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FEUERRING
Der Meister des Feuers
Seltsame Bilder schiessen mir durch den Kopf, als ich den Feuerring zum ersten Mal erblicke. Von Höhlen, Menschen vereint um ein Feuer, die ewige olympische Flamme, gallische Druiden, die Zaubertränke brauen. Andreas Reichlin, der Schöpfer des Rings, steht mit leuchtenden Augen vor mir.
Er strahlt innere Ruhe aus, gepaart mit Zielstrebigkeit, Ausdauer und Leidenschaft. Sein neues Anwesen ist ein skulptural wirkendes Objekt an traumhafter Seelage im verträumten Immensee. Runde Feuerringe kontrastieren mit dem eckig-hochkantigen Gebäude um die Wette, alles in dunklem Stahl. Die Feuer brennen, es knistert und man fühlt sich gleich zu Hause.
Wie kommt man dazu, etwas so Einzigartiges zu schaffen?
Mein Vater, der anfangs 2020 verstarb, prägte mich unglaublich. Er war Unternehmer im Kunsthandwerk-Bereich. Er stellte uns immer wieder neue Aufgaben. Wir mussten dann jeweils unsere eigenen Lösungen präsentieren. Mein Erfolg wäre ohne diese Erziehung wohl undenkbar gewesen. Später lernte ich Holzbildhauer, war in Paris, arbeitete mit Stein, Stahl, Bronze. Und ich stand immer gern am Grill, liebe das Feuer. Das Fett oder Öl, was da jeweils in den Grill tropfte und über den Rauch und die Flamme auf das Grillgut zurückwirkte, schlug mir aber immer auf den Magen. Also handelte ich nach dem Leitspruch meines Vaters: Wenn etwas nicht ist, wie es sein sollte, beschwer Dich nicht, motz nicht rum, sondern überlege Dir den Grund, was Du dagegen tun kannst – und vor allem tue es! Als Künstler stellte ich mir eine Feuer-Skulptur vor, die im Mittelpunkt steht und nicht am Rande. Das gesunde Grillieren realisierte ich mit der indirekten Zubereitung auf dem Ring. Ganz wichtig schien mir auch die Geselligkeit. Beim normalen Grillen ist der «Grillmeister» immer am Rande, alle warten bereits. Beim Feuerring steht eine Grill-Skulptur im Zentrum des Geschehens, wird selber zum Erlebnis-Raum.
Warum ist der Ring nach innen leicht abgesenkt?
Ich tüftelte vier Jahre daran herum. Der Ring oben besteht aus 12 mm Stahl, die Seitenwände der Schale aus 6mm Stahl. Je nach Bedürfnis – Gastrobereich, privat, Grösse und Stil des Gartens oder der Terrasse – gibt es unterschiedliche Schalen in Breite und Höhe. Wir haben darauf geachtet, dass das Feuer mittels Zwischenboden immer auf der gleichen Höhe in Relation zum Ring ist, so dass der Ring immer 150 Grad C bis 300 Grad C Temperatur erreicht. Als echter Feuer-Fanatiker zerstörte ich im Laufe der Entwicklung zahlreiche Teile, bis ich eine Form entwickelte, die passte. Unter grosser Hitze dehnt sich Stahl nämlich aus. Dadurch, dass wir den Ring nach innen abgesenkt haben, folgt der Stahl bei Hitze dieser Absenkung. Der Druck kann ausweichen, der Stahl aber nie reissen. Es hat gedauert, bis dies handwerklich perfekt umgesetzt war! Das ist auch der (patentierte) Unterschied zu allen Plagiaten, die im Umlauf sind. Seit 11 Jahren sind wir nun mit Feuerring unterwegs und hatten nicht einen einzigen Garantiefall. Der Feuerring ist ein Erbstück, das die meisten Besitzer überleben wird.
Die Entwicklung stelle ich mir recht abenteurlich vor?
Das ist richtig. Anfangs (2004), als ich noch jeden Rappen umdrehen musste, ging ich mit dem Plasmabrenner auf die Schrotthalde, schnitt Boiler und ähnliches auseinander. Testete Platten. Mit der Zeit wurde mir klar, dass dies ein Ring und nichts Eckiges sein darf. Eine der Herausforderungen war die absolut nahtlose Verschweissung des Ringes mit der Schale. Dann liess ich die Ringe mit der CNC-Maschine schneiden. Die Metallbauer dachten, was ist denn das für ein Spinner, da fehlt doch der Grillrost. Ich wurde regelrecht ausgelacht. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich auf dem richtigen Weg bin! Ich mag dieses Sprichwort: «Nur wenn Du gegen den Strom schwimmst, gelangst Du zur Quelle.» Konfuzius, ca. 500 v.Chr. Irgendwann entsprach der Feuerring meiner Vision. Beate, Pianistin und Lebenspartnerin, war vom Feuerring derart angetan, dass sie meinte «lass uns doch eine Firma gründen». Ich fand das zunächst überhaupt nicht motivierend, worauf sie insistierte «Lass uns wenigstens die Freude, die wir mit dem Feuerring haben, weitergeben!» Das überzeugte mich. Wir liessen dann den Feuerring per Patent schützen und gründeten die Firma.
Wie ging es weiter?
„Der Geist war aus der Flasche“. Das minimalistische Design mit handwerklicher Präzision machte den Feuerring zum kultigen Designobjekt, das Auszeichnungen wie den Red Dot Award (2016, Best of the Best) gewann. Die Jury war beeindruckt von der ‚faszinierenden Anknüpfung an die Symbolik der archaischen Feuerstelle sowie die kompakte und puristische Formensprache, die mit einer hohen Nutzerfreundlichkeit einhergeht‘. Im von Norman Foster umgestalteten Red Dot Design Museum in der Zeche Zollverein in Essen durften wir die die ganze Feuerring-Palette präsentieren. Ein Wahnsinnserlebnis. Im gleichen Jahr druften wir an der Olympiade in Rio de Janeiro im House of Switzerland Tausende Besucher verköstigen. Es gesellten sich Sterneköche hinzu wie Stephan Wiesner aus dem Entlebuch, der auf dem Feuerring Tim Mälzer herausforderte. Inzwischen haben wir auch mit unseren stilsicheren Rezeptbüchern Design Awards gewonnen. Das Schönste ist: der Feuerring ist im wahrsten Sinne des Wortes eine runde Sache, wir exportieren heute Feuerringe in die ganze Welt. Recherchen bestätigten, dass es auf der ganzen Welt nichts Vergleichbares gab. Obwohl eine ganz einfache archaische Situation mich inspirierte, entstand etwas ganz Neues! Als ob wir eine Urform schufen, die schon immer da war. Wir mussten sie nur aus dem Universum herausschälen.
© Dennis Savini
WWW.FEUERRING.CH
6405 Immensee | Switzerland
Interview/Words: Daniel Chardon