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ACLIMA UND DAS GESPÜR FÜR WOLLE

ACLIMA UND DAS GESPÜR FÜR WOLLE

Aclima – oder der zukunftsträchtige Weg zurück zu den Wurzeln und zu naturnahen Klimatextilien.

Interview: Daniel Chardon

Eine Zeit lang sah es so aus, als ob die Zukunft von Sportbekleidung und Sportunterwäsche von einer textilen PolyesterRevolution zur nächsten wandelte. Tja, bis die andere Seite dieser technologischen Errungenschaften uns einholte. Mikrofasern, welche, für unser Auge unsichtbar, unsere Gewässer belasten. Seither müht sich die ganze Industrie nach Alternativen, es wird entwickelt, was das Zeug hält. Ein Öko-Label reiht sich ans nächste, so dass wir als Konsumenten den Überblick wohl komplett verloren haben. Dabei liegt das Gute manchmal so nah: Natürliche Wolle.

Einfacher gesagt als getan, denn auch sie braucht verfeinerte Verfahren, um unsere heutigen Ansprüche zu erfüllen. Ein Unternehmen, welches dies geschafft hat, ist ACLIMA aus Norwegen. Aber das Familienunternehmen hat ja auch nicht bei Null angefangen, sondern 1939. Und sind inzwischen zu einem führenden Luxusanbieter in diesem Bereich avanciert. Denn sie verarbeiten nicht irgendeine Wolle, sondern die für ihre Eigenschaften gerühmte Merino-Wolle.

Die «Merino-Technologie» Merinowolle zeichnet sich durch ihre besondere Feinheit und Weichheit aus. Im Gegensatz zu herkömmlicher Schurwolle kratzt sie nicht und kann direkt auf der Haut getragen werden, zum Beispiel in Funktionsunterwäsche. Im Vlies des Merinoschafs ist vor allem Flaumhaar vorhanden, ein besonders feines, stark gekräuseltes Haar. Die Merinofaser besitzt eine Faserstärke von 16,5 bis 24 Mikron (=

Mikrometer, d.h. 1/1000 Millimeter). Die menschliche Empfindlichkeitsschwelle liegt bei etwa 25 Mikron, grobere Fasern reizen die Haut. Das erklärt, warum herkömmliche Wolle kratzt, während sich Merinowolle angenehm weich auf der Haut anfühlt.

Im Winter wärmt Merino-Wolle dank dieser Faserkräuselungen, von denen bis zu 40 pro Zentimeter möglich sind. Sie enthalten Luftkammern, welche die Körperwärme einschließen und zurückhalten. Die Kräuselung erzeugt auch weniger Kontaktpunkte zwischen Material und Haut, wodurch weniger Wärme abgeleitet wird.

Im Sommer – und das ist nun der Doppelnutzen - kühlt Merino-Wolle. Die Fasern sind hygroskopisch, das heißt sie können Feuchtigkeit (in Form von Wasserdampf) binden. Sie leiten vom Körper produzierte Feuchtigkeit von der Haut weg. Die Feuchtigkeit wird dabei in den Fasern zwischengelagert und dann nach aussen abgegeben. Die Faseroberfläche bleibt jedoch trocken. So kann Wolle große Mengen an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass sich das Material klamm anfühlt. Warme Umgebungsluft trocknet das Material schneller. Dabei entsteht – kühlende –Verdunstungskälte, die das Tragen von Merinokleidung auch im Sommer angenehm macht.

Spezielle, in Merinowolle von Natur aus enthaltene Enzyme verhindern zudem das Festsetzen von Bakterien, so dass getragene Wäsche sehr lange nicht riecht. Lüften, besonders in leicht feuchten Umgebungen, ist häufigem Waschen vorzuziehen – ein klarer Umweltvorteil.

Aclima verarbeitet Merino-Wolle derart gut, dass Polarforscher, die norwegische Feuerwehr und Polizeien auf sie vertrauen. Mit Lars Eivind Johansen ist bereits die dritte Generation im Unternehmen tätig.

Lars: Auch wir hatten die Vorteile von Wolle in Norwegen ein wenig vergessen. In den 90er Jahren machten wir uns Gedanken über unsere Ursprünge und fingen wieder an, Wolle genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir konnten dann relativ schnell das Militär beliefern. Hier zeigte Merinowolle die Bandbreite seiner Stärken und überzeugte auch Hartgesottene unter extremsten Bedingungen. Das war die Basis unseres Erfolges.

Heute bietet ihr Baselayer, Midlayers, Outer Layer an…

Das ist genau, worauf wir uns zukünftig wieder mehr fokussieren. Auch ein alter Gedanke, der ein wenig verloren ging. Das Mehrschichten- oder Zwiebelschalen-Prinzip (engl. Multi-Layers). Wie die Wolle im Innern soll die Unterwäsche die Feuchtigkeit zur Mittelschicht weiterleiten. Immer wieder wird sie in Zwischenschichten eingelagert, ohne dass diese sich feucht anfühlen und weitergegeben, bis zur Aussenschicht usw. Im Innern behält man das trockene Wärmegefühl.

Seit wann setzt ihr Merinowolle ein?

Ich bin praktisch als Kind in der Fabrik aufgewachsen (schmunzelt), habe von klein auf alle Strickmaschinen kennengelernt und realisiert, dass man mit diesen Maschinen ja verschiedene Faserstärken bearbeiten kann. Was wir verbessert haben, ist

die vernetzte Gewebestruktur. Unser Geheimnis liegt darin, dass wir verschiedene Strickmethoden mit Naturfasern kombinieren. Dieses Wissen, welches durchaus komplexe Methoden beinhaltet, haben wir über viele Jahre verfeinert.

Nutzt ihr nur Merino-Wolle?

Auch wir müssen manchmal Kompromisse machen, denn Wolle hat einen Nachteil: sie ist nicht so strapazierfähig und langlebig. Um sie langlebiger zu machen, reichern wir sie bei gewissen Produkten mit Kunstfasern an. Trotzdem wollen wir so nachhaltig wie möglich sein. Wir tun zum Beispiel (zeigt auf sein Hemd) aus den ganzen kleinen Abfällen wieder neue Kleider herstellen. Es wird 2021 eine Bekleidungslinie geben, die ausschliesslich aus solchen recycelten Materialien besteht. Zur Nachhaltigkeit gehört halt auch, dass man Produkte langlebig macht. Und unsere Produkte sollen multifunktionsfähig sein. Aber wir bemühen uns, das Ziel Langlebigkeit so nachhaltig wie möglich zu erreichen.

Thema Öko-Labels?

Das ist sogar für uns Experten manchmal schwer zu beurteilen. Da gibt es einige Mogelverpackungen auf dem Markt. Wir sind Teil von Öko-Tex und streben künftig das EU-Label Nordic Swan an. Viel wichtiger scheint mir aber, dass man die gesamte Lieferkette mit allen Details kennt – auch persönlich von Mensch zu Mensch. Wir kennen die Farmer in Neuseeland, wir kennen die Spinnereien in Europa bis hin zu unserer Fabrik in Estland und Partnern in Dänemark, wo die Produkte gestrickt und verfeinert werden.

Welches ist die wahre Leidenschaft von Lars?

Ich liebe den direkten Kundenkontakt, bin gerne unterwegs. Extrem spannend finde ich es auch, dank dem Kunden-Feedback immer wieder Produkte neu zu entwickeln und zu verbessern.

network A FEEL FOR HIGH-END WOOL For a while it looked as though the future of sportswear and sports underwear was oscillating from one polyester textile revolution to the next. Until the downside of these technological achievements caught up with us and microfibres invisible to the eye were burdening our waters. Since then the entire industry has taken things to a whole new level, one eco-friendly label succeeding the next so that we the consumers no longer know where we stand.

Yet the solution is closer than most think: Enter natural wool! Easier said than done, for it too relies on refined processes to meet today’s demands. But one company that has come out on top is ACLIMA in Norway. Family business know-how that goes back to 1939 makes it the sought-after luxury brand it is today and whose ambit goes well beyond simply any wool – but the Merino wool that defines it! ‘Merino technology’ distinguishes itself with its special delicacy and softness. By contrast to conventional new wool it does not scratch and can be worn directly on the skin, imperative in functional underwear. The fleece of the merino consists of mainly downy hair, the fibres boasting 16.5 to 24 microns in strength (= micrometers, i.e. 1/1000 millim.). The human sensitivity threshold lies at around 25 microns, rougher fibres irritate the skin. This explains why conventional new wool scratches and merino wool feels pleasantly soft on the skin. The crimp of the fibres is what warms us up. They have air chambers that envelop and retain our body heat. Merino wool has a dual advantage in that it cools in the summer. The fibres are hygroscopic, in other words can bind moisture and lead the moisture that the body produces away from the skin temporarily storing it in the fibres before emitting it to the exterior. The fibre surface remains dry and there is no clamminess. The natural enzymes in the wool prevent bacteria from settling in. Aclima’s inroads in the processing of Merino wool have led polar researchers, the Norwegian fire brigade and police to opt for it as their material of choice. Art of Snow spoke to CEO Lars Eivind Johansen now in the business in the third generation: Lars: We in Norway also had somewhat forgotten the advantages of wool. In the nineties we decided to revisit our roots, scrutinize the merits of merino wool and once it had withstood the test of its range potential in the military which we were supplying, we knew we had a success story on our hands.

Today you offer base layers, mid layers

and outer layers… The multi-layer concept is the focus of our future. The transfer of moisture to the mid-layer and repeated temporary storage there before being transferred to the outer layer without the clothing feeling moist is what it’s all about. Feeling warm and dry on the inside!

Since when have you been using merino

wool? I practically grew up in the factory [grins], already got the hang of knitting machines when I was little. Our secret lies in combining different weaving methods with natural fibres – a complex process that we’ve refined over the years. Do you only use merino wool? Wool has got one disadvantage: It is not as ‘heavy duty’ and durable. To make it more durable we fortify it with certain products – of course always with sustainability in mind. What is your take on Ecolabels? There is plenty of knockoff packaging on the market. We subscribe to the Oeko-Tex standard and are striving towards the EU label Nordic Swan in future. More important to me is being fully familiar with our supply chain. What is Lars’ real passion? I thrive on direct client liaison, like to be on the move and thanks to client feedback – consistently being able to reinvent and improve our products!

WWW.ACLIMA.COM

3535 Krøderen | Norway

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