Grosseltern-Magazin 04/2020

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MAGAZIN

Grosseltern

# 04 / 2020

# 04 / 2020 grosseltern-magazin.ch

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Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Altersarmut

Ferien hoch drei

Wenn man im Alter auf jeden Rappen schauen muss: Zwei Frauen erzählen. (S. 30)

Viel Spass, wenig Konflikte: So gelingen Generationenferien. (S. 24)

Geboren im Tanzsaal Bildstarker Film einer Enkelin über ihre Grossmutter aus Helvetia, USA. (S. 38)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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1. Tag Zürich/St. Margrethen–Passau Individuelle Anreise. Busfahrt, Einschiffung und «Leinen los!». 2. Tag Melk–Wien Ausflug(1) zum barocken, heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Benediktinerkloster Stift Melk. Weiterfahrt nach Wien. Nach dem Abendessen Zeit für ind. Besichtigungen. 3. Tag Wien Rundfahrt/-gang(1) durch die Kaiserstadt. Ausflug(2) zum Schloss Schönbrunn. 4. Tag Budapest Rundfahrt/-gang(1) und Spaziergang(2) durch die Hauptstadt Ungarns. Fahrten mit Bahn und Panoramastrassenbahn. Besuch Markthalle und St. Stephan Basilika. Lichterrundfahrt(2). 5. Tag Budapest–Esztergom Ausflug(1) in die Puszta mit Vorführung traditioneller Reitkunst. 6. Tag Bratislava Rundfahrt/-gang(1) und Fahrt zur Burg. Rundgang durch die Altstadt mit bekanntem St. Martinsdom. Bierprobe(2) in der Altstadt. 7. Tag Dürnstein Rundgang(1) mit Weinprobe. Gemütliche Schifffahrt durch die einmalige Wachau. 8. Tag Passau–St. Margrethen/Zürich Ausschiffung, Busrückfahrt und individuelle Heimreise.

1. Tag Zürich/St. Margrethen–Passau Individuelle Anreise. Busfahrt, Einschiffung und «Leinen los!». 2. Tag Wien Rundfahrt/-gang(1) Kaiserstadt. 3. Tag Puszta Ausflug(1) mit Reitvorführung. 4. Tag Belgrad Rundfahrt/-gang(1) mit Festung. 5. Tag Flusstag Schifffahrt «Eisernes Tor». 6. Tag Bukarest Ausflug(1) «Paris des Ostens» . 7. Tag Donaudelta Rundfahrt(1) mit Ausflugsbooten oder Delta intensiv(3) mit Schnellbooten. 8. Tag Rousse Besuch des Höhlenklosters Basarbowski(1) ausserhalb der Stadt und interessante Rundfahrt/-gang (1) durch Rousse. 9. Tag Flusstag Passage des «Eisernen Tores». 10. Tag Belgrad–Novi Sad Ausflug(1) Novi Sad mit Kloster Krusedol und Wehranlage Petrovaradin. 11. Tag Mohács Ausflug(1) ins mediterrane Pécs. 12. Tag Budapest Rundfahrt/-gang(1), freie Zeit. 13. Tag Bratislava Rundfahrt/-gang(1) mit Fahrt zur imposanten Burg und Aussicht auf die Donau. 14. Tag Weissenkirchen Ausflug(1) zum Stift Melk. 15. Tag Passau–St. Margrethen/Zürich Ausschiffung, Busrückfahrt und individuelle Heimreise.

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~ Magazin ~ EDITORIAL

Après-Ski

M

eine drei Kinder lernten alle mit drei Jahren Ski fahren. Das bedeutete, eine Woche pro Jahr und je nach Alter der Kinder, mehrfach beim Kleiderschichten- und SkischuheAnziehen helfen, grosses und kleines ­Ski­equipment an den Rucksack schnallen, auf den Schlitten binden oder unter die Arme klemmen. Schweiss­ausbrüche, Schnuddernasen und «scho wieder go ­ isle». Mit den Kindern zwischen den Beib nen aus dem Lift fallen und schliesslich in ungesunder Beugehaltung den Hang herunter­stemmen. Kurz: Ich war ganz schön blöd. Mit fünf oder sechs Jahren ­hätten sich die Kinder nämlich selbstständig anziehen und ihre Skis eine kurze Strecke selber tragen können. Sie hätten Kraft gehabt, das Liftfahren allein zu lernen und Rückenweh am Abend hätte eine Skilehrerin oder ein Skilehrer gehabt. Weshalb ich mir den Zirkus trotzdem angetan habe? Weil die Rahmenbedingungen verlockend waren: Meine Eltern waren pensioniert, sie haben eine Wohnung in den Bergen, sie boten an, mit uns Ferien zu machen. Ich konnte also jeweils mit den Älteren auf die Piste, während die Grosseltern zu den Jüngeren schauten. Der Skifahr-Teil war denn auch das Anstrengendste in dieser jährlichen Winterwoche. Meine Eltern steckten die Kinder am Abend in die Badewanne, sie spielten mit ihnen, übernahmen die Menüplanung, das Einkaufen, das Kochen. Dank ihnen schaffte ich die eine oder andere kinderfreie Pistenfahrt, hatte im Bad meine Ruhe

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und kam manchmal sogar zum Zeitunglesen. Hört sich das jetzt an, als hätten meine Eltern nicht mit drei Kindern und deren Mutter Ferien gemacht, sondern mit vier Kindern? Das war tatsächlich so. Ich genoss jede Minute. Und ich übertreibe natürlich ein wenig. Selbstverständlich verbrachten die Grosseltern auch Zeit auf Loipe und Piste ohne ihre Enkelkinder und ab und zu habe auch ich mal abgewaschen und saubergemacht. Denn wie Sie im Beitrag ab Seite 24 lesen, gelingen Ferien mit drei Generationen nur, wenn alle auf ihre Kosten kommen, wenn im Voraus über Erwartungen gesprochen wird. Besonders was Aktivitäten und gemeinsame Mahlzeiten betrifft, braucht es Kompromissbereitschaft von beiden Seiten. Meine Kollegin Geraldine Capaul hat mit Familienmitgliedern gesprochen, die regelmässig gemeinsam verreisen. Während für die Erwachsenen neben allen positiven Aspekten das Aushandeln von Tagesprogrammen, Menüwahl oder Rückzugszeiten Themen sind, ist für die Kinder eines klar: Ferienbedingte Rundumbetreuung durch ihre Lieblingserwachsenen finden sie einfach nur rundum super. Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre. •

KARIN DEHMER findet, Ferien mit drei Generationen sind nur etwas für Menschen, die sich klar abgrenzen können und es nicht immer allen recht machen wollen. karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch


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INHALT # 04 / 2020

«Born in a Ballroom» ...

... ist ein Film von Clara Lehmann über ihre Oma E ­ leanor ­Fahrner Mailloux (Foto) und die ­gemeinsame Heimat Helvetia. (S. 38)

Ferien hoch drei

Immer mehr Hotels und Reiseveranstalter bieten Vergünstigungen für Familien an, die mit drei Generationen unterwegs sind. Wie man den Spassfaktor für alle Beteiligten hoch und die Konfliktrate niedrig hält, erzählen eine Enkelin, eine Tochter und ein Grossvater. (S. 24)

Postpartale Depression

Bloggerin und Comedienne Yonni Moreno Meyer («Pony M.») ­ erlitt nach der Geburt ihres Sohnes eine postpartale D ­ epression. Im Interview spricht sie offen über ihre Erfahrung und wie sie zurück in den Alltag gefunden hat. (S. 48)

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Cover Margret Sohn mit ihrem Enkel János in den gemeinsamen Ferien Foto: Tibor Nad


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

5 MUSE UMST ES Se ite 64

Magazin

3 4 6

24

Editorial Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Meine Grosseltern

30

Herzchirurg Thierry Carrel

spielt im selben Blasorchester wie früher sein Grossvater.

9 Kinderfrage

Gibt es Gott?

10 Aline (17) erzählt Aline würde es begrüssen, wenn Jugendliche auf Social Media auch mal tiefstapeln. 18

20

Freiwilliges Engagement Yolanda Fisch kocht epochen- gerechte Gerichte im Museum. Schweizer Kinder- und ­ Jugendbuchpreis

Serie: Altersarmut Zwei Porträts über Frauen, die in der dritten Lebens­ phase keinen Rappen zu viel haben.

36

Heute schon Vitamine geschluckt?

Nahrungsergänzungsmittel sind nicht immer nötig.

38

Ein Leben in Helvetia

«Born in a Ballroom» ist die filmische Liebeserklärung einer Enkelin an ihre aussergewöhnliche Grossmutter, die in einem Tanzsaal zur Welt kam.

21 Leserbriefe

48

«Noch sind da sehr viele Stigmata in den Köpfen»

Rund 15 Prozent aller Mütter erleiden nach der Geburt eine postpartale Depression. Wie ihnen geholfen werden kann.

Anderswo: Laos Grossmutter Khambang legt Wert darauf, dass ihre Enkel Respekt zeigen gegenüber älteren Generationen.

60 Unterwegs Lenzburg 60 Kreuz und quer über die Maggia 62 63 Agenda 64 Aargauer Kunsthaus

66 Basteln Fotohalter

68 Stricken 73 Kochen

47

58 59

Aus der Praxis Hausarzt Edy Riesen Hebamme Marianne Grädel Psychologin Dagmar Schifferli

Frühlingspulli

Die Shortlist des ersten Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreises.

22

Service

Ich pack in meinen Koffer: 56 Oma und Opa 56 So gelingen die Generationen- Ferien.

TER

T ÄHLben ERs dZem Läehrigen

GrossmütterRevolution Grossvater kann das auch!

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Elsbeths Apfel-Brot-Auflauf 74 Lesen 74 Hans ten Doornkaat: Bücher für Seilbahn-Fans 75 Buchtipps

76 Gemeinsam 76

Zeichnen: Katze

77

Spielen: Stempel aus Schwamm

82

Das Schlusswort Von François Höpflinger 65 Wettbewerb 72 Kurs: Grosi (Grospapi) machts besser 78 Rätsel / Kinderwitz 80 Cartoon 81 Impressum / Vorschau

GRO Ku r s MACSI (GRO HTS SPA PI) Seite BESS ER 72

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~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Dienstags

beim Grossvater Eine Familie mit Stil: Thierry Carrel bei seiner Taufe, mit der Tante aus dem Elsass und dem Grossvater. Mit den Grosseltern und der Schwester (rechts) und mit dem Grossvater und dem Vater.

Foto: © Christian Scholz (1)

6

THIERRY CARREL (59) ist ein führender Schweizer Herzchirurg. Seit 1999 ist er Direktor der Klinik für Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital in Bern. In den vergangenen 30 Jahren führte er rund 12 000 Eingriffe als Operateur, Lehrer oder Assistent durch.

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Herzspezialist Thierry Carrel war zwar noch ein Kind, als seine Grosseltern starben. Aber es ist ihm einiges in ­Erinnerung geblieben. Etwa dieser eine Satz, den der Grossvater zu ihm gesagt hat: «Ich hoffe, dass diese Hände mal ­etwas Gescheites machen werden.» Von VIVIANE SCHWIZER (aufgezeichnet)

G

erne erinnere ich mich an meine Grosseltern: Der Vater meines Vaters war Unternehmer, hatte eine

kleine Wasserfabrik in Genf, wo er Siphonwasser, sogenanntes «Sprudelwasser», herstellte. Später war er Vertreter für Getränke. Er fuhr durch die Kantone Genf und Waadt, um seine Produkte zu verkaufen und auszuliefern, zuerst mit Pferden, dann mit einem Auto, was damals ein absoluter Luxus war. Er soll sehr tüchtig und erfolgreich gewesen sein. Meine Grossmutter stammte aus Gersau. Meinen Grossvater lernte sie kennen, als sie fürs «französische Jahr» nach Genf kam. Nach der Heirat eröffneten die beiden verschiedene Restaurants. Das passte gut, da Grossmutter die damalige Hotelfachschule in Luzern absolviert hatte. Sie führten bis kurz vor der Pensionierung verschiedene Betriebe, vorwiegend in der Region Genf und in Nyon. Mein Grossvater legte grossen Wert auf Stil bei seiner Kleidung. Er sah immer sehr gut aus, mit Krawatte, weissem Hemd und Anzug. FERIEN AM VIERWALDSTÄTTERSEE Als ich geboren wurde, wohnten meine Eltern und die Grosseltern in Fribourg. Als ich noch ein Kleinkind war, also vor Beginn des Kindergartens, kam mein Grossvater jeden Dienstag zu uns und holte mich ab. Wir gingen in die Stadt, auf den Spielplatz und nicht selten auf den Viehmarkt, der damals ziemlich im Stadtzentrum stattfand. Vor dem Mittagessen bei uns zu Hause erzählte mir Grossvater jeweils eine Geschichte aus einem Buch. Ich weiss noch genau, dass ich dann auf seinem Schoss sitzen durfte. Einmal nahm er meine Hände in seine und sagte: «Ich hoffe, dass diese Hände mal etwas Gescheites machen werden». Dieser Satz ist mir in prägender Erinnerung geblieben. Leider ist mein Grossvater schon früh verstorben. Meine Grossmutter verbrachte darum den Sommer wieder in Gersau bei ihren Verwandten, wo wir sie besuchten. Wir unternahmen Ausflüge auf dem Schiff und in die Berge und besuchten Verwandte. Die Feiern am 1. August waren schön: Mir gefielen die​

Alphornbläser und Fahnenschwinger. Es gab auch Konzerte und Theatervorstellungen im Kurpark. Diese waren ziemlich altmodisch, aber herzig; diese nostalgische Zeit vermisse ich heute ein wenig. Ein Erlebnis war für mich weiter nachhaltig: Wir waren auf einer Schifffahrt auf dem Vierwaldstättersee, als ein sehr heftiges Gewitter mit Hagel aufzog. Die Hagelkörner flogen in die Pfeife des Dampfschiffes «Stadt Luzern», sodass der Kapitän vor der Ankunft an der jeweiligen Schiffländestation nicht mehr «hupen» konnte. Ich sehe heute noch ganz genau vor mir, wie die Hagelkörner aus der Pfeife herausgespickt wurden. MUSIKALISCHES VERMÄCHTNIS Ich bedaure, dass ich meine Grosseltern mütterlicherseits nicht kennenlernte. Meine Grossmutter starb schon bei der Geburt meiner Mutter. Ihr Vater starb, als sie 12-jährig war. Er war Auto­mechaniker und führte reiche Familien vom Elsass an die Côte d’Azur, um sein Gehalt aufzubessern. Ich weiss auch noch, wie die Grosseltern väterlicherseits gebrechlich wurden. Beim Grossvater war ich sogar am Sterbebett. Er bestellte uns zu sich nach Hause, war geschwächt und bettlägerig. Er spielte ein Stück Musik, packte dann seine Trompete ins Etui und übergab mir sein Instrument mit dem Satz: er hoffe, dass ich dieses Instrument einmal spielen oder zumindest seine Leidenschaft für die Musik weitertragen würde. Ich bin stolz, dass ich heute im gleichen Blasorchester spiele, in dem er zu Beginn der 50er-Jahre in Fribourg mitmachte. Aus einer einfachen Fanfare ist es heute zu einem der besten Blas­ orchester in der Höchstklasse geworden. Nach dem Tod der Grosseltern kam der Pfarrer nach Hause und wir beteten am Sarg alle zusammen den Rosenkranz. Vor der Beerdigung auf dem Friedhof folgte ein langer Gottesdienst in der Kirche, der lateinisch gesungen wurde. Der Tod meiner Grosseltern relativierte meine Überzeugung, dass ihnen nie etwas passieren würde, weil sie zwar alt, aber lebenserfahren waren. MEHR ZEIT HABEN

Ich möchte es auch gerne erleben, Grossvater zu sein. Mit grösster Wahrscheinlichkeit werde ich dann aus dem beruflichen Leben ausgeschieden sein. Ich werde mir viel Zeit für diese wunderbare Aufgabe reservieren. Als meine Tochter zur Welt kam und während ihrer ersten Lebensjahre hatte ich im Vergleich zur heutigen Generation der jüngeren Mediziner leider fast keine Zeit für sie. Ich arbeitete durchschnittlich 90 bis 100 Stunden pro Woche – anders war es damals nicht möglich. Wenn ich zu Hause ankam, war ich oft komplett erschöpft. Ich habe trotzdem Schönes mit meiner Tochter erlebt, aber auch einiges verpasst. Ich freue mich darum, wenn es so weit sein wird, die Fortschritte meiner Enkelkinder zu verfolgen. Und wenn ich ihnen einen Hauch meiner Lebensphilosophie weitergeben kann, umso schöner. • # 04 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Von RUDOLF HUG (Text und Bild)

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

I

CLOWNS DES NORDENS

ch nutze die regenfreie Tageszeit im hohen Norden der Shetlandinseln, um im Naturreservat Hermaness die Klippen in Angriff zu nehmen. Neunzig Minuten dauert der steile Aufstieg mit der schweren Fotoausrüstung. Und ich muss mehrmals hin. Mein Ziel: die Papageitaucher. Nicht irgendein Vogel soll es sein,

sondern ein Exemplar mit dem Schnabel voller Fische. Die Papageitaucher fangen sie nicht auf einmal, son-

dern haben einen besonderen Schnabel mit kleinen Widerhaken. Die raue Zunge drückt die Fische gegen die Widerhaken, während der Schnabel sich erneut öffnet, um noch mehr Fische zu fangen. Die possierlichen Vögel leben während der Brutzeit an steilen Küstenhängen der nordatlantischen Inseln und im westlichen Nordpolarmeer. Sie brüten in Höhlen oder Felsritzen und nutzen manchmal auch alte Kaninchenhöhlen. • Bücher und Infos rudolf-hug.ch

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

Mammeli Unsere 2-jährige Enkelin nennt uns Mammeli und Pappeli. Eigentlich haben wir Grossmama und Grosspapa vorgeschlagen. Von Ursula Perrelet per E-Mail. Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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9 ~ Kinderfrage ~

GIBT ES

?

GOTT

Wenn ein Kind so fragt, hat es bestimmt etwas erlebt, das Zweifel aufkommen liess. Deshalb wäre die Rückfrage «Wie kommst du auf die Frage?» sicherlich meine erste Reaktion. Danach möchte ich verstehen, welche Gottesvorstellungen das Kind hat: Vielleicht hat es den «lieben Gott» um etwas gebeten, das ihm versagt blieb? Vielleicht wurde ihm gesagt, dass es im Dunkeln keine Angst zu haben brauche, weil Gott es ja beschütze? Oder hat es sich angesichts der Passionsgeschichte gefragt, weshalb Gott zugelassen habe, dass Jesus gekreuzigt wurde? Als junge Lehrerin wollte ich einst mit einer fünften Klasse über Engel philosophieren. «Engel gibt es gar nicht», rief da ein vorwitziger Bub gleich aus. Er habe jedenfalls noch nie einen gesehen. «Aber an Gott glaubst du?», fragte ich ihn daraufhin. Er erwiderte ganz keck: «Natürlich!» «Und hast du ihn denn schon einmal gesehen?» Jetzt sah er mich verblüfft an und verneinte. Er war alt genug, um seinen Fehlschluss zu erkennen: Dass wir Gott oder die Engel nicht sehen können, ist noch lange kein Beweis dafür, dass es sie nicht gibt. Aber gibt es denn einen schlüssigen Beweis für die Existenz Gottes? Schon seit der Antike haben Philosophen und Theologen versucht, einen solchen zu finden. René Descartes (1596–1650) glaubte einst, einen gefunden zu haben, Immanuel Kant (1724–1804) verneinte jegliche Möglichkeit eines logischen Gottesbeweises. Der Existenzphilosoph Karl Jaspers (1883–1969) schrieb «Dass Gott ist, ist genug». Um auf unsere Kinderfrage zurückzukommen: Die redlichste Antwort, die auch ein nicht konfessionell glaubender Mensch darauf geben kann, ist: «Es kommt sehr darauf an, was du damit meinst, wenn du ‹Gott› sagst …» Wer in einer bestimmten Religion beheimatet ist, darf jetzt natürlich sein eigens Gottesbild einbringen. Das Kind aber sollte auf jeden Fall Gelegenheit bekommen, sich an eine eigene (vorläufige) Vorstellung heranzutasten. Mir selber hat der «Gottesbeweis» des Anselm von Canterbury (1033–1109) dabei besonders geholfen. Er schrieb in seinem Werk Proslogion (1077/78), Gott sei «etwas, über dem nichts Grösseres gedacht werden kann». Ein passendes Buch zum Thema mit zarten Illustrationen wäre: «Wie sehe ich aus?, fragte Gott», Rafik Schami, Sandra Beer, Edition chrismon. Zurzeit nur als E-Book und antiquarisch erhältlich.

Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern entdeckt und in der Schweiz in Büchern und auf kinderphilosophie.ch publik gemacht. Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Ihr aktueller Elternratgeber heisst «Selber denken macht schlau – Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen» und ist bei Zytglogge erschienen. Gerne nimmt sie auch Ihre Kinder­fragen entgegen: redaktion@grosseltern-magazin.ch

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Museum für 10 Kommunikation 

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

~ Aline ~

EINMAL TIEFSTAPELN BITTE!

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n au s -Jä hrige einer 17

Aline (17) macht sich Gedanken über Ideale, die gar nicht existieren, und fordert mehr Authenti-

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zität auf Social Media.

SCHWEINEHUNDE UND SPIELVERDERBER Die Ausstellung über Hemmungen 15.11.19 – 19.7.20 Museum für Kommunikation Helvetiastrasse 16, 3000 Bern 6 Dienstag – Sonntag, 10 – 17 Uhr, www.mfk.ch

Im Jugendalter vergleicht man sich, meiner Meinung nach, am meisten. Als Kind kümmert man sich häufig nicht um sein Image oder zweifelt an sich. Als Erwachsene hingegen kann man auf eine gewisse Zeitspanne zurückblicken, in der man Selbstsicherheit aufbauen konnte. Im jugendlichen Alter aber steht man völlig dazwischen … Plötzlich ist man kein Kind mehr und die Immunität der früheren Unbeschwertheit fällt weg. Ausserdem hat man, nicht wie eine Erwachsene, jahrelang Erfahrungen mit sich selbst und seinen Gedanken gesammelt. Ich bin zum einen froh darüber, dass ich erst im Teenageralter und nicht schon früher mit den sozialen Medien in Kontakt gekommen bin, und zum anderen bin ich mir sicher, dass es auch die Teenagerzeit in Bezug aufs Vergleichen keineswegs leichter macht. Ich erwähne es hier nicht zum ersten Mal, aber im Internet zeigt man sich von seiner besten Seite. Auf Social Media kann man sich selbst inszenieren und wer stapelt da schon tiefer als nötig? Was ich damit sagen will, ist, dass man auf Social Media von allen Richtungen mit den jeweils «besten Seiten» der anderen konfrontiert wird. Im eigenen Leben hat man halt nicht nur Schönes und zum eigenen Gesicht gehört eben nicht nur die Schokoladenseite. Das Tragische dabei ist, man vergleicht beispielsweise seinen Körper mit einem, der nur durch einen bestimmten Winkel und eine säuberlich ausgewählte Pose so perfekt erscheint. Man rennt Idealen nach, die gar nicht existieren. Ich würde mir mehr Authentizität und Realität in den Sozialen Netzwerken wünschen, so würden viele Selbstzweifel gar nicht erst entstehen und die eigene Teenagerzeit wäre wohl zumindest ein bisschen leichter. •

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Andenken ~ Neu~

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die es Kindern erlaubt, ihre Persönlichkeit, Ideen und Emotionen auszudrücken. Mit den kleinen Kacheln in verschiedenen Formen, starken Farben und mit abwechslungsreichen Aufdrucken können Armbänder und Dekorationsobjekte personalisiert und kreativ gestaltet werden. Fünf unterschiedliche Armbänder und Raumdekorationen wie Foto-Würfel, Stiftehalter und Schmuckständer bilden dabei das spielerische Fundament. Ein Erweiterungsset mit geometrischen Formen, Smileys und Emoticons ergänzt die Palette. Die Lego Dots sind seit März 2020 erhältlich und werden für Kinder ab 6 Jahren empfohlen. ~SM

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Foto: Guillaume-Perret

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~ Noch ­immer ­aktuell ~

KLEINE LATERNE

Kino für Kinder: Bei Vorstellungen der Zauber­ laterne stört sich niemand an spontanem Applaus oder wenn eine Szene lauthals kommentiert wird. Denn die Zauberlaterne, 1992 in Neuenburg gegründet, will mit ihrem Filmprogramm Kinder erreichen. Mittlerweile gibt es mehr als 70 Zauberlaterne-Klubs in der Schweiz. Vor einigen Jahren wurde zudem die «Kleine Laterne» lanciert, für

Kinder von vier bis sechs Jahren. In Begleitung ihrer Eltern und Grosseltern können sie das Medium Film und den Kinosaal auf innovative Weise kennenlernen. Diese erste Einführung in den Film sieht sechs Vorstellungen im Zeitraum von zwei Jahren vor. Jede Vorstellung ist einem Thema gewidmet, wie beispielsweise der Filmmusik, dem Umgang mit starken Emotionen oder den unterschiedlichen Filmtechniken. Die Zauberlaterne und Kleine Laterne werden von mehr als 800 Freiwilligen organisiert. Infos, aktuelle Vorführungen und Klubs in Ihrer Nähe: kleinelaterne.org; zauberlaterne.org

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

Schnauz-Opa Unsere Enkeltochter Selina nennt mich den «Schnauz-Opa» und den anderen Grossvater «Zug-Opa», denn er hat eine Modelleisenbahn. Die eine Oma von Selina ist die «Handtäschli-Oma», während die andere «Omama» genannt wird. Von Marc Buchmann aus Birmenstorf Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Aktuell ~

FITNESS FÜR DIE OHREN Hören bildet die Grundlage für die alltägliche Kommunikation und soziale Interaktion. Eine schleichende Hörminderung wirkt darum schnell einschränkend. Wenn das Gehirn verlernt, Sprache richtig zu verarbeiten, spricht man von einer Hörentwöhnung. Ob für Menschen, die bereits ein Hörgerät tragen, wie auch für solche ohne Gerät: Mit einem entsprechenden Training und unter gewissen Voraussetzungen kann sich das Gehirn wieder daran gewöhnen, Schall richtig wahrzunehmen. Für Betroffene gibt es Analysen und anschliessend individuelle Hörtrainings in verschiedenen KOJ-Instituten sowie bei lizenzierten Hörgeräteakustikern. Bei Neuroth etwa wird in vier begleiteten Modulen das Gehör auf Geräuscherkennung, räumliches Hören, Lautstärkeregelung und Sprachdifferenzierung mit entsprechend angepassten Geräten trainiert. Nach Abschluss des Hörtrainings findet eine Erfolgskontrolle statt. ~SM koj.training ch.neuroth.com/hoertraining

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~ Gelesen ~

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ter immer recht hat? Nena Mejrema, die Mutter meiner Mutter, die mir aus Nierenbohnen die Zukunft las. Sie warf die Bohnen, und die Bohnen warfen Bilder eines noch ungelebten Lebens auf den Teppich. Einmal prophezeite sie mir, eine ältere Frau werde sich in mich verlieben, oder ich würde alle Zähne verlieren, die Nierenbohnen zeigten da eine gewisse Unschärfe.»

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15

~ Kindermund ~

NICHT DRAN DENKEN Unsere Enkelinnen Sofia und Jael, jetzt 4½ und 2½ Jahre alt, verbringen einen Tag pro Woche bei uns. Auf unserem Nachmittagsspaziergang im vergangenen Sommer machte Sofia in ihren wohl noch etwas ungewohnten Sommer­sandalen einen kleinen Misstritt und klagte über Schmerzen. Wir haben den Fuss begutachtet, ich habe sie getröstet, massiert und wir haben «heile, heile Sääge» gesungen. Da der Schmerz noch nicht weichen wollte, versuchte ich Sofia zu trösten und meinte: «Weisch, mängisch muess me probiere, eifach nid dra z dänke – de vergisst me das Weh.» Nach einiger Zeit blieb Sofia erneut stehen und meinte betrübt: «Es geit nid – i cha eifach nid dänke, das i nid söu dra dänke!»

~ Buch ~

DER BRUDER EIN NOBELPREISTRÄGER Das Buch «Children» versammelt frühe Aufnahmen berühmter Men­schen, es kommt bis auf den Namen, der sich jeweils auf der Rückseite des Fotos findet, und Jahreszahlen ohne Text aus. Los gehts mit Raten: Erkennen Sie den Jungen, der links neben seinem Bruder steht? Welche berühmte Persönlichkeit ist aus dem süssen Kleinkind geworden? Die Lösung finden Sie auf Seite 78.

Von Lotti Bärtschi, Bollodingen Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

~ Trennungen ~

SPITZ ENGE FÜHLE

«CHILDREN», Olivier Suter, Edition Patrick Frey, 2019, 288 Seiten, 142 Bilder, 52 Franken. editionpatrickfrey.com

Wortspiele von Beat Gloor. uns-ich-er.ch

# 04 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Zitat ~

«  ICH HATTE EINE UNGLAUBLICH TOLLE GROSSMUTTER, DIE UNS VIEL ZEIT ­WIDMETE  ...»   ... mit uns spielte, malte und bastelte. Ich ging häufig mit ihr ins Gewächshaus, um mit ihr zu gärtnern. Wir kochten auch zusammen .» Ihre königliche Hoheit ­Catherine, Duchess of Cambridge, Countess of Strathearn, Baroness Carrickfergus – kurz Kate – sprach im Podcast «Happy Mum Happy Baby» über ihre Kindheit. Zusammen mit ihrem Mann, dem britischen Prinzen William, hat sie drei Kinder. Einiges, was sie in ihrer Kindheit erlebt und gelernt hat, möchte sie ihren Kids weitergeben, etwa: «Ein Aspekt ist die Qualität der Beziehungen. Also, diese Momente, die man mit Menschen verbringt, die man liebt.» ~CAP

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Foto: ETH-Bibliothek, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz

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~ Bildarchiv ~

FRÜHLING GEGEN WINTER Der Eierleset ist ein alter Frühlingsbrauch zur Vertreibung des Winters. Dabei werden jeweils zwei Bahnen mit Sägemehlhaufen ausgelegt und in jeden Haufen ein Ei eingebettet. Es treten zwei Gruppen gegeneinander an, wobei die eine den Winter und die andere den Frühling repräsentiert. Beide Gruppen bestehen aus mehreren Läufern, die zum am weitesten entfernten Ei rennen und dieses dem Fänger der eigenen Gruppe zuwerfen. Wer zuerst alle Eier eingesammelt hat, gewinnt. Zeuge des alten Brauchs kann man in Effingen auch noch 45 Jahre nach der Bildaufnahme werden, dieses Jahr am Sonntag, 19.4., ab 14.30 Uhr. ~KD

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7 Nächte 06.06. - 18.07.2020 08.08. - 19.09.2020 ab CHF

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INBEGRIFFEN PRO PERSON

• 7 Nächte im EZ/DZ • Halbpension • Getränke aus der Minibar • Täglich geführte Wanderungen in 4 Stärkeklassen zwischen 1,5 - 5 Std. • Benutzung der Bergbahnen Davos Klosters • Vielseitige Abendunterhaltung: Lotto, Diavortrag über die Region, Filmabend, Musik, Tanz, Gesang, Spiele uvm. • Benutzung der Wellness Oase

Geführte Wanderferien Davos ~ 2020 FÜR AKTIVE# 04 SENIOREN

• Gemütlicher Abschlussabend Sunstar Hotel Davos • 081 836 12 12 davos@sunstar.ch • davos.sunstar.ch


18 ~ Engagiert ~

« MEINE LIEBLINGSEPOCHE IST DAS MITTELALTER »

S LIGE T L I W N I FRE AGEME G EN M ei n

A

Yolanda Fisch arbeitet in Gewändern von Römerinnen oder mittelalterlichen Mägden für das Museum Aargau.

ls ich noch als Lehrerin tätig war, dachte ich, ich würde nach der Pensionierung gern in einem Museum in der Geschichtsvermitt-

Arbeit. Während des Bewerbungsverfahrens kann man wählen, ob man eher im Hintergrund eingesetzt werden möchte, zum Beispiel in Archiven, oder

lung arbeiten. Als es dann 2011 so weit war, fand ob man gern vor Publikum arbeitet. Es gibt auch ich allerdings, ich sollte nicht jünhistorische Darstellerinnen und geren Menschen ihre wertvollen Darsteller, die in den AusstellunJobs wegnehmen und habe mich gen spinnen, weben oder Fischerstattdessen beim Freiwilligennetze knüpfen. Während der programm des Museums Aargau Wintermonate, wenn die Schlösbeworben. Das Museum Aargau ser geschlossen sind, können wir umfasst neun Standorte im KanPause machen. Es gibt dann die ton, darunter die Schlösser LenzMöglichkeit, innerhalb des Freiburg, Hallwyl und Habsburg oder willigenprogramms an Projekauch den Legionärspfad in Winten teilzunehmen. Ich gehe zum disch. Beim Vorstellungsgespräch WER Beispiel an die mittelalterlichen durfte ich angeben, welche EpoYolanda Fisch (73), Handarbeitstreffen, bei denen ich che mich am meisten interessiert. Brugg (AG), ein Enkeldas Nadelbinden – eine VorläuDas ist das Mittelalter. Gestartet kind (16) fertechnik des Strickens – gelernt habe ich dann mit einem Einsatz WOFÜR habe. Eine andere Arbeitsgruppe auf der Habsburg, später kamen Museum Aargau hat gerade in Zusammenarbeit Einsätze auf der Lenzburg hinzu FUNKTION mit der Geschichtsvermittlung und mittlerweile arbeite ich auch Freiwillige Helferin ein Mittelalter-Kochbuch herausregelmässig beim Legionärspfad gegeben. Mir bereitet diese Arbeit in Windisch. Das ist dann zwar wahnsinnig grosse Freude. Meist noch nicht Mittelalter, aber trotzdem ein äusserst bin ich ein bis zwei Tage pro Monat im Einsatz. Mit spannender Arbeitsort. Ich bin überall der historiKindern und Enkelkindern der Mitarbeitenden sind schen Küche zugeteilt. Das heisst, wir kochen und nach Absprache auch Schnuppereinsätze möglich. verteilen den Gästen epochenspezifische Gerichte, Was mir zudem gefällt: Viele der freiwilligen Mitarselbstverständlich im entsprechenden Kostüm . Nebeitenden sind noch jung, Geschichtsstudenten beiben dem Kochen unterstützen wir die Geschichtsspielsweise. Es ist eine sehr schöne Zusammenarvermittlerinnen und Geschichtsvermittler bei ihrer beit zwischen den Generationen. ~KD museumaargau.ch/freiwilligenprogramm

Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Filmtipp ~

RAUS AUS DER KOMFORTZONE

Foto: Sulaco Film GmbH

Volunteer, CH, 2020, Dokumentation Regie: Anna Thommen und Lorenz Nufer Ab 9.4. im Kino

Volunteer ist ein Film über die Basisbewegung einfacher Schweizer Bürger, die aufbrechen, um Tausenden in Griechenland gestrandeten Flüchtlingen zu helfen. Was sie am Strand und in den Lagern erleben, verändert ihr Leben für immer. Da ist ein Schweizer Bauer und seine Frau, ein Hauptmann der Schweizer Armee, eine Pensionärin und ein erfolgreicher Komödiant und Entertainer. Gemeinsam übernehmen sie dort Verantwortung, wo sonst niemand zuständig sein will. Zurück in der Schweiz sind sie zerrissen zwischen ihrem früheren sicheren Leben und dem Drang, sich politisch zu engagieren. Der Film zeigt die Geburt einer Bürgerbewegung mitten unter uns, die die humanitären Werte Europas verteidigt. ~SM

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366 Tage geöffnet Im Walter Zoo in Gossau SG wartet an jeder Ecke eine Überraschung. Unvergessliche Einblicke in die Tierwelt für Jung Alt sind garantiert. walterzoo.ch # 04und ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Aktuell ~

Bilderbuch «Grandir», von Laëtitia Bourget (Text) und Emmanuelle Houdart (Illustration), Paris 2019, Les Grandes Personnes.

SCHWEIZER KINDERUND JUGENDBUCHPREIS

. Graphic Novel «3 Väter» von Nando von Arb, Zürich 2019, Verlag Edition Moderne

Dieses Jahr wird zum ersten Mal der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen. Er soll Autorinnen und Autoren sowie Illustratoren und Illustratorinnen zu mehr öffentlicher Wahrnehmung und Wertschätzung verhelfen. Im Rahmen der Solothurner Literaturtage wird der mit 10 000

Bilderbuch «Ich und meine Angst» von Francesca Sanna, Zürich 2019, NordSüd-Verlag.

Franken dotierte Hauptpreis am 23. Mai vergeben. Hier die Shortlist der fünf Nominierten. ~SM

Bilderbuch «Il tavolino magico» von Roberto Piumini (Text) und Antoine Déprez (Illustration), Gordola 2019, Marameo Edizioni.

Jugendbuch «Totsch» von Sunil Mann, Werdenberg 2019, da bux-Verlag.

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~ Magazin ~ LESERBRIEFE

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Dossier

ABSCHIED – WENN KINDER TRAU ERN

# 03 / 2020

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Grosseltern

# 03 / 2020

MAGAZIN

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Anliegen

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

Die Meinung der Leserinnen und Leser

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«DANKE»

«WO GEHST DU HIN, OPA ?»

Ich bin durch ein Gratisheft, welches meine Schwiegertochter anlässlich

Persönlicher Buchtipp zum Thema Tod und Trauer für Kinder: «Wo gehst

der Geburt von Sofia erhalten hat, auf «Grosseltern» aufmerksam geworden und lese es seither regelmässig mit viel Freude. Es vermittelt Anregungen für Ausflüge, erweitert meinen Horizont durch interessante Artikel und hat mir auch schon gute «Ratschläge» gegeben. Am Wettbewerb nehme ich auch regelmässig teil!

Du hin, Opa?» von Brigitte Endres (Aracari-Verlag). Das Buch hat meinem Kind sehr geholfen, ein eigenes Bild zum Tod zu machen.

Zum Grosseltern-Magazin

Zum Dossier «Tod und Trauer» 03/20

Andrea, Kommentar auf grosseltern-magazin.ch

Lotti Bärtschi, via E-Mail

«VERSTECKIS MIT DEN ENKELN»

«REISELEKTÜRE» Zum Grosseltern-Magazin

Zur Spiel-Seite im Grosseltern-Magazin

Seit gestern bin ich wieder zu Hause in Norddeutschland. Als Reiselektüre für den Rückflug und zur Ablenkung gegen Flugangst hat mein Sohn mir die aktuelle Grosseltern-Ausgabe besorgt. Es hat gewirkt. Ich bin problemlos in Bremen

Die Redaktion freut sich über dieses lustige Foto von Leserin B. Karasek aus Zürich. Herzlichen Dank.

gelandet und vermisse meine kleine Enkelin schon jetzt. In der Ausgabe 02/20 erwähnt Bernadette Kurman in ihrer Kolumne «Ein Morgen mit Amelie» ein Büchlein, in dem Musikinstrumente zu hören sind, die am Ende gemeinsam «Alle Vögel sind schon da» spielen. Könnten Sie den genauen Titel oder den Verlag erfragen und ihn mir mitteilen?

«BIST DU ALT  ?»

Martha Gronki, via E-Mail

«TOLLES MAGAZIN»

«Grosseltern» unterwegs entdeckt

Zur Kinderfrage «Bist du alt?» in Ausgabe 03/20

Danke für ihr tolles Magazin, das ich immer mit Spannung erwarte und mit viel Freude und Interesse lese. Das konnte ich auch während den Skiferien im Spa-Ruheraum der Frutt Family Lodge auf der Melchsee-Frutt tun, wo Ihr Magazin auflag.

Mein Enkelsohn, heute 25 Jahre alt, fragte mich vor vielen Jahren «Ama, bist du alt?» Ich bejahte das, war aber erst um die 50 Jahre alt. Dann sagte er: «Aber du bist noch gut erhalten!» Das war für mich der grosse Trost.

Renate Nigg-Furrer, Cugy

Hilde Neubauer, via E-Mail

Anmerkung der Redaktion: Das erwähnte Buch heisst «Hör mal, so klingt die Musik» von ars Edition. Es ist nur noch antiquarisch erhältlich.

# 04 ~ 2020


~ Magazin ~ ANDERSWO

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Respekt Von MYRIAM MEYER (Text und Foto)

Khambang will als Vollzeit-Grossmutter ihre Enkel zu guten Menschen ­erziehen: Sie vermittelt ihnen Werte, kocht und macht Sport mit ihnen. Am meisten Energie braucht sie, wenn sie mit ihnen schimpfen muss.

# 04 ~ 2020

D

ie charmante Stadt Luang Prabang liegt an der Mündung des Mekong und des Nam Khan Flusses im ­Norden von Laos. Die Stadt gehört zum UNESCOWeltkulturerbe und ist für viele Touristen ein Muss auf ihrer Laosreise. Die 67-jährige Khambang bekommt von diesem Touristentrubel jedoch wenig mit, da sie sich jeden Tag der Woche um ihre Enkelkinder kümmert. Für sie ist sie Maeh Thuu. Ihr schönes Haus liegt in einer Seitenstrasse etwas ausserhalb und ist, wie viele der Häuser in Luang Prabang, vom französischen Kolonialstil geprägt. Es leben nicht alle Grosskinder mit ihr in diesem Haus,


~ Magazin ~ ANDERSWO

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«Ich werde mein ganzes Leben lang auf sie aufpassen.» Grossmutter Khambang (67) und Enkelin Lita (5).

wie es normalerweise üblich sei in Laos, doch alle ihre acht Kinder und mit ihnen ihre insgesamt 13 Enkel leben in und um die Provinzhauptstadt. Dies ermöglicht Khambang, alle regelmässig zu sehen. Die jüngste Enkelin ist gerade einmal anderthalb Jahre alt und braucht viel Betreuung, während der Älteste bereits 24 und selbstständig ist.

ben dar, nimmt eine Dusche und betreut anschliessend die Grosskinder, bis sie abends wieder ins Bett geht. Ihre zweite Leidenschaft, das Kochen, versucht sie mit den Enkeln zu teilen und ihnen so viel wie möglich weiterzugeben. In der Regel kocht sie mit den Mädchen, und mit den Jungs versucht sie, regelmässig Sport zu treiben, meistens auf

Grosseltern haben in Laos eine unverzichtbare Rolle in der Kinderbetreuung und der Respekt ihnen gegenüber ist sehr wichtig. Khambang erklärt, dass sich die

dem grossen Platz vor dem Haus. Am schwersten fällt es ihr, wenn sie mit den Kindern schimpfen muss, wenn sie frech sind, das kostet sie viel Energie. Darüber versucht sie mit den Eltern, die alle sehr

LAOS Einwohner: 7,1 Mio. Hauptstadt: Vientiane Fläche: 237 000 km² Währung: Laotischer Kip (LAK) Sprachen: Lao, Vietnamesisch, Khmer, Mandarin, Französisch Staatsform: Volksrepublik Religion: Rund 65 Prozent der Bevölkerung sind Buddhisten. Be­sonders in ländlichen Gebieten ist der Buddhismus stark mit dem Animismus verbunden, dem Glauben an Ahnengeister. Geschichte:

LUANG PRABANG

VIENTIANE

Während des Vietnam­ kriegs wurden über Laos mehr Bomben abgeworfen als während des gesamten Zweiten Weltkriegs in Europa. 30 Prozent der Bomben sind nicht explodiert. Noch heute stellen diese Blindgänger eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Wirtschaft:

Familienmitglieder in Laos gegenseitig unterstützen und sich um die Grosseltern kümmern bis zu deren Tod. Als sie damals von der Geburt ihres ersten Enkels erfahren hatte, war sie überglücklich und freute sich auf die neue Aufgabe, die bestenfalls so lange dauern wird, bis die Enkel eine Ausbildung absolviert und geheiratet haben. «Ich werde mein ganzes Leben lang auf sie aufpassen.» Bei der Erziehung legt sie am meisten Wert darauf, dass sie den Respekt gegenüber älteren Generationen verinnerlichen, keine bösen Worte benutzen und dass sie gut zu sich und ihren Mitmenschen sind. Khambang steht jeden Morgen um 6 Uhr auf, bringt die budd­histischen Opferga-

viel arbeiten, abends zu sprechen, wenn sie heimkommen. Sie legt ihnen dann oft ans Herz, etwas strenger mit ihren Kindern zu sein.

Die Wirtschaft wächst jährlich um knapp 7 Prozent. Laos will zur Batterie Südostasiens werden und investiert in Wasserkraft. 2018 löste ein Dammbruch viel Kritik aus, denn viele Menschen wurden durch diese Katastrophe obdachlos. Tourismus:

Wenn Khambang einmal etwas Zeit übrig hat, lädt sie Freundinnen für eine Tasse Tee zu sich nach Hause ein. Auch dort sind die Enkelkinder Hauptgesprächsthema. Es werden Erfahrungen ausgetauscht oder lustige Anekdoten erzählt. Khambang möchte den Grosseltern in der Schweiz viel Liebe und Kraft schicken und hofft, dass sie ihren eigenen Enkelkindern ebenfalls Werte mit auf den Weg geben, die sie zu guten Menschen machen. • # 04 ~ 2020

Von 2005 bis 2015 wuchs die jährliche Zahl der Touristen im Land von nicht einmal einer Million auf 4,6 Millionen. Aus dem Tourismussektor wird, nebst der Wasserkraft, am meisten Gewinn geschöpft.

~SM


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Ferien mit Kindern, Eltern, Grosseltern und Hunden: Aus den privaten Fotoalben der GrosselternRedaktion

-Win-Situation I

Win-Win

Wenn Kinder und Eltern mit den Grosseltern verreisen: Ein Plädoyer für Dreigenerationenferien. Hoffen wir, dass sich die Coronavirus-Situation bis zu den Sommerferien beruhigt hat. Auf dass wir wieder unbeschwertes Zusammensein geniessen dürfen. Von GERALDINE CAPAUL ( Text)

m Juni ist es wieder so weit, wir haben Ferien. Und die Kollegen werden fragen: Geht ihr dieses Mal en famille – also Mann, Kinder und ich? Oder kommt deine Mutter wieder mit? Sie kommt mit. Zum Glück. Was für einige unvorstellbar ist, wollen wir unbedingt: Ferien mit der Mutter ­beziehungsweise Schwiegermutter beziehungsweise Grossmutter. Gerade weil wir es schon so oft gemacht haben – sowohl bei Schnee in den Bergen in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung mit Hund und Kind, das wegen der Höhe jeweils um halb fünf morgens wach war, als auch im Sommer am See in einem Häuschen –, gilt für unsere Familie als erwiesen: Es gibt nichts Besseres. Klar, hängt der Erfolg dieser Mehrgenerationenferien von den Beziehungen und den Charakteren ab, und klar, ist es # 04 ~ 2020


~ Hintergrund ~ FERIEN

« Auch am Morgen kuschle ich als Erstes zu ihr unter die Decke, dann trinken wir Tee, gell Tatta ?»

nicht für alle gleich einfach, mit den Schwiegereltern oder den eigenen Eltern über längere Zeit nah beieinander zu sein. Und klar, so wie einige lieber in der Karibik bädelen und andere durch den Alpstein wandern, so wollen manche lieber ohne Grosseltern verreisen. Oder die Grosseltern ohne die Enkel. Oder ohne die Kinder. Aber immer mehr Leute scheinen Geschmack an Generationenferien zu finden. Eine Umfrage der Elternplattform anyworkingmom.ch ergab: Von rund 4000 Teilnehmenden finden 2800 Leute Mehrgenerationenferien toll. Die Tourismusexperten beobachten eine steigende Nachfrage. «Der Trend ist zunehmend», sagt Pascal Jenny, Kurdirektor Arosa Tourismus (siehe Nachgefragt, Seite 29). Für Nicole Elele (37) ist es eine Bereicherung, wenn die Eltern mit ihr, ihrem Mann und den Kindern (5 und 3) Ferien machen. «Am allermeisten profitieren die Kinder», sagt sie. «Aber ich finde es ganz grundsätzlich einfach schön, sich intensiv zu erleben.» Und was ist besser – gemeinsame Ferienwohnung oder Hotel? Sind alle dabei, findet sie getrennte Wohnungen besser,

macht sie allein mit ihrer Mutter und den Kindern Ferien, geht das auch gut in einer Wohnung. Julie Müller (9) verbringt die meisten Sport- und Sommerferien zusammen mit ihren Eltern und der Grossmutter. Sie liebt es. «Tatta wohnt dann immer bei uns im Haus», sagt sie. «Es ist schön, wenn alle da sind. Die ganze Familie.» Während sie erzählt, sitzt sie am Boden und spielt mit ihrem kleinen Cousin (7 Monate). «Jeden Abend darf ich zu ihr ins Bett, um noch ein wenig zu lesen. Auch am Morgen kuschle ich als Erstes zu ihr unter die Decke, dann trinken wir Tee, gell Tatta?» Solche Erinnerungen kennt auch Bernhard Rüdy (77). Seit vielen Jahren verbringt er jährlich zwei Wochen Ferien mit seiner Lebenspartnerin, seinen fünf Enkeln (10- bis 17-jährig), zwei Söhnen und Schwiegertöchtern. Früher reisten sie nach Griechenland oder Italien, seit einiger Zeit aber buchen sie in Südfrankreich drei nebeneinanderliegende Bungalows am Strand. «Einmal wollten die zwei ältesten Enkelinnen bei uns schlafen. Am Morgen kamen sie runtergeschlichen und schlüpften zu uns ins Bett», sagt er. «Wir haben noch lange geredet und ~

# 04 ~ 2020

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diskutiert. Sie blieben dann grad mehrere Nächte in unserem Haus.» Ein andermal haben sie alle zusammen ein Kreuzworträtsel gelöst. Ein Wort für Ausrede war gesucht, Lüge die Lösung. «Grosspapi, hast du schon mal gelogen?», fragte eines der Enkelkinder, und schon war die Familie in ein Gespräch über Lügen und deren mögliche Legitimation vertieft. Im Alltag haben die meisten Familien wenig Zeit, man muss arbeiten, einkaufen, haushalten, organisieren, pendeln ... Damit aber solche Gespräche entstehen, braucht es Musse, und die hat man in der Regel in gemeinsamen Ferien. Vor allem d ­ adurch, dass mehr Betreuungspersonen dabei sind – das heisst, mehr Energie, mehr Geduld. Manchmal kann man sich so in der Kinderbetreuung auch abwechseln. Vielleicht dürfen die Eltern mal zu zweit essen gehen, während die Grosseltern auf die Kinder schauen. Oder allein Ski fahren, sagt Nicole Elele. Ihre Eltern betreuen die Enkel regelmässig im Alltag, und so kann sie ohne

Eleles Kinder bekommen viel Aufmerksamkeit, wenn nicht nur die Eltern dabei sind: «Es gibt zwei Geschichten am Abend statt einer. Und es gibt Ausnahmen, eine weitere Ovi und ein Stück Kuchen noch dazu.» Auch Julie und ihre Schwester werden ferienmässig verwöhnt, in jeden Winterferien werden sie von der Grossmutter zu Torte und Tee in ein schönes Hotel eingeladen. Dessert und Ovi gehen immer, für alle. Aber abgesehen davon ist die Essenssache häufig eine Herausforderung. Der Grossvater möchte währschaft auswärts essen, der Vater will Fisch vom Grill und die Kinder, ja die Kinder wollen am liebsten Nüdeli mit nüt. Oder Pommes mit Ketchup. So können Hunger und Nahrungsaufnahme – etwas vom Natürlichsten der Welt – zu einer gekünstelten Sache werden. Deshalb redet Nicole Elele schon am Frühstückstisch übers Mittagessen. «Wenn ich Pasta mache, sage ich ihnen das. So können meine Eltern selber entscheiden, ob es ihnen recht ist.» Bei Julie gibt es mindestens einmal pro

viele Erklärungen los, während die Grosseltern mit dem Kleinen schlitteln und die Grosse in der Skischule ist. Ob die Grosseltern zu solchen Arrangements bereit sind, sollte jedoch schon im Voraus geklärt werden (siehe Box). Die Rechnung mit mehr Erwachsenen für gleich viele Kinder geht aber so oder so auf, denn «wenn meine Grossmutter dabei ist, hat immer jemand Zeit für mich», sagt Julie. Auch Nicole

Ferien Omelette à la Grossmutter (mit Zucker) und bei Bernhard Rüdy darf sein legendärer Krautstiel-Gratin nicht fehlen. Zusammen Ferien machen heisst nicht zwingend, dass man alles zusammen machen muss. Nicole Elele bespricht vieles schon vor den Ferien mit ihren Eltern: «Was wollen wir auf jeden Fall machen? Und ist das realistisch?» Der Grosspapi würde

« Es gibt zwei Geschichten am Abend statt einer. Und es gibt Ausnahmen, eine weitere Ovi und ein Stück Kuchen noch dazu. »

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~ Hintergrund ~ FERIEN

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LASS UNS REDEN enorm gern mit dem Dreijährigen Sessellift fahren. Aber würde das dem Dreijährigen auch enorm gefallen? Gerade Mehrgenerationenferien eignen sich gut, etwas ganz allein zu unternehmen. Oder zu zweit; die Oma geht nur mit dem Enkel baden, der Vater mit der Tochter wandern. Weil einfach genug Zeit ist für alle möglichen Konstellationen. Bei Bernhard Rüdy kann jede und jeder spontan sagen, worauf er oder sie Lust hat. Früher hat Rüdy alles mitgemacht, stand sogar im Tor beim Fussballspielen. Seit seiner Krebsdiagnose muss er kürzertreten. Und seither gibt es diesen einen Abend in den Ferien, der für Gespräche über seine Krankheit reserviert ist. Da können die Enkel fragen, was sie bedrückt, was sie nicht verstehen. An den anderen Abenden wird über alles mögliche gesprochen, Uno gespielt oder gejasst.

Eigentlich braucht es nur einen Tipp: Kommunikation. Aber er lässt sich wunderbar aufgliedern in verschiedene Themen.

Was es sonst noch braucht, damit Mehrgenerationenferi-

Tagesplan

en ein Erfolg werden? Ein wenig Kompromissbereitschaft ­seitens der Erwachsenen. Lust, zu reden. Denn es ist wie in einer B ­ eziehung: Niemand kann Gedanken lesen. Raum l­ assen für mässige Stimmung – und sich im Gegenzug Mühe geben, dass aus mässig wieder lässig wird. Und schon ist es eine • ­Win-win-win-Situation.

Wenn die Eltern zum Beispiel am Rhythmus ihrer Kinder festhalten wollen (um 12 Uhr Zmittag, dann Mittagsschlaf), sollten sich die Grosseltern darauf einstellen können. Aber vielleicht kann man ja – einfach so, weil Ferien sind – das auch mal lockerer nehmen und erst um 13 Uhr essen.

EIN GESPRÄCHSFADEN Erwartungen Wer will was unbedingt gemacht haben? Und müssen zwingend alle dabei sein? Die 5-stündige Wanderung, die die Gross­­mutter machen will, ist vielleicht für den 4-Jährigen zu viel und für die 14-Jährige zu uncool.

Apropos Essen In der Ferienwohnung oder auf dem Campingplatz: Selber kochen oder auswärts? Hat man einen leidenschaftlich Koch dabei – super. Bei allen anderen kann man den Kochdienst unter den Erwachsenen und den grossen Kindern aufteilen. Geht man auswärts, stellt sich die Frage: wohin? Und ist es da auch kinderfreundlich? Wer reserviert? Hüten Dass die Grosseltern mitkommen, heisst nicht automatisch, dass die Eltern ihre Honeymoon nachholen können. Auch hier ist es gut, vorher darüber zu sprechen. Geld Unangenehmes Thema: Aber wer zahlt was? Das gilt beim Einkaufen, dem Glaceplausch und der Übernachtung. Streit Ferien setzen keinen Friedensvertag voraus. Viele Familienmitglieder, viel Zeit, viele Wünsche ... Aber auch hier gilt: Ausdiskutieren, danach gibts eine Friedensglace oder ­-weisswein.


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Drei gewinnt!

Von KARIN DEHMER

In den folgenden Hotels erhalten Familien, bestehend aus drei Generationen, einen Spezialrabatt. Die Rahmenangaben sind für alle gleich: Ein Grosselternpaar, ein Elternpaar, zwei Kinder im ­Vorschulalter, drei Übernachtungen zwischen Montag und Freitag mit Halbpension, im Juni.

ALBERGO LOSONE, LOSONE (TI)

MATTERHORN VALLEY HOTELS IN GRÄCHEN (VS)

Seit über zwei Jahrzehnten die Nummer eins ­unter den Schweizer Familienhotels. Eine Oase mit Palmen, Tennis- und Golfplätzen, Wellness-Bereich, grossem Kinderpark, Schwimmbädern, Kinderbetreuung und vielem mehr. Ab 3786 Franken. Speziell: Der Altersunterschied in Jahren zwischen dem ältesten und jüngsten Familien-

Mehrere Hotels in Grächen in unterschiedlichen Preisklassen. Die Grosseltern buchen in jedem Hotel ihr Zimmer inklusive Frühstück um 10 Prozent vergünstigt, wenn sie eine Familie mit Kindern begleiten. Im Hotel und Spa Hannigalp: ab 2322 Franken.

mitglied wird in Franken täglich von der Gesamtrechnung abgezogen. Beispiel: Der Grossvater ist 70 Jahre alt und sein jüngstes Enkelkind 10-jährig, hier werden 60 Franken pro Nacht vom Arrangement abgezogen.

Ruhig und doch zentral in einer parkähnlichen Anlage, nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt. Game Room, Tischtennis und Tischfussball, Kino mit täglich wechselndem Filmprogramm, Kinderspielzimmer, Junior-Spielzimmer und Outdoor-Spielplatz. Ab 2337 Franken.

albergolosone.ch

matterhornvalleyhotels.ch SUNSTAR HOTEL, DAVOS

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Frühlings- und Trendmesse | St.Gallen, 15.–19. April 2020 # 04 ~ 2020

offa.ch


~ Hintergrund ~ FERIEN

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In der Albergo Losone wird dem ­Altersunterschied Rechnung getragen

YOUTHHOSTELS SCHWEIZ (JUGENDHERBERGEN)

Die meisten «Jugis» verfügen über modern eingerichtete Zweier- oder Familienzimmer, viele davon mit eigenem WC und Bad. Preise variieren nach Saison und Komfort-Kategorie der einzelnen Herbergen (es wird zwischen « ­ Simple», «Classic» und «Top» unterschieden). Günstiger wird es, wenn die Familie im Besitz einer Mitgliedschaft der ­Schweizer Jugendherbergen ist. Preisbeispiel Jugendherberge Schaffhausen (Kategorie Simple): ab 564 Franken (mit Youth-Hostel-Mitgliedschaft und nur mit Frühstück). youthhostel.ch

«ES MUSS GERADE IN DEN FERIEN ALLES STIMMEN» Arosa und Lenzerheide haben auf das steigende Bedürfnis nach Mehr­ generationenferien früh reagiert und ihr Angebot für Familien erweitert. Nachgefragt bei Pascal Jenny, Kurdirektor Arosa Tourismus. Was sind Ihre Beobachtungen: Wie gefragt sind Generationenferien? Generationenferien sind nach wie vor sehr gefragt. Der Trend ist zunehmend. Familien haben in der hektischen Zeit immer weniger Zeit zusammen. Seien es Kinder mit Eltern oder eben auch mit Grosseltern und dem ganzen Familien-Clan. Bergferien eignen sich sehr gut für Generationenferien. Wie viel Prozent der Gäste sind Familien mit Kindern und Grosseltern? Bei uns sind rund 60 Prozent der Gäste Familien mit Kindern. Von diesen 60 Prozent dürfte wohl ein Drittel mit den Grosseltern kommen. Sind es viele Schweizer Familien? Neben der dominierenden Anzahl Schweizer Familien beobachten wir auch viele Generationenferien aus Deutschland und den Benelux-Ländern.

Was machen Arosa und Lenzerheide, um in diesem Bereich attraktiv zu sein? Bei uns dreht sich sehr vieles um die Familien. Speziell an Arosa ist, dass im Schneesportgebiet jede Berghütte, jeder Winterwanderweg und jede Skipiste verbunden sind. Man kann sich also überall treffen. Auch viele andere Angebote sind auf Familien ausgelegt. Zwei Beispiele sind der Indoorspielplatz Bärenhöhle und das neue Arosa Bärenland. Diese Elemente ziehen bei den Gästen extrem. In der Lenzerheide sind bei Familien vor allem der Heidsee und die Globikooperation sehr beliebt. Arosa und Lenzerheide haben zudem Bike-Angebote für die ganze Familie. Arosa hat die grösste Kinderskischule der Schweiz.

Was braucht ein Ferienort, damit alle drei Generationen glücklich sind? Zugang und Treffmöglichkeiten untereinander, ohne dass man dieselbe Aktivität machen muss. Welche Ansprüche haben Familien, die mit Kindern und Grosseltern Ferien machen? Ferien gelten als die «schönste Nebensache» der Welt, sie sind aber eigentlich nicht nebensächlich, sondern sehr ernst. Gerade in den Ferien muss alles stimmen. Zentral ist die Fähigkeit der Leistungsträger, z.B. einer Tourismus­ organisation, auf Anliegen und ­Einflüsse (Wetter, Produktbedürfnisse) sehr rasch zu reagieren. Dann braucht es auch kinderfreundliche Beherberger und Bergbahnen. Die Produkte müssen zudem begeistern. Wie etwa das ­A ngebot «Skischule Inklusive» oder «All-Inclusive im Sommer» in Arosa. arosalenzerheide.swiss/de/Region/Arosa

# 04 ~ 2020


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Arm im Alter Von KARIN DEHMER und EVELINE RUTZ ( Text) CLARA BEER (Foto)

#04 ~ 2020


~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT

31 CLARA BEER hat sich für ihre Matura-Arbeit «Schattenseiten» mit Armut beschäftigt.

Die hier gezeigten Fotos stammen aus einer Bildserie, für die sie Wohnungen und Zimmer von Betroffenen in den Zürcher Stadtkreisen 4 und 5 fotografiert hat. Ihre Bilder hat Clara beim Projekt Luutstarch von YoungCaritas eingereicht. Hunderte Jugendliche haben bereits mitgemacht und eigene Fotos, Raps und Videos zum Thema Geld und Armut erstellt. Das Projekt bietet unter anderem kostenlose Unterrichtsmaterialien zu Armut, Geld und Konsum und diverse Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen an. luutstarch.ch

Serie

ARMUT ALTERTSeil 1

Den Arbeitsalltag hat man hinter sich, den dritten Lebensabschnitt vor sich – was fehlt, ist das Geld. In einer dreiteiligen Serie widmen wir uns dem Thema Altersarmut in der Schweiz. Den Anfang machen zwei Frauen, die anonym darüber berichten, wie es so weit kommen konnte. # 04 ~ 2020


~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT

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« HÄTTE ICH BLOSS JEDEN MONAT 50 FRANKEN ZUR SEITE GELEGT » Gertrud Urech* (75) aus dem Kanton Graubünden war fast 30 Jahre lang zu einem kleinen Lohn angestellt. Heute erhält sie eine AHV von rund 1800 Franken und ärgert sich, nicht mehr gespart zu haben, als sie es gekonnt hätte. Von KARIN DEHMER (Aufzeichnung)

« Unvernüftig leisten kann ich mir nichts, und wenn ich es trotzdem tue, dann nur, um ­meinen Enkelinnen ab und zu ein Nötli in die Hand zu drücken. »

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Ich bin in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, hatte aber dennoch eine schöne Kindheit und Jugend. Nach der Schule machte ich ein Handelsdiplom und arbeitete danach bis zur Geburt meines Sohnes im Büro. Dann machte ich einige Jahre Pause. Als er in den Kindergarten kam, nahm ich die Arbeit Teilzeit und zu einem kleinen Lohn wieder auf. Insgesamt arbeitete ich 28 Jahre lang. Mein Mann hatte auch keinen Beruf, mit dem er reich wurde. Irgendwann begann er, zusätzlich an den Wochenenden mit unserem Hund Einsätze für die Securitas zu leisten. Wir hatten immer genug zum Leben, unsere Ansprüche waren klein, wir machten keine Ferien im Ausland. Rückblickend muss ich sagen, dass unser grösster Fehler war, nie etwas zur Seite gelegt zu haben. Wir hatten nie Schulden, aber auch nie einen Franken übrig. Das Wenige, das uns Ende Monat blieb, brauchte vor allem mein Mann für verschiedene und teure Anschaffungen, die nicht nötig gewesen wären.

Beide schieden wir wegen gesundheitlichen Problemen früher aus dem Arbeitsleben aus. Ich mit 49, mein Mann mit 54 Jahren. Er erhielt eine Teil-Invalidenrente. Als ich 64 Jahre alt war, trennten wir uns, obwohl ich grosse Angst davor hatte, das Geld könnte noch knapper werden. Wir einigten uns auf eine gerichtliche Trennung statt einer Scheidung, weil eine solche mehr ins Geld gegangen wäre. Der Moment, in dem ich deutlich zu spüren bekam, was die Zukunft für mich finanziell bedeuten würde, war, als ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen wollte: Mir fehlte das Geld für einen Zügelwagen und für eine Mietzinskaution. Seit diesem Tag dreht sich vieles in meinem Alltag um Berechnungen und Budgets. Budgets, die ich schon viel früher – während meiner Ehe – hätte machen sollen. Als ich schliesslich allein lebte und die erste Steuerrechnung kam, fiel ich aus allen Wolken. Hätte ich in den 28 Jahren meiner Arbeitstätigkeit bloss jeden Monat 50 Franken


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Armutsquote in Prozent

für mich allein zur Seite gelegt, dachte ich damals und denke ich heute noch. Mittlerweile lege ich jeden Monat einen fixen Betrag für die Steuern zur Seite. Meine AHV beträgt rund 1800 Franken. Mein Mann gibt mir zudem freiwillig jeden Monat die Hälfte des Betrages, den er aus seiner Pensionskasse erhält, rund 1700 Franken. Das war auch so ein schlimmer Moment: Als ich realisierte, dass mein früherer Arbeitgeber fast nichts in meine Pensionskasse einbezahlt hatte. Diese war ja erst ab 1985 obligatorisch. Es lagen etwa 2000 Franken auf meinem Konto. Es geht mir gut mit dem, was ich habe. Ich verreise nicht, ich gehe selten auswärts essen, ich schaue beim Einkaufen. Brauche ich eine neue Brille oder wie vor Kurzem eine neue Matratze, liegt das allerdings nicht drin. Dann kann ich mich glücklicherweise an die Pro Senectute wenden, die Menschen am Existenzminimum im Rahmen ihrer individuellen Finanzhilfe unterstützt. Ich bin der Pro Secectute sehr dankbar für diese Hilfe. Unvernünftig leisten kann ich mir nichts, und wenn ich es trotzdem tue, dann nur, um meinen beiden Enkelinnen, sie sind 16 und 21 Jahre alt, ein Nötli in die Hand zu drücken. «Grosi, du brauchst es doch selbst», sagen sie jeweils, aber ich bitte sie, es trotzdem zu nehmen. Ich komme ja durch. Wobei, seit zwei Jahren bin ich auf der Liste für eine Alterswohnung hier im Dorf. Eine solche kostet 200 Franken mehr Miete pro Monat, als ich jetzt bezahle, plus ich muss wieder eine Kaution hinterlegen. Kann also gut sein, dass meine Enkelinnen in nächster Zeit nicht mit meinen Zustüpfen rechnen können. Ich muss für meine Zukunft sparen. •

Altersarmut Von Altersarmut spricht man, wenn Menschen nach der Pensionierung ihre Grundbe­ dürfnisse mit der AHV und eigenen Mitteln nicht oder nur mit rigorosen Sparmass­nah­men decken können. Knapp 15 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in der Schweiz bezogen 2018 zusätzliche Ergänzungsleistungen des Bundes, weil ihr monatliches Einkommen zur Alltagsbewälti­ gung nicht ausreicht. Tendenz steigend. Von Altersarmut betroffen sind deutlich mehr Frauen als Männer. Dies, weil sie während der Familienjahre oft viel unbezahlte Care-Arbeit leisten. Daneben arbeiten sie meistens in Teilzeitpensen und können so weniger in ihre Al­ tersvorsorgekonten einzahlen.

Die Armutsquote basiert auf dem Einkommen, ohne Berücksichtigung allfälliger Vermögensbestände. Als Haupteinkommensquelle des Haushalts wird diejenige Einkommensart bezeich­ net, die den grössten Teil des Haushaltseinkommens ausmacht.

14,7 Alle Personen ab 65 Jahren

12,6 65  – 74 Jahren

17,4 ab 75 Jahren

17,6 Frauen

11,4 Männer

Quelle: BFS – Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) 2016, Version 24.01.2018, ohne fiktive Miete

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« ICH BIN EINE ÜBERLEBENSKÜNSTLERIN » Nach einer lieblosen Kindheit verbrachte Marianne Hauser* mehr als 40 Jahre im Ausland. Sie hat unter anderem als Mannequin gearbeitet, sich mit Boutiquen selbstständig gemacht und ein Zentrum für Alternative Heilmethoden aufgebaut. Heute lebt die 76-Jährige am Existenzminimum. Von EVELINE RUTZ (Aufzeichnung)

«

« Ich habe in meinem Leben viel gearbeitet – ich war ein Workaholic. Das kommt davon, dass ich früh auf eigenen Beinen stehen musste. »

Dass ich nicht viel Geld habe, weiss eigentlich niemand. Es geht auch niemanden etwas an. Ich engagiere mich stark in der Freiwilligenarbeit. Ich besuche ältere Menschen im Pflegeheim und helfe an Anlässen der katholischen und der reformierten Kirche mit. Ich begleite Senioren auf Ausflüge und Reisen. Das ist immer mit Kosten verbunden. Ich zahle für Bus-, Tram- und Zugbillette und für die Verpflegung. Aber es ist gut, aktiv zu sein. Viele Menschen in ähnlichen Situationen verfallen leider in Depressionen. Durch die Freiwilligenarbeit habe ich wirklich liebe Leute kennengelernt. Ich unterstütze auch Flüchtlinge. Ich helfe ihnen mit der Sprache, schreibe Briefe für sie oder begleite sie zu Vorstellungsgesprächen. Ich bin für sie da, wann immer sie Hilfe brauchen. Ihre Kinder sind für mich wie Enkelkinder und ich verwöhne sie gerne mit Geschenken, obwohl ich mir das an sich gar nicht leisten kann. Es ist mir einfach nicht möglich, zu widerstehen. Dann muss ich halt bei mir zurückstecken. Ich gehe zum Beispiel weniger zum ‹Käfele› mit Kolleginnen. Beim Einkaufen achte ich auf Aktionen. Dass ich Vegetarierin bin, kommt mir entgegen, da Fleisch sowieso zu teuer ist. Ab und zu fahre ich nach Konstanz, um Magazine, Tee und Vitamine zu kaufen. Ich habe in meinem Leben viel gearbei-

tet – ich war ein Workaholic. Das kommt davon, dass ich früh auf eigenen Beinen stehen musste. Ich habe in meiner Kindheit keine Zuneigung, Liebe und Wärme erfahren. Die narzisstische Natur meiner Mutter liess es nicht zu, sich wirklich um mich zu kümmern, meinen Wünschen und Talenten Interesse zu schenken. Mein Vater kümmerte sich leider ebensowenig. Wir lebten wie Fremde unter einem Dach. Ich habe als kleines Mädchen lange Phasen in Kinderheimen verbracht. Auch da bin ich sehr streng und lieblos behandelt worden. Ich fühlte mich einsam und verloren. Als ich in der Lehre war, hat mich meine Mutter auf die Strasse gesetzt. Sie wechselte damals in eine schönere, aber kleinere Wohnung und hatte nur noch für meinen Bruder Platz. Ich musste in einem winzigen Zimmer mit Lavabo, Toi­ lette und einer kleinen Dusche hausen. Abends habe ich in einem Kino Pausen­ snacks verkauft und nach Filmende den Saal geputzt. Ich bin dann in die USA geflohen, wo ich mehr als 40 Jahre lebte. Es gelang mir, meinen «American Dream» zu verwirklichen. Mein Aussehen hat mir geholfen, mich über Wasser zu halten. Ich reiste als Mannequin umher, später arbeitete ich bei der Skandinavian Airline, führte verschiedene Boutiquen und baute #04 ~ 2020

schliesslich ein Zentrum für Alternative Heilmethoden auf. Die Amerikaner akzeptierten mich, waren mir gegenüber liebevoll, herzlich und grosszügig. Ich war drei Mal verheiratet und habe einen Sohn. Meine Männer waren attraktiv und faszinierend. Ich habe sie sehr geliebt, mit ihnen aber Schlimmes durchgemacht. Einer war narzisstisch. Und ich konnte mich auch nicht damit anfreunden, dass sie fremdgingen. Die Scheidungen haben mich unglaublich viel Kraft gekostet. Einmal ass ich nichts mehr. Ich hatte den Lebensmut verloren. Eine Psychotherapie konnte ich mir nie leisten, also musste ich mich immer wieder selbst aufrappeln. Ich schrieb und vertrieb meine Einsamkeit, Ängste, Minderwertigkeitskomplexe und Wut mit Tanzen. So habe ich mich selbst geheilt. Es gab Zeiten, in denen ich ein bisschen sparen konnte. Aus den Ehen ist mir aber kein Geld geblieben. Mit meinem letzten Mann hatte ich zwar vereinbart, dass ich ihm das medizinische Zentrum überlasse und er mir dafür monatlich einen Betrag überweist. Er hat den Betrieb dann aber in den Konkurs getrieben. Zurück in der Schweiz, lebe ich in einer einfachen Wohnung. Meine Nachbarinnen sind ebenfalls alleinstehend. Der Hausbesitzer schikaniert uns. Er ver-


~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT sucht, uns Reparaturen zu verrechnen, die in seiner Verantwortung liegen. Da Zügeln teuer und günstiger Wohnraum schwierig zu finden ist, habe ich mich neun Jahre lang tyrannisieren lassen. Zum Glück ist damit bald Schluss. In einigen Monaten werde ich in eine Genossenschaftswohnung umziehen. Die Miete ist zwar etwas höher. Dafür freue ich mich, dass meine Lebensqualität sicher besser sein wird. Ich würde sehr gerne wieder einmal nach Amerika reisen, um meine Enkel und Urenkel zu besuchen. Ich vermisse meine ehemaligen Angestellten, das kreative Umfeld, in dem ich mich bewegte, und die Natur. Ich würde gerne einmal die Nordlichter sehen oder mir eine neue, wirklich schöne Brille kaufen. Das kann ich mir aber alles nicht leisten. Ich konzentriere mich auf das, was ich habe. Zum Glück habe ich jetzt eine positive Lebenseinstellung. Manchmal helfe ich in einer Modeboutique aus. Dort sehe ich Frauen, die alles haben und trotzdem nie zufrieden sind. Sie lassen Schönheitsoperationen machen, kaufen teure Kleider und sind doch psychotisch. Das verstehe ich nicht. Ich bin eine Überlebenskünstlerin. Spiritualität ist mir seit meiner Kindheit wichtig. Sie gibt mir Halt. Statt in Selbstmitleid zu versinken, helfe ich lieber anderen. Wenn man so viel gelitten hat wie ich, hat man viel Empathie und Mitgefühl für andere.» •

* Namen geändert

« Ich würde sehr gerne wieder einmal nach Amerika reisen, um meine ­Enkel und Urenkel zu besuchen. »

Wie sichert man sich ab ? «Man sollte sich frühzeitig mit seiner Vorsorge befassen», sagt Bernadette Ritter, Budgetberaterin bei der Frauenzentrale Zürich. Als ersten Schritt empfiehlt sie, sich die Berechnungen der Pensionskasse sowie der AHV-Ausgleichskasse zur künftigen Rente genau anzuschauen. «Da erschrecken einige.» Wer seine Erwerbstätigkeit reduziere, um Kinder oder andere Angehörige zu betreuen, riskiere Beitrags­ lücken. Diese gelte es aus eigener Initiative auszugleichen. Wer dazu in der Lage sei, tue zudem gut daran, darüber hinaus in die Pensionskasse und in die dritte Säule einzuzahlen. «Menschen, die am Existenz­ minimum leben, ist das aber nicht möglich», gibt Ritter zu bedenken. Es brauche daher Anpassungen seitens der Politik. So müsse etwa der Koordinationsabzug überdacht werden. Dieser legt fest, ab welchem Einkommen man überhaupt Sozialversiche­ rungsbeiträge leisten kann. «Die Ehe ist immer noch eine gute Absicherung», stellt die Budgetberaterin fest. Wer im Konkubinat lebe und für die Familie sein Arbeitspensum ausser Haus reduziere, müsse sich vertraglich entsprechend absichern. «Es gibt viele Menschen, die mit wenig Geld auskommen müssen», sagt Bernadette Ritter, die pro Jahr zwischen 80 und 100 Beratungen durchführt. Auch wer über Jahre in einem hohen Pensum arbeite, sei nicht davor gefeit, dereinst nur eine kleine Rente zur Verfügung zu haben. «Ich sehe viele, die im Alter um 55 aus dem Berufsleben ausgemustert werden.» Dies belaste die Betroffenen nicht nur finanziell, sondern auch emotional stark. ~ER

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In aller Munde

Vitamine, Mineralstoffe, Spuren­elemente: Nahrungsergänzungsmittel sind im Trend. Doch was bringen diese ­Produkte ­tatsächlich? Und wem?

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Von SUSANNE LOACKER (Text) und IRENE MEIER (Illustration)


~ Hintergrund ~ WISSEN

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u bist erkältet? Mach dir eine Vitamin-C-Brause! Du frierst? Dann hast du sicher Eisenmangel! Wir alle kennen diese gut gemeinten Ratschläge. Klar, kann es ein Eisenmangel sein. Muss aber nicht. Für den Umgang mit fast allen Arten von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen raten Fachleute dasselbe wie für Medikamente: Nicht in Eigenregie herumprobieren, sondern Experten fragen, also Ernährungsberater, Apothekerinnen, den Hausarzt. Dass Zink dem Immunsystem gut tut, gilt als erwiesen; ebenso, dass in unseren Breitengraden viele Menschen im Winter einen zu tiefen Vitamin-D-Spiegel haben. Veganern wird Vitamin B12 empfohlen, das in ausreichenden Mengen praktisch nur in tierischen Produkten vorkommt. So weit, so gut. Aber was genau bedeutet ein «zu tiefer Vitamin-D-Spiegel», was ist mit «ausreichenden Mengen» gemeint? Erika Ackermann, selbstständige Ernährungsberaterin, die auch für die Zürcher Klinik Hirslanden Im Park arbeitet, sagt: «Der Stoffwechsel ist individuell, ebenso wie die Nahrungsaufnahme. Was der einen Person fehlt, ist bei einer anderen möglicherweise auch ohne Supplementierung in genügender Menge vorhanden.» Schluckt man Tabletten wild drauflos, weil es in einem Heftli steht oder weil auf Social Media behauptet wird, ein Vitamin könne «Krebs killen», so wie das zurzeit gerade mit dem Vitamin K geschieht, tut sich nicht unbedingt einen Gefallen. Zwar werden einige Vitamine, die wasserlöslichen wie C, einfach wieder ausgeschieden, wenn man zu viel davon erwischt. Andere, die fettlöslichen wie E, D oder K hingegen werden im Fett oder in Organen gespeichert. Das gute alte «Nützts nichts, so schadets nichts» gilt deshalb im Fall von Nahrungsergänzungsmitteln nicht. Und Wunder vollbringen können Vitamine sowieso nicht. «Es gibt kein Vitamin, das alleine Krebs heilen könnte», sagt Diego Moretti. Der ETH-Lebensmitteltechnologe forscht an der Fernfachschule Schweiz auf dem Gebiet der Ernährung und ist skeptisch, wenn einem einzelnen Vitamin, Mineralstoff oder Spurenelement Superkräfte attestiert wer-

den. «Ernährungseffekte sind per Definition gering und lassen sich nur über längere Zeiträume nachweisen. Es ist auch unglaublich schwierig, solche Effekte in Studien nachzuweisen.» Prinzipiell, so Moretti, sei eine Supplementierung sinnvoll und nützlich, wenn ein konkreter Mangel vorliege. Dieser wiederum lässt sich nur von einer Fachperson nachweisen. Was also tun? Ackermann und Moretti sagen dasselbe: gesund, abwechslungsreich und ausgewogen essen. Die gute alte Nahrungsmittelpyramide habe für den «Durchschnittsmenschen» durchaus Gültigkeit, wenn es darum gehe, den Vitaminbedarf zu decken. Prinzipiell gilt, dass der Mensch dazu geschaffen ist, das, was er braucht, über die Nahrung aufzunehmen. Obwohl, schränkt Moretti ein, das ausgewogen Essen in unserer Welt oft schwer einzuhalten sei. Man hat kaum Zeit, kauft sich ein Sandwich, wärmt Fertigpasta auf. Dazu kommen immer mehr Diäten, die Wunder versprechen. «Nehmen wir zum Beispiel das Intervallfasten», sagt Erika Ackermann: «Die Gefahr besteht hier darin, ausgerechnet das Frühstück auszulassen, das vielleicht aus einem Müesli mit Joghurt, einem Apfel und Haferflocken bestanden hätte.» Wenn es jetzt zum Mittagessen nur Fastfood gibt, fehlen lebenswichtige Elemente. Ein simpler Trick für alle, die trotzdem intervallfasten möchten: Mit dem Müesli bis zum Mittag warten. Trotz allem gibt es Menschen, die durch ihr Alter, ihre Lebensgewohnheiten oder Krankheiten besondere Bedürfnisse haben. Frauen, die eine Mutterschaft planen, werden von der Ärztin darauf aufmerksam gemacht, dass ein Mangel an Folsäure massive gesundheitliche Schäden beim Kind verursachen kann. Starke Raucher haben einen erhöhten Bedarf an Vitamin C, Alkoholikern fehlt oft B1. Im Alter sollte man darauf achten, genügend Proteine zu essen, damit der sowieso schon ablaufende Muskelabbau nicht noch beschleunigt wird. Ganz allgemein ist es für alte Menschen sinnvoll, sich professionell beraten zu lassen, weil sie oft weniger Appetit haben als junge und gleichzeitig die Fähigkeit des Körpers, sich die Vitamine aus der Nahrung aufzunehmen, nachlässt. Für alle anderen gilt: Zwei Handvoll Früchte am Tag, drei Handvoll Gemüse, dann braucht man keine Zusätze. Oft kommt jetzt der Einwand, frische Früchte seien doch sehr teuer. Aber vermutlich nicht so teuer wie Nahrungsmittelzusätze aus der Apotheke oder angeblicher Superfood aus dem Internet. Und noch dazu vermutlich viel, viel leckerer. •

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~ Hintergrund ~ BORN IN A BALLROOM

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Grandma in Helvetia

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~ Hintergrund ~ BORN IN A BALLROOM

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Sie würde ihr Leben in einem Buch festhalten: Das versprach Clara Lehmann ihrer Oma vor deren Tod. Daraus wurde der Film «Born in a Ballroom» – ein Liebesbrief an «Mueter» Eleanor Fahrner Mailloux und an die gemeinsame Heimat Von KARL HORAT (Text ) Helvetia, USA.

1 «Ich bin in einem Ballsaal geboren – und seither tanze ich durchs Leben»: «Mueter» Eleanor Mailloux in einem Fasnachtskostüm.

2 «Sie hat mich in vielerlei Hinsicht ­inspiriert»: Enkelin Clara Lehmann würdigt das Leben ihrer Oma im Dokfilm «Born in a Ballroom».

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ieses charmante kleine Dorf ist nicht in der Schweiz zu finden: Helvetia, West Virginia, liegt idyllisch versteckt im bewaldeten Hügelland der Appalachen im Osten der USA. Seit der Gründung vor 150 Jahren sind die Leute da stolz auf ihr schweizerisches Erbe. Es waren Schweizer Auswanderer, Pioniere, die damals hier ihre ersten Blockhäuser auf einer Waldlichtung an einem ­Nebenfluss des Buckhannon-Rivers zimmerten. Filmemacherin Clara Lehmann (37) hat in Helvetia glückliche Kindertage erlebt. Und vor ein paar Jahren ist sie mit ihrem Mann Jonathan Lacocque und ihren Zwillingstöchtern Lucy und Sophia (8) aus Chicago wieder hierher zurückgekehrt. Sie weiss, dass ihr Vorfahre Gottlieb Fahrner, der einst aus dem zürcherischen Birmensdorf auswanderte, hier zu den ersten Schweizer Siedlern in den Appalachen~

3 Das Mountain School House in Helvetia, West Virginia, vor fast 100 Jahren. Hier ging Eleanor zur Schule.

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~ Hintergrund ~ BORN IN A BALLROOM

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~ Hintergrund ~ BORN IN A BALLROOM

«Ich denke, dass ich die Art und Weise, wie sich meine Grossmutter ­bewegte, ­bewunderte. Ich wollte selbst so sein wie sie.» gehörte. Auch Familienmitglieder mütterlicherseits kamen ursprünglich aus der Schweiz. «Leider verstarb meine Grossmutter Eleanor noch vor der Geburt meiner Zwillingstöchter, kurz vor

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1 Das Haus von Eleanor Mailloux mit der heutigen Generation: Tochter und Schwiegersohn, Enkelinnen und Enkel sowie drei Urenkelinnen.

2 Amerikanisch-schweizerische «Gemutlichkeit»: Die Beiz «The Hütte» heute ...

3 ... und in den 60er-Jahren. Hier traf man sich, um die Neuigkeiten des Ortes zu erfahren.

ihrem 94. Geburtstag. Sie war es, die im Dorf Helvetia das Schweizer Spezialitätenrestaurant ‹The Hütte› aufgebaut und fast 50 Jahre lang geführt hat. Sie war es auch, die darum besorgt war, dass über die Generationen das Schweizer Erbe erhalten blieb, dass Kulinarik, Musik, Tanz, Kunst und Poesie aus der ursprünglichen Heimat nicht vergessen gingen», berichtet Clara. «Bei ihr im Restaurant gab es Sauerbraten oder Bratwurst und Rösti, den Helvetia-Käse zu selbst gebackenem Brot und Apfelbutter. Auch alte Bräuche aus der Schweiz waren ihr wichtig. So reaktivierte sie mit viel Elan die Fasnacht, samt Guggen-Musik und Pappmaché-Grinden.» Die Gründer und ersten Einwohner Helvetias gehörten verschiedenen Konfessionen an. Obwohl ursprünglich nur die Katholiken dieses Gaudi kannten, versammelten sich einst vor der Fastenzeit im Dorf Katholiken wie auch Protestanten zum Volkstanz in der kleinen weissen Kirche. «Und Eleanor, die eigentlich zu den Adventisten gehörte – sie hat die Fasnacht wiederbelebt und zum Fest für alle werden lassen», sagt Clara Lehmann. «Die ist sonst in den USA – ausgenommen New Orleans – völlig unbekannt. Inzwischen ist das Fest in Helvetia jedes Jahr ein Besuchermagnet.» Grandma Eleanor Fahrner Mailloux wurde – wie sie selbst gerne erzählte – auf dem Tanzboden geboren: Sie erblickte das Licht der Welt Ende März 1917 auf dem Bretterboden der Helvetia Dance-Hall. «Ich bin in einem Ballsaal geboren – und seither tanze ich durchs Leben», habe sie immer gesagt, erinnert sich Tochter Heidi Mailloux-Arnett, die Mutter von Clara. Sie lebt ebenfalls noch in Helvetia. Der Grund für diesen ungewöhnlichen Geburtsort ist zwar eher tragisch: Das Holzhäuschen ihrer Eltern war in~

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«Ich wünschte mir, dass M ­ ueters Geschichte zum Sinnieren und Träumen inspiriert.»

j­ ener Nacht ein Raub der Flammen geworden. Trotzdem trägt der Film, den Eleanors Enkelin Clara ihr widmet, den Titel «Born in a Ballroom» – «Geboren im Ballsaal.» Eleanor wurde in den 30er-Jahren Lehrerin in Helvetia. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und Millionen amerikanischer Männer eingezogen wurden, arbeitete sie für das Rote Kreuz und später in einer Reifenfabrik in Cleveland. Sie heiratete einen Juwelier, den Franko-Kanadier Gordon Mailloux, und gründete mit ihm eine Familie. Sie lebten auf der kleinen US-Insel Guam in Mikronesien im Pazifik. Mitte der 60er-Jahre kam sie für einen Besuch nach Helvetia zurück – mit fünf Kindern im Schlepptau. Und dann die unerwartete Wendung: Der Besuch sollte fast 50 Jahre dauern. Sie hatte die Idee zu «The Hütte» an Helvetias Main Street. Zusammen mit ihrer Kollegin Delores Ryan Baggerly hat sie sich dieses Gasthaus erdacht – und es dann mit viel Elan realisiert. Sie wurde zur leidenschaftlichen Köchin und Gastgeberin. «Öppis Guets vo Helvetia», ihr 1967er-Kochbuch, zeugt davon. Für die Rezepte darin durchstöberte sie das Erbe all der anderen Schweizer Auswandererfamilien vor Ort: Die gesammelten Hefte der Betler-, Bürki-, Hoferund Daetwyler-Frauen.

1 Kleine Schweiz in Amerika: Blick auf Helvetia, West Virginia, vom Blue Rock aus.

2 «Meine Grossmutter erwartete, dass ich auf eigenen Beinen stehe, mich der Welt und anderen Menschen gut präsentiere»: Clara Lehmann vor «The Hütte».

3 Schweizer Erbe: Die Folk-Dance-Group Helvetia bei einem Tänzchen auf dem Hauptplatz.

Als «Mueter» – schweizerdeutsch ausgesprochen – war Eleanor ihren Enkeln und anderen Jugendlichen im Ort ein Begriff. Wie die meisten ihrer Generation hatte sie bis zum Schuleintritt nur «Schwyzerdütsch» gesprochen. Grossmutter Eleanor wurde zu einer Art Matriarchin von Helvetia – ihre Beiz zum Mittel-, Dreh- und Angelpunkt der ­Gemeinde. «Sie hat mich in vielerlei Hinsicht inspiriert und mich in positiver Weise gefordert», sagt Clara. «Denn sie erwartete, dass ich eine Ausbildung anpacke, etwas aus mir mache, auf eigenen Beinen stehe, mich der Welt und anderen Menschen gut präsentiere. Und ich denke, dass ich die Art und Weise, wie sie sich bewegte, bewunderte und selbst so sein wollte wie sie. Sie entsprach einerseits fast dem Klischee~ # 04 ~ 2020

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~ Hintergrund ~ BORN IN A BALLROOM

Grossmutter Eleanor wurde zu einer Art Matriarchin von Helvetia – ihre Beiz zum Mittel-, Dreh- und ­Angelpunkt der Gemeinde.

Fotos: CoatofArms (7), WV University Archives (1), K. Horat (1)

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e­ iner fürsorglichen Grossmutter, war aber andererseits auch speziell und sehr elegant.» Sie konnte bisweilen schrullige Züge aufweisen. So liebte sie es zum Beispiel, hin und wieder bei irgendeinem abgelegenen Farmhaus aufzutauchen und die arme, verirrte und hungrige Wanderin zu geben; nur um zu sehen, ob Fremde sie aufnehmen, ihr 1 Vom Sauerbraten bis zur Bratwurst mit Rösti: Die Rezepte von Grandma Eleanor werden in der Küche von «The Hütte» von Anita Stitt weiter gepflegt.

2 In Mueters Stübele ... : Nostalgische Ecke in der Beiz.

3 Vor 10 Jahren: Clara Lehmann half gerne als Serviertochter an Grossmutters Buffet.

ein Abendessen zubereiten und ihr einen Platz zum Schlafen geben würden. Am nächsten Tag liess sie den Leuten dann ein Blumenbouquet zukommen. Solches tat sie «just for the thrill of it» – «nur so zum Spass», wie ihre Tochter Heidi Mailloux-Arnett im Film berichtet. Zur Premiere des Films Anfang Jahr am Santa Barbara International Film Festival in Kalifornien hüllte sich Clara Lehmann in einen prächtigen schwarzen Faltenjupe ihrer Grandma aus den 50er-Jahren, mit lauter Goldfäden durchwirkt. Der hing schon seit Jahrzehnten im Schrank ihrer Mama. Doch wie das ungnädige Schicksal es wollte: Kurz vor dem roten Teppich und dem gleissenden Scheinwerferlicht vor dem Arlington Theater in Santa Barbara platzte die schon bejahrte Rock-Naht. Aber der nahegelegene Spielzeugshop Chicken Little hatte die Lösung; zwar keine Sicherheitsnadeln – aber einen Bostitch. •

ELEANORS ERBE Clara Lehmann und Jonathan Lacocque ist mit «Born in a Ballroom» ein berührender Film gelungen. Die Macher verweben geschickt Sequenzen aus alten Fotografien und Super-8-Streifen mit Interviews von Familienangehörigen und Dorfbewohnern – kombiniert mit betörenden Natur- und Landschaftsaufnahmen der Region. Es entstand ein Kinowerk, an dessen Ende sich die Zuschauer mit Claras Grossmutter so verbunden fühlen, als ob sie die eigene wäre. «Ich wünschte mir, dass Mueters Geschichte zum Sinnieren und Träumen ­inspiriert», sagt Clara Lehmann. «Obwohl der Film sehr persönlich ist, sind seine Themen – schwierige Lebenssituationen, Gemeinschaft, Verlust und Liebe – glaube ich, universell.» Vorbestellung des Films, Blueray oder iTunes, auf borninaballroom.com

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

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Gropa packt das

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nsere Tochter ruft an und fragt, ob wir in zwei Monaten unser Enkelkind hüten könnten. Sie wolle ihren Mann zum Geburtstag mit einem Konzert überraschen. Es werde der erste gemeinsame Ausgang sein seit der Geburt vor drei Monaten. Ich schaue im Kalender nach und sehe, dass ich besetzt bin. «Das ist kein Problem, dein Dad ist da, und wie ich ihn einschätze, wird er gerne übernehmen.» Eine Woche vor dem Hütetag wieder ein Anruf meine Tochter. «Du, kann Dad das

unsere erste Enkelin zur Welt kam, war es uns beiden wichtig, die Kleine zu sehen, sie in den Armen zu halten, zu s­ chmusen mit ihr – ja, und sie auch zu wickeln. Wir waren stolz, als wir die Wicklerei noch beherrschten. Die Tochter und der Schwiegersohn treffen zum vereinbarten Termin ein, erklären meinem Mann dies und jenes. Sie sprechen von abgepumpter Milch und den ersten Breiversuchen, die aber noch nicht richtig klappen wollten. Sie zeigen ihm die Kleider für die Nacht. Dann verabschie-

überhaupt, unsere Kleine hüten?» den wir uns: Ich gehe zu meiner VerIch bin perplex und sage: «Was ist das anstaltung, die jungen Eltern zu ihrem für eine Frage.» Ich spüre das NachdenKonzert. BERNADETTE ­K URMANN ken am anderen Ende der Leitung: «Ja, Als ich nach fünf Stunden h ­ eimkomme, aus Ebikon LU ist er kann das», sagt sie schliesslich überist alles friedlich. Die Kleine trinkt an Krankenschwester und ­J ournalistin, Mutter zeugt. Ich bin beruhigt und vergewissere Mutters Brust und schläft ruhig ein. von drei Töchtern und mich bei meinem Mann: «Traust du dir Beim Gutenachtsagen frage ich: «Und, Grossmutter. Seit 2017 den Hütedienst nächste Woche zu?» Seiwie war’s – streng?» «Zum Fussballspielist sie aktiv bei der GrossmütterRevolution. ne Antwort: «Was ist das für eine Frage!» anschauen bin ich nicht wirklich gekomTatsächlich ist mein Mann ein aktiver men», meint mein Mann scherzend. Er Kinderhüter, der vielleicht – wie ich auch – etwas aus erzählt, welche Kunst er aufbringen musste, um der der Übung gekommen ist. Vor dreissig Jahren war er Kleinen den Brei einzugeben, wie sie nicht genug beals Vater ein Exot, weil er an einem Tag in der Woche kommen konnte von der abgepumpten Milch, wie weunsere Kinder übernahm. Einmal sagte er zu mir: «Du, nig sie schlief und immer wieder kaum zu trösten war. mein Familientag ist der strengste Tag in der Woche, Sie hatte Bauchweh und die Windel – halbdick! – vollstrenger als jede Arbeit im Geschäft.» Mich freute das, gemacht. Kein Problem für Gropa. Er hat alles hinbeich fühlte die Wertschätzung in seinen Worten. Als kommen. Anstrengend war es auch dieses Mal wieder. •

DIE GROSSMÜTTERREVOLUTION - EIN LANGJÄHRIGES PROJEKT Demografisch bedingt, steigt der Anteil der älteren Menschen. Das führt jedoch nicht zu einer «Herrschaft der Alten», sondern zu einer Altersbewegung der die GrossmütterRevolution ein neues Gesicht gibt. Sie fördert bestehende oder sich bildende Netzwerke für Frauen der Grossmüttergeneration, unabhängig, ob sie biologische Grossmütter sind oder nicht. Wir Frauen der Grossmütter-

Revolution bewegen uns auf der öffentlichen Bühne, haben Ideen, tun uns gerne zusammen und machen auch politisch von uns reden. Wir sind Plattform und Think Tank und verstehen uns als soziale Bewegung, die gesellschaftsrelevante Themen und Anliegen zum Alter, Frau sein und dem Dialog der Generationen aufnimmt. Wir organisieren uns selbstständig und bestimmen unsere Arbeitsinhalte

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und die für uns geeignete Struktur. Oft werden dafür die regelmässigen Veranstaltungen der GrossmütterRevolution genutzt, die Gelegenheit, um sich über aktuelle Themen und Anliegen auszutauschen und neue Frauen kennenzulernen.

Weitere Infos: grossmuetterrevolution.ch


~ Dossier ~ POSTPARTALE DEPRESSION

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« Noch sind da viele Stigmata in den Köpfen der Menschen »

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~ Dossier ~ POSTPARTALE DEPRESSION

Das Kind ist da – das Glücksgefühl weg: Rund 13 000 Mütter pro Jahr erleiden nach der Geburt eine postpartale Depression. Das Dossier mit Tipps für Angehörige und Betroffene sowie einem offenen Gespräch mit Autorin Yonni Moreno Meyer über ihre Krise nach der Geburt ihres Sohnes. Von GERALDINE CAPAUL und KARIN DEHMER (Interview und Text) und MATTHIAS LEUTWYLER (Illustrationen)

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Frau Moreno, wie geht es Ihnen h ­ eute? Es geht mir heute sehr gut.

«Es gibt auch heute noch schwere Tage, aber sie werden seltener. Ich finde, es lohnt sich, hier den Trend im Auge zu behalten und nicht den Tageszustand.»

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n der Schweiz wurden gemäss Bundesamt für Statistik im Jahr 2018 87 851 Kinder geboren. Rund 15 Prozent der Frauen – also zirka 13 000 pro Jahr – erleiden durch dieses sogenannt freudige Ereignis eine postpartale Depression. Mit postpartal meint man den Zeitraum nach dem Gebären, bezogen auf die Mutter. Im Unterschied zum Begriff postnatal, der ebenfalls auf die Zeit nach der Geburt, aber auf das Kind bezogen, verwendet wird. Häufig werden die beiden Begriffe synonym verwendet, wobei postnatal – obwohl also eigentlich nicht korrekt – fast geläufiger ist. Die grosse Zahl Betroffener überrascht. Oder auch nicht, denn die Krankheit wird noch immer tabuisiert. Eine, die das Tabu gebrochen hat, ist Yonni Moreno Meyer, die unter dem Künstlername Pony M. als Autorin und Comedienne berühmt wurde. Im Herbst 2019 wurde sie Mutter eines Sohnes. Ende Jahr teilte sie dann auf Facebook den sehr persönlichen, sehr ehrlichen Text «Postpartale Depression: Auf dem Weg zurück aus der Finsternis». Darin erzählt sie von der schweren Wochenbettdepression, aus der sie soeben aufgetaucht sei. In ihrem Beitrag schreibt sie auch, wie wichtig die Hilfe ihres Mannes war, wie wertvoll die Unterstützung der Schwägerin, der Eltern und Schwiegereltern. Der Text wurde von über 400 Menschen kommentiert, viele haben darin ihre eigene Erfahrung mit der Erkrankung geteilt. «Das ist dann wohl gelebte Enttabuisierung. Wie wunderbar!», schrieb Yonni Moreno Meyer auf die zahlreichen Rückmeldungen. Wir haben mit Yonni Moreno Meyer über ihre Erkrankung gesprochen, zudem haben wir beim Verein «postnatale Depression Schweiz» nachgefragt, wie sich eine postpartale Depression zeigt und was Eltern und Schwiegereltern ganz konkret machen können, um ihrer Tochter zu helfen.

Sie litten nach der Geburt Ihres Sohnes an einer postpartalen Depression. Welche Symptome waren bei Ihnen am ausgeprägtesten? Als Erstes fiel mir auf, dass ich einerseits unheimlich müde war, nachts jedoch – völlig unabhängig von meinem Sohn – nicht schlafen konnte. Damit einher ging eine überwältigende Erschöpfung, vermehrtes Weinen und so weiter. Wann nach der Geburt merkten Sie, dass Ihre Gefühle stärker waren als der allgemein bekannte «Baby Blues»? Den Baby Blues hatte ich nicht, die Wochen nach der Geburt waren für mich sehr schön und harmonisch. Zu kippen begann das Ganze etwa acht bis neun Wochen nach der Entbindung. Sie sind Psychologin. Hilft das Fachwissen in einer solchen Situation oder macht es gerade im Gegenteil eher Angst? Ich glaube, sowohl mein Fachwissen als auch meine Erfahrung mit depressiven Episoden haben mir sehr geholfen, weil ich relativ schnell erkannte, dass das nicht mehr von alleine gut kommt. Ich nahm mit der Mütterberatung Kontakt auf und machte einen Termin mit einer Spezialistin. Gab es bessere und schlechtere Tage? Es ging bei mir innert nur weniger Tage sehr tief in die Krise. Als ich dann Hilfe geholt hatte und in regelmässiger Therapie war, inklusive Einnahme von Antidepressiva, ging es mir rasch wieder besser. Es gibt auch heute noch schwere Tage, aber sie werden seltener. Ich finde, es lohnt sich, hier immer den Trend im Auge zu behalten und nicht den Tageszustand. Konnten Sie zu jeder Zeit Ihren Säugling versorgen oder gab es Tage, an denen das nicht möglich war? Das ging alles sehr schnell und ich bin froh, dass ich bis zum Schluss immer für meinen Sohn sorgen konnte. Für die ersten 14 Tage nach dem Zusammenbruch machten wir dann eine Art Sondersetting, in dem ich zu Hause mit meinem Kind sein konnte, jedoch immer jemand hier war, der mich ­unterstützte. Gab es trotzdem Platz für Glücksgefühle? Am Ende nicht mehr, nein. Ich war völlig verzweifelt und dachte, das alles höre nie wieder auf.

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~ Dossier ~ POSTPARTALE DEPRESSION

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Bevor Sie sich die PD selber eingestanden oder sie wahrgenommen haben, wurden Sie schon von jemandem darauf angesprochen? Haben Sie versucht, Ihre Depression zu verstecken? Nein, ich habe, sobald ich merkte, dass es bergab ging, mit meinem Mann geredet.

Sie haben Ihre Krankheitsgeschichte öffentlich auf Facebook geteilt. Warum? Genau wegen den vorhin erwähnten Stigmata. Ich denke, ich habe eine Art «Sprachrohr», und das möchte ich nutzen, um Aufklärung zu betreiben. Das geht am besten, wenn ich ehrlich mit meiner Geschichte hinstehe.

Was denken Sie, sind Anzeichen, die von aussen sichtbar sein könnten? Ich denke, das sind die üblichen Anzeichen, die auch bei sonstigen depressiven Episoden auftreten können. Vermehrtes Weinen, Rückzug, Schlafmangel, zu viel oder zu wenig essen …

Konnten Sie mit dieser Zeit für sich abschliessen? Nein, ich glaube, das wird auch noch eine Weile dauern. Ich gehe weiterhin in Therapie und nehme Antidepressiva. Ich glaube, so etwas braucht eine Weile, bis es «versurren» kann.

Von wem in Ihrem nächsten Umfeld haben Sie Beistand erhalten?

Was raten Sie Betroffenen? Das, was ich allen Müttern raten würde, ob betroffen oder nicht: Reden. Sich austauschen. Ehrlich sein und keine unrealistischen Mütterbilder aufrechterhalten, die beinahe

Von überall, aber allen voran von meinem Mann, meiner Schwiegermutter, meinen Eltern und meiner Schwägerin.

unerreichbar sind. Und dann, wenn man merkt, dass man betroffen sein könnte, Hilfe holen.

Was war die grösste Unterstützung? Dass ich bei meinem Sohn sein konnte, ihn jedoch jederzeit abgeben konnte, wenn ich überfordert war oder Angst bekam. Ausserdem konnte ich schlafen.

Wie lange eine postpartale Depression dauert, ist ganz individuell – je nachdem, wie früh die Betroffene mit einer Behandlung beginnt, welche Erkrankungen vor der Schwangerschaft bereits bestanden haben und wie schwer die Frau betroffen ist. «Wenn die Betroffenen schnell die für sie richtige Hilfe finden und auch annehmen können, hat eine postpartale Depression gute Heilungsprognosen», sagt Annika Redlich, Leiterin Geschäftsstelle Verein Postnatale Depression Schweiz. «Aber auch nach einer abgeschlossenen Behandlung wird eine Wunde bleiben. Die Erinnerung an diese schwere erste Zeit mit dem Baby oder Kleinkind macht viele Betroffene auch später noch traurig, aber sie dominiert das Leben nicht mehr. Die meisten Mütter finden in ein glückliches Familienleben und können die schönen Momente mit ihren Kindern schätzen und positiv nach vorne schauen.» •

Ganz konkret: Was können Grosseltern tun, um ihre Tochter oder Schwiegertochter zu unterstützen? Ich glaube, das hängt sehr von den Betroffenen ab. Zuhören ist immer gut, und «Zeit schenken». Dass die junge Mutter ab und zu für sich sein kann. Was sollten Angehörige auf keinen Fall machen? Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres, als in einer solchen Situation zu sein und nicht ernst genommen zu werden. Noch sind da sehr viele Stigmata in den Köpfen der Menschen.

«Was ich allen Müttern rate, ob b ­ etroffen oder nicht: Reden. Sich ­austauschen. ­Ehrlich sein und keine ­unrealistischen ­Mütterbilder aufrechterhalten.»

Tourdaten und Infos: facebook.com/ponyshof Bücher: shop.yonni.ch

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YONNI MORENO MEYER (38) ist eine der bekanntesten Online-Autorinnen der Schweiz. Ihre Karriere startete sie 2013 auf Facebook, wo sie unter dem Künstlernamen Pony M. begann, eigene Texte zu veröffentlichen und schon nach kurzer Zeit viele Follower hatte. Sie schreibt ehrlich, klar, sorgfältig und eloquent über gesellschaftsrelevante Themen genauso wie über Alltagsbeobachtungen und ihre Familie. Ihre Kolumnen sind mal witzig, mal wütend und meistens mit «vil Liebi». Das gefällt auf Facebook 66 605 Personen, die ihr folgen. Die studierte Psychologin beantwortet auch regelmässig Fragen ihrer Leserschaft, hat vier Bücher veröffentlicht und tritt live auf – mit ihren Texten, als Comedienne oder mit ihrem Mann.


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Die nebenstehenden Tipps für Angehörige sowie die Liste der typischen Symptome entstanden in Zusammenarbeit mit Annika Redlich und Psychologin Stefanie Mayer vom Verein Postnatale Depression. Eine p ­ ostpartale Depression ist ein Ausnahmezustand, der Energie fordert. Nehmen Sie als Angehörige bei Ihren Hilfeund Unterstützungsangeboten Rücksicht auf Ihre eigenen Kräfte.

WAS SIE ALS ANGEHÖRIGE TUN KÖNNEN

Hören Sie zu. Zeigen Sie Geduld und Verständnis, ohne die negativen Gefühle und Gedanken zu bagatellisieren oder zu werten.

Versuchen Sie, nicht für alle Probleme sofort ­Lösungsvorschläge zu bringen.

Ermutigen Sie sie, sich Zeit für sich selber zu ­nehmen.

Seien Sie so oft wie möglich für die Mutter da.

Steigen Sie nicht auf einen Streit ein – die ­Gereiztheit oder die Vorwurfshaltung der jungen Mutter sind Krankheitssymptome.

Erwähnen Sie immer wieder, dass die Krankheit abklingen und schliesslich ganz heilen wird. Halten Sie der Mutter, besonders bei einem frustrierenden Rückschlag, immer wieder vor Augen, was sich schon gebessert hat.

Versuchen Sie, die Erwartungen der Betroffenen an sich selbst zu mindern, indem Sie sie daran erinnern, dass Haushalt und die Pflege des Kindes auch Aufgabe des Partners sind und externe Unterstützung sinnvoll ist.

Denken Sie daran, dass eine Person, die voll erwerbstätig ist, in diesem Zustand mit einem Burnout zu 100 Prozent krankgeschrieben würde. Auch die junge Mutter muss so stark wie möglich entlastet werden. Sie können z.B. Spitex, Putzfrau oder Kinderbetreuung organisieren.


~ Dossier ~ POSTPARTALE DEPRESSION

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TYPISCHE SYMPTOME EINER ­POSTPARTALEN DEPRESSION Eine Auswahl

Übernehmen Sie, in Absprache mit dem Vater und wenn möglich, einen Teil der Nachtschicht, damit sie jede Nacht so lang wie möglich am Stück ungestört schlafen kann. ­

Übernehmen Sie möglichst viele Aufgaben im Haushalt. Sorgen Sie insbesondere für regelmässige und ausgewogene Mahlzeiten.

Nehmen Sie der Betroffenen nicht ganz alles ab – es ist wichtig, dass sie einen Grund hat, morgens aufzustehen und eine minimale Tagesstruktur mit kleinen Aufgaben bewältigt.

Erschöpfung Geistige und körperliche Erschöpfung; chronische ­Müdigkeit; Apathie; Energielosigkeit Antriebslosigkeit, Leere Schwierigkeit, sich zu etwas aufzuraffen; inneres Leeregefühl; hohler Blick; Unfähigkeit zu weinen; Teilnahms- und Interesselosigkeit; Selbstvernachlässigung, Vernachlässigung des Kindes Stimmungsschwankungen Sexuelle Unlust Abneigung gegen Berührung und Zärtlichkeit, Schmerzen, mangelnde Lust, verminderter sexueller Genuss Traurigkeit Pessimismus, häufiges Weinen Mangelndes Selbstvertrauen Verlust des Selbstvertrauens; Unsicherheit

Sorgen Sie dafür, dass sie sich in ärztliche ­Behandlung begibt. Sie müssen sie möglicherweise dabei unterstützen, eine Fachperson zu finden, den Termin und/oder das Kinderhüten ­organisieren, da sie vielleicht aktuell nicht in der Lage dazu ist.

Begleiten Sie sie – wenn gewünscht – zu den Arztterminen. Damit unterstützen Sie sie emotional, und Sie können der Ärztin wichtige Zusatzinformationen liefern und eigene Fragen und Unsicherheiten klären.

Bestärken Sie die Betroffene darin, verschriebene Medikamente regelmässig zu nehmen, und versuchen Sie, ihr die Angst davor zu lindern. Sie wird sie nicht ein Leben lang brauchen. Wenn es der Betroffenen besser geht, schauen Sie, dass sie die Behandlung nicht zu früh abbricht, um einen Rückfall zu vermeiden. Erst wenn sie vollständig gesund ist, kann die Behandlung in Absprache mit der Ärztin beendet werden.

Schuldgefühle Objektiv unbegründete Schuld- und Versagensgefühle; Selbstvorwürfe; Schamgefühle Konzentrationsprobleme Unfähigkeit, sich zu konzentrieren; zwanghaftes Grübeln Appetitstörung Appetitlosigkeit oder übermässig gesteigerter Appetit Reizbarkeit Ungeduld; Reizbarkeit; Aggression; Streitsucht; Gewalttätigkeit; ständige Unzufriedenheit; unkontrollierte Wutaus­brüche Sozialer Rückzug Fehlende Kraft, soziale Beziehungen zu pflegen und Abkapselung aus Angst vor Unverständnis Zwiespältige Gefühle dem Kind gegenüber Zwiespältige, ablehnende oder gar keine Gefühle dem Kind gegenüber, was in der Regel zu starken Schuldgefühlen führt. Selbstmordgedanken

Weitere Symptome plus einen Selbsttest finden Sie auf postnatale-depression.ch

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PROFESSIONELLE HILFE Zögern Sie nie, die junge Mutter offen anzusprechen und zu fragen, wie es ihr geht. Betroffene können sich an ihre Hebamme, Gynäkologin oder auch ihren Hausarzt wenden. Ebenfalls kann die Mütter-Väter-Beratung oder eine andere Beratungsstelle helfen, die nächsten Schritte aufzugleisen. Der Verein Postnatale Depression Schweiz betreibt eine Geschäftsstelle, bei der sich Betroffene, Angehörige, aber auch Fachpersonen jederzeit melden können. Der Verein unterstützt bei der Suche nach einer geeigneten Fachperson für die Behandlung, einer Patin für einen persönlichen Austausch mit einer ehemals Betroffenen, einer Selbsthilfegruppe oder im Notfall auch nach einem Platz auf einer Mutter-Kind-Station. Verein Postnatale Depression Schweiz 044 720 25 55 info@postnatale-depression.ch postnatale-depression.ch

Notrufnummern Elternnotruf: 0848 35 45 55 Die dargebotene Hand: 143 KIZ Zürich (Kriseninterventionszentrum): 044 296 73 10 KIZ Basel: 061 325 51 11 KIZ Bern: 031 632 88 11 KIZ St. Gallen: 071 914 44 44 KIZ Aargau: 056 462 28 50

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~ Dossier ~ POSTPARTALE DEPRESSION

SAGEN SIE ALS ANGEHÖRIGE NICHT:

SAGEN SIE STATTDESSEN:

Aber man merkt dir ja gar nichts an, du machst das so gut.

Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Das fühlt sich sicher schlimm an.

Aber du hast doch alles. (Das weiss die Mutter schon – ihre Schuldgefühle verstärken sich, wenn man sie darauf hinweist)

Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es mir bitte. Das Baby liebt dich sehr. Ich hab dich lieb.

Entspann dich doch einfach. (Bewirkt in der Regel das Gegenteil)

Klar geht es dir schlecht, wenn du den ganzen Tag im Bett liegst. Du musst nur ..., dann geht es dir besser. (Wenn es ein Patentrezept gegen diese Krankheit gäbe, wäre es schon längst weitherum bekannt)

Es wird vorbeigehen. Ich finde, du bist eine tolle Mutter. Du kannst nichts für deine Krankheit. Ich bin für dich da. Wir werden es zusammen schaffen.

Buchtipps von Annika Redlich, Leiterin Geschäftsstelle Verein Postnatale Depression Schweiz: Matthew Johnstone: «Mein schwarzer Hund» und «Mit dem schwarzen Hund leben», Kunstmann-Verlag.

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

Illustration: Irene Meier

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Wenn Medikamente krank machen Von «Polypharmazie» spricht man, wenn jemand mehr als fünf Medikamente täglich einnimmt. Die dabei entstehenden Wechselwirkungen sind nicht zu unterschätzen. Edy Riesen rät dazu, kritisch nachzufragen.

L

ange Medikamentenlisten sind für manche ältere Menschen ein grosses Problem. Vor einigen Jahren hatte eine Kollegin die Idee, am Beispiel der betagten Patientin X zu exerzieren, was herauskommt, wenn man die Richtlinien der Fachgesellschaften befolgt. Die Patientin litt an einer milden Altersdiabetes, einer Herzschwäche, an Bluthochdruck, Augenhochdruck, einer leichten Nierenschwäche und Schmerzen wegen einer Polyarthrose. Die Ärztin setzte die gemäss Richtlinien angezeigten Medikamente ein und stellte fest, dass Frau X dreissig (!) Tabletten einnehmen und zwei Sorten Augentropfen

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

applizieren musste. Wir sind hierzulande nicht ganz so «tablettenfreundlich» wie die US-Amerikaner, aber wesentlich mehr als beispielsweise Holländer und Skandinavier. Der Hausarzt hat oft als Einziger die Übersicht über die sogenannte Polypharmazie. Davon spricht man, wenn ein Mensch täglich fünf oder mehr Medikamente einnimmt. Die Reduktion einer solchen Liste ist nicht immer einfach. Ich habe für diese Kolumne meinen befreundeten Kollegen, Professor für Hausarztmedizin in Zürich, um Rat gefragt. Er forscht und publiziert zum Thema und bringt es didaktisch ausgezeichnet auf den

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Wehweh und Bobo

Wissen, was Kindern wirklich hilft

Durchfall Symptome Mehrmals tägliche Entleerung von flüssigem, wässrigem, übel riechendem Stuhl. Durchfall kann von Bauchkrämpfen (Koliken), Fieber, entzündetem After und anderen Symptomen begleitet sein. Im Rahmen einer Erkältungskrankheit kann sich Durchfall als Symptom einer sogenannten Darmgrippe äussern.

Anzeige

Punkt. In der Schweiz nehmen hochgerechnet gut 100 000 Menschen täglich fünf Medikamente und mehr ein. Dabei weiss man, dass die Wechselwirkungen bereits ab drei Medikamenten bei 38 Prozent, bei sieben Medikamenten bei 82 Prozent der Patienten auftreten. Unglaubliche Zahlen. Manchmal denke ich, dass wir Mediziner mehr Glück als Verstand haben und die Menschen einfach eine zähe Rasse sind. Als Hausarzt habe ich während meiner Praxisjahre nicht ­viele schwerwiegende Probleme gesehen (vielleicht auch einige übersehen). Aber im grossen Zahlenmaterial der Statistiker kommt der Schaden deutlich zum Vorschein. Natürlich gibt es sachliche Gründe für die Polypharmazie wie unsere zunehmende Überalterung und damit verbunden mehr chronische Krankheiten. Es gibt aber auch irrationale Gründe wie übertriebener Glaube an die Medikamente, Nachlässigkeit beim Verordnen, Sucht, Gewöhnung, falsche Anwendung, Vernachlässigung von nicht-medikamentösen Massnahmen wie Physio- oder Ergotherapie, Diäten und so weiter. Es gibt gute Checklisten für die Ärzte, mit denen man die Reduktion einer zu grossen Medikamentenliste an die Hand nehmen kann. Manchmal muss man Rücksprache mit dem entsprechenden Fachspezialisten nehmen oder in der Literatur nachlesen. Ganz wichtig ist aber auch der Dialog mit den Betroffenen. Was findet der Patient wichtig, wo verspürt er eine Wirkung oder Nebenwirkung? Was würde er selbst weglassen? Mein Freund hat zum Abschluss seiner Artikel und Referate immer einige treffende Merkpunkte erwähnt, wovon mir einer mit Abstand am besten gefällt. Raten Sie welcher? Ist das verordnete Medikament wirksam? Ist die Dosierung richtig? Bei zunehmendem Alter wegen der Niere oft nur die halbe Dosis. Ist die Einnahme korrekt? Gibt es ein Risiko von Interaktionen? Liegt eine «Doppelverschreibung» vor (zwei Medis für das gleiche Übel)? Ist die Behandlungsdauer richtig? Berücksichtigte der Arzt die Lebensspanne des Patienten? Würde der Arzt das Medikament selber einnehmen wollen? Liebe Leserinnen und Leser, seien Sie kritisch und fragen Sie nach. Aber setzen Sie lieber nicht Medikamente selbst ab, informieren Sie zumindest zuerst Ihren Arzt. Freunde und Laien sind bei Fragen der Polypharmazie keine gute Hilfe, da das Gebiet zu komplex ist. Ich will mit diesem Text nicht verunsichern, sondern einfach informieren. Ich weiss, dass es viele irrationale Ängste gibt gegenüber Medikamenten. Nehmen Sie die k ­ orrekt verordneten Medikamente genau ein. Es geht darum, Ihre Lebensqualität zu verbessern. •

Ursachen Bei Kleinkindern können zahlreiche Ursachen infrage kommen. Meistens ist es eine Infektion durch Viren, Bakterien, Würmer oder seltener Pilze. Aber auch zu viel Früchte oder Fruchtzucker verträgt das Kind nicht so gut. Gluten ist ein Bestandteil von Weizen, Dinkel, Gerste, Hafer und Roggen. Kann auch ein Symptom für eine Glutenallergie (Zöliakie) sein. Blinddarmentzündung, psychische Belastungen. So helfen Sie Ihrem Kind • Die wichtigste Massnahme: Viel trinken! Optimal sind Rehydratations-Trinklösungen. Gut geeignet sind aber auch dünner Tee und verdünnte Bouillons. • Bei Flaschenernährung: Pausieren Sie damit während rund 6 bis 8 Stunden. Geben Sie anstelle eine Rehydratations-Trinklösung und Wasser. Reisschleim, geriebene Äpfel, Bananen können zur Darmberuhigung beitragen. Mittel aus der Drogerie Kohletabletten, Präparate aus Bakterienstämmen, Hefepräparate, Elektrolytgetränk, Spagyrik, Schüssler-Salze Nr. 8 und Nr. 19. Wann zum Arzt? • Bei gleichzeitigem Erbrechen (Brechdurchfall). • Wenn das Kind nicht trinken will oder alles, was es trinkt, wieder erbricht. • Erbrechen über mehrere Stunden. • Wenn dem Stuhl Blut beigemengt ist. • Starker Durchfall, der nach 1 bis 2 Tagen immer noch anhält.

Guter Rat aus Ihrer Drogerie

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~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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Rollentausch

«

Ein Grossvater hütet regelmässig die Enkelkinder und besorgt den Haushalt, während seine Frau arbeitstätig ist. Das war früher, als seine Kinder noch klein waren, genau umgekehrt.

Als Grossvater wiederholt sich alles und trotzdem ist alles neu.» Diese Aussage von einem engagierten Siebzigjährigen steht un-

Dann muss ich aufpassen, dass keines abhaut oder ertrinkt. Ich bin jeweils fix und fertig danach.» Eine Grossmutter fragt nach: «Klar, es wiederholt

erwidert im Raum. Er holt etwas aus: «Als ich damals Vater wurde, konnten meine Freunde und Kollegen nicht verstehen, dass ich am Abend nun öfter lieber zu Hause blieb, statt mit ihnen in den Ausgang zu gehen. Als ich vom Arbeitgeber einen Vatertag einforderte, meinte dieser, für qualifizierte Fachkräfte lohne es sich nicht, Karrierechancen sausen zu lassen, um Windeln zu wechseln. Im Alltag mit den Kleinen stellte ich dann rasch fest, dass ich alle möglichen Qualifikationen aufbringen musste, um nicht bloss die körperliche Versorgung, sondern auch die wichtige emotionale Nähe zu bewerkstelligen, Vorbild zu sein und Werte mitzugeben. Unsere drei Buben waren nicht die pflegeleichtesten. Ihre Streitereien haben mich oft an die Grenze der Belastbarkeit gebracht. Nun, als Grossvater, geht das Spiel von Neuem los. Meine Kollegen, die noch keine Enkelkinder haben, verstehen nicht, dass ich zwei Tage pro Woche «opfere» für die Betreuung. Ich hätte doch endlich Zeit, etwas für mich zu machen, zumal meine Frau noch im Arbeitsprozess ist. Sie verstehen nichts von der Freude, eine warmherzige Beziehung zu den Kleinen zu haben. Ich geniesse ihre Begeisterung, wenn sie zu uns kommen dürfen und schon von weitem laut nach mir rufen. Ich staune über ihre Lernfähigkeit. Und ich sage euch: Mit zwei Kleinkindern ins Hallenbad zu gehen, dazu musst du ein echter Kerl sein! Schon nur die Logistik beim Ausziehen und Anziehen fordert mich. Sonst sind sie schnell in Socken im Nass­bereich.

sich alles. Aber was meintest du mit dem Neuen?» «Weisst du», erklärt der Grossvater, «früher hatte ich am Vatertag ausser der Kinderbetreuung nicht viel zu tun. Das bisschen Essen machen und Küche aufräumen genügte. Wenn es darüber hinaus mal etwas zu tun gab, hinterliess mir meine Frau eine Notiz. Heute organisiere ich den Haushalt selber, weil meine Frau wieder voll arbeitet. Das bedeutet, dass ich immer im Hinterkopf haben muss, was noch alles getan werden muss. Wenn die Enkel gegangen sind, räume ich auf, sauge Staub, versorge die Spielsachen und gönne mir kurz einen Kaffee. Dann gehe ich einkaufen und koche, damit meine Frau etwas Warmes in den Magen kriegt. Anschliessend sitzen wir auf dem Sofa und ich betrachte die Vorhänge und denke, die könnten auch wieder mal gewaschen werden.» •

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MARIANNE GRÄDEL (55) ist freischaffende Hebamme und Autorin. Sie lebt in Burgdorf. Gemeinsam mit ihrem Mann bietet sie einen Austausch für Grosseltern an. In ihrer Patchwork-Familie gibt es fünf Kinder und sechs Enkelkinder. gross-eltern.ch oder mariannegraedel.ch


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

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Langeweile in der Schule GROSSMUTTER: Ich koche einmal in der Woche für meinen neun Jahre alten Enkel das Mittagessen in der Wohnung der Familie. In letzter Zeit kommt er immer wieder traurig aus der Schule, weil die Lehrerin mit ihm geschimpft hat und er gar nicht so richtig weiss, weshalb. Er ist ein sehr intelligenter Junge mit grossem Bewegungsdrang (er spielt Fussball). Es sei ihm eben langweilig während des Unterrichts und deshalb mache er manchmal blöde Sachen, sagt er. Nach dem Mittagessen brauche ich jeweils ziemliche Überredungskünste, damit er wieder in die Schule geht. Der Bub tut mir leid, aber ihn zu Hause behalten kann ich ja auch nicht?

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

N

ichts ist schlimmer, als wenn man gezwungen ist, jeden Tag an einen Ort zu gehen, an dem man überhaupt nicht sein möchte. Das kennen Erwachsene, die an ihrer Arbeitsstelle unzufrieden sind, zur Genüge. Und das kennen leider auch schon Kinder, die einen Widerwillen gegenüber der Schule haben. Der Widerstand kann auf sehr unterschiedlichen Ursachen beruhen. Manchmal sind es die Mitschüler oder Mitschülerinnen, die einem Kind das ­L eben schwer machen, manchmal ist es ein Unterrichtsfach, zu dem die Schülerin oder der Schüler keinen Zugang findet, oder es kann das Verhalten der Lehrperson sein, das dem Kind nicht gerecht wird. Bei Ihrem Enkel, vermute ich, liegt der Grund darin, dass er schon vieles weiss und kann, was andere in der

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Klasse erst mühsam lernen müssen. Der Junge ist unterfordert, Langeweile stellt sich ein. Vor allem Buben mit einem grossen Bewegungsdrang leben dieses ungute Gefühl häufig aus, indem sie von ihrem Platz aufstehen, mit Mitschülern schwatzen oder auf andere Weise den Unterricht stören. Abhilfe ist gefragt – aber wie? Wissen denn die Eltern Ihres Enkels von der Problematik? Ich denke, ein Gespräch mit ihnen wäre in jedem Fall sinnvoll. Anschliessend müsste das Thema mit der Lehrerin besprochen werden. Manche Lehrpersonen sehen einen Vorteil darin, wenn auch das Kind an dem Gespräch teilnimmt und es selbst Vorschläge machen kann. Inzwischen gibt es an vielen Schulen die sogenannte «­Begabtenförderung» (­Begafö). Dort werden während der regulären Unterrichtszeit klassenübergreifend Spezial­ programme angeboten. Meistens sind es eigene Projekte der Kinder, die sie selbstständig realisieren dürfen, so dass ihre persönlichen Vorlieben und Interessensgebiete besonders gut zum Zug kommen können. Den Unterricht stören aus Langeweile, von der Lehrerin oder dem Lehrer geschimpft zu werden und sich schliesslich in das Innerste zurückziehen – dieser Teufelskreis sollte gar nicht erst in Gang • gesetzt werden.


60 Von KARIN DEHMER (Text) und MARIE-ANNE SPROSS (Illustration)

LENZBURG 3

4

TIEFENCASTEL 2

SAVOGNIN

1

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~ Service ~ UNTERWEGS

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In Lenzburg blickt man über den ganzen Aargau – und über den eigenen Horizont: Beim Turmsteigen und Klettern oder beim Besuch in der Ausstellungsstätte Stapferhaus.

1

ESTERLITURM Der Esterliturm wurde 1974 erbaut. Er hat eine Aussichtsplattform auf 45 Metern Höhe, die über eine Treppe mit 253 Stufen erreicht werden kann. Bei guter Sicht hat man einen Panoramaausblick über den ganzen Aargau, den Schwarzwald und in die innerschweizer Alpen. Zu Fuss lässt sich der Esterliturm in 60 Minuten von Lenzburg erreichen. Der Spaziergang führt am Fünfweiher vorbei. Hier und beim Esterliturm stehen Grillplätze zur Verfügung.

4

~ Herausgepickt ~ 3

KRAFTREAKTOR In der Kletter- und Boulder­ halle kann man auf rund 150 Routen erste Kletter­ erfahrungen sammeln oder sich als Fortgeschrittener neuen Herausforderungen stellen. Jeden Mittwochnachmittag wird Kindern die Möglichkeit geboten, unter Aufsicht während 1,5 Stunden den

2

STAPFERHAUS

Klettersport kennenzuler-

Das Stapferhaus nimmt mit

nen. Der Kurs ist geeignet

seinen kulturellen Projekten

für Kinder zwischen 6

immer wieder grosse Fragen

und 13 Jahren. Kinder 10

der Gegenwart auf. So gab

Franken, Erwachsene 25

es in der Vergangenheit um-

Franken.

fangreiche interaktive Aus-

kraftreaktor.ch

stellungen zu den Themen «GELD» oder « ­ HEIMAT». Bis zum 28. Juni kann man sich bei «FAKE» mit Wahrheiten und Lügen auseinandersetzen. Dabei geht man auch den Fragen nach, wem wir vertrauen können oder es besser tun sollten. Im Herbst 2020 startet dann die neue Ausstellung «GESCHLECHT». stapferhaus.ch

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RÖMER STATT HABSBURGER

Das Schloss Lenzburg zählt zu den ältesten und bedeutendsten Höhenburgen der Schweiz. Ein Besuch in den gut erhaltenen Mauern des früheren Wohnsitzes von habsburgischen Grafen und Berner Vögten ist für Familien ein Must und deshalb auch kein wirklich neuer Ausflugstipp. Weniger bekannt vielleicht ist der Umstand, dass Lenzburg bereits zu römischen Zeiten besiedelt war. Das nahezu vollständig erhaltene römische Theater Lindfeld ist Beweis dafür. Das Theater wurde zwischen 1963 und 1965 ausgegraben. Es befindet sich am Rand eines Waldes, ist umgeben von landwirtschaftlichen Feldern und gut für Spaziergänger zugänglich. Aufgeteilt ist das Theater durch drei strahlenförmige Ränge in vier Sektoren. Der Zuschauerraum bot Platz für rund 4000 Personen. Die Grösse des Theaters in der Nähe einer ländlichen Siedlung überrascht. Denn in der Regel hatten nur Städte wie Avenches und Augusta Raurica eigene Theater.


~ Service ~ UNTERWEGS

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~ Wandern ~

Kreuz und quer über die Maggia

D

iese kurzweilige Frühlingswanderung im Tessin folgt der Maggia zwischen den Dörfern Maggia und Someo. Wem die Flusslandschaft nicht genug Abwechslung bietet: Wie hören sich drei Hängebrücken an? Die Brücken sind gut abgesichert und nicht hoch. Die Wanderung kann daher gut auch mit kleineren Kindern unternommen werden. Nach der ersten Brücke bei Maggia führt der von Trockensteinmauern gesäumte Weg nach Lodano, wo die zweite Brücke auf die Wanderer wartet. Unterwegs gibt es verschiedene Feuerstellen und natürlich unzählige Möglichkeiten, sich mit einem Steinmannli zu verewigen. Die Hängebrücke vor Someo spannt sich mit 340 Metern über die Auenlandschaft und das letzte Wegstück führt über Sandstrände, Kiesbänke und durch ein kleines Wäldchen hinüber nach Someo. ~KD

~ Übernachten ~

Laui Bed & Breakfast, Ennetbühl

I 380 m

332 m

m Herzen des Toggenburgs mit Blick auf den Säntis, Stockberg und Speer liegt das Bed & Breakfast «Laui». Laut den Besitzern, Silvia Schaub und Beat Herrmann, liegt der Luxus nicht im Luxuriösen, sondern in der Liebe und Sorgfalt für das Vorhandene und dessen Authentizität. Eine Aussage, die sich in den drei liebevoll eingerichteten Gastzimmern und dem ganzen Haus widerspiegelt. Idealer Ausgangspunkt für Unternehmungen im Toggenburg und Appenzellerland. Preis pro Erwachsene 60 Franken, Kinder bis 6 Jahre gratis, von 6 bis 12 Jahren 30 Franken. ~SM LAUI BED & BREAKFAST Lauistrasse 782, 9651 Ennetbühl, SG 076 369 00 09 welcome@laui-ennetbuehl.ch laui-ennetbuehl.ch

VON MAGGIA NACH SOMEO Start: Maggia, TI. Mit dem Postauto ab Locarno in 30 Minuten erreichbar. Ziel: Someo, TI. Stündlich fährt ein Postauto von Someo zurück nach Locarno. Wanderzeit: Zwei Stunden

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4 ~ Agenda ~

DATEN UND TERMINE ZUM MERKEN 4.4. – Luzern

PIPPI IN TAKA-TUKA-LAND

~ Oberländer Märlibühni, Steffisburg ~

DER GROSSE TRAUM Im Jahre 1880 haben die beiden jungen, abenteuerlustigen Adelbodner Jakob und Albrecht endlich das Geld zusammen, um der Armut ihres Heimatdorfes zu entfliehen. Im fernen Amerika hoffen sie auf ein besseres Leben. Ein märchenhaftes Laienschauspiel über Freund­ schaft, Täuschung und wahres Glück. ~SM Ab 8 Jahren. 17./18./21./23.4: 19.30 Uhr 19.4.: 17 Uhr Erwachsene 37 Franken, Kinder 19 Franken Oberländer Märlibühni ehemalige Baumschule Kunz 3613 Steffisburg maerchenhaft.ch

~ Salzmagazin, Stans ~

HEEPÄ, GIGELE, GÄITSCHE In kaum einem Land kümmern sich Bevölkerung, Wissenschaft und Politik so stark um die Mundart wie in der Deutschschweiz. Aber wir sorgen uns auch: Stirbt der Dialekt, wenn junge, mobile Menschen ein regionales Gemisch reden? Oder ist der Wandel der Mundart gerade der Beweis, dass sie lebt? In dieser Ausstellung lässt es sich in die Geschichte und den Vielklang der Dialekte eintauchen. ~SM 4.4.–1.11. Mi: 14–20 Uhr Do–Sa: 14–17 Uhr und So: 11–17 Uhr Erwachsene 7 Franken Kinder bis 16 Jahre freier Eintritt Stansstaderstrasse 23, 6370 Stans nidwaldner-museum.ch

Ein liebevoll und bunt inszenier­ tes Musical über Mut, Fantasie und Freundschaft. Ab 5 Jahren. 14–15.15 Uhr. Kinder 26 Franken, Erwachsene 34 Franken. Kantonsschule Alpenquai. kindermusicals.ch

Gamemechanik einfach erklärt. Anschliessend gibt es eine Entde­ ckungsreise durch die Geschichte der Videospiele. Ab 5 Jahren. 11–12.30 Uhr. Freier Eintritt. Landesmuseum. landesmuseum.ch

9.4. – Hofstetten bei Brienz

15.4. – Zürich

SAISONERÖFFNUNG

OHRENWERKSTATT

Ab diesem Tag werden wieder Käse und Schokolade herge­ stellt, Nägel geschmiedet, Holz gesägt, gewoben und das Leben von früher und heute erkundet. Ab 6 Jahren. 10–17 Uhr. Kinder 14 Franken, Erwachsene 28 Franken. Freilichtmuseum. ballenberg.ch

15.4. – Riehen

10.–13.4. – Aarau

In der offenen Werkstatt werden verschiedene Überraschungen rund ums Ohr gebastelt. Ab 5 Jahren. 14–16.30 Uhr. Kinder 5 Franken (exkl. Museums­ eintritt).Kulturama. kulturama.ch

SPIELERISCH MIT KUNST UMGEHEN

Lebende Küken und Hasen be­ obachten, lustige Tiergesichter schminken, Schokoladenhasen giessen. Ab 4 Jahren. 10–17 Uhr. Kinder 3 Franken, Erwachsene 11 Franken. Naturama. naturama.ch

Nach der Entdeckungsreise durch das Museum wird mit den Tech­ niken experimentiert, welche die Künstler angewendet haben. 6–10 Jahre. 14.30–16.30. Kinder 10 Franken, Erwachsene 25 Franken. Fondation Beyeler. fondationbeyeler.ch

10.–13.4. – Frutigen

15.–19.4. – St.Gallen

OSTERN IM MUSEUM

OSTERN AUF DEM DSCHUNGELWEG Ostereiersuche einmal anders: unter Bananenstauden, Guaven, Papayas und exotischen Pflanzen. Bis 12 Jahre. 10–16 Uhr. Freier Eintritt. Tropenhaus. tropenhaus-frutingen.ch

11.4. – Baden

OSTEREIERJAGD Der Osterhase versteckt viele bunte Ostereier im Park des Museums Langmatt. Bitte eigene Osterkörbchen mitbringen. Bis 8 Jahre. 15–17 Uhr. Kinder 10 Franken. Museum Langmatt. langmatt.ch

12.4. – Zürich

GAMES-NINTENDO LABO Analoges Bauen und digitales Spielen. Auf spielerische Weise wird in diesem Workshop die

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TECHNIK UND NATURWISSENSCHAFTEN ERLEBEN An den Forscher-Stationen können spannende Experimente in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gemacht werden. Ab 7 Jahren. 10–18 Uhr. Kinder 10 Franken, Erwachsene 17 Franken. Olma Areal-Halle 9.0 tunostschweiz.ch

22.4. – Kreuzlingen

THEMENABEND: STERNHAUFEN Sternhaufen sind immer wieder beliebte Objekte, welche faszinieren. Doch was hat es mit diesen Objekten auf sich? Ab 7 Jahren. 19–20 Uhr. Kinder bis 14 Jahre gratis, Erwachsene 7 Franken. Bodensee Planetarium & Sternwarte. bodensee-planetarium.ch


Im Aargauer Kunsthaus dürfen Besucherinnen und Besucher mit Computer und Beamer nach eigenem Geschmack Kunstwerke an die Wand projizieren.

Kunst zum Verschmelzen hau

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ie Grossmutter besucht mit Lioba (fast 9) und Felia (7) ein Vermittlungsprojekt im Aargauer Kunsthaus. Schülerinnen und Schüler des Vorkurses an der Schule für Gestaltung haben die digitalisierte Sammlung des Kunsthauses so programmiert, dass Besucherinnen und Besucher einen Raum selbst kuratieren können. Lioba und Felia stellen also am Computer ihre Lieblingsbilder zusammen und ein Beamer zaubert ihre Auswahl an die Wand. Den Kindern ist ein einzelnes Bild nicht heilig, es kann Hintergrund sein für andere, kleinere Werke. Die gestapelten, überlappenden Bilder ergeben bei ihnen neue Kunstwerke. Und dann stellen

sich die Mädchen IN die Bilder und verschmelzen mit Formen und Farben. Zu Hause muss die Grossmutter laut auflachen, als sie den Titel des Hauptbildes von Felia herausfindet. Christine Streuli (*1975) hat es 2004 «Ich lieb Dich, ich lieb Dich nicht ...» genannt. Die 7-Jährige steht mit schräg gelegtem Kopf und herausforderndem Blick davor, als ob sie, viel älter, den Titel gerade erfunden hätte. Lioba ist fasziniert von einer filigranen Zeichnung von Emma Kunz (1892–1963). Die «No. 109» verwandelt das Pferd auf ihrem T-Shirt in ein Einhorn. Magie der Malerin und Heilpraktikerin? Die drei bleiben lange und baden genüsslich in Kunst. • Bis 26.4. Aargauer Kunsthaus Aargauerplatz 5001 Aarau Erwachsene 17 Franken, Kinder gratis Di–So: 10–17 Uhr / Do: 10–20 Uhr aargauerkunsthaus.ch

ELI WILHELM (57) testet mit Enkelinnen, befreundeten Kindern und Jugendlichen regelmässig Museen. museumstester.ch # 04 ~ 2020


~ Service ~ UNTERWEGS

TIC TAC TOE

In ein grosses Viereck total 9 kleine Vierecke zeichnen. Zwei Spieler setzen abwechselnd ein O oder ein X in ein Feld. Wer es zuerst schafft, sein Symbol dreimal längs, quer oder diagonal in einer Reihe zu zeichnen, gewinnt die Runde.

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REISEBINGO

Ähnlich wie bei Stadt-LandFluss werden Suchbegriffe zum Spielbeginn festgelegt, die dann aber in der freien Wildbahn gesucht werden müssen. Die Möglichkeiten sind also je nachdem, in welchem Fahrzeug man unterwegs ist, anders. Beispiele: Brillenträger, Thurgauer-Autokennzeichen, etwas Violettes, Kirchturm, Hund. Auf los gehts los und wer etwas von der Liste entdeckt, ruft es aus und darf es streichen. Wer zuerst die ganze Liste durchgestrichen hat, gewinnt.

KURZEWEILE UNTERWEGS

STADT LAND FLUSS

Früher auch: Geografiespiel. Die Mitspieler legen verschiedene Kategorien fest, zu denen dann möglichst schnell ein passender Begriff mit einem ausgewählten Anfangsbuchstaben gesucht werden muss. Also mit dem Buchstaben D beispielsweise Dortmund, Dänemark, Donau. Wahlweise die Liste mit Comicfiguren, Bäumen, Automarken oder Popstars erweitern.

Ob im Zug oder im Auto: Diese einfachen Spiele verkürzen die lange Weile einer Reise.

MONTAGSMALER

Eine Begleitperson, die nicht mitspielt, macht mehrere Kärtchen mit einfachen Begriffen. Der erste Spieler zieht dann ein Kärtchen und beginnt zu zeichnen. Der Mitspieler, der zuerst den Begriff errät, ist als Nächstes dran. Am besten ein Zeitlimit festlegen. Ist bis dann der Begriff nicht erraten, kommt der nächste Spieler dran. Wer nach einer festgelegten Anzahl Durchgängen am meisten Punkte hat, gewinnt.

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Von KARIN DEHMER ( Text) und IRENE MEIER (Illustration)


~ Service ~ BASTELN

SO GEHT’S

DAS BRAUCHT’S • Stein • Acrylfarbe und Pinsel • Draht • Krokodilklammern (Bastelbedarf)

1 2 3

Stein bemalen Draht zwei- bis dreimal um den Stein wickeln und dann beide Enden miteinander verzwirbeln und in die Länge strecken. Krokodilklammer an Drahtende befestigen.

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DEH Von K ARIN

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ARCO SC u n g ) u nd M ER ( Umsetz

Er hält unsere Liebsten fest: Der selbst gemachte lingsbild Fotohalter fürs Lieb te oder Grosis Postkar aus den Ferien.

Ei n r e l l e t s f u A

) HARF ( Foto

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~ Service ~ STRICKEN

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FrühlingsVon ILONA HERZOG (Gestricktes) und MARCO SCHARF (Foto)

GRÖSSE/MASSE 98/104 Oberweite 54 cm, ganze Länge ca. 28 cm

MATERIAL Baby Cotton von Lang, (100% Baumwolle, 180 m/50g), 100 g = 2 Kn Farbe 14 gelb, je 50 g = je 1 Kn Farbe 1 weiss und Farbe 75 orange, Stricknadeln Nr 3

MUSTER Kraus re (Vorder- und Rücks re)

FARBFOLGE 3 Rippen gelb, 2 Rippen weiss, 1 Rippe orange

MASCHENPROBE 28 M und 48 R = 10 x 10 cm

AUSFÜHRUNG Rücken- und Vorderteil Anschlag 75 M mit Orange, 10 Rippen in Orange str. In der Farbfolge weiterstr. Für die Ärmel 19 cm ab Anschlag beidseits 37 M dazu anschl = 149 M. Bei 10 cm Ärmelhöhe für den Halsausschnitt die mittleren 37 M abk und in der nächsten R wieder anschlagen. Gegengleich beenden.

AUSARBEITEN An den Ärmelkanten je 48 M in Orange auffassen und 5 Rippen str, M abk. Die Seiten- und Ärmelnähte schliessen.

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch

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Publireportage JAPANISCHE FREMDENVERKEHRSZENTRALE

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Osaka: Eine Stadt für die ganze Familie

Foto: ©JNTO

Foto: ©Osaka Government Tourism Bureau/©JNTO

Osaka ist die Stadt des guten Essens, der bunten Neonlichter und endlosen Einkaufsmeilen. Darüber hinaus ist die lebhafte Metropole im Westen der japanischen Hauptinsel Honshu ein echter Geheimtipp für Familien. Abwechslungsreich, farbenfroh, verspielt und erfrischend unbeschwert kommt Osaka daher – und ist damit für Kinder wie gemacht.

In Dotonbori gibt es für Kinder viel zu entdecken.

Stolzes Wahrzeichen: Das Osaka Castle.

Von Nintendo über den «Heidi»-Trickfilm und Lego-Ninjas bis hin zu Pokémon & Co., die Exportschlager aus dem Land der aufgehenden Sonne sind auch in der Schweiz bereits bei den Kleinsten ein grosser Hit. Für eine Reise in die Heimat der Samurai und Anime-Helden müssen Eltern beim Nachwuchs deshalb keine grosse Überzeugungsarbeit leisten. Doch auch sonst bietet der Inselstaat zahlreiche Vorzüge für Ferien mit der ganzen Familie. Schliesslich gehört Japan zu den kinderfreundlichsten, saubersten und sichersten Ländern der Welt. Osaka eignet sich dabei besonders gut für eine Familienreise.

Selber ausprobieren lautet auch die Devise in den zahlreichen Museen der Stadt: Fast überall wird Wissen kindgerecht und interaktiv vermittelt.

BLINKENDES UND KÖSTLICHES KINDERPARADIES Osakas bunt-fröhliche Strassen sind ein Paradies für neugierige Kinderseelen: Es blinkt und leuchtet überall, überlebensgrosse Krabben und Oktopusse zieren die Fassaden der unzähligen Restaurants, und an jeder Ecke brutzeln unbekannte Speisen, die auf hungrige Abnehmer warten; nicht umsonst ist Osaka auch als «Küche der Nation» bekannt. Zur Freude von Gross und Klein dürfen Gäste in einigen Lokalen zudem die lokaltypischen Kushikatsu – in Paniermehl frittierte Fleisch-, Fischoder Gemüsespiesschen – eigenhändig ins heisse Öl tunken.

TIERE, GESCHICHTE UND WISSEN ZUM ANFASSEN Ein besonderes Highlight für die ganze Familie ist ein Besuch im Osaka Kaiyukan Aquarium. Ob Haifische, Delfine oder exotische Riesenfische, in einem der grössten Aquarien der Welt gibt es über 30 000 Meereskreaturen zu bestaunen. Fast schon amerikanisch kommt der Vergnügungspark der Universal Studios Japan daher: Hier können Kinder unter vielem anderem ab diesem Sommer mit Mario, Luigi & Co. die neue Super Nintendo World erkunden. Etwas traditioneller wandeln Familien im imposanten Osaka Castle auf den Spuren der Samurai. Im lauschigen Park der Burg lässt es sich zudem entspannt picknicken. Überhaupt bietet Osaka neben dem Trubel der Stadt auch diverse Möglichkeiten für ruhige Ausflüge in der Natur: So warten zum Beispiel nur eine kurze Zugfahrt von Osaka entfernt im Nara-Park zahme Rehe auf ihre Fütterung. Ein Besuch in Osaka beweist: Japan ist auch für Familien ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

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~ Marktplatz ~ EMPFEHLUNGEN UNSERER KUNDEN & PARTNER

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A r ti k amm e l in ena mi t rbe un it A nz eige s er en nku un d nd Par tne en rn. Zus

WEITERE INFORMATIONEN ZU OSAKA

~ Thurgau Travel ~

Damit die Ferien in Osaka zum echten Kinderspiel werden, bietet die Webseite der Japanischen Fremdenverkehrszentrale nützliche Tipps und Tricks für Familien:

LUXURIÖSE DONAU-FLUSSKREUZFAHRTEN

Japan.travel/de

~ Kontiki ~

Foto: ©JNTO

EINE MÄRCHENHAFTE REISE AN DEN NÖRDLICHSTEN PUNKT EUROPAS

Auf Du und Du mit Fisch & Co.: im Osaka Kaiyukan Aquarium.

MIT SWISS AB ZÜRICH DIREKT NACH OSAKA Seit dem 1. März 2020 reist man aus der Schweiz noch bequemer nach Osaka. Neben Tokio fliegt SWISS ab Zürich neu auch direkt in die kinderfreundliche Metropole (Flugzeit: 12h 5min). In der Stadt fährt die U-Bahn mit 8 Linien und 133 Haltestellen fast überallhin, auch Taxis sind vorhanden. Von Osaka aus gut erreichbar sind zudem die kulturreichen Städte Kobe, Nara und Kyoto.

Eine märchenhafte Reise an den nördlichsten Punkt Europas: Wer mit dem norwegischen Postschiff auf der Hurtig­ruten nach Kirkenes oder zurück nach Bergen fährt, erfährt viel Insiderwissen an Bord, sieht magisches Licht an der Reling und erlebt Abenteuer an Land. Sie gilt als eine der schönsten Seereisen der Welt, dabei ist Norwegens Hurtig­ruten eigentlich eine Transportstrecke. Der Name steht für den schnellen Wasserweg, denn per Schiff sind die Distanzen von Küstenort zu Küstenort kürzer als auf der Strasse. Täglich verlässt eines der elf Schiffe den Hafen in Bergen, fährt nach Kirkenes und wieder zurück. Auf den insgesamt 2510 Seemeilen (4649 Kilometer) in 11 Tagen geniessen die Passagiere Komfort und Ruhe an Bord und werden dank Expertenwissen zu Expeditionsteilnehmern. Vor allem aber sehen sie über 100 wilde Fjorde, raue Hafen­städte und magische Lichtspiele, erleben die Enge der Meeresschluchten und die Weiten des Atlantiks. Halbe und ganze Rundreisen mit der Hurtigruten können beim Nordland-Spezialisten Kontiki Reisen gebucht werden. kontiki.ch

056 203 66 00 # 04 ~ 2020

Kein Fluss in Europa ist so aussergewöhnlich wie die Donau. Ihr Weg zum Schwarzen Meer führt durch zehn Länder, passiert atemberaubende Landschaften und pulsierende Metropolen. Das Luxus-Suitenschiff MS Thurgau Ultra schafft dank der grosszügigen Bauweise und der exquisiten Ausstattung aus edlen Materialien ein stilvolles Ambiente. Unterhaltung, Erholung und Entspannung finden die Gäste im Salon/Theatron, der Smoker’s Lounge, im Wellness-Bereich mit Sauna, Whirlpool/Jacuzzi und auf dem grossen Sonnendeck. Glanzlichter der Donau präsentiert die 8-tägige Flussfahrt ab/bis Passau mit Wien, Budapest, Bratislava und der lieblichen Wachau bereits ab 990 Franken pro Person. Die 8-Länderfahrt führt ab Passau über Wien, Belgrad, Bukarest bis zum faszinierenden Biosphärenreservat Donaudelta. Highlights sind die unvergleichlich schönen Uferlandschaften sowie die Passage durch das Eiserne Tor. Diese 15-tägige Flusskreuzfahrt ist buchbar ab 1890 Franken pro Person. thurgau-travel.ch


~ 04 / 2020~ KURSANGEBOT

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Grosi (und Grospapi) machens besser KURSINHALT

Als Grossmutter oder Grossvater haben Sie die Möglichkeit, gemeinsam mit Ihrem Enkelkind kostbare Zeit zu verbringen oder Sie sind sogar regelmässig in der Betreuung engagiert. Dabei setzen Sie sich vielleicht wieder vermehrt mit Fragen der Erziehung auseinander. Was ist anders als früher? Wie geht man mit der Erziehungshaltung der jungen Eltern um? Was fordert einen heraus? Der Kurs wird geleitet von einer Grossmutter und einer Mutter, die sich diesen Fragen stellen. Sie erzählen von ihren Erwartungen und den Freuden und Bedenken rund um Betreuungs- und Erziehungssituationen.

DATUM & ZEIT

Donnerstag, 7. Mai 2020 18 bis 21 Uhr KOSTEN

80 Franken KURSORT

Grosseltern-Magazin Kronengasse 4 5400 Baden grosseltern-magazin.ch

SILVIA BRUNNER ist Kommunikationsund Erziehungstrainerin (STEP). Sie begleitet Familien, Schulen und Unternehmen in der Frage der Führung und Kommunikation. Als ehemalige Pädagogin und Geschäftsleiterin einer Tageseltern­organisation liegt ihr Schwerpunkt seit einigen Jahren nun in der ermutigenden Führung. Als dreifache Mutter arbeitete sie immer Teil- oder Vollzeit, während ihre Mutter ihre drei Jungs betreute. brunner-bbt.ch

NG HU E I R IT Z ER IN DE N ZE ANMELDUNG ZUM IGE UT «  ( E KURS GROSI UND GROSPAPI) MACHENS BESSER » H Ku

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Bitte füllen Sie alles gut leserlich aus und senden Sie uns Ihre Anmeldung.

Name

Vorname

Adresse

PLZ / Ort

Telefon

E-Mail

Anmeldung bis 20. April 2020 an Grosseltern-Magazin, Grosi (und Grospapi) machens besser, Kronengasse 4, 5400 Baden oder per Mail an verlag@grosseltern-magazin.ch # 04 ~ 2020


~ Service ~ REZEPT

ELSBETHS

APFEL -  BROT-AUFLAUF Z

u diesem Gericht gehört eine Geschichte, die unsere Enkelkinder immer wieder hören wollen: Als der Grossdädä noch ein kleiner Bub war, kam eines seiner Nachbarskinder, Elsbeth, sonntags immer bei ihm auf dem Bauernhof vorbei, weil sie wusste, dass sein Mami, also die Urgrossmutter unserer Enkelkinder, dann stets einen superfeinen Sonntagskuchen zubereitete. Nicht ganz zufällig hielten sich

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Elsbeth und wohl auch die anderen Nachbarskinder stets in der Nähe des Küchenfensters auf, denn ... irgendwann wurde es geöffnet und Grossdädäs Mami beugte sich heraus und spritze den Rest der Buttercreme im Spritzsack den Kindern direkt in den weitaufgesperrten Mund. Elsbeth hat das nie vergessen und ihre frühere Nachbarin bis zu deren Tod immer mal wieder im Altersheim besucht. Dieses Rezept hat mir vor einiger Zeit ebendiese Elsbeth weitergegeben! Die Grosskinder lieben den saftigen Auflauf und helfen gerne beim Äpfelrüsten und Brotrösten mit. •

Das braucht’s für 4 Personen Bratbutter Ca. 200 g (altes) Brot, fein geschnitten 4 bis 6 Äpfel, geraffelt etwas Zitronensaft Sultaninen Guss 2 –4 dl Rahm oder Kaffeerahm 4–6 El Zucker oder Zimtzucker 3 Eier 1 Prise Salz

So wird’s gemacht Das feingeschnittene Brot in der Butter rösten. In eine eingefettete Auflaufform leeren. Die geraffelten Äpfel und die Sultaninen darübergeben. Das Brot soll damit gut bedeckt sein. Etwas Zitronensaft darüberträufeln. Den Guss gut verquirlt darübergiessen und Butterflocken darauf verteilen. Bei ca. 200 Grad auf der zweituntersten Rille während 30–40 Minuten backen. Das passt dazu: Vanillecreme

Leserin EDITH SCHWEIZER hat uns dieses Rezept zugestellt. Was kochen, backen oder essen Ihre Enkelkinder gerne, wenn sie bei Ihnen sind? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Service ~ LESEN

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n e b ha e i S

«Die Welt der Seilbahnen. Hightech, Rekorde, Faszination», Elmar Dorigatti, Folio-Verlag 2019, 128 S., 29 Franken.

n h a B e i e fr Die Firma Kraul entwickelt Spielsachen, die Auspro­ bieren und Selbsttätigkeit anregen: Der «Seilflitzer» oder die «Mini-Seilbahn» lassen sich gut mitnehmen im Wanderrucksack. Die «Körbchenseilbahn» ermög­ licht draussen und drinnen luftige Kleintransporte. spielzeug-kraul.de

«Willy Garaventa. Biografie des Schweizer Seilbahnpioniers», Rebekka Haefeli, Verlag hier+jetzt 2019, 214 S., 39 Franken.

Wie wird eine Seilbahn geplant? Muss die Mittelstütze das Seil tragen oder niederhalten? ­Hinschauen und ­Verstehenwollen sind nicht zuletzt auch ­Möglichkeiten, den Nervenkitzel abzufedern, der sich aus der Frage ergibt: «Alles an einem Seil?» HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­ liche gesammelt; er ist als Verlagslektor, Literatur­ kritiker, Kursleiter und Dozent für Illustrations­ geschichte tätig.

er es geniesst, in die Höhe zu schweben, denkt nicht gleich an die Mühen, zuerst ein dünnes Seil zu spannen, um dann die dickeren nachzuholen. Und selbst wenn uns das Rumpeln der Rollen an der Tragstütze aus dem Schwebetraum herausholt, mit der Fahrt über die Kante öffnet sich ein grossartiger Weitblick. Ein neues Jugendsachbuch mit vielen Fotos und Grafiken erklärt alle Typen von Seilbahnen; ein Technikbuch zum Selberlesen ab 12 Jahren, und wenn Erwachsene mitlesen, schon früher. Detailliert werden auch Seilrevisionen und Sicherheitskontrollen erläutert. Dass die Fangemeinde der Bähnli gross ist, belegt nicht zuletzt der Erfolg eines Buches für Erwachsene: Letztes Jahr erschien eine Biografie über den Schweizer Seilbahnpionier Willy Garaventa. Und wer nun denkt, das sei bloss für handverlesene Insider, der irrt: Die tolle Mischung aus Firmen- und Technikgeschichte und die Schilderungen kühner Bauprojekte auf der ganzen Welt ist schon in der 3. Auflage. Alles fing damit an, dass ein italienischer Mineur seine Heimat verliess, um beim Bau des ersten Gotthardtunnels zu arbeiten. Sein Sohn baute vor allem Transportbahnen für Holz, dessen Söhne wiederum mussten für die Metallarbeiten bald eine erste Fabrik errichten, denn nicht nur das Auftragsvolumen, sondern auch die Räder und Kabinen wurden immer mächtiger. Aber auch das Grundprinzip fasziniert: Die gespannte Schnur, die zwei Punkte verbindet, lässt sich durch kein Game ersetzen. Und die Zutaten für eine «Mini-Seilbahn» (siehe Foto und Hinweis oben rechts) aus dem Rucksack passen oft perfekt in die Wanderung, zur Landschaft, zur Mittagsrast. •

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~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Bilderbuch: Der Wolf kommt nicht, Myriam Ouyessad und Ronan Badel, Gerstenberg, 19 Franken. Während Häschen ins Bett gebracht wird, will es wissen, ob der Wolf kommt. Geduldig versichert ihm die Mutter, dass kein Wolf es je bis zu ihrer Wohnung schaffen wird. Aber Häschen lässt sich nicht beruhigen. Plötzlich klopft es ... Der Schluss ist ganz anders, als man ihn erwartet. 2 Erwachsenenroman: Vom Land, Dominik Barta, Zsolnay Verlag, 28 Franken. Eines Tages steht Theresa, die Frau des Bauern, einfach nicht mehr auf. Die erwachsenen Kinder kommen erstmals nach vielen Jahren auf dem Hof zusammen, bleiben aber ratlos. Theresa schweigt, findet keine Worte, keinen Weg. Der Autor hält in seinem eindringlichen Roman der Gesellschaft (nicht nur in Österreich) einen Spiegel vor. 3 Erwachsenenbuch: Die Bagage, Monika Helfer, Hanser, 29 Franken. Helfer erzählt die Geschichte ihrer Grossmutter, die 1914, als ihr Mann Josef eingezogen wird, alleine mit den vier Kindern auf dem kleinen Hof am Rand eines österreichischen Bergdorfs zurückbleibt. Als sie schwanger wird, glaubt niemand, dass Josef – obwohl er auf Fronturlaub war – der Vater ist. Eine literarisch dichte, feine Entdeckung. 4 Kinderbuch ab 11 Jahren: Freischwimmen, Adam Baron, Hanser, 24 Franken. Dieser berührende Roman über Cym, der bei einem Wettschwimmen beinahe ertrinkt, macht klar, dass Erwachsene Kindern die Wahrheit sagen und zumuten können, wenn sie ihnen dabei das Gefühl geben, sie zu halten und zu lieben. 5 Bilderbuch: Das schönste und grösste Bildwörterbuch der Farben, Tom Schamp, Gerstenberg, 29 Franken. Als der kleine Kater Otto eines Morgens wach wird, ist die Welt grau. Er macht sich auf eine Entdeckungsreise durch die Welt der Farben. Jede Doppelseite ist einer Farbe gewidmet und auf den wunderbar bebilderten Seiten gibt es wie in einem Wimmelbuch Unzähliges zu entdecken. 6 Bilderbuch ab 5 Jahren: Die Welt der Wale, Darcy Dobell, Becky Thorns, Verlag Kleine Gestalten, 29 Franken. Stimmt es, dass Grönlandwale über 200 Jahre alt werden und Pottwale das grösste Gehirn der Welt haben? Halten Wale unter Wasser die Luft an? Wie gross ist ein frisch geborenes Blauwalbaby? Mit diesem eindrucksvoll bebilderten Buch können Kinder die Giganten der Ozeane kennenlernen.

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Ausgewählt von der Redaktion und Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 04 ~ 2020


~ Service ~ ZEICHNEN MIT IRENE MEIER

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« Komm, wir zeichnen eine Katze»

Womit spielt die Katze wohl? In der nächsten Ausgabe zeigen wirs. Bis dahin: Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Lauf.

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~ Service ~ GEMEINSAM

Schwamm drüber

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Von KARIN DEHMER ( Text) und IRENE MEIER (Foto)

Drücken Sie dem P ­ apier Ihren Stempel auf: Mit ausgedienten Schwämmen basteln Sie und Ihre Enkel ­eigenes Geschenkpapier.

Alles in allem eine gefreute Sache, diese kurzweilige, gemeinsame Aktivitität: Der alte Schwamm endet nicht im Abfall, sondern in Kinderhänden, und wie nebenbei sorgen Schwamm und Hände für ein einzigartiges Geschenkpapier oder eine abstrakte Zeichnung.

DAS BRAUCHT’S • Schwamm • Schere • Wasserfarben • dickes Papier für Schablonen • Washitape • Packpapier oder grosse weisse Papierbögen SO GEHT’S • Den ausgedienten Schwamm in Stücke schneiden • Aus dem dicken Papier in Form von Scheren- schnitten Schablonen herstellen

• Mit den Schwamm-Stempeln die Papierbögen direkt bedrucken oder die Schablonen mit Washitape auf den Bögen ankleben und Muster aufdrucken.

Haben auch Sie eine Spielidee? Schreiben Sie uns, am liebsten mit Foto: redaktion@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. # 04 ~ 2020


~ Service ~ RÄTSEL

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Sudoku

Kinderrätsel

Schwierigkeit: mittel

So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder.

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Conceptis Puzzles

Was ist der Unterschied zwischen Lidl und der Schule? Lidl lohnt sich.

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Kinderlachen Witze von Kindern für Kinder

Punkt zu Punkt

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Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Blüten, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.4.2020. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

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Diesen Witz erzählte Diego (11). Erzählt Ihr Enkelkind Witze? Schreiben Sie uns. redaktion@grosseltern-magazin.ch

Lösung

Das Kleinkind auf Seite 15 ist Albert Camus

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Die Lösungen der Rätsel schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch # 04 ~ 2020

Illustration: Irene Meier

Schwierigkeit: schwer


~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

Gewinn en Sie eines v 48 Colour er-Metalletuison zwei Grip FABER Buntstifte von -CA im Wer t von je STELL 54 Fran ken.

Zum Beispiel Berner-Platte oder Luzerner-Pastete?

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waagrecht 4 Transportiert Versehrte. 12 Temporäre Bleibe im Urlaub. 14 Dem Austrialand fehlen die Vokale, aber nicht die Filzhüte. 15 Angehörige eines Turkvolkes. 17 Auch dieser Martin übersetzte die Bibel. 18 Diesem hiesigen Eugen fehlt ein e zum Tausendsassa. 19 …et, …urtina, …its. 20 Sie kann zauberhaft gut oder böse sein. 21 Erscheinungsform von Sabine oder Lothar. 22 Die gedrehte kurze Zeiteinheit ist eine Musiknote. 23 Nicht den direkten Weg wählen. 24 …garde, …preis, …dingen. 26 Kurz für älter. 28 Kann aus Tierdarm, Kunststoff oder Metall bestehen. 30 Steht das Minderwertige vor der EM, gibt es Platz für zwei. 32 Wie doch die Zeit … 33 Verschwendung oder Abfall in Paris. 34 Vorwarnende Lurche.

senkrecht 1 Sie können nach Dostojewski die Stationen auf dem Weg zur Wahrheit sein. 2 Spiel oder Grossorganisation. 3 Singles sind so. 4 Mit l am Schluss wäre der Einschnitt eine Pflanze. 5 Luftsack, kann lebenrettend sein. 6 Dieser Mädchenname macht Gar zum Schalentier. 7 Der ­G ockel, der ein Fisch ist. 8 Sie hat weder Anfang noch Ende. 9 Was man mit einer Blutwurst oder einem Blutbad machen kann. 10 Sorgt zusammen mit Trennung für klare Verhältnisse. 11 Mit T am Kopf wäre der irische Verwaltungsbezirk eine Sportart. 13 Attila, Pferde und Steppen sind Hinweise. 16 Wurde vom petit tailleur besiegt. 21 Durchkommen für den Faden. 23 Anwender aus Koranvers. 25 Verwirrte Zweierkisten. 27 Zum Beispiel WWF oder Ärzte ohne Grenzen. 29 Beginn der französischen Erziehung ist auch kurze CH-Partei. 31 Mit S ein Behälter, mit L ein Überzug.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.4.2020 Die Lösung des Februar-Rätsels finden Sie auf Seite 81. # 04 ~ 2020

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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Aussichten

# 04 ~ 2020


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #05/2020

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

57. Ausgabe 04/2020 Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr Auflage 13 000 Exemplare Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben) Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

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Erscheint am 24.4.2020

Verleger DOMINIK ACHERMANN Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77 GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Christa Camponovo, Hans ten Doornkaat, Beat Gloor, Marianne Grädel, Ilona Herzog, François Höpflinger, Karl Horat, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Bernadette K ­ urmann, Susanne Loacker, Barbara Maurer, Myriam Meyer, Stella Moser, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Viviane Schwizer, Aline Steiger, ­Eveline Rutz, Eli Wilhelm, Eva Zoller Morf Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch

Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch

Fotografie Rudolf Hug, , Tibor Nad, Marco Scharf

Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald

Illustrationen Renate Alf, Irene Meier, Matthias Leutwyler, Marie-Anne Spross

Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

BÜHNE FREI Der bekannte Schweizer Autor Thomas Meyer («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse») erzählt aus dem ­a benteuerlichen Leben seiner Grosseltern. BILDER AUS DER GRAUZONE In der Ostukraine herrscht Krieg. Dort, in einem Dorf an der Frontlinie, lebt Yuliya. Ihr Enkel ist fortgezogen, aber Juri wohnt in der Nähe. Und wenn er zu Besuch kommt, dann «schläft er hier im Bett und ich da drüben im Sessel.»

KLEINE PILLE, GROSSE WIRKUNG In den USA war die Pille ab 1960, in der Schweiz ab 1961 erhältlich. Die Einnahme war simpel, die Wirkung revolutionär, die Vorbehalte gross. Ein Rückblick.

~ #03/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

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waagrecht Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 04 ~ 2020

4 Arbeitsleben 12 Grosselterntag 15 Abot 16 Rauh 17 Neige 18 Gi 19 Laus 20 Mehren 21 Donuts 23 Album 24 Ate 25 Ina 26 Team 27 Eae 28 Emir 29 Li 30 Pillen 32 Ur 33 Niea 35 Eiland 36 Srl 37 Onan 38 Ems 39 Heuer

senkrecht 1 Absolution 2 Atlas 3 Abnehmende 4 Aragonien 5 Robi 6 Estate 7 Ierusalem 8 Stullen 9 Lehmbau 10 Erneuern 11 Nagetiere 13 Tiramisu 14 General 21 Dildo 22 Nappa 23 Ameise

Lösungswort Urteile


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Stadt versus Land

Z

war leben die meisten Menschen in Städ­ ten, aber das Landleben wird häufig immer noch nostalgisch verklärt. In England läuft seit Jahrzehnten eine Fernsehsendung, «Escape to the Country», die Londoner Paare in ihrer Flucht aufs Land beglei­ tet. Zeitschriften wie «Landliebe» und Fernsehsendungen wie «Land­ frauenküche» idealisieren in der Schweiz das Landleben, so wie es nie war. Bienen in der Stadt – fern von Monokulturen und grossflä­ chigem Pestizideinsatz – beispiels­ weise profitieren von einer besse­ ren Biodiversität als in vielen länd­ lichen Regionen des Mittellands (vgl. www.stadthonig.ch). Land ist nicht Land, sondern je nach Region (Mittelland, Berg­ gebiete, Juragebiete) ist Landleben unterschiedlich und divers. Auf­ fallend ist allerdings, dass in der Schweiz Stadt-Land-Unterschiede

und Grosseltern-Enkel- Beziehungen sind in Städ­ ten ebenso eng wie in ländlichen Regionen. Die An­ sichten zu familialer Generationensolidarität variie­ ren nach Sprachregion (Tessiner und Tessinerinnen sind am familienfreundlichsten eingestellt), kaum aber im Stadt-Land-Vergleich. Auch bei älteren Men­ schen haben sich Stadt-Land-Unterschiede verwischt und sie sind weniger ausgeprägt als vor dreissig, vier­ zig Jahren.

FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

politisch weiterhin wichtig sind, obwohl sich die Stadt-Land-Unterschiede der Lebens- und Famili­ enformen oder in der Freizeitgestaltung verwischt haben. Wenn unsere Enkel aus Zürich im Bergdorf Fanas (Prättigau) mit dortigen Kindern spielen, nut­ zen alle die gleichen digitalen Geräte und Apps. Nach­ barschaftsbeziehungen sind in ländlichen Gemein­ den nicht klar enger und besser als in Stadtquar­ tieren. Die Kinderzahl ist in ländlichen Gebieten nicht oder nur unwesentlich höher als in Städten

Politisch spielen Stadt-Land-Un­ terschiede hingegen weiterhin eine enorme Rolle (Städte wäh­ len eher links, ländliche Gebiete eher rechts). Und ländliche Re­ gionen geniessen in der Schweiz – dank Ständemehr – ein poli­ tisches Übergewicht. Um als Stimmbürger oder Stimmbürge­ rin sein ständisches Stimmge­ wicht zu erhöhen, gibt es nichts Besseres, als von Basel (195 000 Einwohner, 1 Standesstimme) nach Appenzell Innerrhoden (16 000 Einwohner, 1 Standes­ stimme) zu wechseln. Bisher war es noch selten, dass Volksmehr und Ständemehr auseinander­ klafften, aber dies dürfte sich in

Zukunft ändern. Analoge Ungleichgewichte zeigen sich übrigens auch in den USA, wo gehäuft Präsiden­ ten (Bush jr. & Trump) gewählt wurden, die zwar die Mehrheit der (kleinen) Staaten hinter sich scharten, aber keine Mehrheit der Stimmbürgerschaft. In vielen Ländern haben sich soziale Stadt-Land-Un­ terschiede abgeschwächt, politisch jedoch verblei­ ben sie ausgeprägt – weil politische Verhältnisse ge­ sellschaftlichen Veränderungen oft um Jahrzehnte hinterherhinken). •

# 04 ~ 2020


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