe Kollwitz, in deren Kunststil Expressionismus und Realismus zusammenfinden. In München dann erfuhr er eine gründliche künstlerische, akademische Ausbildung, gelangte dabei in die Schule der Neuromantik – die Gegenströmung zum Realismus –, deren prägende Gestalt Franz von Stuck war, der Gründer der „Münchner Sezession“. Die Gründung des deutschen Künstlerheims und des rumänischen Künstlerhauses in Temeswar förderten einen regen Kontakt zwischen den jungen Banater Künstlern, die, zum Teil Rückkehrer aus Paris und Budapest, neue Ideen mitbrachten. „Man machte im Eiltempo alle bisher versäumten Kunstströmungen durch, um sich schließlich

155 auf dem Boden der Heimat wiederzufinden, sich hier einen eigenen Weg zu bahnen.“ Und da war noch ein einjähriger Rom-Aufenthalt als Gast der Deutschen Akademie (1934/35). Diese 1925 in München gegründete Einrichtung (Vorläuferin der heutigen Goethe-Institute) hatte laut Satzung die Aufgabe, die Pflege des Deutschtums sowie der kulturellen Beziehungen „der Auslandsdeutschen zur Heimat im Dienste des deutschen Nationalbewusstseins“. In Rom gab es auch eine Französische Akademie, deren Maler noch dem Impressionismus und Post-Impressionismus nahestanden, und mit denen Ferch Begegnungen hatte. Und all diese Einflüsse widerspiegeln sich in den Bildern unseres Malers. So kann man darin Anklänge an Hobbema, Böcklin, Stuck, van Gogh, an die Impressionisten, die Expressionisten, an Matisse und Schiele und immer wieder an die Realisten wahrnehmen. Auch solche von Surrealisten und naiven Malern kommen vor, besonders in den Bildern der letzten Jahre, die durch eine besondere Experimentierfreudigkeit gekennzeichnet sind. Und immer ist darin ein großer Könner zu erkennen, was Franz Ferch auch zu einem der bedeutendsten Maler des Banats macht. Wir alle dürfen uns freuen, dass uns nun ein Katalog von gehobener Qualität über diesen Maler beschert wurde. Für jeden am Banat und an der Kunst Interessierten bedeutet dieser Bildband sicherlich eine Bereicherung der Bibliothek und sollte darin nicht fehlen. Der Katalog „Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“ (Format 20x21 cm, 228 Seiten) kann im Banater Senio­ renzentrum, Peisserstraße 66, 85053 Ingolstadt unter Tel. 0841/96435401 oder E-Mail czernezky@hilfswerk-der-banater-schwaben.de zum Preis von 18 Euro zuzüglich 2 Euro Porto bestellt werden.


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Banat, Kirchweih, Ă–l auf Leinwand, 83x107cm, WV. 427 Standort: Sindelfingen, Haus der Donauschwaben

Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch


Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Dr. Jakob und Katharina Koch (1940) Katharina Koch in der Dorftracht von Alexanderhausen ca.1900

Ă–l auf Leinwand 200x132cm WV. 708 Standort: Kirchheim

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Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Die Sorge (1939), Ă–l auf Leinwand, 75x95cm, WV. 313, Standort: Augsburg


Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch

Disteln (6) Aquarell, 66x46cm WV. 909 Standort: Stuttgart

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Leistung und Würdigung

Schicksal, warum so unbarmherzig? Zwei Söhne und beide in einem Halbjahr...

Elisabeth Martini, Karl Balogh

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ast einen Monat nach dem plötzlichen Tod in den Wellen des Mittelmeers hat man Ernst Schaljo auf dem Südfriedhof in Düsseldorf in Anwesenheit seiner Familie und zahlreicher Freunde und Bekannten beigesetzt. Unter einer mächtigen Eiche, im schönsten Teil des Friedhofs, nahmen all die, die ihm irgendwie nahe standen, tieftraurig Abschied, mit Rosen in der Hand oder Rosenblätter streuend. Am traurigsten und scheinbar im Schmerz erstarrt seine Mutter, unsere allseits geschätzte Lehrerin, die lange Jahre Billeder Kindern Mathe und Physik behutsam beibrachte, weil sie den Kindern nicht mehr abverlangte, als sie zu geben vermochten. 1953 nach Billed gekommen, unterrichtete sie, absolvierte ein vierjähriges Fernstudium, war vertretende Schuldirektorin, betreute die Schulbibliothek, bis sie 1972 Adam Schaljo heiratete und Mutterstelle beim 12jährigen Werner, dem Kind aus Adams erster Ehe übernahm. Sie war das gütige, verständnisvolle Gegenstück zur märchenbekannten Stiefmutter. Bis zuletzt war sie Zuflucht und Halt für den durch den frühen Tod seiner Mutter sensibilisierten Jungen und späteren Mann. Er brauchte ihren Zuspruch, ihre Hilfe, ihre Nähe. Dass 1973 Ernst geboren wurde, war für Werner als auch für die späte Mutter höchstes Glück. Karl Balogh erinnert sich mit Stolz an Werner als einen vorbildlichen Klassenkameraden und Freund, den er nie vergessen wird. Gemeinsam drückten sie die Schulbank von der ersten bis zur zehnten Klasse. Die Sechziger waren ein besonderer Jahrgang, der auch geschlossen an der Bei-

setzung von Werners Mutter teilnahm, ein trauriges, aber unvergessenes Erlebnis. Karl vermutet, dass der viel zu frühe Verlust seiner Mutter, dieser seelische Schmerz, ihn sein ganzes Leben begleitet hat. Dass ihn seine Stiefmutter liebte wie ihr eigenes 1973 geborene Kind, war für ihn wie ein Geschenk Gottes. Zumal auch der Großvater durch die Zucht von seltenen Tauben, Kaninchen, Fasanen für Ablenkung und Freude sorgte, während der Vater Adam den Jungs – Werner und Karl - das Schachspiel beibrachte. In der neunten und zehnten Klasse besuchten Karl und Werner die deutschsprachige Klasse des Industriely-


Leistung und Würdigung zeums Nr. 8 und pendelte täglich von Billed nach Temeswar, mussten sich erst an das frühe Aufstehen und die Enge im Zug gewöhnen, da damals viele Arbeiter und Schüler diesen Weg nahmen. In der Sportstunde erwiesen sich die beiden als gute Fußballer: Werner als Spielmacher, Karl im Angriff. Im Zug spielte man Karten wie die meisten Pendler. Nach den Schuljahren trennten sich bald ihre Wege, nur selten trafen sie sich noch im Kino, hörten deutsche Schlager; Werner mochte Roy Black. 1990 kam die Familie Schaljo nach Deutschland, fand in Solingen eine neue Heimat, wo der naturverbundene Werner sich der Gartenpflege verschrieb. Dabei begleitete ihn mit viel Liebe und Hingabe seine Lebensgefährtin Birgit Weber, die auch jetzt der Mutter in ihrem Leid helfend zur Seite steht. Karl Balogh betont, dass das Ableben von Werner Schaljo alle ehemaligen Klassenkameraden und Landsleute schwer getroffen hat, sie innige Anteilnahme an dem Schmerz der engsten Verwandten nahmen. Zum nächsten Klassentreffen der Sechziger kann er leider nicht mehr kommen, doch er bleibt für immer „Einer von ihnen“. Nachdem 1998 der Ehemann und Vater verstorben war, erlebte Maria Schaljo auch Glücksmomente durch die Geburt 1999 der Enkelin Lea und 2001 des Enkels Noah. Denn Sohn Ernst hatte nach dem Studium der Philosophie, Politik und Psychologie an der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf ebendort Wurzeln gefasst, mit Familie und Beruf sowie mit dem Theaterspielen als Hobby. Mit Gleichgesinnten hat er beim siebenbürgischen Heimattag in Dinkelsbühl Unterschriften gesammelt und wiederholt gegen die Fremdrentenkürzungen der Bundesregierung protestiert. Mit Herzblut waren Ernst Schaljo und seine Frau Nina

161 Ebner immer bei der Laien-Theatergruppe „Märchenfieber“ dabei, eine familientaugliche Theatergruppe in wechselhafter Besetzung, wobei Nina gewöhnlich den Text lieferte, beide aber auch als Darsteller fungierten, eine Theatergruppe, die immer zur Weihnachtszeit altbekannte Märchen freier und meist lustiger interpretierte, aber auch zu Western griff. Ursprünglich war es das Elternprojekt einer Kita, das sich im Laufe der Jahre zu einer Theatergruppe mit Niveau auswuchs. Der Postkutschenräuber, Nick Pumper u.a.m. sind nun nicht mehr dieselben, weil ihr Darsteller Ernst Schaljo vom Sog des Mittelmeers bei Bordeaux in den Tod gerissen wurde, eine Nachricht, die alle tief erschüttert hat, die ihn kannten, ihm nahe standen: Am 30. Juli zog eine tückische Unterströmung Ernst Schaljo unter Wasser und aufs Meer hinaus vor den Augen seiner Frau, die verzweifelt versuchte, seine Hand zu halten. Dadurch verlor ein Mann sein Leben in der Mitte seiner besten Jahre, privat und beruflich gefestigt, eingbettet in eine wunderbare Familie und die Gemeinschaft vieler vor allem in seinem Stadtteil Wersten...Bei ihm darf man sagen: ‚Er hat die Jahre, die ihm geschenkt waren, wirklich mit Leben erfüllt‘... Schon als Schüler hat er zusammen mit seinem Freund R.T. eine Informatik-Firma gegründet, die sich trotz Marktschwierigkeiten erfolgreich etabliert hat, jetzt aber ohne Ernst Schaljo weitermachen wird. Sehr schmerzhaft hat der frühe Tod von Ernst die Mutter getroffen, die nun beide Söhne (57- bzw. 45-jährig) in nur sieben Monaten verloren hat. Bei der Beisetzung hat sie sich tapfer gehalten, wie sie es auch mit allen vorherigen Verlusten gehandhabt hat. Unsere innige Anteilnahme geht an die ganze Familie, besonders an unsere gute, allgemein geschätzte Lehrerin.


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Statistik

Schachmeisterschaft 2018 der Banater Schwaben

Alfred Selpal

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ie 2015 unter der Schirmherrschaft der LBS gestartete SchachOnline Schachmeisterschaft meisterschaft ist 2018 in die vierte Runde gegangen und wurAbschlusstabelle 2018 de erfolgreich abgeschlossen. Es sind auch wieder neue Spieler hinzuA-Gruppe Heimatort gekommen und die Turniere haben in Ingolstadt, Augsburg und Ulm 1. Paul Deme Tem. /Ingolstadt stattgefunden. Die Spieler der Münchner Gruppe konnten ihre Partien 2. Dirk Becker Lenauheim 3. Raphael Birg Georgshausen bei den regelmäßig stattgefundenen kleineren Treffen austragen. Die 4. Helmuth Hintyes Giulweß Spieler aus der Gruppe Spaichingen konnten ihre Partien in der loka5. Fabian Kowatsch Temeswar len Stadtmeisterschaft sowie auch im Rudolf-Hengstler-Turnier aus6. Bruno Neusatz Lippa/Temeswar tragen. Auch innerhalb der Online-Gruppe, die starken Zuwachs beB-Gruppe Heimatort kommen hat, konnte wieder der Pokalwettbewerb im K.O.-System, 1. Reinhold Becker Lenauheim so wie auch die Meisterschaft, die in drei Gruppen ausgeweitet wurde, 2. Radu Bala Reschitza ausgetragen werden. 3. Silke Becker Lenauheim 2018 hat Paul Deme, der seit 35 Jahren in keinem Schach-Verein 4. Reinhard Kaiser Kleinjetscha mehr Mitglied war, sowohl die Online-Meisterschaft wie auch den On5. Eugen Stein Tolwadia line-Pokal gewonnen, ohne dabei auch nur ein Spiel zu verlieren. Auch 6. Friedrich Holiga Reschitza in einem Nicht-Online-Turnier hat er kein Spiel verloren und steht C-Gruppe Heimatort nun auf Platz 1. der Allgemeinen Rangliste. Paul Deme wurde 1957 in 1. Franz Labling Temeswar Temeswar geboren und hat schon als Kind Schach gelernt. Zwischen 2. Werner Staar Birda/Liebling 1972 und 1978 war er Vereinsspieler bei Electro-Motor Temeswar, da3. Harald Lenhardt Billed nach trainierte er noch mehrere Jahre im berühmten Medicina Club, 4. Alfred Selpal Billed wo er auch schon mal die Gelegenheit bekam, gegen die Internationale 5. Nikolaus Tintoi Bogarosch Meisterin Gertrude BaumINGOLSTADT AUGSBURG ULM INGOLSTADT ONLINEPOKAL stark zu spielen. Als er 1984 03.02. 10.02. 20.05. 20.10. 2018 heiratete, hatte er erst keine Peter Michel Bruno Neusatz Andreas Mihalko Peter Tillger Paul Deme Zeit mehr für Schach. Aber 1. Bogarosch Lippa Darowa Temeswar Temeswar seit 15 Jahren spielt er wieEugen Stein Peter Tillger Peter Michel Paul Deme Dirk Becker der über das Internet, und 2. Tolwadia Temeswar Bogarosch Temeswar Lenauheim seit zwei Jahren auch in unAlfred Selpal Eugen Stein Franz Griesz Siegfried Athes Reinhold Becker 3. Billed Tolwadia Jahrmarkt Neuarad Lenauheim serer Meisterschaft. Abb. rechts: Turniere 2018

4.

Lorenz Klug Neuarad

Alfred Selpal Billed

Andreas Schmitz Arad

Gerhard Birg Georgshausen

Fabian Kowatsch Temeswar


Statistik

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Schachmeisterschaft der Banater Schwaben - Rangliste 2018 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

Name Paul Deme Dirk Becker Raphael Birg Bruno Neusatz Helmuth Hintyes Reinhold Becker Radu Bala-Holiga Josef Vollmer Reinhard Kaiser Silke Becker Eugen Stein Michael Rumes Peter Tillger Friedrich Holiga Peter Michel Lukas Zetto (neu) Andreas Schmitz Andreas Mihalko (neu) Fabian Kowatsch Josef Zammer Siegfried Athes Werner Staar Franz Labling Alexandru Ispas-Schubert Josef Hermann (neu) Konstantin Tryfon (neu) Alfred Selpal Harald Lenhardt Franz Griesz Johann Hehn Herbert Reb Gerhard Keller Jakob Lulay Martin Herr Markus Zetto (neu) Ronnie Szeiler Lorenz Klug Gehard Birg Nikolaus Tintoi Johann Oster Adam Nover Otmar Metzenrath (neu)

Heimatort Temeswar 3. Lenauheim Georgshausen Lippa / Temeswar Giulweß Lenauheim Reschitza Nitzkydorf Kleinjetscha (21) Lenauheim Tolwad (187) Rekasch Temeswar 4. Reschitza Bogarosch (326) Darowa Arad Darowa (302) Temeswar Reschitza Neuarad / Lenauheim Birda / Liebling (511) Temeswar 6. Billed (833) Mercydorf (50) Temeswar Billed (192) Billed (438) Jahrmarkt Billed (819) Jahrmarkt (371) Billed (270) Guttenbrunn/Temeswar Blumenthal / Neuarad Darowa Bogarosch (74) Neuarad Georgshausen Bogarosch (30) Lenauheim Jahrmarkt Nitzkydorf (245)

Wohnort / Kreisverb. Ingolstadt/Temeswar Landau (Pfalz) Herxheim (Pfalz) Haar Nürnberg Landau (Pfalz) Nürnberg Rastatt Karlsruhe Landau (Pfalz) München München München Nürnberg Bayreuth Spaichingen Ludwigshafen Spaichingen Bamberg Augsburg Ingolstadt Lauf an der Pegnitz Heilbronn Ingolstadt Traunreut Frankfurt Manching Karlsruhe Reutlingen Schwabach Bad Gögging Geisenfeld Ingolstadt Ingolstadt Spaichingen Reichertshofen Ingolstadt München Manching Augsburg Ingolstadt Augsburg

Spiele und Turniere 2019

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ür die Meisterschaft 2019 sind wieder mehrere Turniere geplant. Das erste Turnier wird am Samstag den 9. Februar, 10.00 Uhr in Augsburg stattfinden. Weitere Turniere werden noch in anderen Städten folgen. Die Online-Meisterschaft wurde bereits neu gestartet, und auch der Online-Pokal wird wieder ab dem 1. Februar ausgetragen. Weitere Teilnehmer aller Leistungsklassen so wie auch Landsleute, die bei der Organisation von Turnieren und Treffen mithelfen möchten, werden gebeten, sich bei Alfred Selpal Tel.: 08459/593660 oder E-Mail: alfred-selpal@t-online.de zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können. Die Regeln zur Meisterschaft werden im Internet unter www.heimathaus-billed.de veröffentlicht. Zum Online-Schach können sich Teilnehmer weltweit anmelden. Wer selbst weitere Turniere und Treffen organisieren möchte, wende sich bitte an Alfred Selpal.


192 Vorwort, Werner Gilde.......................................................... 3 Heimathausbesucher........................................................... 4

Eine Reise in vergangene Tage, Maximilian und Alexander Szlavik................................ 6 Auf den Spuren der Ahnen, Besuch aus Kalifornien, Annemarie Ebner geb. Bentz......................................... 10 Eine Reise ins Banat Juni 2018, Peter Weber............. 16 Eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart, Irmgard Triess.............................................................. 23 Delegation der Stadt Ulm besuchte das Billeder Heimathaus, Peter-Dietmar Leber.............................. 26 Geschichte der Banater Schwaben hautnah, Raluca Nelepcu............................................................ 28 Billeder Idylle, Vom Sieber Jani aus dr Saulännergass .34 Fischerparadies auf der Sauerländer Hutweide, Hans Rothgerber........................................................... 37 Drei Jubiläen in Karlsruhe, Melanie Müller.............. 44 Sommerfest 2018, Melanie Müller . .......................... 52 Rentnertreffen 2018, Jakob Muttar.......................... 59 Herbstfest 2018 in Nürnberg, Heidi Müller.............. 60 Kirchweih in Billed am 20. Oktober 2018, Roswitha Csonti ........................................................... 65 Das Schlachtfest 2018 - ein stimmungsvolles Fest, Adam Tobias................................................................ 70 Vor 100 Jahren endete der Erste Weltkrieg, Peter Krier................................................................... 78 Das Billeder Freibad an der Schlies, Josef Herbst...... 84 Pfannkuchen-Wettessen, Josef Herbst........................ 90 Als die Kolonisten die Kleegärten bebauten, Hans Steiner................................................................ 94

Inhaltsverzeichnis Ende gut- alles gut! Rodeln mit Zwischenfall..., Werner Gilde............................................................. 102 Rex - Eine wahre Geschichte, Johann Steiner.......... 108 60 Jahre Rotkäppchen und der böse Wolf, Hans Rothgerber......................................................... 118 Kirchenburgen, Bulibaschas, Temeschwar und ein Bulz, Erika Weith geb. Leidecker.......................... 120 Tulpen, Käse, Grachten und die Rembrandt-Mühle, Elisabeth Martini...................... 126 Gedenkansprache am Denkmal der Billeder, Anneliese Lang........................................................... 132 Vanitas, Karl Balogh.................................................. 140 Liebe Landsleute bzw. Billeder, Marliese Knöbl...... 141 Hans Günther Lauth, Elisabeth Martini.................. 142 Familienbuch Majlath / Manester, Alfred Selpal..... 144 Das beste Buch........................................................ 145 Meine Gartenernte 2018, Franz Gebel.................... 146 Regenten bis Aschermittwoch, BP.......................... 148 Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch........... 150 Zielsetzung und Vorgehensweise, Hans Rothgerber......................................................... 152 Chronist des zerrissenen 20. Jahrhunderts, Norbert Schmidt........................................................ 154 Schicksal, warum so unbarmherzig? Elisabeth Martini, Karl Balogh................................... 160 Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst................................................................ 164 Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst................................................................ 166 Dem Alter die Ehre 2018, Josef Herbst..................... 172


Einladung

Billeder Heimattag 2019

Fe s t p r o g r a m m a m S a m s t a g , 8 . Ju n i 2 0 1 9 10:00 12:30 13:30 14:30 17:00 18:30 20:00

Gedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Ausstellung „Bilderwelt des Banater Malers Franz Ferch“ Festumzug der Trachtenpaare mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen durch Neureut, Abholen der Ehrengäste Festgottesdienst in der St. Judas-Thaddäus-Kirche mit Heimatpfarrer Marius Frantescu Ansprachen der Ehrengäste in der Festhalle, Brauchtums- und Tanzvorführungen der Trachtengruppen Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen Unterhaltungsabend in der Badnerlandhalle mit der Blaskapelle, anschließend mit DJ Gerry

Schirmherr: Bürgermeisterin Gabriele Luczak-Schwarz Veranstalter: Heimatortsgemeinschaft Billed e. V.

Abbildungen Umschlag (Fotos: Hans Rothgerber) U1 - Sonnenaufgang über der Dorfmitte U2 - Die Kirchtürme im Morgennebel U3 - Maulbeerbaumwurzeln am Kalvarienberg U4 - Neben der Kirchturmspitze in der Abendsonne


Billeder Heimatblatt 2018

.e 3A1usgab

Billeder Heimatblatt 2018 heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


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