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Editorial
Der Weg zu zweit ist halb so weit
In jedem Blauring- und Jungwachtsommerlager, in welchem ich als Kind und später als Leiterin teilnahm, gab es eine Dreitageswanderung. Übernachtet haben wir jeweils im Freien, bei Regen in einem Heuschopf oder verlassenen Stall. Ich glaube, es hat auf diesen Wanderungen sehr oft geregnet. Es war alles einfach immer irgendwie nass oder zumindest feucht. Den Geruch vom Schopf und das Gefühl im Schlafsack auf Holz und Stroh irgendwo im Nirgendwo zu liegen, hab ich noch genau in Erinnerung.
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Als ich für unsere Bildergeschichte (ab Seite 40) mit Familie Hunziker auf dem Demetererlebnishof Tüfi in Adliswil im Stroh übernachtet habe, war das auch ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit. Wir haben draussen am Feuer Znacht gegessen, sind im Schein der Taschenlampe zum Zähneputzen gegangen und schliesslich in unseren Schlafsäcken zu Kindergekicher, Strohgeraschel und Froschquaken eingeschlafen. Am sehr frühen Morgen dann diese vertraute Gefühlsmischung von leicht gerädert und trotzdem zufrieden zu sein, im Pulli draussen, mit einem warmen Kaffee in der Hand und der Sonne beim Aufgehen zuzuschauen. Denn im Unterschied zu den Dreitageswanderungen hatten wir auf dem Tüfihof schönes Wetter. Was die Bildergeschichte noch bilderbuchhafter macht. Um gemeinsam verbrachte Zeit geht es auch in unserem Dossier zum Thema Freundschaft. Will man Freunde werden und bleiben, sei es in jedem Alter wichtig, genug Zeit miteinander zu verbringen, schreibt meine Kollegin Karin Dehmer. Sie hat mit Experten gesprochen, Zahlen recherchiert und beste Freunde zu Wort kommen lassen. Lesen Sie mehr ab Seite 48.
Gleich drei meiner engsten Freundschaften entstammen übrigens meiner Blauringzeit. Als Kinder zusammen mit Rucksäcken wandern, die grösser sind als man selber, und sich dabei Geschichten erzählen, sich bei Heimweh trösten, Schmiere stehen beim «Bisle» hinter dem Baum, aus einem Topf körniges Fertigtomatenrisotto löffeln und bei einer Platzwunde nicht die Nerven verlieren – das alles verbindet. •
GERALDINE CAPAUL (42), Chefredaktorin, schläft heute am liebsten in einem richtigen Bett. Aber so ganz ab und zu die Komfortzone zu verlassen, tut gut. geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch