Grosseltern-Magazin 05/2020

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MAGAZIN

Grosseltern

# 05 / 2020

# 05 / 2020 grosseltern-magazin.ch

Do

FRÜH ssier LI GEFÜ NGSHL FRISC H VER E: LIE a b Se ite 44 BEN

Grosseltern Das Magazin über das Leben mit Enkelkindern

Wenn das Geld fehlt Altersarmut: Politische Lösungsansätze und was es bei der Vorsorge zu beachten gilt. (S. 28)

Stille und Schönheit

Thomas Meyer

Der Autor erzählt vom Leben seiner Grosseltern. Unsere Fotografen unterwegs: Die Schweiz Ihnen verdankt er ein faszinierendes Dilemma. (S. 22) während der Corona-Krise. (S. 34)

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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~ Magazin ~ EDITORIAL

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Liebes

Tagebuch

w

Foto: Joan Minder

GERALDINE CAPAUL (40) ist erstaunt darüber, wie viel in dieser zurückgezogenen Zeit passiert. Originelles, Schönes und ja, auch weniger Schönes.

ir sind nicht die besten Freunde, haben es beide nie lange zusammen ausgehalten. Aber aus aktuellem Anlass schreibe ich dir heute ein paar unzusammenhängende Gedanken aus meinem Corona-Alltag mit zwei kleinen Kindern, einem berufstätigen Mann

• Highlights: Ich war dabei, als das Baby zum ersten Mal vorwärtskrabbelte. Die Nachmittage mit unserer Peergroupfamilie. Das Glas Wein, das mir meine Nachbarinnen vor die Türe gestellt haben. Mein Geburtstag mit Gesang von Mann und Kind, mit Whatsapp-Telefonaten, mit all

und Home-Office.

den Geschenken, Briefen, Blumen – sie sind mit Abstand grad nochmal so gut. Ich habe Glück. • Mittlerweile bin ich Meisterin darin, Guetzli vor dem Vierjährigen zu essen, ohne dass er es mitbekommt. • Meine Mutter sieht jetzt fünf Jahre jünger aus, sagt meine Schwester, die in ihrer Nähe wohnt. Ich dafür zehn Jahre älter.

• Wir telefonieren täglich mit meiner Mutter, der Tatta unserer Kinder. Ich stelle sie anfangs immer auf Lautsprecher, so sind wir für einen kurzen Moment alle zusammen. Durch den intensiven Austausch hat sich der Inhalt unserer Gespräche verändert … Wir reden noch mehr über die Kinder. Aber auch über Ängste, Freuden. Und übers Essen. • «Warum haben wir keine so grosse Wohnung wie mein Gotti?», fragt der Sohn regelmässig. Gute Frage. • Wir schicken unendlich viele Fotos über Whatsapp an alle drei Grosseltern. Fotos kommen immer gut an, aber im Moment ganz besonders. • Nonna überlegte, wie der Osterhase aus Windisch regelkonform nach Zürich kommen kann. • Bei Konferenzschaltungen über Zoom sieht man selten vorteilhaft aus. Und: Man kann ein Magazin dank Internet auch im Home-Office machen. Aber ich gehe definitiv lieber ins Büro. • Der Sohn sagt beim Einschlafen: «Ich hab Heimweh nach meiner Tatta.» Ich verstehe ihn. • Jeder Tag ist Karfreitag. • Ich darf jeden Abend den Film für meinen Mann und mich bestimmen. Damit es nicht zu banal wird, schauen wir ihn in Originalsprache.

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… Diese Liste liesse sich noch weiterführen. Aber ich will Sie lieber auf das visuelle Tagebuch in unserem Magazin hinweisen: Unsere Fotografen haben nämlich ebenfalls ihren Corona-Alltag festgehalten. Das Resultat ist eine eindrückliche Bildergeschichte aus der Schweiz, wie wir sie – wenn das alles ausgestanden ist – so schnell nicht wieder sehen werden (ab Seite 34). Geben auch Sie uns Einblick in Ihr Tagebuch. Schreiben Sie uns, was Sie bedrückt oder begeistert, was Ihnen auffällt oder was Sie Neues ausprobiert haben. Wir sind gespannt. Im «Grosseltern», welches Sie in der Hand halten, haben wir die Agenda, Basteltipps oder Rezepte bewusst weggelassen. Sobald wir vom Social Distancing Abstand nehmen dürfen, wird unser Service-Teil wieder wie gewohnt erscheinen. Bis dahin: Geniessen Sie die Lektüre. •


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INHALT # 5 / 2020

Aus dem Familienalbum

Die Grosseltern von Autor Thomas Meyer waren Bankdirektoren und Zünfter, Kommunisten und Laienschauspieler. (S. 22)

Frisch verlieben

Funktioniert Online-Dating auch im Alter? Wo trifft man sich? Was darf und soll man erwarten? Ein Fakten- und Realitätscheck. (S. 44)

Zeit verstricken lassen

«Grosseltern» gratuliert allen frischgebackenen Omas und Opas und hofft mit ihnen, dass sie ihre neuen Enkelkinder bald besuchen dürfen. Vielleicht bringen Sie dann eine selbstgestrickte Sommerdecke mit? (S. 58)

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Cover Alltag im Corona-Lockdown: Linus (21) bringt einer Nachbarin ihre Einkäufe. Foto: Matthias Luggen


~ Magazin ~ INHALTSVERZEICHNIS

Magazin

3 4 6

Editorial Inhaltsverzeichnis

Meine Grosseltern

Hintergrund 22

28

Fernsehfrau Angélique Beldner verbrachte sehr viel Zeit bei den Grosseltern.

Gemeinsam Basteln Falten Sie mit Ihren Enkelkindern über Skype oder Whats-App-Video eine Seerose.

8

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18

Aline (17) erzählt Als Jugendliche im Lockdown.

Anderswo: Kenia «Gogo» und «Guga» heisst «Oma» und «Opa» in der Stam- messprache der Keiyos.

21

Leserbriefe

Service

Das Ordentliche und 52 Aus der Praxis das Chaotische 52 Hausarzt Edy Riesen Autor Thomas Meyers 54 Hebamme Marianne Grädel liebevolle Hommage an 55 Psychologin Dagmar Schifferli seine Grosseltern. 56 Unterwegs Jetzt ist es Zeit, das E-Bike aufzurüsten

Serie: Altersarmut Wie können Sie vorsorgen? Gespräch mit einem Experten.

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Bilder aus dem Lockdown Die Fotografen von «Grosseltern» unterwegs in ihrem neuen Alltag.

Babydecke 60 Lesen 60 Hans ten Doornkaat: Veloflicken leicht gemacht 61 Buchtipps

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GrossmütterRevolution Bericht aus der Quarantäne Auf Partnersuche

Kinderfrage Wo sind die Träume? Freiwilliges Engagement Susanna Annoscia arbeitet in einer Zürcher Kita. Zurzeit muss sie auf ihr geliebtes Engagement verzichten.

5

Sich zu verlieben, fühlt sich mit 60 nicht anders an als mit 20. Aber im Unterschied zu damals kennt man sich selbst auswen- dig. Auf dieses Wissen sollte man setzen.

DO S S IER

T ÄHLben ERs dZem Läehrigen au r 17-J 7 e i n e S e it e 1

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58 Stricken

66 42 62 64 65

Das Schlusswort Von François Höpflinger Wettbewerb Rätsel / Kinderwitz Cartoon Impressum / Vorschau


~ Magazin ~ MEINE GROSSELTERN

Zuckerbrot und Herz

Ihre Grossmutter war ihr wie eine zweite Mutter: SRF-Moderatorin Angélique Beldners Grossmama war unermüdlich – vor allem auch in der Betreuung ihrer Enkelin.

Pragmatisch und liebenswürdig: Eugénie Trachsel (oben). Bei ihrer Hochzeit 1947 (rechts)

«Grossmama war immer da»: Angélique als Sechsjährige mit ihrer Schwester Miriam und ihren Grosseltern Hans und Eugénie Jorns-Trachsel.

Foto: SRF/Oscar Alessio (1)

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ANGÉLIQUE BELDNER (44) ist Journalistin und Fernsehmoderatorin bei SRF, unter anderem bei der «Tagesschau» und neu bei der Quizsendung «1 gegen 100». Sie ist verheiratet und Mutter zweier Söhne.

E

Von GERALDINE CAPAUL (aufgezeichnet)

s ist schön, über meine Grossmutter zu reden – da kommen viele Erinnerungen hoch. Grossmama war eine meiner wichtigsten Bezugspersonen, sie hat meine Mutter, die anfangs alleinerziehend war und arbeiten musste, sehr unterstützt und mich quasi mitaufgezogen. Als meine zwei Geschwister geboren wurden, haben Grossmama und Grosspapa meine Eltern weiterhin entlastet. Wir haben im selben Haus gewohnt und es war für meine Grossmutter selbstverständlich, dass sie zu mir schaute. Sie wusste immer alles – und sie wusste es auch besser. Bei ihr liefen die Fäden nicht nur zusammen, sie hielt sie fest in der Hand. Meine Grossmutter Eugénie hat bis zu ihrem Tod 1998 Hochdeutsch mit Akzent gesprochen, denn sie wurde 1922 in einem kleinen Dorf in der Gegend von Smolensk in Russland geboren. Ihr Schweizer Grossvater war einst als Käser nach Russland ausgewandert. Im Alter von 14 Jahren ist sie mit ihren Eltern in die Schweiz geflüchtet, das war 1936, ein Jahr vor der Stalinschen Säuberung. Wir haben zwar nie darüber gesprochen, aber diese Geschichte hat sie geprägt. Sie war unermüdlich, wollte als Russin in der Schweiz angepasst sein und es war ihr sehr wichtig, was die Leute von ihr dachten. Im Alter von 72 Jahren erlitt sie eine Hirnblutung auf der Strasse. Sie hat sich auf wundersame Weise davon erholt – und schon bald machte sie sich Gedanken darüber, dass die Nachbarn sie so auf der Strasse gesehen haben könnten. Grossmama mochte Prinzipien. Sie ging zum Beispiel immer ohne Zettel einkaufen. Sobald man einen Einkaufszettel braucht, so ihre Überzeugung, beginnt man vergesslich zu werden. Oder: Beim Mittagessen wird nicht gesprochen. Da werden Nachrichten gehört. Eines Nachmittags schlich ich mich aus dem Haus, um meine Spielgruppenleiterin zu besuchen – obwohl sie es mir zuvor verboten hatte. Grossmama wusste natürlich, wo sie mich

suchen musste. Danach hat sie den ganzen Nachmittag kein Wort mehr mit mir gesprochen. Ich war fünf Jahre alt, geblieben ist mir diese Episode bis heute. Sie hat sich aber auch für mich stark gemacht, wie damals, als ich einkaufen ging und mit deutlich zu wenig Wechselgeld zurückkam. Meine Grossmutter marschierte in den Laden und sagte dem Verkäufer vor allen Kunden «alli Schand». Ich glaube, der hat nie wieder in seinem Leben jemanden betrogen. Als ich in einer eigenen Wohnung lebte, habe ich sie regelmässig besucht und mit ihr telefoniert. Es ist nicht so, dass ich sie um Rat gefragt habe – den gab sie mir einfach so. Meistens sehr pragmatisch. Ob Liebeskummer oder andere Sorgen, sie sagte immer: «Ja, weisst du, das Leben ist manchmal hart. Jetzt muss man halt …» Sie hat uns das richtige, auch strenge Leben gelehrt, aber mit extrem viel Herz. Denn es gab kaum einen liebenswürdigeren Menschen als meine Grossmutter. Mir war als Kind schnell langweilig, doch sie wusste immer, wie sie mich animieren konnte. Sie half sogar beim «Verchleiderlis». Wenn ich «Sissi» sein wollte, hat sie mir aus Draht einen Reifen für den Rock gebastelt und steckte mir «Bigoudis» in meine Kraushaare. Wenn ich krank war, hat sie im Wohnzimmer zwei Sessel zusammengeschoben und mich da hingebettet. Wenn sie mir etwas Gutes tun wollte, hat sie mir Zucker aufs Butterbrot gestreut. Sie hat viel gekocht – und niemand konnte das besser als sie. Mein Lieblingsgericht von ihr: Gemüse! Im Emmental haben mein Grossvater und sie nebenbei einen kleinen Bauernhof mit Schafen betrieben, sie wusste alles über die verschiedenen Gemüsesorten und den perfekten Anbau. So hat das Gemüse auch geschmeckt. Zugegeben: Wahrscheinlich auch, weil immer so viel Rahm und Butter dran war. Apropos Emmental: Ich habe oft meine Ferien da verbracht. Abends hat sie mich zu Bett gebracht, ich habe mich in die kalte Decke eingekuschelt und sie hat mir eine Wärmeflasche unter die Bettdecke gesteckt. Ja, Grossmama war einfach immer da.»•

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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Bastelideen fürs Facetime-Telefonat mit den Enkeln oder virtuelle Museumsbesuche vom Sofa aus: Die ersten Seiten dieses Sammelsuriums bringen Abwechslung in den Corona-Ausnahme-Alltag. 1 Das Quadrat diagonal falten

~ Enkels Liebling ~

ZEIT FÜR SICH

8 Letzte Ecke zur Mitte falten

2 Eine Ecke zur Mitte falten

paedag.ch/index.php/modellbogen

Noch mehr Tipps für Nähe trotz Distanz: grosseltern-magazin.ch

Ecken über den Rand biegen und wenden

zur Mitte falten

11 So sieht die Rückseite aus

4 Dritte Ecke zur Mitte falten

Oder wollen Sie lieber ein Karussell oder eine Burg basteln? Dann bestellen Sie hier einen Bogen für sich und einen für Ihre Enkel, den Sie gleich zu ihnen nach Hause schicken lassen können. ~IM

Rand hinaus biegen

10 Alle weiteren

3 Zweite Ecke Mit den Enkeln kreativ sein – das geht auch über Skype oder Facetime. Wir haben hier eine Faltanleitung, die Sie beim nächsten Telefonat am Computer oder iPad mit Ihren Enkeln ausprobieren können.

9 Eine Ecke über den

5 Vierte Ecke

12 Eine Ecke von der Mitte her zurückfalten

13 Weitere Ecken

zur Mitte falten und wenden

zurückfalten

6 Erneut Ecke

14 Alle Ecken in die Höhe drücken

zur Mitte falten

7 Weitere Ecken zur Mitte falten

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~ Aktuell ~ Foto: © trigon-film.org

HOME CINEMA Mal was anderes als Tagesschau: Arthouse-Filme, die einen in ganz andere Welten entführen. Der Trigon-Film­verleih bietet auf der Schweizer Streaming-Plattform filmingo.ch ein Film-Abo an. Dabei kann man aus mehr als 500 Filmen auswählen, darunter neu auch Premieren. ~ CAP

Neu auf der StreamingPlattform: Ema y Gastón, 2019, aus Chile.

filmingo.ch

~ Brief ~

Danke, liebe Eltern Wir Grosseltern haben Zeit, zum Teil im Überfluss, dürfen aber keine Enkelkinder betreuen, da der Bund dies richtigerweise so empfiehlt. Dabei wären gerade in diesen Wochen viele unserer erwachsenen Kinder froh um Hilfe, haben sie doch neben Berufstätigkeit, Homeschooling und Haushalt den ganzen Tag über ihre eigenen Mädchen und Knaben bei sich zu Hause. Fantasie, Geduld und Kraft sind gefragt. Unsere drei erwachsenen Kinder in Partnerschaften betreuen ihre zwei oder drei Kinder mit Engagement, verspüren aber die Grenzen ihrer Kräfte, wie viele andere Eltern auch. Ich denke, dass wir Grosseltern – trotzdem wir ja Risikopersonen sind – Grund genug ha-

ben, allen Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, in den Supermärkten, allen Beschäftigten in den Bereichen der Infrastruktur, allen Werktätigen zu danken. Aber für einmal möchte ich auch allen Eltern, ob alleine oder zu zweit, einen grossen Dank aussprechen. Sie halten als Berufstätige – so weit wie möglich – die oben erwähnten Dienste sowie den bitter notwendigen Wirtschaftsmotor am Laufen. Sie ­betreuen die übernächste Generation, die ebenfalls das Recht hat, neugierig und hoffnungsvoll in ihre Zukunft zu ­schauen. Wir Grosseltern können auf vielfältige Art und Weise mit unsern Enkelkindern in Kontakt bleiben – den digitalen Mög-

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lichkeiten sei für einmal Dank. Auch deren Eltern können wir behilflich sein, wenn auch beschränkt. Ich nehme mir trotz meiner Hobbys und dem täglichen Waldspaziergang mit meiner Frau auch Zeit zu bewusster Langeweile, will heissen lange Weile, während welcher ich an die Erlebnisse mit unsern acht Enkelkindern (2–10 Jahre) denke. Mit kindlicher Freude habe ich dabei für jedes eine Karte angefärbt und sie ihnen geschickt: ein simples Vergissmeinnicht vom Grossvater. Hans Abplanalp per Mail


© Staatliche Museen zu Berlin / Maximilian Meisse

Foto: Bode-Museum. Museumsinsel Berlin, Am Kupfergraben.

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~ Aktuell ~

KUNST FREI HAUS Kunst und Geschichte trotz Corona-Krise? Das geht. Möglich machen es viele grosse Ausstellungshäuser und Museen in verschiedenen Ländern, die virtuelle Rundgänge und andere Extras online anbieten. Natürlich ersetzt das keinen realen Besuch, aber das muss es ja auch nicht. Ein virtueller Museumsbesuch soll unterhalten, zum Denken anregen, inspirieren. Wir haben hier eine Auswahl zusammengestellt. ~ CAP

LOUVRE, Paris Verschiedene Online-Touren und ein umfangreiches Digitalarchiv mit Kunstwerken der eigenen Sammlung. Über die Plattform Youvisit können Ausstellungsräume, Hallen und die Aussenarchitektur in 360 Grad besichtigt werden. louvre.fr/en/visites-en-ligne youvisit.com/tour/louvremuseum

J. PAUL GETTY MUSEUM, Los Angeles Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Manuskripte und Fotografien: Mit einer Street-View-Tour kann man die riesige Sammlung europäischer Kunstwerke aus dem 8. Jahrhundert bewundern. Während das Museum aufgrund der Krise geschlossen bleiben muss, gibts online noch weitere Entdeckungsmöglichkeiten. blogs.getty.edu/iris/explore-getty-art-resources-closed-coronavirus

BODE-MUSEUM, Berlin Praktisch alle Ausstellungsräume können virtuell besichtigt werden. Die 850 ausgestellten Skulpturen und Gemälde findet man online, und mit einem Klick zum jeweiligen Digitalarchiv erfährt man mehr über die einzelnen Werke. bode360.smb.museum METROPOLITAN MUSEUM OF ART, New York Durch die mächtige Eingangshalle oder zum Tempel des Dendur: Sechs mehrminütige Videos nehmen die virtuellen Besucherinnen und Besucher mit durch die Ausstellung und die eindrücklichen Räumlichkeiten. metmuseum.org/art/online-features/met-360-project # 05 ~ 2020


~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Von RUDOLF HUG (Text und Bild)

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~ Fotografien ~

TIERGESCHICHTEN

M

DIE KARIBISCHE TÄNZERIN

it einer kleinen Fotografengruppe bereise ich die Galapagosinseln. Das heutige Ziel ist die Insel Santiago, auf der wir mit dem Schlauchboot landen. Schon von Weitem habe ich die leuchtend roten Klippenkrabben entdeckt, die auf den schwarzen Lavasteinen herumkrabbeln. Mit grosser

Geschwindigkeit bewegen sie sich in alle vier Richtungen, springen von Stein zu Stein und klettern mit unglaublicher Leichtigkeit selbst senkrechte Wände hoch. Ihr englischer Name lautet «Sally Lightfoot crab». Sie sind, so sagt die Legende, nach einer karibischen Tänzerin benannt, die ebenso leichtfüssig ihr Publikum verzauberte. Ob die Sage wahr ist oder nicht, interessiert mich im Moment nicht so sehr. Vielmehr faszinieren mich die Krustentiere, die ihre Augen wie Periskope eines Unterseebootes ausfahren können und mich beobachten. Vorsichtig nähere ich mich einem dieser Krebstiere. Kaum habe ich das Bild im Kasten, ist die Tänzerin schon wieder verschwunden. So schnell, dass ich nicht sagen kann, ob vorwärts, rückwärts oder

seitwärts. Bücher und Infos rudolf-hug.ch

~ Kindermund ~

Cheibe Zyt Ich habe mit meinem Enkel Nilo (4 Jahre alt) telefoniert, wir dürfen uns vorläufig ja nicht mehr sehen. Da sagte Nilo zu mir am Telefon: «Gell Momami, das isch scho en cheibe Zyt mit dene Vire.» Von Vera Hegi-Koitzsch per E-Mail. Was hat Ihr Enkelkind Lustiges gesagt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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~ Kinderfrage ~

WO

SIND

DIE

?

TRÄUME

Unser zweieinhalbjähriger Enkel beschäftigt sich zurzeit mit dem Träumen. «Wo sind sie denn, die Träume?», wollte er wissen, nachdem ihm sein letztes Traum-Abenteuer gerade entwischt war. Da der Kleine auf die kinderphilosophische Rückfrage «Was denkst du denn, wo sie sind?» im Moment häufig mit «Weiss nicht!» antwortet, griff ich zum «Ersatz-Trick»: «Hmm … das weiss ich leider auch nicht so genau. Wo könnten sie denn vielleicht sein?» Da auch dieser Versuch scheiterte, musste Mamas Fantasie nachhelfen: Liegen sie vielleicht irgendwo auf dem Boden? Oder sind sie aus dem Fenster geflogen? Der kleine Fragende ist damit an einem wichtigen Punkt seiner Wissenssuche angekommen. Bisher glaubte er wohl, dass die Erwachsenen alles wüssten. Doch was ist, wenn das nicht stimmt? Oder wenn es nicht auf jede Frage eine klare und eindeutige Antwort gibt? Wie kommt man zu Wissen und Verstehen, wenn es einem niemand vorgibt? Hier kann das Philosophieren einsetzen, wie es uns schon die alten Griechen vorgezeigt haben. «Ich weiss, dass ich nicht weiss», soll Sokrates gesagt haben, und dieses Nichtwissen machte ihn zum Suchenden, zum Philosophen, der – wie die kleinen Kinder – neugierig weiterfragt und sich eigene Antworten zurechtlegt, die sodann infrage gestellt und überprüft und weitergesponnen werden können. Das Philosophieren beginnt mit dem Staunen, waren sich die alten Griechen einig. Die zweite Wurzel ist der Zweifel: Habe ich es schon richtig herausgefunden? Wie könnte es denn sonst noch sein? Vermutlich würden viele Realisten denken, dass die Träume, wie die Gedanken oder die Vorstellungen, im Gehirn zu lokalisieren sind oder zumindest mit Funktionen des Gehirns zu tun haben. Ja, schon, aber … spinnen wir doch den Faden zusammen mit den kleinen Philosophen etwas weiter!

Die Philosophie-Pädagogin Eva Zoller Morf hat vor über 30 Jahren das Philosophieren mit Kindern entdeckt und in der Schweiz in Büchern und auf kinderphilosophie.ch publik gemacht. Als Grossmutter freut sie sich nun über die kleinen Philosophen in ihrem Leben. Ihr aktueller Elternratgeber heisst «Selber denken macht schlau – Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen» und ist bei Zytglogge erschienen. Gerne nimmt sie auch Ihre Kinder­fragen entgegen: redaktion@grosseltern-magazin.ch

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13 ~ Buch ~

~ Wie uns unsere Enkel nennen ~

HALTUNG BEWAHREN Das Buch «Children» versammelt frühe Aufnahmen berühmter Men­schen, es kommt bis auf den Namen, der sich jeweils auf der Rückseite des Fotos findet, und Jahreszahlen ohne Text aus. Los gehts mit Raten: Erkennen Sie das Mädchen mit den Locken? Heute kümmert sie sich nicht mehr um Puppen, sondern um ein ganzes Land.

«CHILDREN», Olivier Suter, Edition Patrick Frey, 2019, 288 Seiten, 142 Bilder, 52 Franken. editionpatrickfrey.com

Welche berühmte Persönlichkeit ist aus dem süssen Kleinkind geworden? Die Lösung finden Sie auf Seite 62. ~CAP

Sami Meine zwei ersten Enkel haben es nach einiger Zeit geschafft, mich Grosmami zu nennen. Der dritte Enkel, jetzt 2 ½-jährig, nannte mich lange Zeit Mami. Mit der rasanten Entwicklung der Sprache ergab sich ein neues Wort und nun bin ich SAMI. Wer weiss, vielleicht bleibt das so oder er übernimmt von Cousin und Cousine das Grosmami-Wort. Von Sophia Schellenberg aus Winterthur Wie werden Sie von Ihren Enkelkindern genannt? redaktion@grosseltern-magazin.ch

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14 IGEST L L I N IW FRE AGEME G EN M ei n

~ Engagiert ~

« ICH BLEIBE BEWEGLICH »

Susanna Annoscia arbeitet in der Kindertagesstätte GFZ als Helferin. Der Umgang mit den Kindern ist für sie «Freude pur». Leider muss sie aufgrund des Corona-Virus momentan darauf verzichten.

A

ls junge Frau wollte ich immer in einem Beruf mit Kindern arbeiten, Säuglingsschwester zum Beispiel. Aber es kam anders, ich lernte das KV, wurde Mutter und war schliesslich im

ihnen in der Kita sehr gefällt: Wenn die Eltern kommen, ist das immer das Grösste. Das Grosselternsein hat den grossen Vorteil, dass man sich spannungsfrei den Kindern widmen kann.

Verkauf tätig. Erst jetzt nach meiner Pensionierung Keine weiteren Verpflichtungen, keine Hauptverantfand ich zu diesem ursprünglichen Wunsch zurück. wortung, kein Druck. Das merke ich auch im Umgang Seit zwei Jahren unterstütze ich als freiwillige Helfemit einem tamilischen Jungen, der einen halben Tag rin die Fachfrauen Kinderbetreuung der Kita GFZ in pro Woche bei mir und meinem Mann verbringt. Zürich. Ich fand via Pro Senectute zu dieIch kann mich ganz auf ihn oder die ser Tätigkeit, die mir selber sehr geholfen Kita-Kinder einlassen und sie wiehat. Vor drei Jahre ist meine Enkelin kurz derum bringen neue Seiten von mir nach der Geburt gestorben. Die Freude, zum Vorschein. Ich bin jetzt viel kredie ich in der Kita mit den Kindern erleativer. Und ich bleibe beweglich: Ich ben darf, tut mir bis heute sehr gut. mache zwar schon länger Yoga, nun Ich bin als Kita-Grosi einmal pro Wohabe ich mir aber noch ein Kinderche vier Stunden in der GFZ Kita 8. Es Yoga-Buch besorgt, das will ich hat dort drei Gruppen, in meiner Gruppe ­ausprobieren. sind elf Kinder zwischen sechs Monaten Mein Sohn besuchte keine Kita, und viereinhalb J­ ahren. WER ­heute würde ich das anders machen. Nach der Mittagspause gibt’s Früchte- Susanna Annoscia (69), Die Kinder bekommen hier schon so runde. Danach werden alle angezogen Zürich viel mit, lernen andere Sachen als zu und wir gehen raus, ich jeweils mit eiWOFÜR Hause, haben intensiven Kontakt mit nem Kind an jeder Hand. Später freuen Kita der Stiftung GFZ unterschiedlichen Kindern. sich alle aufs Zvieri – auch ich! Im freien FUNKTION Ich freue mich jede Woche auf meiSpiel entsteht viel aus dem Moment heFreiwillige Helferin nen Einsatz in der Kita, auf die komraus. Die Kinder kommen auf mich zu, petenten Betreuerinnen, die Grossarwenn sie etwas mit mir machen wollen. tiges leisten, und natürlich auf die In letzter Zeit haben wir oft «Heidi» gespielt, ich war Kleinen. Als ich Probleme mit meinem Knie hatte, Fräulein Rottenmeier. Es braucht viel Fingerspitzenhabe ich meinen Mann gebeten, mich zu vertreten, gefühl, man muss sich auf die einzelnen Charaktere ich wollte auf keinen Fall meinen Platz verlieren. einstellen, darauf, ob ein Kind zum Beispiel zurückAber das war dann nicht notwendig. haltend ist oder ob es grad gern allein spielt. Um Für mich ist es einfach ein grosses Glück, mit den 17 Uhr werden sie langsam müde. Und obwohl es Kindern sein zu dürfen. ~CAP Gfz-zh.ch; prosenectute.ch Für was engagieren Sie sich freiwillig? Wir freuen uns über Ihre Zuschrift. redaktion@grosseltern-magazin.ch

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unvergessliche

~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

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Momente festhalten

~ Zitat ~

«  ICH WÜNSCHTE, ICH KÖNNTE JETZT MEINE GROSSMÜTTER SEHEN»   Auch Pop-Star Lady Gaga (33, «A Star Is Born») rief auf Instagram zur freiwilligen Quarantäne auf. «Also ich habe mit einigen Ärzten und Wissenschaftlern gesprochen. Es ist im Moment nicht für jeden das Einfachste, aber das Freundlichste/Gesündeste, was wir tun können, ist Selbstquarantäne und nicht mit über 65-Jährigen und in grossen Gruppen abzuhängen. Ich wünschte, ich könnte jetzt meine Eltern und Grossmütter sehen, aber es ist viel sicherer, es nicht zu tun, damit ich sie nicht anstecke, falls ich es habe», so Gaga in ihrem Post, und sie ermutigte ihre Follower: «Glaubt mir, ich habe mit Gott gesprochen – sie sagte, dass wir das durchstehen werden.»

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Gravurbeispiel

Eine positive und ermutigende Message kam von Justin Bieber (26). Über Instagram teilte der kanadische Pop-Musiker ein Video von einem Mann, der mit seiner Trompete auf einem Balkon steht und die Melodie des John-Lennon-Songs «Imagine» spielt. «Ich liebe euch. Aber wenn ihr euch um eure Eltern oder Grosseltern oder irgendeinen Freund sorgt, der gefährdet sein könnte, dann bleibt bitte zu Hause und sicher. Danke», fügte Bieber zum Video hinzu. ~KD

Aarau | Arbon | Bad Ragaz | Basel | Bern Biel | Brig | Chur | Frauenfeld | Luzern | Lyss Marbach | Mels | Rapperswil | Romanshorn Schaffhausen | Seewen | Solothurn | Stans St.Gallen | Sursee | Thun | Visp | Wil Winterthur | Würenlingen | Zug | Zürich

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rhomberg.ch


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~ Aline ~

KONTAKT BEIM KOMPOST Aline (17) macht sich Gedanken über den Lockdown und sagt, was ihr in dieser Zeit am meisten fehlt.

Was gibt es Schöneres, als den Enkelkindern von einem Tiger zu erzählen,

der im Dschungel von Indien umherstreift. Von einer Löwenmutter, die mutig für ihre Jungen kämpft, oder von einem Polarfuchs, der seine Beute mit einem Luftsprung fängt. Geschichten, die das Herz berühren und gleichzeitig zeigen, wie schön unsere Natur ist. Ein handlicher Bildband mit 26 spannenden Kurzgeschichten, illustriert mit wunderschönen Bildern. Eine Freude für Gross und Klein.

nicht einfach auf der anderen Seite des Gotthards. Sondern hier in Baden. Ich schluckte leer – doch vielmehr als das wusste ich nicht zu tun …

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«Bitte verzell mer en Gschicht»

Als der Lockdown bekannt gegeben wurde, wusste ich gar nicht, was ich fühlen soll. Angst? Um mich? Oder muss ich Angst um meine Grosseltern haben? Was mir mit der vorübergehenden Schulschliessung und dem Lockdown aber in aller Deutlichkeit bewusst wurde: All das passiert hier. Nicht irgendwo in Übersee und auch

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich es gar nicht anders machen kann, als alles einfach Tag für Tag zu nehmen, Woche für Woche. Die Isolation beschäftigt ÄHLT mich trotzdem und ich merke ERdZem L eben au s hrigen zunehmend, wie sehr ich soziale einer 17-Jä Kontakte in meinem Alltag brauche. Da ich einen Grossteil meiner Freundschaften auch zu normalen Zeiten online pflege, war mir bis jetzt gar nicht bewusst, wie viele Begegnungen im realen Leben und unter normalen Umständen ohne «Anstrengung» stattfinden. Meine Grosseltern wohnen zum Glück direkt über mir und deshalb kann viel spontaner Austausch stattfinden. Zum Beispiel b ­ egegnet man sich beim Gang zum Kompost. Nicht g­ erade ein schönes Setting für ein Aufeinandertreffen – dafür echt und real. Momente wie diese vermisse ich zurzeit am meisten, schätze sie dafür umso mehr. Mein Grossvater hat Whatsapp und schickt mir ab und zu ein Foto von seinem gebackenen Kuchen und damit auch etwas Normalität mit. Ich glaube, mein Grossvater und ich sind gerade dankbarer denn je für das Internet und die damit verbundenen Austauschmöglichkeiten. Denn «Social Distancing» bedeutet ja nicht keinen Kontakt – nur halt auf einem anderen Weg! Dass der virtuelle Weg gut funktioniert, zeigt meine Generation schon seit Längerem. Vielleicht werden nun auch die älteren Generationen Fan davon. •

Erhältlich in Buchhandlungen (auch online) oder direkt beim Autor. www.rudolf-hug.ch

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~ Magazin ~ SAMMELSURIUM

Foto: ETH-Bibliothek, Bildarchiv

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~ Bildarchiv ~

ALS DIE PANDEMIE DAS LETZTE MAL ZUGESCHLAGEN HAT Die Coronakrise von 2020 wird genauso in die Geschichtsbücher eingehen wie vor hundert Jahren die Spanische Grippe. Zwischen 1918 und 1920 erfasste sie den gesamten Erdball und forderte zwischen 25 und 50 Millionen Todesopfer. Vieles hat sich seither natürlich verändert, allem voran das Gesundheitssystem und die Globalisierung der Welt. Hoffen wir, dass das erste in diesen Wochen den Folgen des zweiten zu trotzen vermag. Auf dem Bild ein Schweizer Militärspital 1918. ~KD

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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Alle unter einem Dach: Lagat (links) und Joyce (mit Enkelin June im Arm) und sechs ihrer sieben Kinder.

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~ Magazin ~ ANDERSWO

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Gogo, Guga und Baby June Grossmutter Joyce legt für ihr erstes Enkelkind eine Babypause ein, während Grossvater Lagat sein SammeltaxiBusiness am Laufen hält. Denn: «Das Leben mit Baby ist teuer.» Von CAROLINE DOKA ( Text und Foto)

W

er in Afrika eine Auto­ panne hat, ist nie lange allein. Viele helfende Hände und gute Rat­ schläge sind im Nu zur Stelle. Aber so schnell wie Lagat war noch keiner. Der 50-Jährige kommt mit seinem Matatu, ei­ nem Sammeltaxi, angebraust, streckt den Kopf weit aus dem Fenster, ruft «Braucht Ihr Hilfe?» – und steht auch schon tatkräf­ tig zur Seite. Er beäugt den Motorschaden und organisiert einen Mechaniker samt Abschleppwagen. Am Abend sitzen wir im kleinen Haus in Kabarnet bei seiner Familie, während das Auto auf die Reparatur wartet. Auch so lernt man einen Grossvater für diese Ru­ brik kennen. Lagat hat unseren Besuch zu Hause angekündigt. Kabarnet liegt am Rand des Afrikanischen Grabenbruchs in Westkenia, etwa dort, wo kenianische Langstreckenläufer trainieren. Als wir vorbei an Gemüsebeeten, freilaufenden Hühnern und kichernden Kindern zur Behausung gelangen, werden wir freu­ dig aufgeregt von der Familie erwartet

KENIA

KABARNET

NAIROBI

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und von Joyce (50), Lagats Frau, aufs Sofa komplementiert. Wie ein Königspaar sit­ zen wir da, neugierig umringt von den El­ tern und ihren sieben zwischen 5 und 30 Jahre alten Kindern. In den Armen von Joyce liegt June, das erste Enkelkind. Vor sieben Monaten wur­ de June geboren. «Sie ist die Tochter von Delphine, unserer Ältesten», erzählt Lagat stolz. «Ich bin ein ‹neuer› Grossvater!» Die Geburt des Enkelkindes war ein Ereig­ nis. Aufgeregt warteten die Grosseltern während des Kaiserschnitts vor dem Ge­ bärzimmer. «Dann war das Baby da, völ­ lig gesund und wir überglücklich. Es ist, als wäre June unser jüngstes Kind», sagt ­Joyce. «Alle lieben sie, wollen sie herum­ tragen und umsorgen.» Am meisten kümmert sich aber die Gross­ mutter um die Kleine. Sie legte sozusa­ gen eine Babypause ein und meldete sich bei ihrer Arbeit als Zählerableserin bei den lokalen Wasserwerken ab. Lagats Business mit dem Sammeltaxi hinge­ gen ruht nicht. «Das Leben mit Baby ist teuer», sagt er, während er am Handy ~


~ Magazin ~ ANDERSWO

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KENIA Einwohner 50 Mio. Hauptstadt Nairobi Fläche 580 367km² Währung Kenia-Schilling Amtssprachen Swahili und Englisch Staatsform Republik Religion über 80 Prozent der Bevölkerung sind Christen Sport Iten (nahe ­K abarnet) ist bekannt für sein Höhen­ trainingszentrum. Itens Oberschule St. Patricks ­brachte viele Welt­spitzenLangstreckenläuferinnen und -läufer hervor wie etwa Ibrahim Hussein und Peter Rono. Wirtschaft Kenia lebt vom Kaffee- und TeeExport, von der Industrie (Maschinen- und Fahrzeugbau, Textil und Bekleidung, Ernährung und Genussmittel) und vom Tourismus. Tourismus Weisse Strände, ein langes Korallenriff, weite Savannen mit Grosswildtieren, schneebedeckte Gipfel, Wüste und ein kleiner Regenwald: Alles ist im Wesentlichen für den Tourismus erschlossen. Kaffee Obwohl Kaffee eines der wichtigsten Exportprodukte ist, trinken Kenianer selber lieber Tee. Sie nennen ihn «Chai».

~KD

«Es ist, als wäre June unser jüngstes Kind.» Grosseltern Lagat und Joyce mit ihrer ersten Enkelin June.

herumdrückt und Anrufe entgegen­ nimmt. Das Business muss laufen. «Mit Junes Geburt hat sich unser Leben ver­ ändert, wir müssen uns einschränken.» Dank Gemüse­beeten und ein paar Hüh­ nern kann sich die Familie zum Teil selbst­ versorgen. «Wir hoffen sehr, dass diese entsetzliche Heuschreckenplage uns ver­ schont, die zurzeit Afrika heimsucht.» Als wären sie die Eltern, kümmern sich Gogo und Guga, so heisst Oma und Opa in ih­ rer Stammessprache Keiyos, um ihre ge­ liebte Enkelin. Durften die beiden ihren Vornamen be­ stimmen? «Oh nein!», lacht Joyce. «Dieses Recht reklamierte May, unsere Jüngste, für sich. Nach April und May müsse das Baby June heissen, befand sie.» Die ganze Familie lebt unter einem Dach, die Jungs im Jungenzimmer, die Mädchen im Mäd­ chenzimmer, June schläft bei den Gross­

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eltern. «Bald zieht Delphine mit June zu ihrem Mann im Süden Kenias», seufzt Joyce und küsst das Baby zärtlich auf die Stirn. «Sie werden mir beide sehr fehlen.» Auf die Erziehung ihrer Enkelin werden die Grosseltern darum keinen Einfluss nehmen können. Doch Joyce vertraut da­ rauf, dass Delphine es schon richtig ma­ che. «Wir haben sie gut erzogen und viel mit ihr gebetet.» Was wünschen sich Gogo und Guga für ihre Enkelin? Lagat schaut vom Handy auf. «Dass sie bei uns bleibt!» Joyce schmunzelt und sagt. «Ein gutes Le­ ben, Gesundheit, Kinder. Und keine Sor­ gen.» Am nächsten Morgen ist das Auto repariert, wir reisen weiter. Zwei Tage später eine WhatsApp von Lagat. «Freun­ de! Die Heuschrecken sind bei uns einge­ fallen! Sie fressen alles kahl!». Dass das Coronavirus gerade Afrika erreicht, ahnt der neue Grossvater noch nicht. •


~ Magazin ~ LESERBRIEFE

Die Meinung der Leserinnen und Leser «EIN TOLLES HEFT» Zum Grosseltern-Magazin

Dossier

POSTPART DEPRESSIO ALE N: WIE HELFEN KÖNN SIE EN

# 04 / 2020

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Grosseltern

# 04 / 2020

MAGAZIN

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azin.ch

ab Seite 48

Das Maga

ut Altersarm

jeden Rappen im Alter auf . (S. 30) Wenn man Frauen erzählen muss: Zwei schauen

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Leben mit

Enkel

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Viel Spass, ien. (S. 24) Generationenfer

Ich habe heute das neue «Grosseltern»

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So gelingen

Grosseltern MAGAZIN CHF 9.50 EUR 8.50

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bekommen. Wir finden es ein ganz tolles Heft, und momentan sind wir, weil es ja die Situation nicht erlaubt viel anderes zu tun, fleissig am Lesen. Auch mein Mann, der sonst selten eine Zeitschrift anschaut, war echt vertieft und fand, wir sollten das «Grosseltern» mal für ein Jahr abonnieren. R. Bucher, via E-Mail

KREATIVE IDEEN FÜR SCHÜLER Zum Grosseltern-Magazin

Unsere Enkeltochter ist noch etwas zu klein, um all Ihre kreativen Tipps auszuprobieren. Aber: Seit einer Woche werden unsere Basisstufen-Kinder (4–8-jährig) zu Hause von den Eltern betreut. Wir Lehrpersonen sind darauf bedacht, dass die Kinder weiter die noch mehr oder weniger neu eingeführten Kulturtechniken üben. Uns ist es aber mindestens ebenso wichtig, kreative Ideen für zu Hause zu liefern. Nun hat mich das Faultier in Ihrer letzten Ausgabe dazu animiert, «Grosseltern» auf genau solche Aktivitäten hin zu durchforsten. Und da gibt es neben den Zeichnungsanleitungen auch Kochrezepte, Bastelideen …, einfach toll! K. Weber, via E-Mail

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OFFENER BRIEF AN DIE GROSSELTERN Liebe Grosseltern Vor einer Woche haben die meisten von uns vage geahnt, was evtl. auf uns zukommen könnte. Dieses Szenario ist nun leider eingetroffen, wir dürfen unsere Grosskinder nicht mehr sehen! Unsere Töchter und Söhne mit deren Familienangehörigen mussten innert kurzer Zeit ihren Alltag umkrempeln. Wir konnten sie dabei nicht unterstützen, und das tut weh. Oberste Priorität hat jetzt, dass wir gesund bleiben, wir dürfen auf keinen Fall krank werden! Aber wir freuen uns heute schon auf den Moment des Wiedersehens, wenn die Grosskinder in unsere ausgebreiteten Arme fliegen werden. Herzliche Grüsse Maya und Urs Hany-Zihlmann, via E-Mail

«SCHRIFT SCHLECHT LESBAR» Zum Grosseltern-Magazin

Ich habe von Ihrem GrosselternHeft drei Probenummern gelesen und war begeistert. Ich bin Brillenträgerin und wundere mich, weshalb alle Texte derart anstrengend zu lesen sind. Die Übertitel kommen perfekt daher und machen einen gluschtig auf den Folgetext. Aber: Die Wahl des Schrifttyps plus dieser hellgraue Farbton und oft auch noch ein farbig getönter Hintergrund machen das Lesen sehr anstrengend. Brigitte Adam, via E-Mail Anmerkung der Redaktion: Wir nehmen diese Kritik gern zur Kenntnis und werden in einer nächsten Überarbeitung der Gestaltung unseres Magazins, das Thema Lesbarkeit genauer betrachten.


~ Hintergrund ~ FAMILIENALBUM

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Von THOMAS MEYER (Text und Fotos)

Das faszinierende

Dilemma

Opapa, Opi, Adam: Thomas Meyers Bezeichnungen für seinen Gross­ vater änderten mit den Jahren.

Der Autor Thomas Meyer hat einen christlichen Vater und eine jüdische Mutter. In ihm trifft eine ordentliche, urzürcherische Blutlinie auf polnisches Nomadentum. Was diese Mischung aus ihm macht? Einen sozialen Ordnungsfanatiker mit Hang zur Nostalgie. Von THOMAS MEYER ( Text und Fotos)

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~ Hintergrund ~ FAMILIENALBUM

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Gross­mutter Sary bei einem ihrer geliebten Kreuzworträtsel

M

eine Herkunft ist einigermassen widersprüchlich. Es gibt einen ordentlichen Strang, den meines Vaters, und einen chaotischen, jenen meiner Mutter, was sich lustigerweise auch in den Charakteren der beiden niedergeschlagen hat. Der ordentliche, das waren die Meyers, die jahrhundertelang in Birmensdorf (ZH) ansässig waren, bevor mein Urururgrossvater Bernhard 1845 beschloss, nach Zürich zu ziehen. Damals gab es hier noch keinen Bahnhof, der wurde erst zwei Jahre später gebaut, dafür standen noch viele der neuzeitlichen Verteidigungsanlagen, darunter das Rennwegbollwerk. Und keine fünfzig Jahre zuvor hatten auf den Wiesen vor der Stadt die Franzosen, die diese besetzt hielten, ~ # 05 ~ 2020


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~ Hintergrund ~ FAMILIENALBUM gegen Russen und Österreicher gekämpft – und wenig später die Eidgenossen gegen Truppen der Helvetischen Republik, eines französischen Revolutionsexports, der nur drei Jahre Bestand haben sollte. Heute ist das alles kaum noch bekannt und ohnehin schlecht vorstellbar, aber mein Ahne Bernhard zog, zumindest in seinem Bewusstsein, an einen ziemlich gefährlichen Ort, nach dem bald diese, bald jene Macht griff. 1902 kam sein Urenkel Hans-Otto zur Welt. Im Haus, in dem er wohnte, an der Bäckerstrasse, gab es ein fast gleichaltriges Mädchen, die Margarete, Tochter von deutschen Einwanderern. Die beiden wurden später ein Paar, und mein Grossvater Hans-Otto wurde Bankdirektor und Zunftmeister der Zürcher Stadtzunft. Später baute er, ein begeisterter Leichtathlet, mit Gleichgesinnten im Letzigrund eine Aschenbahn und eine Holztribüne – daraus wurde schliesslich das Letzigrund-Stadion. Ich habe beide nicht gekannt, er starb vier Jahre vor meiner Geburt, und sie noch viel früher, an Leukämie. Leider nahm mein Grossvater offenbar ein ziemliches Scheusal zur zweiten Frau, jedenfalls hat mein Vater noch kein gutes Wort für sie übrig. Er war nur bis zum Jugendalter bei der Stadtzunft – die Mitgliedschaft wird vererbt –, doch als es darum ging, vom Kreis der sogenannten Stubengesellen in jenen der richtigen Zünfter aufzusteigen, riet ihm mein Grossvater, es bleiben zu lassen. Er sei schliesslich mit einer Jüdin zusammen, das werfe ein schlechtes Licht auf ihn und führe auch sonst nur zu Problemen. Es war seine Befürchtung, nicht seine Haltung. Im Gegensatz zur SKA und der Bankgesellschaft, die damals keine jüdische Kundschaft

Leider nahm mein Grossvater offenbar ein ziemliches Scheusal zur zweiten Frau, jedenfalls hat mein Vater noch kein gutes Wort für sie übrig.

Grossvater Hans-Otto Meyer mit Thomas Meyers Vater Hans Peter.

akzeptierten, fanden sie bei seiner Volksbank an der Bahnhofstrasse stets eine offene Tür. Meine Mutter ist die Nachfahrin von Menschen, die von weit her und über abenteuerlichen Umwegen in die Schweiz gekommen waren. Ihr einer Grossvater hiess Salomon Naftali, auf Jiddisch Schlojme Naftule. Er hatte Verwandte in Zürich, und meine polnische Urgrossmutter, Chawa Zimmet, war deren Dienstmädchen. Als er eines Tages zu Besuch kam und sie ihm die Tür öffnete, wusste sie: Der ist es. Sie heirateten, Chawa wurde schwanger, doch Salomon ging zurück nach Russland – und wollte die russische Armee als Geiger auf ihrem Feldzug gegen # 05 ~ 2020

Als Deutschland die Sowjetunion angriff, war Grossvater Adam Friedmann beruhigt: «Was Napoleon nicht erreichte, wird auch Hitler nicht gelingen.»


25 Japan begleiten. Er schickte unzählige auf Jiddisch geschriebene Postkarten in die Schweiz, doch seine Mutter unterschlug sie alle, und Chawa verbrachte mehrere bange Jahre, ohne zu wissen, ob ihr Geliebter überhaupt noch lebte. Doch schliesslich kam er zurück. Mein anderer Urgrossvater mütterlicherseits, Rachmiel Friedmann, war ein Sohn frommer jüdischer Bauern aus der russischen Stadt Polozk. Er war Berufsrevolutionär, also jemand, der

Mein Vater liess sich nicht abhalten, ­ehelichte meine Mutter und bescherte mir damit ein faszinierendes Dilemma.

Grossmutter Sary Friedmann war professionelle Tänzerin.

Grossmutter Margarete Meyer starb früh an Leukämie. Hier mit dem Vater des Autors.

sich der Aufgabe verschrieben hat, eine proletarische Revolution herbeizuführen. Unter dem Parteinamen Wolodja – Lenins Frau erwähnt ihn so in ihren Memoiren – verteilte Rachmiel illegalerweise kommunistisches Propagandamaterial im In- und Ausland und schmuggelte auch gern mal Waffen und Komplizen über die Grenze. Auf einer Tour in Polen lernte er in der Stadt Brody, wo seine Kontaktstelle war, die Lehrerin Pauline Mann kennen, Tochter emanzipierter Juden. Die Zaristische Geheimpolizei war ihm und den anderen Kommunisten ständig auf den Fersen und wollte ihn nach mehreren Verhaftungen nach Sibirien verbannen, doch gelang ihm die Flucht. In Brody heiratete er 1910 Pauline, reiste mit ihr nach Paris und schliesslich nach Zürich, wo viele Exilrussen lebten. Wie viele von ihnen verdiente er sein Geld mit dem Drehen von Zigaretten, den «Papirossy». Chawa Zimmer und Salomon Naftali hatten fünf Kinder: Sima, Berta, Ida, Sara und Sigmund. Pauline Mann und Wolodja Friedmann hatten vier: Georges und Adam sowie Hedwig und Mary. Sara, geboren 1911, und Adam, geboren 1913, waren meine Grosseltern. Sie lernten sich kennen, weil Wolodja Friedmann und seine Frau in Zürich die Pension COMI führten, wo in den 1930er- und 1940er-Jahren zahlreiche Verfolgte des Nationalsozialismus Zuflucht fanden. Eine Freundin von Sara meinte, sie und Adam würden gut zusammenpassen, und machte die beiden bekannt. Im Schauspielhaus Zürich wurde übrigens vor einiger Zeit ein Theaterstück über die Pension aufgeführt, es hiess «Das grosse Herz des Wolodja Friedmann» und zeigte seine Not, nicht allen helfen zu können, die es nötig hatten. Mein Grossvater Adam war schon früh politisch aktiv. In Genf erlebte er 1932, wie die Armee – Soldaten einer Rekrutenschule – auf Demonstranten schoss, die gegen die Fonjallaz-Faschisten protestierten. 13 Menschen starben, und mein Grossvater trat ~

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26 der Jeunesse Socialiste bei. Wie sein Vater schmuggelte er kommunistische Literatur, von Zürich nach Wien. Er war überzeugt, dass nur die Sowjetunion und der Kommunismus «ein Bollwerk gegen Nazi-Deutschland sein konnten», wie er in seinen Aufzeichnungen schreibt. Angst als Jude hatte er nicht: «Ich war überzeugt, dass die Schweiz nichts zu befürchten habe, da die Kriegsparteien unser Land als Spionage- und Finanzplatz dringend benötigen würden.»

1931: «Erstes Russisches Balalaika Orchester» in der Schweiz mit Grossmutter Sary als Tänzerin.

Ich kannte leider nur zwei von meinen Grosseltern, aber ich denke gern an alle vier. Jeder lebt in mir fort. Als Deutschland die Sowjetunion angriff, war er beruhigt: «Was Napoleon nicht erreichte, wird auch Hitler nicht gelingen.» Also planten er und sein Frau Sara, die angesichts der Judenverfolgung nicht mehr so genannt werden wollte, weil die Nazis allen jüdischen Frauen diesen Vornamen aufzwangen, sondern nur noch Sary, ihr erstes Kind. Im Dezember 1941 kam meine Mutter Wera zur Welt, russisch für Glaube, benannt nach Wera Figner, einer russische Revolutionärin. Mein Vater Hans Peter wurde im Mai 1943 geboren. Niemand hatte mehr mit ihm gerechnet, seine Mutter hatte Jahrgang 1899. In mir und meiner Schwester trifft das nun alles zusammen, eine urzürcherisch-bürgerliche Blutlinie sowie eine polnisch-russische, stets auf Wanderschaft, wie das bei Juden nicht unüblich ist. Gegensätzlicher könnte das nicht sein. Fand auch mein Grossvater Hans-Otto, dem es als Bankdirektor leichtfiel, Auskunft über die Finanzen meines anderen Grossvaters Adam einzuholen, und der seinen Sohn Hans Peter daraufhin schriftlich warnte, er möge die Beziehung zu dieser Wera doch bitte überdenken, dieser Friedmann habe ja nichts. Aber mein Vater liess sich nicht abhalten, ehelichte meine Mutter und bescherte mir damit ein faszinierendes Dilemma: Einerseits habe ich einen starken Drang zur Ordnung, war immer ein Freund der Polizei und betreibe das Haushalten als Hobby. Gern unterhalte ich mich mit meinem Vater darüber, ob nun der neue Dyson oder der neue Miele der bessere Staubsauger sei. Andererseits habe ich wie meine Mutter eine starke Neigung zur Nostalgie, was wiederum zu einer starken Neigung führt, Dinge anzuhäufen, und auch der politische Geist meines Grossvaters regte sich stets in mir. Mit 16 gründete ich mit zwei Schulkameraden eine kommunistische Partei. Weit kamen wir nicht, zumal Dani und Michèle ein Paar wurden und anderes im Sinn hatten, als das Arbeitervolk zum Aufstand anzustiften. Aber ich blieb sozial. Ich verbrachte gern und viel Zeit bei meinen Grosseltern. Stun-

Schauspielhaus ­Zürich: Adam Friedmann (li) und sein Bruder Georg (re) als Statisten im Theaterstück «Der Hauptmann von Köpenick».

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Grossvater Adam Friedmann war in jungen Jahren fast jede Woche als Laienschauspieler aufgetreten.


~ Hintergrund ~ FAMILIENALBUM

Foto: joanminder.ch

Mein Grossvater, den ich erst Opapa nannte, später Opi und schliesslich bei seinem Vornamen Adam, las derweil in der Zeitung und ­kommentierte das Weltgeschehen mit empörtem Brummen. Hielt er es nicht mehr aus, warf er die Zeitung auf den Couchtisch und nahm sich ein Buch.

denlang hörte ich die legendären Kasperli-Platten, bis ich sie auswendig konnte. Mein Grossvater, den ich erst Opapa nannte, später Opi und schliesslich bei seinem Vornamen Adam, las derweil in der Zeitung und kommentierte das Weltgeschehen in regelmässigen Abständen mit empörtem Brummen. Hielt er es nicht mehr aus, warf er die Zeitung auf den Couchtisch und nahm sich ein Buch. Auch das habe ich von ihm. Wie auch die Vorliebe für Anzüge und Hemden. Ich hatte stets ein herzliches Verhältnis zu ihm. Er schien mir von allen Mitgliedern meiner Familie stets der Vernünftigste. Meine Eltern waren ständig in Diskussionen darüber verwickelt, was wo herumliegen durfte beziehungsweise nicht (eine Diskussion, die ich mittlerweile gern mit mir selbst führe), meine Schwester war noch sehr klein und meine Grossmutter beschäftigte sich am liebsten mit Kreuzworträtseln, daher schätzte ich es immer sehr, mich mit meinem Grossvater austauschen zu können, der stets einen heiteren Kommentar auf den Lippen hatte und mich auf manch tolle Reise mitnahm. Als ich älter war, besuchte ich gern Theatervorführungen mit ihm. Er war in jungen Jahren fast jede Woche als ­L aienschauspieler aufgetreten und hatte viel Liebe für die Bühne – wie auch meine Grossmutter, deren Leidenschaft der Tanz war. Ins Altersheim wollten die beiden nicht, wer will das schon, und falls es so ­etwas wie einen guten Zeitpunkt dafür gibt, hatten sie ihn eindeutig verpasst. Es war schon schwierig, ihnen die Spitex ins Haus zu schicken, weil meine Grossmutter die armen Damen eine nach der anderen mit übelsten jiddischen Flüchen davonjagte. Schliesslich zogen meine Grosseltern aber doch in ein jüdisches Altersheim, unter heftigem Protest, was mir sehr leidtat, auch für meine Mutter. Es war bereits für mich schlimm, den Verfall meiner Grosseltern mitanzusehen; für sie war es um ­einiges schmerzhafter. Mein Grossvater starb im Mai 2010, ­meine Grossmutter im Januar 2012, ihre Beerdigung fand an meinem 38. Geburtstag statt. Sie hatte die Geburt meines ­Sohnes Levi um fünf Wochen verpasst. Das Letzte, was ich von ihr hörte, war, dass sie mich meiner Mutter gegenüber einen Trottel nannte, weil ihr Urenkel unehelich zur Welt kommen würde. Ich bin überzeugt, dass es ihr egal gewesen wäre, hätte sie ihn noch im Arm halten können. Margarete, Hans-Otto, Sary und Adam, so hiessen meine vier Grosseltern. Ich kannte leider nur zwei von ihnen, aber ich denke gern an alle vier. Jeder lebt in mir fort, auf seine Weise. Man findet ein wenig vom Bankdirektor und ein wenig vom Literaturschmuggler. Den Leichtathleten sucht man vergebens. •

THOMAS MEYER (45) ist Autor des Bestsellers «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse», der unter demselben Namen erfolgreich verfilmt wurde. Im letzten Jahr erschien mit «Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin» die Fortsetzung. Thomas Meyer ist Vater eines Sohnes und lebt in Zürich. thomasmeyer.ch

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Serie

ARMUT ALTERTSeil 2

Arm im Alter

Dass Frauen im Alter häufiger mit weniger Geld auskommen müssen als Männer, hat auch mit ihrer höheren Lebenserwartung zu tun: Die Illustration «Der springende Punkt» von Irene Meier #05 ~ 2020


~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT

Von EVELINE RUTZ ( Text) und IRENE MEIER (Illustration)

Einen Strampler für den Baby-Enkel? Eine Zehnernote für die Teenie-Enkelin? Das liegt für e ­ inige ­Senioren nicht drin. Lesen Sie im ­zweiten Teil unserer Serie über Alters­armut, welches die politischen ­Lösungsansätze sind und was es bei der Vorsorge zu beachten gilt.

O

ft sind es kleine Beträge, welche das knappe Budget überfordern: eine Reparatur, eine neue Brille oder die Stromrechnung. Ältere Menschen, die von einer kleinen Rente leben müssen, zapfen meist Reserven an. Sie bauen Vermögen ab, pumpen das private Umfeld an oder bitten eine Glaubensgemeinschaft um Hilfe. Vor allem Personen, die sozial gut eingebettet sind, profitieren lange von informellen Leistungen – bis es nicht mehr geht. «Viele verzichten oft jahrelang auf ihre Ansprüche und damit auf Leistungen im fünf- oder sechsstelligen Frankenbereich», stellt die Pro Senectute in einer aktuellen Studie fest. Erst wenn die finanziellen Polster aufgebraucht sind und «der Schuh wirklich drückt», wenden sie sich an karitative Organisationen oder an die Behörden. Diese Zurückhaltung hat verschiedene Ursachen. Viele Betroffene haben Angst, stigmatisiert zu werden. Sie schämen sich, ihre wirtschaftliche Situation offenzulegen. Einige sind schlecht informiert oder kennen sich mit den Sozialversicherungen zu wenig aus. Wie viele Senioren und Seniorinnen in der Schweiz arm sind, lässt sich nicht eindeutig beziffern. Einerseits wird Armut unterschiedlich definiert. Andererseits ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) haben 7,5 Prozent der älteren Menschen Mühe, für die nötigsten Ausgaben aufzukommen. 10 Prozent ist es nicht möglich, eine unvorhergesehene Ausgabe von 2000 Franken innerhalb eines Monats zu tätigen. Bei rund einem Fünftel betragen die Ersparnisse maximal 10 000 Franken. Finanziell ans Limit gelangen insbesondere Personen, die ihren Lebensunterhalt allein aus der 1. Säule bestreiten müssen (siehe Kasten). Sie beziehen AHV und – wenn diese die minimalen Lebenskosten nicht deckt – zusätzlich Ergänzungsleistungen (EL).

2016 haben rund 201 100 Menschen EL erhalten. Angesichts der demografischen Entwicklung nimmt ihre Zahl tendenziell zu. Frauen bilden in dieser Gruppe eine deutliche Mehrheit, was auf ihre Erwerbsbiografien zurückzuführen ist. Sie haben häufig unbezahlte Betreuungsarbeit geleistet, lediglich Teilzeit oder in einer Tieflohnbranche gearbeitet. Sie haben daher zu wenig verdient, um Zugang zur 2. Säule zu haben, welche ihnen den bisherigen Lebensstandard ermöglichen würde. Bis ins Jahr 2000 hatten sie bei einer Scheidung das Nachsehen: Das Pensionskassenguthaben ging ganz an den Mann. Erst nach dem neuen Scheidungsrecht werden die Ersparnisse geteilt. Dass Frauen im Alter häufiger mit weniger Geld auskommen müssen als Männer, hat auch mit ihrer höheren Lebenserwartung zu tun. Sie sind oft einige Jahre jünger als ihre Partner und häufiger verwitwet. Sie führen häufiger einen Einpersonen-Haushalt und müssen für anfallende Fixkosten alleine aufkommen. Mit dem Alter steigt zudem die Wahrscheinlichkeit für einen Eintritt in ein teures Pflege- oder Alterszentrum. Gemäss einer Studie des Lebensversicherers Swiss Life erhalten Frauen rund 37 Prozent weniger Rente als Männer. Das entspricht etwa 20 000 Franken pro Jahr. Der so genannte Gender Pension Gap nehme zwar langsam ab, schreiben die Autoren. So seien jüngere Frauen stärker auf dem Arbeitsmarkt präsent. Ganz verschwinden werde die Differenz in absehbarer Zeit allerdings nicht. Es brauche einerseits politische Massnahmen, so das Fazit. Andererseits seien alle gefordert, sich frühzeitig Gedanken über ihre Altersvorsorge zu machen. Insbesondere dann, wenn sich Nachwuchs ankündige und eine Reduktion der Erwerbstätigkeit zur Diskussion stehe. •

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«Viele verzichten oft jahrelang auf ihre Ansprüche und damit auf Leistungen im fünfoder sechsstelligen Frankenbereich.»

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~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT

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Die Säulen im Wandel LE 1. SÄU VORSORGE

STAATLICHE

Die AHV (Alters- und Hinterlassenenversicherung) sowie die Ergänzungsleistungen dienen der Existenzsicherung. Die AHV wird so, wie sie heute ausgestaltet ist, bald nicht mehr finanzierbar sein. 2018 belief sich das Umlagedefizit – die Differenz zwischen den Einnahmen und den Ausgaben – auf 1,039 Milliarden Franken. Nachdem mehrere Reformprojekte gescheitert sind, nimmt das eidgenössische Parlament zurzeit einen neuen Anlauf. Es diskutiert unter anderem über ein höheres Referenzrentenalter für Frauen und eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0,7 Prozentpunkte. Die Bestimmungen über die Ergänzungsleistungen hat es bereits reformiert. Ab 2021 gelten etwa höhere Mietbeträge sowie tiefere Freibeträge auf dem Vermögen. Wer «ohne wichtigen Grund» mehr als 10 Prozent seines Vermögens ausgibt, muss neu mit Kürzungen rechnen.

2. SÄULE

BERUFLICHE VORSOR GE

Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen in die berufliche Vorsorge ein. Zusammen mit der 1. Säule soll sie den Versicherten ermöglichen, nach der Pensionierung den gewohnten Lebensstandard weiterzuführen. Sie ist allerdings erst ab einem Mindestjahreslohn zugänglich. Die Schwelle liegt aktuell bei 21 330 Franken. Das Parlament will dies ändern. Es zieht zudem einen tieferen Umwandlungssatz in Betracht, nachdem das angesparte Kapital in eine Rente umgerechnet wird. Er liegt aktuell bei 6,8 Prozent, was angesichts der demografischen Entwicklung und der schwierigen Situation auf den Kapitalmärkten zu hoch ist. Zur Diskussion stehen 6 Prozent.


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« Gerade Frauen arbeiten häufig Teilzeit » Sich früh mit der künftigen Rente zu befassen, lohne sich, sagt Leo Hug, Vorsorgeexperte bei der Comparis. Insbesondere dann, wenn man Teilzeit erwerbstätig sei. Von EVELINE RUTZ (Interview)

3. SÄULE

PR IVATE V ORSORGE

Wer über genügend finanzielle Mittel verfügt, kann eine 3. Säule eröffnen und jährlich einen Maximalbetrag überweisen. 2020 beträgt dieser 6826 Franken. Die private Vorsorge ist freiwillig und wird steuerlich begünstigt.

Leo Hug, in welchem Alter sollte man sich mit seiner Altersvorsorge befassen? Leo Hug: Man kann sich nicht früh genug damit befassen. Ich kann verstehen, dass ein 20-Jähriger wenig Lust dazu hat. Mit 40 ist es sicher an der Zeit. Wenn man es mit 50 nicht tut, dann ist es oft zu spät, um noch allfällige Kor-

Erziehungsgutschriften berücksichtigt. Bei der beruflichen Vorsorge haben sie dadurch Nachteile. Wegen des Koordinationsabzugs können viele Teilzeitarbeitende gar nicht in die 2. Säule einzahlen.

rekturen umsetzen zu können.

den Zugang zur beruflichen Vorsorge erleichtern. Den Abzug tiefer zu setzen, reicht nicht. Ursprünglich war ja die Idee, dass man aus der ersten und zweiten Säule eine Rente erhält, die 60 Prozent des bisherigen Einkommens entspricht. Aktuell sind wir bei weniger. Das hat vor allem mit den seit einem Vierteljahrhundert sinkenden Zinsen zu tun. In der Altersvorsorge sind wir sicher nicht überversichert. Den Koordinationsabzug braucht es nicht mehr. Ich plädiere für eine Abschaffung.

Was kann man tun, um dereinst nicht von Altersarmut betroffen zu sein? Man muss darauf achten, immer AHV-Beiträge zu leisten. Wenn man studiert oder im Ausland lebt, kann man pro Jahr 496 Franken zahlen. Das sollte man nicht versäumen. Wenn man in der beruflichen Vorsorge Lücken hat, kann man nachzahlen. Das ist steuerlich attraktiv und empfiehlt sich für mittlere und höhere Einkommen. Mit einem niedrigen Lohn fährt man besser, wenn man darauf verzichtet. Aus der AHV und der Pensionskasse würde man nämlich eine tiefere Rente erhalten, als man mit Ergänzungsleistungen zugute hätte. Wenn man kann, sollte man zudem in die Säule 3a einzahlen. Das sind die finanziellen Spielregeln. Daneben sollte man sich seinen beruflichen Einsatz anschauen. Gerade Frauen arbeiten häufig Teilzeit. Selbst wenn sie ein gutes Honorar haben, können sie im Alter daher auf Ergänzungsleistungen angewiesen sein. Das ist ein grosses Problem. Sind sich Frauen, die ihre Erwerbstätigkeit zugunsten der Familie reduzieren, dessen zu wenig bewusst? Das weiss ich nicht. Sie kümmern sich jedenfalls häufiger um Kinder und Haushalt. Bei der AHV wird dies mit # 05 ~ 2020

Die Politik diskutiert über einen tieferen Koordinationsabzug. Sie will

Was empfehlen Sie Eltern, die im Konkubinat leben? Wie sollten sie jenen Partner absichern, der mehr unbezahlte Haus- und Betreuungsarbeit leistet? Mit einer Lebensversicherung. Das wäre eine Variante. Oder man richtet sich so ein, dass beide Elternteile über 60 Prozent erwerbstätig sind. Auch wenn man verliebt ist, sollte man genau rechnen.

LEO HUG Vorsorgeexperte bei der Comparis


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Politik Talk Von EVELINE RUTZ ( Text)

Braucht es eine Überbrückungsrente für ältere Arbeitslose? Muss Care-Arbeit stärker angerechnet werden? Und wie lassen sich unerklärte Lohndifferenzen beheben? Darüber diskutiert das Parlament, um Altersarmut zu reduzieren.

Wer kurz vor der Pensionierung arbeitslos wird, soll nicht in die Altersarmut abrutschen. Der Bundesrat schlägt vor, Betroffe-

«Arbeit ist besser als eine Rente.»

nen mit Überbrückungsleistungen unter die Arme zu greifen. So wären sie nicht mehr gezwungen, ihr angespartes Rentenkapital frühzeitig anzutasten. Das Parlament hat die Vorlage in der Frühlingssession intensiv diskutiert. Es ist einer Einigung nahegekommen, konnte das Geschäft wegen des Corona-Virus allerdings nicht zu Ende beraten. Grundsätzlich möchte es Personen unterstützen, die nach dem 60. Altersjahr ausgesteuert werden und wenig Vermögen haben. «Altersarmut in der reichen Schweiz ist eine Schande», sagt Ständerätin Maya Graf (Grüne/BL). Es sei entwürdigend, ein Leben lang hart zu arbeiten und trotz intensiver Stellensuche arbeitslos zu werden. Leider sei sich die bürgerliche Mehrheit, welche den vorgesehenen Kredit deutlich gekürzt hat, dessen nicht bewusst. SP-Nationalrätin Yvonne Feri (AG) teilt diese Kritik. «Und trotzdem ist es auch ein Fortschritt, dass wir älteren ausgesteuerten Personen endlich etwas anbieten können», sagt sie.

THERESE SCHLÄPFER, SVP

ERST ALS LETZTES MITTEL

«Nach wie vor weisen Frauenkarrieren Brüche auf, die dazu führen, dass Frauen im gleichen Alter wie Männer über weniger Berufserfahrung verfügen.»

Ratskollegin Melanie Mettler (GLP/BE) hält Überbrückungsleistungen grundsätzlich für eine passende Massnahme, um Altersarmut in spezifischen Fällen zu vermeiden. Sie sollten ihrer Ansicht nach aber erst eingesetzt werden, wenn andere Hilfestellungen zur Wiedereingliederung gescheitert sind. Regine Sauter (FDP/ZH) verweist ebenfalls auf die Angebote, mit denen der Bundesrat Über-55-Jährige gezielt unterstützen möchte. Dazu zählen eine kostenlose Standortbestimmung, Potenzialanalyse sowie Laufbahnberatung. «Die beste Massnahme ist es, dafür zu sorgen, dass man erwerbstätig bleiben kann.» Überbrückungsleistungen dürften nur das letzte Mittel sein. Sie dürften nicht mit Fehlanreizen einhergehen und zu systematischen Frühpensionierungen führen. SVP-Politikerin Therese Schläpfer (ZH) spricht von einer Symptombekämpfung und warnt vor negativen Effekten. «Arbeitgeber

könnten ältere Arbeitnehmer mit gutem Gewissen entlassen, weil diese ja Aussicht auf eine Rente haben.» Über-55-Jährige würden zunehmend durch billigere Zugewanderte vom Arbeitsmarkt verdrängt, sagt die Nationalrätin. Da gelte es, anzusetzen. «Arbeit ist besser als eine Rente.» Ein anderer Ansatz gegen Altersarmut wäre es, die freiwillige Care-Arbeit stärker zu berücksichtigen. «Diese Diskussion sollten wir führen», findet GLP-Vertreterin Melanie Mettler. Die Gesellschaft funktioniere zu grossen Teilen durch unbezahltes Engagement. Es sei nicht sinnvoll all diese Aktivitäten zu ökonomisieren. «Gleichzeitig braucht es einen Weg, nicht nur die Wertschätzung zu erhöhen, sondern auch die entsprechende Absicherung in den Vorsorge- und Sozialversicherungssyste-

REGINE SAUTER, FDP

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~ Hintergrund ~ ALTERSARMUT

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«Unser Rentensystem ist auf eine männliche Erwerbsbiografie ausgerichtet.»

men zu gewährleisten.» Heute werde bestraft, wer teilweise jahrzehntelang Betreuungsarbeit leiste, sagt Maya Graf. «Vielen Angehörigen, die sich um Kinder oder ihre Eltern kümmern, entgehen intakte Karrierechancen und ein entsprechender Lohn.» Die Ständerätin erwähnt Erhebungen des Bundesamts für Statistik. 2016 sind für die Betreuung von nahestehenden Personen rund 80 Millionen Stunden aufgewendet worden. Das entspricht einem Geldwert von 3,7 Milliarden Franken. Dieses Engagement müsse offiziell anerkannt und fair entschädigt werden, fordert die grüne Politikerin. Über Erziehungs- und Betreuungsgutschriften werde es bei der AHV heute schon berücksichtigt, entgegnet FDP-Nationalrätin Regine Sauter. Man könne nicht alles finanziell abgelten. «Unsere Gesellschaft lebt auch davon, dass man Verantwortung füreinander übernimmt, ohne dass es sich finanziell lohnt.» CVP-Ständerat Erich Ettlin (OW) ist gleicher Ansicht. Es könne nicht genügend betont werden, wie viel Wert in der Care-Arbeit liegt, sagt er. «Eine Bezahlung würde aber zu einem Mentalitätswandel führen.» AUF MÄNNER ZUGESCHNITTEN

Frauen erwirtschaften tendenziell weniger Einkommen als Männer. Sie arbeiten häufiger Teilzeit, in einer Niedriglohnbranche oder zu einem tieferen Salär. Im Alter leben sie daher häufiger am Existenzminimum. «Unser Rentensystem ist auf eine männliche Erwerbsbiografie ausgerichtet», sagt Maya Graf. Diese Benachteiligung müsse endlich behoben werden. Melanie Mettler pflichtet ihr bei. Sie spricht von einem «gesellschaftlich zementierten Bild, das an allen Ecken und Enden Anreize setzt, dass Frauen während der Familienzeit auf Erwerbsarbeit verzichten oder diese reduzieren.» Das Parlament ist daran, die 1. und 2. Säule zu reformieren, und plant Verbesserungen für Menschen mit einem tiefen Einkommen. Es diskutiert etwa darüber, die Eintrittsschwelle in die berufliche Vorsorge zu verkleinern (siehe Kasten). Um unerklärte Lohndifferenzen zu beheben, hat es Ende 2018 Änderungen im Gleichstellungsgesetz beschlossen. Ab dem 1. Juli sind Firmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden verpflichtet, alle vier Jahre eine Lohnanalyse durchzuführen. SP-Vertreterin Yvonne Feri geht dies zu wenig weit. «Es braucht ein griffigeres Gesetz, das Sanktionen vorsieht.» Daneben brauche es Instrumente, mit denen sich die Lohngleichheit einfach messen und die Löhne rasch anpassen liessen.

MAYA GRAF, GRÜNE

«Eine Bezahlung der Care-Arbeit würde zu ­einem Mentalitätswandel führen.» ERICH ETTLIN, CVP

«Man muss aufpassen, dass der Staat hier nicht hyperaktiv wird», sagt Ständerat Erich Ettlin. Mit der immer besseren Ausbildung der Frauen und dem Fachkräftemangel werde sich der Unterschied verkleinern. «Alles andere wäre unlogisch und widersinnig.» In vielen Unternehmen sei eine Lohnungleichheit schlicht nicht rechtfertigbar, betont er.

BESSERE CHANCEN AUF DEM ARBEITSMARKT Man dürfe Lohndifferenzen nicht mit Lohndiskriminierung gleichsetzen, sagt Regine Sauter. «Nach wie vor weisen Frauenkarrieren Brüche auf, die dazu führen, dass sie im gleichen Alter wie Männer über weniger Berufserfahrung verfügen oder weniger Weiterbildungen absolviert haben.» Wichtig sei es daher, den Frauen die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. «Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss besser möglich werden. Männer müssen ihren Anteil an der Kindererziehung übernehmen.» Schon beim Berufseinstieg verdienten Frauen bei gleicher Qualifikation unerklärbare 7 bis 8 Prozent weniger als ihre Kollegen, sagt hingegen Maya Graf, Co-Präsidentin von Alliance F, dem grössten Schweizer Frauendachverband. Die Diskriminierung ziehe sich durch bis hin zu den Kaderfrauen. «Die Geschlechterklischees sind in unserer patriarchalischen Gesellschaft leider immer noch fest verankert.» •

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~ Hintergrund ~ CORONA

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~ Hintergrund ~ CORONA

Vor der Krise bestand unser Alltag aus einem täglichen Rhythmus von Arbeiten, Hobbys, Kochen und Essen, ­Pendeln, Freunde ­treffen, Schlafen. Mit Corona hat sich die Taktart g ­ eändert. Die Fotografen von «Grosseltern» unterwegs durch die Schweiz.

S

ind es unsere schlechtesten Tage, diese Tage des forcierten Rückzugs? Vielleicht. Man vermisst die Familie, die Enkelkinder, Freundinnen und Freunde, Vereinsmitglieder und Mitarbeitende. Man reibt sich auf zwischen Überforderung und Langeweile. Aber gerade in Letzterer steckt auch viel Kraft. Wir führen überraschende Gespräche (bestenfalls nicht über das Virus), lesen Dinge, für die wir sonst keine Geduld aufbringen können (bestenfalls auch nicht über das Virus), und laden die Batterien auf ungewohnte Weise auf. Vermutlich essen und schlafen wir alle mehr als sonst. «Grosseltern» hat seine Fotografen losgeschickt mit der Bitte, die momentane Stimmung im Land einzufangen, die entstandenen Lücken und Leerräume, die Stille und vielleicht auch die Schönheit dieser Krise. Dieses Social Distancing mag ein Fluch sein, gleichzeitig hat es aber auch etwas unglaublich Verbindendes, dazu gezwungen zu werden, zueinander Sorge zu tragen. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Geduld und gute Gesundheit. •

Von KARIN DEHMER ( Text) und MATTHIAS LUGGEN, TIBOR NAD, MARCO SCHARF, BEAT HABERMACHER , KLAUS PETRUS (Fotos)

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Fotonachweise

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Klaus Petrus Matthias Luggen Marco Scharf Beat Habermacher Tibor Nad


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~ 05 / 2020 ~ WETTBEWERB

Gewinnen Sie eine Woche Ferien im Baudenkmal in der historischen Stüssihofstatt im Wert von 1100 Franken.

Die Stüssihofstatt wurde 1450 im abgelegenen und naturnahen Unterschächental erbaut und ist eines der ältesten Bauernhäuser des Kantons Uri. Dank der «Stiftung Ferien im Baudenkmal» blieb das mittelalterliche Holzhaus dem Dorfbild als kulturelles Erbe erhalten und erstrahlt heute wieder in neuem Glanz. Ausgestattet mit modernen Küchen- und Sanitäreinrichtungen und ergänzt mit Schweizer Designklassikern können in der Stüssihofstatt bis zu acht Personen Urner Baukultur erleben. Erfahren Sie mehr über die Arbeit der «Stiftung Ferien im Baudenkmal» und ihre geretteten Baudenkmäler, in denen man heute die vielfältige Baukultur der Schweiz erleben kann, auf folgender Webseite: ferienimbaudenkmal.ch

~ Verlosung ~

SO KÖNNEN SIE GEWINNEN Schicken Sie bis zum 25. Mai 2020 ein E-Mail oder eine Postkarte mit dem Betreff «Stüssihofstatt» an wettbewerb@grosseltern-magazin.ch oder an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden.

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~ Kolumne ~ GROSSMÜTTERREVOLUTION

Bericht aus der Quarantäne

«

Gell Mama, du und Dad passen auf, ihr nehmt die Weisungen des BAG ernst», so die eindringliche Mahnung meiner Töchter. «Ja», sagten wir Eltern. Doch die Sorge um uns selber war uns nicht vertraut. Wir stoppten die geliebte Chorprobe, dann den Besuch im Fitnesscenter, das Yoga wurde abgesagt. Schliesslich liessen wir auch das Einkaufen. Wir sagten das Jahrzeit meiner Eltern ab, ein Familientreffen, auf das sich viele freuten. Mein Fest zum Siebzigsten wurde storniert. Das Schlimmste waren die

hatte die prekäre Situation in seinem Land vor Augen. Dank dem Handy-Video legte sich die Sorge um die junge Familie. Anfänglich machten die Kleine und ihre Eltern noch einen leicht reduzierten Eindruck. Schon am nächsten Tag wirkten sie lebendig und munter. Ich war erleichtert. Wir videotelefonierten fast täglich, und nach zehn Tagen durften sie die Quarantäne verlassen. Es blieb die Sorge um die Geburt unseres zweiten Enkelkindes. Die Appelle vom BAG wurden dringlicher. Ein Spital nach dem anderen schloss die Geburtsstation

fehlenden Umarmungen der Töchter und für Väter. «Wie geht es euch?», schrieb Schwiegersöhne und natürlich, dass die ich auf WhatsApp. «Mama, du sollst dich BERNADETTE KURMANN kleine 2-jährige Enkeltochter Groma und doch nicht ängstigen und nicht ständig (1950) aus Ebikon LU, ist Krankenschwester Gopa nicht mehr besuchen kam. nachfragen», antwortete meine Tochter. und Journalistin, Mutter Es blieb die Sorge um die zweite Tochter, Ich entschied, mich nicht mehr zu melvon drei Töchtern und die hochschwanger immer noch arbeiten den. Das war hart. Zwei Tage später dann Grossmutter. Seit 2017 ist sie aktiv bei der ging. Ich wollte sie mahnen, hielt mich die erlösende Antwort: Der Enkel war geGrossmütterRevolution. zurück, weil doch die erwachsenen Kinboren, der Tochter ging es gut, der Papa der nicht ständig die Mutter im Nacken durfte vor Ort sein und war eine wichtige spüren wollen. Dann hiess es, sie gehe Stütze im langen Geburtsprozedere. nun doch früher in den Mutterschaftsurlaub, weil die Es kam mein runder Geburtstag. Ich versuchte die Reise zur Arbeit im Zug nicht mehr klug sei. Ich war fehlenden Umarmungen sportlich zu akzeptieren. Ich beruhigt. freute mich über die zahlreichen «Happy Birthdays» per «Ach ja, Ma, das Spital hat mich heute testen lassen, Vido-Telefon. Ich genoss die Geburtstagskarten, Mails, weil ich huste. Es ist nichts, reine VorsichtsmassnahTelefonanrufe, Blumensträusse vor der Türe … me», berichtete die Älteste leichthin. Am nächsten Tag, Dass ich meinen kleinsten Enkel nicht in die Arme welch ein Schock: Das Resultat war positiv. Die ganze schliessen konnte, schmerzte mich am meisten. Dabei Familie musste in Quarantäne. Die Tochter war vorziehen mich kleine Baby besonders ganz am Anfang masichtig, wusste als Ärztin, wie sich gegen das Coronavigisch an, sind sie doch in den ersten Tagen wie Wesen rus schützen. Aber sie hatte sich angesteckt. Vielleicht aus einer anderen Welt. Ich war traurig. Getröstet hat war es im Bus. Sie hatte die Kleine noch in die KITA mich die unendliche Zuversicht der jungen Familie. • gebracht. Mein Bruder in Italien weinte am Telefon. Er

DIE GROSSMÜTTERREVOLUTION – EIN LANGJÄHRIGES PROJEKT

Die GrossmütterRevolution ist ein langjähriges Projekt des Migros-Kulturprozents. Möchten Sie mehr erfahren? Wir freuen uns über Ihren Besuch auf unserer Webseite. grossmuetterrevolution.ch

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~ Dossier ~ VERLIEBEN

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Liebes Leben Von GERALDINE CAPAUL ( Text) und TINA GOOD (Illustration)

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R SIE

Die Liebe findet einem. Oder ­sollte man sie doch besser ­suchen? Und wie funktioniert das online? Ein D ­ ossier übers V ­ erlieben in der dritten Lebensphase. atrizia hatte eine Brieffreundin. Es war eine entfernte Verwandte, sie hiess Esther und lebte in Neuseeland. Die beiden Frauen tauschten sich rege aus. Aber Esther wurde krank und starb schliesslich, einen Monat bevor auch Patrizias Mann starb. Patrizia und Esthers Mann hielten weiterhin Briefkontakt, gaben sich über die Distanz Kraft. Die Beziehung intensivierte sich, sie besuchten sich gegenseitig, verliebten sich und heirateten. (Namen geändert.) Das ist die sehr kurz zusammengefasste Liebesgeschichte einer «Grosseltern»-Leserin, die zeigt: Die Liebe findet auch im Alter

«Voraussetzung für ein n ­ eues Beziehungsabenteuer sind ein freies Hirn und ein offenes Herz.» KLAUS HEER, PAARTHERAPEUT

oft auf wundersame Weise ihren Weg. Und nicht immer legt sie dabei so verschlungene Strecken zurück, wie in diesem Beispiel. Aber was, wenn sie einen nicht findet? Sollte man sich dann aktiv auf die Suche machen? Und wie merkt man, dass man bereit dafür ist? Gerade auch, wenn man vielleicht schon durch eine jahrzehntelange Beziehung gelebt und geliebt hat, die durch Tod oder Scheidung zu Ende gegangen ist.

«Sich neu verlieben wollen ist keine gute Idee. Wer so denkt und sucht, ist bereits von überzogenen Erwartungen getrieben. Und die Enttäuschung folgt sogleich», sagt der Schweizer Paar­ therapeut und Psychologe Klaus Heer. «Voraussetzung für ein neues Beziehungsabenteuer ist ein freies Hirn und ein offenes Herz.» Ist das der Fall – das Herz also offen –, kann man der Liebe überall begegnen. Entweder im realen Leben, indem man sich vor die eigene Haustüre wagt und aktiv ist, zum Beispiel im Freundeskreis, im Freizeitclub, in der Oper oder beim Jassen. Oder mit Hilfe von Kontaktanzeigen in Zeitschriften oder im Internet (siehe Interview und Box). Die Plattform Zu-zweit.de hat sich auf Online-Dating-Portale spezialisiert und hilft einem dabei, das für sich passende Angebot zu finden. ­Zudem haben ihre Betreiber eine Studie zum Schweizer Online-Dating-Markt herausgegeben. Laut Sophia Heinrichmeyer von ­Zu-zweit.de ist die Altersgruppe über 55 im Schnitt und unter Einbezug aller Portale am schwächsten vertreten. Tendenz jedoch steigend. Betrachtet man spezifischere Angebote, vor allem Partnervermittlungen und spezielle Singlebörsen für Personen über 50, ist der Anteil natürlich viel höher. Am schwächsten ist die Generation 55+ auf Dating-Apps vertreten, die übers Smartphone bedient werden, wie zum Beispiel Tinder. «Natürlich sind auch auf Tinder noch Singles über 55 zu finden – die Chance, dass sich hier jedoch eine ernsthafte Beziehung zwischen zwei Gleichaltrigen ergibt, ist eher gering», sagt Heinrichmeyer. «Zum einen ist die Auswahl vor allem in kleineren Städten sehr überschaubar, zum andern sind die Absichten bei Tindernutzern nicht immer durchsichtig.» Wer sich also ganz klar eine feste Beziehung wünscht, sollte eine darauf ausgerichtete Plattform in Betracht ziehen (Box). Laut dem Bundesamt für Statistik haben sich 17,9 Prozent der Paare im Alter zwischen 55 und 80 Jahren, die in den letzten Jahren eine Beziehung eingegangen sind, über Bekannte kennengelernt. Und 21,4 Prozent über eine Partnerbörse, eine Dating-App oder ein soziales Netzwerk.

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~ Dossier ~ VERLIEBEN

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Zahlen vom Bundesamt für Statistik 2018 Bei den 55–64-jährigen Frauen sind 26,8 Prozent alleinstehend, bei den 65–80-jährigen Frauen sind es 37,8 Prozent Bei den 55–64-jährigen Männern sind 16 Prozent single, bei den 65–80-Jährigen sind es 17,8 Prozent Diese Abweichungen zwischen Frauen und Männern lassen sich unter anderem mit den Altersunterschieden in den Paaren erklären – bei den meisten Paaren (59 Prozent) ist der Mann älter als die Frau – sowie mit der höheren Lebenserwartung der Frauen.

Menschen haben gern Menschen um sich. Das dürfte vielen von uns spätestens in Zeiten des Social Distancings bewusst geworden sein. Verlieben im Alter hat den wesentlichen Vorteil, dass man auf Beziehungserfahrungen zurückgreifen kann. «Ein

Menschen haben gern ­Menschen um sich. Das dürfte vielen von uns ­spätestens in Zeiten des Social Distancings bewusst geworden sein. älterer Mensch weiss, dass er bei jeder neuen Liebe sich selbst mitnimmt», sagt Klaus Heer. «Dass also das Gelingen einer neuen Partnerschaft zum grössten Teil von ihm selbst abhängt. Und er wird zum Mindesten vermuten, worauf es bei dem neuen Anlauf ankommen könnte, damit es nicht schiefgeht.» Das ist aber nicht gleichzusetzen mit allzu fixen Vorstellungen, die man eventuell haben könnte. Mit denen steht man sich selber im Weg. Vielmehr verweist Klaus Heer darauf, dass «das langsame Näherrücken des Lebensendes einen auch etwas milder und flexibler stimmen könnte. Hinter manch Unvorhergesehenem verbirgt sich möglicherweise ein chancenreiches Geschenk.» Trotz aller Offenheit für Überraschendes: Es ist gut, gewisse Dinge zu klären. Dabei geht es vor allem um grundsätzliche Gedanken, wohin sich die Romanze entwickeln soll. Die Perspektiven der sich anbahnenden Beziehung müssten mehr oder weniger konkret zur Sprache kommen. «Manche ältere und

alte Männer zum Beispiel hegen im Hinterkopf die Idee, sich längerfristig ihre höheren Pflegestufen sichern zu wollen. Und Frauen suchen vielleicht eine materielle Versorgung. Alles kein Problem – vorausgesetzt, man spielt mit offenen Karten», sagt Klaus Heer. Und das ist ja das Schöne: alles kann, nichts muss: Heirat, Fernbeziehung, Freundschaft, Affäre … Dass man nicht mehr das halbe Leben vor sich hat, beeinflusst auf jeden Fall die Liebesgeschichte – und zwar positiv: «Nur noch wenig Zeit vor sich zu haben, gibt der Beziehung eine neue Liebesdringlichkeit, eine frische Intensität», sagt Beziehungsexperte Heer. Obwohl sich auch im Alter Gegensätze anziehen – Gemeinsamkeiten sind es, die verbinden. So gilt auch hier: Es kommt darauf an, was man sucht. Bei einer Affäre darf der Geliebte ganz anders sein, bei Heiratsabsichten sind ähnliche Werte und Interessen von Vorteil.

«Nur noch wenig Zeit vor sich zu haben, gibt der Beziehung eine neue Liebesdringlichkeit, eine frische Intensität.» KLAUS HEER

Und wann teilt man das neue Liebesglück mit den Kindern und Enkeln? «Zu Beginn ist das Geschmackssache. Es hängt davon ab, wie viel Offenheit man in der Familie gewohnt ist», sagt Klaus Heer. «Später, wenn sich die neue Beziehung verfestigt, drängt es sich wohl auf, dass man den neuen Partner familiär einbezieht. Das ist für alle ein Gewinn.» •

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~ Dossier ~ VERLIEBEN

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Welches Online-Dating-Portal eignet sich? SOPHIA HEINRICHMEYER von Zu-zweit.de:

«Wer über 55 ist und eine ernsthafte Beziehung sucht, sollte auf Angebote zurückgreifen, die speziell auf diese Altersgruppe zugeschnitten sind. In der Schweiz sind das: Kultiviertesingles.ch Date50.ch 50plus-treff.ch

Das Gute an diesen Portalen: Hier können sich Singles über 55 entspannt umsehen, ohne viele Mitglieder wegen des Altersunterschieds ausschliessen zu müssen. Alle Plattformen sind übersichtlich gestaltet und damit sehr benutzerfreundlich. Kultiviertesingles.ch bietet zudem einen wissenschaftlichen Persönlichkeitstest – somit wird es nicht dem Zufall überlassen, ob zwei Personen auch charakterlich zusammenpassen.»

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Worauf muss man beim Online-Dating achten? Nachgefragt bei MARIANNA EXTER vom Portal 50plus-treff.ch, welches in der Schweiz knapp 30 000 Mitglieder hat. Marianne Exter, wie beeinflusst die Corona-Krise das Dating-Verhalten auf dem Portal 50plus-treff.ch? Marianne Exter: Wir verzeichnen leider etwas weniger Neuanmeldungen seit Beginn der Corona-Krise. Auch wenn sich die OnlinePartnersuche besonders in Zeiten wie diesen sehr gut eignet, einen neuen Partner erst einmal online kennenzulernen, scheint der Schwerpunkt der Menschen – möglicherweise aufgrund von Gesundheits- und Existenzängsten – bei anderen Themen zu liegen. Der 50plus-Treff bietet aber neben der Partnersuche auch Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten zum Knüpfen neuer Bekanntschaften und Freundschaften sowie zur Pflege bereits bestehender Kontakte. Und was wir hier feststellen, ist, dass unsere bereits registrierten Mitglieder sehr aktiv sind, was den Meinungsaustausch in diesen Foren und Blogs betrifft. Sie loggen sich mehrmals am Tag ein, um sich mit ihren Freunden und Bekannten auszutauschen, natürlich auch über das Thema Corona. Warum ist das Internet, auch krisenunabhängig, ein geeignetes Instrument, um jemanden kennenzulernen? Mit zunehmendem Alter fällt zum Beispiel der Arbeitsplatz als wichtige «Partnerbörse» weg. Vor diesem Hintergrund bietet eine Online-Partnerbörse oder Community vor allem älteren Menschen eine gute Möglichkeit, zunächst diskret und anonym neue Menschen kennenzulernen. Hinzu kommt, dass hier auch alle anderen Mitglieder auf der Suche nach Freundschaften oder einem Partner sind. Man ist somit sofort unter Gleichgesinnten. Wie wichtig sind die Profilbilder? Was sollte darauf zu sehen sein? Viele von uns würden gerne glauben, dass wir in einer Welt leben, in der das Aussehen keine Rolle spielt. Leider ist das nicht der Fall. Obwohl viele sich selbst als eine Person betrachten möchten, die andere nicht ~ # 05 ~ 2020


50 nach dem Aussehen beurteilt, wenn es ums Dating geht, sind die meisten Menschen daran interessiert zu wissen, wie ein potenzieller Partner aussieht. DatingProfile ohne Foto und vollständige Angaben werden von den wenigsten angeklickt. Daher ist es sehr wichtig, ein vollständiges und aussagekräftiges Profil mit einem schönen Porträtbild zu posten. Das Bild zeigt im Idealfall eindeutig das Gesicht und soll das aktuelle Aussehen widerspiegeln. Auf dem Foto soll man wirklich glücklich aussehen. Strahlende Freude und ein Lächeln werden garantiert eine positive Resonanz bei anderen hervorrufen. Was geht gar nicht? Ein Bild, auf dem man zehn Jahre jünger aussieht, verschwommene Bilder, grimmiges Aussehen, ungepflegtes Äusseres, Fotos vom Auto, retuschierte Bilder. Ganzkörperbilder, Aufnahmen vom Hobby oder Haustier können gerne als Zusatz in die Galerie geladen werden, sind als Profilfoto jedoch nicht geeignet. Falls man Kinder und Enkelkinder hat, sollten diese auf dem Profilbild zu sehen sein? Nein. Egal ob Grosseltern oder Eltern: Kinderfotos haben auf einem Dating-Portal nichts verloren. Was sollte man bereits im Profil von sich preisgeben? Das Profil sollte Interesse wecken und individuell gestaltet sein. Die eigenen Stärken, was einen ausmacht, der Lebensstil und die Hobbys sollen hervorgehoben werden, um die Neugier anderer zu wecken. Authentizität ist der beste Weg, eine ­passende Person kennenzulernen. Im 50plus-Treff gehört zu jedem Profil ein Blog. Hier schreiben unsere Mitglieder über ihre Lieblingsbücher, Musik, Kunst oder persönliche Erlebnisse. Angenommen, man wird mit Zuschriften überflutet: Wie soll man sich entscheiden? Mit 55 Jahren und älter weiss man, was man will und von einem Partner erwartet. Daher kann man in der Regel schon zwischen den Zeilen

lesen und erkennen, worum es in einer Zuschrift ­wirklich geht. Mit etwas Aufmerksamkeit und Menschenverstand lassen sich oberflächliche oder nicht ernst gemeinte Zuschriften sowie «schwarze Schafe» leicht erkennen. Macht der perfekte Traumpartner unrealistische Versprechungen oder ist der Text eines vermeintlichen Akademikers voller Rechtschreibfehler, ist eine gesunde Portion Skepsis sicher angebracht. Und umgekehrt: Wie verhält man sich, wenn sich praktisch niemand meldet? Wenn sich praktisch niemand meldet, sollte man sein Profil überprüfen. Ist es ausgefüllt und aussagekräftig? Habe ich ein Foto? Wirke ich darauf sympathisch? Habe ich andere Mitglieder angeschrieben? Den ersten Schritt zu machen, ist natürlich nicht immer ­einfach, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ein origineller, witziger Text kann das Eis schnell brechen. Sollte der oder die Auserwählte kein Interesse zeigen oder ablehnend reagieren, so darf man sich dadurch nicht entmutigen lassen. Einfach bei anderen Personen versuchen und anhand der Profilangaben darauf achten, dass die Person, die man kontaktieren möchte, auch zu einem passt. Die Grundregeln sind, das Ganze locker anzugehen, optimistisch und aktiv zu bleiben. Und ganz wichtig: Neben der Partnersuche auch offen für Freundschaften sein, denn aus Freundschaften ergibt sich oft mehr ... Welches ist Ihr wichtigster Rat? Suchen Sie zunächst nach neuen Freunden! Machen Sie sich also keine Gedanken darüber, ob Sie den Traummann oder die Traumfrau finden. Konzentrieren Sie sich einfach darauf, neue Kontakte zu knüpfen. Nutzen Sie dazu beispielsweise den Chat und tauschen Sie sich mit anderen Mitgliedern in den diversen Foren aus. Denn oftmals stellt sich einer der neuen OnlineKontakte später als der lang gesuchte Partner heraus. So haben sich bereits Hunderte von Pärchen im 50plus-Treff kennengelernt.

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~ Dossier ~ VERLIEBEN Wann trifft man sich das erste Mal im echten Leben? Wie beim Austausch persönlicher Daten, etwa Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, ist auch der Zeitpunkt für das erste Treffen ein sensibles Thema: Auf der einen Seite sollte man sich Zeit lassen. Nach dem Austausch von Nachrichten soll man erst einmal zum Telefonieren übergehen. Dabei zeigt sich, ob die Chemie stimmt und ob man sich in die gleichen Themen vertiefen kann. Auf der anderen Seite sollte man aber auch nicht

zu lange mit dem ersten Treffen warten, denn sonst könnte sich eine zu grosse Erwartungshaltung aufbauen, die am Ende enttäuscht wird. Einfach auf das Gefühl hören. Das erste Date sollte auf «neutralem Boden» stattfinden. Hier bietet sich ein Spaziergang an, ein Treffen im Café, ein Drink in einer Bar oder eine Verabredung in einer Galerie oder einem Museum. Das erste Treffen soll niemals in der eigenen Wohnung oder in der Wohnung des Dates stattfinden! •

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~ Aus der Praxis ~ DER HAUSARZT

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Foto: Irene Meier

«Sie ist bis heute mein Vorbild»: Unsere Grafikerin Irene Meier hat vor Jahren ihre Grossmutter auf deren Lieblingsstuhl im Wald fotografiert – ein Lieblingsbild.

Das bleibt Was brauchen gute Lehrmeister? Authentizität und sicheres Auftreten. Und wer verfügt darüber? Erfahrene Hausärzte und Grosseltern.

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eit über dreissig Jahren besuchen Medizin-Studierende im dritten und vierten Jahreskurs Hausarztpraxen. Früher im Gruppenunterricht, heute im Einzeltutoriat. Lehrmeister zu Lehrling: eins zu eins. Natürlich soll sich der Hausarzt an die Regeln des Faches halten und auf dem Stand der Dinge sein, aber er hat nicht die Aufgaben eines akademischen Lehrers. Es ist ein Verhältnis wie in einer Berufslehre. Der Student kann ein paar Mal zuschauen und zuhören und dann sitzt sie oder er plötzlich zum ersten Mal alleine im Sprechzimmer einem Patienten gegenüber. Ein prickelnder Moment, verbunden mit Unsicherheit und Unbeholfenheit. Wo beginnen, wie anpacken? Nach einigen Minuten stösst der Hausarzt zu den beiden. Der Lehrling hat das Gefühl, vor einem Fadenknäuel zu sitzen. Sein Lehrmeister zeigt ihm Schritt für Schritt, wie er den Knäuel entwirren

kann. Zuhören, fragen, untersuchen, zurückfragen. Es gibt nie nur einen Weg! Das mahnt mich ans Gehenlernen, die ersten Schritte, wenn eine Grossmutter ihre Enkelin an die Hand nimmt, ans Schreinern eines Schiffchens in der Werkstatt des Grossvaters. Dabei wird nicht in erster Linie der Intellekt angesprochen, sondern kleine Handfertigkeiten und der praktische Verstand. Das Wichtigste ist aber die ärztliche Haltung. Nicht was gemacht wird, sondern wie es gemacht wird. Diese ersten Eindrücke sind enorm prägend. Meine ehemaligen Studentinnen und Studenten sind alle längst etablierte Ärzte, darunter Hausärzte, Kardiologen, Gastroenterologen etc. Sie haben mir manchmal nach vielen Jahren von ihren Erfahrungen in meiner Praxis berichtet und sie als eindrückliches und unverzichtbares Erlebnis geschildert. Dabei empfand ich mich nie als idealen Lehrmeister. Sicher war ich begeistert vom Be-

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ruf, lebhaft, fantasievoll und animierend, aber auch unsystematisch bis zum Chaos, vielleicht ungenau? Aber das alles war offenbar nicht entscheidend. Authentizität, Ehrlichkeit, sicheres Auftreten, Bescheidenheit und Humor dürften eine grosse Rolle gespielt haben. Und dies ist es doch, was einem von den Grosseltern geblieben ist. Ihre Schrullen, ihre Schwerhörigkeit, ihre Sparsamkeit oder Grosszügigkeit, ihr Gang, ihre Körperhaltung, ihre Kleidung, ihre Sprache, ihr Geruch und natürlich die Umgebung. Die Wohnung, die Möbel, die Küche, die Bilder, der Garten.

Oft machen wir uns vielleicht zu viele Gedanken über unsere Vorbildfunktion. Es braucht wenig, um eine Figur abzugeben, die Menschen ein Leben lang begleitet. Ob es Grosseltern für ihre Enkel oder Hausärzte für Studenten sind, ist nicht so sehr die Frage. Vorbilder sind Menschen, denen man abnimmt, dass sie so sind, wie sie eben sind. Es ist keine Frage der grossen Worte, es ergibt sich aus Haltungen, Handlungen, Gewohnheiten, aus dem, was echt ist und glaubhaft. •

EDY RIESEN (70) war als Hausarzt in Ziefen (BL) tätig. Er führte bis vor Kurzem eine Praxis mit seinem Schwiegersohn und ist mehrfacher Grossvater.

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Wissen, was Kindern wirklich hilft

Gehirnerschütterung Symptome Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Sprach- oder Gangstörungen, Erinnerungslücken, Verwirrtheit, auffallende Müdigkeit und Schläfrigkeit, ungleich grosse Pupillen, Lichtempfindlichkeit oder eine auffallende Hautblässe. Zusätzliche Symptome sind Weinerlichkeit, oder allgemein abweichendes Verhalten vom Normalzustand. Ursachen Stürze, starke Stösse oder Schläge auf den Kopf.

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Genau aus diesem Grund waren die Hausbesuche für die Studierenden das Eindrücklichste. Da erlebten die angehenden Mediziner etwas, was sie im Spital nie zu sehen bekamen. Düstere Mansarden, Blockwohnungen, Einfamilienhäuser, Schlafzimmer wie kleine Heimatmuseen. Ein Kollege hat mir schon mehr als einmal erzählt, dass er mich als Student bei einem unvergesslichen Besuch begleitet hatte. Wir fuhren zu einem Bauernhof, wo die alte Bäuerin im Sterben lag. Keine Infusion, kein medizinisches Brimborium. Da lag sie einfach. Ich wusste nicht einmal genau, woran sie starb, denn das spielte auch gar keine Rolle. Sie durfte sterben, und das in ihrem geliebten Stübchen. Alles war ein bisschen unordentlich, aber liebevoll eingerichtet. Ein Strauss Wiesenblumen, die alten Stiche an den Wänden. Gedämpftes Licht. Es war ein fast ikonisches Bild, das der junge Mediziner vorher und nachher so nie mehr zu Gesicht bekam. Sein Vater war Medizinprofessor, Leiter der Intensivstation an einer Universitätsklinik. Die zwei m ­ edizinischen Welten lagen denkbar weit auseinander. Ich konnte ihm meinen Pol zeigen.

Wehweh und Bobo

So helfen Sie Ihrem Kind • Das Wichtigste: Bewahren Sie Ruhe. • Zur Schmerzstillung oder zur Verhinderung/ Behandlung einer kleinen Beule: Betroffene Stelle am Kopf mit einem mit Eiswürfeln gefüllten Lappen (oder Kühlpack) während 2- bis 3-mal 5 Minuten kühlen, mit je 10 Minuten Pause dazwischen. • Bei zusätzlicher Schürfwunde, Stelle desinfizieren. • Beobachten Sie das Kind in den folgenden Stunden und suchen Sie beim Verschlimmern der Symptome oder bei Unsicherheit den Arzt auf. Mittel aus der Drogerie Notfalltropfen: Verletzungsglobuli. Lassen Sie sich beraten. Wann zum Arzt? • Wenn das Kind jünger als ein Jahr ist. • Bei einer offensichtlichen Verletzung am Kopf, wie z. B. einer grossen Beule oder Platzwunde. • Wenn eine klare Flüssigkeit oder Blut aus Nase oder Ohren läuft. • Wenn das Kind mehr als 2 Mal erbrochen hat seit dem Sturz. • Wenn das Kind über starke Kopfschmerzen klagt, die auch nach Gabe eines Schmerzmittels nicht bessern.

Guter Rat aus Ihrer Drogerie


~ Aus der Praxis ~ DIE HEBAMME

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In Erwartungen Sie will es allein schaffen – oder doch nicht? Auch im Wochenbett gilt: Miteinander reden hilft den jungen Eltern genauso wie den Grosseltern.

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ie Wöchnerin empfängt mich an der Tür. «Kein Schwein ruft mich an; auch meine Eltern nicht», sagt

sie. «Hast du ihnen gesagt, dass du sie brauchst?» «Nein, sonst denken sie, ich sei hilflos. Oder sie machen sich Sorgen. Oder sie stehen dann täglich auf der Matte und das will ich auch nicht.» Wir schauen uns an und lachen beide ein wenig. Es ist kompliziert. Die junge Mutter sagt, sie habe das Ganze unterschätzt. Sie sei überrascht von ihrer Fragilität und dem Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Sie, die immer so selbstständig war und eine Führungsposition in der Firma hat. Die Wöchnerin ist im Moment hormonell instabil und nicht in der Lage, ihre Wünsche und Bedürfnisse akkurat wahrzunehmen und klar zu kommunizieren. Ausser­dem ändert sich ihr Zustand laufend. Ihr Fokus liegt auf der Versorgung des Neugeborenen und in den Bestrebungen, zu genug Schlaf zu kommen. Sie befindet sich im Überlebensmodus und ihr Gehirn vergisst sofort alles, was nichts mit einem von beidem zu tun hat. Dieser Zustand ist wichtig und richtig, um das Wohlergehen des Nachwuchses zu garantieren. Nach dem Wochenbett normalisiert sich das wieder. Leider kollidiert dieser biophysische Schutzmechanismus mit den Erwartungen, die die junge Frau an sich selbst hat.

MARIANNE GRÄDEL (55) ist freischaffende Hebamme und Autorin. Sie lebt in Burgdorf. Gemeinsam mit ihrem Mann bietet sie einen Austausch für Grosseltern an. In ihrer Patchwork-Familie gibt es fünf Kinder und sechs Enkelkinder. gross-eltern.ch oder mariannegraedel.ch

Sie möchte alleine zurechtkommen mit ihrer kleinen Familie und ein paar Tage nach der Geburt strahlend und fit ihren Haushalt und ihr Leben wieder aufnehmen können. «Ruf sie einfach an», meine ich, «und erkläre ihnen, was du möchtest.» Als ich ein paar Tage später die Grosseltern antreffe, sagen sie mir, dass sie sich aus Rücksicht sehr zurückgenommen hätten und damit ihrer Tochter offensichtlich nicht gedient war. «Wir wollten ihr nicht das Gefühl geben, sie sei nicht fähig, ihre Aufgaben allein zu erledigen, und dachten, sie melde sich schon,

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wenn sie Bedarf hätte.» Nun würden sie Hilfeleistungen ausführen, was für beide Seiten sehr befriedigend sei. «Spazierengehen mit dem Baby im Kinderwagen, das Bad putzen und Einkäufe vorbeibringen.» «Und, ist niemandem eine Zacke aus der Krone gefallen?», frage ich, wohlwissend, dass es Überwindung braucht, die bestehenden Beziehungen auf eine neue Ebene zu stellen. «Wahrscheinlich wäre es gut gewesen, bereits während der Schwangerschaft über gegenseitige Bedürfnisse zu sprechen», meint die Grossmutter. «Wir geniessen es nämlich, unsere Tochter wieder etwas zu bemuttern, wollten ihr aber auch nicht das Gefühl geben, unfähig zu sein.» Der Grossvater ergänzt, er habe auch gestaunt, wie viel diese Geburt des ersten Enkels mit ihnen gemacht habe. «Unser Leben hat eine neue Komponente erhalten mit dieser Rolle. Wir geben uns Zeit, da hineinzuwachsen. Zum Glück hatten wir es immer gut zusammen, wir werden das Kind schon schaukeln.» •


~ Aus der Praxis ~ DIE PSYCHOLOGIN

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Familientreffen – eine Pflichtübung? FRAGE: Meine Frau (68) und ich (71) haben drei natürlich längst erwachsene Kinder, die ihrerseits insgesamt sieben Kinder im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren haben. An einigen Sonntagen im Jahr laden wir alle zu einem Brunch ein, einmal im Jahr für ein ganzes Wochenende in ein Hotel in den Bergen. Meine Frau und ich freuen uns jedes Mal sehr auf diese Familienzusammenkünfte. Da ich aber als junger Vater früher solche ähnliche Familientreffen oft eher als Pflichtübung denn als anregende Runde empfand, frage ich mich, ob das unsere Nachkommen möglicherweise auch so sehen, sich aber nichts anmerken lassen. Ich fürchte mich etwas davor, das anzusprechen.

DAGMAR SCHIFFERLI (67) ist Psychologin und Dozentin für Gerontologie und Sozialpädagogik, veröffentlicht zudem Romane und Erzählungen. Sie hat eine Tochter und drei Enkelkinder. dagmarschifferli.ch Fragen an: beratung@grosseltern-magazin.ch Die Fragen werden anonymisiert.

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ielleicht staunen Sie manchmal selbst darüber, wie aus Ihrer früheren Abneigung gegen Familientreffen nun ein ausgeprägtes Bedürfnis nach solchen Zusammenkünften entstehen konnte. Es hört sich so an, als seien Sie ein richtiger Familienmensch geworden. Der Wunsch, sich regelmässig mit den Nachkommen zu treffen, kann ja aus ganz unterschiedlichen Gründen entstehen. Vielleicht haben Sie während Ihrer Berufszeit und als Ihre Kinder klein waren, zu wenig Zeit gefunden, sich um familiäre Angelegenheiten zu kümmern? Dies nur als Beispiel. Nun bestünde die Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen, und zwar in einer gänzlich anderen Rolle. Als Sie ein junger Vater waren, bestimmten weitgehend Ihre eigenen Eltern, wann und wo und für wie lange man sich traf. Nun aber sind Sie und Ihre Frau die GastgeberInnen, Sie laden ein und können die Treffen so gestalten, wie es Ihnen beliebt. Das muss allerdings nicht heissen, dass Sie an den Wünschen und Bedürfnissen Ihrer Nachkommen vorbeiplanen und -organisieren. Vielleicht gibt es ja irgendwelche Anzeichen, die darauf hindeuten, dass nicht alle Familienmitglieder mit demselben Enthusiasmus an diese Zusammenkünfte kommen? Dass Sie sich vor einer Enttäuschung fürchten, ist verständlich, und solange Sie dieses ungute Gefühl umtreibt, können Sie die Treffen vermutlich gar nicht so richtig geniessen. Wie wäre es, wenn Sie mit einem Ihrer Kinder, mit dem Sie sich besonders gut verstehen, mal darüber reden? Allerdings müssten Sie das in einer Situation tun, in der Sie auch Enttäuschendes verkraften könnten. Seien Sie jedoch gewiss: Selbst wenn sich die einen weniger Familientreffen wünschen, könnte es gut sein, dass die anderen sich jedes Mal zutiefst darauf freuen. Bleiben Sie verständnisvoll und denken Sie bitte daran, dass sich Wünsche im Lauf des Lebens ändern können, ohne dass es böse gemeint ist und ohne dass der familiäre Zusammenhalt deswegen verloren gehen muss. •


~ Service ~ E-BIKE

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Jetzt haben wir Zeit, unsere Fortbewegungsmittel zu überholen, sie zu polieren und vielleicht den einen oder anderen Schnickschnack dafür zu bestellen. Denn früher oder später werden wir alle wieder Ausflugsziele anpeilen dürfen, die jenseits des Kellers, des Gartentürchens oder des lokalen Supermarkts liegen. Von KARIN DEHMER und STELLA MOSER ( Text) und DANIEL DAY HUBER (Illustration)

Tee trinken,

aber nicht abwarten Bestenfalls ist es nach Beendigung des coronabedingten Lockdowns noch sonnig und warm und somit ideal, um die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit mit einer E-Bike-Tour zu feiern. «Grosseltern» hat die wichtigsten Neuigkeiten und Gadgets auf dem Markt sowie einen Tipp für Ihren nächsten Ausflug zusammengestellt.

~ Abus~ ~ Vitelli~

SPEZIALSCHLOSS ALARMBOX

NEW BIKE-SHOPPER PLUS MIT HYDROTASCHE

• Zur Sicherung des Fahrrads oder des Zubehörs • Alarmfunktion mit mind. 100 dB für 20 Sekunden, danach automatisch erneute Scharfschaltung • 3D Position Detection – erkennt Erschütterungen und kleine Bewegungen in allen drei Dimensionen und löst Alarm aus • Intelligenter Alarm: Bei kleinen und kurzen Erschütterungen gibt das Schloss nur einen kurzen Warnton ab • Akustische Signale zeigen den Batterie- und Aktivitätsstatus an • 370 g • Ab 40 Franken.

• Anhänger für Einkäufe zu Fuss oder per Velo • Alu-Rahmen, leicht und stabil • Ein Abstellbügel verhindert das Umkippen • Anhänger entweder mit PU- oder Luftbereifung lieferbar • Wasserfeste HYDRO-Tasche mit Thermofach und zwei aussenliegenden Reissverschlussfächern. Anhänger • Platz für 1–2 Getränkeharrassen • Masse: 58 cm breit, passt durch alle Türen • Ladefläche ausgeklappt 35 x 34 cm • Leergewicht mit Tasche ohne Kupplung ca. 6 kg Tasche • Inhalt: 56 Liter • Masse: 35 x 24 x 67 cm • Rot, grün, schwarz • Ab 290 Franken.

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57 ~ Touren-Tipp ~

SEGANTINIS E-BIKE-TOUR Savognin-Bivio-Albula Die technisch einfache, aussichtsreiche und gemütliche E-Bike-Tour verläuft entlang der Schauplätze, an denen einige von Segantinis bekanntesten Bildern entstanden sind. Start ist der Parkplatz der Savognin Bergbahnen. Noch im Dorf führt die Route an der Kunstgalerie Sala Segantini und am ehemaligen Wohnhaus des Künstlers vorbei. Anschliessend geht’s bergauf zum Maiensäss Rudnal oberhalb von Savognin. Auf einer Waldstrasse gelangt man zum höchsten Punkt der Tour, nach Nassegl am Fuss des Piz Mitgel. Der Aussichtspunkt eröffnet eine eindrückliche Aussicht über das Skigebiet von Savognin. Nach Nassegl führt eine Strasse Richtung Plang Begls, wo sich mit dem «Alpstübli» eine lohnenswerte Einkehrmöglichkeit befindet. Der Rückweg erfolgt über den gleichen Weg wie die Fahrt hinauf. Die gesamte Tour führt über breite Asphalt- oder Forststrassen. Mehr Touren für das E-Bike in der ganzen Schweiz auf Schweiz Mobil (Internet oder App) schweizmobil.ch/de/veloland/routen/touren-mit-dem-e-bike.html

~ Lumos ~

~ Uyn ~

MATRIX HELM

SHORTS MIT PAD

• Integriertes Licht im Stirnbereich und am Hinterkopf für mehr Sicherheit • Mehr als 1000 Lumen • Zusatz zum Velolicht, kein Ersatz • Blinker bzw. Anzeige des Abbiegungsvorgangs (per Fernbedienung am Lenker gesteuert) • Individuell einstellbare Muster der Matrix Rücklichter • Kabellose Fernbedienung oder über Lumos-App auf dem Handy koppelbar • Batterielaufzeit bis zu zehn Stunden • Wetterfest • Eurobike Award 2019 • Schwarz und weiss • Ab 280 Franken.

• Durch eine durchlässige und saugfähige Stricktechnik wird Feuchtigkeit schnell nach aussen transportiert • 4-Ways-Ventilation sorgt für optimale Belüftung • Absorbiert Schweiss schnell, kühlt und hält Haut trocken • Bei Sitzbeschwerden trotz des weichsten Sattels • Motyon-Baselayer sorgen für Tragekomfort und Atmungsaktivität • Nachhaltig produziert • Erhältlich für Damen und Herren • Ab 60 Franken.

~ Ergon~

~ Swisstrailbell ~

ERGON - LENKERGRIFFE GP1 BIOLEDER

• Premium-Leder-Griff • Für fast alle Arten von Velo • Für Gummi-Allergiker geeignet (bisher: Korkgriffe) • Ab 110 Franken.

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OLD-SCHOOL

• Glöggli-Design • Handarbeit • Je nach Modell handbemalt oder Bildaufdruck • Klettverschluss • Schon von Weitem hörbar • Konfliktbeseitigung mit Wanderern • Ab 28 Franken.


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~ Service ~ STRICKEN

Baby

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~ Service ~ STRICKEN

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decke

Von ILONA HERZOG (Gestricktes) und SANDRA IRNIGER (Foto)

GRÖSSE/MASSE ca. 80 cm x 58 cm

MATERIAL Novena von Lang, (50% Merino, 30% Babyalpaca, 20% Polyamid, 110 m/25 g) 175 g = 7 Kn Fb 19 rosa und 25 g = 1 Kn Fb 65 beere, Stricknadeln Nr 4 1/2, Häkli Nr. 4 1/2

MUSTER siehe Strickschrift unten

MUSCHELMUSTER 5 Stäbchen in die 1. fM häkeln,*1 fM in die 3. fM häkeln, 5 Stäbchen in die 3. fM häkeln*, von * bis * stets wdh.

AUSFÜHRUNG Anschlag 135 M mit rosa, im Strickmuster str, in ca. 80 cm Höhe (nach einer 10. Musterreihe) die M abk.

AUSARBEITEN Die Kanten nach Belieben mit 3–4 Rd fM umhäkeln, dabei jeweils in jede Ecke 3 fM häkeln. Mit einer Rd Muschelmuster beenden.

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1U 1 überz Abn (1 M wie zum re str abheben, 1 M re str, die abgeh M darüberziehen) 2 M re zus str Auf der Rücks die M str wie sie erscheinen, Umschläge li str

Das Material stammt von Strickcafé GmbH, dem Onlineshop rund ums Stricken und Häkeln: strickcafe.ch # 05 ~ 2020

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~ Service ~ LESEN

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Veloflicken ? Easy !

Auszug aus der Anleitung im Buch: Bei einem Platten müssen zuerst die Brems­kabel ausgehängt werden. Dazu werden die Klammern bei den orangen Pfeilen zusam­ mengedrückt.

Das «Veloflickbuch» hält, was es im Titel verspricht: Klare Illustrationen, Hintergrund­ wissen, Kniffs und Tricks. Es macht Lust auf Velofahren. Und auf Sich-zu-helfen-Wissen.

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raktische Ratgeber stehen heute in Konkurrenz zu Erklärfilmchen auf Youtube. Aber Zeichnungen können noch mehr: Das Ablenkende weglassen und die Farben instruktiv einsetzen. Und wenn darüber hinaus die Illustratorin eine leidenschaftliche Velofahrerin ist, dann weiss sie, worauf es ankommt. Vom Einstellen der Sattelhöhe über Putzen und Ölen bis zum Flicken eines kaputten Schlauchs, ihre Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind wirklich für Kinder ab etwa 10 Jahren aufwärts gestaltet (und ergänzt mit überlegten Hinweisen, wo Hilfe von Erwachsenen ratsam ist). Was zudem fasziniert: Ohne dass etwa «Veloflicken für Mädchen» auf ihrem Buch steht oder ein werbeplaudriges «kinderleicht», geht Nora Ryser auf Jugendliche ein, ganz besonders auf Mädchen. Beharrlich und elegant nutzt sie die Beiläufigkeit im Bild. Ob in kleinen Symbolen oder in schematischen

Haltung bewahren: Beim Velofahren sollte man bequem sitzen. Dabei kommt es auf die Rückenneigung, die Arme, den Abstand zwischen Knie und Lenker sowie die Stellung der Füsse an.

Körpern, sie zeigt Mädchen. So wie anderswo in Texten konsequent die männliche Form für alle verwendet wird, so zeichnet Nora Ryser eben konsequent Mädchen. Dabei geht es ihr nicht um eine trotzige Gegenkultur, sondern um «Selbstermächtigung». Deshalb enthält das Buch auch Hintergrundwissen, und wo immer man hinschaut, spürt man, dass die Autorin vermitteln will, dass Selbermachen glücklich macht. Sich zu helfen wissen, ist eine enorme Ermutigung. So bekommt das Buch trotz eher coolen Farbstimmungen eine herzerwärmende Qualität. Und wenn Eltern oder Grosseltern auf einer Velotour vorlesen wollen, um Kindern das Ausruhen zu erleichtern, dann erinnern wir an «Mein Name ist Eugen». Es gibt kein grösseres Veloabenteuer in der Schweizer Literatur als die Flucht von Eugen, Wrigley, Eduard und Bäschteli aus dem Tessin nach Zürich. •

Aus: Veloflickbuch, Nora Ryser, Werd Verlag, 29 Franken.

HANS TEN DOORNKAAT (66) hat nie aufgehört, Kinderbücher zu lesen. So hat er ein vielseitiges Wissen über Lesestoffe für Kinder und Jugend­ liche gesammelt; er ist als Verlagslektor, Literatur­ kritiker, Kursleiter und Dozent für Illustrations­ geschichte tätig.

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~ Service ~ LESEN

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Empfehlenswert

Für grosse Leserinnen und Leser und solche, die es noch werden 1 Erwachsenenbuch: Die langen Abende, Elizabeth Strout, Luchterhand, 31 Franken. Olive Kitteridge, die burschikose Protagonistin aus «Mit Blick aufs Meer», hält ihre Meinung auch im neuen Roman der Erfolgsautorin nicht zurück. Sie versucht den Kontakt zu ihrem Sohn wieder zu verbessern, was ihr nicht wirklich gelingt. Doch im pensionierten Harvardprofessor Jack Kennison findet sie einen neuen Lebenspartner. Eine Geschichte über Liebe und Verlust, übers Altern und das kleine Glück im Alltag. 2 Bilderbuch ab 5 Jahren: Ich hab (fast) keine Angst im Dunkeln, Anna Milbourne, Daniel Rieley, Usborne, 21 Franken. Der Held dieses mit filigranen Laserschnitten illustrierten Bilderbuchs erzählt gerne, dass er sich vor nichts fürchtet. Weder vor Schlangen noch vor Spinnen. Doch wenn die Sonne untergeht und die Dunkelheit immer grösser wird, bemerkt er unheimliche Dinge, die ihm vorher nicht aufgefallen sind. Einfühlsam wird vermittelt, dass man Angst haben darf und dass man lernen kann, mit ihr umzugehen und sie zu bewältigen. 3 Erwachsenenbuch: Der Freund, Sigrid Nunez, Aufbau, 31 Franken. Eine alleinstehende Schriftstellerin trauert um ihren besten Freund. Da bekommt sie den Hund dieses Freundes vermacht; Appollo ist eine riesige Dogge, 80 Kilogramm schwer und ebenso in tiefer Trauer über den plötzlichen Tod des Freundes. Ein wunderbar tröstliches Buch über Liebe, Verlust und Freundschaft. 4 Für Erwachsene und Kinder: Ich bin hier bloss der Opa, Friedebert Stohner, Hanser, 22 Franken. Allein mit vier Enkeln in den Vergnügungspark? Wo soll da ein Problem sein? Opa wüsste nicht, wo Schwierigkeiten auftreten könnten. Aber Danny, der wildeste und kleinste der vier, geht schon vor dem Kassenhäuschen verloren. Und auch sonst läuft alles aus dem Ruder. Ein Familienbuch über drei Generationen – gemeinsames Lesen empfohlen. 5 Kinderbuch: Manno! Alles genau so in Echt passiert, Anke Kuhl, Klett, 25 Franken. Die bekannte Kinderbuch-Illustratorin hat sich ihre eigene Kindheit vorgenommen. Der mit renommierten Preisen ausgezeichnete Comic erzählt von der blödesten und zugleich liebsten Schwester, von Streichen, bei denen man sich vor Lachen fast in die Hose macht, aber auch von Angst und Trost. 6 Jugendbuch: Bloom, Kenneth Oppel, Beltz & Gerstenberg, 21 Franken. Nach einem starken Regenfall taucht überall schwarzes Gras auf, dessen Herkunft sich niemand erklären kann. Schnell überwuchert es Felder und ganze Städte auf der Welt. Die Menschen leiden unter heftigen Allergien, die Nahrungsmittelversorgung ist bedroht und schliesslich greift das Gras Menschen direkt an. ­ Ausgewählt von der Redaktion und Andrea Kalt und Barbara Maurer von der Buchhandlung «Doppelpunkt» in Uster. doppelpunkt-uster.ch # 05 ~ 2020


~ Service ~ RÄTSEL

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Sudoku

Kinderrätsel

Schwierigkeit: mittel

So lösen Sie Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur einmal vorkommen.

Punkt zu Punkt Verbinden Sie die Punkte der Reihenfolge nach und Sie werden sehen: Aus Punkten werden Bilder. 66 78 67 2 1 77 65 68 59 3 69 58 76 57 64 72 70 75 4 71 73 60 63 56 14 15 17 74 83 6 82 5 53 62 7 61 13 55 9 8 54 49 12 16 50 48 46 11 18 47 41 20 19 10 40 21 42 43 45 25 24 35 33 23 44 34 32 22 38 26 37 36 31 28 27

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Suchen Sie zusammen mit Ihren Enkelkindern diese fünf Wolken, die irgendwo in dieser Ausgabe versteckt sind. Schicken Sie die Seitenzahlen an kinderraetsel@grosseltern-magazin.ch oder Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.5.2020. Zu gewinnen gibt es 10 Buntstifte von Faber Castell.

Kinderlachen Witze von Kindern für Kinder

Paul zerscheppert Omas Vase. Oma stammelt: «Die war aus dem 18. Jahrhundert!» Paul erleichtert: «Ach, da bin ich aber froh. Ich dachte schon, sie wäre neu gewesen.» Diesen Witz erzählte Lina (12). Erzählt Ihr Enkelkind Witze? Schreiben Sie uns. redaktion@grosseltern-magazin.ch

Lösung

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Conceptis Puzzles

Das Kleinkind auf Seite 13 ist die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel

05010000133

Die Lösungen der Rätsel schicken wir Ihnen gerne zu: verlag@grosseltern-magazin.ch # 05 ~ 2020

Illustration: Irene Meier

Schwierigkeit: schwer


~ Service ~ CHRISTA CAMPONOVOS RÄTSEL

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Gewinnen

Sie drei ZÜNDHOL ZSCHÄCH TELI von derfalt er.ch

Fahrradliebhaber ?

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waagrecht 5 Gibt es bei «Putschiautos» keine. 14 Hauptmann wäre die nächste Stufe. 15 Macht AD zum Vornamen. 16 …caritas et amor. 17 Sexualität plus, oder auch ohne diese. 18 Rotes Tuch oder No-Go. 19 Langohr-Mitbringsel aus fremdem Haus. 20 Albert Hofmann war sein Entdecker. 21 Das R im PNR. 22 Sitzt auf der Karteikarte oder einem Rücken. 24 Hat Zwischenraum. 25 Attribut von Gevatter Tod. 27 Literaturpapstnamen (Teil). 29 «… Sie, Monsieur, dass ich mich einmal erkläre». 32 Wenn er leer, geht (fast) nichts mehr. 33 Sie seien der Kitt der Gesellschaft. 34 Mit R Gestelle, Mit l gesetzeskonforme. 35 Erhöht haben. 36 Gehört zur Akkupunktur und zur Tanne. 37 ..tracht, …garen. 38 Gegensatz zu pos.

senkrecht 1 Streifen mit diesem Vierbeiner ist für Zweibeiner. 2 Bahnhof auf dem Weg zum Uetliberg. 3 Zum Beispiel Bernhard Russi oder Franz Steinegger. 4 Wärmen Schlafende. 5 Unfremdwörtliches Rezitieren. 6 Kann mit Händen oder Kartoffeln gemacht werden. 7 Mangold. 8 Wobei Trockenes eingebracht wird. 9 Preziose, Kosmetiklinie oder Pianist. 10 Wappentiere (Bsp. 3 senkr.) 11 … in the morning. 12 Sucht die Erlösung in der Erkenntnis. 13 Kithara oder Lyra. 21 Dorf bei Sedrun beginnt mit französischer Strasse. 23 Arne geschüttelt wird Frau. 26 Nach B: Komiker (Hülsenfrucht); nach D: Filmidol. 28 Geschüttelte Ruhe kann neben Göttin stehen. 30 Kurze Einheitspartei in der DDR. 31 Macht Bel zu Nachweisen. 32 Das Kreuzworträtselbier.

Das Lösungswort ergibt sich aus den eingefärbten Feldern fortlaufend. Schicken Sie uns dieses zusammen mit Ihrer Postadresse per E-Mail an raetsel@grosseltern-magazin.ch oder via Post an Grosseltern-Magazin, Kronengasse 4, 5400 Baden. Einsendeschluss ist der 25.5.2020 Die Lösung des Rätsels von Ausgabe 4 finden Sie auf Seite 81. # 05 ~ 2020


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~ Service ~ CARTOON VON RENATE ALF

Facetime ?

# 05 ~ 2020


~ Service ~ IMPRESSUM / VORSCHAU

Vorschau #06/2020

Impressum Verlag 3G MEDIA GMBH www.grosseltern-magazin.ch

Erscheinungsweise monatlich, 10-mal im Jahr

Verleger DOMINIK ACHERMANN

Auflage 10 000 Exemplare (reduzierte Auflage)

Redaktion redaktion@grosseltern-magazin.ch +41 56 558 91 77

Preise EINZELPREIS CHF 9.50 JAHRESABO CHF 85.– (10 Ausgaben) 2-JAHRES-ABO CHF 160.– (20 Ausgaben) PROBEABO CHF 20.– (3 Ausgaben) JAHRESABO EUROPA CHF 120.– (10 Ausgaben)

GERALDINE CAPAUL –CAP Chefredaktorin geraldine.capaul@grosseltern-magazin.ch

Copyright Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt. Herausgeberin 3G MEDIA GMBH Kronengasse 4 CH-5400 Baden +41 56 558 91 77 info@3g-media.ch Druck & Vertrieb AVD GOLDACH AG www.avd.ch

Erscheint am 29. Mai 2020

Foto: Lea Meienberg

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KARIN DEHMER –KD Stellvertretende Chefredaktorin karin.dehmer@grosseltern-magazin.ch Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe: Christa Camponovo, Caroline Doka, Hans ten Doornkaat, Beat Gloor, Marianne Grädel, Ilona Herzog, François Höpflinger, Rudolf Hug, Andrea Kalt, Bernadette ­Kurmann, Thomas Meyer, Barbara Maurer, Stella Moser, Edy Riesen, Dagmar Schifferli, Aline Steiger, E ­ veline Rutz, Eva Zoller Morf Layout IRENE MEIER irene.meier@grosseltern-magazin.ch Fotografie Beat Habermacher, Rudolf Hug, Matthias Luggen, Tibor Nad, Klaus Petrus, Marco Scharf Illustrationen Renate Alf, Tina Good, Daniel Day Huber, Irene Meier Korrektorat Martina Fierz, Elsbeth Howald Verkauf & Vermarktung DOMINIK ACHERMANN +41 76 394 23 26 dominik.achermann@grosseltern-magazin.ch FERNANDO PALENCIAS +41 79 332 82 65 fernando.palencias@grosseltern-magazin.ch Abonnemente ABODIENST GROSSELTERN-MAGAZIN Industriestrasse 37, CH-3178 Bösingen +41 31 740 97 53 abo@grosseltern-magazin.ch

«FINANZIELLE ARMUT FÜHRT AUCH ZU SOZIALER ARMUT» Eveline Widmer-Schlumpf, Präsidentin des Stiftungsrates der Pro Senectute Schweiz im I­ nterview über mögliche Folgen der Corona-­ Krise, Reformpläne für die Altersvorsorge und ihre sechs Enkelkinder. BILDER AUS DER GRAUZONE In der Ostukraine herrscht Krieg. Dort, in einem Dorf an der Frontlinie, lebt Yuliya, ganz allein. Ihr Enkel Juri ist fortgezogen, aber er wohnt in der Nähe. Und wenn er zu Besuch kommt, dann «schläft er hier im Bett und ich da drüben im Sessel».

WENN BABYS SCHREIEN Jedes zehnte Kind wird als «Schrei­baby» bezeichnet. Das heisst, dass es mehr als drei Stunden am Tag heftig weint oder brüllt. Was Eltern und Grosseltern tun können.

~ #04/2020 ~

DES RÄTSELS LÖSUNG

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waagrecht 4 Krankenwagen 12 Ferienwohnung 15 Trl 16 Rauh 17 Buber 18 Geni 19 Tib 20 Fee 21 Orkan 22 Ces 23 Umgehen 24 Ehren 26 Sen 28 Saite 30 Tand 32 Vergeht 33 Dechtet 34 Unken

Wir bekennen uns zu Werbung Inserate und ContentPartnerschaften sind für unser Magazin überlebenswichtig l in und eine Bereicherung. So t i ke it n A r n ar b e i E e können wir professionell und m am unabhängig Inhalte erarbeiten. Zu s Wir haben nicht mehr Werbung als andere Magazine, kennzeichnen diese aber konsequent. Damit schaffen wir Transparenz.

# 05 ~ 2020

senkrecht 1 Irrtuemer 2 Uno 3 Ungebunden 4 Kerbe 5 Airbag 6 Nele 7 Knurrhahn 8 Ewigkeit 9 Anrichten 10 Gueter 11 Ennis 13 Hunne 16 Geant 21 Oese 23 User 25 Enhe 27 NGO 29 Edu 31 Ack

Lösungswort Kantonsgerichte


~ Kolumne ~ SCHLUSSWORT

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Sorgende

Gemeinschaft

lters- und Generationenpolitik befinden sich in manchen Gemeinden bzw. Regionen der Schweiz im Aufbruch. Neue Ideen und Initiativen zur besseren Vernetzung von Jung und Alt haben Hochkonjunk-

sich um Kinder mit Migrationshintergrund, Jugendliche helfen alten Menschen beim Einkaufen) oder die Pflege sozialer Kontakte (gemeinsames Wandern statt einsam zu Hause sitzen). Wichtige Grundlagen einer sorgenden Gemeinschaft sind zivilgesellschaftliches Engagement, gegenseitige Toleranz und Lernen voneinander (auch im Sinne, dass ältere Menschen von Jungen lernen). Da es in der Schweiz vielerorts schon viele Angebote (auch professioneller Art)

tur. Mitte Februar unternahm ich als Mitglied einer Fachgruppe eine kleine Reise durch die Schweiz. Es ging darum, zwölf Praxisprojekte zu besuchen und uns über geplante Altersprojekte zu informieren (vgl. programmsocius.ch). Ein Thema, das in nahezu allen Gemeinden im Zentrum stand, war die Förderung einer sorgenden Gemeinschaft im weitesten Sinne. Mit dem Stichwort einer sorgenden Gemeinschaft (englisch: Caring Community) werden vielfältige Bestrebungen umschrieben, gegenseitige ­soziale Unterstützung und Hilfe zu stärken sowie die Beziehungen zwischen den Generationen zu verbessern. Konkret geht es beispielsweise um die Stärkung von Freiwilligenarbeit (etwa zugunsten von hilfebedürftigen alten Menschen) oder um die Verbesserung der sozialen Kontakte und der Nachbarschaftshilfe in einer Gemeinde. Gemeinsame Mittags-

gibt, besteht in vielen Gemeinden und Regionen die zentrale Herausforderung darin, die Angebote besser zu koordinieren und zu vernetzen. Dazu gehört auch, dass Fachpersonen aus verschiedenen Gemeindebereichen fachübergreifend zusammenarbeiten. Neue Ideen und Konzepte einer sorgenden Gemeinschaft sind eine wichtige Gegenbewegung zu einem übersteigerten Individualismus und der Tendenz, alles zu privatisieren. Gesellschaftlich wird immer deutlicher, dass sorgende und solidarische Gemeinschaften in Zeiten von Umbruch und Unsicherheit, aber auch in Zeiten merkbaren Klimawandels und neuer gesundheitlicher Bedrohungen (Corona-Virus) widerstandsfähiger sind als atomisierte Gemeinden und Quartiere (wo sich jeder eifersüchtig hinter Zäunen und hochtürigen Autos versteckt). So wie eine gute Wasser- und Energieversorgung zu den Grundaufgaben einer Ge-

A

tische von Jung und Alt gehören ebenso dazu wie gegenseitige Hilfeleistungen (Senioren helfen Senioren, ältere Menschen kümmern FRANÇOIS HÖPFLINGER (70) ist in selbstständiger Forschung und Beratung zu Alters- und Generationenfragen tätig. Nebst seinen wissenschaftlichen Arbeiten schrieb der Soziologieprofessor auch diverse Kurzgeschichten, Satiren und Fabeln. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder.

# 05 ~ 2020

meinde gehört, so wird in Zukunft auch die Förderung und Stärkung gemeinschaftlicher sozialer Beziehungen mit zu den zentralen Gemeinde­aufgaben gehören. Eine interessante (wenn auch nicht repräsentative) Beobachtung bei den Projektbesuchen war, dass wenn Frauen Projekte hin zu einer sorgenden Gemeinschaft vorstellten, die Projekte oft praxisorientierter und basisdemokratischer organisiert wurden als von Männern vorgestellte Vorhaben. •


KinderkrebsForschung hilft überleben.

Krebs beim Kind verläuft anders. Kindliche Tumoren zeigen fast immer ein sehr viel aggressiveres Verhalten. Ohne wirksame Behandlung leben die Kinder nur wenige Monate. Die Behandlung mit speziellen, für Kinder entwickelten Medikamenten oder Bestrahlung ist jedoch oft sehr wirksam.

Warum private Spenden und Legate? Ärzte und Forscher sind dringend auf Unterstützung von staatlichen und privaten Organisationen angewiesen. Mehr als 25% der Finanzierung muss von privaten Spendern kommen. Überall fehlen Mittel, um die Heilungschancen krebskranker Kinder weiter zu verbessern.

ehemals KIND UND KREBS

Wie hilft die Forschung? Laborforschung – nahe am Patienten – hilft dabei, Diagnosen noch genauer stellen zu können und kindgerechte Medikamente und Therapien zu entwickeln. Oft können Erkenntnisse schnell in die Behandlung einfliessen. Jean-Pierre Bourquin Arzt und Forscher am Kinderspital Zürich und Vater von drei Kindern.

Online Spenden und Information: kinderkrebsforschung.ch


Entlastung fĂźr AngehĂśrige

Wer nde e h e t s e h Na betreut,

ll ist ak tue s er d n o s e b ganz t. geforder

Der Entlastungsdienst Schweiz hilft in der Betreuung zuhause. Dank Spenden zu gĂźnstigen Tarifen und mit geschulten, motivierten Betreuungspersonen.

www.entlastungsdienst.ch Telefon 032 511 26 17


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