MAGAZIN
Grosseltern
# 03 / 2019
#03 / 2019
Sond
GROS erbeilage zum SEL 10. M TERNT ärz 20 AG
www.grosseltern-magazin.ch
Grosseltern 19
Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern
R SIE S O D
Epigenetik
46 Jahre Skilehrer
Looping mit dem Grosi
Wir vererben nicht nur Gene, sondern auch unsere Erfahrungen. (S. 50)
Jakob Schranz (65) unterrichtet in Adel boden schon die dritte Generation. (S. 32)
Weshalb Grosseltern die idealen Begleit personen im Vergnügungspark sind. (S. 46)
Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50
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~ Magazin ~ EDITORIAL
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Mit Grosi und Grossätti beim
Vogellisi N
un fahren die Grosseltern meiner Kinder also nicht mehr Ski. Nach ein paar harmlosen Stürzen im letzten Jahr haben sie sich entschieden, fortan ihre Schneetage auf Spazierwegen und Langlaufloipen zu verbringen. Eine gemeinsame und verbindende Tätigkeit, ja man könnte sagen: Eine innerfamiliäre Ära geht zu Ende. Umso dankbarer bin ich, dass sich meine drei Kinder später zurückerinnern werden, wie sie in ihrer Kindheit mit Grosi das Kuonisbergli hinuntergesaust sind, dem Grossätti die beliebten Wäldlipisten gezeigt haben. Wie geheime Codes ziehen sich prägende Pisten-Ereignisse von vierzig Jahren durch unsere Familiengeschichte: Damals, als meine Geschwister und ich im dicken Nebel auf der Engstligenalp verloren gingen, der Skilehrer, der ein halbes Glas Rivella in seine zu heis se Suppe leerte, oder als auf der Schussfahrt an besagtem Kuonisbergli mein Vater einmal so grausig stürzte, dass
KARIN DEHMER fährt sehr gerne Ski, sofern das Wetter schön ist, die Piste leer und die Gulaschsuppe fein. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch
es ihm nicht nur Skier, Kappe und Brille abzog, sondern auch gleich die Armbanduhr quasi vom Handgelenk weg explodierte. Auf derselben Schussfahrt übrigens, auf der viele Jahre später mein Mann mit unserer Tochter zwischen den Beinen in die orange Bande fuhr und sich zum Glück nur einen Ski brach. Worauf Grossätti bei den anschliessenden Pommes frites natürlich dazu ansetzte:
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«Weisch no, als es mich dort vor Jahren so grausam verschnätzelt hatte?» Ja, wir wussten es noch, vermutlich für immer. Und während all unserer Wochen und Tage in Adelboden unterrichtete Skilehrer Jakob Schranz am selben Ort, Jahr für Jahr, in der Skischule. Seit 46 Jahren ist der Landwirt in den Wintermonaten Skilehrer und hat einige Veränderungen miterlebt und mitgemacht. In unserem Porträt auf Seite 32 erzählt er, dass ihm die «gstabigen» Kinder immer besondere Freude bereiten und er mit den Enkelkindern beim Skifahren geduldiger ist als früher mit seinen Kindern. Für Grosseltern, die nicht Ski fahren, gibt es übrigens eine andere Aktivität, zu der sie sich hervorragend als Begleitpersonen eignen: Auf Seite 46 lesen Sie, weshalb älteren Menschen auf Achterbahnen weniger übel wird als jüngeren. Ich wünsche Ihnen einen schönen restlichen Winter, Ski heil und viel Spass beim Lesen. •
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INHALT # 03 / 2019
Fasnacht
Unser Kostümierungstipp «Qualle» ist nicht nur schnell gemacht, sondern hat auch schon Maskenprämierungen gewonnen. (S. 68)
Eine Walliser Grossfamilie erzählt
In ihrem Buch schildert Sybille Bayard Walpen die Geschichte ihres Vaters und seiner zehn Geschwister. (S. 26)
Sonderbeilage Grosselterntag
Am 10. März ist Grosselterntag. In unserer Sonderbeilage zu diesem Tag finden Sie auf über 20 Seiten viele Spezialangebote, exklusiv für Sie und Ihre Enkelkinder.
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~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS
5 Mein
LIGES FREIWIL MENT ENGAeGitE e 16
MUSE UMST Seite 6 ESTER 7
S
hlt 6) erzä A line (1 E IK
S TR KLIMSA eite 13
Magazin Editorial 3 Inhaltsverzeichnis 4
6
Grosselterntag 2019 Am 10. März feiert die Schweiz den vierten Grosselterntag.
Hintergrund 26
Der Clan vom Berg Körperliche Arbeit, grosse Verantwortung in jungen Jahren und rigoroser Katholizismus.
32
Skilehrer Jakob Schranz
Mehrmals unterrichtete er drei Generationen derselben Familie. 38
8
Service 58
Aus der Praxis Die Hebamme Marianne Grädel über die optimalen Bedingun- gen für den Säuglingsschlaf.
62 Unterwegs
Langenthal Waadtländer Jura Fasnachtsumzüge
62 64 66
68 Basteln Ein schnell gemachtes Fasnachtskostüm.
Meine Grosseltern Am schönsten war es, wenn Oliver Bono und seine Gross- mutter sturmfrei hatten.
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Die Frage Was denkst du denn? – Zurück- fragen ist ein guter Anfang für philosophische Gespräche mit Kindern.
16
Mein freiwilliges Engagement Anita Witschi näht mit blinden Frauen.
22 23
24
Leserbriefe
46
Orte zum Verweilen Unsere Fotogeschichte über die schönsten selbst gebauten Bänke. Auf allen lohnt es sich, Platz zu nehmen. Looping mit den Grosseltern Weshalb Grosseltern auf Achterbahnen die besseren Begleitpersonen sind als Eltern.
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Stricken Kinder-Jäggli. 73 Spielen Spiele im Schnee.
74 Lesen
GrossmütterRevolution Geschlechterneutrale Spielsachen sind noch immer Mangelware.
50
DO
Meine Enkel – meine Kinder Wenn die Grossmutter der Enkelin heimlich wieder den Nuggi gibt.
Anderswo: Bangladesch Als Mädchen wurde Sokhina Khatun (75) mit ihrem fast zwanzig Jahre älteren Cousin verheiratet.
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SS IER
Dossier: Epigenetik Unsere Vorfahren vererben uns nicht nur ihre Gene, sondern auch ihre körperlichen und seelischen Belastungen.
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Hans ten Doornkaat über den Genuss von Hörbüchern.
77 Kochen 82
Apfelrösti oder «Vogelheu».
Das Schlusswort Von François Höpflinger. Kurs 48 Wettbewerb 72 Rätsel & Kinderwitz 78 Cartoon 80 Impressum & Vorschau 81
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Grosselterntag So viele Angebote 2019 wie noch nie Am Sonntag, 10. März, bieten viele Ausflugsorte Vergünstigungen und besondere Programme für Grosseltern und Enkelkinder an. Von MELANIE BORTER (Text)
A
m 10. März 2019 feiert die Schweiz zum vierten Mal die Grosseltern und würdigt damit deren grosses Engagement für die Enkel, die Familien und die Gesellschaft. Die Idee zum Schweizer Grosselterntag, der jeweils am zweiten Sonntag im März stattfindet, stammt vom Grosseltern-Magazin. Eines der Ziele ist es, dass die Generationen an diesem Tag miteinander Zeit verbringen. Passend dazu schenken wir unserer Heimatstadt Baden zum Grosselterntag 2019 einen Detektiv-Trail. Ein spannender Spass, bei dem die ganze Familie zusammen rätseln kann. Uns freut es besonders, dass dieses Jahr noch mehr Kulturinstitutionen, Theater, Bäder und sonstige Ausflugsorte mit besonderen Angeboten für Grosseltern und deren Enkelkinder aufwarten. So viele wie noch nie. Bis zum Redaktionsschluss Mitte Januar waren es 58 – so viele, dass wir diese Angebote nicht mehr in unserem Magazin publizieren konnten, sondern dafür eine Sonderbeilage erstellt haben. Im Tierpark Bern zum Beispiel gibt es am Grosselterntag die «Grosseltern-Enkel-Jahreskarte» zum halben Preis, im Tropenhaus Wollhusen oder auch im Konzert Theater Bern gibts kostenlose Führungen und auf der Riederalp eine Schneeschuhtour für Grosseltern mit ihren Grosskindern. Es lohnt sich, in der Sonderbeilage zu stöbern. Bestimmt hat es auch ein Angebot, das für Sie und Ihre Enkelkinder interessant ist. Die Sonderbeilage ist auch als E-Paper abrufbar auf www.grosseltern-magazin.ch oder kann für 10 Franken nachbestellt werden: verlag@grosseltern-magazin.ch
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~ Magazin ~ GROSSELTERNTAG
58 ANGEBOTE
Der Schweizer Grosselterntag wird immer populärer. Dieses Jahr liessen sich 58 Veranstaltungsorte etwas Besonderes einfallen für diesen Freu-
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160
MILLIONEN STUNDEN Laut dem Bundesamt für Statistik entsprechen die erhobenen 160 Millionen Stunden, die Grosseltern jährlich ihre Enkelkinder betreuen, einem Arbeitsvolumen von mehr als acht Milliarden Franken pro Jahr. Das sind eindrückliche Zahlen, die zeigen, wie wichtig die Grosseltern auch als Gesellschaftsstütze sind. Und weshalb sie einen Grosselterntag verdient haben.
4.
dentag. Wenn auch Sie einen dieser Orte zusammen mit Ihren Enkelkindern besuchen: Schreiben Sie uns, wie es war, am liebsten mit einem Foto, das wir veröffentlichen dürfen.
GROSSELTERNTAG
redaktion@grosseltern-magazin.ch
oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden
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NEUER DETEKTIVTRAIL IN BADEN Das Grosseltern-Magazin schenkt der Stadt Baden zum Grosselterntag 2019 einen Detektiv-Trail: Ausgerüstet mit einem Bleistift und einer Schatzkarte oder einem Smartphone (App) kann die ganze Familie zusammen die Spiel- und Rätselposten in der Stadt Baden erkunden. Während des Trails erfährt man viel Wissenswertes über Baden und die Region und kommt natürlich auch an unserer Redaktion in der wunderschönen Altstadt vorbei. Am Ende wartet eine Schatztruhe mit Sofortpreisen. Der Detektiv-Trail in Baden wird am 10.3.2019 eröffnet. Wer an diesem Tag den Trail kostenlos absolvieren will, darf seine Schatzkarte von 10 bis 14 Uhr beim Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4 in Baden, abholen. www.detektiv-trails.ch
# 03 ~ 2019
Zum ersten Mal feierten die Schweizer ihre Grosseltern am 6. März 2016. Seither findet der Schweizer Gross elterntag immer am zweiten Sonntag im März statt. Anlässlich des zweiten Grosselterntags am 12. März 2017 haben wir einen Film gedreht, der eindrücklich zeigt, was Grosseltern ihren Enkelkindern bedeuten. Für den Grosselterntag 2018 komponierte der Schweizer Musiker und Sänger Gustav einen Grosseltern-Song und spielte diesen zusammen mit Kindern ein. Zu sehen sind diese beiden Videos auf www.grosseltern-magazin.ch
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«
Aufmerksamkeit,
Geborgenheit
»
und etwas Feines zum Knabbern
Für Oliver Bono brauchte es nur einen kurzen Spurt quer durchs Dorf, um bei «Mimami» und «Bipapi» zu sein. Besonders gerne erinnert er sich daran, wie seine Grossmutter und er «sturmfreie Bude» hatten. Von OLIVER BONO (Text und Fotos)
D
ie Erinnerung an meine Grosseltern ist von Nostalgie geprägt. Von Romantik. Von einem heilen Leben in vergangenen Zeiten. Und das ist wunderbar. Ich hatte drei Grosseltern, denn der Vater meiner Mutter ist vor meiner Geburt verstorben. Heute behaupten Tanten und Onkel, dass mein älterer Bruder und ich immer deutlicher nach dem «Grossdädi» kämen. Das ist in Ordnung, denn Grossdädi Zumstein soll ein herzensguter Mensch gewesen sein. Seine Ehefrau, meine Grossmutter, habe ich noch in bester Erinnerung als stämmige, temperamentvolle Frau mit einem herzhaften, lauten Lachen. Aber weil ich nur eines von weit über zwanzig Grosskindern war, vom Alter her ganz anonym irgendwo in der Mitte angesiedelt, hatte ich stets Verständnis dafür, dass «Mutti» andere Grosskinder bevorzugter an ihre grosse Brust drückte. Zum Beispiel meinen Bruder. «EINSIEDLER SCHOFBÖCK» Ich hatte dafür die Eltern meines Vaters. Das hat damit zu tun, dass ich schon sehr früh bei ihnen übernachten durfte. Musste. Konnte. Ach, es war eine Win-win-Situation. Meine ArbeiterEltern waren sehr beschäftigt mit Beruf, Haushalt, Fussballklub
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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN
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Oliver Bono als 13-Jähriger am Tag seiner Firmung zusammen mit Grossmutter Olga, «Mimami», und Grossvater Fritz, «Bipapi».
und Nebenjob im Gastro-Service. Mein Grossvater als Maurer und Platzchef des FC Lachen ebenso. Also hatten meine geliebte Grossmutter und ich oft «sturmfreie Bude» – und genossen es in vollen Zügen. Mein «Mimami» war das Gegenteil von «Mutti». Eher klein von Wuchs, schlank, nie laut. Das musste wohl auch mit ihrem Mann, meinem Grossvater «Bipapi», zu tun haben. Als Sohn von Einwanderern ganz aus dem Norden Italiens, also fast aus dem Tessin, hatte er nur ein Ziel: ein waschechter, angepasster und arbeitsamer Deutschschweizer zu sein. Also ja nicht irgendwie auffallen. Was würden denn die Leute denken? Ihn habe ich als kantigen, drahtigen Mann in Erinnerung, mit blauen Augen und markanter Adlernase, kopfballstark. Mit
OLIVER BONO (53) ist ehemaliger Radio- und TV-Moderator (unter anderem in der Nachrichtensendung «Schweiz aktuell» von Schweizer Radio und Fernsehen). Heute wirkt er als Produzent/Ausgabenleiter beim SRF-Nachrichtenmagazin «10vor10». Er ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt in der Nähe von Zofingen.
einer Schwäche für gutes Essen. Und ab und zu Rotwein aus diesen italienischen Korbflaschen. Es kam oft vor, dass ich als Knirps in stürmischen Momenten zu Hause abschlich, um nach einem kurzen Spurt quer durchs Dorf bei meinen Grosseltern Aufmerksamkeit und Geborgenheit zu finden. Und etwas Feines zum Knabbern: «Einsiedler Schofböck». DANKE, IHR GROSSELTERN Ehrlicherweise müsste es heissen: Liebe (und etwas Feines zum Knabbern). Wenn ich heute das Verhältnis meiner Kinder zu meinen Eltern oder meiner Schwiegermutter, also ihren Grosseltern, betrachte, ist es genauso wie damals bei mir. Und das macht mich glücklich. Danke, Ihr Grosseltern! •
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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
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~ Buchempfehlung ~
ALLJÄHRLICH IM FRÜHLING SCHWÄRMEN UNSERE JUNGEN MÄDCHEN NACH ENGLAND In der Zwischenkriegszeit gingen sie zu Hunderten, in den späten Vierziger- und Fünfzigerjahren zu Tausenden: junge Frauen aus Wilderswil, Ur näsch oder Bellinzona. Sie arbeiteten in England als Hausangestellte und Kindermädchen und sie gingen, obwohl die Schweizer Medien sie warnten: vor dem britischen Wetter, dem Klassen-
Es war ein Massenexodus an jungen Frauen, wie er in der Schweiz wohl kein zweites Mal mehr vorkam. Und wenn sie in England geblieben sind, dann meist deshalb, weil genau das eintraf, wovor sie so eindringlich gewarnt worden waren: Sie verliebten sich, wurden schwanger, haben geheiratet. Die Autorin Simone Müller hat elf Porträts über Frauen geschrieben, die zur ersten Generation der Auswanderermädchen gehört haben und die in England geblieben sind. Im hohen Alter erinnern sie sich zurück an bewegende und eindrückliche Lebensphasen in der Fremde. ~KD «Alljährlich im Frühjahr schwärmen unsere jungen Mädchen nach England», Simone Müller, Limmat, 38 Franken.
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Fotos: Mara Truog
dünkel, vor unerwünschten Schwangerschaften.
WARUM
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WARUM WARUM
WARUM
WARUM WARUM
WARUM
WARU
WARUM
Wer mit kleinen Kindern zu tun hat, kommt kaum je um dieses kleine Wörtchen «Warum» herum. Warum wohl? Weil die Weltneulinge tagtäglich mit tausend neuen Eindrücken durch ihr junges Leben gehen. Und weil wir alle, wie der grosse Philosoph Immanuel Kant es nennen würde, mit dem Raster der Kausalität auf die Welt kommen: Dinge, Geschehnisse, Erlebnisse … hängen zusammen: Auf jedes Warum muss ein Darum passen. So macht die Welt Sinn und wird verständlich – so hoffen es wir Grossen, und so vermuten es schon unsere Kleinsten, sogar bevor sie es in Worte fassen können. Mit ausgestrecktem Fingerchen macht uns ein Baby auf eine Fliege, die im Netz zappelt, aufmerksam: Warum zappelt die so? Aha, sie möchte frei sein! Leider sind nicht alle Kinderfragen so leicht zu beantworten, wie wir Grossen es manchmal meinen: Warum schneit es? Weil es Winter ist! Weil es kalt ist! Weil Frau Holle die Kissen ausschüttelt … So beantwortet, handelt es sich um eine Weshalb-Frage. Darauf gibt es mehrere mögliche Antworten, die die Sache erklären. Wenn der Knirps nun aber beharrt und weiterfragt: Ja, aber warum? Dann reicht es ihm nicht, zu hören, was die faktische oder die mythische Erklärung ist. Er möchte uns vermutlich eher mitteilen, wozu es gut ist, dass es jetzt schneit, nämlich damit er endlich schlitteln gehen und einen Schneemann bauen kann. Hier handelt es sich um eine Wozu-Frage, und die hat das Kind sich gleich selber beantwortet, indem es auf den Sinn der Sache hinweist. Versuchen Sie doch einmal bei der nächsten Warum-Frage einer Enkelin oder eines Enkels herauszufinden, ob das Kind wirklich eine Information braucht, oder ob es sich lohnen könnte, dem Kind die Frage einfach zurückzugeben: Ja, was denkst du denn, warum es schneit? Und lassen Sie sich von seiner Antwort überraschen.
Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern entdeckt und in Büchern und auf www.kinderphilosophie.ch publik gemacht. Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Gerne nimmt sie Kinderfragen entgegen, um zu überlegen und zu beschreiben, wie man damit am besten umgehen könnte: redaktion@grosseltern-magazin.ch
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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
~ Zitat ~
«WE WERE AT A RESTAURANT BUT THE MOST DELICIOUS THING WAS MY GRANDDAUGHTER WESTLYN!» Hollywood-Star Barbra Streisand (76) postete Anfang Februar dieses Bild auf Instagram. Und erhielt dafür 80 000 Instagram-Herzen. «Wir waren in einem Restaurant, aber das köstlichste Ding war meine Enkelin Westlyn!», schrieb sie dazu. Die Enkelin Westlyn (zwei Monate) ist die Tochter von Streisands Stiefsohn, Schauspieler Josh Brolin (50), und dessen Frau, Model Kathryn Boyd (31). ~MB
Foto: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Comet Photo
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~ Bildarchiv ~
RABADAN IN BELLINZONA Jetzt geht es bald wieder los, das alljährliche närrische Treiben. Wussten Sie, dass Bellinzona nach Basel den zweitgrössten Karneval der Schweiz hat? «Rabadan» heisst es dann, was im Piemonteser Dialekt «Lärm» bedeutet. Auf dieser Aufnahme von 1963 besucht ein Fasnächtler die Kinder in einem Spital von Bellinzona. ~KD
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13 R Z ÄHLT
~ Aline (16) erzählt ~
E der K limastreidk Jugen
KLIMASTREIK Aline findet, ihre Generation sei keine typische Revolutionsgeneration. Es sei alles doch recht o. k., denken sich manche von uns. «Aber eigentlich ist gar nichts o. k. mit unserer Erde» – und deshalb geht sie mit vielen anderen Jugendlichen für den Klimaschutz auf die Strasse. Unsere Generation ist keine typische Revolutionsgeneration, behaupte ich mal. Wir müssen auch nicht mehr gegen so gravierende Missstände wie beispielsweise das
fehlende Frauenstimmrecht aufbegehren. Und irgendwie, jetzt mal ehrlich, ist ein Grossteil von uns Jungen einfach zu bequem, um etwas bewegen zu wollen. Ich glaube, das liegt daran, dass wir zum einen mit den ganzen sozialen Medien so auf uns selbst bezogen sind. Aber auch daran, dass wir bereits einen recht hohen Lebensstandard haben. Wir haben (fast) eine Gleichberechtigung von Mann und Frau, keine Armut und keine Wirtschaftskrise. Es ist also alles doch recht o. k., denken sich manche von uns. Aber eigentlich ist gar nichts o. k. mit unserer Erde. Und das Problem dabei ist: Nicht nur wir werden die Folgen davon tragen. Sondern unsere Kinder und Enkelkinder. Ich habe mit meinen Grosseltern über das Thema Klimaveränderung gesprochen und sie haben mich etwas Interessantes gefragt. Nämlich, ob ich wütend auf die Generationen vor mir sei. Denn die haben es ja sozusagen vermasselt. Ich konnte ihnen spontan keine Antwort geben, aber nun bin ich zu einer gekommen: Nein, ich bin nicht wütend auf sie und auf die Fehler, die sie gemacht haben. Und auch nicht darauf, dass wir diese jetzt ausbaden müssen. Für diesen Luxus haben wir schlicht und einfach keine Zeit. Denn es wird zu spät sein, wenn wir Jungen uns nicht schleunigst in eine Generation verwandeln, die etwas gegen die Zerstörung der Erde macht und handelt! Wir haben einfach keine Wahl ... Zum Glück haben wir einige gute Vorbilder in den Generationen vor uns. •
~ KlimaSeniorinnen ~
KLIMAKLAGE ABGELEHNT «Selbstverständlich ist uns bewusst, dass auch ältere Männer, Menschen mit Krankheiten und Kleinkinder unter den Hitzewellen und anderen Klimafolgen leiden. Mit dem Fokus auf die nachgewiesene besondere Betroffenheit von uns älteren Frauen vergrössern wir die Erfolgschancen unserer Klage, was letztlich allen nützt.» Mit dieser Begründung reichten die KlimaSeniorinnen im November 2016 beim Eidgenössischen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) und weiteren Bundesbehörden ihre Klimaklage ein und ersuchten um einen verstärkten Klimaschutz. Diese Klage wurde im Dezember 2018 vom Bundesverwaltungsgericht mit der Begründung abgelehnt, dass Frauen über 75 Jahre nicht stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen seien als andere Bevölkerungsgruppen. Jetzt haben die KlimaSeniorinnen ihre Beschwerde ans Bundesgericht weitergezogen. ~KD
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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
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~ Filmtipp 1 ~
DREI IDENTISCHE FREMDE Eine eindrückliche Dokumentation über die eineiigen Drillinge Bobby, Eddy und David, die nach ihrer Geburt getrennt wurden. Erst 19 Jahre später – und durch reinen Zufall – begegnen sich die jungen Männer wieder. Die unglaubliche Geschichte der wiedervereinten Drillinge verbreitet sich in den 1980er-Jahren wie ein Lauffeuer in TV und Medien. Fortan sind die Brüder unzertrennlich und werden wie Stars gefeiert. Doch diese Vereinigung bringt auch ein Geheimnis ans Licht. ~KD
~ Filmtipp 2 ~
DIE WINZLINGE – ABENTEUER IN DER KARIBIK In diesem französischen Animations film wird ein kleiner Marienkäfer versehentlich in die Karibik verschifft, woraufhin sein Vater sich auf die Suche nach ihm macht. «Abenteuer in der Karibik» ist die Fortsetzung des preisgekrönten ersten Winzling-Films «Operation Zuckerdose». Der mutige junge Marienkäfer landet bei einem heimlichen Ausflug in die Kastanienfabrik versehentlich in einer Pappschachtel und gelangt in die Karibik. Zurück bleibt sein Vater, der krank vor Sorge ist und sich auf die Suche macht. Doch kaum sind die beiden wieder vereint, müssen sie sich neuen Herausforderungen stellen, denn der Lebensraum ihrer neuen Freunde steht durch ein immenses Bauprojekt in grosser Gefahr. ~KD
Three Identical Strangers. Dokumentation. Seit 21. Februar 2019 im Kino. Ab 12 Jahren.
Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik. Animationsfilm. Seit 21. Februar 2019 im Kino. Ab 6 Jahren.
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15 ~ Zitat ~
«DIE WIRD UNS MÄNNER ALLE UM DEN FINGER WICKELN.» «Kabarettist und ehemaliger Lindenstrasse-Darsteller Bill Mockridge (71) und Ehefrau Margie Kinsky (60) dürfen sich bald auf Familienzuwachs freuen», verkündete die «Bunte» im September 2018. Und verriet auch gleich eine weitere Besonderheit: Ihr erstes Enkelkind wird ein Mädchen. Das freut die Eltern von sechs Jungen, Nick (33, DJ), Mathew (32, Unternehmens-Coach), Luke (29, Comedian), Leonardo (27, Musiker), Jeremy (25, Schauspieler) und Liam (21, Schauspieler), natürlich sehr. «Das wird super-geil. Die wird uns Männer alle um den Finger wickeln», liess sich Bill zitieren. Und seine Frau Margie fügte an: «Das arme Mädchen. Sie wird aus den Schleifchen gar nicht mehr rauskommen, so ein Osterei wird das.» Übrigens, der Westdeutsche Rundfunk (WDR) kündete im November 2018 an, die Kultserie «Lindenstrasse» nach gut 34 Jahren zu beenden. Die letzte Folge soll im März 2020 zu sehen sein. Das Ende der «Lindenstrasse» wollen Fans aber nicht hinnehmen und gehen dafür in mehreren deutschen Städten auf die Strasse. ~MB
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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
16 ~ Engagiert ~
«DIE SINN STÄRKE VON Mein LIGES IW FRE IL MENT BLINDEN ENGAGE MENSCHEN BEEINDRUCKT MICH IMMER WIEDER» WER Anita Witschi (70), aus Waldkirch (SG), sechs Enkelkinder WOFÜR Bildungs- und Begegnungszentrum für blinde und sehbehinderte Menschen FUNKTION Freiwillige Mitarbeiterin Nähatelier
I
n unser Begegnungszentrum kommen sehbehinderte und blinde Menschen aus der Region. In unterschiedlichen Ateliers stellen sie Spielsachen und Haushaltsgegenstände her, die sie anschliessend auf verschiedenen Märkten verkaufen. Sie flechten beispielsweise Puppenwagen oder nähen Kartoffelsäckli fürs Raclette. Es gibt ein Töpfer- und ein Drechsleratelier, man kann Weben, Filzen, Häkeln, Stricken und vieles mehr. An einem Vormittag pro Woche kümmere ich mich um die Näherinnen. Zurzeit sind da regelmässig zwei Frauen am Arbeiten. Eine von ihnen näht für die geflochtenen Puppenwagen Innenfutter und Vorhänge oder eben diese Kartoffelsäckli fürs Raclette. Mit verschiedenen Hilfsmitteln, wie an den Nähmaschinen befestigten Schienen oder Klebesäumen und Einfädler, können die Frauen die Nähmaschine sehr gut bedienen. Ausser Kurven nähen, das ist sehr schwierig, und die Stoffe schneide auch ich zu. Die andere Frau hat, bevor sie erblindete, ihre Kleider selbst genäht. Das tut sie jetzt immer noch bei uns im Atelier. Auch ihr schneide ich den Stoff zu, danach näht sie die Kleider selbstständig. Ich bin immer wieder beeindruckt von der Sinnstärke von blinden Menschen. Mein Mann und ich betrieben einen Bauernhof. Nachdem wir den Betrieb aufgegeben haben, kam ich vor 20 Jahren über ein Beratungszentrum zu dieser Beschäftigung. Die Tätigkeit bietet mir eine willkommene Abwechslung im Alltag und freundschaftliche Begegnungen, die wertvoll sind. Ich begleite die Gruppen auch auf Ausflüge und einmal im Jahr organisiert das Betreuerteam einen Grilltag bei mir im Garten, was immer sehr schön ist. ~KD www.sbv-fsa.ch/bbz/st-gallen Haben Sie auch ein Ehrenamt oder engagieren sich auf freiwilliger Basis? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihr Engagement mitteilen. redaktion@grosseltern-magazin.ch
#03 ~ 2019
~ Sport ~
OPA GAMES Man könnte meinen, «OPA Games», das hätte was mit spielenden älteren Männern zu tun. Falsch. Ganz falsch: An den OPA-Games treten jeweils Kinder und Jugendliche aus sieben Nationen in den Disziplinen Nordische Kombination, Skilanglauf und Skispringen gegeneinander an. Die Organisation der Alpenländer-Skiverbände wird kurz OPA genannt und ist eine Organisation von mittel- und südeuropäischen Skiverbänden, die in Zusammenarbeit mit der FIS und den nationalen Skiverbänden die Wettkampfserie in diesen Disziplinen ausrichtet. Sie dient zur Förderung und zum Leistungsvergleich des Ski-Nordisch-Nachwuchses der OPA-Mitgliedsländer. In jährlichem Turnus werden die OPA Games an die Mitgliedsländer vergeben. Dieses Jahr fanden die Spiele in der Schweiz, in Kandersteg, statt. ~MB
17 ~ Trennungen ~
KOMM ISS IONEN
~ Generationenaustausch ~
NEUSTART Die Stiftung «Neustarter» arbeitet seit 1999 an Lösungen, die den Dialog zwischen den Generationen aufrechterhalten. Seit 2016 hat sie sich mit dem «Neustarter-Projekt» einen neuen und klaren Fokus gesetzt. Die Stiftung will junges Unternehmertum bei Personen fördern, die sich in der spät- oder nachberuflichen Phase befinden. Auf untenstehender Website finden sich Kurzporträts von Menschen zwischen 44 und 75 Jahren, die erzählen, was sie dazu bewogen hatte, ihr Berufsleben noch einmal völlig umzukrempeln, und wie sie diesen Prozess erlebten. «Neustarter» bietet zudem verschiedene Workshops für Unternehmungen an, die innerhalb ihrer Belegschaft den Intergenerationen-Austausch fördern, sich der Herausforderung einer möglichen Verständnislücke stellen und die verschiedenen Kompetenzen besser nutzen wollen. ~KD
Wortspiele von Beat Gloor. www.uns-ich-er.ch
~ Kindermund ~
«BISCH DU E HÄX?» Ich bin mit Lou (3) beim Einkaufen. Sie begegnet einem alten, leider von Schönheit etwas vernachlässigtem Fraueli. Lou stellt sich vor sie hin und fragt: «Bisch du e Häx » «Nei!», entgegnet die Frau. Lou: «Aber worum gsesch denn so us?» Ja, Kinder suchen nun mal nach einer logischen Wahrheitsfindung. Heidi Schild, Wohlen
www.neustarter.ch
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18 ~ Die Grafik ~
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2014
0,4 von 100 000 Einwohnerinnen/Einwohnern
An der Grippe starben vor hundert Jahren noch 89 von 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern, heute sind es noch 0,4 Todesfälle, was einen Rückgang der Quote auf fünf Tausendstel bedeutet. Grippepandemien wie die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 weltweit 25 Millionen Menschen das Leben kostete, trafen auch die Schweiz heftig. Während heute jährlich zwischen 400 und 1000 Todesfälle infolge Grippe zu beklagen sind, starben 1918 und 1919 in der Schweiz an der Spanischen Grippe insgesamt 24 449 Menschen.
Aus: «Die Schweiz in Bild und Zahl. Heute und vor 100 Jahren», Viktor Goebel, Thomas Schulz, Hier und Jetzt, 2018, 216 Seiten, 56 farbige Grafiken, 39 Franken. www.hierundjetzt.ch
#03 ~ 2019
~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
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~ Jugendsprache ~
SHEESH Aussprache: «Schü-sch»
Erklärung: Wird es als fröhliche Reaktion benutzt, drückt es Erstaunen oder Respekt aus (Wirklich?, im Ernst?). Abgelöscht ausgesprochen, zeigt es Desinteresse oder Genervtheit an.
«Ey hesch ghört, de Match isch verschobe worde …»
«Sheesh, chönd denn die nöd fix sege, wenn mir spieled?»
Philippe Wampfler, Experte für digitale Bildung, erarbeitet mit der Klasse H2b der Kantonsschule Enge (ZH) eine Webseite, auf der Jugendliche die aktuelle Jugendsprache der Deutschschweiz erfassen und erklären. www.jugendsprache.phwa.ch
~ Rekord ~
KEIN SCHOSSHUND ~ Wie uns unsere Enkel nennen ~
Mima und Babu Unser ältestes Enkelkind heisst Miles. Er nennt uns, seit er zwei Jahre alt ist, Mima und Babu. Mittlerweile sind wir für alle drei Enkelkinder Mima und Babu. Maryann und Jean-Luc Pythoud, Wilchingen Wie werden Sie von Ihren Enkeln genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch
Aus: «Die Welt der Rekorde – Unglaubliches aus aller Welt», Alexandre Verhille, Sarah Tavernier (Illustration) und Emmanuelle Figueras (Text), Kleine Gestalten, 22 Franken.
#03 ~ 2019
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~ Brief an den Enkel ~
AN MEINEN ENKEL ELIO
Du wirst in wenigen Tagen zweijährig – kaum zu glauben, dass du bereits so lange zu unserer Familie gehörst! Wir Grosseltern erachten es als grosses Privileg, dass wir dich schon einen Tag nach deiner Geburt kennenlernen und deine bisherige Entwicklung so intensiv und hautnah miterleben durften. Toll, dass deine Eltern mit dir im gleichen Ort wohnen wie wir. Aus dem winzigen Neugeborenen, das kurz vor Weihnachten
Seit einigen Wochen stelle ich in der Küche das «Stägli» zum Spültrog, damit du darauf stehend die Hände vor dem Essen waschen kannst. Da habe ich mir schön was eingebrockt! Du willst jetzt jeweils nicht nur die Hände waschen, sondern auch alles, was in deiner erreichbaren Nähe steht. Überhaupt hilfst du sehr gerne. Sei dies beim Putzen mit dem Swiffer, beim Kochen oder im Garten beim Jäten, dies alles ist
eigentlich viel zu früh Mamas Bauch verlassen und die Welt kennenlernen wollte, ist ein putzmunterer, gesunder und an allem interessierter kleiner Kerl geworden. Seit du gehen kannst, hast du nun schon alle Jahreszeiten erlebt: Den Frühling, als du erstmals so richtig Bekanntschaft mit unterschiedlichen Böden und Blumen gemacht hast. Dann den Sommer mit unzähligen Gelegenheiten, am und im Wasser zu spielen. Im Herbst hast du gerne mit den heruntergefallenen Blättern gespielt und jetzt im Winter stellst du erstaunt fest, dass sich in deinem Giesskännlein, das du in unserem Garten oft benützt hast, kein Wasser, sondern etwas Hartes, Kaltes befindet, das sich einfach nicht herausgiessen lässt. Ich staune immer wieder, wie selten du weinst und wie offen und fröhlich du bist. Dass wir dich regelmässig am Donnerstag bei uns haben dürfen, geniessen wir sehr, auch wenn ich feststellen muss, dass ich mit bald 70 Jahren natürlich nicht mehr so fit bin wie zu der Zeit, als unsere Kinder klein waren. Am Boden mit dir zu spielen, ist für mich deshalb weniger angenehm, als wenn ich mit dir ein Bilderbuch anschauen kann, während du auf meinem Schoss sitzt. Lange hast du nur zweisilbige Worte gebraucht, nun kommen je länger je mehr auch dreisilbige und die ersten Zwei-Wort-Sätze hinzu («Gromi hälfe!»). Aus dem Tessin haben Ätti und ich einen Panettone mitgebracht und dir natürlich auch davon zum Essen gegeben. Dieses Wort hat es dir offensichtlich angetan, du hast es unzählige Male wiederholt, auch eine Woche später, als du bei uns warst, war «Anetone» immer noch hoch im Kurs!
viel interessanter als die eigentlichen Spielsachen, die wir für dich im Wohnzimmer bereitgestellt haben. Hoffentlich hilfst du deiner Mama später auch noch gerne! Ursprünglich hatten wir Grosseltern gedacht, wir müssten dann unsere Wohnung oder wenigstens das Wohnzimmer ziemlich umstellen, und ich habe mich schon gefragt, wohin ich mit den diversen Zimmerpflanzen soll. Es hat sich nun aber gezeigt, dass du ganz gut unterscheiden kannst zwischen den Gegenständen, die du anrühren und benutzen darfst, und Sachen, die wirklich nicht für dich bestimmt sind. Heute waren wir zusammen mit Tante Dania wieder im Hallenbad. Das gefällt dir gut und du hast die Zeit im und am Wasser wieder sehr genossen. Schon Zuhause, als ich dich abholte und dir erklärt habe, dass wir ins Hallenbad gehen, fragtest du nach dem «Pützchänni», und ich musste gestehen, dass ich dieses Zuhause vergessen hatte. Auch im Hallenbad hast du noch mehrmals danach gefragt. Später beim Mittagessen, als Ätti fragte, ob es schön gewesen sei im Hallenbad, hast du zuerst gestrahlt, dann aber ein bedauerndes Gesicht gemacht, «Pützchänni» gesagt und dabei den Kopf geschüttelt. Einfach erstaunlich, was du alles bereits überlegen kannst und welch gutes Gedächtnis du hast! Lieber Elio, du wirst jetzt zweijährig. Danke für alles, was wir mit dir in diesen zwei Jahren erleben durften! Du bist ein grosser Sonnenschein und wir freuen uns auf das nächste Jahr mit dir und deinen Eltern und natürlich auch auf dein Geschwisterchen, das im nächsten Frühling geboren wird.
Silvia Rindlisbacher aus Steffisburg Schreiben auch Sie einen Brief an Ihr Enkelkind. redaktion@grosseltern-magazin.ch
#03 ~ 2019
~ Magazin ~ SAMMELSURIUM
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~ Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ~
GANZ DIE GROSSMUTTER Immer wieder hört die Tochter unserer Redaktorin Karin Dehmer, Lynn (13), sie sei ein Abbild ihrer Nonna Monika. Nonna ist Lynns Grossmutter väterlicherseits und beide, Nonna und Enkelin, können die vergleichenden Ausrufe selber nicht ganz nachvollziehen. Aber die oben stehenden Fotos aus früher Kindheit der beiden beweisen zumindest, dass eine gewisse Ähnlichkeit nicht wegzureden ist. ~MB Hören Sie aus Ihrem Umfeld, dass eines Ihrer Enkelkinder Ihnen gleicht? Schicken Sie uns Fotos, wir freuen uns darauf. redaktion@grosseltern-magazin.ch oder Redaktion Grosseltern, Kronengasse 4, 5400 Baden
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RELAX
~ Magazin ~ LESERBRIEFE
22 Dossier
GEMEINSAM SINGEN
#02 / 2019 zin.ch
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Grosseltern
# 02 / 2019
MAGAZIN
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Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50
Die Meinung der Leserinnen und Leser
SEHR ZU EMPFEHLEN
Zum Skifahr-Auffrischkurs in Arosa
Gerne schreibe ich ein Feedback vom Skifahr-Auffrischkurs in Arosa im Januar: Unser Skilehrer Michel war einfach super, sehr zu empfehlen. Konnte er doch, so jung, wie er war, auf uns eingehen, und das auf eine sehr sympathische Art und Weise. «Bewusst Skifahren», das schreibe ich mir hinter die Ohren. Vielen Dank. Maria Grob aus Pfäffikon SZ
plötzlich beginnt doch dieses kleine Kind (gerade 2 Jahre alt geworden) zu singen, «Tschu tschu tschu e Isebahn chunnt» … Ein dezenter Blick in die Runde, alle schmunzeln. Und ganz spontan lässt sich ein älterer Herr dazu verleiten und singt mit! Für einen kurzen Moment hat uns dieser kleine Bub gezeigt, dass man überall singen und Leuten eine Freude bereiten kann! An diesem Tag war das mein perfekter Moment. Wir singen weiter! Jacqueline Bieri per E-Mail
GUTE BEZIEHUNGSGRUNDLAGE
Zur psychologischen Beratung Nr. 12/1
WIR SINGEN WEITER! Zum Editorial Singen
Mit Spannung erwarte ich immer wieder das Grosseltern-Magazin. Ich finde öfters Themen, die mir aus dem Herzen sprechen. Gestern war es Ihr Vorwort zum Thema Singen. Obwohl ich keine herausragende Sängerin bin, habe ich mit meinen Kindern viel gesungen. Oft während ich in der Küche stand und sie in meiner Nähe am Spielen waren. Heute singe ich mit meinem Grosskind. Mein Enkel und ich hatten letztes Jahr ein wunderbares Gesangserlebnis. Wir waren unterwegs in einem grossen Fahrstuhl inmitten von krawattierten Geschäftsleuten. Es herrschte Totenstille und
Dass Katharina Ley sich mit ihrer Beratungsseite im Grosseltern-Magazin verabschiedet hat, bedaure ich ausserordentlich. Ihre Stellungnahmen empfand ich stets als sehr empathisch, konstruktiv und total wertschätzend beiden Seiten gegenüber, wenn auch zuweilen etwas wenig konkret. Gewundert habe ich mich allerdings über ihre Antwort bezüglich der Bedenken einer Grossmutter, deren Enkelin mit eineinhalb Jahren von den Eltern in die Waldspielgruppe geschickt wird. Zwar bin ich keine Psychologin, aber eine 12-fache, regelmässig hütende Grossmutter, und aus dieser Perspektive kann ich die Skrupel der Fragestellerin gut nachvollziehen. Den Eltern in ihren Entscheidungen in der Erziehung nicht dreinzureden, betrachte ich als Grundlage für eine gelungene Beziehung zwischen den Generationen. Als Mitbetreuende seine Beobachtungen, # 03 ~ 2019
Erfahrungen und auch Zweifel in adäquater Form und ohne Erwartungen den Eltern mitteilen zu können oder zu dürfen, ist für mich ebenfalls eine Voraussetzung für gelungene Hüte-Einsätze. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass kleine Kinder eine gute Beziehungsgrundlage bekommen, wenn sie zuerst bei ihren festen Bezugspersonen Halt, Sicherheit und Geborgenheit erfahren können, bevor sich ihr Beziehungsradius stark ausweitet. Mit anderen Menschen, gerade auch mit Gleichaltrigen, können sie später noch ein ganzes Leben lang zusammen sein. Das Privileg, jemanden ganz nah und innig für sich zu haben, ist eine kurze, aber sehr wichtige Zeit, die man nicht genug geniessen kann. Die meisten Kinder zeigen durch ihr Verhalten selber an, wann ihnen diese Vertrautheit zu eng wird und sie mehr Aussenkontakte möchten. Dies unnötig zu forcieren, dünkt mich schade. Wenn ich die heutigen Kinder und Jugendlichen so sehe, scheint mir, dass von ihnen leistungsmässig schon sehr früh und in verschiedenen Bereichen extrem viel verlangt wird. Andererseits wird ihnen auf anderen Gebieten (Schulweg, Austragen von Schwierigkeiten) unnötig viel abgenommen. Interessant wäre es, die Meinung von anderen Grosseltern zu diesem Thema zu erfahren. E. Schweizer per E-Mail
Daniel Baumgartner aus Berikon sah das Grosseltern-Magazin im «Tea Room Frutiger» in Meiringen. Schicken auch Sie uns ein Foto, wenn Sie das Grosselten-Magazin irgendwo entdecken: redaktion@grosseltern-magazin.ch
~ Kolumne ~ MEINE ENKEL – MEINE KINDER
Kein Nuggi-Drama
M
it ihren wunderschönen, grossen, runden Kugelaugen schaut sie mich fragend an. Wo sind die Nuggi? Darf ich sie haben? Bitte! Ich kann nicht widerstehen. Fröhlich läuft sie mit ihren drei Schätzen davon, um sie das ganze Wochenende nicht mehr aus Mund, Hand und Augen zu lassen. Unsicher fragt mein Mann: «Ich dachte, sie ist entwöhnt?» «Ja, aber schau doch, wie glücklich sie ist.» Ich mache mir keine Gedanken und geniesse die Tage mit den Enkelkindern in vollen Zügen. Viel zu schnell ist die Zeit vorbei und wir müssen sie wieder nach Hause bringen. Leise kommt mein schlechtes Gewissen angeschlichen. Die Nuggi sind natürlich bei uns geblieben und ich hoffe, dass sie auch schon vergessen sind. «Mama, drei Nuggis hat es bei Omami gehabt», ruft die Kleine als Erstes. Jetzt erinnere ich mich wieder an die Nuggi-Dramen von damals mit den Jungs. Während ich mir Entschuldigungen, Verteidigungen und wer weiss was sonst noch alles ausdenke, streichelt meine Tochter der Kleinen über das Haar und sagt gelassen: «Schön für dich.» Alles habe ich erwartet, aber das nicht. Einmal mehr zeigt sich, dass ich mein Gegenüber, und sei es meine eigene Tochter, nicht wirklich kenne. Ich frage mich, wie viele Überraschungen mich noch erwarten? • DIE MUTTER Marlis Friedrich Baumgartner (65) ist achtfache Grossmutter und arbeitet als WebPublisher. Sie hütet regelmässig die Kinder ihrer zwei Töchter und unregelmässig die Kinder ihres Sohnes.
A
ls unser Erstgeborener drei Jahre alt war, zogen wir in eine neue Wohnung. Spontan entschieden wir, einen ersten Versuch zu starten, den Nuggi loszuwerden: «Gäll, die Nuggi müssen wir nicht einpacken, die brauchst du nicht mehr?» Mit feierlicher Geste schmissen wir sämtliche Nuggi in den Kehricht. – Natürlich holten wir sie unbeobachtet wieder heraus, es konnte doch nicht sein, dass der Plan auf Anhieb klappte. Zu unserem Erstaunen funktionierte er aber doch. Der Dreijährige benötigte ein paar Nächte lang mehr Zuwendung, aber dann war der Nuggi bald vergessen. Zugegeben, einen Teil dieser schweren Nächte übernahmen die Grosseltern – wir hatten ja alle Hände voll zu tun mit dem Umzug und deshalb schon längst vereinbart, dass die Kinder zweimal bei ihnen übernachten würden. Meine Mutter war nicht gerade erfreut, als ich ihr bei der Übergabe von der spontanen Nuggi-Wegwerf-Aktion erzählte, zog die Sache aber durch. Ich rechne ihr hoch an, dass sie unseren spontanen Einfall mittrug. So kann ich es heute, zehn Jahre später, nach der dritten (ebenso spontanen) Nuggi-Entwöhnung, gelassen nehmen, wenn die Kleine beim Omami ein Wochenende lang den Nuggi bekommt. Auch weil ich nun weiss, dass Kinder sehr gut zwischen Zuhause und Anderswo unterscheiden können. •
DIE TOCHTER Melanie Borter (39) arbeitet in einem 70-Prozent-Pensum für dieses Magazin. Sie hat drei Kinder, der erste Sohn ist bereits ein Teenager, der zweite ist zehnjährig, die Tochter drei Jahre alt.
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«Auch nach der Hochzeit ging ich nie aus dem Haus» Als Mädchen wurde die heute 75-jährige Sokhina mit ihrem fast zwanzig Jahre älteren Cousin verheiratet. Sie brachte zehn Kinder zur Welt, von denen neun überlebten. Ihre Enkelin Sinthia Sultana Dulon (20) ist Informatikstudentin und stellt sich ein ganz anderes Leben vor. Von GABRIELE GROSSENBACHER /HELVETAS (Aufzeichnung und Fotos)
S
okhina Kathun (75): «Ich wuchs in der Familie eines Onkels auf, der mich zu sich nahm, als ich sieben Jahre alt war. Er behandelte mich wie sein eigenes Kind, aber ich durfte keine Schule besuchen. Ich durfte unser Haus und den Innenhof nicht verlassen, denn draussen war es für Mädchen zu gefähr lich. Die ganzen Jahre blieb ich daheim, half beim Kochen und hütete meine jün geren Geschwister. Ich wusste zwar, dass andere Kinder zur Schule gingen, aber ich redete mir ein, dass es für mich bes ser sei, nicht zu gehen. Heute weiss ich, dass ich gern zur Schule gegangen wäre. Als ich so alt war wie meine Enkelin heu te, hatte ich schon zwei Kinder. Die Ehe war von meinem Onkel arrangiert wor den. Ich war 17 Jahre alt, als er mich mit einem Cousin verheiratete. Auch nach der Hochzeit ging ich nie aus dem Haus. Ich hatte ein wenig Angst davor, und so stimmte die Situation für mich. Die Ein
käufe machte mein Mann, er arbeitete in einer Chemiefabrik. Wir hatten Strom und teilten einen Brunnen, drei Bäder und drei Toiletten mit sechs Nachbars familien. Im Haus hatte ich keine Ange stellten, denn das war zu unsicher: An gestellte können stehlen. Und so war ich es, die alle Arbeiten erledigte. Wenn ich gekocht hatte, assen mein Mann und die Kinder zusammen im Wohnzimmer, und ich ass nachher in der Küche, was übrig geblieben war. «SIE SIND DIE ZUKUNFT» Die Jungen haben heute viel Freiheit. Sie können ausgehen, ihren Ehemann sel ber auswählen, Jeans tragen. Das ist in Ordnung. Es ist aber wichtig, dass sie die Traditionen einhalten. Ich bin froh, dass Sinthia und alle meine Enkelkinder auf ihre Eltern und Grosseltern hören und gewisse Grenzen nicht überschreiten. Es gibt Dinge, die früher besser waren: Es # 03~ 2019
gab weniger Menschen auf der Strasse. Die Nahrung war frisch, und es hatte kei ne Gifte in Früchten und Gemüse. Mich macht es glücklich, dass meine Enkel es einfacher haben, als ich es hatte. Sie sind gut ausgebildet. Sie sind die Zukunft. Ich hoffe, dass sie glücklich sind. Es sieht ganz danach aus. Inschallah.» Sinthia (22): «Nie könnte ich so leben wie meine Grossmutter. Ihr Leben war eintö nig und unfrei. Ich möchte Spass haben, frei sein. Ich trage Jeans, wenn auch un aufdringliche – so, wie Kultur und Tra dition es verlangen. In Dhaka ist es für Frauen gefährlich, allein unterwegs zu sein. Wir wissen das, aber wir gehen trotzdem aus. Anders als die Jungs brau chen wir dafür zwar die Erlaubnis der El tern, doch sie erlauben es mir fast immer. Ich habe viele Hobbys: Malen, Musikhö ren, Tischtennis. Im Handball habe ich sogar Medaillen gewonnen. Doch am
~ Magazin ~ ANDERSWO
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Sokhina Khatun (75) und Enkelin Sinthia Sultana Dulon (20) leben in einem der dicht bevölkerten Wohnquartiere der Hauptstadt Dhaka.
BANGLADESCH Einwohner: 164 800 000 Hauptstadt: Dhaka Fläche: 118 480 km²
wichtigsten ist mir das Internet. Dort kann ich Musik hören, Informationen für das Studium herunterladen. Im Inter net kann ich überallhin reisen. Von der Welt und selbst von Bangladesch habe ich noch kaum etwas gesehen. Wenn ich in zwei Jahren den Bachelor habe, möch te ich im Ausland studieren. In zehn Jah ren will ich in einer führenden Position sein und meine Eltern stolz machen. Es wird schwierig, denn der Arbeitsmarkt ist hart. Umso wichtiger ist es, an einer sehr guten Uni zu studieren. Alle Eltern wollen einen Sohn. Meine Eltern haben keinen, wir sind zwei Mädchen. Ich will für sie al les sein, was auch ein Sohn für sie wäre. «ICH WILL NICHT HEIRATEN!» Die Frauen in meinem Alter sind glück licher als die Frauen früher. Wir lieben es, Neues auszuprobieren. Einen Freund habe ich nicht. Das will ich nicht – und meine Eltern würden es mir auch nicht erlauben. Ich will nicht heiraten! Wie sähe denn meine Zukunft aus? Kochen? Das ist nicht in meinem Plan.» • Dieser Text erschien zuerst im Magazin «Partnerschaft» von Helvetas. www.helvetas.ch
Religion: Rund 90 Prozent der Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Politische Situation: Formal ist Bangladesch eine Demokratie. Aufgrund der verbreiteten Korruption und auftretenden Wahlfälschungen lässt sich allerdings über deren Charakter streiten. Bevölkerungsdichte: Mit durchschnittlich mehr als 1 200 Menschen pro km² ist Bangladesch der Flächenstaat mit der weltweit höchsten Bevölkerungsdichte. Das jährliche Bevölkerungswachstum ist zu hoch für die begrenzten Ressourcen des Landes. Kinderheiraten: Bangladesch hat die weltweit höchste Heiratsrate von Mädchen unter 15 Jahren. Einer Unicef-Studie zufolge werden 29 Prozent von ihnen mit weniger als 15 Jahren verheiratet, zwei Prozent sogar mit weniger als elf Jahren. Kinderheiraten bedeuten für das Leben der Mädchen Abbruch der Schulbildung, Vernachlässigung und häusliche Gewalt. Kurios: Die Menschen in Bangladesch lächeln selten. Sie erachten zu häufiges Lachen als Ausdruck von Unreife.
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DHAKA
~ Hintergrund ~ FAMILIENGESCHICHTE
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Der Clan vom Berg Von KARIN DEHMER (Text)
Sechs Jahre hat die Soziologin Sybille Bayard Walpen (44) an der Geschichte über die Walliser Grossfamilie ihres Vaters gearbeitet. Das entstandene Buch «Der Clan vom Berg» ist ein eindrückliches Zeitdokument über den Weg von der Selbstversorgung in die Konsumgesellschaft und vom rigiden Katholizismus in eine offenere Welt mit neuen Freiheiten. Picknick in Savièse, im Vordergrund Norbert und Arnold (1971).
B
ereits als Kind wunderte sich die Autorin Sybille Bayard Walpen an Familienfesten über die unausgesprochene und einnehmende Verbindung, die zwischen ihrem Vater und seinen zehn Geschwistern herrschte. Stets sassen die elf zusammen, diskutierten laut, brachen in anhaltendes Gelächter aus. In ihrem Buch «Der Clan vom Berg» geht Sybille Bayard Walpen nun der Geschichte ihres Vaters, seiner Geschwister und jener ihrer Grosseltern Oktavia und Jeremias Bayard auf den Grund. Und obwohl man sehr viel Persönliches über die Bayard-Familie erfährt, ist es dennoch kein biografischer Roman geworden, sondern ein Zeitzeugnis des kargen, bäuerlichen Lebens im Wallis Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts. Eine Geschichte über den gesellschaftlichen Wandel und über elf Kinder, die ob der strengen Kindheit und Jugend und dem erdrückenden Katholizismus ihrer Mutter nie den Boden unter den Füssen verloren haben. «Mein Vater und seine Geschwister waren skeptisch», sagt die Autorin über die Anfänge ihres Buches. «Sie fürchteten, die Geschichte könnte gute Erinnerungen zerstören, eine Aufzeichnung zu reisserisch werden. «Mit dem entstandenen Werk sind nun aber alle zufrieden, und was den grossen Zusammenhalt unter den Geschwistern betrifft, der in den Aufzeichnungen immer wieder auf be-
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Oktavia in jungen Jahren.
Dauerbelastung und ein Zusammenbruch Von SYBILLE BAYARD WALPEN ( Text/Fotos)
eindruckende Weise hervortritt, auch stolz. «Viele Leserinnen und Leser aus dem Wallis haben mir zurückgemeldet, dass ihre Kindheit sehr ähnlich verlaufen, die Verbindung zu ihren Geschwister aber nicht so intensiv sei.» Verantwortlich für die Hochhaltung dieser Tugend macht Sybille Bayard ihren Grossvater Jeremias: «Ihm war der Clan und der Zusammenhalt sehr wichtig. Ich glaube, er hat das den Kindern eingeimpft.» Durch die Arbeit an ihrem Buch sei sie nicht nur einigen ihrer Tanten und Onkeln näher gekommen, sondern sie habe auch ihren Vater und schliesslich auch sich selbst besser kennengelernt. «Plötzlich versteht man noch mehr, weshalb man so ist, wie man ist, weshalb mein Vater so ist, wie er ist. Auch ihm ist der familiäre Zusammenhalt sehr wichtig, und die Religion.» Familienfeste bei den Bayards gibt es übrigens immer noch. «Jedes Jahr mindestens einmal oder zweimal, wenn mein Onkel René oder meine Tante Mary, die beide in den USA leben, in die Schweiz kommen», so Sybille Bayard. «Dann trifft sich die ganze Familie im Weinkeller der Familie in Varen. Da gibt es kaum jemand, der nicht kommen kann oder will, man ist ganz einfach dabei.» Lesen Sie nachfolgend einen Auszug über die Grossmutter von Sybille Bayard Walpen, Oktavia Bayard, aus «Der Clan vom Berg». •
N
ur wenige Monate nach der Geburt des neunten Kindes Alfons wurde die mittlerweile 45 Jahre alte Oktavia im Frühling 1942 erneut schwanger. Da sie unter akutem Blutmangel litt, musste sie während des Jahreswechsels 1942/43 zwei Monate liegend im Spital von Brig verbringen, denn die Gefahr eines Kindsverlusts wäre zu gross gewesen. Ende Januar brachte sie ein zweites Mal Zwillinge zur Welt, diesmal eineiige, Norbert und Arnold. Es sollten Oktavias letzte Geburten sein und die ersten im Spital. ZUM ZWEITEN MAL ZWILLINGE
In Varen meinte Pfarrer Schmid: «Jetzt hat der Jeremias nochmals zwei Jungen bekommen, und sogar noch Zwillinge!» Wie bei den ersten Zwillingen war es eine schwierige Geburt, bei der sie sehr viel Blut verlor. Es wurde ihr deshalb Blut verabreicht, wobei Jeremias als Blutspender fungierte, da er und seine Frau die relativ seltene Blutgruppe A negativ hatten. Arnold war sehr schwach und das Pflegepersonal befürchtete den vorzeitigen Tod. Die Taufe musste deshalb noch am selben Tag vollzogen werden. Nach zehn Kindern war der Kreis der potenziellen Gotten und Götti allerdings erschöpft. Aufgrund der Dringlichkeit und der fehlenden Alternativen sprang die im Spital als Krankenschwester arbeitende Schwester Paula als Gotte ein. Sie konnte sich nicht für eines der beiden Kinder entscheiden, und so wurde ihr Norbert, der Grössere, empfohlen. Beim kleineren Arnold wisse man ja nicht, ob er überleben werde. Dagegen wehrte sich Oktavia ~
~ Hintergrund ~ FAMILIENGESCHICHTE
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Die elf Kinder von Oktavia und Jeremias Bayard Franz *1932 Der erstgeborene Sohn und Liebling der Eltern schafft die strenge Aufnahmeprüfung für eine Ausbildung bei der SBB. Als Staatsangestellter muss er sich immer wieder Sprüche seines selbstständig tätigen Vaters gefallen lassen.
René *1933 René ist das zweite Bayard-Kind, das in die USA auswandert. Auch er lebt heute in Florida. Als Familienmensch verbringt er jedes Jahr ein paar Monate in der Schweiz bei seinen Geschwistern.
Silvie 1934 –2009 Familienbild vor dem Hauseingang (um 1935 ).
Hedy *1927 Im Jahr nach der Hochzeit von Oktavia und Jeremias wird Hedy geboren. Als Erstgeborene muss sie früh Verantwortung übernehmen. Sie würde gern eine Bürolehre machen, aber eine Berufsausbildung kommt für sie wegen des zu bezahlenden Lehrgeldes nicht infrage.
Marie (Mary) *1929 Mary ist die erste Auswanderin unter den Geschwistern Bayard. Nach einer Krankenschwesterlehre wandert sie mit 23 Jahren in die USA aus und lebt heute in Florida.
Silvie wird von ihrer Mutter früh nach Ibach (SZ) geschickt, wo sie die Ausbildung zur Hauspflegerin absolviert. Später sind der frühe Tod eines ihrer Kinder und der Bruch ihrer Ehe Schicksalsschläge.
Anny *1936 Bereits als Siebenjährige übernimmt Anny Verantwortung für die Jüngsten. Wegen der gesundheitlichen Probleme ihrer Mutter führt sie später ein Jahr lang den Haushalt, pflegt die Mutter und wird für die fünf jüngsten Brüder zum Mutterersatz.
Markus *1938 Markus wird Arbeiterbauer und investiert das verdiente Geld in Maschinen und in den Kauf von Reben. Die schwierige Beziehung zu seiner Mutter und die Verantwortung für das Fortführen der Landwirtschaft der Eltern lasten auf ihm.
René beim Mähen (undatierte Aufnahme).
Alfons *1941 Obwohl die Mutter möchte, dass Alfons studiert, absolviert er eine Maurerlehre und realisiert bereits früh selbstständig grössere Bauvorhaben. So baut er kurz nach der Lehre das Haus seiner Schwester Hedy. Alfons ist der Vater der Autorin Sybille Bayard Walpen.
Arnold *1943 Als jüngstes Kind hat Arnold schöne Erinnerungen an seine Kindheit. Zu seinem Zwillingsbruder Norbert pflegt er ein inniges Verhältnis. Er führte zusammen mit Markus die Stufenwirtschaft fort und gibt den landwirtschaftlichen Betrieb in den 1970er-Jahren als Letzter schliesslich auf.
Norbert *1943 Unterstützt durch seine Geschwister arbeitet Norbert nach der Lehre in England, Spanien und Italien. Sein ganzes Berufsleben hat er Arbeitsstellen, die mit längerem Reisen verbunden sind, was ihn sehr erfüllt.
Erich *1939 Mit der Unterstützung eines Priesters besucht Erich das Kollegium in Brig und Sitten. Er studiert in Zürich und Freiburg. Es ist die Zeit der 68er-Bewegung und er blüht auf, fühlt sich jedoch zwischen seiner alten und seiner neuen Welt hin- und hergerissen. Mary und Alfons (undatierte Aufnahme).
Sieben von elf (um 1939). # 03~ 2019
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Oben: Norbert und Arnold (um 1947 ). Rechts: Norbert und Arnold (undatierte Aufnahme).
vehement: «Das kommt nicht infrage, der stirbt mir nicht!» Und er zeigte in der Tat Lebenswillen, zog besser als sein minim älterer Bruder an der Brust und überlebte wider Erwarten. Als Oktavia mit den Zwillingen nach dem Spitalaufenthalt nach Hause zurückkehrte, mussten die älteren Kinder noch stärker anpacken, um den Alltag mit elf Kindern bewältigen zu können. Die bereits ausgezogenen ältesten Geschwister kamen oft am Wochenende, um der Mutter im Haushalt oder dem Vater mit den Tieren oder auf dem Feld zu helfen. Aufgrund der vielen Kinder und der stark belasteten Mutter wurden die älteren Schwestern in der Folge für die fünf jüngsten Buben zu einer Art Mutterersatz. Anny und Silvie, die bei der Geburt der Zwillinge sieben und neun Jahre alt waren, stritten sich insbesondere darum, welchen der auch Puppini genannten Zwillinge sie betreuen durften. Silvie kümmerte sich um Norbert, Anny um Arnold, und beide waren bemüht, ihren Schützling zu behüten und zu bevorzugen. BESUCHE AUF DEM FEGEFEUER-FRIEDHOF
Nicht nur die zwölf Geburten innerhalb von sechs Jahren, das hohe Geburtsalter und der intensive Arbeitsalltag führten in den Jahren nach der Geburt der Zwillinge zu einer Überlastung Oktavias. Auch der anhaltende Kummer über Markus’ tot
geborenen Zwilling, von dem die Kinder allerdings nichts erfuhren, belastete sie. Die Kinder sahen ihre Mutter manchmal am Sonntag, wenn die Familie zum Amt ging, um die Kirche herumlaufen, hin zu den Gräbern ausserhalb des Friedhofs. Dort blieb sie stehen und betete mit Tränen in den Augen. Erst als Erwachsene erfuhren die Kinder die Gründe für dieses Verhalten. An diesem Ort, der auch Fegefeuer-Friedhof genannt wurde, waren die ungetauften, tot geborenen Kinder begraben. Auch die Verantwortung für das Aufwachsen ihrer Kinder gemäss den Geboten der katholischen Kirche lastete auf Oktavia. Dabei bekundete sie Mühe im Umgang mit ihren älteren Kindern, die zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen heranwuchsen. Diese erlagen aus ihrer Sicht zunehmend den Verlockungen der sich im Wandel befindenden modernen Gesellschaft, der Musik oder dem bis in die frühen Morgenstunden dauernden Ausgang am Wochenende. In den Jahren nach der Geburt der Zwillinge kam Oktavia in die Wechseljahre, was sich bei ihr in starken Stimmungsschwankungen und häufiger Nervosität äusserte. Möglichkeiten zur Erholung gab es angesichts des strengen und rastlosen Bauernalltags nur wenige, und Oktavia gestand sich diese selbst auch gar nicht zu. Wie nötig sie die Erholung gehabt hätte, zeigten die Exerzitien in Visp, an denen sie in den 1940er-Jahren einmalig teilnahm ~
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~ Hintergrund ~ FAMILIENGESCHICHTE
Für mich war das eine flotte, flotte Mutter
«Früher heiratete man in Varen im Deuxpièces und in Schwarz. Ich war die Erste im Dorf, die in Weiss heiratete. Ich hasste den Hut. So ging ich ohne Hut zur Messe. Das war skandalös. Meine Mutter schämte sich und ging stattdessen in die Frühmesse.» Hedy *1927
da war immer nur Gebet, Gebet, Gebet. Immer diese Angst vor dem Teufel, dem Fegefeuer. Ich gehe davon aus, dass meine Mutter mit dem Tod meines Zwillings nicht fertig wurde. Mein Vater musste mich nachts immer durchschmiru [schlagen], weil meine Mutter das verlangte. Dem Vater kam das Augenwasser.» Markus *1938
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«Die Kindheit war eine harte, aber schöne Zeit. Schön, weil wir Narrenfreiheit und viel Verantwortung hatten. Wir Familienmitglieder hielten zusammen wie Kletten. Das einzig Negative war die Religion. Wir Buben lebten wie Halbwilde. Die liebe Mutter war überfordert. Und der Vater liess uns machen.» Erich *1939
Hochzeit von Hedy (1954).
«Ich erinnere mich nicht, dass ich jemals gemerkt hätte, dass Mutter schwanger war. Sie schickten uns hoch zu Tante Serafine. Als wir von ihr zurückkamen, waren die Kleinen da. Als ich 16 Jahre alt war, erklärte mir jemand, woher die Kinder kommen. Ich glaubte es nicht!» Mary *1929 «Für die Kinder war der Vater der Held. Tagsüber ging er arbeiten, Mutter blieb im Haushalt und hatte am Abend keinen Feierabend. Die Arbeit der Frauen im Haushalt wurde nicht geschätzt. Für die Ausbildung der Kinder war der Vater null und nichts. Alles hat die Mutter gemacht. Alles. Die Frau, die hatte kein richtiges Leben. Die Kinder kamen immer an erster Stelle.» Franz *1932 «Mit der Mutter bin ich nicht gut ausgekommen. Ich hatte immer Probleme, das war furchtbar. Sie war so eine Fromme,
«Die Kritik an der katholischen Kirche, die im Lauf der Sechzigerjahre aufkam, wollte die Mutter nicht wahrhaben. Als Erich aus dem Kollegium in Brig zurückkam und sagte, der Mensch stamme vom Affen ab, da kannst du dir ihre Reaktion vorstellen. Da war er aus ihrer Sicht verloren.» Arnold *1943
Markus, Alfons und Erich (um 1943).
«Die Mutter hatte Schwierigkeiten mit dem Neuen. Sonntage lang las ich und hörte Musik. Da kamen der Rock ’n’ Roll, die Beatles und das alles, ich war wirklich Fan. Wenn einmal ein Fest in Varen war, liess meine Mutter mich nicht gehen. Aber # 03~ 2019
Anny und Silvie an Hedys Hochzeit (1954).
wenn ich denke, was ich während des Rests meines Lebens hatte, Jesses Maria, was stört mich das heute, keinen Pfifferling.» Norbert *1943 «Einmal stibitzten René und ich ein Stück Schokolade. Die Mutter merkte es und dachte, ich sei es alleine gewesen. An Weihnachten erhielt ich ein Geschenk, welches ich voller Freude aufmachte. Die Verpackung war jedoch leer. Da hatte die Mutter kein Fingerspitzengefühl. Zu allerletzt, kurz vor ihrem Tod, als sie mir während einer meiner Schwangerschaften zu Hause half, sprachen wir ganze Nächte lang miteinander. Erst dann sagte sie mir, sie habe gemerkt, dass sie damals einen Fehler gemacht habe.» Anny *1929 »Schöner kannst du es nicht haben. Ich habe die Kindheit genossen. Du warst nie alleine, auch ohne Spielzeug hattest du immer jemanden zum Spielen.» Arnold *1943 »Für mich war das eine flotte, flotte Mutter.» Anny *1929
~ Hintergrund ~ DER CLAN
und von denen sie ganz verändert zurückkam. Nach ihrer Rückkehr schickte sie Marie und Hedy sogar nach Leuk, um etwas zu besorgen, was normalerweise als vergeudete Zeit betrachtet wurde. Der Effekt dieser Auszeit hielt jedoch nicht lange an. Oktavia vernachlässigte sich zunehmend und kleidete sich nicht mehr richtig. Auch einen Arzt suchte sie nicht auf. War ihr ein Leben gemäss den Vorgaben der katholischen Kirche bislang sehr wichtig, zeigte ihre Religiosität neu krankhafte Züge. EINWEISUNG IN DIE PSYCHIATRIE
Sie betete nur noch, lag nachts wach im Bett und schrie ununterbrochen «Mutter Gottes, hilf!». Auch tagsüber blieb sie in ihrem Zimmer und stöhnte vor sich hin. Die im selben Zimmer schlafenden Jüngsten wussten nicht, was mit ihrer Mutter geschah. Pfarrer Bregy war Jeremias in dieser Zeit eine grosse Stütze, kam häufig vorbei und gab Krankensalbungen. Auch der Arzt wurde zur Konsultation herangezogen. Jeremias bemühte sich intensiv um seine Frau, konnte aber die Verschlechterung ihres Zustandes bis hin zum Zusammenbruch nicht mehr aufhalten. Sie wollte dauernd hinunter zur Dala laufen und von der Brücke springen. Aus Angst liess Jeremias sie nicht mehr allein aus dem Haus gehen. Wenn sie nach Leuk liefen, dann sagte er: «Wir nehmen sie in die Mitte, sodass sie nicht von der Brücke springen kann.» In der Not entschied der Arzt, sie stationär in die psychiatrische Anstalt Malévoz in Monthey einzuliefern. So
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wie man sich im Wallis im Volksmund gegenseitig hochnahm, dass das gelbe Auto kommen und jemanden nach Malévoz mitnehmen könnte, wurde Oktavia mit dem Auto abgeholt und in die Klinik bei Monthey gebracht. Wie Oktavia später ihren Kindern erzählte, bestand die Therapie in Malévoz vorwiegend aus kalten Bädern. Wasserkuren und Sturz- und Tauchbäder mit Schockeffekt wurden bei depressiven Zuständen häufig angewendet, bis sie ungefähr 1950 durch den Einsatz von Schocktherapien durch elektrische Stromstösse zur Krampfauslösung und pharmakotherapeutische Innovationen abgelöst wurden. Oktavia fühlte sich nicht wohl in der Klinik. Sie wollte unbedingt nach Hause zurückkehren, klammerte sich an ihre Kinder, die sie besuchten, und rief ihnen zu: «Nehmt mich von hier weg, die machen mich kaputt hier!» Die kalten Bäder, aber auch das Ausbrechen aus dem bäuerlichen Alltag und die Möglichkeit zur Ruhe und Erholung stabilisierten jedoch Oktavias Zustand, so wurde sie nach einem Monat wieder nach Hause entlassen. Danach ging es ihr deutlich besser, auch wenn sie weiter sehr nervös war. •
«Der Clan vom Berg», Sybille Bayard Walpen, Hier und Jetzt, 42 Franken
Links: Jeremias und Oktavia (um 1960). Unten: Oktavia, Franz und Jeremias (1949).
~ Hintergrund ~ SKISCHULE
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Skilehrer Jakob Schranz zu Hause auf seinem Hof.
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~ Hintergrund ~ SKISCHULE
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«Manchmal muss man den Menschen auch sagen, dass es schön ist» Seit 46 Jahren arbeitet Jakob Schranz (65) während der Wintermonate als Skilehrer in Adelboden. Schon mehrmals haben gleich drei Generationen einer Familie das Skifahren bei ihm gelernt. Innerhalb der eigenen Familie gibt er sein Können den vier Enkelkindern weiter. Von KARIN DEHMER (Aufzeichnung ), MATTHIAS LUGGEN (Fotos) und PHOTO KLOPFENSTEIN (Archivbilder)
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on Beruf bin ich Bauer. Hier oben sind das kleine Betriebe, und im Winter suchen wir Landwirte Nebenerwerbe, zum Beispiel an Skiliften oder wir gehen auf den Bau. Mich hat Anfang der Siebzigerjahre der damalige Skischulleiter angefragt, ob ich in die Skischule kommen wolle. Es herrschte ein plötzlicher Skifahr-Boom und ein Mangel an Skilehrern. Viele Erwachsene konnten damals nur wenig oder kaum Ski fahren. Ich erinnere mich gut an diesen ersten Winter und an meine erste Klasse; es waren Erwachsene. Der Skischulleiter rief mich eines Morgens aufgeregt an und beorderte mich auf die Tschentenalp, dort hatte ein Skilehrer 40 Personen in der Klasse. Also ging ich hoch und übernahm 20 davon. Ich war heillos überfordert. Damals fuhr man noch mit Schnürschuhen und Holzskiern und hatte oft klebrige «Stoglen» an den Schuhen. Gerade die Kinder brauchten eine Ewigkeit, bis sie in den Bindungen standen. Die Skis und Stöcke der Kinder wurden auf einen kleinen Holzanhänger gepackt, der von einem Esel oder Pony zum Kinderlift gezogen wurde. Die Kinder liefen hinterher. In den 70er-
und 80er-Jahren waren die Klassen im Vergleich zu heute viel grösser. Während der Hochsaison hatte man bis zu 20 Kinder. Heute sind es um die sieben – höchstens zehn in der Hochsaison. JÜNGERE KINDER IN DER SKISCHULE
Der grösste Unterschied zu früher ist, dass die Kinder jünger in die Skischule kommen. Früher hatten wir keine Dreijährigen im Unterricht. Sie kamen frühestens mit fünf. Das liegt nicht daran, dass die Eltern heute ambitionierter sind, sondern das Material ist besser geworden. Kürzere und wendigere Skis und wärmere Kleidung zum einen und zum anderen sind die Kinder es heute auch einfach mehr gewohnt, bereits im Kleinkindalter in Gruppen und mit anderen Kindern betreut zu werden. Trotzdem muss man sich als Skilehrer auf diese kleinen Kinder einstellen können. Und ja, es gibt natürlich immer wieder solche, die nicht von den Eltern wegwollen und dann einen ganzen Unterrichtstag weinen. Wenn ein Kind bereits bei der Verabschiedung der Eltern intensiv und ausgiebig weint, versuche ich herauszufinden, welches Ziel die Eltern ~
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Mit einer Kinderklasse, 2006.
verfolgen: Wünschen sie, dass ihr Kind auch unter diesen erschwerten Umständen Skifahren lernt, werde ich ihnen sagen, dass das vermutlich schwierig wird. Geht es den Eltern aber hauptsächlich darum, das Kind betreut zu wissen, während sie auf der Piste sind, können wir das Bedürfnis schon abdecken. Grundsätzlich hat das Skifahren heute einen anderen Stellenwert. Früher kamen Gäste oft zwei Wochen in die Skiferien und schickten die Kinder bei jedem Wetter in die Skischule. Man hatte über mehrere Jahre in derselben Woche im Jahr dieselbe Familie im Unterricht. Heute ist es meist noch eine Woche und Skifahren ist nur ein Teil von vielen Aktivitäten. Schneeschuhwanderungen, Schlitteln, Wellness, Schlittschuhfahren – das Angebot ist breiter geworden, die Leute wählerischer. Ich kann das verstehen. Gerade Touristen aus dem Fernen Osten ist es oft einfach nur wichtig, einen Tag auf dem Schnee zu verbringen, Spass zu haben und Fotos zu schiessen. Auch gut. Mittlerweile sind es aber deutlich weniger Erwachsene geworden im Unterricht. Vielen Schweizern ist es immer noch wichtig, dass ihre Kinder Skifahren lernen, und dann muss man natürlich als Erwachse-
ner nicht mehr in die Skischule. Ob ich lieber Kinder oder Erwachsene unterrichte, kann ich nicht sagen. Ich habe gern Abwechslung. Aber eigentlich mag ich die schwierigen Fälle besonders. Die nervösen Kinder und die «Gstabigen». Ich unterrichte auch blinde Menschen und schwer erziehbare Kinder. Herauszuspüren, wie sie ticken, wo man sie zu fassen kriegt, wie sie zu begeistern sind, das finde ich spannend. Ich habe viele Jahre ein Mädchen mit Down-Syndrom unterrichtet, es kam jedes Jahr und wir verbrachten eine Woche lang fast jeden Tag zusammen. Es dauerte einige Jahre, aber schliesslich fuhren wir zusammen die schwarzen Pisten. So etwas liegt nicht jedem Skilehrer gleich gut. Aber ich kann ja auch nicht alles. Gerade die neumodischen Sachen. Früher war das Höchste, mit Zweimeterskis in einem steilen Hang kurz zu schwingen. Heute gehen die erforderlichen Fähigkeiten von Skilehrern zunehmend auch in die Akrobatik, das kann ich natürlich nicht bieten. Schon oft habe ich drei Generationen einer Familie das Skifahren beigebracht. Als ich anfing, kamen viele junge Erwachsene in die Kurse. Die waren 20 oder 25 Jahre alt. Kurz darauf hatten sie Kinder und schickten diese später zu mir. Und mittlerwei-
Das Skifahren hat heute einen anderen Stellenwert als früher. Es ist eine Wintersportaktivität unter vielen.
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~ Hintergrund ~ SKISCHULE
1982 machte man sich noch keinen Kopf um Skihelme.
le haben sie Grosskinder, die auch bei mir Ski fahren. Gerade habe ich wieder eine Mail erhalten von einem Vater, der schrieb, sein Vater hätte schon bei mir gelernt und er selber auch. Jetzt will er sein Kind bei mir anmelden. Das freut mich natürlich. Und ja, es ist nicht wegzureden: Sportlichkeit und Bewegungsfähigkeit vererben sich. Wenn der Vater «gstabig» war, dann sind es die Kinder oft auch. Und umgekehrt sind bei sportlichen und ehrgeizigen Eltern die Kinder es meist auch. Aber natürlich lernen mit den heutigen Skiern wirklich fast alle Ski fahren. Diese Carving-Skis drehen ja von selbst. Es kommt vor, dass ich im Unterland erkannt werde, aber aufgrund meines Berufs als Bauer bin ich ja eigentlich wenig unterwegs. Ich war auch schon in Deutschland bei Gästen, und hätte ich keine Tiere, wäre ich gern weiteren Einladungen gefolgt. Meine Enkelkinder fahren gern mit mir Ski. Ich muss zugeben, dass ich mit ihnen geduldiger bin, als ich es mit meinen Kindern gewesen bin. Damals dachte ich schon auch mal: «So, jetzt sollte das dann aber langsam klappen.» In der Zwischenzeit habe ich die Erfahrung gemacht, dass es am besten ist, die Kinder nicht zu überfor-
dern, mit ihnen zu üben, was sie bereits können. Und Zeit geben muss man ihnen, um die anderen zu beobachten. Die Skischule ist ein guter Ausgleich zu meinem Leben als Bauer. Am Anfang des Winters freue ich mich immer darauf, und im Frühling bin ich dann aber auch wieder froh, eine Pause zu haben. Über den Sommer gehe ich auf die Alp, da habe ich viel Ruhe und bin mit meiner Familie zusammen. Bis zum Herbst freue ich mich dann wieder auf die Gesellschaft der Gäste. Wäre ich nicht Skilehrer, käme ich nicht mit Menschen aus komplett anderen Berufsständen in Kontakt. Ich wüsste nicht, was für Probleme Chirurgen haben, dass sie überhaupt Probleme haben. Insofern erweitert dieser Beruf schon den Horizont. Ich frage die Leute nicht aus, aber es gibt schon solche, die wollen reden. Und wenn sie reden wollen, dann reden wir halt und fahren etwas weniger Ski. Ich stelle mich immer auf die Gäste ein. Es gibt auch Menschen, die sehen einfach nicht das Schöne, die Natur, die verschneite Bergwelt. Denen muss man es sagen. Dann sehen sie es auch. •
Ich habe gern Abwechslung. Aber eigentlich mag ich die schwierigen Fälle besonders. Die nervösen Kinder und die «Gstabigen».
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~ Hintergrund ~ SKISCHULE
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Der etwas andere Skitransport, 1975.
Die Skis wurden auf einen kleinen Holzanhänger gepackt, der von einem Esel oder Pony zum Kinderlift gezogen wurde. Die Kinder liefen hinterher.
Mit Skischulkindern, 1993.
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~ Hintergrund ~ SKISCHULE Vor dem Skiunterricht geht Jakob Schranz in den Stall.
So lange es geht will Jakob Schranz seine beiden Berufe ausführen.
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Eine schlichte Bank in Bondo, Bergell.
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~ Hintergrund ~ BÄNKE AUS HOLZ
Bankgeheimnisse Von zwei Frauen, die sich fragten, wer baut wo, wie und warum eine Bank im öffentlichen Raum, und daraus ein Buch machten. Von MELANIE BORTER (Text) und ANTJE RITTERMANN, SUSANN RITTERMANN (Fotos, Buchauszüge)
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or über einem Jahr zogen die Zwillingsschwestern Antje und Susann Rittermann (52) los, sie machten sich auf die Suche nach Eigenbaukonstruktionen von Bänken aus Holz. Die Schwestern haben eine Passion für das Material Holz und als freischaffende Künstlerinnen einen ausgeprägten Drang zum Selberbauen. «Das liegt in der Familie, bereits unser Grossvater und unser Vater haben immer alles selbst gebaut», erzählt Susann Rittermann und erinnert sich an ihre Kindheit im damals noch sozialistischen Ostdeutschland. Heute wohnt und arbeitet die Textildesignerin in Amsterdam. Ihre Schwester Antje ist Holzbildhauerin und wohnt in Stuttgart. Mit ihrer Erfahrung und Kenntnis der Holzarten und Handwerkstechniken hat sie die Konstruktionen der verschiedenen Bänke analysiert und gezeichnet – während Susann das Gesamtkonzept des Buches entwickelte und sich auf die Suche nach den Geschichten zu den Bänken machte. «Bänke haben immer eine Geschichte»,
gebauten Bank waren. «In 80 bis 90 Prozent der Fälle erhielten wir eine Antwort und fanden so die Erbauer der Bänke», sagt Susann.
sagt Susann Rittermann, «und die Leute reden auch gerne über ihre Bank.» Das Vorgehen der Schwestern: Sie schrieben ein paar Fragen und ihre Kontaktdaten auf Zettel, die sie einfach in Briefkästen oder in Cafés verteilten, die in der Nähe einer selbst
entlang unserer Lebensrouten, da, wo wir hausen oder unsere Ferien verbringen», erklärt Susann. Einzig Guarda besuchten die Schwestern extra wegen der Bänke: «Eine Freundin hatte von unserem Buchprojekt erfahren und uns nach Guarda eingela-
ES IST NIE NUR EINE BANK Im Laufe der Suche nach diesen Eigenbaukonstruktionen schärfte sich ihr Blick. Und sie kamen zur Erkenntnis: «Das pralle Leben steckt in den Holzkonstruktionen. Es ist nie nur eine Bank. Im öffentlichen Raum wird die Bank zum sozialen Sofa.» Entstanden ist schliesslich eine eindrückliche Sammlung an Bänken aus Holz und deren Geschichten. Beschrieben und abgebildet sind einfache Bänke, Bänke mit Lehnen und Armstützen, aber auch Klapp-, Fenster- und Baumscheibenbänke, sogar solche mit fremden Füssen sind beschrieben. Die Holzkonstruktionen stehen in Amsterdam, in Stuttgart und weiteren Orten in Deutschland, aber auch in Griechenland und der Schweiz «einfach
Die Bank vom Park N in Athen Die Taktik, einen Brief zu hinterlassen, funktioniert hier nicht. Und am Abend sind nur Schattengestalten im Navarinou-Park in Athen unterwegs. Aber das Schild (von 2008) «Jeden Sonntag Aktionstag um 13 Uhr» ist vielleicht unsere Chance. Wir treffen mindestens 20 bis 40 Leute. Heitere Stimmung. Familiär, wie ein Wochenende in Omas Garten. Ich darf die Bank fotografieren und in
einem Buch veröffentlichen. Keine Namen, keine Porträtfotos. Sie erzählen die Geschichte, wie der Asphalt aufgehackt wurde und sie kurzerhand einen Parkplatz in einen Park verwandelt haben. Hier im Navarinou-Park ist Bänkebauen und Bäumepflanzen Klassenkampf und Eigenverantwortung Bürgerpflicht. «Schreib einfach: ‹Die Bank vom Park N›. Wir alle haben sie gebaut und sie gehört allen.»
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~ Hintergrund ~ BÄNKE AUS HOLZ
Einfache Strandbank in Rügen
Ein Bewohner des direkt am Strand gelegenen Zeltplatzes hat diese Bank gebaut. Sie ist Zeuge eines für viele Camper wichtigen Rituals: Morgens zuerst an den Strand und ins Meer springen, egal wie kalt das Wasser ist. Am Abend dann, beim zweiten wichtigen Ritual, kann man auf ihr sitzen und zuschauen, wie die Sonne im Meer versinkt.
den.» Die Rittermanns schreiben über Guarda: «Das Schweizer Bergdörfchen Guarda ist wie aus der Zeit gefallen. Hier scheint alles schon uralt zu sein, ewig und gediegen. Viele Bänke sind, typisch für die Engadiner Häuser, Teil der Architektur. Unbehandeltes Lärchenholz, das in der Sonne vergraut. Mehrere Häuser bilden eine Brunnengemeinschaft. Von den Bänken vor dem Haus konnte man den Brunnen im Blick haben. Und so beobachten, wann der Nachbar seine Tiere getränkt hatte und man selber an der Reihe war. Nach der Arbeit ruhte man auf der Bank aus und unterhielt sich mit den Nachbarn. Es gibt sogar ein Volkslied, ‹Sül banket›, das das Sitzen auf der Bank besingt. Das Fremdenverkehrsamt hat an den Bänken entlang von Wanderwegen Schaufeln oder kleine Besen anbringen lassen. So kann im Winter jeder, der sich hinsetzten möchte, die Bank vom Schnee befreien. Sorge vor Diebstahl oder Vandalismus hat hier niemand.»
Die vielen schön illustrierten und verständlichen Bauanleitungen machen «Bänke aus Holz» für alle, die vorhaben, irgendwann einmal eine Bank zu bauen, zu einem Muss. Und für alle, die einfach gerne in diesem riesigen Fundus an Bänken und deren Geschichten stöbern, ist das Buch erst recht ein Genuss. Das Buch «Bänke aus Holz – 60 Bauanleitungen und Geschichten» von Antje und Susann Rittermann, erscheint am 11. März 2019 im Haupt Verlag, es kostet 37 Franken. Wer sich mehr für den Standort, die Zugänglichkeit und die Aussicht von Bänkli in der Schweiz interessiert: Der Verein zur Förderung der Schweizer Bankkultur erstellte im letzten Jahr eine Online-Landkarte, auf der unzählige Bänkli verzeichnet sind. Jeder kann da seine Lieblingsbank eintragen. www.bankgeheimnisse.ch •
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Die lange Bank
Die überlange Bank vor dem Restaurant «Pastis» in Amsterdam fällt auf. Sie bietet vielen Gästen Platz und braucht, eng an die Fassade gerückt, selbst wenig. In Ruhe kann man von hier die Stadt vorbeirauschen sehen.
Bank aus Kinderbett
Timo S. in Amsterdam kann einfach kein Stück Holz wegwerfen. Erst recht nicht, wenn damit Familiengeschichte verbunden ist. Diese Bank war früher einmal ein Kinderbett, das Timo aus frischem Holz gebaut hatte. Als die Kinder gross wurden, konnte sich Timo nicht davon trennen und baute daraus eine Bank für seine Frau. Weil Aneke so gerne draussen auf der Strasse in der Sonne sitzen wollte.
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Foto: Martin Maier
~ Hintergrund ~ BÄNKE AUS HOLZ
Einfache Bank in Bondo
Wenn sich die Einwohner im Bergeller Bergdorf Bondo auf die Bank setzen, ist das wie ein Signalcode: Ich habe Zeit für einen Plausch. Einfach weiterlaufen geht nicht. Auf ein paar Worte, übers Wetter oder den Garten, muss man dann mindestens bleiben, auch als Fremder. Die heimischen Granitplatten werden in den Boden eingegraben, darauf kommt ein Brett, gerne aus Lärche.
Schlichte Eleganz in Guarda
Gebaut hat diese Bank der Schreiner Paul Bonorand etwa um das Jahr 1982. Der Hausbesitzer, der die Bank bei ihm bestellt hatte, wünschte sich eine einfache Klappbank. Für den Klappmechanismus hat Paul Bonorand eine wunderbar elegante Lösung gefunden: einen Holzzapfen, der in einer Bohrung steckt.
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~ Hintergrund ~ BÄNKE AUS HOLZ
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Die Bank des Grossvaters in Sent
Eine schlichte Lärchenholzbank vor einer Natursteinmauer in Sent. Ein schöner Platz zum Sonnetanken, mit Blick auf die Berge. Der Architekt Cla Sarott kennt sich mit der Senter Geschichte aus. Befragt nach der Zeit, aus der die Bank stammen könnte, erzählt er: «Es gibt zwei andere Bänke, neben der Kirche. Da sassen ab 11 Uhr immer zwei
Frauen. Die eine hat Kartoffeln geschält für ihr Mittagessen, die andere hat gestrickt. Und dabei haben sie sich über die Strasse weg unterhalten. Die Bank vor dem Haus war wichtig für den sozialen Austausch. Es gab kein Licht im Haus, man konnte nicht lesen oder fernsehen.» Und ja, er weiss, an wen ich schreiben kann. Dann kommt ein Brief von der Nachbarin der Bankbesitzer. Sie verspricht Unterstützung und leitet unsere Anfrage weiter. So erfahren wir, dass die schlichte Lärchenholzbank vom Grossvater gebaut wurde, Anfang 1940. Es ist die älteste Bank in unserem Buch.
Weit gereist
Diese Bank war schon in Amerika und in Spanien. Allerdings war sie damals noch eine Kiste. Eine Überseetransportkiste für Kunst. Dann wurde die Kiste verschenkt. Und ihr neuer Besitzer, Heiner Funken, hat aus ihr diese Baumscheibensitzbank gebaut. Sie steht in einer Berliner Strasse, in der es auffällig viele selbst gebaute Baumscheibenbänke gibt.
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BAUANLEITUNG Schlichte Lärchenholzbank A
C B
WERKZEUG
MATERIAL UND MASSE
Säge Hammer
Lärchenholz A Sitzfläche: 1 Brett, 2,5 × 22 × 160 cm B Beine: 2 Bretter, 2,5 × 20 × 44,5 cm C Aussteifung Beine: 1 Brett, 2,5 × 20 × 35 cm, diagonal halbiert Nägel
STÄRKE DER KONSTRUKTION
BAUEN
Das unbehandelte Lärchenholz ist im Bergklima mit seiner geringen Luftfeuchtigkeit lange haltbar. Der Standort ist sonnig und gut belüftet. Die Länge der eingesetzten Dreiecke sorgt für eine optimale Aussteifung der Beine.
• Bretter für Sitzfläche, Beine und Aussteifung der Beine ablängen • Brett für die Aussteifung der Beine diagonal teilen, sodass zwei Dreiecke entstehen • Die dreieckigen Aussparungen in der Standfläche der Beine aussägen • Alles zusammennageln
TIPP Sie können diese Bank auch aus einem einzigen, etwa 290 cm langen Brett bauen.
Aus: «Bänke aus Holz – 60 Bauanleitungen und Geschichten», Antje Rittermann und Susann Rittermann, Haupt Verlag, 37 Franken. Erscheinungsdatum: 11. März 2019.
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Weshalb Grosseltern auf Achterbahnen die besseren Begleiter sind Von KRISTINA REISS ( Text)
8 Den wenigsten Kindern wird es auf Karussells und Achterbahnen übel – ihren Eltern aber sehr wohl. Senioren hingegen scheinen damit weniger Probleme zu haben. # 03 ~ 2019
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~ Hintergrund ~ ACHTERBAHN
eulich im Europapark. Voreilig hat die Gotte, die seit ihrer Kindheit nicht mehr in dem Vergnügungspark in der Nähe von Freiburg (D) war, dem Göttibuben versprochen: «Ich fahre mit dir alles, was du willst.» Nun stehen die beiden vor einer wild aussehenden Überkopf-Bahn, und der Gotte ist ziemlich mulmig. Als Jugendliche war ihr kein Fahrgeschäft zu schnell, heute mit Anfang 40 wird ihr bereits beim Anblick eines Spielplatz-Karussells übel. Aber dem Göttibuben zuliebe würde sie es wagen. Ein Vater, der mit seiner Tochter ebenfalls die Bahn beäugt, offenbart sich: «Früher bin ich das immer gefahren, doch seit einigen Jahren wird mir dabei so schlecht.» Da erscheint eine ältere Dame mit Enkel im Schlepptau. «Komm Oma, wir fahren gleich nochmals», ruft der Junge. «Macht das Spass?», erkundigt sich die Gotte vorsichtig bei der Grossmutter. «Super ist das!», schwärmt diese mit glänzenden Augen, «aber in Ihrem Alter wäre mir da speiübel geworden.» Und fügt belustigt hinzu: «Warten Sie noch ein paar Jährchen, dann geht das auch wieder!» DER GLEICHGEWICHTSSINN IST SCHULD Weshalb wird es Kindern auf Karussells und Achterbahnen meist nicht schwindelig oder übel, ihren Eltern aber sehr wohl? «Es liegt am Gleichgewichtssinn, der sich mit dem Alter verändert», sagt Alexander Tarnutzer. Er ist leitender Neurologe am Kantonsspital Baden (AG) und erklärt: «Stellen Sie sich vor, Sie sitzen auf einem Bürostuhl und drehen sich zehn Mal um die eigene Achse. Halten Sie dann an, kommt es Ihnen vor, als drehen Sie sich weiter – denn unser Gehirn verlängert den Eindruck der Bewegung. Dieser Verlängerungsfaktor ist bei Kindern und Jugendlichen schwächer ausgeprägt, weshalb sie Bewegung kürzer wahrnehmen.» Anders gesagt: Bei Kindern löst das Beschleunigungsgefühl meist Freude aus, bei Erwachsenen führt es eher zu Orientierungsverlust und Ängsten. Dabei kommt es sehr auf die Art der Bewegung an: Während es auf Riesenrad oder Karussell nur 10 bis 20 Prozent der 7- bis
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12-Jährigen übel wird, leidet beim Autofahren jedes zweite Kind. Erwachsene hingegen haben im Auto seltener Probleme, weil sie über die Jahre Strategien dagegen entwickeln. Doch weshalb empfinden Grosseltern beim Achterbahnfahren offenbar weniger Schwindel als ihre erwachsenen Kinder, Herr Tarnutzer? «Ganz einfach», sagt der Neurologe, «der Verlängerungsfaktor nimmt mit zunehmendem Alter wieder ab, Bewegungen werden kürzer wahrgenommen.» Sind also Grosseltern bessere Begleiter für die Achterbahn als Eltern? «Rein vom Gleichgewichtssinn vermutlich ja», so der Arzt. «Allerdings kann es im Alter andere gesundheitliche Einschränkungen geben.» Der Arzt meint damit Probleme mit dem Herzen oder dem Kreislauf.
«Fixieren Sie einen Punkt. Es hilft, wenn Sie abschätzen können, wie die Bewegung verläuft.» Eltern, die das Achterbahnfahren nicht dem Grosi überlassen wollen, rät der Neurologe: «Fixieren Sie einen Punkt. Es hilft, wenn Sie abschätzen können, wie die Bewegung verläuft.» Melden unsere Bewegungssensoren – wie Gleichgewichtssinn, Druckrezeptoren auf der Haut oder die Augen – unterschiedliche Signale, entsteht Schwindel. Auf der Achterbahn die Augen zu schliessen, ist deshalb keine gute Idee. Der Göttibub entscheidet sich dann doch gegen die Achterbahn; die Gotte kann ihre Erleichterung kaum verbergen. «Aber nächstes Mal fahren wir, ja?», sagt der 9-Jährige. «Geht klar», denkt die Gotte, «bis dahin bin auch ich älter. Vielleicht geht’s dann ja wieder.» •
~ 03/2019 ~ KURSANGEBOT
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Autobiografisches Schreiben KURSINHALT
Aufgrund der zahlreichen positiven Rückmeldungen und der grossen Nachfrage wiederholen wir den Kurs in autobiografischem Schreiben. Möchten auch Sie den roten Faden finden, der die vielen Geschichten aus Ihrem Leben miteinander verbindet? Suchen Sie nach Anregungen, die Ihnen helfen, mit dem Schreiben zu beginnen? In diesem Kurs erhalten Sie theoretische und praktische Inputs. Es werden Methoden für Ideenfindungsprozesse und gegen Schreibblockaden vorgestellt. Besondere Schreibkenntnisse sind nicht nötig.
DATUM & ZEIT
1. Teil: Dienstag, 14.5.2019 2. Teil: Dienstag, 21.5.2019 3. Teil: Dienstag, 28.5.2019 4. Teil: Dienstag, 4.6.2019 jeweils von 19 bis 21.30 Uhr
«Nathalie Schmids motivierende Kursführung ist sehr beeindruckend. Ihre Unterlagen und Anregungen sind gut durchdacht und äusserst hilfreich.»
Grosseltern-Magazin Kronengasse 4 5400 Baden
Kursteilnehmer Paul Sprenger
NATHALIE SCHMID ist Schriftstellerin, Erwachsenenbildnerin und Sekundarlehrerin. Sie hat am Deutschen Literatur institut Leipzig studiert und drei Lyrikbände und mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, für die sie verschiedene Auszeichnungen erhalten hat. Sie war Pro-Argovia-Künstlerin des Jahres 2013. Seit vielen Jahren gibt sie Kurse in kreativem Schreiben für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
www.grosseltern-magazin.ch
www.naschmid.ch
KOSTEN
300 Franken pro Person MITBRINGEN
«Die Lust am Schreiben wird zur echten Freude, wenn man kompetente Anregungen und Aufgabenstellungen dazu erhält, so wie Nathalie Schmid dies tat.» Kursteilnehmerin Reinhild Asmuth
evtl. eigenen Laptop, Notizblätter oder Notizbuch, Schreibutensilien KURSORT
ANMELDUNG ZUM AUTOBIOGRAFISCHEN SCHREIBEN Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung.
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Vorname
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Telefon
E-Mail Anmeldung bis am 25.3.2019 an Grosseltern-Magazin, Autobiografisches Schreiben, Kronengasse 4, 5400 Baden oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch
~ ~ Kolumne Kolumne ~ ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION GROSSMÜTTERREVOLUTION
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Geschlechtergerecht
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ie Tochter hatte sich zu Weihnachten für ihren Sohn ein Kinderservice gewünscht. Der zweijährige Enkel liebte es, auf dem Kinderkochherd imaginäre Speisen zuzubereiten. Rechtzeitig machte ich mich auf die Suche nach dem gewünschten Geschenk. Ich klapperte das einzige in der Stadt verbliebene Spielwarengeschäft und sämtliche Abteilungen der Warenhäuser ab. Dabei
brummend kurvte er jedoch mit den zwei kleinen Autos am Boden herum. Zwei Tage später erhielt ich einen Film meiner Tochter. Ihr Sohn hatte den Spieltisch gedeckt und seinen Vater zum Essen eingeladen. Geschickt hantierte er mit Pfannen und Löffeln und schöpfte das Essen in die Teller. Vergnügt genossen die beiden die verschiedenen Speisen.
fand ich wunderschöne Köfferchen mit Diese Erfahrung stimmte mich im doppelten Sinne nachdenklich. Was bringt sauber eingereihten Tellern und Tassen. die Spielzeughersteller dazu, Spielsa«Für kleine Mädchen» oder «Für unsere chen auch heute noch bestimmten GePrinzessin» stand auf der Verpackung schlechterrollen zuzuordnen? Warum der meist in Rosatönen gehaltenen KöfMONIKA FISCHER richten sich Haushaltsgegenstände vorferchen. Eines davon hatte ich vor Jah(74) ist Journalistin. Sie hat sieben Enkelinnen wiegend an kleine Mädchen? Immerhin ren einer Enkelin geschenkt. und zwei Enkel. haben unsere beiden Enkel und die sieFür einen Buben jedoch fand ich nichts Seit 2012 macht sie mit bei Passendes. So entschied ich mich, selber der GrossmütterRevolution. ben Enkelinnen andere Vorbilder: Väter, die abwechselnd mit ihren Müttern in einen kleinen Koffer mit Plastikgeschirr der Küche stehen, kochen, aufräumen und -besteck zu füllen. Ich fand ein einund abwaschen. Nachdenklich machte mich aber auch ziges Exemplar Kinderservice, das in meinen Augen meine anfängliche Mühe, dem kleinen Enkel Kochgeauch zu einem kleinen Buben passte. Doch konnte ich schirr zu schenken. Sind es möglicherweise neben der es nicht unterlassen, neben den Küchenutensilien auch Gesellschaft auch wir Grosseltern, die unsere traditiozwei kleine Spielzeugautos einzupacken. nelle Rolle verinnerlicht haben und unbewusst an KinAm Weihnachtsfest beachtete der Kleine die Teller, der und Enkelkinder weitergeben? Becher und das Besteck überhaupt nicht. Begeistert •
GROSSMÜTTERREVOLUTION: DIE ZEHNTE FRÜHJAHRSTAGUNG STEHT AN Im Jahr 2010 trafen sich etwa 70 Grossmütter im Kiental zur ersten Frühlingstagung. Seit damals ist die GrossmütterRevolution zu einer bekannten Bewegung geworden, die über 1000 Bewegte zählt und einiges bewirkt hat. 2012 erschien der Bericht «Das vierte Lebensalter ist weiblich». Darin beleuchteten wir Themen wie Lebensformen, Alterssicherung, Gesundheitskosten und Betreuung im hohen Alter,
verbunden mit der Frage nach der Lebensqualität. 2015 erschien der Bericht «Carearbeit unter Druck» mit der Frage nach den Wirkungen der zunehmenden Ökonomisierung von Pflege und Betreuung. 2018 gingen wir in einem neuen Projekt der Frage nach, was sich die ältere Frauengeneration für das hohe Alter wünscht, was Integrität in Abhängigkeit bedeutet. # 07#& 03 # 08 ~ 2018 ~ 2019
Zwischendurch nahmen wir an mehreren Demonstrationen teil oder organisierten sie selber. Wir werden uns weiterhin äussern zu den Fragen unserer Generation! Notiert euch das Datum der diesjährigen Frühjahrstagung vom 11./12. April auf dem Schwarzenberg. Weitere Informationen und Anmeldung auf der Homepage der GrossmütterRevolution unter Agenda. www.grossmuetter.ch
~ Dossier ~ EPIGENETIK
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Wie das Leben DO S
SIER
unsere Gene prägt
Unsere Vorfahren vererben uns nicht nur ihre Gene. Sie geben uns auch ihre körperlichen Belastungen und ihren seelischen Schmerz weiter. Die Epigenetik revolutioniert gerade unser Wissen darüber, wie wir werden, was wir sind. Von EVELINE RUTZ (Text) und JOEL ROTH (Illustrationen)
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ene sind stabil: Sie sind von Geburt an festgelegt und prägen einen Menschen sein Leben lang. Diese Vorstellung herrschte in Forschung und Gesellschaft lange vor. Seit einigen Jahren deuten epigenetische Studien jedoch darauf hin, dass sich das Erbgut der Umwelt anpasst. Die Bedingungen, unter denen jemand lebt, hinterlassen ihre Spuren und beeinflussen Kinder und Enkel. Eine der ersten und bekanntesten Studien zu diesem Thema befasst sich mit Mangelernährung. Im Winter 1944/45 herrschte in Holland eine prekäre Hungersnot. Über 4,5 Millionen Menschen litten darunter, dass die deutsche Wehrmacht sämtliche Lebensmitteltransporte blockierte. Unter den Betroffenen waren Tausende von Schwangeren. Sie mussten mit 667 Kilokalorien pro Tag auskommen. Der Tagesbedarf einer werdenden Mutter beträgt fast viermal so viel. Der Mangel hatte Konsequenzen. Viele der Kinder kam zu klein und untergewichtig zur Welt. DAS ERBGUT ERINNERT SICH Sie haben häufiger gesundheitliche Probleme wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Stoffwechselkrankheiten als ihre Geschwister, die pränatal ausreichend Nahrung hatten. Kommt hinzu, dass ihre Kinder ebenfalls anfälliger für Krankheiten sind. ~ # 03 ~ 2019
~ Dossier ~ EPIGENETIK
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GENE WERDEN EINODER AUSGESCHALTET Als im Jahr 2000 das menschliche Erbgut entschlüsselt wurde, war die Euphorie riesig. Man glaubte, endlich besser verstehen zu können, was einen Menschen ausmacht. Bald zeigte sich jedoch, dass das Genom allein nur wenig aussagekräftig ist. Mindestens ebenso entscheidend ist die Ebene oberhalb der DNA. Auf dieser legen verschiedene molekulare Mechanismen fest, wie das Erbgut genutzt wird. Kleinste chemische Anhängsel (so genannte Methylierungen) bewirken, dass einzelne Gene aktiviert werden oder nicht. Die vererbte Gensubstanz kann sich entsprechend vielfältig manifestieren. Zwei geklonte Tiere können etwa unterschiedlich gescheckte Felle haben. Die noch junge Fachrichtung der Epigenetik befasst sich mit den komplexen Prozessen oberhalb des DNA-Strangs. «Epi» kommt aus dem Griechischen und bedeutet «über». Epigenetiker gehen davon aus, dass die Bedingungen, unter denen jemand lebt, die Regulation der Gene beeinflussen. Diverse Studien zeigen, dass entsprechende Prägungen über die Keimzellen an Kinder und Enkel weitergegeben werden.
Der Hunger der schwangeren Grossmütter wirkt offenbar über zwei Generationen nach. Er hat sich nicht in den Genen niedergeschlagen. Er hat die darüberliegende Ebene, die so genannte epigenetische Struktur, geprägt. Er hat kleinste chemische Veränderungen ausgelöst und damit die Aktivierung der Gene umgestaltet (siehe Kasten). ROTE STATT WEISSE AUGEN Dass die Aussenwelt einen erstaunlichen Einfluss haben kann, zeigten Forscher der ETH Zürich am Beispiel von Fruchtfliegen. Werden Embryonen während einer gewissen Dauer nicht wie üblich bei 25 Grad, sondern bei 37 Grad aufgezogen, entwickeln
«Umwelteinflüsse und Erfahrungen verändern epigenetische Mechanismen, die Auswirkungen sind bis zur vierten Generation nachweisbar.» ISABELLE MANSUY
sie statt einer weissen eine rote Augenfarbe. Die verantwortlichen DNA-Sequenzen bleiben gleich. Die Veränderung findet an deren Oberfläche statt. Auch in diesem Fall wird das erworbene Merkmal vererbt: Die Nachkommen der Versuchstiere haben ebenfalls rote Augen. DAS TRAUMA WIRD ÜBERTRAGEN «Umwelteinflüsse und Erfahrungen verändern epigenetische Mechanismen, die Auswirkungen sind bis zur vierten Generation nachweisbar», sagt Isabelle Mansuy, Hirnforscherin an der Universität und der ETH Zürich (siehe Interview). Sie erforscht seit 2001 – und damit als eine der Ersten –, wie sich traumatische Erlebnisse auf das Verhalten und das Erbgut auswirken. Im Rahmen ihres bekanntesten Experiments werden neugeborene Mäuse immer wieder für drei Stunden von ihren Müttern getrennt. Die Muttertiere werden zur gleichen Zeit in eine Röhre gesteckt, sodass sie sich kaum bewegen können. Sie kehren entsprechend gestresst zu ihrem Nachwuchs zurück. Die vernachlässigten Babys weisen in der Folge deutliche Belastungssymptome auf. Sie entwickeln beispielsweise Depressionen und verhalten sich # 03 ~ 2019
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weniger risikoscheu als Artgenossen, die normal aufwachsen. Ihr Epigenom verfügt über neue Prägungen, welche auf die nächsten Generationen übertragen werden. Für ihre jüngsten Studien haben Mansuy und ihr Team die Versuchstiere künstlich gezeugt und von unbelasteten Leihmüttern austragen lassen. Das Resultat blieb dasselbe: Die Tiere litten an den Folgen des Traumas ihrer genetischen Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern. Wie die Forscher aber ebenso herausfanden, kann ein positives Umfeld negative Prägungen ausgleichen. «UNSER BLICK ÄNDERT SICH»
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DARWIN INFRAGE GESTELLT
Die drei Beispiele und zahlreiche andere Forschungsarbeiten lassen den Schluss zu, dass uns unsere Vorfahren viel mehr mitgeben als ihre Gene. Auch ihr Lebensstil und ihr psychisches
Eine Giraffe reckt ihren Hals ständig ein bisschen höher, bis sie die Blätter der hohen Bäume erreicht. Sie profitiert
Befinden prägen uns. Der deutsche Wissenschaftsjournalist Peter Spork spricht von bahnbrechenden Erkenntnissen. «Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ändert sich unser Blick auf Gesundheit und Persönlichkeit.» Wir seien nicht Marionetten unserer Gene, betont er. Das Leben präge die Gene, nicht
vom guten Zugang zu Nahrung und gibt diesen Vorteil ihrem Nachwuchs weiter. So erklärte Jean-Baptiste de Lamarck 1809 die Entstehung von Artenvielfalt. Jeder Organismus habe einen inneren Trieb zur Weiterentwicklung. Er passe sich wechselnden Umweltbedingungen an und vererbe die erworbenen Fähigkeiten, war Lamarck überzeugt. Von der modernen Evolutionsbiologie ist seiner Theorie allerdings lange wenig Bedeutung beigemessen worden. Sie stand im Schatten von Charles Darwins These der natürlichen Selektion. Gemäss Darwin entstehen neue Eigenschaften zufällig. Erweist sich eine genetische Variation im Kampf ums Überleben (survival of the fittest) als Vorteil, wird sie vererbt. Die so geprägten Nachkommen verdrängen letztlich jene Artgenossen, die weniger gut an die Umwelt angepasst sind. Seine Kernaussagen lauten demnach: Das Erbgut ist grundsätzlich stabil, es ändert sich durch zufällige Mutationen, es gibt aber keine Vererbung erworbener Fähigkeiten. Epigenetische Studien deuten nun auf das Gegenteil hin. Sie stellen die starke Fokussierung auf Darwin infrage und rufen stattdessen Lamarcks Ansätze in Erinnerung.
«Wir brauchen keine Vorschriften mehr, wir können unser Leben selbst in die Hand nehmen.» PETER SPORK
umgekehrt. Dies motiviere, auf genügend Schlaf, ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung zu achten. «Wir brauchen keine Vorschriften mehr, wir können unser Leben selbst in die Hand nehmen.» 20 000 BIS 30 000 GENE Der Lebensstil sei ein entscheidender Faktor, bestätigt Ulrike Ehlert, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Zürich. Sie referierte kürzlich am Winter thurer Hebammensymposium der ZHAW (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften). Stress und Substanzmissbrauch während der Schwangerschaft erhöhten das Risiko für Frühgeburten und beeinflussten die Kindesentwicklung stark. Epigenetische Veränderungen seien sogar in der Plazenta nachweisbar. Ulrike Ehlert appellierte allerdings daran, Müttern nicht an allem die Schuld zu geben. Auch der Mann trage seinen Teil bei. Seine Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände wirkten sich auf die Qualität der Spermien aus. Zudem könnten~ # 03 ~ 2019
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Lifestylefaktoren der Grosseltern transgenerationale Effekte haben. Die Referentin betonte weiter, dass der Mensch über 20 000 bis 30 000 Gene verfügt. «Isolierte Befunde müssen in diesem Kontext gesehen werden.» TRANSFER IN DIE PRAXIS Die Praxis profitiere von den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sagt Susanne Grylka, stellvertretende Leiterin der Forschungsstelle Hebammenwissenschaften an der ZHAW. Dass die Lebensumstände einer werdenden Mutter den Embryo prägten, sei zwar schon länger erwiesen. So etwa, dass Rauchen und Alkohol seiner Entwicklung schadeten. Epigenetische Studien machten solche Zusammenhänge aber klarer. «Hebammen kommen den werdenden Eltern nahe und können präventiv
«Wir haben die Chance, zu handeln » Von EVELINE RUTZ (Interview)
wirken», sagt sie. Entscheidend sei es, dabei professionell und feinfühlig vorzugehen. «Ein schlechtes Gewissen würde zusätzlichen Stress auslösen.» Susanne Grylka plädiert dafür, mit dem Wissen um epigenetische Prozesse auch die Geburtshilfe kritisch zu überdenken. Medikamente unter der Geburt oder ein
«Wir können beeinflussen, wie unsere Gene reguliert werden.»
ISABELLE MANSUY
nicht zwingend notwendiger Kaiserschnitt könnten zusätzliche Risikofaktoren darstellen und die Bindung zwischen Mutter und Kind beeinträchtigen. «Da sollte man zurückhaltender werden.» EINE INVESTITION IN DIE ZUKUNFT Der Mensch habe die Chance, zu handeln, sagt Molekularbiologin Isabelle Mansuy. «Wir können beeinflussen, wie unsere Gene reguliert werden.» Damit sei eine Verantwortung verbunden – sich selbst und seinen Nachkommen gegenüber. «Gesundheit überschreitet Generationen», schreibt Bestsellerautor Spork. Starke Bindungen und positive Erfahrungen machten widerstandsfähig. Er appelliert an Eltern, auf den Lebensstil ihrer Kinder zu achten. Nicht dogmatisch, aber verantwortungsvoll. «Dann sorgen wir nicht nur für ihre spätere Gesundheit vor, sondern auch für das Wohlergehen unserer Enkel und Urenkel.» Die Gesellschaft fordert er auf, künftige Eltern und junge Familien stärker zu entlasten und zu unterstützen. Es brauche jedoch nicht nur mehr Investitionen in die seelische und körperliche Entwicklung der Kleinsten, sondern auch Geduld. «Denn auszahlen wird sich das Engagement erst Jahre bis Jahrzehnte später.» • # 03 ~ 2019
ISABELLE MANSUY ist Professorin für Neuroepigenetik an der Universität und an der ETH Zürich. Sie studierte in Strassburg Molekularbiologie und war später Postdoktorandin sowie Visiting Professor an verschiedenen Universitäten in den USA. Ende 1998 kam sie für eine Assistenzprofessur nach Zürich. Heute leitet die 53-Jährige ein internationales Forschungsteam. Sie hat über ihr Fachgebiet, in dem sie als Pionierin gilt, gerade ein Buch geschrieben. Es soll in diesem Jahr erscheinen. Mansuy ist Mutter einer Tochter.
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Epigenetik helfe, besser zu verstehen, was einen Menschen ausmache, sagt Isabelle Mansuy, Professorin für Neuroepigenetik. Sie dokumentiere aber ebenso, dass wir auf uns selbst und andere achten sollten. «Es ist entscheidend, wie wir miteinander umgehen.» Wie werden wir zu der Person,
zusammen und forschen in Europa und
die wir sind? Isabelle Mansuy: Wir werden von einer Kombination von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen geprägt. Wenn wir geboren werden, zeigen wir Charakteristiken unserer Eltern. Dann werden wir davon beeinflusst, was wir erleben. Soziale Faktoren spielen eine Rolle. Was wir essen. Das Umfeld macht uns letztlich zu dem, was wir sind.
Pakistan. Wir schauen uns zum Beispiel eine Gruppe traumatisierter Waisenkinder aus einem SOS-Kinderdorf in Lahore an. Erste Daten weisen auf sehr gute Korrelationen zu unseren Tierstudien hin.
Ihre Forschung zeigt, dass die Aussenwelt einen Einfluss darauf haben kann, ob einzelne Gene aktiviert werden oder nicht. Es ist schon länger bekannt, dass der Lebensstil und Umwelteinflüsse die körperliche und psychische Gesundheit beeinflussen. Ich interessiere mich vor allem für Erfahrungen kurz nach der Geburt, die ein Trauma auslösen. Gewalt, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung oder Erniedrigung können zu psychischen Krankheiten führen. Wir haben am Mausmodell nachgewiesen, dass die Konsequenzen negativer Erlebnisse massiv sein können. Unsere Daten zeigen zudem, dass sie bis zur vierten Generation weitergegeben werden. Sie forschen mit Mäusen. Lassen sich diese Resultate auf den Menschen übertragen? Wir sind daran, dies zu überprüfen. Wir arbeiten dafür mit Psychiatern
Wenn die genetischen Informationen nicht mehr von Geburt an für das ganze Leben festgelegt sind, haben wir eine grössere Verantwortung. Das ist so. Wir haben eine grössere Verantwortung uns selbst und unseren Kindern und Enkeln gegenüber. Andererseits sind wir nicht dafür verantwortlich, was uns unsere Vorfahren vererbt haben. Das Wissen um epigenetische Prozesse eröffnet uns vor allem die Chance, zu handeln. Wir können beeinflussen, wie unsere Gene reguliert werden. Man wusste in der Vergangenheit zwar schon einiges über die Wirkung von Ernährung, Bewegung und chemischer Substanzen. Nun sehen wir, dass jede Zelle des Körpers umgeformt werden kann – auch Spermien und Eizellen. Diese Erkenntnisse könnten als Druck empfunden werden, sich selbst zu optimieren. Das glaube ich nicht. Ich sehe das positiv. Viele Krankheiten haben damit zu tun, dass Menschen nicht genügend auf sich selbst achten. Viele ~
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Krebsarten gehen aufs Rauchen oder einen schlechten Lebensstil zurück. Diabetes hat mit Übergewicht zu tun. Nun sieht man, dass es wichtig ist, sich anzustrengen. Geboren zu werden, ist ein Geschenk. Es ist unsere Pflicht, unserem Körper Sorge zu tragen. Ich denke an schwangere Frauen, von denen sowieso schon viel erwartet wird. Ich würde mir wünschen, dass unsere Forschung Frauen von falschem Druck befreien würde. Die werdende Mutter spielt natürlich eine Rolle, da sie das Baby austrägt. Aber der künftige Vater ist genauso entscheidend. Wenn er nicht auf seine Gesundheit achtet, gibt er dies über das Sperma weiter. Die Verantwortung ist ausgeglichen. Welche Auswirkungen hat eine In-vitro-Fertilisation, eine künstliche Befruchtung? Sie verändert die epigenetische Struktur stark. Die Frau erhält Hormone, danach werden ihr Eizellen entnommen und kultiviert. Es folgt die Befruchtung im Labor und das Einpflanzen der befruchteten Eizellen. All diese Schritte haben enorme Auswirkungen. Es ist bekannt, dass Kinder, die so gezeugt werden, gesundheitliche Probleme haben können. Dazu zählen Frühgeburtlichkeit und Herz-Kreislauf-Probleme. Das ist ein sensibles Thema. Inwiefern? Es werden inzwischen viele Babys auf diese Art gezeugt. Die Eltern werden nicht immer über die Risiken aufgeklärt. Oft wählen sie diesen Weg auch dann, wenn sie informiert sind. Ich will das nicht bewerten. Es ist jedoch nicht gut, wenn die Leute denken, eine
künstliche Befruchtung habe keine Konsequenzen. Wie stark müssen Umweltfaktoren sein, damit sich die epigenetische Struktur verändert? Das ist schwierig zu sagen. Die epigenetische Struktur ist äusserst komplex. Sie kann kurzfristig oder langfristig, direkt oder indirekt geprägt werden. Um eine bleibende Veränderung wie ein Trauma auszulösen, müssen Erfahrungen massiv oder chronisch sein und sich über einen gewissen Zeitraum wiederholen. Besonders anfällig für Veränderungen sind Kinder in ihren ersten Lebensmonaten. Was bedeuten Ihre Erkenntnisse für die Behandlung von psychischen Krankheiten? Sie helfen, die Ursachen einer Erkrankung zu verstehen, was eine Therapie erleichtern kann. Die Erkenntnisse können Schuldgefühle mindern. Häufig denken Betroffene, sie hätten ihr Leben einfach nicht im Griff, und suchen sich keine Hilfe. Dabei haben psychische Krankheiten – wie körperliche Leiden – mit den Lebenserfahrungen früherer Generationen zu tun. Man muss sie akzeptieren und behandeln. Sie konnten am Mausmodell zeigen, dass Traumata reversibel sind. Ja, das ist ein wichtiger Punkt. Nicht nur negative Einflüsse prägen die epigenetische Struktur. Ein gutes Umfeld kann positive Veränderungen bewirken. Psychotherapie und andere Methoden setzen genau da an. Wie weit ist man mit Medikamenten, die auf Erkenntnissen der Epigenetik aufbauen?
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~ Dossier ~ EPIGENETIK
Ich habe diesbezüglich nicht so hohe Erwartungen. In der Krebsforschung werden einige Studien gemacht. Ein Tumor ist allerdings etwas mehr Lokales. Bei anderen Krankheiten sind die epigenetischen Mechanismen deutlich komplizierter. Kommt hinzu, dass Medikamente immer Nebenwirkungen haben. Wenn sie zum Beispiel dafür sorgen sollen, dass ein Soldat von
heit massiv. Dessen sollten sich gerade Männer bewusster werden, von denen Gewalt zu einem grossen Teil ausgeht.
Kriegserlebnissen nicht traumatisiert wird, können sie auch dazu führen, dass seine Erinnerung insgesamt beeinträchtigt wird.
Ich weiss heute, wie entscheidend soziale Interaktionen sind, und verstehe andere Menschen besser.
Sie forschen mit Mäusen. Löst dies auch negative Reaktionen aus? Das tut es. Ich bin in Mails und Briefen schon beschimpft worden – es kommt aber selten vor. In den über 15 Jahren, in denen ich in diesem Bereich arbeite, habe ich viel mehr positive als negative Reaktionen erhalten. Wenn ich mit psychisch kranken Menschen spreche, sehe ich, wie relevant unsere Forschung ist. Das bestärkt mich. Ich bin mir der ethischen Aspekte meiner Arbeit sehr bewusst. Wir haben diesbezüglich ja auch klare Vorgaben. Müsste sich die Gesellschaft mehr um Heranwachsende kümmern und junge Familien entlasten? Von diesen Investitionen würden auch nachfolgende Generationen profitieren. Es gibt bereits viele Programme für junge Familien. Kinder lernen in der Schule zum Beispiel, wie wichtig eine gesunde Ernährung ist. Es ist schwierig, Forschung direkt in die Gesellschaft zu transportieren. Mir ist insbesondere der Aspekt wichtig, dass es entscheidend ist, wie man miteinander umgeht. Negative Erfahrungen wie psychische oder physische Gewalt schaden der Gesund-
Haben Sie Ihren Lebensstil aufgrund Ihrer Forschungsergebnisse verändert? Ich habe schon immer bewusst gelebt. Ich mache täglich ein bis zwei Stunden Sport und achte darauf, was ich esse.
Sie haben für Ihre Arbeit zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Was bedeuten Ihnen diese? Mir ist am wichtigsten, dass damit die Forschung einer Frau gewürdigt wird. Man muss entschlossen sein und braucht Mut, wenn man in diesem Bereich arbeitet. Forschung über Vererbung wird kontrovers beurteilt und stösst auf viel Widerstand. Wir haben entsprechend Mühe, Geld für Forschungsprojekte zusammenzubringen. Dabei können wir epigenetische Mechanismen nachweisen und dadurch vieles besser erklären. Ihre Forschung verändert unsere Vorstellung davon, wie wir werden, was wir sind. Religiöse Menschen sehen ihr Weltbild infrage gestellt. Es gibt Leute, die man nicht überzeugen kann. Dabei wird auch in der Bibel dazu geraten, darauf zu achten, wie Eltern und Grosseltern gelebt haben. Ich gehe nicht dogmatisch vor. Ich mache Experimente, analysiere und forsche weiter. Als Frau bin ich es zudem gewohnt, besonders hart zu arbeiten. •
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Von Coiffeusen und anderen Therapeutinnen Edy Riesen war als Hausarzt für seine Patientinnen und Patienten auch ein Seelentröster. In dieser Funktion aber vermutlich nicht so wichtig wie die Coiffeuse, der Pfarrer oder der Pöstler.
E
s könnte sein, dass es Hausärzte gibt, die sich zu wichtig nehmen und sich grundsätzlich als zentrale Gestalten im Leben ihrer Patienten und Patientinnen wahrnehmen. Ich war wohl für einige über eine gewisse Zeit tatsächlich ein wichtiger Mensch und der Verlust dieser Bedeutung ist eine der kleinen bitteren Pillen, die man mit der Pensionierung schluckt. Nicht sehr schlimm, aber auch nicht ganz ohne. Für viele Patienten befand ich mich aber wohl im peripheren Gesichtsfeld. Eine benachbarte Coiffeuse treffe ich immer wieder im Freundeskreis. Ich habe ihre Familie über ganze Wegstrecken begleiten dürfen. Jetzt aber kamen wir auf ihre Rolle im Leben ihrer Kundschaft zu sprechen. Frau C., wie ich sie hier nenne, ist eine reife, warmherzige Frau mit einem gesunden Menschenverstand. Sie hätte auch Lehrerin oder Laborantin oder vieles andere sein können. Ich meine damit, dass sie nicht nur Haare schneidet, sondern Menschen betreut und versteht. Zuhanden meiner Mitmänner muss ich hier wohl besser erläutern, dass ein solches Haar-Prozedere
bei den Frauen durchaus zwei bis drei Stunden dauern kann, wenn Färben und Dauerwellen gewünscht werden. Das grenzt an eine haarige Intensivstation! Aber es geht hier nicht darum, eine Glosse zu schreiben, sondern zu schildern, wie wichtig und, ich sage es hier ganz ernst, therapeutisch die Haar-Fachfrauen sein können. Wohin geht die Oma vor der Hochzeit ihrer Lieblingsenkelin? Wohin die Mittfünfzigerin, die ihren Vater beerdigen muss oder an die Diplomfeier ihrer Tochter darf? Sicher haben es die Frauen unter Ihnen erraten. Nicht etwa zum Hausarzt, sondern zu Frau C. Oft trifft sie an den Schaltstellen des Lebens ihre treue Kundschaft, und das seit 40 Jahren. Die ganze Familiengeschichte zieht während einer «Behandlung» vorbei und da Frau C. das Gegenteil einer Quasseltante, nämlich eine geduldige Zuhörerin, ist, dürfte sie ruhig einen Zuschlag verrechnen für eine «kleine Psychotherapie». Das darf ihre Kollegin, die Hausärztin, in der gleichen Situation nämlich tun, zum Beispiel 15 Minuten Konsultation wegen Diabetes und dann noch 15 Minuten aufmerksam zuhö-
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~ Beratung ~ AUS DER PRAXIS ren, weil es der Patientin seelisch nicht so gut geht. Aber, die Coiffeusen sind nicht die einzigen. Die Leute verwechseln gerne einmal – das kennen Sie auch – Physiotherapie und Psychotherapie. Und tatsächlich gehören auch die «Physios» zu den Therapeuten, die nebenbei auch psychotherapeutisch tätig sind. DIE ZUNGEN WERDEN GELOCKERT Bei den Sitzungen werden nicht nur die Muskeln, sondern ganz offensichtlich auch die Zungen gelöst. Man kann sich weiter umsehen und findet Frauen und Männer, die das Leben für manche Mitmenschen erträglicher machen. Fusspflegerinnen, Mahlzeitenbringer, die Frauen und Männer der Spitex, Abholdienste für behinderte Menschen. Wenn man den Bogen leicht überspannt, auch die Bardamen und -herren, die den Kummer der Einsamen um zwei Uhr nachts zu hören bekommen. Kennen Sie den Begriff der «Mind Map»? Dabei zeichnet man ein Symbol in der Mitte des Blattes (zum Beispiel eine Frau oder einen Mann) und rund herum alle Menschen und Dienste, die hilfreich sind. Was für eine Corona! Da sind die Freunde, die Familie, die Kollegen, die Nachbarn, die Kameraden im Turnverein oder des Chors, der Velomechaniker, der Garagist, der Akustiker für das Hörgerät, der Optiker, die Verkäuferin im Dorfladen und so weiter. MINISTERIUM FÜR EINSAMKEIT Es ist nicht nur die Serviceleistung, sondern die Vertrautheit, die menschliche Wärme, die so ungeheuer wichtig ist, sodass nun in England eine Ministeriumstelle für Einsame geschaffen wurde (welche Bankrotterklärung!). Miteinander und füreinander da sein, dazu dürfen auch wir Hausärzte unseren
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Beitrag leisten. Einen Beitrag, der in gewissen Phasen des Lebens sehr intensiv werden kann (Sterbebegleitung, suizidale Menschen, Verluste, ambulante Entzüge). Ich habe diese Episoden stets als etwas Anspruchsvolles, manchmal Anstrengendes erfahren. Aber fast immer waren sie verbunden mit grosser beruflicher Erfüllung und Dankbarkeit von beiden Seiten. Zwei fast «historische» Berufe möchte ich noch erwähnen. Früher enorm wichtig: der Pfarrer oder Priester. Heute vor allem für die Älteren immer noch eine Ressource. Und in meiner Jugend noch der Pöstler. Ich habe auf einem Hausbesuch während eines Notfalldienstes eine solche Legende angetroffen. Hr. K. lief als junger Pöstler Hunderte von Kilometern pro Jahr und trug durch unser Quartier und zu den Bauernhöfen ausserhalb der Siedlungen bis zu 30 000 Franken und mehr in der berühmten umgehängten Ledertasche. Ein Allrounder, Bankangestellter, Nachrichtendienst, Duzfreund und manchmal auch der einzige Mensch, der täglich schaute, ob die uralte Witwe B. noch am Leben war. Es stimmt schon, als Hausarzt gehörst du auch dazu, aber du bist nicht der Einzige, und das ist gut zu wissen. •
EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte seine Praxis bis vor Kurzem mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.
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Die Hebamme, der Babyschlaf und das Wissen der Eltern Was die Hebamme werdenden Eltern zum Thema Babyschlaf rät, ist auch für Grosseltern wissenswert, die zum ersten Mal ihre Enkelkinder über Nacht bei sich haben.
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eine Freundin, seit ein paar Monaten Grossmutter, fragte mich kürzlich, was ich jungen Eltern empfehle in Bezug auf den Babyschlaf. Sie werde nämlich an einem der nächsten Wochenenden das Enkelkind zum ersten Mal über Nacht hüten und habe etwas Bedenken, weil das Mädchen weder alleine einschlafen noch durchschlafen könne. Ich schmunzelte und erinnerte mich an eine der letzten Geburtsvorbereitungs-Sequenzen: Ich fragte die werdenden Eltern, ob sie sich vorstellen könnten, ein Familienbett zu haben, oder ob sie planten, ihr Kind im Kinderzimmer schlafen zu legen. Papa A meinte, das seien ja bloss zwei von vielen Möglichkeiten, er sehe nicht ein, weshalb er nicht mehr Optionen zur Auswahl haben könne. Sein Baby passe wahrscheinlich in kein bestehendes Schema. Die Grundfrage sei doch vielmehr, wie seine Familie am meisten Schlaf bekommen könne? Ich nickte überrascht und dachte, da hat sich einer aber gut vorbereitet. Wie denn ein Kind alleine schlafen lernen könne, wenn man es nicht von Anfang an daran gewöhne?, wollte Papa B wissen. Er habe keine Lust, sein Ehebett mit Kindern zu teilen. Hier und dort sehe ich ein zustimmendes Nicken. EINZELBETT ODER FAMILIENBETT? Nun holte aber Papa A aus: Das Baby sei ja noch gewohnt, körperlich eng verbunden zu schlafen, und der Mensch kein Alleinschläfer-Wesen. Erst seit wir Häuser hätten, in denen wir alle Räume heizen könnten, käme der Mensch auf die Idee, Babys von ihren Müttern weg zu platzieren. Seither hätten Säuglinge Schlafprobleme. Einsamkeit auszuhalten, dürfe kein Kinder-Training sein. Das habe er von seinen eigenen Eltern gelernt und wolle er weitergeben. «Wir wollen das Kind nicht unnötig von uns abhängig machen. Es wird zeitweise auch bei seinen
MARIANNE GRÄDEL (55) ist freischaffende Hebamme und Autorin. Gemeinsam mit ihrem Mann bietet sie einen Austausch für Grosseltern an. In ihrer Patchwork-Familie gibt es fünf Kinder und vier Enkelkinder, zwei weitere werden 2019 dazukommen. Sie lebt in Burgdorf. www.gross-eltern.ch www.mariannegraedel.ch
Grosseltern und Paten sein, damit wir auch einmal ungebunden unterwegs sein können. Aber überall wird jemand sein, der unserem Sohn eine geborgene Schlafsituation schenken wird.» Mama B wendete sich mit der Frage an mich, wie denn die heutigen Empfehlungen seien. Ich erzählte vom sicheren CoSleeping (die Kinder schlafen in unmittelbarer Nähe der Eltern oder im selben Bett) zur Vermeidung des Plötzlichen Kindstodes und verteilte eine entsprechende Information. Dazu gehört die absolute Rauchfreiheit, auch von anderen Betreuenden wie beispielsweise den Grosseltern, das Schlafen im gleichen Raum wie die Eltern im ersten Lebensjahr, möglichst im eigenen Bettchen, die Rückenlage, keine Überhitzung, das Stillen und ein Nuggi zum Schlafen, sobald das Stillen gut läuft. Ansonsten? Aufs Herz hören, den Instinkten vertrauen, sich austauschen und einander Mut machen. Man sollte gelassen und mit Freude hinter die Aufgabe gehen und sich gute Ideen weitererzählen. Als ich mit der Geschichte durch war, meinte meine Freundin, das erinnere sie an ihre eigene Zeit als Mutter. Sie sei gespannt auf das Abenteuer. Ich bin es auch. •
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~ Beratung ~ AUS DER PRAXIS
Die Lieblingsenkelin GROSSMUTTER (64) FRAGT: Ich bin Grossmutter von sieben Enkelkindern zwischen zwei und dreizehn Jahren. Ich habe alle meine Enkelkinder gerne. Aber eine Enkelin steht mir besonders nahe. Von Anfang an war ich ihr besonders zugetan, ich könnte sie als Lieblingsenkelin bezeichnen. Das mache ich natürlich nicht, sondern schäme mich heimlich dafür, dass ich nicht alle gleich gern habe. Bei meinen drei Kindern hatte ich dieses Problem nie, die hatte ich wirklich alle gleich gern. Woher kommt das?
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hr Zwiespalt zwischen besonderer Zuneigung und Scham ist gut nachvollziehbar, zumal Sie dies mit Ihren eigenen Kindern nicht erlebt haben und es sich daher nicht wirklich erklären können. Gerade das zeigt deutlich, dass manche Gefühle ein gewisses Eigenleben führen und wir sie nur beschränkt beeinflussen können – falls wir dies überhaupt möchten. Es gibt viele Gründe, weshalb wir für eines unserer Enkelkinder eine gewisse Vorliebe empfinden. Beim Erstgeborenen etwa, weil wir mit ihm zum ersten Mal überhaupt das grossmütterliche Glücksgefühl erleben. Bei einem anderen Enkelkind sehen wir vielleicht Ähnlichkeiten zu uns selbst, sodass wir uns mit seinem Verhalten, seinem Empfinden und der Art, sich auszudrücken, sehr verbunden fühlen. Oder es trifft genau der umgekehrte Fall zu: Das Kind hat Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die wir bisher an uns selbst vermisst haben, nun aber im Zusammensein mit dem Kind doch noch erkennen und entwickeln. Die wichtige Frage ist nun, wie wir mit dieser besonderen Zuneigung umgehen sollen. Aus Ihrer eigenen Lebenserfahrung wissen Sie bestimmt nur allzu gut, dass Kinder ein ausgeprägtes Empfinden für Gerechtigkeit haben. Sie wollen von den Erwachsenen, von denen sie ja in einem bestimmten Masse abhängig sind, gleich behandelt werden. Eine Lieblingsschülerin etwa zieht unweigerlich Eifersucht und Wut auf sich und beginnt nicht selten selbst zu leiden. Falls – und hier folgt die entscheidende Einschränkung – falls der Lehrer, die Lehrerin die Bevorzugung erkennen lässt
und damit die anderen SchülerInnen benachteiligt. Genau so ist es mit den eigenen Kindern und naturgemäss auch mit den Enkelkindern. Deswegen ist es sicherlich erstrebenswert, im alltäglichen Handeln gegenüber den Enkelkindern keine Unterschiede zu zeigen, damit sich keines zurückgesetzt fühlen muss. Oder als Ratschlag formuliert: Versuchen Sie, diese besondere Zuneigung zu Ihrer Enkeltochter in Ihrem Herzen zu bewahren, jedoch ohne es andere wissen oder spüren zu lassen. •
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DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin sowie Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik. Seit 1996 veröffentlicht sie zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter, drei Enkelkinder und lebt in Zürich. www.dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.
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62 Von KARIN DEHMER (Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)
LANGENTHAL 7
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~ Service ~ UNTERWEGS
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An der Langenthaler Fasnacht gehört den Kindern ein ganzer Tag. Für alle anderen Tage gibt es im oberaargauischen Städtchen Themenwege, Velotouren, einen Tierpark und vieles mehr zu entdecken. WAS WIE WO
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ASPISEE Auf der Grenze zur Gemeinde Obersteckholz im Wald gelegen. Der Weiher ist ein beliebtes Ausflugsziel. Grillstelle mit Holz vorhanden.
FASNACHT Vom 8.–13.März ist in Langenthal Fasnacht. Und der Fasnachtsmontag gehört jeweils den Kindern: Ab 13 Uhr findet der Kinder-
Ab Langenthal dauert der Spaziergang 45 Minuten.
umzug statt, anschliessend Fasnachtstreiben im Restaurant Bären bis 17 Uhr. Mit Disco, Kasperli, Schminken und vielem mehr. www.lfg.ch
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TIERPARK Hoch über Langenthal, mit alten Bäumen in einem dichten Wald gelegen. Hirsche, Esel, Wildschweine und andere Tiere leben in weitläufigen Gehegen. Sie dürfen gestreichelt und gefüttert werden. Es gibt einen Spielplatz und eine Grillstelle. Eintritt gratis. Gegen Ende der Schützenstrasse am Waldrand. www.vvl-langenthal.ch 3 STADTTHEATER Das Stadttheater bietet jeden Monat wechselnde Vorstellungen speziell für Kinder. Im März beispielsweise «Die Bremer Stadtmusikanten» und eine Streetdance-Aufführung, im April «Zwerg Nase». Kinder 20 Franken, Erwachsene 26 Franken. www.stadttheaterlangenthal.ch
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BOWLING An regnerischen Tagen eine ruhige Kugel schieben beim Bowlen. Mi–So ab 14 Uhr. Kinder 6 Franken, Erwachsene 7 Franken. Lotzwilstrasse 66. www.bowling-langenthal.ch 6
KOBOLDENPFAD Auf den Spuren von Pixie und Murkel taucht man in die Welt der Kobolde ein und erlebt an acht Spielorten kleinere oder grössere Abenteuer für alle Sinne. Das zugehörige Büchlein kann man vorher auf untenstehender Website herunterladen oder in der Filiale der «Mobiliar» abholen (Aarwangenstrasse 5) Start: Hinter dem Tierpark. www.koboldpfad.ch
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MINI FREIZEITPARK Der Mini Freizeitpark der Zirkusfamilie Gasser entstand aus dem Wunsch der Enkelkinder nach einem grossen Spielplatz. Das Resultat: Streichelzoo, Hüpfburgen, Karussell, Schiffschaukel, Ponyreiten und vieles mehr. Restaurant und Spielplatz. Die Attraktionen werden einzeln bezahlt. Achtung: Erst ab Mitte März wieder offen. Mange 7, Roggwil. www.mini-freizeitpark.ch 8
CHRAEMERHUUS Im Kulturhaus gibt es Afternoon Tea wie bei der Queen. Mit Etagèren voll mit süssem Gebäck. Tagesmenüs für Mittag- und Abendessen. Di–Do ab 11.30 Uhr, Sa/So ab 10 Uhr. Jurastrasse 12. www.chraemerhuus.ch 9
SCHLITTSCHUHHALLE Wenn die Eishalle nicht für Trainings des SC Langen thal benötigt wird, heisst es freies Eislaufen für jedermann. So–Fr ist dies jeweils ab Mttag bis circa 16 Uhr der Fall. Belegungsplan auf der Webiste beachten. Kinder 4 Franken, Erwachsene 6 Franken. www.kunsteisbahnlangenthal.ch
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10 DER LANGETE ENTLANG Die Langete fliesst vom Napfgebiet herkommend durch Langenthal und ist umsäumt von Wiesen, Wäl-
dern und sogenannten Wässermatten. Zu Fuss oder mit dem Velo kann man ihr über mehrere Kilometer folgen. 11 HOCHWACHT
Waldige Höhenwege führen zum Aussichtsturm Hochwacht. Der rund 20 Meter hohe Turm gibt einen einmaligen Rundblick über das oberaargauische und emmentalische Hügelland frei. 12 WALDGEISTER- UND
FIGURENWEG LOTZWIL Im Burgerwald von Lotzwil kann es vorkommen, dass man auf seltsame Gestalten trifft. Auf der Rundwanderung begleiten die Wanderer Skulpturen aus Baumstrünken. Waldgeister, Hänsel und Gretel und Schneewittchen sind nur ein paar von ihnen. Start: beim Bahnhof Lotzwil. www.myoberaargau.com/ de/freizeit
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~ Übernachten ~
Frutt Family Lodge
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Foto: Boris Bron
as neue 3-GenerationenHotel Frutt Family Lodge bietet den perfekten Rahmen für gemeinsame Ferientage von Kindern, Eltern und Grosseltern. Auf der auto freien Melchsee-Frutt gibt es ein breites Wintersportangebot: Skifahren, Schneeschuhlaufen, Schlitteln, Langlauf und viele Winterwanderwege. Der familienfreundliche Wellnessbereich mit Erlebnisbad, Sauna, Dampfbad und Ruheraum ist eine tolle Alternative zum Outdoor-Sportangebot. Sollte das Wetter mal überhaupt nicht mitspielen, sorgen zusätzlich Kino, Mini-Bowlingbahn, Tischfussball und vieles mehr für Abwechslung und Vergnügen. Und ungeduldige, hungrige Kinder am Esstisch gibt es ab sofort auch keine mehr: Das Restaurant wurde kürzlich um ein Selbstbedienungs-Buffet erweitert. Doppelzimmer für 2 Erwachsene und 2 Kinder ab 330 Franken pro Nacht. ~KD
~ Wandern ~
Sainte Croix
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enn im Winter das Schweizer Mittelland unter einer zähen Hochnebeldecke liegt, wird die Höhenterrasse von Sainte-Croix und Les Rasses oberhalb des Neuenburgersees zu einem begehrten Fluchtort im Waadtländer Jura. Die beiden Dörfer liegen am Südfuss des Chasseron-Höhenzugs, und bei guter Sicht reicht das Panorama vom Säntis bis zum Mont Blanc. Bereits die Anreise ist ein Erlebnis: In vielen Windungen schraubt sich die Schmalspurbahn von Yverdon in die Höhe. In Les Rasses gibt es neben Winterwanderwegen und Schneeschuhpfaden über 100 km Langlaufloipen und ein kleines Skigebiet. ~KD
Frutt Family Lodge 6068 Melchsee-Frutt 041 669 76 76 info@frutt-familylodge.ch www.frutt-familylodge.ch
Foto: Bayoue/Frutt Family Lodge
ROUTE: Start: Von Sainte Croix zu Fuss oder mit dem Bus nach Les Rasses. Von dort führt der ausgeschilderte Weg über Juraweiden zum Weiler Les Cluds. Ziel: Beim Restaurant Les Cluds befindet sich der Wendepunkt. Auf demselben Weg oder auf einer der ausgeschilderten Varianten gelangt man zurück nach Les Rasses.
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EINKEHREN/ÜBERNACHTEN Das über 120 Jahre alte «Grand Hotel Des Rasses» wurde bereits mehrfach ausgezeichnet für seine perfekte Erhaltung der verschiedenen historischen Bauzeiten. Es hat eine herrliche Aussichtsterrasse und serviert hausgemachte und authentische Waadtländer Spezialitäten. Täglich geöffnet. www.grandhotelrasses.ch
65 ~ Schlachthaustheater Bern ~
DIE FÜRCHTERLICHEN FÜNF
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Die eklige Kröte sitzt da und jammert. Sie findet sich selbst und das ganze Leben einfach fürchterlich. Ratte, Spinne und Fledermaus geht es nicht viel besser. Sie finden sich nutzlos, hässlich und ungeliebt. Ein trostloser Haufen auf einem ebenso trostlosen, schmutzigen und grauen Hinterhof. Die Hyäne, die plötzlich auftaucht, kann über diese blöde Miesepetrigkeit nur lachen: «Was zählt, sind Taten!» Gemeinsam entwickeln die fürchterlichen Fünf einen ganz besonderen Plan, der das graue Leben wieder bunt machen wird. Nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Wolf Erlbruch. ~KD
~ Agenda ~
DATEN UND TERMINE ZUM MERKEN 25.2. – Aarau
KUNST FÜR KLEINE Das Kleinkinderatelier ermöglicht Kindern, gemeinsam mit den Eltern oder Grosseltern spielerisch gestalterisch tätig zu sein. Für Kinder bis 4 Jahre. 14–16.30 Uhr. Kinder gratis, Erwachsene 10 Franken. Aargauer Kunsthaus.
www.aargauerkunsthaus.ch 27.2./27.3. – Wollishofen
Foto: © Sven Becker
EINE EIGENE APP PROGRAMMIEREN
Ab 6 Jahren. 2.3., 16 Uhr 3.3., 15 Uhr 4.3., 9.30 und 14.30 Uhr Kinder 10 Franken, Erwachsene 15 Franken. Schlachthaus Theater Bern. www.schlachthaus.ch
~ Tonhalle Maag Zürich ~
CINDERELLA In diesem Familienkonzert erzählt Sara Hildebrand das Märchen von Aschenputtel oder eben Cinderella. Unterstützt wird sie und das Tonhalle-Orchester Zürich vom Junior Ballett Zürich. Zusammen kreieren sie einen Märchenvormittag wie aus dem Bilderbuch. ~KD
Wolltest du schon immer einmal eine eigene App programmieren? Wir zeigen dir, wie das geht, und programmieren zusammen eine einfache App (Android). Kurssprache ist Deutsch, programmiert wird in Englisch. Ab 8 Jahren. 13.30–16.30 Uhr. 45 Franken. Bitte anmelden. Codillion Coding & Robots Studio.
www.codillion.com 3./6./9./10.3. – Zürich
PUPPENTHEATER Frau Bartolotti erhält ein falsch geliefertes Paket. Darin steckt Konrad, ein perfekter Junge mit makellosen Manieren, pflegeleicht und blitzgescheit. Er hat etwas Mühe, sich in Frau Bartolottis chaotischer Welt zurechtzufinden, aber trotzdem beginnen sich die beiden zu mögen. Dann erkennt die Paketfirma ihren Fehler und verlangt Konrad zurück. Mundart. Ab 6 Jahren. Div. Spielzeiten. 18 Franken. Theater Stadelhofen.
www.theater-stadelhofen.ch 3.3. – Augst
Ab 5 Jahren. Dauer: 60 Minuten. 3.3., 11.15 und 14.15 Uhr Kinder 10 Franken, Erwachsene 35 Franken. Tonhalle Maag, Zürich. www.tonhalle.ch
BASTLE EIN MOSAIK Nach einem Rundgang zu den Original-Mosaiken im Römerhaus kann man sich selber an die Arbeit wagen. Farbiger Kalkstein sowie passendes Werkzeug liegen bereit. Während die neu-
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geschaffenen Kunstwerke in ihrem Gipsbett trocknen, kann man die grossen Original-Mosaike im Keller der Curia besichtigen. Anmeldung empfohlen. Ab 6 Jahren. 13.30–16.30 Uhr. 16 Franken. Augusta Raurica.
www.augusta-raurica.ch 10.3. – Baden
HERR DACHS MACHT EIN FEST Eines Morgens wacht Herr Dachs mit einer schrecklich schlechten Laune auf. Auf seinem Morgenspaziergang vergrault er alle Waldtiere. Schliesslich lädt er dann alle zu einem Schlechte-Laune-Fest ein, um sich zu entschuldigen … Mit Live-Musik. Ab 4 Jahren. 11 und 15 Uhr. Kinder und Erwachsene 10 Franken. Familienzentrum Karussell.
www.karussell-baden.ch 16.3. – Romanshorn
MOVIE DAY Ein jährlich stattfindendes Jugendfilm-Festival. Es werden Kurzfilme von lokalen Nachwuchstalenten in zwei Kategorien gezeigt. Das Publikum hat die Möglichkeit, per SMS-Voting abzustimmen. Für Jugendliche. Von 9.30 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Kino Roxy.
www.kino-roxy.ch/roxy-spezial 23.3. – Oberwil-Lieli
FAMILIENKONZERT Mitten im hohen Norden, dem Land der Trolle und Elfen, verschwinden über Nacht alle Vögel und mit ihnen die schönen Klänge und Gesänge. Ein musikalisches Märchen nach einer Geschichte von Heidemarie Bayer. Mit Musikern des argovia philharmonic. Mundart. Ab 5 Jahren. 11 Uhr. Kinder 5 Franken, Erwachsene 25 Franken. Schulhaus Falter.
www.argoviaphil.ch/ musikvermittlung
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~ Überblick ~
Fasnacht 2019 BASEL 11.– 13.3. 12.3. Am Dienstag stehen die Kinder im Vordergrund. Kleine Grüppchen (Schyyssdräggziigli) aus älteren Kindern, die schon trommeln oder pfeifen können, ziehen zusammen mit ihren Eltern und Freunden durch die Gassen. Die Laternenausstellung hat auch am helllichten Tag ihren Reiz. In aller Ruhe können die Details betrachtet und die witzigen Spottverse gelesen werden. 11. und 13.3., jeweils ab 13.30 Uhr grosser Umzug. baslerfasnacht.ch
BERN 7.–9.3. 8.3., 14 Uhr, Kinderumzug, Start untere Zeughausgasse. 14.30 Uhr Kinderfasnacht rund ums Münster. 9.3., 14.30 Uhr, Umzug in den Gassen der Altstadt mit anschliessendem Monsterkonzert auf dem Bundesplatz. fasnacht.be
BIEL 6.– 10.3. 9.3. In Biel findet jeweils der grösste Kinderumzug der Schweiz statt. Besammlung: 13.30 Uhr Kongresshaus. Anschliessend Kinderball im Foyer des Kongresshauses. faschingszunft.ch
LIESTAL 10.– 13.3. 10.3. In Liestal startet die Fasnacht mit dem Feuerspektakel «Chienbäseumzug», 19.15 Uhr. 13.3., 13.30 Uhr Kinderumzug. www.fasnacht-liestal.ch
LUZERN 23.2.– 5.3. 23.2., ab 11 Uhr, Fasnachtsmärt, unter der Egg. 28.2.,14 Uhr, Grosser Fasnachtsumzug, Luzernerhof. 4.3., 14 Uhr, Umzug der Wey Zunft, Luzernerhof. 5.3., 14.30 Uhr Chendermonschter, Mühlenplatz. www.luzerner-fasnacht.ch
OLTEN 27.2.– 5.3. 28.2., 13 Uhr, Chinderfasnacht, Munzingerplatz. 1.3., 19 Uhr, Latärnefescht – magisch und feierlich – Ildefonsplatz. 5.3., 14 Uhr, Chinder-Narre-Party, Munzingerplatz. oltner-fasnacht.ch
SURSEE 28.2.– 5.3. 4.3., 13.30 Uhr, Familienfasnacht im Städtli. 5.3., 19 Uhr, Böögverbrennete und Uuslumpete. zunftheinivonuri.ch
ZUG 28.2.– 5.3. 28.2., ab 10 Uhr, Kreativ-Atelier: noch schnell ein Gwändli zaubern, Kinderschminken, Guggenauftritte und Risottoessen, anschliessend Konfettischlacht, Bundesplatz. 14.30 Uhr, Fasnachtsumzug, Kolinplatz. 16.30 Uhr, Chinderfasnacht auf dem Landsgemeindeplatz, mit Kinderschminken, Malwettbewerb, diversen Spielen. zugerchesslete.ch
ZÜRICH 8.3.– 11.3. 9.3.,14 Uhr, Guggen- und Unterhaltungsmusik, Schminken, diverse Spiele, Festzelt auf dem Münsterhof. 10.3., 14.30 Uhr, Carneval-Parade in der Innenstadt. zuerichcarneval.ch
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~ Service ~ UNTERWEGS
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~ Schenkzeit ~
SCHENKEN, ABER SINNVOLL Schenkzeit ist die Inspiration für überraschende und sinnvolle Geschenke für die Grosseltern-Generation. Zum Beispiel diese zwei Geschenkideen:
Römische Schätze
FOTOSHOOTING FÜR DIE FAMILIE Unvergessliche Erinnerungen in Form einer stilvollen Porträt-Col-
Die Sonderausstellung «Schätze aus Vindonissa – Werde Archäologe!» dauert bis zum 1.9.2019. Vindon Vindonissa Museum issa M U SEUMSMuseum Museumstrasse 1 T Br ug g ESTER 5200 Brugg Dienstag bis Freitag und Sonntag: 13 –17 Uhr Montag und Samstag geschlossen. Kinder 4 Franken, Erwachsene 10 Franken. www.ag.ch/de/bks/kultur/museen_schloesser
D
as Römermuseum in Brugg ist voller Gegenstände, die jahrhundertelang in der Erde lagen. Wie die Sachen ausgegraben werden, zeigt nun eine Ausstellung im Untergeschoss. Die Grabungsstelle ist so realistisch aufgebaut, dass Enkelin Lioba (7) nicht hinein wollte, weil sie sie für eine Baustelle hielt. Der Kinderparcours wird in standesgemässer Kleidung absolviert – Schutzhelme, weisse Kittel für die Restauratoren, Warnwesten für die Grabungstechniker. Und es sind Rätsel zu lösen, die am Ende einen Code freigeben. Mit dessen Hilfe werden in den oberen Stockwerken ganz besondere Ausstellungsstücke sichtbar. Lioba und Felia (5) bekamen von der freundlichen Frau an der Kasse sogar noch einen «Schatz». Spannend fanden die beiden die Werkstatt der Re stauratoren, wo Scherben von Tontöpfen richtig zusammengesetzt werden müssen. Und dann versuchten sie im 1. Stock die raffinierten Schlösser der Römer zu öffnen. Derweil staunte die Grossmutter über einen Haufen Pfirsichkerne – hier im Lager Vindonissa von den Legionären weggeworfen! Mit den Römern müssen sich die drei auf jeden Fall ausführlicher beschäftigen! • ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. www.museumstester.ch
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lage bietet dieses gemeinsame Erlebnis für alle Generationen. Während eines rund einstündigen Fotoshootings setzt ein Profi-Fotograf die Generationen in Szene. ZU ZWEIT DIE SCHWEIZ ENTDECKEN Gemeinsam unvergessliche Erinnerungen schaffen: mit der Tandem-Miete einen Tag zu zweit verbringen und neue Gegenden erkunden. Mit fünf tollen Routenvorschlägen garantiert die Tandem-Tagesmiete die perfekte Verbindung von Sport und Naturerkundung – und dies mit einem Menschen, mit dem man schon lange mehr Zeit verbringen wollte. Das Tandem kann an neun Stationen in der ganzen Schweiz gemietet und zurückgebracht werden.
Ein Artikel in Zusammenarbeit mit
Betrieben von der Stiftung Generationen-Dialog, unterstützt durch ein Netzwerk von ausgewählten Partnern www.schenkzeit.ch
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~ Service ~ BASTELN
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Quallenspass Verkleidet als zauberhafte Qualle, werden Ihre Enkelkinder aus jedem Fasnachtsumzug hervorstechen. Von KARIN DEHMER (Idee) und MARTINA MEIER (Foto)
DAS BRAUCHT’S • Transparenter oder weisser Schirm • Streifen von weissem Tüll • Streifen von Luftpolsterfolie • Bostitch
SO GEHT’S 1 Die Tüll- und Luftpolsterfoliestreifen mit Bostitch am Schirm befestigen. 2 Das Kind möglichst weiss anziehen.
Dieser Basteltipp erschien zuerst in «Schleckmäuler & Dreckspatzen», Karin Dehmer, Maria Paz Olave, Werd & Weber, 40 Franken.
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~ Service ~ STRICKEN
Schlüttli Die Idee zu diesem schönen Jäckchen stammt aus einem bald vierzigjährigen Strickheft. Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und TIBOR NAD (Foto)
Das Besondere dieses Schlüttlis ist: Es wird am linken Ärmelrand begonnen und in einem Stück gestrickt. Davon merkt das Enkelkind natürlich nichts, für sie dürfte aber besonders sein, dass es an diesem Jäckchen nur einen Knopf hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies das erste Jäckchen ist, das die Enkelin ganz alleine auf- und zumachen kann, ist deshalb gross. Wählen Sie den Knopf also mit Bedacht oder gleich zusammen mit dem Enkelkind aus.
Anleitung Schlüttli GRÖSSE Grösse 86 / 15–18 Monate
MASSE Oberweite 56 cm, Länge cirka 30 cm
MATERIAL Bambi von Sommer (100% Merino Extrafine, 225 m/50 g), 150 g = 3 kn Farbe 185 oder ein Garn mit etwa gleicher Lauflänge, z.B. Cool Wool Baby von Lana Grossa, 220 m/50 g, S tricknadeln Nr. 3.0, 1 Knopf
MUSTER I glatt re (Vorders re, Rückseite li)
MUSTER II Kraus re (Vorder- und Rücks re)
ES WIRD QUER GESTRICKT, AUSFÜHRUNG Für den li Ärmel 74 M anschl und 14 cm im Muster II str. Für das li Vorderteil und das Rückenteil beids je 60 M dazu anschl = 194 M und in folgender Mustereinteilung weiterstr: Rdm, 7 M kraus re, 52 M glatt re, 74 M kraus re, 52 M glatt re, 7 M kraus re, Rdm. Bei 23 cm ab Anschl (im kraus re gestr Teil messen) für den Ausschnitt 87 M str, 28 M abk, 79 M str Über diese 79 M für das li Vorderteil noch 3 cm in der Mustereinteilung weiter str, noch 2 cm kraus re str, M abk. Für das Rückenteil über die still gelegten 87 M in der Mustereinteilung 5 cm str, somit ist die Mitte erreicht. Das Schlüttli gegengleich beenden, dazu am Rückent nochmals 5 cm str, M stilllegen. Für das re Vorderteil 79 M anschl, 2 cm kraus re und 3 cm in der Mustereinteilung wie beim li Vordert arb. Nun die M des Rückenteils str, 28 M dazu anschl, die M des Vorderteils dazustr und über alle 194 M im Muster gegengleich beenden.
MASCHENPROBE 30 M und 38 R im Muster I = 10 x 10 cm
AUSARBEITEN Die Nähte schliessen, dabei bei den Ärmeln die unteren ca. 5 cm für den Umschlag auf der Rücks zus nähen. Beim re Vordert eine Häkel öse anbringen, Knopf am li Vordert annähen.
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~ 03/2019 ~ WETTBEWERB
Gewinnen Sie eine Digitalkamera von Olympus im Wert von 549 Franken
Tough! TG-5
Die ultimative Partnerin für wilde Abenteuer mit Ihren Enkelkindern Abenteuer verlangen eine Kamera, die leicht, klein und unverwüstlich ist. Ganz gleich, ob die TG-5 in einem mit Wasser gefluteten Kanu liegt, aus Kopfhöhe auf einen Felsblock prallt, oder man unterwegs versehentlich auf sie tritt – auf diese Kamera ist immer Verlass. Die Olympus Tough TG-5 ist ein treuer Begleiter für viele Abenteurer.
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~ Service ~ SPIELEN
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Spiele im Schnee
Von MELANIE BORTER (Text) und KARIN DEHMER (Foto)
Der Klassiker: Im frischen Pulverschnee liegen, Arme und Beine kräftig hin- und herbewegen, und schon entsteht ein Schneeengel. Es gibt aber noch viele andere Spiele im Schnee, hier einige:
SCHNITZELJAGD Bei einer Schnitzeljagd im Schnee werden die Spuren durch Zweige oder in den Schnee gekratzte Symbole gelegt. SCHNEEBALANCE Gleichgewicht vereint mit Schnelligkeit führt zum Sieg: In jeder Hand und auf dem Kopf einen Schneeball balancierend, muss eine bestimmte Strecke zurückgelegt werden. RANGIERLOK
SCHNEEMINIGOLF Die einzelnen Hindernisse werden aus Schnee und Eis geformt. Gespielt wird mit gelben Tennisbällen. Der Schläger wird aus einem Ast selbst gebastelt. GESTALTEN RATEN Ein Kind baut eine Figur oder einen Gegenstand aus Schnee und die anderen müssen raten, was es ist.
Das Kind sitzt auf einem grossen Plastiksack. Die Beine dürfen nicht den Schnee berühren. Die alte Rangierlock (also der Grossvater oder die Grossmutter) muss diesen Wagen nun ins Depot schieben. «Tschipfu, Tschipfu, halt!» SPURENFANGIS Auf einer frisch verschneiten Fläche darf jedes Kind eine Spur vorpfaden. Die Spuren sollten sich an mehreren Stellen überkreuzen. Danach wird Fangen gespielt, indem man sich nur auf den vorgespurten Pfaden nachjagen darf.
Haben auch Sie eine Spielidee? Schreiben Sie uns, am liebsten mit Foto, an redaktion@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.
~ Fingervers ~
DÄÄ GAAT UF AFRIKA, DÄÄ LUEGT EM TRUURIG NAA, DÄÄ WINKT ADEE, ADEE! DÄÄ SÄIT: UF WIDERSEE! UND DÄÄ RÜEFT: PASS UF, AM NIL HÄTTS ES GROSSES KROKODIL! Vers gesammelt von Susanne Stöcklin-Meier. Zeichnung von Jonna Westfeld (13). Sie war anlässlich des nationalen Zukunftstags zu Gast bei uns auf der Redaktion.
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Hören oder lesen ? – Beides Wie bringt man Kinder zum Lesen? – Müsste man den Zugang zu Lesestoffen so verknappen, dass es ein Abenteuer wäre, sich heimlich ein Buch zu beschaffen?
I
n Lebensberichten früherer Generationen finden sich oft Belege dafür, was Heranwachsende auf sich nahmen, um ihrer Leselust nachzugehen. Aber Buchverbote wären heute natürlich falsch, denn andere Medien sind in Griffnähe. Auch wenn Grosseltern den Eindruck haben, die Medienkonkurrenz bedränge das Eintauchen in Geschichten, sie helfen den Enkeln wenig, wenn sie die einen Medien verdammen und die andern nur loben. Übergeordnetes Ziel muss sein, die Möglichkeiten jedes Mediums zu verstehen, es nutzen zu können oder aus freien Stücken zu meiden. Das Textelesen setzt nicht nur das Kennen der Buchstaben voraus; auch ein eingespielter Leseort und eine bewährte Lesezeit stützen das Dranbleiben. Das ist wichtig, denn Lesen ist Gewohnheitssache. Ruhiges Sitzen oder Liegen ist notwendig für Lesen, Vorlesen und Zuhören. Bewusst lasse ich das Lob des Vorlesens mal auf der Seite. Ein Kind, das gewohnt ist, – etwa auf dem Boden liegend und mit geschlossenen Augen – eine Lesung ab CD zu hören oder die Hörspiele in der SRF-Sendung Zambo, dieses Kind erlebt auch den Genuss einer längeren Geschichte. Audio-Angebote bieten wie Bücherlesen das Kino im Kopf, also das, was aus dem öffentlichen Text das persönliche Erlebnis macht. Die Erfahrung, dass sich Hinhören und Mitfabulieren lohnen, ist eine gute Motivation für den anstrengenden Weg in die Bücherwelt. Und es gibt noch einen weiteren Grund für Hörproduktionen: Der Genuss rascher Dialoge erschliesst sich nur denen, die flüssig lesen. Allen andern empfehle ich etwa Ulrich Hubs Geschichten zu hören statt zu lesen. Der Autor spielt so genial mit gewitzten Ausreden und schlagfertigen Antworten, dass ich für mich zuerst stets sein Buch lese und dann erst recht noch die CD hören muss. Kinder gehen vielleicht den umgekehrten Weg. Ohnehin schlage ich vor, beim nächsten Bibliotheksbesuch ins CD-Regal für Kinder zu schauen. Warum nicht die Enkel mit einer tollen Lesung überraschen? Und dann zusammen hören und zusammen lachen. •
Ulrich Hub hat vier Kinderbücher und mehrere Theaterstücke geschrieben. Sein Toptitel ist unbestritten An der Arche um Acht, illustriert von Jörg Mühle. Fischer, 18 Franken. Ab 8 Jahren. Ungekürztes Hörbuch, gelesen vom Autor, Sauerländer Audio, 95 Minuten, 18 Franken.
HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugendliche gesammelt; als Verlagslektor, Literaturkritiker, Kursleiter und Dozent für Illustrationsgeschichte.
Wollen Sie etwas zu Ihrem Lieblingsbuch von damals wissen? Haben Sie Fragen zu heutigen Bilderbüchern? Schreiben Sie an: bilderbuch@grosseltern-magazin.ch
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~ Service ~ LESEN
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Empfehlenswert
Für grosse Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Peter Bichsel «Was wäre wenn», Kampa Verlag, 32 Franken. Seit über fünfzig Jahren schreibt Peter Bichsel in meisterhafter Kurzprosa, fast vierzig Jahre lang hat er die Welt, die Menschen und die Schweiz in seinen Zeitungskolumnen betrachtet. Im Gespräch mit Siglinde Geisel spricht Bichsel über alles, was ihn bewegt hat und noch heute bewegt. 2 Sachbuch für Erwachsene: Erling Kagge «Gehen. Weiter gehen. Eine Anleitung», Insel Verlag, 24 Franken. Der Autor, selber ein passionierter Fussgänger, zeigt auf, weshalb Gehen für das menschliche Wohlbefinden so wichtig ist: Die Gedanken beginnen zu fliessen, wir werden eins mit der Welt und der Kopf bekommt die Bodenhaftung, die er braucht. 3 Bilderbuch: Oliver Jeffers «Hier sind wir», NordSüd, 23 Franken. Jeffers hat dieses wunderbar illustrierte Buch für seinen neugeborenen Sohn gemacht, um ihm die Welt in ihrer ganzen Vielfalt zu erklären. Er legt ihm und dem Leser ans Herz: «Achte gut auf die Erde, denn es ist die einzige, die wir haben.» Das ideale Geburtsgeschenk. 4 Kinderbuch ab 10 Jahren: Martin Muser «Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften», Carlsen, 20 Franken. Finn ist zum ersten Mal alleine mit dem Zug unterwegs und da wird ihm gleich der Rucksack geklaut. Nun, ohne Billett, muss er den Zug verlassen. Zum Glück lernt er Jola kennen, die für jedes Problem eine Lösung weiss. 5 Sachbuch für Erwachsene: Melanie Mühl «Mitfühlen – Über eine wichtige Fähigkeit in unruhigen Zeiten», Hanser, 28 Franken. Wann ergreift uns Mitgefühl? Wann nicht? Und wie kommen wir von der Empathie zum Handeln? Ein inspirierendes und hochaktuelles Buch über die Grundlage unseres Zusammenlebens. Ausgewählt von Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung Doppelpunkt in Uster. www.doppelpunkt-uster.ch
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~ Marktplatz ~ EMPFEHLUNGEN UNSERER KUNDEN & PARTNER
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~ Sunstar Hotel Arosa ~
EIN TRAUM FÜR GROSS UND KLEIN DREI-GENERATIONEN-FERIEN IN AROSA ~ Heimatschutzzentrum ~
AUSSTELLUNG «FARBGESCHICHTEN» IN DER VILLA PATUMBAH Das Heimatschutzzentrum in Zürich ist ganz auf Farbe eingestellt. In der aktuellen Ausstellung lassen sich spannende und kuriose Geschichten rund um Farben und Baukultur entdecken. Die Besucher Die heissen und sonnigen Wochen des Hochsommers verbringt man am besten in den Bergen. Blauer Himmel, grüne und saftige Blumenwiesen, glückliche Kühe, kühle Bergseen und wunderbare Naturlandschaften – all das erwartet Sie auch in Arosa. Doch hier gibt es – gerade für Familien und Kinder – noch viel mehr zu entdecken. Hat sich der bekannte Ferienort im schönen Bündnerland doch in den letzten Jahren zu einem regelrechten Mekka für Junge und Junggebliebene entwickelt. Der im vergangenen Sommer eröffnete Bärenpark z.B. sucht seinesgleichen und begeistert die zahlreichen Besucher. Wer die vielen zusätzlichen Angebote wie betreutes Kinderprogramm mit der Bärenbande, Märlizug der Rhätischen Bahn, Erlebniswege wie die Bären–Safari, erkunden – vom Farbfächer geführt – die Farbstationen in der reich bemalten Villa Patumbah und tauchen ein in die Welt der kostbaren Pigmente: von Ultramarinblau über Caput Mortuum bis zum gelben Ocker. Oder sie erfahren Geschichten zur Farbigkeit von Städten wie Magdeburg (D) und Tirana (ALB). Für Kinder steht ein Rätsel-Fächer bereit, der zum Schauen, Nachdenken und Zeichnen inspiriert. Die «Farbküche» ist Schauraum und Atelier zugleich und nicht zuletzt lädt ein farbiges Rahmenprogramm Gross und Klein zum Experimentieren ein. www.heimatschutzzentrum.ch
Indoorspielplatz Bärenhöhle, Seilpark und vieles mehr nutzen möchte, muss dafür nicht einmal tief in die Tasche greifen. Denn mit der Gästekarte «Arosa all inklusiv Card» sind fast alle Angebote und sogar die Bergbahnen kostenlos. Das passende Familienhotel finden Sie im Sunstar Hotel Arosa. Nebst grosszügigen Familienzimmern bietet das Hotel einen betreuten Kinderclub, eine Indoorspielhalle, Splashtime im Hallenbad, Kinderspielplatz, Jugendspielraum, Bowlingbahn und u. v. m. Zudem profitieren beim Angebot «Ferien für 3 Generationen» die Grosseltern von besonders attraktiven Konditionen. Denn nichts ist so wertvoll wie eine gemeinsame Familienzeit. www.arosa.sunstar.ch
Die auf diesen Seiten publizierten Texte stammen von unseren Anzeigenkunden und Partnern. # 03 ~ 2019
~ Service ~ REZEPT
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ÖPFELRÖSTI Von EDITH SCHWEIZ ( Text und Rezept)
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ieses Rezept stammt ursprünglich aus dem Kochbuch meiner Mutter. Das Buch ist aus dem Jahr 1914, es
liest sich deshalb etwas antiquiert. Als Kind war im Herbst die «Öpfelrösti» fast jeden Tag unser «Zobig», trotzdem ist es mir nie verleidet. Im Gegenteil, es hatte immer zu wenig in der Pfanne. Lange Zeit geriet dieses einfache Rezept in Vergessenheit, bis meine Enkelkinder mal Das braucht’s: 3 Teller voll Brotwürfel 8–10 mittelgrosse Äpfel, ungeschält Sultaninen Zucker und Zimt 1 Prise Salz 1 Tasse Milch oder Rahm (man kann auch Süssmost nehmen) 1 eigrosses (!) Stück Butter
um ein süsses Gericht aus meiner Jugendzeit bettelten. Also ging’s ans Brotschneiden, Äpfelraffeln und so weiter und natürlich musste wie schon zu meiner Kinderzeit immer wieder probiert werden. Das Resultat fand allseits Wohlgefallen, sogar bei den Schwiegertöchtern.
So wird’s gemacht: Das mit der Flüssigkeit gefeuchtete Brot wird in Butter geröstet. In der gleichen Pfanne dünstet man mit etwas Butter die geraffelten Äpfel und die Sultaninen an und streut nach Belieben Zucker und 1 Prise Salz darüber. Nun das geröstete Brot dazu und alles gut durcheinandermengen. Das Gericht zugedeckt noch kurze Zeit auf schwachem Feuer dämpfen. Nach dem Anrichten nochmals mit etwas Zucker und Zimt bestreuen. Im Rohzustand sieht es nach sehr viel Material aus, das fällt aber während des Dämpfens stark in sich zusammen. Ausserdem gehört das Probieren zwischendurch unbedingt dazu. Resten hatten wir noch gar nie!
TIPP
Die «Öpfelrösti wird andernorts auch «Vogelheu» oder «Brotrösti» genannt. Es gibt sie auch in pikanten Varianten: Statt mit Äpfeln, Zucker und Zimt wird die Speise dann mit Speck- oder Schinkenwürfeln oder Reibkäse und Peterli zubereitet. ~MB
Schicken Sie uns das Lieblingsrezept Ihrer Enkel. Am liebsten mit einem Foto, auf dem die Enkelkinder zu sehen sind. redaktion@grosseltern-magazin.ch
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~ Service ~ RÄTSEL
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Sudoku
Kinderrätsel
Schwierigkeit: mittel
Schwierigkeit: schwer
So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.
Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Plüschtiere, die sich irgendwo in dieser Ausgabe versteckt haben. Schicken Sie uns die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.3.2019. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.
Kinderlachen
Punkt zu Punkt
Witze von Kindern für Kinder
Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.
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Von Chiara Quadraccia (11) aus Birmenstorf. Erzählt Ihr Enkelkind auch einen Witz? Schreiben Sie uns. redaktion@grosseltern-magazin.ch
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Conceptis Puzzles
Fritzli: «Mami, Mami, darf ich ins Schwimmbad? Heute wird das 3-Meter-Brett eröffnet.» Die Mutter stimmt zu. Am Abend kommt er mit einem gebrochenen Arm nach Hause. «Mami, Mami, darf ich ins Schwimmbad? Heute wird das 5-Meter-Brett eröffnet», fragt er am nächsten Tag. Die Mutter stimmt zu. Am Abend kommt er mit einem gebrochenen Bein nach Hause. Am nächsten Tag fragt er: «Mami, Mami, darf ich ins Schwimmbad? Heute wird das Wasser eingelassen.»
05010000543
Die Lösungen der Rätsel schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch # 03 ~ 2019
~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL
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Gelenkshow?
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Derm innen Sie ein EAU T Absolu SE H T von im W ERMALE ert vo n 200 AVÈNE F ranke n.
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waagrecht 5 Was Blutsverwandte zusammenhält. 13 Auch Bredouillen oder Bedrängnisse. 15 …tament. 17 Das Flirten der Vögel. 19 Wunschzustand auch für Grosseltern. 20 Ungefähr in ganzer Länge. 21 English gemein. 22 Biblischer Riesenbesieger. 24 Diese Tour ist anstrengend. 25 So darf das Curlingeis nicht sein. 27 Wehe, wenn es dräut. 28 Vorbehaltsäusserung. 29 Einst Persien. 30 Hierzulande mit T ein Animälchen, mit N ein Orgänchen, mit B ein Getränklein. 31 Dieses Training betrifft nicht die Muskeln. 32 Ines durcheinander. 33 Kopflos ist das Verbrechen eine Auszeichnung. 35 Macht den Philosophen zu seinem Fach. 36 Dem Einglas fehlt das zweite O. 38 Der schwarze … bei Meinrad Inglin, Geschwister ... bei Robert Walser. 40 Im Doppel motorisierte Rikscha. 41 Wenn vieles zusammenkommt. 42 Palindromisches in der Schmiede.
senkrecht 1 Auch im Doppel nur Geschwätz. 2 Wenn der Lack und die Aura weg sind. 3 Macht Her zum Po. 4 Winde oder 20 in Bellinzona. 6 Auch SeniorInnen können ihm verfallen. 7 Sammelobjekte von Wilhelm und Jacob G. 8 Macht den Prof zur Seitenansicht. 9 Schnellgang wäre mit W das Gegenteil. 10 Der zweite Teil der Schwedischen Popgruppe. 11 Wer seine Meinung nie …, ist stur. 12 Götter in Rom. 14 Nicht Mütterchen, sondern Autor der italienischen Nationalhymne. 16 Die für Papier und Textil sollte man nicht verwechseln. 17 Mehrschiffiges Kirchengebäude, ursprünglich Königshalle. 18 Liegt jenseits von Glarus. 19 Unteregger, Schär oder Molina. 23 Kein schöner Raum in der mittelalterlichen Burg. 26 Ort im Wallis aus Staren. 28 Schuberts bevorzugte Tonart (ein Wort). 33 Macht den Dung zur Nachricht. 34 Beginn des Brexitanwärters. 37 Was ehedem in Ordnung bedeutete. 39 Macht den Ster zu Brutstätten.
Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.3.2019. Die Lösung des Dezember-Rätsels finden Sie auf Seite 81. # 03 ~ 2019
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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF
Pistenfreuden
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~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU
Vorschau #04/2019
Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch
46. Ausgabe 03/2019 Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr Auflage 15 000 Exemplare Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch
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Erscheint am 29.3.2019
Verleger DOMINIK ACHERMANN –DA Redaktion MELANIE BORTER –MB Chefredaktorin +41 56 558 91 77 melanie.borter@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch MARTINA FIERZ –MF Redaktorin martina.fierz@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Sybille Bayard Walpen, Oliver Bono, Christa Camponovo, Marianne Grädel, Gabriele Grossenbacher, Hans ten Doornkaat, Marlis Friedrich Baumgartner, Monika Fischer, Beat Gloor, Ilona Herzog, François Höpflinger, Andrea Kalt, Barbara Maurer, Edy Riesen, Antje Rittermann, Susann Rittermann, Kristina Reiss, Eveline Rutz, Edith Schweizer, Dagmar Schifferli, Beatrice Schilling, Aline Steiger, Philippe Wampfler, Eli Wilhelm, Eva Zoller Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Matthias Luggen, Tibor Nad, Martina Meier Illustrationen Irene Meier, Joël Roth, Marie-Anne Spross Korrektorat Michael Achermann, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch
BASTELN FÜR OSTERN Mit Fundstücken aus der Natur – und aus Grosspapis Werkzeugkiste – entsteht ein hübsches Osternest. DOSSIER DEMENZ Woher kommt die Krankheit? Welche Strategien wenden Betroffene an, um ihre Vergesslichkeit zu kaschieren? Was können Angehörige tun und welche Angebote gibt es?
FERIEN IM BAUDENKMAL Den Ferienhäusern der Stiftung «Ferien im Baudenkmal» liegen jahrhundertealte Familiengeschichten zugrunde. Wir erzählen eine davon.
~ #02/2019 ~
DES RÄTSELS LÖSUNG waagrecht 5 Vereinsmitglieder 13 Mittagspausen 16 Umbauen 17 Globus 19 Metall 21 Bloed 23 Urs 24 Susi 26 Piepsen 27 Ost 29 Wespen 32 Ldo 33 Anita 34 Beine 35 Det 36 Braten 37 Arbeiter 38 Algier 41 Eilst 42 Tamar 44 Riga 45 Ice 47 Cocco 49 Uao 50 Ge 51 Wahrhaft 52 Fune
Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch
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senkrecht Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und Content-Partnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig und eine Bereicherung. So können wir professionell und unabhängig Inhalte erarbeiten. Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.
# 03 ~ 2019
1 Gemüsebrei 2 Ietba 3 Also 4 Venus 6 Rim 7 Italienisch 8 Msn 9 Ippopotamo 10 Tagesablauf 11 Gulden 12 Ie 14 Aul 15 Gebildet 18 Brotteige 20 Tu 22 Leder 23 Unia 25 Casinobesucher 28 Saerge 30 Sebi 31 Netto 39 Grau 40 Iron 43 Act 46 Ch 48 CF
Lösungswort Vetternwirtschaft
~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT
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Qual der Wahl – in kleinen wie in grossen Dingen
Unsere Gesellschaft gilt als «Multioptions-Gesellschaft». Tatsächlich haben wir mehr Auswahlmöglichkeiten denn je (und mehr als wir eigentlich brauchen). Grosse Einkaufszentren bieten eine Unzahl an Brotsorten, Käsearten und Joghurts in allen Geschmacksverwirrungen an. Wer mit Enkelkindern einkaufen geht, muss sie an unzähligen Regalen mit Süssigkeiten vorbeilotsen. Spielwarenabteilungen sind voll mit teuren,
sich in den letzten Jahrzehnten aber inhaltsleeren Spielsachen. enorm erhöht (wobei allerdings Sie überfordern die Kinder und gleichzeitig immer unklarer überlasten das Portemonnaie der wird, welcher Beruf in zwanzig Grosseltern. Mir sind namentlich FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) Jahren überhaupt noch existiert). grosse Kleider- und Schuhläden ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Altersund Glücklicherweise gibt es in der ein Gräuel: Es gibt alles in verGenerationenfragen tätig. Nebst Schweiz eine gut ausgebaute schiedenen modischen Formen seinen wissenschaftlichen Arbeiten Berufsberatung, und Schnupperund Farben, nur nicht das, was schrieb der Soziologieprofessor lehren helfen ebenfalls, berufman eigentlich benötigt. auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist liche Perspektiven auszuloten. Als Gegenreaktion auf die überverheiratet, hat zwei Kinder und Hilfreich ist dabei, dass heute vollen Einkaufszentren – die in vier Enkelkinder. der Erstberuf oftmals nicht der ihrem Sortimentsaufbau ebenso letzte Beruf ist. Allerdings exisunübersichtlich und chaotisch tiert weiterhin eine bedeutsame sind wie die aktuelle amerikanische Regierung – wählen immer mehr junge Mütter, Lücke in der Beratung, passende Freizeitaktivitäten gestresste Berufsleute und ältere Menschen kleinere auszuwählen. Bei Vorträgen zur Vorbereitung auf Läden mit beschränkter Auswahl und einem Sorti- die Pensionierung werde ich immer wieder damit konfrontiert, wie Menschen von den enormen ment, das nicht ständig den Ort wechselt. Auch bei grösseren, lebensbestimmenden Fragen Wahlmöglichkeiten nach dem Berufsleben überforhaben sich die Wahlmöglichkeiten erweitert. Un- dert sind. Die vorhandenen Angebote für Senioren ser ältester Enkelsohn kommt allmählich in ein füllen Bücher und Webseiten. Allein schon die VielAlter, in dem eine Berufswahl bedeutsam wird. Die falt an freiwilligen Aktivitäten ist enorm. In einigen Zahl an Berufen wie auch an Studienfächern hat Städten hat man erkannt, dass hier Unterstützung dringend notwendig ist. Entsprechend wurden Beratungsstellen für Freiwillige (etwa www.benevol.ch) eingerichtet, wo sich interessierte Frauen und Männer individuell über Aktivitäten neben oder nach dem Beruf informieren können. Wie auch immer: Es wird möglicherweise Zeit, das Prinzip «Weniger ist mehr» wieder aufzuwerten – und dies gilt für alle Generationen gleichermassen. •
# 03 ~ 2019
KU IM FO
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UM DIESEN POKAL ZU SEHEN, MUSS MAN ES INS WM-FINALE SCHAFFEN – ODER NACH ZÜRICH.
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